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Wo gibt es biologische Invasionen?

Date post: 31-Dec-2016
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Die Tier- und Pflanzenwelt eines Gebietes ist nicht statisch. Immer wieder wandern neue Arten ein und vorhan- dene verschwinden. Dieser Artenaustausch ist unter natürlichen Bedingungen gering. Mit dem Auftauchen des Menschen, der mobilsten Art, begann sich dieser Prozess jedoch zu beschleunigen. Vor etwa 5 . 0 0 0 Jahren brachten Seefahrer aus Asien den Vorfahren des Dingos nach Australien. Phönizier, Griechen, Perser und Römer führten schon vor mehreren Tausend Jahren zahlreiche Tiere und Pflanzen aus Asien und Afrika nach Europa ein. Die Wikinger verschleppten vor 1 . 0 0 0 Jahren die Sandklaffmuschel von Amerika nach Europa. Seit der Entdeckung Amerikas 1492 und der Zunahme des Warenaustausches zwischen den Kontinenten gelangten immer mehr Tier- und Pflanzenarten weit außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete. Europa ist aufgrund der klimatischen Bedingungen und der Landverbindungen nach Asien, Afrika und Amerika schon immer ein „Einwanderungsgebiet“ gewesen. Mit den Eiszeiten kam es zu ständigen Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt. Die mitteleuropäischen Arten mussten sich immer wieder neu anpassen und sind deshalb durch eine hohe Konkurrenzstärke gegenüber anderen Arten gekennzeichnet. In Regionen, die aufgrund ihrer geographischen Lage lange Zeit isoliert waren (Australien, Neuseeland, Hawaii, Chile), entwickelte sich eine hoch spezialisierte, aber meist auch konkurrenzschwache Tier- und Pflanzenwelt. Deshalb sind Inselökosysteme und isolierte Regionen besonders stark vom Einbringen neuer Arten (Neobiota ) betroffen. So leben auf Hawaii heute mehr fremde als heimische Pflanzenarten, und jedes Jahr kommen 20 neue hinzu. Eine besonders invasive europäische Pflanzenart ist der Blutweiderich (Lythrum salicaria ), der in großen Teilen Nordamerikas die dort einheimischen Pflanzen verdrängt. Biologische Invasionen führen heute weltweit zu großen wirtschaftlichen Schäden. Neben den Lebensraumzerstö- rungen durch den Menschen bilden sie global die zweitgrößte Bedrohung für die biologische Vielfalt. Durch den steigenden Reiseverkehr und Warenaustausch, die fortschreitende Umwälzung traditioneller Landnutzungen sowie durch die globale Klimaerwärmung werden sich die unerwünschten Auswirkungen biologischer Invasionen verstärken. Invasive Pflanzen und Tiere weltweit Invasive animals and plants in the world The fauna and flora in any certain area do not remain static. New species immigrate repeatedly, while existing ones retreat or become extinct. Under natural conditions minimal species exchange occurs. However, with the emer- gence of human beings, probably the most mobile species, this exchange has greatly accelerated. Approximately 5000 years ago, sailors brought the Dingo’s ancestor from Asia to Australia. Phoenicians, Greeks, Persians and Romans introduced numerous animals and plants from Asia and Africa to Europe during ancient times. A thousand years ago the Vikings carried the Soft Shell Clam from America to Europe. After the discovery of America in 1492 and increases in trade between continents, more and more animals and plants were introduced and established themselves outside their natural ranges. Europe has always been an “immigration area”, mainly because of its benign climate and land bridges to Asia, Africa and America. During the ice ages, fauna and flora endured repeated shifts back and forth and were thus conti- nuously changing in order to survive. In doing so, Central European species learned to adapt to new conditions and thus developed a high degree of competitiveness with regard to other species. On the other hand, regions which were geographically isolated for a long time, such as Australia, New Zealand, Hawaii, or Chile, developed highly-specialized fauna and flora containing species that are usually weak competitors. It is therefore not surprising that islands and isolated regions are particularly vulnerable to the introduction of new species (Neobiota). On Hawaii, for example, there exist today more foreign than native plant species; twenty new foreigners establish themselves there every year. A particularly invasive plant species from Europe is Purple Loosestrife (Lythrum salicaria ) which replaces native plants in many regions of North America. Today biological invasions also have large economic repercussions all over the world. They are regarded as the second-most serious threat for biological diversity, right after the direct destruction of habitats by man. The undesirable effects of biological invasions will likely increase in the near future, due to the increases in world-wide travel and trade, the disappearance of traditional land use practices as well as global climate change. Beispielart Blutweiderich Lythrum salicaria Example Purple Loosestrife Einheimisch Europa, China, Korea, Japan Origin Europe, China, Korea, Japan Eingebürgert Nord- und Südamerika, Äthiopien, Australien, Neuseeland Introduced in North and South America, Ethiopia, Australia, New Zealand Ersteinführung Nordamerika / 1814 First Introduction North America / 1814 Einbürgerung durch Warentransporte, als Zierpflanze Naturalisation with trade, ornamental use Probleme verdrängt einheimische Pflanzen Problems displace native plants Besonderheiten keine Peculiarities no Historische Darstellung der Ankunft von Christoph Columbus in Amerika Historical representation of the arrival of Christopher Columbus in America Was ist eine biologische Invasion ? Wo gibt es biologische Invasionen ? Was tun !? What is a biological invasion? Where do biological invasions occur? What can we do? Wie verlaufen biologische Invasionen ? How do biological invasions occur? Alles (k) ein Problem ? Are all biological invasions problematic? Globalisierung Globalisation 07 Dingo in Australien A Dingo in Australia Welthandel World trade Haupt und Nebenrouten des Containerverkehrs Main and minor routes of container shipping Haupt und Nebenrouten des Erdöltransports Main and minor routes of oil shipping Blutweiderich Purple Loosestrife Containerterminal Frachtflugzeug Befallsfläche des Blutweiderich in den USA Lufthansa AG R. Westbrooks L. Wilson
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Page 1: Wo gibt es biologische Invasionen?

Die Tier- und Pfl anzenwelt eines Gebietes ist nicht statisch. Immer wieder wandern neue Arten ein und vorhan-dene verschwinden. Dieser Artenaustausch ist unter natürlichen Bedingungen gering. Mit dem Auftauchen des Menschen, der mobilsten Art, begann sich dieser Prozess jedoch zu beschleunigen. Vor etwa 5 .000 Jahren brachten Seefahrer aus Asien den Vorfahren des Dingos nach Australien. Phönizier, Griechen, Perser und Römer führten schon vor mehreren Tausend Jahren zahlreiche Tiere und Pfl anzen aus Asien und Afrika nach Europa ein. Die Wikinger verschleppten vor 1 .000 Jahren die Sandklaffmuschel von Amerika nach Europa. Seit der Entdeckung Amerikas 1492 und der Zunahme des Warenaustausches zwischen den Kontinenten gelangten immer mehr Tier- und Pfl anzenarten weit außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete.

Europa ist aufgrund der klimatischen Bedingungen und der Landverbindungen nach Asien, Afrika und Amerika schon immer ein „Einwanderungsgebiet“ gewesen. Mit den Eiszeiten kam es zu ständigen Veränderungen in der Tier- und Pfl anzenwelt. Die mitteleuropäischen Arten mussten sich immer wieder neu anpassen und sind deshalb durch eine hohe Konkurrenzstärke gegenüber anderen Arten gekennzeichnet.

In Regionen, die aufgrund ihrer geographischen Lage lange Zeit isoliert waren (Australien, Neuseeland, Hawaii, Chile), entwickelte sich eine hoch spezialisierte, aber meist auch konkurrenzschwache Tier- und Pfl anzenwelt. Deshalb sind Inselökosysteme und isolierte Regionen besonders stark vom Einbringen neuer Arten (Neobiota ) betroffen. So leben auf Hawaii heute mehr fremde als heimische Pfl anzenarten, und jedes Jahr kommen 20 neue hinzu. Eine besonders invasive europäische Pfl anzenart ist der Blutweiderich (Lythrum salicaria ), der in großen Teilen Nordamerikas die dort einheimischen Pfl anzen verdrängt.

Biologische Invasionen führen heute weltweit zu großen wirtschaftlichen Schäden. Neben den Lebensraumzerstö-rungen durch den Menschen bilden sie global die zweitgrößte Bedrohung für die biologische Vielfalt. Durch den steigenden Reiseverkehr und Warenaustausch, die fortschreitende Umwälzung traditioneller Landnutzungen sowie durch die globale Klimaerwärmung werden sich die unerwünschten Auswirkungen biologischer Invasionen verstärken.

Invasive Pfl anzen und Tiere weltweit Invasive animals and plants in the worldThe fauna and fl ora in any certain area do not remain static. New species immigrate repeatedly, while existing ones retreat or become extinct. Under natural conditions minimal species exchange occurs. However, with the emer-gence of human beings, probably the most mobile species, this exchange has greatly accelerated. Approximately 5000 years ago, sailors brought the Dingo’s ancestor from Asia to Australia. Phoenicians, Greeks, Persians and Romans introduced numerous animals and plants from Asia and Africa to Europe during ancient times. A thousand years ago the Vikings carried the Soft Shell Clam from America to Europe. After the discovery of America in 1492 and increases in trade between continents, more and more animals and plants were introduced and established themselves outside their natural ranges.

Europe has always been an “immigration area”, mainly because of its benign climate and land bridges to Asia, Africa and America. During the ice ages, fauna and fl ora endured repeated shifts back and forth and were thus conti-nuously changing in order to survive. In doing so, Central European species learned to adapt to new conditions and thus developed a high degree of competitiveness with regard to other species.

On the other hand, regions which were geographically isolated for a long time, such as Australia, New Zealand, Hawaii, or Chile, developed highly-specialized fauna and fl ora containing species that are usually weak competitors. It is therefore not surprising that islands and isolated regions are particularly vulnerable to the introduction of new species (Neobiota). On Hawaii, for example, there exist today more foreign than native plant species; twenty new foreigners establish themselves there every year. A particularly invasive plant species from Europe is Purple Loosestrife (Lythrum salicaria) which replaces native plants in many regions of North America.

Today biological invasions also have large economic repercussions all over the world. They are regarded as the second-most serious threat for biological diversity, right after the direct destruction of habitats by man. The undesirable effects of biological invasions will likely increase in the near future, due to the increases in world-wide travel and trade, the disappearance of traditional land use practices as well as global climate change.

Beispielart Blutweiderich Lythrum salicariaExample Purple Loosestrife

Einheimisch Europa, China, Korea, JapanOrigin Europe, China, Korea, Japan

Eingebürgert Nord- und Südamerika, Äthiopien, Australien, NeuseelandIntroduced in North and South America, Ethiopia, Australia, New Zealand

Ersteinführung Nordamerika / 1814First Introduction North America / 1814

Einbürgerung durch Warentransporte, als Zierpfl anzeNaturalisation with trade, ornamental use

Probleme verdrängt einheimische Pfl anzenProblems displace native plants

Besonderheiten keinePeculiarities no

Historische Darstellung der Ankunft von Christoph Columbus in Amerika Historical representation of the arrival of Christopher Columbus in America

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

GlobalisierungGlobalisation

07

Dingo in Australien A Dingo in Australia

WelthandelWorld trade

Haupt und Nebenrouten des ContainerverkehrsMain and minor routes of container shipping

Haupt und Nebenrouten des ErdöltransportsMain and minor routes of oil shipping

Blutweiderich Purple Loosestrife

Containerterminal Frachtfl ugzeug Befallsfl äche des Blutweiderich in den USALuft

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Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 2: Wo gibt es biologische Invasionen?

Seit über 65 Millionen Jahren ist Australien von den übrigen Landmassen der Erde getrennt. Hier haben sich über lange Zeiträume hoch spezialisierte, einzigartige Tiere entwickelt, insbesondere Beutel- und Kloakentiere. Das natür-liche Gleichgewicht geriet ab 1770 mit der Entdeckung des Kontinents durch die Engländer und die Einfuhr vieler neuer Arten ins Wanken. Die englischen Siedler brachten unter anderem Dromedare und Pferde zur Erschließung des Landesinneren sowie Schweine, Schafe und Ziegen als Nahrungsgrundlage mit. Pferde und Dromedare verwilderten. Nur noch in Australien gibt es derzeit große Bestände wildlebender Dromedare. Sie werden heute als „Renndrome-dare“ nach Arabien exportiert.

Besonders gravierend war die Einfuhr von nur 24 Kaninchen Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) für die Jagd im Jahr 1859 durch den Farmer Thomas Austin. Das reiche Nah-rungsangebot, das Fehlen natürlicher Feinde und die hohe Vermehrungsrate führten zur schnellen Ausbreitung des Kaninchens. 1869 schätzte man den Bestand bereits auf zwei Millionen, und 1919 gab es eine Milliarde Tiere. Die Nager fraßen alles kahl und verwüs-teten die Landschaft. Große Hetzjagden, Tausende Kilometer „kaninchensicherer“ Zäu-ne und Vergiftungsaktionen verringerten die Bestände nicht. Auch die Einbürgerung des Fuchses aus Europa führte nicht zum Erfolg. 1954 begann man mit der Verbreitung des

Myxomatose-Virus, das die tödliche Kaninchenkrankheit Myxomatose auslöst. Doch in weniger als 20 Jahren wurden die Kaninchen gegen das Virus immun. Erst in den 1990er Jahren wurde der Kaninchenbestand mit der Ausbreitung des Calici-Virus auf 100 Millionen Tiere reduziert. Sie verschwanden aus einigen Gebieten.

Noch vor wenigen Jahrzehnten existierten in Australien „Akklimatisierungsvereine“ mit dem Ziel, die „minderwer-tige“ australische Fauna durch eine europäische zu ersetzen. Erst in letzter Zeit begann ein Umdenkungsprozess in Australien. Seit der Besiedlung Australiens durch die Europäer im 18. Jahrhundert sind 20 Säugetier- und 16 Vogel-arten ausgestorben, 15 Vogel- und 38 Säugetierarten sind gefährdet oder unmittelbar vom Aussterben bedroht.

Eroberung des 7. Kontinents Conquest of the 7th continent

Australia has been separated from the other continents for more than 65 million years. During this time a unique and highly specialized fauna evolved, including pouched mammals (the marsupials) and egg-laying mammals (the monotremes). The natural balance of Australia’s fauna was seriously disrupted after its discovery by the English in 1770, because they quickly began to in-troduce European species. The English settlers imported pigs, sheep and goats for farming and dromedaries and horses for exploring the inner regions of the continent. Horses and dromedaries became naturalized, and nowadays large, wild populations of dromedaries can be found only in Australia. They are exported as “race camels” back to Arabia.

The introduction of rabbits (Oryctolagus cuniculus) turned out to be particu-larly catastrophic, even though Thomas Austin, a farmer, introduced only 24 animals for hunting in 1859. The rich food supply, the lack of natural ene-mies and their high reproduction rate led to an explosive spread all over the continent. In 1869, only ten years after their introduction, estimates ranged up to 2 million individuals; in 1919 up to 1 billion rabbits lived in Australia. They had a devastating effect on the landscape because they consumed basi-cally all of the vegetation. Even big hunting efforts, poisoning campaigns and the construction of rabbit-safe fences over thousands of kilometers did not reduce their abundance. The introduction of the European fox was equally unsuccessful. In 1954 the myxoma virus - which causes a fatal rabbit disease - was introduced and widely distributed, but most rabbits became immune to it within 20 years. In the 90s the introduction and accidental spread of the calici-virus reduced the rabbit population to less 100 million individuals and led to their complete disappearance in some regions.

Until a few decades ago “acclimatization associations” existed in Australia that aimed to replace the “inferior” Australian fauna with European animals. Only recently has popular opinion changed in this respect, so that it is now in favor of the Australian fauna. Since the Europeans settled on the continent in the 18th century 20 mammal and 16 bird species have become extinct. Another 15 bird and 38 mammal species are endangered or on the brink of extinction.

Beispielart Kaninchen Oryctolagus cuniculusExample European rabbit

Einheimisch Iberische Halbinsel, Südfrankreich, NordafrikaOrigin Iberian Peninsula, Southern France, North Africa

Eingebürgert Europa, Südafrika, Australien, Neuseeland, Nord- und SüdamerikaIntroduced in Europe, South Africa, Australia, New Zealand, North and South America

Ersteinführung Australien / 1859First Introduction Australia / 1859

Einbürgerung als JagdwildNaturalisation for hunting

Probleme Zerstörung der VegetationProblems heavy damage of the vegetation

Besonderheiten Massenentwicklung, Reduzierung durch VirusPeculiarities mass development, reduced by virus

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

AustralienAustralia

08

Dromedar Wildkaninchen HausziegenSt. M

eyer

s

Kaninchen auf Farmland Rabbits on farmland

A. G

aste

iger

Ach ja, Australien! Leider habe ich gehört, dass mich die Menschen dort gar nicht haben wollen. Zu viele von den Fremden sind dort schon angekommen. Die neuen Tiere und Pfl anzen machen sich breit. Inzwischen werden einige sogar von den Menschen bekämpft. Nein, dort will ich doch nicht hin!

Wolly: Ah, Australia! I am sorry to say that I have heard that people down there don’t like my kind one bit. Too many strangers, animals as well as plants, have arrived there already, spreading all over the country. People even fi ght against some of them. Oh no, I certainly don’t want to go there!

Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 3: Wo gibt es biologische Invasionen?

Australien ist von langer Isolation geprägt. Über 20 .000 Tier- und Pfl anzenarten sind bekannt, von denen fast 90 Prozent endemisch sind, das heißt, sie leben nur in Australien. Hier hat sich eine Pfl anzenwelt entwickelt, die aufgrund der langen Isolation hochspezialisiert, aber meist konkurrenzschwach ist. Diese Vielfalt ist auch auf die fünf verschiedenen Klimazonen zurückzuführen. Neben Monsunregenwäldern an der Nordküste, Steppen und Wüsten im Zentrum besitzt Australien auch tropische Regenwälder an der Ostküste.

Mit der Besiedlung durch die Europäer wurden ab 1770 zahlreiche Nutzpfl anzen, verschiedene Gemüse-, Obst- und Heilkräuterarten und später auch Zierpfl anzen eingeführt. Um 1804 zählte man in Sydney 29 Pfl anzenarten, die durch Siedler unabsichtlich eingeschleppt wurden.

Das Einbringen neuer Arten bedroht nicht nur die Artenvielfalt Australiens, sondern ist auch ein großes wirtschaft-liches Problem. Einige eingeführte Pfl anzen überwuchern das Land. Ehemalige Weiden gehen so verloren. Deshalb erließ die Regierung bereits 1908 ein Einfuhrverbot für 63 Pfl anzenarten. Die Schäden durch invasive Pfl anzen be-laufen sich heute auf 400 Millionen Euro im Jahr. Zu den 20 Pfl anzenarten, die große wirtschaftliche, gesundheit-liche oder ökologische Probleme hervorrufen, gehören die aus Europa eingeführten Brombeeren (Rubus spec. ) und der Stechginster (Ulex europaeus ). Viele eingeführte Pfl anzen haben sich großfl ächig ausgebreitet. Heute versucht man durch natürliche Feinde aus dem Ursprungsgebiet die Dichte der Pfl anzen zu senken. Ein erfolgreiches Beispiel ist das Zurückdrängen des Feigenkaktusses (Opuntia stricta), der über vier Millionen Hektar Weideland in Australien unbrauchbar gemacht hatte. Im Jahr 1936 gelang die Bekämpfung der Opuntie durch Aussetzen von Raupen des argentinischen Kleinschmetterlings Cactoblastis cactorum, deren Fraßlöcher eine Bakterienfäule bei den Feigen-kakteen verursachen.

Invasive Pfl anzen Invasive plants

Beispielart Brombeere Rubus spec.Example Blackberry

Einheimisch EuropaOrigin Europe

Eingebürgert Südaustralien, Neuseeland, Kleinasien, Indien, Nord- und SüdamerikaIntroduced in Southern Australia, New Zealand, India, North and South America

Ersteinführung 1842First Introduction 1842

Einbürgerung als Nahrungsquelle und Heckenpfl anze für SchafpfercheNaturalisation as food plants for humans and for hedges for sheep herds

Probleme Überwuchert heimische VegetationProblems overtaking the native vegetation

Besonderheiten keinePeculiarities no

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

AustralienAustralia

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BrombeereStechginster Feigenkaktus

Ausbreitung der Brombeere in Australienlinks: gegenwärtig, rechts: potentiell

The spreading of the Blackberry in Australia left: recent, right: potential

Klimazonen in AustralienClimate regions in Australia

I-II Wechselfeuchte TropenI-II Tropical dry climate

II RegenwaldklimaII Tropical wet climate

II-III, III-IV ÜbergangszonenII-III, III-IV Transition zones

III Klima der TrockengebieteIII Arid climate

IV Klima der WinterregengebieteIV Mediterranean climate

V Feuchte SubtropenV Humid subtropical climate

I-IIII-III

II

III

III-IVIV

V

1850 1900

800

600

400

200

0Arten Species

1950 2000

Australia was isolated for a long time. More than 20,000 plant and animal species live on its 7.7 million km². Almost 90 per cent of them are endemic species, which means that they occur only in Australia. Because of the long isolation period, a highly specifi c fl ora developed, which contains many plants that are weak competitors against other species. This great diversity can also be explained by the fi ve climatic zones in Australia. Besides monsoon rain forest on the northern coast, steppes and deserts in central Australia, you can also fi nd tropical rainforest on the eastern coast.

When the Europeans arrived in 1770 they brought with them numerous useful plants, several types of vegetable, fruit and herb species and, later, ornamental plants. In Sydney twenty-nine plant species were recorded in 1804 as having been imported unintentionally.

The introduction of new species not only threatens the unique biodiversity of Australia but also causes severe economic problems. Some introduced plants overtake all others; for-mer pastures turn into useless wastelands. In recognition of this problem, the government issued an import ban for 63 plant species in 1908. Today the costs caused by introduced plants amount to 400 million Euros per year. Among the twenty most harmful species, which cause considerable economic, health or ecological problems, are Blackberry species (Rubus spec.) and Gorse (Ulex europaeus), both introduced from Europe.

Despite the long-standing import ban, many plant species were able to spread all over the continent. In recent time natural enemies are increasingly used to reduce the population density of invasive species below the threshold level where they are harmful. The repressi-on of the Opuntia (Opuntia inernis) is a particularly successful example of such biological control. This species ruined more than 4 million ha of pasture by making them unsuitable for livestock grazing. In 1936 caterpillars (the micro-Lepidoptera Cactoblastis cactorum) were introduced from Argentina. The caterpillars bit holes into the opuntia in which rotting bacteria developed; this caused the opuntia to die off.

Zunahme der Neophyten in Australien Increase of neophyts in Australia

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Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 4: Wo gibt es biologische Invasionen?

Neuseeland ist seit 80 Millionen Jahren isoliert. Es wurde zum Evolutionslabor der Erde. Einzigartige Tierarten entwickelten sich hier, zum Beispiel der Kiwi, der Eulenpapagei (Kakapo), Beuteltiere, urtümliche Echsen und Frösche. Höhere Säugetiere fehlten. Bei vielen Vogelarten verkümmerten die Flügel, denn sie hatten keine Fressfeinde.

Mit der Ankunft erster Menschen änderte sich das Bild. Vorfahren der Maori brachten vor über 1.000 Jahren die Polynesische Ratte (Rattus exulans ) nach Neuseeland. Schon sie störte das komplizierte Ökosystem empfi ndlich. Europäische Seefahrer setzten auf Neuseeland und auf vielen Inseln entlang der Schiffsrouten Ziegen und Schweine als Proviant aus, Hausratte und Hausmaus entwichen unbemerkt. Besonders Ratten führten zu dramatischen Verlusten unter den heimischen Vögeln.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu gezielten Einbürgerungsaktionen mehrerer euro-päischer Säugetiere, wie Rothirsch, Damhirsch, Wildschwein, Hauskatze und Kaninchen. Die Kaninchen vermehrten sich derartig, dass man zur Bekämpfung das europäische Hermelin

aussetzte. Es stellte nicht nur den Kaninchen nach, sondern besonders den fl ugunfähigen Vögeln. Kiwi und Takahe-Ralle wurden von ihm nahezu ausgerottet. Statt ursprünglich vier leben heute 35 Säugetierarten in Neuseeland. Rothirsche laufen heute durch nicht heimische Pappelplantagen – als Filets gelangen sie wieder nach Europa.

Wie hoch empfi ndlich die Natur Neuseelands ist, zeigt der 1840 als Pelztier eingeführte aus-tralische Fuchskusu (Trichosurus vulpecula). Nacht für Nacht vertilgen die gefräßigen Beu-teltiere gewaltige Mengen Blattwerk. Innerhalb kurzer Zeit kam es zur Veränderung ganzer Waldstrukturen. Einheimische Pfl anzen und Tiere verschwanden. Der Bestand des Fuchskusus beträgt heute über 70 Millionen Tiere. Die Schäden sind immens. Für die Bekämpfung werden jährlich über 40 Millionen Euro aufgewandt. Drei Tonnen hochwirksamer Gifte werden in je-dem Jahr über der Insel ausgebracht. Über die Wirkung auf das Ökosystem ist wenig bekannt.

Invasion der Säugetiere Invasion of mammals

New Zealand separated from the Australian continent more than 80 million years ago, paving the way for the evolution of unique animals, including the Kiwi, the Kakapo, marsupials, archaic reptiles and archaic frogs. More highly-developed mammals do not live there. The wings of many bird species became stunted because the birds have no predators. Therefore New Zealand is called the earth’s evolution laboratory.

The arrival of the fi rst humans fundamentally changed this situation. 1.000 years ago the ancestors of the Maoris introduced the Polynesian Rat (Rattus exulans) to New Zealand. This animal was the fi rst to disturb the complex ecosystem. Later, sailors from Europe deposited goats and pigs for their food supply in New Zealand (and on many other islands along their navigation routes). Black rats and domestic mice escaped unnoticed. The black rats were the main cause of a dramatic decline in native birds.

At the beginning of the 19th century, numerous European mammal species were intentionally introduced, including red deer, fallow deer, feral pigs, do-mestic cats, and rabbits. The next step was the introduction of the European Ermine to reduce the rabbits, whose numbers had increased enormously. The ermines captured some rabbits, but preferred the easy-to-catch wingless birds, driving the kiwi and the Takahe Gallinule almost to the brink of extinc-tion. Today, 35 mammal species live in New Zealand, only four of which are native. Red deer prowl through plantations of poplar trees, none of which are native. The deer are exported back to Europe as venison.

The vulnerability of New Zealand’s natural environment was demonstrated by the Australian Brush-tail Possum (Trichosurus vulpecula), introduced in 1840 as a fur-bearing animal. Since then, night after night these gluttonous marsupials consume huge amounts of leaves. Over a rather short period of time, they fundamentally changed the structures of entire forests: native plants and animals disappeared. Today’s population of the brush tail possum is over 70 million individuals. The damage they cause is considerable. Coun-termeasures cost about 40 million Euros every year, including three tons of highly effective poisonous agents that are sprayed over the islands. Little is known about the side effects on New Zealand’s ecosystems.

Beispielart Fuchskusu Trichosurus vulpeculaExample Brush tail Possum

Einheimisch Süd- und Ostaustralien, TasmanienOrigin South and East Australia, Tasmania

Eingebürgert NeuseelandIntroduced in New Zealand

Ersteinführung 1840First Introduction 1840

Einbürgerung als PelztierNaturalisation fur-bearing animal

Probleme verändert WaldstrukturenProblems change in forest structures

Besonderheiten keine Feinde in Neuseeland, hohe VermehrungsratePeculiarities no predator in New Zealand, mass development

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

NeuseelandNew Zealand

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WanderratteBrown Rat

Baumfarnwald in „Whirenaki forest“Fuchskusufänger „Possum Bill“ Kaninchenschäden im FarmlandA. G

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A. G

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A. G

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Kakapo, EulenpapageiKakapo, Night Parrot

FuchskusuAustralian Brush-tail Possum

R. E

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O. T

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Habt Ihr den Fuchskusu gesehen? Na so ein niedliches Tier! Kaum zu glauben, dass er in seiner neuen Heimat Neuseeland einen Riesenhunger bekam. Da bleibt kein Blatt am Baum. Ganze Urwälder hat er schon leergefressen und so viele Tiere und Pfl anzen getötet.

Wolly: Did you see the possum? What a cutie! Hard to believe that it got so terribly hungry in its new home in New Zealand. It barely left a leaf on some trees, fi nishing off entire jungles and thus killing many of its native animals and plants.

Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 5: Wo gibt es biologische Invasionen?

Ozeanien ist durch eine nahezu unüberschaubare Vielfalt von Inseln geprägt. 789 größere Inseln sind für den Menschen dauerhaft bewohnbar. Die Besiedlung Ozeaniens erfolgte vor etwa 3.000 Jahren und steht im Zusam-menhang mit der Entwicklung hochseetüchtiger Boote. Stabilisiert durch Ausleger konnten an Bord dieser bemer-kenswerten Transportmittel nicht nur Menschen und lebenswichtige Vorräte transportiert werden, sondern auch Kulturpfl anzen und Haustiere. Obwohl die Besiedlung der Region überwiegend aus dem indo-asiatischen Raum erfolgte, gab es Handelsbeziehungen bis nach Südamerika.

Die Polynesische Ratte (Rattus exulans ) wurde bereits mit den ersten Besiedlern auf viele Inseln eingeschleppt oder auch bewusst als Nahrungsquelle eingeführt. Durch ihr großes Anpassungsvermögen etablierte sie sich schnell und veränderte die sensiblen Ökosysteme der Inseln, insbesondere durch ihren erheblichen Einfl uss auf die Reproduktion der Pfl anzen.

Europäische Faltenwespen (Vespula germanica, V. vulgaris ) sind im pazifi schen Raum mehrfach als invasive Arten in Erscheinung getreten. Auf Hawaii sind sie für einen massiven Rückgang endemischer Insektenarten verantwortlich, in den „Honigtauwäldern“ Neuseelands für Störungen des Nahrungsgefüges eines einzigartigen Ökosystems. Baumsaft saugende Schildläuse erzeugen hier große Mengen Honigtau. Vögel und viele Insekten leben vom Honigtau. Die eingeführten Wespen wurden so zahlreich, dass sie den einheimischen Tierarten die Nahrungsgrundlage wegfressen. Viele Arten drohen zu verhungern.

Außerordentlich bedrohlich ist die Invasion der Braunen Nachtbaumnatter (Boiga irregularis ) auf der Insel Guam. Die Nachtbaumnatter kommt auf Neuguinea sowie in Nordostaustralien natürlich vor. Mit amerikanischen

Versorgungsfl ugzeugen wurde die Giftschlange zwischen 1940 und 1950 auf die Insel Guam ein-geschleppt und fand hier ideale Lebensbedingungen vor. Sie dezimierte in nur drei Jahrzehnten neun von elf Waldvogelarten der Insel Guam. Die Giftschlange bedroht auch das Leben der Einwohner Guams und verursacht beim Überklettern von Stromleitungen Kurzschlüsse. Sie ist heute das perfekte Beispiel für ein modernes „Ökodesaster“.

Braune Nachtbaumnatter und Europäische Faltenwespen

Brown Tree Snake and European paper wasps

The Pacifi c region is characterized by a huge diversity of islands. 789 of the larger ones are suitable for permanent human settle-ment. 3.000 years ago, the region was colonized by humans who were able to construct outriggers capable of carrying whole fami-lies - along with their basic supply of food and water, crop plants and domestic animals - across the high sea from one island to another. The colonization of Oceania originated in the Indo-Asiatic region, but trade and transport extended as far as South America.

The Polynesian Rat (Rattus exulans) was introduced to many islands by the fi rst human colonizers - either unintentionally or as an additional meat supply. Readily able to adapt to various environmental conditions, the rat easily managed to upset the fragile island ecosystems, mainly through consuming huge amounts of seeds and fruits from native plants.

European Paper Wasps (Vespula germanica, V. vulgaris) invaded several islands in the Pacifi c. In the Hawaiian archipelago, their population has caused a dramatic decrease in endemic insect spe-cies. In the unique honeydew forests of New Zealand, they irrever-sibly disrupted nutrition chains, feeding on honeydew, which is the main food for native birds and insects. The wasps have increased so drastically in numbers that they leave hardly anything for other species to eat, which, in turn, are literally driven to the brink of ex-tinction.

The invasion of the Brown Tree Snake (Boiga irregularis) onto the island of Guam has been a major catastrophe. Originating in New Guinea and Northeast Australia, the snake was introduced onto Guam by American cargo planes between 1940 and 1950, and it found optimal conditions there. Over a period of only three deca-des it eradicated nine of the eleven forest bird species from Guam. Being poisonous, the snake is a danger to the human inhabitants, as well. Furthermore, it can cause short circuits when it climbs on electrical cables. It is a perfect example of a modern ecological disaster.

Beispielart Europäische Faltenwespen Vespula germanica, V. vulgarisExample European Paper Wasps

Einheimisch Eurasien, NordafrikaOrigin Eurasia, North Africa

Eingebürgert Ozeanien, Australien, Südafrika, Nord- und SüdamerikaIntroduced in Pacifi c region, Australia, South Africa, North and South America

Ersteinführung nach 1950First Introduction after 1950

Einbürgerung WarenverkehrNaturalisation trade

Probleme ökologische Schäden, GesundheitsgefahrProblems ecological damages, human health

Besonderheiten MassenentwicklungPeculiarities mass development

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

Ozeanische InselnOceanic Islands

11

1960 1990

10

8

6

4

0Arten Species

Rückgang der Waldvögel auf der Insel Guam Drop of the forest birds from island Guam Süden south Mitte central Norden north

Ozeanische InsellandschaftBraune Nachtbaumnatter WespennestS. W

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Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 6: Wo gibt es biologische Invasionen?

Bis vor wenigen Jahrzehnten war Europa der einzige Kontinent ohne freileben-de Papageien. Schon im Altertum gelangten Alexandersittiche aus Südasien nach Griechenland. Mit der Entdeckung Amerikas und der wachsenden Seefahrt brachte man weitere Papageienarten nach Europa. Um 1850 setzte man in England einige Arten zur Ansiedlung in großen Parks aus. Die Papageien vermehrten sich dort im milden Klima. Die Einbürgerung scheiterte jedoch an der intensiven Bejagung.

Mit der zunehmenden Vogelhaltung und -zucht in Europa kam es zum Entweichen einer größeren Zahl an Vögeln. Erste freilebende Halsbandsittiche etablierten sich um 1955 in Österreich. Wenige Jahre später wurden Bruten aus Deutschland ge-meldet. Die Bestände wuchsen rasch an. Bei einer 1975 in Köln durchgeführten Abschussaktion erlegte man über 100 Vögel.

Hauptverbreitungsgebiete der Papageien in Deutschland sind die rheinischen Großstädte Wiesbaden, Köln, Düsseldorf und Bonn, aber auch das kühlere Hamburg. In Deutschland leben heute zehn Papageienarten wild. Regelmäßig brüten die Gelbscheitelamazone (Amazona ochrocephala), die Rotbugamazone (Amazona aestiva), der Mönchsittich (Mysiopsitta monachus), der Halsbandsittich (Psittacula krameri) und der Große Alexandersittich (Psittacula eupatria). Schätzungen gehen beim Halsbandsittich momentan von über 5.200 Tieren in Deutschland aus. Er lebt in fast allen europäischen Ländern.

Halsbandsittiche bilden Kolonien von mehreren hundert Tieren. Vor allem in Höhlen alter Platanen fi nden sie geeignete Nistplätze. Unsere vermeintlich strengen Winter bereiten den Papageien keine Probleme. Als Vegetarier fressen sie Knospen, junge Triebe, verschiedene Früchte und Sämereien, sogar Kastanien. In Belgien wurde nach dem

Anwachsen der Halsbandsittichpopulationen auch eine starke Zunahme der seltenen Hohltaube beobachtet. Weitere Auswirkungen auf die heimische Vogelwelt sind nicht bekannt. Die Papageien sind in den Städten gern gesehen. Sie werden als Bereicherung der Fauna betrach-tet. Probleme mit Papageien können jedoch auftreten, wenn sie moderne Fassadendämmungen aufbrechen, um dahinter ihre Bruthöhlen anzulegen.

Deutschlands wilde Papageien Wild parrots in Germany

Up until a few decades ago, Europe was the only continent without wild parrots. It is true that Alexandrine Parakeets were brought from South Asia to ancient Greece, and additional parrot species came to Europe as part of increased trade and transport since Columbus made his journey to America. Around 1850, several species of parrots were introduced into parks in the United Kingdom. Although these parrots bred successfully in the mild British climate, in the long run they did not naturalise due to intense hunting.

As more and more people kept and bred exotic parrots, increasing numbers escaped from captivity. Ring-necked Parakeets fi rst esta-blished a population in the wild in Austria around 1955. A few years later, wild breeds were reported in Germany. These popula-tions grew quickly. During a 1975 campaign to reduce their numbers, more than one hundred parrots were shot in Cologne.

In Germany, parrots live mainly in the mild region along the Rhine, in Wiesbaden, Cologne, Düsseldorf and Bonn, but they can even be found in the cool Hamburg climate. The most abundant species include the Yellow-headed Amazon (Amazona ochrocephala), the Blue-fronted Amazon (Amazona aestiva), the Monk Parakeet (Mysiopsitta monachus), the Ring-necked Parakeet (Psittacula krameri) and the Alexandrine Parakeet (Psittacula eupatria) which breed regularly, but fi ve rarer species are considered established in the wild as well in Germany.

The German populations of ring-necked parakeets are actually estimated at 5.200 individuals. Ring-necked parakeets live in nearly all European countries, usually forming colonies of several hundred adults. They like to nest in hollows in old plane trees. Our winters are obviously not too cold for them. They feed on buds, young shoots, fruits and seeds of several tree species, even chest-nuts. In Belgium, a strong increase in the rare stock pigeon was observed after the increase in ring-necked parakeet populations. Other consequences for native birds are not known. In cities, parrots and parakeets are often seen as an enrichment of the local fauna. Problems with them may occur, however, when they make holes in building facades in order to build nests.

Beispielart Halsbandsittich Psittacula krameriExample Ring-Necked Parakeet

Einheimisch Indien, Pakistan, ZentralafrikaOrigin India, Pakistan to Central Africa

Eingebürgert Europa, Kleinasien, Südafrika, Australien, China, Japan, USAIntroduced in Europe, Asia Minor, South Africa, Australia, China, Japan, United States

Ersteinführung Europa / 1850First Introduction Europe / 1850

Einbürgerung als ZiervogelNaturalisation pet bird

Probleme nicht bekanntProblems unknown

Besonderheiten besiedelt bevorzugt StädtePeculiarities mainly inside towns

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

EuropaEurope

12

Verbreitung des Halsband-sittichs in Deutschland nach D. Franz Distribution of Ring-necked Parakeets in Germany after D. Franz

Großer Alexandersittich nach dem Bad Alexandrine Parakeet after a bath

HalsbandsittichGelbscheitelamazone HalsbandsittichD. F

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Halsbandsittichschwarm Ring-necked Parakeets

Da wird man ja echt neidisch! Nur einmal im Leben möchte ich so ein buntes Kleid tragen wie die Papageien. Von ihrer Klugheit ganz zu schweigen…Man kann sich glatt verlieben. Genauso haben die Men-schen früher gedacht, als sie die hübschen Vögel aus warmen Regionen der Erde nach Europa brachten.

Wolly: I’m so jealous! If only I could be so lucky someday and wear such a colourful suit like the parrots do all the time. Not to mention their wisdom … They’re just marvellous. That is exactly what people felt when they took these birds from warmer regions and brought them to Europe.

Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 7: Wo gibt es biologische Invasionen?

Südafrika beeindruckt durch eine große naturräumliche Vielfalt – Hochfl ächen, Savannen, Gras- und Buschland, Hochgebirge, Sumpfregionen und Trockengebiete – mit einer einzigartigen Pfl anzenvielfalt. Der Fynbos, die heideähnliche Kapvegetation, besitzt mehr als 24.000 Pfl anzenarten und steht bei den Botanikern im Rang eines eigenen Florenreiches. Lange Zeit wurde dieser Naturreichtum des Fynbos großfl ächig zur Schnittblumengewinnung genutzt und bot über 30.000 Menschen ein Einkom-men. Die Artenvielfalt ist heute durch eine intensive Landnutzung mit nachfolgender Wüstenbildung sowie durch invasive Pfl anzen aus Australien, dem mediterranen Europa und Amerika akut gefährdet.

Erste Pfl anzenarten wurden bereits vor 2.000 Jahren aus Mittel- und Nordafrika in die Kapregion durch die Araber und Ostafrikaner eingeführt. Europäische und asiatische, später auch amerikanische Pfl anzen kamen mit der Kolonisierung der Kapregion ab 1652 hinzu. So brachten niederländische und französische Siedler Weinreben und Bäume aus dem Mittelmeerraum nach Südafrika.

Mit Beginn der Plantagenwirtschaft Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele Forstge-hölze eingeführt. Sie breiteten sich innerhalb kurzer Zeit auch außerhalb der Planta-genpfl anzungen aus. Heute sind acht Eukalyptus-, sieben Kiefern- und siebzehn Akazienarten in Südafrika heimisch. Die exotischen Bäume führen zu großen Verlusten in der natürlichen Artenvielfalt und stören durch erhöhte Verdunstung den Wasser-haushalt der Region massiv. Viele Flüsse fl ießen nur noch unregelmäßig. Die jährlichen Abfl ussmengen haben sich um vier Prozent verringert. Zusätzlich treten verstärkt Feuersbrünste und Bodenerosionen auf.

Sowohl die Landwirtschaft als auch die einzigartige Pfl anzenwelt des Fynbos leiden darunter. Die ökonomischen und ökologischen Schäden, die die Region zu ertragen hat, sind gewaltig. Acht Prozent der Landesfl äche Südafrikas sind bereits von 250 verschiedenen Neophyten besiedelt.

Pfl anzliche Invasoren am Kap Plant invaders on the Cape

South Africa has an impressing variety of different landscapes, from plateaus, savannas, grass- and brushland, mountainous regi-ons, swamps, and deserts, which together comprise a unique plant species diversity. The Fynbos, the heath-like vegetation around the Cape, has more than 24,000 plant species and is considered by botanists as a Floristic Kingdom of its own. This tremendous diver-sity of the Fynbos vegetation was exploited to a vast extent for selling cut fl owers; the fl ower industry provided an income for more than 30,000 people for a long time. Today, however, this species diversity is critically endangered by greatly increased land-use intensities with their accompanying risk of desertifi cation and by invasive plants from Australia, the Mediterranean and America.

Arabs and East Africans introduced plant species from other parts of Africa to the Cape region as early as 2000 years ago. After 1652, when Europeans, Asians, - and later, Americans - colonized the Cape region, more new plants were introduced. Dutch and French settlers, for instance, brought vines and trees from the Mediterra-nean region to South Africa.

With the beginning of economic plantations at the end of the 19th century many crop trees were introduced. Some of these spe-cies soon naturalized and spread outside plantations. Today eight species of eucalyptus, seven pines and seventeen acacias grow in South Africa. These exotic trees have led to a large loss of native plant diversity and a massive disturbance in the water supply through increased evaporation. The water levels of many rivers now vary drastically, with an overall outfl ow reduction of four percent. Additionally, the exotic trees greatly increased the risk of fi res and soil erosion.

This is a burden for both agriculture and the unique fl ora of the Fynbos. The economic costs and ecological damage for the region are immense. Eight percent of the South African landscape is already colonized with 250 different neophytes.

Beispielart Eukalyptus Eucalyptus spec.Example Eucalyptus

Einheimisch Australien, OstindonesienOrigin Australia, Eastern Indonesia

Eingebürgert Südafrika, Zimbabwe, Mittelmeerraum, Indien, Neuseeland, Lateinamerika, USAIntroduced in South Africa, Zimbabwe, Mediterranean, India, New Zealand, Latin America, United States

Ersteinführung Südafrika / Anfang des 19. Jahrhunderts First Introduction South Africa / beginning of the 19th century

Einbürgerung durch die ForstwirtschaftNaturalisation for forestry

Probleme stört den WasserhaushaltProblems hydrology change

Besonderheiten vernichtet die KapvegetationPeculiarities damages the unique Cape vegetation

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

AfrikaAfrica

13

Gladiole Saunders’ Gladiolus

Strelitzie Crane flower

Ladismith Zuckerbusch Ladismith Sugarbush

Heidekraut Masson’s Heath

Tritonie Pink Tritonia

Blütenkopf eines „Nadelkissens“Blühender Berg-Fynbos EukalyptusblüteL. B

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Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 8: Wo gibt es biologische Invasionen?

Die Invasion der Glasfl ügeligen Zikade (Homalodisca coagulata) steht als Beispiel für eine transkontinentale Verschleppung mit verheerenden Auswirkungen. Der natürliche Lebensraum des Insekts ist der Südosten der USA. Dort lebt die 14 Millimeter große Zikade auf verschiedenen Obstbaumarten sowie an Zierpfl anzen und verursacht in der Landwirtschaft keine nennenswerten Schäden. Durch den Handel mit Kulturpfl anzen wurde sie um 1990 nach Kalifornien eingeschleppt. Eine hohe Vermehrungsrate und günstige klimatische Bedingungen führten zu einem wirtschaftlichen Desaster in der Weinwirtschaft. Neben der Schadwirkung durch das Saugen führt die Übertragung des Bakteriums Xylella fastidiosa zu gewaltigen Ertragseinbußen. Die Bakterien ver-hindern die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen, wodurch die Reben absterben. Eine Bekämpfung des Insekts wird derzeit mit großem fi nanziellen Aufwand betrieben – noch mit geringem Erfolg.

Die Zikade steht heute zusammen mit dem Bakterium auf der Vorwarnliste für den weltweiten Weinbau. Neueste Untersuchungen zeigen, dass das Bakterium von vielen Insektenarten übertragen werden kann. 1998 fand man die Bakterien erstmals im Kosovo. Sollte sich der Erreger in europäischen Klimaten etablieren, wird er nicht mehr zu eliminieren sein.

Ursprünglich nur in China und Korea beheimatet, fasste die San-José-Schildlaus (Quadraspidiotus perniciosus) nach ihrer Einschleppung in den USA schnell Fuß. Um

1940 gelangte sie mit Gehölzlieferungen nach Deutschland. Die Schildlaus zeigte eine gewaltige Vermehrungs-rate und befi el besonders Apfel- und Birnbäume sowie alle Beerenobststräucher. In Süddeutschland waren wenige Jahre nach dem Erstbefall etwa 90 Prozent aller Obstbäume betroffen. Nach dem Befall kommt es zum Welken des Laubes sowie zu einer geringen Fruchtausbildung. An den Früchten entstehen rote Flecken, in deren Zentrum die Schildlaus sitzt. Meist fällt der wirtschaftliche Schaden immens aus. Die Früchte haben eine geringe Qualität und sind schlecht zu verkaufen. Heute bekämpft man den Schädling mit der aus Amerika eingeführten Schlupfwespe Prospaltelle perniciosi. Ihre Larven parasitieren ausschließlich in der San-José-Schildlaus und töten nach einiger Zeit ihren Wirt. Zwischen 1953 und 1967 wurden in Baden-Württemberg 30 Millionen dieser Schlupfwespen aus-gesetzt. Heute ist auch sie eingebürgert und bekämpft die San-José-Schildlaus in den Obstplantagen sehr effi zient.

Katastrophen im Wein- und Obstbau Fruit and Vine disasters

The invasion of the Glassy-winged Sharpshooter (Homalodisca coagu-lata) is an example of transcontinental displacement with disastrous consequences. The native home of this small insect (14 mm long) is the southeastern United States, where it lives on various fruit trees and ornamentals without causing serious problems in agriculture. Nur-sery trade introduced it to California around 1990. Mass breeding in benign climatic conditions caused a stupendous disaster in California’s viticulture. The insect caused immense losses in the grape yield, both by sucking vine sap and by infesting the vines with the Xylella fastidio-sa bacterium during its sucking. The bacterium prevents the uptake of water and nutrients from the soil, resulting in the vines slowly starving to death. Great amounts of money have been invested in counter-measures – up to now with little success.

Both the glassy-winged sharpshooter and the bacterium are on a warning list for global viticulture. Latest research shows that the bacterium can be transferred by various insects. In 1998, the bacterium was found in Kosovo for the fi rst time. If the bacterium becomes established in Europe, it will most likely never be fully eliminated.

Originally found only in China and Korea, the San José Scale (Quadras-pidiotus perniciosus) established itself very quickly in the United States after its introduction there. About 1940 it was brought to Germany by nursery trade; it spread quickly due to a tremendous reproduction rate. It attacked apple and pear trees and all kinds of berry bushes. Within a few years after introduction, 90 percent of all fruit trees in South Germany were infested. After infestation the leaves wilt. Fruits grow generally smaller than usual and develop purple spots, which are the scale. The deformation and discoloration signifi cantly reduces the qua-lity of the fruits, often resulting in immense economic loss. Today the pest is controlled biologically using the Prospaltelle perniciosi ichneu-mon, which was intentionally introduced from America. The larvae of this small insect parasitize San José scales exclusively, fi nally killing them after completing their life cycle. Between 1935 and 1967, over 30 million ichneumon individuals were released in Baden-Württemberg alone, resulting in its successful naturalisation. Today, it effi ciently fi ghts the San José Scale in orchards there.

Beispielart Glasfl ügelige Zikade Homalodisca coagulataExample Glassy-winged Sharpshooter

Einheimisch Südosten der USAOrigin Southeast United States

Eingebürgert Kalifornien, Südpazifi sche InselnIntroduced in California, Southern Pacifi c Islands

Ersteinführung Kalifornien / 1984First Introduction California / 1984

Einbürgerung Nutzpfl anzenNaturalisation with agriculture

Probleme Gefährdung des weltweiten WeinanbausProblems endangered grapevine cultivation

Besonderheiten Überträger einer für Weinreben gefährlichen BakteriePeculiarities spreads a dangerous bacterium

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

NordamerikaNorth America

14

Potentielle Ausbreitung der Glasflügeligen Zikade in Amerika Potential distribution area of the Glassy-winged Sharpshooter in America

Schadensbild der Glasflügeligen Zikade Harms of the Glassy-winged Sharpshooter

Geschädigter Weinbau in KalifornienSchildlausbefall am Apfel Glasfl ügelige Zikade

Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 9: Wo gibt es biologische Invasionen?

Die Anden bilden eine biogeographische Barriere und isolieren Chile wie eine Insel vom süd-amerikanischen Kontinent. Das führte zur Ausbildung eines hohen Anteils an Endemiten, nur hier vorkommenden Tier- und Pfl anzenarten. Seit Beginn der spanischen Kolonialzeit wurden viele neue Arten eingeführt. So haben sich fast 700 gebietsfremde Pfl anzenarten in Chile etablieren können. Das entspricht etwa 12 Prozent der heute vorkommenden höheren Pfl anzenarten Chiles.

Im ehemaligen Waldland Chiles haben sich nur wenige fremdländische Bäume und Sträu-cher dauerhaft ansiedeln können, darunter auch invasive Arten wie der Stechginster (Ulex europaeus ), der Montpellier-Geißklee (Genista monspessulana) und verschiedene Akazien-arten (Acacia).

Einige Pfl anzenarten breiteten sich aus den Forstkulturen in Chile invasiv aus - neben verschiedenen Eukalyptusarten (Eucalyptus spec.) und der Monterey-Kiefer auch die aus-tralische Schwarzholzakazie (Acacia melanoxylon). Sie wächst entlang der Straßen und auf Ruderalfl ächen. Als typische Pionierpfl anze produziert sie eine große Menge langlebiger und sehr keimfähiger Samen. Durch die Ausbildung unterschiedlicher Wachstumsformen ist die Schwarzholzakazie zudem in der Lage, von den Waldrändern in die natürlichen Südbuchen-wälder vorzudringen. Dabei begünstigen die Störungen der natürlichen Wälder durch den Holzeinschlag ihr Vordringen.

Bereits über 14 Prozent der chilenischen Wald-fl äche sind heute Forstpfl anzungen, die aus der kalifornischen Monterey-Kiefer (Pinus radiata)

und verschiedenen australischen Eukalyptusarten bestehen. Die Mehrheit der chilenischen Plantagen produzieren heute für ausländische Märkte besonders in Nordamerika und Japan. Derzeit werden jährlich Forstpro-dukte im Gesamtwert von 2,5 Milliarden Dollar exportiert.

Chiles Wälder und Holzwirtschaft Chilean Forests and silviculture

Like an island, Chile is isolated from the rest of the South American con-tinent by biogeographic barriers, mainly the Andes Mountains. This iso-lation has produced a very high number of endemic animal and plant species that are found only in Chile. Since the arrival of the fi rst Spanish colonists many new species have been introduced; nearly 700 alien plant species are now established in Chile. This is approximately 12 per-cent of all the vascular plants presently growing there.

In Chile, which used to be almost completely covered with forests, com-paratively very few trees and shrubs became naturalized, for instance the invasive Common Gorse (Ulex europaeus), Montpellier Broom (Genista monspessulana) and some wattles (Acacia).

The temperate rainforests of Chile are very vulnerable to logging and conversion to forest plantations. Today 14 percent of all Chilean forests are forestry plantations, primarily made up of the Californian Monterey Pine (Pinus radiata) and several Australian Eucalyptus species (Eucalyp-tus spp.). In the last 20 years many international wood and pulp compa-nies invested in the plantations. These companies originate primarily in countries that have either already depleted their own forests, or banned further logging operations in the remaining forests. Therefore the ma-jority of the Chilean plantations today produce for foreign markets like North America and, in particular, Japan. In 2000 Chile exported forest products valued at 2.4 billion US dollars.

Some species escaped from the forestry plantations, such as several Eucalyptus species, the Monterey Pine and, notably, the Australian Black-wood (Acacia melanoxylon). This species is regarded as an aggressive invader in southern Chile where it grows along roads and in abando-ned urban habitats. As a typical pioneer it produces lots of hardy seeds with a high germination rate. Furthermore, Blackwood has an ecological growth strategy that enables the tree to invade Southern Beech forests (Nothofagus) from the forest edges, thereby profi ting from the destruc-tion caused by logging the native forests.

Beispielart Schwarzholzakazie Acacia melanoxylonExample Australian Blackwood

Einheimisch SüdostaustralienOrigin Southeast Australia

Eingebürgert Südafrika, Südamerika, Australien, Neuseeland, Indien, China, Portugal, SpanienIntroduced in South Africa, South America, Australia, New Zealand, India, China, Portugal, Spain

Ersteinführung Südafrika / 1848, Chile / nach 1850 First Introduction South Africa / 1848, Chile / after 1850

Einbürgerung durch die ForstwirtschaftNaturalisation with forestry

Probleme massives Eindringen in UrwälderProblems spread into the native forests

Besonderheiten langlebige Samen, hohe Keimkapazität Peculiarities hardy seeds, high germination capacity

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

SüdamerikaSouth America

15

Monterey-KieferMonterey Pine

Chilenisches HolzlandSchwarzholzakazie EukalyptuswaldM. K

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Holztransport in SüdamerikaWood wheeler in South America

Anden, SatellitenaufnahmeSatellite image of the Andes

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Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 10: Wo gibt es biologische Invasionen?

Um in Chile neue Möglichkeiten für die im Niedergang befi ndliche Fischereiwirtschaft zu schaffen, wurden in den letzten Jahrzehnten verschiedene Fischarten eingeführt: Störe aus Asien; Karpfen, Schleie und Lachse aus Europa; Zahnkarpfen aus Mittelamerika; Welse, Störe und Lachse aus den USA sowie Barsche aus Afrika. Die industriemäßige Produktion vom Atlantischen Lachs (Salmo salar), Silberlachs (Oncorhynchus kisutch) und der Regen-bogenforelle (Oncorhynchus mykiss) in Netzkäfi ganlagen vor der Küste wurde besonders gefördert. Heute werden jährlich über 300.000 Tonnen Fisch für die Märkte Japans, der USA und Europas produziert. Chile wurde nach Norwegen der zweitgrößte Lachsproduzent der Welt. Lachse gehören nach Kupfer und Holz heute zu den drei wichtigsten Exportgütern. Die Lachsproduktion sichert über 50.000 Arbeitsplätze.

Zahlreiche Zuchtanlagen wurden durch Stürme beschädigt, und mehrere Millionen Fische gerieten vor allem in den Jahren 1994 und 1995 in die Freiheit. Sie konnten sich in der neuen Umgebung durchsetzen und beeinfl ussen heute die Ökologie der südchilenischen Fjorde. Regenbogenforellen wurden auch als „Sportfi sche“ in chilenischen Binnengewäs-sern ausgesetzt. Die nicht einheimischen Fischarten sorgten nur für eine bescheidene Förderung des Fremdenverkehrs in Chile, aber für einen enormen Rückgang der einheimi-schen Süßwasserfi scharten. Inzwischen gibt es erste Nachweise, dass einige einheimische Arten, die früher in großer Menge gefi scht wurden, vom Aussterben bedroht sind. Chileni-sche Wissenschaftler fordern ein Einfuhrverbot für fremdländische Fischarten.

Problematische Lachsfi sche Problematic salmons

Several fi sh species were introduced into Chile in recent decades to provide new possibilities for the declining Chilean fi shing industry. These species include Asian sturgeon, carp, tench and salmon from Europe, livebearer from Central America, catfi sh, sturgeon and salmon from the United States, and perch from Africa. The industrial production of Atlantic Salmon (Salmo salar), Coho Salmon (Oncorhynchus kisutch) and Rainbow Trout (Oncorhynchus mykiss) in offshore net-breeding units was especially promoted. Today, 300,000 tons of fi sh are produced annually for the Japanese, the US and the European markets. After Norway, Chile is the second-largest salmon producer in the world. With copper and timber, sal-mon is now among Chile’s three most important export goods. More than 50,000 jobs depend on salmon aquaculture.

Many breeding units were destroyed by storms, resulting in the escape of several million fi sh, mainly in 1994 and 1995. They became established in their new environments and have subsequently infl uenced the ecology of the Southern Chile fjords. Furthermore, Rainbow Trout were introduced into Chilean inland freshwaters as game fi sh. The imported fi sh species promoted tourism somewhat, but dramatically reduced native freshwater fi sh diversity. First scientifi c results indicate that several native fi sh species which were previously fi shed in large quantities are now on the brink of extinction. Therefore, Chilean scientists urgently demand an end to further introduc-tion of non-native fi sh species.

Beispielart Regenbogenforelle Oncorhynchus mykissExample Rainbow Trout

Einheimisch Pazifi kküste NordamerikasOrigin Pacifi c coast of North America

Eingebürgert weltweitIntroduced in global

Ersteinführung Anfang des 20. Jahrhunderts First Introduction beginning of the 20th century

Einbürgerung durch Fischzucht, Angelfi schereiNaturalisation with fi sh-farming, sport fi shing

Probleme verdrängt einheimische FischartenProblems displace native freshwater fi shes

Besonderheiten weltweit gezüchtetPeculiarities bred all over the world

Was ist eine biologische Invasion?

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What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

SüdamerikaSouth America

16

Chilenische Lachs-Exporte 2004Salmon exports from Chile in 2004

7% Südamerika South America

43% Japan Japan

7% EU EU

8% Andere Others

35% USA USA

BachsaiblingLachsfarm RegenbogenforelleU. R

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U. R

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Japanische Fisch-aufkäufer in Chile Japanese fish traders in Chile

Lachsverarbeitung in Chile Salmon processing in Chile

Billiger Lachs Cheap salmon

In Südamerika war ich noch nicht. Man hört aber schlimme Geschichten. Millionen von Fischen werden dort in Käfi ge eingesperrt. Viele kühne Gesellen fl üchten aber und fi nden in den kalten Flüssen Unterschlupf. Immer öfter kommt es zum Streit zwischen den neuen und eingeborenen Fischen. Ich glaube, sie werden sich wohl nie vertragen.

Wolly: I’ve never been to South America, but you hear evil things from over there. Millions of fi sh that have to live in cages their entire life! But lots of bold journeymen escaped from captivity to fi nd shelter in cold rivers in these lands. Unfortunately, now they quarrel with the native fi sh there. I don’t believe that they will ever get along with each other.

Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?

Page 11: Wo gibt es biologische Invasionen?

Der Waschbär (Procyon lotor ) stammt aus Nord- und Mittelamerika. Er lebt nachtaktiv und besiedelt unterschiedliche Lebensräume, bevorzugt jedoch alte, gewässerreiche Laubmischwälder. Die Grüngürtel der Städte werden ebenfalls gern genutzt. 1927 wurden erstmals in Hessen am Edersee zwei Waschbärenpaare freigelassen, weitere 20 Tiere im Jahr 1934. In Branden-burg gelangten 1945 aus einer Pelztierfarm im Kreis Strausberg 25 Tiere in die Freiheit. Aus diesen beiden Kerngebieten breitete sich der Waschbär über ganz Deutschland aus. Im Jahr 2000 wurde der Bestand in Brandenburg auf über 6.000 Tiere geschätzt.

Die Nahrung des Waschbären setzt sich zu je einem Drittel aus pfl anzlichen Anteilen, Wirbellosen und Wirbeltieren zusammen. Als Sammler sucht er

seine Nahrung auch auf Müllkippen, in Papierkörben oder Mülltonnen. Der Waschbär kann ausgezeichnet klettern. Er erbeutet Eier und Jungvögel, schädigt aber auch Obst- und Weinkulturen. Die Nahrung wird erst ausgiebig mit den Händen geprüft und dann gefressen. Der Waschbär nutzt als Kulturfolger Schuppen sowie Dachböden. Er kann hier Schäden anrichten und ist als Spulwurmüberträger auch ein gesundheitliches Problem für den Menschen.

Der Mink oder Amerikanische Nerz (Mustela vison ), ein kleiner schwarzer Marder, ist ursprünglich in Nordamerika heimisch. Er ist an Gewässer gebunden. Der Mink frisst vor allem Fische, Krebse, Vögel und Säugetiere – so auch die aus seiner Heimat stammende und in Europa eingeschleppte Bisamratte (Ondatra zibethica ). Zur Pelzgewin-nung entstanden in den 1920er Jahren in vielen europäischen und asiatischen Staaten Minkfarmen. Aus diesen Farmen entwichen Tiere oder wurden freigelassen. In der Sowjetunion setzte man von 1932 bis 1962 gezielt über 16.000 Minke aus. Heute hat der Mink große Teile Europas besiedelt. In Deutschland bilden Mecklenburg und Brandenburg die Schwerpunkte der Besiedlung. Der Mink besetzt in Mitteleuropa den Platz des hier ausgerotteten Europäischen Nerzes (Mustela lutreola ). Im heutigen Russland verdrängt er den Europäischen Nerz, der dort vom Aussterben bedroht ist.

Invasion der Pelztiere –Waschbär und Mink

Invasion of fur-bearing animals – raccoon and mink

The Raccoon (Procyon lotor) originates in North and Central America. It is active at night and lives in very different habitats, preferring old mixed forests with bodies of water. Green belts around towns are colonized, as well. In 1927 the fi rst two pairs of raccoons were released in Eder-see (Hesse, Germany), followed by another twenty animals in 1934. In 1945 twenty-fi ve raccoons escaped from a fur-producing animal farm in Straussberg (Brandenburg, Germany). Starting out from these two spots, raccoons spread all over Germany; in 2000 the population in Branden-burg was estimated at 6000 animals.

A Raccoon’s diet consists of one-third each plants, small vertebrates, and invertebrates. As a ubiquitous food gatherer, it even searches in garbage cans, wastebaskets and on waste disposal sites for food. In addition, the Raccoon is a great climber and preys on eggs and young birds. It can cause substantial damage to fruit cultures and vineyards; it inspects fruits carefully before eventually eating them. Raccoons are particularly well-adapted to modern civilization, often living in sheds and attics, but they also pose a direct health risk to humans, because they spread roundworms.

The American Mink (Mustela vison), a little black marten, is originally native to North America. It lives in rivers and lakes, where it commonly feeds on fi sh, crayfi sh, birds and mammals, like the Muskrat (Ondatra zibethica) which was also introduced from North America to Europe. In the 1920s fur-producing animal farms were established in several European and Asian countries. Minks repeatedly escaped or were released from these farms. In the Soviet Union more than 16,000 minks were intentionally released into the wild between 1932 and 1962. Nowadays the American Mink is widespread across Europe, with its main German populations in Brandenburg and Mecklenburg. Whereas the American Mink has completely replaced the European Mink (Mustela lutreola) in Central Europe, there are still some highly-threatened popu-lations of the European Mink in Russia.

Beispielart Waschbär Procyon lotorExample Raccoon

Einheimisch Nord- und MittelamerikaOrigin North and Central America

Eingebürgert Europa, KaukasusIntroduced in Europe, Caucasus

Ersteinführung Deutschland / 1927First Introduction Germany / 1927

Einbürgerung als PelztierNaturalisation fur-bearing animal

Probleme Überträger des FuchsbandwurmesProblems spreads of the small fox tapeworm

Besonderheiten KulturfolgerPeculiarities are not shy around humans

Was ist eine biologische Invasion?

Wo gibt es biologische Invasionen?

Was tun!?

What is a biological invasion?

Where do biological invasions occur?

What can we do?

Wie verlaufen biologische Invasionen?

How do biological invasions occur?

Alles (k)ein Problem?

Are all biological invasions problematic?

EuropaEurope

17

WaschbärenfährteRaccoon track

Junge WaschbärenWaschbär MinkI. Ba

rtus

sek

I. Ba

rtus

sek

Ausbreitung des Waschbären in EuropaThe spread of the Raccoon in Europe

1966

1941

19541945

1934

H. D

uty

Wo gibt esbiologische Invasionen?

Where do biological invasions occur?


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