+ All Categories
Home > Documents > Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand...

Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand...

Date post: 13-May-2020
Category:
Upload: others
View: 3 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
20
Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft Die neue Wörterbuchreihe von de Gruyter Wörterbücher zur Sprach- und KommuniKationSWiSSenSchaft wsk www.degruyter.de Lern- und Konsultationswörterbücher mit Systematischen Einführungen und englischen Übersetzungen erstellt in einem modernen webbasierten Redaktionssystem ca. 45.000 Termini in 25 Bänden erhältlich in Print und Online ab 2009/2010
Transcript
Page 1: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft Die neue Wörterbuchreihe von de Gruyter

Wörterbücher zur Spr ach - und KommuniK ationSWiSSenSchaf t

wsk

www.degruyter.de

Lern- und Konsultationswörterbücher • mit Systematischen Einführungen und englischen Übersetzungen erstellt in einem modernen webbasierten • Redaktionssystem ca. 45.000 Termini in 25 Bänden• erhältlich in Print und Online ab 2009/2010•

Page 2: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Herausgegeben von Stefan J. Schierholz und Herbert Ernst Wiegand

Die Reihe Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) bietet Fachwörterbücher zu allen wichtigen Teilgebieten der Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Bei den Wörterbüchern handelt es sich um fachliche Lern- und Konsultationswörterbücher.

Jeder Band enthält eine systematische Einleitung in das jeweilige Teilfach. Innerhalb der Einführung wird auf die sachlich zugehörigen Synopseartikel verwiesen, die wiederum zurück auf die entsprechenden Paragraphen und auf die jeweiligen Artikel verweisen. So entsteht ein mediostrukturelles Netz, das systematische Recherchen ermöglicht. Die Netze und die systema-tischen Einführungen bilden einen wesentlichen Teil der Lernkomponente der Wörterbücher.

Die Struktur der Wörterbuchartikel ist auf der Basis einer Terminologieauf-fassung konzipiert, die zwar zwischen fachlichem Bedeutungswissen und enzyklopädischen Fachwissen deutlich unterscheidet, die beide Wissensar-ten jedoch nicht strikt von einander trennt.

Die einzelnen Wörterbuchartikel bieteneine präzise Definition des Lemmas • weiterführende Erläuterungen, in denen die Präsentation von enzyklopä-•dischem Fachwissen überwiegtgegebenenfalls ein Synonym und/oder Antonym zum jeweiligen Lemma •ausführliche bibliografische Angaben•englische Übersetzungen des Lemmas und der Definition•

Die Wörterbuchartikel werden von namhaften Wissenschaftlern in einem neuartigen webbasierten Redaktionssystem erstellt. Die Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft sind ein modernes lexikographi-sches Produkt, das höchste wissenschaftliche Standards erfüllt und an des-sen Entstehung zahlreiche Wissenschaftler aus aller Welt beteiligt sind. Die Reihen- und Bandherausgeber sind ausgewiesene Experten ihres Fachs.

Page 3: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

absoluter KasusKasus, dessen Auftreten im Satz auf eine ellipti-sche Konstruktion zurückführbar ist.▲ absolute case: case which occurs in a sentencedue to an elliptical construction● In elliptischen Partizipialkonstruktionen, indenen die Partizipien habend oder haltend gestri-chen wurden, steht das Subst. im Akkusativ unddamit in dem Kasus, den diese Partizipien zu-weisen würden.(1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend,

betrat er den Raum.(1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er

den Raum.Da an der Satzoberfläche das kasuszuweisendeElement nicht mehr präsent ist, bezeichnet mandiesen Kasus als absoluten Kasus. Neben demabsoluten Akkusativ (1a) gibt es auch den abso-luten Nominativ (2a). Dieser lässt sich auf eineelliptische Konstruktion beziehen, in der dasSubst. in der Funktion eines Prädikativums stehtund deshalb den Nominativ trägt.(2) Peter – er ist mein bester Freund – kommt

heute später.(2a) Peter – mein bester Freund – kommt heute

später.In den meisten Grammatiken (vgl. DUDEN 2005:910f.) wird nur dann von einem absoluten Kasusgesprochen, wenn das Auftreten des Kasus aufeine elliptische Konstruktion zurückführbar ist.Diese Definition wird auch hier zugrunde gelegt.Dagegen vertreten ZIFONUN et al. (1997: 2224f.)die Ansicht, dass der absolute Kasus keineswegsimmer auf eine elliptische Konstruktion zurück-zuführen sei. HENTSCHEL/WEYDT (2003: 383)sprechen sich dafür aus, dass auch Subst. im Ge-nitiv oder Akkusativ, die in der Funktion einesAdverbials auftreten (vgl. (3) und (4)), als absolu-te Kasus bezeichnet werden sollten, denn auchhier sei der Kasus nicht von einem anderen Ele-ment des Satzes abhängig.(3) Den ganzen Morgen [Akkusativ] las er die

Zeitung.(4) Rechter Hand [Genitiv] sehen Sie den Eif-

felturm.Auch in anderen Sprachen (Lat., Griech.) kommteine solche Konstruktion vor. So ist im Alt-griech. die Absolutkonstruktion typischerweiseeine Verbindung aus Partizip und Genitiv, in un-persönlichen Konstruktionen auch eine Verbin-dung aus Partizip und Akkusativ.→ accusativus absolutus[CD]

& DITTMER, E. [1980] Zur Geschichte des absolutenAkkusativs (Nominativs) im Deutschen. In: DYHR, M./HYLDGAARD-JENSEN, K./ OLSEN, J. [Hg.] Festschrift für

Gunnar Bech. Kopenhagen: 61-83 ▪ DUDEN [2005] DieGrammatik. 7., völlig neu erarb. u. erw. Aufl. (Duden4). Mannheim [etc.] ▪ HENTSCHEL, E./ WEYDT, H.[2003] Handbuch der deutschen Grammatik. 3., völligneu bearb. Aufl. Berlin [etc.] ▪ KORTMANN, B. [1988]Freie Adjunkte und absolute Konstruktionen im Eng-lischen und Deutschen. In: PzLing 38/1: 61-89 ▪ ZIFO-

NUN, G./ HOFFMANN, L./ STRECKER, B. et al. [1997]Grammatik der deutschen Sprache. 3 Bde. (SchIDS 7).Berlin [etc.].

absoluter Tempusgebrauch1. semantisch bedingter Gebrauch von Tempora,in dem die Zeit, zu der der dargestellte Sachver-halt stattfindet, aus der Perspektive der Zeit, zuder die betreffende Äußerung gemacht wird,verständlich ist.▲ absolute tense: semantically determined use oftenses in which the time at which the presentedfacts take place is comprehensible from the per-spective of the point of time when the utteranceaffected is made.2. pragmatisch bedingte Verwendung von Tem-pora, in der die zeitliche Position des dargestell-ten Sachverhalts ohne kontextuelle Stütze ermit-telbar ist.▲ absolut tense: pragmatically determined use oftenses in which the temporal position of the pre-sented facts is determined without contextualsupport.● Zu 1: Die Semantik von Tempora wird in derRegel durch drei Zeitspannen angegeben: DieSprechzeit, zu der eine Äußerung gemacht wird,die Ereigniszeit, zu der der beschriebene Sach-verhalt sich ereignet und die Referenzzeit, relativzu der die Ereigniszeit lokalisiert ist. Die Refe-renzzeit ist z.B. zum Verständnis des Plq.perf.nötig. In Sie hatte bereits geschlafen muss der ver-gangene Zeitpunkt, die Referenzzeit, bekanntsein, relativ zu der gilt, dass sie schon geschlafenhatte. Die Frage, ob alle Tempora eine Referenz-zeit beinhalten, ist jedoch umstritten. AbsoluterTempusgebrauch liegt dann vor, wenn zum Ver-ständnis der Tempusbedeutung nur Ereignis-und Sprechzeit nötig sind. Das ist bei Präs. undPrät. der Fall, die den Sachverhalt als nach/ zurbzw. vor der Sprechzeit liegend lokalisieren. Sieschläft/ schlief ist auch ohne kontextuell gegebeneReferenzzeit verständlich. Demnach ist hier dieEreigniszeit, während der ein dargestellter Sach-verhalt stattfindet, direkt aus der Perspektive derSprechzeit ermittelbar. Anders ist es im Falle desPlq.perf., für das eine kontextuell gebenene Re-ferenzzeit benötigt wird. In (1) ist die Ereignis-zeit nur aufgrund der Kenntnis der Referenzzeit,hier um sieben Uhr, ermittelbar. Eine kontextuellangegebene Referenzzeit ist daher für Interpreta-

1 absoluter Tempusgebrauch

Page 4: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

tion absoluter Tempora im Gegensatz zu relati-ven Tempora wie dem Plq.perf. nicht nötig. Indiesem Zusammenhang wird auch von absolu-tem Tempus gesprochen.(1) Um sieben Uhr hatte Coralie bereits ge-

schlafen.● Zu 2: Pragmatisch liegt absoluter Tempusge-brauch vor, wenn die zeitliche Position der durchein Tempus bereitgestellten Ereigniszeit ermittel-bar ist, ohne dass es einer kontextuellen Stützebedarf. Dies ist in der Regel nur in (isolierten)Sätzen im Präs. möglich, sofern es die Gegen-wart bezeichnet und damit den beschriebenenSachverhalt als zur Sprechzeit liegend lokalisiert.Für die exakte Interpretation der zeitlichen Posi-tion der Ereigniszeit ist bei allen anderen Tem-pora letztlich immer eine kontextuelle Erklärungnötig. In diesen Fällen liegt relativer Tempusge-brauch vor.8 [BR]

& Zu 1: COMRIE, B. [1985] Tense. Cambridge ▪ THIE-

ROFF, R. [1992] Das finite Verb im Deutschen. Tempus– Modus – Distanz. Tübingen ▪ VATER, H. [1994] Ein-führung in die Zeitlinguistik. Hürth-Efferen.

& Zu 2: COMRIE, B. [1985] Tense. Cambridge ▪ THIE-

ROFF, R. [1992] Das finite Verb im Deutschen. Tempus– Modus – Distanz. Tübingen ▪ VATER, H. [1994] Ein-führung in die Zeitlinguistik. Hürth-Efferen.

Adjektivergänzungsyntaktische Funktion, die die Valenzforderungeines Adjektivs erfüllt.▲adjective complement; complement of an adjective: syntac-tic function that fulfils the valency requirementof an adjective.● Die Adjektivergänzung ist eine Ergänzungzum Adj., nicht eine Ergänzung in der Form ei-nes Adj. Sie darf nicht mit der Adjektivalergän-zung verwechselt werden. In der folgenden de-pendenzgrammatischen Darstellung ist die Va-lenz des Adj. jeweils in Spitzklammern angege-ben:

Die Bedeutung von fremd erlaubt die Kombina-tion mit einem EXPERIENCER, der als Dativergän-zung (Edat) realisiert ist; die Bedeutung von stolzerlaubt die Kombination mit dem Stimulus, derals Präpositivergänzung (Eprpauf) realisiert ist.Wie Verben mit Ergänzungen kombinierbarsind, um einen Minimalsatz zu bilden, sind Adj.mit Ergänzungen kombinierbar, um eine Adj.phrase zu formen. Bei attributivem Gebrauch

gehen fast alle Adj.ergänzungen ihrem Valenz-träger voraus (ein ihm fremder Gedanke, auf ihrenErfolg stolze Mitarbeiter), bei prädikativem Ge-brauch stehen sie zum Teil vor, zum Teil hinterdem Adjektiv (Sie sind auf ihren Erfolg stolz/ Siesind stolz auf ihren Erfolg). Im Engl. können dage-gen um Ergänzungen erweiterte Adj. nicht prä-nominal stehen: proud employees, aber employees(who are) proud of their success.Als Adj.ergänzung treten die Akkusativergän-zung (den Ärger satt), die Genitivergänzung (desDeutschen mächtig), die Verbativergänzung (zu han-deln gewillt), die Expansivergänzung (bis zur Gren-ze befahrbar) und die Adjektivalergänzung (freibe-ruflich tätig) auf. Semantisch besitzen Adj. auch ei-ne Subjektforderung, die durch das jeweilige Be-zugsnomen gesättigt wird. Da diese Sättigungaußerhalb der (offenen) Adj.phrase liegt, wird siein der syntaktischen Valenzbeschreibung meistnicht berücksichtigt. Entsprechend gilt danken alsdreiwertig (1), dankbar aber als zweiwertig (2).(1) Der Kollege dankt ihr für ihre Hilfe.(2) der ihr für ihre Hilfe dankbare Kollege(2a) Der Kollege ist ihr für ihre Hilfe dankbar.Die Valenz von danken ist an das deverbale Ad-jektiv dankbar vererbt worden.Im Gegensatz zu Verbergänzungen sind Adj.er-gänzungen fast immer fakultativ. Dies liegt ander spezifischen semantischen Leistung des Adj.:Ein Bezug auf Qualitäten kann durch bloßeNennung des Adj. hergestellt werden, ein Bezugauf einen Sachverhalt meist nicht durch bloßeNennung eines Verbs.Als spezifische Adjektivergänzungen werdenvon ENGEL (2004: 354ff.) u. a. die Graduativer-gänzung (sehr hoch, um ein Grad wärmer), dieNormergänzung (zu leicht) und die Vergleichser-gänzung (schöner als das Rheintal) angeführt. DieseErgänzungen können bei allen steigerbaren Adj.stehen und sind in diesem Sinne weniger spezi-fisch für das Einzellexem als die vom Verb herbekannten Ergänzungen. EISENBERG (2006:390ff.) vermeidet eine Einordnung als Ergän-zung oder Angabe, spricht aber von Argumen-ten des Adj. Man beachte, dass die Graduativ-und Vergleichsergänzung im Komparativ kombi-niert werden können (zwei Jahre älter als Paul),während sie im Positiv nur alternativ auftreten(sieben Jahre alt, so alt wie Anna, aber nicht: *siebenJahre alt wie Anna).Adj.ergänzungen sind seltener als Verbergänzun-gen und ihre Häufigkeitsverteilung ist anders:Häufige Adj.ergänzungen sind die Dativergän-zung, die Präpositivergänzung sowie die Gra-duativ-, Norm- und Vergleichsergänzung.Erweiterte attributive Adj. (meist Partizipien)

Adjektivergänzung 2

Page 5: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

werden in formalen Kontexten häufig verwen-det. Die Nennung der vom Adj. abhängigenPhrasen vor dem Adj. mag zu Verarbeitungs-schwierigkeiten führen, z.B. der in verschiedenerHinsicht schnellen Entscheidungen und damit einer ef-fektiven Politik hinderliche Föderalismus. Andererseitserlauben erweiterte attributive Adj. die Kompri-mierung von Aussagen (vgl. (3) und (4)):(3) die inzwischen allen bewusste Gefahr der

globalen Erwärmung(4) the danger of global warming of which

everybody is by now aware.Die dt. attributive Adj.phrase ist im Engl. durcheinen aufwendigeren, aber in Bezug auf die Ar-gumentstruktur auch durchsichtigeren Relativ-satz wiedergegeben.8 [KF]

& EISENBERG, P. [2006] Grundriss der deutschenGrammatik. Bd. 2: Der Satz. 3., durchgeseh. Aufl.Stuttgart [etc.] ▪ ENGEL, U. [2004] Deutsche Gramma-tik. Neubearb. München ▪ HERINGER, H.J. [1988] Le-sen lehren lernen: Eine rezeptive Grammatik des Deut-schen. Tübingen ▪ VARNHORN, B. [1993] Adjektive undKomparation. Studien zur Syntax, Semantik und Prag-matik adjektivischer Vergleichskonstrukte (StDG 45).Tübingen.

AdkopulaphraseAdjektivphrase, die nur in prädikativer Funktionverwendet werden kann.▲ adcopula phrase: adjective phrase which can onlybe used predicatively.● Im Dt. sind z.B. pleite, quitt oder schuld Adj.,die nur als Kopf einer Adkopulaphrase fungierenkönnen (vgl. *der pleite Mann, *die quitten Freundeoder *die schulde Frau). Im Engl. sind asleep, aliveund sorry Beispiele für Adkopulas (vgl. *the asleepchild, *the alive woman oder *the sorry man).8 [TH]

& AARTS, F./ AARTS J. [1982] English Syntactic Struc-tures. New York ▪ QUIRK, R./ GREENBAUM, S./ LEECH,G./ SVARTVIK J. [1985] A Comprehensive Grammar ofthe English Language. London ▪ RuhrmeisterschaftRuhrGr@mm Grammatik. [Unter: http://www.ruhr-uni-bochum.de/ruhrgramm; letzter Zugriff:08.08.2006].

adverbialer Kasus→ Adverbialkasus

AdverbialkasusKasus bei einer Nominalphrase, die die Funk-tion einer adverbialen Bestimmung ausübt.▲ adverbial case: case of a noun phrase with an ad-verbial function.● Als adverbiale Kasus können im Dt. der Ak-kusativ und der Genitiv auftreten. Der Akkusa-tiv tritt in temporaler (er schläft den ganzen Tag)

oder lokaler Funktion auf (sie läuft einen Teil desWegs). Der adverbiale Genitiv tritt mit tempora-ler (er kam eines Tages), lokaler (er kam des Weges)und modaler Funktion (er ging schnellen Schrittes)auf sowie als Satzadverbial (meines Erachtens ist erungeeignet). Ob freie Dative als Adverbiale geltenkönnen, ist umstritten, da sie sich in ihrer Bedeu-tung nicht klar von dem Dativ als Objektskasusabgrenzen lassen. Adverbiale Kasus sind nichtvon einem regierenden Element abhängig. Mög-licherweise kommt hier im Dt. eine aus früherenSprachstufen stammende Eigensemantik derKasus zum Tragen, die die Markierung von ad-verbialen Funktionen ermöglicht.Manche Sprachen verfügen über wesentlichmehr Kasus zur Bezeichnung von adverbialenFunktionen als das Dt., wie etwa das Finn., daseigene Kasus für die Bezeichnung einer ganzenReihe von Adverbialtypen hat, darunter mindes-tens acht verschiedene Kasus zur Bezeichnunglokaler Relationen sowie einen eigenen Kasusfür Instrumental- und Komitativadverbiale.→ modale Adverbialbestimmung8 [KP]

& BAUSEWEIN, K. [1990] Akkusativobjekt, Akkusati-vobjektsätze und Objektsprädikate im Deutschen. Un-tersuchungen zu ihrer Syntax und Semantik (LA 251).Tübingen ▪ EGEROVA, O. [2006] Adverbiale Kasus desDeutschen. Eine Untersuchung der Genitive und Ak-kusative in adverbialer Funktion. Diss. Humboldt-Uni-versität Berlin ▪ PAUL, H. [1957] Deutsche Grammatik.Bd. IV. 3. Aufl. Halle.

Akkusativergänzungsyntaktische Funktion im Akkusativ, die die ent-sprechende Valenzforderung eines Valenzträgerserfüllt.▲ accusative complement; accusative object: syntacticfunction in the accusative that fulfils the requisitevalency requirement of a valency carrier.● Die Akkusativergänzung kommt bei Verbenvor, die in ihrer Valenz eine NP im Akkusativvorsehen. So fordert das zweiwertige Verb sehenein Subjekt und eine Akkusativergänzung, dasdreiwertige Verb geben ein Subjekt, eine Dativer-gänzung und eine Akkusativergänzung. Danebenkönnen auch Adj. mit einer Akkusativergänzungauftreten (Sie ist das Warten satt). Ob dagegen vonPräp. abhängige Akkusativphrasen (für mich, aufden Tisch) als Akkusativergänzungen aufgefasstwerden, hängt davon ab, ob Präp. Valenz zuge-standen wird. Ein Kriterium zur Identifikationeiner Akkusativergänzung ist die Ersetzung derfraglichen Phrase durch ein Personalpron. imAkkusativ (Sie sieht den Mann/ihn; Sie gibt denBall/ihn dem Kind). Im werden- und sein-Passiv

3 Akkusativergänzung

Page 6: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

werden Akkusativergänzungen als Subjekte reali-siert.(1) Ich wasche den Wagen.(1a) Der Wagen wird gewaschen.Hist. hat die Akkusativergänzung die Genitiver-gänzung vieler zweiwertiger Verben ersetzt. Au-ßerdem tritt sie im Kontext von Präfixverbenauf (eine Strecke/einen Reifen abfahren, eine Straße be-fahren). Die Umwandlung adverbialer Ergänzun-gen in Akkusativergänzungen ist ein viel benutz-ter, z. T. synchron noch durchsichtiger Gramma-tikalisierungspfad.(2) Sie springt über den Bach.(2a) Sie überspringt den Bach.Außer diesen unmarkierten Akkusativergänzun-gen besitzt das Dt. markierte Akkusativergän-zungen, z.B. frieren <akk> (3), interessieren <akksub> (4).(3) Ihn friert.(4) Den Stadtrat interessiert nur Geld.In (3) steht das einwertige Verb frieren mit einerAkkusativergänzung im Gegensatz zum erwarte-ten Subjekt, in (4) steht die Akkusativergänzungin der unmarkierten Reihenfolge vor dem Sub-jekt. In beiden Fällen liegt eine untypische Zu-ordnung thematischer Rollen vor: Der EXPE-

RIENCER wird auf die Akkusativergänzung abge-bildet, während das Subjekt von interessieren dieEntität mit weniger Handlungspotenzial, den Sti-mulus, bezeichnet. Nicht als vollwertige Akkusa-tivergänzung, sondern als Verbbestandteil giltdas nicht-austauschbare Reflexivpron. im Akku-sativ.(5) Sie beschwerte sich.(5a) *Sie beschwert ihre Freundin über den

Lärm.Das Dt. hat hier germ. Strukturen stärker be-wahrt als das Engl., wo die inhärente Reflexivitätfast nie gekennzeichnet wird (She complained aboutthe noise).Verschiedene NPn im Akkusativ stellen keineAkkusativergänzung dar, z.B. bei nennen <subakk nom>. Dazu gehören die Nominalergän-zungen (vgl. (6)) und die adverbialen Bestim-mungen im Akkusativ (vgl. (7)), da sie nicht bzw.nicht als Akkusativergänzung im Valenzrahmendes Verbs vorgesehen sind.(6) Sie nennen den Hausmeister einen Heiligen.(7) Einen Moment wartete er.Die erste Akkusativphrase in (6) ist eine Akkusa-tivergänzung, die zweite eine Nominalergänzung.Dies sieht man daran, dass nur die erste Akkusa-tivphrase durch ein maskulines Pron. im Akku-sativ ersetzt werden kann. (Sie nennen ihn *ihn vs.Sie nennen ihn es/so).

Meist ist die Akkusativergänzung vom Subjektmorphologisch nicht unterschieden (vgl. DieMutter liest die Zeitung). Im Dt. kann dieser Man-gel an Kennzeichnung in Verbindung mit einerrelativ flexiblen Satzgliedstellung (viele satzinitia-le Akkusativergänzungen) zu Doppeldeutigkei-ten führen (vgl. Die Wirtschaft behindert die Politik;wer behindert wen?), während z. B. im Engl. dasObjekt aufgrund seiner Satzgliedstellung leichterzu identifizieren ist. Als zweithäufigste Verber-gänzung (nach dem Subjekt) wird die Akkusativ-ergänzung bei über 40% aller Verben realisiert.Damit tritt sie etwas häufiger auf als ihr engl.Pendant, das direct object.8 [KF]

& EISENBERG, P. [2004] Grundriß der deutschenGrammatik. Bd. 2: Der Satz. 2., überarb. und aktual.Aufl. Stuttgart [etc.] ▪ ENGEL, U. [2004] DeutscheGrammatik. Neubearb. München ▪ EROMS, H.-W.[2000] Syntax der deutschen Sprache. Berlin ▪ SCHUMA-

CHER, H./ KUBCZAK, J./ SCHMIDT, R./ RUITER, V. DE

[2004] VALBU – Valenzwörterbuch deutscher Verben.Tübingen ▪ ZIFONUN, G./ HOFFMANN, L./ STRECKER, B.et al [1997] Grammatik der deutschen Sprache. 3 Bde.(SchIDS 7). Berlin [etc.].

AngabesatzNebensatz in der syntaktischen Funktion eineradverbialen Angabe.▲ adverbial clause: subordinate clause in the syn-tactic function of an adverbial.● Angabesätze gehören im Bereich der Hypota-xe zur Operator-Subordination. Bei der Opera-tor-Subordination werden Nebensätze nicht voneinem Prädikatsausdruck im Matrixsatz gefor-dert, wie es bei Ergänzungssätzen der Fall ist,sondern fungieren selbst als Operatoren, die aufeine im Matrixsatz ausgedrückte Propositionwirken. So nennen Konditionalsätze als Opera-toren eine Voraussetzung oder eine Bedingungfür den Matrixsatz-Sachverhalt (vgl. (1)).(1) Falls es keine Einigung gibt, wollen die Ar-

beiter für 24 Stunden streiken. (konditiona-ler Angabesatz)

Angabesätze können anhand von verschiedenenMerkmalen beschrieben werden.(a) Kategorialer Status: Kategorial werden Anga-besätze als Gliedsätze eingestuft. Somit stehensie auf der gleichen syntaktischen Ebene wie Er-gänzungssätze.(b) Ausdrucksform: Angabesätze können in ver-schiedenen Ausdrucksformen vorkommen, alsSubjunktorsätze ((1), (2)), Infinitivkonstruktio-nen (4), uneingeleitete Verberstsätze (5) oderPartizipialkonstruktionen ((6), (7)).(2) Wir waren zu Hause, als sie kamen. (tempo-

raler Angabesatz)

Angabesatz 4

Page 7: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

(3) Obwohl sie den Beruf nicht gelernt hat, istsie eine echte Expertin. (konzessiver Anga-besatz)

(4) Gestern standen 25 000 Menschen vor demHotel, um die Mannschaft zu feiern. (finalerAngabesatz)

(5) Sollte sich der Selbstmord bestätigen, wärees der vierte Gefangene, der sich das Lebennahm. (konditionaler Angabesatz)

(6) Weinend vor Glück fielen sich die Mitbürgerum den Hals.

(7) Von so viel Freude überwältigt, liefen bei al-len die Tränen.

Partizipialkonstruktionen haben verschiedeneLesarten. Beispiel (6) erlaubt eine temporale In-terpretation mit Gleichzeitigkeit beider Gesche-hen, (7) eine kausale Lesart.(c) Semantische Funktion: Je nach semantischerFunktion lassen sich drei große Subklassen vonAngabesätzen unterscheiden, nämlich situieren-de, modifizierende und weiterführende Angabe-sätze. Die Angabesätze, die am häufigsten vor-kommen, gehören zur Subklasse der situieren-den Angabesätze. Dazu gehören temporale, lo-kale, kausale, konditionale, konzessive, finale, in-strumentale, restriktive, komitative und konseku-tive Angabesätze. Diese Nebensätze haben dieFunktion, den im Matrixsatz beschriebenenSachverhalt in verschiedenartige (temporale, lo-kale, konditionale, ...) Zusammenhänge einzu-ordnen. Modifizierende Angabesätze kommenals (hypothetische) Vergleichssätze vor (8), wäh-rend die weiterführenden Angabesätze (9) eineVariante darstellen, weil sie semantosyntaktischnicht voll in ihren Matrixsatz integriert sind, son-dern sich einem neuen, weiterführenden Sach-verhalt anschließen.(8) Die Kinder sausten über den Hof, als ob sie

versuchten, dem Regen zu entgehen. (mo-difizierender Angabesatz)

(9) Er erläuterte, dass der Patient eine Veranla-gung für Depressionen habe, was allerdingsbei ca. 12 Prozent der Bevölkerung vor-komme. (weiterführender Angabesatz)

(d) Topologische Merkmale: Angabesätze kön-nen prinzipiell in allen drei Satzfeldern auftreten.Im Vorfeld ihrer Matrixsätze stehen sie in (1),(3) und (5). Auch die Partizipialkonstruktionenin (6) und (8) befinden sich im Vorfeld. Auf-grund ihrer Vorfeldposition sind diese Teilkonst-ruktionen in ihre Matrixsätze eingebettet und to-pologisch völlig integriert. Die progrediente In-tonation, die zwischen Matrixsatz und Teilkon-struktion besteht, ist auch ein Zeichen syntakti-scher Integration.

Extraponiert in Nachfeldposition befinden sichdie Angabesätze in den Beispielen (2), (4), (8)und (9). Die Extraposition ist ein übliches Ver-fahren, das genutzt wird, um die Klammerstruk-tur und das Mittelfeld zu entlasten. Für mancheAngabesätze (z.B. Konsekutivsätze oder konse-kutive Gradsätze) ist die Nachfeldposition obli-gatorisch.(10) Farben sind heute alle geprüft, so dass ge-

sundheitliche Folgen nahezu ausgeschlos-sen werden können.

(10a) *So dass gesundheitliche Folgen nahezuausgeschlossen werden können, sind heu-te Farben alle geprüft.

Im Mittelfeld wirken Angabesätze aufgrund in-tonatorischer Merkmale wie parenthetischeStrukturen, die von deutlichen Pausen einge-rahmt werden.(11) Das Treffen wird, wenn nichts dazwischen

kommt, heute abend stattfinden.(e) Korrelation: Angabesätze können Teil einerKorrelatverbindung (korrelativer Ausdruck +Nebensatz/Infinitivkonstruktion) sein. Im Ad-verbialbereich ist die Setzung von Korrelaten,abgesehen von einigen Fällen, wie z.B. den kon-sekutiven Gradsätzen, grammatisch bzw. topolo-gisch nicht notwendig. Sie wird vielmehr von se-mantopragmatischen Faktoren motiviert. BeiExtraposition des Nebensatzes kommen korre-lative Ausdrücke im Mittelfeld des Matrixsatzesvor (12). Bei Voranstellung des Nebensatzes ste-hen sie in resumptiver Spitzenstellung (13).(12) Bis vor kurzem konnte dies deshalb kein

Problem sein, weil bis dahin beide Positio-nen immer von einer Person besetzt wur-den.

(13) Falls bei Gewitter der Strom ausfällt, dannläuft die Anlage mit Notstrom.

8 [JPZ]

& ALTMANN, H. [1981] Formen der „Herausstellung“im Deutschen. Rechtsversetzung, Linksversetzung,Freies Thema und verwandte Konstruktionen (LA106). Tübingen ▪ BLATZ, F. [1895-96] Neuhochdeut-sche Grammatik, mit Berücksichtigung der histori-schen Entwicklung der deutschen Sprache. 2 Bde. 3.,völlig neu bearb. Aufl. Karlsruhe ▪ BRANDT, M. [1990]Weiterführende Nebensätze. Zu ihrer Syntax, Semantikund Pragmatik (LGF 57). Malmö ▪ DRACH, E. [1937,1963] Grundgedanken der deutschen Satzlehre. Frank-furt/Main ▪ ENGEL, U. [1996] Deutsche Grammatik.3., korr. Aufl. Heidelberg ▪ ENGEL, U. [2004] DeutscheGrammatik. Neubearb. München ▪ ENGELEN, B. [1984]Einführung in die Syntax der deutschen Sprache. Bd. 1:Vorfragen und Grundlagen. Baltmannsweiler ▪ ENGE-

LEN, B. [1986] Einführung in die Syntax der deutschenSprache. Bd. 2: Satzglieder und Satzbaupläne. Balt-mannsweiler ▪ FABRICIUS-HANSEN, C. [1992] Subordina-

5 Angabesatz

Page 8: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

tion. In: HOFFMANN, L. [Hg.] Deutsche Syntax. Ansich-ten und Aussichten. Berlin [etc.]: 458-483 ▪ JACOBS, J.[1994] Kontra Valenz (FOKUS 12). Trier ▪ KÖNIG, E./AUWERPA, J. VAN DER [1988] Clause Integration in Ger-man and Dutch. Conditionals, concessive conditionalsand concessives. In: HAIMANN, J./ THOMPSON, S.A.[eds.] Clause Combining in Grammar and Discourse.Amsterdam [etc.]: 101-133 ▪ PARANHOS ZITTERBART, J.[2002] Zur korrelativen Subordination im Deutschen(LA 464). Tübingen ▪ PITTNER, K. [1999] Adverbialeim Deutschen. Untersuchungen zu ihrer Stellung undInterpretation (StDG 60). Tübingen ▪ TESNIÈRE, L.[1959] Éléments de syntaxe structurale. Paris. Dt.:Grundzüge der strukturalen Syntax. Hg. und übersetztvon Ulrich Engel. Stuttgart 1980 ▪ THIMM-MABREY, C.[1982] Zur Syntax der kausalen Konjunktionen weil, daund denn. In: Sprw 7: 197-219 ▪ ZIFONUN, G./ HOFF-

MANN, L./ STRECKER, B. et al. [1997] Grammatik derdeutschen Sprache. 3 Bde. (SchIDS 7). Berlin [etc.].

Angabesatz, finaler→ finaler Angabesatz

Angabesatz, instrumentaler→ instrumentaler Angabesatz

Angabesatz, kausaler→ kausaler Angabesatz

Angabesatz, komitativer→ komitativer Angabesatz

Angabesatz, konditionaler→ konditionaler Angabesatz

Angabesatz, konsekutiver→ konsekutiver Angabesatz

Angabesatz, konzessiver→ konzessiver Angabesatz

Angabesatz, lokaler→ lokaler Angabesatz

Angabesatz, modifizierender→ modifizierender Angabesatz

Angabesatz, restriktiver→ restriktiver Angabesatz

Angabesatz, situierender→ situierender Angabesatz

Angabesatz, temporaler→ temporaler Angabesatz

Angabesatz, weiterführender→ weiterführender Angabesatz

Apokoinukonstruktiondreiteilige komplexe Konstruktion A-B-C, in dersowohl A-B als auch B-C, nicht jedoch A-B-Ceine schriftsprachlich wohlgeformte syntaktischeKette bilden.▲ double bind structure: complex construction con-sisting of three parts A-B-C in which the syn-tagms A-B and B-C but not the whole string A-B-C are well-formed syntactic structures of thewritten standard language.● Das zentrale Element der Apokoinukonstruk-tion (griech. apo koinu 'vom Gemeinsamen') istTeil B, das Koinon. Im gegenwartsprachlichengesprochenen Dt. lassen sich drei Haupttypenvon Apokoinukonstruktionen identifizieren:(1) [er hat ihm]A [milliméterweise]B [hat er ihm

éingestochen]C(2) [aber der is halt]A . [sagn-mir]X [hándwer-

klich]B [is er nit ein-so]C(3) [die habm]A [eine derart derbe Mundart]B

[sprechen die daheim]CIn allen drei Typen befindet sich das Koinon imMittelfeld des A-B Syntagmas und im Vorfelddes B-C Syntagmas. Ferner wird der Inhalt deslinken Satzteils A-B in der B-C Konstruktionwieder aufgenommen. Unterschiede ergebensich aufgrund des Verhältnisses von A und C so-wie der prosodischen Integration des Koinons indie beiden Syntagmen: Während (1) und (2)strukturell identische/ähnliche A- und C-Kettenaufweisen (er hat ihm – hat er ihm / der is – is er),ist dies in (3) (die habm –sprechen die) nicht der Fall.Die beiden Konstruktionen (1) und (2) unter-scheiden sich ihrerseits dadurch, dass in Fällenwie (1) keine Pause vor oder nach B auftritt unddas Koinon einen Starkakzent trägt. Im Gegen-satz dazu können in Fällen wie (2) Pausen (.)oder Einschübe (sagn-mir) vor dem Koinon auf-treten. Diachron belegte Apokoinukonstruktio-nen, in denen beide Syntagmen nicht auf dengleichen Sachverhalt rekurrieren und das Koinonunterschiedliche syntaktische Funktionen in A-Bund B-C erfüllen, sind gegenwartssprachlichnicht mehr belegt.Aus der Eigenschaft aller modernen Apokoinu-konstruktion, der inhaltlichen Aufnahme vonTeil A in Teil C, lassen sich die folgenden kom-munikativen Grundfunktionen der Konstruk-tion erklären: Erstens können Apokoinukon-struktionen zu Stabilisierungszwecken nach einerReparatur ((4), (5)) oder nach einem komplexenKoinon (6) herangezogen werden:(4) [ja bin-a]A [beim Don . beim Donauland]B

[bin-i Mitglied]C

Apokoinukonstruktion 6

Page 9: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

(5) [aber wo mußt-denn heut]A [mit-a-Lungen-entzündung]B [muß doch niemand mehrsterbm]C

(6) [ja wir habm]A [einmal . ah . vor einiger Zeitimmer am Abnd ebm wann-si ins Bett gan-gen sind]B [habm-wir da noch Geschichtnvorglesn nit]C

Wie (4) zeigt, können Reparaturen dabei dasKoinon selbst betreffen und die Wiederaufnah-me in C das Ende der Reparaturstelle andeuten.Daneben erlauben Reparaturen in C (5) einenPerspektivenwechsel (wo musst [du] – muß doch nie-mand). Zweitens eignet sich die Apokoinukon-struktion als Fokussierungsstrategie, da siemehrfache Foki, zum einen auf das Koinon,zum anderen auf Elemente in C erlaubt (vgl. dieStarkakzente auf milliméterweise und éingestochen in(1)).→ Koinon

8 [TH]

& FRANCK, D. [1985]. Sentences in conversationalturns. A case of syntactic 'double bind'. In: DASCAL, M.[ed.] Dialogue. An interdisciplinary approach. Amster-dam: 233-245 ▪ PONCIN, K. [2000] Apokoinukonstruk-tionen. Empirische Untersuchung ihrer Verwendung inaufgabenorientierten Dialogen und Diskussion ihrergrammatischen Modellierbarkeit in einer Unifikations-grammatik. Diss. Universität Bielefeld ▪ SCHEUTZ, H.[1992] Apokoinukonstruktionen. Gegenwartssprachli-che Erscheinungsformen und Aspekte ihrer histori-schen Entwicklung. In: WEISS, A. [Hg.] Dialekte imWandel (GöppArbG 538). Göppingen: 243-264.

ArtikelphrasePhrase, die aus einem oder mehreren Artikelnbesteht.▲ article phrase: phrase consisting of one or moredeterminers.● Artikelphrasen sind immer in NPn eingebet-tet.(1) [[Die]ArtP alte Frau]NP überquerte die Stra-

ße.(2) [[Eine]ArtP schöne Frau]NP half ihr dabei.Die Annahme einer Artikelphrase innerhalb ei-ner NP ist somit eine konkurrierende Analysezur Determinansphrase-Hypothese, in der derArtikel die Kopfposition einer funktionalenPhrase besetzt, welche die NP als Komplementselegiert.Wird eine Artikelphrase als Teil der NP analy-siert, so basiert die Annahme ihrer funktionalenSelbständigkeit alleine auf der Tatsache, dass sieinnerhalb der NP eine eigenständige Funktionhat, nämlich die Determination der NP (vgl. diedefinite Artikelphrase (1) vs. die indefinite (2)).

Erweitert werden kann eine Artikelphrase durchunflektierte (Prä-)Determinative.(3) [all die] schönen Menschen(4) [[welch ein] schöner Tag]↔ Determinansphrase8 [TH]

& DUDEN [2005] Die Grammatik. 7., völlig neu erarb.u. erw. Aufl. (Duden 4). Mannheim [etc.] ▪ EISENBERG,P. [2004] Grundriß der deutschen Grammatik. Bd. 2:Der Satz. 2., überarb. u. aktual. Aufl. Stuttgart [etc.] ▪ZIFONUN, G./ HOFFMANN, L./ STRECKER, B. et al [1997]Grammatik der deutschen Sprache. 3 Bde. (SchIDS 7).Berlin [etc.].

BijektionsprinzipPrinzip der GB-Theorie, das auf der Ebene derlogischen Form eine 1:1-Beziehung zwischenOperatoren und Variablen postuliert.▲ bijection principle: GB-principle at the level of Lo-gical Form that postulates a one-to-one relationbetween operators and variables.● Das Bijektionsprinzip wurde 1982 von KOOP-

MAN/ SPORTICHE eingeführt. Dem Prinzip liegteine funktionale Definition von Variable zuGrunde: α ist eine Variable dann und nur dann,wenn α lokal Ā-gebunden ist, wobei α ein Pron.oder eine Spur sein kann. Der Begriff Operatorumfasst in diesem Zusammenhang NPn und w-Phrasen, die zu Ā-Positionen angehoben wordensind. Nach dem Bijektionsprinzip ist ein Satz wie(1) – mit der angegebenen Indizierung – un-grammatisch, weil in diesem Satz der Operatorwhoi zwei Variablen bindet (das Pron. hisi und dieSpur ti):(1) *[CP Whoi does [IP hisi mother love ti?]]Das Bijektionsprinzip spielt auch eine Rolle beider Beurteilung von parasitic gaps, vgl. die Dis-kussion in LASNIK/ STOWELL (1991). Entgegenden Voraussagen des Prinzips sind bestimmteKonstruktionen mit parasitären Lücken gram-matisch, vgl. (2):(2) [What book]i did he buy ti without reading

pgi?In CONTRERAS (1984; 1993) wird versucht, diesesProblem durch die Annahme eines Nullopera-tors zu lösen, der die Variable der parasitärenLücke bindet.→ Bindungsprinzip, Schmarotzerprinzip, logi-sche Form8 [JH]

& CONTRERAS, H. [1984] A Note on Parasitic Gaps.In: LingInqu 15: 698-701 ▪ CONTRERAS, H. [1993] OnNull Operator Structures. In: NLg&LingT 11: 1-30 ▪KOOPMAN, H./ SPORTICHE, D. [1982] Variables and theBijection Principle. In: LingRev 2: 139-160 ▪ KOOPMAN,

7 Bijektionsprinzip

Page 10: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

H./ SPORTICHE, D. [1984] The Bijection Principle. In:Com-P 40: 135-147 ▪ LASNIK, H./ STOWELL, T. [1991]Weakest Crossover. In: LingInqu 22: 647-686.

Bindungsprinzipim Rahmen der GB-Syntax Prinzip der Bin-dungstheorie, die das Vorkommen und die mög-liche Referenz von NPn in spezifischen syntakti-schen Domänen regelt.▲ binding principle: within the GB-framework,principle of the Binding Theory which regulatesthe occurrence and the potential reference ofNPs in specific syntactic domains.● Die Bindungstheorie wurde von CHOMSKY

(1980) vorgestellt; die klassische Version derTheorie ist in CHOMSKYS Lectures on Governmentand Binding (1981) expliziert. Zentral für die Bin-dungstheorie sind die die drei Bindungsprinzi-pien (A) bis (C): (A): Anaphern ([+anaphorisch]bzw. [+a]) sind in der sie regierenden Kategoriegebunden. (B): Pronomina ([+pronominal] bzw.[+p]) sind in der sie regierenden Kategorie frei.(C): R-Ausdrücke sind überall frei.Die regierende Kategorie einer NP X wird defi-niert als die minimale Domäne, die X, ein Re-gens für X und ein Subjekt umfasst. Die dreiBindungsprinzipien wirken auf bestimmte Sub-klassen von NPn ein. Die relevanten Subklassenwerden auf der Grundlage der binären Merkma-le [± anaphorisch] und [± pronominal] definiert.

Durch den Bindungsbegriff lässt sich die Rela-tion zweier NPn innerhalb einer spezifiziertensyntaktischen Domäne bestimmen: Die Referenzder gebundenen NP wird mit Bezug auf die bin-dende NP, das Antezedens, festgelegt. Im engl.Satz Peter admires himself bzw. in der dt. Entspre-chung Peter bewundert sich selbst muss z. B. das Re-flexivpron., eine Anapher, mit Peter koreferentsein (die Anapher himself/sich selbst ist nach Prin-zip A gebunden); im Satz Peter admires him bzw.Peter bewundert ihn ist dagegen Koreferenz zwi-schen Peter und dem Pron. him/ihn ausgeschlos-sen (Prinzip B): Das Pron. muss deiktisch inter-pretiert werden. Bindung setzt voraus, dass diegebundene Kategorie von ihrem Antezedens c-kommandiert wird; d.h. α bindet β, wenn β vonα c-kommandiert wird und α und β koindiziert

sind. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, istdie NP frei. Die beiden Prinzipien A und B füh-ren zu einem Konflikt für die Kategorie [+a,+p]: Nach Prinzip A ist diese Kategorie gebun-den; nach Prinzip B ist sie frei. Diese sich wider-sprechenden Forderungen geben Anlass zu derAnnahme, dass die [+a, +p]-Kategorie nur exis-tieren kann, wenn für sie keine regierende Kate-gorie existiert, d.h., wenn sie unregiert ist. Des-halb enthält die Tabelle oben eine Lücke: Einenicht-regierte overte Realisierung der Kategorie[+a, +p] würde an dem Kasusfilter scheiternund kann demnach nicht existieren. Eine leere[+a, +p]-Kategorie ist aber denkbar; diese ist al-lerdings nie gebunden; ihre Referenz kann alsonicht durch die Bindungstheorie festgelegt wer-den. Die Interpretation der leeren KategoriePRO wird durch die Kontrolltheorie festgelegt. ZurDiskussion der Bindungsprinzipien im Rahmendes Minimalistischen Programms vgl. z.B.HORNSTEIN (2001) und BOECKX (2003).→ C-Kommando[JH]

& BOECKX, C. [2003] (In)direct Binding. In: Syntax 6:213-236 ▪ BÜRING, D. [2005] Binding Theory. Cam-bridge, MA [etc.] ▪ CHOMSKY, N. [1980] On Binding. In:LingInqu 11: 1-46 ▪ CHOMSKY, N. [1981] Lectures onGovernment and Binding. The Pisa Lectures (StGG 1).Dordrecht ▪ HORNSTEIN, N. [2001] Is the BindingTheory Necessary? In: HORNSTEIN, N. [2001] Move! AMinimalist Theory of Construal (GSyn 5). Oxford:152-207.

bleiben -PassivPassivform, die mit dem als Auxiliar fungieren-den bleiben + Partizip II gebildet wird.▲ bleiben-passive: passive construction using quasi-auxiliary bleiben + past participle.● Das bleiben-Passiv ist strukturell mit Kopula-konstruktionen identisch, bei denen bleiben alsKopulaverb fungiert und das Partizip II samtden von diesem abhängenden Ergänzungen alsPrädikativum gedeutet werden kann. Dies istnicht nur in Standardfällen (Die Tür bleibt verschlos-sen) zu sehen, sondern auch in negierten Formen(Das Buch bleibt ungedruckt), die man auch als de-verbative Adj. deuten kann. Somit ermöglichenKonstruktionen vom Typ bleiben + un-Partizip IIkompakte Negationsmöglichkeiten. Für den Typdes bleiben-Passivs in Abgrenzung zur Kopula-konstruktion sprechen die Paraphrasierungs-möglichkeiten durch ein Vorgangs- oder Zu-standspassiv (Die Tür bleibt unverschlossen / geschlos-sen – Die Tür wurde nicht verschlossen / Die Tür istgeöffnet worden), die Nennung der Ergänzungenaus dem Aktivsatz (Die Prüfung bleibt ihm vom

Bindungsprinzip 8

Page 11: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Schicksal erspart) und die Bildungsäquivalenz zuanderen Passivformen: (a) Passivbildung durchein als Auxiliar fungierendes Verb (bleiben) undein Partizip II eines Vollverbs, (b) Vorstufungdes evtl. vorhandenen Aktivakkusativobjekts indie Subjektsposition der Passivform, (c) Aus-blendung des Aktivsubjekts bei möglicher Nen-nung in der Passivform mit Hilfe einer PP. DieWiedereinführung des Aktivsubjekts durch einePP im bleiben-Passiv ist selten.

8 [MH]

& ASKEDAL, J.O. [1995] Zur Konversionsanalysedeutscher Passivkonstruktionen. In: ArberGermIUO7: 25-76 ▪ ASKEDAL, J.O. [1984] Zum Stellenwert derFuegungen werden/sein/bleiben + Partizip II im deut-schen Passivsystem. In: Ling-T 17: 9-34 ▪ DUDEN

[2005] Grammatik der deutschen Gegenwartssprache.7., völlig neu erarb. u. erw. Aufl. Mannheim [etc.] ▪LEIRBUKT, O. [1969] Gibt es ein 'bleiben'-Passiv im heu-tigen Deutsch? In: Tilegnet Carl Hj. Borgstrøm. Etfestskrift på 60 – åarsdagen 12.10.1969 fra hand elever.Oslo: 73-82 ▪ LEIRBUKT, O. [2006] Bemerkungen zurpassivischen Fügung bleiben + Infinitiv mit zu – mit be-sonderer Berücksichtigung subjektloser Konstruktio-nen. In: BREINDL, E./ GUNKEL, L./ STRECKER, B. [Hg.]Grammatische Untersuchungen, Analysen und Refle-xionen. Festschrift für Gisela Zifonun. Tübingen: 205-222.

BrotschriftGebrauchsgrundschrift für den typographischenMengensatz.▲ bread-and-butter type: body type for longer prin-ted texts.● Brotschrift ist eine zu Zeiten des Bleisatzes übli-che Sammelbezeichnung für die Satzschriften,die üblicherweise als Grundschriften für um-fangreichere Texte (Bücher, Zeitungen, Zeit-schriften) verwendet wurden. Der Ausdruck be-zieht sich gleichermaßen auf bestimmte, für län-gere Texte geeignete Schriftarten und auf die da-für üblichen Schriftgrößen (je nach Definition 6bzw. 8 bis 10 bzw. 12 Didot-Punkt). Die Be-zeichnung spielt darauf an, dass die Setzer zuBleisatzzeiten im Akkord arbeiteten und es dieseSchriften gewesen sind, mit denen sie ihr tägli-ches Brot verdient haben. Im Gegensatz dazustehen Akzidenzschriften, aus denen kürzere Ge-brauchsdrucksachen und Überschriften gesetztwurden. Bisweilen wird Brotschrift auch synonymzu Grundschrift gebraucht.

[JS]

& BREKLE, H.E. [1994] Typographie. In: GÜNTHER,H./LUDWIG, O. [Hg.] Schrift und Schriftlichkeit (HSK10.1). Berlin [etc.]: 204-227.

casus obliquusKasus, dessen Auftreten im Satz von der Rek-tion des Verbs abhängig ist.▲ oblique case: case which occurs in a sentence independence on the rection of the verb.● In der lat. Grammatik wird unterschiedenzwischen dem casus rectus (gerader Fall) unddem casus obliquus (schräger Fall). Als casus ob-liquus wird der Kasus bezeichnet, den ein Wort,meist ein Subst., in Abhängigkeit von der Rek-tion des Verbs trägt. Zu den casus obliqui, die inVerbindung mit einem Verb auftreten, zählen imDt. der Genitiv, der Dativ und der Akkusativ.Diese drei Objektkasus stellt man dem Subjekt-nominativ gegenüber, der als casus rectus be-zeichnet wird. Mit einem Verb können, je nachRektion, ein casus obliquus (jmdm. helfen) oderzwei casus obliqui (jmdm. etwas geben) auftreten.↔ casus rectus8 [CD]

& BLAKE, B.J. [1994] Case (CamTbLing). Cambridge▪ DÜRSCHEID, C. [1999] Die verbalen Kasus des Deut-schen. Untersuchungen zur Syntax, Semantik und Per-spektive (StLingGerm 53). Berlin [etc.].

C-Kommandoin der Generativen Grammatik strukturelle Rela-tion zwischen syntaktischen Konstituenten ohneBezugnahme auf die lexikalische Kategorie die-ser Konstituenten.▲ c-command; constituent command: in GenerativeGrammar, structural relation between syntacticconstituents without reference to the lexical cate-gory of these constituents.● Die C-Kommando-Relation wird wie folgt de-finiert: Eine Konstituente A c-kommandiert eineKonstituente B dann und nur dann, wenn (i) dererste verzweigende Knoten, der A dominiert,auch B dominiert und (ii) keiner der Knoten Aund B den anderen dominiert. In der unten an-gegebenen VP-Struktur c-kommandiert z. B. dasVerb loves sowohl die NP his father als auch dasSubst. father und das Possessivpron. his; father c-kommandiert nur his und his nur father. Weder hisnoch father c-kommandiert das Verb loves.

Der Begriff C-Kommando wurde von REINHART

(1976) eingeführt. Die C-Kommando-Beziehungist heute noch eine der bedeutendsten strukturel-len Relationen der GG, vor allem in der Bin-dungstheorie und bei der Festlegung von Quant-orenskopus.

9 C-Kommando

Page 12: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Im Minimalistischen Programm wird die Kom-mandobeziehung als derivationelles C-Komman-do betrachtet, und zwar als Resultat der beidenunabhängig motivierten strukturbildenden Ope-rationen merge (Verschmelzung) und move (Bewe-gung) (vgl. z. B. EPSTEIN 1999).→ Bindungsprinzip8 [JH]

& BÜRING, D. [2005] Binding Theory. Cambridge,MA [etc.] ▪ CHOMSKY, N. [1981] Lectures on Govern-ment and Binding. The Pisa Lectures (StGG 1). Dord-recht ▪ EPSTEIN, S.D. [1999] Un-principled Syntax. TheDerivation of Syntactic Relations. In: EPSTEIN, S.D./HORNSTEIN, N. [eds.] Working Minimalism. Cambridge,MA: 317-345 ▪ REINHART, T. [1976] The Syntactic Do-main of Anaphora. Diss., MIT. Cambridge, MA ▪SEELY, T.D. [2006] Merge, Derivational C-Command,and Subcategorization in a Label-Free Syntax. In:BOECKX, C. [ed.] Minimalist Essays. Amsterdam: 182-217.

COMP-Knotenin der Barrieren-Theorie der Generativen Gram-matik funktionaler Knoten am linken Satzrand,der einen complementizer und finite Verben ent-halten kann, die in diese Position bewegt wer-den.▲COMP-node: within the framework of the Bar-riers Theory of Generative Grammar, a functio-nal node on the left edge of the sentence thatmay contain complementizers and finite verbsmoved into this position.● In der GG wird seit BRESNAN (1970) derCOMP-Knoten als universeller Bestandteil derSatzstruktur betrachtet. Dieser Knoten wird inder Barrieren-Theorie (CHOMSKY 1986) als Kerneiner voll ausgebauten funktionalen Phrase CPumdefiniert. Die Spezifiziererposition der CPkann als Landeplatz für w-bewegte Konstituen-ten fungieren (auch als „Fluchtposition“ bzw.„escape hatch“ bei langen Extraktionen), wäh-rend der Kopf C0 als Basisposition für comple-mentizer dient und – in Verbzweitkonstruktio-nen – als S-Struktur-Position für bewegte finiteVerben. In neueren Versionen der GG wird eineweitere Aufteilung der Knoten an der linken Pe-ripherie des Satzes diskutiert. RIZZI (1997)schlägt z. B. eine Aufteilung des CP-Knotens invier unterschiedliche funktionale Projektionenvor (Split-CP): eine ForceP (Projektion des Satz-typs bzw. der illokutionären Rolle), eine (rekursi-ve) TopP (Topikphrase), eine FocP (Fokusphra-se) und eine FinP (Finitheitsphrase).→ COMP-Position, CP-IP-System, complemen-tizer[JH]

& BRESNAN, J. [1970] On Complementizers. Toward aSyntactic Theory of Complement Types. In: FoLg 6:297-321 ▪ CHOMSKY, N. [1986] Barriers (LingInquMo-nog 13). Cambridge, MA ▪ GELDEREN, E. VAN [2004]The CP and Split CP Cross-Linguistically. The LayerParameter. In: Word 55: 369-403 ▪ LOHNSTEIN, H./TRISSLER, S. [eds. 2004] The Syntax and Semantics ofthe Left Periphery (InterfE 9). Berlin [etc.] ▪ RIZZI, L.[1997] The Fine Structure of the Left Periphery. In:HAEGEMAN, L.M.V. [ed.] Elements of Grammar. Hand-book in generative syntax. Dordrecht [etc.]: 281-337.

complementizersatzeinleitendes Element zur Markierung derFunktion eingebetteter Komplementsätze.▲ complementizer: sentence-initiating element withthe specific function of marking embedded sen-tential complements.● Der Terminus complementizer wurde von RO-

SENBAUM (1967) zur Bezeichnung bestimmterWörter und Konstruktionen eingeführt, die fini-te und infinite Komplementkonstruktionen ein-leiten, wie im Engl. that und for-to. Zusätzlich zuden von ROSENBAUM diskutierten complementi-zern – und den Interrogativsätze einleitendenKonjunktionen if/whether (dt. ob) – werden in dereinschlägigen Literatur auch Subjunktionen wieengl. when, because, … (dt. als, weil, …) zu dencomplementizern gerechnet. Es wird in der GGallgemein angenommen, dass die complementi-zer in der syntaktischen Struktur die COMP-Po-sition besetzen. (Für eine abweichende Positionbezüglich der präpositionalen complementizer,die infinite Komplemente einleiten, vgl. KAYNE

1999.) In den Diskussionen über die interneStrukturierung des COMP-Knotens gingman zuerst davon aus, dass auch Pron. und Ad-verbphrasen, die Relativ- und Interrogativsätzeeinleiten, in der COMP-Position ihren Platz ha-ben (vgl. BRESNAN 1970), in bestimmten Fällenzusammen mit echten complementizern (Dop-pelkopfanalyse). Die theoretischen Probleme umdie doppelte Besetzung der COMP-Position fin-den eine Lösung mit der Expansion der COMP-Kategorie zur maximalen Projektion CP, die ei-nen vollständig ausgebauten Satz verkörpert.→ COMP-Knoten, COMP-Position

[JH]

& BOŠKOVIĆ, Ž./ LASNIK, H. [2003] On the Distribu-tion of Null Complementizers. In: LingInqu 34: 527-546 ▪ BRESNAN, J. [1970] On Complementizers. Towarda Syntactic Theory of Complement Types. In: FoLg 6:297-321 ▪ CARSTENS, V. [2003] Rethinking Complemen-tizer Agreement. Agree with a Case-Checked Goal. In:LingInqu 34: 393-412 ▪ KAYNE, R.S. [1999] Prepositio-nal Complementizers as Attractors. In: Prob 11: 39-73

COMP-Knoten 10

Page 13: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

▪ ROSENBAUM, P.S. [1967] The Grammar of EnglishPredicate Complement Constructions (MIT-RM 47).Cambridge, MA.

COMP-Positionim Rahmen der Barrieren-Theorie der Generati-ven Grammatik die Kopfposition am linkenSatzrand, die als Basisposition für complementi-zer und als Landeplatz für finite Verben in Verb-zweitstrukturen fungiert.▲COMP-position: within the framework of theBarriers Theory of Generative Grammar, thehead position on the left edge of the sentence,which functions as the base position for comple-mentizers and as a landing site for finite verbs inV2-structures.● Die COMP-Position (auch: C0-Position) wur-de zum ersten Mal von BRESNAN (1970) als uni-verselle Basisposition für satzeinleitende Konsti-tuenten wie that, for und w-Phrasen vorgeschla-gen. Eine wichtige Weiterentwicklung der gene-rativen Syntaxtheorie erfolgte 1977 durch DEN

BESTENS Hypothese, die COMP-Position sei mitbestimmten Finitheitsmerkmalen ausgestattet,die eine Bewegung des finiten Verbs in diese Po-sition ermöglichen. Im selben Jahr wurde vonCHOMSKY/ LASNIK die COMP-Position als„Fluchtposition“ („escape hatch“) bei w-Bewe-gung vorgeschlagen. Dabei sollte ein doubly fil-led COMP filter dafür sorgen, dass die Positionnicht doppelt gefüllt wird. Doppelbesetzungenvon COMP waren aber in mehreren Sprachenauch in grammatischen Sätzen dokumentiert;dies führte zur Diskussion über die Rolle desCOMP-Knotens als Doppelkopf. In CHOMSKYS

Barriers (1986) wird vorgeschlagen, die COMP-Kategorie als Kern einer voll ausgebauten funk-tionalen Phrase anzusehen. Die neue Analysemacht es möglich, die COMP-Position echtenKopfkategorien wie complementizern und fini-ten Verben vorzubehalten, während bewegtePhrasen die Spezifiziererposition der CP als Lan-deplatz benutzen können. Durch die CP-Analyselässt sich die Struktur oberflächlich unterschied-licher Konstruktionen (wie eingeleitete und nichteingeleitete Nebensätze, Fragesätze, Deklarativ-sätze) auf einen Nenner bringen.→ COMP-Knoten, CP-IP-System, complemen-tizer8 [JH]

& BESTEN, H. DEN [1977] On the interaction of roottransformations and lexical deletive rules. Amsterdam ▪BRESNAN, J. [1970] On Complementizers. Toward aSyntactic Theory of Complement Types. In: FoLg 6:297-321 ▪ CHOMSKY, N. [1986] Barriers (LingInquMo-

nog 13). Cambridge, MA ▪ CHOMSKY, N./ LASNIK, H.[1977] Filters and Control. In: LingInqu 8: 425-504 ▪THIERSCH, C.L. [1978] Topics in German Syntax. Diss.,MIT. Cambridge, MA.

CP-IP-Systemim Rahmen der Barrieren-Theorie universelleshierarchisches System zur Beschreibung derSatzstruktur, in dem Sätze als verschachtelteProjektionen der beiden funktionalen Katego-rien C0 und I0 analysiert werden.▲CP-IP-system: within the framework of the Bar-riers Theory, universal hierarchical system where-by sentences are described as nested projectionsof the two functional categories C0 and I0.● In der Barrieren-Theorie (CHOMSKY 1986)wird die Kategorie I0 bzw. Infl als Kern einervoll ausgebauten funktionalen Phrase IP be-trachtet. Es lässt sich dafür argumentieren,dass I0 die VP subkategorisiert; z. B. verlangt einHilfsverb wie engl. have bzw. dt. haben eine VP, inder das Verb im Partizip Perfekt steht, währendein Modalverb einen Infinitiv fordert. Analogdazu legt der complementizer in C0 den Satztypdes von ihm eingeleiteten Satzes fest. So verlangtz. B. engl. that bzw. dt. dass einen eingebettetenDeklarativsatz, während engl. if bzw. dt. ob einenFragesatz determiniert. U. a. auf dieser Grundla-ge wird die funktionale Kategorie C0 als Kopfder (oberen) Satzebene angesehen.Mit der Annahme eines universellen CP-IP-Sys-tems lassen sich bestimmte typologische Wort-stellungsunterschiede zwischen den Satzstruktu-ren unterschiedlicher Sprachen innerhalb eineseinheitlichen Rahmens erklären. Ein engl. Satzohne Hilfsverb kann als IP betrachtet werden:

In Fragesätzen und in sonstigen Sätzen mit Au-xiliaren wird die CP-Ebene aktiviert; dieSpecCP-Position dient in diesem Fall als Lande-platz bei der so genannten w-Bewegung:

11 CP-IP-System

Page 14: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Für Verbzweitsprachen wie das Dt. macht dasCP-IP-System es möglich, die komplexen Zu-sammenhänge zwischen Verbletzt-, Verberst-und Verbzweitstellung zu explizieren, mit Bewe-gung des finiten Verbs in die (leere) C0-Position:

Sowohl für den IP-Knoten als auch für den CP-Knoten sind weitere Aufteilungen in funktionaleProjektionen vorgeschlagen worden, vgl. vor al-lem POLLOCK (1989) und RIZZI (1997).→ COMP-Knoten

[JH]

& CHOMSKY, N. [1986] Barriers (LingInquMonog 13).Cambridge, MA ▪ LOHNSTEIN, H./ TRISSLER, S. [eds.2004] The Syntax and Semantics of the Left Periphery(InterfE 9). Berlin [etc.] ▪ POLLOCK, J.-Y. [1989] VerbMovement, Universal Grammar, and the Structure ofIP. In: LingInqu 20: 365–424 ▪ RIZZI, L. [1997] The Fi-ne Structure of the Left Periphery. In: HAEGEMAN, L.M.V. [ed. 1997] Elements of Grammar. Handbook in ge-nerative syntax. Dordrecht [etc.]: 281-337 ▪ RIZZI, L.[ed. 2004] The Structure of CP and IP. The Cartogra-phy of Syntactic Structures 2. Oxford.

Dativergänzungsyntaktische Funktion im Dativ, die die entspre-chende Valenzforderung eines Valenzträgers er-füllt.▲ dative complement; dative object: syntactic functionin the dative that fulfils the requisite valency re-quirement of a valency carrier.

● Die Dativergänzung (= Edat) ist eine der vierKasusergänzungen. Entsprechend wird sie pro-totypisch als NP realisiert. Sie kommt bei Verbenund Adj. als Valenzträgern vor und definiert dieSubklassen der Dativverben und -adjektive. Un-markiert ist sie das indirekte Objekt dreiwertigerVerben, das nach der Akkusativergänzung (=Eakk) gebunden wird und die thematische Rolledes „BETROFFENEN“ (EMPFÄNGER, ADRESSAT,NUTZNIEßER, BENACHTEILIGTER, POSSESSOR,QUELLE, VERANTWORTLICHER, EXPERIENS) reali-siert:(1) schenken<sub dat akk>: Sie schenkt dem Kind

den Ring.Das dreiwertige Verb schenken fordert ein Sub-jekt, eine Edat und eine Eakk. Das Identifikations-kriterium für die Edat ist die (genusvariable) Er-setzung der fraglichen Phrase durch ein Perso-nalpron. im Dativ (Sie gibt ihm den Ring). Die Edat

kann auch als definiter oder generalisierenderErgänzungssatz realisiert werden (z. B. Ich schen-ke, wem ich will). Im bekommen-Passiv wird sie zumSubjekt (Verbformenvalenz):(2) geschenkt bekommen<dat⇒ sub akk>: Das Kind

bekommt den Ring geschenkt.Da die Edat eine Diathese erlaubt, kann sie ne-ben Subjekt und Eakk als dritte strukturell gefor-derte Ergänzung gelten. Sie steht bei den häufiggebrauchten Verben des Sagens, Gebens undauch bei Verben des Nehmens. Bei vielen an sichzweiwertigen Verben bezeichnet die hinzugefüg-te Edat den NUTZNIEßER: jmdm. etw. machen (dati-vus sympathicus). Der dativus sympathicus er-laubt einen Austausch mit für-Phrasen. Im Ge-gensatz zur traditionellen Einordnung als „freierDativ“ wird er meist als Ergänzung anerkannt.Umstrittener ist der Status possessiver Dative,da ihr Vorkommen von der Belegung der Eakk

abhängt: das Kind streicheln ⇒ dem Kind den Armstreicheln. Im Engl., wo externe Possessorphrasennur sehr eingeschränkt möglich sind, entspre-chen possessiven Dativen Nomenattribute (*stro-ke the child the arm, stroke the child’s arm). Nicht alsEdat zählt der ethische Dativ (Verlier mir bloß nichtdie Nerven!).Als Dativverben im engeren Sinne werden di-oder trivalente Verben bezeichnet, die eine Edat

als zweite E besitzen:(3) folgen<sub dat>: Sie folgt ihm.(4) helfen<sub dat prp bei>: Sie hilft ihm bei der Ar-

beit.Stark markiert sind aktivsprachliche Satzmuster,in denen die Edat als einzige Ergänzung monova-lenter Verben (Mir schwindelt) und als letztzubin-dende Ergänzung divalenter Verben erscheint:

Dativergänzung 12

Page 15: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

(5) fehlen<dat sub>: Dem Land fehlt ein Auf-schwung.

Nur das divalente aktivsprachliche Muster istproduktiv. Aktivsprachlich ist auch der dativus in-commodi, der die Verantwortlichkeit für einenVorgang bezeichnet (Ihr ist der Kuchen verbrannt).Man beachte, dass er das Ergebnis einer „szena-rioverändernden Valenzerhöhung“ ist, da in derBedeutung von z.B. verbrennen kein VERANTWORT-

LICHER angelegt ist. Es ist also die Konstruktion,die hier eine Edat lizensiert.Nicht als Edat, sondern als Verbbestandteil giltdas inhärente Reflexivität kennzeichnende Refle-xivpron. im Dativ:(6) sichD merken<sub akk>: Du merkst dir jedes

Gesicht.Die Edat ist semantisch stärker festgelegt als Sub-jekt und Eakk und insofern etwas angabennäher.Entsprechend ist ihre Frequenz textsorten- undthemenabhängig: In Erzähltexten besitzen ca. 7-12% der Teilsätze eine Edat, in Sachtexten kannihre Frequenz niedriger sein. In Erzähltexten be-zeichnen Edat überwiegend Personen, in Sacht-exten eher abstrakte Entitäten (der deutschen Spra-che entstammen, der Wirtschaft freie Hand lassen). Nurdie Verwendung der Edat als indirektes Objektdreiwertiger Verben hat ein direktes engl. Pen-dant: das (nominale) indirect object (give somebodysomething), das aber u.a. keinen DONOR (Geber)bezeichnen kann *(They took him everything (away)vs. Sie nahmen ihm alles (weg) ) und auch ansonstenin der Frequenz viel niedriger ist.Eine Reihe von Adj. verlangen oder tolerieren ei-ne Edat:(7) treu<dat>: der Sache treuWeitere Adj. mit Edat sind z.B. jmdm. ähnlich/dankbar/fremd/klar/nahe. Ob von Präp. abhängi-ge Dativphrasen (bei ihr, auf dem Tisch) als Edat an-gesprochen werden, hängt davon ab, ob Präp.Valenz zugestanden wird.8 [KF]

& EISENBERG, P. [2004] Grundriß der deutschenGrammatik. Bd. 2: Der Satz. 2., überarb. und aktual.Aufl. Stuttgart [etc.] ▪ ENGEL, U. [1994] Syntax derdeutschen Gegenwartssprache. 3., völlig neu bearb.Aufl. Berlin ▪ PRIMUS, B. [2003] Kasus und Struktur.In: WILLEMS, K./ COENE, A./ POTTELBERGE, J. VAN.[Hg.] Valenztheorie: Neuere Perspektiven (StGerm-Gand 2003-2): 115-141 ▪WEGENER, H. [1985] Der Da-tiv im heutigen Deutsch. Tübingen ▪ ZIFONUN, G./HOFFMANN, L./ STRECKER, B. et al [1997] Grammatikder deutschen Sprache. 3 Bde. (SchIDS 7). Berlin [etc.].

deduktive MethodeMethode des Schlieβens, bei der aus gegebenenPrämissen mit logischer Notwendigkeit auf einenSchlusssatz gefolgert wird.

▲ deductive method: type of inference whereby theconclusion necessarily follows from the givenpremises.● Über Deduktion lässt sich z. B. aus den Prä-missen Alle Menschen sind sterblich und Sokrates istein Mensch die Konklusion Sokrates ist sterblich ab-leiten. Die Prämissen werden bei einer Deduk-tion als wahr betrachtet; ihre Wahrheit kanndurch eine vorausgehende Deduktion bestätigt,über Induktion festgelegt oder hypothetisch an-genommen sein. Nach einer korrekt ausgeführ-ten Deduktion ist eine Behauptung der Prämis-sen unter gleichzeitiger Verneinung der Schluss-folgerung eine Kontradiktion. Die klassischeForm der Deduktion ist der Syllogismus.Eine Deduktion kann progressiv oder regressivsein. Während man bei der progressiven Deduk-tion von den Prämissen ausgeht und die Schluss-folgerung ableitet, dient bei der regressiven De-duktion der zu beweisende Schluss als Aus-gangspunkt. Beide Vorgänge sind jedoch echteDeduktionen, d. h., die Prämissen gelten alswahr und die Feststellung der Wahrheit derSchlussfolgerung bildet das Ziel der Untersu-chung.Zentral für die Arbeitsweise der modernen Na-turwissenschaften ist die hypothetisch-deduktiveMethode. Diese Methode beinhaltet als erstenSchritt die sog. Abduktion: die Konzeption einerHypothese, welche die relevanten Observationenvoraussagen und dabei erklären kann. Aus derkonzipierten Hypothese werden dann in einemnächsten Schritt über Deduktion weitere (logischnotwendige) Folgerungen abgeleitet, die empi-risch getestet werden können. Wenn sich dieseFolgerungen nicht bestätigen lassen (und sichder Schluss also als nicht wahr erweist), gilt dieHypothese als falsifiziert.Falls sich der Schluss durch Observationen bzw.Experimente bestätigen lässt, darf man die Hy-pothese trotzdem nicht als verifiziert betrachten.Man kann aber annehmen, dass die Hypothesehaltbar ist, bis das Gegenteil bewiesen ist. Wennsich eine logische Folge der Hypothese als stich-haltig erweist, wird ihre Glaubwürdigkeit ge-stärkt, ohne dass ihre endgültige Wahrheit bewie-sen wäre. Theorien und Naturgesetze, die in derErfahrung verankert sind, lassen sich nicht end-gültig beweisen.

8 [JH]

& BOCHEŃSKI, J.M. [1980] Die zeitgenössischenDenkmethoden. 8. Aufl. München ▪ ITKONEN, E.[2002] Grammaticalization as an analogue to hypotheti-co-deductive thinking. In: WISCHER, I./DIEWALD, G.[eds.] New reflections on grammaticalization (TypStLg49). Amsterdam [etc.]: 413-422 ▪ POPPER, K.R. [1969]

13 deduktive Methode

Page 16: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Conjectures and refutations. The growth of scientificknowledge. 3rd rev. ed. London ▪ TARSKI, A. [1977]Einführung in die mathematische Logik. 5., erw. Aufl.(MMath 5). Göttingen.

DeterminansphrasePhrase, deren Kopfposition von der funktiona-len Kategorie Determiner besetzt wird.▲ determiner phrase: phrase headed by the func-tional category determiner.● In generativen Ansätzen wird seit ABNEY

(1987) die Ansicht vertreten, dass Determinerdie Kopfposition einer funktionalen Phrase (DP)besetzen, die eine NP als Komplement selegiert:(1) [ [ [ Die]D [alte Frau]NP]DP überquerte die

Straße.(2) [ [ [ Eine]D schöne Frau]NP]DP half ihr dabei.Ein Vorteil dieser Analyse ist, dass sich damitdie Parallelität zwischen Sätzen und DPn erklä-ren lässt:(3) The Romans destroyed the city.(4) The Roman’s destruction of the city.Während in (3) die VP das Komplement einerfunktionalen Kategorie Infl ist, ist die NP in (4)das Komplement der funktionalen Kategorie D.Wie sich auf Satzebene die KongruenzmerkmaleAgr in Infl befinden, trägt D innerhalb der DPdie Kongruenzmerkmale (Kasus, Genus, Nume-rus, Person). Es wird dabei angenommen, dassdie Agr-Merkmale von D auf das NP-Komple-ment durch Perkolation übertragen werden.Die D-Position kann entweder lexikalisch durchDeterminer realisiert werden oder durch dasMerkmal [Poss] (OLSEN 1991) bzw. die Genitiv-flexion ’s (ABNEY 1987), welches der NP in derSpezifiziererposition den Genitivkasus zuweist(Roman’s in (4)). Pron. (z.B. dt. er, sie, es, dieses,etc./ engl. he, she, it, her, this, etc.) gelten in diesemAnsatz als D-Elemente, die kein NP-Komple-ment selegieren.↔ Artikelphrase8 [TH]

& ABNEY, S. [1987] The English noun phrase in itssentential aspects. Diss., MIT. Cambridge, MA ▪ GRE-

WENDORF, G. [2002] Minimalistische Syntax. Tübingen▪ HAIDER, H. [1992] Die Struktur der Nominalphrase:Lexikalische und funktionale Strukturen. In: HOFF-

MANN, L. [Hg.] Deutsche Syntax. Berlin: 304-333 ▪ OL-

SEN, S. [1991] Die deutsche Nominalphrase als ,Deter-minansphrase‘. In: OLSEN, S./ FANSELOW, G. [Hg.] Det,COMP und INFL. Zur Syntax funktionaler Kategorienund grammatischer Funktionen (LA 263). Tübingen:35–56.

DoppelfrageNebenordnung zweier oder mehrerer Entschei-dungsfragen verbunden durch die Konjunktionoder.▲ alternative question; disjunctive question: combinationof two or more yes-no questions by means ofthe coordinator or.● Doppelfragen sind nicht mit ja oder nein zubeantworten, sondern verlangen eine Entschei-dung unter bestimmten Optionen, die vomSprecher vorgegeben werden (1). Die Intonationin Doppelfragen zeigt am Satzende einen fallen-den Tonverlauf. Es wird präsupponiert, dass ei-ne der beiden Möglichkeiten wahr ist, sodass dieAntwort meist in einer verkürzten Wiederholungeiner der Wahlalternativen besteht.(1) Kommst du mit oder bleibst du hier?(2) Kommst du heute oder morgen?Die beiden koordinierten Entscheidungsfragenkönnen elliptisch sein (HELBIG/BUSCHA 2001:616), wodurch lediglich zwei Satzglieder neben-geordnet werden (2). Allerdings ist (2) ambig, daes auch als Entscheidungsfrage verstanden wer-den kann, die sich darauf bezieht, ob der Adres-sat überhaupt kommen wird. Wie Beispiel (3)demonstriert, kann sich eine verkürzte Doppel-frage auch unmittelbar an eine Ergänzungsfrageanschließen. Von einer inklusiven Disjunktionspricht man, wenn es möglich ist, dass beide Al-ternativen wahr sind, wie es in (4) explizit for-muliert wird.(3) Was schreiben wir, einen Aufsatz oder eine

Übersetzung?(4) Möchten Sie Dessert oder Kaffee oder bei-

des?(5) Kommst du Montag oder Dienstag oder

... ?Im Gegensatz zu den geschlossenen Alternativ-fragen in (1) bis (4) zeigt (5) den offenen Typ,der eine unabgeschlossene Liste zur Wahl stellt(ZIFONUN et al. 1997: 113).8 [CS]

& HELBIG, G./ BUSCHA, J. [2001] Deutsche Gramma-tik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Neu-bearb. Berlin [etc.] ▪ KOSHIK, I. [2005] AlternativeQuestions Used in Conversational Repair. In: DiscSt7/2: 193–211 ▪ TRAINOR, P. [1980] An InterpretiveAnalysis of Alternative and yes/no Questions in English.In: TWPL 1: 156–178 ▪ VUILLAUME, M. [1995] Durchoder eingeleitete Fragesätze. In: SCHECKER, M. [Hg.] Fra-gen und Fragesätze im Deutschen. Tübingen: 83–94 ▪ZIFONUN, G./ HOFFMANN, L./ STRECKER, B. et al.[1997] Grammatik der deutschen Sprache. 3 Bde.(SchIDS 7). Berlin [etc.].

Determinansphrase 14

Page 17: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

EchofrageFrage als Erwiderung auf eine Vorgängeräuße-rung, wobei der ursprüngliche Satz umformu-liert und nach einer Bestätigung oder Erläute-rung der Proposition gefragt wird.▲ echo question: interrogative sentence that repeatsa part or all of a previous utterance, asking for aconfirmation or clarification of the precedingmessage.● Echofragen werden verwendet, wenn der Ad-ressat einer Äußerung glaubt, etwas nicht richtigverstanden zu haben oder die Äußerung nichtmit den vorhandenen Informationen oder Er-wartungen übereinstimmt. Innerhalb der Echo-fragen lassen sich prinzipiell Echo-Entschei-dungsfragesätze von Echo-w-Fragen trennen.Wie die Beispiele (1), (2) und (3) demonstrieren,können Echofragen auf Entscheidungsfragesät-ze, Deklarativsätze oder auch Imperativsätze fol-gen (WUNDERLICH 1986: 46).(1) Funktioniert es diesmal? – Ob es diesmal

funktioniert?(2) Stell Dir vor, Fritz hat gestern einen Om-

nibus geklaut. – Fritz hat gestern einenOmnibus geklaut?

(3) Schließ das Fenster! – Ich soll das Fensterschließen?

Die hier genannten Echofragen können als Fälleder Redewiedergabe betrachtet werden, da manpragmatisch stets eine Redeeinleitung wie „hastdu gesagt/gefragt ...“ voranstellen könnte. Echo-Entscheidungsfragesätze wie in (1) werden mitder Subjunktion ob eingeleitet und sind durchVerbletztstellung gekennzeichnet. In (2) dagegenzeigt sich, dass eine Vergewisserungsfrage mitsteigender Intonation als Echofrage fungierenkann, wenn sie eine vorausgehende Äußerungwiederholt (MEIBAUER 1987: 347). Imperativ-Echos beinhalten eine Umschreibung mit sollen,wie (3) demonstriert. Generell wird der Konver-sationsfluss durch Echos unterbrochen und erstnach der Echosequenz fortgesetzt. Je nach Kon-text haben Echofragen oft die Funktion, Un-glauben, Ironie oder Missfallen zu signalisieren.In Abhängigkeit von der kommunikativen Inten-tion kann zwischen Nachfrage und Rückfrageunterschieden werden (ZIFONUN et al. 1997:115). Erstere wird zur Verständnissicherung ver-wendet, während Letztere dazu dient, das Ge-sagte zu problematisieren, wenn Zweifel an des-sen Angemessenheit oder Legitimation bestehen.→ Echo-w-Frage, Vergewisserungsfrage8 [CS]

& EISENBERG, P. [2004] Grundriß der deutschenGrammatik. Bd. 2: Der Satz. 2., überarb. und aktual.Aufl. Stuttgart [etc.] ▪ MEIBAUER, J. [1987] Zur Form

und Funktion von Echofragen. In: ROSENGREN, I. [Hg.]Sprache und Pragmatik. Lunder Symposium 1986(LGF 55). Stockholm: 335-356 ▪ PARKER, F./ PICKERAL,J. [1985] Echo Questions in English. In: AmS 60/4:337-347 ▪ WUNDERLICH, D. [1986] Echofragen. In:StudLing 20: 44-62 ▪ ZIFONUN, G./ HOFFMANN, L./STRECKER, B. et al. [1997] Grammatik der deutschenSprache. Bd. 1. (SchIDS 7). Berlin [etc.].

Echo-w-FrageFrage, die Bezug auf eine vorausgehende Äuße-rung nimmt und mit Hilfe eines Fragewortes umdie Erklärung eines bestimmten Teils der Propo-sition bittet.▲ wh-echo question; variable echo question: interrogativesentence that refers to a previous utterance, ask-ing for clarification of a certain part of the utte-rance by means of a wh-word.● Im Gegensatz zum Echo-Entscheidungsfra-gesatz wird bei der Echo-w-Frage durch das Fra-gewort ein bestimmtes Detail des vorausgehen-den Satzes fokussiert. Das Fragewort ist dabeiintonatorisch hervorgehoben, damit es nicht alsindefinit – wie etwa was in der Bedeutung von'etwas' – verstanden werden kann (DUDEN 2005:905). Beispiel (1) zeigt den charakteristischenFall eines Verbzweitsatzes, bei dem das Frage-wort nicht im Vorfeld, sondern im Mittelfeldauftritt. Die betonte Silbe des w-Elements wirdtypischerweise mit Tiefton artikuliert, währenddie Tonhöhe danach deutlich ansteigt (WUNDER-

LICH 1986: 44).(1) Du bleibst wie lange in New York?(2) Wann ist das Konzert zu Ende? – Hä? –

Wann das Konzert zu Ende ist?(3) Peter hat ein Seepferdchen gekocht. – Peter

hat was?(4) Wer hat wann den Laptop benutzt? – Wer

wann was benutzt hat?Bei akustischen oder auch anderen Verständnis-problemen kann eine Echo-w-Frage als Verb-letztsatz realisiert sein, wie (2) illustriert (DUDEN

2005: 905). Dieser Fall lässt sich auch als ellipti-scher Interrogativnebensatz analysieren, bei demein übergeordneter Satz wie „ich habe dich ge-fragt, ...“ weggelassen wurde. (3) demonstriert,dass sich der Fokus der Echo-w-Frage auf mehrals ein einziges Satzglied beziehen kann (WUN-

DERLICH 1986: 45). Anhand von (4) wird deut-lich, dass Echo-w-Fragen auch Mehrfachfragenbilden können.→ Echofrage8 [CS]

& CONSTEN, M. [1996] Macht der Ton die Frage? ZurAnalyse von Echo-w-Sätzen. In: Conv 1996: 209-235 ▪DUDEN [2005] Die Grammatik. 7., völlig neu erarb. u.erw. Aufl. (Duden 4). Mannheim [etc.] ▪ REIS, M.

15 Echo-w -Frage

Page 18: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

[1991] Echo-w-Sätze und Echo-w-Fragen. In: REIS,M./ ROSENGREN, I. [Hg.] Fragesätze und Fragen (LA257). Tübingen: 49-76 ▪ REIS, M. [1992] Zur Gramma-tik und Pragmatik von Echo-w-Fragen. In: ROSENGREN,I. [Hg.] Satz und Illokution. Bd. 1 (LA 278). Tübingen:213-261 ▪ WUNDERLICH, D. [1986] Echofragen. In:StudLing 20: 44-62.

empty category principlePrinzip der GB-Theorie zur Erfassung der Dis-tribution und Identifikation von Spuren.▲ empty category principle; ECP: GB-principle to ac-count for the distribution and identification oftraces.● Nach dem empty category principle (ECP)müssen Spuren streng regiert sein. Strenge Rek-tion lässt sich wie folgt definieren: A regiert Bstreng dann und nur dann, wenn B von A lexika-lisch regiert wird oder wenn B von A anteze-densregiert wird, d. h., wenn A und B koindiziertsind und B von A c-kommandiert wird. Durchdas ECP, das auf der LF-Ebene wirksam ist, las-sen sich bestimmte Subjekt-Objekt-Asymmet-rien erklären.Von CHOMSKY (1981: 274f.) wurde auf derGrundlage des ECP, der Bindungstheorie undder Theta-Theorie mit der Formulierung dessog. generalisierten ECP eine Typologie leererKategorien aufgestellt: (i) Die Kategorie α istPRO dann und nur dann, wenn sie unregiert ist.(ii) Die Kategorie α ist eine Spur dann und nurdann, wenn sie strikt regiert ist. (iii) Die Katego-rie α ist eine Variable dann und nur dann, wennsie kasusmarkiert ist. Zu den leeren Kategoriengehört auch das kleine pro, das leere Subjekte inPro-drop-Sprachen markiert.In der Barrierentheorie versucht CHOMSKY

(1986), die LF-Forderung nach strenger Rektionvon Spuren und die Lokalitätsbeschränkung fürsyntaktische Bewegungen durch einen gemeinsa-men Begriff zu ersetzen, den Begriff der Barrie-re.→ Bindungsprinzip8 [JH]

& CHOMSKY, N. [1981] Lectures on Government andBinding. The Pisa Lectures (StGG 1). Dordrecht ▪CHOMSKY, N. [1986] Barriers (LingInquMonog 13).Cambridge, MA ▪ FEATHERSTON, S. [2001] Empty Cate-gories in Sentence Processing. Amsterdam ▪ HORN-

STEIN, N./ WEINBERG, A.S. [1995] The Empty CategoryPrinciple. In: WEBELHUTH, G. [Hg.] Government andBinding Theory and the Minimalist Program. Principlesand Parameters in Syntactic Theory (GSyn1). Oxford:241-296 ▪ KOSTA, P. [1995] Empty Categories, Null-Subjects and Null-Objects and How to Treat them inthe Minimalist Program. In: Linguistics in Potsdam 2/3: 7-38.

equi-NPin der Transformationsgrammatik Tilgung einerNominalphrase in einem eingebetteten Satz inSubjektsfunktion, die referenzidentisch mit demSubjekt oder Objekt des Matrixsatzes ist.▲ equi-NP: in Transformation Grammar, deletionof a noun phrase in an embedded clause in thefunction of a subject which is identical in ref-erence with the subject or the object of the ma-trix clause.● Die Tilgung erstreckt sich aufgrund der Kore-ferenz nur auf einen direkt dem Matrixsatz un-tergeordneten Satz. Equi-NP erzeugt Infinitiv-konstruktionen wie in (1) bis (4).(1) Peter versichert Monika zu kommen.(2) Peter befiehlt Monika zu kommen.(3) Peter glaubt Monika, den Papst gesehen zu

haben.(4) Peter verspricht Monika, kommen zu dür-

fen.Satz (1) liegt der Satz Peter versichert Monika, dassPeter kommt zugrunde, Satz (2) Peter befiehlt Moni-ka, dass Monika kommt. Die jeweiligen Verbensind sog. Kontrollverben und unterliegen Be-schränkungen in der Tiefenstruktur, die z.B. fürbefehlen (in (2)) eine Objekt-NP als Kontroll-NPfestlegen. Für glauben in (3) und versprechen in (4)bestehen keine Beschränkungen, weil sowohl Pe-ter (Subjekt) als auch Monika (Objekt) Kontroll-NP sein können. Das Konzept der Tilgung ist injüngeren Arbeiten zugunsten des Konzepts derKontrolle aufgegeben worden.[EF]

& HUBER, W./ KUMMER, W. [1974] Transformationel-le Syntax des Deutschen. Bd. I. München: 161-196 ▪PERLMUTTER, D.M./ SOAMES, T. [1979] Syntactic argu-mentation and the Structure of English, Berkeley, CA ▪POSTAL, P.M. [1970] On coreferential complement sub-ject deletion. In: LingInqu 1: 439-500 ▪ KLEIN, W.[1995] Ellipse. In: JACOBS, J./ STECHOW, A. VON/ STERN-

EFELD, W./ VENNEMANN, T. [Hg.] Syntax. Ein interna-tionales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. 1.Halbbd. (HSK 9.1). Berlin [etc.]: 763-799.

finaler AngabesatzNebensatz in der syntaktischen Funktion einerfinalen Angabe.▲ final adverbial clause: subordinate clause in thesyntactic function of an adverbial.● Finale Angabesätze nennen einen Sachverhaltals Ziel oder Zweck des Matrixsatz-Sachverhal-tes, sind nicht faktisch und werden mit den Sub-junktoren damit (1), auf dass (2) und dass (3) ein-geleitet. Wie alle Finalsätze können finale Anga-besätze vorangestellt werden, aber Nachstellungist die Regel.

empty category principle 16

Page 19: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Grammatik1. 1.1 Formenlehre:

Christa Dürscheid / Stefan J. Schierholz 1.2 Syntax:

Christa Dürscheid / Stefan J. Schierholz

Wortbildung / 2. Word Formation* Peter O. Müller / Susan Olsen

Historische Sprachwissenschaft3. Mechthild Habermann / Markus Hundt

Phonetik und Phonologie / 4. Phonetics and Phonology*

Tracy Alan Hall / Bernd Pompino-Marschall

Schriftlinguistik5. Martin Neef / Rüdiger Weingarten

Textlinguistik und Stilistik6. Jannis Androutsopoulos /

Stephan Habscheid

Sprachtechnologie und 7. Computerlinguistik

Ulrich Schmitz / Bernhard Schröder

Dialektologie8. Heiko Girnth / Franz Patocka

Quantitative und Formale Linguistik9. Peter Grzybek / Reinhard Köhler

Semantik und Pragmatik10. Ralf Klabunde / Beatrice Primus

Theorien und Methoden der 11. Sprachwissenschaft / Theories and Methods in Linguistics*

Johannes Kabatek / Bernd Kortmann

Lexikologie und Phraseologie12. Christiane Fellbaum / Ingo Warnke

Sprachtypologie / 13. Linguistic Typology* Johannes Helmbrecht / Dagmar Jung

Cognitive Grammar*14. Susanne Niemeier /

Doris Schönefeld

Sprachphilosophie15. Christoph Demmerling /

Pirmin Stekeler-Weithofer

Sprachdidaktik: Erstsprache, 16. Zweitsprache, Fremdsprache

Jörg Kilian / Jutta Rymarczyk

Klinische Linguistik17. Christina Kauschke / Prisca Stenneken

Soziolinguistik und 18. Varietätenlinguistik

Onomastik19.

Translationswissenschaft20.

Medienwissenschaften21.

Terminologiewissenschaft22.

Lexikographie und 23. Wörterbuchforschung

Gesprächslinguistik 24.

Sprachen- und Varietätennamen25.

Folgende Bände sind in Vorbereitung:

In Planung:

* Titel der bisher geplanten englischen Bände

Page 20: Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft · (1) Den Hut [Akkusativ] in der Hand haltend, betrat er den Raum. (1a) Den Hut [Akkusativ] in der Hand betrat er den Raum.

Jeder Bandbietet bis zu 2000 Wörterbuchartikel zu • deutschsprachigen Fachterminibeginnt mit einer Systematischen Einführung in • das jeweilige Fachgebietenthält mindestens eine englische • Äquivalentangabe zu jedem deutschen Lemmaliefert die englische Übersetzung der deutschen • Definiensangabe verfügt über ein englisch-deutsches • Äquivalentregister

Die Wörterbücher sind unentbehrlich fürStudenten der philologischen und linguistischen • Fächer, die deutsche und englische Fachtexte lesen müssen Lehrende der entsprechenden Fachrichtungen• interessierte Akademiker•

EP 0

0253


Recommended