91 RAAbits Geschichte Augsut 2015
Reihe 8
S 1Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
I/E1
Von Beginn an dem Untergang geweiht? –
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
Dr. Christine Koch-Hallas, Mannheim
Klasse: 8
Dauer: 6 Stunden
Aus dem Inhalt: Schmalkaldischer Krieg,Augsburger Religionsfriede, DreißigjährigerKrieg, Ständegesellschaft, Lehnswesen
Kompetenzen:
– Entstehung und Entwicklung des Heili-gen Römischen Reiches Deutscher Nati-on nachzeichnen können
– Schaubilder interpretieren können
– einschlägige Begriffe wie Ständeord-nung und Lehnswesen erklären können
Wie entstand das Heilige RömischeReich und welche Besonderheiten
wies es auf? Wie gestaltete sich das Ver-hältnis zwischen Papst und Kaiser? Wielebte die Bevölkerung? Was steckt hin-ter dem Namen „Heiliges RömischesReich Deutscher Nation“ und worin la-gen die Ursachen für den Niedergangdes Reiches zu Beginn des 19. Jahrhun-derts?
Gehen Sie mit Ihren Schülerinnen undSchülern der Entwicklung, den Beson-derheiten und dem Aufbau des HeiligenRömischen Reiches Deutscher Nationnach und ergründen Sie darüber hinausgemeinsam die Ursachen für dessenNiedergang.
Bild: picture alliance/Sueddeutsche Zeitung Photo
Der doppelköpfige Adler: Sinnbild des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
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Fachwissenschaftliche Überlegung
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war von seiner Entstehung im 9./10. Jahr-hundert bis zu seinem Ende im Jahre 1806 der staats- und völkerrechtliche Rahmen politi-scher Herrschaft. Bewertet wird das Reich meist negativ, wird es doch als Monstrum be-zeichnet, das in starren Strukturen wie der Feudalherrschaft verhaftet gewesen sei unddamit den Sprung in die Moderne verhindert habe. Nicht zu unterschätzen ist jedoch, dassdas Reich sowohl friedenserhaltend als auch rechtsbewahrend war. Militärische oder wirt-schaftliche Bedeutung besaß es nicht, sodass auch keine äußerliche Macht- oder Expansi-onspolitik betrieben wurde. Vielmehr wahrte das Reich Werte, Formen, Traditionen und Ge-danken und bot zudem einen verfassungsrechtlichen Rahmen, der Deutschlandzusammenhielt.
Die Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches
Als Gründungsdatum des Reiches gilt der 2. Februar 962 – der Tag, an dem Otto I. in Aachenzum Kaiser gekrönt wurde. Das Heilige Römische Reich entstand nach dem Zerfall des ka-rolingischen Herrschergeschlechts aus dem Fränkischen Reich. Die Bezeichnung Sacrum
Imperium erschien erstmals 1254 und betonte die christliche Tradition des Kaisertums. DerZusatz „Deutscher Nation“ stammt aus dem 15. Jahrhundert als Ausdruck bzw. Anspruchder deutschen Vorherrschaft im Römischen Reich.
Das Reich wurde zwar monarchisch durch den Kaiser geführt, war jedoch ständisch ge-prägt. Die meisten Entscheidungen trafen die Herzöge und Grafen in ihren Gebieten selbst.Den drei Kaisern Otto I., Otto II. und Otto III. gelang es, das Reich durch Feldzüge zu vergrö-ßern und die Kirche in das Reich einzubinden. Dennoch kam es insbesondere zwischen dem11. und 14. Jahrhundert immer wieder zu Konflikten zwischen Kaiser und Papst. Zur Zeit dergrößten Ausdehnung umfasste es fast ganz Mittel- und Südeuropa. Doch durch die militäri-schen Erfolge Napoleons im 18. Jahrhundert veränderte sich die Situation und das Endedes Reiches kündigte sich an. Als sich 1806 dann 16 Staaten des Reiches dem Rheinbundanschlossen, einem Militärbündnis unter Napoleon, und ihre Zugehörigkeit zum Reich kün-digten, legte Kaiser Franz II. die Reichskrone nieder und erklärte das Reich für erloschen.
Das Heilige Römische Reich – weder Nationalstaat noch Rechtsstaat noch Staa-
tenbund
Das sogenannte „Alte Reich“ war kein Staat im modernen Sinne mit einem geschlossenenTerritorium und festen Grenzen. Auch kannte es keine souveräne höchste Gewalt oder un-abhängige Exekutive. Es war vielmehr ein im Mittelalter historisch gewachsener, traditio-neller, hierarchisch gegliederter Verband unterschiedlicher „Glieder“ mit dem gewähltendeutschen König bzw. Kaiser als Oberhaupt. Unmittelbare Glieder des Reiches, d. h. ohneeinen anderen Herrn als den Kaiser über sich, waren die etwa 100 Territorialherren wie Kur-fürsten, Fürsten, Grafen, Herren, Prälaten und Ritter sowie die rund 50 Reichsstädte. Dieseverschiedenen Reichsglieder unterschieden sich in Größe, ständischem Rang und politi-schem Gewicht. Die mächtigsten Territorialherren bildeten die Landeshoheit in ihren Terri-torien zu quasi-souveräner Stellung aus. Auch geistliche Amtsträger (Erzbischöfe, Bischöfe,Äbte, Äbtissinnen) zählten zu den Reichsständen und waren zugleich Inhaber weltlicherLandeshoheit.
Die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation
Seit der Frühen Neuzeit war das Reich strukturell nicht mehr zu einer Machterweiterung undExpansion fähig. Seitdem standen Rechtsschutz und Friedenswahrung als wesentlicheZwecke im Vordergrund. Das Reich sollte für Ruhe, Stabilität und die friedliche Lösung vonKonflikten sorgen. Untertanen sollten vor der Willkür der Landesherren und kleinere Reichs-stände vor Rechtsverletzungen mächtigerer Stände und des Kaisers geschützt werden.
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S 2Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur
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Materialübersicht
Stunde 1/2 Aufstieg und Niedergang eines riesigen Reiches
M 1 (Bd) Ein Reich – viele Wappen
M 2 (Tx) 11. bis 14. Jahrhundert – Konflikte zwischen Kaiser und Papst
(Gruppe 1)
M 3 (Tx) 15. bis 18. Jahrhundert – Reformation und Dreißigjähriger Krieg
(Gruppe 2)
M 4 (Tx) 1806 – Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
(Gruppe 3)
Stunde 3/4 Von Kaisern und Kurfürsten
M 5 (Fo) Wer wird Kaiser? – Die Wahlmodalitäten
M 6 (Tx) Besonderheiten des Reiches
M 7 (Tx) Der Kaiser als Reichsoberhaupt
M 8 (Bd) Die Institutionen im Heiligen Römischen Reich
Stunde 5/6 Die Bevölkerung
M 9 (Bd) Die Bevölkerung im Heiligen Römischen Reich – Ständegesellschaft
und Lehnswesen (Stufe A)
M 10 (Tx) Die Bevölkerung im Heiligen Römischen Reich – Ständegesellschaft
und Lehnswesen (Stufe B)
M 11 (Tx) Quiz: Heilig, römisch, deutsch? Wie passt das zusammen?
Lernerfolgskontrolle
M 12 (Tx) Was weißt du über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation?
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Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
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M 1 Ein Reich – viele Wappen
Auf diesem Bild gibt es einiges zu entdecken. Was kannst du erkennen?
Darstellung des deutschen Reichsadlers
Vom Frankenreich zum Römischen Reich des Mittelalters
962 wurde Otto I. zum ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt, der zudem
auch über Italien herrschte. Dieses Datum gilt als Ursprung des mittelalterlichen „Römi-
schen Reiches“.
Otto I. verwendete erstmals den Ausdruck „Heiliges Römisches Reich“. Dieser Begriff blieb
für das Reichsgebiet, das Teile Germaniens, Italiens und später auch Frankreichs (Burgund)
zu einem Vielvölkerreich vereinte, bis zum Ende des Mittelalters in Gebrauch. Im 15. Jahr-
hundert kam dann noch der Zusatz „Deutscher Nation“ hinzu, um den Anspruch der deut-
schen Vormachtstellung zu verdeutlichen.
Aufgaben
1. Betrachte das Bild. Was kannst du erkennen?
2. Lies den Text. Erkläre, woher der Name „Heiliges Römisches Reich“ kommt.
3. Hast du zuvor schon etwas vom Heiligen Römischen Reich gehört? Was fällt dir dazu ein?
Nimm einen historischen Atlas zur Hilfe, wenn du dich mit dem Heiligen Römischen
Reich nicht gut auskennst.
Bild: picture alliance / Sueddeutsche Zeitung Photo
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Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
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M 4 1806 – Das Ende des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation
Um 1800 führten der Aufstieg Napoleons und die Kriege mit seinen Nachbarn zu einergrundlegenden Neuordnung der Staatenwelt. Auch das Heilige Römische Reich war davonbetroffen. Unter dem Einfluss Napoleons wurden 1803 Territorien, die unter kirchlicherHerrschaft standen, aufgelöst, das Kirchengut von Klöstern wurde enteignet und die Ent-machtung der kleinen Reichsstände eingeleitet. Am ersten Jahrestag seiner Krönung, am 2.Dezember 1805, besiegte Napoleon Kaiser Franz II. und Zar Alexander I. in der Dreikaiser-schlacht bei Austerlitz. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation stand vor seinem Nie-dergang.
Napoleon diktierte dem österreichischen Kai-ser nach dem Sieg bei Austerlitz demütigendeFriedensbedingungen. Im Frieden von Press-burg vom 26. Dezember 1805 musste Öster-reich Küstengebiete an das neu geschaffeneKönigreich Italien abtreten. Außerdem fielenTirol und Vorarlberg an Bayern. Bayern undWürttemberg wurden zu Königreichen, Ba-den zum Großherzogtum erhoben. Der öster-reichische Kaiser musste Napoleon zudem alsKaiser von Frankreich und König von Italienanerkennen. Eine unmittelbare Folge diesesFriedensdiktats von Pressburg war, dass sich16 Reichsfürstentümer am 12. Juli 1806 imRheinbund zusammenschlossen – einemBund einzelner souveräner Fürstenstaaten,der sich mit Napoleon verbündete – und ihreZugehörigkeit zum Reich aufkündigten. Da-durch wurde Deutschland zersplittert, wasden neuen starken Staaten Frankreich undRussland entgegenkam. Franz II. (Kaiser seit1792) beugte sich dem Druck und legte am 6.August 1806 die Kaiserkrone nieder. Damitbesiegelte er das Ende des Heiligen Römi-schen Reiches Deutscher Nation. Das Reichwar damit untergegangen.
Aufgaben
1. Beschreibt die wesentlichen Faktoren, die zum Niedergang des Heiligen Römischen Rei-ches Deutscher Nation beitrugen.
2. Erläutert, weshalb der Frieden von Pressburg für das Reich so folgenreich war.
3. Überlegt, welcher Schluss aus der Abdankung des Kaisers gezogen werden kann.
4. Erstellt ein Plakat zu den wichtigsten Ereignissen dieses Zeitabschnitts.
Gruppe 3
Bild: Thinkstock/Photos.com
Er demütigte nach seinem Sieg den Gegner Österreich: Napoleon.
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Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
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Zu 2:
1) Eine wichtige Bestimmung im Augsburger Religionsfrieden war, dass die Landesherrenüber das Bekenntnis entscheiden konnten und jeder Christ das Bekenntnis des jeweili-gen Landesherren annehmen musste.
2) Der Kaiser wollte seine Macht sowie die Einheit der Kirche erhalten und bekämpfte daherdie Reformation.
3) Der Streit um den „richtigen“ Glauben war vor allem ein Kampf um die Herrschaft zwi-schen Kaiser und Fürsten.
4) Der Westfälische Frieden schrieb die religiöse Unabhängigkeit des Kaisers und der Fürs-ten aus dem Augsburger Religionsfrieden fort und zementierte die Spaltung des Rei-ches.
Zu 3: Der Augsburger Religionsfriede vom 25. September 1555 war ein Konfessionskom-promiss, der die Glaubenskämpfe im Reich beendete.
Die bestehenden Konfessionsverhältnisse wurden anerkannt und die lutherischen Reichs-stände waren gegenüber den katholischen nun gleichberechtigt.
Die Landesfürsten erhielten endgültig das Recht, auf ihrem Gebiet die Konfession zu be-stimmen.
Die Religionsfreiheit galt nur für die Reichsstände, also die Fürsten und die Reichsstädte.Die Untertanen, also die einzelnen Christen, mussten sich dem Glauben ihres Landesherrenanschließen oder durften auswandern.
Erläuterungen (M 4)
Zu 1: Faktoren, die wesentlich zum Niedergang des Heiligen Römischen Reiches DeutscherNation beitrugen:
– Aufstieg Napoleons und die Kriege Frankreichs mit seinen Nachbarn
– Auflösung geistlicher Territorien und Entmachtung der kleinen Reichsstände ➝ Kaiserverlor damit seine wesentliche Stütze
– Sieg Napoleons in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz über Kaiser Franz II. und Zar Ale-xander I.
– Friedensdiktat von Pressburg ➝ Gebietsverluste Österreichs
– Zusammenschluss von 16 Reichsfürstentümern im Rheinbund und Aufkündigung ihrerZugehörigkeit zum Reich ➝ territoriale Neuordnung und Reduzierung des einstigen Rei-ches, Zersplitterung Deutschlands ➝ Handlungsunfähigkeit des Reiches
– Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II.
Zu 2:Der Frieden von Pressburg war für das Reich so folgenreich, weil er für Österreich einebittere Niederlage mit zahlreichen Gebietsverlusten bedeutete und ein Jahr später zurGründung des Rheinbundes und damit zur Auflösung des Heiligen Römischen Reichesdurch Kaiser Franz II. führte.
Zu 3: Aus der Abdankung des Kaisers kann der Schluss gezogen werden, dass er sich nichtmehr in der Lage sah, seine Pflichten als Reichsoberhaupt zu erfüllen.
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S 12
Klausuren Glossar Literatur
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
I/E1
M 8 Die Institutionen im Heiligen Römischen Reich
Der Reichstag war das wichtigste Forum gemeinsamer politischer Beschlussfassung und
Repräsentation des Reiches. Er entwickelte sich seit der Zeit Maximilians I. zur obersten
Rechts- und Verfassungsinstitution, ohne dass es einen formellen Einsetzungsakt oder eine
gesetzliche Grundlage gab. Der Reichstag durfte nur vom Kaiser einberufen werden. Dies
geschah immer dann, wenn zum Beispiel Steuern zu bewilligen oder über Gesetzgebung
und Reichspolitik zu beraten war. Die Beschlüsse wurden in einem beurkundeten Dokument
niedergelegt (Reichsabschied). Eine zentrale Rolle im Reich spielte die im 13. Jh. entstande-
ne Gruppe der Kurfürsten, die bis 1806 alleinig zur Wahl (Kur) des Kaisers berechtigt war.
Durch ihr exklusives Wahlrecht und ihre Vorrangstellung gegenüber den anderen Reichs-
fürsten bestimmten die Kurfürsten die Reichspolitik insbesondere bis zum Ende des Drei-
ßigjährigen Krieges entscheidend mit und trugen bis zur Mitte des 17. Jh. Verantwortung
für das ganze Reich.
Aufgaben
1. Erkläre, welche Informationen das Schaubild liefert.
2. Beschreibe die Rolle der einzelnen Institutionen.
3. In der Goldenen Bulle wurde festgeschrieben, dass sieben ausgewählte Kurfürsten den
Kaiser wählen. Was meinst du dazu?
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Hinweise (M 5–M 8)
Stunde 3/4: Von Kaisern und Kurfürsten
Einstieg
Den Einstieg bildet die Folie (M 5) zur Kaiserwahl. Die Schülerinnen und Schüler erfahren
hier, angeleitet von der Lehrkraft, schon ein paar wichtige Punkte die im weiteren Verlauf
der Doppelstunde wieder aufgegriffen werden. Zunächst wird die Folie aber als stummer
Impuls aufgelegt. Je nach Vorwissen können die Schülerinnen und Schüler bereits einiges
einordnen.
Erarbeitungsphase
Alle Materialien der Erarbeitungsphase sollten in Partnerarbeit bewältigt werden.
M 6 enthält erste Fakten zum Aufbau und zu den Grundlagen des Heiligen Römischen Rei-
ches. Es dient primär der Gewinnung von Hintergrundwissen. Indem die Lernenden einen
Lückentext ergänzen, erarbeiten sie sich wesentliche Details zum Thema. In M 7 setzten sich
die Lernenden mit der Stellung des Kaisers im Reich auseinander.
Schnelle Lernende können zudem recherchieren, welche Aufgaben das heutige Staatsober-
haupt innehat, um so einen Vergleich zu früheren Zeiten ziehen zu können. In M 8 erarbei-
ten sich die Gruppen dann anhand eines Schaubildes, welche Rolle die einzelnen Institutio-
nen im Reich spielten.
Ergebnissicherung
Die Ergebnissicherung erfolgt während des Arbeitens bzw. Erarbeitens der einzelnen Mate-
rialien. Die gesicherten und durch den Lehrer kontrollierten Ergebnisse werden anschlie-
ßend in die Unterlagen der Lernenden übertragen.
Erläuterungen (M 5)
Zu 1: Auf dem Bild sind sieben Männer dargestellt, die Wappen über ihren Köpfen machen
deutlich, dass sie aus verschiedenen Ländern kommen. Sie diskutieren angeregt miteinan-
der. Drei von ihnen tragen eine Kopfbedeckung, die anderen vier nicht.
Zu 2: Hier hängen die Ergebnisse stark vom Vorwissen der Schülerinnen und Schüler ab.
Die Lehrkraft sollte den Lernenden folgende Hinweise geben: Auf dem Bild sind die sieben
Kurfürsten, drei geistliche (Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln) sowie vier weltliche (Kö-
nig von Böhmen, Herzog von Sachsen, Markgraf von Brandenburg und Pfalzgraf bei Rhein)
zu sehen, die allein berechtigt waren, den Kaiser zu wählen.
Die Wahlmodalitäten für die Kaiserwahl waren in der Goldenen Bulle (1356) festgelegt. Da
nun nicht mehr der Papst, sondern sieben Kurfürsten den König bzw. Kaiser wählten und
eine formelle Bestätigung durch den Papst nicht mehr nötig war, sank der Einfluss und die
Macht der geistlichen Obrigkeit. Doch auch der Kaiser wurde in der Ausübung seiner Herr-
schaft beschränkt. Schließlich musste er für seine Wahl zuvor den Kurfürsten Zugeständ-
nisse machen. Um zu gewährleisten, dass auch die folgenden Kaiser aus dem Hause Habs-
burg kamen, wurde häufig schon zu Lebzeiten des Kaisers dessen Nachfolger zum
„Römischen König“ gewählt, der nach dem Tode des Kaisers dessen Position einnahm.
Der Kaiser im Heiligen Römischen Reich war zwar Reichsoberhaupt, doch konnte er seine
Macht nicht uneingeschränkt ausüben. Vielmehr wurde sein politischer Einfluss durch
Reichsgrundgesetze eingeschränkt, die ihn zwangen, wichtige Entscheidungen nur im Ein-
verständnis der Reichsstände und insbesondere der Kurfürsten zu treffen.
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M 9 Die Bevölkerung im Heiligen Römischen Reich –
Ständegesellschaft und Lehnswesen (Stufe A)
Das Reich umfasste bei seiner Entstehung etwa 470.000 km2 und wurde um das Jahr 1000
von rund zehn Einwohnern pro km2 bewohnt. Bereits um die Mitte des 11. Jahrhunderts wa-
ren es schon etwa 900.000 km2 mit ungefähr acht bis zehn Millionen Menschen. Bis zum
Ende des 13. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl des Reiches schon auf geschätzte 12 bis
14 Millionen angestiegen. Die mittelalterliche Gesellschaft war eine Ständegesellschaft, in
der die Geburt entschied, zu welchem Stand man gehörte.
Aufgaben
1. Erkläre die beiden Begriffe Lehnsherr und Vasall in eigenen Worten.
2. Beschreibe die gesellschaftliche Ordnung im Mittelalter.
Zusatzaufgabe
Was könnte es heute bedeuten, wenn jemand sagt, er habe „einen guten Stand“?
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