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Was macht das Papamobil in Pratteln?€¦ · SonntagsZeitung 8021 Zürich 20. Oktober 2019 Rico...

Date post: 18-Oct-2020
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Was macht das Papamobil in Pratteln? Hermann Alexander Beyeler stieg vom Autolackierer auf zum Multimillionär. Der Unternehmer mit Kontakt zum Papst lässt sich eine Ausstellung zur Schweizergarde 500000 Franken kosten Rico Bandle Pratteln BL Es sei etwa einen Mo- nat her, seit er Papst Franziskus letztmals gesehen habe, erzählt Hermann Alexander Beyeler. Und zwar in der Kantine des Do- mus Sanctae Marthae, wo der Papst lebt. «Er holt sich mittags wie alle andern die Pasta am Buf- fet, schiebt den Teller in den Mik- rowellenherd und beobachtet, wie der Timer rückwärts zählt.» Beyeler übernachtet bei seinen Vatikan-Aufenthalten ebenfalls im Domus Sanctae Marthae. Ganz nahe beim Papst. «Der Heilige Va- ter hat kein besseres Zimmer als alle andern», sagt der 67-jährige Immobilien-Unternehmer. Als grosser Gönner der Schweizergar- de erhält er Zugang zu Bereichen, die normalen Leuten verborgen bleiben. Papst Franziskus kenne ihn sogar mit Namen. Die Bescheidenheit Franziskus’ fasziniert Beyeler, obschon der Lu- zerner eigentlich dem pompösen Auftritt zugeneigt ist. Wenn er ir- gendwo mit seiner exklusiven Maybach-Limousine vorfährt, zieht er sämtliche Blicke auf sich. Seine Büros in der Industriezone in Pratteln sind mit Stuckatur und Deckengemälden ausgestattet, wie ein italienischer Palazzo. In einem der Räume steht der nachgebaute Schreibtisch John F. Kennedys aus dem Weissen Haus. Ein gewöh- nungsbedürftiger Stilmix, der aber zu dem umtriebigen Geschäfts- mann passt. Nun organisiert Beyeler in sei- nen Räumlichkeiten eine aufwen- dige Ausstellung zu Geschichte und Gegenwart der Schweizergar- de, mit historischen Uniformen, Rüstungen und Papstgewändern. Als Höhepunkt wird das Original- Papamobil von Papst Benedikt XVI. zu sehen sein: Ein blüten- weisses Luxusgefährt mit Panzer- glasaquarium und Papstthron, das sonst im Mercedes-Museum in Stuttgart zu sehen ist. Eine halbe Million Franken lässt sich Beyeler die Ausstellung kosten. 50000 Franken hat er al- leine für bauliche Massnahmen aufgewendet, damit das 2,8 Meter hohe Papamobil mittels eines Hebekrans durch eine neu erstell- te Luke in den Ausstellungsraum im ersten Stock gehievt werden konnte. Die Immobilien-Krise der 1990er spülte ihn nach oben Dass er einmal das exklusivste Auto der Welt beherbergen darf, hätte sich der gelernte Autolackie- rer wohl nie erträumt. Seine Eltern hatten eine Tankstelle in Littau LU, zuletzt waren sie von der Sozial- hilfe abhängig. Beyeler selbst stand in jungen Jahren vor dem Nichts, als giftige Autolacke seine Gesund- heit angegriffen hatten und er sei- nen Beruf aufgeben musste. Die Immobilienkrise Anfang der 1990er-Jahre ermöglichte sei- nen erstaunlichen Aufstieg. Viele Immobilienbesitzer konnten ihre überschuldeten Objekte nicht hal- ten, die Banken blieben auf den Häusern sitzen. Beyeler kaufte sie ihnen günstig ab und verkaufte sie umgehend weiter. Dabei agierte er quasi als Mittelsmann, wodurch kein eigener Kapitaleinsatz nötig war. Ein Riesengeschäft. Der grosse Durchbruch gelang ihm 2001: In Pratteln übernahm er das brachliegende Industriegelän- de der zum Georg-Fischer-Konzern gehörenden Buss-Gruppe. Beyeler bebaute das 63 000 Quadratmeter grosse Areal und vervielfachte des- sen Wert. Vor wenigen Jahren er- warb seine Firma in Pratteln ein zu¬ SonntagsZeitung 8021 Zürich Rico Bandle 20. Oktober 2019 Seite 11 Auflage 158'924 Ex. Reichweite 581'000 Leser Erscheint woe Fläche 100'900 mm 2 Wert 23'300CHF tel. +41 41 531 22 15 www.newsradar.ch 1/3 Clipping-Seite
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Was macht das Papamobil in Pratteln?

Hermann Alexander Beyeler stieg vom Autolackierer auf zum Multimillionär. Der Unternehmer mit Kontakt zum Papst lässt sich eine Ausstellung zur Schweizergarde 500000 Franken kosten

Rico Bandle

Pratteln BL Es sei etwa einen Mo-nat her, seit er Papst Franziskus letztmals gesehen habe, erzählt Hermann Alexander Beyeler. Und zwar in der Kantine des Do-mus Sanctae Marthae, wo der Papst lebt. «Er holt sich mittags wie alle andern die Pasta am Buf-fet, schiebt den Teller in den Mik-rowellenherd und beobachtet, wie der Timer rückwärts zählt.»

Beyeler übernachtet bei seinen Vatikan-Aufenthalten ebenfalls im Domus Sanctae Marthae. Ganz nahe beim Papst. «Der Heilige Va-ter hat kein besseres Zimmer als alle andern», sagt der 67-jährige Immobilien-Unternehmer. Als grosser Gönner der Schweizergar-de erhält er Zugang zu Bereichen, die normalen Leuten verborgen bleiben. Papst Franziskus kenne ihn sogar mit Namen.

Die Bescheidenheit Franziskus’ fasziniert Beyeler, obschon der Lu-zerner eigentlich dem pompösen Auftritt zugeneigt ist. Wenn er ir-gendwo mit seiner exklusiven Maybach-Limousine vorfährt, zieht er sämtliche Blicke auf sich. Seine Büros in der Industriezone in Pratteln sind mit Stuckatur und Deckengemälden ausgestattet, wie

ein italienischer Palazzo. In einem der Räume steht der nachgebaute Schreibtisch John F. Kennedys aus dem Weissen Haus. Ein gewöh-nungsbedürftiger Stilmix, der aber zu dem umtriebigen Geschäfts-

mann passt. Nun organisiert Beyeler in sei-

nen Räumlichkeiten eine aufwen-dige Ausstellung zu Geschichte und Gegenwart der Schweizergar-de, mit historischen Uniformen, Rüstungen und Papstgewändern. Als Höhepunkt wird das Original-Papamobil von Papst Benedikt

XVI. zu sehen sein: Ein blüten-weisses Luxusgefährt mit Panzer-glasaquarium und Papstthron, das sonst im Mercedes-Museum in Stuttgart zu sehen ist.

Eine halbe Million Franken lässt sich Beyeler die Ausstellung kosten. 50000 Franken hat er al-leine für bauliche Massnahmen aufgewendet, damit das 2,8 Meter hohe Papamobil mittels eines Hebekrans durch eine neu erstell-te Luke in den Ausstellungsraum im ersten Stock gehievt werden konnte.

Die Immobilien-Krise der 1990er spülte ihn nach oben

Dass er einmal das exklusivste Auto der Welt beherbergen darf, hätte sich der gelernte Autolackie-rer wohl nie erträumt. Seine Eltern hatten eine Tankstelle in Littau LU, zuletzt waren sie von der Sozial-hilfe abhängig. Beyeler selbst stand in jungen Jahren vor dem Nichts, als giftige Autolacke seine Gesund-heit angegriffen hatten und er sei-nen Beruf aufgeben musste.

Die Immobilienkrise Anfang der 1990er-Jahre ermöglichte sei-nen erstaunlichen Aufstieg. Viele Immobilienbesitzer konnten ihre überschuldeten Objekte nicht hal-ten, die Banken blieben auf den Häusern sitzen. Beyeler kaufte sie ihnen günstig ab und verkaufte sie umgehend weiter. Dabei agierte er quasi als Mittelsmann, wodurch kein eigener Kapitaleinsatz nötig war. Ein Riesengeschäft.

Der grosse Durchbruch gelang ihm 2001: In Pratteln übernahm er das brachliegende Industriegelän-de der zum Georg-Fischer-Konzern gehörenden Buss-Gruppe. Beyeler bebaute das 63 000 Quadratmeter grosse Areal und vervielfachte des-sen Wert. Vor wenigen Jahren er-warb seine Firma in Pratteln ein zu¬

SonntagsZeitung8021 Zürich

Rico Bandle

20. Oktober 2019Seite 11

Auflage 158'924 Ex.Reichweite 581'000 LeserErscheint woeFläche 100'900 mm2

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sätzliches Areal von 20000 Quad-ratmetern Grösse. Darauf soll eine 300 Millionen Franken teure Über-

bauung zu stehen kommen, inklu-sive Hochhaus. Baustart ist für 2021 vorgesehen.

Hermann Alexander Beyeler gibt sich gerne grosszügig, spen-det dem Vernehmen nach jährlich mehrere Hunderttausend Franken. Er habe sämtliche Sozialhilfebezü-ge der Eltern freiwillig der Gemein-de zurückbezahlt, nachdem diese gestorben waren, erzählt er. Trotz-dem erfährt er nur wenig öffent-liche Anerkennung. Dass sowohl die Alt-Bundesrätinnen Ruth Metzler, Präsidentin der Stiftung der Schweizergarde, als auch Do-ris Leuthard, Leiterin des Patro-natskomitees für die neue Kaser-ne der Schweizergarde, sich für die Ausstellungseröffnung abgemel-det haben, dürfte kaum mit Ter-minproblemen zu tun haben.

Er will Gemälde von Rubens und Caravaggio besitzen

Beyelers exzentrischer Auftritt ist offensichtlich vielen Leuten sus-pekt. 2014 hatte er an der Frank-furter Buchmesse einen grossen Ausstellungsstand gemietet, um

sein eigenes, im Eigenverlag her-ausgegebenes Buch zu präsentie-ren. Ein Thriller nach dem Vorbild von Dan Brown. 200 000 Franken habe ihn dieser Spass gekostet. Das Schweizer Fernsehen widmete ihm Vorjahren eine Dokumentation, in der er darlegte, dass er ein direkter Nachfahre von Zar Alexander sei.

Beyeler hat einen Hang zu Ge-schichten, die dermassen spekta-kulär sind, dass man nie Weiss, wie viel davon wahr ist und wie viel

seiner Fantasie entsprungen. Ist man mit ihm zusammen, sprudelt es nur so heraus. Seit Jahren er-zählt er von einer hollywoodwür¬

digen Verfilmung seines ersten Thrillers, die kurz bevorstehe. Sei-ne Kunstsammlung enthalte Ori-ginale von Peter Paul Rubens und Caravaggio, im Wert von über 100 Millionen Franken.

Ausgewählten Gästen präsen-tiert er in Pratteln gerne den gepan-zerten Tresorraum mit den wert-vollsten Bildern. Ob das prächtige, mehrere Hundert Jahre alte Gemäl-de, das da hängt, tatsächlich von Rubens stammt oder aus dessen nahem Umfeld, ist selbst für Fach-leute schwer eruierbar. Für einen Laien unmöglich - trotz der auf

wendigen Experten-Gutachten, die Beyeler vorlegt. Jedenfalls lieh er sein mutmassliches Rubens-Ge-mälde «Die Statue der Ceres» 2007 der Eremitage in St. Petersburg, wo es neben dem «Ceres»-Zwillings-gemälde hing, das einst Katharina II. gekauft hatte - der Höhepunkt seiner Sammlertätigkeit. Kritiker allerdings monierten, dies sei nur durch grossen Geldeinsatz möglich geworden. Für Beyeler sind dies bloss «Neider».

Dass Beyeler nun so viel Auf-wand für eine Ausstellung über die Schweizergarde betreibt, habe mit seinem Glauben zu tun. Ihm sei in seinem Leben nichts in die Wiege gelegt worden, er habe sich alles selber erkämpfen müssen, sagt er. «Ohne den lieben Gott wäre das nicht möglich gewesen.» Er sehe sich verpflichtet, die Schweizergar-de zu unterstützen. «Seit über 500 Jahren sind junge Schweizer bereit, ihr Leben für den Papst zu lassen. Darauf können wir stolz

sein.»

Päpstliche Schweizergarde. Die aussergewöhnliche Berufsausstellung. 26. Oktober bis 30. November, Galerie Beyeler, Gallenweg 19, Pratteln

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Auflage 158'924 Ex.Reichweite 581'000 LeserErscheint woeFläche 100'900 mm2

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Hermann Alexander Beyeler - hier in seiner Ausstellung - musste bauliche Anpassungen vornehmen, um das Papamobll In die Galerie hieven zu können Fotos: Kostas Maros

«Darauf können wir stolz sein»: Als gläubiger Katholik

fühlt sich Beyeler verpflichtet,

die Schweizergarde zu unterstützen, die seit

über 500 Jahren den Papst schützt

Clipping-Nr. 2452682497tel. +41 41 531 22 15

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