+ All Categories
Home > Documents > zuhause - Vision:teilenvision-teilen.org/fileadmin/user_upload/Einleger_visionteilen_zuhause.pdf ·...

zuhause - Vision:teilenvision-teilen.org/fileadmin/user_upload/Einleger_visionteilen_zuhause.pdf ·...

Date post: 10-Oct-2019
Category:
Upload: others
View: 0 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
8
http://www.vision-teilen.org www.blog-microcredit.org http://www.facebook.com/vision.teilen Eine Kurzinfo von vision:teilen über Zuhause, Flucht und Obdachlosig- keit // Der gutenachtbus unterwegs // Ausstieg aus dem Ausstieg Inter- view mit Markus, einem Betroffenen. zuhause Wie der gutenanchtbus Menschen auf der Strasse hilft
Transcript

http://www.vision-teilen.org www.blog-microcredit.orghttp://www.facebook.com/vision.teilen

Eine Kurzinfo von vision:teilen über Zuhause, Flucht und Obdachlosig-keit // Der gutenachtbus unterwegs // Ausstieg aus dem Ausstieg Inter-view mit Markus, einem Betroffenen.

zuhause

Wie der gutenanchtbus

Menschen auf der Strasse hilft

2 3

IMPRESSUM

Herausgeber: vision:teilen – eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e. V.undstiftung vision:teilenSchirmerstraße 27, 40211 Düsseldorf, Telefon (0211) 66 8 33 73, Fax (0211) 17 80 80 63, eMail: [email protected],www.vision-teilen.org

Spendenkonto: Stadtsparkasse DüsseldorfIBAN: DE42 3005 0110 0010 1790 26 BIC: DUSSDEDDXXX

Redaktion/Autoren und Mitarbeit:Br. Peter Amendt, Nora Künemund

Fotos: Titel und Seite 3: Uwe, Janna Lichter Konzept und Gestaltung: d.a.n.k.e., Herzogstraße 37, 40215 Düsseldorf www.d-a-n-k-e.com

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

„Wo wohnen Sie?“ Jedem begegnet diese Frage oft mehrmals am Tag. Und normaler Weise können wir alle eine genaue Antwort ge-ben. Es ist schließlich die Adresse der persönlichen Räumlichkeiten, zu den wir den Schlüssel und Zutritt haben und wo wir im Allge-meinen täglich mehrere Stunden selbst gestalten. Anders dagegen kann es sehr wohl sein, wenn wir gefragt werden: „Wo sind Sie zuhause?“ Das kann in der Wohnung sein, das kann aber auch woanders sein – oder gar fern der vier Wände, die wir kennen, die wir aber nicht als unser Zuhause bezeichnen. Denn Zuhause sein ist mehr als Wohnen – es ist das „Hier fühle ich mich wohl, hier gehöre ich hin“.

So gefragt, hat nicht jeder ein Zuhause. Viele leben in ihrer Wohnung einsam und su-chen sich ihr Zuhause woanders, bei Freunden, in der Familie, bei Gleichgesinnten und anderem mehr. Und manche haben im eigentlichen Sinn gar kein Zuhause, sind immer unterwegs oder haben sogar durch Flucht, Vertreibung oder Mietschulden ihre Wohnung verloren. Sie sind nirgendwo zuhause.

Inzwischen stehen wir in der Weihnachtszeit, und da werden die Verkünder der Heiligen Nacht nicht müde, auf jenen Jesus zu verweisen, der als Kind zugereister, obdachloser Eltern in einer Krippe geboren wurde und schon bald mit den Eltern auf der Flucht nach Ägypten war. Daran zu denken, was vor mehr als 2000 Jahren war, ist zu Recht für den Glaubenden wichtig. Aber dabei stehen bleiben können wir gerade heute nicht. Denn viele leben heute ähnlich: ohne ein Zuhause, auf der Flucht, in der Obdachlosigkeit. Und das auch bei uns, in unserer, wie es heißt, reichen Stadt Düsseldorf. Zu ihnen geht der Blick – und zu denen, die nachts für sie da sind. Es sind „unsere“ Obdachlosen, die gerade an Weihnachten bitter spüren, dass sie nirgends zuhause sind. Umso wichtiger ist es, dass gerade dann jemand da ist, der ihnen das Gefühl gibt, gemocht zu sein, ange-nommen zu sein, bei ihm Verständnis zu finden und dadurch ein wenig zuhause zu sein.

Mit den Ehrenamtlichen des gutenachtbusses und mit denen, die nachts zum gutenacht-bus kommen, um ein Stück Menschlichkeit zu tanken, wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Br. Peter Amendt, Franziskaner

Leiter von vision:teilen e. V.

Bruder Peter Amendt, Franziskaner und Leiter von vision:teilen e. V.

www.perspektive-heimat.de

Menschen eine Perspektive geben.

Heimat!DÜSSELDORF

hilft!

DER FONDS

PERSPEKTIVE

2 3

Eine Weihnachtsgeschichte

Es war einmal… Wie alle Märchen beginnt auch unsere Geschichte da-

mit, dass sie den zeitlichen Mantel abstreift und weit zurückblickt zu

jenem Punkt, an dem alle Geschichten beginnen. Und dieser Punkt,

das wusste Joschua, liegt tief in uns selbst vergraben. Es ist die Ahnung von

einer Zeit, da alles gut war, alle in Frieden lebten, die Menschen einander

zugetan waren und niemand ein Schloss an seiner Türe befestigte. Warum

auch, denn jeder hatte, was er brauchte, und was er nicht brauchte, gab

er weiter an den, der wenig hatte, und so hatten alle genug und sogar

noch übrig.

Von dieser Zeit träumte Joschua, und der Traum ging immer mit ihm mit.

Er bewegte ihn so sehr, dass er sich aufmachte, um diesen Ort des Guten,

der Liebe, des Glückes und des Friedens zu finden. „Er muss doch existie-

ren“, sagte er sich, „denn woher sonst hätte ich diesen Traum, woher diese

Sehnsucht?“. Und Joschua suchte und suchte. Er irrte viel umher, arbeitete

immer nur kurz dort, wo er gerade war, um mit dem, was er bekommen

hatte, seine Reise fortzusetzen. Und zwischendurch fragte er immer wieder

die Menschen: „Wisst Ihr, wo der Ort des Friedens ist?“ Die einen sagten

ihm dies, die anderen jenes, aber keiner konnte ihm diesen Ort oder auch

nur den Weg dahin verlässlich zeigen.

Schließlich traf er weitab aller Straßen einen alten Mann, der schon lange

darauf wartete, dass Gevatter Tod bei ihm anklopfte. Joschua fragte ihn:

„Weißt Du, wo der Ort des Friedens ist?“ Der alte Mann antwortete ihm:

„Ich selber habe lange darüber nachgedacht und diesen Ort gesucht. Er

ist nicht hier. Aber ich will Dir zeigen, wie Du dahin gelangst.“ „Oh ja!“,

antwortete Joschua. „Bitte zeige es mir, danach suche ich schon so viele

Jahre, und keiner konnte es mir sagen!“. Der alte Mann sagte ihm: „Suche

ihn drinnen, nicht hier draußen!“

Da begriff Joschua, dass er den Ort der Ruhe und des steten Friedens nicht

um sich herum suchen sollte. Dieser Weg zurück zum Ort, wo beständig

Frieden und Glück herrschen, so schien ihm nun, war ihm versperrt, und

je weiter er ging, umso weniger fand er ihn. Und zugleich begriff er, dass

seine Träume ihn woanders hin weisen wollten – in ihn hinein, dorthin, wo

er einmal begonnen hatte und wo das Glück zum Greifen nahe schien:

dort wo er sich sein Kind-sein bewahrt hatte und wo er innerlich frei war

und loslassen konnte – so wie das Kind, dem er gestern begegnet war. Es

war in Bethlehem gewesen, draußen vor der Stadt. Und das Kind hatte

ihm zugelächelt, ebenso wie seine Mutter. Und in ihm brannte es, und ein

Licht begann sein Inneres zu durchstrahlen. „Ich hab’s gefunden, ich hab’s

gefunden“, jubelte er. „Nur wenn ich selbst in Frieden bin, kann auch um

mich herum Frieden werden!“ Und es wurde hell in ihm. Und er fuhr fort:

„Nur dann, wenn ich wie dieses Kind sein kann und alles loslasse, dann

finde ich den Frieden!“ – Versunken in Gedanken und getröstet von dieser

inneren Botschaft kehrte er dorthin zurück, woher er gekommen war …

4

Wenn der gutenachtbus kurz nach 22.00 Uhr zwischen Andreaskirche und Kom(m)ödchen in der Düsseldorfer Altstadt Halt macht, dann erwartet ihn schon eine Traube von Menschen, von de-nen die allermeisten auf der Straße leben – Nichtsesshafte, Obdachlose, Menschen am Rande der Gesellschaft. Vordergründig geht es um einen Becher Kaffee, ein Teilchen oder Brötchen oder gar warmes Essen, um eine Decke, Schuhe, Kleidung, Schlafsack – kurz, alles was man auf der Straße braucht. Nur Spritzen für Drogen gibt es nicht. Dafür verweisen wir immer auf das Flingermobil und auf andere Einrichtungen der Drogenhilfe, wo diesem Bedarf unter Beachtung der medizini-schen Voraussetzungen abgeholfen werden kann. Hier, wo der Bus viermal pro Woche mit Ehrenamtlichen steht, ist er ebenso wie ab 23:30 Uhr an der Kreuzung Fried-rich-Ebert-Straße / Karl-Straße in Bahnhofsnähe Anlauf-stelle für viele – für manche schon seit dem Beginn des Einsatzes im Dezember 2011. Und manche der Gäste sind ebenfalls schon seit diesem Datum dabei. Sie haben sich auf ihn eingestellt, warten auf ihn, und er gehört mitsamt den Ehrenamtlichen zu ihrem Alltag. Und die, die nirgends eine Heimat haben, sie sind einfach da und gehen gar nicht weg. Denn der gutenachtbus ist für sie mehr als nur eine Anlaufstelle für ihre Bedürfnisse – er ist, wie es einer vor Kurzem klar und knapp formulierte, ein Stück ihres Lebens. „Ihr seid mein Zuhause“ meinte er.

„Ihr seid mein Zuhause“

Mehr Infos über Tel. 0211. 6683373 oder [email protected]

Foto oben: Das gutenachtbus-Team bei der Arbeit.

Foto links: Der gutenachtbus – ein Ort der Begegnung – ohne das große ehrenamtliche Engagement gäbe es die vielen Einsätze nicht.

Foto rechts und unten: Neben heißen Getränken werden auch Teilchen und belegte Brötchen verteilt.

Online spenden über: www.vision-teilen.org/spenden5

Werden Sie Projekt-Freund/in

vom gutenachtbus!

6

Was macht der gutenachtbus?Der Düsseldorfer “gutenachtbus” hilft allen Ob-dachlosen und Armen nachts auf der Straße. Gerade für diese Menschen wurde das Projekt „guten-achtbus“ 2011 ins Leben gerufen. Der Bus schließt die Lücke zu denjenigen Einrichtungen, die sich tagsüber um die Armen und Wohnungslosen küm-mern. Mit Hilfe der Erlöse aus der Obdachlosenzei-tung fiftyfifty und mehreren Einzel-Spenden rich-teten vision:teilen und fiftyfifty die Nachthilfe ein, die als mobiles Ess- und Sprechzimmer, aber auch als Personentransport in Notfällen genutzt wird.

Viele Arme und Obdachlose kommen zu den Ar-menspeisungen in Düsseldorf. Aber was passiert mit denen, die nach 22 Uhr noch auf der Straße sind? Gerade für diese Menschen wurde der „gutenacht-bus“ ins Leben gerufen.

Der Bus wird ganzjährig eingesetzt und unter der Leitung einer Sozialarbeiterin von Ehrenamtlichen begleitet, die die Nöte der Obdachlosen auf der Straße kennen. Mit diesem niederschwelligen Hilfsangebot wird den oft ausgegrenzten Mitbürge-rinnen und Mitbürgern ihre Ehre und Selbstachtung wiedergeben, die sie im Alltag oft verloren haben. Sie verdienen es, auch um Mitternacht noch je-manden zu haben, an den sie sich wenden können,

ohne mit Blick auf die späte Stunde zurückgewie-sen zu werden.Damit erweist sich der gutenachtbus als wichtiges, zuweilen Leben rettendes Hilfsmittel für Menschen auf der Straße, die besonders im Winter nicht mehr weiter wissen und aus eigener Kraft nicht mehr weiter können. Einsatztage:Montag bis Donnerstag22.00 – 23.00h am Kommödchen (Kay-und-Lore-Lorentz-Platz, an der Dominikanerkirche)23.30 – 00.30h am Bahnhof (Ecke Karlstraße/Friedrich-Ebert-Straße)

Bei Temperaturen unter 0°C ist das gutenacht-bus-Team darüber hinaus aufsuchend tätig. Die Zeiten können dann aufgrund dessen variieren.Die Sozialarbeiterin Julia Kasprzyk ist während der Einsätze für Sie bis 01.00h erreichbar unter: 01578-3505152 Da das Projekt ausschließlich durch private Spen-den finanziert wird, schauen Sie bitte auch unter der Rubrik „Spenden“ nach, wenn Sie uns in Form von Sach- oder Geldspenden unterstützen möch-ten. Vielen Dank!

Bevor der gutenachtbus losfährt, wird er mit Kleidung, Schlafsä-cken, Backwaren usw. beladen.

Online spenden über: www.vision-teilen.org/spenden

7

Mit dieser Summe ist es möglich mindestens 70 Fahrräder pro Monat zu beschaffen und instand zu setzen.

Markus

Das Leben auf der Straße kann auch Freiheit und Gemeinschaft bedeuten

Ausstieg aus dem Ausstieg

v:t: Markus, wann und warum sind Sie aus Beruf und Familie aus-gestiegen? Was waren die Motive?

Ich würde es mit zwei Worten umschreiben: Schulden und Scham. Die Schulden drückten mich, und ich konnte und wollte nicht da-rüber sprechen. Deshalb bin ich ausgestiegen – einfach weg. Das war Sommer 2010.

v:t: Als Sie auf der Straße lebten, was empfanden Sie als Ihr Zu-hause?

Zuerst einmal gar nichts. Ich wusste, wo ich schlafen konnte. Spä-ter habe ich Leute kennen gelernt, die mich mochten und selbst obdachlos waren bzw. es bis heute sind. Mit ihnen stehe ich noch immer in gutem Kontakt. Einer hat mich auf den Schlafplatz unter der Brücke aufmerksam gemacht. Dort habe ich vier Jahre lang geschlafen, mit dem gleichmäßigen Autorauschen über mir als „kleine Nachtmusik“. Daran kann man sich sehr schnell gewöh-nen. Von daher war der Schlafplatz mein Zuhause. Er war für mich eine 180m² große Penthouse Wohnung mit begehbarem Kleider-schrank – so viel Platz hatte ich nie in meinem Leben zum Schlafen, denn ich war dort allein.

v:t: Sie sind wieder zurück auf dem Weg ins so genannte normale Leben. Wie empfinden Sie das?

Jetzt habe ich wieder die Annehmlichkeiten eines normalen Lebens, was ich schätze. Zugleich muss ich mich wieder an Termine halten. Das fiel mir anfangs schwer, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Ich bereue diesen Schritt nicht, denn ich möchte wieder Arbeit und eine eigene Wohnung finden. Außerdem habe ich jetzt wieder eine Aufgabe, die mir gut tut – die Sorge um einen anderen Menschen, meinen „Nachbarn“, um den ich mich kümmere.

v:t: Der gutenachtbus und Hallo Nachbar haben eine wichtige Bedeutung in Ihrem Leben. Wie würden sie diese umschreiben?

Markus weiß eigentlich selbst nicht, warum es ihn gerade nach Düsseldorf verschlagen hat, als er aus allem in Köln vor Jahren ausgestiegen war: aus dem Beruf, der Familie, den vielen Kontakten, die er dort hatte. Es hatte ihm einfach gereicht, und gern spricht keiner auf der Straße davon, woher er gekommen ist. Jedenfalls wurde die Straße zu seinem Leben, und statt von Beruf und Einkommen oder von Hartz IV lebte er jahrelang ganz auf eigene Kosten, d.h. vom Flaschensammeln, und schlief auf alten Matratzen unter einer Autobahnbrücke. Über den gutenachtbus bekam er Kontakt zum Projekt Hallo Nachbar! und zu einem Ausstieg aus dem Ausstieg… Heute lebt er in einem Übergangsheim, macht Führungen als „alterna-tiver Stadtführer“ zu den Stätten der Obdachlosen und hat inzwischen auch selbst eine „Nachbarin“, die er betreut. Dabei hat er die Kontakte zur Straße nie verloren, und auch das gegerbte Gesicht mit den Stoppeln erinnert an die noch nicht lange vergangene Zeit auf der Straße… Mit ihm haben wir das Interview geführt.

Online spenden über: www.vision-teilen.org/spenden

Interview mit Markus

8

Fortsetzung von Seite 7

vision:teilen e.V. Schirmerstraße 27 . 40211 Düsseldorf . Tel: 02 11-6 68 33 73

www.gutenachtbus.orgEine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V.

Eine Initiative von:

gute nacht

In Zusammenarbeit mit: Mit freundlicher Unterstützung von:

Der gutenachtbus fährt durch Düsseldorf und hilft Menschen auf der Straße. Bitte helfen Sie mit!

für obdachloseSpendenkonto: Stadtsparkasse Düsseldorf | DE42 3005 0110 0010 1790 26, BIC: DUSSDEDDXXX – Stichwort: GnB

Kon

zept

/Ges

taltu

ng: w

ww

.d-a

-n-k

-e.c

om H

eike

Has

sel

RZ_Plakat-Nachtbus_2013.indd 1 23.09.13 13:51

Julia Kasprzyk leitet seit Beginn den gutenachtbus und freut sich über jede Art der Unterstützung.

Über den gutenachtbus habe ich abends zu trinken und essen sowie Kleidung bekommen und immer ein offenes Ohr für meine Anliegen gefunden. Darüber bin ich auch auf „Hallo Nachbar!“ angesprochen worden – ob ich es mir vorstellen könnte, mich um einen Menschen zu kümmern, der mich braucht. Damit hatte ich wieder eine Aufgabe, die mich erfüllt. Sie half mir, aus meinem „alten Leben“ auf der Straße herauszukommen und den Tag und mich wieder zu strukturieren.

v:t: Manchmal endet das Leben auf der Straße verkürzt und be-drückend, zuweilen durch den „goldenen Schuss“. Wie denken Sie darüber? Gibt es dafür Beispiele – und muss das wirklich so sein?

Leider gibt es solche Beispiele. Ich war schon auf einigen Beer-digungen von Bekannten, die auf der Straße gelebt hatten und an den Folgen des Lebens auf der Straße gestorben sind. Jeder Obdachlose hat sein persönliches Schicksal – sei es familiär oder falsche Freunde oder Umstände, die dazu geführt haben, regel-mäßig Drogen zu nehmen. Ihr Schicksal ist sehr unterschiedlich, das sie auf die Straße führt. Bei allem Verständnis für den Einzel-fall, der tragisch enden kann, glaube ich doch, dass bei rechtzei-tiger Hilfe ein „Enden auf der Straße“ verhindert werden kann. Voraussetzung ist dabei, welche Anlaufstelle es für Hilfe gibt und dass man diese auch in Anspruch nimmt. Bei mir war es damals nicht der Fall. Ich nahm sie nicht in Anspruch, weil ich beides nicht wusste – d.h., wo es sie gab, und wenn es sie gab, bin ich nicht aus eigenem Antrieb hingegangen. Oft genug muss erst ein Vertrau-ensverhältnis aufgebaut werden, das einem erlaubt, sich zu öffnen und anderen anzuvertrauen. Da waren der gutenachtbus und der Einsatz als alternativer Stadtführer durch fiftyfifty eine gute Hilfe.

v:t: Eine letzte Frage: Was ist Ihr größter Wunsch für Ihre Leidens-genossen auf der Straße? Was können wir dafür tun?

Die meisten auf der Straße, die ich kenne, wissen, welche Anlauf-stellen für Hilfe es gibt. Während der eine oder andere es geschafft

hat, sich zu überwinden und die Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist die innere Hemmschwemme für viele noch zu hoch. Ich sage vielen, die neu in der Stadt sind, wo sie die Hilfe bekommen können. Leider sehe ich sie vielfach nicht mehr und weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Auch wünsche ich allen auf der Straße, dass sie auf Menschen treffen, zu denen Sie Vertrauen aufbauen, und so die Hilfen, die es gibt, auch nutzen.

v:t: Lieber Markus, herzlichen Dank für Ihre Offenheit. Wir wünschen von Herzen, dass das, was Sie uns hier gesagt haben, viele erreicht. Gerade jetzt, wo so viele Flüchtlinge mit ihrer Not die Situation der Obdachlosen überlagern, ist es notwendig, immer wieder an das Al-lerwichtigste zu erinnern, das alle brauchen. Und das heißt Mensch-lichkeit und den Blick für die Menschenwürde. Und das gerade jetzt, wo Weihnachten jeden Tag näher rückt. Haben Sie Dank für Ihr In-terview!

Für den gutenachtbus ist

vision:teilen auf Hilfe angewiesen. Spendenkonto:

vision:teilen. Stichwort: gutenachtbus IBAN:

DE42 300501100010179026BIC: DUSSDEDDXXX


Recommended