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«Wer die Natur zerstört, vernichtet seine Lebens-...

Date post: 24-Oct-2020
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85 International V andana Shiva ist auf dem Sprung. Gestern in den USA, morgen in Deutschland, gas- tiert die Inderin heute in der Schweiz. «Namaste», heisst Rafael Pérez, Präsident von Slow Food Schweiz, die renommierte Umweltaktivistin und Vizepräsidentin der Dachorganisa- tion Slow Food International herzlich willkommen. Die Tigerin, wie Vandana Shiva von der Presse gerne tituliert wird, erwidert den Gruss lammfromm lächelnd. An der Seite von Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch sitzt sie bei Tisch im Restaurant Neumarkt, nachdem sie gerade an einer hitzigen Podiumsdis- kussion teilgenommen hat. Grund des Anlasses: Ihr neues Buch «Leben ohne Erdöl», das sie mit Leidenschaft VAndana Shiva «Wer die Natur zerstört, vernichtet seine Lebens- grundlage» Die Vizepräsidentin von Slow Food International setzt sich für die weltweite Biodiversität und Nahrungssicherheit ein. Von Stephanie Riedi Vandana Shiva, Vizepräsidentin von Slow Food International, engagiert sich für weltweite Nahrungssicherheit. boccafino – die hohe Kunst, Körper und Geist zu ehren Hier finden Sie nur das Feinste vom Feinen. Mit Liebe, Lust und Leidenschaft für Sie gesucht und gefunden, degus- tiert und selektioniert. Nur von kleinen Familienbetrieben, die ich alle persönlich kenne. Bio ist so logisch, dass ich das gar nicht mehr zu erwähnen brauche. Und, natürlich, ganz im Geiste von slow: authentisch, nachhaltig, regional und saisonal. Für ein rauschendes Fest der Sinne, für den ultimativen Genusskick, für DIE organoleptische Party gibts nur eines: just b! boccafino b slow food-mitglieder empfehlen sich boccafino by AHLBORN boutique gourmande www.boccafino.com info@boccafino.com fleischspezialitäten vom feinsten Die Metzgerei Zanetti ist ein Familien-Betrieb in Poschiavo, der seit über 60 Jahren einheimische Fleischspezialitäten höchster Qualität produziert und verkauft. Natur, Originalität und Handwerk zeichnen unsere Produkte aus. Berühmt ist die warm zubereitete «Mortadella di Poschiavo» (Puschlaver Bergsaucisson) – die bei der nationalen Wurstdegustation von Slow Food als Siegerwurst hervorging! Direktverkauf in Poschiavo, Chur (bei HB) und im HB Zürich mittwochs am Spezialitätenmarkt, Direktlieferung in der ganzen Schweiz. Macelleria Zanetti 7742 Poschiavo Tel. +41 81 844 09 08 Fax +41 81 844 10 20 E-Mail: [email protected] www.zanettispecialita.ch Chur: Tel. + 41 81 253 60 60
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    International

    V andana Shiva ist auf dem Sprung. Gestern in den USA, morgen in Deutschland, gas-tiert die Inderin heute in der Schweiz. «Namaste», heisst Rafael Pérez, Präsident von Slow Food Schweiz, die renommierte Umweltaktivistin und Vizepräsidentin der Dachorganisa-tion Slow Food International herzlich willkommen.

    Die Tigerin, wie Vandana Shiva von der Presse gerne tituliert wird, erwidert den Gruss lammfromm lächelnd. An der Seite von Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch sitzt sie bei Tisch im Restaurant Neumarkt, nachdem sie gerade an einer hitzigen Podiumsdis-kussion teilgenommen hat. Grund des Anlasses: Ihr neues Buch «Leben ohne Erdöl», das sie mit Leidenschaft

    VAndana Shiva

    «Wer die Natur zerstört, vernichtet seine Lebens-grundlage»Die Vizepräsidentin von Slow Food International setzt sich für die weltweite Biodiversität und Nahrungssicherheit ein.

    Von Stephanie Riedi

    Vandana Shiva, Vizepräsidentin von Slow Food International, engagiert sich für weltweite Nahrungssicherheit.

    boccafino – die hohe Kunst, Körper und Geist zu ehrenHier finden Sie nur das Feinste vom Feinen. Mit Liebe, Lust und Leidenschaft für Sie gesucht und gefunden, degus-tiert und selektioniert. Nur von kleinen Familienbetrieben, die ich alle persönlich kenne. Bio ist so logisch, dass ich das gar nicht mehr zu erwähnen brauche. Und, natürlich, ganz im Geiste von slow: authentisch, nachhaltig, regional und saisonal. Für ein rauschendes Fest der Sinne, für den ultimativen Genusskick, für DIE organoleptische Party gibts nur eines: just b!

    bo c c a f i n ob

    slow food-mitglieder empfehlen sich

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    fleischspezialitäten vom feinsten Die Metzgerei Zanetti ist ein Familien-Betrieb in Poschiavo, der seit über 60 Jahren einheimische Fleischspezialitäten höchster Qualität produziert und verkauft. Natur, Originalität und Handwerk zeichnen unsere Produkte aus. Berühmt ist die warm zubereitete «Mortadella di Poschiavo» (Puschlaver Bergsaucisson) – die bei der nationalen Wurstdegustation von Slow Food als Siegerwurst hervorging! Direktverkauf in Poschiavo, Chur (bei HB) und im HB Zürich mittwochs am Spezialitätenmarkt, Direktlieferung in der ganzen Schweiz.

    Macelleria Zanetti7742 PoschiavoTel. +41 81 844 09 08Fax +41 81 844 10 20E-Mail: [email protected]:Tel. + 41 81 253 60 60

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    präsentiert. «Die Industrialisierung der Nahrung und der Landwirtschaft», fährt «Tigerin» Vandana Shiva ihre Krallen aus, «hat die menschliche Gat- tung auf die schiefe Bahn gebracht.» Es sei Matthäi am Letzten. «Entweder wir schaffen es, die ökonomische und ökologische Krise kreativ zu kon- frontieren», sagt sie. «Oder aber wir werden untergehen.»

    Schwer verdauliche Kost nach dem opulenten Mahl. Die Frau ist eben unerbittlich, wenn es um Nahrungs-sicherheit weltweit geht respektive um gewissenlose Global Players, die sie freimütig «Bio-Piraten und «Cowboy-Ökonomen» nennt. Für ihren Kampf wider die Schändung und Ausbeutung der Natur wurde Vandana Shiva mehr- fach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Alternativen Nobelpreis (1993) und dem Golden Plant Award (1997). Die heute 57-jährige publizierte über 20 Fachbücher zum Thema Ökologie. Sie ist Mitglied des Club of Rome, berät die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und gründete die Stiftung Research Foundation for Science, Technology and Ecology in Neu-Dehli, der sie als Direktorin vorsteht.

    persönliche verantwortungDie Streitbare propagiert einen radikalen Paradigmenwechsel zuguns-ten einer vertieften, erweiterten Demokratie, der so genannten Erd-demokratie. Nicht Politik und Wirt-schaft stehen dabei im Vordergrund, sondern die Verantwortung jedes einzelnen für das Wohlergehen aller Lebewesen auf diesem Planeten. «Wer

    sich in Zeiten dramatischer Klimaver-änderungen und Ressourcenverknap-pung hinter parteipolitischen Zwistig-keiten versteckt», sagt sie, «verhält sich wie Nero, der auf der Lyra klimperte, als Rom brannte.»

    lebendiger organismusVandana Shiva weiss, wovon sie spricht. Seit fast 40 Jahren kämpft die Tochter von brahmanischen Akademikern und Freigeistern aus dem Dehra-Dun-Tal am Fusse des Himalaja für die Erde, die sie respektvoll «Gaia» nennt. Der Name steht in der griechischen Mytho- logie für die Muttergöttin und somit, laut Vandana Shiva, für Biodiversität, Demokratie, Gerechtigkeit, Nachhaltig-keit – und notabene Friede. «Gaia ist ein lebendiger Organismus», erläutert sie. Ihr Wohl gelte es rigoros zu ver- teidigen. Sie selbst tut es, indem sie Feldforschung betreibt, ihre Studien publiziert sowie an Weltkongressen partizipiert und Protestmärsche organi- siert, bei denen sie jeweils an vorder-ster Front agiert.

    Zum Beispiel im Jahr 2001. Vandana Shiva rief zur Demo auf, und prompt folgten ihr über 100 000 Menschen. Grund: Ein Abkommen der indischen Regierung mit dem US-Saatgut-Produ-zenten RiceTec, der sich das Patent auf den heimischen Basmati-Reis erbeutet hatte. Vandana Shiva bezeichnete den Pakt als «Nahrungsfaschismus». Mit

    Erfolg. RiceTec musste über 20 Patente aufgeben. Ähnliches bewirkte sie kürz- lich in Europa: Dank ihrem Einsatz wurde die Genmaissorte MON 810 des US-Multi Monsanto verboten.

    Bereits 1991 gründete Vandana Shiva «Navdanya», eine Kooperative, um die Patentjagd gefrässiger Konzern-giganten in Indien zu stoppen und die Bauern unabhängig zu machen: Das Saatgut sollte fortan in selbst verwalte-ten Depots aufbewahrt und den Land- wirten kostenlos abgegeben werden. Es war der Beginn eines einzigartigen Grossprojektes. Heute umfasst Nav- danya 55 Saatbanken mit rund 500 robusten Sorten, die den Klimaverän-derungen standhalten sollen. Eine halbe Million Bauern profitiert davon.

    zahlreiche gegnerAls Schülerin bekam Vandana Shiva ein Begabtenstipendium, durfte Kurse in Harvard belegen, träumte davon, Atomphysik zu studieren. Doch die Karriereplanung fand ein jähes Ende, als ihre Schwester, eine Ärztin, sie vor den Folgen radioaktiver Strahlen warnte. «Sie öffnete mir die Augen», erzählt Vandana Shiva, die bislang nur die Sonnenseite der Wissenschaft kennen gelernt hatte. Sie sattelte um und promovierte in Quantentheorie. Gleichzeitig fing sie an, die Chipko-Frauen zu unterstützen, die sich an Bäume klammerten, um deren Rodung zu verhindern. Von den indischen Bäuerinnen lernte Vandana Shiva, dass mit dem Wald auch das Wasser und der gute Boden zu verschwinden drohten. «Wer die Natur zerstört», sagt sie heute, «vernichtet seine Lebensgrundlage.»Die Chipko-Frauen legten den Grund-

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    stein für Vandana Shivas Engagement Geschlechtsgenossinnen gegenüber. «Frauen leiden am meisten unter der Umweltzerstörung», sagt sie. «Als Bergbauarbeiten etwa eine Quelle versiegen liessen, waren es die Frauen, die beim Wasserholen weiter laufen mussten.» Überzeugt, dass die unglei-che Lastenverteilung mit einer frauen-feindlichen Rollenverteilung einher-geht, es also eine Verbindung von feministischen und ökologischen Zielen gibt, entwickelte sie daraus die Theorie des Ökofeminismus. «Was wir dringend und zwingend brauchen jetzt», konsta-tiert sie, «sind weibliche Kompetenzen wie Fürsorglichkeit, also Menschen, die ihre Machtposition zu nutzen wissen, indem sie sich um die Gesellschaft und Umwelt kümmern.»

    Logisch, dass solche Worte fast blasphemisch wirken in patriarchal orientierten Machtgefügen, wie sie «Gaia» bis dato dominieren. Vandana Shivas Gegner sind denn auch ebenso zahlreich wie ihre Verbündeten. Am Uno-Gipfel in Johannesburg 2003 bekam sie die Quittung für ihren Effort: zwei getrocknete Kuhfladen. «Ich fühlte mich geehrt», erzählt sie. In Indien bedeute Kuhdung Bodenfrucht-barkeit. Die «Gabe» stammte jedoch von Gentechbefürwortern, die ihre Bestrebungen «Mist» finden. Vandana Shiva nimmts gelassen: «Die Kuhfladen zeigen, dass wir etwas bewirken.» Und auf gehts zur nächsten Debatte.Vandana Shiva: Leben ohne Erdöl, Rotpunkt Verlag, 200 Seiten, Fr. 32.–, ISBN 3-85869-405-8

    Stephanie Riedi ist freie Journalistin und Redaktionsleiterin von slow.ch

    International

    Auszeichnungen von Freunden und Feinden für den Kampf wider die Schändung der Natur


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