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WT vom 10.7.2007, S.6 Schulversuch in Nennslingen Mathematik in Modulen lernen Die erste Bilanz...

Date post: 06-Apr-2015
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WT vom 10.7.2007, S.6 Schulversuch in Nennslingen Mathematik in Modulen lernen Die erste Bilanz fällt positiv aus - Gezielte Förderung möglich - Klassen aufgelöst - Mehr Grundwissen NENNSLINGEN - Eine insgesamt positive, aber auch kritische Zwischenbilanz haben nun die Lehrer der Hauptschule in Nennslingen für .den Versuch „Modularisierung im Mathematikunterricht der Hauptschule" gezogen. In einer gemeinsamen Besprechung stellten die Lehrer dem Landtagsabgeordneten Gerhard Wägemann sowie dem Nennslinger Bürgermeister Günter Obermeyer den Schulversuch und ihre bisherigen Erfahrungen mit dem neuen System vor. Von links nach rechts: Ludwig Seler, Günter Obermeyer, Gerhard Wägemann, Gerhard Gronauer
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Page 1: WT vom 10.7.2007, S.6 Schulversuch in Nennslingen Mathematik in Modulen lernen Die erste Bilanz fällt positiv aus - Gezielte Förderung möglich - Klassen.

WT vom 10.7.2007, S.6

Schulversuch in NennslingenMathematik in Modulen lernenDie erste Bilanz fällt positiv aus - Gezielte Förderung möglich - Klassen aufgelöst - Mehr Grundwissen

NENNSLINGEN - Eine insgesamt positive, aber auch kritische Zwischenbilanz haben nun die Lehrer der Hauptschule in Nennslingen für .den Versuch „Modularisierung im Mathematikunterricht der Hauptschule" gezogen. In einer gemeinsamen Besprechung stellten die Lehrer dem Landtagsabgeordneten Gerhard Wägemann sowie dem Nennslinger Bürgermeister Günter Obermeyer den Schulversuch und ihre bisherigen Erfahrungen mit dem neuen System vor.

Von links nach rechts: Ludwig Seler, Günter Obermeyer, Gerhard Wägemann, Gerhard Gronauer

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Zunächst erläuterte Lehrer Ludwig Seler, der den Schulversuch federführend leitet und beständig Kontakt zum Institut für Schulpädagogik und Bildungsfragen (ISB) hält, die Zielsetzungen und Prozesse. In Nennslingen sind zum Teil die Jahrgangsstufen und Klassen im Mathematikunterricht aufgelöst. Die Schüler werden je nach Förderbedarf in unterschiedlichen Lemgruppen beschult. Die Einteilung dieser Gruppen erfolgt über einen Test, der nicht benotet wird.Seler erklärte, dass durch die Modularisierung der Schüler ständig auf allen Gebieten der Mathematik trainiert werde. Ziel sei es, dass die Schüler Grundlegendes beherrschen und nachhaltig erlernen. Man wolle vom „bulimischen Lernen" wegkommen. Besonderer Wert werde auf das Kopfrechnen gelegt. Auch werde die Selbstverantwortung des Schülers gestärkt, indem er seine Fähigkeiten einzuschätzen lernt. Durch die Differenzierung sei es gelungen, bereits im ersten Versuchsjahr in einer Gruppe auf M-Klassenniveau zu unterrichten. In einer anderen Gruppe hingegen werde beispielsweise versucht, die Basiskenntnisse und -fertigkeiten zu vermitteln bzw. zu festigen. Damit wolle man dem Förderbedarf des einzelnen Schülers gerechter werden. Die Beteiligten waren sich einig, dass die Kinder an ihrem Leistungsstandort abgeholt und entsprechend weiter unterstützt werden müssen.

„Gewöhnungszeit“Die Umsetzung des modularisierten Unterrichts sei eine grundlegende Änderung, die sicherlich einer gewissen „Gewöhnungszeit" bedarf, waren sich die Lehrer einig. Für sie selbst, aber auch für Schüler und Eltern sei das Ganze deshalb eine große Herausforderung. Besondere Anforderungen würden dabei an das Kollegium gestellt, da nicht mehr der „Einzelkämpfer" gefragt sei, sondern die beteiligten Lehrer intensiv im Team arbeiteten. Bewährt haben sich nach den Erkenntnissen in Nennslingen Teams von drei bis vier Lehrern. Schulleiter Gerhard Gronauer betonte, dass an der Schule noch nie so intensiv im Kollegenkreis über einzelne Schüler, Unterrichtsmethoden und Vorgehensweisen gesprochen wurde wie in die sem Schuljahr, „Hier hat sich eine völlig neue Form der Zusammenarbeit entwickelt," stellte Gronauer fest.CSU-Landtagsabgeordneter Gerhard Wägemann und Bürgermeister Günter Obermeyer zeigten sich vom aktuellen Stand des Schulversuchs beeindruckt. Insgesamt ist der Versuch auf drei Jahre ausgelegt. Wägemann, der ja auch im Schulausschuss des Landtags sitzt, bezeichnete den Weg grundsätzlich als „zukunftsweisend". Sicherlich werde über einzelne Schritte noch diskutiert werden müssen. Er stellte in Aussicht, dass das Nennslinger Modell möglicherweise auch Bayerns Kultusminister Sieg fried Schneider vorgestellt werden soll. Allgemein sei ihm klar, dass in die Hauptschule investiert werden müsse, sagte Wägemann.Nachdem das Modell in der Zwischenzeit auch beim Audiforum in Ingolstadt sowie beim Hauptschul-kongress in Nürnberg vorgestellt wurde, gibt es bereits weitere Schulen, die beabsichtigen, im neuen Schuljahr auf das Modulsystem umzustellen.

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Schulversuch in Nennslingen

Mathematik in Modulen Einzige mittelfränkische Schule, die am dreijährigen Projekt teilnimmt NENNSLINGEN (ste) - Die Volksschule Nennslingen ist in ganz Mittelfranken die einzige, die im Fach Mathematik am Schulversuch „Modularisierung in der Hauptschule" teilnimmt, der im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums in den nächsten drei Jahren durchgeführt wird: Für die Schule eine Ehre und Herausforderung zugleich, wie der Fördervereinvorsitzende Dr. Wolfgang Carl jetzt auf einer Informationsveranstaltung für Eltern bekannte. Unter Modularisierung versteht man die Auflösung des starren Klassenverbandes. Anstatt alle Schüler einer Jahrgangsstufe – wie bisher – nach einem fest vorgegebenen Lehrplan zu unterrichten, werden sie entsprechend ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten in „Modulen“ unterrichtet. Unter Modulen versteht man zeitlich und thematisch abgeschlossene und überwiegend handlungsorientierte Unterrichtssequenzen. Pro Schuljahr sollen vier bis sechs Module erarbeitet werden. Konkret bedeutet das, dass ein Schüler im Modul „Bruchrechnen 1“ unterrichtet wird, während sein früherer Klassenkamerad bereits im Modul „Bruchrechnen 2“ sitzt. Am Ende eines Moduls wird jeweils ein unbenoteter Test geschrieben, der der Lehrkraft und dem Schüler Aufschluss über den Leistungsstand geben soll. Wenn sich zeigt, dass der Stoff des vermittelten Moduls noch nicht beherrscht wird, kann der Schüler den Stoff wiederholen. Ziel des kompetenzorientierten Unterrichts, erklärte der zuständige Koordinator Ludwig Seler, sei es, dass die Schüler am Ende auch tatsächlich etwas können. Beim bisher praktizierten lernzielorientierten Unterricht hieß es dagegen lediglich: „Er soll es können“. Seler hegt die Hoffnung, die neue Stoffgliederung führe bei den Schülern auch zu mehr Selbstverantwortung, wenn sie sich und ihre Kompetenzen selbst einschätzen lernen. Ein weiterer Vorteil könnte sein, dass die Schüler in den unterschiedlichen Modulen von verschiedenen Lehrern unterrichtet werden und somit auch unterschiedliche pädagogische Herangehensweisen erfahren. Wissen verfestigen „Es ist ein Versuch, den Schüler da abzuholen, wo er steht“, erklärte Seler den rund 30 Eltern, die sich für die Informationsveranstaltung in der Schulaula interessierten. Seit diesem Schuljahr werde im Fach Mathematik mehr Wert auf Kopfrechnen gelegt und darauf geachtet, dass alle bislang erlernten Teilgebiete der Mathematik permanent trainiert werden, sodass sich der Lernstoff auch wirklich verfestigen kann. Früher, erläuterte Schulleiter Gerhard Gronauer, habe dagegen stets die Gefahr bestanden, dass am Jahresende die Grundlagen fehlten, weil nur von Probe zu Probe gelernt und danach der Stoff schnell wieder vergessen wurde. „Durch die Modularisierung wird jetzt gewährleistet, dass am Ende zumindest die Grundlagen beherrscht werden.“ Unklar sei derzeit dagegen noch, wie am Ende der Hauptschule die Abschlussprüfungen und das Zeugnis aussehen sollen. Vorstellbar wäre, dass jeder Schüler in unterschiedlichen Fächern so genannte Zertifikate erhält, die ihm ganz konkrete Kompetenzen bescheinigen. Anhand dieser Zertifikate könnte ein künftiger Lehrherr dann sofort ersehen, welche Stärken und Schwächen sein künftiger Azubi hat. So könnte es theoretisch sein, dass ein Schüler in Geometrie ein absolutes Genie ist, in Arithmetik dagegen eine Null. Eine Note, die keine Teildisziplinen aufführt, konnte diese Differenzierung bislang nicht sichtbar machen.

Vorstellbar wäre, dass jeder Schüler in unterschiedlichen Fächern so genannte Zertifikate erhäl t, die ihm ganz konkrete Kompetenzen bescheinigen. Anhand dieser Zertifikate könnte ein künftiger Lehrherr dann sofort ersehen, welche Stärken und Schwächen sein künftiger Azubi hat. So könnte es theoretisch sein, dass ein Schüler in Geometrie ein absolutes Genie ist, in Arithmetik dagegen eine Null. Eine Note, die keine Teildisziplinen aufführt, konnte diese Differenzierung bislang nicht sichtbar machen. Gronauer erhofft sich durch das neue System den Wandel vom sogenannten „bulimischen Lernens“, bei dem der Stoff schnell wieder vergessen wurde, hin zum nachhaltigen Lernen. Er und die Kollegen, die am Schulversuch teilnehmen, sind jedenfalls hoffnungsvoll, dass die Modularisierung Erfolge bringt und am Ende für die Schüler weniger Druck entsteht. Das neue Konzept trage letztlich auch einer Erkenntnis Rechnung: Nicht alle Schüler können die gleichen Anforderungen und Leistungen erfüllen. In den ersten drei Monaten des Schulversuchs konnten Gronauer zufolge die Nennslinger Lehrer schon jetzt einen wesentlichen Vorteil der Modularisierung beobachten: Auch schwächere Schüler arbeiten jetzt aktiver und motivierter mit, wenn sie in einem leistungshomogeneren Modul unterrichtet werden. Für die Pädagogen bedeutet die Umsetzung des Schulversuchs erst einmal jede Menge Mehrarbeit. Koordinator Seler, der im ständigen Kontakt mit dem Kultusministerium und dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) in München steht, rechnet damit, dass rund 20 Stunden pro Woche mehr gearbei- tet werden muss. Dennoch scheinen die Nennslinger Lehrer hoch motiviert. Schließlich wäre es am Ende ein schöner Erfolg, wenn sich nach der dreijährigen Testphase das Nennslinger System durchsetzen könnte und danach in ganz Bayern im Mathematikunterricht an Hauptschulen zum Einsatz käme. Wie meinte Schulleiter Gronauer am Ende der Infoveranstaltung treffend: „Wir wissen noch nicht, ob es auch besser wird, nur weil es anders ist. Aber wir hoffen es.“

Erklärten den Eltern die Modularisierung des Mathematikunterrichts: Ludwig Seler , Gerhard Gronauer und Heinz Kamm. Die Nennslinger Lehrer sind überzeugt.dass das neue Unterrichtskonzept für ihre Schüler Vorteile bringt. 20.12.2006 16:24 MEZ / http://www.weissenburger-tagblatt.de/artikel.asp?art=588140&kat=26&man=19


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