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Wein Welten Italien - Steffen Maus und Markus Bassler

Date post: 30-Mar-2016
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Hervoragendes einzigartig aktuelles Werk mit Expertentips von Volks-Sommellier Dr. Steffen Maus und Food-Fotograf Markus Bassler. Auszüge aus dem Buch in Kapiteln je Region.
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friaul collio w

collio bianco

Die Sinfonie

der wein, der benannt ist nach der landschaft, in der er wächst, gehört zum besten, was in italien aus weißen trauben gekeltert wird. welche trauben das jeweils sind, darf ein geheimnis bleiben. denn nach der regel für den seit 1968 bestehenden collio bianco doc dürfen winzer unter zwölf weißen rebsorten nach belieben wählen. keinen spielraum gibt es allerdings bei der qualität: da sind die maßstäbe rigoros hoch − mit der folge, dass die weine tiefgründig und überraschend langlebig sind.

„Wein, der schläft“ steht auf dem Schild in dem Weinort Cormons. Eine Neonreklame, wie sie normalerweise für Karibik-Bars oder Leicht-Bier wirbt, beleuchtet schwach ein Stückchen feuchte Felswand, an der sie angebracht ist. Dahinter führt eine steinerne Treppe in einen Weinkeller. Dieser ästhetische Gegensatz spielt gekonnt mit den zwei Gesichtern des Weißweins: Auf der einen Seite werden viele Weiße in Italien üblicherweise so schnell wie möglich in Flaschen gefüllt und verkauft, andererseits gibt es Weine wie den Collio Bianco, bei dem es erst nach viel Zeit im Keller erst richtig losgeht. Dem Collio Bianco tut es gut, wenn er mehr Zeit im Keller bekommt. Die weißen Cuvées haben die außergewöhnliche Fähigkeit, viele Jahre in der Flasche zu reifen und dabei immer vielschichtigere Aromen zu entwickeln.

Wenn Marco Primosic aus Gorizia einige ältere Jahrgän-ge seines Bianco Klin aufmacht, kann man es schmecken, dass seine Weine mit jedem Jahr etwas reifer und kom-plexer werden. Die subtilen Fruchtnoten werden feiner, fusionieren zu einem dichten Kern, um den sich Reifearo-men wie Mandeln und Honig anlagern. Ein neuer oder ein einjähriger Wein deutet das oft noch nicht einmal an. „Die Weine brauchen, bis sie sich öffnen“, weiß Marko Primosic und schenkt einen Collio Bianco aus dem Jahr 1996 ein. Der Wein ist edel gereift und hat dabei eine sehr leben-dige Säure und feine Frucht bewahrt. So etwas lässt auch langjährige Weinkenner staunen. Es kommt noch besser:

Ein 95er, in dem die bei uns wenig bekannte friulanische Regionalsorte Ribolla Gialla die erste Geige spielt, schmeckt nach Karamell und Kamille und ist weich wie Butter, wäh-rend im Hintergrund eine feine Säure dafür sorgt, dass der Wein bei aller Reife immer noch frisch wirkt.

Wer es unbedingt wissen will, dem verrät Marko auch, welche Rebsorten den Klin ausmachen, obwohl er die Zusammensetzung gar nicht so wichtig findet. Eine Cuvée soll schließlich eine Art Gesamtkunstwerk sein, bei dem das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile – eine anspruchsvolle Aufgabe für den Winzer. Erst wenn die Namen fallen, erkennt man die Fruchtnoten des Sauvignon Blanc oder Kraft und Säure des Ribolla Gialla. Mehr Erfah-rung als die Betreiber des Weinguts Primosic hat keiner mit der Collio-Cuvée. Markos Vater Silvestro Primosic wirkte maßgeblich an der Erarbeitung der Grundlagen für die DOC, das Herkunftsprädikat, mit. Im Hause Primosic ist auch die allererste Flasche Collio DOC zu bewundern. Sie stammt aus dem Jahr 1967 und trägt auf der Banderole die Ziffer Eins. Sie ist noch immer ungeöffnet.

Ein Dutzend Reben für einen Wein

Mit dem Kauf oder – im Lokal – mit der Bestellung einer Cuvée verbinden sich völlig andere Erwartungen als beim Ordern eines rebsortenreinen Weins. Wer einen Sauvignon Blanc bestellt, erwartet einen Wein mit knackig-frischer, durchaus auch plakativer Fruchtnote. Nach einem Pinot Bianco, das heißt einem Weißburgunder fragt, wer es etwas filigraner mag, nach Ribolla Gialla, wer die herzhafte Säure der Rebsorte zu schätzen weiß. Die Friauler Winzer sind durchaus erfolgreich mit ihren rebsortenreinen Weinen. Bei Trendweinen wie Pinot Grigio und Sauvignon Blanc ist die Nachfrage stetig hoch, und man muss nicht viel erklären.

Der Collio Bianco aber ist die Hohe Schule, weil jeder Winzer dabei seine ganz persönlichen Vorstellungen eines idealen Weißweins umsetzen kann. Wer danach verlangt, lässt sich auf ein Abenteuer ein: Man vertraut sich ganz und gar dem Winzer an und seiner Kunst, mehrere Rebsorten so zusammenzuspannen, dass die Eigenschaft der einzelnen

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Traube nicht dominiert. Vielmehr soll jede, ganz wie in ei-nem guten Orchester, zum Wohlklang, in diesem Fall also zum Wohlgeschmack des Ganzen beitragen. Dem Winzer kommt dabei die Rolle des Dirigenten zu. Ob die Kunden diese oder jene Rebe besonders mögen, ist für einen Collio Bianco unerheblich, wichtiger ist, ob einem der Stil des Weinguts liegt.

Zwölf weiße Rebsorten sind zugelassen. Wie viel er von welcher nimmt, entscheidet jeder Winzer ganz allein. Er darf sie alle nehmen, er kann sich auf einige wenige beschränken, einzelne die erste Geige spielen lassen oder sogar sortenrein aus nur einer Sorte keltern – ganz, wie es ihm gefällt.

Reben mit Migrationshintergrund

In diesem Konzert spielen etliche Rebsorten mit, die ursprünglich aus dem Ausland kamen. Invasions-Armeen, die das Collio mehr als einmal in seiner Geschichte er-tragen musste, bedienten sich seiner Weine und brachten

umgekehrt ihre Reben mit. Wie die meisten französischen Sorten kam der erste Chardonnay in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Collio. Die aus Burgund stammende und zur Burgunderfamilie gehörende Rebe mit ihrem sortentypischen, dezenten Fruchtspektrum und den nussi-gen Aromen wird durch die für die Region typischen mine-ralischen Noten aufs Schönste ergänzt. Auch der Sauvignon Blanc mit seinen Noten von Cassis und Holunderblüten entwickelt hier einen ganz eigenen Charme.

Pinot Grigio, auf Deutsch: Grauburgunder, seit Jahren ein Modewein nördlich der Alpen, wird in der gesamten Region Friaul massenhaft angebaut. Mit seinem verhalte-nen, ans Neutrale grenzenden Geschmacksprofil stillt er die Nachfrage nach leicht konsumierbaren Italo-Tropfen in deutschen Bars und Restaurants. Im Collio gerät er deutlich kraftvoller als in der weitläufigen Schwemmlandebene im Westen des Friaul. Und doch sind auch die besten meist nicht so fein und duftig wie die Weine des Bruders Pinot Bianco, auf deutsch: Weißburgunder. Die kamen angeblich 1871 im Schaft der Reiterstiefel eines gewissen Theodore

Mauro Mauri und Schwester Alessandra in ihrem Weingut Borgo San Daniele.

Collios gewinnen fast immer durch Dekantieren.

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Der Sommelier in der Tavernetta al Castello: Hier wird mit höchster Konzentration dekantiert.

de la Tour nach Italien. Der Graf hatte eine österreichische Baronesse mit Landbesitz im Friaul geehelicht. Auch wenn an der Geschichte vielleicht nur ein kleiner wahrer Kern ist, Pinot Bianco ist im Friaul eine Sorte zum Verlieben mit sehr feinen Fruchtaromen, später dem Duft von Honig und Akazien.

Alte Schätze wiederentdecken

Zunehmende Bedeutung gewinnen – wieder – die regio-nalen Sorten. Sie liefern Weine, die sich nicht mit franzö-sischen oder neuseeländischen Pendants vergleichen lassen müssen. Dafür bieten sie ein ganz eigenes Geschmacksbild. „Sie machen den Collio Bianco einzigartig“, schwärmt Edi Keber, ein Winzer, der sich schon mal als „Taliban des Friaul“ bezeichnet.

Ganz Fundamentalist, hat er vor etlichen Jahren alle aus-wärtigen Reben gerodet und setzt auf mächtige Stammes-fürsten wie den Friulano. Auch die lokale Sorte Malvasia

Istriana hat einen sehr eigenen Ausdruck. Sie gibt Kebers Weinen Körper und einen Pfefferton. Für frische Säure und den exotischen Duft von Mandarinenschalen steht die elegante Ribolla Gialla, die seit rund 1.000 Jahren in der Gegend heimisch ist. Mit solchen Rebsorten braucht sich das Friaul nicht zu verstecken. Doch obwohl Malvasia und Ribolla seit dem Mittelalter in der Region kultiviert wer-den, sind sie in Spitzenweinen noch nicht selbstverständ-lich. Allzu lange glaubten die Friulaner, mit französischen Rebsorten imponieren zu müssen, und unterschätzten die eigenen kostbaren Rebbestände.

Das Geheimnis der Reife

Keber lädt gern zu einem Streifzug in die Vergangenheit ein und führt sechs Jahre alte Weine vor, die feine Reifearomen entwickelt haben, aber frisch wie ein Heuriger schmecken. Ein Wein aus dem kühlen Jahr 2004 findet anscheinend erst jetzt seine geschmackliche Erweckung. Seinem zehn Jahre alten Collio Bianco merkt man das Alter noch weniger an. Wie viele dieser Weine ist er kompakt, ohne herausste-chende Säure oder klebrige Süße, aber mit vielschichtigen Aromen, die sich überlagern wie die Noten einer Sinfonie und dem Wein eine erstaunliche Tiefe geben.

Für die Alterungsfähigkeit von Weinen wird oft die Rebsorte verantwortlich gemacht. Einige wie Chardon-nay gelten als sehr lagerfähig, während anderen, wie dem ebenfalls für Collio Bianco verwendeten Müller-Thurgau, nachgesagt wird, dass seine Weine rasch ermüden. Da aber fast jede Cuvée potenziell haltbare und weniger haltbare Reben beinhaltet, kann die Langlebigkeit der Weine darin auch nicht begründet sein. Chemiker verweisen gerne auf die Säure. Ein hoher Säuregehalt hemmt Oxidations- und andere Zerfallsprozesse. Collio Bianco hat aber vergleichs-weise wenig Säure. So wenig, dass Winzer manchmal um die Klassifikation ihrer Weine fürchten müssen, wenn sie die in den Statuten festgelegten Säurewerte mal wieder nur knapp erreichen. Also wieder Fehlanzeige.

Terroir wunderbar − Land des WeingottesWas die Weine noch gemeinsam haben, ist der Boden. Vor 50 Millionen Jahren war das Friaul ein Meeresbecken, auf dessen Boden sich Lehm und Schlick ablagerten, die nach und nach die Korallenbänke hochkrochen. Mit der geologischen Formung der Alpen hob sich die Ebene schließlich als Kalkstein über den Meeresspiegel.

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Diese kargen Stein-Schichtungen sieht man überall in der Region. Die Friulaner nennen sie ponca. Durch den Druck ihres Eigengewichts verdichteten sich die kleinteiligen Sän-de zwar. Aber die Strukturen zerfallen an der Luft wieder zu kleinen Steinen, das macht den Boden locker, mineralreich und nährstoffarm. Alle drei Eigenschaften sind geradezu ideal für Weinreben. Denn sie können ihre Wurzeln leicht ins Erdreich schlagen, stehen nicht im Wasser, finden in Trockenphasen Feuchtigkeit, müssen aber die knappen Nährstoffe aus der Tiefe saugen. Hätte der Weingott Bac-chus die Welt erschaffen, er hätte mit Ponca nicht gegeizt.

Der menschliche Faktor

Neben hervorragendem Boden ist da noch der menschliche Faktor. Die Menschen hier sind eigen. Sie haben gelernt,

ungeachtet aller Invasionen und politischer Verwerfungen ihr eigenes Ding zu machen. Eigentlich ist der Collio viel größer als das knapp bemessene Weinland um das Städt-chen Cormòns. Der Collio reicht tief nach Slowenien hin-ein, wo er Brda heißt, was wie Collio Hügelland bedeutet. Jahrzehntelang verlief durch die Region die Schnittstelle zwischen Ost und West. Doch während sich die Groß-mächte mit Militärparaden, Atom-U-Booten und Overkill-Raten zu beeindrucken versuchten, tuckerten Winzer wie der Vater von Edi Keber, Renato, mit ihren Traktoren über die Todeslinie, um ihre Weinberge zu bearbeiten. Jeden Abend mussten sie schwer bewaffneten kalten Kriegern ihren Pass zeigen, um hinter den Eisernen Vorhang zurück-kehren zu dürfen.

Und auch als die Weinwelt vollständig dem Rotwein verfiel, Barolo, Chianti und Supertoskaner en vogue waren und das Friaul als etwas angestaubt galt, machten

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sie weiter ihr Ding, nämlich Weißwein vom Feinsten. Sie setzten auf Innovationen: noch besseres Pflanzgut, penible Weingartenarbeit und Kellertechnik auf dem neus-ten Stand. Weine mit viel Frucht waren eine erste Gegen-bewegung zum dominierenden Stil Frankreichs, wo solche primären Aromen geringschätzig abgetan wurden.

Im Collio und den angrenzenden Anbaugebieten gibt es wenig Großgrundbesitz und nur vereinzelte Genossenschaf-ten. Das Gros der Winzer macht seine Weine auf Famili-enbesitz, oft seit Generationen. Kompetente Winzer, die Kapital haben und die Möglichkeit, unabhängige Entschei-dungen zu treffen, sind entscheidend für Innovationen im Weinbau.

Heute ist die Liste der Qualitätsfanatiker sehr lang. Namen wie Mario Schiopetto, Josko Gravner und Marco Felluga mit Russiz Superiore im Collio, Livio Felluga im Colli Orientali werden bis heute mit Ehrfurcht ausgespro-

chen, weil sie der Region Veränderungen gebracht haben, wie sie andernorts in Jahrhunderten nicht passierten.

Trotzdem „gab es nie Zeit, sich über Erreichtes zu freuen“, erinnert sich der Vater Primosic und bringt damit eins der wichtigsten Qualitätskriterien auf den Punkt. Winzer, die guten Collio Bianco machen, waren immer selbstkritisch und legten sich die Messlatte hoch. Ihnen geht Originalität vor Profit. So bleibt am Ende nur ein entscheidender Faktor übrig, der die überragende Qualität der Collio-Weine erklärt. Es sind die Winzer. Denn die schlafen nicht. zig

Hier dürfen sich auch Traktoren mal in die Kurve legen: Terrassenweinbau in den Hügeln des Collio.

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Vier Sorten für den Bianco − Pinot-Grigio-Beeren sind dunkel, weiter im Uhrzeigersinn Chardonnay, Ribolla und Friulano.

Collio-Stile sind sehr unterschiedlich. Die Winzer selbst unterscheiden oft zwischen vini freschi (im Stahltank ausgebaut) und vini baricati (fassgelagert). Schwere Vertreter, die im Barrique Aromen aufgenommen haben, verdienen ein Sonntagsessen wie Kalbskotelett oder ähnliches helles Fleisch. Leichtere Varianten passen zu einem Mittagsmahl mit Minestrone oder Risotto, die seine feinen Nuancen nicht überlagern. Hat man ein Mit-telgewicht im Glas, sind gegrillte Scampi ideale Sparring-Partner. Fast alle profitieren davon, wenn man sie einige Zeit vor dem Trinken in eine kleine Karaffe umschüttet. Collio-Weine haben seit Langem einen guten Ruf, deshalb fehlen sie weder im Italo-Fachhandel noch auf der Karte des Edel-Italieners. Beide wollen dafür ihr Geld: im Laden 12 bis 30 €, im Restaurant das zwei- bis vierfache.

genusstipp Mausempfehlungen für facettenreiche Weißweine mit Tiefe

Collio Bianco:Branko [email protected] di Spessa www.paliwines.comCollavini www.collavini.itColle Duga www.colleduga.comDario Raccaro [email protected] www.gradisciutta.comEdi Keber [email protected] Terpin www.francoterpin.itIsidoro Polencic www.polencic.comLivon www.livon.itPrimosic www.primosic.comSchiopetto www.schiopetto.itRoberto Picech www.picech.itRonco dei Tassi www.roncodeitassi.itRoncus www.roncus.itVenica & Venica www.venica.itZuani www.zuanivini.it

Bianco aus dem Colli Orientali, Isonzo und Carso:So konsequent wie die Winzer im Collio haben die Kollegen in den angrenzenden Gebieten den Bianco-Gedanken nicht verfolgt, sie setzen in erster Linie auf die Rebsortenweine. Die klimatischen und geologischen Voraussetzungen vor allem in Grenznähe sind vergleichbar, weshalb es keinen Grund gibt, ebenso gute Weißweinblends zu kreieren. Ihre Zahl hat in den letzten Jahren zugenommen.

Colli Orientali Bianco:La Tunella www.latunella.itLivio Felluga www.liviofelluga.itRoberto Scubla www.scubla.comRonco delle Betulle www.roncodellebetulle.it

Isonzo Bianco:Jermann www.jermann.itLis Neris www.lisneris.itRenzo Sgubin [email protected]

Carso Bianco:Skerk www.skerk.comZidarich www.zidarich.it

Alle Macht der Mischung

Fast überall auf der Welt setzen Winzer heute auf Rebsor-tenweine, denn Weintrinker können sich daran leicht ori-entieren. Historisch sind aber die meisten Weine Cuvées, weil man die unterschiedlichen Rebsorten im Weinberg kaum erkannte. Sie wurden gemeinsam gelesen und vergoren. Bis heute enthält fast jeder Wein Anteile einer zweiten Rebsorte, auch wenn sie nur wenig geschmackli-chen Einfluss hat. Die eine sorgt für mehr Säure, die andere steuert vielleicht Farbe bei. Angebaut und vinifiziert werden die Trauben heute getrennt, weil sie meist nicht gleichzeitig reifen. Der Winzer kann dann den jungen Wein verschnei-den oder bis kurz vor der Abfüllung warten. Wer aber drei oder vier eigenständige Rebsorten mischen will, muss komponieren können. Im Collio Bianco gilt es, die Aromen von Sauvignon Blanc, Friulano, Chardonnay & Co. mit viel Feingefühl auszubalancieren. Eine großartige Leistung. Gute Cuvées bereiten lange Spaß im Glas. Zuerst zeigt sich der Duft der schweren Malvasia, dann kommt nach und nach der exotische Sauvignon Blanc zum Vorschein, am Gaumen meldet sich der Chardonnay mit seiner Nussig-keit, und ganz zum Schluss entdeckt man die angenehme Bitterkeit des Friulano … zig

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