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Zur Dermatophilose des RindesndashDiagnose und Differentialdiagnose unter besonderer...

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Page 1: Zur Dermatophilose des RindesndashDiagnose und Differentialdiagnose unter besonderer Berücksichtigung der Rindertrichophytie

mykosen 20 (2) 75-82 0 Grosse Verlag 1977

Eingegangen a m 8. Januar 1976

Aus dem Insrirur fur Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere, der Medizinischen Vererinir- klinik I1 und dern Vererinar-Pathologischen Instirur der Justus Liebig-Universitft GieSen

Zur Dermatophilose des Rindes - Diagnose und Differential- diagnose unter besonderer Berucksichtigung

der Rindertrichophytie *

A. WEBER, W. HOFMANN und K. FRESE

Zusammenfassung

Die Dermatophilose des Rindes ist eine durch das Bakterium Dermatophilus congolensis VAN SACEGHEM 19 1 5 verursachte entzundliche Hautveranderung. Infolge der starken exsudativen und hyperkeratotischen Hautveranderungen wird die Dermatophilose viel- fach mit der Trichophytie verwechselt.

Bei der Dermatophilose bestehen die Hautveranderungen aus charakteristischen, grau- braunen, lamellar geschichteten und z. T. zerklufteten Auflagerungen, die sich leicht ab- losen lassen. Die Haut unter den Borken ist gerotet und mehr oder weniger stark blutend. Der Erreger kann bereits in Direktausstrichpraparaten aus Borkenmaterial nach Farbung mit Methylenblau, nach GIEMSA oder GRAM nachgewiesen werden. Die kulturelle Diagnose erfolgt durch Anlegen des verdachtigen Untersuchungsmaterials auf Blutagar und Bebrii- tung in 10 % C0,-Atrnosphare.

Summary

Dermatophilosis in cattle is a skin disease caused by the bacterium Dermatopbilus con- golensis VAN SACECHEM 1915. Because of the proliferative, exsudative and hyperceratotic nature of lesions, derrnatophilosis is often wrongly taken for a ringworm by Tricbophyton verrucosum.

The causative agent of dermato hilosis can easily be identified in smears of the affected skin by staining with Methylene Elue or GIEMSA solution. For the isolation of the agent it is advised to use blood agar incubated in 10 % CO? atmosphere.

Durch Dermatophilus congolensis hervorgerufene entziindliche Hautveranderungen bei Tieren werden vor allem in tropischen und subtropischen Landern beobachtet (AINSWORTH und AUSTWICK 1973). Vorzugsweise werden Rinder von dieser Krankheit befallen, bei denen die Erkrankung, vielfach auch als ,kutane Streptotrichose" bezeichnet, besonders in afrikanischen Landern eine grof3e wirtschaftliche Rolle spielt (COLEMANN 1967; MAC ADAM 1970; BIDA und DENNIS 1976). Trotz des weltweiten Vorkommens dieser Haut- krankheit ist in Europa iiber das Auftreten bzw. den Nachweis der Dermatophilose bei

". Alrszugsweise auf der 9. Internarionalen Tagung fur Rinderkrankheiren vom 6. 9.-9.9. 1976 in Paris und auf der 13. Wissenschaftlichen Tagung der Deurschsprachigen Mykologischen Gesell- schaft vom 7.9.--11.9. 1976 in Hannover vorgetragen.

Schliisselworter: Dcrrnatophilus congolensis, Rind, Diagnose, Therapie, Trichophyrie, Differential- diagnose, Zoonose.

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Abb. 1 : Ausgedehnte krustos-Fr- kige Hautverlnderungen einer Kuh rnit Derrnatophilose.

Abb. 2: Borkenbildung in der Schultergegend (Nahaufnahme).

Rindern relativ selten berichtet worden (AUSTWICK 1958; ROBERTS und VALLEY 1962; CAUFIELD 1966; COLLINGS et al. 1969; KLOPFER et al. 1972; WEBER et al. 1975; DIJKSTRA und ZANDSTRA 1975; HOFMANN et al. 1976). Aufgrund dieser wenigen Mitteilungen scheint diese Hautkrankheit der Rinder irn europaischen Raum, insbesondere auf dem Festland, noch weitgehend unbekannt zu sein. Wir halten es deshalb fur zweckrnaflig, uber unsere eigenen Erfahrungen bei der Diagnostik der Dermatophilose des Rindes zu be- richten.

Eigene Untersuchungcn

Vorbericht In 3 Fallen wurden jeweils 6-7 Jahre alte Rinder der Rasse ,Deuts&e Schwarzbunte"

von verschiedenen Besitzern rnit dem Vorbericht vorgestellt, dafl die Tiere seit rnehreren Monaten Hautveranderungen aufwiesen, die vorn Haustierarzt unter dem Verdacht des Vorliegens einer Dermatomykose erfolglos mit Antimykotika behandelt worden waren. Die 3 Tiere, die aus einer Mittelgebirgsgegend in Hessen stammten und die im Sommer zeitweise auf der Weide waren, hatten weder direkten noch indirekten Kontakt unter-

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Abb. 3: Abgeloste Borken mit ty- piscfier lamellarer Schicfitung.

Abb. 4 : Dermatophilus congolen- s i s im Scfinittprapa,rat,i a. typische Geldrollenform el Farbung nach Brown und Brenn. b. Septierung der hyphenahnlichen Gebilde bei der Grocott-Farbung; 1400 Y .

einander. Die Herkunfisbetriebe, die jeweils 15-25 Rinder aufwiesen, lagen 30-40 km voneinander entfernt. AuBerdem waren die Erkrankungen unabhangig voneinander und im zeitlichen Abstand von 1-1,5 Jahren nacheinander aufgetreten.

Klinischer Befund Die bei der klinischen Untersuchung der Rinder erhobenen Befunde waren in allen

3 Fallen weitgehend identisch und konnen daher zusammenfassend wiedergegeben werden. Die H a u t war im Bereih von Hals, Nacken, Stamm und Leistengegend sowie stellenweise an den Extremitaten mit schmutzig-graubraunen, borkig-krustosen Auflagerungen bedeckt (Abb. 1 und 2) . Die Borken liei3en sich manuell leicht ablosen, darunter erschien eine inten- siv gerotete, leicht blutende und nassende Wundflache. Die 5-30 mm dicken Borken waren zum Teil zerkluftet und zeigten eine deutlich lamellare Schichtung (Abb. 3).

Die regionaren Korperlymphknoten waren maRig vergroi3ert. Anderweitige patholo- gische Befunde ergaben si& nicht. Die Tiere wiesen ein ungestortes Allgemeinbefinden auf und erbrachten die volle Milchleistung.

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Abb. 5 : Derrnatophilus congolensis im Direkcausserich-Praparat, Farbung nach G R A M .

Abb. 6: Einzelkolonien einer 2 Tage alten Subkultur von Dermafophilus congolensis auf Blueagar mic deutlichem Hamolysehof.

Histologische Untersucbnng Bei der histologischen Untersuchung frisch abgenommenen Borkenmaterials fand sich

eine charakteristische lamellare Schichtung von Exsudat- bzw. Detritusmassen, in denen schon bei der Hamatoxylin-Eosin-Farbung zahlreiche, fadenformige Elemente sichtbar waren. In der GRocorT-Farbung lieden sich bei starkerer Vergroderung neben haufig ver- zweigten hyphenahnlichen Gebilden typische, ,,geldrollenahnliche" Gebilde darstellen ( A b b . 4 ) .

Knlturelle Untersuchung I n Direktausstrichpraparaten von Borken und Krusten, gefarbt nach GRAM, wurden

grampositive, ovale bis kokkoide, vielfach ,geldrollenahnlich" aneinandergelagerte Elc- mente festgestellt ( A b b . 5 ) .

Das Borkenmaterial wurde auflerdem auf 7 %gem Hammelblut-, Gassner-, SABOURAUD- Maltose- und KiMMlG-Agar angelegt und bei 37' C inkubiert. Nach eintagiger Bebriitung wuchsen auf Blutagarplatten, sowohl unter aeroben als auch unter semiaeroben Bedingun- gen (10 % CO,), kleine, trockene, dem Nahrboden fest anhaftende Kolonien mit schwachcr Harnolyse. Nach weiteren 24-48 Stunden entwickelten sich IinsengroRe, gelbliche Kolo- nien, die eine rauhe Oberflache und ein warzenahnliches Aussehen besaden. Um die Kolonien trat eine vollstandige Hamolyse auf ( A b b . 6 ) . Das Verhalten dieser Kulturen

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Abb. 7: An Trichophytie (Tricbo- phyton verrucoswnj erkranktes Jungrind mit ty ischen Verande- rungen am ~ o p f P

gegeniiber Kohlenhydraten war wie folgt: Aus Glucose, Lavulose und Galaktose wurde Saure gebildet, wahrend Laktose, Dulcit, Mannit, Maltose, Sorbit und Salicin auch nach 4-wochiger Beobachtungszeit n i h t angegriffen wurden. Harnstoffspaltung sowie Katalase- reaktion waren positiv, wahrend sowohl Methylrot-, Voges-Proskauer- und Indolreaktion als auch Nitratreduktion negativ ausfielen.

Aufgrund der Morphologie sowie des kulturellen und biochemischen Verhaltens konnten die isolierten Bakterien als D. congolensis VAN SACEGHEM 1915 differenziert werden (AINSWORTH und AUSTWICK 1973; ROBERTS 1967; WEBER und SCHLIESSER 1971). Auf Pilz- agarplatten wuchsen nur vereinzelte Schimmelpilzkolonien der Gattung Aspergillus. Ein Wachstum von echten Dermatomykoseerregern, insbesondere von Trichophyton verru- tosum konnte nicht beobachtet werden.

Therapie Der erste Krankheitsfall, der bereits 1970 festgestellt worden war, konnte nicht behan-

delt werden, da der Besitzer das betreffende Tier bereits vor der endgiiltigen Diagnose- stellung hatte schlachten lassen.

Die beiden iibrigen Rinder wurden in Anlehnung an die Empfehlungen australischer und amerikanischen Autoren (ROBERTS 1967; SHOTTS et al. 1969) durch gleichzeitige intra- muskulare Verabreichung von Procain-Penicillin (60 000 I. E./kg KGW) an 3 aufeinander folgenden Tagen behandelt. Schon 3 Tage nach der letzten Injektion begannen sich die Borken von der H a u t zu losen. Nach weiteren 3 Tagen konnten die groden Krusten miihe- 10s manuell entfernt werden, kleinere Auflagerungen fielen sogar spontan ab. Am 20. Tag na& der Behandlung war die Erkrankung bis auf kleinere Behaarung an den iibrigen erkrankten Bezirken abgeheilt. 10-12 Wochen spater wurden die beiden Tiere im Besrand erneut untersucht. Mit Aus-

nahme einiger unbehaarter rundlicher Stellen wiesen beide Kiihe eine gleichmaflig dichte Behaarung auf. Ein Jahr, im zweicen Falle sogar zwei Jahre spater, wurde uns nach RU&- frage von den Besitzern mltgeteilt, daR bei beiden Rindern keine Rezidive mehr aufgetre- ten waren. Bei den iibrigen Tieren der beiden Bestande waren in der Zwischenzeit keine ahnlichen Hautveranderungen aufgetreten.

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Abb. 8 : Markstiickgrofle, haarlose rnit grauen Schuppen bedeckte Hautveranderung (links) und asbestartige Borken (redm) bei einern an Trichophytie (Trichopbyton V ~ Y ~ J K O S Y ~ ) erkrankten Rind (Nahaufnahrnen).

Diskussion Wegen der Ahnlichkeit der Veranderungen rnit einer Dermatomykose, insbesondere

der durch T. verrrtcosum verursachten Form, ist die Dermatophilose des Rindes besonders im Anfangsstadiurn nur schwer als selbstandige Krankheit zu erkennen. Das charakteristi- sche Bild der Rindertrichophytie besteht in runden, rnarkstudc- bis handtellergrofien und reilweise konfluierenden haarlosen Stellen, die mit bis zu 0,s cm didten, asbestartigen Bor- ken oder glanzend grauen Schuppen bededtt sind (Abb. 7 und 8). Die Trichophytie des Rindes tritt vorzugsweise im Bereich von Kopf (60%) und Hals (30%), aufierdern am Rumpf auf, wahrend die ventralen Korperbezirke und distalen GliedmaBenbezirke in der Rege! verschont bleiben oder nur geringgradige Veranderungen aufweisen (ROSENBERGER 1970). Die Trichophytieerkrankung kann sich irn Gegensatz zur Derrnatophilose auf einen oder einige lokale Herde beschranken oder auch grofiere Bezirke erfassen, wobei vorwie- gend die pigmentierte H a u t befallen wird (ROSENBERGER 1970). Diff erentialdiagnostisch muB neben der Trichophytie auch an andere exsudative oder hyperkeratotische Entzun- dungen gedacht werden, wie z. B. Ektoparasitenbefall (Raude, Lause, Milben), Photo- sensibilitat, Zinkmangel oder Virusexantherne (ROSENBERGER 1970).

Durch die mikroskopische Untersuchung frisch abgenommenen Borkenmaterials kann der behandelnde Tierarzt die Diagnose Dermatophilose unschwer selbst stellen. Im Direkt- ausstrichpraparat ist der Erreger rnit Methylenblau nach LOFFLER, rnit der GIEMsA-Losung oder durch die GRAM-Farbung leicht nachweisbar, denn in der Regel liegen die fur D. con- golensis typischen ,,Geldrollenformen" v o r . In alterem Untersuchungsmaterial sind diese

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typischen Formen gelegent1,ich nicht so deutlich darstellbar (ROBERTS 1967). I n solchen Fallen kann aber die Diagnose durch gezielte bakteriologische Untersuchungen abgesichert wer den.

Fur die kulturelle Untersuchung ist es wichtig zu wissen, daR das zu untersuchende Material nicht auf den in der Pilzdiagnostik ublichen Nahrboden, wie SABOURAUD- oder KIMMIG-Agar angelegt werden darf, d a auf diesen Nahrboden kein Wachstum von D. con- golensis erfolgt ( WEBER und SCHLIESSER 1971). Im Routinebetrieb kann auRerdem bei der kulturellen Isolierung dieser Bakterienspezies das gleichzeitige Vorhandensein schnell- wadsender Kontaminanten (Staphylococcus-, Escberichia coli- und Proteus-Bakterien) gewisse Schwierigkeiten bereiten. In solchen Fallen erweist sich die Bebrutung der mit Untersuchungsmaterial beimpften Blutagarplatten in 10 Xiger C02-Atmosphare als beson- ders wertvoll, weil unter semiaeroben Verhaltnissen das Wachstum von D. congolensis besonders begiinstigt wird (ROBERTS 1967; HAALSTRA 1965 ; WEBER und SCHLIESSER 1971).

Die Ergebnisse unserer bisherigen Untersuchungen zeigen, daR auch in der Bundes- republik Deutschland bei Rindern mit dem Vorkommen von durch D. congolensis ver- ursachten Hauterkrankungen gerehnet werden muR. Vermutlich treten Erkrankungen mit diesem Erreger bei uns haufiger auf, als dies bisher diagnostiziert bzw. in der Literatur mitgeteilt worden ist. Ober die Verbreitung der Dermatophilose hierzulande ist aber zur Zeit eine genaue Aussage noch nicht moglich. So gelang es FRESE und WEBER (1971), den Erreger auch aus Hautveranderungen von 2 aus Siidamerika importierten Mahnenrobben zu isolieren, und vor kurzem berichteten WEISS et al. (1976) uber den Nachweis von D. congolensis aus Hautveranderungen von 4 Pferden.

Der Infektionsmodus der Dermatophilose ist bisher no& nicht eindeutig geklart worden. Nach den bisherigen Erkenntnissen werden fur das Angehen der Infektion oberflachliche Hautverletzungen verantwortlich gemacht. Neben traumatischen Insulten durch Zedten, Milben und Lause sollen auch Verletzungen durch dornige Weidepflanzen, harte Graser oder langer anhaltende Durchnassung (Gewebsaufweichung) fur das Angehen der Infek- tion eine wichtige Rolle spielen (ROBERTS 1967; KLOPFER et al. 1972; AINSWORTH und AUSTWICK 1973). Von verschiedenen Autoren wird auch Vitamin A-Mange1 als ein pra- disponierender Faktor fur das Angehen der Infektion mit D. congolensis angesehen (COLLINGS et al. 1969; KLOPFER et al. 1972). Auch durch Fliegen, insbesondere Musca domestica und Stomoxys calcitrans, konnen Dermatophilus-Infektionen verursacht wer- den (MAC ADAM 1964; ROBERTS 1967). So wurde uns in einem Falle vom Besitzer mit- geteilt, dai3 die Kuh vor Auftreten der Hautveranderungen wie ,,von Fliegen zerstochen" ausgesehen haben soll. Eine direkte Ubertragung des Infektionserregers von Rind zu Rind scheint in gemafligten Klimazonen kaum infrage zu kommen (ROBERTS 1967; SHOTTS et al. 1969). Auch in den vorliegenden Fallen traten trotz engen Kontakts der Tiere auf der Weide und im Stall in den betreffenden drei Bestanden keine weiteren Hauterkrankungen auf. Fur D. congolensis scheint bei Tieren keine Wirtsspezifitat zu bestehen (STEWART 1972; AINSWORTH und AUSTWICK 1973; LLOYD und SELLERS 1976). Auch liegen in der Literatur einige Mitteilungen iiber den Nachweis dieses Erregers beim Menschen vor (DEAN et al. 1961; KAPLAN 1966; LONDERO et al. 1974; KAMINSKY und SUTER 1976). Das klini- sche Krankheitsbild der Dermatophilose geht beim Menschen nicht nur mit Entstehen von Furunkeln und Pusteln oder einer Follikulitis einher, sondern auch diffuse stedmadelkopf- groRe Keratolysen sind moglich (RUBEL 1972). Den Erkrankungen mit D. congolensis kann auch der Charakter einer Zoonose zukommen. Aus diesem Grunde ist nicht nur bei Rindern, sondern auch bei anderen Tierarten bei Auftreten von entziindlichen und exsuda- tiven Hautveranderungen, die sich besonders nach Verabreichung von Antimykotika als therapieresistent erweisen, differentialdiagnostisch an das Vorliegen einer Dermatophilose zu denken. Vom behandelnden Tierarzt sollten in diesen Fallen dann gezielte kulturelle Untersuchungen eingeleitet werden.

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Anschr. d . Verff.: Dr . A. WEBER, Institut fur Hygiene und Infektionskrankheiten der Tierc, Frankfurter StraRe 89, D-6300 Gieflen/Lahn.

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