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ZÜNDTEMPERATUREN BINÄRER GEMISCHE BEI ERHÖHTEN ... - … · Zündtemperatur der Gemische daher...

Date post: 18-Oct-2019
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Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben ZÜNDTEMPERATUREN BINÄRER GEMISCHE BEI ERHÖHTEN AUSGANGSDRÜCKEN W. Hirsch, E. Brandes, PTB, Dezember 2005 Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig und Berlin
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  • Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben

    ZÜNDTEMPERATUREN BINÄRER GEMISCHE BEI ERHÖHTEN

    AUSGANGSDRÜCKEN

    W. Hirsch, E. Brandes, PTB, Dezember 2005

    Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig und Berlin

  • Das Forschungsvorhaben wurde finanziell gefördert durch den Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, St. Augustin

    Die Verfasser danken dem

    Forschungsbeirat

    Dr. B. Dyrba, BG Chemie,

    H. Beck, BGIA

    Dr. M. Gödde, BASF AG

    Dr. W. Wildner, AQura

    Dr. C.-D. Walther, BAYER Industryservices

    Dr. D. Pawel, PTB

    Dr. S. Hohmann, Nordd. Metall-BG

    Dipl.Ing Peter, Leder-BG

    für die wissenschaftliche Begleitung und die anregenden Diskussionen,

    sowie

    R. Sturm, W. Möller, J. Scheffler, Th. Stolz, G. Riesner und J. Zech für die Durchführung von

    Messungen

  • Inhaltsverzeichnis

    Kurzfassung

    1. Ausgangssituation 1

    2. Versuchsprogramm 2

    3. Bestimmungsverfahren 3

    3.1 Messungen bei Umgebungsdruck 3

    3.2 Messungen bei erhöhten Drücken 3

    3.2.1 Apparatur 3

    3.2.2 Versuche bei Normal- und Unterdruck 4

    3.3 Durchführung 5

    3.3.1 Kriterium für eine Entzündung 5

    3.3.2 Grundsätzlicher Verlauf eines Versuches 6

    3.4 Gaschromatographische Untersuchungen 7

    4. Ergebnisse 7

    4.1 Auswerten der Messkurven 7

    4.2. Konzentrationsabhängigkeit der Zündtemperatur 9

    4.3 Explosionsdruck 11

    4.4 Messunsicherheit 12

    4.5 Vergleich der im Autoklaven bei 1 bar ermittelten Zündtemperaturen 13

    mit den Normzündtemperaturen

    4.6 Zündtemperaturen von Gemischen brennbarer Flüssigkeiten bei 14

    erhöhten Ausgangsdrücken

    4.6.1 n-Hexan/Cyclohexanon 15

    4.6.2 n-Hexan/1-Hexanol 16

    4.6.3 n-Hexan/Butylacetat 17

    4.6.4 n-Hexan/Toluol und n-Hexan/p-Xylol 18

    4.6.5 Cyclohexan/2-Hexanon 19

    4.6.6 n-Heptan/Benzol 21

    4.6.7 n-Heptan/Methylpropionat 22

    4.6.8 Propansäure/Propanal 23

  • 4.7 Zündtemperaturen von wässrigen Gemischen brennbarer Flüssigkeiten 24

    bei erhöhten Ausgangsdrücken

    4.7.1 Ethanol/Wasser 24

    4.7.2 n-Propanol/Wasser 26

    4.7.3 n-Butylamin/Wasser 27

    4.7.4 1,4-Dioxan/Wasser 28

    4.7.5 Zusammenfassung der Messergebnisse für Brennstoff/Wasser-Gemische 29

    4.8 Zündverzugszeiten 29

    4.9 Gaschromatogramme 31

    5. Extrapolation der Zündtemperaturen 33

    5.1 Druckabhängigkeit 33

    5.1.1 Reinstoffe 33

    5.1.2 Binäre Gemische zweier brennbarer Substanzen 34

    5.1.3 Gemische brennbarer Flüssigkeiten mit Wasser 35

    5.1.4 Versuche bei vermindertem Ausgangsdruck 36

    5.1.5 Vergleich der für die Reaktion notwendigen Energien nach SEMENOFF 37

    mit den aus der Zündverzugszeit berechneten Energien

    5.1.6 Abschätzen der ‚Mindest-Zündtemperatur’ 38

    5.2 Abschätzen der Zündtemperaturen binärer Gemische bei erhöhten 41

    Ausgangsdrücken

    5.2.1 Wässrige Gemische 41

    5.2.2 Binäre Gemische brennbarer Komponenten 42

    6. Zusammenfassung der Ergebnisse 48

    Abkürzungsverzeichnis 50 Literatur 51 Anhang 1 Zündtemperaturen von Reinstoffen bei unterschiedlichen Drücken 53 Anhang 2 Apparatur zur Bestimmung von Explosionsgrenzen und 54 Sauerstoffgrenzkonzentrationen bei erhöhten Ausgangsdrücken Anhang 3 Energien und präexponentielle Faktoren nach SEMENOFF für 55 unterschiedliche Reinstoffe und binäre Gemische Anhang 4 SEMENOFF-Korrelationen für unterschiedliche Reinstoffe und 58 binäre Gemische Anhang 5 GC-Bedingungen 65 Anhang 6 Extrapolierte Zündtemperaturen im geschlossenen Gefäß bei 1 bar 66

  • ZÜNDTEMPERATUREN BINÄRER GEMISCHE BEI ERHÖHTEN

    AUSGANGSDRÜCKEN

    Kurzfassung

    Viele chemische Verfahren und technische Prozesse erfordern für ihre Durchführung

    erhöhte Drücke und auch erhöhte Temperaturen. Sind dabei explosionsfähige Gemische

    vorhanden oder können solche zumindest bei Betriebsstörungen entstehen, so können vor

    allem heiße Oberflächen eine wirksame Zündquelle darstellen. Bei Umgebungsdruck ist die

    Zündquelle ‚heiße Oberfläche‘ charakterisiert durch die sicherheitstechnische Kenngröße

    Zündtemperatur nach DIN 51794 (gleichwertig mit IEC 60079-4). Die Zündtemperatur sinkt

    jedoch mit steigendem Druck. Da sich für die Substanzen keine allgemeingültige

    Druckabhängigkeit zeigt, ist die Kenntnis der substanzspezifischen Druckabhängigkeit der

    Zündtemperatur eine notwendige Voraussetzung, um Art und Umfang der erforderlichen

    Explosionsschutzmaßnahmen systemgerecht festlegen zu können. Hinzu kommt, daß in der

    ‚Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen’ vom 23. Dezember 2004 explizit darauf

    hingewiesen wird, daß auch bei nichtatmosphärischen Bedingungen die jeweiligen

    relevanten sicherheitstechnischen Kenngrößen heranzuziehen sind.

    Deshalb wurden im Rahmen eines vom Hauptverband der gewerblichen

    Berufsgenossenschaften (HVBG) geförderten Forschungsvorhabens für praxisrelevante

    binäre Gemische Versuchsreihen zur Bestimmung der Zündtemperatur bei erhöhten

    Ausgangsdrücken mit dem Ziel durchgeführt, aus diesen Messreihen Abschätzverfahren

    abzuleiten. Dafür wurden für 11 binäre Gemische aus brennbaren Komponenten, vier

    wässrige Gemische und die entsprechenden Reinstoffe die folgenden experimentellen

    Untersuchungen durchgeführt:

    Bestimmung der Zündtemperatur bei Umgebungsdruck bei mindestens drei

    unterschiedlichen Zusammensetzungen der binären Gemische.

    Bestimmung der Zündtemperatur der Einzelkomponenten für erhöhte Drücke bis 15 bar,

    sofern noch nicht bekannt.

    Bestimmung der Zündtemperatur der binären Gemische bei erhöhten Drücken bis 15 bar

    bei mindestens drei unterschiedlichen Zusammensetzungen.

    Bestimmung der Konzentrationsabhängigkeit der Zündtemperatur bei erhöhten Drücken

    bis 15 bar für exemplarische Reinstoffe und Gemische.

  • Bestimmung der oberen Explosionsgrenze bei erhöhten Drücken bis 15 bar für

    exemplarische Reinstoffe.

    Die Messungen bei Umgebungsdruck wurden in einer vollautomatisierten Apparatur

    durchgeführt, die in ihrem Aufbau und der Durchführung DIN 51794 entsprach. Die Detektion

    der Entzündung erfolgte jedoch abweichend von DIN 51794 mit Hilfe eines

    Thermoelementes. Als Zündkriterium bei der vollautomatisierten Durchführung der

    Bestimmung gilt ein Temperaturanstieg um mindestens 20 K.

    Die Messungen bei erhöhten Drücken wurden nach einem von der PTB entwickelten

    Verfahren durchgeführt, da kein genormtes Bestimmungsverfahren für erhöhte Drücke

    existiert. Dieses Verfahren benutzt einen 500ml-Edelstahlautoklaven als Zündgefäß.

    Zunächst wird die Luft bis zu einem Druck vorgelegt, der sich aus dem gewünschten

    Gesamtdruck und der Brennstoffkonzentration ergibt. Anschließend wird die entsprechende

    Brennstoffmenge mit einer HPLC-Pumpe dosiert. Nach Beendigung des Dosiervorganges

    wird für maximal 35 min. beobachtet, ob eine Entzündung auftritt oder nicht. Diese lange

    Beobachtungszeit ist notwendig, da die Zündverzugszeiten mit steigendem Ausgangsdruck

    deutlich steigen können. Als Kriterium für eine Zündung gilt ein steiler Temperaturanstieg

    von mindestens 20K oder ein steiler Druckanstieg um mindestens 5 % des

    Ausgangsdruckes. Obwohl die Durchführung so weit wie möglich an die Durchführung nach

    DIN 51794 angelehnt, ist liegen hierbei aufgrund des geschlossenen Behälter isochore

    Bedingungen vor, während die Messungen beim Verfahren nach DIN 51794 unter isobaren

    Bedingungen stattfinden.

    Bezieht man die von weiteren Reinstoffen vorliegenden Messwerte mit ein, lassen sich aus

    den durchgeführten Messreihen folgende Ergebnisse ableiten:

    Die Zündtemperaturen der untersuchten Reinstoffe und Gemische fallen mit steigendem

    Ausgangsdruck. Ein besonders starker Abfall ist häufig zwischen der Normzündtemperatur

    und der Zündtemperatur bei 2 bar zu beobachten. Für Drücke größer 5 bar ist der Abfall in

    der Regel nur noch gering.

    Die Konzentrationen, bei denen die jeweilige Zündtemperatur bei erhöhten

    Ausgangsdrücken für Reinstoffe und binäre Gemische aus brennbaren Komponenten

    gefunden wird, sind hoch (Stoffmengenanteile zwischen 25 % – 40 %), die

    Konzentrationsabhängigkeit der Zündtempera-turen bei erhöhten Ausgangsdrücken ist

    jedoch nicht sehr ausgeprägt. Die Konzentrationen liegen nahe der OEG innerhalb des

    Explosionsbereiches für diese Druck- und Temperaturbedingungen.

  • Sowohl bei Reinstoffen als auch bei Gemischen folgt die Druckabhängigkeit der

    Zündtemperatur einer SEMENOFF-Korrelation. Daher können Zündtemperaturen interpoliert

    und (bis zu einem gewissem Grade) extrapoliert werden, sofern mindestens 2 (besser 3)

    Zündtemperaturen bei erhöhten Drücken vorliegen. Die Normzündtemperatur kann dafür

    jedoch nicht herangezogen werden .

    Die Zündtemperaturen der untersuchten binären Gemische liegen in keinem Fall niedriger

    als die Zündtemperaturen der Reinstoffe beim jeweiligen Druck. Dies gilt unabhängig vom

    Ausgangs-druck. Sie zeigen jedoch keine lineare Abhängigkeit von der Zusammensetzung.

    Bei erhöhten Ausgangsdrücken steigt die Zündtemperatur erst bei sehr hohen

    Stoffengenanteilen (ca. 0,85) der Komponente mit der höheren Zündtemperatur an. Grund

    dafür ist die nur sehr schwach ausgeprägte Konzentrationsabhängigkeit der Zündtemperatur

    bei erhöhten Ausgangsdrücken.

    Ist die Differenz der Zündtemperaturen der Reinstoffe < ca. 80 K, kann die jeweilige

    Zündtemperatur der Gemische daher durch lineare Interpolation über den Stoffmengenanteil

    erhalten werden.

    Ist die Differenz der Zündtemperaturen der Reinstoffe > ca. 80 K, kann die Zündtemperatur

    eines binären Gemisches aus der Zündtemperatur des Reinstoffes mit der niedrigeren

    Zündtemperatur abgeschätzt werden, wenn für ihn die Korrelation Zündtemperatur/

    Konzentration bekannt ist. Dies ist auch für wässrige Gemische möglich. Ist die

    Konzentrationsabhängigkeit der Zündtemperatur des Reinstoffes mit der niedrigeren

    Zündtemperatur nicht bekannt, kann bis zu Stoffmengenanteilen von ca. 0,85 der

    Komponente mit der höheren Zündtemperatur die Zündtemperatur des Niedrigzünders

    zugrunde gelegt werden, wobei die Abweichung zur sicheren Seite innerhalb der

    Messgenauigkeit liegt.

    Ist die Abhängigkeit der Zündtemperatur von der Zusammensetzung des binären Gemisches

    bei einem erhöhten Druck bekannt, können daraus die Zündtemperaturen des binären

    Gemisches bei weiteren erhöhten Drücken abgeschätzt werden, wenn auch die

    Druckabhängigkeit der Zündtemperaturen der Reinstoffe bekannt ist. Die

    Normzündtemperaturen können dafür ebenfalls nicht herangezogen werden.

    Bei wässrigen Gemischen wurden bei erhöhten Drücken Zündtemperaturen oft bis zu einem

    Masseanteil Wasser von 0,9gefunden. Dies entspricht im Mittel molaren Wasseranteilen von

    ca. 0,95. Die Zündtemperaturen liegen etwas höher als die des reinen Brennstoffs. Ihre

    Druckabhängigkeit folgt ebenfalls einer SEMENOFF-Korrelation.

  • Flüssigkeiten haben einen endlichen Gleichgewichtsdampfdruck. Ist bei einer Temperatur

    aufgrund des Dampfdruckes der Komponenten die maximal mögliche Konzentration geringer

    als die für die Zündung mindestens erforderliche Brennstoffkonzentration, so ist bei dieser

    Temperatur keine Zündung mehr möglich. Somit kann mit Hilfe der Dampfdruckkurven, der

    Druckabhängigkeit der Zündtemperatur und der Konzentration der brennbaren Komponente

    bei der Zündtemperatur sowohl für die binären Gemische als auch für die Reinstoffe eine

    ‚Mindest-Zündtemperatur’ abgeschätzt werden. D. h. es ist in den vorliegenden Fällen

    möglich, eine niedrigste Zündtemperatur ungeachtet des Ausgangsdruckes und der Konzen-

    tration anzugeben.

    Für keine der erarbeiteten Abschätzungen kann die Normzündtemperatur herangezogen

    werden. In orientierenden Versuchen ergaben sich in einigen Fällen in geschlossenen

    Behältern bei 1 bar sogar niedrigere Zündtemperaturen als nach DIN 51794 im offenen

    Gefäß.

  • 1

    1. Ausgangssituation

    Viele chemische Verfahren, wie z.B die weitverbreitete Dampfphasenoxidation von

    Kohlenwasserstoffen, erfordern für ihre Durchführung erhöhte Drücke und auch erhöhte

    Temperaturen. Aber auch andere technische Prozesse, wie die Sterilisation von Chemikalien

    für den Einsatz im Biobereich, das Herstellen von Laminat oder so universelle Prozesse wie

    Reinigungsvorgänge, in denen Lösemittelgemische zum Einsatz kommen (z.B.

    Hochdruckreinigen), werden in zunehmendem Maße bei erhöhtem Druck gefahren. Sind

    dabei explosionsfähige Gemische vorhanden oder können solche zumindest bei

    Betriebsstörungen entstehen, so können, wie die umfangreiche Unfalldokumentation der BG-

    Chemie zeigt, vor allem heiße Oberflächen eine wirksame Zündquelle darstellen.

    Bei Umgebungsdruck ist die Zündquelle ‚heiße Oberfläche‘ charakterisiert durch die

    sicherheitstechnische Kenngröße Zündtemperatur nach DIN 51794 [1] (gleichwertig mit IEC

    60079-4) [2]. Die Zündtemperatur sinkt jedoch mit steigendem Druck. Die Substanzen zeigen

    allerdings keine systematische Druckabhängigkeit. Deshalb ist die Kenntnis der

    substanzspezifischen Druckabhängigkeit der Zündtemperatur eine notwendige

    Voraussetzung, um Art und Umfang der erforderlichen Explosionsschutzmaßnahmen

    systemgerecht festlegen zu können. Hinzu kommt, daß in der ‚Verordnung zum Schutz vor

    Gefahrstoffen’ vom 23. Dezember 2004 [3] explizit darauf hingewiesen wird, daß auch bei

    nichtatmosphärischen Bedingungen die jeweiligen relevanten sicherheitstechnischen

    Kenngrößen heranzuziehen sind.

    Bekannte, bei nichtatmosphärischen Drücken gemessene Zündtemperaturen erlauben

    jedoch insbesondere für Lösemittelgemische keine verläßliche Extrapolation bzw.

    Abschätzung.

    Es liegen nur Einzelfalluntersuchungen vor, in denen nach unterschiedlichen Verfahren

    gearbeitet wurde und die deshalb eine verlässliche Verallgemeinerung nicht erlauben.

    Angesichts der Bedeutung für die Praxis hielt der AK Explosionsschutz im Fachausschuss

    Chemie systematische Untersuchungen im Rahmen eines Forschungsvorhabens für

    dringend geboten.

    Begleitet wurde das Forschungsvorhaben von einem Forschungsbeirat, dem Vertreter der

    chemischen Industrie, der Berufsgenossenschaften und die Forschungsnehmer angehörten.

  • 2

    2. Versuchsprogramm

    Für praxisrelevante binäre Gemische werden die folgenden experimentellen Untersuchungen

    durchgeführt:

    Messung der Zündtemperatur bei Umgebungsdruck bei variierender Zusammensetzung,

    sofern noch nicht bekannt;

    Messung der Zündtemperatur der Einzelkomponenten für erhöhte Drücke, sofern noch

    nicht bekannt;

    Messung der Zündtemperatur bei erhöhten Drücken bei variierender Zusammensetzung.

    Aufgrund der vorliegenden Meßwerte von Reinsubstanzen [25] (vgl. Anhang. 1) ist, von

    Ausnahmen abgesehen, für Drücke > 15 bar keine weitere wesentliche Absenkung der

    Zündtemperatur mehr zu erwarten, so daß die Messungen bis maximal 15 bar durchgeführt

    werden.

    Folgende Reinstoffe und Gemische werden untersucht:

    Gemische

    n-Hexan + Toluol

    n-Hexan + p-Xylol

    Cyclohexan + Hexanon-2

    n-Heptan + Benzol

    n-Heptan + Methylpropionat

    n-Hexan + n+Hexanol

    n-Hexan + Butylacetat

    n-Hexan + Cyclohexanon

    Dioxan + Benzol 1)

    Dioxan + Toluol 1)

    Propionsäure + Propionaldehyd

    Ethanol + Wasser

    n-Propanol + Wasser

    Butylamin + Wasser

    Dioxan + Wasser

    1) bei 2 bar und 5 bar für die Zusammensetzungen

    0,2+0,8; 0,5+0,5; 0,8+0,2 Masseanteile

    Reinstoffe

    n-Hexan

    n-Heptan

    Cyclohexan

    Cyclohexanon

    Benzol

    Toluol

    p-Xylol

    Propionsäure

    Propanal

    i-Butanal

    Dioxan

    Butylamin

  • 3

    3. Bestimmungsverfahren

    3.1 Messungen bei Umgebungsdruck

    Die Messungen bei Umgebungsdruck werden nach DIN 51794 [1] durchgeführt, wobei das

    Verfahren vollautomatisiert war. Die Detektion der Entzündung erfolgte mit Hilfe eines

    Thermoelementes. Als Zündkriterium bei der vollautomatisierten Durchführung der

    Bestimmung gilt ein Temperaturanstieg um mindestens 20 K.

    3.2 Messungen bei erhöhten Drücken

    Die Messungen bei erhöhten Drücken werden nach einem von der PTB im Rahmen einer

    Dissertation entwickelten Verfahren durchgeführt [21], da kein genormtes Bestimmungs-

    verfahren für erhöhte Drücke existiert.

    3.2.1 Apparatur

    Die Zündtemperaturen werden in einem zylindrischen 500 ml-Edelstahlautoklaven /1/

    bestimmt (Abb. 1).

    Abb. 1: Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus:

    1 Edelstahlautoklav, Volumen 500 ml; 2 Vorratsgefäß für flüssigen Brennstoff; 3 HPLC-Pumpe; 4 Druckluft; 5 Heizmantel mit Temperaturregelung; 6 Thermoelemente

    7 - 9 elektropneumatische Ventile für Drucklufteinlaß (8), Druckablaß (7) kontrollierten Druckablaß (9); 10 piezoresistiver Druckaufnehmer 11 Luftfilter 12 Anschluß f. Probenahmegefäß

  • 4

    Der Autoklav ist elektrisch von außen beheizt /5/. Meßgrößen sind Temperatur und Druck,

    die mit zwei Ni/NiCr-Thermoelementen /6/ in unterschiedlichen Höhen und einem piezo-

    resistiver Druckaufnehmer /10/ (Kistler Typ 4043A) gemessen werden. Der Brennstoff wird in

    flüssiger Form mittels einer HPLC-Pumpe /3/ dosiert. Die Apparatur erlaubt Messungen bis

    zu Temperaturen von 600 °C und ist für Drücke bis max. 300 bar geeignet. Durch die

    Verwendung elektropneumatischer Ventile ist die Versuchsdurchführung weitgehend

    automatisiert.

    3.2.2 Versuche bei Normal- und Unterdruck

    Im Verlauf der Untersuchungen erwies es sich als notwendig, auch Zündtemperaturen bei

    1 bar ( ≈ Normaldruck) im geschlossenen Gefäß oder bei Unterdruck zu ermitteln, wobei die

    vorhandene Apparatur so wenig wie möglich verändert werden sollte (Abb. 2). Dies konnte

    durch Einbau einer Membranpumpe /7a/ auf der Abluftseite erreicht werden. Ferner befindet

    sich zwischen HPLC-Pumpe und Autoklav ein weiteres Ventil /3a/ Mit diesem veränderten

    Aufbau konnten Zündtemperaturen bis zu Drücken von 0,5 bar bestimmt werden.

    Abb. 2: Für den Einsatz im Normal- und Unterdruckbereich modifizierte Apparatur:

    3a zusätzliches Flüssigkeitsabsperrventil; 7a Membranpumpe

  • 5

    3.3 Durchführung

    Zunächst wird die Luft bis zu einem Druck vorgelegt, der sich aus dem gewünschten

    Gesamtdruck und der Brennstoffkonzentration ergibt. Anschließend wird die entsprechende

    Brennstoffmenge durch die HPLC-Pumpe mit einer Förderrate von 10ml/min dosiert.

    Gleichzeitig beginnt die Meßwerterfassung (2 × Temperatur, 1 × Druck). Nach einer vorher

    festgelegten Zeit wird die Messung beendet, die Apparatur entspannt (wobei der größte Teil

    des bei der Reaktion entstandenen Rußes durch einen Luftfilter /11/ zurückgehalten wird)

    und vor Beginn des nächsten Versuchs mehrfach mit Luft gespült.

    Um für einen Stoff bei vorgegebenem Druck die Zündtemperatur zu bestimmen, ist eine

    große Anzahl Einzelversuche erforderlich, deren jeweiliges Hauptergebnis "Zündung" oder

    "Nichtzündung" (vgl. 3.2.1) ist. Durch Variation der Brennstoffkonzentration in Schritten von

    5 Vol.-% und der Temperatur in Schritten von 5 K wird die niedrigste Temperatur Tz beim

    Druck p ermittelt, bei der noch bei wenigstens einer Brennstoffkonzentration eine Zündung

    erfolgt.

    3.3.1 Kriterium für eine Entzündung

    Bei der Ermittlung von Zündtemperaturen in der Normapparatur gilt das Auftreten einer

    sichtbaren Flamme als Kriterium für eine Zündung. Beim vorliegenden Versuchsaufbau ist

    dies nicht möglich, deshalb werden Temperatur- oder Druckanstieg als Zündkriterium

    genutzt. Die für die Temperaturmessung benutzten Ni/CrNi-Thermoelemente sind edelstahl-

    ummantelt (Durchmesser 1 mm) und reagieren entsprechend träge auf plötzliche Tempe-

    raturänderungen.

    Abb. 3 Beispiel einer klaren Unterscheidung zwischen Zündung und Nicht-Zündung

    0 200 400 600280

    290

    300

    310

    320

    330

    Zeit ab Dosierbeginn / s

    T /

    °C

    3,0

    3,2

    3,4

    3,6

    3,8

    4,0

    4,2

    4,4

    4,6

    4,8

    5,0

    p / bar

    bei 300°C: Druck Temperatur bei 295°C: Druck Temperatur

  • 6

    Daher wird als Zündung ein steiler Temperaturanstieg um mindestens 20 K an

    mindestens einem der beiden Thermoelemente oder ein steiler Druckanstieg um mehr als

    10% als Zündung gewertet (Abb. 3, 4 und 5). Bei der Ermittlung der Normzündtemperatur

    wird nach dem Dosieren der Flüssigkeit maximal für 5 min beobachtet, ob eine Zündung

    auftritt oder nicht. Diese Zeit ist für die Versuche bei erhöhtem Druck nicht ausreichend.

    Insbesondere bei Drücken über 10 bar muß in der Nähe der Zündtemperatur mit sehr langen

    Zündverzugszeiten gerechnet werden. Ein Extrembeispiel ist in Abb. 4 wiedergegeben; ein

    steiler Druck- und Temperaturanstieg tritt erst mehr als 35 min nach Ende des

    Dosiervorgangs auf. Auch dieser Vorgang wird als Zündung gewertet.

    Abb.4: Beispiel einer Entzündung Abb.5: Beispiel einer Nichtzündung.

    3.3.2 Grundsätzlicher Verlauf eines Versuchs

    Bei jedem Versuch fällt zunächst mit Beginn des Dosierens die Temperatur infolge des

    Verdampfens und Aufheizens der Flüssigkeit. Gleichzeitig steigt der Druck vom Druck der

    reinen vorgelegten Luft auf den Sollwert des Gemisches. Wenn der Dampfdruck, der

    Flüssigkeit hierbei größer ist als der sich am Ende einstellende Gesamtdruck, kann die

    Flüssigkeit sieden, die Verdampfung erfolgt sehr schnell und ist mit Ende des

    Dosiervorgangs in der Regel abgeschlossen (Abb. 6).

    Nach Ende des Dosiervorgangs steigt die Temperatur der Gasphase im Autoklaven

    wieder. Auch ohne daß eine Zündung zu beobachten ist, kann die Temperatur deutlich über

    die Gleichgewichtstemperatur des Autoklaven ansteigen. Auch der Druck kann in dieser

    Phase geringfügig (um höchstens 0,1 bar) ansteigen. Druck- und Temperaturanstieg können

    0 500 1000 1500 2000 2500180

    200

    220

    240

    260

    280

    300

    Zeit ab Dosierbeginn / s

    T /

    °C

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    p / bar

    Druck Temperatur Autoklavenmitte Temperatur Autoklavendeckel

    0 100 200 300 400 500 600 700200

    220

    240

    260

    280

    300

    Zeit ab Dosierbeginn / s

    T /

    °C

    2

    3

    4

    5

    6

    p / bar

    Druck Temperatur Autoklavenmitte Temperatur Autoklavendeckel

  • 7

    enden, ohne daß es zu einer Entzündung kommt, wie in Abb 5. Dies ist ein Indiz dafür, daß

    es schon vor der Zündung oder auch ohne eine Zündung im Gemisch in erheblichem

    Ausmaß zu exothermen Reaktionen kommen kann.

    Nach einer Entzündung fällt die Temperatur der Gasphase in kurzer Zeit wieder auf ihren

    Ausgangswert. Der Druck stabilisiert sich dagegen auf einem höheren Niveau. Grund dafür

    ist die Erhöhung der Molzahl durch die stattfindenden Oxidationsreaktionen und Crack-

    prozesse.

    Um die Zündtemperatur bei einem definierten Druck zu bestimmen wird bei konstantem

    Gesamtdruck die Menge an Brennstoff solange variiert, bis die niedrigste Temperatur

    gefunden ist, bei noch eine Entzündung auftritt.

    3.4 Gaschromatographische Untersuchungen

    Bei einigen Versuchsreihen wurden gaschromatographische Analysen der Reaktions-

    produkte durchgeführt. Zu diesem Zweck strömte die Gasatmosphäre durch ein ca. 300 ml

    großes Probenahmegefäß aus Glas oder Edelstahl, welches unmittelbar danach mit einem

    Septum verschlossen wird. Um auch schwerflüchtige Bestandteile nachweisen zu können,

    wurde das Gefäß vor der Analyse auf ca. 80°C aufgeheizt. Nach der gaschro-

    matographischen Trennung (Anhang 5) wurden die Bestandteile massenspektroskopisch

    analysiert (GC-MS). Eine Quantifizierung erfolgte nicht.

    4. Ergebnisse

    4.1 Auswerten der Meßkurven

    Als direktes Ergebnis eines jeden Versuchs wird der zeitliche Verlauf von Druck und

    Temperatur im Autoklaven erhalten. Durch Anwenden des Zündkriteriums wird daraus als

    wichtigstes Ergebnis die Entscheidung Zündung/Nichtzündung erhalten. Daneben können

    jeder Kurve noch folgende Informationen entnommen werden (Abb. 6):

    - Versuchstemperatur

    Als Versuchstemperatur gilt die Temperatur, die zu Beginn des Dosiervorgangs am

    Thermoelement in der Mitte des Autoklaven gemessen wird.

    - Konzentration (Stoffmengenanteil) des Brennstoffs (bei der Zündtemperatur)

  • 8

    Der Stoffmengenanteil x des Brennstoffs ergibt sich aus der Differenz zwischen dem

    Druck pA zu Beginn der Messung und dem konstanten Druck p0, der sich nach Ende des

    Dosiervorgangs einstellt.

    Dies ist eine ‚formale’ Konzentration, da durch die Art der Brennstoffzugabe eine homo-

    gene Mischung von Luft und Brennstoff nicht gewährleistet ist, das Auftreten von Kon-

    zentrationsgradienten somit nicht auszuschließen ist und nicht in jedem Fall davon

    ausgegangen werden kann, dass für das entstehende Gemisch das ideale Gasgesetz

    gilt.

    - Maximaler Temperaturanstieg ∆Tmax

    Der maximale Temperaturanstieg ∆Tmax ist die Differenz zwischen der Maximaltemperatur

    und der Anfangstemperatur an derjenigen Messstelle, die die größere Temperatur-

    differenz aufweist. Er ist das Hauptkriterium für die Unterscheidung von Zündung und

    Nichtzündung.

    - Zündverzugszeit tZV

    Die Zündverzugszeit tZV´ ist die Zeit zwischen dem Ende des Dosiervorgangs und dem

    Einsetzen der Zündung.

    - Maximaler Druckanstieg ∆pmax

    Der maximale Druckanstieg ∆pmax ist die Differenz zwischen dem höchsten gemessenen

    Druck und dem konstanten Druck p0 vor Einsetzen der Zündung.

    Abb. 6: Messdiagramm einer Zündung (Beispiel Butylacetat/Hexan 0,5 +0,5 Masseanteile).

    Die Messung beginnt nach dem Vorlegen der Luft, aber vor Beginn der Brennstoffzugabe.

    0 50 100 150 200 250 300 350 400150

    200

    250

    300

    350

    Zeit ab Dosierbeginn / s

    T /

    °C

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    p / bar

    Druck Temperatur Autoklavenmitte Temperatur Autoklavendeckel

    ∆T

    Konzentration

    Zündverzugszeit

    ∆p

  • 9

    4.2 Konzentrationsabhängigkeit der Zündtemperatur

    Bei allen untersuchten Stoffen wurde die Zündtemperatur (Minimum der

    Entzündungstemperaturen) beim jeweiligen Druck bei Brennstoffanteilen weit oberhalb der

    stöchiometrischen Zusammensetzung gefunden. Bei den untersuchten Reinstoffen und

    Gemischen ist die Konzentrationsabhängigkeit der Zündtemperatur in Nähe des Minimums

    nur schwach ausgeprägt, wie die Beispiele in Abb. 7 bis Abb. 10 zeigen.

    Abb.7 Dioxan Abb. 8 Benzol/Heptan-Gemisch bei 10 bar

    Korrelation zwischen dem Stoffmengenanteil x und der Entzündungstemperatur TEntZ

    Abb.9. n-Hexan; Hexanol-1 Abb 10 n-Propanol

    Korrelation zwischen dem Stoffmengenanteil x und der Entzündungstemperatur TEntZ

    Diese Unempfindlichkeit rechtfertigt es, bei der Bestimmung der Zündtemperatur die

    Brennstoffkonzentration in Schritten von 0,05 Stoffmengenanteilen zu ändern. Die optimalen

    0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7190

    200

    210

    220

    230

    240

    250

    TE

    ntz

    / °

    C

    xDioxan

    Dioxan 10 bar Dioxan 5 bar Dioxan 2 bar

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6240

    260

    280

    300

    320

    340

    360

    380

    400

    TE

    ntz

    / °

    C

    xn-Propanol

    n-Propanol 2 bar n-Propanol 1,5 bar n-Propanol 0,75 bar n-Propanol 10 bar

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7180

    200

    220

    240

    260

    280

    300

    320

    340

    TE

    ntz

    /

    °C

    x(Hexanol-1; n-Hexan)

    Hexanol-1 5 bar Hexanol-1 2 bar n-Hexan 2 bar n-Hexan 5 bar n-Hexan 10 bar

    0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50190

    200

    210

    220

    230

    240

    250

    TE

    ntz /

    °C

    x(Benzol+Heptan 0,5+0,5)

    Benzol+Heptan 0,5+0,5 10 bar

  • 10

    Konzentrationen liegen bei den meisten untersuchten Verbindungen weit oberhalb der unter

    Normalbedingungen ermittelten oberen Explosionsgrenze (OEG). Im Gegensatz zur unteren

    Explosionsgrenze (UEG) ist die OEG jedoch stark druck- und/oder temperaturabhängig. Für

    einige Reinstoffe wurde die OEG bei erhöhten Drücken und erhöhter Temperatur in einem

    9 l-Autoklaven bestimmt (siehe Anhang 2). Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 und beispielhaft

    in den Abb.11 bis 14 dargestellt.

    Abb.11: Cyclohexan Abb.12: n-Hexan

    Maximal mögliche Brennstoffkonzentration, Explosionsbereich und Selbstzündbereich in

    Abhängigkeit von Druck und Temperatur

    Abb.13: n-Propanol Abb.14: Methylpropionat

    Maximal mögliche Brennstoffkonzentration, Explosionsbereich und Selbstzündbereich in

    Abhängigkeit von Druck und Temperatur

    -20 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 2200

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    Exp

    losi

    onsb

    erei

    ch b

    ei 1

    0 ba

    r

    Explosionsbereich bei 1 bar

    Bereich der Selbstzündung

    bei 10 bar

    ϕC

    yclo

    hex

    an/ v

    ol%

    T / °C

    maximal mögliche Konzentration bei 1 bar

    maximal mögliche Konzentration bei 10 bar

    Zündtemperatur bei 10 bar OEG bei 1 bar OEG bei 10 bar UEG bei 1 bar und 10 bar

    0 50 100 150 2000

    10

    20

    30

    40

    50

    Bereich der Selbstzündung bei 10 bar

    Exp

    losi

    onsb

    erei

    ch b

    ei 1

    0 ba

    r

    ϕn-

    He

    xan

    / vol

    %

    T / °C

    UEG bei 1 bar und 10 bar maximal mögliche

    Konzentration bei 1 bar maximal mögliche

    Konzentration bei 10 bar OEG bei 1 bar OEG bei 10 bar Zündtemperatur bei 10 bar

    Explosionsbereich bei 1 bar

    -20 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 2600

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    35

    40

    45

    50

    ϕM

    eth

    ylpr

    opio

    nat /

    vol

    %

    T / °C

    UEG bei 1 bar und 10 bar maximal mögliche

    Konzentration bei 1 bar maximal mögliche

    Konzentration bei 10 bar OEG bei 1 bar OEG bei 10 bar Zündtemperatur bei 10 bar

    Explosionsbereich bei 1 bar

    Exp

    losi

    onsb

    erei

    ch b

    ei 1

    0 ba

    r

    Bereich der Selbstzündung

    bei 10 bar

    0 50 100 150 200 250 3000

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    Exp

    losi

    onsb

    erei

    ch b

    ei 4

    bar

    Bereich der Selbstzündung bei 10 bar bei 4 bar

    Exp

    losi

    onsb

    erei

    ch b

    ei 1

    0 ba

    r

    maximal mögliche Konzentration bei 10 bar maximal mögliche Konzentration bei 4 bar maximal mögliche Konzentration bei 1 bar OEG bei 10 bar OEG bei 4 bar OEG bei 1 bar UEG bei 1 bar, 4 bar und 10 bar Zündtemperatur bei 4 bar bzw. 10 bar

    ϕn-

    Pro

    pano

    l / v

    ol%

    T / °C

    Explosionsbereich bei 1 bar

  • 11

    Es wird deutlich, daß sich die OEG durch die kombinierte Wirkung von Druck und

    Temperatur deutlich zu höheren Werten verschiebt und die zur Ermittlung von TZ not-

    wendigen hohen Brennstoffkonzentrationen somit innerhalb des jeweiligen Explosions-

    bereiches bleiben.

    Tabelle 1: Obere Explosionsgrenzen ausgewählter Reinstoffe bei 10 bar und erhöhter

    Temperatur im Vergleich zur OEG bei Normaldruck

    Substanz Temperatur OEG bei Umgebungsdruck

    mol %

    OEG bei 10 bar

    mol %

    n-Pentan 180 10,7 46,0

    n-Hexan 130 9,2 38,7

    180 22,1 42,7

    n-Heptan 120 9,0 40,5

    180 22,1 55,0

    Cyclohexan 150 10,5 42,2

    200 49,8

    Methanol 150 54,1 57,3

    250 65,6

    Ethanol 150 36,4 47,1

    250 56,7

    1-Propanol 160 28,8 38,9

    250 50,5

    2-Propanol 150 14,5 32,6

    250 46,3

    Aceton 180 16,2 22,5

    Butanon-2 180 12,6 23,5

    Ethylacetat 150 12,8 19,7

    4.3 Explosionsdruck

    Der Explosionsdruck in der Nähe der Zündtemperatur ist generell viel niedriger als der bei

    gleichem Ausgangsdruck zu messende maximale Explosionsdruck. Der maximale

    Explosionsdruck sinkt mit steigender Ausgangstemperatur. Für das Druckverhältnis pmax/p0

    von maximalem Explosionsdruck zu Ausgangsdruck ergibt sich aus dem idealen Gasgesetz

  • 12

    unter der Annahme, dass die explosionsbedingte Temperaturerhöhung von der

    Ausgangstemperatur unabhängig ist, die Beziehung

    Für typische Kohlenwasserstoffe bei Raumtemperatur ist pmax/p0 ≈ 9 für das

    stöchiometrische Gemisch, dies verringert sich bei 250°C auf pmax/p0 ≈ 5,5. Untersuchungen

    der Temperaturabhängigkeit des Maximaldrucks wurden u.a. von BRANDES et al. [26]

    durchgeführt. Da das Erreichen der Zündtemperatur stets ein sehr fettes Gemisch

    voraussetzt, verringert sich pmax/p0 weiter. Bei unseren Messungen mit Luft als

    Oxidationsmittel lag pmax/p0 in der Nähe der Zündtemperatur stets unter 2, die Reaktionen

    verlaufen also relativ schwach.

    4.4 Messunsicherheit

    Die betreffenden Substanzen wurden in handelsüblicher Reinheit ohne weitere Reinigung

    eingesetzt. Dies bedeutet in der Regel einen Reinheitsgrad von 99% oder mehr, lediglich das

    verwendete n-Hexan hatte nur etwa 95% Reinheit (Verunreinigung: größtenteils isomere

    Hexane). Die binären Gemische wurden gravimetrisch mit einer Unsicherheit von 0,1 g

    hergestellt. Die durch die Zusammensetzung des Brennstoffs hervorgerufene Messun-

    sicherheit ist daher sehr gering und zu vernachlässigen.

    Der Ausgangsdruck ergibt sich durch Dosieren einer vorgegebenen Menge Flüssigkeit

    zum vorgelegten Druck der Luft. Infolge von Ungenauigkeiten der Einspritzmenge durch die

    HPLC-Pumpe sowie der langsamen Einstellung des Solldrucks bei niedrigen Temperaturen

    kann der sich einstellende Druck um einige Prozent vom Solldruck abweichen. Zudem ist

    auch der "sich einstellende Ausgangsdruck" nicht immer genau bestimmbar, da z.T.

    langsame Reaktionen, die zu einer Druckerhöhung führen, bereits einsetzen, während noch

    Verdunstungsprozesse laufen. Die Unsicherheit der Druckangaben wird daher auf 10%

    geschätzt.

    Für die gemessenen Zündtemperaturen wird eine Messunsicherheit von 10 K abge-

    schätzt. Sie ist weniger durch die Unsicherheit der eingesetzten Thermoelemente (0,5 K) als

    durch die Reproduzierbarkeit der Zündung bei wiederholter Versuchsausführung bedingt.

    )1)((1)( 10

    max

    1

    22

    0

    max −⋅+= Tp

    p

    T

    TT

    p

    p

  • 13

    4.5 Vergleich der im Autoklaven bei 1 bar ermittelten Zündtemperaturen mit den

    Normzündtemperaturen

    Die in der vorliegenden Arbeit zur Ermittlung der Zündtemperaturen verwendete Methode

    weicht zwangsläufig vom Normverfahren ab. Dies betrifft die Größe des Gefäßes (500 ml

    statt 200 ml), das Material (Edelstahl statt Glas), den Abschluss des Gefäßes (geschlossener

    Behälter mit Reaktion unter isochoren Bedingungen statt eines offenen Erlenmeyerkolbens

    mit isobaren Bedingungen) sowie die Art des Nachweises der Zündungen (Temperatur- und

    Druckanstieg statt einer sichtbaren Flamme). Es ist daher nicht selbstverständlich, dass die

    auf diese Weise ermittelten Zündtemperaturen mit den Normzündtemperaturen überein-

    stimmen. GÖDDE [21] fand, dass die in der geöffneten Apparatur ermittelten Zündtempe-

    raturen für einige Reinstoffe (z.B. Aceton) befriedigend mit der Normzündtemperatur

    übereinstimmten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit war jedoch auch die Bestimmung von

    Zündtemperaturen in der geschlossenen Apparatur bei Normaldruck möglich. Tabelle 2

    zeigt, dass sowohl Fälle auftreten, in denen die beiden Zündtemperaturen befriedigend

    übereinstimmen, als auch Fälle, in denen sich zwischen beiden Werten große Unterschiede

    ergeben. In letzterem Falle liegt die im Autoklaven gemessene Zündtemperatur stets tiefer

    (bis zu 200 K) als die Normzündtemperatur. Als Ursache können folgende Aspekte diskutiert

    werden:

    - Unterschiede in der Größe des Versuchsgefäßes:

    In Übereinstimmung mit SEMENOFFS Theorie [29] nehmen gemessene Zündtempera-

    turen mit steigender Gefäßgröße (abnehmendem Oberfläche/Volumen-Verhältnis) ab.

    Messungen von COFFEE [27] zeigen aber, dass beim Übergang von 200 ml- auf 500 ml-

    Gefäße TZ maximal um ca. 30 K abnehmen kann, keinesfalls aber um 100 K oder mehr.

    - Unterschiede im Zündkriterium:

    SNEE und GRIFFITHS [28] beobachteten bei der Zündung von sehr fetten Cyclo-

    hexan/Luft-Gemischen nahe der Zündtemperatur keine sichtbare Flamme, sondern erst

    bei höheren Temperaturen. Sie benutzten daher ebenfalls den Temperaturanstieg als

    Zündkriterium. Der Temperaturabstand zwischen dem Auftreten von steilen Temperatur-

    und Druckanstiegen und einer sichtbaren Flamme könnte von Stoff zu Stoff unter-

    schiedlich sein. Bei der vorhandenen Versuchsapparatur ist es jedoch nicht möglich, zu

    beobachten ob bei Temperatur- bzw. Druckanstieg auch Flammen zu beobachten sind.

    - Unterschiede im Aufbau der Apparatur:

    Während der Autoklav geschlossen ist, besitzt der Erlenmeyerkolben der Normzünd-

    apparatur eine große Öffnung zur umgebenden Atmosphäre. Dies führt nicht nur dazu,

    dass während der Induktionszeit kein Druckanstieg möglich ist, sondern ermöglicht auch

    das Entweichen von Reaktanden und Zwischenprodukten aus dem heißen Kolben, das

  • 14

    Eindringen von Luft und verändert außerdem die Strömungsverhältnisse in der Apparatur.

    Es ist möglich, dass hierin ein wesentlicher Grund für die beobachteten Abweichungen

    liegt.

    Tabelle 2: Vergleich der nach DIN 51794 [1] bestimmten Zündtemperaturen mit im

    Autoklaven bei 1bar bestimmten Zündtemperaturen

    Substanz Normzündtemperatur °C

    1bar-Zündtemperatur im Autoklav °C

    Butylacetat 393 240

    Cyclohexan 260 278

    Cyclohexan/2-Hexanon

    50:50

    295 262

    Diethylether 175 181

    Dioxan 375 232

    1-Hexanol 280 280

    2-Hexanon 420 214

    n-Heptan 220 224

    n-Propanol 385 329

    Aceton 535 540 [21]*)

    Butanon-2 475 480 [21] *)

    Pentanon-2 445 460 [21] *)

    *) Zu- und Ableitungen des Autoklaven geöffnet

    4.6 Zündtemperaturen von Gemischen brennbarer Flüssigkeiten bei erhöhtem

    Ausgangsdruck

    Die Zündtemperaturen der Reinstoffe (falls noch nicht bekannt) sowie von Gemischen mit

    Masseanteilen w der beiden Reinstoffe von 0,2+0,8, 0,5+0,5 und 0,8+0,2 werden bei

    Drücken von 2 bar, 5 bar und 10 bar untersucht. Fallweise wurden auch Untersuchungen bei

    weiteren Gemischzusammensetzungen und Drücken durchgeführt. Die einzelnen Gemische

    werden im Folgenden diskutiert. Die Tabellen enthalten die Messergebnisse sowie die

    analog zu DIN 51974 [1] abgerundeten Werte.

  • 15

    4.6.1 n-Hexan/Cyclohexanon

    Die Normzündtemperaturen von Cyclohexanon und n-Hexan unterscheiden sich um

    200°C. Bei erhöhten Drücken (≥ 2 bar) sind die Unterschiede wesentlich geringer. Das

    Diagramm zeigt außerdem, daß die Zündtemperaturen bei erhöhten Ausgangsdrücken nicht

    die Veränderung der Normzündtemperatur mit der Zusammensetzung spiegeln. Während die

    Normzündtemperatur beim Übergang von reinem Cyclohexanon zu einem Gemisch mit

    gleichen Masseanteilen der brennbaren Komponenten bereits stark abnimmt, ändert sie sich

    bei 2 bar im Autoklaven nur wenig. Erst bei noch höherem Hexananteil fällt die

    Zündtemperatur ab. Mit steigendem Druck werden die Unterschiede jedoch geringer.

    Tabelle 3 und Abb. 15 fassen die Ergebnisse zusammen.

    Abb 15: Zündtemperaturen TZ von n-Hexan/Cyclohexanon-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 3:

    Zündtemperaturen von n-Hexan/Cyclohexanon-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil n-Hexan

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    (wHexan) exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet

    0 420 420 274 270 226 225 211 210

    0,2 380 380 274 270 226 225 211 210

    0,5 296 295 268 265 218 215 201 200

    0,8 251 250 247 245 211 210 191 190

    1 230 230 231 230 206 205 193 190

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

    200

    250

    300

    350

    400

    450

    wn-Hexan

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar

    Tz

    / °C

  • 16

    4.6.2 n-Hexan/1-Hexanol

    Sowohl bei n-Hexan als auch bei 1-Hexanol unterscheiden sich die bei 2 bar im

    Autoklaven gemessenen Zündtemperaturen nicht signifikant von den Normzündtem-

    peraturen. Tabelle 4 und Abb. 16 zeigen, daß dies auch bei den Gemischen so bleibt. Bei

    höheren Drücken verändert sich jedoch auch hier die Abhängigkeit von der Zusam-

    mensetzung, und bei 10 bar hat ein Gemisch mit einem Masseanteil 1-Hexanol von nur 0,2

    noch die gleiche Zündtemperatur wie reines 1-Hexanol.

    Abb.16: Zündtemperaturen von 1-Hexanol/n-Hexan-Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 4:

    Zündtemperaturen von 1-Hexanol/n-Hexan-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil n-Hexan

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    (wHexan) exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet

    0 280 275 277 275 258 255 228 225

    0,2 280 275 277 275 256 255 229 225

    0,5 269 265 269 265 250 250 227 225

    0,8 252 250 252 250 232 230 228 225

    0,9 239 235 -- -- --

    1 230 230 231 230 206 205 193 190

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0190

    200

    210

    220

    230

    240

    250

    260

    270

    280

    wn-Hexan

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar

    Tz

    / °C

  • 17

    4.6.3 n-Hexan/Butylacetat

    Während bei n-Hexan die Normzündtemperatur nicht wesentlich höher liegt als die Zünd-

    temperaturen bei höheren Drücken, ergibt sich für Butylacetat ein großer Unterschied.

    Abb. 17 zeigt, dass sich die Normzündtemperaturen der Gemische aus beiden Komponenten

    nicht stetig ändern, sondern bei einem Masseanteil Hexan von ca. 0,35 ein plötzlicher

    Sprung in der Normzündtemperatur auftritt, der bei den Zündtemperaturen bei erhöhten

    Drücken nicht zu beobachten ist - auch nicht bei Bestimmung der 1 bar-Zündtemperatur im

    Autoklaven (vgl. Tabelle 2, S.14).

    Abb.17: Zündtemperaturen von n-Hexan/Butylacetat –Gemischen bei

    unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 5:

    Zündtemperaturen von n-Hexan/Butylacetat-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil n-Hexan

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    (wHexan) exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet

    0 393 390 248 245 236 235 226 225

    0,20 388 385 242 240 241 240 227 225

    0,30 372 370 -- -- --

    0,35 339 335 -- -- --

    0,40 258 255 -- -- --

    0,50 260 260 242 240 237 235 228 225

    0,80 243 240 237 235 228 225 203 200

    1 230 230 231 230 206 205 193 190

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

    200

    220

    240

    260

    280

    300

    320

    340

    360

    380

    400

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar

    Tz

    / °C

    wn-Hexan

  • 18

    4.6.4 n-Hexan/Toluol und n-Hexan/p-Xylol

    Sowohl bei Toluol als auch bei p-Xylol handelt es sich um aromatische Verbindungen mit

    aliphatischen Resten. Diese chemische Ähnlichkeit führt zu einer starken Ähnlichkeit des

    Verhaltens ihrer Gemische mit n-Hexan in Bezug auf die Zündtemperatur (Abb. 18 und 19),

    so daß beide Verbindungen gemeinsam behandelt werden. Der Anstieg der

    Zündtemperaturen erfolgt bei höheren Drücken erst bei einem Masseanteil des Aromaten

    von mehr als 90%. Im Gegensatz dazu steigt sie unter Normbedingungen schon bei einem

    Aromatenanteil von 50% deutlich an. Die Ergebnisse sind in Tabelle 6 und 7 zusam-

    mengefaßt.

    Abb.18: Zündtemperaturen von n-Hexan/Toluol –Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 6:

    Zündtemperaturen von n-Hexan/Toluol-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil n-Hexan

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    (wHexan) exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet

    0 535 535 -- 453 450 257 255

    0,1 509 505 296 295 274 270 238 235

    0,2 444 440 282 280 252 250 235 235

    0,3 390 390 -- -- --

    0,4 312 310 -- -- --

    0,5 278 275 251 250 231 230 216 215

    0,8 247 245 234 230 220 220 205 205

    1 230 230 231 230 206 205 193 190

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

    200

    250

    300

    350

    400

    450

    500

    550

    wn-Hexan

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar

    Tz

    / °C

  • 19

    Abb.19: Zündtemperaturen von p-Xylol/n-Hexan- Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 7:

    Zündtemperaturen von p-Xylol/n-Hexan-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil n-Hexan

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    (wHexan) exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet

    0 525 545 -- 310 310 256 255

    0,2 524 520 297 295 261 260 235 235

    0,3 413 410 -- -- --

    0,5 296 295 271 270 250 250 225 225

    0,6 278 275 -- -- --

    0,8 261 260 248 245 232 230 209 205

    1 230 230 231 230 206 205 193 190

    4.6.5 Cyclohexan/2-Hexanon

    Die Druckabhängigkeit der Zündtemperaturen der Gemische aus Cyclohexan und

    2-Hexanon weist insofern eine Besonderheit auf, als die Normzündtemperatur von

    2-Hexanon viel höher ist als die von Cyclohexan. Dies kehrt sich bei erhöhten Drücken um.

    Entsprechend fällt die Zündtemperatur von Gemischen bei erhöhten Drücken mit steigendem

    Ketongehalt, während die Normzündtemperatur mit zunehmendem 2-Hexanonmasseanteil

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

    200

    240

    280

    320

    360

    400

    440

    480

    520

    wn-Hexan

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar

    Tz

    / °C

  • 20

    zunimmt. Daher wurden in diesem Fall auch die Zündtemperaturen der Reinstoffe und einer

    1+1-Mischung bei 1 bar im Autoklaven bestimmt. Diese Zündtemperaturen zeigen in ihrem

    Verlauf große Ähnlichkeit mit denen bei höheren Drücken, d.h. sie fallen mit steigendem

    Ketonanteil (gestrichelte Kurve in Abb. 20). Die genauen Werte der Zündtemperaturen sind

    in Tabelle 8 angegeben.

    Abb.20: Zündtemperaturen von Cyclohexan/2-Hexanon-Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 8:

    Zündtemperaturen von Cyclohexan/2-Hexanon-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil 2-Hexanon

    Tz (DIN 51794)

    °C

    Tz 1 bar (Autoklav)

    °C

    Tz 2 bar

    °C

    Tz 5 bar

    °C

    Tz 10 bar

    °C

    (w2-Hexanon) exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet exp. gerundet

    1 420 420 219 215 241 240 221 220 211 210

    0,8 383 380 -- 241 240 221 220 208 205

    0,5 295 295 258 255 222 220 210 210 196 195

    0,2 251 250 -- 206 205 196 195 186 185

    0 260 260 274 270 192 190 183 180 --

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0180

    200

    220

    240

    260

    280

    300

    320

    340

    360

    380

    400

    420

    w2-Hexanon

    DIN 51794 1 bar (Autoklav) 2 bar 5 bar 10 bar

    Tz

    / °C

  • 21

    4.6.6 n-Heptan/Benzol

    Bei Benzol handelt es sich um eine Verbindung mit einer sehr hohen Zündtemperatur. Die

    Versuche zeigen ähnlich wie bei Toluol (4.6.4), dass dies auch unter erhöhten Drücken so

    bleibt. Die Zumischung von 0,5 Masseanteilen (dies entspricht ca. 4 Mol.%) des niedriger

    zündenden n-Heptans reicht jedoch bei Drücken ab 2 bar aus, um die Zündtemperaturen um

    mehr als 200°C zu erniedrigen und in die Nähe der Zündtemperatur des reinen n-Heptans zu

    bringen (Abb. 21). Auch hier fällt auf, dass zwar die Normzündtemperaturen der beiden

    Reinstoffe, nicht aber die der Gemische mit geringem n-Heptan-Anteil zu den

    Zündtemperaturen, die im Autoklaven bestimmt wurden, "passen".

    Abb. 21: Zündtemperaturen von Benzol/n-Heptan-Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 9:

    Zündtemperaturen von Benzol/n-Heptan-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil n-Heptan

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 1,5 bar °C

    Tz 2,5 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    Tz 15 bar °C

    (wHeptan) exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger.

    0 565 565 -- 526 525 470 470 451 450 441 440

    0,05 -- -- 275 275 264 265 247 245 242 240

    0,1 457 450 260 260 252 250 245 245 233 230 227 225

    0,2 426 420 239 235 238 235 228 225 222 220 213 210

    0,5 231 230 230 230 229 225 212 210 200 200 196 195

    0,8 219 215 -- -- -- -- --

    1 220 220 -- 201 200 197 195 190 190 --

    0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0150

    200

    250

    300

    350

    400

    450

    500

    550

    600

    wn-Heptan

    DIN 51794 1,5 bar 2,5 bar 5 bar 10 bar 15 bar

    TZ

    / °

    C

  • 22

    4.6.7 n-Heptan/Methylpropionat

    Bei den n-Heptan/Methylpropionat-Gemischen wurde die Zündtemperatur auch bei

    1,5 bar für alle Gemischzusammensetzungen bestimmt. Weder bei reinem Methylpropionat

    noch bei reinem n-Heptan sind zwischen der Normzündtemperatur und der 1,5 bar-Zünd-

    temperatur ungewöhnlich große Sprünge zu beobachten. Dagegen sind bei den

    Zündtemperaturen der Gemische starke Sprünge beim Übergang von der

    Normzündtemperatur auf die 1,5 bar-Zündtemperatur zu beobachten (Abb. 22). Dieses

    Verhalten ist bemerkenswert, da die Siedetemperaturen der beiden Gemischkomponenten

    (80°C und 98°C) relativ ähnlich sind und deshalb beim Verdampfen keine starke

    Veränderung der Dampfphasenzusammensetzung auftreten sollte.

    Abb.22: Zündtemperaturen von Methylpropionat/n-Heptan-Gemischen bei

    unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 10: Zündtemperaturen von Methylpropionat/n-Heptan-Gemischen bei

    unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil n-Heptan

    Tz (DIN 51794)

    °C

    Tz 1,5 bar

    °C

    Tz 2 bar

    °C

    Tz 5 bar

    °C

    Tz 10 bar

    °C

    Tz 15 bar

    °C

    (wHeptan) exp. ger exp. ger exp. ger exp. ger exp. ger exp. ger

    0 460 460 401 400 394 390 280 280 249 245 239 235

    0,1 448 445 299 295 273 270 243 240 214 210 203 200

    0,2 431 430 263 260 249 245 224 220 204 200 --

    0,5 380 380 228 225 222 220 204 200 194 190 --

    0,8 223 220 211 210 207 205 198 195 188 185 --

    1 222 220 207 205 197 195 197 195 190 190 --

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

    200

    250

    300

    350

    400

    450

    DIN 51794 1,5 bar 2 bar 5 bar 10 bar 15 bar

    Tz

    / °C

    wn-Heptan

  • 23

    4.6.8 Propansäure/Propanal

    Während die Zündtemperatur der Säure mit steigendem Druck nur mäßig fällt, liegt die

    des Propanal bereits bei 2 bar Druck bei 100°C, fällt danach aber kaum noch (Abb. 23). Dies

    ist möglicherweise in der Oxydation des Aldehyds zur Säure begründet. Mehrfach wurde

    beobachtet, dass der Druck im Autoklaven nach dem Dosieren bei den tiefen Temperaturen

    abnahm, was sich zwanglos durch eine Reaktion des Propanals mit dem Sauerstoff und dem

    Auskondensieren der entstehenden Säure erklären lässt. Propanal wird durch Sauerstoff

    selbst bei Raumtemperatur langsam oxydiert. Auch die Gemische besitzen bereits bei 20%

    Masseanteil Propanal und 2 bar Druck Zündtemperaturen unter 200°C.

    Abb.23: Zündtemperaturen von Propansäure/Propanal-Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 11:

    Zündtemperaturen von Propansäure/Propanal-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil Propanal

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    Tz 15 bar °C

    (wPropanal) exp. ger exp. ger exp. ger exp. ger exp. ger

    0 470 470 358 355 299 295 266 265 237 235

    0,20 451 450 193 190 160 160 144 140 --

    0,330 363 365 -- -- -- --

    0,550 213 210 150 150 117 115 111 110 --

    0,80 209 205 127 125 111 110 102 100 --

    1,00 190 190 105 105 99 95 94 90 --

    0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

    100

    150

    200

    250

    300

    350

    400

    450

    500

    wPropanal

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar 15 bar

    Tz

    / °C

  • 24

    4.7 Zündtemperaturen von wässrigen Gemischen brennbarer Flüssigkeiten bei

    erhöhten Ausgangsdrücken

    Bei der Bestimmung sicherheitstechnischer Kenngrößen von Gemischen sind wässrige

    Lösungen ein Sonderfall, da man von Wasser als nicht brennbarer Komponente eine

    inertisierende Wirkung erwartet.

    4.7.1 Ethanol/Wasser

    Ethanol/Wasser-Gemische wurden bis zu einem Masseanteil des Wassers von 0,9 - dies

    entspricht etwa 96 Mol-% - untersucht. Bei allen Wasseranteilen war es möglich, bei Drücken

    ≥ 2 bar Zündungen zu erhalten (Abb. 24). Unter Normbedingungen waren bei Masseanteilen

    des Wassers von > 0,8 keine Zündungen mehr möglich. Die Zündtemperaturen steigen

    dabei mit steigendem Wasseranteil zunächst nur wenig, erst bei höheren Wasseranteilen

    stärker, wobei der stärkere Anstieg umso später beginnt, je höher der Druck ist. Die

    Zündtemperatur bei 10 bar liegt somit bei 90 Masseanteilen Wasser nur 50 K höher als beim

    reinen Ethanol. Wegen des geringen Brennstoffgehalts der Flüssigkeit müssen allerdings

    Flüssigkeitsdampf-Konzentrationen von bis zu 60 Vol.-% eingesetzt werden, um die

    niedrigste Zündtemperatur zu erhalten.

    Abb.24: Zündtemperaturen von Ethanol/Wasser-Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Bei einigen Konzentrationen und Drücken ergibt sich bei Ethanol/Wasser ein Problem mit

    der Festlegung der Zündtemperatur: Verfolgt man die Abhängigkeit des Temperatur- und

    Druckanstiegs z.B. bei Zündung eines Ethanol/Wasser-10:90-Gemisches bei 10 bar, so

    findet man bei Temperaturen um 400°C einen starken Druckanstieg, der eindeutig auf eine

    0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0250

    300

    350

    400

    450

    500

    550

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar

    TZ

    / °C

    wH

    2O

  • 25

    Zündung hinweist (Abb.25). Mit fallender Temperatur nimmt der Druckanstieg stark ab und

    ist unterhalb von ca. 370°C nur noch sehr gering. Der Temperaturanstieg dagegen wird zwar

    auch kleiner, bleibt aber größer als das gewählte Zündkriterium von 20 K, das er erst

    unterhalb 310°C unterschreitet. Es ist daher in der vorliegenden Arbeit hierfür TZ = 310°C

    angegeben.

    Abb.25: Abhängigkeit des Temperatur- und Druckanstiegs bei Zündung eines

    Ethanol/Wasser-10:90-Gemisches bei 10 bar von der Ausgangstemperatur

    Tabelle 12:

    Zündtemperaturen von Ethanol/Wasser-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil Wasser

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    (wH2O) exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger.

    0 404 400 295 295 274 270 259 255

    0,2 430 430 302 300 288 285 275 275

    0,4 451 450 -- -- --

    0,5 -- 315 315 293 290 278 275

    0,6 474 470 -- -- --

    0,7 410 410 302 300 287 285

    0,8 496 495 431 430 314 310 293 290

    0,9 -- 481 480 413 410 310 310

    300 320 340 360 380 4000

    20

    40

    60

    80

    100

    TZ / °C

    ∆T

    / K

    Temperaturanstieg

    1,0

    1,2

    1,4

    1,6

    1,8

    2,0

    ∆p / bar

    rel. Druckanstieg

  • 26

    4.7.2 n-Propanol/Wasser

    n-Propanol-Wasser-Gemische verhalten sich ähnlich wie die Ethanol-Wasser-Gemische.

    Bei erhöhtem Druck konnten selbst beim höchsten untersuchten Wasseranteil

    (0,925 Masseanteile bzw. 97,6 Mol-%) noch Zündtemperaturen bestimmt werden. Auch hier

    gibt es bei hohen Wasseranteilen Bereiche, die eine Temperaturerhöhung um mehr als 20 K,

    aber keinen Druckanstieg zeigen. In diesem Fall sind in

    Abb. 26 zwei Zündtemperaturen angegeben.

    Abb.26: Zündtemperaturen von n-Propanol/Wasser-Gemischen bei unterschiedlichen

    Drücken. Offene Symbole: Temperaturen, bei denen ein Druckanstieg von wenigstens 10% erfolgte

    Tabelle 13:

    Zündtemperaturen von n-Propanol/Wasser-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    (Zahlen in Klammern: Zündtemperaturen, die sich aus dem Druckanstieg ergeben)

    Masseanteil Wasser

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    Tz 15 bar °C

    (wH2O) exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger.

    0 408 405 293 290 266 265 237 235 --

    0,1 416 415 -- -- -- --

    0,2 431 430 300 300 279 275 265 265 --

    0,4 446 445 -- -- -- --

    0,5 -- 309 305 289 285 274 270 --

    0,6 472 470 -- -- -- --

    0,8 504 500 446 445 313 (354) 310 289 285 --

    0,85 570 570 454 450 325 (377) 325 296 295 --

    0,925 -- 486 485 424 420 332 (383) 330 314 310

    0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0

    250

    300

    350

    400

    450

    500

    550

    600

    wH

    2O

    DIN 51794 2 bar 5 bar 5 bar (Druckkriterium) 10 bar 10 bar (Druckkriterium)

    Zündtemperatur bei 15 barTz

    / °C

  • 27

    4.7.3 n-Butylamin/Wasser

    Butylamin/Wasser-Gemische verhalten sich prinzipiell ähnlich wie die oben besprochenen

    Alkohol/Wasser-Mischungen (Abb. 27). Allerdings erwies es sich hier als schwierig, bei 2 bar

    und einem Masseanteil des Wassers von 0,8 bzw. bei 5 bar und einem Masseanteil des

    Wassers von 0,9 noch Zündungen zu erhalten (obwohl zumindest bei einem Masseanteil des

    Wassers von 0,8 noch eine Normzündtemperatur zu finden ist). Ob Butylamin tatsächlich

    durch geringere Wasseranteile ‚inertisiert‘ wird als die Alkohole aus Abschnitt 4.7.1 und

    4.7.2, muss jedoch offen bleiben.

    Abb.27: Zündtemperaturen von n-Butylamin/Wasser-Gemischen

    Tabelle 14:

    Zündtemperaturen von n-Butylamin/Wasser-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil Wasser

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    Tz 15 bar °C

    (wH2O) exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger.

    0 310 310 280 280 258 255 216 215 196 195

    0,2 337 335 -- -- -- --

    0,5 384 385 295 295 265 265 256 255 252 250

    0,8 469 465 -- 287 285 267 265 259 255

    0,9 -- -- -- 299 295 286 285

    0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0

    200

    240

    280

    320

    360

    400

    440

    480

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar 15 bar

    Tz

    / °C

    wH2O

  • 28

    4.7.4 1,4-Dioxan/Wasser

    1,4-Dioxan/Wasser-Gemische verhalten sich ähnlich wie die wässrigen Gemische anderer

    brennbarer Stoffe (Abb.28), zeigen jedoch eine sehr geringe Abhängigkeit der Zündtem-

    peratur vom Druck (jedoch eine starke Abweichung der ‚Autoklavenzündtemperaturen’ von

    der Normzündtemperatur, die mit höherem Wassergehalt noch stärker wird). Die Änderung

    der Zündtemperatur mit zunehmendem Wassergehalt ist in diesem System besonders

    gering. Sie steigt beim Übergang von reinem 1,4-Dioxan zu einem Gemisch mit 0,9 Masse-

    anteilen Wasser maximal um ca. 50 K.

    Abb.28: Zündtemperaturen von 1,4-Dioxan/Wasser-Gemischen

    bei unterschiedlichen Drücken

    Tabelle 15:

    Zündtemperaturen von 1,4-Dioxan/Wasser-Gemischen bei unterschiedlichen Drücken

    Masseanteil Wasser

    Tz (DIN 51794) °C

    Tz 2 bar °C

    Tz 5 bar °C

    Tz 10 bar °C

    (wH2O) exp. ger. exp. ger. exp. ger. exp. ger.

    0 375 375 212 210 197 195 189 185

    0,2 396 395 -- -- --

    0,5 430 430 238 235 237 235 226 225

    0,6 445 445 -- -- --

    0,7 461 460 244 240 239 235 238 235

    0,8 476 475 247 245 244 240 232 230

    0,9 497 495 253 250 249 245 231 230

    0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0

    200

    250

    300

    350

    400

    450

    500

    wH

    2O

    DIN 51794 2 bar 5 bar 10 bar

    TZ /

    °C

  • 29

    4.7.5 Zusammenfassung der Messergebnisse für Brennstoff/Wasser-Gemische

    Die wässrigen Gemische weisen - trotz der sehr verschiedenen Brennstoffe - bezüglich

    ihrer Zündtemperatur folgende Gemeinsamkeiten auf:

    - Zündungen sind noch bei sehr hohen Masseanteilen des Wassers von 0,9 und mehr

    möglich. Für das Erreichen der jeweiligen Zündtemperatur bei hohen Wasseranteilen ist

    erwartungsgemäß ein sehr hoher Dampfanteil von bis zu 60 Vol.% erforderlich.

    - Der Wassergehalt, bis zu dem eine Zündtemperatur bestimmbar ist, liegt für

    Normbedingungen (DIN 51794) etwas niedriger als bei erhöhten Drücken.

    - Die Zündtemperatur steigt mit zunehmendem Wasseranteil monoton an.

    - Der Anstieg der Zündtemperatur ist bei Wassergehalten unter 0,5 Masseanteilen nur

    gering. Bei höheren Wassergehalten ist das Verhalten der Zündtemperatur stärker von

    der Brennstoffkomponente abhängig.

    4.8 Zündverzugszeiten

    Die Zündverzugszeit tZV , die Zeit zwischen dem Ende des Dosiervorgangs und dem

    Auftreten der Zündung, ist stark druck- und temperaturabhängig. Bei den vorliegenden

    Experimenten wurden Verzugszeiten zwischen 0 s (die Zündung erfolgt unmittelbar beim

    Dosieren) und 36 min gefunden. Aus der Theorie der Wärmeexplosion ergibt sich eine

    Beziehung der Form:

    )exp(RT

    E

    p

    At ZV

    nZV⋅= , Gl. 1

    wobei EZV eine für die Reaktion notwendige Energie darstellt. Diese Beziehung ist für fast

    alle untersuchten Reinstoffe und Gemische erfüllt. Sehr lange Zündverzugszeiten sind

    insbesondere bei hohen Drücken möglich, da dann Zündungen noch bei relativ niedrigen

    Temperaturen erfolgen. In der vorliegenden Arbeit wurde in Gl. 1 n = 1 gesetzt wodurch sich

    Gl. 2 ergibt

    RT

    EApt ZVZV +=⋅ lg)lg( Gl. 2

    Als Beispiel für diese Korrelation ist in Abb. 29 das System n-Hexan/Cyclohexanon

    gewählt. Deutlich wird, dass sich für jede Zusammensetzung eine Gerade ergibt, die für alle

    Drücke Gültigkeit besitzt. Ein wesentlicher Aspekt der nach Gl.2 ermittelten Energien ist,

    dass sie von Parametern wie dem Druck und der Größe des Zündgefäßes weitgehend

    unabhängig sind und dass auch die Ergebnisse von Versuchen, die bei Temperaturen

  • 30

    oberhalb der Zündtemperatur durchgeführt wurden, zur Bestimmung mit herangezogen

    werden können. Letzteres wird in Abb. 30 demonstriert, wo zusätzlich zu den bei hohen

    Drücken im 0,5 l-Autoklaven gemessenen Zündverzugszeiten auch einige

    Zündverzugszeiten eingetragen sind, die SNEE und GRIFFITHS [28] bei Normaldruck in

    geschlossenen Gefäßen von 0,2 l, 5 l und 20 l Volumen ermittelt haben.

    Abb.29: Abhängigkeit der Zündverzugszeiten von der Temperatur bei Cyclohexanon/Hexan-Gemischen

    Die Streuung der Messpunkte dürfte bedingt sein durch

    - die Tatsache, dass nicht alle Zündverzugszeiten einer Serie bei der gleichen

    Konzentration gemessen wurden. Dies erwies sich aus technischen Gründen

    (Genauigkeit der Dosierung, bei Temperaturen weit über TZ wurde oft nicht an der

    kritischen Konzentration gemessen) als nicht möglich. Oft ist auch die Konzentrations-

    abhängigkeit der Zündverzugszeit nur schwach;

    - die Ungenauigkeit bei der Definition der Grenzen der Zündverzugszeit. So wurde als

    Beginn der Reaktion der Moment des Abschaltens der Einspritzpumpe genommen.

    Selbstverständlich kann eine gewisse Reaktion schon während des Dosierens einsetzen.

    Dies sollte besonders bei kurzen Verzugszeiten ins Gewicht fallen.

    Die gemessenen Verzugszeiten werden nicht ausschließlich durch die Geschwindigkeit

    der anlaufenden chemischen Reaktion bestimmt. Sie werden auch durch Aufheiz-,

    Verdampfungs- und Diffusionsprozesse beeinflusst. Einige dieser Prozesse besitzen selbst

    eine durch eine Arrheniusbeziehung zu beschreibende Temperaturabhängigkeit. Es ist daher

    nicht zu erwarten, dass die ermittelte Energie mit der aus der entsprechenden SEMENOFF-

    200 220 240 260 280 30010

    100

    1000

    10000

    Cyclohexanon + n-Hexan 0,8+0,2 Cyclohexanon + n-Hexan 0,5+0,5 Cyclohexanon + n-Hexan 0,2+0,8

    n-Hexan Cyclohexanon

    (tZ

    V *

    p)

    / (b

    ar*s

    )

    T(Zündung)

    / °C

  • 31

    Korrelation (s. u.) bestimmten übereinstimmt. Betrachtet man A und EZV jedoch als

    empirische Parameter, können Zündverzugszeiten mittels Gl. 2 inter- und extrapoliert

    werden. So wurde z.B. im Rahmen der vorliegenden Arbeit einige Male die mindestens

    notwendige Versuchsdauer aus den Zündverzugszeiten bei höheren Temperaturen

    abgeschätzt.

    Abb.30: Abhängigkeit der Zündverzugszeiten von der Meßtemperatur im System Cyclohexan/2-Hexanon

    Offene Symbole: Zündverzugszeiten in Gefäßen von 0,2 l, 5 l und 20 l Volumen lt. Snee und Griffiths[28]

    4.9 Gaschromatogramme

    Mittels GC-MS müsste es prinzipiell möglich sein, durch Analyse der Reaktionsprodukte

    eines Gemisches chemische Wechselwirkungen zwischen den Komponenten des

    Gemisches nachzuweisen. Es wurden daher bei einigen Gemischen Proben genommen,

    insbesondere von Gemischen nach erfolgter Zündung und im Vergleich dazu bei

    Temperaturen kurz unterhalb der Zündtemperatur beim jeweiligen Druck. Ein solches

    Beispiel zeigt Abb. 31 für ein n-Hexan/Hexanol-1-Gemisch. In dieser Abbildung werden die

    Chromatogramme der Flüssigkeit, eines nicht gezündeten (Temperatur etwas unterhalb der

    Zündtemperatur) Dampf/Luft-Gemisches und eines gezündeten Dampf/Luft-Gemisches

    verglichen. Es zeigt sich, dass bereits vor der Zündung zahlreiche stabile Reaktionsprodukte

    nachweisbar sind (grüne Kurven). Auffälligster Unterschied zwischen dem

    Gaschromatogramm vor der Zündung und dem Gaschromatogramm des gezündeten

    Gemisches ist die starke Zunahme einiger sauerstofffreier Produkte (ungesättigte

    Kohlenwasserstoffe), während die Konzentration sauerstoffhaltiger Verbindungen weniger

    stark ansteigt.

    190 200 210 220 230 240 250 260 270 28010

    100

    1000

    10000

    (tZ

    V*p

    ) /

    (ba

    r*s)

    T(Zündung)

    / °C

    Cyclohexan + 2-Hexanon 0,8+0,2 Cyclohexan + 2-Hexanon 0,5+0,5 Cyclohexan + 2-Hexanon 0,2+0,2

    Zündverzugszeiten [28] Cyclohexan 2-Hexanon

  • 32

    Abb. 31: n-Hexan/Hexanol-1-Gemische (80+20) bei 2 bar und 257 °C: Vergleich der

    Gaschromatogramme der Flüssigphase, der Dampf/Luft-Gemische während der

    Induktionszeit und nach erfolgter Entzündung

  • 33

    5. Extrapolation der Zündtemperaturen

    5.1 Druckabhängigkeit

    Die Zündtemperaturen aller untersuchten Verbindungen und Gemische nehmen mit

    steigendem Druck exponentiell ab, wobei vielfach der Abfall zwischen der jeweiligen

    Normzündtemperatur und der Zündtemperatur bei 2 bar drastisch ist. Für jeden Stoff bzw. für

    jedes Gemisch konnte jedoch nur eine beschränkte Anzahl von Messungen durchgeführt

    werden. Deshalb war zu prüfen, ob aus den vorliegenden Ergebnissen auch die

    Zündtemperaturen für andere Drücke berechnet werden können. Eine Möglichkeit hierzu

    bietet die Theorie der Wärmeexplosion von SEMENOFF [29, 30], bei der davon

    ausgegangen wird, daß die Reaktionsgeschwindigkeit einer einfachen Gleichung n-ter

    Ordnung folgt und die Wärmeabfuhr linear zur Temperaturdifferenz zwischen dem Gas und

    der Umgebung ist. Eine Zündung erfolgt, wenn die Wärmeabfuhr nicht mehr in der Lage ist,

    die Wärmeproduktion durch die Reaktion zu kompensieren. Aus diesen Überlegungen ergibt

    sich schließlich für die Zündtemperatur TZ beim Druck pz:

    )exp(2

    1

    Z

    nZZ nRT

    ETAp ⋅⋅=

    +

    Gl. 3

    mit TZ Zündtemperatur beim Druck pz

    pZ Druck, bei dem die Zündtemperatur gilt

    E Energie notwendig für die Reaktion

    A präexponentieller Faktor

    n Reaktionsordnung

    Die besten Korrelationen erhält man meist für den Fall n = 2 (Reaktion 2. Ordnung). Damit

    vereinfacht sich Gl. 3 zu:

    )2

    exp(2

    ZZZ

    RT

    ETAp ⋅⋅= . Gl. 4

    5.1.1 Reinstoffe

    Die Zündtemperaturen der bislang untersuchten Reinstoffe [28] (siehe Anhang 1) zeigen

    vielfach einen deutlichen Abfall von der Normzündtemperatur zum Wert bei 2 bar. Bei

    höheren Drücken dagegen fällt die Zündtemperatur nur noch wenig mit steigendem Druck.

  • 34

    Die Abb. 32 zeigt beispielhaft, dass die im Autoklaven gemessenen Zündtemperaturen bei

    einer Auftragung von lg(pZ/TZ²) gegen 1/TZ, wie durch die Theorie vorhergesagt, in guter

    Näherung auf einer Geraden liegen, während vielfach die Werte der Normzündtemperatur

    die Korrelation nicht erfüllen. Der Regressionskoeffizient ist für alle angeführten Messreihen

    ≥ 0,92 (siehe Anhang 2), wenn die Werte der Normzündtemperatur nicht berücksichtigt

    werden. Somit lassen sich Zündtemperaturen für erhöhte Ausgangsdrücke mit Hilfe von

    SEMONOFF-Korrelationen interpolieren und extrapolieren, sofern mindestens zwei Werte

    bei erhöhten Drücken vorliegen. Aus den vorliegenden Daten ergibt sich für diese

    extrapolierten Werte bei einem Vertrauensniveau von 95% eine Unsicherheit von 15 K (vgl.

    Abb. 32).

    Abb. 32: Konfindenzintervalle für einige Reinstoffe Die offenen Symbole stellen Normzündtemperaturen dar, die bei der Berechnung der

    Geraden nicht berücksichtigt wurden

    5.1.2 Binäre Gemische zweier brennbarer Substanzen

    Auch bei Gemischen brennbarer Komponenten liegen die im Autoklaven gemessenen

    Zündtemperaturen bei einer Auftragung von lg(pZ/TZ²) gegen 1/TZ, wie durch die Theorie

    vorhergesagt, in guter Näherung auf einer Geraden (Abb. 33). Allerdings lassen die so

    erhaltenen Energien (siehe Anhang 3) keine eindeutige Korrelation mit der Gemischzu-

    sammensetzung erkennen.

    Der Regressionskoeffizient ist für alle durchgeführten Messreihen von Gemischen aus

    zwei brennbaren Komponenten größer als 0,95 (siehe Anhang 4). Somit lassen sich wie für

    die Reinstoffe auch, Zündtemperaturen für erhöhte Ausgangsdrücke mit Hilfe von

    SEMENOFF-Korrelationen interpolieren und extrapolieren, sofern mindestens zwei Werte bei

    0,0012 0,0016 0,0020 0,0024 0,0028 0,0032-14

    -13

    -12

    -11

    -10

    -9

    ln(p

    /Tz2

    ) /

    (ba

    r/K

    2 )

    1/Tz / K-1

    Dioxan Butylamin Propionsäure Propanal i-Butanal

    95% Konfidenzintervall

    ^ 15 K

    ^ 15 K

  • 35

    erhöhten Drücken vorliegen. Aus den vorliegenden Daten ergibt sich auch für diese

    extrapolierten Werte eine Unsicherheit von 15 K.

    Abb.33: SEMENOFF-Diagramm für Propionsäure, Propanal und ihre Gemische. Die offenen Symbole stellen Normzündtemperaturen dar, die bei der Berechnung der Geraden nicht

    berücksichtigt wurden

    5.1.3 Gemische brennbarer Flüssigkeiten mit Wasser

    Auch für wässrige Gemische wurden SEMENOFF-Korrelationen erstellt. Wie Abb. 34

    zeigt, liegen auch hier die Messpunkte bei erhöhten Drücken im lg(pZ/TZ)-gegen-1/TZ-

    Diagramm auf einer Geraden. Dies gilt auch für Gemische mit Wassermasseanteilen bis zu

    0,925. Auch in diesen Gemischen sind die Normzündtemperaturen z.T. nicht kompatibel mit

    den Zündtemperaturen bei höheren Drücken und bleiben daher für die Berechnung der

    Ausgleichsgeraden unberücksichtigt (graue Punkte in Abb. 34). Dagegen liegt die im

    Autoklaven bestimmte 1 bar-Zündtemperatur des reinen n-Propanols 60 K niedriger als die

    Normzündtemperatur und damit fast genau auf der Geraden, die sich aus den

    Zündtemperaturen bei höheren Drücken ergibt (unterster roter Punkt in Abb. 34).

    Der Regressionskoeffizient ist für alle durchgeführten Messreihen wässriger Gemische

    größer als 0,95. Somit lassen sich auch für wässrige Gemische Zündtemperaturen für

    erhöhte Ausgangsdrücke mit Hilfe von SEMENOFF-Korrelationen interpolieren und

    extrapolieren (siehe auch Anhang 4) sofern mindestens zwei Werte bei erhöhten Drücken

    vorliegen. Aus den vorliegenden Daten ergibt sich auch für diese extrapolierten Werte eine

    Unsicherheit von 15 K.

    160 240 320 400 4801E-6

    1E-5

    1E-4

    1 bar

    2 bar

    5 bar

    10 bar

    15 bar

    TzDIN

    TzDIN

    p/T

    ² in

    bar

    /K²

    TZ / °C

    Propanal Propionsäure Propionsäure+Propanal 0,8+0,2 Propionsäure+Propanal 0,5+0,5 Propionsäure+Propanal 0,2+0,8

    TzDIN

  • 36

    Abb.34: SEMENOFF-Diagramm für n-Propanol und seine Gemische mit Wasser.

    5.1.4 Versuche bei vermindertem Ausgangsdruck

    Da vielfach die Normzündtemperaturen nicht die jeweilige SEMENOFF-Korrelation

    erfüllen, wurden bei einigen Reinstoffen und Gemischen zusätzlich zu den

    Hochdruckexperimenten auch Zündversuche bei Drücken von 0,5 bar und 1 bar im

    geschlossenen Autoklaven durchgeführt. Ein typisches Resultat zeigt Abb. 35.

    Während die Normzündtemperatur für alle dort aufgeführten Gemische und auch für das

    Abb.35: SEMENOFF-Diagramm von Dioxan und Dioxan-Wasser-Gemischen für Drücke von 0,5 bar - 10 bar

    250 300 350 400 450 500 5501E-8

    1E-7

    1E-6

    1E-5

    1E-4

    TzDIN

    TzDIN

    (pZ/T

    2 Z)

    / (b

    ar/K

    ²)

    TZ / °C

    n-Propanol+Wasser 0,5+0,5 n-Propanol+Wasser 0,2+0,8 n-Propanol+Wasser 0,15+0,85 n-Propanol+Wasser 0,8+0,2 n-Propanol+Wasser 0,075+0,925 n-Propanol

    TzDIN

    200 250 300 350 400 450 5001E-6

    1E-5

    1E-4

    0,5 bar

    0,75 bar

    1 bar

    --

    2 bar

    5 bar

    10 bar

    Tz(DIN)T

    z(DIN)

    p Z/T

    2 Z /

    (ba

    r/K

    ²)

    TZ / °C

    Dioxan Dioxan+Wasser 0,5+0,5 Dioxan+Wasser 0,3+0,7 Dioxan+Wasser 0,2+0,8 Dioxan+Wasser 0,1+0,9

    Tz(DIN)

  • 37

    1,4-Dioxan selbst die SEMENOFF-Korrelation nicht erfüllen, fügen sich die 1-bar-Werte und

    Unterdruckwerte, gemessen im Autoklaven, gut in die Ausgleichsgerade ein. Diese Tatsache

    kann zur Extrapolation von 1-bar-Werten im Autoklaven (geschlossenes Gefäß) heran-

    gezogen werden (siehe Anhang 6).

    5.1.5 Vergleich der für die Reaktion notwendigen Energien nach SEMENOFF mit den aus

    der Zündverzugszeit berechneten Energien

    Sowohl bei der Auswertung der Zündverzugszeiten als auch bei der Auswertung der

    Druckabhängigkeit der Zündtemperatur nach SEMENOFF erhält man als Ergebnis eine "für

    die Reaktion notwendige Energie" E. Würde es sich bei E tatsächlich um die

    Aktivierungsenergie des Verbrennungsvorgangs handeln, müssten die mit beiden Methoden

    erhaltenen Werte übereinstimmen. Tatsächlich handelt es sich bei den "für die Reaktion

    notwendigen Energien" jedoch um Größen, die sich komplex aus vielen Komponenten

    zusammensetzen, wobei sich diese Komponenten bei den beiden unterschiedlichen

    Bestimmungsverfahren unterschiedlich stark auswirken. So spielt z.B. die Verdampfungs-

    geschwindigkeit nur für die Zündverzugszeit, nicht aber bei der Druckabhängigkeit von TZ

    eine Rolle. Bemerkenswert ist auch, dass für die Bestimmung von Ezv aus der Verzugszeit

    eine Abhängigkeit der Form tZV ~ p angesetzt wird, während für die Auswertung nach

    SEMENOFF eine Reaktion 2. Ordnung angenommen wird. Schon aus diesen Gründen muss

    angenommen werden, dass die mit beiden Methoden ermittelten "für die Reaktion

    notwendige Energien" im allgemeinen nicht übereinstimmen.

    Abb. 36: Vergleich der nach SEMENOFF ermittelten Energien mit den aus den Zündverzugszeiten berechneten Energien

    Andererseits enthält die Aktivierungsenergie in beiden Fällen auch einen Anteil, der

    tatsächlich auf die Geschwindigkeit der anlaufenden Reaktion zurückzuführen ist, so daß

    0 200 400 6000

    100

    200

    300

    400

    500

    600

    E Z

    V /

    (kJ

    /mol

    )

    E (SEMENOFF)

    / (kJ/mol)

    Meßwerte 1:1-Gerade

  • 38

    zumindest eine Korrelation zwischen den beiden unterschiedlichen ‚Aktivierungsenergien‘ zu

    erwarten ist. Abb.36 zeigt, dass zwischen beiden "Aktivierungsenergien" tatsächlich eine

    Korrelation existiert. Nur selten sind Energien jedoch wirklich gleich (sie liegen dann auf der

    "1:1-Geraden"), meist ist die aus den SEMENOFF-Diagrammen ermittelte Energie die etwas

    höhere. Dies bestätigt die Richtigkeit der vorgenannten Überlegungen.

    5.1.6 Abschätzung der ‚Mindest-Zündtemperatur’

    Höhere Drücke führen zu einer niedrigeren Zündtemperatur, bei flüssigen Brennstoffen ist

    diese Beziehung jedoch nicht bis zu beliebig tiefen Temperaturen extrapolierbar. Der Grund

    liegt im endlichen Dampfdruck pd des Brennstoffs. Wenn pd bei der Temperatur T kleiner als

    der Gesamtdruck pG ist, kann sich maximal die Brennstoffkonzentration cmax = pd(T)/pG

    einstellen. Ist cmax geringer als die für die Zündung mindestens erforderliche

    Brennstoffkonzentration cmin , so ist bei dieser Temperatur keine Zündung mehr möglich.

    Daher sollte für das totalverdampfte Gemisch keine Zündung mehr möglich sein bei einer

    Temperatur, bei der gilt:

    pd(T) < pSEM(T)*copt,

    wobei pSEM der sich aus der SEMENOFF-Beziehung ergebende Druck bei Zündung ist.

    Eine weitere Druckerhöhung (in den Abbildungen als ‚überproportional’ bezeichnet) führt

    dann dazu, dass die Komponente mit dem niedrigeren Dampfdruck nicht mehr vollständig

    Abb.37: Abschätzung der „Mindest-Zündtemperatur“ für Methylpropionat, n-Heptan und deren Gemische gestrichelt: extrapolierte Zünddruckkurven, durchgezogen: Dampfdrücke

    Berechnet unter der Annahme eines idealen Gemisches

    160 170 180 190 200 2101

    10

    100

    n-Heptan Methylpropionat+n-Heptan 0,2+0,8 Methylpropionat+n-Heptan 0,5+0,5 Methylpropionat+n-Heptan 0,8+0,2 Methylpropionat+n-Heptan 0,9+0,1 Methylpropionat

    Verschieben in Richtung reines Methylpropionat durch'überproportinale' Druckerhöhung

    p / b

    ar

    T / °C

  • 39

    verdampft, so dass sich die Zusammensetzung der brennbaren Komponenten zu höheren

    Anteilen des Niedrigsieders verschiebt, solange bis die Grenzkonzentration des reinen

    Niedrigsieders erreicht ist. Dadurch können sich dann auch wieder höhere Zündtem-

    peraturen ergeben. Ein Beispiel zeigt die Abb. 37 mit dem System Methylpropionat/n-

    Heptan. Nach dieser Abbildung liegt die "Mindest-Zündtemperatur" (durch Kreise

    gekennzeichnet) für alle Gemische im Bereich zwischen 160°C und 170°C, wobei generell

    eine Brennstoffkonzentration im Dampf/Luft-Gemisch copt =20 Vol.-% angenommen wurde.

    20 Vol% ist die niedrigste Konzentration, bei der während der gesamten Versuchsreihen eine

    Zündtemperatur gefunden wurde. Höhere Konzentrationen würden zu höheren „Mindest-

    Zündtemperaturen“ führen.

    Die Dampfdruckkurven der Reinstoffe wurden mittels der ANTOINE-Gleichung ermittelt

    [25]:

    wobei A, B und C empirische Konstanten sind.

    Die Dampfdrücke der Gemische wurden linear berechnet, wenn die zu erwartenden

    Zündtemperaturen über dem Siedepunkt beider Komponenten liegen. Werden die

    Siedepunkte beider Komponenten nicht überschritten, wird die Wechselwirkungen zwischen

    den verschiedenen Molekülen mit Hilfe des UNIFAC-Modells [31 - 33] berücksichtigt. Ein

    weiteres Beispiel für die Ermittlung von „Mindest-Zündtemperaturen" zeigt Abbildung 38 für

    das System Cyclohexanon/n-Hexan. Diese Temperatur liegt für die

    Abb.38: Abschätzung der "Mindest-Zündtemperatur" für Cyclohexanon, n-Hexan und deren Gemische

    gepunktet: extrapolierte Zünddruckkurven, durchgezogen: Dampfdrücke, berechnet unter der Annahme eines idealen Gemisches

    CT

    BApd

    ++=lg

    150 160 170 180 190 200 210 220 2301

    10

    100

    p /

    bar

    T / °C

    Hexan Cyclohexanon+n-Hexan 0,2+0,8 Cyclohexanon+n-Hexan 0,5+0,5 Cyclohexanon+n-Hexan 0,8+0,2 Cyclohexanon

    Verschieben in Richtung reines n-Hexan durch 'überproportinale' Druckerhöhung

  • 40

    n-hexanreichen Gemische ebenfalls bei 160°C - 170°C, nur für das reine Cyclohexanon

    ergibt sich eine Mindest-Zündtemperatur von knapp 200°C. Eine genauere Betrachtung

    zeigt, dass dies hauptsächlich durch den relativ niedrigen Dampfdruck des Ketons

    (Siedepunkt 156°C) bedingt ist. Ein ähnlicher Effekt ist aus der Reihe der Alkane bekannt,

    wo der Wiederanstieg der Normzündtemperatur bei den sehr langkettigen Verbindungen mit

    Siedepunkten über 280°C dem geringen Dampfdruck dieser Stoffe zugeschrieben wird, der

    die Einstellung der eigentlich optimalen Konzentration nicht zulässt.

    Ein Sonderfall liegt vor, wenn die Zündtemperaturen weit oberhalb des kritischen Punktes

    der betreffenden Flüssigkeit liegen. In diesem Fall gibt es keinen Schnittpunkt der

    Zünddruckkurve mit der aus der Dampfdruckkurve abgeleiteten Gesamtdruckkurve. Da der

    Druck des Brennstoffes oberhalb des kritischen Punktes beliebig hoch werden kann, existiert

    dort keine „Mindest-Zündtemperatur". Der Druck kann in jedem Falle so gesteigert werden,

    dass das Gemisch zündfähig wird. Ein solcher Fall liegt beim Benzol vor (Abb. 39). Für eine

    Zündung knapp oberhalb des kritischen Punktes wären jedoch nicht nur sehr hohe Drücke

    notwendig (über 800 bar lt. Abb. 39), sondern auch sehr lange Zündverzugszeiten zu

    erwarten.

    Die vorliegenden Berechnungen können nur den Charakter einer Abschätzung haben, da

    � die Zündtemperatur-Druck-Korrelationen z.T. weit über den gemessenen Bereich hinaus extrapoliert werden und

    � die Dampfdruckkurven mit ANTOINE-Konstanten berechnet werden, die nur für den Dampfdruckbereich unter 1 bar Gültigkeit besitzen.

    Abb.39: Abschätzung der "Mindest-Zündtemperatur" von Benzol:

    Dampfdruck- und Gesamtdruckkurve schneiden nicht die extrapolierte Zünddruckkurve

    220 240 280 320 360 400 440 480 520 5600,8

    1

    10

    100

    p /

    bar

    T / °C

    Zündtemperatur-Druck-Korrelation Dampfdruck (bar) Gesamtdruck (b. 20% Brennstoffanteil)

    krit.Temperatur

  • 41

    5.2 Abschätzung von Zündtemperaturen binärer Gemische bei erhöhten

    Ausgangsdrücken

    5.2.1 Wässrige Gemische

    In erster Näherung sollte bei einem wässrigen Gemisch die Zündtemperatur gleich der

    Zündtemperatur des Gemisches des reinen Brennstoffs mit Luft beim gleichen

    Brennstoff/Sauerstoffverhältnis wie im verdampften wässrigen Gemisch sein, da die

    Komponente Wasser nicht weiter oxidiert werden kann. Die Beispiele Dioxan+Wasser (Abb.

    40) und n-Propanol+Wasser (Abb. 41) machen jedoch deutlich, dass die entsprechenden

    Zündtemperaturen der wässrigen Gemische immer um mehr als die Messunsicherheit höher

    liegen.

    Abb.40: Dioxan Abb.41: n-Propanol

    Vergleich der Zündtemperaturen von reinem Brennstoff und Brennstoff/Wasser-Gemischen

    bei gleichem Brennstoff/Sauerstoff-Verhältnis

    Ursache dafür dürfte, ähnlich wie bei der Sauerstoffgrenzkonzentration bei unterschied-


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