BERLINER
WIRTSCHAFT
www.berliner-wirtschaft.de
Nikolaus Ziegert
Der Geschäftsführer
der Ziegert Bank- und
Immobilienconsulting
GmbH setzt auf
Visionäres für Berlin
Berlinwill hoch hinaus
Das Magazin der Industrie- und Handelskammer zu Berlin – 04 / 2016
INTERVIEWNeue IHK-Präsidentin: Dr. Beatrice Krammüber ihre Motivation
ABSCHIEDWertschätzung: Politikund Wirtschaft dankenDr. Eric Schweitzer
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BERLIN
Die Highlights auf einen Blick Ausführliche Berichte
Unbenannt-1 1 10 03 16 17:48U2-ARTE.indd 2U2-ARTE.indd 2 18.03.16 13:4218.03.16 13:42
Warmherziger Abschied vom langjährigen Präsidenten Dr. Eric Schweitzer und ein herzliches Willkommen für seine
Nachfolgerin im Amt, Dr. Beatrice Kramm
Die einen sprachen von
einem Paukenschlag, ande-
re von einer Zäsur. Klar ist:
Die Verabschiedung eines
Präsidenten ist bei der IHK Berlin ein
höchst seltenes Ereignis und sollte des-
halb entsprechend gewürdigt werden.
Ob das gelungen ist, kann sicherlich
nur einer wirklich beurteilen –
Dr. Eric Schweitzer selbst. Zumindest
war er sichtlich gerührt, als zahlreiche
Weggefährten aus Berliner Wirtschaft,
Politik und Gesellschaft und insgesamt
rund 500 Gäste sein Wirken der vergan-
genen elfeinhalb Jahre als IHK-Präsident
mit einem Festakt (S. 24) würdigten.
Es war der 14. März 2016 als
Schweitzer im Rahmen der Vollver-
sammlung (S. 26) seinen angekündig-
ten Rückzug wahr machte. Spontan er-
griff Wolfgang Gruhn als amtsältestes
Mitglied der Vollversammlung das Wort
und dankte Schweitzer im Namen der
Anwesenden für dessen Einsatz und
forderte ihn auf: „Kämpfen Sie weiter
für Berlin.“ Das wird Eric Schweitzer tun
– schließlich bleibt er als Berliner auch
„unser“ Präsident des Deutschen Indus-
trie- und Handelskammertages (DIHK).
Apropos Berlin. Der Regierende Bür-
germeister Michael Müller betonte in
Bewegende Wochen
EDITORIAL04/2016
BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 EDITORIAL 03
JAN EDER
ist seit 2003 Hauptgeschäfts-führer der IHK Berlin. Bereits seit 1992 ist der Jurist und Politologe bei der IHK tätig
seiner Laudatio, Eric Schweitzer sei „ein
waschechter Berliner und es gehört
zu Ihrer DNA, sich auch außerhalb der
Steuerpfl icht für das Gemeinwesen ein-
zusetzen. Mit Ihrem Engagement ha-
ben Sie Maßstäbe dafür gesetzt, wie es
einem gelingen kann, seine unterneh-
merische Kreativität als Bürger Berlins
in den Dienst der Stadtgesellschaft zu
stellen. Sie wollen der Stadt etwas zu-
rückgeben, weil Sie diese Stadt lieben.
Und für dieses Engagement sage ich im
Namen Berlins ganz herzlich: Danke!“
Das Ludwig Erhard Haus steht für
die Tradition des Ehrbaren Kaufmanns
der Berliner Wirtschaft – an diesem
Abend im März vielleicht noch mehr.
Und mit Dr. Beatrice Kramm setzt sich
diese Tradition fort: Die Berliner Wirt-
schaft hat fortan eine IHK-Präsidentin,
die sich als Berliner Unternehmerin be-
reits seit 2002 bei der IHK im Ehrenamt
engagiert. Nun startet Dr. Bea-
trice Kramm mit „Neugier-
de“ und der „Vision Berlin
2030“ in ihre neue Aufga-
be (S. 20).
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04 INHALT BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
04 INHALT
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10 Weichen stellen für den richtigen Wachstumskurs
24 Abschied von Dr. Eric Schweitzer
TITELTHEMA
INHALT04/2016
Ich möchteetwas bewegen. Ich
möchte der Wirt-schaft der Stadt helfen, weiter so
erfolgreich zu sein. Ich möchte, dass
die Wirtschaft, die ja so wichtig ist für
eine Stadt, lautist, dass sie
gesehen wird.
DR. BEATRICE KRAMM
Neue Präsidentin der IHK Berlinund Vorsitzende der Geschäftsführung
der Polyphon GmbH
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INHALT 05
20 Interview des Monats
Berlins neue IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm zu Herausforderungen des Amtes
23 Mittelstandskolumne
Thomas Herrmann über die Rolle der Berliner Wirtschaft in der Flüchtlingskrise
10 Die Hauptstadt will höher hinaus
Berlins Einwohnerzahl steigt stetig. Für den benötigten Wohnraum und dieErweiterung der Infrastruktur müssen die Weichen gestellt werden
10-19TITELTHEMA
20-23MEINUNG & MACHER
24-36IHK AKTUELL & SERVICE24 Abschiedsgala
Dank und Würdigung für langjährigen Präsidenten Dr. Eric Schweitzer
26 IHK-Vollversammlung
Das Gremium der IHK Berlin hat eine neue Präsidentin gewählt
28 Thema des Monats
Die IHK unterstützt bei der Suchenach der passenden Finanzierung
32 Wirtschaftsspionage
Wie man seine Unternehmenswerte eff ektiv schützen kann
34 Insolvenzanfechtung
Die Pleite eines Geschäftspartners kann ein Unternehmen in den Ruin treiben
46-57UNTERNEHMEN&MÄRKTE
03, 06, 64-66RUBRIKEN
46 Unternehmensbesuch
Dr. Eric Schweitzer und Raed Saleh warenzu Gast bei Schleicher Electronic
47 Pilotprojekt
Bundesweit erstes länderübergreifendes Regionalmanagement gestartet
53 Hannover Messe
Bei der Leistungsschau im April sind zahlreiche Berliner Unternehmen vertreten
56 Versicherungswirtschaft
„App-schied“ von der analogen Zeit zeigt sich beim Treff en der Branche
03 Editorial
06 Nachrichten
64 Treff punkt
66 Impressum
37-45AUS-& WEITERBILDUNG37 Jobbörse für Flüchtlinge
Im Estrel Hotel trafen Unternehmenund 5.000 Refugees aufeinander
40 Bildungsprojekt
„Inkulab“ bietet für Start-ups im wissen-schaftlichen Bereich Labore nach Maß
43 Wettbewerb
Gesucht wird auch in diesem JahrBerlins bester Ausbildungsbetrieb
30 Flughafen Tegel
Prof. Dr. Elmar Giemulla, Rechtsanwalt, Experte für
Luftrecht und Luftverkehrs-recht, zu den Problemen bei
einem Weiterbetrieb
30
Prof. DRechtsa
Luftrecht recht, zu d
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IBB verzeichnet steigende Mietenund eine „hochgradig dynamische“ Nachfrage nach Wohnraum
06 NACHRICHTEN BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Der Mittelwert der Mieten auf dem Berli-
ner Wohnungsmarkt ist 2015 um 6,7 Pro-
zent auf 8,80 Euro pro Quadratmeter ge-
stiegen. Das geht aus dem Wohnungsmarktbericht
2015 hervor, den die Investitionsbank Berlin (IBB)
veröff entlicht hat. Die mittleren Kaufpreise für
Eigenheime lagen dem Report zufolge im vierten
Quartel 2015 bei knapp 350.000 Euro (Vorjahres-
zeitraum 324.229 Euro). Die IBB rechnet weiterhin
mit einer steigenden Einwohnerzahl und einer
„hochgradig dynamischen“ Nachfrage auf dem
Wohnungsmarkt. „Der Berliner Wohnungsmarkt
hat innerhalb weniger Jahre den früher beschwo-
renen Standortvorteil ,günstiges Wohnen‘ weitge-
hend verloren", heißt es in dem Bericht. Ein wei-
teres Indiz dafür sei der wachsende Wanderungs-
verlust gegenüber dem Umland. ‹ BW
ZAHLDES MONATS
16,8MRD. EURO
haben Käufer 2015 für Immobilien in Berlin
ausgegeben, gab der Gutachterausschuss für Grundstückswerte bekannt. Das ist ein
Drittel mehr als 2014. Die Zahl der Kaufver-träge stieg dagegen nur um 15 Prozent.
Am Wissenschafts- und Technologie-
park Berlin-Adlershof konnten 2015
60 neue Unternehmen angesiedelt
(2014: 52) werden, während 44 (2014:
34) den Standort verließen. Die Zahl
der Beschäftigten stieg um 4,6 Pro-
zent (2014: 5,2) auf 6.134. Die Umsätze
der Unternehmen am Standort legten
um 6,8 Prozent (2014: 3,5) auf 766
(2014: 718) Mio. Euro zu. Laut Roland
Sillmann, Geschäftsführer der Stand-
ortmanagementgesellschaft Wista-
Management, genießt das Image des
Hochtechnologiestandorts bei den
Standortpartnern nach wie vor die
höchste Priorität. ‹ BW
Die Pläne, Havel und Spree für große
Güterschiff e auszubauen, sind noch-
mals reduziert worden. Das Flussbett
der sogenannten Nordtrasse zum
Westhafen zwischen dem Pichelsdor-
fer Gmünd und der Schleuse Char-
lottenburg soll nicht wie ursprüng-
lich gedacht auf vier, sondern auf
3,50 Meter Tiefe ausgebaggert wer-
den. Verworfen ist die Verbreiterung
der Wasserstraße auf 55 Meter. Weil
Großmotorschiff e so nicht anein-
ander vorbeikommen, werden vier
Wartestellen eingerichtet. ‹ BW
Adlershof ziehtweiterhin Firmen an
Reduzierter Ausbau
Reihenhäuser in Rummelsburg: Die Preise für Eigenheime in Berlin klettern rasant
BERLINS STANDORTVORTEIL„GÜNSTIG WOHNEN“ BRÖCKELT
WISTA-MANAGEMENT
WASSERSTRASSEN
Güterschiff e an der Havel in Spandau
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Der Zuwachs an sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigten liegt in Berlin seit Jahren deutlich
über dem Bundesdurchschnitt.
BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 NACHRICHTEN 07
PERSONALIENDES MONATS
CHARTDES MONATS
OLIVER
IFFERT
ist neuer Chief
Operations Offi cer
(COO) bei Air Berlin.
Iff ert war zuletzt
bei Etihad Airways
als Vice President
Flight Operations
tätig. Zudem wurde
Neil Mills zum
Chief Strategy &
Planning Offi cer
(CSPO) berufen.
Er verantwortete
zuvor maßgeblich
den Turnaround der
Philippine Airlines.
43TAUSEND Stellen wurden
nach bisherigen
Berechnungen 2015
in Berlin geschaf-
fen. Nach dieser
Prognose ist der
Zuwachs an Ar-
beitsplätzen in der
Hauptstadt deutlich
höher ausgefallen
als in den Jahren
zuvor. 2014 waren
es 37.000, 2013
entstanden 39.000
neue Stellen.
Berliner Hotels haben 2015 mit 76,4
Prozent eine Auslastung wie noch
nie erzielt. Das geht aus einer Stu-
die der Unternehmensberatung PwC
hervor. Die durchschnittlichen Zim-
merumsätze legten danach um 8,2
Prozent auf 71 Euro zu. Für 2016 und
2017 prognostizieren die Berater ein
Wachstum der durchschnittlich er-
zielbaren Zimmererlöse von 3,1 Pro-
zent (2016) und 2,6 Prozent. ‹ BW
Das Berliner Gasturbinen-Werk von
Siemens profi tiert von einer Verein-
barung des Konzerns mit der ira-
nischen Mapna Gruppe. Die Koope-
ration umfasst die Lieferung von
mehr als 20 Gasturbinen sowie da-
zugehöriger Generatoren in den
nächsten zehn Jahren. Zunächst sol-
len sechs Turbinen in Berlin gebaut
werden. Danach übernimmt Mapna
schrittweise die Produktion. ‹ BW
PROF. DR.
MARTIN LOHSE
ist neuer Vorstands-
chef und wissen-
schaftlicher Direktor
des Max-Delbrück-
Centrums (MDC).
Er folgt auf Prof. Dr.
Thomas Sommer,
der das MDC nach
dem Ausscheiden
von Prof. Dr. Walter
Rosenthal kom-
missarisch leitete.
Lohse war bisher
Vizepräsident für
Forschung der Uni-
versität Würzburg.
Rekord-Auslastung
Turbinen für den Iran
EDZARDOVERBEEK
ist neuer Chef
des Kartendiens-
tes Here, den die
Autohersteller Audi,
BMW und Daimler
im vergangenen Jahr
von Nokia über-
nommen haben. Der
Niederländer Over-
beek war zuvor in
Führungsfunktionen
für den Telekom-
munikationsriesen
Cisco tätig und
gilt als Experte für
Cloud-Lösungen.
HOTELMARKT
SIEMENS
Gasturbinenproduktion in Berlin
Adlon-Lobby: Berlins Hotels sind beliebt
MICHAELHÖVELMANN
ist zum 1. Ge-
schäftsführer der
Galeria Kaufhof
am Alexanderplatz
ernannt worden.
Zuvor hat er für
Galeria Kaufhof als
Geschäftsführer der
Filalie Hohe Straße
in Köln gearbeitet.
Von 2007 bis 2011
war er in gleicher
Funktion in Hanno-
ver tätig.
Wachstum sozialversicherungspflichtig Beschäftigter zum Vorjahresmonat
Berlin Deutschland
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08 NACHRICHTEN BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Koalitionsparteien planen Reform, die für mehr als 350 Hallen das Aus bedeutet
Die Berliner Koalition hat einen
Reformentwurf für das Berli-
ner Spielhallengesetz vorgelegt.
Er sieht einen Mindestabstand zwischen
zwei Spielhallen von 500 Metern vor.
Wird der Abstand unterschritten, ent-
scheidet das Los, welches Unternehmen
schließen muss. Von den 550 Spielhallen
sind 350 bis 400 betroff en. Der Abstand
zu Oberschulen muss außerdem min-
Automatenkasinos in Berlin: So dicht dürfen die Spielhallen bald nicht mehr zusammenstehen
SPIELHALLEN MÜSSENABSTAND HALTEN
destens 200 Meter betragen. „Die große
Koalition beschließt damit ein faktisches
Berufsverbot für viele legal betriebene
Unternehmen“, kritisiert Christoph Irr-
gang, Geschäftsführer Recht und Steu-
ern der IHK Berlin. Für Irrgang ist es be-
reits das zweite Berufsverbot, das in die-
ser Legislaturperiode beschlossen wird.
Vor den Spielhallen waren bereits Ferien-
wohnungen verboten worden. „Aus Sicht
der Unternehmen und auch der betrof-
fenen Arbeitnehmer ist das eine mehr
als traurige Bilanz“, so Irrgang. Das Berli-
ner Spielhallengesetz gilt als das schärfs-
te bundesweit. ‹ BW
Das Berliner Start-up Locomore hat per
Crowdfunding Geld für einen Fernzug
eingesammelt und will damit die Strecke
Berlin-Stuttgart anbieten. Im September
will Gründer Derek Ladewig auf dieser
Verbindung der Deutschen Bahn Kon-
kurrenz machen. Der Zug soll auch am
Bahnhof Zoo und in der Friedrichstra-
ße halten. In den modernisierten Interci-
ty-Abteilwagen will Ladewig Tische mit
W-Lan und Steckdosen anbieten. ‹ BW
Neue Bahn-KonkurrenzLOCOMORE
Facebook ist vom Pariser an den Pots-
damer Platz gezogen. Im Sony Center
hat die Hauptstadt-Repräsentanz des
Sozialen Netzwerks 1.300 Quadratme-
ter bezogen, auf denen 50 Mitarbeiter
tätig sein sollen. Die Räume am Pa-
riser Platz waren zu klein geworden.
Facebook ist seit 2012 in Berlin. Bis
jetzt ist die Mitarbeiterzahl auf 15 an-
gewachsen. An der neuen Adresse Am
Kemperplatz 1 im siebten Stock soll
nun alles etwas größer werden. ‹ BW
Büro im Sony CenterFACEBOOK
Der Berliner Online-Optiker Mister
Spex hat im Shopping-Center Alexa
seinen ersten eigenen Laden eröff -
net. Vor-Ort-Service-Leistungen bie-
tet Mister Spex bereits über 550 sta-
tionären Optiker-Partnerbetrieben
in Deutschland, Österreich und der
Schweiz an. In dem Flagshipstore sol-
len nun Erfahrungen in der Offl ine-
Welt gesammelt werden, die unter
anderem auch der Kooperation mit
den Partnern zugute kommen sollen.
„In der Zusammenarbeit mit unseren
Optikern liegt noch viel Potenzial für
beide Seiten, das wir gern gemeinsam
heben möchten“, sagt Co-Geschäfts-
führer Mirko Caspar. Im Store will er
Ideen testen. Das Kerngeschäft soll
aber der E-Commerce bleiben. ‹ BW
Flagshipstore im Alexa MISTER SPEX
Die Beteiligungsgesellschaft der In-
vestitionsbank Berlin (IBB) hat im
vergangenen Jahr 17,3 Mio. Euro in 55
Finanzierungsrunden investiert und
damit Gesamtinvestitionen von 127,2
Mio. Euro ausgelöst – ein Rekordwert.
Rund 11,4 Mio. Euro wurden in Tech-
nologieunternehmen investiert, 5,9
Mio. Euro erreichten die Kreativwirt-
schaft. Gegenüber 2014 stieg die In-
vestitionssumme um 37 Prozent. ‹ BW
Rekord-InvestitionIBB
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Kickern im neuen Facebook-Büro
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Y Das Great Place to Work Institut Deutsch-
land hat in der Kategorie der Unterneh-
men mit mehr als 50 Beschäftigten das
Mercedes-Benz Bank Service Center als
„Besten Arbeitgeber in Berlin-Branden-
burg 2016“ ausgezeichnet. Das Unter-
nehmen hat außerdem den Sonderpreis
„Ausbildungsförderung“ gewonnen. Der
erstmals verliehene Sonderpreis „Will-
kommenskultur“ ging an den Berliner
Standort des Netzwerkkonzerns Cisco
Systems. ‹ BW
Bester Arbeitgeber in Berlin-BrandenburgMERCEDES-BENZ BANK
Die Howoge Wohnungsbaugesellschaft
mbH hat den Deutschen Bauherrenpreis
gewonnen. In der Kategorie Neubau wur-
den die Treskow-Höfe in Karlshorst aus-
gezeichnet. „Mit diesem komplexen Pro-
jekt hat die Bauherrin ein qualitätsvolles
Zeichen für den Beginn einer neuen
Etappe des Wohnungsbaus in Berlin ge-
setzt“, so die Begründung der Jury. ‹ BW
Bauherrenpreis 2016 HOWOGE
Das Wohnungsunternehmen Degewo
hat mit der Degewo Netzwerk GmbH
eine Tochter gegründet, in der die
Kompetenzen in den Bereichen Ener-
gie, digitale Infrastruktur und Mess-
dienste zusammengeführt werden.
Die Mieter sollen durch stabile Warm-
mieten, Investitionen in digitale Dien-
ste und technische Innovationen pro-
fi tieren. Aufgabe von Netzwerk ist es,
Neubau und Bestand beispielsweise
mit modernen Blockheizkraftwerken,
digitalen Messgeräten oder schnellen
Glasfasernetzen auszustatten. Die De-
gewo sieht sich mit dieser Kombina-
tion in einer Tochter bundesweit auf
einem neuen Weg. Bereits in der Re-
alisierung ist das Netzwerk-Projekt
„Zukunftshaus“; es wird zu einem
Selbstversorgerhaus umgebaut.‹ BW
Tochter gegründetDEGEWO
Die Treskow-Höfe in Berlin-Karlshorst
Mittelstandsoffensive2. Berliner Wirtschaftsfördertag 2016
www.ibb.de/foerdertag2016
EUROPÄISCHE UNIONEuropäischer Fonds für regionale Entwicklung
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie
und Forschung
Am 6. April 2016 Einlass ab 8:30 Uhr im Atrium der Investitionsbank Berlin
Mit der Mittelstandsoffensive 2016 unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft die Berliner Unternehmen mit zahlreichen
ausgeweiteten Förderprogrammen. 200 Millionen Euro wurden hierfür bereitgestellt. Insbesondere Investitionen für die
digitale Zukunft können damit finanziert werden.
Auf dem zweiten Berliner Wirtschaftsfördertag stellen wir Ihnen das breite Spektrum der Fördermöglichkeiten für den
Mittelstand vor. Ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Experten vom Europäischen Investitionsfonds und von
Berliner Fördereinrichtungen sowie mit Beiträgen aus der Praxis Berliner Mittelständler erwartet Sie.
Ich freue mich auf Sie!
Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung
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10 TITELTHEMA BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Marktführer Beim Wohneigentum steht die 1993 gegrün-dete Firma nach eigenen Angaben in Berlin an der Spitze. Makler ist Ziegert bereits seit Mitte der achtziger Jahre.Neubauten mit Format Lange Zeit verkaufte Ziegert vor allem Altbauten, inzwischen boomt das Neubaugeschäft, auch dank renommierter Architekten wie Daniel Libes-kind, der für Ziegert ein Luxusprojekt in Mitte plante.
Ziegert Bank- und Immobilien-consulting GmbHNikolaus Ziegert, Geschäftsführer
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 TITELTHEMA 11
Berlin will höher hinausDie Hauptstadt wächst. Vier Millionen Menschen könnten bald an der Spree leben. Mit Hochdruck werden Wohnungen geplant. Doch damit steigt das Risiko einer falschen Weichenstellung für die wachsende Stadt. Berlin muss nicht nur schnell, sondern vor allem gut bauen » Von Michael Gneuss
TITELTHEMA
W achsen auf engem Raum:
Zu dem Thema kann Prof.
Dr. Hans Gerber eine Men-
ge erzählen. Der Erste Vizepräsident der
Beuth Hochschule für Technik kennt die
Geschichte der traditionsreichen Ingeni-
eursschmiede an der Luxemburger Stra-
ße im Wedding ganz genau. Mitte der
achtziger Jahre hatte der Berliner Senat
beschlossen, die Ausbildung des tech-
nisch-akademischen Nachwuchses in
der Stadt deutlich zu erhöhen. Die Beuth
Hochschule sollte 5.000 Studenten Platz
bieten. Damals kam das fast einer Ver-
dopplung gleich – heute drängen sich auf
dem Campus 12.500 Fachhochschüler.
„Wir haben heute zwar 10.000 Stu-
denten mehr als Anfang der achtziger
Jahre, doch wir müssen immer noch mit
dem gleichen Gelände auskommen“,
klagt Gerber. „Wir haben hier am Stand-
ort keine Entwicklungsreserven mehr.“
Doch das Beuth-Präsidium hat eine Lö-
sung gefunden. Wenn der BER eröff net
und der Flughafen TXL schließt, soll die
Fachhochschule zum Nukleus des neu-
en Forschungs- und Technologieparks
in Tegel werden. Beuth-Fachgebiete, die
sich mit urbanen Technologien beschäf-
tigen, samt etwa 2.500 Studenten, zie-
hen dann in die „Urban Tech Republic“
auf dem Noch-Flughafengelände. „Wir
haben dann auch Platz für großfl ächige
Projekte, zum Beispiel Versuchsfl ächen
für Elektromobilität“, erklärt Gerber.
Die Beuth Hochschule steht als Sym-
bol für die wachsende Stadt Berlin. Sie
produziert einen wichtigen Faktor für die
Attraktivität des Standorts: auf Technik
fokussierte Talente. Doch mit dem Erfolg
und dem Wachstum hat auch die Fach-
Uni zu spüren bekommen, was mehr und
mehr für die ganze Stadt zum Problem
wird: Der Platz wird immer knapper.
Im Jahr vor dem Mauerfall hatte Ber-
lin weniger als 3,4 Millionen Einwoh-
ner. Bis 1993 kletterte die Zahl zwar um
rund 120.000 Menschen, doch von 1994
bis 2000 wanderten mehr Menschen ab
als zu und die Bevölkerung sank um fast
100.000 Personen. Der erwartete Boom
blieb aus. In Berlin wurde auf Vorrat ge-
baut, Leerstand und günstige Mieten für
Büros und Wohnungen waren die Folge.
Mit Beginn der Zehnerjahre setzte ei-
ne Entwicklung ein, die den Propheten
des Berlin-Booms doch recht gab. Der
Saldo aus Zu- und Abwanderungen liegt
seitdem Jahr für Jahr zwischen 40.000
und 50.000. Laut jüngsten Prognosen » FOTO
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12 TITELTHEMA BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
steigt die Zahl der Einwohner in den
nächsten fünf Jahren um bis zu 365.000
Menschen und damit um die Größe Bo-
chums. „Innerhalb der nächsten zehn
Jahre wird Berlin zu einer Vier-Millio-
nen-Metropole“, orakelt Stadtentwick-
lungssenator Andreas Geisel. Damit steht
Berlin vor einer neuen Ära. Wohnungen
werden knapp, Mieten steigen. War eine
60-Quadratmeter-Wohnung laut Woh-
nungsbörse.net 2011 für 6,17 Euro pro
Quadratmeter zu haben, so kletterte der
Preis 2015 auf 8,77 Euro. Experten war-
nen bereits vor Engpässen bei Bürofl ä-
chen. Laut Immobilien-Dienstleister Sa-
vills ging der Büro-Leerstand in den letz-
ten fünf Jahren von sechs auf 3,6 Prozent
zurück, die Durchschnittsmiete stieg von
12,10 auf 14,80 Euro pro Quadratmeter.
Der Ausweg heißt: bauen, bau-
en, bauen. Senator Geisel geht davon
aus, dass bis 2020 jedes Jahr 15.000 bis
20.000 Wohnungen gebaut werden müs-
sen. Bislang hat der Sektor diese Schlag-
zahl noch nicht erreicht. 2014 wurden
8.744 Wohnungen fertiggestellt, 2015 lag
die Zahl laut Wohnungsmarktbericht
der IBB zwischen 12.000 und 15.000. Ei-
nen bedeutenden Anteil sollen die sechs
landeseigenen Wohnungsgesellschaften
beisteuern. Geisel kündigte an, dass De-
gewo, Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt
und Land sowie WBM bis 2026 rund
60.000 Wohnungen neu bauen werden.
Durch zusätzliche Ankäufe soll deren Be-
stand insgesamt auf 400.000 steigen.
„Berlin hat noch Baufl ächen für die
wachsende Stadt“, sagt Geisel. Er sieht
ein Potenzial für 150.000 Wohnungen.
Allein 50.000 Wohnungen sollen in den
nächsten Jahren in zehn neuen Groß-
siedlungen entstehen. Doch auch das
reicht noch nicht, um rund 400.000 Neu-
Berliner unterzubringen. Da die Flächen
knapp werden, müsse künftig höher ge-
baut werden, meint Geisel.
Ein Vorschlag, den private Investoren
gern aufnehmen. Immobilienmakler
und -berater Nikolaus Ziegert hat keinen
Zweifel, dass Berlin in der gegenwärtigen
Phase viel Kapital – und vor allem Kre-
ativität – anziehen kann, um Großes für
die Stadt zu leisten. Er verweist darauf,
dass ohnehin schon zahlreiche internati-
onal renommierte Architekten wie Dani-
el Libeskind, Frank O. Gehry, Rem Kool-
haas oder Renzo Piano in Berlin gebaut
haben oder gerade Objekte planen. Über
das kräftige Wachstum, das der Stadt be-
vorsteht, freut er sich. „Dadurch entsteht
jetzt eine positiv dynamische Kraft, die
wir nutzen müssen“, meint Ziegert. „Jetzt
gilt es, kreative Ideen zu entwickeln.“
Gleichzeitig spricht sich der Immobi-
lienexperte dafür aus, tradierte Denkwei-
sen zu lockern. Dazu zählt er die Trauf-
höhe, die bislang die Bauwerke in zahl-
reichen Quartieren auf 22 Meter limitiert.
Doch jetzt, – meint Ziegert – muss Berlin
Masterplan 1993 stellte Kollhoff einen städtebaulichen Entwurf für den Alexan-derplatz vor. Im vergangenen Jahr wurde das Hochhausensemble überarbeitet.
Kollhoff ArchitektenProf. Hans Kollhoff , Geschäftsführer
Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird Berlin zu
einer Vier-Millionen-Metropole. Berlin hat
noch Baufl ächen für die wachsende Stadt.
ANDREAS GEISEL
Senator für Stadtentwicklungund Umwelt
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: PA
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groß und international denken, und vor
allem hoch: „Wir beginnen in der Stadt
erst jetzt, uns an internationalen Vor-
bildern auszurichten.“ Ziegert kritisiert,
dass Investoren aus dem Ausland bislang
oft keine angemessene Wertschätzung
erhalten hätten. „Aber ich glaube, das än-
dert sich gerade. Die öff entliche Verwal-
tung hat zuletzt beachtliche Schritte nach
vorn gemacht. Die Lage wird heute viel
realistischer betrachtet.“
Auch visionäre Konzepte wie den
Masterplan des Architekten Hans Koll-
hoff , der zehn 150 Meter hohe Türme am
Alexanderplatz vorsieht, oder den „Har-
denberg“, ein Entwurf des Berliner Ar-
chitekten Prof. Christoph Langhof für
die City West, der mit 209 Metern das
höchste Gebäude Berlins wäre, hält Zie-
gert für realistisch. „Das ist zu fi nanzie-
ren. Es gibt eine Nachfrage dafür.“
Kollhoff hatte schon 1993 eine Vi-
sion für den Alexanderplatz entwor-
fen, der aus dem traditionsreichen Ort
mit zehn 150 Meter hohen Wolkenkrat-
zern ein Mini-Manhattan gemacht hätte.
Seitdem ist der Entwurf Idee geblieben.
Doch immerhin gibt es nun einen detail-
lierten Plan für den Hines-Tower, einen
150 Meter hohen Turm für 300 Luxus-
wohnungen, den der US-Architekt Frank
O. Gehry entworfen hat. In gleicher Hö-
he will auch der russische Investor Mo-
narch am Alexanderplatz bauen.
Die höchsten Häuser in Berlin wä-
ren diese Türme aber nicht. Der Unter-
nehmer Ekkehard Streletzki plant an der
Sonnenallee den 175 Meter hohen „Estrel
Tower“. Noch höher hinaus will Chris-
toph Langhof. Mit dem „Hardenberg“ hat
er einen 209 Meter hohen Glasturm am
Bahnhof Zoo entworfen. Die Bezirks-
verwaltung reagierte ablehnend, aus der
Wirtschaft kommen positive Signale. So
macht sich zum Beispiel die AG City für
den Turm stark. »
Beuth Hochschule fürTechnik BerlinProf. Dr. Hans Gerber, Erster Vizepräsident
Wachstumskurs 12.500 Studierende zählt die Beuth Hochschule. Anfang der der achtziger Jahre waren es rund 10.000 weniger.Weddinger Ingenieursschmiede Unter dem Namen Technische Fachhochschule Berlin fi rmiert die Einrichtung seit 1971, ihre Wurzeln reichen aber bis ins 19. Jahrhundert zurück.Zukunft in Tegel Die Hochschule soll der Kern des künftigen Forschungs- und Technologie-parks auf dem Flughafenareal werden.FO
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Wo liegen die Chancen des digi-
talen Wandels für Deutschland
und welche Herausforderungen
sind damit verbunden? Welche strategischen
Weichen müssen jetzt gestellt werden?
Alle Experten waren sich einig: Damit der
digitale Wandel in Deutschland gelingt, zu mehr
Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit führt,
muss er aktiv gestaltet werden. Grundvoraus-
setzung sei zunächst eine fl ächendeckende,
leistungsfähige Infrastruktur. Langsames In-
ternet und Funklöcher seien Zukunftsbremsen.
Deutschland dürfe den Breitbandausbau da-
her nicht verschlafen. Die Gesellschaft müs-
se zudem risikobereiter werden und Star-
tups bessere Bedingungen bieten. Neben
Innovations- und Gründerzentren bräuch-
ten diese vor allem Wagniskapital. Der Staat
müsse hierfür die notwendigen Rahmenbe-
dingungen schaff en. Datenschutzgesetze ge-
hörten auf den Prüfstand. Denn das bishe-
rige Konzept des Datenschutzes beruhe auf
Datensparsamkeit. Heute hingegen ginge es
um Datensicherheit und Datensouveränität
für große Datenmengen. Schließlich basier-
ten digitale Geschäftsmodelle auf „Big Data“.
GASAG CityLab: Wienachhaltig wird unseredigitale Zukunft sein?Die digitale Transformation ist in vollem Gange. In rasantem Tempo verändert sie unseren Alltag, die Gesellschaft, die Wirt-schaft und die Medien. Zugleich ist der Sog der Metropolen unge-bremst. Im Jahr 2030 werden bereits zwei Drittel aller Menschenin Städten leben. Beim GASAG CityLab #1 diskutierten die Bundes tagsmitglieder Hubertus Heil und Thomas Strobl, Bild digital Chefredakteur Julian Reichelt sowie Startup-Unternehmer über die Megatrends Digitalisierung und Urbanisierung
Thomas Strobl, stellvertretender Vorsit-zender der CDU Deutschlands, hat die volle Aufmerksamkeit des Publikums
Digitalisierung sei vor allem eine große Chan-
ce für die Städte, stellte Vera Gäde-Butz-
laff , Vorstandsvorsitzende der Gasag, in ih-
rem Eingangsstatement klar. In der digitalen
Stadt könnten Verkehrsfl üsse gelenkt, Ener-
gieströme gesteuert, die Infrastruktur opti-
mal ausgelastet werden. Dies könne die Le-
bensqualität in den Städten enorm verbessern.
Deshalb würden die beiden globalen Trends
Urbanisierung und Digitalisierung sehr eng
zusammenhängen und sich gegenseitig be-
schleunigen. Viele Bereiche der Energiewirt-
schaft seien längst digitalisiert: die Energieer-
zeugung, Netze, Handel und Vertrieb oder die
Abrechnung. Allerdings werde Digitalisierung
heute noch hauptsächlich zur Prozessopti-
mierung eingesetzt. Aufgabe sei aber, da-
raus neue Geschäftsmodelle zu generieren,
denn die alte Welt gerate zunehmend unter
Druck. Schon jetzt seien die größten Wett-
bewerber oft branchenfremde Neueinstei-
ger im jeweiligen Geschäftssegment, stellte
Gäde-Butzlaff mit Blick auf Google & Co. fest.
Was bedeutet Digitalisierung also für den
Industriestandort Deutschland? – Dieser Fra-
ge ging Hubertus Heil, stellvertretender Vor-
sitzender der SPD-Bundestagsfraktion, nach.
Der digitale Epochenwandel sei unaufhalt-
sam. „Industrie 4.0“, „Big Data“ und das „Inter-
net der Dinge“ hätten das Zeug dazu, enorme
Wohlstandsschübe auszulösen. Aber dazu be-
dürfe es der politischen Steuerung, betonte
Heil und zitierte dabei Frank Schirrmacher.
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Patricia Wiedemeyer im Gespräch mit Wolfgang Rosenbauer, General Representative NXP Semiconductors, Fabian Schmidt, CEO Fanmiles GmbH, und Julian Herzog, Head of Business Development der Leaf Systems GmbH (v.l.n.r.)
Was Startups brauchen
Weniger Bürokratie, eine bessere steuerliche
Förderung und Anreize für Investoren aus dem
Ausland, diese Wünsche äußerten die drei Ver-
treter aus der Digitalen Wirtschaft beim Kurz-
gespräch mit Patricia Wiedemeyer aus dem
ZDF-Hauptstadtstudio. Vor allem bräuchten digi-
tale Startups eine deutlich höhere Risikobereit-
schaft der Geldgeber. Außerdem wünschten sie
sich Erleichterungen bei der Gewinnung von Mit-
arbeitern aus dem Ausland und einen Kultur-
wandel, der das Scheitern einer Geschäftsidee
möglich mache. In den USA gehöre das zu einer
normalen Unternehmerbiografi e dazu.
Grundsätzlich habe Deutschland gute Vorausset-
zungen: Im Gegensatz zu vielen europäischen Nach-
barn stützt sich Deutschlands Wirtschaft auf eine sta-
bile industrielle Basis. Auch die hohe Innovationsfähig-
keit, vor allem des deutschen Mittelstands, zählte er zu
den Stärken. Allerdings, so schränkte Heil ein, beziehe
sich diese Innovationskraft auf die Weiterentwicklung
von Bestehendem. Die Entwicklung neuer Geschäfts-
felder und Produkte sei dagegen in den USA weit stär-
ker ausgeprägt. Aber auch in Deutschland gäbe es
Beispiele, wie etwa der „personalisierte“ Schuh von
Adidas. Adidas will künftig nach Kundenwunsch di-
rekt im Geschäft individuelle Sportschuhe herstellen.
Auch bei der Ausrüstung der Digitalisierung seien die
USA und Asien führend. In vielen Bereichen aber sei
das Rennen noch off en, etwa in der Automobilbranche.
Jetzt gelte es, die Chancen aktiv zu nut-
zen. Dabei hob er die Aufgaben der Politik her-
vor. Dazu zählte er vor allem den Breitbandaus-
bau, die Datensicherheit und die Bereitstellung
von Kapital für innovative Geschäftsideen. So kön-
ne es gelingen, dass „aus technologischem Wan-
del, sozialer Fortschritt“ werde, schloss Heil.
Die Digitalisierung sei keine Zukunftsaufgabe,
denn wir seien längst mitten drin, konstatierte Tho-
mas Strobl, stellvertretender Vorsitzender der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion. Das zeige etwa die aktu-
elle Flüchtlingswelle, die ohne digitale Medien in der
Form kaum denkbar wäre. Das Smartphone sei für
die Flüchtenden Überlebens- und Orientierungshilfe.
In der Industrie sei die Digitalisierung bereits
weit vorangekommen: Das selbstfahrende Auto ge-
be es bereits, nicht nur von Google, sondern auch
von deutschen Herstellern. In wenigen Jahren be-
reits würden diese marktreif sein. Nur noch etwa
zwei Jahre dauere es, bis lebensrettende Organe, et-
wa Nieren, aus dem 3D-Drucker hergestellt wer-
den können. Dieses Beispiel zeige das ganze Po-
tential der digitalisierten Wirtschaft: Es sei ein rie-
siger Fortschritt für die Medizintechnik, bedeute
ein Segen für Millionen von Dialysepatienten und
das Aus für menschenverachtenden Organhandel.
Vor welchen politischen Aufgaben stehen wir al-
so? Vor allem müsse die Politik sich möglichst raus-
halten, so Strobl. Daneben müsse die Schule früh-
zeitig auf die Chancen und Risiken der digitalen Welt
vorbereiten. Und die Schule müsse endlich im Heute
ankommen: „Die Kreidezeit ist vorbei“. Datenschutz-
gesetze müssten EU-weit harmonisiert werden, damit
Europa auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleibe.
Die Digitalisierung habe den Journalismus und die
Presselandschaft radikal verändert, stellte der Chefre-
dakteur von Bild (digital), Julian Reichelt, fest. Das di-
gitale Medienzeitalter bezeichnete er als ein Goldenes
für den Journalismus. Vieles, was noch vor kurzem ei-
nen immensen personellen und fi nanziellen Aufwand
bedeutete, sei heute mit einer Handy-App möglich, et-
wa Liveberichterstattungen. Alle Informationen seien
heute zu jeder Zeit und von jedem Ort aus verfügbar
– und das meist kostenlos. Das ermögliche ganz neue
Geschwindigkeiten und auf die käme es beim digitalen
Journalismus an. Aus Lesern seien User geworden, die
Informationen nicht nur konsumieren, sondern selbst
produzieren. Die Chance des Journalismus sei es, Infor-
mationen zu verdichten und einzuordnen und damit
Diskurse anzutreiben.
HUBERTUS HEIL,
stellvertretender Vorsitzender
der SPD-Bundestagsfraktion
zitiert Frank Schirrmacher:
„Der digitale Epochenwandel eröff net ökonomische und
gesellschaftliche Chancen, die es nie vorher gegeben hat. Er ist tatsächlich unaufhaltsam. Doch nur wir selbst entscheiden, was
uns möglich ist.“(in der FAZ vom 7.3.2014)
VERA GÄDE-BUTZLAFF,
Vorstandsvorsitzende
der Gasag:
„Die Digitalisierung wird dieweiter wachsenden Städte
radikal verändern.“
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16 TITELTHEMA BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
„Wir müssen in die Höhe wachsen“
INTERVIEW
Berliner Wirtschaft: Berlin wächst ra-
sant. Wohnraum ist knapp, Bürofl ächen
werden es bald auch. Was ist zu tun?
Christoph Langhof: Meiner Mei-
nung nach muss man höher bauen.
Je mehr die Stadt in die Höhe wächst,
desto weniger wächst sie in die Brei-
te. Es geht nicht darum, Wolkenkrat-
zer zu bauen. Das sind Gebäude ab 150
Metern, die nur punktu-
ell zur Diskussion ste-
hen. Aber Gebäude, die
– je nach Lage – 30, 40,
50 oder 60 Meter in die
Höhe reichen, brauchen
wir. Es muss aber nicht
immer gleich ein Hoch-
haus sein: Man stelle sich
vor, auf jeden Berliner
Altbau werden zusätz-
lich zwei Stockwerke ge-
setzt, mit der Verpfl ich-
tung, eine grüne Oase auf
dem Dach zu schaff en. Das würde die
Wohnungsnot erheblich eindämmen
und gleichzeitig die Ökobilanz um ein
Vielfaches steigern.
Was ist so schlimm daran, in die Breite
zu wachsen?
Wir hätten erheblich längere Wege,
erheblich höhere Infrastrukturkosten,
erheblich höhere ökologische Belas-
tungen mit Abgasen und Lärm und
erheblich höhere soziale Kosten. Das
können wir in Los Angeles beobach-
ten – dem Gegenmodell zur Stadt, die
in die Höhe wächst. Los Angeles hat
Architekt Prof. Christoph Langhof hat für die City West das 118 Meter hohe Upper West entworfen. Sein Plan für den 209-Meter-Turm Hardenberg löst Kontroversen aus
sich komplett horizontal entwickelt.
So müssen sehr viel mehr Gegenden
mit Schulen, Kindergärten oder Kran-
kenhäusern ausgestattet werden. Ab-
gesehen davon gibt es ja auch eine
UNO-Resolution zu diesem Thema.
Was besagt die?
Danach müssen vier Punkte für ei-
ne nachhaltige Stadtentwicklung er-
füllt werden. Es müssen
erstens Flächen gespart
werden, um nicht noch
mehr Naturfl äche zu ur-
banisieren. Es gilt zwei-
tens, die Wege kurz zu
halten. Punkt drei und
vier sind Nutzungsmi-
schung und Nachver-
dichtung. Deutschland
hat diese Resolution mit
unterschrieben. Für Ber-
lin ist das jetzt relevant.
Ich fi nde das auch ganz
wichtig: Wir haben hier so viele wun-
derschöne Grünräume – das ist das
Pfund von Berlin. Wenn wir die er-
halten wollen, müssen wir in die Hö-
he wachsen.
Die Traufhöhe von 22 Metern ist damit
Geschichte?
Ja, die ist Geschichte. Aber das war sie
ohnehin schon. Die Traufhöhe ist ein
Produkt des 19. Jahrhunderts. Schon
vor dem Zweiten Weltkrieg – zum
Beispiel in der Behrenstraße – wur-
den die Gebäude deutlich höher ge-
baut, teilweise bis 35 Meter. Wenn
man genau hinschaut, hatte in Ber-
lin jede Epoche eigene Höhen. Nach
der Maueröff nung hat man irgend-
einen Zustand herausgegriff en und
gesagt, das ist es jetzt.
Sie sprechen von 30 bis 6o Metern Höhe,
haben aber selbst mit dem Hardenberg
einen Vorschlag gemacht, der noch viel
höher hinausgeht. Warum?
Ja, richtig. Der Hardenberg hat 209
Meter. Wir haben ihn entworfen,
weil wir es wichtig fi nden, dass aus
dem Hardenbergplatz, der derzeit
ein Abstellplatz für Autos, Fahrräder
und Busse ist, ein richtiger Stadtplatz
mit einer sehr hohen Aufenthalts-
qualität wird – so wie es dieser Lage
gebührt. Das funktioniert nur, wenn
der Platz eine attraktive Bebauung
erhält. Ein Platz wird immer defi -
niert durch seine Bebauung. Jeder
wunderschöne Platz dieser Welt ist
wesentlich geprägt durch die Cafés,
Restaurants und Attraktionen, die
die Häuser zu bieten haben – nicht
durch den freien Raum in der Mitte.
Dafür braucht man 209 Meter Höhe?
Der Hardenbergplatz ist 300 Meter
lang und fast 100 Meter breit, das ist
ein Riesenplatz. Deshalb ist es wich-
tig, ein kräftiges Gebäude dorthin zu
setzen. Es darf einerseits den Platz
in Richtung Norden nicht versper-
ren. Andererseits muss er so kräftig
sein, dass es attraktiv ist, dort hinzu-
gehen. So kann es gelingen, aus dem
Platz einen wirklich urbanen Platz
zu machen – mit einer Bedeutung,
die ihm angemessen ist.
Welche Realisierungschance sehen Sie?
Ich sehe die Chancen 50 zu 50. Es
gibt eigentlich keine rationalen
Gründe, die dagegen sprechen, nur
emotionale. Entweder man mag ein
solches Hochhaus oder eben nicht.
Es gab zunächst auch kaum Befür-
worter für das Upper West. Heute
fi nden es fast alle gut. Eine ähnliche
Entwicklung prognostiziere ich für
den Hardenberg.
CHRSTOPH LANGHOF
Der Architekt prägt
mit seinen Bauten
vielerorts Berlin
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Der Hardenberg ist allerdings noch einmal
90 Meter höher und beispiellos in Berlin.
Ja, aber der Hardenberg steht frei und
verschattet niemanden. Es ist im Grun-
de wie ein Ausrufungszeichen, ei-
ne städtebauliche Dominante am En-
de der Hardenbergstraße. Und er steht
am Eingang zum Zoo. Er hat im Grunde
eine Tor- und eine Signalfunktion. In-
sofern kann er ruhig richtig hoch sein.
Noch höher aber nicht, dann würden
die Proportionen nicht mehr stimmen.
Wo in Berlin können Sie sich Türme über
150 Meter Höhe vorstellen?
In der City West.
Nur in der City West?
Vor allem in der City West. Hochhäuser
entstehen dort, wo die Wertschöpfung
am höchsten ist, eigentlich nur dort.
Am Alexanderplatz geht das nicht?
Das müssen wir abwarten. Aber die
Wertschöpfung ist in der City West nun
einmal größer, und ich denke, dass
wird sie auch bleiben. Die City West
war immer das moderne, das lebens-
lustige, vitale Zentrum von Berlin. Es
ist kein Zufall, dass es jetzt dort losgeht.
Gibt es Investoren, die 150 oder 200 Meter
hohe Türme in Berlin fi nanzieren würden?
Ja, für den Hardenberg wurde uns das
bestätigt. Aber das ist doch auch keine
Überraschung: In Frankfurt sind sol-
che Türme auch gebaut worden. Wa-
rum dann nicht auch in Berlin? Was
ich betonen möchte: Ich plädiere nur
in Einzelfällen für über 150 Meter ho-
he oder noch höhere Häuser. Ideal sind
Gebäude bis 60 Meter Höhe. Die sind
nicht teurer als 22 Meter hohe Gebäude,
wie wir sie bisher gebaut haben. ‹ MIG
Wolkenkratzer Hardenberg: So will Christoph Langhof die City West aufwerten
Eine bKV ist Einstellungssache.
Denn mit der betrieblichen Krankenversicherung der Allianz zeigen Sie, dass Ihnen die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter am Herzen liegt.
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18 TITELTHEMA BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
nimmt Evers als Bestätigung dafür, dass
Dichte gefragt ist, denn die Vorschläge
würden allesamt den Bau von Hochhäu-
sern anregen. Sieger des Wettbewerbs,
der vom Werkbund Berlin mit Unter-
stützung der AG City durchgeführt wur-
de, sind gleich zwei Teams von der TU
München. Giorgio Granatiero und Lou
Hofmann schlagen ein Dreieck aus dem
Upper West, dem Zoofenster sowie zwei
neuen Türmen vor. Der Entwurf von Si-
mon Kochhan und Constantin Wolf sieht
eine Kette aus fünf Hochhäusern an der
Jebensstraße vor, die sie über die Hertz-
allee hinaus verlängern wollen.
Auch die IHK Berlin begrüßt solche
Überlegungen und spricht sich für Ver-
dichtung in den innerstädtischen Quar-
tieren aus. Denn angesichts des Woh-
nungsbau-Booms dürfe nicht vergessen
werden, dass auch Arbeitsplätze für die
Neuankömmlinge geschaff en werden
müssen, meint Jochen Brückmann, Be-
reichsleiter Infrastruktur und Stadtent-
wicklung bei der IHK Berlin. „Und dafür
brauchen wir auch neue Büros und auch
genug geeignete Flächen in den etablier-
ten und in neuen Gewerbegebieten.“
Vor allem aber mahnt Brückmann
an, dass bei den Entwürfen der Woh-
nungs- und Büroneubauten angesichts
des Drucks nicht nur auf Tempo, sondern
auch auf Qualität geachtet werden müs-
se. „Es ist jetzt die Zeit für neue, kreative
und gute Ideen. Wir entwerfen ein neues
Bild von Berlin, dass uns über viele Jahr-
zehnte begleiten wird“, sagt Brückmann.
Dass nun Masse statt Klasse gebaut
werden könnte, fürchtet auch Reiner
Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bun-
desstiftung Baukultur. Die Erkenntnis,
dass Berlin wächst, sei spät in operatives
politisches Handeln umgesetzt wor-
den, meint Nagel. Angesichts der quan-
titativen Probleme auf dem Wohnungs-
markt müsse nun dem Bedarf hinter-
hergebaut werden. „Aber man braucht
eine ruhige Hand und Zeit, um die Stadt
in hoher Qualität zu gestalten“, so Nagel.
„Man darf jetzt nicht nur in Zahlen den-
ken, die Stadt braucht gute Architektur.“
Gegen die Engpässe auf dem Woh-
nungsmarkt würden auch Gentrifi zie-
rung und ein verringerter Flächenbe-
darf wirken. Für Nagel ist das ein Grund
mehr, nicht nur schnell zu bauen, son-
dern auch auf die Qualität der Architek-
tur zu achten. Mit dem „Stadtentwick-
lungskonzept Berlin 2030“ gebe es im-
merhin eine Grundlage dafür: „Das muss
nun städtebaulich konkretisiert werden.“
Verdichtung hält auch Nagel für un-
ausweichlich. „Aber das bedeutet nicht
ausschließlich, in die Höhe zu gehen“,
sagt der Experte. Als Vorbild sieht er eher
die Bauten aus den zwanziger Jahren, als
die Wohnfl ächen noch größer als die Fas-
Das Zoofenster mit dem Waldorf-Asto-
ria und das Upper West – ebenfalls von
Langhof – prägen schon heute ein neues
Bild der City West. Die beiden 118 Me-
ter hohen Gebäude stehen für Moderni-
sierung und Revitalisierung des Viertels.
Eine Entwicklung, die nicht nur Langhof
zu weiterführenden Überlegungen in-
spirierte. So hat auch Stefan Evers, stadt-
politischer Sprecher der CDU-Fraktion
im Berliner Abgeordnetenhaus, die Ent-
wicklungen aufgegriff en und einen stu-
dentischen Wettbewerb für das gesamte
Areal um den Bahnhof Zoo angeregt. Die
Entwürfe des Architektur-Nachwuchses
GRAFIK
Quelle: Wikipedia
Bevölkerungsentwicklung
Baugenehmigungen
Höchste Hochhäuser Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
3,2
3,3
3,4
3,5
0
5
10
15
20
25
30
Grafik: Henriette Anders
1 ab 2011 Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011, 2011-2013 berichtigte Zahlen
2009 201320111 2014
3,47
22,36
1995
in Millionen
Anzahl Wohnungen
in Tausend
in Metern
Trep-towers
Park Innam Alex
Zoo-fenster
Steglitzer Kreisel
Atrium Tower
Bahn-tower
Kollhoff-Tower
Kudamm-Karree-
1997 1999 2001 2003 2005 2007
2009 2011 201520131995
102103103106118119123125
1997 1999 2001 2003 2005 2007
davon im Neubau
Wachsende Hauptstadt
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 TITELTHEMA 19
sadenfl ächen waren. „Heute ist das um-
gekehrt. Aber unter Energieeffi zienz-
und Platzaspekten ist das nicht sinnvoll.“
Die traditionelle Berliner Traufhö-
he sei deshalb optimal, erklärt Nagel. Er
kann sich aber auch Gebäude bis 70 Me-
ter Höhe vorstellen. Was darüber hinaus-
geht, sei allerdings sehr teuer.: „Damit
produzieren wir Wohnungen für mehr
als 20 Euro Miete pro Quadratmeter.“ Bei
Eigentumswohnungen seien es mehr als
5000 Euro. Derzeit bezweifelt er, dass
sich viele Investoren für solche Projekte
fi nden lassen. Jedoch: „Berlin wird da-
hin kommen. Irgendwann werden wir
in Berlin höhere Türme haben als heute.“
Ähnliche Sorgen wie Nagel macht
sich Prof. Dr. Ingrid Breckner. Sie be-
schäftigt sich an der Hafencity-Universi-
tät in Hamburg mit Fragen der Stadt- und
Regionalsoziologie. Sie sieht Berlin vor
sehr schwierigen Herausforderungen, die
allerdings typisch für Ballungsräume in
schnellen Wachstumsphasen seien. „Es
ist immer ein Problem, wenn eine Stadt
für ihre Entwicklung keine Zeit hat“, sagt
sie. Berlin habe aufgrund der Haushalts-
probleme vieles vernachlässigt, was nun
benötigt wird. So werde in Teilen der öf-
fentlichen Verwaltung viel Personal für
Entwicklung, Kontrolle und Zusammen-
arbeit zwischen den Ressorts gebraucht,
um die Qualität des Wachstums zu ge-
währleisten. „Es kostet Geld, wenn man
das gut machen will. Anderseits: Feh-
ler rächen sich noch nach Jahrzehnten“,
warnt Ingrid Breckner und erinnert an
die Bausünden in den siebziger Jahren.
Zu einer verdichteten Bauweise sieht sie
keine Alternative. „Natürlich geht es um
Verdichtung. Die Frage ist nur: wie?“ Um
reichenden Versorgungsstrukturen und
Arbeitsplätzen vor Ort.
Eine soziale Schiefl age sieht Reiner
Wild, Geschäftsführer des Berliner Mie-
tervereins, beim Neubau in Berlin schon
jetzt. Unter den neuen Wohnungen sei zu
viel Eigentum und Miet-Angebote seien
zu oft in den oberen Segmenten angesie-
delt. „Die Zuwanderer sind längst nicht
immer aus den gehobenen Einkom-
mensgruppen. Wir brauchen viel mehr
öff entlich geförderten Wohnraum.“ An-
gesichts der niedrigen Zinsen sei es aber
immer schwieriger, den Neubau öff ent-
lich zu fördern. Wild sieht auch keinen
Ausweg darin, möglichst schnell viel zu
bauen, um über das Angebot die Mieten
zu drücken. „Die öff entliche Verwaltung
ist auf den Bauboom eigentlich gar nicht
eingestellt. Es fehlt qualifi ziertes Perso-
nal“, so Wild. „Qualität braucht auch Zeit.
Heute wollen wir beim Bauen keine Zeit
verlieren. Das ist riskant, so produzieren
wir viel, aber nichts Gutes.“
Einen Beitrag zur Lösung der Woh-
nungsknappheit werde auch durch ein
Zusammenrücken der Berliner Haus-
halte erreicht. Derzeit leben in Berlin
durchschnittlich 1,8 Menschen in einem
Haushalt. Wild geht davon aus, dass die-
ser Wert steigen wird. Singles stellen
heute 49 Prozent aller Haushalte. Auf je-
den Berliner entfallen im Moment noch
knapp 40 Quadratmeter Wohnfl äche.
Christian Hoßbach vom Deutschen
Gewerkschaftsbund (DGB) stößt ins glei-
che Horn. Der Stellvertretende Vorsit-
zende des DGB-Bezirks Berlin-Bran-
denburg betont den hohen Bedarf an
bezahlbaren Mieten und sozialem Woh-
nungsbau. Gleichzeitig fordert er, dass
die Flächenpotenziale für Industrie und
Gewerbe verbleiben. „Auch saubere Pro-
duktion muss in innerstädtischen Gebie-
ten möglich bleiben“, sagt Hoßbach. Es
müsse ebenfalls darauf geachtet werden,
dass nicht zu viele Gewerbefl ächen für
den Wohnungsbau umgewandelt wer-
den. Die Grundlage für die Entwicklung
der wachsenden Stadt hat Berlin mit dem
„Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030“
gelegt, meint auch Hoßbach.
Bundesstiftung BaukulturReiner Nagel, Vorstandsvorsitzender
Stiftung per Gesetz Vor zehn Jahren beschlos-sen Bund und Länder die Errichtung der Stif-tung, die 2007 ihre Gremienarbeit aufnahm. Seit 2008 hat sie ihren Sitz in Potsdam.Baukulturbericht Das Kompendium gilt als Kernstück der Stiftungsarbeit. In diesem Jahr erscheint die Ausgabe 2016/17 des Statusbe-richts zur Lage der Baukultur in Deutschland.
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städtische Lebensqualität zu erhalten,
müssten Neubauten mit zunehmender
Verdichtung immer sorgfältiger geplant
werden. „Mit einer Architektur von der
Stange ist das nicht zu schaff en.“
Zudem weist Breckner auf die sozi-
alen Chancen und Risiken einer wach-
senden Stadt hin. Eine gewisse Gentrifi -
zierung hält sie in Stadtgebieten für un-
umgänglich, in denen problembehaftete
Strukturen aufgelöst werden müssen.
Andererseits dürfen keine neuen sozi-
alen Brennpunkte entstehen. „Die Pro-
bleme entstehen dort, wo viele Menschen
zusammenkommen, die keine Perspek-
tiven für sich sehen. Hier sind vor allem
die Angebote der Schulen und Kinderta-
gesstätten wichtig“, erklärt die Professo-
rin und betont die Wichtigkeit von aus-
PROF. DR. INGRID BRECKNER
Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich an der Hafencity-Universität in Hamburg mit Fragen der Stadt-und Regionalsoziologie
Natürlich geht es um Verdichtung. Die Frage ist nur: wie? Mit einer Architektur von der Stange ist das nicht zu machen.
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20 MEINUNG & MACHER BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Die neue Präsidentin der IHK Berlin, Dr. Beatrice Kramm, ist
Vorsitzende der Geschäftsfüh-rung der Polyphon. Geboren
wurde sie am 19. August 1965 in Duisburg, sie ist verheiratet und
hat zwei Söhne
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Die Vollversammlung der IHK
Berlin hat Dr. Beatrice Kramm
zur Nachfolgerin des langjäh-
rigen Präsidenten Dr. Eric Schweitzer ge-
wählt. Sie ist Vorsitzende der Geschäfts-
führung der Polyphon Film- und Fern-
sehgesellschaft mbH, die zum Beispiel
Serien wie „Pfarrer Braun“ oder „Stubbe
– Von Fall zu Fall“ produziert.
Berliner Wirtschaft: Herzlichen Glück-
wunsch zur Wahl! Gibt es ein besonderes An-
liegen, das sie als neue Präsidentin der IHK
Berlin möglichst schnell anpacken wollen?
Dr. Beatrice Kramm: Dankeschön. Zu
Ihrer Frage: Ich möchte jetzt erst mal in
meinem Amt ankommen, mir ein Bild
machen und dann entscheiden, wel-
che Prioritäten ich setze. Ein sehr aktu-
elles Thema liegt aus meiner Sicht aber
auf der Hand: Die Integration der Flücht-
linge. Ich möchte, dass die IHK sich wei-
terhin sehr aktiv um Ausbildungs- und
Berufschancen der Menschen küm-
mert, die unter diesen schwierigen Be-
dingungen neu in unsere Stadt kommen.
Ich hoff e, dass die Initiativen, die wir mit
der Bundesagentur für Arbeit und der Se-
natsverwaltung ins Leben gerufen haben,
erfolgreich sein werden.
Seit rund zehn Jahren sind Sie bereits Vize-
präsidentin und kennen insofern die IHK
Berlin sehr genau. Neugier kann also nicht
Ihr Motiv für die Annahme des neuen Amts
gewesen sein. Welches war es denn?
Da muss ich widersprechen. Neugier ist
immer mein Motiv. Ich fi nde, dass Neu-
gier den Menschen ausmacht und die ei-
gene Kreativität fördert. Aber selbstver-
ständlich weiß ich über die Kammer Ei-
niges mehr als Außenstehende. Nur die
Aufgabe einer Präsidentin habe ich noch
nicht wahrgenommen und das ist für
mich schon mit einer gewissen Neugier
verbunden.
Wir groß ist der Sprung von der Vizepräsi-
dentin zur Präsidentin?
Größer als ich dachte … (lacht) … naja, al-
so die mediale Aufmerksamkeit, die mei-
ner Person jetzt zukommt, ist in der Tat
erheblich. Das ist vielleicht nicht überra-
schend, aber für mich ungewohnt.
Was reizt Sie an der Kammerarbeit?
Ich möchte etwas bewegen. Ich möchte
der Wirtschaft der Stadt helfen, weiter so
erfolgreich zu sein. Ich möchte, dass die
Wirtschaft, die ja so wichtig ist für eine
Stadt, laut ist, dass sie gesehen wird. Ich
möchte, dass wir als Wirtschaft die Poli-
tik bei den entsprechenden Aufgaben be-
gleiten. Dafür ist die IHK genau die rich-
tige Institution.
Wo sehen Sie die Stärken der Berliner Wirt-
schaft?
Die Stärke ist sicher der Dienstleistungs-
standort an sich. Das ist das, was uns
schon immer stark gemacht hat. Die
Stärke ist außerdem die Verbindung zwi-
schen Wissenschaft und Wirtschaft. Die
ist nirgendwo so stark wie in Berlin. Und
wenn ich sage nirgendwo, dann mei-
ne ich nicht nur Deutschland, das wird
weltweit so gesehen. Ich glaube auch,
dass die Weiterentwicklung der Start-
ups zu fl orierenden Unternehmen eine
entscheidende Bedeutung für die näch-
sten Jahre haben wird.
Sie kommen aus der Kreativwirtschaft. Ei-
ne wichtige Branche für Berlin. Verschwin-
det sie zu sehr hinter dem Start-up-Boom?
Der Eindruck entsteht vielleicht, weil In-
formations- und Kommunikationstech-
nologie auf der einen und Kreativwirt-
schaft auf der anderen Seite zu einem
Cluster zusammengefasst worden sind.
Die Start-up-Szene ist vor allem im Be-
reich IKT stark. Das liegt auch an der Ver-
bindung zur Wissenschaft und den Uni-
versitäten. Ich glaube aber nicht, dass
dahinter die Bedeutung der Kreativ-
wirtschaft vergessen wird. Kreativität,
Kunst und Kultur sind ein ganz wichtiger
Standortvorteil und machen die Anzie-
hungskraft auf junge Menschen aus, und
nicht nur auf die Jungen.
Sehen Sie auch Schwächen des Wirtschafts-
standorts Berlin?
Es wird ja immer gesagt – und das ist
sicher auch nicht falsch –, dass die öf-
fentliche Verwaltung in Berlin optimie-
rungsfähig ist. Für die Wirtschaft ist es
natürlich wichtig, schnell Ansprechpart-
ner in der Verwaltung zu fi nden, die ihr
bei der Lösung ihrer Probleme beisei-
te stehen – beispielsweise wenn es um
Flächen oder um Genehmigungen geht.
Die Verwaltung hat aber schon aufge-
holt, Bemühungen sind erkennbar. Wir
hoff en, dass aufgrund der neuen Finanz-
lage der Stadt diese Entwicklung be-
schleunigt wird.
Ihr Amtsantritt fällt in eine Zeit, in der in-
tensiv über Berlin als wachsende Stadt dis-
kutiert wird. Wie stehen Sie zu dem Thema?
Das IHK-Präsidium hat im vergangenen
Jahr die Initiative „Berlin 2030“ gestartet.
Das Besondere aus meiner Sicht ist da-
ran, dass wir uns jetzt struktureller mit
der Zukunft beschäftigen. Wir entwi-
ckeln jetzt ein Gesamtbild von der Stadt.
So sinkt das Risiko, dass wir uns in Ein-
zelheiten und Kleinigkeiten verlieren.
Wir zielen auf langfristige Erfolge ab.
Welche Erfolge streben sie dabei an?
Wir müssen jetzt in Ruhe – nicht lang-
sam, aber auf gar keinen Fall in Hektik »
Dr. Beatrice Kramm ist neue Präsidentin der IHK Berlin. Sie möchte, dass die Kammer in der Mitte aller Gewerbetreibenden noch stärker wahrgenommen wird » Von Michael Gneuss
„Neugier ist immer mein Motiv“
INTERVIEW DES MONATS
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22 MEINUNG & MACHER BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
– eine Stadt planen, die auch zukünftig
unsere Ansprüche an Heimat erfüllt. Da-
zu gehört Flächenplanung, dazu gehört
Verkehrsinfrastrukturplanung. Dazu ge-
hört aber auch die Frage, was wir an Frei-
heiten off enlassen wollen. Also: Wo wol-
len wir unsere Stadt unfertig lassen? Die
freie, off ene und unfertige Stadt ist ja ein
großes Pfund, mit dem wir – zu Recht –
hausieren gehen. Dieses Pfund sollten
wir auf der vor uns liegenden Wegstre-
cke nicht verlieren.
Haben Sie in Bezug auf das künftige Berlin
im Jahr 2030 konkrete Visionen?
Die Digitalisierung sollte, wenn über-
haupt, nur noch ein Randthema sein,
weil bis dahin hoff entlich die Umset-
zung der digitalen Transformation ge-
lungen ist. Ich erwarte daneben Schrit-
te hin zu einer ökologischen Stadt. Der
E-Mobilitäts-Gedanke ist für mich ein
Ausgangspunkt, aber ich erwarte in die-
ser Hinsicht auch noch viel mehr. Ich bin
mir außerdem ziemlich sicher, dass die
Idee der weltoff enen Stadt, mit starken
Verbindungen in die ganze Welt hinein,
einen großen Schritt nach vorn gehen
wird. Wir werden von Migranten und
ausländischen Studenten stark profi tie-
ren können.
Wie wollen Sie der Politik als IHK-Präsiden-
tin gegenübertreten?
Ich begegne Politikern genauso, wie ich
jedem begegne: Nämlich authentisch. Ich
glaube, dass die Politik das gleiche Inte-
resse hat, sich mit der Wirtschaft ausein-
anderzusetzen wie umgekehrt. Wir pro-
fi tieren voneinander. Und damit stellt
sich für mich nicht die Frage, wie man
Kommunikation aufbaut.
Sie sind Juristin. Sind Sie auch ein streitbarer
Mensch?
Oh ja (lacht).
Sie sind also auch als IHK-Präsidentin kon-
fl iktbereit – etwa gegenüber der Politik?
Ich habe grundsätzlich keine Angst vor
Konfl ikten. Ich glaube, Konfl ikte sind nö-
tig, um Positionen geschärft darzustellen.
Ich bin aber kein Freund von Streit um
des Streites willen, das liegt mir nicht,
das ist verschwendete Energie. Ich ver-
suche, mich nur an den Stellen in Kon-
wir sehr ausgeprägte Verbindungen zur
Handwerkskammer, zu den Unterneh-
mensverbänden Berlin-Brandenburg
und zum Verein Berliner Kaufl eute und
Industrieller. Das sollten wir weiterhin
sehr intensiv pfl egen, dafür werde ich
mich stark machen. Auch mit den Ge-
werkschaften sind wir in sehr guten Ge-
sprächen, es geht ja immer auch um Ar-
beitnehmer. Uns sind auch die Jugend-
lichen extrem wichtig – die Fachkräfte
von morgen also. Darüber reden wir un-
ter anderem mit der Bundesagentur für
Arbeit.
Wie sehen Sie das Image der IHK in Berlin in
der Öff entlichkeit?
Ich glaube, das ist ausbaufähig. Ich fi n-
de, zu Unrecht wird uns vorgeworfen,
dass wir Profi teure der Pfl ichtmitglied-
schaft sind. Ich werde weiter daran ar-
beiten – mein Vorgänger Eric Schweit-
zer hat da schon viel geleistet –, dass das
Bild der IHK als ein sehr positives wahr-
genommen wird und die IHK sich in der
Mitte der Gewerbetreibenden wieder-
fi ndet. Unternehmen, die in einen kon-
kreten Kontakt mit der IHK treten, rea-
fl ikte zu begeben, an denen ich glaube,
dass es zielführend ist.
Welche Institutionen in Berlin sehen Sie als
wichtige Partner an?
Ich glaube, die IHK hat eine sehr gu-
te Tradition in der Zusammenarbeit
mit allen wichtigen gesellschaftlichen
Gruppen dieser Stadt. Natürlich haben
Ich habe grundsätzlich keine Angst vor
Konfl ikten. Ich glaube, Konfl ikte sind nötig, um
Positionen geschärft darzustellen.
DR. BEATRICE KRAMM
ist Vorsitzende der Geschäftsführung der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH und neue Präsidentin der IHK Berlin
Angstfreiheit, Kreativität und Ungeduld – diese Eigengeschaften nennt Dr. Beatrice Kramm auf die Frage, was sie als Unternehmerin ausmacht. Wichtig ist auch Authentizität. Und Lachen
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 MEINUNG & MACHER 23
Meist lesen Sie an dieser Stelle etwas über Dinge in unserer
Stadt, die nicht klappen und in Forderungen an die Poli-
tik münden. Dieses Mal möchte ich den Beitrag an uns -
den Berliner Mittelstand - adressieren. Unsere Gesellschaft
steht vor der Aufgabe, Hunderttausende gefl üchteter Menschen zu in-
tegrieren. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Integration in den Arbeits-
markt. Die kleinen und mittleren Unternehmen stellen die Mehrheit der
Arbeits- und Ausbildungsplätze in Deutschland. Wer, wenn nicht wir sol-
len die Ausbildungsleistung also erbringen?
Die Voraussetzungen dafür sind unterschiedlich.
Über 45 Prozent der Gefl üchteten sind zwischen 18
und 30 Jahre jung. Hier kann eine berufl iche Bildung
Früchte tragen. Syrer verfügen über eine vergleichs-
weise gute Schulbildung. Bei anderen Gruppen ist
die Ausgangslage nicht so positiv. Auch Sprach- und
Kulturbarrieren müssen wir mit gezielten Angebo-
ten begegnen. Bleibt noch die persönliche Motivati-
on: Werden sie mit den Leistungsanforderungen des
deutschen Arbeitsmarktes zurecht kommen?
Die Zeit ist ein wesentlicher Faktor der Integra-
tion. Heute „wohldurchdachte“ Programme zu ent-
wickeln, die irgendwann am Übergang in den frei-
en Arbeitsmarkt scheitern, reicht nicht. Erstaun-
lich, wie hier einige schon vorangegangen sind: Im
„Arbeitgeberservice Asyl“ steht in der Agentur für Arbeit Berlin Süd ein
motiviertes Team bereit. Eins der Angebote, das für alle Seiten Sicherheit
schaff t, ist die Einstiegsqualifi zierung (EQ). Sie ist der regulären Ausbildung
vorgelagert und eröff net beiden Partnern die Möglichkeit, sich der gegen-
seitigen Anforderungen bewusst zu werden. Daneben stehen alle wesent-
lichen arbeitsmarktpolitischen Instrumente auch für die Integration der
Gefl üchteten zur Verfügung. Auch die IHK gibt unter www.ihk-berlin.de/
fl uechtlinge Hinweise zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
und zu allgemeinen Fragen der Berufsausbildung.
Viele Unternehmen haben Probleme, off ene Stellen zu besetzen. Da
liegt die Überlegung nahe, die aktuelle gesellschaftliche Situation für den
eigenen Betrieb zu nutzen. Wahrscheinlich fi nden Sie unter den vielen Ge-
fl üchteten motivierte Mitarbeiter mit dem passenden Profi l.
Hunderttausende gefl üchteter Menschen müssen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dies kann nur
gelingen, wenn der Mittelstand seinen Beitrag leistet
Wir sind das Wir aus „Wir schaff en das!“
gieren positiv auf die Unterstützung, die
unsere Mitarbeiter ihnen geben. Aber ich
möchte, dass noch mehr Unternehmer
diese Erfahrungen machen.
Sie sind Unternehmerin, genau genommen
Familienunternehmerin.
Genau, mein Vater hat in den achtzi-
ger Jahren in einem Management-Buy-
out 50 Prozent der Polyphon übernom-
men, nachdem er dieses Unternehmen
als Fernsehproduktionsgesellschaft eta-
bliert hatte. Ich bin auch heute persön-
lich an der Firma beteiligt. Mehrheitsge-
sellschafter ist Studio Hamburg.
Was macht die Unternehmerin Beatrice
Kramm aus?
Angstfreiheit, Kreativität und Ungeduld.
Sehen Sie sich in erster Linie als Kreative
oder in erster Linie als Unternehmerin?
Ich habe als Juristin angefangen und
mich eher als Managerin gesehen. Doch
je länger ich das mache, desto stärker se-
he ich mich als Kreative. Management
erfordert allerdings Kreativität, so dass
ich eigentlich gar keinen Widerspruch
sehe. Meine Arbeit ist zweigeteilt in kre-
atives Management und die Kreativität
als Produzentin.
Wollten Sie immer Unternehmerin werden?
Ich wollte Anwältin werden. Als Anwältin
mit einer eigenen Kanzlei ist man eben-
falls Unternehmerin – insofern auch hier
kein Widerspruch. Was ich nicht werden
wollte, ist Fernsehproduzentin.
Warum nicht?
Wenn man in einer Familie aufwächst, in
der der Vater Fernsehproduzent ist, be-
kommt man sehr viel aus der Branche
mit. Ich habe insofern nie irgendwelche
Illusionen in Bezug auf diesen Beruf ge-
habt. Ich konnte mir das für mich nicht
vorstellen und auf der anderen Seite war
ich ja eine leidenschaftliche Juristin.
Warum haben Sie es dann doch gemacht?
Weil mein Vater so überzeugend war
(lacht) … er hat mich überzeugt, indem
er gesagt hat, Du musst es wenigstens
mal ausprobieren. Danach war der Job so
überzeugend.
Haben Sie das bereut?
Dann wäre ich nicht mehr da. Ich mache
das jetzt seit 20 Jahren.
MITTELSTANDSKOLUMNE
THOMASHERRMANN
ist Vorsitzender Berlin.Südwest e.V. und Mitglied des
Kompetenzteams Mittelstand der IHK
Berlin
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24 IHK AKTUELL & SERVICE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
„Berlin dankt Eric Schweitzer für zwölf erfolgreiche Jahre“Emotionaler Abend im Ludwig Erhard Haus: Die IHK Berlin und hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur verabschieden den langjährigen IHK-Präsidenten » Von Christine Nadler
So viel Wertschätzung, so viel
Freundschaft! Es war ein warm-
herziger und lebhafter Abschieds-
abend im Ludwig Erhard Haus, als Dr.
Eric Schweitzer am 14. März nach elfein-
halb Jahren an der Spitze der IHK Berlin
sein Amt als Präsident niederlegte. Die
IHK-Vollversammlung hatte direkt vor
der Gala Dr. Beatrice Kramm zur Nach-
folgerin gewählt (s. S. 26).
falle es schwer, sich die Berliner IHK oh-
ne ihren Präsidenten Dr. Eric Schweitzer
vorzustellen. So sehr sei er zu ihrem Ge-
sicht geworden. Mit persönlichen Worten
ging Müller auf die Familienfi rmen ein:
„Sie sind ein Unternehmer mit Leib und
Seele. Aus eigener Erfahrung weiß ich,
wie bestimmend ,das Geschäft' oder ,der
Laden' für alle Familienmitglieder sein
kann.“ Der Regierende hob Schweitzers
soziales Wirken hervor und erwähnte
die Basketball-Nachwuchsförderung,
die Unterstützung des Vereins „Kinder-
leben" sowie die Verleihung der Franz-
von-Mendelssohn-Medaille an sozial en-
Die IHK würdigte Schweitzers Arbeit für
die Berliner Wirtschaft mit einem Fest-
akt, zu dem rund 500 hochrangige Gäste
aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Ge-
sellschaft geladen waren. „Heute sind so
viele Senatoren hier, dass es für mehrere
Senate reichen würde“, so IHK-Hauptge-
schäftsführer Jan Eder bei der Begrüßung.
Die Laudatio hielt der Regierende Bür-
germeister, Michael Müller. Wie er sagte,
Dr. Eric Schweitzer bei seiner Verabschiedung als IHK-Präsident, eingerahmt von Ehefrau Nicole (l.) und Verlegerin Friede Springer
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IHK AKTUELL & SERVICE 25BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
gagierte Unternehmen – gemeinsam mit
Handwerkskammer-Präsident Stephan
Schwarz. „Berlin dankt Dr. Eric Schweit-
zer für zwölf erfolgreiche Jahre im Lud-
wig Erhard Haus! Wie nur wenige vor
ihm hat er das Amt des Präsidenten der
IHK Berlin geprägt und sich stets mei-
nungsfreudig und konstruktiv als Stim-
me der Wirtschaft an
Diskussionen und
Debatten beteiligt“, so
Michael Müller.
Jan Eder mode-
rierte den kurzweili-
gen Festakt: Höhepunkt
war ein Film, der 2004
begann, direkt nach
Schweitzers Wahl zum
jüngsten IHK-Präsi-
denten. Weggefährten
wie Renate Künast,
Frank Henkel, Werner Gegenbauer oder
Udo Marin kamen mit lobenden, wit-
zigen, rührenden Kommentaren zu Wort.
Zum Schluss zeigte der Film eine Auf-
nahme von Ehefrau Dr. Nicole Schweit-
zer, die sagte: „Ich bin stolz auf Dich. Du
wirst immer unser Präsident bleiben!“
In persönlich gehaltenen Talk-Run-
den bewiesen Berlins
ehemaliger Regieren-
der Bürgermeister
Klaus Wowereit
und DIHK-Haupt-
geschäftsführer Dr.
Martin Wansleben
Schlagfertigkeit und
Unterhaltungswert. Jan Eder übergab ei-
nen Regiestuhl an Dr. Beatrice Kramm,
die sich humorvoll für das Vertrauen be-
dankte und an Schweitzer gewandt sagte:
„Lieber Eric, die Fußstapfen, die du mir
hinterlässt, sind groß. Da ist es doch gut,
dass Pumps und Herrenschuhe nicht zu
vergleichen sind!“
Als Geschenk der IHK bekam
Schweitzer einen Gutschein für ein
Shooting bei der Promi-Fotografi n Ga-
briele Oestreich-Trivellini: Das Foto soll
in der Präsidenten-Galerie im Mendels-
sohn-Saal der IHK seinen Platz neben
den Ölgemälden aus früheren Zeiten fi n-
den. Außerdem begleitete eine Zeichne-
rin Eric Schweitzer an seinem lezten Tag
im Amt. Gegen Ende des Festaktes dankte
Schweitzer sichtlich ergriff en seiner Fa-
milie, seinen Laudatoren, Gästen und den
IHK-Mitarbeitern.
Ein Geschenk: Die Zeichnung skizziert Schweitzers letzten Tag im Amt
Hauptgeschäfts-führer unter sich: Martin Wansleben (DIHK, Foto links, l.), Jan Eder (IHK Berlin). BerlinsEx-Regierender Klaus Wowereit
Der Regierende Bürger-meister Michael Müller
(Foto l.), Amtsvorgänger Eberhard Diepgen mit
den IHK-Vizepräsi-denten Ute Witt und
Tobias Weber (v. r.)
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26 IHK AKTUELL & SERVICE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Die IHK Berlin hat eine PräsidentinVollversammlung wählt Dr. Beatrice Kramm mit 87,8 Prozent. Die Geschäftsführerin der Polyphon GmbH folgt auf Dr. Eric Schweitzer,der seit 2004 an der Spitze der IHK Berlin stand » Von Leif Erichsen
Schon vor Beginn der zweiten IHK-
Vollversammlung des Jahres war
klar: Sie würde eine besonde-
re werden, nachdem Dr. Eric Schweit-
zer im Januar seinen Rückzug vom Amt
des IHK-Präsidenten angekündigt und
die bisherige Vizepräsidentin Dr. Beatri-
ce Kramm als Nachfolgerin vorgeschla-
gen hatte. Außerdem hatte der Regie-
rende Bürgermeister von Berlin, Michael
Müller, seinen Besuch angekündigt. Und
nicht zuletzt sollte die Vollversammlung
ihre Positionierung für einen leistungs-
fähigen Flughafen BER am Standort
Schönefeld erneuern – da insbesonde-
re die rechtlichen Risiken für den Flug-
hafenstandort Berlin bei einem Weiter-
betrieb des Flughafens Tegel sehr groß
sind, setzt sich die IHK Berlin für einen
Single-Airport am BER und eine Nach-
nutzung Tegels als Industrie- und Inno-
vationsstandort Urban Tech Republic ein
(S. 30). Aber der Reihe nach:
Tagesordnungspunkt 2 kündigte die
„Veränderungen im Präsidium der IHK
Berlin“ und die „Wahl eines neuen Prä-
sidenten“ an. Eric Schweitzer trat nach
elfeinhalb Jahren von dem Amt zurück.
Mit langem Applaus bedankten sich die
Vollversammlungs-Mitglieder für sein
großes Engagement für die Berliner
Wirtschaft. Unter der Versammlungslei-
tung von Vizepräsidentin Ute Witt wurde
Schweitzer mit fast 96 Prozent der Stim-
men zum „einfachen“ Mitglied des IHK-
Präsidiums gewählt. Daneben und neben
seiner unternehmerischen Tätigkeit ist er
auch Präsident des Deutschen Industrie-
und Handelskammertags (DIHK).
Im Anschluss wählten die 74 anwe-
senden Mitglieder der Vollversamm-
lung Beatrice Kramm zur neuen IHK-
Präsidentin. Sie bewarb sich als einzige
Kandidatin und erhielt 87,8 Prozent der
Stimmen. Mit Beatrice Kramm (50) über-
nimmt eine ausgewiesene Kennerin der
Hauptstadt-Wirtschaft das Ehrenamt.
„Ich bedanke mich bei den Mitgliedern
der Vollversammlung für das entgegen-
gebrachte Vertrauen. Als Präsidentin der
IHK Berlin freue ich mich darauf, die zu-
künftige Entwicklung der Wirtschafts-
standortes Berlin aktiv mitzugestalten,
mich für die Belange der Unternehmer
unserer Stadt einzusetzen und damit der
Berliner Wirtschaft weiterhin eine starke
Stimme zu geben“, sagte sie.
Es folgten – neben Diskussion und
Positionierung zur Zukunft des Flugha-
fens Tegel – einzelne kurze Tagesord-
nungspunkte zu Regularien und aktu-
ellen Themen. Danach stand der Regie-
rende Bürgermeister Michael Müller zu
aktuellen Themen (u.a. Wachsende Stadt,
moderne Verwaltung, Infrastruktur, Län-
derfusion) Rede und Antwort, bevor der
offi zielle Festakt zur Verabschiedung von
Eric Schweitzer begann (S. 24).Frisch gewählt: Die neue IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm mit ihrem Amtsvorgänger Dr. Eric Schweitzer (r.) und dem Hauptgeschäfsführer der IHK Berlin, Jan Eder FO
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Ich freue mich darauf, mich für die Unternehmer
unserer Stadt einzusetzen und der
Berliner Wirtschaft eine starke Stimme zu geben
DR. BEATRICE KRAMM
Geschäftsführerin der Film- und Fernseh-gesellschaft Polyphon und neue
Präsidentin der IHK Berlin
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IHK AKTUELL & SERVICE 27BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
LANDESWETTBEWERB
Für Familie und BerufViele Berufstätige haben familiäre Ver-
pfl ichtungen. Sie sorgen für Kinder oder
für ältere Angehörige. Für Arbeitge-
ber wiederum wird es immer wichtiger,
Fachkräfte zu gewinnen und langfristig
an das eigene Unternehmen zu binden.
Familienfreundlichkeit ist deshalb in
vielen Unternehmen heute bereits fest
verankert: Sie reicht von fl exiblen Ar-
beitszeiten über Kinderbetreuungsange-
bote bis zu geldwerten Leistungen oder
einem mobilen Arbeitsplatz. Eine fa-
miliengerechte Arbeitswelt bietet viel
Handlungsspielraum: Ob kleine Kinder
zu versorgen sind, Pfl ege mit dem Beruf
vereinbart werden muss oder ein Wie-
dereinstieg organisiert wird – große wie
kleine Lösungen können eine passende
Unterstützung sein. Frauen und Män-
ner sind gleichermaßen auf Verständnis,
Vorbilder und praktikable Maßnahmen
angewiesen, die ihnen helfen, Familie,
Pfl ege und Beruf zu vereinbaren.
Unter der Schirmherrschaft des Re-
gierenden Bürgermeisters Michael Mül-
ler sind engagierte Unternehmen nun
aufgerufen, sich bis einschließlich 13.
Mai am diesjährigen Wettbewerb „Un-
ternehmen für Familie" zu beteiligen.
Die Gewinner in drei nach der Beschäf-
tigtenanzahl gebildeten Kategorien wer-
den im Rahmen einer feierlichen Preis-
verleihung am 28. Juni 2016 ausgezeich-
net. ‹ MARG
Preisträger 2014: Die off ene Küche ist bei der Wooga GmbH Treff punkt für Groß und Klein. Hier gibt es kostenlose Getränke, Obst und Müsli für große und kleine Woogas
Seit dem 21. März benötigen Vermitt-
ler von Immobiliar-Verbraucherdar-
lehensverträgen wegen europarecht-
licher Vorgaben eine Erlaubnis als
Immobiliardarlehensvermittler (IDV)
gemäß § 34 i Gewerbeordnung (Ge-
wO) und Registrierung im Vermitt-
lerregister. Gewerbetreibende, die
bereits eine Erlaubnis zur Vermitt-
lung von Darlehensverträgen ge-
mäß § 34 c Absatz 1 Satz 1 GewO ha-
ben und diese Verträge auch weiter-
hin vermitteln bzw. darüber beraten
wollen, müssen bis zum 21. März 2017
eine Erlaubnis gemäß § 34 i GewO
haben. Weitere Informationen unter
www.ihk-berlin.de/idv ‹ NUE
IMMOBILIENDARLEHEN
Neue Regeln
Zum 15. Mal verleihen die Klima-
SchutzPartner Berlin – ein Bünd-
nis aus zehn Kammern, Verbänden
und Institutionen der Berliner Wirt-
schaft – die Auszeichnung zum „Kli-
maSchutzPartner des Jahres“. Ge-
meinsam mit der Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und Umwelt
werden am 11. April im Rahmen der
Berliner Energietage die besten Kli-
maschutzprojekte der Hauptstadt
gekürt. Durchgeführt wird der Wett-
bewerb 2016 mit Unterstützung der
Rewe Markt GmbH. Die Berliner En-
ergietage 2016 fi nden vom 11. bis 13.
April im Ludwig Erhard Haus statt.
Mit über 50 Fachveranstaltungen
und mehr als 9.000 erwarteten Besu-
chern zählen die Energietage zu den
größten Kongressveranstaltungen
Deutschlands im Energiesektor. An-
meldungen zur Preisverleihung un-
ter: www.energietage.de (Veranstal-
tung Nr. 2.06). ‹ REI
KLIMASCHUTZPARTNER
Verleihung
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Im Zeichen der FamilienfreundlichkeitWettbewerb für Unternehmen und Freiberufl er mit Sitz in Berlin
INFO
„Unternehmen für Familie" heißt der Landeswettbewerb, an dem sich Unterneh-men sowie Freiberufl er mit mindestens drei Beschäftigten und Sitz in Berlin beteiligen können. Voraussetzung ist, dass sie sich nicht überwiegend aus öff entlichen Geldern fi nanzieren. Weitere Informationen und Bewerbung unter: www.familienbeirat-berlin.de/unternehmen-fuer-familie/
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Mit einem in Berlin bisher einmaligen
Bürgerantrag haben sich die Bewohner in
Oberschöneweide stark gemacht für eine
ausschließlich gewerbliche Nutzung auf
dem Gelände der Rathenau-Hallen. Der
Bezirk Treptow-Köpenick ist den Bür-
gern, denen es um Jobs geht, zwar etwas
entgegengekommen, will aber nach wie
vor auch Wohnungen bauen.
Nach Ansicht der Stellvertretenden
IHK-Hauptgeschäftsführerin Melanie
Bähr reichen die vom Bezirk beschlos-
senen Änderungen zum Bebauungsplan-
verfahren nicht aus: „Schöneweide ist ein
entscheidender Ort für die gesamtstäd-
tische Entwicklung Berlins. Solche Orte,
wo Wissenschaft, Forschung und Indus-
trie gemeinsam die Produkte von mor-
gen kreieren, gilt es weiterzuentwickeln,
damit für die wachsende Zahl von Ein-
wohnern auch genügend Arbeitsplät-
ze zur Verfügung stehen.“ Eingestreute
Wohnquartiere würden vermeidbare
Nutzungskonfl ikte provozieren.
Die IHK hat mit ihrer Publikation
„Berliner Standorte für die Industrie von
morgen“ ein städtisches Gesamtkon-
zept für die wichtigsten Industrie- und
Innovationsareale Berlins gefordert. Als
E-Book und zum Download unter www.
ihk-berlin.de/industriestandorte ‹ BW
STANDORTPOLITIK
Rathenau-Hallen: Wohnungen sind kontraproduktiv
Eine rein gewerbliche Nutzung wäre sinnvoll: Das Gelände mit den Rathenau-Hallen FO
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A/B
ILD
AGEN
TUR
-ON
LIN
E
Wie kann ich meine Gründung fi nanzieren? Für viele
Start-ups und Unternehmensgründer ist dies die zen-
trale Frage am Anfang. Und das ist auch richtig so.
Es gibt viele verschiedene Wege, ein unternehme-
risches Vorhaben zu fi nanzieren. Jeder Weg hat seine Vor- und Nachteile.
Wichtig ist grundsätzlich, dass sich Gründer
frühzeitig Gedanken über die passende Stra-
tegie machen. Denn die richtige Finanzierung
oder Förderung ist ein ganz wichtiger Faktor,
wenn es darum geht, ob ein Unternehmen Er-
folg hat. Noch immer ist die Finanzierung das
größte Gründungshemmnis, trotz derzeit nied-
riger Fremdkapitalzinsen. Eine Bankfi nanzie-
rung scheitert häufi g an fehlenden Sicher-
heiten und der Tatsache, dass Gründer noch
keine Geschäftshistorie vorweisen können.
Da die Gründer in vielen Fällen nur begrenzt
über eigene fi nanzielle Mittel verfügen, spielen
Fördermittel und alternative Finanzierungs-
formen wie Crowdfunding oder Beteiligungskapital eine wichtige Rolle.
Die IHK Berlin hilft Gründern und Unternehmern dabei, die individu-
elle Strategie zur Finanzierung zu fi nden. In drei Schritten führen wir on-
line durch den Prozess der Finanzierungssuche: Wir erklären, was Grün-
der in Berlin zu Finanzierung und Förderung wissen sollten, unterstützen
mit dem Finanzierungsfi nder bei der individuellen Recherche und geben
Tipps und Erfahrungen weiter.
Bei unserer Veranstaltung „Finanzierungsfi nder live“ am 27. April kön-
nen ausgewählte Gründer aus dem Publikum ihre Idee vor einer Jury aus
Finanzierungsexperten pitchen, die den Start-ups und dem Publikum
wertvolle Tipps zur Finanzierung geben. Gleichzeitig werden erfolgreiche
Gründer von ihren Erfahrungen bei der Kapitalbeschaff ung berichten und
für einen Austausch zur Verfügung stehen. ‹ BW
WEITERE INFORMATIONEN
Im Service Center erhalten Sie Auskünfte zu diesem Thema (www.ihk-berlin.de/gruendungsfi nanzierung) sowie Informationen zu allen weiteren Dienstleistungen der IHK. Unser Team steht Ihnen persönlich oder telefonisch unter 030 / 315 10-0 mon-tags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr sowie freitags von 8 bis 16 Uhr zur Verfügung.
Die IHK unterstützt bei der Suche nach derpassenden Finanzierung oder Förderung.
Geld für guteGeschäftsideen
THEMA DES MONATS
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Die Berliner Wirtschaftsjunioren (WJB)
sind „in“. So war die Teilnahme beim ers-
ten Interessententreff en 2016 überwäl-
tigend. Insgesamt konnte Jens Himburg,
Kreissprecher der WJB 2016, zusammen
mit dem diesjährigen Vorstand und den
verantwortlichen Ressortleitern 20 po-
tenzielle neue Wirtschaftsjunioren in der
IHK Berlin begrüßen.
Dass die Wirtschaftsjunioren einen
Querschnitt der jungen Berliner Wirt-
schaft darstellen und zunehmend auch
Anlaufpunkt für „Neuberliner“ Unter-
nehmer und Führungskräfte aus dem
ganzen Bundesgebiet werden, zeigte sich
gleich zu Beginn der Veranstaltung in der
Vorstellungsrunde. Vom jungen Gründer
bis zum etablierten Jungunternehmer,
von der Führungskraft im Online-Ver-
WIRTSCHAFTSJUNIOREN
Querschnitt der jungen Berliner Wirtschafttrieb bis zur klassischen Franchise-Neh-
merin, vom Wirtschaftsjuristen bis zum
Geschäftsführer eines internationalen
Eventmarketings waren alle Gruppen
vertreten.
Nach einem kurzen allgemeinen
Teil zur Struktur des Verbandes stellten
die Ressortleiter die Projekte ihrer je-
weiligen Arbeitsgruppen vor. Erläutert
wurden auch die vielfältigen Entwick-
lungsmöglichkeiten in diversen Busi-
ness Workshops und Seminaren, Netz-
werkaktivitäten sowie das interessante
Angebot an nationalen und internatio-
nalen Veranstaltungen. Nach dem offi -
ziellen Teil gab es beim gemeinsamen
Essen die Möglichkeit zum weiteren di-
rekten Austausch zwischen Neumitglie-
dern und alten Hasen.
Der Berliner Kreis zählt zu den größ-
ten und aktivsten von mehr als 210 WJ-
Kreisen im ganzen Bundesgebiet. Bei
den Wirtschaftsjunioren sind deutsch-
landweit rund 10.000 Mitglieder Teil des
Netzwerks. Das nächste Interessenten-
treff en fi ndet am 6. Juli in der IHK Berlin
statt. Die WJB freuen sich über Anmel-
dungen junger Unternehmer und Füh-
rungskräfte der Berliner Wirtschaft. ‹ BW
WEITERE INFORMATIONEN
Anmeldungen zum Interessententreff en am 6. Juli bitte an: [email protected] Infos: www.wjb.de
„Potenziale ausschöpfen.“
Unsere flexiblen
Lösungen für Sie.
Wir sind Partner des Mittelstandes und stehen Ihnen mit Investitionskrediten, Leasing, Krediten für Energiesparmaßnahmen und unserem Know-how zur Seite. Als Mitglied genießen Sie zusätzlich exklusive Vorteile und profitieren von unserer starken Gemeinschaft.Wir beraten Sie gern. Mehr Informationen unter Telefon 030 3063 - 3355 oder unter www.berliner-volksbank.de
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30 IHK AKTUELL & SERVICE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Berliner Wirtschaft: Müsste Tegel für
einen Weiterbetrieb neu planfestgestellt
und genehmigt werden?
Prof. Dr. Elmar Giemulla: Rein formal
gesehen, ist die Genehmigung von Te-
gel schon widerrufen. Der Wi-
derruf steht nur unter der Be-
dingung, dass BER vollständig
eröff net. Danach braucht der
Flughafen ein neues Planfest-
stellungsverfahren.
Gibt es einen rechtlichen Mecha-
nismus, das zu ändern?
Solange der BER nicht eröff -
net ist, kann der Widerruf der
Betriebsgenehmigung wider-
rufen werden. Das spricht al-
lerdings gegen das Ziel 1 des
Landesentwicklungsplans zur
Flughafenstandortentwicklung von Ber-
lin und Brandenburg. Das besagt, dass
Tegel und Tempelhof schließen müs-
sen, wenn der BER eröff net wird. An
die Ziele der Raumordnung sind alle öf-
fentlichen Stellen, private Planungsträ-
ger und die kommunale Bauleitplanung
strikt gebunden. Hier müsste Berlin seine
Rechtsverordnung ändern und dies zu-
vor mit Brandenburg abstimmen.
Wäre der Weiterbetrieb von TXL ein Risiko
für die Eröff nung des BER?
Die Planfeststellung des BER
beruht ja darauf, dass der BER
Tegel ersetzt, d. h. dass Tegel
geschlossen wird. Dadurch
sollen weniger Menschen
durch Flugverkehr belastet
werden. Wird das in Frage
gestellt, wird an den Grund-
lagen des Planfeststellungs-
beschlusses gerüttelt. Dann
kann die Planrechtfertigung
wegfallen und im schlimm-
sten Fall darf der BER nicht in
Betrieb genommen werden.
Kann Tegel als Regierungsfl ughafen even-
tuell mit Business Aviation weiterbetrieben
werden?
Aus Tegel einen zivilen Sonderfl ugha-
fen zu machen, dürfte schwierig sein.
PROF. ELMAR GIEMULLA
ist Rechtsanwalt und
Experte für Lu� recht
und Lu� verkehrsrecht
TXL: Businessplatz statt FlugplatzGegen den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel spricht nicht nur die Nachnutzung als Industrie- und Technologiestandort – schon die Rechtslage erfordert eine Schließung » Von Christian Ostendorf
Die Debatte über die Zukunft
des Flughafens Tegel ist mit-
unter sehr emotional geprägt:
Zwar ist der Flughafen ohne Zweifel zu
klein, seine Technik veraltet und die Ab-
fertigung läuft bei Hochbetrieb zuweilen
chaotisch, aber viele – insbesondere die
„alten“ West-Berliner – können sich mit
dem Schließungsbeschluss noch nicht
recht anfreunden.
Verschiedene wirtschaftliche Grün-
de, sowohl aus Sicht der Airlines als auch
des Flughafenbetreibers, sprechen den-
noch gegen den Weiterbetrieb Tegels als
Verkehrsfl ughafen. Außerdem gingen
dann dringend benötigte Stadtentwick-
lungsfl ächen für die Nachnutzung mit
entsprechend nachhaltigen Arbeitsplatz-
und Steuereff ekten verloren.
Die Kapazität am neuen Flugha-
fen BER, das ist bereits klar, muss schon
jetzt erweitert werden. Die früheren Pla-
nungen wurden von den positiven Flug-
gastentwicklungen längst eingeholt. Aber
das kann und muss am Standort Schöne-
feld passieren – und nicht am alten TXL.
Denn ein Weiterbetrieb von Tegel ist ne-
ben den wirtschaftlichen Nachteilen be-
sonders mit großen rechtlichen Risiken
behaftet.
Im nebenstehenden Interview er-
läutert der Luftverkehrsexperte Prof. Dr.
Elmar Giemulla, Honorarprofessor für
Luftverkehrsrecht an der Technischen
Universität Berlin, die rechtliche Situa-
tion. Danach käme im schlimmsten Fall
die Akte BER wieder vor Gericht, und
der neue Flughafen dürfte nicht in Be-
trieb genommen werden. Die Widmung
als Militärfl ughafen für Regierungsfl üge
wäre da schon einfacher, da dazu kein
Planverfahren notwendig ist. Eine gene-
relle Öff nung für die Geschäftsfl iegerei
wäre rechtlich allerdings ausgeschlossen.
Damit scheint auch dieses Szenario we-
nig aussichtsreich. Denn, dass der Bund
sich einen eigenen autarken Flughafen
samt notwendiger Infrastruktur leistet,
ist doch eher unwahrscheinlich.
BER ersetzt den Flughafen Tegel
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IHK AKTUELL & SERVICE 31BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
INTERVIEW
FOTO
S: P
A/Z
B, B
ERLI
N P
ART
NER
/ G
OEN
Z.C
OM
Vom 31. Mai bis zum 2. Juni fi ndet im Ci-
tyCube Berlin die Metropolitan Solutions
2016 statt: Unter dem Motto „Create bet-
ter cities!“ etabliert sich die Messe als
führende Informations- und Netzwerk-
plattform: 30 Konferenzen und Work-
shops decken alle Themen und Techno-
logien innovativer Stadtentwicklung ab.
Die Smart City Berlin präsentiert
sich mit den Berliner Zukunftsorten, der
BrainBox der TU Berlin, Berliner Un-
ternehmen, Start-ups, Netzwerken und
METROPOLITAN SOLUTIONS
Berlin im Zeichen der Smart CityProjekten. Die Smart Business Days mit
Matchmaking, Guided Tours und Site Vi-
sits werden in Kooperation von Enterpri-
se Europe Network Berlin-Brandenburg,
Berlin Partner für Wirtschaft und Tech-
nologie GmbH und der Deutsche Messe
AG organisiert. ‹ BW
Das seit Jahren wichtigste Biotech- und
Pharma-Treff en im Cluster Gesundheits-
wirtschaft Berlin-Brandenburg – Health
Capital wird in diesem Jahr um Medizin-
technik erweitert und entwickelt sich
damit zu einem branchenübergreifen-
den Life Science Event mit internatio-
naler Beteiligung. Am 25. Mai gibt es im
Ludwig Erhard Haus (LEH) neben dem
Vortragsprogramm und Projektpräsen-
BIONNALE 2016
Biotech-Treff en im LEH
Die Digitalisierung revolutioniert die in-
dustrielle Fertigung. Das Internet der
Dinge zieht in die Fabrik, Industrie 4.0
verändert die gesamt Produktionslogik.
Das ist mit großen Chancen verbunden,
fordert aber auch die Geschäftsmodelle
vieler deutscher Unternehmen heraus.
Ab dem 25. April bietet das Has-
so-Plattner-Institut in Kooperation mit
der Deutschen Akademie der Technik-
wissenschaften einen kostenlosen On-
line-Kurs über die hauseigene Plattform
ONLINE-KURS
„Hands on Industrie 4.0“mooc.house zu genau diesem Thema an.
„Hands on Industrie 4.0“ heißt das fünf-
wöchige Programm, in dem alle Aspekte
der unternehmerischen Antizipation des
digitalen Wandels durch herausragende
Vertreter aus Wirtschaft und Wissen-
schaft beleuchtet werden. ‹ SENG
Es wäre erheblich einfacher, Te-
gel als reinen Militärfl ughafen für
Regierungsfl üge weiter zu betrei-
ben. Ein Planfeststellungsverfah-
ren wäre hierfür nicht nötig, und
für die Abwicklung wäre die mi-
litärische Flugsicherung zustän-
dig. Das geht und muss nur politisch
gewollt sein. Dann wäre auch eine
zivile Mitnutzung möglich, aller-
dings nur in einem eindeutig de-
fi nierten Rahmen, beispielsweise
für eindeutige Ausnahmesituationen
wie Organfl üge, Notfallsituationen
am BER oder Großveranstaltungen
in Berlin.
In keinem Fall dürfte dies in Te-
gel jedoch zur Abwicklung von all-
gemeinem Verkehr „durch die Hin-
tertür“ führen. Eine generelle Mit-
nutzung durch die Geschäftsfl iegerei
als Segment des Luftverkehrs wäre
allerdings allgemeiner Luftverkehr.
Das geht nicht ohne die schon eben
genannten rechtlichen Risiken.
Auslaufmodell: Ein Weiterbetrieb von TXL ist
auch unter juristischen Aspekten problematisch
WEITERE INFORMATIONEN
„Create better cities“: Alles zum Programm unter: www.metropolitansolutions.de
WEITERE INFORMATIONEN
Anmeldung und Details zum Kurs unter: https://open.hpi.de/courses/industrie40-2016
tationen die Möglichkeit, in Matchma-
king-Meetings potenzielle Partnerschaf-
ten und mögliche Synergien zwischen
Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft
und Anwendung auszuloten. ‹ BW
WEITERE INFORMATIONEN
Alle Details zur Bionnale 2016 im Internet unter:www.b2match.eu/bionnale2016/
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32 IHK AKTUELL & SERVICE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
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: GET
TY/P
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RA
PHER
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Im Kampf gegen WirtschaftsspionageWie man seine Unternehmenswerte schützen kann – denn Wirtschaftskriminalität betriff t nicht nur Konzerne, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen » Von Peter Eickelbaum / DIHK
Die Produkte und Dienstleis-
tungen deutscher Unternehmen
sind weltweit gefragt. Doch ge-
rade die Ergebnisse von Forschung und
Entwicklung machen Unternehmen zu
begehrten Zielen von Wirtschaftsspio-
nage und Konkurrenzausspähung.
2014 wurden zahlreiche Unterneh-
men aus den Bereichen Automobilindus-
trie, Maschinenbau und Informations-
technologie – um nur einige Beispiele
zu nennen – Opfer von Wirtschaftsspio-
nage. 75 Prozent davon erlitten einen fi -
nanziellen Schaden. Gleichzeitig wand-
ten sich nur 20 Prozent von ihnen an
Spezialisten, um Gegenmaßnahmen zu
ergreifen. Wirtschaftsspionage hat ein
jährliches Schadenspotenzial in Milliar-
denhöhe. Und dabei sind nicht nur Kon-
zerne betroff en, sondern gerade klei-
ne und mittelständische Unternehmen
(KMU). Der Schutz der Unternehmens-
werte sollte angesichts dieser Zahlen in
den unternehmerischen Überlegungen
eine zentrale Rolle spielen.
Neben einer ersten Bewertung der
Unternehmenswerte (Mitarbeiter, Ma-
schinen, Gebäude, Produkte, Dokumente,
Entwicklungs-Know-how) sollten auch
die Mitarbeiter für das Gefahrenpoten-
zial sensibilisiert werden. 50 Prozent der
Angriff e erfolgen über die Beschäftigten.
Ein gutes Arbeitsklima, gegenseitiger
Respekt und Loyalität sind bereits ein
erster Schutz. Denn ein schlechtes Kli-
ma oder unerkannte persönliche Notla-
gen machen Mitarbeiter zu einem leich-
ten Angriff sziel.
Bei Fragen zum Wirtschaftsschutz
können Unternehmer sich an die IHK
wenden. Die IHK gibt weitere Auskünf-
te und informiert über Ansprechpartner
in Behörden.
Ein neues Angebot ist die von Wirt-
schaft und Staat entwickelte Informa-
tionskampagne „Initiative Wirtschafts-
schutz“, die aus der Nationalen Wirt-
schaftsschutzstrategie von DIHK, BDI
und Bundesinnenministerium hervorge-
gangen ist. Sie soll ab diesem Frühsom-
mer helfen, die Kenntnisse gerade der
KMU in Sachen Schutz vor Spionage zu
verbessern. Über neueste Bedrohungs-
lagen gibt es Informationen im Internet
(s. u.). Dort fi nden Unternehmen auch
Kontakte zu den zuständigen Behör-
den. Damit soll eine zentrale Anlaufstel-
le für Informationen und Hilfsangebote
geschaff en werden, um im Schadensfall
schnelle Hilfe zu ermöglichen. Und ein
„Leitfaden Wirtschaftsschutz“ soll einen
Kurzüberblick über verschiedene Bedro-
hungslagen geben.
Neben Informationsveranstaltungen
wurde im Rahmen der „Initiative Wirt-
schaftsschutz“ auch ein zweitägiges Se-
minar entwickelt. Den Teilnehmern wird
darin ein grundlegender Überblick über
aktuelle Bedrohungsszenarien und deren
Schutzmöglichkeiten geboten. Gleichzei-
tig wird auch aufgezeigt, auf welche Wei-
se eine Meldung durch Betroff ene bei den
Behörden behandelt wird und welche
Fragen und Vorgänge eine solche Mel-
dung auslöst. Um einen möglichst gro-
ßen Adressatenkreis zu erreichen, wer-
den sowohl die Informationsveranstal-
tungen als auch die Kurzseminare in al-
len Bundesländern angeboten.
Gefahr für deutsche Unternehmen: Häufi g
sind Mitarbeiter die Sicherheitslücke
WEITERE INFORMATIONEN
Das Internet informiert über aktuelle Bedro-hungslagen und wichtige Kontaktadressen: www.wirtschaftsschutz.info
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Hohe Energiekosten sind für Unterneh-
men ein vermeidbares Ärgernis. Denn in
vielen Fällen können die Ausgaben für
Strom, Wärme oder Klimatisierung mit
nicht oder gering investiven Maßnah-
men nennenswert reduziert werden. Das
Stichwort lautet Nutzermotivation.
Im Rahmen des Projektes „Anstoß
Energie“ der Senatsverwaltung für Stadt-
PROJEKT „ANSTOSS ENERGIE“
Mit kleinen Maßnahmen Energie sparen entwicklung und Umwelt zeigen Exper-
ten der Berliner Energieagentur vor Ort
in den Betrieben auf, wie Energieein-
sparungen zusammen mit den Mitarbei-
tern erfolgreich realisiert werden kön-
nen. Im Mittelpunkt stehen dabei keine
aufwendigen technischen Lösungen, die
in vielen Fällen überhaupt nicht umge-
setzt werden können. Im Gegenteil: Das
Projekt setzt bei den Nutzern an, die für
„kleine Maßnahmen“ sensibilisiert und
geschult werden.
Die Potenziale dafür sind vorhanden.
Etwa zehn Prozent der Energiekosten
können durch nicht und gering investive
Maßnahmen am Arbeitsplatz eingespart
werden, dabei spielt das Verbrauchs-
verhalten die entscheidende Rolle. Aber
auch einfach durchzuführende Einstel-
lungsänderungen in der Heiz- oder in
der Lüftungszentrale können große Wir-
kung entfalten.
Grundvoraussetzung für den Erfolg
ist jedoch, dass möglichst alle Mitarbei-
ter eines Unternehmens von der Sache
überzeugt sind, die Möglichkeiten ken-
nen und aktiv mitwirken. Im Projekt
„Anstoß Energie“ wird daher zunächst in
Workshops ein Energiecheck erarbeitet,
der aufzeigt, wie und mit welchen Maß-
nahmen Verbräuche reduziert werden
können. Dann geht es gemeinsam an die
Umsetzung. ‹ PFEI
NÄHERE INFORMATIONEN
Berliner EnergieagenturMechthild Zumbusch, Tel.: 030 / 29 33 30 62E-Mail: [email protected]
ZehnProzent der Energiekosten können durch nicht oder gering investive Maßnahmen am Arbeitsplatz eingespart werden – es geht also nicht um aufwendige technische Lösungen
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34 IHK AKTUELL & SERVICE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
FOTO
: GET
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Zeche für die anderen GläubigerAugen auf bei Ratenzahlungsvereinbarungen: Die freundliche Geste einem Geschäftspartner gegenüber kann bei Insolvenz das eigene Unternehmen bedrohen » Von Dr. Kathrin Rost-Drese
Gesunden Unternehmen droht
unter Umständen das Aus –
wenn nämlich der Geschäfts-
partner in die Pleite geht. Ursächlich da-
für sind von Insolvenzverwaltern be-
hauptete Rückzahlungsforderungen in
teils erheblichen Größenordnungen, die
oftmals unberechtigt sind. Im Fokus ste-
hen dabei oft geleistete Ratenzahlungen,
die dem Geschäftspartner entgegenkom-
mend gestattet wurden.
Insolvenzverwalter berufen sich
meist auf § 133 Insolvenzordnung
(InsO), denn dieser Paragraf ermöglicht
die Rückforderung von geleisteten Zah-
lungen bis zu zehn Jahre rückwirkend.
Jedes Jahr erhalten rund zwei Drittel al-
ler Unternehmen, die von der Insolvenz
eines Geschäftspartners betroff en sind,
ein Rückforderungsschreiben eines In-
solvenzverwalters. Nach einer Umfrage,
die der Deutsche Credit-Manager durch-
geführt hat, werden bei rund 40 Prozent
der Unternehmen mehr als 100.000 Euro
geltend gemacht.
Befriedigung aller Gläubiger
Hintergrund solcher Forderungen ist die
in den §§ 129 ff . InsO festgeschriebene
Insolvenzanfechtung, mit der der Ge-
setzgeber eigentlich eine gleichmäßige
Befriedigung aller Gläubiger erreichen
wollte. Mit der Anfechtungsvorschrift des
§ 133 InsO sollte eine bevorzugte Bedie-
nung einzelner Gläubiger vor der Insol-
venzantragstellung auf Kosten der ande-
ren unterbunden werden.
Ein tieferer Blick zeigt jedoch, dass
dieses Gesetz verheerende Auswir-
kungen für Unternehmen haben kann.
Seit einigen Jahren ist eine deutliche Zu-
nahme von Insolvenzanfechtungen fest-
zustellen, insbesondere auch durch die
extensive Auslegung der Anfechtungs-
voraussetzungen durch die höchstrich-
terliche Rechtsprechung des Bundes-
gerichtshofs. Aus diesem Grund ist der
Gesetzgeber derzeit auch bemüht, den
ausufernden Charakter durch gesetzliche
Novellierungen einzudämmen.
Entgegenkommen wird bestraft
Entgegenkommen gegenüber Geschäfts-
partnern, wie die eingangs erwähnten
Ratenzahlungsvereinbarungen, wer-
den zwischenzeitlich in einer Vielzahl
der Fälle dadurch bestraft, dass Gläubi-
ger gezwungen sind, den Nachweis da-
rüber zu erbringen, dass sie keine Kennt-
nis von einer wirtschaftlichen Schiefl a-
ge des Geschäftspartners hatten. Denn
lag eine solche Kenntnis vor, droht meist
die Rückzahlung der erhaltenen Gelder
an den Insolvenzverwalter. Der Gesetz-
geber hat die Voraussetzungen des § 133
InsO bewusst sehr allgemein und ab-
strakt gehalten und dadurch viel Spiel-
raum für Vermutungen gelassen.Auch die Insolvenz eines Geschäftspartners kann einen Unternehmer in den Ruin treiben
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IHK AKTUELL & SERVICE 35BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Es ist unternehmerischer Alltag, dass Ge-
schäftspartner um die Begleichung von
fälligen und off enen Verbindlichkeiten
mittels Raten bitten. Doch gerade dieses
Zugeständnis birgt große Rückzahlungs-
risiken. Ob und unter welchen Voraus-
setzungen eine abgeschlossene und er-
füllte Ratenzahlungsvereinbarung einer
insolvenzrechtlichen Anfechtung unter-
liegt, hängt von unterschiedlichen Fak-
toren ab.
Auf die Ratenzahlung kommt es an
Entscheidend ist, ob die Ratenzahlungs-
vereinbarung von dem Schuldner tat-
sächlich eingehalten oder aber gebro-
chen wurde. Werden die einzelnen Raten
ohne Verzögerung vom Schuldner ge-
zahlt, liegt es nahe, dem Gläubiger Glau-
ben zu schenken, dass ihm eine fi nan-
zielle Not seines Geschäftspartners nicht
bekannt war. An dieser Stelle dürfte eine
Rückforderung des Insolvenzverwalters
nicht erfolgversprechend sein.
Etwas anderes gilt jedoch, wenn die
Ratenzahlungsvereinbarung bereits un-
ter dem Druck eines angedrohten oder
schon gestellten Insolvenzantrags oder
angedrohter Vollstreckungsmaßnahmen
geschlossen worden ist. In solchen
„Druckfällen“ sind die später gezahlten
Raten, gleichgültig ob sie regelmäßig er-
folgten oder nicht, erfolgreich anfecht-
bar mit der Konsequenz, dass der Rück-
zahlungsverpfl ichtung an den Insolvenz-
verwalter nachgekommen werden muss.
Zahlt der Geschäftspartner seine verein-
barten Raten unpünktlich, wirkt sich ein
solcher Umstand durchaus negativ aus
und die Rückzahlungsverpfl ichtung ge-
winnt an Bedeutung.
Die nachfolgenden Maßnahmen zei-
gen, wie Ratenzahlungsabreden auch
weiterhin als ein brauchbares Instru-
mentarium des Forderungsmanage-
ments eingesetzt und Rückzahlungsri-
siken minimiert werden können.
Je weniger man weiß, desto besser
Die Kommunikation mit dem Ge-
schäftspartner im Hinblick auf die Ur-
sachen seiner Zahlungsschwierigkeiten
sollte eingeschränkt werden. Umso we-
niger Kenntnisse diesbezüglich beste-
hen und womöglich sogar noch doku-
mentiert sind, desto besser ist es. Mit der
Stellung eines Insolvenzantrages oder
mit dem Einleiten von Zwangsvollstre-
ckungsmaßnahmen sollte besser nicht
gedroht werden. Eine Erklärung des Ge-
schäftspartners bei Abschluss der Raten-
zahlungsvereinbarung ist nützlich, nach
der er auch künftig in der Lage ist, sei-
ne fälligen Verbindlichkeiten zu erfüllen.
Belegbare Sanierungsbemühungen
Teilt der Geschäftspartner bestehende
Sanierungsbemühungen mit, sollten sol-
che am besten belegbar angefordert wer-
den. Die Vereinbarung von realistisch zu
erbringenden Raten ist sinnvoll. Gerin-
gere Beträge sind im Zweifel günstiger.
Im Ergebnis sollte dem Anfech-
tungsbegehren eines Insolvenzverwal-
ters nicht ohne Weiteres Folge geleistet
werden. Oftmals werden die Anspruchs-
schreiben der Insolvenzverwalter nur
sehr allgemein abgefasst und der Ein-
zelfall bleibt ohne Berücksichtigung, so
dass es durchaus Spielraum für eine er-
folgreiche Verteidigung geben kann. Das
Risiko einer erfolgreichen Insolvenzan-
fechtung kann durch eine entsprechend
angepasste Kommunikation im Rahmen
des Forderungsmanagements als auch
durch eine entsprechende Gestaltung
der Ratenzahlungsabrede durchaus ver-
ringert werden.
DIE AUTORIN
Dr. Kathrin Rost-Drese ist Rechtsanwältin und Fachanwältin für Handels- und Gesellschafts-recht
40%der Unternehmen, die durch die Insolvenz eines Geschäftspartners mit Rückforderungs-schreiben konfrontiert sind, sollen mehr als 100.000 Euro zurückzahlen
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36 IHK AKTUELL & SERVICE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
VERANSTALTUNG
Neue Umweltstandards Seit dem 1. Januar gelten für viele Bau-
und selbstfahrende Arbeitsmaschinen
auf öff entlichen Baustellen schärfere
Umweltstandards. In einem zweistu-
fi gen Verfahren müssen diese Maschi-
nen mit einer Motorleistung von 19 bis
560 kW höhere Abgasstandards einhalten
und nachweisen. In Folge dessen wird es
vermehrt für ältere Maschinen – analog
den Umweltzonen für Pkw und Lkw –
zu Partikelfi lternachrüstungen kommen.
Die erhöhten Anforderungen resul-
tieren aus dem Berliner Luftreinhalte-
plan. Für betroff ene Berliner Unterneh-
men bietet die Senatsverwaltung einen
Leitfaden für die Partikelfi lternachrüs-
tung und individuelle Beratung an. In
Kooperation mit der IHK organisiert sie
am 20. April im Ludwig Erhard Haus ei-
ne Veranstaltung zum Thema. Unterneh-
men werden über die neuen Mindestan-
forderungen und Nachrüstlösungen in-
klusive praxisnaher Abläufe und Kosten
informiert. Die Veranstaltung ist kosten-
frei und richtet sich an Baumaschinen-
betreiber, Baustellenbetreiber, Firmen
aus dem Bereich Baumaschinenverleih,
Einkäufer und Umweltbeauftragte. Wei-
tere Informationen unter www.berlin.de/
baumaschinen-partikelfi lter ‹ BRNDT
Auf öff entlichen Baustellen gelten für Baumaschinen höhere Abgasstandards
Für Unternehmen, die ihre innova-
tiven Ideen gemeinsam mit Partnern
umsetzen und dafür nicht an Länder-
grenzen halt machen wollen, bietet
das Zentrale Innovationsprogramm
Mittelstand (ZIM) seit 2015 verbes-
serte Unterstützung an. Der Projekt-
träger AiF Projekt GmbH greift auf
ein Netzwerk internationaler Minis-
terien und Fördereinrichtungen zu,
mit denen die Finanzierung von For-
schungs- und Entwicklungsprojekten
in den beteiligten Ländern ermöglicht
wird. Welche Vorteile der Mittelstand
dadurch hat, ist Thema des IHK-
Innovationsfrühstücks am 13. April,
8 Uhr, im Hotel Savoy. ‹ SCHG
INNOVATIONSFRÜHSTÜCK
Grenzenlos
Vom 23. Mai bis 3. Juni fi nden die
Asien-Pazifi k-Wochen Berlin statt –
ab sofort jährlich und nicht mehr nur
alle zwei Jahre. Im Mittelpunkt ste-
hen Fragen zu lebendigen „Ökosys-
temen“ für Start-ups sowie nach de-
ren Internationalisierungsbedürf-
nissen und Strategien im Hinblick
auf Absatz, Finanzierung, Personal-
Recruiting, Produktion und stra-
tegische Partnerschaften. Zentra-
le Veranstaltung wird eine dreitägige
Konferenz mit dem Titel „Connec-
ting Startup Cities“ vom 25. bis 27.
Mai sein. Alle Informationen unter:
www.apwberlin.de ‹ BW
ASIEN-PAZIFIK-WOCHEN
Für Start-ups
Im Rahmen des 7. Europäischen Mathe-
matiker Kongresses (7ECM) an der TU
Berlin fi ndet am 21. Juli ein Karrieretag
für Mathematiker statt. Unternehmen,
die nach akademischen Nachwuchskräf-
ten mit außergewöhnlichen analytischen
Fähigkeiten suchen, bietet der Math Ca-
reer Day @ 7ECM die Möglichkeit, sich als
MATH CAREER DAY
Börse für analytische Köpfe potenzieller Arbeitgeber zu präsentieren.
Rund 600 Studierende, Promovierende
und Absolventen der Mathematik sowie
dazugehöriger Fachgebiete werden er-
wartet. Während der Konferenz besteht
auch die Möglichkeit, Produkte und Ser-
vices dem interessierten Fachpublikum
vorzustellen (www.7ecm.de) ‹ DUE FOTO
: PA
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TEKI
N
WEITERE INFORMATIONEN
Alles zum Innovationsfrühstück sowie Anmeldung dazu unter: www.ihk-berlin.de/innovationsfruehstueck
06_IHK aktuell + Service_32-36.indd 3606_IHK aktuell + Service_32-36.indd 36 18.03.16 14:1918.03.16 14:19
Job als Königsweg zur Integration Um Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit zu bringen, lud Hotelier Ekkehard Streletzki zur Jobbörse 5.000 Refugees und vieleBerliner und Brandenburger Unternehmen in das Estrel ein
Unternehmer kommt von unter-
nehmen. Und Unternehmer-
geist hat er: Ekkehard Streletz-
ki ist Besitzer des Estrel und beschloss
unabhängig von den politischen Dis-
kussionen, etwas Handfestes für die Ge-
fl üchteten in Berlin anzubieten. Statt ei-
ner Eröff nungsfeier für seine neue Kon-
gresshalle plante er lieber eine Matching
Veranstaltung für die Integration von Ge-
fl üchteten in Ausbildung und Beschäfti-
gung. Und so fand am 29. Februar die er-
folgreiche Jobbörse für über 5.000 Re-
fugees in seinem Hotel statt. „Mit der
Jobbörse wollen wir den Flüchtlingen
Kontakt zu Unternehmen und Bildungs-
initiativen vermitteln, um ihnen eine
nachhaltige Integration in den Arbeits-
markt zu ermöglichen", so Streletzki
Das hatte Signalwirkung. Pressever-
treter der ganzen Welt kamen deshalb
nach Neukölln, um zu berichten. Die-
se Jobbörse brachte Flüchtlinge und die
Berliner Wirtschaft in einer neuen Di-
mension zusammen. Dieses besonde-
re Engagement zeigt, dass die Berliner
Wirtschaft den Integrationsprozess von
Gefl üchteten in Ausbildung und Arbeit
selbst aktiv mitgestaltet. Es kommt jetzt
darauf an, die Gefl üchteten mit gesicher-
tem Aufenthaltsstatus für den Berliner
Arbeitsmarkt fi t zu machen.
Ohne das Erlernen der deutschen
Sprache wird eine erfolgreiche Integra-
tion jedoch nicht gelingen. Hier müs-
sen insbesondere für schulpfl ichtige
Flüchtlinge ausreichend Kapazitäten für
Sprachkurse geschaff en werden. Die Job-
börse für gefl üchtete Menschen, die das
Estrel Berlin im Schulterschluss mit der
Berliner Wirtschaft initiiert hat, brachte
Flüchtlinge sowie Arbeitgeber und Bil-
dungsträger aus Berlin/Brandenburg zu-
sammen. Das Hotel hatte für die Veran-
staltung seinen Kongress- und Messebe-
reich kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Berlins Senatorin für Arbeit, Inte-
gration und Frauen, Dilek Kolat, dankt
Ekkehard Streletzki für seine Initiative:
„Arbeit ist der Königsweg zur Integration.
Die Jobbörse im Estrel bringt Gefl üchte-
te und Arbeitgeber direkt und unkompli-
ziert zusammen – eine wunderbare Er-
gänzung für die vielen Angebote von un-
serer Seite und der Regionaldirektion
Berlin-Brandenburg der Bundesarbeits-
agentur. Gemeinsam kann es uns gelin-
gen, aus Gefl üchteten bald Steuerzahler
zu machen.“
Auch Neuköllns Bürgermeisterin Dr.
Franziska Giff ey begrüßte die Veranstal-
tung: „Diese Jobmesse ist ein Beitrag zu
Phase 2 – der Integration der Flücht-
linge – nach Phase 1 – der Notversor-
gung. Wir müssen zur Befähigung kom-
men, zu Chancen und Perspektiven, da-
mit das Ankommen gelingt.“ ‹ BW
Mit der Jobbörse wollen wir den
Flüchtlingen Kontakt zu Unternehmen und Bildungsinitiativen
vermitteln
EKKEHARD STRELETZKI
Besitzer des Hotel Estrel und Initiatorder Jobbörse für Flüchtlinge
Christian Wiesenhütter, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, und Gunda Schnock, ebenfalls IHK, im Gespräch mit einem der interessierten Flüchtlinge
BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 AUS- UND WEITERBILDUNG 37
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38 AUS- UND WEITERBILDUNG BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
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FRISCH UND FAUST
Neue SchulpartnerschaftUnternehmen, die früh in die Fachkräfte-
sicherung investieren wollen, setzen zu-
nehmend auf die Kooperation mit Schu-
len. Ein gutes Beispiel ist die Frisch und
Faust GmbH, ein Tiefbau-Spezialist aus
Pankow. Bereits seit 2009 pfl egt das Un-
ternehmen Partnerschaften zu Berliner
Schulen, aktuell sind es insgesamt fünf.
Eine davon ist die Spandauer „Schule an
der Haveldüne", mit der das Unterneh-
men in diesem Jahr eine Kooperations-
vereinbarung abgeschlossen hat.
Der kaufmännische Leiter Dieter
Mießen legt Wert darauf, dass die Zusam-
menarbeit eine verbindliche Grundlage
hat. „Die bereits langjährige Zusammen-
arbeit mit der Schule an der Haveldü-
ne wurde mit der Unterzeichnung einer
Kooperationsvereinbarung auf ein neues
Fundament gestellt, das für die Zukunft
tragend sein soll. Wir werden den ge-
meinsamen Weg noch intensiver gehen
können und gemeinsam für die Schüler
Perspektiven im Tiefbau bieten können.“
Das Unternehmen sichert der Schu-
le durch die Kooperation unter an-
derem Praktikumsplätze und Bewer-
bungstrainings zu. Die Schule bietet ih-
rerseits Möglichkeiten, sich den Schülern
und dem Lehrerkollegium zu präsen-
tieren und unterstützt bei der Auswahl
der Praktikanten. Schulleiter Markus
Prill betont in diesem Zusammenhang:
„Wir sind glücklich darüber, mit einem
der renommiertesten Ausbildungsun-
ternehmen der Stadt eine Kooperati-
on zu pfl egen, welche unseren Schülern
Ausbildungsmöglichkeiten in mehreren
Berufsfeldern sowie Praktika und Infor-
mationsveranstaltungen bietet.“
Neben der Abschlussförderung ist die
Vermittlung der Schüler in passgenaue
Anschlusslösungen nach der 10. Klasse
ein übergeordnetes Ziel der Schule. „Mit
Frisch und Faust haben wir einen Partner
an unserer Seite, der diesen Auftrag mit-
trägt und durch vielfältige Angebote un-
terstützt“, so Prill. ‹ BRUNS
Dieter Mießen ist kauf-männischer Leiter des Tiefbau-Spezialisten Frisch und Faust
Laut Aus- und Weiterbildungsum-
frage der IHK Berlin geht jede drit-
te Lösung eines Ausbildungsvertrags
auf einen Abbruch durch den Azubi
zurück. Ein bewährtes Angebot, um
Ausbildungsabbrüchen entgegenzu-
wirken ist der Senior Experten Ser-
vice der Initiative VerA. Das kosten-
lose Angebot richtet sich an Azubis,
die im Betrieb, in der Berufsschu-
le oder im persönlichen Umfeld auf
Schwierigkeiten stoßen oder sogar
überlegen, ihre Lehre abzubrechen.
Im Programm Senior Experten
Service werden diese Auszubilden-
den in Tandems mit Ausbildungsbe-
gleitern vermittelt. Alle Begleiter sind
Fach- und Führungskräfte im Ruhe-
stand und ehrenamtlich aktiv. Am
häufi gsten wird Unterstützung bei
der Fachtheorie und Prüfungsvorbe-
reitung nachgefragt. Wichtig sind au-
ßerdem die Lernmotivation, die Ver-
mittlung von sozialen Kompetenzen
oder die Behebung von sprachlichen
Defi ziten. Für Berlin sind etwa 170
Senior Experten in der Datenbank
der Initiative vermerkt.
Seit dem Start des Programms
2009 wurden in der Hauptstadt über
400 Jugendliche begleitet. Wegen der
hohen Nachfrage sucht der Senior
Experten Service laufend Ehrenamt-
liche, die junge Menschen unterstüt-
zen möchten. Weitere Infos im Inter-
net www.vera.ses-bonn.de. ‹ BRUNS
SENIOR EXPERTEN SERVICE
Mit Erfahrung helfen können
400Jugendliche sind seit dem Start des Programms im Jahr 2009 in Berlin von Ehrenamtlichen des Senior Experten Service begleitet worden
Aus- und Weiterbildung_37-40.indd 38Aus- und Weiterbildung_37-40.indd 38 18.03.16 14:2018.03.16 14:20
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MAKER FAIRE
Die neue Kultur des SelbermachensNach der erfolgreichen Premiere im ver-
gangenen Jahr treff en sich die Selber-
macher 2016 zum zweiten Mal in Berlin.
Am 1. und 2. Oktober zeigen in den Sta-
tion-Hallen am Gleisdreieck kreative
Köpfe, Erfi nder und Querdenker auf dem
Festival Maker Faire ihre ausgefallenen
Ideen: von einfachen Do-it-yourself-
Projekten bis hin zu innovativen Proto-
typen. Bis zu 200 Aussteller werben für
die neue Kultur des Selbermachens und
wollen so zum Mitmachen und Nachah-
men inspirieren.
Die Maker Faire stellt unter anderem
Robotik-Projekte vor, zeigt Elektronik
zum Anziehen und präsentiert neuartige
3D-Druck-Anwendungen. Aber auch die
klassische Handarbeit und das Hand-
werk kommen nicht zu kurz. Von origi-
nell bis skurril ist alles dabei.
„Die Maker-Kultur passt hervorra-
gend zu einer kreativen Stadt wie Ber-
lin. Nicht nur wegen der wachsenden
Start-up-Szene, sondern auch weil hier
die Förderung innovativer Technologie-
felder groß geschrieben wird“, sagt Dani-
el Rohlfi ng, Senior-Produktmanager der
Maker Faire.
Neu im Programm ist in diesem Jahr
ein vorgeschalteter Lehrer/Schülertag:
Am Freitag, 30. September, öff net die
Maker Faire von 9 bis 13 Uhr ausschließ-
lich für den wissbegierigen Nachwuchs
und bietet lehrreiche Experimente und
Mitmachaktionen. Am Nachmittag ist
eine Maker-Konferenz geplant, bei der
die Professionalisierung im Mittelpunkt
steht. ‹ BW
Robotik-Projekte gehören zu den Dingen, die nicht nur Erfi nderherzen höher schlagen lassen
WEITERE INFORMATIONEN
Das Festival für kreative Köpfe, Erfi nder und Querdenker:www.maker-faire.de
konzipieren bauen betreuen. www.goldbeck.de
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40 AUS- UND WEITERBILDUNG BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
„Inkulab“ bietetLabore nach MaßFür Start-ups im wissenschaftlichen Bereich stellt das neue Projekt die erforderliche Infrastruktur bereit – Die BerlinerWirtschaft gibt die Mittel für dessen Realisierung
Ralph Langanke bespricht die Ausstattung des Labors mit Projektmana-gerin Anna Vetter
Letzten Endes geht es um viel-
versprechende Unternehmen,
die nie gegründet worden wä-
ren, hätte man ihnen nicht eine entspre-
chende Infrastruktur zur Ver-
fügung stellen können“, sagt
Projektleiter Ralph Langan-
ke. Das Gründen von Unter-
nehmen in der Gründerme-
tropole Berlin ist nämlich
gar nicht so einfach. Start-
ups aus der IT-Branche brauchen keine
aufwendige Infrastruktur. Anders sieht
es bei denjenigen aus, die aus der Wis-
senschaft heraus Unternehmen gründen
gebnisse erzielt haben. „Inkulab“ ist u.a.
von der Innovations-Zentrum Berlin Ma-
nagement GmbH (IZBM, heute Teil der
Wista-Management GmbH), dem Cen-
tre for Entrepreneurship und dem Ex-
zellenzcluster UniCat der Technischen
Universität (TU) Berlin sowie der – Dex-
LeChem GmbH – einem Start-up aus
dem Charlottenburger Innovations-Cen-
trum (CHIC) ins Leben gerufen worden.
Fertigstellung im Sommer
„Der Clou ist“, so Projektleiter Langanke,
„dass wir nicht auf vorhandene Infra-
struktur zurückgreifen, sondern ein La-
bor selbst bauen lassen.“ Dieses ist auf die
Bedürfnisse der Gründer abgestimmt. Es
wird in einem Container untergebracht,
der auf dem Gelände der TU Berlin ste-
hen wird. Die Fertigstellung ist für diesen
Sommer vorgesehen. Die Berliner Wirt-
schaft war von der Idee so angetan, dass
sie das Vorhaben im Rahmen der IHK-
Bildungsprojekte fi nanziert.
Die gemeinschaftliche Nutzung von
Laboren ist durchaus gängig, das „Inku-
lab“ bietet etwas völlig Neues: eine auf
die Bedürfnisse einer bestimmten Grup-
pe hin angepasste Infrastruktur. Die For-
schungsinfrastruktur der Hochschulen
ist durch die zahlreichen Drittmittelpro-
jekte gut ausgelastet. Angehende Grün-
der kommen hier oft nicht zum Zuge.
Sobald sie ein Unternehmen gegründet
haben, dürfen sie die Labore der Hoch-
schule ohnehin nicht mehr nutzen. Wo-
hin? Laborkapazität mieten? Viel zu teu-
er. Deshalb die Idee des „Inkulab“. Be-
reits ein Dutzend Interessenten haben
sich gemeldet. „Derzeit prüfen wir, ob
sie ins Konzept passen – und zwar so-
wohl was die technischen Anforderun-
gen aber auch die Unternehmensidee
betriff t“, erläutert Langanke. Dafür steht
ein Team mit drei Kollegen zur Verfü-
gung. Die erste Auswahl soll im Sommer
abgeschlossen sein. ‹ BW
wollen. Zum Beispiel, wenn es darum
geht, ein neuartiges chemisches Herstel-
lungsverfahren in die unternehmerische
Praxis zu überführen. Eine solches Start-
up braucht Laborplätze. Die
sind knapp und teuer.
Genau dort setzt „In-
kulab“ an: Das Projekt bie-
tet eine Infrastruktur nach
Maß und ein Inkubations-
programm für Wissenschaft-
ler hauptsächlich aus den Berliner Hoch-
schulen, die sich mit Life-Sciences, Grü-
ner Chemie sowie Nanotechnologie
befassen und verwertbare Forschungser- FOTO
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 AUS- UND WEITERBILDUNG 41
Für den Einstiegin den AusstiegDie Studienaussteigermesse der IHK soll für die Teilnehmer ein Sprungbrett in die Ausbildung sein – 70 Berliner Unternehmen stellen sich und ihre Berufsfelder vor
Die Studienaussteigermesse im Ludwig Erhard Haus bietet gute Möglichkeiten, Informationen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen
Knapp ein Drittel aller Studie-
renden in Berlin bricht das Stu-
dium ab – viel Know-how, das
die Berliner Wirtschaft zu schätzen weiß
und nutzen möchte. Deshalb hat die IHK
auch in diesem Jahr zur Studienausstei-
germesse ins Ludwig Erhard Haus gela-
den. Mehr als 70 Unternehmen warben in
140 verschiedenen Berufen für die duale
Ausbildung. Im Gepäck hatten sie mehr
als 600 Ausbildungsplätze.
Mit dem Ziel, Studienaussteigern ei-
ne neue berufl iche Zukunft jenseits des
akademischen Weges in Aussicht zu stel-
len und dabei die im Studium erwor-
benen Kenntnisse zu nutzen, hatte die
IHK Berlin gemeinsam mit der Hand-
werkskammer und der Agentur für Ar-
beit diese besondere Ausbildungsmes-
se organisiert – mittlerweile zum drit-
ten Mal. Und auch mit Erfolg: Rund 800
Teilnehmer machten von dem vielfäl-
tigen Angebot Gebrauch. Kleine Unter-
nehmer ebenso wie Global Player stell-
ten ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor.
Das Besondere dabei: Studienaussteiger
haben die Chance, in nur 18 Monaten ei-
nen Berufsabschluss zu erwerben.
Dr. Thilo Pahl, Bildungsgeschäftsfüh-
rer der IHK Berlin, wertet den Erfolg der
Studienaussteigermesse als Beleg dafür,
dass der Berliner Wirtschaft Räume für
Kontakte zu Studienaussteigern geboten
werden müssen. Und: „Der Ausstieg aus
dem Studium kann für junge Menschen
ein Einstieg in eine erfolgreiche beruf-
liche Karriere sein. Die heutige Mes-
se zeigt, wie gefragt Studienaussteiger
bei den Unternehmen sind und dass die
Wirtschaft ihr bereits erworbenes Know-
how zu schätzen weiß.“ Die Studienaus-
steigermesse ist Teil des von der IHK im
Februar 2013 ins Leben gerufenen Pro-
gramms „your turn“. ‹ BW
Der Erfolg der Studien-aussteigermesse zeigt,
dass der Wirtschaft Räume für Kontakte zu
Studienaussteigern geboten werden müssen.
DR. THILO PAHL
Bildungsgeschäftsführerder IHK Berlin
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42 AUS- UND WEITERBILDUNG BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Gemeinsam eigene Fachkräfte sichernDie Ausbildung im Verbund macht jetzt auch bei den Start-ups Schule – Jedes für sich genommen könnte diese kompakteAufgabe kaum stemmen » Von Anika Harnoth
Unter dem Titel „Verbundaus-
bildung in Start-ups“ wurde im
März eine Kampagne ins Leben
gerufen. Die Initiatoren, die Verbund-
beratung Berlin und der Bundesver-
band Deutsche Startups, luden mit der
IHK Berlin zum Kick-off in das IES Ab-
road Berlin. Arbeitssenatorin Dilek Kolat:
„Start-up und Ausbildung klingt wie ein
Widerspruch. Trotzdem brauchen auch
sie Fachkräfte. Alleine kann ein Start-
up häufi g nicht ausbilden. Aber in einem
Verbund mit anderen Unternehmen.
Der Senat unterstützt die Unternehmen
durch fi nanzielle Förderung sowie eine
Beratungs- und Unterstützungsstruktur
in Form des Verbundbüros.“
Sascha Schubert, stellvertretender Vor-
sitzender des Bundesverbandes Deut-
sche Startups, setzt sich bewusst für die
Verbundausbildung ein: „Ausbildung ist
der Einstieg in den berufl ichen Aufstieg,
Start-ups bieten den idealen Einstieg
in die Berufswelt der Zukunft in einem
jungen Arbeitsumfeld. Mit der Verbund-
ausbildung machen wir Ausbildung für
Start-ups attraktiver.“
In den meisten Start-ups arbeiten
fast nur Akademiker. Für die Übernah-
me vieler Aufgaben im Unternehmens-
ablauf eignet sich aber eine gut ausgebil-
dete berufl iche Fachkraft oft besser. Des-
halb soll die Idee der Verbundausbildung
von Berlin aus auch in Start-ups anderer
großer Städte getragen werden.
Mister Spex beschäftigt über 400 Mit-
arbeiter – darunter seit Neuestem auch
Lehrlinge. „Wir freuen uns sehr, jun-
ge Menschen nun schon bei ihrem Start
ins Berufsleben zu begleiten“, so Sabri-
na Kosse, Senior Human Resources Ma-
nager. „Die Ausbildung in einem Start-
up ist für alle Beteiligten bislang Neu-
land. Deswegen ist eine Anlaufstelle wie
die Verbundberatung unverzichtbar. Hier
erhalten Start-ups hervorragende Unter-
stützung, was besonders bei Unterneh-
men mit hoher Spezialisierung wichtig
ist", so Denise Welsch, Human Resources
Business Partner der Thermondo GmbH.
Die Verbundberatung Berlin ist Teil
der Gesamtstrategie BerlinArbeit der
Senatsverwaltung für Arbeit, Integrati-
on und Frauen und wird vom Land Ber-
lin gefördert. Träger des Projektes ist der
Verein zur Förderung der berufl ichen
Bildung Berlin e. V., dessen Mitglieder die
IHK Berlin, die Handwerkskammer Ber-
lin, der Verband der Freien Berufe in Ber-
lin e.V. sowie die Vereinigung der Unter-
nehmensverbände in Berlin und Bran-
denburg e.V. sind.
Mirco Dragowski (Bundesverband Deutsche Startups), Dr. Barbara Gügold (IES Abroad), Dilek Kolat, Sascha Schubert, Anika Harnoth (Verbundberatung), Dr. Thilo Pahl (Geschäfts-führer Aus- und Weiterbildung IHK Berlin), Sabrina Kosse (v. l.)
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: IES
AB
RO
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BER
LIN
Start-up und Ausbildung klingt wie ein
Widerspruch. Trotzdem brauchen auch sie Fach-
kräfte. Allein kann ein Start-up häufi g nicht
ausbilden.
DILEK KOLAT
Senatorin für Arbeit,Integration und Frauen
Aus- und Weiterbildung_41-45.indd 42Aus- und Weiterbildung_41-45.indd 42 18.03.16 14:2618.03.16 14:26
BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 AUS- UND WEITERBILDUNG 43
Gesucht: Der beste AusbildungsbetriebDie Qualität von Ausbildung soll auch in diesem Jahr wieder gewürdigt werden – Bis zum 13. Mai können Unternehmer und alle anderen Berliner Vorschläge einreichen » Von Jens Bruns
Bereits zum zwölften Mal su-
chen Handwerkskammer Ber-
lin und Industrie- und Handels-
kammer zu Berlin gemeinsam die be-
sten Ausbildungsbetriebe der deutschen
Hauptstadt. Jetzt beginnt die heiße Be-
werbungsphase – bis zum 13. Mai kön-
nen alle Hauptstädter vorbildliche Ber-
liner Ausbildungsbetriebe zur Auszeich-
nung vorschlagen.
Außerdem können sich Unterneh-
men selbst bewerben. Die Ehrung der
Sieger und der Platzierten fi ndet am 15.
Juni im Rahmen der diesjährigen Aus-
bildungsmesse „Tage der Berufsausbil-
dung“ in den Station-Hallen am Gleis-
dreieck statt.
Gut ausgebildete Fachkräfte sind für
die Wirtschaft unerlässlich. Sie sind die
Erfolgsgaranten für Kreativität, Quali-
tät und Zuverlässigkeit. Doch die Unter-
nehmen in fast allen Branchen suchen
händeringend geeigneten betrieblichen
Nachwuchs. Viele Schulabgänger haben
unklare Vorstellungen von ihren beruf-
lichen Möglichkeiten.
Zudem entscheiden sich immer
mehr junge Menschen für ein Studium,
anstatt eine berufl iche Ausbildung zu be-
ginnen. Dabei bieten viele Unternehmen
in der Hauptstadt ihren Azubis weit mehr
als die vorgeschriebenen Ausbildungsin-
halte an und sind somit auch anderen
Berliner Betrieben ein Vorbild an Enga-
gement und Kreativität.
Mit dem Wettbewerb „Berlins bes-
te Ausbildungsbetriebe“ würdigen IHK
Berlin und Handwerkskammer nicht nur
die Leistungen der ausgezeichneten Be-
triebe. Sie richten auch das Rampenlicht
auf die hohe Qualität der dualen Ausbil-
dung und zeigen dem Berliner Fachkräf-
tenachwuchs, welche Perspektiven der
Karriereweg berufl iche Aus- und Wei-
terbildung bietet. Die Auszeichnung er-
folgt wie bisher in zwei Kategorien: zum
einen für Unternehmen mit bis zu 50 Be-
schäftigten (inklusive Auszubildenden)
und zum anderen für Unternehmen mit
mehr als 50 Beschäftigten (inklusive Aus-
zubildenden).
Insgesamt werden in jeder Kategorie
bis zu zehn Unternehmen ausgezeichnet,
davon jeweils eines als Sieger. Außerdem
wird ein jährlich wechselnder Sonder-
preis ausgelobt. Die Jury – bestehend aus
Vertretern beider Kammern, der Senato-
rin für Arbeit, Integration und Frauen,
Dilek Kolat, und Jochim Stoltenberg
von der Berliner Morgenpost, wird die
diesjährigen Sieger sowie die Platzierten
ermitteln.
WEITERE INFORMATIONEN
Das Bewerbungsformular und Fakten zumWettbewerb fi nden sich im Internet unter
www.ihk-berlin.de/bba2016
Manfred Albrecht, Vorstand bei Bischof + Klein, Träger des CSR-Preises der Bundesregierung 2014
Der CSR-Preis der Bundesregierung hat eine
große Wirkung in der Öffentlichkeit und
im Unternehmen.
„
“
CSR-PREIS DER BUNDESREGIERUNG WWW.CSR-PREIS-BUND.DE
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44 AUS- UND WEITERBILDUNG BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
AUSBILDUNGSKÜNDIGUNG
Wenn ein Azubi unbedingt gehen willEin Auszubildender darf sein Ausbil-
dungsverhältnis nur dann beenden,
wenn ein wichtiger Grund vorliegt oder
der Ausbildungsberuf geän-
dert wird. Kündigt nun ein
Auszubildender aus einem
anderen Grund, nehmen die
Betriebe das meist hin, auch
wenn es nicht rechtens ist.
Denn es ist schwierig, mit je-
mandem konstruktiv zusam-
menzuarbeiten, der das aus-
drücklich nicht wünscht. Ein Ausbil-
dungsbetrieb aus der Hotellerie war
jedoch überhaupt nicht damit einver-
standen, dass ein leistungsstarker Aus-
zubildender die Zusammenarbeit durch
eine Kündigung beendete. Sein Kündi-
gungsschreiben entsprach zwar den for-
malen Ansprüchen, aber dann wurde die
Fortsetzung der Ausbildung in
einem anderen Unternehmen
bekannt.
Der angehende Koch hatte
sich zu Beginn seiner Ausbil-
dung für den Betrieb entschie-
den, weil ihm eine Ausbildung
in einer Sterneküche wichtig
war. Doch dann war das Ster-
nekochen im Ausbildungsbetrieb nicht
möglich und alle zusätzlichen Angebote
wie Bildungsurlaub im Ausland und die
Teilnahme an Fachwettbewerben konn-
ten den Auszubildenden nicht halten.
Alle Bemühungen und entgegenge-
brachte Wertschätzung blieben frucht-
los. Für den Betrieb ein Ärgernis, hätte
er doch gern diese kompetente künftige
Fachkraft an sich gebunden.
Die Ausbildung in einer Gourmet-
küche ist nicht verpfl ichtend in die Aus-
bildungsordnung eingebunden, insofern
hatte der Azubi hierauf keinen Anspruch.
Trotz dieser Rechtslage hat sich der Be-
trieb nach einem Schlichtungsgespräch
entschieden, kein Gerichtsverfahren mit
ungewissem Ausgang zu riskieren. Der
Azubi durfte ziehen. Regelmäßige Ge-
spräche über die Zufriedenheit in der
Ausbildung können solchen unerfreu-
lichen Entwicklungen vorbeugen. ‹ DU
SPANDAU
Gymnasien und Unternehmen vernetzen sichBerliner Betrieben fällt es zunehmend
schwerer, ihre freien Ausbildungsplätze
zu besetzen. Abhilfe kann vor allem eine
bessere Berufsorientierung in den Schu-
len schaff en. Besonders von den Gym-
nasien wünschen sich die Betriebe laut
Aus- und Weiterbildungsumfrage der
IHK Berlin eine bessere Vermittlung der
Chancen in der berufl ichen Aus- und
Weiterbildung.
Vor diesem Hintergrund luden die
Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V.
und die IHK Berlin die Spandauer Gym-
nasien sowie Unternehmen aus dem Be-
zirk zu einem gemeinsamen Austausch
im Freiherr-von-Stein-Gymnasium in
Spandau ein. Neben den Gymnasien des
Bezirks waren unter anderem die Berli-
ner Sparkasse, die Spandauer Contag AG
und das Evangelische Johannesstift ver-
Schul- und Unternehmensvertreter diskutierten in Kleingruppen über Wege und Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei der berufl ichen Orientierung der Schüler
SCHLICHTUNG IN DER
AUSBILDUNG
treten. Berührungsängste gab es nicht –
die Zusammenarbeit zwischen Schulen
und Betrieben hat in Spandau mittler-
weile eine gute Tradition und kann auf
Netzwerke wie z.B. dem Wirtschaftshof
Spandau oder dem Regionalen Ausbil-
dungsverbund aufbauen.
So nutzten Schul- und Unterneh-
mensvertreter die Gelegenheit, über die
besonderen Anforderungen der Berufs-
orientierung am Gymnasium zu disku-
tieren. Fragen wie: „Was ist das ideale
Praktikumsmodell?“ oder „Wie viel Be-
rufsorientierung braucht das Gymna-
sium?“ standen auf der Tagesordnung.
Gleichzeitig bot die Veranstaltung die
Möglichkeit, persönliche Kontakte für die
Zusammenarbeit zu knüpfen – ein er-
folgreiches Dialogformat, das nun regel-
mäßig fortgeführt werden soll. ‹ BRUNS FOTO
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Aus- und Weiterbildung_41-45.indd 44Aus- und Weiterbildung_41-45.indd 44 18.03.16 14:2718.03.16 14:27
BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 AUS- UND WEITERBILDUNG 45
IHK-Seminare und IHK-Lehrgänge ab April 2016IHK-Existenzgründerseminare
Geschäftskonzept (Modul 1) 18. April (1/2 Tag)Entgelt:60 € (MG), 66 € (NMG)Telefon 315 10-817
Finanzierung (Modul 2) 20. April (1/2 Tag)Entgelt:60 € (MG), 66 € (NMG)Telefon 315 10-817
Buchführung (Modul 3) 22. April (1/2 Tag)Entgelt:60 € (MG), 66 € (NMG)Telefon 315 10-817
Weitere IHK-Seminare
Basiswissen fürAusbilder einmal pro Monat (2 Tage)Entgelt:250 € (MG und NMG)Telefon 315 10-815
Seminar zur Lebensmittel-hygieneverordnung zweimal pro Monat (1 Tag)Entgelt:171 € (MG), 190 € (NMG)Telefon 315 10-817
Arbeitsrecht Kompakt 27. April (1 Tag)Entgelt:220 € (MG), 242 € (NMG)Telefon 315 10-821
Grundlagenwissen fürausbildende Fachkräfte17. und 18. Mai (2 Tage)Entgelt:300 € (MG), 330 € (NMG)Telefon 315 10-815
Interkulturelle Kompetenz im UnternehmenIHK-Seminar zur Betrieblichen Integration Gefl üchteter 23. Mai (1 Tag)Entgelt:230 € (MG), 253 € (NMG)Telefon 315 10-809
Arbeitsrecht Kompakt II(Betriebsrat) 07. September (1 Tag)Entgelt:220 € (MG), 242 € (NMG)Telefon 315 10-821
Führungsstile undFührungsinstrumenteModul 1 des Führungsnach-wuchskräftetrainings8. und 9. September (1,5 Tage)Entgelt:330 € (MG), 366 € (NMG)Telefon 315 10-808
Kommunikation mitMitarbeitern, Vorgesetztenund KundenModul 2 des Führungsnach-wuchskräftetrainings13. und 14. Oktober (1,5 Tage)Entgelt:330 € (MG), 366 € (NMG)Telefon 315 10-808
Teamführung undTeamentwicklungModul 3 des Führungsnach-wuchskräftetrainings17. und 18. November (1,5 Tage)Entgelt:330 € (MG), 366 € (NMG)Telefon 315 10-808
IHK-Lehrgänge
Geprüfte Controller Start: 10. April (Anmeldeschluss), (ca. 18 Monate)Entgelt:3980 € (MG), 4030 € (NMG)Telefon 315 10-809
Gepr. Küchen- undRestaurantmeister Start: 11. April(ca. 13 Monate)Entgelt:3700 € (MG), 3750 € (NMG)Telefon 315 10-811
Train the Trainer (IHK)Start: 10. August(ca. 7 Monate)Entgelt:2850 € (MG), 2900 € (NMG)Telefon 315 10-803
GmbH-Geschäftsführungund GmbH-ManagementStart: September(ca. 4 Monate)Entgelt:1430 € (MG), 1480 € (NMG)Telefon 315 10-808
Personalassistenten Start: September(ca. 3 Monate)Entgelt:1125 € (MG), 1175 € (NMG)Telefon 315 10-821
Geprüfte Handelsfachwirte Start: September(ca. 18 Monate)Entgelt:3400 € (MG), 3450 € (NMG)Telefon 315 10-814
Praktische Grundlagen derImmobilienverwaltungStart: 2. September(ca. 3 Monate)Entgelt:1140 € (MG), 1190 € (NMG)Telefon 315 10-801
Buchführung GrundkursStart: 5. September(ca. 3 Monate)Entgelt:1030 € (MG), 1080 € (NMG)Telefon 315 10-822
Buchführung AufbaukursStart: 6. September(ca. 3 Monate)Entgelt:980 € (MG), 1030 € (NMG)Telefon 315 10-822
BetriebswirtschaftlicheGrundlagen Start: 7. September(ca. 5 Monate)Entgelt:1480 € (MG), 1530 € (NMG)Telefon 315 10-814
Erkennen und Bewertenvon Bauschäden Start: 9. September(ca. 3 Monate)Entgelt:2140 € (MG), 2190 € (NMG)Telefon 315 10-811
Bewertung von Grundstücken und Beleihungswertermittlung Start: 16. September (ca. 5 Monate)Entgelt:3240 € (MG), 3290 € (NMG)Telefon 315 10-811
Geprüfte Betriebswirte Start: Oktober(ca. 16 Monate)Entgelt:3940 € (MG), 3990 € (NMG)Telefon 315 10-811
Geprüfte Personal-fachkaufl eute Start: November(ca. 18 Monate)Entgelt:2990 € (MG), 3040 € (NMG)Telefon 315 10-821
GästeführerStart: November(ca. 4 Monate)Entgelt:1296 € (MG), 1346 € (NMG)Telefon 315 10-808
Controlling Grundkurs Start: Januar 2017(ca. 4 Monate)Entgelt:1230 € (MG), 1280 € (NMG)Telefon 315 10-809
Gepr. Küchen- undRestaurantmeisterStart: April 2017(ca. 13 Monate)Entgelt: 3700 € (MG), 3750 € (NMG)Telefon 315 10-811
Nähere Informationen undAnmeldung über die IHK
Weiterführende Informationen zu Lehrgängen und Seminaren erhalten Sie unter:www.ihk-berlin.de unter Veranstaltungen
(MG) = Mitglieder(NMG) = Nichtmitglieder
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46 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Schleicher-Geschäftsführer Sven Dübbers, IHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer, Firmenmitarbeiterin Zeynep Akkilic und Raed Saleh (v. l.)
Intelligent steuern - Technik aus BerlinDr. Eric Schweitzer und Raed Saleh besuchten gemeinsam dasUnternehmen Schleicher Electronic und zeigten sich beeindruckt vom Wandel in dem traditionsreichen Betrieb
Berlin steht wie keine zweite Stadt
in Deutschland für innovativen
Mittelstand mit Antworten auf die
Herausforderungen von Digitalisierung
und Industrie 4.0. Die Firma Schleicher
Electronic zeigt, wie man mit modernen
Produktionsmethoden, direkter Zusam-
menarbeit mit der Wissenschaft und ei-
genem Start-up-Inkubator die Chancen
nutzen kann, die der Standort Berlin bie-
tet. Bei einem gemeinsamen Unterneh-
mensbesuch am 10. März überzeugten
sich Dr. Eric Schweitzer und der SPD-
Fraktionsvorsitzende Raed Saleh vom
Innovationsgeist dieses Berliner Tradi-
tionsunternehmens. Dabei zeigte zudem
die vielfältigen Standortfaktoren Berlins
konsequent für die eigene Entwicklung
zu nutzen“, so Schweitzer. „Wir haben
ein hervorragendes Beispiel für die wirt-
schaftlichen Chancen Berlins erlebt: In-
novative Forschungseinrichtungen, Aus-
gründungen von Universitäten, Start-ups
und ein gesunder, fl exibler Mittelstand -
das sind die Zutaten für Berlins Wirt-
schaftspolitik“, ergänzte der SPD-Frakti-
onsvorsitzende Raed Saleh.
Als Anbieter von Industrie-4.0-Lö-
sungen für den Maschinen- und Anla-
genbau beschäftigt die Schleicher Elec-
tronic Berlin GmbH als mittelstän-
disches Unternehmen 80 Mitarbeiter am
Standort Schöneberg. Von der Kompo-
nentenentwicklung bis zur Komplett-
geräteentwicklung bietet es als Elek-
tronik-Entwicklungsdienstleister alle
erforderlichen Leistungsbausteine. Sven
Dübbers, Geschäftsführer von Schlei-
cher Electronic: „Wir haben uns bewusst
für den Standort im Herzen der Berli-
ner Forschungsszene entschieden, um
gleichzeitig moderne Technologie sowie
ein attraktives Arbeitsumfeld für unsere
Mitarbeiter bieten zu können.“ ‹ BW
das Tech-Start-up Volasystems GmbH,
wie es die Möglichkeiten des Inkubators
von Schleicher Electronic nutzt.
„Schleicher Electronic hat einen be-
merkenswerten Wandel vom traditi-
onellen Industrieunternehmen zum
modernen, global agierenden Innova-
tor vollzogen“, sagte Dr. Eric Schweitzer
während seines letzten Firmenbesuchs
in seiner Funktion als IHK-Präsident.
„Ganz gleich, ob es sich um Entwick-
lungsprojekte mit der Wissenschaft, die
gute Fachkräftesituation oder auch die
gezielte Öff nung für die lebhafte Start-
up-Szene handelt, Schleicher Electronic
versteht es in bemerkenswerter Weise, FOTO
: BR
UN
NER
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 47
Start für regionales ManagementIndustriegebiete im Berliner Osten und dem östlichen Umland setzen auf stärkere Vernetzung durch neueländerübergreifende Kommunikationsstrukturen
Ein vielversprechender Schulter-
schluss konnte seinen offi ziellen
Auftakt feiern: Das bundesweit
erste länderübergreifende Regionalma-
nagement. Als Projektpartner unterstüt-
zen die Industrie- und Handelskam-
mern Berlin und Ostbrandenburg das
regionale Netzwerk Marzahn-Hellers-
dorf – Märkisch-Oderland – Ahrens-
felde. Vor allem die Branchen Industrie
und Tourismus sollen von der stärkeren
Vernetzung profi tieren.
„Die Vernetzung des gemeinsamen
Wirtschaftsraumes im östlichen Berliner
Umland nimmt immer stärker zu. Diese
Entwicklung gilt es durch abgestimmtes
Handeln und gemeinsames Engagement
zu fördern“, erläutert Gundolf Schülke,
Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbran-
denburg. „Wir müssen die Stärken der
Teilräume zusammenbringen und die
letzten Lücken in der Infrastruktur aber
auch der länderübergreifenden Kom-
munikation beseitigen – dafür bietet das
Regionalmanagement die besten Voraus-
setzungen“, so Schülke.
„Herausforderungen machen an den
Ländergrenzen nicht halt. Deshalb ist es
sinnvoll, diese strategisch und opera-
tiv gemeinsam anzupacken“, erklärt Me-
lanie Bähr, Stellvertretende Hauptge-
schäftsführerin der IHK Berlin. „Um die
Industriegebiete im Berliner Osten zu
stärken, ist beispielsweise eine bessere
Anbindung an das übergeordnete Stra-
ßennetz wichtig. So wartet die Wirtschaft
bis heute auf eine leistungsfähige Orts-
umfahrung in Ahrensfelde. Gemeinsame
Herausforderungen benötigen gemein-
same Lösungsansätze“, so Bähr weiter.
Industrie und Tourismus kennen keine
administrativen Grenzen. Unternehmen
produzieren in Brandenburg und fi nden
ihre Märkte in Berlin und umgekehrt.
Die Bevölkerung wächst in beiden
Regionen. Täglich überqueren tausen-
de Pendler die Landesgrenzen. Allein die
Zahl der Berufspendler ist in zehn Jahren
um über 30 Prozent gestiegen. Touristen
besuchen wechselseitig Destinationen in
Berlin und Brandenburg. Das Regional-
management schaff t eine neue Kommu-
nikationsstruktur, um für die Wirtschaft
über die Grenzen hinweg gute Lösungen
auf den Weg zu bringen.
Es bringt – zunächst für einen Pro-
jektzeitraum von drei Jahren – die in den
letzten Jahren immer besser gewordene
Zusammenarbeit Berlins mit den Um-
landgemeinden im kommunalen Nach-
barschaftsforum in ein neues Format. Die
Maßnahmen der Geschäftsstelle des Re-
gionalmanagements werden in der Pra-
xis durch ein Steuerungsgremium be-
gleitet, in dem die Wirtschaft durch die
IHK Berlin sowie die IHK Ostbranden-
burg vertreten ist. ‹ BW
Staatssekretär Henner Bunde (vordere Reihe, 2. v. r.) mit Vertretern des Landkreises Märkisch-Oder-land, des Bezirks Marzahn-Hellersdorf sowie der IHK Berlin und der IHK Ostbrandenburg
Wir müssen dieStärken der Teilräume
zusammenbringen und die letzten Lücken
in der Infrastrukturbeseitigen.
GUNDOLF SCHÜLKE
Hauptgeschäftsführer derIHK Ostbrandenburg
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48 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
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Kundenurteil als das Maß der DingeEs kostet siebenmal mehr, einen neuen Kunden zu gewinnen, als einen alten zu halten. Deshalb ist es enorm wichtig, dieZufriedenheit der Kunden sicherzustellen » Von Christine Nadler
Prima Service, danke!“ oder „Total
enttäuscht, nie wieder!“, solche
Kommentare gehören bei vielen
Internet-Shops dazu, denn auf Bewer-
tungen will im Netz niemand verzichten.
„Kundenzufriedenheit messen“ gehört
in vielen Unternehmen zu den Aufgaben
der Marketingabteilung, denn die Kun-
denzufriedenheit kann einen sehr groß-
en Einfl uss auf Absatz und Umsatz des
Unternehmens haben. Zufriedene Kun-
den kaufen mehr oder häufi ger beim Un-
ternehmen ein. Sie sind sogar bereit, für
ein Produkt mehr zu bezahlen.
Zufriedenheit messen
Zufriedene Kunden empfehlen das Un-
ternehmen, die Produkte oder Dienstlei-
stungen weiter. Ein zufriedener Kunde
berichtet im Schnitt drei Personen über
seine positiven Erfahrungen. Welche ist
nun die beste Möglichkeit, die Kunden-
zufriedenheit außerhalb des Internets zu
messen? Das hängt zum großen Teil vom
Anspruch des Auftraggebers an das Er-
gebnis ab: Es gibt verschiedene objektive
und subjektive Verfahren, um die Zufrie-
denheit mit Produkt, Dienstleistung oder
Information zu messen. Bei den sog. sub-
jektiven Verfahren wird die vom Kunden
empfundene Zufriedenheit mittels Smi-
ley-Abfrage ermittelt. Vorteil eines sim-
plen Mess-Systems dieser Art ist, dass
der Kunde – auf Grund der Einfachheit
der Antwort-Eingabe – schnell dazu be-
reit ist, sein Feedback abzugeben.
Nachteil ist, dass keine Informati-
onen über einzelne Komponenten der
Zufriedenheit erhoben werden können.
Diff erenzierte Diagnosen sind so nicht
möglich, aber eine schnelle Auswertung
des Feedbacks und ggf. eine entspre-
chend zügige Anpassung der Firmenleis-
tung für den Kunden sind auch wert-
voll.„Ideal für den Einzelhandel, insbe-
sondere Filialisten, ist ein System, das
einfach und schnell – quasi im Vorbei-
gehen – zu bedienen ist und zufriedene
wie unzufriedene Kunden gleicherma-
ßen anspricht“, erklärt Ilkka Manner, Ge-
schäftsführer der Firma Ecowert Distri-
bution UG aus Berlin.
Eine Frage stellen
Die Geräte des fi nnischen Herstellers
„Happy or not“ werden in Deutschland
und Österreich seit 2012 von Ecowert
vertrieben. Die Umsetzung ist denkbar
einfach: Über einen Aufsteller mit Ser-
vicegerät wird dem Kunden eine einzel-
ne Frage gestellt. Z.B. „Waren Sie heute
mit Ihrem Einkaufserlebnis zufrieden?“
Der Kunde antwortet auf die frei defi -
nierbare Frage durch Drücken auf eines
von vier Emoticons (z.B. Smilies) von
„sehr glücklich“ über „glücklich“ und
„ein bisschen unglücklich“ bis hin zu
„sehr unzufrieden“.
Der Kunde hat das Gefühl, dass dem
Unternehmen seine Meinung wichtig ist.
Die Übertragung seiner Antwort-Daten
erfolgt über GSM (Mobilfunknetz-Stan-
dard) in die Zentrale zur Auswertung und
kann nach Variablen wie Tageszeit und
Ort analysiert werden. Ikea-Möbelhäu-
ser, Obi-Baumärkte, die Deutsche Bahn,
Krankenhäuser, Fluglinien oder Super-
märkte nutzen „Happy or not“ zur Be-
fragung von Kunden oder auch Mitar-
beitern.
Nach eigenen Firmenangaben ha-
ben rund 2000 Unternehmen weltweit
die Geräte im Einsatz. Unter anderem
ILKKA MANNER
Geschäftsführer der Firma EcowertDistribution UG aus Berlin
Ideal für den Einzelhandel, insbesondere fürFilialisten, ist ein System, das einfach und schnell – quasi im Vorbeigehen – zu bedienen ist.
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 49
FOTO
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verweist auch der BDSW-Fachverband
Aviation auf den Einsatz der „Happy or
not“-Konsole im Fluggastkontrolldienst
auf dem Flughafen Frankfurt Hahn, wo
die Fluggäste unmittelbar nach der Kon-
trolle befragt werden. Ilkka Manner: „Die
Kunden können direkt vor Ort innerhalb
einer Sekunde im Vorbeigehen ihre Mei-
nung kundtun, ohne lange überlegen zu
müssen, was das Gerät eigentlich von ih-
nen verlangt“, meint der Ecowert-Chef.
Für DB Mittel der Wahl
Für die DB Reisezentren ist „Happy or
not“ das Mittel der Wahl: „Das Tool liefert
Entscheidung treff en zwischen sehr glücklich
und sehr unzufrieden
GETRÄNKE HOFFMANN
Das Revival des SpätisMit einem neuen Geschäftsmodell
möchte das Berliner Traditionsun-
ternehmen Getränke Hoff mann die
Berliner Kieze erobern und zur Revi-
talisierung kleiner lokaler Läden bei-
tragen. Versuchslabor für diese Idee
ist ein Getränke Hoff mann-Laden in
der Graefestraße 21, der seit Februar
unter dem Label „Mein Hoffi “ läuft.
Das bisherige Sortiment von Sekt,
Wein, Bier, Saft und Wasser wur-
de um weitere Produkte wie Snacks,
Nudeln, Sandwiches und Coff ee to go
erweitert. Teil der „Mein Hoffi “-Stra-
tegie sind auch gekühlte Getränke,
die per SMS vorbestellt werden kön-
nen oder Weinempfehlungen zum
passenden Gericht. Kunden sollen
von kurzen Wegen und dem ausge-
wählten Produktsortiment durch re-
gionale Anbieter profi tieren.
Mit seinem neuen Konzept passt
sich das Berliner Traditionsunterneh-
men den veränderten Kundenwün-
schen an und besinnt sich gleichzei-
tig seiner Wurzeln. Denn was vor 50
Jahren in einer kleinen Straße Ber-
lin-Neuköllns begann und Mitte der
1990er Jahre aus Platzgründen im
brandenburgischen Groß Kienitz
fortgeführt wurde, erhält nun wieder
Einzug in Berlins Straßen. ‹ FICH
Neuer Laden mit neuem Konzept: An der Graefestraße wurde „Mein Hoffi “ eröff net
2.000Unternehmen weltweit haben die Geräte des fi nnischen Herstellers im Einsatz, so zum Beispiel die Deutsche Bahn oder der Fluggast-kontrolldienst Frankfurt Hahn
zwar eher oberfl ächliche Daten, dafür
aber kontinuierlich an unseren am stär-
ksten frequentierten Standorten. Das ist
uns wichtig. In Verbindung mit jährlich
durchgeführten Face-to-Face Interviews
können wir unsere Kundenzufriedenheit
gut messen“, sagt Christine Stockmann,
Leiterin Produktmanagement Reisezen-
trum bei DB Vertrieb. „Wir sehen sehr
gut, wie sich etwa die Schalterbesetzung
auf die Kundenzufriedenheit auswirkt“,
erklärt sie.
Ähnliche Methoden
Eine ähnliche Methodik nutzen in
Deutschland zum Beispiel die Carelo-
gic GmbH, basierend auf dem amerika-
nischen Votepad, oder auch die Kunden-
zufriedenheitsmessungen der Yopini-
on UG in Kooperation mit der eCentral
GbR oder auch die Kölner Firmen Ho-
nestly MT GmbH (Feedback-App für das
Smartphone) oder SayWay GmbH. Als
Basis leitet eine Fragebogen-Software
über zum Wunschfragebogen oder auf
die Smiley- oder Sterne-Plattform, von
der das Feedback eingeholt wird und zu-
rück geht.
Nutzen für beide Seiten
Der „OC&C-Proposition-Index“ zur
Kundenzufriedenheit mit Leistungsver-
sprechen der Multisortimenter/Waren-
häuser (Einzelhandel) in Deutschland
im Jahr 2015 hat unter anderem ergeben,
dass die wichtigsten Faktoren der Kun-
denzufriedenheit in Reihenfolge waren:
Vertrauen, Preis-Leistung, „Produkte,
die zu mir passen“, Produktqualität, Ein-
kaufserlebnis, Produktauswahl, Service,
Preisstellung.
In den zurückliegenden drei Jahren
hat der Service für den Kunden immer
mehr an Bedeutung gewonnen und be-
einfl usst immer häufi ger eben auch die
Wahl der Einkaufsstätte. Von den einge-
setzten einfachen Systemen zur Messung
der Kundenzufriedenheit profi tieren be-
sonders der stationäre Handel und letzt-
lich auch der Kunde. Die mittels Befra-
gung erreichte Transparenz kommt bei-
den Seiten zu Gute.
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50 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Entworfen von Jean Nouvel und er-
öff net im Jahr 1996, feiern die Ga-
leries Lafayette in diesem Jahr ihr
20jähriges Bestehen. Im Rahmen
des Jubiläums führt das Berliner
Haus sein neues Corporate Design,
welches überarbeitet wurde, ein. Da-
zu gehören ein neues Logo und eine
neue Kommunikations-Kampagne.
Die Geschichte des französischen
Kaufhauses in Berlin reicht bis in die
1920er-Jahre zurück. Denn bereits im
Jahr 1927 gab es Pläne der schon da-
mals bekanntesten Einzelhandels-
kette Frankreichs, auch in Deutsch-
land eine Filiale zu eröff nen. Die
Wahl des Standorts fi el schnell auf
den Potsdamer Platz, zu jener Zeit
eins der wichtigsten und belebtesten
Zentren Europas.
Auf dem Gelände des früheren
Hotel Bellevue – jetzt steht hier das
Hotel Ritz-Carlton – sollte das Pro-
jekt realisiert werden. Der Architekt
Erich Mendelsohn entwarf ein Ob-
jekt, das dem deutschen Wettbewer-
ber Wertheim die Stirn bieten sollte.
Die Weltwirtschaftskrise und die po-
litische Entwicklung in Deutschland
machten damals schließlich die Pla-
nungen für die Galeries Lafayette in
Berlin zunichte. ‹ BW
GALERIES LAFAYETTE
20 Jahre Savoir Vivre
Shopping-Tempel in der Friedrichstraße:Einkaufen in spektakulärer Architektur
Laut aktuellen Studien hat fast jeder
zweite potenzielle Übernehmer Schwie-
rigkeiten, eine Unternehmensnachfol-
ge fi nanziell zu stemmen. Damit bleibt,
nach Einschätzungen des DIHK, die Fi-
nanzierung weiterhin die schwierigste
Hürde bei einer Betriebsübernahme,
auch wenn das aktuell günstige Zinsni-
veau für etwas Entspannung gesorgt hat.
Bei einer Finanzierung des Kauf-
preises über die Hausbank sind in der
Regel bankübliche Sicherheiten zur Kre-
ditabsicherung erforderlich. Viele ange-
hende Unternehmer können diese je-
doch nicht in der erforderlichen Höhe
aufbringen. In solchen Fällen kann die
BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Bran-
denburg weiterhelfen. Sie kann der fi -
nanzierenden Hausbank für den benö-
tigten Kapitalbedarf eine bis zu 80pro-
zentige Ausfallbürgschaft stellen und so
aussichtsreiche Übernahmen auch ohne
erforderliche Sicherheiten ermöglichen.
Davon profi tieren konnte zum Bei-
spiel das Pankower Unternehmen Mi-
chael Pawlitzki GmbH bei der familien-
internen Übergabe an die dritte Genera-
tion. Das Familienunternehmen ist seit
nunmehr fast 70 Jahren als Großhandels-
unternehmen für alle Arten von Dach-
baustoff en aktiv. Der jetzige Inhaber Mi-
chael Pawlitzki bereitete sich umfassend
auf seine neuen Aufgaben vor. Knapp 15
Jahre arbeitete er im Unternehmen sei-
nes Onkels als ausgebildeter Betonwer-
ker mit. Während dieser Zeit bildete er
sich zum Bauingenieur weiter und ab-
solvierte ein Fernstudium, um fehlende
kaufmännische Kenntnisse zu erlangen.
Gut für die Unternehmensführung
qualifi ziert, wurde er mehr und mehr
mit Führungsaufgaben betraut. Vor zwei
Jahren war es soweit. Das unternehme-
rische Lebenswerk des Onkels sollte in
die Hände seines Neff en übergeben wer-
den. Damit die Übernahme nicht am Ka-
pitalbedarf scheitert, sicherte die Bürg-
schaftsbank die Finanzierung des Kauf-
preises durch die Hausbank mit einer
Ausfallbürgschaft ab. Andere gelungene
Übernahmen und Finanzierungsmodel-
le werden auf dem 16. nexxt-day Berlin
- eine Veranstaltung zur Unternehmens-
nachfolge - am 18. April im Ludwig Er-
hard Haus vorgestellt. Anmeldung unter
www.ihk-berlin.de/nexxt-day ‹ WEISS
FIRMENÜBERGABE
Finanzierung und Nachfolge sind Themen des 16. nexxt-day Berlin
Seit dem Kauf vor zwei Jahren führt Michael Pawlitzki einen Familienbetrieb erfolgreich weiter
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S: P
A, P
AWLI
TZKI
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WEBERBANK
Hilfe für das Engagement der BürgerstiftungDie Weberbank hatte über 100 Gäste zu
einer Benefi zveranstaltung für die Bür-
gerstiftung Berlin eingeladen. Ergebnis:
Über 30.000 Euro zugunsten der Sprach-
und Integrationsprojekte für Kinder aus
gefl üchteten Familien kamen zusam-
men. „Die Weberbank ist sehr gern Gast-
geber dieses Abends. Es freut uns beson-
ders, die Bürgerstiftung bei ihren wun-
derbaren Projekten unterstützen zu
können“, so begrüßte Klaus Siegers, Vor-
sitzender des Vorstandes der Weberbank,
die anwesenden Gäste im gut gefüllten
Gartensaal der Weberbank-Villa am Ho-
henzollerndamm.
Heike Maria von Joest, die Vorsit-
zende der Bürgerstiftung Berlin, brach-
te ihren Dank über den großartigen Erlös
zum Ausdruck und freute sich darüber,
dass die Bürgerstiftung Berlin zuneh-
mend Unterstützung von lokalen Wirt-
schaftsunternehmen erhielte: „Hoff ent-
lich folgen noch viele diesem exzellenten
Beispiel der Weberbank“. Während des
kurzweiligen Programms erhielten die
Gäste vielfältige Einblicke in die Themen
Flucht und Migration sowie in die Arbeit
der Stiftung. Der ehemalige Fußball-Na-
tionalspieler und Star von Hertha BSC
Arne Friedrich präsentierte sein Pro-
jekt „VIF - Verantwortung - Integration
- Freundschaft“, das unter dem Dach der
Bürgerstiftung Berlin entstanden ist: „Im
Projekt VIF lernen deutsche Kinder und
Flüchtlingskinder, gemeinsam als Team
zusammenzuarbeiten und Freundschaf-
ten zu entwickeln.“ ‹ BW
FOTO
: WEB
ERB
AN
K
Scheckübergabe: Ex-Nationalspieler Arne Friedrich, Heike Maria von Joest und Klaus Siegers (v. l.)
Noch mehr Gutes tun
Über ihr Engagement wird berichtet:Informieren Sie uns darüber, wie undwo sich Ihr Unternehmen für sozialeProjekte stark macht.E-Mail: [email protected]
KONTAKT
morgenpost.de
Hier schreiben Entscheider. Hier lesen Entscheider. DER HAUPTSTADTBRIEF in der Berliner Morgenpost.Deutschlands Elite schreibt für die Entscheider: Das Top-Anzeigen-Umfeld Berlins.
DER HAUPTSTADTBRIEF ist als Magazin bereits eine Institution in höchsten Ebenen und wird u. a. im Bundestag und in den Chefetagen der Unternehmen gelesen. Minister, Professoren, Bankvorstände und weitere hochrangige Persönlichkeitenschreiben jeden Monat Entscheidendes aus Politik und Wirtschaft. Jetzt ganz neu als 8-seitiges Zeitungsbuch in der Berliner Morgenpost. Jeweils am ersten Freitag des Monats.
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Kontakt: Kai Ehrenschneider-BrinkmannE-Mail: [email protected].: 0 30/25 91-7 38 39
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B! Innovation Hub: Ein Kontakt für alleStart-ups kann man über das Gründer-Netzwerk derBerliner Hochschulen kennenlernen – Es bietet exklusiveZugänge zu neuesten Innovationsprojekten » Von Stefanie Dümmig
Bei technologie- und wissens-
basierten Unternehmensgrün-
dungen aus der Wissenschaft
ist Berlin in Deutschland die Nr. 1. Da-
mit von dieser Innovationsdynamik der
gesamte Standort in Zukunft noch stär-
ker profi tiert, wurde für erfahrene Un-
ternehmen der „B! Innovation Hub“ von
den Gründerservices der Berliner und
Potsdamer Hochschulen entwickelt.
Gebündelt und systematisch kön-
nen auf diesem Weg Kontakte mit Hoch-
schulinkubatoren und deren Start-ups,
Neugründungen und Spin-off s geknüpft
werden. Das hochschulübergreifen-
de Angebot bietet exklusive Zugänge zu
Start-up-Know-how, Beteiligungschan-
cen, neuesten Forschungs- und Innova-
tionsprojekten sowie zu den Inkubator-
programmen der beteiligten Hochschu-
len. Zusätzlicher Gewinn sind Einblicke
in innovative Geschäftsmodelle. Drei
Funktionen vereint der B! Innovation
Hub: Er ist Schaufenster in die Hoch-
schulen hinein. Privaten und öff entli-
chen Partnern bietet er hochschulüber-
greifende, aber auch hochschulindivi-
duelle Vernetzung mit akademischen
Start-ups und Spin-Off s. Er ist Mittel-
punkt spezieller Veranstaltungen unter
dem Motto „old meets new“.
Ein Einstieg ist mit dem kostenlosen
„Kennenlern-Paket“ möglich, das die Ar-
beit der Gründerservices transparenter
macht und die Teilnahme am jährlichen
Demo Day mit 25 ausgewählten Start-
ups beinhaltet. Mit dem „Partner-Paket“
werden zusätzlich direkte Kontakte, ei-
ne Start-up-Tour und erste Marketing-
möglichkeiten geboten. Das „Premium-
Partner-Paket“ sieht u. a. individuelle
Beratungen und Vermittlungen, spezielle
Workshops sowie exklusive Austausch-
treff en vor.
Für das Partner- und Premium-Part-
ner-Paket sind jährliche Beiträge vorgese-
hen, die sich an vereinbarten Leistungen
bemessen. Mit dieser neuen Anlaufstelle
wird es auch KMUs ermöglicht, ohne gro-
ßen Aufwand mit den Hochschulen und
ihren Start-ups in Kontakt zu kommen.
Das Gründungsnetzwerk unterstützt
Gründungswillige aus den Hochschu-
len von der Antragstellung über den Er-
halt von Fördermitteln aus dem „Exist“
und anderen Förderprogrammen bis zur
Gründung eines Unternehmens.
Beim Demo Day stellen sich einmal im Jahr 25 ausgewählte Start-ups vor
WEITERE INFORMATIONEN
Dr. Franka Birke Tel.: 030 / 314-21 456 E-Mail: [email protected]
Zusammenarbeit von Etablierten und Start-upsHWR-Präsident berichtet über Faktoren, die zum Erfolg führen
INFO
Am 30. Mai ab 17 Uhr fi ndet die gemeinsame Veranstaltung von IHK Berlin und Siemens "Cooperate - Partnering in Berlin" statt. Motivationsfaktoren für Kooperationen von Firmen mit Start-ups und Arten der Zusam-menarbeit werden diskutiert. Prof. Andreas Zaby, Präsident der HWR, wird u. a. Erfolgs-faktoren aus Sicht der Forschung aufzeigen. www.ihk-berlin.de/cooperate-partnering
Unternehmen & Märkte_46-52.indd 52Unternehmen & Märkte_46-52.indd 52 18.03.16 14:3218.03.16 14:32
Leistungsshow der Industrie Die Hannover Messe (HMI) öff net vom 25. bis 29. April wieder ihre Tore. Im Blickpunkt stehen technologische Neuheiten und das Partnerland USA. Auch Berlin mischt mit » Von Silke Richter
Mit Top-Prominenz kann die
weltweit wichtigste Industrie-
messe in diesem Jahr aufwar-
ten: Als Repräsentant des diesjährigen
Partnerlandes USA wird Barack Obama
in seinem letzten Amtsjahr als amerika-
nischer Präsident die Messe am 24. April
gemeinsam mit Bundeskanzlerin An-
gela Merkel eröff nen. Es ist kein Zufall,
dass die USA gerade in diesem Jahr erst-
mals als Partnerland auftreten. Die größte
Wirtschaftsnation der Welt unternimmt
große Anstrengungen, die heimische In-
dustrie zu stärken. Zudem werden aus
Hannover wirtschaftspolitische Impulse
erhoff t, die das Freihandelsabkommen
TTIP voranbringen sollen. Dieses The-
ma beschäftigt auch die Berliner Indus-
trie, für die die USA der wichtigste Han-
delspartner sind.
Im Fokus der USA stehen besonders
Fragen der Automatisierung sowie der
digitalen Vernetzung. Diese Themen-
bereiche mit den Megatrends Internet
of Things sowie Machine-to-Machine-
Kommunikation (M2M) bestimmen seit
Jahren die Hannover Messe und werden
insbesondere in den Leitmessen Indus-
trial Automation und Digital Factory ab-
gebildet. Die Fortschritte beim Thema
Industrie 4.0 werden auf der Hannover
Messe jedes Jahr präsentiert. 2016 wird
es laut Dr. Jochen Klöckler, Vorstands-
mitglied der Deutschen Messe AG, be-
sonders anschaulich: „Wir erwarten nun
erstmals mehr als 100 konkrete Anwen-
dungsbeispiele für Industrie 4.0 auf der
Messe. Das ist weltweit einzigartig.“
Drei weitere Leitmessen der diesjäh-
rigen Hannover Messe, Energy, Indus-
trial Supply und Research & Technolo-
gy, geben Einblicke in weitere Schlüs-
seltechnologien und Kernbereiche der
Industrie. Hierzu gehören technologische
Neuheiten in der Mess- und Regeltech-
nik ebenso wie Mikro- und Nanotechno-
logie, Leichtbau, Bionik oder Fragen der
„Integrated Energy“.
Berliner Unternehmen fi nden sich in
allen Teilen der Messe als Zulieferer, Au-
tomatisierer, Anbieter rund um das The-
ma Digitalisierung oder im Bereich Smart
Energy. Neben einem eigenen Stand gibt
es für sie vielfältige andere Beteiligungs-
möglichkeiten. Zahlreiche kleine und
mittelständische Unternehmen nutzen
die verschiedenen Berlin-Brandenburger
Gemeinschaftsstände, die beispielsweise
von den IHKs organisiert werden. Der ge-
meinsame Auftritt erhöht die Sichtbar-
keit und senkt die Kosten. Events wie die
Business-Frühstücke mit der Schweiz am
27. und mit den USA am 28. April eröff nen
Zugang zu internationalen Kontakten.
Hinzu kommen verschiedene ande-
re Formate: Die Berliner Wirtschafts- »
BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 53
Viele Berliner Un-ternehmen nutzen
die Hannover Messe, um ihre Produkte zu
präsentieren
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54 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Die IHK-Organisation unterstützt die
Plattform Industrie 4.0, um die Digi-
talisierung kleinen und mittelstän-
dischen Unternehmen (KMU) zu-
gänglich zu machen. Die Hannover
Messe kann man getrost als die Wie-
ge von Industrie 4.0 in Deutschland
bezeichnen. Im Jahr 2013 präsentierte
der Arbeitskreis „Industrie 4.0“ dort
seine Umsetzungsempfehlungen.
Dies mündete in die Gründung einer
Plattform Industrie 4.0.
Seit 2015 ist die Plattform Indus-
trie 4.0 beim Bundeswirtschaftsmi-
nisterium angesiedelt. In mehreren
Gruppen werden Anforderungen an
die Politik und Lösungsansätze erar-
beitet zu den Themen Referenzarchi-
tekturen, Standards und Normung,
Forschung & Innovation, Sicherheit,
Rechtliche Rahmenbedingungen so-
wie Arbeit, Aus- und Weiterbildung.
Anfang März hat die Plattform
eine Kooperation mit der amerika-
nischen Initiative Industrial Internet
Consortium geschlossen und eine
engere Zusammenarbeit im Hinblick
auf die Interoperabilität der Systeme
und bei der Standardisierung verein-
bart. Beide Institutionen richten auf
der Hannover Messe gemeinsam das
Forum Industrie 4.0 aus als Diskussi-
onsplattform für Nutzen, Implemen-
tierungsstrategien und Datensicher-
heit rund um Industrie 4.0.
Die IHK-Organisation arbeitet
mit der Plattform Industrie 4.0 zu-
sammen, um das Thema gemeinsam
in die Breite zu tragen und auch klei-
nen und mittelständischen Unter-
nehmen zugänglich zu machen. In
der IHK Berlin spielt das Thema u.a.
auf dem Innovationstag am 13. Juni,
auf dem Zuliefertag am 11. Oktober
sowie bei zahlreichen weiteren For-
maten eine Rolle. ‹ RICH
PLATTFORM
Industrie 4.0 für KMU
Berliner Unternehmen auf der Hannover Messe Unternehmen aus der Hauptstadt fi nden sich in allen Teilen der Messe als Zulieferer, Automatisierer, Anbieter rund um das Thema Digitalisierung
INFO
Halle 2Arens GmbH Metallbau & BauschlossereiEnergy Research GmbHEuroNorm Gesellschaft für Qualitätssicherung und Innovationsmanagement GmbHGfai tech GmbHVDI/VDE Innovation + Technik GmbHVirtenio GmbH
Halle 3AHP International GmbH & Co. KG
Halle 6Brink GmbHFUSS-EMV-Ing. Max Fuss GmbH & Co. KGHWL-Löttechnik GmbHKnabe+Co. GmbH & Co. KGPumacy Technologies AGWilhelm Dreusicke GmbH & Co. KGWista Management GmbH
Halle 7Bundesdruckerei GmbHPSI Automotive & Industry GmbH
Halle 9Arxes-tolina GmbHDrago Automation GmbHFernsteuergeräte Kurt Oelsch GmbHPMR-R&D GmbHNovera Systemtechnik GmbHSiemens AGYacoub Automation
Halle 11Bertfelt GmbHImc Meßsysteme GmbH
Halle 12EAW Relaistechnik GmbH
Halle 13 EGE Deutschland GmbHKnorr-Bremse Powertech GmbH
Halle 15Menzel Elektromotoren GmbH
Halle 17 Cassantec GmbHOptris GmbH
fördergesellschaft Berlin Partner prä-
sentiert mit dem Format „Startup meets
Grownup“ erfolgreiche Kooperationen
zwischen jungen und etablierten Unter-
nehmen „made in Berlin“. Zentrale Platt-
form und zugleich Aktionsraum ist ein
100 m2 großer Stand in Halle 7, der „Di-
gital Factory“. Hier werden die Einsatz-
möglichkeiten verschiedener moderner
Technologien wie 3D-Druck, 360-Grad-
Kameras, Augmented Reality oder Ex-
perimental Games demonstriert und so
spielerisch die Innovationskraft Berlins
erlebbar gemacht.
Das Enterprise Europe Network ver-
anstaltet auf der Messe eine internatio-
nale B2B-Kooperationsbörse. Die Tech-
nologyCooperationDays ermöglichen
es Ausstellern und Messebesuchern, in-
ternationale Geschäfts- oder Technolo-
giepartnerschaften sowie Forschungs-
kooperationen in den Bereichen Smart
Factories, innovative energie-& ressour-
ceneffi ziente Produktionssysteme und
Messtechnologie durch direkte, selbstge-
wählte Gespräche anzubahnen.
Die Hannover Messe zeigt mit 5.000
Ausstellern, mehr als 200.000 Besuchern
aus über 100 Ländern, dass auch in Zeiten
der Digitalisierung der Wunsch nach
einem direkten und persönlichen Kon-
takt große Hallen füllt.
Auch 2016 geht es in Hannover um Industrie 4.0 FOTO
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 55
Nach dem positiven Trend der Vorjahre
legten die Berliner Ausfuhren mit 14,1
Mrd. Euro 2015 noch einmal kräftig um
6,3 Prozent zum Vorjahr zu und über-
trafen den bisherigen Rekordwert von
2012 (13,6 Mrd. Euro) deutlich.
An der Spitze der Berliner Aus-
landsmärkte liegen weiterhin die USA
mit einem Exportvolumen von rund 1,8
Mrd. Euro (+ 15,3 Prozent zum Vorjahr).
Mittlerweile geht ein Achtel des Berli-
ner Exports über den Atlantik. Sieben
der zehn Berliner TOP-Märkte liegen
in europäischer Nachbarschaft: Polen
baute auf Platz 2 seinen Rang aus und
bezog Berliner Waren im Wert von 1,1
Mrd. Euro (+ 8,6 Prozent). Auch in Frank-
reich, Großbritannien, Italien und Ös-
terreich zogen die Berliner Geschäfte
an. Die Ausfuhren in die Schweiz nah-
men gar um rund 54 Prozent zu.
Berliner Unternehmen sind auch in
den Wachstumsmärkten in Nah- und
Fernost weiter auf Erfolgskurs: Saudi-
Arabien erhöhte den Import aus Ber-
lin um 73 Prozent auf ein Volumen von
844,6 Mio. Euro und katapultierte sich
unter die TOP 3. Auch in den Vereinig-
ten Arabischen Emiraten verbuchte
die Berliner Wirtschaft ein Exportplus
von gut 38 Prozent. Der Schwerpunkt
des Asien-Geschäfts liegt in Ostasien:
Der China-Export nahm um 10,2 Pro-
zent erneut zu und beläuft sich nun
mittlerweile auf rund 700 Mio. Euro.
Südkoreas Warenbezug aus Berlin er-
höhte sich sogar um 61,3 Prozent. Ein-
ziger Wermutstropfen: Die Rezession
in Russland ließ den Berliner Export
dorthin um rund 27 Prozent einbre-
chen. Damit liegt Russland erstmals
seit Jahren nicht mehr unter den TOP-
10-Märkten.
Am meisten international nachge-
fragt wurden zuletzt Maschinen und
elektrische Ausrüstungen „Made in
Berlin“. Die beiden Produktgruppen
machen zusammen rund ein Viertel
des Gesamtexports aus. An dritter Stel-
le folgen Pharmaprodukte. ‹ BEB
EXPORT
International gefragt wie nie: „Made in Berlin“
Noch einmal kräftig zugelegt: 2015 verbuchten die Berliner Ausfuhren einen Zuwachs von 6,3 Prozent
Für viele Unternehmen ist Kanada
ein potenzieller Auslandsmarkt, aber der
erste Schritt in das Land steht noch aus.
Emma Sargsyan, Manager Business De-
velopment bei der Auslandshandelskam-
mer in Kanada, wird im April Berlin be-
suchen und alle Fragen zu Marktchancen
und Markteinstiegsoptionen für Berli-
ner Unternehmen in persönlichen Ge-
sprächen beantworten. Die Termine fi n-
den am 22. April in der IHK statt. Interes-
senten können sich für eine kostenfreie
Erstberatung anmelden unter www.ihk-
berlin.de/kanada-beratung ‹ KNA
BERATUNGSTAG
Infos zu Kanada „If the world were a single state,
Istanbul would be its capital“! sagte
einst Napoleon („Wenn die Welt ein
einziger Staat wäre, wäre Istanbul
seine Hauptstadt“). Gemessen an
den gigantischen Stadtausbauplänen
Istanbuls wird man Napoleon wohl
in einigen Jahren gut zitieren können.
Doch auch jetzt ist die Stadt am Bos-
porus ein interessanter Markt für
ausländische Firmen. Vom 16. bis 18.
Mai ist eine Delegationsreise nach
Istanbul mit Berliner Unternehmern
geplant.
DELEGATIONSREISE
Vorbereitungen für die TürkeiDie Mega-Metropole verändert aktu-
ell in rasantem Tempo ihr Antlitz - von
antiker Tradition und architektonischen
Meisterwerken zu smarten Zukunftsvisi-
onen – und dabei braucht sie „Brücken-
bauer“.
Berliner Unternehmen mit Bezug zu
den Leitthemen Infrastruktur, Verkehr,
Bau, Umwelt- und Energietechnik so-
wie IKT im Kontext eines Smart-City-
Dialoges sind dazu eingeladen, ihr Inte-
resse an einer Teilnahme zu bekunden:
www.ihk-berlin.de/Unternehmerreise-
Istanbul ‹ KNEFOTO
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56 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
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App-schied von der analogen Zeit?Der digitale Umbruch hat nun auch die Versicherungswirtschaft erfasst – und war beim Treff en der Branche im Ludwig Erhard Haus das zentrale Thema » Von Friedrich Brieger
In einem ohnehin schon herausfor-
derungsreichen Marktumfeld ist die
Versicherungswirtschaft nun auch
im Inneren verstärkt in Bewegung ge-
raten. FinTechs, junge technologieori-
entierte Anbieter von Finanzdienstleis-
tungen, fordern etablierte Geschäftsmo-
delle heraus. Über das Potenzial dieser
Innovationen und ihren Nutzen für den
Kunden gehen die Meinungen auseinan-
der. Das verhieß für den 17. Tag der Ver-
sicherungswirtschaft Anfang März eine
spannende Diskussion zur Beantwor-
tung der Frage, ob nun der „App-schied
vom analogen Versicherungsvermittler“
eingeläutet sei.
erlebnis, das bestehende Vertriebe nicht
bieten könnten. Damit wurde auch die
technologieorientierte Herkunft der jun-
gen Herausforderer deutlich: Man ha-
be sich zum Ziel gesetzt, der erste voll-
ständig digitale Versicherungsmakler zu
werden. Die Technologie müsse dement-
sprechend entwickelt werden.
Die digitalen Innovationen beo-
bachte man sehr interessiert, entgegnete
BVK-Präsident Michael H. Heinz, und
man verschließe sich diesen keineswegs.
Laut Heinz liegt eine große Chance der
Digitalisierung auch darin, durch Effi zi-
enzsteigerung mehr Zeit für Kunden zu
gewinnen. Der BVK-Präsident wies aber
auch darauf hin, dass Risiken auftreten
könnten, wenn bei aller Digitalisierung
die Interessen des Kunden nicht mehr
gewahrt werden. Hier werde der Verband
auch weiterhin alle Mittel einsetzen, um
Missstände zu beseitigen. Es müsse klar
sein und durchgesetzt werden, dass bei
gleichem Spiel auf gleichem Spielfeld für
alle die gleichen Spielregeln gelten.
Eine umfassende Veränderung der
Schlüsselkomponenten des Versiche-
rungsgeschäftes durch die Digitalisie-
Es sei an der Zeit, Versicherungsmanage-
ment in die mobile Lebenswelt des Kun-
den von heute zu bringen, konstatierte
Dennis Just, Gründer und CEO des mo-
bilen Versicherungsmaklers Knip, und
stellte am Beispiel von Knip vor, wie sich
klassische Beratungsleistung mit mobi-
ler Technologie verbindet. Ebenso sei es
für die Branche an der Zeit, sich von der
viel zu starken Abverkaufsorientierung
zu lösen und stattdessen wieder den ei-
gentlichen Bedarf des Kunden und die
Beratung in den Mittelpunkt zu stellen.
Aufgrund ihrer Erfahrung in digitalen In-
teraktionskonzepten und -prozessen bö-
ten FinTechs dafür ein digitales Kunden-
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 57
rung und einen disruptiven Angriff auf
traditionelle Geschäftsmodelle beo-
bachtet Torsten G. Müller, CIO der Hel-
vetia Deutschland, und warnte vor dem
drohenden Verlust der Kundenschnitt-
stelle an digitale Anbieter und Lösungen.
Deshalb sei die Transformation ins digi-
tale Zeitalter erforderlich, die viele Wett-
bewerber mittlerweile gestartet hätten.
Dabei ließen sich unterschiedlich digi-
talisierte Modelle skizzieren. Das reiche
von disruptiven FinTechs (große Reich-
weite durch Online-Lösungen, Koopera-
tionen mit Retailern) über künftige Di-
gitalversicherer (hauptsächlich digitale
Geschäftsmodelle) und Vollsortimenter
(Ausschöpfen digitaler Möglichkeiten zur
nachhaltigen Optimierung herkömm-
licher Geschäftsmodelle, fl ankierend di-
gitale Kundenlösungen) bis hin zu Ab-
wicklern, die noch den Ertrag aus dem
aktuellen Geschäftsmodell abschöpfen.
Damit konnte die Diskussion den
Blick auf das Geschäftsmodell eines Fin-
Techs mit dem umfassenden Blick auf die
Zukunft der Branche verbinden, kompe-
tent und zielgerichtet moderiert von Dr.
Marc Surminski. Auch die Grenzen der
App-Technologie in Bezug auf Haftungs-
fragen, Beratungsleistung und Transpa-
renz waren Teil der Diskussion. Einmal
mehr wurde dabei die unterschiedliche
„Herkunft“ deutlich: Die einen sehen
hier die Grenzen der technischen Nutz-
barkeit für die Branche, die anderen eine
reizvolle Herausforderung, die Techno-
logie zur Vollständigkeit zu entwickeln.
Entsprechend unterschiedlich ak-
zentuiert war der Blick in die nahe Zu-
kunft der Branche, um den Dr. Surmins-
ki die Podiumsteilnehmer abschließend
bat. Der Markt werde sich konzentrie-
ren, weniger Vermittler werden tätig sein,
und zwar digitalisierter. Dennoch werde
sich nach Ansicht von Michael H. Heinz
das persönliche Gespräch zwischen Ver-
mittler und Kunden behaupten. Gleich-
zeitig wird die Digitalisierungsdynamik
alle Marktbereiche auf Potenziale tes-
ten und die volldigitalisierte Beratung bei
Standardprodukten soll in naher Zukunft
erreicht sein. In einem Punkt waren sich
alle trotz der Unterschiede einig: Wer sei-
ne Kunden gut betreut und berät, ist auf
der sicheren Seite.
Eine Branche, viele Meinungen: Dennis Just, Gründer und CEO von Knip, Mode-rator Dr. Marc Surminski, BVK-Präsident Michael H. Heinz, Gerald Archangeli, Mitglied der IHK-Vollversammlung und BVK-Vize, und Dr. Axel Wehling vom GDV (v. l.)
Es muss klar sein und durchgesetzt werden,
dass bei gleichem Spiel auf gleichem Spielfeld
auch für alle die gleichen Spielregeln gelten.
MICHAEL H. HEINZ
Präsident des Bundesverbandes Deut-scher Versicherungskaufl eute (BVK)
Handel, Tourismus, die Gesundheits-
branche, unternehmensnahe Dienst-
leistungen und die Start-up-Wirt-
schaft werden 2016 die Säulen des
Aufschwungs in der Hauptstadtre-
gion sein. Das ist das Ergebnis der
jüngsten Konjunkturumfrage der Un-
ternehmensverbände Berlin-Bran-
denburg (UVB) unter ihren Mitglie-
dern. Auch der Bau rechnet mit wei-
terhin guten Geschäften und neuen
Aufträgen. Dagegen geht die Indus-
trie in den meisten Bereichen eher
von einer Seitwärtsbewegung aus.
„Die Wirtschaft in Berlin und Bran-
denburg ist weiterhin gut unter-
wegs. Einige Branchen schauen aber
mit gemischten Gefühlen auf dieses
Jahr“, sagte Hauptgeschäftsführer
Christian Amsinck. ‹ BW
UVB-PROGNOSE
Gute Geschäfte
Nach vier Messetagen zog die Bautec
2016 eine positive Bilanz. 35.000 Be-
sucher informierten sich bei 500 Aus-
stellern aus 17 Ländern über innova-
tive Produkte und Entwicklungen in
der Branche. Im Zentrum der Messe
standen der energetische Systemver-
bund von Gebäudehülle und Gebäu-
detechnik, Energieeffi zienz, Nach-
haltigkeit und Klimaschutz. Das An-
gebot umfasste neben modernsten
Baustoff en für Dach, Wand und Fas-
sade auch Gebäudetechnik in den Be-
reichen Sanitär, Heizung und Klima
sowie Bausysteme und technische
Ausstattungen für den Alt- und Neu-
bau. Um brandaktuelle Themen wie
Wohnungsnotstand in Ballungsräu-
men und Fachkräftemangel in der
Branche ging es im Rahmenpro-
gramm und in einer eigenen Ausstel-
lung zum Wohnungsbau. ‹ BW
BAUTEC
Neue Impulse
Unternehmen & Märkte_53-57.indd 57Unternehmen & Märkte_53-57.indd 57 18.03.16 14:3518.03.16 14:35
58 NEUE UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
W as heute für uns ganz nor-
mal ist, war vor rund 60
Jahren noch absoluter Lu-
xus: der Kühlschrank. Erfunden wurde
er bereits 1876 vom deutschen Ingenieur
Carl von Linde. Während sich das Gerät
in den USA in den 1920ern zum Verkaufs-
schlager entwickelte, verbreitete sich der
Kühlschrank, verzögert durch den Zwei-
ten Weltkrieg, in Deutschland erst ab den
50er Jahren. Auch wenn Kühlschränke
seit dieser Zeit immer umweltfreund-
licher und energiesparender geworden
sind, verbrauchen sie im Schnitt immer
noch rund 110 Kilowattstunden Strom
pro Jahr, an dem Prinzip der Kompressi-
onskühlung von Linde hat sich im Prin-
zip nichts verändert – bis heute, denn
das Berliner Unternehmen Coolar hat ei-
nen Kühlschrank mit einer stromfreien
Kühltechnik entwickelt.
Die Idee dafür stammt von Julia Rö-
mer. Als überzeugtes Bundesvorstands-
mitglied beim BUND engagiert sie sich
besonders im Kampf gegen den Kli-
mawandel. Und dort schlagen durch
Kühlanwendung immerhin zehn Pro-
zent aller weltweiten CO2-Emissionen zu
Buche. Bevor Julia Römer 2014 mit ihrem
Kommilitonen Arno Zimmermann Coo-
lar gründete, hatte sie sich während ihres
Studiums an der TU mit alternativen, kli-
mafreundlichen Kühltechnologien aus-
einandergesetzt. In ihrer Masterarbeit
konnte sie die technische Machbarkeit
des altbekannten Prinzips der Adsorption
Das Cleantech-Start-up Coolar hat einen nachhaltigen
Kühlschrank entwickelt – der ohne teuren Strom und
Sondermüll auskommt » Von Tim Brandt
AUS WARM WIRD KÜHL
Weltweit haben 1,2Milliarden Menschen
keinen Zugang zu Elek-trizität und somit auch
nicht zu gekühltenNahrungsmitteln und
vor allem lebensretten-den Medikamenten und
Impfstoff en.
JULIA RÖMER
ist Wirtschaftsingenieurin. 2014 hat sie zusammen mit ihrem Kommilitonen Arno
Zimmermann Coolar gegründet
zur Anwendung in haushaltsüblichen
Kühlschränken nachweisen, das auch
bei Coolar angewendet wird: „Mit Hil-
fe eines porösen Nanomaterials können
wir den Verdunstungseff ekt von Was-
ser zur Kühlung nutzen. Einfach ge-
sagt, wandeln wir also Wärme in Kälte
um, wobei die Wärmeenergie z.B. um-
weltschonend und günstig durch Son-
nenwärme gewonnen werden kann“,
erklärt die Wirtschaftsingenieurin und
fügt hinzu: „Das hat den Vorteil, keinen
Strom mehr zu benötigen und ohne die
üblichen umweltschädlichen Kälte- und
Schmiermittel auszukommen“. Julia Rö-
mer schätzt, somit ungefähr 60 Prozent
der anfallenden CO2-Emissionen und 75
Prozent der Betriebskosten einzusparen.
Das macht Coolar auch für die Millio-
nen Haushalte in industrialisierten Län-
dern interessant. Aber das achtköpfi ge
Team sieht vor allem die soziale Kom-
ponente: „Weltweit haben 1,2 Milliarden
Menschen keinen Zugang zu Elektrizität
und somit auch nicht zu gekühlten Nah-
rungsmitteln und vor allem lebensret-
tenden Medikamenten und Impfstoff en.
Insofern können wir eine günstige medi-
zinische Grundversorgung in netzfernen
Gebieten bereitstellen. Wir sehen un-
seren Markt also vor allem in entlegenen
Regionen ohne sichere Stromversor-
gung“. Und so arbeitet Coolar weltweit
mit Kooperationspartnern zusammen,
etwa mit Regierungen in Asien, Latein-
amerika und Afrika und Institutionen
C O OL A R
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 NEUE UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 59
wie Ärzte ohne Grenzen. Hier sollen die
Geräte testweise zum Einsatz kommen.
Eine erste Zusammenarbeit gibt es
auch mit der Industrie. Ein großer deut-
scher Kühlschrankhersteller hat Inte-
resse an Coolar bekundet und stattet das
Start-up zur Unterstützung mit Kühl-
schrankkörpern aus. Auch die nächsten
Ziele hat Julia Römer für ihr bisher rein
„gebootstrapptes“ Unternehmen schon
klar defi niert: „Wir hoff en, bei der Onli-
neabstimmung des internationalen Busi-
ness Model Contest The Venture im Mai
gewinnen zu können, um mit dem Geld
Ende dieses Jahres unsere erste Kleinse-
rie zu produzieren - und dann so richtig
in den Markt zu starten.“
Setzen auf Kühlungohne Elektrizität: Coolar-
Gründerin Julia Römer(2. v. l.) und ihr Team
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U nsere Pitch-Trainings sind bei Gründern und jungen Unter-nehmen sehr gefragt. Um auch für englischsprachige und international ausgerichtete Start-ups ein Angebot zu haben,
starten wir jetzt in Zusammenarbeit mit dem EBAN eine neue Veran-staltung: Einen ganztägigen Pitch-Workshop am 5. April.
Hinter EBAN versteckt sich die „European Trade Association for Business Angels, Seed Funds and Early Stage Market Players“. Und wie
der Name unseres Partners schon sagt, dreht sich bei der Veranstaltung alles darum, Eu-re Pitches zu optimieren, um Business Angels und Investoren von Euch und Eurem Produkt zu überzeugen. Dafür haben wir erfahrene In-vestoren als Experten eingeladen, die Euch in der Pitch Session ein erstes Feedback auf Eu-re Präsentation geben. Es folgen die Coaching Sessions: Zusammen mit den Trainern arbei-tet Ihr an der Verbesserung Eures Pitch Decks. Abschließend proben wir den „Ernstfall“. Hier könnt Ihr Eure überarbeiteten Pitches noch-mal testen – vor unserer Expertenjury! Sie sagt Euch, ob Sie in Euch investieren würde.
Wir freuen uns sehr auf unser neues Pitch-Format und denken, dass es eine optima-le Vorbereitung auf Eure Fi-
nanzierungsrunden ist. Schickt Euer Pitch Deck bis spätestens 3. April an [email protected]. Ganz wichtig: Der Fokus liegt auf ICT, Life Science und Clean Tech. Unsere Jury nominiert die zwölf Besten für die Teilnahme. Ihr könnt Euch aber auch einfach zum Zuschauen anmelden. Unsere Erfahrung zeigt, dass man auch so sehr viel lernen kann. Weitere In-fos unter bit.ly/1QJLHtz ‹ TIM BRANDT
IHK-BLOG
{Im Netz findet Ihr den Blog unter ihk4startups.berlin – und in Auszügen ab sofort auch hier}
Pitch me! Investors Edition
TIMBRANDT
ist Start-up-Koordi-nator der IHK Berlin sowie redaktioneller Leiter dieser Seiten und des Blogs „IHK-
4Startups.berlin“
E-Mail [email protected]
09_Neue Unternehmen + Märkte.indd 5909_Neue Unternehmen + Märkte.indd 59 18.03.16 14:4818.03.16 14:48
60 NEUE UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
WAGNISKAPITAL IN 10 PUNKTEN
V enture Capital (VC) wird auch
als Risiko- oder Wagniskapi-
tal bezeichnet. VC-Investoren
beteiligen sich an Unternehmen und
schaff en so notwendiges Kapital für das
Start-up. Durch eine solche Beteiligung
wird der Investor zum Gesellschafter des
Unternehmens. Anders als bei einem ge-
wöhnlichen Kredit wird die investierte
Was ist eigentlich dieses Venture Capital? Wirtschaftsanwalt Dr. Christopher Hahn erklärt die zehn wichtigsten rechtlichenBegriff e aus dem Bereich Risikokapital
des Investments und die gegenseitigen
Rechte und Pfl ichten.
2. Cap Table Die einfachste Variante des Cap Tables
(„Capitalization Table“) ist die schrift-
liche Aufstellung aller Beteiligungen am
Start-up sowie der Bewertung des Un-
ternehmens. Also: wem was in welcher
Höhe gehört. Cap Tables werden häufi g
als Berechnungsgrundlage für weitere
Finanzierungsrunden genutzt.
3. Drag-Along
Beteiligungsverträge enthalten häufi g
Drag-Along-Klauseln („drag along“, dt.
mitreißen). Diese Regelung verpfl ich-
tet zum gemeinsamen Verkauf von Ge-
schäftsanteilen: Der Gründer wird „mit-
gerissen“, wenn ein Gesellschafter An-
teile verkauft. Er muss dem Käufer seine
Anteile zu den gleichen Bedingungen
wie der Gesellschafter verkaufen. Drag-
Along garantiert dem Käufer den mehr-
heitlichen Erwerb von Anteilen.
4. Gesellschaftervereinbarung (oder
auch Shareholders’ Agreement) Die Gesellschaftervereinbarung regelt
das Verhalten der einzelnen Gesellschaf-
ter untereinander. So garantieren die
Gründer dem Investor etwa regelmä-
ßige Informationen zur Geschäftsent-
wicklung und stimmen Kontroll- und
Sonderrechten des Investors zu. Diese
Vereinbarung fi ndet sich meist in einem
Dokument mit dem Beteiligungsvertrag.
5. Liquidationspräferenz
Liquidations- und Erlöspräferenzen sol-
len den Investor im Fall seines Ausstiegs
bevorzugen. Dazu wird eine Rangfolge
bei der Auszahlung vereinbart: Der In-
vestor erhält zuerst sein Investment zu-
rück, bevor der übrige Erlös auf die üb-
rigen Gesellschafter verteilt wird.
6. Pre- und Post-Money-Bewertung
Pre-Money und Post-Money beschrei-
ben verschiedene Zeitpunkte der Be-
wertung eines Start-ups. Die Pre-Mo-
ney-Bewertung beschränkt sich auf den
Summe nicht verzinst und muss auch
nicht zurückgezahlt werden. Hier die
zehn wichtigsten rechtlichen Begriff e
zum Venture-Capital:
1. Der Beteiligungsvertrag (oder auch
„Investment Agreement“)
Investor und Gründer regeln in dieser
Grundlage der Beteiligung die Eckdaten
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61
Im Umgang mit Venture Capital müssen Start-ups einige unumgäng-liche Regeln beachten
09_Neue Unternehmen + Märkte.indd 6009_Neue Unternehmen + Märkte.indd 60 18.03.16 14:3918.03.16 14:39
BERLINER WIRTSCHAFT 04/16 NEUE UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 61
LINK ZUR GRÜNDERSZENE
Der unkgekürzte Text ist zu fi nden unter:www.gruenderszene.de
Zeitraum, bevor das Start-up mit fri-
schem Kapital versorgt wird. Die Be-
wertung entscheidet über die Beteili-
gungsquote des Investors. Ist die Finan-
zierungsrunde abgeschlossen, ist die
Post-Money-Bewertung maßgeblich.
7. „Right of fi rst refusal“ Will ein Gesellschafter seine Anteile an
dem Start-up verkaufen, so sichert das
„Right of fi rst refusal“ (dt. Vorkaufsrecht)
den übrigen Gesellschaftern die Mög-
lichkeit, diese zu erwerben, bevor au-
ßenstehende Dritte es können.
8. Tag-Along
Die Tag-Along-Klausel („tag along“, dt.
„mitkommen“) richtet sich an einen In-
vestor (oder Gründer), der einen Minder-
heitsanteil hält. Im Fall des Verkaufs der
Anteile durch die Mehrheitsgesellschaf-
ter hat dieser das Recht, seinen Anteil zu
den gleichen Bedingungen zu verkaufen.
9. Verwässerungsschutz
VC -Investoren verlangen häufi g Schutz
vor Verwässerung („Anti -Dilution“) ih-
rer Beteiligungsquote. Auf diese Weise
soll verhindert werden, dass bei späteren
Finanzierungsrunden eine geringere Be-
wertung des Start-ups zugrunde gelegt
wird. Diesen Schutz kann der Investor
dadurch erlangen, dass er neue Anteile
zum Nominalwert erwerben darf oder
Anteile von den übrigen Gesellschaftern
(meist den Gründern) erhält.
10. Vesting Vesting („vested right“, dt. „sicher be-
gründetes Recht“) soll insbesondere die
Gründer an das Start-up binden und ihr
Engagement sichern. Hierzu wird der
Verfall von Anteilen vereinbart, wenn
der Gründer nicht eine Mindestzeit für
das Unternehmen tätig gewesen ist.
Nicht nur das Berliner Start-up-Öko-system wächst, auch gibt es immer mehr Magazine und Plattformen, die sich mit der Gründerszene beschäfti-gen. Jetzt sind zwei neue Berliner On-line-Portale hinzugekommen. Bereits im Januar hat Joel Kaczmarek, ehe-maliger Chefredakteur der „Grün-derszene.de“, das Branchenportalwww.digitalkompakt.de veröff ent-licht. Das Online-Magazin verstehtsich als Fachpublikation zu digita-len Geschäftsmodellen, Unterneh-men und Entwicklungen und möchte vor allem durch tief greifende Analy-sen und Hintergrundartikel Leser ge-winnen.
Neuigkeiten gibt es auch von „The Hundert“-Macher Jan Thomas. Die aktuelle Ausgabe seines „Ber-lin Valley“ ist gerade in neuem Lay-out erschienen und will zukünftig mehr Fachwissen liefern. Vor allem aber wurde gerade die Online-Aus-gabe des Print-Magazins gelauncht. www.berlinvalley.com möchte aktu-elle Trends, News und Analysen für die deutsche Start-up-Szene liefern. Zwar befi ndet sich das Portal noch in der Betaphase, aber ein Blick lohnt sich auch hier schon. ‹ BRD
Branchenportale für die Berliner Gründerszene
P U BL I K AT ION E N
Nun auch digital: „Berlin Valley“
Das Hasso-Plattner-Institut
Potsdam bietet im April einen
kostenlosen zweiwöchigen Online-
Workshop zum Thema „Unterneh-
mensgründung im IT-Bereich“. Ziel
ist es weniger, wirtschaftstheore-
tische Hintergründe zu erläutern,
als vielmehr den Teilnehmern einen
praxisorientierten Einblick in die
Herausforderungen und Fallstricke
bei der Gründung eines IT-Start-ups
zu geben. Anmeldung: https://open.
hpi.de/courses/startup2016 ‹ BRD
Gründer-Kurse
Die Berlin Web Week ist die wich-
tigste Veranstaltung der digitalen
Szene in Europa, vom 7. bis 17. Juni
fi ndet sie zum 9. Mal statt. 2015
erzielte der internationale Treff punkt
für Nutzer, Blogger, Start-ups und
Investoren mit 30 Veranstaltungen
und rund 22.000 Besuchern einen
neuen Rekord. Die Berlin Web Week
ist eine Initiative der Senatswirt-
schaftsverwaltung und der Berlin
Partner für Wirtschaft und Technolo-
gie GmbH. berlinwebweek.de ‹ BW
Berlin Web Week
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62 NEUE UNTERNEHMEN UND MÄRKTE BERLINER WIRTSCHAFT 04/16
Berliner Wirtschaft: Ihre Geschäftsidee beschriebenin einem Tweet… Dr. Jesus del Valle Rosales: Bayers Mission ist„Science For A Better Life“. Unsere wissenschaftlichen Erfolge sollen helfen, das Leben der Menschen zuverbessern. Gleichzeitig sind Innovati-onen unsere Basis für ein nachhaltiges und ertragsstarkes Geschäft. Welche geniale Geschäftsidee ist leider nicht von Ihnen? Facebook.Welchen bekannten Unternehmer würden Sie gerne mal treff en (und warum?) Esther Dyson, eine erfolgreiche Investo-rin in Digital-Health-Start-ups. https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Dyson. Berlin ist für Unternehmer…? The place to be.Ihr Rat für junge Gründer und Unter-nehmer? Ihr werdet tausend Mal „Nein“ hören,bevor Ihr ein „Ja“ hört. Nur mit Leiden-schaft und Durchhaltevermögen kann man dieses eine „Ja“ erreichen.Was wären Sie wohl, wenn Sie nicht Leiter eines Digital-Health-Accelerators wären?DJ. Zu sehen, wie Massen von Menschen sich gleich-zeitig freuen, ist ein überwältigendes Erlebnis.
6 FRAGEN AN…
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5
DR. JESUS DEL VALLE ROSALES
stammt aus Havanna
und arbeitet bei Bayer
in Berlin. Vor drei
Jahren gründete er
Grants4Apps, eine
Open-Innovation-Initi-
ative für Start-ups im
Bereich der digitalen
Gesundheit
{Head of Bayer Grants4AppsDigital Health Accelerator}
Jesus del Valle Rosales von Bayer HealthCare Ruppig, unfreundlich, muff elig. Das sind
die Klischees. die man den Berlinern ger-
ne zuspricht. Stimmt's? Ist nun egal: Eine
neue Stadt-Info-App schaff t Hilfesuchen-
den eine Alternative zum unfreundlichen
Hauptstädter. Mit der Smartphone-App
„Friendly Berlin“ fi ndet sich im harten
Berliner Alltagsleben ab sofort schnell
und unkompliziert Hilfe. Mit der App
können sich Berliner und Touristen erst-
malig unterwegs gegenseitig in Alltags-
situationen unterstützen – zum Beispiel
bei einer Fahrradpanne oder einer leeren
Autobatterie. Schnell kann der Kontakt zu
hilfsbereiten Personen in der Umgebung
hergestellt werden.
So funktioniert’s: Hilfegesuch formu-
lieren und die Anfrage auf Twitter, Face-
book, WhatsApp und Google+ teilen. Der
Austausch der Nutzer erfolgt über die
Chatfunktion der App. Ergänzend ste-
hen weitere Infos zur Verfügung wie bei-
spielsweise BVG-Pläne. „Friendly Berlin“
wurde initiiert von der Gemeinschafts-
initiative „Service in the City“. Die App ist
kostenlos auf Deutsch und Englisch für
Android und iOS verfügbar. ‹ BER
Die neue App: Praktische Hilfe mit Plan
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„Friendly Berlin“ setzt ganz auf Hilfsbereitschaft
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64 TREFFPUNKT BERLINER WIRTSCHAFT 01/16
SpendengalaAlba für kranke Kinder
Prof. Angelika Eggert, Kli-
nik-Direktorin an der
Charité, Gayle Tufts,
Schirmherrin Kinderle-
ben e.V., Dr. Sigrid Wegert,
Vorstandsvorsitzende
des Vereins (v. l.)
KOMISCHE OPER
Ball mitFreunden
NEUER LADEN
Designer an der Schlüterstraße
Barrie Kosky feierte gemein-
sam mit 500 Freunden der
Komischen Oper einen Ball
unter dem Motto „Das Land
des Lächelns“. Der Einladung
des Intendanten war auch
Kulturstaatssekretär Tim Ren-
ner gefolgt. ‹ BW
Kilian Kerner zieht es west-
wärts. Der erfolgreiche De-
signer und Unternehmer er-
öff nete jetzt einen Flagship-
store an der Schlüterstraße 50,
in unmittelbarer Nähe zum
Kurfürstendamm. Dort prä-
sentiert er seine Kollektionen
auf einer Fläche von 200 Qua-
dratmetern. Das 2004
gegründete Unternehmen
selbst hat seinen Sitz am
Treptower Park. ‹ BW
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DIE WIRSCHAFT FEIERT SICH
Bereits zum 66. Mal rollte der Verein Berli-
ner Kaufl eute und Industrieller (VBKI) den
Roten Teppich, der in diesem Jahr ein gol-
dener war, zum Ball der Wirtschaft aus.
Eine Bühne, zur Abwechselung nicht für
Stars und Sternchen, sondern für die Ma-
cher und Entscheider in Berlin. Auch in
diesem Jahr folgten mehr als 3000 Füh-
rungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Po-
litik und Gesellschaft der Einladung des
VBKI ins Hotel Intercontinental. Darunter:
die Berliner Senatoren Mario Czaja, An-
dreas Geisel, Frank Henkel, Cornelia Yzer
sowie Bayer-Pharma-Vorstand Dieter Wei-
nand (Foto rechts), Cem Özdemir, Bun-
desvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen,
Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende
der Berliner Verkehrsbetriebe, und Mar-
tin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des
Deutschen Industrie- und Handelskam-
3000 Unternehmer aus der Hauptstadt feierten imHotel Intercontinental ein rauschendes Fest
VBKI-BALL
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BERLINER WIRTSCHAFT 01/16 TREFFPUNKT 65
50 JAHRE ITB
Messe mit Rekord Die ITB hat ihr Jubiläum gefeiert. Zum 50. Mal zog die
Reisemesse Fachbesucher und andere Gäste an, insgesamt
waren es 180.000. Mit sieben Mrd. Euro lagen die Umsätze
um einiges höher als im Vorjahr (6,7 Mrd. Euro) Am Rande
der Eröff nungsfeier sprachen Burkhard Kieker, Geschäfts-
führer von VisitBerlin (l.), Wolf-Dieter Wolf, Geschäftsfüh-
render Gesellschafter Grundkonzept, und Wirtschaftsse-
natorin Cornelia Yzer miteinander. ‹ BW
AwardEhrung Marc Zucker-
berg, CEO von Face-
book, kam mit Ehe-
frau Priscilla, um
den neuen Springer
Award in Empfang
zu nehmen. Rechts:
Friede Springer
EllingtonCharity Sigrid Stre-
letzki und Guido
Maria Kretschmer
beim Human-
Right-Watch-Din-
ner im Berliner
Hotel in der Ci-
ty West
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mertages. VBKI-Präsident Markus Voigt eröff nete mit
seiner Frau Mirijam den Ball (Foto oben), der ganz im
Zeichen des immer größer werdenden Berlins stand.
„Die ‚Wachsende Stadt‘ ist nicht nur ein Megathema,
sondern auch eine Megaherausforderung", so Voigt in
seiner Rede. „Es ist eben ein großer Unterschied, ob
wir hier 3,5 oder vier Millionen Menschen sind – zu-
mal wir ja mit 60 Milliarden Schulden und einem
enormen Investitionsstau einiges an Ballast mit uns
herumschleppen.“ Auch in diesem Jahr ging der Er-
lös des Balls an das Bürgernetzwerk Bildung im VBKI.
Hier engagieren sich rund 2000 ehrenamtliche Lese-
und Lernpaten. ‹ BW
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66 TREFFPUNKT BERLINER WIRTSCHAFT 01/16
Die Erfi ndung und Produktion von Ra-
sierklingen 1901 durch King C. Gillette in
den USA gab den Anstoß zur Entwick-
lung eigener Produkte in Berlin. Bei Hu-
go Büchner wurden sie ab 1907 herge-
stellt. Büchner startete schon 1899 mit
einer mechanischen Werkstatt, die sich
bald zu einer Maschinen- und Apparate-
fabrik gemausert hatte. Sein Chefkon-
strukteur war Otto Roth, der sich 1912
mit einer eigenen Fabrik selbstständig
machte. Seine praktischen Rasierklin-
gen hatten vor allem bei den jungen Sol-
daten des Ersten Weltkrieges Erfolg und
verhalfen ihr zum Durchbruch. Roth be-
zog in den 1920er Jahren einen Standort
in der Oberlandstraße, 1927 fusionierten
Roth und Büchner. Das größte Aktien-
paket der Firma hielt allerdings die Gil-
lette Company.
In der Oberlandstraße 75–84 errich-
tete Paul Renner 1937 ein neues reprä-
sentables Verwaltungs- und Produkti-
onszentrum im Stil der neuen Sachlich-
keit – u.a. eine 90 Meter lange Shedhalle,
in der die meisten der 1000 Beschäf-
tigten arbeiteten. Nach Demontage der
Maschinen und teilweiser Rückgabe
startete 1948 mit 250 Mitarbeitern die
Produktion erneut. Bis 1955 verdrei-
fachte sich der Umsatz, wobei der Ein-
zelpreis einer Klinge von sechs auf 20
Pfennig stieg. 1955 rasierten sich noch
80 Prozent der Männer mit Schaum
und Klinge, zehn Prozent besaßen ei-
nen Elektrorasierapparat, zehn Prozent
blieben dem Rasiermesser treu.
1961 jedoch besaß schon die Hälf-
te der Männer Elektrorasierer. Paral-
lel zum Rückgang des Rasierklingenab-
satzes änderte sich auch die Abnehmer-
struktur. An die Stelle von Parfümerien,
Drogerien, Eisen- und Kurzwarenge-
schäften traten jetzt Discounter und
Drogeriemärkte. 1976 eröff nete Gillet-
te im Tempelhofer Werk ein modernes
Hochregallager für Rohstoff e, Verpa-
ckungen und Halbfertigprodukte. Heute
ist es nach dem Hauptsitz in Boston das
zweitgrößte Werk von Gillette. ‹ BBWA
UNTERNEHMENSHISTORIE
1937
Das Werk der Firma Roth-Büchner an der Oberlandstraße 75-84 in Tempelhof
FOTO
: BBW
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GILLETTE
Als Schaum und Klinge zum guten Ton gehörten
Impressum HerausgeberIndustrie- und Handelskammer zu BerlinFasanenstraße 85, 10623 BerlinTelefon: 030 / 315 10 -0Telefax: 030 / 315 10 -344Internet: www.ihk-berlin.deE-Mail: [email protected]: Leif Erichsen (V.i.S.d.P.)Leitende Redakteurin: Christine Nadler
VerlagAxel Springer SE, Corporate SolutionsAxel-Springer-Straße 65, 10888 BerlinRedaktion: Michael Gneuss, Uta Richter, Birgit Warnhold, Oliver de Weert (Ltg.)Telefon: 030 / 259 17 95 21E-Mail: [email protected]: Tina GrebarscheTelefon: 030 / 259 17 47 28E-Mail: [email protected] k: Constantin Eberle (Ltg.),Pamela HönningerBildredaktion: Sebastian MüllerHerstellung: Olaf HopfGeschäftsleitung: Frank Parlow, Lutz ThalmannE-Mail: [email protected]
Anzeigen: Annette KaufmannTelefon: 030 / 259 17 33 37Telefax: 030 / 259 17 47 26E-Mail: [email protected] gilt der Anzeigentarif Nr. 51(gültig ab 1. Januar 2016)
Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Kassel
Abonnements und Einzelbestellungen asv Vertriebs GmbH
Süderstraße 77, 20097 HamburgTelefon: 040 / 468 60 51 52Telefax. 040 / 34 72 95 17E-Mail: [email protected]
Bezug und Änderungen
für IHK-Mitgliedsunternehmen
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Die Berliner Wirtschaft erscheint elf Mal im Jahr. Sie ist das offi zielle Magazin der IHK Berlin. Der Bezug der Zeitschrift erfolgt im Rahmen der grundsätz-lichen Beitragspfl icht als Mitglied der IHK. Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen Initialen gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung des Autors, aber nicht unbedingt der IHK Berlin wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Unterla-gen und Fotos wird keine Haftung übernommen. Über die Verwendung der Materialien entscheidet die Redaktion. Eine Rückantwort ist nicht vorgese-hen, wenn nicht individuelle Absprachen dem entgegenstehen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe gestattet. Abbildungenunterliegen dem Urheberrecht und Copyright der Hersteller.
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