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Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

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Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus Source: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 10. Jahrg. (1856), pp. 414-439 Published by: J.D. Sauerländers Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41252074 . Accessed: 20/05/2014 02:31 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . J.D. Sauerländers Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Rheinisches Museum für Philologie. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.248.83 on Tue, 20 May 2014 02:31:49 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

Zur Kritik und Erklärung des AeschylusSource: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 10. Jahrg. (1856), pp. 414-439Published by: J.D. Sauerländers VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/41252074 .

Accessed: 20/05/2014 02:31

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

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J.D. Sauerländers Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to RheinischesMuseum für Philologie.

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3ur Kritik und Erklarung des Aeschylus.

Nachdem durch G. Hermanns GesammtauSgabe derAeschy- leischen Dramen nunmehr zu einem richtigen Texte ein Grund ge- legt lst, und allenthalben die Baustucke fchon auS dem Boden em- porragen , ergeht eben damit die dringende Mahnung , das Werk nicht unvollendet sich selbst zu uberlassen , an Alle , die zur Forde- rung desselben etwas beizutragen im Stande find. Schreiber dieses hat nicht die Ehre, zu den eigentlichen Philologen zu zahlen ; allein der menschliche Verstand ist Einer und Derselbe, ist nirgends zunf- tig; und die rechte Methode, elnen griechischen Schriftsteller an- zufassen, kann man auch an andern eingeubt haben. In einem ganz verschiedenen Felde historischer Wissenschaft thatig, m'mmt etwa Einer einen entfernten Standpunkt seiiwartS ein , und sieht z. B. einen Tragiker nur im Prosit, entdeckt aber vielleicht, da jeder geistreiche Autor der Betrachtung unendlich viele Seiten darbietet , an dem seinigen Manches, was einem Andern, der ihm aus zu groher Nahe gerade in das Gesicht schaut, eben darum entgehn mochte. Das Meiste und Wesentlichste besorgen mussen naturlich auch hier die Manner vom Fache ; daS Heil erwarte man nirgends von den Laien. Indeh Beistand, woher auch immer, in untergeordneten Dingen wird man nicht verschmahn; und in alle Wege must es auch den Philologen crwunscht sein zu horen, wie uns Andern ihre Geschich- ten vorkommen: wie wir ihre Lieblinge beurtheilen, und wie weit ihre Behandlung derselben unS zusagt.

Dem grohen Gclehrtcn , welcher auch fur Aeschylus Unver- gcingliches geleiftet hat, wird auf jeder Seite nachstehender Bogen widersprochen ; sie find entstanden im Gegensatze zu elnzeluen Mei- nungen Hermanns. Mir daucht: die rechte Pietat fur unsere

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Zur Kritik unb Erklarung bes Aeschylus. 4l5

ruhmwurbigen Tobten zeige sich hauptfachlich barin, bah wir mit glimpfticher Rebe ober stillfchweigenb , wo sie irrten, ©olches nach unb nach beseitigen, auf bast nur ihr wirkliches Verbienst fortlebe, unb bie Nachwelt nicht behelligt werbe mit ihren Mangeln.

Den ersten Anstoh zu ben ©tubien, beren Frucht ich hier vorlege, gab em Druckfehler, unb zwar nicht einmal ein wirklicher, sonbern was ich fur einen folchen hielt, unb was einer zu fein auch verbienen wurbe. In einer beruhmtcn ©telle Agam. V. 1287 - 90 hatte ich r^e^te^ memer Hanbausgabe zu ̂^t<e^ verbessert, bis unlangst Kenntnihnahme vom Hermannfchen Aeschylus mich be- lehrte, r^^ktcv fei hanbfchriftliche Lesart, unb mein ie^^k,ep lebiglich eine Vermuthung. Nun gab ich mir von ben Grunben fur letztere unb gegen bie Ueberlieserung erst genauere Rechenschaft, bie ich sofort offentlich ablege, zu welchem Enbe bie ©telle, wie ich sie fchreibe, hier Platz sinben mag.

/3aX«55 ^^wtilicl)^ (7710^05 w^klit^ ̂ «Pi^?. xa/ r«ilr' 6Xt^a)i^ ̂ «XXo^ 0lX5k,^,a, TioXv.

Wie kl'rv/55^ unb Fl,l7?v/t5> sich gegenuberstehn , fo sollten bie betreffenben Ausfagen gegensatzlich verbunben fein ; ein innerer Zu< fammenhang, eine wechfelseitige Beziehung ihrer wlrb burch <7Xt« bort, 7o«</>^ hier, Begriffe bie in t7xl«^9«</',« sich vereinigen, noch weiter angebeutet. Die Hanb, welche ben feuchten ©chwamm fuhrt, ist offenbar biejenige bes Ftiord^a),,) unb bieser wohl nicht em r/5, fonbern ber ©terbliche, welcher em anber Mat auch ev'r^e5; wir benken naturllch «^^« ober befser /?^orl!^ kd'rv/ol7ir« (©ieben gegen Theben V. 346. 606). Lesen wir nun aber tv>,^o5^r« ^ev l7Xt« r<5 ttl, ^()k>kte^, so fallt nicht nur bie wunschenswerthe Gegensatzlichkeit weg, sonbern schon fur sich alleln betrachtet ist ber ©ah in Anspruch zu nehmen. So fuhlt man sich versucht, gegen sonstigen Gebrauch e^'rv^ov^ra 7i^«^ar« zu benten ; unb nicht vock Schatten, fonbern von einem Hauche etwa sollte r^e/lkt^ ge-

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416 Zur Krt'til unb Erklarung bed Aeschylus.

fagt fetn: etne Formel wie ̂ o?l55 «7iot7x/at7^a Iak. 1, 17 be-

wiese fur ben ©chatten hochstend etn ̂e'7?tl?^a<. Ober hatteAefchy- lud gefagt, ben ©lucklt'chen vermoge etn ©chatten fchon in bte Flucht zu fchlagen ? Aber bann hat gar aller Zufammenhang mtt bem Fol-

genben em Cube, unb vielmehr bad Ungluck macht auf bte Lange lopffcheu. Ober enblt'ch, met'nt man, ed folle von ben cv'rv)<o5^« 7r^,«^«r« unb ben ̂ vorv^H ungefahr bad ©let'che audgefagt fetn ? Wir fragen nicht: wozu bann getrennt halten? Die Worte ei <5c

ckv«7rv)<^ xr^. konnten befagen wollen: wenn bte Angelegenheiten einmal Mglucklich laufen, fo erfolge ©tost auf Stoh, bid sie fpur- loS vertt'lgt sinb. Alleln bte 7l(,a'^ar« nehmen anch ihre Befchaf- fenhett, 6vc??v/H zu fetn, mtt sich fort: wt'e kann Kassanbra bad

beklagen, unb noch mehr bellagen, ald ben ©turz glucklichen Bestan- bed cx ci^tx^o^ Xo^ov? Unb wie konnen btefe 7i^«'^«r« ald

^«^>^ bezeichnet werben? Wegen bed vorhergehenben <7>ct«? Allein bte "«,« ^^c/let, wahrenb bie ^«^^' mehr noch ald r(lk'?lkr«e; unb boch follen bie Audfagen parallel laufen! Ober het'stt ^a^") ber subjeltive Restex jener Ti^a^ara, bie Vorstellung von ihnen? Doch bann war' ed ja gut unb keinedwegd zu beklagen, wenn bad Btlb bed Unglucked, bad man leibet ober litt, aud bem ©ebcicht- nt'tz weggewifcht wurbe. Wahr aber ist nur, bah gegenwartt'ged Ungluck fruhere gluckliche ©tunben vergessen macht; xaxwc/i^ c3(,«c ^TllX^ti^o^^ 7l0ik5 r^v^^c Sir. 11, 25(27). Allein bad wurbe wieherum nicht mehr zu bebauern fein, ald bad plotzliche Aufhoren bed ©lucked felbst; unb gerabe bad Bilb bed ©lucked kann 76>«^v kraft bed Zufammenhanged , in welchem bad Wort steht , nicht fein.

Also vielmehr: - ben ©lucklichen Vergnugt ein ©chatten fchon; boch wenner Un-

gluck hat, ©o tilgt mit Hast ein naffer ©chwamm hinweg

bad Bilb. Im Glucke ist ber Menfch zur Freube aufgelegt ; er kann sich

freuen uber etne Kleiniglet't , aud vollig nt'chtigem ©runbe. Ergeht eS ihm hinberlich, fo freut ihn nichtd mehr, auch nlcht , woran er Miss stin Gefallen haben foMe. ^c«^^ ©emalbe, Farben-

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Zur Kritik unb Erllarung bed Aefchylud. 4l7

pracht, trttt fo bent wefenlosen, fluchtigen, bunkeln ©chatten gegen- uber, gleichwie effigies ber umbra Oio. cle off. 3, 17, wahrenb bei Iofephud bell. iud. Il, 2, 5 <7x<« zur Wt'rklt'chkett, <7w^«, ben Ge-

genfatz bt'lbet. Aber nt'cht nur bad, fonbern ed bemet'stert sich bed

Nnglucklichen auch et'ne geret'zte Stimmung, fetnbfelt'g allem unan- gefochtenen Bestanbe , ber wt'e z. B. bie ©chonhet't in sich felbst ruht; unb ed regt sich in ihm ZerstorungSlust. Von einem solchen bertchtet Hebel: ,,und wo ein Wurmlein auf ber Erde kroch, bad zertrat er" ; unb hier laht ihn - ber ©chatten? vielmehr - bad Gemalbe nicht blost gletchgultig, fonbern in Hast unb wteberholt fahrt er mit bem ©chwamme baruber htn unb verttlgt ed t'ngrlmmig^

Der Gebanke hat feme pfychologifche Rtchtigkeit ; nur fragt sich> wad er hier folle. Mit biefen Worten felber trttt Kassanbra ihrem Tobe entgegen in bad Hand ein, ed sinb ihre letzten; aber unmit- telbar vorher hat sie auf bad Haupt ihrer Morber bie Rache her- abbefchworen, hat Verlangen geauhert nach beren Untergang. Der Dichter fiihlt, bast er sie, fur welche er unfere Theilnahme erstrebb, nt'cht mit Hah im Herzen, mit Verwunfchungen auf ber Lt'ppe fchet- ben , and ber Welt schet'ben lasfen lann. Also besinnt sich Kafsan- bra uber ihre Worte, entfchuldigt sie mit ber verbitterten ©tt'mmung, bte ben Unglucklt'chen ubernimmt, unb bekennt schltehltch, biefelbe thue ihr bet wettem mehr let'd , ald jene Freube an Nichtt'gem. ©ie fuhlt sich bemnach burch gehassige Gesinnung nt'cht beselt'gt; unb bt'eser versohnenbe Zug mt'lbert unb verklart bad Bilb ber ©eherin, bte weit weniger , benn bort Elektra (vgl. Choeph. B. 137 f.), mit ctner x«^^ «9« ein Enbe machen barf, - zur rechten Zeit, im Augenblt'cke bed ©chetbend *).

Cine Erfahrung wt'e biefe mtt ̂̂ s^e/c^ machte mich gegett bie Befchaffenhet't bed Terted misitrauisch, unb zur nachsten Rebe bed Chord wetter gehenb mutzte ich foglet'ch am ersten anapastischen Verse zuruckprallen.

") Von Seiten der Redactionen Vemerkungen oder GinwHnde den thnen zugewandten Aufsatzen beizufugen, wird in den meisten Fsllen mii Recht fur ungeziemend angefehn. Gtwas ganz Anderes aber ift eS einer Conlectur. oder Erklarung einer einzelnen dunklen Stelle eine andre znr Seite zu fehen, wie es au jedent cmdcrlt Ort und auch in dersclben Zeilschrift ge^

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418 Zur Kritik unb Erklarung beS Aeschylus.

was heistt bas? ,/Die Menschen werben bes GluckeS nie satt." Aber in bieser Allgemeinheit ausgesprochen , ist ber ©ebanke falsch ; ber Reichthum wenigstens schafft ben "05105 , unb zwar nach Mei- nung eben bieseS Chors V. 366. Ferner liefe, nxa'p^o? im Sinne von nicht sat tig en b zu fassen , bem sonstigen Ge- brauche bes WorteS zuwiber, welches bei Aeschylus haufig vor- lommt; bebeutet es aber unersattlich, so wirst sich bl'e Frage auf: womit nicht zu ersattigen? Denn ,,batz bei atten Sterblichen bas ©luck seiner selbst nicht satt werbe" laht sich nicht vorstellig machen, unb ist auch mit dem Satze : bie Menschen alle find bes ©luckes unersattlich, nicht gleichbebeutenb. Noch weniger bieh, wenn eS unersattlich anberer Dinge. Der Dichter fahrt fort:

^7«e^ namlich r^ kv7i^)«^av, welcher sofort bie Anrebe gilt.

schehen konnte und tsglich geschieht. In den obigen Versen nun scheint Boissonades ?i^^ktk^ fur ?^^kek^ cine vollkommen treffende Emendation

zu seyn. Hermann hat sie aufgenommen; nur hat er nicht den dadurch hergeftellten gnten Sinn aufgefatzt , wie man aus der von ihm geruhmten offenbar ganz verkehrten Vutlerschen Grklarung des letzten Verses sieht und auS dem unverstandlichen ti lle ll^t7?v/^, wofur auf das Richtige fuhrt deS Victorius ckl,<?ll^F, 6l»gF. 2 lfl/t7r^/kt, was Porson aufnahm und Blom^

field in lst/t7ld'/05 verwandelte: aus cl/ll)/ol)>l« ist das Subject zu ent- nehmen. Der Sinn aber der gauzen, in allen Ausgaben uud neuereu Ueber-

setzungen unbefriedigenden oder unverstaudlichen Stelle ist dieser : wenu dcr Gluckliche ist wie ein Schattenrist, so. gleicht der Nngluckliche einem Ge- malde das ein feuchter Schwamm wcguimmt: der plotzliche Sturz desUn-

glucklichen stellt das menschliche Loos noch trauriger dar als das schatten- gleiche Daseyn des Glucklichen. Die gewohnliche Vergleichung des Meu-

schen mit einem Schatten ist hier der neuen des uutergeheudeu Menschen mit einem ausgeloschteu Gemalde gegenuber auch neu geworden, in- dem es heitzt, dem Glucklichen wurde ein gezeichneter Schatten gleichen. Gegen die Zeichnung eines Schattens, eine Skiagraphie, ist das Auswischen mit dem Schwamm ein Leichtes und bald geschehu, und dietz bezieht sich auf das zunachst vorhergehende ̂o^ csoi/).^5 ̂«^0l/t7^e cl/^«9l,t75 )^6e^w- ^u«l05. Die Gloffe des Photius Ti^^tte ro ^0tttX7«^, ^a^l/^ox, gcht vermnthlich auf diese Stelle.

F. G. W.

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Zur Krt'tik unb Erlla'rung bed Aeschylus. 419

Nun konnte allerbingd fo gut wt'e ber ©chrecken V. 1396 so auch bad ©luck vorgestellt set'n ald von aussen her in ben Palast einzle- henb; auch wt'rb bad ©eltngen, bad aussere ©luck weniger in Hut- ten, ald in Palasten zu sinben fein ; letztere mogen wad sie sinb eben geworben fein burch bad e^ 7l^)«l7l7k,^. Aber muh benn bas- selbe nothwenbig im Herrenhaufe wohnen ? Unb wie mag , ba bie Thatfache eine erfreult'che , mt't solchem Nachbrucke versichert wer- ben, sie, bie ev^aAtt, laffe sich nicht abweisen? Wer wt'rb bad ©luck an ber Thure zuruckweisen wollen? Der Tragt'ker wt'rb boch nlcht bie ©tt'rne in Fallen unb mt't fosibarem Audbrucke und lehren, wad sich von felbst versteht ? Schliehlich mutzte ber Gebanke, wel- chen hier bad erste System audfpricht, bie Anwenbung (>e«/ r^^e nX.) auf Agamemnon becken, -,bem Troja zu erobern gelang unb ber nun frembe ©chulb mt't fetnem Blute fuhnen foll". And bem ©esagten erhellt, bah bie el'Ti^a^n ald em gefahrliched, tobbrin- genbed Wefcn gefchtlbert war, ald ein Unholb, welcher in bad Hand herelnkommt, fo gerne man t'hm auch ben Zutrttt wehren mochte. Wir beburfen im ersten Verse eined Hauptworted, welched zu ei^- 7ee Akkufativ bed Objektd set'; unb ich fchret'be unbebenklich a'xo- (, c ei r o 5 0^,5. Ed enbigt etwa elnmal auf c^ v ein Trimeter (Pers. V. 772) ; und ̂,5 t'st Bt'lb, welched Aefchylud aserbingd, aber erst Choeph. V. 916 nochmald braucht. Eben nun von ben ©chlangen t'st bekannt, bah sie sich gerne in bte Hauser einschlei- chen; unb bad eigentliche Gefchaft ihrer Vefchworer besteht barin, sie wieber heraudzulockcn burch Zaubergefange unb Musik ls. bte Zeugnisse bet Bo chart lnorox. 11, 388 f., Amod 5, 19 unb zu Preb. 10, 11 Knob el.) ©ie lommen baht'n, etwa in bie Milch- kammer, tontalum 5i qua rcs sit cibi (Phabr.), unb fchlingen fur einmal unglaublich viel hinunter; bte Worte: - n»m sic, tanlzuam alla in dolia lon^us decidorit serpens, bibit (Iuven. VI, 432 f.) , zetchnen ihre Unerfcittlichkeit. Wie kann aber bad ©luck mt't einer folchen ©chlange verglichen werben? Weil ed bie Wurzel t'st bed Unglucks ; wcil etz a^«9«5 rv'^^5 /3Xal7ra^k, axo- (,kc,ro5 oi^5 V. 725. Unb bie ©chlange, ald welche bad ©luck, wie Spr. 23, 32 ber Weingenutz, sich schlMch enthiillt, t'st a'xo-

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420 Zur Kritik unb Crklarung bed Aefchylud.

^st7io5, weil sie si* nicht mt't Abschlagdzahlungen abftnben laht; weil vor ihr Opfern bed Theiled nicht bad ubrige Ganze rettet, sonbern sie erst mt't bem - unvermet'bltchen (vgl. V. 968) Unter- gange bed Tipo/in? ^05 (V« 976) si* zufrieben gt'ebt.

Nachbem bte ©chlange auS ihrem Versteck hervorgezogen ist, nahm ed mi* btllt'g Wunber, ob sonstwo unter bem Unkraute fal- fcher Ledart auch no* et'n solches Ungcthum stecke, und meine Hoff- nung betrog nicht ganzlich; benn an eincr andern ©telle im felben Revt'er, Agamemnon, fischten wir, tm Truben freilich, unb fanben etnen Vierfuher. Derselbe mag von nun an bie zoologische ©amm- lung bed Dichterd bereichern, in welcher ich auher bem singenben ©chwan Ag. V. 1407 nicht viel Befonbered entbeckt habe. Ed hanbelt si* urn bte ©telle Ag. V. 1530 ff.

r/5 «i^ ^o^«v a'^«50^ cx/stt'Xoe lln'^wz';

Die beiden ersten VV. haben wir fofort nach Hermann gefchrie- ben unb belafsen sie; im britten nehmen wir bankbar Hermannd «pa50l, statt ^«o? auf; unb t'nbem unsere Darstellung si* an ben Gang halt, welchen bie Unterfuchung genommen hatte, beglnnen wir mit bem vierten.

Hier nun wurbe ber uberlieferte Text gegen bad, wad man statt seiner bietet , viel zu wohlfeil hergegeben werben. /7?o5«'- Tirki^ bezeichnet eine Hanblung, welche si* verstarkenb unb vollen- denb zum xoX^«^ beziehungsweise ^oXX«c7^«e wirb; unb hiemit steht, bah jene im Aorlst, xoX^«l7^«t ald Perfeltum auftritt, im Einklang. Hiemit felbst aber ist statt bed Insinitiv 7i(w5«'i//«l bad Particip gegeben; unb wir haben und nur nach einem geeigneten Objelt an ber ©telle von 7^05 umzufehn, auf bah bad ©ubjekt, welched Tlpo^^M^, wirkltch xexoXX^^c^ov fei. Also fchreiben wir 7^5. Diefe leichte Verbesserung fcheint um fo sicherer, weil bad benothigte ©ubjekt in ̂ o^a^ stecken muh, unb Aehnlichleit bed Lau- ted bergestalt bie Wortwahl bebingen konnte. Namlich eben ald Grunb, warum fchwer audzutreiben , folgt: hat si* festge-

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Zur Kritik unb Erklarung bes AefchyluS. 421

ket'lt. Bet yo^tt^ selber (at es ubrigens fein Bewenben nicht. Das Wort mug zu 7l^0^«'^«, pafsen ober zu 77905«^/a5, unb fcheint ber Name et'nes Raubt(iers zu fetn , als welches , wt'e wir uns vorlausig ausbrucken wollen, ber bose Damon bes Haufes vor- gestellt t'st. Die ©telle (at mt't ber zuletzt be(anbelten einige Ae(n- lichkett; nur bag (ier ber Betreffenbe sich bereits tm Haufe festge- fetzt (at und ausgetrieben werben follte. Ich lefe nun einfach :

r/5 «v /«^o^ )/' «^«5o^ kx/3aXvt llo^co^,' b. (.: Wer mag ben unheilvollen Warwolf (eigentlich Hyane) a us bem Haufe (t'naustret'ben?

Von 7alt)i^« siel bas zweite 7« weg , fo bag F«o? sich er- geben konnte; ^a'^o^ ftlbst wurbe als bildltcher AuSbruck unb alS felten vorkommenb verkannt. Dag aber Beibes, ber Begrtff unb biefes Wort fur t'(n, aus ber Be(ausung (ier nicht me(r (t'naus- geworfen werbe, bafur wollen wir nunme(r ©orge tragen.

Ein bte Hyanen bezeichnenber Zug bietet sich uns in ber Aus- fage: er klebt fest, fetzte an bte Backen; benn ,,(aben sie sich einmal verbt'jfen , fo laffen sie sich e(er tobtschlagen, als bag sie losliegen", (et'gt es wortlich in Okens Naturgefchichte. Fur bie Vorausfetzung , bag sie sich auch in bie Haufer einfchleichen , mag eben ba(in verwiesen fein; ben Hauptaccent legen wir auf bie Worte :

Es bleibt, fo lang ZeuS auf fet'nem Stu(le bleibt,

Dag leibet ber T(ater. Bekanntermagen (ielt man vor unb auch nach AristoteleS bie Hyane fur mannweiblich (Ovib Verwanbl. XV, 409. Barnabas ep. o. 10. Clem. Alex. Pabag. ll, §. 85 u. f. w.), was ein Byzantiner *1 mt't ^« re x«/ 7?«^55 Tl^e'Xlv ausbruckt. Man konnte nun babei ste(n bleiben , zu fagen , ber bem Aeschylus fe(r gelausige Gebanke (f. Choep(. V. 3l0. Perf. V. 815. Ag. V. 51 l. 1493. Bruch- ftuck 362) (abe ihm bas Bild ber Hyane zugefu(rt. Allein wessen Bt'ld t'st sie benn? Der ©chulb, welche umfchlagt in Strafe, also eben beS an Einer Person (aftenben verberblt'chen T(uns unb Let-

* (Smanuef tyljlto de aniraaliura propr. Ullrai. 49. p. 190.

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Page 10: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

422 3«r Krltik nnb Erklarung beS Ae schylus.

benS: welcher 3usammenhang treffenber, als burch bas Symbol ber Hyane gar nicht auszubrucken stanb. Dasselbe mag fogar noch wet- ter auf bie Schilberung ber t'etztgen Thater eingewirkt haben , wenn Aegisthus V. 1594, Choeph. 301 als Weib, Klytdmnestra Ag. V. N als «'l'l)(>v/30l^05 vorgesuhrt wirb, gleichwie auch OresteS nicht minber, benn jener Damon, als Schlange, o^^. Dagegen bap zwlfchen Hyane unb Hunb arge Fet'nbfchaft besteht (Sirach 13, 17), wahrend bte Rachegeister, welche bem Verbrecher nachjagen, c>xorot x^cc hetpen (Choeph. V. 9l2. 1051), fallt'fur uns zur ©eite. Die Hyane wurbe hiermtt Vertreterln allein ber ©chulo; wir meinen aber, mil Betonung ihrer Doppelnatur ben Kern ber ©ache getroffen zu haben.

Ein letztes 3kugnip fur unsern 70^05 u'^a^o^ gewahre ich in u'^«5ov 7«toc V.557; bie Ungewohnlichkeit bes WorteS veranlapt mich zu glauben, bap Aeschylus jene Formol bem Laute folgenb lehterer nachgebilbet habe, wie biefe selber erst nach «'^/a5ol- 76^05 (Schuhfl. 308). Diep burfte bei emem Schriftsteller ber vorllas- sifchen3eit, welchem eine Menge Wenbungen unb RebenSarten nicht aus Lekture gang unb gdbe stub , kaum befremben. Er war geno- thigt, felber erst mancherlei zu versuchen, Vieles neu zu prdgen ; eS war noch nicht ein Schatz ber Schriftsprache bei <hm in Saft unb Blut ubergegangen. Aehnlich wie Iemanbem, ber eine frembe 3unge angelernt hat, ihre Etymologien leichter bewupt bleiben, konnte auch Aeschylus besser, als seine Folgezeit, Spracherscheinungen ob- jektt'd anschauen unb ein Ohr haben fur ben Laut an sich. DaS Beifpiel steht, wenn ich recht sehe, keineswegs vereinzelt. Es mag 3«fall fein, wenn Ag. 744. 750 auf cclk9X« so balb 76,e9Xov folgt; unb ich mochte nicht behaupten, bas Wort FopvoHt^c Choeph. 154 habe ben Dichter an ̂ o^v^^t^^^ erinnert, unb nur bephalb schwinge im Folgenben Ares stythisches Gefchop. Auch hat er feinen ^tn/ta^r/5 Pers. 223 nicht nothwenbig nach /7t)^ta^> «5 (Choeph. 1026) gebilbet; wahrfcheinlich aber ttTi^o^cltxro^ ge- gen ben nicht anzusturmen (vgl. 7i^o(/3«^t^) Schutzst.763 nach a7i^0^^txro5, Ag. 466 ra/,'.t40L05 nach r«^^' 7l 0^)05 V. 465; Md so wirb t'hm auch Tlv^l's 710^05 ©chutzst. 976 ben TloXv^

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Page 11: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

3ur Kritik unb Erklarung bed Aeschylud. 423

n.ovr05 977 zugefuhrt haben. 5ch met'ne schliehllch , von biesem ©tanborte aud bem Verberbnisse Choeph. 828 abhelfen zu konnen.

Die Zufammensetzung <)ki^ttr0l7l«^5 beanstanbe ich schon bed Begriffed halber, bte Parallelen Hermann d aud Ag. 166, Choeph. 384 bewet'sen zu wenig; unb wenn bad Wort an unserer Stelle, wo ed Ueberlieferung, sich nt'cht bewahrt, bann werben wir ed auch nicht Cum. 358 in ben Text erst et'nsetzen, ba bad Nerdmah baselbft burch ̂«i/««rl)l7ra/c5 (vgl. H«^«()re« Ag. 515 unb stt'^lH/ltH/ttae Eum. 745) sich in Orbnung brt'ngen latzt. 3nbem wir vom gram- matischen ©ubjekte noch absehen, ist doch fchon so viel beutlich: Aegisthud befurchtct em «/^3 fur ihn, ber vorher schon auf schwa- chen Fusien stehe; vgl. Ag. 802: «/^05 ̂ 71X0,'^ rm ?l57i«^k^i t-vliov. /?^l!ci^k^ xiX. fetzt em Fruhered, bamit einen rclativen An- fang bem lkXox gegenuber; unb biesed Verhaltnitz follte in bem Abjekttv zu «^5e>5 ausgebruckt fein. In Hinblt'ck auf bie Variants ^0^0^ (vgl. 710^05 Pers. 752 fur 710^03) lese ich fur <fel^aro- c7r«^65 Po'z/tz, nunmehr lfe/^aio^ rk^e^^^o^. Wteberholt in ben Choephoren unb anberwartd schlietzt bieftd Abjektiv ben Trimeter (V. 535. 208. Prom. 513); unb man kann sich ber Vermuthung kaum erwehren, ed klinge ckw^arw? rk^ec^o^o^ V.649 hier einem: Ohre nach , bad auf Laut unb Tonfall bed Versed lauschte. Den 3usammenhang im Uebrigen anlangenb, lehrt bad anschliestenbe ^ bah vor /eo^v^ ts' ein Akkusattv, folgenbed ro^e, ̂atz ein Neutrum audgefallen ist, welched mtt ^090? ck' 'O^e'lirov zusammen ben 3n- halt ber P«rt5 angab; unb ed must gewaltsamen Tob audgesagt haben, well naturlichen Niemanb bem Aegisthod zur Last legen wirb. Ferner ist Fo'^o^ unpafsenb; benn aufgeburbet haben must man bem, ber nachher bie Last tragt, unb rsji Tl^ooHk? iXx«/^o^rt sottte sich an bte Person, welche mtt biesen Worten charakterisirt wirb, anlehnen. Diesed lju^otx, welched sich an bie ©telle von e^oe setzte , kann ben fehlenben Verd bed Metrumd halber begonnen, ald Dativ sich an tP,^k(io?angeschlossen haben: Aeschylud, ber so hausig von Meer unb Seefahrt seine Tropen borgt, schrt'eb etwa (vgl. V. 655. 727. Eum. 206) :

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Page 12: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

424 Zur Krt'tik unb Erllarung beS Aeschylus.

Den lehtern AuSbruck braucht eben von bes Orestes angeblicher Katastrophe SophokleS (Elektr. V. 1444), auS bessen Antigone (V. 98?) Hermann nicht ubel Lust hat, auch Prom. 897 ̂ «- x^«/co^t5 einzusetzen. Orest wurbe naturlich im Palaste wetter befragt um bie Art femes Tobes; btefe kam mit bem Erelgnifse felbst zu ben Ohren beS Aegt'sthus ; unb es scheint bavon , bap sie ft angegeben wurbe, in bem Vergleich? V. 1018 ff. noch eine An- deutung zu liegen.

Noch biefer Abfchweifung wenben wir uns wieber zu ben Be- griffen von Schulb und Strafe, auf welche bte Erorterung fiber ^a'i/05 gefuhrt hatte, unb holen etwas wetter aus.

Wenn wie in ber Orestea bte 3eit ber Hanblung um vt'ele Iahrhunberte bis in bos herotsche 3eitalter zuruckliegt, fo wlrb der Dichter wohl, foweit sie fur fetnen 3weck ausreicht , sich an bie Sage halten , unb bas Alterthum in beffen eigenem Lichte sehn. Allein je weniger echte Kunbe uberliefert tst, je fchwerer es halt,- eine orbentliche Anfchauung ber Vergangenheit zu gewinnen: besto weniger wirb er auch auS sich heraustreten unb von ben 3ustanben unb Ibeen feiner Gegenwart sich losret'pen konnen. Er wirb boch meist fur bie Darstellung bes Gewefenen folche Farben wdhlen, welche noch jetzt frisch unb lebenbt'g sinb, wirb bas Ietzt in daS Einst hineintragen ; unb bie concrete Wirklichket't wirb bermapen bie Vorwelt uberftuthen, bap sie gleichfam nur in einzelnen fernen Bergfpitzen fiber bie Gewaffer hervorragt. Die auftretenben Perfo- nen werben also fchon vielfach fprechen wie Burger bes Aeschylei- fchen Athens, als bie in geregeltem Staate leben, sich in gebildeten Verhdltnissen bewegen; es bars uns nicht wunbern, wenn von "d- X«5 -- Staat, 7ioX5rae, 6^05 bie Rebe wirb, wenn man ab-

stimmt in gerichtlicher ober Volksverfammlung u. bgl. m. Aefchylus wohl, zu bessen 3eit Verbinbung mit Aegypten unb Libyen ldngst ersffnet war, konnte von ber Hyane reben, aber nicht ffiglich ein 3eit- unb Volksgenosse Agamemnons. In ben Anfdngen bildenber Kunst mochte ber Athener bie Bemerkung machen, Ag. 400, im Man- gel ber Augen fchwinbe ben Bllbfdulen aller Liebreiz ; unb fo moch- ten entwickeltere gefellschaftliche 3«stanbe z. B. fur Verbrechen und

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Page 13: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

3ur Kritik unb Erkla'rung bes Aeschylus. 425

©trafe bilbliche AuSbrucke zur Verfugung stellen, bie im Munbe von Orest unb Klytamnestra ben Abfchreiber befrembeten unb barum unter feinen Fingern verborben sinb.

ES ist nicht biefes Ortes zu unterfuchen, wem bie Rebe Choeph. 677-85 zukomme. ES fcheint allerbings: ber Klytamne- sira; aber entfcheiben laht sich erst auf bem Grunbe bes hergeftell- ten Textes. Bei Kleinigkeiten wie S7lw7i«5, wofur ich e^a)7i«5^ lefen mochte, halten wir uns nicht auf, unb bie 3uruckstellung beS V. 681. hinter bie zwei folgenben erlennen wir als nothwenbig ; zu thun ist es unS um 7i«(,o5o«? e^«'^kt, die zwei letzten Wort

Unbebenklich lefe ich 7i«^ovl7« civ^^«^^. 3uvorberst laffe man sich burch VV. 763. 233, in welchen OresteS bie Hoffnung beS Haufes heistt, nicht beirren; cX7l/5 ist wie Ag. 1396 Er- wartung, Beforgnitz, unb zwar hier, ber Racher OresteS werbe erscheinen. Diefe Befurchtung linberte ober befchwichtigte bas Larmen auSgelassener Lustigkeit; abeil' nun ist sie verfchwunben: bie k^Tl/s «7i0l7c?« (vgl. Soph. Clektr. 306) ist eine 7i«(lovl7« civ^- 7C«^^', em ©chuldfchein in Hanben, ben man zuruckerhalten hat. Bis bahin war baS Verhaltnitz umgelehrt: bie n«(>oi5l7« k).7i/5 war ber in frembe Hanb gegebene ©chuldfchein, - in srembe Hanb, sofern sie nicht Herr uber ihre Angst waren; ©chuldschein, inbem bie Furcht vor ©trafe bas Merkzeichen, gleichfam bas ausgestellte Vekenntnih ist, bah man ©chulb zu bezahlen, b. h. ©trafe zu gewar- tigen habe. Aber also wirb baS Verbrechen auch wie eine ©chulb an Gelb unb Gut betrachtet : eine Ansicht, bie in ro^k<).0>k^o^ ober a'^r^7l0i^« Ti^ttlilitt^ ?i^axrai^ al^ttro^ xr^. (Choeph. 307.

Perf. 471. Eum. 317. 613. Ag. llO, wo Hermann mit Recht 7io^«5 einsetzt) ausgefprochen ist ; unb im felben Style wurben, wenn eS eine Unterlasfungsfunbe ist, bie 3wangsmittel, bie wieber- holten Buhen, mit welchen mir meine Psticht abgeforbert wirb, als 3infen vorgestellt werben, bie fo lange zu bezahlen , bis ich meine ©chulbigkeit thue. Dietz merken wir uns fur Choeph. 1029. ©tatt ro'Twv ober r«^«) lefe ich hier vielmehr roxwl,, ben ganzen Vers:

roxcol^ ̂«^) o«/r/5 rc^^« rwl^l)' e^/^erae Denn Niemanb biefer3insen3iel erreichen wirb.

Mus. f. Vhilvl. 3t. F. X. 28

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426 Zur Kritik unb Erklarung beS Aeschylus.

An gleicher ©telle im Verse sieht reo^« auch Prom. 259. DaS uberlieserte 7l^o^^kr«e liepe sich in fosern ertragen, als bann gerabe ber zwar erlaubte, aber feltene Anapast zum Verderbnt'p mitgeholfen haben biirfte; unb moglich ware so auchovrl Tisua^/earw^. All-in bas treffenbere cPl^eedHnz stellen wir auch um bepwillen her, Weil ?l()05 aus bent folgenden n^o^o^ae hereinkommen tonnte. In jebemFalle mup roxw^ bleiben. So fchreibt benn Hermann Ag. 403 ckoxoel fur ̂n,. Die Zinsen sinb naturlich nicht bt'eje- nigen ber ̂^<«, fonbern biefe, allerbings eigentlich eine a'/lv^a^- ^«rv5 (V. 272) , besteht auS ihnen ; baher rw^e. Die ©trafen sinb enblos; unb fo wurbe er auch nut Aufzahlung berfelben nicht zu Enbe kommen. Wt'r vergessen hiebei nicht, bap ber ZinSfup hoch war, unb bap monatlich bezahlt wurde. - Wollten wir ubrigens 71005,- Lcrae lesen, so wurbe ber Umstanb, bap bas gleicheFuturumfastun- mittelbarfolgt,uns baran nicht hinbern burfen (vgl. a7io^^l<^«5V. 253 unb 255, ̂ k«l(ltro^ unb ?t«^ero?Ag. 1022. 24). /l^ot7^/^kl«^ Meineke's, welches Hermann ausnimmt, wurbe nur bann angehn, wenn wir uns burch ^e^aro^" vom hanbfchriftlichenTerte entfernen wollten, ober - wenn 7li/^«5a)p mit ̂«?w echt fein konnte. LetztereS aber entstanb fogar erst aus ro'3a") vielleicht imHinblick auf ̂Tiearo-

Ytvl7<^o^©chutzst.456, wahrenb wir zu ̂ w^cke ein passenbeS Nomen brauchen ; bagegen bas bem Aeschylus unb auch ben Abschreibern sehr gelausige 7l^e« lasse ich in biesem Revier bes StuckeS nur V. 1057

stehn. Von ba t'st rw^l^e 7i^e«rw^ in N. 1050 eingebrungen. Das beutenbe rw^c ist gewip unrichtig; benn bap ,/biese" gegen- wartigen ni^ttr« sie selbst, nicht blop ihre ̂c)'§«e sinb, lcige schon in rw^Fe, unb braucht uns bann nicht mehr gesagt zu werben. Wir

schaffenbaS storenbe cke hinweg ; geschrieben hat Aeschylus vermuthlich :

Wahnbtlber finb eS nicht ber nach mir llafsenben; Denn klarlich bie ber Mutter grimme Hunbe sinb.

Der Dativ k^o/ sieht wie bei «>7)k(,ee^ V. 837 unb in

xevFv^tz) /3aXt^ ©ieben gegen Theben 1032 ; unb z. B. ^05

xk^vw'5 lefen wir bei Aristophanes. ES bebarf in biefer Gegenb ber Text noch weiterer Heilung.

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Page 15: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

Zur Kritlk unb Erklarnng beS Aeschylus. 427

V. 1056 lann ber Chor ben Orest nlcht bebeuten wollen, es feien ihm alle ©uhnungen abgeschniiten bis auf etne ; vielmehr hat er ihm uberhaupt Me Aussicht auf Entsundigung zu eroffnen. Alfo nehmen wir ben Vorfchlag c^ c?oe xa^a^o'5 nicht an. Ihm ge- genuber ndhme es sich feltsam aus, bast Eum. 274 Orest 710^0^5 zeasa^<uov5 kennt; unb gemeint fein wurbe ©uhnung burch ben Lon'aS (Sum. 280): fo brdchte aber baS anknupfenbe lfe nichts NeueS. Ich fchreibe ioo5 x«H«^y'5 - ©uhnopfer gleicht a u S, ndmlich beine That, als Gegenleistung statt ber ©trafe, kommt ihr glelch, wiegt sie auf. Im Weitern hatte man wohl Recht, bie Moglichkeit batz em folgenber Vers ausfiel, nicht zu beachten; biefe Rebe bes Chors fcheint in Ordnung. In ber vorhergehenben hat Hermann V. 2 Nolhiges verbessert; bagegen in ber ndchsten von ba stohe ich zweimal an. Noch bei Hermann lauten bie VV. 1048.49:

Fur bas ungehorige Tinr^/ mochte Hermann felbst lleber z<ea^ lefen, allein wie konnte auS diescm bei Aeschylus hdusigen Worte em fo undhnlicheS entstehn? /7«(,k)e wurbe graphifch sich von 7lnr(>/ wenig entfernen, 7i«()H/ noch wensger; unb ber ©inn, beibe Male ungefdhr ber gleiche , ldge recht. Freilich wirb elne kritische Vermuthung nicht baburch empfohlen, wenn sie elne Ausnahme, eine ©eltenheit fetzt; allein fparlicheS Vorlommcn lapt etne Form ober Formel auch unbekannt bleiben unb fetzt sie bem Verberben auS. ©tellen wir uns boch einmal auf btesen ©tanbpunlt, fo mochte ich nicht fowohl glauben, bast na^ex hicr fur Tl^l'z befrembete, als vielmehr, bah em Abfchreiber an 7l«^a/ Anstost nahm; unb ich mochte meinen: Aeschylus fchrieb 7ia^«/ wie fonst nirgenbs, wdh- renb boch ^«/, gerabe ber Wortbrechung halber. Die ©telle Ag. 1014, WO ich Hv?«,h r^l)' lefe (ovrvt ̂>v^«,i/ r^<)' c^oe ^oX^' 7l«^« i(,,/3«p) ziehe ich nicht hieher. Wenn wir nun aber auch in biesem Falle nicht mt't volliger ©icherheit entfcheiben konnen, fo lefen wir urn fo zuversichtlicher unb urn Eum. 91 unbekummert im folgenben Verse - /uH ^o/3ov ̂ev c7w7rvX,. - M/j Pv/3o5

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428 Zur Kritik unb Erklarung bes Aeschylus- ?l)ew? TioXv ber Hanbschriften hat Porfon in /«?) ̂o/?ov ?l>ew Tio^v verwanbelt; allein von vorn muhte ber Leser geneigt fein, ^>o^o5 hinter ^^ fur ben 5mperativ , baS von /^ getrennte ^txci, fur bie erste Person bes Singular zu halten. Alfo begunsiigt ber Augenfchein biese Verbesserung keineswegs ; unb fie wunschen nicht, batz er sich blo^ ein wenig furchte, sonbern er soll sich gar nicht furchten. - Unser ciw/ioXec, anberwarts Eigenname, ist mit <7wl7i- 7ioXt5, welches Eigenname unb auch Appellativ, basselbe Wort, vgl. ^cuxXc?/5 , ^w^oeri^, ^w/lar^o^ mit ^coliexXc?/^ u. s. W. Z ^w-

?lar^o5 bei 3osephuS Arch. XlV, 10, 20 scheint sogar mit ̂a)l7t7i«- ^05 §. 22 Eine Person zu fein. Auch kommt bie Sache felbst, Rettung bes StaateS, hausig bei Aeschylus zur Sprache, unb zwar bieh mit ben unserem ow' 710^5 entsprechenben Ausbrucken <7wr^ 7ioXkw5 , ow'^key TioXty , 710^^5 oc'<?wor«t u. s. w. (Sieben gegen Theben 806. 730. 785. 257. Pers. 342. Eum. 696), gegenuber von 6Xk7iroXe5 Ag. 666, 7ie^c'7lro)>t5 Pers. 66. 3a eben hier nur sechs Verse weiter oben ruhmt Derselbe von Demselben, bast er n«t7«v '^^ki«y Tio^ey befreit habe ; unb mit biefer Anerkennung steht bie Anrebe liwTlvXt noch im Zusammenhang.

Wir haben ben Fehler hier von bemselben Standpunkte auS verbessert wie ben vorigen: waS bem Abschreiber ungewohnt war, verbarb ihm. Aber eben so mag es oft geschehn sein, bah ihm z. B. eine gewshnliche Wenbung im Sinne lag, beren er bann zur Unzeit sich erinnerte. 3nbem er einen Bestanbtheil berselben sieht, meint er auch bas zweite Wort zu sehn , ober vermuthet , basselbe werbe folgen; unb fo anbert er unbewuht einen Text, ber auch fur ihn nichts Schwieriges hatte. Die erste Abweichung erheischt bann aber noch eine , urn bem Einbringling im Zusammenhange seine Stellung zu sichern; unb fo geht eS fort, wie bei ber Luge, wie bei ber Sunbe uberhaupt, bis ber Verberber zuletzt in bem Wuste, ben er geschaffen, stecken bleibt. Diefe Bemerkungen lnupfen sich mir an bie Worte Ag. 1630 7?^/> 7i«9e5y xr^. , wo ich baS folgenbe H- '^ayrk5 Oder k(,'§a?r« beanstanbe , als welches aus ber oben behan- belten Stelle V. 1531 hereingelommen fei. Der eine Mitzgriff hat rings umher Verheerung angerichtet. Noch weitere aber stehn mit

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Zur Kritil unb Erklarung beS Aeschylus. 429

ihm in leinerlei Verbinbung; unb wenn gegen Enbe wie ber Choe- phoren fo auch beS Agamemnon sich bie Fehler haufen , fo setzen wt'r bas auf Rechnung ber Fluchtigkeit unb Nachlassigkeit, welche ermubet zum ©chlu§ eilte. Ueberliefert ist 719 ,V ??a3t5l, c«o^«V'. res (ober F()3«l5tt) xai(l0v /^^ ^"l)^ W5 k7?^«^a^k^; von

Heath wurbe (arc^ya^ac) «^kt>, von Hermann c<oya^rk5. «'^xt5v vorgeschlagen ; unb allerbings an der ©telle von x«t()o^ wirb billig em Infinitiv erwarlet. Nllein wc 6??(,a"5«^e?, mihlich fur a^k5z, wie fur «?xl5l>, giebt einen verstanblichen Wink, bast ^Hv debsbat btetzmal nicht fur debui886t sieht. Der Insinitiv mutz et'ne geschehene Hanblung , an welcher bie ©precherin sich be- theiligt hat , ausbrucken ; biefe kann aber auf nichts anberes Bezug nehmen, als - urn was es sich eben hanbelt, - bie Ermorbung t'hres Gemahls. Also lese ich xa^ktv (vgl. Choeph. 9l8: exa?^ 0^ ov ̂ c^) unb vorher «^«lr«, wozu racs' Akkufativ bes Ob- jelts; man hat V. 1496 zu vergleichen, wo im Munbe Derselbeu Derfelbe ̂«l«?s/i r/oa^ «7it^ ^c^^, benn cxr/^tt 0 xa/^wp V. 1529. - Aus «(>3a^« entstanb zunachst nach Vorschrift von V. 1531 als zu n^/p 7ia^e5^ gehorig i^«^« ; unb bieses wurbe welter in k^'^avre^ verwanbelt, bas rein uberfiufsig als Apposition zum ©ubjekt ber Allgemeinheit feines BegriffeS halber sich matt genug ausnimmt. Unvertraglich aber mit bem ubrigen ©atze, zu welchem eS nun zahlte, fcheint ^ztt^re^ jetzt auch ben vorherge- henben Vers verborben zu haben. Wir fchreiben ihn vorlaufig nach Porfon wie folgt:

Fuhlenb, wie ungeeignet biefeS 7ie7l^w^^ov5 ist, verlangt Her- mann orti/e x«/ civ ̂oi ̂ k^o^e^ xr).., ft bah ber KonigSpalast, als bem Aegisth befchieben, mit barunter fei. Allein bie anbern Haufer waren bann boch auch unb nicht fchlcklich TlkTi^w^e^oe. Und steht benn Aegisth ber Klytamnestra mit ben Greifen auf gleicher Linie? unb will sie allein zuruckbleiben? ©ie sollen ihrer Wege gehn; wohin, ist gleichgultig: warum nun gerabe ^sc Fo>ovc? Prom. 87 heitzt eS einfach cue^co^e^, ©chutzst. 484 cirez/oer' «>". ©omit stehn bie Worte 71^05 Fo^ovc 7ik7l(,w^^ov5 mutzig ba;

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430 Zur Kritik unb Erklarung beS Aeschylus.

afar sie wt'irben sich sehr toohl eignen, bte ztoelte Halfte von V. 1635 zu bt'lben; unb bas borttge ck«,'^o?o5 7ik/«co^k>ov5 stanbe schicklich hier. Mt't ihren Reden verfuchen sie zunachst nur ben Aegt'sth, nicht ben Damon, b. h. Gott ober t'hr ©luck; toohl afar biest, toenn sie zu ben Waffen gretfen, toenn sie et'n Wagnist be- gt'nnen , vgl. Choeph. 506 , woselbst H^i? fur ^^ hier hinter ^e- (>0?re5 bewet'sen mag. Die Fo'^oe 7?k7!(,w^k'poe anbererseits (vgl. /3«t7^c^( 7lt?i()cl)^k,o5 Pt'nbar Pyth. 4, 61) sinb bas ihnen von ©ott gefetzte Herrfcherhaus bes Aegt'sth unb ber Klytamnestra, welche baS Konigthum ansprechen(V. 1608; vgl. V. 1586. 1601 f. 1315). Die Voranorbnung ber Worte cka//ty^o5 TlSt^w^cpov? verfuhrte leicht, thre Abhangigfeit von 7l^/> 7ia^c,>, welche ber Akkufativ siatt ?ie/^co'.«t^c)t sichert, zu verkenncn; unb nachbem k^aprc? herzugetreten war, pasiten sie vollenbs nicht mehr; ber Umstanb aber, bah bie parallelen Worter mt't beufelben Zet'chen begmnen unb auch enbigen, beforberte bie Vertaufchung.

Betreffenb nun ferner ben folgenben Vers, so wirb bie Kritik es zu nichts bringen, fo lange sie nicht ben weitern: i)a,^o^oc /oX?Z /3a(,k,« ckv(?v^w5 TieT^i^tt'^o, heraufruckt. An gegenwar- tiger Stelle werben bie Worte bloh befagen: ̂o^e^a, well wir murbe gemacht sinb, aber bie Nezt'ehung: wie fo murbe? ware nicht beutlich; uub zugleich erhalten an ̂o/^ueH' av sich lnupfenb bie Worte etnen ©ebanken, welchen Klytamnestra ben Fet'nben gegen- fiber gar nicht auSsprechen barf. Vielmehr ber Vers fchlieht sich an k?i^a'^<ev an unb begrunbet^c^/ hier tot'e auch B. 1445, wie ber Chor V. 1436, fchiebt Klytamnestra thre That auf ben zurnenben Damon bes ©efchlechtes, vgl. 1449-52. Nunmehr toirb wit jenem anbern Verse ins Reine zu kommen sein. Die Verbesserung Her- manns ̂o/^e^' «v leibet keinen Zweifel; eS liegt aber am

^nschsten, /,wir" auf Diefelben zu beuten tot'e in e?iL0l'T«/<kv, also auf Klytamnestra unb Aegifth. Alsbann jeboch trilt biefeS thr cke- )<ea^at bemjenigen bes Chors V. 1624 gegenuber, ber ben Kampf aufnehmen wollte. Klytamnestra rath zum Frieben, eben ben wirb sie gewist gerne annehmen ; t'nbeh hangt berfelbe nicht von ber etnen Partei allein ab. Rnch ihrem Gefuhle ift beS UnheilS genug ge-

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Zur Kritik unb Erklcirung beS Aeschylus. 431

schehnV. 1626; es kommt nur barauf an, ob ble Gegner ber gleichen Meinung sinb. Also lefe ich statt bes uberlieferten ei <le roe ser^.

So ergiebt sich zu Schluffe ber ©ebanke, auf welchen bas Vorher- gehenbe hlnsteuert: wir haben nicht jetzt eine Frevelthat neu aufge- stettt, fonbcrn fruheres Verbrechen burch bessen Bestrafung aufge- hoben, unb zwar thaten wir bas unfreiwillig. Die Sache follte hiemit ausgeglichen unb erlebigt fein, unb fur uns ist sie es ; wenn's euch fo recht ist, fo sinb wir eS auch zufrieben u. f. w. - ^0/ fur ro^ auch Choeph. 1053. Prom. 1025; wollte man aber ?« - ?,?/ lefen, fo wurbe baburch (vgl. ei' re 5 V. 1633) nur eben 00/ vertreten fein.

Ich habe einen Vers um einen verseht, fehe bagegen keinen hinreichenben ©runb, We Folge ber VV. 1626. 2? umzustellen, unb noch weniger, V. 1635 alS Wort Klytamnestra'S unmittelbar hinter sie zu orbnen. Wenn ich aber eben barum nicht nut Her- mann, welcher Prom. 1043 vergleichen konnte, a^/05 5tk)/« er- ganze, bann boch auch nicht o^elcf/l7«l , woburch fchlietzenbes « von x(>«rovvr« zu Verluste geht, mit Robert Enger, Weil ich vorher nicht tt^«(,rl^, fonbern bas hanbfchriftliche u^a^H fetze. ^ett^i-k^ liesie zunachst an eigentlichen unfreiwilligen Irrthum ben- ken, unb fo wurbe AegisthuS sie entlasten, bie er boch im ©egentheil zu belasten sich^lnstrengt; anbererscits ist bei bieser liw^^co^ ^w^?/ weniger bas Erkenntnitzvermogen, als ber Wille betheiligt, fo bah zweifelhaft erscheint, ob man t7wP(,opo5 ^,^^5 «^«(,rt5^ fuglich fagen konnte. Aeschylus fcheint mir gefchrieben zu haben:

unb vereint befcheibner Meinung nicht ben Herrn zu wurbigen.

Die 7vw>y ist Meinung, welche ausgefprochen wirb, trro. ^«ro5 ^w^«^ V. 1442. Das Zeitwort are^a(c«^ (vielleicht) B. 1027, Cum. 704, Schutzfl. 877. 152. 363, Sieben gegen Theben 1002.

Die folgenben neun letzten Verse beS Drama's bieten mir, wie sie jeht gelesen werbett, zu Einwanben welter leinen Anlaff,

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432 Hur Kritil unb Erklarung beS Aeschylus.

ate bap ich V. 1639 Pk^m'ra? nicht recht begret'fe. Die ©reise getrssten sich ber Heimkehr bes Orestes; Aegisth erwlebert:

Allein wahrenb sie ble Hoffenben sinb, ist ber ̂ev/cu^ vielmehr Orestes. Zu bem ©ubjekt cX^'Fa? ci/rov/lc^^ stellt Aegisth em Prabikat, welches bie ©retfe in Bezug auf t'hre Aeusserung charakterisiren mup. Also lefe man lieber PXv'o!>r«5,- Aegisth fagt: 3ch kenne die Leute, toelche sich mit Hoffnungen masten, als leere Schwatzer; ich verlache e^ure Drohung.

Wenn wlr oben burch Hinzusugung eines Wortes V. l635 vervollstanbigt haben , so war bas kein Wage - unb auch kein Kunststuck; ber Zusammenhang stellte ben Begriff, ber VerS ben Umfang bes Wortes unb seiner ©ylben; unb bas Enbe beS Vor- gangers lonnten toir noch brauchen als Anfang. Depgleichcn war, too wir emen ganzen Vers emsehten, Choeph. 827, Willkur unb bamit Unsicherheit in ziemlich enge ©renzen eingefchlossen ; unb tot- berlegen, als welches nicht bagestanben habe, lapt sich unfer Fabri- lat nicht, ohne gleichwohl volle Gewipheit anfprechen zu bursen. 3m Allgemeinen, fo glaube ich auch, mup bet Kraftubungen biefer Art mit ber gropten Vorsicht verfahren werben, wie uberhaupt beim Verbefsern; lieber bleiben wir am Ausgangspunlte stchn, bei uber- liefertem Texte, ben man wenigstenS fur Material brauchen kann, als bap wir, vom rechten Wege abgelrrt, wahnen, am 3iele ange- langt zu sein. Das Bewuptsein beS ©uchens , ber 3weifel am Funbe ist festzuhalten fo lang als moglich; nichtS peinlicher fur un- ser einen, als eine unbewiefene vorfchnell in ben Tert gesetzte ,/Ver- besserung", bie am Enbe vielleicht wie em ©chonpstasterchen auf beM ©esichte bes ©chriftstellers ober gar als em Kler herauskommt. 3ch fage biep nicht mit unziemlichem ©eitenblick auf ben Mann, deffen lritifche Meisterfchaft sich gerabe auch an ber ©tette, zu beren Befprechung wir ubergehn, glanzenb bewahrt hat, fonbern als Be- furwortung, wenn ich noch einmal an leerem Platz ein paar Wort- chen einsetze, bamit aber es auch genug sein lasse.

Die Epode Choeph. 66-73, Worte bes Chors, ber bienen- ben Welber im Konigspalaste, find von vyrne herein zu dem Sinne

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Page 21: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

Zur Krftil unb Erklarung bes Aeschylus. 433

hergestellt: ,,Mir, nachbem ich aus ber Hefmath hieher verschlagen worben, mefnem Schfcksale kommt zu, Recht unb Unrecht ber ©e- walt Uebenben gut zu heitzen, inbem fch ben bittern Hah ber Seele bezwinge." Nachbem bas Schicksal selbst angegeben fst, wfrb c>o,' burch k««55 r,!/«e5 eperegetisch wfeder aufgenommen; unb fo weft verhalt sich Alles rlchtfg. ImFcrnern schreibt Hermann Fa^vwz, als ©enftlv fur F«xpt'w <)' bes MetrumS halber, unb weft nun bas Flnitum verloren fst, am Schlufse na^o^e^ auf glefcher Ll'nfe mft seLttrovt?^, t"s/)' ki^aim^ aber wirb zu Efnem Worte zu< fammen gezogen: laorimarumque vests celalarum propter lems- raria dominorum lata oecultis d0l0ribu8 korresoenlem. Nun eristfrt aber anberwarts keln Abjektiv ^Pk/^aro^ unb nfcht l)vc« t//earo^ Fn^o^^ttro^ ̂ptXa^aro^ r^ll7w^«ro5 «)<e/^ar05 u. f. W., fonbern ^Pal^arox wurbe analog fefn; allefn man fprach V^at^o5. Ferner wfrb man wohl passenb von Thranen bes Kummers fpre- chen, aber umgekehrt 7ic>^k« l5«>50vwv fchefnt bebenklich; unb vollends kann bfe Abhangfgkeit zwefer Doppeldatlve, beren efner vom anbern fefnen Genftiv abtrennt unb beren Bezfehung eine ver- schfebene, von einem Dativ unmoglfch gefallen. Wfr muffen efn Ffm'tum wunschen bes Sfnnes von lf«^vw; unb, ba es befm ©e- nltfv F«x(,va)^ fefn Verblefben hat, fo werben wfr basselbe efnsetzen. Urn fo eher bietz, ba eS nfcht am Raume fehlt; benn nfchts hinbert, unb bfe Nachbarschast forbert bazu auf, /uarai0t<7t - bann /««- r«,ot5 - lfkl77ior«^ zu einem Trimeter zu erganzen. Nothig ha- ben wfr zum Zeftwort efnen Akkusativ, von welchem Fax^'ai,, ab- hange, unb burfen auf einen Dativ ausschauen, von ̂ 710' regiert unb ei/tarw^ regierenb. Ich fchreibe:

"^065 konnte Aeschylus vom Thranenstrome fo gut brauchen wie 50 ^0^ Prom. 40 l, bfe ubrigen Worter sinb Aeschyleffch; un^> bas uberlfeferte ^«^v'co 6' ^^>' li^arai^ --- unb ich weine unter ben Klefbern, bfe profaffche Verkurzung unsereS TexteS, erklart sich auS ihm, bewefft fur fhn.

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Page 22: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

434 Zur Kritik unb Erllarung bes Aeschylus.

Noch sinb wt'r nt'cht sertig. Fur rv/aec habe t'ch hier ev/«55 geschrleben; benn ich fehe nicht em, wie ber Tob bes Agamemnon (P. 48) als iuaraef»5 fchickltch bezeichnet wurbe, ober auch bas ©efchlck seiner Kinder. ̂'/a/ l)tc77ioltt^ ht'ngegen sinb hler bie ©ebete Clektra's unb, welche vorauszufetzen, bes fernen OresteS um Rache unb Veistanb, gerichtet auch an ben Vater, wie em folches V. 115 ff. folgt. Dt'ese k^/a/ sinb so viel wie «'()«/ VV. 138. 139, unb «'^«5; stand hier als Erklarung am Nanbe. Als nun aber e^«?5 in r^ae^ verbarb, ba pahte «'(,a5c nicht wetter, unb konnte behhalb um so eher zu bem fruhern ^v^«ek V. 69 zu ge- horen scheinen. Auch hier t'ndest ungeeignet, wurbe «^«55 in «'c- )<a55 umgewandelt, gletchwie umgekehrt a'^ato? an a'^«5o5 erin- nern burfte (S. 9); unb bteses «'c/«55 brangte sich bann wtrkltch fur rv/a/5 ba in ben Text em, wo es bte Harmonie fetner Be- stanbtbetle am wenigsten storte.

Wie let'cht ein Leser, nachbem rv/«/5 eben vorausgegangen, 5v/«e5 statt eti')<«55 zu fehn glauben konnte, liegt auf ber Hanb; ja bie e^/«e unb «'(,«/ felber konnten ihm bie rv'^«t in ben Weg werfen (Sieben gegcn Theben 6l4). Dagegen hat em anbereS Mal Ag. 14 l0 kl.'^^ Hermann fur e^^ in ben Text gefetzt, wo ich uber bte Schwierigkcit bes boppelten Genitivs

boch nicht fo let'cht hinweglomme. ^v'^^ felbst, burch ^ev?o5 V. 1405 herbeigefuhrt, taugt freilich fo wenig etwas als bte bis- hertgen AenberungSvorfchlage; aber wie? Wenn AefchyluS ev^ov^ geschrieben hatte? ̂̂ovc wiirde baS Correlat von Pl^rwg setn; unb wenn sie (bie Kaffanbra) ber Klytamnestra ,,ein Beigericht ih- rer Schlemmeret" hinzusugte, so lag ber Schlutz auf freunbltche ©esinnung ber Wohlthaterin nahe. Der Abfchreiber inbetz theilt bie Leibenschaft ber Klytamnesira nicht, unb hat in ber Regel fur Pathos Ironie Sarlasmen kein Vcrsiandnih. - Was nun bie Ver- anberung von ̂ in ov betrtfft, fo fchreibt Hermann Ag. 1281 nn't Recht ov ̂c^o^ anstatt ^ ^^o^; aber auch ruckwarts ist ber Weg ber glet'che. Choeph. 996, 997 lese ich:

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Page 23: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

Zur Kritik unb Erklarung bes Aeschylus. 435

im Ganzen nach Hermann, nur bah t'ch sein v" 6eck^^^ mit bem herkommltchen o,/ lfk^/^^o^ gleichma^ig verwerfe. Her- mann erklart: Konnte sie, bte von ihrem Gemahl nt'cht gekrankt worben, sondern Kt'nber von ihm belommen hat, burch ihre Beruh- rung arger schwaren machen, wenn sie em Meeraal ober eine Vi- per ware? Aber wt'rb Aeschylus, wenn er bte Klytamnestra eine ©chlange nennt, sich zu bcr Vemerkung veranlatzt sinben, bieselbe set nt'cht gebissen worben? Em Zusammenhang, in welchem von ©chlange unb Vt'h bie Rebe wirb, nimmt boch wahrscheinltch em Beissen ber Schlange in Aussicht. Unb burch blotze Beruhrung schabigt die ©chlange ja nt'cht. O^o5l7« geht auf ̂t'(l«/^« zuruck, welche burch elektrischen ©chlag verwunbet. Der Verfaffer wurbe aber, wie bte Fortsetzung lehrt, schon ht'er lieber bas Objekt gesetzt haben, wenn nur^^a^w transittv unb etwa rs^^e^o^ beruhrt moglich ware. Anstatt also mtt ̂ 6«xo55« fortzufahren fchlagt bt'e Rebe nunmehr in bas Passiv um, welches gleich anfangS beabsichiigt war: beruhrenb ober Gebissenen. Der FaN tst allerbings starker benn jener Ag. 559 , aber nt'cht unmoglich wie bie Vertre- tung passivt'scher Construktion burch eine solche mit bem Altt'v V. 1383 f., woselbst Hermann ben gewohnlichen Text aufrecht er- halt, in welchem t'ch mich schlechterbings ntcht znrechtsinbe. Der Chor hat V. 1370 f. bie Klytamnestra mit bem Fluche bes Volkes unb mit Verbannung bebroht; sie erwiebert: bu bist em firenger Rich- ter meineS ThunS,

- ^c^cti <fc c7oe

NachHermann: lubeo le talia minari, ul meparala imperare mitli, qui vicissim me vi vicerit. Id est minilare, si libel: ego parala sum, si, quemadmodum ego nunc potentior sum , sic tu me vieeris , tcrre imperlum etc. Demgemcih soll e^o5 «^kt^ bebenten: basi uber mich herrstze

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Page 24: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

436 Zur Krt'tik unb Erklarung bes Aeschylus.

(ber ©teger) fur: mt'ch beherrschen zu lassen vom ©teger. Der Umstanb, bast bas Verbum m'cht .transitt'v , wurbe auch bteftmal bte Rebe aktivtsch wenben; unb bas Ausbletben von c^o^ neben nu^- k<7Xtvac7^c>^5 hatte in biefem Zufammenhange ntchts Bebenkliches. Allein es mag von 7ia^ec7>ekv«l7.««t wohl em Insim'tiv abhangen, aber nlcht im Alkusativ mtt bem Insinitiv, fo bah bieser em anbe- res ©ubjekt habe. Das Aktt'v «^tei, leitet gefltssentltch von et- ner Berettschaft ber Klytamnestra weg ; ber Lefer vermttthet von vorne fur 7l«^ec7Xkva<7^«e unb «?/t/? dasselbe ©ub/ekt ber Hanb- lung. Auch leuchtet bie vorgefchlagene Beziehung von ex rwz, o^o/wv m'cht em. Da Klytamnestra ben Chor ntcht besiegt hat, fo mangelt bte v^olo'l^,- er wurbe siegen c^ ^« o^oe«, mbem auS feinem ©lege etne Herrschast feiner uber bte Kont'gtn hervorgehn wurbe, wte sie jetzt uber t'hn herrfcht. Allen btefen Nothen ent- n'nnen wt'r burch bte Verbesserung Tiu^eoxtvtto^c'^. Klytamnestra fagt: Ich rathe bt'r bergleichen Drohungen auSzustotzen nur, wenn bu bich in ber Verfassung befmbest, biefelben, mbem bu mich be- siegst, zu verwirkltchen. Es sinb bas also Reben Zener Art, welche ihr Gefahrlt'cheS fur ben felber, ber sie fuhrt, nur baburch verlteren, bast er thnen burch bie That Folge giebt : wahrlich em viel gewich- tigerer ©inn, als berjenige, welcher mtt Tia^klDeeva^^^^ - wir haben gefehn, wie - erzielt wirb. '^ rw^ o>oiwv, nicht blotz zu /kt(,t ^lx^t7a^r« , fonbern zu «(i/kt? , zum ganzen ©atze ge- htzrt'g, bebeutet: in entfpr echenber Weife, ben Drohworten entfprechenb, mit Verbannung (V. 1373), unb was biefe in ihrem Gefolge hat. Indem man meinte , es werde bas bet'berfeitige Dro- hen, namlt'ch ber Inhalt besselben, parallelt'sirt , anstatt Rebe bes Chors unb fein Thun, verbarb bte LeSart; wahrenb boch 7i«(,eaxev- «li/Uk^^5 (L^ov) wetter ^l^^atia^ gcforbert , bann aber ber ©atz feinen Gegenfatz, ^vv^TiaX^, attsgefprochen hatte.

Ht'nter biefen Beispielen, wie gezeigt, mihlungener unb unzei- tig unterlassener Krttt'l fei es nun gestattet, mit bem, was mir auf dem Herzen liegt, heraus zu rucken. Von bem Zustanbe, in wel- chem sich ber Text bes Alten unb beS Neuen Testaments noch heute besindet, tragen mancherlei Urfachen die Schulb, die fchwerste ber

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Page 25: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

Zur Kritil unb Erklarung bes Aeschylus. 437

Mangel einer strengen methobischen Exegese, ber hinwieberum an- berweitig bebingt t'st. Sollte aber nicht auch in ber klafsifchen Philologt'e em scharferes unb bestimmteres Erklaren, als wie eS gemeinhin geubt wirb, uberhaupt wunschenswerth fein unb zutyal auch fur bas Gebeihen ber Textkrt'tik? Da man in ber ,/pro- fanen" Alterthumskunbe nicht verlangt, bah ber Forscher sich sein Riechorgan erst bogmatisiren laffe, unb em schiefer Kopf zu sein nicht wie bas Klappern zum Hanbwerk gehort ; fo sollte eine grunb- liche wissenfchaftliche Eregese bes Einzelnen hier wohl zu beschaffen unb burchzufuhren sein. Die Erorterung ber beiben letzten Stellen burfte bereits gezeigt haben, bah We Kn'tik im concreten Faffe nur an ber Hanb ber Exegese hoffen lann sich herauszufinben unb her- auszuwickeln; in bestimmtem Bezuge aber auf We Frage unb ben Wunsch, welchen ich eben auherte, bringe ich als cTi^sr^o^ noch ein Exempel bet' , wie ber Kritiker auch brauchbaren tleberrest bes echten Tertes schnobe wegwarf , well er nicht vor allen Dingen als bebachtiger Ereget verfahren mochte.

Choeph. 639 f. sieht Orest vor bem Palaste unb pocht We Bewohner heraus ; er wunscht V. 6^l9 f. We Hausfrau moge erfchei- nen, ober passenber ber Mann; unb nun folgt - nicht ber wirk« liche Grunb, wehhalb er lieber ben Mann sprechen will, sonbern - was er als Grunb, ber ihn bestimme, sich selbst tapfer einrebet. Die /"^^ ore')/«^05 namlich ist seine Mutter, unb bas peinliche Zusammentreffen mit ihr verfchiebt er gerne; We Worte felbst tauten im herkommlichen Texte:

Hier bemerkt nun zu e> ̂ c^l5^^ Hermann: Ineplum est participium praelcriti wmporis. ̂oscl,ylus scripsit eV^s- c7^«tc7^) unb nach Schutz erklart er: sic (si vir cum viro col. loqualur) puclor non reclclit oralianem obscuram. Allein We Aus- sage bleibt mit ̂ ^e^«tc7lv eben so absolut wie mit e^ ̂ 5^9e5- <7l^; unb We Worte besagen so, wie ber Scholiast fuhlte, bas Ge-

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Page 26: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

428 Zur Kritik unb Crklarung deS Aeschylus.

gentheil von bem, was uberhaupt wahr ist unb was hier zu fagen zweckmapig. IeneS sio ist fo ganz erscylichen, bap ber Scholiast vielmehr ben Fall, bap em Mann mil einem Weibe rebe, in Auf- sicht nimmt; unb in ber That fchliept c'^ Xc^alaev nicht auS, bap ber eine Theil ein Weib fei. Lies oeldw^ ^e l5<aXe^^k5t7ll, xrX. -- fich unterrebenben Mannern. Einer, OresteS, ist zur Stelle, ber anbere foll gerufen werben; unb um Ft«^6/el7^«t Han- belt eS sich. Em Abschreiber verkannte ben Gebrauch bes passiven Aorist Flk^c^^i, als Mebium, fetzte baher statt ̂l« vor bem Dativ

vielmehr ev , mupte bann bes Verses halber 7c in bas erwartcte

7«^> verwanbeln; unb - ber Wechfelbalg war fertig. Dap ubri-

gens an ber inchoaiiven Bedeutung beS Aorist stin Particip Theil nimmt, ist bekannt, wirb auch fofort burch ̂u^li^a^ in Erinne-

rung gebracht; unb es fcheint uberstufsig, hiefiir auf ein Lehrbuch ber ©rammatlk zu verweisen.

Eregefe bes Einzelnen ware also bas Losungswort. Aber wir

haben ben Theil aus bem ©anzen zu erklaren, Welches vorher ba

war; unb beS ©anzen unS zu bemachtigen giebt es keinen anbern

Weg , als bie Summe ber Einzelheiten zu burchwandern. Ich fuhre biesen ©egensatz nicht weiter aus; benn was ich zu sagen wupte, wurbe nur ben Werth haben, welcher cinem Glaubensbekenntnifse zukommt. Aber wie eine neue richtige Erklarung, wirb jebe gluck- liche Vertheibigung einer angesochtenen ober Verbesserung einer ver- borbenen Stelle bie literarische Totalitat beS AutorS fur unS erwei-

tern; bie neue Errungenfchaft wirb fofort zum Hulfsmittel ober

Werfzeug, um weitere Siege zu erfechten, fo bap bas kritische Er-

gebnip auch ber Exegese wieberum zu ©ute kommt. Ich halte mich nicht babei auf, bie Zuge, welche sich zum Gesammtbilbe eines

Schriftstellers vereinigen mussen, einzcln namhaft zu machen, fon- bern befchranke mich barauf, an einigen Beifpielen zu zeigen, bap diehfalls felbft auf ©eringfugiges zu achten ist: auf bie Bahnen, in welchen ber Ausbruck, ohne fie gefucht zu haben, verlauft, unb

auf ben Wortervorrath, ber boch vielsach vom Zufalle bebingt wirb. Wir lefetr nach bem zuletzt behanbelten Texte ein Paar Verse wei- ter. Klytamnestra erfcheint unb bietet ben Fremben gastliche Auf-

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Page 27: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

1. ©ette.

1 OE02 Ei TYXA ATAQA1 TYXA1

EPI TQN AIQAAE S2NK02MI0NTQN

5 TtiNZYvKYIAIKAI KEQAAQIUYPQI PffiIBI2lQN02 rPAMMATEQSJEOlAWnOY TAAEQ.M02AN

10 ATEAAO1 PAN AXSiSTOIEKA TONOrjOH KONTA OMNYQ TANE2TIANTAN

15 EMPPYTANEIQL KAITONJHNATON AFOPAIONKAITONJII NATONTAAAAION KAITONAPEAAQNA

20 TONJEAQINIONKAI TANAQANAIANTAN P OAIO YXONKAITON AP EAAQNATON P OTION KAITANAATOINKA1 TAN

25 APTEMINKAITONAPEA KAITANAQOPJITANKAL TONEPMANKAIAAION KAITANBPITOMAPTIN KA1TOMQINIKAKAITAN

30 AMQinNANKAITArFAN KAITONOYPANONKAI HPQA2KAIHPQAS2A2 KAIKPANA2KAIP0TA MOYZKAieEOYZP ANTA2

35 KAIPA2A2MHMANEr& P OKATOI2AYTTIOI2 KAAniOPONHZEIN Mil TE TEXNAIMHTEMA XANAIMHTEENNYK Tl

40 MHTEriEJAMEPANKAI ZTLEYZinOTIKAJYNAMAI KAK ON TAIP. OAEITAI TQN

AYTTIQN

2. ©etfc

JIKANJE QNMHGEQN

QIAOJPHPI £21 5 QIAQKNnz

KAIMHTETAN AINriPOjniEIN TANTnNJPHPIQN MirlTEOYPIATA

10 TQNJPHPIQN MH TATQNKNG 2IQNMFIJEAN

JPA2T0I2P. 0 AEMIOIZnPOjQ

15 ZEINMHTEJPH PI0Y2MHTEKNQ 2IOY2MHJE2TA 270 Y2APSEINKAI iniZTAIIXONTI

20 ANTI02TEA0MAI MIUE2YN0T'm^l AZ2YNASEIN MllTEEM.nO AEl MHTEESOITA2

25 nOAEQZMHTE AAAQI1YNTEAE 2QAIEUET1NA2 KAriYOQMAIlY NOMNYO1STA2

30 E^ATTEAIQ. TO Y K O2MO YTOI2T1 A I AZINEIAETAz/E MHKATEXOIMI TOY1TEMOIQEO Y2

35 TO YZtiM02/lEM MANIA2HMHIN liANTA^TEKAlRA ZA2KAIKAKIITQ OAEQPQlESOAAY

40 ZQAIAYT02TE KAIXPHIATAMA KAIMHTEMOirAN KAPIIONOEPEIN

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Page 28: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

£afel gu ©cite 43.9.

2* (Sefte.

INJE HOEQN

iJPHPI £21 'KNQ2 5 UMHTETAN IP0/I&2E1N rnNJPHPIQN EOYPIATA VJPHPIQN 10 TATQNKNG

NMHJEAN roisno roiznpojn MHTEJPH 15 2MHTEK1SQ ?MHJE2TA SAPSEINKAI VA2IX0NTI 02TEA0MAI 20 52YNOMQZI NASEIN iEMflOAEl 1ESOITA2 1Q2MHTE 25 U1YNTEAE UJETINA2 YOQMAI1Y 1YO1STA2 FEAIQTOY 30 OYTOIZTIAI ilzJETAzJE 4TEXOIMI TEMOIQEOY2 2M02AEM 35 A2HMHIN ^AZTEKAITIA AIKAKI2TQ PQIESOAAY 4YT02TE 40 PHIATAMA rHTEMOirAN ION0EPEIN

3. <Seitt.

II

NAE2 en. toys AEQIH. . El ZKATAQA

MENOMNYQ T. . 2 A. T.O2A0POOYZ HMANErQTONKO 2MONAIKAMHESOP KIBQN TITAN A TE A AN TO YZTO KAEV TAYOMENO Y2TON AYTONOPKONTON nEPAMEzomnnio KAME2EMBAAEIN E2TANBQAANAI KAAI1O2TANTI TOYMHNOZTOYKO MNOKAPIOYHTOY AAIAIO YAJEB&AA nPABANTQNEKA 2T0NT0NK0ZMI 0NTA2TATHPA2 IIENTAK02I0Y2 A QAZKAEMIAJHI AMEPA2ENTPIM EN. Al4EAI21O2EIEm AITPAVANTON EZJEAQINION OIZAKAMHFLPA SONTIXPHMATA TOYNOMAEIIII1ATPOZ KAITOllAHQOZTOYAP TYPIO YESONOMAINON TEZOTUEKAn PA»ON TITAI2ETAIPEIAI2IN JA22A20QZANTA2 EMJOL OAEIKAIEin El TINENOYPEYnNTIJPHPIO

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Page 29: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

$♦ @efte.

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4. ©ette.

EAABQ.AAA TAJirLAOA ZANTONTLPA T&N/1EOIEIE YTAI OlTQNANQPnniN£2N KAIJAZZASenZAN KATATAYTA TAJE YTl 0 MNAMA TATA2JPHPIA2 X&PA2 TA2APXAIA2TOI2 ETIiriNOMENOIZAZ (I) ZT0I2T0NTE0P KONOMNYMEN KAIKATEXEIN KAIOIMLAATIOI EI1EBQAEY2AN ENTAINEAINE MONHIAITAnO AEITAITQNJPH PIQNENEKATA2 XQ.PA2 TA2A MJ2TA2JMQI MAXOMEQA NIKATHP TAZATEAA2 KAIEAAIANE KA2T0NOYTEY EIN KAI TEQPAM MENANAflOJEI QH) EAIO2JEKAMH OYTEY2EIAU.0 TEIIOIZTA THPA1TLEN

THKONTA

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Page 30: Zur Kritik und Erklärung des Aeschylus

Zur Kritil unb Erklarung beS Aeschylus. 439

nahme an: zu haben sei warmes Vab, bes Muhsals Linberungen, Nachtlager, Ft^aiai^ r' o^a'rw? 7ia^0lX7i'a (V. 657). Wenn nun Hermann o^n^'a^ fur o^ttrw^ liest, fo will ich Weber fragen, ob bieselb?n nlcht unter ^k^r^'oece begriffen feicn, noch auch, ob nicht ^e^yee^ selbst ben Dlchter ihm unbewuht auf Me Augen gerathen lassen konnte: fchon ber Vers Perf. 167:

in welchem ©egenwart Auge ist , latzt mich jebe Aenberung von o^tarwv verwersen. Aeschylus bietet anberwartS auch ^v/op unb 7r^5^tk^L5 cl^tt Schutzfl. 185. l93, ^)i^t« V^^«I« Cho. 797, vielleicht lt(,7l^^ ^<« Cho. 235; unb vullus doni (Ovib Ver<

wanblungen Vlll, 677, auch am Schlujse), bie Schilberung ab-

runbenb, fcheinen mlr ein unentbehrlicher Zug bes BilbeS. Alfo hier lehnen wir jebe Verbefserung ab; aus ahnlichem ©runbe neh- men wir sie em anberes Mat an unb auf. Wenn Aeschylus Prmn. 429 von einem o^a^o^ 710X05 spricht, so lonnte er auch ebenba V. 928 einen y^5 710'X^ haben, von 7^«xr5t^al, (vgl. z. B.

7iol5«?t7ir^) abhangsg. Wo aber nicht, so hat er boch wohl V. 90l. 902, wie «r^5 y«/i0^ Schutzff. 428, yo'^o^ «7iro/ek^«p -

TlvpVp gesagt. Unb schreibt schlietzlich Hermann Ag. 86? y«5i/- ^0^ ^«^, unb m'mmt er in ben Schutzstehenben als V. 74 l nach Paley bie Worte auf:

wahrenb V. 235 sich ein Abjektiv ^^005 erhalten hat: so werben wir nun auch unbebenklich fur y vi? o-wr^oo^ Sieben gegen Theben 208 ya^oryooc setzen : Folgsamkeit ist ber Wohlfahrt ruhehaltenbe Mutter". Nach a-ico??^ ^>vX«c7c7cev war bie

begn'ffliche Verbinbung yaX^^v r^t5p ohne Zweifel zulassig.

(Schlust folgt im nachsten Hefte).

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