+ All Categories
Home > Documents > ZMK_Sonderdruck_2-2012 Urs Stäheli Infrastrukturen des Kolleltiven alte medien neue Kollektive

ZMK_Sonderdruck_2-2012 Urs Stäheli Infrastrukturen des Kolleltiven alte medien neue Kollektive

Date post: 26-Nov-2015
Category:
Upload: nicolas-caballero
View: 68 times
Download: 2 times
Share this document with a friend
34
Inhalt Heft 2 | 2012 Editorial Lorenz Engell / Bernhard Siegert Aufsätze Heiko Christians Reflexionen über Wiederholung. Oder: Welche Disziplin ist eigentlich zuständig für Kurt Tucholskys Pyrenäenbuch (1927)? Monika Dommann Wertspeicher: Epistemologien des Warenlagers Debatte: Web 2.0 Geert Lovink Eine Welt jenseits von Facebook: alternative soziale Medien. Die Forschungsagenda des Netzwerks Unlike Us vs. Stefan Heidenreich Freunde, Zeiger, Daten Archiv Pier Paolo Pasolini Die Schriftsprache der Wirklichkeit Lorenz Engell Kommentar Schwerpunkt: Kollektiv Urs Stäheli Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien – neue Kollektive?
Transcript
  • Inhalt Heft 2 | 2012

    Editorial

    Lorenz Engell / Bernhard Siegert

    Aufstze

    Heiko Christians

    Refl exionen ber Wiederholung. Oder: Welche Disziplin ist eigentlich zustndig fr Kurt Tucholskys Pyrenenbuch (1927)?

    Monika Dommann

    Wertspeicher: Epistemologien des Warenlagers

    Debatte: Web 2.0

    Geert Lovink

    Eine Welt jenseits von Facebook: alternative soziale Medien. Die Forschungsagenda des Netzwerks Unlike Us

    vs.

    Stefan Heidenreich

    Freunde, Zeiger, Daten

    Archiv

    Pier Paolo Pasolini

    Die Schriftsprache der Wirklichkeit

    Lorenz Engell

    Kommentar

    Schwerpunkt: Kollektiv

    Urs Stheli

    Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive?

  • 2 Inhalt Heft 2 | 2012

    Henning Schmidgen

    Das Konzert der Maschinen. Simondons politisches Programm

    Marc Rlli

    Dinge im Kollektiv. Zur Diff erenz phnomenologischer und ANTistischer Denkanstze

    Wolfram Nitsch

    Mobile Mediatope. Verkehrsmittel als Medien und Milieus in der franzsischen Literatur der Gegenwart

    Barbara Zahnen

    Kollektiv Erdbewohner. Das geographische Wir

    Isabell Otto

    Kollektiv-Visionen. Zu den Mglichkeiten der kollektiven Intelligenz

    Abstracts

    Autorenangaben

  • ZMK 2/2012

    Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive?*

    Urs Stheli

    Kollektivitt spukt seit ihren Grndungsjahren durch die Soziolo-gie, sie ist allgegenwrtig und taucht aber doch nur am Rande als explizites Thema auf. Eigentlich benennt Kollektivitt den Gegenstand der Soziologie schlechthin, so etwa wenn Park und Burgess in ihrer einfl ussreichen Einfhrung die Soziologie als science of collective behavior bezeichnen.1 Das Zusammen-Handeln, das noch kein gemeinschaftliches Handeln sein muss, ja diesem hufi g sogar gegenber gestellt werden wird, scheint der kleinste Nenner fr die verschiedensten Ge-genstnde der noch jungen Wissenschaft zu sein. In der Kollektivitt fi ndet sich jenes Moment, das den Einzelnen transzendiert und eine seltsame neue Dynamik anzeigt. In dieser Allgemeinheit interessiert sich die Soziologie aber kaum fr das Kollektive, aus dem Allgemeinen wird in der amerikanischen Soziologie der 1920er Jahre der Sonderfall des kollektiven Verhaltens (collective behavior) dieses ist ein Sonderfall, weil es immer dann auftritt, wenn gesellschaftliche Routi-nen unterbrochen werden, wenn soziale Ordnungen in die Krise geraten, wenn kulturelle Verbindlichkeiten auer Kraft treten. Kollektives Verhalten, obwohl eigentlich der Gegenstand der Soziologie, wird zu dem Bereich, welcher die Ge-sellschaft berrascht, sie gefhrdet und manchmal auch erneuert und wird trotz dieser fundierenden Funktion zu einem Bereich, der von einer Spezialsoziologie bearbeitet wird.

    Man mag sich fragen, warum man sich heute mit der inzwischen etwas ange-staubt wirkenden Sub-Soziologie des kollektiven Verhaltens beschftigen sollte, hat diese doch lngst ihren Zenit berschritten und ist in andere Forschungsfelder (z. B. soziale Probleme, soziale Bewegungen, Gruppensoziologie) integriert wor-den. Ich mchte argumentieren, dass sich fr ein gegenwrtiges Verstndnis von Kollektivitt ein Blick zurck in deren frhe Konzeption in der amerikanischen Soziologie und Literatur lohnt. Kollektivitt taucht dort primr als kollektives

    * Ich verdanke viele Anregungen einer interdisziplinren Hamburger Antragsgruppe zum Thema Neue Kollektivitten.

    1 Robert E. Park u. Ernest W. Burgess: Introduction to the Science of Sociology, Chicago 1921, S. 42.

    S C H W E R P U N K T

  • 100 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    Verhalten also als Prozess und nicht als Aggregatsform auf. Sie wird als ein Ge-genstand entdeckt, der sich zwischen die in Europa zeitgleich entwickelte Gegen-berstellung von Gemeinschaft und Gesellschaft einnisten wird, ja, als ein Gegen-stand, der ein Drittes denkbar macht, das trotz seiner ortlosen Virulenz in der Theoriegeschichte zunehmend zum Opfer der erfolgreichen Dichotomie gewor-den ist.2 Das Nachdenken ber kollektives Verhalten beeindruckt dadurch, dass es aus einer mglichst einfachen Situation das Soziale zu denken versucht. Erklrt werden soll, wie eine gemeinsame Verhaltensdynamik aus einer bloen collection of individuals entsteht.3 Der Begriff des Verhaltens ist Programm, denn in dieser soziologischen Ur-Situation greifen die blichen, viel zu anspruchsvollen Theo-reme der Soziologie zu kurz. Ein solchermaen bestimmtes Kollektiv im Prozess muss ohne den Bezug auf Normen und Werte, ohne Bezug auf einen rationalen oder refl exiven Akteur, ohne Bezug auf die Funktionalitt kollektiven Handelns und ohne einen intentionalen Handlungsbegriff auskommen.

    Es ist genau diese radikale Ausgangslage, welche die berlegungen aus der ersten Hlfte des 20. Jahrhunderts auch fr unsere heutigen Debatten ber Kol-lektivitt bedeutsam macht. Denn zunehmend geraten neue soziale Phnomene wie Flash Mobs, die Occupy-Bewegung, Anonymous, die Arabellion oder Schwarm-techniken der Kriegsfhrung in den Blick, auf welche die klassischen Kategorien von Gruppe, soziale/kulturelle Identitt, Netzwerk oder soziale Bewegung nicht mehr richtig passen wollen allesamt Formen kollektiven Verhaltens, die schein-bar voraussetzungslos aus einer Versammlung von sich fremden Individuen ent-stehen.4 Whrend in gegenwrtigen Beschreibungen neuer Kollektivitten stets auf deren mediales Substrat ihre Konnektivitt hingewiesen wird (z. B. Mo-bilkommunikation, Twitter, Facebook etc.), scheint die Rolle von Medien in den klassischen Konzepten kollektiven Verhaltens recht unklar. Ich mchte danach fragen, wie sich dieser primitive (im Sinne von: mglichst voraussetzungslose) Blick auf die Dynamiken des Kollektiven mit dessen Medien zu verschalten beginnt und ob so mglicherweise auch Hinweise auf die mediale Verfassung von Kollektivitt gegeben werden.

    2 Vgl. Ferdinand Tnnies: Gemeinschaft und Gesellschaft. Grundbegriff e der reinen So-ziologie (1935), Darmstadt 1991.

    3 Jerry Rose: Outbreaks: The Sociology of Collective Behavior. New York 1981, S. 12.4 Zentral fr das Interesse an neuen Formen der Kollektivitt sind besonders die Arbeiten

    von Eugene Thacker. Siehe Eugene Thacker: Netzwerke Schwrme Multitudes, in: Eva Horn u. Lucas Marc Gisi (Hg.): Schwrme Kollektive ohne Zentrum. Eine Wis-sensgeschichte zwischen Leben und Information, Bielefeld 2009, S. 27 68.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 101

    ZMK 2/2012

    1. Kollektivitt die normale Ausnahme?

    Die Chicago School, welche seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu den Wegberei-tern einer qualitativen und hermeneutisch ausgerichteten Sozialforschung gehrt, widmet sich der Kollektivitt in der Form von kollektivem Verhalten, worunter v. a. urbane Phnomene in Gestalt unterschiedlicher Massen verstanden werden.5 Weit davon entfernt, den stabilen, inneren Kern der Gesellschaft zu benennen, zeichnet sich Kollektivitt durch ein Moment der Unrast social unrest6 aus, am besten exemplifi ziert durch auergewhnliche Ereignisse wie Mobs, Paniken, Aufstnde und Straenauf lufe. Noch Anfang der 1960er Jahre wird Neil Smelser seine groe synthetisierende Darstellung Theory of Collective Behavior mit einer Passage begin-nen, die das Kollektive an auergewhnlichen Phnomenen festmacht: In all civilizations men have thrown themselves into episodes of dramatic behavior, such as the craze, the riot, and the revolution.7 Die ganze Anstrengung der Forschungs-tradition des kollektiven Verhaltens wird in einer Zhmung, in einer Normalisie-rung dieser erstaunlichen Ereignisse des Kollektiven liegen, in ihrer Umwandlung in ein erklrbares kollektives Handeln. Die Soziologie wird das Phnomen sozial-strukturell zu erklren suchen, darauf aufmerksam machen, dass die vordergrn-dige Irrationalitt nur fr den soziologisch naiven und ungeschulten Beobachter als solche erscheint. Zu entziff ern gelte es die sozialen und kulturellen Bedingun-gen fr solche Kollektivittsereignisse, empirisch zu analysieren sei, wie im kol-lektiven Verhalten eben doch soziales Handeln (und nicht nur Verhalten) beob-achtet werden knne. Das, was zunchst als spektakulre Ausnahme gesehen wurde, wird nun nur als Oberfl chenerscheinung entlarvt, die zumindest episte-mologisch kaum Anlass zur Beunruhigung sei.

    Damit aber verschwinden genau jene Einsichten in das Funktionieren von Kol-lektivitt, welche bis etwa Anfang der 1950er Jahre deren Rtselhaftigkeit ernst genommen haben. Geprgt von der europischen Massenpsychologie des 19. Jahr-hunderts (insbesondere von Gustave Le Bon und Gabriel Tarde) hat Herbert Blu-mer, der eine der ersten systematischen Theorien kollektiven Verhaltens entwor-fen hat, dieses in aller Schrfe von Gemeinschaften ( folk communities) unterschie-den. In Gemeinschaften treten nur uerst selten Episoden kollektiven Verhaltens auf, denn hier wird das Zusammenleben durch Sitte, kulturelle Traditionen, Rou-tinen und ritualisierte Zeremonien vollzogen. Kollektives Handeln ist dagegen

    5 Fr eine Kontextualisierung von Konzepten kollektiven Verhaltens im Kontext der ame-rikanischen und europischen Massentheorie sowie der Fassung von Massen als urbanes Phnomen vgl. Christian Borch: The Politics of Crowds: An Alternative History of So-ciology, Cambridge 2012

    6 Park u. Burgess: Introduction (wie Anm. 1), S. 382.7 Neil Smelser: Theory of Collective Behavior (1962), New Orleans, LA 2011, S.1.

  • 102 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    immer an eine Ausnahmesituation gebunden: bestimmte kulturelle Traditionen mgen zusammenbrechen, eine Katastrophe mag eintreten, ein pltzliches Ereig-nis unterbricht die Routinen einer Gemeinschaft. In anderen Worten: Kollektives Verhalten ist gerade nicht das unsichtbare Sich-Ereignen des Sozialen, sondern ein behavior that generates news.8

    Interessant an Blumers Konzeption ist nun, dass er dessen Bereich weit ber die klassischen Massenphnomene ausweitet. Er unterscheidet vier Typen des kollektiven Handelns: acting crowd, expressive crowd, mass und public.9 Modell fr diese Typologie ist eine Massenkonzeption, die stark an der euro-pischen Massenpsychologie orientiert ist, sich aber durch aus heutiger Per-spektive eine entscheidende Akzentuierung auszeichnet: Sie versteht die Masse als Bewegungsphnomen. Bewegung wird dabei weit basaler gefasst als im er-starrten Begriff der (neuen) sozialen Bewegungen, die konsequenterweise fr die Theoretiker des kollektiven Verhaltens wie Smelser gerade nicht mehr zu ihrem Gegenstandsbereich gezhlt wird. Kollektives Verhalten ist mehr als eine collection of individuals;10 dieses bezeichnet einen dynamischen Vorgang, ei-nen Vorgang an der Umschlagsstelle von einer Zufallsverteilung zu einem sich selbst organisierenden Phnomen. Blumer fi ndet diese reinste Stufe des Werdens von Kollektivitt im sogenannten milling, dem ziellosen Umherschlendern ei-ner Menge von Individuen. Die zu versammelnden Individuen befi nden sich in permanenter und suchender Bewegung. Dieses Umhergehen ist der soziale Aus-druck einer shared restlessness, die durch Ansteckung bertragen wird.11 Die Bewegungen der Einzelnen sind nicht koordiniert, sondern sie sind random, erratic, aimless12 oder queer, vehement, and surprising.13 Der gemeinsame Nen-ner dieses Kollektivs-im-Werden ist denn auch genau diese Unruhe. Gerade vor dem Hintergrund von funktionalistischen Lesarten muss die Ziellosigkeit dieser Bewegungen hervorgehoben werden, they seek to fi nd [] but without kno-wing what it is that they are trying to fi nd or avoid.14 Wir haben es mit einem kollektiven Verhalten ohne Intention mit einer kollektiven Ratlosigkeit zu tun, einer Unruhe, welche Krper in Bewegung setzt, ohne dass diese Bewegung ber ein Ziel verfgen wrde. Die Unruhe ist dabei so gro, dass gehandelt wer-den muss, ohne dass aber im strengen Sinne gehandelt werden kann: es geht um

    8 Rose: Outbreaks (wie Anm. 3), S. 4.9 Herbert Blumer: Collective Behavior, in: A. M. Lee (Hg.): New Outlines of the Prin-

    ciples of Sociology, New York 1951, S. 170 222, hier S. 177.10 Rose, Outbreaks (wie Anm. 3), S. 15.11 Blumer: Collective Behavior (wie Anm. 9), S. 172.12 Ebd., S. 173.13 Ebd., S. 181.14 Ebd., S. 173.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 103

    ZMK 2/2012

    den urge to act with no goals.15 Dieser Ur-Zustand des Kollektiven beschreibt hier also ein Handeln, das noch keines ist, eine Bewegung, die noch keine Rich-tung hat und gerade dadurch zur Grundlage fr Selbstorganisationsprozesse wird.

    Damit erhlt auch die Qualifi zierung des kollektiven Handelns als social unrest eine doppelte Bedeutung: Dieses Verhalten ist nicht nur eine Erhebung gegen herrschende Normen, also nicht nur sozialer Unrast, soziale Unzufrieden-heit und Rebellion. Vielmehr ist social unrest auch ganz buchstblich zu lesen als ein Kollektiv in stndiger Bewegung, als ein rastloses Kollektiv, das durch die Bewegung entsteht. Diese Bewegung produziert dadurch Kollektivitt, dass die Einzelnen sich aufeinander beziehen. Es fi ndet eine interstimulation statt die Rastlosigkeit wird ansteckend, sie bertrgt sich auf die anderen Mitglieder des Kollektivs.16 Von kollektivem Verhalten soll nur dann gesprochen werden, wenn diese Bewegungen sich reziprok verschrnken und sich meist auch durch diese Wechselseitigkeit steigern. Das bereits erwhnte Umhergehen (milling) stellt den pure instance of circular reaction dar. Durch diese Bewegung entsteht nicht nur ein emergentes Bewegungsmuster, sondern der Einzelne verndert sich.17 Er wird more sensitive, increasingly preoccupied und dadurch wie unter Hypnose off en fr direkte und schnelle Reaktionen.18 Durch das gemeinsame, a-zentrische Bewegen fi ndet eine Transformation von Individualitt statt, die als Mediatisie-rungsprozess beschrieben werden kann: Der Einzelne wird selbst zum Medium von Nachahmungs- und Bewegungsstrmen.19

    Kollektives Verhalten muss damit zur Herausforderung gerade einer sinnver-stehenden Soziologie werden. So hatte Max Weber den Handlungsbegriff an der subjektiven sinnhaften Ausrichtung des Handelns ausgemacht (und dieses deshalb vom bloen Verhalten unterschieden). Sinnhaftes Handeln fi ndet dagegen beim kollektiven Verhalten nicht oder hchstens sekundr statt. Ebenso wenig liee sich die Dynamik aber auf die einzelnen rationalen Kalkle zurckfhren und so zum kollektiven Handeln transformieren. Denn nicht nur die Fhigkeit zum Sinnverstehen wurde durch diesen Mediatisierungsprozess empfi ndlich gestrt, sondern auch die refl exive Fhigkeit zur Kalkulation. Obwohl das kollektive Ver-halten sich damit sowohl einer hermeneutischen wie auch einer rationalistischen Perspektive entzieht, handelt es sich nicht um ein bloes chaotisches Durcheinan-der. Vielmehr haben wir es wie Blumer, aber auch schon Gabriel Tarde, immer

    15 Ebd.16 Ebd., S. 170 f.17 Ebd., S. 174.18 Ebd.19 Urs Stheli: Protokybernetische Figuren in der Massenpsychologie, in: Michael Hagner

    u. Erich Hrl (Hg.): Transformationen des Humanen. Frankfurt/M. 2008, S. 299 325.

  • 104 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    wieder betont haben mit einer zirkulren Reaktion (circular reaction) zu tun. Die Unzufriedenheit, die sich in der Bewegung von A ausdrckt, wird von B aufgenommen und von diesem wiederum refl ektiert.20 Wie sehr diese Perspek-tive einer hermeneutischen widerspricht, wird in McPhails Zuspitzung und Kri-tik sehr deutlich: Einer circular reaction steht unvershnlich die interpretative interaction gegenber.21 Gerade die interpretative Analyse sozialer Verhltnisse wurde denn auch zum Markenzeichen des von Blumer so getauften Symbolischen Interaktionismus. Whrend nun Clark McPhail und andere gegenwrtige Leser von Blumer versuchen, die circular reaction zu minimieren, diese als theoretischen Irrtum zu entlarven, so erscheint gerade die Radikalitt der Beschreibung dieses Verhaltens durch Blumer interessant. Denn hier zeichnet sich ein Begriff des Kol-lektiven ab, welcher dieses konsequent als operatives Bewegungsgeschehen jenseits von Reprsentationsprozessen denkt.

    Wenn wir am Anfang nach der medialen Verfassung des Kollektiven gefragt haben, erhalten wir hier eine zunchst medientheoretisch abstinente Antwort. Diese operative Vorstellung von Kollektivitt geht mit einem nahezu medienfreien Verstndnis von Kollektivitt einher. Die crowd beruht auf der Unmittelbarkeit von sich bewegenden Krpern und von diese durchstrmenden ngsten, Aufregungen und Hoff nungen. Mchte man hier von einer medialen Verfassung sprechen, dann besteht diese darin, dass der Einzelne zum Medium gemacht werden muss. Durch die permanente Bewegung wird er off en fr Reize und andere Bewegungen, verliert seine Selbstkontrolle und wird so selbst zum Medium fr die Bewegungs-strme der Masse. Aber dem Argument vorgreifend wir werden sehen, dass auch diese crowds auf Infrastrukturen beruhen; man denke hier z. B. an die Rolle von stdtischen Pltzen fr die Entstehung von Massen.22 Wie aber wre eine crowd zu denken, die ber ein spezifi sches Ereignis eine bestimmte Versammlung, ein spektakulres ff entliches Ereignis hinausreichen knnte?

    20 Park u. Burgess: Introduction (wie Anm. 2), S. 382.21 Clark McPhail: Blumers Theory of Collective Behavior: The Development of a Non-

    Symbolic Interaction Explanation, in: Sociological Quarterly 30 (1989), S. 401 423, hier S. 419.

    22 Blumer hat die Verschrnkung von Masse und Medium in seinen Kinostudien themati-siert. Das Kinopublikum wird allerdings als mass im Unterschied zur gerade erluterten crowd gefasst. Trotz aller Unterschiedlichkeit werden crowd und mass beide als For-men kollektiven Verhaltens gelesen. Vgl. Herbert Blumer: Moulding of Mass Behavior through the Motion Picture, in: Publications of the American Sociological Society 29 (1935), S. 115 127; Herbert Blumer: Movies and Conduct, New York 1933.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 105

    ZMK 2/2012

    2. Fhren: Kollektive in Bewegung

    Fr die Beantwortung dieser Frage mssen wir uns nicht notwendigerweise mit aktuellen Diskussionen zu neuen Medien beschftigen, auch wenn dies ge-wiss ein lohnendes Unterfangen wre. Vielleicht ist aber nicht zuletzt durch die historische Verfremdung ein Blick zurck ebenfalls sinnvoll. Ich mchte mich einer der literarischen Inspirationsquellen der Chicago School aus dem 19. Jahr-hundert zuwenden, dem amerikanischen Drucker, Dichter und Journalisten Walt Whitman, dem groen Poeten der amerikanischen Massen.23 Es mag kein Zufall sein, dass Whitman fr die Chicago School von Bedeutung gewesen ist. Blumers akademischer Lehrer Robert Park hat sich 1930 in einer Rede mit Whitman beschftigt und in ihm einen versteckten Stadtsoziologen gesehen.24 Park sah in Whitman (und insgesamt in der amerikanischen Literatur) einen privilegierten Zugang zum Mysterium der Stadt und ihren Massen. Zu Recht betont Christian Borch, dass Whitman besonders im Gegensatz zu den europischen Massen-Kollektiv-Semantiken geradezu eine Feier der Masse veranstaltet und in der Masse eine Kraft sieht, die keineswegs nur destruktiv ist, sondern Neues schaff t.

    Whitman ist aber auch ein Dichter und Beobachter, welcher in der Masse mehr als ein situatives Ereignis sieht und sich doch fr diese Ereignishaftigkeit interes-siert. Whitman liefert damit eine erste Antwort auf die Frage, wie die crowd ber ihr situatives Sich-Ereignen hinaus gedacht werden kann. Auch wenn Whitman von den frhen Soziologen der Chicago School bewundert wurde, so nhert er sich der Masse nicht ber die Frage nach subjektiven Deutungen und Geschichten an (und ist gerade wegen dieser mangelnden Psychologie immer wieder gescholten worden). Vielmehr interessiert ihn jener Aspekt, den Blumer mit dem milling er-fasst hat: die permanente Bewegung von Krpern. Fr Whitman und das macht ihn fr uns aufschlussreich wird diese Frage nun aber ganz wesentlich in Be-griffl ichkeiten des stdtischen Verkehrs gedacht.25 Verkehr bedeutet dabei nicht nur die Bewegung von Menschen, sondern jene Infrastrukturen, welche diese

    23 Insbesondere Christian Borch: Body to Body: On the Political Anatomy of Crowds, in: Sociological Theory 27 (2009), S. 271 290; Borch: Politics of Crowds (wie Anm. 5) u. Clara Cappetti: Writing Chicago: Modernism, Ethnography, and the Novel, New York 1993 haben sich in jngster Zeit mit der Beziehung zwischen der Chicago School und Whitman auseinander gesetzt. Anders als in meiner Darstellung spielt dort aber die infra-strukturelle und mediale Verfassung der Massen keine Rolle.

    24 Vgl. Borch: Politics of Crowds (wie Anm. 5) S. 141 f.; Cappetti: Writing Chicago (wie Anm. 23), S. 25 f.

    25 Andere Vertreter der Chicago School zeigten sich aber durchaus an den Infrastrukturen der Stadt interessiert so hatte Burgess z. B. einen Kurs zum Thema der Stadt in der Literatur angeboten, der sich u. a. mit Skyscrapers, Crowds, Subways beschftigte. Vgl. Capetti: Writing Chicago (wie Anm. 23), S. 28.

  • 106 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    Bewegungen ermglichen, kanalisieren und kontrollieren. Die Frage des Kollek-tivs wird auf diese Weise zur Frage nach den Infrastrukturen von Kollektivitt.

    Nicht nur Whitmans fr das amerikanische Selbstverstndnis so wichtige Ge-dicht Crossing Brooklyn Ferry hat sich mit dem Verkehr auseinandergesetzt.26 Whitman zeigte sich auch als Journalist von stdtischen Infrastrukturen fasziniert. So hat er sich etwa mit dem Croton Aqudukt, den Brooklyn Water Works, dem Railroad Depot an der 3rd Avenue oder dem transatlantischen Kabel beschftigt. Von Interesse waren fr ihn die Straenbeleuchtung, die Straenbahn und sogar die Frage nach dem besten Straenbelag.27 Diese Beschftigung mit stdtischen Infrastrukturen war nicht nur dem journalistischen Alltagsgeschft geschuldet. Zu seinen vier entscheidenden frhen Erfahrungen in New York, seinen formative stamps, zhlt Whitman seine Erfahrung mit Fhren,28 dem Broadway,29 Bus-sen30und Theatern.31 Damit steht die Erfahrung von stdtischen Infrastrukturen gleichgewichtig neben jener der (Populr-)Kultur.

    Am deutlichsten wird dies am Verkehrsmittel der Fhre, die auch zum lyrischen Gegenstand geworden ist. In journalistischen Texten spricht Whitman von seiner Leidenschaft fr Fhren;32 selbst hat Whitman mit groer Begeisterung regelm-ig die Fulton Fhre benutzt und kannte viele Fhrmnner namentlich.33 Ja, an manchen Tagen ist Whitman stundenlang mit der Fhre hin- und hergefahren, um das Schauspiel der berfahrt zu genieen.34 Die Fhre ist mehr als eine per-snliche Leidenschaft von Whitman, in ihr berkreuzt sich sein Interesse an std-

    26 Walt Whitman: Crossing Brooklyn Ferry, in: Leaves of Grass, Boston 1860, S. 379 388.27 Diese Aufzhlung stammt von Richard Haw: Reevaluating Whitmans Relationship to

    the Brooklyn Bridge, in: Journal of American Studies 38/1 (2004), S. 1 22, hier: S. 8.28 Walt Whitman: The Philosophy of Ferries (1847), in: Emory Holloway: The Uncollected

    Poetry and Prose of Walt Whitman, Bd. 2: Garden City, New York 1921, S. 168 171.29 Walt Whitman: Broadway Sights, in: ders.: Complete Prose Works, Philadelphia 1892,

    S. 17 f.30 Walt Whitman: Omnibus Jaunts and Drivers, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29),

    S. 18 f.31 Walt Whitman: Plays and Operas Too, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 19 f.;

    siehe Dana Brand: The Spectator and the City in Nineteenth Century American Literature, New York/Melbourne 1991, S. 157 f.

    32 Walt Whitman: My Passion for Ferries, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 17. 33 So beschreibt Whitman in My Passion for Ferries seine regelmigen Fahrten mit der

    Fulton Fhre: Living in Brooklyn or New York city from this time forward, my life, then, and still more the following years, was curiously identifi ed with Fulton ferry, already becoming the greatest of its sort in the world for the general importance, volume, variety, rapidity, and picturesqueness. Almost daily, later, (50 to 60,) I crossd on the boats. Whitman: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 16 f.

    34 Vgl. Walt Whitman: Scenes on Ferry and River, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 124 128.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 107

    ZMK 2/2012

    tischen Infrastrukturen und einem manchmal geradezu euphorischen Begriff der Masse, einer Entitt, welche ber die Beweglichkeit der crowd verfgt und gleich-zeitig aber auch ber deren Flchtigkeit hinausweist und zum Ausdruck des ame-rikanischen Volkes wird.

    Whitmans sthetik der Masse zeichnet aus, dass er die Mglichkeitsbedingun-gen der Masse mit der gleichen Sorgfalt beschreibt wie jene metaphysische Seele, in der die heterogene Masse zusammen fi nden soll. Er ist hier materialistischer als seine soziologischen Nachfolger. Blumer hatte zwar beeindruckt das milling be-schrieben sowie dessen Orte und Pltze die stdtischen Infrastrukturen, die diesem erst eine Bhne boten, wurden aber zumindest in den Analysen kollekti-ven Verhaltens kaum gewrdigt. Whitman fhrt uns dagegen vor, dass die urbane Masse nicht ohne deren Infrastrukturen zu denken ist, dass die Liebe zur Masse sich sogar auf jene Infrastrukturen bertrgt, welche sie mglich machen, sie kontrollieren, aber auch die Masse als Schauspiel erfahrbar machen. Wenn Whit-man von der Fhre spricht, dann gehren nicht nur die Fhrboote dazu, sondern auch die Fhrhuser, die Warterume, die Fahrplne und auch die akustischen Signalanlagen. So wird der Fluss der Passagiere durch einfachste Medientechniken wie die Glocke und andere akustische Signale gesteuert:

    Then the single stroke of the bell is heard; and straightway what was rage before comes to be a sort of extatic fury! Aware of his danger, the man that takes the toll has ensconced himself behind a stout oaken partition, which seems only to be entered through a little window-looking place: but we think he must have more than ordinary courage, to stand even there. We seriously recommend the ferry superintendent to have this place as strong as iron bars can make it.35

    Die Fhre kanalisiert die Passagierstrme durch ihre akustischen Signale, aber auch durch ihre Bauweise; der Kontrollpunkt bedarf besonderer baulicher Manahmen, um den nun geradezu als naturwchsig beschriebenen Menschenstrom bndigen und in Bahnen lenken zu knnen.

    Erst diese Fhren-Assemblage macht das Ereignis der Masse in dieser Form mglich und macht die Masse, obwohl stets einzigartig, zu einem wiederholbaren Ereignis. Genau darin liegt die mediale Struktur der Fhre. Sie macht die Erfah-rung der temporren Versammlungen wiederholbar, entwirft einen Fahrplan fr das vorlufi ge Masse-Werden. Als materiale Infrastruktur ermglicht sie ein sich wiederholendes Ritual des Versammelns, das selbst ber einen spezifi schen zeitli-chen Rhythmus verfgt.36 Dadurch ist die Fhre denn auch mehr als ein bloes

    35 Whitman: Philosophy of Ferries (wie Anm. 28), S. 169.36 Vgl. auch die Analyse der Liverpool Fhre von Les Roberts: Film Mobility and Urban

  • 108 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    passives Transportmedium, das Menschen und Gter von Punkt A zu Punkt B transportiert. Fr Whitman ist nicht primr die Transport-Funktion der Fhre interessant, sondern das, was in und durch dieses Transportmedium passiert.37 Die Fhre wird zu einem mobilen Versammlungsort, an dem sich immer wieder neu eine Menschenmenge vermischt und fr eine bestimmte Zeit zusammen bleibt. Und doch ist die Fhre mehr als ein bloer Behlter fr unterschiedliche Massen-szenen: Sie selbst entfaltet eine ber das Einzelereignis hinausreichende Bestn-digkeit in der Bewegung. In Crossing Brooklyn Ferry wird diese Verschrnkung von einer spezifi schen crowd mit ihrer zuknftigen Erscheinungsform immer wieder hervorgehoben. Nicht nur zeigt sich Whitman von den gegenwrtigen Passagieren fasziniert, sondern auch von jenen, die erst in vielen Jahren auf dieselbe Fhre warten werden und imaginr sind, aber bereits zu diesem Kollektiv gehren, und jenen, die die Fhre vor vielen Jahren schon benutzt haben:

    FLOOD-TIDE below me! I see you face to face! Crowds of men and women attired in the usual costumes, how curious you are to me!On the ferry-boats the hundreds and hundreds that cross, returning home, are more curious to me than you suppose,And you that shall cross from shore to shore years hence are more to me, and more in my meditations, than you might suppose.38

    Die Assemblage der Fhre ist in zweifacher Weise in Bewegungen eingelassen. Die Fhre ist eine Infrastruktur in Bewegung, die unterschiedliche Bewegungs-strme aufeinander bezieht.

    In seiner Philosophy of Ferries entwickelt Whitman diese Verschaltung von sich bewegenden Menschenmengen, der Gezeiten-Bewegung, der Maschinen-Bewe-gung und letztlich der Bewegung der Sprache:39 What oceanic currents, eddies,

    Space: A Cinematic Geography of Liverpool, Liverpool 2012, S. 105 ff . Roberts hebt ebenfalls die Wiederholungsfunktion der Fhre hervor.

    37 Dies ist auch zunehmend eine Einsicht, welche die Commuting-Studies stark macht und sich so auf die Eigenlogik des Commuts bezieht. Siehe Jaigris Hodson u. Phillip Vannini: Island Time: The Media Logic and Ritual of Ferry Commuting on Gabriola Island, BC, in: Canadian Journal of Communication 32 (2007), S. 261 275. Dort fi ndet sich auch eine Literaturbersicht zu den Commuting Studies.

    38 Whitman: Crossing Brooklyn Ferry (wie Anm. 26), S. 379.39 Siehe die przise Analyse von Stanley Coff man: Crossing Brooklyn Ferry: A Note on

    the Catalogue Technique in Whitmans Poetry, in: Modern Philology 51/4 (1954), S. 225 232. Coff man zeigt auf, wie Whitman mit Hilfe von katalogfrmigen Listen auf sprachlicher Ebene Bewegung erzeugt.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 109

    ZMK 2/2012

    underneath the great tides of humanity also, withever-shifting movements. Indeed, I have always had a passion for ferries; to me they aff ord inimitable stream-ing, never-failing, living poems. The river and bay scenery, all about New York island, and time of a fi ne day the hurrying, splashing sea-tides the changing panorama of steamers.40

    Wie aber wird aus der bewegten Passagiermenge ein Kollektiv? Reichen bereits die Bewegungsmuster beim Ein- und Aussteigen dafr aus, von einem Kollektiv zu sprechen? Whitman fragt immer wieder danach, welche Art von Verbindung zwischen den Gsten der Fhre besteht, worin ihr gemeinsames Band liegt:

    I am with you, you men and women of a generation, or ever so many generations hence, Just as you feel when you look on the river and sky, so I felt, Just as any of you is one of a living crowd, I was one of a crowd, Just as you are refreshd by the gladness of the river and the bright fl ow, I was refreshd, Just as you stand and lean on the rail, yet hurry with the swift current, I stood yet was hurried [].41

    Zwischen den gegenwrtigen und zuknftigen Passagieren fi ndet keine sprachli-che Kommunikation statt, der Zusammenhang zwischen ihnen beruht stattdessen auf der gemeinsamen visuellen Wahrnehmung und der taktilen Erfahrung der Nhe des anderen.42 Die Masse auf der Fhre unterscheidet sich von einer bloen zuflligen Ansammlung von Individuen die gegenwrtigen und zuknftigen Passagiere teilen das gleiche sinnliche Erlebnis. Das Kollektiv wird hier zu einem Erfahrungs-Kollektiv in Bewegung, das hochgradig heterogen ist, temporr in dem keine Kommunikation stattfi ndet, und doch wissen sich die unterschiedli-chen Passagiere als Teil eines Kollektivs (an der universellen Seele partizipierend). Sie alle machen ob jetzt, in der Vergangenheit oder in der Zukunft die gleiche Erfahrung, die wiederum als Wahrnehmungsereignis gefasst wird just as you feel when you look on the river and the sky.43 Mehr noch, diese Wahrnehmun-gen werden nicht kommuniziert, werden nicht verbalisiert, sondern gefhlt (so ist von feel, von refreshed und love die Rede). Hierbei handelt es sich nicht einfach um den Genuss eines Naturereignisses, sondern das Ereignis wird durch

    40 Whitman: My Passion for Ferries (wie Anm. 32), S. 16 f.41 Whitman: Crossing Brooklyn Ferry (wie Anm. 26), S. 380.42 Vgl. auch Elias Canetti: Masse und Macht (1960), Frankfurt/M. 2011 zum Zusammenhang

    von Masse und Nhe. Borch: Politics of Crowds (wie Anm. 5), S. 130 betont, dass fr Whitman die Nhe der Krper sowie ihre Sexualisierung besonders wichtig waren.

    43 Stephen Mack: The Pragmatic Whitman, Ohio 2002, unter: http://whitmanarchive.org/criticism/current/anc.00159.html (25. 05. 2012).

  • 110 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    das Medium der Fhre mglich gemacht: Nicht nur fi nden sich die Menschen gedrngt auf den Decks der Fhre, sie sttzen sich auf die Reling (just as you stand on the rail), die sie zum Zuschauer macht, und sie machen die Erfahrung der Bewegung des Stromes dadurch, dass die Fhre selbst sich auf dem Wasser bewegt.44 Die Erfahrung der Masse, welche durch die Fhre mglich wird, gleicht den zeitgenssischen sehr populren beweglichen Panoramas. Die Ausweitung des Blicks und sein kontinuierliches Gleiten sind geradezu ideal, um die unendlichen Menschenstrme zu beobachten.45

    Whitmans Poetik der Masse ist wegen dieses panoramischen Blicks, welcher dem Erzhler einen herausgehobenen und somit privilegierten Blick verschaff t, kritisiert worden.46 In der Tat beschreibt Whitman, wie er mit Vorliebe den Platz im Fhrerstand der Fhre einnimmt und von dort seinen Blick schweifen lsst: Icrossd on the boats, often up in the pilot-houses where I could get a full sweep, absorbing shows, accompaniments, surroundings.47 Allerdings erscheint mir auch hier wiederum die Rolle der Infrastrukturen zentral. Der panoramische Blick ergibt sich nicht durch ein metaphysisches Privileg des Dichters, sondern durch dessen Positionierung auf der Fhre. Whitmans Materialismus zeichnet sich denn auch gerade in der Beschreibung dieser transporttechnischen Positionierungen aus. Damit verndert sich aber auch der Status der Beobachtung eines solchen Kollektivs: Die Fhren-Assemblage gibt selbst jene Positionen vor, von denen sie beobachtet werden kann.

    Es mag denn auch gerade diese Eigenschaft der Fhre als Infrastruktur des Kollektiven sein, die Whitman zu einem groen Brcken-Skeptiker insbeson-dere der Brooklyn Bridge, welche die Fulton-Fhre konkurrierte und sie 1921 auch ihren Betrieb einstellen lie gemacht hat. Whrend die Fhre zum Versamm-lungsraum (sowohl auf der Fhre wie auch an den Landungsstellen) wird, taugt die Brcke dazu kaum.48 Auf ihr fl iet der Menschenstrom, ohne dass die imagi-nierte Nhe zwischen den Brcken-Passagieren entstehen knnte. Zwar mgen sich auch dort die Krper der Brckenbenutzer streifen, sie verharren aber nicht im

    44 Vgl. ebd. Mack betont, dass es sich bei Fhre und Strom um zwei unterschiedliche Richtungen handelt und nicht zuletzt daraus ein sthetischer Eff ekt entsteht, if time is a fl owing stream or river of experience, Whitmans ferry does not fl ow with it or against it but crisscrosses over itback and forth, sideways in Bergsons experiential timefrom shore to shore.

    45 Brett Barney: Walt Whitman: Nineteenth-Century Popular Culture, in: Donald D. Kummings (Hg.): A Companion to Walt Whitman, Malden 2006, S. 233 256.

    46 Dana Brand: The Spectator and the City in Nineteenth Century American Literature, New York/Melbourne 1991, S. 185.

    47 Whitman: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 16.48 Richard Haw: Reevaluating Whitmans Relationship to the Brooklyn Bridge, in: Journal

    of American Studies 38/1 (2004), S. 1 22, hier S. 13.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 111

    ZMK 2/2012

    Moment der Bewegung, um gerade dadurch diese Bewegung genieen zu kn-nen. Die Brooklyn Bridge hatte denn auch die Versammlungen der Fhre aufgelst, nicht nur wurde der Fhrverkehr eingestellt, sondern das Fulton-Viertel unter der Brcke verslumte zusehends. Es ist das Vermgen, Versammlung in der Bewegung zu schaff en, welche die Fhre zu einer Infrastruktur des Kollektiven macht. Die Fhre choreographiert die Bewegungsstrme und setzt die Menschen selbst in Bewegung, indem sie ihnen gleichzeitig ein Moment des Verharrens, der Pause und des Stillstandes aufzwingt. Auf der Brcke stehen zu bleiben wrde den Strom der Menschen und Autos stren, ihn gar bremsen. Der Beobachter auf der Brcke wrde notwendigerweise herausgehobener Beobachter bleiben; er wrde zum Hindernis des Verbindungsgeschehens.

    Die Fhre ist damit eine Infrastruktur, welche das Erleben einer Menge so orchestriert, dass sie die Fahrt gleichzeitig erlebt. Gabriel Tarde hatte um die Jahr-hundertwende die Struktur des Publikums (im Gegensatz zur Masse) genau mit dieser medialen Spezifi k begrndet: Ein Publikum zeichnet sich nicht primr dadurch aus, dass es die gleiche Vorlieben und Weltanschauungen teilt, sondern dadurch, dass diese Gleichzeitigkeit refl exiv wird.49 Die Zeitungsleser lesen nicht nur alle gleichzeitig, sondern sie wissen, dass sie die Zeitung gleichzeitig lesen. Die Beziehung zum Medium die Nutzung des Mediums macht aus dem Ein-zelnen Bestandteil eines virtuellen Kollektivs. Dies gilt keineswegs nur fr alte Medien wie das Kino oder die Fhre, sondern fast noch grundlegender fr neue soziale Medien. So bestimmt etwa Clay Shirky die entscheidende Eigenschaft neuer Medien bei der Bildung politischer Bewegungen gerade in dieser refl exiven Zeitlichkeit: For political movements, one of the main forms of coordination is what the military calls shared awareness the ability of each member of a group to not only understand the situation at hand but also understand that everyone else does, too. Social media increase shared awareness by propagating messages through social networks.50 Es ist allerdings zu vermuten, dass sich die durch neue Medien vermittelte shared awareness in ihrer Struktur von den alten Medien deutlich unterscheidet. Denn hier gibt es gerade keinen festen Fahrplan, dennoch aber eine zeitliche Taktung. So wurden etwa an der Blockupy in Frankfurt verschiedenste kleine Protestgruppen ber Twitter unregelmig koordiniert wodurch die shared awareness mglicherweise sogar intensiviert wurde.51 Das Erlebnis des

    49 Gabriel Tarde: Lopinion et la foule (1901), Paris 1989; Urs Stheli: Das Populre in der Systemtheorie, in: Gnter Burkart et al. (Hg.): Niklas Luhmanns Kulturtheorie, Frank-furt 2004, S. 169 188.

    50 Clay Shirky: The Political Power of Social Media. Technology, the Public Sphere, and Political Change, unter: http://www.foreignaff airs.com/articles/67038/clay-shirky/the-political-power-of-social-media (24. 05. 2012).

    51 Ich verdanke den Hinweis und die Lesart von Blockupy Franziska Dahlmeier.

  • 112 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    gleichzeitigen Erlebens anderer folgt also selbst einer temporalen Struktur, die ganz wesentlich durch Medien-Infrastrukturen bestimmt wird: so etwa der sechs-tgliche Rhythmus einer Zeitung, das Kinoprogramm mit den Laufzeiten der Filme oder im Fall der Fhre, der Rhythmus des mehrmaligen berquerens an einem Tag. Fhren sind durch ihren Fahrplan und ihre Taktung Medienkologien, welche dem Kollektiv ihren eigenen Rhythmus auferlegen, ohne aber vorherzu-bestimmen, was aus dieser Rhythmisierung gemacht wird.52

    3. Infrastrukturen des Kollektiven

    Die heute fast vergessenen Konzepte des kollektiven Verhaltens und die Fhren von Whitman stellen gewiss ein hchst heterogenes und bruchstckhaftes Inven-tarium des Kollektiven dar. Geleitet hat mich ein genealogisches Interesse an Denkweisen des Kollektiven, die noch vor dem heutigen Wiederauferstehen von Kollektiven entstanden sind. Damit verbunden ist die Vermutung, dass diese hu-fi g verdrngte Vorgeschichte uns Hinweise auf das Funktionieren von Kollektivi-tt geben kann, die mglicherweise auch fr die gegenwrtige Debatte von Be-deutung sein mgen. Die frhe Diskussion bei Blumer hatte mit der crowd ein hchst unbestndiges Kollektiv eingefhrt. Mit dem Rckgriff auf Walt Whitman dem poetischen Inspirator der Chicago School habe ich zu argumentieren ver-sucht, dass ein bestimmter Typus von Infrastrukturen nicht nur das Kollektiv mit konstituiert, sondern dieses auch erfahrbar macht sowohl in der Gegenwart wie auch darber hinausreichend als Ankerpunkt fr Imaginationen des Kollektiven. Die Fhre wurde als mobile, mediale Infrastruktur gelesen: nicht nur, weil sie als Transportmedium Menschen und Waren bewegt, sondern weil sie selbst eine spe-zifi sche Erfahrung des Kollektiven formatiert. Bei Whitman wird deutlich, dass die Fhre als Infrastruktur nicht einfach in einer wie auch immer zu bestimmen-den materialen Gegebenheit aufgeht, sondern dass sie gleichzeitig Gegenstand einer Erfahrung und einer weitreichenden Imagination ist, einer zum Volk ge-wordenen Masse, die aber auch als Volk noch ihre Unruhe und Heterogenitt aufrechterhlt. Die Infrastrukturen des Kollektiven werden zu Ermglichungs-umwelten fr Kollektivitt. Die Fhre macht die Heterogenitt und die Bewegung der crowd dadurch erfahrbar, dass sie, wie ein mobiles Panorama, die Menschen-

    52 Vgl. Hodson u. Vannini: Island Time (wie Anm. 38); Phillip Vannini: The techne of making a Ferry: A Nonrepresentational Approach to Passengers Gathering Taskscapes, in: Journal of Transport Geography 19 (2011), S. 10311036. In Social Media basierten Kollektiven wird diese Rhythmisierung strker durch das Kollektiv in Abhngigkeit von der Medieninfrastruktur erzeugt und ausgehandelt. In beiden Fllen ist aber die Taktung fr Prozesse des Kollektiv-Werdens zentral.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 113

    ZMK 2/2012

    strme in ihrer Bewegung sichtbar macht. Vor diesem Hintergrund mchte ich in aller Krze einige Konsequenzen fr eine gegenwrtige Theorie von Kollektivitt skizzieren:

    Erstens handelt es sich hier um Formen des sich Versammelns jenseits etablierter Identitten. Man mag hier durchaus an Latours Begriff des Kollektivs denken, der bei ihm gar an Stelle des Gesellschaftsbegriff s getreten ist: Kollektiv meint the project of assembling new entities not yet gathered together.53 Genau darin lag die Herausforderung fr Blumer wie auch fr Park: Die crowd, aber auch die Fhr-passagiere sie alle bestehen aus heterogenen Einheiten, die (im Gegensatz zu den traditionalen Gemeinschaften) immer wieder in neuen Kompositionen miteinan-der verbunden werden. In diesem Sinn ist der Begriff des Kollektivs (wie jener der Masse) ein genuin moderner Begriff . Er setzt die Mglichkeit voraus, aus den Zwngen von gut etablierten Gemeinschaften freigesetzt zu werden. Erst so wird die Rekombination, das stndige neue Mischen der Kollektive mglich. Kollektive zeichnen sich also dadurch aus, dass ihre Zusammensetzung kontingent und he-terogen ist und deren Elemente doch irgendwie miteinander verbunden sind.

    Das bedeutet aber auch, zweitens, dass solche Versammlungen nicht einfach spontan entstehen, auch wenn gerade die crowd-Semantiken in der spontanen Emergenz einen ihrer wesentlichen Charakterzge sehen. Es bedarf Vorrichtun-gen, welche diese heterogenen Elemente zusammenbringen (auch wenn diese For-mulierung, wie sich gleich zeigen wird, noch viel zu statisch formuliert ist). Dies ist der Einsatz von ganz unterschiedlichen Infrastrukturen des Kollektiven, seien dies stdtische Pltze, auf denen das ziellose Schlendern der Masse mglich wird, seien es Kinosle und Filme, welche die Aufmerksamkeit des Publikums an sich binden, seien es Fhren, auf denen die Massen sich und ihre Umwelt in Bewegung erleben oder virtuelle Netze. Diese Infrastrukturen werden in der Begriff sgeschichte des Kollektiven hufi g bersehen. Sie tauchen meist nur als Hintergrund oder Bhne fr das Sich-Ereignen des Kollektiven auf.54 Dies erstaunt kaum, deutet doch bereits der Begriff der Infrastruktur darauf hin, dass es sich hier um eine unter-liegende Struktur handelt. Diese Struktur bleibt im Alltagsleben unsichtbar, es sei denn, sie bricht zusammen oder sie wird zum Gegenstand von Spezialisten.55 Im Normalfall bentigt es jedoch groer Anstrengung, um Infrastrukturen sichtbar zu

    53 Bruno Latour: Reassembling the Social: An Introduction to Actor-Network-Theory, Oxford 2005, S. 75.

    54 Dies gilt fr die soziologische Theoriegeschichte insgesamt. Vgl. fr eine Analyse der Rolle von Infrastrukturen in der Sozialtheorie am Beispiel Goff mans Trevor Pinch: The Invisible Technologies of Goff mans Sociology: From the Merry-Go-Round to the In-ternet, in: Technology and Culture 51 (2010), S. 409 424.

    55 Vgl. Susan Leigh Star: The Ethnography of Infrastructure, in: American Behavioral Scientist 43 (1999), S. 377 391, hier: S. 381 f.

  • 114 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    machen. Selbst dort, wo wie bei Whitman die stdtischen Infrastrukturen unber-sehbar in den Vordergrund gerckt werden, abstrahiert die Rezeption von diesen Mglichkeitsbedingungen fr das Kollektive, um sich fr den Impressionismus von Whitmans sprachlichen Bildern zu interessieren.

    In der neueren Diskussion ber Kollektivitt nehmen Infrastrukturen zwar eine wichtige Rolle ein, werden aber nahe am Beispiel des Labors und grotechnischer Systeme modelliert. Im Labor wird das Kollektiv erst erzeugt, hier wird zusam-mengefgt, inskribiert und damit geschaff en, was erfunden werden soll wodurch sich gleichzeitig das Labor als Ort universalisiert und in die Welt begibt.56 So aufschlussreich dieses Modell sein mag, so sehr ist dieses aber doch auch von einer Logik des Projekts und der Stabilisierung geprgt. Nicht nur entgeht so die Viel-zahl unterschiedlicher Infrastrukturen des Kollektiven, sondern auch die spezifi -sche Wirkungsweise von Infrastrukturen als aff ektive Technologien droht verloren zu gehen. Gerade am Beispiel von beweglichen Versammlungs-Infrastrukturen wie der Fhre wurde deutlich, dass diese auch als Aff ekt-Maschinen zu konzipie-ren sind. Durch die Infrastruktur wird das Gemeinsame in einem gemeinsamen Erleben von der Bewegung bis zu den sinnlichen Eindrcken erzeugt. Infra-strukturen mssen in diesem Sinne auch als Erfahrungsrume des Kollektiven konzipiert werden, als Rume, in denen ein temporres Wir entsteht, das jenseits einer gemeinsamen Ideologie Formen des kollektiven Erfahrens etabliert.

    Wenn hier also von Infrastrukturen des Kollektiven gesprochen wird, dann soll von einem breiter gefassten Begriff der Infrastruktur ausgegangen werden. Dazu gehren materielle und virtuelle Arrangements, welche einerseits die fr das Kol-lektiv entscheidende Versammlung erst erlauben, andererseits aber auch die Zir-kulation von Gtern, Menschen und Informationen organisieren. Diese Infra-strukturen beschrnken sich nicht auf die jeweilige Architektur oder technische Struktur, also nicht nur auf die Fhre als Boot, nicht nur auf die Stadt als bebauter Raum und nicht nur auf die Hardware technischer Netzwerke. Vielmehr gehren dazu auch die Protokolle dieser Infrastrukturen und zwar nicht nur bei neuen Medien.57 Dies sind jene Regelsysteme wie z. B. Fahrplne, Modi der Eingangs-kontrolle und des Wartens und andere Formen der Regulierung von Verweildauer etc. welche die materialen Artefakte erst benutzbar machen.

    Drittens gilt es, den Zusammenhang von Infrastruktur, Bewegung und Kol-lektivitt zu bedenken. An die frhen crowd-Semantiken mit ihrer Betonung des milling anknpfend, sollten Kollektive nicht als bloe Sammlungen (collections) ge-

    56 Vgl. Bruno Latour: Science in Action: How to Follow Scientists and Engineers through Society, Cambridge 1989; Latour: Reassembling the Social (wie Anm. 53).

    57 Alexander R. Galloway u. Eugene Thacker: The Exploit: A Theory of Networks, Min-neapolis 2007; Alexander R. Galloway: Protocol: How Control Exists after Decentraliza-tion, Cambridge 2004.

  • Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien neue Kollektive? 115

    ZMK 2/2012

    dacht werden, da so das Kollektiv wie in einer Fotografi e erstarrt. Man mag der Analyse von Kollektiven Latours Direktive Follow the Actor in Whitmans Sinne die Auff orderung Follow the Movement gegenberstellen. Die Bewegung selbst ist als eigenstndiger Faktor in der Herstellung eines wir-Gefhls zu bedenken: sei es die gemeinsame Bewegung des Kollektivs zu einem Ziel, sei es aber auch die Erfahrung der eigenen Bewegung.58 Mit Whitman zeichnet sich eine Grammatik kollektiver Bewegungen ab, die ganz hnlich wie der Materialismus der ANT nicht zwischen menschlichen, natrlichen und technischen Bewegungsformen unterscheidet, sondern an deren Verschaltung interessiert ist. Dabei sind Infra-strukturen des Kollektiven auf ihre eigenen Bewegungen wie aber auch auf die Bewegungen, die sie erlauben und miteinander verknpfen, von Relevanz. Diese Infrastrukturen kontrollieren Bewegungen nicht nur, sondern machen diese selbst wiederholbar.59 Auch wenn sich die Zusammensetzung eines Kollektivs verndern sollte, so ermglichen Infrastrukturen des Kollektiven die Wieder-Versammlung und auch die Wiederholung der Bewegungsstrme des Kollektiven. Sie machen die Erfahrung der kollektiven Bewegung reproduzierbar. Gerade in diesem Sinne ist Whitmans Fassung der Masse bemerkenswert. Die Masse wird fr ihn zum Inbegriff des amerikanischen Volkes. Eine solche Fassung des Volkes verzichtet auf jede territoriale, kulturelle, ethnische und historische Herleitung. Wenn die Kon-struktion des Volkes aber auf all die klassischen stabilisierenden Mechanismen ver-zichten muss, dann treten die Infrastrukturen des Kollektiven in den Vordergrund. Sie machen die Erfahrung des Kollektiven in der Wiederholung erfahrbar.60

    Viertens sollte dieser Zusammenhang nicht funktionalistisch konzipiert werden. Infrastrukturen sind nicht nur technische Einrichtungen, welche eine Funktion zu erfllen haben und deren Funktionieren in diesem Sinne kritisch ist (so die Diskussion zu den Critical Infrastructures). Vielmehr ermglichen Infrastrukturen ungeplantes und emergentes Verhalten. Sie sind in diesem Sinne kologische envi-ronments, die zur Grundlage ganz unterschiedlicher Prozesse werden knnen. Viele Kollektivittsphnomene sind denn auch nicht gesteuerte Eff ekte einer Infra-struktur (wobei es diese Kollektivierungsprozesse selbstverstndlich auch gibt,

    58 Vgl. William Hardy McNeill: Keeping together in Time: Dance and Drill in Human History, Cambridge, MA/London 1995; Peter Adey: Mobility: Key Ideas in Geography, Abingdon/New York 2010.

    59 Siehe auch Leigh Star: Ethnography of Infrastructure (wie Anm. 55), S. 381, die betont, dass Infrastrukturen rumliche und zeitliche Reichweiten erhhen und nicht nur Hin-tergrund fr eine single onsite practice sind.

    60 Gewiss werden solche Infrastrukturen des Kollektiven auch im Rahmen von Volkskon-struktionen benutzt man denke nur an die Rolle von Stadien und Massenaufl ufen in totalitren Regimen und die Rolle des Radios fr den Faschismus. Im Unterschied zu Whitman sind diese Infrastrukturen hier den ideologischen Anrufungsapparaten unter-geordnet und sind in diesem Sinne funktional im Rahmen dieser Dispositive geschaff en.

  • 116 Urs Stheli

    ZMK 2/2012

    wie z. B. im Fuballstadion), sondern sie verfgen ber ein parasitres Verhltnis zu ihren Infrastrukturen. In der Fhre versammeln sich die Passagiere nicht, um sich selbst als Kollektiv zu erfahren (es sei denn sie sind wie Whitman fasziniert vom Fhrerlebnis), sondern, um von einem Punkt zu einem anderen zu gelangen. Dass die Passage selbst zum kollektiven Erlebnis wird, wird durch die Infrastruk-tur ermglicht, nicht aber vorgegeben. Dies gilt auch fr zeitgenssische virtuelle Infrastrukturen: Anonymous ist aus einem image-share-Netzwerk (www.4chan.org) entstanden, das ganz anderen Zwecken diente.61 Und auch die Pltze, die etwa von der Occupy-Bewegung besetzt werden, sind zwar als Versammlungsorte (z. B. Park) geplant, nicht aber a priori Infrastrukturen der Kollektivierung. Kollekti-vierungsprozesse knnen in diesem Sinne nicht aus der technischen und materi-alen Struktur von Infrastrukturen abgeleitet werden, sondern werden erst dann erfassbar, wenn diese auch als Plattformen fr emergente Prozesse gedacht werden.

    Fnftens konfrontieren Kollektivitten deren analytische Erfassung mit einem besonderen Problem, da diese von sich aus meist keine Selbstbeschreibungen an-fertigen. Genau dieses Problem hatte sich in unseren drei Fllen auf unterschied-liche Weise bemerkbar gemacht: Das milling der crowd war selbst fr die keineswegs empiriefeindliche Chicago School kaum zu erfassen, und die poetische sthetik der Masse oszilliert bei Whitman zwischen einer Aufgabe der Beobachterposition und einem panoramischen Blick. Von Whitman aber lsst sich auch fr die kulturwis-senschaftliche Analyse von Kollektivitt eine wichtige Schlussfolgerung ziehen. Die Infrastrukturen des Kollektiven selbst kanalisieren nicht nur Bewegungs-strme, versammeln nicht nur Mengen und schaff en nicht nur gemeinsame Erfah-rungen, sondern sie werden selbst zu Beschreibungsformeln dieser Kollektive.62

    61 Siehe Gabriella Coleman: From the Lulz to Collective Action, unter: http://www.thenewsignifi cance.com/2011/05/09/gabriella-coleman-anonymous-from-the-lulz-to-collective-action/ (25. 05. 2012).

    62 Dieses Argument wird im Kontext des Postkolonialismus in der Studie von Brian Larkin: Signal and Noise: Media, Infrastructure and Urban Culture in Nigeria, Durham 2008 zu (medialen) Infrastrukturen in Nigeria hervorgehoben: Verkehrsinfrastrukturen berneh-men gleichzeitig eine operative und reprsentationale Funktion.

  • ZMK 2/2012

    Das IKKM

    Das Internationale Kolleg fr Kulturtechnikforschung und Medienphi-losophie der Bauhaus-Universitt Weimar erforscht die Verhltnisse zwischen Menschen und Dingen in der technisierten Medienkultur des 20. und 21 Jahrhun-derts. Technische Apparaturen und Artefakte knnen heute nicht lnger als bloe Werkzeuge des kulturellen Handelns, Wahrnehmens, Erkennens, Kommunizie-rens etc. begriff en werden. Sie greifen vielmehr mit eigener Handlungsmacht konstitutiv in Kulturprozesse und Refl exionsvorgnge ein. Verlangte die europ-ische Denktradition, das menschliche Subjekt als eigenbestimmt und handlungs-mchtig dem bloen Objekt gegenberzustellen, so bedarf die stndige praktische Vermischung und Vernetzung zwischen Menschen und medialen Apparaturen eines demgegenber erweiterten, komplexeren Verstndnisses einer verteilten, gemeinsam getragenen Subjekt- und Handlungsfunktion. Genau darum wird sich das Internationale Kolleg fr Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie bemhen. Dazu wird das Schwergewicht auf aktuelle Theorieanstze und ihre Weiterentwicklung gelegt, wie sie in Frankreich, England und den USA unter den Stichworten der Agency-Theorie bzw. der Actor-Network-Theory (ANT) vorgeschlagen wurden, aber bislang hauptschlich in Wissenschaftsgeschichte und Kunstanthropologie Eingang gefunden haben. Als besonderer Beobachtungsge-genstand soll dabei zunchst der Film herangezogen werden, denn dem Film, einem relativ gut erforschten technischen Medium, wird immer wieder die be-sondere Fhigkeit zugeschrieben, eben diese Beziehungen und wechselseitigen Hervorbringungen, das Zusammenwirken von Mensch und Ding in gemeinsamer Handlungsmacht, sichtbar zu machen. Von hier aus sollen dann sowohl die aktu-elleren medientechnischen Apparaturen als auch die weiter reichenden kulturhis-torischen und medienanthropologischen Zusammenhnge freigelegt werden. Mit diesem Forschungsansatz, nach dem Menschen nicht mehr unabhngig von ihren Artefakten gedacht werden, stellt sich das Internationale Kolleg in Weimar den Herausforderungen, die der modernen Medienkultur etwa im Bereich der Zu-schreibung und Zurechnung von Urheberschaft an Handlungen und Erkenntnis-sen erwachsen.

    Das Internationale Kolleg funktioniert nach dem Fellow-Prinzip; jeweils zehn herausragende Fachwissenschaftler und Fachwissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland, die fr ein bis zwei Semester von ihren sonstigen Aufgaben freigestellt werden, kommen in Weimar zusammen und entwickeln hier in gemeinsamen

  • 2* Mitteilungen des IKKM

    ZMK 2/2012

    Diskussionszusammenhngen und koordinierter Arbeit Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie aufeinander hin.

    Die erste Frderphase des IKKM ist dabei in sechs thematisch gebundene For-schungsjahre gegliedert, die jeweils mit den akademischen Jahren von April bis Mrz zusammenfallen. Jedes Jahr schliet mit einer groen Jahrestagung zum jeweiligen Jahresthema ab.

    Das Jahresthema 2012/13 lautet Synchronisierung Verfertigung der Gegen-wart

    Aus der Beschftigung mit der Singularitt im Raum, die aus dem Jahresthema 2011/12 hervorgegangen ist, erwchst in diesem Jahr die komplementre Frage nach der Singularitt in der Zeit dem Ereignis und namentlich nach der Ko-ordination der Ereignisse, nach deren Synchronisierung. Damit in gemischten Ensembles berhaupt so etwas wie Handlung auftreten kann, mssen die daran beteiligten Akteure sich notwendigerweise in zeitlicher Hinsicht aufeinander be-ziehen: kein Weg fhrt an Synchronisierungen vorbei. Die Praktiken des Fernse-hens etwa bei der programmlichen Datierung von Bildereignissen und v.a. bei der Live-bertragung bilden hier einen aufschlussreichen Ausgangspunkt. Weltweit bertragene Fernsehereignisse erbringen eine mehrfache Synchronisierungsleis-tung; sie koppeln erstens das (Auen-)Ereignis an den Rezeptionszeitpunkt, zweitens die Vielzahl der Rezeptionszeitpunkte untereinander und drittens den Ausstrahlungszeitpunkt an andere (etwa: parallel laufende) datierte Fernsehereig-nisse. Schlielich werden Fernsehzeitpunkte mit Datierungen anderen Typs syn-chronisiert.

    Das Fernsehen begngt sich aber nicht damit, diese Synchronisierungen zu erbringen, es reprsentiert und refl ektiert sie vielmehr, macht sie wahrnehmbar und unterwirft sie damit rekursiver Kontrolle. Andere Synchronisierungsmedien geraten von hier aus leicht in den Blick, von der Normalzeit- und der Funkuhr bis zum Mobiltelephon. Sie sind als Agenten zeitlicher Koordination, aber insbe-sondere als Medien der Sichtbarmachung und Reprsentation von Gleichzeitigkeit zu untersuchen. Die mitunter anlass- und zwecklosen, auf das Mobiltelephon gesttzten fl ash mobs mgen dafr ein Beispiel sein; sie sind als Realereignisse Kommunikation und Aktualisierung des Synchronisationspotenzials zwischen Kommunikation und Realereignis.

    Dieser Prozess der Synchronisation fi rmiert auch als Echtzeit. Damit ist die ff nung eines zeitlichen Fensters gemeint, in dem Informationen nicht nur mit-geteilt, aufbereitet und eventuell visualisiert werden, sondern das gleichzeitig auch eine Intervention in den kommunizierten Prozess selbst erlaubt. Kommunikation und Kommuniziertes werden im Rahmen des Echtzeitfensters ununterscheidbar. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren diese Echtzeitfenster an singulre Orte gebunden, die als militrische Operationszentren oder Regierungszentralen hoch-

  • Mitteilungen des IKKM 3*

    ZMK 2/2012

    spezialisierte Medieneinrichtungen und daher streng geheim waren. Sie tendieren nun dazu, sich von einer auf sie spezialisierten ortsfesten Infrastruktur zu lsen. Stattdessen werden sie zu Hllen, in denen sich das Individuum mehr und mehr bewegt. Das moderne Medien-Habitat ist also keineswegs als eine bloe Katego-rie des Ortes (des rumlich gestalteten Milieus) zu verstehen. Es wird vielmehr als Handlungskategorie wirksam, die von einer spezifi schen Raum-Zeitlichkeit be-stimmt ist.

  • 4* Mitteilungen des IKKM

    ZMK 2/2012

    Fellows SS 2012

    Emmanuel Alloa ist Assistenzprofessor fr Kulturphilosophie und Kulturtheorie an der Universitt St. Gallen und Senior Research Fellow am NFS eikones Bild-kritik der Universitt Basel. Seit 2005 ist er auerdem Lecturer am Dpartement dArts Plastiques der Universit Paris VIII Vincennes-Saint Dnis. Er war Visiting Fellow an der Columbia University, New York, sowie Gastprofessor an der Uni-versidad Michoacana de San Nicols de Hidalgo, Morela (Mxico). Er ist Grn-dungsmitglied und Herausgeber von ATOPIA The Polylogic E-Zine. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehren mediale Phnomonologie und Zeugenschaft-sphnomene in der Kunstgeschichte. bersetzt hat er Bcher von Maurice Mer-leau-Ponty und Jean-Luc Nancy. Zu seinen Publikationen zhlen Das durchschei-nende Bild. Konturen einer medialen Phnomenologie, Berlin/Zrich 2011; La rsistance du sensible. Merleau-Ponty critique de la transparence, Paris 2008.

    Charles F. (Rick) Altman ist Professor fr Film und Vergleichende Literaturwis-senschaften an der Universitt von Iowa. Er war Gastprofessor an der Universit de Provence, Aix-en-Provence, dem Middlebury College und den Universitten von Paris III & X. 1993-2010 leitete er als Direktor die Filmwissenschaft an der Universitt von Iowa. Im Rahmen von The Living Nickelodeon, einem Projekt, das frhe Filmausstellungen durch Multimediakompilationen von Kurzfi lmen, illus-trierten Songs und Sing-Alongs rekonstruiert, tritt er auch selbst als Akteur auf. Altman ist Herausgeber der britischen Buchreihen Cultural Histories of Cinema und The Soundtrack sowie der amerikanischen Reihe Music and the Moving Image. Ak-zente seiner Forschung liegen in der Filmtheorie, dem Sound von Film und Fern-sehen, Hollywood Genres sowie in der Erzhltheorie. Wichtige Verff entlichun-gen sind A Theory of Narrative, New York 2008; Silent Film Sound, New York 2004; Film/Genre, London/Bloomington 1999.

    Peter Berz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt bertra-gungswissen Wissensbertragung. Zur Geschichte und Aktualitt des Transfers zwischen Lebens- und Geisteswissenschaften (1930/1970/2010) am Zentrum fr Literatur- und Kulturforschung Berlin. Nach seinem Studium der Philosophie und Germanistik in Wien, Freiburg und Hamburg promovierte er 1998 mit einer Arbeit ber die maschinentechnische Standardisierung um 1900. Von 1999 bis 2005 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut fr sthetik und Geschichte der Medien an der Humboldt-Universitt zu Berlin, wo er 2008 habilitierte. Er war Gastprofessor am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien der Bau-haus-Universitt Weimar und am Philosophischen Institut der Universitt Wien. Peter Berz ist Autor des Buches 08/15. Ein Standard des 20. Jahrhunderts, Mnchen

  • Mitteilungen des IKKM 5*

    ZMK 2/2012

    2001 und Mitherausgeber von Claude Elwood Shannon, Ein/Aus. Ausgewhlte Schrif-ten zur Kommunikations- und Nachrichtentheorie, Berlin 2000.

    Iris Drmann ist Professorin fr Geschichte der Kulturtheorien an der Hum-boldt-Universitt zu Berlin und am Exzellenzcluster 264 Topoi. Nach ihrem Studium an der Ruhr-Universitt Bochum promovierte sie dort 1993 mit einer Arbeit zu Phnomenologie und Photographiegeschichte. Sie habilitierte 2003 in Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universitt Lneburg, wo sie von 1997 bis 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fr Kulturtheorie war. Sie war Fellow am Internationalen Zentrum fr Kulturwissenschaften (IFK) in Wien und am Exzellenzcluster Kulturelle Grundlagen von Integration an der Univer-sitt Konstanz. Drmann ist Mitglied des Herausgeberbeirates von Riss. Zeit-schrift fr Psychoanalyse. Freud Lacan und der Zeitschrift fr Kulturphiloso-phie. Sie ist auerdem Prsidentin der Deutschen Gesellschaft fr Phnomenolo-gische Forschung. Zu ihren wichtigsten Verff entlichungen zhlen Tod und Bild. Eine phnomenologische Mediengeschichte; Mnchen 1995; Fremde Monde der Vernunft. Die ethnologische Provokation der Philosophie, Mnchen 2005; Geschichte der Kulturthe-orien, Hamburg 2011.

    Thomas Elsaesser ist Professor emeritus fr Film- und Fernsehwissenschaften an der Universitt zu Amsterdam und seit 2006 Visiting Professor an der Yale Uni-versity. Er studierte Anglistik und Germanistik an der Ruprecht-Karls-Universitt Heidelberg und an der University of Sussex. 1971 promovierte er mit einer Arbeit ber die Historiker der Franzsischen Revolution Jules Michelet und Thomas Carlyle an der University of Sussex. Von 1972 bis 1976 lehrte er Englische und Franzsische Literatur an der University of East Anglia. 1991 erhielt er einen Ruf an die Universitt von Amsterdam und grndete dort das Department fr Film- und Fernsehwissenschaften, dessen Leitung er bis 2000 innehatte. Elsaesser war Gastprofessor u. a. an der University of Iowa, University of California, New York University sowie der Universitt Bergen, Norwegen. Er war Leverhulme Professor an der University of Cambridge, Fellow am IFK Wien, dem Sackler Institute der Universitt Tel Aviv und am Churchill College, Cambridge. 2006 wurde Elsaes-ser mit dem kniglichen Orden Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw ausgezeichnet. 2008 ehrte ihn die Society for Film and Media Studies in Philadel-phia mit einer lebenslangen Mitgliedschaft. Zu seinen wichtigsten Publikationen zhlen The Persistence of Hollywood: From Cinephile Moments to Blockbuster Memo-ries, New York 2012; Filmgeschichte und frhes Kino. Archologie eines Medienwandels, Mnchen 2002; New German Cinema: A History, Basingstoke 1989.

  • 6* Mitteilungen des IKKM

    ZMK 2/2012

    Boris Groys ist Professor fr Russische und Slawische Studien an der New York Universitt und Senior Research Fellow der Universitt fr Kunst und Design in Karlsruhe. Er ist ein international bekannter Kunsthistoriker, Philosoph und Me-dientheoretiker mit einem Fokus auf der russischen Avantgarde. 1994 bis 2009 war er als Professor fr sthetik, Kunstgeschichte und Medientheorie am Zentrum fr Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe ttig. Er war 2010 Research Fellow am Center of Humanities, Universitt Pittsburgh, und arbeitete 2011 als Mellon Professor am Courtauld Art Institute in London. Groys ist Mitglied der Associa-tion internationale des critiques dart (AICA) und hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, zum Beispiel den russischen Pavillon auf der Biennale Venedig 2011. Seine Forschungsfelder umfassen die russische Avantgarde, die sptsowjetische postmoderne Kunst und Literatur, das Museum der Gegenwartskunst sowie die Produktion von Gleichzeitigkeit. Verff entlicht hat er unter anderem die Bcher Einfhrung in die Anti-Philosophie, Mnchen 2009; Die Kunst des Denkens, Hamburg 2008; Unter Verdacht. Eine Phnomenologie der Medien, Mnchen 2000.

    Sybille Krmer ist Professorin fr theoretische Philosophie an der Freien Uni-versitt Berlin. Sie studierte Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften in Hamburg und Marburg. Sie promovierte 1980 an der Universitt Marburg, wo sie von 1982 bis 1989 als Hochschulassistentin am Institut fr Philosophie ttig war. 1988 habilitierte sie im Fach Philosophie an der Philosophischen Fakultt der Heinrich-Heine Universitt Dsseldorf. Sie hatte mehrere Gastprofessuren und Fellowships, u. a. in Zrich, Luzern und Graz, an der Technischen Universitt Wien sowie am Max Reinhardt Seminar der Universitt fr Musik und darstel-lende Kunst in Wien. Seit 2006 ist Sybille Krmer Permanent Fellow am Wissen-schaftskolleg zu Berlin, seit 2007 Mitglied im Panel des European Research Coun-cil und seit 2010 Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zu ihren Verff entlichungen zhlen Symbolische Maschinen. Die Idee der Formalisierung in geschichtlichem Abri, Darmstadt 1988; Berechenbare Vernunft. Kalkl und Rationa-lismus im 17. Jahrhundert, Berlin/New York 1991; Medium, Bote, bertragung. Kleine Metaphysik der Medialitt, Frankfurt/Main 2008.

    Rosalind Carmel Morris ist Professorin fr Anthropologie an der Columbia Universitt, New York. 1999 war sie Gast-Lecturer des Filmprogramms an der Universitt von Witwatersrand, Sdafrika, und 2000 Gastprofessorin des Sdost-asienprogramms an der Cornell Universitt. Sie kehrte dann nach New York zurck und war bis 2004 Direktorin des Instituts fr Frauen- und Gender-For-schung und bis 2009 Associate Director des Instituts fr Vergleichende Literatur und Gesellschaft an der Columbia Universitt. Sie war Mitherausgeberin des Ma-gazins CONNECT: art, politics, theory, practice. Zu ihren Forschungsfeldern gehren

  • Mitteilungen des IKKM 7*

    ZMK 2/2012

    Gesellschaftstheorie, Massenmedien, politische Autoritt und Gewalt, Formen kapitalistischer Modernitt, bersetzung und Poetik, Geschlecht und Sexualitt sowie sdostasiatische und sdafrikanische Geopolitik. Wichtige Verff entlichun-gen sind Wars I Have (not) Seen, New York/Calcutta/London 2013; In the Place of Origins. Modernity and its Medium in Northern Thailand, Durham 2011; New Worlds from Fragments. Film, Ethnography, and the Representation of Northwest Coast Cultures, Boulder 1994.

    Wolfram Pichler ist Assistenzprofessor am Institut fr Kunstgeschichte der Uni-versitt Wien. Er studierte Geschichte, Philosophie, Mathematik und Archologie an der Universitt Wien. Nach seiner Promotion im Jahr 2000 war er Visiting Fellow an der Graduate School of Arts and Science der Harvard University. Von 2003 bis 2004 war er Postdoc-Stipendiat am Kunsthistorischen Institut in Florenz Max-Planck-Institut. Auerdem war er Mitglied des Forschungsprojektes Wis-sen im Entwurf. Zeichnen und Schreiben als Verfahren der Forschung des Max-Planck-Institutes fr Wissenschaftsgeschichte in Berlin und des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. 1994 war er als akademischer Berater fr die Ausstellung Aby Warburg Mnemosyne in Hamburg und Wien ttig. Wolfram Pichler ist Mit-herausgeber von ff nungen: Zur Theorie und Geschichte der Zeichnung, Mnchen 2009; sowie von Topologie. Falten, Knoten, Netze, Stlpungen in Kunst und Theorie, Wien 2009.

    Andrew Pickering ist Professor fr Soziologie an der Universitt von Exeter. Er war von 2011 bis 2012 Professor fr Soziologie an der Kyung Hee Universitt in Seoul, Sdkorea. Nach Promotionen in Physik (1973) und Science Studies (1984) war er bis 2007 Professor fr Soziologie an der Universitt von Illinois at Urbana-Champaign (UIUC). Von 1987 bis 2001 war er auerdem Direktor des interdiszi-plinren Graduiertenprogramms fr Wissenschaftsforschung, Technologie, Infor-mation und Medizin der UIUC. Er war Fellow am Massachusetts Institute of Technology (1984-85), am Institute for Advanced Study in Princeton (1986-87), an der Universitt Princeton (1993-94), der Guggenheim Foundation (1997-98), dem Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences in Stanford (2006-07) und den Institutes for Advanced Study an den Universitten Durham (2010) und Kon-stanz (2011). Zu seinen Publikationen zhlen The Cybernetic Brain. Sketches of An-other Future, Chicago 2011; Kybernetik und Neue Ontologien, Berlin 2007; The Man-gle of Practice: Time, Agency & Science, Chicago 1995.

    Gerd Zimmermann ist Professor fr Architektur an der Bauhaus-Universitt Weimar und Weimar-Preistrger 2012. Er studierte Architektur in Weimar und promovierte 1974 mit einer Arbeit ber Architektur als Kommunikationsmittel.

  • 8* Mitteilungen des IKKM

    ZMK 2/2012

    Von 1973 bis 1980 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fr Stdtebau und Architektur der Deutschen Bauakademie Berlin und anschlieend bis 1992 Wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent im Wissenschaftsbereich Theorie und Geschichte der Architektur an der Hochschule fr Architektur und Bauwe-sen Weimar. Von 1992 bis 2001 und von 2004 bis 2011 war Gerd Zimmermann Rektor der Bauhaus-Universitt. Fr seine erfolgreiche Amtszeit als Rektor, in der er das Profi l der Universitt mageblich prgte, wurde ihm 2004 das Ver-dienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens verliehen. Von 1999 bis 2001 war er Vizeprsident der Hochschulrektorenkonferenz. Gerd Zimmermann ist Mitherausgeber von vielen Sammelbnden, u. a. von Die Realitt des Imaginren, Architektur und das digitale Bild, Weimar 2007; Kritische sthetik und humane Gestal-tung, Weimar 2005.

  • Mitteilungen des IKKM 9*

    ZMK 2/2012

    IKKM Jahrestagung 2013Being With Af nities Attachments Assemblages

    Weimar, April 1820, 2013

    Conventionally a place of assembly means a place where people come together. Town squares, pubs, stadiums, and parliaments are all examples of places whose physical construction and layout predetermine the conditions and rules governing who can assemble there and what activities are possible. If one extends the capac-ity for assembly from people to objects, then other places will also fall within the defi nition of a place of assembly: a museum, for example, or a collection of any kind; but likewise, a writers desk, or even fi ctive places such as a still life painting. Assemblies are further characterized by their unique relation to time they are always based on processes of synchronization that bring together people, objects and activities, not merely through the synchronization of temporal present(s), but also by preserving the past (as in the case of the museum) and by stabilizing the future (in the case of the parliament).

    The conference will examine assemblages and synchronizations of people and objects. Yet it shifts the focus to the actions and operations, which constitute them in the fi rst place. In this sense, places of assembly do not precede the activities that occur in them, but are rather produced through the linking and networking of operations and their synchronization. This examination of actions and opera-tions inverts the traditional concept of place by shifting the focus from places of assembly as already predetermined places to the processes of becoming place. Consequently, notions of place primarily defi ned by the drawing of boundaries (e.g. the distinction between inside and outside) are challenged by the (open) pro-cesses of joining, decoupling and rejoining and the various relations to time they entail.

    Being with aims to explore the bonding forces of assemblies and their diff er-ent stages or intensities of cohesion. The spectrum ranges from an open, continu-ously adjustable throwntogetherness (Doreen Massey), to the fragile processes of inclination, affi nity, and attachement (Antoine Hennion), to dense structures of aff ecting, organizing, and distributing (Nigel Thrift) or force fi elds of assembly and networks of operations, which in recent years have been increasingly discussed in terms of assemblages ( Jane Bennett, Manuel DeLanda and others, building on Deleuze/Guattari). Assembly places thus only come into being in the course of a complex process of negotiation, which complicates the distinction between human and nonhuman actors; between active and passive. Being with studies networks of distributed actions and seeks to assess the potential of places of assembly as open ensembles of couplings, affi nities, and attachments.

  • 10* Mitteilungen des IKKM

    ZMK 2/2012

    The Internet and social networks organize the linkages and boundaries of glob-ally distributed people and objects, as recently demonstrated by Anonymous, Oc-cupy Wall Street, and the revolutions in North Africa. At the same time they concentrate the representation of their linkages in the few places where such rela-tionships are created, calculated, and stored. The monitoring and representation of these assembly infrastructures, of their potentials for bonding and dividing, and of their role in radical new social developments, are all major arenas in and about which the debate on assembly practices and their infrastructures takes place. These newly arising mobile assembly places and assemblies also maintain a special rela-tionship with time it is here that the formations of present, past, and future are negotiated, and where the resources are mobilized that will keep the world round or program it for change.

    The IKKM annual conference will examine the processes of formation, stabi-lization, and dissolution of assemblies. How can we describe assembly places as open ensembles of bondings and linkages? How does an actor-network achieve its (temporary) stabilization? How do operations of synchronization aff ect this pro-cess? And how is one to defi ne fragile assembly types that never achieve a state of stability? This raises the question of how the exploration of the forms and condi-tions of Being with can be understood as symptoms of our time. In the face of a continual emergence of new assembly types, the traditional concept of place shifts towards a mobile, perpetually migrating, and ephemeral infrastructure of assembly places, asking for a new spatial vocabulary of mutual couplings, affi nities, and attachments.

    Keynote Speaker: Nigel Thrift (University of Warwick)

    Participants: George Chauncey (Yale University), Didier Debaise (Universit Libre de Bruxelles), Laura Frahm (Harvard University), Beate Fricke (University of California, Berkeley), Douglas Kahn (University of New South Wales), Anna McCarthy (Tisch School of the Arts, New York University), Andrew Pickering (The University of Exeter).

    Conference Coordination: Olga Moskatova ([email protected])

  • Mitteilungen des IKKM 11*

    ZMK 2/2012

    Schriftenreihe des IKKM

    Ausfhrliche Informationen zu allen Bnden der IKKM-Schriftenreihe fi nden Sie im Internet unter www.ikkm-weimar.de/schriften.

    Bd. 1: Ludger Schwarte: Philosophie der Architektur

    Ludger Schwarte: Philosophie der Architektur. Mnchen: Fink 2009, 320 S., bro-schiert, ISBN 978-3-77054791-3

    Bd. 2: Matthias Bickenbach; Harun Maye: Metapher Internet. Literarische Bildung und Surfen

    Matthias Bickenbach; Harun Maye: Metapher Internet. Literarische Bildung und Surfen. Berlin: Kadmos 2009, 256 S., broschiert, ISBN 978-3-86599089-1

    Bd. 3: Daniela Wentz, Andr Wendler (Hg.): Die Medien und das Neue

    Daniela Wentz (Hg.); Andr Wendler (Hg.): Die Medien und das Neue. Marburg: Schren 2009, 282 S., broschiert, ISBN 978-3-89472-676-8

    Bd. 4: Lorenz Engell: Playtime. Mnchener Film-Vorlesungen

    Lorenz Engell: Playtime. Mnchener Filmvorlesungen. Konstanz: UVK 2010,296 S., broschiert, ISBN 978-3-89669-677-9

    Bd. 5: Laura Frahm: Jenseits des Raums. Zur lmischen Topologie des Urbanen

    Laura Frahm: Jenseits des Raums. Zur fi lmischen Topologie des Urbanen. Biele-feld: transcript 2010, 428 S., kartoniert, ISBN 978-3-8376-1121-2

    Bd. 6: Lorenz Engell, Jiri Bystricky, Katerina Krtilova (Hg.): Medien denken. Von der Bewegung des Begriffs zu bewegten Bildern

    Lorenz Engell (Hg.); Jiri Bystricky (Hg.); Katerina Krtilova (Hg.): Medien denken. Von der Bewegung des Begriff s zu bewegten Bildern. Bielefeld: transcript 2010, 164 S., kartoniert, ISBN 978-3-8376-1486-2

    Bd. 7: Markus Krajewski, Harun Maye (Hg.): Die Hyne. Lesarten eines politischen Tiers

    Markus Krajewski (Hg.); Harun Maye (Hg.): Die Hyne. Lesarten eines politi-schen Tiers. Berlin: diaphanes 2010, 120 S., broschiert, ISBN 978-3-03734-136-0

  • 12* Mitteilungen des IKKM

    ZMK 2/2012

    Bd. 8: Erich Hrl (Hg.): Die technologische Bedingung. Beitrge zur Beschreibung der technischen Welt

    Erich Hrl (Hg.): Die technologische Bedingung. Beitrge zur Beschreibung der technischen Welt. Berlin: Suhrkamp 2011, 320 S., broschiert, ISBN 978-3-518-29603-5

    Bd. 9: Gilbert Simondon: Tier und Mensch. Zwei Vorlesungen

    Gilbert Simondon: Tier und Mensch. Zwei Vorlesungen. Aus dem Franzsischen von Michael Cuntz, eingeleitet von Jean-Yves Chateau. Berlin: diaphanes 2011, 96 S., broschiert, ISBN 978-3-03734-157-5

    Bd. 10: Lorenz Engell: Fernsehtheorie zur Einfhrung

    Lorenz Engell: Fernsehtheorie zur Einfhrung. Hamburg: Junius 2012, 256 S., broschiert, ISBN 978-3-88506-692-7

    Das Fernsehen ist das mit groem Abstand wirksamste und wichtigste Medium der letzten sechzig Jahre. Unser Wissen ber dieses Medium des schaltbaren Bilds ist demgegenber allerdings punktuell und vorlufi g geblieben: Das Nachdenken ber das Fernsehen erfordert off enbar einen neuen Theorietyp, der nur wenig konturiert ist. Wir wissen oftmals gar nicht, was wir ber das Fernsehen schon wissen, was wiederum der Theorie zum Nachteil gereicht und ihre Anerkennung verhindert. Diese Einfhrung mchte dies ndern. Lorenz Engell schlsselt den diff usen und fragmentarischen Zustand der Fernsehtheorie auf und entwirft aus begrndeter Perspektive und unter Einbeziehung zentraler Anstze (Gnther An-ders, Stanley Cavell, Marshall McLuhan) einen grundlegenden berblick und Zusammenhang einer Theorie des schaltbaren Bilds.

    Bd. 11: Gilbert Simondon: Die Existenzweise technischer Objekte

    Gilbert Simondon: Die Existenzweise technischer Objekte. Aus dem Franzsi-schen von Michael Cuntz. Berlin/Zrich: Diaphanes 2012, 272 S., broschiert, ISBN 978-3-03734-195-7

    In dieser wirkmchtigen philosophisch-technologischen Untersuchung stellt sich Gilbert Simondon dem ressentimentgeladenen Ausschluss der technischen Objekte aus der menschlichen Kultur ebenso entgegen wie technokratischen Machbar-keitsvisionen der Herrschaft durch Automaten. Stattdessen pldiert er fr die An-erkennung und Refl exion der Existenz eines Kollektivs aus Mensch, off enen tech-nischen Maschinen und Natur.

  • Mitteilungen des IKKM 13*

    ZMK 2/2012

    Sein Ansatz vereint die detaillierte Analyse der Funktionsweisen von Motoren, Elektronenrhren oder frhen Computern mit weitreichenden philosophischen Erwgungen. In Auseinandersetzung mit der traditionellen Auff assung von Form und Stoff , dem Evolutionsdenken, Gestalttheorie, Kybernetik, Informationstheo-rie und Fragen der Gouvernementalitt charakterisiert er technisches Denken und technische Existenzweise als Etappe im Werdensprozess von Leben und Denken.

  • 14* Mitteilungen des IKKM

    ZMK 2/2012

    Sonstiges

    IKKM Mentoring-Gesprche

    Das IKKM bietet Masterstudierenden, Doktorandinnen und Postdoktorandin-nen aus dem In- und Ausland jedes Semester die Mglichkeit, die aktuell in Wei-mar residierenden Fellows zu konsultieren und mit diesen ber eine laufende Qualifi kationsarbeit zu sprechen. Dazu laden wir gemeinsam mit den Fellows nach Weimar ein und bernehmen ggf. die Kosten fr die Anreise und eine ber-nachtung. Interessierte sollen ihr Projekt und sich in einer kurzen Bewerbung vorstellen und werden dann von uns und den Fellows kontaktiert. Alle weiteren Informationen unter http://tiny.cc/mentorenprogramm

    IKKM Videos

    Seit seinem Bestehen hat das IKKM fast alle Vortrge in Audio und Video dokumentiert, die im Rahmen seiner Veranstaltungen und Tagungen gehalten wurden. Seit kurzem ist der Zugriff auf mittlerweile ber 100 Videos ber unser neues Videoportal mglich, das Sie auf unserer Homepage www.ikkm-weimar.de in der Rubrik Publikationen fi nden. Neben den Vortragen unserer Jahres tagungen dokumentieren wir dort die wchentlich gehaltenen Vortrge im Rahmen der IKKM Lectures. Auerdem berichten unsere Senior Fellows in kurzen Statements ber ihre Forschungsprojekte. Fragen und Anmerkungen zu den Videos richten Sie bitte an Andr Wendler: [email protected].

    Informationen zum IKKM im Internet

    Weitere Informationen entnehmen Sie tagesaktuell der Homepage des IKKM unter: www.ikkm-weimar.de. Sie fi nden uns auch beim Kurznachrichtendienst Twit-ter unter @ikkm. Unsere Facebookseite www.facebook.com/ikkm-weimar informiert ber unsere Aktivitten im grten sozialen Netzwerk. Auerdem knnen Sie sich einmal pro Semester einen Newsletter mit aktuellen Informationen zuschicken lassen. Sie knnen den Newsletter auf unserer Homepage in der Rubrik Kon-takt Newsletter abonnieren. Eine Abmeldung vom Newsletter ist jederzeit mglich.


Recommended