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Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege in der Altenpflegeausbildung · punkten „Soor- und...

Date post: 23-Aug-2020
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© LZK BW 09/2017 Altenpflegeausbildung Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege in der Altenpflegeausbildung Dr. Elmar Ludwig, Referent für Alterszahnheilkunde der LZK BW Einleitung Pflegebedürftige Menschen in Deutschland haben immer mehr eigene Zähne, tech- nisch aufwendigen Zahnersatz oder Implan- tate. Etwa 50 % der Zähne sind kariös, 75 % der betroffenen Menschen haben eine belegte Zunge, und nur etwa jede vierte Prothese ist frei von Belägen. Mund- geruch, Zähneknirschen, aggressives Ver- halten und eine Verschlechterung der allgemeinen Gesundheit reduzie- ren die Lebensqualität und belasten den Pflegealltag. Mit den Schwer- punkten „Soor- und Parotitisprophylaxe“ ist die Mundpflege in der Aus- bildung nicht zeitgemäß. Die fünfte deutsche Mundgesundheitsstudie belegt, dass ca. 30 % der pflegebedürftigen Menschen zwischen 75 und 100 Jahren Hilfe bei der Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege benötigt. Diskussion und weitere Konzeptentwicklungen Lerngewinn und subjektive Steigerung der Pflegekompetenz werden erreicht, die Er- gebnisse schwanken jedoch. Das Interesse der Schüler, die Motivation und pädagogi- schen Fähigkeiten der Referenten sind hier Einflussfaktoren. Die Ergebnisse der Lern- zielkontrollen und der Evaluationen erlaub- ten weitere Verbesserungen. So wurden missverständliche Sachverhalte überarbeitet, für die Praxis weniger relevante Aspekte gestrichen und ein in der Sprache der Pflege formulierter Mundpflegestandard, der die aktuelle Mundsituation pflegebedürftiger Menschen besser berücksichtigt, erarbeitet. Material & Methode Für das Lernfeld 1.3 der Altenpflegeaus- bildung „Alte Menschen personen- und situationsgerecht pflegen“ wurden Lern- ziele definiert und drei Module mit theore- tischen Lerninhalten sowie praktischen Übungen entwickelt. Nach einer Pilotpha- se wurden Fachlehrer zehn privater Pfle- geschulen sowie zahnärztliche Referenten kalibriert und die Lehr- und Lernmittel von 2009-2011 nach vorgegebenem Schema eingesetzt. Lernzielkontrollen und Evalua- tionen erlaubten die Beurteilung des Lerngewinns sowie des Konzeptes selbst. Praktische Übungen – Putzen & Umgang mit Prothesen Lernmittel-Übersicht Reform der Pflegeausbildung Das Pflegeberufegesetz löst am 1. Januar 2020 das Altenpflegege- setz und das Krankenpflegegesetz ab. Alle Auszubildenden starten gemeinsam. Nach zwei Jahren besteht die Möglichkeit der Speziali- sierung im Bereich Altenpflege bzw. Kinderkrankenpflege. Pflegekräfte führen nach der neuen Pflegeausbil- dung den Titel Pflegefachmann bzw. Pflegefachfrau. Vorher soll unter anderem eine im Gesetz vorgesehene Fachkommis- sion die Ausbildungsbetriebe und Pflegeschulen mit Musterrahmen- ausbildungs- und Musterlehrplänen unterstützen. Für diese Fachkommission wurde in Kooperation mit anderen Gruppen ein Positionspapier mit Stichwortka- talog zur Zahn-, Mund- & Zahner- satzpflege erarbeitet. Neue Pflegeausbildung – Quelle: Bundesmi- nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ergebnisse Insgesamt konnten aus 42 Klassen 672 Datensätze ausgewertet wer- den. Einzelne Klassen erreichten einen Lerngewinn von bis zu 38 %. Bei der Auswertung einzelner Aussagen betrug der Lerngewinn bis zu 57 %. Insgesamt wird eine deutliche Steigerung der subjektiv empfundenen Kompetenz als Grundvoraussetzung für die Durchführung der Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege bei pflegebedürftigen Menschen angege- ben. Die Fachlehrer sowie die zahnärztlichen Referenten bestätigen die Relevanz der Inhalte und die Umsetzbarkeit des Konzeptes. Darstellung der jeweils 10 Fragenkomplexe für einzelne Schulklassen – prozentualer Anteil der richtigen Antworten nach unten (gelb) vor der Schulung und nach oben (grün) nach der Schu- lung. Ergebnisse von zwei Schulklassen des 1. Ausbildungsjahres. Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege – Stand September 2017 Für die neue Pflegeausbildung wurden neben den oben erwähnten Überarbeitungen eine erneute inhaltliche und zeitliche Anpassung an die gesetzlichen Rahmenbedingungen vorgenommen sowie ganz aktuell ein zusätzliches Modul für Kinderzahnheilkunde entwickelt. Schon im Juni 2016 konnten in Kooperation mit dem Altenpflege- ausbildungsberatungs- team in Baden- Württemberg 11 Fach- lehrer staatlicher wie auch privater Altenpfle- geschulen mit den aktualisierten Ausbil- dungsinhalten vertraut gemacht werden. Damit steht für die neue Pflegeausbildung ein praxiserprobtes und evaluiertes Konzept der Zahn-, Mund- und Zahn- ersatzpflege unter Be- rücksichtigung der aktu- ellen Versorgungsfor- men pflegebedürftiger Menschen zur Ver- fügung. Boxplot-Darstellung aus dem 2. Ausbildungsjahr – Minimum, 25%-Quartil, Median, 75%-Quartil, Maximum. links: Anzahl aller richtig beantworteten Fragenkom- plexe vor (gelb) und nach (grün) der Schulung aller Schüler eines Jahrgangs. rechts: Evaluation der Schulung (VAS 1-10) – Median- Wert in den Säulen – Ko vor / nach = Kompetenz vor / nach der Schulung – 1: sehr gut – 10: sehr schlecht Abschlussevaluation durch Lehrer (rot) und Zahnärztliche Referenten (blau), V = Ver- ständlichkeit, U = Umfang, R = Relevanz, S = Skript, P = Putzen, I = Inspektion, M = Übungen mit Modell & Phantomkopf, Z = Zeitbudget Dank Der Autor dankt der Konferenz der Altenpflegeschulen in Baden- Württemberg (KAS), insbesondere den an der Pilotstudie beteiligten Schulen, Fachlehrern und zahnärztlichen Referenten sowie dem Alten- pflegeausbildungsberatungsteam in Baden-Württemberg für Ihr Mitwir- ken an diesem Projekt. Mundpflegestandard Pflegeproblem Infektionen der Mundhöhle & Wechselwirkungen (z.B. Pneumonie/Diabetes/....) Schmerzen – Abwehr/Verweigerung Essen bzw. Mundpflege - Knirschen/Pressen trockene Mundschleimhaut und verminderte/fehlende Speichelproduktion Beläge/krankhafte Veränderungen der Zähne/Schleimhäute Beläge/Bruch/Sprung bei Zahnprothesen – schlechte Passung & Druckstellen Mundgeruch Pflegeziele Infektionsprophylaxe im Mund und allgemein Förderung des Wohlbefindens/Schmerzfreiheit Förderung des Speichelflusses saubere/intakte/unauffällige Zähne/Zahnfleisch/Mundschleimhäute sauberer/intakter/unauffällige Zahnprothesen guter Geschmack/guter Atem Zähne/Zahnzwischenräume putzen, Zunge reinigen, Mund ausspülen, Inspektion der Mundhöhle, Zahnprothesen reinigen, Lippenpflege spezielle Mundpflege: regelmäßiges Befeuchten der Mundschleimhäute ritualisiert: z.B. aus Gewohnheit/Biografie vor dem Frühstück, z.B. bei Männern nach dem Rasieren, alternativ wann Zeit dafür ist bzw. Patient gut kooperiert, nicht zwingend morgens und abends jeden Tag mindestens einmal tüchtig – einmal flüchtig Lippenbalsam – ggf. Taschenlampe zur Inspektion (wenigstens 1x/Woche) ggf. Mullkompressen, Interdentalbürste, Prothesenbürste, Nierenschale, Metalllöffel zur Inspektion (auch zur Zungenreinigung geeignet), Haftcreme, Reinigungstabletten Vorbereitung Patienten über Maßnahmen informieren am besten am Waschbecken in sicherem Sitz (auf Rollator, im Rollstuhl) in aufrechter Position / im Sitzen wenn nur liegen möglich, dann im Langsitz bzw. in Seitlagerung Kopf des Patienten immer leicht nach unten geneigt – Vermeidung Aspiration gAnbahnung – Zugang zum Mund: Finger über die Lippen rollen, nicht „durchquetschen“ – Unterstützung der Kieferöffnung mit Kieferkontrollgriff Zahnprothesen herausnehmen & zur Seite bzw. auf das Handtuch legen Zähne/Zahnzwischenräume/Schleimhäute (Gaumen, Zunge, Wangen) mit Zahnbürste/Zahnzwischenraumbürste und Zahnpasta reinigen Inspektion der Mundhöhle mit Löffelgriffen (vorher in Wasser getaucht) & Taschenlampe – scharfe Kanten, Druckstellen, Schleimhautveränderungen, ... Zahnprothesen reinigen und auf Brüche/Sprünge/scharfe Kanten überprüfe Zahnprothesen wieder eingliedern, auf Halt und guten Sitz prüfen, ggf. mit Haftcreme, alternativ: in Wasser einlegen, ggf. mit Reinigungstablette Beachte: wenn möglich, immer wieder selbst ausspülen lassen wenn nötig: Lippen anfeuchten/eincremen wenn nötig: Mundhöhle mit Mullkompressen/Pflaumentupfern von hinten nach vorne auswischen für jeden Vorgang frische Kompresse/Tupfer verwenden wenn Borken vorhanden – zunächst vorsichtig von den Zähnen, der Zunge, den Wangentaschen und als letztes dem Gaumen lösen Prothesen tief im Waschbecken sicher in der Hand halten Wünsche desPatienten erfragen bei Auffälligkeiten (Schwellungen, Rötungen, Verletzungen an Zähnen/Zahnfleisch/Schleimhäuten/Lippen) Zahnarzt rufen Modulbausteine Zeitvorschlag Lernziele & Grundsätzliches 15 Min Basiswissen Mundpflege – Teil 1 Zähne & Zahnhalteapparat 90 Min Basiswissen Mundpflege – Teil 2 Speichel, Zunge & Mundschleimhaut 75 Min Aufbauwissen Zahnersatz bzw. Kinder 90 Min Pflegeritual Mundpflegestandard Mundhygieneplan – Pflegeampel 45 Min Pflegefilm 45 Min Einleitungsfilm & Praktische Übungen Zahn- & Mundpflege gegenseitig Inspektion der Mundhöhle Ein- & Ausgliedern Zahnersatz Interdentalhygiene am Phantomkopf 45 Min Summe 9 Schul-h Unterricht kann mit Zahnarzt-Team kombiniert werden.
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Page 1: Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege in der Altenpflegeausbildung · punkten „Soor- und Parotitisprophylaxe“ ist die Mundpflege in der Aus-bildung nicht zeitgemäß. Die fünfte

©LZK BW 09/2017 Altenpflegeausbildung

Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege in der Altenpflegeausbildung Dr. Elmar Ludwig, Referent für Alterszahnheilkunde der LZK BW

Einleitung Pflegebedürftige Menschen in Deutschland haben immer mehr eigene Zähne, tech-nisch aufwendigen Zahnersatz oder Implan-tate. Etwa 50 % der Zähne sind kariös, 75 % der betroffenen Menschen haben eine belegte Zunge, und nur etwa jede vierte Prothese ist frei von Belägen. Mund-geruch, Zähneknirschen, aggressives Ver-

halten und eine Verschlechterung der allgemeinen Gesundheit reduzie-ren die Lebensqualität und belasten den Pflegealltag. Mit den Schwer-punkten „Soor- und Parotitisprophylaxe“ ist die Mundpflege in der Aus-bildung nicht zeitgemäß. Die fünfte deutsche Mundgesundheitsstudie belegt, dass ca. 30 % der pflegebedürftigen Menschen zwischen 75 und 100 Jahren Hilfe bei der Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege benötigt.

Diskussion und weitere Konzeptentwicklungen Lerngewinn und subjektive Steigerung derPflegekompetenz werden erreicht, die Er-gebnisse schwanken jedoch. Das Interesseder Schüler, die Motivation und pädagogi-schen Fähigkeiten der Referenten sind hierEinflussfaktoren. Die Ergebnisse der Lern-zielkontrollen und der Evaluationen erlaub-ten weitere Verbesserungen. So wurdenmissverständliche Sachverhalte überarbeitet,für die Praxis weniger relevante Aspektegestrichen und ein in der Sprache der Pflegeformulierter Mundpflegestandard, der dieaktuelle Mundsituation pflegebedürftigerMenschen besser berücksichtigt, erarbeitet.

Material & Methode Für das Lernfeld 1.3 der Altenpflegeaus-bildung „Alte Menschen personen- und situationsgerecht pflegen“ wurden Lern-ziele definiert und drei Module mit theore-tischen Lerninhalten sowie praktischen Übungen entwickelt. Nach einer Pilotpha-se wurden Fachlehrer zehn privater Pfle-geschulen sowie zahnärztliche Referenten kalibriert und die Lehr- und Lernmittel von 2009-2011 nach vorgegebenem Schema eingesetzt. Lernzielkontrollen und Evalua-tionen erlaubten die Beurteilung des Lerngewinns sowie des Konzeptes selbst.

Praktische Übungen – Putzen & Umgang mit Prothesen

Lernmittel-Übersicht

Reform der Pflegeausbildung Das Pflegeberufegesetz löst am 1. Januar 2020 das Altenpflegege-setz und das Krankenpflegegesetz ab. Alle Auszubildenden starten gemeinsam. Nach zwei Jahren besteht die Möglichkeit der Speziali-sierung im Bereich Altenpflege bzw. Kinderkrankenpflege. Pflegekräfte führen nach der neuen Pflegeausbil-dung den Titel Pflegefachmann bzw. Pflegefachfrau. Vorher soll unter anderem eine im Gesetz vorgesehene Fachkommis-sion die Ausbildungsbetriebe und Pflegeschulen mit Musterrahmen-ausbildungs- und Musterlehrplänen unterstützen. Für diese Fachkommission wurde in Kooperation mit anderen Gruppen ein Positionspapier mit Stichwortka-talog zur Zahn-, Mund- & Zahner-satzpflege erarbeitet.

Neue Pflegeausbildung – Quelle: Bundesmi-nisterium für Familie, Senioren, Frauen undJugend

Ergebnisse Insgesamt konnten aus 42 Klassen 672 Datensätze ausgewertet wer-den. Einzelne Klassen erreichten einen Lerngewinn von bis zu 38 %. Bei der Auswertung einzelner Aussagen betrug der Lerngewinn bis zu 57 %. Insgesamt wird eine deutliche Steigerung der subjektiv empfundenen Kompetenz als Grundvoraussetzung für die Durchführung der Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege bei pflegebedürftigen Menschen angege-ben. Die Fachlehrer sowie die zahnärztlichen Referenten bestätigen die Relevanz der Inhalte und die Umsetzbarkeit des Konzeptes.

Darstellung der jeweils 10 Fragenkomplexe für einzelne Schulklassen – prozentualer Anteil der richtigen Antworten nach unten (gelb) vor der Schulung und nach oben (grün) nach der Schu-lung. Ergebnisse von zwei Schulklassen des 1. Ausbildungsjahres.

Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege – Stand September 2017 Für die neue Pflegeausbildung wurden neben den oben erwähntenÜberarbeitungen eine erneute inhaltliche und zeitliche Anpassung an diegesetzlichen Rahmenbedingungen vorgenommen sowie ganz aktuell einzusätzliches Modul für Kinderzahnheilkunde entwickelt.

Schon im Juni 2016konnten in Kooperationmit dem Altenpflege-

ausbildungsberatungs-team in Baden-Württemberg 11 Fach-lehrer staatlicher wieauch privater Altenpfle-geschulen mit denaktualisierten Ausbil-dungsinhalten vertrautgemacht werden. Damit steht für die neuePflegeausbildung einpraxiserprobtes undevaluiertes Konzept derZahn-, Mund- und Zahn-ersatzpflege unter Be-rücksichtigung der aktu-ellen Versorgungsfor-men pflegebedürftigerMenschen zur Ver-fügung.

Boxplot-Darstellung aus dem 2. Ausbildungsjahr – Minimum, 25%-Quartil, Median, 75%-Quartil, Maximum. links: Anzahl aller richtig beantworteten Fragenkom-

plexe vor (gelb) und nach (grün) der Schulung aller Schüler eines Jahrgangs.

rechts: Evaluation der Schulung (VAS 1-10) – Median-Wert in den Säulen – Ko vor / nach = Kompetenz vor / nach der Schulung – 1: sehr gut – 10: sehr schlecht

Abschlussevaluation durch Lehrer (rot) und Zahnärztliche Referenten (blau), V = Ver-ständlichkeit, U = Umfang, R = Relevanz, S = Skript, P = Putzen, I = Inspektion, M = Übungen mit Modell & Phantomkopf, Z = Zeitbudget

Dank Der Autor dankt der Konferenz der Altenpflegeschulen in Baden-Württemberg (KAS), insbesondere den an der Pilotstudie beteiligtenSchulen, Fachlehrern und zahnärztlichen Referenten sowie dem Alten-pflegeausbildungsberatungsteam in Baden-Württemberg für Ihr Mitwir-ken an diesem Projekt.

Mundpflegestandard

Pflegeproblem • Infektionen der Mundhöhle & Wechselwirkungen (z.B. Pneumonie/Diabetes/....) • Schmerzen – Abwehr/Verweigerung Essen bzw. Mundpflege - Knirschen/Pressen • trockene Mundschleimhaut und verminderte/fehlende Speichelproduktion • Beläge/krankhafte Veränderungen der Zähne/Schleimhäute • Beläge/Bruch/Sprung bei Zahnprothesen – schlechte Passung & Druckstellen • Mundgeruch • Schlucken erschwert/nicht möglich

Pflegeziele • Infektionsprophylaxe im Mund und allgemein • Förderung des Wohlbefindens/Schmerzfreiheit • Förderung des Speichelflusses • saubere/intakte/unauffällige Zähne/Zahnfleisch/Mundschleimhäute • sauberer/intakter/unauffällige Zahnprothesen • guter Geschmack/guter Atem • Aspirationsprophylaxe

Pflegemaßnahmen • allgemeine Mundpflege: Zähne/Zahnzwischenräume putzen, Zunge reinigen, Mund ausspülen, Inspektion der Mundhöhle, Zahnprothesen reinigen, Lippenpflege

• spezielle Mundpflege: regelmäßiges Befeuchten der Mundschleimhäute • ritualisiert: z.B. aus Gewohnheit/Biografie vor dem Frühstück, z.B. bei Männern nach

dem Rasieren, alternativ wann Zeit dafür ist bzw. Patient gut kooperiert, nicht zwingend morgens und abends

• jeden Tag mindestens einmal tüchtig – einmal flüchtig • Inspektion der Mundhöhle wenigstens 1x pro Woche – z.B. zum Baden/Duschen

Material • unsterile Handtuch, weiche Zahnbürste/Zahnpasta, Wasser, Mundspülbecher, Lippenbalsam – ggf. Taschenlampe zur Inspektion (wenigstens 1x/Woche)

• ggf. Mullkompressen, Interdentalbürste, Prothesenbürste, Nierenschale, Metalllöffel zur Inspektion (auch zur Zungenreinigung geeignet), Haftcreme, Reinigungstabletten

• ggf. Absaugzahnbürste bei Aspirationsgefahr Vorbereitung • Patienten über Maßnahmen informieren

• am besten am Waschbecken in sicherem Sitz (auf Rollator, im Rollstuhl) • in aufrechter Position / im Sitzen • wenn nur liegen möglich, dann im Langsitz bzw. in Seitlagerung • Kopf des Patienten immer leicht nach unten geneigt – Vermeidung Aspiration • immer auf rückenschonende Haltung achten

Durchführung • Handtuch auflegen, Handschuhe anziehen • Anbahnung – Zugang zum Mund: Finger über die Lippen rollen, nicht „durchquetschen“

– Unterstützung der Kieferöffnung mit Kieferkontrollgriff • Zahnprothesen herausnehmen & zur Seite bzw. auf das Handtuch legen • Zähne/Zahnzwischenräume/Schleimhäute (Gaumen, Zunge, Wangen) mit

Zahnbürste/Zahnzwischenraumbürste und Zahnpasta reinigen • Inspektion der Mundhöhle mit Löffelgriffen (vorher in Wasser getaucht) &

Taschenlampe – scharfe Kanten, Druckstellen, Schleimhautveränderungen, ... • Zahnprothesen reinigen und auf Brüche/Sprünge/scharfe Kanten überprüfe • Zahnprothesen wieder eingliedern, auf Halt und guten Sitz prüfen, ggf. mit Haftcreme,

alternativ: in Wasser einlegen, ggf. mit Reinigungstablette

Beachte: • wenn möglich, immer wieder selbst ausspülen lassen • wenn nötig: Lippen anfeuchten/eincremen • wenn nötig: Mundhöhle mit Mullkompressen/Pflaumentupfern von hinten nach vorne

auswischen – für jeden Vorgang frische Kompresse/Tupfer verwenden • wenn Borken vorhanden – zunächst vorsichtig von den Zähnen, der Zunge, den

Wangentaschen und als letztes dem Gaumen lösen • Prothesen tief im Waschbecken sicher in der Hand halten • mit Speise-Öl auf Tupfer/Zahnbürste lässt sich Haftcreme leichter entfernen

Beachte • Ressourcen berücksichtigen – Eigenaktivität fördern • Wünsche des Patienten erfragen • bei Auffälligkeiten (Schwellungen, Rötungen, Verletzungen an

Zähnen/Zahnfleisch/Schleimhäuten/Lippen) Zahnarzt rufen • bei Schäden an Zahnprothesen bzw. bei schlechtem/lockeren Sitz Zahnarzt rufen

Dokumentation • gemäß gesetzlicher Vorgabe

Modulbausteine Zeitvorschlag

Lernziele & Grundsätzliches 15 Min

Basiswissen Mundpflege – Teil 1 • Zähne & Zahnhalteapparat

90 Min

Basiswissen Mundpflege – Teil 2 • Speichel, Zunge & Mundschleimhaut

75 Min

Aufbauwissen Zahnersatz bzw. Kinder 90 Min

Pflegeritual • Mundpflegestandard • Mundhygieneplan – Pflegeampel

45 Min

Pflegefilm 45 Min

Einleitungsfilm & Praktische Übungen • Zahn- & Mundpflege gegenseitig • Inspektion der Mundhöhle • Ein- & Ausgliedern Zahnersatz • Interdentalhygiene am Phantomkopf

45 Min

Summe 9 Schul-h

Unterricht kann mit Zahnarzt-Team kombiniert werden.

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