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Was macht die Bildungsökonomik, und warum Human„kapital… · Was macht die Bildungsökonomik,...

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Was macht die Bildungsökonomik, und warum Human„kapital? Workshop „Investition in Humankapital“ des BMBF 7. Juni 2004, Bonn Ludger Wößmann
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Was macht die Bildungsökonomik, und warum Human„kapital“?

Workshop „Investition in Humankapital“des BMBF7. Juni 2004, Bonn

Ludger Wößmann

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Warum Human„kapital“?

•Bildung als Investition in Humankapital- Verursacht vorausgehende Kosten- Bringt in Zukunft Nutzen vor allem in Form höherer Einkommen! Bildung als in Menschen investiertes Kapital

•Wer in seine Bildung investiert:- Verzichtet heute auf eine anderweitige Nutzung der Ressourcen

o Opportunitätskosten der Zeit + direkte Bildungsausgaben- In der Hoffnung, dass die Bildung ihn in Zukunft produktiver macht

o Was ihm am Arbeitsmarkt durch ein höheres Einkommen entlohnt wird! Bildung ist eine Investitionsentscheidung

= Abwägung heutiger Kosten gegen zukünftige Nutzen

•Adam Smith (1776), Der Wohlstand der Nationen: - „Einen Menschen, der mit großem Aufwand an Mühe und Zeit für eine Beschäftigung

ausgebildet wurde, die außergewöhnliches Geschick und Fachkenntnis erfordert, kann man mit einer aufwendigen Maschine vergleichen. Man sollte erwarten, dass er aus seinem erlernten Beruf einen Ertrag erzielen kann, der so weit über dem üblichen Lohn für einfache Arbeit liegt, dass er ihm den gesamten Ausbildungsaufwand ersetzt, mit zumindest dem normalen Gewinn für ein gleichwertiges Kapital.“

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Was macht die Bildungsökonomik?

1. Ökonomische Konsequenzen von Bildung" Warum ist Bildung aus wirtschaftlicher Sicht wichtig?- Mikroökonomisch

o Einkommen (Bildungsrenditen – privat vs. sozial) o Arbeitslosigkeit o Nicht-monetäre Effekte (Kriminalität; Staatsbürgerbewusstsein; …)o Lebenszyklus (demographische Entwicklung …)

- Makroökonomisch o Wachstumseffekteo Verteilungseffekte

- Bildungsquantität / –qualität2. Ökonomische Ursachen von Bildung

" Wie kann die Politik die Bildung verbessern?- Einflussfaktoren auf Bildungsquantität und –qualität (alle Niveaus):

o Familiärer Hintergrundo Ressourcen (Staatsausgaben …)o Institutionelle Gestaltung des Bildungssystems (auch: Politökonomik)

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Bildung und Produktivität– Mikroökonomisch –

•Relatives Einkommen nach Bildungsstand:- Höhere Sekundarbildung = 100; 25- bis 64-jährige Bevölkerung mit Erwerbseinkommen, letztes

verfügbares Jahr (1998-2001); Quelle: basierend auf OECD 2002.

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weniger als höhere Sekundarbildung höhere Sekundarbildung Hochschulbildung

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Bildung und Produktivität– Mikroökonomisch –

•Bildungsrenditen („Verzinsung“ des Humankapitals!): - Quelle: Basierend auf de la Fuente (2003).

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Lohneffekte von Bildung– Bildungsquantität vs. –qualität –

•Die Renditen auf beobachtbare Bildungsquantität und unbeobachtbare Bildungsqualität im Verlaufe des Erwerbslebens:

- Quelle: Altonji & Pierret (QJE 2001) auf der Basis von Daten des National Longitudinal Survey of Youth(NLSY) und des Armed Forces Qualification Test (AFQT).

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1 SA Akademische Leistung (AFQT)

Erwerbserfahrung (Jahre)

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Bildung und Arbeitslosigkeit

•Arbeitslosenrate nach Bildungsniveau:- 30- bis 44-jährige Männer, 2001; Quelle: basierend auf OECD 2002.

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weniger als höhere Sekundarbildung höhere Sekundarbildung Hochschulbildung

Prozent

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Bildung und Produktivität– Makroökonomisch –

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Physisches Kapital

Nicht erklärtes

Residuum

Humankapital: Schuljahre

36%

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Physisches Kapital

Nicht erklärtes

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Humankapital: Schuljahre und Schulqualität

•Aufteilung internationaler Unterschiede im Output pro Arbeiter:- Quelle: Wößmann (JESur 2003).

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Ausbildung: Betriebliche Kosten– Kurzfristiger Nutzen für Azubis –

•Entwicklung der Ausbildungsvergütung:- Im Vergleich zu den Tariflöhnen und –gehältern; Anstieg seit 1976 in Prozent; früheres Bundesgebiet. - Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Beicht (1997), BIBB (2004), StatBA (v.J.).

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Ausbildungsvergütung

Tariflöhne und -gehälter

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•Struktur der Ausbildungszeiten im Handwerk, 1991 und 2000:- Durchschnittliche Anzahl der Tage pro Auszubildenden und Jahr;

Quelle: Bardeleben et al. (1995), Beicht et al. (2004).

Ausbildung: Nutzen– Für Betriebe vs. für Azubis –

1991Krankheitstage

Urlaub, sons tige freie Tage

Sonstige Lehrgänge

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Betrieblicher Arbeitsplatz

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Ökonomische Bedeutung der Bildung– Öffentliche Haushalte –

• Bildungsetats als wichtiger Teil der öffentlichen Budgets (StatBA 2003):- In Deutschland machen öffentliche Ausgaben für „Schulen, Hochschulen und

übriges Bildungswesen“ 8,5% der gesamten öffentlichen Ausgaben aus (2000). - Mehr als das 3-fache der öffentlichen Ausgaben für „Verteidigung“ oder für

„Verkehr und Nachrichtenwesen“.- 29% der Landeshaushalte.

(19% der Gemeindehaushalte.)- 27% der Personalausgaben

aller öffentlichen Haushalte.- 31% der Beschäftigten

aller Gebietskörperschaften.o Beschäftigte der

Gebietskörperschaften nach Aufgabenbereichen, 2002 (StatBA 2003):

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Allgemein bildende und berufliche

Schulen

Hoch-schulen

Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Rechtsschutz

Gesundheit, Umwelt, Sport und Erholung

Politische Führung

Soziale Sicherung

Verteidi-gung

Finanz-verwaltung

Übrige Bereiche

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TIMSS-Mathematik-Leistung

Indikator des Familieneinflusses

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Ursachen der Bildungsqualität– Familien –

- Quelle: Wößmann (2004).

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Ursachen der Bildungsqualität– Ressourcen –

• Empirische Evidenz:1. Unterschiede zwischen Ländern

- Bildungsausgaben- Klassengrößen- Materielle Ausstattung- Unterrichtszeiten- Lehrerausbildung

2. Veränderungen über die Zeit3. Unterschiede zwischen Schülern/Schulen eines Landes

- Konventionelle Daten; Experimente; „Quasi- (natürliche)“ Experimente- Klassengrößeneffekte (Wößmann 2004):

o Konventionelle Daten: In Europa oftmals: bessere Leistung in größeren Klassen!

o Quasi-experimentelle Evidenz für Deutschland (Mathematik): Substantielle Effekte können statistisch ausgeschlossen werden

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Ursachen der Bildungsqualität– Institutionen –

JaNein

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Zentrale Abschluss-prüfungen

Schule hat Gehaltsautonomie

Mathematik-leistung in

TIMSS/TIMSS-R

(gleiches Bild in PISA)

- Quelle: Wößmann (2003).

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Bildungspolitisch verwertbare Mikroaspekte der Bildungsökonomik

• Bildung als wertvolle Investition in das eigene Human„kapital“

1. Warum ist Bildung wirtschaftlich wichtig? (Konsequenzen)- Einkommen nach Bildungsstand (Bildungsrenditen) und –qualität

# II. Bildungsrenditen: Kosten und Nutzen von Bildungsinvestitionen- Arbeitslosigkeit - Makroökonomische Produktivität und Wachstum- Kosten und Nutzen der Berufsausbildung- Bildung als wichtiger Teil der öffentlichen Budgets

2. Wie kann Politik die Bildung verbessern? (Ursachen)- Familiärer Hintergrund- Ressourcen

# I. Input-Output-Relationen im Bildungssystem- Institutionelle Gestaltung des Bildungssystems

- Accountability, Autonomie, Anreize, Wahlfreiheit, privates Management, Vorschulfinanzierung, Studiengebühren, Dauer des Hochschulstudiums

# III. Wettbewerb, Dezentralisierung und Standards im Bildungssystem

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Offene Forschungsfelder– Einige Beispiele –

•Was bestimmt die Bildungsrenditen?- Aufbauend auf Was ist? → Warum?

•Renditen auf unterschiedliche Bildungsgänge und -fächer•Deutsche „Bildungsproduktionsfunktionen“

- (TIMSS), PISA, IGLU

•Was bestimmt die Chancengleichheit im Bildungssystem?- Welchen Einfluss hat die Mehrgliedrigkeit des Schulsystems? - Welchen Einfluss haben Vorschulmaßnahmen?

•Effekte von Schulwettbewerb, Schulwahl und Schulautonomie - In Deutschland und Europa- Sowohl empirisch als auch theoretisch:

Daten, Annahmen und Parameter bisher fast nur aus US-System

•Experimentelle Studien zu Reformen und Interventionen…! Grundvoraussetzung: Daten und Datenzugang !!!

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Vernetzung der Forschung– EENEE –

• „Europäisches Expertennetzwerk Bildungsökonomik“- European Expert Network on Economics of Education (EENEE)

o Förderung: Europäischen Kommission, Generaldirektion Bildung und Kulturo Koordination: ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

- www.education-economics.org als Forum für Bildungsökonomik in Europa:www.education-economics.org

Economics of Education

EENEE

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