+ All Categories
Home > Documents > ZSO SpitalPuls 2012

ZSO SpitalPuls 2012

Date post: 10-Mar-2016
Category:
Upload: zhaw-school-of-management-and-law
View: 217 times
Download: 2 times
Share this document with a friend
Description:
Prozess- und Changemanagement in Schweizer Spitälern Die Studie SpitalPuls 2012 untersuchte bei vier Schweizer Spitälern, wie die Einstellung, die Fähigkeiten und die Voraussetzungen bzgl. Prozess- und Changemanagement ausgestaltet sind. Die Ergebnisse zeigen in gewissen Bereichen deutliche Unterschiede zwischen den Spitälern auf. Im Bericht werden auf der Basis der Ergebnisse konkrete Empfehlungen für Spitäler abgeleitet.
54
Vom Symptom zur Diagnose. Crossing Borders. SpitalPuls 2012 Prozess- und Changemanagement in Schweizer Spitälern Eine Studie von Dr. oec. Alfred Angerer, Prof. Dr. Holger Auerbach und Michael Früh
Transcript
  • Vom Symptom zur Diagnose.Crossing Borders.

    SpitalPuls 2012Prozess- und Changemanagementin Schweizer Spitlern

    Eine Studie von Dr. oec. Alfred Angerer, Prof. Dr. Holger Auerbach und Michael Frh

  • 2HerausgeberAbteilung General ManagementZHAW School of Management and Law

    ProjektleitungDr. oec. Alfred AngererZrcher Hochschule fr Angewandte WissenschaftenSchool of Management and LawTelefon +41 58 934 66 [email protected]

    AutorenDr. oec. Alfred AngererDozent und ProjektleiterZentrum fr Strategie & Operations (ZSO)

    Prof. Dr. Holger AuerbachStellvertretender LeiterWinterthurer Institut fr Gesundheits konomie (WIG)

    Michael FrhWissenschaftlicher MitarbeiterWinterthurer Institut fr Gesundheits konomie (WIG)

    Mehr Information zur Studiewww.spitalpuls.ch

    Zwecks besserer Lesbarkeit wird in dieser Publikation nur die mnnliche Form verwendet. Die weibliche Form ist selbstverstndlich immer mit ein geschlossen.

    Copyright 2012 Abteilung General Management, ZHAW School of Management and Law

    Alle Rechte fr den Nachdruck und die Vervielfltigung dieser Arbeit liegen bei der Abteilung General Management der ZHAW School of Management and Law. Die Weitergabe an Dritte bleibt ausgeschlossen.

  • 3Dank an die Forschungspartner

    Das Autorenteam bedankt sich herzlich bei den folgenden Personen, welche das Forschungsprojekt mass geblich

    untersttzt haben:

    Urs Brgger Leiter des Winterthurer Instituts fr Gesundheitskonomie,

    ZHAW School of Management and Law

    Stephan Loretan Leiter der Abteilung General Management,

    ZHAW School of Management and Law

    Philipp Keller Direktor,

    Hirslanden Klinik Aarau

    Beat Stierlin Klinikdirektor,

    Klinik Barmelweid

    Norbert Vetterli Spitaldirektor,

    Kantonsspital Frauenfeld

    Markus Wepf Leiter Prozess- und Qualittsmanagement,

    Kantonsspital Winterthur

    Dank an die Forschungspartner

  • 5Management Summary

    ZIeL Der StUDIe

    Das Projekt SpitalPuls Prozess- und Changemanage-

    ment in Schweizer Spitlern wurde 2012 von der Zrcher

    Hochschule fr Angewandte Wissenschaften durchgefhrt

    und hat einerseits zum Ziel, die Verbreitung, Effektivitt

    und Potentiale der Prozess- & Changemanagement (PCM)

    Systeme in Schweizer Spitlern zu messen und anderer-

    seits auf der Basis der Forschungsergebnisse konkrete

    Handlungsempfehlungen fr die Spitler abzuleiten.

    ForSCHUNgSMetHoDe

    Mittels eines eigens entwickelten Fragebogens wurden

    insgesamt ca. 1 100 Mitarbeitende aus vier Schweizer Spi-

    tlern zur Teilnahme an der Umfrage eingeladen. Der

    Rcklauf betrug 46%, ber 500 Spitalmitarbeitende betei-

    ligten sich an der Umfrage. Der Fragebogen umfasste vier

    Erfassungsdimensionen, die aus einer umfassenden Lite-

    ratur und Best Practice Sichtung hergeleitet wurden: (1)

    Output, definiert durch die Leistung des Spitals und der

    Mitarbeiterzufriedenheit. Input (2) Knnen, definiert als

    das Wissen und die Kompetenzen des Personals bezg-

    lich Optimierungen. (3) Wollen, definiert als die Motivati-

    on und Bereitschaft zur Vernderung und (4) Drfen, de-

    finiert als die Befhigung, Vernderungen vorzunehmen.

    ergeBNISSe Der BeFrAgUNg

    Auf der Seite des Outputs erzielen die vier Spitler insge-

    samt gute Resultate, wenngleich der hohe Administrati-

    onsaufwand und Kapazittsengpsse dem Personal Sor-

    gen bereiten. Die Spitalmitarbeitenden sind grundstzlich

    zufrieden mit ihrer Arbeit, wobei auch hier noch Verbesse-

    rungspotenzial vorhanden ist. Auf Ebene der Inputdimensi-

    on Knnen zeigt sich, dass es noch Defizite im Wissen

    und in der Anwendung von Prozessoptimierungsstrategien

    gibt. Dies ist u.a. auf ein mangelndes Schulungsangebot

    seitens der Spitler zurckzufhren. Erfreulicherweise wer-

    den in den Spitlern dennoch bereits Optimierungen

    durchgefhrt, welchen letzten Endes auch Erfolg und

    Nachhaltigkeit attestiert werden. Im Bereich des Wollens

    beweisen die Mitarbeitenden eine berdurchschnittlich

    hohe Vernderungsbereitschaft, was eine grosse Chance

    fr geplante Vernderungsinitiativen innerhalb der Spitler

    bedeutet. Der Vernderungsreifegrad der jeweiligen Spit-

    ler ist allerdings noch ausbaufhig speziell im Bereich der

    Kommunikation der Vision besteht Nachholbedarf. In der

    vierten und letzten Dimension, Drfen, erreichen die Spi-

    tler grundstzlich gute Werte besonders die Fhrungs-

    qualitten von Vorgesetzten werden gut bewertet. Es zeigt

    sich jedoch, dass im Bereich der Leistungsvereinbarung

    und -kontrolle noch grosses Verbesserungspotential vor-

    handen ist.

    HANDLUNgSeMPFeHLUNgeN

    Auf der Grundlage der vorliegenden Ergebnisse werden fr

    die erkannten Verbesserungspotenziale auf allen vier Di-

    mensionen generelle Handlungsempfehlungen fr die Spi-

    tallandschaft Schweiz formuliert. Einerseits wird bei den

    Outputfaktoren empfohlen, (1) bestehende Administrati-

    onsprozesse in Frage zu stellen, (2) rechtzeitig Kapazitts-

    reserven durch Effizienzsteigerungen zu schaffen, (3) die

    gute Zusammenarbeit in und zwischen Teams zu nutzen

    und (4) auf die grosse Mitarbeiterzufriedenheit zu bauen.

    Andererseits wird bei den Inputfaktoren empfohlen, (1) das

    Angebot an Fortbildungsmglichkeiten zu berprfen, (2)

    die Prozesse verstrkt zu visualisieren, (3) statistische Me-

    thoden zur Qualittssicherung einzusetzen, (4) die Bereit-

    schaft fr Standardisierung zu erhhen, (5) Freirume fr

    Optimierungen zu schaffen, (6) Leuchtturm-Projekte zu

    schaffen und zu kommunizieren, (7) sich die hohe Vernde-

    rungsbereitschaft der Mitarbeitenden zu Nutze zu machen,

    (8) den Umgang mit Wandel zu professionalisieren, (9) Op-

    timierungsvorschlge von Mitarbeitenden aktiv einzufor-

    dern und (10) die Steuerung und Fhrung mittels Kennzah-

    len zu optimieren.

    Management SummarySchlussbericht der SpitalPuls 2012 Studie

  • 63 Dank an die Forschungspartner

    5 Management Summary

    9 1. Hintergrund der Studie

    2. Studienbeschreibung SpitalPuls10 2.1 Ziel der Studie

    10 2.2 Studiendesign

    14 2.3 teilnehmende Spitler

    14 2.4 Befragte und rcklauf

    3. ergebnisse18 3.1 gesamtberblick: erzielte Input- und outputwerte

    19 3.2 output Faktoren: Leistung und Herausforderungen

    3.2.1 Operations Performance

    3.2.2 Zufriedenheit Mitarbeitende

    23 3.3 Inputfaktoren: Knnen

    3.3.1 Wissen und Einsatz von Optimierungsmethoden

    3.3.2 Standardisierung

    3.3.3 Optimierungsinitiativen

    30 3.4 Inputfaktoren: Wollen

    3.4.1 Vernderungsbereitschaft Mitarbeitende

    3.4.2 Vernderungsreifegrad der Organisation

    34 3.5 Inputfaktoren: Drfen

    3.5.1 Fhrungsqualitt

    3.5.2 Fhrungsstil

    38 3.6 Zusammenhnge und erfolgsfaktoren

  • 7Inhalt

    4. Handlungsempfehlungen und Fazit40 4.1 Strategiekonform die output-Ziele definieren

    41 4.2 optimierungsfokus bei Input-Faktoren

    4.2.1 Handlungsempfehlungen zu Knnen

    4.2.2 Handlungsempfehlungen zu Wollen

    4.2.3 Handlungsempfehlungen zu Drfen

    44 4.3 Fazit und Ausblick

    Anhang47 Literaturverzeichnis

    48 Autoren

    49 Untersttzendes ZHAW-team

    50 Abbildungsverzeichnis

    51 tabellenverzeichnis

  • 9Hintergrund der Studie

    1. Hintergrund der Studie

    Das Projekt SpitalPuls Prozess- und Change-

    mana gement in Schweizer Spitlern wurde 2012

    von der Zrcher Hochschule fr Angewandte Wis-

    senschaften initiiert, um erstmalig vertiefte Infor-

    mationen bezglich Prozess- und Changemanage-

    ment (PCM) Systemen in Schweizer Spitlern zu

    erheben. ein eigens entwickelter Fragebogen, wel-

    cher u.a. die Dimensionen Knnen, Wollen und

    Drfen erfasst, wurde erstmalig bei vier Schwei-

    zer Spitlern eingesetzt. Insgesamt konnten 519

    ausgefllte Fragebogen von Spitalmitarbeitenden

    aus smt lichen Unternehmensbereichen ausge-

    wertet werden. es ist geplant, die erhebung alle

    zwei Jahre zu wiederholen und auf weitere Spitler

    auszuweiten, um die entwicklung und aktuelle the-

    men bezglich PCM laufend erfassen und beurtei-

    len zu knnen.

    Im schweizerischen Gesundheitswesen macht das Spital-

    wesen, bestehend aus Akutspitlern, Psychiatrien, Reha-

    bilitationskliniken sowie Spezialkliniken, einen grossen An-

    teil aus. Die Gesamtkosten des Gesundheitswesens belie-

    fen sich 2010 auf ca. CHF 62.5 Mrd., wovon rund CHF

    22.5 Mrd. oder 36% der Kosten auf die Spitler entfielen

    (Bundesamt fr Statistik, 2012a). Im Jahr 2010 stellten 300

    Spitler rund 39 000 Betten zur Verfgung, welche durch-

    schnittlich zu 90% ausgelastet wurden. Rund 185 000 Per-

    sonen (ca. 139 000 Vollzeitquivalente) betreuten 2010

    ber 1.3 Millionen Flle (Bundesamt fr Statistik, 2012b).

    Durch die Einfhrung der neuen Spitalfinanzierung im Jahr

    2012 wurde der Wettbewerb im Spitalwesen verschrft.

    Die Kriterien und Anforderungen an Spitler, einen fr die

    Finanzierung entscheidenden Platz auf der kantonalen Spi-

    talliste zu erhalten, sind hher geworden. Durch die neue

    Spitalfinanzierung wurden zudem Fallpauschalen (DRGs)

    als Finanzierungsgrundlage verpflichtend eingefhrt und

    die interkantonale freie Spitalwahl fr Patienten gewhrleis-

    tet. Die Anreize fr Spitler, nicht nur qualitativ sondern

    auch konomisch wettbewerbsfhig zu sein, haben da-

    durch zugenommen.

    Es sind allerdings nicht nur finanzielle Herausforderungen,

    mit welchen Schweizer Spitler strker konfrontiert wer-

    den: Die Bevlkerung der Schweiz wird lter, multimorbi-

    der, chronisch kranker und es fehlt zunehmend das not-

    wendige Gesundheitspersonal (OECD/WHO, 2011; GDK/

    BAG, 2012). Diese Umstnde setzen auf der Ebene der

    Spitler hohe Ansprche an die Erbringung und Koordina-

    tion der Patientenversorgung und der internen Prozesse.

    Internationale Best Practices belegen, dass das professio-

    nelle Management von Prozessen und Vernderungsinitia-

    tiven signifikant die Kosten senken kann, dabei jedoch

    gleichzeitig hchste Qualitt gewhrleistet. Die Spitler ha-

    ben zwar in gewissen Bereichen Optimierungspotential

    erkannt, z.B. durch die Ausarbeitung von standardisierten

    Patientenpfaden fr gewisse Krankheitsbilder oder der De-

    finition von Schnittstellen zu vor- und nachgelagerten

    Strukturen. Zwei Vorstudien des Zentrums fr Strategie &

    Operations (ZSO) und des Winterthurer Instituts fr Ge-

    sundheitskonomie (WIG) der Zrcher Hochschule fr An-

    gewandte Wissenschaften (ZHAW) lassen allerdings ver-

    muten, dass das professionelle Management von Prozes-

    sen und Vernderungsinitiativen in Spitlern noch selten

    anzutreffen ist. So zeigte die ZSO Studie anhand einzelner

    Interviews exemplarisch auf, dass Schweizer Spitler im

    internationalen Vergleich in Sachen Prozess- und Change-

    management (PCM) Systeme wohl noch einen grossen

    Nachholbedarf haben. Im Bereich Vernderungsbereit-

    schaft konnte keines der vier untersuchten Spitler in der

    Mehrheit der Kriterien die Noten gut oder sehr gut er-

    zielen. Auch die aktuelle Studie des WIG zu den Auswir-

    kungen der DRGs im Spital zeigt, dass die Spitler in der

    Schweiz bzgl. PCM Nachholbedarf haben.

    In der vorliegenden Studie werden Optimierungspotentiale

    aufgedeckt, Handlungsempfehlungen ausgesprochen und

    damit soll ein Beitrag geleistet werden, die Wettbewerbs-

    fhigkeit von Schweizer Spitlern zu erhhen.

  • 2.1 ZIeL Der StUDIe

    Die Forschungsstudie hat zum Ziel, die Verbrei-

    tung, effektivitt und Potentiale der Prozess- &

    Changemanagement (PCM) Systeme in Schweizer

    Spitlern zu messen. Zudem sollen aufgrund der

    Forschungsergebnisse konkrete Handlungsemp-

    fehlungen ausgesprochen werden.

    Die in der Studie zu beantwortende Hauptforschungsfrage

    lautet:

    Wo stehen Spitler heute bezglich Prozess- und Changemanagement Systemen?

    Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden folgende

    Teilbereiche untersucht:

    output

    Leistung: Wie hoch ist die Mitarbeiterzufriedenheit und

    welche Probleme sehen die Mitarbeitenden jetzt und

    zuknftig bezglich ihrer Prozesse?

    Input

    Knnen: Welches Prozessmanagement-Wissen

    besitzen die Mitarbeitenden und was davon wird

    bereits angewendet?

    Wollen: Inwiefern sind die Spitler und Mitarbeiten-

    den bereit fr Vernderungen?

    Drfen: Wie gut untersttzen die Organisation und

    Fhrungskrfte die Mitarbeitenden?

    Das Studiendesign ist auf die Beantwortung dieser Frage-

    stellungen ausgelegt und wird im nachfolgenden Abschnitt

    dargestellt.

    2.2 StUDIeNDeSIgN

    Fr die Forschungsstudie wurde ein Vorgehen in

    fnf Phasen gewhlt. Ziel war es, sowohl auf einer

    soliden theoretischen Fundierung aufbauen zu

    knnen, als auch die Praxistauglichkeit der ergeb-

    nisse zu gewhrleisten.

    In einem ersten Schritt wurde die Literatur und internatio-

    nale Best Practices im Bereich PCM im Gesundheitswesen

    vom Autorenteam gesichtet und systematisiert. Das theo-

    retische Grundmodell Knnen, Wollen, Drfen wurde in

    Phase 2 entwickelt. In Phase 3 wurde ein Tool zum Ver-

    gleich der Leistung der Spitler erstellt und ein passender

    Fragebogen entwickelt. Dieser wurde in Phase 4 bei den

    teilnehmenden Spitlern zur Befragung der Mitarbeitenden

    eingesetzt. In der fnften und letzten Phase wurden die

    Auswertungen vorgenommen und konkrete Handlungs-

    empfehlungen abgeleitet (siehe Abbildung 1).

    2. Studienbeschreibung SpitalPuls

    VorgeHeNSMoDeLL

    Phase 2

    entwicklung eines theoretischen grundmodells

    Phase 1

    Analyse der Literatur

    Phase 3

    erstellung des tools und Fragebogens

    Phase 4

    erhebung bei den Spitlern

    Phase 5

    Auswertung und Ableitung von Handlungsempfehlungen

    Abb. 1

    10

  • 11Studienbeschreibung SpitalPuls

    Phase 1 Analyse der Literatur

    Durch eine breite Literaturanalyse konnten mehr als 70 re-

    levante Quellen identifiziert werden. Die Berichte und Stu-

    dien wurden untersucht und deren Kernaussagen extra-

    hiert. Zudem wurden die Berichte anhand gewisser Kriteri-

    en wie der verwendeten Methodik oder der untersuchten

    Zielgruppe gruppiert. Diese Untersuchung erlaubte es,

    besonders wichtige Faktoren und Forschungslcken im

    Bereich PCM zu identifizieren.

    Phase 2 entwicklung eines theoretischen grund-

    modells

    In der Literaturanalyse wurden die zu untersuchenden The-

    men identifiziert, welche allerdings nun in ein sinnvolles

    Modell gegossen werden mussten. Der Aufbau des Frage-

    bogens orientiert sich an einem klassischen Modell aus

    dem Operations Management. Dabei werden die zur Ver-

    fgung stehenden Inputfaktoren durch spezifische Ttig-

    keiten und Prozesse zu einem mglichst gewnschten

    Output in Form von Produkten oder Dienstleistungen

    transformiert (vgl. Abbildung 2).

    Um die Verbreitung, Effektivitt und die Potentiale von

    PCM messen zu knnen, mssen sowohl der geleistete

    Input wie auch der erzielte Output beurteilt werden. Im ent-

    wickelten Fragenbogen wird dies auf der Seite des Out-

    puts ber die Erhebung der Leistung des Spitals (Opera-

    tions Performance) und der Zufriedenheit der Mitarbeiten-

    den sichergestellt.

    Da der Erfolg oder Misserfolg von Projekten (Output) von

    einer Vielzahl von Parametern (Input) bestimmt wird, ist

    eine Reduzierung der Komplexitt durch die Verwendung

    eines Modelles hilfreich. Seitens des Inputs wurde daher

    das Knnen-Wollen-Drfen-Modell herangezogen. Die-

    ses Modell stammt ursprnglich aus der Organisations-

    psychologie (von Rosenstiel et al., 2005), wurde jedoch

    auch in anderen Disziplinen wie Operations Management

    validiert. Das Modell geht davon aus, dass Projekte erfolg-

    reich sind, wenn die notwendigen Voraussetzungen auf

    allen drei Ebenen erfllt werden.

    INPUT- UND OUTPUT-MODELL

    Input Operations/Prozesse Output

    Abb. 2

    Transformiert

    Transformierend

    Dienstleistung

    ProdukteH

  • 12

    Im Bereich Knnen wird das Wissen um die Art und Wei-

    se, wie Prozesse analysiert und verbessert werden kn-

    nen, erhoben. Die Art und Weise, wie Menschen am Ar-

    beitsplatz denken und Ihre Bereitschaft, sich zu verndern,

    wird im Bereich Wollen erhoben. Schlussendlich mssen

    die Rahmenbedingungen, unter denen Mitarbeitende ar-

    beiten und gefhrt werden, geeignet sein, um PCM umset-

    zen zu Drfen. Die drei Elemente Knnen, Wollen

    und Drfen sollten demzufolge ausgewogen bercksich-

    tigt werden, um die Chance auf Output-Erfolg zu erhhen.

    Phase 3 erstellung des tools und Fragebogens

    Das Autorenteam hat im Gesprch mit Praktikern schnell

    gemerkt, dass ein starker Wunsch nach einer Quantifizie-

    rung der Input- und Outputfaktoren vorhanden war. Eine

    Quantifizierung wrde einerseits den genauen Vergleich

    DAS KNNEN-WOLLEN-DRFEN-MODELL

    Abb. 3

    WO

    LLEN

    K

    NN

    EN

    OUTPUT

    DRFEN

    VerANSCHAULICHUNg DeS KeNNZAHLeN-KASKADeNtooLS

    1. output 2. Input

    SpitalPuls-Fragebogen

    2.1 Knnen 2.2 Wollen 2.3 Drfen

    2.1.1 Wissen & einsatz optimierungsmethoden

    Wie hufig visualisieren Sie im team Arbeitsablufe in Abbildungen?

    Abb. 4

  • 13Studienbeschreibung SpitalPuls

    Tabelle 1

    AUFBAU SPItALPULS-FrAgeBogeN

    1. output 2. Input

    1.1 Operations Performance 2.1 Knnen

    1.1.1 Qualitt 2.1.1 Wissen & Einsatz Optimierungsmethoden

    1.1.2 Kapazitt Heutiges Wissen

    1.1.3 Kurze Wartezeit Weiterbildung Mitarbeitende

    1.1.4 Zusammenarbeit 2.1.2 Standardisierung

    1.1.5 Effizienz Kosten 2.1.3 Praxiserfolg Optimierungen

    1.1.6 Effizienz Administration 2.2 Wollen

    1.2 Zufriedenheit Mitarbeitende 2.2.1 Vernderungsbereitschaft (VB) Mitarbeitende

    1.2.1 Jetzige Zufriedenheit VB 1: Routine Abneigung

    1.2.2 Trend VB 2: Emotionale Kontrolle

    VB 3: Langfrist-Fokus

    VB 4: Kognitive Vernderung

    2.2.2 Vernderungsbereitschaft Organisation

    Kotter 1: Dringlichkeit schaffen

    Kotter 2: Machtvolles Change Team

    Kotter 3: Klare Vision entwickeln

    Kotter 4: Vision vielschichtig kommunizieren

    Kotter 5: Hrden eliminieren

    2.3 Drfen

    2.3.1 Fhrungsstil & Kompetenz

    Partizipation Mitarbeitende

    Entscheidungsverantwortung

    Steuerung Mitarbeitende

    2.3.2 Fhrungsqualitt

    Fhrung im Alltag

    Fhrung im Change

  • 14

    zwischen den Spitlern (Benchmarking), aber auch die

    Identifikation von mglichen Trends und Entwicklungen in

    der Zukunft ermglichen. Entsprechend wurde ein Kenn-

    zahlen-Kaskadentool entwickelt, bei dem Faktoren gebil-

    det werden aus dem Mittelwert von Unterfaktoren, die wie-

    derum aus dem Mittelwert von Unterfaktoren bestehen

    usw. Abbildung 4 veranschaulicht den Aufbau und in Ta-

    belle 1 sind alle verwendeten Faktoren ersichtlich.

    Phase 4 erhebung bei den Spitlern

    Im Juni und Juli 2012 wurden die Spitalmitarbeitenden mit

    dem entwickelten Fragebogen befragt. Insgesamt konnten

    519 vollstndig ausgefllte Fragebogen ausgewertet wer-

    den. Die aggregierten und anonymisierten Ergebnisse wer-

    den in diesem Bericht vorgestellt. Mit den teilnehmenden

    Spitlern werden in individuellen Workshops detaillierte

    Auswertungen bzgl. ihrer Umfrageergebnisse diskutiert.

    Phase 5 Auswertung und Ableitung von Hand-

    lungsempfehlungen

    Die ausgewerteten Ergebnisse wurden innerhalb des Pro-

    jektteams diskutiert und in gemeinsamen Workshops

    Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dabei wurden die

    Best Practices aus der Literaturanalyse und die qualitati-

    ven Umfrageergebnisse bercksichtigt. Eine Zusammen-

    fassung dieser Handlungsempfehlungen sind in Kapitel 4

    aufgefhrt.

    2.3 teILNeHMeNDe SPItLer

    Das Interesse der angefragten Spitler am thema

    Prozess- und Changemanagement war erfreulich

    gross. Von insgesamt sechs angefragten Spitlern

    entschieden sich vier Spitler zur Mitwirkung. Die

    angestrebte Anzahl von maximal vier Spitlern

    wurde damit sehr schnell erreicht.

    Fr die Teilnahme an der Studie konnten die Hirslanden

    Klinik Aarau, die Klinik Barmelweid sowie die Kantonsspi-

    tler Winterthur und Frauenfeld gewonnen werden. Die

    teilnehmenden Spitler unterscheiden sich hinsichtlich ih-

    rer Leistungsauftrge, ihrer Grsse, dem geografischen

    Standort und den Eigentumsverhltnissen untereinander

    und liefern dadurch ein vielschichtiges Bild der Spitalland-

    schaft Schweiz.

    2.4 BeFrAgte UND rCKLAUF

    Die Untersuchung SpitalPuls 2012 strebte an, pro

    Spital eine hohe Anzahl von Mitarbeitenden aus al-

    len Berufsgruppen zu befragen. Die hohe Anzahl

    an angefragten Mitarbeitenden von Spitlern und

    der hohe rcklauf ermglichten es, einen tiefen

    einblick in die Prozess- und Changemanagement

    einstellung von ber 519 Personen zu erhalten.

    Tabelle 2

    teILNeHMeNDe SPItLer

    Merkmal KSW KSF Hirslanden Barmelweid

    Trgerschaft Kantonal Kantonal Privat Privat

    Mitarbeitende (2011) 2 676 725 786 480

    Ertrag (2011) CHF 352 Mio. CHF 150 Mio. CHF 121 Mio. CHF 39 Mio.

    Standort Winterthur Frauenfeld Aarau Barmelweid

    Leistungsauftrag Zentrumsspital Zentrumsspital Spezialklinik Spezialklinik

    Quelle: Webseite der Spitler

  • 15Studienbeschreibung SpitalPuls

    Die Anzahl der angefragten Mitarbeitenden in den Spitlern

    wurde individuell mit den Spitalverantwortlichen festgelegt.

    Es musste ein Kompromiss aus einer mglichst hohen Zahl

    an Befragten pro Spital (zur reprsentativen Darstellung

    des Gesamtspitals) und dem zeitlichen Aufwand, der dem

    Spital durch das Ausfllen der Umfrage entsteht, gefunden

    werden. Insgesamt wurden ca. 1 100 Personen aus allen

    vier Spitlern zur Teilnahme an der Umfrage eingeladen

    (siehe Tabelle 3).

    Der durchschnittliche Rcklauf von 46% kann als hoch be-

    zeichnet werden. Aus den gemachten Erfahrungen werden

    der Umfrage-Versand durch die Spitaldirektion sowie die

    doppelte Ansprache (elektronisch und Papier) der Mitarbei-

    tenden als besonders motivierend erachtet. Die Verlosung

    eines attraktiven Sachpreises unter den Teilnehmenden hat

    sicherlich auch zu der hohen Rcklaufquote bei getragen.

    Wie bereits erwhnt, wurde die Umfrage nicht auf spezifi-

    sche Funktionsbereiche eingeschrnkt. Um ein mglichst

    umfassendes Bild erhalten zu knnen, wurden Mitarbeiten-

    de aus smtlichen Funktionsbereiche zur Teilnahme ange-

    fragt. Die Verteilung der Teilnehmenden auf die Funk-

    tionsbereiche ist in Abbildung 5 aufgefhrt.

    Tabelle 3

    BeFrAgte UND rCKLAUF Pro SPItAL

    Merkmal KSW KSF Hirslanden Barmelweid

    Kontakt durch E-Mail Ja Ja Ja Ja

    Papierfragebogen? Konnte bei Bedarf abgeholt werden

    Wurde verschickt Nein Konnte bei Bedarf abgeholt werden

    Reminder versendet Ja Ja Nein Ja

    Vollstndige Fragebogen 93 131 128 167

    Rcklauf 37 % 59 % 43 %1 46 %

    1 Die exakte Anzahl eingeladener Personen kann aufgrund von Sammel-Accounts bei den Email-Adressen der Hirslanden Klinik, bei welchen mehrere Mitarbeitende auf denselben

    Account zugreifen knnen, nicht angegeben werden. Der in Tabelle 3 aufgelistete Rcklauf von 43% ist dementsprechend eine Annherung.

    FUNKTIONSBEREICHE DERTEILNEHMENDEN

    rztlicher Dienst

    Pflegedienst

    Medizintechnischer und therapeutischer

    Dienst (z.B. Labor, Physio- und Ergotherapie)

    Hotellerie / Facility Management

    (inkl. Einkauf, Materialbeschaffung, Lager)

    Verwaltung / Finanzen / Administration

    (inkl. Personalwesen)

    Anderes

    Keine Angabe

    N=519

    10

    34

    14

    6

    18

    17

    1

    %

    %

    %

    %

    %

    %

    %

    Abb. 5

  • 16

    0 20 40 60 80 100

    VERTEILUNG FHRUNGSFUNKTION

    Abb. 6

    in %

    Fhrung

    Keine Fhrung

    39

    N=519

    61

    0 20 40 60 80 100

    VERTEILUNG ALTER

    Abb. 7

    in %

    Unter 30 Jahren

    30 49 Jahre

    50 Jahre und lter

    Keine Angabe

    16 59

    N=519

    20 5

    0 20 40 60 80 100

    VERTEILUNG GESCHLECHT

    Abb. 8

    in %

    Mnner

    Frauen

    Keine Angabe

    23 71

    N=519

    6

    Die Verteilung der Teilnehmenden bzgl. Fhrungsfunktion,

    Alter und Geschlecht kann den nachfolgenden Abbildun-

    gen entnommen werden.

    Der Anteil der Fhrungspersonen ist mit 39% bemerkens-

    wert hoch. Eine mgliche Erklrung knnte sein, dass sich

    Fhrungspersonen mehr fr Prozess- und Changema-

    nagement interessieren beziehungsweise sich im Alltag

    strker damit auseinandersetzen mssen. Die Altersvertei-

    lung unter den Umfrageteilnehmenden ist nicht auffllig.

    Ca. 59% der Umfrageteilnehmenden sind zwischen 30 und

    49 Jahren alt. 16% sind jnger als 30 Jahre und 20% lter

    als 49 Jahre. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden (ca.

    71%) ist weiblich. Dieser Anteil entspricht ca. dem Schwei-

    zer Durchschnitt bzgl. dem Frauenanteil der Spitalmitarbei-

    tenden von 75% (Bundesamt fr Gesundheit, 2012c).

  • 17Studienbeschreibung SpitalPuls

    LeSeHILFe ergeBNISSe

    Smtliche Fragen des verwendeten Fragebogens wurden auf einer Likert-Skala von 1 bis 5 gemessen. Zur Deutung

    der Antworten und der Werte des Kennzahlen-Tools kann es ntzlich sein, diese Zahlen in Attribute umzuwandeln.

    Eine mgliche Deutung der einzelnen Zahlenwerte ist in der Abbildung 9 dargestellt. Um Tendenzen festzustellen,

    werden bei vielen Fragen die Hufigkeiten der zwei niedrigsten Werte zusammengefasst (1 und 2) und mit der Hu-

    figkeit der Summe der zwei obersten Werten (4 und 5) verglichen. Der Wert 3 wird somit als unentschieden inter-

    pretiert.

    LESEHILFE DER ZAHLENWERTE

    Abb. 9

    1

    Sehr schlecht

    Sehr selten

    Trifft berhaupt nicht zu

    2

    Schlecht

    Selten

    Trifft eher nicht zu

    3

    Mittelmssig

    Manchmal

    Teils/teils

    4

    Gut

    Oft

    Trifft eher zu

    5

    Sehr gut

    Sehr hufig

    Trifft voll und ganz zu

  • 18

    3. ergebnisse

    3.1 geSAMtBerBLICK: erZIeLte INPUt- UND

    oUtPUtWerte

    Die Schweizer Spitler sind bezglich Ihres Pro-

    zess- und Changemanagements auf einem guten

    Weg. Ihre Mitarbeitenden haben eine berdurch-

    schnittlich hohe Vernderungsbereitschaft. Aller-

    dings sind klare Verbesserungspotenziale in Hin-

    sicht auf ihr Prozesswissen und ihren organisatori-

    schen Umgang mit Vernderungen vorhanden.

    Die heutige Leistung der vier untersuchten Spitler befindet

    sich mit einem Outputmittelwert (MW) von 3.58 zwischen

    mittelmssig und gut. Ihre Prozess- und Changemanage-

    mentkompetenzen (Input) haben mit 3.43 einen hnlich ho-

    hen Wert. Es ist also durchaus noch Potenzial nach oben

    vorhanden. Bei den zuknftigen Untersuchung en im Rah-

    men der SpitalPuls Studien werden diese Werte als Bench-

    mark dienen, um Entwicklungen feststellen zu knnen.

    Whrend bei den Inputfaktoren nur ein kleiner Unterschied

    zwischen den untersuchten Spitlern besteht, ist der Un-

    terschied bei den Outputfaktoren schon bedeutsamer (sie-

    he Abbildung 10). So kann sich das Spital D beim Leis-

    tungsergebnis (Output) von den anderen drei absetzen. Zu

    beachten ist, dass beim verwendeten Bewertungsmodell,

    das sich aus der Verrechnung von 47 Einzelfragen zusam-

    mensetzt, auch kleine Unterschiede bei hochagreggierten

    Werten auf grosse Unterschiede in den Unterfaktoren hin-

    weisen knnen.

    Der Outputwert setzt sich aus zwei Faktoren zusammen,

    die die Leistung der Operations und die Zufriedenheit der

    Mitarbeitenden messen. Der Inputwert besteht aus insge-

    samt sieben Faktoren aus den Bereichen Knnen, Wollen,

    Drfen. Abbildung 11 zeigt den Durchschnitt der vier un-

    tersuchten Spitler sowie die Tiefst- und Hchstwerte der

    vier Spitler.

    Insgesamt ist gut zu erkennen, dass die vier Spitler nicht

    allzu weit voneinander entfernt sind. Der maximale Unter-

    schied betrgt 0.36 bei den Faktoren Zufriedenheit Mitar-

    beitende und Standardisierung das entspricht weniger

    als einem halben Skalenpunkt. Bei den Outputwerten ist

    gut zu sehen, dass die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit

    3.65 auf einem eher guten Niveau liegt. Nicht weit dahinter

    folgt der Wert der Operations Performance mit 3.5. Die

    3.0 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 4.0

    3.1

    3.2

    3.3

    3.4

    3.5

    3.6

    3.7

    3.8

    3.9

    4.0

    GESAMTER INPUT- UND OUTPUTWERT PRO SPITAL

    Abb. 10

    Spital B

    MW: Alle Befragte Spital C

    Spital D

    Spital A

    Input

    Outp

    ut

  • 19Ergebnisse

    niedrigsten Werte bei den Outputfaktoren wurden bei Wis-

    sen und Einsatz von Optimierungsmethoden (MW: 3.20)

    sowie bei Vernderungsbereitschaft Organisation (MW

    3.02) gemessen. Einen erstaunlich hohen Wert mit 3.84

    wurde beim Faktor Praxiserfolg Optimierungen gemessen.

    Das deutet darauf hin, dass der durchschnittliche befragte

    Mitarbeitende gute Erfahrungen mit Optimierungsinitiativen

    gemacht hat (wenn solche durchgefhrt wurden). Das sind

    gute Nachrichten, denn schlechte Erfahrungen mit ge-

    scheiterten Optimierungsinitiativen sind hufig ein grosses

    Hindernis bei neuen Verbesserungsprojekten.

    Auf den ersten Blick lsst sich mit zwei Vorurteilen in der

    Spitalbranche aufrumen. Erstens ist der Wert bei der Fh-

    rungsqualitt relativ hoch (3.70). Dieser Wert zeigt auf,

    dass die Mitarbeitenden durchaus mit der Fhrung durch

    ihre Vorgesetzten zufrieden sind. Und als Zweites sind die

    Mitarbeitenden durchaus bereit, sich zu verndern (MW

    bei Vernderungsbereitschaft Mitarbeitende: 3.66). Wie

    im Kapitel 3.4.1 zu sehen sein wird, ist dieser Wert hher

    als der Bevlkerungsdurchschnitt. Damit haben die unter-

    suchten Spitler gute Voraussetzungen, um die anstehen-

    den Vernderungen der Branche zu bewltigen.

    3.2 oUtPUt FAKtoreN: LeIStUNg UND

    HerAUSForDerUNgeN

    Die SpitalPuls Studie misst die heutige Leistung

    der Spitler anhand der Faktoren operations Per-

    formance und Zufriedenheit Mitarbeitende. Die

    befragten Spitler erzielten in beiden Dimensionen

    insgesamt gute resultate. Allerdings wird das Bild

    von einem schlechten Wert beim Administrations-

    aufwand sowie bei mglichen engpssen bei der

    Kapazitt getrbt.

    3.2.1 operations Performance

    Der Outputfaktor Operations Performance misst die

    Leistung der tglichen Arbeitsprozesse der Spitler. Er

    setzt sich zusammen aus sechs Unterfaktoren, die in Ab-

    bildung 12 dargestellt sind.

    Auffallend ist der niedrige Wert bei Administration der

    geringste Mittelwert in der gesamten Umfrage. So sagten

    67% aller Befragten aus, dass sie einen (sehr) grossen An-

    teil ihrer Arbeit mit Administrationsaktivitten verbringen.

    Dieser Wert schwankt stark von Spital zu Spital. So klagten

    in Spital D nur 57% ber (sehr) hohen Administrationsauf-

    MITTELWERTE DER INPUT- UND OUTPUTWERTE DER UNTERSUCHTEN SPITLER

    Abb. 11

    1

    3.51

    3.65

    3.20

    3.57

    3.843.66

    3.02

    3.37

    3.70

    1.1 Operations Performance

    1.2 Zufriedenheit Mitarbeiter

    2.1.1 Wissen und Einsatz

    von Optimierungsmethoden

    2.1.2 Standardisierung

    2.1.3 Praxiserfolg Optimierungen2.2.1 Vernderungsbereitschaft

    Mitarbeitende

    2.2.2 Vernderungsreifegrad

    Organisation

    2.3.1 Fhrungsstil und Kompetenz

    2.3.2 Fhrungsqualitt

    Maximum

    Minimum

    MW aller Befragten

    1. Output

    2.1 Input

    Knnen

    2.2 Input

    Wollen

    2.3 Input

    Drfen

    3

    2

    4

    5

  • 20

    wand, im Spital B waren es jedoch 73%. Diese Befunde

    werden durch Forderungen von Kaderrzten im Kanton

    Zrich untermauert, wonach die Brokratie berhand ge-

    winnt und kostbare Zeit fr Ttigkeiten im Kerngeschft,

    der Patientenbehandlung, fehlt und deshalb drastisch re-

    duziert werden msse (Scherrer, 2011).

    Die Zusammenarbeit scheint hingegen gut zu klappen. Der

    Faktor setzt sich zusammen aus Fragen zur Zusammenar-

    beit mit anderen Teams im gleichen Spital und mit anderen

    Institutionen ausserhalb des Spitals. Das Ergebnis zeigt kei-

    ne nennenswerten Unterschiede zwischen den Spitlern. Die

    Kosteneffizienz hat mit einem MW von 3.97 auch eine hohe

    Ausprgung. Allerdings ist die Forschungsmethodik zu be-

    rcksichtigen: Dieser Wert kommt durch das direkte Befra-

    gen der Mitarbeitenden und nicht durch das Analysieren von

    quantitativen Finanzkennzahlen zustande. Damit sagt dieser

    2

    3

    4

    5

    MITTELWERTE DER UNTERFAKTOREN VON OPERATIONS PERFORMANCE ALLER SPITLER

    Abb. 12

    1

    3.87

    3.33

    3.78

    4.00

    3.97

    2.19

    1.1.1 Qualitt

    1.1.2 Kapazitt

    1.1.3 Kurze Wartezeit

    1.1.4 Zusammenarbeit

    1.1.5 Effizienz Kosten

    1.1.6 Effizienz Administration

    N=518

    1 2 3 4 5

    Abb. 13

    3.78

    3.17

    3.95

    3.86

    3.91

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    MITTELWERTE WARTEZEIT DER PATIENTEN

    N=398

    We have the very best pharmacy sitting next to the best laboratory, sitting very next to the very best x-ray department, sitting right next to the best nursing department and the hospital does not work.Prof. Dr. Paul Batalden, Prsident des Institute for Healthcare Improvement (zitiert in Graban 2012, S. 50)

    Wert aus, dass die Mitarbeitenden kaum Kosteneinspa-

    rungspotenziale in ihrem Team sehen. Weiterhin zufrieden

    sind die Mitarbeitenden mit der Qualitt ihrer Arbeit (MW:

    3.84) und der Wartezeit der Patienten (MW: 3.72). Bei letzte-

    ren gibt es aber hohe Schwankungen zwischen den Spit-

    lern (MW: 3.17 3.95), wie aus Abbildung 13 ersichtlich wird.

  • 21Ergebnisse

    Einen mittelhohen Wert (MW: 3.33) hat der Faktor Kapazi-

    tt erreicht. Dieser Faktor misst, inwieweit genug Personal

    und Zeit zur Verfgung stehen, um die anstehenden Auf-

    gaben gut zu bewltigen. Die Spitler scheinen, im Kont-

    rast zu manchen Spitlern in Deutschland, noch ber aus-

    reichende Personalressourcen zu verfgen, um ihre Aufga-

    ben erledigen zu knnen. Eine Umfrage von Professor

    Buxel (2011, S. 179) unter 3 145 Pflegekrften aus deut-

    schen Krankenhusern ergab, dass nur 20% ausreichend

    Zeit hatten, um ihre Aufgaben gut zu erledigen. In der Spi-

    talPuls Umfrage waren es mit 47% wesentlich mehr. Der

    Kapazittswert sollte zuknftig im Auge behalten werden,

    um zu sehen, ob sich durch den Kostendruck die schwei-

    zerische Kapazitt der deutschen annhert.

    3.2.2 Zufriedenheit Mitarbeitende

    Der Gesamtwert der Zufriedenheit der Mitarbeitenden

    (MW: 3.65) setzt sich aus der jetzigen Zufriedenheit (MW:

    4.03) und einem Trendfaktor (MW: 3.24), der die Entwick-

    lung gegenber dem Vorjahr misst, zusammen. Die heuti-

    ge Zufriedenheit ist damit relativ hoch. Insgesamt sind 79%

    aller Befragten (sehr) zufrieden mit ihrer jetzigen Arbeit (sie-

    he Abbildung 14). Auch dieser Wert ist noch etwas steige-

    rungsfhig. Ein Vergleich mit der erwhnten Studie deut-

    scher Spitler zeigt auf, dass die Mitarbeitenden dort mit

    86% einen etwas hheren Zufriedenheitswert aufweisen

    (Buxel, 2011, S. 55). Nur 6% der Teilnehmer der SpitalPuls

    Studie wrden sich als unzufrieden oder sehr unzufrieden

    bezeichnen genauso viele wie in der deutschen Studie.

    Zu beachten sind die deutlichen Unterschiede zwischen

    den untersuchten Schweizer Spitlern. Whrend im Spital

    D nur 3% (sehr) unzufrieden sind, sind es im Spital B mit

    10% mehr als dreimal so viele Personen.

    Die Studie SpitalPuls untersucht die Grnde fr die Zufrie-

    denheit mit der Arbeit nicht in der Tiefe. Allerdings ist aus

    anderen Studien bekannt, dass z.B. bei der Pflege im

    Spital die wichtigsten Einflussfaktoren der Arbeitszufrie-

    denheit Fhrungsqualitt, Zusammenarbeit mit rzten,

    Arbeit-Familien-Konflikt und Bedeutung der Arbeit sind

    (Schmidt et al., 2008). Somit erscheint der hohe Wert bei

    Zufriedenheit gut erklrbar, da auch die SpitalPuls Be-

    fragten hohe Werte im Bereich Fhrung und Zusammen-

    arbeit angaben.

    0 20 40 60 80 100

    ICH BIN INSGESAMT ZUFRIEDEN MIT MEINER JETZIGEN ARBEIT

    Abb. 14

    in %

    trifft berhaupt nicht zu 1

    trifft eher nicht zu 2

    teils/teils 3

    trifft eher zu 4

    trifft voll und ganz zu 5

    1 5 15 49 30

    2 8 15 49 26

    0 6 19 42 33

    1 2 11 52 34

    0 4 20 53 23

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    MW = 4.03

    MW = 3.95

    MW = 3.91

    MW = 4.02

    MW = 4.17

    N=517

  • 22

    0 20 40 60 80 100

    PERSNLICHE ZUFRIEDENHEIT DER MITARBEITENDEN

    Abb. 15

    in den letzten 12 Monaten, in %

    stark abgenommen 1

    eher abgenommen 2

    gleich bleibend 3

    eher zugenommen 4

    stark zugenommen 5

    5 14 43 28 10

    8 10 45 28 9

    6 17 45 26 6

    3 10 36 35 16

    4 20 51 18 7

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    MW = 3.24

    MW = 3.03

    MW = 3.20

    MW = 3.08

    MW = 3.52

    N=503

    Patienten mssen oft Stunden warten, bevor sie einen Arzt sehen. () Die gesamte Erfahrung leidet darunter die Qualitt sinkt, die Patienten-sicherheit ist gefhrdet, die Arbeitsmoral der Arbeit-nehmer schwindet und die Pflegekosten steigen ins Unermessliche.Carrus et al. (2010), Unternehmensberater im Gesundheitswesen

  • 23Ergebnisse

    Die Zufriedenheit hat bei den meisten Befragten im Ver-

    gleich zum Vorjahr zugenommen, obwohl per Januar 2012

    DRGs eingefhrt wurden. Nur 19% der Befragten sind

    2012 (weitaus) unzufriedener als 2011. Der Vergleich zwi-

    schen den vier Spitlern offenbart mit Spital D einen Aus-

    reisser (siehe Abbildung 15). Es weist mit einem Wert von

    4.17 nicht nur die hchste jetzige Zufriedenheit aus, der

    Zuwachs an zufriedenen Mitarbeitenden war ebenfalls am

    strksten. 51% der Mitarbeitenden sind (viel) zufriedener

    als vor einem Jahr.

    3.3 INPUtFAKtoreN: KNNeN

    Der erste Inputfaktor Knnen misst das Wissen,

    die Kompetenzen und die Praxiserfahrung der

    Mitarbeitenden bezglich Prozessoptimierungen.

    Auch wenn das Wissen um Prozesse bei den Be-

    fragten insgesamt noch ausbaufhig ist, so zeigt

    sich, dass die teams, die bereits optimierungen

    durchgefhrt haben, gute und nachhaltige resulta-

    te erzielen konnten. Jedoch wnschen sich die Mit-

    arbeitenden mehr Schulungen von ihren Arbeitge-

    bern auf diesem gebiet.

    3.3.1 Wissen und einsatz von

    optimierungsmethoden

    Der Faktor Wissen und Einsatz von Optimierungsmetho-

    den setzt sich aus sieben Fragen bzgl. dem heutigen Wis-

    sen zum Thema Prozessoptimierung, sowie aus zwei Fra-

    gen, die das Thema Weiterbildung vertiefen, zusammen.

    Die Fragen orientieren sich an den wichtigsten Methoden

    des Lean Managements zur Optimierung von Prozessen

    (siehe auch Infobox Lean Management). In Abbildung 16

    sind die Resultate abgebildet.

    Am hufigsten kommt der kontinuierliche Verbesserungs-

    prozess KVP (MW: 3.59) zum Einsatz. Auch relativ hufig

    optimiert wird der Bestell- und Lagerprozess von Material.

    Trotzdem sagt selbst hier jeder 5. Befragte (19%) aus, dass

    diese Materialflussoptimierung in ihrem Team selten bis nie

    geschieht. Als Schlusslicht zu betrachten ist das Thema

    Visualisierung von Prozessen. 60% der Befragten tun das

    selten bis nie. Aus Prozessmanagement Sicht ist das eine

    sehr schlechte Nachricht, denn die Visualisierung von Pro-

    zessen gilt als eines der wichtigsten Instrumente zur Pro-

    zessoptimierung. Eine gute Nachricht ist hingegen, dass

    nur 14% der Befragten aussagten, selten bis gar nie ihre

    Ablufe zu optimieren.

    2

    3

    4

    5

    MITTELWERTE ZUM FAKTOR WISSEN UND EINSATZ VON OPTIMIERUNGSMETHODEN

    Abb. 16

    3.01

    3.42

    2.86

    3.243.27

    3.68

    Eliminierung von Aktivitten, die keinen Zusatznutzen

    fr den Patienten bringen

    Optimierung der Bestellung und Lagerung von Material

    Fehlermeldesysteme

    Grafische Darstellung der Arbeitsablufe in Abbildungen

    Einheitliche Definition der Patientenbehandlung

    (z.B. mit Patientenpfaden)

    Einstellung zur Schulung im Bereich Optimierung

    N=495

    1

    3.592.35

    3.26

    Statistische Analyse von

    Qualittschwankungen der Leistung

    Regelmssige berprfung und Verbesserung

    der Arbeitsablufe

    Angebot Weiterbildungen/Workshops

    zum Thema Optimierung

  • 24

    In Sachen Sinnhaftigkeit von Weiterbildung im Bereich Pro-

    zessoptimierung sind sich die Mitarbeitenden einig. Im

    Schnitt sagen nur 19% der Befragten aus, dass dies (eher)

    nicht sinnvoll ist (siehe Abbildung 17). Immerhin 61% aller

    Befragten halten Optimierungsweiterbildungen fr (sehr)

    sinnvoll. Es existieren signifikante Unterschiede zwischen

    den Berufsgruppen: So halten nur 56% der rzte solche

    Weiterbildungen fr (sehr) sinnvoll, whrend Facility Mana-

    ger diese zu 75% befrworten.

    Obwohl alle Berufsgruppen in der Mehrheit diese Schulung-

    en fr sinnvoll halten, so liegt das Angebot der Spitler zu-

    rck. Nur 27% der Befragten sagen, dass in ihrem Spital

    (sehr) gute Angebote im Bereich Optimierung vorhanden

    sind. Eine klare Lcke, die geschlossen werden sollte.

    Wir haben Weltklasse-rzte, Weltklasse-Behandlungs-methoden und total kaputte Prozesse.Mark Graben (2012), Lean Berater im Nordamerikanischen Gesundheitswesen

    0 20 40 60 80 100

    Abb. 17

    in %

    trifft berhaupt nicht zu 1

    trifft eher nicht zu 2

    teils/teils 3

    trifft eher zu 4

    trifft voll und ganz zu 5

    5 14 19 32 30

    0 12 13 41 34

    0 12 33 33 22

    5 12 17 34 32

    3 19 15 31 32

    10 16 19 25 30

    6 16 22 31 25

    Gesamt

    rztlicher Dienst

    Hotellerie / Facility Management

    Medizintechnischer / therapeutischer Dienst

    Pflegedienst

    Verwaltung / Finanzen / Administration

    Anderes

    MW = 3.68

    MW = 3.55

    MW = 3.97

    MW = 3.66

    MW = 3.75

    MW = 3.69

    MW = 3.48

    N=491

    SCHULUNGEN SIND IM BEREICH OPTIMIERUNG DER ARBEITSABLUFE SINNVOLL

  • 25Ergebnisse

    Fortsetzung auf Seite 26

    LeAN MANAgeMeNt

    Lean Management ist eine ursprnglich aus der Indus-

    trie stammende Management-Denkweise, die ihren Sie-

    geszug in allen Branchen und Ttigkeitsbereichen die-

    ser Welt angetreten hat. In den letzten Jahren hat sie

    sich weiter entwickelt und nun auch Einzug ins Dienst-

    leistungsgewerbe, wie dem Gesundheitswesen, gefun-

    den. Lean Management, zu Deutsch schlanke Unter-

    nehmensfhrung, hat zum Ziel, smtliche Aktivitten

    von nicht wertschpfenden Aktivitten (Verschwen-

    dung) zu befreien und auf den Kunden auszurichten.

    Typischerweise ergeben sich durch die Anwendung von

    Lean Management vier Vorteile (Jones & Mitchell, 2006):

    Verbesserte Qualitt und Sicherheit: Weniger Fehler

    und Zwischenflle

    Verbesserte Geschwindigkeit: Bessere Arbeit wird in

    krzerer Zeit verrichtet

    Verbesserter Durchsatz: Dieselben Ressourcen

    (Personal, Maschinen, etc.) knnen mehr leisten

    Kontinuierliche Optimierung: Ein stabiles Arbeitsum-

    feld mit klaren, standardisierten Ablufen als Grund-

    lage fr kontinuierliche Verbesserungen

    Im Lean Management werden Prozesse in zweierlei Hin-

    sicht unterschieden: Demnach sind smtliche Aktivit-

    ten, die keinen Kundennutzen stiften, Verschwendung

    und mssen, soweit mglich, eliminiert werden. Selbst-

    verstndlich ist dies nicht fr alle Aktivitten durchfhr-

    bar. Buchfhrung, wie sie vom Gesetz vorgeschrieben

    ist, stiftet keinen direkten Kundennutzen, ist aber unab-

    dingbar fr den geordneten Geschftsbetrieb und die

    Zusammenarbeit mit Behrden. Wertgenerierende Akti-

    vitten dagegen gilt es in einem unterbrechungsfreien

    Fluss zu verknpfen, um Ressourcen optimal auszu-

    schpfen. Tatschlich sind die meisten Aktivitten durch

    Verschwendung aufgeblht; Unntige Wege werden

    zurckgelegt, Wartezeiten fhren zu Variationen in der

    Nachfrage, Lagerhaltungskosten entstehen und Res-

    sourcen liegen brach. Die Analyse der Allgemeinchirur-

    gie eines deutschen Spitals zeigte, dass die rzte nur

    gerade 27% ihrer Zeit wertschpfend verbringen (Leser,

    2007). Auch das Schweizer Gesundheitswesen sieht

    sich einem enormen Druck ausgesetzt: Die Nachfrage

    nach ihren Dienstleistungen steigt von Jahr zu Jahr,

    whrend finanzielle Mittel und andere Ressourcen, ins-

    besondere Humankapital, knappe Gter sind. Mittels

    Lean Management knnen die vorhandenen Ressour-

    cen bestmglich zur Wertgenerierung eingesetzt wer-

    den.

    Der Prozess des Lean Managements gliedert sich nach

    Ansicht von Jones & Mitchell (2006) grob in drei Pha-

    sen: In der ersten Phase werden Wertstrme identifiziert

    und sichtbar gemacht. Man begleitet die Wertgenerie-

    rung im Beispiel eines Spitals die Versorgung eines

    Patienten vom Eintritt bis zum Austritt in der Organisa-

    tion, Schritt fr Schritt durch alle Prozesse hindurch.

    Unabdingbar ist, dass Mitarbeitende aller Hierarchie-

    ebenen und Abteilungen daran partizipieren, um so ein

    holistisches Bild der vorhandenen Aktivitten zu erhal-

    ten. Im zweiten Schritt werden die Wertstrme aufge-

    zeichnet und so arrangiert, dass ein durchgehender

    Fluss der Wertstrme stattfindet. Im Beispiel des Spitals

    bedeutet dies, dass fr den Patienten und das Personal

    geringe oder keine Wartezeiten anfallen und die Durch-

    laufzeit eines Patienten somit drastisch reduziert wird.

    Prozesse, die eine gengend grosse Gemeinsamkeit

    aufweisen, werden dabei gruppiert. Nicht die klinische

    Diagnose ist dabei das entscheidende Kriterium, wel-

    chen Wertstrom der Patient durchluft, sondern viel

    mehr die Behandlungsweise also die ntigen Schritte,

    um den Wert (die Genesung) zu generieren. Zum Dritten

    werden kurz-, mittel-, und langfristige Massnahmen ge-

    plant und ergriffen. Viele Vernderungen knnen bereits

    direkt nach der zweiten Phase in Angriff genommen

    werden. Mittel- und langfristig gilt es, das Konzept der

    kontinuierlichen Verbesserung als Denkweise in den

    Kpfen des Personals aller Hierarchieebenen zu veran-

    kern, um die Organisation weiter effizient und schlank

    zu halten.

  • 26

    Patient Beds

    Patient Chairs

    Supplies

    Supplies

    TubeStation

    ChargeStation

    Storage

    Sup

    plies

    Pa

    tie

    nt

    Ch

    air

    s

    Der ZUrCKgeLegte Weg eINer PFLege-

    FACHPerSoN IN Der CHeMotHerAPIe

    Abb. 18

    Fortsetzung von Seite 25

    Lean Management bietet einen breiten Methodenkoffer,

    um Prozesse zu analysieren und zu optimieren. Diese

    sind in der Regel einfache Werkezuge, die in ihrer Wir-

    kung jedoch sehr mchtig sind. Als Beispiel sei hier das

    Spaghetti-Diagramm erwhnt:

    So wurde in diesem Beispiel eine Pflegefachperson bei

    der Vorbereitung eines Chemotherapiepatienten beob-

    achtet und ihre Wege auf einem Grundrissplan mit der

    Hand grob aufgezeichnet (siehe Abbildung 18). Die Er-

    gebnisse zeigten, dass sie rund ein Drittel ihrer Zeit mit

    Gehen verbringt und lediglich 30% ihrer Zeit in wert-

    schpfende Aktivitten fliesst (Graban, 2012). Mit die-

    sem Wissen knnen nun Optimierungsmassnahmen

    ergriffen werden, um diese Wege auf das notwenige

    Minimum zu reduzieren.

    Die Erfahrungen mit Lean Management im Gesund-

    heitswesen sind sehr positiv. Ein Krankenhaus in Bolton

    (UK) beispielsweise konnte dank den Methoden des

    Lean Managements die Verarbeitung einer Blutprobe

    von 309 Schritten auf lediglich 57 Arbeitsschritte redu-

    zieren dies alleine durch eine bessere Anordnung der

    Infrastruktur. Ein Endokrinologietest dauerte schliesslich

    nur noch zwei bis drei Stunden gegenber 24 bis 30

    Stunden davor (Jones & Mitchell, 2006). Ein Spital in

    Nebraska fhrt klinische Untersuchungen mit derselben

    Infrastruktur und Belegschaft nun 60% schneller durch.

    Qualittsseitig konnte das Allegheny Hospital in Penn-

    sylvania die Sterbeflle aufgrund einer Blutinfektion

    durch zentrale Venenkatheter um 95% senken (Graban,

    2012). Nicht zu verwechseln ist das Lean Management

    mit Reorganisation oder einer Kostenreduktion. Einer-

    seits ist eine Reorganisation eine mgliche Konsequenz

    aus dem Lean Management, grundstzlich bleibt der

    Arbeitsinhalt der Mitarbeitenden aber derselbe. Ande-

    rerseits wird bei Lean Management Projekten nicht

    primr versucht Kosten zu reduzieren. Konsequentes

    Lean Management nutzt dafr vielmehr die vorhande-

    nen Ressourcen wie Personal und Infrastruktur effizien-

    ter und kann somit mehr Leistung mit denselben Res-

    sourcen erbringen (Jones & Mitchell, 2006).

  • 27Ergebnisse

    3.3.2 Standardisierung

    Standardisierung ist eines der Fundamente von gutem

    Prozessmanagement. Auch im Gesundheitsmanagement

    kann Standardisierung die Qualitt der Prozesse sicher-

    stellen. So zeigt eine Studie von 36 amerikanischen Spit-

    lern, dass im Schnitt nur 48% der Objekte eines Operati-

    onsaals desinfiziert wurden (Carling et al., 2008). Nach ei-

    ner ersten Standardisierungsinitiative konnte dieser Wert

    auf 77% gesteigert werden, ohne hhere Kosten zu verur-

    sachen.

    Damit Standards funktionieren, mssen diese zunchst

    einmal definiert und schriftlich festgehalten werden. 62%

    der Befragten sagen aus, dass dies bei ihnen (sehr) zuver-

    lssig geschieht. Spital A fllt hier mit einem Wert von 48%

    etwas zurck. Standards ntzen jedoch nichts, wenn diese

    nicht eingehalten werden. Das scheint jedoch kein Prob-

    lem zu sein, wie am relativ hohen Wert von 3.83 bei der

    Frage nach der Einhaltung der Standards ersichtlich wird.

    Nur 8% der Befragten sagen aus, dass die Standards sel-

    ten bis gar nie eingehalten werden. Auch die Verantwor-

    tung fr die Festlegung der Standards scheint im Schnitt

    mit nur geringen Unterschieden zwischen den Spitlern

    klar zu sein (MW: 3.71). In der Frage, ob sich die Arbeit

    berhaupt standardisieren lsst, sind die Meinungen der

    Mitarbeitenden gespalten. Die Verteilung nach Funktions-

    bereichen ist in Abbildung 20 ersichtlich.

    Im Schnitt glauben 41% der Befragten, dass sich ihre Ar-

    beit (sehr) gut standardisieren lsst. Den hchsten Wert

    erzielten Mitarbeitende aus der Funktion Hotellerie / Facility

    Management. rzte glauben nur zu 35%, dass sich ihre

    Arbeit gut standardisieren lsst und am wenigsten glauben

    Personen aus dem Bereich Medizintechnik / therapeuti-

    scher Dienst (31%) daran.

    Teilt man die Befragten in solche mit und ohne Fhrungs-

    kompetenzen ein, so zeigen sich deutliche Unterschiede in

    der Einschtzung, in wie weit sich die eigene Arbeit stan-

    dardisieren lsst. Fhrungskrfte halten ihre Arbeit fr

    deutlich weniger standardisierbar (MW: 2.85) als Mitarbei-

    tende ohne Fhrungsverantwortung (MW: 3.29). Dies

    deckt sich auch mit Hinweisen aus vorhandener Literatur:

    Graban (2012) stellt fest, dass je hher man sich im Orga-

    nigramm einer Organisation bewegt, desto weniger stan-

    dardisierte Arbeit stattfindet, dafr wird mehr Zeit unstruk-

    turiert verbracht. Obwohl Fhrungskrfte ihre Arbeit fr

    weniger standardisierbar halten als Mitarbeitende ohne

    Fhrungsverantwortung, schtzen sie die Notwendigkeit,

    ihre jetzigen Arbeitsablufe wirtschaftlicher zu gestalten,

    hher ein (MW: 3.23 gegenber MW: 2.89).

    Bei Lean gehts darum, eine positive Zukunft zu erschaffen Gesundheitsorganisationen in einer komplett neuen Art und Weise zu fhren, damit das kurzfristige Feuerlschen endlich der Ver gangenheit angehrt.Jones & Mitchell (2006), Lean Enterprise Academy, UK

  • 28

    2

    3

    4

    5

    MITTELWERTE ALLER BEFRAGTEN ZUM THEMENGEBIET STANDARDS

    Abb. 19

    3.57

    3.71

    3.12

    Gesamtwert Standardisierung

    Die Standards in meiner Arbeit

    sind gut definiert und dokumentiert

    Meine Arbeit lsst sich gut standardisieren

    1

    3.83

    3.72

    Die Standards in meiner Arbeit

    werden berwiegend eingehalten

    Es ist klar geregelt, wer die Standards

    in meinem Bereich festlegt

    N=519

    0 20 40 60 80 100

    Abb. 20

    in %

    trifft berhaupt nicht zu 1

    trifft eher nicht zu 2

    teils/teils 3

    trifft eher zu 4

    trifft voll und ganz zu 5

    11 20 28 28 13

    15 6 26 24 29

    12 26 31 25 6

    10 20 28 28 14

    7 23 21 35 14

    10 19 32 22 17

    14 22 29 29 6

    Gesamt

    rztlicher Dienst

    Hotellerie / Facility Management

    Medizintechnischer / therapeutischer Dienst

    Pflegedienst

    Verwaltung / Finanzen / Administration

    Anderes

    MW = 3.13

    MW = 2.92

    MW = 3.47

    MW = 2.85

    MW = 3.14

    MW = 3.26

    MW = 3.19

    N=498

    MEINE ARBEIT LSST SICH GUT STANDARDISIEREN

  • 29Ergebnisse

    3.3.3 optimierungsinitiativen

    22% aller Befragten haben selten bis nie eine Optimierung

    ihrer Prozesse vorgenommen. Diese Gruppe wurde nher

    untersucht, um festzustellen, warum dies der Fall war. Die

    Grnde sind in Abbildung 21 dargestellt.

    Der wichtigste Hinderungsgrund ist die fehlende Zeit, ge-

    folgt von fehlendem Wissen und fehlendem Bedarf. An der

    Motivation scheint es nicht zu liegen. Genauer betrachten

    sollte man den Faktor Keine Erlaubnis erhalten. Wenn

    Mitarbeitende ihre Prozesse optimieren wollen, sollte ein

    solches Projekt nur aus sehr guten Grnden abgelehnt

    werden, ansonsten wird die Motivation der Mitarbeitenden

    stark leiden.

    Falls bei den untersuchten Spitlern Optimierungsmass-

    nahmen durchgefhrt werden, scheinen diese sehr erfolg-

    reich und nachhaltig zu sein. Nur 8% der Befragten sagen,

    dass ihre Initiativen nicht erfolgreich waren. Und nur bei 6%

    der Befragten hat sich die optimierte Arbeitsweise nicht auf

    Dauer durchgesetzt. Diese Werte sind im Vergleich zur all-

    gemeinen Erfolgsquote von Projekten sehr gut. So betrgt

    die Quote von IT-Projekten, die komplett scheitern, 24%

    (The Standish Group, 2009).

    1 2 3 4 5

    Abb. 21

    3.21

    2.78

    2.71

    2.12

    2.46

    Keine Zeit

    Fehlendes Wissen. wie angehen

    Keine Notwendigkeit gesehen

    Kein Geld vorhanden

    Keine Erlaubnis erhalten

    Mitarbeiter sind dagegen

    MITTELWERTE DER GRNDE FR FEHLENDE OPTIMIERUNGEN

    2.46

    N=107

    Gerade in diesem Bereich sind Unterschiede zwischen

    Personal mit und ohne Fhrungsverantwortung feststell-

    bar. Fhrungskrfte gaben hufiger an, dass regelmssig

    Optimierungen der Arbeitsablufe stattfinden (3.63 gegen-

    ber 3.20). Diese Optimierungen werden von Fhrungs-

    krften dann auch strker als Erfolg (4.04 gegenber 3.65)

    und nachhaltig (4.06 und 3.69) eingeschtzt. Falls eine

    Optimierung nicht von Erfolg geprgt war, fhlten sich Per-

    sonen ohne Fhrungskompetenz weitaus fter nicht mit

    der notwenigen Befhigung ausgestattet als Fhrungskrf-

    te (2.65 gegenber 1.92), vergleiche Kapitel 3.5.2.

    Was Lean Management so kraftvoll werden lsst, ist, dass dabei die Begeisterung der Mitarbeitenden mitwirkt.David Fillingham, Leiter der Royal Bolton Hospital NHS Foundation Trust

  • 30

    3.4 INPUtFAKtoreN: WoLLeN

    Die positive einstellung der Mitarbeitenden gegen-

    ber Vernderungen ist der zweite wichtige Faktor,

    um optimierungsinitiativen erfolgreich zu gestal-

    ten. Mitarbeitende mssen bereit sein, den Wandel

    mitzutragen. Aber auch die organisation muss pro-

    fessionell mit Wandel umgehen knnen, um den er-

    folg nachhaltig zu gewhrleisten. Die resultate der

    SpitalPuls Umfrage sind eindeutig: Die Mitarbeiten-

    den sind berdurchschnittlich vernderungsbereit.

    Der reifegrad der organisation bezglich Vernde-

    rung ist jedoch nicht so hoch, wie er sein knnte.

    3.4.1. Vernderungsbereitschaft Mitarbeitende

    Die Vernderungsbereitschaft (VB) der Mitarbeitenden wur-

    de mittels einer vierdimensionalen Skala, die aus der psy-

    chologischen Theorie Resistance to Change abgeleitet

    wurde (siehe Infobox fr Details), gemessen. Im Durch-

    schnitt haben die Mitarbeitenden der befragten Spitler ei-

    nen Vernderungsbereitschaftswert (VB-Wert) von 3.66.

    Die Unterschiede zwischen den Spitlern sind nicht sehr

    ausgeprgt, wie in Abbildung 22 zu sehen ist. Grsser ist

    der Unterschied zum internationalen Wert der Bevlkerung

    (MW: 3.39)2. Das heisst, dass die befragten Spitalmitarbei-

    tenden im Schnitt eher bereit sind sich zu verndern, als

    der Rest der Bevlkerung.

    1 2 3 4 5

    Abb. 22

    3.66

    3.59

    3.68

    3.75

    3.61

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    Bevlkerung

    MITTELWERTE DER VERNDERUNGS-BEREITSCHAFT DER MITARBEITENDEN

    3.39

    N=514

    2 Es sind leider keine Messwerte fr die Schweiz vorhanden.

    Ein vergleichbarer Kulturraum ist Deutschland, der einen VB-Wert von 3.40 aufweist (Oreg, 2008) und damit sehr nahe am weltweiten Schnitt von 3.39 liegt. Dieser Schnitt ist aus einer Umfrage von ber 3 400 Personen entstanden (Oreg, 2012). Deswegen wird in diesem Report davon ausgegangen, dass der Schweizer Bevlkerungsschnitt dem weltweiten Schnitt nahe kommt.

    Details zu den Unterschieden der VB-Werte der Befragten

    zum Bevlkerungsschnitt sind in Abbildung 23 zu sehen.

    Der grsste Unterschied zur Bevlkerung besteht beim

    Faktor VB 4: Emotionale Kontrolle. Spitalangehrige schei-

    nen Emotionen sehr gut unter Kontrolle zu haben, was be-

    deutet, dass sie sachlich auf angekndigte Vernderungen

    reagieren.

    1 2 3 4 5

    Vernderungsbereitschaft Gesamt

    VB 1: Routine Abneigung

    VB 2: Emotionale Kontrolle

    VB 3: Langfrist-Fokus

    VB 4: Kognitive Vernderung

    Alle Befragten Bevlkerung

    Abb. 23

    VERGLEICH DER VIER VERNDERUNGSDIMENSIONEN ZUM BEVLKERUNGSSCHNITT

    3.663.39

    2.812.85

    3.973.63

    3.923.35

    3.943.73

    N=514

  • 31Ergebnisse

    DIe tHeorIe reSIStANCe to CHANge

    Vernderungen in der Umwelt sind allgegenwrtig und

    unaufhaltsam. Die Bereitschaft, sich solchen Vernde-

    rungen hinzugeben, variiert jedoch von Mensch zu

    Mensch. Whrend einige einer Vernderung insgesamt

    positiv entgegen schauen, ist es fr andere eine Her-

    ausforderung, sich neuen Umstnden anzupassen.

    Grnde fr eine Resistenz gegen Vernderungen sind

    dabei vielfltig. Charakteristika und Einstellungen von

    Individuen spielen dabei eine tragende Rolle.

    Oreg (2008) entwickelte und validierte mit mehreren

    tausend Personen in mehreren internationalen Studien

    eine Skala, um die Vernderungsbereitschaft von Men-

    schen zu messen und zu vergleichen. Sein Modell ist

    von vier Dimensionen geprgt, die sich mittels Befra-

    gung des Individuums eruieren lassen:

    routine Seeking

    Menschen, die sich in von Routine geprgten Umge-

    bungen wohlfhlen, neigen dazu, sich in ihrem Alltag

    Regelmssigkeiten einzurichten, die ihnen eine gefhlte

    Sicherheit verschaffen. Sie sind tendenziell Vernderun-

    gen gegenber abgeneigt, da diese etablierte Routinen

    obsolet werden lassen. Dem gegenber stehen Men-

    schen, die gezielt aus Routine ausbrechen und damit

    eine vergleichsweise hohe Vernderungsbereitschaft

    aufweisen.

    emotional reaction

    Gefhle, die Vernderungen in Menschen auslsen, tra-

    gen in erheblichen Umfang dazu bei, ob diese einer Ver-

    nderung positiv entgegen schauen, oder ob gegebe-

    nenfalls Resistenzen vorhanden sind. Einzuschtzen

    gilt, ob Menschen in Situationen von unvorhergesehe-

    nen Vernderungen gestresst und ngstlich reagieren,

    oder ob sie eine Gelassenheit oder gar Enthusiasmus

    an den Tag legen.

    Short-term Focus

    Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen sich

    selbst dann gegen Vernderungen wehren, wenn diese

    langfristig zu ihrem Vorteil ausfallen. Dies aus dem einfa-

    chen Grund, dass kurzfristig Mehraufwand fr die An-

    passung anfllt und dieser vermieden werden mchte.

    Menschen, die einen kurzfristigen Planungshorizont be-

    sitzen, sind tendenziell resistenter gegen anstehende

    Vernderungen.

    Cognitive rigidity

    Die vierte Dimension erfasst die Bereitschaft, andere

    Meinungen und Optionen zu prfen und die eigene Mei-

    nung und Einstellung gegebenenfalls anzupassen.

    Menschen, die tendenziell stur sind, neigen auch dazu,

    Vernderungen gegenber negativ eingestellt zu sein.

    Im Gegensatz dazu erzielen Menschen, die bereit sind,

    ihre Meinung zu ndern, eine hohe Punktezahl auf der

    Skala.

    Durch das Kennen der Vernderungsbereitschaft der

    Mitarbeitenden ergibt sich damit die Mglichkeit, vor

    geplanten Vernderungen gezielte Massnahmen zu er-

    greifen, um die Erfolgschance der Initiative zu erhhen.

    Auf Ebene des Kollektivs ermglicht eine solche Analy-

    se das Benchmarking gegen andere Gruppen, bei-

    spielsweise im Quervergleich zwischen Abteilungen,

    Organisationen oder Bevlkerungsgruppen.

    In dieser Studie SpitalPuls wurden die vier Dimensionen

    umgedreht, so dass nun hohe Werte eine hohe Vern-

    derungsbereitschaft (VB) des Individuums anzeigen. Die

    vier entstandenen Dimensionen sind entsprechend um-

    benannt worden in:

    VB 1: Routine Abneigung

    VB 2: Emotionale Kontrolle

    VB 3: Langfrist-Fokus

    VB 4: Kognitive Vernderung

  • 32

    Zwischen den Berufsgruppen gibt es relativ geringe Unter-

    schiede (siehe Abbildung 24). Am vernderungsfreudigs-

    ten sind Mitarbeitende in Verwaltung / Finanzen / Administ-

    ration und Hotellerie / Facility Management. Alle Berufs-

    gruppen liegen oberhalb des Bevlkerungsschnitts.

    Strker ist der Einfluss des Alters auf die Vernderungsbe-

    reitschaft. Entgegen der Erwartung ist die Gruppe der

    50-jhrigen und lter mit einem VB-Wert von 3.78 am ver-

    nderungsfreundlichsten im Vergleich zu nur 3.52 bei den

    unter 30-jhrigen.

    3.4.2. Vernderungsreifegrad der organisation

    Nicht nur jeder einzelne Mensch hat eine Vernderungsbe-

    reitschaft, auch eine Organisation an sich kann verschie-

    dene Reifegrade aufweisen, wie gut sie mit Vernderung

    umgehen kann. Um diese zu messen, wurde angelehnt an

    die Theorie von John P. Kotter eine Skala mit insgesamt

    fnf Stufen untersucht (siehe Infobox Vernderungsma-

    nagement). Der durchschnittliche Vernderungsreifegrad

    der untersuchten Spitler betrgt 3.02. Es existieren keine

    signifikanten Abweichungen zwischen den Spitlern, wie

    aus Abbildung 25 ersichtlich ist.

    Interessantes tritt zum Vorschein, wenn man die fnf Un-

    terfaktoren im Detail anschaut, die den gesamten Vernde-

    rungsreifegrad bilden. Aus Abbildung 27 kann man ent-

    nehmen, dass die Befragten wissen, wie man Vernderun-

    gen spitalweit durchsetzt (Stufe 5, MW: 3.75). 67% der

    befragten Fhrungskrfte wissen, welche Implementie-

    rungshrden zu beseitigen sind. Ob diese Hrden sich tat-

    schlich in den realisierten Projekten berwinden lassen,

    kann in dieser Studie nicht beantwortet werden. Jedoch ist

    die Kenntnis dieser Hrden schon eine gute Vorausset-

    zung fr den Erfolg.

    1 2 3 4 5

    Abb. 24

    3.66

    3.77

    3.72

    3.66

    3.61

    3.59

    3.55

    Alle Befragten

    Verwaltung / Finanzen / Administration

    Hotellerie / Facility Managment

    Pflegedienst

    Medizintechnischer / therapeutischer Dienst

    rztlicher Dienst

    Anderes

    MITTELWERTE DER VERNDERUNGSBEREITSCHAFT NACH FUNKTION

    N=510

    1 2 3 4 5

    Abb. 25

    3.02

    3.09

    2.99

    3.08

    2.96

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    MITTELWERTE DES VERNDERUNGS-REIFEGRADES DER ORGANISATION

    N=504

  • 33Ergebnisse

    VerNDerUNgSMANAgeMeNt (CHANge)

    Die wohl renommierteste Autoritt im Bereich Vernderungsmanagement, John P. Kotter, beschreibt in seinem

    Bestseller-Buch Leading Change (2011), wie man Vernderungsprojekte erfolgreich durchfhrt. Da die Mehrheit

    seiner analysierten Projekte scheiterten, hat er folgende acht Punkte entwickelt, um eine starke Vernderung erfolg-

    reich durchzufhren.

    1. Dringlichkeit erzeugen. Der erste Schritt besteht da-

    rin, ein Bewusstsein fr die Dringlichkeit bezglich einer

    Vernderung zu schaffen. Es ist der fundamentalste

    Schritt, denn es bedarf einer ausserordentlichen Motivation

    und Zusammenarbeit aller Mitarbeitenden, um radikale

    Vernderungsprogramme auf die Beine zu stellen. 50%

    der Unternehmen scheitern bereits in dieser Phase.

    2. Machtvolles team kreieren. Der zweite Schritt

    besteht darin, ein starkes (Fhrungs-)Team zusammen-

    zustellen. Grundlegende Vernderungen sind nur mg-

    lich, wenn das Vorhaben vom Top-Management unter-

    sttzt wird.

    3. Klare Vision entwickeln. Im dritten Schritt wird eine

    klare Vision erschaffen. Eine Vision zeigt, in welche Rich-

    tung ein Unternehmen sich bewegen soll. Sie muss vor-

    stellbar, machbar, fokussiert, anpassungsfhig und kom-

    munizierbar sein. Eine einfache Regel gilt es zu befolgen:

    Kann man jemanden nicht innerhalb von fnf Minuten von

    der Vision berzeugen und Interesse wecken, ist die Vision

    noch nicht ausgereift.

    4. Vision vielschichtig kommunizieren. In Schritt vier

    wird die Vision mit vielfltigen Hilfsmitteln kommuniziert.

    Ob in grossen Meetings, vor verschiedenen Mitarbeiten-

    dengruppen oder ber Newsletter: erfolgreiche Fhrungs-

    krfte nutzen alle im Unternehmen existierenden Kommu-

    nikationsmittel, um die Vision glaubwrdig und berzeu-

    gend zu vermitteln.

    5. Hrden eliminieren. Manchmal wird der Vernde-

    rungsprozess von Hindernissen innerhalb der Organisation

    blockiert. Im fnften Schritt mssen diese berwunden und

    beseitigt werden. Meist handelt es sich um Mitarbeitende,

    die sich weigern, etwas zu ndern, da sie von der Vision

    nicht berzeugt sind. Sie mssen ermutigt werden, Risiken

    einzugehen und das alte Verhaltensmuster abzulegen.

    6. 8. Implementieren und nachhaltig verankern.

    Da Vernderungen viel Zeit in Anspruch nehmen, muss

    das Unternehmen auch kurzfristige Erfolge nachweisen

    knnen. Gewinne mssen gefestigt und Vernderun-

    gen weiter vorangetrieben werden. Als Letztes werden

    die neuen Vorgehen institutionalisiert und in der Unter-

    nehmenskultur verankert.

    Die vorliegende Studie SpitalPuls orientiert sich an den

    Stufen 1. 5. von John Kotter, um den Reifegrad der

    Organisation bezglich Vernderung zu messen, denn

    Fragen zu den Stufen 6. 8. lassen sich nur beantwor-

    ten, wenn im Spital bereits konkrete langjhrige Verbes-

    serungsprojekte durchgefhrt wurden. Somit htten

    diese Fragen nur von einem Bruchteil der Mitarbeiten-

    den beantwortet werden knnen und damit die Ergeb-

    nisse verflscht.

    DIe 8 StUFeN Der VerNDerUNg

    2. Machtvolles team kreieren

    1. Dringlichkeit erzeugen

    3. Klare Vision entwickeln

    4. Vision vielschichtig kommunizieren

    5. Hrden eliminieren

    6. Schnelle erfolge erzielen

    7. erfolge konsolidieren, weitere Vernderungen einleiten

    8. Neue Anstze in der Kultur verankern

    Abb. 26

    nach John P. Kotter

  • 34

    Den kleinsten Reifegrad hat der Unterfaktor Klare Vision

    entwickeln (Stufe 3, MW: 2.71). Nur 27% der Befragten

    sagen aus, dass sie eine klare Zukunftsvision htten und

    wissen, wie sie sich in den nchsten fnf Jahren verndern

    mssen. Damit besteht eine grosse Unsicherheit bezglich

    der langfristigen Ziele der Vernderungsinitiativen.

    Beim Thema Vision besteht ein grosser Widerspruch zwi-

    schen dem, was die Fhrungskrfte sagen, und was tat-

    schlich von den Mitarbeitenden wahrgenommen wird.

    Whrend 51% der Fhrungskrfte sagen, dass sie die Visi-

    on (sehr) hufig kommunizieren, stimmen dem nur 30%

    der Mitarbeitenden zu (siehe Abbildung 28).

    3.5 INPUtFAKtoreN: DrFeN

    Komplexe Unternehmen wie Spitler bentigen ge-

    rade in diesen bewegten Zeiten gute organisa-

    tions- und Fhrungsstrukturen. Die befragten Mit-

    arbeitenden fhlen sich von ihren Vorgesetzten ins-

    gesamt gut gefhrt. Verbesserungspotenzial gibt

    es vor allem bei den Fhrungsmethoden: insbeson-

    dere der einsatz von Kennzahlen knnte strker

    ausgeprgt sein.

    Die untersuchten Spitler haben im Schnitt einen organisa-

    torischen Reifegrad (Drfen) von 3.48. Dieser setzt sich

    aus den Faktoren Fhrungsstil und Fhrungsqualitt

    zusammen (siehe Abbildung 29).

    1 2 3 4 5

    Abb. 27

    3.02

    3.00

    3.29

    2.71

    2.86

    3.75

    Vernderungsreifegrad total

    Stufe 1: Dringlichkeit erzeugen

    Stufe 2: Machtvolles Team kreieren

    Stufe 3: Klare Vision entwickeln

    Stufe 4: Vision vielschichtig kommunizieren

    Stufe 5: Hrden eliminieren

    MITTELWERTE DER UNTERFAKTOREN DES VERNDERUNGSREIFEGRADS DER SPITLER

    N=504

    0 20 40 60 80 100

    Abb. 28

    in %

    trifft berhaupt nicht zu 1

    trifft eher nicht zu 2

    teils/teils 3

    trifft eher zu 4

    trifft voll und ganz zu 5

    5 16 28 37 14

    20 27 23 19 11

    Ich als Fhrungskraft kommuniziere die Vision hufig meinem Team. (N=186)

    Ich bekomme die Vision hufig von meinen Fhrungskrften kommuniziert. (N=479)

    MW = 3.40

    MW = 2.76

    VERGLEICH DER KOMMUNIKATION DER ZUKUNFTSVISION ZWISCHEN FHRUNGSKRFTEN UND MITARBEITENDEN

  • 35Ergebnisse

    Fhrung ist unabdingbar: Die Geschftsleitung muss das Verbesserungsprogramm sichtbar untersttzen und rzte sollten sich fr die ntigen Vernderungen stark machen.Carrus et al. (2010), Unternehmensberater im Gesundheitswesen

    0 20 40 60 80 100

    MEINE FHRUNGSKRAFT IST IN DER LAGE, UNS ANGEMESSEN DURCH EINE VERNDERUNG ZU FHREN

    Abb. 30

    in %

    trifft berhaupt nicht zu 1

    trifft eher nicht zu 2

    teils/teils 3

    trifft eher zu 4

    trifft voll und ganz zu 5

    8 10 21 33 28

    14 7 18 28 33

    5 11 25 33 26

    7 10 24 31 28

    5 13 18 42 22

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    MW = 3.62

    MW = 3.64

    MW = 3.58

    MW = 3.65

    MW = 3.63

    N=501

    1 2 3 4 5

    2.3.2 Fhrungsqualitt

    2.3.1 Fhrungsstil & Kompetenz

    Abb. 29

    MITTELWERTE DER UNTERFAKTOREN DES ORGANISATORISCHEN REIFEGRADES

    3.673.70

    3.583.72

    3.303.37

    3.313.35

    3.21

    N=507

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    3.67

  • 36

    3.5.1 Fhrungsqualitt

    Es existierte keine grossen Unterschiede zwischen den Or-

    ganisationsreifegraden der einzelnen Spitler. Auch die

    Fhrung wird im Schnitt positiv von den Mitarbeitenden

    wahrgenommen (MW 3.67). Das ist eine gute Nachricht,

    denn die Bedeutung von guter Fhrung darf nicht unter-

    schtzt werden. Schmidt et al. (2008, S. 113) fanden in

    Ihren Untersuchungen von Mitarbeitenden aus der Pflege

    heraus, dass sich alleine 32.6% der Varianz der Zufrieden-

    heit mit dem Faktor Fhrungsqualitt erklren lassen. Kein

    anderer Faktor hatte einen derart grossen Einfluss.

    Ein wichtiger Aspekt der Fhrung ist das Managen der Mit-

    arbeitenden in Zeiten starker Vernderungen. Hier fhlen

    sich die Spitalmitarbeitenden gut vorbereitet. Nur 18% der

    Befragten geben an, dass ihre Fhrungspersonen schlecht

    oder sehr schlecht geeignet wren, sie durch eine grosse

    Vernderung zu fhren.

    3.5.2 Fhrungsstil

    Um genauer zu verstehen, wie die Fhrungskrfte fhren,

    wurden drei Aspekte im Detail untersucht: Partizipation,

    Entscheidungsverantwortung und Prozesscontrolling.

    Partizipation ist wichtig fr nachhaltige Optimierungen,

    denn die Mitarbeitenden kennen die Arbeitsprozesse am

    besten. Doch nur ungefhr jeder zweite Mitarbeitende

    (49%) hat ein (grosses) Mitspracherecht bei wichtigen Ent-

    scheidungen (siehe Abbildung 31). Dieser Wert schwankt

    deutlich zwischen den Spitlern. Spital A hat einen deutlich

    hheren Partizipationswert von 57% im Gegensatz zu B

    und D mit jeweils nur 46%. Auch schwankt der Wert deut-

    lich zwischen den verschiedenen Funktionen. Am wenigs-

    ten involviert fhlen sich die rzteschaft (46%) und die Pfle-

    ge (48%), whrend der medizintechnische und therapeu-

    tische Dienst zu 57% aussagt, ein Mitsprachrecht bei

    wichtigen Entscheidungen zu haben.

    0 20 40 60 80 100

    ICH HABE EIN MITSPRACHERECHT BEI WICHTIGEN ENTSCHEIDUNGEN

    Abb. 31

    in %

    trifft berhaupt nicht zu 1

    trifft eher nicht zu 2

    teils/teils 3

    trifft eher zu 4

    trifft voll und ganz zu 5

    12 16 22 29 21

    20 19 15 29 17

    12 17 19 26 26

    12 15 26 25 22

    2 14 27 38 19

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    MW = 3.31

    MW = 3.58

    MW = 3.06

    MW = 3.37

    MW = 3.29

    N=508

  • 37Ergebnisse

    Die Resultate bei der Entscheidungskompetenz zeigen in

    etwa gleich hohe Werte wie die Partizipation. 52% der Be-

    fragten knnen die notwendigen Entscheidungen selber

    treffen (siehe Abbildung 32). Auch hier zeigen sich deutliche

    Unterschiede zwischen den Spitlern: Whrend bei Spital A

    59% der Befragten ber (sehr) hohe Entscheidungskompe-

    tenzen verfgen, haben dies bei Spital D nur 44%.

    Im Bereich Mitspracherecht fhlen sich Fhrungskrfte im

    Gegensatz zu Angestellten ohne Fhrungsverantwortung

    mehr involviert (MW: 3.88 gegenber MW: 2.94). Ebenfalls

    sind sie strker im Besitz der notwendigen Entscheidungs-

    gewalt fr anstehende Optimierungen von Prozessablu-

    fen (MW: 3.83 gegenber MW: 3.09). Grosse Unterschiede

    sind auch hier zwischen den Spitlern feststellbar. Spital B

    verzeichnet zwischen Fhrungskrften und Nicht-Fh-

    rungskrften Abweichungen zugunsten der Fhrungskrf-

    te von 1.42 Punkten beim Mitspracherecht und 1.14 Punk-

    ten bei der Entscheidungsgewalt. Grnde fr diese starken

    Abweichungen gilt es zu klren. Ein mglicher Einfluss auf

    diese Werte hat die Unternehmenskultur und Organisati-

    onsstruktur, die in jedem Unternehmen anders ausgestal-

    tet sind.

    Unterschiede bestehen auch bei den Einschtzungen bzgl.

    der Fhrungskompetenz der eigenen Vorgesetzten. Im Ge-

    gensatz zu Angestellten ohne Fhrungsverantwortung at-

    testiert Personal, das selbst ber Fhrungsverantwortung

    verfgt, der eigenen Vorgesetzten mehr Fhrungsqualit-

    ten (MW: 4.05 gegenber MW: 3.49) und glauben eher,

    dass ihre Vorgesetzten sie durch anstehende Vernderung-

    en fhren knnen (MW: 3.92 gegenber MW: 3.44). Ver-

    mutungsweise ist dies auf den Umstand zurck zu fhren,

    dass die Erwartungshaltung an eine Fhrungskraft anders

    ausfllt, wenn man selber Fhrungserfahrung und -kompe-

    tenzen besitzt.

    0 20 40 60 80 100

    FR ANSTEHENDE OPTIMIERUNGEN MEINER ARBEITSABLUFE KANN ICH DIE NOTWENDIGEN ENTSCHEIDUNGEN SELBER TREFFEN

    Abb. 32

    in %

    trifft berhaupt nicht zu 1

    trifft eher nicht zu 2

    teils/teils 3

    trifft eher zu 4

    trifft voll und ganz zu 5

    10 14 24 31 21

    14 12 21 28 25

    10 13 23 32 22

    12 14 30 29 15

    1 19 21 35 24

    Alle Befragten

    Spital A

    Spital B

    Spital C

    Spital D

    MW = 3.38

    MW = 3.61

    MW = 3.37

    MW = 3.43

    MW = 3.22

    N=507

  • 38

    Als letzter Punkt zum Thema Fhrungsstil wurde die

    Steuerung der Prozesse (Controlling) genauer untersucht.

    Die Prozessliteratur ist sich einig, dass gute Fhrungskrfte

    ihre Prozesse mittels Kennzahlen steuern sollten (Schmel-

    zer & Sesselmann, 2010, S. 228 230). Der Gesamtwert in

    dieser Kategorie betrgt 3.20 (siehe Abbildung 33). Leis-

    tungsziele werden zwar fr viele klar definiert (62% der Be-

    fragten sagen 4 oder 5, MW: 3.6). Aber schon bei der Ver-

    wendung dieser Kennzahlen, um Verbesserungen zu ent-

    decken, nimmt dieser Wert ab auf 40% der Befragten

    (MW: 3.03). Eine echte Fhrung mit Kennzahlen erfolgt nur

    noch fr 31% der Befragten (MW: 2.67). Deutlichere

    Schwankungen existieren zwischen den Funktionen. Wh-

    rend Mitarbeitende in der Hotellerie bzw. Facility Manage-

    ment einen MW von 2.87 bei der Beurteilung durch Kenn-

    zahlen haben, hat die Verwaltung nur einen MW von 2.55.

    Auch bei der Steuerung der Prozesse sind die Unterschie-

    de zwischen den Spitlern erheblich. Whrend bei Spital A

    nur 15% der Befragten anhand Kennzahlen (hufig) beur-

    teilt werden, sind das bei Spital B beachtliche 42%.

    Whrend sowohl fr Fhrungskrfte als auch fr Mitarbei-

    tende ohne Fhrungsverantwortung in etwa gleicher-

    massen klare Leistungsziele vereinbart werden (MW: 3.65

    und MW: 3.58), werden Kennzahlen zum Leistungsver-

    gleich mit der Vorperiode weit weniger hufig verwendet

    (MW: 3.34 gegenber MW: 2.80), wobei der Unterschied

    zwischen Fhrungspersonen und Mitarbeitenden ohne

    Fhrungsverantwortung zunimmt. Die persnliche Leis-

    tungsbeurteilung findet dann in noch geringerem Umfang

    statt (MW: 2.80 gegenber MW: 2.67).

    Als Fazit des Inputfaktors Drfen lsst sich festhalten,

    dass die Fhrungskrfte noch hohes Potenzial zur Verbes-

    serung ihrer Fhrungskompetenzen haben. Auf das Ver-

    trauen der Mitarbeitenden knnen sie aber bereits bauen.

    3.6 ZUSAMMeNHNge UND erFoLgS-

    FAKtoreN

    Das im SpitalPuls Projekt verwendete Forschungs-

    modell verfolgte die grundannahme, dass die Leis-

    tung der Spitler (output) vom reifegrad im Pro-

    zess- und Change management (Input) abhngen

    wird. Wie in Abbildung 34 gut ersichtlich ist, gibt es

    einen klaren, statistisch signifikanten Zusammen-

    hang. Je hher die Werte beim Input, desto hher

    auch der output. Dieses Modell kann bereits 25%

    der Varianz des outputs erklren.

    Weiterhin wurde postuliert, dass der Erfolg von Optimie-

    rungsmassnahmen vom Zusammenspiel dreier Faktoren

    abhngt: Knnen, Wollen, und Drfen. Eine Korrela-

    tionsanalyse zeigt eindrcklich auf, dass die beiden ver-

    1 2 3 4 5

    Abb. 33

    3.20

    3.61

    3.03

    2.67

    Gesamtwert Prozesssteuerung

    Definition klarer Leistungsziele durch Fhrungskraft

    Nutzung von Kennzahlen zum Leistungsvergleich Vorperiode

    Nutzung Kennzahlen zur Leistungsbeurteilung der Mitarbeitenden

    MITTELWERTE DER UNTERFAKTOREN VON PROZESSSTEUERUNG

    N=502

  • 39Ergebnisse

    wendeten Outputfaktoren Operations Performance und

    Zufriedenheit Mitarbeitende in der Tat positiv mit den

    drei Faktoren Knnen, Wollen und Drfen korrelie-

    ren. All diese Korrelationen sind statistisch signifikant

    (p

  • Die Studie SpitalPuls 2012 hatte sich zum Ziel ge-

    setzt, den reifegrad Schweizer Spitler zum thema

    Prozess- und Changemanagement zu messen.

    Anhand der Befragung konnten sowohl der output

    sowie der Input in Form der Faktoren Knnen,

    Wollen und Drfen der involvierten Spitler in

    Bezug auf PCM analysiert werden. Die ergebnisse

    sind in aggregierter Form im vorausgehenden Kapi-

    tel 3 dargestellt worden. Auf dieser grundlage wer-

    den nachfolgend nun generelle Handlungsempfeh-

    lungen fr Spitler abgeleitet die einzelergebnisse

    je einbezogenen Spital werden den jeweiligen Spi-

    tlern gesondert erlutert. Dadurch sollen die Spi-

    talverantwortlichen untersttzt werden, die notwen-

    digen Schritte einzuleiten, um fr die zuknftigen

    Herausforderungen gewappnet zu sein.

    Spitler, die eine Verbesserung der Prozesse und damit ih-

    res Outputs anstreben, sollten sich ein systematisches Op-

    timierungsmodell zu Eigen machen. Eine Mglichkeit, die

    vom Autorenteam erfolgreich in der Praxis angewendet

    wurde, ist in Abbildung 36 dargestellt und beschreibt eine

    Vorgehensweise in den vier Schritten Ist-Aufnahme, Defini-

    tion Soll-Ziele, Prozessoptimierung und Implementierung.

    In den folgenden Abschnitten wird gezeigt, welche Hand-

    lungsempfehlungen Spitler aus dieser Studie mitnehmen

    knnen, bevor ein Gesamtfazit gezogen wird.

    4.1 StrAtegIeKoNForM DIe oUtPUt-ZIeLe

    DeFINIereN

    Die Studie SpitalPuls 2012 hat die Ist-Situation der

    untersuchten Spitler aufgenommen, mittels eines

    Kennzahlensystems quantifiziert (vgl. Kapitel 3.2)

    und zeigt daraus mgliche optimierungsdimensio-

    nen auf. Die Frage, die sich den Spitalverantwortli-

    chen nun stellt, ist, welchen Fokus zuknftige opti-

    mierungsmassnahmen haben sollten.

    Durch Effizienzsteigerungen werden Input-Ressourcen einge-

    spart, die anderweitig eingesetzt werden knnten. So knnte

    es z.B. das Ziel sein, die Qualitt noch weiter zu steigern oder

    die Kosten der Prozesse zu senken. Diese Entscheidung

    kann nur im Einklang mit der Unternehmensstrategie beant-

    wortet werden. Die vorliegende Studie kann hierzu Impulse

    liefern, in welche Richtung die Optimierung erfolgen sollte.

    Vier mgliche Schwerpunkte der Optimierungsinitiativen in

    Bezug auf den Output werden im Folgenden dargestellt.

    Administrationsprozesse in Frage stellen

    Die berwiegende Mehrheit der Mitarbeitenden klagt ber

    den hohen Aufwand im Bereich der Administration (vgl. Ka-

    pitel 3.2.1). Eine erste Stossrichtung der Optimierungsiniti-

    ativen knnte somit sein, das tatschliche Ausmass des

    Aufwandes der Administration quantitativ zu erheben und

    dessen Notwendigkeit kritisch zu hinterfragen. Die Studie

    konnte durch ihr Design nur nach der gefhlten Belastung

    durch die Administration fragen es gilt daher individuell zu

    prfen, wie hoch der Aufwand durch die Administration in

    der Realitt wirklich ist. Einleuchtend ist grundstzlich, dass

    bermssige Administration nicht wertschpfend ist. Mg-

    lich ist aber auch, dass Ttigkeiten, die von den Befragten

    als lstige Administration verstanden werden, notwendig

    sind, um z.B. eine hohe Qualitt zu gewhrleisten oder ge-

    setzlichen Vorschriften nachzukommen. In diesem Fall lge

    ein Kommunikationsproblem zwischen Fhrung und Mitar-

    beitenden vor, das zu beseitigen wre.

    4. Handlungsempfehlungen und Fazit

    40

    VORGEHENSMODELL ZUR ANALYSE UND OPTIMIERUNG DER PROZESSE

    Ist-Aufnahme

    Implementierung Definition Soll-Ziele

    Abb. 36

    nach Angerer und Richard, 2011

    Prozessoptimierung

    Strategie

  • 41Handlungsempfehlungen und Fazit

    rechtzeitig Kapazittsreserven durch

    effizienzerhhung schaffen

    Ein weiteres Optimierungsziel knnte die Erhhung der Per-

    sonalkapazitten durch die Nutzung von Effizienzgewinnen

    darstellen. Noch ist die Bewertung der verfgbaren Kapazi-

    tten berwiegend im grnen Bereich, bei auslndischen

    Spitlern ist die Belastung der Mitarbeitenden teilweise deut-

    lich hher. Jedoch werden die immer knapperen Humanres-

    sourcen verbunden mit einem Anstieg der Nachfrage nach

    Gesundheitsdienstleistungen dazu fhren, dass die Kapazi-

    tt im Spital immer knapper wird und die Arbeitsbelastung

    pro Mitarbeitenden steigt. Erste Tendenzen hierzu sind auch

    in der Schweiz bereits zu erkennen. Spitler sollten dieses

    Thema deswegen bereits heute proaktiv angehen und mg-

    liche Kapazittsengpsse identifizieren und beseitigen.

    gute Zusammenarbeit zwischen teams nutzen

    Schlussendlich zeigt die Operationsperformance noch eine

    Chance auf: der Wert fr die Zusammenarbeit mit anderen

    Teams und mit anderen Institutionen weist eine ausserge-

    whnlich hohe Ausprgung auf. Das sind beste Vorausset-

    zungen fr die Durchfhrung von abteilungsbergreifenden

    Projekten, die das Ziel haben, den gesamten Prozessfluss

    im Spital zu optimieren (z.B. Patientenfluss von der Aufnah-

    me bis zur Entlassung) gegebenenfalls auch die Aktivitten

    in Richtung integrierte Versorgung durch die Einbindung der

    vor- und nachgelagerten Leistungserbringer zu verbessern.

    Aus der Praxis und Literatur ist bekannt, dass das volle Op-

    timierungspotential nur erreicht werden kann, wenn der ge-

    samte Prozess betrachtet und verbessert wird. Es ist zwar

    mglich, eine einzelne Abteilung (z.B. Rntgenabteilung) ei-

    nes Spitals zu optimieren. Das heisst jedoch nicht, dass der

    Gesamtprozess im Spital optimal verluft. So werden z.B


Recommended