Wissen in BildernDie Welt erklärt in 60 faszinierenden GrafikenHERAUSGEGEBEN VON JAN SCHWEITZER
Wissen in Bildern
Seite18
ANATOMIE DES SKIS 2015, DIE ZEIT Nr. 10
THEMA Wintersport
ILLUSTRATION Cyprian Lothringer
RECHERCHE Bernd Eberhart
QUELLEN carvingski.info, DSV (Deutscher Skiverband), FIS (Internationaler
Skiverband), Fischer Sports, Hess Furnierholz, Movement Skis, skiinfo.de,
snowandrock.com, Völkl Ski
Schon in prähistorischen Zeiten waren Jäger
und Fallensteller auf zwei Holzlatten unter-
wegs, wie Höhlenzeichnungen und rund 5.000
Jahre alte Funde belegen. Später waren es vor
allem die Skandinavier, die auf Langlaufskiern
durch den Schnee stapften. Jahrhundertelang
änderte sich wenig am Aufbau eines Skis: Er
bestand aus Latten, die vor allem dick waren,
damit er sich nicht nach unten durchbog und
seinen Besitzer nicht bei jedem Schritt einsin-
ken ließ. Mitte des 19. Jahrhunderts erfand
dann ein findiger Schreiner im norwegischen
Telemark die sogenannte Camber (Vorspan-
nung): Ein gecamberter Ski ist unter der Bin-
dung nach oben gebogen. So konnte mit viel
dünneren Brettern ein Durchbiegen nach un-
ten verhindert werden – eine der ersten echten
Innovationen in der Skifertigung. Heutzutage
ist ein Ski ein Hightech-Gerät, für das man
mehrere Tausend Euro ausgeben kann. Holz
ist allerdings noch immer oft ein wesentlicher
Bestandteil.
Radius großRadius klein
kurzlang
weichhart
klassisch
Rocker
weichsteif
7
7
2
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3 mm
2 cm
5. MÄRZ 2015 DIE ZEIT No 10
Illustration: Cyprian Lothringer
Recherche: Bernd Eberhart
Quellen: carvingski.info; DSV (Deutscher Skiverband); FIS (Internationaler Ski-verband); Fischer Sports; Hess Furnierholz; Movement Skis; skiinfo.de; snowandrock.com; Völkl Ski
GRAFIK 35Thema: Wintersport
Die Themen der letzten Grafiken:
297Erzbistum Köln
296Masern
295Anbauflächen in Deutschland
Weitere Grafiken im Internet:
www.zeit.de/grafik
298No
Anatomie des SkisIm März sind die Bedingungen fürs Skifahren oft ideal: Vielerorts liegt reichlich Schnee, es ist nicht mehr so kalt. Fehlt nur noch ein guter Ski. Welches Modell ist das richtige für welche Verhältnisse und welchen Stil?
Die Herstellung Die Ski-Kerne
Der Aufbau
Die Eigenschaften
Die Modelle
Es gibt mehrere Techniken, die einzelnen Komponenten miteinander zu verkleben. Diese wirken sich auf die Eigenschaften des Skis aus – und auf seinen Preis.Die drei häufigsten hier im Querschnitt: Der Klassiker. Die Lagen werden mit Klebstoff be-
strichen und wie bei einem Sandwich übereinander-geschichtet. In einer Form werden sie erhitzt und zum Ski verbacken, vom günstigen Einsteigerski bis zum Rennmodell. – Hier erklären wir ihn im Detail:
Der Obergurt (orange) wirkt als Schale, die restlichen Lagen werden hineingeleimt. Die Schale bringt Druck direkt auf die Kanten und macht den Ski auch auf harter Piste griffig. Diese Fertigung ist aufwendig, deswegen findet man sie nur bei hochpreisigen Ski
Rund um den Kern werden Glas- oder Kohlefasern gewickelt und mit Harz verklebt. Dieser Mantel (Torsionsbox) macht den Ski verwindungssteif und sorgt für Laufruhe und Kantengriff. Wegen der auf-wendigen Bauweise sind diese Modelle teurer
Schichtholzkern Parallel verleimt.
Die Holzarten bestimmen die Härte
Der Deckel aus Kunststoff schützt vor Kratzern und ist dekorativ bedruckt
In den Kurven wird der Ski der Länge nach durch gebogen und in sich verwunden. Der Obergurt wird dabei gestaucht und wirkt den Kräften entgegen
Die Seitenwangen schützen den Kern vor Schlägen und leiten den Druck auf die Kante. Sie bestehen meist aus Kunststoff, seltener aus Bambus
Analog zum Obergurt verteilt der Untergurt die Kräfte, er wird aber gedehnt
Der Kern hat großen Einfluss auf die Eigenschaft eines Skis (man unterscheidet vier Arten, siehe oben)
Die Kanten bestehen aus Stahl. Sie sorgen für Griff auch auf harter Piste
Der Belag besteht aus dem Kunststoff Polyethylen. Er muss das Skiwachs aufnehmen können
Dämpfungselemente an unterschiedlichen Stellen sorgen für mehr Laufruhe: Elastische Kunststoffe schlucken Schläge, langfaserige Materialien (wie Kevlar) absorbieren Vibrationen, und geschickt platzierte Gewichte mindern Schwingungen
Massivholzkern Leichter und weicher als
Schichtholz. Gut für Touren und Tiefschnee
SchaumkernAus Hartschaum, relativ
leicht. Kurzlebiger als Holz
FüllschaumkernFlüssiger Schaum wird eingespritzt.
Billig, weich, wenig haltbar
Die Dicke des Kerns bestimmt, wo der Ski weich ist und wo eher hart. Hoch-wertige Ski haben meist einen Holzkern
Der Klassiker unter den Pistenski ist dieSandwichkonstruktion mit Schichtholzkern. Das ist die häufigste Bauweise im Querschnitt:
Piste oder Tiefschnee, Höchstgeschwindigkeit oder Kurven? Der Charakter eines Skiswird durch die Kombination verschiedenerParameter bestimmt
Welcher Ski für welchen Zweck
Länge und BreiteLange Latten sind für hohes Tempo geeignet, kürzere für flinke Kurven. Breite schwimmen auf dem Tiefschnee, sind aber auf der Piste schwerer zu steuern
BiegelinieSogenannte gerockerte Ski sind vorn und hinten weiter aufgebogen. Die Ski drehen leichter in die Kurve, haben aber dennoch auf der gesamten Länge Kantengriff
Taillierung/RadiusStark taillierte Ski sind in der Mitte schmaler. Mit ihnen lassen sich engere Kurven fahren
HärteEin harter Ski zeigt Laufruhe und bringt mehr Griff. Er erfordert aber mehr Kraft, Fehler verzeiht er kaum
VerwindungssteifigkeitWeicht der Ski entlang seiner Längsachse dem Druck aus (Torsion), verliert er an Griff. Hochwertige Ski sind daher sehr »verwindungssteif«
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WACKEN 2015, DIE ZEIT Nr. 31
THEMA Wacken Open Air
ILLUSTRATION Matthias Schütte
RECHERCHE Matthias Schütte
QUELLEN Andreas Schöwe: »Wacken Roll«, nordlicht-steinburg.de,
Veranstalter, Wikipedia
362 Tage im Jahr ist Wacken ein kleines Dorf
in Schleswig-Holstein mit weniger als 2.000
Einwohnern. Für drei Tage aber wird es zu
einer mittelgroßen Stadt – einer Stadt, aus der
es ziemlich laut herausdröhnt. Denn dann
findet dort ein Heavy-Metal-Festival statt, das
nicht nur zu den weltweit größten zählt, son-
dern auch zu den bekanntesten. Es braucht
nur drei Buchstaben, dann wissen Fans auf
der ganzen Welt sofort Bescheid: W:O:A –
Wacken Open Air. Vor fast 30 Jahren begann
alles noch sehr klein, sechs Bands traten auf,
weniger als zehn Euro kostete der Eintritt.
Die Anzahl der Bands hat sich inzwischen
verzwanzigfacht, der Eintritt kostet sogar
über dreißigmal so viel wie noch 1990. Doch
dafür bekommen die Besucher inzwischen
auch einiges mehr geboten als nur Musik.
Wacken
Hamburg
Festivalgelände
Gemeinde Wacken
7,1 km²
2,4 km²
Bands Eintrittspreis
160,00
132124
6569
33
66,14
20,05 40,9079,00 120,00
Besucher 201475 000
Einwohner (Dez. 2013)1819
70 dB
75 000
800
1990
1990
1990 1995 2000 2005 2010 2015
1995 2000 2005 2010 2014
2014
Hurricane:73 000
Rock am Ring:über 80 000
Illustration: Matthias Schütte
Recherche: Matthias Schütte
Quellen: Andreas Schöwe, »Wacken Roll«; nordlicht-steinburg.de; Veranstalter; Wikipedia
GRAFIK 33Thema: Wacken Open Air
Die Themen der letzten Grafiken:
318Videotext
317Strandleben
316 Streiks
Weitere Grafiken im Internet:
www.zeit.de/grafik
319No
30. JULI 2015 DIE ZEIT No 31
Das Metal-Mekka
Es begann mit einer Party Kleiner Metal-Knigge
Infrastruktur 2014
Bevölkerungswachstum
Große Auswahl, stolzer PreisLeiser brüllen, bitte!
Chronik
Die Partyzone ist etwa so groß wie 330 Fußballfelder. Das entspricht ungefähr einem Drittel der Gemeindefläche
Seit 1990 hat sich die Besucherzahl verdreiundachtzigfacht
... der »Pommesgabel«: Was das Handzeichen bedeutet, ist um-stritten. Symbolisieren die abge-spreizten Finger Teufelshörner?
1990 fand das erste Wacken Open Air (kurz: W:O:A) statt – in einer Kiesgrube vor den Toren des Dorfes
Bis einschließlich 1995 organisierte Regina Göser, die Mutter eines der Gründer, den Karten-verkauf selbst
Bis einschließlich 1996 gab es keine Ordner – diese Aufgabe übernahmen Motorradclubs aus dem Freundeskreis der Gründer
Seit dem Jahr 2004eröffnet die Feuerwehr-Kapelle »WackenFirefighters« das Festival mit einem Konzert
Von 2006 bis 2015 war das Festival zehnmal in Folge ausverkauft (2015 bereits nach zwölf Stunden)
In diesem Jahr wird es geradezu melodisch: Im Line-up ist die Country-Band The Boss Hoss angekündigt
... der »Kutte«, einer Jeans- oder Lederweste, die fast komplett mit Aufnähern von Bands bedeckt ist
~1000 Toiletten
Das heißt: Rund 75 Besucher teilen sich ein Klo
Jede Dusche wird von rund 167 Besuchern genutzt
448 Duschen
Jeder Gast produziert etwa 6,6 kg Abfall
498 t Müll
stehen zur Verfügung. Das entspricht dem Strom bedarf einer Stadt mit 70 000 Einwohnern
12 MWLeistung
Auch Gäste in Hemd und Krawatte erhal-ten Einlass. Aber eigentlich gehört sich das nicht. Echte Metaller erkennt man an ...
Drei Tage lang teilen sich die Wackener Bürger ihr Dorf mit Horden düster gekleideter Langhaariger
Lärmpegel*, den das Festival nicht über-schreiten darf (entspricht etwa einem Rasen-mäher). Wird es lauter, muss der Ver-anstalter 1000 Euro an die Gemeinde zahlen
* gemessen auf einem Grundstück im Dorf
... ist ein idyllisches Dörfchen in Schleswig-Holstein, bis die Meute kommt: Jedes Jahr im August versetzen fast 80 000 Heavy-Metal-Fans die Gemeinde in den Ausnahmezustand. Das Wacken Open Air ist laut, wild, matschig – und gilt inzwischen als größtes Metal-Festival der Welt
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FARM IM FJORD 2016, DIE ZEIT Nr. 3
THEMA Lachszucht
ILLUSTRATION Helen Gruber
RECHERCHE Dirk Asendorpf
QUELLEN aquakultur-mv.de, Coastal Alliance for Aquaculture Reform,
Fischinformationszentrum, Lerøy Seafood, Norwegian Seafood Council,
Thünen-Institut für Seefischerei, WWF
Die Deutschen essen kiloweise Lachs. Oft
stammt der aus Norwegen, vor allem dann,
wenn es gezüchteter Lachs ist. Das skandi-
navische Land hat die Zucht derart weiter-
entwickelt und technisiert, dass der Vorgang
nicht mehr viel mit der Vorstellung von Natur
und Wildwasser zu tun hat, die viele noch
haben, wenn sie Lachs essen. Es ist ein in
Teilen automatisierter Prozess, der mehr mit
Massentierhaltung gemein hat, als man sich
das vorstellt. Das ist weder gut für die Lachse
noch für die Umwelt, denn die Zucht ver-
schmutzt Wasser und die Wildlachse in der
Umgebung sind durch Parasiten gefährdet.
Allerdings: Die Fischzucht verbraucht nicht
ganz so viel Futter wie normale Tiermast.
14. JANUAR 2016 DIE ZEIT No 3
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GRAFIK: LACHSZUCHT
Illustration: Helen Gruber
Recherche: Dirk Asendorpf
Quelle: aquakultur-mv.de, Coastal Alliance for Aquaculture Reform, Fischinfor-mationszentrum, Lerøy Seafood, Norwegian Seafood Council, Thünen-Institut für See-fischerei, WWF
Die Themen der letzten Grafiken:
342Weltraum-forschung
341Städtewetter
340Schneeflocken
Weitere Grafiken im Internet: www.zeit.de/grafik
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343
36 WISSEN
Farm im FjordHunderte Zuchtbetriebe produzieren in Norwegen 1,2 Millionen Tonnen Lachs im Jahr.
Deutschland ist einer der größten Abnehmer. Es ist eine hocheffiziente, streng überwachte und schnell wachsende Industrie. Wir zeigen, wie sie funktioniert – und welche Probleme sie verursacht
WasserverschmutzungUnter den Netzen konzentrieren sich Futterreste und Kot. Die Tidenströmung verteilt die Abfälle. Das kann in den Fjorden zu Überdüngung und Sauerstoffmangel führen.
Fischverzehr in Deutschland2014 wurden 1,13 Millionen Tonnen Fisch verzehrt (das sind 14 kg pro Kopf, weltweit waren es 19,7 kg).
Überwachung
Netzgehege
In den Gehegen sind kleine Kameras verteilt. Sie dienen dazu, Krankheiten zu erkennen und Überfütterung zu verhindern.
Schwimmende Metallringe mit einem Durchmesser von rund 50 Metern halten die Netze. Sie hängen bis zu 50 Meter tief ins Wasser. An ihrer Unterseite sind sie verschlossen und am Meeresboden verankert.
Winzige FeindeDie Farmen kämpfen gegen die Ausbreitung von Lachsläusen (Lepeophtheirus salmonis). Diese Parasiten setzen sich an den Fischen fest und verursachen Wunden, an denen die Tiere verenden können. Auch der Wildlachs in der Umgebung ist gefährdet. Eine Schutzimpfung gibt es nicht.
VersorgungsschiffVon hier aus wird die Zucht gesteuert. Die Mitarbeiter verteilen das Futter nach exakten Wachstumskurven. Sie erledigen auch Betrieb und Wartung der Technik.
FutterFischzucht verbraucht wesentlich weniger Futter als Tiermast an Land. Die Pellets für die Lachse bestehen zu rund einem Drittel aus Fischöl und Fischmehl – der Rest ist pflanzlich.
ProduktionszyklusEin freies Lachsleben beginnt im Süßwasser eines Flusses, führt das Tier ins salzige Meer – und schließlich zum Laichen zurück in den Oberlauf eines Flusses. Das macht die Zucht kompliziert. Seit den frühen 1970er Jahren wird sie in Norwegen optimiert. Heute ist sie ein komplexer und hoch technisierter Prozess.
FluchtEntkommen Zuchtlachse aus den Netzen und paaren sich mit ihren wild lebenden Artgenossen, kann das deren Population gefährden. Unachtsamen Farmbetreibern drohen hohe Strafen.
BesatzdichteEnger Raum: Pro Netz wachsen weit über 100 000 Lachse heran. Die Fische dürfen maximal 2,5 Prozent des Gesamtvolumens in einem Netz ausmachen.
1. Abstreifen In isolierten Becken züchten Spezialfirmen Lachse, die auf rasches Wachstum getrimmt sind. Beim Abstreifen werden pro Weibchen mehrere Tausend Eier gewonnen und sofort mit der Milch von Männchen befruchtet.
2. Erbrüten Die Eier werden in Schrankschubladen (oder in sogenannten Zugergläsern) erbrütet. Diese sind mit Süßwasser gefüllt und stehen in klimatisierten Hallen.
3. Impfen Wenn die jungen Lachse zu sogenannten Fingerlingen heranwachsen, kommen sie in größere Behälter. Nach sechs Monaten messen sie zehn Zentimeter und werden in einem lasergesteuerten Apparat geimpft – die Züchter brauchen kaum noch Antibiotika.
4. Smolten Die Lachse werden nach Größe sortiert und zum sogenannten Smolten auf größere Becken verteilt. Die Reinigung des Wassers erfordert einen riesigen Aufwand. Langsam wird Salz zugesetzt, bis das Wasser den Salzgehalt der Nordsee erreicht.
5. Aussetzen In großen Netzgehegen wachsen die Fische weiter. Mit eineinhalb Jahren haben sie das Schlacht- gewicht von gut fünf Kilo erreicht. Dann werden die Netze geleert, versetzt und neu befüllt.
61,4
26,9
Seefisch (694 000 t)
Süßwasserfisch(304 000 t)
Krebs- und Weichtiere (132 000 t)
% 18,7
11,7
16,811,8
Lachs (211 000 t)Ein schlachtreifer Zuchtlachs (5 kg schwer) ist etwa 75 cm lang. Zuchtlachs
Zuchtlachs aus Norwegen
Jeder Deutsche hat 2014 durchschnittlich 2,3 kg Zuchtlachs gegessen.
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SCHWIMM DRÜBER 2016, DIE ZEIT Nr. 38
THEMA Extremschwimmen
ILLUSTRATION Anna Haifisch
RECHERCHE Hella Kemper
QUELLEN Deutscher Schwimmverband, Charles Sprawson: »Die Kulturge-
schichte des Schwimmens«, The Sport Psychologist 14/2000; swim.de,
dailynews.openwaterswimming.com, Wikipedia, Spiegel Online, Frankfurter
Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, The Guardian, New York
Times, Spiegel, Stuttgarter Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, ZEIT
ONLINE
Wer als Freiwasserschwimmer etwa den Är-
melkanal überqueren möchte, muss sich gut
vorbereiten. Er muss hart trainieren, also viel
schwimmen bzw. sich im Wasser aufhalten,
aber nicht irgendwie, sondern unter Bedin-
gungen, die denen des Gewässers, in dem er
schwimmen will, nahekommen (etwa in einer
mit Eiswürfeln gefüllten Badewanne). Dazu
sollte man auch sein Äußeres an die Heraus-
forderung anpassen: Die Haare sollten lang
sein, die Speckschicht der Haut breit, die
Zähne gesund. Das ist die langfristige Vorbe-
reitung. Kurzfristig hilft manchem Hardrock
oder Rap, um sich zu motivieren, sowie Sili-
konfett und Ohrstöpsel, um den Körper zu
schützen. Und dann, ja dann kann es losge-
hen.
8. SEPTEMBER 2016 DIE ZEIT No 3838 WISSEN
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GRAFIK: EXTREMSCHWIMMEN
Illustration: Anna Haifisch
Recherche: Hella Kemper
Quellen: Deutscher Schwimmverband, Charles Sprawson: »Die Kulturge-schichte des Schwimmens«, The Sport Psychologist 14/2000; swim.de, dailynews.openwa-terswimming.com, wikipedia.de, Spie-gel Online, Frank-furter Allgemeine Zeitung, Frankfur-ter Rundschau, The Guardian, New York Times, Spiegel, Stuttgarter Zeitung, Süddeut-sche Zeitung, Die Welt, ZEIT ON-LINE
Die Themen der letzten Grafiken:
377Sicheres Bauen
376Fußballer- Verletzungen
375Nationalhymne
No
378
Schwimm drüberSie haben sich in Ihrem Strandurlaub gelangweilt und wollten mehr als nur ein paar Meter kraulen? Vielleicht mal rüber nach Fehmarn? Oder durch den Ärmelkanal? Dann haben wir ein paar Tipps für Sie – von Profis, die zur Vorbereitung Schokocreme essen oder in Eiswasser baden
Vorbereitung: So rüsten Sie sich für Ihr Abenteuer
Training: So werden Sie fit
Kurz vor dem Start: Was Sie jetzt brauchen
Unterwegs: Was Sie beachten sollten
Expertise: Diese Schwimmer haben viel erlebt
Legen Sie sich regelmäßig in eine mit Eiswürfeln und Wasser gefüllte Badewanne. Versuchen Sie zunächst, eine Minute auszuhalten, dann langsam steigern. Mit etwas Übung schaffen Sie vielleicht eine halbe Stunde. Irgendwann lässt das Kältezittern nach, das die Muskeln ermüdet. So sparen Sie später Energie im kalten Wasser. Auch Lewis Pugh (s.u.) hat auf diese Weise seinen Körper an die Kälte gewöhnt
Trainieren Sie täglich und eine Woche im Monat besonders hart: Steve Redmond schwimmt in manchen Wochen 145 Kilometer, in den anderen 65. Üben Sie nicht nur im Wasser: Ultra-Langstreckenschwimmer wandern, machen Yoga und meditieren
Wenn Sie ohne Neoprenanzug antreten, sollten Sie im Badeanzug schwimmen, selbst wenn Sie ein Mann sind. Er schützt besser als eine Badehose. Tragen Sie reibungsarmes Fast-Skin-Material, das der Haifisch-haut nachempfunden ist. Matthew Webb trat 1875 im Ärmelkanal noch in roter Seide an
Kraulen Sie! Und kraulen Sie im richtigen Tempo! Seit Gertrude Ederle 1926 als erste Frau den Kanal durchschwamm, wählen fast alle den Freistil – die schnellste Lage. Holen Sie dabei alle drei oder fünf Armzüge Luft, also abwechselnd rechts und links, damit Sie Ihre Muskeln gleichmäßig belasten. Kraulen Sie etwa 80 Züge in der Minute. Das ist ein guter Durchschnittswert
Fetten Sie sich sorgfältig ein, aber nicht mit Fischtran wie Matthew Webb, als er 1875 als erster Mensch den Ärmelkanal querte – er stank fürchterlich. Besser ist Silikonfett, Hirschtalg oder Lanolin für die Achseln und ähnliche Stellen, die sich schnell wund reiben
Achten Sie auf Haie! Schwimmen Sie in einem Käfig, oder akzeptieren Sie die Tiere stoisch, meistens tun sie nichts. Oder tragen Sie wie Kim Chambers eine Art Schockschild ums Fußgelenk, das ein elektrisches Signal aussendet und so Haie abhält. Meiden Sie auch Seegras, es hat fiese Stacheln
Funktioniert das GPS des Begleitboots? Das ist wichtig, damit Sie keine Umwege schwimmen wie Jackie Cobell, die 2010 fast 29 Stunden brauchte, um den Ärmelkanal zu durchqueren, weil sie durch Strömungen vom Kurs abkam und statt 35 am Ende 105 Kilometer schwamm. Damit war sie die langsamste Ärmelkanalschwimmerin aller Zeiten
Wenn Sie in der Antarktis schwimmen, freuen Sie sich auf Pinguine, die Sie vielleicht auf Ihrer Strecke begleiten werden, so wie sie es bei Lynne Cox taten
Besorgen Sie sich wasserfeste Kopfhörer, und vertreiben Sie sich die Langeweile mit Ihrer Lieblingsmusik (Benoît Lecomte hört Tschaikowsky und die Doors)
Bleiben Sie fokussiert. Führen Sie Selbstgespräche. Lenken Sie sich ab: Singen Sie oder sprechen Sie ein Mantra. Steve Redmond sagte die Namen seiner Kinder auf, andere repetieren japanische Vokabeln
Machen Sie es sich schwer: Ziehen Sie ein Ruderboot hinter sich her oder eine Badeinsel mit zwei Männern sowie einem 200 Kilogramm schweren Stein darauf – das kräftigt die Muskeln. So trainiert der deutsche Extremschwimmer Christof Wandratsch
Üben Sie, im Wasser zu urinieren (das ist gar nicht so leicht, wenn es sehr kalt ist) und zu erbrechen. Denn ein Großteil der gescheiterten Versuche, den Ärmel-kanal zu durchschwimmen, sind auf Magenprobleme zurückzuführen. »Ich fühlte mich die meiste Zeit sehr krank«, sagte Kim Chambers, nachdem sie im zehn Grad kalten Pazifik von den Farallon-Inseln nach San Francisco geschwommen war – 17 Stunden lang
Lernen Sie Strategien, die Ihnen helfen, mit Schmerz umzugehen. Lynne Cox sagt: »Ich habe schon als Kind im eisigen Meerwasser trainiert, den Schmerz aus meinen Gedanken zu verbannen«
Futtern Sie sich eine Speckschicht an: Nutella, Erdnussbutter, Nüsse und viel Öl setzen schnell an. Das macht Sie gegen Kälte unempfindlicher, und Sie haben Energiereserven: Im Ärmelkanal verbraucht man locker 800 Kalorien pro Stunde. So viel kann man während des Schwimmens gar nicht essen
Lassen Sie Ihre Haare wachsen! Dann kann sich unter der Badekappe mehr Luft sammeln und erwärmen – gut für einen warmen Kopf. Der Trick stammt von Lynne Cox. Gehen Sie auch zum Zahnarzt, lassen Sie Ihre Zähne versiegeln – das schützt sie vor Kälte
Suchen Sie sich großzügige Sponsoren. Größere Schwimm abenteuer kosten viel Geld: Nur fürs Begleitboot samt Besatzung muss man bei einer Ärmelkanalquerung etwa mit 2600 Euro rechnen
aus Frankreich schwamm 1998 als erster Mensch in 73 Tagen über den Atlantik, für die 3700 Meilen war er
täglich acht Stunden im Wasser
Benoît Lecomte Lynne Cox Lewis Pugh Kim Chambers Steve Redmonddurchquerte mit 15 als Jüngste den
Ärmelkanal, später schwamm sie die Ocean’s Seven (Ärmel- und Nord kanal
sowie fünf weitere Meeresengen)
ist britischer Anwalt für Seerecht, schwamm Langstrecken in allen fünf Ozeanen und gilt als einer der besten
Kaltwasserschwimmer weltweit
aus Neuseeland gehört zu den besten Marathonschwimmern der Welt und wie Lynne Cox zu den sechs, die die
Ocean’s Seven geschafft haben
bewältigte als erster die Ocean’s Seven sowie den doppelten Fehmarnbelt, also hin und zurück. Er schwamm auch um Fehmarn herum (90 km)
Seite104
274 900252 550
5-Jahres-Überlebensrate
10-Jahres-Überlebensrate
66 %61 %
61 %57 %
30 % 4 Mio. 15 %
Sterbefälle
Mittleres Sterbealter
Anteil Krebstote (auf 1000 Einwohner)
72,6 74,3
1970
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
1990 2013
101 779121 314
2013
Neuerkrankungen pro Jahr Überleben
2013 2020(Prognose)
2020(Prognose)
2013
Mittleres Erkrankungsalter
68,3 67,2
Neuerkrankungen Männer / Frauenund Sterbefälle (2013)
69,9 / 74,4 64,3 / 72,6Mittleres Erkrankungs- / Sterbealter
71 64017 853156
682
72 322gesamt
Brustkrebs
Neuerkrankungen Männerund Sterbefälle (2013)
70,9 / 78,9Mittleres Erkrankungs- / Sterbealter
13 40859 620
59 620gesamt
Prostatakrebs
Neuerkrankungen Männer / Frauenund Sterbefälle (2013)
69,3 / 71,0 68,3 / 70,6Mittleres Erkrankungs- / Sterbealter
18 81015 14029 708
34 690
53 500gesamt
Lungenkrebs
Neuerkrankungen Männer / Frauenund Sterbefälle (2013)
70,3 / 74,0 72,9 / 78,1Mittleres Erkrankungs- / Sterbealter
28 36012 08513 608
34 050
Darmkrebs
62 410gesamt
Neuerkrankungen Jungen / Mädchen(jährlicher Durchschnitt 2009–2014)und Sterbefälle (2013)
9221173148159
2095insgesamt
Männer / FrauenMänner / Frauen
229 920244 100
36 WISSEN
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NN
EN
GRAFIK: KREBS
Infografik: Nora Coenenberg, Matthias Schütte, Carolin Eitel
Recherche: Jan Schweitzer
Quelle: Robert Koch-Insti-tut: »Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016«
Die Themen der letzten Grafiken:
404Identität
403Kriminaltechnik
402Karl May
No
405
16. MäRz 2017 DIE ZEIT N o 12
Stilles WachstumSeit 1970 hat sich die zahl der Neuerkrankungen an Krebs fast verdoppelt. So steht es im
Krebsbericht des Robert Koch-Instituts. Die zahlen zeigen aber auch: Wir sind nicht hilflos
An Krebs erkranken
Die häufigsten Krebsarten
Krebs bei Kindern
An Krebs sterben
Die zahl der Neuerkrankungen steigt, seit den siebziger Jahren hat sie sich fast verdoppelt. Ein Grund: Immer mehr Menschen werden alt, und Krebs ist eine Krankheit des Alters. Ein weiterer Grund: Durch die Früherkennung wird Krebs nicht nur früher, sondern auch häufiger entdeckt.
Die am weitesten verbreiteten bösartigen Tumoren sind geschlechtsspezifisch, andere Arten befallen aber Frauen und Männer ähnlich häufig
Bei den Männern nimmt er ab, bei den Frauen zu: So lässt sich der Trend beim Lungenkrebs in den vergangenen Jahren zusammenfassen. Ursache dafür ist, dass bis Anfang 2000 zunehmend mehr Frauen geraucht haben und seit etwa 1990 immer weniger Männer. Da es Jahrzehnte dauert, bis sich der Krebs entwickelt, steigen die zahlen bei Frauen noch immer an, obwohl auch sie inzwischen weniger rauchen.
Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Das ist allerdings selten: Nur ein Prozent der Patienten sind Männer. Bei Frauen dagegen ist Brustkrebs die häufigste Krebsart: Fast 72 000 erkrankten im Jahr 2013 daran. 88 Prozent der Betroffenen lebten noch fünf Jahre nach der Diagnose, zehn Jahre danach waren es 82 Prozent, also immerhin noch vier von fünf Frauen. Das ist vor allem effektiven Therapien zu verdanken.
Rauchen und Übergewicht erhöhen das Risiko für Darmkrebs am stärksten, aber auch mangelnde Bewegung und ballast-stoffarmes Essen spielen eine Rolle. Seit 2004 sinkt die zahl der Neuerkrankungen, Experten führen das auf die Vorsorge zurück, die seit 2002 für jeden ab dem 55. Lebensjahr angeboten wird.
Jedes Jahr erkranken im Durchschnitt etwa 2000 Kinder und Jugendliche an Krebs. Damit ist die Krankheit für etwa jeden fünften Todesfall bei Menschen unter 18 Jahren verantwortlich. Leukämien, also Blutkrebs, und Lymphome (entartetes Lymphgewebe) machen fast die Hälfte der Fälle aus. Etwa 20 000 Kinder in Deutschland haben einen solchen Krebs fünf Jahre oder länger überlebt.
aller Krebserkrankungen gelten als vermeidbar. Für sie wird vor allem der Lebensstil verantwortlich gemacht, also dass die Menschen rauchen, zu viel essen oder sich zu wenig bewegen.
Menschen leben derzeit in Deutsch-land, die irgendwann einmal an Krebs erkrankt waren. Davon haben mehr als eine Million Menschen die Krank-heit länger als zehn Jahre überlebt.
der Krebserkrankungen hierzulande entstehen durchs Rauchen, vor allem in der Lunge, aber auch in der Harn-blase, im Magen oder an den Lippen.
Die bösartige Veränderung der Vorsteher-drüse ist der häufigste Krebs bei Männern: Bei fast 60 000 wurde im Jahr 2013 Prostatakrebs diagnostiziert. Weil er vor allem im Alter auftritt und weil es immer mehr ältere Menschen gibt, sterben heute fast doppelt so viele Männer daran wie noch vor vier Jahrzehnten.
Das ist die gute Nachricht: Heute überlebt mehr als die Hälfte der Betroffenen eine Krebserkran-kung, ein immer kleinerer Anteil der Patienten stirbt daran. Seit An-fang der neunziger Jahre lässt sich dieser Trend beobachten. Das liegt vor allem an besseren Therapien, aber auch die Früherkennung dürfte eine Rolle spielen.
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STILLES WACHSTUM 2017, DIE ZEIT Nr. 12
THEMA Krebs
INFOGRAFIK Nora Coenenberg, Matthias Schütte, Carolin Eitel
RECHERCHE Jan Schweitzer
QUELLE Robert Koch-Institut: »Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland
2016«
Seit Jahren steht Krebs in Deutschland unan-
gefochten an erster Stelle der gefürchtetsten
Krankheiten. 2016 hatten zwei Drittel der Bun-
desbürger am meisten Angst vor Krebs. Kein
Wunder, schließlich hört und liest man ständig,
dass immer mehr Menschen daran erkranken.
Auch unsere Grafik zeigt, dass die Zahl der
Neuerkrankungen an Krebs pro Jahr steigt, sich
laut Krebsbericht des Robert Koch-Instituts seit
1970 sogar fast verdoppelt hat. Doch anstatt
die Angst weiter zu schüren, nennt die Studie
Gründe für den Anstieg und legt neue Zahlen
vor, die Mut machen. So gelten zum Beispiel
30 Prozent aller Krebserkrankungen als ver-
meidbar. Es lohnt sich also, sich zu informieren.
Denn wir sind nicht hilflos im Kampf gegen den
Krebs.