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Date post: 12-Mar-2016
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Existenzgründertelefon 0180 123 4 123 * | www.einfachanfangen.de Finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie des Ministeriums für Arbeit, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern. * 9 –18 Uhr 4,6 Cent/min, 18–9 Uhr 2,5 Cent/min PEPERONI
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*9–18 Uhr 4,6 Cent/min, 18–9 Uhr 2,5 Cent/min

Ein Studium kann auch direkt ins eigene Unternehmen führen. Das zeigt eindrucksvoll der Karriereweg vonAnnett Schiewe und Antje Bernier. Sie wussten schon sehr früh, dass sie als Architektinnen nicht nur Häuserbauen, sondern Städte „planerisch“ neu aufstellen wollen. Zusammen mit ihren Professoren und der Existenz-gründerberatung an der Hochschule hatte man bald einen sehr konkreten Plan davon, wie ein solches Projektgehen könnte. Heute arbeiten sie in ihrem „ArchitekturInstitut Wismar“ unter anderem daran, wie sich be-hinderte Mitmenschen im normalen Alltag freier bewegen können. Wenn Sie auch eine Idee haben, mit derSie Karriere machen könnten: Einfach anfangen. Das Existenzgründertelefon ist die kurze Verbindung zu allenHilfen, Beratern und Institutionen, die es im Land zu diesem Thema heute gibt. Rufen Sie an oder besuchenSie das Internet.

Existenzgründertelefon 0180 123 4 123* | www.einfachanfangen.de

Studienpläne können auch Karriere machen.Studienpläne können auch Karriere machen.Existenzgründertelefon 0180 123 4 123* | www.einfachanfangen.de

Finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie des Ministeriums für Arbeit, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern.

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München ist eine tolle Stadt -und verdammt weit weg vonGreifswald. Ich selbst musstedas feststellen, als ich mich miteinigen von Euren schreibwüti-gen Kommilitonen auf den Wegin die bayrische Landeshaupt-stadt gemacht habe. DerGrund: Die Jugendmedientage.„Wissen ist Macht“ lautete derSlogan und da nichts zu wisseneben doch etwas macht, scheu-ten einige Redakteure auch denWeg in den tiefen Süden nicht.Ehrensache, dass ich sie dabeinicht alleine lassen konnte.Und es hat sich gelohnt. Wäh-rend die Schreiberlinge mit ih-ren Kollegen diskutierten oderRedaktionen besuchten, habe

ich die Münchner Innenstadtunsicher gemacht. Also diesesHofbräuhaus ist schon toll.!Schade, dass es so etwas nichtin Greifswald gibt. Naja, EureKneipen sind ja auch nicht zuverachten. Alles in allem alsowirklich eine schöne Reise - wä-re da nur nicht die Rückfahrtgewesen. 15 Stunden mit demWochenendticket durch die Re-publik, das geht einem schonauf den Geist. Naja, letztendlichsind wir alle wieder gut ange-kommen - zwar müde aberglücklich. In diesem Sinne:Führt Euch!Euer

Impressummoritz - Studentische MedienGreifswaldWollweberstraße 4, 17487 GreifswaldTel: 0 38 34 / 86 17 59 (Reda); -58 (GF)Fax: 0 38 34 / 86 17 56; e-mail: [email protected]: Kai Doering (ring)Stellvertreter: Norman Gorek (nogo)Geschäftsführer: Tobias LinkeStellvertreter: Christian BäzHerausgeberin: Studierendenschaftder Universität Greifswald (AStA)V.i.S.d.P.: Kai Doering

Hochschulpolitik:Ulrich Kötter(UK)Uni-Versum:Yvonne Mathei (yvo)Feuilleton:Norman Gorek (nogo)

Mitwirkende an dieser Aus-gabe:Florian Benkenstein (flo), AnneBringezu (abri), Arvid Hansmann(aha), Juliane Hesse (juli), MartinHillert (hill), Sebastian Jabbusch(sj), Kilian Jäger (kj), Ulrich Kötter(UK), Stephan Kosa (kos), VerenaLilge (lil), Katja Neichel (kat),Sarah Rieser (sari), Uwe Roßner(ur), Katja Staack (tja), Britta Voß(boß), Eric Wallis (ede)

Ein besonderer Dank geht an:Sabine Große, Alexander König,Sven Laude, Julia Schrod

Gestaltung: Kai Doering, NormanGorek, Ulrich KötterTitelbild: Sebastian EhlertZeichnungen: Juliane HesseAnzeigen: GeschäftsführungDruck: Druckhaus Panzig,Studentenberg 1a, 17489 Greifswald

moritz erscheint während des Semes-ters monatlich in einer Auflage von der-zeit 3.000 Exemplaren.Anzeigen- und Redaktionsschluss dernächsten Ausgabe ist der 29. November.Die nächste Ausgabe erscheint am 15.Dezember.

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugs-weise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Re-daktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichteTexte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten.Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser-briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Re-daktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigengeäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fallmit der Meinung des Herausgebers überein. AlleAngaben sind ohne Gewähr.

Hallo Leute!

Vorsicht, Kamera! Impression von den Jugendmedientagen in München.Foto: ring

I used to be indecisive - but now I am not sure.

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AStA Allgemeiner Studierendenausschuss

Ihr findet den AStA im Audimax inder Rubenowstraße 1, Raum 13a.

Telefon: 0 38 34 / 86 17 50 -51Fax: 0 38 34 / 86 17 52E-Mail: [email protected]

VorsitzThomas SchattschneiderMo und Do 10-12 Uhr

Referentin für Ausländerfragen: Jana-Elena KoserDi 14-16 Uhr, Mi 10-12 Uhr

Referentin für BAföG undStudienfinanzierung: Christin PüschelDi 14-16 Uhr, Mi 12-14 Uhr

Referentin für Erstsemesterarbeit:Katharina WinkelDi 10-12 Uhr, Do 12-14 Uhr

Referent für Fachschafts- undGremienarbeitFelix M. ProkophMo 16-18 Uhr, Do 10-12 Uhr

Referent für Finanzen: Eric KiblerMo 12-14 Uhr, Do 16-18 Uhr

Referat für Hochschulpolitik:Simon SiewekeDo 14-16 Uhr, Fr 09-11 Uhr

Referentin für Soziales: Constanze RoggeMo 10-12 Uhr, Fr 12-14 Uhr

Referent für Studium und Lehre:n.n.

Referent für Ökologiefragen: Thomas MaierMi 08-12 Uhr, Fr 11-13 Uhr

Präsidenten des Studierenden-parlamentes: Philipp KohlbecherAlexander Gerberding (Stellvertreter)[email protected]

Gleichstellungsbeauftragte(r):Anja JungchenFr 08-09 Uhr, Di 09-10 Uhr

Beauftragte(r) für Schwule undLesben: Matthias MüllerDo 12-13 Uhr

Beauftragte(r) für Internet-präsenz: Christian Heise

Beauftragte Campus Europae:Katharina Miller

Party von AStA und StuPaDas Studierendenparlament undder AStA suchen engagierte Nach-wuchskräfte für die hochschulpoliti-schen Gremien. Aus diesem Grundveranstalten beide am Donnerstag,18. November 2004 eine Party inZusammenarbeit mit dem Mensa-club. Dort werden StuPisten undAStA-Referenten an der CocktailbarRede und Antwort stehen. Außer-dem ist geplant, dass einige Stu-Pisten im Mensakeller als DJs fun-gieren. Highlight soll eine Tombolawerden, bei der als Gewinne einCocktailabend oder ein Kinobesuchmit StuPisten und AStA-Referentenwinken.

Förderverein umgezogen30 Tage nach dem Umzug in dasGästehaus der Universität in derJ.-S.-Bach-Straße 27 hat der Vor-stand der „Freunde und Fördererder EMAU“ am 09. Oktober quar-talsmäßig getagt. Zahlreiche Projek-te konnten gefördert werden, dar-unter die Ringvorlesung „Wissenund Gewissen“ des Historischen In-stitutes Ende Oktober 2004 und ei-ne Autorenlesung mit ThomasReschke des Institutes für Slawistikam 08. November 2004.Kontakt: Frau Kaupisch, Tel.: 03834-861760, Email:[email protected]

Danksagung für eine gelunge-ne ErstiwocheFür die Hilfe bei der Organisationund Durchführung der Erstseme-sterwoche möchte ich mich ganzherzlich bei folgenden Personenbedanken:Anne Müller, Linda Stehr und Fran-ziska Hübsch, den Mitgliedern desAStA, Sophie Rohloff und Anja Mö-wius, Matthias Hacker, GundulaFasold, Phillipp Rusche, ChristophOberst, Melanie Burmeister, Johan-nes Kühl, Eric Judeich, TobiasLinke, Conny Kampe, Dominic Bec-ker und DJ Ferenc von Radio98eins, den „Beutelpackern“ undbei allen, die ich evtl. vergessenhaben sollte. Katharina Winkel,Erstsemesterreferentin des AStA

Umzug die ZweiteAuch das Zentrale Prüfungsamtsowie die Zentrale Studienberatungwirken an neuer Stätte. Beide sindnun in der Rubenowstraße 2 (hinterdem Historischen Institut) zu errei-chen.

Neues Mitglied im Vorstanddes StudentenwerksAuf seiner Sitzung am 02. Novem-ber wählte der Verwaltungsrat desStudentenwerks Philipp Wichter(Student der Rechtswissenschaft)als Vertreter der Stadt in denVorstand.

Mieterhöhung für Wohnheim-plätze des StudentenwerksMit denkbar knapper Mehrheit be-schloss der Verwaltungrat ebenfallsauf seiner Sitzung am 02. Novembereine Mieterhöhung in den Studen-tenwohnheimen um 15 Euro imFrühjahr 2005. Diese wird notwen-dig, da Bund und Land keine För-dermittel mehr für den Wohnheim-neubau sowie die Unterhaltung dervorhandenen Wohnheime zahlen.

Nachwuchs gesuchtDer Ökologiereferent des AStAsucht Mitstreiter für die Organisa-tion des Studentenflohmarktes ÖBi.

Ein „Haus für die Zukunft“ ist fürMinisterpräsident Harald Rings-torff das neue Klinikum in Schön-walde, für das er am 27. Oktoberden Grundstein legte. Foto ring

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Verschwendung 8Warum die Uni Unsummen für eineInternetseite ausgibt

Verlosung 39Razorlight-Sänger Johnny Borrellhat gut lachen: moritz kürte seinAlbum "Up All Night" zum zweitbe-sten Album des Jahres. ImMusikteil erfahrt ihr, wer auf Platz 1gelandet ist – und wie ihr ein paartolle CDs gewinnen könnt.

Vereinigung 23Die Wende in Greifswald - allesandere als Provinzgeschehen

moritz gelesen? Nachgedacht? Meinung schreiben!

[email protected], Betreff: Leserbrief

titelÜberblick 23/24Birgit Dahlenburg 25Gerhard Bartels 26/27Konrad Glöckner 28Hinrich Küssner 29Der Ossi über den Wessi 30Der Wessi über den Ossi 31

playmoritzmoritsel 40m.trifft... 41Arvids Kolumne feat. Uwe 42

feuilletonSandmännchen 45 32Bücher: Regener, Naipaul 33Kino: Bourne, 7 Zwerge 34Theater: Mann von La Mancha 35GEBIT 36Ausstellung: Schinkel 37Musik: Klassik 38Musik: Platten des Jahres 39

politikKurznachrichten 4Umwelt-Kommentar 6Protestbrief 7Internet-Desaster 8/9Fachschaftsräte: Theologie 10AStA-Neubesetzungen 11Praktikum im AStA 12Hochschulgruppen: Jusos 13

uni-versumUni-Sammlungen 14Rotaract 15Erstis 16/17GrIStuF in Riga 18Uni-Jubiläum 1956 19StuThe 20/21serie: Greifzelmännchen 22

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Endlich geschafft! Die Erstseme-sterwoche ist Vergangenheit. Dasbunte Treiben auf den Straßen undin den Clubs verzog sich in dieGemäuer der Institute. Was bleibt,sind Erinnerungen und Müll. Daskann das gleiche sein, muss es abernicht.Brauchen wir das? Diese Frage kön-nen sich nicht nur die Organisato-ren stellen, welche mit viel Engage-ment, Kreativität und Nervenverlustjedes Jahr diese besondere Wochedurchführen. Dabei wissen die mei-sten (Neu-)Studenten noch nichteinmal, dass ihnen an anderenUniversitäten nichts Vergleichbaresgeboten wird. Die Frage nach demSinn und Zweck dieser Veranstal-tung, oder besser: dieses Veranstal-tungsmarathons, zielt auch nichtauf das WAS an sich, sondern aufdas WIE. Party ja! Verschwendungnein! DAS Beispiel überhaupt: Die Erstse-mesterbeutel sind seit Jahren einHauptbestandteil der Ersti-Woche.Gefüllt mit …? Ja, wer kann sichnoch erinnern? Kugelschreiber,Gutscheine und sonstige Informati-onsmaterialien in einem Hauch vonPlaste. Product placement mal zwei-tausend. Gepackt aus Tradition oderum jemandem eine Freude zu ma-chen? Beides sollte uns zur Diskus-

sion anregen! Auch der Versuch, dieWerbebeutel teilweise mit ökologi-schen Produkten zu füllen, scheiter-te, weil der biologische Brotauf-strich die Öffnungen der Mülleimerund nicht den Geschmack derMasse traf. Doch um Masse geht es.Voller, bunter, sinnloser. Eine Freu-de können wir anders bereiten. DenMüll wird niemand vermissen.Dagegen haben die Ersti- und Tu-toren-Shirts einen unschlagbarenErinnerungswert UND einen Nut-zen. Niemand wird die Plastiktütengroßer Versicherungen und Bankenso stolz auf der Straße präsentieren,wie das T-Shirt im MensaClub.Einen Monat später, kommen dieLeute von CampusDirekt und ver-teilen wieder Tüten. Zwar aus-schließlich aus Papier und, abgese-hen von den eingeschweißtenShampooproben, mit teilweise nutz-barem Inhalt. Wer immer noch ander Tüte hängt, sollte über eineZusammenlegung der beiden gen-annten nachdenken. Das erspart Ar-beit, Stress, Packerei und die harteLobbyarbeit, um in einer der ärm-sten Regionen Deutschlands hoch-karätige Sponsoren zu finden. Auchfür die Ersti-Party ist dies schwierig.Sollte deshalb aber IRGENDWERgesucht werden? Was ist besser:"Freixenet gemixt mit allem" oder

"Red Bull gemixt mit allem"? Beideskommt so wieder raus wie rein undbehält dabei sogar seine Farbe! Istdas gesund? Den Sekt gibt es inFlaschen, den energy drink nur inBüchsen. Umweltbilanzen streitensich noch, welche Art der Einweg-verpackung besser ist. Neue Fla-schen aufwendig aus den Sekt-flaschen produzieren oder noch grö-ßere Mülltonnen aus den Blech-büchsen?Konsumkritik und Müllproblematiksind zwei Schlagworte, an die inZukunft bei der Organisation ge-dacht werden sollten. Natürlich istes dann schwieriger, Sponsoren undMöglichkeiten zu finden. EtlicheVorträge, Exkursionen und Veran-staltungen während der Erstiwocheliefen von Anfang an weniger kon-sumorientiert ab, haben aber denNeustudenten mehr eingebracht.Mehr als Müll und Erbrechen. Wirmüssen uns nicht schlecht verhö-kern, um uns gut zu verkaufen.

Thomas Maier,Umweltreferent des AStA

Was bleibt: Trotzdem ein großesDankeschön an die vielen Helfer beiallen Aktionen rund um die Ersti-woche. Ohne euch hätten wir dasnicht geschafft!

Ist das nötig?Ein umweltfreundlicher Kommentar zur Ersti-Woche

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Interesse? Dann melde Dich am [email protected] im AStA-Büro im Audimax.

öBi braucht Dich!Die AG zur Organisation und Durchführungdes Studentenflohmarktes sucht Verstärkung.

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An die Mitglieder des Landtages und der Landesregierung,der Hochschulleitung sowie die an der Hochschulbildung Interessierten.

Offener Brief der Greifswalder Studierendenschaft

Es ist geschafft: Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität hat die Schwelle von 10.000 Studierenden über-schritten. Ein Ziel, auf das Sie alle hingearbeitet haben. Zu dessen Erreichen möchten wir, dieStudierenden, Ihnen herzlich gratulieren.Leider hat das Ganze einen faden Beigeschmack: Mit den Studierendenzahlen sind leider auch dieProbleme der Universität gestiegen, insbesondere die Studienbedingungen haben sich spürbar ver-schlechtert. Geplante Seminare mit 25 Personen wurden zu Lehrveranstaltungen mit über 120Teilnehmern. Teilweise können planmäßige Veranstaltungen sogar überhaupt nicht mehr angebotenwerden, da es neben Personal auch an ausreichenden Räumlichkeiten mangelt. Dass die Universitätkaum mehr neue Bücher und Zeitschriften kaufen kann, verschärft die Lehrsituation zunehmend. EinStudium in der Regelstudienzeit wird damit zu einer Illusion. Die einst gelobte Ernst-Moritz-Arndt-Uni-versität, die vielfach durch Hochschulrankings etablierter Nachrichtenmagazine für ein rasches undqualitativ hochwertiges Studium empfohlen wurde, verkommt zu einer „Mogelpackung“.Vor diesem desolaten Hintergrund wirkt die Diskussion über weitere Kürzungen an den Hochschulendes Landes grotesk. Auch bei maximaler Effizienz ist es nicht möglich, immer mehr Studierende mitimmer weniger Personal zu einem erfolgreichen Studienabschluss zu führen. Darum muss das Land imInteresse der Studierenden, aber vor allem der Zukunft des Landes wieder stärker in die Hochschuleninvestieren.Es kann nicht angehen, dass Veranstaltungen, die gemäß Studien- und Prüfungsordnung vorgesehensind, nicht angeboten werden. Es darf nicht sein, dass Studierenden der Zugang zum Hörsaal verwehrtwird, weil dieser „zu voll“ ist. Es ist unfassbar, dass dringend notwendige Stellen bereits sein Monatenunbesetzt sind und perspektivisch weitere Stellen der Sparpolitik der Landesregierung zum Opfer fal-len. Sehr geehrte Damen und Herren, wir Studierende wollen jedoch nicht nur kritisieren, sondern eineVerbesserung der Lehrsituation herbeiführen. Daher kündigen wir den bisherigen Dialog nicht auf.

AStA-Vorsitzender Präsident des Studierendenparlaments

Vorsitzende der FSK moritz – Studentische Medien

Post scriptum: Um sich ein eigenes Bild machen zu können, laden wir Sie herzlich ein, an einemSeminar Ihrer Wahl teilzunehmen. Vergessen Sie bitte nicht, Ihre Stühle mitzubringen!

ERNST–MORITZ–ARNDTUNIVERSITÄT GREIFSWALD

DIE STUDIERENDENSCHAFT

StuPa – AStA – FSK – moritz

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der einzustampfen. GeschätzteKosten für das erfolglose Aben-teuer: ein sechsstelliger Eurobetrag.Der Bund der Steuerzahler würdesich erregen.Die Homepage von Boris Spixwurde gleich mit einer ganzen Kettevon Gründen abgeschmettert. DieNavigation sei unübersichtlich, dasFarbkonzept chaotisch, Schrift- und

epochale Ansehen der ehrwürdigenAnstalt wieder aufzupäppeln, ver-gammelt die Homepage seit nunschon fast einem Jahrzehnt. SelbstGreifswalder Grundschulen habenbessere Internetseiten. Dabei ist dieHomepage das wichtigste Aushän-geschild der Universität: Sie istjederzeit für jedermann an jedemOrt erreichbar und dient als ersteAnlaufstelle und Hauptinforma-tionsquelle für Studenten, Forscher

und Personalchefs. Der Image-Schaden durch den angestaubtenAuftritt für die Greifswalder Hoch-schule, die sich am liebsten zur Eli-te-Universität erklären möchte, istkaum abschätzbar.Auch der AStA kann ein Lied davonsingen. Jahr für Jahr wird das Büroin der Ersti-Woche mit Fragen hilf-loser Erstis überschwemmt. „Dabei

„Willkommen/Welcome“ flimmertes in schroffem Rot dem Gast aufder Uni-Homepage entgegen. Un-wahrscheinlich jedoch, dass sichwirklich noch jemand auf diesenSeiten willkommen fühlt. In ver-schwenderischer Einfalt sind einigewahllos ausgewählte Stichpunkteauf der vergilbten Titelseite ver-streut. Scheinbar unsortiert ver-stecken sich wichtige Informa-tionen in den Tiefen der unüber-

Das Internet-DesasterWie Rektor und Verwaltung im koordinierten Chaos Geld undReputation der Uni vernichten. / Von Sebastian Jabbusch

schaubaren Struktur des Gesamt-kunstwerks. Wer sich beispiels-weise ein Zimmer mieten will, mussobskurerweise auf „Studium undLehre“ klicken.„Als ich die Homepage zum erstenmal gesehen hatte, wollte icheigentlich gar nicht mehr nachGreifswald“, resümiert IngoMeyenburg, der in diesem Jahr seinPhysikstudium begonnen hat. Wieviele andere, war auch er vom deso-laten Zustand der offiziellen Uni-Homepage entsetzt. „Zum Glückwar es hier dann doch nicht ganz soschlimm“, scherzt der Ersti. Doch es ist nicht witzig. Währenddas Hauptgebäude der Universitätgerade mit 16 Millionen Euro auf-wendig restauriert wird, um das

gehen 90 Prozent der Informatio-nen auch aus der Homepage derUniversität hervor. Diese sind je-doch so versteckt, dass wir dochwieder alles erklären müssen“,beklagt sich Christian Heise, derInternetbeauftragte des StuPa.Selbst der Rektor verirrt sichmanchmal auf den Uni-Seiten, gibter im Gespräch mit dem moritzschmunzelnd zu.Damit sollte 2002 endlich Schlusssein. Boris Spix, Mitarbeiter derPressestelle, entwickelte fast zweiJahre lang eine neue Homepage miteinem neuen, frischen Design.Dann jedoch – kurz vor Fertig-stellung – die Wende. Das Rektoratentschied im Juli dieses Jahres,diese Webseite ohne Nutzung wie-

Aus Alt mach neu – oder doch nicht? Die alte Homepage und die im Juliabgeschmetterte, neue Version.

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Textstil erinnerten eher an eineZeitung, zu viele Links und Scroll-balken überforderten den Surfer.Auch als Provisorium wollte mandie Seite nicht übernehmen, da manweitere hohe Kosten befürchtet und„sich solche Provisorien dann

schnell manifestieren“, so RaymondJarchow vom Rechenzentrum. Bizarr jedoch, dass all das erst nachknapp zwei Jahren kurz vor derFertigstellung erkannt wurde. „Hierzeigt sich Führungsschwäche desRektors“, urteilt Tobias Linke, stu-dentischer Vertreter im Senat,scharf. Simon Sieweke, HoPo-Referent und ehemaliger Vorsitzen-der des AStA, sieht vor allem im frü-heren Kanzler den Grund für denspäten Abbruch: „Carl-Heinz Jacobhielt lange Zeit seine schützendeHand über Edmund von Pechmann,den Leiter der Pressestelle, und da-mit auch über Herrn Spix.“ Jacobsverneint solche Beziehungen: „Ge-rüchte zeichnen sich vor allemdadurch aus, dass sie meistensfalsch sind. Das Gegenteil ist derFall: Wäre es nach mir gegangen,hätte man von Anfang an Profis mitder Homepage beschäftigen sollen.“Ex-Rektor Jürgen Kohler beobach-tet einen gestörten Kommunika-tionsprozess: „Wenn man bemerkt,dass da irgendwer bremst, mussman der Sache nachgehen!“ Erschiebt damit die Verantwortungdem Rektorat zu.Neben diesen Mutmaßungen lassensich auch einfache organisatorischeMängel festhalten. Spix hatte keinekonkreten Zielvorgaben erhaltenund arbeitete lange Zeit „ins Blauehinein“, Zwischenergebnisse wur-den unzureichend kontrolliert undKommunikation fand auf Grund

persönlicher Differenzen zwischenRektor Rainer Westermann undEdmund von Pechmann praktischnicht statt. (Anmerkung des Autors:Pechmann konnte sich dazu nichtäußern, da er bis zum Redaktions-schluss im Urlaub war). Der De-

signer arbeitete gar noch miteinem Auftrag von Ex-RektorHans-Robert Metelmann von vorzwei Jahren. Wer trägt nun also die Schuld ander Verwaltungs-Havarie? „AlsRektor übernehme ich die volleVerantwortung. Ich hätte schonviel früher erkennen müssen,dass das Projekt misslingt“, gibtsich Westermann im Gesprächmit dem moritz einsichtig.Weiter sagt der Rektor, dass erniemals einem bestimmtenMitarbeiter die Schuld gebenwürde. Doch das könnte er, dennversagt hat der Rektor nicht

allein, sondern verschiedeneGremien kollektiv. Warum hatPechmann nicht intensiver seinePläne mit dem Rektor abgespro-chen? Warum hat der extern beauf-tragte Designer seinen Entwurfnicht mit dem Rechenzentrumabgestimmt? Warum wurde einDesigner ohne Ausschreibung undmit mangelnder Internet-Erfahrung

beauftragt? Warum hat Spix, deralle Fakten kannte, nicht viel früherAlarm geschlagen? Warum habenSenat und StuPa ihreKontrollfunktion nur unzureichendwahrgenommen? „Zurücktretenwerde ich deswegen aber nicht“,fasst Westermann zusammen. Damit wäre auch niemandem gehol-fen. Zudem scheint Westermannjetzt die Problematik erkannt zu

haben und beabsichtigt, nachhaltigzu investieren. Der Rektor will dies-mal eine externe Firma mit derkompletten Erneuerung des Auf-tritts beauftragen. Geplant ist einaufwendiges, voll dynamisches Re-daktionssystem („Content Manage-ment System“) nach dem Vorbildder Universität Hannover. Insidererwarten, dass die Kosten dafürmindestens doppelt so hoch seindürften. Ausschreibung, Projektent-wicklung, und Re-Implementierungim Rechenzentrum werden Monate– wenn nicht gar ein bis zwei Jahre– in Anspruch nehmen. Eine neueHomepage noch vor dem Uni-Jubiläum 2006? Nicht mal für die-sen fernen Termin wollte gegenüberdem moritz jemand die Hand insFeuer legen. Trotzdem ist der Wegüber die Ausschreibung ein sinnvol-ler Weg. Ein Vertrag macht dieKosten kalkulierbar. Genaue Ziel-vorgaben verhindern weitere Über-raschungen. Vertragsstrafen verrin-gern die Gefahr von endlosen Ver-zögerungen. Fraglich aber, warumdiese Erkenntnis sechs Jahre be-durfte. Das Projekt Uni-Homepagewird jetzt – seit 1998 zum fünftenMal – wieder bei Null gestartet.Man kann nur hoffen, dass es dies-mal ein erfolgreicher Versuch wird

und die Verwaltung diesmal sorgsa-mer mit den knappen Finanzmittelnumgeht. Solange müssen wir mit dem altenAuftritt leben, obwohl die Spix-Version nur „einen Klick entfernt“ist. Wer einmal einen Blick auf diefast fertige Homepage werfen will,kann das unter www.uni-greifs-wald.de/~webneu tun. Sie ist dortfür jedermann erreichbar.

„Bauherr“ Rektor Westermann*: „Zurück-treten werde ich deswegen aber nicht!“

Foto: ring

Drei, die sich nicht konnten. Karikatur: Kathrin Schwarz

* bei der feierlichen Grundsteinlegung für dasneue Uniklinikum am 27. Oktober

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moritz: Ein Fachschaftsrat füreine ganze Fakultät ? Wen ver-tretet ihr?Patricia Korte: Die theologischeFakultät ist die kleinste unserer Uni.Die Fachschaft besteht aus circa200 Studierenden. Daher wäre eineUnterteilung in einzelne Institutewenig sinnvoll. Dennoch werden diebesonderen Akzente unserer Fakul-tät beachtet. Nicht nur die Ausbil-dung hin zum kirchlichen Examensteht im Mittelpunkt. Ein wesent-licher Bereich ist auch die Religions-pädagogik, wobei die Zusammenar-beit mit anderen Fakultäten hiereinen Schwerpunkt bildet. Nochstärker wird dies bei dem Studien-gang „Christliche Archäologie undKirchliche Kunst“ deutlich, der einebesondere Mittlerfunktion zwischender Klassischen Archäologie undder Kunstgeschichte besitzt. Aberauch das Studium des Judentumshat eine lange Tradition in Greifs-wald.

In welcher Form und wie ofttrefft ihr euch?Gunnar Schulze: Oftmals treffen wiruns schnell mal in den Pausen umeinige wichtige Dinge zu bespre-chen. Darüber hinaus finden wiruns dann aber auch zu einer regel-mäßigen Sitzung zusammen, die wirmeist in einer der örtlichen Kneipenabhalten – dem Gemütlichkeitsfak-tor zu liebe.

Wie oft finden Wahlen statt?Wenke Liedtke: Alle 2 Semester (imSommersemester) wird der Fach-schaftsrat neu gewählt. Dabei isteine Wiederwahl einzelner Mitglie-der durchaus üblich.

Welche wesentlichen Aufgabennehmt ihr war?Wenke Liedtke: Unsere Hauptfunk-tion ist es, als ein „Anlaufpunkt“ fürdie Studierenden zu dienen. Sieerhalten zum einen konkrete Hilfein Studienangelegenheiten. Dies giltbesonders für den Bereich der Erst-semesterbetreuung. Zum anderenverwalten wir die Finanzen, dieunter anderem vom AStA für dieStudierendenbereitgestel ltwerden. Diesermöglicht unsbeispielsweiseV e r a n s t a l -tungen zu orga-nisieren. So istes angestrebt,in jedem Se-mester einenTheologenballstattfinden zulassen, aberauch Weih-nachtsfeiern und ähnliches stehenauf dem Programm. Außerdem tau-schen wir uns mit Fachschaftenanderer theologischer Fakultäten,besonders der Rostocker Uni, aus.

Wie sieht der Kontakt zu denLehrenden aus? Welchen Ein-fluss habt ihr auf die Entschei-dungen in der Fakultät?Gunnar Schulze: Im allgemeinensehen wir uns hier in einer Mitt-lerfunktion zwischen Studierendenund der Fakultätsleitung. So trifftsich der FSR 14-tägig mit unseremDekan und Studiendekan zu einemGespräch, um Probleme an derFakultät zu besprechen und Lösun-gen zu finden. An Fakultätsausflü-

gen, wie zum Beispiel einer Kanu-tour auf der Peene beteiligen sichStudenten ebenso wie Dozenten undProfessoren. Dadurch wird der per-sönliche Kontakt zu den Dozentenlebendig gehalten. Im Sommer fandein aufregendes Fußballspiel zwi-schen Lehrenden und Studierenden(haushoher Gewinn für dieStudierenden!) statt.

Wie beurteilt ihr die Situationin der allgemeinen Hochschul-politik? Wenke Liedtke: Die theologischeFakultät hat hochschulpolitisch eingewisses „Bestandsrecht“, denn derStaatskirchenvertrag, sichert inRostock für Mecklenburg und inGreifswald für Pommern das Stu-dium der Theologie. Außerdem istso der Status einer „Volluniversität“gewährleistet. Kürzungsmaßnah-men, wie sie beispielsweise in derphilosophischen Fakultät zutagetreten, würden hier aufgrund derabsoluten Größen den Lehrbetriebzum Erliegen bringen. Dennochwurden auch hier einzelne Lehr-aufträge reduziert, so zum Beispieldie Neubesetzung des Lehrstuhls

für die Christliche Archäologie.Durch die enge Zusammenarbeitmit der philosophischen Fakultät,wäre zum Beispiel die geplanteSchließung des Instituts für Alter-tumswissenschaft problematisch,da so Kombinationsmöglichkeitenvon Studienfächern nicht mehrgewährleistet wären.Es gilt also zu hoffen, dass dieInteraktion zwischen den Fakul-täten und die vielfältigen Studien-möglichkeiten weiterhin bestehenbleiben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Arvid Hansmann.

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An dieser Stelle sollen nacheinander die Fachschaftsräte unserer Uni vorge-stellt werden. Die Fachschaftsräte sind die untersten Gremien der studenti-schen Selbstverwaltung und Eure nächsten Ansprechpartner, wenn ihr ineurem Fach Probleme habt. Beginnen wollen wir mit dem Fachschaftsratder theologischen Fakultät, der in gewisser Hinsicht einen Sonderfalldarstellt – vertritt er doch die die ganze Fakultät.Der Fachschaftsrat Theolgie hat 6 Mitglieder: Martin Gröschel, KatharinaRosenow, Gunnar Schulze und Anke Wulff studieren Theologie auf Diplom;Wenke Liedtke Religion und Deutsch auf gymnasiales Lehramt und PatriciaKorte M.A. Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und ChristlicheArchäologie. Bereits aus dieser Fächerverteilung wird deutlich, dass das mitdem Studium an dieser Fakultät nicht nur "der Pastor" als Berufsbild ver-bunden ist.

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Miteinander statt gegeneinander: Dozenten und Theologie-Fachschaftler beim Fußballspiel. Foto: aha

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Das Personalkarussell beim AStAhat sich erneut gedreht. Bei derSitzung des Studierendenparla-ments (StuPa) am 26. Oktoberwurde der bisherige Referent fürStudium und Lehre, ThomasSchattschneider, zum neuen Vor-sitzenden gewählt. Er beerbt damitSimon Sieweke, der ab sofort Refe-rent für Hochschulpolitik ist. Dritterim Bunde ist Felix MatthiasProkoph. Er ist zuständig für dasneu geschaffene Referat fürGremien- und Fachschaftsangele-genheiten.„Mir war wichtig, dass der Postendes Vorsitzenden besetzt wird, dennwir brauchen ein Gesicht nachaußen“, begründet Thomas seineKandidatur. Viele Mitglieder desStuPa waren dafür gewesen, dieStelle vorerst unbesetzt zu lassen.Durchaus nicht unüblich, wenn diedrei Kernreferate Finanzen, Stu-dium und Lehre sowie Hochschul-politik besetzt sind. Letztendlichentschieden sie sich jedoch mit 13Stimmen für Thomas – zwei mehrals die notwendige Mehrheit.Noch spannender verlief die Wahlvon Felix Matthias Prokoph zumReferenten für Fachschaftsange-legenheiten. Erst im zweiten Wahl-gang sicherte er sich die hauchdün-ne Mehrheit von elf Stimmen, nach-dem sein Kontrahent RobertWaldheim seine Kandidatur zurück-gezogen hatte. Im ersten Durchganghatte keiner der beiden die notwen-

dige Stimmenmehrheit auf sich ver-einigen können.„Ich sehe mich als Schaltstelle zwi-schen den Fachschaften und denanderen hochschulpolitischen Gre-mien“, umreißt der Romanistik-Student seine Aufgaben. „Ich werdeversuchen, die Fachschaftskonfe-renz (FSK) zu unterstützen, wo esgeht und Vorschläge einbringen, wie

die Arbeit effizienter gestaltet wer-den kann.“ Notwendige Erfahrun-gen hat er bereits im Fachschaftsratder Romanistik gesammelt. Dasneue Referat befindet sich jedochnoch in der Bewährungsphase:Angelegt auf ein halbes Jahr, sollvor der nächsten AStA-Wahl zu-

nächst bewertet werden, ob dieSchaffung sinnvoll war, bevor einneuer Referent bestimmt wird. Felixjedenfalls ist motiviert, die verblei-bende Zeit zu nutzen: „Ich lade alleFachschafts- und Gremienvertreterein, sich bei Fragen oder Problemenmit mir in Verbindung zu setzen.“Umstellen muss sich auch SimonSieweke. Nach eineinhalb Jahrenals AStA-Vorsitzender ist er zumersten November ins zweite Gliedzurückgetreten: „Ich bin froh, denVerwaltungskram los zu sein.“ AlsReferent für Hochschulpolitikmöchte sich Simon in erster Linieum den Nachwuchs für die Gremienkümmern. „Hier liegt auf jeden Falleine Schnittstelle mit Felix vor.“Darüber hinaus werden Themen wieStudiengebühren oder Wege derHochschulfinanzierung seinen All-tag bestimmen.Dass Studiengebühren zur Zeit all-gemein die Gemüter bewegen, zei-gen auch die Schwerpunkte, die sichThomas für seine Arbeit als Vor-sitzender gesetzt hat. „Ich möchteAlternativen aufzeigen und den Pro-zess kritisch begleiten.“ Außerdemsieht er die Öffentlichkeitsarbeit alseinen Kernbereich. Zu guter Letztwird auch die AStA-Reform eineMenge Zeit in Anspruch nehmen:„Ich möchte mehr Service anbietenund die Hochschulpolitik auf mehrKöpfe verteilen.“ Letzteres ist aufjeden Fall mit den Neubesetzungenbereits gelungen.

Die neue DreieinigkeitAStA besetzt zwei Stellen neu und schafft eine zusätzliche

Von Kai Doering

Lust auf Politik und Medien?

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HoPo-Wochenendevom 26. bis 27. November 2004

in Binz auf Rügen

Anmeldung unter [email protected]

Neuer Fachschaftsreferent FelixProkoph: In der Bewährungs-phase. Foto: ring

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Was kann man als Student alleswährend der vorlesungsfreien Zeitmachen? Natürlich die Seele bau-meln lassen, umfangreiche Hausar-beiten schreiben oder aber ein frei-williges Praktikum machen. Ichhabe mich für letzteres entschie-den. Und zwar beimAllgemeinen Stu-dierendenausschuss – kurz„AStA“ genannt – im Audimax inder Rubenowstraße 1, um dieErnst-Moritz-Arndt-Universitätvon innen etwas näher kennen zulernen. Manch einer verbindet damitvielleicht langweiliges Kaffeekochen, Aktenberge hin- undherschleppen sowie pausenlosden Kopierer malträtieren –nicht aber in meinem Fall. Nacheinigen etwas ungläubigen Äuße-rungen – „Wie? Wir haben einenPraktikanten hier?“ – wurde ichvon allen freundlich begrüßt undbegann sofort meine Arbeit. Die bestand hauptsächlich ausder Betreuung eines Teils derrund 2.000 Erstsemester, an dersich das gesamte AStA-Team tat-kräftig und mit vollem Einsatzbeteiligte. So lernte ich durchmeine verschiedenen Tätigkeitenwie beispielsweise Hilfe bei derWohnungssuche und beimStudienpläne-Erstellen sowiebeim Kartenverkauf für dieErsti-Ausflüge nach Hiddenseeoder Usedom nach und nach alleReferenten und Mitarbeiter näherkennen.

Häufiger arbeitete ich mit ThomasSchattschneider zusammen, demdamaligen Referenten für Studiumund Lehre und jetzigem Vor-sitzenden: Wir erstellten gemein-

sam mit den Erstsemestern ihreStudienpläne, korrigierten ihre ei-

genen Entwürfe und mußten dieseteilweise völlig neu zusammenstel-len. Manch ein Erstsemester wolltesich gar in einer Phase höchsterMotivation weit über 30 Semester-

wochenstunden aufbürden. Vorsolchen und weiteren leichtsin-nigen Aktionen konnten wir diemeisten jedoch bewahren…Das totale Gegenteil dazu warendie rund 400 neuen Bachelor-of-Arts-Studenten (B.A.) mit ihrenGeneral Studies I. Diejenigen,die beispielsweise Germanistikoder Anglistik/Amerikanistikstudieren wollten, bekamen kei-nen Platz mehr in einemEnglischkurs, weil die Uni-versität nicht mit einem so gro-ßen Andrang gerechnet hatte.Außerdem ist zur Zeit die Stellefür Schriftkompetenz noch nichtbesetzt. So fällt dies auch vorerstaus – und zwar für alle B.A.-Studenten. So können einigeBachelor in diesem Winter-semester nur ihr erstes Fach stu-dieren und müssen ihre GeneralStudies I später nachholen.Alles in allem erlangte ich durchdas interessante und ab-wechslungsreiche Praktikumeinen Einblick in die Arbeits-weise des AStA und bin nun umeinige Erfahrung reicher.Falls ihr solche oder andereProbleme haben solltet, dannschaut einfach mal beim AStAvorbei. Ein offenes Ohr werden

die dortigen Referenten und Mit-arbeiter auch für euch haben.

AStA–InsideEin (Praktikums-)Bericht von Florian Benkenstein

Eintreten und geholfen werden: Die Tür zumAStA-Büro im Audimax. Foto: ring

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„Wir sind frisch und neu, das bietetGestaltungsmöglichkeiten“, soAnika Macholl, stellvertretendeVorsitzende der Greifswalder Hoch-schulgruppe der Jungsozialisten(Jusos). Die unabhängigen, der SPDnahe stehenden Jusos sind erst seitdem Sommersemester 2004 wiederso richtig aktiv, nachdem dieArbeit der seit sechs Jahrenbestehenden Gruppe inGreifswald eingeschlafen war.Jeden Mittwoch um 20 Uhrtreffen sich etwa 8-10 Aktive imCafe Koeppen, um Veranstal-tungen zu planen oder gemein-same Standpunkte zu finden.Offiziell habe die Juso-Hochschulgruppe 66 Mitglie-der, so Anika. Jeder, derInteresse an Politik hat, kannsich an der Arbeit der Jusosbeteiligen, eine Mitgliedschaftin der Partei ist dafür nicht not-wendig.Was erwartet Studenten bei denJuso-Treffen? „Im letzten Semesterging es vorrangig um die Planungdiverser Aktionen und es musstenerstmal grundlegende Positionenbesprochen werden“, so StefanieHennig, Vorsitzende der Juso-Hochschulgruppe. „Wir habenunter anderem aus unserer Gruppedas „Junge Team“ gebildet, welchesden Europawahlkampf gestaltethat.” Als größte Veranstaltung gingdaraus laut Anika das Europafesthervor. Ein weiteres Thema für dieJusos war die Umstrukturierung derUniversität. Die Juso-Hochschul-gruppe stellte auch Kandidaten fürverschiedene studentische Gremienauf, zum Beispiel AStA und Stu-dierendenparlament (StuPa), undengagierte sich im Wahlkampf zurStuPa-Wahl.Befragt nach den Standpunkten zuden aktuellen Themen Studienge-bühren und Zweitwohnsitzsteuerantwortet Anika: „Studiengebührenwerden ziemlich sicher kommen,wir treten aber auf jeden Fall für dienachgelagerte Variante ein, dassheißt, je nach Höhe des späterenEinkommens wird ein entsprechen-

der Anteil zurückgezahlt.“ Eine He-rausforderung sieht Anika in derDebatte darüber, wieviel Geld letz-tendlich den Hochschulen von die-sen Gebühren bleibt. Gerade in die-sem Punkt sehen beide Vertreterin-nen die Möglichkeit, sich als Hoch-schulgruppe in die Diskussion ein-

zubringen. Zur Zweitwohnsitzsteuermeint Stefanie, dass hier auf jedenFall von Seiten der Stadt nochgenauere Regelungen getroffen wer-den müssten, so zum Beispiel, obdie Steuer nur für Studenten oderauch für Auszubildende gelten soll.Prinzipiell hält sie es für sinnvoll,

wenn von studentischer Seite auchetwas für die Stadt getan wird.Sowohl Stefanie, als auch Anikawünschen sich auf jeden Fall einebessere Zusammenarbeit mit ande-ren Hochschulgruppen. So istgeplant, einen „Ring politischerJugend“ mit anderen Gruppen auf-

zubauen. In der Erstsemester-woche „probten“ die meistenGruppen bereits die Zusam-menarbeit bei einem Info-brunch. Hier konnten politik-interessierte Studenten erst-malig an einem Ort mit allenhochschulpolitischen GruppenKontakt aufnehmen und dieunterschiedlichen Positionenvergleichen.Doch so unterschiedlich seiendie Standpunkte der einzelnenGruppen gar nicht, meintStefanie. Wer sich in derGreifswalder Hochschulpolitikengagiere habe zwangsläufig

die gleichen Probleme. Warum soll-te ein Student dann zu den Jusoskommen?Dazu Anika: „Da wir noch keinefesten Strukturen haben, kann jederNeue seine Vorschläge einbringen.Bei uns kann jeder mitgestalten, dasmöchte ich gerne beibehalten.“

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„Bei uns kann jeder mitgestalten“Alles ganz sozial bei den jungen-alten Jusos / Von Yvonne Mathei

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Na, wer trägt hier rote Socken? – MittwöchlichesJuso-Treffen im Café Koeppen. Foto: ring

Neue Kollektion

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„Es war einmal ……ein schönes und kluges Töch-terlein, der wahre Schatz der Fa-milie, der im Schatten der mondä-nen Schwestern ein Leben imVerborgenen führte, bis sie errettetund ihre wahre Schönheit undBedeutung entdeckt wird. Cinderella nannte Charles Perrault,der dieses Märchen Geschichte imJahr 1697 erzählte, seine Hauptdar-stellerin. Und er gab ihr zum TanzSchuhe aus Glas, einem im 17. Jahr-hundert überaus wertvollen Materi-al, das den wahren StellenwertCinderellas zum Ausdruck bringt. Überaus wertvoll und auf mehrerenEbenen von großer Bedeutung sindauch universitäre Sammlungen:Kunst-, Lehr- und LernmittelSammlungen sowie Museen inunterschiedlichen Fachausrichtun-gen, wie sie beinahe alle alten deut-schen Universitäten - und auch dieUniversität Greifswald - besitzen.„Doch diese Sammlungen führen“,so Dr. Cornelia Weber, Geschäfts-führerin des Hermann von Helm-holtz-Zentrum für KulturtechnikBerlin, in ihrer Rede auf dem ErstenKongress der Kustoden „häufig einCinderella-Dasein.“

Zu diesem Kongress fanden sichvom 28.bis 31. Oktober 2004 rund20 Leiter und Leiterinnen von Kus-todien aus Deutschland, Österreichund Estland sowie Teilnehmer ver-schiedener mit dem Thema assozi-ierte Fachrichtungen zusammen. InVorträgen und Diskussionen wur-den die Geschichte, Entwicklung,Situation und Zukunft der universi-tären Sammlungen dargestellt undkritisch beleuchtet. Universitären Sammlungen sindzahlreich und ihre Rollen innerhalbder Universitäten vielfältig. DieSammlungsdatenbank des Zentrumfür Kulturtechnik erfasste bisherweltweit rund 1900 Universitäts-Sammlungen. Europaweit sind dortüber 1000 und für Deutschlandallein 413 Sammlungen an 58Universitäten ausgewiesen. Hinterdiesen Zahlen verbergen sich einzig-artige und überaus wertvolle Schät-ze der Wissenschafts- und Kunstge-schichte, wie auch die Sammlungender Universität Greifswald zeigen. Nice to know, aber was bedeutendiese für das Profil einerUniversität? Und welchen Nutzenziehen Studierende aus diesenSchätzen?

„Schätze zu bewahren heißt auch,sie aufzuschließen und einer großenÖffentlichkeit zugänglich zu mac-hen.“ Mit dieser Aussage deuteteProf. Dr. Hendrik Olbertz, Kultus-minister des Landes Sachsen-An-halt, in seinem Grußwort zum Kon-gress den Weg, den Universitätenim Umgang mit ihren Sammlungenbeschreiben sollten: Die Präsenta-tion ihrer Kunstschätze in einemWissenschafts- oder Universitäts-museum. Denn dieses bietet Uni-versitäten die Möglichkeit den Kon-takt mit ihren Zielgruppen intensivzu pflegen, Ihre Leistungen undZielsetzungen zu präsentieren unddas individuelle Profil zu schärfen. Die Universität Greifswald plant ge-nau dieses in den kommenden Jah-ren zu realisieren: Ein „Unive-rsitäts-Schau-Haus“ unter dessenDach neben weiteren öffentlich-keitswirksamen Angeboten dieExponate der sechs universitärenMuseen und 17 wissenschaftlichenSammlungen aus den BereichenMedizin, Natur- sowie Geisteswis-senschaften und Theologie einen at-traktiv Platz finden.Für die Studierenden bedeutendiese Sammlungen eine Bereiche-rung ihrer Ausbildung. Zum einendurch den wesentlichen Faktor derAnschauung in Lehrveranstaltun-gen und Ausstellungen. Zum ande-ren durch die Möglichkeit, prak-tische Erfahrung im Umgang mitExponaten zu sammeln: Bei derPflege und Archivierung wie bei derPräsentation und Gestaltung vonthemenspezifischen Ausstellungen. Universitäre Sammlungen bietenalso nicht nur einen lebendigenEindruck von der Geschichte derWissenschaft und der Universität,sondern tragen auch zur Gestaltungder aktuellen Lehre und der Zukunftdes Studienstandortes bei. GuteGründe, um die Sammlungen unse-rer Universität intensiv zu betrach-ten – was der moritz an dieser Stellein den folgenden Ausgaben tut.

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Wenn sich Kustoden treffenoder die Bedeutung universitärer Sammlungen fürForschung und Lehre / Von Sabine Gr0ße

Eröffnung der Dauerausstellung „Schätze aus der Kunstsammlung der Uni-versität Halle-Wittenberg“ Foto: Zentrale Kustodie, Marco Prosch

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Das neue Jahr beginnt im Juli -zumindest, wenn man Mitglied vonRotaract ist. „Das nennt sich dannrotaractisches Jahr“, erklärt Friede-rike Neher. Die Vierundzwanzigjäh-rige ist die Präsidentin des RotaractClubs Greifswald. Doch was ist daseigentlich?„Rotaract steht für ‚Rotary andAction’“, berichtet Friederike. Dasdeutsche Motto lautet, leicht abge-wandelt, „Jugend in Aktion“. Ju-gend, Aktion - das erinnert an Pfad-finder, hat damit jedoch gar nichtszu tun. „Rotaract ist der jugendlicheAbleger der Rotarier“, versucht Maxvon Grone Licht in die Angelegen-heit zu bringen. Dem Vier-undzwanzigjährigen ist je-doch wichtig, dass es sichnicht um eine bloße Ju-gendorganisation handelt.„Wir sind schon eigenstän-dig.“ Max kümmert sich umdie Finanzen des Vereins.Doch was hat es nun mitden Aktionen auf sich?„Unser Vereinsleben ist indrei Säulen organisiert“, er-zählt Friederike, „lernen,helfen und feiern.“ Zumin-dest letzteres ist man vonStudenten ja gewohnt,doch wie sieht es mit denbeiden anderen Teilen aus?„Unter den Bereich Lernenfallen zum BeispielVorträge zu aktuellenThemen“, erklärt Max. „Neulichhaben wir auch eine Imkereibesucht.“ Die wichtigste Säule stelltjedoch wohl das Helfen dar. „Diesbezieht sich in erster Linie auf unse-re Projekte“, sagt Friederike. Sokümmern sich die neun Mitgliederder Rotaract-Gruppe in Greifswaldum Senioren in der Altenresidenz„Kursana“. „Wir besuchen sie, lesenihnen vor oder unterhalten uns ein-fach nur mit ihnen.“ Seit April die-ses Jahres laufe das Projekt und eswerde gut angenommen.Unvergessen auch eine Aktion zu

Nikolaus im Jahr 2002: InZusammenarbeit mit RotaractDeutschland und dem Cinestarkonnten über 100 bedürftige Kinderins Kino eingeladen werden. „Daswar eine tolle Sache“, schwärmtMax. Auch für dieses Jahr ist wiederetwas geplant. „Diesmal sind wir inAnklam und wollen dort imKrankenhaus mit den Kindernbasteln und Kekse backen.“Rotaract Greifswald blickt bereitsauf eine mehrjährige Geschichte zu-rück. 1998 gegründet, wurde derVerein im Jahr 2000 „gechartet“.„Seitdem sind wir offiziell von Rota-ract Deutschland als Club aner-

kannt“, berichtet Friederike. „Imnächsten Jahr steht also unsereFünf-Jahres-Charta an.“ In Rota-ract-Kreisen bedeutet dies, dass derJubiläumsverein ein Wochenendemit Programm und Party organi-siert, zu dem er alle anderen Clubsaus ganz Deutschland einlädt. Hiertritt die dritte Säule also deutlichhervor.„Uns gibt es aber nicht nur inDeutschland“, weiß Max zu berich-ten. Rotaract sei vielmehr in derganzen Welt verbreitet. So findetauch jedes Jahr eine Europa-

konferenz (EuKo) statt, bei der sichRotaract-Clubs aus der ganzen Weltzu Workshops und anderen Veran-staltungen treffen. „Im April warenwir mit sechs unserer Mitglieder beider EuKo in Budapest und habendort die EU-Erweiterung gefeiert.Das war großartig - trotz der 21Stunden Zugfahrt.“Der „Rotary Club“, an deren Idealensich Rotaract orientiert, stammt ur-sprünglich aus den USA. Dies er-klärt auch den Gebrauch der vielenAnglizismen im Sprachgebrauchvon Rotaract. Treffen heißen„Meeting“ und die Welt ist in ver-schiedene „Districts“ eingeteilt.

Greifswald gehört übrigenszum District 1940. „Wirsprechen bei unseren Tref-fen aber schon Deutsch“,lacht Friederike.Die neun Mitglieder imAlter von 21 bis 26 Jahren(Mitglied kann werden, werzwischen 18 und 30 Jahrenalt ist) treffen sich vier-zehntäglich donnerstagsum 20 Uhr im Berufsbil-dungswerk um sich auszu-tauschen und soziale Akti-onen zu planen. „Alternie-rend dazu findet einStammtisch statt, bei demes dann etwas lockerer zu-geht“, ergänzt Friederike.„Der Ort wechselt ständig,kann aber über die Home-page (www.rotaract.de/

greifswald) erfragt werden. „Bei denMeetings besteht übrigens Präsenz-pflicht. Wer unentschuldigt fehlt,muss bezahlen. „Damit füllen wirunsere Kasse ein wenig auf“, lächeltMax. Abschrecken sollte dies jedochniemanden, denn „wer vorher an-ruft, muss natürlich nicht bezah-len.“ Lernen, helfen, feiern - dreiSäulen, die das Studentenleben gutbeschreiben.

Wer Interesse an Rotaract hat, kann sichunter [email protected] Friederike in Verbindung setzten.

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Leben in drei SäulenLernen, helfen, feiern - das sind die

Grundpfeiler von Rotaract / Von Kai Doering

Gutes tun und dabei Spaß haben - Die Mitglieder von Rota-ract Greifswald Foto: Rotaract

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Als Ersti in Greifswald

Gefühlt habe ich wie bei der Ein-schulung. So viele neue Gesichter,man selbst nur einer unter vielen,dann die Ehrfurcht vor den „Gro-ßen“ und die Angst, dass man kei-nen Anschluss findet. Besonders alsman am Montag mit den Tutoren,einem Klebestreifen auf der Brustnach dem Motto: „Hallo, seht alleher - ich bin ein Ersti!“ und einerÜberraschungstüte gefüllt mit Bier,Rasierer und Streichfett, durch dieStadt zog.Aber die Tutoren und alle anderenVerantwortlichen haben ihren Jobgut gemacht. Der Anschluss gelangsofort - schon allein deshalb, weilniemand wusste, wo man sich wofüreinschreiben musste und wie mansich den Stundenplan zusammenba-steln soll. Auch die folgenden Tagewaren geprägt vom gegenseitigenKennenlernen. Sei es beim stunden-langen Anstehen bei der Hochschul-

sport-Einschreibung, beim Feiernim Mensaclub oder auch bei derStadtrallye, die wohl einige der Teil-nehmer zu ernst nahmen.Obwohl ich die Kapazitätsproblemeder Uni eher gelassen sehe, frage ichmich doch, warum die Uni ange-sichts des Ansturmes an Neuzugän-gen im letzten Jahr nicht schon eherauf den Massenandrang reagierthat. Stattdessen müssen jetzt Kom-promisse bei den Bachelor-Studien-gängen gemacht werden. Aber ichdenke, das wird sich alles mit derZeit ergeben. Und um ehrlich zusein, richtig wichtig war in dieserWoche doch nur, dass man ein bis-schen Greifswald kennen gelerntund Gleichgesinnte gefunden hat. Und wenn mich jetzt noch jemandfragt, ob ich mich denn schon inGreifswald eingelebt habe, kann ichberuhigt mit „Ja“ antworten undletztendlich ist es doch nicht so wiebei der Einschulung, sondern vielbesser. Katarina Sass

Gute Zeiten

Wieder einmal Erstsemesterwoche.Flyer und T-Shirts und Deo undRasierer und Bier. Studentenknei-pen, Mädels, Namensschilder. T.aus Amsterdam, aber eigentlich ausKassel, zeigt dir seinen Roller mitUnterbodenbeleuchtung. Aus Hol-land mitgebracht. Ist billiger dort.Dreimal um den Dom gelaufen. InVerbindungshaus gezogen. DasMeer gesehen. Fischbrötchen ge-gessen. Mit L. Tequila getrunkenund Johnny Cash gehört. Mal wie-der Zigaretten geraucht. An Berlingedacht. Döner. Buch über die Han-se gekauft. Zeitung gelesen. H. fin-det nachts nicht mehr nach Hauseund verpasst das Fachschaftsfrüh-stück. F. hat keinen Studienplatzmehr bekommen. Deine Sockenstinken. G. hat Verwandte in Viet-nam. Man tanzt. Ein Polizist stopptdich, weil du auf dem Markt Fahr-rad fährst. D. wacht in einer vollenWanne auf und muss ins Kranken-haus. Mit zehn Leuten im Taxi insC9 und zurück. Usedom und Hid-densee verschlafen. Miete überwie-sen. Bei Lidl eingekauft. Oma ges-chrieben. Nazis. Und Jesus. Undein Bild mit Nazis und Jesus in derMarienkirche. Beim Gottesdienstzugehört. Die Putzfrau beruhigt.Dich mit Alten Herren im AltenFritz über Navigationssysteme un-terhalten. Eigenartige Träume ge-habt. Vorhängeschloss gekauft. Fer-tiggerichte gekocht. Billard gespielt.Ins Theater gegangen. Eine Katzesieht dich schräg an. Ja, ja...

Manuel Nüsser

Alle Jahre wieder bevölkern die neuen Studienanfänger die Greifswalder In-nenstadt. Für viele alte Hasen nichts Besonderes mehr, doch wie fühlt sich ei-gentlich ein „Ersti“ in der ersten, in „seiner“ Woche? Dies wollte der moritzherausfinden und schrieb deshalb einen Wettbewerb aus, bei dem alle Neuenihre ersten Eindrücke schildern sollten. Die vier interessantesten drucken wirhier ab.

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Wie neugeboren

Der studiosus in uns hatteviel Zeit zum Keimen, dochnun haben ihn die Wehen derErsti-Woche mit einemRutsch ans Licht gebracht. Das lange Warten in denGeburtskanälen - vor derMensa - hatte schließlich einEnde und die erwartungsvol-le Anspannung gipfelte inden ersten Eindrücken desneuen Lebens: Kneipen,Bars, Kommilitonen undBier.Umhegt, verpflegt und zer-streut - die Tutoren warenklasse! Danke! - war es ein

Leichtes, Greifswald, seine Uni und vor allem seine Mitstudenten ins Herz zu schließen. Ein beglückendesGefühl, sich nun zu dieser bunten Menge zählen zu dürfen.Doch was wäre dieser erhabene Moment ohne die eine oder andere kleine Panne: Mein Fahrradschloss hatsich nach nur zwei Tagen in die ewigen Jagdgründe verabschiedet - Rekord würde ich sagen -, eine gewisseBillig-Schokoladen-Marke ist einfach unerklärlich eklig, und, oh man, Fahrradfahren kann einen echt fertigmachen! Aber ich hab eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Wenn es zur nächsten Mensa-Party geht, ent-wickelt man ungeahnte Kräfte. Die ersehnte, innige Umarmung davor und das rauschende Fest im Innernwiegen alles wieder auf und machen die ersten Tage unvergesslich. Franzi Weber

Auf den Boden zurück

„Wie du jehst nach Greifswald?“ dieerste entsetzte Frage. „Wat willsteda überhaupt, da jib’s doch nüscht“,die Nummer zwei und die etwas lei-ser gestellte: “Wo issn dit eigent-lich?“, zierte die drei.Dort, wo ich meinen Hauptwohnsitzhabe, (sage nicht wo, gebe aber denkleinen Hinweis, dass es Deutsch-lands Hauptstadt ist), löste ich ir-gendwie Entsetzen aus, als ich denEntschluss fasste, nach Greifswaldzu gehen. Ich dachte und erklärte,die Bedingungen sind einfach bes-ser. Zum Beispiel hat man hier,anders als in einer Großstadt, einpersönlicheres Verhältnis zu seinen

Tutoren (Hey, rein formell!), wennes um Fragen geht und außerdem istes doch toll im Sommer gleichaus’m Bett in die Ostsee zu fallen.Aber am wichtigsten war die Tat-sache, dass es in den gewünschtenFächern kein Numerus Clausus gab.Ist doch super!... dachte sich wohlauch ganz Deutschland.Meine Freude auf die Ersti-Partysverflog schnell. Am ersten Abendstand ich an, wie man früher im da-maligen Osten für Bananen an-stand. Stunden. Viele kamen garnicht erst rein. Drinnen wars aller-dings auch keine Freude. Man be-wegte sich massentierhaltungsartigin den pupsigen Bierrülpsfeuchtig-keitsdämpfen und versuchte, noch

etwas Luft, oder welcher Stoff dasauch immer geworden war, in denBrustkorb zu ziehen. Die Prozedurbetraf allerdings jeden Party-Abend, so dass man schnell lernte,selbständig zu werden - genau daswollen doch Eltern; sie können ver-dammt stolz auf mich sein! - undsich zuhause im kleinen Kreisebetrank.Persönlich an die Tutoren wendenist aufgrund der Studentenmassennicht mehr möglich. Die richtigeOstsee ist leider auch etwas weiterentfernt und man muss mit demmatschigen dreiundsiebzig Kommazweidreisechs tiefen Bodden vorliebnehmen. Ist aber egal und trotzdemnett hier. Steffi Strachotta

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30. September 2004: Es ist Donner-stag abend. Ganz schön gestresstkommen wir am Flughafen Tegelan. Ziemlich genau 20 Minutenbleiben uns noch um Tickets zuergattern, einzuchecken und zuboarden. „Just in time“ erreichenwir das Flugzeug und nur 100 Mi-nuten später werden wir schon freu-destrahlend in Riga/Lettland emp-fangen. Gegen Mitternacht fallenwir erschöpft in die Hotelbetten.Unsere Mission kann beginnen...Vom Abend dieses Tages bis zumvierten Oktober 2004 verweiltenwir drei GrIStuFler in Riga. Nein,

nicht zum Urlaub machen wie jetztder eine oder andere uns unterstel-len möchte. Anlass für unsere Reiseist das „SORCE“-Treffen gewesen,organisiert vom Org-Team des Stu-denten Festivals aus Ilmenau/ Thü-ringen. SORCE steht für „StudentsOrganizing Conventions Every-where“ und GrIStuF ist seit AnfangOktober nun auch Mitglied diesesweltweiten Netzwerks von Studen-tenfestivals. Ziel des Zusammen-schlusses ist es, eine Basis der Ko-

operation zu erstellen, die den ein-zelnen Organisationen die Mög-lichkeit bietet, von den anderenTeilnehmern zu lernen.SORCE ist eine freie Verbindung.Die Festivals und Konferenzen anden verschiedenen Orten sind voll-kommen unabhängig voneinander.Die grundlegende Idee eint jedochalle SORCE-Teilnehmer: Studentenvon allen fünf Kontinenten treffensich um über die Welt, in der wirleben, zu diskutieren, um andereEinstellungen kennen zu lernen undum interkulturelle Erfahrungen zusammeln. SORCE bedeutet aber

auch für jedenGreifswalderS t u d e n t e neinen Ge-winn. DurchSORCE hastauch du Vor-teile! Nutzedeine Chanceund bewirbdich für einStudentenfe-stival im Aus-land. Unterwww.iswi.de/sorce kannstdu dir dieTermine für

die kommenden Festivals ansehenund „dein Festival“ heraussuchen.Allerdings solltest du nicht verges-sen, dass das „Students Festival“ inGreifswald 2005 direkt vor deinerHaustür stattfindet und du dichpersönlich für dieses Projekt ein-setzten kannst.Du bist neugierig geworden? Dichinteressiert unsere Arbeit? Dannschau doch einfach nächsten Mitt-woch um 20 Uhr in der StralsunderStraße 10 vorbei.

GrIStuF-Visit to RigaReisebericht aus Lettland Von Julia Schrod

GrIStuF goes Riga - Blick über die Altstadt Foto: Julia Schrod

Dominic Becker (24) ist gebürtigerDüsseldorfer und seit dem Winter-semester 2000/2001 in Greifswald.Das Büro des GrIStuF e.V. betrat erzum ersten Mal im Oktober 2003.Die Führung des Finanzteams über-nahm er im November 2003 undseit Mai 2004 bekleidet er einen derdrei Vorstandsposten.

Wie bist Du zum GrIStuF e.V.gekommen?2002, beim ersten Festival hier inGreifswald, habe ich zusammen mitKulturträgern der Stadt die dreiParties mitorganisiert und so einenersten Einblick in die Arbeit desGrIStuF e.V. gewinnen können.Durch diese Mitarbeit kam ich inKontakt mit den damaligen Organi-satoren des „Students’ Festival2002“. Nun sitze ich hier…

Was sind Deine Aufgaben?Kurz gesagt: „Trouble Shooter“.Speziell im Finanzteam werden diegesamten Kosten besprochen undimmer wieder neu kalkuliert. Wirschreiben Anträge, vor allem abermüssen die persönlichen Kontaktezu den Financiers gepflegt werden.

Was erwartest Du vom „Stu-dents`-Festival“?Ich hoffe, dass dieses Festival An-sporn und Motivation gibt, sichmehr für die Region und die StadtGreifswald einzusetzen. Außerdemsoll dieses Zusammentreffen derunterschiedlichsten Kulturen zei-gen, dass man sich auch in Mittel-europa Gedanken über Problemeund Konflikte in der Welt macht.

GrIStuF in drei Worten ist……Visionen zu leben

Dominic ist erreichbar unter [email protected]

Verantwortlich für...Vorstand & Finance

***Du suchst internationales Flair in deiner WG und hast ab 1.1.2005 einZimmer frei? GrIStuF bekommt zwei EVSler (European Voluntary Service),aus Italien bzw. Frankreich. Für die beiden suchen wir je ein WG-Zimmer.Weitere Infos und Kontakt: [email protected]****** Running Dinner am 4.12.2004 ab 18 Uhr. Anmeldungen sind vom 17.11.bis 28.11., 12 Uhr möglich. Unser Anmeldetisch in der Mensa wird täglich von11-14 Uhr für dich da sein. Außderdem kannst du am Running Dinner-Anmeldetisch einen individuellen Button herstellen. Einfach dein persönli-ches Motiv mitbringen und für 30 Cent pro Button loslegen.***

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Im Jahr 1956 feierte die Alma MaterGryphiswaldensis ihren 500. Grün-dungstag. Er wurde mit einer Fest-woche begangen. Wirft man einenBlick in das Programm, wird einesschnell klar: Große Unterschiede zuheute gibt es nicht.Die Festwoche begann am 14. Ok-tober mit der Eröffnung von Aus-stellungen, die dem Leben vonErnst-Moritz-Arndt sowie CasparDavid Friedrich gewidmet waren.Auch der Croy-Teppich wurde derÖffentlichkeit vorgeführt. Nach ei-nem Festgottesdienst im Dom am15. Oktober folgte einen Tag späterdie Eröffnung der eigentlichen Fei-erlichkeiten in einem eigens dafürangemieteten Festzelt um auch „derwerktätigen Bevölkerung“, wie es ineiner Festschrift heißt, die Teil-nahme möglich zu machen. Beson-

derer Ehrengast der Feier: Minister-präsident Otto Grotewohl, der inseiner Ansprache die traditionsrei-che Geschichte der Universität skiz-zierte und ihren besonderen Platz inder sozialistischen Gesellschaft her-vorhob. Zum Abschluss der Feier er-klang die vom damaligen RektorGerhardt Katsch geschaffene Fest-kantate „Elektronentanz“. Nach derVerleihung von Ehrenpromotionenam Nachmittag, gehörte der Abendeinem Staatsempfang des Minister-präsidenten im „Haus der Jugend“.

Besonders begangen wurde derGründungstag der Universität, der17. Oktober. Ein halbes Jahrtausendzuvor hatte der Bischof von Kam-min die Gründungsurkunde imDom feierlich an die Stadt überge-ben. Um an dies Ereignis zu erin-nern, wurde der historische Einzugdes Lehrkörpers in die Universitätvon 1456 wiederholt. Abschließendfand in der Aula ein Festakt statt,bei dem Otto Grotewohl auch dieGrüße des „Präsidenten der Repu-blik“, Wilhelm Pieck, überbrachte.„Die Deutsche Demoktratische Re-publik ist sich der hohen Verpflich-tung bewusst, das Erbe hochver-dienter Männer, hervorragenderForscher und Lehrer des Volkes zuwahren und zu mehren,“ ist in sei-ner Botschaft zu lesen. Am Abenddes Gründungstages versammelten

sich die Stu-denten aufdem Marktund zogennach einer kur-zen Ansprachedes Rektorsmit Fackelnund traditio-nelle Studen-tenlieder sin-gend durch dieStadt.Nach Festvor-trägen in derzweiten Hälfteder Festwochebildete dergroße Festum-zug den ab-schließendenHöhepunkt der

Feierlichkeiten. Er gab einen Über-blick über siebenhundertfünfzigJahre Stadtgeschichte. Mehr dazuaber in einer der nächsten Ausgabendes moritz.Eine abschließende Randnotizbleibt der „Boykott“ der Greifs-walder Jubiläumsfeier durch dieUni-Rektoren der BRD. Niemandwar der Einladung der GreifswalderUniversiätsleitung gefolgt. Statt-dessen wurde im November 1956eine „Gegenfeier“ in Kiel abgehal-ten. Es bleibt also alles anders.

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Neues aus demJubiläumsbüro

50 Stände für die UniMecklenburg-Vorpommern istetwas Besonderes. Einiges ist hieranders als in anderen Bundes-ländern. Manchmal ist es hierjedoch auch schwieriger als anders-wo. Versucht man hier zum Bei-spiel 50 Markt-Stände in einheit-licher Aufmachung zu bekommen,kann einen das schon vor unlösba-re Probleme stellen. So geschehenvor einigen Wochen. Für die ge-plante Uni-Meile werden erwähnte50 Stände benötigt. Doch wohernehmen? Weder die Stadt, nochVereine und nicht einmal derGroßmarkt in Rostock könnendiese zu Verfügung stellen.Wer also 50 gleiche Stände besitzt,ist aufgerufen, sich im Jubiläums-büro zu melden.

Greifswald als Wissenschafts-zentrumWährend des 550jährigen Univer-sitäsjubiläums wird sich Greifswaldin ein Wissenschafts-Mekka ver-wandeln. Bei etwa 50 Tagungenwerden diverse Themen bespro-chen werden: Vom medizinischenFakultätentag bis zum „Laufkäferder Moore“

Poeten bevorzugtIn der Festwoche wird es auch eine„lange Nacht der Poesie“ geben.Studenten sind herzlich eingelan-den, sich mit eigenen Beiträgen zubeteiligen.

Darf ich bitten?Am 01. Juli 2006 darf das Tanzbeingeschwungen werden. Unter demTitel „Tanz durch die Jahrhun-derte“ findet auf Schloss Griebenowder Universitätsball statt. Er wirdausgerichtet für alle Uni-Ange-hörigen - also nicht nur für hoheHerren (und Damen), sondernauch für alle Studierenden.

Immer mehr im BootDas Jahr 2006 rückt näher und dasJubiläumsprogramm nimmt For-men an. Von studentischer Seitewerden auf jeden Fall die „Euro-pean Law Students’ Association“(ELSA), der Lamarck-Zirkel, dasIKUWO sowie GrIStuF mit dabeisein.

Höhepunkt der 500-Jahr-Feier: Der Festumzug in histori-schen Kostümen Foto: Archiv

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Feiern unter Hammer und ZirkelDas 500järige Jubiläum der Uni im Jahr 1956Von Kai Doering

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Es ist Nacht. Doktor Johannes Fausthockt in seinem ewig gotischenZimmer. Seine Stimmung ist mono-logisch bedrückt. Gleich wird er, der

„arme Tor“, über die Eintönigkeitseines Daseins deklamierend ebenjenes Zitat fällen, welches Jahr-hunderte später diesen Artikel zie-ren soll. Hätten Sie es erkannt?Doch weiter in unser Geschichte,der des Studententheaters zuGreifswald. So an die zehn Jahresind seit den ersten Gehversuchenvergangen. Anders als Faust hatStuThe in diesen Jahren häufig seinDomizil wechseln müssen. Anfäng-lich war es ein großer Seminarraum,der heute den PC-Pool des Fremd-sprachen- und Medienzentrumsenthält, dann das ehemalige Aus-stellungszentrum im gleichen Haus.In einem Malsaal, in dem manwegen baulicher Schwächen „Bittenicht hüpfen!“ durfte, entstand„Gamlet“. „Die Physiker“ wurdenim Schülerfreizeitzentrum geboren

und „Max und Milli“ auf der grünenWiese. Mit dem Einzug in die Kiste begannnun eine qualitativ völlig neue

Etappe. Die Wanderjahre warenvorerst vorbei. Glich die Suchenach Probenräumen zuvor ofteinem Geduldspiel für genügsa-me Untergrundkämpfer, so hatteStuThe plötzlich ein eigenesZuhause. Das war 2001. Flyerund Mundpropaganda sorgtendafür, dass die Zahl der aktivenSpieler rasch wieder anwuchs.Der Andrang war groß und vorallem vielfältig genug, um inner-halb des Theaters vier verschie-dene Sparten zu eröffnen. Dawäre zunächst dasImprovisationstheater zu nen-nen, welches kreative Szenen ausdem Stehgreif auf die Bühnebringt. Die Methoden dieserTheaterform sind hervorragendgeeignet, um sich ein Gespür fürden dramatischen Gehalt desAugenblicks zu anzutrainieren.Eine zweite Gruppe stürzte sichauf das textorientierte Theater,den Klassiker sozusagen. ErstesProjekt: „Es war die Lerche“ vonEphraim Kishon.Derzeit sind zwei

neue Projekte amStart. Die Soap-Opera-Group berichtet inFortsetzung aus derChronik einer fiktivenWohngemeinschaft.Gewohnt schräg bisoriginell tendiert dieHandlung derzeit of-fensichtlich in Rich-tung Actionthriller. Dievierte Sparte gründetesich als Schlager-Grup-pe, hat seither paro-diertes und ernstes imAngebot, auch das eineoder andere Chanson. Zu einer zyk-lisch wiederkehrenden Veranstal-tung ist die „Klappe“ geworden, inder die Sparten ein gemeinsamesProgramm auf die Bühne bringen.Die Kiste hat wieder Vielfalt und

Kontinuität in StuThesTheaterarbeit gebracht, bot endlichwieder Raum für Workshops, fürGastspiele und nicht zuletzt für Pub-likum. Die Kiste. Eine ehemaligeSchülergaststätte, die auch maleinen der größten Studentenclubsbeherbergte und eine Außenstelleder Unibibliothek, in der es jetzteinen kleineren Studentenclub gibtund auch eine Moschee undVorlesungsräume und kein Theatermehr.

Platzangst in Greifswald

Im Herbst 2003 musste StuThe dieKiste verlassen. Die Zahl der Greifs-walder Studenten war inzwischenderartig angewachsen, dass man sieentweder hätte stapeln können odergezwungen war, neue Vorlesungs-räume zu erschließen. Der Druckwar augenscheinlich so groß, dassVorlesungen in der Mensa, inGroßraumzelten, ja selbst inKirchen als Alternativen geprüftwurden. Der Umbau der Kiste warda eines der realistischeren Kon-zepte. Neue Heimstätte des Studen-tentheaters wurde in einer Blitz-

aktion die Stralsunder Straße 10.Nur die war leider schon belegt.Schon seit vielen Jahren wird derehemalige Tanzsaal des ehemaligenHotels durch Übungsgruppen desHochschulsports genutzt. Fechten,

„… und ziehe schon an die zehen Jahr“2. Teil: Das Studententheater StuThe zieht um Von Sven Laude

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Frechsachs 1997

Gamlet 2000

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november 2004

Jazzdance, Jonglieren, BujinkanTaijitsu, Basketball und noch eini-ges darüber hinaus. Dann standenvon einem Tag auf den anderen undoffenbar ohne Absprache Möbel,Säcke und Kartons auf dem Lino-leum. Dem Studententheater warder ganze Saal versprochen worden,eine Rückkehr in die Kiste standaußer Frage. Stattdessen wurdezügig eine der Wohnungen imErdgeschoß ausgebaut, um dieRequisiten, Kostüme und anderenDinge unterzubringen. Eine schöneWohnung. Mit Küche, Toilette undsogar Dusche. Und was nun?Erstmal gar nichts. Der aktuelleKompromiss teilt die StralsunderWoche in zwei Teile und jede Parteierhält dabei eigentlich zu wenig.Der Hochschulsport kann einigeKurse nicht mehr anbieten oder

muss sich auf Kosten der Teil-nehmer bei teureren Drittanbieterneinmieten. Dabei dürfte der Bedarfan sportlicher Betätigung mit denerhöhten Studentenzahlen ehersteigen. Das Studententheater hatebenfalls geringere Probenkapa-zität, kann seine permanente Licht-und Tontechnik nicht aufbauen undlebt wieder ein Stück weit aus Kof-fern. Ein zusätzliches Problem stelltder bauliche Zustand des Hausesdar. Das Wasser kommt von untenund von oben, von oben bringt esauch schon mal ein Stück Putz vonder Decke mit. Ohne Sanierungs-konzept ist das Gebäude nicht zuhalten. Die Frage ist also: Was willdie Uni?

StuThe und die Politik

Zunächst einmal soll angemerkt

werden, dass StuThe unter-stützt wird. Bisher hat jederDekan der PhilosophischenFakultät seinen Teil dazubeigetragen, dass StuTheweiterexistiert hat. SeitJahren gibt es an derFakultät einen Etat von 500Euro für das Studenten-theater. Der Einzug in dieKiste und in die StralsunderStraße wäre ohne Rückhaltinnerhalb der Universitätnicht möglich gewesen. Diegroße Unterstützung in klei-nen Schüben hat aber auchdazu geführt, dass dieselbenAufbauarbeiten jetzt teil-weise schon zum drittenoder vierten Mal gemachtund finanziert werden müs-sen. Nicht nur das Gebäude

in d e rStralsunderS t r a ß ebraucht einK o n z e p ts o n d e r nauch dasStudentischeTheater andieser Uni-versität. Undsolch einKonzept gibtes tatsäch-lich. Schonjetzt sitzenunter ande-rem dieG r I S t u F -

Organisatoren und das Moritz-TVin der Stralsunder Straße 10.Verwaltungsleiter Naujok konzi-piert derzeit für diesen Standort ein

kombiniertes Projekt aus studenti-schem Wohnen und kulturellemZentrum der Universität. Das ist eingroßer Happen, der die Ressourcender Uni überfordern dürfte. Nochim November ist deshalb einTreffen zwischen dem Verwaltungs-leiter, dem Kanzler der Universität,dem Oberbürgermeister und derKultursenatorin der Hansestadtgeplant. Gemeinsame Interessen anStadtbild und kulturellem Angebotsollten ausreichend vorhanden sein.Hoffen wir das Beste, für Kultur undSport.

Wer Lust bekommen hat, beiStuThe mitzumachen und die Bret-ter, die die Welt bedeuten, erobernmöchte, bekommt weitere Informa-tionen bei [email protected]

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Ex Oriente Lux 2003

Theaterworkshop mit Mario Fascetti 2004

Soap Action 2004

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Immer wieder… in der ersten Wo-che des Semesters stehen etlichesportbegeisterte Studenten auf demSportplatz in der Falladastraße undwarten sehnsüchtig darauf, sich fürdie Sportkurse einschreiben zu kön-nen. Während die Studenten war-ten, sitzt in der Turnhalle das kleineTeam, das den gesamten Unisportorganisiert und koordiniert. In demganzen Trubel ist auch irgendwo Dr.Eckard Schielke, Leiter des Hoch-schulsports, zu finden. Seit fast 15Jahren ist der promovierte Geogra-phie- und Sportlehrer der Dreh-und Angelpunkt, wenn es um Vol-leyball, Gesundheitssport, Aqua-Fitness, Segeln, Fußball, Aerobicund all die anderen Sportarten geht. Dr. Eckhard Schielke hat es sich ge-meinsam mit seinen Mitstreiternzur Aufgabe gemacht, den Greifs-walder Studierenden eine möglichstbreite Palette in Sachen Hochschul-sport anbieten zu können. „Häufig

richtet sich das Angebot nach denÜbungsleitern, die viele neue Ideenmit in unsere Arbeit einbringen. soDr. Schielke. „Aber wir bemühen

uns, immer neue Übungsleiter zugewinnen.“ Zu seiner Arbeit gehörtauch die mitunter schwierige Orga-nisation der verschieden und zahl-reichen Spielstätten.44 verschiedene Sportarten, 110Übungsleiter, circa 2500 einge-schriebene sportbegeisterte Studen-ten und vier Stunden Wartezeit

beim Einschreiben, das sind dieZahlen des aktuellen Semesters. Aber nicht nur Ausgleich zum täg-lichen Unistress soll der Sport sein,sondern gleichzeitig als Experimen-tierfeld dienen. Möglicherweise fin-det der eine oder andere eine neueLeidenschaft oder ein neues Hobby. Zurzeit plant das Team um Dr.Schielke das Projekt „Gesunde undbewegte Universität“. Es ist geplant,Kurse für Gesundheitssport zusam-men mit begleitenden theoretischenWorkshops anzubieten. MöglicheThemen: Wie bewältige ich denAlltagsstress? oder Wie ernähre ichmich gesund?Zum Schluss noch eine Frage, diealle Studenten brennend interes-siert: Wann wird es in GreifswaldEinschreibungen via Internet ge-ben? Dazu sei gesagt: Zurzeit wirdin Zusammenarbeit mit dem Re-chenzentrum geprüft, inwieweit ei-ne Online-Einschreibung in Greifs-wald realisierbar ist. Wir dürfen alsoweiter hoffen.

moritz bedankt sich auch bei Ros-witha Apler, Klaus Baethge undBrigitte Bleck für das Engagement,damit die Studenten sportlich aktivsein können.

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Frisch, fromm, fröhlich, frei

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Hört man von der Wendezeit 1989/90 in der DDR, so verbindet mandies landläufig meist mit Städtenwie Leipzig, Dresden oder Berlin.Leipzig hatte die Montagsdemos,durch Dresden rollten die Züge mitden Prager Botschaftsflüchtlingenin den Westen, in Berlin kam es zurMaueröffnung - und was passiertein Greifswald? Durchaus eine ganzeMenge. Doch schon die seinerzeitige Wahr-nehmung der Wendeereignisse warvon den bevölkerungsreicherenStädten im Süden der DDR geprägt.Regelmäßige Demonstrationen inweniger großen Städten wie Greifs-wald erlangten allerdings eher nurregionale Aufmerksamkeit. Im Sü-den der DDR wurde kaum regi-striert, dass auch im Norden de-monstriert wurde, wenn auch inkleinerem Rahmen. So hatte Greifs-

wald seine regelmäßigen Mitt-wochsdemonstrationen. Gingen inGreifswald und in Leipzig zum Bei-spiel jeweils zehn Prozent der Ein-wohner auf die Straße, so kamen inGreifswald 1989 etwa 6800 Men-schen zusammen, während in Leip-zig bei der etwa achtfachen Einwoh-nerzahl rund 55 000 Menschen zu-sammenströmten. Der Verlauf der Wende in Stadt undUniversität Greifswald orientiertesich an den landesweit bestimmen-den Ereignissen. So bestand imSommer 1989 noch das Ancien régi-me der überall in der DDR bestim-menden Sozialistischen Einheits-partei Deutschlands (SED). In denSektionen der Universität, in welchedie Institute 1968 umgewandeltworden waren, gab es Parteisekre-täre. Die Studierenden waren bisauf eine nennenswerte Anzahl von

Theologiestudenten flächendeckendin die Jugendorganisation „FreieDeutsche Jugend“ (FDJ) eingebun-den. Alle Studierenden gehörten zuschulklassenähnlichen Seminar-gruppen. Pflichtfächer für alleStudiengänge an der Universitätwaren zuallererst Marxismus/Leni-nismus, aber auch Russisch undSport. Wer in diesen Fächern Miss-erfolg erlitt, konnte zwangsweise ex-matrikuliert werden. Außerdemhatten die Studierenden zu ver-schiedenen Zeitpunkten halbmilitä-rische Übungen und Arbeitseinsätzebei der Ernte und anderswo zuabsolvieren.Das Studienjahr 1989/90 begannregulär am 1. September 1989. Dis-kussionen über die Entwicklung deraktuellen politischen Lage breitetensich unter den Studierenden undunter den Mitarbeitern an der Uni-

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Als zusammenwuchs, was zusammen gehört

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Die Wende in GreifswaldVon Alexander König

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versität weit aus. In der Theologiegab es im Verhältnis zur Gesamtstu-denten- bzw. Mitarbeiterzahl beson-ders viele kritische Stimmen. Dieje-nigen, die Veränderungen wollten,fanden sich schnell übergreifendzusammen. Kontakte - oft auf per-sönlicher Ebene beruhend - gab eszwischen Personen der verschiede-nen Universitätsfachbereiche, zwi-schen Universität und Stadt sowieauch zu vielen Menschen außerhalbGreifswalds. Häufig waren dieseKontakte unter dem Dach der evan-gelischen Kirche gewachsen, da dieSED auf kirchliche Belange unterallen gesellschaftlichen Bereichenam wenigsten Einfluss nehmen kon-nte. Als sich im September und Ok-tober in der DDR neue politischeGruppierungen wie das „NeueForum“, „Demokratie Jetzt“, „De-mokratischer Aufbruch“, die „So-zialdemokratische Partei in derDDR“ (SDP) u.a. bildeten, die derSED und den SED-hörigen Block-parteien kritisch gegenüberstanden,waren immer auch Greifswalderdabei. So war beispielsweise derGreifswalder Studentenpfarrer am7. Oktober Teilnehmer der Grün-dungsversammlung der SDP inSchwante nordwestlich von Berlin,aus der später die DDR-SPD wurde. Zu einem bedeutsamen Stimmungs-wandel an der Universität Greifs-wald kam es, nachdem am 18. Ok-tober 1989 Erich Honecker als Ge-neralsekretär der SED und von allenanderen Ämtern zurücktrat undEgon Krenz neuer Generalsekretärwurde. Nunmehr schien klar: Eswürde Änderungen in den politi-schen Verhältnissen geben, wieauch immer sie ausfallen würden.Überall wurde diskutiert. Es gab et-liche Vollversammlungen in denSektionen. Die alten SED- und FDJ-Strukturen begannen zu zerbröseln.Unabhängige Strukturen entstan-den dagegen neu. So gründeten Stu-denten am 25. Oktober die Unab-hängige Studentenschaft Greifswald(USG) als erste freie Hochschul-gruppe von Studierenden (s. Seite28) Im Verlaufe von mehrerenWochen im Oktober und Novemberentmachteten die USG-Aktiven dieFDJ. An der Uni entstand dann umdie Jahreswende 1989/90 ein unab-hängiger Studentenrat. Es gab freieWahlen. Der Studentenrat über-nahm einige der früheren FDJ-Räumlichkeiten samt Inventar. Ausdem Studentenrat wurde 1990 dann

eine „allgemeineStudentenvertretung“ nach einemMischsystem aus Personen- undListenwahl. 1991 wurde dann dasheutige System mit Studieren-denparlament und AStA als gesetz-lich verankerter studentischer In-teressenvertretung eingeführt.Der Marxismus/Leninismus-Unter-richt (Domstraße 20) wurde EndeOktober/Anfang November 1989 alsPflichtfach abgesetzt. Kurioserweisesollte M/L im Dezember wieder ein-geführt werden, woraufhin das Uni-hauptgebäude von Studierendenverschiedenster Fachrichtungenüber mehrere Stunden so lange be-setzt wurde, bis das endgültige Ausfür dieses Studienfach verkündetwurde.

In den Tagen nach der Mauer-öffnung am 9. November wurde vonvielen Studierenden, Unimitarbei-tern und anderen Greifswaldernbuchstäblich alles stehen und liegengelassen, um in den Westen zu fah-ren. Der Unibetrieb ging jedoch mitstellenweise stark gelichteten Rei-hen weiter, während die Züge derDeutschen Reichsbahn nach Berlinund in Richtung Bundesrepublikhoffnungslos überfüllt waren. Der politische Wandel schritt in derZwischenzeit voran. Das Mini-sterium für Staatssicherheit wurdefür kurze Zeit in ein „Amt fürNationale Sicherheit“ umgewandelt.Die Menschen akzeptierten dieseUmbenennung nicht als Stasi-abschaffung, so dass es im Dezem-ber 1989 zum republikweiten Auflö-sungsbeschluss kam. Damit dieStasiakten nicht vernichtet werden,griffen die Bürger in vielen Städten,so auch in Greifswald, zur Selbst-

hilfe. Am 4. Dezember kam es zurBesetzung des Greifswalder Stasige-bäudes. Es bildete sich ein Untersu-chungsausschuss, in dem etlicheStudenten und Unimitarbeiter mit-wirkten. In diesem wurde die lokaleStasivergangenheit, aber auch dasGeschehen in der SED-Kreisleitung,die SED-Arbeit im KernkraftwerkLubmin und die Tätigkeit imRathaus aufgearbeitet (s. Seite 29).Nach dem Wegfall alter StrukturenEnde 1989 brachten die politischenUmwälzungen 1990 die ersten frei-en Wahlen zur Volkskammer derDDR am 18. März. Der Wahlkampfwar intensiv und hitzig. Sogar in denStudentenwohnheimen wurdenWahlplakate geklebt, wieder abge-rissen, wieder geklebt usw.

Im Sommersemester 1990 beganndann auch die Neustrukturierungder Universität. Die oben genanntenBindungen für die Studierenden wieSeminargruppen etc. entfielen. DieSektionen wurden wieder in Fa-kultäten und Institute umgewan-delt. Außerdem wurden wieder einakademischer Senat und mit demTheologen Prof. Zobel der ersteRektor frei gewählt. Die Wendezeit in Greifswald konntehier nur schlaglichtartig beleuchtetwerden. Doch eins ist klar: AuchGreifswald hatte seine Wende. Inbestimmten Fällen wurden hier so-gar Maßstäbe gesetzt. So folgte dieBesetzung der Berliner Stasizentraleerst am 15. Januar 1990, während inGreifswald die Aufarbeitung derStasiakten durch eine unabhängigeArbeitsgruppe bereits zwei Tagenach der Besetzung der Greifswal-der Stasi am 4. Dezember 1989begann.

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Vom Hort von Marx und Lenin zur Juristenschmiede: Domstraße 20

Foto: ring

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Dr. Birgit Dahlenburg wurde 1959in Thüringen geboren und studiertevon 1978 bis 1986 an derUniversität Greifswald. 1986 pro-movierte sie in Kunstgeschichte. ImJuni 1989 kehrte sie aus Zwickauan die EMAU zurück und war unteranderem Mitglied des städtischenStasi-Untersuchungsausschussessowie der universitären Ehrenkom-mission. Heute ist Frau Dr.Dahlenburg als Universitätskusto-din und wissenschaftliche Mitarbei-terin im Fachbereich Kunstge-schichte tätig.

moritz: Wie „gerecht“ ging esin der Wendezeit zu?Frau Dr. Dahlenburg: Wir habenuns gerade in der Ehrenkommissionsehr bemüht, jeden Fall individuellaufzuarbeiten. Es gab Fälle in derInformantenwerbung, da hätte mankaum widerstehen können, weil dieStasi nicht einmal vor der Intims-sphäre der Menschen halt machteund zum Beispiel drohte, ein außer-eheliches Verhältnis oder Homo-sexualität auffliegen zu lassen. Daswar für uns in der Kommission ofteine sehr schmerzvolle Sache, weilman tragische Einzelschicksaleerlebte. Andererseits zog sich dieArbeit über fünf lange Jahre hin,womit wir nicht gerechnet hattenund was die Uni-Mitarbeiter ineiner psychisch angespannten War-teposition bleiben ließ.Allgemein ist in den Medien vielzum Spektakel erhoben worden undich bedaure es, dass die Bevölke-rung mit einer Art Massenhysteriereagiert hat. Es wurden oft zuUnrecht Existenzen zerstört undLeute auf immer und ewig abge-stempelt. Diese undifferenzierte Artder Aufarbeitung finde ich bis heutebedauernswert.

War die politische Aufarbei-tung zu langwierig?Das ist schwer zu sagen - wenn manunsere polnischen oder skandinavi-schen Nachbarn fragt, dann ja.Andererseits gibt es zum Beispielheute in Ungarn große Probleme,

weil die Reformer ausgegrenzt wur-den und die heutigen Parlamenta-rier alle schon zu Ost-Zeiten dieFäden in der Hand hielten.

Wie sind sie in die verschiede-nen Kommissionen gekom-men?Als ich im Juni 1989 - sprich fünfMonate vor der Wende - nachGreifswald kam, arbeitete ich in dersogenannten Hochschulreform-gruppe mit und wurde als Vertre-terin des wissenschaftlichen Mittel-baus in die Ehrenkommission vor-geschlagen und gewählt.Übrigens haben wir alsEhrenkomission für denKultusminister und nichtetwa für den Rektor gearbei-tet. Wir gaben ein Votum alsEmpfehlung ab, dem derKultusminister widerspre-chen konnte, was er aber inGreifswald in keinem Fallgetan hat.

Wieviele Wissenschaftlergibt es heute noch aus derVorwendezeit?Die Philosophische Fakultätwar am stärksten belastet,weswegen es dort etlicheNeubesetzungen gab, wiezum Beispiel beinahe daskomplette historische Insti-tut. Die rechts- und staats-wissenschaftliche Fakultätwurde komplett neu aufge-baut und es hat sich kaum einJurist aus dem Osten bewor-ben. Anders sieht es in derMedizin und bei denNaturwissenschaftlern aus, dortdürfte es noch viele Professoren undwissenschaftliche Mitarbeiter ausVorwendezeit geben.

Warum gab es nach der Wendeeine Rückbesinnung auf diealten universitären Traditio-nen, wie zum Beispiel die feier-liche Rektorinvestitur?Das war ein Zeichen der Befreiungvon politischer Vormundschaft,denn Mäntel, Talare und Szepter

waren seit 1968 an den alten DDR-Hochschulen verboten, erinnertensie doch an eine als unerwünschtabgestempelte Vergangenheit. Einabsolutes Novum im Jahre 1990 warauch, dass bei den ersten demokra-tischen Universitätswahlen einTheologe zum Rektor gewähltwurde, was zu DDR-Zeiten alsundenkbar galt.

Hat die Wende der Universität„gut getan“?Das kann ich vielleicht erst in 10Jahren abschließend beurteilen,

wenn es nur noch eine Universitätin Mecklenburg-Vorpommerngibt... Alles hat ein Für und Widerund es gibt nie nur Positives: Wirhaben die politische Freiheit und dieReisefreiheit gewonnen aber gleich-zeitg die finanziellen Sparzwängeauferlegt bekommen. Vor derWende gab es an der Uni zeitweiserund 6.000 Beschäftigte bei 3.000Studenten.

Interview: Ulrich Kötter,Florian Benkenstein.

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„Tragische Einzelschicksale erlebt“Die Kustodin der Universität, Frau Dr. Birgit Dahlenburg, im moritz-Gespräch

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Uni-Kustodin Dahlenburg: „Oft eine sehrschmerzvolle Sache.“ Foto: UK

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„Das war mein Leben“Vom Hochschullehrer zum Politiker: Dr. Gerhard Bartels

Ein Portrait von Ulrich Kötter

„Neulich habe ich mich mit einemMitarbeiter im Bildungsministeri-um unterhalten, der offensichtlichmeine Personalakte kannte. Dersagte zu mir: ‚Herr Bartels, dass siesich immer noch für diese Universi-tät Greifswald einsetzen, kann ichnicht verstehen.’“Dr. Gerhard Bartels, ehemaligerStudent und späterer Hochschuldo-zent an der Universität Greifswald.Nach der Wende gekündigt wordenund in die Politik gegangen. Seit1994 für die PDS im Landtag inSchwerin. HochschulpolitischerSprecher seiner Fraktion und ge-schätzter Gast bei Greifswalder Kür-zungsdiskussionen. Dann zum er-sten September dieses Jahres Aus-tritt aus der Fraktion, aber weiter-hin im Landtag als Fraktionsloser.

Rückblende: Gerhard Bartelskommt 1968 zum Studium fürDeutsch und Geschichte auf Lehr-amt nach Greifswald. Er kommt ineine Stadt, die in den ersten zwanzigJahren der DDR ein Schattendaseinim Bezirk Rostock geführt hat.Gerade eben sind die Entscheidun-gen für Kernkraftwerkbau und wei-tere Industriealisierung gefallen;der überfällige Wohnungsbau wirdendlich angekurbelt. „Greifswaldwar damals Universität mit Stadtund die Universität war tief in derStadt verwurzelt“, so erinnert sichBartels. Das änderte sich mit demBau der Satellitenstädte Schönwal-de I und II sowie der Ostseeviertel.Die Bauarbeiter des Kernkraftwerkskamen in die Stadt und gingen wie-der, die Fachkräfte von KKW undNEG blieben. Greifswald fehlte dieArbeiterklasse, weswegen geradedie Universität von der SED zuneh-mend misstrauisch beobachtet wur-de. Verkörperte sie doch eine Bil-dungsbürgertum-Athmosphäre, diein der DDR nicht gewollt war. Das

führte später zu der paradoxenSituation, dass die Studenten undanderen Universitätsangehörigen,die - aus welchen Motiven auch im-mer - in die Partei eintreten wollten,es gar nicht durften.Bartels studierte, heiratete, hattewährend des Studiums schon eineTochter und machte 1972 seinenAbschluss als Diplom-Lehrer fürDeutsch und Geschichte. Doch dieUniversität wollte ihn nicht gehen

lassen und er blieb, entschied sichfür Sprachwissenschaft und habili-tierte sich 1984. Zwei Jahre späterwurde er zum Hochschuldozentenfür Sprachwissenschaft berufen.Wie muss man sich die UniversitätGreifswald zu DDR-Zeiten vorstel-len? Wie bei so vielem hatte manauch hier versucht, einen totalenNeuanfang gegenüber den altenTraditionen zu vollziehen. DieRechts- und StaatswissenschaftlicheFakultät wurde auf Druck derSowjets 1946 gar nicht erst wiedereröffnet. Nach der dritten Hoch-

schulreform der DDR 1968/69 wur-den die Fakultäten aufgelöst undsogenannte „Sektionen“ eingerich-tet. Andererseits blieb der proble-matische Namenspatron Ernst Mo-ritz Arndt erhalten.An „Freiheit von Forschung undLehre“ im heutigen Sinne war nichtzu denken. Auch wenn die einzelnenDozenten und Professoren sich ihreSpielräume nicht nehmen ließen, sofehlte der wissenschaftliche Aus-tausch mit dem Westen und ingewissen „sensiblen“ Fächern wur-de politisch genauer hingeschaut,wer dort lernte und lehrte.Für die knapp 4.000 Studentenbedeutete das Studium Durchorga-nisiertheit: Zunächst musste mansich schriftlich bewerben und wurdedann einer rund 20-köpfigen Semi-nargruppe zugeteilt, die meist zu-gleich FDJ-Gruppe war und in derman bis zum Ende seines Studiumsblieb. Die Lehrkräfte entschiedenüber den Stundenplan-Aufbau. Wernicht mitkam und auch die Wieder-holungsprüfung nicht bestand,wurde exmatrikuliert. Ein Fachrich-tungswechsel musste aufwendigbeantragt werden, war aber mög-lich. „Das klingt alles sehr ver-schult“, so resümiert Gerhard Bar-tels, „aber es hatte auch seine Vor-teile: Die Studenten waren nicht soauf sich allein gestellt wie heute undhatten mit ihrem Seminargruppen-leiter immer einen Ansprechpartnerunter den Lehrkräften.“Einen weiteren wichtigen Unter-schied zu heute gab es noch: MehrFrauen und Kinder an der Universi-tät. Wie in der Region waren auchan der Uni mehr Frauen als Männerbeschäftigt. Das betraf weniger dieProfessoren und Dozenten als viel-mehr den großen akademischenMittelbau, sprich Assistenten undwissenschaftliche Mitarbeiter. Stu-dentinnen schreckten nicht davor

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„Ich war zwei Jahre arbeitslos, bin seit-dem Politiker und werde dann ab 2006wieder arbeitslos sein.“ Foto: UK

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november 2004

zurück, zu heiraten und Kinder zubekommen. „Wir hatten in unsererSektion bei 400 Studierenden zeit-weise 50 Kinder“, erinnert sich Bar-tels. Die Kinder wurden in einer uni-versitätseigenen Kita in derMakarenkostraße betreut.Schon vor 1989 war die desolateLage Greifswalds und der Univer-sität unverkennbar: Die Innenstadtwar größtenteils unbewohnbar unddie alte Bausubstanz der Universitätwurde zum Problem. Eben nochfeierte die SED in gewohnter Manierihren vierzigsten Jahrestag, dabrach das System Ende 1989 zusam-men. An der Greifswalder Universi-tät herrschte unter den Lehrendengroße Unsicherheit, was passierenwürde. „Uns war klar, dass die DDRweg ist und dass sich vieles verän-dern wird“, so Gerhard Bartels. Derzu großen Personalausstattung stan-den plötzlich ökonomische Zwängegegenüber. Die vielen Entlassungenund Kürzungen betrafen hauptsäch-lich den akademischen Mittelbauund gingen damit stark zu Lastender Frauen.In der SED brodelte es schon seitlängerem: Parteimitglieder beklag-ten die desolate Lage und dieUntätigkeit der lokalen SED-Füh-rung. Aus der Universität kamenwenige Impulse, weil die meistenMitarbeiter ihre Karriere nicht aufsSpiel setzen wollten. Nach 1989 ver-lor die Partei binnen eines Jahresdie Hälfte ihrer Mitglieder. GerhardBartels blieb in der Partei: „Ich warfür eine Idee eingetreten und fand,dass es das nicht gewesen sein

konnte.“ Um ihn herum verließenKollegen und Freunde die Partei,viele hatten „es ja schon immergewusst“. „Das hat zu Brüchen ge-führt und manche persönliche Ent-täuschung hinterlassen“, so Bartelsheute. Sämtliche Mitarbeiter derUniversität wurden von einer Eh-renkomission politisch überprüftund von einer Überleitungskomis-sion fachlich beurteilt. Die Universi-tät strukturierte sich neu, Fakul-täten und Institute wurden wiedergedründet und Stellen ausgeschrie-ben. Heute kann Bartels den Ein-druck nicht verwehren, dass von derÜberleitungskomission genau soviele Wissenschaftler positiv beur-teilt wurden, wie Stellen ausge-schrieben waren: „Politische Grün-de spielten da keine Rolle, aber manwollte wohl hinterher keinen Ärgerhaben.“ Wer wie Bartels positiv be-urteilt wurde, kam zunächst in den„mitgliedschaftlichen Stand einesHochschullehrers“ und bewarb sichdann bei der sogenannten Übernah-mekommission um eine konkreteStelle.Die Kommission ließ jedoch nichtsvon sich hören und Bartels wurdevom Ministerium eine Kündigungmangels Bedarf ausgesprochen.Bartels klagte, was er damals als„ungewöhnlich“ empfand und be-kam Recht. Er forderte sein Rechtauf Wiedereinstellung jedoch vonder Uni nicht ein und musste weiterprozessieren, innerhalb von fünfJahren bis vor das Bundesarbeits-gericht: „Die Geschwindigkeit unddas negative, letztlich politische

Urteil des Bundesarbeitsgerichtsdeuten darauf hin, dass man michals Musterfall für etliche anderegebraucht hat.“ Trotz der gesetz-lichen Festlegung, dass möglichstviele der Hochschulangehörigenübernommen werden sollten, ent-schied das Gericht gegen Bartels mitder Begründung, dass die Hoch-schulen die Chance zur Auswahlhätten haben müssen.Trotz all des juristischen Tauziehensund einer gespannten Situation be-wertet Gerhard Bartels die Wende-zeit positiv: „Es war eine schwererträgliche und gleichzeitig auchsehr schöne Zeit, weil ja plötzlichalles ganz anders war und zum Beis-piel in den Seminaren nur noch dieLeute saßen, die auch wirklich Lusthatten.“ Bartels kehrte den Univer-sitäten und seiner UniversitätGreifswald im Besonderen nie ganzden Rücken zu, auch wenn ihm dieerste Wiederbegegnung mit seinemalten Institutsgebäude sehr schwerfiel.„Ich habe geschluckt und nichtsgesagt, als mich Professor Wernickein sein Büro im Institut bestellte.Aber ich musste da durch. Ich habe10 Minuten auf dem Hof gestandenund überlegt, ob ich es schaffe, indieses Haus zu gehen. Ich habemein Fach gerne studiert und auchgerne mit Studierenden gearbeitet.Das war mein Leben, ich hatte meinFach und meine Tätigkeit gefunden.Und das hat man mir genommen.Und ich kenne viele Kollegen, diehat es noch viel schlimmer getroffenals mich.“

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Die Kirche hatte für viele Menschenin der DDR eine enorme Bedeutung,weil sie oft den einzigen Raum dar-stellte, der für die offene Gesell-schaft stand, die so viele sichwünschten. „Wegen ihrer demokra-tischen Struktur“, so Studentenpfar-rer Konrad Glöckner, „wurden ihrzudem Ehrlichkeit und Integritätzugetraut“. Als Institution, die mitdem Wort arbeitet, hatte sie ineinem von gegenseitigem Misstrau-en und starrer Ideologie geprägtenStaat, in dem Zensur an der Tages-ordnung war, einen besonderenStellenwert. Dem SED-Regime warsie darüber hinaus ein Dorn imAuge, weil in der wissenschaftlichenWeltsicht des Marxismus/Leninis-mus kein Platz für eine oppositio-nelle Größe mit derart divergieren-den Werten war. Das Engagement derer, die sich of-fen zu ihrem Glauben bekannten,auf ihre Freiheiten bestanden undsich gegen die Militarisierung derGesellschaft auflehnten, blieb häu-fig nicht ohne Folgen. Dies mussteauch Konrad Glöckner erfahren. AlsAkademikerkind und bekennendemChrist blieben ihm Abitur und Lehr-amtsstudium verwehrt, da er, so dieVerantwortlichen, mit seiner abwei-chenden Weltanschauung nicht inder Lage sei, in der DDR Kinder zuerziehen. Nach einer abgeschlosse-nen Dachdeckerlehre eröffnete sichihm schließlich doch noch die Mög-lichkeit eines Studiums der Theolo-gie an der Ernst-Moritz-Arndt-Uni-versität - ein Vertrag des sozialisti-schen Staates mit der Kirche ermög-lichte dies. Die Universität erlebte Glöckner alsein „Umfeld des zensierten Geistes“,und als das SED-Regime im Herbst1989 mit einer rigorosen Abschot-tung der Gesellschaft vom Auslandauf die allgemeine Aufbruchstim-mung des vorangegangenen Som-mers reagierte, entschied der da-mals 25jährige sich dazu, selbst fürdie Öffnung und Verbesserung des

Sozialismus einzutreten. Zusammenmit anderen DDR-Bürgern und En-gagierten aus dem Westen nahm eran so genannten mobilen Friedens-seminaren teil, von denen er dieFrage mit an die Universität nahm,wie viel demokratischer Spielraumbereits vorhanden sei und wie manihn effektiv nutzen könne. Mit vierMitstreitern wollte Glöckner daherzunächst herausfinden, ob einigeKommilitonen wegen ihrer abwei-chenden Überzeugungen im Studi-

um benach-teiligt wur-den. DieFachschaf-ten warenihre erstenA n s p r e c h -partner, undschon baldentwickeltesich aus die-ser Koopera-tion einN e t z w e r k ,

das den Namen „UnabhängigeStudentenschaft“ erhielt. Ihmschlossen sich immer mehr Stu-denten an: Ende Oktober 1989, alsdie ersten Demonstrationen inGreifswald stattfanden, waren esschon 300. Die Unabhängige Studentenschaftsorgte dafür, dass die Freie Deut-sche Jugend (FDJ), die bis zu die-sem Zeitpunkt die StudentischeVerwaltung innegehabt hatte, wenigspäter durch einen gewählten Stu-dentenrat abgelöst wurde. Ihm ge-hörte auch Glöckner als einer vonzwei Studentensprechern an, undnahm er ein Semester lang an denwöchentlichen Sitzungen von Rek-tor und Prorektoren teil. Später gingaus diesem Gremium der AStA inseiner heutigen Form hervor. Trotz all dieser Veränderungen kamder Mauerfall und mit ihm dieWende für die Greifswalder Studen-ten plötzlich und unerwartet. Glöck-ner erinnert sich an eine Versamm-

lung in der Mensa, bei der übermehr Bürgerrechte und das neueAusreisegesetz diskutiert wurde:„Mitten in diese Sitzung hineinplatzte die Information, die Mauersei gefallen.“ In der Folge über-schlugen sich die Ereignisse. Voneinem Umbau und einer Öffnungdes Sozialismus war auf einmal kei-ne Rede mehr. Bald war klar, dassdie DDR sich der Bundesrepublikangliedern würde. Die Bürgerbewe-gungen zogen sich „ein Stück einge-schnappt“ zurück, frustriert, dassdie Mehrheit der Bevölkerung vorallem den materiellen Vorteil sahund den Gewinn an Grundrechtennicht zu würdigen wusste. Konrad Glöckner erinnert sich 15Jahre später trotzdem mit Freude:„Ich habe die Wende als einengewaltigen Aufbruch erlebt. Das isteine Zeit gewesen, wo so viele Hoff-nungen sich auftaten, so viel Frei-heit und Erwartungen plötzlich dawaren, dass ich immer noch ganztief bewegt bin, wenn ich Bilder ausdieser Zeit sehe.“ Es gehe den Men-schen selbst in der momentanenschwierigen Situation besser als zuDDR-Zeiten. Ihre gestiegene Eigen-verantwortung sollten sie als Ge-winn, nicht als Last betrachten,denn mit ihr haben sie die Offenheitder Reflektion gewonnen. Dass man inzwischen wieder so un-kritisch über die DDR spricht unddass sich einige politische Parteienbis heute stur gegen die Realitätsperren und damit auch noch Wah-len gewinnen, macht dem Studen-tenpfarrer sehr zu schaffen. Er istvon der Richtigkeit und Alternativ-losigkeit der Wende überzeugt, mitder er so viel Euphorie verbindet.Den allgemeinen Pessimismus teilter nicht, im Gegenteil: Mit Blick aufdie Zukunft, auch und gerade in ei-nem vereinten Europa, wünscht ersich eines - „dass die Aufbruchstim-mung von der Wende, die Fröhlich-keit und der Mut, Veränderungen inKauf zu nehmen, dass das bleibt.“

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„Mitgeredet haben wir alle.“Studentenpfarrer Konrad Glöckner erinnert sich an die

Wendezeit / Von Sarah Rieser und Katja Staack

Konrad Glöckner

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„Die Kritik an der Staatsführungwurde schon im Frühjahr etwasoffensiver“, erinnert sich HinrichKuessner, wird er nach dem Beginndes Umbruchs in der DDR 1989gefragt. Den Anfang in Greifswaldmarkiert das erste Friedensgebet imDom am 18. Oktober. Das war derTag, an dem Erich Honnecker alsStaatsratsvorsitzender zurücktratund Egon Krenz sein Nachfolgerwurde.Nach dem Frie-densgebet bildetesich ein sponta-ner Demonstra-tionszug durchdie Stadt, der vordem Rathaus en-dete. „Alles waretwas unorgani-siert und chao-tisch“, so Kuessner heute. Hierwurde mit dem damaligen stellver-tretendem OberbürgermeisterAchim Jonas für den folgenden Tagder erste „Mensadialog“ verabredet,bei dem der Rat der Stadt die Fra-gen der Bürger beantworten sollte.Für damalige Zeiten ein geradezurevolutionärer Akt. „Obwohl es nir-gends in der Zeitung stand, ström-ten am 19. Oktober die Menschen indie Mensa.“ Der Anfang in Greifs-wald war gemacht.Einen Tag später fand im Lutherhofdie erste Veranstaltung des „NeuenForum“ statt, jener Bürgerbewe-gung, in der „gesellschaftliche Mo-delle für die DDR erarbeitet undAntworten auf offene Fragen ge-sucht“ werden sollten, wie es in deroffiziellen Anmeldung heißt. Unteranderem wurde an einem Entwurffür eine neue Verfassung gearbeitet.„Bis zum November war unser Ziellediglich eine Erneuerung der DDR.Danach rückte die Vereinigung zu-nehmend in den Mittelpunkt.“Doch auch Friedensgebete undMensadialoge gingen weiter. Amneunten November waren über 800Menschen in der Mensa zusammen-gekommen um über die demokrati-

sche Entwicklung in Greifswald zudiskutieren. „Mitten in der Diskus-sion wurde ein Zettel nach vorne ge-reicht. Der Gesprächsleiter, PfarrerSpringborn, las vor, dass soeben inden Nachrichten die Öffnung derGrenzen bekannt gegeben wordenwar.“ Das Unglaublich war wahr ge-worden und der Ruf nach derEinheit Deutschlands wurde immerlauter. Die Auswirkungen waren

auch in Greifs-wald spürbar.„Durch ihre Rei-sen wurden vielewestkrank; dieD i s k u s s i o n e nwurden immers c h w i e r i g e r ,weil manchmaleinfach die Leu-te fehlten.“

Eine neue Wendung nahm dieEntwicklung in Greifswald AnfangDezember. „Am vierten Dezemberkamen morgens mehrere Bürger zumir, die erzählten, dass aus demSchornstein des Stasigebäudes Pa-pierasche fliegt.“ Gleichzeitig gingein Anruf aus Erfurt ein, wo man dieStasi besetzen wollte. „Also be-schlossen wir vom Neuen Forum,dass wir ebenfalls das Gebäude derStaatssicherheit umstellen und ver-suchen zu besetzen.“ UnverhoffteHilfe kam aus dem Rathaus. DerOberbürgermeister bot an, die Be-setzung zu unterstützen. So machtesich eine Delegation von Ratsvertre-tern und Bürgern mit HinrichKuessner an der Spitze auf zumStasi-Gebäude in der Domstraße,wo sie nach einigen Verzögerungs-manövern des Stasichefs in denKeller zum Heizungsofen vorgelas-sen wurden. Dort wurde tatsächlichPapier verbrannt, nur einzelneStücke konnten gerettet werden.„Wie sich später herausstellte, waraber nichts Interessantes mehr zuerkennen.“ Also wurden die rund 70Panzerschränke, die sich im Gebäu-de befanden, versiegelt und dasHaus rund um die Uhr bewacht. „In

den Schränken lagerte jedoch nurleeres Papier, wie wir später fest-stellen mussten. In einem Raumjedoch entdeckten wir 70 Säcke mitden gesamten Unterlagen.“ Dochwas sollte damit geschehen? „DieAkteneinsicht sollte geordnet von-statten gehen, damit nichts verlorengeht.“ Also wurde am fünftenDezember ein Untersuchungsaus-schuss gebildet, der ein paar Tagespäter sogar ein Büro eröffnete, indem täglich Sprechstunden durch-geführt wurden. Bürger kamen zumGespräch und um Hinweise übergeheime Stasi-Verstecke zu geben.Die Auswertung der Papiere ge-schah mit Hilfe der Stasi. „Wir woll-ten ihre Arbeitsweise aufdeckenund an die Namen der Mitarbeiterkommen, damit sie nicht an denbevorstehenden Wahlen teilneh-men.“ Der Ausschuss setze sichauch dafür ein, dass die Mitarbeiterandere Arbeitsplätze bekamen.„Unsere Forderung war immer‚Stasi in die Produktion’, weil sienicht auf dumme Gedanken kom-men sollten.“Am 13. Oktober wurde das Amt fürNationale Sicherheit in Greifswaldaufgelöst, doch die DDR-Zeit warnoch nicht zu Ende. „Ein Vertreterder Moderow-Regierung kam nachGreifswald und setzte uns unterDruck.“ Auch seien anonyme Dro-hungen per Telefon gekommen.Letztlich konnte der Untersu-chungsausschuss seine Arbeit je-doch im Frühjahr 1990 beenden.Die Unterlagen wurden der neugeschaffenen Gauck-Behörde inBerlin übergeben, die mit derVerwaltung der Stasi-Akten beauf-tragt wurde.Hinrich Kuessner selbst zog es indie Politik der neuen Bundesrepu-blik. Er war und ist für die SPD inverschiedenen Ämtern tätig. Dochder Herbst 1989 hat ihn tief geprägt.“Es waren Wochen, die ich nichtvergessen werde. Sie haben unseraller Leben in der DDR tief verän-dert.“

Der Tag, an dem die Stasi besetzt wurde

Neues Forum und Untersuchungsausschuss – bürgerschaftli-

ches Engagement in Greifswald / Von Kai Doering

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EllenbogenmentalitätVon „Ossi“ Eric Wallis

gemeinter Ratschläge. I wo, daswäre ja zu schön. Nein es klang inherablassenden besonders abfälli-gem Tonfall etwa so: „Aha, somacht man das bei euch?!“ Dannfragte ich nach dem Stock. „Des istja wohl ein Queue.“ Ich entgegnete,dass wir im Osten immer nur mitÄsten spielen würden, woraufhindie beiden erstmal nix sagten. Alsich dann gewonnen hatte, forderteman Revanche. Ich lehnte ab undfragte nach Bier. „Ah nää mir trin-kens heute nicht“Aber sonst kenn ich doch schonauch ne Menge Super-Wessis, mitdenen man prima Dinge tun kann.Sie reden zwar meist viel zu viel vonDingen, von denen sie keineAhnung haben, aber darangewöhnt man sich. Man muss janur die Hälfte glauben. Ja, lügenkönnen sie wie gedruckt. Dochgenug davon. Einige werden jetztvielleicht sagen: Na ja, diese ganzenDinge, diese gespielte Überlegen-heit, dieses Bescheißen, dieses.“Ichhab die volle Ahnung“, das „Ichbetrüg die ostdeutschen Werftenmal eben um 900 Millionen undkauf mir ne Villa auf Mallorcadavon“, das sind doch alles clevereSchachzüge. Ja das stimmt, clevereZüge sind es wirklich, und wenn duso denkst, ja, dann hast du esgeschafft, dann bist auch du einWessi.

ßen um jeden Preis. Dieses „Haupt-sache mir geht es besser als dir“.Quasi die Steigerung von Haupt-sache ich. Da wird ausgebeutet undbeschissen bis zum get no. Und wereignet sich besser dafür, als diearmen Ossis. Die Menschen, die nieauf bunte Werbelockungen reinge-fallen sind, weil sie diese ja garnicht kannten. Ja das war schonübel damals, als man Coca Cola fürzwei Mark fünfzig West in der altenOstkaufhalle kaufen durfte. Selberschuld werden sie sagen, die ver-ehrten Herren von drüben. Rechthaben sie. Selber Schuld, das sindwir wirklich. Aber ist nicht genaudas der Beweis für die Solidaritätdes Ellenbogens. Und dann dieSache mit der Überheblichkeit.War ich doch vor kurzem inMünchen und musste mir da vonzwei „Ich-geb-jeden-Tag-Nachhil-fe- BWLern“ erzählen lassen, wieheruntergekommen und abgewrak-kt sie gehört hätten, dassGreifswald sein sollte. DerVölkerverständigung wegen spielteich mit ihnen Billard. Es soll dochzusammenwachsen, was zusam-mengehört. Nach nicht mal fünfMinuten hatten sie schon fünfFehler in meiner Haltung undSpielregelkenntnis entdeckt undbegannen auch sofort, mir diesevorzuhalten. Nicht in Form ehrlich

Also ich bin dagegen. Gegen Ossi-Wessi Witze, ja überhaupt gegen alldie kleinen Anfeindungen, die manmiterleben muss. Nun gut, dieLeute im Westen haben halt desöfteren mal die große Klappe. Aberdas ist doch völlig natürlich. Nachder langen Zeit der freienMeinungsäußerung hat sich dorteben eine Art Mangelerscheinungherausgebildet, wenn es darumgeht einfach mal die Fresse zu hal-ten. Das nimmt doch keiner übel.Da sieht man drüber hinweg. Dochda gibt es eine Sache, die wir imOsten kannten, und wir kanntenwirklich nix besser als das. DieSolidarität. So etwas kennt derWESSI nicht. Er lebt für sich undzusammen mit seinen beidenEllenbogen. Diese sind seine bestenFreunde. Sofern es einem selbst gutgeht, ist der Rest egal. Solange wirim Westen Arbeit haben, lass dieOssis doch jammern. Da fehlt sie,die Solidarität. Dass ein wenig wei-ter im Osten und zwar in Polen dieOpelarbeiter derzeit Solidarität mitihren Kollegen in Bochum üben,weiß in Bochum keiner. Warumauch, man kennt es dort gar nicht,das Fremdwort Solidarität. Na ja,so schlimm ist das ja nicht. Doch dagibt es wiederum ein Ding, darankönnten die Leute drüben echt malarbeiten. Ich meine dieses Anschei-

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„Was lässt die Menschen eigentlichso einen Dünnsinn verbreiten?“fragte ich mich doch ein bisschen,als ich davor war, mein Studium inGreifswald anzutreten. Ein Bekann-ter hatte gerade meinen gedank-lichen Fundus an Vorurteilen aufden neuesten Stand gebracht und essollte ein langer Weg bis zu einermehr oder weniger endgültigenErkenntnis werden. Ich begann nämlich auf demStandpunkt, der Ossi sei gar nicht soanders, Vorurteile seien sowieso dieschlimmste Geißel der Menschen inunserer Gesellschaft, und auch nichtnur da. Immerhin hatte ich schonKontakte zu diesem halb-slawischenVolk von Plastikautofahrern gehabt.Meine Kindheit prägten einigeBesuche bei Verwandten imOderbruch mit. Ich hatte solch einexotisches Exemplar eines mit sei-nen Eltern aus „der Zone“ ausge-wanderten Schülers in meinerGrundschulklasse, mit dem ichmich sogar gut verstand. Ich wapp-nete mich also gegen alles, wasmeine Ablehnungshaltung gegendie besagten Vorurteile ins Wankenhätte bringen können. Die Ge-schichte mit den Bananen war janun eh nicht mehr aktuell, kam ichdoch für das Sommersemester 2003aus Hamburg nach Greifswald.Nach dem Umzug ins schöne Plat-tenbauviertel fühlte ich mich rechtschnell angekommen, zumindestfürs erste. Für den modernen Ku-bismus, der die Wohnsituation hierbekanntermaßen beherrscht, konn-ten die armen Leute ja nichts, dashatte ihnen der realexisterendeUndsoweiter eingebrockt. Also waswaren das nun für Leute? Ein Gangdurch die Fußgängerzone LangeStraße klärte mich schnell auf. Eswar wahr! Ein riesiger Haufen vonassitoastergebräunten ostdeutschenTechnokartoffeln! Was für einDilemma... und hier sollte ich min-

destens vier Jahre studieren. Ichhatte nicht vor, wieder wegzuziehen.Nicht vor dem Examen.Jedenfalls bot sich in Schönwalde,das seinen Namen ja nun wirklichnicht verdient, das gleiche Bild.Allerdings deprimierender. DieLeute hier kauften im Supermarktzu 50 Prozent Hartalkohol, die täto-wierten Schiffschaukelbremser wa-ren allgegenwärtig. Ich durfte sogarauf dem Rückweg vom Discountereinen Privataufmarsch von vierNPDlern in voller Montur, mitFlagge und so, bewundern. Wel-come to the eastside, wie der FSRimmer so schön neudeutscht. Nun ja, ich möchte der Empörungdes Lesers hier nun lieber den Windaus den Segeln nehmen. Natürlichist das nicht das Bild, das mir vondem Ostdeutschen innewohnt, so esihn denn archetypisch gibt.Allerdings bin ich ja auch vorbela-stet. Wirklich abgebracht von komi-schen Gedanken, vom Zulassen vonVorurteilen für mich selbst, habensie mich jedoch selber, die Ossis. Dagibt’s die Oma bei mir im zweitenStock, die mir selbstgemachte Mar-melade und Honig schenkt, weil ichihr bei einem Handgriff oder zweienhelfe. Da sind natürlich all dieStudenten, die aus den neuenBundesländern nach Greifswaldgepilgert sind und herzlicheMenschen wie Du und ich sind.Allen anderen, denen man hierbegegnet, Greifswalder, Angereiste,all diejenigen, die aus dem Ostenkommen und mir über den Weggelaufen sind, die ich kenngelernthabe, sind wunderbare Menschen.Fragt Euch mal, ob ihr das nichtauch schon erlebt habt.„Woher kommen dann all diejeni-gen, mit denen ich nicht klarkommeund nicht klarkommen will?“ fragtsich nun vielleicht manch einer. Dieeinfache Antwort: „Solche Men-schen gibt es überall.“ Solange man

offen auf andere zugehen kann undsich nicht von vornherein gegenEindrücke und Meinungen wehrt,ist es alles recht einfach. Es geht so-zusagen so wie zu Hause. Nichtanders. Dass hier teilweise andere Mode-auffassungen vertreten werden, istnatürlich für manchen befremdlich.Wenn er oder sie dem ganzen dennso viel Gewicht zuspricht. Die Nazissind hier auch für manchen gegen-wärtiger, als er oder sie es gewohntist. Doch bei 20 Prozent Arbeits-losigkeit ist es so unverständlichnun auch nicht. Was natürlichnichts entschuldigt. Doch die Leute,die in der Not nach Alternativensuchen, die gibt es auch sonstwo.Das sind aber meist wohl auch nichtjene, die man auf der Straße antrifft.Insofern lässt es sich vielleichtzumindest teilweise erklären. Und wer jetzt noch fragen möchte:„Wie sind denn die Vorurteile ent-standen? Das denkt sich doch kei-ner einfach so aus, oder?“ bekommtvon mir folgende Antwort: Ich erin-nere mich an eine Studie, die einmalvon einem großen deutschenNachrichtenmagazin empirischerhoben wurde. Ich bin mir derUmstrittenheit empirischer Erhe-bungen bewusst. Doch diese Studieungefähr vom Anfang dieses Jahresbesagte, dass seit der Wende, die janun schon etwas her ist, nur etwa 30Prozent der Westdeutschen ein ost-deutsches Bundesland besuchthaben. Hm. Es könnte eventuell von Nut-zen für eine Meinungsbildung sein,sich überhaupt erstmal mit denjeni-gen zu beschäftigen, über die manspricht. Wenn das nicht reicht, viel-leicht auch noch ein zweites Malhinzuschauen. Das klingt banal,birgt jedoch ein gewisses QuentchenWahrheit. Auch in anderen Lebens-lagen. In diesem Sinne... welcome tothe eastside.

Welcome to the eastsideVon „Wessi“ Stephan Kosa

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Vor 45 Jahren, genau am 22. No-vember 1959, hatte das Sandmänn-chen seinen ersten Auftritt imAbendgruß. Damit hatten dieMacher nicht nur den Wettlauf mitdem Westsandmännchen gewon-nen, welches erst im Dezember des-selben Jahres auf Sendung ging, eshatte auch den längeren Atem.Denn während die Figur des Sand-männchens im "Westen" bereitsnach drei Jahren wieder ver-schwand, überlebte der kleine Mannaus dem Osten sogar die Wende und

erfreut sich noch heute größterBeliebtheit nicht nur bei Kindern.Das Sandmännchen wohnt abernicht im Osten, sondern hinter demMärchenwald, so steht es im Steck-brief. Beruflich hat er sich über vierJahrzehnte nicht verändert, zu un-serem Glück: Schließlich wissen wirbis heute nicht, ob es eine Ausbil-dung zum Traumsandstreuer undArchivar der schönsten Gute-Nacht-Geschichten gibt. Was haben Generationen von Kin-dern dem Sandmann nicht alles zuverdanken? Jeden Tag, und das nunschon 45 Jahre lang, bringt er eine

neue Geschichte und immer wiederneue Figuren. Erinnert sei nur anHerrn Fuchs und Frau Elster oderdas Trio Moppi, Schnatterinchenund Pittiplatsch. UnangefochtenerLiebling bei den Kindern ist wohlPittiplatsch, "der liebe", der trotzaller Frechheiten auch bei Moppiund Schnattchen immer wiederpunkten konnte. Unvergessen beiden älteren Generationen ist FrauPuppendoktor Pille.Der Schöpfer des Sandmännchensheißt Gerhard Behrend. Als

Puppengestalter bei der DEFA schufer nicht nur das Sandmännchen, erbegründete auch die Sendung. Bisheute berät er die Produzenten undgestaltet Figuren und Geschichten.Ihm verdanken wir, dass dieSendung "Abendgruß" durch dasSandmännchen sogar über dieMauer hinweg so populär wurde. Legendär ist auch die Mobilität desSandmännchens. Der kleine Mannreiste per Hubschrauber, perMotorrad, mit der IL-62, demersten Langstrecken-Jet der Sowjet-union, und 1979 per Seilbahn. Erbesuchte dort die Hohe Tatra und

seine Einwohner, die ihn in traditio-neller Kleidung begrüßten. Über-haupt genoss das Sandmännchen zuDDR-Zeiten das Privileg absoluterReisefreiheit. Diese brachte denKindern am 28. Juli 1978 eineSendung, in der unser Sandmänn-chen im Leonen-Kostüm an denKarnevalsfeierlichkeiten auf Kubateilnahm. Aus sicherer Quelle wis-sen wir, dass er den Kubanern imTemperament mindestens ebenbür-tig war. Produziert wurde dieseSendung aus Anlass des Vertragsab-schlusses zwischen der DDR undKuba zum Austausch von Gastar-beitern. Am 29. August 1978 folgteeine weitere Reise des Sandmänn-chens, die Fernsehgeschichteschrieb. Während einer Live-Über-tragung aus dem Weltraum, zog dererste Deutsche im All, SigmundJähn, die Puppe des Sandmänn-chens aus der Tasche. Diese warextra vorher angefertigt worden, umdem großen Ereignis beiwohnen zukönnen.Möglich wurden alle Geschichtenrund um das Sandmännchen durchaufwendigsten Puppentrick, der lie-bevoll gestaltet und mit viel Sorgfaltanimiert, groß und klein heute imMDR, ORB und auf dem KIKAbegeistert. Die anhaltende Beliebt-heit des Sandmännchens ist ineinem Satz nicht zu erklären. EinGrund ist vielleicht sein Neben-beruf: Unicef-Botschafter für mehrKinderfreundlichkeit. Oder ist esdoch seine charmante Art, mit derdie Zuschauer erst eine kleineGeschichte zum Nachdenken, zumSchmunzeln oder zum Träumenerzählt bekommen, um dann mitdem berühmten Schlafsand insTraumland geschickt zu werden?Warum hat das eigentlich auchgeklappt, wenn wir uns als kleineZuschauer die Augen zugehaltenhaben? Vielleicht gibt er geradeKindern in dieser hektischen Zeitein kleines verlässliches Ritual vonzehn Minuten Ruhe, Harmonie undGeborgenheit am Ende eines Tages.

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"Traumsandstreuer und Archivarschönster Gute-Nacht-Geschichten"Das Sandmännchen feiert 45. Geburtstag / Von Yvonne Mathei

Stardust Memories mit dem Sandmännchen.

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Sven RegenerNeue Vahr Süd

Eichborn

Wenn Sven Regener, der Mann beiElement of Crime mit der Trompeteund den Texten, mal nicht musiziertschreibt er Bücher. Mit "Neue VahrSüd" folgt nun, nach dem Vorgän-gerverkaufserfolg "Herr Lehmann",sein zweiter Roman.Inhaltlich handelt es sich hierbeium eine, auf 600 Seiten detailreichgeschilderte, entspannte Erzählungüber den jungen Frank Lehmann,der mit charmanter Gelassenheitund Lethargie durch denrecht trostlosen Alltageines frisch ausgelerntenSpeditionskaufmannes imJahr 1980 stolpert.Zwischen Kaserne – er,der "eigentlich eher so derHippietyp ist" hat es"irgendwie vergessen denWehrdienst zu verwei-gern" – und dem politischgeprägten Alltag seiner sogenannten Freunde, inderen WG er sich in einemvier Quadratmeter umfas-senden Zimmer niederge-lassen hat, mäandertFrank weitestgehend am-bitionslos in seine Zu-kunft und seinen Ge-danken hinterher.Im Gegensatz zur trocke-nen Komik und bierseli-gen Gelassenheit desMittdreissigers in "HerrLehmann" dominiert in"Neue Vahr Süd" einzukunftsmüder, bittererTon des orientierungslo-sen erwachsen Gewor-denen, der sich weder fürpolitische Engagiertheitwie seine Freunde, nochfür ein geregeltes Berufs-,zum Beispiel also spedi-tionskaufmännisches Le-ben, und schon gar nichtfür den Wehrdienst begei-stern kann. Zu allem

Alltagsübel kommt hinzu, dassFrank zum Vertrauensmann seinerKameraden ernannt wird und fürdas unerlaubte Fernbleiben derervon der Kaserne Entschuldigungenfinden muss, während er selbst ver-sucht nachträglich seine Untaug-lichkeit für die Bundeswehr glaub-haft zu machen, indem er zuTabletten und exorbitantem Ziga-rettenkonsum greift um eine Lun-genentzündung vorzutäuschen.Die Figur des Frank Lehmann stelltein vergnügsames Exempel für ver-drossenes Kosmopolitendasein dar.Der aus den Texten von Element ofCrime gewohnten Kneipenromantikund Nachtmenschmelancholieweicht hier ein kühler, patenter pro-saischer Ton. Mit Frank LehmannsGeschichten fällt uns das tagtägli-che Stricken beziehungsweise daszähe Durchwaten unserer eigenenum ein kleines Stück leichter. Keineboheme Depression und nichtgefühlsduselige Betroffenheit, son-

dern echte Unent-schlossenheit und schiereGleichgültigkeit lassen unswissen, dass in denNeubauvierteln, in denBadewannen und in denKasernen anderer Städteandere Menschen die sel-ben kleinen Problemedurchzuexerzieren habenwie wir.

Martin Hillert

V.S. NaipaulAmerika. Lektionen einer

neuen WeltClaassen

Wenn Rockmusiker die Schaffens-krise plagt, dann ist es Zeit für einLive-Album. Plattenfirma und Starkönnen damit noch mal absahnen,bevor das öffentliche Interesseerlahmt. Bei Schriftstellern geht dasalles noch einfacher. Etwas imFundus gekramt, ein paar Aufsätzeans Licht gebracht, einen Umschlagdrum, fertig ist die Essysammlung.Alles erreicht,lange nichts neuesgemacht undwohl keine rechteLust mehr hatauch der Schrift-steller V.S. Nai-paul. Der Litera-tur-Nobelpreis-träger von 2001kündigte unlängstan, sein nächsterRoman solle seinletzter werden. Prompt beglücktuns der Claassen-Verlag mit der Es-saysammlung "Amerika – Lektio-nen einer neuen Welt." Das Ergeb-nis ist – wie die meisten Live-Albenauch – eine herbe Enttäuschung.Sollen diese lausigen Aufsätze etwaeine Retrospektive sein? Ein Witz.Die Texte sind zäh, überreflektiertund ohne Belang. 1984 hat Naipaulden Parteitag der Republikaner inDallas besucht, sein Bericht darü-ber ist jedoch so leblos, als wäre derAutor geistig gar nicht dagewesen.Momentaufnahmen, nach dem Zu-fallsprinzip gemacht, ohne jeglichepersönliche Note. Lediglich der Be-richt "New York mit Norman Mai-ler" und die Essayserie über "Ar-gentinien und das Gespenst vonEva Peròn" überzeugen. Und diesliegt nicht an Naipaul, sondern anden Protagonisten der beidenEssays: Mailer und Borges. Eine Mogelpackung auch die Auf-machung des Buchs. Eine angedeu-tete USA-Flagge und die Freiheits-statue suggerieren das Thema USA.Die Hälfte des Buchs macht aber dieEssayserie über Argentinien aus,darüber beschäftigen sich Beiträgemit Guayana, Algerien und Mexiko.

Norman Gorek.Sven Regener.

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Bourne is back. Nach der "BourneIdentität" im Jahr 2002 folgt nunder zweite Streich des Profikillers,der selbst ins Visier seiner einstigenAuftragsgeber gerät.Die Initialen "JB" könnten irrtüm-lich auf den wohl bekanntestenGeheimagenten der Welt weisen.Doch bereits nach den erstenSzenen ist bereits klar, dass "DieBourne-Verschwörung" keinesfallsein billiger Abklatsch dessen ist.Der zweite Spionagethriller umJason Bourne zeigt wieder einmal,dass es Regisseur Paul Greengrassgelungen ist, mit einem vermeint-lichen Antihelden die Kinobesucherzu fesseln. Die Inszenierung eineratemlosen Jagd quer durch Europaerfährt durch die Kameraführungeine besondere Note. Da scheint esfast selbstverständlich, dass dieKampfszenen so realistisch wie

möglich und mit handgehaltenerKamera gedreht wurden. Mitunterverliert man in der Szene den Über-blick, etwa wenn Bourne mit einemehemaligen Mitstreiter ums Überle-ben ringt.Die Geschichte: Nach seiner Fluchtvor einem russischen Auftragskilleraus dem indischen Goa, wo Bourne(Matt Damon) für kurze Zeit mitseiner Freundin (Franka Potente)glücklich sein konnte, wird der Filmzu einem Katz- und Maus-Spiel in

halb Europa, in das auch derZuschauer mit hinein gezogen wird.Gejagt von der CIA (verkörpertdurch die kühl-blonde Joan Allen)auf der einen und dem russischenÖl-Kartell auf der anderen Seite,versucht Bourne eine Verschwö-rung aufzudecken, die ihn mit sei-ner Vergangenheit konfrontiert.Selbst wer den ersten Teil kennt,braucht eine Weile um den Zu-sammenhang zwischen beidenherzustellen. Dennoch ist der Filmfür Agentenliebhaber ein Genuss.Schauplätze wie Berlin oderMoskau bilden den Rahmen für dieüberaus Adrenalin treibende Fluchtvor der CIA durch halb Europa, dieschnellen Schrittes erfolgt und demPublikum mit seiner Nonstop-Verfolgungsjagd-Action kaum eineVerschnaufpause gönnt. Den Höhe-punkt bildet eine Verfolgungsjagd

durch die Moskauer Innenstadt, diedas Herz eines jeden Schrotthänd-lers höher schlagen lässt."Die Bourne-Verschwörung" bietetalles, was zu einem Spionagethrillergehört und im Gegensatz zu JamesBond lenken keine amazonenähnli-che Girls von der spannendenHandlung ab. So konzentriert mansich ganz auf die Action und ver-trackte Intrigen. Mit Spannung darfauf das "Bourne Ultimatum" gewar-tet werden. lil, ring

Atemlos durch Europa"Die Bourne-Verschwörung" im CineStar Greifswald

„7 Zwerge – Männerallein im Wald“

Der neueste Film von Otto ist daund Liebhaber seines Humors kom-men wieder auf ihre Kosten. Diesecharmante Parodie auf das Mär-chen der Brüder Grimm beschreibtdas entspannte WG-Leben siebenvon Frauen enttäuschter Männer(unter anderem Otto Waalkes,Mirco Nontschew) in einem finste-

ren Wald. Dieses genießen sie, biseines Tages Schneewittchen (Cos-ma Shiva Hagen) auftaucht, die vorder bösen Königin (Nina Hagen)fliehen muss. Sie bringt dasbeschauliche Leben der Zwergeganz schön durcheinander, wirddann aber doch in die WG aufge-nommen. So lernt sie derenKochkünste und die "Brett"-Spielekennen. Allerdings ist die Freudenicht von Dauer, denn Schnee-wittchen wird von der Königingekidnappt und eingesperrt. Alsomüssen sich die sieben Zwerge ausdem Wald begeben um ihreFreundin zu retten. Ob sie das wohlschaffen?Diese Geschichte ist aufgrund ihrerwitzigen Dialoge und passendenBesetzung wirklich sehenswert. So-mit zielt der Film auch nur aufUnterhaltung ab, es sei denn, manversetzt sich in die Lage des ver-meintlichen achten Zwerges, derständig abgewiesen wird, weil sie-ben genug sind. Kurzum die Lacher sind bis zumEnde garantiert und den Rest müsstIhr euch selber anschauen! Abri

Spiderman im Anmarsch? Nein, es ist nur Jason Bourne.

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Klassische Musik spanisch ange-haucht – Das am Broadway be-rühmt gewordene Musical "DerMann von La Mancha" wird zurzeitam Theater Vorpommern vonThomas Bayer als Musiktheaterinszeniert.Miguel de Cervantes (Fritz Hille),ein einfacher Dichter und Skript-schreiber, arbeitet aus Geldmangel

als Steuereintreiber der SpanischenInquisition. Doch als er das Guteines Klosters pfänden will, wird ereingesperrt und angeklagt. Dies imdoppelten Sinne, denn nicht nur vorder katholischen Kirche muss ersich verteidigen, sondern auch vorseinen Mitgefangenen. Diese wollenseinen heiligsten Besitz, sein Ma-nuskriptbuch, verbrennen. Um dieszu verhindern, inszeniert Cervantesein eigenes Theaterstück unter denGefangenen: Das Leben von DonQuixote!Als "Mann von La Mancha" zieht ermit seinem Diener Sancho (KlausGerber) durch das Land um den rit-terlichen Tugenden wie Tapferkeit,Stärke im Kampf sowie der bitten-den Gunst einer Dame nachzukom-

men. In seiner Traumwelt kämpftDon Quixote (der eigentlich derEdelmann Alonso Quijana ist, wieder Zuschauer später erfährt) gegenWindmühlen, die er für riesenhafteRitter hält und merkt nicht, wie erimmer mehr die reale Welt verlässt.Und dann ist da ja auch noch seinegeliebte Dulcinea...Das Musical von Mitch Leigh zieht

durch spannende und tragendeMusik das Greifswalder Publikumin seinen Bann. Gespannt lauschtman der Geschichte Don Quixotes,von seinem Kampf gegen dieWindmühlen bis zur großen Liebezu seiner Dame Dulcinea.Fritz Hille schafft durch seineerzählerisch, väterliche Stimme einebesondere Stimmung, die durch denvon Klaus Gerber gespielten Sanchowundervoll ergänzt wird.Wer selbst das spanische Flair des17. Jahrhunderts erleben möchteund den Weg nach Stralsund nichtscheut, hat die Möglichkeit amDonnerstag, den 25. November"Der Mann von La Mancha" zumTheatertagspreis von 6,- Euro zugenießen. Kilian Jäger

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Der Traum von Don Quixote"Der Mann von La Mancha“ im Theater Vorpommern Hinter die

Kulissen geschaut

Einmal im Monat lädt das TheaterVorpommern zu einer Führung ein.Der Interessierte erfährt viel Wis-senswertes über das Schauspiel-haus, berühmte Regisseure undDarsteller. Und wer weiß schongenau, was noch so alles zu einemTheater gehört? Wer hätte etwagedacht, dass es über der Bühneeinen Schnürboden gibt, der 17Meter in die Höhe ragt und wo 27Züge (Seile) die Dekorationen,Requisiten oder Scheinwerfer ver-stellen und umherziehen. Auch gibtes hier (13 Jahre nach demZusammenbruch der Sowjetunion)noch einen "eisernen Vorhang", derden Zuschauerraum bei einemFeuer blitzschnell von der Bühnetrennen kann.Neben den Schauspielern und demRegisseur gibt es noch viele andereMenschen am Theater, durch dieerst ein Schauspiel, Musiktheateroder ein Ballett entstehen kann. ImOrchestergraben könnten sich biszu 58 Musiker drängeln, dieSouffleure und Souffleusen sitzenam Rand neben dem Vorhang undRequisiteure, Gewandtmeister,Schneider, Maskenbildner und etli-che Techniker haben ihre Arbeitlängst getan, wenn der roteVorhang fällt.Wer also Lust hat, einmal auf deranderen Seite des "eisernen Vor-hangs" zu stehen, ohne schauspiele-rische Ambitionen vorzuweisen,dem ist ein Besuch "Hinter denKulissen" zu empfehlen. Kostenpunkt: ein Euro. KJ

Oh Gott, moritz-Redakteure im Publikum! Sancho (Klaus Gerber) ist ent-setzt, doch Cervantes (Fritz Hille) macht sich abwehrbereit.

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GEBIT. GEBIT? Nicht CEBIT? Nein,GEBIT. OK Also GEBIT. Die"Greifswalder Entwicklungspoli-tischen Bildungs- und Informa-tionsTage". Sie fanden dieses Jahrzum vierten Mal statt und sind dochwirklich ein kleines Universum fürsich. Was sich im ersten Jahr nochüber eine Woche erstreckte unddiverse Filme und ein Theaterstückbot, hat sich zu einem Event gemau-sert, das allein durch seine Vielfaltund sehr gute Organisation einigesmehr an Aufmerksamkeit verdienthätte. Es gab dieses Jahr einiges zu

sehen, darunter Vorträge, Filme,Workshops, Ausstellungen, Partiessowie viele nette Menschen und ihreAnsichten. Themen wie: "Erdölför-derung in Nigeria", "Frauen in derwestafrikanischen Gesellschaft","Entstehung und Entwicklung despolitischen Konfliktes in Togo" undjeweils Gastredner, die interessan-ter nicht hätten sein können.Doch die GEBIT leben nicht vonallein. Erst einmal braucht es denWelt-Laden e.V. im St. Spiritus, derdas Ganze trägt, sowie Stiftungenwie die NUE, die rls, die nsb, dieStiftung Umverteilen. Naja, die

Stadt Greifswald trägt auch einenTeil dazu bei, dass die Vielfalt hierimmer größer wird, dass dieMenschen etwas über die Welterfahren können. Aber warum dennnur 350 Euro? Na, wir wollen janicht maßlos erscheinen, die Stif-tungen geben ja etwas mehr, damuss ja nicht jeder Geld reinpum-pen. Am Ende machen die sich nocheinen schönen Abend damit. Wasjedenfalls mindestens genausowichtig ist wie Stiftungen sind dieLeute, die die Organisation über-nehmen.

Die GEBIT entstandenunter einer Partnerschaftdes Welt-Laden e.V. mitEl Salvador als ein uni-versitäres Projekt.Darum war der erste the-matische Schwerpunktauch Lateinamerika. Anden Erfolg dieser Wocheknüpften dann im zwei-ten Jahr erneut Veran-staltungen zum ThemaMittelamerika an. Imletzten Jahr wagte mansich auf erweitertes Ter-rain und wählte die ara-bische Welt als neuenSchwerpunkt. DiesesJahr war dann Westafri-ka dran. Es lassen sichalleine aus der Wahl die-ser GEBIT-Fokusse die

Motive der GEBIT-Aktivisten er-kennen. Es geht hier darum, eineInformationsplattform zu etablie-ren, den Austausch zwischen Kul-turen zu fördern, politisch und kul-turell das Interesse der Menschenzu wecken, zum Diskurs anzuregen,auch Menschen aus den Ländernselbst zu Wort kommen zu lassen.Das Modell der Informationstagegibt es übrigens auch in anderenOrten Mecklenburg-Vorpommerns.Das Angebot ist in Greifswaldjedoch das Breiteste von allen.Wer steht also dahinter, wer machtsich diese Arbeit, ist das eigentlich

viel Arbeit? Und warum macht je-mand das? Alle Organisatoren eintihre Neugier auf all das, was mannicht kennt, wozu man auch keinenZugang hat. Sie sind sich alle einig,dass Greifswald so etwas wie dieGEBIT braucht. Und es sind nichteinmal viele. Da gibt’s Ulli (24),Geographie- und Kunststudentin.Ulli ist schon zum dritten Mal rich-tig dabei, ist über den Welt-Ladene.V. zu GEBIT gekommen, weil siesoziale und politische Projekteunterstützen möchte. Dirk (24) istin Greifswald Straßensozialarbeiterund engagiert sich noch im Pariserund im IKUWO. Er hat den Zugangzu GEBIT über seine Tätigkeiten imIKUWO gefunden, wo er letztesJahr noch Mitgastgeber für dieGEBIT war. Ihn trieb das Interessean der Organisationsarbeit, den ara-bischen Ländern und politischenProblemen im Allgemeinen an,Mitwirkender zu werden. Julia (24)studiert Erziehungswissenschaftenund Politikwisschenschaft, ist überverbindende Zusammenarbeit vonGrIStuF, wo sie auch aktiv ist, undGEBIT zu den Anderen gestoßen.Sie interessiert sich für Westafrika.Dann ist da noch Johanna (22) ausStade, die hier Landschaftsökologiestudiert und zum zweiten Mal dabeiist. Sie hat vor drei Jahren alsTeilnehmerin zugeschaut und arbei-tet nun mit, um GEBIT am Leben zuhalten. Außerdem findet sie denBlick hinter die Kulissen spannendund möchte hier ihre Klischees undVorurteile bekämpfen. Abschlie-ßend ist noch das "Mastermind"Petra (31) zu nennen, die organisa-torisch sehr aktiv ist und einen all-gemeinen Zusammenhalt schafft.Auch sie kam über den Welt-Ladene.V. zu GEBIT. „Pe“ hat schon vor-her Integrationsarbeit für Auslän-der geleistet, die sie nun gerne mitGEBIT noch stärker fördern möch-te.Der Arbeitsaufwand ist riesig, dieVorbereitung dauert fast das ganzeJahr. Natürlich ehrenamtlich, dasschreckt manchen vielleicht ab.Doch all das empfanden die In-volvierten neben der Anstrengungals hilfreiche, bereichernde Erfah-rung. Was denn wäre, wenn näch-stes Mal nur doppelt so viele Leutedabei wären, vielleicht zehn? La-chen. "Dann wäre vieles einfacher.""Dann würde alles noch viel schö-ner." "Wir würden uns sehr freuen."Also, liebe Leser, worauf wartet ihr?

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Kleines Universumfür sichDie GEBIT und ihre Organisatoren / Von Stephan Kosa

Zufriedene GEBIT-Organisatoren. Foto: kos

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1835 reiste der preußische Baumeis-ter Karl Friedrich Schinkel in dieBoddenstadt Barth. Sein Augen-merk richtete sich dabei auf dieKirche St. Marien. Deren neueInnenraumgestaltung leitete zwi-schen 1856 und 1863 August Stüler,ein Schüler Schinkels. Der Frage des Einflusses Schinkelsinnerhalb des Baugeschehens imdamaligen Mecklenburg undPommern ging die insgesamt vomJuni bis Oktober andauernde Son-derausstellung "Schinkel und seineSchüler" des Barther Vineta-Mu-seums in Schwerin und Barth erst-malig und umfassend nach. DerAusdruck "Schüler" kennzeichnetgrößtenteils von eine geistige, alsoindirekte Schülerschaft wie bei-spielsweise im Falle von GeorgAdolph Demmlers (1804 – 1885). 200 Originalzeichnungen, Pläne,Ansichten, historische Fotogra-phien sowie die durch die Stu-dierenden der Fachhochschule Co-burg angefertigten Modelle fügtensich an den AusstellungsortenSchwerin und Barth den Besuchernzu einer aufregenden Reise durchdie Kulturlandschaft Mecklenburgsund Pommerns.Dank der Anfrage und einer darananknüpfenden Kooperation mit derUniversität Greifswald trug dasCaspar-David-Friedrich-Institutmaßgeblich zum Erfolg derAusstellung mit. Die wissenschaftli-che Leitung und Kooperation lagdabei in den Händen von PD Dr.Matthias Müller und Dr. MichaelLissok. "Das Angebot enthielt dieChance, ein bedeutendes Stück lan-deseigener Kunst- und Kulturge-schichte zu erforschen und nichtnur den Blick nach Italien, demLand der schönen Künste, zu rich-ten", unterstrich Dr. Müller in sei-ner Rede zur Barther Vernissage am23. Juli. Wissenschaftliche Ausbil-dung und berufspraktische Erfah-rung konnten in glänzender Weisemiteinander verbunden werden

"Für uns alle war es eine wichtigeErfahrung, die im Studienplan einesKunstgeschichts- oder Kunstpäda-gogikstudenten nicht vorgegebenist", resümiert Franziska Siedler.Seit dem Ende des vergangenenWintersemesters liefen die Pla-nungen auf Hochtouren. DasKonzept der Ausstellung wie auch

der Katalog entstanden währenddes daraufhin angelegten Seminarsim letzten Sommersemester. "Wirhaben uns, entsprechend unsererFähigkeiten und fachlichen Vor-lieben, intensiv mit der Ausstellungbefasst und uns in sie eingebracht",so die Studentin. "Selbst innerhalbeines Praktikums in einem Museumwird nicht so viel Eigeninitiativeund Kreativität gefordert." Am 13. Juni war die Eröffnung inder Alten Kaserne des Archäolo-gischen Landesmuseums in derSchweriner Stellingstraße terminge-recht und punktgenau. Der Farb-gestank, eine an den Wänden subtilübriggebliebene Baustellenatmo-

sphäre und die miserable Bewer-bung in den Straßen der mecklen-burg-vorpommerischen Landes-hauptstadt waren Wertmutstropfen,die die Initiatoren fälschlicherweiseselbst kosten mussten.

Forschung trifft Praxis

Das unter der Schirmherrschaft desMinisterpräsidenten Dr. HaraldRingstorff stehende Projekt richteteAufmerksamkeit auf sich. DerBerliner Tagesspiegel und die FAZsetzten in dessen Rezeption jeweilseigene Akzent, hoben den nicht vonder Hand zu weisenden Stellenwerthervor. "Wer schon einmal hinterdie Kulissen einer Ausstellung ge-blickt hat, weiß, was das für einegroße Leistung ist", würdigte Rektor

Rainer Wes-termann inseiner Schwe-riner Eröff-n u n g s r e d edas Strebender Studie-renden undb e t e i l i g t e nDozenten desCaspar-Da-v i d - F r i e d -r i c h - I n s t i -tuts. "Zusam-men mit demvorliegendenKatalog er-bringt sie ei-nen reichenk u n s t g e -schichtlichenund wissen-schaftlichenErtrag. EineAusstellungwie diese

zeigt, wie arm wir alle ohne Kultur,Kunst und Geschichte wären. Undwie arm wir alle wären, wenn eskeine Wissenschaftler an Hoch-schulen, Museen und anderen In-stitutionen gäbe, die Kunst, Kulturund Geschichte studieren und erfor-schen und die ihre Kenntnisse undFertigkeiten dann zusammentun,um Ausstellungen wie diese zugestalten."Die Ausstellung "Schinkel und seineSchüler" geht in den kommendenJahren auf Reise. Die TechnischeUniversität (TU) Berlin und dasJagdschloss Granitz bekundetenbereits ihr Interesse.

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Trendsetter Schinkelund seine SchülerZwischenbilanz einer der erfolgreichsten, diesjährigen Aus-stellungen in Mecklenburg-Vorpommerns / Von Uwe Roßner

Schinkel-Schülerin träumt vom Meister: Julia mit demLeuchtturm von Arkona Foto: ur

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Andrès SegoviaThe Great Master

Deutsche Grammophon

Die Liebe zur Gitarre prägte AndrésSegovias (1893 – 1987) Leben. Mitvier berührten seine Finger erst-mals das Instrument und brachtenin ihm eine Saite zum Schwingen.Der gebürtige Spanier gab mit 16sein erstes Konzert. Bei seinemersten öffentlichen Auftritt vierJahre später trug er Werke seinesLandsmanns Francisco Tarréga(1852- 1909) und auch JohannSebastian Bachsche (1685 – 1750)Werke vor.Bedenkenlos darf Andrés Segoviaals Vater des modernenGitarrenspiels bezeichnet werden,der dem Instrument zu seinemweltweit verdienten Ansehen alsKonzertinstrument verhalf.Anstelle der Tonerzeugung durchdie Fingerspitzen führte Segoviadas technische Novum der Nutzungder gesamten rechten Hand ein.Instrumentenbauer undKomponisten zerrten von seinemEngagement für sein Instrument.Spielend stellt ihn die DeutscheGrammophon seit kurzem wiedervor. Bisher unveröffentlichtes Ar-chivmaterial aus den 50er und 60erJahren gibt auf der bemerkenswer-ten Doppel-CD einen bereichern-den Einblick in Gitarrenliteraturaus vier Jahrhunderten. Erstmaligerscheint das Material in digitalerQualität. Ob Meister der Renais-sance oder aus dem 20. Jahrhun-dert – mit wohltemperierter Lei-denschaft lädt Segovia zum Ver-weilen ein und rückt auf seine Wei-se die Gitarre gebührend und an-rührend in das Rampenlicht.

Uwe Roßner

Baiba SkrideBach - Bartòk - Ysaye

Sony Classical

Ein neuer Stern strahl am Solisten-himmel und macht von sich reden:Baiba Skride. Die lettische Violi-nistin gewann vor drei Jahren spie-lend mit Tschaikowskis Violinkon-zert den renommierten Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel.Der Major Sony Classical nahm dieehemalige Studentin von PetruMunteanu von der Hochschule fürMusik und Theater in Rostockunter Vertrag.Ihr Debüt beging der Youngstergleich mit zwei Einspielungen.Weniger sei an dieser Stelle auf dieglatt polierten Violinkonzerte ein-gegangen, die an einem konzertan-ten Missverhältnis zwischen Or-chester und Solistin leiden. Be-dauerlicherweise tritt das bravou-röse Spiel Baiba Skrides unter demDirigat von Hartmut Haenchenleicht verwaschen hervor. Gut, dasist eine Frage des Konzepts. Ganz anders hier: Ihre Solo-Recital-CD ehrt Bach, EugeneYsaye und Bartók. Ein bewundern-des Lächeln vermag Baiba Skridemit ihrer Stradivari "Huggins" ausdem Jahre 1708 auf den Lippen desHörers zum Erblühen zu bringenwährend die Ohren in der Musikschwelgen. Ihr Bach besitztSchmelz. Elfenleicht spannt siedann vom Barock den Bogen bis indie Mitte des 20. Jahrhunderts. Einleichter Wermutstropfen sind diefehlenden Titelbezeichnungen, diebeim kurzweiligen Suchen derStücke den ungehemmten Hörge-nuss bremsen. Erfreulicherweiseliegt dies nicht an Baiba Skride.

Uwe Roßner

Albert MangelsdorffMusic For Jazz Orchestra

Skiprecords

1964 erkennt John Lewis in ihm"den wichtigsten Erneuerer desPosaunespiels". Albert Mangels-dorff ist zweifelsohne ein Begriff inder Jazzwelt.Zusammen mit der NDR-Bigbandstand der Altmeister seines Fachsin diesem Jahr in der ehrwürdigenKlosterruine auf der Bühne. DasPublikum der XXIV. Eldenaer JazzEvenings sahen einen liebenswür-digen, sich sensibel in das JazzOrchester einfügenden, AlbertMangelsdorff, der seine Posauneüber die Grenze zwischen Melodie,Hauch und Geräusch hinführte, umdiese Aspekte in einem Zuge behut-sam reflektierend zusammen zufügen. Problemlos glänzt sein Spielwährend großer Intervallsprünge.Mangelsdorffs "Concert for JazzOrchestra" führte Solisten,Orchester und Publikum in Eldenazusammen. Die ursprünglicheFassung der Komposition entstand1987 als ein Auftrag des NDR,erfuhr später allerdings eineBearbeitung für die NDR-Bigbandund gilt bisher gültige letzteFassung. In welchem gegenseitigenRespekt Jazz Orchester undMangelsdorff zueinander stehen,davon zeugt das wertschätzendeDankeswort des Komponisten aufder vor einem Jahr erschienenEinspielung. Hier trifft unter demeinfühlsamen Dirigat von DieterGlawischnig prasselnde Spiel-leidenschaft auf innovativeGedanken. Herzerfrischend ergän-zen "Visit" und "Meise vormFenster" eine musikalische wieauch von der Aufmachung her glän-zende CD.

Uwe Roßner

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RazorlightUp All Night

The LibertinesThe Libertines

The StreetsA Grand Don’t Come

For Free

Manic StreetPreachers

Lifeblood

The DistillersCoral Fang

The Von BondiesPawn Shoppe Heart

MorrisseyYou Are The Quarry

Beastie BoysTo The 5 Boroughs

KeaneHopes And Fears

november 2004

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The Music

Welcome To The NorthVirgin11..

22..

77..

1100..

88..

99..

33..

44..

55..

66..

Thank you for The MusicDie Platten des Jahres

Gewählt von Norman Gorek

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Auf ein Album wie dieses haben wir lange warten müssen. Stone Roses 1989,Oasis 1994, The Music 2004. “Welcome To The North“ ist eine Offenbarung.Genau so soll Rock’n’Roll klingen. Darauf ein Bier auf Ex. Und darauf, dassvier Northerners allen Mode-Rockern aus London und New York den Daumengezeigt haben. Das beste Album des Jahres kommt aus Leeds.

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Welche CDs waren 2004eure Highlights?

Meldet eure Top 3 an [email protected] Ergebnis wird im nächstenmoritz veröffentlicht.Gewinnspiel: Unter allen Ein-sendern verlosen wir2 x “Ranking & Skanking –The Best Of Punky Reggae“(mit: The Specials, Madness,Blondie...)2 x “Broken — A HardcoreCompilation“ (mit: Korn,Deftones, Sick Of It All...)

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Der Häuptling von neuerdingsüber 10 000 Studiosi heißt...

Für ein Geographie-Studiumunerlässlich ist der...?

Eine Stadt in Hessen heißt...?

Bei Greifswalder Studenten zurNahrungsaufnahme sehr beliebtist die...?

Die Adventszeit ist unvorstellbarohne...?

Bei Kontakt mit Säure färbt sichrot...?

Diesmal sieht das moritsel etwas anders aus und funktioniert folgendermaßen: Zu denFragen sind jeweils drei falsche und auf den ersten Blick wirre Antworten gegeben. Aus die-sen lässt sich die wahre Antwort jedoch ableiten. Diese wird im Lösungsfeld notiert. Danachwerden die Buchstaben der sechs richtigen Antworten aus dem Buchstabenfeld unten ausge-stirchen. Die verbleibenden Buchstaben ergeben in der richtigen Reihenfolge die Lösung.

WirrwarrVon Kai Doering

Lösungen bitte bis zum 29. November an [email protected]: moritsel.

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Gewinner!

„Sein oder nicht sein“ war zwar dasletzte Mal nicht die Frage aber dieLösung lautete

HAMLET

Eine moritz-Tasse geht an:

ANNE BLEICHER

NICOLE BETHGE

RENÉ FRIEDLAND.

SÜDERFRAU ODHÖRTE

EBROCH

DESAH

MAGENSIEDLUNG

INNEREIENDORF

PANSENMETROPOLE

ACRYLGRÜTZE

TUSCHPÜREE

FARBKOMPOTTSTIRBTORTE

VEGETIERKEKS

EXISTIERTEILCHEN

MORGENC9

MITTAGKISTE

NACHMITTAGGEOKELLER

OSTERKIND

NORDEROPA

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LÖSUNG:

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Alter? Alt genug um zu wissen,dass ich irgendwann aufhören mussan der Uni. Nee, 25.Größe und Kopfumfang?Andere würden sagen Wasserkopf,keine Ahnung. Normalgroß!Normalgroß muss reichen! Ende!Oder Eierkopf.Gewicht? Mein Wort hat Gewicht!Chinesisches Tierkreiszei-chen? Ich glaube Schwein. KeineAhnung, aber jedenfalls kam nachmir der Affe!Welche Aura umgibt dich?Zigarettenqualm.Lieblingsfarbe? Schwarz ist eineLebenseinstellung und keine Farbe,aber wenn es eine Farbe wäre,würde es mir am besten gefallen. Grundnahrungsmittel? Zumoritz-Zeiten Brot, Käse undKetchup.Lieblingspolitiker? Ähh, keinerder mehr lebt. Schwer. Ich habe kei-nen Lieblingspolitiker weil ich diealle für Idioten halte. Wenn es einenLieblingspolitiker gäbe, Gysi gefälltmir gut. Cool der Mann!Lieblingsklolektüre? Die PCGames. Den moritz lese ich nichtauf dem Klo, ich habe zuvielRespekt vor der ZeitungLieblings-Heavy-Metal-Band?Ich würde sagen Fantasymetal,Speed, True Metal, Rhapsody sindnicht schlecht. Nightwish warenfrüher sehr gut gewesen, mittlerwei-le sind die zu weit abgedriftet.Ansonsten die erste CD vonManowar. Sehr lustig! Mittlerweilemag ich die nicht mehr, ich finde eseinfach zu posig. Naja, Edguy undSonata Arctica sind die Bands dieich zur Zeit am meisten höre.Lieblingsfilm? "Dogma","Interview mit einem Vampir" und"Das Leben des Brian"!Wie lassen sich deine Tä-tigkeiten beschreiben? Sehr weitgefasst und zu viele.Wie viele Stunden hat deineArbeitswoche? Studium-Kontaktzeiten 20 Stunden. Dannnoch ein paar Stunden für den VdSt.Naja, noch mal 40. Mit Mensaclubmehr als 50. So 60. Der peinlichste Moment in dei-nem Leben? Gibts 'ne Menge!Aber ich sag mir mittlerweile,eigentlich ist nichts peinlich. Es seidenn natürlich, es ist dir selbst pein-lich. (hehe) Ich erlebe immer wiederpeinliche Momente wenn ichzuspätkomme oder... (etc.)

Gedanken vorm einschlafen?Mist, noch so viel zu tun. Auch:Hoffentlich schnarche ich nicht wie-der. Ich glaube das denkt jeder, dernicht alleine einschläft.Was verabscheust du am mei-sten? Mit Sachen konfrontiert zuwerden, die ich nicht hab kommensehen. Außerdem alles was mit Lug,Betrug und Lüge-reien zu tun hatkann ich nicht aus-stehen.Welchen Welt-rekord würdestdu am liebstenaufstellen? DenWeltrekord imL a n g e - S c h l a f e nwahrscheinl ich.Oder es am läng-sten in einerBibliothek aushal-ten und dabei diemeisten Bücherlesen.Wie bestrafst dudich selber? Mitmeinem schlech-ten Gewissen, dasist die schlimmsteStrafe für mich.Was ist deinp e r s ö n l i c h e rJungbrunnen?Musik. Musik undgute Gespräche.Auch wenn ichmerke, dass etwas, das ich angefassthabe, gelingt. Fürs Äußere das So-larium, gegen Winterdepressionen.Machst du selber dein Bett? Ja,wenn ich mein Bett mal mache,mache ich es selber. Was liegt auf deinem Nacht-tisch? Mein Radiowecker, meineNachttischlampe, mein Buch undmeine BrilleUnd drinnen? Im Nachttisch? Ichverweigere die Aussage. (DreckigesLachen).

Wer bist du in 20 Jahren? Ichhoffe noch der, der ich jetzt bin.Also jetzt so von der Art und Weiseher. Wenn ich fies wäre, würde ichsagen, der Chef von irgendjeman-dem. Jemand mit Verantwortung,jemand der im Hintergrund dieFäden zieht, das ist immer dasBeste. Ich würde auch sagen, die

Spinne im Netz.Was hast du immer dabei?Alles: Ein Blatt Papier, einen Stift,ein Deo, einen Kamm und eine CD.Ansonsten Zigaretten, Feuerzeugund meinen Ausweis. Männer fra-gen sich ja manchmal, was Frauenin ihren Handtaschen haben. Ichwürde sagen, mein Rucksack istmeine Handtasche. Meinen Ruck-sack habe ich immer mit dabei.

Gespräch: Juliane Hesse

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m. trifft...Alex Böber,

Mensaclub-Barkeeper, Ex-moritz-Vize, StuPist,Verbindungsstudent, Uni-Monster und guter Geist

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Die Klingel läuft Sturm. DieHaustür fällt fast aus den Angeln.Das Gekreische von draußen nimmtkein Ende. Der nervöse Blick auf dasKalenderblatt zeigt es: 31. Oktober.

Die Tage der Sommerzeit sindgezählt. Die Uhren ticken einengemächlicheren Takt. Der Kopfnoch nicht. Der Tag hätte so schönausklingen können, so ganz gemüt-lich in einer kuschelig beheiztenWohnung und romantisch verklär-tem Blick auf die auf der Straße mit"Laterne, Laterne" vorbeiziehendenKinder.Wieder scheppert die Klingel. Leichtverschreckt gleitet die Hand überdie Klinke. Es bleibt dennochunwiderruflich: Halloween steht vorder Tür. "Süßes oder Saures, Süßesoder Saures, Süßes oder Saures!",grölt der Chor. Alle Jahre wieder,könnte man fast sagen. Beinahe. Soeinen langen Bart hat Halloweennun wieder auch nicht. In den USAsicherlich, aber hierzulande? InBilligkostümen (zum Teil aus demSupermarkt oder von Mutti geba-stelt), mit hinreißend angemaltenGesichtsfarben (Wie günstig botsich der schwesterliche Schmink-

kasten an!) und sich nach Süßig-keiten lechzenden Monstertüten.Und immer wieder: "Süßes, oderSaures, Süßes oder Saures, Süßesoder Saures!"

Hektisch wühlt die Hand ineinem Fach in derAnbaureihe nach der bereitsvorsorglich eingekauftenSchokolade oder greift zurvorbereiteten Tüte im Flurund schafft kurzzeitigesSchweigen. "Süßes oderSaures, Süßes oder Saures,Süßes oder Saures!" Und wasmacht man mit geschenktenÄpfeln? "Na super, tolleWurfgeschosse." Sag’ mal, wolebt ihr denn!?! "Okay, trotz-dem danke", heißt es dannkleinlaut. (Tja, dieSchokolade muss auch nichtaus diesem Jahr sein …) Das Klopfen an der Tür ist janicht von gestern. Auch selbstnicht erst seit dem langbärti-

gen Mann im knalligen Coca-Cola-Rot. Als ein historisch schwerge-wichtiges Beispiel sei Martin Lutherherangezogen. Der reformatorischeSchock seines Thesenanschlags vor487 Jahren schlug nicht ganz kleineWellen. Anstelle einer ursprünglichbeabsichtigten innerkirchlichenErneuerung reihte sich in der Folgeneuer Feiertag inden Kalenderein.

Äh Tänn-schen, please!

H a l l o w e e nkommt doch ausden USA, oder?War da dochnicht irgendet-was mit Aller-heilligen? Ja -doch. Der veral-

tete englische Ausdruck "hallow"bedeutet überraschenderweise - na?Genau: Heiliger. Und mit "eve",nicht Eva, wird dank der schwerlichantrainierten Reste des Schul-englischs auch bald klar, worum essich insgesamt handelt. Der Tag vorAllerheiligen stellt damit einenschönen Reimport in das "alte"Europa dar. Oh, how nice?! (Grins)Wenn sich beispielsweise Google imfeschen Harry-Potter-Look oderVobis mit ganz gespenstischenPreisnachlässen publikumswirksampräsentieren, bleibt der Kern derwirklichen Tradition scheinbar ganzmarktwirtschaftlich auf der Strecke. Wozu feiern wir eigentlich? Handeltes sich dabei um ein offizielles, nichtimmer persönlich relevantes Erin-nern, um eine schnöde Familien-ansammlung um ein schmackhaftgemachtes totes Tier oder nur toteZeit zum Gammeln? Wenn dasWeihnachtsgeschäft sich Ende Au-gust mühsam aus dem Sommer-schlaf quält, steht die Lust undFreude an der lebendigen Pflegeeiner wertgeschätzten Tradition zureigentlichen Zeit im grauenMatschschnee und Eisregen. Imselbstvergessenen Kaufrausch ziehtder Advent wie ein Film vorbei undplötzlich ist man irgendwie imneuen Jahr gestrandet. Und ausdem frisch geschmolzenen Oster-hasen lacht der reinkarnierte Weih-nachtsmann heraus. Das Labelwechselt nur mit der Saison. Den-noch: Der Geist der Feiertage darfnicht draußen vor der Tür stehenbleiben. Falls doch, wären Feietagekeine Feiertage mehr. Sie mutiertenzu kitschigen und, ach, doch sosüßen Hohlkörpern. Den Kindernwollen wir nicht den wirklichenSpaß am Feiern nehmen. Und unsauch nicht, oder?

Arvids Kolumne feat. Uwe

Kinder, Kinder!Feste Feiern, na klar! Aber warum?

Von Arvid Hansmann und Uwe Roßner

Groteske Symbiose zweier Feste: Kommerz als Sinn-stifter Tim Burtons „Nightmare before Christmas“ (1993)

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