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WOJ 2-2010

Date post: 25-Mar-2016
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WOJ 2-2010
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WOJ 16. Jg. - 2/2010 April/Mai/Juni 2010 ISSN 0947-5273 Von Königin Luise zur Fußballweltmeisterschaft Mittendrin statt nur dabei!
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WOJ 16. Jg. - 2/2010 April/Mai/Juni 2010 ISSN 0947-5273

Von Königin Luise zur FußballweltmeisterschaftMittendrin statt nur dabei!

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Editorial

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Inhalt Liebe Leserinnenund Leser, „Die Stunde des

Bösen ist die Stunde der falschen Vereinfachung.“ 3

„Abwarten und Zusehen sindkeine christlichen Haltungen“ 5

Die preußische Madonna - Königin Luise. Leben und Mythos 6

Überfl üssig? Das Ende des Vertrie-benenministeriums 1969 7

Konservativer Preuße durch und durch: Carl Goerdeler 8

20 Jahre danach: Voraussetzungen und Folgen der deutschen Einheit 9

Ernst David Kaiser: „Die Geschichteeines Mordes“ 10

Bieneks Oberschlesien 11

Bergersdorf – keine einfache Geschichte 12

„Zukunft - Stadt - Geschichte“ – Städte in Schlesien gestern und heute 13

„Gehetzt. Südfrankreich 1940 – Deutsche Literaten im Exil“ 14

„Königin Luise. Liebe und Leid einer Königin“ (Deutschland 1957) 15

„Die erste Polka“ (Deutschland 1979) 16

„Die letzte Geschichte von Schloss Königswald“ (Deutschland 1987) 16

„Meine Zeit wird kommen“ 16

20 Jahre gesamtdeutsche Demokratie - Eine Zwischenbilanz 17

Vergangenheit dokumentieren – Zukunft gestalten 17

„east meets west“ 18

Liveübertragung der Fußball-WM 19

Wanderer zwischen den Kulturen – Deutsche aus Russland in NRW 20

Wie deutsch sind die Russlanddeutschen? 20

NRW in Oberschlesien 21

Materialien und Projekte für den Unterricht 23

Studienfahrten 24

Bibliothek 25

am 8. Mai 2010 wird es 65 Jahre her sein, dass der Zweite Weltkrieg in Europa ende-te. Inzwischen lebt die fünfte oder schon die sechste Nachkriegsgeneration, so dass für die allermeisten Menschen der Gegenwart der Krieg nicht ein-mal mehr eine ferne Erinnerung, sondern eben nur Geschichte ist. Umso bedeutsamer ist es, das historische Gedenken an diesen

Krieg wachzuhalten, da die lebendige Erinnerung derer, die einst die unselige Dekade

der 1930er und frühen 1940er Jahre noch selbst mit-erlebt und miterlitten haben, dahinschwindet. Umso wichtiger

ist es auch, das Bewusstsein wachzuhalten, dass dieser Krieg von Deutschland ausgegangen ist – in diesen Tagen jährt sich auch der Tag zum 65. Mal, an dem Hitler Selbstmord beging und sich so der Verantwortung für das entzog, was unter seiner Führung im deut-schen Namen geschehen war. Die katastrophalen Folgen hatten alle Überlebenden in Deutschland zu tragen, dem Land, das weithin in Trümmern lag, und das nun zerstückelt wurde nach dem Willen der Sieger. Thomas Mann, der 1933 Deutschland verlassen hatte, stellte am 10. Mai 1945 in einer der letzten seiner berühmten Radio-Ansprachen aus dem amerikanischen Exil fest: „Und dennoch, die Stunde ist groß – nicht nur für die Siegerwelt, auch für Deutschland –, die Stunde, wo der Drache zur Strecke gebracht ist, das wüste und krankhafte Ungeheuer, Nationalsozialismus genannt, verröchelt und Deutschland von dem Fluch wenigstens befreit ist, das Land Hitlers zu heißen.“ Das stimmt – es stimmt aber auch, dass gewaltsamer Tod, Leid und Unrecht mit dem 8. Mai 1945 nicht beendet waren. Vielmehr wurden jetzt noch Millionen Deutsche davon getroffen, vor allem solche Menschen, deren Heimat zufällig östlich von Oder und Lausitzer Neiße lag. Der Philosoph Theodor Haecker, ein erbitterter Gegner des Nationalsozialismus, an dessen Tod vor 65 Jahren wir in diesem Heft auch erinnern, wurde nicht müde, immer wieder zu betonen, dass der wichtigste Grundsatz der Wahrheitsliebe der ist, nichts auszulassen.In diesem Sinne haben wir uns bemüht, auch für das nun beginnen-de Quartal ein facettenreiches Programm zusammenzustellen, das vielerlei Bezüge zur deutschen Geschichte und Kultur aufweist. Das Nähere hierzu fi nden Sie wie üblich auf den folgenden Seiten. Wir freuen auf Ihre nächsten Besuche im Gerhart-Hauptmann-Haus!

Herzlich Ihr

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„Die Stunde des Bösen ist die Stunde der falschen Vereinfachung und der falschen Gleichungen.“ Zum 65. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 2010

„Die Stunde des Bösen ist die Stunde der falschen Vereinfachung und der falschen Gleichungen. Gut ist gleich böse, und böse ist gleich gut. Der Erfolg ist gut. Jedes Mittel ist recht.“ Diese Sätze no-tierte der Philosoph Theodor Haecker am 10. Juli 1940 in sein geheimes Tagebuch. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die NS-Diktatur unter Hitler vermeintlich auf dem Höhepunkt ihres Erfolges: Das im September 1939 angegriffene Polen war binnen weniger Wochen geschlagen und besetzt worden. Im April 1940 waren Dänemark und Norwegen – beide neut-ral – ihrerseits handstreichartig von der Wehrmacht okkupiert worden. Im Mai folgte die Besetzung der Niederlande, Luxemburgs und Belgiens. Am 22. Juni 1940 wurde das überraschend schnell ge-schlagene Frankreich zur Annahme eines Waffenstillstandes gezwungen. Hitler ließ sich einen Tag später vor dem Eiffelturm posierend ablichten und dieses Bild zeig-ten Zeitungen rund um den Globus. Einzig Großbritannien stand noch unbesiegt im Krieg mit Hitler-Deutschland – seit dem Juli 1940 tobte am Himmel über den britischen Inseln die Luftschlacht, die scheinbar nur das Vorspiel zur geplanten Landung von deutschen Streitkräften dort war. Sebastian Haffner, damals selbst als politischer Emigrant in London lebend, bemerkte in seinen klugen, 1978 zuerst erschienenen „Anmerkungen zu Hitler“ dazu, die Ereignisse von 1939/40 hätten dessen „Ruf als Wundertäter und diesmal auch als militärisches Genie“ befestigt wie nie zuvor.Theodor Haecker gehörte zu denjenigen Menschen des „Anderen Deutschland“, die sich vom Begeisterungstaumel nicht mitreißen ließen. Der 1879 im schwäbi-schen Eberbach geborene Haecker wuchs in Esslingen am Neckar auf, wo sein Vater als Ratsschreiber tätig war. Schon wäh-rend seiner kaufmännischen Lehre bildete sich Haecker autodidaktisch weiter, so dass er mit dem nachgeholten Abitur später in Berlin und München studieren konnte. Der mit Haecker seit Jugendtagen befreundete Münchner Verleger Ferdinand Schreiber bot ihm eine Beschäftigung

in seinem Unternehmen, die Haeckers materiellen Unterhalt sicherte und ihm zugleich einigen Raum ließ für seine Tä-tigkeit als Übersetzer (u. a. von Werken Vergils, Sören Kierkegaards und John Henry Newmans) und Autor. Da der nicht nur philosophisch, sondern auch politisch interessierte Haecker seit 1905 ständig in München lebte, erlebte er nach dem Ersten Weltkrieg die Anfänge der NSDAP und der politischen Karriere Hitlers aus nächster Nähe mit. Hinsichtlich seiner

Haltung zum Nationalsozialismus freilich ließ Haecker niemals Zweifel aufkommen. Bereits in einem Aufsatz vom Juni 1923, noch vor dem gescheiterten, aber öffent-lichkeitswirksamen November-Putsch, als Hitler allenfalls den Rang einer Münchner Lokalgröße hatte, hat Haecker ihn scharf angegriffen. Ein ebenfalls entschieden ablehnender Artikel Haeckers, der Anfang 1933 in einer in Österreich erscheinenden Zeitschrift publiziert wurde, trug ihm im Mai 1933 seine erste Verhaftung durch die Geheime Staatspolizei ein. Bereits in den 1920er Jahren hatte Haecker sich als einer der bedeutendsten Köpfe unter den katholischen Intellektuellen Deutschlands profi liert – in deren publi-

zistischem Flaggschiff „Hochland“ war er ständiger Autor. Seit 1933 hat er einer beeindruckend dichten Kette von Büchern der NS-Weltanschauung das christliche Menschen- und Weltbild entgegengestellt (Was ist der Mensch? 1933; Schöpfer und Schöpfung 1934; Der Christ und die Geschichte 1935; Schönheit. Ein Versuch 1936; Der Geist des Menschen und die Wahrheit 1937).Inzwischen längst mit öffentlichem Rede- und Publikationsverbot belegt, lernte Haecker 1941 durch den „Hochland“-Herausgeber Carl Muth Hans und Sophie Scholl und deren Freundeskreis kennen. Heimlich las er aus verschiedenen seiner Bücher für sie und es ist bezeugt, dass Haecker wesentlichen Einfluß auf die geistige Haltung der „Weißen Rose“ aus-übte. Dieser ist bis in einzelne sprachliche Wendungen der Flugblätter der studenti-schen Widerstandsgruppe hinein nachvoll-ziehbar. Nach der Verhaftung der Scholls und ihrer Freunde im Februar 1943 ist Haecker selbst dem Zugriff der Gestapo nur knapp entgangen – seine Tochter hat geistesgegenwärtig das Tagebuch-Manuskript, in dem Haecker seinem Zorn gegen die verbrecherischen Machthaber freien Lauf ließ, während einer Durchsu-chung als Klaviernoten getarnt aus dem Haus geschafft. Später wurde es von Inge Scholl, der jüngeren Schwester des am 22. Februar 1943 ermordeten Geschwis-terpaares, versteckt. Ein gegen Haecker eingeleitetes Hochverratsverfahren vor dem „Volksgerichtshof“ in Berlin wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt.Theodor Haecker ist vor 65 Jahren am 9. April 1945 in Ustersbach bei Augsburg gestorben. Er wurde nur 64 Jahre alt. In München „ausgebombt“, hatte er sich dorthin zurückziehen müssen. Im Chaos des Zusammenbruchs des „Tausendjähri-gen Reiches“ waren die zur Behandlung von Haeckers Zuckerkrankheit erforderli-chen Medikamente nicht mehr zu beschaf-fen. Knapp drei Wochen später besetzten Truppen der US-Armee München und Umgebung.Haecker verstummte also in einer Zeit, in der das untergehende NS-Regime in einem letzten Mordrausch dafür sorgte, dass auch zahlreiche andere Protagonisten des „Anderen Deutschland“ nicht mehr an einem Neubeginn mitwirken konnten: In den Monaten vor dem 8. Mai 1945 wurden Helmuth James von Moltke, Hans Oster,

Theodor Haecker

Fortsetzung auf Seite 4

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Carl Goerdeler, Hans von Dohnanyi, Dietrich Bonhoeffer und viele andere er-mordet. Dohnanyi, Oster und Bonhoeffer starben am gleichen Tag wie Haecker im Konzentrationslager Flos-senbürg von Mörderhand.Einige dieser Persönlich-keiten, die ihre familiären Wurzeln im historischen deutschen Osten hatten, kön-nen wir in diesen Wochen stellvertretend würdigen (vgl. S. 5). Sie hätten gerade auch Nachkriegsdeutschland noch einiges zu sagen gehabt. Haecker hat dies immerhin noch in seinen 1947 erstmals posthum veröffentlichten „Tag- und Nachtbüchern“ tun können. Etwa mit diesem Zi-tat: „Und das wird das Ende der Deutschen sein, dieses betrogensten Betrügers unter den Völkern, dass jeder auf den anderen deuten wird in Wut und Verachtung; wie konntest du nur, du Narr?! Mußte denn nicht jeder se-hen, dass es so ausgehen muß? Aber sich selber an die Brust schlagen wird keiner.“ Das liest sich wie ein Kommentar zur noch heute blamablen Entnazifi zierungsmisere in der jungen Bundesrepublik – Haecker freilich schrieb diese Zeilen im Januar 1941, als der größte Teil Europas scheinbar dauer-haft Hitlers Herrschaft unterworfen war. Oder: „Hüte dich vor leichtsinnigen und gewalttätigen Vereinfachern im Theore-tischen und im Praktischen. Sie schaffen schließlich die heilloseste Verwirrung. Wer etwas auslässt, schafft rettungslosere Unordnung, als wer die Dinge nur untereinan-derbringt.“Haecker hat in der Tat recht damit, dass das Auslassen gefährlicher ist als die direkte Lüge. Seine Mahnung gilt nicht zuletzt für die Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte. Wir dür-fen weder die Millionen von Opfern der rassistischen Massenmorde und sonstigen Verbrechen des NS-Regimes „auslassen“, noch die Menschen, die als Deutsche Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wurden, gleichviel ob sie Verheerung und Tod durch den Bombenkrieg oder Tod,

Heimatverlust und Deklassierung durch Flucht und Vertreibung erlitten haben. Deutschland hat den Krieg begonnen und verloren, das darf nicht ausgelassen

werden, aber nicht alle Deutschen haben in gleicher Weise die Folgen dafür zu tragen gehabt. Flüchtlinge und Vertrie-bene aus dem historischen deutschen Osten sind von der deutscherseits selbst verschuldeten Kriegskatastrophe härter getroffen worden, als diejenigen ihrer deutschen Landsleute, die zufällig weiter westlich geboren wurden und lebten. Aber

sie haben nicht mehr Mitverantwortung oder Mitschuld am Zustandekommen und Agieren der NS-Diktatur gehabt, als die im Westen beheimateten Deutschen. Und aus den Reihen der Ostdeutschen kamen gleichermaßen Vertreter des „Anderen Deutschland“ – Dietrich Bonhoeffer und Helmuth James von Moltke etwa, beide aus Schlesien stammend, waren in vie-ler Beziehung einig mit dem Schwaben

Theodor Haecker. Das „Lexikon der Gerechten unter den Völkern“, das solche Personen würdigt, die nachweislich vom NS-Regime politisch oder rassisch Ver-folgten Hilfe geleistet haben, verzeichnet fast 40 Personen, die aus den Regionen

östlich von Oder und Nei-ße oder dem Sudetenland stammten und es ist nicht ersichtlich, dass die Herkunft der mutigen Helferinnen und Helfer über das damalige Reichsgebiet irgendwie un-gleich verteilt gewesen wäre.Die Aufforderung nichts aus-zulassen gilt auch weiterhin, heute 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrie-ges in Europa. Deshalb ist es auch gut und richtig, dass in der Bundeshauptstadt Berlin und damit unweit des Holocaust-Denkmals eine repräsentative Erinne-rungsstätte an Flucht und Vertreibung in Entstehung begriffen ist. Menschliche Opfer sind niemals gegen-einander verrechenbar. Sie alle verdienen ein respektvol-les Andenken – und sie alle mahnen zur verantwortlichen Bewahrung der freiheitlichen

Demokratie, die unbeschadet mancher Mängel im einzelnen immer noch die beste Gewähr bietet für die Achtung der universell geltenden menschlichen Wür-de. Und noch einmal Theodor Haecker, aufgeschrieben im Sommer 1940: „Die liberalen Demokratien gehen zugrunde oder werden zugrunde gehen [wenn sie nicht Vorkehrungen treffen] am Mangel an

‚Verbindlichkeit’. Es ist, wie wenn ein Körper am Mangel an Vitami-nen zugrunde geht. Scheinbar ist al-les da, nur eine Kleinigkeit anderer Ordnung fehlt. Das ‚Verbindliche’ ist eine Kraft an sich […].“Der Satz „Die Würde des Men-schen ist unantastbar“ ist ein Satz

von genau der Verbindlichkeit, die Haeck-er meinte. Den Müttern und Vätern unse-res Grundgesetzes war dies sehr bewusst. Wir tun gut daran, uns dies, mehr als sechs Jahrzehnte nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und zwei Jahrzehnte nach der Vereinigung, immer neu zu vergegenwärtigen. Nichts auslas-sen. Winfrid Halder

Kriegsende 1945: Deutsche Vertriebene auf dem Weg nach Westen

Zum 65. Jahrestag des Kriegsendes

Menschliche Opfer sind niemals gegeneinan-der verrechenbar. Sie alle verdienen ein res-

pektvolles Andenken – und sie alle mahnen zur verantwortlichen Bewahrung der freiheitlichen

Demokratie.

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Vortrag

„Abwarten und Zusehen sind keine christlichen Haltungen“ Zum 65. Todestag von Dietrich Bonhoeffer Vortrag von Prof. Dr. Kurt Düwell, Heinrich-Heine-Universität„Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuse-hen sind keine christlichen Haltungen. Den Christen rufen nicht erst die Erfahrungen am eigenen Leibe, sondern die Erfahrun-gen am Leibe der Brüder, um derentwillen Christus gelitten hat, zur Tat und zum Mitleiden.“ Als Dietrich Bonhoeffer an der Jahreswende 1942/43 diese Worte nieder-schrieb, hatte er selbst bereits längst den Weg zum aktiven Widerstand gegen das NS-Regime eingeschlagen. Leicht war das für den hochqualifi zierten evangelischen Theologen nicht gewesen – wie viele ande-re Christen auch hatte er mit dem Problem einer theologischen Begründung des Wi-derstandsrechts ge-gen die „weltliche“ Obrigkeit gerungen. Konsequenter als andere aber hat sich Bonhoeffer verhalten, nachdem er zu dem Schluss gekommen war, auch und gerade Christen seien zum politischen Handeln verpfl ichtet.In Anbetracht seiner familiären Vorprä-gung ist die Entwick-lung, die Dietrich Bonhoeffer in den Widerstand geführt hat, letztlich wenig überraschend. Sein Vater Karl Bonhoeffer war ein führender Psychiater und Neurologe; anders als viele Andere im bürgerlich-konservativen Milieu war für Karl Bonhoeffer von Be-ginn an klar, dass die Berufung Hitlers ins Reichskanzleramt in den nächsten Krieg führen würde. Sein Sohn Dietrich – als sechstes von acht Kindern Anfang 1906 in Breslau geboren – teilte diese Sicht. Er hatte sich zur Überraschung seiner zwar protestantisch geprägten, aber nicht sehr kirchennahen Familie nach dem Abitur – die Bonhoeffers wohnten inzwischen längst in Berlin – zum Theologiestudium entschlossen. Dank des Wohlstands der Familie konnte Dietrich Bonhoeffer seit

1923 zunächst in Tübingen, Rom und zu-letzt in Berlin studieren. Zwischenzeitlich absolvierte er auch Aufenthalte in Spanien und den USA, die seinen Blick für soziale Problemlagen schärften. Nach der Rück-kehr nach Berlin begann Bonhoeffer nicht nur selbst an der Universität zu lehren (mit 24 Jahren bereits habilitiert), sondern auch praktische Erfahrungen in der Seelsorge zu sammeln. Im Jahre 1931 wurde er ordiniert.Schon die ersten antisemitischen Maßnah-men der soeben installierten Regierung Hitler stießen auf Bonhoeffers entschiede-

nen Widerspruch. An-ders als für die Anhän-ger der „Deutschen Christen“ innerhalb des Protestantismus stand für Bonhoeffer von Anbeginn an fest, dass die rassistische NS-Ideologie und der christliche Glau-be nicht miteinander vere inbar waren . Dementsprechend wurde er zum Mit-begründer des „Pfar-rernotbundes“, indem sich noch 1933 die konsequenten Geg-ner der Anwendung des antisemitischen „Arierparagraphen“ in der protestanti-

schen Kirche sammelten. Bonhoeffer war seit dem Herbst 1933 für fast zwei Jahre als Pfarrer zweier deutsch-sprachiger Gemeinden in London tätig, setzte sich aber auch von Großbritannien aus energisch für die sich seit 1934 heraus-bildende „Bekennende Kirche“ ein. Die in London geknüpften Kontakte sollten später noch für seine Widerstandstätigkeit hohe Bedeutung gewinnen.Im April 1935 kehrte er aus der Sicherheit, die London ihm bot, nach Deutschland zurück und war seither führend im Predigerseminar der Bekennenden Kirche tätig. Dieses war in Finkenwalde in Pommern unterge-bracht, wurde jedoch 1937 staatlicherseits zwangsweise geschlossen. Bonhoeffer

führte dessen Tätigkeit gleichwohl in der Illegalität weiter, offi ziell als Hilfsprediger in Schlawe tätig. Erst 1940 beendete die Gestapo die Arbeit des Seminars endgültig. Zwischenzeitlich hatte Bonhoeffer Kontakt zu dem Widerstandskreis um Wilhelm Canaris und Hans Oster gefunden. Wäh-rend einer USA-Reise im Jahre 1939 wurde ihm ein Lehrstuhl angeboten, diesen schlug er jedoch aus, da er davon ausging, dass ein erneuter Krieg bevorstand, in dem er seinen Platz im eigenen Land sah.Obwohl Bonhoeffer längst im Visier der NS-Verfolgungsbehörden stand, wurde er seit 1940 für das von Canaris geleite-te „Amt Ausland/Abwehr“ tätig. Seine eigentliche Aufgabe bestand in der eines Verbindungsmanns der Widerstandskrei-se ins Ausland. Nach schwerem inneren Ringen bejahte Bonhoeffer schließlich die Frage, ob in einer verbrecherischen Dikta-tur notfalls auch das Mittel eines politisch motivierten Attentats legitim sei.Dietrich Bonhoeffer wurde am 5. April 1943 verhaftet, nachdem die Gestapo im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen seinen Schwager Hans von Dohnanyi auf seinen Namen gestoßen war. Das gegen ihn eingeleitete Verfahren wurde erst nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 beschleunigt fortgeführt. Vor dem Hintergrund des Vordringens alliierter Streitkräfte, wurden Bonhoeffer und ande-re gefangene Widerstandskämpfer Anfang 1945 von Berlin zunächst ins Konzent-rationslager Buchenwald und dann nach Flossenbürg verlegt. Dort wurde er am 9. April 1945 – nicht ganz vier Wochen vor Kriegsende – ermordet. Referent des Abends ist Prof. Dr. Kurt Düwell. Prof. Düwell ist gebürtiger Düsseldorfer; er hat in Köln studiert und sich dort 1974 habili-tiert. Im Jahre 1977 wurde er als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an die Universität Trier berufen. 1995 übernahm er den Lehrstuhl für Neuere Geschichte und Landesgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit 2002 ist er emeritiert. Die wissenschaftlichen Interessen von Prof. Düwell galten nicht zuletzt der Geschichte der NS-Diktatur. Er hat sich unter anderem mit dem Düsseldorfer Polizeioffi zier Franz Jürgens auseinander-gesetzt, der aufgrund seines Eintretens für eine kampfl ose Übergabe der Stadt an die alliierten Streitkräfte im April 1945 von den NS-Behörden ermordet wurde. Prof. Düwell wird auch auf weniger bekannte Aspekte im Leben Dietrich Bonhoeffers eingehen, etwa dessen Auseinandersetzung mit der Widerstandskonzeption Mahatma Gandhis. Winfrid Halder

Mi, 21.04. | 19.15 Uhr

Dietrich Bonhoeffer

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Vortrag

Do, 22.04. | 19.15 Uhr

Vortrag von Dr. Philipp Demandt, Kulturstiftung der Länder

Die preußische Madonna - Königin Luise. Leben und Mythos

Am 19. Juli 1810 starb Preußens belieb-teste Königin im Alter von 34 Jahren. Kaum ein Jahr vergeht, in dem nicht we-nigstens am 10. März, ihrem Geburtstag, das Kenotaph im Mausoleum des Char-lottenburger Schloßparks mit Blumen geschmückt ist. Wie schlafend liegt sie dort von Christian Daniel Rauch in Mar-mor gehauen auf ihrem Grab. Noch heute gehört sie zu den populärsten Frauenge-stalten der deutschen Geschichte, unter den elf preußischen Königinnen ist sie in der Bekanntheits- und Beliebtheitsskala unangefochtene Spitzenreiterin.Als die schönste Frau ihrer Zeit hatte sie gegolten, Einfachheit und Herzlichkeit wurden ihr nachsagt. Zehn Schwanger-schaften (nur sieben ihrer Kinder überleb-ten das Säuglingsalter), ihre vermeintliche Moral (die vor allem in ihrem Verhältnis zu ihrer Schwester Friederike eine Rolle spielte), ihre Häuslichkeit und ihre Be-scheidenheit verkörperten bürgerliche Tugenden, die von bedeutende Dichtern und Schriftstellern ihrer Zeit – Novalis, Kleist, Jean Paul, August Wilhelm Schlegel – besungen wurden.Ihre Feindschaft zu Napoleon und ihr aufopferungsvolller Bittgang in Tilsit, der den schmählichen Frieden mit dem mäch-tigsten Mann Europas verhindern sollte, machten sie zur Märtyrerin. Sie wurde zur Dulderin, die sich für ihr Land opferte. Bei ihrer Flucht nach Memel erfuhr sie die Härte des Krieges am eigenen Leibe. Schließlich starb sie am 19. Juli 1810 an gebrochenem Herzen, wie man sagte, mit 34 Jahren im Schloß ihres Vaters in Hohenzie-ritz. Eine Kultfi gur ist Luise von Meck-lenburg-Strelitz heute nur noch für Wenige. Nach wie vor wird sie jedoch als emotional anrührende Persönlichkeit der deutschen Ge-schichte wahrgenommen. Man beschäftigt sich mit ihr und nach dem Fall der Mauer wieder deutlich mehr als in der alten Bundesrepublik. Unzählige Institutionen, Straßen und Plätze tragen ihren Namen. Devotionalienhandel und Tourismus be-

dienen sich des Mythos um Königin Luise. Die Königin-Luise-Route, initiiert von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Mecklenburg-Vorpommern und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, verbindet Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg auf den Spuren Luises und führt die Besucher zu authentischen Orten.Die Sanierung des Mausoleums im Park des Schlosses Charlottenburg ist abge-schlossen, einschließlich der landschafts-architektonischen Wiederherstellung des Umfeldes nach historischen Maßstäben. Bereits am 18. Juni 2009 wurde in Mag-deburg das Luisendenkmal wieder auf-gestellt. Der 200. Todestag von Königin Luise steht im Jahr 2010 im Mittelpunkt zahlreicher Aktivitäten der

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Dazu gehören unter anderem drei Aus-stellungen an historischen Schauplätzen ihres Lebens.Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus wird in einem Vortrag und mit einem Bei-

Königin Luise von Preußen als Kronprinzessin, Henriette Félicité Tassaert, um 1797trag der Kinemathek an Luise, ihr Leben und den Mythos erinnern. Warum wurde diese Frau, die nach zehn Geburten mit 34 Jahren starb, Grundlage für eine Verehrung, die sich seit nun 200 Jahren hält und Dichter, Künstler und Filmemacher inspirierte? Dieser Frage geht Dr. Philipp Demandt in einem Lichtbildervortrag im Gerhart-Hauptmann-Haus nach. In einem Inter-view mit dem Nachrichtenmagazin Focus sagte Demandt auf die Frage nach der aktuellen Bedeutung der Königin Luise: „Sie ist sicherlich die schönste, aber auch tragischste Frau der preußischen Geschichte. Die neue Begeisterung ist ein Zeichen der Suche nach dem alten Preußen, die nach dem Fall der Mauer zugleich Identitätssuche ist. Lange wurde ein eher negatives Bild von Preußen gepfl egt, man sprach vom ‚Hort des

Militarismus‘ oder gar der ‚Wurzel allen Übels‘. Nun entwickelt sich ein Bedürfnis nach einem besseren Preußenbild, und in dieses passt Königin Luise perfekt hinein.“

Der Kunsthistoriker stellt das Leben der Königin dar und untersucht den Wandel der Luisenverehrung im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts.

Dr. Philipp Demandt, geb. 1971, ist Kunsthistoriker und Dezernent der Kul-turstiftung der Länder. Von ihm stammen zahlreiche Veröffentlichungen zur preu-ßischen Geschichte, darunter „Luisenkult - Die Unsterblichkeit der Königin von Preußen“, 2003. Markus Patzke

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Vortrag

Das Bundesministerium für Flüchtlinge, Vertriebene und Kriegsgeschädigte wurde im September 1949 als Ressort der ersten Bundesregierung unter Dr. Konrad Adenauer gebildet. Bundeskanzler Adenauer damit trug dem Umstand Rechnung, dass die gerade erst gegründete Bundesrepublik Deutschland bis dahin bereits rund 8 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus dem historischen deutschen Osten hatte aufnehmen müssen. Unbeschadet der lange Zeit durchgehaltenen deutsch-landpolitischen Grundlinie, dass über die endgültige völkerrechtliche Zugehörigkeit der faktisch 1945 abgetrennten Ostgebiete erst mit einem noch abzuschließenden Friedensvertrag zu entscheiden sei, forderten die zumeist noch desolaten Verhältnisse, unter denen die Masse der Millionen unfreiwillig nach Westdeutsch-land gekommenen Menschen zu leben hatte, rasche und durchgreifende politi-sche Maßnahmen. Diese sollten durch ein eigenständiges Ministerium vorbereitet und koordiniert werden.Tatsächlich hatte das Ressort in der Folgezeit Anteil an den wichtigsten Hilfs- und Integrationsmaßnahmen für die Flüchtlinge und Vertriebenen, die vor dem Hintergrund einer immer unwahr-scheinlicher werdenden Rückkehr in die Heimat umgesetzt wurden. Zu nennen sind insbesondere das allerdings in der Hauptsache im Finanzministerium kon-zipierte Lastenausgleichsgesetz (1952) und das Bundesvertriebenengesetz (1953), die jeweils heftig umstritten waren, die jedoch gleichwohl langfristige Wirkungen entfalteten. Darüber hinaus hat das Ver-triebenenministerium mit der schließlich acht voluminöse Bände umfassenden Vertreibungsdokumentation (ursprünglich erschienen zwischen 1954 und 1961) das noch immer umfangreichste zeitge-schichtliche Forschungsvorhaben der Bundesrepublik angeregt und fi nanziert.Dass es sich insgesamt um ein schwieri-ges, politisch brisantes Ressort handelte, spiegelt nicht zuletzt der Umstand, dass das Ministerium in den fast exakt 20 Jah-

Überfl üssig? Das Ende des Vertriebenenministeriums 1969Vortrag und Gespräch mit Staatsminister a. D. Gerd Ludwig Lemmer, letzter beamteter Staatssekretär im Vertriebenenministerium 1967-1969

Mi, 28.04. | 19.15 Uhr

ren seiner Existenz 9 Minister hatte. Nur das Justizministerium hat in der gleichen Zeit ebenso viele Führungswechsel er-lebt, die meisten anderen Bundesressorts erheblich weniger.Die längste Amtszeit als Vertriebenen-minister hatte Theodor Oberländer auf-zuweisen, der das Ressort vom Oktober 1953 bis zum Mai 1960 leitete. Zugleich handelt es sich bei Oberländer um eine der umstrittensten Figuren in der Geschichte der jungen Bundesrepublik. Oberländer war nach der zweiten Bundestagswahl und der Bildung der zweiten Regierungs-koalition unter Bundeskanzler Adenauer als Vertreter des „Bundes der Heimatver-triebenen und Entrechteten“ ins Kabinett eingezogen. Sehr schnell wurden Vor-würfe laut, der nunmehr zum Minister aufgestiegene Vertriebenenpolitiker sei tief in das NS-Regime verstrickt und sogar an Massenmordaktionen nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion beteiligt gewesen. Im April 1960 wurde Oberländer durch ein DDR-Gericht in Abwesenheit wegen Massenmorden in Lemberg 1941 zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Wenngleich das im SED-Staat durchge-führte Verfahren in der Bundesrepublik nicht anerkannt wurde, wuchs der öffent-liche Druck auf Oberländer so stark an, dass er sich im Mai 1960 zum Rücktritt gezwungen sah.Bereits nach Oberländers Abgang wurden Forderungen laut, das Vertriebenenminis-terium aufzulösen und seine Kompetenzen dem Innenministerium zuzuweisen. Dazu kam es einstweilen nicht, allerdings gab es noch mehrere rasche Führungswechsel; auf Hans-Joachim von Merkatz (1960/61) folgten als Minister Wolfgang Mischnik (1961-63), Hans Krüger (1963/64), Ernst Lemmer (1964/65), Johann Baptist Gradl (1965/66), Kai-Uwe von Hassel (1966-69) und schließlich Heinrich Windelen, der das Ministerium 1969 nur noch rund neun Monate leitete. Nach der Bildung der ersten sozialliberalen Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt im Oktober 1969 wurde das Vertriebenenministerium

rasch aufgelöst.Der Referent des Abends, Gerd Ludwig Lemmer, war der letzte beamtete Staats-sekretär im Vertriebenenministerium. Er folgte auf diesem Posten Peter Paul Nahm, der für fast anderthalb Jahrzehnte der Ga-rant von Kontinuität im Vertriebenenres-sort gewesen war. Staatssekretär Lemmer amtierte von Anfang Dezember 1967 bis zur Aufl ösung des Ministeriums im Okto-ber 1969, hatte folglich unter den beiden Ministern von Hassel und Windelen eine führende Funktion inne. Er wird über die letzte Arbeitsphase des Ministeriums und die Vertriebenenpolitik in den 1960er Jah-ren berichten. Gerd Ludwig Lemmer hat sich noch während seines Jurastudiums in seiner Heimatstadt Remscheid kommunal-politisch engagiert; zwischen 1961 und 1963 war er ehrenamtlicher Oberbürger-meisters Remscheids. Seit 1958 gehörte er für fast zwei Jahrzehnte der CDU-Fraktion des nordrhein-westfälischen Landtages an. Von 1979 bis 1994 war er Mitglied des Europäischen Parlamentes. Von 1962 bis 1966 gehörte Lemmer als Minister für Bundesangelegenheiten dem nordrhein-westfälischen Kabinett unter Ministerpräsident Franz Meyers an. Für seine politischen Verdienste wurde Gerd Ludwig Lemmer vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Großen Verdienst-kreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Seit 2008 ist er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Remscheid.

Winfrid Halder

2008: Vergabe der Ehrenbürgerschaft Remscheids an Gerd Ludwig Lemmer.

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Vortrag

Vortrag von Prof. Dr. Hans Mommsen

Mi, 16.06. | 19.15 Uhr

Konservativer Preuße durch und durch: Carl Goerdeler

Den Namen Carl Goerdelers bringen die meisten Menschen heute wohl zunächst mit Leipzig in Verbindung. Das ist auch richtig, denn Goerdelers demonstrativer Rücktritt vom Amt des Oberbürgermeis-ters der traditionsreichen sächsischen Handelsmetropole Ende November 1936 hat ihn damals unverhohlen in die dünne Phalanx der Gegner des NS-Regimes ge-stellt. Goerdeler wagte diesen Schritt als Hitler sich auf einem ersten Höhepunkt seiner Popularität als „Führer und Reichs-kanzler“ befand: Anfang März hatte er den Einmarsch von Wehrmachtstruppen-teilen in das bis dahin auf der Grundlage des Versailler Vertrages entmilitarisierte Rheinland befohlen. Hitler kalkulierte richtig, dass die Westmäch-te, vor allem Frankreich und Großbritannien, sich nicht würden entschließen können, diesem offenen Vertragsbruch energisch entgegenzutreten, nötigen-falls auch militärisch. Eine kriegerische Auseinander-setzung hätte Deutschland zu diesem Zeitpunkt kei-nesfalls erfolgreich be-stehen können. Dass die Westalliierten Hitler bei der Demontage des von den meisten Deutschen entschieden ab-gelehnten Versailler Vertrages letztlich gewähren ließen, schuf ihm manchen neuen Anhänger. Im Sommer 1936 folgten die Olympischen Spiele in der Reichs-hauptstadt Berlin, die propagandistisch sorgfältig inszeniert waren, und dem Re-gime vermeintlich weithin internationale Reputation bescherten.Gleichwohl ging Carl Goerdeler kurz darauf auf Konfrontationskurs. In ei-nem seit längerem schwelenden Streit um das Denkmal für den Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy vor dem Leipziger Gewandhaus wandte er sich entschieden gegen die Entfernung des 1892 errichteten Monumentes. Die Leip-ziger Nationalsozialisten wollten den

„Juden in Erz“ verschwinden lassen. Als sich Goerdeler Mitte November 1936 auf einer dienstlichen Auslandsreise be-fand, wurde das Denkmal gegen seinen erklärten Willen entfernt. Wenige Tage nach seiner Rückkehr zog Goerdeler die Konsequenzen und legte sein Amt als Oberbürgermeister nieder.Damit endete äußerlich eine lange poli-tische Karriere, die ihren Höhepunkt in Sachsen gefunden hatte, als Carl Go-erdeler im Mai 1930 zum Leipziger Stad-toberhaupt gewählt worden war. Seine persönlichen und politischen Prägungen hatte der zu diesem Zeitpunkt 55-jährige

Goerdeler allerdings anderswo erfahren. Er wurde im Juli 1884 in Schneidemühl in der damaligen preußischen Provinz Posen geboren. Goerdeler entstammte einer Beamtenfamilie, die seit mehreren Generationen im preußischen Staatsdienst stand. Der heranwachsende Beamtensohn hat in Marienwerder das Gymnasium be-sucht, bevor er 1902 in Tübingen ein Jura-Studium aufnahm. Im Jahre 1905 wechselte der Student Goerdeler an die Albertina in Königsberg, wo er bald darauf sein ers-tes Staatsexamen ablegte. Unterbrochen vom Militärdienst, absolvierte Goerdeler danach seine Referendarzeit auf verschie-denen Stationen in Ostpreußen. Nach dem zweiten Staatsexamen und inzwischen promoviert, entschied sich Goerdeler für

eine Tätigkeit in der Kommunalpolitik – dies nicht zuletzt auf Anraten des mit seinen Eltern befreundeten Königsberger Oberbürgermeisters Körte.Die erste berufl iche Station wurde für Goerdeler Solingen, wo er seit Herbst 1911 verschiedene Aufgaben innerhalb der Stadtverwaltung wahrnahm. Zeitwei-lig wurde er bereits mit der Vertretung des Bürgermeisters betraut. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach die kommunalpolitische Karriere Goerdelers, da er als Reserveoffi zier sofort einrücken musste. Der Krieg führte Goerdeler nach Ostpreußen zurück, wo er unter anderem an der Schlacht bei Tannenberg teilnahm. Auch im weiteren Kriegsverlauf blieb Goerdeler in verschiedenen Verwendun-gen an der Ostfront.Die Niederlage des Deutschen Reiches 1918 bedeutete auch für Goerdeler eine schwere Enttäuschung. Die Gründung der ersten deutschen Republik fand nicht

seine Zustimmung. Bezeich-nenderweise schloß er sich Anfang 1919 der Deutsch-nationalen Volkspartei an, die viele nationalkonserva-tive Gegner der Weimarer Republik in ihren Reihen sammelte. Anfang 1920 ver-ließ Goerdeler Solingen, nachdem er sich bei der Wahl zum Zweiten Bürgermeister Königsbergs knapp gegen einen sozialdemokratischen Mitbewerber durchgesetzt hatte. In dem Jahrzehnt sei-nes Wirkens in der ostpreu-ßischen Metropole erwarb sich Goerdeler als versierter Verwaltungsfachmann auch

die Achtung politischer Gegner. Mehrfach war Goerdelers Name im Spiel als es um mögliche Kandidaten für das Amt des Reichskanzlers ging.Goerdelers Wahl zum Leipziger Ober-bürgermeister im Mai 1930 war auch eine Folge des Rufes als kommunalpo-litischer Experte hohen Ranges, den er sich inzwischen erworben hatte. Auch in Leipzig bewährte sich Goerdelers Sachverstand, obwohl das politische Umfeld in Anbetracht der einsetzenden Weltwirtschaftskrise immer schwieriger wurde. Als Finanzexperten zog ihn auch Reichskanzler Heinrich Brüning zu Rate. Dem Aufstieg der NSDAP zur Massen-partei stand Goerdeler – wie viele andere nationalkonservativ eingestellte Deutsche

Carl Goerdeler während des Prozesses im September 1944

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Vortrag

20 Jahre danach: Voraussetzungen und Folgen der deutschen Einheit

Mo, 07.06. | 19.15 Uhr

Vortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Gerhard A. Ritter

– distanziert, aber nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber.Nach der Berufung Hitlers ins Reichs-kanzleramt wurde Goerdeler als einer von nur vier Oberbürgermeistern in Deutschland im Amt belassen. Seither stand er in Leipzig im Spannungsfeld von Teilübereinstimmung und Konfl ikt mit der örtlichen NS-Führung. Der Rücktritt infolge des Streits um das Mendelssohn-Denkmal war lediglich der Endpunkt einer ganzen Kette von mehr oder weni-ger heftigen Reibereien. Goerdeler stand zusehends in Widerspruch insbesondere zu den antisemitischen Maßnahmen wie auch zur Wirtschafts- und Finanzpolitik des NS-Regimes.Nach dem Ende seiner öffentlichen Tä-tigkeit fungierte Goerdeler offi ziell als Berater der Firma Bosch. Tatsächlich knüpfte er zahlreiche Kontakte zu Re-gimegegnern im Inland und unternahm häufi g Auslandsreisen, die geschäftlich getarnt der Sondierung internationaler Unterstützungsmöglichkeiten dienten. Goerdeler kommunizierte direkt oder indirekt mit höchsten Regierungsstellen vor allem in Großbritannien und den USA. In Deutschland begann er intensiv mit General Ludwig Beck zusammenzu-arbeiten, wobei auch erste Umsturzpläne ventiliert wurden. Goerdeler und Beck sollten zu den wichtigsten konservativen Repräsentanten im Widerstand gegen das NS-Regime werden. Obwohl sie sich hin-sichtlich der politischen Ziele nach einem Sturz Hitlers vor allem mit den jüngeren Angehörigen des Widerstandes keines-wegs in jeder Beziehung einig waren, war Goerdeler als künftiger Reichskanzler vorgesehen.Nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944 fl oh Carl Goerdeler aus Berlin und versuchte in seiner westpreußischen Heimat unterzutauchen. Infolge einer Denunziation verhaftet, wurde er im Sep-tember 1944 vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und am 2. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.Der Referent des Abends, Prof. Dr. Hans Mommsen, hat jahrzehntelang an der Ruhr-Universität in Bochum gelehrt. Er ist einer der profi liertesten deutschen Zeithis-toriker und zugleich einer der führenden Experten für die Erforschung des Wider-standes gegen das NS-Regime. Eine Fülle einschlägiger Publikationen zeugt davon. Im Jahr 2003 wirkte Prof. Mommsen als Mitherausgeber der politischen Schriften und Briefe Carl Goerdelers.

Winfrid Halder

Vor inzwischen zwei Jahrzehnten vollzog sich in noch heute staunenswerter Ge-schwindigkeit der Prozess der Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Zwischen der Öffnung der Berliner Mauer bezie-hungsweise der innerdeutschen Grenze im November 1989 und dem formellen Beitritt der fünf neuen Länder zur Bun-desrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 lag nicht einmal ein Jahr. Dabei überraschte damals nicht allein die Rapi-dität, sondern schon das Möglichwerden des Einigungspro-zesses überhaupt die allermeisten Zeitgenossinnen und Zeitgenossen vollkommen. Mit der Vollendung der staatlichen Einheit im Herbst 1990 jedoch wurde der innere Einigungs-vorgang natürlich keineswegs abge-schlossen. In man-cher Beziehung ist er das gewiss bis heute nicht.Allerdings ist es mittlerweile mög-lich, einen weiter gefassten Blick auf die langfristigen und die situativ bedingten Vorausset-zungen und Folgen des Umbruchs von 1989/90 zu werfen. Als einer der ersten hat sich Gerhard A. Ritter in umfassender wissenschaftlicher Perspektive mit der deutschen Einigung auseinandergesetzt. Sein 2007 erschienenes Buch „Der Preis der deutschen Einheit“ stellt eine Pionier-studie zu den ökonomischen und sozialen Folgekosten der Vereinigung dar. Er konn-te dazu zum Teil erstmals Akten der betei-ligten staatlichen Institutionen auswerten. Von der Kritik hochgelobt, erhielt Gerhard A. Ritter für dieses Werk noch im Jahr des Erscheinens den renommierten Preis des Historischen Kollegs in München.Sein neues Buch „Wir sind das Volk! Wir

sind ein Volk!“ (München: C. H. Beck 2009) bietet ein fundierten Überblick zu den internationalen Rahmenbedingungen, den politischen Voraussetzungen in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR sowie zu den sich aus der Vereini-gung bis heute ableitenden Folgen insbe-sondere für das soziale Sicherungssystem.Prof. Dr. Gerhard A. Ritter zählt zu den international renommiertesten deutschen Historikern. Er hat in Tübingen und seiner

Heimatstadt Berlin Geschichte, Politik-wissenschaft, Phi-losophie und Ger-manistik studiert. Bereits 1952 führte ihn ein erster For-schungsaufenthalt an die Universität Oxford. 1961 ha-bilitierte er sich an der FU Berlin und wurde kurz darauf auf seine erste Pro-fessur dort beru-fen. Seit 1965 hatte Gerhard A. Ritter einen Lehrstuhl für Neuere und Neu-este Geschichte an der Universität Münster inne, 1974 wechselte er an die Münchner Univer-

sität. Dort blieb Prof. Ritter bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1994, unterbrochen von Gastprofessuren in Oxford, Berkeley und Tel Aviv. Den Umgestaltungsprozess der Hochschulen in den neuen Bundes-ländern seit 1990 hat er aktiv mitgestaltet. Gerhard A. Ritter hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter das Große Bundesverdienstkreuz (2008). Sein Werk umfasst eine Vielzahl von Studien zur deutschen und internationalen Sozialgeschichte. Er gilt insbesondere als führender Experte für die Geschichte des Systems der sozialen Sicherung. W.H.In Zusammenarbeit mit der Landeszen-trale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen.

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Lesung

Do, 15. 04. | 19.15 Uhr

Ernst David Kaiser: „Die Geschichte eines Mordes“Ingrid Bachér und Helmut Braun lesen aus dem Roman und erzählen die Lebensgeschichte des Autors.

Der weite Weg gen WestenGefl ohen - vertrieben - angekommen an Rhein und Ruhr Hrsg. Winfrid Halder, Michael Serrer

Die Auto-rinnen und Autoren des vor-liegenden Bandes berichten von ihren eigenen Erfahrun-gen. Ihre damalige Perspek-tive war

die von Kindern und Jugendlichen, daher richten sich ihre Zeugnisse insbesondere auch an die junge Generation von heute, die dafür sensibilisiert werden soll.

Das Buch ist im Buchhandel er-hältlich oder für Multiplikatoren bei der Landeszentrale für politische Bildung NRW zu beziehen.

Schöningh-Verlag, ISBN 9783506766830

€18,90

In einer Nacht inmitten des Weltkrieges wacht der reiche Industrielle Kalm auf und glaubt, einen brutalen Raubmord begangen zu haben. Seine Versuche, die Polizei von seiner Schuld zu überzeugen, scheitern. Trotzdem will er nicht an seine Unschuld glauben…Als Hermann Broch 1947 das Manuskript von Ernst David Kaiser zur Begutachtung erhielt, war er begeistert und schrieb: „…es will mir scheinen, dass noch niemals ein Irrsinnsfall so präzis und tief geschildert worden ist wie hier. Das Auffallendste ist die Plausibilität dieses Irrsinns, und da die Plausibilität mit Hilfe künstlerischen Intuition und einer durchaus prägnanten künstlerischen Darstellungsweise erzielt ist, darf man wohl von einem Kunstwerk sprechen …“ Dass David Ernst Kaisers Roman erst 63 Jahre später publiziert wurde, ist auch der Biografi e seines Autors geschuldet. Der Jude Kaiser, 1911 in Wien gebo-ren, besuchte dort ein Gymnasium und begann das Studium der Germanistik. Bevor er seine Promotion abschließen konnte, erfolgte der Anschluss Österreichs an Nazideutschland. Kaiser floh nach London. Trotz intensiven Bemühens fand er lediglich in einem Schlachthof eine Arbeitsstelle. Der „kleine, zarte Mann“ schleppte Schweinehälften im Kühlhaus. Zu Kriegsbeginn wurde Kaiser interniert „und diente hernach sechs Jahre in der Britischen Armee, zuletzt in der Militär-regierung in Hamburg als Dolmetscher im Rang eines Sergeanten und zog es vor, sich danach ins Privatleben zurückzuziehen und auf den eventuellen Offi ziersrang zu verzichten.“ Später notierte er, er kämpfte gegen Deutschland für Deutschland. Ende 1946 lebte Kaiser wieder in London, arbeitete als Übersetzer. Er erhielt die englische Staatsbürgerschaft und lernte Eithne Wilkins, eine neuseeländische Germanistin, kennen. Sie lehrte an der Universität in London. Kaiser und Wilkins heirateten 1949. Gemeinsam mit ihr übersetzte er Bü-cher aus der deutschen in die englische

Sprache. Sie gelten als herausragende Übersetzer, die für erste Verlagsadressen tätig waren. Bahnbrechend waren ihre Übersetzungen mehrerer Werke Robert Musils, darunter auch „Der Mann ohne Eigenschaften“, in neuer Fassung aus dem Nachlass ediert. Die wissenschaftliche Arbeit am Werk Robert Musils wurde seit 1950 für Kaiser und Wilkins-Kaiser zur Haupttätigkeit, die sich in zahlreichen Publikationen niederschlug.Mehrfach versuchte Ernst Kaiser seinen Roman „Die Geschichte eines Mordes“ in deutschen Verlagen unterzubringen. Alle Mühen blieben jedoch vergeblich; zu anspruchsvoll schien das Werk. Die Schriftstellerin Ingrid Bachér hielt sich in der ersten Hälfte der 1960er Jahre in Rom auf. Sie lernte Kaiser/Wilkins dort kennen, es entstand Freundschaft. Ingrid Bachér kehrte nach Deutschland zurück und die Kaisers gingen 1966 wieder nach Großbritannien. Mit Ingrid Bachér blieben sie in briefl ichem Kontakt.1972 starb Ernst Kaiser in Reading. Nur zwei Jahre später starb auch Eithne Kaiser-Wilkins. Nach kurzer Zeit melde-te sich bei Ingrid Bachér der ehemalige Assistent von Kaiser-Wilkins an der Uni-versität und schrieb, die Kaisers hätten verfügt, ihr alle Manuskripte Ernst Kaisers zu übergeben, verbunden mit der Bitte, aus diesem Konvolut zu veröffentlichen. Das avisierte Paket mit den Texten kam nie an. Alle Versuche, seinen Verbleib zu klären, blieben erfolglos. Die Texte des Schrift-stellers Ernst David Kaisers mussten als verschollen gelten. 2001 führte ein Student eine Recherche im Internet durch und wurde auf der Suche nach Spuren Kaisers fündig. Im Deutschen Literaturarchiv in Marbach fanden sich Hinweise zu Kaiser, darunter auch der Durchschlag des Manuskriptes „Die Ge-schichte eines Mordes“. Ingrid Bachér ließ sich den Text kopieren und suchte nach einem Verlag. Erst im Frühjahr 2008 wur-de sie beim Verlag Ralf Liebe fündig. Sie übernahm es, wie seiner Zeit Ernst Kaiser versprochen, den Text behutsam und ohne

stilistische Eingriffe „objektiv brauchbar zu machen, zu straffen und zu kürzen“. Damit liegt ein „lesbarer Text“ vor, der spannend und beklemmend von einem Mann erzählt, der auf surreale Weise in eine Falle von Realität und Fiktion gerät, an der Frage der Schuld fast zugrunde geht und durch den Verzicht auf alles, was sein Leben ausmachte, eine Erlösung anstrebt.

Helmut Braun

Ingrid Bachér

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Lesung

Do, 06.05. | 19.15 UhrBeschreibung einer Provinz Horst Bieneks Oberschlesien - Lesung mit Dr. Hajo Buch und einer Einführung von PD Dr. Winfrid HalderHorst Bienek hat wie kein anderer Autor seine Heimat Oberschlesien und deren Geschichte in der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg verankert. Der vierbändige Romanzyklus über Bieneks Heimatstadt Gleiwitz („Gleiwitzer Tet-ralogie“, erschienen zwischen 1975 und 1982) zählt zweifellos zu den bedeutends-ten literari-schen Zeug-nissen aus einer Welt, d ie durch G e w a l t -herrschaft, K r i e g , Flucht und Vertreibung weitgehend z e r s t ö r t wurde. Am 7. Mai 2010 w ü r d e e r 80 Jahre alt werden, hätte nicht ein all-zu früher Tod Bienek schon im Dezember 1990 verstummen lassen. Der 80. Geburts-tag und der bevorstehende 20. Todestag sind allemal Anlass genug, an Horst Bienek zu erinnern und Teile seines Werkes im wörtlichen Sinne hörbar zu machen.Bieneks Biographie spiegelt gleich eine ganze Reihe von fundamentalen Brüchen in der deutschen Geschichte des 20. Jahr-hunderts. Geboren wurde er in Gleiwitz als jüngstes von sieben Kindern. Seine Eltern – der Vater war bei der Reichs-bahn beschäftigt – waren nach Gleiwitz gezogen, nachdem die Heimatstadt von Bieneks Mutter Lublinitz mit Teilen des östlichen Oberschlesien im Jahr 1921 an den wieder gegründeten polnischen Staat gefallen war – gegen den Willen der Be-völkerungsmehrheit in der vorangegange-nen Volksabstimmung. Die Gleiwitzer Le-benswelt am Rande des oberschlesischen Industriereviers im jahrhundertealten deutsch-polnischen Spannungsfeld, in der Bienek bis 1946 aufwuchs, sollte später sein literarisches Hauptthema werden.

Als die Rote Armee im Januar 1945 in Oberschlesien einmarschierte, blieb der 14 Jahre alt Horst Bienek durch eine Ver-kettung unglücklicher Umstände alleine in Gleiwitz zurück. Trotz seiner Jugend wurde er von der Besatzungsmacht zu De-montagearbeiten in örtlichen Industriebe-trieben zwangsverpfl ichtet. 1946 gelangte

Bienek mit einem Ver-treibungs-transport in die damali-ge Sowjeti-sche Besat-zungszone. Seit jeher literarisch und künst-lerisch inte-ressiert und nach ersten e i g e n e n journalisti-schen und l y r i s c h e n Schre iber-fahrungen,

wurde er 1951 von Bertolt Brecht als Schüler am Berliner Ensemble angenommen. Die begonnene Schauspielkarriere endete jedoch schon nach wenigen Monaten abrupt, da Bienek im November 1951 unter dem Vorwurf der „antisowjetischen Hetze“ verhaftet und anschließend von einem sowjetischen Militärgericht zu 25 Jahren Zwangsarbeit in der UdSSR verurteilt wurde. Davon musste Bienek immerhin vier Jahre als Bergarbeiter im berüchtigten sibirischen Zwangsarbeitslager Workuta verbüßen, bevor er aufgrund einer Amnestie 1955 entlassen wurde und in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln konnte.Seither arbeitete Bienek in verschiedenen Redakteursfunktionen im Rundfunk und im Verlagswesen. 1968 wagte er den Sprung in die Existenz als freier Schrift-steller. Nicht zuletzt als Leiter der Abtei-lung Literatur der Bayerischen Akademie der Schönen Künste war Bienek aber bis zu seinem Tod auch bemüht, jüngeren Kolleginnen und Kollegen behilflich

zu sein. Mün-chen wurde zu seinem letzten Lebensmittel-punkt. Hier ent-standen die vier Bände der be-reits erwähnten Gleiwitzer Te-tralogie. Zwar ist in diese viel autobiographi-sche Erfahrung Bieneks eingefl ossen, er hat allerdings wie wenige andere Autoren bei der Vorbereitung der Niederschrift akribische historische Studien betrieben. Der damalige Direktor des renommierten Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Martin Broszat – ein ausgewiesener Ken-ner der schwierigen deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte –, stand ihm dabei hilfreich zur Seite. So entstand ein litera-risch meisterhaftes und zugleich historisch präzises Bild Oberschlesiens und seiner Geschichte im 20. Jahrhundert. Bienek selbst hat gesagt, dass ihn bei der Arbeit der Gedanke leitete, „ein Requiem für diese Provinz zu schreiben.“Horst Bienek war neben seiner schrift-stellerischen Tätigkeit auch politisch engagiert und bemühte sich insbesondere um die deutsch-polnische Aussöhnung. Die Solidarność-Bewegung hat er nach-drücklich unterstützt. Von seinem hohen Ansehen gerade auch in Polen zeugen zahlreiche Übersetzungen seiner Werke in die polnische Sprache. Horst Bienek hat zahlreiche Ehrungen und Preise erhalten, darunter den Kulturpreis Schle-sien des Landes Niedersachsen sowie den Andreas-Gryphius-Preis der KünstlerGilde Esslingen. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste verleiht alle zwei Jahre den Horst-Bienek-Preis für Lyrik, der auf eine testamentarische Stiftung Bieneks zurückgeht.An diesem Abend liest der bekannte Rezi-tator Dr. Hajo Buch aus Werken von Horst Bienek, darunter „Reise in die Kindheit. Wiedersehen mit Schlesien“ (1988) und „Birken und Hochöfen. Eine Kindheit in Oberschlesien“ (1990). PD Dr. Winfrid Halder führt kurz in Bieneks Leben und Werk ein.Begleitend zu diesem Abend zeigen wir in der Kinemathek zwei Filme nach Bü-chern von Horst Bienek: „Die erste Polka“ und „Die letzte Geschichte von Schloss Königswald“ (s. Seite 16)

Winfrid Halder

Horst Bienek

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Lesung

Di, 19.05. | 19.15 Uhr

Bergersdorf – keine einfache GeschichteLesung und Gespräch mit der Autorin Herma Kennel, Berlin

Am 19. Mai 1945, vor genau 65 Jahren, wurden unweit ihres Heimatortes Ber-gersdorf (nahe Iglau) 11 Männer ermor-det, allesamt Zivilisten, Bauern, „kleine Leute“. Die Täter stammten offenbar aus dem Umfeld, kannten sich in der Gegend aus, kannten womöglich auch ihre Opfer. Sie waren wohl „Revolutions-Gardisten“, die in den Tagen des chaotischen Zusam-menbruchs der NS-Herrschaft vielerorts zumindest zeitweilig die Macht an sich rissen – wenige Tage zuvor hatte mit der „Heeresgruppe Schörner“ der letzte intakte Großverband der Wehrmacht, der den böhmisch-mährischen Raum zum größten Teil bis dahin noch kontrolliert hatte, kapituliert.So weit waren die Vorgänge in Bergersdorf damals, leider, nicht ungewöhnlich. Wenn-gleich der Zweite Weltkrieg in Europa mit der deutschen Gesamtkapitulation vom 8. Mai 1945 faktisch beendet war, herrschte vielfach noch immer eine extreme Gewalt-samkeit. In der Gegend um Iglau kam es, wie anderwärts auch in Teilen der 1938/39 vom NS-Staat zerschlagenen und besetzten Tschechoslowakei, zu Ausschreitungen gegen Angehörige der deutschsprachigen Bevölkerung. Die unter dem Begriff „Sudetendeutsche“ sub-sumierten Menschen wurden nun oft zum Ziel der Rachegelüste ihrer tschechischen Nachbarn – nicht zuletzt als Refl ex auf die brutale Gewaltherrschaft der nationalso-zialistischen Machthaber in den Jahren zuvor. Das persönliche Tun oder Lassen der Betroffenen spielte dabei zuallermeist keine Rolle. So war es wohl auch im Falle der Ermordeten von Bergersdorf.Der Ort war, auch dies ist in der Region nicht ungewöhnlich, zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstanden, als in Böhmen und Mähren unter dem Herrscherge-schlecht der Przemysliden gezielt deut-sche Siedler ins Land geholt wurden. In Bergersdorf waren es wohl sächsische Bergleute, die angesiedelt wurden, um

derem auch über die Morde vom 19. Mai 1945. Dass diese geschehen waren, und dass dafür bislang niemand zur Rechen-schaft gezogen wurde, obwohl die Täter offenbar aus der Gegend selbst kamen, war für viele Ortsansässige augenschein-lich kein Geheimnis. Im Jahr 2003 veröf-fentlichte der Prager Vitalis-Verlag Herma Kennels Buch „BergersDorf“. Seither hat es in Deutschland und Tschechien Aufse-hen erregt. Und – spätestens hier wird die Geschichte sehr ungewöhnlich – nachdem die Autorin das Buch 2009 auch in Iglau vorgestellt hatte, erstatteten zwei örtliche Journalisten Strafanzeige wegen mehrfa-chen Mordes gegen Unbekannt. Sie waren der Meinung, dass das in Tschechien noch immer geltende Amnestiegesetz von 1946 für Taten in den ersten Nachkriegsmona-ten hier nicht anwendbar sei, da es sich offenkundig um willkürlich ausgesuchte, unschuldige Opfer handelte. Seither ermit-telt die Polizei in Iglau. Eine Exhumierung der sterblichen Überreste, die auf einer Wiese nahe des Ortes lokalisiert wurden, ist geplant.Herma Kennel wird aus ihrem Buch lesen und über dessen Entstehung sowie die Folgen sprechen. Voraussichtlich kann sie auch über die Fortschritte bei den polizeilichen Ermittlungen berichten. Auf ihr Anraten hin soll bei der für das Frühjahr 2010 geplanten Exhumierung auch ein Experte des Volksbundes Deut-sche Kriegsgräberfürsorge hinzugezogen werden. Das Ergebnis darf mit Spannung erwartet werden.

Winfrid Halder

In Zusammenarbeit mit der Sudeten-deutschen Landsmannschaft.

mit ihrem Fachwissen den örtlichen Sil-berbergbau voranzutreiben. So entstand in der Gegend um Iglau herum eine „Sprachinsel“, in der über Jahrhunderte hinweg Deutsch und Tschechisch spre-chende Menschen in einem engen Nach-barschaftsverhältnis miteinander lebten. Dieses endete freilich mit der von sich steigender Gewalt geprägten Ära nach dem Ersten Weltkrieg, endete vor allem in der blutigen Katastrophe von 1938 bis 1945/46.Auch in Bergersdorf. Ein ganz gewöhnli-cher Ort also an der böhmisch-mährischen

Grenze. Und doch kein so ganz gewöhnlicher Ort. Denn kurz nach Beginn des Zwei-ten Weltkrieges war Gottlob Berger auf den Ort, der ver-meintlich seinen Namen trug, aufmerksam geworden. Der aus Württemberg stammende Berger war einer der hochran-gigsten SS-Führer und enger Vertrauter Himmlers. Er über-nahm die „Patenschaft“ über Bergersdorf, das den „Ehren-

titel“ „SS-Dorf“ tragen durfte. Geändert hat dies am örtlichen Leben offenbar nicht viel – es mag aber eine schreckliche Rolle gespielt haben, als 1945 der Rachedurst von tschechischer Seite ungehindert los-brechen konnte.Kein ganz gewöhnlicher Ort insofern – und in der jüngsten Zeit allemal ein Ort mit durchaus ungewöhnlicher Geschich-te. Bergersdorf heißt heute Kamenná u Jihlava. Wer nicht irgendeinem speziellen Interesse folgt, dürfte sich in das Dörf-chen mit nicht einmal 200 Einwohnern kaum verirren. Auch die aus Pirmasens stammende Schriftstellerin Herma Kennel hätte den Ort wohl kaum aufgesucht, hätte es nicht eine verwandtschaftliche Bezie-hung dorthin gegeben. Herma Kennel ist berufl ich viel in Europa herumgekommen, hat unter anderem längere Zeit in Buka-rest und Brünn gelebt. In Bergersdorf wurde sie auf die Geschichte des Ortes aufmerksam, fi ng an zu recherchieren und ein Buch darüber zu schreiben – unter an-

Herma Kennel

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Ausstellung

Die Dokumentarausstellung, ein Koope-rationsprojekt des Museums für schle-sische Landeskunde in Königswinter / Haus Schlesien und polnischer Partner, beschreibt die Entwicklung von zwölf ausgewählten schlesischen Städten von deren Gründung bis in die Gegenwart.Zum Verständnis der aktuellen Physio-gnomie der vorgestellten Städte ist die Kenntnis ihrer historischen Entwicklung unabdingbar.Wechselnde Herrschaftsverhältnisse, Kriegseinfl üsse und der Wandel der Be-völkerungsstruktur bestimmten im Laufe der Jahrhunderte das heutige Erschei-nungsbild der schlesischen Städte. Weisen sie untereinander zahlreiche Parallelen auf, so unterscheiden sie sich in einigen Aspekten jedoch deutlich von vielen westdeutschen Zentren.Der überwiegende Teil der schlesischen Städte entstand im 13. Jahrhundert, der Hochphase mittelalterlicher Stadtgrün-dungen und wurde – im Zuge der östlichen Siedlungsbewegung – planmäßig angelegt und mit deutschem Stadtrecht ausgestattet. Ihr Grundriss war weitgehend identisch, charakterisiert durch den rechteckigen Marktplatz (Ring / Rynek) als Zentrum, um den ein gitterförmiges Straßennetz an-gelegt ist. Umgeben wurden die mit einer Grundfl äche von 5 bis 10 ha eher kleinen Ansiedlungen zunächst von Plankenzäu-nen, später von massiven Steinmauern und weiteren Mauerringen verstärkt.Die wirtschaftlichen Grundlagen, Hand-werk und Fernhandel, prägten in der Fol-gezeit unübersehbar das Stadtbild.Prächtige Bürgerhäuser und Kirchen zeu-gen von der ökonomischen Prosperität. Das Rathaus als Symbol der Selbstver-waltung und Unabhängigkeit der Stadt erhielt einen zentralen Platz in der Mitte des Rings.Der wirtschaftlichen Blüte der schlesi-schen Städte vom 14. bis 16. Jahrhundert folgten Dekaden des Niedergangs in Zei-ten der Pest, des 30jährigen Kriegs und der Schlesischen Kriege des 18. Jahrhunderts.Die industrielle Revolution differenzierte die Städtelandschaft erneut, veränderte durch neue Verkehrsverbindungen und Bebauungen die Wirtschafts- und Bevöl-

kerungsentwicklung.Die durch Schleifung der Stadtbefesti-gungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden Freifl ächen konnten zu städ-tischen Grünfl ächen umgewandelt oder für den Bau öffentlicher Gebäude genutzt werden. Mit dem Ausbau des Eisenbahn-systems siedelten sich neue Industrien in Bahnhofsnähe an und verlagerten damit

den wirtschaftlichen Schwerpunkt der Städte.Grundlegend änderte auch das 20. Jahr-hundert mit den Entscheidungen des Versailler Friedensvertrages und den verheerenden Folgen des Zweiten Welt-kriegs die Geschichte der schlesischen Städte. Zudem stellte die Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung eine radikale Zäsur dar. Bis in die 1960er Jahre hinein dauerte der Wiederaufbau der zumeist völlig zerstörten Städte an. In den folgenden Jahrzehnten entstanden in den Vorstädten große Plattenbau-Siedlungen. Seit der politischen Wende 1989 und dem Beitritt Polens zur EU vollzog sich ein erneuter Wandel.Im Zuge des Wirtschaftsaufschwunges

entstanden so außerhalb der Zentren um-fangreiche Gewerbegebiete. Die zweisprachige (deutsch-polnisch) Ausstellung wurde im Haus Schlesien gemeinsam mit den Stadtverwaltungen und Museen der einzelnen polnischen Städte erstellt. Die Beiträge über die jüngste Geschichte seit 1945 sind von den jeweiligen Stadt-ämtern bzw. Stadtmuseen selbst verfasst worden.Ziel der Ausstellung ist es, bewusst den Bogen von der frühesten Stadtgeschichte bis in die Gegenwart zu spannen. Die wechselvolle Historie von der Stadtgrün-dung bis zum Zweiten Weltkrieg ist eben-

so prägend für die heutige Struktur und Physiognomie der schlesischen Städte wie der Krieg, der anschließende Austausch der Bevölkerung, der Wiederaufbau und die aktuellen wirtschaftlichen und städte-baulichen Entwicklungen.Die grenzüberschreitende Zusammenar-beit dokumentiert wie stark das Interesse an der deutschen Vergangenheit der schlesischen Kulturlandschaft vor Ort gewachsen ist.

Eröffnung: 14.04.2010 | 19.15 UhrEs sprechen: PD Dr. Winfrid HalderDirektor des Gerhart- Hauptmann-HausesDipl. Geogr. Silke Findeisen Kuratorin, Haus Schlesien

Vom 14.04. bis 30.05.2010

„Zukunft - Stadt - Geschichte“ –Städte in Schlesien gestern und heute

Besucher der Ausstellung im Haus Schlesien

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Ausstellung

„Gehetzt. Südfrankreich 1940 – Deutsche Literaten im Exil“

Vom 08.06. bis 30.07.2010

Als sich nach dem Machtantritt Hitlers die Grundzüge der nationalsozialistischen Diktatur offenbarten, entschlossen sich zahlreiche deutsche Intellektuelle – of-fensichtlich an Leib und Leben bedroht – zur Flucht aus ihrem Heimatland. Neben führenden Politikern der SPD und KPD, renommierten Wissenschaftlern und Künstlern, entschieden sich viele der be-reits verfolgten und regimekrit ischen Schriftsteller, nach dem „Anschluss“ auch aus Österreich, unter Aufgabe der bisherigen Leben-sperspektive, zum Gang ins Exil. So emigrierten u. a. die Literaten Walter Benjamin, Alfred Döblin, Lion Feucht-wanger, Hermann Kesten, Rudolf Le-onhard, Golo Mann, Walter Mehring, Al-fred Polgar, Hans Sahl, Friedrich Tor-berg, Anna Seghers und Franz Werfel nach Frankreich. Die zumeist jüdischen Schriftsteller hatten dort schon lange eine geist ige Heimat, manche in Paris und Südfrankreich ihren Wohn- und Arbeitsort gefunden.„Hier ist man eben Kurgast und nicht Emigrant“, urteilte Marta Feuchtwanger 1934. Auch der 1889 in Breslau gebore-ne Dramatiker, Essayist und Romancier, Walter Meckauer, empfand sich noch im Sommer 1939 in Nizza „fast wie ein glücklicher Badegast an der Côte d’Azur“, während sich die öffentliche und politi-sche Meinung in Frankreich längst mit ausländerfeindlichen und antisemitischen Äußerungen gegen die inzwischen uner-wünschten Emigranten wandte.Bereits am 30.08.1939 begann die Pariser Regierung zunächst mit der Verhaftung der führenden Funktionäre der KPD und KPÖ die Repression gegen ausländische Hitlergegner in Frankreich und verfügte

gleichzeitig deren Internierungspfl icht in einem sich ausweitenden Lagersystem.Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden alle Ausländer auf französischem Boden aufgefordert, sich in „Erfassungs-zentren“ einzufi nden, um dort „ihre Situ-ation überprüfen zu lassen“.Arbeiter, Geschäftsleute und Künstler, die seit Jahrzehnten in Frankreich lebten,

fanden sich nun in Sammellagern fest-gesetzt.Lion Feuchtwanger, mit 1500 Männern – darunter auch der Maler Max Ernst – in der Ziegelei „Les Milles“ interniert, berichtet in seinen Erinnerungen „Der Teufel in Frank-reich“: „In einem Ziegelbau waren wir untergebracht, und die Ziegel waren das Merkmal dieser Zeit. Ziegelmauern, durch Stacheldraht gesichert, schlos-sen unsere Höfe von der schönen, grünen Landschaft draußen ab, zerbröckelnde Ziegel waren überall gestapelt, sie dien-

ten uns als Sitze und als Tische, auch dazu, das Strohlager des einen von dem des andern abzutrennen. Ziegelstaub füllte un-sere Lungen, entzündete unsere Augen.“Angesichts der drohenden Einweisung in ein Lager bekannte der jüdische Überset-zer, Schriftsteller und Verleger Hermann Kesten: „Ich habe Angst davor. Aber ich bin durch alles zu erschrecken, was die dignité humaine, die Würde des Men-schen angreift. […] Frankreich beginnt also seinen Krieg gegen Hitler mit dem Krieg gegen die Feinde Hitlers, die nach Frankreich gefl üchtet sind.“Die militärische Niederlage Frankreichs gegenüber Deutschland verschärfte die Situation der Emigranten dramatisch: Ar-tikel 19 des Waffenstillstandsabkommens vom 22. Juni 1940 verfügte die Ausliefe-

rung von deutschen Staatsangehörigen auf Verlangen der Berliner Reichsregie-rung. Das traditionsreiche französische Asylrecht – 1830 für politische Verfolgte formuliert – dem auch die Verfolgten der nationalsozialistischen Diktatur vertraut hatten, war damit aufgehoben. „Bisher waren wir deprimiert und erschreckt ge-wesen, jetzt wurden wir, zumindest ich, von echter Panik erfasst“, so empfand der Schriftsteller und Journalist Arthur Koestler.Lion Feuchtwanger notiert in seinem Tagebuch: „Tiefer Pessimismus…, un-geheuere Depression. Selbstmordpläne.“Der sofortigen Verfolgung durch die Nationalsozialisten im besetzten Nord-frankreich ausgesetzt und durch exzessive ausländerfeindliche und antisemitische Gesetze im „freien“ Vichy-Frankreich des Philippe Pétain bedroht, fanden sich die verzweifelten Exil-Literaten an der vormals idyllischen Küste Südfrankreichs zusammen. Allen gemeinsam das Ziel: Weg aus Frankreich, weg aus Europa!Doch nur wenige Länder waren bereit, sie aufzunehmen, die Beschaffung not-wendiger Ausreisedokumente ein einziger Hindernislauf. Schließlich gewannen illegale Ausreiserouten an Bedeutung. Der Weg über Spanien und Portugal wurde lebenswichtig. Für viele Exilanten war die Flucht zu Fuß über die Pyrenäen die einzige Möglichkeit zu entkommen. Ver-zweifelte wie Walter Benjamin und Walter Hasenclever waren der Belastung nicht gewachsen und fl üchteten in den Tod.Ruth Werfel, freie Kulturjournalistin in Zürich, recherchierte seit Jahren das Schicksal der deutschsprachigen Literaten im französischen Exil. Ihre Forschungser-gebnisse präsentiert sie als Kuratorin einer Dokumentarausstellung, die in der Zent-ralbibliothek Zürich, der Universitätsbi-bliothek Basel und im Schloss Reinbek gezeigt wurde. Als Begleitbuch gab Ruth Werfel den Band „Gehetzt. Südfrankreich 1940. Deutsche Literaten im Exil“ heraus, der mit zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen in die Ausstellung einführt.

Dirk Urland

Eröffnung: Dienstag, 08.06.2010 | 19.15 UhrEs sprechen: PD Dr. Winfrid HalderDirektor des Gerhart-Hauptmann-HausesDr. Jan-Pieter BarbianDirektor der Stadtbibliothek DuisburgMartin Dreyfus, Rüschlikon

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Kinemathek

Königin Luise. Liebe und Leid einer Königin (Deutschland 1957)

Mi, 07. 07. | 15 Uhr

Was liegt näher, als im Gedenkjahr an Königin Luise, die Preußen-Filmreihe der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus mit einem Film über die „preußische Madonna“ (Vgl. S. 6) fortzusetzen. Sieben Filme gibt es über Preußens popu-lärste Königin, die Kinemathek zeigt da-von den Bekanntesten aus dem Jahr 1957, in dem Ruth Leuwerick die Königin spielt.Der Film zeigt das Leben der Königin Lu-ise in der Zeit von etwa 1804 bis zu ihrem Tode 1810. Themen-schwerpunkte sind die Darstellung ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter sowie ihr Ein-fluß auf die Politik gegenüber Rußland und Frankreich und auf ihren Mann, Kö-nig Friedrich Wil-helm III. (Dieter Bor-sche). Die preußische Königin Luise feiert 1806 auf Gut Paretz ihren 30. Geburtstag im Kreis der Fami-lie. Unter den vielen Geschenken befi ndet sich auch eine kost-bare Robe, die Na-poleon übersandt hat. Obwohl Luise sich darüber freut, sieht sie in Napoleon nur einen Emporkömmling, der Preußen als Verbündeten gegen Russland zu gewinnen versucht. König Friedrich Wilhelm III. will sich aber weder auf Frankreich noch auf Russland festlegen. Als sich Friedrich Wilhelm gegen Napoleon entscheidet, lässt dieser seine Armeen gegen Preußen aufmarschieren. Der preußische König zeigt sich wankelmütig; erst Luise bringt ihn dazu, den Kampf aufzu-nehmen. Nach dem Sieg Napoleons in der Schlacht von Jena u n d Auerstedt (1806) flieht die Königin mit ihren Kindern nach Ostpreußen und sucht in Tilsit Napoleon (René Deltgen) auf, und bittet um mildere Friedensbedingungen. Napoleon geht nur scheinbar darauf ein,

Fortsetzung der Preußen-Filmreihe

1913: Der Film von der Königin Luise. Regie: Franz Porten, Darsteller: Hansi Arnstädt (Königin Luise)1927: Königin Luise. 1. Teil: Die Jugend der Königin Luise. Regie Karl Grune1927/28: Königin Luise. 2. Teil. Regie Karl Grune1931: Luise, Königin von Preußen. Regie Carl Froelich, Darstellerin: Henny Porten1957: Königin Luise. Regie: Wolfgang Liebeneiner, Darstellerin: Ruth Leuwerik (Königin Luise)2005: Vivat – Königin Luise im Fichtel-gebirge. Regie: Gerald Bäumler2010: Luise – Königin der Herzen. Do-kumentarfi lm von Georg Schiemann mit Luise Bähr als Königin Luise

Königin Luise im Film:

Preußen muss sich ihm beugen. Drei Jahre später stirbt Luise.Karena Niehoff stellte im Berliner Tages-spiegel am 07.04.1957 fest: „Der Film, nach langer Pause wieder einer, der sich mit unserer Geschichte befasst, spart den knarrenden Protz der preußischen Legen-de aus. Aber er hat in seiner Gutartigkeit gegen jedermann nichts anderes dafür zu bieten.“ Einen besonderen Platz innerhalb der

Luisenverehrung nahm stets ihr Auf-enthalt in Ostpreu-ßen ein: Ihre Flucht vor der siegreichen französischen Ar-mee in den äußers-t en Winke l des Reichs machte sie zur Märtyrerin. Ihr Zusammentreffen mit Napoleon galt als Höhepunkt ihrer Leidensgeschichte. Der 1905 in Lie-bau in Schlesien geborene Regis-seur Wolfgang Liebeneiner wollte 1957 noch einmal

an diesen Mythos anknüpfen. Er spart dabei nicht mit Parallelen zur damals aktuellen politischen Situation. Etwa wenn er Hardenberg (Hans Nielsen) zu Luise sagen läßt: „Es ist der Zar, der unsere Ostgebiete erhalten soll!“Oder wenn König Friedrich Wilhelm III. als maßvoller Außenpolitiker gezeichnet wird, der sein Land aus den Auseinander-

setzungen zwischen Ost (Rußland) und West (Frankreich) möglichst heraus-

halten wollte. Ganz anders dagegen sei-ne impulsive und emotionale Gattin

Luise: Sie hasst Napoleon und bringt ihren Mann dazu, gegen diesen den Krieg zu beginnen. Dafür wird sie bitter bestraft. Im Gespräch mit dem Erzfeind muss sie wiedergutmachen, was sie mitverschuldet hat. Das gelingt ihr nicht. Also muss sie

sterben. Bezeichnenderweise äußerte Ruth Leuwerick schon 1957 über die Wirkung auf das Publikum „Sie sollen nicht wei-nen, sie sollen lernen!“ Der Film ist ganz anders, als das, was die Kinemathek in der Preußenreihe bisher gezeigt hat. Auch dieser Film wollte Einfl uß nehmen und über die populäre Ge-stalt der Königin Luise auf das Publikum wirken. Wirklich gelungen ist das nicht. Der Film wurde im Kino ein Flop. Im Wirtschaftswunderland war Luise fehl am Platz. Sehenswert ist er trotzdem, gerade weil er andere Klischees bedient, als die bisher in dieser Reihe gezeigten Preußen-Filme und, weil er sich des nationalisti-schen Personenkults weitgehend enthält.

Markus Patzke

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Kinemathek/Gedenken

„Die erste Polka“ (Deutschland 1979)Mi, 05.05. | 15 Uhr

Horst Bieneks ist zwar nur gerade 60 Jahre alt geworden (vgl. S. 11), gleich-wohl durfte er erleben, dass immerhin zwei seiner Bücher nicht nur zahlreiche Leser, sondern auch Zuschauer fanden. Zuerst wurde 1979 der erste Band seiner „Gleiwitzer Tetralogie“ verfilmt – der

Film trägt den gleichen Titel wie das Buch, das nur vier Jahre zuvor erschienen war: „Die erste Polka“. Bienek hat die Handlung auf nur zwei, allerdings sehr dramatische Tage zusammengedrängt. Sie spielt am 31. August und 1. September 1939 in Gleiwitz – also unmittelbar bei Beginn des Zweiten Weltkrieges. Bienek lässt seine Protagonisten zufällig Zeugen des fi ngierten „Überfalls“ auf den Sen-der Gleiwitz werden, der von Hitler als einer der Vorwände für den Angriff auf Polen verwendet wurde. Die von Bienek zeitgeschichtlich genau recherchierten Hintergründe werden kunstvoll mit dem individuellen Schicksal der auftretenden Personen verwoben. In der weiblichen Hauptrolle ist Maria Schell zu sehen.Es fügte sich, dass der erste Band des großartigen Gleiwitz-Zyklus verfilmt wurde und der gewissermaßen letzte. Denn Bienek hatte die Roman-Folge zwar mit dem vierten Band „Erde und Feuer“ (1982) abgeschlossen, ließ aber gleich-wohl 1984 eine damit in Zusammenhang stehende „letzte Geschichte“ folgen. Ausgangspunkt ist wiederum eine au-thentische Episode aus den letzten Tagen

des Zweiten Weltkrieges, in die Bienek einige Figuren aus den Gleiwitz-Büchern einbindet. Auf einem Schloß in Böhmen hat sich eine achtköpfi ge Gruppe adeliger Damen zusammengefunden, von denen die meisten bereits auf der Flucht vor der heranrückenden Roten Armee sind.

Als eine SS-Einheit das Schloß besetzt, bereit zu einer offenkundig sinnlo-sen, aber gewiss blutigen und zerstörerischen Ver-teidigung, beschließen die mutigen und gewitz-ten Damen, dem kom-mandierenden General einen Strich durch die Rechnung zu machen. Bienek, der für diese Ver-fi lmung selbst das Dreh-buch geschrieben hat, ist

es gelungen, eine im Grunde traurige

„Die letzte Geschichte von Schloss Königswald“ (Deutschland 1987)

Mi, 23.06. | 15 Uhr

Filmplakat „Die letzte Geschichte von Schloss Königswald“

Szene aus „Die erste Polka"

Geschichte mit überzeugenden komödi-antischen Elementen zu durchsetzen. Das großartige Ensemble der Darstellerinnen – unter anderem Marianne Hoppe, Camilla Horn und Marika Rökk! – macht den Film (Regie: Peter Schamoni) vollends zu einem immer noch und immer wieder sehenswerten Kabinettstück.

Winfrid Halder

Am 7. Juli 1860 wurde Gustav Mahler in Kalischt, einem kleinen Dorf unweit von Iglau in Mähren geboren. Mahler stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie; sein ehrgeiziger, selbst aus ärmlichen Ver-hältnissen kommender Vater ermöglichte dem ältesten Sohn eine gute Schul- und frühzeitig auch musikalische Ausbildung. Mit 15 Jahren wurde der hochbegabte Junge vom Wiener Konservatorium aufgenommen, damit war der Weg zum Berufsmusiker vorgezeichnet. Als der erst 21-Jährige 1881 Kapellmeister in Laibach wurde, begann einer der steilsten Dirigentenkarrieren seiner Zeit – mit 37 Jahren wurde Mahler 1897 Chefdirigent der Wiener Hofoper und hatte damit die damals wichtigste Position in seinem Fach erreicht. Daneben leitete er als Gast Kon-zerte mit den renommiertesten Orchestern in Europa und den USA.Neben seiner Dirigententätigkeit war Mahler intensiv um sein eigenes kompo-

sitorisches Schaffen bemüht – daraus gin-gen schließlich insbesondere 9 vollendete Sinfonien hervor. Bei den Zeitgenossen hatte Mahler es allerdings schwer sich auch als Komponist durchzusetzen, zu ungewohnt waren die gewaltigen Klang-dimensionen seiner Werke. Behindert wurde Mahlers künstlerischer Erfolg auch durch antisemitische Angriffe, die ihn 1907 veranlassten, seine Tätigkeit an der Wiener Hofoper zu beenden. Gleichwohl war er überzeugt, dass ihm mit der Zeit die Anerkennung auch als Komponist nicht versagt bleiben würde.Damit hat Gustav Mahler gewiss Recht behalten, auch wenn er die Erfüllung seiner Prophezeiung infolge seines frühen Todes 1911 nicht mehr erleben durfte. Heute stellt niemand mehr in Abrede, dass Mahler der wohl bedeutendste Sinfoniker zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert war.

Winfrid Halder

„Meine Zeit wird kommen“ – Zum 150. Geburtstag von Gustav Mahler (1860-1911)

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Diskussion

20 Jahre gesamtdeutsche Demokratie –Eine Zwischenbilanz

Vor über sechzig Jahren wurde die DDR gegründet. Sie hatte vierzig Jahre Bestand bis sie 1989 zusammenbrach. Aber es wurde schon sehr viel früher deutlich, dass dieser Staat aus eigener Kraft nicht stabil war. Nur indem er Protest gewalt-sam unterdrückte, seine Bürgerinnen und Bürger mit einer Mauer daran hinderte, aus ihm zu fl üchten, indem zentrale Menschenrechte massiv verletzt wurden, konnte das SED-Regime über-haupt vierzig Jahre lang an der Macht bleiben.Über zwanzig Jahre sind seit dem Fall der Mauer vergangen. Der Ruf „Wir sind ein Volk“ wurde un-überhörbar und machte den Weg frei zur Deut-schen Einheit. Welche Erfahrungen haben die Menschen mit Demokra-tie, Freiheit und sozialer Marktwirtschaft in dieser Zeit gemacht? Wie sehr hat die Wiedervereinigung unser Land insgesamt verändert? Haben wir – in Ost und West – einen angemessenen Umgang mit dem dunklen Erbe gefunden, das SED und Staatssicherheit hinterlassen haben?Vierzig Jahre – zwanzig Jahre, zum Rückblick auf eine wechselvolle Phase deutscher Geschichte und Geschichte in Deutschland lädt die Landeszentrale für politische Bildung zu einer Diskussion mit Hildigund Neubert ein. Frau Neubert engagierte sich früh in der Opposition gegen das SED-Regime. Seit 2003 ist sie Landesbeauftragte des Freistaates Thüringen für die Unterlagen des Staats-sicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.

Programm:

19.00 UhrEröffnung und BegrüßungDr. Marion Gierden-JülichStaatssekretärin im Ministerium für Gene-rationen, Familie, Frauen und Integrationdes Landes Nordrhein-Westfalen

19.20 Uhr40 Jahre SED-Diktatur und 20 Jahre ge-samtdeutsche DemokratieHildigund NeubertLandesbeauftragte des Freistaats Thürin-gen für die Unterlagen des Staatssicher-heitsdienstes der ehemaligen DDR

19.50 UhrDialogHildigund Neubert und Dr. Marion Gierden-Jülich

20.15 UhrDiskussion mit den Gästen

21.00 UhrImbiss und Ausklang

ModerationTom Hegermann, WDR

Kontakt und Organisatorisches

Veranstaltungstermin und -ort12. April 2010Maxhaus Katholisches Stadthaus in Düsseldorf, Schulstraße 11, 40213 Düsseldorf www.maxhaus.de(Auf der Webseite finden Sie unter „Kontakt“ eine detaillierte Anfahrtsbe-schreibung.)

VeranstalterLandeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Inte-gration des Landes Nordrhein-WestfalenHorionplatz 1, 40213 Düsseldorfwww.politische-bildung.nrw.de

AnsprechpartnerBert KrauseTelefon: 0211 - 86 18 46 32E-Mail: bert.krause@mgffi .nrw.de

TeilnahmebedingungenDie Teilnahme ist kostenlos. Die Plätze sind begrenzt, daher bitte rechtzeitig an-melden. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt.Weitere Informationen zur Veranstal-tung im Internet unter: www.politische-bildung.nrw.de.

In Kooperation mit:Konrad Adenauer Stiftung; Friedrich Naumann Stiftung „Für die Freiheit“; Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus; Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Mo, 12.04. | 19 Uhr

Diskussion mit Hildigund Neubert

Ostdeutsche Heimatstube, Oberstr. 17 in Neuss

Die Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Museen, Heimat-stuben und Sammlungen fi ndet in der Ostdeutschen Heimatstube in Neuss statt.

Information und Anmeldung unter Tel.: 0211 - 1699118

Hildigund Neubert

Mi, 05.05. | 10 Uhr

Vergangenheit dokumentieren – Zukunft gestalten

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Museumsnacht

Die Düsseldorfer Nacht der Museen lädt bereits zum 10. Mal ein zur nächtlichen Tour durch die Kulturszene Düsseldorfs. Mehr als 37 Kulturinstitutionen, darunter vor allem Museen, Galerien und Sonder-ausstellungsräume bieten am 8. Mai 2010 von 19 Uhr bis weit nach Mitternacht ein breit gefächertes Programm mit Kurz-Führungen, Musik, Lesungen und Kulina-rischem an. Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen- im vergangenen Jahr waren es mehr als 22.000 - werden wieder die Gelegenheit nutzen, von einem kulturelle Highlight zum nächsten zu wandern oder mit dem Shuttle Bus verborgene kulturelle Perlen erstmals für sich zu entdecken.Auch die Stiftung G e r h a r t - H a u p t -mann-Haus beteiligt sich in diesem Jahr an der „Nacht der Museen“ und öff-net unter dem Motto „east meets west“ mit einem vielfäl-tigen Angebot die Türen für Jung und Alt gleichermaßen. Zu einem Ausstel-lungsbesuch mit „Ostpreußischen Im-pressionen“ laden die sehenswerten Ma-lereien und Aquarelle des in Ostpreußen geborenen und in Düsseldorf verstorbenen Malers Karl Leo Herbert Guttmann ein.Speziell für die Nacht der Museen und zugleich Highlights des Abends für Auge und Ohr sind rheinisches politisches Ka-barett und extravaganter russischer Rock. Los geht es zwischen 19.30 und 21 Uhr für Freunde des Kabaretts mit „Best of Jüne-mann“ von Didi Jünemann, bekannt aus der Kölner Stunksitzung oder der WDR Comedyshow „Frühstückspause“ mit Jür-gen Becker. Der renommierte Kabarettist wird jeweils 3 mal 15 Minuten sein spe-ziell konzipiertes und zusammengestelltes Kabarett-Überraschungsprogramm zum Besten geben.Danach „bebt“ im Eichendorff-Saal des Hauses die Bühne. Zunächst ab 21 Uhr mit „The Spiderpigs“. Die Band, die übrigens

seit vielen Jahren im Proberaum des Ger-hart-Hauptmann-Hauses als „Hausband“ gastiert, steht für Rock’n’Roll, Drive und entfesselte Energie. Gekonnt setzen die vier Jugendlichen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ihre Erfahrungen und Gefühle in einer Symbiose aus eigenen Texten, heißer Show und impulsivem, an-steckendem Sound um. Rock’n’Roll wird für „The Spiderpigs“ zum experimentel-len Medium und fusioniert mit Reggae, Funk, Jazz und Kraut. Die Texte auf Russisch, Deutsch und Englisch handeln von zwischenmenschlichen Beziehungen, Konkurrenzdenken und (Sehn)Süchten.Anschließend geht die Show ab 22 Uhr

für Freunde des Glam-Rock wei-ter mit ONI, der „russischsten Band Deutschlands“, ei-nigen bereits be-kannt von ihrem glamourösen Auf-tritten im Gerhart-Hauptmann-Haus vergangenes Jahr oder dem diesjäh-rigen Auftritt im

April im zakk. Die Band, die seit sieben Jahren besteht, setzt in ihrem Programm auf Visualisierung und Theatralisierung der Musik. Das Auge, so die ONI-Bandmitglieder selbst, soll sich ebenso freuen wie das Ohr, weshalb in ihre Show komplizierte Texte, verschiede-ne Musikrichtungen und Instrumente, Theater und vielerlei Ideen gekonnt und stimmungsvoll einbezogen werden.Für Abkühlung oder Erwärmung sorgen gekühlte Getränke an der Bar bzw. eine heiße Samowarecke.Der Preis für die Eintrittskarten, mit denen die Besucherinnen und Besucher zu allen beteiligten Kultur-Stationen während der Nacht der Museen Zutritt haben, beträgt 12,- EUR. Für den Transfer innerhalb der Stadt werden kostenlose Shuttlebusse zur Verfügung gestellt. Für den Erwerb der Karten zur Nacht der Museen im Vorverkauf oder aber

bei gezieltem Interesse an den einzelnen Kabarett- und Bandauftritten im Gerhart-Hauptmann-Haus am 8. Mai 2010 melden Sie sich bitte bei der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Tel. 0211 1699 10, E-Mail [email protected] Informationen zur Nacht der Museen in Düsseldorf unter: www.nacht-der-museen.de Katja Schlenker

Programmübersicht Nacht der Museen im Gerhart-Hauptmann-Haus

AusstellungKarl Leo Herbert Guttmann (geb. 1907 in Memel – gest. 1978 in Düsseldorf)) – Ostpreußische Impressionen, Malerei und Grafi k

Kabarett19.30 und 20 Uhr und 20.30 Uhr: „Best of Jünemann“ 3x15 Minuten Kabarett mit Didi Jünemann (Kabarettist, bekannt aus dem Radio-Kult Programm: Herr Jüne-mann, Frühstückspause! und der Kölner Stunksitzung)

(Live-)Musik21-22 Uhr: The Spiderpigs (junge russi-sche Rock’n’Roll Band mit einem Hang zum Experimentellem)ab 22 Uhr: ONI (Oni-Rock und Glam-Rock-Show)

weitere Specialsab 21 Uhr kühle Drinks an der Bar und heiße Samowar-Ecke

Sa, 08.05. | 19-24 Uhr

„east meets west“ Nächtliches Programm im Gerhart-Hauptmann-Haus zur „10. Düsseldorfer Nacht der Museen“

Rock‘n ‚Roll, Drive plus energy - The Spiderpigs

Nicht verpassen - ONI, Die russischste Band Deutschlands

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Liveübertragung

Liveübertragung der Fußball-WMSo, 13.06. | 20 Uhr Mi, 23.06. | 20 Uhr

Das Gerhart-Hauptmann-Haus lädt zum Gemeinschaftserlebnis einWenn für Deutschland am 13. Juni 2010 die Fußballweltmeisterschaft in Durban mit dem Spiel gegen Australien beginnt, gehören auch Spieler zur Nationalmann-schaft, die einen ost- oder sudetendeut-schen Hintergrund haben. Der Kapitän der Deutschen, Michael Ballack, ist 1976 in Görlitz geboren und damit ein waschechter Schlesier. Obwohl es seine Eltern früh nach Chemnitz ver-schlagen hat, ist der schlesische Akzent bei Ballack unverkennbar. Die Stürmer Miroslav Klose und Lukas Podolski sind Oberschlesier. Während die Medienberichterstattung beide nur als National-spieler „polnischer Her-kunft“ bezeichnet, sind sich Klose und Podolski ihrer schlesischen Her-kunft und Identität nur zu bewusst. Beide Familien sind in den achtziger Jahren als Spät-aussiedler in die Bundesrepublik Deutschland gekommen. Klose wurde als Sohn des deutschen Fuß-ballspielers Josef Klose und der ehemali-gen polnischen Handballnationalspielerin Barbara Jeż in Oppeln geboren. Seine Kindheit verbrachte Klose zunächst in Polen und kam im Alter von acht Jahren mit seiner Familie als Aussiedler nach Deutschland. Eine ganz ähnliche Lebens-geschichte hat der in Gleiwitz geborene Lukas Podolski. Josef Klose, der Vater des Nationalspielers, einst Linksaußen des polnischen Erstliga-Clubs Odra Opole, re-agiert gereizt, wenn man ihm die polnische Herkunft unterstellt: „Ich bin Schlesier und Europäer.“ Vergessen werden soll an dieser Stelle auch nicht Philipp Lahm. Der junge Mann, Jahrgang 1983, hat nämlich sudetendeut-sche Wurzeln. Sein Großvater Rudolf Lahm wurde in Schönbrunn/Kreis Tachau geboren. Philipp Lahm steht zu den sude-tendeutschen Wurzeln seiner Herkunft und hat Kontakt zur Heimatgemeinde seines Großvaters aufgenommen.Es gibt also offensichtlich eine sehr lebendige Verbindung des deutschen

Fußballs zu den historischen deutschen Ostgebieten. Erstaunlich ist dabei die Herkunft vieler Spieler aus Oberschlesi-en. Erwähnenswert ist etwa Ernst Wili-mowski, der ein historisches Bindeglied zwischen Deutschen und Polen ist. Er ist der einzige Spieler, der in beiden Natio-nalmannschaften spielte und sowohl ein Tor gegen Deutschland (am 9. September 1934 beim 2:5 in Warschau) als auch Tore für Deutschland erzielte. Dazu gehören aber auch Gerard Cieschlik, Ernst Pohl,

Gerhard Wodasch, Leonard Piontek, Erwin Nytz, Ewald Cebulla,

Anatol Muschalla, Adolf Krzyk, Edmund Giemsa, Werner Janik, die Brüder Richard und Wilhelm Pietz, Richard Malik, Adolf Thiem und Ewald

Dytko, von denen viele in der polnischen National-

mannschaft und in deutschen, schlesischen Vereinen spielten.

Die beste deutsche Fußballmannschaft der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts war der FC Schalke 04. Zwischen 1933 und 1942 ziehen sie neun Mal ins Finale um die Deutsche Meisterschaft ein. 1939 gelingt den Knappen der höchste Sieg, der je in einem Endspiel um einen natio-nalen deutschen Wettbe-werb errungen wurde. Admira Wien wird mit 9:0 überrollt. Bis 1942 werden sechs deutsche Meisterschaften gewonnen, 1937 wird Schalke 04 Po-kalsieger. Legendär war dabei der sogenannte „Schalker Kreisel“, der von den Spielern Ernst Kuzorra und dessen Schwager Fritz Szepan entwickelt wurde. Die Eltern beider Spieler waren aus Ostpreußen in das Ruhrgebiet zuge-wandert. Mit dazu gehörte auch Herbert Burdenski, der als Schütze des ersten deutschen Länderspieltores nach dem Krieg Fußballgeschichte schrieb.In jenen Jahren wurde Schalke 04 bei seinen Gegnern auch „Polackenverein“

genannt. Die Spieler wehrten sich da-gegen in einer offi ziellen Erklärung im Fußballfachblatt „Kicker“ vom 7. August 1934 energisch. Sie wiesen darauf hin, dass ihre Eltern alle im „heutigen oder früheren Deutschland geboren seien“ und sie selber auch keine Immigranten seien. Schalke 04 brachte ein Rundschreiben mit dem Titel „Schluss mit polnischen Gerüchten“ heraus. Insgesamt zehn aktive Spieler des Vereins stammten aus dem Osten, die meisten von ihnen aus Masuren, andere aus Schlesien und Oberschlesien. Es ist wohl wahr, dass Schalke 04 ohne die Zuwanderer aus den damaligen Ost-gebieten und ihren Nachkommen nicht der Verein geworden wäre, der er heute ist. Schalke 04 hat damit im Übrigen auch ein wichtiges Stück Migrationsgeschichte

geschrieben. Allerdings - und das wird in der Berichterstattung

häufi g übersehen - handelte es sich bei den Spielern des „Polackenvereins“ um deutsche Staatsbürger, während die Schalker Tomasz Waldoch und

Tomasz Hajto tatsächlich polnische Staatsbürger und

Spieler der polnischen Nati-onalmannschaft waren.

Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus stellt für die beiden Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft am 13.06. und 23.06.2010 jeweils um 20 Uhr ihre technische Ausstattung zur Verfügung. Sie bietet damit allen Freunden und Gästen des Hauses, aber auch den am Fußball-sport Interessierten die Möglichkeit, die Spiele gemeinschaftlich in gemütlicher Atmosphäre zu verfolgen.

Markus Patzke

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Aussiedler

In den vergangenen Jahrzehnten sie-delten mehrere Hunderttausende von Deutschstämmigen aus Osteuropa nach Deutschland aus. Besonders groß war der Zuzug der Spätaussiedler aus den Staaten des ehemaligen Ostblocks nach dem Umbruch in den Mittel- und Osteu-ropäischen Staaten. Unter ihnen bilden die Russlanddeutschen aus den Nachfol-gestaaten der ehemaligen Sowjetunion die größte Gruppe.Für viele Bundesbürger sind die Spätaus-siedler – „die fremden Deutschen“ – in Wirklichkeit ziemlich fremd. Auch die Aussiedler, die ursprünglich u. a. „als Deutsche unter Deutschen“ in Deutsch-land leben wollten, merken schon in der ersten Zeit ihres Deutschlandaufenthaltes viele Unterschiede zu der ansässigen Bevölkerung.Die besondere Situation der Russland-deutschen besteht in der Ambivalenz, sich selbst als Zugehörige zur deutschen Kultur wahrzunehmen, gleichzeitig jedoch in der Bundesrepublik Deutschland auf Fremdheit zu stoßen.

Seit der Wende in den osteuropäischen Staaten sind mehr als 700.000 Spät-aussiedler mit ihren Angehörigen nach Nordrhein-Westfalen gereist, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen.Viele, die als „Deutsche unter Deutschen“ leben wollten, stellten fest, dass sie in der neuen Heimat in Deutschland als „Russen“ wahrgenommen werden. Sie erleben im Alltag ein Spannungsfeld von Akzeptanz und Absperrung ihrer kulturel-len Eigenheit seitens der einheimischen Bevölkerung.Die Verbesserung der Integrationschancen

Mo, 21.06. | 10 UhrWanderer zwischen den Kulturen – Deutsche aus Russland in NRWSeminar für Lehrer und Multiplikatoren in der Aussiedlerbetreuung

von Deutschen aus dem östlichen Europa unter Einbeziehung ihrer Geschichte und des mitgebrachten Potenzials ist seit Jahren erklärtes Ziel von Seminaren im Gerhart-Hauptmann-Haus. Ein besonde-res Anliegen dieser Veranstaltungen ist die Förderung der Integration von Spätaus-siedlern im geistig-kulturellen Bereich.Ausgehend von den Referaten vermittelt das Seminar Impulse zur Förderung der Integration von Russlanddeutschen im kulturellen Bereich sowie die Möglich-keit zur Erörterung von entsprechenden Maßnahmen.

Programm

Dr. Nadezda Kutova, MettmannLebenswelten Deutscher in Russland

Dr. Svetlana Kiel, OsnabrückWie deutsch sind Russlanddeutsche?Ergebnisse einer empirischen Studie

Aus der Praxis für die PraxisDr. Katja Schlenker, Gerhart-Hauptmann-HausMaterialien für den Unterricht

Lilia Lawruk, Vorsitzende des Inte-grations-Kulturzentrums, MettmannBewältigte Schicksale, Buchpräsen-tation

Anmeldung und Information unter Tel.: 0211 - 1699118

Wie deutsch sind die Russlanddeutschen?

Diese spezifi sche Kultursituation macht die Autorin zum Gegenstand ihrer Un-tersuchung und erörtert im Rahmen einer umfassenden empirischen Studie die hierin von den Russlanddeutschen entwickelten Lösungsstrategien. Anhand von qualitativen Methoden gelingt es ihr, den nach der Migration einsetzenden Identitätsbildungsprozess detailliert zu rekonstruieren und vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sozialisationsbedingun-gen zu typisieren. Zudem wird deutlich, dass die Defi nition der eigenen ethnischen Identität den Erfolg oder Misserfolg einer Integration der Migranten grundlegend bedingt.Anhand des Beispiels der Gruppe russ-landdeutscher Aussiedler liefert die Studie einen tiefen Einblick in die Prozesse der Konstruktion ethnischer Identität infolge einer Migration.

Die Autorin

Svetlana Kiel, Dr. disc. pol., wurde 1977 geboren und studierte Erziehungswis-

senschaften an der Universität Koblenz-Landau. Als Graduiertenstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung promovierte sie 2008 an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Migrationsforschung und qualitative Forschungsmethoden.

Dissertation aus der Reihe Internationale Hochschulschriften, Band 516, Waxmann Verlag

Eine empirische Studie zur ethnisch-kulturellen Identität in russlanddeutschen Aussiedlerfamilien

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Reisebericht

Nordrhein-Westfalen in OberschlesienBegegnungsreise des Integrationsbeauftragten Thomas Kufen - Zweiter Teil

Am dritten Reisetag stand die Woi-wodschaft Oppeln im Mittelpunkt des Interesses der Delegation. Verschiedene politische Sondierungsgespräche sollten die Teilnehmer über die aktuelle wirt-schaftliche und kulturelle Situation der Region informieren und vor allem mit der Lage der Deutschen Minderheit vertraut machen. Die Woiwodschaft Oppeln gehört zum historischen Oberschlesien und ist stärker als die Woiwodschaft Schlesien landwirtschaftlich geprägt. Nach der Teilung Oberschlesiens blieb dieser Teil Oberschlesiens bei Deutschland und nahm deshalb eine andere geschichtliche Entwicklung. Die Woiwodschaft Oppeln ist mit dem Land Rheinland-Pfalz partner-schaftlich verbunden. Im Gespräch mit dem Woiwoden Ryszard Wilczynski ging es zunächst allgemein um die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. Thomas Kufen betonte die Wichtigkeit der historischen Verantwor-tung und Anerkennung geschichtlicher Tatsachen. Angesprochen auf Erika Steinbach und ihre Wahrnehmung in Polen, versicherte Ryszard Wilczynski, dass die deutsch-polnische Geschichte aufgearbeitet und die Vertreibung, Um-siedlung und Aussiedlung als gemeinsame Erfahrung angesehen würden. Beide Sei-ten hätten darunter gelitten, doch könne man jetzt über das Thema der ehemaligen Ostgebiete sprechen. Als wichtiger Partner für gemeinsame Projekte nannte Wilczynski das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Oppeln und Gleiwitz. Mit etwa 250.000 bis 300.000 Personen ist die deutsche Minderheit in Oppeln am stärksten ver-treten. In 27 von 71 Gemeinden leben überwiegend Deutsche. Die Situation der Deutschen Minderheit schätzte der Woiwode als positiv ein. Fortschritte habe es vor allem im sprachlichen Bereich gegeben. Hätten nach 1989 zunächst in Oppeln nur emeritierte Lehrer für die Vermittlung der deutschen Sprache zur Verfügung gestanden, so befi nde man sich jetzt in der zweiten Phase, in der Deutsch als Muttersprache unterrichtet werde. All-gemein verfüge die deutsche Minderheit, auch aufgrund ihrer doppelten Staatsbür-gerschaft, über viele Möglichkeiten und

Rechte, die vor allem durch die Sozial-kulturelle Gesellschaft wahrgenommen würden. So könne sie sich auf Deutsch verständigen und sei dennoch nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Die zweisprachigen Ortsschilder seien bereits in 15 Orten realisiert worden.Anschließend besichtigte die Delegation den Landtag der Woiwodschaft Oppeln. Vereinbart war ein Gespräch mit den Ab-geordneten der deutschen Minderheit und dem Vorsitzenden der Sozial-Kulturellen-Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, Norbert Rasch, dem Vizemar-schall der Woiwodschaft Oppeln, Józef Kotyś, sowie mit Fraktionsmitglied Bruno Kosak. Rasch skizzierte die Strukturen und Aufgaben der Sozial-Kulturellen-Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien. Die 45.000 Mitglieder zäh-lende Organisation ist politisch und im Bildungsbereich aktiv. Dazu gehört die Einrichtung von Samstagsschulen und bilingualen Schulen. In Oppeln stellt die Deutsche Minderheit 500 Gemeinderäte, 70 Kreisräte und 5 Landräte und 25 Bür-germeister. Thomas Kufen erkundigte sich nach der Art und Weise der Realisierung der Minderheitenpolitik, insbesondere der Bewährung des Minderheitsgesetztes in der Praxis. Kotyś wies auf eine verän-derte Sichtweise der deutsch-polnischen Geschichte hin. Die Landesregierung un-terstütze Veranstaltungen der Deutschen, fördere das Schulwesen und die Kultur in den Gemeinden und Landkreisen. Dass dies der polnischen Bevölkerung nicht immer gefalle, zeige sich auch in der Beschmierung einiger zweisprachiger Ortsschilder. Dennoch gebe es gerade in der Sprachvermittlung eine positive Entwicklung. Wie bereits aus anderen Ge-sprächen bekannt, gab es direkt nach der politischen Wende in Oberschlesien keine Deutschlehrer. Ab 1995 besserte sich die Situation allmählich. An der Universität in Oppeln wurde das Germanistikstudium eingeführt und seit 2008 wird Deutsch in Polen systematisch als Muttersprache unterrichtet. Davon profi tiert zuerst die junge Generation. Deren Eltern war es bis zur Wende verboten, Deutsch zu sprechen. Rasch wies aber auch auf Defi zite in der Vermittlung der deutschen Sprache hin,

die er auf die Lehrpläne zurückführte. So werde bereits ab der zweiten Grund-schulklasse Deutsch und Englisch unter-richtet. Statt auf dem Gymnasium daran anzuknüpfen, fingen die Schülerinnen und Schüler wieder ganz vorn an. Der Vizemarschall wies auf das Problem der Abwanderung von zweisprachig ausgebil-deten Fachkräften aus der Woiwodschaft Oppeln hin, wenngleich dort der höchste Lebensstandard in Polen herrsche. Bereits nach der Wende hätten viele Deutsche aus Oberschlesien in Deutschland Arbeit gefunden. Die doppelte Staatsangehörig-keit habe diese Abwanderungstendenz gefördert. Viele Polen, bestätigte Kotyś, hätten mit Neid auf die „privilegierten Deutschen“ geschaut. Heute sei dies heute kein Problem mehr. Vielmehr blicke man in der Woiwodschaft Oppeln mit viel Hoffnung und Zustimmung auf die Entwicklungen der EU. Die Ansiedlung deutscher Unternehmen in der Woiwod-schaft werde gern gesehen.Im Anschluss an das Gespräch mit Regie-rungsvertretern aus Oppeln besuchte die

Blick auf das Rathaus in Oppeln

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Reisebericht

Delegation das Deutsche Generalkonsulat in Oppeln. Dort wurde sie von Konsul Ludwig Neudorfer herzlich empfangen. Neudorfer schilderte den Gästen kurz die Geschichte des Konsulats. Es wurde 1992 als Außenstelle des Generalkonsulats in Breslau gegründet, weil die deutsche Min-derheit in Oppeln besonders stark vertre-ten ist. Im Rahmen von Sparmaßnahmen sollte das Vizekonsulat 1999 neben 19 anderen diplomatischen Geschäftsstellen geschlossen werden. Neben zahlreichen Protestaktionen mit Unterschriftensamm-lungen machten sich auf Seite der deut-schen Minderheit zahlreiche schlesische Vertreter aus Politik und Kirche für den Erhalt des Vizekonsulats stark. Von pol-nischer Staatsseite wurde ebenfalls für die Erhaltung des Vizekonsulats plädiert. Das Konsulat zählt 28 Mitarbeiter und Mitar-beiterinnen. Davon sind etwa zwei Drittel Angehörige der deutschen Minderheit. Zu den Aufgaben gehört die Betreuung der deutschen Minderheit in der Woiwod-schaft Oppeln. Für die Passstelle sind acht Mitarbeiter zuständig. Die Aufgaben des Konsuls sind diplomatischer Natur. Neudorfer informierte die Delegation über die Situation der deutschen Minderheit und deren Zukunft. Die deutsche Minder-heit in Oppeln ist mit ihren etwa 45.000 organisierten Mitgliedern wesentlich stärker vertreten als in der Schlesischen Woiwodschaft, wo ihre Zahl sich auf nur ca. 10.000 – 15.000 Personen beläuft. Die Passanträge sind jedoch auch in Oppeln rückläufi g. Die Beteiligung der in Oppeln lebenden Deutschen an der diesjährigen Bundestagswahl in Deutschland war relativ gering. Von den neuen Möglich-keiten nach der politischen Wende 1989 begeistert, entstanden 1990 die organi-satorischen Strukturen der deutschen Minderheit. Die anfängliche Begeisterung konnte sich über die vielen Jahre hinweg nicht halten. Das Problem sieht Neudorfer im fehlenden Nachwuchs und den zu geringen Maßnahmen zur Förderung des Identitätsgefühls. Das Konsulat verwaltet die Gelder, die in die Kulturarbeit der deutschen Minderheit fl ießen. Geldgeber ist das deutsche Innenministerium. Seit 2006 kann die deutsche Minderheit das Geld weitgehend selbst kontrollieren. Auch künftig werden Mittel für die deut-sche Minderheit zur Verfügung stehen. Die Delegation interessierte sich au-ßerdem für die grenzüberschreitende Kulturarbeit und erfuhr, dass Polens Beitritt zur EU die grenzüberschreiten-

de Zusammenarbeit mit dem deutschen Nachbarn wesentlich vorangebracht hat. Deutsche Sprachkenntnisse sind auch in Polen wichtig. So ist kaum bekannt, dass es in Polen die meisten Deutsch lernenden Menschen (drei Millionen) auf der Welt gibt. Viele grenzüberschreiten-de Projekte werden über das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz und Oppeln vermittelt. Es gibt darüber hinaus Schulungsmaßnahmen für deutsche und polnische Jugendliche. Das Kulturreferat des Konsulats in Breslau un-terstützt und vermittelt deutsch-polnische Kulturprojekte. Nach den aufschlussreichen Gesprächen

an diesem Tag blieb nur noch Zeit für eine Stippvisite in der Woiwodschaftshaupt-stadt Oppeln, dem Wirtschafts-, Kultur- und Verwaltungszentrum des westlichen Oberschlesiens und der bedeutendsten Stadt Oberschlesiens außerhalb des Industriegebiets. Oppeln ist zudem seit 1972 Bischofssitz. Nach der Besichtigung des Rings mit dem im Stil der Florentiner Renaissance gestalteten Rathaus und den Bürgerhäusern mit Fassaden im Stil des Rokoko und Biedermeier, ging es zurück nach Kattowitz. Am Abreisetag, stand nochmals Kattowitz im Mittelpunkt der politischen Informationsreise. Die Woiwodschaftshauptstadt ist einer der wichtigsten und fl orierenden Wirtschafts-standorte Polens. Auf dem Programm stand zunächst die Fahrt zum schlesischen Sejm, einem monumentalen Gebäude im Stil des Klassizismus. Es stammt aus der Zwischenkriegszeit nach der Grenzziehung, als Kattowitz Hauptstadt der Autonomen Woiwodschaft Schlesi-en wurde. Das Gebäude ist ein Zeugnis ehrgeiziger Bauprojekte der damals auf-strebenden Hauptstadt, die sich ebenso

wie die deutschen Städte Oberschlesiens auf der anderen Seite der Grenze mit der Grenzsituation auseinanderzusetzen hatte. Zunächst wurde die Delegation durch das von einem Krakauer Architektenteam errichtete imposante Gebäude geführt. Ein dreistöckiges Treppenhaus mit gro-ßer zweifl ügliger Treppe verbindet die einzelnen Stockwerke. Es wird von einer mächtigen Kuppel überdeckt. Beeindru-ckend war vor allem der Sitzungssaal des schlesischen Parlaments im ersten Stockwerk, der nach dem Vorbild eines antiken Theaters halbrund angelegt ist. Die Verzierungen stammen von Jan Pas-zaka, der auch für den Ornamentschmuck im Treppenhaus verantwortlich ist. Nach dieser kunsthistorischen Unterweisung wurde die Delegation von Mariusz Klesz-czewski, Mitglied des Vorstands der Woi-wodschaft Schlesien, empfangen. Thomas Kufen stellte die Delegation vor und nann-te das Ziel der Reise, die auch dazu diente, den kulturellen Austausch zu vertiefen. Dabei erinnerte er an den Freiheitswillen der Polen und die 20-jährige Wiederkehr der deutschen Wiedervereinigung in Freiheit, an der auch Polen maßgeblich beteiligt war. Kleszczewski knüpfte daran an, erinnerte an die ersten freien Wahlen in Polen nach 1989 und setzte große Hoffnung auf die Jugend für die Gestal-tung der Gegenwart und Zukunft. Er hob dann auf die vielfältigen Kulturprojekte zwischen der Woiwodschaft Schlesien und dem Land Nordrhein-Westfalen ab, allen voran auf die geplante Präsentation der Woiwodschaft Schlesien in Nordrhein-Westfalen. 2010 ist das Jahr der Kultur-hauptstadt Essen für das Ruhrgebiet, an dem sich auch oberschlesische Kultur-einrichtungen beteiligen werden. Auf die Frage Dr. Halders nach der Bedeutung der Kohleförderung für Oberschlesien antwortete Kleszczewski, dass die Mon-tanindustrie, vor allem die Steinkohle, in Oberschlesien weiterhin eine wichtige Rolle spielen werde. Andere Industrien, z.B. die Auto- und Elektroindustrie sowie Informationstechnik, würden aber an Be-deutung gewinnen. Die russlanddeutschen Delegationsteilnehmer interessierte vor allem das russisch-polnische Verhältnis. Kleszczewski bemerkte hierzu, dass ohne die Entwicklung in Polen die Russland-deutschen nicht hätten zurückwandern können. Mit vielen neuen Eindrücken, Informationen und Kontakten im Gepäck ging es wieder zurück nach Nordrhein-Westfalen. Susanne Peters-Schildgen

Thomas Kufen (r.) überreicht Mariusz Kleszczewski (l.)ein Präsent der Landesregierung.

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Angebote für Schulen

Materialien und Projekte für den Unterricht

In den Lehrplänen für Geschichte insbe-sondere für die höheren Klassen ist das Thema „Flucht, Vertreibung, Integration im europäischen Kontext" verankert. Schülerinnen und Schülern die Voraus-setzungen und Folgen der Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieges nahe zu bringen, kann unter verschiedenen spannenden Ansatzpunkten erfolgen, z.B. durch die Einbeziehung der Thematik in die Inhaltsfelder Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg, aber auch „Wirt-schaftswunder“ und „Neue Ostpolitik“ als auch aus ganz aktueller Sicht. Gerade in NRW ist für viele Schülerinnen und Schü-ler „Flucht, Vertreibung, Integration“ ein aktuelles, die eigene Familiengeschichte oder die der Freunde betreffendes Phä-nomen. Das Thema war und bleibt damit ein wichtiger Bestandteil der Landesge-schichte. Die Stiftung ist Ansprechpartner für Lehrer aller Schularten in ganz NRW und bietet breite Unterstützung, um diese sensible Materie im schulischen Unterricht kritisch und aus verschiedenen Perspekti-ven zu beleuchten. Für alle Angebote kann das Gerhart-Hauptmann-Haus als außerschulischer Lernort genutzt werden. Es liegt ver-kehrstechnisch außerordentlich günstig und bietet mehrere modern ausgestattete Seminar- und Unterrichtsräume, eine Fachbibliothek, eine Theaterbühne und moderne Filmvorführgeräte.

Fachliche Information

Lehrerhandreichung zum Thema „Flucht und Vertreibung“. Derzeit wird unter inhaltlicher Federführung durch die Stif-tung im Auftrag der Staatskanzlei und des Schulministeriums in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung eine einschlägige Lehrerhandreichung vorbe-reitet (voraussichtliche Fertigstellung zum Schuljahr 2010/2011).Lehrerfortbildungen zum Thema „Flucht und Vertreibung“, auf Anfrage

Materialien für den Unterricht

Die öffentliche Bibliothek der Stiftung ver-

fügt über eine umfassende Sammlung von Publikationen zu Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen und südöst-lichen Europa wie zu Gegenwartsfragen in Ostmittel- und Osteuropa.Für die Unterrichtsvorbereitung steht ein ausgewählter Handapparat mit folgenden Schwerpunkten zur Verfügung:• Literatur zum Thema „Flucht und

Vertreibung im europäischen Kontext“• Literatur zum Thema „Ankunft und

Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen in NRW“

• Erlebnis- und Augenzeugenberichte von Flüchtlingen und Vertriebenen

• Bild- und Kartenmaterial • Dokumentationsfi lme • Belletristik zum Thema „Flucht und

Vertreibung“

Vermittlung von Zeitzeugen

Die Zeitzeugen stammen aus Herkunfts-regionen wie Schlesien, Ostpreußen, dem Sudetenland oder Bessarabien. Eine Einführung in die Oral History- Methode kann gegeben werden. Die Gespräche können in der Schule, aber auch in Form eines „Erzählcafés“ hier im Hause statt-fi nden.

Projektunterricht

Gemeinsam mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus erarbeiten Schulklas-sen oder Kurse in Projekten einzelne Themen und präsentieren die Ergebnisse anschließend. Die Themen können fä-cherübergreifend eingebunden werden, verschiedene Lehrplanbezüge an Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien sind möglich. Projekt: „Wege nach… - Verstehen, woher wir kommen, verstehen, wer wir sind“Jugendliche erarbeiten ihre individuelle Familiengeschichte im historischen Kontext.Das Unterrichtsprojekt wurde bereits wiederholt erfolgreich durchgeführt. Es verbindet historischen Grundlagenunter-richt mit eigenständiger Recherche- und Darstellungsarbeit der Schülerinnen und

Schüler. Am Ende steht eine öffentliche Ergebnispräsentation unter Einbeziehung von Eltern, Mitschülern, Lehrern und weiteren Interessierten.Mediale Projekte • Persönlichkeiten aus dem histori-

schen deutschen Osten• Straßennamen und der historische

deutsche Osten

Veranstaltungen

Historische Exkursionen Gemeinsam mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus werden Exkursionen inhaltlich vorbereitet und begleitet. In jüngerer Zeit wurden mit Schülerinnen und Schülern bzw. Studierenden Fahrten ins Haus der Geschichte der Bundesrepu-blik Deutschland, ins Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen in Wesel, zur Varus-schlacht-Ausstellung nach Kalkriese u. a. durchgeführt.Vorträge zu historischen ThemenAls Referentinnen und Referenten waren in jüngerer Zeit im Rahmen des Stif-tungsprogramms zu Gast: Prof. Dr. Helga Grebing, Prof. Dr. Hans Mommsen, Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Prof. Dr. Dr. h. c. Gerhard A. Ritter, Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Prof. Dr. Kurt Düwell, Prof. Dr. Christopher Clark, Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler, Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Vogel Lesungen und Gespräche mit namhaften Autorinnen und Autoren, Literaturver-filmungen können im Gerhart-Haupt-mann-Haus wahrgenommen werden (auf Wunsch auch in der Schule).Theateraufführungen Derzeit stehen moderne Inszenierungen von „Die Weber“ und „Die Ratten“ nach Gerhart Hauptmann in Zusammenarbeit mit dem „Kölner Zentrum für Schauspiel und Film“ im Programm. Ein Einfüh-rungsvortrag, auch in der Schule, ist möglich.

Alle Angebote der Stiftung sind in der Regel kostenneutral. In der Projektzu-sammenarbeit ist lehr- und stundenplan-gerechte Anpassung an die schulischen Erfordernisse möglich.

Ansprechpartner für weitere Informatio-nen und Beratung:

PD Dr. Winfrid Halder (Leitung der Stif-tung), [email protected];Dr. Katja Schlenker (Koordination Schul-zusammenarbeit), [email protected]

„Flucht, Vertreibung, Integration seit Ende des Zweiten Weltkrieges – Voraussetzungen und Folgen“

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Studienfahrten

SpurensucheVom 07.07.bis 12.07.

Deutsche Geschichte und Kultur in Sankt Petersburg

Vom 19.06. bis 26.06.

Eine Reise nach CzernowitzMythos Czernowitz. Von der Hauptstadt der Bukowina geht eine ungewöhn-liche Faszination aus. „Klein-Wien am Pruth“ oder auch „Jerusalem am Pruth“ sind Bezeichnungen, die die Stadt in der Vergangenheit charakterisieren sollten. Eine Stadt, in d e r Menschen aus vielen Ethni-en, aus unter-schiedlichs-ten Kulturen, Anhänger di-verser Reli-gionen, mit v e r s c h i e -denen Mut-tersprachen friedlich mit-einander lebten.Ausgerichtet auf die Hauptstadt des KuK-Reiches Österreich-Ungarn, auf die Metropole Wien, geprägt durch die jüdi-schen Bewohner, die mehr als ein Drittel der Bevölkerung stellten, überwiegend assimiliert und Träger einer deutschen „Leitkultur“ waren. Das „goldene Zeit-

alter“ der Stadt reichte von 1845, als die Bukowina zum eigenständigen Kronland mit der Hauptstadt Czernowitz erklärt wurde, bis 1915, als russische Kosaken im 1. Weltkrieg die Stadt überfl uteten und die Bukowina 1918 an Rumänien fi el.Da die alte, die „österreichische“ Stadt,

zwar in weiten Teilen sanierungsbedürf-tig, bis heute erhalten blieb,

lohnt es sich, vor Ort zu erkunden, welche Zeugnis-se des „goldenen Zeitalters“ sich noch fi nden las-sen und zu prü-fen und zu füh-

len, ob vom Geist und der Ausstrahlung des

mythischen Ortes noch etwas erhalten, noch zu spüren ist.

Alle Informationen zur Reise erhalten Sie im Internet unter www.roseausländer-stif-tung.de oder auf Anforderung schriftlich bei der Rose Ausländer-Stiftung, Blücher-straße 10, 50733 Köln.

Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Düsseldorf eine Studi-enreise nach Sankt Petersburg. Auf dem Programm stehen, neben ausführlichen Besichtigungen von Museen und bedeu-tenden Bauwerken, Begegnungen mit Vertretern von Institutionen und Organisa-tionen der Deutschen in Sankt Petersburg.

Programm

Mi. 07.07.2010Abfl ug mit der Lufthansa von Düsseldorf nach Sankt Petersburg am Vormittag. Transfer zum Hotel „Moskwa“, direkt am Newski Prospekt gelegen.

Do. 08.07.2010Stadtrundfahrt mit Außenbesichtigungen von der Admiralität, dem Flussleucht-turm, der Akademie der Künste, der Petersburger Universität und der Peter und Paul Festung, die den Ursprung und das historische Zentrum der Stadt bildet. Innenbesichtigung der Isaak-Kathedrale.

Fr. 09.07.2010Besichtigung der ehemaligen Winterre-sidenz des Zaren, in der sich heute die Eremitage befi ndet.Besuch des Generalkonsulats der Bundes-republik Deutschland. (fakultativ)

Sa. 10.07.2010Fahrt nach Puschkin und zur bekanntesten Zarenresidenz, dem Katharinenpalast, wo sich das legendäre Bernsteinmuseum befi ndet (Innenbesichtigung).Besichtigung der deutschen evangelisch lutherischen Petrikirche in St. Petersburg und der Dauerausstellung „Geschichte der Deutschen in St. Petersburg“ im Deutsch-Russischen Begegnungszentrum. (fakultativ)

Am frühen Abend geführter Spaziergang mit der örtlichen Reiseleitung entlang der Newa durch die Stadt.

So. 11.07.2010 Ausflug mit dem Tragflügelboot zur

prunkvollen Sommerresidenz an der Ostsee, dem Peterhof.

Mo. 12.07.2010Abreise - Transfer zum Flughafen. Rück-fl ug nach Düsseldorf am Nachmittag.Programmänderungen vorbehalten.

Der Preis für die Reise beträgt 848,00 Euro für Vollpension und Unterbringung im Doppelzimmer, zuzüglich Visumbe-schaffung in Höhe von ca. 70,00 € pro Person. Einzelzimmerzuschlag 136,00 €

Anmeldung und Informationen im Gerhart-Hauptmann-Haus unter Tel.: 0211 - 1699118.

Im Jahr 1717 beauftragte Katharina I. den deutschen Architekten Johann Friedrich Braunstein mit der Errichtung des Katharinenpalastes.

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Bibliothek

Durch den Zweiten Weltkrieg verloren Millionen von Menschen ihre Heimat. Sie wurden zur Flucht gezwungen, wurden gewaltsam vertrieben, systematisch umgesiedelt oder deportiert. In der „Illustrierten Geschichte der Flucht und Vertreibung“ haben polnische Historiker erstmals die gesamte Geschichte dieser Zwangsmigration in Mittel- und Osteuropa zwischen 1939 und 1959 aufgearbei-tet. Im Vordergrund stehen dabei die Schicksale von Polen im Dritten Reich und in der Sowjetunion, von Juden im Zweiten Weltkrieg und im kommunistischen Nachkriegspolen, von Deutschen in Mittel- und Osteuropa der Jahre 1944-1948 sowie von Ukrainern unter deutscher Besatzung und in Volkspolen. Die historischen Darstellungen werden ergänzt durch ausführliches Kartenmaterial, Originalquellen wie Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen sowie Zeittafeln. Das Buch veranschaulicht, dass durch den Zweiten Weltkrieg nicht nur die politische Karte des östlichen Mitteleuropa, sondern von allem seine ethnische Struktur völlig verändert wurden.

Illustrierte Geschichte der Flucht und Vertreibung. Ost- und Mitteleuropa 1939 bis 1959. Weltbild, 2009.

„Rückkehr des böhmischen Adels“ von Vladimir VotýpkaVor mehr als 30 Jahren begann der tschechische Journalist Vladimír Votýpka, die Schick-salswege böhmischer Adelsfa-milien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzuzeichnen. Der böhmische Adel war immer eng mit der Geschichte Europas verbunden. Zur Zeit der Habs-burgermonarchie übte er in der Funktion von Ministerpräsi-denten, Außenministern, hohen Beamten und Militärs einen erheblichen Einfl uss auf das politische Geschehen aus. Was aber wurde nach dem Ende der Monarchie aus diesen Familien? Wie haben sie – Jahre später – auf die kommunistische Machtergreifung in der Tschechoslowakei reagiert? Viele von ihnen gingen ins Exil und fanden so eine neue Heimat. Nach der poli-tischen Wende des Jahres 1989 kehrten sie überwiegend in ihre alte Heimat zurück, wo sie sich des Jahrhunderte alten Familienbesitzes annahmen. Das Buch ermöglicht einen tiefen Einblick in oftmals abenteuerliche Lebens-schicksale zahlreicher Familien und den Neuanfang der zweiten und dritten Generation adeliger Nachkommen.2007 erschien der Band „Böhmischer Adel. Familienge-schichten“, der die Lebensschicksale während des Kom-munismus dokumentierte. Im neuen Band steht die Zeit nach der Wende und des Wiederaufbaues im Zentrum. Votýpka, Vladimir: Rückkehr des böhmischen Adels., Böhlau, 2010.

„Die vergessene Front. Der Osten 1914/15“Mit dem Ersten Weltkrieg verbindet sich in der kollek-tiven Erinnerung vielfach das Trauma des modernen, technisierten Krieges. Sein Bild wird dominiert von den Ereignissen und Erfahrungen an der Westfront von Namen und Symbolorten wie Verdun, Flandern und die Somme. Der Krieg an der Ostfront ist dagegen in Vergessenheit ge-raten. Das Militärgeschichtli-che Forschungsamt Potsdam (MGFA) nahm den 90. Jah-restag des Kriegsausbruches zum Anlass, um sich den ersten beiden Jahren des Krieges im Osten zuzuwenden. Der Band gibt die Ergebnisse einer Tagung wieder, bei der Fachhistoriker aus acht Ländern den östlichen Kriegsschauplatz unter operations-, mentalitäts- und kulturhistorischen Fragestellungen behandelten und zugleich aktuelle Fragen der Darstellung des Krieges im In-ternet, in Form von Ausstellungen und in Museen diskutier-ten. Das Buch verfolgt drei miteinander verbundene große Themen: Die Kampfhandlungen an der Ostfront 1914/1915, die erlebte Kriegswirklichkeit und die Verarbeitung der Kriegserfahrung an der Front und in der Heimat sowie die Gedenkkultur des Ersten Weltkrieges.

Die vergessene Front. Der Osten 1914/15. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. Hrsg. von Gerhard P. Groß. Schöningh, 2006.

„Illustrierte Geschichte der Flucht und Vertreibung“

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Die nächste Ausgabe unserer Die nächste Ausgabe unserer Beilage „Kontrapunkt“ mit Beilage „Kontrapunkt“ mit Informationen der West-Ost-Informationen der West-Ost-Künstlerwerkstatt erscheint Künstlerwerkstatt erscheint in Heft 3 / 2010.in Heft 3 / 2010.

Chronologie

Mi jeweils 19 bis 20.30 UhrProbe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft Ostpreußen-Westpreußen- SudetenlandLeitung: Iskra Ognyanova

Mi 07.04., 26.05., 06.06. | jeweils 15 UhrOstdeutsche Stickereimit Helga Lehmann und Christel KnackstädtRaum 311

Do 08.04. | 17 Uhr„Vergessene Slowakei“ – Das kar-patendeutsche Vermächtnis am Beispiel Krickerhaus“Eine Veranstaltung des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland – Landesverband NRW e. V. Idee und Ausführung: Alexander CrolmussRaum 412

Mo 12.04. | 19 Uhr„20 Jahre gesamtdeutsche Demo-kratie - Eine Zwischenbilanz“Diskussion mit Hildigund NeubertVeranstaltungsort: Maxhaus Katho-lisches Stadthaus Düsseldorf(Siehe S. 17)

Mi 14.04. | 19.15 UhrAusstellungseröffnung„Schlesische Städte gestern und heute“Konferenzraum (Siehe S. 13)

Do 15.04., 20.05., 17.06. | jeweils 19.30 UhrOffenes Singenmit Barbara SchochRaum 412

Do 15.04. | 19.15 UhrBuchvorstellungErnst David Kaiser„Die Geschichte eines Mordes“Lesung mit Ingrid Bachér und Helmut BraunKonferenzraum (Siehe S. 10)

Mi 21.04. | 19.15 Uhr„Tatenloses Abwarten und stumpfes Zusehen sind keine christlichen Haltungen“ – Zum 65. Todestag von

Dietrich BonhoefferVortrag von Prof. Dr. Kurt Düwell, Heinrich-Heine-Universität, Düs-seldorfKonferenzraum (Siehe S. 5)

Do 22.04. | 19.15 Uhr„Die preußische Madonna – Königin Luise. Leben und Mythos“Lichtbildervortrag von Dr. Philipp DemandtKonferenzraum (Siehe S. 6)

Mi 28.04. | 19.15 Uhr„Überfl üssig? Das Ende des Vertrie-benenministeriums 1969“Vortrag und Gespräch mit Staats-minister a. D. Gerd Ludwig LemmerKonferenzraum (Siehe S. 7)

Mi 05.05. | 10 UhrOstdeutsche Heimatstube NeussFrühjahrstagung„Vergangenheit dokumentieren – Zukunft gestalten“(Siehe S. 17)

Mi 05.05. | 15 UhrKinemathek„Die erste Polka“Konferenzraum (Siehe S. 16)

Do 06.05. | 19.15 Uhr„Beschreibung einer Provinz –Horst Bieneks Oberschlesien“Lesung mit Dr. Hajo Buch und einer Einführung von PD Dr. Winfrid HalderRaum 312 (Siehe S. 11)

Sa 08.05. | 19 - 24 Uhr„east meets west“ - Programm zur „10. Düsseldorfer Nacht der Museen"(Siehe S. 18)

Di 19.05. | 19.15 UhrAutorenlesungHerma Kennel„Bergersdorf“Konferenzraum (Siehe S. 12)

bis 20.05.AusstellungKarl Leo Herbert Guttmann –Malerei und Grafi kAusstellungsraum

Mo 07.06. | 19.15 Uhr„Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk! 20 Jahre danach: Voraussetzungen und Folgen der deutschen Einheit“Vortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Gerhart A. Ritter, ehem. Ludwig-Maximilians-Universität MünchenKonferenzraum (Siehe S. 9)

Di 08.06. | 19.15 UhrAusstellungseröffnung„Gehetzt“ – Südfrankreich 1940. Deutsche Literaten im ExilAusstellungsraum (Siehe S. 14)

So 13.06., Mi 23.06. | 20 UhrLiveübertragung der Fußball - WMKonferenzraum (Siehe S. 19)

Mi 16.06. | 19.15 Uhr„Konservativer Preuße durch und durch: Carl Goerdeler und die Zu-kunftsvorstellungen des Widerstan-des für ein Deutschland nach Hitler“Vortrag von Prof. Dr. Hans Mommsen, ehem. Ruhr-Universität BochumKonferenzraum (Siehe S. 8)

Vom 19.06. bis 26.06.Studienreise nach Czernowitz(Siehe S. 24)

Mo 21.06. | 10 UhrSeminar„Wanderer zwischen den Kulturen – Deutsche aus Russland in NRW“Konferenzraum (Siehe S. 20)

Mi 23.06. | 15 UhrKinemathek„Die letzte Geschichte von Schloss Königswald“Konferenzraum (Siehe S. 16)

Mi 07.07. | 15 UhrKinemathek„Königin Luise. Liebe und Leid einer Königin“Konferenzraum (Siehe S. 15 )

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27WOJ 2-2010

ImpressumHerausgeber:Stiftung „Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteurpäisches Forum“

Vorsitzender des Kuratoriums:Reinhard Grätz

Vorsitzender des Vorstandes:Konrad Grundmann †

Bismarckstr. 9040210 Düsseldorf

Postanschrift: Postfach 10 48 6140039 Düseldorf

Telefon: (02 11) 16 99 10Telefax: (02 11) 35 31 18Mail: [email protected]:www.g-h-h.de

Redaktion:PD Dr. Winfrid Halder, Chefredakteur;Dirk Urland M.A.

Satz und Layout:Markus Patzke

Herstellung:WAZ-DRUCK GmbH & Co. KG vorm. Carl Lange Verlag,Theodor-Heuss-Straße 77, 47167 Duisburg

Das „West-Ost-Journal“ erscheint vierteljährlich.Abo-Bezugsmöglichkeit durch die nebenstehende Bestellkarte zum Jahresbe-zugspreis (Versandkosten-preis) von 6,50 €

Anzeigenannahme:„Gerhart-Hauptmann-Haus“

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Geöffnet Servicezeiten der Verwaltung Mo-Do 8 - 12.30 ● 13 - 17 Uhr Fr 8 - 14 Uhr

Servicezeiten der Bibliothek Mo-Mi 10 - 12.30 ● 13.30 - 17 Uhr Do 10 - 12.30 ● 13.30 - 18.30 Uhr

Öffnungszeiten der Ausstellungen Mo - Fr 8 - 17 Uhr Sa auf Anfrage ● Sonn- und feiertags geschlossen

Viele weitere Informationen über das Gerhart-Hauptmann-Haus und zu den im Heft behandelten Themen fi nden Sie - rund um die Uhr - auch im Internet unter www.g-h-h.de.

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Ihr Team vomGerhart-Hauptmann-Haus

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Titelblatt

Das Titelbild zeigt Königin Luise bei ihrem Treffen mit dem französischen Kaiser Napoleon am 6. Juli 1807 in Tilsit. Das Gemälde von Nicolas Louis Gosse entstand 1837. Dem 200. Todestag der Königin Luise und der Fußballweltmeis-terschaft widmet die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus eigene Veranstaltungen.

Neu erschienen auf CD:Oskar Gottlieb Blarr

spielt historische Orgeln in Ostpreußen und im Ermland

Prof. Oskar Gottlieb Blarr, Organist, Kantor, Dirigent und Komponist (1934 in Bartenstein / Ostpreußen geboren), hat sich um die Erhaltung zahlreicher Orgeln in den Kirchen seiner Heimat mit unermüdlichem Einsatz große Verdienste erworben.Manches Instrument von unschätzbarem Wert würde ohne ihn nicht mehr existieren.Auf den vom Gerhart-Hauptmann-Haus herausgegebenen CD’s erklingt die „Orgellandschaft Ostpreußen“ (20 €) und die Orgel der St. Anna-Kirche zu Barczewo/Wartenburg (15 €, davon 2 € für die Restaurierung des Instruments).Erhältlich im Gerhart-Hauptmann-Haus.


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