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ZuvielBleiimTrinkwasser NeuerGrenzwert,altesProblem · durch ein Kondom verzichtet wird“,soDür....

Date post: 15-Nov-2019
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DIE MEISTER DER FANTASIE Eine Veranstaltung der MUMMENSCHANZ Stiftung in Zusammenarbeit mit BB Promotion GmbH 03. - 07.12.13 HALLE E IM MUSEUMSQUARTIER WIEN www.mummenschanz.com TICKETS: Die legendäre Theaterformation Quelle: AQA, AIT · Grafik: Stadt Wien, „Die Presse“ · PW Gemittelte Bleiwerte seit 2003 Rastereinheit 500x500m über dem Parameterwert 2001 (0,025 mg/l) über dem Parameterwert 2013 (0,01 mg/l) unter dem Parameterwert 2013 zu wenig Daten Bleibelastung in Wiener Haushalten KLEINE CHRONIK Namenstag. Sa: Andreas, Trojan. So: 1. Adventsonntag. Natalie. Akademisches. Die Sponsionsfeier von MMag. Mag. iur. Gertraud Salzmann (Saalfelden) zur Magistra der Rechtswissenschaften findet am Freitag, dem 6. Dezember, an der Johannes-Kepler-Universi- tät Linz statt. Festtage, Jubiläen. Die Hochzeit von Mag. Gudrun Reisinger und Dr. Bernhard Kreutner findet heute, Samstag, in Strobl am Wolfgangsee statt. Todesfall. Gräfin Mary Thurn-Valsassina, geb. Gräfin Larisch-Moennich, ist am 20. November verstor- ben. Das hl. Requiem findet am Dienstag, dem 3. Dezember in der Pfarrkirche Rastenfeld statt. Anschließend erfolgt die Beiset- zung auf dem Familienfriedhof. Drei Viertel der Jugendlichen für Kondome Studie: Bei der Verhütung sind junge Österreicher top. Wien. Österreichs Jugendliche sind bei der Verhütung im inter- nationalen Vergleich im oberen Mittelfeld angesiedelt. So gaben bei der Jugendgesundheitsstu- die HBSC zum Verhütungsver- halten von 15- und 17-jährigen Schülern fast drei Viertel (73 Prozent) an, beim letzten Ge- schlechtsverkehr ein Kondom verwendet zu haben. Knapp ein Fünftel verhütete ausschließlich mit Antibabypille. 4,3 Prozent gaben an, gar nicht zu verhüten. „Dass fast drei Viertel der befragten Personen Kondome zur Verhütung verwenden, zeugt von einem gesteigerten Bewusstsein in Bezug auf se- xuell übertragbare Krankhei- ten“ sagt Wolfgang Dür vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Gesundheitsförderung in Wien, das die Studie durchgeführt hat. „Der niederschwellige und kos- tengünstige Zugang zu Kondo- men ist natürlich auch ein aus- schlaggebender Faktor für die häufige Verwendung.“ Syphilis auf dem Vormarsch Dennoch sei es wichtig, dass weiterhin starke Aufklärung stattfindet. „So sind andere se- xuell übertragbare Erkrankun- gen, wie etwa Syphilis, wieder auf dem Vormarsch, da auf- grund verbesserter Therapien und eines Rückgangs der HIV- Infektionen die Angst vor einer Ansteckung sinkt und leichtsin- nigerweise auf den Schutz durch ein Kondom verzichtet wird“, so Dür. Die Jugendgesundheitsstu- die „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“ findet alle vier Jahre statt. Die Erhebung der WHO wurde zu- letzt im Schuljahr 2009/10 in Österreich durchgeführt. Anlässlich des Welt-Aids- Tags am 1. Dezember verlang- ten die Grünen in einer Aussen- dung, dass die Diskriminierung von HIV-positiven Arbeitneh- mern bekämpft werden muss. Laut der Gesundheitssprecherin der Grünen, Eva Mückstein, dürfe von keinem Arbeitnehmer und von keiner Arbeitnehmerin verlangt werden, etwa beim Ein- stellungsgespräch den HIV-Sta- tus bekannt zu geben. (APA) Honorare: Ärzte und Kassa einigen sich Ärzteschaft übt Kritik an Kassa und Stadträtin. Wien. Nach zähen Verhandlun- gen einigte sich die Wiener Ärz- tekammer mit der Gebietskran- kenkasse auf einen Tarifab- schluss für 2013 und 2014. Kon- kret geht es um 948 Mio. Euro – das entspricht für 2013 einer Steigerung von 3,99 Prozent bzw. 3,77 Prozent für 2014. Für die Berechnung ging man davon aus, dass die Anzahl der Patien- tenbesuche pro Jahr um zwei Prozent steigt. Weitere Details: 2014 wer- den erstmals sechs Kassenstel- len für niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater ausge- schrieben. Und: Fachärzte sollen bei Einzelordinationen mindes- tens 26 Stunden, bei Gruppen- praxen 37 Stunden pro Woche offen halten. Auch das durch die Verhandlung blockierte Brust- krebs-Screening wird umgesetzt. Im Vorfeld des Abschlusses übte Johann Steinhart, Verhand- ler und Obmann der Wiener Ku- rie der niedergelassenen Ärzte, Kritik an der Kassa sowie an SPÖ-Gesundheitsstadträtin Son- ja Wehsely anlässlich eines „Presse“-Interviews. Es könne nicht sein, dass im Zuge der Ge- sundheitsreform die Patienten- ströme vom Spital stärker in den niedergelassenen Bereich verla- gert werde, ohne dass das Land (zuständig für die Spitäler) dies im Rahmen eines „Transfer- fonds“ unterstütze. Was die be- scheidene Zahl der Gruppen- praxen betrifft, gibt Steinhart der Kassa die Schuld: Es gebe min- destens 80 Anfragen, die die Kassa nicht bewillige. (red./uw) Morgen in der „Presse am Sonntag“ Blackout – was passiert, wenn der Strom europaweit über längere Zeit ausfällt? Und wie wahrscheinlich ist das? ZUM ABO: DiePresse.com/abo 32 ÖSTERREICH SAMSTAG, 30. NOVEMBER 2013 Zu viel Blei im Trinkwasser Neuer Grenzwert, altes Problem Gesundheit. Da die EU Grenzwerte senkt, ist ab Dezember jede vierte Wiener Laborprobe offiziell bleiverseucht. Furcht ist trotzdem unnötig. VON ANDREAS WETZ Wien. Wasser ist in Österreich nicht knapp. Im Gegenteil, in den meis- ten Regionen liegen Qualität und Quantität weit über dem europäi- schen Durchschnitt. Wäre da nicht diese eine Neuerung: Stark verkürzt gesagt ist ab 1. Dezember allein in Wien knapp ein Viertel aller bisher genommenen Proben als gesund- heitsgefährdend einzustufen. Das klingt auf den ersten Blick gefährlich. Allerdings ist es das nur in seltenen Fällen. Denn die drasti- sche Verschlechterung der Wasser- qualität findet vor allem auf dem Papier statt. Konkret gilt ab Sonntag ein neuer Grenzwert: Die erlaubte Menge der Bleikonzentration im Trinkwasser wird deutlich herabge- setzt, von 0,025 auf 0,01 Milli- gramm pro Liter. Den Ursprung hat die Herabsetzung in einer inzwi- schen zwölf Jahre alten Verord- nung der Europäischen Union. Betrachtet man allein die Zah- len, lebt es sich ab Sonntag vor al- lem in Österreichs Städten beson- ders ungesund. Als Quelle dafür dienen die Wassertestsets der AQA-Gmbh, die seit einigen Jahren vom Austrian Institute of Technol- ogy (AIT) in Seibersdorf ausgewer- tet werden. Von 5500 Proben, die die Chemiker in den vergangenen zehn Jahren analysiert haben, liegt mehr als jede siebente über dem derzeit geltenden Grenzwert, jede vierte übersteigt den neuen. In Linz (fünf Prozent bzw. 13 Prozent) und Graz (drei und zehn) sind die Werte nicht ganz so hoch. Was be- deutet das nun für die Gesundheit? Blei wirkt mit den Jahren Akut wenig bis nichts. Es sei denn, man nimmt tatsächlich extrem hohe Dosen des Schwermetalls auf einmal ein. Geringe Mengen Blei im Trinkwasser führen jedenfalls nicht automatisch und schon gar nicht unmittelbar zu Beschwerden. Die Substanz wirkt erst mit der Zeit. Dann aber mitunter heftig. Im Laufe der Jahre können sich insbesondere in den Knochen Ab- lagerungen, also Bleidepots, bil- den. So entstehen chronische Ver- giftungen, die dann sogar bis zum Tod führen. Blei wirkt sich unter anderem negativ auf die Sauer- stofftransportfähigkeit des Blutes aus. Auch Schäden am Nervensys- tem oder während der Entwicklung des noch wachsenden Gehirns sind dokumentiert. Als besonders gefährdet und anfällig gelten Schwangere und Kinder. Eigentümer verantwortlich Ganz neu ist das Thema Blei im Trinkwasser jedoch nicht. Bereits mit der Einführung des nun aus- laufenden Grenzwertes ging das Thema durch Medien und Öffent- lichkeit. In Wien, wo noch viele Haupt- und Zuleitungen aus Blei waren, begann der städtische Was- sernetzbetreiber sämtliche ver- dächtigen Rohre in Hausan- schlussleitungen zu entfernen. Was umgekehrt bedeutet: Jene Bleiwer- te, die heute noch im Wasser nach- gewiesen werden, stammen aus den Steigleitungen der Häuser oder den Rohren und Armaturen in den einzelnen Wohnungen. AQA-Geschäftsführer Stephan Bruck spricht sogar davon, dass das Wasser auf seinen letzten Me- tern in den Versorgungsleitungen zu einem regelrechten Schwerme- tallcocktail werden kann. Aufgrund der unterschiedlichsten verwende- ten Materialen habe man neben Blei auch Kupfer, Chrom und Ni- ckel in den Proben gefunden. Was also tun? Prinzipiell ist der Eigentümer eines Hauses dafür verantwortlich, dass das Wohnen nicht zum Gesundheitsrisiko wird. Ob Mieter den Tausch der Wasserrohre im Fall einer erhöhten Bleibelastung auch durchsetzen können, ist rein rechtlich allerdings noch unge- klärt. Bis heute fehlt ein vom Obersten Gerichtshof (OGH) ge- schaffener Präzedenzfall, der noch ausgefochten werden müsste. Der neue Grenzwert könnte die Schaf- fung eines solchen jedoch erheb- lich erleichtern. Bisher hielt das Höchstgericht nämlich eine Belas- tung zwischen 0,010 und 0,020 Mil- ligramm für zumutbar. Die neue Norm, die übrigens auf Empfeh- lungen der Weltgesundheitsorgani- sation (WHO) beruht, rückt das nun zurecht. Dabei ist die Lösung des Pro- blems für den Einzelnen auch ohne Umbau recht schnell und un- kompliziert möglich. Falls die Ver- sorgung tatsächlich über Bleirohre erfolgt, reichert sich das Schwer- metall vor allem dann im Wasser an, wenn dieses während der Nacht oder während eines Urlaubs in den Leitungen „steht“. Experten nennen das dann Stagnationswas- ser. Lässt man dieses Wasser aber so lange aus der Leitung laufen, bis wieder spürbar kälteres und damit frisches Wasser aus der Armatur kommt, kann die Bleibelastung stark reduziert werden. KURZ & KNAPP Blei im Trinkwasser. Ab 1. Dezember gilt für die erlaubte Belastung von Trink- wasser mit Blei ein neuer Grenzwert. Dieser fällt von 0,025 Milligramm pro Liter auf 0,01 Milligramm. So sieht es eine Verordnung der EU, die sich auf Empfehlungen der Weltgesundheits- organisation (WHO) beruft, vor. Für unzählige Haus- und Wohnungsbesitzer entsteht dadurch – zumindest theoretisch – Handlungsbedarf. Gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology analysierte die Firma AQA in den vergangenen zehn Jahren 5500 Wasserproben. Allein in Wien lag dabei jede vierte Probe über dem ab Dezember gültigen neuen Grenzwert.
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Page 1: ZuvielBleiimTrinkwasser NeuerGrenzwert,altesProblem · durch ein Kondom verzichtet wird“,soDür. Die Jugendgesundheitsstu-die „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“

D I E M E I S T E R D E R F A N T A S I E

Eine Veranstaltung der MUMMENSCHANZ Stiftung in Zusammenarbeit mit BB Promotion GmbH

03. - 07.12.13HALLE E IM MUSEUMSQUARTIER

WIENwww.mummenschanz.comTICKETS:

Die legendäre Theaterformation

Quelle: AQA, AIT · Grafik: Stadt Wien, „Die Presse“ · PW

Gemittelte Bleiwerte seit 2003Rastereinheit 500x500m

über dem Parameterwert 2001 (0,025 mg/l)

über dem Parameterwert 2013 (0,01 mg/l)

unter dem Parameterwert 2013

zu wenig Daten

Bleibelastung in Wiener Haushalten

KLEINE CHRONIK

Namenstag.Sa: Andreas, Trojan.So: 1. Adventsonntag.Natalie.

Akademisches.Die Sponsionsfeier von MMag.Mag. iur. Gertraud Salzmann(Saalfelden) zur Magistra derRechtswissenschaften findet amFreitag, dem 6. Dezember, ander Johannes-Kepler-Universi-tät Linz statt.

Festtage, Jubiläen.Die Hochzeit von Mag. GudrunReisinger und Dr. BernhardKreutner findet heute, Samstag,in Strobl amWolfgangsee statt.

Todesfall.Gräfin Mary Thurn-Valsassina,geb. Gräfin Larisch-Moennich,ist am 20. November verstor-ben. Das hl. Requiem findet amDienstag, dem 3. Dezember inder Pfarrkirche Rastenfeld statt.Anschließend erfolgt die Beiset-zung auf dem Familienfriedhof.

Drei Viertel derJugendlichenfür KondomeStudie: Bei der Verhütungsind junge Österreicher top.

Wien. Österreichs Jugendlichesind bei der Verhütung im inter-nationalen Vergleich im oberenMittelfeld angesiedelt. So gabenbei der Jugendgesundheitsstu-die HBSC zum Verhütungsver-halten von 15- und 17-jährigenSchülern fast drei Viertel (73Prozent) an, beim letzten Ge-schlechtsverkehr ein Kondomverwendet zu haben. Knapp einFünftel verhütete ausschließlichmit Antibabypille. 4,3 Prozentgaben an, gar nicht zu verhüten.

„Dass fast drei Viertel derbefragten Personen Kondomezur Verhütung verwenden,zeugt von einem gesteigertenBewusstsein in Bezug auf se-xuell übertragbare Krankhei-ten“ sagt Wolfgang Dür vomLudwig-Boltzmann-Institut fürGesundheitsförderung in Wien,das die Studie durchgeführt hat.„Der niederschwellige und kos-tengünstige Zugang zu Kondo-men ist natürlich auch ein aus-schlaggebender Faktor für diehäufige Verwendung.“

Syphilis auf dem VormarschDennoch sei es wichtig, dassweiterhin starke Aufklärungstattfindet. „So sind andere se-xuell übertragbare Erkrankun-gen, wie etwa Syphilis, wiederauf dem Vormarsch, da auf-grund verbesserter Therapienund eines Rückgangs der HIV-Infektionen die Angst vor einerAnsteckung sinkt und leichtsin-nigerweise auf den Schutzdurch ein Kondom verzichtetwird“, so Dür.

Die Jugendgesundheitsstu-die „Health Behaviour inSchool-aged Children (HBSC)“findet alle vier Jahre statt. DieErhebung der WHO wurde zu-letzt im Schuljahr 2009/10 inÖsterreich durchgeführt.

Anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember verlang-ten die Grünen in einer Aussen-dung, dass die Diskriminierungvon HIV-positiven Arbeitneh-mern bekämpft werden muss.Laut der Gesundheitssprecherinder Grünen, Eva Mückstein,dürfe von keinem Arbeitnehmerund von keiner Arbeitnehmerinverlangt werden, etwa beim Ein-stellungsgespräch den HIV-Sta-tus bekannt zu geben. (APA)

Honorare:Ärzte und Kassaeinigen sichÄrzteschaft übt Kritik anKassa und Stadträtin.

Wien. Nach zähen Verhandlun-gen einigte sich die Wiener Ärz-tekammer mit der Gebietskran-kenkasse auf einen Tarifab-schluss für 2013 und 2014. Kon-kret geht es um 948 Mio. Euro –das entspricht für 2013 einerSteigerung von 3,99 Prozentbzw. 3,77 Prozent für 2014. Fürdie Berechnung ging man davonaus, dass die Anzahl der Patien-tenbesuche pro Jahr um zweiProzent steigt.

Weitere Details: 2014 wer-den erstmals sechs Kassenstel-len für niedergelassene Kinder-und Jugendpsychiater ausge-schrieben. Und: Fachärzte sollenbei Einzelordinationen mindes-tens 26 Stunden, bei Gruppen-praxen 37 Stunden pro Wocheoffen halten. Auch das durch dieVerhandlung blockierte Brust-krebs-Screening wird umgesetzt.

Im Vorfeld des Abschlussesübte Johann Steinhart, Verhand-ler und Obmann der Wiener Ku-rie der niedergelassenen Ärzte,Kritik an der Kassa sowie anSPÖ-Gesundheitsstadträtin Son-ja Wehsely anlässlich eines„Presse“-Interviews. Es könnenicht sein, dass im Zuge der Ge-sundheitsreform die Patienten-ströme vom Spital stärker in denniedergelassenen Bereich verla-gert werde, ohne dass das Land(zuständig für die Spitäler) diesim Rahmen eines „Transfer-fonds“ unterstütze. Was die be-scheidene Zahl der Gruppen-praxen betrifft, gibt Steinhart derKassa die Schuld: Es gebe min-destens 80 Anfragen, die dieKassa nicht bewillige. (red./uw)

Morgen in der„Presse am Sonntag“Blackout – was passiert, wennder Strom europaweit überlängere Zeit ausfällt? Und wiewahrscheinlich ist das?

ZUM ABO: DiePresse.com/abo

32 ÖSTERREICH SAMSTAG, 30. NOVEMBER 2013

Zu viel Blei im TrinkwasserNeuer Grenzwert, altes ProblemGesundheit. Da die EU Grenzwerte senkt, ist ab Dezember jede vierteWiener Laborprobe offiziell bleiverseucht. Furcht ist trotzdem unnötig.

VON ANDREAS WETZ

Wien. Wasser ist in Österreich nichtknapp. Im Gegenteil, in den meis-ten Regionen liegen Qualität undQuantität weit über dem europäi-schen Durchschnitt. Wäre da nichtdiese eine Neuerung: Stark verkürztgesagt ist ab 1. Dezember allein inWien knapp ein Viertel aller bishergenommenen Proben als gesund-heitsgefährdend einzustufen.

Das klingt auf den ersten Blickgefährlich. Allerdings ist es das nurin seltenen Fällen. Denn die drasti-sche Verschlechterung der Wasser-qualität findet vor allem auf demPapier statt. Konkret gilt ab Sonntagein neuer Grenzwert: Die erlaubteMenge der Bleikonzentration imTrinkwasser wird deutlich herabge-setzt, von 0,025 auf 0,01 Milli-gramm pro Liter. Den Ursprung hatdie Herabsetzung in einer inzwi-schen zwölf Jahre alten Verord-nung der Europäischen Union.

Betrachtet man allein die Zah-len, lebt es sich ab Sonntag vor al-lem in Österreichs Städten beson-ders ungesund. Als Quelle dafürdienen die Wassertestsets derAQA-Gmbh, die seit einigen Jahrenvom Austrian Institute of Technol-ogy (AIT) in Seibersdorf ausgewer-tet werden. Von 5500 Proben, diedie Chemiker in den vergangenenzehn Jahren analysiert haben, liegtmehr als jede siebente über demderzeit geltenden Grenzwert, jedevierte übersteigt den neuen. InLinz (fünf Prozent bzw. 13 Prozent)und Graz (drei und zehn) sind dieWerte nicht ganz so hoch. Was be-deutet das nun für die Gesundheit?

Blei wirkt mit den JahrenAkut wenig bis nichts. Es sei denn,man nimmt tatsächlich extremhohe Dosen des Schwermetalls aufeinmal ein. Geringe Mengen Bleiim Trinkwasser führen jedenfallsnicht automatisch und schon garnicht unmittelbar zu Beschwerden.Die Substanz wirkt erst mit derZeit. Dann aber mitunter heftig.

Im Laufe der Jahre können sichinsbesondere in den Knochen Ab-lagerungen, also Bleidepots, bil-den. So entstehen chronische Ver-giftungen, die dann sogar bis zumTod führen. Blei wirkt sich unteranderem negativ auf die Sauer-stofftransportfähigkeit des Blutesaus. Auch Schäden am Nervensys-tem oder während der Entwicklungdes noch wachsenden Gehirnssind dokumentiert. Als besondersgefährdet und anfällig geltenSchwangere und Kinder.

Eigentümer verantwortlichGanz neu ist das Thema Blei imTrinkwasser jedoch nicht. Bereitsmit der Einführung des nun aus-laufenden Grenzwertes ging dasThema durch Medien und Öffent-lichkeit. In Wien, wo noch vieleHaupt- und Zuleitungen aus Bleiwaren, begann der städtische Was-sernetzbetreiber sämtliche ver-dächtigen Rohre in Hausan-schlussleitungen zu entfernen. Wasumgekehrt bedeutet: Jene Bleiwer-te, die heute noch im Wasser nach-gewiesen werden, stammen ausden Steigleitungen der Häuser oderden Rohren und Armaturen in deneinzelnenWohnungen.

AQA-Geschäftsführer StephanBruck spricht sogar davon, dassdas Wasser auf seinen letzten Me-tern in den Versorgungsleitungen

zu einem regelrechten Schwerme-tallcocktail werden kann. Aufgrundder unterschiedlichsten verwende-ten Materialen habe man nebenBlei auch Kupfer, Chrom und Ni-ckel in den Proben gefunden. Wasalso tun?

Prinzipiell ist der Eigentümereines Hauses dafür verantwortlich,dass das Wohnen nicht zumGesundheitsrisiko wird. Ob Mieterden Tausch der Wasserrohre imFall einer erhöhten Bleibelastungauch durchsetzen können, ist reinrechtlich allerdings noch unge-klärt. Bis heute fehlt ein vomObersten Gerichtshof (OGH) ge-schaffener Präzedenzfall, der nochausgefochten werden müsste. Derneue Grenzwert könnte die Schaf-fung eines solchen jedoch erheb-lich erleichtern. Bisher hielt dasHöchstgericht nämlich eine Belas-tung zwischen 0,010 und 0,020 Mil-ligramm für zumutbar. Die neueNorm, die übrigens auf Empfeh-lungen der Weltgesundheitsorgani-sation (WHO) beruht, rückt dasnun zurecht.

Dabei ist die Lösung des Pro-blems für den Einzelnen auchohne Umbau recht schnell und un-kompliziert möglich. Falls die Ver-sorgung tatsächlich über Bleirohreerfolgt, reichert sich das Schwer-metall vor allem dann im Wasseran, wenn dieses während derNacht oder während eines Urlaubsin den Leitungen „steht“. Expertennennen das dann Stagnationswas-ser. Lässt man dieses Wasser aberso lange aus der Leitung laufen, biswieder spürbar kälteres und damitfrisches Wasser aus der Armaturkommt, kann die Bleibelastungstark reduziert werden.

KURZ & KNAPP

Blei im Trinkwasser. Ab 1. Dezembergilt für die erlaubte Belastung von Trink-wasser mit Blei ein neuer Grenzwert.Dieser fällt von 0,025 Milligramm proLiter auf 0,01 Milligramm. So sieht eseine Verordnung der EU, die sich aufEmpfehlungen der Weltgesundheits-organisation (WHO) beruft, vor. Fürunzählige Haus- und Wohnungsbesitzerentsteht dadurch – zumindesttheoretisch – Handlungsbedarf.Gemeinsam mit dem Austrian Instituteof Technology analysierte die Firma AQAin den vergangenen zehn Jahren5500 Wasserproben. Allein in Wien lagdabei jede vierte Probe über dem abDezember gültigen neuen Grenzwert.

gruber
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