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WIRTSCHAFTSSTANDORT Subsahara- Afrika · 2021. 4. 15. · Megacities der Welt in Subsahara-Afrika...

Date post: 29-Aug-2021
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WIRTSCHAFTSSTANDORT Subsahara- Afrika Zukunftsmärkte mit Herausforderungen AUSGABE 2020
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WIRTSCHAFTSSTANDORT

Subsahara- AfrikaZukunftsmärkte mit Herausforderungen

AUSGABE 2020

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Erfolg auf neuen Märkten Der Blick auf Afrika hat sich verändert - der Kontinent ist in den Fokus von Politik und Wirtschaft gerückt. Private Unternehmen und neue Technologien entwickeln sich zu den Motoren für nachhaltiges und breitenwirksames Wachs-tum. Immer mehr Menschen, Unternehmen und Partner nutzen die digitale Transformation zu ihrem Vorteil. Eine lebendige Start-up-Szene treibt Verände-rungen zusätzlich voran.

Der Wandel vollzieht sich mit großem Tempo. Neue länderübergreifende Struk-turen – beim Transport oder bei der Energieversorgung – bieten Potenzial auch für die industrielle Produktion. Deutsche Unternehmen sind als Partner gefragt und sollten sich rechtzeitig positionieren. Präsenz vor Ort sowie die Ausbil-dung lokaler Mitarbeiter sind wichtige Erfolgsfaktoren. Im Wirtschaftsnetzwerk Afrika des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) haben sich die etablierten Akteure der deutschen Außenwirtschaftsförderung als Partner zusammengeschlossen. Unternehmen erhalten damit ein gebündeltes Bera-tungs- und Unterstützungsangebot auf ihrem Weg nach Afrika.

Die folgenden Seiten geben einen Überblick über die Märkte in Subsahara- Afrika, ihre Chancen und Risiken sowie konkrete Tipps zur erfolgreichen Marktbearbeitung. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Themen- gebieten sind unter www.gtai.de/afrika sowie bei einer Recherche zu den einzelnen Ländern unter www.gtai.de verfügbar.

Martin Kalhöfer Bereichsleiter Afrika/Nahost

[email protected] T +49 228 249 93-217

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Inhalt

WIRTSCHAFTSPARTNER

4 Mehr Chancen als Risiken

6 Eingangstore in den Markt 8 Regionale Integration

SUBSAHARA-AFRIKA IM INTERNATIONALEN KONTEXT

12 Zugang zum Weltmarkt entscheidend

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

14 Großer Nachholbedarf in vielen Bereichen

ABSATZCHANCEN

16 Viel Luft nach oben

17 Konsumgüter 18 Investitionsgüter 19 Deutscher Mittelstand 20 Außenhandel

ABSATZSTRATEGIE

22 Augen auf bei der Partnerwahl

23 Vertrieb 24 Finanzieren und Absichern 24 Geberfinanzierte Projekte

INVESTITIONEN

26 Anziehungskraft wieder stärker

26 Direktinvestitionen 27 Investitionsförderung 28 Mitarbeitersuche und -kosten

30 IMPRESSUM

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WIRTSCHAFTSPARTNER

Mehr Chancen als Risiken

4

Die Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika verändern sich. Neue und größere Märkte entstehen. Zuletzt blieb das Wirtschaftswachstum hin-ter den Erwartungen zurück. Dennoch lohnt ein differenzierter Blick.

Das Pro-Kopf-Einkommen in 24 Ländern in Subsahara-Afrika steigt in den nächsten Jahren voraussichtlich stärker an als in der übrigen Welt. Gerade die weniger von Rohstoffen abhängigen Volkswirtschaften legen deutlich zu. Das hat der Internationale Währungsfonds (IWF) ermittelt. Mehr als 500 Millionen Menschen südlich der Sahara können dadurch mehr konsumieren und in ihre Zukunft investieren. Aber der IWF bleibt vorsichtig: für 2020 wird in allen 49 Staaten der Region ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3,6 Prozent erwartet. Das ist weniger als zuvor prognostiziert, allerdings mehr als 2019. Die Turbulenzen in der globalen Wirtschaftsordnung ziehen auch an Subsahara-Afrika nicht vorbei.

VeränderungsdruckDie nächsten Jahre werden darüber entscheiden, wie Afrika der Anschluss an die Moderne gelingt. Das ist vielen Regierungen auf dem Kontinent bewusst, ebenso wie Unternehmen und großen Teilen der Bevölkerung. Denn die demografischen Herausfor-derungen und die sich abzeichnenden negativen

Folgen des Klimawandels für den afrikanischen Kontinent sind offenkundig. Aktuell leben südlich der Sahara etwa 1,2 Milliarden Menschen. Bis 2050 werden es doppelt so viele. Die Nachfrage auf dem Kontinent nimmt zu, das Konsumverhalten verän-dert sich. Es bilden sich neue und größere Märkte. In urbanen Zentren entstehen Mittelschichten, die gut ausgebildet und durch neue Technologien vernetzt sind. Diese Menschen brauchen Nahrungsmittel, Energie, Infrastruktur, berufliche Perspektiven, funktionierende Verwaltungen und – nicht zuletzt – eine intaktere Umwelt. Das sind nicht nur Heraus-forderungen – für Unternehmen sind das Chancen.

VeränderungsmotorenDer Wandel ist vielerorts greifbar, vor allem in den Metropolen. Immer mehr Menschen, Unternehmen und Behörden nutzen die digitale Transformation zu ihrem Vorteil. Das Bezahlen mit dem Mobil-telefon revolutioniert das Konsumverhalten und ermöglicht neue Geschäftsmodelle. Eine lebendige Start-up-Szene hat sich entwickelt. Sie treibt Veränderungen voran, online wie offline. Ende des

Vielerorts ist die Aufbruchstimmung greifbar

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21. Jahrhunderts werden fünf der zehn größten Megacities der Welt in Subsahara-Afrika liegen. Dies schafft enormen Bedarf in allen Infrastruk-turbereichen, bei Konsum- und Investitionsgütern ebenso wie im Gesundheits- und Bildungswesen. Bei allem Potenzial ist Afrika für Unternehmen aber kein einfacher Markt.

Die Initiative „Compact with Africa" der G20-Staa-ten hat unter anderem das Ziel, die Risiken für ausländische Unternehmen in Afrika zu begren-zen. Gleichzeitig sollen die Regierungen auf dem Kontinent stärker in die Verantwortung genommen werden. Es geht um Kooperation auf Augenhöhe, aber auch zu klaren Bedingungen. Um die Staaten Afrikas gerade auch südlich der Sahara zukunftsfä-hig zu machen, müssen vor allem Regierungen und Behörden vor Ort die nötigen Reformen anpacken. Geberländer, internationale Finanzinstitutionen und Investoren stehen mit Rat und Geld zur Seite, knüpfen ihr Engagement aber stärker als zuvor an Konditionen. Bislang nehmen zwölf Partnerländer an der Initiative teil. Deutschland hat besondere Reformpartnerschaften mit Côte d’Ivoire, Ghana, Tunesien sowie Äthiopien, Marokko und dem Senegal vereinbart.

Auch die Finanzbranche blickt vermehrt nach Afrika. Entwicklungsbanken aus Europa, den USA, China, Indien, Japan, Russland oder dem Mittleren Osten übertrumpfen sich mit Finanzierungsan-

geboten, nicht immer ohne politische Agenda. Darüber hinaus sind mehr Wagniskapitalgeber als zuvor südlich der Sahara aktiv auf der Suche nach mehr Rendite. Deutsche Unternehmen können diese Dynamik für sich nutzen, um die zweifellos vorhandenen Risiken bei Geschäften mit Afrika zu reduzieren. Mittlerweile hat sich auch auf dem Kontinent herumgesprochen, dass die günstigsten Kredite und Angebote nicht immer die beste Lösung sind. Nun geht es darum, noch mehr deut-schen Unternehmen die Scheu vor dem Marktein-tritt zu nehmen, gerade auch südlich der Sahara.

Mit dem Wirtschaftsnetzwerk Afrika auf in neue Märkte

Von der Geschäftsidee über die Identifizierung von Marktpo-tenzialen bis hin zum Markteintritt - bei der Erschließung neuer Märkte in Afrika können die richtigen Kontakte maßgeblich für den Erfolg sein. Deutsche Privatinvestitionen in Afrikas Märkte halten sich bisher in Grenzen und das trotz teilweise überdurch-schnittlichem Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren. Um dies zu ändern, hat die Bundesregierung das Wirtschafts-netzwerk Afrika ins Leben gerufen. Im Sommer 2019 ist das Programm mit drei Pilotprojekten bereits erfolgreich gestartet.

Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika basiert auf einem starken Netz von Partnern der deutschen Außenwirtschaftsförderung wie dem DIHK und den Auslandshandelskammern, den Exportinitiativen des BMWi, GTAI sowie Verbänden und Vereinen mit großer Afrika-Expertise. Möchte ein Unternehmen in Afrika wirtschaft-lich aktiv werden, stellt die Geschäftsstelle des Wirtschaftsnetz-werks dem Unternehmen hierfür einen Kundenbetreuer, den

Afrika-Partner, zur Seite. Dieser ist dauerhafte Ansprechperson während des gesamten Geschäftsvorhabens, bietet eine erste Orientierung und leitet je nach Fragestellung an andere Stellen der deutschen Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungs-zusammenarbeit weiter. Darüber hinaus können im Rahmen der Pilotprojekte bis zu 40 Stunden kostenloser Beratung von Unternehmen in Anspruch genommen werden.

Zudem stellt der Africa Business Guide als digitales Angebot interessierten Unternehmen eine Plattform für Information und Austausch bereit.

Kontakt zur Geschäftsstelle:T +49 30 275 757 60beratung@wirtschaftsnetzwerk-afrika.dewww.wirtschaftsnetzwerk-afrika.de

1,1 Mrd. EINWOHNER

1.642 Mrd. US$BIP 4.097 US$

BIP PRO KOPF (NACH PPP)

364 Mrd. US$IMPORTE

13,2 Mrd. EuroDEUTSCHE EXPORTE

14,1 Mrd. EuroDEUTSCHE IMPORTE

456 Mio.MOBILFUNKVERTRÄGE

* SchätzungenQuellen: IWF; United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD); Statistisches Bundesamt; Groupe Speciale Mobile Association (GSMA); Weltbank

343 Mrd. US$EXPORTE

Subsahara-Afrika in Zahlen Angaben 2018*

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Eingangstore in den Markt Die 49 Länder in Subsahara-Afrika sind Märkte mit vielen Facetten. Bereits in der Region etab-lierte Unternehmen aus Deutschland haben sich zumeist aus historischen Verbindungen, wegen wichtigen Kunden oder persönlichen Kontakten für bestimmte Länder entschieden. Nach Größe und Volumen gehören Südafrika, Nigeria, Ghana und Kenia zu den für deutsche Unternehmen wichtigsten Märkten auf dem Kontinent. In den Wirtschaftszentren dieser Länder befinden sich viele Niederlassungen internationaler Unterneh-men und Organisationen. Daneben ziehen auch stark wachsende Märkte wie in Äthiopien, Côte d'Ivoire oder Tansania mit ihrem Potenzial immer mehr Investoren an.

Selbst in schwierigen Volkswirtschaften entwi-ckeln sich Chancen. Umso wichtiger ist es für deut-sche Unternehmen, abhängig von der jeweiligen Branche das richtige Eingangstor nach Subsahara-Afrika zu wählen.

OstafrikaKenia ist die am weitesten entwickelte Volkswirt-schaft in Ostafrika. Das Wirtschaftswachstum wird getrieben vom Ausbau der Infrastruktur für die rund 53 Millionen Bürger, dem Dienstleistungssek-tor, dem Transportgewerbe und Finanzdiensten. Sicherheitsprobleme, politischer Zwist und drohende Überschuldung trüben allerdings die Aussichten.

Äthiopien mit seinen mehr als 112 Millionen Einwohnern gehört zu den attraktivsten Investi-tionszielen in Ostafrika. Das Compact-Land ent-wickelt sich zum gefragten Produktionsstandort für Bekleidung, Textilien und Nahrungsmittel. Problemfelder beim Markteintritt sind Bürokratie, staatliche Gängelung und zu wenig Devisen. Mit Ethiopian Airlines unterhält das Land die größte nationale Fluggesellschaft Afrikas.

Tansania verfügt über umfangreiche Erdgas-vorkommen und andere Bodenschätze. Weitere Wachstumsbranchen sind Telekommunikation, Finanzdienstleistungen und das Baugewerbe. Zwei Drittel der etwa 58 Millionen Einwohner leben im ländlichen Raum. Die Industrie in den Metropolen profitiert davon, dass die Stromversorgung zuver-lässiger wurde und es neue Sonderwirtschaftszo-nen mit günstigeren Steuern gibt.

Ruanda zeigt, dass auch kleine Länder in Afrika vorankommen. Das Compact-Land mit seinen

Die Region im internationalen Vergleich

Quellen: IWF; Weltbank

3.863

86.599

13.349

BIP in Mrd. US$, 2019

BIP pro Kopf auf PPP-Basis in US$, 2019

0,5

3,0

1.078 3.600

82,9

Reales BIP-Wachstum in Prozent, 2019

Bevölkerung in Mio., 2018

Subsahara-Afrika Asiatische Entwicklungs- und Schwellenländer Deutschland Welt

7.594

20.318

53.567

1.694

5,93,2

4.195

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Südafrika BIP: 358,8Zuwachs: 1,3

Äthiopien BIP: 91,2Zuwachs: 7,1

Kenia BIP: 98,6 Zuwachs: 5,8

Angola BIP: 91,5Zuwachs: 2,2

Senegal BIP: 23,9

Zuwachs: 7,9

Côte d´IvoireBIP: 44,4

Zuwachs: 7,0 GhanaBIP: 67,1

Zuwachs: 5,4

Kamerun BIP: 38,6Zuwachs: 4,6

Kongo (Dem.)BIP: 49,0Zuwachs: 4,1

Mosambik BIP: 15,1Zuwachs: 5,0

Sambia BIP: 24,0Zuwachs: 1,7

Tansania BIP: 62,2Zuwachs: 5,9

Ruanda BIP: 10,2 Zuwachs: 7,9

≥ 91 Milliarden US-Dollar 41–90 21–40 ≤ 20

Große Bandbreite bei der Wirtschaftsleistung Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausgewählter Länder 1

BIP 2019 in Milliarden US-Dollar; realer Zuwachs in Prozent 2

etwa 12 Millionen Menschen gilt als Vorbild bei der wirtschaftlichen Modernisierung. Es profitiert von den wieder steigenden Weltmarktpreisen für seine Rohstoffe, darunter auch viele seltene Erden. Liefer- und Beteiligungschancen bestehen beim Ausbau der Infrastruktur sowie bei der Verarbei-tung von Nahrungsmitteln.

Südliches Afrika Südafrika bleibt in seiner Wirtschaftsentwicklung weiter hinter den Erwartungen zurück. Das Land mit seinen knapp 60 Millionen Einwohnern verfügt zwar über ein breites produzierendes Gewerbe mit der höchsten Fertigungstiefe des Kontinents. Politische Turbulenzen, Arbeitskämpfe, sowie Kor-ruption, Kriminalität und hohe Staatsverschuldung lähmen jedoch die wirtschaftliche Entwicklung.

Angola versucht sich aus der einseitigen Abhängig-keit von Rohstoffen zu befreien. Der Ölpreisverfall und die Abhängigkeit vom Export nach China ist die Achillesferse des Landes. Die Staatsfinanzen sind durch den Rückgang von Rohstoffeinnahmen und ausländischen Direktinvestitionen ange-schlagen. Mit der Diversifizierung der Wirtschaft sollen mehr Jobs für die 32 Millionen Einwohner entstehen.

Namibia zählt etwa 2,5 Millionen Einwohner auf einer Fläche zweimal so groß wie Deutschland. Seine Wirtschaft ist stark vom Nachbarland Südafrika abhängig. Wichtigster Impulsgeber ist weiterhin der Bergbau. Neben Südafrika ist China der wichtigste Handelspartner. Die Handelsbezie-hungen mit Deutschland waren zuletzt rückläufig.

Botsuana mit seinen gerade einmal 2,3 Millionen Einwohnern und seiner Binnenlage verzeichnet eine vergleichsweise stabile wirtschaftliche Entwicklung. Das Land zählt nach Kriterien wie Pro-Kopf-Ein-kommen, Regierungsführung, Rechtsstaatlichkeit und makroökonomische Stabilität zu den erfolg-reichsten in Afrika. Wichtigste Einkommensquelle ist der Diamantenabbau. Eine Diversifizierung der Wirtschaft wird angestrebt.

Zentralafrika Kamerun verfügt über eine relativ diversifizierte Wirtschaft und ist mit mehr als 25 Millionen Einwohnern bereits für sich ein interessanter Markt. Die Wirtschaft in dem rohstoffreichen Land wird von französischen und chinesischen Firmen dominiert. Deutsche Unternehmen haben vor allem Chancen als Zulieferer von Maschinen und Spezialprodukten.

Simbabwe BIP: 12,8Zuwachs: 0,6

Uganda BIP: 30,7Zuwachs: 6,5

1) Schätzungen beziehungsweise Prognosen; 2) Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2023 Quelle: IWF

Burkina Faso BIP: 14,6Zuwachs: 6,0

BeninBIP: 14,4Zuwachs: 6,7

Guinea BIP: 13,4

Zuwachs: 5,6

TogoBIP: 5,5Zuwachs: 5,3

Zentralafrikanische RepublikBIP: 2,3Zuwachs: 4,9Nigeria

BIP: 446,5Zuwachs: 2,5

Botsuana BIP: 18,7Zuwachs: 4,3

Namibia BIP: 14,4Zuwachs: 2,2

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Die Zentralafrikanische Republik ist mit gerade einmal 5 Millionen Menschen ein kleiner Markt. Er wird fast ausschließlich über das benachbarte Kamerun versorgt. Das rohstoffreiche Land ist poli-tisch noch immer labil, auch die Sicherheitslage ist angespannt. Hochwertige deutsche Produkte bei Konsum- und Investitionsgütern werden dennoch nachgefragt.

Die Demokratische Republik Kongo gilt als eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Das Land mit seinen 87 Millionen Einwohnern hat einen enor-men Nachholbedarf in allen Wirtschaftsbereichen. Investitionen in Infrastruktur bringen Chancen für deutsche Zulieferer im Maschinenbau und von chemischen Erzeugnissen. Der Import von Pro-dukten aus Deutschland stieg zuletzt deutlich an.

WestafrikaNigeria macht die zu starke Abhängigkeit von Öl- und Gaseinnahmen zu schaffen. Für ausländische Unternehmen bleibt Nigeria mit mehr als 200 Millionen Menschen aber einer der vielverspre-chendsten Märkte Afrikas mit einer stark wachsen-den Kaufkraft. Die angespannte Sicherheitslage sowie politische Unsicherheit und Stromknappheit erschweren unternehmerische Aktivitäten.

Ghana und Deutschland haben 2019 eine Gemischte Wirtschaftskommission ins Leben geru-fen. Damit sollen deutsche Unternehmen bei ihren Wirtschaftsbeziehungen mit Ghana noch besser unterstützt werden. Das Land mit 30 Millionen

Einwohnern weist seit Jahren ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum auf. Mit seiner politischen Stabilität bleibt Ghana ein interessanter Einstiegs-markt in die Region Westafrika.

Côte d’Ivoire knüpft nach den Wirren des Bür-gerkrieges wieder an seine Rolle als führende Wirtschaftsnation im frankofonen Afrika an. Mit rund 26 Millionen Einwohnern zählt es zu den größten Volkswirtschaften Westafrikas. 2020 wird eine gewisse Zurückhaltung bei Investitionen im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Oktober erwartet. Vor der Küste des Landes sollen Öl- und Gasvorkommen erschlossen werden.

Senegal erwartet einen Wirtschaftsboom aufgrund geplanter Öl- und Gasförderung vor der Küste. Ob sich diese Hoffnung angesichts niedriger Weltmarktpreise erfüllt, bleibt abzuwarten. Die Regierung will mehr Jobs für die 16 Millionen Ein-wohner schaffen. Durch Callcenter und IT-Services für Kunden in Frankreich entwickelt sich Dakar zu einem Zentrum für Digitalisierung in Westafrika.

Regionale IntegrationDie Zersplitterung der Märkte in Afrika begrenzt das Wachstum und führt zu starken Einschränkun-gen. Nicht nur die mangelhafte Infrastruktur, auch restriktive Handels- und Zollvorschriften hemmen die Entwicklung. Der langwierige und teure Trans-port innerhalb des Kontinents verdoppelt häufig den Preis eines Produktes. Länderübergreifende

Die Afrikanische Union ist treibende Kraft für die Bildung eines kontinentalen Binnenmarktes.

Laufend aktuelle Berichte und Analy-sen zu diesen und weiteren Märkten in Subsahara-Afrika unter www.gtai.de

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Strukturen – beim Handel, beim Transport oder bei der Energieversorgung – bieten enormes Poten-zial auch für die industrielle Produktion.

Afrikanische Freihandelszone als ChanceAls Hauptmotor für die wirtschaftliche Integration treibt die Afrikanische Union (AU) die Entstehung eines kontinentalen Binnenmarktes voran. Ein wichtiger Schritt hierzu war die Unterzeichnung eines Rahmenabkommens über die Schaffung einer panafrikanischen Freihandelszone (African Conti-nental Free Trade Area – AfCFTA) durch Vertreter von 44 afrikanischen Staaten am 21. März 2018. Das Abkommen trat offiziell am 30. Mai 2019 zwischen den 22 Unterzeichnerstaaten, die ihre Ratifizie-rungsurkunde hinterlegt hatten, in Kraft. Anfang Dezember 2019 hatten alle Mitgliedstaaten der AU mit Ausnahme von Eritrea das AfCFTA-Rahmenab-kommen unterzeichnet, mehr als die Hälfte (29 von 54) von ihnen hatten es ratifiziert.

Ziel des Abkommens ist es, den innerafrikanischen Handel durch den Abbau von Handelshemmnissen zu intensivieren und auf längere Sicht einen freien Austausch von Waren und Dienstleistungen zu schaffen. Rund 90 Prozent der Zölle sollen wegfal-len. Obwohl die AU bei ihrem Sondertreffen am 7. Juli 2019 den Start der operativen Phase des AfCFTA verkündet hat, kann das Abkommen nicht sofort umgesetzt werden. Bei den Themen aus der ersten Verhandlungsphase – Waren- und Dienstleistungs-handel sowie Mechanismen der Streitbeilegung – sind noch wesentliche Fragen offen.

Dem Zeitplan zufolge müssen bis Februar 2020 die bereits bestehenden regionalen Wirtschaftsgemein-schaften, anderenfalls die Vertragsstaaten einzeln, ihre Zollabbaulisten und ausstehende Ursprungs-regeln für die verschiedenen Produktkategorien vorlegen. Ab Juli 2020 soll der Zollabbau nach den Regeln des Abkommens beginnen. Die zweite Verhandlungsphase mit den Themen Investitionen, Wettbewerbspolitik und Schutz geistigen Eigen-tums soll fristgerecht bis Juni 2021 abgeschlossen werden.

Derzeit gibt es in Afrika 16 Regionalorganisationen, von denen die AU sieben als regionale Wirtschafts-gemeinschaften in Subsahara-Afrika anerkennt. Die Zusammenarbeit innerhalb der AU hat bei der Vermeidung von Konflikten auf dem Kontinent bereits ihre positive Wirkung entfaltet. Die Regio-nalorganisationen unterscheiden sich deutlich in ihrem Integrationsniveau.

Ein Problem sind überlappende Mitgliedschaften. Viele Staaten sind Mitglied in mindestens zwei Regionalorganisationen, deren Konkurrenz weitere Integrationsfortschritte behindert. Vor diesem Hin-tergrund haben die Staats- und Regierungschefs aus 26 Ländern Afrikas im Juni 2015 die Schaffung einer neuen gemeinsamen Freihandelszone, der soge-nannten Tripartite Freihandelszone, vereinbart.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/afrika-wirtschaftsklimawww.africa-business-guide.de

CEN-SADCommunity of Sahel–Saharan States

COMESACommon Market for Eastern and Southern Africa

EACEast African Community

ECCASEconomic Community of Central African States

ECOWASEconomic Community of West African States

SADCSouthern African Development Community

IGADIntergovernmental Authority on Development

Von der Afrikanischen Union anerkannte regionale

Wirtschaftsgemeinschaften in Subsahara-Afrika

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Senegal

GambiaGuinea-Bissau

Guinea

Sierra Leone

Liberia

Côte d´Ivoire

Mali

Niger

Nigeria

Ghana

Togo

Benin

Angola

Namibia

Burkina Faso

Cabo Verde

Westafrika – ECOWAS

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemein-schaft ECOWAS wurde 1975 in Lagos ge-gründet und umfasst 15 Staaten. Langfristig strebt sie einen gemeinsamen Binnenmarkt mit freiem Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital an. Die einzel-nen Mitgliedsstaaten setzen seit Januar 2015 schrittweise einen gemeinsamen Außenzoll-tarif für Warenlieferungen aus Drittländern um. Die geplante Zoll- und Währungsunion mit Einführung der gemeinsamen Währung Eco soll 2020 verwirklicht werden.

Südliches Afrika – SADC

Der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) gehören heute insgesamt 16 Länder des südlichen und östlichen Afrikas an. Ziel der Gemeinschaft ist unter anderem die regionale Integration in den Bereichen Wirtschaft und Handel. Auf der Grundlage des SADC-Handelsprotokolls haben 12 der 16 SADC-Mitgliedsstaaten die Schaffung der Freihandelszone in Angriff genommen. Nachdem bis 2008 für 85 Prozent aller Waren die Einfuhrzölle im Warenverkehr zwischen diesen Ländern komplett abgebaut wurden, ist die Freihandelszone seit 1. August 2008 in Kraft. Das erste Abkommen zur Errichtung der Zollunion souveräner Staaten des südlichen Afrika (Südafrika, Botsuana, Lesotho und Eswatini) trat 1970 in Kraft (SACU Agreement). Namibia trat der Zollunion offiziell im Juli 1990 bei. Der zollrechtlich freie Austausch von Waren innerhalb der Zollunion ist mittlerwei-le erreicht.

Ziel der 1994 gegründeten Zentralafrika-nischen Wirtschafts- und Währungsge-meinschaft CEMAC ist die Förderung des regionalen Handels und die Errichtung eines gemeinsamen Marktes. Die sechs Mitglieds-staaten (Äquatorialguinea, Gabun, Kamerun, Republik Kongo, Tschad und Zentralafrika-nische Republik) haben einen gemeinsamen Außenzolltarif gegenüber Drittländern geschaffen, den Kamerun jedoch seit August 2016 gegenüber der Europäischen Union (EU) aufgrund des Wirtschaftspartnerschaftsab-kommens (WPA) nicht mehr anwendet. Den zollfreien Austausch ihrer Ursprungswaren haben die CEMAC-Mitglieder bislang nicht vollständig umsetzen können. 3

Zentralafrika – CEMAC

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1) Neumitglied seit September 2016; 2) Tansania: SADC und EAC; 3) CEMAC und COMESA wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht in die Karte eingezeichnet. Zu den COMESA-Mitgliedsstaaten siehe www.comesa.intQuelle: UN Stats

Kenia

Tansania 2

Uganda

Burundi

RuandaKongo (Dem.)

Angola

Namibia

Südafrika

Botsuana

Lesotho

Eswatini

Mosambik

Simbabwe

Sambia

Madagaskar

Malawi

Seychellen

Südsudan 1

Tripartite Freihandelszone

Die Tripartite Freihandelszone soll die bereits bestehenden drei Freihandelsblöcke COMESA, EAC und SADC integrieren und den Warenverkehr zwischen den Mitgliedsstaa-ten erleichtern. Die Vereinbarung (TFTA) ist ein erster Schritt zur Schaffung der Frei-handelszone, bedarf jedoch zur praktischen Umsetzung noch der Zustimmung der nati-onalen Parlamente. Zudem müssen Zollab-baupläne und Ursprungsregeln abschließend verhandelt werden. Nach derzeitigem Stand haben 22 von 27 Staaten das TFTA unterschrieben und fünf von ihnen, nämlich Ägypten, Uganda, Kenia, Südafrika und Ruanda, das Abkommen bereits ratifiziert. 14 Ratifizierungen sind allerdings notwendig, damit das Abkommen in Kraft treten kann.

Die ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) hat bereits 2005 eine Zollunion mit gemeinsamem Außenzolltarif geschaffen. 2010 wurde dann ein gemeinsamer Markt beschlossen, der den freien Verkehr von Arbeitskräften, Kapital, Waren und Dienstleistungen innerhalb der Gemeinschaft vorsieht. Als weiterer Schritt zur regionalen Integration sollte 2012 eine Währungsunion gebildet werden, die, aus verschiedenen Gründen verschoben, laut Rahmenabkommen von 2013 nun innerhalb von 10 Jahren realisiert werden soll. Langfris-tiges politisches Ziel der Gemeinschaft ist die Schaffung einer föderalen Vereinigung der ostafrikanischen Staaten.

Ostafrika – EAC

Ostafrika und Südliches Afrika – COMESA

Ziel der 1994 gegründeten regionalen Orga-nisation für das Östliche und Südliche Afrika (COMESA) ist die Schaffung eines gemein-samen Marktes durch Abbau der Zölle und Beseitigung von Handelshemmnissen für in der Region hergestellte Waren. Der erste Schritt zur Verwirklichung dieses Ziels, die Schaffung einer Freihandelszone zwischen allen Mitgliedsstaaten, konnte noch nicht erreicht werden. Derzeit haben 16 von 21 Mitgliedstaaten ihre Zölle abgebaut. Einige Mitgliedstaaten arbeiten intensiv am Abbau mengenmäßiger Beschränkungen und ande-rer nichttarifärer Handelshemmnisse. 3

Komoren

Mauritius

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SUBSAHARA-AFRIKA IM INTERNATIONALEN KONTEXT

Zugang zum Weltmarkt entscheidend

12

Handelsbeziehun-gen zur EU neu ausgerichtet

Die Länder südlich der Sahara brauchen für ihre weitere Entwicklung einen fairen und freien Zugang zu den Märkten weltweit.

Die Europäische Union (EU) hat die Verhandlungen über Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) im Jahr 2002 mit folgenden afrikanischen Staaten-gruppen aufgenommen: CEMAC, COMESA, EAC, ECOWAS und SADC. Die Verhandlungen und das weitere Verfahren zur Umsetzung der Abkommen gestalteten sich angesichts unterschiedlicher Inte-ressen und wirtschaftlicher Entwicklung der betei-ligten Länder schwierig. Einige Abkommen werden weiter diskutiert, einige wurden bereits unterzeich-net, einige werden vorläufig angewendet.

Wirtschaftspartnerschaftsabkommen Die Verhandlungen über ein WPA mit 16 westafri-kanischen Ländern wurden im Februar 2014 abge-schlossen. Bis auf Nigeria haben mittlerweile alle Vertragsparteien das Abkommen unterzeichnet. Zum Inkrafttreten bedarf es dann noch der Ratifi-zierung. Um den zollfreien Zugang ihrer Produkte zum EU-Markt nicht zu verlieren, wenden Côte d'Ivoire seit 3. September 2016 und Ghana seit 15. Dezember 2016 vorläufig Interims-WPA mit der EU an. Von den ursprünglich an den Verhandlun-gen beteiligten CEMAC-Ländern Zentralafrikas hat bisher nur Kamerun im Dezember 2007 einem

Interims-WPA mit der EU zugestimmt, das seit 4. August 2014 vorläufig angewendet wird.

Die EU und sechs SADC-Länder haben Mitte Juli 2014 die Verhandlungen über ein WPA erfolgreich abgeschlossen. Das Abkommen wurde am 10. Juni 2016 unterzeichnet und wird zwischen der EU und Botsuana, Lesotho, Namibia, Südafrika und Eswatini seit 10. Oktober 2016 vorläufig angewendet. Mosambik hat das Abkommen am 28. April 2017 ratifiziert und wendet es seit dem 4. Februar 2018 vorläufig an.

Die EU und vier andere SADC-Staaten des öst-lichen und des südlichen Afrikas (sogenannte ESA-Staaten Mauritius, Madagaskar, Seychellen und Simbabwe) wenden seit 14. Mai 2012 ein Interim-WPA vorläufig an. Nach der Ratifizierung des Abkommens haben auch die Komoren am 7. Februar 2019 mit dessen vorläufiger Anwendung begonnen. Am 2. Oktober 2019 hat die EU mit den fünf ESA-Staaten Verhandlungen über eine Ver-tiefung des bestehenden WPA aufgenommen.

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Die EU und fünf Länder der EAC haben am 16. Oktober 2014 die Verhandlungen über ein umfassendes WPA mit der Paraphierung des Abkommenstextes durch die Verhandlungsführer erfolgreich abgeschlossen. Das Ergebnis der Ver-handlungen berücksichtigt die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsstufen der Staaten. Kenia und Ruanda sowie die EU einschließlich ihrer Mitgliedstaaten haben das Abkommen am 1. September 2016 unterzeichnet. Kenia hat das WPA bereits ratifiziert, um den zoll- und quoten-freien Zugang seiner Produkte zum EU-Markt aufrechtzuerhalten. Die Unterzeichnung durch Uganda, Tansania und Burundi ist weiterhin offen. Der Südsudan, der zum 5. September 2016 der EAC beigetreten ist, wird zurzeit nicht vom WPA EU/EAC umfasst.

AGOA – African Growth and Opportunity ActDie Mehrzahl der Staaten in Subsahara-Afrika kön-nen als Entwicklungsländer beziehungsweise als am wenigsten entwickelte Länder in den Genuss einsei-tiger Zollpräferenzen der Industrieländer kommen. Die USA gewähren neben dem Generalized System of Preferences (GSP) Präferenzen im Rahmen des African Growth and Opportunity Act (AGOA). Diese einseitig gewährten Zollerleichterungen für die südlich der Sahara gelegenen Länder Afrikas wur-den Ende Juni 2015 über den 30. September 2015 hinaus bis 2025 verlängert. Das Abkommen bietet Investoren nun mehr Sicherheit und ausgewählten

Produkten günstigen Marktzugang in den USA. Ziel dieses US-Programms ist die Förderung von Ent-wicklungs- und Schwellenländern. Daneben trägt es zur preisgünstigen Versorgung der einheimischen Industrie mit Rohstoffen und industriellen Vorpro-dukten bei. Die Liste der AGOA-Produkte umfasst hauptsächlich Textilerzeugnisse und Bekleidung, Erdölprodukte sowie industrielle Vorprodukte.

WirtschaftsrechtWer Märkte in Afrika südlich der Sahara erschlie-ßen möchte, wird sich zwangsläufig mit dem Recht in diesen Ländern auseinandersetzen müssen. Bei den Subsahara-Ländern spricht man von der Zuge-hörigkeit zu bestimmten Rechtskreisen. Ghana, Kenia und Nigeria gehören zum Beispiel dem eng-lischen Rechtskreis an, Côte d'Ivoire dagegen dem französischen. Das südafrikanische Recht basiert hauptsächlich auf römisch-holländischem Recht. Das äthiopische Recht lässt sich grundsätzlich kei-nem bestimmten Rechtskreis zuordnen; es enthält Komponenten aus verschiedenen Rechtssystemen. Zu beachten ist darüber hinaus, dass insbesondere frankofone Länder wie Côte d'Ivoire Mitgliedstaa-ten der Organisation pour l'Harmonisation en Afrique du Droit des Affaires (OHADA) sind.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/rechtwww.gtai.de/zoll

Nigeria GhanaCÔte

d´Ivoire Kenia Südafrika * Äthiopien

KaufrechtBeitritt zum UN-Kaufrecht

InvestitionsrechtInvestitionsförder- und Investitionsschutz- vertrag mit Deutschland

Gewerblicher RechtsschutzBeitritt zu internationalen Übereinkommen

SchiedsgerichtsbarkeitBeitritt zum New Yorker Übereinkommen 1958

SteuerrechtDoppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland

EntsendungSozialversicherungsabkommen mit Deutschland

liegt vor, beziehungsweise Vertragsstaat in Verhandlung, beziehungsweise noch nicht in Kraft getreten liegt nicht vor, beziehungsweise kein Vertragsstaat * Investitionsschutzvertrag durch Südafrika gekündigt; am 23. Oktober 2014 außer Kraft getreten; aufgrund der vereinbarten Nachwirkungsfrist bleibt der Rechtsschutz des Vertrages für bereits getätigte Investitionen noch für weitere 20 Jahre erhalten Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Mitgliedschaft in internationalen Verträgen Ausgewählte Länder; Stand: Oktober 2019

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STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

Großer Nachholbedarf in vielen Bereichen

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Die Länder südlich der Sahara profitierten in der Vergangenheit von hohen Wachstumsraten und einer wachsenden Mittelschicht. Gleich- zeitig verändern sich Konsumgewohnheiten und Qualitätsansprüche.

MarktgrößeBereits heute leben etwas mehr als 1 Milliarde Menschen südlich der Sahara. Bis 2050 wird die Bevölkerung auf schätzungsweise 2,1 Milliarden anwachsen. Um die Menschen versorgen zu kön-nen, wird es immer wichtiger, Ressourcen effizient zu nutzen und die Produktivität der Landwirt-schaft zu steigern. Die zunehmende Urbanisierung stellt dabei eine besondere Herausforderung dar, die Chancen für moderne Konzepte und Techno-logien mit sich bringt. Beachtenswert ist auch die voranschreitende Integration des Kontinents. Innerafrikanische Waren- und Kapitalströme wachsen, zahlreiche afrikanische Unternehmen, beispielsweise Dangote, Shoprite und MTN, sind auf dem ganzen Kontinent aktiv.

Starkes BevölkerungswachstumGroßer Investitionsbedarf besteht vor allem in der Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Aber auch Umwelttechnik, Gesundheitswirtschaft und Bildung hinken im weltweiten Vergleich hinterher, die demografische Entwicklung erhöht

die Notwendigkeit für Investitionen zusätzlich. Sanitär- und Trinkwasserversorgung sind oft unzu-reichend, die Gesundheitsversorgung ebenfalls. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass etwa zwei Drittel der Bevölkerung nicht an die Stromversorgung angeschlossen sind. Und schließ-lich zeigt der Konsumhunger der wachsenden Mittelschicht in vielen Ländern, dass auch hier noch einiges nachzuholen ist. In den Metropolen eröffnen immer mehr Einkaufszentren, die sich an westlichen Vorbildern orientieren. Waren sollen außerdem ansprechend präsentiert und verpackt sein, was die Anforderungen an die Zuliefer- und Ausstattungsbranche erhöht.

Politische UnwägbarkeitenDer Markteintritt in vielen Ländern Subsahara-Afrikas wird durch instabile politische Verhältnisse erschwert. Selbst wenn demokratische Prozesse etabliert sind, können vielerorts unvorhergesehene Entscheidungen Planungsprozesse verändern. Auf-grund von Protesten oder im Umfeld von Wahlen oder Machtwechseln können Unruhen auftreten.

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Landeskenntnisse sind in solchen Situationen noch wichtiger als ohnehin. Für Unternehmen, die über wenig oder keine Erfahrung auf dem Subkontinent verfügen, ist ein erfahrener Partner unersetzlich. Netzwerke und Kooperationen helfen, gut vorberei-tet zu sein und schnell reagieren zu können.

InfrastrukturdefizitDer Ausbau der Infrastruktur ist ein wichtiger Wachstumstreiber der afrikanischen Volkswirt-schaften. Umgekehrt bedeutet das aktuelle Infra-strukturdefizit für Exporteure lange Lieferzeiten und hohe Transportkosten. Ländliche Gebiete sind sehr schwer zu erreichen, Straßen in den explosionsartig gewachsenen Städten überlastet. Vor allem in Städten kommen vermehrt öffentlich-private Partnerschaften oder vollständig privat finanzierte Lösungen zum Einsatz. Investoren sorgen bei größeren Projekten manchmal selbst für die nötige Infrastruktur, von Transportwegen über Energie bis zu Schulen und Gesundheitszentren für Arbeiter und deren Familien. Beispielsweise baute der Bergbaukonzern Vale in Mosambik eine 912 Kilometer lange Eisenbahnstrecke zum Trans-port der geförderten Kohle an die Küste.

Mobile DurchdringungDie Verbreitung von mobilen Telefon- und Inter-netdienstleistungen schreitet voran. Im Jahr 2018 verfügten 456 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika über einen Mobilfunkvertrag, 2025 sollen es

dann 623 Millionen Abonnenten sein. In Ostafrika können einkommensschwache Bevölkerungsgrup-pen durch Mobile Banking überschaubare Investi-tionen finanzieren. In Westafrika ist E-Commerce auf dem Vormarsch. Mobile Technologien werden in der Landwirtschaft, im Einzelhandel und im Gesundheitswesen eingesetzt. Die hohe Handyaffi-nität der Einwohner Subsahara-Afrikas wird diese Liste noch verlängern.

Die wettbewerbsfähigsten Volkwirtschaften der Region Global Competitiveness Index 4.0 2019

Land Rang Veränderung zum Vorjahr

Mauritius 52 -3

Südafrika 60 7

Seychellen 76 -2

Botsuana 91 -1

Namibia 94 6

Kenia 95 -2

Ruanda 100 8

Ghana 111 -5

Cabo Verde 112 -1

Senegal 114 -1

Quelle: The Global Competitiveness Report 2019, World Economic Forum; untersucht wurden 141 Länder

S WO T

Strengths (Stärken) · Bevölkerung und Wirtschaftskraft wachsen · Es besteht hoher Nachhol- und dadurch Investitionsbedarf · Ergiebige Rohstoffvorkommen, deren Abbau

und Verarbeitung ausgebaut werden kann · Neue Technologien erschließen neue Märkte

Weaknesses (Schwächen) · Infrastruktur ist in weiten Teilen unzureichend · Politik und Sicherheitslage sind teilweise instabil · Gut ausgebildete Fachkräfte sind Mangelware und

dementsprechend teuer · Bürokratische Prozesse sind teils langwierig und

intransparent, Korruption ist weit verbreitet

Threats (Risiken) · Teilweise rapide wachsende Staatsverschuldung · Soziale Konflikte und Unruhen (hohe Arbeitslosigkeit) · Externe Schocks (Dürre, Verfall der Rohstoffpreise) · Zum Teil fragile politische Stabilität · Fehlende Planungssicherheit

Opportunities (Chancen) · Größer werdende Mittelschicht · Impulse durch panafrikanische Freihandelszone · Diversifizierung und Öffnung von Märkten · Besseres Geschäftsklima durch schrittweise Reformen · Geberfinanzierte Projekte als Türöffner

SWOT-Analyse Subsahara-Afrika

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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ABSATZCHANCEN

Viel Luft nach obenNoch steht die Industrialisierung Afrikas eher am Anfang. Doch es gibt in nahezu jedem Land gute Geschäftschancen. Vor allem der Konsumgütermarkt ist riesig.

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Afrikas Bevölkerung wächst rasant. In den Wirt-schaftsmetropolen der rohstoffreichen Staaten ist eine Mittelschicht mit stetig steigender Kaufkraft entstanden, die eine immer breitere Palette an Pro-dukten nachfragt. Trotz Eintrübung des Konsum-klimas aufgrund der weiterhin niedrigen Öl- und Rohstoffpreise sprechen die Trends langfristig für hohes Absatzwachstum im Konsumgüterbereich – und das in allen Bereichen: Nahrungsmittel, Kosme-tika, Kfz, Einzelhandel sowie E-Commerce.

KonsumgüterSubsahara-Afrika besitzt eine riesige Menge an Agrarrohstoffen, darunter Kakao, Palmöl, Kaffee und Mais. Doch noch ist der Kontinent weit davon entfernt, dieses Potenzial zu erschließen. Viel zu lange haben die afrikanischen Regierungen den Agrarsektor vernachlässigt, mit der Folge, dass der Kontinent heute Nettoimporteur von Nahrungsmitteln ist. So importiert Nigeria jedes Jahr Lebensmittel im Wert von mehreren Milli-arden US-Dollar (US$) und war 2015 der weltweit zweitgrößte Reisimporteur sowie die Nummer 1 beim Import von Weizen und Zucker in Subsahara-Afrika. Der Bevölkerungsdruck führt langfristig zu einer hohen Nachfrage in nahezu allen Staaten.

Der Markt für Produkte aus dem Bereich Körper-pflege, Waschmittel und Kosmetik ist noch kaum erschlossen, dürfte aber ebenfalls expandieren. Genährt wird dieser Markt durch ein steigendes Hygienebewusstsein sowie Investitionen in den Aufbau eines formellen Einzelhandels in weiten Teilen des Kontinents.

E-Commerce erlebt einen Boom in vielen afri-kanischen Ländern. 2013 begannen die ersten Internetplattformen in den interessantesten Märkten Südafrika, Nigeria und Kenia. Vorreiter bleibt Nigeria, das mit 92 Millionen Nutzern (2018) einer der größten Internetmärkte weltweit ist. 2012 waren es in Nigeria noch 28 Millionen Nutzer. Von Lagos aus bieten Jumia und Konga.com vor allem Kleidung und Elektronikartikel an. Jumia, das in mehreren Ländern die führende E-Commerce-Plattform ist, wurde von der deutschen Rocket Internet ins Leben gerufen.

Einzelhandel expandiert überallNoch kauft die Mehrheit der Afrikaner auf offenen Märkten oder in kleinen Geschäften. Doch die Zahl der Einkaufszentren nach südafrikanischem Vorbild steigt: In den letzten zehn Jahren haben in Westafrika insbesondere die südafrikanische

Shoprite und die französische Carrefour viel investiert. In Ostafrika gibt es derzeit einen Boom beim Bau von Shoppingcentern, die qualitativ und preislich hochsegmentige Waren anbieten. Poten-zielle Käufer sind hierfür neben der Mittelschicht die Diplomaten und Mitarbeiter internationaler Organisationen sowie die wachsende Zahl der Dol-larmillionäre: Laut südafrikanischem New World Wealth Report gab es 2018 davon in Kenia bereits 8.600, in Südafrika und Nigeria sogar noch mehr.

Aber es gibt auch den Boom in die entgegenge-setzte Richtung: Billige Ware aus China und Indien ist ebenfalls stark gefragt. Dieser Konkurrenz aus Asien müssen sich deutsche Konsumgüterherstel-ler und Einzelhandelsunternehmen stellen.

Die US-amerikanische Unternehmensberatung A.T. Kearney berechnet jährlich den Global Retail Development Index (GRDI). Dieser Index zum Stand des Einzelhandels in Entwicklungsländern besteht aus den vier Komponenten Attraktivität des Marktes, Länderrisiken, Marktsättigung und Zeitdruck für Investitionen.

Im Jahr 2019 kamen vier der 30 im GRDI gelisteten Länder aus Subsahara-Afrika. Spitzenreiter und zum ersten Mal dabei ist Ghana auf Platz 4, Sene-gal liegt knapp dahinter auf Rang 6. Nigeria, das mit mittlerweile mehr als 202 Millionen Menschen der größte Absatzmarkt in Afrika ist, bildet auf Platz 30 das Schlusslicht des Rankings, Tansania als einziges ostafrikanisches Land konnte sich als 28. platzieren.

Deutsche Einzelhändler sollten nicht zögern, ihre Chancen in Afrika zu nutzen. Konkurrenten ins-besondere aus Frankreich, den USA und Südafrika sind vielfach bereits präsent.

Global Retail Development Index Ranking 2019 *

* von 30 ausgewählten EntwicklungsländernQuelle: A.T. Kearney

Tansania

Nigeria

Ghana

Senegal

4

6 30

28

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ABSATZCHANCEN

18

2,6

25,0

15,0

9,9

3,9

43,7

Die Industriali- sierung steht in Subsahara-Afrika noch ganz am Anfang

InvestitionsgüterBei vielen afrikanischen Ländern steht der Aufbau eigener Industrien weit oben auf der wirtschafts-politischen Agenda. Vieles wird bisher fertig importiert. Doch einige Leuchtturmbeispiele gibt es, darunter die Kfz-Produktion in Südafrika, die industrielle Entwicklung in Äthiopien und die Nahrungsmittelsparte in Nigeria.

Die Nahrungsmittelverarbeitung befindet sich in weiten Teilen Subsahara-Afrikas noch am Anfang. Das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Kaufkraft in den Städten lässt die Nachfrage nach modern verarbeiteten und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln jedoch stetig steigen. Chancen bietet unter anderem das westafrikanische Ghana: Der Landwirtschaftssektor und Agro-Processing wird von der Regierung durch verschiedene Maß-nahmen gefördert. Potenzial gibt es für deutsche Unternehmen vor allem als Zulieferer von Nah-rungsmittel- und Verpackungsmaschinen und ent-sprechender Technologie im Produktionsumfeld.

Südafrika hat die am weitesten entwickelte und diversifizierteste Wirtschaftsstruktur des Kon-tinents. Die breite industrielle Basis des Landes sorgt für eine hohe Grundnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Insbesondere bei der Lieferung von Kfz-Teilen und Maschinen finden deutsche Anbieter Absatzchancen.

Die kenianische Industrie ist die größte im ostafri-kanischen Raum, bekommt aber Konkurrenz: Die Industrien in Äthiopien, Ruanda, Tansania und Uganda wachsen schneller. Äthiopien hat sich in den letzten Jahren zum Hotspot der internationa-len Bekleidungsproduktion entwickelt. Obwohl sich das Wachstum der äthiopischen Wirtschaft derzeit verlangsamt, bleibt der Markt interessant für deutsche Unternehmen.

Der Bergbau leidet unter den weiterhin niedrigen Rohstoffpreisen. In einigen Staaten wird aber dennoch weiter investiert. Die Absatzchancen dürften bei Anziehen der Preise mittelfristig auch wieder steigen. Viele Staaten haben riesiges noch ungenutztes Potenzial, die Rohstoffe sind aber teils schwer zu erschließen. Neben administrativen Hürden kommen oft noch miserable Infrastruk-turen hinzu. Das ostafrikanische Tansania fällt in diese Kategorie. Eine positive Ausnahme ist Gui-nea: In dem westafrikanischen Land vollzieht sich fast unbemerkt ein Investitionsboom im Bergbau. Mehrere Milliarden US-Dollar fließen dort in den Ausbau der Bauxitproduktion.

Generell ist Subsahara-Afrika ein interessanter Markt für deutsche Maschinenbauer. Laut Berich-ten des Verbands Deutscher Maschinen- und Anla-genbau werden seit 2010 mehr Maschinen nach Subsahara-Afrika als nach Nordafrika geliefert. Im

Struktur der Wirtschaft in ausgewählten Ländern Subsahara-Afrikas Anteile der Sektoren am BIP 2017 in Prozent

Land-/Forst-/Fischwirtschaft Bergbau/Industrie Handel/Gaststätten/Hotels Transport/Logistik/Kommunikation Bau Sonstige

Quelle: UN Stats

21,118,8 19,8

11,9

3,8

24,7

33,4

12,48,9 9,7

6,2

29,5

Nigeria Südafrika Kenia

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Jahr 2017 wurden deutsche Maschinen im Wert von rund 2,2 Milliarden Euro in die Subsahara-Region exportiert (Südafrika mit großem Abstand auf Platz 1, gefolgt von Nigeria, Ghana, den Län-dern Ostafrikas und Côte d'Ivoire).

Deutscher MittelstandDeutsche Unternehmen sind in Subsahara-Afrika nur schwach vertreten. Andere Länder steigern ihre Marktanteile und investieren aktiver. Zwar sind in den letzten Jahren einige große Unterneh-men dazugekommen. Der deutsche Mittelstand macht sich jedoch weitgehend rar. Der deutsche Außenhandel mit Subsahara-Afrika liegt seit Jahren bei rund 2 Prozent. Bei den Lieferländern belegte Deutschland 2017 dennoch Platz 3.

Die Wettbewerbssituation für Lieferungen nach Afrika hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Spielte China bis zur Jahrtausend-wende nahezu keine Rolle, so dominiert das Land

mittlerweile als Exporteur von Gütern nahezu alle Regionen, Länder und Branchen. Mehr als ein Viertel der Gesamteinfuhren Subsahara-Afrikas entfielen bereits 2016 auf das Reich der Mitte. Auch Chinas Bedeutung als Investor in Afrika nahm in den letzten Jahren weiter zu.

Eine Übersicht zu deutschen Firmen mit Afrika-geschäft bietet die Unternehmensdatenbank beim Subsahara-Blog der IHK Mittlerer Niederrhein: http://www.subsahara-afrika-ihk.de/blog/tabelle/unternehmen/.

Deutsche ProdukteAfrikaner gelten in hohem Maße als preis-, aber nicht qualitätsbewusst. Damit sind sie die idealen Kunden für die billigeren Produkte aus China und Indien. Angetrieben wird der Absatz durch den Boom im Einzelhandel. Indien profitiert von der großen indischstämmigen Community, die zum Beispiel in Ostafrika den Handel und die Industrie dominiert.

Erzeugnisse made in Germany werden für ihre Qualität und ihren guten Ruf zwar bewundert, Vorzug erhält aber in den meisten Fällen die güns-tigere Ware aus Asien. Deutsche Unternehmen, die über Afrikaerfahrung verfügen, können aber bei Nischen überzeugen, zum Beispiel als Zulieferer von Spezialtechnik.

* Anteil an Gesamtex- oder -importen in ProzentQuelle: Weltbank

Spanien

Niederlande

USA

China

Indien

USA

Indien

Deutschland

Südafrika

China19,7

18,5

14,9

9,6

8,5

9,3*

8,7

7,0

4,5

4,0

37,4

14,9

13,4

13,1

11,7

16,4*

6,5

5,9

5,8

5,2

Top 5 der Absatzmärkte Subsahara-Afrikas 2017, Exportvolumen in Milliarden US-Dollar

Top 5 der Lieferländer Subsahara-Afrikas 2017, Importvolumen in Milliarden US-Dollar

Spanien

Niederlande

USA

China

Indien

USA

Indien

Deutschland

Südafrika

China19,7

18,5

14,9

9,6

8,5

9,3*

8,7

7,0

4,5

4,0

37,4

14,9

13,4

13,1

11,7

16,4*

6,5

5,9

5,8

5,2

Studie zu China in Afrikawww.gtai.de/china-in-afrika

Zwei neue Studien zu Ghana und Äthiopien stellen für den Kontinent wichtige Branchen vor:

Studie "Ghana - Lebensmittelverarbei-tungstechnik und -logistik“:www.gtai.de/ghana-lebensmittelverarbeitung

Studie „Äthiopien - Die Textil-, Beklei-dungs- und Lederindustrie“:www.gtai.de/aethiopien-bekleidung

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ABSATZCHANCEN

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China, Indien und die Türkei investieren kräftig

AußenhandelNoch ist Afrikas Anteil am Welthandel gering, zeigt aber steigende Tendenz: Zwischen 1995 und 2011 erhöhte er sich um mehr als die Hälfte von 1,4 auf 2,2 Prozent. Für den weiteren Ausbau der Handels-beziehungen spielt der Zugang zum Weltmarkt eine entscheidende Rolle. Im Juni 2015 wurde der African Growth and Opportunity Act (AGOA) bis 2025 verlängert. Für die Textilindustrie in Äthio-pien war AGOA bisher ebenso ein Katalysator wie für die Automobilindustrie in Südafrika.

HandelspartnerChina ist seit 2009 wichtigster Handelspartner Subsahara-Afrikas (2017 mit großem Abstand auf Platz 1 bei den Importen, Platz 2 bei den Exporten). Investitionen in große Infrastrukturvorhaben bestimmen das Bild. Hier punktet China mit Finanzierungspaketen. Der Zugang zu Rohstoffen spielt eine wichtige Rolle, aber auch die wachsen-den Konsumgütermärkte des Kontinents. Darüber hinaus bieten sich einige Länder zunehmend als Produktionsstandorte für die Industrie an.

Auch Indien hat den afrikanischen Markt längst für sich entdeckt und investiert kräftig. Das Land lag 2017 mit 9,3 Prozent aller Exporte aus Subsa-hara-Afrika auf Platz 1 und bei den Lieferländern auf Platz 4.

Daneben ist seit der Jahrtausendwende die Türkei zunehmend in Erscheinung getreten. Von 2000 bis 2014 verzehnfachte sich der bilaterale Handel mit afrikanischen Ländern südlich der Sahara auf 8,4 Milliarden US$. Turkish Airlines flog Anfang 2018 bereits 52 Ziele in Afrika an – mehr als jede andere Airline.

Frankreich ist vor allem im frankofonen West- und Zentralafrika sehr präsent. Die USA (Platz 3 bei Exporten, Platz 5 bei Importen), Spanien und das Vereinigte Königreich zählen bei einigen Ländern mit zu den wichtigen Handelspartnern. Ebenso spielt der intraregionale Handel eine große Rolle: Viele Länder beispielsweise im südlichen Afrika betreiben überwiegend Handel mit Südafrika. Die Kaprepublik lieferte Waren im Wert von 14,9 Milliarden US$ in die anderen Länder südlich der Sahara und ist damit hinter China zweitwichtigstes Lieferland für den Kontinent.

HandelsstrukturDie Länder Subsahara-Afrikas exportierten 2017 laut Angaben der Weltbank vor allem Rohstoffe wie Erdöl, Gold, Diamanten, Steinkohle und Erdgas. Auf der Einfuhrseite waren die wichtigsten Güter Erdöl, Medikamente, Radioübertragungsgeräte und Fahrzeuge.

Deutsche Exporte nach und Importe aus Subsahara-Afrikain Millionen Euro

Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 9. Januar 2020

Exporte

+13,7%

13.971 13.221

2017 2018

12.43214.137

2017 2018

-5,4%

Importe

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Auch bei den deutschen Importen aus Subsahara-Afrika stehen Rohstoffe an erster Stelle. Metallerze spielen ebenso eine nennenswerte Rolle, vor allem aus Südafrika, Guinea und Tansania. Die deut-schen Exporte nach Afrika entsprechen den welt-weiten deutschen Ausfuhren: Kfz und Kfz-Teile, Maschinen und chemische Erzeugnisse sowie elektrische Ausrüstungen.

Nach Nigeria beispielsweise liefert Deutschland vor allem Investitionsgüter wie Maschinen und Ausrüstungen für den Ölsektor, die lokale Kon-sumgüterindustrie oder den Bausektor. Die größ-ten deutschen Exportpositionen nach Kenia waren 2018 Maschinen, chemische Erzeugnisse sowie Elektrotechnik. Südafrika fragt viele Zulieferteile aus Deutschland für die Automobilindustrie nach. Auch deutsche Maschinen finden in Südafrika einen interessanten Absatzmarkt.

Deutsche Exporte ausbaufähig2018 betrug der deutsche Außenhandel mit Subsahara-Afrika knapp 27,4 Milliarden Euro und legte damit gegenüber 2017 um 3,6 Prozent zu. Die leichte Steigerung ging vornehmlich auf das Konto von Importen, die 2018 um 13,7 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro kletterten. Der Anteil Subsahara-Afrikas am Gesamtaußenhandel betrug damit nur 1 Prozent (2017: 1,1 Prozent).

Die wichtigsten Handelspartner waren 2018 wei-terhin Südafrika und Nigeria. Trotz der insgesamt schwachen Konjunktur am Kap floriert der bilate-

rale Handel zwischen Deutschland und Südafrika: Die deutschen Ausfuhren ans Kap lagen 2018 bei 8,8 Milliarden Euro, damit konnte Deutschland seinen Rang als zweitwichtigstes Lieferland nach China festigen. Der nigerianische Außenhandel wird durch die Wirtschaftskrise des Landes nach wie vor beeinträchtigt. Im Jahr 2018 haben die deutschen Lieferungen nach Nigeria mit 868 Milli-onen Euro (2017: 935 Millionen Euro) wieder etwas abgenommen.

Gegen die beiden wirtschaftlichen Schwergewichte fallen die übrigen 47 Staaten jedoch weit ab. Ins-gesamt importierten sie im Jahr 2018 nur Waren im Wert von 3,4 Milliarden Euro aus Deutschland. Kenia ist derzeit drittgrößter Liefermarkt in Subsa-hara-Afrika (2018: 370 Millionen Euro). Nachdem Äthiopiens Wirtschaft sich in der Vergangenheit zu einem Shootingstar in Afrika entwickeln konnte (deutsche Exporte 2018: 252,3 Millionen Euro), deuten sich nun schwierigere Zeiten an. Aufgrund des Devisenmangels sind Handelsgeschäfte mitt-lerweile deutlich komplizierter in der Abwicklung.

Hohe Schwankungen sind beim Außenhandel mit Afrika üblich. Außer Südafrika und Nigeria gibt es (noch) keine größeren Märkte für deutsche Produkte. Es findet sich jedoch in jedem Land eine überschaubare Anzahl an Kunden und potenziel-len Käufern. Diese zu identifizieren ist allerdings aufwendig und braucht gute Vorbereitung, Geduld und Zeit.

Die zehn größten Abnehmerländer Deutschlands In Millionen Euro; Veränderung in Prozent

2019 * 2018 * Veränderung

Südafrika 4.755,0 4.432,3 7,3

Nigeria 489,0 393,1 24,4

Kenia 196,4 189,1 3,8

Äthiopien 141,3 125,3 12,8

Ghana 121,3 113,6 6,8

Côte d‘Ivoire 107,7 108,3 -0,6

Liberia 107,5 96,5 11,4

Südsudan 93,4 79,4 17,7

Tansania 93,1 68,9 35,2

Mali 39,8 67,3 -40,9

Die zehn größten Lieferländer Deutschlands In Millionen Euro; Veränderung in Prozent

2019 * 2018 * Veränderung

Südafrika 4.431,5 3.508,9 26,3

Nigeria 958,2 889,5 7,7

Côte d‘Ivoire 464,5 489,1 -5,0

Mosambik 155,6 131,8 18,1

Ghana 120,7 122,5 -1,4

Madagaskar 98,5 143,7 -31,5

Namibia 61,5 88,9 -30,8

Äthiopien 58,6 69,9 -16,1

Liberia 35,5 93,0 -61,8

Kongo (Dem. Rep.) 32,3 98,7 -67,2

* jeweils Januar bis JuniQuelle: Statistisches Bundesamt, Juni 2019

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ABSATZSTRATEGIE

Augen auf bei der PartnerwahlEine Strategie für ganz Subsahara-Afrika gibt es nicht. Doch lassen sich einzelne Trends identifizieren: So helfen öffentli-che Institutionen bei Markteinstieg, lokaler Partnersuche und Risikoabsicherung.

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So vielfältig der Kontinent ist, so heterogen sind auch viele Länder an sich. Daher genügt es nicht mehr, von Südafrika aus den Markt zu bearbeiten. Die fortschreitende regionale Integration und jeweils unterschiedliche Entwicklungsgeschwin-digkeiten machen lokale Marktkenntnis unab-dingbar. Auch die Analyse von Handelsströmen und wichtigen Verkehrsknotenpunkten kann ent-scheidend sein, um schnell liefern zu können oder Servicepersonal an Ort und Stelle zu bringen.

Vertrieb In einigen Ländern sind die Beziehungen zu den ehemaligen Kolonialmächten sehr eng. Neben der Umgangssprache wirkt sich dies auch darauf aus, wie stark diese Länder vor Ort wahrgenom-men werden. Andererseits sind viele führende Wirtschaftsvertreter aus Familien, die vor einigen Generationen eingewandert sind - in Ostafrika oft aus Indien, in Westafrika konnten sich Libanesen sehr gut behaupten. Da diese Gruppen potenzielle Partner oder Zielgruppen sind, können diese Gesichtspunkte wichtig sein und sollten beim Markteintritt berücksichtigt werden.

In den urbanen Zentren einiger Länder liegen Einkaufszentren und westliche Konsumartikel für die Mittelschicht im Trend. Bezogen auf ganz Subsahara-Afrika sind auf absehbare Zeit dennoch traditionelle Vertriebswege wichtig. Auch die finanziellen Möglichkeiten der Kunden, seien es Endverbraucher oder Gewerbetreibende, sollten im Auge behalten werden. Bei allem Potenzial, das südlich der Sahara schlummert, darf nicht übersehen werden, dass die Basis teilweise sehr niedrig ist. Mietmodelle oder Mikrofinanzierun-gen, unterstützt durch mobile Bezahl- und Fern-wartungsmöglichkeiten, sind ein Ansatzpunkt, wie auch finanziell relativ schwache Gruppen erreicht werden können. So hat Bosch ein Konzept entwi-ckelt, das Kauf, Leasing oder Miete von Werkzeug an zentralen Stationen ermöglicht.

Global denken, lokal handelnBesonders für kleine und mittelständische Unter-nehmen ist die Bearbeitung von geografisch so großen und dabei sehr unterschiedlichen Märkten schwierig. Um sich ein Bild vor Ort machen und vor allem Kontakte zu Kunden oder eventuellen Ver-triebspartnern knüpfen zu können, sollten Unter-nehmen bereits im Vorfeld Unterstützung suchen.

Unternehmen, die in vielen Ländern Subsahara-Afrikas erfolgreich sind, betonen die Bedeutung,

jeweils lokale Besonderheiten zu beachten. Eine lokale Niederlassung oder ein Partner, der den Markt und die Prozesse kennt, ist damit ein wich-tiger Erfolgsfaktor. So werden im Nahrungsmittel-sektor Produkte durch lokale Zutaten angepasst, auch um die Preise anpassen zu können. Für die Lieferung von Waren und Ersatzteilen können Erfahrungen, wie mit der teilweise kaum vorhande-nen Infrastruktur umgegangen werden sollte, und flexible, aber erprobte lokale Lösungen hilfreich sein.

Unterstützung für Netzwerke nutzenMit Informationsveranstaltungen im Inland sowie Markterkundungs- und Geschäftsanbahnungs-reisen in verschiedene Zielmärkte unterstützt die Bundesregierung kleine und mittelständische Unternehmen bei den ersten Schritten auf neue Märkte. Unter www.ixpos.de finden Sie Termine und Zielmärkte dieses Markterschließungsprogramms.

Das Netzwerk der deutschen Auslandshandels-kammern (AHK) stellt eine Anlaufstelle vor Ort dar. Von den Standorten in Angola, Ghana, Kenia (mit Außenstelle in Tansania), Nigeria und Südafrika (mit Regionalbüros in Sambia und Mosambik) erhalten deutsche Unternehmer Unterstützung. Zudem soll es neue Standorte in Côte d’Ivoire (offizielle Ankündigung am 19. November 2019) und Äthiopien (laufende Verhandlungen) geben. Eine Übersicht über die Standorte und Dienstleistungen finden Sie unter www.ahk.de. Darüber hinaus hilft der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft mit Kon-ferenzen und Delegationsreisen Kontakte zwischen deutschen und afrikanischen Unternehmen und Institutionen zu knüpfen (www.afrikaverein.de).

Exportkreditgarantien: Bundesregierung erleichtert Ausfuhrgeschäfte

Bereits 2018 hat die Bundesregierung den Selbstbehalt bei Deckun-gen für Geschäfte mit dem öffentlichen Sektor in ausgewählten Staaten Afrikas verbessert. Im Rahmen der Initiative „Compact with Africa“ wurde der Selbstbehalt für Lieferungen und Leistungen für Äthiopien, Côte d’Ivoire, Ghana, Ruanda und Senegal von 10 Prozent auf 5 Prozent gesenkt. Des Weiteren wurden zum 19. No-vember 2019 die Absicherungsmöglichkeiten für Exportgeschäfte nach Burkina Faso, Guinea, Togo, Ghana und Ruanda erweitert: Ab sofort gilt für alle CwA-Länder der Regelselbstbehalt von 5 Pro-zent – unabhängig davon, ob es sich um private oder öffentliche Besteller handelt.

Informationen zur aktuellen Beschlusslage finden Sie in der Länder- liste des Auslandsgeschäftsabsicherungsportals: www.agaportal.de.

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ABSATZSTRATEGIE

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Der Bund unter-stützt bei der Erschließung von Märkten und der Absicherung von Risiken

Ein weiteres wichtiges Instrument können Messe-beteiligungen sein. Das Auslandsmesseprogramm des Bundes bietet dafür eine ideale Plattform. Über geförderte Gemeinschaftsbeteiligungen können Unternehmen den finanziellen und organisatori-schen Aufwand minimieren und gleichzeitig von der Aufmerksamkeit eines großen Gemeinschafts-standes unter dem Motto „made in Germany“ profi-tieren. Wichtige Messen dauern in Subsahara-Afrika oft wesentlich länger als in Europa. Wer diese Zeit nutzt, kann über die Messe hinausgehende Kon-takte knüpfen und Eindrücke gewinnen. Informati-onen bietet der Ausstellungs- und Messeausschuss der deutschen Wirtschaft unter www.auma.de.

Finanzieren und AbsichernWährend das Interesse an afrikanischen Ländern als potenzielle Zielmärkte steigt, scheuen gerade mittelständische exportorientierte Unternehmen das Risiko, Geld durch unbezahlte Rechnungen zu verlieren. Es gibt für deutsche Unternehmen ver-schiedene Möglichkeiten, Exportgeschäfte nach Afrika zu finanzieren oder abzusichern.

Ein bereits lange bewährtes Instrument sind staat-liche Exportkreditgarantien. Diese sogenannten Hermesdeckungen sichern den Exporteur gegen wirtschaftliche und politische Risiken ab, indem der Bund große Teile des Risikos übernimmt. Dies kann bereits in der Produktionsphase ein-setzen und bis zur letzten Rate genutzt werden. Besonders im Wettbewerb mit asiatischen Kon-kurrenten ist auch die Finanzierung des Geschäfts ein wichtiger Punkt. Südlich der Sahara ist ein Komplettpaket aus einem guten Produkt zu einem wettbewerbsfähigen Preis mit einer Finanzierungs-

möglichkeit gerne gesehen. Asiatische, vor allem chinesische Unternehmen sind in dieser Hinsicht meist im Vorteil.

Export- und Investitionsschutz vom StaatNeben Exporten können auch Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland gegen schwer kalkulierbare politische Risiken geschützt werden. Das spielt gerade in Afrika eine wichtige Rolle. Im Auftrag der Bundesregierung wickeln die Mandatare PricewaterhouseCoopers und Euler Hermes die staatlichen Exportkredit- und Investitionsgarantien ab. Detaillierte Angaben zu den Deckungsmög-lichkeiten in den einzelnen Ländern sowie weitere Informationen erhalten Sie unter: www.agaportal.de

Geberfinanzierte ProjekteIn vielen Ländern Subsahara-Afrikas spielen inter-nationale Geberorganisationen eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Reform-, Infrastruktur-, und Hilfsprogrammen. Wichtige multilaterale Geber sind die Weltbank - im Fiskaljahr 2019 sagte diese 18 Milliarden US-Dollar (US$) für Neuvorhaben auf dem Kontinent zu - sowie EU-Institutionen, aber auch die Afrikanische Entwicklungsbank und Organisationen der Vereinten Nationen (UN). Das primäre Ziel dieser Aktivitäten ist eine langfristige Armutsminderung und wirtschaftliche Entwicklung.

Bei den Infrastrukturinitiativen werden besonders Energie-, Transport- und Wassersysteme gestärkt. Auch die Förderung der Landwirtschaft hat einen hohen Stellenwert. Aus diesen Vorhaben, die meist von nationalen Durchführungsorganisationen umgesetzt werden, resultiert eine Vielzahl von Auf-trägen. Diese werden ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben. Zahlenmäßig domi-nieren Ausschreibungen für Consultingleistungen. Kaum ein Vorhaben wird ohne Beratungsleistun-gen realisiert. Es werden aber auch zahlreiche Liefer- und Bauleistungen eingekauft. Hier bieten sich auch deutschen Unternehmen vielfältige Chancen zur Beteiligung. Germany Trade & Invest stellt in deutscher Sprache aktuelle Informationen zu geplanten Investitions- und Entwicklungsvor-haben sowie Ausschreibungshinweise bereit.

Deutschland und viele andere Geberländer sowie auch internationale Organisationen wollen private Investitionen in afrikanischen Ländern erleichtern. Die Europäische Union und die Weltbank bieten hierfür zum Beispiel vermehrt Garantien und vergünstigte Kredite an. Diese Instrumente richten sich meist in erster Linie an größere Investoren.

Lokalkenntnis und die richtigen Partner sind in afrikanischen Märkten noch entscheidender als anderswo.

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Beratung, Förderung und FinanzierungNeben den Institutionen der Außenwirtschafts-förderung bieten auch Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit Hilfestellung und Förderung für den Markteintritt. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die KfW-Entwicklungsbank sind in vielen afrikanischen Ländern mit eigenen Büros vertre-ten. Neben lokalspezifischem Know-how für den Geschäftseintritt gibt es auch finanzielle Unterstüt-zung für nachhaltige unternehmerische Initiativen. Das größte Programm develoPPP.de, durchgeführt von DEG und GIZ, fördert ausgewählte Initiativen mit 100.000 Euro bis zu 2 Millionen Euro, wobei Unternehmen mindestens in gleicher Höhe inves-tieren müssen. Die GIZ verwaltet darüber hinaus einen speziellen PPP-Fonds für Westafrika, aus dem Kooperationsprojekte mit Unternehmen kofinan-ziert werden können.

Die DEG finanziert nachhaltige Investitionen priva-ter Unternehmen in afrikanischen Ländern durch Beteiligungskapital sowie langfristige Darlehen und Garantien. Darüber hinaus bietet die Tochter der KfW Bankengruppe Förderprogramme unter ande-rem zur Finanzierung von Machbarkeitsstudien und ausgewählten Begleitmaßnahmen an. Speziell für Investitionen in klimafreundliche Technologien sind die von der DEG koordinierten Klimapartner-schaften mit der Wirtschaft interessant.

Im Rahmen des 2018 initiierten Entwicklungsin-vestitionsfonds der Bundesregierung für Afrika wurde bei der DEG das Programm Africa Connect angesiedelt. Dies bietet langfristige Darlehen in Höhe von 750.000 Euro bis zu 4 Millionen Euro für Investitionen in afrikanischen Ländern.

→ Weitere Informationen:www.gtai.de/ausschreibungenwww.gtai.de/projekte

Das Magazin FastCompany erstellt jährlich eine Rangliste der innovativsten Unternehmen südlich der Sahara. Einige Beispiele zeigen die Erfolgsstrategien vergangener Jahre:

Sanku-Project Healthy Children: Mithilfe der neu-en Technologie „dosifier“ können ländliche Getreide-mühlen angereichertes Mehl herstellen. Dadurch soll zum Beispiel Geburtsfehlern, Entwicklungsstörungen und Blindheit bei Kindern vorgebeugt werden. Bereits 1 Million Menschen profitieren von diesem angerei-cherten Nahrungsmittel.

Twiga Foods: Dieser digitale Marktplatz existiert seit 2014 und bringt kenianische Landwirte (8.370) und Verkäufer (5.226) zusammen. Dadurch sollen Transpa-renz, faire Preise und kurze Wege ermöglicht werden.

MFS (Mobile Financial Solutions) Africa: Der Name ist Programm: Mithilfe einer mobilen Brieftasche kön-nen Zahlungen per SMS getätigt werden, ganz ohne Bankkonto - dafür über Landesgrenzen hinweg, egal in welcher Währung und mit welchem Netzanbieter. Bereits 170 Millionen Nutzer bezahlten über dieses Portal, das seinen Sitz in Port Louis auf Mauritius hat.

Eneza Education: Das kenianische Start-up bietet virtuellen Unterricht über einfache Mobiltelefone. Inzwischen nutzen über 3 Millionen Nutzer die Lehr-programme. Die Schüler sind durchschnittlich 10 bis 25 Jahre alt. Auch in ländlichen Regionen können die Lektionen abgerufen werden.

Talamus Health: Diese für Mobiltelefone entwickel-te Gesundheitsplattform ist in Ghana, Nigeria und Südafrika aktiv. Sie ermöglicht Patienten Termine zu vereinbaren, Labor- und Testergebnisse abzurufen sowie Arztrechnungen zu bezahlen. Die Plattform existiert seit 2018 und ist bereits mit über 1.000 Praxen Partnerschaften eingegangen.

Sanergy: Das Unternehmen versorgt Menschen in Kenia mit mehr als 1.600 tragbaren Toiletten, die über lokale Händler vertrieben werden. Der Abfall wird täglich gesammelt und in Düngemittel verarbeitet, die wiederum zu relativ günstigen Preisen an Farmer in Ostafrika verkauft werden.

One Acre Fund: Seit 2006 bietet One Acre Fund Farmern Saatgut und Düngemittel, Schulung für den Einsatz sowie Unterstützung beim Verkauf der Ernte. Inzwischen erreicht das Unternehmen etwa 615.000 Farmer in Kenia, Ruanda, Burundi, Tansania und seit 2016 auch in Uganda und Malawi.

Erfolgsstrategien afrikanischer Unternehmen

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FDI-Zuflüsse nach Regionenin Milliarden US-Dollar 1; Anteil an globalem Wert in Prozent 2

INVESTITIONEN

Anziehungskraft wieder stärker

Nur durch mehr Investitionen können südlich der Sahara die Weichen für eine nachhaltig positive Entwicklung gestellt werden. Dabei wächst die private Wirtschaft zunehmend in eine Schlüsselrolle hinein.

Gerade in Zeiten vielfach angespannter Staats-haushalte benötigt Subsahara-Afrika dringend internationales Kapital. Sei es zur angestrebten Industrialisierung, zum Ausbau der Transport-wege, in der Versorgung mit Strom, Wasser und Wohnraum oder im Gesundheits- und Bildungswe-sen. Obwohl viele Regierungen beim Wettbewerb um ausländische Investoren erfolgreich an den Rahmenbedingungen feilen, ist die Anziehungs-kraft der Region immer noch relativ spärlich. Der Anteil am globalen Kapitalstrom pendelt zwischen 2 Prozent und 3 Prozent.

DirektinvestitionenNach einer zweijährigen Durststrecke verzeichnete Subsahara-Afrika 2018 wieder höhere Zuflüsse aus-ländischer Direktinvestitionen (FDI). Der Anstieg um 13 Prozent auf 32 Milliarden US-Dollar (US$) ist zum einen den höheren Rohstoffpreisen zu verdan-ken. Zum anderen hat Südafrika als Investitionsziel wieder an Attraktivität gewonnen. Im Zuge dessen kann die Region südliches Afrika - trotz neuerlicher Einbußen in Angola - eine insgesamt positive Bilanz ziehen.

1) Abweichungen von Gesamtsummen durch Rundungen bedingt; 2) Einteilung der Regionen nach UNCTAD-Definition Quelle: World Investment Report 2019

2,7% 3,1% 2,2% 1,7% 1,9% 2,4%

Westafrika Zentralafrika Ostafrika südliches Afrika

2013 2014 2015 2016 2017 2018

12,1

5,3

6,6

17,8

10,2

8,3

6,9

19,214,5

5,47,2

11,0

38,1 41,9 44,6 12,7

5,4

7,7

6,8

32,7

9,1

8,728,0

9,6

8,9

9,0

4,2

31,6

-0,9

11,2

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0 20 40 60 80 100

Demgegenüber ist Westafrika auf das tiefste Niveau seit 2006 abgerutscht, hauptsächlich wegen zöger-licher Investitionen in Nigeria. Somit konnte sich 2018 Ghana zum wichtigsten FDI-Ziel in Westafrika entwickeln, mit seinen überwiegend auf den Gas- und den Goldsektor zielenden Aktivitäten. Wesent-lich breiter gefächert sind die Investitionsfelder im wachstumsstarken Ostafrika, angefangen von der Verarbeitung über Petrochemie, Immobilien, Gastgewerbe, chemische Industrie bis hin zu erneu-erbaren Energien. Per Saldo konnte die Region ihr FDI-Niveau ebenso halten wie das rohstoffreiche Zentralafrika.

Auch für das 1. Halbjahr 2019 lässt sich dem UNCTAD-Global Investment Trends Monitor zufolge ein leichter Aufwärtstrend erkennen. Besonders Nigeria konnte in der Gunst der Inves-toren wieder Boden gut machen. Risiken für die Entwicklung der FDI liegen unter anderem in der globalen Wachstumsschwäche und anhaltenden Handelsstreitigkeiten. Auf mittlere Sicht könnte das African Continental Free Trade Agreement als Meilenstein der regionalen Integration auch der Startschuss für mehr FDI auf dem Kontinent sein.

Bevorzugt investiert wird, das beobachtet die Unter-nehmensberatung EY seit einigen Jahren, in den Dienstleistungsbereich. Spitzenreiter sind hier die Sektoren Konsumgüterindustrie und Handel sowie Telekommunikation, Media und Technologie.

Deutsche Unternehmen geben sich immer noch deutlich zurückhaltender als die internationale Konkurrenz. Die Bundesbank beziffert die deutschen Direktinvestitionsbestände südlich der Sahara für 2017 auf rund 8,3 Milliarden Euro, während beispielsweise die Banque de France für französische Engagements circa 35,9 Milliarden Euro ausweist. Regional betrachtet bleibt Südaf-rika mit seiner diversifizierten Wirtschaftsstruktur und seiner breiten industriellen Basis der absolute Favorit der deutschen Investoren.

Umgekehrt kommen aus Südafrika traditionell die meisten Direktinvestitionen südlich der Sahara nach Deutschland. Diese Führungsrolle macht auch der Blick auf die Projektzahlen deutlich. Von Januar 2010 bis September 2019 registrierte fDi Markets 31 Greenfield-Projekte aus Subsahara-Afrika, 26 davon aus der Kaprepublik und je eines aus Äquatorialguinea, Burkina Faso, Ghana, Kenia und Namibia.

InvestitionsförderungAusländische Investoren stoßen südlich der Sahara teilweise auf schwieriges Terrain. Zwar drehen viele Länder an den Stellschrauben für ein besseres Geschäftsumfeld, etwa bei der Zeit und den Kosten für die Unternehmensgründung. Andererseits hält die Weltbank im Doing-Business Report 2020 fest, dass das Reformtempo ins Stocken gerät. Mit Mauri-tius und Ruanda schaffen es nur zwei Länder unter die TOP 50, während von den 20 Schlusslichtern im globalen Ranking das Gros aus Subsahara-Afrika kommt

Um eine Standortentscheidung positiv zu beeinflus-sen, locken Regierungen mit einer breiten Palette von Anreizen. So werden gesetzliche Hürden, etwa im Gesellschaftsrecht, niedriger gelegt, sowie Steu-ervergünstigungen und direkte Zuschüsse gewährt. Mittlerweile haben viele Länder Sonderwirtschafts-zonen (SEZ) eingerichtet oder verfolgen Pläne dafür. Das erfolgreiche Beispiel Äthiopiens regt Nachahmer an. Mit 61 SEZ war Kenia 2019 Spitzenreiter südlich der Sahara. Im Trend liegen auch One-Stop-Shops, die potenziellen Investoren Zugang zu Informati-onen und Services für den Markteinstieg aus einer Hand bieten sollen.

Das sollte aber nicht suggerieren, dass eine Investition zur bürokratisch einfachen, schnell zu erledigenden Angelegenheit wird. Die Realität in Subsahara-Afrika ist anders: Investoren brauchen direkte Kontakte in die Politik und müssen prüfen, ob die Investment Development Agencies diese tatsächlich herstellen können. Ruf, Kompetenz und Engagement der Investitionsfördergesellschaften variieren stark.

FDI-Bestände nach RegionenAnteile an Gesamtbeständen in Prozent

Quelle: World Investment Report 2019 südliches Afrika Westafrika Ostafrika Zentralafrika

57,9 30,7 6,7

9,2 9,557,1

4,7

24,2

38,2 31,9

2000

2010

2018 15,0 14,9

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Investitionsbestand (Mio. Euro)

INVESTITIONEN

Mitarbeitersuche und -kostenFachkräfte sind in der Subsahara-Region vielfach Mangelware. Aufgrund unterentwickelter Bildungs-systeme fehlen vor allem Ingenieure, IT-Spezialisten, Wirtschaftswissenschaftler und Facharbeiter in tech-nischen Berufen. Nachholbedarf besteht besonders bei der Qualität des Unterrichts, bei der Vermittlung digitaler Kenntnisse und kognitiver Fähigkeiten. Das hat eine Vielzahl bildungspolitischer Akteure, auch aus Deutschland, auf den Plan gerufen.

Noch gestaltet sich die Rekrutierung geeigneter Mitarbeiter häufig äußerst schwierig. Aus- und Weiterbildung des Personals sind nicht selten unternehmensinterne Aufgabe. Deutsche Unter-nehmen werden bei der Organisation konkreter dualer Ausbildungen unter anderem von den jeweiligen Auslandshandelskammern unterstützt, so etwa in Nigeria und Südafrika.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagen-bau (VDMA) hat in Botsuana, Kenia und Nigeria in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern die Ini-tiative „Fachkräfte für Afrika“ ins Leben gerufen. Die Berufsfelder Industriemechanik, Elektronik und Mechatronik spielen dabei eine besondere Rolle. Demgegenüber liegt der Fokus von „Afrika kommt“ auf Weiterbildung in Deutschland. Das Sti-pendienprogramm für Nachwuchsführungskräfte gewährt seit mehr als einem Jahrzehnt Einblicke in Arbeitsprozesse und Managementmethoden der beteiligten Unternehmen. Die Durchführung liegt bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

MitarbeiterbindungNicht immer zahlen sich die Investitionen in die Mitarbeiterqualifikation für die Unternehmen in dauerhafter Betriebszugehörigkeit aus. Die Abwer-

TOP 5 Zielbranchen *

Transport und Logistik 55 ProjekteKfz- und Teile 43 ProjekteChemische Industrie 40 ProjekteMaschinen- und Anlagenbau 35 ProjekteElektrotechnische Komponenten 21 Projekte

Deutsche Investitionen in Subsahara-Afrika Stand: 2017

Quelle: Deutsche Bundesbank, Bestandserhebung über Direktinvestitionen, 2019

648

Anzahl der Unternehmen

8.3376.652

101.000

Mitarbeiter

Subsahara-Afrika Südafrika

TOP 5 Zielländer *1/2010 bis 10/2019; ohne M&A-Deals und Beteiligungen; Anzahl der Projekte

* bei deutschen Greenfield- und Erweiterungsinvestitionen in Subsahara-Afrika Quelle: fDi Markets

Ghana20 Projekte

Nigeria27 Projekte

Kenia26 Projekte

Tansania13 Projekte

Südafrika95 Projekte

430 71.000

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bung innerbetrieblich qualifizierter Mitarbeiter ist eine leidige Erfahrung. Mitarbeiterbindung, übli-cherweise über die Löhne, wird damit zunehmend zum Thema. Vielfach ziehen Mitarbeiter weiter, sobald sich ein Arbeitgeber mit einem besseren Gesamtpaket gefunden hat.

Löhne und GehälterFür die Arbeitsmärkte Subsahara-Afrikas ist ein hoher Anteil informell Beschäftigter oder in der Sub-sistenzlandwirtschaft Tätiger charakteristisch. Auf den formellen Märkten sind die jeweiligen Lohnge-füge häufig extrem intransparent. Bereits innerhalb eines Unternehmens können die individuell ausge-handelten Löhne stark variieren. Unterschiede nach Branchen und Regionen kommen hinzu.

Qualifizierte Kräfte müssen in vielen Ländern teuer bezahlt werden. So berichten deutsche Mittelständler, dass ein Ingenieur in Nigeria ein ähnliches Gehalt fordern kann wie in Deutschland. In Südafrika verdienen Topmanager mehr als ihre Kollegen im Vereinigten Königreich oder den USA.

Weitere LohnbestandteileIn sehr vielen Ländern der Region sind Arbeit-nehmer nicht automatisch Mitglied in einer Krankenkasse, sodass dies häufig Bestandteil von Lohnverhandlungen ist. Beispielsweise hat der Arbeitgeber entweder eine Vertragsklinik oder zahlt für eine private Krankenversicherung. Solche Versicherungen gelten dann meist für alle Famili-enmitglieder. Auch eine gute Altersvorsorge ist ein wichtiges Argument, um Arbeitskräfte zu halten und neue anzulocken. Da es mehrheitlich keine nennenswerten Rentenversicherungen gibt, sind in

größeren Firmen oft innerbetriebliche Regelungen üblich. Mitunter gibt es auch gesetzlich vorgeschrie-bene Abfindungen.

Neben dem Lohn spielen in Subsahara-Afrika häufig Statussymbole wie Firmenhandy und -wagen eine Rolle. Als weitere freiwillige Zusatzleistungen (Allo-wances) können Arbeitgeber mit Mietzuschüssen, einem Zuschuss zum öffentlichen Nahverkehr oder zu den Treibstoffkosten punkten.

→ Weitere Informationen:www.gtai.de/kenia-lohnkosten

Deutsche FDI-Bestände in Südafrika 2017 Millionen Euro; nach Sektoren

Verarbeitendes Gewerbe Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Verwaltung/Führung von Beteiligungsgesellschaften Sonstiges

2.588

2.965

Wichtigste industrielle Zielbranchen in SüdafrikaAnteile in Prozent an gesamten FDI im verarbeitenden Gewerbe

Quelle: Deutsche Bundesbank, Bestandserhebung über Direktinvestitionen, 2019

61,0Herstellung von Kfz und -Teilen

4,8Herstellung chemischer Erzeugnisse

10,9Maschinenbau

4,2Herstellung elek-trischer Ausrüs-

tungen

Südafrika: Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen; 2018, in US-Dollar *

* umgerechnet nach Jahreswechselkurs 2018: 1 US$ = 13,422 Rand Quelle: Stats SA

Insgesamt 1.545

Strom/Gas/Wasser 3.074

Öffentliche Verwaltung, Bildungs- und Sozialwesen 1.876

Transport und Telekommunikation 1.808

Bergbau 1.801

Finanzwesen, Banken, Versicherungen, Immobilienbranche 1.727

Verarbeitendes Gewerbe 1.345

Bauwirtschaft 1.231

Handel, Hotels und Gastronomie 1.013

405694

Gesamt6.652

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ImpressumHerausgeberGermany Trade and InvestGesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbHVillemombler Straße 7653123 Bonn Germany

T +49 228 249 93-0F +49 228 249 [email protected]

HauptsitzFriedrichstraße 60, 10117 Berlin

GeschäftsführungDr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer, Sprecher der Geschäftsführung;Dr. Robert Hermann, Geschäftsführer

AutorenSamira Akrach, Bonn; Ulrich Binkert, Bonn; Carsten Ehlers, Nairobi; Katrin Grünewald (Recht), Bonn; Martin Kalhöfer, Bonn; Wolfgang Karg, Bonn; Marcus Knupp, Berlin; Andrea Mack (Zoll), Bonn; Edith Mosebach, Bonn; Fausi Najjar, Johannesburg; Dorothea Netz (Entwicklungszusammenarbeit & Öffentliche Aufträge), Bonn; Corinna Päffgen, Accra; Katrin Weiper, Bonn

RedaktionSamira Akrach, Edith Mosebach, Katrin Weiper

AnsprechpartnerWirtschaft: Martin KalhöferT +49 228 249 [email protected]

Recht: Katrin GrünewaldT +49 228 249 [email protected]

Zoll: Andrea MackT +49 228 249 [email protected]

Entwicklungszusammenarbeit & Öffentliche Aufträge: Kirsten HungermannT +49 228 249 [email protected]

LayoutMonika Eschweiler, GTAI

DruckKern GmbH, 66450 Bexbachwww.kerndruck.de

BildnachweiseTitelfoto: GettyImages/Buena Vista Images; S.2: Fotolia/donvictori0; S.4: iStockphoto/Jacoblund; S.8: iStockphoto/derejeb; S.12: iStockphoto/ THEGIFT777; S.14: iStockphoto/shujaa_777; S.16: iStockphoto/AfricaImages; S.20: shutterstock/Alex Kolokythas Photography; S.24: GettyImages/Dan Dalton; S.26: iStockphoto/THEGIFT777; S.29: iStockphoto/hsihsiang Liu; S.31: Shuttertock/Arseniy; Krasnevsky; S.32: GettyImages/Buena Vista Images

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