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«Wellewirlewirbelecheck» Musik und Texte von Alfred Wälchli...Konzerten für Gitarre und...

Date post: 25-Apr-2020
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«Wellewirlewirbelecheck» Musik und Texte von Alfred Wälchli Konzert, Lesung, Diskussion Mi 23.01.2019 20:00 Vor 15 Jahren ist der Zofinger Komponist und Dichter Alfred Wälchli gestorben. Er hauste und arbeitete zeitlebens in der Dachkammer seines Elternhauses an der Grabenstrasse über der Arztpraxis seines Bruders. Dort entstand unaufgeregt, aber mit stetigem innerem Drang, ein Werk, das zum Eigenständigsten gezählt werden darf, was die Schweizer Kunstszene kennt. Wälchlis Werk fehlt jede Form von Klischee und dadurch ist es von einer entwaffnenden Ehrlichkeit. Pathos und Witz, Grobianismus und höchste Differenzierung, Gelächter und Nöte treffen lebensnah aufeinander. Seine Arbeit ist archaisch, und was er schrieb steht erratisch und sperrig in der Kunstlandschaft. Eine Landschaft aus Geröll, Wasser und finsterem Wald. Wer sich dem mäandernden Fluss von Alfred Wälchlis Musik hingibt, verliert vorerst die Orientierung: keine rettenden Ufer in Sicht und keine gliedernden Progressionen; eine rastlose und entgrenzte Musik, wie Geröll im Hochgebirge, chaotische pulsierende Überlagerungen und doch so selbstverständlich, weil der Natur abgelauscht und immer schon dagewesen. Seine Sprache hingegen, will gehört und nicht gelesen werden. Sie
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Page 1: «Wellewirlewirbelecheck» Musik und Texte von Alfred Wälchli...Konzerten für Gitarre und Orchester: das Konzert in A-Dur op. 16 von Antoine de Lhoyer (mit dem Kammerorchester I

«Wellewirlewirbelecheck» Musik und Texte von Alfred Wälchli Konzert, Lesung, Diskussion Mi 23.01.2019 20:00 Vor 15 Jahren ist der Zofinger Komponist und Dichter Alfred Wälchli gestorben. Er hauste und arbeitete zeitlebens in der Dachkammer seines Elternhauses an der Grabenstrasse über der Arztpraxis seines Bruders. Dort entstand unaufgeregt, aber mit stetigem innerem Drang, ein Werk, das zum Eigenständigsten gezählt werden darf, was die Schweizer Kunstszene kennt.

Wälchlis Werk fehlt jede Form von Klischee und dadurch ist es von einer entwaffnenden Ehrlichkeit. Pathos und Witz, Grobianismus und höchste Differenzierung, Gelächter und Nöte treffen lebensnah aufeinander. Seine Arbeit ist archaisch, und was er schrieb steht erratisch und sperrig in der Kunstlandschaft. Eine Landschaft aus Geröll, Wasser und finsterem Wald.

Wer sich dem mäandernden Fluss von Alfred Wälchlis Musik hingibt, verliert vorerst die Orientierung: keine rettenden Ufer in Sicht und keine gliedernden Progressionen; eine rastlose und entgrenzte Musik, wie Geröll im Hochgebirge, chaotische pulsierende Überlagerungen und doch so selbstverständlich, weil der Natur abgelauscht und immer schon dagewesen. Seine Sprache hingegen, will gehört und nicht gelesen werden. Sie

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orientiert sich an Rhythmen, Onomatopoesien sowie zum Schmunzeln anregenden Helvetismen und basiert, wie seine Musik oft auch, auf Zahlenrelationen.

In einem Forschungsprojekt der Hochschule für Musik FHNW unter der Leitung von Christoph Moor diente Wälchlis Komposition «Die Ballata des Oscen» (1985) für Gitarre Solo als Fallbeispiel für die Erörterung der Frage, wie mit musikalischen Werken umgegangen werden kann, deren Notation kaum Hinweise zu aufführungspraktisch relevanten Dimensionen (Tempo, Dynamik, Agogik, Artikulation etc.) beinhalten. Wälchli notierte lediglich Tonhöhe und Tondauer und überlässt damit die Ausarbeitung aller andern Interpretations-Parameter den Ausführenden. Die subjektiven Entscheidungen, welche die vermeintliche Freiheit dieser Notation von den Musikerinnen und Musikern fordert, manifestieren sich in einer diskursiv erarbeiteten Edition der «Ballata». Mit Stephan Schmidt konnte einer der prägendsten Gitarristen unserer Zeit für das herausfordernde Projekt gewonnen werden. Um die «Ballata» in einem erweiterten Kontext zu präsentieren, stehen nebst musikalischen und literarischen Darbietungen auch eine Einführung in Wälchlis Arbeitstechnik, Filmmaterial sowie eine Diskussionsrunde mit den Interpretierenden auf dem Programm.

Zwei Tage vor der Veranstaltung kann das Publikum zur Einstimmung an einer Wanderung durch Wälchlis Inspirations- und Kraftort, der Teufelsschlucht, teilnehmen: Mo 21. Januar – Anmeldung: www.fhnw.ch/wanderung

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Mitwirkende

Stephan Schmidt, Gitarre

Martina Kalt, Viola

Kirill Zwegintsow, Klavier

Miriam Japp, Lesung

Johannes Raiser, Referat

Michael Kunkel, Moderation

Christoph Moor, Konzept

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Alfred Wälchli (1922–2004)

Alfred Wälchli wurde am 5. April 1922 in Zürich geboren. Seine Jugend verbrachte er in Zofingen. Nach der Matura an der Kantonsschule Aarau studierte er am Konservatorium und an der Musikakademie Zürich Klavier und Komposition. Es folgten Dirigierstudien am Stadttheater Basel, Sprechtechnikunterricht am Bühnenstudio Zürich und Erwerb des Theorielehrerdiploms an der Musikakademie Zürich. 1952 übernahm Wälchli für sieben Jahre die Leitung des Orchestervereins Zofingen. 1970 erhielt er einen Lehrauftrag für Klavier an der Kantonsschule Zofingen. Die ersten Theaterstücke und Kompositionen entstanden in den 1950er Jahren. 1955 erfolgte die erste Aufführung eines Stückes mit Bühnenmusik. Breitere Bekanntheit und Anerkennung erhielt Wälchli allerdings erst in den 1990er Jahren. Er starb am 5. Januar 2004 in Zofingen. Wälchlis musikalisches Schaffen umfasst Klavier-, Orgel-, Kammer- und Orchestermusik sowie Kompositionen unter Einbezug von Elektronik. Musikalische Merkmale sind barocke Satztechnik, freie Metrik sowie eine dichte, chromatische Klanglichkeit. Wälchli notierte nur Tonhöhe und Tondauer und machte zu anderen Interpretationsparametern wie Lautstärke, Tempo oder Artikulation keine Angaben.

Das schriftstellerische Schaffen besteht hauptsächlich aus dramatischen Texten. Darin findet Wälchli zu einer eigenen Form der deutschen Sprache, welche sich stark am gesprochenen Ereignis orientiert. Der literarische Nachlass befindet sich in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich.

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Biographien

Stephan Schmidt – Gitarre

Stephan Schmidt begann sein Musikstudium an der Musikhochschule in Trossingen bei Prof. Luis Martin-Diego bereits während seiner regulären Schulzeit. Nach dem Abitur verbrachte er seine Studienjahre in Paris (u. a. Solistendiplom im Mai 1986 bei Alberto Ponce) und in New York (bei Manuel Barrueco).

Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD. Mehrere erste Preise bei internationalen Musikwettbewerben (z. B. 1988 Paris/Radio France) ermöglichten ihm eine frühe internationale Konzertlaufbahn als Gitarrist sowie die Zusammenarbeit mit ausserordentlichen Künstlerpersönlichkeiten wie Maurice Ohana, Chaya Czernowin, Heinz Holliger, Fred Frith, Juliane Banse, Jörg Widmann, David Moss, Helmut Lachenmann, Pedro Bacan und vielen anderen. Sein Konzertrepertoire weist eine grosse stilistische Bandbreite auf. Verschiedene seiner CD-Aufnahmen – wie z. B. das Gesamtwerk für Gitarre von Maurice Ohana oder das Lautenwerk von Johann Sebastian Bach – gelten heute als Referenzaufnahmen und wurden mit zahlreichen internationalen Preisen und Kritikerauszeichnungen versehen, u. a. 1994 mit dem «Grand Prix du Disque de l'Académie Charles Cros» (Paris) und mehrmals mit einem Diapason d’Or. Drei seiner Solo-CDs gehörten 2003 zu einer Auswahl der Zeitschrift Diapason mit den 25 besten Gitarrenaufnahmen (Diapason 8/2003). 2016 veröffentlichte er zwei Aufnahmen mit Konzerten für Gitarre und Orchester: das Konzert in A-Dur op. 16 von Antoine de Lhoyer (mit dem Kammerorchester I Tempi unter Gevorg Gharabekyan) sowie «White wind waiting» von Chaya Czernowin (mit dem SWR-Sinfonieorchester unter François-Xavier Roth).

Von 1988 bis 2001 war Stephan Schmidt Professor für Gitarre, Kammermusik und Fachdidaktik am Konservatorium für Musik und Theater in Bern, später Hochschule der Künste Bern. 1997 bis 2001 übernahm er zusätzlich die künstlerische Leitung der Meisterkurse des Konservatoriums. In diesem Zusammenhang gründete er die Freie Akademie sowie die Biennale Bern, initiierte und leitete viele internationale künstlerische

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und interdisziplinäre Veranstaltungen, zum Teil in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Bern.

2002–2012 war Stephan Schmidt als Rektor und Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik Basel tätig. Seit 2012 ist Stephan Schmidt in einem Doppelmandat amtierender Direktor der Musikhochschulen FHNW und der Musik-Akademie Basel.

www.stephanschmidt.ch

Martina Kalt – Viola

Martina Kalt bekam mit zehn Jahren ihren ersten Bratschenunterricht, und bereits mit 15 Jahren wurde sie als Jungstudentin in die Klasse von Wendy Enderle an der Zürcher Hochschule der Künste ZhdK aufgenommen. Nach der Matura 2010 begann sie ihr Bachelorstudium an der Musikhochschule in Lübeck bei Prof. Barbara Westphal, welches sie mit einem Erasmusjahr in Oslo bei Prof. Lars Anders Tomter erweiterte und im Juli 2015 mit Bestnoten abschloss. Jahrelange Mitgliedschaften im Siggenthaler Jugendorchester, im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester und in der Jungen Deutschen Philharmonie prägen ihre ersten Orchestererfahrungen. Während der Saison 2014/15 war sie Orchesterpraktikantin am Theater Lübeck und absolviert in der laufenden Saison 2016/17 das Orchesterpraktikum beim Tonhalle-Orchester Zürich. Während ihrer Studienzeit in Lübeck betreute sie eine Violaklasse an der Musikschule der Gemeinnützigen, Lübeck. Zahlreiche Kammermusikprojekte im Rahmen der Ausbildung bereichern ihre Erfahrung. Im Januar 2013 gewann sie den 2. Preis beim Norges musikkhøgskole kammermusikk-konkurranse. Seit 2014 ist sie mit ihrem Streichquartett Stipendiatin der Live Music Now Stiftung, Lübeck. Meisterkurse besuchte sie u.a. bei Prof. Thomas Riebl, Prof. Hartmut Rhode und Prof. Jean Sulem. Im Sommer 2013 nahm sie am Heifetz International Music Institute in Staunton teil und wurde von Prof. Heidi Castleman, Prof. Robert Vernon und Prof. Atar Arad betreut. Seit September 2015 absolviert sie den Master of Performance an der Musikhochschule Basel in der Klasse von Geneviève Strosser.

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Kirill Zwegintsov – Klavier

Das Repertoire des ukrainischen Pianisten, welcher seit 2005 in der Schweiz lebt, reicht von der zeitgenössischen Musik bis zum Barock. Eine besondere Bedeutung darin findet die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Er bringt gerne unkonventionelle Programme und wenig bekannte Werke zur Aufführung.

Im März 2018 hat er den Spezialpreis «Samson François» beim Internationalen Klavierwettbewerb in Orléans (Frankreich) bekommen. Ausserdem wurde er bei verschiedenen Klavierwettbewerben, unter anderem beim CCC Wettbewerb in Toronto (2011, 2. Preis), Honens Wettbewerb in Calgary (2009, Finalist), Bach-Wettbewerb in Würzburg (2007, 3. Preis), «Les virtuoses du futur» in Crans-Montana (2007, 1. Preis) ausgezeichnet. 2012 erschien beim Verlag «Müller und Schade» seine Liveaufnahme von 24 Präludien und Fugen von Schostakowitsch.

Zurzeit studiert Kirill Orchesterdirigieren an der Hochschule der Künste Bern. Davor studierte an der Tschaikowsky Musikakademie bei Prof. Boris Archimowitsch und seit 2005 bei Prof. Tomasz Herbut an der Hochschule der Künste in Bern. 2011 hat er mit Auszeichnung seine Ausbildung abgeschlossen. Von 2011 bis 2013 studierte er zeitgenössische Kammermusik an der Musikakademie Basel bei Prof. Jürg Henneberger. Weitere wichtige musikalische Impulse bekam er von Roger Muraro, Robert Levine, Piotr Andrszewski und Konstantin Lifschitz, in dessen Klavierklasse er als Assistent mitwirkte.

Als Solist und Kammermusiker trat er bis jetzt an verschiedenen Festivals auf, darunter Murten Classics, Menuhin Festival Gstaad, Les Sommets du Classique, Musikfestival Bern, Davos Festival-Young Artists in Concert, Tage für Neue Musik Zürich und reMusic in Sankt-Petersburg. Seine Konzerttätigkeit führte ihn ausserdem in die Ukraine sowie nach Polen, Spanien, Italien, Frankreich, Österreich, Argentinien und Brasilien.

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Miriam Japp – Lesung

Miriam Japp wurde in Lübeck geboren, wuchs in Zürich auf und studierte an der dortigen Schauspielakademie (heute ZHdK). Ihr erstes Engagement führte sie 1992 ans Stadttheater Konstanz, 1997 wechselte sie ans Saarländische Staatstheater Saarbrücken. Für ihre Darstellung der Titelrolle in Goethes «Iphigenie auf Tauris» erhielt sie 2001 den Grossen Darstellerpreis und den Publikumspreis der Bad Hersfelder Festspiele. Als Gast arbeitete sie ab 2003 am Schauspiel Stuttgart, am Theater in der Josefstadt in Wien, am Volkshaus Zürich und am Luzerner Theater. Von 2010 bis 2012 war sie Mitglied des Theater Marie; die Produktion «Moby Dick» wurde 2011 mit dem Theaterpreis der Heidelberger Theatertage prämiert. 2014 wurde Miriam Japp, die auch musikalisch-literarische Projekte wie den Bachmann/Celan-Abend «mare bruciato» realisiert und als Sprecherin und Filmschauspielerin tätig ist, vom Aargauer Kuratorium mit einem Berlin-Stipendium ausgezeichnet. 2016 war sie im Gare du Nord in der Uraufführung des Musiktheaters «Die Künstliche Mutter» von Michel Roth nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Burger zu sehen.

www.miriamjapp.com

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Kontakt Phöbe Heydt Gare du Nord Presse- und Öffentlichkeitsarbeit T (+ 41) 061 683 13 13 [email protected] www.garedunord.ch


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