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Zum funktionsbegriff in der neueren sowjetischen sprachwissenschaft

Date post: 27-Jan-2017
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Journal of Ptagmatics 1 (1977) 233-250 © North-HoUand Publishing Company ZUM FUNKTIONSI!EGR/FF IN DER NEUEREN SOWJET~.SCHEN SPIL4,CHWISSENSCHAFT FRITZ PASIERBSKY This article identifies certain Soviet attemptr at cL~trifying the notion of "linguistic function'. YI~: fo~Jowlngllve topt~ ~e discussed: i. The hhtory of traditional Russian linguistics (reviewed briefly here) reveals tha, ",~,e devel- t~pment of the notion 'lingui~ic function' was u,~.derstoodas being connect£d with the practic31 talks cf language plann;ng and standardization. 2. I,snguage ~tructures and functions; the lnterrelatio.~ between struct~re and fuaction, as well m. :heir relative susceptibility with regard to languzlge planning 3nd standardization are charac :cflzed. 3. l;xtemal and inner, potential and actual functions: different Soviet conceptions of func- t!on aJe presented in a new systematic co.':mection, based on the distinction between/oz)'k ('langue') and feZ" ('parole'). 4. :'he basic functions of language: four different cxt,:mal language f.Jltctinn; (communlca- th'¢, e~ prelmlve, constructive, and cumulative), as well as some inner functions are discussed. 5. l'unctions in German: structural-grammat/cal, logical-grammatical, and ct~mmunicative- graro~r, ztical functions in German word order are lfiustrated with exampl~-s taken t'rom wnrk on the sut ject by W.G. AdmonL Die Entwicklung der modemen Pragmatik ist dutch eine for~w~hrcnde D~fferen- zlerun~ yon Gegens:and und Methode gekennzeichnet. Dies I~s:t sich z. B. deutlich ~.'1 der auf Searle folgenden Aufspfittemng der $prechaktthe(,rie in verschiedene Spezialgebiete verfolgen. Eine solche differenzierende Aufsplitterung ;~sst sich abet nur z~,m Tell yon sacl,bestimmten Fostulaten her begrtinden, und eine unaufh6r- fiche :~plittensng muss in em Chaos yon isofierten Sachbereicl,en und yon ~4etho. denfragmenten fOhren, wenn sie nicht yon einer gleich~eitiger gegenl6ufigen Ent- wicldungstendenz abgesichert wird: der lntegrierung der verschiedenen Sachbe- reiche und Methoden sowie der Bewahrung ciner gewissen Einheit yon Gegenstand und Methode. Tat~ichfich ist in der Pragmatik w~rend der letzten Jahre der integrlerende Fak- tor gegen0ber dem differenzierenden Fa.~tor ins Hintertreffer, gt:r~.ten, und di ~" prag- mati*che Forschung - wie die an der Pracjnatik orientierte l.,ing~tik 13berh~upt - hat gerade die Aufgabe zu lOsen, mit der BemOJtung urn eine integr~,erende Ent- wicklung ein weiteres Auseinar derfallen zu verhindem. 233
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Journal of Ptagmatics 1 (1977) 233-250 © North-HoUand Publishing Company

ZUM FUNKTIONSI!EGR/FF IN DER NEUEREN SOWJET~.SCHEN SPIL4,CHWISSENSCHAFT

FRITZ PASIERBSKY

This article identifies certain Soviet attemptr at cL~trifying the notion of "linguistic function'. YI~: fo~Jowlng llve topt~ ~e discussed:

i. The hhtory of traditional Russian linguistics (reviewed briefly here) reveals tha, ",~,e devel- t~pment of the notion 'lingui~ic function' was u,~.derstood as being connect£d with the practic31 talks cf language plann;ng and standardization.

2. I,snguage ~tructures and functions; the lnterrelatio.~ between struct~re and fuaction, as well m. :heir relative susceptibility with regard to languzlge planning 3nd standardization are charac :cflzed.

3. l;xtemal and inner, potential and actual functions: different Soviet conceptions of func- t!on aJe presented in a new systematic co.':mection, based on the distinction between/oz)'k ('langue') and feZ" ('parole').

4. : 'he basic functions of language: four different cxt,:mal language f.Jltctinn; (communlca- th'¢, e~ prelmlve, constructive, and cumulative), as well as some inner functions are discussed.

5. l'unctions in German: structural-grammat/cal, logical-grammatical, and ct~mmunicative- graro~r, ztical functions in German word order are lfiustrated with exampl~-s taken t'rom wnrk on the sut ject by W.G. AdmonL

Die Entwicklung der modemen Pragmatik ist dutch eine for~w~hrcnde D~fferen- zlerun~ yon Gegens:and und Methode gekennzeichnet. Dies I~s:t sich z. B. deutlich ~.'1 der auf Searle folgenden Aufspfi t temng der $prechaktthe(,rie in verschiedene Spezialgebiete verfolgen. Eine solche differenzierende Aufsplitterung ;~sst sich abet nur z~,m Tell yon sacl,bestimmten Fostulaten her begrtinden, und eine unaufh6r- fiche :~plittensng muss in em Chaos yon isofierten Sachbereicl,en und yon ~4etho. denfragmenten fOhren, wenn sie nicht yon einer gleich~eitiger gegenl6ufigen Ent- wicldungstendenz abgesichert wird: der lntegrierung der verschiedenen Sachbe- reiche und Methoden sowie der Bewahrung ciner gewissen Einheit yon Gegenstand und Methode.

Tat~ichfich ist in der Pragmatik w ~ r e n d der letzten Jahre der integrlerende Fak- tor gegen0ber dem differenzierenden Fa.~tor ins Hintertreffer, gt:r~.ten, und di ~" prag- mati*che Forschung - wie die an der Pracjnatik orientierte l . , ing~tik 13berh~upt - hat gerade die Aufgabe zu lOsen, mit der BemOJtung urn eine integr~,erende Ent- wicklung ein weiteres Auseinar derfallen zu verhindem.

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234 F Paxierbzty / Funkr~on in $owjet/sch,~r Sprachwi;zenscha~t

Unter den v~',rschiedenen integrie~endel, X, argehensweisen, die hierf~r effotdez. bch sind, kommt in der Sptachw,ssenschaft ganz sigher dem Ansatz der funktJo, na- Ion Sprachbetrachtung eine wichtige Ro]l~. zt: Denn nicht zu]etzt ist manche Fehl- entwicldung in der Pragmatik darin begrQndet, dass das domirtietende methodolo. gische Prinzip aoch immer der Struk~ura]ismus isl, obgleich yore gegenw~irtisen Standort aus doch mindestens fo]sendes zu bedenken ist:

Einerseits zeigt die prinzipie]]e Verengung der Perspektive, die sich bei struk- tur~listisch begr~indeten Positionen irnmer wieder in 0berbetonungen oder Verab- solutien.n gen

- der Strl;ktur f, egeniiber der Funkti,m, - de~ SFr lchsy'~tems gegeniiber der Spr~:chtiitigkeii, - des Sprach2:,standes gegenuber der Sprachgeschicb*.,~

Aussert, dass einige zum Toil noch auf Saussute aufbauende Grundlagen der Linguis. tik neu zu qberdenken sind Hier ist der gegen~v~irtii~en Linguistik vor allem die Auf- gabe erwachscn, emen spracMichen Funktior-sbegr/.'f zu erarbeiten, der - ohne in das Extrem des Fuaktion~smus zu verfallm - t i e Dialektik yon Struktur und Funktion in der Sprache beschreiben und erkl~iren kann.

Andererseits hat die sich seit etwa zehn Jahren herausbildende funktionale Sprachbetrach',ung - vor allem in Form der in de r DDR und in :let Sowjetunion entwickelten funktionalen Grammatiken - neue Er.~:ennmisse Qber den Zusammen- hang yon Struktur uud Funktion der Sprache geliefert, unter anderem Uber das Primat der Funktion gegeniiber der Struktur, die nicht nut flit die linguistische Theorienbildung wichtig sind, sondem auch fur die praktische Anwendung yon Lin- gui:.tik, rot allem im Sprachunterricht.

ich will im folgenden mit einigen Ergebnissen der funktionalen Sprichwissen- schaft in der Sowjetunion bekannt machen, die bi:,lang in der europai;chen und amerikanischen Linguistik Oberhaupt niche oder nut unzureichend zm Kenntnis genommen worden sind. Dabei werde ich folgende Punkte besprechen:

I. Zur historischen Orientiertheit tier Funktionsforghung 2. Strukturen and Funktionen der Sprache 3. gussere und inne "e, potentielle und aktuelle Funktionen '~. De Grundfunktionen der Sprache 5. Ftmktionen im deutschen Sprachbau.

Mit den Punkten 1-4 m6chte ieh einige Schw,tpunkte setzen, die ich for die kiinf- tige Entwickhng des Funktionsbegriffs m d e r Sprachwissenschaft und Pragmatik fiir besonders ,vichtig hahe. Weder soUen Met abet die erwa~nten Sprachtheorien auch nm ann~emd erschopfend behandelt, noch sot.i eine vollst~digc chronolo. giscae "),:rstel!ung der Entwicklung funktionaler Sprachbetrachtung angestrebt werden.

F Paslerbgky / Funktion in sowlettseher Sprach~,issenscka[t 235

Um dem Verst~indnB des Lesers entgegenzukommen, habe ich weitgehend darauf verzichtet, aus der erw~ihnten Literatur russischsprachige Beispiele zu tibemehmen, sondern reich bemtiht, selbst solche deutsche Beispiele zu finde~l, die der jeweiligen Aussagetntention m6glich~t weit entsprechen.

Der Punkt 5, der einige Aspekt~ der Sprachtheorie Admonis behandelt, ist nicht nor als Beispiel einer Anwendung funktionaler Spraehtheorie bei der Beschreibung des deutsciten Sprachbaus gedacht, sondem auch als eine .~nregung for den nicht Russisch lesenden Lingutsten, sich mit der in Obersetzung ~'orliJgenden Literatur zum Thema 'funktionale Spracht~etrachtung' weiter auseinanderzusetzen. Daoei d(irfte dann auch ein Vergleich mit niehtsowjetischen funkticn',d-linguistischen An- s~tzen (z. B. den Oberlegungen yon Halliday) interessant sein, auf den ich bier aus Raumgrtinden verzichte.

!. Zur historischen Orientiertheit der Funktionsforschung

In der Bescbaftigung mit Funktionen der Sprache ist die so,::ietische Sprachwi~- senschaft stark an historischen Fragestellungen interessiert. Die~ hat, wie man vor allem aus dem Buch De.~eriev (1966) Zakonomernosti razviti/a i vzaimodejstvi/a /azykov v sovetskom ob~?est~e ['Gesetzmassigkeiten der Entwicklung und Wechsel- wirkung yon Sprachen in tier ~owjetischen Gesellschaft'] entnehmen kann, einen grund darin, dass deft die Sprachwissenschaft ~chon lange in die LOsung aktueller geseUschaftlicher Probleme einbezogen ist, z. B. nach 1917 in die Probleme, das An- alphabetentum zu beseitigen, eine grosse An,~thl der Sprachen der Volkerschaften der Sowjetunion erstmalig zu verschriftee, umfangreiche lexikologische Arbeit zu leisten, eine for Verwaltung, Unterricht usw. standardi~ierte Verkehrssprache her- auszuarbeiten und vieles andere mehr. Sprachforschung stand hier imtaer in einem untrennbaren Zusammenhang mit der Erforschung der Geschichte des eigcnen Lan- des, mit der Untersuchung de" materiellen und ideellen Kultur der verschiedenen auch nicht-slawisehen V61kenehaften, deren Sprachen uberwiegend aus emem schriftloscrt Zustand im Rahmen h~iufig noeh feudalistischer Verh~iltnisse aufeinen modernen Stand gebracht werden mussten. Hierbei musste u.a. das Ziel erreicht werden, Schul. und Lehrb0cher. wissenschaftliche Publikationer, usw. in diesen Sprachen zu sehreiben.

Ein artderer Grund for die starke hi~torische Orientierung ia der scwjetischen Sprachwissenschaft bei de," Erforsehung sgrachlicher Funktionen ist dadn zu suche.q, dass die Sp~aehwissenzchaft dorl in tiner anderen Tradition ~teht a~s z. B. die Sp,"achwissenschaft in West,:uropa od,;r bl Nordamerika. Wesen~qcia f~ir den Ent wicklungsgang der donigen Sl:rachwissens:haft bit in die 60~ger rahre ist, d~s ~!e einen nicht-strukturalbti:,chen Weg gegangen ist. Da bis voz Sut 15 J:,' a Sa~Js~:ures Dichotomie yon Synchronie/Diachronie cad Bloomfields Distri3ationalismus- gemessen an den forr, rallerten Aufgaben und btemoden tier Spr~eb iorschung - eher marginale Bedeutung besassen, unterblieb hier sowold die Verabsolutierung der

236 F. Pasierbsky / Funktion in sow/eti$cher SprachwtssenSchaft

Synchroqie der Sprache gegenQber der Diachronie als auch tiberhaupt eine Tren- nul~g der Sprache als System yon ihrer eigenen Geschichte und yon der Geschichte der Gesellschaft. Hiermit hangt auch zusammen, dass es in der l/nguistischen For- schung der Sowjetunion hie zu einem vOlIigen Ausschluss sogenannter 'aussersprach- licher Faktoren' kam; vielmehr wurden im GegenteLl ~anz im $inne traditioneller Spzachfoz~chung sehr verschiedene Formen der Wechselbeziehung zwischen geseli. schaftUcher Geschichte und Sprache erforscht. Aus diesem Grunde ist es nicht v~,r- wunderlich, dass sich auch moderne Linguisten, die sich mit dem Problem sprach- licher Funktionen beschaftigten, auf eine lange und eigentlich auch trntz der Ez~cheinun~:n des Marrismus ungebrochene Tradition berufen. Vor ahem wird hier haufig auf den 'polnisch/russischen S:lussure' rekurriert, n~imlich auf Baudouin de Courtenay (1845-1929), den Mitbegr~lnder tier sogenannzen Kazan-Schule, in dcr bereits Jahrzehnte vor Saussures Cours Gedanken Libcr den Systemcharakter der Sprache, uber die Einteilung yon menschlichcr Sprache und individueHer Reds, yon Sprachgeschichte und Sprachzustand ge~iusser~, wurden.

Baudouin de Courtenay hat in Verbindung ,Tat dem Funktionsbegriff die auch heu~.e noch yon sowjetischen Linguisten weitbin aP, z,:ptierte Unten;cheidung zwi- schen innerer Ges~hichte der Sprache und/iussere: Geschichte der Sprache getrof- fen, die dam: in den 60igor Jahren fii= verschiedene Funktlonsbegriffe tragend wet. den ~;ollte.

V¢~ihrend die innere Geschiohte der Sprache nur diejenigen Ver~nderungen betref- fen solle, die sich innerhalb der Struktur der Sprache voilzichen, versteht Baudouin de C~urtenay unter der fiusseren Geschichte der Sprache einerseits die sozialhJs- torischen und die kulturet-historischen Verh~ltJii.~se, in denon die Sprache funk- tioniert und sich entwickelt, andererseits den speziellen Charakter des Funktionie. rens ~on Sprache, d.h. vor allem die Verbindung und Vervollkommung der Exis- tenzfcrmen der Sprache, die Ver~nderungen im U~nr'~ng der Ziele odor der Sph~ren der Sprache und des Gebrauchs der Sprache (siehe A'lrorin 1975: lSf.)

Die hier begrtlndete hi~torische Orienfi,;rung beider Bestimmun 8 sprachlicher Funl:tionen nalun auch in den weiter¢ n Hauptentwicklungsrichtungen der russi~chen ~n<i da.an der sowjetischen Sprachwissenschaft ihren Fortgang. in der Zeit des Vor- Marrismus ist bier vor aUem die Moskauer Schule zu nennen, deren Bcgninder For- tunato'v (1848-1914) in seinen velgleichend-historischen Sprachuntersuchungen zwei Hauptfunktionen der Sprache bestimmte, n//mlJch einmal, dass sic dazu ciien:, Gedank~n auszudrQcken, und zum anderen, dass sir: hilft, Gefiihle zu ~/ussem und zu vermitteln. Fortunatov macht deutlich, dass diese sprachlichen Fun~<tionen yon //usseren Faktoren, n//mlioh gesenschaftlicl..-histofischen F~.ktoren, wi,, z. E. dem Entwicldungsstand einer konkreten historic;chert Gesellscl',aftsformation, abh~ingig sind und sich dementsprechend ver~ndem und entwickeln. Die Entw':~Hung gehe vor allerTr ndch ~en, PrL-.z.~p der Differen::ierung und der Integrierung vor sich.

Eine it,formative Zusammenfassung der Sprachauffassung Fortunatovs f'md~t sich in dem yon Amirova und anderen herausgegebenen Buch O~erkt I~O istoril ilngvist~ki ['Untersuc~,ungen zur Geschichte a_er Lingui~;tik'](Moskau 1975: ~40ff.).

F. Pasterbsky / Funktion in sow/etiseher Sprcchwissenschaft 237

lch will jetzt auf die Marr-Schule, deren Positionen Gegenstand gesonOerter 1:or- sehung s~in mfissen, nicht n ~ e r eingehen; ftir die Unterscheidung ~iusseret and innerer spLachlicher Funktionen ist es hies eventuell nur wichtig zu e r w ~ n e n class ditse Schule allein ~iussere Grfinde fits die sprachlichen Veciinderungen a~,er:canate, w~hrend sie jegliche inneren, sprachintemen Griinde ignorierte. Vielmch~ vail ich mit der Entwieldung der sowjetischen Sprachwissenschaft in den 60iger J~ ren for~- fahren, da bier zur Problematik des sprachlichen Funktionen verschiec~ene neue Gesichtspunkte ausgearbeitet wurden, vor ahem, seit in der Zeitschrift Voprosny /azykoznani/a I(Fragen der Spracbwissensc!laft'] in Heft 4/1960 eine Diskussion zu diesem Thema initiiert wurde.

2. $trukturen und Funktionen der Sprache

Wie Avrorin (1975) in dem Buch Problemy izu~eni/a funkcional'no/storony /azyka ['Probleme der Erforschung des funktionalen Seite der Sprache'] zeigt, war bereits yon vielen Autoren wie Serebrennikov, Sljusareva der Gedaake geaussert worden, dass

die I-:ntwicklung des Sprache von inneren u,ld ~iuss:ren Faktoren abh~ingt, nicht aber nur von innelen odes nut yon ausseren (1975: 18).

Wenn hic~ die Vermit t lungsform zwischen ~u:;seren und inneren sprachlichen Funk- t ionen abet noch als ein© Wechselbeziehung zwischen sprachintemen, d. h. an die sprachlichen $lr . ,kturen gebundener. Funkt ioncn, und sprachextemen, d. h. an die C'.schichte des Gesellschaft gebundenen Funictione~ des Sprache, verstanden wird, .qo schl//~t Budagov (1965) in seinera Buch l¥oblemy razvinTa ja~'ykov ['Probleme der Entwicldung der Sprachen'] einen neuen Weg zur Bestimmung dieses Verhalt- hisses tin. Er setting1 vor, den (Jbetgang zwischen inneren und/iusseren Ft, nktionen als ein Ko~tinuum von Merkmalen zu begreif'en.

im einzelnen soil das Kontin:,um re.ichen:

von des eigentlich lnne~en Urs~chlichkeit (dem Vddetspruch im System de: Sprache auf all ihrcn Ebenen) zur 'inneren/£usSeren' Urs.E.:hlichkeR (dem Widersptuch zwischen den Erfordemissen det Redenden an etnen adiquaten ,~,usdruck und dem Zustand der Sprache) ur, d yon dieser letztesen zu ~usseren Faktoren (die sllgemeine Abhinglgkeit des Zustand.~ des Spfache vom ~'ntwicldungsniveau des Gescllschaft und des Dcnkens des Menschen). Auf allgemcin-th~.ore- tischer und histoflseher Ebene muss natllrlich diese Abfolge anders sein -'1on den ausseren Faktoren, die die allgemeinen Bedingungen d.'r Sprachentwicklung bestimmen, zu den Fakto- ren, die lmmer welter innen liegen. (Budagov 196S: 37)

Das hier yon Budagov gesetzte Abh//ngigkeitskontinuum wird yon anderen Autoren aufBegriffen und dahingehend interpretiert, dass ~,on einem Primat der//usseren Funktionen fiber die inneren Funktionen und vol, beiden fiber die Struktur d~r

238 F. Pa51erbsky / Funktion in sowjetifcher Sprachwi~en~hafl

Sprache gesprochen wird. Serebrennikov, Avrorin und andere sehen in diesem Pri- mat den Grund .~r die 'Selbstvervollkommnung' der Sprache. Es heiss! hierzu:

Diesc T,.r,dtmz, diese~ ewige Erforderni$ in der VervoUkommnung des Apparates der Spm,:he mit dem Zlet e]ne$ noch ad~quateren Ausdruck5 des Gedankens, und eben damit einer noch .'ffekti- v~-ren Kommunikation lenkt den letzlich progressiven Kurs der sehr widerspr~,chlichen, gewun- denen Weges der Entwicldun 8 tier Sprachstruktur. Die 'Selb$tvervollkommnung' der Sprach$truktur witd ~etzlich dutch die komraunikative~t Inter- cssen des Redender, . hervorgerufen und kontrolliert. (Avrorin 1975: 19f.)

flier zeigen sich in der Bestimmung des Verha:'.ni~es yon Struktur ur,d Funktion deutliche Parallelen zwischen Sprachwissenschaft, Psychologie und Biologie in der Sowjetunion. Nicht zufsnig wird in sprachwissenschaftlichen Arbeitert immer wie- der auf entsprechende Ergebnisse in den andeJen Wissenschaften hingewiesen, so u. a. auf die bereits 1923 yon Severcov vertretene und sp/iter yon RubJnstein weiter- entwickelte Auffassung, dass sich die evolution:~re Ausstrukturierung yon Organis- men auf der Gnmdlage ihres Funktionieren-Mfissens im Rahmen eines vorgegebenen Milieus und einer vorgegebenev. Lebensweise vollzieht. Rubikstein spricht in diescm Zusammenhang yon der fuhrenden Rolle der Funktion gegenober der Struktur (siehe Grundlagen der allge,neineJi Psychologie, 1971:126ff.).

Es ist anzumerken, da~ die in der sowjetischen Sprachwissenschaft weit verbrei- tete Auffassung yore Primat der sprachlichen Funktion fiber die Struktur auch aus- serhalb der Sowjetunion vertreten wtrd, als methoOoiogischer Ausgangspunkt ffir die Erforschung der deuts:hen Sprache wold am konsequentesten dutch Wilhelm Schmidt. Wenn sich in der sowjetischen Sprachwissenschaft auch aUgemein die Mei- nung durchsetzte, dass swachliche F~.~nktionen gegeniiber sprachlichen Strukturen die f0hrende Re le ~pielen. so wurde ~erade der Charakter eines solchen Abhingig- keitsverh~hnisse~ zum Gegenstand umfangreicher Untersuchungen und Diskus- sionen. Vor allem wurde dabei auf das Problem eingegangen, ob es sich um ein me- chanisch-deterT ,inistisches, t,,~ales Abh//ngigkeitsverh~hnis handelt, oder ob es in der Veranderung ur~d Entwicklung sprachliche~ Strukturen relative Eigt nst~indig. kciten und Eigengesztzlichkeiten gebe, wodurch die Struktur der Sprache m6g- licherweise hOchstens vermittelt fiber die inneren, strukturgebundenen Funktionen yon den /iusser~n Funktionen der Sprache, ihren Funktionen in, kommunikativen Verst~ndigungsprozess, abhingig sei. Avrorin fasst in dem schon erw~mten Buch die verschiedenen Gesichtspunkte, die sich in der neueren Literatur zu diesem Pro- bl~m finden, in folgende "ltLesen zusammen (! 975: 27ff.):

Ersten$: Eine gegebene 3truktur ist for eine z,J erfilllende Funktion der Sprache keine ~otwendige, sondem nut cine hinreichende Bedingung. Im einzelnen schreibt er hierzu:

Man kann kein ¢inziges Strukturclcmcnt benennen, kcine einai&c strukturene B~sondelhtit, die in der Literatursprachc, in der 3prache der Nation, in der Sprache dcr Feudalsescllschaft , in der

F. Paxierbsky / Funktion in sowletis,.h~r Sprachwi~enzchaft 239

Spzache des $znz©n Volkes notwendi8 w~ren, in der schriftlosen Sprache, in dez Sprache der V6lkerschaft, in der Sprachc ©ines urgesell~haftllchen Kollektiv~; oder in einem Dialekt abe: cntsptecl~cnd absolut unm~glich. (1975: 26f.)

Zweitens: Die relative Eig~nst~ndigk~it der Struktur gegentiber der ~usser~n Funk- tion tritt insbesondez¢ beim Wirken des sogenanntep 'Sy.~temdrucks' im Prozess sprachlieher Ver6nderungen auf. Gemeint sind hier ~oleh¢ Erscheinungen wie der Paradigmenausl~leich vor allem unter dem Einfluss des An-,do ~ieprinzips.

Drittens: Die Beziehun~,en zwischen Struktur und Ft~nl, tion haben gerichteten Charakter, sind also unumkehrbar. So h/itten zwar bestimmte Str:'kturen ira der Spiaehe bestimrlte Funktionen zu eriiillen, aber umgeke','.rt sind solche Funk- tionen nicht an ,:[ae b..'stimmte typische Struktur gebunder. Sie konnen vielmehr, wie sich vergleichend-historiseh feststellen liesse, yon einer beliebigen Struktur erf611t werden. Da~- so vetstandene Verh/ilmis $truktur: inm.le Funktion will ich ~ ~r Verdeutlichung dieser These Avrorins an folgenclem Bel.';piel veranschaulichen: Bestimmte morphologisehe Strukturformen, z. B Flexlonsendungen, haben im Deutschen, Russi~chen usw. u. a. die FunktJon, die Kategorie der Vielheit in Oppo- sition zur Kategolie der Einheit auszudrtieken.

And,.,rseits ist aber die Funktion, die Kategorie der Vielheit auszud."(icken, nicht notwendigerweis~ an das Vorhandensein eines Plur'~lmorphems gebunden, sondern kann im Prinzip yon beliebigen morphologiseh/syntaktisehen Mitteln erfiiilt w~r- den, z. B. Reduplikationen, Numeralien usw.

An einem Beispiel aus den ~iusseren Funktionen der Sprache k6nnte dies Verhalt. his yon Struktur und Funktion folgendennassen veranschaulicht werden:

Bestimmte Strukturelemente, wie z. B. die russische Partikel 'li', haben die Funk tion, Entscheidungsfragen zu bilden. Jedoch ist andererseits die Bildung yon Ent- scheidungsfragen z. B. nicht an dieses Strukturelement gebunden, sondern kann aueh durch, andere morphologisch/syntaktische Mittel, z. B. die Wortstellung, reali- siert werden.

Viertens: Die struktureUe und die funktioneIle Seite der Sprache unterscheiden sich nach dem Grad der Beeinflussbarkeit dutch den bewussten, regulierenden Willen der Menschen. Diese Tatsache spielt eine besondere Rolle bei der Sprach.~tandardi- sierung, ;.~ber die sich u. a. Deleriev ~iussert. Bei der Standardisierung k6nn~.n sprach- liche Strukturen direkt, z. B. auf der Grundlage yon Sprachplanung und Spl aehpoli- tik, beeinflusst werden, Spraehfunktionen jedoch n/eht. Hierf0r mOchte ic|. folgen- des Beispiel anf'dhren:

Im Rahmen soleher Standardi£erungsmassnahrnen kOnnen alternative Strukturva- .-ianten auf eine einzige normierte Strukturform reduziert werden. Hingegen ist die direkte Einflus.,nal',,,~e auf spraehliche Funktionen unm6glich und kann nqr auf Ver~derungen im Bereich dec gesellsehaftlichen Verhiltnisse folgen. Ein Beispiel hierfSr sind die in! Sprachgebraueh des Feudalismus entstandenen venehiedenen

240 F. Pa6erbsky / Funkt~on tn sowietischer Sprachwissenschaj~

honorativen Funktionen der Sprache, die nicht einfach dndurch getilgt werden, dass man ihre Entsprech*mgen in den Strukturformen der Sprache 16scht, sondern erst dann, wenn die entsprechenden institutiodellen und interpersonellen Stru;cturen verandert werden.

3. Aussene und innere, pote',ltielle und aktueHe Funktionen

Eine weixere Besonderheit in der Beschiftigung mit sprachlichen Funktionen in dcr neueren sowjetischen Literatur besteht darin, dass sich in d,:r Diskussion zwei Klassifizierungsprinzipien fiberschneiden: die E~iteilung nach iuceren und i~,neren Funktionen mit der E~,nteilung nach potentienen und aktueller: Funktionez~. Die Untencheidung zwisc[~en potentiellen und aktuellen Funktionq:n in der Sprache basiert nach den Ausf~ihrungen Achmanovas, Leont'evs und anderer Linguisten auf der Unterscheidmtg 'aon jazyk ('Sprache') uad re~' ('Retie'). Unter/azyk wird in Annaherung das S0r4chsystem im Sinne der Saussureschen Langue verstanden, aller- dings legen die erw.;ihnten Autoren die Betonu,g beiiazyk meist nicht daraut', dass es sich um ein Zeichensystern handelt, sondern darauf, dass 0ie Sprache in ih~.-r Ge- ~amtheit als Vers~ndigungsmittel, als Mittel des Ausdrucks yon Gedanken usw. existiert.

Unter ve~' wird nicht nur die individuelle menschliche Rede im Sinne yon Parole verstanden, sondern der individuelle und gesellschartliche Gebrauch der Elemente der jazyk zur Verst~ndigung, zum Ausdruck yon Gedanken usw. Wahrend die potentiellen Funktionen derlazYk obligatorisch i mt kommunikativen Einheiten ver- burden sind, haben die aktuellen Funktionen der rc~' fakultativer~ Charakter, der sich je nach der Zielrichtung der Rede ergibt (stehe Avrorin 1975: 37). Aos den zwei sich fiberschneidenden KlassifiTJerungsprinzipien ergeben sich vier komplexe Funktionen, die ich kurz mit yon mix selbst gewihlten Beispielen anffihren m6chte. Ich fasse dabei die bei Achmanova, Leont'ev und anderen verstreut vorkommenden Funktionen hier in systematischer Form zusammen:

Erstens gibt es die dusseren poten~eilen Funkttonen der/azyk; darunter wi~:d die Menge aller m6glichen Funktionen gefasst, die kommunikative Einbeiten als Ver- st~ndigungsmittel haben. Eine solche kommunikative Einheit wire z. B. eine bestimmte Aufforderungsform in einer natfrlichen Sprache. Im Deutschen besitzt z. B. eine Auffordet'ungsfonn w'e der Aufforderungssatz mehrere iussere poten- tielle Funktionen, unter anderem, ~ie Envartung oder den Wunsch auf ErfOllung oder Vollzu 8 (siehe Daden.Grarnmatik 1973: 476), Erlaubni$, Warnung oder Bitte auszud, ilcken.

Zweitens gibt es die dusseren atnlellen Funktionen der re~'; hit:runter fallen die wirklichen (nicht blots mOglichen) Funkttonen, die die kommunilztiven Elnheiten im Prozess der konkreten indivlciijollen/gegellschaftlichen Verst~illdigung erffillen

F. Pa$i~bsky / Funktion in ~ow/eti%chee Sprachwi~xen~cha~ 241

Zur ~usseren aktuellen Funktion des Aufforderungssatzes gehOrt z. B., wie er in einer konkreten Situation intendiert und wie er verstanden wird.

Drittens gibt es die inneren potenttellen F~nktionen der/azyk; dies ist die Menge aller mOglichen Funktionen, die bestimm)e stn,kturelle Einheiten der Sprache (z. B. Morpheme) im Auffoau der ]azyk erfiillen. Im Falle der Aufforderung wfirde es sich z. B. datum handeln, welche mOglichen Strukturformen yon Aufforderung es im Dcutschen 0berhaupt gibt, r,~mlich lmperativform, In.qnitiv, Partizip II usw. (vgl. Jung 1966: 250).

Viertens gibt es die inneren akmellen FunkticJnen der r¢~'; hieruntcr fallen dic wirklichen Funlct!onen, die bestimmte StrulOu~ormen im Aufbau der re~' erfullen, d. h. vor allem ihr¢ symaktischen Funktionen; im Deutschen w~r¢ an dem Beispicl der ~ufforderung hierunter z. B. zu fassen, ,~ic dxe u~,nerative Verbform in der Stimstellung den Satz aktuell aufbauer, hilft.

Es muss kOnftiger Forschung iiberla~sen bleiben, diese hier skizzierten vTer kom- plexen Fun.<tionen der Sprache nicht nur dadurch inhaltlich weiter auszuf011en und zu pr//zisieren, dass ihr Geltungsbereich im gesamten Sprachsystem bzw. in der Spracht.~tigkeit herausgearbeitet wird, sondem auch dadurch, dass ihr innercr Zu- sammenhang vor ahem in bezug auf die geschichtliche Entwicklung der Sprache offengelegt wird.

4. Die Grundfunktionen der Sprache

Im folgenden will ich reich ~Jt den iusseren und inneren potentienen Funktionen n~er beschiftigen, da siC in ~ler sowjetischen Sprachwissenschaft bislang a11ein sys- te.-natisiert wurden, die aktuellen Funktionen dagegeu nut ansatzweise.

Bet din ~/ussercn potentieRen Funktionen der Sprsche ist zun~ichst von Interesse, yon welcher Anzahl yon Funkt/onen verschiedene Sprachwissoiischaftler ausgehen. Zunichst einmal gibt es ¢ine Gruppe yon Spracilwissenschaft]ern, die in der Diskus- sion als 'Monofunktionalisten' bczeichnet werden.

Hiorzu sind vor allem ~inkin und Pazuchin zu rechnen. Beide kornmen auf unter- sch/edlichem Wege - ~-inkin (1964) dutch Untcrsuchungen zu Problcmen der soge- nannten inneren Sprache, Pazuchin 0.963) dur,:h einc Auseinandersetzung mit der Sprachtheorie BCthlers - zu dem Ergebis, class (:s nut ,:ine ~iussere potcntielle Funk- tion 8ebe: die kommunikative Fun~(tion der Sprach¢. Ein MonofunktionalLst ist auch Kol]anskij, der alIein yon de~ expressiven F~nktion der Sprsche ausgeht (1962), wobei er sich u.a. der Aufli~ung yon Vossler na~ert, allerdings mit dem Unterschi~d, dass Kol~nskij in der e:~pre'.miven Funkt/on der Sprache nut die Lets- tung sieht, dass sie - wie es heisst - 'einen Gedanken ausdrtickt'.

Die meisten sowjetischen Sprachwissenschaftler ~Id alIerdings Polyfunktionalis. ten, wobei yon der Mehrzahl mindestens auf die komrnunikatlve und die expre.~sive

242 F. P ~erbsky I i~mktion in sowjeti~het Spmchwl~ensehaft

Funktion unter Anerkennung der fdhrenden Rolle der kommunikativen Funktion hingewiesen wird. Allerdings wird verschiedentlich darauf anfmerksam g~,.macht, dass diese beiden Fonktiorien auch relafiv selbsbindig existieren. Es wird z. B. her- vorgehoben, dass ~ kommunikative Funktionen ohne expressh'e Funktionen gibt (z. B. bei der sogenannteli inneren Sprach¢), wie es andererseits auch expressive Funktionen gibt ohne kommunikative Funktionen (z. B. im Monolog).

Die Polyfunktionalisten berufen sich bei der Heransarbeitung weiterer Funktionen der Sprache auch auf die traditionelle Sprachforschung, in der bereits vor Jahrzehn- ten geaussert wurde, dass es neben der komrqunikativen und der expressiven Funk- tion noch mindestens eirLe Funktion der Sprache geben mfisse, da die Sprache nicht nur zum Ausdruck und zur Mltteilung yon Gedanken, sondem auch zu ihter For- mierung und Konstruktion diene.

Bereits Potebnja (i 835-1891 ), auf den in diesem Zusammenhang oft verwiesen wird, stellte ~n seiner Arbeit My$1' i Jazyk ['Denken vnd Sprache'] vor fiber 100 Jahren diese konstruktive Funktion der Sprache heraus mit den Worten:

Die Sptach¢ ist tin Mittel. nicht um eLnen schon fcrtigen Gedanken auszudrficken. $ondern urn ihn zu btlden . . . . Sic isl nicht dic Wtderspiegelung eine~ lest gef'dgten Weltbildes, sondem eine Tatigkeit, die ein solches erst au~aut. D~r Mensch muss, urn seine 8etstigen Bewegungen zu erfasscn, urn seine iu~selen Ernpfindungen zu begreifen, eine jede yon lhnen irn Weft objekti- vietcn un:l dieses Weft in Verbindung rnit andcren W6~'tern setzen. (zit. nach Avrorin 1975: 3 8 0 .

Eine ahnfiche Auffassung vertritt Bogorodickij (1957-1941 ) in seinen Vorlesun- gen iiber allgemeine Sprach wissenschaft.

Daneben gibt es nun noch eine Gruppe yon Sprachwissenschaftcn, die auf eine vierte ~ussere, potentielle Funktion der Sprache verweisen. Hierzu geh6ren u.a. Gorskij, Spirkin, Budiiova, Mernikov und Kondev. Die yon ihnen untersochte Funktion wird ,neistens als 'akkumulative Funktion' der Sprache bezeichnet. Hier- unter werden vor allem die Leistungen der Sprache zusammengefasst, die sie beim Sammeln und Aufbewahren gesellschaftlicher Erfahrungen und gesellschaftlichen Wisscns vollbrin.~t.

Diese vier geaannten Funktionen sind es, die anf dem gegenwJrtigen Stand yon der sowjetische,, Sprachforschung, z. B. von Avrorin, als iussere potentieile Sprach- funktionen untersucht werden. Die Sprache funtioniert also

- kommunikativ, - expressiv, - konstruktiv, - akkumu!ativ.

Die inneren potentiellen Sprachfunktionen sind bislang am syatemltinchsten ans. gearbeitet in den Thc~rien yon Apretjans Lexikalischev Semanrlk und yon Mol'~uks 'Sinn ~* Text-Modell'.

F. Pasiobslcy / Funktion in solvletisc.~er Sprachwt;sen¢chaft 243

Tafel I

Wort lexikalische Funktion

Co Syn (Co) UdSSR Sowjetunion

Co Magn (Co) Schwe~en absolutes; volllges; tiefes

schlafen tier; fest; wic ein Toter; den Schlaf des Gerechten

Co Result {Co) legen lJegen steller~ stehep

Co Liqu (Co) schlafen wecken

Co Caus Opcr (Co) Verbrechen anstacheln zu

Da diese Funktionen in bedeutend h6here Anzald exJstieren als z. B. die ~iusseren Funktionen (Mel'~uk unterscheidet z. B. 40 solcher Funktionen), solJ bier nur an einigen wenigen Beispielen veranschaulicht werden, worum es sich dabei handelt.

Die inneren potentiellen Funktionen haben im System Mer~uks den Namen 'lexi- kalische Funktionen' und betreffen die lexikalischen Korrelate yon W6rten, d. h sowohl ihre paradigmatischen Varianten als auch ihre syntagrnatischen Partner (siehe Mel'~uk 1974: 78ff.). Die Verl~ltnisse nun, in .tenen ein Wort mit seinen lexikalischen Korrelaten stehen kann (denn es handelt t chja um potentieile Funk- tionen), lassen sich rr.it Hilfe lexikalischer Funktionen notieren. Hierfur einige Bei- spiele: siehe Tafel 1.

Auf der Grundlage derartiger lexikalischer Funktionen ist es Aptesjan und Mo.!~uk gelun3en, Fragmente yon Grammatiken natCrlicher Sprachen (zun;ichst einmal der russischen Sprache) herzusteilen.

5. Funktionen im deutschen Sprachb~m

lch will jet,t am ~sispiei der funl:tion~len tletrachtung des DeuUchen durch Ad- moni (1964, 1971, 1972) noch einen Einblick geben, wie yon einem Autor der Funktionsl~gflff praktisch tuf eine Sprache angewendet wird. Dass Jch reich auf Admoni beziehe, lint ~inen Grand u. a. darin, d m einige seiner Werke auch in deutscher Spmche erh~tlich sind, so d m man sich bier auch olme russisehe Spzsch-

244 F, Fafferbcky ./Funkt~:n in low/et~cher Sprachwl~nschu[t

kenntnisse ein Bild v,m seiner Sprachauffassung machen kann. Bei Admonis Funk- tionsbegriff sind folgende vier Punkte zu beachten:

Erstens ist der Begriff der Funktion vor allem auf den Sprachbau, hier auf den Bau der deutschen Sprache bezogen.

Zweitens erfolgt die Bestimmung des Begriffs 'Funktion' bei ihm zosammen rnit der Bestimmung des Begriffs 'grammatische Form'.

Dr~ttens behandelt er 'granunatische Formen' unter dem ia der sowjetischen Sprachwissenschaft h~ufig anzutreffenden Gesichtspunkt der 'grammatischen Kate- gorien'.

Viertens zeigt die yon ihm getroffene Unterscheidung von strukturell-grammatischen Funktionen, Iogisch.grammatischen Funktionen und kommuni'hativ-grammatischen Funktionen, dass eine feste Grenzziehung zwischen ~usseren und inneren und zwischen potentielkn und a~tueilen Funktionen nicht mOglich ist, wenn es um die Untersuchung konkreter Sprachen geht. Dieses Ver- schwimmen begrifflicher GrenT.en beim Umgang mit konkreten sprachlichen Fak- ten, das sich verschiedentlich in sowj-tischen Arbeiten zu Fragen sprachlicher Funk- tionen zeigt, mag zun~ichst als ein Mangei erschein~n, den es m0glichst zu beheben oder zu vermeiden grit. Aber nach memer Meinung widerspiegelt eine begriffliche Unscharfe, wenn sic nicht durch Erkenntnismangel iiber die Struktur des Gegen- standes hervorgerufen ist, sondern dutch I~berlappungen einzeln gewonnener Erkenntnisse zustande kommt, die sprachliche Realit~t durchaus genau: Gerade bei sprachliehen Fakten ist es rtchtig, davon aaszugehen class sic nicht als diskontinuier- liche Einheiten existieren, sondera immer a|s Einheiter, kontinuierlich/di.~kontinu- 'ierlicher Struktur. Dies konuat u. a. deutlich in dem Bcgriff der Feldstruktur zum Ausdruck, den Adn:oni entwicke|t und seiner Untersuchung des deutschen Sprach- b~u; zugrunde legt (siehe besonders Admoni 1971: 68ff.). Dies gilt z. B. auch fiir den I~:griff ~ler Form, den Admoni benutzt. Hieranter versteht er nicht nut die "iussere formde H,'ille der betreffe.'lden Erscheinung [z. B. den Lautkomplex eines Mor- phems, eine gewisse Womellungsart usw. - F.P.], "~)ndem auch die Verbindung d~eser ~usseren Hrille mit der Funktion, bzw. die Bedeutung, die dieser Hfllle inne- wohnt." (Admoni 1972: 10f.).

Auch Admoni geht, wie andere sowjetische l.ulguisten, davon aus, dass zwischen Struktufform und Funktion keine lsomorphierelat.ion besteht. Er behandelt die ver- schiedenen Formen yon 'Ubercharakterisie~mgen' im Deutschen, bleibt aber nicht de, bei stehen, bestimmte sprachliche Funkti,~nen bestimmten 5truktufformen zuzu- o i~en , so'adern er versucht, eine neue Bestimmung des Begtiffs der Funktion durch die Konzipterdng einer Feldstruktur grammatischer Ert~heinungen.

Besondcrs nach den in seinem Buch Grundlagen der Granunatfktheorle gemachten Ausfiihrungen wird daraufvetwiesen, d m di,. Verteilungen grammatischer Merkmale

b: PaslerbxPcy / Funktion In sowjetlxcher SpvachwlSSen~ci:aft. 245

nicht konsistent ~ind, sondem mit einer maximalen Merkmalsintensit~t im Ze.,tmm einer Struktur ,and mit einer Verminderung bzw. Schw~chung an der Peripherie ~vf- treten (Admoni 1972: 72. ~. Deshalb k6nnen Zuordnollgen yon $trukturfonnen und Funktionen nur im AusnahmefaLl so vers~den werden, dass hier fiberhaupt ein nurnerisches Verh~Itnis vorlies~, e[wa der Art: einer Funktion entsprechen n Struk- turt'ormen.

Da im Gegenteil die grammatischen Formen nach Feldern strukturiert sind, wet- den im Sprachmodell AdmonLs solche Erscheinungen wie z. B. 'VieLheit', 'Modali- t.~t' usw. nicht als konsLstente Funktionen der Sprache verstanden, sondern viel- mehr als Funktionsfelder.

Auf d¢r Grundlage des Feldbegriffs g.'langt Admoni p.u einer Prazisierung der Ge- gen~Jberstellung yon Strukturform ur, d Funktion: Die grammafischen Mittel einer $prache (hier des Deutschen) werden daraufl~n untersucht, welche kategori~le Ausprigung mit ihnen realisiert wird und welche feldhaften Funktionen s~,ch bei den verschJedenen Mitteln kategorial beg~nden lassen.

In seiner neuen Auflage yon Der deutsche Spraehbau unterscheidet Admoni fol- gende drei kategorial begn3ndeten Funklionen im deutschen Sprachbau, die az n .qei- spiel des Mittels 'WorlsteUung' verdeutlicht werden soll'.n:

Erstens: strukture:l.gr~mmattsche Fun~t ~on Hierunter werden die in Feldern stru~ turierten grammatischen Mittel verstanden,

die sicl', unter dem Gesichtspunkt zur,~.rzmenfassen lassen, dass sie der formalen Or- ganisierung del Redeeinh©iten dienen (Admor, i, 1972: 12).

Admoni, der fur das Deutsche als Beispiel "die Rahmenkonstruktion als ein Mittel der Zusammenschweissung des Sa tz~" (ebd.) aafLihrt, bestimmt u. a. die struktu- reU-grammatische Funktion des Mittcls der WortsteUung im Deutschen wie foigt:

Sie [d. h. die strukt,~rell-gz'ammafische Funktion der Wort~telhzng - F.P.J c~ient dazu, den Satz und di/~ Wor tgxu~pe zu einheitlichen, in formaler Hinsicht streng organisiercen Gebildcn zu mach'.n und den Sara klax und pri/gnant ~'u gliedem. Dies gird dutch Anwendung der Distanz- steLlung er, ielt. die i..n Deutschen eine autschlaggebende Rolle sptelt. Die sttuktureUe Organ~- s!erung des Satzes erfolgt dabei durch Bildung eines verbal-prt/dikativen Rahmem. (1972: 293)

Zweitens: die Iogtsch.grammatische Funktion Unter diesem Begriff werden die in Feldern strukturierten grammatischen Mittel

unter dem Gesichtpunkt zusammengefasst, dass sie ~.inen veraUgemeinerten abstra- hierten Bedeutungsgehalt ausdrQcken, der die lexikalische Semantik der Morpheme, WOrter usw. in einem Satz Qbedagert.

Solche Iogisch-tpanunatighen Funktionen ex.istleren im Deutschen z. B. in Form der Opposition Elnheit : Vielhelt, Bcstimmtheit: Unbestimmthelt usw.

Admoni subsumiert bier also den grammatischen Bedeutungsbegt~ff der kategorial begrfmdeten Funktion. Zum Beisptel der Wortztellung im Deu~schen schreibt er:

Sic [d. h. die Iogigh.lpammatighe Funktion gler Wortstellung - F.P.| bcsteht darin, dass wit Hilfe tier Wort4tteHun| ¢h~ gzammatl~l~ Wesen [zgendelnes Wortes oder einer WortGruppe oder eines Satzes bestlmmt wlzd. (1972: 292)

246 F. Pmierbsky / Funkrio~ in ~w/etbcher Y, prachwissenscha[t

Als wichtigstes Wortst¢llungsmittel ira Deut.~chen nennt Admoni die Kontakstel. lung. An den Beispielen, die er fiir die logisch-grammatische Funktion der Wortstel. lung im Dcutschen anfOhrt, wird deutlich~ dass er den Bau einer Sprache nlcht allein aus systemimmanenten Baugesctaen, nimlich hier den erwa-nnten strukturell.gram- matischen Kategorien, erkliren el6chte, sondern dass er mit der Einf'Ohrung Iogisch- grammatischer Kate~orien den E au der Sprache als einen zwar Konventionen unter- worfcnen, abet dennoch nicht wilIk0dich vom,:hmbaren 'Nachbau' ontolosischer "Baugesetze' menschllchen Handdns besreifen mOchte. Dies sou vor allem nullflek. five, polyseme Strukturen im dcut3chen Sprachbau beschreibbar machen, z. B. bci ein~m Satz wie

Die Mutter liebt die Tochter,

und zwar im Hinblick auf die Tatsache. dass er in einer konkreten kommunikativen Situation offensichtlich eindeut~g verstanden wird.

Zur P:'ortstel!ung im deutschen Satz meint Admoni:

:Eb, c bcstimmte WortsteUung, die die nat0tllchc Re;..heni't~!l:o der Dinge in ihrer Beziehung zur Handlung wtderspiegclt, hllft der Untcrscheidung dc~ Sul;jckts un¢, di, cktcn Objckts, wenn die Kasusmcrkmalc bcim Nominativ ut~d Akkusativ fchlcn und die Scmantik zwcideutig ist. (1972: 293)

Dn't,ens: die kommunikativ-grammatische Funktion Hierunter fasst Admoni die in Feldern st,"ak~.urierten grammatischen Mittei unter

dem Gesichtspunkt zusammen, inwiefem sie mit dem Prozess der Sprachkornmuni. katicn (d. h. mit dem Kontext der Rede und der Redesituation) verbunden sind und hn auroauen helfen (1972" 1 If.). Zu den kommunikativ.grammatischen Kate. gorieT~ geh6ren ira Deutschen z. B. die Katcgorien der Person, der Zeit und des Mo- dus.

Admonl verdeutllcht am Beisplel der Wortstellung im Deutschen, class unter diesen Funktionen sowohl emotfonale Funktionen zu verstehen sind, z. B. bei verschiede- hen Abweichunsen bestJmmter I'ucierter oder wenig versetzbarer Satzglieder (Vet. bum f'mitum, indirektes Objekt usw.) yon der normalen Wortstellung, als auch/com- mun~katfv.psyct~olo~:,che Funktionen.

Z J den letzten bemcrkt or:

NtmenUicht besteht 01o kommuntl~tiv-psycholo~scho Funktlon da~n, dass mit den M|tteln dcr Wortstellung dog Weg, don dcr Gcdanke des Sprechenden bcim AufroUen des Satzinhalts geht. zum Ausdruck gebrlcht witd und die semanthche Bedeutsamkeit einze|ner Bestandtelle des Satzes abfrestuft und bu.e|chnet wtrd. (1972: 294)

Far die BesUmmung des Funktionsbesriffs lisst sich h/er die abschltessende Be. mcrkung anfOsez~, d m cs mit d/esem Sprachmodell Admonis selin~, nlcht nut ,J~'e dichotomische Aufgliederun S in l u s t r e und innere Funktionen zugunstcn em'.'r

F. ParLerbsl¢~ / Funktion in ~ow/¢tischer Sprachwlssenscha[t 24"/

dreiteiligen Behandlung spracldicher Erscheinungen zu [Iberwinden, sondern dass damit ~uch ein Weg geOffnet wird, den verrnittelten Obergang zwischen beiden sowie zwischen potentiellen und aktuellen Funktionen zu bearbeiten.

Gerade eine sole.he Verrnittlung, wie sie hier bei der Behandlung yon Einzelbei. spielen bereits sichtbar wird, ist nun geeignet, als/ntegrierender Faktor bei der Neu- bestimmung yon Gegenstand und Methode in der Sprachwissenschaft und Prag- matik wtrksam zu werden, auf deren Notwendigkeit ich eingangs hingewiesen habe. Vorderh.md bleibt dies aber noch ein Ziel der Forschung, da ein integrativer Funk- tionsbegriff, der diese Aufgab: erftlUen kOnnte, erst auf der Grund]age der Verallge- meinerur, g und Systematisierung einer grOsseren Menge von empir/schem Sprachma- terial gewonnen werden kann.

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F. P~sierbllcy /Funktlon in sow]etlscher Sprachwissenschaft 249

1972 -76. Assistant Professor, Germanisches Seminar, Free University of West Berlin; pub- lished several articles on te ~t theory, pragrnatics and German grammar during this period.

In his monograph Wor;'gem,rlerung als lineare Opttmierungmu[gabe ['A Linear programming approach to some problems of deriva~ional proces~ s'] (m.~., Berlin: i975) and in some papers he attempts to investigate the structure of optimal c!erivational processes within the conceptual framework of Operation I~.esearch.

Took his HabUltatton (a qualification fol.teaching in a German university) in January 1976, and as of March 1978 he will need a job.


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