+ All Categories
Home > Documents > wir 2/2013 (pdf)

wir 2/2013 (pdf)

Date post: 05-Jan-2017
Category:
Upload: votuyen
View: 277 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
24
2 2013 aus der St. Gallus-Hilfe wir wichtig. informativ. regional. > Schwerpunkt: Unterstützte Kommunikation
Transcript
Page 1: wir 2/2013 (pdf)

2 2013

aus der St. Gallus-Hilfewirw

icht

ig. in

form

ativ

. re

gion

al.

> Schwerpunkt:Unterstützte Kommunikation

Page 2: wir 2/2013 (pdf)

editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn es stimmt, dass es normal ist, verschieden zu sein, dann stimmt auch,

dass es normal ist, sich in unterschiedlicher Weise auszudrücken. Bei der Viel-

zahl von Persönlichkeiten gibt es eben auch unendlich viele individuelle Kom-

munikations- und Ausdrucksformen.

Und jede gelungene Kommunikation hat im Grunde und völlig unabhängig von

den Inhalten dasselbe Ziel. Jeder möchte sich so gut als möglich ausdrücken kön-

nen. Jeder möchte so gut als möglich verstanden werden. Und jeder möchte den

anderen so gut als möglich verstehen. Dann schafft Kommunikation sowohl Iden-

tität als auch Gemeinschaft und das gute Gefühl des dazu Gehörens. Allerdings

ist dazu in der Regel die Fähigkeit, selbst sprechen zu können, unabdingbar.

Wie kann man aber denjenigen helfen, die sich nicht adäquat ausdrücken kön-

nen, denen das Sprechen – für viele das Normalste – nicht zur Verfügung steht?

Sei es wegen einer angeborenen Behinderung, einer fortschreitenden Erkran-

kung oder aufgrund vorübergehender oder andauernder Unfallfolgen.

Hier setzt die sogenannte „Unterstützte Kommunikation“, kurz UK, an, der

fachliche Schwerpunkt dieser Ausgabe der Wir und ein faszinierendes Thema.

Denn es geht letzten Endes darum, Menschen, die über keine oder nur über

eine gering ausgeprägte Lautsprache verfügen, Hilfen und Unterstützung an die

Hand zu geben, um ihre kommunikativen Fähigkeiten zu erweitern.

Es ist kaum möglich, diesen Gewinn an Lebensqualität mit Worten zu beschrei-

ben. Die „Unterstützte Kommunikation“ bietet diverse Methoden, aber auch

technische Werkzeuge an, um auch Menschen mit einer geistigen und seeli-

schen Behinderung zu ermöglichen, in die Gemeinschaft vorzudringen und sich

vielleicht erstmals im Leben verständlich ausdrücken zu können. Natürlich fällt

der Erfolg der UK nicht einfach vom Himmel, es muss probiert, intensiv geübt

und gelernt werden, auf beiden Seiten. Aber dennoch kann hier die vielzitierte

Teilhabe in einer sehr persönlichen und existentiellen Art und Weise Wirklich-

keit werden.

Wolf-Peter Bischoff

Leiter Stabsstelle Grundsatzfragen und Marketing,

Stiftung Liebenau

inhalt

3 Leitartikel

3 Termine

Allgemeines

4 SchulleiterFranzGitschiergeht

indenRuhestand

5 WohnpflegeheimSt.Johanna

eingeweiht

6 Bundesfachtagung:Betreutes

WohneninFamilien

7 Namensgeber:DieHeiligeKlara

vonAssisi

8 ZweiHegenbergeraufdemWeg

zurFußball-WM

9 FördervereinderSt.Gallus-Hilfe

10 NorbertBühlererhältEhrenzeichen

derStiftungLiebenau

Schwerpunkt:

Unterstützte Kommunikation (UK)

11 Alternative„Sprachen“fürmehr

Selbstbestimmung

13 DasTEACCH-Konzept

14 GestützteKommunikation

16 GebärdenerleichternTeilhabe

17 GehörlosentreffinRosenharz

18 Talkerhelfenkommunizieren

19 Kommunikationsbücher

20 LeichteSprache

23 Nachrufe

24St.Gallus-HilfeimÜberblick

24Impressum

Titelfoto: Lioba Scheidel

Page 3: wir 2/2013 (pdf)

3

3

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Behinderung, die auf Anhieb ins Auge springt. Sie wurden mit nur einem Bein geboren, haben einen Arm verloren oder hören fast nichts. Ob Sie dann weniger glücklich wären?Unlängst war im Stern ein beeindruckendes Interview zu lesen mit dem Autor des Buches „Ohne Leib mit Seele“. Georg Fraberger wurde ohne Arme und Beine geboren. Gerade Mal 1,20 Meter groß und eigentlich nur ein Torso. Dennoch: Er hat eine Frau, tolle Kinder, eine interessante Arbeit als Psychologe. Er bezeichnet sich selbst als glück-lich. Zumindest überwiegend. Wow! Eigentlich für die meisten, die weitgehend unversehrt durchs Leben gehen können, nicht vorstellbar.Und genau das ist der Knackpunkt: Menschen ohne Behinderung neh-men ihre relative Unversehrtheit als den Maßstab schlechthin. Haben eine Vorstellung im Kopf, die nicht selten mit Vorurteilen verknüpft ist. Sich davon zu lösen, dass Behinderung gleich Unglück bedeutet, ist für viele ausgesprochen schwierig. Dieser Mann ohne Arme und Beine nimmt seine Rolle an, so wie er in die Welt „hineingeworfen“ wurde und sieht sie als Laune der Natur. Er habe zwar einen Körper, den niemand mit ihm tauschen möchte, führe aber ein Leben, von dem viele nur träumen. So!Bei Empfindungen gibt es keinen Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Die einen lieben es, zu lachen. Andere mögen ihre eigenen Haare, finden ihre persönliche Art gut. Alles Dinge, die glücklich machen. Der Unterschied: Menschen mit Behinderung finden es weniger gut, wenn sie angeglotzt und auf ihre Behinderung reduziert werden. Und Mitleid. Es verstellt den Blick auf das, was zählt, was Menschen ausmacht und was sie liebenswert macht. Wenn eine Behinderung eine Laune der Natur ist, dann machen diese Launen unsere Welt und unsere Gesellschaft ausgesprochen vielfältig und reich. Ein guter Grund glücklich zu sein.

Anne OschwaldRedakteurin

Leitartikel

Sind Sie glücklich?termine6. Januar11Uhr,SternsingerLiebenau,Rosenharz,Hegenberg

2. FebruarMariaLichtmeßmitBlasiussegenLiebenau,Rosenharz,Hegenberg

4. Februar9Uhr,FachtagUnterstützteKommunikation(UK)inLiebenau

21. Februar16Uhr,FasnetinHegenberg

25. Februar17Uhr,FasnetinLiebenau

26. Februar17.30Uhr,FasnetinRosenharz

28. Februar14.30Uhr,SeniorenfasnetinRosenharz

4. März15Uhr,KehrausinRosenharz

5. März18.30Uhr,AschermittwochsgottesdienstRosenharz,Liebenau

9. März18Uhr,FunkeninLiebenau

13. April10.30Uhr,PalmsonntagsprozessioninLiebenau

19. April20.30Uhr,OsternachtfeierinLiebenau

30. April 18Uhr,MaibaumstelleninLiebenau

15. MaiWallfahrtvonLiebenaunachMaria-brunn

29. MaiChristiHimmelfahrtmitÖschprozessionRosenharz,Liebenau

19. JuniFronleichnam,FestgottesdienstmitFrühschoppenundMittagesseninLiebenau

24. Juni13Uhr,Hegenbergfest

12. Juli12Uhr,FußballturnierinLiebenau17Uhr,OpenAirDiscoinLiebenau

13. Juli10Uhr,SommerfestinLiebenau

Jetzt mitmachen und schöne Preise gewinnen:www.stiftung-liebenau.de/raetsel

Page 4: wir 2/2013 (pdf)

Allgemeines

HEGENBERG – Nach 37 Jahren engagierter pädagogischer Arbeit, davon 32 Jahre als Rektor der Don-Bosco-Schule in Hegenberg, ging Franz Gitschier zum Ende des Schul-jahres in den Ruhestand. Zahlreiche Gäste, Wegbegleiter, Mitarbeiter der St. Gallus-Hilfe und das Lehrerkolle-gium feierten mit ihm.

Christoph Gräf, Leiter des Bereichs Kinder, Jugendliche und Familien, bezeichnete die Don-Bosco-Schule innerhalb einer eher behäbigen Schul-landschaft in Anlehnung an „Asterix“ als eine Art kleines, gallisches Dorf. „Nach dem Motto ‚Nichts ist bestän- diger als der Wandel‘ hat Franz Gitschier wunderbar in dieses Dorf gepasst“, so Gräf. Stellten zu Beginn Kinder mit Lernbehinderung den größ-ten Teil der Schülerschaft, folgten bald Kinder mit geistiger und mehrfacher Behinderung. „Später hieß es gemein-sam lernen und leben“, erinnerte Gräf. Heute ginge es vielfach um Kinder mit schwierigem Sozialverhalten. „Und die letzten Jahre waren geprägt von der Debatte um Inklusion in Folge der Ratifizierung der UN-Behinderten-rechtskonvention“, warf Gräf einige Schlaglichter auf Gitschiers mehr als 30 Jahre an der Don-Bosco-Schule. Der scheidende Schulleiter habe sich den Aufgaben gestellt und sich dabei nicht von Ideologien treiben lassen, aber sehr wohl von der Not junger Menschen.

Anwalt des KindesDr. Heinz-Joachim Schulzki vom Bischöflichen Stiftungsschulamt verglich auf humorvolle Weise Git-schiers Wesen mit dem Motto Don

Boscos „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“. Er habe Gitschier selten anders erlebt als von ansteckender Fröhlichkeit. „Er war als Schulleiter ein wortgewaltiger Anwalt des Kindes mit Benachteiligung und dazu bereit, sich auch mal unbeliebt zu machen.“ Es gebe nicht mehr viele Schulleiter, die so lange in einer Einrichtung tätig seien, sagte Bern-hard Straile vom Regierungspräsidium Tübingen. Franz Gitschier habe stets mit der Frage gerungen, wie jeder Einzelne am besten gefördert werden könne. „Dieser Zugang hat zu einem äußerst positiven Ruf der Don-Bosco-Schule geführt.“

Mit Herz und VerstandGitschiers Offenheit für Neues be-leuchtete Edgar Wöhrle vom Staatli-chen Schulamt Markdorf. „Sie haben bereits Kooperationen mit anderen Schulen angestrebt, als Inklusion noch nicht in aller Mund war.“ Lobende Worte fand auch Jörg Munk,

Geschäftsführer der St. Gallus-Hilfe: „Es braucht Personen, die hinschauen und Verantwortung übernehmen. Dies gilt für die soziale Arbeit heute mehr denn je.“ Gitschier sei in 37 Jahren mit Herz und Verstand immer bei seinen Schülern und den Menschen geblieben. „Jenseits aller Inklusions-glücksversprechungen haben Sie Men-schen Zugänge ins Miteinander ver-schafft“, dankte Munk. Dabei sei ihm ein partnerschaftliches Miteinander immer ein großes Anliegen gewesen. Ihn zeichneten Bescheidenheit und eine hohe Fachlichkeit ebenso aus wie ein loyaler und gleichzeitig kritischer Geist – eben eine echte Liebenauer Persönlichkeit.Seit diesem Schuljahr ist Wolfgang Közle neuer Schulleiter der Don-Bosco-Schule. Zuvor war er hier viele Jahre als Lehrer tätig.

Claudia Wörner

Der neue Schulleiter Wolfgang Közle (links) und Geschäftsführer Jörg Munk bei der Verab-schiedung von Franz Gitschier (rechts), dem scheidenden Schulleiter der Don-Bosco-Schule. Foto: Wörner

Schulleiter Franz Gitschier geht in den Ruhestand

AbschiedvoneinerLiebenauerPersönlichkeit

Page 5: wir 2/2013 (pdf)

5

ROSENHARZ – Bereits im April bezogen 46 Menschen mit Behinderung und pflegerischem Unterstützungs-bedarf das neue Wohnpflegeheim St. Johanna der St. Gallus-Hilfe in Rosenharz. Mitte Juni wurde das Haus offiziell eingeweiht und gesegnet.

Die Einweihung des Wohnpflegeheims St. Johanna nannte Prälat Brock einen wichtigen Schritt in Sachen Gegen-wartsgeschichte. Der Stammort der St. Gallus-Hilfe solle Bestandteil der Gemeinde Bod-negg mit zahlreichen Ver-bindungen werden. „Es muss aber auch geschützte Räume geben für Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf.“ Lebten bis vor kurzem 280 Menschen in Rosenharz, sei das Ziel im Rahmen der Regionalisierung, künftig Lebensraum für etwa 150 Menschen mit Behinderung zu bieten. „In die-sem Zusammenhang suchen wir die Partnerschaft mit den Kommunen“, sagte Brock. Dem Landratsamt Ravensburg, insbesondere Sozialdezernentin Diana E. Raedler, dankte er für die guten Teilhabestrukturen. Brocks Dank für Dialogbereitschaft und ein offenes Ohr galt auch dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), der den Bau des Wohnpflege-heims – die Gesamtinvestition belief sich auf 5,1 Millionen Euro – zusammen mit dem Land Baden-Württemberg mit rund 1,7 Millionen Euro förderte. KVJS-Verbandsdirektor und Senator e. h. Prof. Roland Klinger, machte deutlich, dass der Bedarf pflegebedürftiger Menschen mit Behin-derung landesweit zunehme. Er appellierte an Bund und Land, dafür finanzielle Mittel in den Haushalt aufzuneh-men. In den Blick nahm er das Thema Inklusion, das derzeit in aller Munde ist. „Sollen die älteren Menschen in

Spezialeinrichtungen leben oder im ganz ‚normalen‘ Pfle-geheim?“, fragte er. Es gebe kein „Entweder – Oder“, und die binnendifferenzierte Einrichtung in Rosenharz sei die richtige Entscheidung, um passgenaue Hilfen anbieten zu können. „Inklusion stellt jeden einzelnen Menschen in den Mittelpunkt.“ Die Stiftung Liebenau bezeichnete Klinger als Schrittmacher. „Aber Sie handeln immer mit Augenmaß.“„Ich freue mich für die Bewohner, die wesentlich an Lebensqualität gewonnen haben“, sagte Christof Frick, Bürgermeister der Gemeinde Bodnegg. Erfreulich sei, dass die Gemeinde von der Stiftung Liebenau in allen wichtigen Fragen mit eingebunden werde. Als aktuelle Beispiele für den guten Dialog nannte Frick die künftige Nutzung der Wohnungen im Haus St. Magnus und das geplante Wohn-

gebiet. Die Umgestaltung von Rosenharz bedeute einen Mehrwert für die Gemeinde. Sozialdezernen-tin Diana E. Raedler lobte das Wohnpflegeheim. „Es entspricht sowohl der Teilhabeplanung als auch den Bedürfnissen der Menschen in Rosenharz.“ In diesem Sinne wünsche sich der Landkreis, dass die regionale Versorgung der Menschen im Vorder-grund stehe.

Claudia Wörner

Einweihung Wohnpflegeheim St. Johanna in Rosenharz

MehrLebensqualitätimneuenHaus

Bei der Einweihung des Wohnpflegeheims St. Johanna in Rosenharz sprach auch die Sozialdezernentin des Land-kreises Ravensburg Diana E. Raedler. Foto: Wörner

Das Wohnpflegeheim St. Johanna in Rosenharz wurde Mitte Juni offiziell eingeweiht. Foto: Oschwald

Page 6: wir 2/2013 (pdf)

7Kapitel 7Allgemeines

Bundesfachtagung: Betreutes Wohnen in Familien

VielfaltmachtdasLebenbunt

LIEBENAU – „Vielfalt macht das Leben bunt“: Unter diesem Motto hat die St. Gallus-Hilfe zur 28. Bundes-fachtagung „Betreutes Wohnen in Familien“ eingela-den. 200 Teilnehmer und Referenten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum beschäftigten sich in Liebenau bei Vorträgen, Workshops und Diskussionen mit dieser Form des alltäglichen Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung.

Familiäre Lebensgemeinschaften nehmen Menschen mit den unterschiedlichsten Teilhabeerschwernissen bei sich auf und geben ihnen ein stabiles Zuhause – begleitet von Fachkräften, die den Gastfamilien und den Klienten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das ist das Konzept des Betreuten Wohnens in Familien (BWF), das sich in Deutschland seit Mitte der 1990er Jahre immer mehr verbreitet hat und mittlerweile nahezu flächendeckend die Vielfalt sozialer Versorgungsstrukturen bereichert. Auch die St. Gallus-Hilfe der Stiftung Liebenau setzt mit ihren Ambulanten Diensten auf dieses Modell und zählt heute rund 100 Gastfamilien-verhältnisse. „Ich bin sehr begeistert von dieser Form der Unterstützung“, würdigte Geschäftsführer Jörg Munk das BWF als „Mischung aus bürgerschaftlichem Engagement und Professionalität.“

Pflegefamilien als guter OrtFür Prof. Dr. Klaus Wolf von der Universität Siegen sind Pflegefamilien eine „zentrale zivilgesellschaftliche Ressour-ce“. Sie könnten auch für Kinder mit schwerwiegenden Behinderungen ein guter Ort sein – auch als Alternative zu Einrichtungen. Voraussetzung, um diese „richtig kom-plizierte Aufgabe“ zu meistern: die Unterstützung durch einen professionellen Dienst, der die Gastfamilie aber

Familie sein lasse und sie nicht als Organisation begreife. Statt einer Art „Kolonialisierung“ der privaten Lebensstruk-turen sprach sich Wolf deshalb für ein Dienstleistungs-modell aus, das den Familien ihre Gestaltungsfreiräume lasse und bei Problemen gemeinsame „Arbeitsbündnisse“ entwickle. Dazu könnten die Professionellen „als Dolmet-scher zwischen den Sprachen der Familien und denen der Verwaltung, pädagogischer, therapeutischer, medizinischer und anderer Spezialisten“ fungieren. Insgesamt gelte: „Je leistungsfähiger ein Dienst ist, desto umfassender respek-tiert er das Eigenartige des privaten Lebens.“

Anerkennung und Netzwerke sind wichtigWas Gasteltern vor allem brauchen? Respekt für ihre besondere Persönlichkeit, gesellschaftliche Anerkennung für ihr Leben als „unkonventionelle Familie“ und auch diverse Netzwerke, um alltägliche Erfahrungen, Ratschläge und Sorgen unter Gleichgesinnten austauschen zu können. Dann könne das Gastfamiliendasein ein großer Gewinn sein, wie Prof. Wolf anhand mehrerer Erfahrungsberichte eindrucksvoll belegte. Demnach sehen viele ihre Aufgabe als Berufung. Ein Zitat: „Es hat uns als Familie gestärkt, und es bringt uns viel, über uns selbst nachzudenken.“

Betreuungsqualität – Worauf es ankommtUnd wie steht es generell um die Qualität dieser Betreu-ungsverhältnisse in Deutschland? Wie gut unterstützen die Sozialen Dienste die Gastfamilien tatsächlich? Die von Dr. Jo Becker (Spix e.V.) vorgestellten Ergebnisse einer bundes-weiten Befragung zeichnen ein überwiegend positives Bild. Das A und O in der Zusammenarbeit von Diensten und Gastfamilien: regelmäßige Hausbesuche und Vieraugenge-spräche mit den Klienten. Ein Qualitätsmerkmal, das laut Studie fast alle BWF-Teams hierzulande erfüllen.

Page 7: wir 2/2013 (pdf)

7Kapitel 77

Dynamisch-stabile DreiecksbeziehungIm Optimalfall entwickle sich eine „dynamisch-stabile Dreiecksbeziehung“ zwischen allen Beteiligten. Und zwar ohne Bevormundung des Klienten durch die Gastfamilie, und mit einem verantwortungsvoll, aber sensibel agieren-den professionellen Dienst im Hintergrund. „Die Kunst liegt darin, nicht bei jeder Gelegenheit zu intervenieren“, betonte Becker. Gleichwohl müssten Fehlentwicklungen natürlich frühzeitig erkannt werden. Solche gebe es auch. „Aber nicht häufiger als in rein professionellen Angeboten.“ Anhand konkreter Beispiele schilderte er mögliche Proble-me und zeigte Wege zur Konfliktlösung auf. Auch wichtig: Die Pflegefamilien und der betreute Mensch müssen zuein-ander passen. Becker: „Manche brauchen zum Beispiel sehr fürsorgliche Gasteltern, manche eher nicht.“

Das Familienbild im WandelDoch was ist „die Familie“ eigentlich? Dass sich ihre sozi-ale Rolle im Laufe der Zeit ziemlich verändert hat, machte Christine Entleitner vom Deutschen Jugendinstitut in München in ihrem Vortrag „Familie gestern – Familie heu-te“ deutlich. So schilderte sie die historische Entwicklung von der Haus- und Produktionsgemeinschaft in der vorin-dustriellen Gesellschaft über die bürgerliche Kleinfamilie ab den 1950er Jahren bis hin zu den heutigen vielfältigen Lebensentwürfen. Die Erkenntnis: Das Konstrukt Familie befindet sich in einem ständigen Wandel. Doch das, was die Familien – in welcher Form sie sich heute auch immer darstellen – laut Entleitner besonders bräuchten, scheint doch zeitlos: „Geld, Zeit, Infrastruktur.“

Zahlreiche WorkshopsNeben den Fachvorträgen wurden im Rahmen der Fachta-gung auch zahlreiche Workshops zu Themen rund um das

Betreute Wohnen in Familien angeboten. Wie können bei-spielsweise Krisen in der Pflegefamilie bewältigt werden? Oder welche Herausforderungen gibt es in der Begleitung von Mutter-Kind-Betreuungen? Und wie können Verhal-tensauffälligkeiten besser verstanden werden?

Humor trotz HandicapFür einen launigen Einstieg in die Vortragsreihe hatte der Pfarrer und Kabarettist Rainer Schmidt mit einem humorvollen Blick auf sein eigenes Handicap gesorgt. So schilderte der ohne Arme und Hände zur Welt gekommene Dozent des Pädagogisch-Theologischen Instituts in Bonn seine alltäglichen Erfahrungen mit den nichtbehinderten Mitmenschen. Etwa, wie ihm Zugbegleiter aus Unsicher-heit stets verschämt aus dem Wege gingen („Ich bin zehn Jahre ohne Ticket ICE gefahren!“) oder ihm seine Lehrerin so gar nicht zugetraut hatte, mit Stift und Papier umgehen zu können. „Verunsicherungen werden uns nie erspart sein, man muss sie nur heiter sehen“, so sein Plädoyer für die Vielfalt menschlicher Daseinsformen. Sein freches Fazit: „Ein Mensch ohne Macke ist kacke.“

Christof Klaus

Namensgeber für unsere Häuser: Die Heilige Klara von Assisi

KlarastammteauseineradligenFamilieinAssisi.DasWohnhauslagganzobeninderStadtnahederBurg.EineLegendeerzählt,gleichnachihrerGeburtseivonKlaraeinstrahlendesLichtaus-gegangen.GemeintwarinderSprachedesMit-telalters:KlarawirdLichtindieseWeltbringen.Eigentlichhättemanerwartet,dassKlaraeine

standesgemäßeHochzeitfeiert,dochsiewurdeinspi-riertvondenGedankenundderWeltanschauungdesHeiligenFranziskus.HeutewürdemanihreEntschei-dung,ausdemElternhauszufliehen,wohlemanzipiertnennen.WiebeiFranziskusjungeMänner,soschlossensichvieleFrauenderHeiligenKlaraan.Diese„Klaris-sen“lebtenimKirchleinSanDamianoamRandevonAssisi.WiedieFranziskanerentschlossensiesichfüreinLebeninArmutundsuchteninderEinfachheitdieBegegnungmitGottunddenMenschen.InLiebenaufindetsichdasHausSt.KlaramitderKan-tineLiebenaudirektnebenderKirche.DerGedenk-undNamenstagistder11.August.

WolfgangIlg

Zusammen geht es besser: Das Konzept des Betreuten Wohnens in Familien bereichert die Vielfalt sozialer Versorgungsstrukturen. Foto: Kästle

Page 8: wir 2/2013 (pdf)

Erfolg für Lokomotive Hegenberg

WMinBrasilienrücktingreifbareNähe

HEGENBERG – Auf Marcus Stehle und Florian Schuh-macher von der Fußballmannschaft „Lokomotive Hegenberg“ wartet im kommenden Jahr möglicherweise eine ganz besondere Herausforderung: die Fußballwelt-meisterschaft für Menschen mit geistiger Behinderung in Brasilien, zu der sie womöglich als Nationalspieler fahren. Gefördert werden sie vom Deutschen Behinder-tensportverband.

Ihr Hobby ist Fußballspielen. Und das tun sie mit großer Leidenschaft in der Mannschaft „Lokomotive Hegenberg“. Zusammen mit ihrem Team holten sich Marcus Stehle und Florian Schuhmacher im Frühjahr bei den Baden-Württem-bergischen Fußballhallenmeisterschaften der Special Olym-pics in Mosbach den Pokal und damit die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft in Dortmund. Dort fand sich die Mannschaft, die zuvor einen wahren Höhenflug erlebte, im hinteren Drittel wieder. Kein Wunder – trainieren doch fast alle Kicker auf diesem Spielniveau - im Gegensatz zu den Hegenbergern - zusätzlich zu ihren Einrichtungsmann-schaften auch in lokalen Vereinen. „Bei Marcus, Florian

und einem weiteren Spieler stellte der Bundestrainer der Nationalmannschaft des Deutschen Behindertensport-verbands, Jörg Dittwar, aber sehr gute Anlagen fest, und er wollte sie näher kennenlernen“, berichtet Wohngrup-penmitarbeiter Marcel Wohlgemuth, der die Spieler von „Lokomotive Hegenberg“ zusammen mit dem ehrenamtlich tätigen Erwin Hecht trainiert.

Sichtungstraining mit Spielern aus ganz DeutschlandEs folgte ein erstes Sichtungstraining in der DFB-Sportschu-le Ruit bei Stuttgart mit 30 potenziellen Nationalspielern und Ende September ein weiteres in Wetzlar. „Das war ein richtig aufregendes Erlebnis“, erzählt Marcus Stehle von seinen Erfahrungen. Das Training zusammen mit Spielern aus ganz Deutschland sei anstrengender gewesen als in He-genberg und man hätte sich mehr konzentrieren müssen. „Aber wir waren eigentlich ein ganz gutes Team“, erzählt der 20-Jährige. „Und wir konnten auf jeden Fall was dazu-lernen“, ergänzt Florian Schuhmacher. Die WM-Teilnahme in Brasilien rückt für die beiden in greifbare Nähe. Verlet-zungen oder abfallende Spielleistung könnten aber noch gegen die endgültige Nominierung sprechen.

Hoch motiviertMarcus Stehle und Florian Schuhmacher sind natürlich überglücklich, top motiviert und haben gute Vorsätze ihr Ziel zu erreichen. So will der 18-jährige Schuhmacher mit dem Rauchen aufhören und regelmäßig joggen. „Ich habe den Eindruck, dass beide gut mit der Situation umgehen können und immer noch mit beiden Beinen auf dem Boden sind“, so die Einschätzung von Trainer Wohlgemuth. Wenn es seine Dienstzeiten erlauben, begleitet er Schuhmacher und Stehle zu den monatlich stattfindenden dreitägigen Trainingslehrgängen. „Das ist mir sehr wichtig, immerhin trainiere ich die Jungs seit vielen Jahren, und sie haben bei mir das Kicken angefangen.“ Nun wünscht sich Wohlge-muth nur noch einen ordentlichen Fußballplatz in Hegen-berg. Auch sonst sei „Lokomotive Hegenberg“ nach wie vor auf Sponsoren angewiesen, damit die rund 40 Mitglieder ihren Sport ausüben können.

Claudia Wörner

Sie haben die WM im August 2014 für Menschen mit Behinderung in Brasilien fest im Blick: Florian Schuhmacher (links) und Marcus Stehle gehören zur Deutschen Fußballnationalmannschaft. Rechts Erwin Hecht, der „Lokomotive Hegenberg“ ehrenamtlich trainiert.

Page 9: wir 2/2013 (pdf)

9Förderverein der St. Gallus-Hilfe

LIEBENAU – Die Mitglieder des Fördervereins der St. Gallus-Hilfe trafen sich im Mai zur jährlichen Ver-sammlung. In diesem Rahmen fanden die Verabschie-dung des langjährigen Vorstandsmitglieds Norbert Bühler sowie die Vorstandswahlen statt. Der Zuwachs an neuen Mitgliedern ist für die Verantwortlichen be-sonders erfreulich.

Das langjährige Vorstandsmitglied Norbert Bühler trat aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl an. Für sein Engagement unter anderem im Förderverein erhielt er von Seiten der Stiftung Liebenau im Sommer das Liebe-nauer Ehrenzeichen. Der Wiederwahl stellten sich Pfarrer Dieter Worrings, Viviana Fürstin von Waldburg-Wolfegg und Waldsee, Hedi Miller-Saup und Franz Ott. Alle wurden bestätigt. Ebenso Markus Wursthorn und Paul Fessler als Kassenprüfer. Der Förderverein wuchs im Berichtsjahr um 15 neue auf 254 Mitglieder. Dies ist besonders dem persönlichen Enga-gement der Vorstände beim Liebenauer Sommerfest und bei anderen Veranstaltungen zu verdanken. Im Berichtszeitraum 2012 wurden fast 20.000 Euro als Fördermittel zur Verfügung gestellt. Zielsetzung des Fördervereins ist die stärkere Unterstützung von Projek-ten und Aktivitäten, die Menschen zusammenführen. Die

Förderung von Sachwerten soll in den Hintergrund treten. Unter anderem wurde die Einführung der „Unterstützten Kommunikation“ in der St. Gallus-Hilfe vom Förderverein mitfinanziert. In Hegenberg und Rosenharz hängen eigens Speisekarten mit entsprechenden Symbolen. Menschen, die sich mit der sprachlichen Kommunikation schwer tun, kön-nen mit dieser Hilfe eigenständig Bestellungen aufgeben.

Stiftungsfond gegründetMit der Überführung von 140.000 Euro als Stammkapital aus einem Erbe, wurde ein Stiftungsfond gegründet. Dieser ist bei der Stiftung Liebenau angesiedelt und wird von ihr kostenfrei verwaltet. Der Vorteil des Fonds besteht darin, dass auch weitere Erbschaften und Zustiftungen unbürokra-tisch angenommen werden können.Die Mitglieder erhielten auch einen umfassenden Einblick in laufende und geplante Projekte. Christine Beck, Be-reichsleitung Wohnen für Erwachsene Ravensburg, schil-derte die Situation in Rosenharz, berichtete vom Einzug ins Haus St. Johanna und dem Baufortschritt von Vinzenz Ost. Hier ist der Bezug auf Ende dieses Jahres geplant. Markus Wursthorn, Leiter Wohnen für Erwachsene Bodenseekreis, berichtete über geplante Baumaßnahmen für neuen Wohn-raum von Menschen mit Behinderung an den Standorten Meckenbeuren, Friedrichshafen und Uhldingen.

Mitgliederversammlung Förderverein der St. Gallus-Hilfe

VereinfördertdasMiteinander

Jugendliche aus Hegenberg besuchten die ehemalige Mit-arbeiterin Sr. Anke Oßwald in der „Casa della Pace“ in Assisi und waren begeistert von der Lebensgeschichte des Heiligen Franziskus. Möglich wurde das durch eine Spende des Förder-vereins. Foto: Gabi Ilg

Page 10: wir 2/2013 (pdf)

11

Norbert Bühler trägt das Ehrenzeichen seit dem 17. Juli. Er erhielt es für sein 30-jähriges Engagement unter ande-rem im Förderverein der St. Gallus-Hilfe.

Norbert Bühler setzt sich seit mehr als 30 Jahren für die Stiftung Liebenau ein. 1993 hatte er den Freundeskreis (heute: Förderverein) der St. Gallus-Hilfe mitbegründet und übernahm von 1997 bis Mai dieses Jahres das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. Bereits 1983 gehörte er dem Angehörigenbeirat der St. Gallus-Hilfe an. 21 Jahre war er in diesem Gremium tätig. „Ich habe Norbert Bühler als geradlinigen und zugleich menschlich sehr angenehmen Mann kennengelernt. Ein wunderbarer Mensch, der aus dem Herzen heraus han-delt“, sagte Dr. Broll vor der Verleihung des Ehrenzeichens. „Norbert Bühler sprach kritische Punkte nach innen direktund klar an, allerdings immer auf einer Basis, die von einem großen Wohlwollen geprägt war. Ich erlebte ihn mit einer sehr großen Loyalität und Wertschätzung der Stiftung Liebenau gegenüber.“ Mit seinem realistischen Blick für das Machbare und Sinnvolle sei Bühler ein ausgezeichneter Mittler zwischen den Positionen. Er habe ausgleichendgewirkt und konnte Brücken schlagen. „Das ist von un-schätzbarem Wert“, sagte Dr. Broll.

Felix Kästle

Geradlinigundmenschlich

Norbert Bühler (vorne) erhält das Ehrenzeichen von Prälat Michael H. F. Brock, Dr. Markus Nachbaur und Dr. Berthold Broll (v.l.).

Nähere Infos zu Beitritt, Spenden und Fördermöglichkeiten: Förderverein der St. Gallus-Hilfe, Susanne Aggeler, Tel. 07542 10-2101, E-Mail [email protected]

Spendenkonto des Fördervereins der St. Gallus-Hilfe e. V.:Volksbank Friedrichshafen, BIC: GENODES1VFN, IBAN: DE29 6519 0110 0023 3860 02

Klientel verändert sichAnfragen von Klienten mit Behinderungen, die zusätzlich starke psychische oder autistische Verhaltensauffälligkeiten aufweisen, nehmen deutlich zu. Eine Entwicklung, die besonders auffallend ist, wie die Mitglieder von den Fach-kräften erfahren haben. Die Betreuung und Pflege dieser Personengruppe bedeutet einen höheren Aufwand. Mit dem Landkreis Ravensburg und dem Landkreis Bodensee wurde daher bereits „Längerfristig betreutes Wohnen“ – kurz LibW – vereinbart, das die Finanzierung des erhöhten

Leistungsaufwands berücksichtigt. Menschen mit Behinde-rung nutzen immer stärker die Angebote der Ambulanten Dienste. Kosten werden in diesem Rahmen aber nur teil-weise refinanziert. Die Dienste sind in besonderem Maße auf Spenden angewiesen.

Anne Oschwald

Der Vorstand des Fördervereins der St. Gallus-Hilfe wurde imAmt bestätigt (von links): Vorsitzender Dieter Worrings sowie dieStellvertreter Viviana Fürstin von Waldburg-Wolfegg und Waldsee, Hedi Miller-Saup und Franz Ott. Foto: Aggeler

Page 11: wir 2/2013 (pdf)

11

11

Mit anderen Menschen zu kommunizieren, ist ein großes Bedürfnis von uns allen. Kom-munikation bestimmt wesentlich darüber mit, wie wir uns fühlen, welche Erfahrungen wir sammeln, wie wir unsere Persönlichkeit entwickeln und an welchen sozialen Ereig-nissen wir teilnehmen. Unterstützte Kommuni-kation (UK) befasst sich mit dem Phänomen, wie Kommunizieren gelin-gen kann, wenn anstelle der gesprochenen oder geschriebenen Sprache alternative Kommunika-tionsformen verwendet werden.

Unterstützte Kommunikation fördert Inklusion und Teilhabe

Alternative„Sprachen“fürmehrSelbstbestimmung

Wir schließen Freundschaften, vermitteln Informationen, verhandeln Geschäfte, strei-ten und lernen, indem wir kommunizieren. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Entwicklungsbeeinträchtigungen haben Schwierigkeiten zu sprechen oder gespro-chene Sprache zu verstehen. Sie erleben, dass ihre feinen, leisen und andersartigen Zeichen nicht oder nur von sehr wenigen Gesprächspartnern verstanden werden. Ihre Signale werden oft nicht erkannt und beant-wortet. UK kann alternative Kommunikation bieten. Gegenstand der UK ist auch, wie die sozia-len Bedingungen verändert werden können,

damit Interaktionen gelingen und entwick-lungsförderlich sind. Denn häufig liegen die Kommunikationsbarrieren nicht bei der Person mit der Beeinträchtigung, sondern in ihrer Umwelt.

Verschiedene Funktionen:1. Alternativer Ausdruck: UK überbrückt die große Kluft zwischen einem (guten) Sprachverständnis und eingeschränkter Sprechfähigkeit. Menschen mit cerebralen Bewegungsstörungen, die ein altersentsprechendes Sprachverständnis haben, aber nicht oder nicht verständlich sprechen können, sind die „typischen“ unterstützt kommunizierenden Personen aus dieser Zielgruppe. UK ersetzt die gesproche-ne Sprache.

2. Sprachergänzung: UK wird ergänzend zur teilweise vorhande-nen Lautsprache eingesetzt, etwa in Form von lautsprachbegleitenden Gebärden oder dem Einsatz von Piktogrammen. Bei kleinen Kindern wird damit die Kommunikations-

Schwerpunkt: Unterstützte Kommunikation (UK)

Talker sind ein wichtiges Hilfsmit-tel im Rahmen der Unterstützten Kom-munikation. Wenn ein Schaltknopf gedrückt wird spricht der Compu-ter das Wort. Foto: Scheidel

Unterstützte KommunikationElektronische Hilfsmittel:Batterieunterbrecher, Talker, Taster, Step by Step, Power-Link und andere.Nicht elektronische Hilfsmittel:Leichte Sprache, Facilitated Communication (FC), TEACCH, Fotos/Bilder, Piktogramme, Gegenstände, körpereigene Kommuni-kationsformen wie Gestik, Mimik und Gebärden und andere.

UnterstützteKommunikation

Page 12: wir 2/2013 (pdf)

13

und Sprachentwicklung (Produktion und Verstehen) erleichtert. Später werden Mittel der UK ergänzend zum Sprechen eingesetzt, um die teilweise vorhandene aber schwer verständliche Lautsprache zu verdeutlichen.

3. Ersatzsprache: UK fungiert quasi als ein alternatives Verständigungssystem, um soziale Interaktionen gestalten und verstehen zu können. Die Ersatzsprache hat einen reduzierten Wortschatz und einfache Regeln. Angewendet wird UK als Ersatzsprache für Menschen mit schweren mehrfachen Entwick-lungs- beziehungsweise Sinnes- und Wahrnehmungsbeeinträchtigungen. Sie haben Probleme mit dem Sprach-verständnis und der -produktion. Deshalb sind sie auf ein sehr einfaches Verständigungssystem angewiesen.

Ziele der UKUK verfolgt das Ziel, die kommuni-kativen Bedingungen, sowohl der Menschen mit schweren Beeinträch-tigungen als auch ihrer Gesprächs-partnerinnen, zu verbessern. Eine Schlussfolgerung daraus ist, dass die Gesprächspartner Kompetenzen im Umgang mit alternativen Kommu-nikationsformen erwerben müssen, ähnlich einer Fremdsprache, die alle Beteiligten lernen müssen. All diese Kommunikationsformen müssen vom Gegenüber richtig erkannt werden, wenn die Verständigung gelingen soll. Gerade Menschen mit schweren und mehrfachen Entwicklungsbeein-trächtigungen erhalten durch UK die Möglichkeit, an der sozialen Welt teilzuhaben. Nonverbale und eigene Kommunikationsformen rücken in das Blickfeld und können gezielt und gleichwertig eingesetzt werden.

Aufgaben in der UKEine wichtige Aufgabe in der UK ist es, mit der betreffenden Person ein auf ihren individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen aufbauendes System zu erarbeiten. Entscheidend ist, sowohl die Vor- und Nachteile als auch das Anforderungsprofil der jeweiligen Formen und Hilfen zu kennen, damit eine Auswahl an Kommunikations-mitteln getroffen werden kann, die zu den Fähigkeiten der Person und der situativen Anforderung passen.

Bei der sorgfältigen Einschätzung der vorhandenen Fähigkeiten und Hand-lungsweisen der Person wird einerseits überprüft, ob sie genügend Möglich-keiten erhält, diese Kompetenzen in ihrem Alltag anzuwenden. Oder auch was verändert werden müsste, damit diese noch besser, häufiger und erfolgreicher genutzt werden können. Andererseits wird untersucht, ob und wie diese Fähigkeiten und Handlungs-weisen mittels alternativer Kommu-nikationsformen erweitert werden sollen.

Gemeinsame SpracheKommunikation kann nur dort gelingen, wo alle Beteiligten eine gemeinsame Sprache sprechen. UK kann in vielerlei Hinsicht das Leben aller Beteiligten verändern. UK muss gelernt, geübt und im alltäglichen Leben angewandt werden. Das kann für alle manchmal anstrengend sein. Die Mühe lohnt sich, wenn Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigun-gen dadurch mehr Einfluss auf ihre Lebensgestaltung erhalten – eben „mitreden“ können. Ein Grundsatz in der UK lautet deshalb: Je früher, desto besser – doch es ist nie zu spät mit UK zu beginnen.

Prof. Gabriela Antener

Kontakt:Prof. Gabriela Antener Fachhochschule Nordwest-schweizHochschule für Soziale Arbeit Institut Integration und Partizi-pationRiggenbachstraße 16CH-4600 OltenTel. 0041 62 957 20 [email protected]

Ist demnöchst Gastrednerin auf dem Fachtag für UK der St. Gallus-Hilfe: Prof. Gabriela Antener. Foto: privat

Wenn Worte meine Sprache wären…Fachtag Unterstützte Kommunikation (UK) für Mitarbeiter der St. Gallus-HilfeTermin: 4. Februar 2014, 9 bis 16.30 UhrReferate: Prof. Gabriela Antener und Roman Wüst (Nutzer von UK)Workshops: TEACCH, Kommunikationsbücher, Gebärden u.a.Veranstaltungsort: Liebenau

Page 13: wir 2/2013 (pdf)

13

„Treatment and Education for Autistic and related Communication handicapped Children“, kurz TEACCH, ist ein individuelles Förderprogramm und wurde in den USA auf der Grundlage eines Forschungsprojektes von Eric Schopler entwickelt.

Die Übersetzung von TEACCH bedeutet so viel wie „Therapie und Förderung für autistische und in ähnlicher Weise kommunikationsbeeinträchtigte Kinder“. Der Ansatz beschränkt sich jedoch keinesfalls auf autistische Kinder. Auch Erwachsene und Menschen ohne Autismus können von diesem individuellen Förderprogramm profitieren.TEACCH hilft, den Menschen so zu unterstützen, dass er Fähigkeiten und Fertigkeiten zeigen und entwickeln kann, um an ihn gestellte Anforderungen und den Alltag zu be-wältigen. Dafür wird die Umwelt so gestaltet, dass die aus dem autistischen Denken resultierenden Schwierigkeiten kompensiert werden. Das Erlernen neuer Verhaltensweisen und Aktivitäten wird dadurch möglich. Ziel des integrativen

pädagogischen Konzeptes ist die Verbesserung von Lebens-qualität und Ausbau der Selbstständigkeit und Flexibilität. Ansatzpunkt sind die individuellen Stärken und Interessen der Person sowie der individuelle Lernstil. Ein wesentlicher Punkt ist die Strukturierung und Visualisierung. Dies be-zieht sich auf die räumliche Struktur (zum Beispiel unsicht-bare Grenzen am Esstisch sichtbar machen), die zeitliche Struktur (zum Beispiel Vorhersehbarkeit schaffen durch einen Tagesplan) und Strukturierung von Aktivitäten. Dabei ist es wichtig, die Informationen zu vermitteln: Was ist zu tun? Wie viel davon? Wann ist es beendet?Das TEACCH-Konzept unterstützt durch Strukturierung und Visualisierung das Verstehen und Handeln. Neue Situ-ationen können leichter gemeistert werden. Es gibt keine allgemeingültigen Lösungen. Sie müssen immer individuell entwickelt und bei Bedarf auch an veränderte Fähigkeiten und Bedingungen angepasst werden.

Doris Szaukellis, Elke Schätzle

Das TEACCH-Konzept

DemAlltagStrukturengeben

Der Kalender läuft von unten nach oben. So erkennt man, wieviel Zeit bis zum Termin übrig ist. Fotos: Schätzle

Jedem Wochentag wird ein anderes Symbol mit einer anderen Farbe zugeordnet. Die Farbe für Montag ist Blau und sein Symbol ist ein Mond.

13

TEACCH-Konzept

Page 14: wir 2/2013 (pdf)

15

ROSENHARZ – Der 20-jährige David W. kann lesen. Seinen Gefühlen Ausdruck geben kann er nicht. Um sich mitteilen zu können, hat David W. die gestützte Kommunikation, kurz FC (Facilitated Communication) gelernt. Diese Form der Unterstützten Kommunikation erweitert, ergänzt oder ersetzt mit dem Einsatz von Kommunikationshilfen die Lautsprache.

Schüchtern erscheint David W. in der Tür. Vor eineinhalb Jahren ist der junge Autist mit seinem Schreibbrett in das Haus St. Magnus in Rosenharz eingezogen. Die Kommuni-kationshilfe ist aus Holz, und Buchstaben sind wie bei einer Tastatur aufgezeichnet. Um sich mitzuteilen, zeigt er mit dem Finger auf die Buchstaben. Seine Bewegungen werden von einer unterstützenden Person stabilisiert, die seine Hand führt. Zuhause hat ihn seine Schwester gestützt. In Rosenharz

trifft er sich mit Gerlinde Walka zur FC. Sie arbeitet als begleitender Fachdienst in der St. Gallus-Hilfe. „David zeigt in einem schnellen Tempo auf die Buchstabentafel. Anfangs mussten wir uns erst aneinander gewöhnen“, erklärt sie. FC soll jetzt auch auf der Wohngruppe etabliert werden. Seine Bezugsmitarbeiterin Rosi Sauter sieht darin eine Chance für David W., sich in die Wohngruppe einbringen zu können: gleichwertig sein, dazugehören. „So lernen seine Mitbewohner, ihn zu verstehen, auch wenn er nicht ihre Sprache spricht.“Wie alt bist du? Wo wohnst du? Wo arbeitest du? Die Hand von David W. „fliegt“ über die Buchstabentafel. Konzent-riert liest Gerlinde Walka mit. David W. schaut nicht hin, als wäre alles ganz leicht. „Magst du am Laptop schrei-ben?“, fragt ihn Elke Schätzle, Fachfrau für Unterstützte Kommunikation in der St. Gallus-Hilfe. David W. nickt begeistert. Elke Schätzle stützt ihn. Sie kennt die Räumlich-

Gestützte Kommunikation ermöglicht Dialog und Verstehen

HinterderTüristdieDisco

Elke Schätzle stützt David W.: Er schreibt schelmisch, dass die Disco sich hinter der Tür befindet. Offensichtlich freut er sich auf die nächste Veranstaltung. Foto: Scheidel

Gestützte

Kommunikation

Page 15: wir 2/2013 (pdf)

15

Bei Facilitated Communication (FC) wird durch ge-stütztes Zeigen kommuniziert. Ein „Stützer“ bietet der kommunikationsbeeinträchtigten Person physisch, verbal und emotional eine Stütze. Dem Nutzer beziehungsweise Schreiber gelingt es dadurch, gezielt zu zeigen. Und so funktionierts: Bei der Stütze wird ein Gegendruck aufgebaut. So soll die Bewegung zur Tastatur oder Tafel sta-bilisiert und die Ansteuerung erleichtert werden. Nach dem Zeigen wird die Hand durch eine Rückbewegung wieder in die Ausgangsposition gebracht. Ziel ist immer, die (körperliche) Stütze auf das Minimum zu reduzieren. Von Beginn an sollten möglichst mehrere Stützpersonen mit einbezogen werden. Bei korrekter und kompetenter Anwendung ist es für manche Menschen eine effektive Kommunikationsmethode, die mehr Lebensquali-tät und Selbstbestimmung bietet.

Rosemary Crossley, die wesentlich zur Entwicklung und Verbreitung dieser Methode beigetragen hat, schreibt: „FC ist eine Methode, die man anwendet, wenn keine bessere zur Verfügung steht. Aber selbst die schlechteste Art der Kommunikation ist besser als gar keine Kommunikation. Unabhängigkeit ist eine kostbare Fähigkeit. Kommunikation ist ein Menschenrecht.“ Gestützte Kommunikation (FC) wird jedoch sehr kontro-vers diskutiert, da eine gewisse Gefahr von Beeinflussung, Überforderung, Abhängigkeit und falscher Interpretation besteht. Reflexion, Überprüfung und Begleitung sind daher grundsätzlich erforderlich. Leider wird oftmals auf eine andere Kommunikationsmethode verzichtet, obwohl eine vielschichtige Versorgung angestrebt werden sollte.

Elke Schätzle

Gestützte Kommunikation (Facilitated Communication - FC)

AllesistbesseralsgarkeineVerständigung

keiten in Rosenharz nicht. „Was befindet sich hinter der Tür?“, fragt sie. David W. lächelt, schaut sie verschmitzt an und tippt aus einzelnen Buchstaben das Wort „Disco“ mit seiner „Schreibmaschine“.

Für mehr SelbstbestimmungSeine Mutter weiß: „David kann sich ausdrücken.“ Seine Schwester nickt: „Wir verstehen uns ohne Worte.“ Ein Urlaub am Meer hat die Mutter von FC überzeugt. Da-

vid wirkte bedrückt. Seine Schwester stützte ihn und er buchstabierte: „Ich habe Ohrenschmerzen.“ Ein Arzt be-stätigte die Mittelohrentzündung. „Es beruhigt mich, dass David sich mitteilen kann“, sagt die Mutter, ungeachtet der Kritiker, die befürchten, dass der Stützer die Aussa-gen manipuliert. Elke Schätzle meint: „Jedes Gespräch ist beeinflussbar“.David W. hat die Methode in der Schule gelernt. Als er zum ersten Mal vor dem PC sitzt, berichtet er über seine Eindrücke aus dem Sommerurlaub: „Das Meer ist unend-lich weit wie der Himmel.“

Lioba Scheidel

15

InformationRosemary Crossley entwickelte Anfang der 80er Jahre in Australien die alternative Kommunika-tionsmethode FC für Menschen, die über keine Sprache verfügen. Das gestützte Schreiben wurde in Deutschland durch den Verein „Hilfe für das autistische Kind“ verbreitet.

Page 16: wir 2/2013 (pdf)

Kapitel 17

Gebärden früh gelernt erleichtern die Teilhabe

JedeWocheeineneueGebärde

HEGENBERG – Wenn sie das Wort Glück zeigen, richten sich die Kinder auf, die Arme werden ganz weit, das Glück breitet sich spürbar aus. Im Morgenkreis lernen die Schüler der jüngsten Hauptstufenklasse in der Don-Bosco-Schule ihre Kommunikation mit Hilfe von Gebär-den zu unterstützen: Sport ist laufen mit den Fingern und bei der Gebärde Schule halten sie die rechte Hand unter den angewinkelten linken Arm.

Elkes* Verbalsprache ist undeutlich und verwaschen. Mit Daumen und Zeigefinger bildet sie einen Kreis, dann schwingt sie den rechten Arm von unten nach oben. Timo* kann nicht gut hören. Mit der gleichen Gebärde grüßt er zurück: „Guten Morgen.“ Die Schüler schauen sich an, die Hände gebärden: „Heute ist Dienstag. Ich freue mich.“ Im-mer dienstags treffen sich die Schüler der Hauptstufenklas-se zum Morgenkreis. Dort lernen sie die Gebärden nach „Schau doch meine Hände an“, eine Gebärdensammlung, die in der Haslachmühle entwickelt wurde. Die Motivation der Schüler ist groß. Vor allem das Gefühl, eine Geheim- oder Fremdsprache zu können, löst eine hohe Begeisterung aus. Sie wiederholen die Gebärden nicht nur im Unterricht, sondern auch im Alltag, in der Cafeteria, auf der Wohn-gruppe. Dadurch werden die Probleme der Verständigung geringer und es entstehen weniger Frustrationen.

Schau doch meine Hände an„Weil am Sonntag die Sonne scheint, am Montag Herr Mon zu Besuch kommt, am Dienstag Dienst ist und am Mitt-woch Wochenmitte, weil es am Donnerstag donnert und

am Freitag frei gibt.“ Im Unterricht haben die Schüler das „Sams“ gelesen, ein Kinderbuch von Paul Maar. Das Sams muss in der Gebärdensammlung „Schau doch meine Hände an“ geblättert haben. Die Gebärden für die Wochentage sind dort ähnlich definiert. Nur der Montag ist poetischer angelegt: „Am Montag streiche ich den Staub von den Schultern.“ Die Gebärdensammlung arbeitet mit Bildern und Symbolen, die sich im Unterricht und im Alltag wider-spiegeln: „Wir hören zu. Wir lassen den anderen ausre-den.“ Jede Woche lernen sie eine neue Gebärde, ein neues Wort, erweitern ihre Möglichkeiten der Kommunikation.Gemeinsam mit den Schülern geht Fachlehrerin Ruth Schmetzer den Stundenplan durch. Für Deutsch schreiben die Hände, für Mathematik wird an die Fingern gezählt. Beim Sport trippeln die Schüler vorsichtig mit den Füßen am Boden und schauen die Lehrerin fragend an. Sie schüt-telt den Kopf: „Wir gebärden nur mit den Händen.“ Elke hat eine Idee: „Wir laufen mit den Fingern!“ Alle gebärden mit. Die Verständigung mit den Händen hilft den Schü-lern zu kommunizieren und weckt die Fantasie. Wenn die rechte Hand mit dem Daumen nach oben zeigt, weiß jeder: „Jetzt kommt der Chef.“ Die Gebärde für den Schulleiter haben sie selbst entwickelt. Am meisten beeindruckt die Fachlehrerin die ungeteilte Aufmerksamkeit der Schüler: „Wenn sie miteinander gebärden, bleiben sie stehen, schau-en sich an, sind ganz konzentriert.“

Lioba Scheidel

*Schülernamen von der Redaktion geändert

Gebärde für „Ein neuer Tag“: Die Schüler lernen die Gebärdenspra-che mit Begeisterung. Fotos: Scheidel

Schreiben mit den Fingerspitzen auf der Handfläche bedeutet: „Jetzt haben wir eine Deutschstunde.“

Gebärden

Page 17: wir 2/2013 (pdf)

17Kapitel 17

17

Petra Denzinger unterstützt die Teilnehmer des Gehörlosentreffs mit Gebärden beim Basteln: Heute entstehen dekorative Windlichter für den Winter. Foto: Scheidel

ROSENHARZ – Sie hören nicht und können nicht sprechen. Um sich mitzuteilen nehmen sie ihre Hände. Ihre Sprache ist lebendig. Sie ist reich an Bildern und Symbolen, lässt den sprechenden Menschen staunen, innehalten. Das Reden wird zur Nebensache. Wenn die St. Gallus-Hilfe Rosenharz zum Gehörlosentreff einlädt, geht es nicht laut, aber sehr lebhaft zu.

Heilerziehungspflegerin Martina Schwenk und ihr Team laden jeden Monat zum Gehörlosentreff in Rosenharz ein. Nach der Sommerpause haben die Mitarbeiter der St. Gallus-Hilfe mit einer Einladung zu Kaffee und Kuchen begonnen. Sie begleiten die gehörlosen Besucher durch den Jahreskreis, gestalten den Herbst, feiern Advent, laden im Januar zum Filmnachmittag ein, verkleiden und schminken während der Fasnet, bereiten die Osterfeier vor, bis dann die Tage länger werden und Spaziergänge, Ausflüge und Grillfeste wieder möglich sind. Die meisten Teilnehmer sind 60 Jahre und älter. Der Gehörlosentreff ist ein offenes Angebot: „Jeder ist uns willkommen, unabhängig mit wel-chen Gebärden er sich verständigt.“Nicht alle Teilnehmer wohnen in Rosenharz. Agnes Mink* vom Gemeindeintegrierten Wohnen in der Bregenzer Stra-ße in Wangen kommt zuverlässig und regelmäßig mit dem Taxi zum Gehörlosentreff. „Hier haben sich Freundschaften

gebildet“, bestätigt Martina Schwenk. Einzelne beherr-schen die deutsche Gebärdensprache und haben in dem Treff ihre Gesprächspartner gefunden. Mit konzentriertem Blick achtet Martina Schwenk auf die Hände, fragt nach: „Habe ich dich richtig verstanden?“ Sie nimmt die Gebär-densammlung „Schau doch meine Hände an“ und ihre Fantasie zur Hilfe: „Wir benutzen im Alltag viele Gebär-den, die selbsterklärend sind.“ Die Verständigung mit den Händen ist vielfältig. Über den Tisch hinweg wird lebhaft gestikuliert.

Miteinander in KontaktViele Gehörlose haben hier einen Ort gefunden, an dem sie sich austauschen können, wo sie verstanden werden. Auch 15 bis 20 betagte Bewohner aus Rosenharz kommen regelmäßig. Ihre Hände sind müde, können nicht mehr ge-bärden. Aber mit wachen Augen nehmen die Besucher an den Unterhaltungen teil, sind aufmerksam und ganz inte-ressiert: Sie teilen Wünsche, Sorgen und Bedürfnisse, sind miteinander in Kontakt. Das Team und Martina Schwenk achten ihre Privatsphäre: „Wir sind für sie da. Wenn sie sich untereinander mitteilen wollen, müssen wir nicht alles verstehen.“

Lioba Scheidel

*Namen von der Redaktion geändert

Gehörlose treffen sich einmal im Monat

Nichtlaut,aberlebhaft

Gebärden fördern die persönliche Ausdrucksweise, für mehr Teil-habe und für eine größtmögliche Selbstbestimmung. „Schau doch meine Hände an“ ist eine Samm-lung von Gebärden für gehörlose Menschen mit geistiger Behinde-rung. Das Handbuch wurde 1991 von Ernst Blickle, Schulleiter in Haslachmühle, herausgegeben.

Page 18: wir 2/2013 (pdf)

19

Kommunikation mit Hilfe von Talkern

Ausdrucksmöglichkeitenerweiternsich

HEGENBERG – Seit Carolyn Gehringer mit dem Talker arbeitet, ist sie selbstbewusster geworden und spricht mehr. Allegra Maccagnano kann nicht sprechen. Trotz-dem hat sie viele Worte. Deshalb kommuniziert sie mit einem speziellen Talker, den sie mittels Augensteuerung bedient.

Carolyn Gehringer kommuniziert in Ein-Wort-Sätzen. Sie erzählt Ergotherapeutin Jutta Zierke aus der Reitstunde: „Reiten“, „Pferd“, „Hufe“. Ganz der Therapeutin zuge-wandt, signalisiert sie: „Ich will gehört werden.“ Das war nicht immer so. Es gelang ihr nur mühsam, sich mitzutei-len. Sie neigte zu Verhaltensauffälligkeiten, wenn sie nicht verstanden wurde.Seit zwei Jahren unterstützt ein Talker Carolyn Gehringers Kommunikation. Insgesamt hat der Sprachcomputer 40 Schaltknöpfe, die mit Schrift und Bild unterlegt sind und eine Auswahl an Themen darstellen. Wird einer davon be-rührt, öffnet sich dem Thema entsprechend ein Untermenü mit neuen Schaltknöpfen. Drückt die 22-Jährige nun eines der Symbole, spricht der Computer das Wort. Außerdem

erscheint das Symbol in einer Menüleiste, in der ein ganzer Satz gebaut werden kann.„Hufe“ ist ein neues Wort. „Es ist gut, dass Du das Wort so oft sprichst, bis ich es verstanden habe“, lobt die Ergothe-rapeutin. Mit Unterstützung ihres Talkers hat sich Carolyn Gehringer zu einer lebhaften jungen Frau entwickelt. Nicht die Ein-Wort-Sätze haben sich verändert, sondern ihr Wort-schatz und ihr vehementes Interesse, sich mitzuteilen.

Intensiver BlickAllegra Maccagnano ist eine stille Beobachterin. Sie kann nicht sagen: „Lass‘ mich bitte“, oder „Komm mal her.“ Ein „Ja“ signalisiert sie mit intensivem Blickkontakt. Ein „Nein“ ist nicht klar definiert. In der Regel obliegt es den empathischen Mitarbeitern zu erkennen, was die 26-Jäh-rige braucht. Gegen etwas zu protestieren ist ihr wegen motorischer Einschränkungen kaum möglich. Seit sie über einen Talker mit Augensteuerung verfügt, kann sie sich ausdrücken: „Ich habe Schmerzen“ oder „Ich will meine Sitzposition ändern.“ Sie klickt sich durch Spiele, die auf dem Sprachcomputer installiert sind, oder „blättert“ im

Familienalbum. Die Augensteuerung er-folgt über ein Modul, das unter dem Computer-Bildschirm angebracht ist. Die Augenbewegun-gen werden von einer Kamera erfasst. Über die Blickrichtung wird der Mauszeiger auf dem Bild-schirm bewegt. Früher war ein Kontakt nur über Blicke möglich. Heute grüßt Allegra Maccagn-ano mit einem „Hallo“, das sie mit wachen Augen begleitet. Vor dem Talker entspannt sich die Frau und ihre Hände öffnen sich.

Lioba ScheidelCarolyn Gehringer (links) nutzt für ihre Kommunikation einen Talker. Gemeinsam mit Ergotherapeutin Jutta Zierke wiederholt sie ihre Wörter und speichert neue. Foto: Scheidel

Talker

Page 19: wir 2/2013 (pdf)

19

19

HEGENBERG – „Damit können wir reden! So kann ich über mich erzählen. Und wichtige Infos geben. Gehe da-von aus, dass ich alles verstehe. Sprich mit mir und nicht über mich. Beziehe mich mit ein. Manchmal ärgere ich mich. Oft weil ich nicht verstanden werde.“ Diese Sätze hat ein Teilnehmer des Seminars „Wir machen ein ICH-Buch“, eine Fortbildung für Menschen mit Behinderung, auf die erste Seite geschrieben.

Es wurde sortiert, geschnitten, geklebt und laminiert. Fotos und Bilder zeigen Freizeitaktivitäten, Lieblingsspeisen, stehen für Hobbies, besonders beliebte Plätze, wichtige Personen, Abneigungen und vieles mehr. Hinzu kommen Symbole, wichtige Fakten und Informationen der Wohn-gruppe. Aus diesen Materialien wurde beim Seminar „Wir machen ein ICH-Buch“ ein ganz individuelles Buch für den jeweiligen Menschen mit all dem, was ihn seiner Meinung nach ausmacht. Es dient dazu, Kommunikationsanlässe zu schaffen, Informationen zu geben und Veränderungen aufzuschreiben. „Mit diesen ICH-Büchern können die Menschen nun selbstständig und ohne gesprochene Worte über sich erzäh-len“, erklärt Elke Schätzle, die das Seminar zusammen mit

Gerlinde Walka geleitet hat. Dabei wurde jeder der vier Teilnehmer aktiv in den Gestaltungsprozess mit einbezo-gen. Die Bücher sind so gestaltet, dass sie sich jederzeit ergänzen beziehungsweise aktualisieren lassen. Bereits am Ende des zweiten Seminartermins konnten die Teilnehmer ihre Bücher stolz mit in ihre Wohngruppen nehmen. „Wir sehen das ICH-Buch als weiteren und wichtigen Schritt in Richtung Teilhabe, Selbstbestimmung und Selbstwirksam-keit“, so Elke Schätzle und Gerlinde Walka.In die Reihe der Kommunikationsbücher gehören außerdem das Mitteilungsheft und das Kommunikationstagebuch. Während es im Mitteilungsheft um Informationen, Termine und Absprachen zwischen den Bezugspersonen geht, be-richten die Menschen im Kommunikationstagebuch selbst von aktuellen, vergangenen oder künftigen Ereignissen. Auch dieses Buch ist in Ich-Form geschrieben und wird mit dem Nutzer gemeinsam erstellt und geführt. „Es werden grundsätzlich nur Erlebnisse und Fakten aufgeschrieben, die man selbst von sich weitergeben möchte“, erläutert Elke Schätzle. „Ich war heute beim Arzt. Er hat mich ge-impft. Ich war sehr tapfer“, nennt sie ein Beispiel.

Claudia Wörner

Mit Kommunikationsbüchern über sich erzählen

Sobinich!

Mit Hilfe von "ICH-Büchern" können Menschen mit Behinderung selbstständig und ohne gesprochene Worte von sich und ihren Interessen erzählen. Im Seminar der St. Gallus-Hilfe waren sie mit viel Spaß an der Gestaltung ihrer ganz persönlichen Bücher dabei. Fotos: Schätzle

Kommunika-tionsbücher

Page 20: wir 2/2013 (pdf)

Kapitel 21

Themen und Texte kann man einfach darstellen.Dann können alle Menschen sie besser verstehen. Auch die Menschen mit einer Einschränkung.Man kann in „Leichter Sprache“ schreiben.Auch Zeichnungen und Bilder können helfen. Wie es gehen kann, zeigen 5 Beispiele aus der St. Gallus-Hilfe.

Service beim mittendrin-FestMenschen mit Behinderung gestalteten im Sommer das mittendrin-Fest mit.

Betreuer halfen ihnen.

Das Fest war in Friedrichshafen am Bodenseeufer.

Menschen mit Behinderung übernahmen den Service.

Sie bedienten im Biergarten.

Geholfen haben besondere Bestellblöcke und Speisekarten.

Die Speisen waren auf Fotos zu sehen.

Die Namen der Speisen waren auch drauf geschrieben.

Der Preis war so groß geschrieben, dass man ihn gut lesen konnte.

Das half, um die Bestellungen anzunehmen.

Und es half, um das Geld anzunehmen.

Die Zeitung schrieb: St. Gallus-Hilfe bewirtet zuvorkommend.

Das heißt: der Biergarten war ein voller Erfolg.

LeichteSprache

1.

LeichteSprache

Page 21: wir 2/2013 (pdf)

21Kapitel 2121

Schutz vor GewaltEs gibt im Alltag manchmal sehr schwierige Themen.

Sie sind mit Unsicherheit verbunden.

Und mit komischen Gefühlen.

Gewalt ist ein schwieriges Thema.

Sexualität ist manchmal auch ein schwieriges Thema.

Die St. Gallus-Hilfe hat einen Leitfaden geschrieben.

Der heißt: Was mir gut tut und was NICHTDarin steht:

Menschen mit Behinderung erleben manchmal Gewalt.

Zum Beispiel werden sie geschlagen.

Oder begrapscht.

Das darf nicht sein!

Wehren Sie sich!Im Leitfaden steht, wie Sie das machen können!

Denn: Sie wissen am besten, was Ihnen gut tut!

Möchten Sie noch mehr wissen?

Sie können den Leitfaden bestellen bei:

Ruth Hofmann, 07542 10-2133

Einfache Wahl in den Kantinen In den Kantinen in Rosenharz und Hegenberg

gibt es neue Speisepläne.

Sie zeigen Speisen und Getränke mit Bildern.

Jeder kann erkennen, was gemeint ist.

Jeder kann selbst bestellen, was er mag.

Er kann einfach mit dem Finger zeigen.

2.

3.

Page 22: wir 2/2013 (pdf)

Haben Sie Fragen?Mein Name ist Elke Schätzle.

Ich arbeite seit 1991 als Heilpädagogin im Fachdienst bei der St. Gallus-Hilfe.

Seit 1999 im Haus Irmgard in Hegenberg.

Ein Spezial-Gebiet von mir ist die Unterstützte Kommunikation (UK).

UK hilft, wenn man Probleme hat.

Zum Beispiel beim Sprechen.

Oder beim Hören.

Das Thema UK interessiert mich sehr.

Ich möchte viel darüber wissen.

Ich bilde mich laufend fort.

Was ich weiß, möchte ich weitergeben.

Ich berate, informiere, unterstütze und leite an zu diesem Thema.

Manchmal übersetze ich schwere Texte in Leichte Sprache.

Im Januar 2014 beginne ich eine Ausbildung zum „UK-Coach“.

Dann lerne ich noch mehr über UK.

Haben Sie Fragen? Telefon 07542 10-2477.

Oder E-Mail [email protected]

Arbeitskreis UK der St. Gallus-HilfeIm Arbeitskreis UK arbeiten mehrere Kolleginnen und Kollegen.

Zum Beispiel haben wir einheitliche Symbole für Wochentage festgelegt.

Symbole sind eine Art Bilder oder Zeichnungen.

Der Mond steht für Montag.

Für den Tag wählten wir die Farbe Blau.

Den Donner für Donnerstag.

Das Bild hat die Farbe Lila.

Solche Symbole gelten dann in der gesamten St. Gallus-Hilfe.

Man kann andere damit leichter verstehen.

Ein Symbol hat für alle die gleiche Bedeutung.

Wir planen den Fachtag für Unterstützte Kommunikation.

Er findet im Frühjahr 2014 statt. Piktogramme: Boardmaker, Mayer-Jonson, Pictogenda

4.

5.

Page 23: wir 2/2013 (pdf)

23Nachrufe 23

Max Rist

Wenn die Kraft ver-siegt, die Sonne nicht mehr wärmt,die Krankheit das Lächeln einholt, dann ist der ewige Friede eine Erlösung.

Max Rist, geboren am 12. November 1927,

ist am 18. April 2013 in den frühen Abend-

stunden friedlich und wohlvorbereitet von uns

gegangen. Max Rist hat von 1935 bis 1942 und

dann wieder ab 1957 in der Stiftung Liebenau

in Rosenharz gelebt.

Max Rist war sehr kontaktfreudig und ging

ungezwungen auf andere Menschen zu. Er war

bei seinen Mitbewohnern sehr beliebt. Er liebte

Spaziergänge, Feste feiern, Zeitung lesen, Kaba

in der Kantine trinken, Gottesdienstbesuche

und Fußballspiele im Fernsehen anschauen.

Max Rist war ein lebensfroher Mensch, der

seine Wünsche auf seine ganz eigene Art und

Weise äußerte. Er zeigte sich stets hilfsbereit bei

hauswirtschaftlichen Tätigkeiten.

Bis wenige Monate vor seinem Tod konnte Max

Rist täglich aufstehen und am Gruppenalltag

teilnehmen. Als Folge einer Krankheit schwan-

den seine Kräfte jedoch zunehmend. Er trug

seine Krankheit mit großer Würde.

Wir sind dankbar für die schöne gemeinsame

Zeit mit Max Rist.

Bewohner und Mitarbeiter

Ulrika Nisch 01, Rosenharz

Reinhold Störzer

Im Alter von 78

Jahren verstarb

Reinhold Störzer völlig

überraschend in der

Nacht vom 20. auf

den 21. Juli 2013

auf der Wohngruppe

Gertrudis 33 in Rosenharz.

Reinhold Störzer wurde am 2. Januar 1935 in

Dischingen im Kreis Heidenheim geboren und

kam schon in jungen Jahren in die Stiftung

Liebenau. Bis zu seiner Rente arbeitete er in der

Werkstatt in Rosenharz. Reinhold Störzer hatte

ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Mitbewoh-

nern und fühlte sich sichtlich wohl auf seiner

Wohngruppe. Reinhold Störzer war in seiner

Umgebung sehr bekannt und beliebt, da er

durch seine herzliche und offene Art jeden zum

Schmunzeln bringen konnte. Er verbrachte

seine Zeit am liebsten draußen auf dem Gelände

in Rosenharz, da er dort viele Bekanntschaften

hatte und seiner Leidenschaft, dem Rauchen,

nachgehen konnte. Außerdem war er oft beim

Kaffee trinken in der Kantine anzutreffen, um

dort ein „Pläuschchen“ abzuhalten.

Eine weitere Leidenschaft von Reinhold Störzer

war das Sammeln von Uhren. Einmal im Monat

fuhr er in die Stadt, um sich eine zu kaufen und

sie dann stolz seinen Mitbewohnern und Freun-

den zu zeigen. Man konnte es nicht übersehen,

dass Reinhold Uhren sammelte, da er diese an

beiden Armen und in seinen Taschen trug und

sie dadurch auch zu seinem Markenzeichen

wurde. Reinhold Störzer genoss es sehr, wenn

viele Menschen um ihn waren und zeigte

jedem, wie gern er einen hatte. Durch seine

unbekümmerte und freundliche Art musste

man ihn einfach gern haben.

Er beteiligte sich sehr gerne an Ausflügen und

fieberte immer schon der nächsten Fahrt nach

Ravensburg entgegen. Es gibt kaum jemand

in Rosenharz, der mit dem Namen Reinhold

Störzer nichts anfangen konnte. Somit war er

einfach ein Unikat und wird immer in unseren

Gedanken bleiben.

Team und Bewohner,

St. Gertrudis, Rosenharz

Anton Gaile

Anton Gaile wurde am

2. Oktober 1938 in

Bad Waldsee geboren.

Dort ist er aufgewach-

sen und hat viele Jahre

bei der Stadtgärtnerei

gearbeitet. In dieser

Zeit war er aktives Mitglied in mehreren

Vereinen, besonders die Kolpingfamilie war ihm

wichtig. Nach dem Tod seiner Mutter wurde

er lange Zeit von seiner Schwester und ihrer

Familie unterstützt und begleitet, bis er 1996

nach Liebenau ins Heim Franziskus zog.

Mit der Auflösung seiner damaligen Wohn-

gruppe hat Anton Gaile den Wunsch geäußert,

wieder näher zu seiner Heimat Bad Waldsee zu

ziehen. So kam es 2006 zum Umzug nach Ein-

türnen zu Familie Geray, wo er im Rahmen des

Betreuten Wohnens in Familien sieben Jahre bis

zu seinem Tod gelebt hat.

Anton Gaile hatte die letzten Jahre zuneh-

mend mit den Folgen mehrerer körperlicher

Erkrankungen zu kämpfen. Vor allem eine

Krebserkrankung und die damit verbundenen

Therapien haben ihn zusehends geschwächt,

so dass er zuletzt kaum noch aufstehen konnte.

Dennoch blieb die Verbindung zu seiner Familie

immer bestehen. Seinen 75. Geburtstag Anfang

Oktober konnte er noch mit seinen Angehöri-

gen und seiner Gastfamilie gemeinsam feiern.

Anton Gaile ist am 19. Oktober 2013 zu Hause

im vertrauten Umfeld, wo er bis zuletzt liebe-

voll gepflegt wurde, für immer eingeschlafen.

Seine letzte Ruhestätte ist nun wieder seine alte

Heimat Bad Waldsee, wo er am 4. November

2013 im Kreise seiner Familie und früherer

Weggefährten beigesetzt wurde.

Team Betreutes Wohnen in Familien

Page 24: wir 2/2013 (pdf)

Christine Mönch Telefon: 07542 10-2023Esther Kiefer Telefon: 07542 10-2024Thomas Bürkle Telefon: 07542 10-2311

LeitungChristoph GräfE-Mail: [email protected] Telefon: 07542 10-2401Petra Sterk Telefax: 07542 10-2407E-Mail: [email protected]

LeitungMarkus WursthornE-Mail: [email protected] Telefon: 07542 10-2101Susanne Aggeler Telefax: 07542 10-2119E-Mail: [email protected]

LeitungChristine BeckE-Mail: [email protected] Telefon: 07520 929-2602Heide Grothe Telefax: 07520 929-2604E-Mail: [email protected]

LeitungStefan FrickerE-Mail: [email protected] Telefon: 07542 10-2117 Leonie Thoma Telefax: 07542 10-2305E-Mail: [email protected]

LeitungFranz WalterE-Mail: [email protected] Telefon: 07542 10-2022Ingrid Neuwirth Telefax: 07542 10-2020E-Mail: [email protected]

| Sozialdienst (Informationen, Anfragen und persönliche Beratung)

| Kinder, Jugendliche und Familie Hegenberg 88074 Meckenbeuren

| Stationäres Wohnen für Erwachsene Bodenseekreis/Sigmaringen Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren

| Stationäres Wohnen für Erwachsene im Landkreis Ravensburg Rosenharz 1 88285 Bodnegg

| Arbeit und Bildung Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren

| Ambulante und offene Hilfen Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren

Die St. Gallus-Hilfe im Überblick Angebote der St. Gallus-Hilfe

St. Gallus-Hilfe gGmbH Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren

[email protected] www.st.gallus-hilfe.de

Impressum

Geschäftsführung

Jörg MunkE-Mail: [email protected]

Sekretariat Telefon: 07542 10-2000Elisabeth Herz Telefax: 07542 10-2020E-Mail: [email protected]

Kinder und JugendlicheFrühförderungSchuleBerufs(aus)bildungKurzzeitwohnenAmbulant Betreutes JugendwohnenBetreutes Wohnen in FamilienWohnhäuser, Wohngemeinschaften, AppartementsSozialmedizinische Nachsorge Kinderhospizdienst

ErwachseneFreizeit- und Bildungsangebote Berufliche (Aus-)BildungsangeboteDifferenzierte Arbeit und BeschäftigungAmbulante ArbeitsassistenzangeboteWohnhäuser, Wohngemeinschaften, AppartementsKurzzeitwohnenAmbulant Betreutes WohnenBetreutes Wohnen in FamilienTrainingswohnenWohnhäuserPersönliches Budget

AngehörigeFamilienentlastende AngeboteFamilienfreizeiten

Kindergärten und SchulenHeilpädagogische Integrations-fachberatung für Erzieher/-innen

Redaktion: Helga Raible (verantw.), Claudia Wörner, Anne Oschwald, Susanne Droste-Gräff Liebenau Teamwork Kommunikation GmbH Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren Telefon: 07542 10-1181 E-Mail:vera.ruppert@teamwork- kommunikation.de

Auflage: 3000Ausgabe: 2/2013Erscheinungsweise: 2 Ausgaben pro JahrLayout: Liebenau Teamwork Kommunikation GmbHDruck: Druck.Design Gebhart-Renz OHG, SchlierHerausgeber: St. Gallus-Hilfe gGmbH


Recommended