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Weniger Armut – mehr Ungleichheit - Somedia...

Date post: 17-Sep-2018
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SCHWERPUNKT Die Volkswirtschaſt  3 / 2016 15 K riege, Wirtschaftskrisen und Flüchtlings- ströme: Die Schlagzeilen der Medien malen ein düsteres Bild der Welt. Vergessen gehen dabei häufig die beachtlichen Fortschritte im Kampf gegen eine der grössten Miseren, mit denen wir uns konfrontiert sehen: die extreme Armut. So ist der Anteil der Menschen, die mit weni- ger als 1.90 Dollar pro Tag auskommen müssen, in den letzten 15 Jahren um über die Hälfte ge- sunken. Heute leben rund 10 Prozent der Welt- bevölkerung in extremer Armut. Zum Vergleich: Im 19. Jahrhundert waren noch mehr als 8 von 10 Personen davon betroffen (siehe Abbildung 1). Nennenswert sind auch die Fortschritte im Kampf gegen die Kindersterblichkeit, welche heu- te beinahe vier Mal tiefer ist als vor 50 Jahren. 1 Das durchschnittliche Einkommen in Europa vor 200 Jahren glich jenem der ärmsten Länder Afrikas von heute. Damals war nahezu die ge- samte Weltbevölkerung arm (siehe Abbildung 2) . Im Jahr 1970 hatte sich der Kontext als Folge von über einem Jahrhundert Industrialisierung dras- tisch verändert. Die Welt war nun zweigeteilt in entwickelte und arme Länder, was visuell an die Höcker eines Kamels erinnert. 50 Jahre später, um die Jahrtausendwende, hat sich das Kamel in ein Dromedar verwandelt: Die klare Unterscheidung zwischen entwickelter und unterentwickelter Weniger Armut – mehr Ungleichheit In den letzten Jahrzehnten hat die Ungleichheit innerhalb der Staaten zugenommen – was hohe politische und soziale Kosten verursachen kann. Die Schweiz will diesem Trend in ihrer wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit entgegenwirken.  Catherine Cudré-Mauroux, Patrick Stadler Abstract  Das Umfeld der wirtschaſtlichen Entwicklungshilfe hat sich in den letz- ten 50 Jahren drastisch verändert. Die extreme Armut ist auf einen Tiefstand ge- fallen, die Ungleichheit zwischen Staaten hat abgenommen. Gleichzeitig sind aber die innerstaatlichen Disparitäten deutlich gewachsen. Da grosse Ungleichheiten politische und soziale Kosten verursachen können, rückt das Thema zusehends auf die Agenda der internationalen Zusammenarbeit. Die wirtschaſtliche Ent- wicklungszusammenarbeit des Staatssekretariats für Wirtschaſt (Seco) hat den Akzent auf nachhaltiges, inklusives Wachstum gelegt. Dadurch sollen alle Bevöl- kerungsschichten eines Landes Perspektiven erhalten. Welt ist Geschichte, das weltweite Einkommen deutlich gestiegen und gleichmässiger verteilt. Innerstaatliche Ungleichheit nimmt zu Während diese Entwicklungen optimistisch stimmen, ist seit den Achtzigerjahren eine neue Tendenz feststellbar: Die Ungleichheit zwischen den Ländern nahm in den letzten 25 Jahren zwar ab, die innerstaatliche Ungleichheit stieg aber deutlich. 2  Aufstrebende Volkswirtschaften wie China und Indien verzeichneten jahrelang hohe Wachstumsraten, was wesentlich zur Armutsre- duktion beitrug. Gleichzeitig wurde jedoch der Graben zwischen den verschiedenen Bevölke- rungsschichten immer grösser. Die wachsende Ungleichheit ist mitunter ein Nebeneffekt der wirtschaftlichen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte, wie Wirtschaftsnobelpreisträger An- gus Deaton konstatiert. 3  Denn die Wohlstands- gewinne eines aufstrebenden Staates kommen nicht allen Bewohnern zur gleichen Zeit und in gleichem Masse zugute. 1 Roser (2015a). 2 Milanovic und Lakner (2015) sowie Anand und Segal (2014). 3 Deaton (2013): «Inequality is oſten a consequence of progress. Not everyone gets rich at the same time, and not everyone gets immediate access to the latest life-saving measures, whether access to clean water, to vaccines, or to new drugs for preventing heart disease.» Seco-Entwicklungsziele 2017 – 2020 Das Staatssekretariat für Wirtschaſt will nachhaltiges und inklusives Wachstum in den Partnerländern über vier Wir- kungsziele erreichen. Diese leiten sich aus der globalen Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung ab und reflektieren die Stellung des Seco als wirtschaſtliches Kompetenzzentrum des Bundes: wirksame Institutionen und Dienstleistungen; mehr und bessere Arbeitsplätze; gestärkter Handel und höhere Webewerbsfähigkeit; emissionsarme und klimaresiliente a Wirtschaſt. a Unter «klimaresilient» wird die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Klimaereignissen verstanden. Diese stellt neben der Reduktion von Emissionen die zweite Handlungsleitlinie des Seco im Klimabereich dar.
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SCHWERPUNKT

Die Volkswirtschaft  3 / 2016 15

K riege, Wirtschaftskrisen und Flüchtlings­ströme: Die Schlagzeilen der Medien malen

ein düsteres Bild der Welt. Vergessen gehen dabei häufig die beachtlichen Fortschritte im Kampf gegen eine der grössten Miseren, mit denen wir uns konfrontiert sehen: die extreme Armut.

So ist der Anteil der Menschen, die mit weni­ger als 1.90 Dollar pro Tag auskommen müssen, in den letzten 15 Jahren um über die Hälfte ge­sunken. Heute leben rund 10 Prozent der Welt­bevölkerung in extremer Armut. Zum Vergleich: Im 19.  Jahrhundert waren noch mehr als 8 von 10 Personen davon betroffen (siehe Abbildung 1). Nennenswert sind auch die Fortschritte im Kampf gegen die Kindersterblichkeit, welche heu­te beinahe vier Mal tiefer ist als vor 50 Jahren.1

Das durchschnittliche Einkommen in Europa vor 200 Jahren glich jenem der ärmsten Länder Afrikas von heute. Damals war nahezu die ge­samte Weltbevölkerung arm (siehe Abbildung 2). Im Jahr 1970 hatte sich der Kontext als Folge von über einem Jahrhundert Industrialisierung dras­tisch verändert. Die Welt war nun zweigeteilt in entwickelte und arme Länder, was visuell an die Höcker eines Kamels erinnert. 50 Jahre später, um die Jahrtausendwende, hat sich das Kamel in ein Dromedar verwandelt: Die klare Unterscheidung zwischen entwickelter und unter entwickelter

Weniger Armut – mehr Ungleichheit

In den letzten Jahrzehnten hat die Ungleichheit innerhalb der Staaten zugenommen – was hohe politische und soziale Kosten verursachen kann. Die Schweiz will diesem Trend in ihrer wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit entgegenwirken.  Catherine Cudré-Mauroux, Patrick Stadler

Abstract  Das Umfeld der wirtschaftlichen Entwicklungshilfe hat sich in den letz-ten 50 Jahren drastisch verändert. Die extreme Armut ist auf einen Tiefstand ge-fallen, die Ungleichheit zwischen Staaten hat abgenommen. Gleichzeitig sind aber die innerstaatlichen Disparitäten deutlich gewachsen. Da grosse Ungleichheiten politische und soziale Kosten verursachen können, rückt das Thema zusehends auf die Agenda der internationalen Zusammenarbeit. Die wirtschaftliche Ent-wicklungszusammenarbeit des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) hat den Akzent auf nachhaltiges, inklusives Wachstum gelegt. Dadurch sollen alle Bevöl-kerungsschichten eines Landes Perspektiven erhalten.

Welt ist Geschichte, das weltweite Einkommen deutlich gestiegen und gleichmässiger verteilt.

Innerstaatliche Ungleichheit nimmt zu

Während diese Entwicklungen optimistisch stimmen, ist seit den Achtzigerjahren eine neue Tendenz feststellbar: Die Ungleichheit zwischen den Ländern nahm in den letzten 25 Jahren zwar ab, die innerstaatliche Ungleichheit stieg aber deutlich.2  Aufstrebende Volkswirtschaften wie China und Indien verzeichneten jahrelang hohe Wachstumsraten, was wesentlich zur Armutsre­duktion beitrug. Gleichzeitig wurde jedoch der Graben zwischen den verschiedenen Bevölke­rungsschichten immer grösser. Die wachsende Ungleichheit ist mitunter ein Nebeneffekt der wirtschaftlichen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte, wie Wirtschaftsnobelpreisträger An­gus Deaton konstatiert.3  Denn die Wohlstands­gewinne eines aufstrebenden Staates kommen nicht allen Bewohnern zur gleichen Zeit und in gleichem Masse zugute.

1 Roser (2015a).2 Milanovic und Lakner

(2015) sowie Anand und Segal (2014).

3 Deaton (2013): «Inequality is often a consequence of progress. Not everyone gets rich at the same time, and not everyone gets immediate access to the latest life-saving measures, whether access to clean water, to vaccines, or to new drugs for preventing heart disease.»

Seco-Entwicklungsziele 2017 – 2020Das Staatssekretariat für Wirtschaft will nachhaltiges und inklusives Wachstum in den Partnerländern über vier Wir-kungsziele erreichen. Diese leiten sich aus der globalen Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung ab und reflektieren die Stellung des Seco als wirtschaftliches Kompetenzzentrum des Bundes:

– wirksame Institutionen und Dienstleistungen; – mehr und bessere Arbeitsplätze; – gestärkter Handel und höhere Wettbewerbsfähigkeit; – emissionsarme und klimaresilientea Wirtschaft.

a Unter «klimaresilient» wird die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Klimaereignissen verstanden. Diese stellt neben der Reduktion von Emissionen die zweite Handlungsleitlinie des Seco im Klimabereich dar.

ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT

16 Die Volkswirtschaft 3 / 2016

Von den Möglichkeiten einer offenen, globali­sierten Weltwirtschaft haben nicht zuletzt wohl­habende Schichten profitiert. Gemäss Schätzun­gen der Grossbank Credit Suisse verfügen heute 0,7 Prozent der Bevölkerung über knapp die Hälf­te des weltweiten Vermögens. Die untersten zwei Drittel besitzen demgegenüber weniger als 3 Pro­zent (siehe Abbildung 3).

Entsprechend sind Verteilungsfragen in den letzten Jahren ganz zuoberst auf die politische Agenda gerückt. Zahlreiche Beobachter spre­chen von strukturellen Herausforderungen, die angegangen werden müssen. So macht der französische Ökonom Thomas Piketty die hö­heren Renditen von Kapital im Vergleich zum Wirtschaftswachstum hauptverantwortlich für die zunehmende Ungleichheit in entwickelten Volkswirtschaften4: Das Einkommen auf Arbeit wachse langsamer als das Einkommen auf Kapi­tal, was das Gros der Bevölkerung systematisch benachteilige. Neue Analysen von Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IMF) zeigen zudem auf, dass Ungleichheit nicht nur poten­

ziell negative soziale oder politische Folgen hat, sondern längerfristig auch zu tieferem Wachs­tum führen kann.5

Weltbank geht mit «Shared Prosperity» voran

Die wachsende Ungleichheit in vielen Ländern wirkt sich auch auf die internationale Zusam­menarbeit aus. Neben dem traditionellen Fo­kus auf die Reduktion von Armut und globalen Risiken wie dem Klimawandel befassen sich Ent­wicklungsakteure vermehrt mit den Folgen zu­nehmender Disparitäten.

Exemplarisch ist in dieser Hinsicht die 2013 verabschiedete Strategie der Weltbank namens Shared Prosperity. Diese enthält das ambitionier­te Ziel, die extreme Armut6 bis 2030 zu überwin­den – respektive auf wenige Prozentpunkte zu reduzieren. Gleichzeitig soll der Lebensstandard der untersten 40 Prozent in jedem Land drastisch verbessert werden, um den Graben zwischen Arm und Reich zu vermindern.

Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter. Rikscha in Indien.

KEYS

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SCHWERPUNKT

Die Volkswirtschaft  3 / 2016 17

Inklusives Wachstum als Ziel

Die wirtschaftliche Entwicklungszusammen­arbeit des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) geht in der Strategie 2017 – 2020 ebenfalls ver­stärkt auf Disparitäten ein. So stellt das Seco seine entwicklungspolitischen Aktivitäten unter den Begriff «nachhaltiges und inklusives Wachstum»: Wachstum soll ökonomische wie soziale und öko­logische Aspekte berücksichtigen und den Wohl­stand künftiger Generationen nicht beeinträchti­gen (siehe Kasten). Der neue Akzent auf inklusives Wachstum zielt darauf ab, allen Bevölkerungs­schichten der Seco­Partnerländer7  Perspektiven zu bieten – unter anderem über Jobs.

Nachhaltiges und inklusives Wachstum bedingt wirksame Institutionen und Dienst­leistungen, die allen Bevölkerungsschichten zugutekommen. Ohne Rechtssicherheit oder funktionierende Energieversorgung können Kleinunternehmer nur mit Mühe eine Firma auf­bauen und Arbeitsplätze schaffen. Ein verant­wortungsvoller Umgang mit öffentlichen Finan­zen und Investitionen sowie ein gut entwickelter Finanzsektor wirken sich positiv auf die wirt­schaftliche Leistung eines Landes aus, was wie­derum die Armut reduziert. Konkret unterstützt das Seco beispielsweise Ghana mit Expertise und IT­Infrastruktur beim Aufbau eines effizienten und fairen Steuersystems. Dadurch konnten die Staatseinnahmen erhöht und die Steuerlast brei­ter verteilt werden.8

Mehr und bessere Arbeitsplätze sind der Schlüssel zu einer wirtschaftlichen Entwicklung, die möglichst viele einbezieht. So stellt ein wür­diger Arbeitsplatz das wohl wirksamste Mittel gegen Armut dar. Damit neue Stellen entstehen, braucht es neben einem förderlichen Geschäfts­klima auch Zugang zu Finanzierungsquellen und Fachkräften. Gleichzeitig müssen Arbeitsplätze Mindestanforderungen erfüllen, um ein sicheres und menschenwürdiges Umfeld zu bieten. Über die Finanzierungsinstitution Swiss Investment Fund for Emerging Markets (Sifem) stellt das Seco deshalb Unternehmen in Entwicklungslän­dern Kapital zur Verfügung, damit diese expan­dieren und neue Stellen schaffen können.

Längerfristiges Wachstum setzt einen stär­keren Handel und höhere Wettbewerbsfähigkeit voraus. Entwicklungsländer profitieren jedoch

Abb. 1: Anteil der Armen an der Weltbevölkerung

Das Jahreseinkommen der Menschen ist hier weltweit in «Internationalen Dollars» angegeben. Diese Vergleichswährung basiert auf einem Warenkorb, gemessen in Dollar (1990).

Abb. 3: Weltweite Vermögensverteilung (2015)RO

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Abb. 2: Weltweite Einkommensverteilung 1820, 1970 und 2000

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  extreme Armut bisher (weniger als 1.25 Dollar pro Tag)      

  Weltbank-Definition von extremer Armut ab 2015 (weniger als 1.90 Dollar pro Tag)     

  1820          1970          2000     

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0,7 % 34 Millionen Menschen

ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT

18 Die Volkswirtschaft 3 / 2016

LiteraturAnand, Sudhir and Paul Segal (2014). The Global

Distribution of Income. International Develop-ment Institute Working Paper 2014-01, London.

Bourguignon, François and Christian Morrisson (2002). Inequality Among World Citizens: 1820 – 1992. The American Economic Review, Vol. 92, No. 4. September 2002.

Deaton, Angus (2013). The Great Escape: Health, Wealth, and the Origins of Inequality, Princeton.

IMF Staff Discussion Note (2015). Causes and Consequences of Income Inequality: A Global Perspective, Washington D. C..

Milanovic, Branko and Christoph Lakner (2015). Global Income Distribution: From the Fall of the Berlin Wall to the Great Recession, in: The World Bank Economic Review, 12. August 2015.

OECD (2014). How Was Life? Global Well-being Since 1820, Paris.

Piketty, Thomas (2013/2014). Capital in the Twenty-First Century, Paris.

Roser, Max (2015a). Child Mortality, Oxford, Ourworldindata.org.

Roser, Max (2015b). Inequality Between World Citizens, Oxford, Ourworldindata.org.

World Bank (2015). Global Monitoring Report 2015/2016, Washington.

häufig nicht von den ertragreichen Etappen in der Wertschöpfungskette eines Produkts. Denn Güter durchlaufen heute komplexe Wertschöp­fungsketten in verschiedenen Staaten, bis sie die Konsumenten erreichen. Geeignete wirtschaft­liche Rahmenbedingungen tragen dazu bei, dass die Produktivität von kleinen und mittleren Un­ternehmen kontinuierlich steigt und lukrative Produktionsschritte mit hoher Wertschöpfung vermehrt vor Ort anfallen. Aus diesem Grund stärkt das Seco in Indonesien beispielsweise die Managementkapazitäten von Kakao­Klein bauern und sorgt damit für stabilere Einkommen.

Arme stärker vom Klimawandel betroffen

Eine emissionsarme und klimaresiliente Wirt­schaft ist angesichts der Herausforderungen des Klimawandels von zentraler Bedeutung. Ent­wicklungsländer sind besonders exponiert und bekommen die Folgen extremer Klimaereignisse stärker zu spüren als entwickelte Staaten. Gera­de die Ärmsten in diesen Ländern sind überpro­portional von Überschwemmungen und anderen Katastrophen betroffen.

Klimarelevante Strategien umfassen sowohl Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgase als auch solche zur Anpassung an die Folgen der Klimaerwärmung. Im Zentrum stehen Massnah­men in Städten, weil sie bedeutende Verursacher

klimarelevanter Gase sind und immer mehr Be­wohner zählen. In Tadschikistan hat das Seco zu einem zuverlässigeren und nachhaltigeren Zugang zu Elektrizität beigetragen. Das Energie­netz wurde saniert, was unter anderem Energie­verluste reduzierte. Subventionen trugen dazu bei, dass auch die Ärmsten einen verbesserten Elektrizitätszugang erhielten.

Abschliessend kann gesagt werden: Dispa­ritäten sind mitunter ein Nebeneffekt der wirt­schaftlichen Fortschritte der vergangenen Jahr­zehnte. Mit ihren potenziell hohen politischen und sozialen Kosten stellen sie für Entwicklungs­länder eine Herausforderung dar, die sie noch lange beschäftigen dürfte. Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz, insbesondere des Seco, begleitet sie auf diesem Weg.

4 Piketty (2013/2014).5 IMF Staff Discussion

Note (2015).6 Einkommen pro Person

von weniger als 1.90 Dollar pro Tag (kauf-kraftbereinigt, 2011).

7 Schwerpunktländer im Süden: Indonesien, Vietnam, Ägypten, Gha-na, Südafrika, Tunesien, Kolumbien und Peru. Im Osten: Albanien, Serbien, Kirgistan, Tadschikistan, Ukraine.

8 Die Projektbeispiele basieren auf laufenden oder früheren Projek-ten, welche bereits einen starken Bezug zu inklusivem Wachstum aufweisen. Siehe auch die Beiträge von Alain Bühlmann, Stephan Leiser und Mike Ducker sowie Franziska Spörri und Sibylle Hägler in dieser Ausgabe.

Catherine Cudré- MaurouxLeiterin Politik und Qualität, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Staats­sekretariat für Wirtschaft (Seco), Bern

Patrick StadlerWissenschaftlicher Mit­arbeiter, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Staats­sekretariat für Wirtschaft (Seco), Bern


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