+ All Categories
Home > Documents > Wirtschaftsmagazin

Wirtschaftsmagazin

Date post: 12-Mar-2016
Category:
Upload: christian-lauer
View: 217 times
Download: 2 times
Share this document with a friend
Description:
Das Wirtschaftsmagazin der Saarbrücker Zeitung. Job-Magnet Saarland. Ausgabe September 2013.
20
Wirtschaftsmagazin FREITAG, 13. SEPTEMBER 2013 SAARLAND Job-Magnet Saarland Asiaten finden berufliche Heimat bei saarländischem Stahlkocher Damit die Zeit klingt Saarbrücker Erfindung bringt Luxusuhr den Stundenschlag bei Damit Adern sichtbar werden Saarbrücker Medtron AG baut Injektoren für Kontrastmittel Damit Wein zum Erlebnis wird Weinberg-Patenschaft und Event-Lese beim Perler Weingut Schmitt-Weber
Transcript
Page 1: Wirtschaftsmagazin

WirtschaftsmagazinF R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3

SAARLAND

Job-MagnetSaarlandAsiaten finden berufliche Heimat bei saarländischem Stahlkocher

Damit die Zeit klingtSaarbrücker Erfindung bringt Luxusuhr den Stundenschlag bei

Damit Adern sichtbar werdenSaarbrücker Medtron AG baut Injektoren für Kontrastmittel

Damit Wein zum Erlebnis wirdWeinberg-Patenschaft und Event-Lesebeim Perler Weingut Schmitt-Weber

Page 2: Wirtschaftsmagazin

Vielleicht hätte keine Firma je ein Snowb

S E I T E 2 WIRTSCHAF

� EDITORIAL

Liebe Leserinnen,

liebe Leser,

die Berichterstattung über dieWirtschaft im Saarland ist uns be-sonders wichtig. Geht es dabeidoch immer um die Zukunft vonUnternehmen und Arbeitsplätzen.Als tägliches Medium ist die Saar-

brücker Zeitungstark durch Aktua-lität geprägt. Wirmöchten, dass Sieschnell und gut in-formiert sind.Trotz regelmäßigerReportagen, Ana-lysen, Hinter-grundbeiträge und

Kommentare hat die saarländi-sche Wirtschaft aber mehr zu bie-ten, als wir in unserem Hauptpro-dukt abbilden können. Deshalbhaben wir uns entschieden, fürbesondere Themen jenseits derTagesaktualität das SZ-Wirt-schaftsmagazin Saarland anzubie-ten. In dieser ersten Ausgabe fin-den Sie ein Interview zum Inno-vationsmanagement und Berichteüber kleinere Firmen, die Großesleisten. Künftig wird die Saar-Wirtschaft vor dem Hintergrunddes demografischen Wandels auchweltweit um Fachkräfte werbenmüssen. Mit Lijia Wu aus Chinaund Kumar Krishnapisharody ausIndien stellen wir Ihnen zwei In-genieure vor, die ihren Weg zu unsschon gefunden haben. Ein weite-res Schwerpunktthema ist die Of-fensive für Gründer. Wir erklärenwichtige Förderprogramme, dieden Schritt zum eigenen Unter-nehmen erleichtern, und hoffen,dass diese Themenmischung IhrInteresse findet.

Peter Stefan HerbstChefredakteur Saarbrücker Zeitung

Herr Professor Maaß, was ist die Vo-raussetzung für Innovation?

Maaß: Schon junge Menschenmüssen die Möglichkeit haben zu ex-perimentieren. Früher haben sichKinder ihre Spielzeuge selbst gebas-

Wie aus einem Surfbrett

Der Saarbrücker

Hochschullehrer

Wolfgang Maaß über

Innovation und ihre

Voraussetzungen –

und darüber, was wir

unseren Kindern

an Fertigkeiten

mitgeben können

Professor Wolfgang Maaß ist Leiterdes Lehrstuhls für Wirtschaftsinfor-matik im Dienstleistungsbereich(ISS) an der Saar-Universität. Einesseiner Spezialgebiete ist Innovati-onsmanagement. Mit ihm sprachSZ-Redakteur Lothar Warscheid.

� INHALT

Auf zu neuen UfernWie Innovationen ent-stehen, erklärt Profes-sor Wolfgang Maaß

Seite 2 - 4

Klangvolle Uhren Metallisches Glas lässtSaarbrücker Luxusuhrneu erklingen

Seite 6

Unter die Haut Saarbrücker MedtronAG hilft Ärzten beimBlick in den Körper

Seite 8 - 9

Fliegen ohne Sorgen Saarbrücker IT-FirmaAbsint macht den Air-bus sicherer

Seite 10 - 11

Stahl-LeidenschaftWas eine Chinesin undeinen Inder an dersaarländischen Stahl-industrie fasziniert

Seite 12 - 13

Weg frei für Gründer Im Saarland bekom-men junge Firmen ei-ne Menge Hilfen

Seite 14 - 17

FamilienfreundlicherWie eine Merzigerinihren Job und die Pfle-ge ihres Vaters meistert

Seite 18

� IMPRESSUM

SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER

SAARBRÜCKER ZEITUNG

VERLAG UND DRUCKEREI GMBHVOM 13. SEPTEMBER 2013

CHEFREDAKTIONPeter Stefan Herbst

REDAKTIONMonika Kühborth, Lothar Warscheid,

Volker Meyer zu Tittingdorf, Joachim Wollschläger, Thomas Sponticcia

GESCHÄFTSFÜHRUNGDr. Joachim Meinhold (Vorsitzender)

Christian Erhorn

VERLAGSGESCHÄFTSFÜHRERThomas Deicke

ANZEIGENAlexander Grimmer, Patrick Strerath

LAYOUT UND PRODUKTIONRobby-Lorenz

TypoServ Gesellschaft für Satzund Druck mbH

VERLAG UND DRUCKSaarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH

66103 Saarbrücken

Titel: Robby LorenzFotos: Ruppenthal, Serra, Schmitt-Weber

Mehr als nur Wein Das Perler WeingutSchmitt-Weber kreiertWeinerlebnisse

Seite 19 - 20

Page 3: Wirtschaftsmagazin

Wolfgang Maaß kriti-siert, dass Kinder heu-te nur vorgestanzteSpielzeuge haben.

telt. Vater oder Großvater haben sieangeleitet, aus Holz, Leim, Gummi-strippen oder Kordeln etwas zu ma-chen. Heute sind alle Spielzeuge vor-gestanzt. Kinder haben nicht mehrdie Möglichkeit, ein offenes Designzu entwickeln, mit Materialien zuwerkeln. Damit verkümmert ihre Ex-perimentierfreude. Meinen Studen-ten lege ich ein weißes Blatt hin, undsie sollen beispielsweise ein Katzen-spielzeug entwickeln. Ich stelle fest,dass sie relativ eingefahren in ihrenIdeen sind. Wenn man ihnen Freiräu-me gibt und einen zeitlichen Rahmenfestlegt, öffnet sich das Gehirn all-mählich wieder. Aber es ist ein er-staunlich langer Prozess fürsehr junge Leute. Siemüssen begreifen, dasssie in der Lage sind, dasselber hinzukriegen. Kindernehmen heute ihre Fahrrä-der nicht mehr auseinan-der. Und dadurch neh-men sie das Wissen

nicht mehr auf, wie etwas zusam-mengesetzt ist und welche Fertigkei-ten benötigt werden. Hier müssenwir grundsätzlich umdenken.

Wie definieren Sie Innovation?Maaß: Es gibt keine stehende De-

finition von Innovation. Häufig ar-beitet man mit Beschreibungen. In-novation muss immer etwas Neuessein. Was ist neu? Wie neu ist es? Fürwen ist es neu? Ist das Neue auch so-fort erfolgreich? Man kann auch un-terscheiden zwischen Produkt- undProzessinnovation. Gerade in Unter-nehmen sind neue Prozesse von gro-ßem Interesse, die es Firmen erlau-

ben, effizienter zu arbeiten, umam Markt erfolgreich zu

sein. Es gibt auch radikaleInnovationen wie bei-

spielsweise das Internet und die da-raus entstehenden Geschäftsprozes-se.

Gibt es noch den genialen Erfinder,der den großen Einfall hat, oder istdas heute Teamarbeit?

Maaß: Nach wie vor ist der Erfin-der der Ursprung jeder Innovation.Er hat die geniale Idee, er entwickeltden Innovations-Kern. Als Beispielmöchte ich ein Institut in der engli-schen Universitätsstadt Oxford nen-nen, das sich mit Schweißtechnik be-schäftigt hat. Sie haben eine neueTechnologie entwickelt, mit der manMetalle nahtfrei miteinander verbin-den kann. Ein einzelner Mitarbeiterhatte nach einer längeren Entwick-lungsphase in seiner Freizeit die zün-dende Idee. Er hatte sich eine Metho-de ausgedacht, mit der er die Metallenahtfrei miteinander verquirlenkonnte. Diese Entdeckung wurde vonTeams aufgenommen, die sie dannprofessionalisierten. Diese Innovati-

oard entwickelt, wenn nicht Sportbegeisterte danach verlangt hätten, durch den Schnee zu surfen. Foto: Mauritius

F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3TSMAGAZIN

ein Snowboard wird

Page 4: Wirtschaftsmagazin

S E I T E 4 F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3WIRTSCHAFTSMAGAZIN

on wird beispielsweise bei der Her-stellung der Weltraum-Raketen Aria-ne 5 und SpaceX Falcon 9 eingesetzt.

Lässt sich Innovation in einem Unter-nehmen von oben anordnen?

Maaß: Das funktioniert nicht. DasManagement kann organisatorische,finanzielle und technische Rahmen-bedingungen setzen. Eine Innovati-onskultur wird letztlich von denMitarbeitern erzeugt.

Wie weit entwickeln sich Innovatio-nen aus Kundenwünschen heraus?

Maaß: Eric von Hippel von derMIT Sloan School of Management(Cambridge, Massachusetts) hat ineiner Studie festgestellt, dass 77 Pro-zent der Innovationen vom Kundenkommen. Nutzer geben extrem vielGeld aus, um neue Sachen auszupro-bieren. In sehr vielen Bereichen istes die Kunst des Unternehmens, zuverstehen, was sich denn da entwi-ckelt, um es in die Firma hineinzu-führen und zu professionalisieren.Es gibt übrigens ganze Bereiche, woKunden neue Produkte erfinden.Vieles in der Sportindustrie und ge-rade im Behindertensport ist im We-sentlichen beim Kunden entstan-den. Denken Sie an Surfbretter, Rol-lerblades oder Snowboards. BeiSnowboards haben die Nutzer ge-sagt, dass sie ein Surfbrett habenwollen, aber auf Schnee. Wie könntedas funktionieren? Dann fangen siean zu basteln und geben Geld aus. Soist die ganze Industrie der Wellen-reiter entstanden. Im Software-Be-reich sind das die Open-Source-Lö-sungen (frei zugängliche Software).Es sind nicht die Software-Riesenwie die Walldorfer SAP, die be-stimmte Dinge entwickeln, sondernoffene Programmierer-Communi-ties, die für sich selbst entwickeln.Nutzer wissen genau, was sie ammeisten brauchen. Wenn Unterneh-men clever sind, nehmen sie die Ide-en auf und wandeln sie in Produkteund Dienstleistungen um.

Wie sinnvoll ist es, sich Hilfe von au-ßen zu holen – etwa von Hochschulen?

Maaß: Das ist natürlich eine Frage,die jeden Universitätspräsidenten inDeutschland beschäftigt. InDeutschland funktioniert das bei-spielsweise sehr gut zwischen derTechnischen Universität Münchenund BMW. Hier gibt es eine extrem

enge Zusammenarbeit im BereichMaschinenbau. In Amerika wäre dasSilicon Valley ohne die UniversitätStanford nicht denkbar.

Was bedeutet das für die Saar-Uni?Maaß: In Deutschland haben wir

ein mehrgliedrigeres Hochschulsys-tem mit Universitäten, Fachhoch-schulen und Berufsakademien. Diebeiden Letztgenannten haben in derRegel einen guten Kontakt in die Un-ternehmen. Universitäten sind daszum Teil nicht gewohnt. Die Saar-Universität wirkt noch nicht in dieRegion, wie sie wirken könnte. Dasist ein Prozess für die Zukunft.Deutschlandweit sind die Unterneh-men immer noch schwach in derAufnahme von Innovationen, dieüber Hochschulen angeboten wer-den. Da gibt es enorme Barrieren.Das Wissen fließt eher mangelhaft.

Wo sind die kritischen Punkte einesInnovationsprozesses?

Maaß: Der absolut kritische Punktist der Umgang mit Wissen. EtwasNeues zu entwickeln, bedeutet, dassich etwas tiefgreifend verstandenhabe, und dieses Verständnis nutzeich dafür, etwas Neues zu schaffen.Das muss kein Schulbuch-Wissensein, sondern kann auch implizitesWissen sein – aufgenommen durchmeine Erfahrung. In einer komple-xer werdenden Welt müssen wirdieses Wissen auch teilen können.Wir werden in Zukunft weniger Pro-dukte sehen, die eine Person kom-plett versteht. Dann muss sie in derLage sein, dem anderen ihre Ideenmitzuteilen. Ein Techniker muss ei-nem Mediziner beispielsweise seineIdeen so rüberbringen, dass er sieüberhaupt versteht – und umge-kehrt.

Wolfgang Maaßlehrt an der Saar-Uni Innovations-management. Fotos: Oliver Dietze, Lang

„Zeit! Um dieses schöne

Land, das ich liebe, genau

wie seine Menschen in allen

Facetten zu genießen. Ich

lebe gerne hier und bin stolz

darauf, in diesem Land

geboren zu sein. Das ist für

mich etwas Besonderes.“

Hans Agostini, Präsident desLandesverbandes Einzelhandel und Dienstleistungen Saar

Im Saarland fehlt mir

noch zum Glück:

„Nutzer wissen genau,

was sie am meisten

brauchen. Wenn

Unternehmen clever

sind, nehmen sie die

Ideen auf und

wandeln sie in

Produkte und

Dienstleistungen um.“

Professor Wolfgang Maaßüber Innovationsprozesse

Page 5: Wirtschaftsmagazin

Energiegewinnung

... auf sichere Füße gestellt!

www.dillinger.de

Page 6: Wirtschaftsmagazin

S E I T E 6 F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3WIRTSCHAFTSMAGAZIN

Wer einen besonders ed-len Zeitmesser amHandgelenk tragenwill, entscheidet sich

für eine Repetitionsuhr. Diese Chro-nographen der oberen Luxusrängelassen auf Knopfdruck ein akusti-sches Erinnerungssignal erklingen,damit der Träger – wie bei einerStanduhr – weiß, was die Stunde ge-schlagen hat. Auch der Fünf-Minu-ten-Rhythmus ertönt, so dass bei-spielsweise um 2.20 Uhr die Stundezweimal anschlägt und der Fünf-Mi-nuten-Ton viermal. Um diese Töneeiner Armbanduhr zu entlocken, istkomplexe Technik auf kleinstemRaum vonnöten. „Der mechanischeAufwand ist enorm“, sagt GuidoGrohmann, Mit-Geschäftsführerdes Saarbrücker UhrenherstellersNivrel. Die Nivrel-Uhren werdenseit 1993 von den Unternehmerfa-milien Kraemer (Juwelier Kraemer,Saarbrücken) und Hofer in einerManufaktur gefertigt.

Damit die Zeit auf Knopfdruckhörbar wird, „muss ein speziellesSchlagwerk eingebaut werden, dasallerdings viel Kraft benötigt“, erläu-tert Grohmann weiter. Der Trägerder Uhr muss einen Schieber am Ge-häuserand kräftig drücken, um denSchlagwerk-Mechanismus auszulö-sen. Wenn der Schieber nicht biszum Anschlag gedrückt wird, ertöntdas Zeit-Signal unvollständig. „DieseSchwachstelle wollten wir beseiti-gen“, erzählt der Nivrel-Manager.

Die Hofers holten sich Rat bei Pro-fessor Ralf Busch, Leiter des Lehr-stuhls für Metallische Werkstoffe ander Saar-Uni. Er erforscht metalli-sche Gläser, denen er eine große Zu-kunft voraussagt. Sie sind härter alsStahl und Titan, können aber wieKunststoff in Formen gegossen wer-den. Außerdem sind sie elastisch,verschleißbeständig und kaum ros-tend. „Wir haben den Metallen ein-getrichtert, dass sie sich wie Glasverhalten sollen“, sagt Busch.

Für die Repetitionsuhren von Niv-rel konstruierte er die Feder desSchlagwerks aus metallischem Glas.„Dieser Werkstoff kann bis zu achtMal mehr Energie speichern als eineStahlfeder“, erläutert Busch. Damitmuss der Schieber der Uhr mit we-sentlich weniger Kraft gedrücktwerden, um den Schlagwerk-Mecha-nismus auszulösen. „Dadurch sinktdie Reparatur-Anfälligkeit spürbar“,sagt Nivrel-Geschäftsführer Groh-mann. Die Kunst war es, eine Formzu finden, die in das Schlagwerk derUhr passt. „Hier haben wir zusam-men mit unseren Uhrmachern langegetüftelt“, erinnert er sich. Man seiallerdings flexibel, da metallischeGläser unter vertretbaren Tempera-turen (ab 100 Grad) gegossen wer-den und die Formgestaltung dahereinfach sei.

Wem die Stunde schlägtMetallisches Glas für Schlagwerke – Der Saarbrücker Uhrenbauer Nivrel hat sich Rat an der Universität des Saarlandes geholt

In einer Nivrel-Repetitionsuhr steckt auf kleinstem Raum komplexe Technik. Fotos: Rich Serra

Professor Ralf Busch hat für die Nivrel-Repetitionsuhr eine Feder aus metallischem Glas entwickelt.

„Wir haben den Metallen

eingetrichtert, dass sie sich

wie Glas verhalten sollen.

Dieser Werkstoff kann bis zu

acht Mal mehr Energie

speichern als eine Stahlfeder.“

Professor Ralf Busch, Leiter desLehrstuhls für Metallische

Werkstoffe an der Universität desSaarlandes, zu den

zukunftsweisenden Eigenschaftenvon metallischem Glas

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

HINTERGRUND

Die Zusammenarbeit zwischen Nivrel und dem Lehrstuhl für Metalli-sche Werkstoffe fand im Rahmen des Förderprogramms KoWi2 statt. Esfördert mit Unterstützung des saarländischen Wirtschaftsministeriumsdie Zusammenarbeit zwischen der Saar-Wirtschaft und Wissenschaft-lern. Das Spektrum ist breit, wie ein weiteres Beispiel zeigt. So haben dieDillinger Bartz-Werke zusammen mit dem Lehrstuhl für Automatisie-rungstechnik von Professor Georg Frey ein Verfahren entwickelt, um dieNaht von lasergeschweißten Rohren automatisch auf ihre Qualität prü-fen zu können. Bislang erledigten Mitarbeiter diese Aufgabe. Doch auchbei noch so großer Anstrengung lässt die Konzentration mit der Zeitnach. Damit steigt die Gefahr, dass Fehler übersehen werden. Die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) an derSaar-Uni begleitet die Vorhaben von KoWi2. Bisher wurden 18 gefördert.Wer sich dafür interessiert, muss sich sputen. Die Projekte müssen bis31. Mai 2015 abgeschlossen sein. low

Page 7: Wirtschaftsmagazin

Quantensprung

www.saarstahl.com

150 Millionen Euro hat Saar-

stahl in die neue Sekundär-

metallurgie investiert. Ein

gewaltiger Quantensprung,

der zu einer deutlichen Er-

höhung der Kapazität hoch-

wertiger Stahlsorten führt.

In enger Abstimmung mit

unseren Kunden veredeln wir

in Völklingen Stahl in aus-

gesuchter Premium-Qualität.

Für anspruchsvolle Anwen-

dungen in Automotive und

Maschinenbau.

Page 8: Wirtschaftsmagazin

S E I T E 8 WIRTSCHAF

im Saarlandzuhause

Seit 1. Juni hat das Saarland einen neuen Volvo Trucks Service Partner.

Nutzfahrzeuge Kreuzer GmbH

Carl-Benz Strasse 18-20, 66773 Schwalbach-Hülzweiler

Telefon: 06831-951050, E-Mail: [email protected]

www.nutzfahrzeuge-kreuzer.de VolvoTrucks.DrivingProgress

Wer einen Blick in denmenschlichen Körperwerfen möchte, mussBlutgefäße und Gewe-

be sichtbar machen. Um das zu er-reichen, werden Kontrastmittel inBlutbahnen oder Organe gespritzt.Beim Röntgen ist das eine schonjahrzehntelang geübte Praxis, dieauch auf neuere Untersuchungsme-thoden wie die Computertomogra-phie (CT) übertragen wurde. Dochdie CT ist ein Turbo-Verfahren.„Dort dauert ein Ganzkörper-Scanweniger als drei Sekunden“, sagtMartin Bartels. Er ist Vorstandsvor-sitzender der Saarbrücker MedtronAG. Das Medizintechnik-Unterneh-men, das 1992 von dem heutigenAufsichtsratsvorsitzenden Profes-sor Günter Brill gegründet wurde,produziert Kontrastmittel-Injekto-ren. Sie sorgen dafür, dass dieseFlüssigkeit zum richtigen Zeitpunktin den Teil des Körpers gespritztwird, den der Computertomograph

scannen soll. „Der Injektor ist mitdem CT-Scanner über eine Schnitt-stelle verbunden, sodass sicherge-stellt ist, dass das Mittel zur richti-gen Zeit am richtigen Ort ist“, erläu-tert Bartels. Dadurch werde auchKontrast-Flüssigkeit gespart undder Organismus weniger stark belas-tet. Medtron entwickelt und bautaber nicht nur Kontrastmittel-In-jektoren für CT-Anwendungen, son-dern auch für die Magnetresonanz-Tomographie (MRT) und die Angio-graphie. Bei der MRT oder Kern-spin-Tomographie werden mithilfevon Magnetfeldern Schnittbilderdes menschlichen Körpers erzeugt.Bei der Angiographie können Blut-,aber auch Lymphgefäße sichtbar ge-macht werden.

„Insgesamt gibt es weltweit sechsHersteller von Kontrastmittel-In-jektoren, drei davon gehören zu gro-ßen Pharma-Konzernen“, be-schreibt Bartels den Markt. „Umhier bestehen zu können, müssenwir ständig mit Neuentwicklungenpunkten.“ Schon im Jahr 2000brachte Medtron einen Doppel

Wie Körpergewebe in Sekunden sichtbargemacht werden kann

Medtron-Vorstandschef Martin Bartels mit der neuesten Generation vonKontrastmittel-Injektoren. Fotos: Rich Serra (3), VDS

Die Saarbrücker Medtron AG fertigt

seit mehr als 20 Jahren

Kontrastmittel-Injektoren –

Zweites Geschäftsfeld mit

medizinischen Schlauchsystemen

wird ausgebaut

Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

„Dass das Saarland eine

stabile und positive

Entwicklung als

Industriestandort nimmt,

genug Arbeit und Brot für

die Menschen da sind –

und damit ein Stück

Friedenssicherung.“

Albert Hettrich, Präsident des Verbands der Saarhütten

Im Saarland fehlt mir

noch zum Glück:

Page 9: Wirtschaftsmagazin

F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3FTSMAGAZIN

Die deutsch-französische RegionalbankLa banque régionale franco-allemande

Die Zufriedenheit unserer Firmenkunden ist für uns von entscheidender Bedeutung, was die Ergebnisse der neuesten Kundenzufriedenheits-

studie eines unabhängigenMarktforschungsinstituts deutlich unterstreichen: 91% unserer befragten Firmenkunden sindmit der SaarLB

zufrieden oder sehr zufrieden. Für uns die Bestätigung, auch in Zukunft unserem Leitsatz „Weitsicht durch Nähe“ gerecht zu werden –

denn der nachhaltige Erfolg unserer Kunden ist auch unser Erfolg.

weitsicht durch nähe

Spitzenbewertung

durchunsereKunden

Die deutsch-französische RegionalbankLa banque régionale franco-allemande

Die Zufriedenheit unserer Firmenkunden ist für uns von entscheidender Bedeutung, was die Ergebnisse der neuesten Kundenzufriedenheits-

studie eines unabhängigenMarktforschungsinstituts deutlich unterstreichen: 91% unserer befragten Firmenkunden sindmit der SaarLB

zufrieden oder sehr zufrieden. Für uns die Bestätigung, auch in Zukunft unserem Leitsatz „Weitsicht durch Nähe“ gerecht zu werden –

denn der nachhaltige Erfolg unserer Kunden ist auch unser Erfolg.

weitsicht durch nähe

Spitzenbewertung

durchunsereKunden

kolben-Injektor für CT-Untersu-chungen auf den Markt. Über denersten Kolben wird Kontrastmittelinjiziert und über den zweiten eineKochsalz-Lösung. „Das hat den Vor-teil, dass man noch weniger Kon-trastmittel benötigt“, erläutert Bar-tels. „Die Kochsalz-Lösung schiebtdas Mittel vor sich her, bis es die Kör-perregion erreicht hat, die unter-sucht werden soll.“ Seit 2008 könnenauch bei Angio-UntersuchungenDoppelkolben-Injektoren von Med-

tron eingesetzt werden. „Das war ei-ne Weltneuheit“, sagt der Vorstands-chef. Das Problem bestand hierbei,dass die Flüssigkeiten mit großemDruck (bis zu 83 Bar) injiziert wer-den müssen. „Da muss man vorsich-tig zu Werke gehen.“ Bei den MRT-Untersuchungen hat Medtron dankeiner Neuerung die Nase vorn. DieKontrastmittel-Injektoren werdenmit einer elektrischen Abschirmungumgeben, um das Magnetfeld, mitdem das Körperinnere scheibchen-

weise sichtbar gemacht wird, nichtdurch die elektromagnetische Eigen-strahlung des Injektors zu beeinflus-sen. Jährlich verlassen rund 800 ver-schiedene Kontrastmittel-Injekto-ren die Fertigungsstätte im Saarbrü-cker Stadtteil Gersweiler. Die wich-tigsten Märkte sind neben Deutsch-land alle mitteleuropäischen Länder,aber auch Südamerika und – mitstarken Wachstumsraten – China.

Dennoch will Medtron sich weite-re Standbeine schaffen. Anfang 2013

wurde in Hermeskeil eine neue Fer-tigung für Schlauchsysteme hochge-zogen. „Die Schlauchvorrichtungen,die wir für die Injektoren benötigen,machen wir künftig selbst“, sagt Bar-tels. Da Medtron sie aber auch ande-ren Herstellern verkauft, wächstdieser Geschäftszweig stark und er-reicht inzwischen schon 60 Prozentdes Umsatzes von rund 20 MillionenEuro. Insgesamt beschäftigt Med-tron 80 Mitarbeiter, davon knapp 20in Hermeskeil.

So sieht das elektronische Innenleben der Kontrastmittel-Injektoren aus. Produktionsleiter Edwin Heinz sorgt dafür, dass die Qualität stimmt.

Page 10: Wirtschaftsmagazin

WIRTSCHAF

Teil I – FachpraxisKfz-Techniker Start: Oktober 2013Elektrotechniker Start: Oktober 2013Installateur- und Heizungsbauer Start: 09. November 2013

Teil II – FachtheorieElektrotechniker Start: 17. September 2013Kfz-Techniker Start: 19. September 2013Stuckateur Start: Oktober 2013Straßenbauer Start: 06. November 2013Maurer Start: November 2013Zimmerer Start: November 2013

Teil III – Wirtschaft und RechtAbend- und Samstagsform ab November 2013Tagesform Start: 11. Dezember 2013

Teil IV – Berufs- und ArbeitspädagogikAbend- und Samstagsform ab September 2013Tagesform Start: 21. Oktober 2013

Technische WeiterbildungNageldesigner/-in 13. September 2013Fachkraft für festgelegte Tätigkeiten im Elektrobereich 02. Oktober 2013Make-up und Frisur für die Braut Oktober 2013Visagist/-in Oktober 2103

Infos: Karin Hussung, 06 81/58 09-1 31, [email protected] Anzeige wurde gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes.

Hier sind noch Plätze frei! Jetzt anmelden!

Manchmal brau-chen Riesen dieHilfe von ganzKleinen. Zum

Beispiel der japanische Au-to-Gigant Toyota und die US-Regierung. Sie fanden drin-gend nötige Unterstützungim fernen Saarland – beimSaarbrücker Computersoft-ware-Hersteller Absint. Da-von erzählen die beidenChefs, Christian Ferdinand und Da-niel Kästner, mit offenkundigemVergnügen und – bei aller Beschei-denheit – in der Überzeugung, dassihre IT-Programme Außergewöhnli-ches leisten.

Als Toyota wegen einer Serieschwerer, teilweise tödlicher Unfällein den USA am Pranger stand, schal-tete sich die US-Regierung ein undbeauftragte die Weltraumbehörde

Nasa, die nicht mehr nur fürFlüge ins All zuständig ist,mit der Aufklärung. Klem-mende Gaspedale und aus-setzende Bremsen warenangeblich die Ursache. DieNasa sollte prüfen, ob Toyo-ta verantwortlich zu ma-chen war. Unter anderemmussten die Nasa-Experten„untersuchen, ob die Unfällevielleicht mit der Softwarezusammenhängen“, sagtKästner, und sie stießen beider Suche nach dem nötigen

Know-how auf Absint. Denn mit denDiagnose-Programmen des saarlän-dischen IT-Unternehmens kannman mit absoluter Sicherheit dieFrage beantworten, ob sogenannteeingebettete Systeme, die winzigenComputerchips, die zur Steuerungverschiedenster Vorgänge in Autos,Flugzeugen oder Maschinen einge-baut sind, korrekt funktionieren.„Wir sind die Einzigen auf der Welt,

die diese Technikmarktreif entwi-

ckelt haben“, sagt Käst-ner. So kann die Absint-

Software zum Beispiel be-weisen, dass das Programmeiner Bremsensteuerung für

seinen Ablauf niemals mehr Zeitbraucht als geplant oder „dass es zwi-schendurch nicht abstürzt“, erläu-tert Ferdinand. Gefährliche Pro-grammierfehler, die zum Beispiel inAutos Bremsen außer Funktion set-zen, können so ausgeschlossen wer-den. In der Vergangenheit war es üb-lich, Steuerungssysteme in Testrei-hen mit unterschiedlichen Angabenzu füttern. „Dabei findet man Fehleraber nur zufällig“, erklärt Kästner.100-prozentige Sicherheit sei im Un-terschied zur Absint-Technik un-möglich.

Das Ergebnis der Absint-Prüfungim Fall Toyota: „Es wurden keineProbleme gefunden.“ Am Ende allerUntersuchungen stellte sich sogar

Saarbrücker Programmegegen Unfälle und Abstürze Das IT-Unternehmen Absint macht Fliegen und Autofahren sicherer

S E I T E 1 0

Daniel Kästner (links) und Christi-an Ferdinand, die beiden Chefs derSaarbrücker IT-Firma Absint. Siehat ihren Sitz im Science Park derSaar-Universität. Foto: Oliver Dietze

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Page 11: Wirtschaftsmagazin

TSMAGAZIN

Zum Glückgibt‘s LOTTO

Erfolg in ZahlenSaartoto von 1951 bis 2013

Gesamtumsatz des Unternehmens:

4 Milliarden Euro

Gewinne für die Tipper:

2 Milliarden Euro

Steuern für das Land:

670 Millionen Euro

Förderung von Sport, Kultur, Umwelt,

Denkmal schutz und Soziales: 800 Millionen Euro

Zum Glückgibt‘s LOTTO

Erfolg in ZahlenSaartoto von 1951 bis 2013

Gesamtumsatz des Unternehmens:

4 Milliarden Euro

Gewinne für die Tipper:

2 Milliarden Euro

Steuern für das Land:

670 Millionen Euro

Förderung von Sport, Kultur, Umwelt,

Denkmal schutz und Soziales: 800 Millionen Euro

Hauptsächlich kommtdie Software der 1998 aus der

Informatik-Fakultät der Saar-Unigegründeten Firma in der Flugzeug-technik zum Einsatz. Mit der Luft-fahrtindustrie mache das Unterneh-men, das rund 40 Mitarbeiter hat,weit über die Hälfte der rund zweiMillionen Euro Jahresumsatz. EinDrittel decke die Autobranche ab, soFerdinand. Weitere Kunden kom-men aus Branchen wie Windenergie,Kernkraft und Medizintechnik.

Hauptkunde ist Airbus. Der Flug-zeug-Hersteller prüft mit der Ab-

sint-Software die Funktions-tüchtigkeit der Steuerungs-

computerunter an-derem im

RiesenjetA 380, in der neu-

en Version des Mittel-streckenflugzeugs A 320

und dem noch in der Ent-wicklung befindlichen

Großraumflieger A 350. Überallda „ist unsere Software gefragt, wo

Menschen gefährdet werden, wennSteuerungsprogramme nicht richtigfunktionieren, oder die Kostenenorm hoch sind, wenn etwas schief-geht“, sagt Kästner.

Anfangs war es nicht leicht, Kun-den außerhalb der Luftfahrtbranchezu gewinnen. Die Überzeugungsar-beit in der Autoindustrie ist inzwi-schen dank einer Ende 2011 veröf-

heraus, dass fast ausschließ-lich Fahrfehler die Unfälleverursacht hatten. Für Ab-sint hatte der Nasa-Auftrageine erfreuliche Folge. Als derAutohersteller in Bedrängnis war,„war Toyota noch kein Kunde beiuns, jetzt ist er Kunde bei uns“, sagtder Informatiker Kästner und lä-chelt verschmitzt. Inzwischen „mer-ken wir auch, dass wir auf dem japa-nischen Markt bekannter gewordensind“.

fentlichen Sicherheitsnorm aber ein-facher geworden. Demnach müssendie Autobauer bei der Entwicklungneuer Software für die Steuerung si-cherheitskritischer Funktionen wieBremsen und Lenkung das Fehlerri-siko möglichst klein halten. NachEinführung der Norm „hat sich dasInteresse an unseren Werkzeugendeutlich ausgeweitet“, sagt Kästner.Ein größerer Autobauer prüfe gerade,„ob er unser Tool flächendeckendeinsetzt“, also in allen Abteilungenund bei allen Neuentwicklungen. Eskönnte also noch der eine oder ande-re Auto-Riese hinzukommen, der dieHilfe der kleinen saarländischen Fir-ma in Anspruch nimmt – aber hof-fentlich, bevor Nachrichten über töd-lich Unfälle um die Welt gehen.

Auch der Airbus A 350fliegt sicherer dank derSoftware von Absint. Fotos: ddp-images, Diersch/HWK

F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3

HINTERGRUND

Im Saarland gibt es auf Grund-lage von Zahlen aus dem Jahr2011 insgesamt 840 Unterneh-men, die sich mit der Entwick-lung von Software, dem Pro-grammieren von Computernund der IT-Beratung befassen.Das geht aus einer Auswertungder Daten hervor, die das Statis-tische Amt Ende Mai diesesJahres vorgenommen hatte.Demnach waren in der Branche5570 Männer und Frauen sozial-versicherungspflichtig beschäf-tigt. mzt

„Dass seine Vorzüge als

lebens- und liebenswertes

Land sowie als attraktiver

Wirtschaftsstandort im

Herzen Europas auch

außerhalb des Landes

endlich gebührend

wahrgenommen werden.“

Hans-Alois Kirf, Präsident derHandwerkskammer des Saarlandes

Im Saarland fehlt mir

noch zum Glück:

Page 12: Wirtschaftsmagazin

S E I T E 1 2 WIRTSCHAF

Die Ingenieurin Lijia Wu an ihrem Arbeitsplatz auf der Hochofen-Messwarte der Rogesa. Foto: Rolf Ruppenthal

Page 13: Wirtschaftsmagazin

F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3TSMAGAZIN

Inge-nieur

KumarKrishnapis-harody ne-ben demSaarstahl-Hüttenmann.Foto: Ruppenthal

Die saarländische Stahlin-dustrie setzt bei der Rek-rutierung ihres Ingenieur-Nachwuchses nicht allein

auf deutsche Talente. Längst arbei-ten bei der Dillinger Hütte und derSaarstahl AG auch Fachleute aus an-deren Kontinenten.

Da ist zum Beispiel Lijia Wu ausChina. Die 27-Jährige steht seit Juli2012 an der Hochofen-Messwarte inDillingen ihre Frau. Aufgewachsenist sie in der Nähe von Shanghai. DieStadt Wuhan wählte sie zu ihremStudienort. Mit dem Stahlkochenwollte sie eigentlich wenig zu tun ha-be, „weil die Branche das Image hat,dass es dort schmutzig zugeht“.

Eine Einführungsveranstaltung ander Universität Wuhan öffnete ihrdie Augen. „Ich entdeckte, dass derWerkstoff Stahl unseren ganzen All-tag prägt. Ohne ihn ist das Leben, daswir führen, nicht denkbar.“ Sie stu-dierte zunächst in Wuhan und an-schließend im Rahmen eines Aus-tausch-Programms an der Techni-schen Universität in Freiberg (Sach-sen). Sie schloss dort das Studiumder Eisen- und Stahltechnologie alsDiplom-Ingenieurin ab. Zwischen-durch paukte sie fleißig Deutsch. DerWechsel zur Dillinger Hütte und zuihrer Hochofen-Halbtochter Rogesa– 50 Prozent hält die Saarstahl AG –vollzog sich sehr unspektakulär. „Ichhabe mich einfach beworben“, sagtsie trocken. Ihr Interesse für diesaarländischen Eisenkocher wurdegeweckt, „weil ich auf Bildern gese-hen hatte, dass die Hochöfen und dasHüttengelände im Grünen liegen.Anderswo ist es eher grau.“ Heutekümmert sie sich um die beiden Ro-gesa-Hochöfen und erforscht Ver-fahren, um den Prozess der Eisen-schmelze noch weiter zu verbessern.Eine Kernfrage ist dabei, wie manKokskohle durch sogenannteEinblaskohle ersetzen kann.Kokskohle ist teuer undmuss vorher den Kokerei-Prozess durchlaufen. Ein-blaskohle wird nur zer-mahlen und dann mitHochdruck über den Wind-erhitzer in den Ofen ge-presst. „Ich versuche im-mer, die richtige Balancezwischen den Kohlefraktio-nen zu finden“, sagt Frau Wu.

Im Saarland ist sie inzwischenauch mit dem Herzen angekom-men. Anfang des Jahres hat sieeinen chinesischen Landsmanngeheiratet. Das Ehepaar wohntin Saarbrücken und erkundetvon dort aus die neue Heimat –„am liebsten zu Fuß, bei kleinenWanderungen“.

Ein zweites Beispiel für Fach-leute, die aus fernen Ländern,zum Arbeiten an die Saar kom-men, ist Kumar Krishnapisha-

rody. Auch ihn treibt eine Leiden-schaft für den Werkstoff Stahl.Schon früh war ihm klar, dass er Me-tallurgie studieren wollte. Der 39-Jährige, der aus dem Südwesten desSubkontinents stammt, startete sei-ne akademische Ausbildung an derUniversität von Mumbai. Dann ginger für neun Jahre nach Kanada. Ermachte an der McMaster Universityvon Hamilton seinen Master und ei-nen Ph.D. (mit dem Doktortitel ver-gleichbar), danach arbeiteteKrishnapisharody als Wissenschaft-ler im dortigen Stahlforschungs-Zentrum. Ihn interessiert vor allem,wie sich Stahl in seiner flüssigenForm verhält, welche Strömungsei-genschaften die heiße Suppe hat undwelche chemischen Prozesse sichdort abspielen. „In dieser Phase ent-scheidet sich die Qualität des späte-ren Stahls“, sagt er.

Auf die Völklinger Saarstahl AGwurde er über Artikel in Fachzeit-schriften aufmerksam. „Ich wusste,dass man dort eine neue Sekundär-metallurgie hochziehen wollte. Dasinteressierte mich.“ Im Mai 2011 be-warb er sich. Im Juli flog er zum Vor-stellungsgespräch an die Saar. Nach-dem das Bürokratische geklärt war,konnte er Anfang 2012 bei Saarstahlloslegen. Die deutsche Sprache er-lernt er im Turbo-Tempo. Mit zweineuen Pfannenöfen hat er in Völk-lingen die Stahl-Kochtöpfe vorge-funden, die er sich immer gewünschthat. „Derzeit läuft der Optimie-

rungs-Prozess für die Öfen. Hier ha-ben wir noch viel zu tun“, freut sichKrishnapisharody.

In seiner Freizeit baut er Eisen-bahnen oder berühmte Bauwerke imMiniformat nach. Und wann immerer kann, fliegt er nach Indien, wo sei-ne Frau, die Augenärztin werdenwill, und die vierjährige Tochter le-ben. Dort genießt er auch die tropi-sche Wärme seiner indischen Hei-mat. Dennoch: Der erste Winter ander Saar konnte ihm kaum etwas an-haben. „Wer die Schneemassen inKanada erlebt hat, den schocktnichts mehr.“

Stahlkocher aus LeidenschaftDie Chinesin Lijia Wu und der Inder Kumar Krishnapisharody haben im Saarland ihre berufliche Heimat gefunden

Saarstahl-Ingenieur Kumar Krishnapisharody kümmert sich darum, dass in diesem Pfannenofen der Stahl opti-mal kocht und die Qualität nach dem Erkalten stimmt. Fotos: Oliver Dietze, Fischinger/T-Systems

„Dass die außergewöhnliche

IT-Expertise im Saarland

mehr Anerkennung über die

Landesgrenzen hinaus

bekommt.“

Ferri Abolhassan, GeschäftsführerT-Systems International GmbH

Im Saarland fehlt mir

noch zum Glück:

Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

Page 14: Wirtschaftsmagazin

Der saarländische Wirtschaftsminister Heiko Maas (SPD) zeigt, was er sich voständigkeit wagen.

Das Saarland ist kein Grün-der-Land. Das zeigen diekalten statistischen Zah-len: 6000 Gründungen

fehlten 2010 im Saarland, um an denBundestrend anzuschließen. Wirt-schaft und Landesregierung habendas Problem erkannt und versuchen,mit dem Netzwerk Saarland Offensi-ve für Gründer (SOG) Hilfestellun-gen für den Unternehmensstart zugeben – damit auch möglichst vieleGründungen gelingen. „Wichtigerals die Quantität ist aberdie Qualität der Grün-dung“, sagt Thorsten Bi-schoff, Sprecher des Wirt-schaftsministers. Und diesei durch die Beratung imSaarland besser gewordenals im Bundesgebiet:Deutschlandweit lag 2012der Anteil von Jungunter-nehmen mit einem Alterbis zu drei Jahren an denFirmenpleiten bei fast ei-nem Viertel. Im Saarlandwaren dies nur 19,9 Prozent.

„Je besser die Vorbereitung, destoerfolgreicher wird auch die Grün-dung sein“, sagt Thomas Pitz, bei dersaarländische Industrie- und Han-delskammer (IHK) für Gründer zu-ständig und Ansprechpartner imSOG-Netzwerk. In den ersten fünfJahren würde noch immer die Hälftealler Gründungen scheitern, sagtPitz. Schlechte Finanzierung istebenso ein Grund wie Planungsmän-gel oder fehlendes unternehmeri-sches Know-how. Pitz rät Gründerndaher, dass sie sich erst einmal dieFrage stellen, ob sie wirklich Grün-der und Unternehmer sind. „Dazugehört nicht nur, dass sie fachlichqualifiziert sind, sondern auch dasssie aufgeschlossen sind, Misserfolge

produktiv verarbeiten können undauch gut mit einem Team arbeitenkönnen.“ Doch auch wer zum Unter-nehmer taugt, muss vor der Grün-dung seine Hausaufgaben machen:„Eine Idee alleine reicht nicht aus“,sagt Pitz. Zuerst gilt es, einen Busi-ness-Plan zu erstellen. Dieser solltenicht nur das Vorhaben beschreiben,sondern auch die Marktchancen, dasKonkurrenzumfeld, die Liquiditäts-und Rentabilitätsplanungen sowieInvestitionen und deren Finanzie-rung. „An der Finanzierung soll eingutes Projekt nicht scheitern“, sagtKarl Lehmann von der saarländi-

schen Förderbank SIKB.Jedoch braucht die Bankfür Finanzierungszusa-gen genaue Daten überdie Chancen des Unter-nehmens. Nur dann wirdsie bereit sein, einen ver-günstigten Gründungs-kredit zu bewilligen.

Zwar unterstützen dieBerater der SOG-Initiati-ve potenzielle Gründerdabei, entsprechende Plä-ne für ihr Unternehmen

aufzustellen, allerdings sind Grund-kenntnisse in Betriebswirtschafts-lehre unabdingbar, will man mit ei-nem Unternehmen mittel- und lang-fristig erfolgreich sein. Das betontauch Axel Koch von der Kontaktstel-le für Wissens- und Technologie-transfer an der Saar-Universität, dieAusgründungen aus der Universitätfördert. Viele der Gründer sind spe-zialisierte Wissenschaftler – „diekann man nicht zum Vertriebler um-erziehen“, sagt Koch. Deshalb sei esgerade bei den Ausgründungen bei-spielsweise aus wissenschaftlichenInstituten wichtig, ein Gründerteamzusammenzustellen, in dem auch einBetriebswirtschaftler vertreten ist.„Die Notwendigkeit eines solchenTeams wird häufig nicht erkannt –

Der erste Schritt zum Unternehmen

Saarland Offensive

für Gründer

macht Weg in die

Selbstständigkeit leichter

„An der

Finanzierung

soll ein gutes

Projekt nicht

scheitern.“

Karl Lehmann,Förderbank SIKB

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

S E I T E 1 4 WIRTSCHAF

Page 15: Wirtschaftsmagazin

mit der Folge, dass dann Qualifika-tionen fehlen“, sagt Koch. Er legtebenfalls wie Pitz Wert darauf, dassdie Gründer ihr Geschäftsmodell vorBeginn bis in die Tiefe analysieren –vom Kundenkreis bis zur Langfrist-finanzierung. „Viele gründen mit ei-nem Startkunden“, sagt Koch. „Da-mit sind zwar die ersten Jahre gesi-chert, doch es gilt, sich schon frühGedanken über die Ausweitung desKundenkreises zu machen.“ Nebender Beratung bekommen Gründer ander Uni auch gute Startbedingungen:So können sie im Starter-Zentrumfür drei Jahre günstig Unterneh-mensräume mieten und bleibengleichzeitig an die Uni angebunden.Später gibt es die Möglichkeit, überden Science Park auch weiter in Uni-Nähe Räume zu mieten.

Mit ganz besonderen Gründungs-problemen setzt sich Faruk Sahinauseinander. Er ist Gründungslotsefür Migranten – ein Angebot, das imSaarland seit März 2012 besteht.„Meine Aufgabe ist es, gründungs-willige Migranten an die Angeboteder Berater heranzuführen“, sagt Sa-hin, der sich als Brückenbauer be-zeichnet. Weil viele MigrantenSelbstständigkeit als eine Chance se-hen, ist bei ihnen der Gründungswil-le eigentlich sehr ausgeprägt, aller-dings hätten sie oft Probleme mitden bürokratischen Hürden: „Da isterst einmal die Frage, was ein Busi-ness-Plan ist und wozu der über-haupt nötig ist“, sagt Sahin. „Ichmuss viel Aufklärungsarbeit leisten“,sagt er. Und gegen Mentalitätsunter-schiede kämpfen. Denn viele seinerKunden hätten zwar eine Idee, wol-len sie aber nicht aufschreiben, umIdeenklau zu verhindern. Und auchdas Konzept einer vorausschauen-den Geschäftsplanung sei vielenfremd. Eigentlich ist es nur SahinsAufgabe, die Gründer an die richti-gen Stellen zu vermitteln, doch letzt-

lich ist er Rundumbetreuer: „Vielekommen aus den Beratungsgesprä-chen zurück und wollen, dass ichauch weiter für sie zuständig bin“,sagt er. Deshalb sei ein Gründungs-lotse auch viel zu wenig, vor allemweil er selbst nur Türkisch, Englischund Deutsch spricht. „Wir bräuchtenweitere Lotsen, beispielsweise rus-sisch-sprachige, um noch mehrGründer versorgen zu können“, sagter. 140 Fälle hat er in den vergange-nen eineinhalb Jahren betreut, Inte-ressenten gibt es noch deutlichmehr, sagt er. Noch eine Chance, umdas Saarland zum Gründer-Land zumachen.� Kontakt zur Saarland Offensivefür Gründer: Gründer-Hotline(0681) 501-30 00, E-Mail [email protected], Internet www.gruen-den.saarland.de

n der Gründerinitiative des Landes erhofft: dass viele den Schritt in die Selbst-Fotos: Becker & Bredel

F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3TSMAGAZIN

„Da ist erst einmal

die Frage, was ein

Business-Plan ist und

wozu der überhaupt

nötig ist.“

Faruk Sahin,Gründungslotse für Migrantinnen und Migranten

„Nichts! Das französischste

aller Bundesländer

verdient eine spezielle

Version des deutschen

Spruches über Frankreich:

Leben wie Gott im

Saarland.“

Frédéric Joureau, französischer Generalkonsulim Saarland

Im Saarland fehlt mir

noch zum Glück:

Page 16: Wirtschaftsmagazin

S E I T E 1 6 F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3WIRTSCHAFTSMAGAZIN

Wer ein Unternehmengründen will, brauchtneben einem schlüssi-gen Konzept vor allem

eines: Geld. Seit 2005 gibt es bei derSaarländischen Investitionskredit-bank (SIKB) ein Existenzgründerbü-ro, das extra auf die Zielgruppe zuge-schnittene Angebote bereithält, sagtKarl Lehmann, bei der saarländi-schen Förderbank SIKB für den Be-reich der Existenzgründer verant-wortlich. Wir stellen die wichtigstenFinanzierungen vor:

Startkapitalprogramm des Saarlan-desGrößtes Problem von Gründern ist,dass sie wenig Eigenkapital und kei-ne Sicherheiten haben. Hier greiftdas Startkapitalprogramm des Saar-landes. Es ist für junge Unterneh-men bis zum dritten Jahr nach derGründung vorgesehen. Im Rahmendieses Programms bekommen Un-ternehmen einen zinsgünstigen Kre-dit bis 25 000 Euro, der zwei Jahrezins- und tilgungsfrei ist und für denkeine Sicherheiten erforderlich sind.Gründer werden angehalten, an ei-nem Gründer-Coaching der KfW-Bank teilzunehmen, in dem organi-satorisches, vertriebliches und kauf-männisches Wissen vermittelt wird.Im Gegenzug reduziert sich der Zins-satz um einen Prozentpunkt.

KfW Gründerkredit StartgeldReichen 25 000 Euro Anfangskapitalnicht aus, lässt sich das Startkapital-programm des Saarlandes auch noch

durch das Startgeld der FörderbankKfW erweitern, die eine Finanzie-rung von bis zu 100 000 Euro ermög-licht – ebenfalls zu vergünstigtenZinskonditionen.

Gründungs- und Wachstumsfinan-zierung SaarlandWird für die Gründung oder für Er-weiterungspläne eine höhere Sum-me gebraucht, etwa für größere In-vestitionen und die Anschaffung vonBetriebsmitteln, gibt es dafür bei derSIKB die Gründungs- und Wachs-tumsfinanzierung. Sie richtet sichebenfalls an junge Unternehmen biszu drei Jahre nach der Gründungund ermöglicht zinsgünstige Kreditebis zu zwei Millionen Euro. Beson-derheiten dieses Instrument sind dieTilgungsfreistellung von bis zu dreiJahren sowie eine Zinsvergünsti-gung, die vom Land getragen wird.Wie hoch die ausfällt, ist unter ande-rem davon abhängig, ob und wie vieleArbeitsplätze geschaffen werden.

Beteiligungs-KapitalStatt einen Kredit aufzunehmen, istes auch möglich, über die Saarländi-sche KapitalbeteiligungsgesellschaftKBG eine Beteiligung zu bekommen.Bei diesem Programm beteiligt sichdie KBG mit einem Betrag zwischen30 000 und 100 000 Euro als stillerGesellschafter bis zu zehn Jahre amUnternehmen. Vorteil einer solchenBeteiligung ist die Tatsache, dass die-se Gelder dem Eigenkapital zuge-rechnet werden und somit die Boni-tät für weitere Kredite verbessertwird. Außerdem steigt die Zinsbelas-tung beim KBG-Programm nurschrittweise, sodass in den ersten

Jahren die Belastung vergleichswei-se gering ausfällt.

Wagnis-KapitalUnternehmen, die mit hoch innova-tiven Produkten an den Markt gehenwollen, können über die Saarländi-sche Wagnisfinanzierungsgesell-schaft (SWG) finanzielle Unterstüt-zung bekommen. Hier steht der in-novative Charakter im Vordergrund.Die Finanzierung wird individuellfür das Unternehmen angepasst.

BonitätsverbesserungAn mangelnden Sicherheiten sollkeine Gründung scheitern – lautetdas Motto der Bürgschaftsbank der

SIKB. Über eine Bürgschaft von biszu 80 Prozent des benötigten Kapi-tals sichert die BürgschaftsbankGründern auch bei fehlenden Si-cherheiten die beste Bonitätsstufefür den benötigten Kredit. Somit las-sen sich bessere Zinskonditionen er-reichen.

Natürlich müssen Gründer Voraus-setzungen erfüllen, um gefördert zuwerden. Vor allem müssen sie einschlüssiges Gründungskonzept prä-sentieren, in dem unter anderem dieGeschäftsidee beschrieben wird,aber auch eine Markt-Analyse sowieein Vertriebs- und Marketing-Kon-zept. Ebenso muss der Gründer sei-nen Finanzbedarf sowie die erwarte-te Geschäftsentwicklung schlüssigdarstellen, sagt Lehmann. Bei bereitsbestehendem Geschäft sollte aucheine aktuelle Bilanz eingereicht wer-den. Noch wichtiger ist die Eignungdes Gründers. „Dafür sind für unspersönliche Termine unerlässlich“,so Lehmann. Wer eine Finanzierungbenötigt, kann sich bei einem Bedarfbis 50 000 Euro direkt an die SIKBwenden. In allen anderen Fällenläuft der Kontakt über die Hausbank.Sind die Unterlagen komplett, wirdüber die Finanzierung im besten Fallinnerhalb weniger Tage entschieden.Da sämtliche Förderinstrumenteüber die SIKB zur Verfügung gestelltwerden, hat der Gründer auch beikomplexen Finanzierungen immernur einen Ansprechpartner. � Kontakt: Saarländische Investiti-onskreditbank (SIKB), Franz-Josef-Röder-Straße 17, 66119 Saarbrü-cken, Telefon (0681) 3 03 30, [email protected], Internet www.sikb.de

Finanzielle Starthilfe für Gründer

Von Förderkrediten

bis Beteiligungs-Kapital –

Die Programme der

Saarländischen Investitionskreditbank

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

„Dass die Energiekosten die

saarländischen Unternehmen

und die Haushalte nicht noch

mehr belasten.“

Ellen Neumann,Betriebsratsvorsitzende derSaarstahl AG im Werk Neunkirchen

Im Saarland fehlt mir

noch zum Glück:

Fotos: Oliver Dietze, Iris Maurer

Page 17: Wirtschaftsmagazin

F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3 S E I T E 1 7WIRTSCHAFTSMAGAZIN

GEMEINSAM DIE ZUKUNFT GESTALTEN

150Jahre

DIE IHK WEITERBILDUNGSPARTNERSCHAFT

� Vom Bankfachwirt bis zum technischen Betriebswirt:

30 anerkannte Weiterbildungsabschlüsse

� Qualifizierung von rund 250 Fachkräften

zum Industriemeister

� Mehr als 60 kompetente Bildungspartner der IHK

� 330 hochwertige IHK Zertifikatslehrgänge

� Gezielte Personalentwicklung mit Inhouse-Seminaren

� Individuelle Weiterbildungsberatung – für Unternehmen

und Mitarbeiter

� Spezielle Angebote für Ältere, Migranten und

Berufsrückkehrer(-innen) – ein Beitrag zur Fachkräftesicherung

Machen Sie sich selbst ein Bild von der Leistungsstärke der saarländischen Bildungsträger: www.saarland.ihk.de

Ihre Ansprechpartner:Peter Nagel, Nina Schäfer, Tel. (0681) 9520-756, E-Mail: [email protected]

VORSPRUNG DURCH WISSEN – INNOVATION DURCH PARTNERSCHAFT

Die jungen Firmengründermüssen ja nicht jedenFehler noch einmal ma-chen, den wir schon ge-

macht haben“, sagt Peter Badt. UmJungunternehmern beim Fehler-Vermeiden zu helfen, engagiert sichBadt seit sechs Jahren als BusinessAngel im Saarland. Die Business An-gels sind zur Jahrtausendwende alsInitiative von Industrie- und Han-delskammer Saarland (IHK) unddem damaligen Wirtschaftsminis-ter Hanspeter Georgi (CDU) ins Le-ben gerufen worden. Grundgedankedabei ist, dass erfahrene Unterneh-mer Gründern zur Seite stehen undihnen helfen, innovative Ideen anden Markt zu bringen.

„Es gibt eine Menge Fallen, in dieman als Unternehmensgründer tap-pen kann“, sagt Badt. Sei es das rich-tige Logo oder schon der Firmenna-me, sei es aber auch die Frage, mitwelchem Vertrieb und Marketingdie Gründer ihre Produkte an denMarkt bringen wollen. „Gerade beiSoftware ist das ein ganz eigenes

Feld“, sagt Badt, der in seinemHauptberuf die Saarbrücker Soft-ware-Firma Metalevel führt. „Einwichtiger Punkt ist zum Beispiel,Kunden zu finden, mit denen mangemeinsam ein marktfähiges Pro-dukt entwickeln kann. Dazu gehört,viel mit den Kunden zu reden, Fra-gen zu stellen, um das Produkt im-mer wieder zu optimieren“, sagt er.

Zwei Unternehmen betreut Badtaktuell: Das jüngere hat sich geradegegründet, die Testfabrik AG, eineAusgründung aus der Universität,die mit dem Projekt Webmate eineautomatische Testsoftware für In-ternetseiten vermarkten will. Daszweite Unternehmen, Semvox, be-steht schon mehrere Jahre und hatkaum noch Beratungsbedarf. „Mitder Zeit werden dann natürlichauch die Treffen zwischen BusinessAngel und Gründern seltener“, sagtBadt. Anfangs jedoch gibt es regel-mäßigen Kontakt, bei dem dann inbis zu zweistündigen Treffen ganzeFragenkataloge abgearbeitet wer-den. Da geht es neben den grundle-genden betriebswirtschaftlichenFragen oft auch um konkrete Pro-jekte, Verträge und potenzielle Kun-

den. „Zusätzlich kommt ein Busi-ness Angel selbst ja auch viel herumund kann bei einigen Problemenauch über die eigenen Kontakte Hil-fe anbieten“, sagt Badt. Schon alleindas Potenzial der Kollegen im Busi-ness Angels Network, in dem imSaarland aktuell 50 Berater ehren-amtlich tätig sind, würde viele Mög-lichkeiten eröffnen.

Badt, der im Saarland Informatikstudiert hat, weiß selbst, wieschwierig es sein kann, ein Unter-nehmen aufzubauen. 1990 hat er ge-meinsam mit dem Informatiker Pe-ter Raber die Firma Metalevel über-

nommen und ausgebaut. „Dass dasgeklappt hat, hat mit Glück, Mutund einem guten Steuerberater zutun, der uns durch manche Krise ge-bracht hat“, sagt Badt. Die Erfah-rungen und die Fehler aus dieserZeit hätten ihn motiviert, 2006 zu-zusagen, als er gefragt wurde, ob ersein IT-Know-how bei den Busi-ness-Angels einbringen wolle.

Obwohl die Tätigkeit ehrenamt-lich ist und natürlich ein Ideen-schutz für die betreuten Unterneh-men besteht, sagt Badt, dass auch ervon den Gesprächen mit den Jung-Unternehmern profitiert. Einmalsogar geschäftlich, als nämlich einProjekt bei den Business Angels vor-gestellt wurde, zu dem seine FirmaMetalevel die ideale Ergänzung an-bieten konnte. „Wir haben uns dannentschieden, uns zusammenzutunund gemeinsam ein Unternehmenzu gründen“, sagt Badt. Das Unter-nehmen, die Übersetzungsplatt-form Leginda.de, ist bereits seitmehreren Jahren erfolgreich amMarkt. In diesem Fall habe das eh-renamtliche Engagement letztlichsogar zu einem Geschäftserfolg ge-führt, sagt Badt.

Der Startup-HelferBusiness Angel im Ehrenamt – Peter Badt steht angehenden IT-Unternehmern zur Seite

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

Im Hauptberuf ist Peter Badt Chefder Saarbrücker Software-FirmaMetalevel. Foto: Thomas Wieck

Page 18: Wirtschaftsmagazin

S E I T E 1 8 F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3WIRTSCHAFTSMAGAZIN

Es war ein schleichenderProzess, bis der Vater vonRoswitha Jacobs zum Pfle-gefall wurde. Anfangs hatte

es noch ausgereicht, dem Arbeitge-ber Bescheid zu geben, dass sie we-gen Arztterminen ihres Vaters kür-zertreten müsse. Irgendwannbrauchte er so viel Hilfe, dass die 42-jährige Jacobs die Betreuung nebendem Beruf nicht mehr stemmenkonnte. Arztbesuche, Einkaufstou-ren oder einfach nur bei ihm sein –all das kostete immer mehr Zeit, dieJacobs ihres Vollzeitjobs wegen imGrunde nicht hatte. „Die Arbeit kom-plett aufzugeben, kam für mich dabeinie infrage, denn ich liebe meinenJob“, sagt Jacobs. Als Assistentin derGeschäftsführung bei der GastroservCatering GmbH mit Sitz in Saarlouisist sie stark eingespannt und häufigim Saarland zu Außenterminen un-

terwegs. Den Vater in einem Pflege-heim unterbringen, kam für Jacobsund ihre beiden Geschwister, die inNordrhein-Westfalen wohnen, abergenauso wenig infrage.

Die Lösung brachte ein Gesprächmit ihrem Arbeitgeber ChristophKühn, Geschäftsführer bei Gast-roserv Catering. „Es kann von nie-mandem erwartet werden, der Dop-pelbelastung, also der Pflege einesAngehörigen und der Ausübung desBerufs, gerecht zu werden“, sagtKühn. „Wenn ein Mitarbeiter stän-dig in Sorge ist, leidet früher oderspäter seine Arbeitsleistung darun-ter. Unzufriedenheit macht sichbreit.“ Da müsse man gegenlenken,denn „Mitarbeiterfreundlichkeitkommt immer auch der Firma zugu-te“, ist Kühn überzeugt. So sei es fürihn selbstverständlich gewesen, sei-ne Assistentin zu unterstützen. Siekonnte ihre Arbeitszeit reduzieren,zudem bekam sie die Möglichkeit,von zu Hause aus – in Merzig-Bal-lern – zu arbeiten. „Damit kann ichauch mal einen oder zwei Tage in derWoche daheimbleiben und mich ummeinen Vater, aber auch um meineFamilie kümmern“, sagt Jacobs. Umihr Fehlen bei der Arbeit etwas aus-zugleichen, stellte die Firma eineAushilfe ein.

So ein Fall wie bei Jacobs sei imUnternehmen bisher noch nicht

vorgekommen, berichtet Geschäfts-führer Kühn. Er rechnet aber damit,dass die Firma künftig öfter auf sol-che persönlichen Notlagen reagie-ren muss. „Der Altersdurchschnittliegt bei uns etwa bei 40 Jahren, dawird es häufiger vorkommen, dassein Mitarbeiter einen Elternteilpflegen muss.“

Volker Giersch, Hauptgeschäfts-führer der Industrie- und Handels-kammer (IHK) Saarland, teilt dieseAuffassung: Künftig gebe es, auchwegen des Fachkräftemangels, deut-lich mehr Berufstätige mit pflegebe-dürftigen Angehörigen als heute.„Vor allem für ältere Mitarbeitermüssen wir Lösungen finden, da wirauf ihre Leistung und ihren Erfah-rungsschatz nicht verzichten kön-nen“, sagt Giersch.

Im Saarland gibt es nach seinerEinschätzung unübersehbare Fort-schritte bei der Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf. Dazu trägt einGütesiegel bei, mit dem die Service-stelle „Arbeiten und Leben im Saar-land“ familienfreundliche Firmenauszeichnet. „Dennoch sind wirbeim Thema Vereinbarkeit von Fa-milie und Beruf noch längst nicht amZiel“, sagt Giersch. So brauche es fle-xiblere Arbeitszeitmodelle, ein brei-teres Angebot an Heim-Arbeitsplät-zen sowie gezielte Betreuungsange-bote bei Notfällen.

Damit noch Zeit für die Familie bleibtWeil ihr Chef mit einer

kürzeren Arbeitszeit

einverstanden ist, kann

sich Roswitha Jacobs

stärker um ihren Vater

kümmern

Von SZ-RedaktionsmitgliedJennifer Back

Roswitha Jacobs ist froh, mehr Zeit für die Pflege ihres Vaters zu haben. Foto: Oliver Dietze

„Mehr Menschen, die im

Saarland ihren Lebens- und

Arbeitsmittelpunkt entdecken

und so zu echten Fans

werden. Und ganz persönlich:

ein neuer Konzertsaal!“

Prof. Dr. Silvia MartinGeschäftsführende GesellschafterinMöbel Martin GmbH & Co. KG

Im Saarland fehlt mir

noch zum Glück:

Page 19: Wirtschaftsmagazin

Man muss nicht gleichein Weingut besitzenoder Winzer sein, umseinen eigenen Jahr-

gangswein genießen zu können.Beim Weingut Schmitt-Weber inPerl geht das auch in kleineremMaßstab. Kunden können Wein-berg-Paten werden. „Damit gebenwir Wein-Verrückten im positivenSinne die Möglichkeit, ihre eigeneWeinberg-Reihe zu besitzen“, sagtWinzer Thomas Schmitt, Inhabervon Schmitt-Weber. Sieben Reihenmit 120 Rebstöcken, allesamt voneinem Pastor geweiht und im Mo-seltal gelegen, können auf fünf Jah-re gepachtet werden. Ist der Weinabgefüllt, zahlen die Pächter denRestbetrag, das heißt, den Fla-schenpreis abzüglich der Pacht. Dassei kein direkter Kostenvorteil,räumt Schmitt ein. Die Wartelistespreche aber für sich – der Kundelege Wert auf „das Besondere“.

Guten Wein produzieren und denKunden darüber hinaus etwas Be-sonderes bieten, das sind die erklär-ten Ziele des kreativen Winzers, derden Betrieb von seinem Vater Wer-ner übernommen hat. Denn guteWeine gebe es auch im Regal – nurfehle dabei der Bezug zum Produkt,„zum Persönlichen“, wie Schmittsagt. Deshalb heiße seine Betriebs-philosophie: „nah an den Kundensein“. Sie sollen ihn und seine Ar-beit kennenlernen können. Darauflegt der 48-Jährige Wert. Das schaf-fe emotionale Nähe, sowohl zumProdukt als auch zum Weingut unddessen Inhaber.

Aber damit allein ist es nach An-sicht Schmitts nicht getan. „Manbraucht gewisse Fähigkeiten, umein Produkt zu verkaufen, das fürden Weinliebhaber greifbar ist“,sagt Schmitt. „Fähigkeiten wie

Kreativität und Einfühlungsvermö-gen dafür, was der Kunde mag.“Greifbar, das bedeutet für Schmittvor allem eines: erlebbar. Um Kun-den zu gewinnen und zu halten,sucht der Winzer deshalb immerwieder neue Herausforderungen.Er nennt sich selbst einen umtriebi-gen Menschen, der sich immer wie-der neu positionieren will. Das tuter, indem er die Weinverkostung zueinem Erlebnis macht. Ein Beispieldafür sind die Drei-Länder-Wande-rungen im Sommer. Zwölf Kilome-ter wandern die Teilnehmer durchdas Grenzgebiet zwischen Saarland,Lothringen und Luxemburg undkehren an mehreren Stationen ein,um zu speisen und Weine vonSchmitt-Weber zu trinken. Ein Mit-tagessen in Frankreich mit Ausblickvom Stromberg, ein Glas Wein aufdem Schengener Plateau sowie eindeftiges Abendessen in der Probier-stube des Weinguts gehören zurWanderung durch das Drei-Länder-Eck.

Eine persönliche Note gibtSchmitt-Weber dem Wein zudemüber die sogenannten Event-Lesen,bei denen Gruppen ihren eigenenWein lesen. Ist der Wein gereift, be-kommen die Teilnehmer die Fla-schen mit einem personalisiertenEtikett. Nicht nur Vereine und Un-ternehmen gehören zu den Abneh-mern, sondern auch Gastronomenund deren Gäste. Mit der Event-Le-se und der Weinberg-Patenschaftgelingt es Schmitt nach eigenen An-gaben, zehn Prozent der Ernte be-reits vor der Lese zu verkaufen.

Nicht nur in Sachen Vermarktunggeht Schmitt eigene Wege. Mit derWein-Kollektion „1725-Premium-Serie“ will sich der feinsinnige Win-zer seit 2010 von der Konkurrenzabheben. Dafür hat er eigens eineWein-Manufaktur im heimischenKeller errichtet. Hinter der Premi-um-Serie steckt die Absicht

Wenn der Wein zum Erlebnis wird

Reben-Patenschaften oder eine Wanderung mit Picknick

im Weinberg – Das Weingut Schmitt-Weber in Perl tut viel,

um Verkostungen zu etwas Besonderem zu machen

Die Familie Schmitt bewirtschaftet im Moseltal bei Perl acht Hektar Wein-berge. Foto: Weingut Schmitt-Weber

Von SZ-RedaktionsmitgliedJennifer Back

F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3 S E I T E 1 9WIRTSCHAFTSMAGAZIN

Page 20: Wirtschaftsmagazin

S E I T E 2 0 F R E I T A G , 1 3 . S E P T E M B E R 2 0 1 3WIRTSCHAFTSMAGAZIN

Schmitts, Trauben für „kräftige,vollmundige Weißweine“ im Saar-land anzubauen, wo sonst vor allemspritzige Sommerweine hergestelltwerden. Die Erntemenge ist starkreduziert, so hängen weniger Trau-ben in größerer Qualität an den Re-ben. Nach der Ernte reifen die Pre-mium-Weine – anders als die Som-merweine – ein ganzes Jahr lang ingroßen Holzfässern. Eine Methodewie einst im Jahr 1725, als der Wein-bau in der Familie Schmitt erstmalsdokumentiert wurde.

„Ganz oben mitspielen“ möchteSchmitt damit im europaweitenVergleich und kann bereits Erfolgeverzeichnen. Im vergangenen Jahrbezeichnete der RestaurantführerGault Millau das Weingut Schmitt-Weber als eines der sechs bestenNewcomer-Weingüter Deutsch-lands. Dort hatte sich Schmitt erst-mals mit seinem Premium-Char-donnay beworben, der mit einer Ro-ten Traube ausgezeichnet wurde,der höchsten Auszeichnung in derKategorie „Newcomer“.

Viele Weingüter setzen auf The-menweine und kulinarische Ver-kostungen. „In der Form, wie wir esmachen, macht das aber niemand.“Immer wieder bekomme er positiveRückmeldungen der Teilnehmer.„Kunden, die nicht nur zufrieden,sondern begeistert sind von unse-ren Aktionen, sind die besten Mul-tiplikatoren“, ist Schmitt über-zeugt.

Viele tausend Liter Wein lagern im Keller des Weinguts Schmitt-Weber. Fotos: Weingut Schmitt-Weber

„Wir geben Wein-Verrückten

die Möglichkeit, eine eigene

Weinberg-Reihe

zu besitzen.“

Thomas Schmitt

Winzer Thomas Schmitt hat für seinen Premium-Chardonnay eine Auszeichnung des Restaurant-Führers GaultMillau eingeheimst.


Recommended