Was könnte die Politik tun, um
Agrarpreisschwankungen entgegenzuwirken?
Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Kirschke und Dr. Astrid Häger
Humboldt-Universität zu Berlin
Vortrag auf der DAF-Tagung 2009
am 29./30. Oktober in Braunschweig, vTI
Humboldt-Universität zu Berlin, FG Agrarpolitik
Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Kirschke DAF_2009_BS.ppt
• Problem- und Ausgangslage
• Historische Ansätze und Erfahrungen
• Theoretische Überlegungen
• Aktuelle Diskussion
• Fazit
Gliederung
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Problem- und Ausgangslage
Quelle: Filler (2009), auf der Grundlage von ZMP-Statistiken
40
80
120
160
200
240
280
320
360
400
440
480
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
€/t
Q-Weizenpreis Braugerstenpreis Rapspreis (00-Qualität)
Raps
Gerste
Weizen
Monatliche Erzeugerpreise für Weizen, Gerste und Raps
in Deutschland, 1993 - 2008
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Problem- und Ausgangslage
Quelle: Filler (2009), auf der Grundlage von ZMP-Statistiken
Monatliche Auszahlungspreise für Schweine- und Rindfleisch
in Deutschland, 1993 - 2008
0.20
0.70
1.20
1.70
2.20
2.70
3.20
3.70
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
€/k
g S
G
Schlachtschweinepreis (E-P) Jungbullenpreis (R3)
Rindfleischpreis
Schweinefleischpreis
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Problem- und Ausgangslage
„Alte“ Weisheiten und „neue“ Rahmenbedingungen
• Wetter/Klima, Elastizitäten, Kingsche Regel
• Instabilität: Mengen, Preise, Erlöse, Einkommen
• Rolle des Handels
• Rolle der Politik
Menge
PreisA1
A2
N
p1
p2
q1 q2
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Problem- und Ausgangslage
Monatliche Milcherzeugerpreise in Deutschland, 1993 - 2009
21
26
31
36
41
93
94
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
05
06
07
08
09
Cen
t/kg
Milchpreis (3,7 % Fett, 3,4 % Eiweiß)
Quelle: Filler (2009), auf der Grundlage von ZMP-Statistiken
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Problem- und Ausgangslage
„Festung Europa“: Protektion und Stabilität
Menge
Preis
A‘
N
pEU
pW
qd qs
AA‘‘
Menge
Preis
N
pEU
pW
qd qs
A
pW‘‘
pW‘
Rückgang der Exporterstattungen
Zunahme der Exporterstattungen
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Problem- und Ausgangslage
Neue Aufgaben für Unternehmen und Politik nach der „Festung Europa“:
• Privates Risikomanagement !
• Unterstützung durch den Staat ?
• Stabilisierung als gesellschaftliches Ziel ?
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Historische Ansätze und Erfahrungen
Friedrich Overbeck: Die sieben mageren Jahre, Freskenzyklus der Casa Bartholdy, Berlin, Alte Nationalgalerie (1816-17)Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9e/Friedrich_Overbeck_005.jpg
Josef in Ägypten
• Erfolgreiche Politikberatung
• Maxime: Spare in der Zeit, so hast Du in der Not!
• Staatliche Lagerhaltung
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Historische Ansätze und Erfahrungen
Staatliche Lagerhaltung und Erzeugerpreise für Weizen und
Milchprodukte in der EU, 1977-2000
• Ohnmacht staatlicher Lagerhaltung / Marktinterventionen
• Weitere Beispiele: Sahel, Indien
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, versch. Jgg.
0
100
200
300
0
2.500
5.000
7.500
10.000
12.500
Erzeuger-preise (D)
€/t
Lager-haltung (EU) 1.000 t
Weizen
0
100
200
300
400
0
250
500
750
1.000
1.250
1.500
Erzeuger-preise (D)
€/t
Lager-haltung (EU) 1.000 t
Milch und Milchprodukte
MagermilchpulverButter
Milch
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Historische Ansätze und Erfahrungen
Internationale Rohstoffabkommen und buffer stocks
• UNCTAD, Rohstoffabkommen, Gemeinsamer Fonds für Rohstoffe
• Scheitern von Marktinterventionen
Quelle: Gilbert, Ch. (1996): International Commodity Agreements: An Obituary Notice. In: World Development 24 (1): 8, 10
US
Cen
t/lb
Weltkakaomarkt Weltkaffeemarkt
US
Cen
t/lb
PreisentwicklungPreisentwicklung
Angestrebtes
Preisband
Angestrebtes
Preisband
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Theoretische Überlegungen
Ist Stabilisierungspolitik überhaupt erforderlich?
pW
qdqs
pW‘‘
pW‘
• Wohlfahrts- und Verteilungseffekte
• Risikoaversion (Unternehmer, Konsumenten)
• Unternehmer: Risiko und Chancen
• Marktversagen?
• Stabilisierung als gesellschaftliches Ziel?
Menge
PreisA
N
Wohlfahrtsverlust
bei hohem Weltmarktpreis
Wohlfahrtsgewinn
bei niedrigem Weltmarktpreis
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Theoretische Überlegungen
Was heißt Stabilisierung?
• Instabilität und Erwartungen der Akteure
• Was soll Stabilisierungspolitik erreichen?
Trend
Schweinefleischpreis Deutschland, 1993-2008
(monatliche Auszahlungspreise)
Status quo
statistische Prognose
(naive Prognose)
ökonomische Prognose
Cobweb-Modell
Zeit
Preis
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Theoretische Überlegungen
Wie wirkt Stabilisierungspolitik und wie kann man sie bewerten?
(Beispiel: Klimaanpassungspolitik)
• Verschiebung von Verteilungen (Erwartungswert, Varianz)
• Kosten-Nutzen-Analyse (Niveaueffekt)
• Bewertung der Varianzreduktion - für wen?
- Kosten?
- Verlagerung von Instabilität
• Optimale Politik?
Produktion
Dichte-
funktion
nach
Klimawandel
mit
Klimaanpassungspolitik
vor
Klimawandel
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Theoretische Überlegungen
Welche Handlungsoptionen gibt es bei Unsicherheit?
Privates
Risiko-
management
Markt-
versagen
Gesellsch.
Ziel
• Verminderung von Unsicherheit
- Informationssuche
- Produktionstechnische Anpassungen
? ()
• Vermeiden negativer Folgen von Unsicherheit
- Lagerhaltung
- Kassenhaltung
- Handel
- Versicherung
- Terminmärkte
• Entscheiden bei Unsicherheit
- Erwartungswert
- Risikoabschlag, Diversifizierung
- -Nutzenfunktion
- Spezielle Regeln: maximax, maximin etc.
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Aktuelle Diskussion
„International Mainstream“ zum Risikomanagement:
Weltentwicklungsbericht 2008
Marktintervention
• Preiskorridore
• Staatliche Lagerhaltung
• Strategische Reserven
Grundbedingungen
• Good governance
• Makroökonomische
Grundlagen Verbesserung der Effizienz von
Märkten
• Markt-Informations-System
• Rohstoffbörsen/Termingeschäfte
• Güteklassen/Standards
• Warehouse receipts
• Ertragsversicherungen/
wetterbasierte Versicherungen
• Sicherheitsnetze
• (Regionaler) Handel
• Züchtung/Instandhaltungsforschung
• Klimaanpassungspolitik
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Aktuelle Diskussion
Stabilisierungspolitik und Risikomanagement in Deutschland und der EU
Europäischer Rahmen
• Weiterentwicklung der
Marktordnungen?
• Ertragsversicherungen!
• Beihilferecht (VO 2006)
• Health Check
(Art. 68, 2. Säule)
• Direktzahlungen als
Einkommenssicherung?
Deutschland
• Notfall- und Katastrophenhilfe
• Ertragsversicherungen
(Einzel-, Mehrgefahren-, indexbasierte Versicherungen)
(Rückversicherung)
(Erlöse, Einkommen)
(Wettbewerbsfähigkeit)
• Risikofonds auf Gegenseitigkeit
• Steuerliche Regelungen / Risikoausgleichsrücklage
• Direktzahlungen als Stabilisierungsinstrument
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Fazit
Theorie der Stabilisierungspolitik?
Stabilisierungs-
politik
Lagerhaltung
Volkswirtschaftliche
Entwicklung
Marktintervention
Marktinformation
Markteffizienz
Technologien /
Forschung Markt
vs.
Staat
Neue
Instrumente
?
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• Stabilisierungspolitik: „altes“ und „neues“ wichtiges Ziel
der Agrarpolitik
• Die klassische Stabilisierungspolitik (Lagerhaltung,
Marktintervention) hat ausgedient.
• Reicht die Verbesserung der Effizienz der Märkte?
• Welche neuen, intelligenten Instrumente können Stabilisierung
fördern?
• Stabilisierung ist kein neuer Legitimationstatbestand für
Subventionen.
Fazit
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit