Zürcher Fachhochschule 1
Zürcher Fachhochschule
Wissen und Können
• Wissen Def. (gem.sprachl.)
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(a) implizit
(b) explizit
(a) deklaratives
(b) prozedurales Wissen
• Wissen und Können
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Wissen und Können
• Gilbert Ryle (1900-1976), britischer Philosoph
• The Concept of Mind (1949)
• Wissen (knowing that)
• Können (knowing how)
Gilt als Vertreter des philosophischen Behaviorismus:
Wissen: «nicht das Ergebnis unkörperlicher unbeobachtbarer mentaler Akte … es erscheint in
der Art und Weise, wie diese in beobachtbaren körperlichen Handlungen ausgeführt werden.» (!)
• John Anderson: Language memory and thought (1976)
• Deklaratives Wissen
• Prozedurales Wissen
• OECD-Kompetenz-Standards (Handlungsorientierung!)
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Das behavioristische Paradigma I
Wissen, deklaratives wie prozedurales
• erscheint in der Anwendung
• als äusserlich beobachtbare Handlung (Ryle)
Akzentverschiebung auf empirisch beobachtbare Handlungen
in der äusseren Welt
Handlungsorientierung
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Reiz Innere Welt Äussere Welt
Input Output
Stimulus Wissen
deklarativ, prozedural …
Handlung / Können
empirisch beobachtbar
Black-box
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Das behavioristische Paradigma II
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Epstein/Skinners Tauben-Experiment http://www.youtube.com/watch?v=mDntbGRPeEU
http://www.youtube.com/watch?v=QKSvu3mj-14
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Kognitivistische Wende - Konstruktivismus
systematischer
Input
Lernumgebung
Szenarien
Stimuli
Wissen
(Nach-)Denken
Reflektieren
Imaginieren
Planen
Problemlösen
Wahrnehmen
Erinnern
Aufmerksamkeit
Emotion
Wille
Handeln
Verhalten
Input-Orientierung Kognitivismus
Konstruktivismus
Output-Orientierung
Behaviorismus
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Input-/Output-Orientierung
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Input-Orientierung Output-Orientierung
systematisches (Fach-)Wissen
Lernziele
systematisch fortschreitendes Lernen
angeleitetes Lernen
sachorientiertes Richtig und Falsch
Lehrer/in
homogene Jahrgangsklassen
Repetieren
altersgerechtes Lernen
mehrstufiges Bildungssystem
entwicklungspsychologische Aspekte
Pädagogische Psychologie
(personale) Lehrer-Schüler-Beziehung
Handlungs-/Kompetenzorientierung
Kann-Bestimmungen
task-/problem-based learning
selbstgesteuertes Lernen
konstruktivistische Ansätze
Moderator/in - Manipulator/in
inhomogene Lerngruppen
Dokumentieren
altersdurchmischtes Lernen
Einheitsschulen
kein alters-/reifungsgerechter Aufbau
Empirische Bildungswissenschaften
(evaluierte) Lernkonzepte
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Falsche (ideologische) Gegensätze …
Input-Output-Antinomie
• Wissen – Können (Kompetenzorientierung)
• systematisch – problem-based/handlungsorientiert
• passiv-rezeptiv – aktiv-produktiv
• theoretisch – praktisch
• abstrakt – konkret
• auswendig lernen – selbständig-autonom lernen
• frontal – kollaborativ
• statisch – dynamisch
• instruktionistisch – konstruktivistisch
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beherrschen die heutige Bildungsdiskussion:
Attribute: verkrustet, doktrinär Pathos des Freien, Sozialen, Demokratischen
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Was folgt daraus? - Zwischenfazit I
Überwinden:
• behavioristische Verengung
• Verengung auf isolierte kognitiv-konstruktivistische Fähigkeiten
• Verengung auf das isolierte Individuum
Stattdessen:
• Erweiterung um die sozio-kulturelle, geistige Dimension;
d.i. Bildung
nach M. Tomasello: Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens
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Wissen – Können – Verstehen
• Beispiel: Sprache
• Verstehen von (Bedeutungs-)Zusammenhängen
Bsp: (1) Die Frisöse frisiert ihren Kunden.
(2) Die Frisöse frisiert den Motor (ihres Mopeds).
• Fokus: Bedeutung – Fokus: Innerlichkeit
• ebenso: Musik – Töne - Melodie
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Sozio-kulturelle Dimension (Tomasello)
• Menschlichen Artefakte (Werkzeuge, Sprache, Institutionen …)
• inklusive Wissen um deren Nutzen und Gebrauch
• sind Teil des kulturellen Lebens.
• Kulturelles Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben
• durch Imitation und aktive Instruktion (Zeigen, sprachliches Erklären)
• zur Vermeidung von Fehlinterpretationen/-Konstruktionen. (!)
• Scripts und frames (deklaratives und prozedurales Wissen)
• Modifikationen über die Generationen ( modifiziertes Artefakt)
• kumulativer Effekt (einzigartig beim Menschen).
• Wagenheber-Effekt
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Sprache & kulturelles Wissen
• Zeigegeste (vorsprachlich)
• geteilte Aufmerksamkeit, geteilte Wahrnehmung, Intention
• gemeinsames Hintergrundwissen (common ground)
• Triadische Interaktion (mit Sachbezug)
• Kooperation
• frames & scripts (Spracherwerb, Erwerb kulturellen Wissens)
• Gemeinsames (kulturelles) Wissen
• generationenübergreifende Weitergabe symbolisch
gespeicherten Wissens
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Triadische Interaktion I
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Albert Anker (1831-1910): Die kleinen Strickerinnen (Winterthur)
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Triadische Interaktion II
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Fazit
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• Fokus 4: Wissenserwerb durch geteilte Aufmerksamkeit, Wahr-
nehmung, Intention geteilte innere Vorstellungswelt
• Fokus 5: sprachgestützte Instruktion (weniger Zeitverlust, Fehler)
• Fokus 6: Anwendungs-/Handlungsorientierung (Können), problem-
based, Fallstudie, Labor
• Fokus 7: Denken als Handeln auf ‘innerer (Vorstellungs-)Bühne’
• Fokus 1: Lehren und Lernen als triadische Beziehung
• Fokus 2: Beziehungaspekt (Lehrpersönlichkeit)
• Fokus 3: Sach-/Fachbezug
• Fokus 8: diachrone & synchrone Systematik
• Fokus 9: vom Einfachen zum Komplexen
• Fokus 10: Wiederholen & Üben
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Räthische Bahn: Landwasser-Viadukt
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1901/02 erbaut
2008 UNESCO
2009 renoviert
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Ingenieure als Kulturbauer
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« … wie hat man solche Probleme vor hundert, vor zwei-
hundert Jahren betrachtet … ist auch immer eine Begeg-
nung mit Leuten, die ganz anders gearbeitet haben ...
Und es ist einerseits irgendwie irritierend und anderer-
seits auch sehr anregend.»
«… dann sehen wir, wie sie sich ums Detail gekümmert
haben und das soll ein Anreiz sein, es ihnen gleichzutun.»
«Sie sind aus dem Stein der Nachbarschaft gefügt und ein
wunderbares Beispiel, wie ein Bauwerk mit seiner Um-
gebung eins sein kann.»
«Man wollte Bilder schaffen, die in eine empfindliche
Landschaft passten, die weniger Triumph der Technik im
Sinn eines Metallbaus zeigten, sondern eher eine Weiter-
führung traditioneller Bauweisen.»
«Die Brückenrenovationen geschehen sorgfältig unter
Beizug von Fachleuten.»