Date post: | 08-Apr-2016 |
Category: |
Documents |
Upload: | thomas-koch |
View: | 229 times |
Download: | 3 times |
www.cebitwebexperience.de
Sponsoren
Fachkongress zu Web & Mobile Experience Management sowie Marketing Automation
Digital Experience & digitale Transformation im Marketing
19. – 20. März 2015CeBIT, Hannover
WebExperience Arena
INHALTSVERZEICHNIS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena
Inhalt
Vorwort ................................................................................................................. 1
Fachartikel ............................................................................................................ 3
Digital Experience als zentraler Erfolgsfaktor im digitalen Zeitalter .................... 3
Content-Revival – Die neue Bedeutung von “Content Is King” .............................. 8
Marketing Automation: Customer Journey’s next big Thing .............................. 11
Kris Lohmann: Webdesign-Trends 2015 – die Finger davon lassen? .................. 15
Sechs Herausforderungen für das digitale Marketing ........................................ 20
#digitalexperience = { #uxdesign + #contentstrategy + #marketingautomation +
#conversionoptimization } * #customerjourney ................................................ 23
Digital Experience als neues Modewort im digitalen Marketing? ........................ 25
Marketing has unquestionably become a technology-powered discipline. ......... 29
Welche Bedeutung hat das Thema Conversion-Optimierung für die Digital
Experience Strategie? ....................................................................................... 34
Inbound-Marketing-Denke als Kern der Digital Experience Strategie! ................ 38
Content-Strategie braucht mehr als nur Inhalte in ihrer Umsetzung! ................. 41
Interviews ........................................................................................................... 47
Thomas Kaspar: Das Denken in Nutzerverhalten gibt Aufschluss über den
richtigen Marketing-Mix ................................................................................... 48
Simon Loebel: “Digital Customer” nicht mehr nur Teil einer Zielgruppe............. 50
Susanne Böck: „Den“ digital Customer gibt es nicht .......................................... 52
Björn Schotte: Keine langwierige Konzeptarbeit mit fancy UX Guidelines .......... 55
Andreas Selter: Customer Experience existenzentscheidend für die Anbieter .... 57
Oliver Schmitt: Größte Herausforderung bei Digital Customer ist „Relevanz“ ..... 61
Matthias Müller-Prove: Customer Experience ist keine Werbung ........................ 63
INHALTSVERZEICHNIS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena
Yves Bollinger zu Customer Experience: Die meisten Menschen sind Kanal-
Agnostiker ....................................................................................................... 65
Torsten Schollmayer über Customer Experience: Alles ist nur einen Klick entfernt
........................................................................................................................ 67
Thorsten Wilhelm zu Customer Experience: Jede Anwendung muss bedient
werden ............................................................................................................. 69
Tim Rademacher: Reale und digitale Kundenerlebnisse synchronisieren ........... 72
Norbert Schuster: Es braucht den Perspektivenwechsel vom Ego-Posting zur
Buyer-Persona-Denke ........................................................................................ 74
Markus Spiller: Gute Digital-Experience-Strategien werden nach dem Prinzip des
Ausprobierens, Scheiterns und Lernens umgesetzt! .......................................... 76
Tobias Mitter: Customer-centric is about a consistent, exceptional experience! 79
Ulf Schubert: Im Digitalen lässt sich die Erlebniszufriedenheit nur an indirekten
Indikatoren ausmachen! ................................................................................... 81
Eckhardt Schwabe: Customer Journey Orientierung bedingt eine
abteilungsübergreifende Aktivität!.................................................................... 82
Michael Hack: Experience Management benötigt eine durchgängige System- und
Kommunikationslogik! ..................................................................................... 85
Miriam Löffler: Gute Digital Experience Ansätze fangen bei den internen
Strukturen und Verantwortlichkeiten an! .......................................................... 87
Gunnar Klauberg: Sinkende Markteintrittsbarrieren sind ein zunehmendes Risiko
für viele Branchen ............................................................................................ 89
Rainer Kolm: Das Kundenerlebnis erfolgt ganzheitlich – über alle digitalen &
analogen Kontaktpunkte hinweg! ..................................................................... 92
Jan Jursa: Eine #DigitalExperience muss aus anonymen Usern zufriedene Kunden
machen! ........................................................................................................... 93
Jörg Dennis Krüger: Unternehmen müssen datengetriebener denken und
handeln! ........................................................................................................... 95
INHALTSVERZEICHNIS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena
Fabian Liebig: Nur wenn die Schwachstellen klar sind, können sinnvolle
Hypothesen für die Optimierung erstellt werden! ............................................. 97
Carlo Velten: CRM, Kundenportale, eCommerce, Marketing Automation und
Social Media müssen bestmöglich verzahnt werden! ....................................... 100
Interviewzusammenfassungen .......................................................................... 103
Customer Experience: Warum im Digitalen so wichtig? ................................... 103
Eine gute Experience Strategie für den Digital Customer ................................ 107
Web und Mobile Experience: Wo stehen die Unternehmen? ............................. 115
Kontaktinformationen ....................................................................................... 124
VORWORT
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 1
Vorwort
Die Web Experience Arena @ CeBIT 2015 ist eine Fachkonferenz mit Networking
und Marktplatz auf der CeBIT 2015. Sie bietet ein hochwertiges und kurzweiliges
Programm mit Expertenbeiträgen, Projektberichten und Lösungsvorstellungen so-
wie viel Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und zum Networking. Im Mittel-
punkt der Diskussionen stehen dabei die Themen Web & Mobile Experience Ma-
nagement, Digital Customer Engagement & Web Marketing Automation.
Immer mehr rücken die digitalen Platt-
formen in den Mittelpunkt der Kontakt-
kette zwischen Unternehmen und ihren
Kunden. Sei es vor oder nach dem Pro-
duktkauf – in allen Phasen nehmen sie
eine wichtige Funktion bei der Kommu-
nikation, Information und eigentlichen
Transaktion ein. Der Kunde erwartet da-
bei eine konsistente und relevante An-
sprache und Information – egal welchen
digitalen Kontaktpunkt er oder sie auch immer wählt. Für die Unternehmen stellt
sich damit die Herausforderung das digitale Angebot einmal mehr vom Kunden
her zu denken und die digitalen Kontaktpunkte entlang seiner Anforderungen zu
gestalten. Das zentrale Thema ist hierbei die Optimierung des digitalen Kundener-
lebnisses, dass sowohl den Kunden mit den richtigen Informationen im richtigen
Kontext versorgt – als auch die vertrieblichen und service-orientierten Unterneh-
mensziele unterstützt.
Mit der Web Experience Arena @ CeBIT bietet sich erstmals auf der CeBIT 2015
eine Fachkonferenz mit angeschlossenen Networking- und Marktplatz-Möglichkei-
ten zu diesem Thema. Dabei steht die ganzheitliche Betrachtung von kundenorien-
tierten, fachlichen und technologischen Anforderungen im Vordergrund. Denn erst
das kundenorientierte Zusammenspiel von Fachabteilung und IT ermöglicht eine
optimale Web bzw. Digital Experience.
VORWORT
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 2
Zur Vorbereitung auf diese Konferenz haben wir im Veranstaltungsblog einge-
stimmt und dabei auf zwei unterschiedliche Artikelarten gesetzt:
• In Fachartikeln haben Autoren von Kongress Media und Gastautoren die The-
men der Konferenz beleuchtet.
• In einer Interviewreihe haben wir Experten und Fachverantwortlichen fünf Fra-
gen gestellt und um ihre Beantwortung gebeten.
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 3
Fachartikel
Digital Experience als zentraler Erfolgsfaktor im digita-
len Zeitalter
26. Januar 2014 Björn Negelmann Link zum Blogartikel
Das Thema „Digital Experience“ ist Kernthema der Web Experience Arena @ CeBIT
2015. Dabei geht es um das digitale Kundenerlebnis, das von den Unternehmen
entlang der verschiedenen Kundenkontaktpunkte systematisch geplant und gestal-
tet werden muss. Diesem wird eine hohe Bedeutung für den digitalen Geschäftser-
folg zugeschrieben, da das digitale Kundenerlebnis – wenn richtig eingesetzt – so-
wohl beeinflussend für die Kaufentscheidung wirken als auch zum Teil des digita-
len Angebotes werden kann. Die digitale Kontaktpunktkette (bzw. Customer Jour-
ney) ist dabei zentrales Analyse- und Planungswerkzeug. Dabei ist klar, dass die
Customer Journey natürlich nicht nur singulär digital betrachtet, sondern ganzheit-
lich über alle digitalen und analogen Entscheidungsphasen berücksichtigt werden
muss. Klar ist auch, dass eine ganzheitliche Betrachtung der Kontaktpunkte nicht
alleine durch die Digital-Abteilung gemacht werden kann – sondern dass es hierfür
eine Art „Runden Tisch“ braucht, an dem Personen zusammenkommen müssen,
die sich eigentlich im Unternehmen eher behindern. Daher liegt das Potential des
Ansatzes der „Digital Experience“ vielleicht gar nicht so sehr im Konzeptionellen,
sondern viel mehr im Organisatorischen.
Wie auch immer – gilt es für mich, hier einmal die aus unserer Sicht wichtigen Be-
sonderheiten des Themas aufzuspannen, die sowohl die Web Experience Arena als
Veranstaltung als auch die Leitideen für das Programm der Fachkonferenz erklä-
ren.
Ausgangspunkt: Digital als kritisches Entscheidungsmoment
Die digitalen Kanäle sind heute schon auf Kundenseite ein integraler und vor allem
kritischer Baustein. Von der Informations- und Produktsuche, über den Preisver-
gleich, die Angebotsevaluation, den Kauf bis hin zum Service und der Produkt- und
Leistungsbewertung – in vielen Kaufentscheidungen findet der „Moment der Wahr-
heit“ (oder English „Zero Moment of Truth“) – sprich der entscheidende Moment,
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 4
bei dem eine positive oder negative Entscheidung für das Angebot getroffen wird –
auf den digitalen Plattformen statt.
Hat der Kunden in diesem Moment nicht die richtige Information oder versteht das
Anwendungskonzept zum Fortsetzen seiner Handlung nicht, gibt es keinen Ver-
käufer, der ihn zurückholen kann, und das Entscheidungsmoment ist verloren.
Und das ist noch der harmloseste Ausgang, denn wenn die Kunden erst ihre Unzu-
friedenheit in den sozialen Medien äußern, kann mitunter noch mehr Schaden –
auch an dem Markenbild – entstehen.
Jenseits der Transaktion bietet das Digitale auch die Möglichkeit, über ein digitales
Service-Erlebnis neuen Wohlfühlfaktoren zu schaffen, die sich in der immer homo-
gener werdenden Konsumlandschaft zu entscheidenden Unterscheidungsmerkma-
len entwickeln können.
Das digitale Kundenerlebnis (Digital Experience) mit einem klaren Verständnis der
Kundenkontaktpunkte (Digital Customer Experience) wird zum kritischen Element
der Marken- und Marketingstrategie. Zweifelsohne lässt es sich damit als einer der
Schlüsselfaktoren für den Erfolg im digitalen Zeitalter festhalten – wie es auch die
Experten von McKinsey in einem Beitrag zu den „The seven traits of effective digi-
tal enterprises“ feststellen.
Abbildung 1: "Zero Moment of Truth"-Modell von Google
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 5
Digital Experience als Hebel für mehr Engagement und Konversion
In einer schon etwas älteren Analyse (aus dem Jahr 2012) zur Bedeutung von Digi-
tal in der Automobil-Industrie kommen nochmals die Experten von McKinsey zu
folgenden acht Trends, die nun in 2015 für immer mehr Industriezweige zur Reali-
tät geworden sind (Quelle):
1. Digital is key to driving premium perception.
2. The digital value chain is becoming a reality.
3. Digital channels dominate the purchasing “journey.”
4. Digital customers demand seamless integration.
5. Digital products can secure loyalty.
6. Digital sales are bigger than expected.
7. Digital communities influence decisions.
8. Digital communication needs to be strategic and comprehensive.
Der Fokus auf Digital als Entscheidungsmoment ist also nicht von weit hergeholt.
Die Bedeutungszunahme von Digital erfordert eine Priorisierung und ein Umden-
ken. Mit dem Fokus auf der „Digital Experience“ braucht es zunächst einmal eine
digitale Exzellenz im Hinblick auf die Bereitstellung der relevanten Information
und Feature im richtigen Moment einer Kundenkontaktkette. Nutzerorientierung,
hohe Usability, Responsive Design & Content sind hierbei nur einige Stichworte,
die es dabei zu klären gilt. Inhalte müssen situations- und kontext-bedingt für den
jeweiligen Kunden ausgewählt und bereitgestellt werden – ohne aber dabei das
große Ganze der angestrebten Markenidentität zu verlieren.
Ist dies gelöst und der Kunde in seinen Informations- und Interaktionsanliegen zu-
friedengestellt, gilt es die Bindung zwischen dem Plattform-Nutzer und den digita-
len Plattformen auszubauen. Der einmal aufgebaute Kontakt sollte nicht mehr ver-
loren gehen – dabei geht es um das Thema Inbound Marketing und Marketing-Au-
tomation bis hin zu den Sharing- und Empfehlungsmechanismen, mit denen die
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 6
Verbreitung von Inhalten in den sozialen Medien unterstützt werden muss. Im All-
gemeinen spricht man auch von der Anteilnahme (sprich dem Digital Engagement),
welches gefördert werden sollte.
Last but not least – reicht es nicht, wenn der Nutzer nur positiv gegenüber den In-
halten und den Angeboten eingestellt ist, sondern es braucht auch einen konkre-
ten Abschluss, damit die Anstrengungen sich in einem Geschäftserfolg auszahlen.
Das Thema „Conversion Optimierung“ ist demnach auch in immanenter Bestandteil
der „Digital Experience“-Strategie.
Der „Digital Experience“-Ansatz muss demnach ausgehend einer strategischen
Analyse dieser “Customer Journey” die Optimierung der digitalen Kundenanliegen
im Entscheidungsprozess (Digital Excellence) verfolgen und spannenden Interakti-
ons- und Engagement-Konzepte (Digital Engagement) sowie zielorientierten Kon-
versionsansätzen (Digital Conversion) ermöglichen.
Digital Experience als Wegbereiter für die digitale Transformation im Marke-
ting
Die digitale Transformation ist allgegenwärtig. Die erst kürzlich stattgefundene
CES 2015 zeigte einmal mehr wie die Vernetzung in die Dinge des alltäglichen Le-
bens einziehen und klassische Produkte zunehmend zu „Interfaces“ einer neuen
digital vernetzen Leistung werden.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 7
In der „d!conomy“ ist bei der „Digital Experience“ demnach nicht nur das digital er-
weiterte Kauferlebnis zu diskutieren, sondern das digital erweiterte Produkterleb-
nis, was alles Kontakt- und Erlebnispunkte über den gesamten Lifecycle ein-
schliesst.
Die Altimeter Group liefert hierbei zur „digitalen Transformation“ rund um das
Marketing folgende Definition:
The realignment of, or new investment in, technology and business mo-
dels to more effectively engage digital customers at every touchpoint in
the customer experience lifecycle. (Altimeter Group)
Dabei geht es also darum, wie Produkte und Leistungsangebote in das digital ver-
netzte Zeitalter überführt werden. Lego und Nike sind hier z.B. Vorreiter – wo digi-
tale Communities zu einem Teil des Produkterlebnisses werden
Web Experience Arena als Treffpunkt der Digital-Verantwortlichen
Mit der Web Experience Arena wollen wir auf der CeBIT 2015 diese Veränderungen
aufzeigen und die verschiedenen Anforderungen auf dem Weg diskutieren. Wichtig
ist dabei, dass wir das Thema interdisziplinär betrachten wollen. Einschlägige Kon-
ferenzen zu diesem Thema haben die Anforderungen jeweils aus einem Blickwin-
kel betrachtet, mit der Web Experience Arena soll sich das ändern.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 8
Wir verstehen die „Web Experience Arena“ als Treffpunkt der Digital-Verantwortli-
chen auf der CeBIT. Als eine der Nachfolge-Veranstaltungen der CeBIT Webciety
bieten wir ein neues Zuhause für alle, die sich mit den Entwicklungen rund um die
Themen Web- & Content-Design, Usability & Navigationsarchitektur, Content- & Ex-
perience Management, Content Targeting & Marketing Automation sowie digitales
Inbound Marketing & Conversion Optimierung beschäftigen.
Content-Revival – Die neue Bedeutung von “Content Is
King”
18. Februar 2015 Björn Negelmann Link zum Blogartikel
Die Geschichte wiederholt sich immer wieder – schon zur New Economy hieß es
“Content Is King” und die Vernetzung von Menschen in Communities à la Com-
puserve nicht mehr zeitgemäß. Das änderte sich dann aber gleichsam wieder in
den Folgejahren – wie schon von Andrew Odlyzko in 2001 vorausgesagt wurde.
Und so konzentrierten sich die Marketing-Bestrebungen in den Folgejahren auf das
Umfeld der aufflammenden sozialen Netzwerke und den Möglichkeiten für die di-
rekte soziale Interaktion mit den Kunden. Heute heißt es wieder, dass die sozialen
Medien rein als Ort der Vernetzung nur wenig Sinn für das Marketing geben und
erst mit Hilfe einer “Content Strategie” einen sinnvollen ROI versprechen.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 9
“Content Marketing” ist hierbei das neue große Buzzword, mit dem verschiedene
Disziplinen im Digital Marketing – seien es die Social Media Manager, die Traffic-
orientierten Suchmaschinen-Optimierer oder die Dialog-Kommunikatoren – durch
das Land ziehen. Und die Frage stellt sich – was ist dran an dem Hype und was be-
deutet dies für die Digital-Strategie?
Content als Mehrwert-Information, Anlass für eine Interaktion und Kontext
für die Positionierung
Folgt man den Experten-Diskussionen zum “Content-Marketing” kommt man
schnell in den Wald von unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema. Wie schon
vorangestellt – gibt es derzeit die unterschiedlichsten Positionen, die das Thema
neu auf die Agenda bringen. Zum einen wird relevanter Content im Rahmen der
Customer Journey als nutzenstiftendes Element für den kundenseitigen Entschei-
dungsprozess proklamiert. Mit dem richtigen Informationen im richtigen Moment
und Format soll die Meinungsbildung im “Zero Moment of Truth” positiv unter-
stützt werden. Damit dies erfolgen kann, braucht der Content natürlich ein hoch-
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 10
wertiges Umfeld. In diesem Kontext sind dann auch die neuen digitalen Kunden-
magazine zu bewerten, bei denen versucht wird, Marken zu Publizisten zu ma-
chen. Was aber dem einen schmeckt, hat für den anderen etwas “Anstößiges”. Glei-
che Bewertung erfolgt auf Seite der Entwicklung der Medien, wo Werbung zuneh-
mend als redaktionelle Inhalte aufbereitet und dem Leser als “native” Werbeinhalte
dargeboten werden. Immer mit dem Anspruch gleichsam einen informatorischen
Mehrwert als auch Impuls für die Meinungsbildung zu bieten.
Der zweite “Content-Trend” ist die Idee, die “Leere” der sozialen Vernetzung durch
guten Content für spannende Gesprächsanlässe zu füllen. Es ist das Verständnis
der guten Kommunikation, dass die Meinungsbildung weder über Bespielung der
Kunden mit Inhalten nach dem Gießkannen-Prinzip noch über eine “leere” 1:1-Fan-
Beziehung zwischen Unternehmen und dem potentiellen Kunden in sozialen Netz-
werken zustande kommt, sondern Teil eines sozialen Interaktionsprozesses und
Diskurses ist, bei dem die sozialen Plattformen als “Enabler” dienen und Inhalte für
die Gesprächsanlässe sorgen müssen. Was anfangs zunächst einmal die Forderung
nach mehr Inhalten in den Posts der Social-Media-Interaktionen war, ist mitterweile
der Ruf nach einer klaren Content-Strategie, die Inhalte als “snackable content” auf
eigenen Plattformen bereitstellt und für das Sharing in sozialen Netzwerken opti-
miert.
Last but not least – sind die Bestrebungen anzuführen, mit denen die Suchmaschi-
nen-Optimierer die Online-Plattformen in dem schier unendlichen Inhaltsangebot
auf Suchmaschinen möglichst optimal positionieren – sprich auf die vorderen
Ränge bringen wollen. Hier geht es oftmals nicht direkt um spannende Inhalte, die
zu Gesprächen anregen, sondern schier um optimierte Inhaltsaufbereitung, um ei-
nen möglichst umfangreichen und intelligenten Kontext für die eigene Information
zu bieten, die von Suchmaschinen bestmöglich erfasst und indiziert werden.
“Content Is King” braucht ein neuen Content-Management-Ansatz
Content hat also durchaus verschiedene Funktionen und unterstützt damit ver-
schiedene strategische Ziele. Die Funktion bzw. die Zielsetzung bedingt dann wie-
der unterschiedliche Anforderungen an die Umsetzung, Aufbereitung und Bereit-
stellung der Inhalte.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 11
Hier sind einige, durchaus nicht abschließende Anforderungen für die operative
Umsetzung von Content-Strategien:
• Content muss auf allen Plattformen ansprechend präsentiert werden.
• Content muss für den Nutzer relevant und auf seinen Nutzungskontext opti-
miert sein.
• Content muss effizient in unterschiedlichen Formen (inhaltliche Aufbereitung)
und Formaten bereitgestellt werden.
• Content muss teilbar sein und für diesen (losgelösten) Nutzungskontext ein-
zeln funktionieren.
• Content muss kundenorientiert sein, aber auch den jeweiligen Geschäftszielen
(Umsatz, Lead-Generierung, Branding) zuträglich sein.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es ein Zusammenwirken
verschiedener Disziplinen wie dem Content- und Interaktionsdesign, der Kommu-
nikation, der IT, der CRM-Abteilung und den Performance-Managern. Erst wenn alle
an einen Tisch gebracht werden, können erlebnisorientierte Content-Strategien re-
alisiert werden.
Im Rahmen der Fachkonferenz zur Web Experience Arena haben wir einige Exper-
ten-Diskussionen, die sich diesen Herausforderungen von unterschiedlichen Per-
spektiven nähern.
Marketing Automation: Customer Journey’s next big
Thing
20. Februar 2015 Frank Hamm Link zum Blogartikel
Alleinstehende CRM-Systeme, Mailinglisten und Kampagnentools verlieren den
Kunden auf seiner Customer Journey. Marketing Automation nutzt umfangreiche
Daten und reagiert automatisch auf Kundenkontakte an Touchpoints. Aktuelle
Marktbewegungen machen Marketing Automation zum Jahr der Customer Journey.
“Marketing Automation catches on”
Mike Templeman, der CEO von Foxtail Marketing ruft 2015 als das Jahr der Marke-
ting Automation aus (“2015: the year marketing automation finally catches on“).
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 12
Zunächst führt er aus, dass “Poor Training”, “Poor integration and deployment” so-
wie “Poor fulfilment” einen Erfolg von Marketing-Automation-Systemen bislang ver-
hindert hätten. Doch Hubspot bringe ein eigenes Customer Relation Management
System (CRM-System) heraus und beginne sich damit von den Systemen der gro-
ßen Platzhirsche im Bereich der Marketing-Systeme unabhängig zu machen.
Weiterhin würden neue günstige Startups die Szene betreten. Und darin Temp-
leman sieht den Hauptgrund, warum Marketing Automation dieses Jahr abhebt:
Diese Startups forderten die Platzhirsche heraus, von denen Hubspot bereits sein
Preismodell angepasst habe.
Marketing Automation
Wikipedia (en) bezieht sich auf Software, die auf mehreren Online-Kanälen wieder-
holbare Aufgaben automatisiert:
Marketing automation refers to software platforms and technologies de-
signed for marketing departments and organizations to more effectively
market on multiple channels online (such as email, social media, websi-
tes, etc.) and automate repetitive tasks.
[ Marketing automation. (2015, January 9). In Wikipedia, The Free Encyclopedia.
Retrieved 09:15, February 20, 2015 ]
Oracle, inzwischen einer Platzhirsche für Marketing Automation (siehe unten), be-
schreibt die Gründe für Marketing Automation wie folgt:
To run effective demand generation and lead management processes,
B2B marketers must respond individually to each prospect in the buying
process. But given the sheer volume of most marketing campaigns, you
can’t possibly identify and respond to each sign of buyer interest manu-
ally. If you really want to target customers and prospects with the right
messages at the right time, you’ll need a marketing automation soft-
ware platform that customizes content and automates the timing of all
your marketing communications.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 13
Es geht bei Marketing Automation um die Überwachung und Kontrolle umfangrei-
cher Daten und Aktionen von Kunden, um daraus Aktionen abzuleiten (wie Auf-
merksamkeit schaffen, Käufe anzuregen) – und auch nicht nur online, denn Kun-
den denken nicht in Vertriebskanälen.
Customer Journey
Bis vor einiger Zeit gab es im Marketing sehr viele unterschiedliche Systeme wie
für das Customer Relationship Management, für Mailings oder für Kampagnen. Sie
waren für ihre jeweilige Aufgabe spezialisiert, doch um eine gesamthafte Verfol-
gung von Prospects, Leads und Customer auf ihrer “Customer Journey” waren sie
gerade aufgrund ihrer Spezialisierung wenig geeignet.
Customer Journey (ugs. zu dt.: Die Reise des Kunden) ist ein Begriff aus
dem Marketing und bezeichnet die einzelnen Zyklen, die ein Kunde
durchläuft, bevor er sich für den Kauf eines Produktes entscheidet. Aus
Sicht des Marketing bezeichnet die Customer Journey alle Berührungs-
punkte (Touchpoints) eines Konsumenten mit einer Marke, einem Pro-
dukt oder einer Dienstleistung. Hierzu zählen nicht nur die direkten In-
teraktionspunkte zwischen Kunden und Unternehmen (Anzeige, Werbe-
spot, Webseite usw.), sondern auch die indirekten Kontaktpunkte, an de-
nen die Meinung Dritter über eine Marke, ein Produkt oder eine Service-
leistung eingeholt wird (Bewertungsportale, Userforum, Blog usw.).
[ Seite „Customer Journey“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungs-
stand: 13. Dezember 2014, 10:37 UTC. (Abgerufen: 20. Februar 2015, 09:24
UTC) ]
Sobald ein Kunde den Kanal des jeweiligen Tools verließ und irgendwo anders mit
einem Touchpoint in Kontakt kam, war die Reise aus Sicht des Tools unterbrochen
oder beendet. Über Schnittstellen wurde versucht, beispielsweise mit Schnittstellen
den Überblick über die Reise zu behalten. CRM-Systeme spielen hier eine große
Rolle, da sie alle Aktivitäten von Kunden zusammenfassen sollen.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 14
Mit den CRM-Systemen gilt es die Kundenbeziehungen zu pflegen. Sie bilden zwar
eine Klammer, um die Übersicht über den und die Kunden zu haben, und daraus
beispielsweise für das Marketing Informationspool zu sein und auch im Kunden-
kontakt wertvolle Einblicke zu haben. Für automatisierte Prozesse über verschie-
dene Medien und Plattformen hinweg sind sie eigentlich ungeeignet – bislang.
CRM-Systeme und ein paar Mailingsysteme alleine verschaffen keine Vorteile, wenn
es um ganzheitliches Marketing und Sales geht. Dazu braucht es Marketing Auto-
mation.
Reinhard Janning (“Marketing Automation – Systeme & Tools zur Neukundengewin-
nung”) beschreibt den Nutzen für das Marketing:
• Strukturierte und flexible Planung und Durchführung von Kampagnen
• Einfache Adaption erfolgreicher Kampagnen
• Zeitersparnis durch die Automatisierung von Kampagnen
• Koordinierte Marketingaktivitäten
• Feedback über den Erfolg der Kampagnen an einer Stelle
Genau dazu kommen die großen CRM-Anbieter wie Salesforce ins Spiel. Die haben
den Nutzen und das Potential der Marketing-Automation-Systeme erkannt. Und in-
tegrieren Marketing Automation in ihre Systemwelt.
Steigender Markt für Marketing Automation
2012 übernimmt Salesforce mit Buddy Media den weltweit führenden Plattform für
Social Media-Marketing für 689 Millionen Dollar. Ende 2012 übernimmt Oracle den
Marketing-Automatisierer Eloqua für 871 Millionen Dollar. Im Jahr darauf kauft Sa-
lesforce dann den Konkurrenten Eloquas ExactTarget für schlappe 2,5 Milliarden
Dollar dazu und integriert es als Salesforce Marketing Cloud (Wikipedia: “a provi-
der of digital marketing automation and analytics software and services“). Ein wei-
terer Platzhirsch in Marketing Automation ist Marketo, der bislang als Einzelspieler
unterwegs ist. Ich spekuliere einmal und werfe Marketo als Übernahmekandidat
für Adobe oder SAP in die Runde.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 15
Viele Unternehmen investieren viel Geld in den Bereich Marketing Automation.
Dies tun sie, um sich einerseits Marktanteile in einem wachsenden Markt zu si-
chern und um sich eine integrierte Marketing-Systemlandschaft aufzustellen. An-
dererseits tun sie das eben genau deswegen, weil sie sich durch diesen wachsen-
den Markt mittel- bis langfristig Gewinne erwarten.
Deswegen arbeiten die großen Unternehmen wie Oracle und Salesforce nach ihren
umfangreichen Investitionen und den Integrationen in ihre bestehenden Systeme
dieses Jahr massiv daran, ihr jeweiliges Geschäft auszuweiten und Neukunden in
großem Umfang zu gewinnen. Parallel arbeiten Nischenplayer wie Startups daran,
mit günstigen Lösungen das untere Marktsegment insbesondere für Kleinunter-
nehmen und Mittelständler (KMU).
Nur mit Marketing Automation gelingt es, den Kunden kontinuierlich und automa-
tisiert über verschiedene Kanäle auf seiner Customer Journey zu begleiten. Diese
Klammer fehlt bislang vielen Unternehmen, teilweise auch aufgrund hoher Investi-
tionen in Systeme. Mit den Marktveränderungen werden diese Unternehmen die
Chance ergreifen und in Marketing Automation einsteigen.
2015 wird das Jahr der Marketing Automation für die Customer Journey
Das Thema “Marketing Automation” haben wir für die Web Experience Arena in die
beiden Expert-Panels “Digitale Strategien und ihre Wertschöpfung” und “Digitales
Inbound Marketing der nächsten Generation” aufgenommen. Dabei haben wir die
Experten Dietmar Dahmen, Sebastian Küpers (Pixelpark), Matthias Schrader (Sin-
nerSchrader), Carsten Rossi (Kuhn, Kammann & Kuhn), Oliver Schmitt (re-lounge)
und Daniela Kleck (Manor AG).
Übrigens: Salesforce selbst war bis vor einigen Jahren noch eine Art Startup, es
gibt Salesforce erst seit 1999 :-)
Kris Lohmann: Webdesign-Trends 2015 – die Finger da-
von lassen?
23. Februar 2015 Kris Lohmann Link zum Blogartikel
Dieser Beitrag wurde im Original im Minds-Blog von Coremedia veröffentlicht.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 16
Die Geschichte dieses Artikels begann mit einem
Kommentar zu einem Post auf dem “Service Thin-
king”-Blog von Christian Reichel. Der Kommentar
wurde dann zu lang für das Kommentarfeld…
Christian plädiert in seinem interessanten Post
mit dem Titel “Gefährlich, gefährlicher, Webde-
sign-Trends” für einen zurückhaltenden Umgang
mit Webdesign-Trends wie Responsive-Design
und Material-Design, die in einem t3n-Artikel für
2015 vorhergesagt werden. Natürlich ist ein zu-
rückhaltender Umgang mit Design-Mode und De-
sign-Trends auf jeden Fall auch im Sinne der Benutzbarkeit meistens eine gute
Idee. Allerdings gibt es noch einen wichtigen Aspekt, der insbesondere die
Schnelllebigkeit von Design-Trends betrifft und die damit verbundene Nachhaltig-
keit von Webseiten.
Es ist natürlich nicht alles, was neu ist, automatisch gut! Aber Dinge können “gut”
im Sinne von intuitiv benutzbar werden, wenn sie viel benutzt werden. Und, dafür
ist dieser Post ein Plädoyer, die Webdesign-Moden und -Trends sind nicht unab-
hängig von einem nachhaltigen und gültigen Standard, sondern beeinflussen den
aktuellen Standard in hohem Maße.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 17
Wie aus Design-Trends Design-Standards werden
Zwar verändern sich die Grundprinzipien menschlicher Wahrnehmung nicht, aller-
dings entwickeln sich Standardlösungen weiter und werden somit auch von einem
größeren Anteil der Zielgruppe verstanden. Als Beispiel dient etwa die Kombina-
tion aus Off-Canvas-Navigation und “Hamburger”-Icon als Lösung für eine Naviga-
tion. Das Bedienungsmuster wäre noch vor 5 Jahren in – vermutlich – jedem Usabi-
lity-Test als problematisch identifiziert worden. Viele Benutzer hätten schlicht
nicht verstanden, was das Icon bedeutet. Heute ist es zumindest bei regelmäßigen
Smartphone-Nutzern kein Problem mehr. Das Bedienungsmuster und das Hambur-
ger-Icon als Symbol sind durch die verbreitete Benutzung konventionalisiert wor-
den.
Christian Stetter, emeritierter Professor für Sprach- und Kommunikationswissen-
schaft an der RWTH Aachen, nennt solche Prozesse, die auch Treiber für die Evolu-
tion von Sprachen sind, “Trampelpfad-Prozesse”. Ein schönes Bild, finde ich: Ir-
gendwann läuft jemand eine Abkürzung über eine grüne Wiese und durch die
Leute, die hinterher laufen, wird irgendwann ein Pfad daraus, der sich Vorbeilau-
fenden als Abkürzung anbietet. Das Gleiche passiert auch mit den Zeichen- und
Konzeptsystemen, die wir für die Interaktion mit technischen Systemen nutzen.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 18
Alles hat Vor- und Nachteile
Natürlich gibt es nach wie vor Nachteile gegenüber anderen Navigationsarten. Zum
Beispiel ist es für Benutzer aufwändiger zu Bereichen zu navigieren, die nicht di-
rekt auf dem Startbildschirm der App oder der Startseite der Webseite platziert
sind. Daher ist die Gefahr sehr groß, dass Benutzer Funktionen übersehen, die
vielleicht nützlich währen. Die Funktion ist bei einem großen Display, wenn wie üb-
lich oben platziert, auch schlecht zu erreichen, wenn das Gerät mit einer Hand be-
dient wird. Solche Nachteile sind in der Tat in der menschlichen Psychologie und
Ergonomie begründet und werden sich auch nicht verändern. Den Nachteilen ste-
hen aber auch Vorteile gegenüber, zum Beispiel schlicht mehr Platz für relevante
Inhalte auch auf kleinen Bildschirmen. Diese Nachteile gegenüber Vorteilen abzu-
wägen (zu testen) kann nur im Einzelfall und mit Informationen über den Kontext
geschehen.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 19
Trends können den Standard verändern
Während sich bestimmte Prinzipien nicht verändern, verändert sich der Anteil von
Benutzern in verschiedenen Zielgruppen, die bestimmte Symbole und Bedienungs-
muster kennen. Diese Benutzer verstehen diese Muster und Symbole daher direkt
und müssen sie nicht erst lernen. Dem liegt das psychologische Prinzip zugrunde,
das Daniel Kahnemann frei zitiert “familiarity breeds understanding” nennt. Das
Prinzip beschreibt, dass wir als Menschen Dinge besser verstehen und diese sogar
mögen, wenn wir ihnen wiederholt ausgesetzt werden. Genutzt wird das Prinzip
auch in der Musikindustrie: Die Dauerrotation der neuesten 20 Tophits im Radio
sorgt bei den Radiohörern dafür, dass diese Hits – im Bevölkerungsdurchschnitt –
auch besser gefallen.
Während sich also bestimmte Grundprinzipien der menschlichen Wahrnehmung
(zum Bespiel Gestaltgesetze oder Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses) nicht än-
dern, gibt es doch eine Rückwirkung des “Stands der Dinge” auf die Bedienbarkeit
von Webseiten und Anwendungen, denn die Standardmuster verändern sich mit
der Zeit. Und im digitalen Zeitalter verändern sie sich sehr schnell. Das liegt auch
daran, dass sich die technischen Möglichkeiten verändern, zum Beispiel sind Ani-
mationen, wie etwa in Googles Material-Design verankert, erst mit leistungsfähiger
Hardware möglich.
Trends verstehen und deren Beständigkeit abwägen
Da sich das, was als Standard angesehen wird, sehr schnell verändert, sollten sich
Designer und Entwickler neue Trends und Moden sehr genau anschauen und diese
verstehen. Im Besonderen ist es wichtig, zu analysieren, ob ein Trend vielleicht
schon ein neuer Standard geworden ist. Nur das ermöglicht im Kontext eines Pro-
jekts Vor- und Nachteile abzuwägen, auch im Hinblick auf die Zukunft zu designen
und innovativ zu sein – ohne dabei jedem Trend hinterherzulaufen.
Disclosure: Das Unternehmen Coremedia, bei dem der Autor angestellt ist, ist Part-
ner der Web Experience Arena
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 20
Sechs Herausforderungen für das digitale Marketing
24. Februar 2015 Frank Hamm Link zum Blogartikel
Die Web Experience Arena ist eine Fachkonferenz zu Web & Mobile Experience Ma-
nagement, Digital Customer Engagement und Web Marketing Automation. Quer
durch alle diese Themen zieht sich die digitale Transformation, welche die CeBIT
für dieses Jahr als D!conomy zum Topthema ausgewählt hat.
Für das Marketing ergeben sich aus meiner Außensicht durch diese Entwicklung
zentrale Herausforderungen, wenn es das Web und Mobile Customer Experience
Management wirklich ernst nehmen will.
1. Social Media
Social Media? Ist das nicht ein alter Hut? Für viele Unternehmen ist Social Media
zwar in vielen Bereichen üblich, doch das Marketing vernachlässigt Social Media
oft noch und überlässt den anderen Bereichen die Hoheit. Nach wie vor verschwin-
den Kunden und die Touchpoints in den jeweiligen Silos beispielsweise vom Sup-
port. Oder die Facebookseite wird zwar vom Marketing betreut – aber dort läuft
das Social Media Team weiterhin isoliert vor sich hin. Alle paar Monate werden
neue Produkte oder Themen ausgerufen, aber eine wirkliche Integration von Social
Media in das Marketing fehlt noch immer.
2. Anspruchsvoller Inhalt
Als Schlagwort hat es “Content Marketing” durchaus in das Marketing geschafft.
Grundlegende Erkenntnisse sind vorhanden. Dazu gehören unter anderem:
Content muss auf allen Plattformen ansprechend präsentiert werden.
Content muss für den Nutzer relevant und auf seinen Nutzungskontext
optimiert sein.
Content muss effizient in unterschiedlichen Formen (inhaltliche Aufbe-
reitung) und Formaten bereitgestellt werden.
Content muss teilbar sein und für diesen (losgelösten) Nutzungskontext
einzeln funktionieren.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 21
Content muss kundenorientiert sein, aber auch den jeweiligen Ge-
schäftszielen (Umsatz, Lead-Generierung, Branding) zuträglich sein.
(siehe “Content-Revival – Die neue Bedeutung von “Content Is King”“)
Was dem Marketing jedoch fehlt, sind die Erkenntnis und die konsequente Umset-
zung, dass das Marketing als Autor und Verleger den hochwertigen und an-
spruchsvollen Inhalt selbst erstellen muss – über viele Plattformen und Zielgrup-
pen hinweg. Das Marketing muss sich davon lösen, dem (potentiellen) Kunden ver-
käuferische Texte aufzudrängen. So wie Public Relations muss Marketing ebenfalls
Content zielorientiert selbst erzeugen. Gerade die Erstellung von Inhalt, der auch
über Plattformen und Kanäle hinweg synchron und doch jeweils angepasst ist, er-
fordert eine bessere Koordinierung als bislang. Hier muss das Marketing mit dem
eigenen Abteilungs- und Silodenken aufhören.
3. Verzahnung Web und Apps
Im Web-Bereich hat das digitale Marketing in den letzten Jahren große Fortschritte
gemacht. Bei vielen Apps jedoch herrscht ein App-Denken vor, bei dem maximal
jeweils nur die eigene App in das Marketing und seine Daten eingebunden ist. Ge-
rade bei den Apps muss das Marketing aufholen und gegebenenfalls hier über
Content Marketing eine höhere Durchdringung realisieren. Das erfordert möglich-
erweise auch die Erstellung eigener Magazine oder die Zusammenarbeit mit ande-
ren Publishern. Gleichzeitig muss die App-Welt mit der Web-Welt koordiniert wer-
den.
4. Wearables
Die technologische Entwicklung im Bereich der Wearables hat zu vielen Produkten
geführt.
Ein Wearable Computer wiederum ist ein Computersystem, das während
der Anwendung am Körper des Benutzers befestigt ist. Wearable Com-
puting unterscheidet sich von der Verwendung anderer mobiler Compu-
tersysteme dadurch, dass die hauptsächliche Tätigkeit des Benutzers
nicht die Benutzung des Computers selbst, sondern eine durch den Com-
puter unterstützte Tätigkeit in der realen Welt ist.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 22
[ Seite „Wearable Computing“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie ]
Viele Unternehmen experimentieren hier noch oder haben noch keinen ganzheitli-
chen Ansatz. Wieso gibt es beispielsweise noch eine Trennung in Fitness-Tracker
und Smartwatches? Doch gerade bei den vielfältigen Aktivitäten in dem neuen Be-
reich fehlt die Präsenz des Marketings. Denn wenn aber die Wearables immer wei-
ter in die Welt des Kunden vordringen: Wo bleiben die Aktivitäten des Marketings
um auch bei diesen neuen Touchpoints den Kontakt mit dem Kunden herzustellen
oder fortzuführen? Das Marketing steht vor der Herausforderung, eine sinnvolle
Marketingnutzung für das Unternehmen und für den Kunden zu finden.
5. Cognitive Computing
Im Bereich der Zusammenarbeit und der Kommunikation gibt es große Fortschritte
beim Cognitive Computing:
It addresses complex situations that are characterized by ambiguity
and uncertainty; in other words it handles human kinds of problems. In
these dynamic, information-rich, and shifting situations, data tends to
change frequently, and it is often conflicting. The goals of users evolve
as they learn more and redefine their objectives. To respond to the fluid
nature of users’ understanding of their problems, the cognitive compu-
ting system offers a synthesis not just of information sources but of in-
fluences, contexts, and insights. To do this, systems often need to weigh
conflicting evidence and suggest an answer that is “best” rather than
“right”.
[ Seite „Cognitive computing“. (2014, October 9). In Wikipedia, The Free Encyclope-
dia ]
Stellvertretend für alle Anstrengungen steht hier IBM mit Watson und beispiels-
weise Verse. Das Marketing steht vor der Herausforderung, für diese Technologie
sinnvolle Einsatzgebiete im Marketing zu finden.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 23
6. Beherrschung von IT
Bereits 2013 gab es die Entwicklung, dass in Unternehmen das Marketing über ein
höheres IT-Budgets verfügte als der CIO (Marketing-Chefs mit größeren IT-Budgets
als CIOs). Durch die zuvor beschriebenen Herausforderungen und die nötige Koor-
dination und Integration verstärkt sich für das Marketing die Aufgabe, die vielen
Projekte nicht nur mit einem Projektmanagement zu stemmen sondern auch mit
einem nötigen IT-Sachverständnis nicht nur aus der Vogelperspektive ein IT-
Verständnis aufzubauen. Nur dann kann sie die bevorstehenden Herausforderun-
gen auch wirklich meistern.
#digitalexperience = { #uxdesign + #contentstrategy +
#marketingautomation + #conversionoptimization } *
#customerjourney
26. Februar 2015 Björn Negelmann Link zum Blogartikel
Sowohl in internen Diskussionen als auch in Gesprächen mit potentiellen Referen-
ten und Partnern wurden wir über die letzten Monate immer wieder gefragt – um
was es denn eigentlich bei der Web Experience Arena und dem Schwerpunkt-
Thema “Digital Experience” geht.
Um nicht gleich mit Buzzwords um uns zu werfen, haben wir dabei immer geant-
wortet – dass die Konferenz die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für neuen
Ansätze bei der Umsetzung von Online-Strategien diskutiert. Dabei geht es um die
Neuausrichtung der Strategien entlang von kunden- und erlebnisorientierten An-
forderungen – die Nutzung der digitalen Plattformen und Touchpoints der Unter-
nehmen soll dem Kunden die relevante Information und Interaktion zum richtigen
Zeitpunkt im passenden Format (abhängig von seiner Nutzungssituation) bereit-
stellen.
Klare Themenbeschreibungen sind gut, aber nicht griffig!
Diese Umschreibung ist ja sehr schön – hat aber das Problem, dass sie nicht wirk-
lich “griffig” ist. Daher hier nochmals ein anderer Ansatz im guten Buzzword-
Deutsch:
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 24
#digitalexperience = { #uxdesign + #contentstrategy + #marketingauto-
mation + #conversionoptimization } * #customerjourney
Und um die Buzzwords aufzulösen:
Digital Experience: Das Thema “Digital Experience” verstehen wir im Rahmen der
Web Experience als das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen, mit denen ein
kunden- und erlebnisorientiertes Konzept über die verschiedenen digitalen Touch-
points realisiert wird.
Customer Journey: Ausgangspunkt der Überlegungen der Digital Experience ist
die Analyse der Customer Journey (sprich des Entscheidungsweges des Kunden bis
zum Kauf) über die verschiedenen Kontaktpunkte. Aber weitergehend auch ent-
lang des gesamten Kundenlebenszyklus – (Customer Lifecycle) – um eine mög-
lichst hohe Zufriedenheit für den Kunden herzustellen.
User Experience Design: Um das Kundenerlebnis möglichst anregend, im Sinne
der Kaufentscheidung positiv und im Sinne des Kundenlebenszyklus zufriedenstel-
lend zu gestalten, ist es wichtig, dass die “Benutzbarkeit” der digitalen Kontakt-
punkte gewährleistet ist – dies über alle Kanäle/Touchpoints einheitlich und auf
die Nutzungssituation und die Nutzungsanforderungen angepasst.
Content Strategy: Im Zentrum des Kundenerlebnisses sollten dabei “nutzenstif-
tende” Informationen stehen – die je nach Informationsbedürfnis und Nutzungs-
kontext auf den Nutzer angepasst sind und inhaltlich als “Aufmerksamkeits-Trig-
ger” funktionieren. Die Funktion als “Aufmerksamkeits-Trigger” muss dahingehend
weitreichend sein, dass die Inhalte nicht nur aufmerksam machen und zum “Lesen”
und “Rezipieren” der Inhalte anregen, sondern darüber hinaus auch “emotional”
binden und zum Kauf anregen bis hin dazu verleiten, die Inhalte mit anderen zu
teilen, was wiederum technisch und redaktionell in der Aufbereitung und Bereit-
stellung der Inhalte gewährleistet werden muss.
Marketing Automation: Wenn der “Aufmerksamkeits-Trigger” und die “emotiona-
len Anregung” der Inhalte nicht ausreicht, braucht es zudem Prozesse, die den
Kunden über eine intelligente Interaktion zu weiteren Schritten verleiten. Dabei
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 25
geht es um die technologisch unterstützte Analyse des Informations- und Interakti-
onsverhaltens und der individualisierten Interaktionssteuerung entlang der “Custo-
mer Journey”.
Conversion Optimierung: Zusätzlich zu dem “leichten” Pushs des potentiellen
Kunden entlang seinen Entscheidungsverhaltens braucht es darüber hinaus aber
auch die ständige datengetriebene Optimierung der Interaktionslogik für den Kauf-
verhaltensprozesses.
Web Experience Arena diskutiert die unterschiedlichen Facetten der Digital
Experience
Das Thema der “Digital Experience” hat damit also viele Facetten, die es zu beherr-
schen gilt. Mit der Fachkonferenz auf der Web Experience Arena wollen wir einen
Überblick über die verschiedenen Aspekte und Fragestellungen geben und die
wichtigsten Erfolgsfaktoren herausarbeiten.
Digital Experience als neues Modewort im digitalen Mar-
keting?
3. März 2015 Björn Negelmann Link zum Blogartikel
Dieser Artikel erschien auf dem Blog der CeBIT.
Lange Zeit ging es im digitalen Marketing vor allem um eins – Reichweite. Auf Sei-
ten der eigenen Plattformen sollte diese Reichweite dann auf möglichst klare und
strukturierte Information treffen. Die vergangenen Jahre dominierte dann das
Thema “Social” das digitale Marketing – bei dem sich die Unternehmen in sozialen
Netzwerken positionieren und ebenfalls Aufmerksamkeit und Traffic für die eige-
nen Botschaften gewinnen wollten. Nun steht ein neuer Begriff im Raum, der viel
Potential und Heil verspricht: Digital Experience bzw. in der Variation auch die Di-
gital Customer Experience.
Hierbei geht es um einen kunden- und erlebnisorientierten Ansatz, der nun De-
sign-, Interaktions-, Inhalts-, Kundengewinnungs- und Conversion-Themen unter
einem Dach zusammenfassen und im Sinne des Kunden mit möglichst spannen-
den Konzepten angehen soll. Eine neue Wunderwaffe also – mag man denken!
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 26
Aber in der Konsequenz auch nur eine logische Antwort auf die technologischen
Entwicklungen und die Ansprüche der Kunden.
Das Thema ist auch zentraler Gegenstand der Fachkonferenz auf der Web Experi-
ence Arena @ CeBIT 2015 (in Halle 4 A72), wo Experten und Fachverantwortliche
am 19. & 20. März die Herausforderungen und ersten Erfahrungen bei der Umset-
zung dieses Ansatzes diskutieren. Im Folgenden wollen wir daher einen kurzen
Einblick in das Thema geben.
Digital Experience als neue Herausforderung im Marketing
Das Thema der digitalen Experience und seine technische Umsetzung ist im Mo-
ment ein viel diskutiertes Trend-Thema in der Expertenwelt – aber auch zuneh-
mend Gegenstand der Agenden in den Projekten. Verschiedene Aspekte verdeutli-
chen die Wichtigkeit dieser “neuen” Ausrichtung auf digitale Kundenerlebnisse.
Den Hauptgrund stellt der digitalisierte Kunde selbst dar, der in seiner Meinungs-
bildung und Kaufentscheidung bereits heute substantiell über den digitalen Raum
beeinflusst wird. Die Suche im Internet nach mehr Informationen erfolgt sofort in
dem Moment, wenn der Impuls für etwas gesetzt wurde. Egal ob am Rechner sit-
zend oder unterwegs, Smartphones und Tablets machen es möglich, dass das
“Googlen” jederzeit und überall möglich ist. Deshalb sprechen die Zukunftsfor-
scher von Google auch vom neuen Moment der Wahrheit – sprich dem “Zero Mo-
ment of Truth” (ZMOT), in dem wichtige Grundrichtungen für die Entscheidungsbil-
dung für Kauf oder Nicht-Kauf getroffen werden. Hier braucht es relevante und
überzeugende Informationen und Inhalte, um in die Aufmerksamkeit und die
Wahrnehmung des Kunden zu kommen.
Nun kann der kritische Leser sagen – “ja – und deshalb haben wir ja auch viel Geld
in Suchmaschinen-Optimierung bzw. -Platzierung investiert”. Das war und bleibt
auch sicherlich wichtig, dennoch ist das nur die eine Seite der Medaille. Denn zum
einen muss hinterfragt werden, welche Inhalte Gegenstand der Suchmaschinen-
Platzierung waren (Stichwort: klassische Schlagwort-Platzierung versus Content
Marketing) und zum anderen ist die Frage zu stellen, wie den der Kunden bei Ge-
winnung seiner Aufmerksamkeit über derartige Methoden auf der eigenen Platt-
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 27
form empfangen wird. Sprich – kann das im Suchmaschinen-Umfeld erzeugte Inte-
resse an den Themen des Unternehmens dort bedient und zufrieden gestellt wer-
den?
Hier braucht es einmal mehr die relevante Information im richtigen Moment und
im richtigen Format. Denn hier kommt nun die zweite Realität ins Spiel – dass der
Kunde auch jederzeit mit anderen Personen über die globalen, sozialen Netzwerke
verbunden ist und sich seine Meinungsbildung im Austausch mit seinem Netzwerk
absichert. Sprich – was das digitale Erlebnis des einen Kunden bzw. Besuchers dar-
stellt, ist der “Moment der Wahrnehmung und Wahrheit” des Anderen.
Jenseits der Erfüllung dieser Basisanforderungen in der heutigen Informationssu-
che und Meinungsbildung hat das digitale Kundenerlebnis aber auch noch einen
Branding-Effekt. In einer weitgehend gesättigten Konsumlandschaft kommt es
nämlich immer wieder auf die zusätzlichen Eigenschaften eines Produktes an, die
es von den Anderen abhebt. Das gilt für Investitionsgüter genauso wie für Kon-
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 28
sumgüter. Der digitale Raum bietet hier unendlich Gestaltungsfläche für die Schaf-
fung zusätzlicher Erlebniskomponenten. Hier kann das theoretische Konstrukt der
Markenaura mit digitalen Erlebnissen gefüllt und emotional aufgeladen werden.
Dies führt dann letztendlich zur digitalen Transformation im Marketing – bei der
die Kundensicht stärker im Fokus steht und die Alleinstellung über digitale Ser-
vices und Erlebnisse versucht wird zu kreieren. Dies alles erfordert auch ein Um-
denken – denn der digitale Raum stellt hierbei nicht nur einen weiteren Kanal son-
dern eine neue Spielwiese bzw. den zentralen Gestaltungsraum für die Markenpo-
sitionierung, die erweiterte Wertschöpfung wie auch die Vermarktung dar.
Digital Experience als neue digitale Spielwiese
Mit dem Umdenken braucht es auch eine veränderte Herangehensweise. Mit der
Kundenorientierung rückt die Analyse der Kontaktpunkte (“Customer Journey”) in
den Mittelpunkt der Planung und Gestaltung. Der digitalisierte Kunde ist nicht ein
„One-Stop-Kunde“, sondern nutzt verschiedene Geräte, Informationsquellen und
Kontaktpunkte um sich seine Meinung zu bilden. Ausgangspunkt einer Strategie
zur Digital Experience ist daher eine ganzheitliche Betrachtung der Customer Jour-
ney, die sowohl digitale als auch analoge Kontaktpunkte berücksichtigt.
Dieses neue Verständnis in der Kreation und Umsetzung von kundengerichteten
Aktivitäten erfordert ein interdisziplinäres Team – um sowohl den Kundenanforde-
rungen über die verschiedenen Kontaktpunkte gerecht zu werden als auch ganz-
heitlich im digitalen Raum agieren zu können. “Digital” versteht sich in diesem
Verständnis als zentrales Rückgrat des Marketings und kann damit nicht nur eine
Aufgabe der “Web-Abteilung” sein.
Aber auch auf der operativen Ebene der “digitalen” Umsetzung erfordert der erleb-
nisorientierte Ansatz in ganzheitlichere und interdisziplinäre Gestaltung. Hier
müssen alle Kräfte in Bezug auf das User Experience Design, die Informationsar-
chitektur, die Content-Strategie, das digitale Kundenkommunikation, die Kunden-
gewinnung sowie der Conversion-Optimierung gebündelt werden. Gleichzeitig de-
finiert der Ansatz für die einzelnen Disziplinen neue Herausforderungen – die über
die Schlagworte “Mobile First”, “Responsive Design” und “(Onsite) Content-Targe-
ting” bis zu “Content Marketing”, “Inbound Marketing” und “Digital Engagement”
reichen.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 29
Diese neuen Herausforderungen des individualisierten und kontextbezogenen An-
satzes des digitalen Kundenerlebnisses erfordern dann aber auch einen neuen
technologischen Ansatz. Statisches Informationsmanagement, monolithische Infra-
strukturen und Kundeninformationssystem je Interaktionskanal kennzeichnen da-
bei die Welt von “gestern”. Moderne Marketing-Technologie muss den agilen und
integrativen Anforderungen des digitalen Zeitalters genügen.
Web Experience Arena als Diskussionsort der Digital Experience auf der Ce-
BIT
Mit der Fachkonferenz der Web Experience Arena bietet sich erstmal eine Themen-
plattform auf der CeBIT die einen Ort für diese interdisziplinäre Diskussion über
die neuen Herausforderungen und Herangehensweisen schafft.
Die Konferenz am 19. & 20. März kennzeichnet sich durch eine Vielzahl an Diskus-
sionsrunden mit verschiedenen Experten, Akteuren und Praktikern aus der deut-
schen und internationalen Szene. Zudem bietet die Arena ein exklusives Networ-
king und verschiedene Workshop-Angebote. Die Arena wird unterstützt durch
wichtige Lösungspartner aus dem deutschen Markt wie Coremedia, Imperia,
Oracle, IBM, Adobe und Sitecore.
Die Veranstaltung verspricht einen spannenden Erfahrungsaustausch, zu dem wir
jeden recht herzlich einladen. Seien Sie dabei und sichern Sie sich Ihren Wissens-
vorsprung zum Thema Digital Experience. Nutzen Sie die Gelegenheit zum exklusi-
ven Networking auf der CeBIT Web Experience Arena.
Marketing has unquestionably become a technology-po-
wered discipline.
3. März 2015 Björn Negelmann Link zum Blogartikel
Schon seit knapp fünf Jahren veröffentlicht Scott Brinker seine Überblickscharts
zum “Marketing Technology Landscape“. Er dokumentiert damit einen spannenden
Trend: die zunehmende Digitalisierung des Marketing-Bereichs. Sie begründet ein-
mal mehr, warum die Marketingleitung bzw. der “Chief Marketing Officer” auch
Technologie-Veranstaltungen wie die CeBIT und da – speziell die Web Experience
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 30
Arena – nicht als für sie irrelevante Sparten-Events abstempeln, sondern als ein
neues Inspirationsfeld sehen sollten.
Von der guten alten Zeit zur digitalen Neuzeit im Marketing
Wenn ich auf die Lehre vom Entscheidungsprozess im klassischen Massen-Marke-
ting zurückblicke, dann hatte dies etwas von Pippi Langstrumpf’s “Wir machen uns
die Welt, – widdewidde – wie sie uns gefällt“.
Denn in der klassischen Weise kennzeichnete sich der Marketing-Ansatz durch
eine periodisch festgelegte, kreative Marketing-Strategie (zumeist aus dem Hause
der jeweils aktuellen Agentur). Dabei basierte Strategie auf den Rückschlüssen und
Erkenntnissen historischer Untersuchungen über das Phänomen “Kunde”. Sprich
man bediente sich der klassischen Marktforschung, die in quantitativen und quali-
tativen Untersuchungen das Bild vom “Kunden” bzw. das der angestrebten Kun-
dengruppen “explorierten” und mit Daten untermauerten. Hierauf basierend wur-
den durch kreative Köpfe kreative Konzepte zur Kundenansprache und Nachfrage-
erzeugung entwickelt. Über die letzten zwei Jahrzehnte flossen in diese Entschei-
dung auch zunehmend eigene, zum Teil “härtere” Daten aus den Informationssys-
temen über den Kunden ein – sprich den Kontakt-, Vertriebs- und Kundenservice-
Anwendungen (kurz CRM).
Dennoch die Entscheidung über die Ausgestaltung der Kundeninteraktion erfolgte
nicht am individuellen und vielleicht gar situationsbedingt unterschiedlichen Infor-
mations- und Kaufinteresses, sondern entlang einer über die Masse der definierten
Zielgruppe festgelegten Idee, von der der Kunde mit einem intelligenten Marke-
ting-Mix überzeugt werden sollte.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 31
Der digitale Raum dreht das Spiel nun um und stellt die Unternehmen und das
Marketing vor eine ihrer wohl größten Herausforderung – der Möglichkeit und
durch den Kunden auch immer wieder wahrgenommenen, massenhaften Einzelbe-
dienung und Zufriedenstellung des Kunden. Und da der digitale Raum nur einen
Handgriff zum Mobilgerät entfernt ist, gilt dieser nun auch als eine “immer und
überall” verfügbare Alternative zum “analog” begrenzten Informations- und
Kaufangebot.
Auch wenn die massenhafte Einzelbedienung nicht für jedes Unternehmen und je-
den Industriezweig das einzig anstrebenswerte Zielkonzept im digitalen Raum ist,
so sind doch die nahezu in Echtzeit erfassten und ausgewerteten Daten über das
Interesse und die Wünsche der Kunden (Stichwort: Digital Analytics), die daraus
gewonnenen Erkenntnisse in der Veränderungen von Interessens- und Nachfra-
gestrukturen (Stichwort: Big Data Analyse) und die daran angepasste Markt- und
Kundenansprache die neue Maxime für das Marketing. Dies bedeutet einmal mehr,
dass der unmittelbare Informationserfassungs-, Analyse-, Planungs- und Umset-
zungsprozess im Marketing einmal mehr durch entsprechende Technologien zum
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 32
Teil überhaupt ermöglicht bzw. beschleunigt werden kann. Dies begründet dann
auch die von Scott Brinkler antizipierte Digitalisierung der Marketing-Prozesse und
erfordert ein klares Umdenken der Marketeers in Bezug auf die Rolle der Technolo-
gie für ihr eigenes Handeln.
Status-Quo zum technologischen Potential für das Marketing
Die Verortung von Technologie ist ja ein klassischer Ansatz von Analysten-Häusern
und auch für das Marketing gibt es von diesen zahlreiche Ausprägungen – wie bei
Gartner, Forrester, Altimeter, Constellation Research oder Crisp Research (als dem
Research-Partner der Web Experience Arena). Während aber die Analysten-Häuser
die Technologie vielfach nach ihrer Entwicklungsperspektive einordnen und bewer-
ten, so hat doch die Übersicht von Scott Brinkler den Charme, dass die Systeman-
sätze nach seinen Ansatzpunkte im Marketing und der Einordnung entlang seiner
Spezifität (Best-of-Breed versus breit angelegte Infrastruktur) einteilt.
Scott Brinkler schreibt dazu:
1. Marketing has unquestionably become a technology-powered discip-
line.
2. The quantity of martech ventures is a barometer of how much mar-
keting is evolving.
3. The marketing technology field is heterogenous, with a very broad
range of products.
4. To thrive in this environment, marketing should steadily develop its
technical talent.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 33
Aus der allgemeinen Entwicklung und auch dem nahezu endlosen Angebot an Lö-
sungsansätze ist auch die Forderung abzuleiten – dass die Marketing-Leitung das
Thema Technologie nicht als externe Zukauf-Kompetenz sehen darf, sondern das
Thema und die Kompetenz der technologischen Potentiale wie auch Grenzen der
Technologie und ihrer Anwendung “internalisieren” muss.
Es unterstreicht einmal mehr die verschiedenen Untersuchungen, dass der CMO
und CIO heute mehr denn je enger zusammenstehen müssen. Und dass der CMO
für seine Zielsetzung der erfolgreichen Marktansprache und Umsatzerzielung die
Technologie als zentralen “Enabler” begreifen muss.
Sicherlich will ich nicht behaupten, dass die Web Experience Arena der neue “Mar-
keting Technology”-Hub der CeBIT sei (was aber durchaus für die Zukunft nicht
auszuschliessen ist!) – aber die Konferenz, das Networking und die Ausstellung
decken doch schon mal wichtige Kernaspekte in diesem Themenfeld ab.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 34
Welche Bedeutung hat das Thema Conversion-Optimie-
rung für die Digital Experience Strategie?
4. März 2015 Björn Negelmann Link zum Blogartikel
Wir haben hier über die letzten Wochen und Monate über die neue Wichtigkeit der
Kunden- und Erlebnisorientierung gesprochen. Dabei haben sowohl wir als auch
die Experten in unserer Interview-Reihe immer wieder deutlich gemacht, dass die-
ser Ansatz wichtig ist, um einerseits überhaupt die Aufmerksamkeit des (potentiel-
len) Kunden zu erreichen und andererseits das Interesse an den eigenen Produk-
ten und Leistungen überhaupt erzeugen zu können. Als wichtige Zusatzbedingung
der neuen digitalen Welt hatten wir herausgestellt, dass der digitale Marktauftritt
dabei eine konsistente Ansprache in Inhalten, Design und Interaktionen über alle
Kanäle garantiert.
Nun gut – aber davon wurde noch kein zusätzlicher Euro Umsatz kreiert. Als wich-
tige ergänzende Komponente des Digital Experience Ansatzes braucht es daher
noch die konkrete Hinführung des Kunden zu einer Transaktion bzw. Interaktion –
sprich neudeutsch der “Conversion” – sowie deren kundenorientierte Optimierung.
Conversion Optimierung als zentraler Baustein der Digital Experience Stra-
tegie
Grundsätzlich wird unter der “Conversion” eine Ausführung einer Aktion in einem
Unternehmensangebot verstanden. Dabei muss die “Conversion” nicht unbedingt
ein Kauf sein, sondern kann auch eine E-Mail-Anmeldung, die Erstellung eines Be-
nutzerkontos, der Abschluss einer Umfrage oder das Herunterladen einer App
sein. Die “Conversion Rate” (Konversionsrate) ist eine zentrale Kennzahl im Digital-
Marketing. Die Optimierung hat zum Ziel diese Rate durch Verbesserungen am In-
teraktions- und Transaktionsfluss zu verbessern.
Die Diskussion hinter der “Conversion (Rate) Optimierung” (kurz CRO) hat ihren Ur-
sprung in der Optimierung der Traffic-Konvertierung, die von außen über Kampag-
nen auf die Website geführt wurden und dort auf speziellen “Landing Pages” an-
kommen. Die “Landing Page Optimierung” ist demnach eine spezielle Disziplin der
Conversion-Methodik.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 35
Aus der “Landing Page”-Optimierung kommen auch einige spannende “Gleichun-
gen”, die verschiedene „Zutaten”/Faktoren“ für eine gute “Conversion” in eine For-
mel setzen – wie z.B. jene von Dave Cheffey:
An der Gleichung sieht man ganz gut, dass man sich bei der “Conversion Optimie-
rung” insbesondere um die “kundenseitigen” Motivations-, Verständnis- und Hinde-
rungsfaktoren für die Ausführung einer Handlung kümmern muss. Sprich das, was
mit einem guten digitalen Erlebniskonzept sowieso adressiert wird.
In seiner CRO-Pyramide hat André Morys das KANO-Zufriedenheitsmodell aus dem
klassischen Marketing auf die Faktoren für die Zufriedenstellung bei Handlungsak-
zeptanz auf einer Website übertragen:
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 36
Je nachdem aus welche Kompetenz-Ecke man/frau im Digital Marketing kommt,
hat das Thema “Conversion Optimierung” einen sehr unterschiedlichen Stellenwert
– sei es als Hautfokus oder Baustein der Digital Experience Strategie. Allen gemein
ist aber schon, dass es eine wichtige Erfolgskomponente darstellt.
Conversion Optimierung als Disziplin im Reifungsprozess auf Unterneh-
mensseite
Trotz seiner entscheidenden und erfolgswirksamen Bedeutung für den Erfolg der
digitalen Strategie ist das CRo-Thema als Disziplin in den Unternehmen noch eher
unterrepräsentiert. Laut dem “Conversion Rate Optimization Report 2014″ von
Econsultancy ist durchaus ein Zuwachs der Ressourcen-Ausstattung zum Thema
CRO in den Unternehmen zu verzeichnen, aber insgesamt ist die Mehrzahl der Un-
ternehmen bei dem Thema eher unterbesetzt.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 37
So stellen die Research von Econsultancy dann auch fest:
• Conversion rate optimization continues to be key to digital strategy, but mar-
keters are not satisfied
• Many companies are utilizing only a handful of optimization methods without a
structured approach
• Personalization can impact conversion rates, but many are not taking advan-
tage
Wie es genau bei dem Thema in deutschen Unternehmen aussieht, wollen wir im
Rahmen der Web Experience Arena am 20.03. diskutieren. Dazu haben wir uns
eine spannende Experten-Runde eingeladen, die folgende Fragen diskutieren soll:
• Wo steht das Thema “Conversion-Optimierung”? Was sind die Kernthemen und
Empfehlungen der “Conversion-Optimierung”? Welche Implikation hat der aktu-
elle Digital Experience Hype für das Thema?
• Wie wird das Thema in den Unternehmen verstanden? Wer verantwortet die
CRO-Thematik? Oder ist das eher noch ein Dienstleister-Thema?
• Was sind die Entwicklungen von Morgen? Was sollte getestet und optimiert wer-
den? Und wie verändert sich die Methodik?
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 38
Ich freue mich schon heute auf die spannende Diskussion mit den Experten.
Inbound-Marketing-Denke als Kern der Digital Experi-
ence Strategie!
5. März 2015 Björn Negelmann Link zum Blogartikel
Im Vorfeld zur Konferenz der “Web Experience Arena” beschäftigen wir uns in die-
sem Blog ja sehr intensiv mit den Veränderungen im Marketing. In verschiedenen
Abhandlungen haben wir dabei bereits herausgestellt, wieso es wichtig ist, die
Kunden- und Marktansprache hin zu einem kunden- und erlebnisorientierten An-
satz zu drehen – als Stichworte seien hier nochmals ZMOT (Zero Moment of Truth)
und “Digital Branding” genannt.
Bei beiden Aspekte schwingt eine weitere Veränderung für den Marketing-Ansatz
mit – nämlich das Umdenken vom Outbound- zum Inbound-Marketing, bei dem re-
levante Inhalte und Mehrwerte in den Vordergrund der Kommunikation und werbli-
chen Information gestellt wird, um über die Selbstmotivation der Kundengruppen
organisches Interesse und eine wirkliche Nachfrage zu erzeugen.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 39
Inbound-Denke als neue AIDA-Formel für die Kundenansprache
Mancherorts wie z.B. bei Hubspot wird die Inbound-Denke als neue Form des Mar-
keting präsentiert. Was einem Strategic Planning Director in einer guten Agentur
mitunter nicht schmecken wird (siehe auch Kommentar im t3n Artikel), da hier na-
türlich behauptet wird, dass “gute Kommunikation”, “zielorientierte Werbung” und
“strategisches Marketing” immer langfristig über einen Mehrwert einen “Trigger”
beim Kunden erzeugt. Letztendlich liegt der Unterschied zwischen dem Inbound
und Outbound Marketing auch gar nicht in der Inhaltestrategie (Content Strategy),
sondern dem Prozess wie aus dem Interessent ein Lead, dann ein Kunden und wie-
derum danach ein Promoter gemacht wird.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 40
In anderen Worten – während das Outbound Marketing auf die anonyme Masse mit
allgemeinen Botschaften “draufhält”, versucht das Inbound Marketing über indivi-
duelle Relevanz Aufmerksamkeit und Interesse zu erzeugen und diese nachhaltig
für weitere Kundengewinnungsprozesse bei Dritten (sprich der Reichweite des ein-
zelnen Kunden und Leads) zu nutzen.
Die Inbound-orientierten Prozesse repräsentieren damit auch einen zentralen Bau-
stein in der “Digital Experience”-Strategie, die über eine erlebnisreiche Interaktion
beim Kunden einen Mehrwert kreieren will.
Implikationen der Inbound-Denke für den Digital-Experience-Ansatz
Wie schon im gestrigen Artikel zur Bedeutung der CRO-Aktivitäten herausgestellt,
ist die Abschlussorientierung ein wichtiger Baustein für die Digital Experience Stra-
tegie. Die Inbound-Denke unterstreicht das und stellt die “Conversion Optimie-
rung” und die “Marketing Automation” als wichtige Element in den Mittelpunkt.
Sprich – einerseits die strategisch und Test-gestützte Optimierung des Interakti-
onsflusses über die digitale Plattform (“Conversion Optimierung”) und andererseits
die system-gestützt automatisierte und auf die individuelle Interaktion angepasste
Steuerung der Interaktion (“Marketing Automation”). Beides greift ineinander und
funktioniert natürlich nur gut im Wechselspiel mit guten Inhalten und guter Usabi-
lity – womit wir wieder bei dem Bausteinkonzept für die Digital Experience Strate-
gie sind.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 41
Als Implikationen der Inbound-Denke gilt, dass es technologisch dabei eine enge
Verzahnung von Content-, Conversion- und Kundendaten-Systemen. Die Herausfor-
derungen für dieses Zusammenspiel wird im Rahmen der Web Experience Arena in
verschiedenen Sessions diskutiert.
Inbound-Marketing-Diskussion auf der Web Experience Arena
Im Rahmen der Web Experience Arena diskutieren wir die Inbound-Denke und ihre
spezifische Umsetzung in verschiedenen Runden.
Content-Strategie braucht mehr als nur Inhalte in ihrer
Umsetzung!
06. März 2015 Frank Hamm Link zum Blogartikel
Die Content-Strategie (oder auch “Content Strategy”) ist eines der wichtigen The-
men der Web Experience Arena, die sich im Konferenzprogramm niederschlagen.
Bei all den verschiedenen Themen ist der Content der Faden, ohne den die Digital
Experience auseinanderfällt. Ohne strategisch geplanten Inhalt fällt heutzutage
das ganze Konstrukt der Customer Journey auseinander, wenn der Kunde auf ver-
schiedenen Plattformen an unterschiedlichen Touchpoints mit unterschiedliche In-
halte mit verschiedenen, womöglich sich widersprechenden Nachrichten konfron-
tiert wird.
Björn Negelmann sieht die Content-Strategie als einen Teil der Digital Experience:
#digitalexperience = { #uxdesign + #contentstrategy + #marketingauto-
mation + #conversionoptimization } * #customerjourney
Für den Kunden und sein Erlebnis der Marke sollten dabei “nutzenstiftende” Infor-
mationen im Zentrum stehen – die je nach Informationsbedürfnis und Nutzungs-
kontext auf den Nutzer angepasst sind und inhaltlich als “Aufmerksamkeits-Trig-
ger” funktionieren.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 42
Anforderungen an Content
Für die operative Umsetzung von Content-Strategien hat Björn Negelmann einige
notwendige Anforderungen gestellt (Content-Revival – Die neue Bedeutung von
“Content Is King”):
Content muss auf allen Plattformen ansprechend präsentiert werden.
Content muss für den Nutzer relevant und auf seinen Nutzungskontext
optimiert sein.
Content muss effizient in unterschiedlichen Formen (inhaltliche Aufbe-
reitung) und Formaten bereitgestellt werden.
Content muss teilbar sein und für diesen (losgelösten) Nutzungskontext
einzeln funktionieren.
Content muss kundenorientiert sein, aber auch den jeweiligen Ge-
schäftszielen (Umsatz, Lead-Generierung, Branding) zuträglich sein.
Was bedeutet dies wiederum für die Content-Strategie und ihre Umsetzung? Dazu
skizziere ich einige Aspekte. Ich würde mich freuen, wenn Sie weitere Punkte dazu
beitragen würden.
Einordnung von Strategie und Umsetzung
Im Jahr 2014 haben die beiden Begriffe “Content Strategy” und “Content Marke-
ting” richtig abgehoben und international eine große Aufmerksamkeit erfahren.
Dazu beigetragen haben im deutschsprachigen Raum Veröffentlichungen wie das
Buch “Think Content!: Content-Strategie, Content-Marketing, Texten fürs Web” von
Miriam Löffler, die uns im Februar für ein Interview zur Verfügung stand (Miriam
Löffler: Gute Digital Experience Ansätze fangen bei den internen Strukturen und
Verantwortlichkeiten an!).
Kristine Honig-Bock rezensiert das Buch Think Content! und gibt einen Überblick.
Danach ist die Content-Strategie übergeordnet mit den Punkten
zum Content-Audit (Welchen Content habe ich eigentlich?),
zur Content-Planung (Welchen Content brauche ich?),
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 43
bis hin zum Content-Controlling (Welche Kennzahlen und Tools sind
wichtig?)
und dem Content-Team (Wer ist wofür verantwortlich?).
Die Umsetzung danach sieht Löffler im Content-Marketing. Eine weitere Rezension
gibt es von Michaela Brandl “Think Content” von Miriam Löffler – Content-Strate-
gie, Content Marketing, Texten fürs Web.
Die Content-Strategie ist demnach der übergeordnete Begriff, für die Umsetzung
steht dann das Content Marketing (Kristine Honig-Bock):
Die Strategie sorgt – wie immer – für die Laufrichtung, das Marketing
für die Erstellung des zur Strategie passenden Contents.
Klaus Eck sieht ebenfalls die Umsetzung als Content Marketing (Verwechseln Sie
nicht Content-Marketing mit Content-Vermarktung):
Content-Marketing heißt vor allem, einzigartige Inhalte zu schaffen, zu
choreografieren und diese mit seinen Kunden zu teilen. Dabei wirkt gu-
tes Content-Marketing direkt auf die Marke ein, macht diese bekannt
und beliebt. Wenn Kunden mit ihr in Kontakt kommen, sollten sie an den
jeweiligen Touchpoints wertvolle Informationen erhalten, die das Ver-
trauen in die Marke stärken und einen Kauf wahrscheinlicher machen.
Ich persönlich sehe die “Content Strategy” als übergeordnet für das gesamte Unter-
nehmen und als Prozess verantwortlich für unternehmensweite Analyse, Zielset-
zung und zuständig für die Schaffung des organisatorischen Rahmens. Darauf ba-
sierend folgt die Umsetzung. Doch ich sehe die Verwendung des Begriffs “Content
Marketing” für die Umsetzung kritisch.
Content wird eben nicht nur im Marketing erstellt, verarbeitet und veröffentlicht
sondern auch in anderen Bereichen wie Support, PR oder IR. Und wer dann isoliert
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 44
mit dem Begriff “Content Marketing” operiert wird, der reduziert und isoliert so-
wohl die Umsetzung als auch die Erstellung einer Content-Strategie in den Köpfen
vieler auf das Marketing und als Marketing von Content.
Denn nach meinem Eindruck sehen viele, gerade aus dem Marketing “Content Mar-
keting” als das eigentliche Thema und betrachten es alleine auf das Marketing be-
zogen. Dabei wird dann sehr schnell und direkt von “Content Marketing Strategy”
geschrieben, ohne auf eine Einordnung zu achten (siehe beispielsweise 3 Tips for
Implementing a Successful Content Marketing Strategy).
Das halte ich für verkehrt, da dann in der Umsetzung Bruchstellen für die Content-
Strategie des Unternehmens in Ganzem vorprogrammiert sind.
Alle im Boot
Deswegen müssen nicht nur bei der Formulierung der Content-Strategie sondern
auch bei ihrer Umsetzung alle betriebswirtschaftlichen Bereiche eingebunden und
integriert sein. Dabei kann der Fokus durchaus in Richtung Ende der Wertschöp-
fungskette liegen, doch ich beanspruche auch, dass beispielsweise der Einkauf mit
strategisch korrektem Inhalt mit den Lieferanten arbeiten muss.
Sowohl für Content-Strategie als auch für die Umsetzung müssen alle Bereiche be-
teiligt und gefordert sein.
Offline-Welt
Wir bewegen uns mit der Web Experience Arena im Fokus der Digitalen Welt, doch
gerade zur Content-Strategie wende ich ein: Es gibt auch noch offline. Aufgabe der
Content-Strategie muss es sein, alle Bereiche zu integrieren, in denen Content er-
stellt, verarbeitet oder veröffentlicht wird. Dazu gehören sowohl Printprodukte als
auch andere “nicht-digitale” Inhalte. Auch wenn die Zeit der Imagebroschüre vorbei
zu sein scheint, so gibt es Inhalte jenseits der Online-Welt. Wer in der Umsetzung
nur die Digital Experience berücksichtigt, der verliert den Kunden, den Bewerber
und andere Stakeholder vielleicht genau deswegen, weil Inhalte unterschiedliche
Nachrichten übermitteln oder sich sogar widersprechen. Immer noch beispiels-
weise gibt es Programm-Flyer für Konferenzen wie die Web Experience Arena.
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 45
Der Kunde ist die Messlatte. Und dem Kunden ist der Kanal egal. Denn, wie Yves
Bollinger sagt: Die meisten Menschen sind Kanal-Agnostiker.
Organisatorische Infrastruktur
Ähnlich wie die Themen Enterprise 2.0, Social Business oder Social Collaboration
betreffen die Content-Strategie und ihre Umsetzung sehr viele Organisationsein-
heiten eines Unternehmens. Auch wenn rollenbasierte Modelle wie Holacracy be-
reits eingesetzt werden, so basieren fast alle Unternehmen auf einer hierarchi-
schen Organisation. Zur Umsetzung einer Content-Strategie braucht es daher eine
organisatorische Legitimation, ein Mandat mit Zuständigkeiten, Verantwortungen
und Entscheidungskompetenzen.
Das Wissen um Strategie und das nötige Knowhow für die Umsetzung bei einigen
Mitarbeitern reicht nicht aus. Im Interview von Doris Eichmeier mit Margot
Bloomstein im Vorfeld des Content Strategy Forums in Frankfurt von 2014 geht
Bloomstein explizit auf diesen Punkt ein (Was Ihre Content-Strategie erfolgreicher
macht – Bloomstein im Interview):
Denn selbst wenn sie Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation
oder im Marketing haben, die entsprechend qualifiziert sind, brauchen
diese ein explizites Mandat.
Technische Infrastruktur
Ein Mandat bereits auf hoher organisatorischer Ebene empfiehlt sich auch aus ei-
nem weiteren Punkt in der Umsetzung. Bereits im Audit, zu Beginn einer Content-
Strategie, wird klar, dass es in einem Unternehmen nicht nur um ein paar Dutzend
Texte und Grafiken geht.
Wer bereits einmal versucht hat, in einem klassischen Intranet mit Excel-Tabellen
die verschiedenen Inhalte zu verwalten, wird abschätzen können, was die Verwal-
tung (das Management) des Inhalts eines Unternehmens über verschiedene Platt-
formen und für viele Unternehmenseinheiten bedeutet. Ich bin überzeugt, dass die
dauerhafte und nachhaltige Verwaltung von Inhalten in der operativen Umsetzung
FACHARTIKEL
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 46
ohne ein unterstützendes System nicht funktionieren wird. Es geht um die Verwal-
tung von Laufzeiten, Kampagnen, Versionen, kanalspezifische Versionen, landes-
spezifische Versionen und viele weitere Metadaten. Nur ein organisatorisches Man-
dat kann hierfür die entsprechenden Budgets freigeben
Denn ohne ein Enterprise Content Management System wird eine Enterprise Con-
tent Strategy (ECMS) fehlschlagen, weil es in der Umsetzung zu vielen Inkonsisten-
zen kommt.
Expert-Panel mit Klaus Eck
Dies sind einige Aspekte, dich ich aus meiner Sicht beitragen möchte. Weitere und
umfangreichere Punkte gibt es sicherlich in der Web Experience Arena auf der Ce-
BIT. So haben wir zum Thema Content-Strategien und ihre Umsetzung ein Expert-
Panel mit Klaus Eck:
Expert-Panel: Content-Strategien & ihre Umsetzung
Messepartner Verbandspartner Veranstalter
Medienpartner
Wir danken den Partnern und Sponsoren
Web Experience Arena
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 47
Interviews
Für die Vorbereitung der relevanten The-
men für die CeBIT Web Experience Arena
2015 haben wir fünf Fragen aufgesetzt
und eine Liste von Experten und Fachver-
antwortlichen erstellt, die wir um die Be-
antwortung dieser Fragen bitten.
Wir waren schon sehr gespannt, welche
Antworten wir erhalten würden. Tatsäch-
lich erhielten wir eine große Bandbreite
an Antworten, mit denen die interviewten
Experten ihre Erfahrung und ihr Wissen
mit uns teilten.
Die Fragen an die Interviewten waren im Original teilweise in der Sie-Form und teil-
weise in der Du-Form gestellt (wir kennen die meisten der Experten persönlich).
Zur Vereinfachung haben wir in diesem Dokument auf die Sie-Form zurückgegrif-
fen. Die Interviews sind chronologisch aufsteigend in der Reihenfolge ihrer Veröf-
fentlichung.
Etwa einen Monat vor der CeBIT haben wir aus den bis dahin durchgeführten Inter-
views in drei Artikeln ein Zwischenfazit gezogen. Die Zusammenfassung können
Sie in diesem Dokument nach den Einzelinterviews lesen.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 48
Thomas Kaspar: Das Denken in Nutzerverhalten gibt
Aufschluss über den richtigen Marketing-Mix
25. November 2014 Link zum Blogartikel
Über Thomas Kaspar
Thomas H. Kaspar ist Sozialwissenschaftler und
gehört zu den Pionieren des deutschen Social
Web. Der Autor („Web 2.0“, C.H. Beck) und Do-
zent für Online Marketing schaut auf eine sehr
erfolgreiche zehnjährige Karriere bei CHIP Online
zurück, wo er zuletzt als einer der ersten in
Deutschland die Position des Chief User Officers
innehatte und den neuen Bereich Customer Expe-
rience mit Schwerpunkt User-Forschung aufge-
baut hat. Seit Juni 2012 verstärkt er als Managing
Partner den Leitungskreis der Münchner Agentur Ray Sono und verantwortet den
Bereich Customer Journey Management für Kunden wie Deutsche Bahn, Miles &
More, Flughafen München und BMW.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Die Customer Experience ist nicht nur im Digitalen wichtig, gerade in Firmen, die
Digitale und Offline-Angebote kombinieren ist es besonders von Bedeutung, über
den Wert jeder Investition an einem Kontaktpunkt informiert zu sein. Für das Digi-
tale kann man die Bedeutung ganz gut mit der neuen Attribuierungsstrategie im
Marketing erklären, die mit Tag Management möglich geworden ist. Früher hatten
wir fünf Kontaktpunkte fünfmal voll gebucht, weil wir keine Ahnung hatten, was
wieviel Einfluss auf die Kaufentscheidung der Kunden hatte. Heute können wir die
unterschiedlichen Ad-Systeme zielgenau aussteuern und den Bruchteil bieten, den
es Wert ist. Am Ende kommt nämlich trotzdem nur ein Kauf pro Kunde heraus.
Überträgt man das auf die gesamte Digitale Strategie, dann gibt uns das Denken
von Nutzerverhalten her Aufschluss über den richtigen Marketing-Mix.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 49
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Eine gute Experience-Strategie benötigt einige Komponenten. Zuerst braucht es
eine holistische Ebene, die Wissen aggregiert, bewertet und allen zur Verfügung
stellt: So müssen die Kundendaten nicht immer wieder erhoben werden, sondern
können konsistent verarbeitet werden. Aus dieser Draufsicht entsteht schon oft
von ganz alleine Mehrwert. Zudem müssen die Frameworks dort gepflegt werden:
Das fängt bei Kundendatenbanken an, geht über Tag Management, Kampagnen-
steuerung, BI. CRM, sCRM aber auch eine übergreifende Contentstrategie, die auf
einheitliche Ziele einzahlt und mit vergleichbaren Kennzahlen gemessen werden
kann. Auf dieser Basis benötigt es ein Management, das dies als Empowerment
evangelisiert und nicht als zusätzliche Controlling-Belastung.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Nerven bewahren, einatmen, ausatmen. Dieses Feld erlebt gerade einen großen
Wandel, auf jedem Kongress denkt man, man sei schon wieder veraltet. Gleichzei-
tig kann man hier sehr viel Geld versenken, da die Investitionen in die Frameworks
eine Menge Investition verschlingen können. Deswegen lohnen sich meines Erach-
tens eine sorgfältige Strategiephase und der Aufbau von internem Know-How. Ich
sage das gerade aus der Position bei einer Agentur heraus. Ich würde in dieser
Phase so viel äußeres Know-How wie möglich verwenden, das Wissen aber bei ei-
ner eigenen holistischen Unit bündeln. Wenn dieses Wissen mit dem Kern meiner
Unternehmensstrategie (Was ist mein Produkt? Welches Problem lösen wir für un-
sere Kunden? Was ist unser USP? Was begeistert? usf) abgeglichen ist, spart man
eine Menge Lehrgeld beim Kauf von IT.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Nahezu alle großen Kunden haben den Wert der Kundenzentrierung erkannt. Ich
kenne kein DAX-Unternehmen mehr, das sich nicht damit beschäftigt. Dabei ist al-
lerdings die Customer Experience (CX) nicht bei allen abgeglichen. Das Produktma-
nagement ist oft weit vorn, aber in einem Silo. Kommunikation, Vertrieb und Mar-
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 50
keting sind oft nicht abgeglichen, von Digital vs. Offline ganz zu schweigen. Un-
streitig ist aber, dass das eines der ganz großen Themen ist, das längst die Unter-
stützung des Top-Managements hat.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
CX lässt sich am leichtesten in Phasen umsetzen. Erste Phase ist ein gekapseltes
Projekt mit einem Team. Dann kommt ein übergreifendes Projekt, das vom Ma-
nagement unterstützt wird, um divergierende Ziele und Budgets abzugleichen. In
der nächsten Phase kommt oft eine übergreifende CX-Einheit, die sich federfüh-
rende um das Thema kümmert. Diese baut dann Frameworks, Leitbilder, Werte
etc. auf. Der neue Claim wird dann von ganz oben abgesegnet und Schritt für
Schritt umgesetzt. Der letzte Schritt wäre dann, dass man nur noch Mitarbeiter
einstellt, die dem neuen Bild entsprechen.
Simon Loebel: “Digital Customer” nicht mehr nur Teil ei-
ner Zielgruppe
30. November 2014 Link zum Blogartikel
Über Simon Loebel
Simon Loebel ist Chief Content Officer bei United
Digital Group, berät seit über 15 Jahren Mittel-
stand und Konzerne bei der Planung und Reali-
sierung von erfolgreichen Online-Strategien. Der
Diplom-Ökonom ist erfahren in der Begleitung
von digitalen Transformationsprojekten und
agiert dabei oft als Bindeglied zwischen IT und Marketing. Seit 2014 ist der gebür-
tige Münchner Chief Content Officer (CCO) der UDG United Digital Group (UDG auf
Twitter, Google+, Facebook).
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Die Welt ist digital. Menschen, die Kunden entscheiden sich vor allem für jene Mar-
ken, die ihnen an den Touchpoints ihrer Wahl einzigartige Markenerlebnisse bieten
können.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 51
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Eine gute Experience-Strategie sollte Menschen personalisiert, relevante Mehrwerte
bieten. Das Ziel: Der Kunde soll nach seinen persönlichen Präferenzen bestmöglich
mit der Marke interagieren, um so letztlich zu einem begeisterten Kunden zu wer-
den.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Der „Digital Customer“ will nicht mehr nur als Teil einer Zielgruppe erkannt wer-
den. Der Kunde heute kennt seine Bedürfnisse am besten. Er weiß mehr denn je,
was er möchte und entscheidet über die Form der Interaktion mit seiner Marke.
Mit der Digitalisierung ist seine Erwartungshaltung nur noch gestiegen.
Der Wunsch: Die Marke so personalisiert wie nur möglich zu erleben. Sein ganz
persönliches Markenerlebnis. Mit höchstmöglicher Relevanz, in Echtzeit und smar-
ter – nur für ihn – personalisiert.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Viele Unternehmen stehen hier noch am Anfang. Um eine wirkliche perfekte
„Customer Experience“ liefern zu können, muss das Unternehmen hervorragende
Informationen über das Verhalten seiner Kunden aggregieren. Dafür wiederum be-
nötigt es die Kompetenz, diese richtig zu analysieren und entsprechend auszuwer-
ten. Nur so kann das Unternehmen seinen Kunden erkennen und besser verstehen.
Dazu ist auch – im weitesten Sinne – hochwertiger Content von hoher Relevanz.
Unternehmen müssen der eigenen Zielgruppe auf ihre individuellen Bedürfnisse
zugeschnittene, relevante Inhalte zur Verfügung stellen. Inhalte, die einen echten
Mehrwert erkennen lassen und nach denen der Kunde sucht. Das neue Zauberwort
heißt hier: Searched Content Optimization (SCO).
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Natürlich beim Kunden und seine Erwartungen an das Erlebnis. Gefolgt vom Wett-
bewerb und wie sich das Unternehmen bestmöglich differenzieren kann. Außer-
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 52
dem ist die Positionierung der eigenen Marke entscheidend. Die muss in der digi-
talen, fragmentierten Welt noch smarter sein als je zuvor. Und natürlich sind auch
die Business Ziele entscheidend, die mit den digitalen Maßnahmen verfolgt werden
und auch entsprechend frühzeitig dokumentiert werden sollten.
Susanne Böck: „Den“ digital Customer gibt es nicht
3. Dezember 2014 Link zum Blogartikel
Über Susanne Böck
Susanne Böck blickt auf 15 Jahre Erfahrung in
Marketing, Business Development und Web zu-
rück. Sie hatte führende Positionen in mehreren
international tätigen IT-Firmen inne und ihre
Kernkompetenzen liegen in den Bereichen Strate-
gisches Marketing, Online Marketing, Lead Gene-
ration, Lead Nurturing, CRM und Web Usability. Susanne ist für das Consulting und
die Projekte bei der digitalen Agentur Webmedia7 verantwortlich und baut als Ma-
naging Director der Webmedia7 Middle East das Büro in Dubai auf. Susanne hat
immer an der Schnittstellen zwischen Technologie und dem Kunden gearbeitet
und weiß, wie man Interessenten mittels passender online und offline Maßnahmen
ansprechen muss, um diese schlussendlich auch in zufriedene und dauerhafte
Kunden zu verwandeln.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Auf Websites oder über Apps müssen Firmen/Produkte innerhalb weniger Augen-
blicke überzeugen können. Nur wenn die „Experience“ gut ist, werden User weitere
Seiten einer Webseite klicken oder eine App nutzen. Gerade bei Apps ist die Churn
Rate enorm hoch – über 80% alles Apps werden downgeloaded, einmal geöffnet
und dann nie wieder genutzt. Eine langfristige „Kundenbindung“ ist nur mit der
passenden Customer Experience möglich… und hier spielen verschiedene Fakto-
ren (Design, individueller Content, Gamifikation, Loyality Programs,…) eine wich-
tige Rolle.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 53
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Gerade im Bereich von Apps erleben wir immer wieder, dass viele Kunden einfach
eine App haben möchten, weil dies gerade der Trends ist oder Konkurrenten vor
kurzem eine veröffentlicht haben. Wir empfehlen hier immer ein stringentes Vor-
gehen und zunächst die Definition einer individuellen Mobile Strategy und darauf
aufbauend einer Mobile Customer Strategy, die sich sehr intensiv mit Fragen wie
kann ich User für die App gewinnen (wie muss beispielsweise mein Icon gestaltet
sein, um die Downloadrate zu steigern? Wie können andere online und offline Maß-
nahmen zu einer effektiven Kampagne integriert werden?…), diese an die App bin-
den, Nutzungshäufigkeit und Weiterempfehlungsrate steigern (hier spielen Loyality
Programme, individuelle Inhalte, Mobile Retargeting und Gamifikation eine sehr
große Rolle) und schlussendlich evtl. sogar über die App verkaufen und/oder Ser-
vice- und Supportleistungen integrieren. Wichtig in unseren Augen ist, dass Unter-
nehmen immer das Big Picture im Auge haben und klar definieren sollten, was sie
mit der App erreichen möchten.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
„Den“ digital Customer gibt es sicherlich nicht. Wir empfehlen unseren Kunden
stets die Zielgruppe(n) so genau wie möglich zu segmentieren, Rollen und Aufga-
ben exakt zu definieren und dann je Segment das AIDA Modell (awareness – inte-
rest – desire – action) anzuwenden. Es geht nicht darum, den letzten Trends zu
folgen oder irgendeine neue Technologie anzuwenden, wichtig ist die Zielgruppen
und deren Bedürfnisse zu erfassen und in eine „digitale Lösung“ zu verpacken,
welche die User an das eigene Unternehmen bindet. Und dies stets über alle Sales
Stages hinweg.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Viele Unternehmen gehen hier noch zu sehr eigenzentriert vor und haben nicht
konsequent die Anforderungen von Interessenten und Kunden im Blick. Nur sehr,
sehr wenige Unternehmen haben klare Sales Stages definiert, ein Scoringmodel im-
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 54
plementiert und für jede Stufe die passenden Maßnahmen, um Interessenten wei-
ter zu qualifizieren, zu begeistern, zu binden und schlussendlich zu konvertieren.
Und dies vor allem über alle Kanäle – ob nun offline oder digital, ob nun über die
Webseite oder eine App – hinweg.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Mit Grundsatzfragen wie etwa „welche Rolle spielt das Thema digital in der gesam-
ten Business Strategie?“, „Was sind die Zielgruppen, die angesprochen werden sol-
len?“, „Was sind die Prioritäten der digitalen Strategie – sollen neue Kunden gewon-
nen oder bestehende besser an ein Unternehmen gebunden werden?“, „was sind
die Erfolgskennzahlen“ und natürlich auch „welches Budget steht zur Verfügung?“.
All diese und weitere Fragen gilt es im Detail auszuarbeiten. Nur dann besteht
auch die Chance den Zielgruppen einen wirklichen Mehrwert zu bieten und sich
mit einer guten Experience von Konkurrenten zu differenzieren. Ganz nach dem
Motto „establish a relationship and you don’t have to advertise again“.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 55
Björn Schotte: Keine langwierige Konzeptarbeit mit fancy
UX Guidelines
7. Dezember 2014 Link zum Blogartikel
Über Björn Schotte
Björn Schotte ist Geschäftsführer und Senior Con-
sultant der Mayflower GmbH, einem großen On-
line- und Mobile-Projektdienstleister. Die Mayflo-
wer berät und implementiert für Kunden digita-
len Strategien im Sog sich wandelnder Märkte.
Grundlage ist ein frühzeitiger Marktstart der im-
plementierten Lösungen, mit dem die Kunden
Wettbewerbsvorteile erzielen.
1. Warum ist die “Customer Experience” im
Digitalen so wichtig?
Kunden möchten schnell zum Ziel kommen und
keine Zeit vertrödeln. Der Komfort, den sie aus
dem privaten Umfeld – Facebook, Whatsapp, twit-
ter, Dropbox & Co – gewohnt sind, soll bitteschön auch bei B2B Anwendungen o-
der Online Shops vorzufinden sein.
Das macht es notwendig, holistisch an die Customer Experience heranzugehen.
Was im B2C Umfeld schon seit längerem ein zentrales Thema ist, wird im B2B Be-
reich immer stärker nachgefragt.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Stete Orientierung am Kundennutzen. Kurze Zyklen bei der Online-Stellung neuer
Funktionen. Einsammeln von Feedback der Nutzer, direkt in der Software. Und die
Planung neuer Funktionen auf Basis dieses Feedbacks. Orientierung an Bedienkon-
zepten von “Consumer Anwendungen”. Berücksichtigung der verschiedenartigen
Geräte, die Kunden nutzen. Und natürlich mobile/responsive first Strategien.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 56
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Der Kunde ist nicht mehr greifbar und häufig wechselwillig. Statt dieser enormen
Flexibilität mit Angst zu begegnen, sollten Unternehmen dies als Gelegenheit se-
hen, auf dieser Flexibilität zu surfen und dies in einen Wettbewerbsvorteil gegen-
über dem Mitbewerb wandeln.
Nur die Unternehmen, die bereit sind, kontinuierlich in sich ständig ändernde digi-
tale Lösungen zu investieren, werden die Gewinne von Morgen abschöpfen können
und einen Schritt schneller als der Mitbewerb sein.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Viele Unternehmen haben Angst, kontinuierlich zu investieren. “Was kostet diese
Funktion?” enthält den Geruch der (controllingorientierten) Vergangenheit.
Ihr fehlt die Flexibilität, um Wettbewerbsvorteile von Morgen einsacken zu können.
Unternehmen, die sich fragen “Welchen Wert bietet diese Funktion für wen?”, wer-
den nicht nur ihre Anwendungen spürbar entschlacken, sondern das bereitge-
stellte Geld kontinuierlich in immer bessere Funktionen investieren. Und damit die
Gewinne von Morgen einfahren.
Zudem sollten Unternehmen in eine Strategie investieren, um Funktionen kontinu-
ierlich live stellen zu können. Vorbei sind die “Relaunches”, “Rebrushs”, die meist
katastrophalem Projektmanagement unterliegen. Gewinnen werden die, die sehr
schnell neue Funktionen in ihrer Software live stellen können (oder schon Monate
im Voraus versteckt live haben), um damit ihre Kunden zu erfreuen und höhere
Kundenbindung und Gewinne zu erreichen.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
In einem ersten Workshop, der klärt was der Kunde braucht, und nicht was er will.
In dem das Business Modell des Kunden auseinander genommen oder weiter ent-
wickelt wird. Herauskristallisieren, welche Funktionen unnötig sind. Und planen,
wie das kleinste wertvolle Produkt aussehen könnte, mit dem der Kunde möglichst
schnell live geht.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 57
Keine langwierige Konzeptarbeit mit fancy UX Guidelines. Die wird parallel schon
während der Entwicklung iterativ weiterentwickelt. Alle beteiligten Disziplinen
müssen agil werden.
Andreas Selter: Customer Experience existenzentschei-
dend für die Anbieter
11. Dezember 2014 Link zum Blogartikel
Über Andreas Selter
Nach dem Studium des Informationsmanage-
ments hat Andreas Selter über 12 Jahre als Soft-
ware Ergonom und Web Usability Experte gear-
beitet und dabei umfangreiche Erfahrung mit ei-
ner Vielzahl an Branchen, Zielgruppen und An-
wendungsgebieten gesammelt. Von Industriema-
schinen wie digitalen Schweißgeräten über be-
triebliche Planungs- und Finanzsoftware, Medi-
zintechnik wie Herz-Lungen-Maschinen und vor
allem Online und E-Commerce Angebote wie
Tourismus Portale, Community Plattformen und
Webshops.
Vor einigen Jahren wechselte er als Creative Director Experience Design einer inter-
nationalen Digitalagentur ins Digitale Marketing, wo er für große internationale
Marken an der Entwicklung von Customer und User Experience Strategien und de-
ren Umsetzung beteiligt war. Anfang 2014 hat er sich mit mit ux|d|sign – design
for experience selbstständig gemacht und berät erfolgreich Unternehmen bei der
strategischen Planung und Umsetzung digitaler Lösungen.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Für uns Konsumenten sind positive Erlebnisse und Erfahrungen mit Unternehmen
und Marken natürlich seit jeher wichtig. Und die meisten von Ihnen bemühen sich
ja auch schon immer darum, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg. Mit der Digi-
talisierung und Vernetzung hat jedoch die Selbstbestimmung des Einzelnen und
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 58
die Macht der Massen derart zugenommen, dass die Customer Experience mittler-
weile existenzentscheidend für die Anbieter wird. Ganze Geschäftsmodelle basie-
ren ja mittlerweile auf dem Prinzip ungetrübter Kundenerlebnisse. Amazon wäre
ohne Bewertungssysteme nicht denkbar, eBay vermittelt lediglich zwischen Anbie-
ter und Abnehmer, die gegenseitig vom einwandfreien Leumund abhängig sind.
Auch Dienste wie AirBnB oder Uber funktionieren nur, wenn Kunden gute Erfahrun-
gen mit Anbietern machen und diese ohne Einschränkung empfehlen. Dabei sind 4
von möglichen 5 Sternen schon fast vernichtend. Die Frage ist also weniger, wie
wichtig die Customer Experience nun ist. Die findet ja in jedem Fall statt, ob posi-
tiv oder negativ. Im wahrsten Sinne existentiell ist, dass Firmen die Erfahrungen,
die wir Kunden mit ihnen machen, aktiv und lückenlos gestalten und zwar im digi-
talen wie im analogen Leben.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Sie muss auf alle Fälle auf einem festen Fundament stehen und nicht mal eben bei
einem Halbtags-Brainstorming erdacht werden. Grundlage ist ein tiefes Verständ-
nis für die Anliegen und Bedürfnisse der klar definierten Zielgruppe einerseits und
der eigenen Markenbotschaft und -positionierung andererseits. Firmen müssen
klar wissen und vermitteln können, warum es sie gibt. Das klingt banaler, als es
tatsächlich ist. Gewinne erzielen ist nämlich kein Geschäftszweck. Als Anbieter
muss ich einem inneren Antrieb, einer inneren Überzeugung meine Produkte oder
Dienstleistungen folgen. Zu treuen Kunden werden letztlich nur die, die diese
Überzeugung teilen. Fragen Sie Apple, BMW und andere Marken, die das früh er-
kannt haben. In diesem Sinne steht auch nicht die Technologie Web oder Mobile
im Fokus der Experience, sondern das, was inhaltlich damit vermittelt wird. Web
und Mobile sind lediglich digitale Kontaktpunkte mit einer Marke und müssen na-
türlich authentisch und konsequent auf die Kundenbedürfnisse und das Marken-
versprechen abgestimmt sein.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Es gibt keinen digitalen oder analogen Kunden. Wir sind alle die gleichen Men-
schen und nutzen digitale Kanäle lediglich in unterschiedlichem Umfang. Tatsäch-
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 59
lich macht es für mich als Kunden überhaupt keinen Unterschied, ob ich im Laden-
geschäft von einem unfreundlichen Verkäufer oder von einem schlecht gemachten
Online-Shop genervt bin. Das Resultat meiner Erfahrung mit diesem Anbieter
bleibt das Gleiche. Zahlreiche Studien belegen, dass wir Menschen bei unserer
Wahrnehmung und Bedürfnissen nicht mehr zwischen digital und analog unter-
scheiden. Die größte Herausforderung besteht also genau darin, eine durchgän-
gige Customer Experience zu schaffen, die im realen Leben genauso abläuft wie
im digitalen. Dazu kommt höchstens, dass ich mit nur einem Mausklick oder
Touch beim nächsten Online-Shop bin während der nächste Brick & Mortar Shop
vielleicht nicht so schnell zu erreichen ist.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Das ist natürlich sehr unterschiedlich. In der grundsätzlichen Bedeutung der
Customer Experience herrscht ja so ziemlich Einheit. Zumindest wird keinem An-
bieter egal sein, ob ihn seine Kunden mögen oder nicht. Natürlich trennt sich bei
der erfolgreichen Umsetzung die Spreu vom Weizen. Es ist ein wenig ähnlich wie
beim Thema Usability vor 15 Jahren oder User Experience vor 10 Jahren. Fast jeder
hat dann doch schon einmal davon gehört und hält es generell für wichtig. Diese
Themen aber ernsthaft anzugehen und vor allem konsequent durchzuhalten, dazu
fehlte dann lange noch die echte Überzeugung. Ganz entscheidend ist aber, dass
die Unternehmen mehr denn je von ihren Kunden her denken. Es geht nicht mehr
darum, wie ich das, was ich nun mal anzubieten habe, möglichst gut zu verkaufen.
Sondern darum, das anzubieten, was meine Zielgruppen wirklich wollen und brau-
chen und was sie zumindest in dieser speziellen Form nicht an jeder anderen Ecke
bekommen. Es wird noch viel zu viel mit der kurzfristigen, rein taktischen Sicht ge-
plant und entwickelt. Vieles entspringt der typischen „Me too – Mentalität“. Da wer-
den Apps entwickelt, die gar keinen Mehrwert für die Kunden haben, da sie nicht
auf deren Bedürfnisse zugeschnitten werden. Und oft werden selbst hoffnungs-
volle und gut gemeinte digitale Initiativen zerrieben im Getriebe unrealistisch klei-
ner Budgets, Zeitpläne oder internem Kompetenzgerangel. Nach dem Motto: ich
weiß nicht wirklich was und warum, will es aber sofort, schnell und billig. Die Mit-
tel bestimmen das Ziel, statt umgekehrt. Es gibt zum Glück aber auch sehr viele
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 60
gute Beispiele. Meistens gibt es in diesen Unternehmen dann einen oder einige we-
nige echte Visionäre, die eisern für dieses Thema einstehen und es schaffen, die
Firmenkultur nachhaltig auf Experience-Kurs zu bringen und entsprechend zu han-
deln.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Ganz klar mit einer echten Idee und Vision und der Ableitung einer mittel- bis
langfristigen Strategie. Erst wenn die klar formuliert dasteht, können Experience
Prinzipien formuliert werden. Wie soll sie denn aussehen, die Erfahrung und die Er-
lebnisse, die meine Kunden mit meiner Marke machen? Wie schaffe ich es, dass die
unterschiedlichen Berührungspunkte nicht nebeneinander, sondern miteinander
funktionieren. Flächenhandel und Online-Shop sind eben nicht bloß alternative Op-
tionen, sondern ergänzen und befruchten sich gegenseitig. Die Frage muss ge-
stellt und beantwortet werden, wie die einzelnen Kanäle bestmöglich genutzt wer-
den können, um die gewünschte Customer Experience immer wieder aufs Neue
entstehen zu lassen. Und wie erwähnt steht am Anfang wie am Ende immer der
Kunde. Jede Kampagne, jeder digitale Service, ob Website oder Mobile App, jeder
Kontakt des Kunden mit meiner Marke muss eine sich selbst weiterführende span-
nende Geschichte erzählen, die von der Erfüllung echter Bedürfnisse handelt und
mich als Kunden ernst nimmt. Dabei gilt dann aber, nichts ist für die Ewigkeit.
Customer Experience ist kein lineares Projekt mit klarem Anfang und Ende. Sie
muss zum Kern der Unternehmenskultur werden.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 61
Oliver Schmitt: Größte Herausforderung bei Digital
Customer ist „Relevanz“
15. Dezember 2015 Link zum Blogartikel
Über Oliver Schmitt
Oliver Schmitt (@oliverschmitt) ist Gründer der
Digitalagentur re-lounge GmbH. Seine Schwer-
punkte sind Online-Strategie, Mobile, Content-
Strategie und E-Mail-Marketing, zu denen er auch
als Speaker, Blogger und Hochschul-Dozent aktiv
ist. Zu den Kunden der Agentur gehören Unter-
nehmen wie ABB, Haufe, Lexware, Liebherr, Ma-
nor und SICK.
1. Warum ist die “Customer Experience” im
Digitalen so wichtig?
Leider entstehen auch heute noch Websites, die
nicht nutzerzentriert, sondern unternehmenszentriert sind. Das Ergebnis sind
Websites und Services, die komplett an den Bedürfnissen und Erwartungen der U-
ser vorbeigehen. Dem können wir aber begegnen, indem wir zum Beispiel durch
geeignete Methoden wie Persona-Analyse und Customer Journey Mapping die Be-
dürfnisse und Herausforderungen der User identifizieren und diese in die Online-
angebote einfließen lassen. Dadurch können wir dann eine positive und nachhal-
tige Customer Experience schaffen. Übrigens in Zeiten schwindender USPs ein viel-
leicht entscheidender Vorteil gegenüber dem Marktumfeld.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Eine gute Web Experience stellt nicht nur die User und deren Bedürfnisse in den
Mittelpunkt, sondern sie schafft es auch auf verschiedensten Devices und Kanälen
konsistent und gleichermaßen nutzbar zu sein. Denn die User wollen heute mit al-
len Devices auf die gleichen Informationen zugreifen.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 62
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Die größte Herausforderung ist meiner Ansicht nach das Thema „Relevanz“: Wir
müssen es heute schaffen, den Usern genau die richtigen Informationen zum rich-
tigen Zeitpunkt und in der gewünschten Tiefe zur Verfügung zu stellen. Schaffen
wir dies nicht, dann verlassen die User innerhalb von Sekunden unsere Angebote.
Deshalb müssen Unternehmen unbedingt im Content besser = relevanter werden.
Dazu braucht es eine nachhaltige Content-Strategie.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Dass die Entwicklung von Webangeboten aus dem Sichtwinkel der User viele Vor-
teile mit sich bringt, haben inzwischen zahlreiche Unternehmen erkannt. Dennoch
besteht zumeist noch Nachholbedarf bei den Themen „Content-Strategie“ und
„Responsive Webdesign“ (Mobiloptimierung).
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Die Reihenfolge muss ganz klar sein: 1. User. 2. Content. 3. Technik. Bei vielen Un-
ternehmen lag der Fokus leider zuletzt immer bei der Technik. Gerade diese Unter-
nehmen sollten die eigenen Inhalte aus der Perspektive der User kritisch hinterfra-
gen. Denn erst, wenn die Inhalte stimmen, macht es wirklich Sinn deren Device-
übergreifende Darstellung hinsichtlich Design und Umsetzung zu optimieren.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 63
Matthias Müller-Prove: Customer Experience ist keine
Werbung
18. Dezember 2014 Link zum Blogartikel
Über Matthias Müller-Prove
Matthias Müller-Prove ist unabhängiger Interakti-
onsdesigner und Human Computer Interactivist.
Er hat Desktop-, Web- und mobile Anwendungen
für internationale Firmen wie Adobe, Sun und
Oracle gestaltet. Er spricht regelmäßig auf Konfe-
renzen und ist Member of Crew des Raum Schiff
Erde, einem Futurologischen Kongress für Digi-
tale Philosophie, Interaktionsdesign und Netzkul-
tur. Weitere Infos auf www.mprove.de.
1. Warum ist die “Customer Experience” im
Digitalen so wichtig?
Der Kundenkontakt im “Analogen” ist offensicht-
lich. Kunde und Verkäufer begegnen sich, bauen ein Vertrauensverhältnis auf und
tauschen Erwartungen und Informationen über das Produkt oder die Dienstleis-
tung aus. Im “Digitalen” ist dieses Verhältnis unsichtbar und tritt trotz aller CRM
und eCommerce-Technologie in den Hintergrund. Die User- oder Customer Experi-
ence versucht genau dieses Defizit auszugleichen, indem sie das Nutzererlebnis
im Digitalen gestaltet.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Die Strategie muss sowohl online wie offline Aspekte abdecken. Und sie muss
multi-channel sein. Mobile-First darf nicht heißen, dass der mobile Inhalt auch auf
dem Laptop daheim ausgespielt wird, wenn sich ein Kunde weitergehende Infor-
mationen zu einem Produkt besorgen möchte, von dem er unterwegs mit seinem
Smartphone nur schnell ein Foto geschossen hat. Für alle Interaktionen sollte die
Strategie den Ton und die Message festlegen und entsprechend einer Customer
Journey zum gegebenen Zeitpunkt die richtigen Infos anbieten.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 64
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Seit mindestens 10 Jahren gibt es nicht mehr den einen Touch-Point zwischen
Kunde und Firma. Der Kunde ist seit dem Web 2.0 zum “Social Customer” gewor-
den, der sich auf diversen Plattformen Informationen über ein Produkt einholt, be-
vor er vom Interessenten zum Kunden wird. Die Kanalvielfalt ist unübersichtlich
und macht es den Anbietern schwer auf alle Diskussionen angemessen, das heißt
individuell und authentisch, zu reagieren.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Customer Experience ist keine Werbung. Customer Experience ist weder Produkt-
noch Web-Design. Customer Experience ist Teil der gesamten User Experience des
Kunden, der den Fokus auf die Phase der Kaufanbahnung legt. Die Aspekte von
Aufmerksamkeit – Interesse – Information – Aktion können und sollten mit densel-
ben Methoden gestaltet werden, wie das Produkt oder der Service selbst. Ich
glaube, dass es für Unternehmen schwierig ist ein einheitliches Bild zu entwerfen,
weil mehrere interne Abteilungen und auch externe Agenturen an dem Markenbild
mitwirken. Die Definition des Brand, des Markenkerns, sollte allen Mitwirkenden
klar sein.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Das hängt sehr vom jeweiligen Produkt, dem Service und ganz generell dem Be-
riech ab, für den die CX optimiert werden soll; der Umfang der Produktpalette
spielt ebenso eine Rolle, wie die Unterschiede zwischen den Bereichen B2C und
B2B. Zu klären ist: Wer ist mein Kunde? Für welches Problem biete ich eine Lösung
an? Wie erreiche ich meine Zielgruppe am besten? Im Fachjargon wäre das der Teil
“User Research”, in dem man den Kontext der Anwender und Kunden versteht und
sie in Personas und Scenarios dokumentiert.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 65
Yves Bollinger zu Customer Experience: Die meisten
Menschen sind Kanal-Agnostiker
8. Januar 2015 Link zum Blogartikel
Über Yves Bollinger
Yves Bollinger, Director Digital Strategy and Inno-
vation bei DDB Düsseldorf arbeitet seit 12 Jahren
in Agenturen und Unternehmen dafür, dass Infor-
mationen den Nutzer erreichen. Und dafür, dass
bei dieser Begegnung nichts schief geht. Nach
Stationen bei Kabel New Media, Interone, RP On-
line und als freischaffender Berater und Konzep-
tioner für u.a. argonautenG2, TBWA, Deutsche Telekom und sueddeutsche.de ent-
wickelt er seit 2013 digitale Produkte und integrierte Strategien für Kunden wie
Henkel und REWE. DDB auf Twitter @ddb_germany und auf Facebook.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Auch wenn das Ziel immer sein sollte, den Kunden an allen Kontaktpunkten opti-
mal zu „bedienen“, ist die Toleranzschwelle im Netz am niedrigsten. Gibt es die
Unterscheidung zwischen Digital und analog noch? Ich würde unterstellen, dass
die meisten Menschen Kanal-Agnostiker sind. Der Konsument sieht die Marke, er
differenziert nicht zwischen on-und offline Erfahrung. Daher ist es essentiell an al-
len Touchpoints eine CX zu bieten die auf einem gemeinsamen Fundamt beruht.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Dass sie in erster Linie an den Bedürfnissen der Konsumenten ausgerichtet ist,
nicht an den Zielen einzelner Abteilungen eines Unternehmens. Und dass sie kon-
sequent einer Vision folgt, auf die sich alle Stakeholder verpflichtet haben. Last
but not least: Ohne Commitment von oben geht nichts. Ein bisschen Customer Ex-
perience geht nicht. Denn darum geht es am Ende ja, die Marke möchte sich über
Emotionen vom Wettbewerb differenzieren.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 66
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Aufmerksamkeit zu gewinnen – und sie in eine relevante Beziehung für den Kun-
den zu überführen. Das ist sicher keine neue Erkenntnis – in einem sich ständig er-
weiterndem medialen Umfeld verpuffen kurzfristige Awareness-Schübe jedoch
quasi in Echtzeit. Darin wiederum liegt aber auch eine riesige Chance für Unter-
nehmen sich mit mittel- bis langfristig gedachten Services und kommunikativen
Lösungen vom Wettbewerb abzusetzen.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Customer Experience ist eine Meta-Disziplin. Als solche ist sie aber in den wenigs-
ten Unternehmen wirklich etabliert. Viele Unternehmen sind in Einzeldisziplinen
schon sehr weit, haben bspw. ein hoch entwickeltes eCRM. Kunden aber über alle
Touchpoints hinweg sinnvoll zu begleiten und damit wiederum für die oben er-
wähnte Relevanz zu sorgen, gelingt den wenigsten.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Zunächst damit den Kopf frei zu bekommen und sich ein Stück vom Alltagsge-
schäft zu verabschieden. Sehr gerne klein anfangen, jedoch in einem Bereich, der
die Skalierung und den Roll-Out in die Gesamtorganisation erlaubt. Oft ist die
Denke unternehmenszentriert, wo sie eigentlich markt- und konsumentenzentriert
sein sollte. Dann gilt es, ein Team zusammenzustellen und diesem den Rücken
frei zu halten. In allen Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die für dieses Thema
brennen. Oft scheitert deren Engagement aber an der ersten Hürde – den klassi-
schen Gaps zwischen Marketing vs. Vertrieb, on- vs. offline Organisation etc. Diese
Sollbruchstellen zu vermeiden, hilft ein interdisziplinäres Team, das den Prozess
von Anfang an gemeinsam geht.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 67
Torsten Schollmayer über Customer Experience: Alles ist
nur einen Klick entfernt
12. Januar 2015 Link zum Blogartikel
Über Torsten Schollmayer
Torsten Schollmayer is responsible for the pro-
duct strategy and operations for all digital End-
consumer Services of HRS. In his role he is
responsible for the team of product owner, the
portfolio of activities and success of all digital
products and acts as intermediary between the
department leads for Marketing & IT. Earlier
Torsten worked as senior strategist, focusing on
mobile services, mobile applications, mobile
web, social media and multi-channel strategies
for the telecommunication, consumer goods, avi-
ation and media industry. Torsten has more than
10 years of experience in the definition and ma-
nagement of projects and ensuring the handshake between business, user experi-
ence and IT for new & innovative solutions.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Es gilt die Maxime: “Alles ist nur einen Klick entfernt”. Dauert etwas zu lange, ist
etwas nicht verständlich genug erklärt oder visualisiert und hat man keinen “Spaß”
bei der Anwendung des digitalen Angebots, so ist der Weg zur Alternative (Kon-
kurrenz oder Nicht-Konsum) sehr kurz. Der Tab des Browsers, die alternative App
mit der besseren UX (User Experience) wird ausprobiert und der Weg zurück ist ein
langer und teurer für die Anbieter.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Eine gute UX-Strategie ist darauf ausgelegt, den Nutzer und dessen Bedürfnisse zu
erkennen und ihm in Echtzeit den Service zur Verfügung zu stellen, der den maxi-
malen Nutzen stiftet. Dazu gehört eine gute Zahlen-Analyse und ein Portfolio, das
sich am Nutzer orientiert (user-centric design). Dies betrifft nicht nur die Größe
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 68
des zu bedienenden Displays, sondern auch die Situation in der sich der Nutzer
befindet (z.B. will er nur etwas minimal nachschlagen, oder betreibt er eine inten-
sive Recherche).
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Der Mensch (und im speziellen der westliche Industrie-Konsument) ist oft von Ver-
besserungen, die eine Veränderung bedeuten, nicht angetan und bestraft eine für
ihn intuitivere Nutzung ab, da für ihn (kurzfristig) die alte Alternative gefühlt einfa-
cher zu bedienen ist. Dier Herausforderung ist daher, die Veränderungen so gra-
duell durchzuführen, dass die ablehnende Haltung nicht eintritt.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Das Know-How ist noch immer nicht in den Unternehmen selbst verankert, son-
dern wird an Dienstleister abgegeben, die sich jeweils immer wieder in die jeweili-
gen Thematiken einarbeiten müssen. Aus meiner Sicht gehört in jedes Unterneh-
men, das eine digitale Wertschöpfungskette hat, auch eine UX-Organisation, die in-
tern das Thema bearbeitet und strategisch erstellt.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Wer ist mein Nutzer, welche Personas (und Situationen) hat er und welche Bedürf-
nisse kann ich mit meinem Angebot befriedigen.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 69
Thorsten Wilhelm zu Customer Experience: Jede Anwen-
dung muss bedient werden
19. Januar 2015 Link zum Blogartikel
Über Thorsten Wilhelm
Thorsten Wilhelm ist Gründer & geschäftsführen-
der Gesellschafter der eResult GmbH. Seit 1996
ist er als Missionar für “Usability” tätig. Er stu-
dierte an der Universität Göttingen Betriebswirt-
schaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing &
Wirtschaftspsychologie, war anschließend in der
wissenschaftlichen Grundlagenforschung am
Institut für Marketing und Handel der Universität
Göttingen tätig und gründete im Jahr 2000 die
eResult GmbH. Herr Wilhelm ist begeisterter
Blogger und aktives Mitglied im German UPA und
BITKOM.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Jede Anwendung muss bedient werden. Egal ob Nachrichtenmagazin, Web-Shop o-
der Internet-Banking Applikation. Die Inhalte, Services und Funktionen können nur
dann einen Nutzen bieten, wenn sie aufgefunden, verstanden und intuitiv genutzt
werden können.
Schöne Inhalte, nützliche Services und neue Funktionen können nur dann wirken,
wenn sie auch nutzbar sind. Daher hat eine gute Usability einen zentralen Einfluss
auf eine gute User- bzw. Customer Experience. Usability ist, wenn Sie so wollen,
ein Basis-Faktor: Ohne gute Usability kommt es zu großer Unzufriedenheit.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Wenn eine wirkliche nutzer- bzw. anwenderzentrierte Entwicklung und Weiterent-
wicklung stattfindet.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 70
Zunächst auf Basis einer fundierten und regelmäßigen Analyse der Anforderungen
& Wünsche der Nutzer und Kunden. Es ist wichtig mit den Anwendern kontinuier-
lich und oft „ins Gespräch“ zu kommen und sich mit Ihnen auszutauschen.
Ein weiterer, zentraler Erfolgsfaktor ist eine eindeutige Beschreibung der Nutzer-
schaft, bestenfalls durch die Erstellung von Personas. So wissen alle Beteiligten –
Produktmanager, Konzepter, Entwickler, Entscheider – für wen genau sie arbeiten.
Solche Anforderungs- und Nutzeranalysen werden viel zu oft vergessen, User Rese-
arch vernachlässigt und jede Menge Ressourcen ins Testing gesteckt. Es lohnt sich
hier eine Gleichverteilung der Ressourcen vorzunehmen, das können wir bei unse-
ren Kunden immer wieder beobachten: Wer seine Nutzer und deren Wünsche wirk-
lich kennt, der hat mehr Erfolg.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Die größte Herausforderung besteht darin zu erkennen, dass meine Anwendungen
(Site, Shop, Applikation) in immer mehr und immer unterschiedlicheren Nutzungs-
kontexten genutzt werden: Von unterwegs, nebenbei, gleichzeitig mit anderen
Personen, auf dem Sofa.
Das ist nicht zuletzt bedingt durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones
und Tablets. War das doch früher – vor 5-6 Jahren – noch einfach: Da reichte es
seinen Anwendung an verschiedene Browser und Betriebssysteme anzupassen. In-
zwischen ist es viel komplexer. Und diese Komplexität kann nur mit Hilfe von re-
gelmäßigen Analysen und durchdachten Tests in den Griff bekommen werden. Nur
so gelingt es für jedes Endgerät und jede Nutzungssituation ein optimales Nut-
zungserlebnis zu gewährleisten. Das ist herausfordernd und wird uns auch in
2015 noch intensiv beschäftigen.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Viele unsere Kunden stellen sich dieser Herausforderungen schon seit 2-3 Jahren.
Und viele machen das sehr gut. Gemeinsam mit uns analysieren sie ihre Nutzer/-
innen und Zielgruppen, erstellen Personas, erkennen die spezifischen Wünsche
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 71
von Smartphone / Tablet-Nutzern – abgestimmt auf ihre Anwendungen – und bie-
ten darauf ausgerichtet spezifische Inhalte, Funktionen und Services, erstellen Pro-
totypen, testen diese iterativ und gehen mit der beste Lösung „live“. Diese wird in
ihren Effekten kontrolliert (Nutzerumfragen, Tests) und stetig in der Qualität ver-
bessert. „Einfach nur Responsive Design“ – das reicht heute nicht mehr aus. Nur
wer so wie von mir beschrieben vorgeht, der ist auf dem richtigen Weg.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Ganz wichtig ist: User Research!
Es ist zwingend nötig bei der Optimierung für verschiedene Nutzungskontexte
und Endgeräte nicht nach dem Motto vorzugehen: „Wenn ich im Zug shoppe, dann
will ich xy. Genauso wie bei Shop xy“. Oder: „Mein Frau sagt, ihr ist es wichtig dass
bei den Produktbildern immer xy angezeigt wird!“. Solche Schlüsse von sich auf
die Gesamtheit der Nutzerschaft einer Anwendung sind immer gefährlich.
Besser wird es, wenn die Nutzer analysiert, hinsichtlich ihren Anforderungen be-
fragt und auf dieser Basis Personas erstellt werden. Hiermit sollte jede Optimie-
rung und Neuentwicklung beginnen. Dann wird es leichter sie zum Erfolg zu füh-
ren.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 72
Tim Rademacher: Reale und digitale Kundenerlebnisse
synchronisieren
26. Januar 2015 Link zum Blogartikel
Über Tim Rademacher
Tim Rademacher ist Geschäftsführer, Gesell-
schafter und Vordenker der wissenswerft GmbH
aus Hannover. Das Unternehmen entwickelt Apps
für mobile Endgeräte sowie webbasierte Anwen-
dungen und Backendsysteme. Zudem betreibt die
wissenswerft die E-Paper-Plattform page2flip und
seine Shop-Erweiterung shop2flip. Tim Radema-
cher ist Diplom-Ingenieur für Maschinenbau und
hat als Zweitstudium „Industrie, Design und In-
formatik“ absolviert. Er hat die QR Initiative Nie-
dersachsen ins Leben gerufen und hält regelmä-
ßig Vorträge – unter anderem auf der CeBIT, den
App Days, für die IHK und Hannover Impuls.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Da sollte man doch mal einfach andersherum fragen: Warum ist die „Customer Ex-
perience“ woanders nicht so wichtig? Print zum Beispiel ist per se eingeschränkt.
Das Digitale hingegen kann richtige Erlebnisse schaffen und diese muss der Nut-
zer auskosten können. Man muss ihm eine schlüssige und zusammenhängende
Story bieten, die die Marke oder das Produkt plattformübergreifend erlebbar
macht. Nur dann kann seine „Customer Experience“ gut werden und er kann sich
auch emotional damit identifizieren. Das Produkt oder die Dienstleistung trägt
sich dann selbst und wird weiterempfohlen. Es entsteht eine Verselbständigung
und ein „Zustimmungsgewitter“ – genau das will man erreichen.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Die Strategie muss agil sein. Wenn der Nutzer ein Feature nicht verwendet, muss
es abgeschafft oder mit etwas Besserem ersetzt werden. Es ist ein ständiges Ler-
nen und Verändern. Durch einen sogenannten „Fake Door Test“ kann zum Beispiel
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 73
das Nutzerinteresse ganz leicht getestet werden. Dabei wird irgendwo ein Fake-
Button gesetzt, hinter dem sich eine neue Funktion verbergen soll. Dies ist aber
nicht der Fall, es soll lediglich getestet werden, ob der Nutzer darauf anspringt.
Weiterhin müssen Web, mobile Web und App immer an einem Strang ziehen. Das
heißt, dass von Anfang an alle drei Elemente gleichermaßen beachtet werden, da-
mit nicht am Ende gefragt wird: „Oh, wie sieht die Webseite eigentlich auf dem
Smartphone aus?“ Navigationsprinzipien müssen von vornherein abgestimmt wer-
den.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Der „Digital Customer“ muss gehalten werden und sollte nicht irgendwann ab-
springen. Man muss sich immer die Frage stellen: Wie kann ich sein Verhalten tra-
cken, auswerten und meine Angebote dementsprechend optimieren? Zudem darf
die reale Welt nicht außen vor gelassen werden, denn der digitale Kunde ist meist
auch ein analoger Kunde. Was bringt mir eine Web/Mobile Experience, wenn zum
Beispiel die Farbe des Produkts im Realen ganz anders ist?
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Sie müssen die Brücke zwischen real, PC und mobil schlagen. Viele sind im Web
sehr gut, der mobile Bereich krankt oft noch. Oft ist auch der Dialog bei KMUs mit
den Kunden verbesserungswürdig. Er darf nicht nur auf Facebook, sondern muss
auch auf der Webpräsenz stattfinden. „Customer Convenience“ laute hier das digi-
tale und mobile Zauberwort.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Am Anfang sollte der Kopf für alle Kanäle wie Web, App und Mobile gleichermaßen
offen sein. Es muss eine richtige Übergabe zwischen den Kanälen stattfinden, auch
zwischen online und offline. Das Tracking und die Auswertungsstrategie – Stich-
worte Big Data oder CRM – muss von vornherein mitgedacht werden.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 74
Norbert Schuster: Es braucht den Perspektivenwechsel
vom Ego-Posting zur Buyer-Persona-Denke
17. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über Norbert Schuster
Norbert Schuster von strike2 ist Lead-Management-
Consultant und unterstützt Unternehmen bei der Stra-
tegieentwicklung und Umsetzung von Leadmanage-
ment und Inbound-Marketing. Weiter ist er Dozent für
das Thema im Rahmen von Lehrgängen für das TÜV
Hessen Zertifikat und Autor verschiedener eBooks wie
z.B. zu dem zentralen Thema Leadmanagement.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digita-
len so wichtig?
Na ja, Customer Experience soll ja positive Kundenerfahrungen und eine emotio-
nale Bindung zum Anwender bzw. Kunden schaffen. Da im „Digitalen” ja erst ein-
mal der menschliche Kontakt fehlt, ist es umso wichtiger auf diese Komponente zu
achten. Da ich mich als Leadmanagement-Coach schwerpunktmäßig um die Gene-
rierung von Interessenten (Leads) und deren Entwicklung bis zur „Vertriebsreife“
bzw. Abschluss kümmere, betrachte ich das Thema „Customer Experience“ auch
aus dieser Perspektive. Analysten sprechen davon, dass mittlerweile über 80% aller
B2B-Käufe durch das Internet beeinflusst werden und 60% des Verkaufsprozesses
bereits abgeschlossen sind, bevor der Kontakt zu einem Mensch z. B. im Vertrieb
zustande kommt. Daher ist es enorm wichtig Anwender bzw. potenziellen Kunden
zu verstehen, ihre Motivation, ihren „Antrieb“ und ihre Schmerzen zu kennen. Ich
nutze dafür in meinen Workshops und Projekten das Buyer-Persona Konzept. Mit
einem guten Buyer-Persona Profi kann man die passenden Inhalte konzipieren, re-
levant kommunizieren und so den Grundstein für eine positive Kunden bzw. Inte-
ressenten Erfahrung legen.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Eine gute Web/Mobil Experience Strategie basiert auf zu erreichenden Zielen und
den Erkenntnissen des Buyer-Persona Profils. Sie wechselt die Perspektive vom
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 75
Ego-Posting hin zur relevanten Kommunikation (Inhalte, Mehrwerte usw.) und stellt
den Anwender/Kunden wirklich in den Mittelpunkt. Diese Strategie gibt die Rich-
tung und den Rahmen vor und ermöglicht die Ableitung der entsprechenden Tak-
tik (Maßnahmen und Aktivitäten).
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Der „digitale Kunde“ wird im positiven Sinne immer „egoistischer“. Er informiert
sich früh und umfassend über das Thema seines Interesses. Er nutzt mehr Infor-
mationsquellen und ist oft besser informiert als der Anbieter. Sein Verhalten ist im
wahrsten Sinne des Wortes „digital“. 0 oder 1: “Versteht man mich hier, fühle ich
mich aufgehoben und finde ich hier etwas Interessantes, Relevantes oder Hilfrei-
ches.” Wenn nicht, ist er ganz schnell wieder weg. Die Markentreue ist nicht mehr
so stark ausgeprägt, wie wir das aus der Offline-Welt noch kennen.
Was bedeutet das für Unternehmen? – Sie haben die Informationshoheit verloren! –
Der Kaufprozess beginnt lange, bevor sie den Interessenten kennen und reagieren
können – Der Interessent weiß über ihr Produkt und die Wettbewerbslösungen u.
U. besser Bescheid als ihr Vertrieb/Verkauf. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wie-
derhole: Die größte Herausforderung ist auch meiner Sicht, den Anwender/Kunden
zu verstehen und relevant zu kommunizieren. Das stellt eine positives Kundener-
fahrungen und – auch wenn ich den Begriff „Bindung“ in diesem Zusammenhang
nicht mag – emotionale Bindung her.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Leider achten die meisten Unternehmen nicht oder zu wenig auf die Customer Ex-
perience in ihren digitalen Kanälen. Im Gegenteil, sie betreiben fast ausschliesslich
„Ego-Posting“ und kommunizieren nur aus der Ego-Perspektive: „Wir haben. Wir
sind. Wir bieten. KAUF MICH!“ Die Alternative bzw. meine Handlungsempfehlung
habe ich oben ja schon beschrieben: Buyer-Persona Profil und relevante Inhalte
bzw. Kommunikation.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 76
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Zum Start empfehle ich: – Alle Beteiligten an einen Tisch – Im Falle des Leadmana-
gements also Marketing, Vertrieb und Service. – Ziele definieren: Was und wen
möchten wir erreichen? – Das „Objekt der Begierde“ analysieren, verstehen und ein
Profil erstellen (Buyer-Persona Konzept) – Die Touchpoints des Unternehmens ent-
sprechend des Buyer-Persona Profils auswählen. – Überlegen wie die Buyer-Persona
sucht (Keyword-Analyse) – Relevante Inhalte erstellen und an den entsprechenden
Touchpoints bereit stellen – Immer wieder zuhören und beobachten, wie sich der
Anwender/Kunden verhält. Daraus lernen und Erkenntnisse umsetzen.
Markus Spiller: Gute Digital-Experience-Strategien wer-
den nach dem Prinzip des Ausprobierens, Scheiterns und
Lernens umgesetzt!
18. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über Markus Spiller
Markus Spiller ist Senior Manager bei Accenture
Interactive. Er beschäftigt sich speziell mit der di-
gitalen Transformation von Unternehmen und
hilft ihnen die richtige Strategie zu finden. Das
Thema Digital Experience ist dafür ein wichtiges
Thema, weshalb wir ihn auch auf die Experten-
Diskussion zur Diskussion der Erfolgsfaktoren
der Digital Experience Strategie einladen haben.
1. Warum ist die “Customer Experience” im
Digitalen so wichtig?
Alles, was Unternehmen im Bereich Digital machen, egal ob auf Enterprise- oder
Customer-Seite, muss sich letztendlich an der Akzeptanz von Menschen messen
lassen. Wenn die Menschen, für die eine digitale Plattform, Applikation, Initiative
oder dergleichen geschaffen wurde, nicht den Wert in ihr sehen, wird sie nicht er-
folgreich sein. Deswegen ist das Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 77
Menschen und die bestmögliche Bedienung derselben der Schlüsselfaktor für Er-
folg. Und genau das ist User- Oder Customer-Experience.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
• Dass sie ausschließlich auf Audience-Insights basiert und ständig dagegen eva-
luiert wird.
• Dass sie Raum für Veränderung und Evolution bietet.
• Dass sie das Prinzip des Ausprobierens, Scheiterns und Lernens als zentrales
Element beinhaltet.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Ich mag den Begriff „Digital Customer“ nicht wirklich, da kein Kunde entweder „Di-
gital“ oder „Analog“ ist. Aber im Prinzip sind es generell 3 Bereiche, die denen es
herausfordernd für Unternehmen ist auch im Digitalen richtig mit Ihren Kunden
umzugehen:
• Den Kunden wirklich zu verstehen und zu kennen. (D.h.: Die relevanten Daten
jederzeit in der richtigen Form zur Verfügung zu haben und Tools und Plattfor-
men aufzubauen, die einen holistischen Blick auf Kunden ermöglichen um
„Next best actions“ zu formulieren.)
• Auf die Anforderungen und Bedürfnisse des Kunden flexibel und schnell rea-
gieren zu können. (D.h. Organisation und Strukturen aber auch technische
Plattformen im Unternehmen zu schaffen, die ein ganzheitliche Customer Expe-
rience über alle Touchpoints hinweg und einen hohen Innovationszyklus er-
möglichen.)
• Nicht nur zu akzeptieren, dass der Kunde nicht mehr Empfänger sondern Mit-
gestalter und Nutznießer der Kommunikation zwischen Ihm und dem Unterneh-
men sein möchte, sondern dies zu einem Teil seines Geschäftsmodelles und
seiner Unternehmenskultur zu machen.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 78
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Es bewegt sich einiges, die meisten Unternehmen haben zum all dies bereits er-
kannt und akzeptiert, dies ist schon einmal sehr positiv. Allerdings ist der Schritt
von der Erkenntnis zur Umsetzung schwierig, insbesondere je grösser das Unter-
nehmen ist. Dies ist die „Digitale Transformation“, die ja in aller Munde und Köpfe
ist. Hier wäre zu wünschen, dass man sich auch einfach bewusster ist, dass man
als Unternehmen einige Comfort Zones verlassen muss. Man betritt in vielen Berei-
chen Neuland. Das muss kein unkalkuliertes Risiko sein, man muss nicht Rom an
einem Tag erbauen. Aber man sollte bereit sein in überschaubaren Schritten mit
überschaubaren Risiken schneller ins Doing zu kommen um letztendlich zu lernen
als nur endlos zu planen um bloß nichts falsch zu machen.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Mit denen, um die es letztlich geht: Den Kunden. Nichts ersetzt eine eingehende
und ohne Scheuklappen durchgeführte Analyse des Kundenverhaltens und der
Kundenbedürfnisse. Am besten zusammen mit den Kunden.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 79
Tobias Mitter: Customer-centric is about a consistent,
exceptional experience!
19. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über Tobias Mitter
Tobias Mitter from IBM Deutschland is coming
with a track record of consulting and helping
companies to succeed in a digital age he is now
part of the Social Business Center of Competence
at IBM Deutschland. He has a profound under-
standing of social and analytics and a holistic
idea of digital customer experience integrating
social and mobile technologies with content and
analytics.
1. Why is the “customer experience” so im-
portant for digital strategies?
The customer’s voice makes and breaks compa-
nies today in days. There are many larger develo-
pments at play that enable this dramatic change: 1. Social media carries good as
well as bad customer experience around the globe and creates tremendous ripple
effects. 2. Consumers want to take an active role in engaging with their brands –
think of the large number of successful companies funded by Kickstarter for exa-
mple. 3. Customers expect a consistent experience 24/7 and on every channel
when interacting with brands. And new companies founded in the web era set the
pace for all players in the market.
2. What are the building blocks for a good web/mobile experience strategy?
There are obvious and less obvious success factors. Obviously brands need to be
consistent when engaging with their customers across all touch points. This requi-
res the capability to deliver content and experiences across a variety of channels
and devices. But leading brands are already thinking far beyond that. They tap into
the global stream of social data to predict market trends and customer behaviour
to adjust their experience in real time. Less obvious yet tremendously important:
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 80
With the new customers expectations for convenience and cross-channel experi-
ence come significant security challenges. Brands will carefully have to advance
their digital security strategies as they build out their digital experience.
3. What are the key challenges in the handling of the digital customer?
The digital customers impacts three areas of every brand: 1. Business – is your bu-
siness model ready for the digital consumer? Are your processes agile enough?
New competitors can disrupt industries much faster than ever before. 2. People –
we see a tremendous shift in the workforce going on right now. Transactional
tasks are being automatised where companies fight for the creative talents. Com-
panies founded in the pre-web era need to reinvent their way to work to compete.
3. Embrace digital – it’s the only to collect the data and foster the business agility
to be a customer-centric company.
4. What is the state of realization on the corporate side? What are compa-
nies already doing right and what do they still need to improve when in co-
mes to web/mobile experience?
We have seen some progress over the last couple of years. Yet there is an exercise
I suggest every brand to go through: Lock your PC for a month and use a smart-
phone only to interact as a consumer as well as to collaborate as an employee.
Customer-centric is about a consistent, exceptional experience. And the smart-
phone reliably shows the gaps you need to adress.
5. What is the first thing to think about while starting the project assess-
ment/planning for this topic?
Your customers! Bring them into the process right from the start. Design thinking
for companies like our IBM Design approach is a great way to make the right deci-
sions and move fast at the same time.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 81
Ulf Schubert: Im Digitalen lässt sich die Erlebniszufrie-
denheit nur an indirekten Indikatoren ausmachen!
20. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über Ulf Schubert
Ulf Schubert leitet die User Experience Abteilung
der DATEV eG. Seine Leidenschaft gilt den The-
men Designstrategie, User Experience und Hu-
man Centered Design. Er veröffentlicht regelmä-
ßig Beiträge auf Fachkonferenzen und bloggt
über seine Erfahrungen auf www.ux-blog.de.
1. Warum ist die “Customer Experience” im
Digitalen so wichtig?
Ich würde nicht zwischen digitalen und analogen
Erlebnissen unterscheiden. Letztendlich zählen alle Erlebnisse, welche Kunden mit
einer Marke machen – egal ob nun an einem digitalen oder analogen Kontakt-
punkt. Jedes Erlebnis ist ein wichtiger Baustein für das gesamte Markenbild eines
Unternehmens.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Eine Customer Experience Strategie verbindet die Bedürfnisse von Kunden mit den
Markenwerten und geschäftlichen Ziele eines Unternehmens. Eine gute Customer
Experience Strategie konzentriert sich dabei nicht nur auf Web oder Mobile, son-
dern zeichnet sich durch eine ganzheitliche Betrachtung aller Kontaktpunkte aus.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Im digitalen Umfeld ist das Erlebnis des Kunden nur indirekt sichtbar. Wenn ein
Kunde beispielsweise in einem Gasthof schöne Erlebnisse hat, so kann der Wirt
das meist schon direkt im Gesicht des Kunden ablesen. Wie das Erlebnis eines
Kunden auf der Webseite des Gasthofs ist, sieht er dagegen nicht direkt. Er kann
nur an indirekten Indikatoren festmachen, wie das Erlebnis war. Die Herausforde-
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 82
rung besteht nun darin genau die Indikatoren zu finden, an den man schnell er-
kennen kann, welche Erlebnisse die Kunden an den digitalen Kontaktpunkten ha-
ben und darauf zu reagieren.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
In den letzten Jahren hat sich in diesem Bereich sehr viel getan. Ich kenne viele
große deutsche Unternehmen, die verstanden haben, dass sie nur erfolgreich blei-
ben bzw. werden, wenn sie die Bedürfnisse und Erlebnisse ihrer Kunden in den
Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Ich sehe aktuell aber nur wenige deutsche Un-
ternehmen, die dieses Verständnis so operationalisiert haben, dass sie ihren Kun-
den an allen Kontaktpunkten durchgängige und glaubwürdige Markenerlebnisse
bieten können.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Zuerst stelle ich mir immer die Frage “Wer sind die Kunden und welche Bedürfnisse
haben diese?”. Für die Beantwortung dieser Frage setze ich auf die Methoden des
Human Centered Design. Die Antwort bildet dann die Grundlage für die weiteren
Schritte.
Eckhardt Schwabe: Customer Journey Orientierung be-
dingt eine abteilungsübergreifende Aktivität!
23. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über Eckhardt Schwabe
Eckhardt Schwabe ist Director Sales bei Imperia.
In seiner Funktion verantwortet er primär das Be-
stands- und Neukundengeschäft, aber auch das
Partnermanagement. Zuvor arbeitete der stu-
dierte Wirtschaftswissenschaftler in verschiede-
nen Unternehmen in leitenden Vertriebspositio-
nen wie beispielsweise bei der jCatalog Software
AG, einem Spezialisten für Product Information
Management mit Sitz in Dortmund.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 83
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
In der Online-Welt ist der Wettbewerb nur einen Klick entfernt. Umso wichtiger ist
es, Kunden mit einem Internetauftritt zu begeistern. Dabei zählen nicht nur De-
sign, Produkte und Service – auch Usability und Schnelligkeit sind entscheidende
Aspekte. Durch die Digitalisierung bieten sich Unternehmen viel mehr Möglichkei-
ten, mit ihren Kunden zu interagieren, aber auch deutlich höhere Anforderungen.
Denn die Kunden sind mittlerweile anspruchsvoll und erwarten, jederzeit, überall
und im aktuellen Kontext über ihr bevorzugtes Medium mit Informationen ver-
sorgt zu werden oder Transaktionen durchführen zu können. Sei es klassisch im
Web, auf mobilen Endgeräten oder über einen der zahlreichen Social Media-Kanäle.
Und genau diesen Anforderungen müssen Unternehmen gerecht werden, wenn sie
Kunden langfristig an sich binden wollen.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Um einen Kunden an jedem Punkt seiner Customer Journey zu erreichen und zu
begleiten, muss man seine Bedürfnisse genau analysieren und bedienen. Oder bes-
ser noch: Bedürfnisse wecken, die vorher nicht da waren und diese dann befriedi-
gen. Bezogen auf die digitale Welt bedeutet das, dass man dem Kunden „folgen“
und sich intensiv mit seinen Vorlieben auseinandersetzen muss, um daraus Rück-
schlüsse für die Vermarktung von Produkten zu ziehen. Ziel ist es also, dem Kon-
sumenten an jeder Stelle seiner Customer Journey konsistente Informationen und
Produktdaten bereitzustellen, die genau seinem Profil entsprechen, auf seine aktu-
ellen Bedürfnisse eingehen und die Kaufentscheidung positiv beeinflussen.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Der digitale Kunde erwartet keinen uniformen Informationsmassen, sondern be-
vorzugt relevante Informationen, die auf ihn persönlich zugeschnitten sind. Er
möchte, dass auch der Kontext, in dem er die Informationen abruft, berücksichtigt
wird. Im Rahmen seiner Customer Journey ist er auf der Suche nach einem medien-
übergreifenden Markenerlebnis ohne Prozess-Brüche, mit dem er sich identifizie-
ren kann. Und er wünscht sich eine direkte und schnelle Interaktion mit dem An-
bieter, nicht nur ein einseitiges Bespielen mit vorgefertigten Informationen und
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 84
Angeboten. Für den Anbieter der Services bedeutet das, dass der Rückkanal vom
Konsumenten zum Anbieter zurück extrem wichtig ist, um den Kunden, sein Ver-
halten und seine Bedürfnisse richtig zu verstehen und um ihn effizient mit weite-
ren Informationen und Angeboten zu bespielen.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sämtliche Kommunikationskanäle
zu bedienen – und zwar gleichzeitig. Und: Sie müssen dem Konsumenten in jedem
Kanal ein möglichst konsistentes Markenerlebnis bieten. Dazu gehört natürlich
auch der Dialog mit den Usern, der für die Weiterentwicklung der Kundenbindung
genutzt wird. Je nach Branche gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Herausforderun-
gen, die es zu meistern gilt, wenn man einen Markenauftritt erfolgreich etablieren
möchte. Denn es ist keinesfalls einfach, eine Marke im schnelllebigen Online-Ge-
schäft einzuführen und zu pflegen und dabei gleichzeitig eine hohe Kundenbin-
dung und -loyalität in diesem volatilen Umfeld herzustellen und auszubauen. Ich
glaube, die Unternehmen haben die Wichtigkeit der Customer Experience erkannt.
Doch fragmentierte Kommunikationskanäle, das veränderte Informationsverhalten
der Konsumenten und neue Möglichkeiten für den Dialog mit ihnen erschweren
den richtigen Umgang damit. Die zentrale Herausforderung besteht darin, alle
Customer Touchpoints mit einer Marke in Einklang zu bringen und alle Kommuni-
kationsmaßnahmen aufeinander abzustimmen. Um das zu erreichen, müssen alle
Bereiche und Abteilungen mit Einfluss auf die Customer Journey für den Markenbil-
dungsprozess sensibilisiert und in den Prozess eingebunden werden.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Jeder guten Strategie liegt die Beantwortung derselben Fragen zugrunde: Was sind
die Produkte, die ich vermarkten will? Was sind ihre USPs? Welche Ziele will ich er-
reichen? Wer ist meine Zielgruppe? Was sind die Bedürfnisse meiner Zielgruppe?
Wo und wie erreiche ich meine Zielgruppe? Nach Beantwortung dieser und weiterer
Fragen kann man mit der Ausarbeitung der Strategie beginnen, also Kanäle defi-
nieren, die Grundläge für die technische Basis legen und natürlich auch die Ausge-
staltung der Erlebniswelt in Angriff nehmen.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 85
Michael Hack: Experience Management benötigt eine
durchgängige System- und Kommunikationslogik!
25. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über Michael Hack
Michael Hack ist Geschäftsführer von Sitecore in der
DACH-Region. Der ehemalige Microsoft-Manager verant-
wortet seit 2013 das deutsche Geschäft und besitzt tiefe
Kenntnisse des Digital Marketing Markts.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen
so wichtig?
In vielen Branchen ist die Website heute geschäftskritisch. Etablierte Player müssen
sich gegenüber Start-ups und Internetunternehmen behaupten, die via Web schnell
und professionell Neukunden anziehen und Marktanteile gewinnen. Es besteht ein
immenser Druck, sich digital neu auszurichten und Kunden nicht nur zu gewinnen,
sondern auch langfristig zu binden und als Fürsprecher zu aktivieren. Unter dem
Schlagwort Customer Experience Management (CXM) gibt es dafür mittlerweile
auch genau die richtigen Lösungen, allen voran die Sitecore Plattform.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Die Planung und Umsetzung von Kundenerfahrungsmanagement ist nicht trivial.
Verschiedenste Kanäle müssen integriert und personalisiert bespielt werden. Der
Versuch, die vielen Systeme und Tools für Content Management, Online- und E-
Mail Marketing, E-Commerce, Analytics etc. zu verbinden, endet in der Praxis meist
in ausufernden Kosten.
Experience Management benötigt eine durchgängige System- und Kommunikati-
onslogik mit einer CXM-Plattform im Zentrum. Aber Technik ist nicht alles, auch
das Konzept muss stimmen und darf nicht zu viel auf einmal wollen. Marketers
müssen schrittweise immer mehr Kanäle und Funktionen in sinnvoller Abfolge ak-
tivieren. Dafür benötigen sie gute Beratung sowohl vom Plattformanbieter wie
auch von dem umsetzenden Partner.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 86
Unter http://connecttheexperience.com/ erfahren Interessenten mehr dazu. Sie
können einen einfachen Maturity Test machen, um zu sehen, welche Digital Matu-
rity sie besitzen.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Relevanz an allen Touchpoints sicherzustellen! Täglich werden wir als potentielle
Zielgruppe mit ganz unterschiedlichen Botschaften und Angeboten befeuert. Ganz
wenige davon treffen auf einen konkreten Bedarf bei uns. Noch weniger sind wie
ein Dialog aufgebaut und berücksichtigen unseren Hintergrund und die bisherige
Interaktionen mit dem Unternehmen oder der Marke. Wir erhalten Angebote für
Produkte, die wir bereits haben. Wir werden zwar mit dem richtigen Angebot, aber
zum völlig falschen Zeitpunkt angesprochen. Und ob wir mit einem Produkt zufrie-
den oder unzufrieden sind, scheint auch nur wenige Hersteller wirklich zu interes-
sieren. Modernes Marketing sieht anders aus. Mit Customer Experience Manage-
ment stellen Unternehmen den Kunden in den Mittelpunkt und beherrschen wieder
die Komplexität im Marketing.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Etwa 85% der Unternehmen stecken in puncto Experience Management zwar noch
in den Kinderschuhen (auf Stufe 1 der Maturity Skala), rüsten sich aber strategisch
schon mit einer entsprechenden CXM-Technologie, also entweder Sitecore oder
Adobe, aus. Die meisten unserer Kunden haben verstanden, dass reines Web Con-
tent Management mit einem Standard CMS nicht mehr reicht, um Interessenten zu
überzeugen und Fürsprecher zu aktivieren. Unser Kunde Metro ist ein gutes Bei-
spiel, wie eine CXM Plattform und die Personalisierung von Webseiten sämtliche
Business relevanten KPIs enorm steigern kann. Metro setzt in Tschechien und Ja-
pan schon heute location based content targeting und rule based content targe-
ting ein, um den Nutzern individuell passende Inhalte anzuzeigen. Sie verbinden
den Kanal „Website“ mit ihrem E-Mail-Marketing und weiteren Kanälen und werden
diese Experience Lösung in 28 Länder ausrollen.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 87
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Wichtig ist, dass konkrete Marketingziele definiert werden, die auf die strategi-
schen Unternehmensziele einzahlen. Viele Marketers gehen diesen wichtigen ers-
ten Schritt nicht. Unsere Partner unterstützen unsere Kunden bei strategischen
Überlegungen und leiten anschließend eine Art Roadmap für die weitere Umset-
zung anhand unseres Maturity-Stufenmodells ab. Wir unterstützen Kunden und
Partner bei ihrem Erfolg mit Sitecore mit verschiedenen Programmen und Services
und unseren Customer Success-Experten.
Miriam Löffler: Gute Digital Experience Ansätze fangen
bei den internen Strukturen und Verantwortlichkeiten an!
26. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über
Für die heutigen Antworten im Experten-Interview freuen
wir uns, dass wir mit Miriam Löffler eine Expertin zum
Thema Content-Strategie gewinnen konnten. Miriam ist
freie Beraterin, Coach und Buchautorin (siehe auch die
spannende Rezension beim PR-Blogger) zur den Themen
Content-Marketing, Content-Strategie, Webtext, E-Com-
merce. Zuvor war sie in verschiedenen Unternehmen in
diversen Funktionen tätig und lernte hier in den Bereichen Marketing, Redaktion,
Projektmanagement oder PR, welche Prozesse und Themen wichtig sind, um eine
erfolgreiche Websites aufzubauen.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Weil wir im Jahr 2015 angekommen sind und das Web sowie die Nutzung digitaler
Inhalte zum Alltag gehören. Wir brauchen keine experimentellen Designs, sondern
eine klare Nutzerführung, die uns schnell zu dem Content führt, den wir aktuell
benötigen.
Wenn ich sehe, dass eine Bank im Jahre 2014 nach einem Relaunch die komplette
Text-Ansicht beim Online-Banking in VERSALIEN ändert, kann ich nur den Kopf
schütteln – und mich ärgern, weil ich meine Buchungen auf Anhieb nur noch über
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 88
die Suchfunktion („Strg+F“-Taste) finde. Es gibt klare Usability-Regeln, und das In-
ternet hat mittlerweile einige Jahre auf dem Buckel. Da wird es höchste Zeit, dass
Unternehmen Ihre digitalen Angebote etwas unaufgeregter und pragmatischer an-
packen – zum Wohle der Nutzer. So lange es in den meisten Firmen aber noch im-
mer kein Wissen darüber gibt, wie die digitalen Angebote genutzt werden (Con-
tent-Controlling), und so lange man das professionelle Testing von Inhalten nicht
als Standard im Rahmen eines hochwertigen Digital-Managements etabliert, wer-
den viele Inhalte weiterhin „nach Geschmack“ konzipiert und nicht zum Wohle der
Customer Experience.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Sie klärt im Vorfeld alle relevanten Fragen zu den Zielen sowie der Zielgruppe und
stellt sicher, dass das Team, das für die Umsetzung der Strategie verantwortlich
ist, richtig aufgestellt wird. Die Vorarbeit ist das A und O beim Aufbau einer digita-
len Strategie – doch dafür nehmen sich die meisten Firmen nicht die Zeit. Ein Au-
dit? Aua! Die notwendige Team-Umstrukturierung? Argh! Langfristig planen und
denken? Igitt, anstrengend und unsexy! Realistische Milestones definieren – wozu?
Wir haben doch eine Glaskugel…!
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Dass er von den Unternehmen noch nicht „gesehen“ wird. Es wird viel zu viel Zeit
darauf verwendet, eigene Projekte und Meinungen durchzuboxen, als sich mal mit
ganz elementaren Fragen auseinanderzusetzen: Für wen ist das Produkt / Angebot
erstellt worden? Wem können wir damit helfen? Wer braucht es? Und wo erreichen
wir diesen Kunden mit welcher Botschaft? Beim „wo“ ist wichtig, dass es im Prinzip
ja keinen reinen „Digital Customer“ gibt: Wir müssen alle On- und Offline-Kunden-
Kontaktpunkte identifizieren und berücksichtigen.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Sicher produzieren viele Firmen schon viele gute Inhalte. Allerdings ist nicht im-
mer klar, ob das auch die richtigen sind. Beispiel: Wenn ein Online-Shop zwar ei-
nerseits einen tollen Ratgeber zum Thema „Niedrigtemperatur-Garen“ bietet, aber
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 89
andererseits auf seinen Produktdetailseiten kaufentscheidende Informationen feh-
len (wie etwa konkrete Maße, Gewicht, Fakten zur Materialbeschaffenheit oder
zum mitgelieferten Zubehör), dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der
Kunde das betreffende Produkt nicht in den Warenkorb legt. Das heißt, beim Ent-
wickeln von digitalen Inhalten sollte man zuallererst noch einmal über seine Ziele
nachdenken. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Im Prinzip müssen die Firmen
bei allen Fragen, die den Begriff „Ziel“ enthalten, noch etwas nachlegen. Zielgrup-
pen, Kampagnen-Ziele, Website-Ziele, Social-Media-Ziele,
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Bei den internen Strukturen und Verantwortlichkeiten.
Gunnar Klauberg: Sinkende Markteintrittsbarrieren sind
ein zunehmendes Risiko für viele Branchen
27. Februar 2015 Link zum Blogartikel
Über Gunnar Klauberg
Gunnar Klauberg ist Senior Product Marketing Manager
bei Adobe. Er verantwortet den Bereich Mobile Marketing
innerhalb des Adobe Experience Manager, einer Lösung
der Adobe Marketing Cloud. Seit 1996 arbeitet er in den
Bereichen Web Content Management, Mobile und Publi-
shing, um digitale Erlebnisse von Kunden wie Axel Sprin-
ger, Microsoft, Deutsche Telekom, Nokia und Vodafone
relevanter zu machen.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Wir alle erleben Produkte, Marken und Unternehmen zunehmend und manchmal
ausschließlich digital. Hinzu kommt, dass diese Erlebnisse kürzer und häufiger
eintreten als jene im physikalischen Raum. Sie bieten uns als Kunden mehr Mög-
lichkeiten zur Validierung und Vergleich in allen Phasen einer sich anbahnenden
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 90
Kundenbeziehung. Für viele Unternehmen sind diese sinkenden Markteintrittsbar-
rieren ein zunehmendes Risiko. Ruinöse Kampfpreise sind keine Lösung und um
den Kunden von Service Excellence zu überzeugen, muss er auch erst mal einer
sein. Da hilft nur, die gesamte Erlebniswelt rund um die Informations- und Nut-
zungsphase im Digitalen erheblich aufzuwerten. Wer sich über digitale Erlebnisse
nicht von den Wettbewerbern absetzt, wird immer größere Probleme bekommen.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Im Kern steht für mich ein ganz klarer Fokus auf den nächsten Schritt in meiner
Customer Journey. Ich habe eine Historie, Erfahrungen, Wissen, offene Fragen oder
einen konkreten Bedarf. Zudem trete ich dem Unternehmen häufig nicht maskiert
gegenüber, also sollte das Unternehmen alle von mir freiwillig bereitgestellten
Kontextdaten nutzen, um mein Leben einfacher zu machen und mir klar und deut-
lich den nächsten Schritt vereinfachen.
Dass ich binnen einer Woche erneut vorbeischaue heißt wahrscheinlich, dass ich
keine Zeit hatte mein Wunschsofa über den Möbelkonfigurator fertigzustellen oder
aber noch mit der Familie darüber beraten wollte. Ich will dabei nicht wieder von
Null anfangen. Wenn ich zwei Wochen nach der Bestellung mit meinem Smart-
phone erneut auftauche, heißt das entweder ich will den Liefertermin prüfen oder
vielleicht noch ein paar extra Sofakissen hinzubuchen. Bei einem meinem Besuch
der Website nach erfolgter Lieferung habe ich bestimmt ein kritisches Anliegen
und sollte so gut wie möglich betreut werden. All dies funktioniert nur mit einem
Fokus auf die Kundendaten zur Bereitstellung einer hohen persönlichen Relevanz –
über alle sich ständig wechselnden Kontaktpunkte und in jeder Screen-Größe von
1-100 Zoll.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Leider stehen sich viele Unternehmen hier selbst im Weg. Innerhalb der letzten 20
Jahre haben sich digitale Erlebnisse stark verändert. Das ein oder andere Unterneh-
men hat sicher auch versucht Schritt zu halten, aber in den allermeisten Fällen
kommen die Unternehmen nicht hinterher. Besonders gefährlich ist es abzuwarten
und auf irgendeine erhoffte Konsolidierung zu warten. Fakt ist: Die Kunden rennen
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 91
voraus und legen die Latte immer höher, neue (Unternehmens-)Technologien wer-
den zu Commodities und für jeden Neuling im Markt einfach einsetzbar. Wer hier
nicht weiß wo seine Stärken liegen und was er an Flexibilität im Markt braucht um
morgen noch wahrgenommen zu werden, der hat im Kampf um die Kundenauf-
merksamkeit schon verloren, während er immer noch auf den Anpfiff wartet. Da-
tenanalyse und ständige Optimierung sind hier natürlich ein Thema, aber ganz be-
sonders wichtig ist ein kontinuierliches internes Change Management.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Kunden mit denen wir sprechen, sind häufig zumindest an einer der nötigen Bau-
stellen kräftig am Arbeiten. Hier werden kurzfristige Analyseergebnisse allen Mit-
arbeitern für ihre tägliche Arbeit bereitgestellt. Strategische Erwägungen können
sich auf das Wesentliche konzentrieren und operative sofort getroffen werden. Wer
diese Daten ständig aktuell erhebt, ist zumindest in der Lage sich selbst objektiver
zu bewerten und mit der heutigen Markttransparenz nebenbei zu benchmarken.
Aber das ist kein Selbstzweck. Hier muss sich das Pendel noch etwas einschwin-
gen.
Die Optimierung nach der Analyse hakt vielfach daran, dass die kurzfristigen Opti-
mierungsmöglichkeiten der verwendeten Systeme noch stark begrenzt oder zu
teuer sind. Es werden zu viele Experten und Entwickler benötigt, um einfachste Än-
derungen oder Tests fahren zu können. Die Prozesse und Abstimmungen sind zu
lang und wenig automatisiert. Optimal wäre es, wenn alle Systeme im Gleichschritt
flexibilisiert würden. Das ist natürlich kaum möglich, aber man darf sich heute
ebenso wenig 3 bis 5 Jahre auf einem CMS ausruhen, dessen Erlösbeitrag einmal
im Quartal über ein Excel-Sheet festgehalten wird.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Mit Blick auf den Kunden sollten Unternehmen auf mehrere Fragen eine Antwort
finden: Welche Erwartungen hat dieser an die digitale Interaktion mit der Marke,
dem Produkt und dem Unternehmen? Über welche Touch Points wird er das über
die nächsten sechs bis 18 Monate wahrnehmen? Auf Kosten welcher traditionellen
Interaktions- und Erlebnismöglichkeiten wird sich das möglichweise verändern?
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 92
Unternehmen die dieser Veränderung mit passenden Strukturen begegnen und
moderne offene Systeme zur Optimierung der Digitale Experience bereithalten, ha-
ben eine gute Ausgangslage. Die Relevanz von Wearables, Augmented Reality, Bea-
cons, Video, neuen Social-Diensten oder Apps sind so schneller belegbar und wer-
den leichter Teil eines konsistenten Kundenerlebnisses.
Rainer Kolm: Das Kundenerlebnis erfolgt ganzheitlich –
über alle digitalen & analogen Kontaktpunkte hinweg!
2. März 2015 Link zum Blogartikel
Über Rainer Kolm
Rainer Kolm ist der Gründer und Initiator des Instituts für
Customer Experience Management (i-CEM) und berät Un-
ternehmen und Institutionen in den Themen Kundenser-
vice, Social Media , Social CRM, Social Enterprise und Per-
sonal. Seit 1996 gibt er seine Erfahrungen in den Berei-
chen Kundenservice und Social Media als Dozent an ver-
schiedenen Weiterbildungseinrichtungen und Hochschu-
len weiter.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Der Zugriff von Kunden auf Informationen erfolgt über Devices, die als Schnitt-
stelle zwischen Unternehmen und Kunden dienen. Je besser die Erfahrungen des
Kunden beim Kontakt mit dem Unternehmen, desto höher ist die Wahrscheinlich-
keit, dass er auf Basis dieser Informationen im Sinne des Unternehmens reagiert.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Einfachheit und Klarheit
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 93
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Aus Kundensicht ist es egal, ob das Unternehmen findet, dass der Kunde digital ist
– oder nicht. Jede Customer Journey hat digitale und „analoge“ Anteile. Erfahrun-
gen macht der Kunde ganzheitlich. Die größte Herausforderung ist es, diese Sicht-
weise im Unternehmen zu verankern.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Unternehmen stehen noch an Anfang. Gewachsene Strukturen passen nicht zu sich
schnell verändernden Marktbedingungen. Unternehmen mit neuen Geschäftsmo-
dellen wachsen in diesem Umfeld schneller und sind erfolgreicher. Change Ma-
nagement ist hier gefragt.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Mit der Entscheidung das Unternehmen konsequent aus der Sicht des Kunden zu
sehen.
Jan Jursa: Eine #DigitalExperience muss aus anonymen
Usern zufriedene Kunden machen!
3. März 2015 Link zum Blogartikel
Über Jan Jursa
Jan Jursa (@IATV) ist Teamleiter Konzeption und User In-
terface Design bei Deutschlands großem Preisvergleich
idealo.de. Er ist Mitglied der internationalen Design for
Experience Awards Jury, Podcaster und Blogger. Zusätz-
lich organisiert Jan Jursa Konferenzen zum Thema User
Experience und Information Architecture z.B. die mobx in
Berlin.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 94
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Kundenzufriedenheit ist im städtischen Ladengeschäft ebenso wichtig wie im digi-
talen Web-Kontext. Nur ist E-Commerce auf eine gewisse Weise viel extremer als
der Besuch eines Tante Emma Ladens um die Ecke: Das Angebot ist größer, die An-
sprache unpersönlicher und die Konkurrenz viel näher. Um aus anonymen Usern
zufriedene Kunden zu machen, ist Online mehr als nur ein reibungsloser Ablauf
und ein guter Preis nötig. Customer Experience (CX) betrachtet über einen länge-
ren Zeitraum hinweg die Interaktion zwischen Kunde und Marke (Customer Jour-
ney).
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Eine gute Experience Strategie vereint Business Ziele mit Customer Experience Zie-
len. Design Grundsätze müssen in Firmen-interne Werte übertragen werden und so
Einzug finden in jedes Produkt und jede Dienstleistung die angeboten wird. In Fir-
men muss Silo-Denken eingestellt werden und top-down kommuniziert werden,
dass jeder einzelne Mitarbeiter zu einer insgesamt positiven Customer Experience
beiträgt.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Ich denke eine große Herausforderung ist den Web-erfahrenen Kunden als einen
ebenbürtigen Gesprächspartner zu sehen. Dieser Kunde (oder potentielle Kunde)
ist oft sehr gut informiert und vernetzt und weiß, dass das nächste Angebot auch
nur einen weiteren Klick entfernt ist. Der moderne Kunde will reibungslose Touch-
points und eine Brand Experience die Spaß macht.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Ich denke, dass sich auf dem Gebiet von Customer Experience schon eine Menge
tut. Selbst in Berlin, wo lange Zeit der völlig abhandene Service-Gedanke als Cha-
rakterstärke fehlinterpretiert worden ist, wendet sich das Blatt im World Wide Web.
Viele ortsansässige Web-Dienstleister setzen jetzt auf Customer Experience. Unbe-
dingt nachgelegt werden muss vielerorts noch in Bezug auf das Verständnis der
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 95
gesamten Customer Journey. Diese ist eben mehr als nur die Summe aller Touch-
points. Wer ausdrücklich nur für Touchpoints optimiert, steht am Ende vielleicht
doch mit leeren Händen da, denn Nutzer denken nicht in Touchpoints.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Es empfiehlt sich zu verstehen, was der Kunde benötigt. Welches Problem hat er
und wie kann man ihm helfen es zu lösen (und gleichzeitig damit Geld verdienen)?
Oft verbirgt sich der eigentliche Wunsch oder eine Absicht des Kunden hinter vor-
dergründig klaren Angaben. Jemand der beispielsweise einen guten Bohrer sucht,
will nicht unbedingt Löcher in eine Wand bohren. Eigentlich will er Bilder aufhän-
gen. Im Human-centered Design gehen wir eben so vor: erst analysieren wir den
Anwendungskontext und dann spezifizieren wir die Business-Anforderungen.
Dann werden iterativ Lösungen entwickelt, getestet und verbessert.
Jörg Dennis Krüger: Unternehmen müssen datengetrie-
bener denken und handeln!
5. März 2015 Link zum Blogartikel
Über Jörg Dennis Krüger
Jörg Dennis Krüger (ConversionBoosting) ist CRO-
Experte und Autor des Buches “Conversion Boosting mit
Website Testing”. Bevor er das Unternehmen Conversion-
Boosting gründete, war er u.a. Leiter der Abteilung “Con-
version Optimierung” beim Performance-Marketing-Netz-
werk QUISMA, Abteilungsleiter Websites beim Autover-
mieter Sixt und Abteilungsleiter Performance-Marketing
beim Freizeitmarktplatz Regiondo.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen so wichtig?
Websites und Onlineshops sollen Verkaufen – direkt oder indirekt. Die Kunden
sind jedoch Menschen und keine Maschinen. Um einen Besucher zum Kunden zu
machen, muss man ihn umwerben und überzeugen. Man muss individuell auf ihn
eingehen. Nur dann wird der Mensch zum Kunden und langfristig zufrieden – ei-
gentlich egal ob digital oder im Real Life. Gerade digital macht man dies aber
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 96
gerne falsch. Die Bedürfnisse des potenziellen Kunden werden technischen Anfor-
derungen und vorhandenen Daten untergeordnet. Da fühlt man sich als Mensch
schnell unverstanden.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Die beste Experience ist für mich, wenn jeder Kunde primär möglichst schnell das
von ihm gewünschte Ziel erreicht. Sekundär soll er dabei natürlich auch die von
mir gewünschten Ziele (Umsatz, Leads, Pageviews usw.) erreichen. Aber nicht an-
ders herum!
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Man darf nie glauben, man wüsste, wer der Kunde ist. Jede Annahme zu den Vor-
lieben und jeder Versuch der Zielgruppendefinition ist sofort zum Scheitern verur-
teilt. Der “Digital Customer” ist viel komplexer. Er ist nicht nur ein Mensch mit Be-
dürfnissen und Wünschen. Er ist auch an unterschiedlichen Orten, mit ganz unter-
schiedlichen Einstellungen und in ganz unterschiedlichen Stimmungen unterwegs.
Ein Kunde ist vielleicht morgens genervt und möchte schnell zum Ziel kommen,
wenn er unter der Dusche feststellt, dass das Shampoo leer ist und via Amazon-
App neues Shampoo ordert. Der gleiche Kunde möchte aber vielleicht mittags zum
gleichen Thema viel emotionaler abgeholt werden, weil er nun Lust und Zeit hat,
sich tiefer damit zu befassen und ein besseres Shampoo sucht. Es gibt also nicht
DIE “digitale Experience”, sondern man muss durch Datenanalyse, Segmentierung
und Testing herausfinden, anhand welcher Datenpunkte man das Erlebnis dynami-
sieren kann und muss.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Unternehmen denken häufig noch in Personas, machen Laborstudien (mit wenigen
Probanden) und relaunchen ihre Website auf Basis von subjektiven Eindrücken und
Ideen. Um den digitalen Kunden zu verstehen, muss man ihn aber in all seiner
Komplexität betrachten. Big Data wäre dazu ein passendes Schlagwort, führt aber
(noch?) meist nicht zum Ziel. Unternehmen müssen jedoch trotzdem datengetrie-
bener denken und handeln. Man muss lernen, mit Daten umzugehen und diese zu
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 97
verstehen. Gerade die Marketingabteilungen vieler Unternehmen tun sich mit der
richtigen Analyse und Interpretation von Mess- und Kundendaten noch sehr
schwer.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Die wichtigste Frage zu Beginn eines Projekts muss immer sein: “Was ist der Mehr-
wert für den Kunden?”. Wenn man dann noch agiles Prototyping betreibt (“Motto:
Fail fast. Learn quickly.”) ist man bereits auf einem sehr guten Weg zu zufriedenen
Kunden und langfristigem Erfolg.
Fabian Liebig: Nur wenn die Schwachstellen klar sind,
können sinnvolle Hypothesen für die Optimierung er-
stellt werden!
6. März 2015 Link zum Blogartikel
Über Fabian Liebig
Fabian Liebig ist Marketingmanager DACH bei Opti-
mizely, einer Plattform für A/B- und Multivariate Tests,
und bloggt im Optimizely-Blog.
1. Warum ist die “Customer Experience” im Digitalen
so wichtig?
Ich denke, die Customer Experience ist nicht nur im Digi-
talen wichtig. Wenn ich in einen Supermarkt gehe und die Schilder, die mich in die
Obstabteilung leiten sollen, bringen mich an die Fleischtheke, dann ist das keine
gute Customer Experience. Wenn ich dann an der Kasse nicht mit Karte zahlen
kann und dann nach dem Bezahlen eine Tüte will und diese dann 20 Cent extra
kostet, dann habe ich sicherlich keine gute Customer Experience erhalten. Online
ist das genauso. Wir müssen uns immer fragen, ob wir durch den Aufbau der Web-
seite und die Art und Weise wie wir den Besucher online behandeln, eine sinnvolle
und zielführende Erfahrung schaffen. Simpel ausgedrückt ist eine gelungene
Customer Experience ja eine Win-Win Situation. Der Kunde findet das, was er on-
line sucht (Artikel, ein paar Schuhe, einen Bausparvertrag) mit weniger Aufwand
(weniger Sucheingaben, weniger Klicks, kürzere Formulare) und ich verkaufe mehr
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 98
und in kürzerer Zeit. Wir Menschen sind außerdem faul und Gewohnheitstiere – wir
werden zu der Nachrichtenseite zurückkehren, die uns die relevantesten Artikel
vorschlägt und zu dem Onlineshop, bei dem wir am schnellsten das Produkt fin-
den, das wir gesucht haben. Eine gut gestaltete Customer Experience ist also nicht
nur hilfreich, um einmalig etwas zu verkaufen, sondern hilft mir auch dabei, Kun-
den langfristig zu binden und Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
2. Was macht für Sie eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Wichtig ist, dass es um das Erreichen von Zielen geht. Wenn ich auf einer Webseite
oder in einer App unterwegs bin, dann möchte ich ein Ziel erreichen. Wenn die
App nach 2 Taps crasht oder die Webseite 5 Sekunden lädt, dann tritt natürlich
Frustration auf. Das sind also die Grundbausteine, die sicherstellen, dass ich das
Angebot überhaupt nutzen kann. Das machen viele Anbieter richtig, aber das sind
die Basics. Weitergehend sollte ich dann darauf achten, dass meine Webseite klar
aufgebaut ist, dass ich nicht zu viele Ablenkungen schaffe, dem Besucher aufzeige
wie lange ein bestimmter Prozess dauert etc. Zusammengefasst zeichnet eine gute
Experience aus, dass ich während des Prozesses als potenzieller Kunde gut infor-
miert bin und so mein Ziel möglichst schnell erreichen kann.
3. Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Custo-
mer”?
Eine der größten Herausforderungen, aber gleichzeitig auch eine der größten
Chancen, ist das zunehmende “always-on” Verhalten. Ich möchte shoppen, egal
wo. Das führt dazu, dass ich nicht nur eine optimierte Webseite brauche, sondern
diese auch mobil optimiert sein muss. Auch sollte die App eine Experience bieten,
die denen aus dem Web bekannten ähnelt.
Nehmen wir einmal den Schuhkauf als Beispiel für den Digital Customer. Morgens
sitze ich in der Bahn und bin in der App eines Schuhverkäufers unterwegs. Ich
finde ein Paar Schuhe, das ich mir unbedingt kaufen möchte, doch plötzlich stoppt
der Zug. Ich füge den Schuh meiner Wunschliste zu. In der Mittagspause laufe ich
an einem Plakat vorbei. Abends sehe ich einen Spot desr gleichen Schuhhandels,
stehe von der Couch auf, logge mich ein und kaufe den Schuh online auf meinem
Computer. Das ist die typische Cross-Channel Erfahrung, die die Realität in vielen
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 99
Branchen widerspiegelt. Die große Herausforderung ist das Verknüpfen dieser
Punkte. Wie gestalte ich eine Webseite für den kleinen Bildschirm für spontanere
Kaufentscheidungen, wenn ich keine Kreditkarte zücken will und nicht viel Zeit
habe? Den Anforderungen und den Motivationen von Kunden gerecht werden, das
ist die Herausforderung. Es ist ja derselbe Kunde in der App oder am Desktop, nur
die Bedingungen unter denen er shoppt sind anders.
4. Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder
wo müssen sie nachlegen?
Wir sehen in der letzten Zeit mehr Bemühungen von Unternehmen, diese Heraus-
forderungen anzugehen und die Muster in unserem Shoppingverhalten besser zu
bedienen. Weiterhin geistern Wörter wie Personalisierung oder Cross-Channel
herum, aber es gibt sicherlich nur einen kleinen Prozentsatz, der wirklich struktu-
riert an diese Themen herangeht. Da gibt es also auf jeden Fall noch sehr viel
Spielraum nach oben. Wenn ich mir angucke, dass unter den 100 größten deut-
schen Onlineshops 20% noch keine mobile App oder mobile Webseite haben, dann
sollte ich da zuerst ansetzen. Wichtig ist es allerdings, und das merken auch im-
mer mehr Unternehmen, dass wir Entscheidungen online auf Daten basieren, denn
im Unterschied zum Supermarkt kann ich viele Dinge einfacher messen, wo sich
Besucher nicht zurechtfinden oder warum sie den Kaufprozess abbrechen. Viele
Unternehmen machen das ganz ordentlich, müssen dann aber noch den nächsten
Schritt gehen, um diese Schwachstellen dann zu optimieren.
5. Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Jede Projektüberlegung sollte mit einer gründlichen Analyse des Status Quo begin-
nen. Nur wenn ich die Schwachstellen meiner Webseite oder App bestimmen kann,
bin ich in der Lage sinnvolle Hypothesen für die Optimierung zu erstellen. Wenn
ich etwas verbessern möchte, dann muss ich das auch messen können. Qualitative
und quantitative Analyse ist der erste Schritt, Testen und Experimentieren ist der
zweite Schritt. Anfangen sollte alles mit dem Customer, denn um den sollte es ja
eigentlich gehen. Um den Customer zu begeistern, muss ich ihn verstehen, und da
hilft es sehr, datengetrieben an solche Projekte heranzugehen und Ideen und Hy-
pothesen über vermeintliche Designs zu testen.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 100
Carlo Velten: CRM, Kundenportale, eCommerce, Marke-
ting Automation und Social Media müssen bestmöglich
verzahnt werden!
6. März 2015 Link zum Blogartikel
Über Dr. Carlo Velten
Dr. Carlo Velten ist Managing Director des IT-Research-
und Beratungsunternehmens Crisp Research und berät
als IT-Analyst namhafte Technologieunternehmen in Mar-
keting- und Strategiefragen seit über 15 Jahren. Als Busi-
ness Angel unterstützt er junge Startups und engagiert
sich politisch als Vorstand des Managerkreises der Fried-
rich Ebert Stiftung aktiv zum Thema Digitale Wirtschaft
und Gesellschaft.
1. Hr. Velten – Sie werden als Keynote-Referent die Konferenz der diesjähri-
gen CeBIT Web Experience Arena eröffnen, bei der es um die Digital Experi-
ence und die digitale Transformation im Marketing geht. Was können wir
erwarten? Welche Kernaussage werden Sie in aller Kürze machen?
Die zentrale Herausforderung für viele CIOs wird in den kommenden 2-3 Jahren
die Unterstützung ihrer Marketing- und Vertriebskollegen. Denn die Digitalisierung
der Kundenbeziehungen fordert den Einsatz und die Integration einer Vielzahl an
neuen und bekannten IT-Technologien, Datenbeständen und Services.
Im Kern wird es darum gehen, wie sich CRM, Kundenportale, eCommerce, Marke-
ting Automation und Social Media bestmöglich verzahnen lassen, um eine durch-
gängige „Digital Customer Experience“ zu ermöglichen, die gleichzeitig den Um-
satz und die Kundenbindung erhöht.
Dabei werden sogenannte „Enterprise Digital Marketing Platforms“ zur Zielarchitek-
tur – ein umfassendes Analytics- und Steuerungs-Cockpit für die unternehmens-
weiten Marketing- und Sales-Aktivitäten.
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 101
2. Das digitale Marketing ist also im Umbruch bzw. gar der gesamte Marke-
ting-Ansatz. Und die Digital Experience erwächst zur neuen “Wunderwaffe”?
Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich die Verteilung der Werbe- und Marke-
tingbudgets immer noch nicht an die Relevanz der Medienkanäle angepasst hat.
Obwohl die Verbraucher mittlerweile schon viel mehr Zeit im Netz und mit mobilen
Endgeräten verbringen, fließt ein Großteil des Marketing-Budgets immer noch in
die traditionellen Kanäle Print und TV.
Aber das wird sich in den kommenden Jahren fundamental ändern. Denn im Zeital-
ter von Multi-Channel Commerce und jungen Zielgruppen, die mit ihren mobilen
Endgeräten (Smartphones und neue IoT-Gadgets) immer online sind, lassen sich
keine Marketingerfolge mehr über die alten Kanäle und Methoden erzielen. Die
Nutzer sind im Netz, die Marketeers werden folgen. Aus den „Mad Men“ der alten
Schule werden „Digital Storytellers“ und „Marketing Data Scientists“, die Plattfor-
men wie YouNow, Salesforce, Sociomantic, Plentymarkets oder Demandware intelli-
gent zu verbinden und nutzen wissen.
3. Sie sprechen davon, dass es beim “Digital Experience”-Ansatz eine neue
Denke braucht. Was sind hierbei die wichtigen Elemente?
Neben dem Verständnis, dass es eine Integration der verschiedenen Systeme wie
z.B. eCommerce, Marketing Automation, CRM etc. braucht, müssen Unternehmen
auch an ihrem grundlegenden Verständnis zur neuen digitalen Welt arbeiten und
eine „Digital Culture“ entwickeln. Dazu gehört auch die Entwicklung neuer Fähig-
keiten und technologischen Skills wie z.B.
• Design Thinking / User Experience Management
• DevOps – neue agile Entwicklungs- und Programmiermethoden
• API-Management und Platform-Know-How
4. Wo stehen die Unternehmen beim Umdenken in diesem Thema?
Nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie zum Stand der digitalen Transforma-
tion der Unternehmen in der DACH-Region, steht ein Großteil der Unternehmen
INTERVIEWS
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 102
noch am Beginn der Reise. Dadurch haben all diejenigen Unternehmen einen im-
mensen Wettbewerbsvorteil, die schon heute die Möglichkeiten der digitalen Welt
in Marketing und Vertrieb zu nutzen wissen.
• Das können auch recht einfache Dinge sein, wie z.B.
• den Betrieb seiner Kampagnen-Websites auf eine Public Cloud-Plattform wie
Amazon AWS oder Microsoft Azure zu verlagern;
• eMail-Marketing mit modernen Cloud-Services wie Mailchimp zu realisieren o-
der auch
• eCommerce-Systeme nicht komplett eigenständig zu planen und zu betreiben,
sondern das Ganze als modularen eCommerce-Platform Service zu beziehen
z.B. von Plentymarkets oder Demandware.
Auch gibt es ja in Deutschland eine Menge Talent und spezialisierte Dienstleister,
wie z.B. DemandGen oder Your SL, die in Sachen Marketing Automation oder Sales-
force-Integration unterstützen können.
5. Was sind die großen Hürden, die die Unternehmen auf dem Weg dorthin
bewältigen müssen?
People, People und nochmals People. Spannende Technologien und Cloud Services
gibt es genug. Die Frage ist in fast allen Unternehmen, wie man eine ganzheitliche
Digital Customer Experience-Architektur entwerfen und mit welchen neuen Tech-
nologien und Projekten man am besten starten sollte. Aber dabei können einem
erfahrene IT-Analysten ja helfen. ;-)
6. Was sind Ihre Erwartungen an die Konferenz der Web Experience Arena?
Ich freue mich sehr auf den Austausch mit den Marketing- und Vertriebsentschei-
dern. Es ist immer spannend die konkreten Herausforderungen der Anwender im
persönlichen Gespräch zu diskutieren. Wir erwarten zudem einen intensiven Dia-
log mit den Anbietern, um deren neue Services und Technologien kritisch zu eva-
luieren.
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 103
Interviewzusammenfassungen
Etwa sechs Wochen vor der CeBIT haben wir auf dem Blog in drei Artikeln ein Zwi-
schenfazit mit den Antworten der bislang veröffentlichten Interviews unserer Arti-
kelserie gezogen.
Customer Experience: Warum im Digitalen so wichtig?
29. Januar 2015 Frank Hamm Link zum Blogartikel
Am 25. November 2014 wir mit unserer Interviewreihe “Fünf Fragen & Fünf Ant-
worten zur Web & Mobile Experience“. In elf Interviews haben Experten aus ver-
schiedenen Unternehmen ihre Sichtweisen zu den Themen wie Customer Experi-
ence, Strategie und dem Digital Customer beigetragen.
Dies ist ein erstes Zwischenfazit zu der Frage nach der Wichtigkeit der “Customer
Experience”.
Was ist Customer Experience?
Customer experience (CX) is the sum of all experiences a customer has
with a supplier of goods and/or services, over the duration of their rela-
tionship with that supplier. This can include awareness, discovery, at-
traction, interaction, purchase, use, cultivation and advocacy. It can
also be used to mean an individual experience over one transaction; the
distinction is usually clear in context.
[ Wikipedia (en:) Customer Experience ]
Es geht also um die Erfahrungen, die ein Kunde mit einem Anbieter über die kom-
plette Dauer seiner Beziehung geht. Insbesondere ein loyaler Kunde verspricht
eine gute Beziehung und einen guten Umsatz/Absatz/Deckungsbeitrag. Eine sol-
che Beziehung sollte konsequenterweise von Seiten des Anbieters gepflegt wer-
den:
Customer-Experience-Management (CEM) bzw. Kundenerfahrungsma-
nagement bezeichnet die Schaffung positiver Kundenerfahrungen zum
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 104
Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Anwender und Produkt o-
der Anbieter. Vorrangiges Ziel von CEM ist es, aus zufriedenen Kunden
loyale Kunden und aus loyalen Kunden „begeisterte Botschafter“ der
Marke oder des Produkts zu machen („satisfied – loyal – advocate“). Da-
mit setzt CEM nicht nur auf direkte Auswirkungen wie etwa Kaufbereit-
schaft, Umsatz oder die Nutzungsintensität, sondern ganz gezielt auch
auf indirekte Effekte wie Mundpropaganda und Weiterempfehlungen.
Dies soll idealerweise an jedem Kundenkontaktpunkt (Touchpoint) er-
reicht werden.
[ Wikipedia: Customer-Experience-Management ]
Früher, vor einigen Jahrzehnten noch, waren die Pflege der Kundenbeziehung und
die Gestaltung der Kundenerfahrungen zwar nicht immer einfach aber relativ über-
schaubar. Die Anzahl der Vertriebs- und Handelswege war geringer als heute und
oft von direktem Kontakt geprägt. Heutzutage kann ein Kunde in der digitalen
Welt an vielen “Touchpoints” Erfahrungen sammeln. Daraus ergeben sich Heraus-
forderungen. Und deswegen ist die “Digital Experience” Kernthema der Web Expe-
rience Arena @ CeBIT 2015:
Die digitale Kontaktpunktkette (bzw. Customer Journey) ist dabei zent-
rales Analyse- und Planungswerkzeug. Dabei ist klar, dass die Customer
Journey natürlich nicht nur singulär digital betrachtet, sondern ganz-
heitlich über alle digitalen und analogen Entscheidungsphasen berück-
sichtigt werden muss. Klar ist auch, dass eine ganzheitliche Betrachtung
der Kontaktpunkte nicht alleine durch die Digital-Abteilung gemacht
werden kann – sondern dass es hierfür eine Art „Runden Tisch“ braucht,
an dem Personen zusammenkommen müssen, die sich eigentlich im Un-
ternehmen eher behindern. Daher liegt das Potential des Ansatzes der
„Digital Experience“ vielleicht gar nicht so sehr im Konzeptionellen, son-
dern viel mehr im Organisatorischen.
[ Digital Experience als zentraler Erfolgsfaktor im digitalen Zeitalter ]
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 105
Die “Customer Experience” im Digitalen
Unsere Experten meinen, die Customer Experience sei nicht nur im Digitalen wich-
tig. Im Digitalen sei jedoch Möglichkeit der Zuordnung von Erfahrungen, Kontakt-
punkten, Kunden besser möglich und damit auch die Bewertung einfacher. So
meint Thomas Kaspar von Ray Sono:
Früher hatten wir fünf Kontaktpunkte fünfmal voll gebucht, weil wir
keine Ahnung hatten, was wieviel Einfluss auf die Kaufentscheidung der
Kunden hatte. Heute können wir die unterschiedlichen Ad-Systeme ziel-
genau aussteuern und den Bruchteil bieten, den es Wert ist. Am Ende
kommt nämlich trotzdem nur ein Kauf pro Kunde heraus.
Matthias Müller-Prove findet, dass das Kundenverhältnis im “Digitalen” unsichtbar
sei und trotz aller CRM und eCommerce-Technologie in den Hintergrund trete
(Matthias Müller-Prove: Customer Experience ist keine Werbung).
Die User- oder Customer Experience versucht genau dieses Defizit aus-
zugleichen, indem sie das Nutzererlebnis im Digitalen gestaltet.
Allerdings sind die Kontaktpunkte oft sehr kurzlebig. Eine App ist schnell herun-
tergeladen und gestartet, aber auch schnell wieder weggeworfen. “Alles ist nur ei-
nen Klick entfernt” (Torsten Schollmayer über Customer Experience: Alles ist nur
einen Klick entfernt). Das erfordert, dass die Unternehmen wirklich überzeugende
Erfahrungen beim Kunden liefern müssen, wo “verschiedene Faktoren (Design, in-
dividueller Content, Gamifikation, Loyality Programs,…) eine wichtige Rolle” spie-
len (Susanne Böck: „Den“ digital Customer gibt es nicht). Oder, wie es Björn
Schotte formuliert: “Kunden möchten schnell zum Ziel kommen und keine Zeit ver-
trödeln. Der Komfort, den sie aus dem privaten Umfeld – Facebook, Whatsapp,
twitter, Dropbox & Co – gewohnt sind, soll bitteschön auch bei B2B Anwendungen
oder Online Shops vorzufinden sein.” (Björn Schotte: Keine langwierige Konzeptar-
beit mit fancy UX Guidelines). Dementsprechend unterstellt Yves Bollinger
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 106
… dass die meisten Menschen Kanal-Agnostiker sind. Der Konsument
sieht die Marke, er differenziert nicht zwischen on-und offline Erfah-
rung. Daher ist es essentiell an allen Touchpoints eine CX zu bieten die
auf einem gemeinsamen Fundamt beruht.
[ Yves Bollinger zu Customer Experience: Die meisten Menschen sind Kanal-Agnos-
tiker ]
Egal, wo und wann: “Jede Anwendung muss bedient werden“. Ohne eine gute Usa-
bility komme es zu großer Unzufriedenheit, so Thorsten Wilhelm (Thorsten Wil-
helm zu Customer Experience: Jede Anwendung muss bedient werden).
Die Customer Experience findet also in jedem Fall statt – ob Unternehmen es wol-
len oder nicht (siehe „Andreas Selter: Customer Experience existenzentscheidend
für die Anbieter“). Im Social Web wird über Unternehmen und Produkte gespro-
chen. Es gibt für Unternehmen kein “Opt-out”. Um so wichtiger ist es, dem Kunden
eine positive und nachhaltige Customer Experience zu schaffen (Oliver Schmitt:
Größte Herausforderung bei Digital Customer ist „Relevanz“). Wie also gelingt es,
dem Kunden eine Erfahrung, ein Erlebnis zu schaffen?
Man muss ihm eine schlüssige und zusammenhängende Story bieten,
die die Marke oder das Produkt plattformübergreifend erlebbar macht.
Nur dann kann seine „Customer Experience“ gut werden und er kann
sich auch emotional damit identifizieren.
[ Tim Rademacher: Reale und digitale Kundenerlebnisse synchronisieren ]
Ist es also auch heutzutage ganz einfach, dem Kunden nicht nur ein Produkt oder
eine Dienstleistung sondern auch ein Erlebnis zu liefern? Es geht immerhin darum,
dem Kunden über sehr viele Kanäle, Geräte und Plattformen hinweg (auch) über ei-
nen langen Zeitraum eine einheitliche und konsistente Erfahrung zu verschaffen.
Zunehmend liegt aufgrund der digitalen Transformation der Schwerpunkt auf der
“Digital Experience”.
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 107
Nach den Interviews glaube ich, dass es zwar durch das Digitale einfacher gewor-
den ist, weil vieles messbar und nachvollziehbar ist. Doch ich bin auch der An-
sicht, dass es bei den vielen Touchpoints zwar einfacher aber nicht einfach ist ;-)
Eine gute Experience Strategie für den Digital Customer
4. Februar 2015 Frank Hamm Link zum Blogartikel
Im zweiten Teil des Zwischenfazits unserer Interviewreihe geht es um die den bei-
den Fragen “Was macht eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?” und
“Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit dem ‘Digital Customer’?”
Dazu gibt es neben einer kurzen zusammenfassenden Aussage ausgewählte und
pointierte Ansichten unserer Experten zu einigen Aspekten.
Was macht eine gute (Web/Mobile) Experience Strategie aus?
Unsere Experten sind der Ansicht, dass eine gute Experience Strategie sehr viel-
schichtig und umfassend ist, viele Gebiete beinhaltet, auf der eigenen Zielsetzung
basiert und den Nutzer mit seinen Anforderungen und Wünschen in den Mittel-
punkt stellt. Und das selbstverständlich über verschiedene Plattformen und Geräte
hinweg.
So sieht Thomas Kaspar in der Strategie eine Draufsicht, die viele Komponenten
wie Kundendatenbanken, Tag Management, Kampagnensteuerung, BI, CRM oder
übergreifende Contentstrategie berücksichtigt (Thomas Kaspar / Ray Sono: Das
Denken in Nutzerverhalten gibt Aufschluss über den richtigen Marketing-Mix):
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 108
Eine gute Experience-Strategie benötigt einige Komponenten. Zuerst
braucht es eine holistische Ebene, die Wissen aggregiert, bewertet und
allen zur Verfügung stellt: So müssen die Kundendaten nicht immer wie-
der erhoben werden, sondern können konsistent verarbeitet werden.
Aus dieser Draufsicht entsteht schon oft von ganz alleine Mehrwert.
Nach den Erfahrungen von Susanne Böck wollen viele Unternehmen gar einfach
nur eine App. Doch das sei zu kurz gegriffen, sie empfiehlt ein stringentes Vorge-
hen und die Definition individueller Strategien (Susanne Böck: „Den“ digital Custo-
mer gibt es nicht):
Wichtig in unseren Augen ist, dass Unternehmen immer das Big Picture
im Auge haben und klar definieren sollten, was sie mit der App errei-
chen möchten.
Für Andreas Selter muss die Strategie auf einem festen Fundament stehen mit ei-
nem tiefen Verständnis für die Anliegen und Bedürfnisse der klar definierten Ziel-
gruppe sowie der eigenen Markenbotschaft und -positionierung (Andreas Selter:
Customer Experience existenzentscheidend für die Anbieter):
Als Anbieter muss ich einem inneren Antrieb, einer inneren Überzeu-
gung meine Produkte oder Dienstleistungen folgen. Zu treuen Kunden
werden letztlich nur die, die diese Überzeugung teilen. Fragen Sie Apple,
BMW und andere Marken, die das früh erkannt haben. In diesem Sinne
steht auch nicht die Technologie Web oder Mobile im Fokus der Experi-
ence, sondern das, was inhaltlich damit vermittelt wird. Web und Mobile
sind lediglich digitale Kontaktpunkte mit einer Marke und müssen na-
türlich authentisch und konsequent auf die Kundenbedürfnisse und das
Markenversprechen abgestimmt sein.
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 109
Dazu passt dann auch Oliver Schmitts Credo (Oliver Schmitt: Größte Herausforde-
rung bei Digital Customer ist „Relevanz“):
Eine gute Web Experience stellt nicht nur die User und deren Bedürfnisse
in den Mittelpunkt, sondern sie schafft es auch auf verschiedensten De-
vices und Kanälen konsistent und gleichermaßen nutzbar zu sein. Denn
die User wollen heute mit allen Devices auf die gleichen Informationen
zugreifen.
Und auch Matthias Müller-Prove legt Wert auf eine ganzheitliche und durchgängige
Erfahrung des Kunden (Matthias Müller-Prove: Customer Experience ist keine Wer-
bung):
Für alle Interaktionen sollte die Strategie den Ton und die Message fest
legen und entsprechend einer Customer Journey zum gegebenen Zeit-
punkt die richtigen Infos anbieten.
Ähnlich vertritt Torsten Schollmayer den Ansatz eines User-Centric Designs, das
auf die konkrete Situation des Nutzers eingeht (Torsten Schollmayer über Custo-
mer Experience: Alles ist nur einen Klick entfernt):
Eine gute UX-Strategie ist darauf ausgelegt, den Nutzer und dessen Be-
dürfnisse zu erkennen und ihm in Echtzeit den Service zur Verfügung zu
stellen, der den maximalen Nutzen stiftet. Dazu gehört eine gute Zah-
len-Analyse und ein Portfolio, dass sich am Nutzer orientiert (user-
centric design). Dies betrifft nicht nur dieGgröße des zu bedienenden
Displays, sondern auch die Situation in der sich der Nutzer befindet
(z.B. will er nur etwas minimal nachschlagen, oder betreibt er eine in-
tensive Recherche).
Simon Loebel: “Digital Customer” nicht mehr nur Teil einer Zielgruppe:
Eine gute Experience-Strategie sollte Menschen personalisiert, relevante
Mehrwerte bieten. Das Ziel: Der Kunde soll nach seinen persönlichen
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 110
Präferenzen bestmöglich mit der Marke interagieren, um so letztlich zu
einem begeisterten Kunden zu werden.
Eine wirkliche nutzer- beziehungsweise anwenderzentrierte Entwicklung und Wei-
terentwicklung sieht auch Thorsten Wilhelm als Voraussetzung – auf Basis fundier-
ter und regelmäßiger Analyse der Anforderungen und Wünsche der Nutzer und
Kunden (Thorsten Wilhelm zu Customer Experience: Jede Anwendung muss be-
dient werden):
Solche Anforderungs- und Nutzeranalysen werden viel zu oft vergessen,
User Research vernachlässigt und jede Menge Ressourcen ins Testing
gesteckt. Es lohnt sich hier eine Gleichverteilung der Ressourcen vorzu-
nehmen, das können wir bei unseren Kunden immer wieder beobachten:
Wer seine Nutzer und deren Wünsche wirklich kennt, der hat mehr Er-
folg.
Den Aspekt der regelmäßigen Überprüfung sieht auch Tim Rademacher (Tim Rade-
macher: Reale und digitale Kundenerlebnisse synchronisieren):
Die Strategie muss agil sein. Wenn der Nutzer ein Feature nicht verwen-
det, muss es abgeschafft oder mit etwas Besserem ersetzt werden. Es ist
ein ständiges Lernen und Verändern.
Björn Schotte schlägt ebenfalls in die “Kundennutzung-Kerbe” (Björn Schotte: Keine
langwierige Konzeptarbeit mit fancy UX Guidelines):
Stete Orientierung am Kundennutzen. Kurze Zyklen bei der Online-Stel-
lung neuer Funktionen. Einsammeln von Feedback der Nutzer, direkt in
der Software. Und die Planung neuer Funktionen auf Basis dieses Feed-
backs. Orientierung an Bedienkonzepten von “Consumer Anwendungen”.
Berücksichtigung der verschiedenartigen Geräte, die Kunden nutzen.
Und natürlich mobile/responsive first Strategien.
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 111
Neben der Forderung nach einer Vision der Stakeholder und der Nutzersicht (oder
Kundensicht) sieht Yves Bollinger eine wichtige Voraussetzung (Yves Bollinger zu
Customer Experience: Die meisten Menschen sind Kanal-Agnostiker):
Ohne Commitment von oben geht nichts. Ein bisschen Customer Experi-
ence geht nicht. Denn darum geht es am Ende ja, die Marke möchte sich
über Emotionen vom Wettbewerb differenzieren.
Alles in allem vertreten also die Experten ähnliche Positionen in Bezug auf Strate-
gie und Nutzerorientierung, auch wenn sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Die größte Herausforderung im Umgang mit dem “Digital Customer”
Wenn sich die Experten also ziemlich einig sind, gibt es überhaupt eine Herausfor-
derung? Eine ist die des schnellen Wandels, doch noch wesentlicher liegt die Her-
ausforderung nach den Experten in einem zentralen Punkt: Dem Kunden.
Im schnellen Wandel sieht insbesondere Thomas Kaspar eine Herausforderung
(Thomas Kaspar / Ray Sono: Das Denken in Nutzerverhalten gibt Aufschluss über
den richtigen Marketing-Mix), trotz dem man aber die Ruhe bewahren solle:
Nerven bewahren, einatmen, ausatmen. Dieses Feld erlebt gerade einen
großen Wandel, auf jedem Kongress denkt man, man sei schon wieder
veraltet. Gleichzeitig kann man hier sehr viel Geld versenken, da die In-
vestitionen in die Frameworks eine Menge Investition verschlingen kön-
nen. Deswegen lohnt sich meines Erachtens eine sorgfältige Strategie-
phase und der Aufbau von internem Know How.
Nach Simon Loebel ist der Kunde die Herausforderung, denn der ist heutzutage
viel anspruchsvoller als früher (Simon Loebel: “Digital Customer” nicht mehr nur
Teil einer Zielgruppe):
Der „Digital Customer“ will nicht mehr nur als Teil einer Zielgruppe er-
kannt werden. Der Kunde heute kennt seine Bedürfnisse am besten. Er
weiß mehr denn je, was er möchte und entscheidet über die Form der
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 112
Interaktion mit seiner Marke. Mit der Digitalisierung ist seine Erwar-
tungshaltung nur noch gestiegen.
Ein Teil dieser Herausforderung ist sicher auch, dass “der” Kunde so unterschied-
lich sein kann und dass eine intensive, gründliche und ganzheitliche Analyse un-
verzichtbar ist (Susanne Böck: „Den“ digital Customer gibt es nicht):
„Den“ digital Customer gibt es sicherlich nicht. Wir empfehlen unseren
Kunden stets die Zielgruppe(n) so genau wie möglich zu segmentieren,
Rollen und Aufgaben exakt zu definieren und dann je Segment das AIDA
Modell (awareness – interest – desire – action) anzuwenden. Es geht
nicht darum, den letzten Trends zu folgen oder irgendeine neue Techno-
logie anzuwenden, wichtig ist die Zielgruppen und deren Bedürfnisse zu
erfassen und in eine „digitale Lösung“ zu verpacken, welche die User an
das eigene Unternehmen bindet. Und dies stets über alle Sales Stages
hinweg.
Nicht nur, dass der Kunde viel anspruchsvoller und so unterschiedlich ist – der
Kunde ist plötzlich auch noch wechselwillig (Björn Schotte: Keine langwierige Kon-
zeptarbeit mit fancy UX Guidelines):
Der Kunde ist nicht mehr greifbar und häufig wechselwillig. Statt dieser
enormen Flexibilität mit Angst zu begegnen, sollten Unternehmen dies
als Gelegenheit sehen, auf dieser Flexibilität zu surfen und dies in einen
Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Mitbewerb wandeln.
Nur die Unternehmen, die bereit sind, kontinuierlich in sich ständig än-
dernde digitale Lösungen zu investieren, werden die Gewinne von Mor-
gen abschöpfen können und einen Schritt schneller als der Mitbewerb
sein.
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 113
Diesem anspruchsvollen, unterschiedlichen und wechselwilligen Kunden ist dann
auch noch egal, ob digital oder analog (Andreas Selter: Customer Experience exis-
tenzentscheidend für die Anbieter):
Zahlreiche Studien belegen, dass wir Menschen bei unserer Wahrneh-
mung und Bedürfnissen nicht mehr zwischen digital und analog unter-
scheiden. Die größte Herausforderung besteht also genau darin, eine
durchgängige Customer Experience zu schaffen, die im realen Leben ge-
nauso abläuft wie im digitalen. Dazu kommt höchstens, dass ich mit
nur einem Mausklick oder Touch beim nächsten Online-Shop bin wäh-
rend der nächste Brick & Mortar Shop vielleicht nicht so schnell zu errei-
chen ist.
Der “Mausklick oder Touch” mit einer unübersichtlichen Kanalvielfalt ist auch für
Matthias Müller-Prove ein Knackpunkt (Matthias Müller-Prove: Customer Experience
ist keine Werbung):
Seit mindestens 10 Jahren gibt es nicht mehr den einen Touch-Point zwi-
schen Kunde und Firma. Der Kunde ist seit dem Web 2.0 zum “Social
Customer” geworden, der sich auf diversen Plattformen Informationen
über ein Produkt einholt, bevor er vom Interessenten zum Kunden wird.
Die Kanalvielfalt ist unübersichtlich und macht es den Anbietern schwer
auf alle Diskussionen angemessen, das heißt individuell und authen-
tisch, zu reagieren.
Früher war also alles viel einfacher, das meint auch Thorsten Wilhelm (Thorsten
Wilhelm zu Customer Experience: Jede Anwendung muss bedient werden):
Das ist nicht zuletzt bedingt durch die zunehmende Verbreitung von
Smartphones und Tablets. War das doch früher – vor 5-6 Jahren – noch
einfach: Da reichte es seinen Anwendung an verschiedene Browser und
Betriebssysteme anzupassen. Inzwischen ist es viel komplexer. Und
diese Komplexität kann nur mit Hilfe von regelmäßigen Analysen und
durchdachten Tests in den Griff bekommen werden. Nur so gelingt es
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 114
für jedes Endgerät und jede Nutzungssituation ein optimales Nutzungs-
erlebnis zu gewährleisten. Das ist herausfordernd und wird uns auch in
2015 noch intensiv beschäftigen.
Und dann ist da noch die analoge Welt, die nicht von der Erfahrung des Kunden im
Digitalen abweichen darf (Tim Rademacher: Reale und digitale Kundenerlebnisse
synchronisieren):
Der „Digital Customer“ muss gehalten werden und sollte nicht irgend-
wann abspringen. Man muss sich immer die Frage stellen: Wie kann ich
sein Verhalten tracken, auswerten und meine Angebote dementspre-
chend optimieren? Zudem darf die reale Welt nicht außen vor gelassen
werden, denn der digitale Kunde ist meist auch ein analoger Kunde. Was
bringt mir eine Web/Mobile Experience, wenn zum Beispiel die Farbe des
Produkts im Realen ganz anders ist?
Es scheint also schwierig, diesen schwierigen Kunden genau “richtig zu erwischen”
(Oliver Schmitt: Größte Herausforderung bei Digital Customer ist „Relevanz“):
Die größte Herausforderung ist meiner Ansicht nach das Thema „Rele-
vanz“: Wir müssen es heute schaffen, den Usern genau die richtigen In-
formationen zum richtigen Zeitpunkt und in der gewünschten Tiefe zur
Verfügung zu stellen. Schaffen wir dies nicht, dann verlassen die User
innerhalb von Sekunden unsere Angebote. Deshalb müssen Unterneh-
men unbedingt im Content besser = relevanter werden.
Die verschiedenen Anbieter stehen damit in ständigem Wettbewerb um die Auf-
merksamkeit des Kunden (Yves Bollinger zu Customer Experience: Die meisten
Menschen sind Kanal-Agnostiker):
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 115
Aufmerksamkeit zu gewinnen – und sie in eine relevante Beziehung für
den Kunden zu überführen. Das ist sicher keine neue Erkenntnis – in ei-
nem sich ständig erweiterndem medialen Umfeld verpuffen kurzfristige
Awareness-Schübe jedoch quasi in Echtzeit. Darin wiederum liegt aber
auch eine riesige Chance für Unternehmen sich mit mittel- bis langfris-
tig gedachten Services und kommunikativen Lösungen vom Wettbewerb
abzusetzen.
Wer jetzt jedoch als Anbieter meint, ständige Anpassungen und Veränderungen
würden ihm auf jeden Fall einen Vorteil verschaffen, gelangt zur nächsten Heraus-
forderung (Torsten Schollmayer über Customer Experience: Alles ist nur einen
Klick entfernt):
Der Mensch (und im speziellen der westliche Industrie-Konsument) ist oft
von Verbesserungen, die eine Veränderung bedeuten, nicht angetan und
bestraft eine für ihn intuitivere Nutzung ab, da für ihn (kurzfristig) die
alte Alternative gefühlt einfacher zu bedienen ist. Die Herausforderung
ist daher, die Veränderungen so graduell durchzuführen, dass die ab-
lehnende Haltung nicht eintritt.
Nach den Antworten zu der Strategiefrage schien es mir klar, dass die Nutzerzent-
rierung ein Kernelement ist. Doch nach der Frage zu den Herausforderungen ist
mir klar, so einfach ist das mit der Strategie bei der “Herausforderung Kunde”
nicht. Als Nutzer und Kunde drücke ich es gerne so aus: Ich bin das Problem :-)
Web und Mobile Experience: Wo stehen die Unterneh-
men?
12. Februar 2015 Frank Hamm Link zum Blogartikel
Im dritten Teil des Zwischenfazits unserer Interviewreihe “Fünf Fragen & Fünf Ant-
worten zur Web & Mobile Experience“ geht es um die den beiden Themen “Wo ste-
hen die Unternehmen bei dem Thema? Was machen sie gut oder wo müssen
sie nachlegen?” und “Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 116
Thema anfangen?” Dazu gibt es neben einer kurzen zusammenfassenden Aus-
sage ausgewählte und pointierte Ansichten unserer Experten zu einigen Aspekten.
Wo stehen die Unternehmen bei dem Thema?
Viele Unternehmen haben die Bedeutung von Customer Experience und Kunden-
zentrierung erkannt, aber sie belassen Verantwortung und Aktivitäten noch in un-
terschiedlichen Abteilungen. Noch richten Unternehmen ihren Blick zu sehr auf
sich oder sie haben noch ein “Werbe-Denken”, anstelle dass sie auf den Kunden
und seine Bedürfnisse schauen. Es braucht eine umfassende Analyse und gut ge-
planten Content. Das erfordert ein kontinuierliches Engagement und den ganzheit-
lichen Blick. Zu oft wird noch kurzfristig agiert, schnell im Operativen losgeschla-
gen oder auf einzelne Aspekte wie Responsive Design konzentriert – auch oder ge-
rade weil der Mobile-Bereich immer noch vernachlässigt wird.
Thomas Kaspar bringt bei der strategischen Betrachtung den Begriff der Silos ins
Spiel (Thomas Kaspar / Ray Sono: Das Denken in Nutzerverhalten gibt Aufschluss
über den richtigen Marketing-Mix):
Nahezu alle großen Kunden haben den Wert der Kundenzentrierung er-
kannt. Ich kenne kein DAX-Unternehmen mehr, das sich nicht damit be-
schäftigt. Dabei ist allerdings die Customer Experience (CX) nicht bei al-
len abgeglichen. Das Produktmanagement ist oft weit vorn, aber in ei-
nem Silo. Kommunikation, Vertrieb und Marketing sind oft nicht abge-
glichen, von Digital vs. Offline ganz zu schweigen. Unstreitig ist aber,
dass das eines der ganz großen Themen ist, das längst die Unterstüt-
zung des Top-Managements hat.
Yves Bollinger sieht es ähnlich. Für ihn liegt die Ursache ebenfalls in der Streuung
in Einzeldisziplinen (Yves Bollinger zu Customer Experience: Die meisten Men-
schen sind Kanal-Agnostiker):
Customer Experience ist eine Meta-Disziplin. Als solche ist sie aber in
den wenigsten Unternehmen wirklich etabliert. Viele Unternehmen sind
in Einzeldisziplinen schon sehr weit, haben bspw. ein hoch entwickeltes
eCRM. Kunden aber über alle Touchpoints hinweg sinnvoll zu begleiten
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 117
und damit wiederum für die oben erwähnte Relevanz zu sorgen, gelingt
den wenigsten.
Ebenfalls in der unzureichenden übergreifenden Betrachtung meint Matthias Mül-
ler-Prove eine Ursache zu erkennen (Matthias Müller-Prove: Customer Experience
ist keine Werbung):
Customer Experience ist Teil der gesamten User Experience des Kunden,
der den Fokus auf die Phase der Kaufanbahnung legt. Die Aspekte von
Aufmerksamkeit – Interesse – Information – Aktion können und sollten
mit denselben Methoden gestaltet werden, wie das Produkt oder der Ser-
vice selbst. Ich glaube, dass es für Unternehmen schwierig ist ein ein-
heitliches Bild zu entwerfen, weil mehrere interne Abteilungen und auch
externe Agenturen an dem Markenbild mitwirken. Die Definition des
Brand, des Markenkerns, sollte allen Mitwirkenden klar sein.
Für eine perfekte Customer Experience heißt es dann, auch Informationen über
den Kunden zu sammeln und umfangreich zu analysieren (Simon Loebel: “Digital
Customer” nicht mehr nur Teil einer Zielgruppe):
Nur so kann das Unternehmen seinen Kunden erkennen und besser ver-
stehen. Dazu ist auch – im weitesten Sinne – hochwertiger Content von
hoher Relevanz. Unternehmen müssen der eigenen Zielgruppe auf ihre
individuellen Bedürfnisse zugeschnittene, relevante Inhalte zur Verfü-
gung stellen.
Susanne Böck bringt die Eigenzentrierung von Unternehmen ins Spiel, was sie an
der Ausrichtung an Interessenten und Kunden hindert (Susanne Böck: „Den“ digital
Customer gibt es nicht):
Viele Unternehmen gehen hier noch zu sehr eigenzentriert vor und ha-
ben nicht konsequent die Anforderungen von Interessenten und Kunden
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 118
im Blick.[…] Und dies vor allem über alle Kanäle – ob nun offline oder
digital, ob nun über die Webseite oder eine App – hinweg.
Wo sich dann der Kreis wieder schließt, denn es braucht eine übergreifende Strate-
gie, um kontinuierlich am Kunden zu bleiben und keine isolierten Maßnahmen
durchzuziehen (Björn Schotte: Keine langwierige Konzeptarbeit mit fancy UX Gui-
delines):
Zudem sollten Unternehmen in eine Strategie investieren, um Funktio-
nen kontinuierlich live stellen zu können. Vorbei sind die “Relaunches”,
“Rebrushs”, die meist katastrophalem Projektmanagement unterliegen.
Auch Andreas Selter sieht eine fehlende Kundensicht und zieht eine Parallele zum
Thema Usability (Andreas Selter: Customer Experience existenzentscheidend für
die Anbieter):
Es ist ein wenig ähnlich wie beim Thema Usability vor 15 Jahren oder U-
ser Experience vor 10 Jahren. Fast jeder hat dann doch schon einmal
davon gehört und hält es generell für wichtig. Diese Themen aber ernst-
haft anzugehen und vor allem konsequent durchzuhalten, dazu fehlte
dann lange noch die echte Überzeugung. Ganz entscheidend ist aber,
dass die Unternehmen mehr denn je von ihren Kunden her denken.
Oliver Schmitt greift die beiden Themen “Content-Strategie” und “Responsive De-
sign” auf (Oliver Schmitt: Größte Herausforderung bei Digital Customer ist „Rele-
vanz“):
Dass die Entwicklung von Webangeboten aus dem Sichtwinkel der User
viele Vorteile mit sich bringt, haben inzwischen zahlreiche Unternehmen
erkannt. Dennoch besteht zumeist noch Nachholbedarf bei den Themen
„Content-Strategie“ und „Responsive Webdesign“ (Mobiloptimierung).
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 119
Auch wenn es gerade im Mobil-Bereich bei vielen noch krankt, so geht es Tim Ra-
demacher um eine übergreifende Experience und Convenience (Tim Rademacher:
Reale und digitale Kundenerlebnisse synchronisieren):
Sie müssen die Brücke zwischen real, PC und mobil schlagen. Viele sind
im Web sehr gut, der mobile Bereich krankt oft noch. Oft ist auch der
Dialog bei KMUs mit den Kunden verbesserungswürdig. Er darf nicht
nur auf Facebook, sondern muss auch auf der Webpräsenz stattfinden.
„Customer Convenience“ laute hier das digitale und mobile Zauberwort.
Thorsten Wilhelm bringt es auf den Punkt mit der Aussage (Thorsten Wilhelm zu
Customer Experience: Jede Anwendung muss bedient werden):
„Einfach nur Responsive Design“ – das reicht heute nicht mehr aus
Torsten Schollmayer sieht in eigenen Ressourcen einen wichtigen Punkt, auf den
Unternehmen bei allen Planungen und Aktivitäten achten sollten (Torsten Scholl-
mayer über Customer Experience: Alles ist nur einen Klick entfernt):
Das Know-How ist noch immer nicht in den Unternehmen selbst veran-
kert, sondern wird an Dienstleister abgegeben, die sich jeweils immer
wieder in die jeweiligen Thematiken einarbeiten müssen. Aus meiner
Sicht gehört in jedes Unternehmen, das eine digitale Wertschöpfungs-
kette hat, auch eine UX-Organisation, die intern das Thema bearbeitet
und strategisch erstellt.
Insgesamt gibt es vielversprechende Fortschritte. Für den großen Wurf benötigt es
in den Unternehmen aber eine ganzheitliche Strategie, ein koordiniertes Vorgehen,
eine ständige Analyse, eine weitreichende Content-Planung und vor allem eine um-
fassende Kundenzentrierung in allen Kanälen.
Womit sollten die Projektüberlegungen bei diesem Thema anfangen?
Ähnlich wie bei der Frage, wo die Unternehmen stehen, kristallisiert sich bei den
Experten heraus, dass sich das Wesentliche und damit auch der Anfang um den
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 120
Kunden drehen sollte. Der Sprachgebrauch ist zwar nicht einheitlich (Kunde/U-
ser/Nutzer…), aber der Ausgangspunkt für Projektüberlegungen liegt klar außer-
halb des Unternehmens – allerdings ausgerichtet an der Vision und der Strategie
des Unternehmens. Dabei sollten die Projekte durchaus klein anfangen bezie-
hungsweise in Phasen vorgehen.
Für Simon Loebel beispielsweise formuliert die Kundenzentrierung und die Aus-
richtung wie folgt (Simon Loebel: “Digital Customer” nicht mehr nur Teil einer Ziel-
gruppe):
Natürlich beim Kunden und seine Erwartungen an das Erlebnis. Gefolgt
vom Wettbewerb und wie sich das Unternehmen bestmöglich differen-
zieren kann. Außerdem ist die Positionierung der eigenen Marke ent-
scheidend. Die muss in der digitalen, fragmentierten Welt noch smarter
sein als je zuvor. Und natürlich sind auch die Business Ziele entschei-
dend, die mit den digitalen Maßnahmen verfolgt werden und auch ent-
sprechend frühzeitig dokumentiert werden sollten.
Oder, wie es Torsten Schollmayer ausdrückt (Torsten Schollmayer über Customer
Experience: Alles ist nur einen Klick entfernt):
Wer ist mein Nutzer, welche Personas (und Situationen) hat er und wel-
che Bedürfnisse kann ich mit meinem Angebot befriedigen.
Susanne Böck wird konkreter und stellt bereits Grundsatzfragen (Susanne Böck:
„Den“ digital Customer gibt es nicht):
…wie etwa „welche Rolle spielt das Thema digital in der gesamten Busi-
ness Strategie?“, „Was sind die Zielgruppen, die angesprochen werden
sollen?“, „Was sind die Prioritäten der digitalen Strategie – sollen neue
Kunden gewonnen oder bestehende besser an ein Unternehmen gebun-
den werden?“, „was sind die Erfolgskennzahlen“ und natürlich auch „wel-
ches Budget steht zur Verfügung?“. All diese und weitere Fragen gilt es
im Detail auszuarbeiten.
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 121
Auch Andreas Selter sieht viele Fragen, die gleich zu Beginn geklärt werden müs-
sen (Andreas Selter: Customer Experience existenzentscheidend für die Anbieter):
Ganz klar mit einer echten Idee und Vision und der Ableitung einer mit-
tel- bis langfristigen Strategie. Erst wenn die klar formuliert dasteht,
können Experience Prinzipien formuliert werden. Wie soll sie denn aus-
sehen, die Erfahrung und die Erlebnisse, die meine Kunden mit meiner
Marke machen? Wie schaffe ich es, dass die unterschiedlichen Berüh-
rungspunkte nicht nebeneinander, sondern miteinander funktionieren.
Ausgehend vom Kunden stellt Matthias Müller-Prove ebenfalls zu klärende Fragen
(Matthias Müller-Prove: Customer Experience ist keine Werbung):
Zu klären ist: Wer ist mein Kunde? Für welches Problem biete ich eine
Lösung an? Wie erreiche ich meine Zielgruppe am besten? Im Fachjar-
gon wäre das der Teil “User Research”, in dem man den Kontext der An-
wender und Kunden versteht und sie in Personas und Scenarios doku-
mentiert.
Um sich über das Vorgehen klar zu werden, hebt Thorsten Wilhelm notwendige U-
ser Research hervor (Thorsten Wilhelm zu Customer Experience: Jede Anwendung
muss bedient werden):
Besser wird es, wenn die Nutzer analysiert, hinsichtlich ihren Anforde-
rungen befragt und auf dieser Basis Personas erstellt werden. Hiermit
sollte jede Optimierung und Neuentwicklung beginnen. Dann wird es
leichter sie zum Erfolg zu führen.
Für den Start empfiehlt Björn Schotte einen Workshop (Björn Schotte: Keine lang-
wierige Konzeptarbeit mit fancy UX Guidelines) mit dem Kunden (vermutlich aus
der Sicht einer Agentur für ihren Kunden), in dem auch bereits ein erstes greifba-
res Produkt herauskommt:
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 122
In einem ersten Workshop, der klärt was der Kunde braucht, und nicht
was er will. In dem das Business Modell des Kunden auseinander genom-
men oder weiter entwickelt wird. Herauskristallisieren, welche Funktio-
nen unnötig sind. Und planen, wie das kleinste wertvolle Produkt ausse-
hen könnte, mit dem der Kunde möglichst schnell live geht. Keine lang-
wierige Konzeptarbeit mit fancy UX Guidelines. Die wird parallel schon
während der Entwicklung iterativ weiterentwickelt. Alle beteiligten Dis-
ziplinen müssen agil werden.
Oliver Schmitt weist darauf hin, dass die Technik hintenan stehen sollte (Oliver
Schmitt: Größte Herausforderung bei Digital Customer ist „Relevanz“):
Die Reihenfolge muss ganz klar sein: 1. User. 2. Content. 3. Technik. Bei
vielen Unternehmen lag der Fokus leider zuletzt immer bei der Technik.
Gerade diese Unternehmen sollten die eigenen Inhalte aus der Perspek-
tive der User kritisch hinterfragen.
Ein interdisziplinäres Team hält Yves Bollinger für wichtig damit die “Gaps” zwi-
schen verschiedenen Bereichen überbrückt werden (Yves Bollinger zu Customer
Experience: Die meisten Menschen sind Kanal-Agnostiker):
In allen Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die für dieses Thema brennen.
Oft scheitert deren Engagement aber an der ersten Hürde – den klassi-
schen Gaps zwischen Marketing vs. Vertrieb, on- vs. offline Organisation
etc. Diese Sollbruchstellen zu vermeiden, hilft ein interdisziplinäres
Team, das den Prozess von Anfang an gemeinsam geht.
Die richtigen Mitarbeiter im richtigen Team sind ebenfalls für Thomas Kaspar ein
Kernpunkt (Thomas Kaspar / Ray Sono: Das Denken in Nutzerverhalten gibt Auf-
schluss über den richtigen Marketing-Mix):
Erste Phase ist ein gekapseltes Projekt mit einem Team. Dann kommt
ein übergreifendes Projekt, das vom Management unterstützt wird, um
INTERVIEWZUSAMMENFASSUNGEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 123
divergierende Ziele und Budgets abzugleichen. In der nächsten Phase
kommt oft eine übergreifende CX-Einheit, die sich federführende um das
Thema kümmert. […] Der letzte Schritt wäre dann, dass man nur noch
Mitarbeiter einstellt, die dem neuen Bild entsprechen.
Aus der Umsetzungssicht legt Tim Rademacher Wert auf eine kanalübergreifende
Sicht (Tim Rademacher: Reale und digitale Kundenerlebnisse synchronisieren):
Am Anfang sollte der Kopf für alle Kanäle wie Web, App und Mobile
gleichermaßen offen sein. Es muss eine richtige Übergabe zwischen den
Kanälen stattfinden, auch zwischen online und offline. Das Tracking
und die Auswertungsstrategie – Stichworte Big Data oder CRM – muss
von vornherein mitgedacht werden.
Insgesamt geht es darum, basierend auf der eigenen Vision und Strategie die Sicht
des Kunden unabhängig von der eigenen internen Organisation in den Mittelpunkt
zu stellen. Das ist ein wenn nicht das wesentliche Thema, womit Projektüberlegun-
gen beginnen sollten.
KONTAKTINFORMATIONEN
Das E-Paper zum Konferenzblog der Web Experience Arena Seite 124
Kontaktinformationen
Kongress Media GmbH
Tegernseer Landstr. 29, 81541 München
Tel. +49 89 2000 1463
Fax +49 89 2000 1464
E-Mail [email protected]
http://www.kongressmedia.de
Messepartner Verbandspartner Veranstalter
Medienpartner
Wir danken den Partnern und Sponsoren
Web Experience Arena