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Zeichen geben – Myer sta Morse? Mnotierte und hernach dem ersten Signalisten Zeichen für Zeichen...

Date post: 11-Feb-2020
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1/4 © HAMFU – www.hamfu.ch M PEhabe ich es in die Hand genommen, das kleine Büchlein aus dem Jahre 1908 – mehr als hundert Jahre alt! Gerade einmal 134 mm hoch und 86 mm breit und nur 24 Seiten stark. Herausgegeben von der WPC, Los Angeles, CA. Useful Hints for the Enlisted Man stand vorne drauf. Ein Vademecum also für den einfachen Soldaten. Mit Tipps für das tägliche Leben. Was man halt so braucht, um «nicht aufzufallen». Und ich wollte es nach kurzem Bläern eigentlich schon auf den Stapel «für unsere Zwecke nicht von Bedeutung» legen, als ich auf denSeiten 16 und 17 stecken blieb. Irgendwo hae ich so etwas doch schon gelesen … Zeichen geben – Myer staMorse? Zusammengegoogelt und kommenert von Fredi Egger, IG Uem Bild 1: Überraschender Fund: Das «Vademecum für den Soldaten» gibt nicht nur Tipps für den Alltag im Felde. Es erklärt auch ausführ- lich, wie man Texte übermittelt. Fortsetzung s. Seite 3 In der Tat: Eine ähnliche «Gebrauchsanweisung» für das opsche Übermieln von Signalen findet der aufmerksame Leser im Buch Die Scheinwerfer- und die Signaltruppe. Dort beschreibt R. R��recht ausführlich, wie man bei uns so rund um 1900 signalisierte. Auf den ersten Blick erschien mir die amerikanische Variante um einiges einfacher als die helvesche. Ein Vergleich drängte sich also auf. The first requirement for good health is to keep the body and clothing clean. If one cannot bathe frequently, every part of the body should be rubbed daily with a towel. Tipp aus UHEM, US Army, 1908
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1/4© HAMFU – www.hamfu.ch

M�� ����� ��������� P������ E�������� habe ich es in die Hand genommen, daskleine Büchlein aus dem Jahre 1908 – mehr als hundert Jahre alt! Gerade einmal134 mm hoch und 86 mm breit und nur 24 Seiten stark. Herausgegeben von der

W������ P��������� C������, Los Angeles, CA. Useful Hints for the Enlisted Man standvorne drauf. Ein Vademecum also für den einfachen Soldaten. Mit Tipps für das täglicheLeben. Was man halt so braucht, um «nicht aufzufallen».

Und ich wollte es nach kurzem Blä�ern eigentlich schon auf den Stapel «für unsere Zweckenicht von Bedeutung» legen, als ich auf denSeiten 16 und 17 stecken blieb. Irgendwo ha�eich so etwas doch schon gelesen …

Zeichen geben – Myer sta� Morse?Zusammengegoogelt und kommen�ert von Fredi Egger, IG Uem

Bild 1:Überraschender Fund:Das «Vademecum fürden Soldaten» gibtnicht nur Tipps für denAlltag im Felde. Eserklärt auch ausführ-lich, wie man Texteübermittelt.

Fortsetzung s. Seite 3

In der Tat: Eine ähnliche «Gebrauchsanweisung» für das op�sche Übermi�eln von Signalenfindet  der  aufmerksame  Leser  im  Buch Die Scheinwerfer- und die Signaltruppe. Dortbeschreibt R. R����� recht ausführlich, wie man bei uns so rund um 1900 signalisierte.Auf den ersten Blick erschien mir die amerikanische Variante um einiges einfacher als diehelve�sche. Ein Vergleich drängte sich also auf.

The first requirement for good health is to keepthe body and clothing clean. If one cannot bathefrequently, every part of the body should berubbed daily with a towel.

Tipp aus U����� H���� ��� ��� E������� M��, US Army, 1908

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In R������ Buch liest sich das so:

Die Dreieckscheibe war ein Skelett aus drei Stäben mit einem darüber-gestreiften Tuchüberzug. Das obere Ende des Ständerstabes trug die mitSeilzug umklappbare Punktscheibe. Das Signalalphabet war nicht eben ein-fach: den Stellungen 1 bis 10 der Dreieckscheibe entsprachen die BuchstabenA bis K, den Stellungen 11 und 12 die Hilfszeichen Punkt bzw. Kreuz. ZurDarstellung der Buchstaben L bis U klappte der zweite Signalist an der Spitzedes Ständerstabes zusätzlich die Punktscheibe auf. Zur Darstellung derBuchstaben V bis Z und von drei Interpunktionen musste zuvor das Hilfs-zeichen Kreuz (Stellung 12) signalisiert werden. In gleicher Weise bezeich-nete das zuvor signalisierte Hilfszeichen Punkt (Stellung 11) die Ziffern 1 bis9 und 0.

Die Übermittlung ging so vor sich, dass der Stationsführer die ihmübergebene Depesche zunächst im Signalalphabet in das Depeschenbuchnotierte und hernach dem ersten Signalisten Zeichen für Zeichen die einzu-stellende Zahl der Dreieckscheibe kommandierte. War (z. B.) der BuchstabeL zu übermitteln, so lautete das Kommando «Eins Punktscheibe». Nachdemdie Gegenstation das Zeichen durch Wiederholung quittiert hatte, folgte dasnächste Zeichen und so fort.

Im Nachtdienst wurde der Tuchüberzug der Dreieckscheibe entfernt undan den Enden der Stäbe wurden drei Petroleumfackeln befestigt. Anstelle derPunktscheibe trat eine seitlich des Signalapparates aufgestellte vierte Petro-leumfackel, welche im Ruhezustand maskiert war und vom zweiten Signalis-ten auf das Kommando (z. B.) «Eins Punktscheibe» aufgeblendet wurde. Dieermüdendste Tätigkeit hatte der Beobachter, dem ein Ordonnanz-Feld-stuhl(!) das Ablesen der Zeichen der Gegenstation mit beigegebenem Fern-rohr erleichterte. Auf der Empfangsseite notierte der Stationsführer die ihmvom Beobachter zugerufenen Zeichen im Depeschenbuch, um sie am Endeder Meldung in Klarschrift auf den Depeschenblock zu übertragen.

Alles klar? Kein Wunder, dass die Übertragungsrate nicht besonders hoch war. Sie dür�ebei maximal vier, bestenfalls fünf Zeichen pro Minute gelegen haben. Das Rezept zu dieserSignalisierungsmethode scheint österreichischen Ursprungs zu sein. Dort seien durchausauch höhere Durchsatzraten erreicht worden… Der doch beträchtliche Personal- undMaterialaufwand hä�e es sicherlich verdient.

Bild 2:Feld-SignalapparatOrd. 1884 für Tag-und Nachtdienst.(aus «Die Scheinwer-fer- und die Signal-truppe», R. Ritter,Merker, 2001).

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Wie sieht das nun bei der amerikanischen Lösung aus? Der Vergleich ist möglicherweiseunfair,  denn  deren  Erfinder  –  A����� J���� M��� – war so etwas wie ein genialerUr-Übermi�ler. Neben seinem Job als Telegrafist bildete er sich zum Mediziner aus undpromovierte mit einer Disserta�on über eine neue Gebärdensprache für Taubstumme –A New Sign Language for Deaf Mutes. Die dort gewonnenen Erkenntnisse dür�en seineErfindung zur op�schen Übertragung von Text entscheidend beeinflusst haben. 1858/59entschied sich die US Army für das bahnbrechende Verfahren.

Myer war nicht ein Mann «für halbe Sachen»: Er gab seinen Job als Chirurg auf, tratder Armee bei und wurde 1860 deren erster Übermi�lungschef (zunächst im Rang einesMajors). Er gilt als Begründer des US Army Signal Corps, das 2010 sein hunder�ünzigjäh-riges Jubiläum feiern konnte.

Bild 3:Myer’s System kammit wesentlich gerin-gerem Aufwandzurecht.Bei der Truppe hiessdas Verfahren übri-gens «Wig-wag»

Während seiner Tä�gkeit als Tele-grafist  bei  der  New  York  TelegraphCompany lernte Myer das auf elektro-chemischer Basis arbeitende TelegraphSystem des bri�schen  ErfindergeniesA�������� B��� näher kennen. Unddamit auch dessen Buchstabencode.Daraus leitete Myer seine Taubstum-mensprache – und schliesslich seinenCode für die op�sche Übermi�lung ab.

Während des Civil War (1861–1865)benutzten übrigens beide Seiten dasMyer System.

Der Bain’s Code hingegen setzte sich beiden Telegrafengesellscha�en letztlichgegen den Morse Code nicht durch.Trotzdem soll es im englischsprachigenBereich noch heute Fans geben, dieunter sich damit kommunizieren …

Die Anleitung  zum  (Um‐)Lernen findetman auf der nächsten Seite …

Bild 4:Fortsetzung von Seite 1:Bei Nacht wurden zweiLampen benutzt: eineals «Flagge», dieandere als Referenz-punkt zu Füssen desSignaleurs.

Die Verkehrsregelnunterscheiden sich nichtwesentlich von den hel-vetischen.

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Morse ↔ Bain

Und nach dem Üben ist es höchste Zeit für den nächsten Tipp aus dem Büchlein von 1908:

The underclothing and socks should be washed often. If water isnot available, soiled clothing should be changed, and should bedried and aired in the sun.

Zurück in die Schweiz: Hier mühten sich die Signaleure an der Front weiterhin mit dem obenbeschriebenen, recht komplizierten und aufwendigen Feldsignalapparat Ord. 1884 ab. Auch «inBern» ha�e man die Schwächen dieses Systems recht bald erkannt. Es dauerte aber mehr alszwölf Jahre, bis eine «hochrangige Dreierkommission» (Originalton R�����) sich der Sacheannahm. Im Frühjahr 1897 war es dann endlich so weit: Das Departement bewilligte «das inFrankreich gebräuchliche Signalsystem nach dem System Morse».

Also nicht Myer. Und auch nicht Bain. Was aber den experimen�erfreudigen Leser nicht davonabhalten sollte, mit der nachfolgenden Übersetzungstabelle selbst einen Versuch zu wagen …


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