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Wasserkrise: Die Schweiz ist Teil des Problems und Teil ... · mehr Grundwasserreserven werden...

Date post: 26-Aug-2020
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1 GLOBAL BRIEF GLOBAL BRIEF Oktober 2012 Wasserkrise: Die Schweiz ist Teil des Problems und Teil der Lösung OKTOBER 2012 DIREKTIONSBEREICH GLOBALE ZUSAMMENARBEIT EDITORIAL zusammenarbeit und verfolgen drei Ziele: • Einflussnahme auf Sektorpolitiken (na- tional und international) sowie auf Nor- men und Standards, • Förderung innovativer Ansätze, die sich abgestimmt mit anderen Akteuren auf auf verschiedene Kontexte erweitern lassen, Förderung des Wissensmanagements und ‑austauschs. Für die Programme Wasser, Klimawandel, Ernährungssicherheit und Migration steht 2012 ein Betrag von 130 Millionen Fran- ken zur Verfügung. Grundlage der Pro- gramme sind die breit anerkannten Kom- petenzen und Erfahrungen der Schweiz. Wie werden die Globalprogramme um- gesetzt? Welchen Mehrwert bringen sie für die «traditionelle» bilaterale und mul- tilaterale Zusammenarbeit? Wie sehen die konkreten Ergebnisse aus? Solchen Fragen wird sich der Global Brief künftig dreimal pro Jahr widmen. Viel Vergnügen beim Lesen! Michel Mordasini WASSERFUSSABDRUCK: FÜR EIN BESSERES RESSOURCENMANAGEMENT Das Bild ist bekannt, hat aber nichts an Aktualität eingebüsst: Ob Espresso oder Cappuccino, mit Ihrem Morgenkaffee konsumieren Sie 140 Liter Wasser. Wie viel der kostbaren Ressource der belieb- te Muntermacher verschlingt, bleibt für uns unsichtbar. Denn das Wasser wird vorwiegend in anderen Weltregionen verbraucht, um den Kaffee anzubauen, zu verarbeiten, einzupacken, zu transportie- ren und den Abfall entlang dieser Kette zu entsorgen. Dieser Gesamtverbrauch wird als «Wasserfussabdruck» bezeichnet. Und der Tag hat eben erst begonnen. Wenn Sie sich zum Mittagessen ein Steak ge- nehmigen, kommen 15 000 Liter Wasser pro Kilo Fleisch hinzu, und Ihr Auto schlägt mit rund 400 000 Litern zu Buche. Besser bekannt ist das Konzept des «Was- serfussabdrucks» unter dem englischen Begriff «Water Footprint». Mit diesem An- satz lässt sich der Wasserverbrauch für die Produktion von Gütern und Tätigkeiten so- wie pro Kopf oder für ein ganzes Land be- rechnen. Je nach Verwendungsart werden drei Kategorien unterschieden: Regenwas- ser wird als «grün» bezeichnet, über‑ und unterirdisch gewonnenes Wasser (Flüsse, Grundwasser) als «blau». Weniger bekannt ist die dritte Kategorie, das «graue» Was- ser. Dieser Begriff wird für die Menge an Süsswasser benutzt, die es braucht, um die Schadstoffe, die bei einer Produktionstä- tigkeit anfallen, soweit zu verdünnen, dass das Wasser wieder Standardqualität hat. Zusammen stellen diese drei Kategorien den virtuellen Wasserverbrauch dar, der in einem Produkt enthalten ist oder durch eine Tätigkeit verbraucht wird. Doch weshalb ist es so wichtig, den Wasser- verbrauch für eine Tasse Kaffee, ein Kilo Reis oder ein Entrecôte zu kennen? Schliesslich handelt es sich beim Wasserkreislauf um einen geschlossenen Kreislauf: Der Regen WASSERKRISE: DIE SCHWEIZ IST TEIL DES PROBLEMS UND TEIL DER LÖSUNG Eine Mutter gibt ihrem Sohn zu trinken im Distrikt Charsarda in Pakistan, einer Region, die stark von den Monsunregen betroffen ist. Die DEZA hat vier thematische Global- programme lanciert, mit denen sie die Problembereiche Klimawandel, Ernäh- rungsunsicherheit, Wassermangel und Migration in der internationalen Zusam- menarbeit angehen will. Diese Heraus- forderungen haben sich durch die Glo- balisierung verschärft und machen nicht Halt an politischen Grenzen. Für Ansätze, die weltweit Wirkung zeigen, braucht es international abgestimmte Lösungen. Arme Länder sind besonders exponiert. Für sie verschärfen sich die Gefahren, die eine nachhaltige Entwicklung und eine Verringerung der Armut in Frage stellen. Die DEZA muss diese Länder in ihren Be- mühungen unterstützen, die negativen Folgen der globalen Herausforderungen einzudämmen und die dadurch notwen- digen Anpassungen zu bewältigen. Die- ser neue Ansatz wurde in der Botschaft über die internationale Zusammenarbeit verankert, die das Parlament im Septem- ber verabschiedet hat. Die Globalprogramme stellen eine neue Art der Zusammenarbeit dar. Sie ergänzen die klassischen Ansätze der Entwicklungs-
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Global brief

GLOBAL BRIEF Oktober 2012 Wasserkrise: Die Schweiz ist Teil des Problems und Teil der Lösung

OktOber 2012DirektiOnsbereich glObale Zusammenarbeit

eDitOrial

zusammenarbeit und verfolgen drei Ziele: • EinflussnahmeaufSektorpolitiken (na-

tional und international) sowie auf Nor-menundStandards,

• FörderunginnovativerAnsätze,diesichabgestimmtmitanderenAkteurenaufauf verschiedene Kontexte erweiternlassen,

• Förderung des Wissensmanagements und‑austauschs.

FürdieProgrammeWasser,Klimawandel,ErnährungssicherheitundMigrationsteht2012einBetragvon130MillionenFran-ken zur Verfügung. Grundlage der Pro-grammesinddiebreitanerkanntenKom-petenzenundErfahrungenderSchweiz.

Wie werden die Globalprogramme um-gesetzt?WelchenMehrwert bringen siefür die «traditionelle» bilaterale und mul-tilaterale Zusammenarbeit? Wie sehendie konkreten Ergebnisse aus? SolchenFragenwirdsichderGlobalBriefkünftigdreimalproJahrwidmen.

VielVergnügenbeimLesen!MichelMordasini

WasserfussabDruck: für ein besseres ressOurcenmanagement

Das Bild ist bekannt, hat aber nichts anAktualität eingebüsst: Ob Espresso oderCappuccino, mit Ihrem Morgenkaffeekonsumieren Sie 140 Liter Wasser. Wievielder kostbarenRessourcederbelieb-te Muntermacher verschlingt, bleibt füruns unsichtbar. Denn das Wasser wirdvorwiegend in anderen Weltregionen verbraucht,umdenKaffeeanzubauen,zuverarbeiten,einzupacken,zu transportie-renunddenAbfallentlangdieserKettezuentsorgen.DieserGesamtverbrauchwirdals«Wasserfussabdruck»bezeichnet.Undder Tag hat eben erst begonnen. WennSie sich zum Mittagessen ein Steak ge-nehmigen, kommen15 000 LiterWasserproKiloFleischhinzu,undIhrAutoschlägtmitrund400000LiternzuBuche.

BesserbekanntistdasKonzeptdes«Was-serfussabdrucks» unter dem englischenBegriff«WaterFootprint».MitdiesemAn-satzlässtsichderWasserverbrauchfürdieProduktionvonGüternundTätigkeitenso-wieproKopfoderfüreinganzesLandbe-rechnen.JenachVerwendungsartwerdendreiKategorienunterschieden:Regenwas-serwirdals«grün»bezeichnet,über‑undunterirdisch gewonnenes Wasser (Flüsse,Grundwasser)als«blau».WenigerbekanntistdiedritteKategorie,das«graue»Was-ser.DieserBegriffwird fürdieMengeanSüsswasserbenutzt,dieesbraucht,umdieSchadstoffe, diebei einer Produktionstä-tigkeitanfallen,soweitzuverdünnen,dassdas Wasser wieder Standardqualität hat.Zusammen stellen diese drei Kategorienden virtuellen Wasserverbrauch dar, derineinemProduktenthaltenistoderdurcheineTätigkeitverbrauchtwird.

Dochweshalbistessowichtig,denWasser-verbrauchfüreineTasseKaffee,einKiloReisoder ein Entrecôte zu kennen? Schliesslichhandelt es sich beim Wasserkreislauf umeinen geschlossenen Kreislauf: Der Regen

Wasserkrise: Die schWeiZ ist teil Des PrOblems unD teil Der lösung

eine mutter gibt ihrem sohn zu trinken im Distrikt charsarda in Pakistan, einer region, die stark von den monsunregen betroffen ist.

Die DEZA hat vier thematische Global-programme lanciert, mit denen sie dieProblembereiche Klimawandel, Ernäh-rungsunsicherheit, Wassermangel undMigration inder internationalenZusam-menarbeit angehen will. Diese Heraus-forderungen haben sich durch die Glo-balisierung verschärftundmachennichtHaltanpolitischenGrenzen.FürAnsätze,dieweltweitWirkungzeigen,brauchtesinternational abgestimmte Lösungen.Arme Länder sind besonders exponiert.FürsieverschärfensichdieGefahren,dieeine nachhaltige Entwicklung und eineVerringerungderArmutinFragestellen.DieDEZAmussdieseLänderinihrenBe-mühungen unterstützen, die negativenFolgen der globalenHerausforderungeneinzudämmenunddiedadurchnotwen-digen Anpassungen zu bewältigen. Die-ser neue Ansatz wurde in der Botschaftüber die internationale Zusammenarbeit verankert,diedasParlamentimSeptem-berverabschiedethat.

Die Globalprogramme stellen eine neueArtderZusammenarbeitdar.SieergänzendieklassischenAnsätzederEntwicklungs-

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2GLOBAL BRIEF Oktober 2012 Wasserkrise: Die Schweiz ist Teil des Problems und Teil der Lösung

dringend Handlungsbedarf: Es brauchteineoptimalereNutzungderSüsswasser-ressourcenderErde,sowohlinquantitati-verals auch inqualitativerHinsicht.DiesgiltselbstfüreinwasserreichesLandwiedie Schweiz: Zwischen 60 und 80% derLandwirtschaftserzeugnisse, die wir kon-sumieren,werdenimportiertundkönnendie Reserven in Weltregionen mit Was-serknappheit belasten. Ein aktueller Be-richt des WWF zum WasserfussabdruckderSchweiz(inZusammenarbeitmitdenzuständigenDepartementendesBundes)veranschaulicht die Beziehung zwischendiesenbeidenAspekten:«DasswirWasserverbrauchen,lässtsichnichtvermeiden.Esist auch logisch, dass die Landwirtschaftviel Wasser benötigt. Drastisch reduzie-ren müssen wir aber die Übernutzung,VerschwendungundVerschmutzungvonWasser»,präzisiertFrançoisMünger.

FragenimZusammenhangmitdergloba-lenNutzungdesSüsswassersgehörenzudenPrioritätenderDEZA.Angesetztwirdeinerseits bei der Industrie, zum Beispielmit einer Partnerschaft in Kolumbien, anderzehnUnternehmenunddieRegierungmitwirken,vorallemaberbeiderLandwirt-schaft,aufdie70%desweltweitenWasser-verbrauchsentfällt.«Internationalistabernurglaubwürdig,werkonkreteProjekteimFeld mit grossem Entwicklungspotenzialdurchführt,dieLösungenbringen»,betontPeter Bieler, Chef des GlobalprogrammsErnährungssicherheit bei der DEZA. DieDEZAfinanziertdeshalbdasIrrigatedRiceResearchConsortium(IRRC),dasinAsienneueReisanbaumethodenentwickeltundbekanntmacht. Die DEZA fördert insbe-sondere den Anbau mit abwechselndenFlutungs‑ und Trockenphasen auf denReisfeldern,derWassereinsparungenvon30%bis50%ermöglicht.Asienproduziert90% des weltweiten Reises, vorwiegend

aufbewässertenFeldern.Vietnam,Bang-ladeschunddiePhilippinenwendendieseMethode bereits an, teilweise sogar mitProduktionsgewinnen. Zahlreiche weitereRegierungen in Asienwollen dieMetho-de inZusammenarbeitmitNGOundderPrivatwirtschaft ebenfalls einführen. Dieswird es ihnen ermöglichen, die Bewirt-schaftungihrerWasserressourcenzuopti-mierenundgleichzeitigzueinerstabilerenLandwirtschaftsproduktionbeizutragen.

Um die Verwendung des Wasserfussab-drucks als Analyseinstrument weltweitzu fördern,beteiligen sichdieDEZAundweitereDepartementedesBundesanderSchaffungeiner ISO‑Norm.Sieunterstüt-zenbeidiesemkomplexenVorhabendieSchweizerische Normen‑Vereinigung unddieFirmaQuantis,ein«Spin‑off»derEid-genössischen Technischen HochschuleLausanne, das auf Ökobilanzen speziali-siertist(siehe«DreiFragenan….»).Gewis-sekonkreteProjekte,andenendieDEZAmitwirkt, könnten ebenfalls Daten zurEntwicklungdieser neuenNormbeisteu-ern,namentlichdiePartnerschaftmitderIndustrieinKolumbienodereineaktuelleStudieinVietnam.DiesesLandistaufdemWeltmarkt zum zweitgrössten Produzen-tenundzumgrösstenExporteurderwas-serintensivenKaffeesorteRobustaaufge-stiegen.DieForschungsarbeitkonzentriertsichaufdieProvinzDakLak,aufdie40%der Landesproduktion entfallen. BeteiligtsindNestlé,FachpersonenfürWasserma-nagement, ein Forschungszentrum2 und die Regierung in Hanoi. Vietnam ist eingutesBeispieldafür,wiestarkdieRessour-ceWasser unterDruck steht. Sowohl dieZunahmederbewässertenAnbauflächen,diederBevölkerungalsEinkommensquel-ledienen,alsauchdersteigendeLebens-standardderStadtbevölkerungsetzendenWasserreserven des Landes zu. Ziel derBestimmungdesWasserfussabdrucks fürdenKaffeeanbauistineinemerstenSchritt,dieKleinproduzenten,dieinderMehrheitsind,füreinensorgfältigerenUmgangmitder Ressource Wasser zu sensibilisieren.DieBerechnungwirdineinOnline‑Toolin-tegriert,dasesdenKleinproduzentenunddenandernPartnernermöglichenwird,ih-renFussabdruck inEchtzeit zuverfolgen.AmEndedieserEtappesolleineStrategieverfügbarsein,dieimgrösserenMassstabanwendbarist.

2 EDE Consulting et International WaterManagementInstitute(www.iwmi.cgiar.org)

fälltvomHimmel,speistdieunterirdischenReserven,verdunstetoderströmtinFlüssenbisinsMeer,wodasWasserverdunstetundwiederWolkenbildetusw.DiesesbekannteSchemawirdinjedemSchulbuchbehandelt.DochdasSüsswassermachtnur3%derGe-samtmasseundnur1%derfürdieMenschennutzbaren Menge aus. Diesen wertvollenAnteilmüssenwirmöglichstsinnvollbewirt-schaften. Doch die Nutzungsbedingungenhaben sich verändert. Kurz zusammenge-fasstwirdheute«dieselbeMengeWasser-ressourcen von mehr Leuten genutzt, diemehrkonsumieren»,wiees FrançoisMün-ger,ChefderSektion«Wasserinitiativen»beiderDEZA,ausdrückt.Deshalbisteinwissen-schaftlichesInstrumentwiedieBerechnungdesWasserfussabdrucksvonInteresse.

Rund ein Fünftel desWassers, das welt-weit verbraucht wird, kommt aus derErde,wobei dieserAnteil stark zunimmt.Aufgrund des BevölkerungswachstumsunddessteigendenLebensstandardshatsich derWasserverbrauch in den letzten50JahrengemässUNO1verdreifacht.DieUNOgehtdavonaus,dass90%der3Mil-liarden Menschen, die unseren Planetenbis 2050 zusätzlichbevölkernwerden, ineinem Entwicklungsland und insbeson-dere in Regionen geboren werden, diebereits Wasserprobleme haben. ImmermehrGrundwasserreservenwerdenüber-nutzt, die Flüsse führenwenigerWasser.Der Klimawandel bringt zudem eine un-regelmässigereVerteilungderRegenfällemitsich.Die«Wasserkrise»istsomitnichtinersterLiniedasErgebniseinesweltwei-tenMangels, sonderneinerungünstigenVerteilung. Wenn ein effektiver Mangelabgewendet werden soll, besteht heute

1 3.WeltwasserberichtderUNO,2009

Die reiskultur erfordert viel Wasser hier in Palung, nepal.

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3GLOBAL BRIEF Oktober 2012 Wasserkrise: Die Schweiz ist Teil des Problems und Teil der Lösung

Drei fragen an…

sebastien humbert, Forschungsdirektorvon Quantis, eines Unternehmens, dasmit Unterstützung der DEZA eine ISO‑NormzurBerechnungdesWasserfussab-druckserarbeitet.

Inwiefern wird die ISO-Norm die Be-rechnung des Wasserfussabdrucks ver-bessern?Die ISO‑Norm ermöglicht die kohärenteEvaluationeinesWasserfussabdrucksundlegtdieallgemeineStruktureinersolchenEvaluationfest.Sieerinnertinsbesonderedaran,dasseinWasserfussabdruckQuan-tität und Qualität des Wassers sowie die lokalenBedingungen,unterdenendiesesWasser verbrauchtwird, berücksichtigensollte.DiesedreiPunktewerdenimMo-mentnichtunbedingtindieBerechnungeinbezogen. Zudem wird die Norm denSchwerpunktaufeineBerechnunglegen,diedenganzenLebenszykluseinesPro-duktsodereinesUnternehmensberück-sichtigt, damit nicht Lösungen gewählt

un-Water – kOOrDinierungsinstrument

Wasser gehört zu den Prioritäten derVereintenNationen,seiesinVerbindungmitdemGesundheits‑,Nahrungs‑,Ener-gie‑oderUmweltbereich,umnureinigezunennen.DieAktivitätenvon rund31Organisationen und Programmen desUNO‑SystemshabeneinendirektenBe-zug zu Wasser. UN‑Water wurde 2003 eingerichtetmitdemZiel,den Informa-tionsaustauschunddieZusammenarbeitunterdenverschiedenenAkteurensowiemitdenexternenPartnernzukoordinie-renundzuerleichtern.Seit2008gehörtauchdieDEZAdazu.

UN‑Water ist nicht zuständig für dieDurchführung von Aktivitäten, dies be-sorgenseineMitglieder.Eskonzentriertsich vielmehr auf die folgenden dreiKernaufgaben:

• Bereitstellung von Informationen undUnterlagen als Orientierungshilfen fürdieEntscheidungsträger

• Aufbau einer Wissensdatenbank, Be-reitstellungvonBerichtenundWebsites

• BereitstellungeinerinternenDiskussi-onsplattform

werden, die das Problem einfach voneiner Etappe des Lebenszyklus’ auf eineandere verschieben (z.B. vonderVerpa-ckungaufdieProduktion).

Nach dem Gipfel von Rio 1992 verab-schiedete die UNO einen Ansatz, der als integriertes Wassermanagement bezeichnet wird (IRWM). Was bringt eine ISO-Norm im Zusammenhang mit diesem Ansatz?Die ISO‑Norm konzentriert sich auf dieBerechnungdesWasserfussabdrucksundbefasstsichnichtmitdemWassermanage-ment.DieNormistalsodemManagementvorgelagert und liefert eine gemeinsame Grundlage zur Berechnung des Wasser-fussabdrucks. Dieser bildet eine Voraus-setzungfürdasWassermanagement.

Welche Hauptschwierigkeiten stellen sich bei der Definition und Akkreditie-rung einer ISO-Norm für einen Wasser-fussabdruck, und wer wird ein Interesse an dessen Anwendung haben? Die Hauptschwierigkeit besteht darin,

UN‑WaterweistaufdenZusammenhangzwischen Wasserverfügbarkeit und Er-nährungssicherheit hin und verwendetin seinem pädagogischen Material dasKonzept des Wasserfussabdrucks. UN‑WaterveröffentlichtunteranderemDo-kumenteüberdiebisherigenFortschrittezur ErreichungderMillenniumsentwick-lungsziele, darunter ein alle drei Jahreerscheinender Bericht über den Stand,die Nutzung und die Bewirtschaftungder weltweiten Süsswasserressourcen(UNWorldWaterDevelopmentReport).DieserBerichtwirdgemeinsamvonallenUN‑Water‑Mitgliedern und in Partner-schaft mit Regierungen, internationa-len Organisationen und Forschungsin-stituten erarbeitet. Der letzte Berichterschien im März 2012 kurz vor demRio‑Gipfel+20.

Im Hinblick auf Rio+20 wurden zudemdie Ergebnisse einer Umfrage über in-tegriertes Wassermanagement veröf-fentlicht,diedasUNO‑Entwicklungspro-gramm(UNDP)fürUN‑Waterkoordinierthat und ander 130 Länder teilnahmen.GemässUmfrageführten80%derLän-derReformenimBereichdesWasserma-nagements durch, namentlich aufgrundderFolgendesBevölkerungswachstums,der Urbanisierung und des Klimawan-

etwahundertExperten,dieDutzendevonLändernvertreten,Industrieunternehmen,WissenschaftlerundPolitikersowieNGOdazuzubringen,sichaufdasKonzeptunddenGeltungsbereichdieserNormzueini-gen.EsbrauchtdazueinenKonsens,unddas braucht Zeit. Wenn aber einmal einKonsens gefunden ist, erfährt die NorminternationalgrosseAnerkennung.Unter-nehmen,dieökologischglaubwürdigseinwollen,beziehensichschonjetzt inallenBereichen auf Normen der Serie 14000.Siewerden sich fürdieNorm interessie-ren,genausowieOrganisationen,diesichinderLandwirtschaftmitPlanungs‑oderSubventionsfragenbefassen.

dels. Gewisse Regierungen berichtetenzudem, dass sich die staatlichen Refor-men, das 1992 eingeführte integrierteWassermanagement und der ErdgipfelvonRiopositivaufdenWasser‑undEnt-wicklungsbereichausgewirkthaben.Nurlangsam werden hingegen Fortschrittebei der effizienten Wassernutzung er-zielt,dennnurdieHälftederstaatlichenReformengehtdieseProblematikan.DieErgebnisse der Umfrage sind auf einerinteraktiven Karte auf der Website vonUN‑Waterzugänglich.

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4GLOBAL BRIEF Oktober 2012 Wasserkrise: Die Schweiz ist Teil des Problems und Teil der Lösung

Darum geht es

1 DerWasserfussabdruckeinesProdukts(WareoderDienstleistung)stehtfürdieMen-geanSüsswasser,dieentlangdergesamtenProduktionsketteverbrauchtwird.DabeiwerdendreiWasserkategorienunterschieden:das«grüne»Regenwasser;das«blaue»Wasser,dasausGewässernundausdemGrundwassergewonnenwird,undschliess-lichdas«graue»Wasser,dasbenötigtwird,umdasbeiderProduktionverschmutzteWasserzuverdünnen,biseswiederStandardqualitäterreicht.MitdemWasserfussab-drucklässtsichwissenschaftlichmessen,woundwannwievielWasserverbrauchtundverschmutztwurde.

2 Nur1%derweltweitenWasserreservenistfürdenMenschenzugänglichesSüsswas-ser.Wasseristlebenswichtig,dochschwindendieReservenaufgrundderwachsendenWeltbevölkerung,dessteigendenLebensstandardssowiedesKlimawandels.DeshalbmüssendieReservenbewirtschaftetwerden.DiesermöglichtderWasserfussabdruck.

3 Mehrals80%desWasserfussabdrucksderSchweizentfallenaufdieLandwirtschaft.VierFünftelderAgrarprodukte,diewirkonsumieren,sindimportiert,teilweiseausRe-gionen,dieunterWassermangel leiden.Amstärkstenbetroffen sindmarginalisierteBevölkerungsgruppen.Esistwichtig,dasssichdieSchweizimglobalenWassermanage-mentengagiert,umsomehr,alsdieLandwirtschaftfür70%desweltweitenWasserver-brauchsverantwortlichist.

4 DieSchaffungeiner ISO‑Norm fürdenWasserfussabdrucksolldazubeitragen,dassdiese Messgrösse allgemein verwendet wird. Zahlreiche Industrie‑ und Landwirt-schaftsbetriebewerdenein Interessedaranhaben,dieseNormzuübernehmen.DieDEZAunterstütztdieAusarbeitungeinerISO‑NormundführtProjektedurch,dieeinenBeitragdazuleisten.

5 WenndieSchweizbeiderVerbreitungdesKonzeptsdesWasserfussabdrucksinterna-tionalglaubwürdigwirkenwill,musssiekonkreteProjektemitLösungendurchführen,dieimgrossenMassstabanwendbarsind.IndiesemSinnehatdieDEZAinsbesonderePartnerschaftenimIndustriesektorinKolumbienundimKaffeesektorinVietnamauf-gebaut.WeitereProjektesindinPeruundChileinVorbereitung.

innOvative PrOjekte (unterwww.deza.admin.ch,Rubrik Projekte/AlleProjekte)

Swiss Bluetec BridgeImTrinkwasserbereichtätigeKMUerhal-tendieMöglichkeit,ihrefürdieÄrmstenkonzipierten Prototypen und Geschäfts-modellevorOrtzutesten.

Agri-Fin Mobile InnovationsÜberHandyverbindungenkönnenKlein-produzenten im Süden technische Bera-tungundFinanzdienstenutzen,damitsieihreErnteerträgeoptimierenundihreEin-kommenstabilisierenkönnen.

CLIMANDESEntscheidungsträger in den Andenlän-dern erhalten genaue klimarelevanteInformationen, damit sie ihreVerminde-rungsstrategien und ihre Strategien zurAnpassungandenKlimawandeloptimie-renkönnen.

Local Migration GouvernanceGemeinderegierungeninNordafrikakön-nen das notwendige Know‑How erwer-ben,umdieMigrationalsInstrumentfüreinenachhaltige lokaleEntwicklungein-zusetzen.

imPressum

herausgeber DirektionfürEntwicklungund Zusammenarbeit DEZA Direktionsbereich GlobaleZusammenarbeit Freiburgstrasse130,CH‑3003Bern E‑Mail:[email protected] www.deza.admin.ch

fotos FotoUN/Unicef/ZAK,FotoUN/JohnIsaac, FotoWeltbank/ArneHoel

Bern,Oktober2012

DiesePublikationistauchauffranzösisch undenglischerhältlich

Fischer auf dem Nil in Khartum, Sudan. Die Gesundheit der Flüsse hat einen direkten Einfluss auf die fischbestände.


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