+ All Categories
Home > Documents > Wal Buchenberg - Marx's Kapital

Wal Buchenberg - Marx's Kapital

Date post: 18-Jun-2015
Category:
Upload: tellguillermo
View: 462 times
Download: 3 times
Share this document with a friend
486
1 Kapital I.1-55 Karl Marx: Das Kapital Kritik der politischen Ökonomie Erster Band Vorwort zur ersten Auflage (1867) „Aller Anfang ist schwer, gilt in jeder Wissenschaft. Das Verständnis des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen... Dem Ungebildeten scheint sich ihre Analyse in bloßen Spitzfindigkeiten herumzutreiben. Es handelt sich dabei in der Tat um Spitzfindigkeiten, aber nur so, wie es sich in der mikrologischen Anatomie darum handelt. Mit Ausnahme des Abschnitts über die Wertform wird man daher dies Buch nicht wegen Schwerverständlichkeit anklagen können. Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen.“ K. Marx, Kapital I : 11f. Erstes Buch Der Produktionsprozess des Kapitals Erster Abschnitt Ware und Geld 1. Kapitel Die Ware 1) Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße) „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.“ K. Marx, Kapital I : 49. „Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache.“ K. Marx, Kapital I : 49. „Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. ... Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden
Transcript
Page 1: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

1

Kapital I.1-55

Karl Marx: Das Kapital

Kritik der politischen Ökonomie

Erster Band

Vorwort zur ersten Auflage (1867)

„Aller Anfang ist schwer, gilt in jeder Wissenschaft. Das Verständnis des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen... Dem Ungebildeten scheint sich ihre Analyse in bloßen Spitzfindigkeiten herumzutreiben.

Es handelt sich dabei in der Tat um Spitzfindigkeiten, aber nur so, wie es sich in der mikrologischen Anatomie darum handelt.

Mit Ausnahme des Abschnitts über die Wertform wird man daher dies Buch nicht wegen Schwerverständlichkeit anklagen können. Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen.“ K. Marx, Kapital I : 11f.

Erstes Buch

Der Produktionsprozess des Kapitals

Erster Abschnitt

Ware und Geld

1. Kapitel

Die Ware

1) Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße)

„Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.“ K. Marx, Kapital I : 49.

„Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache.“ K. Marx, Kapital I : 49.

„Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. ... Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden

Page 2: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

2

Gesellschaftsform bilden sie zugleich den stofflichen Träger des - Tauschwerts.“ K. Marx, Kapital I : 50.

„Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives. ... Betrachten wir die Sache näher.“ K. Marx, Kapital I : 50f.

„Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedener Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedener Quantität sein. ... Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. ... Diese Dinge stellen nur noch dar, dass in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt ... ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Substanz sind sie Werte - Warenwerte.“ K. Marx, Kapital I : 52.

„Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert.“ K. Marx, Kapital I : 53.

„Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein.“ K. Marx, Kapital I : 55. (Weil es keine Arbeit enthält wie Luft, wildwachsendes Holz etc. wb).

„Ein Ding kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein.“ (Wenn es für den Eigenbedarf oder z.B. für Familienmitglieder und nicht für den Verkauf, d. h. den Austausch gemacht worden ist wb) ... „Um Ware zu werden muss das Produkt dem andern, dem es als Gebrauchswert dient, durch den Austausch übertragen werden.“ K. Marx, Kapital I : 55.

„Endlich kann kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos ... und bildet daher keinen Wert.“ (z.B. Ausschuss wb) K. Marx, Kapital I : 55

„Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht ... ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen ‚wertbildenden Substanz‘ der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst misst sich an ihrer Zeitdauer. ...“ K. Marx, Kapital I : 53.

„Es könnte scheinen, dass... je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit. ... Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft ... gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die andre, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht.“ K. Marx, Kapital I : 53.

„Es ist also nur ... die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt ... Waren, worin gleich große Arbeitsquanta

Page 3: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

3

enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe Wertgröße.“ K. Marx, Kapital I : 54.

„Die Wertgröße einer Ware bliebe daher konstant, wäre die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit konstant. Letztere wechselt aber mit jedem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 54.

„Allgemein: Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert.“ K. Marx, Kapital I : 55.

Kapital I.: 56-61

Marx beginnt mit der Analyse der Ware.

Ein Ding oder eine Dienstleistung muss zunächst ein menschliches Bedürfnis befriedigen, also nützlich sein (= Gebrauchswert haben) und es/sie muss menschliche Arbeit enthalten (= Warenwert oder Wert haben). Schließlich muss das Ding oder die Dienstleistung mit dieser doppelten Eigenschaft für den Austausch, also den Markt oder Verkauf produziert worden sein.

Es gibt nach dieser Definition also Dinge, die einen Gebrauchswert haben, ohne Wert zu haben (z. B. die Luft), es gibt menschliche Produkte oder Dienstleistungen, die keine Waren sind, weil sie nicht für den Austausch (Verkauf) gemacht sind (, sondern z.B. für den Eigenbedarf oder für Familienmitglieder). Und es gibt Produkte, die zwar Arbeit enthalten, aber nutzlos sind, und daher keinen Wert haben (wie z.B. Produktionsausschuss). Wert haben nur Waren, die auch einen Gebrauchswert haben.

Der Wert einer bestimmten Ware bleibt im Laufe der Zeit nicht unverändert, sondern wechselt mit der zu ihrer Herstellung durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit; letztere verändert sich mit jedem Wechsel der Produktivkraft der Arbeit [Produktivität].

(Text geändert auf Hinweis eines aufmerksamen Lesers.)

Wodurch die Produktivität der Arbeit sich ändert, wird später noch erklärt.

2) Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit

„Ursprünglich erschien uns die Ware als ein Zwiespältiges, Gebrauchswert und Tauschwert. Später zeigte sich, dass auch die Arbeit, soweit sie im Wert ausgedrückt ist, nicht mehr dieselben Merkmale besitzt, die ihr als Erzeugerin von Gebrauchswerten zukommen. Diese zwiespältige Natur der in der Ware enthaltenen Arbeit ist zuerst von mir kritisch nachgewiesen worden. Da dieser Punkt der Springpunkt ist, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht, soll er hier näher beleuchtet werden.“ K. Marx, Kapital I : 56.

Page 4: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

4

Arbeit, sofern sie einen Gebrauchsgegenstand schafft oder eine Dienstleistung hervorbringt, ist eine „bestimmte Art produktiver Tätigkeit. Sie ist bestimmt durch ihren Zweck, Operationsweise, Gegenstand, Mittel und Resultat. Die Arbeit, deren ... Produkt ein Gebrauchswert ist, nennen wir kurzweg nützliche Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 56.

„Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung der Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln.“ K. Marx, Kapital I : 57.

„Die Gebrauchswerte Rock, Leinwand usw. kurz die Warenkörper, sind Verbindungen von zwei Elementen, Naturstoff und Arbeit. ... Der Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d. h. nur die Formen der Stoffe ändern. Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung selbst wird er beständig unterstützt von Naturkräften. Arbeit ist also nicht die einzige Quelle der von ihr produzierten Gebrauchswerte, des stofflichen Reichtums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und die Erde seine Mutter.“ K. Marx, Kapital I : 57-58.

„Gehen wir nun von der Ware, soweit sie Gebrauchsgegenstand, über zum Waren-Wert.“ K. Marx, Kapital I.: 58.

„Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, dass sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ist ... produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw. ...

Der Wert der Ware ... stellt menschliche Arbeit schlechthin dar, Verausgabung menschlicher Arbeit überhaupt.“ K. Marx, Kapital I. : 58-59.

Bei der nützlichen Arbeit „handelt es sich um das Wie und Was der Arbeit“, bei der wertbildenden Arbeit „um ihr Wieviel, ihre Zeitdauer.“ K. Marx, Kapital I : S. 60.

„Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besonderer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte.“ K. Marx, Kapital I : 61.

„Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in verschiedenen Ländern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandenen Gesellschaft gegeben. Kompliziertere Arbeit gilt nur als potenzierte oder multiplizierte einfache Arbeit, so dass ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem größerem Quantum einfacher Arbeit ist.

Dass diese Reduktion beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung. Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr Wert setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar.“ K. Marx Kapital I. : 59.

Kapital I.: 62-64

Page 5: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

5

Marx unterschied an der Ware zunächst Gebrauchswert und Warenwert und zeigte dann, dass dieser Doppelcharakter der Ware auf einen Doppelcharakter der menschlichen Arbeit zurückgeht: Der Gebrauchswert einer Ware wird von konkret-nützlicher Arbeit geschaffen (= das Wie und Was der Arbeit). Der Warenwert wird von wertbildender oder abstrakt-menschlicher Arbeit geschaffen (= das Wieviel der Arbeit).

Zwar schafft hochqualifizierte, komplizierte Arbeit in gleicher Zeit mehr Wert als unqualifizierte, einfache Arbeit, aber im Austausch der Waren werden sie doch einander gleichgesetzt. Dann gilt das Produkt hochqualifizierter Arbeit nur als das Vielfache von einfacher Arbeit.

3) Die Wertform oder der Tauschwert

„Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß, dass die Waren eine ... gemeinsame Wertform besitzen - die Geldform. Hier gilt es ... die Entstehung dieser Geldform nachzuweisen, also die Entwicklung des im Wertverhältnis der Waren enthaltenen Wertausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu verfolgen. Damit verschwindet zugleich das Geldrätsel.“ K. Marx, Kapital I : 62.

„Man mag ... eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt unfassbar als Wertding. Erinnern wir uns jedoch, dass die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen ... Arbeit sind, dass ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, dass sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann.“ K. Marx, Kapital I : 62.

Nur die Gleichsetzung „verschiedenartiger Waren bringt den spezifischen Charakter der wertbildenden Arbeit zum Vorschein, indem er die in den verschiedenartigen Waren steckenden, verschiedenartigen Arbeiten tatsächlich auf ihr Gemeinsames reduziert, auf menschliche Arbeit überhaupt.“ K. Marx, Kapital I : 65.

„Das einfachste Wertverhältnis ist offenbar das Wertverhältnis einer Ware zu einer einzigen verschiedenartigen Ware, gleichgültig welcher (x Ware A = y Ware B). Das Wertverhältnis zweier Waren liefert daher den einfachsten Wertausdruck für eine Ware.“ K. Marx, Kapital I : 62.

A) Einfache, einzelne oder zufällige Wertform

(Form I = Wertvergleich in einfachster und vereinzelter Form)

x Ware A = y Ware B oder:

20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder:

20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.

“Diese Form kommt offenbar praktisch nur vor in den ersten Anfängen, wo Arbeitsprodukte durch zufälligen und gelegentlichen Austausch in Waren verwandelt werden.“ K. Marx, Kapital I : 80.

Page 6: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

6

„Das Geheimnis aller Wertform steckt in dieser einfachen Wertform. Ihre Analyse bietet daher die eigentliche Schwierigkeit.“ K. Marx, Kapital I : 63.

Die beiden Pole des Wertausdrucks (des Wertvergleichs):

Relative Wertform und Äquivalentform

„Der Wert der Leinwand kann ... nur relativ ausgedrückt werden, d. h. in andrer Ware.“ K. Marx, Kapital I : 63.

„Die erste Ware spielt eine aktive, die zweite eine passive Rolle. Der Wert der ersten Ware ist als relativer Wert dargestellt, oder sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware funktioniert als Äquivalent (= Wertgleiches) oder befindet sich in Äquivalentform.“ K. Marx, Kapital I : 63.

Der Wert der Leinwand wird gesucht:

Wie viel sind diese 20 Ellen Leinwand wert?

Die Leinwand sucht das Verhältnis zu einem ihr gleichen Wert = aktiv = relative Wertform.

Der Wert der Leinwand wird im Rock gefunden:

Die 20 Ellen Leinwand sind diesen Rock wert!

Der Rock dient hier der Leinwand als Wertgleiches = passiv = Äquivalentform.

„Ob eine Ware sich nun in relativer Wertform befindet oder in der entgegengesetzten Äquivalentform, hängt ausschließlich ab von ihrer jedesmaligen Stelle im Wertausdruck, d. h. davon, ob sie die Ware ist, deren Wert (Leinwand), oder aber die Ware, worin Wert ausgedrückt wird (Rock).“ K. Marx, Kapital I :. 64.

Kapital I.: 64-76

Marx stellte fest, dass an einer einzelnen Ware immer nur ihr Gebrauchswert zu entdecken ist (wofür taugt das Produkt oder die Dienstleistung? Welches Bedürfnis befriedigt es/sie?), nie ihr Warenwert.

Der Wert einer Ware erscheint erst im Vergleich mit anderen Waren.

Der Gebrauchswert ist also eine individuelle Eigenschaft jeder Ware, der Warenwert ist etwas Gesellschaftliches. Dieser gesellschaftliche Charakter des Werts und die Verkörperung dieses Wertes im Geld soll entwickelt werden. Dafür nahm Marx als erstes den einfachen Warentausch als Beispiel:

Page 7: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

7

Wenn von der Ware A gesagt wird, sie sei x Ware B wert, so wird durch diesen Vergleich der Wert der Ware A sichtbar bzw. ausgedrückt. In diesem Wertausdruck spielen die beiden Pole/Seiten eine unterschiedliche Rolle:

Die Ware A spielt eine aktive Rolle, sie sucht den Wertvergleich. Marx sagt, die Ware befinde sich in der „relativen Wertform“. Die Ware B spielt eine passive Rolle und funktioniert als Wertgleiches (= Äquivalent). Marx nennt das: Die Ware B befinde sich in der „Äquivalentform“.

Im folgenden werden die Funktionen der beiden Glieder dieses Wertvergleichs oder „Wertausdrucks“ noch näher beschrieben. Diese Unterscheidungen sind wichtig, um die Entstehung des Geldes zu verstehen.

Die relative Wertform

Mit der Frage: ‚Wie viel sind diese 20 Ellen Leinwand wert?’ sucht man für eine Ware eine Verkörperung von Wert oder den Wertvergleich. Hat man einen Vergleichswert gefunden, so hat man einen Wertausdruck.

a) Gehalt der relativen Wertform

„Der Wert der Ware Leinwand wird daher ausgedrückt im Körper der Ware Rock, der Wert einer Ware im Gebrauchswert der andren. Als Gebrauchswert ist die Leinwand ein vom Rock sinnlich verschiedenes Ding, als Wert ist sie ‚Rockgleiches‘ ...“ K. Marx, Kapital I : 66.

„Im Wertverhältnis der Leinwand gilt der Rock als ihr qualitativ Gleiches, als Ding von derselben Natur, weil er ein Wert ist. Er gilt hier daher als ein Ding, worin Wert erscheint oder welches in seiner handgreiflichen Naturalform Wert darstellt.“ K. Marx, Kapital I : 66.

„...im Wertverhältnis einer Ware zu anderen (tritt) ihr Wertcharakter ... hervor durch ihre eigene Beziehung zu der anderen Ware.

Indem z. B. der Rock als Wertding der Leinwand gleichgesetzt wird, wird die in ihm steckende Arbeit der in ihr steckenden Arbeit gleichgesetzt.“ K. Marx, Kapital I : 65.

„Vermittelst des Wertverhältnisses (x Ware A = y Ware B) wird also die Naturalform der Ware B (Rock) zur Wertform der Ware A (Leinwand) oder der Körper der Ware B (Rock) zum Wertspiegel der Ware A (Leinwand).“ K. Marx, Kapital I : 67.

b) Quantitative Bestimmtheit der relativen Wertform

„Jede Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll, ist ein Gebrauchsgegenstand von gegebenem Quantum... Dieses gegebene Warenquantum enthält ein bestimmtes Quantum menschlicher Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 67.

Page 8: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

8

„Die Gleichung: ‚20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder: 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert‘ setzt voraus, dass in 1 Rock gerade so viel Wertsubstanz steckt als in 20 Ellen Leinwand, dass beide Warenquanta also gleich viel Arbeit kosten oder gleich große Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I : 67.

„Der Wert der Ware A wird qualitativ ausgedrückt durch die unmittelbare Austauschbarkeit der Ware B mit der Ware A. Er wird quantitativ ausgedrückt durch die Austauschbarkeit eines bestimmten Quantums der Ware B mit dem gegebenen Quantum der Ware A.“ K. Marx, Kapital I : 74.

Die Äquivalentform

Eine ganz bestimmte Menge einer Ware dient der ersten Ware als Wertgleiches oder Verkörperung von Wert: Diese 20 Ellen Leinwand ist wie viel wert? So viel wie dieser Rock!

„Die Leinwand drückt also in der Tat ihr eigenes Wertsein dadurch aus, dass der Rock unmittelbar mit ihr austauschbar ist. Die Äquivalentform einer Ware ist folglich die Form ihrer unmittelbaren Austauschbarkeit mit anderer Ware.“ K. Marx, Kapital I : 70.

„Der Körper der Ware, die zum Äquivalent (Wertgleiches, hier: Rock) dient, gilt stets als Verkörperung abstrakt menschlicher Arbeit und ist stets das Produkt einer bestimmten nützlichen, konkreten Arbeit. Diese konkrete Arbeit wird also zum Ausdruck abstrakt menschlicher Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 72.

Das Ganze der einfachen Wertform

x Ware A = y Ware B

„Die einfache Wertform einer Ware ist enthalten in ihrem Wertverhältnis zu einer verschiedenartigen Ware oder im Austauschverhältnis mit derselben.“ K. Marx, Kapital I : 74.

„Die nähere Betrachtung des im Wertverhältnis zur Ware B (Rock) enthaltenen Wertausdrucks der Ware A (Leinwand) hat gezeigt, dass innerhalb desselben die Naturalform der Ware A (Leinwand) nur als Gestalt von Gebrauchswert, die Naturalform der Ware B (Rock) nur als Wertform oder Wertgestalt gilt. Der in der Ware eingehüllte innere Gegensatz von Gebrauchswert und Wert wird also dargestellt durch einen äußeren Gegensatz, d. h. durch das Verhältnis zweier Waren, worin die eine Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll (Leinwand), unmittelbar nur als Gebrauchswert, die andre Ware hingegen, worin Wert ausgedrückt wird (Rock), unmittelbar nur als Tauschwert gilt. Die einfache Wertform einer Ware ist also die einfache Erscheinungsform des in ihr enthaltenen Gegensatzes von Gebrauchswert und Wert.“ K. Marx, Kapital I : 75-76.

Kapital I.: 77-98

Den Gebrauchswert in einer Ware zu entdecken, ist einfach: Man nutzt oder verbraucht das Ding oder die Dienstleistung, dann kennt man ihren Gebrauchswert.

Page 9: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

9

Den Wert einer Ware zu entdecken, ist dagegen eine vertrackte, dialektische Angelegenheit:

Der Wert einer Ware wird nur durch den Austausch mit einer anderen Ware mit verschiedener Gebrauchsgestalt sichtbar. Im Austausch werden zwei Waren mit verschiedenem Gebrauchswert miteinander gleichgesetzt. Es muss also etwas in ihnen gleich sein. Was diese beide Waren gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass menschliche Arbeit in ihnen steckt.

Und die Ware B zeigt, wie viel menschliche Arbeit in der Ware A steckt. Die Ware B kann das nur, wenn sie als eine bestimmte Menge quantifiziert wird.

So haben sich Gebrauchswert und Warenwert, die in jeder Ware stecken, im Wertausdruck auf zwei verschiedene Waren aufgeteilt: Eine bestimmte Menge Gebrauchskörper der Ware B zeigt den Wert der Ware A. Das ist die erste Entwicklungsstufe, die einfache Wertform oder Form I. Die weiteren Formen entwickeln sich daraus.wb.

B) Totale oder entfaltete Wertform (Form II)

„Der erste Blick zeigt das Unzulängliche der einfachen Wertform, dieser Keimform, die erst durch eine Reihe von Metamorphosen zur Preisform heranreift. ...

Indes geht die einzelne Wertform von selbst in eine vollständigere Form über... Je nachdem sie also zu dieser oder jener andren Warenart in ein Wertverhältnis tritt, entstehen verschiedene einfache Wertausdrücke einer und derselben Ware. ...

Ihr vereinzelter Wertausdruck verwandelt sich daher in die stets verlängerbare Reihe ihrer verschiedenen einfachen Wertausdrücke.“ K. Marx, Kapital I : 76.

x Ware A = y Ware B

x Ware A = z Ware C

x Ware A = usw.

Oder:

20 Ellen Leinwand = 1 Rock

20 Ellen Leinwand = 10 Pfd. Tee

20 Ellen Leinwand = 2 Unzen Gold

20 Ellen Leinwand = ½ Tonne Eisen ... usw.

1. Die entfaltete relative Wertform

Page 10: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

10

„Der Wert einer Ware, der Leinwand z. B., ist jetzt ausgedrückt in zahllosen andren Elementen der Warenwelt. Jeder andre Warenkörper wird zum Spiegel des Leinwandwerts... (Anm. 23: Man spricht deshalb vom Rockwert der Leinwand, wenn man ihren Wert in Röcken, von ihrem Kornwert, wenn man ihn in Korn darstellt etc...) ...

Durch ihre Wertform steht die Leinwand daher jetzt auch in gesellschaftlichem Verhältnis nicht mehr zu nur einer einzelnen andren Warenart, sondern zur Warenwelt.“ K. Marx, Kapital I : 77.

„Das zufällige Verhältnis zweier individueller Warenbesitzer fällt fort. Es wird offenbar, dass nicht der Austausch die Wertgröße der Ware, sondern umgekehrt die Wertgröße der Ware ihre Austauschverhältnisse reguliert.“ K. Marx, Kapital I : 78.

2. Die besondere Äquivalentform

„Jede Ware, Rock, Tee, Weizen, Eisen usw. gilt im Wertausdruck der Leinwand (= für die Leinwand) als Äquivalent und daher als Wertkörper.“ K. Marx, Kapital I : 78.

3. Mängel der totalen oder entfalteten Wertform

„Erstens ist der relative Wertausdruck der Ware unfertig, weil seine Darstellungsreihe nie abschließt. Die Kette ... bleibt fortwährend verlängerbar durch jede neu auftretende Warenart... Zweitens bildet sie ein buntes Mosaik auseinanderfallender und verschiedenartiger Wertausdrücke...“ K. Marx, Kapital I : 78.

Die Verkörperung des Werts (Äquivalent) drückt sich in beliebig vielen Waren aus und besitzt „keine einheitliche Erscheinungsform.“ K. Marx, Kapital I : 79.

C ) Allgemeine Wertform (Form III)

„Kehren wir also die Reihe: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 10 Pfd. Tee ... usw. um, ... so erhalten wir:“

1 Rock = 20 Ellen Leinwand

10 Pfd. Tee = 20 Ellen Leinwand

2 Unzen Gold = 20 Ellen Leinwand

x Ware A = 20 Ellen Leinwand

... usw. = 20 Ellen Leinwand.

K. Marx, Kapital I : 79.

„Die entfaltete Wertform kommt zuerst tatsächlich vor, sobald ein Arbeitsprodukt, Vieh z. B., nicht mehr ausnahmsweise, sondern schon gewohnheitsmäßig mit verschiedenen anderen Waren ausgetauscht wird.“ K. Marx, Kapital I : 80.

1. Veränderter Charakter der Wertform

Page 11: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

11

„Die Waren stellen ihre Werte jetzt 1. einfach dar, weil in einer einzigen Ware und 2. einheitlich, weil in derselben Ware. Ihre Wertform ist einfach und gemeinschaftlich, daher allgemein.“ K. Marx, Kapital I : 79.

„Die neu gewonnene Form drückt die Werte der Warenwelt in einer und derselben von ihr ausgeschlossenen Warenart aus, z.B. in Leinwand, und stellt so die Werte aller Waren dar durch ihre Gleichheit mit Leinwand. ... Erst diese Form bezieht daher wirklich die Waren aufeinander als Werte oder lässt sie einander als Tauschwerte erscheinen.“ K. Marx, Kapital I : 80.

„Eine Ware gewinnt nur allgemeinen Wertausdruck, weil gleichzeitig alle andren Waren ihren Wert in demselben Äquivalent (Wertgleiches) ausdrücken. ... Es kommt damit zum Vorschein, dass die Wertgegenständlichkeit der Waren, weil sie das bloß ‚gesellschaftliche Dasein‘ dieser Dinge ist, auch nur durch ihre allseitige gesellschaftliche Beziehung ausgedrückt werden kann, ihre Wertform daher gesellschaftlich gültige Form sein muss.“ K. Marx, Kapital I : 80-81.

„Ihre Körperform gilt als die sichtbare Inkarnation, die allgemeine, gesellschaftliche Verpuppung aller menschlichen Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 81.

2. Entwicklungsverhältnis von relativer Wertform und Äquivalentform

„Die einfache oder vereinzelte relative Wertform einer Ware macht eine andre Ware zum einzelnen Äquivalent (Form I). Die entfaltete Form des ... Ausdrucks des Werts einer Ware in allen andren Waren prägt ihnen die Form verschiedenartiger besonderer Äquivalente auf (Form II). Endlich erhält eine besondere Warenart die allgemeine Äquivalentform (Form III), weil alle andren Waren sie zum Material ihrer einheitlichen, allgemeinen Wertform machen.“ K. Marx, Kapital I : 82.

3. Übergang aus der allgemeinen Wertform zur Geldform

„Die allgemeine Äquivalentform ist eine Form des Werts überhaupt. Sie kann also jeder Ware zukommen... Die spezifische Warenart nun, mit deren Naturalform die Äquivalentform gesellschaftlich verwächst, wird zur Geldware oder funktioniert als Geld... Diesen bevorzugten Platz hat unter den Waren... eine bestimmte Ware historisch erobert, das Gold.“ K. Marx, Kapital I : 83f.

D) Geldform (Form IV)

20 Ellen Leinwand = 2 Unzen Gold

1 Rock = 2 Unzen Gold

10 Pfd. Tee = 2 Unzen Gold

x Ware A = 2 Unzen Gold

... usw. = 2 Unzen Gold

„Es finden wesentliche Änderungen statt beim Übergang von Form I zu Form II, von Form II zu Form III. Dagegen unterscheidet Form IV sich durch nichts von Form III, außer dass jetzt statt

Page 12: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

12

Leinwand Gold die allgemeine Äquivalentform besitzt. Gold bleibt in Form IV, was die Leinwand in Form III war - allgemeines Äquivalent (d. h. Wertverkörperung für alle Waren und gesellschaftlicher Wertmaßstab)...

Gold tritt den andren Waren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Ware gegenüberstand. Gleich allen andren Waren funktionierte es auch als einzelnes Äquivalent (Wertgleiches) in vereinzelten Tauschakten... Nach und nach funktionierte es in engeren oder weiteren Kreisen als allgemeines Äquivalent. Sobald es das Monopol dieser Stelle im Wertausdruck der Warenwelt erobert hat, wird es Geldware, und erst von dem Augenblick, wo es bereits Geldware geworden ist, unterscheidet sich Form IV von Form III. oder ist die allgemeine Wertform verwandelt in die Geldform.“ K. Marx, Kapital I : 84.

„Die Schwierigkeit im Begriff der Geldform beschränkt sich auf das Begreifen der ... allgemeinen Wertform überhaupt, der Form III. Form III löst sich rückbezüglich auf in Form II, ... und ihr bestimmendes Element ist Form I: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder x Ware A = y Ware B. Die einfache Warenform ist daher der Keim der Geldform.“ K. Marx, Kapital I : 85.

4. Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis

„...Sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form. Woher entspringt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Warenform annimmt? Offenbar aus dieser Form selbst.

Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft durch die Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Arbeitsprodukte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaftlichen Bestimmungen ihrer Arbeiten bestätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte. ...

Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die trügerische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt.“ K. Marx, Kapital I : 86.

„In der Tat befestigt sich der Wertcharakter der Arbeitsprodukte erst durch ihre Betätigung als Wertgrößen. Die letzteren wechseln beständig, unabhängig vom Willen, Vorwissen und Tun der Austauschenden. Ihre eigne gesellschaftliche Bewegung besitzt für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrollieren.“ K. Marx, Kapital I : 89.

„Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, d. h. des materiellen Produktionsprozesses, streift nur ihren mystischen Nebelschleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewusster planmäßiger Kontrolle steht.“ K. Marx, Kapital I : 94.

Kapital I. : 99-108

Das erste Kapitel zeigt die Entwicklung des Geldes aus dem einfachen Warentausch. K. Marx hatte über darüber geschrieben: „Das Verständnis des ersten Kapitels ... wird ... die meiste Schwierigkeit machen.“ (Kapital I.: 11).

Page 13: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

13

Lenin meinte sogar: „Man kann das ‚KAPITAL’ von Marx und besonders das erste Kapitel nicht vollkommen begreifen, wenn man nicht die ganze Logik von Hegel durchstudiert und begriffen hat.“ (Aus dem philosophischen Nachlass: 99) Das ist Unsinn. Marx wäre ein miserabler Schriftsteller und schlechter Wissenschaftler, wenn Lenin hier recht hätte.

Worum geht es bei dem ersten Kapitel? Marx unterschied bei der Entstehung des Geldes vier Entwicklungsstufen:

Stufe I: Einfacher (zufälliger) Warentausch: Eine einzelne Ware wird zufällig mit einer anderen Ware getauscht.

Das kam historisch bei isolierten Gemeinschaften vor, die nur für ihren Eigenbedarf produzierten und zufällig aufeinander trafen und dann einen einmaligen Tauschhandel vereinbarten. (Davon berichtet zum Beispiel der griechische Historiker Herodot. Die moderne Völkerkunde kennt davon auch viele Beispiele.)

Stufe II: Entfalteter (entwickelter) Warentausch:

Eine einzelne Ware wird mit vielen verschiedenen Waren getauscht.

Das kam bei Produzenten vor, die ein einzelnes Hauptprodukt für den Austausch produzieren (z.B. Olivenöl oder Wein) und für dieses einzelne Produkt viele verschiedene Waren eintauschten. (Auch dafür gibt es Beispiele aus der Völkerkunde.)

Stufe III: Allgemeine Wertform:

Auf dieser Entwicklungsstufe hat sich schon eine bestimmte Ware als Geldware abgesondert (z.B. Wein oder Vieh).

Jeder Tauschende beschafft sich erst für seine eigenes Überschussprodukt diese Geldware. Mit dieser tauscht er dann alle Waren ein, die er benötigt. Das ist die Entwicklungsstufe wie sie uns in früher griechischer Zeit begegnet.

Stufe IV: Geldform:

Eine Geldware (Edelmetall) scheidet aus dem normalen Gebrauch aus und fungiert hauptsächlich als allgemeines Tauschmittel und allgemeiner Wertausdruck für alle Waren. Diese Entwicklungsstufe wurde in klassischer griechischer Zeit erreicht.

Jede Ware kann prinzipiell zur Geldware werden und als Geld fungieren. Historisch entwickelte sich dazu Edelmetall (Gold) - bevor sich das moderne Papiergeld durchgesetzt hat.

Fetisch Geld

Page 14: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

14

Seit jeher wird dem Geld eine besondere Macht über uns Menschen zugeschrieben. Dabei verstehen wir nicht, dass das Geld keine übermenschliche Macht ist, sondern ein gesellschaftliches Produkt unseres Warenverkehrs ist. Dieser Zusammenhang wird aber erst sichtbar, wenn man das Funktionieren dieser Warengesellschaft versteht.

Zweites Kapitel

Der Austauschprozess

„Die Waren können nicht selbst zu Markte gehen und sich nicht selbst austauschen. Wir müssen uns also nach ihren Hütern umsehn, den Warenbesitzern... Die Personen existieren hier nur füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer.“ K. Marx, Kapital I : 99-100.

„Seine Ware hat für den Warenbesitzer keinen unmittelbaren Gebrauchswert. Sonst führte er sie nicht zu Markt. Sie hat Gebrauchswert für andre. ...

Alle Waren sind Nicht-Gebrauchswerte für ihre Besitzer, Gebrauchswerte für ihre Nicht-Besitzer. Sie müssen also allseitig die Hände wechseln. Aber dieser Händewechsel bildet ihren Austausch, und ihr Austausch... realisiert sie als Werte. Die Waren müssen sich daher als Werte realisieren, bevor sie sich als Gebrauchswerte realisieren können.“ K. Marx, Kapital I : 100.

„Jeder Warenbesitzer will seine Ware nur veräußern gegen andre Ware, deren Gebrauchswert sein Bedürfnis befriedigt. Sofern ist der Austausch für ihn nur individueller Prozess. Andrerseits will er seine Ware als Wert realisieren, also in jeder ihm beliebigen andren Ware von demselben Wert, ob seine eigne Ware nun für den Besitzer der andren Ware Gebrauchswert habe oder nicht. Sofern ist der Austausch für ihn allgemein gesellschaftlicher Prozess.“ K. Marx, Kapital I : 101.

Die Warenbesitzer „können ihre Waren ihre Waren nur als Werte und darum nur als Waren aufeinander beziehen, indem sie dieselben gegensätzlich auf irgendeine andre Ware als allgemeines Äquivalent (Wertmaßstab) beziehen. ... Aber nur die gesellschaftliche Tat kann eine bestimmte Ware zum allgemeinen Äquivalent (Wertmaßstab) machen. Die gesellschaftliche Aktion aller andren Waren schließt daher eine bestimmte Ware aus, worin sie allseitig ihre Werte darstellen. Dadurch wird die Naturalform dieser Ware gesellschaftlich gültige Äquivalentform. Allgemeines Äquivalent (Wertmaßstab) zu sein wird durch den gesellschaftlichen Prozess zur spezifisch gesellschaftlichen Funktion der ausgeschlossenen Ware. So wird sie - Geld.“ K. Marx, Kapital I : 101.

„Die Schwierigkeit liegt nicht darin, zu begreifen, dass Geld Ware, sondern wie, warum, wodurch Ware Geld ist.“ K. Marx, Kapital I : 107.

„Die beständige Wiederholung des Austausches macht ihn zu einem regelmäßigen gesellschaftlichen Prozess. Im Laufe der Zeit muss daher wenigstens ein Teil der

Page 15: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

15

Arbeitsprodukte absichtlich für den Austausch produziert werden. Von diesem Augenblick befestigt sich einerseits die Scheidung zwischen der Nützlichkeit der Dinge für den unmittelbaren Bedarf und ihrer Nützlichkeit zum Austausch. Ihr Gebrauchswert scheidet sich von ihrem Tauschwert. Andrerseits wird das quantitative Verhältnis, worin sie sich austauschen, von ihrer Produktion selbst abhängig. Die Gewohnheit fixiert sie als Wertgrößen.“ K. Marx, Kapital I : 103

„Die Notwendigkeit dieser Form entwickelt sich mit der wachsenden Anzahl und Mannigfaltigkeit der in den Austauschprozess eintretenden Waren. ...

Diese allgemeine (gesellschaftliche) Äquivalentform entsteht und vergeht mit dem augenblicklichen gesellschaftlichen Kontakt, der sie ins Leben rief. Abwechselnd und flüchtig kommt sie dieser oder jener Ware zu. ... An welcher Warenart sie kleben bleibt, ist zunächst zufällig. Jedoch entscheiden im großen und ganzen zwei Umstände. Geldform heftet sich entweder an die wichtigsten Eintauschartikel aus der Fremde, welche in der Tat naturwüchsige Erscheinungsformen des Tauschwerts der einheimischen Produkte sind, oder an den Gebrauchsgegenstand, welcher das Hauptelement des einheimischen veräußerlichen Besitztums bildet, wie z.B. Vieh.“ K. Marx, Kapital I : 103.

„Adäquate Erscheinungsform von Wert oder Verkörperung abstrakter und daher gleicher menschlicher Arbeit kann nur eine Materie sein, deren sämtliche Exemplare dieselbe gleichförmige Qualität besitzen. Andrerseits, da der Unterschied der Wertgrößen rein quantitativ ist, muss die Geldware rein quantitativer Unterschiede fähig, also nach Willkür teilbar und aus ihren Teilen wieder zusammensetzbar sein. Gold und Silber besitzen aber diese Eigenschaften von Natur. Der Gebrauchswert der Geldware verdoppelt sich. Neben ihrem besonderen Gebrauchswert als Ware, wie ... Rohmaterial von Luxusartikeln usw. ..., erhält sie einen formalen Gebrauchswert, der aus ihren spezifischen gesellschaftlichen Funktionen entspringt.“ K. Marx, Kapital I : 104.

„Gold tritt andren Waren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Ware gegenüberstand.“ K. Marx, Kapital I : 84

„Weiß man, dass Gold Geld, daher mit allen andren Waren unmittelbar austauschbar ist, so weiß man deswegen nicht, wie viel z.B. 10 Pfund Gold wert sind. Wie jede Ware kann das Geld seine eigne Wertgröße nur relativ in andren Waren ausdrücken. Sein eigener Wert ist bestimmt durch die zu seiner Produktion erheischte Arbeitszeit und drückt sich in dem Quantum jeder andren Ware aus, worin gleichviel Arbeitszeit geronnen ist. Diese Festsetzung seiner relativen Wertgröße findet statt an seiner Produktionsquelle in unmittelbarem Tauschhandel.“ K. Marx, Kapital I : 106.

„Man hat gesehen, dass die Geldform nur der an einer Ware festhaftende Reflex der Beziehungen aller andren Waren. Dass Geld Ware ist, ist also nur eine Entdeckung für den, der von seiner fertigen Gestalt ausgeht. ... Der Austauschprozess gibt der Ware, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Wert,

Page 16: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

16

sondern ihre spezifische Wertform. Die Verwechslung beider Bestimmungen verleitete dazu, den Wert von Gold und Silber für imaginär zu halten.“ K. Marx, Kapital I : 105.

„Weil Geld in bestimmten Funktionen durch bloße Zeichen seiner selbst ersetzt werden kann, entsprang der andre Irrtum, es sei ein bloßes Zeichen. Andrerseits lag darin die Ahnung, dass die Geldform des Dings ihm selbst äußerlich und bloße Erscheinungsform dahinter versteckter menschlicher Verhältnisse. In diesem Sinne wäre jede Ware ein Zeichen, weil als Wert nur sachliche Hülle der auf sie verausgabten menschlichen Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 105. Hegel: „Betrachtet man den Begriffs des Werts, so wird die Sache selbst nur als ein Zeichen angesehen, und sie gilt nicht als sie selber, sondern als was sie wert ist.“ zit. n. K. Marx, Kapital I : 106, Anm. 47.

„Eine Ware scheint nicht erst Geld zu werden, weil die andren Waren allseitig ihre Werte in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein ihre Werte in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. ... Ohne ihr Zutun finden die Waren ihre eigne Wertgestalt fertig vor als einen außer und neben ihnen existierenden Warenkörper. Diese Dinge, Gold und Silber, wie sie aus den Eingeweiden der Erde herauskommen, sind zugleich die unmittelbare Verkörperung aller menschlicher Arbeit. Daher die Magie des Geldes.“ K. Marx, Kapital I : 107.

Zur Illustration dieses Kapitels empfehle ich die „Entstehung des Geldes in Griechenland“ auf der Seite Geschichte/Griechenland. wb.

Kapital I.: 109-118

Ein Produkt wird getauscht, sofern es für den Besitzer keinen Gebrauchswert hat (er hat davon Überfluss). Gleichzeitig muss es aber Gebrauchswert sein für den Nichtbesitzer haben. Was zunächst als ein individueller Vorgang erscheint, wird spätestens dann ein komplizierter gesellschaftlicher Akt, wenn viele einzelne Produzenten ihr Produkt tauschen wollen, und dabei sowohl erwarten, dass alle anderen gerade dieses Produkt benötigen, die sie feilbieten, als auch genau die Gebrauchswerte herstellen, die sie selber benötigen. Jeder einzelne Tauschende braucht einen Gebrauchswert für alle anderen anderen. Und alle anderen müssen Gebrauchswerte für ihn herstellen. In diesen wiederholten Tauschakten kristallisiert sich eine besonders beliebte Ware als Tauschmittel heraus. Eine Ware, die für viele Gebrauchswert hat, eignet sich am besten als Tauschmittel. So entsteht eine Geldware als allgemeines Tauschmittel oder als allgemeines Äquivalent. Als Geldware besonders geeignet sind edle Metalle wegen ihrer Teilbarkeit und Einschmelzbarkeit und ihrem relativ hohem Wert im Vergleich zu ihrem Gewicht. Weil die Geldware Gold durch andere Waren ersetzt werden kann, glauben manche, der Wert des Geldes sei bloße Vereinbarung. Weil die Geldware Gold durch ein Papierzeichen ersetzt werden kann, glauben andere,

Page 17: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

17

dass der Wert des Geldes nur Einbildung sei. Wer es noch nicht gelesen hat, sollte es zur Illustration jetzt lesen: Die Entstehung des Geldes in Griechenland auf der Seite Weltgeschehen/Griechenland.

Drittes Kapitel

Das Geld oder die Warenzirkulation

1. (Geld als) Maß der Werte:

„Ich setze überall in dieser Schrift, der Vereinfachung halber, Gold als die Geldware voraus.“ K. Marx, Kapital I : 109.

„Die erste Funktion des Goldes besteht darin, der Warenwelt das Material ihres Wertausdrucks zu liefern oder die Warenwerte als gleichnamige Größen, qualitativ gleiche und quantitativ vergleichbare, darzustellen. So funktioniert es als allgemeines Maß der Werte, und nur durch diese Funktion wird Gold, die spezifische Äquivalentware, zunächst Geld.“ K. Marx, Kapital I : 109

„Der Wertausdruck einer Ware in Gold - x Ware A = y Geldware - ist ihre Geldform oder ihr Preis.“ K. Marx, Kapital I : 110.

„Der Preis oder die Geldform der Waren ist ... eine von ihrer handgreiflich reellen Körperform unterschiedne, also nur ideelle oder vorgestellte Form. Der Wert von Eisen, Leinwand, Weizen usw. existiert, obgleich unsichtbar, in diesen Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit mit Gold, eine Beziehung zum Gold, die sozusagen nur in ihren Köpfen spukt.“ K. Marx, Kapital I : 110. „Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 116.

„Die Warenwerte sind daher verwandelt in vorgestellte Goldquanta von verschiedener Größe... Als solche verschiedne Goldquanta vergleichen und messen sie sich untereinander, und es entwickelt sich technisch die Notwendigkeit, sie auf ein fixiertes Quantum Gold als ihre Maßeinheit zu beziehen. ... Vor ihrer Geldwerdung besitzen Gold, Silber, Kupfer bereits solche Maßstäbe in ihren Metallgewichten... Bei aller metallischen Zirkulation bilden daher die vorgefundenen Namen des Gewichtsmaßstabs auch die ursprünglichen Namen des Geldmaßstabs oder Maßstabs der Preise.“ K. Marx, Kapital I : 112.

„Als Maß der Werte und als Maßstab der Preise verrichtet das Geld zwei ganz verschiedne Funktionen. Maß der Werte ist es als die gesellschaftliche Verkörperung der menschlichen Arbeit, Maßstab der Preise als ein festgesetztes Metallgewicht.“ K. Marx, Kapital I : 113.

„Als Maß der Werte kann Gold nur dienen, weil es selbst Arbeitsprodukt, also der Möglichkeit nach ein veränderlicher Wert ist.“ K. Marx, Kapital I : 113. Wertveränderungen des Goldes (Geldes) beeinflussen die Preise nur insofern, als sich

Page 18: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

18

unterschiedliche Wertveränderungen von Warenwelt und Gold (Geld) ergeben. Alleinige Wertveränderungen des Geldes beeinflussen aber nicht den relativen Wert der verschiedenen Waren zueinander: „Der Wertwechsel des Goldes verhindert auch nicht seine Funktion als Wertmaß. Er trifft alle Waren gleichzeitig, lässt also unter sonst gleichen Bedingungen ihre wechselseitigen relativen Werte unverändert...“ K. Marx, Kapital I : 113.

„Da der Geldmaßstab einerseits rein konventionell ist, andrerseits allgemeiner Gültigkeit bedarf, wird er zuletzt gesetzlich geregelt ... Die Preise, oder die Goldquanta, worin die Werte der Waren ideell verwandelt sind, werden jetzt also ausgedrückt in den Geldnamen oder gesetzlich gültigen Rechennamen des Goldmaßstabs.“ K. Marx, Kapital I : 115.

„Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 116. Aber Preis der Ware und Wert der Ware können voneinander abweichen: „Die Möglichkeit ... der Abweichung des Preises von der Wertgröße, liegt also in der Preisform selbst. Es ist dies kein Mangel dieser Form, sondern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form einer Produktionsweise, worin sich die Regel nur als blindwirkendes Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann.“ K. Marx, Kapital I : 117.

Der Preis kann sich ganz vom Wert ablösen: „Dinge, die an und für sich keine Waren sind, z. B. Gewissen, Ehre usw. können ihren Besitzern für Geld feil sein und so durch ihren Preis die Warenform erhalten. ... Der Preisausdruck wird hier imaginär...“ K. Marx, Kapital I : 117.

Kapital I.: 118-143

Gold wird zur Geldware oder zu Geld, weil es sich allen Waren zum Tausch anbieten kann, weil es in alle Waren tauschbar ist. Damit wird Gold zur Verkörperung des Werts aller Waren. Der Wertausdruck einer Ware in Gold ( x Ware A ist y Menge Gold) heißt ihr Preis. Der Preis der Ware ist der Geldname ihres Wertes. Um als Preis einer Ware zu dienen, muß das Geld quantifiziert sein. Es wird in Gewichtsteile eingeteilt, die im Laufe der Zeit gesetzlich geregelt werden. Preis und Wert brauchen nicht übereinstimmen. Der Preis einer Ware kann auch über oder unter ihrem Wert liegen oder etwas bezeichnen, was eigentlich keine Ware ist und daher keinen Wert hat (z.B. der Preis für eine gekaufte Abgeordnetenstimme, der Preis für eine Gefälligkeit usw.). 2. (Geld als) Zirkulationsmittel

a) Die Metamorphose der Waren

„Soweit der Austauschprozess Waren aus der Hand, worin sie Nicht-Gebrauchswerte, in die Hand überträgt, worin sie Gebrauchswerte sind, ist er gesellschaftlicher Stoffwechsel. Das Produkt einer nützlichen Arbeitsweise ersetzt das der andren.“ K. MARX, KAPITAL I.: 119.

Der Austauschprozess „produziert eine Verdopplung der Ware in Ware und Geld, einen äußeren Gegensatz, worin sie ihren immanenten Gegensatz von Gebrauchswert und Wert darstellen. In diesem Gegensatz treten die Waren als Gebrauchswerte dem Geld als Tauschwert gegenüber.

Page 19: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

19

Andrerseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waren, also Einheiten von Gebrauchswert und Wert.“ K. MARX, KAPITAL I.: 119.

„Die Teilung der Arbeit verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware und macht dadurch seine Verwandlung in Geld notwendig. Sie macht es zugleich zufällig, ob diese Verwandlung der Körper gelingt.“ K. MARX, KAPITAL I.: 122.

„Begleiten wir nun irgendeinen Warenbesitzer zur Szene des Austauschprozesses, dem Warenmarkt. ... Der Austauschprozess der Ware vollzieht sich also in zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden Metamorphosen - Verwandlung der Ware in Geld und ihre Rückverwandlung aus Geld in Ware. Die Entwicklungsstadien der Warenverwandlung sind zugleich Tätigkeiten des Warenbesitzers - Verkauf, Austausch der Ware mit Geld; Kauf, Austausches des Geldes mit Ware, und Einheit beider Akte: verkaufen, um zu kaufen. K. MARX, KAPITAL I. : 120

„Der Austauschprozess der Ware vollzieht sich also in folgendem Formwechsel:

Ware - Geld – Ware (W – G - W). Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W - W, Austausch von Ware gegen Ware...“ K. MARX, KAPITAL I. : 120.

„Die Gesamtmetamorphose (Gesamtverwandlung) einer Ware unterstellt, in ihrer einfachsten Form, vier Extreme (Wx – G, G – Wy) und drei handelnde Personen ((X als Verkäufer – Z als Käufer, X als Käufer – Y als Verkäufer). Erst tritt der Ware das Geld als ihre Wert-Gestalt gegenüber... So tritt dem Warenbesitzer ein Geldbesitzer gegenüber. Sobald die Ware nun in Geld verwandelt. ... Als Endpunkt der ersten Warenwandlung ist das Geld zugleich Ausgangspunkt der zweiten. So wird der Verkäufer des ersten Akts Käufer im zweiten, wo ihm ein dritter Warenbesitzer als Verkäufer gegenübertritt.“ K. MARX, KAPITAL I : 125.

„Der Kreislauf, den die Metamorphosenreihe (Verwandlungsreihe) jeder Ware beschreibt, verschlingt sich also unentwirrbar mit den Kreisläufen andrer Waren. Der Gesamtprozess stellt sich dar als Warenzirkulation.“ K. MARX, KAPITAL I.: 126.

„Die Warenzirkulation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom unmittelbaren Produktentausch unterschieden... Es entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Personen unkontrollierbarer, gesellschaftlicher Naturzusammenhänge.“ K. MARX, KAPITAL I.: 126.

„Die Zirkulation sprengt die zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken des Produktenaustausches eben dadurch, dass sie die hier vorhandne unmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet.“ K. MARX, KAPITAL I.: 127.

„Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des Zirkulationsmittels.“ K. MARX, KAPITAL I.: 128.

b) Der Umlauf des Geldes

Page 20: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

20

„Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben Prozesses. Die Ware steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktioniert als Kaufmittel, indem es den Preis der Ware realisiert. ... Dass diese einseitige Form der Geldbewegung aus der doppelseitigen Formbewegung der Ware entspringt ist verhüllt.“ K. MARX, KAPITAL I. : 129.

„Das Resultat der Warenzirkulation, Ersatz von Ware durch andre Ware, erscheint daher nicht durch ihren eigenen Formwechsel vermittelt, sondern durch die Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel. ... “ K. MARX, KAPITAL I. : 130.

Wie viel Geld ist nötig für die Zirkulation der Waren? Preissumme der verkauften Waren geteilt durch Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstücke = Masse des als Zirkulationsmittel funktionierenden Geldes (S. 133). „Die drei Faktoren: die Preisbewegung, die zirkulierende Warenmasse und endlich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, können aber in verschiedner Richtung und verschiednen Verhältnisses wechseln ... also sehr zahlreiche Kombinationen durchmachen.“ K. MARX, KAPITAL I.: 135

„Das Gesetz, dass die Quantität der Zirkulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der zirkulierenden Waren und die Durchschnittsgeschwindigkeit des Geldumlaufs, kann auch so ausgedrückt werden, dass bei gegebner Wertsumme der Waren und gegebner Durchschnittsgeschwindigkeit ihrer Metamorphosen, die Quantität des umlaufendes Geldes oder des Geldmaterials von seinem eigenen Wert abhängt.“ K. Marx, Kapital I : 136. (d. h. Silberwährung erfordert mehr umlaufendes Geld als Goldwährung. Und: Durch die Einführung des Euro wird die für die Warenzirkulation notwendige Geldmenge in Deutschland halbiert. wb)

c) Die Münze. Das Wertzeichen

„Aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel entspringt seine Münzgestalt. Der in dem Preise oder Geldnamen der Waren vorgestellte Gewichtsteil Gold muss ihnen in der Zirkulation als gleichnamiges Goldstück oder Münze gegenübertreten. ... In den verschiednen Nationaluniformen, die Gold und Silber als Münzen tragen, auf dem Weltmarkt aber wieder ausziehen, erscheint die Scheidung zwischen den innern oder nationalen Sphären der Warenzirkulation und ihrer allgemeinen Weltmarktsphäre. Goldmünze und Barrengold unterscheiden sich also von Haus aus nur durch die Figur, und das Gold ist beständig aus einer Form in die andre verwandelbar.“ K. Marx, Kapital I : 138-139.

„Der Weg aus der Münze ist aber zugleich der Gang zum Schmelztiegel. Im Umlauf verschleißen nämlich die Goldmünzen. ... Goldtitel und Goldsubstanz, Nominalgehalt und Realgehalt beginnen ihren Scheidungsprozess. ... Das Gold als Zirkulationsmittel weicht ab vom Gold als Maßstab der Preise und hört damit auch auf, wirkliches Äquivalent der Waren zu sein, deren Preise es realisiert. Die Geschichte dieser Wirren bildet die Münzgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert.“ K. Marx, Kapital I : 139.

„Wenn der Geldumlauf selbst den Realgehalt vom Normalgehalt der Münze scheidet, ihr Metalldasein von ihrem funktionellen Dasein, so enthält er die Möglichkeit latent, das Metallgeld in seiner Münzfunktion durch Marken aus andrem Material oder Symbole zu ersetzen.“ K. MARX, KAPITAL I.: 140.

„Es handelt sich hier ... um Staatspapiergeld mit Zwangskurs. Es wächst unmittelbar aus der metallischen Zirkulation heraus.“ K. MARX, KAPITAL I.: 141.

Page 21: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

21

„Ein spezifisches Gesetz der Papierzirkulation kann nur aus ihrem Repräsentationsverhältnis zum Gold entspringen. Und dies Gesetz ist einfach dies, dass die Ausgabe des Papiergeldes auf die Quantität zu beschränken ist, worin das von ihm symbolisch dargestellte Gold (bzw. Silber) wirklich zirkulieren müsste.“ K. MARX, KAPITAL I.: 141.

Zur Illustration dieses Kapitels empfehle ich die Lektüre von „Die Entstehung des Geldes in Griechenland“ auf der Seite Weltgeschehen/Griechenland.

Kapital I.: 143 - 160

Auf der Stufe des einfachen Warentausches muss jeder zur Befriedigung seines Bedarfs andere Warenbesitzer finden, die sein Produkt als Gebrauchsmittel benötigen und die auch passende Produkte anbieten, die für ihn Gebrauchswerte darstellen. Durch das Dazwischentreten einer Geldware, die als allgemeine Verkörperung des Warenwerts (=allgemeines Äquivalent) gilt, wird der Tausch zwischen vielen Warenbesitzern erleichtert und beschleunigt. Statt dass der Warenbesitzer nach vielen einzelnen Waren im Tausch für seine Ware suchen musst, sucht er jetzt nur nach einer Ware, der Geldware: Ware (Tauschwert) wird dann in Geld (allgemeine Verkörperung von Wert) verwandelt (= Verkauf), dann in andere Ware (Gebrauchswert) (= Kauf). Oder kürzer: W – G – W. Geld funktioniert hier als allgemeines Tauschmittel oder als Zirkulationsmittel. Wie viel Geld ist für die Zirkulation aller Waren eines Landes nötig? Die Preissumme der gehandelten Waren geteilt durch die Umlaufszahl gleichnamiger Geldstücke ergibt die Masse des als Zirkulationsmittel nötigen Geldes. Als Zirkulationsmittel wird Metallgeld vereinheitlicht als Münze. Damit spaltet sich notwendig das Geld in Nominalwert und Realwert. Der Nominalwert kann sich soweit vom Realwert trennen, dass ein relativ billiges Stück Papier den Nominalwert von z.B. 1000 Euro spazieren trägt. wb

3. Geld

Wenn das Geld als Verkörperung von Wert festgehalten wird, dann wird die Einheit von Verkauf und Kauf (W – W) unterbrochen. Es findet nur die Bewegung statt: W – G. (Verkauf ohne anschließenden Kauf.)

„Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird zum Schatzbildner.“ K. Marx, Kapital I.: 144

a) Schatzbildung

„Die Schatzbildung erfüllt verschiedne Funktionen in der Ökonomie der metallischen Zirkulation... Man hat gesehen, wie mit den beständigen Schwankungen der Warenzirkulation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und flutet. Sie muss also der Kontraktion und Expansion fähig sein. ... Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Zirkulation stets entspreche, muss das in einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum größer sein als das in Münzfunktion befindliche. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzfunktion des Geldes. Die Schatzreservoirs dienen

Page 22: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

22

zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des zirkulierenden Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt.“ K. Marx, Kapital I.: 148.

b) Zahlungsmittel (einer Schuldforderung)

„Mit der Entwicklung der Warenzirkulation entwickeln sich jedoch Verhältnisse, wodurch die Veräußerung der Ware von der Realisierung ihres Preises zeitlich getrennt wird. Es genügt, die einfachsten dieser Verhältnisse hier anzudeuten. Die eine Warenart erheischt längere, die andere kürzere Zeitdauer zu ihrer Produktion. Die Produktion verschiedner Waren ist an verschiedne Jahreszeiten geknüpft. Die ein Ware wird auf ihrem Marktplatz geboren, die andre muss zu entferntem Markt reisen. Der eine Warenbesitzer kann daher als Verkäufer auftreten, bevor der andre als Käufer. ... Andrerseits wird die Benutzung gewisser Warenarten, z. B. eines Hauses, für einen bestimmten Zeitraum verkauft. Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer den Gebrauchswert der Ware wirklich erhalten. Er kauft sie daher, bevor er sie zahlt. ... Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer Schuldner. Da ... erhält auch das Geld eine andre Funktion. Es wird Zahlungsmittel.“ K. Marx, Kapital I.: 149.

„Das Geld funktioniert jetzt erstens als Wertmaß in der Preisbestimmung der verkauften Ware... Es funktioniert zweitens als ideelles Kaufmittel. Obgleich es nur im Geldversprechen des Käufers existiert, bewirkt es den Händewechsel der Ware. Erst am fälligen Zahlungstermin tritt das Zahlungsmittel wirklich in die Zirkulation, d. h. geht aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers über. ... Das Zahlungsmittel tritt in die Zirkulation hinein, aber nachdem die Ware bereits aus ihr ausgetreten ist. Das Geld vermittelt nicht mehr den Prozess. Es schließt ihn selbständig ab, als absolutes Dasein des Tauschwerts oder allgemeine Ware.“ K. Marx, Kapital I.: 150.

„Die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel ernötigt Geldakkumulation für die Verfallstermine der geschuldeten Summen. Während die Schatzbildung als selbständige Bereicherungsform verschwindet mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft, wächst sie umgekehrt mit demselben in der Form von Reservefonds der Zahlungsmittel.“ K. Marx, Kapital I.: 156.

„Betrachten wir nun die Gesamtsumme des in einem gegebnen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist sie, bei gegebner Umlaufsgeschwindigkeit der Zirkulations- und Zahlungsmittel, gleich der Summe der zu realisierenden Warenpreise plus der Summe der fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleichenden Zahlungen, minus endlich der Anzahl der Umläufe, worin dasselbe Geldstück abwechselnd bald als Zirkulations-, bald als Zahlungsmittel funktioniert.“ K. Marx, Kapital I.: 153

„Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, indem Schuldzertifikate für die verkauften Waren selbst wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren.“ K. Marx, Kapital I.: 153-154.

„Bei gewissem Höhegrad und Umfang der Warenproduktion greift die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel über die Sphäre der Warenzirkulation hinaus. Es wird die allgemeine Ware der Kontrakte. Renten, Steuern usw. verwandeln sich aus Naturallieferungen in Geldzahlungen.“ K. Marx, Kapital I.: 154.

c) Weltgeld

Page 23: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

23

„Das Weltgeld funktioniert als allgemeines Zahlungsmittel, allgemeines Kaufmittel und absolut gesellschaftliche Verkörperung des Reichtums überhaupt. ... Die Funktion als Zahlungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen, herrscht vor.“ K. Marx, Kapital I.: 157.

Wer es noch nicht gelesen hat, sollte es jetzt lesen: „Die Entstehung des Geldes in Griechenland“ auf der Seite Weltgeschehen/Griechenland.

Die Verwandlung von Geld in Kapital

Kapital I.: 161-181

In einer warenproduzierenden Gesellschaft erfüllt eine Geldware als allgemeine Verkörperung von Wert oder „allgemeines Äquivalent“ vier verschiedene Funktionen nebeneinander. 1. Als allgemeines Tauschmittel vermittelt Geld die Warenzirkulation. In dieser Eigenschaft ist Geld Zirkulationsmittel. 2. Geld funktioniert als vorgestellter Wert oder Wertmaß und als Rechengeld in der Preisauszeichnung einer Ware und im Preisvergleich. 3. Geld wird als allgemeine Verkörperung von Wert als Schatz aufgespart und gehortet. Die vielen Geldschätze dienen gleichzeitig als flexible Reservoirs, damit die Warenzirkulation nicht durch Geldmangel ins Stocken gerät. Außerdem ist Schatzbildung notwendig, um Schulden abbezahlen zu können. 4. Geld fungiert als Zahlungsmittel, wenn der Kauf nicht durch Geld vermittelt wird, sondern durch ein Zahlungsversprechen. Auch diese Verhältnisse von Schuldner und Gläubiger entwickeln sich notwendig aus der Warenproduktion. Das Zahlungsmittel Geld beendet dann ein Schuldverhältnis. 5. Als Weltgeld muss eine einzelne Geldware in allen vier Geldfunktionen international anerkannt sein.

Zweiter Abschnitt

Die Verwandlung von Geld in Kapital

4. Kapitel

Verwandlung von Geld in Kapital

1. Die allgemeine Formel des Kapitals

„Die Warenzirkulation ist der Ausgangspunkt des Kapitals. Warenproduktion und entwickelte Warenzirkulation, Handel, bilden die historischen Voraussetzungen, unter denen es entsteht. Welthandel und Weltmarkt eröffnen im 16. Jahrhundert die moderne Lebensgeschichte des Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 161.

Page 24: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

24

„Geld als Geld und Geld als Kapital unterscheiden sich zunächst nur durch ihre verschiedne Zirkulationsform.“ K. Marx, Kapital I.: 161.

„Die unmittelbare Form der Warenzirkulation ist W – G – W, Verwandlung von Ware in Geld und Rückverwandlung von Geld in Ware, verkaufen, um zu kaufen. Neben dieser Form finden wir aber eine zweite, spezifisch unterschiedne vor, die Form G – W – G, Verwandlung von Geld in Ware und Rückverwandlung von Ware in Geld, kaufen, um zu verkaufen. Geld, das in seiner Bewegung diese letztre Zirkulation beschreibt, verwandelt sich in Kapital, wird Kapital und ist schon in seiner Bestimmung nach Kapital.“ K. Marx, Kapital I.: 162.

„Sehen wir uns die Zirkulation G – W – G näher an. Sie durchläuft ... zwei entgegengesetzte Phasen. In der ersten Phase, G – W, Kauf, wird das Geld in Ware verwandelt. In der zweiten Phase, W – G, Verkauf, wird die Ware in Geld rückverwandelt. Die Einheit beider Phasen aber ist die Gesamtbewegung, welche Geld gegen Ware und dieselbe Ware wieder in Geld austauscht. ... Das Resultat, worin der ganze Prozess erlischt, ist Austausch von Geld gegen Geld, G – G. K. Marx, Kapital I.: 162.

„In der ... Form G – W – G gibt der Käufer ... Geld aus, um als Verkäufer Geld einzunehmen. Er wirft beim Kauf der Ware Geld in die Zirkulation, um es ihr wieder zu entziehen durch der Verkauf derselben Ware. Er entlässt das Geld nur mit der hinterlistigen Absicht, seiner wieder habhaft zu werden. Es wird daher nur vorgeschossen.“ K. Marx, Kapital I.: 163.

„Die Wiederholung oder Erneuerung des Verkaufs, um zu kaufen, findet, wie dieser Prozess selbst, Maß und Ziel an einem außer ihm liegenden Endzwecke, der Konsumtion. der Befriedigung bestimmter Bedürfnisse. Im Kauf für den Verkauf dagegen sind Anfang und Ende dasselbe, Geld, Tauschwert, und schon dadurch ist die Bewegung endlos. ... Geld kommt am Ende der Bewegung wieder als ihr Anfang heraus.“ K. Marx, Kapital I.: 166.

„Wenn ich für 10000 Euro 2000 Pfd. Baumwolle kaufe und die 2000 Pfd. Baumwolle wieder für 11000 Euro verkaufe, so habe ich schließlich 10000 Euro gegen 11000 Euro ausgetauscht...“ K. Marx, Kapital I.: 162.

„Eine Geldsumme kann sich von einer andren Geldsumme überhaupt nur durch ihre Größe unterscheiden. Der Prozess G – W – G schuldet seinen Inhalt daher keinem qualitativen Unterschied seiner Extreme, denn sie sind beide Geld, sondern nur ihrer quantitativen Verschiedenheit. Schließlich wird der Zirkulation mehr Geld entzogen, als anfangs hineingeworfen ward. ... Die vollständige Form dieses Prozesses ist daher G – W – G‘, wo G‘... gleich der ursprünglich vorgeschossenen Geldsumme plus einem Zuwachs. Dieser Zuwachs oder den Überschuss über den ursprünglichen Wert nenne ich - Mehrwert. ... Der ursprünglich vorgeschossne Wert erhält sich daher nicht nur in der Zirkulation, sondern in ihr verändert er seine Wertgröße, setzt einen Mehrwert zu oder verwertet sich. Und diese Bewegung verwandelt ihn in Kapital.“ K. Marx, Kapital I.: 165.

„Der Wert wird also prozessierender Wert, prozessierendes Geld und als solches Kapital.“ K. Marx, Kapital I.: 170.

„Die einfache Warenzirkulation - der Verkauf für den Kauf - dient zum Mittel für einen außerhalb der Zirkulation liegenden Endzweck, die Aneignung von Gebrauchswerten, die

Page 25: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

25

Befriedigung von Bedürfnissen. Die Zirkulation des Geldes als Kapital ist dagegen Selbstzweck, denn die Verwertung des Werts existiert nur innerhalb dieser stets erneuerten Bewegung. Die Bewegung des Kapitals ist daher maßlos.“ K. Marx, Kapital I.: 167

„Der Gebrauchswert ist also nie als unmittelbarer Zweck des Kapitalisten zu behandeln. Auch nicht der einzelne Gewinn, sondern nur die rastlose Bewegung des Gewinnens.“ K. Marx, Kapital I.: 168.

2. Widersprüche der allgemeinen Formel

„Die Zirkulationsform, worin sich das Geld zum Kapital entpuppt, widerspricht allen früher entwickelten Gesetzen über die Natur der Ware, des Werts, des Geldes und der Zirkulation selbst.“ K. Marx, Kapital I.: 170.

„Sofern ... die Zirkulation der Ware nur einen Formwechsel ... bedingt, bedingt sie, wenn das Phänomen rein vorgeht, Austausch von Äquivalenten (von gleichen Werten). ... Waren können zwar zu Preisen verkauft werden, die von ihren Werten abweichen, aber diese Abweichung erscheint als Verletzung des Gesetzes des Warenaustausches. In seiner reinen Gestalt ist er ein Austausch von Äquivalenten, also kein Mittel, sich an Wert zu bereichern.“ K. Marx, Kapital I.: 173.

„In seiner reinen Form ... bedingt der Zirkulationsprozess der Waren Austausch von Äquivalenten (gleichen Werten). Jedoch gehen die Dinge in der Wirklichkeit nicht rein zu. Unterstellen wir daher Austausch von Nicht-Äquivalenten.“ K. Marx, Kapital I.: 174.

„A verkauft Wein zum Wert von 4000 Euro an B und erwirbt im Austausch Getreide zum Wert von 5000 Euro. A seine 4000 Euro in 5000 Euro verwandelt, mehr Geld aus weniger Geld gemacht und seine Ware in Kapital verwandelt. Sehen wir näher zu. Vor dem Austausch hatten wir für 4000 Euro Wein in der Hand von A und für 5000 Euro Getreide in der Hand von B, Gesamtwert von 9000 Euro. Nach dem Austausch haben wir denselben Gesamtwert von 9000 Euro. Der zirkulierende Wert hat sich um kein Atom vergrößert, seine Verteilung zwischen A und B hat sich verändert. Auf der einen Seite erscheint als Mehrwert, was auf der anderen Seite Minderwert ist, auf der einen Seite als Plus, was auf der anderen als Minus. Derselbe Wechsel hätte sich ereignet, wenn A, ohne die verhüllende Form des Austausches, dem B 1000 Euro direkt gestohlen hätte. Die Summe der zirkulierenden Werte kann offenbar durch keinen Wechsel in ihrer Verteilung vermehrt werden. ... Die Gesamtheit der Kapitalistenklasse eines Landes kann sich nicht selbst übervorteilen.“ K. Marx, Kapital I.: 177.

„Man mag sich also drehen und wenden, wie man will, das Fazit bleibt dasselbe. Werden Äquivalente (gleiche Werte) ausgetauscht, so entsteht kein Mehrwert, und werden Nicht-Äquivalente ausgetauscht, so entsteht auch kein Mehrwert. Die Zirkulation oder der Warentausch schafft keinen Wert.“ K. Marx, Kapital I.: 177-178.

Anm. 37: „Die Kapitalbildung muss möglich sein, auch wenn der Warenpreis gleich dem Warenwert. Sie kann nicht aus der Abweichung der Warenpreise von den Warenwerten erklärt werden...“ K. Marx, Kapital I.: 180.

„Es hat sich gezeigt, dass der Mehrwert nicht aus der Zirkulation entspringen kann. ... Kann aber der Mehrwert anderswoher entspringen als aus der Zirkulation? Die Zirkulation ist die Summe

Page 26: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

26

aller Wechselbeziehungen der Warenbesitzer. ... Kapital kann also nicht aus der Zirkulation entspringen, und es kann ebenso wenig aus der Zirkulation nicht entspringen. Es muss zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen.“ K. Marx, Kapital I.: 180.

„Ein doppeltes Resultat hat sich also ergeben: Die Verwandlung des Geldes in Kapital ist auf Grundlage dem Warentausch innerer Gesetze zu entwickeln, so dass der Austausch von Äquivalenten (gleichen Werten) als Ausgangspunkt gilt. Unser ... Geldbesitzer muss die Waren zu ihrem Wert kaufen, zu ihrem Wert verkaufen und dennoch am Ende des Prozesse mehr Wert herausziehen, als er hineinwarf. ... Dies sind die Bedingungen des Problems. Hic Rhodos, hic salta! (Wer den Mehrwert nicht erklären kann, ohne dass beide sich widersprechenden Bedingungen erfüllt sind, kann den Mehrwert nicht erklären!). “ K. Marx, Kapital I.: 180-181.

Kapital I.: 181-191

Handel ist der historische Ausgangspunkt des Kapitals. Handel funktioniert aber nach dem Muster: Verwandlung von Geld in Ware, und Rückverwandlung dieser Ware in Geld. Als Kurzformel: G – W – G. Sinn macht dieser Vorgang nur, wenn der Händler am Ende mehr Geld hat als am Anfang. Die Formel muss also lauten: G – W – G’. Das Geld soll sich für den Händler vermehren. Diesen Zuwachs an Wert nennt Marx Mehrwert. Aber woher kommt dieser Mehrwert? Der Händler hat nur gekauft und verkauft. Entsteht dadurch Mehrwert? Bisher wurde vorausgesetzt, dass die Waren im Handel zu gleichen Werten ihre Besitzer wechseln. Durch den Austausch von Waren zu gleichen Werten kann also kein Mehrwert entstehen.

Selbst wenn wir voraussetzen, dass die Waren nicht zu gleichen Werten zirkulieren, kann der eine nur gewinnen, was der andere verliert. Durch die Zirkulation der Waren, durch den Handel, entsteht kein Wert, also auch kein Mehrwert. Gleichzeitig liegt es auf der Hand, dass in der Realität Geld bei dem Vorgang G – W – G vermehrt wird. Aber wie und wo? Der Mehrwert, der Zuwachs an Wert, entsteht innerhalb der Zirkulation, aber die Zirkulation schafft keinen Wert, also auch keinen Mehrwert. Diesen Widerspruch gilt es aufzuklären.

3. Kauf und Verkauf der Arbeitskraft:

„Die Wertveränderung des Geldes, das sich in Kapital verwandeln soll (das heißt: vermehrt werden soll), kann nicht an diesem Geld selbst vorgehen, denn als Kaufmittel und als Zahlungsmittel realisiert es nur den Preis der Ware, die es kauft oder zahlt... Ebenso wenig kann die Veränderung aus dem zweiten Zirkulationsakt, dem Wiederverkauf der Ware, entspringen, denn dieser Akt verwandelt die Ware bloß aus der Naturalform zurück in die Geldform. Die Veränderung muss sich also zutragen mit der Ware, die im ersten Akt G – W gekauft wird, aber nicht mit ihrem Wert, denn es werden Äquivalente (gleiche Werte) ausgetauscht, die Ware wird zu ihrem Werte bezahlt. Die Veränderung kann also nur entspringen aus ihrem Gebrauchswert als solchem, d. h. aus ihrem Verbrauch. Um aus dem Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehen, müsste unser Geldbesitzer so glücklich sein, innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Beschaffenheit besäße, Quelle von Wert zu sein. ... Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche spezifische Ware vor - das Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I.: 181.

Page 27: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

27

„Unter Arbeitskraft und Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert.“ K. Marx, Kapital I.: 181.

„Damit jedoch der Geldbesitzer die Arbeitskraft als Ware auf dem Markt vorfinde, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein.“ K. Marx, Kapital I.: 181.

„Damit ihr Besitzer seine Arbeitskraft als Ware verkaufe, muss er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person sein. Er und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in Verhältnis zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, dass der eine Käufer, der andere Verkäufer der Arbeitskraft ist, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die Fortdauer dieses juristisch gleichberechtigten Verhältnisses verlangt, dass der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie ... ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in eine Ware.“ K. Marx, Kapital I.: 182.

„Die zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf dem Markt als Ware vorfinde, ist die, dass ihr Besitzer, statt Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegenständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst ... als Ware feilbieten muss.“ K. Marx, Kapital I.: 183.

„Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen.“ K. Marx, Kapital I.: 183.

„Diese eigentümliche Ware, die Arbeitskraft, ist nun näher zu betrachten. Gleich allen andren Waren besitzt sie einen Wert. Wie wird er bestimmt? Der Wert der Arbeitskraft, gleich dem Wert jeder anderen Ware, ist bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen Artikels notwendige Arbeitszeit. K. Marx, Kapital I.: 184.

„Die Arbeitskraft existiert nur als Anlage des lebendigen Individuums. Ihre Produktion setzt also die Existenz dieses Individuums voraus. Die Existenz des Individuums gegeben, besteht die Produktion der Arbeitskraft in seiner eigenen Reproduktion und Erhaltung. Zu seiner Erhaltung bedarf das lebendige Individuum einer gewissen Summe von Lebensmitteln.

Die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit löst sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel.“ K. Marx, Kapital I.: 184-185.

„Die Summe der Lebensmittel muss also hinreichen, das arbeitende Individuum als arbeitendes Individuum in seinem normalen Lebenszustand zu erhalten. Die natürlichen Bedürfnisse selbst, wie Nahrung, Kleidung, Heizung, Wohnung usw. sind verschieden je nach den klimatischen und anderen natürlichen Eigentümlichkeiten eines Landes. Andrerseits ist der Umfang sogenannter notwendiger Bedürfnisse, wie die Art ihrer Befriedigung, selbst ein historisches Produkt und hängt daher großenteils von der Kulturstufe eines Landes, unter andrem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen, und daher mit welchen Gewohnheiten und Lebensansprüchen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat.

Page 28: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

28

Im Gegensatz zu den andren Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element. Für ein bestimmtes Land, zu einer bestimmten Periode jedoch, ist der Durchschnitts-Umkreis der notwendigen Lebensmittel gegeben.“ K. Marx, Kapital I.: 185.

„Die durch Abnutzung und Tod dem Markt entzogenen Arbeitskräfte müssen zum allermindesten durch eine gleiche Zahl neuer Arbeitskräfte beständig ersetzt werden. Die Summe der zur Produktion der Arbeitskraft notwendigen Lebensmittel schließt also die Lebensmittel der Ersatzmänner ein, d. h. der Kinder der Arbeiter, so dass sich diese Rasse eigentümlicher Warenbesitzer auf dem Warenmarkte verewigt.“ K. Marx, Kapital I.: 186.

„Um die allgemein menschliche Natur so anzupassen, dass sie Geschick und Fertigkeit in einem bestimmten Arbeitszweig erlangt, entwickelte und spezifische Arbeitskraft wird, bedarf es einer bestimmten Bildung und Erziehung, welche ihrerseits eine größere oder geringere Summe von Warenäquivalenten kostet. Je nach dem mehr oder minder vermittelten Charakter der Arbeitskraft sind ihre Bildungskosten verschieden. Diese Erlernungskosten ... gehen also in den Umkreis der zu ihrer Produktion verausgabten Werte.“ K. Marx, Kapital I.: 186.

„Der Wert der Arbeitskraft löst sich auf in den Wert einer bestimmten Summe von Lebensmitteln. Er wechselt daher auch mit dem Wert dieser Lebensmittel, d. h. der Größe der zu ihrer Produktion erheischten Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I.: 186.

„Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werts der Arbeitskraft wird gebildet durch den Wert einer Warenmasse, ohne deren tägliche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebensprozess nicht erneuern kann, also durch den Wert der physisch unentbehrlichen Lebensmittel. Sinkt der Preis der Arbeitskraft auf dieses Minimum, so sinkt er unter ihren Wert, denn sie kann sich so nur in verkümmerter Form erhalten und entwickeln. Der Wert jeder Ware ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, die erfordert ist, um sie in normaler Güte zu liefern.“ K. Marx, Kapital I.: 187.

„Ein Teil der Lebensmittel, z. B. Nahrungsmittel, Heizungsmittel usw. werden täglich neu verzehrt und müssen täglich neu ersetzt werden. Andere Lebensmittel, wie Kleider, Möbel usw. verbrauchen sich in längeren Zeiträumen und sind daher nur in längeren Zeiträumen zu ersetzen. Waren einer Art müssen täglich, andere wöchentlich, vierteljährlich usf. gekauft oder gezahlt werden. Wie sich die Summe dieser Ausgaben aber immer während eines Jahres z.B. verteilen möge, sie muss gedeckt sein durch die Durchschnittseinnahme tagein, tagaus. Wäre die Masse der täglich zur Produktion der Arbeitskraft nötigen Waren = A, die der wöchentlich nötigen = B, die der vierteljährlich nötigen = C usw., so wäre der tägliche Durchschnitt dieser Waren = (365 A + 52 B + 4 C + usw.) : 365.

Gesetzt, in dieser für den Durchschnittsarbeitstag nötigen Warenmasse steckten 4 Stunden gesellschaftlicher Arbeit, so vergegenständlicht sich in der Arbeitskraft täglich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit, oder ein halber Arbeitstag ist zur täglichen Produktion der Arbeitskraft erheischt. Dies zu ihrer täglichen Produktion nötige Arbeitsquantum bildet den Tageswert der Arbeitskraft oder den Wert der täglich reproduzierten Arbeitskraft. Wenn sich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ebenfalls in einem Geldbetrag von 200 Mark oder 100 Euro (= Durchschnitts-Tageslohn in Deutschland = Jahresbruttolohn

Page 29: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

29

1998 geteilt durch 220 Arbeitstage) darstellt, so sind 100 Euro der dem Tageswert der Arbeitskraft entsprechende Preis. Bietet der Besitzer sie feil für 200 Mark oder 100 Euro täglich, so ist ihr Verkaufspreis gleich ihrem Wert. ...“ K. Marx, Kapital I.: 186-187.

„Wer Arbeitsvermögen sagt, sagt nicht Arbeit, so wenig als wer Verdauungsvermögen sagt, Verdauen sagt. ... Wird das Arbeitsvermögen nicht verkauft, so nützt es dem Arbeiter nichts, so empfindet er es vielmehr als eine grausame Naturnotwendigkeit, dass sein Arbeitsvermögen ein bestimmtes Quantum Lebensmittel zu seiner Produktion verlangt hat und stets wieder von neuem zu seiner Reproduktion verlangt. Er entdeckt dann ... :‚Das Arbeitsvermögen ... ist nichts, wenn es nicht verkauft wird.’“ K. Marx, Kapital I.: 187.

„Wir kennen nun die Art und Weise der Bestimmung des Werts, welcher dem Besitzer dieser eigentümlichen Ware, der Arbeitskraft, vom Geldbesitzer gezahlt wird. Der Gebrauchswert, den der Geldbesitzer im Austausch erhält, zeigt sich erst im wirklichen Verbrauch, im Konsumtionsprozess der Arbeitskraft. Alle zu diesem Prozess nötigen Dinge, wie Rohmaterial usw. kauft der Geldbesitzer auf dem Warenmarkt und zahlt sie zum vollen Preis. Der Konsumtionsprozess der Arbeitskraft ist zugleich der Produktionsprozess von Ware und Mehrwert. Die Konsumtion der Arbeitskraft, gleich der Konsumtion jeder anderen Ware, vollzieht sich außerhalb des Markts oder der Zirkulationssphäre. Diese ... aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit dem Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden nachzufolgen in die verborgene Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: Für Unbefugte Zutritt verboten! Hier wird sich zeigen ... wie das Kapital produziert wird. Das Geheimnis der Plusmacherei muss sich endlich enthüllen.“ K. Marx, Kapital I.: 189.

„Der ehemalige Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig, der andere scheu, widerstrebend, wie jemand, der seine eigene Haut zu Markt getragen und nun nichts anderes zu erwarten hat als die – Gerberei.“ K. Marx, Kapital I.: 191.

Die Produktions des absoluten Mehrwerts

Kapital I.: 192-200

Wenn alle Waren zu ihrem vollen Wert gekauft und verkauft werden, dann kann neuer Wert und Mehrwert nur entstehen, wenn es eine Ware gibt, durch deren Verbrauch, also durch deren Gebrauchswert, Wert entsteht. Diese Ware gibt es, es ist das Arbeitsvermögen (Arbeitskraft). Damit das Arbeitsvermögen als Ware auf dem Markt käuflich wird, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: 1. Der Besitzer der Arbeitskraft muss persönlich frei sein, also Herr über sein Arbeitsvermögen sein, - sonst kann er seine Arbeitskraft nicht verkaufen. 2. Der Besitzer der Arbeitskraft muss frei von den sachlichen Bedingungen sein, die es ihm ermöglichen würden, mit seiner Arbeitskraft selber Produkte herzustellen, die er dann statt seiner Arbeitskraft verkaufen könnte, - sonst will er seine Arbeitskraft nicht verkaufen.

Page 30: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

30

Was ist der Wert des Arbeitsvermögens/ der Arbeitskraft? Die Ausbildungskosten des spezifischen Arbeitsvermögens plus die zu dem historischen Zeitpunkt landesüblichen Unterhaltskosten des Arbeitskraftbesitzers plus die Ersatzkosten für den verbrauchten Arbeitskraftbesitzer, also die Aufzuchtkosten seiner Kinder. (Soweit der Arbeitskraftbesitzer die Kosten von Berufsausbildung und Kinderaufzucht üblicherweise selber tragen muss). Der Wert dieser Waren- und Dienstleistungsmenge entspricht dem Wert der Arbeitskraft. Dieser Wert steigt und sinkt jedoch mit der Produktivität der zur Herstellung bzw. Gewährleistung dieser Warenmenge durchschnittlich nötigen Arbeitszeit. Der volle Wert der Arbeitskraft wird bezahlt, wenn der Besitzer den Geldbetrag erhält, mit dem er die eben aufgezählte Waren- und Dienstleistungsmenge bezahlen kann. Indem der Arbeitskraftbesitzer sein Arbeitsvermögen verkauft, überlässt er dem Geldbesitzer die Nutzung bzw. den Verbrauch dieser Arbeitskraft. Dieser Verbrauch findet in der Produktion, also im Arbeitsprozess statt.

Dritter Abschnitt

Die Produktion des absoluten Mehrwerts

5. Kapitel

Arbeitsprozess und Verwertungsprozess

1. Arbeitsprozess</b>

„Der Arbeitsprozess ist ... zunächst unabhängig von jeder bestimmten gesellschaftlichen Form zu betrachten. Die Arbeit ist zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem der durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur.“ K. Marx, Kapital I.: 192.

„Wir unterstellen die Arbeit in einer Form, worin sie dem Menschen ausschließlich angehört. Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, dass er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war. Nicht dass er nur eine Formänderung des Natürlichen bewirkt; er verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die Art und Weise seines Tuns als Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen unterordnen muss.“ K. Marx, Kapital I.: 193.

„Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses sind die zweckmäßige Tätigkeit oder die Arbeit selbst, ihr Gegenstand und ihr Mittel.“ K. Marx, Kapital I.: 193.

Page 31: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

31

„Betrachtet man den ganzen Prozess vom Standpunkt seines Resultats, des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als Produktionsmittel und die Arbeit selbst als produktive Arbeit.“ (Anm. 7: „Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Standpunkt des einfachen Arbeitsprozesses ergibt, reicht keineswegs hin für den kapitalistischen Produktionsprozess.“ Vergleiche die Bestimmung produktiver Arbeit im Kapitalismus auf den Seiten 531 folgende.) K. Marx, Kapital I.: 196.

„Im Arbeitsprozess bewirkt ... die Tätigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vornherein bezweckte Veränderung des Arbeitsgegenstandes. Der Prozess erlischt im Produkt. ... Die Arbeit hat sich mit ihrem Gegenstand verbunden. Sie ist vergegenständlicht, und der Gegenstand ist verarbeitet. Was auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf Seiten des Produkts.“ K. Marx, Kapital I.: 195.

„Wenn ein Gebrauchswert als Produkt aus dem Arbeitsprozess herauskommt, gehen andere Gebrauchswerte, Produkte früherer Arbeitsprozesse, als Produktionsmittel in ihn ein. Derselbe Gebrauchswert, der das Produkt dieser, bildet das Produktionsmittel jener Arbeit. Produkte sind daher nicht nur Resultat, sondern zugleich Bedingung des Arbeitsprozesses.“ K. Marx, Kapital I.: 196.

„Durch ihren Eintritt als Produktionsmittel in neue Arbeitsprozesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie funktionieren nur noch als gegenständliche Faktoren der lebendigen Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 197.

Produktionsmittel:

a) Rohmaterial:

„Ist der Arbeitsgegenstand ... selbst schon sozusagen durch frühere Arbeit filtriert, so nennen wir ihn Rohmaterial. ... Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung erfahren hat.“ K. Marx, Kapital I.: 193.

„Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeitsgegenstand von Natur vorfindet, wie Bergbau, Jagd, Fischfang usw. ... behandeln alle Industrie einen Gegenstand, der Rohmaterial, d.h. bereits durch die Arbeit filtrierter Arbeitsgegenstand, selbst schon Arbeitsprodukt ist. So z.B. der Samen in der Agrikultur. Tiere und Pflanzen, die man als Naturprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte vielleicht der Arbeit vom vorigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen, Produkte einer durch viele Generationen unter menschlicher Kontrolle, vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Umwandlung.“ K. Marx, Kapital I.: 196.

„Das Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden oder nur als Hilfsstoff in seine Bildung eingehen. Der Hilfsstoff wird vom Arbeitsmittel konsumiert, wie Kohle von der Dampfmaschine, Öl vom Rade, Heu vom Zugpferd, oder dem Rohmaterial zugesetzt, um darin eine stoffliche Veränderung zu bewirken, wie Chlor zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er unterstützt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z. B. zur Beleuchtung und Heizung des Arbeitslokals verwandte Stoffe. Der Unterschied zwischen Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt in der eigentlichen chemischen Fabrikation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des Produkts wieder erscheint.“ K. Marx, Kapital I.: 196.

Page 32: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

32

„Ob ein Gebrauchswert als Rohmaterial, Arbeitsmittel oder Produkt erscheint, hängt ganz und gar ab von seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprozess, von der Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle wechseln jene Bestimmungen.“ K. Marx, Kapital I.: 197.

b) Arbeitsmittel:

„Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er benutzt die mechanischen, physikalischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andre Dinge, seinem Zweck gemäß, wirken zu lassen.“ (Anm. 2: ‚Die Vernunft ist ebenso listig als mächtig. Die List besteht überhaupt in der vermittelnden Tätigkeit, welche, indem sie die Objekte ihrer eigenen Natur gemäß aufeinander einwirken und sich aneinander abarbeiten lässt, ohne sich unmittelbar in diesen Prozess einzumischen, gleichwohl nur ihren Zweck zur Ausführung bringt.‘ Hegel, zit. n. K. Marx, Kapital I.: 194.)

„Sobald überhaupt der Arbeitsprozess nur einigermaßen entwickelt ist, bedarf er bereits bearbeiteter Arbeitsmittel.“ K. Marx, Kapital I.: 194.

„Machen Produktionsmittel im Arbeitsprozess ihren Charakter als Produkte vergangener Arbeit geltend, so durch ihre Mängel. Ein Messer, das nicht schneidet, Garn, das beständig zerreißt usw., erinnern lebhaft an Messerschmied A und Garnwichser E. Im gelungenen Produkt ist die Vermittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch vergangene Arbeit ausgelöscht.“ K. Marx, Kapital I.: 197.

„Die Arbeitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch Anzeiger der gesellschaftlichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird. Unter den Arbeitsmitteln selbst bieten die mechanischen Arbeitsmittel ... viel entscheidendere Charaktermerkmale einer gesellschaftlichen Produktionsweise als solche Arbeitsmittel, die nur zu Behältern des Arbeitsgegenstandes dienen. ... Erst in der chemischen Fabrikation spielen sie eine bedeutungsvollere Rolle. ... (Anm. 5: Von allen Waren sind eigentliche Luxuswaren die unbedeutendsten für die technologische Vergleichung verschiedner Produktionsepochen.)“ K. Marx, Kapital I.: 195.

„Der Arbeitsprozess, wie wir ihn in seinen einfachen und abstrakten Momenten dargestellt haben, ist zweckmäßige Tätigkeit zur Herstellung von Gebrauchswerten, Aneignung des Natürlichen für menschliche Bedürfnisse, allgemeine Bedingung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, ewige Naturbedingung des menschlichen Lebens und daher unabhängig von jeder Form dieses Lebens, vielmehr allen seinen Gesellschaftsformen gleich gemeinsam.“ K. Marx, Kapital I.: 198.

Produktion ist Konsumtion

„Die Arbeit verbraucht ihre stofflichen Elemente, ihren Gegenstand und ihr Mittel, verspeist dieselben und ist also Konsumtionsprozess.

Diese produktive Konsumtion unterscheidet sich dadurch von der individuellen Konsumtion, dass letztere die Produkte als Lebensmittel des lebendigen Individuums, erstere sie als Lebensmittel der Arbeit, seiner sich betätigenden Arbeitskraft, verzehrt. Das Produkt der individuellen Konsumtion ist daher der Konsument selbst, das Resultat der produktiven Konsumtion ein vom Konsumenten unterschiedenes Produkt.“ K. Marx, Kapital I.: 198.

Page 33: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

33

„Kehren wir zu unsrem künftigen Kapitalisten zurück. ... Der Arbeitsprozess wie er als Konsumtionsprozess der Arbeitskraft durch den Kapitalisten vorgeht, zeigt nun zwei eigentümliche Phänomene. Der Arbeiter arbeitet unter der Kontrolle des Kapitalisten, dem seine Arbeit gehört. ... Zweitens aber: Das Produkt ist Eigentum des Kapitalisten, nicht des unmittelbaren Produzenten, des Arbeiters. ... Der Arbeitsprozess ist ein Prozess zwischen Dingen, die der Kapitalist gekauft hat, zwischen ihm gehörigen Dingen. Das Produkt dieses Prozesses gehört ihm daher ganz ebenso sehr als das Produkt des Gärungsprozesses in seinem Weinkeller.“ K. Marx, Kapital I.: 199-200.

Kapital I.: 200-213

Marx stellt zunächst den Arbeitsprozess dar, wie er allen Gesellschaftsformen gemeinsam ist. Im Unterschied zum tierischen Einwirken auf die Natur ist die menschliche Arbeit eine geplante und zweckgerichtete Veränderung der Natur, wobei der Mensch sich die Naturkräfte selber zunutze macht und sie als Werkzeuge seines Gehirns und seiner Hände einsetzt. Als Resultat des Arbeitsprozesses erscheint das Produkt als die Verwirklichung der Idee des Produzenten. Das Produkt ist nicht nur Resultat des Arbeitsprozesses, sondern ebenso seine Voraussetzung. Schon seit frühester Zeit setzen die Menschen in ihrem Arbeitsprozess Rohmaterial und Arbeitsmittel (Werkzeuge) ein, die beide schon frühere Arbeit enthalten. Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden (wie Beton für eine Brücke) oder nur als Hilfsstoff in ein Produkt eingehen (wie Energieträger, die Elektrizität liefern). Der Unterschied zwischen Hauptsubstanz und Hilfsstoff verschwindet in der chemischen Industrie. Durch Arbeitsmittel (Werkzeuge) vergrößert und intensiviert der arbeitende Mensch seine Kraft und seine Geschicklichkeit. Insofern das Produkt der Zweck der Produktion ist, sind Rohmaterial und Arbeitsmittel die Mittel der Produktion oder Produktionsmittel. Im Arbeitsprozess werden sowohl Rohmaterial wie Arbeitsmittel verbraucht oder konsumiert. Arbeit ist also eine produktive Konsumtion – unterschieden von der individuellen Konsumtion, die als Resultat kein Produkt, sondern den Produzenten selber hat. Im kapitalistischen Arbeitsprozess gehört die Arbeitskraft nicht dem Arbeiter, sondern dem Kapitalisten, der ihre Nutzung und ihren Verbrauch gekauft, bzw. für die Dauer der Arbeitszeit gemietet hat. Alle Produkte, die dieses lebendige Arbeitsvermögen mit den sachlichen Produktionsmitteln (Rohmaterial und Arbeitsmittel) herstellt, gehören rechtmäßig dem Eigentümer dieser beiden Bildungselemente der kapitalistischen Produktion, dem Kapitalisten.

2. Verwertungsprozess

Zu welchem Zweck kaufte unser Kapitalist Arbeitskraft und Produktionsmittel?

Page 34: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

34

„... Unserem Kapitalisten handelte es sich um zweierlei. Erstens will er einen Gebrauchswert produzieren, der einen Tauschwert hat, einen zum Verkauf bestimmten Artikel, eine Ware. Und zweitens will er eine Ware produzieren, deren Wert höher als die Wertsumme der zu ihrer Produktion nötigen Waren, der Produktionsmittel und der Arbeitskraft, für die er sein gutes Geld auf dem Warenmarkt vorschoss. Er will nicht nur einen Gebrauchswert produzieren, sondern eine Ware, nicht nur Gebrauchswert, sondern Wert, und nicht nur Wert, sondern auch Mehrwert.“ K. Marx, Kapital I.: 201.

„In der Tat, da es sich hier um Warenproduktion handelt, haben wir bisher offenbar nur eine Seite des Prozesses betrachtet. Wie die Ware selbst Einheit von Gebrauchswert und Wert, muss ihr Produktionsprozess Einheit von Arbeitsprozess und Wertbildungsprozess sein.

Betrachten wir den Produktionsprozess nun auch als Wertbildungsprozess. K. Marx, Kapital I.: 201.

In der nun folgenden Beispielrechnung der Garnherstellung hatte Marx mit realistischen Mengen und Preisen seiner Zeit gerechnet, die er von F. Engels erhalten hatte, der damals als Manager in einer Garnfabrik arbeitete. Wir sind jedoch heute nicht mehr gewohnt in englischen Shilling zu rechnen. Selbst für die von ihm herausgegebene dritte deutsche Auflage von 1883 wollte F. Engels die englischen Maßeinheiten aus folgenden Gründen nicht ändern: „In der Naturwissenschaft herrschte metrisches, auf dem Weltmarkt englisches Maß und Gewicht. Unter solchen Umständen waren englische Maßeinheiten selbstverständlich für ein Buch, das seine tatsächlichen Belege fast ausschließlich aus englischen industriellen Verhältnissen zu nehmen genötigt war. Und dieser letzte Grund bleibt auch noch heute entscheidend, um so mehr, als die bezüglichen Verhältnisse auf dem Weltmarkt sich kaum geändert haben und namentlich für die ausschlaggebenden Industrien – Eisen und Baumwolle – englisches Maß und Gewicht noch heute fast ausschließlich herrscht.“ (Kapital I.: 34).

Diese Gründe für die Beibehaltung der alten Maße sind inzwischen weggefallen. Daher wurden von mir dort, wo es dem leichteren Verständnis dient, moderne Maße und Gewichte benutzt.

Im folgenden Beispiel wurden alle Shilling-Preise des Originals von mir mit 15 multipliziert, so dass hier in Euro gerechnet werden kann, aber alle Größenverhältnisse untereinander gleich blieben.

Der Arbeitstag wurde von mir mit 8 Stunden statt der 12 Stunden bei Marx gerechnet. Die Gewichtsangaben habe ich nicht geändert.

Wie immer stehen alle Textteile, die modernisiert sind und nicht den originalen Wortlaut von K. Marx wiedergeben, in kursiver Schrift. wb

„Es ist also zunächst die in diesem Produkt vergegenständlichte Arbeit zu berechnen.“ K. Marx, Kapital I.: 201.

„Es sei z.B. Garn.

Zur Herstellung des Garns war zuerst sein Rohmaterial nötig, z.B. 10 Pfund Baumwolle. Was der Wert der Baumwolle, ist nicht erst zu untersuchen, denn der Kapitalist hat sie auf dem Markt zu ihrem Wert, z.B. zu 150 Euro gekauft. In dem Preis der Baumwolle ist die zu ihrer Produktion benötigte Arbeit schon als allgemein gesellschaftliche Arbeit dargestellt.

Page 35: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

35

Wir wollen ferner annehmen, dass die in der Verarbeitung der Baumwolle verzehrte Spindelmasse, die uns alle anderen aufgewandten Arbeitsmittel repräsentiert, einen Wert von 30 Euro besitzt.

Ist ein Geldbetrag von 180 Euro das Produkt von 16 Arbeitsstunden oder zwei Arbeitstagen, so folgt zunächst, dass im Garn zwei Arbeitstage vergegenständlicht sind.“ K. Marx, Kapital I.: 201.

„Die zur Produktion der Baumwolle nötige Arbeitszeit ist Teil der zur Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, nötigen Arbeitszeit und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse nötig ist, ohne deren Verschleiß oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden kann. ... Die Werte der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel, ausgedrückt in dem Preise von 180 Euro bilden also Bestandteile des Garnwerts oder des Werts des Produkts.“ K. Marx, Kapital I.: 202-203

„Wir wissen jetzt, welchen Teil des Garnwerts die Produktionsmittel, Baumwolle und Spindel, bilden. Er ist gleich 180 Euro oder die Verkörperung von zwei Arbeitstagen.

Es handelt sich also nun um den Wertteil, welchen die Arbeit des Spinners selbst der Baumwolle zusetzt.“ K. Marx, Kapital I.: 203.

„Es ist nun entscheidend wichtig, dass während der Dauer des Prozesses, d.h. der Verwandlung von Baumwolle in Garn, nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verzehrt wird. Müssen unter normalen, d.h. durchschnittlich gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, a Pfund Baumwolle während einer Arbeitsstunde in b Pfund Garn verwandelt sein, so gilt nur der Arbeitstag als Arbeitstag von 8 Stunden, der 8 x a Pfund Baumwolle in 8 x b Pfund Garn verwandelt. Denn nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zählt als wertbildend.“ K. Marx, Kapital I.: 204.

„Beim Verkauf der Arbeitskraft wurde unterstellt, dass ihr Tageswert = 45 Euro, und in ... 4 Arbeitsstunden verkörpert sind, dies Arbeitsquantum also nötig ist, um die Durchschnittssumme der täglichen Lebensmittel des Arbeiters zu produzieren.“ K. Marx, Kapital I.: 205.

“Verwandelt unser Spinner nun während einer Arbeitsstunde 2,5 Pfund Baumwolle in 2,5 Pfund Garn, so in 4 Stunden 10 Pfund Baumwolle in 10 Pfund Garn. Während der Dauer des Spinnprozesses saugt die Baumwolle also 4 Arbeitsstunden ein. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einem Geldbetrag von 45 Euro dar. Der Baumwolle wird also durch das Spinnen selbst ein Wert von 45 Euro zugesetzt.“ K. Marx, Kapital I.: 205.

Page 36: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

36

„Sehen wir uns den Gesamtwert des Produkts, der 10 Pfund Garn an. In ihnen sind 2,5 Arbeitstage vergegenständlicht, 2 Tage enthalten in Baumwolle und Spindelmasse, 0,5 Tage Arbeit eingesaugt während des Spinnprozesses. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einem Geldbetrag von 225 Euro dar. Der dem Wert der 10 Pfund Garn adäquate Preis beträgt also 225 Euro, der Preis eines Pfundes Garn 22,5 Euro.“ K. Marx, Kapital I.: 205.

„Unser Kapitalist stutzt. Der Wert des Produkts ist gleich dem Wert des vorgeschossenen Kapitals. Der vorgeschossene Wert hat sich nicht verwertet, keinen Mehrwert erzeugt, Geld hat sich also nicht in Kapital verwandelt. Der Preis für 10 Pfund Garn ist 225 Euro, und 225 Euro wurden verausgabt auf dem Warenmarkt für die Bildungselemente des Produkts oder, was dasselbe, die Faktoren des Arbeitsprozesses: 150 Euro für Baumwolle, 30 Euro für die verzehrte Spindelmasse und 45 Euro für Arbeitskraft.

Der aufgeschwollene Wert des Garns hilft nichts, denn sein Wert ist nur die Summe der früher auf Baumwolle, Spindel und Arbeitskraft verteilten Werte, und aus einer solchen bloßen Addition vorhandener Werte kann nun nimmermehr ein Mehrwert entspringen.

Diese Werte sind jetzt alle auf ein Ding konzentriert, aber so waren sie in der Geldsumme von 225 Euro, bevor diese sich durch drei Warenkäufe zersplitterte.“ K. Marx, Kapital I.: 205.

„Sehn wir näher zu. Der Tageswert der Arbeitskraft betrug 45 Euro, weil in ihr selbst ein halber Arbeitstag vergegenständlicht ist, d.h. weil die täglich zur Produktion der Arbeitskraft nötigen Lebensmittel einen halben Arbeitstag kosten.

Page 37: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

37

Aber die vergangne Arbeit, die in der Arbeitskraft steckt, und die lebendige Arbeit, die sie leisten kann, ihre täglichen Erhaltungskosten und ihre tägliche Verausgabung, sind zwei ganz verschiedne Größen.

Die erstere bestimmt ihren Tauschwert, die andre bildet ihren Gebrauchswert.

Dass ein halber Arbeitstag nötig, um ihn während 24 Stunden am Leben zu erhalten, hindert den Arbeiter keineswegs, einen ganzen Tag zu arbeiten.

Der Wert der Arbeitskraft und ihre Verwertung im Arbeitsprozess sind also zwei verschiedene Größen. Diese Wertdifferenz hatte der Kapitalist im Auge, als er die Arbeitskraft kaufte.“ K. Marx, Kapital I.: 207-208.

„Der Geldbesitzer hat den Tageswert der Arbeitskraft gezahlt; ihm gehört daher ihr Gebrauch während des Tages, die tagelange Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 208.

„Unser Kapitalist hat den Fall ... vorhergesehen. Der Arbeiter findet daher in der Werkstätte die nötigen Produktionsmittel nicht nur für einen vierstündigen, sondern für einen achtstündigen Arbeitsprozess. Saugten 10 Pfund Baumwolle 4 Arbeitsstunden ein und verwandelten sich in 10 Pfund Garn, so werden 20 Pfund Baumwolle 8 Arbeitsstunden einsaugen und in 20 Pfund Garn verwandelt.

Betrachten wir das Produkt des verlängerten Arbeitsprozesses.

In den 20 Pfund Garn sind jetzt 5 Arbeitstage vergegenständlicht, 4 in der verzehrten Baumwoll- und Spindelmasse, 1 von der Baumwolle eingesaugt während des Spinnprozesses.“ K. Marx, Kapital I.: 208.

Page 38: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

38

„Der Geldausdruck von 5 Arbeitstagen ist aber 450 Euro ... Dies ist also der Preis der 20 Pfund Garn. ...

Aber die Wertsumme der in den Prozess geworfenen Waren betrug 405 Euro. Der Wert des Garns beträgt 450 Euro. Der Wert des Produkts ist um 1/9 gewachsen über den zu seiner Produktion vorgeschossenen Wert. So haben sich 405 Euro in 450 Euro verwandelt. Sie haben einen Mehrwert von 45 Euro gesetzt. Das Kunststück ist endlich gelungen. Geld ist in Kapital verwandelt.“ K. Marx, Kapital I.: 208-209

„Alle Bedingungen des Problems sind gelöst und die Gesetze des Warentausches in keiner Weise verletzt. Äquivalent (Wertgleiches) wurde gegen Äquivalent (Wertgleiches) ausgetauscht. Der Kapitalist zahlte als Käufer jede Ware zu ihrem Wert, Baumwolle, Spindelmasse, Arbeitskraft. Er tat dann, was jeder andre Käufer von Waren tut. Er konsumierte den Gebrauchswert. Der Konsumtionsprozess der Arbeitskraft ... ergab ein Produkt von 20 Pfund Garn mit einem Wert von 450 Euro.“ K. Marx, Kapital I.: 209

„Der Kapitalist kehrt nun zum Markt zurück und verkauft Ware, nachdem er Ware gekauft hat. Er verkauft das ... Garn zu 450 Euro, keinen Deut über oder unter seinem Wert. Und doch zieht er 45 Euro mehr aus der Zirkulation heraus, als er ursprünglich in sie hineinwarf.“ K. Marx, Kapital I.: 209

„Vergleichen wir nun Wertbildungsprozess und Verwertungsprozess, so ist der Verwertungsprozess nichts als ein über einen gewissen Punkt hinaus verlängerter Wertbildungsprozess. Dauert der letztre nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert

Page 39: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

39

der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent (Wertgleiches) ersetzt ist, so ist er einfacher Wertbildungsprozess. Dauert der Wertbildungsprozess über diesen Punkt hinaus, so wird er Verwertungsprozess.“ K. Marx, Kapital I.: 209.

„Als Einheit von Arbeitsprozess und Wertbildungsprozess ist der Produktionsprozess Produktionsprozess von Waren; als Einheit von Arbeitsprozess und Verwertungsprozess ist er kapitalistischer Produktionsprozess, kapitalistische Form der Warenproduktion.“ K. Marx, Kapital I.: 211.

„Man sieht: der früher aus der Analyse der Ware gewonnene Unterschied zwischen der Arbeit, soweit sie Gebrauchswert, und derselben Arbeit, soweit sie Wert schafft, hat sich jetzt als Unterscheidung der verschiedenen Seiten des Produktionsprozesses dargestellt.“ K. Marx, Kapital I.: 211.

Kapital I.: 214-225

Wie wird aus Geld mehr Geld? Wie also verwertet sich das Kapital oder wie entsteht der Mehrwert? Das ist alles die selbe, alles entscheidende Frage. Marx nimmt zunächst eine Beispielrechnung: Ein Teil des Wertes besteht aus dem Wert des verbrauchten Rohmaterials, ein Teil des Wertes besteht aus dem Wert der verbrauchten Arbeitsmittel und ein Teil des Wertes besteht aus dem Wert der Arbeitskraft. Alle diese Waren hatte der Kapitalist zu einem Preise gekauft, der ihrem Warenwert entsprach. Falls der Wert der Arbeitskraft dem Gegenwert von vier Stunden gesellschaftlich durchschnittlicher Arbeitszeit entspricht, und der Kapitalist seinen Arbeiter nur vier Stunden arbeiten lässt, dann ist das vorgeschossene Kapital nicht größer als das nach vier Stunden neu geschaffene Kapital – nur mit dem Unterschied, dass vorher dieser Wert auf die Bildungselemente der Produktion – Rohmaterial, Arbeitsmittel und Arbeitskraft – verteilt war, und nun sich vereint hat in dem neugeschaffenen Arbeitsprodukt der vierstündigen Arbeit. Der Wert der Arbeitskraft und ihr Gebrauchswert sind aber verschiedene Dinge. Der Wert der Arbeitskraft entspricht nach der obigen Annahme dem Gegenwert von vier Stunden Arbeit. Eine Warenmenge, die in vier Stunden geschaffen wird, reicht also aus, um die Arbeitskraft für einen Tag zu erhalten.

Der Besitzer der Arbeitskraft ist aber keineswegs gehindert, länger als vier Stunden am Tag zu arbeiten, das heißt den Gebrauchswert seiner Arbeitskraft zu betätigen. Der Kapitalist hat also die Arbeitskraft für einen ganzen Arbeitstag gekauft, um den Gebrauchswert der Arbeitskraft über die Zeitgrenze hinaus zu nutzen, bis zu der der Arbeiter den Gegenwert für seinen Lohn produziert hat.

Der Arbeitsprozess hat auch eine Doppelnatur: Der Wertbildungsprozess dauert den ganzen Arbeitsprozess, in dem Waren produziert werden. Während dieser gesamten Zeit wird der Produktwert der Ware geschafften.

Page 40: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

40

Verwertungsprozess des Kapitals ist der Arbeitsprozess nur dann, wenn sich das Kapital vermehrt, wenn Mehrwert geschaffen wird. Verwertungsprozess wird der Arbeitsprozess dann, wenn er über den Punkt hinausgeht, an dem die Arbeitskraft den Gegenwert für ihren Lohn produziert hat. Das ist der Punkt, wo das vorgeschossene Kapital gleich dem neugeschaffenen Kapital ist. In den jetzt folgenden Kapiteln wird dieser Sachverhalt eingehend dargestellt und analysiert.

Sechstes Kapitel

Konstantes Kapital und variables Kapital

„Die verschiednen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschiednen Anteil an der Bildung des Produkten-Werts.“ K. Marx, Kapital I.: 214.

„Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuen Wert zu durch Zusatz eines bestimmten Quantums von Arbeit, abgesehen vom bestimmten Inhalt, Zweck und technischen Charakter seiner Arbeit. Andererseits finden wir die Werte der verzehrten Produktionsmittel wieder als Bestandteile des Produkten-Werts, z.B. die Werte von Baumwolle und Spindel im Garnwert.“ K. Marx, Kapital I.: 214.

„Der Wert der Produktionsmittel wird also erhalten durch seine Übertragung auf das Produkt. Dies Übertragen geschieht während der Verwandlung der Produktionsmittel in Produkt, im Arbeitsprozess. Es ist vermittelt durch die Arbeit. Aber wie?

Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht einmal, um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Wert zuzusetzen, und das andere Mal, um ihren alten Wert zu erhalten ...

Sondern durch bloßes Zusetzen von neuem Wert erhält er den alten Wert.

Da aber der Zusatz von neuem Wert zum Arbeitsgegenstand und die Erhaltung der alten Werte im Produkt zwei ganz verschiedne Resultate sind, die der Arbeiter in derselben Zeit hervorbringt, obgleich er nur einmal in derselben Zeit arbeitet, kann diese Doppelseitigkeit des Resultats offenbar nur aus der Doppelseitigkeit seiner Arbeit selbst erklärt werden.

In demselben Zeitpunkt muss sie in einer Eigenschaft Wert schaffen und in einer andren Eigenschaft Wert erhalten oder übertragen.“ K. Marx, Kapital I.: 214.

„Wie setzt jeder Arbeiter Arbeitszeit und daher Wert zu? Immer nur in der Form seiner eigentümlich produktiven Arbeitsweise. Der Spinner setzt nur Arbeitszeit zu, indem er spinnt, der Weber, indem er webt, der Schmied, indem er schmiedet. Durch die zweckbestimmte Form aber, worin sie Arbeit überhaupt zusetzen und daher Neuwert zusetzen, durch das Spinnen, Weben, Schmieden werden die Produktionsmittel, Baumwolle und Spindel, Garn und Webstuhl, Eisen und Amboss, zu Bildungselementen eines Produkts, eines neuen Gebrauchswerts. Die alte Form ihres Gebrauchswerts vergeht, aber nur um in einer neuen Form von Gebrauchswert aufzugehen...

Page 41: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

41

Der Arbeiter erhält also die Werte der vernutzten Produktionsmittel oder überträgt sie als Wertbestandteile auf das Produkt nicht durch sein Zusetzen von Arbeit überhaupt, sondern durch den besonderen nützlichen Charakter, durch die spezifisch produktive Form dieser zusätzlichen Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 215.

„Wie setzt jeder Arbeiter Arbeitszeit und daher Wert zu? ... Durch das bloß quantitative Zusetzen von Arbeit wird neuer Wert zugesetzt ...“ K. Marx, Kapital I.: 214.

„Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuen Wert zu durch Zusatz eines bestimmten Quantums von Arbeit, abgesehen vom bestimmten Inhalt, Zweck und technischen Charakter seiner Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 214.

„... Er setzt eine bestimmte Wertgröße zu, nicht weil seine Arbeit einen besonderen nützlichen Inhalt hat, sondern weil sie eine bestimmte Zeit dauert.“ K. Marx, Kapital I.: 215.

„In ihrer abstrakten, allgemeinen Eigenschaft also, als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, setzt die Arbeit des Spinners den Werten von Baumwolle und Spindel Neuwert zu, und in ihrer konkreten, besonderen, nützlichen Eigenschaft als Spinnprozess, überträgt sie den Wert dieser Produktionsmittel auf das Produkt und erhält so ihren Wert im Produkt.

Daher die Doppelseitigkeit ihres Resultats in demselben Zeitpunkt.“ K. Marx, Kapital I.: S. 214-215.

„Durch das bloß quantitative Zusetzen von Arbeit wird neuer Wert zugesetzt, durch die Qualität der zugesetzten Arbeit werden die alten Werte der Produktionsmittel im Produkt erhalten. Diese doppelseitige Wirkung derselben Arbeit infolge ihres doppelseitigen Charakters zeigt sich handgreiflich in verschiedenen Erscheinungen.

Nimm an, irgendeine Erfindung befähige den Spinner, in 6 Stunden so viel Baumwolle zu verspinnen wie früher in 36 Stunden. Als zweckmäßig nützliche, produktive Tätigkeit hat seine Arbeit ihre Kraft versechsfacht. Ihr Produkt ist ein sechsfaches, 36 statt 6 Pfund Garn.

Aber die 36 Pfund Baumwolle saugen jetzt nur so viel Arbeitszeit ein als früher 6 Pfund. Sechsmal weniger neue Arbeit wird ihnen zugesetzt als mit der alten Methode, daher nur noch ein Sechstel des früheren Werts.

Andererseits existiert jetzt der sechsfache Wert von Baumwolle im Produkt, den 36 Pfund Garn.

In den 6 Spinnstunden wird ein sechsmal größerer Wert von Rohmaterial erhalten und auf das Produkt übertragen, obgleich demselben Rohmaterial ein sechsmal kleinerer Neuwert zugesetzt wird.

Dies zeigt, wie die Eigenschaft, worin die Arbeit während desselben unteilbaren Prozesses Werte erhält, wesentlich verschieden ist von der Eigenschaft, worin sie Wert schafft.“ K. Marx, Kapital I.: S. 215-216.

„Der Arbeiter kann neue Arbeit nicht zusetzen, also nicht neuen Wert schaffen, ohne alte Werte zu erhalten, denn er muss die Arbeit immer in bestimmter nützlicher Form zusetzen, und er kann

Page 42: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

42

sie nicht in nützlicher Form zusetzen, ohne Produkte zu Produktionsmitteln eines neuen Produkts zu machen und dadurch ihren Wert auf das neue Produkt zu übertragen.

Es ist also eine Naturgabe der sich betätigenden Arbeitskraft ... Wert zu erhalten, indem sie Wert zusetzt, eine Naturgabe, die dem Arbeiter nichts kostet, aber dem Kapitalisten viel einbringt, die Erhaltung des vorhandenen Kapitalwerts.“ K. Marx, Kapital I.: 221.

Wieviel Wert wird von den Produktionsmitteln auf das neue Produkt übertragen?

„Wert, von seiner nur symbolischen Darstellung im Wertzeichen abgesehen, existiert nur in einem Gebrauchswert, einem Ding. ... Geht daher der Gebrauchswert verloren, so geht auch der Wert verloren. ... Es folgt hieraus, dass im Arbeitsprozess Wert vom Produktionsmittel auf das Produkt nur übergeht, soweit das Produktionsmittel mit seinem selbständigen Gebrauchswert auch seinen Tauschwert verliert. Es gibt nur den Wert an das Produkt ab, den es als Produktionsmittel verliert.“ K. Marx, Kapital I.: 217.

„Die gegenständlichen Faktoren des Arbeitsprozesses verhalten sich aber in dieser Hinsich verschieden. Die Kohle, womit die Maschine geheizt wird, verschwindet spurlos, ebenso das Öl, womit man die Achse des Rades schmiert usw. ... Das Rohmaterial bildet die Substanz des Produkts, hat aber seine Form verändert. Rohmaterial und Hilfsstoffe verlieren also die selbständige Gestalt, womit sie in den Arbeitsprozess als Gebrauchswerte eintraten.

Anders mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein Instrument, eine Maschine, eine Fabrikgebäude, ein Gefäß usw. dienen im Arbeitsprozess nur, solange sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in ebenderselben Form in den Arbeitsprozess eingehen wie gestern.“ K. Marx, Kapital I.: S. 217-218.

„Betrachten wir nun die ganze Periode, während deren ein solches Arbeitsmittel dient ..., so ist während dieser Periode sein Gebrauchswert von der Arbeit vollständig verzehrt worden und sein Tauschwert daher vollständig auf das Produkt übergegangen. Hat eine Spinnmaschine z.B. in 10 Jahren ausgelebt, so ist während des zehnjährigen Arbeitsprozesses ihr Gesamtwert auf das zehnjährige Produkt übergegangen. ...

Man weiß aus der Erfahrung, wie lang ein Arbeitsmittel, z.B. eine Maschine von gewisser Art, durchschnittlich vorhält. Gesetzt, sein Gebrauchswert im Arbeitsprozess dauere nur 6 Tage. So verliert es im Durchschnitt jeden Arbeitstag 1/6 seines Gebrauchswertes und gibt daher 1/6 seines Werts an das tägliche Produkt ab.

In dieser Art wird der Verschleiß aller Arbeitsmittel berechnet, also ... ihr täglicher Verlust an Gebrauchswert und ihre entsprechende tägliche Wertabgabe an das Produkt.

Es zeigt sich so schlagend, dass ein Produktionsmittel nie mehr Wert an das Produkt abgibt, als es im Arbeitsprozess durch Vernichtung seines eigenen Gebrauchswertes verliert.“ K. Marx, Kapital I.: S. 218.

Konstantes und variables Kapital

Page 43: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

43

„Indem wir die verschiednen Rollen dargestellt, welche die verschiednen Faktoren des Arbeitsprozesses in der Bildung des Produktenwerts spielen, haben wir in der Tat die Funktionen der verschiednen Bestandteile des Kapitals in seinem eignen Verwertungsprozess charakterisiert.“ K. Marx, Kapital I.: 223.

„Produktionsmittel auf der einen Seite, Arbeitskraft auf der anderen sind nur die verschiedenen Existenzformen, die der ursprüngliche Kapitalwert annahm bei Abstreifung seiner Geldform und seiner Verwandlung in die Faktoren des Arbeitsprozesses.“ K. Marx, Kapital I.: 223.

„Der Teil des Kapitals also, der sich in Produktionsmittel, d. h. in Rohmaterial, Hilfsstoffe und Arbeitsmittel umsetzt, verändert seine Wertgröße nicht im Produktionsprozess. Ich nenne ihn daher konstanten Kapitalteil, oder kürzer: konstantes Kapital.“ K. Marx, Kapital I.: 223.

„Der Begriff des konstanten Kapitals schließt eine Wertrevolution seiner Bestandteile in keiner Weise aus.“ K. Marx, Kapital I.: 224

„Der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals verändert dagegen seinen Wert im Produktionsprozess. Er reproduziert sein eignes Äquivalent (Wertgleiches) und einen Überschuss darüber, Mehrwert, der selbst wechseln, größer oder kleiner sein kann.

Aus einer konstanten Größe verwandelt sich dieser Teil des Kapitals fortwährend in eine variable.

Ich nenne ihn daher variablen Kapitalteil, oder kürzer: variables Kapital.“ K. Marx, Kapital I.: 224.

„Dieselben Kapitalbestandteile, die sich vom Standpunkt des Arbeitsprozesses als objektive und subjektive Faktoren, als Produktionsmittel und Arbeitskraft unterscheiden, unterscheiden sich vom Standpunkt des Verwertungsprozesses als konstantes Kapital und variables Kapital.“ K. Marx, Kapital I.: 224.

Kapital I.: 226-244

Warenwert entsteht durch die Arbeit des Arbeiters und er entsteht während der ganzen Zeitdauer seiner Arbeit. Aber auch der Wert der verbrauchten Produktionsmittel (Rohmaterial und Arbeitsmittel) ist in dem neuen Produkt enthalten. Wie ist das möglich?

Indem die Produktionsmittel durch die spezifisch ausgebildete (=konkrete) Arbeit verbraucht werden, verschwinden sie als Produktionsmittel und verwandeln sich in neues Produkt: Baumwolle und Spindel des Spinners verwandeln sich in Garn. Stahl, Ofen und Amboss des Schmiedes verwandeln sich in Schmiedestücke.

Das Rohmaterial und die Hilfsstoffe verschwinden in diesem Prozess auf einmal und völlig, die Arbeitsmittel (Werkzeuge, Maschinen, Ofen, Gebäude usw.) verlieren nur allmählich ihren Gebrauchswert und übertragen daher im Gegensatz zum Rohmaterial ihren Wert nur stückweise und allmählich auf das neue Produkt.

Page 44: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

44

Die Schaffung von neuem Wert geschieht durch die abstrakte Arbeit (- dass überhaupt gesellschaftliche notwendige Arbeit angewendet wird).

Die Wertübertragung der Produktionsmittel geschieht durch die konkret nützliche Arbeit (- Arbeit in einer bestimmten produktiven Form).

Der Arbeitsprozess ist die Einheit beider Elemente. Daher geschieht im Arbeitsprozess die Schaffung von neuem Wert gleichzeitig mit der Übertragung von altem Wert, dem Wert der Produktionsmittel.

Der Teil des Kapitals, der in Gestalt von Produktionsmittel (Rohmaterial, Hilfsstoffe und Arbeitsmittel) die objektiven Faktoren des Produktionsprozesses bildet, verändert seinen Wert nicht im kapitalistischen Arbeitsprozess. Sein Wert wird auf das neue Produkt übertragen. Marx nannte diesen Kapitalteil daher konstantes Kapital.

(Falls Rohmaterial und Arbeitsmittel eine Wertänderung erfahren, dann nur im Bereich ihrer Produktion. In diesem Stadium ihrer eigenen Produktion und ihrem Verkauf sind es aber noch keine Produktionsmittel, sondern nur Waren. Produktionsmittel werden sie erst nach ihrem Verkauf durch den Gebrauch.)

Der Teil, des Kapitals, der in subjektive Produktionsfaktoren oder in Arbeitskraft angelegt ist, reproduziert im Arbeitsprozess nicht nur seinen eigenen Wert, sondern schafft darüber hinaus einen Wertzusatz, den Mehrwert. Diesen Kapitalteil nannte Marx daher variables Kapital.

Siebtes Kapitel

Die Rate des Mehrwerts

1. Der Exploitationsgrad (Ausmaß der Ausbeutung) der Arbeitskraft

„Der Mehrwert, den das vorgeschossne Kapital C im Produktionsprozess erzeugt hat, ... stellt sich zunächst dar als Überschuss des Werts des Produkts über die Wertsumme seiner Produktionselemente.

Das Kapital C zerfällt in zwei Teile, eine Geldsumme c, die für Produktionsmittel, und eine andre Geldsumme v, die für Arbeitskraft verausgabt wird; c stellt den in konstantes, v den in variables Kapital verwandelten Wertteil vor.

Ursprünglich ist also C = c + v, z.B. das vorgeschossene Kapital von 500 Euro = 410 Euro c + 90 Euro v. Am Ende des Produktionsprozesses kommt Ware heraus, deren Wert = c + v + m, wo m der Mehrwert, z.B. 410 Euro c + 90 Euro v + 90 Euro m.

Das ursprüngliche Kapital C hat sich in C‘ verwandelt, aus 500 Euro in 590 Euro. Die Differenz zwischen beiden ist = m, einem Mehrwert von 90.“ K. Marx, Kapital I.: 226.

„Indes erfordert dies ... eine nähere Bestimmung. K. Marx, Kapital I.: 226

Page 45: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

45

„Man weiß, dass der Wert des konstanten Kapitals im Produkt nur wieder erscheint. Das im Prozess wirklich neu erzeugte Wertprodukt ist also verschieden von dem aus dem Produkt erhaltenen Produktenwert (von 590 Euro). Das neu erzeugte Wertprodukt ist daher nicht ... c + v + m oder 410 Euro c + 90 Euro v + 90 Euro m, sondern v + m oder 90 Euro v + 90 Euro m, nicht 590 Euro, sondern 180 Euro.“ K. Marx, Kapital I.: 227.

„Wir wissen in der Tat bereits, dass der Mehrwert bloß Folge der Wertveränderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil vorgeht, dass also v + m = v + Δv (v plus Zusatz von v) ist.

Aber die wirkliche Wertveränderung und das Verhältnis, worin sich der Wert ändert, werden dadurch verdunkelt, dass infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das vorgeschossne Gesamtkapital wächst. Es war 500, und es wird 590.

Die reine Analyse des Prozesses macht es also nötig von dem Teil des Produktenwerts, worin nur konstanter Kapitalwert wieder erscheint, ganz zu abstrahieren, also das konstante Kapital c = 0 zu setzen...“ K. Marx, Kapital I.: 228.

Profitrate und Mehrwertrate: „Allerdings hat das Verhältnis des Mehrwerts nicht nur zum Kapitalteil, woraus er unmittelbar entspringt und dessen Wertveränderung er darstellt (= Mehrwertrate), sondern auch zum vorgeschossnen Gesamtkapital (= Profitrate) seine große ökonomische Bedeutung. Wir behandeln dies Verhältnis daher ausführlich im dritten Buch.“ K. Marx, Kapital I.: 229. „Anm. 28: „Man wird aus Buch III sehen, dass die Profitrate leicht zu begreifen ist, sobald man die Gesetze des Mehrwerts kennt. Auf dem umgekehrten Weg begreift man weder das eine noch das andere.“ K. Marx, Kapital I.: 230.

„Wir setzen also zunächst den konstanten Kapitalteil gleich Null. Das vorgeschossne Kapital reduziert sich daher von c+v auf v, und der Produktenwert c + v + m auf das Wertprodukt v+m.

Gegeben das Wertprodukt = 180 Euro, worin sich die während der ganzen Dauer des Produktionsprozesses fließende Arbeit darstellt, so haben wir den Wert des variablen Kapitals = 90 Euro abzuziehen, um den Mehrwert = 90 Euro zu erhalten.“ K. Marx, Kapital I.: 229.

„Die Zahl 90 Euro = m drückt hier die absolute Größe des produzierten Mehrwerts aus. Seine proportionelle Größe aber, also das Verhältnis, worin das variable Kapital sich verwertet hat, ist offenbar bestimmt durch das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital oder ausgedrückt in m / v. Im obigen Beispiel also in 90 / 90 = 1 / 1 oder = 100 %.

Diese verhältnismäßige Verwertung des variablen Kapitals oder die verhältnismäßige Größe des Mehrwerts nenne ich Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital I.: 230.

notwendige Arbeitszeit:

„Wir haben gesehen, dass der Arbeiter während eines Abschnitts des Arbeitsprozesses nur den Wert seiner Arbeitskraft produziert, d. h. den Wert seiner notwendigen Lebensmittel. Da er in einem auf gesellschaftlicher Teilung der Arbeit beruhenden Zustand produziert, produziert er seine Lebensmittel nicht direkt, sondern in Form einer besonderen Ware, des Garns z. B., einen Wert gleich dem Wert seiner Lebensmittel oder dem Geld, womit er sie kauft.

Page 46: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

46

Der Teil seines Arbeitstags, den er hierzu verbraucht, ist größer oder kleiner, je nach dem Wert seiner durchschnittlichen täglichen Lebensmittel, also je nach dem der zu ihrer Produktion nötigen durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I.: 230.

„Den Teil des Arbeitstages also, worin diese Reproduktion vorgeht, nenne ich notwendige Arbeitszeit, die während derselben verausgabte Arbeit notwendige Arbeit. Notwendig für den Arbeiter, weil unabhängig von der gesellschaftlichen Form seiner Arbeit. Notwendig für das Kapital und seine Welt, weil das beständige Dasein des Arbeiters ihre Basis ist.“ K. Marx, Kapital I.: 230-231.

Mehrarbeitszeit:

„Die zweite Periode des Arbeitsprozesses, die der Arbeiter über die Grenzen der notwendigen Arbeit hinaus schanzt, kostet ihm zwar Arbeit, Verausgabung von Arbeitskraft, bildet aber keinen Wert für ihn.

Sie bildet Mehrwert, der den Kapitalisten mit allem Reiz einer Schöpfung aus dem Nichts anlacht. Diesen Teil des Arbeitstags nenne ich Surplusarbeitszeit (Mehrarbeitszeit) und die in ihr verausgabte Arbeit: Mehrarbeit ...“ K. Marx, Kapital I.: 230-231.

So entscheidend es für die Erkenntnis des Werts überhaupt ist, ihn als bloße Gerinnung von Arbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Arbeit zu begreifen, so entscheidend ist es für die Erkenntnis des Mehrwerts, ihn als bloße Gerinnung von Mehrarbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Mehrarbeit zu begreifen.

Nur die Form worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Produzenten, dem Arbeiter abgepresst wird, unterscheidet die ökonomischen Gesellschaftsformationen, z.B. die Gesellschaft der Sklaverei von der Lohnarbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 231.

„Der Mehrwert verhält sich zum variablen Kapital, wie die Mehrarbeit zur notwendigen, oder die Rate des Mehrwerts m / v = Mehrarbeit / Notwendiger Arbeit. Beide Proportionen drücken dasselbe Verhältnis in verschiedner Form aus, das eine Mal in der Form vergegenständlichter, das andere Mal in der Form flüssiger Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 231-232.

„Die Rate des Mehrwerts ist daher der exakte Ausdruck für den Exploitationsgrad (Ausbeutungsgrad) der Arbeitskraft durch das Kapital oder des Arbeiters durch den Kapitalisten.

Nach unserer Annahme war die Mehrwertrate oder Ausbeutungsrate ... 100%. Also arbeitete der Arbeiter die eine Hälfte des Tags für sich und die andre für den Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital I.: 232.

„Die Methode zur Berechnung der Rate des Mehrwerts ist also kurzgefasst diese:

Wir nehmen den ganzen Produktenwert und setzen den darin nur wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert gleich Null. Die übrigbleibende Wertsumme ist das einzige im Bildungsprozess der Ware wirklich erzeugte Wertprodukt.

Page 47: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

47

Ist der Mehrwert gegeben, so ziehen wir ihn von diesem Wertprodukt ab, um das variable Kapital zu finden.

Umgekehrt, wenn letzteres gegeben und wir den Mehrwert suchen.

Sind beide gegeben, so ist nur noch die Schlussoperation zu verrichten, das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital, m / v, zu berechnen. So einfach ist die Methode...“ K. Marx, Kapital I.: 232-233.

2. Darstellung des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts

Der kapitalistische Arbeitsprozess oder der Verwertungsprozess des Kapitals kann sowohl in Arbeitszeit (notwendige Arbeit plus Mehrarbeit) dargestellt werden, aber auch in Geldmengen (konstantes plus variables Kapital plus Mehrwert) berechnet und dargestellt werden, außerdem aber auch als Mengenteile des fertigen Produkts.

Dabei werden Zeitverhältnisse oder Wertverhältnisse in Produktmengen dargestellt:

„Jetzt hat sich gezeigt, wie die funktionell oder begrifflich verschiednen Bestandteile des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts selbst darstellbar sind. Diese Zerfällung des Produkts ... in ein Quantum Produkt, das nur die in Produktionsmitteln enthaltne Arbeit oder den konstanten Kapitalteil, ein andres Quantum, das nur die im Produktionsprozess zugesetzte notwendige Arbeit oder den variablen Kapitalteil und ein letztes Quantum Produkt, das nur die im selben Prozess zugesetzte Mehrarbeit oder den Mehrwert darstellt, ist ebenso einfach als wichtig, wie ihre spätere Anwendung auf verwickelte und noch ungelöste Probleme zeigen wird. “ K. Marx, Kapital I.: 236

Das Kapitel enthält Beispielrechnungen, wie Zeitverhältnisse (Stunden) in Kapitalverhältnisse (Geldsummen) oder Produktbestandteile (Mengen) umgerechnet werden können.

3. Seniors „letzte Stunde“.

(Der Ökonom Senior rechnete 1837 ebenfalls die Kapitalteile auf Produktmengen um, nahm aber diese Darstellung nicht als Verhältnis von nur relative Größen, sondern als eine absolute Darstellung und zog daraus den Schluss, dass der Mehrwert für den Kapitalisten nur in der letzten Stunde geschaffen wird. Würde also die Arbeitszeit z. B. um eine Stunde verkürzt, dann würde eventuell der gesamte Mehrwert entfallen.

Sein Fehler bestand darin, dass er mit der um eine Stunde verkürzten Arbeitszeit einen einzigen Faktor änderte alle anderen Faktoren, wie Verbrauch der Rohstoffe usw. aber konstant hielt.

Diese ändern sich aber bei einer verkürzten Arbeitszeit ebenfalls. Er übersah und wollte übersehen, dass bei Änderung eines Faktors, die ganze Rechnung sich ändert und alle Relationen dann auf die verkürzte Arbeitszeit berechnet werden müssen.)

4. Das Mehrprodukt

„Den Teil des Produkts ... worin sich der Mehrwert darstellt, nennen wir Mehrprodukt. ...

Page 48: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

48

Wie die Produktion von Mehrwert der bestimmende Zweck der kapitalistischen Produktion, so misst nicht die absolute Größe des Produkts ist, sondern die relative Größe des Mehrprodukts den Höhegrad des Reichtums.“ K. Marx, Kapital I.: 243.

Kapital I.: 245-320

Das vorgeschossene Kapital C zerfällt in zwei Teile, den konstanten Kapitalteil c (Rohmaterial plus Arbeitsmittel) plus den variablen Kapitalteil v (Arbeitskraft, bzw. Lohn). Der Wert des fertigen Produkts (= Produktenwert) enthält noch einen Wertzuwachs, den Mehrwert m. Der Produktenwert W ist also: W = c + v + m. (Als Beispiel: 590 = 410 c + 90 v + 90 m.) Da der Wert von c nicht neugeschaffen, sondern nur auf das Produkt übertragen wird, ist der neu geschaffene Wert oder das Wertprodukt = v + m (hier = 180). Die Profitrate ist das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Kapital = m : C, oder m : (c + v). (Im Beispiel: 90 : 500 = 18 %). Die Mehrwertrate ist das Verhältnis, in dem sich der neugeschaffene Wert oder das Wertprodukt aufteilt in notwendige Arbeit und Mehrarbeit. Die Mehrwertrate ist also: m / v. (Hier = 90 : 90 = 1 : 1 = 100 %).

Achtes Kapitel

Der Arbeitstag

1. Die Grenzen des Arbeitstags

„Die Summe der notwendigen Arbeit und der Mehrarbeit, der Zeitabschnitte, worin der Arbeiter den Ersatzwert seiner Arbeitskraft und den Mehrwert produziert, bildet die absolute Größe seiner Arbeitszeit - den Arbeitstag.“ K. Marx, Kapital I.: 244

„Der Arbeitstag ist also keine konstante, sondern eine variable Größe. Einer seiner Teile ist zwar bestimmt durch die zur beständigen Reproduktion des Arbeiters selbst nötige Arbeitszeit, aber seine Gesamtgröße wechselt mit der Länge oder Dauer der Mehrarbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I.: 246.

„Obgleich nun der Arbeitstag keine feste, sondern eine fließende Größe ist, kann er andrerseits nur innerhalb gewisser Schranken variieren. Seine Minimalschranke ist jedoch unbestimmbar. Allerdings gibt es eine Minimalschranke, nämlich den Teil des Tages, den der Arbeiter notwendig zu seiner Selbsterhaltung arbeiten muss.

Page 49: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

49

Auf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise kann die notwendige Arbeit aber immer nur einen Teil seines Arbeitstages bilden, der Arbeitstag sich also nie auf dieses Minimum verkürzen.“ K. Marx, Kapital I.: 246.

„Dagegen besitzt der Arbeitstag eine Maximalschranke. Er ist über eine gewisse Grenze hinaus nicht verlängerbar. Diese Maximalschranke ist doppelt bestimmt. Einmal durch die physische Schranke der Arbeitskraft. Ein Mensch kann während des natürlichen Tages von 24 Stunden nur ein bestimmtes Quantum Lebenskraft verausgaben. ... Während eines Teils des Tags muß die Kraft ruhen, schlafen, während eines anderen Teils hat der Mensch andere physische Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu nähren, reinigen, kleiden usw.

Außer dieser rein physischen Schranke stößt die Verlängerung des Arbeitstags auf moralische Schranken. Der Arbeiter braucht Zeit zur Befriedigung geistiger und sozialer Bedürfnisse, deren Umfang und Zahl durch den allgemeinen Kulturzustand bestimmt sind.

Die Variation des Arbeitstags bewegt sich daher innerhalb physischer und sozialer Schranken. Beide Schranken sind aber sehr elastischer Natur und erlauben den größten Spielraum.“ K. Marx, Kapital I.: 246-247.

„Der Kapitalist beruft sich auf das Gesetz des Warenaustausches. Er, wie jeder andere Käufer, sucht den größtmöglichen Nutzen aus dem Gebrauchswert seiner Ware herauszuschlagen.“ K. Marx, Kapital I.: 247.

„Der Kapitalist behauptet sein Recht als Käufer, wenn er den Arbeitstag so lang als möglich und womöglich aus einem Arbeitstag zwei zu machen sucht.

Andrerseits schließt die spezifische Natur der verkauften Ware eine Schranke ihres Konsums durch den Käufer ein, und der Arbeiter behauptet sein Recht als Verkäufer, wenn er den Arbeitstag auf eine bestimmte Normalgröße beschränken will.

Es findet hier also ein unversöhnlicher Gegensatz statt, Recht wider Recht, beide gleichmäßig durch das Gesetz des Warenaustausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt.

Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normierung des Arbeitstags als Kampf um die Schranken des Arbeitstags dar - ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d. h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse.“ K. Marx, Kapital I.: 249.“

2. Der Heißhunger nach Mehrarbeit. Fabrikant und feudaler Grundbesitzer

„Das Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden. Überall, wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, muß der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren...“ K. Marx, Kapital I.: 249.

Kurzer Rückblick auf historische Formen der Mehrarbeit:

Page 50: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

50

Die Sklavenarbeit produziert scheinbar den ganzen Tag nur für den Sklavenbesitzer. Scheinbar besteht der Arbeitstag des Sklaven nur aus Mehrarbeit. Tatsächlich muss der Sklavenherr einen Teil des vom Sklaven hergestellten Produktenwerts an ihn zurückgeben in Form von Lebensmitteln, Behausung etc.

Bei der feudalen Fronarbeit sind die notwendige Arbeitszeit des Fronbauern auf eigenem Acker und die Mehrarbeitszeit auf den Feldern des Gutsherrn sichtbar getrennt.

Bei der Lohnarbeit verschwimmen diese beiden Teile: „Mehrarbeit und notwendige Arbeit verschwimmen ineinander. Ich kann daher dasselbe Verhältnis z.B. auch so ausdrücken, dass der Arbeiter in jeder Minute 30 Sekunden für sich und 30 Sekunden für den Kapitalisten arbeitet usw.“ K. Marx, Kapital I.: 251.

Die gesamte Arbeitszeit des Lohnarbeiters erscheint so als bezahlte und damit notwendige Arbeit.

Es folgen historische Beispiele für kapitalistische Versuche, den Arbeitstag zu verlängern: Kürzung der Pausen, früherer Beginn, späteres Ende, Sonntagsarbeit u.a.

3. Englische Industriezweige ohne legale Schranke der Exploitation (Ausbeutung):

Beispiele für Verlängerung des Arbeitstages in der englischen zeitgenössischen Industrie. Reaktionen der Fabrikinspektoren. Reaktionen der Kapitalisten.

4. Tag- und Nachtarbeit. Das Ablösesystem (= Schichtarbeit)

„Das konstante Kapital, die Produktionsmittel, sind, vom Standpunkt des Verwertungsprozesses betrachtet, nur da, um Arbeit und mit jedem Tropfen Arbeit ein proportionelles Quantum Mehrarbeit einzusaugen. Soweit sie das nicht tun, bildet ihre bloße Existenz einen negativen Verlust für den Kapitalisten, denn sie repräsentieren während der Zeit, wo sie brachliegen, nutzlosen Kapitalvorschuß, und dieser Verlust wird positiv, sobald die Unterbrechung zusätzliche Auslagen nötig macht für den Wiederbeginn des Werks. ... Arbeit während aller 24 Stunden des Tags anzueignen ist daher der innere Trieb der kapitalistischen Produktion. Da dies aber physisch unmöglich, würden dieselben Arbeitskräfte Tag und Nacht fortwährend ausgesaugt, so bedarf es, zur Überwindung des physischen Hindernisses, der Abwechslung zwischen den bei Tag und Nacht verspeisten Arbeitskräften, eine Abwechslung, die verschiedne Methoden zulässt... “ K. Marx, Kapital I.: 271.

Es folgen Beispiele für Schichtverlängerungen, Übergabezeiten, Reduzierung von Pausen etc.

5. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetze zur Verlängerung des Arbeitstages von der Mitte des 14. bis zu Ende des 17. Jahrhunderts

„...In seinem maßlos blinden Trieb, seinem Werwolfs-Heißhunger nach Mehrarbeit, überrennt das Kapital nicht nur die moralischen, sondern auch die rein physischen Maximalschranken des Arbeitstages. Es beschlagnahmt die Zeit für Wachstum, Entwicklung und gesunde Erhaltung des Körpers. Es raubt die Zeit, die nötig ist zum Verzehr von freier Luft und Sonnenlicht. Es knickert ab an der Mahlzeit und einverleibt sie womöglich dem Produktionsprozess selbst, so dass dem Arbeiter als bloßem Produktionsmittel Speisen zugesetzt werden wie dem Dampfkessel Kohle und der Maschinerie Fett oder Öl. Den gesunden Schlaf zur Sammlung, Erneuerung und

Page 51: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

51

Erfrischung der Lebenskraft reduziert es auf so viele Stunden Erstarrung, als die Wiederbelebung eines absolut erschöpften Organismus unentbehrlich macht. Statt dass die normale Erhaltung hier die Schranke des Arbeitstages, bestimmt umgekehrt die größte täglich mögliche Verausgabung der Arbeitkraft ... die Schranke für die Rastzeit des Arbeiters.“ K. Marx, Kapital I.: 280-281.

„Die Festsetzung eines normalen Arbeitstages ist das Resultat eines vielhundertjährigen Kampfes zwischen Kapitalist und Arbeiter.

Doch zeigt die Geschichte dieses Kampfes zwei entgegengesetzte Strömungen. Man vergleiche z. B. die englische Fabrikgesetzgebung unsrer Zeit mit den englischen Arbeitsstatuten vom 14. bis tief in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Während das moderne Fabrikgesetz den Arbeitstag gewaltsam abkürzt, suchen ihn jene Statute gewaltsam zu verlängern.“ K. Marx, Kapital I.: 286.

Es folgt ein historischer Rückblick auf die gesetzliche Verlängerung des Arbeitstages vom 14. bis ins 18. Jahrhundert.

„Es kostet Jahrhunderte, bis der ‚freie‘ Arbeiter infolge entwickelter kapitalistischer Produktion sich freiwillig dazu versteht, d. h. gesellschaftlich dazu gezwungen ist, für den Preis seiner gewohnheitsmäßigen Lebensmittel seine ganze aktive Lebenszeit, ja seine Arbeitsfähigkeit selbst ... zu verkaufen.“ K. Marx, Kapital I.: 287

6. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit. Die englische Fabrikgesetzgebung von 1833-1864

„Nachdem das Kapital Jahrhunderte gebraucht, um den Arbeitstag bis zu seinen normalen Maximalgrenzen und dann über diese hinaus, bis zu den Grenzen des natürlichen Tags von 12 Stunden zu verlängern, erfolgte nun, seit der Geburt der großen Industrie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, eine lawinenartig gewaltsame und maßlose Überstürzung. Jede Schranke von Sitte und Natur, Alter und Geschlecht, Tag und Nacht, wurde zertrümmert. Selbst die Begriffe von Tag und Nacht... verschwammen so sehr, dass ein englischer Richter noch 1860 wahrhaft schriftgelehrten Scharfsinn aufbieten musste, um ‚urteilskräftig‘ zu erklären, was Tag und Nacht sei. Das Kapital feierte seine Orgien.“ K. Marx, Kapital I.: 294.

„Sobald die vom Produktionslärm übertölpelte Arbeiterklasse wieder einigermaßen zur Besinnung kam, begann ihr Widerstand, zunächst im Geburtsland der großen Industrie, in England. Während drei Jahrzehnten jedoch blieben die von ihr ertrotzten Zugeständnisse rein nominell (= nur auf dem Papier)...“ K. Marx, Kapital I.: 294

„Erst seit dem Fabrikgesetz von 1833 ... datiert für die moderne Industrie ein Normalarbeitstag.“ K. Marx, Kapital I.: 295.

Es folgt ein historischer Abriss der englischen Fabrikgesetzgebung von 1833 bis 1844.

„Man hat gesehen: Diese minutiösen Bestimmungen, welche die Periode, Grenzen, Pausen der Arbeit so militärisch uniform nach dem Glockenschlag regeln, waren keineswegs Produkte parlamentarischer Hirnweberei. Sie entwickelten sich allmählich aus den Verhältnissen heraus, als Naturgesetze der modernen Produktionsweise. Ihre Formulierung, offizielle Anerkennung und staatliche Proklamation waren Ergebnis langwieriger Klassenkämpfe.“ K. Marx, Kapital I.: 299.

Es folgt eine Darstellung der Klassenkämpfe um den Arbeitstag von 1844 bis 1864.

Page 52: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

52

„Man versteht leicht, dass, nachdem sich die Fabrikmagnaten in das Unvermeidliche gefügt und mit ihm ausgesöhnt, die Widerstandskraft des Kapitals graduell abschwächte, während zugleich die Angriffskraft der Arbeiterklasse wuchs mit der Zahl ihrer Verbündeten in den nicht unmittelbar interessierten Gesellschaftsschichten. Daher vergleichsweise rascher Fortschritt seit 1860.“ K. Marx, Kapital I.: 313.

7. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Rückwirkung der englischen Fabrikgesetzgebung auf andre Länder

„Ohne ... der späteren Entwicklung vorzugreifen, folgt aus dem bloßen Zusammenhang der geschichtlichen Tatsachen:

Erstens: In den durch Wasser, Dampf und Maschinerie zunächst revolutionierten Industrien, in diesen ersten Schöpfungen der modernen Produktionsweise, den Baumwolle-, Wolle-, Flachs-, Seide-Spinnereien und Webereien, wird der Trieb des Kapitals nach maß- und rücksichtsloser Verlängerung des Arbeitstags zuerst befriedigt. Die veränderte materielle Produktionsweise und die ihr entsprechend veränderten sozialen Verhältnisse der Produzenten schaffen erst die maßlose Ausschreitung und rufen dann im Gegensatz die gesellschaftliche Kontrolle hervor, welche den Arbeitstag mit seinen Pausen gesetzlich beschränkt, reguliert und uniformiert. Diese Kontrolle erscheint daher während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bloß als Ausnahmegesetzgebung.

Sobald sie das Urgebiet der neuen Produktionsweise erobert hatte, fand sich, dass unterdes nicht nur viele andre Produktionszweige in das eigentliche Fabrikregime eingetreten, sondern dass Manufakturen ..., dass altmodische Handwerke... und endlich selbst die zerstreute sogenannte Heimarbeit ... seit lange der kapitalistischen Exploitation (Ausbeutung) ebenso sehr verfallen war als die Fabrik. Die Gesetzgebung ward daher gezwungen, ihren Ausnahmecharakter allmählich abzustreifen ...“ K. Marx, Kapital I.: 315-316.

„Zweitens: Die Geschichte der Regelung des Arbeitstags in einigen Produktionsweisen, in andren der noch fortdauernde Kampf um diese Regelung beweisen handgreiflich, dass der vereinzelte Arbeiter, der Arbeiter als 'freier‘ Verkäufer seiner Arbeitskraft, auf gewisser Reifestufe der kapitalistischen Produktion, widerstandslos unterliegt. Die Schöpfung eines Normalarbeitstags ist daher das Produkt eines langwierigen, mehr oder minder versteckten Bürgerkriegs zwischen der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse.“ K. Marx, Kapital I.: 316

„Die englischen Fabrikarbeiter waren die Vorkämpfer nicht nur der englischen, sondern der modernen Arbeiterklasse überhaupt, wie auch ihre Theoretiker der Theorie des Kapitals zuerst den Fehdehandschuh hinwarfen.“ K. Marx, Kapital I.: 316-317.

Es folgt ein Blick auf andere Länder: dem Beispiel der englischen Arbeiter folgen als nächste: Frankreich (1848), USA: Forderung des 8-Stundentages auf dem Arbeiterkongress zu Baltimore 1866.

„Gleichzeitig (Anfang September 1866) beschloss der ‚Internationale Arbeiterkongress zu Genf auf Vorschlag des Londoner Generalrats: ‚Wir erklären die Beschränkung des Arbeitstags für eine vorläufige Bedingung, ohne welche alle andren Bestrebungen nach Emanzipation scheitern müssen. ... Wir schlagen 8 Arbeitsstunden als legale Schranke des Arbeitstags vor.‘“ K. Marx, Kapital I.: 319.

Page 53: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

53

„Man muss gestehen, dass unser Arbeiter anders aus dem Produktionsprozess herauskommt, als er in ihn eintrat. Auf dem Markt trat er als Besitzer der Ware ‚Arbeitskraft’ anderen Warenbesitzern gegenüber. ... Der Kontrakt, wodurch er dem Kapitalist seine Arbeitskraft verkaufte, bewies sozusagen schwarz auf weiß, dass er frei über sich selbst verfügt. Nach geschlossenem Handel wird entdeckt, dass er ‚kein freier Handelnder’ war. Es stellt sich heraus, dass die Zeit, wofür es ihm freisteht, seine Arbeitskraft zu verkaufen, die Zeit ist, wofür er gezungen ist, sie zu verkaufen, dass in der Tat sein Blutsauger nicht loslässt, ‚solange noch ein Muskel, eine Sehne, ein Tropfen Bluts auszubeuten’ ist.

„Zum ‚Schutz’ gegen diese Ausbeuter müssen die Arbeiter die Köpfe zusammenrotten und als Klasse ein Staatsgesetz erzwingen, ein übermächtiges gesellschaftliches Hindernis, das sie selbst verhindert, durch freiwilligen Kontrakt mit dem Kapital sich und ihr Geschlecht in Tod und Sklaverei zu verkaufen.

An die Stelle des prunkvollen Katalogs der ‚unveräußerlichen Menschenrechte‘ tritt die bescheidene Magna Charta eines gesetzlich beschränkten Arbeitstags... Welch großer Wandel!“ K. Marx, Kapital I.: 320.

Kapital I.: 321-330

Das achte Kapitel „Der Arbeitstag“ enthielt einen historischen Bericht über die Kämpfe der Kapitalisten zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert für eine Verlängerung des Arbeitstages und der Arbeiter seit dem 18. Jahrhundert für eine Verkürzung des Arbeitstages.

Neuntes Kapitel

Rate und Masse des Mehrwerts

„Wie bisher wird in diesem Kapitel der Wert der Arbeitskraft, also der zur ... Erhaltung der Arbeitskraft notwendige Teil des Arbeitstags, als gegebne ... Größe unterstellt. ... Das variable Kapital ist aber der Geldausdruck für den Gesamtwert aller Arbeitskräfte, die der Kapitalist gleichzeitig verwendet. Sein Wert ist also gleich dem Durchschnittswert einer Arbeitskraft, multipliziert mit der Anzahl der verwandten Arbeitskräfte. Bei gegebnem Wert der Arbeitskraft steht also die Größe des variablen Kapitals in direktem Verhältnis zur Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter.

Ist der Tageswert einer Arbeitskraft = 100 Euro, so ist also ein Kapital vorzuschießen von 10000 Euro um 100 ... Arbeitskräfte täglich auszubeuten.

Ebenso: Produziert ein variables Kapital von 100 Euro, der Tageswert einer Arbeitskraft, einen täglichen Mehrwert von 100 Euro, so ein variables Kapital von 10000 Euro einen täglichen Mehrwert von 10000 Euro...“ K. Marx, Kapital I.: 321.

„Da aber ferner die Masse Mehrwert, die der einzelne Arbeiter produziert, bei gegebenem Wert der Arbeitskraft, durch die Rate des Mehrwerts bestimmt ist, so folgt dies erste Gesetz:

Die Masse des produzierten Mehrwerts ist gleich der Größe des vorgeschossnen variablen Kapitals multipliziert mit der Rate des Mehrwerts oder ist bestimmt durch das zusammengesetzte

Page 54: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

54

Verhältnis zwischen der Anzahl der von demselben Kapitalisten gleichzeitig exploitierten Arbeitskräfte und dem Exploitationsgrad der einzelnen Arbeitskraft.“ Kapital I.: 321-322.

„Nennen wir also die Masse des Mehrwerts M, den vom einzelnen Arbeiter im Tagesdurchschnitt gelieferten Mehrwert m, das im Ankauf der einzelnen Arbeitskraft täglich vorgeschossene variable Kapital v, die Gesamtsumme des variablen Kapitals V, den Wert einer Durchschnitts-Arbeitskraft k, ihren Ausbeutungsgrad a’ / a (Mehrarbeit / notwendige Arbeit) und die Anzahl der angewandten Arbeiter n, so erhalten wir:

M = m : v V

oder:

M = k a’ : a n .

„In der Produktion einer bestimmten Masse Mehrwert kann daher die Abnahme des einen Faktors durch Zunahme des andren ersetzt werden.“ K. Marx, Kapital I.: 322.

Rationalisierung durch Senkung der Lohnkosten

„Verminderung des variablen Kapitals ist ... ausgleichbar durch proportionelle Erhöhung im Exploitationsgrad der Arbeitskraft oder die Abnahme in der Anzahl der beschäftigten Arbeiter durch proportionelle Verlängerung des Arbeitstags. Innerhalb gewisser Grenzen wird die vom Kapital erpressbare Zufuhr der Arbeit also unabhängig von der Arbeiterzufuhr.“ K. Marx, Kapital I.: 323.

„Indes hat der Ersatz von Arbeiteranzahl oder Größe des variablen Kapitals durch gesteigerte Rate des Mehrwerts oder Verlängerung des Arbeitstags unüberspringbare Schranken. ...

Die absolute Schranke des durchschnittlichen Arbeitstags, der von Natur immer kleiner ist als 24 Stunden, bildet eine absolute Schranke für den Ersatz von vermindertem variablen Kapital durch gesteigerte Rate des Mehrwerts oder von vermindertem variablem Kapital durch erhöhtem Exploitationsgrad der Arbeitskraft.

Dies handgreifliche zweite Gesetz ist wichtig zur Erklärung vieler Erscheinungen, entspringend aus der später zu entwickelnden Tendenz des Kapitals, die von ihm beschäftigte Arbeiteranzahl oder seinen variablen in Arbeitskraft umgesetzten Bestandteil soviel als immer möglich zu reduzieren, im Widerspruch zu seiner andren Tendenz, die möglichst große Masse von Mehrwert zu produzieren.“ K. Marx, Kapital I.: 323-324.

Extensives Wachstum

„Ein drittes Gesetz ergibt sich aus der Bestimmung der Masse des produzierten Mehrwerts durch die zwei Faktoren, Rate des Mehrwerts und Größe des vorgeschossenen variablen Kapitals.

Die Rate des Mehrwerts oder den Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft, und den Wert der Arbeitskraft oder die Größe der notwendigen Arbeitszeit gegeben, ist es selbstverständlich, dass, je größer das variable Kapital, desto größer die Masse des produzierten Werts und Mehrwerts.

Page 55: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

55

Ist die Grenze des Arbeitstags gegeben, ebenso die Grenze seines notwendigen Bestandteils, so hängt die Masse von Wert und Mehrwert, die ein einzelner Kapitalist produziert, offenbar ausschließlich ab von der Masse der Arbeit, die er in Bewegung setzt.“ K. Marx, Kapital I.: 323.

„Die Arbeit, die vom Gesamtkapital einer Gesellschaft tagaus, tagein in Bewegung gesetzt wird, kann als ein einziger Arbeitstag betrachtet werden. ... Bei gegebner Länge dieses Arbeitstags ... kann die Masse des Mehrwerts nur vermehrt werden durch Vermehrung der Arbeiteranzahl, d.h. der Arbeiterbevölkerung. ... Man wird im folgenden Kapitel sehen, dass dies Gesetz nur für die bisher behandelte Form des Mehrwerts gilt.“ K. Marx, Kapital I.: 325.

„Das ... Gesetz nimmt ... die Form an: Die von verschiednen Kapitalen produzierten Massen von Wert und Mehrwert verhalten sich bei gegebnem Wert und gleich großem Exploitationsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Größen der variablen Bestandteile dieser Kapitale, d.h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandteile.

Dies Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein gegründeten Erfahrung. Jedermann weiß, dass ein Baumwollspinner, der ... relativ viel konstantes und wenig variables Kapital anwendet, deswegen keinen kleineren Gewinn oder Mehrwert erbeutet als ein Bäcker, der relativ viel variables und wenig konstantes Kapital in Bewegung setzt. Zur Lösung dieses scheinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder... “ K. Marx, Kapital I.: 325.

(Die Ausgleichung der Profitrate, die dem zu Grund liegt, wird ausführlich im 3. Buch behandelt).

Was macht einen Selbständigen zum Kapitalisten?

„Aus der bisherigen Betrachtung der Produktion des Mehrwerts ergibt sich, dass nicht jede beliebige Geld- oder Wertsumme in Kapital verwandelbar ist, zu dieser Verwandlung vielmehr ein bestimmtes Minimum von Geld oder Tauschwert in der Hand des einzelnen Geld- oder Warenbesitzers vorausgesetzt ist.“ K. Marx, Kapital I.: 326

Vorausgesetzt ein Arbeiter kann durch 6 Stunden täglicher Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Ein Unternehmer, der fremde Arbeiter einstellt, müsste dann bei einem 8-stündigen Arbeitstag, der dann 2 Stunden Mehrarbeit enthält, schon 3 Arbeiter beschäftigen, um von dem von 3 Arbeitern in 6 Stunden geschaffenen Mehrwert nur so leben zu können wie seine Arbeiter.

„Allerdings kann er selbst, gleich seinem Arbeiter, unmittelbar Hand im Produktionsprozess anlegen, aber ist dann auch nur ein Mittelding zwischen Kapitalist und Arbeiter, ein Kleinkapitalist oder Kleinbürger.“ K. Marx, Kapital I.: 326.

Falls so ein Kleinkapitalist oder selbständiger Handwerker z. B. 4 Stunden am Tag produktiv mitarbeitet, und die anderen 4 Stunden am Tag seinem Kapitalfunktionen (Kauf/Verkauf, Buchhaltung etc) nachgeht, muss er noch einen weiteren Arbeiter einstellen, um mit dessen 2 Stunden Mehrarbeit wenigstens auf einen Lebensunterhalt zu kommen, der 6 Stunden täglicher Arbeit oder dem Niveau seines eigenen Arbeiters entspricht.

„Ein gewisser Höhegrad der kapitalistischen Produktion bedingt, dass der Kapitalist die ganze Zeit, während deren er als Kapitalist ... funktioniert, zur Aneignung und daher Kontrolle fremder

Page 56: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

56

Arbeit und zum Verkauf der Produkte dieser Arbeit verwenden könne. Dann verwandelt sich „der Geld- oder Warenbesitzer ... erst wirklich in einen Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital I.: 326-327.

„Das Minimum der Wertsumme, worüber der einzelne Geld- oder Warenbesitzer verfügen muss, um sich in einen Kapitalisten zu entpuppen, wechselt auf verschiednen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion und ist, bei gegebner Entwicklungsstufe, verschieden in verschiednen Produktionssphären, je nach ihren besonderen technischen Bedingungen.

Gewisse Produktionssphären machen schon in den Anfängen der kapitalistischen Produktion ein Minimum von Kapital nötig, das sich noch nicht in den Hand einzelner Individuen vorfindet. Dies veranlasst teils Staatssubsidien an solche Private .... teils Bildung von Gesellschaften mit gesetzlichem Monopol für den Betrieb gewisser Industrie- und Handelszweige – die Vorläufer der modernen Aktiengesellschaften.“ K. Marx, Kapital I.: 327-328.

„Wir halten uns nicht beim Detail der Veränderungen auf, die das Verhältnis von Kapitalist und Lohnarbeiter im Verlaufe des Produktionsprozesses erfuhr. ... Nur wenige Hauptpunkte seien hier betont.“ K. Marx, Kapital I.: 328.

„Innerhalb des Produktionsprozesses entwickelte sich das Kapital zum Kommando über die Arbeit, d. h. über die sich betätigende Arbeitskraft oder den Arbeiter selbst. Das personifizierte Kapital, der Kapitalist, passt auf, dass der Arbeiter sein Werk ordentlich und mit dem gehörigen Grad von Intensität verrichte. Das Kapital entwickelt sich ferner zu einem Zwangsverhältnis, welches die Arbeiterklasse nötigt, mehr Arbeit zu verrichten, als der enge Umkreis ihrer eignen Lebensbedürfnisse vorschrieb. Und als Produzent fremder Arbeitsamkeit, als Auspumper von Mehrarbeit und Auspresser von Arbeitskraft übergipfelt es an Energie, Maßlosigkeit und Wirksamkeit alle früheren auf direkter Zwangsarbeit beruhenden Produktionssysteme.“ K. Marx, Kapital I.: 328.

„Betrachten wir den Produktionsprozess unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsprozesses, so verhielt sich der Arbeiter zu den Produktionsmitteln ... als bloßem Mittel und Material seiner zweckmäßigen produktiven Tätigkeit. In einer Gerberei z. B. behandelt er die Felle als seinen bloßen Arbeitsgegenstand. Es ist nicht der Kapitalist, dem er das Fell gerbt.

Anders, sobald wir den Produktionsprozess unter dem Gesichtspunkt des Verwertungsprozesses betrachten. Die Produktionsmittel verwandelten sich sofort in Mittel zu Einsaugung fremder Arbeit. Es ist nicht mehr der Arbeiter, der die Produktionsmittel anwendet, sondern es sind die Produktionsmittel, die den Arbeiter anwenden. Statt von ihm als stoffliche Elemente seiner produktiven Tätigkeit verzehrt zu werden, verzehren sie ihn. ...

Schmelzöfen und Arbeitsgebäude, die des Nachts ruhen und keine lebendige Arbeit einsaugen, sind ‚reiner Verlust’ für den Kapitalisten. Darum begründen Schmelzöfen und Arbeitsgebäude einen ‚Anspruch auf die Nachtarbeit’ der Arbeitskräfte.“ Kapital I.: 328-329.

Die Produktion des relativen Mehrwerts

Kapital I.: 331-340

Page 57: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

57

Die Gesamtmasse des Mehrwerts hängt von mehreren Größen ab: Vom Wert der Arbeitskraft, von der Länge des Arbeitstages, von der Anzahl der Arbeiter und von der Mehrwertrate, bzw. vom Mehrwert, den eine Durchschnittsarbeitskraft liefert. Als Formel zur Berechnung der Mehrwertmasse ergibt sich daraus: M = m : v V Die Mehrwertmasse ist gleich Mehrwert eines Arbeiters (m) geteilt durch variables Kapital für einen Arbeiter (m : v) mal Gesamtsumme des variablen Kapitals (V). Bei sonst gleichen Bedingungen kann die Masse des Mehrwerts durch Verlängerung des Arbeitstages oder durch vergrößerte Anzahl der Arbeiter (= extensives Wachstum) gesteigert werden. Falls das variable Kapital gleich bleibt (oder sinkt), kann die Mehrwertmasse durch gesteigerte Ausbeutung, bzw. durch Erhöhung der Mehrwertrate, gesteigert werden (= intensives Wachstum). Was macht einen Selbständigen zum Kapitalisten? Nicht jeder Selbständige, der fremde Arbeitskraft ausbeutet, ist damit automatisch schon Kapitalist. Sein Kapital, bzw. die Zahl seiner Arbeitskräfte muss eine Größe erreichen, die genug Mehrwertmasse schafft, damit er ganz von produktiver Arbeit befreit sein kann. Erst durch diese völlige Befreiung von produktiver Arbeit seine kann er seine ganze Arbeitszeit für die typischen Funktionen des Kapitals einzusetzen: Kontrolle der von ihm beschäftigen Arbeiter, Verkauf und Kauf etc. Dann verwandelt sich „der Geld- oder Warenbesitzer ... erst wirklich in einen Kapitalisten.“ K. Marx Kapital I.: 327. Ein Selbständiger, der in der Produktion bzw. Dienstleistung teils aktiv mitarbeitet, teils fremde Arbeitskraft in geringem Umfang ausbeutet, ist kein Kapitalist, sondern ein Kleinkapitalist oder Kleinbürger.

IV. Abschnitt

Die Produktion des relativen Mehrwerts

Zehntes Kapitel

Begriff des relativen Mehrwerts

„Der Teil des Arbeitstags, der bloß ein Äquivalent (Wertgleiches) für den vom Kapital gezahlten Wert der Arbeitskraft produziert, galt uns bisher als konstante Größe, was er in der Tat ist unter gegebenen Produktionsbedingungen, auf einer vorhandenen ökonomischen Entwicklungsstufe der Gesellschaft.

Über diese seine notwendige Arbeitszeit hinaus konnte der Arbeiter 2, 3, 4, 6 usw. Stunden arbeiten. Von der Größe dieser Verlängerung hingen Rate des Mehrwerts und Größe des Arbeitstags ab. War die notwendige Arbeitszeit konstant, so dagegen der Gesamtarbeitstag variabel.

Unterstelle jetzt einen Arbeitstag, dessen Größe und dessen Teilung in notwendige Arbeit und Mehrarbeit gegeben sind. ... Wie kann nun die Produktion von Mehrwert vergrößert, d. h. die Mehrarbeit verlängert werden, ohne jede weitere Verlängerung ... des ganzen Arbeitstages?“ K. Marx, Kapital I.: 331

Page 58: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

58

Angenommen der Arbeitstag ist 8 Stunden, die notwendige Arbeitszeit 6 Stunden, Mehrarbeit 2 Stunden. Die Mehrarbeit kann bei gleichbleibender Gesamtlänge des Arbeitstages auf 3 Stunden verlängert werden, aber nur, wenn gleichzeitig die notwendige Arbeitszeit auf 5 Stunden verkürzt wird.

„Der Verlängerung der Mehrarbeit entspräche die Verkürzung der notwendigen Arbeit, oder ein Teil der Arbeitszeit, die der Arbeiter bisher in der Tat für sich selbst verbraucht, verwandelt sich in Arbeitszeit für den Kapitalisten. Was verändert, wäre nicht die Länge des Arbeitstags, sondern seine Teilung in notwendige Arbeit und Mehrarbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 331-332.

„Bei gegebner Länge des Arbeitstags muss die Verlängerung der Mehrarbeit aus der Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit entspringen...“ Kapital I.: 333.

Senkung der notwendigen Arbeitszeit bedeutet aber Senkung des Werts der Arbeitskraft, bzw. Senkung der Lebensmittelkosten, die den Wert der Arbeitskraft bestimmen.

„Eine solche Senkung des Werts der Arbeitskraft ... ist jedoch unmöglich ohne eine entsprechende Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 333.

„Mit gegebenen Mitteln kann ein Schuster z.B. ein Paar Stiefeln in einem Arbeitstag von 12 Stunden machen. Soll er in derselben Zeit zwei Paar Stiefel machen, so muss sich die Produktivkraft seiner Arbeit verdoppeln, und sie kann sich nicht verdoppeln ohne eine Änderung in seinen Arbeitsmitteln oder seiner Arbeitsmethode oder beiden zugleich. Es muss daher eine Revolution in den Produktionsbedingungen seiner Arbeit eintreten, d.h. in seiner Produktionsweise und daher im Arbeitsprozess selbst.“ K. Marx, Kapital I.: 333.

„Unter Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit verstehen wir hier überhaupt eine Veränderung im Arbeitsprozess, wodurch die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich nötigen Arbeitszeit verkürzt wird, ein kleinres Quantum Arbeit also die Kraft erwirbt, ein größres Quantum Gebrauchswert zu produzieren.“ K. Marx, Kapital I.: 333.

Beispielrechnung für Erhöhung der Produktivkraft:

Vorausgesetzt, eine Arbeitsstunde stellt einen Wert (v + m) von 50 Euro dar, ein 8-stündiger Arbeitstag dann 400 Euro (v + m).

Weiter angenommen, unter gegebner Produktivkraft der Arbeit würden in 8 Arbeitsstunden 50 Stück Ware verfertigt.

Der Wert der in 8 Stunden vernutzten Produktionsmittel, Rohmaterial usw. sei 600 Euro. Der Tages-Produktenwert der 50 Stück Waren ist dann:

600 Euro c + 400 Euro v+m = 1000 Euro (c + v + m).

Unter diesen Umständen kostet jede einzelne Ware 1000 Euro : 50 = 20 Euro.

Angenommen, es gelingt nun einem Kapitalisten, die Produktivkraft der Arbeit zu verdoppeln und daher in 8 Stunden 100 Stück dieser Warenart zu produzieren.

Page 59: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

59

An verarbeiteten Produktionsmitteln geht dann die doppelte Menge in die verdoppelte Menge Waren ein, also nunmehr 1200 Euro c.

Der Arbeitstag von 8 Stunden schafft aber unverändert einen Neuwert (v + m) von 400 Euro, welcher sich jedoch jetzt auf doppelt soviel Produkte verteilt.

Der tägliche Produktenwert wäre dann 1200 Euro c + 400 Euro (v + m) = 1600 Euro (c + v + m).

Aber dieser gestiegene Produktenwert verteilt sich auf die doppelte Produktmenge von 100: Jede einzelne Ware kostet jetzt 16 Euro (1600 Euro Produktenwert geteilt durch 100 Tagesstück) gegenüber 20 Euro Stückpreis aller anderen Kapitalisten, die noch mit der herkömmlichen Produktivität arbeiten. vgl. K. Marx, Kapital I. : 335-336)

„Der individuelle Wert dieser Ware steht nun unter ihrem gesellschaftlichen Wert, d. h. sie kostet weniger Arbeitszeit als der große Haufen derselben Artikel, produziert unter den gesellschaftlichen Durchschnittsbedingungen. ...

Der wirkliche Wert einer Ware ist aber nicht ihr individueller, sondern ihr gesellschaftlicher Wert, d. h. er wird nicht durch die Arbeitszeit gemessen, die sie im einzelnen Fall dem Produzenten tatsächlich kostet, sondern durch die gesellschaftlich zu ihrer Produktion nötige Arbeitszeit.

Verkauft also der Kapitalist, der die neue Methode anwendet, seine Ware zu ihrem gesellschaftlichen Wert von 20 Euro so verkauft er sie 4 Euro über ihrem individuellen Wert und realisiert so einen Extramehrwert von 4 Euro pro Stück. Andrerseits stellt sich aber der achtstündige Arbeitstag jetzt für ihn in 100 Stück Ware dar statt früher in 50.

Um also das Produkt eines Arbeitstags zu verkaufen, bedarf er doppelten Absatzes oder eines zweifach größeren Markts. Unter sonst gleichbleibenden Umständen erobern seine Waren nur größeren Marktraum durch Senkung ihrer Preise. Er wird sie daher über ihrem individuellen, aber unter ihrem gesellschaftlichen Wert verkaufen.“ Kapital I.: 336.

(Dies gilt natürlich umgekehrt auch für Kapitalisten, die weniger produktiv arbeiten lassen als der Durchschnitt. Sie müssen ihre Waren unter ihrem individuellen Wert verkaufen und realisieren dann einen geringeren Mehrwert als der Durchschnitt der Kapitalisten.)

„Der Wert der Waren steht in umgekehrten Verhältnis zur Produktivkraft der Arbeit. Ebenso, weil durch Warenwerte bestimmt, der Wert der Arbeitskraft. Dagegen steht der relative Mehrwert in direktem Verhältnis zur Produktivkraft der Arbeit. Er steigt mit steigender und fällt mit fallender Produktivkraft... Es ist daher der innere Trieb und die beständige Tendenz des Kapitals, die Produktivkraft der Arbeit zu steigern, um die Ware und durch die Verbilligung der Ware den Arbeiter selbst zu verbilligen.“ K. Marx, Kapital I.: 338.

„Die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, innerhalb der kapitalistischen Produktion, bezweckt, den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst arbeiten muss, zu verkürzen, um grade dadurch den andren Teil des Arbeitstags, den er für den Kapitalisten umsonst arbeiten kann, zu verlängern.“ K. Marx, Kapital I.: 340.

Page 60: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

60

„Wenn ein einzelner Kapitalist durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit z. B. Hemden verbilligt, schwebt im keineswegs notwendig der Zweck vor, den Wert der Arbeitskraft und daher die notwendige Arbeitskraft insgesamt zu senken, aber nur soweit er schließlich zu diesem Resultat beiträgt, trägt er bei zur Erhöhung der allgemeinen Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital I.: 335.

„Die verbilligte Ware senkt natürlich den Wert der Arbeitskraft nur insgesamt im Verhältnis, worin sie in die Reproduktion der Arbeitskraft eingeht.“ Kapital I.: 334.

„Um den Wert der Arbeitskraft zu senken, muss die Steigerung der Produktivkraft Industriezweige ergreifen, deren Produkte den Wert der Arbeitskraft bestimmen, also entweder dem Umkreis der gewohnheitsmäßigen Lebensmittel angehören oder sie ersetzen können ... In Produktionszweigen dagegen, die weder notwendige Lebensmittel liefern noch Produktionsmittel zu ihrer Herstellung, lässt die erhöhte Produktivkraft den Wert der Arbeitskraft unberührt.“ K. Marx, Kapital I.: 334.

„Während also bei der Produktion des Mehrwerts in der bisher betrachteten Form die Produktionsweise als gegeben unterstellt war, genügt es für die Produktion von Mehrwert durch Verwandlung notwendiger Arbeit in Mehrarbeit keineswegs, dass das Kapital sich des Arbeitsprozesses in seiner ... vorhandenen Gestalt bemächtigt und nur seine Dauer verlängert. Es muss die technischen und gesellschaftlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses, also die Produktionsweise selbst umwälzen, um die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhn, durch die Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit den Wert der Arbeitskraft zu senken und so zu den zur Reproduktion dieses Werts notwendigen Teil des Arbeitstags zu verkürzen.“ K. Marx, Kapital I.: 333-334.

„Durch Verlängerung des Arbeitstages produzierten Mehrwert nenne ich absoluten Mehrwert; den Mehrwert dagegen, der aus Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und entsprechender Veränderung im Größenverhältnis der beiden Bestandteile des Arbeitstages entspringt - relativen Mehrwert:“ K. Marx, Kapital I.: 334.

„Ökonomie der Arbeit durch Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit bezweckt in der kapitalistischen Produktion also durchaus nicht Verkürzung des Arbeitstags. Sie bezweckt nur Verkürzung der für Produktion eines bestimmten Warenquantums notwendiger Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I.: 339.

„Wieweit dies Resultat auch ohne Verbilligung der Waren erreichbar, wird sich zeigen in den besonderen Produktionsmethoden des relativen Mehrwerts, zu deren Betrachtung wir jetzt übergehen.“ K. Marx, Kapital I.: 340.

Das sind: Kooperation, betriebliche Arbeitsteilung, intensivere Anwendung und Vergrößerung der Naturkräfte durch Maschinerie.

Kapital I.: 341-355

Die Masse des Mehrwerts kann absolut vergrößert werden durch Vermehrung der Zahl der Arbeiter oder der Arbeitsstunden. Die Masse des Mehrwerts kann auch relativ vergrößert werden

Page 61: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

61

durch Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit. Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit ist nur möglich durch Steigerung der Arbeitsproduktivität, das heißt eine Verbesserung der Arbeitsmethoden und Produktionsmittel. Ein Kapitalist, der einen Produktivitätsvorsprung vor seinen Konkurrenten hat, kann seine Produkte unter dem Preis seiner Konkurrenten verkaufen und macht damit immer noch einen Extragewinn, denn der Wert eines Produkts bestimmt sich durch die gesellschaftlich notwendigen (üblichen) Produktionskosten, nicht durch die individuellen Produktionskosten. Sofern Ware billiger produziert werden kann, die in den Verbrauch der Arbeitskraft eingeht, verbilligt sie den Wert der Ware Arbeitskraft. Jede solche Senkung des Werts der Arbeitskraft steigert automatisch den Mehrwert der Kapitalisten, die diese Arbeitskraft anwenden. Durch die Konkurrenz getrieben wollen alle Kapitalisten billiger produzieren und gleichzeitig die notwendige Arbeitszeit der Arbeiter verkürzen. Die Kapitalisten revolutionieren so ständig den Arbeitsprozess und die Produktionsweise. Damit befassen sich die folgenden Kapitel.

Elftes Kapitel

Kooperation

„Die kapitalistische Produktion beginnt, wie wir sahen, in der Tat erst, wo dasselbe individuelle Kapital eine größere Anzahl Arbeiter gleichzeitig beschäftigt...

Das Wirken einer größeren Arbeiteranzahl zur selben Zeit, in demselben Raum ... zur Produktion derselben Warensorte, unter dem Kommando desselben Kapitalisten, bildet historisch und begrifflich den Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion... Der Unterschied (der kapitalistischen Fabrik zu Handwerk und Manufaktur) ist also zunächst quantitativ.“ K. Marx, Kapital I.: 341.

„Die Kooperation im Arbeitsprozess, wie wir sie in den Kulturanfängen der Menschheit, bei Jägervölkern oder etwa in der Agrikultur indischer Gemeinwesen vorherrschend finden, beruht einerseits auf dem Gemeineigentum an den Produktionsbedingungen, andererseits darauf, dass das einzelne Individuum sich von der Nabelschnur des Stammes oder des Gemeinwesens noch ebenso wenig losgerissen hat wie das Bienenindividuum vom Bienenstock. Beides unterscheidet sie von der kapitalistischen Kooperation. ... Die kapitalistische Form (der Kooperation) setzt dagegen von vornherein den freien Lohnarbeiter voraus, der seine Arbeitskraft dem Kapital verkauft.“ K. Marx, Kapital I.: 353-354.

„Man sah, dass die Masse des Mehrwerts, welche ein gegebnes Kapital produziert, gleich dem Mehrwert, den der einzelne Arbeiter liefert, multipliziert mit der Anzahl der gleichzeitig beschäftigen Arbeiter. ... In der Wertproduktion zählen viele immer nur als viele einzelne. Für die Wertproduktion macht es also keinen Unterschied, ob 1200 Arbeiter vereinzelt produzieren oder vereint unter dem Kommando desselben Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 341.

Trotzdem ist es von großem Vorteil, wenn die Arbeiter unter einem gemeinsamen Kommando zusammengefasst werden. Zwar liefern 1200 kombinierte Arbeiter zunächst nicht mehr Mehrwert als 1200 vereinzelte, die Produktionsmittel werden bei größerer Zahl der Arbeiter unmittelbar und sofort verbilligt:</i

Page 62: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

62

„Auch bei gleichbleibender Arbeitsweise bewirkt die gleichzeitige Anwendung einer größren Arbeiteranzahl eine Revolution in den gegenständlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses. Baulichkeiten, worin viele arbeiten, Lager für Rohmaterial usw., Gefäße, Instrumente, Apparate usw. die vielen gleichzeitig oder abwechselnd dienen, kurz ein Teil der Produktionsmittel wird jetzt gemeinsam im Arbeitsprozess konsumiert. ...

Die Produktion einer Werkstatt für 20 Personen kostet weniger Arbeit als die von 10 Werkstätten für je zwei Personen, und so wächst überhaupt der Wert massenweise konzentrierter und gemeinsamer Produktionsmittel nicht verhältnismäßig mit ihrem Umfang und ihrem Nutzeffekt.

Gemeinsam vernutzte Produktionsmittel geben geringeren Wertbestandteil an das einzelne Produkt ab. ... Damit sinkt ein Wertbestandteil des konstanten Kapitals, also proportionell zu seiner Größe auch der Gesamtwert der Ware. Die Wirkung ist dieselbe, als ob die Produktionsmittel der Ware billiger produziert würden.

Diese Ökonomie in der Anwendung der Produktionsmittel entspringt nur aus ihrem gemeinsamen Konsum im Arbeitsprozess vieler.“ K. Marx, Kapital I.: 343-344.

„Die Ökonomie der Produktionsmittel ist überhaupt von doppeltem Gesichtspunkt zu betrachten. Das eine Mal, soweit sie Waren verbilligt und dadurch den Wert der Arbeitskraft senkt. Das andre Mal, soweit sie das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossnen Gesamtkapital, d. h. zur Wertsumme seiner konstanten und variablen Bestandteile, verändert. Der letztre Punkt wird erst im ersten Abschnitt des Dritten Buchs dieses Werks erörtert...“ K. Marx, Kapital I.: 344

„Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozess oder in verschiednen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation. Wie die Angriffskraft einer Kavallerieschwadron oder die Widerstandskraft eines Infanterieregiments wesentlich verschieden ist von der Summe der von jedem Kavalleristen und Infanteristen vereinzelt entwickelten Angriffs- und Widerstandskräfte, so die mechanische Kraftsumme vereinzelter Arbeiter von der gesellschaftlichen Kraftpotenz, die sich entwickelt, wenn viele Hände gleichzeitig in derselben ungeteilten Operation zusammenwirken. ... Die Wirkung der kombinierten Arbeit könnte hier von der vereinzelten Arbeit gar nicht oder nur in viel längren Zeiträumen oder nur auf einem Zwergmaßstab hervorgebracht werden. Es handelt sich hier nicht nur um Erhöhung der individuellen Produktivkraft durch die Kooperation, sondern um die Schöpfung einer Produktivkraft, die an und für sich Massenkraft sein muss.“ K. Marx, Kapital I.: 344-345

Kooperationsarten:

1) Einfache Formen der Kooperation: „Z. B. wenn Maurer eine Reihe von Händen bilden, um Bausteine vom Fuß eines Gestells bis zu seiner Spitze zu befördern, tut jeder von ihnen dasselbe, aber dennoch bilden die einzelnen Verrichtungen kontinuierliche Teile einer Gesamtverrichtung... Der Arbeitsgegenstand durchläuft denselben Raum in kürzerer Zeit.“ ...als wenn jeder Maurer mit seinen Backsteinen das ganze Gerüst hinauf- und hinabstiege. Kapital I.: 346

“Andererseits findet Kombination der Arbeit statt, wenn ein Bau z.B. von verschiedenen Seiten gleichzeitig angegriffen wird, obgleich die Kooperierenden dasselbe oder Gleichartiges tun...(z.B. wenn Maurer eine Hauswand an den vier Ecken gleichzeitig hochziehen.) In derselben Zeit reifen verschiedne Raumteile des Produkts.“ Kapital I.: 346.

Page 63: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

63

2)Arbeitsteilige Kooperation „Ist der Arbeitsprozess kompliziert, so erlaubt die bloße Masse der Zusammenarbeitenden, die verschiednen Operationen unter verschiedne Hände zu verteilen, daher gleichzeitig zu verrichten und dadurch die zur Herstellung des Gesamtprodukts nötige Arbeitszeit zu verkürzen.“ K. Marx, Kapital I.: 347.

„Auf der einen Seite erlaubt die Kooperation, die Raumsphäre der Arbeit auszudehnen. ... Andrerseits ermöglicht sie ... räumliche Verengung des Produktionsgebiets. Diese Beschränkung der Raumsphäre der Arbeit bei gleichzeitiger Ausdehnung ihrer Wirkungssphäre ... entspringt aus der Zusammenballung der Arbeiter, dem Zusammenrücken verschiedner Arbeitsprozesse und der Konzentration der Produktionsmittel.“ Kapital I.: 348.

„Verglichen mit einer gleich großen Summe vereinzelter individueller Arbeitstage, produziert der kombinierte Arbeitstag größere Massen von Gebrauchswert und vermindert daher die zur Produktion eines bestimmten Nutzeffekts nötige Arbeitszeit.“ Kapital I.: 348

Ob der kombinierte Arbeitstag „im gegebnen Fall diese gesteigerte Produktivkraft erhält, weil er die mechanische Kraftpotenz der Arbeit erhöht oder ihre räumliche Wirkungssphäre ausdehnt oder das räumliche Produktionsfeld im Verhältnis zur Stufenleiter der Produktion verengt oder im kritischen Moment viel Arbeit in wenig Zeit flüssig macht oder den Wetteifer der einzelnen erregt und ihre Lebensgeister spannt oder den gleichartigen Verrichtungen vieler den Stempel der Kontinuität und Vielseitigkeit aufdrückt, oder verschiedne Operationen gleichzeitig verrichtet oder die Produktionsmittel durch ihren gemeinschaftlichen Gebrauch ökonomisiert oder der individuellen Arbeit den Charakter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit verleiht, unter allen Umständen ist die spezifische Produktivkraft des kombinierten Arbeitstags gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit oder Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation selbst. Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.“ Kapital I.: 348-349.

historische Unentbehrlichkeit der Kapitalisten:

„Wenn Arbeiter überhaupt nicht unmittelbar zusammenwirken können, ohne zusammen zu sein..., können Lohnarbeiter nicht kooperieren, ohne dass dasselbe Kapital, derselbe Kapitalist sie gleichzeitig anwendet, also ihre Arbeitskräfte gleichzeitig kauft. Der Gesamtwert dieser Arbeitskräfte oder die Lohnsumme der Arbeiter für den Tag, die Woche usw. muss daher in der Tasche des Kapitalisten vereint sein, bevor die Arbeitskräfte selbst im Produktionsprozess vereint werden. ...

Die Anzahl der kooperierenden Arbeiter, oder die Stufenleiter der Kooperation, hängt also zunächst ab von der Größe des Kapitals, das der einzelne Kapitalist im Ankauf von Arbeitskraft auslegen kann...

Konzentration größrer Massen von Produktionsmitteln in der Hand einzelner Kapitalisten ist also materielle Bedingung für die Kooperation von Lohnarbeitern, und der Umfang der Kooperation, oder die Stufenleiter der Produktion, hängt ab vom Umfang dieser Konzentration.“ K. Marx, Kapital I.: 349.

„Ursprünglich erschien eine gewisse Minimalgröße des individuellen Kapitals notwendig, damit die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, (und) daher die Masse des produzierten Mehrwerts hinreiche, den Arbeitsanwender selbst von der Handarbeit zu befreien, aus einem Kleinmeister einen Kapitalisten zu machen und so das Kapitalverhältnis formell herzustellen.

Page 64: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

64

Diese Minimalgröße des individuellen Kapitals erscheint jetzt als materielle Bedingung für die Verwandlung vieler zersplitterter und voneinander unabhängiger individueller Arbeitsprozesse in einen kombinierten gesellschaftlichen Arbeitsprozess.“ Kapital I.: 349-350.

„Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals über die Arbeit nur als formelle Folge davon, dass der Arbeiter statt für sich, für den Kapitalisten und daher unter dem Kapitalisten arbeitet. Mit der Kooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Gebot für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld.

Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf größrem Maßstab bedarf mehr oder minder einer Direktion, welche die Harmonie der individuellen Tätigkeiten vermittelt und die allgemeinen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesamtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigiert sich selbst, ein Orchester bedarf des Dirigenten. Diese Funktion der Leitung, Überwachung und Vermittlung, wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit kooperativ wird. Als spezifische Funktion des Kapitals erhält die Funktion der Leitung spezifische Charaktermerkmale. ...

Mit der Masse der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter wächst ihr Widerstand und damit notwendig der Druck des Kapitals zur Bewältigung dieses Widerstands. Die Leitung des Kapitalisten ist nicht nur eine aus der Natur des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses entspringende und ihm angehörige besondre Funktion, sie ist zugleich Funktion der Ausbeutung eines gesellschaftlichen Arbeitsprozesses und daher bedingt durch den unvermeidlichen Antagonismus zwischen dem Ausbeuter und dem Rohmaterial seiner Ausbeutung (den Arbeitern).“ K. Marx, Kapital I.: 350.

„Die Kooperation der Lohnarbeiter ist ferner bloße Wirkung des Kapitals, das sie gleichzeitig anwendet. Der Zusammenhang ihrer Funktionen und ihre Einheit als produktiver Gesamtkörper liegen außer ihnen, im Kapital, das sie zusammenbringt und zusammenhält. Der Zusammenhang ihrer Arbeiten tritt ihnen daher in ihrer Vorstellung als Plan, praktisch als Autorität des Kapitalisten gegenüber, als Macht eines fremden Willens, der ihr Tun seinem Zweck unterwirft.“ Kapital I.: 351.

„Wenn daher die kapitalistische Leitung dem Inhalt nach widersprüchlich ist, wegen der Widersprüchlichkeit des zu leitenden Produktionsprozesses selbst, welcher einerseits gesellschaftlicher Arbeitsprozess zur Herstellung eines Produkts, andererseits Verwertungsprozess des Kapitals ist, so ist sie der Form nach despotisch. Mit der Entwicklung der Kooperation auf größerem Maßstab entwickelt dieser Despotismus seine eigentümlichen Formen.

Wie der Kapitalist zunächst entbunden wird von der Handarbeit, sobald sein Kapital jene Minimalgröße erreicht hat, womit die eigentlich kapitalistische Produktion erst beginnt, so tritt er jetzt die Funktion unmittelbarer und fortwährender Beaufsichtigung der einzelnen Arbeiter und Arbeitergruppen selbst wieder ab an eine besondre Sorte von Lohnarbeitern.

Wie eine Armee militärischer Offiziere bedarf, bedarf eine unter dem Kommando desselben Kapitals zusammenwirkende Arbeitermasse industrieller Oberoffiziere (Manager) und Unteroffiziere (Meister, Vorarbeiter ...), die während des Arbeitsprozesses im Namen des

Page 65: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

65

Kapitals kommandieren. Die Arbeit der Oberaufsicht befestigt sich zu ihrer ausschließlichen Funktion.“ K. Marx, Kapital I.: 351.

„Wie die durch die Kooperation entwickelte Produktivkraft der Arbeit als Produktivkraft des Kapitals erscheint, so erscheint die Kooperation selbst als eine spezifische Form des kapitalistischen Produktionsprozesses im Gegensatz zum Produktionsprozess vereinzelter unabhängiger Arbeiter oder auch Kleinkapitalisten ...

Wenn sich die kapitalistische Produktionsweise daher einerseits als historische Notwendigkeit für die Verwandlung des Arbeitsprozesses in einen gesellschaftlichen Prozess darstellt, so stellt sich andererseits diese gesellschaftliche Form des Arbeitsprozesses als eine vom Kapital angewandte Methode dar, um ihn durch Steigerung seiner Produktivkraft profitlicher auszubeuten.“ K. Marx, Kapital I.: 354.

„Die Kooperation bleibt die Grundform der kapitalistischen Produktionsweise...“ K. Marx, Kapital I.: 354.

Kapital I.: 356-390

Der Kapitalismus hat die Kooperation der Arbeit nicht erfunden, aber er hat sie zur Normalform der Arbeit gemacht. Der Kapitalismus vergesellschaftet die Arbeit, indem er den Arbeitsprozess immer mehr aus einem individuellen und ganzheitlichen zu einem kollektiven und arbeitsteiligen Arbeitsprozess macht.

Es folgt ein historischer Rückblick auf die Entwicklung der Arbeitsteilung als Form der Kooperation.

Zwölftes Kapitel

Teilung der Arbeit und Manufaktur

„Die auf Teilung der Arbeit beruhende Kooperation schafft sich ihre klassische Gestalt in der Manufaktur... von Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum letzten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts...“ K. Marx, Kapital I.: 356.

1. Doppelter Ursprung der Manufaktur

„Die Manufaktur entspringt auf doppelte Weise: Entweder werden Arbeiter von verschiedenartigen, selbständigen Handwerken, durch deren Hände ein Produkt bis zu seiner letzten Reife laufen muss, in eine Werkstatt unter dem Kommando desselben Kapitalisten vereinigt.“ K. Marx, Kapital I.: 356 (Beispiel: Kutschenherstellung durch Zusammenfassung von Stellmacher, Sattler, Schlosser etc.)

„Die Manufaktur entspringt aber auch auf entgegengesetztem Wege. Es werden viele Handwerker, die dasselbe oder Gleichartiges tun, z.B. Papier oder Typen oder Nadeln machen,

Page 66: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

66

von demselben Kapital gleichzeitig in derselben Werkstatt beschäftigt. Es ist dies Kooperation in der einfachsten Form.

Jeder dieser Handwerker ... macht eine ganze Ware... Er arbeitet in seiner alten handwerksmäßigen Weise fort.

Indes veranlassen bald äußere Umstände, die Konzentration der Arbeiter in demselben Raum und die Gleichzeitigkeit ihrer Arbeiten anders zu vernutzen. Es soll z.B. ein größeres Quantum fertiger Ware in einer bestimmten Zeitfrist geliefert werden. Die Arbeit wird daher verteilt. Statt die verschiedenen Operationen von demselben Handwerker in einer zeitlichen Reihenfolge verrichten zu lassen, werden sie voneinander losgelöst, ... jede derselben einem anderen Handwerker zugewiesen und alle zusammen von den Kooperierenden gleichzeitig ausgeführt...

Aus dem individuellen Produkt eines selbständigen Handwerkers, der vielerlei tut, verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, von denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe Teiloperation verrichtet.“ K. Marx, Kapital I.: 357-358.

„Die Ursprungsweise der Manufaktur, ihre Herausbildung aus dem Handwerk ist also zweiseitig. Einerseits geht sie von der Kombination verschiedenartiger, selbständiger Handwerker aus...

Andererseits geht sie von der Kooperation gleichartiger Handwerker aus, zersetzt dasselbe individuelle Handwerk in seine verschiedenen besonderen Operationen ... bis zu dem Punkt, wo jede derselben zur ausschließlichen Funktion eines besonderen Arbeiters wird...

Welches aber immer ihr besonderer Ausgangspunkt, ihre Schlussgestalt ist dieselbe – ein Produktionsmechanismus, dessen Organe Menschen sind.“ K. Marx, Kapital I.: 358.

2. Der Teilarbeiter und sein Werkzeug

„Gehen wir nun näher auf das einzelne ein, so ist zunächst klar, dass ein Arbeiter, der lebenslang eine und dieselbe einfache Operation verrichtet, seinen ganzen Körper in ihr automatisch einseitiges Organ verwandelt und daher weniger Zeit dazu verbraucht als der Handwerker, der eine ganze Reihe von Operationen abwechselnd ausführt.

Der kombinierte Gesamtarbeiter, der den lebendigen Mechanismus der Manufaktur bildet, besteht aber aus lauter solchen einseitigen Teilarbeitern. Im Vergleich zum selbständigen Handwerk wird daher mehr in weniger Zeit produziert oder die Produktivkraft der Arbeit gesteigert.“ K. Marx, Kapital I.: 359

„Die Produktivität der Arbeit hängt nicht nur von der Virtuosität des Arbeiters ab, sondern auch von der Vollkommenheit seiner Werkzeuge. ... Die Differenzierung der Arbeitsinstrumente... und ihre Spezialisierung... charakterisieren die Manufaktur. Zu Birmingham allein produziert man etwa 500 Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besonderen Produktionsprozess, sondern eine Anzahl von Varietäten oft nur für verschiedene Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode vereinfacht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschließlichen Sonderfunktionen der Teilarbeiter. Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.“ K. Marx, Kapital I.: 361-362.

Page 67: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

67

„Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfache Elemente der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrer Gesamtgestalt.“ K. Marx, Kapital I.: 362.

3. Die beiden Grundformen der Manufaktur - heterogene und organische Manufaktur

„Die Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen. ... Dieser Doppelcharakter entspringt aus der Natur des Machwerks selbst. Es wird entweder gebildet durch bloß mechanische Zusammensetzung selbständiger Teilprodukte oder verdankt seine fertige Gestalt einer Reihenfolge zusammenhängender Prozesse und Manipulationen.“ K. Marx, Kapital I.: 362

Beispiel für heterogene Manufaktur: Uhrmanufaktur: „Nur wenige Teile der Uhr laufen durch verschiedne Hände, und alle diese Einzelglieder sammeln sich erst in der Hand, die sie schließlich in ein mechanisches Ganzes verbindet. Dies äußerliche Verhältnis des fertigen Produkts zu seinen verschiedenartigen Elementen lässt hier ... die Kombination der Teilarbeiter in derselben Werkstatt zufällig sein. Die Teilarbeiten können selbst wieder als voneinander unabhängige Handwerke betrieben werden...“ K. Marx, Kapital I.: 363

Beispiel für organische Manufaktur:

„Die zweite Art der Manufaktur, ihre vollendete Form, produziert Machwerke, die zusammenhängende Entwicklungsphasen, eine Reihenfolge von Stufenprozessen durchlaufen, wie z.B. der Draht in der Nähnadelmanufaktur die Hände von 72 und selbst 92 spezifischen Teilarbeitern durchläuft.“ K. Marx, Kapital I.: 364.

„Da das Teilprodukt jedes Teilarbeiters zugleich nur eine besondre Entwicklungsstufe desselben Machwerks ist, liefert ein Arbeiter dem andren oder eine Arbeitergruppe der andern ihr Rohmaterial. Das Arbeitsresultat des einen bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit des andren. Der eine Arbeiter beschäftigt daher hier unmittelbar den andren.“ K. Marx, Kapital I.: 365.

„Es ist klar, dass diese unmittelbare Abhängigkeit der Arbeitenden und daher der Arbeiter voneinander jeden einzelnen zwingt, nur die notwendige Zeit zu seiner Funktion zu verwenden, und so eine ganz andre Kontinuität, Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit, Ordnung und namentlich auch Intensität der Arbeit erzeugt wird als im unabhängigen Handwerk oder selbst der einfachen Kooperation.“ K. Marx, Kapital I.: 365-366.

„Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit ... schafft auch ein mathematisch festes Verhältnis für den quantitativen Umfang dieser Organe, d. h. für die relative Arbeiterzahl oder relative Größe der Arbeitergruppen in jeder Sonderfunktion. Sie entwickelt mit der qualitativen Gliederung die quantitative Regel und Proportionalität des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses.“ K. Marx, Kapital I.: 366.

„Die Manufakturperiode ... entwickelt sporadisch auch den Gebrauch von Maschinen, namentlich für gewisse einfache erste Prozesse, die massenhaft und mit großem Kraftaufwand auszuführen sind. So wird z.B. bald in der Papiermanufaktur das Zermalmen der Lumpen durch Papiermühlen und in der Metallurgie das Zerstoßen der Erze durch sogenannte Pochmühlen verrichtet.

Die elementarische Form aller Maschinen hatte das römische Kaiserreich überliefert in der Wassermühle. ... Im großen und ganzen jedoch spielt die Maschinerie eine Nebenrolle...“ K. Marx, Kapital I.: 368-369.

Page 68: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

68

„Die spezifische Maschinerie der Manufakturperiode bleibt der aus vielen Teilarbeitern kombinierte Gesamtarbeiter selbst. Die verschiedenen Operationen, die der Produzent der Ware abwechselnd verrichtet... nehmen ihn verschiedenartig in Anspruch. In der einen muss er mehr Kraft entwickeln, in der anderen mehr Gewandtheit, in der dritten mehr geistige Aufmerksamkeit usw., und dasselbe Individuum besitzt diese Eigenschaften nicht in gleichem Grad. Nach der Trennung, Verselbständigung und Isolierung der verschiedenen Operationen werden die Arbeiter ihren vorwiegenden Eigenschaften gemäß geteilt, klassifiziert und gruppiert.“ K. Marx, Kapital I.: 369.

„Da die verschiednen Funktionen des Gesamtarbeiters einfacher oder zusammengesetzter, niedriger oder höher sind, erfordern seine Organe, die individuellen Arbeitskräfte, sehr verschiedne Grade der Ausbildung und besitzen daher sehr verschiedne Werte. Die Manufaktur entwickelt also eine Hierarchie der Arbeitskräfte, der eine Stufenleiter der Arbeitslöhne entspricht. “ K. Marx, Kapital I.: 370.

„Die Manufaktur erzeugt daher in jedem Handwerk, das sie ergreift, eine Klasse sogenannter ungeschickter Arbeiter, die der Handwerksbetrieb streng ausschloss. Wenn die Manufaktur die durchaus vereinseitigte Spezialität auf Kosten des ganzen Arbeitsvermögens zur Virtuosität entwickelt, beginnt sie auch schon den Mangel aller Entwicklung zu einer Spezialität zu machen.

Neben die hierarchische Abstufung tritt die einfache Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte. Für letztre fallen die Erlernungskosten ganz weg, für erstere sinken sie, im Vergleich zum Handwerker, infolge vereinfachter Funktion. In beiden Fällen sinkt der Wert der Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I.: 371.

„Der Gesamtarbeiter besitzt jetzt alle produktiven Eigenschaften in gleich hohem Grad der Virtuosität und verausgabt sie zugleich aufs ökonomischste, indem er alle seine Organe, individualisiert in besonderen Arbeitern oder Arbeitergruppen, ausschließlich zu ihren spezifischen Funktionen verwendet.

Die Einseitigkeit und selbst die Unvollkommenheit des Teilarbeiters werden zu einer Vollkommenheit als Glied des Gesamtarbeiters.“ K. Marx, Kapital I.: 369-370.

4. Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur und Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft

„Wir betrachteten erst den Ursprung der Manufaktur, dann ihre einfachen Elemente, den Teilarbeiter und sein Werkzeug, endlich ihren Gesamtmechanismus.

Wir berühren jetzt kurz das Verhältnis zwischen der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit und der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, welche die allgemeine Grundlage aller Warenproduktion bildet.“ K. Marx, Kapital I.: 371

„Hält man nur die Arbeit selbst im Auge, so kann man die Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre großen Gattungen, wie Agrikultur, Industrie usw. als Teilung der Arbeit im allgemeinen, die Sondierung dieser Produktionsgattungen in Arten und Unterarten als Teilung der Arbeit im besonderen, und die Teilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt als Teilung der Arbeit im einzelnen bezeichnen.“ K. Marx, Kapital I.: 371.

Page 69: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

69

„Die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft und die entsprechende Beschränkung der Individuen auf besondre Berufssphären entwickelt sich, wie die Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur von entgegengesetzten Ausgangspunkten.

Innerhalb einer Familie ... entspringt eine naturwüchsige Teilung der Arbeit aus den Geschlechts- und Altersverschiedenheiten, also auf rein physiologischer Grundlage, die mit der Ausdehnung des Gemeinwesens, der Zunahme der Bevölkerung und namentlich dem Konflikt zwischen verschiednen Stämmen und der Unterjochung eines Stamms durch den andren ihr Material ausweitet.

Andrerseits, wie ich früher bemerkt, entspringt der Produktentausch an den Punkten, wo verschiedne Familien, Stämme, Gemeinwesen in Kontakt kommen, denn nicht Privatpersonen, sondern Familien, Stämme usw. treten sich in den Anfängen der Kultur selbständig gegenüber.

Verschiedene Gemeinwesen finden verschiedne Produktionsmittel und verschiedne Lebensmittel in ihrer Naturumgebung vor. Ihre Produktionsweise, Lebensweise und Produkte sind daher verschieden. Es ist diese naturwüchsige Verschiedenheit, die bei dem Kontakt der Gemeinwesen den Austausch der wechselseitigen Produkte und daher die allmähliche Verwandlung dieser Produkte in Waren hervorruft. Der Austausch schafft nicht den Unterschied der Produktionssphären, sondern setzt die unterschiednen Produktionssphären in Beziehung und verwandelt sie so in mehr oder minder voneinander abhängige Zweige einer gesellschaftlichen Gesamtproduktion.

Hier entsteht die gesellschaftliche Teilung der Arbeit durch den Austausch ursprünglich verschiedner, aber voneinander unabhängiger Produktionssphären. Dort wo die physiologische Teilung der Arbeit den Ausgangspunkt bildet, lösen sich die besonderen Organe eines unmittelbar zusammengehörigen Ganzen voneinander ab ... und verselbständigen sich bis zu dem Punkt, wo der Zusammenhang der verschiedenen Arbeiten durch Austausch der Produkte als Waren vermittelt wird.

Es ist in dem einen Fall Verunselbständigung der früher Selbständigen, in dem andren Verselbständigung der früher Unselbständigen.“ K. Marx, Kapital I.: 372-373.

„Die Grundlage aller entwickelten und durch Warentausch vermittelten Teilung der Arbeit ist die Scheidung von Stadt und Land. Man kann sagen, dass die ganze ökonomische Geschichte der Gesellschaft sich in der Bewegung dieses Gegensatzes resümiert...“ K. Marx, Kapital I.: 373.

„Trotz der zahlreichen Analogien jedoch und der Zusammenhänge zwischen der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und der Teilung innerhalb einer Werkstatt sind beide nicht nur graduell, sondern wesentlich unterschieden. ...

Was aber stellt den Zusammenhang her zwischen den unabhängigen Arbeiten von Viehzüchter, Gerber, Schuster? Das Dasein ihrer respektiven Produkte als Waren.

Was charakterisiert dagegen die manufakturmäßige Teilung der Arbeit? Dass der Teilarbeiter keine Ware produziert. Erst das gemeinsame Produkt der Teilarbeiter verwandelt sich in Ware.

Die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den Kauf und Verkauf der Produkte verschiedner Arbeitszweige, der Zusammenhang der Teilarbeiten in der Manufaktur

Page 70: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

70

durch den Verkauf verschiedner Arbeitskräfte an denselben Kapitalisten, der sie als kombinierte Arbeitskraft verwendet.

Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt Konzentration der Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten, die gesellschaftliche Teilung der Arbeit Zersplitterung der Produktionsmittel unter viele voneinander unabhängige Warenproduzenten.

Statt dass in der Manufaktur das eherne Gesetz der Verhältniszahl oder Proportionalität bestimmte Arbeitermassen unter bestimmte Funktionen subsumiert, treiben Zufall und Willkür ihr buntes Spiel in der Verteilung der Warenproduzenten und ihrer Produktionsmittel unter die verschiednen gesellschaftlichen Arbeitszweige.“ K. Marx, Kapital I.: 375 - 376.

„Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt die unbedingte Autorität des Kapitalisten über Menschen, die bloße Glieder eines ihm gehörigen Gesamtmechanismus bilden; die gesellschaftliche Teilung der Arbeit stellt unabhängige Warenproduzenten einander gegenüber, die keine andere Autorität anerkennen als die der Konkurrenz, den Zwang, den der Druck ihrer wechselseitigen Interessen auf sie ausübt...“ K. Marx, Kapital I.: 377.

„Während die Teilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob vermittelt oder unvermittelt durch den Warentausch, den verschiedenartigsten ökonomischen Gesellschaftsformationen angehört, ist die manufakturmäßige Teilung der Arbeit eine ganz spezifische Schöpfung der kapitalistischen Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital I.: 380

5. Der kapitalistische Charakter der Manufaktur

„Eine größere Arbeiteranzahl unter dem Kommando desselben Kapitals bildet den naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Kooperation überhaupt, so der Manufaktur.

Umgekehrt entwickelt die manufakturmäßige Teilung der Arbeit das Wachstum der angewandten Arbeiterzahl zur technischen Notwendigkeit. Das Arbeiterminimum, das ein einzelner Kapitalist anwenden muss, ist ihm jetzt durch die vorhandene Teilung der Arbeit vorgeschrieben. ... Mit dem variablen muss aber auch der konstante Bestandteil des Kapitals wachsen. ...

Wachsender Minimalumfang von Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalisten ... ist also ein aus dem technischen Charakter der Manufaktur entspringendes Gesetz.“ K. Marx, Kapital I.: 380-381.

„Wie in der einfachen Kooperation ist in der Manufaktur der funktionierende Arbeiterkörper eine Existenzform des Kapitals. Der aus vielen individuellen Teilarbeitern zusammengesetzte gesellschaftliche Produktionsmechanismus gehört dem Kapitalisten. Die aus der Kombination der Arbeiten entspringende Produktivkraft erscheint daher als Produktivkraft des Kapitals. ...

Während die einfache Kooperation die Arbeitsweise der einzelnen im großen und ganzen unverändert lässt, revolutioniert die Manufaktur sie von Grund aus und ergreift die individuelle Arbeitskraft an ihrer Wurzel. Sie verkrüppelt den Arbeiter in eine Missbildung, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt von produktiven Trieben und Anlagen...

Page 71: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

71

Die besonderen Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedne Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt...“ K. Marx, Kapital I.: 381.

„Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft selbst ihren Dienst, sobald sie nicht an das Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten. ... Wie dem auserwählten Volk auf der Stirn geschrieben stand, dass es das Eigentum Jehovas, so drückt die Teilung der Arbeit dem Manufakturarbeiter einen Stempel auf, der ihn zum Eigentum des Kapitals brandmarkt.“ K. Marx, Kapital I.: 382.

„Die Kenntnisse, die Einsicht und der Wille, die der selbständige Bauer oder Handwerker, wenn auch auf kleinem Maßstab entwickelt ... sind jetzt nur noch für das Ganze der Werkstatt verlangt. Die geistigen Potenzen der Produktion erweitern ihren Maßstab auf der einen Seite, weil sie auf vielen Seiten verschwinden. Was die Teilarbeiter verlieren, konzentriert sich ihnen gegenüber im Kapital.

Es ist ein Produkt der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit, ihnen die geistigen Potenzen des materiellen Produktionsprozesses als fremdes Eigentum und sie beherrschende Macht gegenüberzustellen. Dieser Scheidungsprozess beginnt in der einfachen Kooperation... Er entwickelt sich in der Manufaktur, die den Arbeiter zum Teilarbeiter verstümmelt. Er vollendet sich in der großen Industrie, welche die Wissenschaft als selbständige Produktionspotenz von der Arbeit trennt und in den Dienst des Kapitals presst.“ K. Marx, Kapital I.: 382.

„Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit ... entwickelt die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für den Arbeiter, sondern durch die Verkrüppelung des individuellen Arbeiters. Sie produziert neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 386.

„Als spezifisch kapitalistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses ... ist sie nur eine besondre Methode, relativen Mehrwert zu erzeugen... “ Kapital I.: 386

„Da das Handwerksgeschick die Grundlage der Manufaktur bleibt und der in ihr funktionierende Gesamtmechanismus kein von den Arbeitern selbst unabhängiges objektives Skelett besitzt, ringt das Kapital beständig mit dem Eigenwillen der Arbeiter. ... Durch die ganze Manufakturperiode läuft daher die Klage über den Disziplinmangel der Arbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 389-390.

„‘Ordnung‘ fehlte in der ... Manufaktur, und ‚Arkwright (der Erfinder der Spinnmaschine) schuf die ‚Ordnung‘.

Zugleich konnte die Manufaktur die gesellschaftliche Produktion weder in ihrem ganzen Umfang ergreifen noch in ihrer Tiefe umwälzen. ... Ihre eigene enge technische Basis trat auf einem gewissen Entwicklungsgrad mit den von ihr selbst geschaffenen Produktionsbedürfnissen in Widerspruch.“ K. Marx, Kapital I.: 390.

Erst Maschinen „heben die handwerksmäßige Tätigkeit als das regelnde Prinzip der gesellschaftlichen Produktion auf.

Page 72: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

72

So wird einerseits der technische Grund der lebenslangen Fesselung des Arbeiters an eine Teilfunktion weggeräumt. Andrerseits fallen die Schranken, welche dasselbe Prinzip der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.“ K. Marx, Kapital I.: 390.

Kapital I.: 391-407

Das zwölfte Kapitel gab einen historischen Rückblick auf die Entwicklung der arbeitsteiligen Kooperation in der Manufakturperiode vor dem kapitalistischen Maschinenzeitalter. Manufakturen traten an die Stelle der selbständigen handwerksmäßigen Einzelarbeiter durch Zusammenfassung mehrerer Handwerker in einer Werkstatt. Die Manufaktur konnte gegenüber dem traditionellen Einzelarbeiter produktiver arbeiten, weil sie die handwerksmäßige Arbeit auflöste und aufteilte und an verschiedene Teilarbeiter delegierte. Da jede dieser Teiloperationen eine bestimmte Zeit – kürzer oder länger - benötigte, entwickelten sich mathematisch feste Größen der einzelnen Arbeitergruppen, die in festen zeitlichen und mengenmäßigen Proportionen einander zuarbeiteten, so dass kein Leerlauf entstand. Durch die arbeitsteilige Kooperation verloren die Teilarbeiter die umfassenden Fähigkeiten, die einen einzelarbeitenden Bauern oder Handwerker noch auszeichneten. Die Trennung von Hand- und Kopfarbeit vertiefte sich, und die Teilarbeiter entwickelten nur ein einziges Teilgeschick, das völlig wertlos außerhalb der Werkstatt war. Arbeitslosigkeit verurteilte diese Arbeiter zur Armut oder zur Kriminalität. Der Wert jedes einzelnen dieses Teilarbeiters sank, weil seine Ausbildungskosten sanken. Damit sanken für den Kapitalisten aber die Lohnkosten für die Gesamtheit der Arbeiter. Erstmals konnte auch eine Schicht von Arbeitern ohne jede Ausbildung entstehen. Vor der Teilung der Arbeit in einer Werkstatt gab es schon seit Jahrtausenden eine Teilung der Arbeit in der Gesellschaft. Diese hatte sich teils aus physiologischen Unterschieden (Frauen – Männer, Erwachsene – Kinder) teils aus natürlichen Unterschieden der Lebensgebiete entwickelt. (warme und kalte Zonen, Hochland, Tiefland und Küste mit jeweils unterschiedlicher Fauna und Flora schufen die Unterschiede von Jägern, Nomaden, sesshaften Bauern, Küstenvölkern etc). Aus diesen zunächst natürlichen Unterschieden entwickelte sich der Austausch und die Warenproduktion und damit vertiefte und vermehrte sich die innere Arbeitsteilung in jeder Gesellschaft. Grundlage der Arbeitsteilung in allen warenproduzierenden Gesellschaften war und ist die Trennung von Stadt und Land. Der wesentliche Unterschied zwischen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und der betrieblichen Arbeitsteilung ist folgender: Die gesellschaftliche Arbeitsteilung in warenproduzierenden Gesellschaften ist durch den Zufall bestimmt und der Zusammenhang zwischen den arbeitsteilig Produzierenden geschieht durch Kauf und Verkauf ihrer Waren. Die arbeitsteiligen Abteilungen einer Werkstatt produzieren aber keine Waren, nur das Gesamtprodukt der Werkstatt ist Ware. Innerhalb der Werkstatt herrscht planvolles Zusammenwirken und nicht der Zufall. Die betriebliche Arbeitsteilung in der Manufaktur zerstört die individuelle Arbeitsweise und ersetzt sie durch eine gesellschaftliche Arbeitsweise. Marx nennt schon die Kooperation in der Manufaktur „gesellschaftliche Arbeit“ im Gegensatz zur bisherigen traditionellen Einzelarbeit eines Handwerkers oder Gelehrten. Diese Auflösung der Einzelarbeit geschieht zunächst ganz auf Kosten der Arbeiter. Teils wird dieser Prozess durch die Industrialisierung noch verschärft und vollendet, teils entfällt durch die maschinelle Produktion die technische Voraussetzung für die Fesselung der Arbeiter an eine

Page 73: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

73

besondere Spezialität, sei sie geistiger oder körperlicher Art. Das ist das Thema des folgenden Kapitels.

Dreizehntes Kapitel

Maschinerie und große Industrie

1. Entwicklung der Maschinerie

„Die Umwälzung der Produktionsweise nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der großen Industrie das Arbeitsmittel. Es ist also zunächst zu untersuchen, wodurch das Arbeitsmittel aus einem Werkzeug in eine Maschine verwandelt wird oder wodurch sich die Maschine vom Handwerksinstrument unterscheidet.“ K. Marx, Kapital I.: 391.

„Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschiednen Teilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissionsmechanismus, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeitsmaschine. ... Dieser Teil der Maschinerie, die Werkzeugmaschine, ist es, wovon die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert ausgeht.“ K. Marx, Kapital I.: 393.

„Die Dampfmaschine selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts während der Manufakturperiode erfunden ward und bis zum Anfang der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts fortexistierte, rief keine industrielle Revolution hervor. Es war vielmehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revolutionierte Dampfmaschine notwendig machte.“ K. Marx, Kapital I.: 395-396

„Die Maschine, wovon die industrielle Revolution ausgeht, ersetzt den Arbeiter, der ein einzelnes Werkzeug handhabt, durch einen Mechanismus, der mit einer Masse derselben oder gleichartiger Werkzeuge auf einmal operiert und von einer einzigen Triebkraft ... bewegt wird.“ K. Marx, Kapital I.: 396.

„Die Erweiterung des Umfangs der Arbeitsmaschine und der Zahl ihrer gleichzeitig operierenden Werkzeuge bedingt einen massenhafteren Bewegungsmechanismus, und dieser Mechanismus erfordert zur Überwältigung seines eigenen Widerstandes eine mächtigere Triebkraft als die menschliche, abgesehen davon, dass der Mensch ein sehr unvollkommenes Produktionsinstrument gleichförmiger und kontinuierlicher Bewegung ist. K. Marx, Kapital I.: 396.

„Der Wind war zu unstet und unkontrollierbar, und die Anwendung der Wasserkraft überwog ... in England, dem Geburtsort der großen Industrie, schon während der Manufakturperiode. ... Indes war der Gebrauch der Wasserkraft als herrschender Triebkraft mit erschwerenden Umständen verbunden. Sie konnte nicht beliebig erhöht und ihrem Mangel nicht abgeholfen werden, sie versagte zuweilen und war vor allem rein lokaler Natur.“ K. Marx, Kapital I.: 397.

„Erst mit Watts zweiter, sog. doppelt wirkender Dampfmaschine war ein erster Motor gefunden, der seine Bewegungskraft selbst erzeugt aus der Verspeisung von Kohlen und Wasser, dessen Kraftpotenz ganz unter menschlicher Kontrolle steht, der mobil und ... städtisch und nicht gleich dem Wasserrad ländlich war, die Konzentration der Produktion in den Städten erlaubt, statt sie

Page 74: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

74

wie das Wasserrad über das Land zu zerstreuen, und universell in seiner technologischen Anwendung ist. K. Marx, Kapital I.: 398.

„Nachdem erst die Werkzeuge aus Werkzeugen des menschlichen Organismus in Werkzeuge eines mechanischen Apparats, der Werkzeugmaschine verwandelt war, erhielt nun auch die Bewegungsmaschine eine selbständige, von den Schranken menschlicher Kraft völlig emanzipierte Form. Damit sinkt die einzelne Werkzeugmaschine, die wir bisher betrachteten, zu einem bloßen Element der maschinenmäßigen Produktion herab. Eine Bewegungsmaschine konnte jetzt viele Arbeitsmaschinen gleichzeitig treiben.“ K. Marx, Kapital I.: 398.

„Es ist nun zweierlei zu unterscheiden, Kooperation vieler gleichartiger Maschinen und Maschinensystem.

In dem einen Fall wird das ganze Machwerk von derselben Arbeitsmaschine verrichtet. Sie führt alle die verschiednen Operationen aus, welche ein Handwerker mit seinem Werkzeug, z.B. der Weber mit seinem Webstuhl, verrichtete oder welche Handwerker mit verschiedenen Werkzeugen ... der Reihe nach ausführten. Z.B. in der modernen Manufaktur von Briefkuverts faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein anderer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, ... und bei jeder dieser Teiloperationen musste jedes einzelne Kuvert die Hände wechseln.

Eine einzige Kuvertmaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 3000 und mehr Briefkuverts in einer Stunde. “ K. Marx, Kapital I.: 399.

„In der Fabrik, d.h. in der auf Maschinenbetrieb gegründeten Werkstatt, erscheint ... die einfache Kooperation wieder, und zwar zunächst, (wir sehen hier vom Arbeiter ab) als räumliche Zusammenballung gleichartiger und gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaschinen. So wird eine Webfabrik durch das Nebeneinander vieler mechanischer Webstühle und eine Nähfabrik durch das Nebeneinander vieler Nähmaschinen in demselben Arbeitsgebäude gebildet.“ K. Marx, Kapital I.: 399-400.

„Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Stelle der einzelnen selbständigen Maschine, wo der Arbeitsgegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse durchläuft, die von einer Kette verschiedenartiger, aber einander ergänzender Werkzeugmaschinen ausgeführt werden.

Hier erscheint die der Manufaktur eigentümliche Kooperation durch Teilung der Arbeit wieder, aber jetzt als Kombination von Teilarbeitsmaschinen. Die spezifischen Werkzeuge der verschiedenen Teilarbeiter, in der Wollmanufaktur z.B. der Wollschläger, Wollkämmer, Wollscherer, Wollspinner usw. verwandeln sich jetzt in die Werkzeuge spezifizierter Arbeitsmaschinen, von denen jede ein besonderes Organ für eine besondere Funktion im System des kombinierten Werkzeugmechanismus bildet.“ K. Marx, Kapital I.: 400.

„Die kombinierte Arbeitsmaschine ... ist um so vollkommener, je kontinuierlicher ihr Gesamtprozess ist, d.h. mit je weniger Unterbrechung das Rohmaterial von seiner ersten Phase zu seiner letzten übergeht, je mehr also statt der Menschenhand der Mechanismus selbst es von einer Produktionsphase in die andre fördert.

Page 75: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

75

Wenn in der Manufaktur die Isolierung der Sonderprozesse ein durch die Teilung der Arbeit selbst gegebenes Prinzip ist, so herrscht dagegen in der entwickelten Fabrik die Kontinuität der Sonderprozesse.“ K. Marx, Kapital I.: 401.

Emanzipation der Maschinen vom Manufakturbetrieb:

„Die Erfindung von Vaucanson (mechanischer Webstuhl), Arkwright Spinnmaschine), Watt (Dampfmaschine) usw. waren ... nur ausführbar, weil jene Erfinder ein von der Manufakturperiode fertig geliefertes und beträchtliches Quantum geschickter mechanischer Arbeiter vorfanden.“ K. Marx, Kapital I.: 402-403.

„Wir erblicken hier also in der Manufaktur die unmittelbare technische Grundlage der großen Industrie. Jene produzierte die Maschinerie, womit diese in den Produktionssphären, die sie zunächst ergriff, den handwerks- und manufakturmäßigen Betrieb aufhob. Der Maschinenbetrieb erhob sich also naturwüchsig auf einer ihm unangemessenen materiellen Grundlage. Auf einem gewissen Entwicklungsgrad musste er diese erst fertig vorgefundene und dann in ihrer alten Form weiter ausgearbeitete Grundlage selbst umwälzen und sich eine seiner eigenen Produktionsweise entsprechende neue Basis schaffen.“ K. Marx, Kapital I.: 403.

„... Auf einer gewissen Entwicklungsstufe geriet die große Industrie auch technisch in Widerstreit mit ihrer handwerks- und manufakturmäßigen Unterlage. ... Maschinen z. B. wie die moderne Druckerpresse, der moderne Dampfwebstuhl und die moderne Kadiermaschine, konnten nicht von der Manufaktur geliefert werden.“ K. Marx, Kapital I.: 403-404.

„Die große Industrie musste sich also ihres charakteristischen Produktionsmittels der Maschine selbst, bemächtigen und Maschinen durch Maschinen produzieren. So erst schuf sie ihre adäquate technische Unterlage und stellte sich auf ihre eignen Füße.“ K. Marx, Kapital I.: 405.

„Die wesentlichste Produktionsbedingung für die Fabrikation von Maschinen durch Maschinen war eine jeder Kraftpotenz fähige und doch zugleich ganz kontrollierbare Bewegungsmaschine. Sie existierte bereits in der Dampfmaschine. Aber es galt zugleich die für die einzelnen Maschinenteile nötigen streng geometrischen Formen wir Linie, Ebene, Kreis, Zylinder, Kegel und Kugel maschinenmäßig zu produzieren. Dies Problem löste Henry Maudslay im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts durch die Erfindung der Drehbank... “ K. Marx, Kapital I.: 405.

„Diese mechanische Vorrichtung ersetzt nicht irgendein besonderes Werkzeug, sondern die menschliche Hand selbst, die eine bestimmte Form hervorbringt, durch Vorhalten, Anpassen und Richtung der Schärfe von Schneidinstrumenten usw. gegen oder über das Arbeitsmaterial... “ K. Marx, Kapital I.: 406.

„Betrachten wir nun den Teil der zum Maschinenbau angewandten Maschinerie, der die eigentliche Werkzeugmaschine bildet, so erscheint das handwerksmäßige Werkzeug wieder, aber in riesenhaftem Umfang.

Der Operateur der Bohrmaschine z.B. ist ein ungeheurer Bohrer, der durch eine Dampfmaschine getrieben wird und ohne den umgekehrt die Zylinder großer Dampfmaschinen und hydraulischen Pressen nicht produziert werden können.

Page 76: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

76

Die mechanische Drechselbank ist die riesenhafte Wiedergeburt der gewöhnlichen Fußdrechselbank, die Hobelmaschine ein eiserner Zimmermann, der mit denselben Werkzeugen in Eisen arbeitet, womit der Zimmermann in Holz arbeitet.

„Die Umwälzung der Produktionsweise in einer Sphäre der Industrie bedingt ihre Umwälzung in der anderen. ... So machte die Maschinenspinnerei Maschinenweberei nötig und beide zusammen die mechanisch-chemische Revolution in der Bleicherei, Druckerei und Färberei. So rief andererseits die Revolution in der Baumwollspinnerei die Erfindung der maschinellen ... Trennung der Baumwollfaser vom Samen hervor, womit erst die Baumwollproduktion auf dem nun erheischten großen Maßstab möglich wurde.

Die Revolution in der Produktionsweise der Industrie und Agrikultur ernötigte namentlich aber auch eine Revolution in den allgemeinen Bedingungen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, d.h. den Kommunikations- und Transportmitteln.“ K. Marx, Kapital I.: 404.

„...Für die große Industrie mit ihrer fieberhaften Geschwindigkeit der Produktion, ihrer massenhaften Stufenleiter, ihrem beständigen Werfen von Kapital- und Arbeitermassen aus einer Produktionssphäre in die andere und ihren neugeschaffenen weltmarktlichen Zusammenhängen ... wurde das Kommunikations- und Transportwesen daher allmählich durch ein System von Flussdampfschiffen, Eisenbahnen, ozeanischen Dampfschiffen und Telegrafen ... angepasst.“ K. Marx, Kapital I.: 405.

„Als Maschinerie erhält das Arbeitsmittel eine materielle Existenzweise, welche Ersetzung der Menschenkraft durch Naturkräfte und erfahrungsmäßige Routine durch bewusste Anwendung der Naturwissenschaft bedingt. In der Manufaktur ist die Gliederung des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses rein subjektiv, ist eine ombination von Teilarbeitern; im Maschinensystem besitzt die große Industrie einen ganz objektiven Produktionsorganismus den der Arbeiter als fertige materielle Produktionsbedingung vorfindet.

Die Maschinerie mit einigen später zu erwähnenden Ausnahmen, funktioniert nur in der Hand unmittelbar vergesellschafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der kooperative Charakter des Arbeitsprozesses wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmittels selbst diktierte technische Notwendigkeit.“ K. Marx, Kapital I.: 407.

Kapital I.: 407-440

Das 13. Kapitel ist die materialistische Geschichte der industriellen Revolution: woraus diese Revolution erwächst, worin sie besteht und welche Folgen sie hat. 1.Entwicklung der Maschinerie Der Ausgangspunkt der industriellen Revolution war die Revolutionierung der Arbeitsmittel. Die Erfindung des mechanischen Webstuhls und ähnlicher Maschinen, die mehrere Werkzeuge gleichzeitig anwenden, die bisher der menschlichen Hand vorbehalten waren, machte den Einsatz größerer und gleichmäßigerer Energie nötig, als es die menschliche Muskulatur erbringt. Durch die Erfindungen von Watts Dampfmaschine wurde dafür eine Lösung gefunden. Alle diese Maschinen wurden noch in Manufakturen hergestellt. Das Maschinenzeitalter

Page 77: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

77

ist also auf dem Boden der Manufaktur erwachsen. Es ist aber auch bald darüber hinausgewachsen. Bald waren Maschinen nötig, um Maschinen herstellen. Einen Produktionszweig nach dem anderen eroberten diese Maschinen, weil mit ihnen zunächst mehr Mehrwert für den Kapitalisten geschaffen wurde. Schließlich wurde auch das Kommunikations- und Verkehrswesen revolutioniert und der industriellen Produktion angepasst. In der Manufaktur stand immer noch der Arbeiter mit seiner körperlichen Geschicklichkeit und im Kopf gespeicherten Erfahrung im Mittelpunkt. In der Fabrik, der auf Maschinenbetrieb gegründeten Werkstatt steht ein objektiver Apparat im Mittelpunkt, den die Arbeiter vorfinden. Gleichzeitig erfordert das Maschinensystem eine arbeitsteilig kooperative, d.h. gesellschaftliche Arbeit.

2. Wertabgabe der Maschinerie an das Produkt

„Man sah, dass die aus Kooperation und Teilung der Arbeit entspringende Produktivkräfte dem Kapital nichts kosten. Sie sind Naturkräfte der gesellschaftlichen Arbeit. Naturkräfte, wie Dampf, Wasser usw. die zu produktiven Prozessen angeeignet werden, kosten ebenfalls nichts. Wie aber der Mensch eine Lunge zum Atmen braucht, braucht er ein ‚Gebilde von Menschenhand’, um Naturkräfte produktiv zu konsumieren. Ein Wasserrad ist nötig, um die Bewegungskraft des Wassers, eine Dampfmaschine, um die Elastizität des Dampfs auszubeuten.

Wie mit den Naturkräften verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im Wirkungskreise eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magnetismus um Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut.

Aber zu Ausbeutung dieser Gesetze für Telegrafie usw. bedarf es eines sehr kostspieligen und weitläufigen Apparats.“ K. Marx, Kapital I.: 407-408.

„Wenn es daher auf den ersten Blick klar ist, dass die große Industrie durch Einverleibung ungeheurer Naturkräfte und der Naturwissenschaft in den Produktionsprozess die Produktivität der Arbeit außerordentlich steigern muss, ist es keineswegs ebenso klar, dass diese gesteigerte Produktivkraft nicht durch vermehrte Arbeitsausgabe auf der andren Seite erkauft wird.

Gleich jedem andren Bestandteil des konstanten Kapitals schafft die Maschinerie keinen Wert, gibt aber ihren eignen Wert an das Produkt ab, zu dessen Erzeugung sie dient. Soweit sie Wert hat und daher Wert auf das Produkt überträgt, bildet sie einen Wertbestandteil desselben. Statt es zu verbilligen, verteuert sie es im Verhältnis zu ihrem eignen Wert. Soweit sie Wert hat und daher Wert auf das Produkt überträgt, bildet sie einen Wertbestandteil desselben. Statt es zu verbilligen, verteuert sie es im Verhältnis zu ihrem eigenen Wert.

Und es ist handgreiflich, dass Maschine und systematisch entwickelte Maschinerie, das charakteristische Arbeitsmittel der großen Industrie, unverhältnismäßig an Wert schwillt, verglichen mit den Arbeitsmitteln des Handwerks- und Manufakturbetriebs.“ K. Marx, Kapital I.: 408.

„Es ist nun zunächst zu bemerken, dass die Maschinerie stets ganz in den Arbeitsprozess und immer nur teilweise in den Verwertungsprozess eingeht. Sie setzt nie mehr Wert zu, als sie im

Page 78: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

78

Durchschnitt durch ihre Abnutzung verliert. Es findet also große Differenz statt zwischen dem Wert der Maschine und dem periodisch von ihr auf das Produkt übertragnen Wertteil. Es findet eine große Differenz statt zwischen der Maschine als wertbildendem und als produktbildendem Element. Je größer die Periode, während welcher dieselbe Maschine wiederholt in demselben Arbeitsprozess dient, desto größer jene Differenz.

Allerdings haben wir gesehen, dass jedes eigentliche Arbeitsmittel oder Produktionsinstrument immer ganz in den Arbeitsprozess und stets nur stückweise, im Verhältnis zu seinem täglichen Durchschnittsverschleiß, in den Verwertungsprozess eingeht.

Diese Differenz jedoch zwischen Benutzung und Abnutzung ist viel größer bei der Maschinerie als bei dem Werkzeug, weil sie, aus dauerhafterem Material gebaut, länger lebt, weil ihre Anwendung, durch streng wissenschaftliche Gesetze geregelt, größere Ökonomie in der Verausgabung ihrer Bestandteile und ihrer Konsumtionsmittel ermöglicht, und endlich, weil ihr Produktionsfeld unverhältnismäßig größer ist als das des Werkzeugs.“ (Mit Maschinen also eine unverhältnismäßig größere Stückzahl an Produkten produziert wird als mit dem Handwerker-Werkzeug) K. Marx, Kapital I.: 408 409.

„Wo die alte Methode ... der Handkattundruckerei durch Maschinendruck verdrängt ist, druckt eine einzige Maschine mit dem Beistand eines Mannes oder Jungen so viel vierfarbigen Kattun in einer Stunde wie früher 200 Männer.“ K. Marx, Kapital I.: 413.

„Die Produktivität der Maschine steht, wie wir sahen, in umgekehrtem Verhältnis zur Größe des von ihr auf das Machwerk übertragnen Wertbestandteils. Je länger die Periode, worin sie funktioniert, desto größer die Produktenmasse, worüber der von ihr zugesetzte Wert verteilt, und desto kleiner der Wertteil, den sie der einzelnen Ware zufügt. Die aktive Lebensperiode der Maschinerie ist aber offenbar bestimmt durch die ... Dauer des täglichen Arbeitsprozesses, multipliziert mit der Anzahl der Tage, worin er sich wiederholt.“ K. Marx, Kapital I.: 426.

„Je weniger Wert abgebend, desto produktiver ist die Maschinerie und desto mehr nähert sich ihr Dienst dem der Naturkräfte.“ K. Marx, Kapital I.: 411.

„Der materielle Verschleiß der Maschine ist doppelt. Der eine entspringt aus ihrem Gebrauch, wie Geldstücke durch Zirkulation verschleißen, der andre aus ihrem Nichtgebrauch, wie ein untätig Schwert in der Scheide verrostet. Es ist dies ihr Verzehr durch die Elemente. ... Neben dem materiellen unterliegt die Maschine aber auch einem sozusagen moralischem Verschleiß. Sie verliert Tauschwert im Maße, worin entweder Maschinen derselben Konstruktion wohlfeiler reproduziert werden können oder bessre Maschinen konkurrierend neben sie treten.“ K. Marx, Kapital I.: 426.

3. Nächste Wirkungen des maschinenmäßigen Betriebs auf den Arbeiter

„Den Ausgangspunkt der großen Industrie bildet, wie gezeigt, die Revolution des Arbeitsmittels. ... Bevor wir zusehen, wie die diesem objektiven Organismus Menschenmaterial einverleibt wird, betrachten wir einige allgemeine Rückwirkungen jener Revolution auf den Arbeiter selbst.“ K. Marx, Kapital I.: 416.

Wirkungen verbesserter Maschinerie auf die Verwertung des Kapitals im 19. Jahrhundert: 1) Senkung der Lohnkosten durch Anwendung billigerer Arbeitskraft, Frauen und Kindern 2) Senkung der Lohnkosten durch Verbilligung der notwendigen Lebensmittel der Lohnarbeiter. 3)

Page 79: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

79

Senkung des individuellen Produktenwerts unter den gesellschaftlichen Durchschnitt, bzw. Senkung der individuellen Produktionskosten unter den gesellschaftlichen Durchschnitt. Das ergibt bei marktüblichem Verkaufspreis einen Monopolprofit. Diese Wirkung hat auch heute noch jede technische Verbesserung, die ein Kapitalist den anderen voraus hat. Vgl. auch Kapital I.S. 584 ff.

a) Aneignung zuschüssiger Arbeitskräfte durch das Kapital. Weiber- und Kinderarbeit

„Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum Mittel, Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperentwicklung, aber größerer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden. Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie!“ K. Marx, Kapital I.: 416.

„Indem die Maschinerie alle Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, verteilt sie den Wert der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Familie. Sie entwertet daher seine Arbeitskraft. Der Ankauf der in 4 Arbeitskräften z. B. aufgeteilten Familie kostet vielleicht mehr als früher der Ankauf der Arbeitskraft des Familienoberhaupts, aber dafür treten 4 Arbeitstage an die Stelle von einem, und ihr Preis fällt im Verhältnis zum Überschuss der Mehrarbeit der vier über die Mehrarbeit des einen. Vier müssen nun nicht nur Arbeit, sondern Mehrarbeit für das Kapital liefern, damit eine Familie lebe.“ K. Marx, Kapital I.: 417.

(Es folgen historische Beispiele von Frauen- und Kinderarbeit) „Durch den überwiegenden Zusatz von Kindern und Weibern zum kombinierten Arbeitspersonal bricht die Maschinerie endlich den Widerstand, den der männliche Arbeiter in der Manufaktur der Despotie des Kapitals noch entgegensetzte.“ K. Marx, Kapital I.: 424.

b) Verlängerung des Arbeitstags

„Wenn die Maschinerie das gewaltigste Mittel ist, die Produktivität der Arbeit zu steigern, d. h. die zur Produktion einer Ware nötige Arbeitszeit zu verkürzen, wird sie als Träger des Kapitals zunächst ... zum gewaltigsten Mittel, den Arbeitstag über jede naturgemäße Schranke hinaus zu verlängern...

Zunächst verselbständigt sich in der Maschinerie die Bewegung und Werktätigkeit des Arbeitsmittel gegenüber dem Arbeiter. Es wird an und für sich in industrielles Perpetuum mobile, das ununterbrochen fortproduzieren würde, stieße es nicht auf gewisse Naturschranken in seinen menschlichen Gehilfen: ihre Körperschwäche und ihren Eigenwillen.“ K. Marx, Kapital I.: 425.

„Mit verlängertem Arbeitstag dehnt sich die Stufenleiter der Produktion, während der in Maschinerie und Baulichkeiten ausgelegte Kapitalteil unverändert bleibt. Nicht nur der Mehrwert wächst daher, sondern die zur Ausbeutung desselben notwendigen Auslagen nehmen ab.“ K. Marx, Kapital I.: 427.

„Die Maschine produziert relativen Mehrwert, nicht nur, indem sie die Arbeitskraft direkt entwertet und dieselbe indirekt durch Verbilligung der in ihre Reproduktion eingehenden Waren verwohlfeilert, sondern auch, indem sie bei ihrer ersten sporadischen Einführung die vom Maschinenbesitzer verwandte Arbeit in potenzierte Arbeit verwandelt, den gesellschaftlichen Wert des Maschinenprodukts über seinen individuellen Wert erhöht und den Kapitalisten so befähigt, mit geringrem Wertteil des Tagesprodukts den Tageswert der Arbeitskraft zu ersetzen. Während dieser Übergangsperiode, worin der Maschinenbetrieb eine Art Monopol bleibt, sind

Page 80: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

80

daher die Gewinne außerordentlich, und der Kapitalist sucht diese ‚erste Zeit der jungen Liebe’ gründlichst auszubeuten durch möglichste Verlängerung des Arbeitstages.“ K. Marx, Kapital I.: 428- 429.

kapitalistische Grenzen der Maschinenanwendung:

„Mit der Verallgemeinerung der Maschinerie im selben Produktionszweig sinkt der gesellschaftliche Wert des Maschinenprodukts auf seinen individuellen Wert und macht sich das Gesetz geltend, dass der Mehrwert nicht aus den Arbeitskräften entspringt, welche der Kapitalist durch die Maschine ersetzt hat, sondern umgekehrt aus den Arbeitskräften, welche er an ihr beschäftigt.

Der Mehrwert entspringt nur aus dem variablen Teil des Kapitals, und wir sahen, dass die Masse des Mehrwerts durch zwei Faktoren bestimmt ist, die Rate des Mehrwerts und die Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 429.

„Es ist nun klar, dass der Maschinenbetrieb, wie er immer durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit die Mehrarbeit auf Kosten der notwendigen Arbeit ausdehne, dies Resultat nur hervorbringt, indem er die Anzahl der von einem gegebnen Kapital beschäftigten Arbeiter vermindert. Er verwandelt einen Teil des Kapitals, der früher variabel war, d.h. sich in lebendige Arbeitskraft umsetzte, in Maschinerie, also in konstantes Kapital, das keinen Mehrwert produziert.

Es ist unmöglich, z.B. aus zwei Arbeitern soviel Mehrwert auszupressen als aus 24. Wenn jeder der 24 Arbeiter auf 12 Stunden nur eine Stunde Mehrarbeit liefert, liefern sie zusammen 24 Stunden Mehrarbeit, während die Gesamtarbeit der zwei Arbeiter nur 24 Stunden beträgt.

Es liegt also in der Anwendung der Maschinerie zur Produktion ein innerer Widerspruch, indem sie von den beiden Faktoren des Mehrwerts, den ein Kapital von gegebner Größe liefert, den einen Faktor, die Rate des Mehrwerts, nur dadurch vergrößert, dass sie den andren Faktor, die Arbeiterzahl, verkleinert. Dieser innere Widerspruch tritt hervor, sobald mit der Verallgemeinerung der Maschinerie in einem Industriezweig der Wert der maschinenmäßig produzierten Ware zum regelnden gesellschaftlichen Wert aller Waren derselben Art wird... “ K. Marx, Kapital I.: 429.

„Die maßlose Verlängerung des Arbeitstags, welche die Maschinerie in der Hand des Kapitals produziert, führt, wie wir sahen, später eine Reaktion der in ihrer Lebenswurzel bedrohten Gesellschaft herbei und damit einen gesetzlich beschränkten Normalarbeitstag. Auf Grundlage des letzteren entwickelte sich ein Phänomen, das uns schon früher begegnete, zu entscheidender Wichtigkeit - nämlich die Intensivierung der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 431.

c) Intensivierung der Arbeit

„Es ist selbstverständlich, dass mit dem Fortschritt des Maschinenwesens und der gehäuften Erfahrung einer eigenen Klasse von Maschinenarbeitern die Geschwindigkeit und damit die Intensität der Arbeit naturwüchsig zunehmen.

„So geht in England während eines halben Jahrhunderts die Verlängerung des Arbeitstags Hand in Hand mit der wachsenden Intensität der Fabrikarbeit. Indes begreift man, dass ... ein Knotenpunkt eintreten muss, wo Ausdehnung des Arbeitstags und Intensität der Arbeit einander

Page 81: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

81

ausschließen, so dass die Verlängerung des Arbeitstags nur mit schwächerem Intensitätsgrad der Arbeit und umgekehrt ein erhöhter Intensitätsgrad nur mit Verkürzung des Arbeitstags verträglich bleibt.

Sobald die allmählich anschwellende Empörung der Arbeiterklasse den Staat zwang, die Arbeitszeit gewaltsam zu verkürzen und zunächst der eigentlichen Fabrik einen Normalarbeitstag zu diktieren, von diesem Augenblick also, wo gesteigerte Produktion von Mehrwert durch Verlängerung des Arbeitstags ein für allemal abgeschnitten war, warf sich das Kapital mit aller Macht und vollem Bewusstsein auf die Produktion von relativem Mehrwert durch beschleunigte Entwicklung des Maschinensystems.

Gleichzeitig tritt eine Änderung in dem Charakter des relativen Mehrwerts ein. Im allgemeinen besteht die Produktionsmethode des relativen Mehrwerts darin, durch gesteigerte Produktivkraft der Arbeit den Arbeiter zu befähigen, mit derselben Arbeitsausgabe in derselben Zeit mehr zu produzieren. Dieselbe Arbeitszeit setzt nach wie vor dem Gesamtprodukt denselben Wert zu, obgleich dieser unveränderte Tauschwert sich jetzt in mehr Gebrauchswerten darstellt und daher den Wert der einzelnen Ware senkt.

Anders jedoch, sobald die ... Verkürzung des Arbeitstags ... zugleich vergrößerte Arbeitsausgabe in derselben Zeit, erhöhte Anspannung der Arbeitskraft, dichtere Ausfüllung der Poren der Arbeitszeit, d. h. Kondensation der Arbeit dem Arbeiter zu einem Grad aufzwingt, der nur innerhalb des verkürzten Arbeitstags erreichbar ist.

Diese Zusammenpressung einer größren Masse Arbeit in eine gegebne Zeitperiode zählt jetzt als was sie ist, als größres Arbeitsquantum. Neben das Maß der Arbeitszeit als ‚ausgedehnte Größe‘ tritt jetzt das Maß ihres Verdichtungsgrads.

Die intensivere Stunde des zehnstündigen Arbeitstags enthält jetzt so viel oder mehr Arbeit, d. h. verausgabte Arbeitskraft, als die porösere Stunde des zwölfstündigen Arbeitstags. Ihr Produkt hat daher so viel oder mehr Wert als das der poröseren 1 1/5 Stunden. Abgesehen von der Erhöhung des relativen Mehrwerts durch die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit liefern jetzt z. B. 3 1/3 Stunden Mehrarbeit auf 6 2/3 Stunden notwendiger Arbeit dem Kapitalisten dieselbe Wertmasse wie vorher 4 Stunden Mehrarbeit auf 8 Stunden notwendiger Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 432-433

„Es fragt sich nun, wie wird die Arbeit intensiviert?“ K. Marx, Kapital I.: 433

„Die erste Wirkung des verkürzten Arbeitstags beruht auf dem selbstverständlichen Gesetz, dass die Wirkungsfähigkeit der Arbeitskraft im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Wirkungszeit steht. Es wird daher, innerhalb gewisser Grenzen, am Grad der Kraftäußerung gewonnen, was an ihrer Dauer verloren geht.

Dass der Arbeiter aber auch wirklich mehr Arbeitskraft flüssig macht, dafür sorgt das Kapital durch die Methode der Zahlung. (Anm.: Namentlich durch den Stücklohn, eine Form, die im sechsten Abschnitt entwickelt wird. S. 574 ff )“ K. Marx, Kapital I.: 433.

„Sobald die Verkürzung des Arbeitstages, welche zunächst die ... Fähigkeit des Arbeiters schafft, mehr Kraft in gegebener Zeit flüssig zu machen, zwangsgesetzlich wird, wird die Maschine in der Hand des Kapitals zum objektiven und systematisch angewandten Mittel, mehr Arbeit in derselben Zeit zu erpressen. Es geschieht dies in doppelter Weise: durch erhöhte Geschwindigkeit

Page 82: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

82

der Maschinen und erweiterten Umfang der von demselben Arbeiter zu überwachenden Maschinerie oder seines Arbeitsfeldes.“ K. Marx, Kapital I.: 434.

(Es folgen historische Stellungnahmen über die produktivitätssteigernden Wirkungen von Arbeitszeitverkürzungen in England 1844 - 1862)

„Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, dass die Tendenz des Kapitals, sobald ihm Verlängerung des Arbeitstags ein für allemal durch das Gesetz abgeschnitten ist, sich durch systematische Steigerung des Intensitätsgrads der Arbeit gütlich zu tun und jede Verbesserung der Maschinerie in ein Mittel zu größrer Aussaugung der Arbeitskraft zu verkehren, bald wieder zu einem Wendepunkt treiben muss, wo abermalige Abnahme der Arbeitsstunden unvermeidlich wird.“ K. Marx, Kapital I.: 440.

Kapital I.: S. 441-461

Als Bestandteil des konstanten Kapitals schaffen Maschinen keinen Wert, sondern übertragen nur ihren Wert stückweise auf das Produkt, in dem Maße wie die Maschine durch den Gebrauch selber an Wert verliert. Mit dem Anwachsen der Maschinerie wachsen die Kosten für dieses konstante Kapital im Vergleich zur Manufakturperiode ins Ungeheure. Welche Konsequenzen hatte das für den Wert des Produkts?

Zwar wächst der Wert dieser Maschinerie, aber mit ihr wächst auch die Lebensdauer des Arbeitsmittels und die Stückzahl an Produkten, auf den sich dieser Wert verteilt. Je länger eine Maschine hält, und je mehr Stück mit ihr produziert wird, desto geringer werden die Maschinenkosten pro einzelnes Stück. Diese Maschinenkosten pro Stück können sogar soweit sinken, dass Marx sie mit den Naturkräften vergleicht, die kostenlos in der Produktion verbraucht werden. Die ersten Wirkungen des Maschinenbetriebs im 19. Jahrhundert auf die Arbeiter waren eine weitere Ausdehnung des Arbeitstages und die Einbeziehung von Frauen- und Kinderarbeit in die Produktion. Durch den Kampf zur Verkürzung des Arbeitstages wurden dem Kapital Grenzen gesetzt. Von da an warf sich das Kapital auf die Intensivierung des Arbeitstages. Bisher wurde davon ausgegangen, dass von durchschnittlicher Arbeitskraft in gleicher Arbeitszeit auch gleiche Werte geschaffen werden. Diese Feststellung muss jetzt eingeschränkt werden: Intensivere Verausgabung der Arbeitskraft schafft höheren Wert in gleicher Zeit wie die weniger intensiv angewandte Arbeitskraft. Diese Intensivierung der Arbeit macht weitere Arbeitszeitverkürzung unvermeidlich.

4. Die Fabrik

„Wir betrachteten im Beginn dieses Kapitels den Leib der Fabrik, die Gliederung des Maschinensystems. Wir sahen dann, wie die Maschinerie das menschliche Ausbeutungsmaterial des Kapitals vermehrt durch Aneignung der Frauen- und Kinderarbeit, wie sie die ganze Lebenszeit des Arbeiters konfisziert durch maßlose Ausdehnung des Arbeitstages und wie ihr Fortschritt, der ein ungeheuer wachsendes Produkt in stets kürzerer Zeit zu liefern erlaubt,

Page 83: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

83

endlich als systematisches Mittel dient, in jedem Zeitmoment mehr Arbeit flüssig zu machen oder die Arbeitskraft stets intensiver auszubeuten.

Wir wenden uns nun zum Fabrikganzen, und zwar in seiner ausgebildetsten Gestalt. K. Marx, Kapital I.: 441 „Mit dem Arbeitswerkzeug geht auch die Virtuosität in seiner Führung vom Arbeiter auf die Maschine über. Die Leistungsfähigkeit des Werkzeugs ist emanzipiert von den persönlichen Schranken menschlicher Arbeitskraft. Damit ist die technische Grundlage aufgehoben, worauf die Teilung der Arbeit in der Manufaktur beruht.

An die Stelle der sie charakterisierenden Hierarchie der spezialisierten Arbeiter tritt daher in der automatischen Fabrik die Tendenz der Gleichmachung oder Nivellierung der Arbeiten, welche die Gehilfen der Maschinerie zu verrichten haben. ... Die gegliederte Gruppe der Manufaktur ist ersetzt durch den Zusammenhang des Hauptarbeiters mit wenigen Gehilfen. Die wesentliche Scheidung ist die von Arbeitern, die wirklich an den Werkzeugmaschinen beschäftigt sind ... und von bloßen Handlangern ... dieser Maschinenarbeiter. ... Neben diese Hauptklassen tritt ein numerisch unbedeutendes Personal, das mit der Kontrolle der gesamten Maschinerie und ihrer beständigen Reparatur beschäftigt ist, wie Ingenieure, Mechaniker, Schreiner usw. Es ist eine höhere, teils wissenschaftlich gebildete, teils handwerksmäßige Arbeiterklasse, außerhalb des Kreises der Fabrikarbeiter und ihnen nur beigefügt. Diese Teilung der Arbeit ist rein technisch.“ K. Marx, Kapital I.: 442. „Es ist charakteristisch für die Absicht des statistischen Betrugs, ... wenn die englische Fabrikgesetzgebung die zuletzt im Text erwähnten Arbeiter ausdrücklich als Nicht-Fabrikarbeiter von ihrem Wirkungskreis ausschließt... “ K. Marx, Kapital I.: 442, Anm. 181.

(Heute wird dieser Betrug fortgesetzt, wenn Ingenieure, Programmierer etc. NICHT mit zur Arbeiterklasse gerechnet werden. Es ist dabei betrügerische Absicht, die Arbeiterklasse möglichst kopflos und dumm erscheinen zu lassen. Tatsächlich vereinigt die moderne Arbeiterklasse fast alle Intelligenz der modernen Gesellschaft. wb) „Aber der Maschinenbetrieb hebt die Notwendigkeit auf, diese Verteilung manufakturmäßig zu befestigen durch fortwährende Aneignung derselben Arbeiter an dieselbe Funktion. Da die Gesamtbewegung der Fabrik nicht vom Arbeiter ausgeht, sondern von der Maschine, kann fortwährender Personenwechsel stattfinden ohne Unterbrechung des Arbeitsprozesses.“ K. Marx, Kapital I.: 443.

„Obgleich nun die Maschinerie das alte System der Teilung der Arbeit technisch über den Haufen wirft, schleppt es sich zunächst als Tradition der Manufaktur gewohnheitsmäßig in der Fabrik fort, um dann systematisch vom Kapital als Ausbeutungsmittel der Arbeitskraft in noch ekelhafterer Form reproduziert und befestigt zu werden.

Aus der lebenslangen Spezialität ein Teilwerkzeug zu führen, wird die lebenslange Spezialität, einer Teilmaschine zu dienen. Die Maschinerie wird missbraucht, um den Arbeiter selbst von Kindesbeinen in den Teil einer Teilmaschine zu verwandeln.

Nicht nur werden so die zu seiner eignen Reproduktion nötigen Kosten bedeutend vermindert, sondern zugleich seine hilflose Abhängigkeit vom Fabrikganzen, also vom Kapitalisten, vollendet.“ K. Marx, Kapital I.: 444. „In Manufaktur und Handwerk bedient sich der Arbeiter des Werkzeugs, in der Fabrik dient er der Maschine. Dort geht von ihm die Bewegung des Arbeitsmittels aus, dessen Bewegung er hier zu folgen hat.

Page 84: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

84

In der Manufaktur bilden die Arbeiter Glieder eines lebendigen Mechanismus. In der Fabrik existiert ein toter Mechanismus unabhängig von ihnen, und sie werden ihm als lebendige Anhängsel einverleibt.“ K. Marx, Kapital I.: 445.

„Selbst die Erleichterung der Arbeit wird zum Mittel der Tortur, indem die Maschine nicht den Arbeiter von der Arbeit befreit, sondern seine Arbeit vom Inhalt.“ K. Marx, Kapital I.: 446

„Durch seine Verwandlung in einen Automaten tritt das Arbeitsmittel während des Arbeitsprozesses selbst dem Arbeiter als Kapital gegenüber, als tote Arbeit, welche die lebendige Arbeitskraft beherrscht und aussaugt.

„Die Scheidung der geistigen Potenzen des Produktionsprozesses von der Handarbeit und die Verwandlung derselben in Mächte des Kapitals über die Arbeit vollendet sich, wie bereits früher angedeutet, in der auf Grundlage der Maschinerie aufgebauten großen Industrie. Das Detailgeschick des individuellen, entleerten Maschinenarbeiters verschwindet als ein winzig Nebending vor der Wissenschaft, den ungeheuren Naturkräften und der gesellschaftlichen Massenarbeit, die im Maschinensystem verkörpert sind und mit ihm die Macht des Kapitalisten bilden. “ K. Marx, Kapital I.: 446. Fabrikdisziplin: „Die technische Unterordnung des Arbeiters unter den gleichförmigen Gang des Arbeitsmittels und die eigentümliche Zusammensetzung des Arbeitskörpers aus Individuen beider Geschlechter und verschiedenster Altersstufen schaffen eine kasernenmäßige Disziplin, die sich zum vollständigen Fabrikregime ausbildet und die schon früher erwähnte Arbeit der Oberaufsicht, also zugleich die Teilung der Arbeiter in Handarbeiter und Arbeitsaufseher, in gemeine Industriesoldaten und Industrieunteroffiziere, völlig entwickelt.“ K. Marx, Kapital I.: 447. „Die Sklaverei, in der die Bourgeoisie das Proletariat gefesselt hält, kommt nirgends deutlicher ans Tageslicht als im Fabriksystem. Hier hört alle Freiheit rechtlich und faktisch auf. Der Arbeiter muss morgens um halb 6 in der Fabrik sein... Er muss auf Kommando essen, trinken und schlafen... Die despotische Glocke ruft ihn vom Bette, ruft ihn vom Frühstück und Mittagstisch. Und wie geht es nun gar erst in der Fabrik? Hier ist der Fabrikant absoluter Gesetzgeber. Er erlässt Fabrikregulationen, wie er Lust hat; er ändert und macht Zusätze zu seinem Kodex, wie es ihm beliebt;“ F. Engels, Zur Lage der Arbeiterklasse... , zit. n. K. Marx, Kapital I.: 447, Anm. 190. Fabrikdisziplin ist kein Sozialismus: „Der Fabrikkodex, worin das Kapital seine Autokratie über seine Arbeiter, ohne die sonst vom Bürgertum so beliebte Teilung der Gewalten und das noch beliebtere Repräsentativsystem, privatgesetzlich und eigenherrlich formuliert, ist nur die kapitalistische Karikatur der gesellschaftlichen Regelung des Arbeitsprozesses, welche nötig wird mit der Kooperation auf großer Stufenleiter und der Anwendung gemeinsamer Arbeitsmittel, namentlich der Maschinerie.“ K. Marx, Kapital I.: 447. „Die Ökonomisierung der gesellschaftlichen Produktionsmittel, erst im Fabriksystem treibhausmäßig gereift, wird in der Hand des Kapitals zugleich zum systematischen Raub an den Lebensbedingungen des Arbeiters während der Arbeit, an Raum, Luft, Licht, und an persönlichen Schutzmitteln wieder lebensgefährliche oder gesundheitswidrige Umstände des Produktionsprozesses, von Vorrichtungen zur Bequemlichkeit des Arbeiters gar nicht zu sprechen.“ K. Marx, Kapital I.: 449-450 5. Kampf zwischen Arbeiter und Maschine

„Der Kampf zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter beginnt mit dem Kapitalverhältnis selbst. Er tobt fort während der ganzen Manufakturperiode“ K. Marx, Kapital I.: 451

Page 85: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

85

„Es bedarf Zeit und Erfahrung, bevor der Arbeiter die Maschinerie von ihrer kapitalistischen Anwendung unterscheiden und daher seine Angriffe vom materiellen Produktionsmittel selbst auf dessen gesellschaftliche Ausbeutungsform übertragen lernt.“ K. Marx, Kapital I.: 452. „Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten des Arbeiters selbst. Die Selbstverwertung des Kapitals durch die Maschine steht im direkten Verhältnis zur Arbeiterzahl, deren Existenzbedingungen sie vernichtet.“ K. Marx, Kapital I.: 454.

„Das Arbeitsmittel erschlägt den Arbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 455

„Der Teil der Arbeiterklasse, den die Maschinerie so in überflüssige, d. h. nicht länger zur Selbstverwertung des Kapitals unmittelbar notwendige Bevölkerung verwandelt, geht einerseits unter..., überflutet andrerseits alle leichter zugänglichen Industriezweige, überfüllt den Arbeitsmarkt und senkt daher den Preis der Arbeitskraft unter ihren Wert.“ K. Marx, Kapital I.: 454. „Die Maschinerie wirkt jedoch nicht nur als übermächtiger Konkurrent, stets auf dem Sprung, den Lohnarbeiter ‚überflüssig‘ zu machen. Als ihm feindliche Potenz wird sie laut ... vom Kapital proklamiert und gehandhabt. Sie wird das machtvollste Kriegsmittel zur Niederschlagung der periodischen Arbeiteraufstände, Streiks usw. wider die Autokratie des Kapitals. Man könnte eine ganze Geschichte der Erfindungen seit 1830 schreiben, die bloß als Kriegsmittel des Kapitals wider Arbeiterproteste ins Leben traten.“ K. Marx, Kapital I.: 459

Kapital I. 461-470 4. Die Fabrik

Die Manufaktur war ein Organismus von speziell ausgebildeten menschlichen Einzelgliedern. Dort blieben die Arbeiter im wesentlichen an eine einzige Tätigkeit gefesselt. Die Maschinerie ermöglichte es nun, diese Fesselung der Arbeiter an eine einzige Verrichtung durch ständige Abwechslung der Arbeiten aufzuheben. Einerseits vereinfacht die Fabrik die Qualifikationen und gleicht sie aneinander an, andererseits kann fortwährend Personenwechsel stattfinden, ohne dass der Arbeitsprozess unterbrochen wird, weil die Bewegungen des Arbeitsvorgangs von der Maschinerie ausgehen, nicht von den Arbeitern. Tatsächlich übernahmen aber die Kapitalisten die traditionelle Arbeitsteilung der Manufaktur, was noch größeres Arbeitselend hervorbrachte, das durch die kasernenmäßige Fabrikdisziplin noch gesteigert wurde. Die Gewöhnung an diese Fabrikdisziplin ist zwar eine subjektive Voraussetzung des Sozialismus, aber der Despotismus der Fabrik kann nicht das Modell abgeben für eine emanzipierte Gesellschaft, die die Arbeitsmittel gemeinschaftlich anwendet.

5. Kampf zwischen Arbeiter und Maschine.

In ihren Anfängen griffen die Arbeiter die neuen Maschinen an, nicht das Lohnverhältnis, in dem die Maschinen verwendet werden. Die Maschinerie bleibt aber im Kapitalismus eine Konkurrenz für die Arbeiter, weil verbesserte Maschinen nicht nur mehr Produkte, sondern auch mehr Arbeitslose produzieren.

Page 86: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

86

6. Die Kompensationstheorie bezüglich der durch Maschinerie verdrängten Arbeiter

„Eine ganze Reihe bürgerlicher Ökonomen ... behauptet, dass alle Maschinerie, die Arbeiter verdrängt, stets gleichzeitig und notwendig ein adäquates Kapital zur Beschäftigung derselben identischen Arbeiter freisetzt.“ K. Marx, Kapital I.: 461. Dazu ein Beispiel einer Fabrik mit 100 Arbeitern für 3 Millionen Euro Jahreslohnsumme und Produktionsanlagen für ebenfalls 3 Millionen Euro.

Also: 6 Mio. C = 3 Mio. c + 3 Mio. v.

Der Kapitalist kauft dann eine Maschine, die 1,5 Mio. kostet und die 50 Arbeiter mit einem Lohn von insgesamt 1,5 Mio. Jahreslohn ersetzt. Sein Kapital bleibt dasselbe, nur die organische Zusammensetzung seines Kapitals hat sich geändert.

Also: 6 Mio. C = 4,5 Mio. c + 1,5 Mio. v. „Ist durch diese Metamorphose irgendein Kapital ‚freigesetzt‘?... Statt der Freisetzung findet hier Bindung von Kapital in einer Form statt, worin es aufhört, sich gegen Arbeitskraft auszutauschen, d. h. Verwandlung von variablem in konstantes Kapital. ...

Kostete die neue eingeführte Maschinerie weniger als die Summe der von ihr verdrängten Arbeitskraft und Arbeitswerkzeuge, also z.B. statt 1,5 Mio. nur 1 Mio., so würde ein variables Kapital von 1 Mio. Euro in konstantes verwandelt oder gebunden, während ein Kapital von 0,5 Mio. Euro freigesetzt würde.

Letzteres, denselben Jahreslohn unterstellt, bildet einen Beschäftigungsfonds für ungefähr 16 Arbeiter, während 50 entlassen sind, ja für viel weniger als 16 Arbeiter, da die 0,5 Mio. Euro zu ihrer Verwandlung in Kapital wieder zum Teil in konstantes Kapital verwandelt werden müssen, also auch nur zum Teil in Arbeitskraft umgesetzt werden können.“ K. Marx, Kapital I.: 462. „Indes, gesetzt auch, die Anfertigung der neuen Maschine beschäftige eine größere Anzahl Mechaniker. Soll das eine Kompensation sein für die aufs Pflaster geworfenen Arbeiter der Fabrik, die die Maschine kauft? Im besten Fall beschäftigt ihre Anfertigung weniger Arbeiter, als ihre Anwendung verdrängt.“ K. Marx, Kapital I.: 462. Warum? Im obigen Beispiel kostete die neue Maschine 1,5 Mio. Euro. Dieser Wert setzt sich zusammen aus:

„1. dem Wert der zu ihrer Herstellung erforderlichen Produktionsmittel, 2. dem Arbeitslohn der sie anfertigenden Mechaniker, 3. dem dem Kapitalisten der Maschinenfabrik zufallenden Mehrwert.“ K. Marx, Kapital I.: 462. Egal, wie groß jeweils diese drei Wertbestandteile sind, der Lohnbestandteil der angeschafften Maschine ist immer kleiner als die Lohnsumme der Arbeiter, die die Maschine arbeitslos macht. Also sind in der Herstellung der Maschine weniger Arbeiter beschäftigt als die Maschine in ihrer Anwendung verdrängt. „Da also die Maschinerie an sich betrachtet die Arbeitszeit verkürzt, während sie kapitalistisch angewandt den Arbeitstag verlängert, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre Intensität steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist, kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht, an sich den Reichtum des Produzenten vermehrt, kapitalistisch angewandt ihn verarmt usw. erklärt der bürgerliche Ökonom einfach, das Ansich-betrachten der Maschinerie beweise haarscharf, dass alle jene handgreiflichen Widersprüche bloßer Schein der gemeinen Wirklichkeit, aber an sich, also auch in der Theorie gar nicht vorhanden sind.“ K. Marx, Kapital I.: 465. „Die wirklichen ... Tatsachen sind diese: Die von der Maschinerie verdrängten Arbeiter werden aus der Werkstatt hinaus auf den Arbeitsmarkt geworfen und vermehren dort die Zahl der schon

Page 87: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

87

für kapitalistische Ausbeutung verfügbaren Arbeitskräfte. Im siebenten Abschnitt wird sich zeigen, dass diese Wirkung der Maschinerie ... den Arbeiter ... als furchtbarste Geißel trifft. Hier nur dies: Die aus einem Industriezweig hinausgeworfenen Arbeiter können allerdings in irgendeinem andern Beschäftigung suchen. Finden sie solche,... so geschieht dies vermittelst eines neuen, zuschüssigen Kapitals, das nach Anlage drängt, keineswegs aber vermittelst des schon früher funktionierenden und jetzt in Maschinerie verwandelten Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 464.

„Obwohl die Maschinerie notwendig Arbeiter verdrängt in den Arbeitszweigen, wo sie eingeführt wird, so kann sie dennoch eine Zunahme von Beschäftigung in andern Arbeitszweigen hervorrufen. Diese Wirkung hat aber nichts gemein mit der sogenannten Kompensationstheorie. ... Die etwa zur Produktion der Arbeitsmittel selbst, der Maschinerie, Kohle usw. erforderliche Arbeitszunahme muss kleiner sein als die durch Anwendung der Maschinerie bewirkte Arbeitsabnahme. Das Maschinenprodukt wäre sonst ebenso teuer oder teurer als das Handprodukt. Statt aber gleich zu bleiben, wächst tatsächlich die Gesamtmasse des von einer verminderten Arbeiteranzahl produzierten Maschinenartikels weit über die Gesamtmasse des verdrängten Handwerksartikels. Gesetzt, 4 Millionen Ballen Maschinengewebe würden von weniger Arbeitern produziert als 1 Million Ballen Handgewebe. In dem vervierfachten Produkt steckt viermal mehr Rohmaterial. Die Produktion des Rohmaterials muss also vervierfacht werden. ... Mit der Ausdehnung des Maschinenbetriebs in einem Industriezweig steigert sich also zunächst die Produktion in andren Zweigen, die ihm seine Produktionsmittel liefern. Wieweit dadurch die beschäftigte Arbeitermasse wächst, hängt, ... von der Zusammensetzung der verwandten Kapitale ab, d. h. vom Verhältnis ihrer konstanten und variablen Bestandteile. ... Die Anzahl zu Kohlen- und Metallbergwerken verurteilter Menschen schwoll ungeheuer mit dem Fortschritt des englischen Maschinenwesens, obgleich ihr Anwachs in den letzten Jahrzehnten durch Gebrauch neuer Maschinerie für den Bergbau verlangsamt wird.“ K. Marx, Kapital I.: 466-467.

„Entsprechend der steigenden Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten, Arbeitsinstrumenten usw. die der Maschinenbetrieb mit relativ geringer Arbeiterzahl liefert, sondert sich die Bearbeitung dieser Rohstoffe und Halbfabrikate in zahllose Unterarten, wächst also die Mannigfaltigkeit der gesellschaftlichen Produktionszweige.

Der Maschinenbetrieb treibt die gesellschaftliche Teilung der Arbeit ungleich weiter als die Manufaktur, weil er die Produktivkraft der von ihm ergriffenen Gewerbe in ungleich höherem Grad vermehrt.“ K. Marx, Kapital I.: 468. „Das nächste Resultat der Maschinerie ist, den Mehrwert und zugleich die Produktenmasse, worin er sich darstellt, also mit der Substanz, wovon die Kapitalistenklasse samt Anhang zehrt, diese Gesellschaftsschichten zu vergrößern. Ihr wachsender Reichtum ... erzeugt mit neuem Luxusbedürfnis zugleich neue Mittel seiner Befriedigung. Ein größerer Teil des gesellschaftlichen Produkts verwandelt sich in Mehrprodukt und ein größerer Teil des Mehrprodukts wird in verfeinerten und vermannigfachten Formen reproduziert und verzehrt. In andren Worten: Die Luxusproduktion wächst. Die Verfeinerung und Vermannigfachung der Produkte entspringt ebenso aus den neuen weltmarktlichen Beziehungen, welche die große Industrie schafft. Es werden nicht nur mehr ausländische Genussmittel gegen das heimische Produkt ausgetauscht, sondern es geht auch eine

Page 88: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

88

größere Masse fremder Rohstoffe, Ingredienzien, Halbfabrikate usw. als Produktionsmittel in die heimische Industrie ein. Mit diesen weltmarktlichen Beziehungen steigt die Arbeitsnachfrage in der Transportindustrie und spaltet sich letztere in zahlreiche neue Unterarten.“ K. Marx, Kapital I.: 468-469.

„Die Vermehrung von Produktions- und Lebensmitteln bei relativ abnehmender Arbeiterzahl treibt zur Ausdehnung der Arbeit in Industriezweigen, deren Produkte, wie Kanäle, Warendocks, Tunnels, Brücken usw. nur in fernerer Zukunft Früchte tragen. Es bilden sich, entweder direkt auf der Grundlage der Maschinerie, oder doch der ihr entsprechenden allgemeinen industriellen Umwälzung, ganz neue Produktionszweige und daher neue Arbeitsfelder.“ K. Marx, Kapital I.: 469 „Endlich erlaubt die außerordentlich erhöhte Produktivkraft in den Sphären der großen Industrie, begleitet, wie sie ist, von intensiv und extensiv gesteigerter Ausbeutung der Arbeitskraft in allen übrigen Produktionssphären, einen stets größeren Teil der Arbeiterklasse unproduktiv zu verwenden, und so namentlich die alten Haussklaven, unter dem Namen der ‚dienenden Klasse‘, wie Bediente, Mägde, Lakaien usw. stets massenhafter zu reproduzieren.“ K. Marx, Kapital I.: 469 (Wie K. Marx vorrechnet, waren diese unproduktiven Teile der Arbeiterklasse laut Statistik 1861 in England mindestens zahlenmäßig ebenso groß oder sogar größer als die produktive Arbeiterklasse. - Bei der Berechnung der Größe der Lohnarbeiterklasse oder modernen Arbeiterklasse hatte K. Marx folgende Bevölkerungsteile ausgeschlossen: „Die ‘ideologischen‘ Stände, wie Regierung, Pfaffen, Juristen, Militär usw. ferner alle, deren ausschließliches Geschäft der Verzehr fremder Arbeit in der Form von Grundrente, Zins usw., aber auch Arme, Obdachlose, Verbrecher usw.“ Kapital I.: 469-470)

Kapital I.:470-482

6. Kompensationstheorie bezüglich der durch Maschinerie verdrängten Arbeiter Eine neue Maschine rentiert sich für den Kapitalisten, wenn er mit gleicher Arbeiterzahl größere Stückzahlen oder die gleiche Stückzahl mit weniger Arbeitern herstellen kann. In jedem Fall verdrängt die Maschine Arbeiter. Im ersten Fall nur relativ zur produzierten Stückzahl gerechnet, im zweiten Fall absolut. Arbeiter werden im zweiten Fall arbeitslos durch Anwendung der neuen Maschine. Marx widerlegt in diesem Kapitel eine bürgerliche Theorie, dass die Arbeiter entweder durch das Kapital, das die Maschine anwendet oder durch das Kapital, das die Maschine produzieren lässt, gleich viel Arbeiter wieder beschäftigt würde wie entlassen worden sind. Diese Theorie ist offensichtlich falsch. Was aber eintreten kann, und historisch auch eingetreten ist, dass die Maschinerie in einer Branche Arbeiter arbeitslos macht, in anderen Branchen aber zusätzliche Nachfrage nach Arbeitern schafft. 1) Es entsteht zusätzlicher Bedarf an Produktionsmitteln (Rohstoffe und Energieträger) 2) Es entsteht zusätzlicher Bedarf durch Entwicklung neuer Produktionszweige = verstärkte gesellschaftliche Arbeitsteilung. 3) Mit dem wachsenden Mehrwert (Reichtum) für das Kapital entsteht zusätzliche Nachfrage in den Luxusindustrien. 4) Mit dem wachsenden Mehrwert (Reichtum) für das Kapital entsteht zusätzliche Nachfrage

Page 89: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

89

nach fremden und fernen Produkten. 5) Durch Entwicklung des Weltmarkts entsteht zusätzlicher Bedarf in der Kommunikations- und Transportindustrie. 6) Mit dem wachsenden Mehrwert (Reichtum) für das Kapital entsteht zusätzliche Nachfrage nach Hausangestellten etc, also unproduktiven Lohnarbeitern. Alle diese Wirkungen zusammen erklären, dass die industrielle Revolution durch Revolutionierung der Produktion zwar einerseits in den traditionellen Branchen Arbeiter freisetzte, aber gleichzeitig die Arbeiterarmee zahlenmäßig anschwellen ließ.

7. Abstoßen und Anziehen von Arbeitern mit Entwicklung des Maschinenbetriebs. Krisen der Baumwollindustrie.

„Alle zurechnungsfähigen Repräsentanten der politischen Ökonomie geben zu, dass neue Einführung der Maschinerie pestartig wirkt auf die Arbeiter in den überlieferten Handwerken und Manufakturen, womit sie zunächst konkurriert. Fast alle beächzen die Sklaverei des Fabrikarbeiters. Und was ist der große Trumpf, den alle ausspielen? Dass die Maschinerie, nach den Schrecken der Einführungs- und Entwicklungsperiode, die Arbeitssklaven in letzter Instanz vermehrt, statt sie schließlich zu vermindern!“ K. Marx, Kapital I.: 471.

„Zwar zeigte sich schon an einigen Beispielen, ... dass auf einem gewissen Entwicklungsgrad außerordentliche Ausdehnung von Fabrikzweigen mit nicht nur relativer, sondern absoluter Abnahme der angewandten Arbeiteranzahl verbunden sein kann.“ K. Marx, Kapital I.: 471. (Diese Situation der Massenarbeitslosigkeit haben wir heute seit Mitte der 80er Jahre: Produktivere Technologie verdrängt immer mehr Arbeiter, ohne dass alle arbeitslos gemachten Arbeiter in traditionellen oder neu entstandenen Produktionszweigen neue Arbeit finden können.)

„In empirisch gegebnen Fällen ist die Zunahme der beschäftigten Fabrikarbeiter oft nur scheinbar, d. h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb beruhenden Fabrik geschuldet, sondern dem allmählichen Übergreifen auf Nebenzweige. ... Die Zunahme dieser Fabrikarbeiter war also nur der Ausdruck einer Abnahme in der Gesamtzahl der beschäftigten Arbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 472. (Gesamtzahl der beschäftigten Arbeiter heißt an dieser Stelle: Zahl der Fabrikarbeiter plus die Zahl der selbständigen Handwerker plus die Zahl der Manufakturarbeiter/innen.)

„Man begreift jedoch, trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch verdrängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse, wie mit seinem eignen Wachstum, ausgedrückt in vermehrter Anzahl von Fabriken derselben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandener Fabriken, die Fabrikarbeiter schließlich zahlreicher sein können als die von ihnen verdrängten Manufakturarbeiter oder Handwerker. ... Relative Abnahme der beschäftigten Arbeiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten Zunahme.“ K. Marx, Kapital I.: 473.

Beispiel: Ein manufakturmäßiges Kapital von 500 ist angelegt in 200 c + 300 v mit 300 Arbeitern.

Bei Übergang zum Maschinenbetrieb zerfällt dieses Kapital in 400 c + 100 v mit 100 Arbeitern. 200 Arbeiter wurden dadurch zunächst arbeitslos.

Aber mit Ausdehnung der Produktion von 500 auf 1500 kann das akkumulierte Kapital bei gleicher organischer Zusammensetzung von 4/5 c zu 1/5 v wieder 300 Arbeiter beschäftigen: 1200 c + 300 v

Page 90: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

90

„Wächst das angewandte Kapital weiter auf 2000 ..., so werden 400 Arbeiter beschäftigt, also 1/3 mehr als mit der alten Betriebsweise.

Absolut ist die angewandte Arbeiterzahl um 100 gestiegen, relativ, d. h. im Verhältnis zum vorgeschossnen Gesamtkapital, ist sie um 800 gefallen, denn das Kapital von 2000 ... hätte in der alten Betriebsweise 1200 statt 400 Arbeiter beschäftigt.

Relative Abnahme der beschäftigten Arbeiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten Zunahme.“ K. Marx, Kapital I.: 473.

„Wachstum in der Anzahl der Fabrikarbeiter ist also bedingt durch proportionell viel rascheres Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 477.

Wirkungen der Wirtschaftszyklen: „Solange sich der Maschinenbetrieb in einem Industriezweig auf Kosten des überlieferten Handwerks oder der Manufaktur ausdehnt, sind seine Erfolge so sicher, wie etwa der Erfolg einer mit dem Zündnadelgewehr bewaffneten Armee gegen eine Armee von Bogenschützen wäre. Diese erste Periode, worin die Maschine erst ihren Wirkungskreis erobert, ist entscheidend wichtig wegen der außerordentlichen Profite, die sie produzieren hilft... Sobald aber das Fabrikwesen eine gewisse Breite des Daseins und bestimmten Reifegrad gewonnen hat, ... erwirbt diese Betriebsweise eine Elastizität, eine plötzliche sprungweise Ausdehnungsfähigkeit, die nur an dem Rohmaterial und dem Absatzmarkt Schranken findet.“ K. Marx, Kapital I.: 474.

„Die ungeheure, stoßweise Ausdehnbarkeit des Fabrikwesens und seine Abhängigkeit vom Weltmarkt erzeugen notwendig fieberhafte Produktion und darauf folgende Überfüllung der Märkte, mit deren Kontraktion Lähmung eintritt. Das Leben der Industrie verwandelt sich in eine Reihenfolge von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Prosperität, Überproduktion, Krise und Stagnation.“ K. Marx, Kapital I.: 476.

„Wachstum in der Anzahl der Fabrikarbeiter ist also bedingt durch proportionell viel rascheres Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals. Dieser Prozess vollzieht sich aber nur innerhalb der Ebbe- und Flutperioden des industriellen Zyklus. Er wird zudem stets unterbrochen durch den technischen Fortschritt, der Arbeiter bald virtuell ersetzt, bald faktisch verdrängt... Die Arbeiter werden so fortwährend ausgestoßen und angesaugt, hin- und hergeschleudert, und dies bei beständigem Wechsel in Geschlecht, Alter und Geschick der Angeworbenen.“ K. Marx, Kapital I.: 477.

„Die Unsicherheit und Unstetigkeit, denen der Maschinenbetrieb die Beschäftigung und damit die Lebenslage des Arbeiters unterwirft, werden normal mit diesem Periodenwechsel des industriellen Zyklus.“ K. Marx, Kapital I.: 476.

„Die Zeiten der Prosperität abgerechnet, rast zwischen den Kapitalisten heftigster Kampf um ihren individuellen Raumanteil am Markt. Dieser Anteil steht in direktem Verhältnis zur Billigkeit des Produkts. Außer der hierdurch erzeugten Rivalität im Gebrauch verbesserter, Arbeitskraft ersetzender Maschinerie und neuer Produktionsmethoden tritt jedes Mal ein Punkt ein, wo Verbilligung der Ware durch gewaltsamen Druck des Arbeitslohnes unter den Wert der Arbeitskraft erstrebt wird.“ K. Marx, Kapital I.: 476.

Kapital 1.: 483-504

Page 91: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

91

7. Abstoßen und Anziehen von Arbeitern mit Entwicklung des Maschinenbetriebs. Heute haben wird die Situation, dass produktivere neue Technologie (kapitalistisch angewandt) immer mehr Lohnarbeiter verdrängt, die Arbeiterzahlen absolut abnehmen und damit Massenarbeitslosigkeit produziert wird. Marx stand vor einer anderen Situation: Zu seiner Zeit wurden zwar auch die Produktionsverfahren revolutioniert, was Arbeitskraft freisetzte. Dennoch stieg zu Marx’ Zeiten die absolute Zahl der Lohnarbeiter. Marx unterschied daher zwischen relativer und absoluter Freisetzung von Arbeitskraft. Angenommen ein Betrieb mit 100 Arbeitern produziert 100 Stück vor Einführung einer neuen Technologie. Nach Einführung einer neuen Technologie produzieren 80 Arbeiter 120 Stück. Pro Arbeiter ist die Produktivität um 50 % gestiegen. Absolut hat die Zahl der Arbeiter nur um 20 abgenommen. Relativ hat die Zahl der Arbeiter aber um 40 abgenommen, da mit der alten Technologie 120 Arbeiter nötig gewesen wären, um 120 Stück zu produzieren. Die Zahl „120 Arbeiter“ ist rein hypothetisch oder „virtuell“. Wenn die absolute Zahl der Lohnarbeiter trotz Einführung neuer Technologien wie im 19. Jahrhundert steigt, dann nur dann, wenn das Kapital insgesamt und in anderen Branchen viel rascher wächst, als es in einzelnen Branchen Arbeiter freisetzt. Diese relative und/oder absolute Verdrängung der Arbeiter durch neue Technologie geschieht zyklisch entlang der Wirtschaftszyklen. Während des Booms werden vielleicht nur Arbeiter relativ durch Investitionen in neue Technologien verdrängt (- das ist das sozialdemokratische Rezept zur „Schaffung neuer Arbeitsplätze“! -) im Abschwung und in der Krise, wenn der Markt die zusätzliche Kapazitäten nicht mehr aufnehmen kann, zeigt sich, dass die ganze Zeit über Arbeitskraft überflüssig gemacht worden ist. Nun werden erst wirklich Arbeiter entlassen - absolute Freisetzung von Arbeitskraft.

8. Revolutionierung von Manufaktur, Handwerk und Hausarbeit durch die große Industrie

a) Aufhebung der auf Handwerk und Teilung der Arbeit beruhenden Kooperation

„Man hat gesehen, wie die Maschinerie die auf Handwerk beruhende Kooperation und die auf Teilung der handwerksmäßigen Arbeit beruhende Manufaktur aufhebt. Ein Beispiel der ersten Art ist die Mähmaschine, sie ersetzt die Kooperation von Mähern. Ein schlagendes Beispiel der zweiten Art ist die Maschine zur Fabrikation von Nähnadeln. Nach Adam Smith verfertigten zu seiner Zeit 10 Männer durch Teilung der Arbeit täglich über 48000 Nähnadeln. Eine einzige Maschine liefert dagegen 145000 in einem Arbeitstag von 11 Stunden. Eine Frau oder ein Mädchen überwacht im Durchschnitt 4 solche Maschinen und produziert daher mit der Maschinerie täglich an 600000 ... Nähnadeln.“ K. Marx, Kapital I.: 483.

„Sofern eine einzelne Arbeitsmaschine an die Stelle der Kooperation oder der Manufaktur tritt, kann sie selbst wieder zur Grundlage handwerksmäßigen Betriebs werden. .... Sporadisch und ebenfalls nur vorübergehend kann kleiner Betrieb sich verbinden mit mechanischer Triebkraft durch Miete des Dampfs, wie in einigen Manufakturen Birminghams, durch Gebrauch kleiner Wärmekraft-Maschinen, wie in gewissen Zweigen der Weberei usw...“ K. Marx, Kapital I.: 484.

Anm. 247: „In den Vereinigten Staaten ist derartiges Wiedererstehen des Handwerks auf Grundlage der Maschinerie häufig. Die Konzentration, bei dem unvermeidlichen Übergang in den

Page 92: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

92

Fabrikbetrieb, wird eben deswegen, im Vergleich zu Europa und selbst zu England dort mit Siebenmeilenstiefeln marschieren.“ K. Marx, Kapital I.: 484 und Anm. 247.

(Mit Erfindung der Elektrizität und des Elektromotors wurde diese Entwicklung einer Wiedererstehung kleiner handwerklicher Betriebe auf maschineller Grundlage um die letzte Jahrhundertwende wiederholt. Im letzten Jahrzehnt erlebten wir eine ähnliche Wiederbelebung für Einzelwirtschaft und Kleinbetriebe auf der Basis der Computertechnologie. wb)

„Wo die Natur des Prozesses nicht von vornherein Produktion auf großer Stufenleiter erforderte, durchliefen in der Regel die in den letzten Jahrzehnten neu aufkommenden Industrien, wie z. B. Briefkuvert-, Stahlfedermacher usw., erst den Handwerksbetrieb und dann den Manufakturbetrieb als kurzlebige Übergangsphasen zum Fabrikbetrieb... “ K. Marx, Kapital I.: 484.

b) Rückwirkung des Fabrikwesens auf Manufaktur und Hausarbeit

„Mit der Entwicklung des Fabrikwesens und der sie begleitenden Umwälzung der Agrikultur dehnt sich nicht nur die Produktionsleiter in allen anderen Industriezweigen aus, sondern verändert sich auch ihr Charakter.“ K. Marx, Kapital I.: 485.

„Das Prinzip des Maschinenbetriebs, den Produktionsprozess in seine wesentlichen Phasen zu aufzuspalten und die so gegebnen Probleme durch Anwendung der Mechanik, Chemie usw. kurz der Naturwissenschaften zu lösen, wird überall bestimmend. ... Abgesehen hiervon wird die Zusammensetzung des Gesamtarbeiters oder des kombinierten Arbeitspersonals von Grund aus umgewälzt. Im Gegensatz zur Manufakturperiode gründet sich der Plan der Arbeitsteilung jetzt auf Anwendung der Weiberarbeit, der Arbeit von Kindern aller Altersstufen, ungeschickter Arbeiter, wo es immer möglich, kurz der ... wohlfeilen Arbeit...“ K. Marx, Kapital I.: 585.

c) Die moderne Manufaktur

„Die Exploitation (Ausbeutung) billiger und unreifer Arbeitskräfte wird in der modernen Manufaktur schamloser als in der eigentlichen Fabrik, weil die hier existierende technische Grundlage, Ersatz der Muskelkraft durch Maschinen und Leichtigkeit der Arbeit, dort großenteils wegfällt... “ K. Marx, Kapital I.: 486.

(zeitgenössische Beispiele aus Branchen mit maschinellem Kleinbetrieb mit Vergleich der Sterblichkeit, Gesundheitsstatistiken etc.)

d) Die moderne Hausarbeit

„Die Exploitation (Ausbeutung) billiger und unreifer Arbeitskräfte ... wird in der sog. Hausarbeit schamloser als in der Manufaktur, weil die Widerstandsfähigkeit der Arbeiter mit ihrer Zersplitterung abnimmt, eine ganze Reihe räuberischer Parasiten sich zwischen den eigentlichen Arbeitgeber und den Arbeiter drängt, ... die Armut dem Arbeiter die nötigsten Arbeitsbedingungen, Raum, Licht, Ventilation usw. raubt, die Unregelmäßigkeit der Beschäftigung wächst und endlich in diesen letzten Zufluchtsstätten der durch die große Industrie und Agrikultur ‚überzählig‘ Gemachten die Arbeiterkonkurrenz notwendig ihr Maximum erreicht.“ K. Marx, Kapital I.: 486.

„Diese sogenannte moderne Hausindustrie hat mit der altmodischen, die unabhängiges städtisches Handwerk, selbständige Bauernwirtschaft und vor allem ein Haus der Arbeiterfamilie voraussetzt,

Page 93: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

93

nichts gemein als den Namen. Sie ist jetzt verwandelt in die auswärtige Filiale der Fabrik, der Manufaktur oder des Warenmagazins.“ K. Marx, Kapital I.: 485.

(Es folgen zeitgenössische Beispiele mit Krankheitsstatistik -Schwindsucht.

Heute kann Hausarbeit auf modernster technischer Grundlage, mit Computer und online, wieder ausgedehnt werden, teils als selbständige handwerklich strukturierte Arbeit, teils als nur ausgelagerte Abteilung eines größeren Betriebes.)

e) Übergang der modernen Manufaktur und Hausarbeit zur großen Industrie. Beschleunigung dieser Revolution durch Anwendung der Fabrikgesetze auf jene Betriebsweisen.

„Die Verbilligung der Arbeitskraft durch bloßen Missbrauch weiblicher und unreifer Arbeitskräfte, bloßen Raub aller normalen Arbeits- und Lebensbedingungen und bloße Brutalität aller normalen Arbeits- und Lebensbedingungen und bloße Brutalität der Über- und Nachtarbeit, stößt zuletzt auf gewisse nicht weiter überschreitbare Naturschranken, und mit ihr auch die auf diesen Grundlagen beruhende Verbilligung der Waren und kapitalistische Ausbeutung überhaupt. Sobald dieser Punkt endlich erreicht ist, und es dauert lange, schlägt die Stunde für Einführung der Maschinerie und die nun rasche Verwandlung der zersplitterten Hausarbeit (oder auch Manufaktur) in Fabrikbetrieb.“ K. Marx, Kapital I.: 494.

„Schrankenlose Ausbeutung wohlfeiler Arbeitskräfte bildet die einzige Grundlage ihrer Konkurrenzfähigkeit.“ K. Marx, Kapital I.: 499.

„Die große Produktion von Mehrwert in diesen Arbeitszweigen, zugleich mit der progressiven Verbilligung ihrer Artikel, war und ist hauptsächlich geschuldet dem Minimum des zu kümmerlicher Vegetation nötigen Arbeitslohns, verbunden mit dem Maximum menschenmöglicher Arbeitszeit. ...

Endlich trat ein Knotenpunkt ein. Die Grundlage der alten Methode, bloß brutale Ausbeutung des Arbeitermaterials, mehr oder minder begleitet von systematisch entwickelter Arbeitsteilung, genügte dem wachsenden Markt und der noch rascher wachsenden Konkurrenz der Kapitalisten nicht länger. Die Stunde der Maschinerie schlug.

Die entscheidend revolutionäre Maschine, welche die sämtlichen zahllosen Zweige dieser Produktionssphäre wie Putzmacherei, Schneiderei, Schusterei, Näherei usw. gleichmäßig ergreift, ist - die Nähmaschine.“ K. Marx, Kapital I.: 495.

„Ihre unmittelbare Wirkung auf die Arbeiter ist ungefähr die aller Maschinerie, welche in der Periode der großen Industrie neue Geschäftszweige erobert. Kinder im unreifsten Alter werden entfernt. Der Lohn der Maschinenarbeiter steigt verhältnismäßig zu dem der Hausarbeiter. ... Der Lohn der besser gestellten Handwerker, mit denen die Maschine konkurriert, sinkt. Die neuen Maschinenarbeiter sind ausschließlich Mädchen und junge Frauen. Mit Hilfe der mechanischen Kraft vernichten sie das Monopol der männlichen Arbeit in schwererem Werk und verjagen aus leichterem Werk Massen alter Weiber und unreifer Kinder. Die übermächtige Konkurrenz erschlägt die schwächsten Handarbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 496.

„Diese naturwüchsig vorgehende industrielle Revolution wird künstlich beschleunigt durch die Ausdehnung der Fabrikgesetze auf alle Industriezweige...“ K. Marx, Kapital I.: 498.

Page 94: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

94

„Man sieht, das englische Parlament, dem sicher niemand Genialität vorwerfen kann, ist durch Erfahrung zur Einsicht gelangt, dass ein Zwangsgesetz alle sog. Naturhindernisse der Produktion gegen Beschränkung und Regelung des Arbeitstags einfach wegdiktieren kann.“ K. Marx, Kapital I.: 501.

1.: 504-526

8. Revolutionierung von Manufaktur, Handwerk und Heimarbeit durch die große Industrie. Einerseits verdrängt die große Industrie die Manufaktur, Handwerk und Heimarbeit, andererseits ermöglichen technische Neuerungen (von Einzelmaschinen über Elektrizität bis hin zur Computertechnologie) immer wieder ein Neuerstehen von Kleinbetrieben und Einzelwirtschaft auf maschineller Grundlage in alten oder in neugeschaffenen Branchen. Irgendwann wird dann immer ein Punkt erreicht, wo diese Kleinproduktion für den Markt nicht ausreicht, dann tritt industrielle Großproduktion an ihre Stelle.

9. Fabrikgesetzgebung. (Gesundheits- und Erziehungsklauseln.) Ihre Verallgemeinerung in England

„Die Fabrikgesetzgebung, die erste bewusste und planmäßige Rückwirkung der Gesellschaft auf die naturwüchsige Gestalt ihres Produktionsprozesses, ist, wie man gesehen, ebenso sehr ein notwendiges Produkt der großen Industrie als Baumwollgarn, Spinnmaschinen und der elektrische Telegraph.“ K. Marx, Kapital I.: 504.

„Bevor wir zu ihrer Verallgemeinerung in England übergehen, sind noch einige nicht auf die Stundenzahl des Arbeitstages bezügliche Klauseln der englischen Fabrikgesetzgebung kurz zu erwähnen. ...

Was könnte die kapitalistische Produktionsweise besser charakterisieren als die Notwendigkeit, ihr durch Zwangsgesetz von Staats wegen die einfachsten Reinlichkeits- und Gesundheitsvorrichtungen aufzuzwingen?“ K. Marx, Kapital I.: 505.

„Zugleich zeigt dieser Zweig des Fabrikakts schlagend, wie die kapitalistische Produktionsweise ihrem Wesen nach über einen gewissen Punkt hinaus jede rationelle Verbesserung ausschließt. Es ward wiederholt bemerkt, dass die englischen Ärzte aus einem Munde 150 Liter Luftraum per Person für kaum genügendes Minimum bei fortgesetzter Arbeit erklären... so würde die gesetzliche Erzwingung des nötigen Luftraums für jeden Arbeiter in der Werkstätte Tausende von kleinen Kapitalisten mit einem Schlag direkt expropriieren... Vor diesen 150 Liter Luft geht daher der Fabrikgesetzgebung der Atem aus.“ K. Marx, Kapital I.: 506.

"Was also in dieser englischen Gesetzgebung von 1867 auffällt, ist einerseits die dem Parlament der herrschenden Klassen aufgezwungne Notwendigkeit, so außerordentlich und ausgedehnte Maßregeln gegen die Übergriffe der kapitalistischen Ausbeutung im Prinzip anzunehmen; andrerseits die Halbheit, der Widerwille und die bösen Absichten, womit es diese Maßregeln dann wirklich ins Leben rief." K. Marx, Kapital I.: 519.

Page 95: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

95

„Armselig, wie die Erziehungsklauseln des Fabrikakts im ganzen erscheinen, proklamieren sie den Elementarunterricht als Zwangsbedingung der Arbeit. Ihr Erfolg bewies zuerst die Möglichkeit der Verbindung von Unterricht und Gymnastik mit Handarbeit, also auch von Handarbeit mit Unterricht und Gymnastik.“ K. Marx, Kapital I.: 506-507.

„Wenn die Fabrikgesetzgebung als erste, dem Kapital notdürftig abgerungene Konzession nur Elementarunterricht mit fabrikmäßiger Arbeit verbindet, unterliegt es keinem Zweifel, dass die unvermeidliche Eroberung der politischen Gewalt durch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht, theoretisch und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern wird.“ K. Marx, Kapital I.: 512.

„Aus dem Fabriksystem, wie man im Detail bei Robert Owen verfolgen kann, entspross der Keim der Erziehung der Zukunft, welche für alle Kinder über einem gewissen Alter produktive Arbeit mit Unterricht und Gymnastik verbinden wird, nicht nur als Methode zur Steigerung der gesellschaftlichen Produktion, sondern als die einzige Methode zur Produktion vollseitig entwickelter Menschen. Man hat gesehen, dass die große Industrie die manufakturmäßige Teilung der Arbeit mit ihrer lebenslänglichen Fesselung eines ganzen Menschen an eine Detailoperation technisch aufhebt, während zugleich die kapitalistische Form der großen Industrie jene Arbeitsteilung noch monströser reproduziert, in der eigentlichen Fabrik durch Verwandlung des Arbeiters in den selbstbewussten Zubehör einer Teilmaschine, überall sonst teils durch sporadischen Gebrauch der Maschinen und der Maschinenarbeit, teils durch Einführung von Weiber-, Kinder- und ungeschickter Arbeit als neuer Grundlage der Arbeitsteilung. Der Widerspruch zwischen der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit und dem Wesen der großen Industrie macht sich gewaltsam geltend.“ K. Marx, Kapital I.: 508.

„Was von der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt, gilt von der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft. Solange Handwerk und Manufaktur die allgemeine Grundlage der gesellschaftlichen Produktion bilden, ist die Unterordnung des Produzenten unter einen ausschließlichen Produktionszweig, die Zerreißung der ursprünglichen Mannigfaltigkeit seiner Beschäftigungen, ein notwendiges Entwicklungsmoment. Auf jener Grundlage findet jeder besondere Produktionsprozess empirisch die ihm entsprechende technische Gestalt, vervollkommnet sie langsam und kristallisiert sich rasch, sobald ein gewisser Reifegrad erlangt ist. ... Die erfahrungsmäßig entsprechende Form einmal gewonnen, verknöchert auch es, wie sein oft jahrtausendlanger Übergang aus der Hand einer Generation in die der anderen beweist. Es ist charakteristisch, dass bis ins 18. Jahrhundert hinein die besonderen Gewerke Mysterien hießen, in deren Dunkel nur der ... Eingeweihte eindringen konnte.

Die große Industrie zerriss den Schleier, der den Menschen ihren eigenen gesellschaftlichen Produktionsprozess versteckte und die verschiedenen naturwüchsig besonderten Produktionszweige gegeneinander und sogar in jedem Zweig Eingeweihten zu Rätseln machte.

Ihr Prinzip, jeden Produktionsprozess ... in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie. ...

Die Technologie entdeckte ebenso die wenigen großen Grundformen der Bewegung, worin alles produktive Tun des menschlichen Körpers, trotz aller Mannigfaltigkeit der angewandten Instrumente, notwendig vorgeht, ganz so, wie die Mechanik durch die größte Kompliziertheit der Maschinerie sich über die beständige Wiederholung der einfachen mechanischen Potenzen nicht täuschen lässt.

Page 96: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

96

Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandne Form eines Produktionsprozesses nie als definitiv. Ihre technische Basis ist daher revolutionär, während die aller früheren Produktionsweisen wesentlich konservativ war.

Durch Maschinerie, chemische Prozesse und andre Methoden wälzt sie beständig mit der technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeitsprozesses um. Sie revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen aus einem Produktionszweig in den andern.

Die Natur der großen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluss der Funktion, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters.

Andrerseits reproduziert sie in ihrer kapitalistischen Form die alte Teilung der Arbeit mit ihren knöchernen Einseitigkeiten. Man hat gesehen, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht. ... Dies ist die negative Seite.

Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der blind zerstörenden Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf Hindernisse stößt, macht die große Industrie durch ihre Katastrophen selbst es zu Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Ausbeutungsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, überall einsatzbereiten Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Einsatzfähigkeit des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse, das Teilindividuum zu ersetzen ... durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedne gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind.“ K. Marx, Kapital I.: 509 - 511.

„Das ‚Schuster bleib bei deinem Leisten, der Gipfelpunkt handwerksmäßiger Weisheit, wurde zur furchtbaren Narrheit von dem Moment, wo der Uhrmacher Watt die Dampfmaschine, der Barbier Arkwright den Kettenstuhl, der Juwelierarbeiter Fulton das Dampfschiff erfunden hatte.“ K. Marx, Kapital I.: 513.

„Es unterliegt ebenso wenig einem Zweifel, dass die kapitalistische Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen Arbeiterverhältnisse in diametralsten Widerspruch stehen mit solchen Umwälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten Teilung der Arbeit. Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg ihrer Auflösung und Neugestaltung.“ K. Marx, Kapital I.: 512.

„Soweit die Fabrikgesetzgebung die Arbeit in Fabriken, Manufakturen usw. reguliert, erscheint dies zunächst nur als Einmischung in die Ausbeutungsrechte des Kapitals.

Jede Regulation der sogenannten Heimarbeit stellt sich dagegen sofort als direkter Eingriff in die ... elterliche Autorität dar, ein Schritt, wovor das zartfühlende englische Parlament lange zurückbebte.

Page 97: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

97

Die Gewalt der Tatsachen zwang jedoch, endlich anzuerkennen, dass die große Industrie mit der ökonomischen Grundlage des alten Familienwesens und der ihr entsprechenden Familienarbeit auch die alten Familienverhältnisse selbst auflöst. Das Recht der Kinder musste proklamiert werden.“ K. Marx, Kapital I.: 513.

„So furchtbar und ekelhaft nun die Auflösung des alten Familienwesens innerhalb des kapitalistischen Systems erscheint, so schafft nichtsdestoweniger die große Industrie mit der entscheidenden Rolle, die sie den Weibern, jungen Personen und Kindern beiderlei Geschlechts in gesellschaftlich organisierten Produktionsprozessen jenseits der Sphäre des Hauswesens zuweist, die neue ökonomische Grundlage für eine höhere Form der Familie und des Verhältnisses beider Geschlechter." K. Marx, Kapital I.: 514.

(Weitere Paragrafen und Änderungen der englischen Arbeiterschutzgesetze: Kinderarbeit, Arbeitsstättenverordnung, Bergwerksarbeit)

"Wenn die Verallgemeinerung der Fabrikgesetzgebung als physisches und geistiges Schutzmittel der Arbeiterklasse unvermeidlich geworden ist, verallgemeinert und beschleunigt sie andrerseits ... die Verwandlung zerstreuter Arbeitsprozesse auf Zwergmaßstab in kombinierte Arbeitsprozesse auf großer, gesellschaftlicher Stufenleiter, also die Konzentration des Kapitals und die Alleinherrschaft des Fabrikregimes. Sie zerstört alle altertümlichen und Übergangsformen, wohinter sich die Herrschaft des Kapitals noch teilweise versteckt, und ersetzt sie durch seine direkte, unverhüllte Herrschaft. Sie verallgemeinert damit auch den direkten Kampf gegen diese Herrschaft. Während sie in den individuellen Werkstätten Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit, Ordnung und Ökonomie erzwingt, vermehrt sie durch den ungeheuren Sporn, den Schranke und Regel des Arbeitstags der Technik aufdrücken, die Anarchie und Katastrophen der kapitalistischen Produktion im großen und ganzen, die Intensität der Arbeit und die Konkurrenz der Maschinerie mit dem Arbeiter. Mit den Zufluchtsstätten des Kleinbetriebs und der Heimarbeit vernichtet sie die letzten Zufluchtsstätten der ‚Überzähligen‘ und damit das bisherige Sicherheitsventil des ganzen Gesellschaftsmechanismus. Mit den materiellen Bedingungen und der gesellschaftlichen Kombination des Produktionsprozesses reift sie die Widersprüche und Antagonismen seiner kapitalistischen Form, daher gleichzeitig die Bildungselemente einer neuen und die Umwälzungselemente der alten Gesellschaft.“ K. Marx, Kapital I.: 525-526.

Kapital 1. 527 - 530

9. Fabrikgesetzgebung. (Gesundheits- und Erziehungsklauseln) Ihre Verallgemeinerung in England.

Alle wesentlichen Aussagen dieses Kapitels wurden und werden von den meisten Marxisten totgeschwiegen und abgelehnt:

- Dass der Kapitalismus alle Umwälzungselemente der alten Gesellschaft und alle Bildungselemente einer neuen Gesellschaft entwickelt; anders als Marx sehen viele Marxisten im Kapitalismus nur das Negative.

- dass ein Bildungssystem, dass allseitig entwickelte Menschen heranbildet, Unterricht mit Arbeit und Sport verbinden muss; viele Marxisten lehnen das als „Kinderarbeit“ ab.

Page 98: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

98

- dass ständiger Wechsel der Arbeit im Betrieb und ständiger Wechsel der Berufe im Laufe eines Lebens, die einzige Methode zur Abschaffung der Klassen und zur Entwicklung allseitiger Individuen ist; viele Marxisten halten die überkommene Form der Arbeitsteilung für unabänderlich - die Trennung von Hand- und Kopfarbeit soll nach ihrer Meinung erst lange NACH dem Kapitalismus und NACH dem Sozialismus im Kommunismus (nach Jahrhunderten?) beseitigt werden.

Tatsächlich findet die Verbindung von Hand- und Kopfarbeit längst im Kapitalismus statt: Sowohl durch immer höhere Bildung der „Handarbeiter“ wie auch durch Proletarisierung der „Kopfarbeiter“, deren Arbeit zunehmend vereinfacht und computerisiert wird.

Sich für solche Umwälzungselemente der alten Gesellschaft und Bildungselemente der neuen Gesellschaft einsetzen, heißt auch, an der Überwindung des Kapitalismus arbeiten. Denn:

„Es unterliegt ebenso wenig einem Zweifel, dass die kapitalistische Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen Arbeiterverhältnisse in diametralsten Widerspruch stehen mit solchen Umwälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten Teilung der Arbeit. Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg ihrer Auflösung und Neugestaltung.“ K. Marx, Kapital I.: 512.

10. Große Industrie und Agrikultur

„Die Revolution, welche die große Industrie im Ackerbau und den sozialen Verhältnissen seiner Produktionsagenten hervorruft, kann erst später dargestellt werden. Hier genügt eine kurze Andeutung einiger vorweggenommenen Resultate.

Wenn der Gebrauch der Maschinerie im Ackerbau großenteils frei ist von den physischen Nachteilen, die sie dem Fabrikarbeiter zufügt, wirkt sie hier noch intensiver und ohne Gegenstoß auf die ‚Überzähligmachung‘ der Arbeiter... “ K. Marx, Kapital I.: 527.

„In der Sphäre der Agrikultur wirkt die große Industrie insofern am revolutionärsten, als sie das Bollwerk der alten Gesellschaft vernichtet, den ‚Bauer’, und ihm den Lohnarbeiter unterschiebt. (Und damit den Bauern zum Agrarkapitalisten macht) Die sozialen Umwälzungsbedürfnisse und Gegensätze des Landes werden so mit denen der Stadt ausgeglichen. An die Stelle des gewohnheitsfaulsten und unrationellsten Betriebs tritt bewusste, technologische Anwendung der Wissenschaft.“ K. Marx, Kapital I.: 528.

„Die Zerreißung des ursprünglichen Familienbandes von Agrikultur und Manufaktur ... wird durch die kapitalistische Produktionsweise vollendet. Sie schafft aber zugleich die materiellen Voraussetzungen einer neuen, höheren Synthese, des Vereins von Agrikultur und Industrie, auf Grundlage ihrer gegensätzlich ausgearbeiteten Gestalten.“ K. Marx, Kapital I.: 528.

„Mit dem stets wachsenden Übergewicht der städtischen Bevölkerung, die sie in großen Zentren zusammenhäuft, häuft die kapitalistische Produktion einerseits die geschichtliche Bewegungskraft der Gesellschaft, stört sie andrerseits den Stoffwechsel zwischen Mensch und Erde, d. h. die Rückkehr der vom Menschen in der Form von Nahrungs- und Kleidungsmitteln vernutzten Bodenbestandteile zum Boden, also die ewige Naturbedingung dauernder Bodenfruchtbarkeit. Sie zerstört damit zugleich die physische Gesundheit der Stadtarbeiter und das geistige Leben der Landarbeiter. Aber sie zwingt zugleich durch die Zerstörung der bloß naturwüchsig entstandenen Umstände jenes Stoffwechsels, ihn systematisch als regelndes Gesetz

Page 99: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

99

der gesellschaftlichen Produktion und in einer der vollen menschlichen Entwicklung adäquaten Form herzustellen.“ K. Marx, Kapital I.: 528.

„Wie in der städtischen Industrie wird in der modernen Agrikultur die gesteigerte Produktivkraft und größere Flüssigmachung der Arbeit erkauft durch Verwüstung und Versiechung der Arbeitskraft selbst.

Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebene Zeitfrist ist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. ...

Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 530.

Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts

Kapital 1.: 531-541

10. Große Industrie und Agrikultur Die Industrialisierung der Landwirtschaft ruiniert den größten Teil der traditionell wirtschafteten Bauern und verwandelt den kleineren Teil in Agrarkapitalisten, die Lohnarbeiter ausbeuten. Die Industrialisierung der Landwirtschaft verwissenschaftlicht teils die Agrarproduktion, aber - kapitalistisch angewandt - zerstört sie auch unsere Lebensgrundlagen. „Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 530.

Fünfter Abschnitt

Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts

14. Kapitel

Absoluter und relativer Mehrwert

Was sind produktive Arbeiter?

„Der Arbeitsprozess wurde (siehe fünftes Kapitel) zunächst abstrakt betrachtet, unabhängig von seinen geschichtlichen Formen, als Prozess zwischen Mensch und Natur. Es hieß dort: ‚Betrachtet man den ganzen Arbeitsprozess vom Standpunkt seines Resultats, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als Produktionsmittel und die Arbeit selbst als produktive Arbeit.’

Page 100: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

100

Und in Note 7 wurde ergänzt: ‚Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Standpunkt des einfachen Arbeitsprozesses ergibt, reicht keineswegs hin für den kapitalistischen Produktionsprozess‘. Dies ist hier weiter zu entwickeln.“ K. Marx, Kapital I.: 531

„Soweit der Arbeitsprozess ein rein individueller, vereinigt derselbe Arbeiter alle Funktionen, die sich später trennen. In der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu seinen Lebenszwecken kontrolliert er sich selbst. Später wird er kontrolliert. Der einzelne Mensch kann nicht auf die Natur wirken ohne Betätigung seiner eignen Muskeln unter Kontrolle seines eignen Hirns. Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit. Später scheiden sie sich bis zum feindlichen Gegensatz.

Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus einem unmittelbaren Produkt eines individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d. h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehen.

Mit dem kooperativen Charakter des Arbeitsprozesses selbst erweitert sich daher notwendig der Begriff der produktiven Arbeit und ihres Trägers, des produktiven Arbeiters. Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst Hand anzulegen; es genügt Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu vollziehen.

Die obige ursprüngliche Bestimmung der produktiven Arbeit ... bleibt immer wahr für den Gesamtarbeiter, als Gesamtheit betrachtet. Aber sie gilt nicht mehr für jedes seiner Glieder, einzeln genommen.“ K. Marx, Kapital I.: 531-532.

„Andrerseits aber verengt sich der Begriff der produktiven Arbeit. Die kapitalistische Produktion ist nicht nur Produktion von Ware, sie ist wesentlich Produktion von Mehrwert. Der Arbeiter produziert nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht länger, dass er überhaupt produziert. Er muss Mehrwert produzieren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient.

Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist ein Schullehrer produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Dass letzterer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem Verhältnis.

Der Begriff des produktiven Arbeiters schließt daher keineswegs bloß ein Verhältnis zwischen Tätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arbeitsprodukt ein, sondern auch ein spezifisch gesellschaftliches, geschichtlich entstandenes Produktionsverhältnis, welches den Arbeiter zum unmittelbaren Verwertungsmittel des Kapitals stempelt. Produktiver Arbeiter zu sein ist daher kein Glück, sondern ein Pech.“ K. Marx, Kapital I.: 532.

Absoluter und relativer Mehrwert

„Die Verlängerung des Arbeitstags über den Punkt hinaus, wo der Arbeiter nur ein Äquivalent (Wertgleiches) für den Wert seiner Arbeitskraft produziert hätte, und die Aneignung dieser Mehrarbeit durch das Kapital - das ist die Produktion des absoluten Mehrwerts. Sie bildet die allgemeine Grundlage des kapitalistischen Systems und den Ausgangspunkt der Produktion des relativen Mehrwerts. Bei dieser ist der Arbeitstag von vornherein in zwei Stücke geteilt: notwendige Arbeit und Mehrarbeit. Um die Mehrarbeit zu verlängern, wird die notwendige

Page 101: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

101

Arbeit verkürzt durch Methoden, vermittelst deren das Äquivalent (Wertgleiches) des Arbeitslohns in weniger Zeit produziert wird. Die Produktion des absoluten Mehrwerts dreht sich nur um die Länge des Arbeitstags; die Produktion des relativen Mehrwerts revolutioniert durch und durch die technischen Prozesse der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppierungen.“ K. Marx, Kapital I.: 532.

„Vorausgesetzt, die Arbeitskraft werde zu ihrem Wert bezahlt, stehen wir dann vor dieser Alternative: Die Produktivität der Arbeit und ihren Normalgrad von Intensität gegeben, ist die Rate des Mehrwerts nur erhöhbar durch absolute Verlängerung des Arbeitstages;

andererseits, bei gegebener Grenze des Arbeitstages, ist die Rate des Mehrwerts nur erhöhbar durch relativen Größenwechsel seiner Bestandteile, der notwendigen Arbeit und der Mehrarbeit, was seinerseits, soll der Lohn nicht unter den Wert der Arbeitskraft sinken, Wechsel in der Produktivität oder Intensität der Arbeit voraussetzt.“ K. Marx, Kapital I.: 534.

Geschichtlicher Rückblick auf die Mehrwertproduktion

„Braucht der Arbeiter alle seine Zeit, um die zur Erhaltung seiner selbst und seiner Rasse nötigen Lebensmittel zu produzieren, so bleibt ihm keine Zeit, um unentgeltlich für dritte Personen zu arbeiten. Ohne einen gewissen Produktivitätsgrad der Arbeit keine solche disponible Zeit für den Arbeiter, ohne solche überschüssige Zeit keine Mehrarbeit und daher keine Kapitalisten, aber auch keine Sklavenhalter, keine Feudalbarone, in einem Wort keine Großbesitzerklasse.“ K. Marx, Kapital I.: 534.

„Nur sobald die Menschen sich aus ihren ersten Tierzuständen herausgearbeitet, ihre Arbeit selbst also schon in gewissem Grad vergesellschaftet ist, treten Verhältnisse ein, worin die Mehrarbeit des einen zur Existenzbedingung des andern wird. In den Kulturanfängen sind die erworbenen Produktivkräfte der Arbeit gering, aber so sind die Bedürfnisse, die sich mit und an den Mitteln ihrer Befriedigung entwickeln.

Ferner ist in jenen Anfängen die Proportion der Gesellschaftsteile, die von fremder Arbeit leben, verschwindend klein gegen die Masse der unmittelbaren Produzenten. Mit dem Fortschritt der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst diese Proportion absolut und relativ.“ K. Marx, Kapital I.: 534- 535.

„Von der mehr oder minder entwickelten Gestalt der gesellschaftlichen Produktion abgesehen, bleibt die Produktivität der Arbeit an Naturbedingungen gebunden. Sie sind alle rückführbar auf die Natur des Menschen selbst, wie Rasse usw., und die ihn umgebende Natur. Die äußeren Naturbedingungen zerfallen ökonomisch in zwei große Klassen, natürlichen Reichtum an Lebensmitteln, also Bodenfruchtbarkeit, fischreiche Gewässer usw., und natürlichen Reichtum an Arbeitsmitteln, wie lebendige Wassergefälle, schiffbare Flüsse, Holz, Metalle, Kohle usw. In den Kulturanfängen gibt die erstere, auf höherer Entwicklungsstufe die zweite Art des natürlichen Reichtums den Ausschlag. Man vergleiche z.B. England mit Indien oder, in der antiken Welt, Athen und Korinth mit den Uferländern des Schwarzen Meeres.“ K. Marx, Kapital I.: 535.

„Die Gunst der Naturbedingungen liefert immer nur die Möglichkeit, niemals die Wirklichkeit der Mehrarbeit, also des Mehrwerts oder des Mehrprodukts. Die verschiedenen Naturbedingungen der Arbeit bewirken, dass dieselbe Quantität Arbeit in verschiedenen Ländern verschiedene Bedürfnismassen befriedigt, dass also unter sonst analogen Umständen, die notwendige Arbeit verschieden ist. Auf die Mehrarbeit wirken die Naturbedingungen nur als

Page 102: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

102

Naturschranke, d.h. durch Bestimmung des Punkts, wo die Arbeit für andere beginnen kann. In demselben Maß, worin die Industrie vortritt, weicht diese Naturschranke zurück.“ K. Marx, Kapital I.: 537.

Kapital 1.542 - 552.

14. Kapitel: Absoluter und relativer Mehrwert

Anfangs hatte Marx ‚produktive Arbeit’ als Arbeit bestimmt, die unter Verwendung von Produktionsmitteln ein Produkt hervorbringt.

Die Richtigkeit dieser Definition wurd durch die historische Entwicklungen eingeschränkt: Einerseits entwickelt sich die betriebliche und gesellschaftliche Arbeitsteilung, sodass ein Produkt nicht mehr das Produkt eines Einzelnen ist. Ein produktiver Arbeiter ist also nicht mehr der alleinige Produzent eines Produkts, sondern vielleicht nur an irgendeiner Stelle am Produktionsprozesses beteiligt, (z.B. in der Neuentwicklung eines Produkts oder eines Produktionsverfahrens) ohne „selbst Hand anzulegen.“ Zweitens genügt diese erste Definition nicht mehr, weil es im Kapitalismus sich nicht darum handelt, irgendwelche Produkte herzustellen, sondern mit diesen Produkten Mehrwert zu produzieren.

Produktive Arbeit ist also erstens Arbeit, die irgendeine Teilfunktion im Produktionsprozess erfüllt und zweitens eine Arbeit, die Mehrwert produziert, also ausgebeutet wird. Produktiver Arbeiter - oder Proletarier - sind also keineswegs nur die Leute mit Schwielen an den Händen.

„Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 531. Zwar verteilt der moderne Produktionsprozess Hand- und Kopfarbeit immer noch an unterschiedliche Individuen, aber der Gesamtprozess der Produktion vereint beide. Daher sind notwendig im modernen Proletariat Hand- und Kopfarbeit vereint.

Ausbeutung geschieht durch die Produktion von absolutem und relativem Mehrwert. Absoluter Mehrwert wird produziert, wenn ein unfreier Arbeiter über den Zeitpunkt hinausarbeitet, an dem er den Gegenwert für seinen Lebensunterhalt geschaffen hat.

Relativer Mehrwert wird produziert, wenn die Zeitdauer, in der ein unfreier Arbeiter die notwendige Arbeit für seinen Lebensunterhalt leistet, verkürzt wird.

Die Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit geschieht vor allem durch Steigerung der Produktivität der Arbeit und Steigerung der Intensität der Arbeit, aber auch durch Senkung des Lohns unter den Wert der Arbeitskraft.

15. Kapitel

Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert

„Der Wert der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Wert der gewohnheitsmäßig notwendigen Lebensmittel des Durchschnittsarbeiters. Die Masse dieser Lebensmittel, obgleich ihre Form

Page 103: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

103

wechseln mag, ist in einer bestimmten Epoche einer bestimmten Gesellschaft gegeben und daher als konstante Größe zu behandeln. Was wechselt ist der Wert dieser Masse.

Zwei andre Faktoren gehen in die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein. Einerseits ihre Entwicklungskosten, die sich mit der Produktionsweise ändern, andrerseits ihre Naturdifferenz, ob sie männlich oder weiblich, reif oder unreif. Der Verbrauch dieser unterschiedlichen Arbeitskräfte ... macht großen Unterschied in den Reproduktionskosten der Arbeiterfamilie und dem Wert des erwachsenen männlichen Arbeiters.

Beide Faktoren bleiben jedoch bei der folgenden Untersuchung ausgeschlossen.“ K. Marx, Kapital I.: 542.

„Wir unterstellen, 1. dass die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, 2. dass der Preis der Arbeitskraft wohl gelegentlich über ihren Wert steigt, aber nie unter ihn sinkt.

Dies einmal unterstellt, fand sich, dass die relativen Größen von Preis der Arbeitskraft und von Mehrwert durch drei Umstände bedingt sind: 1. die Länge des Arbeitstags oder die extensive Größe der Arbeit; 2. die normale Intensität der Arbeit oder ihre intensive Größe, so dass ein bestimmtes Arbeitsquantum in bestimmter Zeit verausgabt wird; 3. endlich die Produktivität der Arbeit, so dass je nach dem Entwicklungsgrad der Produktionsbedingungen dasselbe Qantum Arbeit in derselben Zeit ein größeres oder kleineres Quantum Produkt liefert. “ K. Marx, Kapital I.: 542.

„Sehr verschiedne Kombinationen sind offenbar möglich, je nachdem einer der drei Faktoren konstant und zwei variabel, oder zwei Faktoren konstant und einer variabel.

Diese Kombinationen werden noch dadurch vermannigfacht, dass bei gleichzeitiger Variation verschiedener Faktoren die Größe und Richtung der Variation verschieden sein können.

Im folgenden sind nur die Hauptkombinationen dargestellt.“ K. Marx, Kapital I.: 543

I. Größe des Arbeitstags und Intensität der Arbeit konstant, Produktivität der Arbeit variabel

„Unter dieser Voraussetzung sind Wert der Arbeitskraft und Mehrwert durch drei Gesetze bestimmt.

Erstens: Der Arbeitstag von gegebner Größe stellt sich stets in demselben Wertprodukt dar, wie auch die Produktivität der Arbeit, mit ihr die Produktenmasse und daher der Preis der einzelnen Ware wechsle.

Das Wertprodukt eines achtstündigen Arbeitstages ist 200 Euro z.B., obgleich die Masse der produzierten Gebrauchswerte mit der Produktivkraft der Arbeit wechselt, der Wert von 200 Euro sich also über mehr oder weniger Waren verteilt.

Zweitens: Wert der Arbeitskraft und Mehrwert wechseln in umgekehrter Richtung zueinander. ... Es ist unmöglich, dass sie gleichzeitig fallen oder steigen. ...

Page 104: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

104

Der Wert der Arbeitskraft kann ferner nicht fallen, also der Mehrwert nicht steigen, ohne dass die Produktivkraft der Arbeit steigt...“ K. Marx, Kapital I.: 543.

„Drittens: Zu- oder Abnahme des Mehrwerts ist stets Folge und nie Grund der entsprechenden Ab- und Zunahme des Werts der Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I.: 544.

„Wenn man daher gesehen, dass kein absoluter Größenwechsel im Wert der Arbeitskraft und des Mehrwerts möglich ist ohne einen Wechsel ihrer relativen Größen, so folgt jetzt, dass kein Wechsel ihrer relativen Wertgrößen möglich ist ohne einen Wechsel in der absoluten Wertgröße der Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I.: 545.

„Der Wert der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Wert eines bestimmten Quantums von Lebensmitteln. Was mit der Produktivkraft der Arbeit wechselt, ist der Wert dieser Lebensmittel, nicht ihre Masse. Die Masse selbst kann, bei steigender Produktivkraft der Arbeit, für Arbeiter und Kapitalist gleichzeitig und in demselben Verhältnis wachsen ohne irgendeinen Größenwechsel zwischen Preis der Arbeitskraft und Mehrwert.“ K. Marx, Kapital I.: 545.

„Der Preis der Arbeitskraft könnte so bei steigender Produktivkraft der Arbeit beständig fallen mit gleichzeitigem, fortwährendem Wachstum der Lebensmittelmasse des Arbeiters.

Relativ aber, d. h. verglichen mit dem Mehrwert, sänke der Wert der Arbeitskraft beständig und erweiterte sich also die Kluft zwischen den Lebenslagen von Arbeiter und Kapitalist." K. Marx, Kapital I.: 546.

„Man weiß, dass mit vorübergehenden Ausnahmen ein Wechsel in der Produktivität der Arbeit nur dann einen Wechsel in der Wertgröße der Arbeitskraft und daher in der Größe des Mehrwerts bewirkt, wenn die Produkte der betroffenen Industriezweige in den gewohnheitsmäßigen Konsum des Arbeiters eingehen.“ K. Marx, Kapital I.: 547-548.

„Ricardo hat die oben aufgestellten drei Gesetze zuerst streng formuliert.“ K. Marx, Kapital I.: 546.

II. Konstanter Arbeitstag, konstante Produktivität der Arbeit, Intensität der Arbeit variabel

„Wachsende Intensität der Arbeit unterstellt vermehrte Ausgabe von Arbeit in demselben Zeitraum. Der intensivere Arbeitstag verkörpert sich daher in mehr Produkten als der minder intensive von gleicher Stundenzahl. Mit erhöhter Produktivkraft liefert zwar auch derselbe Arbeitstag mehr Produkte.

Aber im letzteren Fall (der steigenden Produktivität) sinkt der Wert des einzelnen Produkts, weil es weniger Arbeit als vorher kostet, im ersteren Fall (der steigenden Arbeitsintensität) bleibt er unverändert, weil das Produkt nach wie vor gleich viel Arbeit kostet. Die Anzahl der Produkte steigt hier ohne Fall ihres Preises. ...

Bei gleichbleibender Stundenzahl verkörpert sich also der intensivere Arbeitstag in höherem Wertprodukt.“ K. Marx, Kapital I.: 547

Page 105: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

105

„Es ist klar: Variiert das Wertprodukt des Arbeitstags, etwa von 100 auf 125 Euro usw., so können beide Teile dieses Wertprodukts, Preis der Arbeitskraft und Mehrwert, gleichzeitig wachsen, sei es in gleichem oder ungleichem Grad. ...

Preiserhöhung der Arbeitskraft schließt hier nicht notwendig Steigerung ihres Preises über ihren Wert ein. Sie kann umgekehrt von einem Fall unter ihren Wert begleitet sein. Dies findet stets statt, wenn die Preiserhöhung der Arbeitskraft ihren beschleunigten Verschleiß nicht kompensiert.“ K. Marx, Kapital I.: 547.

„...Die durchschnittlichen Intensitätsgrade der Arbeit ...sind... bei verschiedenen Nationen unterschieden und modifizierten daher die Anwendung des Wertgesetzes auf unterschiedne Nationalarbeitstage. Der intensivere Arbeitstag der einen Nation stellt sich in höherem Geldausdruck dar als der minder intensive der andren.“ K. Marx, Kapital I.: 548.

III. Produktivkraft und Intensität der Arbeit konstant, Arbeitstag variabel

„Der Arbeitstag kann nach zwei Richtungen variieren. Er kann verkürzt oder verlängert werden.

1. Verkürzung des Arbeitstages unter den gegebenen Bedingungen... lässt den Wert der Arbeitskraft und daher die notwendige Arbeitszeit unverändert. Sie verkürzt die Mehrarbeit und den Mehrwert.“ K. Marx, Kapital I.: 548.

„Alle hergebrachten Redensarten wider die Verkürzung des Arbeitstags unterstellen, dass das Phänomen sich unter den hier vorausgesetzten Umständen ereignet, während in der Wirklichkeit umgekehrt Wechsel in der Produktivität und Intensität der Arbeit entweder der Verkürzung des Arbeitstags vorhergehen oder ihr unmittelbar nachfolgen.“ K. Marx, Kapital I.: 548.

„2. Verlängerung des Arbeitstags: Die notwendige Arbeitszeit sei 4 Stunden oder der Wert der Arbeitskraft 100 Euro, ebenso Mehrarbeit 4 Stunden und stellt sich in einem Wertprodukt von 200 Euro dar. Wird der Arbeitstag um 2 Stunden verlängert und bleibt der Preis der Arbeitskraft unverändert, so wächst mit der absoluten die relative Größe des Mehrwerts.

Obgleich die Wertgröße der Arbeitskraft absolut unverändert bleibt, fällt sie relativ. ...

Da das Wertprodukt, worin sich der Arbeitstag darstellt, mit seiner eignen Verlängerung wächst, können Preis der Arbeitskraft und Mehrwert gleichzeitig wachsen, sei es um einen gleichen oder ungleichen Zuwachs.“ K. Marx, Kapital I.: 549. (Das Wertprodukt des um zwei Stunden verlängerten Arbeitstages ist 250 Euro. Nur falls der Lohn um 25 Euro stiege, bliebe die Ausbeutungsrate dieselbe.)

„Bis zu einem gewissen Punkt kann der von Verlängerung des Arbeitstags untrennbare größere Verschleiß der Arbeitskraft durch größeren Ersatz kompensiert werden. Über diesen Punkt hinaus wächst der Verschleiß in geometrischer Progression und werden zugleich alle normalen Reproduktions- und Betätigungsbedingungen der Arbeitskraft zerstört.“ K. Marx, Kapital I.: 549

IV. Gleichzeitige Variation in Dauer, Produktivkraft und Intensität der Arbeit

Page 106: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

106

„Es ist hier offenbar eine große Anzahl Kombinationen möglich. Je zwei Faktoren können variieren und einer konstant bleiben, oder alle drei können gleichzeitig variieren. Sie können in gleichem oder ungleichem Grad variieren, in derselben oder entgegengesetzten Richtung, ihre Variationen sich daher teilweise oder ganz aufheben.

Indes ist die Analyse aller möglichen Fälle nach den unter I, II und III gegebenen Aufschlüssen leicht. Man findet das Resultat jeder möglichen Kombination, indem man der Reihe nach je einen Faktor als variabel und die andren zunächst als konstant behandelt.

Wir nehmen hier daher nur noch kurze Notiz von zwei wichtigen Fällen.

1. Abnehmende Produktivkraft der Arbeit mit gleichzeitiger Verlängerung des Arbeitstages: Wenn wir hier von abnehmender Produktivkraft der Arbeit sprechen, so handelt es sich von Arbeitszweigen, deren Produkte den Wert der Arbeitskraft bestimmen, also z.B. ... infolge zunehmender Unfruchtbarkeit des Bodens und entsprechender Verteuerung der Bodenprodukte.

(Beispiel: Arbeitstag 8 Std., Wertprodukt 200, wovon je 100 den Wert der Arbeitskraft und den Mehrwert darstellen. Durch Verteuerung der Lebensmittel steige der Wert der Arbeitskraft auf 125, die notwendige Arbeitszeit von 4 auf 5 Stunden. Der Mehrwert schrumpft bei gleicher Arbeitszeit auf 75.)

„2. Zunehmende Intensität und Produktivkraft der Arbeit mit gleichzeitiger Verkürzung des Arbeitstags:

Gesteigerte Produktivkraft der Arbeit und ihre wachsende Intensität wirken nach einer Seite hin gleichförmig. Beide vermehren die in jedem Zeitabschnitt erzielte Produktenmasse. Beide verkürzen also den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter zur Produktion seiner Lebensmittel oder ihres Äquivalents (einer ihnen gleichen Wertsumme) braucht.“

„Die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag auf die notwendige Arbeit zu beschränken. Jedoch würde letztre, unter sonst gleichbleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen. Einerseits weil die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebensansprüche größer. Andrerseits würde ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit zählen, nämlich die zur Erzielung eines gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds nötige Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 552.

„Intensität und Produktivkraft der Arbeit gegeben, ist der zur materiellen Produktion notwendige Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags um so kürzer, der für freie, geistige und gesellschaftlicher Betätigung der Individuen eroberte Zeitteil also um so größer, je gleichmäßiger die Arbeit unter alle werkfähigen Glieder der Gesellschaft verteilt ist, je weniger eine Gesellschaftsschicht die Naturnotwendigkeit der Arbeit von sich selbst ab- und einer andren Schicht zuwälzen kann. Die absolute Grenze für die Verkürzung des Arbeitstags ist nach dieser Seite hin die Allgemeinheit der Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine Klasse produziert durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I.: 552.

Kapital 1.: 553 - 556

Page 107: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

107

15. Kapitel: Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert.

Hatte Marx in den vorherigen Kapiteln den historischen Gang der kapitalistischen Entwicklung aufgezeigt, so stellt er jetzt theoretisch die Auswirkungen dar, die das auf die beiden Hauptklassen unserer Gesellschaft, Proletariat (= produktive Arbeiter) und Kapitalisten, haben muss. Da die Produktmenge eines Arbeitstages und das darin verkörperte Wertprodukt sich in verschiedene Richtungen entwickeln können, so auch die Menge der Produkte, die in den Konsum der Arbeiter eingehen, und der Wert der Ware Arbeitskraft, die sich in dieser Menge verkörpert. Die Produktmenge, die in den Konsum der Lohnarbeiter eingeht, bestimmt ihren Lebensstandard. Der Wert der Ware Arbeitskraft bestimmt die Ausbeutungsrate. Der Lebensstandard (= Konsummenge) der Arbeiter kann steigen, fallen oder gleich bleiben, wenn ihre Ausbeutung zunimmt, fällt oder gleich bleibt. Um das zu verstehen, muss man dieses 15. Kapitel verstanden haben.

1. Größe des Arbeitstages und Intensität der Arbeit konstant, Produktivität der Arbeit variabel.

Das war die Situation, die wir zum Beispiel in den 50er und 60er Jahren in Deutschland hatten: Die Arbeitszeit wurde nicht verändert, und die Produktivität stieg. Als Ergebnis konnte die Menge der Produkte zunehmen, die in den Konsum der Arbeiter einging, ohne dass damit der Wert der Ware Arbeitskraft stieg, weil die Arbeiter mit gleichem oder geringerem Kraftaufwand in gleicher Zeit eine größere Masse von Produkten produzierten. Ein Teil dieser zusätzlichen Produktmenge ging in den Konsum der Arbeiter ein. Diese zusätzliche Produktmenge repräsentierte aber weniger Wert, als die Arbeitskraft an Wert verloren hatte. Der Mehrwert der Kapitalisten und damit die Ausbeutung stieg. 2. Konstanter Arbeitstag, konstante Produktivität der Arbeit, Intensität der Arbeit steigt.

Das versuchen die Kapitalisten ständig: Statt mit einer Hand, soll man mit zwei Händen arbeiten. Während man eine Sache macht, soll man schon an die nächste Sache vorausdenken usw. Auch hier kann der Lohn für solche Maloche steigen, ohne dass man wirklich „mehr bezahlt“ bekommt, weil durch die intensivierte Arbeit nicht nur die hergestellte Produktmenge, sondern auch die produzierte Wertgröße steigt. Dieser Extrawert fällt ganz an das Kapital, soweit er nicht zum Teil als Lohnerhöhung an die Arbeiter zurückgegeben wird. 3. Produktivkraft und Intensität konstant, Arbeitstag variabel.

Z.B. Verkürzungen des Arbeitstages auf 35 Stunden. Marx kommentierte diese Konstellation:

Page 108: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

108

„Alle hergebrachten Redensarten wider die Verkürzung des Arbeitstags unterstellen, dass das Phänomen sich unter den hier vorausgesetzten Umständen ereignet, während in der Wirklichkeit umgekehrt Wechsel in der Produktivität und Intensität der Arbeit entweder der Verkürzung des Arbeitstags vorhergehen oder ihr unmittelbar nachfolgen.“ K. Marx, Kapital I.: 548.

16. Kapitel

Verschiedne Formeln für die Rate des Mehrwerts

„Man hat gesehen, dass die Rate des Mehrwerts sich darstellt in den Formeln:

I. ‚Mehrwert : variables Kapital (m : v)’ = ‚Mehrwert : Wert der Arbeitskraft’ = ‚Mehrarbeit : notwendige Arbeit’.

Die zwei ersten Formeln stellen als Verhältnis von Werten dar, was die dritte als Verhältnis der Zeiten darstellt, worin diese Werte produziert werden.

Diese einander ersetzenden Formeln sind begrifflich streng. Man findet sie daher wohl der Sache nach, aber nicht bewusst ausgearbeitet in der klassischen politischen Ökonomie. Hier begegnen wir dagegen den folgenden abgeleiteten Formeln:

II. ‚Mehrarbeit : Arbeitstag’ = ‚Mehrwert : Produktenwert’ = ‚Mehrprodukt : Gesamtprodukt’.

Eine und dieselbe Proportion ist hier abwechselnd ausgedrückt in der Form der Arbeitszeiten, der Werte, worin sie sich verkörpern, der Produkte, worin diese Werte existieren. ...

In allen diesen Formeln ist der wirkliche Ausbeutungsgrad der Arbeit oder die Rate des Mehrwerts falsch ausgedrückt.“ K. Marx, Kapital I.: 553.

„Der Arbeitstag sei 8 Stunden. Mit den anderen Annahmen unseres früheren Beispiels stellt sich in diesem Fall der wirkliche Ausbeutungsgrad der Arbeit dar in den Proportionen:

‚4 Stunden Mehrarbeit : 4 Stunden notwendige Arbeit’ = ‚Mehrwert von 100 Euro : variables Kapital von 100 Euro’ = 1 : 1 = 100 %.

Nach den Formeln von II erhalten wir dagegen:

‚4 Stunden Mehrarbeit : Arbeitstag von 8 Stunden’ = ‚Mehrwert von 100 Euro : Wertprodukt von 200 Euro’ = 1 : 2 = 50%.“ K. Marx, Kapital I.: 553.

„Die Darstellung von Mehrwert und Wert der Arbeitskraft als Bruchteilen des Wertprodukts - eine Darstellungsweise, die übrigens aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst erwächst und deren Bedeutung sich später erschließen wird - versteckt den spezifischen Charakter des Kapitalverhältnisses, nämlich den Austausch des variablen Kapitals mit der lebendigen Arbeitskraft und den entsprechenden Ausschluss des Arbeiters vom Produkt. An die Stelle tritt der falsche Schein eines Assoziationsverhältnisses, worin Arbeiter und Kapitalist das Produkt nach dem Verhältnis seiner verschiedenen Bildungsfaktoren teilen.“ K. Marx, Kapital I.: 553.

Page 109: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

109

Anm. 19: „Da alle entwickelten Formen des kapitalistischen Produktionsprozesses Formen der Kooperation sind, ist natürlich nichts leichter, als von ihrem spezifisch antagonistischen Charakter zu abstrahieren und sie so in freie Assoziationsformen umzudichten... “ K. Marx, Kapital I.: 555.

„Übrigens sind die Formeln II stets in die Formeln I rückverwandelbar.“ K. Marx, Kapital I.: 555.

„Eine dritte Formel, die ich gelegentlich schon vorweg genommen habe, ist:

III. ‚Mehrwert : Wert der Arbeitskraft’ = ‚Mehrarbeit : notwendige Arbeit’ = ‚unbezahlte Arbeit : bezahlte Arbeit’. ...

Unbezahlte Arbeit : bezahlte Arbeit ist nur ein populärer Ausdruck für ‚Mehrarbeit : notwendiger Arbeit’.“ K. Marx, Kapital I.: 556.

„In der Periode der Mehrarbeit ... bildet die Nutznießung der Arbeitskraft Wert für den Kapitalisten, ohne ihm einen Wertersatz zu kosten. Er hat diese Flüssigmachung der Arbeitskraft umsonst. In diesem Sinn kann die Mehrarbeit unbezahlte Arbeit heißen. Das Kapital ist also nicht nur Kommando über Arbeit, wie A. Smith sagt. Es ist wesentlich Kommando über unbezahlte Arbeit.

Aller Mehrwert in welcher besonderen Gestalt von Profit, Zins, Rente usw. er sich später kristallisiere, ist seiner Substanz nach Verkörperung unbezahlter Arbeitszeit. Das Geheimnis von der Selbstverwertung des Kapitals löst sich auf in seine Verfügung über ein bestimmtes Quantum unbezahlter fremder Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 556.

Der Arbeitslohn

Kapital 1.: 557- 564

16. Kapitel: Verschiedene Formeln für die Rate des Mehrwerts.

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Weisen, den Ausbeutungsgrad oder die Rate des Mehrwerts darzustellen: Entweder als zwei alternative Seiten eines Widerspruchs, die sich antagonistisch gegenüberstehen, oder als Anteil eines gemeinsamen „Kuchens“. In der ersten Form stehen sich notwendige Arbeit und Mehrarbeit als mathematischer Bruch direkt gegenüber als m : v. In der zweiten Form wird nur eine Seite des Widerspruchs sichtbar, die andere wird verdeckt. Also zum Beispiel: ‚Mehrwert : Gesamtwert’ - dann verschwindet der Wert der Arbeitskraft oder ‚variables Kapital : Gesamtwert’ - dann verschwindet der Mehrwert.

„Die Darstellung von Mehrwert und Wert der Arbeitskraft als Bruchteil des Wertprodukts ... versteckt den spezifischen Charakter des Kapitalverhältnisses, nämlich den ... Ausschluss des Arbeiters vom Produkt.“ K. Marx, Kapital I.: 555.

Page 110: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

110

VI. Abschnitt

Der Arbeitslohn

17. Kapitel

Verwandlung von Wert bzw. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn

„Auf der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft erscheint der Lohn des Arbeiters als Preis der Arbeit, ein bestimmtes Quantum Geld, das für ein bestimmtes Quantum Arbeit gezahlt wird... Aber was ist der Wert einer Ware? Gegenständliche Form der in ihrer Produktion verausgabten gesellschaftlichen Arbeit. Und wodurch messen wir die Größe ihres Werts? Durch die Größe der in ihr enthaltenen Arbeit. Wodurch wäre also der Wert z.B. eines achtstündigen Arbeitstages bestimmt? Durch die in einem Arbeitstag von 8 Stunden enthaltenen 8 Arbeitsstunden, was offenbar Unsinn ist.“ K. Marx, Kapital I.: 557.

„Der Arbeitstag von 8 Stunden stellt sich z. B. in einem Geldwert von 200 Euro dar. Entweder werden Äquivalente ausgetauscht, und dann erhält der Arbeiter für achtstündige Arbeit 200 Euro. Der Preis seiner Arbeit wäre gleich dem Preis seines Produkts. In diesem Fall produzierte er keinen Mehrwert für den Käufer seiner Arbeit... die Grundlage der kapitalistischen Produktion verschwände, aber grade auf dieser Grundlage verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit Lohnarbeit. Oder er erhält für 8 Stunden Arbeit weniger als 200 Euro, d. h. weniger als 8 Stunden Arbeit. Acht Stunden Arbeit tauschen sich aus gegen 6, 4 usw. Stunden Arbeit. Diese Gleichsetzung ungleicher Größen hebt ... die Wertbestimmung auf.“ K. Marx, Kapital I.: 558.

„Was dem Geldbesitzer auf dem Warenmarkt direkt gegenüber tritt, ist in der Tat nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter. Was letzterer verkauft, ist seine Arbeitskraft. Sobald seine Arbeit wirklich beginnt, hat sie bereits aufgehört, ihm zu gehören, kann also nicht mehr von ihm verkauft werden.“ K. Marx, Kapital I.: 559. Was die politische Ökonomie „Wert der Arbeit ... nennt, ist in der Tat der Wert der Arbeitskraft, die in der Persönlichkeit des Arbeiters existiert und von ihrer Funktion, der Arbeit, ebenso verschieden ist wie eine Maschine von ihren Operationen.“ K. Marx, Kapital I.: 561. „Im Ausdruck ‚Wert der Arbeit‘ ist der Wertbegriff nicht nur völlig ausgelöscht, sondern in sein Gegenteil verkehrt. Es ist ein imaginärer Ausdruck, wie etwa Wert der Erde. Diese imaginären Ausdrücke entspringen jedoch aus den Produktionsverhältnissen selbst. Sie sind Kategorien für Erscheinungsformen wesentlicher Verhältnisse. Dass in der Erscheinung die Dinge sich oft verkehrt darstellen, ist ziemlich in allen Wissenschaften bekannt, außer in der politischen Ökonomie.“ K. Marx, Kapital I.: 559.

„Sehen wir zunächst, wie Wert und Preise der Arbeitskraft sich in ihrer verwandelten Form als Arbeitslohn darstellen. Man weiß, dass der Tageswert der Arbeitskraft berechnet ist auf eine gewisse Lebensdauer des Arbeiters, welcher eine gewisse Länge des Arbeitstages entspricht. Nimm an, der gewohnheitsmäßige Arbeitstag betrage 8 Stunden und der Tageswert der Arbeitskraft sei 100 Euro, der Geldausdruck eines Werts, worin sich 4 Arbeitsstunden darstellen. Erhält der Arbeiter 100 Euro, so erhält er den Wert seiner während 8 Stunden funktionierenden Arbeitskraft. ...

Page 111: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

111

Da der ‚Wert der Arbeit’ nur ein irrationaler Ausdruck für den ‚Wert der Arbeitskraft’ ist, ergibt sich von selbst, dass der Wert der Arbeit stets kleiner sein muss als ihr Wertprodukt, denn der Kapitalist lässt die Arbeitskraft stets länger funktionieren, als zur Reproduktion ihres eigenen Werts nötig ist. Im obigen Beispiel ist der Wert der während 8 Stunden funktionierenden Arbeitskraft 100 Euro, ein Wert, zu dessen Reproduktion sie 4 Stunden braucht. Ihr Wertprodukt ist dagegen 200 Euro, weil sie in der Tat während 8 Stunden funktioniert, und ihr Wertprodukt nicht von ihrem eigenen Werte, sondern von der Zeitdauer ihrer Funktion abhängt.“ K. Marx, Kapital I.: 561.

Man sieht ... : Der Wert der 100 Euro, worin sich der bezahlte Teil des Arbeitstages, d.h. vierstündige Arbeit darstellt, erscheint als Wert oder Preis des Gesamtarbeitstages von 8 Stunden, welcher 4 unbezahlte Stunden enthält.“ K. Marx, Kapital I.: 562.

„Die Form des Arbeitslohns löscht also jede Spur der Teilung des Arbeitstags in notwendige Arbeit und Mehrarbeit, in bezahlte und unbezahlte Arbeit aus. Alle Arbeit erscheint als bezahlte Arbeit. Bei der Fronarbeit unterscheiden sich räumlich und zeitlich, handgreiflich sinnlich, die Arbeit des Fronbauern für sich selbst und seine Zwangsarbeit für den Grundherrn. Bei der Sklavenarbeit erscheint selbst der Teil des Arbeitstags, worin der Sklave nur den Wert seiner eignen Lebensmittel ersetzt, den er in der Tat also für sich selbst arbeitet, als Arbeit für seinen Meister. Alle seine Arbeit erscheint als unbezahlte Arbeit. Bei der Lohnarbeit erscheint umgekehrt selbst die Mehrarbeit oder unbezahlte Arbeit als bezahlt. Dort verbirgt das Eigentumsverhältnis das Fürsichselbstarbeiten des Sklaven, hier das Geldverhältnis das Umsonstarbeiten des Lohnarbeiters... Auf dieser Erscheinungsform, die das wirkliche Verhältnis unsichtbar macht und grade sein Gegenteil zeigt, beruhen alle Rechtsvorstellungen des Arbeiters wie des Kapitalisten, alle Selbsttäuschungen der kapitalistischen Produktionsweise, alle ihre Freiheitsillusionen, alle beschönigenden Flausen der Vulgärökonomie.“ K. Marx, Kapital I.: 562.

„Stellen wir uns auf den Standpunkt des Arbeiters, der für achtstündige Arbeit z.B. ... 100 Euro erhält, so ist für ihn in der Tat seine achtstündige Arbeit das Kaufmittel der 100 Euro. K. Marx, Kapital I.: 563.

(Der Lohnarbeiter wird „für acht Stunden“ bezahlt, also scheint es sich bei allen acht Stunden um „bezahlte Arbeit“ zu handeln. Man kann aber die Teilung der Arbeitszeit in notwendige Arbeit und Mehrarbeit ebenso als Teilung jeder Stunde, jeder Minute oder jeder Sekunde ansehen: Dann arbeitet der Arbeiter in jeder Stunde, Minute oder Sekunde teils für seine Reproduktion, teils für den Mehrwert des Kapitalisten. wb)

„Nehmen wir andrerseits den Kapitalisten... Er sucht alle Ware möglichst billig zu kaufen und erklärt sich überall seinen Profit aus der einfachen Prellerei, dem Kauf unter und dem Verkauf über dem Wert. Er kommt daher nicht zur Einsicht, dass, wenn so ein Ding wie Wert der Arbeit wirklich existierte, und er diesen Wert wirklich zahlte, kein Kapital existieren, sein Geld sich nicht in Kapital verwandeln würde.“ K. Marx, Kapital I.: 564.

„Zudem zeigt die wirkliche Bewegung des Arbeitslohns Phänomene, die zu beweisen scheinen, dass nicht der Wert der Arbeitskraft bezahlt wird, sondern der Wert ihrer Funktion, der Arbeit selbst.

Page 112: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

112

Diese Phänomene können wir auf zwei große Klassen zurückführen. Erstens: Wechsel des Arbeitslohns mit wechselnder Länge des Arbeitstags... Zweitens: Der individuelle Unterschied in den Arbeitslöhnen verschiedner Arbeiter, welche dieselbe Funktion verrichten.“ K. Marx, Kapital I.: 564.

Dazu in den folgenden Kapiteln: 18. Kapitel: Zeitlohn und 19. Kapitel: Stücklohn.

Kapital 1.: 565-588

17. Kapitel: Verwandlung von Wert bzw. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn. Der Kapitalist wendet die Arbeitskraft einen ganzen Arbeitstag an und er bezahlt für diese ganztägige Verwendung. Zahlt er also den vollen Gegenwert dessen, was ihn die Verwendung der Arbeitskraft einbringt? Wenn das so wäre, dann würde sich das für ihn nicht lohnen. Der Arbeiter bekäme das gesamte Wertprodukt. Trotzdem wird der Arbeiter nicht vom Kapitalisten betrogen. Der Kapitalist bezahlt eben nicht für das Arbeitsprodukt des Arbeiters, sondern nur für den Lebensunterhalt des Arbeiters. Die Kosten für den Lebensunterhalt des Arbeiters sind immer geringer als das Wertprodukt seiner Arbeit. Anders ausgedrückt: Die Lohnarbeiter schaffen (in aller Regel) ein größeres Wertprodukt als sie für ihren Lebensunterhalt benötigen. Dieser Überschuss über die notwendige Arbeitszeit fällt als Mehrwert an den Kapitalisten. Diese Tatsache ist aber durch die Form der Lohnzahlung verdeckt. Die Lohnarbeiter bekommen „für den ganzen Arbeitstag“ Lohn. Daraus zieht sich leicht der falsche Schluss, dass alle Arbeit des Arbeiters bezahlte Arbeit sei. Dieser falsche Schein wird noch verstärkt durch die Formen des Arbeitslohnes: dass der Lohn mit der Länge der Arbeitszeit wechselt (Zeitlohn), und dass verschiedene Arbeiter für unterschiedliche Arbeitsleistung unterschiedlichen Lohn bekommen (Akkord-, und Prämienlohn).

18. Kapitel Der Zeitlohn

„Der Arbeitslohn nimmt selbst wieder sehr mannigfaltige Formen an ... Die zwei herrschenden Grundformen (sind) hier kurz zu entwickeln.“ K. Marx, Kapital I.: 565.

„Der Verkauf der Arbeitskraft findet... stets für bestimmte Zeitperioden statt. Die verwandelte Form, worin der Tageswert, Wochenwert usw. der Arbeitskraft sich unmittelbar darstellt, ist daher die des ‚Zeitlohns“, also Tageslohn usw. Es ist nun zunächst zu bemerken, dass die im fünfzehnten Kapitel (Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert) dargestellten Gesetze über den Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert sich durch einfache Formveränderung in Gesetze des Arbeitslohns verwandeln. Ebenso erscheint der Unterschied zwischen dem Tauschwert der Arbeitskraft und der Masse der Lebensmittel, worin sich dieser Wert umsetzt, jetzt als Unterschied von nominellem und reellem Arbeitslohn. Es wäre nutzlos, in der Erscheinungsform zu wiederholen, was in der wesentlichen Form bereits entwickelt. Wir beschränken uns daher auf wenige, den Zeitlohn charakterisierende Punkte.“ K. Marx, Kapital I.: 656.

Page 113: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

113

„Die Maßeinheit des Zeitlohns, der Preis der Arbeitsstunde, ist der Quotient des Tageswerts der Arbeitskraft, dividiert durch die Stundenzahl des gewohnheitsmäßigen Arbeitstags.“ K. Marx, Kapital I.: 567.

„Die Geldsumme, die der Arbeiter für seine Tagesarbeit, Wochenarbeit usw. erhält, bildet den Betrag seines nominellen ... Arbeitslohns. Es ist aber klar, dass je nach der Länge des Arbeitstags, also je nach der täglich von ihm gelieferten Quantität Arbeit, derselbe Tageslohn, Wochenlohn usw. einen sehr verschiedenen Preis der Arbeit, d. h. sehr verschiedene Geldsummen für dasselbe Quantum Arbeit darstellen kann.“ K. Marx, Kapital I.: 565

„Ist z.B. der Tageswert der Arbeitskraft 100 Euro, das Wertprodukt von 4 Arbeitsstunden und ist der Arbeitstag achtstündig, so ist der Preis einer Arbeitsstunde 12,50 Euro. Der so gefundene Preis der Arbeitsstunde dient als Einheitsmaß für den Preis der Arbeit. Es folgt daher, dass der Taglohn, Wochenlohn usw. derselbe bleiben kann, obgleich der Preis der Arbeit fortwährend sinkt. War z. B. der gewohnheitsmäßige Arbeitstag 8 Stunden und der Tageswert der Arbeitskraft 100 Euro, so betrug der Preis der Arbeitsstunde 12,50 Euro. Er sinkt auf 11,11 Euro, sobald der Arbeitstag zu 9 Stunden, und auf 10 Euro, sobald er zu 10 Stunden steigt.“ K. Marx, Kapital I.: 566.

„Die Bestimmung des Arbeitspreises durch ‚Tageswert der Arbeitskraft : Arbeit von gegebener Stundenzahl“ ergibt, dass bloße Verlängerung des Arbeitstages den Arbeitspreis senkt, wenn keine Kompensation eintritt.“ K. Marx, Kapital I.: 571 „Es gibt also von der Schmälerung des nominellen Tages- oder Wochenlohnes unabhängige Methoden zur Herabsetzung des Preises der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 567.

„Bei längerer Beschäftigung und größerer Anstrengung können die Arbeitslöhne beträchtlich anwachsen, während der Preis der Arbeit derselbe bleiben kann.“ K. Marx, Kapital I.: 566, Anm. 32. Beispiel: Tageslohn = 100 Euro für 8 Std. Steigt der Lohn auf 125 Euro für 10 Std., dann bleibt der „Preis der Arbeit“ derselbe.

Überstundenzuschläge bei niedrigem Lohnniveau führen dazu „... dass der niedrige Preis der Arbeit während der sog. Normalzeit dem Arbeiter die besser bezahlte Überzeit aufzwingt, will er überhaupt einen genügenden Arbeitslohn herausschlagen. Gesetzliche Beschränkung des Arbeitstags macht diesem Vergnügen ein Ende.“ K. Marx, Kapital I.: 569.

„Es ist allgemein bekannte Tatsache, dass, je länger der Arbeitstag in einem Industriezweig, um so niedriger der Arbeitslohn... Die Niedrigkeit des Arbeitspreises wirkt hier als Sporn zur Verlängerung der Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I.: 570.

19. Kapitel

Der Stücklohn

„Der Stücklohn ist nichts als verwandelte Form des Zeitlohns, wie der Zeitlohn die verwandelte Form des Wertes oder Preises der Arbeitskraft ist.“ K. Marx, Kapital I.: 574. „Es handelt sich nicht darum, den Wert des Stücks durch die in ihm verkörperte Arbeitszeit zu

Page 114: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

114

messen, sondern umgekehrt die vom Arbeiter verausgabte Arbeit durch die Zahl der von ihm produzierten Stücke. Beim Zeitlohn misst sich die Arbeit an ihrer unmittelbaren Zeitdauer, beim Stücklohn am Produktenquantum, worin Arbeit während bestimmter Zeitdauer verdichtet... Der Stücklohn ist also nur eine modifizierte Form des Zeitlohns.“ K. Marx, Kapital I.: 576.

„Betrachten wir nun etwas näher die charakteristischen Eigentümlichkeiten des Stücklohns.

Die Qualität der Arbeit ist hier durch das Werk selbst kontrolliert, das die durchschnittliche Güte besitzen muss... Der Stücklohn wird nach dieser Seite hin zu fruchtbarster Quelle von Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei. Er bietet den Kapitalisten ein ganz bestimmtes Maß für die Intensität der Arbeit. Nur Arbeitszeit, die sich in einem vorher bestimmten und erfahrungsmäßig festgesetzten Warenquantum verkörpert, gilt als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit und wird als solche bezahlt.“ K. Marx, Kapital I.: 576. „Da Qualität und Intensität der Arbeit hier durch die Form des Arbeitslohns selbst kontrolliert werden, macht sie großen Teil der Arbeitsaufsicht überflüssig. ... Den Stücklohn gegeben, ist es natürlich das persönliche Interesse des Arbeiters, seine Arbeitskraft möglichst intensiv anzuspannen, was dem Kapitalisten eine Erhöhung des Normalgrads der Intensität erleichtert.“ K. Marx, Kapital I.: 577.

„Beim Zeitlohn herrscht mit wenigen Ausnahmen gleicher Arbeitslohn für dieselben Funktionen, während beim Stücklohn der Preis der Arbeitszeit zwar durch ein bestimmtes Produktquantum gemessen ist, der Tages- oder Wochenlohn dagegen wechselt mit der individuellen Verschiedenheit der Arbeiter, wovon der eine nur das Minimum des Produkts in einer gegebenen Zeit liefert, der andere den Durchschnitt, der dritte mehr als den Durchschnitt. In Bezug auf die wirkliche Einnahme treten hier also große Differenzen ein je nach dem verschiedenen Geschick, Kraft, Energie, Ausdauer usw. der individuellen Arbeiter. Dies ändert natürlich nichts an dem allgemeinen Verhältnis zwischen Kapital und Lohnarbeit. Erstens gleichen sich die individuellen Unterschiede für die Gesamtwerkstatt aus, so dass sie in einer bestimmten Arbeitszeit das Durchschnittsprodukt liefert und der gezahlte Gesamtlohn der Durchschnittslohn des Geschäftszweigs sein wird. Zweitens bleibt die Proportion zwischen Arbeitslohn und Mehrwert unverändert, da dem individuellen Lohn des einzelnen Arbeiters die von ihm individuell gelieferte Masse von Mehrwert entspricht.“ K. Marx, Kapital I.: 578-579. „Aber der größere Spielraum, den der Stücklohn der Individualität bietet, strebt einerseits dahin, die Individualität und damit Freiheitsgefühl, Selbständigkeit und Selbstkontrolle der Arbeiter zu entwickeln, andrerseits ihre Konkurrenz unter- und gegeneinander. Er hat daher die Tendenz, mit der Erhebung individueller Arbeitslöhne über das Durchschnittsniveau dies Niveau selbst zu senken.“ K. Marx, Kapital I.: 579.

„Aus der bisherigen Darstellung ergibt sich, dass der Stücklohn die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechendste Form des Arbeitslohns ist.“ K. Marx, Kapital I.: 580. „In den dem Fabrikgesetz unterworfenen Werkstätten wird Stücklohn allgemeine Regel, weil das Kapital dort den Arbeitstag nur noch intensiv ausweiten kann.“ K. Marx, Kapital I.: 581.

Stücklohn bei Revolutionen in der Technologie: „Mit der wechselnden Produktivität der Arbeit stellt dasselbe Produktenquantum wechselnde Arbeitszeiten dar. Also wechselt auch der Stücklohn, da er Preisausdruck einer bestimmten Arbeitszeit ist... In anderen Worten: Der Stücklohn wird in demselben Verhältnis heruntergesetzt, worin die Zahl der während derselben Zeit produzierten Stücke wächst, also die auf dasselbe Stück verwandte Arbeitszeit abnimmt.

Page 115: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

115

Dieser Wechsel des Stücklohns ... ruft beständige Kämpfe zwischen Kapitalist und Arbeiter hervor. Entweder, weil der Kapitalist den Vorwand benutzt, um wirklich den Preis der Arbeit herabzusetzen, oder weil die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit von gesteigerter Intensität derselben begleitet ist. Oder weil der Arbeiter den Schein des Stücklohns, als ob ihm sein Produkt gezahlt werde und nicht seine Arbeitskraft, ernst nimmt und sich daher gegen eine Lohnherabsetzung sträubt...„ K. Marx, Kapital I.: 581-582.

20. Kapitel

Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne

„Im fünfzehnten Kapitel (Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert) beschäftigten uns die mannigfachen Kombinationen, welche einen Wechsel in der absoluten oder relativen (d. h. mit dem Mehrwert verglichenen) Wertgröße der Arbeitskraft hervorbringen kann, während andererseits wieder das Quantum von Lebensmitteln, worin der Preis der Arbeitskraft realisiert wird, von dem Wechsel dieses Preises unabhängige oder verschiedene Bewegungen durchlaufen konnte.

Was innerhalb dieser Bewegung als wechselnde Kombination auftritt, kann für verschiedene Länder als gleichzeitige Verschiedenheit nationaler Arbeitslöhne erscheinen. Beim Vergleich nationaler Arbeitslöhne sind also alle den Wechsel in der Wertgröße der Arbeitskraft bestimmende Momente zu erwägen, Preis und Umfang der natürlichen und historisch entwickelten ersten Lebensbedürfnisse, Erziehungskosten des Arbeiters, Rolle der Weiber- und Kinderarbeit, Produktivität der Arbeit, ihre extensive und intensive Größe.“ K. Marx, Kapital I.: 583.

„Die mittlere Intensität der Arbeit wechselt von Land zu Land; sie ist hier größer, dort kleiner. Diese nationalen Durchschnitte bilden also eine Stufenleiter, deren Maßeinheit der Durchschnittseinheit der universellen Arbeit ist. Verglichen mit der weniger intensiven, produziert also die intensivere nationale Arbeit in gleicher Zeit mehr Wert, der sich in mehr Geld ausdrückt.“ K. Marx, Kapital I.: 584.

“Noch mehr aber wird das Wertgesetz in seiner internationalen Anwendung dadurch modifiziert, dass auf dem Weltmarkt die produktivere nationale Arbeit ebenfalls als intensivere zählt, sooft die produktivere Nation nicht durch die Konkurrenz gezwungen wird, den Verkaufspreis ihrer Ware auf ihren Wert zu senken.“ K. Marx, Kapital I.: 584.

„Im Maß wie in einem Lande die kapitalistische Produktion entwickelt ist, im selben Maß erheben sich dort auch die nationale Intensität und Produktivität der Arbeit über das internationale Niveau

Die verschiedenen Warenquanta derselben Art, die in verschiedenen Ländern in gleicher Arbeitszeit produziert werden, haben also ungleiche internationale Werte, die sich in verschiedenen Preisen ausdrücken.... Der relative Wert des Geldes wird also kleiner sein bei der Nation mit entwickelterer kapitalistischer Produktionsweise als bei der mit weniger entwickelter. Folgt also, dass der nominelle Arbeitslohn .... ebenfalls höher sein wird bei der ersten Nation als bei der zweiten, was keineswegs besagt, dass dies auch für den wirklichen Lohn gilt, d.h. für die dem Arbeiter zur Verfügung gestellten Lebensmittel.“ K. Marx, Kapital I.: 584.

Page 116: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

116

„Aber auch abgesehen von dieser relativen Verschiedenheit des Geldwertes in verschiedenen Ländern wird man häufig finden, dass der Tages-, Wochen, etc. Lohn bei der ersten (produktiveren) Nation höher ist als bei der zweiten (rückständigen), während der relative Arbeitspreis, d.h. der Arbeitspreis im Verhältnis sowohl zum Mehrwert wie zum Wert des Produkts bei der zweiten (rückständigen) Nation höher steht als bei der ersteren.“ K. Marx, Kapital I.: 584.

(„Der Arbeitspreis im Verhältnis zum Wert des Produkts“ entspricht ungefähr der heutigen Berechnung der Lohnstückkosten. Produktivere Länder haben vielleicht ein absolut ein höheres Lohnniveau, das aber relativ zum Wert des Produkts niedriger liegen kann als in weniger entwickelten Ländern. Die Ausbeutungsrate ist dann im entwickelteren Land höher. Anders ausgedrückt: Die Löhne in weniger entwickelten Ländern können relativ zu den kapitalistischen Metropolen sehr niedrig sein, aber relativ zu Arbeitsproduktivität und der Mehrwertproduktion in dem rückständigen Land können sie höher stehen. In dem rückständigen Land produziert dann jeder Arbeiter weniger Mehrwert als ein Arbeiter in dem entwickelten Land.)

„Der Arbeitslohn ... ist nach einer Seite hin durch ein Naturgesetz reguliert; seine Minimalgrenze ist gegeben durch das physische Minimum von Lebensmitteln, das der Arbeiter beziehen muss, um seine Arbeitskraft zu erhalten und zu reproduzieren; also durch ein bestimmtes Quantum Waren. Der Wert dieser Waren ist bestimmt durch die Arbeitszeit, die ihre Reproduktion erheischt.... Sind z.B. seine durchschnittlichen täglichen Lebensmittel dem Wert nach = 4 Stunden Durchschnittsarbeit, so muss er durchschnittlich 4 Stunden seiner Tagesarbeit für sich selbst arbeiten. Der wirkliche Wert seiner Arbeitskraft weicht von diesem physischen Minimum ab; er ist verschieden je nach dem Klima und dem Stand der gesellschaftlichen Entwicklung; er hängt ab nicht nur von den physischen, sondern auch von den historisch entwickelten gesellschaftlichen Bedürfnissen, die zur zweiten Natur werden. Aber in jedem Land zu einer gegebenen Periode ist dieser regulierende durchschnittliche Arbeitslohn eine gegebene Größe.“ K. Marx, Kapital III. : 866.

Der Akkumulationsprozess des Kapitals

Kapital 1.589-604

18. Kapitel: Der Zeitlohn.

Der Zeitlohn bezahlt zwar nur die Unterhaltskosten der Arbeitskraft, wird aber nicht nach diesen Unterhaltskosten berechnet, sondern nach Zeitdauer und Intensität der Anwendung der Arbeitskraft. Der wirkliche Zeitlohn kann also steigen oder fallen, wenn der nominelle Lohn gleich bleibt, aber sich die Arbeitsdauer oder die Arbeitsintensität ändern. 100 Euro für 9 Stunden Arbeit sind weniger Lohn als 100 Euro für 8 Stunden Arbeit. 100 Euro für 7 Stunden Arbeit sind mehr Lohn als 100 Euro für 8 Stunden Arbeit. Dass die Arbeiter sich trotzdem bei Arbeitszeitverkürzungen gegen nominelle

Page 117: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

117

Lohnsenkungen wehren, beweist, dass alle Illusionen über das Lohnsystem immer wieder durch die Tatsache beiseite geschoben werden, dass der Lohn nicht einfach nur „Bezahlung für eine Dienstleistung“, sondern gleichzeitig die Existenzgrundlage für die Arbeiter ist.

19. Stücklohn.

Der Stücklohn ist nichts als die verwandelte Form des Zeitlohns. Der Zeitlohn wird entsprechend der Arbeitsdauer gezahlt, der Stücklohn entsprechend der Arbeitsleistung. Der Berechnung des Stücklohns liegt ebenfalls eine durchschnittliche Arbeitsdauer und Arbeitsintensität zu Grunde. Der Stücklohn oder Prämienlohn gibt dem einzelnen Arbeiter und seinen Fähigkeiten größeren Spielraum. Er erscheint daher als gerechter. Gleichzeitig senkt er die Aufsichtskosten für den Kapitalisten und schürt die Konkurrenz unter den Arbeitern.. Der Stücklohn ist „die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechendste Form des Arbeitslohns“.

20. Kapitel: Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne.

Dieselben Gesetze, die in Kapitel 15 über den Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert erläutert wurden, machen auch die Verschiedenheiten der nominellen und realen Lohnhöhen in verschiedenen Ländern aus.

Je nach Produktivität und Intensität fällt oder steigt der Geldlohn bzw. die Konsummenge des Arbeiters. Rückständigere Nationen zahlen eventuell absolut niedrige aber trotzdem relativ höhere Löhne im Vergleich zum Wertprodukt als entwickelte kapitalistische Länder.

Anders ausgedrückt: Bei niedriger Produktivität in einem Land der Dritten Welt kann das Lohnniveau deutlich niedriger liegen als in kapitalistischen Metropolen, trotzdem ist die Ausbeutungsrate und damit die Mehrwertproduktion pro Arbeiter geringer dort.

Durch den Kapitalexport versuchen die Kapitalisten ja möglichst moderne und produktive Technologien im Ausland anzuwenden und dennoch die dort üblichen niedrigen Löhne zu zahlen. Nur dann ist die Mehrwertproduktion dort höher.

VII. Abschnitt

Der Akkumulationsprozess des Kapitals

„Die Verwandlung einer Geldsumme in Produktionsmittel und Arbeitskraft ist die erste Bewegung, die das Wertquantum durchmacht, das als Kapital fungieren soll. ... Die zweite Phase der Bewegung, der Produktionsprozess, ist abgeschlossen, sobald die Produktionsmittel verwandelt sind in Ware, deren Wert den Wert ihrer Bestandteile übertrifft, also das ursprünglich vorgeschossene Kapital plus einen Mehrwert enthält.

Page 118: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

118

Diese Waren müssen alsdann wiederum in die Sphäre der Zirkulation geworfen werden. Es gilt sie zu verkaufen, ihren Wert in Geld zu realisieren, dies Geld aufs neue in Kapital zu verwandeln, und so stets von neuem. Dieser ... Kreislauf bildet die Zirkulation des Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 589.

„Im folgenden wird vorausgesetzt, dass das Kapital seinen Zirkulationsprozess in normaler Weise durchläuft. Die nähere Analyse dieses Prozesses gehört ins Zweite Buch.“ K. Marx, Kapital I.: 589. (Dort wird sich zeigen, dass dieser Zirkulationsprozess des Kapitals voller Tücken und Fallen steckt. wb)

„Der Kapitalist, der den Mehrwert produziert, d. h. unbezahlte Arbeit unmittelbar aus den Arbeitern auspumpt und in Waren fixiert, ist zwar der erste Aneigner, aber keineswegs der letzte Eigentümer dieses Mehrwerts. Er hat ihn hinterher zu teilen mit Kapitalisten, die andre Funktionen im großen und ganzen der gesellschaftlichen Produktion vollziehen, mit dem Grundeigentümer usw. Der Mehrwert spaltet sich daher in verschiedne Teile. Seine Bruchstücke fallen verschiednen Kategorien von Personen zu und erhalten verschiedene, gegeneinander selbständige Formen, wie Profit, Zins, Handelsgewinn, Grundrente usw. Diese verwandelten Formen des Mehrwerts können erst im Dritten Buch behandelt werden.“ K. Marx, Kapital I.: 589.

(Durch diese Spaltungen des Mehrwerts wird einerseits die Produktion dieses Mehrwerts, also die Ausbeutung, immer stärker verborgen, andererseits bekommen Konflikte zwischen einzeln Kapitalgruppen den Anschein von „Ausbeutung“ - zum Beispiel als Ausbeutung des „schaffenden“ Unternehmers durch das „raffende“ Finanzkapital. Oder modern ausgedrückt: die Unterdrückung des „produktiven stock holder value“ durch den „unproduktiven share holder value“. wb)

„Wir unterstellen hier also einerseits, dass der Kapitalist, der die Ware produziert, sie zu ihrem Wert verkauft... Andrerseits gilt uns der kapitalistische Produzent als Eigentümer des ganzen Mehrwerts... Wir betrachten also zunächst die Akkumulation abstrakt, d.h. als bloßes Moment des unmittelbaren Produktionsprozesses. “ K. Marx, Kapital I.: 590.

21. Kapitel

Einfache Reproduktion

„Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprozesses, er muss kontinuierlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien durchlaufen. So wenig eine Gesellschaft aufhören kann zu konsumieren, so wenig kann sie aufhören zu produzieren. In einem stetigen Zusammenhang und dem beständigen Fluss seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftlicher Produktionsprozess daher zugleich Reproduktionsprozess (=Wiederherstellung des Ausgangszustandes).“ K. Marx, Kapital I.: 591.

Reproduktion der Produktionsmittel

„Die Bedingungen der Produktion sind zugleich die Bedingungen der Reproduktion. Keine Gesellschaft kann fortwährend produzieren, d.h. reproduzieren, ohne fortwährend einen Teil ihrer Produkte in Produktionsmittel oder Elemente der Neuproduktion rückzuverwandeln. Unter sonst gleichbleibenden Umständen kann sie ihren Reichtum nur auf derselben Stufenleiter reproduzieren oder erhalten, indem sie die, während des Jahres z.B. verbrauchten

Page 119: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

119

Produktionsmittel, d.h. Arbeitsmittel, Rohmateriale und Hilfsstoffe, in natura durch ein gleiches Quantum neuer Exemplare ersetzt, welches von der jährlichen Produktenmasse abgeschieden und von neuem dem Produktionsprozess einverleibt wird. Ein bestimmtes Quantum des jährlichen Produkts gehört also der Produktion.“ K. Marx, Kapital I.: 591.

Reproduktion der Arbeiter und der Kapitalisten

„Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion.“ K. Marx, Kapital I.: 591. „Der Produktionsprozess wird eingeleitet mit dem Kauf der Arbeitskraft für eine bestimmte Zeit... Gezahlt wird der Arbeiter aber erst, nachdem seine Arbeitskraft gewirkt und sowohl ihren eignen Wert als den Mehrwert in Waren realisiert hat ... Es ist ein Teil des vom Arbeiter selbst beständig reproduzierten Produkts, das ihm in der Form des Arbeitslohns beständig zurückfließt. Der Kapitalist zahlt ihm den Warenwert allerdings in Geld. Dies Geld ist aber nur die verwandelte Form des Arbeitsprodukts. Während der Arbeiter einen Teil des Produktionsmittels in Produkt verwandelt, rückverwandelt sich ein Teil seines früheren Produkts in Geld. Es ist seine Arbeit von voriger Woche oder vom letzten halben Jahre, womit seine Arbeit von heute oder vom nächsten halben Jahr gezahlt wird.“ K. Marx, Kapital I.: 592-593. „Die Illusion, welche die Geldform erzeugt, verschwindet sofort, sobald statt des einzelnen Kapitalisten und des einzelnen Arbeiters Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse betrachtet werden. Die Kapitalistenklasse gibt der Arbeiterklasse beständig in Geldform Anweisungen auf einen Teil des von der letzteren produzierten und von der ersteren angeeigneten Produkts. Diese Anweisungen gibt der Arbeiter der Kapitalistenklasse ebenso beständig zurück und entzieht ihr damit den ihm selbst zufallenden Teil. Die Warenform des Produkts und die Geldform der Ware verkleiden die Transaktion. Das variable Kapital ist also nur eine besondre historische Erscheinungsform des Fonds von Lebensmitteln oder des Arbeitsfonds, den der Arbeiter zu seiner Selbsterhaltung und Reproduktion bedarf und den er in allen Systemen der gesellschaftlichen Produktion stets selbst produzieren und reproduzieren muss.“ K. Marx, Kapital I.: 593.

„Einerseits verwandelt der Produktionsprozess fortwährend den stofflichen Reichtum in Kapital, in Verwertungs- und Genussmittel für den Kapitalisten. Andrerseits kommt der Arbeiter beständig aus dem Prozess heraus, wie er in ihn eintrat - persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen Reichtum für sich zu verwirklichen. ... Der Arbeiter selbst produziert daher beständig den objektiven Reichtum als Kapital, ihm fremde, ihn beherrschende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist produziert ebenso beständig die Arbeitskraft als subjektive, von ihren eignen Vergegenständlichungs- und Verwirklichungsmitteln getrennte, abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit des Arbeiters existierende Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter. Diese beständige Reproduktion oder Verewigung des Arbeiters ist die unerlässliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital I.: 595-596.

„Die Konsumtion des Arbeiters ist doppelter Art. In der Produktion selbst konsumiert er durch seine Arbeit Produktionsmittel und verwandelt sie in Produkte von höherem Wert als dem des vorgeschossnen Kapitals. Dies ist seine produktive Konsumtion. Sie ist gleichzeitig Konsumtion seiner Arbeitskraft durch den Kapitalisten, der sie gekauft hat. Andrerseits verwendet der Arbeiter das für den Kauf der Arbeitskraft gezahlte Geld in Lebensmittel: dies ist seine individuelle Konsumtion. Die produktive und die individuelle Konsumtion des Arbeiters sind also total verschieden. In der ersten handelt er als bewegende Kraft des Kapitals und gehört dem Kapitalisten; in der zweiten gehört er sich selbst und verrichtet Lebensfunktionen außerhalb des Produktionsprozesses. Das Resultat der einen ist das Leben des

Page 120: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

120

Kapitalisten, das der andern ist das Leben des Arbeiters selbst. Bei der Betrachtung des ‚Arbeitstags‘ usw. zeigte sich ..., dass der Arbeiter oft gezwungen ist, seine individuelle Konsumtion zu einem bloßen Zusatz des Produktionsprozesses zu machen. In diesem Fall setzt er sich Lebensmittel zu, um seine Arbeitskraft im Gang zu halten, wie der Dampfmaschine Kohle und Wasser, dem Rad Öl zugesetzt wird. Seine Konsumtionsmittel sind dann bloße Konsumtionsmittel eines Produktionsmittels, seine individuelle Konsumtion direkt produktive Konsumtion.“ K. Marx, Kapital I.: 596-597.

„Die Reproduktion der Arbeiterklasse schließt zugleich die Überlieferung und Häufung des Geschicks von einer Generation zur anderen ein.“ K. Marx, Kapital I.: 596-597.

„Wenn der Kapitalist einen Teil seines Kapitals in Arbeitskraft umsetzt, verwertet er damit sein Gesamtkapital. Er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Er profitiert nicht nur von dem, was er vom Arbeiter empfängt, sondern auch von dem, was er ihm gibt. Das im Austausch gegen Arbeitskraft veräußerte Kapital wird in Lebensmittel verwandelt, deren Konsumtion dazu dient, Muskel, Nerven, Knochen, Hirn vorhandner Arbeiter zu reproduzieren und neue Arbeiter zu zeugen. Innerhalb der Grenzen des absolut Notwendigen ist daher die individuelle Konsumtion der Arbeiterklasse Rückverwandlung der vom Kapital gegen Arbeitskraft veräußerten Lebensmittel in vom Kapital neu ausbeutbare Arbeitskraft. Sie ist Produktion und Reproduktion des dem Kapitalisten unentbehrlichsten Produktionsmittels, des Arbeiters selbst. Die individuelle Konsumtion des Arbeiters bleibt also ein Moment der Produktion und Reproduktion des Kapitals, ob sie innerhalb oder außerhalb der Werkstatt, Fabrik usw., innerhalb oder außerhalb des Arbeitsprozesses vorgeht, ganz wie die Reinigung der Maschine ein Moment der Produktion und Reproduktion des Kapitals bleibt, ob sie während des Arbeitsprozesses oder bestimmter Pausen desselben geschieht. Es tut nichts zur Sache, dass der Arbeiter seine individuelle Konsumtion sich selbst und nicht dem Kapitalisten zu lieb vollzieht. So bleibt der Konsum des Lastviehs nicht minder ein notwendiges Moment des Produktionsprozesses, weil das Vieh selbst genießt, was es frisst.“ K. Marx, Kapital I.: 597 „Daher betrachtet auch der Kapitalist und sein Ideologe, der politische Ökonom, nur den Teil der individuellen Konsumtion des Arbeiters als produktiv, der zur Verewigung der Arbeiterklasse nötig ist, also in der Tat verzehrt werden muss, damit das Kapital die Arbeitskraft verzehre; was der Arbeiter außerdem zu seinem Vergnügen verzehren mag, ist unproduktive Konsumtion.“ K. Marx, Kapital I.: 598.

„Würde die Akkumulation des Kapitals eine Erhöhung des Arbeitslohns und daher Vermehrung der Konsumtionsmittel des Arbeiters verursachen ohne Konsum von mehr Arbeitskraft durch das Kapital, so wäre das zuschüssige Kapital unproduktiv konsumiert. In der Tat: die individuelle Konsumtion des Arbeiters ist für ihn selbst unproduktiv, denn sie reproduziert nur das bedürftige Individuum; sie ist produktiv für den Kapitalisten und den Staat, denn sie ist Produktion der den fremden Reichtum produzierenden Kraft.“ K. Marx, Kapital I.: 598.

„Von gesellschaftlichem Standpunkt ist also die Arbeiterklasse, auch außerhalb des unmittelbaren Produktionsprozesses, ebenso sehr Zubehör des Kapitals als das tote Arbeitsinstrument... Der römische Sklave war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare Fäden an seinen Eigentümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und den rechtlichen Schein des Kontrakts aufrechterhalten. Früher machte das Kapital, wo es ihm nötig erschien, sein Eigentumsrecht auf den freien Arbeiter

Page 121: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

121

durch Zwangsgesetz geltend. So war z. B. die Emigration der Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei schwerer Strafe verboten.“ K. Marx, Kapital I.: 599.

(In der DDR und den anderen Ländern des Sowjetsystems wurde durch Ausreiseverbote und den Bau der Mauer demonstriert, dass die Arbeiter auch im Sowjetsystem nicht sich selber, sondern den Planungsbürokraten gehörten. wb)

„Der kapitalistische Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eignen Vorgang die Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeitsbedingungen. Er reproduziert und verewigt damit die Ausbeutungsbedingungen des Arbeiters. Er zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu bereichern. Es ist nicht mehr der Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt zurückschleudert und sein eigenes Produkt stets in das Kaufmittel des anderen verwandelt. In der Tat gehört der Arbeiter dem Kapital, bevor er sich dem Kapitalisten verkauft. Seine ökonomische Hörigkeit ist zugleich vermittelt und zugleich versteckt durch die periodische Erneuerung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lohnherrn und die Oszillation im Marktpreis der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 603.

„Der kapitalistische Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet oder als Reproduktionsprozess, produziert also nicht nur Ware, nicht nur Mehrwert, er produziert und reproduziert das Kapitalverhältnis selbst, auf der einen Seite den Kapitalisten, auf der andren den Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 604.

Kapital 1.:605-614

21. Kapitel: Einfache Reproduktion. Eine Gesellschaft erhält sich, indem sie kontinuierlich immer wieder das produziert, was sie für ihre Produktion und ihren Konsum benötigt. Ein Teil der Produktion muss also immer neu produzieren und ersetzen, was in der laufenden Produktion an Produktionsmitteln (Arbeitsmittel oder Maschinen, Rohmaterial und Hilfsstoffe sowie Energie) verbraucht wird. Ein anderer Teil der Produktion geht in die Erhaltung der Arbeiter, der Kapitalisten und der anderen gesellschaftlichen Klassen. Ein Teil dessen, was die Arbeiter produzieren sind also ihre eigenen Lebensmittel (Nahrung, Wohnung, Kleidung, Verkehrsmittel, Bildung, Vergnügen usw.). Die Arbeiter produzieren ihre eigenen Lebensmittel, die sie von den Kapitalisten wieder mit dem Lohn zurückkaufen, den sie von den Kapitalisten bekommen. Über diese Lebensmittelproduktion für den eigenen Bedarf hinaus produzieren die Arbeiter auch den Mehrwert. Der Mehrwert unterteilt sich in den Ersatz für die verbrauchten Produktionsmittel und in den Lebensunterhalt der Kapitalisten (und anderer unproduktiver Klassen). Am Ende eines jeden Produktionsprozesses ist der Anfangszustand wieder hergestellt: Die Kapitalisten haben ihre Produktionsmittel wieder erneuert, haben ihren Lebensunterhalt aus dem Mehrwert bestritten und haben das variable Kapital wieder in Händen, um erneut die Arbeitskraft zu kaufen, die den selben Prozess von vorne beginnt. Die Arbeiter dagegen haben gearbeitet und gelebt, haben aber am Ende des Prozesses

Page 122: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

122

ebenso wenig wie am Anfang eigene Produktionsmittel, so dass sie ihre Arbeitskraft wieder an die Produktionsmittelbesitzer verkaufen müssen.

„Der kapitalistische Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eignen Vorgang die Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeitsbedingungen. Er reproduziert und verewigt damit die Ausbeutungsbedingungen des Arbeiters. Er zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu bereichern. Es ist nicht mehr der Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt zurückschleudert und sein eigenes Produkt stets in das Kaufmittel des anderen verwandelt.“ K. Marx, Kapital I.: 603. „Der kapitalistische Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet oder als Reproduktionsprozess, produziert also nicht nur Ware, nicht nur Mehrwert, er produziert und reproduziert das Kapitalverhältnis selbst, auf der einen Seite den Kapitalisten, auf der andren den Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 604.

22. Kapitel

Verwandlung von Mehrwert in Kapital

1. Kapitalistischer Produktionsprozess auf erweiterter Stufenleiter. Umschlag der Eigentumsgesetze der Warenproduktion in Gesetze der kapitalistischen Aneignung.

„Früher hatten wir zu betrachten, wie der Mehrwert aus dem Kapital, jetzt wie das Kapital aus dem Mehrwert entspringt. Anwendung von Mehrwert als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital heißt Akkumulation des Kapitals. Betrachten wir diesen Vorgang zunächst vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten. Ein Spinnereikapitalist z.B. habe ein Kapital von 1000.000 Euro vorgeschossen, wovon vier Fünftel in Baumwolle, Maschinen etc. (800.000 c), das letzte Fünftel in Arbeitslohn (200.000 v) vorgeschossen ist. Er produziere jährlich 240.000 kg Garn zum Wert von 1,2 Millionen Euro. Bei einer Rate des Mehrwerts von 100 % steckt der Mehrwert im Mehrprodukt des Nettoprodukts von 40.000 kg Garn, einem Sechstel des Bruttoprodukts, zum Wert von 200.000 Euro, den der Verkauf realisieren wird. ... Man riecht und sieht diesem Gelde nicht an, dass es Mehrwert ist. Der Charakter eines Werts als Mehrwert zeigt, wie er zu seinem Eigner kam, ändert aber nichts an der Natur des Werts oder des Geldes.“ K. Marx, Kapital I.: 605.

(Also:

1. Kreislauf: 800.000 c + 200.000 v + 200.000 m = 1.200.000 G’)

2. Kreislauf: „Um die neu hinzugekommene Summe von 200.000 Euro in Kapital zu verwandeln, wird also der Spinnereikapitalist, alle andern Umstände gleichbleibend, vier Fünftel davon vorschießen im Ankauf von Baumwolle usw. (= 160.000) und ein Fünftel (=40.000) im Ankauf neuer Spinnarbeiter... Dann fungiert das neue Kapital von 200.000 Euro in der Spinnerei und bringt seinerseits einen Mehrwert von 40.000 Euro ein.“ K. Marx, Kapital I.: 605-606.

(2. Kreislauf: a) als besonderer Kreislauf des akkumulierten Mehrwerts: 160.000 c + 40.000 v + 40.000 m = 240.000 G‘‘.

Page 123: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

123

2. Kreislauf: b) als gemeinsamer Kreislauf von Anfangskapital plus verwertetem Kapital: 960.000 c + 240.000 v + 240.000 m = 1440.000 G‘‘)

„Konkret betrachtet löst sich die Akkumulation auf in Reproduktion des Kapitals auf progressiver Stufenleiter. Der Kreislauf der einfachen Reproduktion verändert sich und verwandelt sich ... in eine Spirale.“ K. Marx, Kapital I.: 607.

„Um zu akkumulieren, muss man einen Teil des Mehrprodukts in Kapital verwandeln. Aber, ohne Wunder zu tun, kann man nur solche Dinge in Kapital verwandeln, die im Arbeitsprozess verwendbar sind, d. h. Produktionsmittel, und des ferneren Dinge, von denen der Arbeiter sich erhalten kann, d. h. Lebensmittel. Folglich muss ein Teil der jährlichen Mehrarbeit verwandt worden sein zur Herstellung zusätzlicher Produktions- und Lebensmittel, im Überschuss über das Quantum, das zum Ersatz des vorgeschossenen Kapitals erforderlich war. Mit einem Wort: der Mehrwert ist nur deshalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehrprodukt, dessen Wert er ist, bereits die sachlichen Bestandteile eines neuen Kapitals enthält.“ K. Marx, Kapital I.: 606-607. Anm. 21a: „Es wird hier abstrahiert vom Ausfuhrhandel, vermittelst dessen eine Nation Luxusartikel in Produktions- oder Lebensmittel umsetzen kann und umgekehrt.“

„Um nun diese Bestandteile tatsächlich als Kapital fungieren zu lassen, bedarf die Kapitalistenklasse eines Zuschusses von Arbeit. Soll nicht die Ausbeutung der schon beschäftigten Arbeiter extensiv und intensiv wachsen, so müssen zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden.“ K. Marx, Kapital I.: 607.

Alle Zusatzinvestitionen (kapitalisierter Mehrwert) stammen aus unbezahlter Arbeit:

„Kehren wir jetzt zu unserem Beispiel zurück. ... Das ursprüngliche Kapital von 1000.000 Euro bringt einen Mehrwert von 200.000 Euro, der kapitalisiert wird. Das neue Kapital von 200.000 Euro bringt einen Mehrwert von 40.000 Euro; dieser, wiederum kapitalisiert, also in ein zweites zusätzliches Kapital verwandelt, bringt einen neuen Mehrwert von 8.000 Euro usw. Wir sehen hier ab von dem vom Kapitalisten verzehrten Teil des Mehrwerts. Ebenso wenig interessiert es uns für den Augenblick, ob die Zusatzkapitale zum ursprünglichen Kapital geschlagen oder von ihm zu selbständiger Verwendung getrennt werden; ... K. Marx, Kapital I.: 607.

„Das ursprüngliche Kapital bildete sich durch den Vorschuss von 100.000 Euro. Woher hat sie ihr Besitzer? Durch seine eigene Arbeit und die seiner Vorfahren! antworten uns einstimmig die Wortführer der politischen Ökonomie, und ihre Annahme scheint in der Tat die einzige, die zu den Gesetzen der Warenproduktion stimmt. Ganz anders verhält es sich mit dem Zusatzkapital von 200.000 Euro. Seinen Entstehungsprozess kennen wir ganz genau. Es ist kapitalisierter Mehrwert. Von Ursprung an enthält er nicht ein einziges Wertatom, das nicht aus unbezahlter fremder Arbeit herstammt.“ K. Marx, Kapital I.: 608.

„Die Voraussetzung der Akkumulation des ersten Zusatzkapitals von 200.000 Euro war eine vom Kapitalisten vorgeschossene, ihm kraft seiner ‚ursprünglichen Arbeit’ gehörige Wertsumme von 1000.000 Euro. Die Voraussetzung des zweiten Zusatzkapitals von 40.000 Euro dagegen ist nichts anderes als die vorhergegangene Akkumulation des ersten, der 200.000 Euro, dessen

Page 124: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

124

kapitalisierter Mehrwert es ist. Eigentum an vergangener unbezahlter Arbeit erscheint jetzt als die einzige Bedingung für gegenwärtige Aneignung lebendiger unbezahlter Arbeit in stets wachsendem Umfang. Je mehr der Kapitalist akkumuliert hat, desto mehr kann er akkumulieren.“ K. Marx, Kapital I.: 609.

„Insofern der Mehrwert, woraus Zusatzkapital Nr. 1 besteht, das Resultat des Ankaufs der Arbeitskraft durch einen Teil des Originalkapitals war, ein Kauf, der den Gesetzen des Warenaustausches entsprach...; sofern Zusatzkapital Nr. 2. ... bloß Resultat von Zusatzkapital Nr. 1, ..; sofern jede einzelne Transaktion fortwährend dem Gesetz des Warentausches entspricht, der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert, schlägt offenbar das auf Warenproduktion und Warenzirkulation beruhende Gesetz der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigene, innere, unvermeidliche Dialektik in sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von Äquivalenten, der als die ursprüngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, dass nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne Äquivalent angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens von seinem Produzenten, dem Arbeiter, nicht nur ersetzt, sondern mit neuem Mehrwert ersetzt werden muss. ... Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, dass der Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich unaufhörlich ohne Äquivalent (Wertgleiches) aneignet, stets wieder gegen größeres Quantum lebendiger fremder Arbeit umsetzt.“ K. Marx, Kapital I.: 609.

„Ursprünglich erschien uns das Eigentumsrecht gegründet auf eigne Arbeit. ... Eigentum erscheint jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit oder ihr Produkt anzueignen, auf Seite des Arbeiters als Unmöglichkeit, sich sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung von Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Identität ausging.“ K. Marx, Kapital I.: 609-610.

„Sosehr die kapitalistische Aneignungsweise also den ursprünglichen Gesetzen der Warenproduktion ins Gesicht zu schlagen scheint, so entspringt sie doch keineswegs aus der Verletzung, sondern im Gegenteil aus der Anwendung dieser Gesetze.“ K. Marx, Kapital I.: 610.

„Man sah, dass selbst bei einfacher Reproduktion alles vorgeschossne Kapital, wie immer ursprünglich erworben, sich in akkumuliertes Kapital oder kapitalisierten Mehrwert verwandelt. Aber im Strom der Produktion wird überhaupt alles ursprünglich vorgeschossne Kapital eine verschwindende Größe (ein Grenzwert, der gegen Null geht, im mathematischen Sinne), verglichen mit dem direkt akkumulierten Kapital... Die politische Ökonomie stellt das Kapital daher überhaupt dar als ‚akkumulierter Reichtum‘ (verwandelten Mehrwert oder Revenue) ‚der von neuem zur Produktion von Mehrwert verwandt wird, oder auch den Kapitalisten als ‚Besitzer des Mehrprodukts‘.“ K. Marx, Kapital I.: 613-614.

Kapital 1.: 614-625

„Sosehr die kapitalistische Aneignungsweise ... den ursprünglichen Gesetzen der Warenproduktion ins Gesicht zu schlagen scheint, so entspringt sie doch keineswegs aus der Verletzung, sondern im Gegenteil aus der Anwendung dieser Gesetze. Ein kurzer Rückblick auf die Reihenfolge der Bewegungsphasen, deren Schlusspunkt die

Page 125: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

125

kapitalistische Akkumulation ist, stelle dies nochmals klar. Zuerst haben wir gesehen, dass die ursprüngliche Verwandlung einer Wertsumme in Kapital sich durchaus gemäß den Gesetzen des Austausches vollzog. Der eine Kontrahent verkauft seine Arbeitskraft, der andre kauft sie. Der erstere empfängt den Wert seiner Ware, deren Gebrauchswert - die Arbeit - damit an den zweiten veräußert ist. Dieser verwandelt nunmehr ihm bereits gehörende Produktionsmittel mit Hilfe von ihm ebenfalls gehörender Arbeit in eine neues Produkt, das ihm ebenfalls von Rechts wegen gehört. Der Wert dieses Produkts schließt ein: erstens den Wert der verbrauchten Produktionsmittel... Der Wert des neuen Produkts schließt ferner ein: das Äquivalent (Wertgleiches) des Werts der Arbeitskraft und einen Mehrwert. Und zwar deshalb, weil die für einen bestimmten Zeitraum, Tag, Woche etc. verkaufte Arbeitskraft weniger Wert besitzt, als ihr Gebrauch während dieser Zeit schafft.“ K. Marx, Kapital I.: 610. „Die ursprüngliche Verwandlung des Geldes in Kapital vollzieht sich also im genauesten Einklang mit den ökonomischen Gesetzen der Warenproduktion und mit dem daraus sich ableitenden Eigentumsrecht. Trotzdem aber hat sie zum Ergebnis: 1. dass das Produkt dem Kapitalisten gehört und nicht dem Arbeiter; 2. dass der Wert dieses Produkts außer dem Wert des vorgeschossenen Kapitals einen Mehrwert einschließt, der dem Arbeiter Arbeit, dem Kapitalisten aber nichts gekostet hat und der dennoch das rechtmäßige Eigentum des Kapitalisten wird; 3. dass der Arbeiter seine Arbeitskraft forterhalten hat und sie aufs neue verkaufen kann, wenn er einen Käufer findet. Die einfache Reproduktion ist nur die periodische Wiederholung dieser ersten Operation... Das Gesetz (des Tauschs gleicher Werte) wird also nicht gebrochen, im Gegenteil, es erhält nur Gelegenheit sich dauernd zu betätigen. ...

Und dennoch haben wir gesehen, dass die einfache Reproduktion hinreicht, um dieser ersten Operation ... einen total veränderten Charakter aufzuprägen.“ K. Marx, Kapital I.: 610-611.

2. Irrige Auffassung der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter seitens der politischen Ökonomie

1) Kritik der Ansichten, dass akkumulierter Mehrwert durch Sparsamkeit oder durch Schatzbildung entstehen könne, sowie der Ansicht, dass Neuinvestitionen insgesamt sich in variables Kapital verwandelt würden. Oder anders: Dass jede Kaufkraftvergrößerung produktiv angelegt sei, wie es der Keynsianismus und linke Sozialdemokraten predigen. 2) Die Frage, wie die durch den Mehrwert vergrößerten Produktenwerte alle verwertet werden können, d.h. alle einen Käufer finden können, wird auf den dritten Abschnitt des Zweiten Bandes des Kapitals verwiesen. (Anmerkung: Diese Fragestellung hatte Rosa Luxemburg zum falschen Ausgangspunkt ihrer theoretischen Arbeit „Die Akkumulation des Kapitals“ gemacht, in der sie nachzuweisen versuchte, dass das kapitalistische System quasi einen systemimmanenten Fehler enthält, der zu seinem Zusammenbruch führen muss. Diese mechanistische Kapitalismuskritik der R. Luxemburg taucht heute in anderer Form wieder bei Robert Kurz und in der Zeitschrift „Krisis“ auf. Die Kapitalismusanalyse von Karl Marx zeigt dagegen, dass alle Krisen und Störungen, die im Kapitalismus notwendig entstehen, nicht durch irgend einen „Fehler“, sondern allein durch das

Page 126: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

126

„Aufschaukeln“ (Hegelianisch gesprochen: durch den „Umschlag von Quantität in Qualität“) der normalen Gesetzmäßigkeiten erfolgen, die unter anderen Umständen für das Funktionieren des Kapitalismus sorgen. Nach Karl Marx wird der Kapitalismus nicht durch irgendeinen einen „mechanischen Defekt“, sondern nur das bewusste Handeln der großen Mehrheit beseitigt, was zur Folge hat: Erstens, dass alle Menschen Arbeiter werden, was Hand- und Kopfarbeit vereint, und zweitens, dass alle diese Arbeiter gemeinsam die Produktion leiten.)

3. Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue ( = Konsumtionsfonds des Kapitalisten). Die Abstinenztheorie

„Im vorigen Kapitel (21. Kapitel: Einfache Reproduktion) betrachteten wir den Mehrwert, bzw. das Mehrprodukt, nur als individuellen Konsumtionsfonds des Kapitalisten, in diesem Kapitel (22. Kapitel: Verwandlung von Mehrwert in Kapital) nur als einen Akkumulationsfonds. Er ist aber weder das eine noch das andere, sondern beides zugleich. Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue (Konsumtionsfonds) verzehrt, ein andrer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert. Bei gegebener Masse des Mehrwerts wird der eine dieser Teile um so größer sein, je kleiner der andere ist. Alle anderen Umstände als gleichbleibend genommen, bestimmt das Verhältnis, worin diese Teilung sich vollzieht, die Größe der Akkumulation. Wer aber diese Teilung vornimmt, das ist der Eigentümer des Mehrwerts, der Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt. Von dem Teil des von ihm erhobenen Tributs, den er akkumuliert, sagt man, er spare ihn, weil er ihn nicht aufisst, d. h. weil er seine Funktion als Kapitalist ausübt, nämlich die Funktion, sich zu bereichern.“ K. Marx, Kapital I.: 617-618.

„Außerdem macht die Entwicklung der kapitalistischen Produktion eine fortwährende Steigerung des in einem industriellen Unternehmen angelegten Kapitals zur Notwendigkeit, und die Konkurrenz herrscht jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise als äußere Zwangsgesetze auf. Sie zwingt ihn, sein Kapital fortwährend auszudehnen, um es zu erhalten, und ausdehnen kann er es nur vermittelst progressiver Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I.: 618.

„Damit entwickelt sich gleichzeitig in der Hochbrust des Kapitalindividuums ein faustischer Konflikt zwischen Akkumulations- und Genusstrieb.“ K. Marx, Kapital I.: 620.

„Die Akkumulation ist Eroberung der Welt des gesellschaftlichen Reichtums. Sie dehnt mit der Masse des ausgebeuteten Menschenmaterials zugleich die direkte und indirekte Herrschaft des Kapitalisten aus.“ K. Marx, Kapital I.: 619.

„Nur soweit der Kapitalist personifiziertes Kapital ist, hat er einen historischen Wert und ... historisches Existenzrecht... Als Fanatiker der Verwertung des Werts zwingt er rücksichtslos die Menschheit zur Produktion um der Produktion willen, daher zu einer Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte und zur Schöpfung von materiellen Produktionsbedingungen, welche allein die reale Basis einer höheren Gesellschaftsform bilden können, deren Grundprinzip die volle und freie Entwicklung jedes Individuums ist.“ K. Marx, Kapital I.: 618.

Page 127: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

127

Kapital 1.625-636

„Im vorigen Kapitel (21. Kapitel: Einfache Reproduktion) betrachteten wir den Mehrwert, bzw. das Mehrprodukt, nur als individuellen Konsumtionsfonds des Kapitalisten, in diesem Kapitel (22. Kapitel: Verwandlung von Mehrwert in Kapital) nur als einen Akkumulationsfonds. Er ist aber weder das eine noch das andere, sondern beides zugleich. Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue (Konsumtionsfonds) verzehrt, ein andrer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert. Bei gegebener Masse des Mehrwerts wird der eine dieser Teile um so größer sein, je kleiner der andere ist. Alle anderen Umstände als gleichbleibend genommen, bestimmt das Verhältnis, worin diese Teilung sich vollzieht, die Größe der Akkumulation. Wer aber diese Teilung vornimmt, das ist der Eigentümer des Mehrwerts, der Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt.“ K. Marx, Kapital I.: 617-618.

4. Umstände, welche unabhängig von der proportionellen Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue den Umfang der Akkumulation bestimmen: Exploitationsgrad der Arbeitskraft - Produktivkraft der Arbeit - wachsende Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital - Größe des vorgeschossenen Kapitals

„Das Verhältnis, wonach der Mehrwert sich in Kapital und Revenue spaltet, als gegeben vorausgesetzt, richtet sich die Größe des akkumulierten Kapitals offenbar nach der absoluten Größe des Mehrwerts... Demnach wirken bei Bestimmung der Größe der Akkumulation alle die Umstände mit, die die Masse des Mehrwerts bestimmen. Wir fassen sie hier nochmals zusammen, aber nur insofern sie mit Bezug auf die Akkumulation neue Gesichtspunkt bieten.“ K. Marx, Kapital I.: 625-626.

Akkumulation ohne entsprechenden Kapitalvorschuss

1) durch Senkung des Lohns:

„Man erinnert sich, dass die Rate des Mehrwerts in erster Instanz abhängt vom Exploitationsgrad der Arbeitskraft. ... In den Abschnitten über die Produktion des Mehrwerts wurde beständig unterstellt, dass der Arbeitslohn wenigstens gleich dem Wert der Arbeitskraft ist. Die gewaltsame Herabsetzung des Arbeitslohns unter diesen Wert spielt jedoch in der praktischen Bewegung eine zu wichtige Rolle, um uns nicht einen Augenblick dabei aufzuhalten. Sie verwandelt faktisch, innerhalb gewisser Grenzen, den notwendigen Konsumtionsfonds des Arbeiters in einen Akkumulationsfonds von Kapital.“ K. Marx, Kapital I.: 626

(Es folgen historische Argumente gegen den ‚Konsumterror‘, d.h. den „Luxuskonsum“ der Lohnarbeiter als unproduktive Ausgaben. Der Keynsianismus und die linken Sozialdemokraten behaupten dagegen heute, dass jede Lohnerhöhung bzw. ‚Kaufkraftsteigerung’ ‚produktiv’ sei. )

2)durch Verlängerung des Arbeitstages:

„In einer Fabrikanlage mögen hundert Arbeiter bei achtstündiger Arbeit 800 Arbeitsstunden liefern. Will der Kapitalist diese Summe um die Hälfte steigern, so kann er 50 neue Arbeiter anstellen; dann muss er aber auch neues Kapital vorschießen, nicht nur für Löhne, sondern auch für Arbeitsmittel.

Page 128: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

128

Er kann aber auch die alten 100 Arbeiter 12 Stunden arbeiten lassen statt 8, und dann genügen die schon vorhandenen Arbeitsmittel, die sich dann bloß rascher verschleißen. So kann durch höhere Anspannung der Arbeitskraft erzeugte, zusätzliche Arbeit das Mehrprodukt und den Mehrwert, die Substanz der Akkumulation, steigern ohne verhältnismäßige Steigerung des konstanten Kapitalteils.“ K. Marx, Kapital I.: 629-630.

3) durch verstärkte Ausbeutung der Natur:

„In der extraktiven Industrie, den Bergwerken z.B., bilden die Rohstoffe keinen Bestandteil des Kapitalvorschusses. Der Arbeitsgegenstand ist hier nicht Produkt vorhergegangener Arbeit, sondern von der Natur gratis geschenkt. So Metallerz, Minerale, Steinkohlen, Steine etc. Hier besteht das konstante Kapital fast ausschließlich in Arbeitsmitteln, die ein vermehrtes Arbeitsquantum sehr gut vertragen können (Tag- und Nachtschicht von Arbeitern z.B.). Alle anderen Umstände gleichgesetzt, wird aber die Masse und Wert des Produkts steigen in direktem Verhältnis der angewandten Arbeit. ... Dank der Elastizität der Arbeitskraft hat sich das Gebiet der Akkumulation erweitert ohne vorherige Vergrößerung des konstanten Kapitals....

Endlich in der eigentlichen Industrie setzt jede zusätzliche Ausgabe an Arbeit eine entsprechende Zusatzausgabe an Rohstoffen voraus, aber nicht notwendig auch von Arbeitsmitteln....“ K. Marx, Kapital I.: 630-631.

4) durch Steigerung der Produktivität:

„Ein andrer wichtiger Faktor in der Akkumulation des Kapitals ist der Produktivitätsgrad der gesellschaftlichen Arbeit. Mit der Produktivkraft der Arbeit wächst die Produktenmasse, worin sich ein bestimmter Wert, also auch Mehrwert von gegebener Größe, darstellt. Bei gleichbleibender und selbst bei fallender Rate des Mehrwerts, sofern sie nur langsamer fällt, als die Produktivkraft der Arbeit steigt, wächst die Masse des Mehrprodukts. Bei gleichbleibender Teilung desselben in Revenue und Zusatzkapital kann daher die Konsumtion des Kapitalisten wachsen ohne Abnahme des Akkumulationsfonds.“ K. Marx, Kapital I.: 631.

„Aber mit der wachsenden Produktivität der Arbeit geht, wie man gesehen, die Verbilligung des Arbeiters, also wachsende Rate des Mehrwerts, Hand in Hand, selbst wenn der reale Arbeitslohn steigt. Er steigt nie verhältnismäßig mit der Produktivität der Arbeit. Der selbe variable Kapitalwert setzt also mehr Arbeitskraft und daher mehr Arbeit in Bewegung.“ K. Marx, Kapital I.: 631.

„Derselbe konstante Kapitalwert stellt sich in mehr Produktionsmitteln ... dar, liefert also sowohl mehr Produktbildner als Wertbildner oder Arbeitseinsauger. Bei gleichbleibendem und selbst abnehmendem Wert des Zusatzkapitals findet daher beschleunigte Akkumulation statt.“ K. Marx, Kapital I.: 631.

5) durch wissenschaftlich-technischen Fortschritt:

„Hat die Produktivkraft der Arbeit sich ... erweitert, und sie entwickelt sich fortwährend mit dem ununterbrochenen Fluss der Wissenschaft und Technik, so tritt wirkungsvollere und, ihren

Page 129: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

129

Leistungsumfang betrachtet, wohlfeilere Maschine, Werkzeug, Apparat usw. an die Stelle der alten. Das alte Kapital wird in einer produktiveren Form reproduziert. ...

Jeder Fortschritt der Chemie vermannigfacht nicht nur die Zahl der nützlichen Stoffe und die Nutzanwendung der schon bekannten, und dehnt daher mit dem Wachstum des Kapitals seine Anlagesphären aus. Er lehrt zugleich die Exkremente des Produktions- und Konsumtionsprozesses in den Kreislauf des Reproduktionsprozesses zurückschleudern, schafft also ohne vorherige Kapitalauslage neuen Kapitalstoff. Gleich vermehrter Ausbeutung des Naturreichtums durch bloß höhere Spannung der Arbeitskraft, bilden Wissenschaft und Technik eine von der gegebnen Größe des funktionierenden Kapitals unabhängige Potenz seiner Expansion. ... Allerdings ist diese Entwicklung der Produktivkraft zugleich begleitet von teilweiser Entwertung funktionierender Kapitale.“ K. Marx, Kapital I.: 631-632.

7) durch wachsende Differenz zwischen konstantem und variablem Kapital, zwischen toter Arbeit (Produktionsmittel) und lebendiger Arbeit

„Die Arbeit überträgt auf das Produkt den Wert der von ihr konsumierten Produktionsmittel. Andererseits wächst Wert und Masse der durch gegebene Arbeitsmenge in Bewegung gesetzten Produktionsmittel im Verhältnis, wie die Arbeit produktiver wird. Setzt also auch dieselbe Arbeitsmenge ihren Produkten immer nur dieselbe Summe Neuwert zu, so wächst doch der alte Kapitalwert, den sie ihnen gleichzeitig übertragen, mit steigender Produktivität der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 632.

„Ein englischer und ein chinesischer Spinner z.B. mögen dieselbe Stundenzahl mit derselben Intensität arbeiten, so werden beide in einer Woche gleiche Werte erzeugen. Trotz dieser Gleichheit besteht ein ungeheurer Unterschied zwischen dem Wert des Wochenprodukts des Engländers, der mit einem gewaltigen Automaten arbeitet, und des Chinesen, der nur ein Spinnrad hat. In derselben Zeit, wo der Chinese ein Pfund Baumwolle, verspinnt der Engländer mehrere hundert Pfund. Eine um mehrere hundert Mal größere Summe alter Werte schwellt den Wert seines Produkts an, in welchem sie in neuer nutzbarer Form erhalten werden und so von neuem als Kapital funktionieren können...“ K. Marx, Kapital I.: 633.

„Es ist die Naturgabe der lebendigen Arbeit, alten Wert zu erhalten, während sie Neuwert schafft. Mit dem Wachstum von Wirksamkeit, Umfang und Wert ihrer Produktionsmittel, also mit der die Entwicklung ihrer Produktivkraft begleitenden Akkumulation, erhält und verewigt die Arbeit daher in stets neuer Form einen stets schwellenden Kapitalwert. Diese Naturgabe der Arbeit erscheint als Selbsterhaltungskraft des Kapitals... Alle Kräfte der Arbeit stellen sich als Kräfte des Kapitals dar...“ K. Marx, Kapital I.: 633-634

„Mit dem Wachstum des Kapitals wächst die Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital. In andren Worten: Es wächst die Wert- und Stoffmasse der Arbeitsmittel, wie Baulichkeiten, Maschinerie... Apparate jeder Art... Im Verhältnis, worin diese Arbeitsmittel als Produktbildner dienen, ohne dem Produkt Wert zuzusetzen, also ganz angewandt, aber nur teilweise konsumiert werden, leisten sie, wie früher erwähnt, denselben Gratisdienst wie Naturkräfte, Wasser, Dampf, Luft... usw. Dieser Gratisdienst der vergangen Arbeit, wenn ergriffen und beseelt von der lebendigen Arbeit, akkumuliert mit wachsender Stufenleiter der Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I.: 635.

Page 130: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

130

„Bei gegebnem Exploitationsgrad der Arbeitskraft ist die Masse des Mehrwerts bestimmt durch die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, und diese entspricht, obgleich in wechselndem Verhältnis, der Größe des Kapitals. Je mehr also das Kapital vermittelst sukzessiver Akkumulationen wächst, desto mehr wächst auch die Wertsumme, die sich in Konsumtionsfonds und Akkumulationsfonds spaltet. Der Kapitalist kann daher flotter leben und zugleich mehr ‚entsagen‘.“ K. Marx, Kapital I.: 635-636.

„Allgemeines Resultat: Indem das Kapital sich die beiden Urbildner des Reichtums, Arbeitskraft und Erde, einverleibt, erwirbt es eine Expansionskraft, die ihm erlaubt, die Elemente seiner Akkumulation auszudehnen jenseits der scheinbar durch seine eigene Größe gesteckten Grenzen....“ K. Marx, Kapital I.: 631.

Kapital 1.:636-649

4. Umstände, welche unabhängig von der proportionalen Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue den Umfang der Akkumulation bestimmen...:

“Es ergab sich im Verlauf dieser Untersuchung, dass das Kapital keine fixe Größe ist, sondern ein elastischer und mit der Teilung des Mehrwerts in Revenue und Zusatzkapital beständig fluktuierender Teil des gesellschaftlichen Reichtums. Man sah ferner, dass selbst bei gegebener Größe des funktionierenden Kapitals die ihm einverleibte Arbeitskraft, Wissenschaft und Erde (worunter ökonomisch alle ohne Zutat des Menschen von Natur vorhandenen Arbeitsgegenständen zu verstehen sind) elastische Potenzen desselben bilden, die ihm innerhalb gewisser Grenzen einen von seiner eigenen Größe unabhängigen Spielraum gestatten.“ K. Marx, Kapital I.: 636.

5. Der sogenannte Arbeitsfonds

„Um den Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der als konstantes Kapital oder, stofflich ausgedrückt, als Produktionsmittel funktionieren soll, in Bewegung zu setzen, ist eine bestimmte Masse lebendiger Arbeit erheischt. Diese ist technologisch gegeben. Aber weder ist die Anzahl der Arbeiter gegeben, die nötig ist, um diese Arbeitsmasse flüssig zu machen, denn das wechselt mit dem Ausbeutungsgrad der individuellen Arbeitskraft, noch der Preis dieser Arbeitskraft, sondern nur seine zudem sehr elastische Minimalschranke.“ K. Marx, Kapital I.: 638.

Ein kapitalistisches Dogma behauptet, der Arbeits- oder Lohnfonds sei eine feste Größe.

„Die Tatsachen, die dem Dogma zu Grunde liegen, sind die: Einerseits hat der Arbeiter nicht mitzusprechen bei der Teilung des gesellschaftlichen Reichtums in Genussmittel der Nichtarbeiter und in Produktionsmittel. Andererseits kann er nur in günstigen Ausnahmefällen den sogenannten ‚Arbeitsfonds’ auf Kosten der ‚Revenue’ der Reichen erweitern.“ K. Marx, Kapital I.: 638.

23. Kapitel. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation

Page 131: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

131

1. Wachsende Nachfrage nach Arbeitskraft mit der Akkumulation, bei gleichbleibender Zusammensetzung des Kapitals

„Wir behandeln in diesem Kapitel den Einfluss, den das Wachstum des Kapitals auf das Schicksal der Arbeiterklasse ausübt. Der wichtigste Faktor bei dieser Untersuchung ist die Zusammensetzung des Kapitals und die Veränderungen, die sie im Verlauf des Akkumulationsprozesses durchmacht.“ K. Marx, Kapital I.: 640.

„Unter ‚Proletarier‘ ist ökonomisch nichts zu verstehen als der Lohnarbeiter, der ‚Kapital‘ produziert und verwertet und aufs Pflaster geworfen wird, sobald er für die Verwertungsbedürfnisse des Kapitalisten... überflüssig ist.“ K. Marx, Kapital I.: 642, Anm. 70.

„Die Zusammensetzung des Kapitals ist in zweifachem Sinn zu fassen. Nach der Seite des Werts bestimmt sie sich durch das Verhältnis, worin es sich teilt in konstantes Kapital oder Wert der Produktionsmittel und variables Kapital oder Wert der Arbeitskraft, Gesamtsumme der Arbeitslöhne. Nach der Seite des Stoffs, wie er im Produktionsprozess fungiert, teilt sich jedes Kapital in Produktionsmittel und lebendige Arbeitskraft; diese Zusammensetzung bestimmt sich durch das Verhältnis zwischen der Masse der angewandten Produktionsmittel einerseits und der zu ihrer Anwendung erforderlichen Arbeitsmenge andrerseits. Ich nenne die erstere die Wertzusammensetzung, die zweite die technische Zusammensetzung des Kapitals. Zwischen beiden besteht eine enge Wechselbeziehung. Um diese auszudrücken, nenne ich die Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und deren Änderungen widerspiegelt: die organische Zusammensetzung des Kapitals. Wo von der Zusammensetzung des Kapitals kurzweg die Rede ist, ist stets seine organische Zusammensetzung zu verstehen.“ K. Marx, Kapital I.: 640.

„Die zahlreichen in einem bestimmten Produktionszweig angelegten Einzelkapitale haben unter sich mehr oder weniger verschiedene Zusammensetzung. Der Durchschnitt ihrer Einzelzusammensetzungen ergibt uns die Zusammensetzung des Gesamtkapitals dieses Produktionszweigs. Endlich ergibt uns der Gesamtdurchschnitt der Durchschnittszusammensetzungen sämtlicher Produktionszweige die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals eines Landes, und von dieser allein in letzter Instanz ist im folgenden die Rede.“ K. Marx, Kapital I.: 64o-641.

„Wachstum des Kapitals schließt Wachstum seines variablen oder in Arbeitskraft umgesetzten Bestandteils ein. Ein Teil des in Zusatzkapital verwandelten Mehrwerts muss stets rückverwandelt werden in variables Kapital oder zuschüssigen Arbeitsfonds. Unterstellen wir, dass, nebst sonst gleichbleibenden Umständen, die Zusammensetzung des Kapitals unverändert bleibt, d.h. eine bestimmte Masse Produktionsmittel oder konstantes Kapital stets dieselbe Masse Arbeitskraft nötig macht, um in Bewegung gesetzt zu werden, so wächst offenbar die Nachfrage nach Arbeit und der Subsistenzfonds der Arbeiter verhältnismäßig mit dem Kapital und ums so rascher, je rascher das Kapital wächst.“ K. Marx, Kapital I.: 641.

„Akkumulation des Kapitals ist also Vermehrung des Proletariats.“ K. Marx, Kapital I.: 642.

„Unter den bisher unterstellten, den Arbeiter günstigsten Akkumulationsbedingungen kleidet sich ihr Abhängigkeitsverhältnis vom Kapital in erträgliche ... Formen. Statt intensiver zu werden mit dem Wachstum des Kapitals, wird es nur extensiver, d.h. die Ausbeutungs- und

Page 132: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

132

Herrschaftssphäre des Kapitals dehnt sich nur aus mit seiner eigenen Dimension und der Anzahl seiner Untertanen. Von ihrem eignen anschwellenden und schwellend in Zusatzkapital verwandelten Mehrprodukt strömt ihnen ein größerer Teil in der Form von Zahlungsmitteln zurück, so dass sie den Kreis ihrer Genüsse erweitern, ihren Konsumtionsfonds von Kleidern, Möbeln usw. besser ausstatten und kleine Reservefonds von Geld bilden können. So wenig aber bessere Kleidung, Nahrung, Behandlung und ein größeres anvertrautes Vermögen das Abhängigkeitsverhältnis und die Ausbeutung des Sklaven aufheben, so wenig die des Lohnarbeiters. Steigender Preis der Arbeit infolge der Akkumulation des Kapitals besagt in der Tat nur, dass der Umfang und die Wucht der goldnen Kette, die der Lohnarbeiter sich selbst bereits geschmiedet hat, ihre losere Spannung erlauben.“ K. Marx, Kapital I.: 645-646.

„Die mehr oder minder günstigen Umstände, worin sich die Lohnarbeiter erhalten und vermehren, ändern ... nichts am Grundcharakter der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital I.: 641.

„Entweder fährt der Preis der Arbeit fort zu steigen, weil seine Erhöhung den Fortschritt der Akkumulation nicht stört; es liegt darin nichts Wunderbares...In diesem Falle ist es augenscheinlich, dass eine Verminderung der unbezahlten Arbeit die Ausdehnung der Kapitalherrschaft keineswegs beeinträchtigt, - Oder, das ist die andere Seite der Alternative, die Akkumulation erschlafft infolge des steigenden Arbeitspreises, weil der Stachel des Gewinns abstumpft. Die Akkumulation nimmt ab. Aber mit ihrer Abnahme verschwindet die Ursache ihre Abnahme, nämlich die Disproportion zwischen Kapital und ausbeutbarer Arbeitskraft. Der Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses beseitigt also selbst die Hindernisse, die er vorübergehend schafft. Der Arbeitspreis fällt wieder auf ein den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals entsprechendes Niveau, ob dieses nun unter, über oder gleich dem Niveau, welches vor Eintritt des Lohnzuwachses als normal galt.“ K. Marx, Kapital I.: 647-648.

„Man sieht: Im ersten Fall (einer Knappheit an Arbeitskraft mit steigendem Lohnniveau und damit sinkenden Akkumulation des Kapitals) ist es nicht die Abnahme im absoluten oder proportionalen Wachstum der Arbeitskraft oder Arbeitsbevölkerung, welche das Kapital überschüssig, sondern umgekehrt die Zunahme des Kapitals, welche die ausbeutbare Arbeitskraft unzureichend macht. Im zweiten Fall (einer gesunkenen Akkumulation des Kapitals und damit steigender Arbeitslosigkeit mit sinkendem Lohnniveau) ist es nicht die Zunahme im absoluten oder proportionalen Wachstum der Arbeitskraft oder der Arbeiterbevölkerung, welche das Kapital unzureichend, sondern umgekehrt die Abnahme des Kapitals, welche die ausbeutbare Arbeitskraft, oder vielmehr ihren Preis, überschüssig macht. Es sind diese absoluten Bewegungen in der Akkumulation des Kapitals, welche sich als relative Bewegungen in der Masse der ausbeutbaren Arbeitskraft widerspiegeln und daher der eigenen Bewegung der letzteren geschuldet scheinen. Um den mathematischen Ausdruck anzuwenden: die Größe der Akkumulation ist die unabhängige Variable, die Lohngröße die abhängige, nicht umgekehrt.“ K. Marx, Kapital I.: 648.

„Wächst die Menge der von der Arbeiterklasse gelieferten und von der Kapitalistenklasse akkumulierten, unbezahlten Arbeit rasch genug, um nur durch einen außergewöhnlichen Zuschuss bezahlter Arbeit sich in Kapital verwandeln zu können, so steigt der Lohn, und alles andre gleichgesetzt, nimmt die unbezahlte Arbeit im Verhältnis ab. Sobald aber diese Abnahme den Punkt berührt, wo die das Kapital ernährende Mehrarbeit nicht mehr in normaler Menge

Page 133: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

133

angeboten wird, so tritt eine Reaktion ein: ein geringerer Teil der Revenue wird kapitalisiert, die Akkumulation erlahmt, und die steigende Lohnbewegung empfängt einen Gegenschlag. Die Erhöhung des Arbeitspreises bleibt also eingebannt in Grenzen, die die Grundlagen des kapitalistischen Systems nicht nur unangetastet lassen, sondern auch seine Reproduktion auf wachsender Stufenleiter sichern.“ K. Marx, Kapital I.: 649.

Kapital 1.650-657

23. Kapitel. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 1. Wachsende Nachfrage nach Arbeitskraft mit der Akkumulation, bei gleichbleibender Zusammensetzung des Kapitals. Falls das Kapital nur die Produktion erweitert, indem es Fabriken erweitert oder neue Fabriken anlegt, ohne technische Verbesserungen, wächst mit diesem Wachstum des Kapitals auch die Zahl der Arbeiter. Diese Art der Akkumulation schafft für die Arbeiter günstige Bedingungen, weil die gesteigerte Nachfrage nach Arbeitern ihre Lage erträglicher macht. Aber Marx weist auf zweierlei hin: Erstens: „Die mehr oder minder günstigen Umstände, worin sich die Lohnarbeiter erhalten und vermehren, ändern ... nichts am Grundcharakter der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital I.: 641. Zweitens: Die kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten sorgen dafür, dass diese bessere Lebenslage nicht von Dauer ist: „Die Akkumulation erschlafft infolge des steigenden Arbeitspreises, weil der Stachel des Gewinns abstumpft. Die Akkumulation nimmt ab. Aber mit ihrer Abnahme verschwindet die Ursache ihre Abnahme, nämlich die Disproportion zwischen Kapital und ausbeutbarer Arbeitskraft. Der Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses beseitigt also selbst die Hindernisse, die er vorübergehend schafft. Der Arbeitspreis fällt wieder auf ein den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals entsprechendes Niveau, ob dieses nun unter, über oder gleich dem Niveau, welches vor Eintritt des Lohnzuwachses als normal galt.“ K. Marx, Kapital I.: 647-648.

2. Relative Abnahme des variablen Kapitalteils im Fortgang der Akkumulation und der sie begleitenden Konzentration

„Nach den Ökonomen selbst ist es weder der vorhandne Umfang des gesellschaftlichen Reichtums noch die Größe des bereits erworbenen Kapitals, die eine Lohnerhöhung herbeiführen, sondern lediglich das fortgesetzte Wachsen der Akkumulation und der Geschwindigkeitsgrad ihres Wachstums (A. Smith, Buch I, Kap. 8). Bisher haben wir nur eine besondre Phase dieses Prozesses betrachtet, diejenige, in der der Kapitalzuwachs stattfindet bei gleichbleibender technischer Zusammensetzung des Kapitals. Aber der Prozess schreitet über diese Phase hinaus. Die allgemeinen Grundlagen des kapitalistischen Systems einmal gegeben, tritt im Verlauf der Akkumulation jedes Mal ein Punkt ein, wo die Entwicklung der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit der mächtigste Hebel der Akkumulation wird.“ K. Marx, Kapital I.: 650. „Abgesehen von Naturbedingungen ... drückt sich der gesellschaftliche Produktionsgrad der Arbeit aus im relativen Größenumfang der Produktionsmittel, welche ein Arbeiter,

Page 134: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

134

während gegebner Zeit, mit derselben Anspannung von Arbeitskraft, in Produkt verwandelt. Die Masse der Produktionsmittel, womit er funktioniert, wächst mit der Produktivität seiner Arbeit. Diese Produktionsmittel spielen eine doppelte Rolle. Das Wachstum der einen ist Folge, das der andren Bedingung der wachsenden Produktivität der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I.: 650 (Vermehrter Rohstoffverbrauch ist z.B. Folge, vermehrte und verbesserte Maschinerie z.B. ist Vorbedingung der wachsenden Produktivität der Arbeit.)

„Ob aber Bedingung oder Folge, der wachsende Größenumfang der Produktionsmittel im Vergleich zu der ihnen einverleibten Arbeitskraft drückt die wachsende Produktivität der Arbeit aus. Die Zunahme der letzteren erscheint also in der Abnahme der Arbeitsmasse verhältnismäßig zu der von ihr bewegten Masse von Produktionsmitteln oder in der Größenabnahme des subjektiven Faktors des Arbeitsprozesses, verglichen mit seinen objektiven Faktoren.“ K. Marx, Kapital I.: 651. „Diese Veränderung in der technischen Zusammensetzung des Kapitals, das Wachstum in der Masse der Produktionsmittel, verglichen mit der Masse der sie belebenden Arbeitskraft, spiegelt sich wider in seiner Wertzusammensetzung, in der Zunahme des konstanten Bestandteils des Kapitalwerts auf Kosten seines variablen Bestandteils. Es werden z.B. von einem Kapital ... ursprünglich je 50 % in Produktionsmittel und je 50 % in Arbeitskraft ausgelegt, später, mit der Entwicklung des Produktivgrads der Arbeit, je 80 % in Produktionsmitteln und je 20 % in Arbeitskraft usw. Dies Gesetz des steigenden Wachstums des konstanten Kapitalteils im Verhältnis zum variablen wird auf jedem Schritt bestätigt ... durch die vergleichende Analyse der Warenpreise, gleichviel, ob wir verschiedene ökonomische Epochen bei einer einzigen Nation vergleichen oder verschiedene Nationen in derselben Epoche.

Die relative Größe des Preiselements, welches nur den Wert der verzehrten Produktionsmittel oder den konstanten Kapitalteil vertritt, wird in direktem, die relative Größe des andern, die Arbeit bezahlenden oder den variablen Kapitalteil vertretenden Preiselements, wird im allgemeinen in umgekehrten Verhältnis stehen zum Fortschritt der Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I.: 651.

„Die Abnahme des variablen Kapitalteils gegenüber dem konstanten ... zeigt jedoch nur annähernd den Wechsel in der Zusammensetzung seiner stofflichen Bestandteile an. Wenn z.B. heute der in der Spinnerei angelegte Kapitalwert zu 7/8 konstant und 1/8 variabel ist, während er Anfang des 18. Jahrhunderts ½ konstant und ½ variabel war, so ist dagegen die Masse von Rohstoff, Arbeitsmitteln usw., die ein bestimmtes Quantum Spinnarbeit heute produktiv konsumiert, vielhundertmal größer als im Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Grund ist einfach der, dass mit der wachsenden Produktivität der Arbeit nicht nur der Umfang der von ihr vernutzten Produktionsmittel steigt, sondern deren Wert, verglichen mit dem Umfang sinkt. Ihr Wert steigt also absolut, aber nicht proportionell mit ihrem Umfang.“ K. Marx, Kapital I.: 651.

Page 135: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

135

„Das Wachstum der Differenz zwischen konstantem und variablem Kapital ist daher viel kleiner als das der Differenz zwischen der Masse der Produktionsmittel, worin das konstante, und der Masse der Arbeitskraft, worin das variable Kapital umgesetzt wird. Die erste Differenz nimmt zu mit der letzteren, aber in geringerem Grad.“ K. Marx, Kapital I.: 651-652.

„Übrigens, wenn der Fortschritt der Akkumulation die relative Größe des variablen Kapitalteils vermindert, schließt er damit die Steigerung ihrer absoluten Größe keineswegs aus. Gesetzt, ein Kapitalwert spalte sich anfangs in 50 % konstantes und 50 % variables Kapital, später in 80 % konstantes und 20 % variables. Ist inzwischen das ursprüngliche Kapital, sage 6.000.000 Euro gewachsen auf 18.000.000 Euro, so ist sein variabler Bestandteil auch um 1/5 gewachsen. Er war 3.000.000 Euro, er beträgt jetzt 3.600.000 Euro. Wo aber früher ein Kapitalzuwachs von 20 % genügt hätte, die Nachfrage nach Arbeit um 20 % zu steigern, erfordert das jetzt Verdreifachung des ursprünglichen Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 652. „Im vierten Abschnitt wurde gezeigt, wie die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit Kooperation auf großer Stufenleiter voraussetzt, wie unter dieser Voraussetzung Teilung und Kombination der Arbeit organisiert, Produktionsmittel durch massenhafte Konzentration ökonomisiert, schon stofflich nur gemeinsam anwendbare Arbeitsmittel ... ins Leben gerufen, ungeheure Naturkräfte in den Dienst der Produktion gepresst und die Verwandlung des Produktionsprozesses in technologische Anwendung der Wissenschaft vollzogen werden können. Auf Grundlage der Warenproduktion ... realisiert sich jene Voraussetzung nur durch das Wachstum der individuellen Kapitale oder im Maße, worin die gesellschaftlichen Produktions- und Lebensmittel in das Privateigentum von Kapitalisten verwandelt werden. Der Boden der Warenproduktion kann die Produktion auf großer Stufenleiter nur in kapitalistischer Form tragen. Eine gewisse Akkumulation von Kapital in den Händen individueller Warenproduzenten bildet daher die Voraussetzung der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise. Wir mussten sie deshalb unterstellen bei dem Übergang aus dem Handwerk in den kapitalistischen Betrieb. Sie mag die ursprüngliche Akkumulation heißen, weil sie statt historisches Resultat historische Grundlage der spezifisch kapitalistischen Produktion ist. Wie sie selbst entspringt, brauchen wir hier noch nicht zu untersuchen. Genug, sie bildet den Ausgangspunkt.“ K. Marx, Kapital I.: 652 (Die ursprüngliche Akkumulation wird im 24. Kapitel behandelt) „Aber alle Methoden zur Steigerung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, die auf dieser Grundlage erwachsen, sind zugleich Methoden der gesteigerten Produktion des Mehrwerts oder Mehrprodukts, welches seinerseits das Bildungselement der Akkumulation ist. Sie sind also zugleich Methoden der Produktion von Kapital durch Kapital oder Methoden seiner beschleunigten Akkumulation. Die kontinuierliche Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital stellt sich dar als wachsende Größe des in den Produktionsprozess eingehenden Kapitals. ... Wenn also ein gewisser Grad der Kapitalakkumulation als Bedingung der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise erscheint (= ursprüngliche Akkumulation), verursacht

Page 136: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

136

die letztere rückschlagend eine beschleunigte Akkumulation des Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 653. „Jedes individuelle Kapital ist eine größere oder kleinere Konzentration von Produktionsmitteln mit entsprechendem Kommando über eine größere oder kleinere Arbeiterarmee. Jede Akkumulation wird das Mittel neuer Akkumulation. ... Das Wachstum des gesellschaftlichen Kapitals vollzieht sich im Wachstum vieler individueller Kapitale. ... Zugleich reißen sich Ableger von den Originalkapitalen los und funktionieren als neue selbständige Kapitale. Eine große Rolle spielt dabei unter anderem die Teilung des Vermögens in Kapitalistenfamilien. Mit der Akkumulation des Kapitals wächst daher auch mehr oder minder die Anzahl der Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital I.: 653. „Zwei Punkte charakterisieren diese Art Konzentration: Erstens: Die wachsende Konzentration der gesellschaftlichen Produktionsmittel in den Händen individueller Kapitalisten ist, unter sonst gleichbleibenden Umständen, beschränkt durch den Wachstumsgrad des gesellschaftlichen Reichtums. Zweitens: Der in jeder besonderen Produktionssphäre ansässige Teil des gesellschaftlichen Kapitals ist verteilt unter viele Kapitalisten, welche einander als unabhängige und miteinander konkurrierende Warenproduzenten gegenüberstehen. Die Akkumulation und die sie begleitende Konzentration sind also nicht nur auf viele Punkte zersplittert, sondern das Wachstum der funktionierenden Kapitale ist durchkreuzt durch die Bildung neuer und die Spaltung alter Kapitale. Stellt sich die Akkumulation daher einerseits dar als wachsende Konzentration der Produktionsmittel und des Kommandos über Arbeit, so andrerseits als Abstoßung vieler individueller Kapitale voneinander.“ K. Marx, Kapital I.: 653-654. „Dieser Zersplitterung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals in viele individuelle Kapitale ... wirkt entgegen ihre Attraktion. Es ist dies nicht mehr einfache, mit der Akkumulation identische Konzentration von Produktionsmitteln und Kommando über Arbeit. Es ist Konzentration bereits gebildeter Kapitale, Aufhebung ihrer individuellen Selbständigkeit, Expropriation (Enteignung) von Kapitalist durch Kapitalist, Verwandlung vieler kleineren in weniger größere Kapitale. Dieser Prozess unterscheidet sich von dem ersten dadurch, dass er nur veränderte Verteilung der bereits vorhandenen und funktionierenden Kapitale voraussetzt, sein Spielraum also durch das absolute Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums oder die absoluten Grenzen der Akkumulation nicht beschränkt ist. Das Kapital schwillt hier in einer Hand zu großen Massen, weil es dort in vielen Händen verloren geht. Es ist die eigentliche Zentralisation im Unterschied zur Akkumulation und Konzentration.“ K. Marx, Kapital I.: 654.

„Der Fortschritt der Zentralisation (hängt) keineswegs ab von dem positiven Größenwachstum des gesellschaftlichen Kapitals. Und dies speziell unterscheidet die Zentralisation von der Konzentration.“ K. Marx, Kapital I.: 655.

„Es ist ... klar, dass die Akkumulation, die allmähliche Vermehrung des Kapitals durch die aus der Kreisform in die Spirale übergehende Reproduktion ein gar langsames Verfahren ist, im Vergleich mit der Zentralisation...“ K. Marx, Kapital I.: 656.

Page 137: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

137

“Die Zentralisation kann erfolgen durch bloße veränderte Verteilung schon bestehender Kapitale, durch einfache Veränderung der quantitativen Gruppierung der Bestandteile des gesellschaftlichen Kapitals. ... In einem gegebenen Geschäftszweig hätte die Zentralisation ihre äußerste Grenze erreicht, wenn alle darin angelegten Kapitale zu einem Einzelkapital verschmolzen wären.

In einer gegebenen Gesellschaft wäre diese Grenze erreicht erst in dem Augenblick, wo das gesamte gesellschaftliche Kapital vereinigt wäre in der Hand, sei es eines einzelnen Kapitalisten, sei es einer einzigen Kapitalistengesellschaft.“ K. Marx, Kapital I.: 655-656.

„Die Zentralisation ergänzt das Werk der Akkumulation, indem sie die industriellen Kapitalisten instand setzt, die Stufenleiter ihrer Operationen auszudehnen.“ K. Marx, Kapital I.: 656.

„Die durch die Zentralisation über Nacht zusammengeschweißten Kapitalmassen reproduzieren und vermehren sich wie die anderen, nur rascher, und werden damit zu neuen mächtigen Hebeln der gesellschaftlichen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I.: 656.

„Die gewachsene Ausdehnung der Industriebetriebe bildet überall den Ausgangspunkt für eine umfassendere Organisation der Gesamtarbeit vieler, für eine breitere Entwicklung ihrer materiellen Triebkräfte, d.h. für die fortschreitende Umwandlung vereinzelter und gewohnheitsmäßig betriebener Produktionsprozesse in gesellschaftlich kombinierte und wissenschaftliche eingerichtete Produktionsprozesse.“ K. Marx, Kapital I.: 656.

„Die Welt wäre noch ohne Eisenbahnen, hätte sie solange warten müssen, bis die Akkumulation einige Einzelkapitale dahin gebracht hätte, dem Bau einer Eisenbahn gewachsen zu sein. Die Zentralisation hat dies, vermittelst der Aktiengesellschaften, im Handumdrehen fertiggebracht.“ K. Marx, Kapital I.: 656. „Die Gesetze dieser Zentralisation der Kapitale... können hier nicht entwickelt werden. Kurze tatsächliche Andeutung genügt. Der Konkurrenzkampf wird durch Verbilligung der Waren geführt. Die Billigkeit der Waren hängt, unter sonst gleichen Bedingungen, von der Produktivität der Arbeit, diese aber von der Stufenleiter des Produktion ab. Die größeren Kapitale schlagen daher die kleineren. ... Die kleineren Kapitale drängen sich daher in Produktionssphären, deren sich die große Industrie nur noch sporadisch oder unvollkommen bemächtigt hat. Die Konkurrenz rast hier im direkten Verhältnis zur Anzahl und im umgekehrten Verhältnis zur Größe der rivalisierenden Kapitale. Sie endet stets mit dem Untergang vieler kleinerer Kapitalisten, deren Kapitale teils in die Hand des Siegers übergehen, teils untergehen.“ K. Marx, Kapital I.: 654-655. „Abgesehen hiervon bildet sich mit der kapitalistischen Produktion eine ganz neue Macht, das Kreditwesen, das in seinen Anfängen verstohlen, als bescheidene Beihilfe der Akkumulation, sich einschleicht, durch unsichtbare Fäden die über die Oberfläche der Gesellschaft in größeren oder kleineren Massen zersplitterten Geldmittel in die Hände individueller oder assoziierter Kapitalisten zieht, aber bald eine neue und furchtbare

Page 138: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

138

Waffe im Konkurrenzkampf wird und sich schließlich in einen ungeheuren sozialen Mechanismus zur Zentralisation der Kapitale verwandelt. Im Maße wie die kapitalistische Produktion und Akkumulation, im selben Maß entwickeln sich Konkurrenz und Kredit, die beiden mächtigsten Hebel der Zentralisation.“ K. Marx, Kapital I.: 655. „Die im Lauf der normalen Akkumulation gebildeten Zusatzkapitale (s. Kapitel 22,1) dienen vorzugsweise als Vehikel zur Ausbeutung neuer Erfindungen und Entdeckungen, überhaupt industrieller Vervollkommnungen. Aber auch das alte Kapital erreicht mit der Zeit den Moment, worin eine geringere Masse Arbeit genügte, eine größere Masse Maschinerie und Rohstoffe in Bewegung zu setzen. Die hieraus notwendig folgende absolute Abnahme der Nachfrage nach Arbeit wird selbstredend größer, je mehr die diesen Erneuerungsprozess durchmachenden Kapital bereits zu Massen angehäuft sind. ... Einerseits zieht also das im Fortgang der Akkumulation gebildete Zuschusskapital, verhältnismäßig zu seiner Größe, weniger und weniger Arbeiter an. Andererseits stößt das periodisch in neuer Zusammensetzung reproduzierte alte Kapital mehr und mehr früher von ihm beschäftigte Arbeiter aus.“ K. Marx, Kapital I.: 657.

Kapital 1.657-670

2. Relative Abnahme des variablen Kapitalteils im Fortgang der Akkumulation und der sie begleitenden Konzentration

Bestimmte Mindestkapitalgrößen waren die Voraussetzung für den Beginn der kapitalistischen Produktionsweise. Kapitalakkumulation und damit Vergrößerung des operierenden Kapitals sind Bedingungen für das Überleben des Einzelkapitals. Daher vollzieht sich das Wachstum des gesellschaftlichen Kapitals als Wachstum vieler individueller Kapitale. Gleichzeitig spaltet sich ein vorhandenes Kapital in kleinere Teile. Mit dieser Akkumulation der Einzelkapitale wächst daher auch die Anzahl der Kapitalisten. Neben dieser langsamen Vergrößerung der Einzelkapitale (=Konzentration) tritt noch die rasche Umverteilung des Kapitals durch Vereinigung mehrer Einzelkapitale zu einem größeren gemeinsamen Kapital (= Zentralisation). Beide Wege, Konzentration und Zentralisation, bilden zunehmend größere Kapitale. „Die gewachsene Ausdehnung der Industriebetriebe bildet überall den Ausgangspunkt für eine umfassendere Organisation der Gesamtarbeit vieler, für eine breitere Entwicklung ihrer materiellen Triebkräfte, d.h. für die fortschreitende Umwandlung vereinzelter und gewohnheitsmäßig betriebener Produktionsprozesse in gesellschaftlich kombinierte und wissenschaftliche eingerichtete Produktionsprozesse.“ K. Marx, Kapital I.: 656.

Andererseits führt dieser Prozess der steigenden Produktivität der Arbeit mittels der vergrößerten Kapitale zu einer zunehmenden Überflüssigmachung der Arbeitskraft.

3. Progressive Produktion einer relativen Überbevölkerung oder industriellen Reservearmee

Page 139: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

139

„Die Akkumulation des Kapitals ... vollzieht sich, wie wir gesehen, in fortwährendem qualitativen Wechsel seiner Zusammensetzung, in beständiger Zunahme seines konstanten auf Kosten seines variablen Bestandteils. Die spezifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, der dadurch verursachte Wechsel in der organischen Zusammensetzung des Kapitals halten nicht nur Schritt mit dem Fortschritt der Akkumulation oder dem Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums. Sie schreiten ungleich schneller, weil die einfache Akkumulation ... von der Zentralisation seiner individuellen Elemente, und die technische Umwälzung des Zusatzkapitals von technischer Umwälzung des Originalkapitals begleitet sind.“ K. Marx, Kapital I.: 657.

„Mit dem Fortgang der Akkumulation wandelt sich also das Verhältnis von konstantem zu variablem Kapitalteil, wenn es ursprünglich 1:1 war, in 2:1, 3:1, 4:1, 5:1, 7:1 usw., so dass, wie das Kapital wächst, statt ½ seines Gesamtwerts progressiv nur 1/3, 1/4, 1/5, 1/6, 1/8 usw. in Arbeitskraft, dagegen 2/3, 3/4, 4/5, 5/6, 7/8 usw. in Produktionsmittel umgesetzt wird. Da die Nachfrage nach Arbeit nicht durch den Umfang des Gesamtkapitals, sondern durch den seines variablen Bestandteils bestimmt ist, fällt sie also progressiv mit dem Wachstum des Gesamtkapitals, statt, wie vorhin unterstellt, verhältnismäßig mit ihm zu wachsen. Sie fällt relativ zur Größe des Gesamtkapitals und in beschleunigter Progression mit dem Wachstum dieser Größe. Mit dem Wachstum des Gesamtkapitals wächst zwar auch sein variabler Bestandteil, oder die ihm einverleibte Arbeitskraft, aber in beständig abnehmender Proportion. Die Zwischenpausen, worin die Akkumulation als bloße Erweiterung der Produktion auf gegebener technischer Grundlage wirkt, verkürzen sich.“ K. Marx, Kapital I.: 658 „Die kapitalistische Akkumulation produziert..., und zwar im Verhältnis zu ihrer Energie und ihrem Umfang, beständig eine relative, d.h. für die mittleren Verwertungsbedürfnisse des Kapitals überschüssige, daher überflüssige oder Zuschuss-Arbeiterbevölkerung.“ K. Marx, Kapital I.: 658 Das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, wirken verschiedene Faktoren der Akkumulation gleichzeitig:

„Das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, ruft die Bewegung seiner Akkumulation bald periodischen Wechsel hervor, bald verteilen sich ihre Momente gleichzeitig über die verschiedenen Produktionssphären. In einigen Sphären findet Wechsel in der Zusammensetzung des Kapitals statt ohne Wachstum seiner absoluten Größe, infolge bloßer Konzentration; in andren ist das absolute Wachstum des Kapitals mit absoluter Abnahme seines variablen Bestandteils oder der von ihm absorbierten Arbeitskraft verbunden; in andren wächst das Kapital bald auf seiner gegebnen technischen Grundlage fort und saugt zuschüssige Arbeitskraft im Verhältnis seines Wachstums an; bald tritt organischer Wechsel ein und schrumpft sein variabler Bestandteil; in allen Sphären ist das Wachstum des variablen Kapitalteils und daher der beschäftigten Arbeiterzahl stets verbunden mit heftigen Fluktuationen und vorübergehender Produktion von Überbevölkerung, ob diese nun die auffallendere Form von Ausstoßen bereits beschäftigter Arbeiter annimmt oder die mehr unscheinbare, aber nicht minder wirksame, erschwerter Aufnahme der zuschüssigen Arbeiterbevölkerung in ihre gewohnten Abzugskanäle.“ K. Marx, Kapital I.: 659. „Mit der Größe des bereits funktionierenden Gesellschaftskapitals und dem Grad seines Wachstums ... dehnt sich auch die Stufenleiter, worin größere Aufnahme der Arbeiter durch das Kapital mit größerer Ausstoßung derselben verbunden ist, nimmt die Raschheit der Wechsel in der organischen Zusammensetzung ... zu...

Page 140: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

140

Mit der durch sie selbst produzierten Akkumulation des Kapitals produziert die Arbeiterbevölkerung also in wachsendem Umfang die Mittel ihrer eigenen relativen Überzähligmachung. Es ist dies ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümliches Bevölkerungsgesetz....“ K. Marx, Kapital I.: 659-560.

„Wenn aber eine Überschussarbeiterbevölkerung notwendiges Produkt der Akkumulation ... ist, wird diese Überbevölkerung umgekehrt zum Hebel der kapitalistischen Akkumulation, ja zu einer Existenzbedingung der kapitalistischen Produktionsweise. Sie bildet eine einsatzbereite industrielle Reservearmee, die dem Kapital ganz so absolut gehört, als ob es sie auf seine eigenen Kosten großgezüchtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwertungsbedürfnisse das stets bereite ausbeutbare Menschenmaterial, unabhängig von den Schranken der wirklichen Bevölkerungszunahme.“ K. Marx, Kapital I.: 661.

Neue Branchen und neue Märkte machen eine Arbeiter-Reservearmee systemnotwendig: „Die technischen Bedingungen des Produktionsprozesses selbst, Maschinerie, Transportmittel usw. ermöglichen ... die rascheste Verwandlung von Mehrprodukt in zuschüssige Produktionsmittel. Die mit dem Fortschritt der Akkumulation überschwellende und in Zusatzkapital verwandelbare Masse des gesellschaftlichen Reichtums drängt sich mit Wildheit in alte Produktionszweige, deren Markt sich plötzlich erweitert, oder in neu eröffnete, ... deren Bedürfnis aus der Entwicklung der alten entspringt. In allen solchen Fällen müssen große Menschenmassen plötzlich und ohne Abbruch der Produktionsleiter in anderen Sphären auf die entscheidenden Punkte werfbar sein. Die Überbevölkerung liefert sie.“ K. Marx, Kapital I.: 661.

Wirtschaftszyklen machen ebenfalls eine Arbeiter-Reservearmee systemnotwendig: „Der charakteristische Lebenslauf der modernen Industrie, die Form eines durch kleinere Schwankungen unterbrochenen zehnjährigen Zyklus von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Produktion unter Hochdruck, Krise und Stagnation, beruht auf der beständigen Bildung, größeren oder geringeren Absorption und Wiederbildung der industriellen Reservearmee oder Übervölkerung.... Dieser eigentümliche Lebenslauf der modernen Industrie, der uns in keinem früheren Zeitalter der Menschheit begegnet, war auch in der Kindheitsperiode der kapitalistischen Produktion unmöglich.“ K. Marx, Kapital I.: 661.

„Die plötzliche und ruckweise Expansion der Produktionsleiter ist die Voraussetzung ihrer plötzlichen Kontraktion; letztere ruft wieder die erstere hervor, aber die erstere ist unmöglich ohne verfügbares Menschenmaterial, ohne eine vom absoluten Wachstum der Bevölkerung unabhängige Vermehrung von Arbeitern.“ K. Marx, Kapital I.: 662.

„Der kapitalistischen Produktion genügt keineswegs das Quantum verfügbarer Arbeitskraft, welches der natürliche Zuwachs der Bevölkerung liefert. Sie bedarf zu ihrem freien Spiel einer von dieser Naturschranke unabhängigen industriellen Reservearmee.“ K. Marx, Kapital I.: 664. Historische Gesamttendenz der industriellen Reservearmee:

„Bisher wurde unterstellt, dass der Zu- oder Abnahme des variablen Kapitals genau die Zu- oder Abnahme der beschäftigten Arbeiterzahl entspricht.“ K. Marx, Kapital I.: 664.

Page 141: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

141

„Man hat gesehen, dass die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise und Produktivkraft der Arbeit... den Kapitalisten befähigt, mit derselben Auslage von variablem Kapital mehr Arbeit durch größere extensive oder intensive Ausbeutung der individuellen Arbeitskräfte flüssig zu machen. Man hat ferner gesehen, dass er mit demselben Kapitalwert mehr Arbeitskräfte kauft, indem er progressiv geschicktere Arbeiter durch ungeschicktere, reife durch unreife, männliche durch weibliche, erwachsne Arbeitskraft durch jugendliche oder kindliche verdrängt.“ K. Marx, Kapital I.: 664-665. (Oder auch einheimische verbrauchte Arbeitskraft durch immigrierte frische. wb) „Einerseits macht also, im Fortgang der Akkumulation, größeres variables Kapital mehr Arbeit flüssig, ohne mehr Arbeiter zu werben, andrerseits macht variables Kapital von derselben Größe mehr Arbeit mit derselben Masse Arbeitskraft flüssig und endlich mehr niedere Arbeitskräfte durch Verdrängung höherer. Die Produktion einer relativen Überbevölkerung oder die Freisetzung von Arbeitern geht daher noch rascher voran als die ... entsprechende proportionelle Abnahme des variablen Kapitalteils gegen den konstanten... Die Überarbeit des beschäftigten Teils der Arbeiterklasse schwellt die Reihen ihrer Reserve, während umgekehrt der vermehrte Druck, den die letztere durch ihre Konkurrenz auf die erstere ausübt, diese zur Überarbeit und Unterwerfung unter die Diktate des Kapitals zwingt.“ K. Marx, Kapital I.: 665. „Die Nachfrage nach Arbeit ist nicht identisch mit Wachstum des Kapitals, die Zufuhr der Arbeit nicht identisch mit dem Wachstum der Arbeiterklasse... Das Kapital agiert auf beiden Seiten zugleich. Wenn seine Akkumulation einerseits die Nachfrage nach Arbeit vermehrt, vermehrt sie andrerseits die Zufuhr von Arbeitern durch deren ‚Freisetzung‘, während zugleich der Druck der Unbeschäftigten die Beschäftigten zur Flüssigmachung von mehr Arbeit zwingt, also in gewissem Grad die Arbeitszufuhr von der Zufuhr von Arbeitern unabhängig macht.“ K. Marx, Kapital I.: 669. „Die industrielle Reservearmee drückt während der Perioden der Stagnation und mittleren Prosperität auf die aktive Arbeiterarmee und hält ihre Ansprüche während der Periode der Überproduktion und der übersteigerten Produktion im Zaum. Die relative Überbevölkerung ist also der Hintergrund, worauf das Gesetz der Nachfrage und Zufuhr von Arbeit sich bewegt.“ K. Marx, Kapital I.: 668. „Im großen und ganzen sind die allgemeinen Bewegungen des Arbeitslohns ausschließlich reguliert durch die Expansion und Kontraktion der industriellen Reservearmee, welche dem Periodenwechsel des industriellen Zyklus entsprechen. Sie sind also nicht bestimmt durch die Bewegung der absoluten Anzahl der Arbeiterbevölkerung, sondern durch das wechselnde Verhältnis, worin die Arbeiterklasse in aktive Armee und Reservearmee zerfällt...“ K. Marx, Kapital I.: 666 Die Arbeiter reagieren darauf durch Zusammenschluss in Gewerkschaften: „Sobald daher die Arbeiter hinter das Geheimnis kommen, wie es angeht, dass im selben Maß, wie sie mehr arbeiten, mehr fremden Reichtum produzieren und die Produktivkraft ihrer Arbeit wächst, sogar ihre Funktion als Verwertungsmittel des Kapitals immer prekärer für sie wird; sobald sie entdecken, dass der Intensitätsgrad der Konkurrenz unter ihnen selbst ganz und gar von dem Druck der relativen Überbevölkerung abhängt; sobald sie daher durch Gewerkschaften usw. eine planmäßige Zusammenwirkung zwischen den Beschäftigten und Unbeschäftigten zu organisieren suchen, um die ruinierenden Folgen jenes Naturgesetzes der kapitalistischen Produktion auf ihre Klasse zu brechen oder zu schwächen, zetert das Kapital ... über Verletzung des ‚ewigen‘ und sozusagen ‚heiligen‘ Gesetzes der Nachfrage und Zufuhr. Jeder Zusammenhalt zwischen den Beschäftigten und Unbeschäftigten stört nämlich das ‚reine’ Spiel jenes Gesetzes.“ K. Marx, Kapital I.: 669-670

Page 142: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

142

Kapital 1.670-677

3. Progressive Produktion einer relativen Überbevölkerung oder industriellen Reservearmee

Wir hatten im Abschnitt 1. dieses Kapitels gesehen, dass jede Akkumulation von Kapital ohne technische zusätzliche Arbeitskraft nötig macht. Jede Akkumulation, die eine technische Verbesserung bringt, ändert dagegen die Kapitalzusammensetzung und macht entweder Arbeitskraft ganz überflüssig, oder saugt weniger Arbeitskraft ein als die bisherigen Kapitale gleicher Größe. Dieses Einsaugen und Ausstoßen von Arbeitskraft wird noch intensiviert durch die zyklischen Bewegungen von Aufschwung, Hitzephase, Abschwung und Depression. Das Kapital schafft daher sowohl eine industrielle Reservearmee für seine ständig wechselnde Arbeitsnachfrage, andererseits ist die Existenz dieser Reservearmee absolute Bedingung für die reibungslose Akkumulation des Kapitals. „Wenn aber eine Überschussarbeiterbevölkerung notwendiges Produkt der Akkumulation ... ist, wird diese Überbevölkerung umgekehrt zum Hebel der kapitalistischen Akkumulation, ja zu einer Existenzbedingung der kapitalistischen Produktionsweise. Sie bildet eine einsatzbereite industrielle Reservearmee, die dem Kapital ganz so absolut gehört, als ob es sie auf seine eigenen Kosten großgezüchtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwertungsbedürfnisse das stets bereite ausbeutbare Menschenmaterial, unabhängig von den Schranken der wirklichen Bevölkerungszunahme.“ K. Marx, Kapital I.: 661.

4. Verschiedne Existenzformen der relativen Überbevölkerung. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation „Die relative Überbevölkerung existiert in allen möglichen Schattierungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an während der Zeit, wo er halb oder gar nicht beschäftigt ist. Abgesehen von den großen, periodisch wiederkehrenden Formen, welche der Phasenwechsel des industriellen Zyklus ihr aufprägt, so dass sie bald akut in den Krisen erscheint, bald chronisch in den Zeiten flauen Geschäfts, besitzt sie fortwährend drei Formen: flüssige, latente und stockende.“ K. Marx, Kapital I.: 670. 1) fließende Form der Arbeitslosigkeit:

Das Ausstoßen von Arbeitskraft in schrumpfenden Branchen und Betrieben sowie von Großbetrieben, die Arbeitskraft abbauen, sowie das Einsaugen von Arbeitskraft in den expandierenden Branchen und Betrieben ruft einen ständigen Wechsel der Arbeit hervor, der durch längere oder kürzere Arbeitslosigkeit unterbrochen ist. Arbeitslosigkeit ist hier ein Übergangsstadium zu neuer Beschäftigung.

„In den Zentren der modernen Industrie ... werden Arbeiter bald ausgestoßen, bald in größerem Umfang wieder eingesaugt, so dass im großen und ganzen die Zahl der Beschäftigten zunimmt, wenn auch in stets abnehmendem Verhältnis zur Produktionsleiter. Die Überbevölkerung existiert hier in fließender Form.“ K. Marx, Kapital I.: 670. 2) latente (=versteckte) Arbeitslosigkeit: Das betrifft solche Arbeitsverhältnisse, die direkt in Arbeitslosigkeit münden oder nur Scheinalternativen zu Arbeitslosigkeit bieten: z.B. ältere Arbeiter, die bald entlassen werden oder Arbeiter in schrumpfenden Branchen und Betrieben: „Der Konsum der Arbeitskraft durch das Kapital ist zudem so rasch, dass der Arbeiter von mittlerem Alter sich meist schon mehr oder minder überlebt hat. Er fällt in die Reihen der Überzähligen oder wird von einer höheren auf eine niedrigere Staffel hinabgedrängt. Gerade bei den Arbeitern der großen Industrie stoßen wir auf die kürzeste Lebensdauer.“ K. Marx, Kapital I.:

Page 143: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

143

671. „Sobald sich die kapitalistische Produktion der Agrikultur ... bemächtigt hat, nimmt mit der Akkumulation des hier funktionierenden Kapitals die Nachfrage für die ländlichen Arbeiterbevölkerung ab, ohne dass ihre Repulsion, wie in der nichtagrarischen Industrie, durch größere Attraktion ergänzt wäre. ... Der Landarbeiter wird daher auf das Minimum des Lohns herabgedrückt und steht mit einem Fuß stets im Sumpf der Verarmung.

Heute gibt es viel versteckte Arbeitslosigkeit bei Zeitverträgen, in vielen staatlichen „Fortbildungsmaßnahmen“, Gelegenheitsjobs, „neue“ Selbständigkeit auf der Flucht vor der Arbeitslosigkeit.

3) stockende Arbeitslosigkeit bei unregelmäßiger Beschäftigung:

„Die dritte Kategorie der relativen Überbevölkerung, die stockende, bildet einen Teil der aktiven Arbeiterarmee, aber mit durchaus unregelmäßiger Beschäftigung. Sie bietet so dem Kapital einen unerschöpflichen Behälter verfügbarer Arbeitskraft. Ihre Lebenslage sinkt unter das durchschnittliche Normalniveau der arbeitenden Klasse... Maximum der Arbeitszeit und Minimum des Lohns charakterisieren sie. Wir haben unter der Rubrik der Heimarbeit ihre Hauptgestalt bereits kennen gelernt.“ K. Marx, Kapital I.: 672.

(Heute sind es vor allem Arbeitsverhältnisse in Teilzeit und in Zeitverträgen, die in diese Kategorie gehören. wb)

4) Die Armen:

„Der tiefste Niederschlag der relativen Überbevölkerung endlich behaust die Sphäre der Armut. Abgesehen von Vagabunden, Verbrechern, Prostituierten, kurz dem eigentlichen Lumpenproletariat, besteht diese Gesellschaftsschicht aus drei Kategorien. Erstens Arbeitsfähige... Zweitens: Waisen- und Armenkinder... Drittens: Verkommene, Verlumpte, Arbeitsunfähige. Es sind namentlich Individuen, die an ihrer durch die Teilung der Arbeit verursachten Unbeweglichkeit untergehen, solche, die über das Normalalter eines Arbeiters hinaus leben, endlich die Opfer der Industrie, ... Verstümmelte, chronisch Kranke, Witwen etc. Die Armutsbevölkerung bildet das Invalidenhaus der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht der industriellen Reservearmee.... Sie gehört zu den toten Kosten der kapitalistischen Produktion, die das Kapital jedoch großenteils von sich selbst ab auf die Schultern der Arbeiterklasse und der kleinen Mittelklasse zu wälzen weiß.“ K. Marx, Kapital I.: 673.

(Es gehören nur geringe Kenntnisse über den Zustand unserer heutigen Gesellschaft dazu, um die hier von Marx gegebene Beschreibung der sozialen Zustände Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem speziellen Elend zu ergänzen, das für unsere Tag typisch ist: Junkies, Alkoholkranke, alleinerziehende junge Mütter mit Teilzeitarbeit, Jugendliche ohne Job, Rentnerinnen mit Minirenten usw. wb) „Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer die industrielle Reservearmee. Die disponible Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe

Page 144: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

144

der industriellen Reservearmee wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Reservearmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die chronische Überbevölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Armenschicht in der Arbeiterklasse und die industrielle Reservearmee, desto größer die offizielle Zahl der Armen. Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation. Es wird gleich allen andren Gesetzen in seiner Verwirklichung durch mannigfache Umstände modifiziert, deren Analyse nicht hierher gehört.“ K. Marx, Kapital I.: 673-674. „Wir sahen im vierten Abschnitt bei der Analyse der Produktion des relativen Mehrwerts: innerhalb des kapitalistischen Systems vollziehen sich alle Methoden zur Steigerung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit auf Kosten des individuellen Arbeiters;

alle Mittel zur Entwicklung der Produktion schlagen um in Beherrschungs- und Ausbeutungsmittel des Produzenten, verstümmeln den Arbeiter in einen Teilmenschen, entwürdigen ihn zum Anhängsel der Maschine, vernichten mit der Qual seiner Arbeit ihren Inhalt, entfremden ihm die geistigen Potenzen des Arbeitsprozesses im selben Maße, worin letzterem die Wissenschaft als selbständige Potenz einverleibt wird; sie verunstalten die Bedingungen, innerhalb deren er arbeitet, unterwerfen ihn während des Arbeitsprozesses der kleinlichst gehässigen Despotie, verwandeln seine Lebenszeit in Arbeitszeit, schleudern sein Weib und Kind in die Mühle des Kapitals. Aber alle Methoden zur Produktion des Mehrwerts sind zugleich Methoden der Akkumulation, und jede Ausdehnung der Akkumulation wird umgekehrt Mittel zur Entwicklung jener Methoden. Es folgt daher, dass im Maße wie Kapital akkumuliert wird, die Lage des Arbeiters, welches immer seine Zahlung, hoch oder niedrig, sich verschlechtern muss. Das Gesetz endlich, welches die relative Überbevölkerung oder industrielle Reservearmee stets mit Umfang und Energie der Akkumulation in Gleichgewicht hält, schmiedet den Arbeiter fester an das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephaistos an den Felsen. Es bedingt eine der Akkumulation von Kapital entsprechende Akkumulation von Elend. Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Verkommenheit auf dem Gegenpol, d. h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital produziert.

K. Marx, Kapital I.: 674-675.

„Von Tag zu Tag wird es somit klarer, dass die Produktionsverhältnisse, in denen sich die Bourgeoisie bewegt, nicht einen einheitlichen, einfachen Charakter haben, sondern einen widersprüchlichen; dass in denselben Verhältnissen, in denen der Reichtum produziert wird, auch das Elend produziert wird... dass diese Verhältnisse den bürgerlichen Reichtum... nur erzeugen unter fortgesetzter Vernichtung des Reichtums einzelner Glieder dieser Klasse und unter Schaffung eines stets wachsenden Proletariats.“ K. Marx, Das Elend der Philosophie, zitiert in: K. Marx, Kapital I.: 675.

Kapital 1.: 677-740

4. Verschiedne Existenzformen der relativen Überbevölkerung. „Die relative Überbevölkerung existiert in allen möglichen Schattierungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an während der Zeit, wo er halb oder gar nicht beschäftigt ist. Abgesehen von den großen, periodisch wiederkehrenden Formen, welche der Phasenwechsel des industriellen Zyklus ihr

Page 145: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

145

aufprägt, so dass sie bald akut in den Krisen erscheint, bald chronisch in den Zeiten flauen Geschäfts, besitzt sie fortwährend drei Formen: flüssige, latente und stockende.“ K. Marx, Kapital I.: 670. 1) fließende Form der Arbeitslosigkeit: Das Ausstoßen von Arbeitskraft in schrumpfenden Branchen und Betrieben und von Großbetrieben, die Arbeitskraft abbauen, sowie das Einsaugen von Arbeitskraft in den expandierenden Branchen und Betrieben ruft einen ständigen Wechsel der Arbeit hervor, der durch längere oder kürzere Arbeitslosigkeit unterbrochen ist. Arbeitslosigkeit ist hier ein Übergangsstadium zu neuer Beschäftigung. 2) latente (=versteckte) Arbeitslosigkeit: Das betrifft solche Arbeitsverhältnisse, die direkt in Arbeitslosigkeit münden oder nur Scheinalternativen zu Arbeitslosigkeit bieten: z.B. ältere Arbeiter, die bald entlassen werden. Heute gibt es viel versteckte Arbeitslosigkeit bei Zeitverträgen, in vielen staatlichen „Fortbildungsmaßnahmen“, Gelegenheitsjobs, „neue“ Selbständigkeit auf der Flucht vor der Arbeitslosigkeit. 3) stockende Arbeitslosigkeit: bei unregelmäßiger Beschäftigung. Heute sind es vor allem Arbeitsverhältnisse in Teilzeit und in Zeitverträgen, die in diese Kategorie gehören.) 4) Die Armen.

Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation:

„Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer die industrielle Reservearmee. Die verfügbare Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe der industriellen Reservearmee wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Reservearmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die chronische Überbevölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Armenschicht in der Arbeiterklasse und die industrielle Reservearmee, desto größer die offizielle Zahl der Armen. Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation. Es wird gleich allen andren Gesetzen in seiner Verwirklichung durch mannigfache Umstände modifiziert, deren Analyse nicht hierher gehört.“ K. Marx, Kapital I.: 673-674. Dieses allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation ist die Kernaussage von Marx, die seit Erscheinen des Kapitals verfälscht, verharmlost oder bekämpft worden ist. Es sind daher drei grundlegende Erläuterungen nötig: 1) Im Sowjetmarxismus wurde diese These von Marx verflachend „Verelendungstheorie“ genannt. Noch weiter verfälscht wurde aus der „Verelendungstheorie“ eine „Verarmungstheorie“. Keinesfalls ist jedoch „Elend“ im Sinne von Marx gleich „Armut“. Er schrieb ausdrücklich in diesem Zusammenhang: „Es folgt daher, dass im Maße wie Kapital akkumuliert wird, die Lage des Arbeiters, welches immer seine Zahlung, hoch oder niedrig, sich verschlechtern muss.“ K. Marx, Kapital I.: 675. Armut ist ein notwendiger Teil des Elends der Lohnarbeiter, aber dieses Elend, ist nicht beschränkt auf Armut: „Es bedingt eine der Akkumulation von Kapital entsprechende Akkumulation von Elend. Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Verkommenheit auf dem Gegenpol, d. h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital produziert.“ K. Marx, Kapital I.: 675. Das Elend, das die Lohnarbeit kennzeichnet, erstreckt sich also auf das Einkommen, die Arbeitsbedingungen, die Fremdbestimmtheit, die Bildung usw. Aber in der Regel sind diese Auswirkungen auf unterschiedliche Schichten der Lohnarbeiter verteilt. Gemeinsam ist allen

Page 146: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

146

Lohnarbeitern nur, dass alles Elend in jeder Gestalt die Verwertungsbedürfnisse des Kapitals zur Ursache hat. 2) Eine der falschen Behauptungen, die immer wieder von Marxisten verbreitet werden und von Gegnern des Marxismus umso leichter widerlegt werden, ist die Erwartung, dass sich die „Lebenslage der Lohnarbeiter immer mehr angleichen“ würde. Wie man in den Passagen dieses Kapitels sehen kann, sind die Lebenslagen der Lohnarbeiter höchst verschieden. Gemeinsam sind ihnen nur so abstrakte Dinge wie Existenzunsicherheit und Unterworfenheit unter einen fremden Willen und unter die Verwertungsbedürfnisse des Kapitals. Diese abstrakte Gemeinsamkeit der Lohnarbeit stellt sich anders dar für den, der Arbeit hat, als für den, der arbeitslos ist, für den der gesund ist, anders als für den, der krank ist, für den, dessen Qualifikation vom Kapital gerade nachgefragt wird, anders als für den, dessen Qualifikation nicht gebraucht wird, oder der keine Qualifikationen hat. Selbst modernes Elend in der Reproduktion der Lohnarbeit: Gesundheitsbedrohungen durch BSE, Hormonmast oder Castor-Strahlung wirkt sich anders aus auf den, der ein ordentliches Gehalt bezieht, als für den der sich Bio-Kost nicht leisten kann.

3) Von den Gegnern dieser Theorie innerhalb wie außerhalb des Marxismus (innerhalb des Marxismus war Eduard Bernstein der erste) wurde immer wieder behauptet, dieses allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation existiere nicht, weil seine Wirkungen nicht festgestellt werden können. Diese Behauptung beruht auf einer unwissenschaftlichen Vorstellung der Nachprüfbarkeit von Kräften und ihren Wirkungen. Marx schränkt ausdrücklich ein: „Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation. Es wird gleich allen andren Gesetzen in seiner Verwirklichung durch mannigfache Umstände modifiziert, deren Analyse nicht hierher gehört.“ K. Marx, Kapital I.: 673-674. Was heißt, ein ökonomisches Gesetz „wird durch mannigfache Umstände modifizert“? Zum Beispiel kann man die Erdanziehung als die Kraft beschreiben, die alle Körper auf der Erde zum Erdmittelpunkt zieht. Die Existenz dieser Kraft wird nicht bezweifelt, obwohl noch kein Mensch je beobachtet hat, dass tatsächlich ein Körper durch die Erdanziehung zum Mittelpunkt der Erde gelangt ist, weil andere Kräfte, z.B. die feste Erdkruste, der Gravitation entgegenwirken. So wie kein Naturgesetz rein beobachtet werden kann, ebenso wenig kann ein ökonomisches Gesetz rein beobachtet werden. Diese reine Wirkung wird aber von den Gegnern dieser Theorie unterstellt. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation lässt sich deshalb nicht rein beobachten, weil andere Kräfte, wie zum Beispiel der gewerkschaftliche und politische Klassenkampf dem entgegenwirken. Was beobachtet werden kann ist - wie in der Physik - nur eine Kräfteresultante. Die Lage einzelner Teil der Lohnarbeiter oder ihre Lage insgesamt kann sich also zeitweilig verbessern trotz der Wirkung des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation genauso wie Berge und Gebirge in die Höhe wachsen können trotz der Wirkung der Erdanziehungskraft. Wissenschaftlich beweisbar ist das Wirken dieses allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation, weil es im Kapitalismus ständig wirkt (wenn auch nicht ständig mit gleicher Kraft), während die Gegenkräfte nicht ständig und auch nicht ständig mit gleicher Kraft wirken. Man muss also Verhältnisse (in einem Land zu verschiedenen Zeiten oder in verschiedenen Ländern zur gleichen Zeit) vergleichen, wo die Gegenkräfte gegen dieses Gesetz der Akkumulation ungleich stark wirkten: z.B. Vorhandensein von Gewerkschaften und Betriebsräten oder nicht, politische Rechte für die Lohnabhängigen oder nicht usw. Dabei zeigt sich ganz klar, dass bei Nachlassen dieser Gegenkräfte gegen das Kapital sich die Lage der Lohnabhängigen

Page 147: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

147

insgesamt verschlechtert. Ein aktueller und sichtbarer Beleg für das Wirken dieses Gesetzes bieten die USA, wo in den letzten 20 Jahren Armut wie Reichtum gleichermaßen zugenommen hat. wb.

5. Illustration des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation

a) England von 1846-1866: „Keine Periode der modernen Gesellschaft ist so günstig für das Studium der kapitalistischen Akkumulation als die Periode der letztverflossenen 20 Jahre... Von allen Ländern aber bietet England wieder das klassische Beispiel, weil es den ersten Rang auf dem Weltmarkt behauptet... .“ K. Marx, Kapital I.: 677

„In den Abschnitten über den Arbeitstag und die Maschinerie enthüllten sich die Umstände, unter welchen die britische Arbeiterklasse eine ‚berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht’ für die besitzenden Klassen schuf. Jedoch beschäftigte uns damals vorzugsweise der Arbeiter während seiner gesellschaftlichen Funktion. Zur vollen Beleuchtung der Gesetze der Akkumulation ist auch seine Lage außerhalb der Werkstatt ins Auge zu fassen, sein Nahrungs- und Wohnungszustand.“ K. Marx, Kapital I.: 681.

1842- 1852: „Wenn die Arbeiterklasse ‚arm‘ geblieben ist, nur ‚weniger arm‘ im Verhältnis, worin sie eine berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht‘ für die Klasse des Eigentums produzierte, so ist sie relativ gleich arm geblieben. Wenn die Extreme der Armut sich nicht vermindert haben, haben sie sich vermehrt, weil die Extreme des Reichtums sich vermehrt haben.“ K. Marx, Kapital I.: 681.

„Die Grenze dieses Buchs gebietet uns, hier vor allem den schlechtest bezahlten Teil des industriellen Proletariats und der Ackerbauarbeiter zu berücksichtigen, d.h. die Majorität der Arbeiterklasse.“ K. Marx, Kapital I.: 683. „Bei Analyse der Armenstatistik sind zwei Punkte hervorzuheben. Einerseits spiegelt die Bewegung im Ab und Zu der Armenmasse die periodischen Wechselfälle des industriellen Zyklus wider. Andererseits trügt die offizielle Statistik mehr und mehr über den wirklichen Umgang der Armut im Grad, worin mit der Akkumulation des Kapitals der Klassenkampf und daher das Selbstgefühl der Arbeiter sich entwickeln. Z.B. die Barbarei in der Behandlung der Armen, worüber die englische Presse ... während der letzten zwei Jahre so laut schrie, ist alten Datums.“ (Auch das Ausmaß der heutigen Armut wird lieber totgeschwiegen, bzw. so getan, als sei Armut nur ein Problem der dritten Welt.)

b) Die schlechtbezahltesten Schichten der britischen industriellen Arbeiterklasse „Wenden wir uns jetzt zu den schlechtbezahlten Schichten der industriellen Arbeiterklasse. ...“ K. Marx, Kapital I.: 684.

„Der innere Zusammenhang zwischen Hungerpein der fleißigsten Arbeiterschichten und auf kapitalistischer Akkumulation begründeten, grobem oder raffiniertem Verschwendungskonsum der Reichen enthüllt sich nur mit Kenntnis der ökonomischen Gesetze. Anders mit dem Wohnungszustand. Jeder unbefangene Beobachter sieht, dass je massenhafter die Zentralisation der Produktionsmittel, desto größer die entsprechende Anhäufung von Arbeitern auf demselben Raum, dass daher, je rascher die kapitalistische Akkumulation, desto elender der Wohnungszustand der Arbeiter... Andrerseits weiß jeder, dass die Teuerkeit der Wohnungen im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Güte steht und dass die Minen des Elends von

Page 148: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

148

Häuserspekulanten mit mehr Profit und weniger Kosten ausgebeutet werden als jemals die Minen von Potosi.“ (Von den spanischen Eroberern 1545 entdeckte größte bolivianische Silbermine) K. Marx, Kapital I.: 687. „Newcastle-upon-Tyne... behauptet daher nach London die zweite Stelle in dem Wohnungsinferno. Nicht minder als 34000 Menschen hausen dort in Einzelkammern.“ K. Marx, Kapital I.: 691. c) Das Wandervolk „Wir wenden uns nun zu einer Volksschicht, deren Ursprung ländlich, deren Beschäftigung großenteils industriell ist. Sie bildet die leichte Infanterie des Kapitals, die es je nach seinem Bedürfnis bald auf diesen Punkt wirft, bald auf jenen. Wenn nicht auf dem Marsch, ‚kampiert‘ sie. Die Wanderarbeit wird verbraucht für verschiedne Bau- und Drainierungsoperationen, Backsteinmachen, Kalkbrennen, Eisenbahnbau usw. ... In Unternehmen von bedeutender Kapitalauslage, wie Eisenbahnbau usw. liefert meist der Unternehmer selbst seiner Armee Holzhütten oder dergl. improvisierte Dörfer ohne alle Gesundheitsvorkehrung, jenseits der Kontrolle der Lokalbehörden, sehr profitlich für den Herrn Subunternehmer, der die Arbeiter doppelt ausbeutet, als Industriesoldaten und als Mieter.“ K. Marx, Kapital I.: 693. d) Wirkung der Krisen auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse „Bevor ich zu den eigentlichen Agrikulturarbeitern übergehe, soll an einem Beispiel noch gezeigt werden, wie die Krisen selbst auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse, auf ihre Aristokratie, wirken. Man erinnert sich: das Jahr 1857 brachte eine der großen Krisen, womit der industrielle Zyklus jedes Mal abschließt. Der nächste Termin wurde 1866 fällig... Jetzt trat eine furchtbare Reaktion ein, die auch in anderen Londoner Industrien bis zur Stunde, Ende März 1867, fortdauert. Zur Charakteristik der Lage der Arbeiter folgende Stelle aus dem ausführlichen Bericht eines Korrespondenten des ‚Morning Star’, welcher Anfang 1867 die Hauptsitze des Leidens besuchte.: ‚Im Osten von London ... befinden sich mindestens 15.000 Arbeiter samt Familien in einem Zustand äußerster Not, darunter 3.000 geschickte Mechaniker. Ihre Reservefonds sind erschöpft infolge sechst- oder achtmonatiger Arbeitslosigkeit...’“ K. Marx, Kapital I.: 697-698. e) Das britische Ackerbauproletariat „Der antagonistische Charakter der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bewährt sich nirgendwo brutaler als in dem Fortschritt des englischen Landbaus (Viehzucht eingeschlossen) und dem Rückschritt des englischen Landarbeiters.“ K. Marx, Kapital I.: 702. „Dennoch ist die Lage des englischen Landarbeiters von 1770 bis 1780, sowohl was seine Nahrungs- und Wohnlichkeitszustände, als sein Selbstgefühl, Belustigungen usw. betrifft, ein später nie wieder erreichtes Ideal.“ K. Marx, Kapital I.: 703. „Unter allen Tieren, die der Pächter hält, blieb von nun an der Arbeiter, das stimmbegabte Tier (instrumentum vocale), das meist geplackte, schlechtest gefütterte und brutalst behandelte.“ K. Marx, Kapital I.: 704.

„Die kleinen und mittleren Pächter - ich rechne dazu alle, die nicht über 100 Morgen bebauen - machen immer noch ungefähr 8/10 der Gesamtzahl aus.“ K. Marx, Kapital I.: 732. f) Irland „Die Hungersnot erschlug 1846 in Irland über eine Menschenmillion, aber nur arme Teufel. Sie tat dem Reichtum des Landes nicht den geringsten Abbruch.“ K. Marx, Kapital I.: 731.

„... hat sich die immer noch sehr niedrige Lohnrate auf dem Lande in den letzten 20 Jahren doch um 50-60 % erhöht und steht jetzt im Durchschnitt auf 6-9 Shilling. die Woche. Hinter dieser scheinbaren Erhöhung aber verbirgt sich ein wirkliches Fallen des Lohns, denn sie gleicht nicht einmal den inzwischen erfolgten Preisaufschlag der notwendigen Lebensmittel aus; ... Der Preis der notwendigen Lebensmittel ist ... beinah zweimal, und der Kleidung genau zweimal so hoch als vor zwanzig Jahren.“ K. Marx, Kapital I.: 733.

Page 149: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

149

Und früher hatten die Landarbeiter in der Regel auch eigenen Garten als Lohnbestandteil: „heute ist Geldzahlung die Regel. Schon daraus folgt, dass, welches auch die Bewegung des wirklichen Lohns, seine Geldrate steigen musste.“ K. Marx, Kapital I.: 734.

Kapital 1.741-788

5. Illustration des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation Das Kapitel enthält zeitgenössische Beispiele wie neben dem wachsenden Reichtum im kapitalistischen England Elend in vielfältiger Form - Arbeitsqual, Unsicherheit der Lebenslage und Armut - zunimmt oder mindestens nicht abnimmt. „Die Grenze dieses Buchs gebietet uns, hier vor allem den schlechtest bezahlten Teil des industriellen Proletariats und der Ackerbauarbeiter zu berücksichtigen, d.h. die Majorität der Arbeiterklasse.“ K. Marx, Kapital I.: 683.

24. Kapitel

Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation

1. Das Geheimnis der ursprünglichen Akkumulation

„Man hat gesehen, wie Geld in Kapital verwandelt, durch Kapital Mehrwert und aus Mehrwert mehr Kapital gemacht wird. Indes setzt die Akkumulation des Kapitals den Mehrwert, der Mehrwert die kapitalistische Produktion, dieser aber das Vorhandenseins größerer Massen von Kapital und Arbeitskraft in den Händen von Warenproduzenten voraus. Diese ganze Bewegung scheint sich also in einem fehlerhaften Kreislauf herumzudrehen, aus dem wir nur hinauskommen, indem wir eine der kapitalistischen Akkumulation vorausgehende, ‚ursprüngliche’ Akkumulation (‚previous accumulation’ bei Adam Smith) unterstellen, eine Akkumulation, welche nicht das Resultat der kapitalistischen Produktionsweise ist, sondern ihr Ausgangspunkt.“ K. Marx, Kapital I.: 741.

„Diese ursprüngliche Akkumulation spielt in der politischen Ökonomie ungefähr dieselbe Rolle wie der Sündenfall in der Theologie. Adam biss in den Apfel, und damit kam über das Menschengeschlecht die Sünde. Ihr Ursprung wird erklärt, indem er als Anekdote der Vergangenheit erzählt wird. In einer längst verflossnen Zeit gab es auf der einen Seite eine fleißige, intelligente und vor allem sparsame Elite und auf der andren faulenzende ... alles ... verjubelnde Lumpen. Die Legende vom theologischen Sündenfall erzählt uns allerdings, wie der Mensch dazu verdammt worden sei, sein Brot im Schweiße seines Angesichts zu essen; die Historie vom ökonomischen Sündenfall aber enthüllt uns, wieso es Leute gibt, die das keineswegs nötig haben. Einerlei. So kam es, dass die ersten Reichtum akkumulierten und die letzteren schließlich nichts zu verkaufen hatten als ihre eigene Haut. Und von diesem Sündenfall datiert die Armut der großen Masse, die immer noch, aller Arbeit zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst, und der Reichtum der wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie längst aufgehört haben zu arbeiten.“ K. Marx, Kapital I.: 741. „In der wirklichen Geschichte spielen bekanntlich Eroberung, Unterjochung, Raubmord, kurz Gewalt die große Rolle. In der sanften politischen Ökonomie herrschte von jeher die Idylle. ... In der Tat sind die Methoden der ursprünglichen Akkumulation alles andere, nur nicht idyllisch.“ K. Marx, Kapital I.: 742. „Geld und Ware sind nicht von vornherein Kapital, sowenig wie Produktions- und Lebensmittel.

Page 150: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

150

Sie bedürfen der Verwandlung in Kapital. Diese Verwandlung selbst aber kann nur unter bestimmten Umständen vorgehen, die sich dahin zusammenspitzen: Zweierlei sehr verschiedene Sorten von Warenbesitzern müssen sich gegenüber und in Kontakt treten, einerseits Eigner von Geld, Produktions- und Lebensmitteln, denen es gilt, die von ihnen besessene Wertsumme zu verwerten durch Ankauf fremder Arbeitskraft; andererseits freie Arbeiter, Verkäufer der eigenen Arbeitskraft und daher Verkäufer von Arbeit. Freie Arbeiter in dem Doppelsinn, dass sie weder selbst unmittelbar zu den Produktionsmitteln gehören, wie Sklaven, Leibeigene usw., noch auch die Produktionsmittel ihnen gehören, wie beim selbstwirtschaftenden Bauern usw., sie davon vielmehr frei, los und ledig sind. Mit dieser Polarisation des Warenmarkts sind die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion gegeben. Das Kapitalverhältnis setzt die Scheidung zwischen Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit voraus. Sobald die kapitalistische Produktion einmal auf eigenen Füßen steht, erhält sie nicht nur jene Scheidung, sondern reproduziert sie auf stets wachsender Stufenleiter. Der Prozess, der das Kapitalverhältnis schafft, kann also nichts anderes sein als der Scheidungsprozess des Arbeiters vom Eigentum an seinen Arbeitsbedingungen, ein Prozess, der einerseits die gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsbedingungen in Kapital verwandelt, andererseits die unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter. Die sog. ursprüngliche Akkumulation ist also nichts als der historische Scheidungsprozess von Produzent und Produktionsmittel. Er erscheint ‚ursprünglich’, weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produktionsweise bildet.“ K. Marx, Kapital I.: 742. „Die ökonomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft ist hervorgegangen aus der ökonomischen Struktur der feudalen Gesellschaft. Die Auflösung dieser hat die Elemente jener freigesetzt. Der unmittelbare Produzent, der Arbeiter, konnte erst dann über seine Person verfügen, nachdem er aufgehört hatte, an die Scholle gefesselt und einer anderen Person leibeigen oder hörig zu sein. Um freier Verkäufer von Arbeitskraft zu werden, der seine Ware überall hinträgt, wo sie einen Markt findet, musste er ferner der Herrschaft der Zünfte, ihren Lehrlings- und Gesellenordnungen und hemmenden Arbeitsvorschriften entronnen sein. Somit erscheint die geschichtliche Bewegung, die die Produzenten in Lohnarbeiter verwandelt, einerseits als ihre Befreiung von Dienstbarkeit und Zunftzwang; und diese Seite allein existiert für unsere bürgerlichen Geschichtsschreiber. Andererseits werden diese Neubefreiten erst Verkäufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre Produktionsmittel und alle durch die alten feudalen Einrichtungen gebotenen Garantien ihrer Existenz geraubt sind. Und die Geschichte dieser ihrer Expropriation (Enteignung) ist in die Annalen der Menschheit eingeschrieben mit Zügen von Blut und Feuer.“ K. Marx, Kapital I.: 743. „Die industriellen Kapitalisten, diese neuen Potentaten, mussten ihrerseits nicht nur die zünftigen Handwerksmeister verdrängen, sondern auch die im Besitz der Reichtumsquellen befindlichen Feudalherren. Von dieser Seite stellt sich ihr Emporkommen dar als Frucht eines siegreichen Kampfes gegen die Feudalmacht und ihre empörenden Vorrechte sowie gegen die Zünfte und die Fesseln, die diese der freien Entwicklung der Produktion und der freien Ausbeutung des Menschen durch den Menschen angelegt hatten.“ K. Marx, Kapital I.: 743.

„Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohnarbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die Knechtschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Formwechsel dieser Knechtung, in der Verwandlung der feudalen in kapitalistische Ausbeutung. Um ihren Gang zu verstehen, brauchen wir gar nicht so weit zurückzugreifen. Obgleich die ersten Anfänge kapitalistischer Produktion schon im 14. und 15. Jahrhundert in einigen Städten am Mittelmeer sporadisch entgegentreten, datiert die kapitalistische Ära erst vom 16. Jahrhundert.

Page 151: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

151

Dort, wo sie auftritt, ist die Aufhebung der Leibeigenschaft längst vollbracht und der Glanzpunkt des Mittelalters, der Bestand souveräner Städte, seit geraumer Zeit im Erbleichen.“ K. Marx, Kapital I.: 743. „Historisch epochemachend in der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation sind alle Umwälzungen, die der sich bildenden Kapitalistenklasse als Hebel dienen; vor allem aber die Momente, worin große Menschenmassen plötzlich und gewaltsam von ihren Subsistenzmitteln losgerissen und als vogelfreie Proletarier auf den Arbeitsmarkt geschleudert werden. Die Expropriation (Enteignung) des ländlichen Produzenten, des Bauern, von Grund und Boden bildet die Grundlage des ganzen Prozesses. Ihre Geschichte nimmt in verschiedenen Ländern verschiedene Färbung an und durchläuft die verschiedenen Phasen in verschiedener Reihenfolge und in verschiedenen Geschichtsepochen. Nur in England, das wir hier als Beispiel nehmen, besitzt sie klassische Form.“ K. Marx, Kapital I.: 744. 2. Enteignung des Landvolks von Grund und Boden “In England war die Leibeigenschaft im letzten Teil des 14. Jahrhunderts faktisch verschwunden. Die ungeheure Mehrzahl der Bevölkerung bestand damals und noch mehr im 15. Jahrhundert aus freien, selbstwirtschaftenden Bauern, durch welch feudales Aushängeschild ihr Eigentum immer versteckt sein mochte. Auf den größeren herrschaftlichen Gütern war der früher selbst leibeigene Vogt durch den freien Pächter verdrängt. ... Solche Verhältnisse, bei gleichzeitiger Blüte des Städtewesens, wie sie das 15. Jahrhundert auszeichnet, erlaubten jenen Volksreichtum, den der Kanzler Fortescue so beredt ... schildert, aber sie schlossen den Kapitalreichtum aus.“ K. Marx, Kapital I.: 744-745.

„Das Vorspiel der Umwälzung, welche die Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise schuf, ereignete sich im letzten Drittel des 15. und den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Eine Masse vogelfreier Proletarier wurde auf den Arbeitsmarkt geschleudert durch die Auflösung der feudalen Gefolgschaften. ... Obgleich die königliche Macht, selbst ein Produkt der bürgerlichen Entwicklung, in ihrem Streben nach absoluter Souveränität die Auflösung dieser Gefolgschaften gewaltsam beschleunigte, war sie keineswegs deren einzige Ursache. Vielmehr im trotzigsten Gegensatz zu Königtum und Parlament schufen die großen Feudalherren ein ungleich größeres Proletariat durch gewaltsame Verjagung der Bauernschaft von dem Grund und Boden, worauf sie denselben feudalen Rechtstitel besaßen wie er selbst, und durch Raub ihres Gemeindelandes. Den unmittelbaren Anstoß dazu gab in England namentlich das Aufblühen der flandrischen Wollmanufaktur und das entsprechende Steigen der Wollpreise. Den alten Feudaladel hatten die großen Feudalkriege verschlungen, der neue war ein Kind seiner Zeit, für welche Geld die Macht aller Mächte war. Verwandlung von Ackerland in Schafweide ward also sein Losungswort.“ K. Marx, Kapital I.: 746. „Einen neuen furchtbaren Anstoß erhielt der gewaltsame Enteignungsprozess der Volksmasse im 16. Jahrhundert durch die Reformation und, in ihrem Gefolge, den kolossalen Diebstahl der Kirchengüter. Die katholische Kirche war zur Zeit der Reformation Feudaleigentümerin eines großen Teils des englischen Grund und Bodens. Die Unterdrückung der Klöster usw. schleuderte deren Einwohner ins Proletariat. Die Kirchengüter selbst wurden großenteils an raubsüchtige königliche Günstlinge verschenkt oder zu einem Spottpreis an spekulierende Pächter und Stadtbürger verkauft... K. Marx, Kapital I.: 748-749. „Der letzte große Enteignungsprozess der Ackerbauer von Grund und Boden endlich ist das sogenannte Clearing of Estates (Lichten der Güter, in der Tat Wegfegung der Menschen von denselben). Alle bisher betrachteten englischen Methoden gipfelten im ‚Lichten’. Wie man ... sah, geht es jetzt, wo keine unabhängigen Bauern mehr wegzufegen sind, bis zum ‚Lichten’ der Bauernhäuser

Page 152: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

152

fort, so dass die Ackerbauarbeiter auf dem von ihnen bestellten Boden selbst nicht mehr den nötigen Raum zur eigenen Behausung finden.“ K. Marx, Kapital I.: 756.

„Der Raub der Kirchengüter, die betrügerische Veräußerung der Staatsdomänen, der Diebstahl des Gemeindeeigentums, die usurpatorische und mit rücksichtslosem Terrorismus vollzogne Verwandlung von feudalem und Claneigentum in modernes Privateigentum, es waren ebenso viele idyllische Methoden der ursprünglichen Akkumulation. Sie eroberten das Feld für die kapitalistische Agrikultur, einverleibten Grund und Boden dem Kapital und schufen der städtischen Industrie die nötige Zufuhr von vogelfreiem Proletariat.“ K. Marx, Kapital I.: 760-761.

3. Blutgesetzgebung gegen die Expropriierten seit Ende des 15. Jahrhunderts. Gesetze zur Herabdrückung des Arbeitslohns

„Die durch Auflösung der feudalen Gefolgschaften und durch stoßweise, gewaltsame Expropriation (Enteignung) von Grund und Boden Verjagten, dies vogelfreie Proletariat konnte unmöglich ebenso rasch von der aufkommenden Manufaktur absorbiert werden, als es auf die Welt gesetzt ward. Andrerseits konnten die plötzlich aus ihrer gewohnten Lebensbahn Herausgeschleuderten sich nicht ebenso plötzlich in die Disziplin des neuen Zustandes finden. Sie verwandelten sich massenhaft in Bettler, Räuber, Vagabunden, zum Teil aus Neigung, in den meisten Fällen durch den Zwang der Umstände. Ende des 15. und während des ganzen 16. Jahrhunderts gab es daher in ganz Westeuropa eine Blutgesetzgebung wider Vagabundenwesen. Die Väter der jetzigen Arbeiterklasse wurden zunächst gezüchtigt für die ihnen angetane Verwandlung in Vagabunden und Arme. Die Gesetzgebung behandelte sie als ‚freiwillige’ Verbrecher und unterstellte, dass es von ihrem guten Willen abhinge, in den nicht mehr existierenden alten Verhältnissen fortzuarbeiten.“ K. Marx, Kapital I.: 762. „So wurde das von Grund und Boden gewaltsam expropriierte, verjagte und zum Vagabunden gemachte Landvolk durch grotesk-terroristische Gesetze in eine dem System der Lohnarbeit notwendige Disziplin hineingepeitscht, -gebrandmarkt, -gefoltert.“ K. Marx, Kapital I.: 765.

„Arbeiterkoalition wird als schweres Verbrechen behandelt vom 14. Jahrhundert bis 1825, dem Jahr der Abschaffung der Antikoalitionsgesetze.“ K. Marx, Kapital I.: 767. „Die grausamen Gesetze gegen die Koalitionen fielen 1825 vor der drohenden Haltung des Proletariats. Trotzdem fielen sie nur zum Teil.“ K. Marx, Kapital I.: 768. „Man sieht, nur widerwillig und unter dem Druck der Massen verzichtete das englische Parlament auf die Gesetze gegen Streiks und Gewerkschaften, nachdem es selbst, fünf Jahrhunderte hindurch, mit schamlosem Egoismus die Stellung einer permanenten Gewerkschaft der Kapitalisten gegen die Arbeiter behauptet hatte.“ K. Marx, Kapital I.: 769.

„Im Fortgang der kapitalistischen Produktion entwickelte sich eine Arbeiterklasse, die aus Erziehung, Tradition, Gewohnheit die Anforderungen jener Produktionsweise als selbstverständliche Naturgesetze anerkennt.“ K. Marx, Kapital I.: 765.

4. Genesis der kapitalistischen Pächter

„Nachdem wir die gewaltsame Schöpfung vogelfreier Proletarier betrachtet, die blutige Disziplin, welche sie in Lohnarbeiter verwandelt hat, ... fragt sich, wo kommen die Kapitalisten

Page 153: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

153

ursprünglich her? Denn die Expropriation (Enteignung) des Landvolks schafft unmittelbar nur große Grundeigentümer. Was die Entstehung des Pächters betrifft, so können wir sie sozusagen mit der Hand greifen, weil sie ein langsamer, über viele Jahrhunderte sich fortwälzender Prozess ist. Die Leibeigenen selbst, woneben auch freie kleine Landeigner, befanden sich in sehr verschiednen Besitzverhältnissen und wurden daher auch unter sehr verschiednen ökonomischen Bedingungen emanzipiert. In England ist die erste Form des Pächters der selbst leibeigene Bailiff (ein Verwaltungsbediensteter wie der deutsche Meier oder Vogt). Seine Stellung ist ähnlich der des altrömischen Villicus, nur in engerer Wirkungssphäre. Während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird er ersetzt durch einen Pächter, den der Landbesitzer mit Samen, Vieh und Ackerwerkzeug versieht. Seine Lage ist nicht sehr verschieden von der des Bauern. Nur beutet er mehr Lohnarbeit aus. Er wird bald ... Halbpächter. Er stellt einen Teil des Ackerbaukapitals, der Landbesitzer den anderen. ... Diese Form verschwindet in England rasch, um der des eigentlichen Pächters Platz zu machen, welcher sein eigenes Kapital durch Anwendung von Lohnarbeitern verwertet und einen Teil des Mehrprodukts, in Geld oder in natura, dem Landlord als Grundrente zahlt. ... Die Usurpation von Gemeindeweiden usw. erlaubt ihm große Vermehrung seines Viehbestands fast ohne Kosten. ... Im 16. Jahrhundert kommt ein entscheidend wichtiges Moment hinzu. ... Der fortdauernde Fall im Wert der edlen Metalle und daher des Geldes trug den Pächtern goldne Früchte. Er senkte... den Arbeitslohn. ... Das fortwährende Steigen der Preise von Korn, Wolle, Fleisch, kurz sämtlicher Agrikulturprodukte, schwellte das Geldkapital des Pächters ohne sein Zutun, während die Grundrente, die er zu zahlen hatte, im veralteten Geldwert geschrumpft war. So bereicherte er sich gleichzeitig auf Kosten seiner Landarbeiter und seines Landlords. Kein Wunder also, wenn England Ende des 16. Jahrhunderts eine Klasse für die damaligen Verhältnisse reicher ‚Kapitalpächter‘ besaß.“ K. Marx, Kapital I.: 771-772. 5. Rückwirkung der landwirtschaftlichen Revolution auf die Industrie. Herstellung des innern Markts für das industrielle Kapital

„Die stoßweise und stets erneuerte Enteignung und Verjagung des Landvolks lieferte, wie man sah, der städtischen Industrie wieder und wieder Massen ganz außerhalb der Zunftverhältnisse stehende Proletarier... Der Verdünnung des unabhängigen, selbstwirtschafteten Landvolks entsprach ... die Verdichtung des industriellen Proletariats. ...

Trotz der verminderten Zahl seiner Bebauer trug der Boden nach wie vor gleich viel oder mehr Produkt, weil die Revolution in den Grundeigentumsverhältnissen von verbesserten Methoden der Kultur, größerer Kooperation, Konzentration der Produktionsmittel usw. begleitet war... . Mit dem freigesetzten Teil des Landvolks werden also auch seine frühern Nahrungsmittel freigesetzt. Sie verwandeln sich jetzt in stoffliche Elemente des variablen Kapitals. Der an die Luft gesetzte Bauer muss ihren Wert von seinem neuen Herrn, dem industriellen Kapitalisten, in der Form des Arbeitslohns erkaufen. Wie mit den Lebensmitteln verhielt es sich mit den heimischen landwirtschaftlichem Rohmaterial der Industrie. Es verwandelte sich in ein Element des konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 773-774

„Die Expropriation (Enteignung) und Verjagung eines Teils des Landvolks setzt mit den Arbeitern nicht nur ihre Lebensmittel und ihr Arbeitsmaterial für das industrielle Kapital frei, sie schafft den innern Markt.“ K. Marx, Kapital I.: 775.

Page 154: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

154

„Früher erzeugte und bearbeitete die Bauernfamilie die Lebensmittel und Rohstoffe, die sie nachher größtenteils selbst verzehrte. Diese Rohstoffe und Lebensmittel sind jetzt Waren geworden; der Großpächter verkauft sie, in den Manufakturen findet er seinen Markt. Garn, Leinwand, grobe Wollenzeuge, ... verwandeln sich jetzt in Manufakturartikel, deren Absatzmarkt grade die Landdistrikte bilden. Die zahlreiche zerstreute Kundschaft, bisher bedingt durch eine Menge kleiner, für eigne Rechnung arbeitender Produzenten, konzentriert sich jetzt zu einem großen, vom industriellen Kapital versorgten Markt.“ K. Marx, Kapital I.: 775.

„So geht Hand in Hand mit der Expropriation (Enteignung) früher selbstwirtschaftender Bauern ... die Vernichtung der ländlichen Nebenindustrie, der Scheidungsprozess von Manufaktur und Agrikultur.“ K. Marx, Kapital I.: 776. 6. Genesis des industriellen Kapitalisten

„Die Genesis des industriellen Kapitalisten ging nicht in derselben allmählichen Weise vor wie die des Pächters. Zweifelsohne verwandelten sich manche kleine Zunftmeister und noch mehr selbständige kleine Handwerker oder auch Lohnarbeiter in kleine Kapitalisten und durch allmählich ausgedehntere Ausbeutung von Lohnarbeit und entsprechender Akkumulation in Kapitalisten schlechthin.“ K. Marx, Kapital I.: 777.

„Aber das Mittelalter hatte zwei verschiedne Formen des Kapitals überliefert, die in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen reifen ... das Wucherkapital und das Kaufmannskapital.“ K. Marx, Kapital I.: 778.

„Das durch Wucher und Handel gebildete Geldkapital wurde durch die Feudalverfassung auf dem Land und durch die Zunftverfassung in den Städten an seiner Verwandlung in industrielles Kapital behindert. Diese Schranken fielen mit der Auflösung der feudalen Gefolgschaften, mit der Expropriation und teilweisen Verjagung des Landvolks. Die neue Manufaktur ward in See-Exporthäfen errichtet oder auf Punkten des flachen Landes, außerhalb der Kontrolle des alten Städtewesens und seiner Zunftverfassung.“ K. Marx, Kapital I.: 778

„Heute führt industrielle Vorherrschaft die Vorherrschaft über den Handel mit sich. In der eigentlichen Manufakturperiode dagegen ist es die Handelsvormacht, die die industrielle Vorherrschaft gibt.“ K. Marx, Kapital I.: 782.

„Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingeborenen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die Verwandlung von Afrika in ein Gehege zur Handelsjagd auf Schwarzhäute bezeichnen die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära. Diese idyllischen Prozesse sind Hauptmomente der ursprünglichen Akkumulation. Auf dem Fuß folgt der Handelskrieg der europäischen Nationen, mit dem Erdrund als Schauplatz. Er wird eröffnet durch den Abfall der Niederlande von Spanien, nimmt Riesenumfang an in Englands Antijakobinerkrieg, spielt noch fort in den Opiumkriegen gegen China usw. Die verschiednen Momente der ursprünglichen Akkumulation verteilen sich nun, mehr oder minder in zeitlicher Reihenfolge, namentlich auf Spanien, Portugal, Holland, Frankreich und England. ... Alle aber benutzten die Staatsmacht, die konzentrierte und organisierte Gewalt der Gesellschaft, um den Verwandlungsprozess der feudalen in die kapitalistische Produktionsweise treibhausmäßig zu fördern und die Übergänge abzukürzen. Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht. Sie selbst ist eine ökonomische Potenz.“ K. Marx, Kapital I.: 779

Page 155: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

155

„Die öffentliche Schuld wird einer der energischsten Hebel der ursprünglichen Akkumulation. Wie mit dem Schlag der Wünschelrute begabt sie das unproduktive Geld mit Zeugungskraft und verwandelt es so in Kapital, ohne dass es dazu nötig hätte, sich der industrieller und selbst wucherischen Anlage unzertrennlichen Mühwaltung und Gefahr auszusetzen. ... Aber auch abgesehen von der so geschaffnen Klasse müßiger Rentner und von dem improvisierten Reichtum der zwischen Regierung und Nation die Mittler spielenden Finanziers ... hat die Staatsschuld die Aktiengesellschaften, den Handel mit käuflichen Effekten aller Art, die Agiotage emporgebracht, in einem Wort: das Börsenspiel und die moderne Bankokratie.“ K. Marx, Kapital I.: 782-783. „Mit den Staatsschulden entstand ein internationales Kreditsystem, das häufig eine der Quellen der ursprünglichen Akkumulation bei diesem oder jenem Volk versteckt.“ K. Marx, Kapital I.: 783. „Da die Staatsschuld ihren Rückhalt in den Staatseinkünften hat, die die jährlichen Zins- usw. Zahlungen decken müssen, so wurde das moderne Steuersystem notwendige Ergänzung des Systems der Nationalanleihen. Die Anleihen befähigen die Regierung, außerordentliche Ausgaben zu bestreiten, ohne dass der Steuerzahler es sofort fühlt, aber sie erfordern doch für die Folge erhöhte Steuern... Die Überbesteuerung ist nicht ein Zwischenfall, sondern vielmehr Prinzip. ... Der zerstörende Einfluss, den es auf die Lage der Lohnarbeiter ausübt, geht uns hier jedoch weniger an als die durch es bedingte gewaltsame Expropriation (Enteignung) des Bauern, des Handwerkers, kurz aller Bestandteile der kleinen Mittelklasse.“ K. Marx, Kapital I.: 784. „Solcher Mühe bedurfte es, ... den Scheidungsprozess zwischen Arbeitern und Arbeitsbedingungen zu vollziehen, auf dem einen Pol die gesellschaftlichen Produktions- und Lebensmittel in Kapital zu verwandeln, auf dem Gegenpol die Volksmasse in Lohnarbeiter, in freie ‚arbeitende Arme‘... Wenn das Geld, nach Augier, ‚mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt‘ (Marie Augier: Du Crédit Public, Paris 1842) , so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend.“ K. Marx, Kapital I.: 788.

Kapital 1.: 789 - 802 (Ende) 24. Kapitel: Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation:

„Geld und Ware sind nicht von vornherein Kapital, sowenig wie Produktions- und Lebensmittel. Sie bedürfen der Verwandlung in Kapital. Diese Verwandlung selbst aber kann nur unter bestimmten Umständen vorgehen, die sich dahin zusammenspitzen: Zweierlei sehr verschiedene Sorten von Warenbesitzern müssen sich gegenüber und in Kontakt treten, einerseits Eigner von Geld, Produktions- und Lebensmitteln, denen es gilt, die von ihnen besessene Wertsumme zu verwerten durch Ankauf fremder Arbeitskraft; andererseits freie Arbeiter, Verkäufer der eigenen Arbeitskraft und daher Verkäufer von Arbeit. Freie Arbeiter in dem Doppelsinn, dass sie weder selbst unmittelbar zu den Produktionsmitteln gehören, wie Sklaven, Leibeigene usw., noch auch die Produktionsmittel ihnen gehören, wie beim selbstwirtschaftenden Bauern usw., sie davon vielmehr frei, los und ledig sind. Mit dieser Polarisation des Warenmarkts sind die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion gegeben. Das Kapitalverhältnis setzt die Scheidung zwischen Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit voraus. Sobald die kapitalistische Produktion einmal auf eigenen Füßen steht, erhält sie nicht nur jene Scheidung, sondern reproduziert sie auf stets wachsender Stufenleiter. Der Prozess, der das Kapitalverhältnis schafft, kann also nichts anderes sein als der Scheidungsprozess des Arbeiters vom Eigentum an seinen Arbeitsbedingungen, ein Prozess, der einerseits die gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsbedingungen in Kapital verwandelt, andererseits die unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter.

Page 156: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

156

Die sog. ursprüngliche Akkumulation ist also nichts als der historische Scheidungsprozess von Produzent und Produktionsmittel. Er erscheint ‚ursprünglich’, weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produktionsweise bildet.“ K. Marx, Kapital I.: 742. „Die ökonomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft ist hervorgegangen aus der ökonomischen Struktur der feudalen Gesellschaft. Die Auflösung dieser hat die Elemente jener freigesetzt. Der unmittelbare Produzent, der Arbeiter, konnte erst dann über seine Person verfügen, nachdem er aufgehört hatte, an die Scholle gefesselt und einer anderen Person leibeigen oder hörig zu sein. Um freier Verkäufer von Arbeitskraft zu werden, der seine Ware überall hinträgt, wo sie einen Markt findet, musste er ferner der Herrschaft der Zünfte, ihren Lehrlings- und Gesellenordnungen und hemmenden Arbeitsvorschriften entronnen sein. Somit erscheint die geschichtliche Bewegung, die die Produzenten in Lohnarbeiter verwandelt, einerseits als ihre Befreiung von Dienstbarkeit und Zunftzwang; und diese Seite allein existiert für unsere bürgerlichen Geschichtsschreiber. Andererseits werden diese Neubefreiten erst Verkäufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre Produktionsmittel und alle durch die alten feudalen Einrichtungen gebotenen Garantien ihrer Existenz geraubt sind. Und die dieser ihrer Expropriation (Enteignung) ist in die Annalen der Menschheit eingeschrieben mit Zügen von Blut und Feuer.“ K. Marx, Kapital I.: 743. „Die industriellen Kapitalisten, diese neuen Potentaten, mussten ihrerseits nicht nur die zünftigen Handwerksmeister verdrängen, sondern auch die im Besitz der Reichtumsquellen befindlichen Feudalherren. Von dieser Seite stellt sich ihr Emporkommen dar als Frucht eines siegreichen Kampfes gegen die Feudalmacht und ihre empörenden Vorrechte sowie gegen die Zünfte und die Fesseln, die diese der freien Entwicklung der Produktion und der freien Ausbeutung des Menschen durch den Menschen angelegt hatten.“ K. Marx, Kapital I.: 743.

„Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohnarbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die Knechtschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Formwechsel dieser Knechtung, in der Verwandlung der feudalen in kapitalistische Ausbeutung.“ K. Marx, Kapital I.: 743. „Historisch epochemachend in der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation sind alle Umwälzungen, die der sich bildenden Kapitalistenklasse als Hebel dienen; vor allem aber die Momente, worin große Menschenmassen plötzlich und gewaltsam von ihren Subsistenzmitteln losgerissen und als vogelfreie Proletarier auf den Arbeitsmarkt geschleudert werden. Die Expropriation (Enteignung) des ländlichen Produzenten, des Bauern, von Grund und Boden bildet die Grundlage des ganzen Prozesses. Ihre Geschichte nimmt in verschiedenen Ländern verschiedene Färbung an und durchläuft die verschiedenen Phasen in verschiedener Reihenfolge und in verschiedenen Geschichtsepochen. Nur in England, das wir hier als Beispiel nehmen, besitzt sie klassische Form.“ K. Marx, Kapital I.: 744.

Es folgt ein historischer Rückblick auf die Entwicklung von Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse in England.

7. Geschichtliche Tendenz der kapitalistischen Akkumulation

„Worauf kommt die ursprüngliche Akkumulation des Kapitals ... hinaus? Soweit sie nicht unmittelbare Verwandlung von Sklaven und Leibeigenen in Lohnarbeiter, also bloßer Formwechsel ist, bedeutet sie nur die Expropriation (Enteignung) der unmittelbaren Produzenten, d. h. die Auflösung des auf eigner Arbeit beruhenden Privateigentums.“ K. Marx, Kapital I.: 789.

Page 157: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

157

„Privateigentum, als Gegensatz zum gesellschaftlichen kollektiven Eigentum, besteht nur da, wo die Arbeitsmittel und die äußeren Bedingungen der Arbeit Privatleuten gehören. Je nachdem aber diese Privatleute die Arbeiter oder die Nichtarbeiter sind, hat auch das Privateigentum einen anderen Charakter. Die unendlichen Schattierungen, die es auf den ersten Blick darbietet, spiegeln nur die zwischen diesen beiden Extremen liegenden Zwischenzustände wider.“ K. Marx, Kapital I.: 789.

„Das Privateigentum des Arbeiters an seinen Produktionsmitteln ist die Grundlage des Kleinbetriebs, der Kleinbetrieb eine notwendige Bedingung für die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion und der freien Individualität des Arbeiters selbst. Allerdings existiert diese Produktionsweise auch innerhalb der Sklaverei, Leibeigenschaft und andrer Abhängigkeitsverhältnisse. Aber sie blüht nur, ... wo der Arbeiter freier Privateigentümer seiner von ihm selbst gehandhabten Arbeitsbedingungen ist, der Bauer des Ackers, den er bestellt, der Handwerker des Instruments, worauf er als Virtuose spielt. Diese Produktionsweise unterstellt Zersplitterung des Bodens und der übrigen Produktionsmittel. Wie die Konzentration der letzteren, so schließt sie auch die Kooperation, Teilung der Arbeit innerhalb derselben Produktionsprozesse, gesellschaftliche Beherrschung und Regelung der Natur, freie Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte aus. ... Auf einem gewissen Höhegrad bringt sie die materiellen Mittel ihrer eigenen Vernichtung zur Welt. Von diesem Augenblick regen sich Kräfte und Leidenschaften im Gesellschaftsschoß, welche sich von ihr gefesselt fühlen. Sie muss vernichtet werden und sie wird vernichtet. Ihre Vernichtung, die Verwandlung der individuellen und zersplitterten Produktionsmittel in gesellschaftlich konzentrierte ... daher die (Enteignung) der großen Volksmasse von Grund und Boden und Lebensmitteln und Arbeitsinstrumenten, diese furchtbare und schwierige (Enteignung) der Volksmasse bildet die Vorgeschichte des Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 789-790. „Die Verwandlung des auf eigner Arbeit der Individuen beruhenden, zersplitterten Privateigentums in kapitalistisches ist natürlich ein Prozess, ungleich mehr langwierig, hart und schwierig als die Verwandlung des tatsächlich bereits auf gesellschaftlichen Produktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Eigentums in gesellschaftliches. Dort handelt es sich um die Enteignung der Volksmasse durch wenige Usurpatoren, hier handelt es sich um die Enteignung weniger Usurpatoren durch die Volksmasse.“ K. Marx, Kapital I.: 791. „Was jetzt zu enteignen ist, ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter ausbeutende Kapitalist. Diese Enteignung vollzieht sich durch das Spiel der inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Enteignung vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewusste technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes. Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Enteigner werden enteignet.“ K.

Page 158: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

158

Marx, Kapital I.: 791.

25. Kapitel Die moderne Kolonisationstheorie Während die politischen Ökonomen des Kapitals für die kapitalistischen Zentren behaupten, der Reichtum beruhe auf eigener Arbeit, so bekämpften sie gleichzeitig das kleine, individuelle Eigentum dort, wo es die Ausbreitung des Kapitalismus behinderte, so z.B. in den klassischen Kolonien mit selbständigen weißen Siedlern. „Man sah: die Enteignung der Volksmasse von Grund und Boden bildet die Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise. Das Wesen einer freien Kolonie besteht umgekehrt darin, dass die Masse des Bodens noch Volkseigentum ist und jeder Ansiedler daher einen Teil davon in sein Privateigentum und individuelles Produktionsmittel verwandeln kann, ohne den späteren Ansiedler an derselben Operation zu verhindern. Dies ist das Geheimnis sowohl der Blüte der Kolonien als ... ihres Widerstandes wider die Ansiedlung des Kapitals.“ K. Marx, Kapital I.: 795-796. Hier muss sich also wiederholen, was bei der ursprünglichen Akkumulation festgestellt wurde: „kapitalistische Produktions- und Akkumulationsweise, also auch kapitalistisches Privateigentum, bedingen die Vernichtung des auf eigner Arbeit beruhenden Privateigentums, d. h. die Enteignung des Arbeiters.“ K. Marx, Kapital I.: 802.

Page 159: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

1

Karl Marx : Das Kapital, Band 2

Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie Zweiter Band Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1885. Zweites Buch

Der Zirkulationsprozess des Kapitals

Vorwort von F. Engels

Die brillanten Untersuchungen dieses Buch II und ihre ganz neuen Ergebnisse auf bisher fast unbetretenen Gebieten sind nur Vordersätze zum Inhalt des Buch III, das die Schlussergebnisse der Marxschen Darstellung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses auf kapitalistischer Grundlage entwickelt. K. Marx, Kapital 2.: 26. Erst im 3. Buch wird sich zeigen, "wie viele Mittelglieder nötig sind, um vom Verständnis des Mehrwerts im allgemeinen zum Verständnis seiner Verwandlung in Profit und Grundrente, also zum Verständnis der Gesetze der Verteilung des Mehrwerts innerhalb der Kapitalistenklasse zu kommen." K. Marx, Kapital 2.: 18. "Die Hauptmasse des Materials war, wenn auch größtenteils sachlich, so doch nicht sprachlich fertig ausgearbeitet; ... Neben einzelnen, ausführlich dargestellten Partien andre, gleich wichtige nur angedeutet; ... Die von mir herrührenden Umarbeitungen und Einschiebungen betragen im ganzen noch keine zehn Druckseiten und sind nur formeller Natur." K. Marx, Kapital 2.: 7.

Erster Abschnitt.

Die Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf. 1. Kapitel

Der Kreislauf des Geldkapitals

Der Kreislaufprozess des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden: Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Warenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Ware umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt G - W durch. Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Warenproduzent; sein Kapital macht den Produktionsprozess durch. Das Resultat ist: Ware von mehr Wert als dem ihrer Produktionselemente. Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäufer; seine Ware wird in Geld umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt W - G durch. K. Marx, Kapital 2.: 31. Das erste und dritte Stadium wurden im ersten Buch nur erörtert, soweit dies nötig für das Verständnis des zweiten Stadiums, den Produktionsprozess des Kapitals. Die verschiedenen Formen, worin das Kapital in seinen verschiedenen Stadien sich kleidet ... blieben daher

Page 160: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

2

unberücksichtigt. Sie bilden jetzt den nächsten Gegenstand der Untersuchung. K. Marx, Kapital 2.: 31.

I. Erstes Stadium. G - W Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und die anderen sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand der Trennung voneinander. Damit überhaupt produziert werde, müssen sie sich verbinden. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschaftsstruktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des freien Arbeiters von seinen Produktionsmitteln der gegebene Ausgangspunkt. ... K. Marx, Kapital 2. : 42. Dem Geld ist es durchaus gleichgültig, in welche Sorte von Waren es verwandelt wird. Es ist die allgemeine Äquivalentform aller Waren, die in ihren Preisen schon zeigen, dass sie ideell eine bestimmte Geldsumme darstellen, ihre Verwandlung in Geld erwarten, und nur durch ihren Stellenwechsel mit Geld die Form erhalten, worin sie in Gebrauchswerte für ihre Besitzer umsetzbar sind. Findet sich also auf dem Markt die Arbeitskraft einmal als Ware ihres Besitzers vor, deren Verkauf unter der Form der Zahlung für Arbeit geschieht, ... so stellt ihr Kauf und Verkauf nichts Auffallenderes dar, als der Kauf und Verkauf jeder anderen Ware. K. Marx, Kapital 2. : 36. G - W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von Waren dar; ... Es sind einerseits Produktionsmittel, andrerseits Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Warenproduktion, deren besondere Art natürlich der Sorte des herzustellenden Artikels entsprechen muss. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Produktionsmittel Pm, so ist die zu kaufende Warensumme W = (A+Pm) oder kürzer W <A/Pm; die Geldsumme G spaltet sich in zwei Teile, wovon der eine Arbeitskraft, der andre Produktionsmittel kauft. Diese beiden Reihen von Käufen gehören ganz und gar verschiedenen Markten an, die eine dem eigentlichen Warenmarkt, die andere dem Arbeitsmarkt. K. Marx, Kapital 2.: 32. Durch G - W<A/Pm , die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständlichen und persönlichen Faktoren der Produktion, soweit diese Faktoren aus Waren bestehen. Wird Geld zum ersten Mal in produktives Kapital verwandelt, .... so muss er erst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude, Maschinen etc., ehe er die Arbeitskraft kauft; denn sobald letztere in seine Botmäßigkeit übergeht, müssen die Produktionsmittel da sein, um die Arbeitskraft als solche anwenden zu können. K. Marx, Kapital 2. : 36. Außer dieser qualitativen Spaltung der Warensumme, worin G umgesetzt wird, stellt G - W<A/Pm aber noch ein höchst charakteristisches quantitatives Verhältnis dar. ... Es handelt sich ... darum, dass unter allen Umständen der in Produktionsmittel verausgabte Teil des Geldes - die in G - Pm gekauften Produktionsmittel - ... in entsprechender Proportion beschafft sein müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel muss hinreichen, um die Arbeitsmasse zu absorbieren, um durch sie in Produkt verwandelt zu werden. K. Marx, Kapital 2.: 32f. Sobald G - W<A/Pm vollzogen, verfügt der Käufer ... Über die Faktoren der Produktion von Artikeln von größerem Wert als dem ihrer Produktionselemente. ... Der von ihm in Geldform vorgeschossene Wert befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehrwert ... heckender Wert verwirklicht werden kann. In anderen Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der Form von produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als

Page 161: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

3

Wert und Mehrwert schaffend zu fungieren. Kapital in dieser Form heiße P. K. Marx, Kapital 2.: 33f. G - W<A/Pm setzt voraus, dass das Individuum, welches diesen Akt vollzieht, ... Geldbesitzer ist. Der Akt besteht aber gerade in der Weggabe des Geldes, und jener kann nur Geldbesitzer bleiben, soweit ihm das Geld ... durch den Akt der Weggabe selbst zurückströmt. Geld kann ihm aber nur zurückfließen durch den Verkauf von Waren. Der Akt setzt ihn also voraus als Warenproduzenten. K. Marx, Kapital 2.: 40. So stellt sich die Sache von Seiten des Kapitalisten dar. So aber stellt sich die Sache dar von Seiten des Arbeiters: Die produktive Betätigung seiner Arbeitskraft wird erst möglich von dem Augenblick, wo sie infolge ihres Verkaufs in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt wird. ... Im Zustand der Trennung kann sie weder direkt verwandt werden zur Produktion von Gebrauchswerten für ihren Besitzer, noch zur Produktion von Waren, von deren Verkauf dieser leben könnte. Sobald sie aber durch ihren Verkauf in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt ist, bildet sie einen Bestandteil des produktiven Kapitals ihres Käufers, ebenso gut wie die Produktionsmittel. K. Marx, Kapital 2.: 36. Obgleich daher in dem Akt G - A Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer sich nur als Käufer und Verkaüfer zueinander verhalten, ... sich also nach dieser Seite hin in bloßem Geldverhältnis zueinander befinden, - so tritt doch der Käufer von vornherein zugleich als Besitzer der Produktionsmittel auf, welche die gegenständlichen Bedingungen der Arbeitskraft durch ihren Besitzer bilden. Mit anderen Worten: diese Produktionsmittel treten dem Besitzer der Arbeitskraft gegenüber als fremdes Eigentum. Andrerseits steht der Verkäufer der Arbeit ihrem Käufer gegenüber als fremde Arbeitskraft, die in seine Botmäßigkeit übergehen ... muss. ... Das Klassenverhältnis zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden ... in dem Augenblick, wo beide in dem Akt G - A (A - G von Seiten des Arbeiters) sich gegenübertreten. K. Marx, Kapital 2.: 36f. Es ist Kauf und Verkauf..., aber ein Kauf und Verkauf, wo der Käufer als Kapitalist und der Verkäufer als Lohnarbeiter vorausgesetzt sind, und dies Verhältnis ist damit gegeben, dass die Bedingungen zur Verwirklichung der Arbeitskraft - Lebensmittel und Produktionsmittel - getrennt sind als fremdes Eigentum von dem Besitzer der Arbeitskraft. Wie diese Trennung entsteht, beschäftigt uns hier nicht. Sie existiert, sobald G - A vollzogen wird. K. Marx, Kapital 2.: 37. Die Produktionsmittel, der gegenständliche Teil des produktiven Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital, gegenüberstehen, bevor der Akt G - A ein allgemein gesellschaftlicher Akt werden kann. Wir haben früher gesehen, dass die kapitalistische Produktion, einmal etabliert, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproduziert, sondern sie auf stets größeren Umfang erweitert, bis sie der allgemein herrschende gesellschaftliche Zustand geworden. K. Marx, Kapital 2.: 38f. Es versteht sich daher von selbst, dass die Formel für den Kreislauf des Geldkapitals: G - W .... P .... W - G selbstverständliche Form des Kapitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer Produktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf gesellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion ... produziert nicht nur Ware und Mehrwert; sie reproduziert, und in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt die ungeheure Majorität der unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter. K. Marx, Kapital 2. : 39. Die Zirkulation des Geldkapitals G zerfällt in G - Pm und G - A, Kauf von Produktionsmitteln und Kauf von Arbeitskraft. Betrachten wir den letzten Vorgang für sich. G - A ist Kauf von Arbeitskraft seitens des Kapitalisten; es ist Verkauf der Arbeitskraft ...

Page 162: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

4

von Seiten des Arbeiters, des Inhabers der Arbeitskraft. ... Es ist, seitens des Verkäufers der Arbeit, Verwandlung seiner Ware in ihre Geldform. Das so erhaltene Geld verausgabt der Arbeiter nach und nach in einer Summe von Waren, die seine Bedürfnisse befriedigen, in Konsumtionsartikeln. Die Gesamtzirkulation seiner Ware stellt sich also dar als A - G - W, d.h. erstens A - G (= W - G) und zweitens G - W, also in der allgemeinen Form der einfachen Warenzirkulation W - G - W, wo das Geld als bloßes verschwindendes Zirkulationsmittel, als bloßer Vermittler des Umsatzes von Ware gegen Ware figuriert. K. Marx, Kapital 2.: 34f. G - A. Der Lohnarbeiter lebt nur vom Verkauf der Arbeitskraft. Ihre Erhaltung - seine Selbsterhaltung - erfordert tägliche Konsumtion. ... Damit die Masse der unmittelbaren Produzenten, der Lohnarbeiter, den Akt A - G - W vollziehen können, müssen ihr die notwendigen Lebensmittel in käuflicher, d.h. Warenform, beständig gegenübertreten. Dieser Zustand macht also schon einen hohen Grad der Zirkulation der Produkte als Waren nötig, also auch des Umfangs der Warenproduktion. Sobald die Produktion vermittelst Lohnarbeit allgemein, muss die Warenproduktion die allgemeine Form der Produktion sein. K. Marx, Kapital 2. : 40f.

Kapital 2.:040-043

„Der Kreislaufprozess des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden: Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Warenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Ware umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt G - W durch.“ K. Marx, Kapital 2.: 31.

„G - W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von Waren dar; ... Es sind einerseits Produktionsmittel, andrerseits Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Warenproduktion, deren besondere Art natürlich der Sorte des herzustellenden Artikels entsprechen muss. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Produktionsmittel Pm, so ist die zu kaufende Warensumme W = (A+Pm) oder kürzer W <A/Pm; die Geldsumme G spaltet sich in zwei Teile, wovon der eine Arbeitskraft, der andre Produktionsmittel kauft. Diese beiden Reihen von Käufen gehören ganz und gar verschiedenen Märkten an, die eine dem eigentlichen Warenmarkt, die andere dem Arbeitsmarkt.“ K. Marx, Kapital 2.: 32. „Durch G - W<A/Pm , die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständlichen und persönlichen Faktoren der Produktion, soweit diese Faktoren aus Waren bestehen.“ K. Marx, Kapital 2. : 36.

„Außer dieser qualitativen Spaltung der Warensumme, worin G umgesetzt wird, stellt G - W<A/Pm aber noch ein höchst charakteristisches quantitatives Verhältnis dar. ... Es handelt sich ... darum, dass unter allen Umständen der in Produktionsmittel verausgabte Teil des Geldes - die in G - Pm gekauften Produktionsmittel - ... in entsprechender Proportion beschafft sein müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel muss hinreichen, um die Arbeitsmasse zu absorbieren, um durch sie in Produkt verwandelt zu werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 32f. „Sobald G - W<A/Pm vollzogen, verfügt der Käufer ... über die Faktoren der Produktion

Page 163: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

5

von Artikeln von größerem Wert als dem ihrer Produktionselemente. ... Der von ihm in Geldform vorgeschossene Wert befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehrwert ... heckender Wert verwirklicht werden kann. In anderen Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der Form von produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als Wert und Mehrwert schaffend zu fungieren. Kapital in dieser Form heiße P.“ K. Marx, Kapital 2.: 33f.

II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals

„Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Zirkulationsakt G - W, der Verwandlung von Geld in Ware, Kauf. Die Zirkulation muss also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Metamorphose W - G, Verwandlung von Ware in Geld, Verkauf. Aber das unmittelbare Resultat von G - W<A/Pm ist die Unterbrechung der Zirkulation des in Geldform vorgeschossenen Kapitalwerts. Durch die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwert eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortzirkulieren kann, sondern in die Konsumtion, nämlich die produktive Konsumtion, eingehen muss. Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsprozess realisiert werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Ware verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Produktionsmittel als Warenbildner vernutzen lässt. Das Resultat des ersten Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des Kapitals. Die Bewegung stellt sich dar als G - W<A/Pm ... P, wo die Punkte andeuten, dass die Zirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein Kreislaufprozess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre des Warenzirkulation in die Produktionssphäre eintritt.“ K. Marx, Kapital 2.: 40. „Der wirkliche Prozess, den die so zusammengebrachten persönlichen und sachlichen Warenbildner miteinander eingehen, der Produktionsprozess, wird ... selbst eine Funktion des Kapitals - kapitalistischer Produktionsprozess, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift entwickelt worden ist. Jeder Betrieb der Warenproduktion wird zugleich Betrieb der Ausbeutung der Arbeitskraft; aber erst die kapitalistische Warenproduktion wird zu einer epochemachenden Ausbeutungsweise, die in ihrer geschichtlichen Fortentwicklung durch die Organisation des Arbeitsprozesses und die riesenhafte Ausbildung der Technik die ganze ökonomische Struktur der Gesellschaft umwälzt und alle früheren Epochen unvergleichlich übergipfelt.“ K. Marx, Kapital 2. : 42. „Indem es fungiert, verbraucht das produktive Kapital seine eignen Bestandteile, um sie in eine höherwertige Produktenmasse umzusetzen. ... Die Mehrarbeit der Arbeitskraft ist die Gratisarbeit des Kapitals und bildet daher für den Kapitalisten Mehrwert, einen Wert, der ihm kein Äquivalent kostet. Das Produkt ist daher nicht nur Ware, sondern mit Mehrwert befruchtete Ware. Ihr Wert ist = P + M, gleich dem Wert des in ihrer Herstellung verzehrten produktiven Kapitals P (= c + v) plus dem von ihm erzeugten Mehrwert M.“ (c + v + m ist das Produkt oder Resultat von c + v) K. Marx, Kapital 2.: 43.

Page 164: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

6

<p> <“></p> „Unterstellen wir, diese Ware bestehe aus 10000 Pfund Garn, in deren Herstellung Produktionsmittel zum Wert von 37200 Euro und Arbeitskraft zum Wert von 5000 Euro verbraucht wurden...“ K. Marx, Kapital 2.: 43. „Während des Spinnprozesses schufen die Spinner Garnwert ... von 12800 Euro. Davon bilden ... 5000 Euro, dem Kapitalisten bloß ein Äquivalent für seine Auslage in Arbeitskraft, und 7800 Euro - bei einem Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft von 156 % - bilden den Mehrwert. Der Wert der 10000 Pfund Garn enthält also erstens den Wert des aufgezehrten produktiven Kapitals P, wovon der konstante Teil = 37200 Euro, der variable = 5000 Euro, ihre Summe = 42200 Euro, ...., dem Wert seine Bildungselemente, die in dem Stadium G - W dem Kapitalisten als Waren in den Händen ihrer Verkäufer gegenüberstanden. - Zweitens aber enthält der Wert des Garns einen Mehrwert von 7800 Euro = 1560 Pfund Garn. W als Wertausdruck der 10000 Pfund Garn ist also = W + deltaW, W plus einem Zuwachs von W (= 7800 Euro), welches wir w nennen wollen, da es in derselben Warenform existiert wie jetzt der ursprüngliche Wert W. Der Wert der 10000 Pfund Garn = 50000 Euro ist also W + w = W‘.... Die 10000 Pfund Garn sind Träger des verwerteten, mit einem Mehrwert bereicherten Kapitalwerts, und sind dies als Produkt des kapitalistischen Produktionsprozesses. ...

Page 165: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

7

Die 10000 Pfund Garn sind Warenkapital, W‘, nur als verwandelte Form des produktiven Kapitals P....“ K. Marx, Kapital 2.: 44f.

Kapital 2.: 043-055

„Der Kreislaufprozess des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden: Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Warenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Ware umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt G - W durch. Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Warenproduzent; sein Kapital macht den Produktionsprozess durch. Das Resultat ist: Ware von mehr Wert als dem ihrer Produktionselemente. ...“ K. Marx, Kapital 2.: 31.

„Das Resultat des ersten Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des Kapitals. Die Bewegung stellt sich dar als G - W<A/Pm ... P, wo die Punkte andeuten, dass die Zirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein Kreislaufprozess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre des Warenzirkulation in die Produktionssphäre eintritt.“ K. Marx, Kapital 2.: 40. „Der wirkliche Prozess, den die so zusammengebrachten persönlichen und sachlichen Warenbildner miteinander eingehen, der Produktionsprozess, wird ... selbst eine Funktion des Kapitals - kapitalistischer Produktionsprozess, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift entwickelt worden ist. Jeder Betrieb der Warenproduktion wird zugleich Betrieb der Ausbeutung der Arbeitskraft; aber erst die kapitalistische Warenproduktion wird zu einer epochemachenden Ausbeutungsweise, die in ihrer geschichtlichen Fortentwicklung durch die Organisation des Arbeitsprozesses und die riesenhafte Ausbildung der Technik die ganze ökonomische Struktur der Gesellschaft umwälzt und alle früheren Epochen unvergleichlich übergipfelt.“ K. Marx, Kapital 2. : 42.

III. Drittes Stadium. W‘ - G‘

„Die Funktion von W‘ ist nun die alles Warenprodukts: sich in Geld zu verwandeln, verkauft zu werden, die Zirkulationsphase W - G durchzumachen.“ K. Marx, Kapital 2.: 45.

Das Warenprodukt W’ muss vollständig in Geld verwandelt werden.

Page 166: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

8

<p> <></p> „Die Warenmasse W‘ als Träger des verwerteten Kapitals, muss ferner in ihrem ganzen Umfang die Metamorphose W‘ - G‘ durchmachen. Die Quantität des Verkauften wird hier wesentliche Bestimmung. Die einzelne Ware figuriert nur noch als integrierender Teil der Gesamtmasse.“ K. Marx, Kapital 2.: 46. „Die 50000 Euro Wert existieren in 10000 Pfund Garn. Gelingt es dem Kapitalisten, nur 7440 Pfund zu ihrem Wert von 37200 Euro zu verkaufen, so hat er nur den Wert seines konstanten Kapitals ... ersetzt; wenn 8440 Pfund, so nur die Wertgröße des vorgeschossenen Gesamtkapitals. Er muss mehr verkaufen, um Mehrwert zu realisieren, und er muss alle 10000 Pfund verkaufen, um den ganzen Mehrwert von 7800 Euro (= 1560 Pfund Garn) zu realisieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 46.

„Wird die Warenmasse zu ihrem Wert verkauft, so ist W = 42200 Euro und w = 7800 Euro, dem Wert des Mehrprodukts von 1560 Pfund Garn. Nennen wir w, in Geld ausgedrückt, g, so ist W‘ - G‘ = (W + w) - (G + g), und der Kreislauf G - W .... P .... W‘ - G‘ in seiner ausführlichen Form also G - W<A/Pm ... P ... (W+w) - (G+g).“ K. Marx, Kapital 2.: 46.

Page 167: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

9

„Im ersten Stadium entzieht der Kapitalist Gebrauchsartikel dem eigentlichen Warenmarkt und dem Arbeitsmarkt; im dritten Stadium wirft er Ware zurück, aber nur in einem Markt, den eigentlichen Warenmarkt. Wenn er aber durch seine Waren dem Markt mehr Wert wieder entzieht, als er ursprünglich hineinwarf, so nur, weil er größeren Warenwert hineinwirft, als er ursprünglich entzog. Er warf den Wert G hinein und entzog den Gleichwert W; er wirft W + w hinein und entzieht den Gleichwert G + g.“ K. Marx, Kapital 2.: 46. „G + g sind nichts als eine Geldsumme von einer bestimmten Größe, in unserem Fall 50000 Euro. Aber als Resultat des Kreislaufs des Kapitals, als realisiertes Warenkapital, enthält diese Geldsumme den Kapitalwert und den Mehrwert, und zwar sind diese nun nicht mehr miteinander verwachsen, wie im Garn; sie liegen jetzt nebeneinander. ... Diese ... Trennung ... wird wichtig im Reproduktionsprozess des Kapitals, je nachdem g ganz, teilweise oder gar nicht zu G geschlagen wird, also je nachdem es als Bestandteil des vorgeschossenen Kapitalwerts fortfungiert oder nicht. g und G können auch ganz verschiedene Zirkulation durchlaufen." K. Marx, Kapital 2.: 49.

„Am Schluss des Prozesses befindet sich der Kapitalwert also wieder in derselben Form, worin er in ihn eintrat, kann ihn also wieder von neuem als Geldkapital eröffnen und durchlaufen. Eben weil die Ausgangs- und Schlussform des Prozesses die des Geldkapitals (G), wird diese Form des Kreislaufprozesses von uns als Kreislauf des Geldkapitals bezeichnet. Nicht die Form, sondern nur die Größe des vorgeschossenen Werts ist am Schluss verändert.“ K. Marx, Kapital 2.: 48f.

„In G' ist das Kapital wieder zu seiner ursprünglichen Form G zurückgekehrt, zu seiner Geldform; aber in einer Form, worin es als Kapital verwirklicht ist. Erstens ist eine quantitative Differenz da. Es war G, 42200 Euro; es ist jetzt G', 50000 Euro ... G' ist größer als G, G' minus G = M, dem Mehrwert. - Aber als Resultat dieses Kreislaufes G ... G‘ existiert jetzt nur noch G‘; es ist das Produkt, worin sein Bildungsprozess erloschen ist. G‘ existiert jetzt selbständig für sich, unabhängig von der Bewegung, die es hervorbrachte. Sie ist vergangen, es ist da an ihrer Stelle.“ K. Marx, Kapital 2. : 49.

„Aber G' als G + g, 50000 Euro als vorgeschossenes Kapital plus einem Zuwachs von 7800 Euro, stellt zugleich ein qualitatives Verhältnis dar, obgleich dies qualitative Verhältnis selbst nur als Verhältnis der Teile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives Verhältnis existiert. G, das vorgeschossene Kapital, das jetzt wieder in seiner ursprünglichen Form (422000 Euro) vorhanden ist, existiert jetzt als realisiertes Kapital. Es hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital realisiert, indem es sich als solches unterscheidet von g (7800 Euro), worauf es bezogen ist als auf seinen Zuwachs, seine Frucht... Es ist als Kapital realisiert, weil es als Wert realisiert wurde, der einen Wert geheckt hat... G ist als Kapital gesetzt durch sein Verhältnis zu einem andern Teil von G', als dem durch es Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem, als der Folge, wovon es der Grund ist. So erscheint G' als in sich differenzierte, sich ... in sich selbst unterscheidende, das Kapitalverhältnis ausdrückende Wertsumme. " K. Marx, Kapital 2.: 49f

Page 168: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

10

„Allerdings gilt dies auch für W‘ (= W+w). Aber mit dem Unterschied, dass W‘ ... hinweist auf seinen Ursprung P, dessen unmittelbares Produkt es ist, während in G‘, einer unmittelbar aus der Zirkulation herstammenden Form, die direkte Beziehung zu P verschwunden ist.“ K. Marx, Kapital 2. : 50-51.

Kapital 2.055 - 068

„Der Kreislaufprozess des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden: Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Warenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Ware umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt G - W durch. Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Warenproduzent; sein Kapital macht den Produktionsprozess durch. Das Resultat ist: Ware von mehr Wert als dem ihrer Produktionselemente. Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäufer; seine Ware wird in Geld umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt W - G durch.“ K. Marx, Kapital 2.: 31. „Die Funktion von W‘ ist nun die alles Warenprodukts: sich in Geld zu verwandeln, verkauft zu werden, die Zirkulationsphase W - G durchzumachen.“ K. Marx, Kapital 2.: 45.

W’ ist mit Mehrprodukt abgereicherte Ware, aber der Mehrwert, der darin steckt, wird nur in Geld verwandelt (und realisiert), wenn die Ware in ihrer Gesamtmenge verkauft wird. Mit W’ wirft der Kapitalist eine größere Warenmenge in den Markt, als er dem Markt in seinem ersten Akt (G – W=A/Pm) entzogen hat. Daher kann er dem Markt auch mehr Geld entziehen, als er ursprünglich in den Markt geworfen hatte: G verwandelt sich in G’, weil W sich in W’ verwandelt hatte. „Wenn er aber durch seine Waren dem Markt mehr Wert wieder entzieht, als er ursprünglich hineinwarf, so nur, weil er größeren Warenwert hineinwirft, als er ursprünglich entzog. Er warf den Wert G hinein und entzog den Gleichwert W; er wirft W + w hinein und entzieht den Gleichwert G + g.“ K. Marx, Kapital 2.: 46.

Als G’ kehrt das Kapital aus dem Warenmarkt zu seinem Ausgangspunkt zurück. G’ zu G ist einerseits ein quantitatives Verhältnis, insofern G’ dasselbe ist wie G, nur größer als G, andererseits unterscheidet sich G’ dem Wesen nach von G (= qualitatives Verhältnis), weil G’ die Frucht oder das Resultat von G ist, und G ist seine Ursache oder sein Grund. „Aber G' als G + g... vorgeschossenes Kapital plus einem Zuwachs... stellt zugleich ein qualitatives Verhältnis dar, obgleich dies qualitative Verhältnis selbst nur als Verhältnis der Teile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives Verhältnis existiert. G, das vorgeschossene Kapital... hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital realisiert, indem es sich als solches unterscheidet von g (7800 Euro), worauf es bezogen ist als auf seinen Zuwachs, seine Frucht... Es ist als Kapital realisiert, weil esals Wert realisiert wurde, der einen Wert geheckt hat... G ist als Kapital gesetzt durch sein Verhältnis zu einem andern Teil von G', als dem durch es Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem, als der Folge, wovon es der Grund ist. So erscheint G' als in sich differenzierte, sich ... in sich selbst unterscheidende, das Kapitalverhältnis ausdrückende Wertsumme. " K. Marx, Kapital 2.: 49f

Page 169: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

11

IV. Der Gesamtkreislauf

„Wir haben gesehen, dass der Zirkulationsprozess nach Ablauf seiner ersten Phase G - W=A/Pm unterbrochen wird durch P, wo die auf dem Markt gekauften Waren A und Pm nun als stoffliche und wertliche Bestandteile des produktiven Kapitals konsumiert werden; das Produkt dieser Konsumtion ist eine neue Ware, W‘, stofflich und wertlich verändert... Die Zirkulationsreihe stellt sich also dar als 1) G - W(1); 2) W‘(2)- G‘, wo in der zweiten Phase der ersten Ware W(1) eine andere von höherem Wert und verschiedener Gebrauchsform W’(2) an ihre Stelle tritt... Es ergibt sich ferner, dass in den beiden der Zirkulation angehörigen Metamorphosen G - W und W’ - G’ sich jedes Mal gleich große, gleichzeitig vorhandene Wertexistenzen gegenüberstehen und einander ersetzen. Die Wertveränderung gehört lediglich ... dem Produktionsprozess an, der so als reale Metamorphose (=Verwandlung) des Kapitals gegenüber den bloß äußerlichen Verwandlungen der Zirkulation erscheint.“ K. Marx, Kapital 2.: 55f.

„Betrachten wir nun die Gesamtbewegung G - W ... P .. W’ - G’, oder ihre ausführliche Form G - W=A/Pm ... P ... W‘ (W + w) - G‘ (G + g). Das Kapital erscheint hier als ein Wert, der eine Reihenfolge zusammenhängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft, eine Reihe von Verwandlungen, die ebenso viele Phasen oder Stadien eines Gesamtprozesses bilden. Zwei dieser Phasen gehören der Zirkulationssphäre an, eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen befindet sich der Kapitalwert in verschiedener Gestalt, der eine verschiedene, spezielle Funktion entspricht. Innerhalb dieser Bewegung erhält sich nicht nur der vorgeschossene Wert, sondern er wächst, vermehrt seine Größe. Endlich, im Schlussstadium kehrt er zur selben Form zurück, worin er beim Ausgang des Gesamtprozesses erschien. Dieser Gesamtprozess ist daher Kreislaufprozess.“ K. Marx, Kapital 2.: 56. „Der Kreislaufprozess des Kapitals ist also Einheit von Zirkulation und Produktion, schließt beide ein.“ K. Marx, Kapital 2.: 64.

„Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal vonstatten, solange seine verschiedenen Phasen ohne Stockung ineinander übergehen. Stockt das Kapital in der ersten Phase G - W, so erstarrt das Geldkapital zum Schatz; wenn es in der Produktionsphase stockt, so liegen die Produktionsmittel funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der anderen unbeschäftigt bleibt; wenn es in der letzten Phase W’ - G’ stockt, so versperren unverkäuflich aufgehäufte Waren den Zirkulationsfluss.“ K. Marx, Kapital 2.: 56.

„Andererseits liegt es in der Natur der Sache, dass der Kreislauf selbst die Fixierung des Kapitals, während bestimmter Fristen, in den einzelnen Kreisabschnitten bedingt. In jeder seiner Phasen ist das industrielle Kapital an eine bestimmte Form gebunden, als Geldkapital, produktives Kapital, Warenkapital. Nur nachdem es die seiner jedesmaligen Form entsprechende Funktion vollzogen hat, erhält es die Form, worin es eine neue Verwandlungsphase eingehen kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 56-59.

Page 170: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

12

Besonderheiten des Kreislaufs des Geldkapitals „Betrachten wir schließlich G - W ... P ... W‘ - G‘ als spezielle Form des Kreislaufprozesses des Kapitals neben den andern später zu untersuchenden Formen, so zeichnet es sich durch folgenden aus. 1. Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das industrielle Kapital in seiner Geldform, als Geldkapital, den Ausgangspunkt und den Rückkehrpunkt seines Gesamtprozesses bildet. ... Der Produktionsprozess erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als notwendiges Übel zum Zweck des Geldmachens. (Alle Nationen kapitalistischer Produktionsweise werden daher periodisch von einem Schwindel ergriffen, worin sie ohne Vermittlung des Produktionsprozesses das Geldmachen vollziehen wollen.) 2. Das Produktionsstadium ... bildet in diesem Kreislauf die Unterbrechung der zwei Phasen der Zirkulation. ... Der Produktionsprozess erscheint ... formell und ausdrücklich als das, was er in der kapitalistischen Produktionsweise ist, als bloßes Mittel zur Verwertung des vorgeschossenen Werts, also die Bereicherung als solche als Selbstzweck der Produktion. 3. ... Der Formel G ... G‘ ist es also charakteristisch, einerseits, dass der Kapitalwert den Ausgangspunkt und der verwertete Kapitalwert den Rückkehrpunkt bildet, so dass der Vorschuss des Kapitalwerts als Mittel, der verwertete Kapitalwert als Zweck der ganzen Operation erscheint; andrerseits, dass dies Verhältnis in Geldform ausgedrückt ist, ... daher das Geldkapital als Geld heckendes Geld. Die Erzeugung von Mehrwert durch den Wert ist nicht nur als das A und O des Prozesses ausgedrückt, sondern ausdrücklich in der blinkenden Geldform. 4. Da G‘, das realisierte Geldkapital... sich in absolut derselben Form befindet, worin es seinen Kreislauf eröffnet hat, kann es, sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder eröffnen als vergrößertes (akkumuliertes) Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 62f. „Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum schlagendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwertung des Werts, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dargestellt wird (kaufen, um teurer zu verkaufen).“ K. Marx, Kapital 2.: 65.

Illusionen, die der Kreislauf des Geldkapitals hervorbringt „Die Formel G - W ... P ... W‘ - G‘, mit dem Resultat G‘ = G + g, schließt in ihrer Form eine Täuschung ein, trägt einen illusorischen Charakter, der aus dem Dasein des vorgeschossenen und verwerteten Werts in seiner Äquivalentform, dem Geld entspringt. Der Akzent liegt nicht auf Verwertung des Werts, sondern auf der Geldform dieses Prozesses, darauf, dass mehr Wert in Geldform schließlich aus der Zirkulation gezogen wird, als ihr ursprünglich vorgeschossen wurde, also auf Vermehrung der dem Kapitalisten gehörigen Gold- und Silbermasse. Das sogenannte Monetärsystem ist bloß Ausdruck der begriffslosen Form G - W - G‘, einer Bewegung, die ausschließlich in der Zirkulation verläuft und daher die beiden Akte: 1) G - W, 2) W - G‘ nur dadurch erklären kann, dass W im zweiten Akt über seinem Wert verkauft wird, daher mehr Geld der Zirkulation entzieht, als durch seinen Kauf in sie hineingeworfen wurde. ... Der illusorische Charakter von G - W ... P... W’ - G’, und die ihr entsprechende illusorische Deutung ist da, sobald diese Form als einmalige fixiert wird, nicht als fließende, beständig sich erneuernde; sobald sie daher nicht als eine der Formen des Kreislaufs, sondern als seine ausschließliche gilt. Sie weist aber selbst auf andre Formen hin.“ K. Marx, Kapital 2. : 66f.

Page 171: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

13

Entstehen der anderen Kreisläufe aus dem Kreislauf des Geldkapitals „Wird G ... G’ wiederholt, so erscheint die Rückkehr zur Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten Stadium. G - W verschwindet, um P (der Produktion) Platz zu machen. Der beständige Wiedervorschuss in Geld, ebenso sehr wie seine beständige Rückkehr als Geld, erscheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende Momente. G - W ... P ... W’ - G’. G - W ... P ... W’ - G’. G - W ... P ... usw. Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint der Kreislauf P... W‘- G‘. G - W ...P... und alle ferneren Kreisläufe können so unter der Form P... W‘- G - W .... P betrachtet werden, so dass G - W als erste Phase des ersten Kreislaufs nur die verschwindende Vorbereitung des sich stets wiederholenden Kreislaufs des produktiven Kapitals bildet, wie dies in der Tat der Fall ist bei zum ersten Mal in der Form von Geldkapital angelegtem, industriellen Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 67. „Andrerseits, bevor der zweite Kreislauf von P vollendet, ist der erste Kreislauf W‘- G ‘. G - W ....P ...W‘ (abgekürzt W‘...W‘) beschrieben, der Kreislauf des Warenkapitals. So enthält die erste Form schon die beiden andern und es verschwindet so die Geldform.....“ K. Marx, Kapital 2.: 67.

„Die beiden Formen, die der Kapitalwert innerhalb seiner Zirkulationsstadien annimmt, sind die von Geldkapital und Warenkapital; seine dem Produktionsstadium angehörige Form ist die von produktivem Kapital. Das Kapital, welches im Verlauf seines Gesamtkreislaufes diese Formen annimmt und wieder abstreift und in jeder die ihr entsprechende Funktion vollzieht, ist industrielles Kapital ... Geldkapital, Warenkapital, produktives Kapital bezeichnen hier also nicht selbständige Kapitalsorten, deren Funktionen den Inhalt gleichfalls selbständiger und voneinander getrennter Geschäftszweige bilden. Sie bezeichnen hier nur besondere Funktionsformen des industriellen Kapitals, das sie alle drei nacheinander annimmt.“ K. Marx, Kapital 2.: 56. „Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals, worin nicht nur Aneignung von Mehrwert ... sondern zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher den kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schließt das des Klassengegensatzes von Kapitalisten und Lohnarbeitern ein. Im Maße wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprozesses umgewälzt, und damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft. Die anderen Arten von Kapital, ... werden ihm nicht nur untergeordnet ... sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage, leben und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geldkapital und Warenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger eigner Geschäftszweige neben dem industriellen Kapital auftreten, sind nur noch durch die gesellschaftliche Teilung der Arbeit verselbständigte und einseitig ausgebildete Existenzweisen der verschiedenen Funktionsformen, die das industrielle Kapital innerhalb der Zirkulationssphäre bald annimmt, bald abstreift.“ K. Marx, Kapital 2.: 61.

2. Der Kreislauf des produktiven Kapitals

Kapital 2. 069 - 082

Page 172: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

14

„Betrachten wir nun die Gesamtbewegung G - W ... P .. W’ - G’, oder ihre ausführliche Form G - W=A/Pm ... P ... W‘ (W + w) - G‘ (G + g). Das Kapital erscheint hier als ein Wert, der eine Reihenfolge zusammenhängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft, eine Reihe von Verwandlungen, die ebenso viele Phasen oder Stadien eines Gesamtprozesses bilden. Zwei dieser Phasen gehören der Zirkulationssphäre an, eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen befindet sich der Kapitalwert in verschiedener Gestalt, der eine verschiedene, spezielle Funktion entspricht. Innerhalb dieser Bewegung erhält sich nicht nur der vorgeschossene Wert, sondern er wächst, vermehrt seine Größe. Endlich, im Schlussstadium kehrt er zur selben Form zurück, worin er beim Ausgang des Gesamtprozesses erschien. Dieser Gesamtprozess ist daher Kreislaufprozess.“ K. Marx, Kapital 2.: 56. „Der Kreislaufprozess des Kapitals ist also Einheit von Zirkulation und Produktion, schließt beide ein.“ K. Marx, Kapital 2.: 64.

„Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal vonstatten, solange seine verschiedenen Phasen ohne Stockung ineinander übergehen. Stockt das Kapital in der ersten Phase G - W, so erstarrt das Geldkapital zum Schatz; wenn es in der Produktionsphase stockt, so liegen die Produktionsmittel funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der anderen unbeschäftigt bleibt; wenn es in der letzten Phase W’ - G’ stockt, so versperren unverkäuflich aufgehäufte Waren den Zirkulationsfluss.“ K. Marx, Kapital 2.: 56.

„Andererseits liegt es in der Natur der Sache, dass der Kreislauf selbst die Fixierung des Kapitals, während bestimmter Fristen, in den einzelnen Kreisabschnitten bedingt. In jeder seiner Phasen ist das industrielle Kapital an eine bestimmte Form gebunden, als Geldkapital, produktives Kapital, Warenkapital. Nur nachdem es die seiner jedesmaligen Form entsprechende Funktion vollzogen hat, erhält es die Form, worin es eine neue Verwandlungsphase eingehen kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 56-59.

„Die beiden Formen, die der Kapitalwert innerhalb seiner Zirkulationsstadien annimmt, sind die von Geldkapital und Warenkapital; seine dem Produktionsstadium angehörige Form ist die von produktivem Kapital. Das Kapital, welches im Verlauf seines Gesamtkreislaufes diese Formen annimmt und wieder abstreift und in jeder die ihr entsprechende Funktion vollzieht, ist industrielles Kapital ... Geldkapital, Warenkapital, produktives Kapital bezeichnen hier also nicht selbständige Kapitalsorten, deren Funktionen den Inhalt gleichfalls selbständiger und voneinander getrennter Geschäftszweige bilden. Sie bezeichnen hier nur besondere Funktionsformen des industriellen Kapitals, das sie alle drei nacheinander annimmt.“ K. Marx, Kapital 2.: 56.

Zweites Kapitel

Der Kreislauf des produktiven Kapitals

Page 173: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

15

„Der Kreislauf des produktiven Kapitals ist die Form, worin die klassische Ökonomie den Kreislaufprozess des industriellen Kapitals betrachtet.“ K. Marx, Kapital 2.: 90.

„Der Kreislauf des produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel: P ... W’ - G’ - W ... P. Er bedeutet die periodisch erneuerte Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen Produktionsprozess als Reproduktionsprozess mit Bezug auf die Verwertung; nicht nur Produktion, sondern periodische Produktion von Mehrwert; die Funktion des in seiner produktiven Form befindlichen industriellen Kapitals, nicht als einmalige, sondern als periodisch wiederholte Funktion, so dass der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst gegeben ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 69.

„Zweierlei spring sofort bei dieser Form in die Augen. Erstens. Während in der ersten Form G ... G‘ der Produktionsprozess ... die Zirkulation des Geldkapitals unterbricht und nur als Vermittler zwischen seinen beiden Phasen G - W und W‘ - G‘ erscheint, bildet hier der gesamte Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Zirkulationsphase, nur eine Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen dem produktiven Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet und als letztes ihn in derselben Form, also in der Form seines Wiederbeginns, schließt. Die eigentliche Zirkulation erscheint nur als Vermittlung der periodisch erneuerten und durch die Erneuerung kontinuierliche Reproduktion. Zweitens. Die gesamte Zirkulation stellt sich dar in der entgegengesetzten Form von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals besitzt. Sie war dort: G - W - G (G - W. W - G), abgesehen von der Wertbestimmung; sie ist hier, wieder abgesehen von der Wertbestimmung, W - G - W (W - G. G - W), also die Form der einfachen Warenzirkulation.“ K. Marx, Kapital 2.: 69f.

„Ob wir nun den Kreislauf in der Form G ... G‘ oder in der Form P ... P betrachten, der unmittelbare Produktionsprozess P bildet stets nur ein Glied dieses Kreislaufs. In der einen Form erscheint er als Vermittlung des Zirkulationsprozesses, in der anderen Form erscheint der Zirkulationsprozess als seine Vermittlung.“ K. Marx, Kapital 2.: 351. I. Einfache Reproduktion „Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und Kauf und Verkauf der Waren zu ihrem Wert vorausgesetzt sind. Der ganze Mehrwert geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsumtion des Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Warenkapitals W‘ in Geld stattgefunden hat, zirkuliert der Teil der Geldsumme, der den Kapitalwert darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der andre, der vergoldeter Mehrwert ist, geht ein in die allgemeine Warenzirkulation...“ K. Marx, Kapital 2.: 70f.

„In unserem Beispiel hatten wir ein Warenkapital W‘ von 10000 Pfund Garn zum Wert von 50000 Euro; 42200 Euro davon sind der Wert des produktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 Pfund Garn die von W‘ begonnene Kapitalzirkulation fort, während der Mehrwert von

Page 174: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

16

7800 Euro, Geldform von 1560 Pfund Garn, ... aus dieser Zirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn innerhalb der allgemeinen Warenzirkulation beschreibt.“ K. Marx, Kapital 2. : 71.

<p> </p>

„Die Zirkulation von W und w, von Kapitalwert und Mehrwert, spaltet sich nach der Verwandlung von W‘ in G‘. Es folgt daher: Erstens: Indem durch W‘- G‘ = W‘- (G + g) das Warenkapital realisiert wird, wird die in W’ - G’ noch gemeinsame und von derselben Warenmasse getragene Bewegung von Kapitalwert und Mehrwert spaltbar, indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen. Zweitens: Findet dieses Spaltung statt, indem g als Revenue (=privater Konsum) des Kapitalisten verausgabt wird, während G als funktionelle Form des Kapitalwerts seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt - so ist der erste Akt W’ - G’, im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G - W und g - w, darstellbar als die zwei verschiedenen Zirkulationen: W - G - W und w - g - w;“ K. Marx, Kapital 2.: 72f.

„Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Bewegung von Kapitalwert und Mehrwert nur teilweise (so dass ein Teil des Mehrwerts nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so geht im Kapitalwert selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines Kreislaufs, vor Vollendung desselben. ... Es kann dies zugleich verbunden sein mit Änderung seiner Wertzusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 2.: 73 (siehe dazu nächstes Kapitel: Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter).

„g - w ist eine Reihe von Käufen vermittelst des Geldes, das der Kapitalist, sei es in eigentlichen Waren, sei es in Diensten für seine werte Person, bzw. seine Familie, verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert, finden zu verschiedenen Terminen statt. Das Geld existiert also zeitweise in der Form eines für die laufende Konsumtion bestimmten Geldvorrats oder Schatzes... Seine Funktion als Zirkulationsmittel, das auch seine vorübergehende Form als Schatz einbegreift, geht nicht in die Zirkulation des Kapitals in seiner Geldform G ein. Das Geld wird nicht vorgeschossen, sondern verausgabt.“ K. Marx, Kapital 2. : 71.

Page 175: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

17

„G, als Geldkapital, setzt den Kreislauf des Kapitals fort, g, als Ausgabe für privaten Konsum (g - w), geht in die allgemeine Zirkulation ein, fliegt aber aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus.“ K. Marx, Kapital 2. : 75. „In w - g - w fungiert Geld nur als Münze; Zweck dieser Zirkulation ist die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es charakterisiert den Schwachsinn der Vulgärökonomie, dass sie diese Zirkulation, die nicht in den Kreislauf des Kapitals eingeht - die Zirkulation des als Revenue verzehrten Teils des Wertprodukts - für den charakteristischen Kreislauf des Kapitals ausgibt.“ K. Marx, Kapital 2. : 75.

„In der zweiten Phase, G - W, ist der Kapitalwert G = P (dem Wert des produktiven Kapitals, das den Kreislauf des industriellen Kapitals hier eröffnet) wieder vorhanden, entledigt vom Mehrwert, also in derselben Wertgröße, wie in dem ersten Stadium des Kreislaufs des Geldkapitals G - W.“ K. Marx, Kapital 2. : 75.

„Damit der Kreislauf sich normal vollzieht, muss W‘ zu seinem Wert und in seiner Gesamtheit verkauft werden.... Es ist unsre Annahme, dass dies hier geschieht.“ K. Marx, Kapital 2.: 77f.

„Gleichzeitig mit w - g hat also der Kapitalwert in der Funktion des Warenkapitals W’ - G’ die Phase W - G durchlaufen und tritt nun in die ergänzende Phase G - W=A/Pm; seine Gesamtzirkulation ist also W - G - W=A/Pm.“ K. Marx, Kapital 2. : 75.

„Mit Vollziehung von G - W=A/Pm ist G in produktives Kapital rückverwandelt, in P, und beginnt der Kreislauf von neuem. Die ausführliche Form von P ... W’ - G’ - W ... P ist also: P ... (W+w) - (G + g) - W=A/Pm ... P + w.“ (wobei w in den privaten Konsum des Kapitalisten geht.) K. Marx, Kapital 2.: 79.

„In dieser Form, wo sich die ganze Bewegung in P ... P darstellt, also keine Wertdifferenz zwischen den beiden Endpunkten stattfindet, ist ... die Verwertung des vorgeschossenen Werts, die Erzeugung von Mehrwert, ebenso dargestellt wie in G ... G‘;“ K. Marx, Kapital 2. : 85. (Der Mehrwert verwandelt sich hier in privaten Konsum des Kapitalisten)

„Wir haben also einfache Reproduktion vorausgesetzt, d. h. dass g - w sich ganz trennt von G - W. Da beide Zirkulationen, w - g - w ebenso wie W - G - W, der allgemeinen Form nach der Warenzirkulation angehören (und daher auch keine Wertdifferenzen zwischen den Extremen zeigen), so ist es leicht, wie die Vulgärökonomie es tut, den kapitalistischen Produktionsprozess aufzufassen als bloße Produktion von Waren, Gebrauchswerten zur Konsumtion irgendeiner Art bestimmt, die der Kapitalist nur produziert, um sie durch Waren von anderem Gebrauchswert zu ersetzen, oder sie damit umzutauschen, wie es in der Vulgärökonomie fälschlich heißt.“ K. Marx, Kapital 2. : 73-74.

Schon das normale Funktionieren dieses einfachen Kreislaufes P ... P birgt den Keim der Überproduktionskrise „Sobald W‘ nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist, kann es in die realen Faktoren des

Page 176: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

18

Arbeitsprozesses und darum des Produktionsprozesses rückverwandelt werden. Ob W‘ daher vom endgültigen Konsumenten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will, ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der kapitalistischen Produktion erzeugten Warenmassen wird bestimmt durch die Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfnis der beständigen Ausdehnung dieser letzteren, nicht durch einen vorherbestimmten Kreis von Nachfrage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die Massenproduktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, außer andern industriellen Kapitalisten, nur den Großkaufmann haben. Innerhalb gewisser Grenzen kann der Reproduktionsprozess auf derselben oder erweiterter Stufe vorgehen, obgleich die aus ihm ausgestoßenen Waren nicht wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegangen sind. Die Konsumtion der Waren ist nicht eingeschlossen in den Kreislauf des Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das Garn z.B. verkauft ist, kann der Kreislauf des im Garn dargestellten Kapitalwerts von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem verkauften Garn wird. Solange das Produkt verkauft wird, geht vom Standpunkt des kapitalistischen Produzenten alles seinen regelmäßigen Gang. Der Kreislauf des Kapitalwerts, den er repräsentiert, wird nicht unterbrochen. Es kann so die Produktion von Mehrwert und mit ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten wachsen, der ganze Reproduktionsprozess sich im blühendsten Zustand befinden und dennoch ein großer Teil der Waren nur scheinbar in die Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den Händen von Wiederverkäufern lagern, tatsächlich sich also noch auf dem Markt befinden. Nun folgt Warenstrom auf Warenstrom, und es tritt endlich hervor, dass der frühere Strom nur scheinbar von der Konsumtion verschlungen ist. Die Warenkapitale machen sich wechselseitig ihren Platz auf dem Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu verkaufen, verkaufen unter dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht flüssig gemacht, während die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre Inhaber müssen sich insolvent erklären oder verkaufen zu jedem Preis, um zu zahlen. ... Dann bricht die Krise los. Sie wird sichtbar nicht in der unmittelbaren Abnahme der konsumtiven Nachfrage, der Nachfrage für individuelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des Austauschs von Kapital gegen Kapital, des Reproduktionsprozesses des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 80f.

Kapital 2.: 82-87

Zweites Kapitel Der Kreislauf des produktiven Kapitals

„Der Kreislauf des produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel: P ... W’ - G’ - W ... P. Er bedeutet die periodisch erneuerte Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen Produktionsprozess als Reproduktionsprozess mit Bezug auf die Verwertung; nicht nur Produktion, sondern periodische Produktion von Mehrwert; die Funktion des in seiner produktiven Form befindlichen industriellen Kapitals, nicht als einmalige, sondern als periodisch wiederholte Funktion, so dass der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst gegeben ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 69.

Page 177: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

19

I. Einfache Reproduktion „Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und Kauf und Verkauf der Waren zu ihrem Wert vorausgesetzt sind. Der ganze Mehrwert geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsumtion des Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Warenkapitals W‘ in Geld stattgefunden hat, zirkuliert der Teil der Geldsumme, der den Kapitalwert darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der andre, der vergoldeter Mehrwert ist, geht ein in die allgemeine Warenzirkulation...“ K. Marx, Kapital 2.: 70f. „In unserem Beispiel hatten wir ein Warenkapital W‘ von 10000 Pfund Garn zum Wert von 50000 Euro; 42200 Euro davon sind der Wert des produktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 Pfund Garn die von W‘ begonnene Kapitalzirkulation fort, während der Mehrwert von 7800 Euro, Geldform von 1560 Pfund Garn, ... aus dieser Zirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn innerhalb der allgemeinen Warenzirkulation beschreibt.“ K. Marx, Kapital 2. : 71.

<p> </p> „Die Zirkulation von W und w, von Kapitalwert und Mehrwert, spaltet sich nach der Verwandlung von W‘ in G‘. Es folgt daher: Erstens: Indem durch W‘- G‘ = W‘- (G + g) das Warenkapital realisiert wird, wird die in W’ - G’ noch gemeinsame und von derselben Warenmasse getragene Bewegung von Kapitalwert und Mehrwert spaltbar, indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen. Zweitens: Findet dieses Spaltung statt, indem g als Revenue (=privater Konsum) des Kapitalisten verausgabt wird, während G als funktionelle Form des Kapitalwerts seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt - so ist der erste Akt W’ - G’, im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G - W und g - w, darstellbar als die zwei verschiedenen Zirkulationen: W - G - W und w - g - w;“ K. Marx, Kapital 2.: 72f. „Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Bewegung von Kapitalwert und Mehrwert nur teilweise (so dass ein Teil des Mehrwerts nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so geht im Kapitalwert selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines Kreislaufs, vor Vollendung desselben. ...

Page 178: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

20

Es kann dies zugleich verbunden sein mit Änderung seiner Wertzusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 2.: 73 II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter „Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt wurde, dass der ganze Mehrwert als Revenue verausgabt wird. In der Wirklichkeit muss unter normalen Verhältnissen immer ein Teil des Mehrwerts als Revenue verausgabt und ein andrer Teil kapitalisiert werden...“ K. Marx, Kapital 2. : 84. „Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt durch die Verwertung des vorgeschossenen Kapitalwerts, also in erster Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwert; zweitens aber (siehe Buch I, Kap. XXII „Verwandlung von Mehrwert in Kapital“) durch Produktion von Kapital, also durch Verwandlung von Mehrwert in Kapital. Die Akkumulation oder Produktion auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets ausgedehnterer Produktion von Mehrwert, daher Bereicherung des Kapitalisten, als persönlicher Zweck des letzteren erscheint, ... wird aber weiter, wie im ersten Buch gezeigt, durch ihre Entwicklung eine Notwendigkeit für jeden individuellen Kapitalisten. Die stete Vergrößerung seines Kapitals wird Bedingung der Erhaltung desselben.“ K. Marx, Kapital 2.: 83f. „Um die Formel nicht zu komplizieren, ist es ... besser anzunehmen, dass der ganze Mehrwert akkumuliert wird. Die Formel P ... W’ - G’ - W’=A/PM ... P‘ drückt aus: produktives Kapital, das auf größerer Stufenleiter und mit größerem Wert reproduziert wird, und als angewachsenes produktives Kapital seinen zweiten Kreislauf beginnt... Sobald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangspunkt; bloß ist P ein größeres produktives Kapital als das erste P war.“ K. Marx, Kapital 2.: 84.

<p> </p> „Vergleichen wir P ... P‘ mit G ... G‘ oder dem ersten Kreislauf (P ... P) , so haben sie durchaus nicht dieselbe Bedeutung. G ...G‘, für sich genommen als vereinzelter Kreislauf, drückt nur aus, das G, das Geldkapital (oder das industrielle Kapital in seinem Kreislauf als Geldkapital) Geld heckendes Geld, Wert heckender Wert ist, Mehrwert setzt.“ K. Marx, Kapital 2.: 84. “Dass Mehrwert produziert worden ist, ist in der zuerst betrachteten Form von P ... P

Page 179: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

21

dargestellt (siehe ausführliche Formel S. 79) durch w - g- w, das in seinem zweiten Stadium außerhalb der Kapitalzirkulation fällt und die Zirkulation des Mehrwerts als Revenue darstellt. (siehe Grafik_2) ... In P ... P‘ drückt P‘ aus, ... dass der produzierte Mehrwert kapitalisiert, also Kapital akkumuliert worden ist, und daher P‘, gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapitalwert plus dem Wert von ... akkumuliertem Kapital besteht.“ K. Marx, Kapital 2.: 84f. „Im Stadium G‘ - W’=A/PM ist die angewachsene Größe nur durch W‘ angezeigt, aber nicht durch A‘ und Pm‘. Da W die Summe von A und Pm, ist schon durch W‘ angezeigt, dass die Summe der in ihm enthaltenen A und Pm größer ist als das ursprüngliche P. Zweitens aber wäre die Bezeichnung A‘ und Pm‘ falsch, weil wir wissen, dass mit dem Wachstum des Kapitals eine Änderung seiner Wertzusammensetzung verbunden ist, im Fortschritt derselben der Wert von Pm wächst, der von A stets relativ abnimmt, oft absolut.“ K. Marx, Kapital 2.: 87.

Kapital 2.: 087 - 090

II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter „Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt wurde, dass der ganze Mehrwert als Revenue verausgabt wird. In der Wirklichkeit muss unter normalen Verhältnissen immer ein Teil des Mehrwerts als Revenue verausgabt und ein andrer Teil kapitalisiert werden...“ K. Marx, Kapital 2. : 84. „Um die Formel nicht zu komplizieren, ist es ... besser anzunehmen, dass der ganze Mehrwert akkumuliert wird. Die Formel P ... W’ - G’ - W’=A/PM ... P‘ drückt aus: produktives Kapital, das auf größerer Stufenleiter und mit größerem Wert reproduziert wird, und als angewachsenes produktives Kapital seinen zweiten Kreislauf beginnt... Sobald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangspunkt; bloß ist P ein größeres produktives Kapital als das erste P war.“ K. Marx, Kapital 2.: 84.

Page 180: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

22

„Dass Mehrwert produziert worden ist, ist in der zuerst betrachteten Form von P ... P dargestellt (siehe ausführliche Formel S. 79) durch w - g- w, das in seinem zweiten Stadium außerhalb der Kapitalzirkulation fällt und die Zirkulation des Mehrwerts als Revenue darstellt. (siehe Grafik_2) ... In P ... P‘ drückt P‘ aus, ... dass der produzierte Mehrwert kapitalisiert, also Kapital akkumuliert worden ist, und daher P‘, gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapitalwert plus dem Wert von ... akkumuliertem Kapital besteht.“ K. Marx, Kapital 2.: 84f.

III. Geldakkumulation „Da die Proportionen, worin der Produktionsprozess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisierte Mehrwert, obgleich zur Kapitalisierung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung verschiedener Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden), worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungieren ... kann. Der Mehrwert erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes (=potentielles) Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 82f. „Ob g, der vergoldete Mehrwert, sofort wieder dem prozessierenden Kapitalwert zugeschlagen, und so zusammen mit dem Kapital G, in der Größe G‘ in den Kreislaufprozess eingehen kann, hängt von Umständen ab, die unabhängig sind von dem bloßen Vorhandensein von g. Soll g als Geldkapital in einem, neben dem ersten Geschäft anzulegenden, zweiten selbständigen Geschäft dienen, so ist klar, dass es hierzu nur anwendbar, wenn es die zu solchem Geschäft nötige Minimalgröße besitzt. Soll es zur Ausdehnung des ursprünglichen Geschäft verwandt werden, so bedingen die Verhältnisse der stofflichen Faktoren von P und deren Wertverhältnisse ebenfalls eine bestimmte Minimalgröße für g. Alle in diesem Geschäft wirkenden Produktionsmittel haben nicht nur ein qualitatives, sondern ein bestimmtes quantitatives Verhältnis zueinander, einen proportionellen Umfang. ... So kann der Spinner nicht die Zahl seiner Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden Kratzen und Vorspinnstühle anzuschaffen, abgesehen von der vermehrten Ausgabe für Baumwolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsausdehnung bedingt. ... Solange g diesen Minimalumfang nicht besitzt, muss der Kreislauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen, bis die Summe der nacheinander von ihm erzeugten g, mit G zusammen ... in G‘ - W’=A/PM fungieren kann. ... In der Zwischenzeit wird also g angehäuft und seine Anhäufung ist nicht seine eigne Funktion, sondern das Resultat wiederholter P ...P. Seine eigne Funktion ist sein Verharren im Geldzustand ... und existiert nur in der Form eines im Bildungsprozess, im Wachstum begriffenen Schatzes. Geldakkumulation, Schatzbildung, erscheint hier als ein Prozess, der die wirkliche Akkumulation ... vorübergehend begleitet. K. Marx, Kapital 2.: 88. „Solange es ... im Schatzzustande verharrt, fungiert es nicht als Geldkapital, ist noch brachliegendes Geldkapital; nicht wie vorher in seiner Funktion unterbrochenes, sondern noch nicht zu seiner Funktion fähiges.“ K. Marx, Kapital 2.: 88. „Wir nehmen die Geldanhäufung in ihrer ursprünglichen realen Form, als wirklichen Geldschatz. Sie kann auch existieren in der Form von bloßen Guthaben, Schuldforderungen des Kapitalisten, der W‘ verkauft hat. Was die andren Formen betrifft, wo dies latente Geldkapital in der Zwischenzeit selbst in Gestalt von Geld heckendes Geld existiert, z.B. als

Page 181: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

23

zinstragendes Depositum in einer Bank, in Wechseln oder Wertpapieren irgendeiner Art, so gehören sie nicht hierher.“ K. Marx, Kapital 2.: 88f.

IV. Reservefonds “In der eben betrachteten Form ist der Schatz, als welcher der Mehrwert existiert, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die Kapitalakkumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Bedingung der letzteren.“ K. Marx, Kapital 2.: 89. „Verlängert sich der Prozess W‘ - G‘ über sein normales Maß, ist also das Warenkapital anormal aufgehalten in seiner Verwandlung in Geldform; oder ist ... z.B. der Preis der Produktionsmittel, worin das Geldkapital umgesetzt werden muss, gestiegen über den Stand, den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der als Akkumulationsfonds fungierende Schatz verwandt werden, um die Stelle des Geldkapitals oder eines Teils desselben einzunehmen. Der Geldakkumulationsfonds dient so als Reservefonds, um Störungen des Kreislaufs auszugleichen.“ K. Marx, Kapital 2.: 89. „Als solcher Reservefonds ist er verschieden von dem ... Fonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln. Die letzteren sind Teil des fungierenden Geldkapitals..., dessen Teile nur in verschiedenen Zeitterminen nacheinander in Funktion treten. ... Dagegen ist der Reservefonds nicht ein Bestandteil des fungierenden Kapitals, ... sondern des in einem Vorstadium seiner Akkumulation begriffenen Kapitals. ... Es versteht sich übrigens ganz von selbst, dass der Kapitalist in Nöten in keiner Weise nach den bestimmten Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes fragt, sondern anwendet, was er hat, um den Kreislaufprozess seines Kapitals in Gang zu halten.“ K. Marx, Kapital 2.: 89f. „Die allgemein Formel des Kreislaufs des produktiven Kapitals, welche einfache und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter zusammenfasst, ist: P ... (W’ - G’). (G - W=A/Pm) ... P (P’) Ist P = P, so G im Kauf der Produktionsfaktoren = G‘ minus g; ist P = P‘, so ist G im Kauf der Produktionsfaktoren größer als G‘ minus g; d.h. g ist ganz oder teilweise in Geldkapital verwandelt worden. Der Kreislauf des produktiven Kapitals ist die Form, worin die klassische Ökonomie den Kreislaufprozess des industriellen Kapitals betrachtet.“ K. Marx, Kapital 2.: 90.

Kapital 2.:091 - 103

III. Geldakkumulation „Da die Proportionen, worin der Produktionsprozess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisierte Mehrwert, obgleich zur Kapitalisierung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung verschiedener Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden), worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungieren ... kann. Der Mehrwert erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes (=potentielles) Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 82f. “In der eben betrachteten Form ist der Schatz, als welcher der Mehrwert existiert, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die Kapitalakkumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Bedingung der letzteren.“ K. Marx, Kapital 2.: 89.

Page 182: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

24

IV. Reservefonds „Verlängert sich der Prozess W‘ - G‘ über sein normales Maß, ist also das Warenkapital anormal aufgehalten in seiner Verwandlung in Geldform; oder ist ... z.B. der Preis der Produktionsmittel, worin das Geldkapital umgesetzt werden muss, gestiegen über den Stand, den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der als Akkumulationsfonds fungierende Schatz verwandt werden, um die Stelle des Geldkapitals oder eines Teils desselben einzunehmen. Der Geldakkumulationsfonds dient so als Reservefonds, um Störungen des Kreislaufs auszugleichen.“ K. Marx, Kapital 2.: 89. „Als solcher Reservefonds ist er verschieden von dem ... Fonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln. Die letzteren sind Teil des fungierenden Geldkapitals..., dessen Teile nur in verschiedenen Zeitterminen nacheinander in Funktion treten. ... Dagegen ist der Reservefonds nicht ein Bestandteil des fungierenden Kapitals, ... sondern des in einem Vorstadium seiner Akkumulation begriffenen Kapitals. ... Es versteht sich übrigens ganz von selbst, dass der Kapitalist in Nöten in keiner Weise nach den bestimmten Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes fragt, sondern anwendet, was er hat, um den Kreislaufprozess seines Kapitals in Gang zu halten.“ K. Marx, Kapital 2.: 89f.

Drittes Kapitel Der Kreislauf des Warenkapitals „Die allgemein Formel für den Kreislauf des Warenkapitals ist: W’ - G’ - W .... P .... W‘.“ K. Marx, Kapital 2.: 91. „Als Form eines einzelnen individuellen Kapitals erscheint der Kreislauf W‘... W‘ z.B. in der Agrikultur, wo von Ernte zu Ernte gerechnet wird. In Figur II (P ... P’) wird von der Aussaat, in Figur III (W’ ... W’) von der Ernte ausgegangen...“ K. Marx, Kapital 2.: 102. „... Der Kreislauf des Warenkapitals eröffnet sich nicht mit Kapitalwert, sondern mit in Warenwert vermehrten Kapitalwert, schließt also von vornherein den Kreislauf nicht nur des in Warenform vorhandenen Kapitalwerts, sondern auch des Mehrwerts ein. Findet daher in dieser Form einfache Reproduktion statt, so tritt ein W’ von gleicher Größe am Schlusspunkt wie am Ausgangspunkt ein. Geht ein Teil des Mehrwerts in den Kapitalkreislauf ein, so erscheint zwar am Schluss statt W’, W’’, ein größeres W’, aber der nun folgende Kreislauf wird wieder eröffnet mit W’, was nur ein größeres W’ ist als im vorigen Kreislauf und mit größerem akkumulierten Kapitalwert. ... In allen Fällen eröffnet W’ den Kreislauf stets als ein Warenkapital, welches = Kapitalwert plus Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 92. „W’ als W erscheint in dem Kreislauf eines einzelnen industriellen Kapitals nicht als Form dieses Kapitals, sondern als Form eines anderen industriellen Kapitals, soweit die Produktionsmittel dessen Produkt sind. (Das Warenkapital eines Autoherstellers hat die Form von Autos, aber er braucht für seine Produktion Maschinen, Stahl etc. was die Warenform anderer Kapitalisten sind.) Der Akt G - W (d.h. G - Pm) des ersten Kapitals (des Autoherstellers) ist für dieses zweite Kapital (Stahl- oder Maschinenhersteller) W’ - G’.“ K. Marx, Kapital 2.: 92. „W‘...W‘ ... setzt W=A/Pm als fremde Waren in fremder Hand voraus, die durch den einleitenden Zirkulationsprozess in den Kreislauf gezogen und in das produktive Kapital verwandelt werden...“ K. Marx, Kapital 2.: 100. „In I (G ... G’) kann G das erste Geldkapital, in II (P ...P’) P das erste produktive Kapital

Page 183: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

25

sein, das auf der geschichtlichen Bühne auftritt, aber in III W’(= W + w) - G’(= G + g) - W (= w + A/Pm) ... P .... W’ ist W zweimal außerhalb des Kreislaufs vorausgesetzt. Einmal im Kreislauf W - G - W=A/Pm. Dies W, soweit es aus Pm besteht, ist Ware in der Hand des Verkäufers (z.B.: des Stahl- oder Maschinenherstellers)... Das andre Mal in dem zweiten w in w - g - w, das ebenfalls als Ware vorhanden sein muss, um gekauft werden zu können... (Dieses w kauft unser Kapitalist für seinen privaten Konsum. Es kommt aber aus der Produktion und den Dienstleistungen anderer Kapitalisten). K. Marx, Kapital 2.: 99. „W‘ ... W‘ ... umschließt produktive und individuelle Konsumtion von vornherein... In allen diesen seinen Eigentümlichkeiten weist dieser Kreislauf über sich selbst hinaus als vereinzelten Kreislauf eines bloß individuellen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 102. “In Figur III (W’ ... W’) bilden auf dem Markt befindliche Waren die beständige Voraussetzung des Produktions- und Reproduktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital 2.: 103. „Aber eben weil der Kreislauf W‘...W‘ innerhalb seiner Beschreibung andres industrielles Kapital in Form von W (=A+Pm) voraussetzt (und Pm umschließt verschiedenartige andre Kapitale, z.B. in unserm Fall Maschinen, Kohlen, Öl, etc.) fordert er selbst dazu heraus, ihn zu betrachten nicht nur als allgemeine Form des Kreislaufs, d. h. als eine gesellschaftliche Form, worunter jedes einzelne industrielle Kapital (außer bei seiner ersten Anlage) betrachtet werden kann, daher nicht nur als eine allen individuellen industriellen Kapitalen gemeinsame Bewegungsform, sondern zugleich als Bewegungsform der Summe der individuellen Kapitale, also des Gesamtkapitals der Kapitalistenklasse, eine Bewegung, worin die Bewegung jedes individuellen industriellen Kapitals nur als eine Teilbewegung erscheint, die mit der Bewegung der anderen sich verschlingt und durch sie bedingt wird. Betrachten wir z.B. das jährliche Gesamtwarenprodukt eines Landes und analysieren die Bewegung, wodurch ein Teil desselben das produktive Kapital in allen individuellen Geschäften ersetzt, ein andrer Teil in die individuelle Konsumtion der verschiedenen Klassen eingeht, so betrachten wir W‘ ... W‘ als Bewegungsform sowohl des gesellschaftlichen Kapitals, als des von diesem erzeugten Mehrwerts, bzw. Mehrprodukts.“ K. Marx, Kapital 2.: 100f. „...Das gesellschaftliche Kapital = Summe der individuellen Kapitale (einschließlich der Aktienkapitale bzw. des Staatskapitals, soweit Regierungen produktive Lohnarbeit in Bergwerken, Eisenbahnen etc. anwenden, als industriellen Kapitalisten fungieren) ...“ K. Marx, Kapital 2.: 101. “Da in W‘...W‘ das Gesamtprodukt (der Gesamtwert) Ausgangspunkt ist, so zeigt sich hier, dass (abgesehen vom auswärtigen Handel) Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bei sonst gleichbleibender Produktivität, nur stattfinden kann, wenn in dem zu kapitalisierenden Teil des Mehrprodukts die stofflichen Elemente des zusätzlichen produktiven Kapitals bereits enthalten sind; dass also, soweit die Produktion eines Jahres der des folgenden zur Voraussetzung dient, ... Mehrprodukt sofort produziert wird in der Form, die es befähigt, als zuschüssiges Kapital zu fungieren.“ (Die Produktionsmittel, die Kapitalist A erst im nächsten Jahr kaufen will, müssen schon in diesem Jahr von den Kapitalisten B, C und D produziert werden.) K. Marx, Kapital 2.: 103. „W‘...W‘ liegt dem Tableau économique Quesnays zugrunde...“ K. Marx, Kapital 2.: 103.

Gesamtgesellschaftliche Nachfrage und Zufuhr „Der Kapitalist wirft weniger Wert in der Form von Geld in die Zirkulation hinein, als er aus

Page 184: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

26

ihr herauszieht, weil er mehr Wert in der Form von Ware hineinwirft, als er ihr in Form von Ware entzogen hat. Soweit er bloß als Personifikation des Kapitals fungiert, als industrieller Kapitalist, ist seine Zufuhr von Warenwert stets größer als seine Nachfrage nach Warenwert. Deckung seiner Zufuhr und seiner Nachfrage in dieser Beziehung wäre gleich Nichtverwertung seines Kapitals; es hätte nicht als produktives Kapital fungiert; ... Er muss in der Tat ‚teurer verkaufen als er gekauft hat‘, aber dies gelingt ihm eben nur, weil er vermittelst des kapitalistischen Produktionsprozesses die wohlfeilere, weil weniger werte Ware, die er gekauft hat, in eine mehrwertige, also teurere, verwandelt hat. Er verkauft teurer, nicht weil über den Wert seiner Ware, sondern weil Ware von einem Wert über der Wertsumme ihrer Produktionsfaktoren.“ K. Marx, Kapital 2.: 120. „Die Rate, worin der Kapitalist sein Kapital verwertet, ist um so größer, je größer die Differenz zwischen seiner Zufuhr und seiner Nachfrage, d.h. je größer der Überschuss des Warenwerts, den er zugeführt, über den Warenwert, den er nachfragt. Statt des Deckens beider ist das möglichste Nichtdecken, das Überdecken seiner Nachfrage durch seine Zufuhr, sein Ziel. Was von dem einzelnen Kapitalisten, gilt von der Kapitalistenklasse.“ K. Marx, Kapital 2.: 120f. „Soweit der Kapitalist bloß das industrielle Kapital personifiziert, besteht seine eigene Nachfrage nur in der Nachfrage nach Produktionsmitteln und Arbeitskraft. Seine Nachfrage nach Pm, ihrer Wertigkeit nach betrachtet, ist kleiner als sein vorgeschossenes Kapital; er kauft Produktionsmittel zu geringerem Wert als dem Wert seines Kapitals, und daher von noch viel geringerem Wert als dem des Warenkapitals, das er zuführt. Was seine Nachfrage nach Arbeitskraft betrifft, so ist sie ihrer Wertigkeit nach bestimmt durch das Verhältnis seines variablen Kapitals zu seinem Gesamtkapital, also = v : C, und ist daher ... der Proportion nach betrachtet, wachsend kleiner als seine Nachfrage nach Produktionsmitteln. Er ist in beständig zunehmendem Maß größerer Käufer für Pm als für A. Sofern der Arbeiter seinen Lohn allzumeist in Lebensmitteln umsetzt, und zum allergrößten Teil in notwendige Lebensmittel, ist die Nachfrage des Kapitalisten nach Arbeitskraft indirekt zugleich Nachfrage nach den in den Konsum der Arbeiterklasse eingehenden Konsumtionsmitteln. Aber diese Nachfrage ist = v und nicht ein Atom größer... Die Maximalgrenze der Nachfrage des Kapitalisten ist = C = c + v, aber seine Zufuhr ist = c + v + m; Ist also die Zusammensetzung seines Warenkapitals 80c + 20v + 20m, so ist seine Nachfrage = 80c + 20v, also der Wertigkeit nach betrachtet ein Fünftel kleiner als seine Zufuhr. ...“ K. Marx, Kapital II :121. „Kommen wir nun zur Reproduktion. Sein Warenkapital war 80c + 20v + 20m. Gesetzt, der Kapitalist verzehre den ganzen Mehrwert g und setze nur die ursprüngliche Kapitalgröße C wieder in produktives Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapitalisten gleichwertig mit seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Bewegung seines Kapitals; ... als Kapitalist übt er nur Nachfrage aus nach 4/5 seiner Zufuhr (der Wertgröße nach); 1/5 verzehrt er ... nicht in seiner Funktion als Kapitalist, sondern für sein Privatbedürfnis oder Vergnügen.“ K. Marx, Kapital 2.: 122- 123. Seine Rechnung ist dann prozentig gerechnet: als Kapitalist Nachfrage = 100, Zufuhr = 120 als Lebemann Nachfrage = 20, Zufuhr = 0

Page 185: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

27

Summe: Nachfrage = 120, Zufuhr = 120.“ K. Marx, Kapital II :121 - 123.

Kapital 2.: 104 - 123

Der Kreislauf des Warenkapitals „Die allgemeine Formel für den Kreislauf des Warenkapitals ist: W’ - G’ - W .... P .... W‘.“ K. Marx, Kapital 2.: 91. “...In ... W’(=W + w) - G’(=G + g) - W (=w + A/Pm) ... P .... W’ ist W zweimal außerhalb des Kreislaufs vorausgesetzt. Einmal im Kreislauf W - G - W=A/Pm. Dies W, soweit es aus Pm besteht, ist Ware in der Hand des Verkäufers (z.B.: eines Maschinenherstellers oder Stromlieferanten)... Das andre Mal in dem zweiten w in w - g - w, das ebenfalls als Ware vorhanden sein muss, um gekauft werden zu können... (Dieses w geht in den privaten Konsum unseres Kapitalisten ein, stammt aber aus der Produktion und den Dienstleistungen anderer Kapitalisten). K. Marx, Kapital 2.: 99. „Aber eben weil der Kreislauf W‘...W‘ innerhalb seiner Beschreibung andres industrielles Kapital in Form von W (=A+Pm) voraussetzt (und Pm umschließt verschiedenartige andre Kapitale, z.B. in unserm Fall Maschinen, Kohlen, Öl, etc.) fordert er selbst dazu heraus, ihn zu betrachten nicht nur als allgemeine Form des Kreislaufs, d. h. als eine gesellschaftliche Form, worunter jedes einzelne industrielle Kapital (außer bei seiner ersten Anlage) betrachtet werden kann, daher nicht nur als eine allen individuellen industriellen Kapitalen gemeinsame Bewegungsform, sondern zugleich als Bewegungsform der Summe der individuellen Kapitale, also des Gesamtkapitals der Kapitalistenklasse, eine Bewegung, worin die Bewegung jedes individuellen industriellen Kapitals nur als eine Teilbewegung erscheint, die mit der Bewegung der anderen sich verschlingt und durch sie bedingt wird. Betrachten wir z.B. das jährliche Gesamtwarenprodukt eines Landes und analysieren die Bewegung, wodurch ein Teil desselben das produktive Kapital in allen individuellen Geschäften ersetzt, ein andrer Teil in die individuelle Konsumtion der verschiedenen Klassen eingeht, so betrachten wir W‘ ... W‘ als Bewegungsform sowohl des gesellschaftlichen Kapitals, als des von diesem erzeugten Mehrwerts, bzw. Mehrprodukts.“ K. Marx, Kapital 2.: 100f.

Gesamtgesellschaftliche Nachfrage und Zufuhr

„Der Kapitalist wirft weniger Wert in der Form von Geld in die Zirkulation hinein, als er aus ihr herauszieht, weil er mehr Wert in der Form von Ware hineinwirft, als er ihr in Form von Ware entzogen hat. Soweit er bloß als Personifikation des Kapitals fungiert, als industrieller Kapitalist, ist seine Zufuhr von Warenwert stets größer als seine Nachfrage nach Warenwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 120. „Soweit der Kapitalist bloß das industrielle Kapital personifiziert, besteht seine eigene Nachfrage nur in der Nachfrage nach Produktionsmitteln und Arbeitskraft. ... Die Maximalgrenze der Nachfrage des Kapitalisten ist = C = c + v, aber seine Zufuhr ist = c + v + m; Ist also die Zusammensetzung seines Warenkapitals 80c + 20v + 20m, so ist seine Nachfrage =

Page 186: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

28

80c + 20v, also der Wertigkeit nach betrachtet ein Fünftel kleiner als seine Zufuhr. ...“ K. Marx, Kapital II :121.

„Kommen wir nun zur Reproduktion. Sein Warenkapital war 80c + 20v + 20m. Gesetzt, der Kapitalist verzehre den ganzen Mehrwert g und setze nur die ursprüngliche Kapitalgröße C wieder in produktives Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapitalisten gleichwertig mit seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Bewegung seines Kapitals; ... als Kapitalist übt er nur Nachfrage aus nach 4/5 seiner Zufuhr (der Wertgröße nach); 1/5 verzehrt er ... nicht in seiner Funktion als Kapitalist, sondern für sein Privatbedürfnis oder Vergnügen.“ K. Marx, Kapital 2.: 122f.

Viertes Kapitel Die drei Figuren des Kreislaufprozesses

„Die drei Figuren können dargestellt werden...: I. G - W ...P...W‘ - G‘ (= Geldkapital) II. P ... W - G - W ... P (= produktives Kapital) III. W - G - W... P (W‘). (= Warenkapital) Fassen wir alle drei Formen zusammen, so erscheinen alle Voraussetzungen des Prozesses als sein Resultat, als von ihm selbst produzierte Voraussetzung. ... Der Gesamtprozess stellt sich dar als Einheit von Produktionsprozess (P) und Zirkulationsprozess (W - G - W): Der Produktionsprozess wird Vermittler des Zirkulationsprozess und umgekehrt. Allen drei Kreisläufen ist gemeinsam: Verwertung des Werts als bestimmender Zweck, als treibendes Motiv. In I ist das in der Form ausgedrückt. Form II beginnt mit P, dem Verwertungsprozess selbst. In III beginnt der Kreislauf mit dem verwerteten Wert und schließt mit neu verwertetem Wert, selbst wenn die Bewegung auf gleichbleibender Stufe wiederholt wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 104. „Sofern jeder dieser drei Kreisläufe als besondre Form der Bewegung betrachtet wird, worin sich verschiedne individuelle industrielle Kapitale befinden, so existiert diese Verschiedenheit immer nur als eine individuelle. In Wirklichkeit aber befindet sich jedes individuelle industrielle Kapital in allen dreien zugleich. Die drei Kreisläufe, die Reproduktionsformen der drei Gestalten des Kapitals, vollziehen sich kontinuierlich nebeneinander. ... Die Reproduktion des Kapitals in jeder seiner Formen und jedem seiner Stadien ist ebenso kontinuierlich, wie die Umwandlung dieser Formen und der sukzessive Verlauf durch die drei Stadien. Hier ist der gesamte Kreislauf wirkliche Einheit seiner drei Formen.“ K. Marx, Kapital 2.: 105.

„Der Kreislaufprozess des Kapitals ist beständige Unterbrechung, Verlassen eines Stadiums, Eintreten in das nächste; Abstreifen einer Form, Dasein in einer andren; jedes dieser Stadien bedingt nicht nur das andre, sondern schließt es zugleich aus.“ K. Marx, Kapital 2.: 106. „Sehn wir also, wie die Sache in der Wirklichkeit zugeht. ... Z.B. die 10000 Pfund Garn sind das Wochenprodukt eines Spinners. Diese 10000 Pfund Garn treten ganz aus der Produktionssphäre hinaus in die Zirkulationssphäre; der in ihm enthaltene Kapitalwert muss ganz in Geldkapital verwandelt werden, und solange er in der

Page 187: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

29

Form von Geldkapital verharrt, kann er nicht von neuem in den Produktionsprozess eingehen; er muss vorher in die Zirkulation eintreten und die Elemente des produktiven Kapitals A + Pm rückverwandelt werden. ... Während z.B. die 10000 Pfund Garn als Warenkapital auf den Markt treten und ihre Verwandlung in Geld ... vollziehen, tritt neue Baumwolle, Kohle etc. im Produktionsprozess an ihre Stelle, hat also schon aus Geldform und Warenform sich wieder in die Form des produktiven Kapitals rückverwandelt und beginnt ihre Funktion als solches; während zur selben Zeit, wo die ersten 10000 Pfund Garn in Geld umgesetzt werden, frühere 10000 Pfund Garn schon das zweite Stadium ihrer Zirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des produktiven Kapitals rückverwandeln.

Alle Teile des Kapitals machen den Kreislaufprozess der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in verschiedenen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und den ihnen entsprechenden verschiedenen Funktionsformen. Für den Teil, der zum ersten Mal aus Warenkapital sich in Geld verwandelt, ist der Kreislauf W’ ... W’ eröffnet, während für das industrielle Kapital, als sich bewegendes Ganzes, der Kreislauf W’ ... W’ durchlaufen ist. Mit der einen Hand wird Geld vorgeschossen, mit der anderen eingenommen; die Eröffnung des Kreislaufs G ... G’ auf einem Punkt ist zugleich seine Rückkehr auf einem anderen. Das gleiche gilt für das produktive Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 106. „Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Kontinuität ist daher nicht nur Einheit von Zirkulations- und Produktionsprozess, sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber nur sein, sofern jeder verschiedene Teil des Kapitals nacheinander die einander folgenden Phase des Kreislaufs durchmessen kann, aus einer Phase, einer Funktionsform in die andere übergehen kann, das industrielle Kapital, als Ganzes dieser Teile, sich also gleichzeitig in den verschiedenen Phasen und Funktionen befindet, und so alle Kreisläufe gleichzeitig beschreibt. Das Nacheinander jedes Teils ist hier bedingt durch das Nebeneinander der Teile, d.h. durch die Teilung des Kapitals.... Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinander. ... So befindet sich in dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso fortwährend auf den verschiedenen Stufen seines Bildungsprozesses, wie im Übergang aus einer Produktionsphase in die andere. ... Jede Stockung des Nacheinander bringt das Nebeneinander in Unordnung, jede Stockung in einem Stadium bewirkt größere oder geringere Stockung im gesamten Kreislauf nicht nur des stockenden Kapitalteils, sondern auch des gesamten individuellen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 107. „Allgemein ... ist zu bemerken, dass die Ökonomen sehr geneigt sind zu vergessen, dass ein Teil des im Geschäft nötigen Kapitals beständig nicht nur die drei Formen von Geldkapital, produktivem Kapital und Warenkapital wechselweise durchläuft, sondern dass verschiedene Portionen desselben beständig nebeneinander diese Formen besitzen, wenn auch die relative Größe dieser Portionen beständig wechselt.“ K. Marx, Kapital 2.: 258. „Der Gesamtkreislauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr spezifischer Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die Kontinuität des Gesamtprozesses; ... Es ist eine notwendige Bedingung für den Gesamtproduktionsprozess, besonders für das

Page 188: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

30

gesellschaftliche Kapital, dass er zugleich Reproduktionsprozess, und daher Kreislauf jedes seiner Momente ist... Ein Teil des Kapitals, aber ein stets wechselnder, ... existiert als Warenkapital, das sich in Geld verwandelt; ein andrer als Geldkapital, das sich in produktives verwandelt; ein dritter als produktives Kapital, das sich in Warenkapital verwandelt. Das beständige Vorhandensein aller drei Formen ist vermittelt durch den Kreislauf des Gesamtkapitals durch eben diese drei Phasen.“ K. Marx, Kapital 2.: 108. „Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die Kontinuität des Gesamtprozesses verwirklicht... Das gesellschaftliche Gesamtkapital besitzt stets diese Kontinuität, und besitzt sein Prozess stets die Einheit der drei Kreisläufe. Für individuelle Kapitale wird die Kontinuität der Reproduktion stellenweise mehr oder minder unterbrochen... Am regelmäßigsten und uniformsten verläuft der Prozess in der Fabrik und im Bergbau.“ K. Marx, Kapital 2.: 108f. „Das Kapital als sich verwertender Wert umschließt nicht nur Klassenverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der auf dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein Kreislaufprozess durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei verschiedne Formen des Kreislaufsprozesses einschließt. Es kann daher nur als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 109. „Wie die kapitalistische Produktionsweise große Stufenleiter der Produktion voraussetzt, so auch notwendig große Stufenleiter des Verkaufs; also Verkauf an den Kaufmann, nicht an den einzelnen Konsumenten. Soweit dieser Konsument selbst produktiver Konsument, also industrieller Kapitalist, also soweit das industrielle Kapital eines Produktionszweigs dem andren Zweig Produktionsmittel liefert, findet ... auch direkter Verkauf eines industriellen Kapitalisten an viele andre statt. Jeder industrielle Kapitalist ist sofern direkter Verkäufer, selbst sein Kaufmann, was er übrigens auch im Verkauf an den Kaufmann ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 114.

Die Umlaufszeit

Kapital 2.:124 - 127

Der Kreislauf des Warenkapitals „Der Kreislaufprozess des Kapitals ist beständige Unterbrechung, Verlassen eines Stadiums, Eintreten in das nächste; Abstreifen einer Form, Dasein in einer andren; jedes dieser Stadien bedingt nicht nur das andre, sondern schließt es zugleich aus. Kontinuität ist aber das charakteristische Merkmal der kapitalistischen Produktion und durch ihre technische Grundlage bedingt, wenn auch nicht immer unbedingt erreichbar.“ K. Marx, Kapital 2.: 106. „Sehn wir also, wie die Sache in der Wirklichkeit zugeht. Z.B. die 10000 Pfund Garn sind das Wochenprodukt eines Spinners. Diese 10000 Pfund Garn treten ganz aus der Produktionssphäre hinaus in die Zirkulationssphäre; der in ihm enthaltene Kapitalwert muss ganz in Geldkapital verwandelt werden, und solange er in der Form von Geldkapital verharrt, kann er nicht von neuem in den Produktionsprozess eingehen; er muss vorher in die Zirkulation eintreten und die Elemente des produktiven Kapitals A + Pm rückverwandelt werden. ... Während z.B. die 10000 Pfund Garn als Warenkapital auf den Markt treten und ihre Verwandlung in Geld ... vollziehen, tritt neue Baumwolle, Kohle etc. im Produktionsprozess

Page 189: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

31

an ihre Stelle, hat also schon aus Geldform und Warenform sich wieder in die Form des produktiven Kapitals rückverwandelt und beginnt ihre Funktion als solches; während zur selben Zeit, wo die ersten 10000 Pfund Garn in Geld umgesetzt werden, frühere 10000 Pfund Garn schon das zweite Stadium ihrer Zirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des produktiven Kapitals rückverwandeln. Alle Teile des Kapitals machen den Kreislaufprozess der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in verschiedenen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und den ihnen entsprechenden verschiedenen Funktionsformen.“ K. Marx, Kapital 2.: 106. „Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Kontinuität ist daher nicht nur Einheit von Zirkulations- und Produktionsprozess, sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber nur sein, sofern jeder verschiedene Teil des Kapitals nacheinander die einander folgenden Phase des Kreislaufs durchmessen kann, aus einer Phase, einer Funktionsform in die andere übergehen kann, das industrielle Kapital, als Ganzes dieser Teile, sich also gleichzeitig in den verschiedenen Phasen und Funktionen befindet, und so alle Kreisläufe gleichzeitig beschreibt. ... Das Nacheinander jedes Teils ist hier bedingt durch das Nebeneinander der Teile, d.h. durch die Teilung des Kapitals.... Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinander.“ K. Marx, Kapital 2.: 107. „Das Kapital als sich verwertender Wert umschließt nicht nur Klassenverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der auf dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein Kreislaufprozess durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei verschiedne Formen des Kreislaufsprozesses einschließt. Es kann daher nur als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 109.

Fünftes Kapitel Die Umlaufszeit „Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei Phasen der Zirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehen, in einer zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktionssphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Zirkulationssphäre seine Zirkulations- oder Umlaufszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 124.

a)Produktionszeit und Arbeitszeit, ihr Einfluss auf die Wertbildung “Die Produktionszeit umschließt natürlich die Periode des Arbeitsprozesses, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man sich, dass ein Teil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie Maschinen, Baulichkeiten usw. existiert, die bis an ihr Lebensende in denselben, stets neu wiederholten, Arbeitsprozessen dienen. Periodische Unterbrechung des Arbeitsprozesses, nachts z.B., unterbricht zwar die Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Produktionsstätte. ... Andererseits muss der Kapitalist einen bestimmten Vorrat von Rohmaterial und Hilfsstoffen bereithalten, damit der Produktionsprozess auf vorher bestimmter Stufenleiter während kürzerer oder längerer Abschnitte vorgehe, ohne von den Zufällen täglicher Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrat von Rohstoffen usw. wird nur nach und nach produktiv konsumiert. Es findet daher Differenz statt zwischen seiner Produktionszeit (= Dauer seiner Existenz als Produktionsmittel) und seiner Funktionszeit.

Page 190: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

32

Die Produktionszeit der Produktionsmittel (= Dauer ihrer Existenz als Produktionsmittel eines bestimmten Produktionsprozesses) überhaupt umfasst also 1. die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungieren, also im Produktionsprozess dienen, 2. die Pausen, während deren der Produktionsprozess, also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unterbrochen ist, 3. die Zeit, während deren sie zwar ... bereitliegen, ... aber noch nicht in den Produktionsprozess eingegangen sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 124f 4.: “Die bisher betrachtete Differenz ist jedes Mal Differenz zwischen der Aufenthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im Produktionsprozess. Aber der Produktionsprozess selbst kann Unterbrechungen des Arbeitsprozesses und daher der Arbeitszeit bedingen ..., worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Prozesse ohne weitere Zutat menschlicher Arbeit anheim gegeben wird. ... So z.B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gärt, Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z.B. Gerbereien, das chemischen Prozessen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier größer als die Arbeitszeit. Die Differenz beider besteht in einem Überschuss der Produktionszeit über die Arbeitszeit. Dieser Überschuss beruht stets darauf, dass produktives Kapital sich latent in der Produktionssphäre befindet, ohne im Produktionsprozess selbst zu fungieren, oder dass es im Produktionsprozess fungiert, ohne sich im Arbeitsprozess zu befinden.“ K. Marx, Kapital 2.: 125.

„Welches immer der Grund des Überschusses der Produktionszeit über die Arbeitszeit - sei es, dass Produktionsmittel nur latentes produktives Kapital bilden, also sich noch in einer Vorstufe zum wirklichen Produktionsprozess befinden, oder dass innerhalb des Produktionsprozesses durch dessen Pausen ihre eigene Funktion unterbrochen wird, oder dass endlich der Produktionsprozess selbst Unterbrechungen des Arbeitsprozesses bedingt -, in keinem dieser Fälle fungieren die Produktionsmittel als Arbeitseinsauger. Saugen sie keine Arbeit ein, so auch keine Mehrarbeit. Es findet daher keine Verwertung des produktiven Kapitals statt, solange es sich in dem Teil seiner Produktionszeit befindet, der überschüssig über die Arbeitszeit ist, so unzertrennlich auch die Vollführung des Verwertungsprozesses von diesen seinen Pausen sein mag. Es ist klar, dass je mehr Produktionszeit und Arbeitszeit sich decken, um so größer die Produktivität und Verwertung eines gegebenen produktiven Kapitals in gegebenem Zeitraum. Daher die Tendenz der kapitalistischen Produktion, den Überschuss der Produktionszeit über die Arbeitszeit möglichst zu verkürzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 127. „Die Produktionszeit ist also stets die Zeit, während deren das Kapital Gebrauchswerte produziert und sich selbst verwertet, daher als produktives Kapital fungiert, obgleich sie Zeit einschließt, worin es entweder latent ist oder auch produziert, ohne sich zu verwerten.“

Kapital 2.: 127 - 130

Fünftes Kapitel Die Umlaufszeit

a)Produktionszeit und Arbeitszeit „Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei Phasen der

Page 191: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

33

Zirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehen, in einer zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktionssphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Zirkulationssphäre seine Zirkulations- oder Umlaufszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 124.

„Die Produktionszeit der Produktionsmittel (= Dauer ihrer Existenz als Produktionsmittel eines bestimmten Produktionsprozesses) überhaupt umfasst also 1. die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungieren, also im Produktionsprozess dienen, 2. die Pausen, während deren der Produktionsprozess, also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unterbrochen ist, 3. die Zeit, während deren sie zwar ... bereitliegen, ... aber noch nicht in den Produktionsprozess eingegangen sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 124f 4.: “Die bisher betrachtete Differenz ist jedes Mal Differenz zwischen der Aufenthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im Produktionsprozess. Aber der Produktionsprozess selbst kann Unterbrechungen des Arbeitsprozesses und daher der Arbeitszeit bedingen ..., worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Prozesse ohne weitere Zutat menschlicher Arbeit anheim gegeben wird. ... So z.B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gärt, Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z.B. Gerbereien, das chemischen Prozessen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier größer als die Arbeitszeit. Die Differenz beider besteht in einem Überschuss der Produktionszeit über die Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 125.

„Welches immer der Grund des Überschusses der Produktionszeit über die Arbeitszeit - sei es, dass Produktionsmittel nur latentes produktives Kapital bilden, also sich noch in einer Vorstufe zum wirklichen Produktionsprozess befinden, oder dass innerhalb des Produktionsprozesses durch dessen Pausen ihre eigene Funktion unterbrochen wird, oder dass endlich der Produktionsprozess selbst Unterbrechungen des Arbeitsprozesses bedingt -, in keinem dieser Fälle fungieren die Produktionsmittel als Arbeitseinsauger. Saugen sie keine Arbeit ein, so auch keine Mehrarbeit, ... so unzertrennlich auch die Vollführung des Verwertungsprozesses von diesen seinen Pausen sein mag. Es ist klar, dass je mehr Produktionszeit und Arbeitszeit sich decken, um so größer die Produktivität und Verwertung eines gegebenen produktiven Kapitals in gegebenem Zeitraum. Daher die Tendenz der kapitalistischen Produktion, den Überschuss der Produktionszeit über die Arbeitszeit möglichst zu verkürzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 127.

b) Umlaufszeit (= Zirkulationszeit) „Innerhalb der Zirkulationssphäre haust das Kapital als Warenkapital und Geldkapital. Seine beiden Zirkulationsprozesse bestehen darin, sich aus der Warenform in Geldform und aus Geldform in Warenform zu verwandeln.“ (= Umlaufszeit) K. Marx, Kapital 2.: 127. „Umlaufszeit und Produktionszeit schließen sich wechselseitig aus. Während seiner Umlaufszeit fungiert das Kapital nicht als produktives Kapital und produziert daher weder Ware noch Mehrwert. Betrachten wir den Kreislauf in der einfachsten Form, so dass der gesamte Kapitalwert jedes Mal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt, so ist handgreiflich, dass der Produktionsprozess unterbrochen ist, also auch die Selbstverwertung des Kapitals, solange seine Umlaufszeit dauert. Durchlaufen dagegen die verschiedenen Teile des Kapitals den Kreislauf nacheinander, so

Page 192: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

34

dass der Kreislauf des gesamten Kapitalwerts sich auf einander folgend im Kreislauf seiner verschiedenen Portionen vollzieht, so ist klar, dass je länger der beständige Aufenthalt seiner ... Teile in der Zirkulationssphäre, um so kleiner sein beständig in der Produktionssphäre fungierender Teil sein muss. Die Expansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als negative Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit oder des Umfangs, worin ein Kapital von gegebener Größe als produktives Kapital fungiert. Je mehr ... die Umlaufszeit = 0 wird oder sich Null nähert, um so mehr fungiert das Kapital, um so größer wird seine Produktivität und Selbstverwertung. Arbeitet ein Kapitalist z.B. auf Bestellung, so dass er bei Lieferung des Produkts Zahlung erhält, und erfolgt die Zahlung in seinen eignen Produktionsmitteln, so nähert sich die Zirkulationszeit Null.“ K. Marx, Kapital 2.: 127f. „Die Umlaufszeit des Kapitals beschränkt also überhaupt seine Produktionszeit und daher seinen Verwertungsprozess. Und zwar beschränkt sie denselben im Verhältnis zu ihrer Dauer.“ K. Marx, Kapital 2.: 128. „Innerhalb der Zirkulationssphäre durchläuft das Kapital - ob in der einen oder andren Reihenfolge - die zwei entgegengesetzten Phasen W - G und G - W. Seine Umlaufszeit zerfällt also auch in zwei Teile, die Zeit, die es braucht, um sich aus Ware in Geld, und die Zeit, die es braucht, um sich aus Geld in Ware zu verwandeln.“ K. Marx, Kapital 2.: 128. „Wie W - G und G - W zeitlich, können sie auch räumlich getrennt sein, Kaufmarkt und Verkaufmarkt räumlich verschiedne Märkte sein.“ K. Marx, Kapital 2.: 129.

1) Verkaufszeit: “Man weiß bereits aus der Analyse der einfachen Warenzirkulation (Buch I, Kap. III), dass W - G, der Verkauf, der schwierigste Teil einer Metamorphose ist und daher ... von der Umlaufszeit den größeren Teil bildet. Als Geld befindet sich der Wert in seiner stets umsetzbaren Form. Als Ware muss er erst durch Verwandlung in Geld diese Gestalt unmittelbarer Austauschbarkeit und daher stets schlagfertiger Wirksamkeit erhalten. K. Marx, Kapital 2.: 128-129. „Für die Zirkulation des Warenkapitals W’ - G’ sind bestimmte Schranken durch die Existenzform der Waren selbst, ihr Dasein als Gebrauchswerte gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehen sie also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, ... werden sie, in andren Worten, nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Gebrauchswert die Eigenschaft, Träger des Tauschwerts zu sein. Der in ihnen enthaltene Kapitalwert ... geht verloren.“ K. Marx, Kapital 2.: 130. „Die Grenze der Umlaufszeit des Warenkapitals durch den Verderb des Warenkörpers selbst ist die absolute Grenze dieses Teils der Umlaufszeit...“ K. Marx, Kapital 2.: 130. „Je vergänglicher eine Ware, je unmittelbarer nach ihrer Produktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muss, desto geringerer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger also ihre räumliche Zirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatzmarkt. Je vergänglicher daher eine Ware, ... desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Produktion. Letzterer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder im Maß, wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transportmittel zusammenrücken.“ K. Marx, Kapital 2.: 130. (Die Grenze der Verkaufszeit durch Verderb der Ware wurde durch Konservierung und Tiefkühlung etc.

Page 193: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

35

zwar sehr gedehnt, ist aber keineswegs dadurch verschwunden. Das beweist schon die Bedeutung des Haltbarkeitsdatums auf den Verpackungen.)

2) Einkaufszeit: „Indes handelt es sich beim Zirkulationsprozess des Kapitals in seiner Phase G - W um seine Verwandlung in Waren, die bestimmte Elemente des produktiven Kapitals in einer gegebenen Anlage bilden. Die Produktionsmittel sind vielleicht nicht auf dem Markt vorhanden, sondern müssen erst produziert werden, oder sie sind von entlegenen Märkten zu beziehen, oder es finden Ausfälle in ihrer gewöhnlichen Zufuhr statt, Preiswechsel usw., kurz, eine Masse von Umständen, die in dem einfachen Formwechsel G - W nicht erkennbar sind, aber auch für diesen Teil der Zirkulationsphase bald mehr, bald weniger Zeit beanspruchen.“ K. Marx, Kapital 2.: 129.

„Es besteht ein Unterschied zwischen W - G und G - W, der nichts mit der Formverschiedenheit von Ware und Geld zu tun hat, sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt. An und für sich sind sowohl W - G als G - W bloße Übersetzungen von gegebenem Wert aus einer Form in die andere. Aber W’ - G’ ist zugleich Realisierung des in W’ enthaltenen Mehrwerts. Nicht so G - W. Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G - W ist unter normalen Bedingungen notwendiger Akt für Verwertung des in G ausgedrückten Werts, aber es ist nicht Realisierung von Mehrwert; es ist Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.“ K. Marx, Kapital 2.: 129.

„Die Zirkulation ist ebenso notwendig bei der Warenproduktion wie die Produktion selbst, also die Zirkulationsagenten ebenso nötig wie die Produktionsagenten. Der Reproduktionsprozess schließt beide Funktionen des Kapitals ein, also auch die Notwendigkeit der Vertretung dieser Funktionen, sei es durch den Kapitalisten selbst, sei es durch Lohnarbeiter, Agenten desselben. Dies ist aber ebenso wenig ein Grund, die Zirkulationsagenten mit den Produktionsagenten zu verwechseln. ... Die Zirkulationsagenten müssen bezahlt werden durch die Produktionsagenten. Wenn aber Kapitalisten, die untereinander kaufen und verkaufen, durch diesen Akt weder Produkte noch Wert schaffen, so ändert sich das nicht, wenn der Umfang ihres Geschäftes sie befähigt und nötigt, diese Funktion auf andere abzuwälzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 129.

Die Zirkulationskosten

Kapital 2.:131-138

Die Umlaufszeit „Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei Phasen der Zirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehen, in einer zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktionssphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Zirkulationssphäre seine Zirkulations- oder Umlaufszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 124. „Innerhalb der Zirkulationssphäre haust das Kapital als Warenkapital und Geldkapital. Seine

Page 194: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

36

beiden Zirkulationsprozesse bestehen darin, sich aus der Warenform in Geldform und aus Geldform in Warenform zu verwandeln.“ (= Umlaufszeit) K. Marx, Kapital 2.: 127. „Umlaufszeit und Produktionszeit schließen sich wechselseitig aus. Während seiner Umlaufszeit fungiert das Kapital nicht als produktives Kapital und produziert daher weder Ware noch Mehrwert. Betrachten wir den Kreislauf in der einfachsten Form, so dass der gesamte Kapitalwert jedes Mal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt, so ist handgreiflich, dass der Produktionsprozess unterbrochen ist, also auch die Selbstverwertung des Kapitals, solange seine Umlaufszeit dauert. Durchlaufen dagegen die verschiedenen Teile des Kapitals den Kreislauf nacheinander, so dass der Kreislauf des gesamten Kapitalwerts sich sukzessive im Kreislauf seiner verschiedenen Portionen vollzieht, so ist klar, dass je länger der beständige Aufenthalt seiner aliquoten Teile in der Zirkulationssphäre, um so kleiner sein beständig in der Produktionssphäre fungierender Teil sein muss. Die Expansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als negative Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit oder des Umfangs, worin ein Kapital von gegebener Größe als produktives Kapital fungiert. Je mehr ... die Umlaufszeit = 0 wird oder sich Null nähert, um so mehr fungiert das Kapital, um so größer wird seine Produktivität und Selbstverwertung. Arbeitet ein Kapitalist z.B. auf Bestellung, so dass er bei Lieferung des Produkts Zahlung erhält, und erfolgt die Zahlung in seinen eignen Produktionsmitteln, so nähert sich die Zirkulationszeit Null.“ K. Marx, Kapital 2.: 127f.

Sechstes Kapitel Die Zirkulationskosten I. Reine Zirkulationskosten 1. Kauf- und Verkaufszeit „Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen notwendigen Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, während deren der Kapitalist kauft und verkauft, ... einen notwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist... Sie bildet Teil seiner Geschäftszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 131. “Sind die Warenbesitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Produzenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Altertum wie im Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen.“ K. Marx, Kapital 2.: 132. „Für den Kapitalisten, der andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf und Verkauf eine Hauptfunktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 133. „Nach wie vor schafft Kauf- und Verkaufszeit keinen Wert. ... So viel ist von vornherein klar: Wenn durch Teilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich unproduktiv, aber ein notwendiges Moment der Reproduktion ist, aus einer Nebenverrichtung vieler in die ausschließliche Verrichtung weniger verwandelt wird, ... so verwandelt sich nicht der Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als bloßer Agent der Formverwandlung der Waren ... betrachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für viele Produzenten (= Warenproduzenten oder Kapitalisten) abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen hilft.“ K. Marx, Kapital

Page 195: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

37

2.: 133. „Wir wollen, um die Sache zu vereinfachen, (da wir erst später den Kaufmann als Kapitalisten und das Kaufmannskapital betrachten) annehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Mann, der seine Arbeit verkauft. Er verausgabt seine Arbeitskraft und seine Arbeitszeit in diesen Operationen W - G und G - W. ... Er verrichtet eine notwendige Funktion, weil der Reproduktionsprozess selbst unproduktive Funktionen einschließt. Er arbeitet so gut wie ein andrer, aber der Inhalt seiner Arbeit schafft weder Wert noch Produkt. Er selbst gehört zu den toten Kosten der Produktion. ... Sein Nutzen besteht ... darin, dass ein geringerer Teil der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven Funktion gebunden wird. Noch mehr. Wir wollen annehmen, er sei bloßer Lohnarbeiter, meinetwegen besser bezahlter. Welches immer seine Zahlung, als Lohnarbeiter arbeitet er einen Teil seiner Zeit umsonst. Er erhält vielleicht täglich das Wertprodukt von sechs Arbeitsstunden und fungiert während acht. Die zwei Stunden Mehrarbeit, die er verrichtet, produzieren ebenso wenig Wert wie seine sechs Stunden notwendige Arbeit, obgleich vermittelst dieser letzteren ein Teil des gesellschaftlichen Produkts auf ihn übertragen wird. Erstens wird nach wie vor, gesellschaftlich betrachtet, eine Arbeitskraft während acht Stunden in dieser bloßen Zirkulationsfunktion vernutzt. Sie ist für nichts andres verwendbar, nicht für produktive Arbeit. Zweitens aber zahlt die Gesellschaft diese zwei Stunden Mehrarbeit nicht, obgleich sie von dem Individuum, das sie verrichtet, verausgabt werden. Die Gesellschaft eignet sich dadurch kein überschüssiges Produkt oder Wert an. Aber die Zirkulationskosten, die er verkörpert, vermindern sich um ein Viertel, von acht Stunden auf sechs.... Ist es aber der Kapitalist, der diesen Agenten anwendet, so vermindern sich durch Nichtzahlung der zwei Stunden die Zirkulationskosten seines Kapitals.... Für ihn ist es ein positiver Gewinn...“ K. Marx, Kapital 2.: 134.

2. Buchführung „Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit verausgabt in der Buchführung, in die außerdem vergegenständlichte Arbeit eingeht, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bürokosten. Es wird also in dieser Funktion einerseits Arbeitskraft verausgabt, andrerseits Arbeitsmittel. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Verkaufszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 135. „Legt ein Kapitalist sein Kapital neu an, so muss er einen Teil im Ankauf eines Buchhalters etc. und in Mitteln der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits in Funktion ... begriffen, so muss er einen Teil des Warenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, beständig rückverwandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Teil des Kapitals ist dem Produktionsprozess entzogen und gehört zu den Zirkulationskosten, Abzügen am Gesamtertrag. (Eingeschlossen die Arbeitskraft selbst, die ausschließlich auf diese Funktion verwendet wird.)“ K. Marx, Kapital 2.: 136. „Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus der Buchführung entspringenden Kosten, bzw. unproduktiven Verausgabung von Arbeitszeit einerseits und denen der bloßen Kauf- und Verkaufszeit andrerseits. Die letzteren entspringen nur aus der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprozesses, daraus, dass er Produktionsprozess von Ware ist. (Die kaufmännischen Funktionen verschwinden also bei gemeinschaftlicher Produktion mit dem Verschwinden der kapitalistischen Warenproduktion). Die Buchführung als Kontrolle und ideelle Zusammenfassung des Produktionsprozesses wird

Page 196: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

38

um so notwendiger, je mehr der Prozess auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein individuellen Charakter verliert; also notwendiger in der kapitalistischen Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, notwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung reduzieren sich aber mit der Konzentration der Produktion und je mehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung verwandelt.“ K. Marx, Kapital 2.: 136 - 137.

3. Geld „Ob ein Produkt als Ware oder nicht als Ware produziert wird, es ist stets stoffliche Gestalt von Reichtum, Gebrauchswert, bestimmt in die individuelle oder produktive Konsumtion einzugehen. Als Ware existiert sein Wert ideell im Preise... Dass aber bestimmte Waren wie Gold und Silber, als Geld fungieren und als solche ausschließlich den Zirkulationsprozess behausen (auch als Schatz, Reserve etc. bleiben sie, obwohl latent, in der Zirkulationssphäre), ist ein reines Produkt der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprozesses, der Produktionsprozess von Waren ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 137. “Da auf Grundlage der kapitalistische Produktion Ware die allgemeine Gestalt des Produkts wird, und die größte Masse des Produkts als Ware produziert wird und daher die Geldform annehmen muss, da also die Warenmasse ... fortwährend wächst - so nimmt hier auch der Umfang des als Zirkulationsmittel, Zahlungsmittel, Reserve etc. fungierenden Goldes und Silbers zu. Diese als Geld fungierenden Waren gehen weder in die individuelle noch in die produktive Konsumtion ein. Es ist gesellschaftliche Arbeit, in einer Form fixiert, worin sie als bloße Zirkulationsmaschine dient. Außerdem, dass ein Teil des gesellschaftlichen Reichtums in diese unproduktive Form gebannt ist, macht der Verschleiß des Geldes beständigen Ersatz desselben nötig oder Umwandlung von mehr gesellschaftlicher Arbeit ... in mehr Gold und Silber. Diese Ersatzkosten sind bei kapitalistisch entwickelten Nationen bedeutend, weil überhaupt der in Form des Gelds gebannte Teil des Reichtums umfangreich ist. Gold und Silber, als Geldwaren, bilden für die Gesellschaft Zirkulationskosten, die nur aus der gesellschaftlichen Form der Produktion entspringen. es sind tote Kosten der Warenproduktion überhaupt, die mit der Entwicklung der Warenproduktion, und bestonders der kapitalistischen Produktion, wachsen. Es ist ein Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der dem Zirkulationsprozess geopfert werden muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 137f.

(Das Wachstum dieser toten Kosten für die Geldware wurde zwar durch Einführung von Papiergeld und von bargeldloser Zahlung zunächst einmal auf ein niedrigeres Niveau zurückgeschraubt, dass es sich aber immer noch um bedeutende und tendenziell wachsende Kosten handelt, beweisen die Klagen der Banken über die Kosten der Währungsumstellung auf den Euro.)

Kapital 2.139 - 150

Die Zirkulationskosten

I. Reine Zirkulationskosten 1. Kauf- und Verkaufszeit „Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen notwendigen Abschnitt seiner Reproduktionszeit

Page 197: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

39

bildet, so bildet die Zeit, während deren der Kapitalist kauft und verkauft, ... einen notwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist... Sie bildet Teil seiner Geschäftszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 131. „Für den Kapitalisten, der andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf und Verkauf eine Hauptfunktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 133. „... so viel ist von vornherein klar: Wenn durch Teilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich unproduktiv, aber ein notwendiges Moment der Reproduktion ist, aus einer Nebenverrichtung vieler in die ausschließliche Verrichtung weniger verwandelt wird,... so verwandelt sich nicht der Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als bloßer Agent der Formverwandlung der Waren ... betrachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für viele Produzenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen hilft.“ K. Marx, Kapital 2.: 133. „Wir wollen ... annehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Mann, der seine Arbeit verkauft. ... Er arbeitet so gut wie ein andrer, aber der Inhalt seiner Arbeit schafft weder Wert noch Produkt. Er selbst gehört zu den toten Kosten der Produktion. ... Sein Nutzen besteht ... darin, dass ein geringerer Teil der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven Funktion gebunden wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 134.

Die Zirkulationskosten II. Aufbewahrungskosten Vorbemerkung: „Zirkulationskosten, die aus dem bloßen Formwechsel des Werts, aus der Zirkulation ideell betrachtet, hervorgehen, gehen nicht in den Wert der Waren ein. Die in ihnen verausgabten Kapitalteile bilden bloße Abzüge von dem produktiv verausgabten Kapital, soweit der Kapitalist betrachtet wird. Von anderer Natur sind die Zirkulationskosten, die wir jetzt betrachten. Sie können aus Produktionsprozessen entspringen, die nur in der Zirkulation fortgesetzt werden, deren produktiver Charakter also durch die Zirkulationsform nur versteckt ist. (= Transportarbeit). Sie können andererseits, gesellschaftlich betrachtet, bloße Kosten, unproduktive Verausgabung ... von Arbeit sein, aber doch eben dadurch für den individuellen Kapitalisten wertbildend wirken, einen Zusatz zum Verkaufspreis seiner Ware bilden. (= Erhaltungsarbeit der notwendigen Vorratbildung)... Aber alle Arbeit, die Wert zusetzt, kann auch Mehrwert zusetzen und wird auf kapitalistischer Grundlage immer Mehrwert zusetzen... Kosten also, die die Waren verteuern, ohne ihr Gebrauchswert zuzusetzen, für die Gesellschaft also zu den toten Kosten der Produktion gehören, können für den individuellen Kapitalisten Quelle der Bereicherung bilden.“ K. Marx, Kapital 2.: 138f.

1. Vorratbildung überhaupt „Während seines Daseins als Warenkapital oder seines Aufenthalts auf dem Markt, also solange es sich in dem Intervall befindet zwischen dem Produktionsprozess, aus dem es herauskommt, und dem Konsumtionsprozess, in den es eingeht, bildet das Produkt Warenvorrat. ... Der Fluss des Produktions- und Reproduktionsprozesses macht es jedoch nötig, dass eine Masse Waren (Produktionsmittel) sich beständig auf dem Markt vorfindet, also Vorrat bildet.

Page 198: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

40

Ebenso umfasst das produktive Kapital den Ankauf von Arbeitskraft, und die Geldform ist hier nur die Wertform von Lebensmitteln, die der Arbeiter großenteils auf dem Markt vorfinden muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 139. „Stellen wir uns auf den Standpunkt des prozessierenden Kapitalwerts, der sich in Warenprodukt verwandelt hat und nun verkauft oder in Geld rückverwandelt werden muss... so ist der Zustand, worin es Vorrat bildet, ein zweckwidriger unfreiwilliger Aufenthalt auf dem Markt. Je rascher verkauft, desto flüssiger der Reproduktionsprozess. ... Andrerseits für alle Käufer erscheint das beständige Vorhandensein der Ware auf dem Markt, der Warenvorrat, als Bedingung des Flusses des Reproduktionsprozesses...“ K. Marx, Kapital 2.: 140. „Das Verharren des Warenkapitals als Warenvorrat auf dem Markt macht Baulichkeit, Magazine, ... Warenlager, also Auslage von konstantem Kapital nötig; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Einlagerung der Waren in ihre Magazine. Außerdem verderben die Waren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, teils in Arbeitsmitteln, in gegenständlicher Form, teils in Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital 2.: 140. „Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Warenkapital und daher als Warenvorrat verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Produktionssphäre angehören, zu den Zirkulationskosten zählen. Diese Zirkulationskosten unterscheiden sich von den unter Punkt I aufgeführten (Kauf- und Verkaufszeit, Buchführung, Geld) dadurch, dass sie in gewissem Umfang in den Wert der Waren eingehen, also die Ware verteuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeitskraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Warenvorrats dienen, dem direkten Produktionsprozess entzogen. Andrerseits müssen die hier angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet, als Bestandteil des Kapitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Auslage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit... Es sind Unkosten.“ K. Marx, Kapital 2.: 140. „Soweit nun die durch die Bildung des Warenvorrats bedingten Zirkulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandener Werte aus Warenform in Geldform, also nur aus der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprozesses entspringen (nur daraus, dass das Produkt als Ware produziert wird und daher auch die Verwandlung in Geld durchmachen muss) - teilen sie ganz den Charakter der unter Punkt I aufgezählten Zirkulationskosten. Andrerseits wird der Wert der Waren hier nur konserviert, bzw. vermehrt, weil der Gebrauchswert, das Produkt selbst, unter bestimmte gegenständliche Bedingungen versetzt wird, die Kapitalauslage kosten, und Operationen unterworfen wird, die zusätzliche Arbeit auf die Gebrauchswerte wirken lassen. Die Berechnung der Warenwerte, die Buchführung über diesen Prozess, die Kauf- und Verkaufshändel dagegen wirken nicht auf den Gebrauchswert, worin der Warenwert existiert. Sie haben es nur mit seiner Form zu tun. Obgleich daher in dem vorausgesetzten Fall diese Unkosten der Vorratbildung ... bloß aus einem Aufenthalt der Formverwandlung ... entspringen, so unterscheiden sie sich dennoch von den Unkosten unter Punkt I dadurch, dass ihr Gegenstand selbst nicht die Formverwandlung des Werts, sondern die Erhaltung des Werts ist, der in der Ware, als Produkt, Gebrauchswert, existiert und daher nur durch die Erhaltung des Produkts, des Gebrauchswerts selbst erhalten werden kann. Der Gebrauchswert wird hier weder erhöht noch vermehrt, im Gegenteil, er nimmt ab. Aber seine Abnahme wird beschränkt, und er wird erhalten.

Page 199: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

41

Auch der vorgeschossene, in der Ware existierende Wert wird hier nicht erhöht. Aber neue Arbeit, vergegenständlichte und lebendige, wird hinzugesetzt.“ K. Marx, Kapital 2.: 140f.

„Es ist nun weiter zu untersuchen, wieweit diese Unkosten aus dem eigentümlichen Charakter der Warenproduktion überhaupt und der Warenproduktion in ihrer allgemeinen, absoluten Form hervorgehen, d.h. der kapitalistischen Warenproduktion...“ K. Marx, Kapital 2.: 141. „Die stoffliche Existenzformen des konstanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehen aber nicht nur aus derartigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den verschiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hilfsstoffen. Mit der Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit durch Kooperation, Teilung, Maschinerie usw. wächst die Masse des Rohmaterials, der Hilfsstoffe etc., die in den täglichen Reproduktionsprozess eingehen. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte bereitliegen. Der Umfang dieses in der Form von produktivem Kapital existierenden Vorrats wächst also absolut.“ K. Marx, Kapital 2.: 143. „Indes kann offenbar das produktive Kapital in sehr verschiedenem Umfang latent sein oder Vorrat bilden. Es macht z.B. großen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muss. Man sieht, dass dieser Vorrat relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt. Es hängt dies von verschiedenen Bedingungen ab, die alle im wesentlichen hinauskommen auf die größere Geschwindigkeit, Regelmäßigkeit und Sicherheit, womit die nötige Masse von Rohstoff stets so zugeführt werden kann, dass nie Unterbrechung entsteht.... Diese Bedingungen stehen im umgekehrten Verhältnis zur Entwicklungshöhe der kapitalistischen Produktion und daher der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit. Also auch der Vorrat in dieser Form.“ K. Marx, Kapital 2.: 143.

„Die Geschwindigkeit, womit das Produkt eines Produktionsprozesses als Produktionsmittel in einen anderen Prozess übergehen kann, hängt ab von der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Billigkeit des Transports spielt große Rolle dabei.“ K. Marx, Kapital 2.: 144.

„Für ein einzelnes Land nimmt der Umfang, worin z.B. die für das Jahr nötige Masse bereit sein muss, ab mit der Entwicklung der Transportmittel. ... Ebenso wirkt die Entwicklung des Weltmarkts und daher die Vervielfachung der Bezugsquellen desselben Artikels.“ K. Marx, Kapital 2.: 145.

„Drittens wirkt ein die Entwicklung des Kreditsystems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräte an Baumwolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns abhängt - und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese unmittelbare Abhängigkeit -, desto kleiner kann die relative Größe dieser Vorräte sein....“ K. Marx, Kapital 2.: 144.

2. Eigentlicher Warenvorrat „Alle Ware aber ... soweit sie aus ihrer Produktionssphäre nicht unmittelbar in die produktive oder individuelle Konsumtion eingeht, also im Intervall auf dem Markt sich befindet, bildet ein Element des Warenvorrats. An und für sich ... wächst daher der

Page 200: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

42

Warenvorrat... mit der kapitalistischen Produktion... Wenn zugleich nicht nur die relative Größe des Warenvorrats im Verhältnis zum gesellschaftlichen Gesamtprodukt zunimmt, sondern auch seine absolute Größe, so, weil mit der kapitalistischen Produktion die Masse des Gesamtprodukts wächst.“ K. Marx, Kapital 2.: 145. „Endlich wird der größte Teil der Gesellschaft in Lohnarbeiter verwandelt, Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn wöchentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel als Vorrat vorfinden müssen. So sehr die einzelnen Elemente dieses Vorrats fließen mögen, muss ein Teil derselben doch beständig stocken, damit der Vorrat stets in Fluss bleiben kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 146. “Schwillt der Umfang der Produktion und Konsumtion, so, bei sonst gleichbleibenden Umständen, der Umfang des Warenvorrats.“ K. Marx, Kapital 2.: 150. „Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktenvorrats, seine Aufbewahrung erfordert Kosten: Baulichkeiten, Gefäße usw., welche die Behälter des Produkts bilden; ebenso Produktionsmittel und Arbeit, mehr oder weniger je nach der Natur des Produkts, die verausgabt werden müssen zur Abwehr störender Einflüsse. Je mehr die Vorräte gesellschaftlich konzentriert sind, desto kleiner sind die Kosten. Diese Auslagen bilden stets einen Teil gesellschaftlicher Arbeit, sei es in vergegenständlichter oder lebendiger Form... Sie sind notwendig, Unkosten des gesellschaftlichen Reichtums. Sie sind die Erhaltungskosten des gesellschaftlichen Produkts....“ K. Marx, Kapital 2.: 146.

„Es fragt sich nun, wieweit diese Kosten in den Wert der Waren eingehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 146.

a)unfreiwilliger, unnötiger Warenvorrat ist nicht wertbildend: “Wenn der Kapitalist sein ... vorgeschossenes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum Verkauf bestimmte Warenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern, so stockt nicht nur der Verwertungsprozess seines Kapitals während dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorrats in Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erfordern, bilden positiven Verlust. Der schließliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine Ware war während sechs Monaten unverkaufbar, und ihre Erhaltung während dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brachgelegt, sondern außerdem x Unkosten verursacht. Dein eigenes Pech, sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein anderer Verkäufer, dessen Ware erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Ware ist ein Ladenhüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit. Ihr müsst also billiger verkaufen als Euer Konkurrent.“ K. Marx, Kapital 2.: 146-147. „Ob der Warenproduzent der wirkliche Produzent seiner Ware oder ihr kapitalistischer Produzent, in der Tat also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produzenten, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Ware. Er hat seine Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixierung in ihrer Warenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern, die den Käufer der Ware nichts angehen. Dieser zahlt ihm nicht die Zirkulationszeit seiner Ware... Soweit also die Vorratbildung Zirkulationsstockung, setzen die dadurch verursachten Kosten der Ware keinen Wert zu.“ K. Marx, Kapital 2.: 147. „Es ist nicht nötig, hier auf alle Details der Zirkulationskosten einzugehen, wie z.B. Verpackung, Sortierung etc. Das allgemeine Gesetz ist, dass alle Zirkulationskosten, die nur aus der Formverwandlung der Ware entspringen, dieser letzteren keinen Wert hinzusetzen.

Page 201: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

43

Es sind bloß Kosten zu Realisierung des Werts oder zu seiner Übersetzung aus einer Form in die andre. Das in diesen Kosten ausgelegte Kapital ... gehört zu den toten Kosten der kapitalistischen Produktion. Der Ersatz derselben muss aus dem Mehrprodukt geschehen und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwert oder Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf seiner Lebensmittel braucht, verlorene Zeit ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 150.

b) notwendiger, normaler Warenvorrat ist werterhöhend, wenn auch als gesamtgesellschaftliche Unkosten: „Andrerseits kann kein Vorrat vorhanden sein ohne Aufenthalt in der Zirkulationssphäre...; also kein Vorrat ohne Zirkulationsstockung, ganz wie kein Geld zirkulieren kann ohne Geldreservebildung.“ K. Marx, Kapital 2.: 147.

„Der Warenvorrat muss einen gewissen Umfang haben, um während einer gegebenen Periode zu genügen für den Umfang der Nachfrage. Es wird dabei gerechnet auf beständige Ausdehnung des Kreises der Käufer. Um z.B. während eines Tags auszureichen, muss ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren beständig in der Warenform ausharren, während der andre fließt, sich in Geld verwandelt... Die Warenstockung ist hier also berechnet als notwendige Bedingung des Verkaufs der Ware. Der Umfang muss ferner größer sein als der mittlere Verkauf oder der Umfang der mittleren Nachfrage. Die Überschüsse über dieselben könnten sonst nicht befriedigt werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 148. „Andererseits muss der Vorrat beständig erneuert werden, weil er sich beständig auflöst. Diese Erneuerung kann in letzter Instanz nur aus der Produktion kommen, aus einer Zufuhr von Ware. ... Die Erneuerung hängt ab von den Perioden, die die Waren zu ihrer Reproduktion brauchen. Während dieser Zeit muss der Warenvorrat ausreichen.... Der Produzent selbst sucht einen seiner durchschnittlichen Nachfrage entsprechenden Lagerbestand zu haben, um nicht unmittelbar von der Produktion abzuhängen.... Nur durch diese Vorratbildung ist die Beständigkeit und Kontinuität des Zirkulationsprozesses, und daher des Reproduktionsprozesses ... gesichert.“ K. Marx, Kapital 2.: 148. „Soweit der Warenvorrat nichts ist als die Warenform des Vorrats, der auf gegebener Stufenleiter der gesellschaftlichen Produktion entweder als produktiver Vorrat (latenter Produktionsfonds) oder als Konsumtionsfonds (Reserve von Konsumtionsmitteln) existieren würde, wenn er nicht als Warenvorrat existierte, sind auch die Kosten, die die Erhaltung des Vorrats erheischt, also die Kosten der Vorratsbildung - d.h. die hierauf verwandte vergegenständlichte oder lebendige Arbeit - bloß ... Kosten der Erhaltung, sei es des gesellschaftlichen Produktionsfonds, sei es des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Die Erhöhung des Werts der Ware, die sie verursachen, verteilt diese Kosten nur anteilig auf die verschiedenen Waren, da dieselben für verschiedne Waren verschieden sind. Nach wie vor bleiben Kosten der Vorratbildung Abzüge von dem gesellschaftlichen Reichtum, obgleich sie eine Existenzbedingung desselben sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 149. „Nur soweit der Warenvorrat Bedingung des Warenzirkulation.... soweit diese scheinbare Stagnation also Form des Flusses selbst, ganz wie Bildung von Geldreserve Bedingung der Geldzirkulation ist - nur soweit ist sie normal. Sobald dagegen die in ihren Zirkulationsreservoirs verweilenden Waren der nacheilenden Welle der Produktion nicht Platz machen, die Reservoirs also überfüllt werden, dehnt sich

Page 202: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

44

der Warenvorrat aus infolge der Zirkulationsstockung... Es ist dabei gleichgültig, ob diese Stockung in den Speichern des industriellen Kapitalisten oder in den Lagerhäusern des Kaufmanns stattfindet. Der Warenvorrat ist dann nicht Bedingung des ununterbrochenen Verkaufs, sondern Folge der Unverkäuflichkeit der Waren.... Da die normale und die anormale Form des Vorrats sich der Form nach nicht unterscheiden, ... so können die Phänomene verwechselt werden...“ K. Marx, Kapital 2.: 149. „Die Kosten der Vorratbildung bestehen 1. aus quantitativer Abnahme der Produktmasse (z.B. bei Mehlvorrat); 2. Verderb der Qualität; 3. aus der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des Vorrats erheischt.“ K. Marx, Kapital 2.: 150.

Kapital 2.:150 - 153

Die Zirkulationskosten

II. Aufbewahrungskosten

1. Vorratbildung überhaupt

„Der Fluss des Produktions- und Reproduktionsprozesses macht es ... nötig, dass eine Masse Waren (Produktionsmittel) sich beständig auf dem Markt vorfindet, also Vorrat bildet. Ebenso umfasst das produktive Kapital den Ankauf von Arbeitskraft, und die Geldform ist hier nur die Wertform von Lebensmitteln, die der Arbeiter großenteils auf dem Markt vorfinden muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 139. „Das Verharren des Warenkapitals als Warenvorrat auf dem Markt macht Baulichkeit, Magazine, ... Warenlager, also Auslage von konstantem Kapital nötig; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Einmagazinierung der Waren in ihre Reservoirs. Außerdem verderben die Waren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, teils in Arbeitsmitteln, in gegenständlicher Form, teils in Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital 2.: 140. „Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Warenkapital und daher als Warenvorrat verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Produktionssphäre angehören, zu den Zirkulationskosten zählen. Diese Zirkulationskosten unterscheiden sich von den unter Punkt I aufgeführten (Kauf- und Verkaufszeit, Buchführung, Geld) dadurch, dass sie in gewissem Umfang in den Wert der Waren eingehen, also die Ware verteuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeitskraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Warenvorrats dienen, dem direkten Produktionsprozess entzogen. Andrerseits müssen die hier angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet, als Bestandteil des Kapitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Auslage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit... Es sind Unkosten.“ K. Marx, Kapital 2.: 140. 2. Eigentlicher Warenvorrat

Der Vorrat, der durch individuelle Fehlkalkulationen etc. entsteht, ist unnötig und daher nicht wertbildend. Die Größe des Vorrats, die für das reibungslose Funktionieren der Zirkulation nötig ist, ist dagegen wertbildend für den einzelnen Kapitalisten, auch wenn es gesamtgesellschaftliche tote Kosten sind.

Page 203: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

45

III. Transportkosten „Die Transportkosten spielen ... eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.“ K. Marx, Kapital 2.: 150. „Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Warenmetamorphose, welche einen Abschnitt derselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum andren. Zirkulation von Waren kann aber stattfinden ohne ihre physische Bewegung... Ein Haus, welches A an B verkauft, zirkuliert als Ware, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Warenwerte, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Warenlager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Zirkulationsprozessen durchlaufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten. Was sich hier wirklich bewegt, ist der Eigentumstitel an der Sache, nicht die Sache selbst.“ K. Marx, Kapital 2.: 151. „Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. ... Aber der Gebrauchsgegenstand von Dingen verwirklicht sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsveränderung nötig machen, also den zusätzlichen Produktionsprozess der Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt also den transportierten Produkten Wert zu, teils durch Wertübertragung von den Transportmitteln, teils durch Wertzusatz vermittelst der Transportarbeiter. Dieser letzte Wertzusatz zerfällt, wie bei aller kapitalistischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 151. „Innerhalb jedes Produktionsprozesses spielt die Ortsveränderung des Arbeitsgegenstandes und die dazu nötigen Arbeitsmittel und Arbeitskräfte ... eine große Rolle. Der Übergang des fertigen Produkts als fertige Ware aus einer selbständigen Produktionsstätte in die andre, räumlich davon entfernte, zeigt dasselbe Phänomen nur auf größerer Stufenleiter. Auf den Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andre folgt noch der fertigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Konsumtionssphäre. Das Produkt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald es diese Bewegung vollendet hat.“ K. Marx, Kapital 2.: 151. „Es ist, wie früher gezeigt, allgemeines Gesetz der Warenproduktion: Die Produktivität der Arbeit und ihre Wertschöpfung stehen im umgekehrten Verhältnis. Wie von jeder andren, gilt dies von der Transportindustrie. ... Die absolute Wertgröße, welche der Transport den Waren zusetzt, steht unter sonst gleichbleibenden Umständen im umgekehrten Verhältnis zur Produktivkraft der Transportindustrie und im direkten Verhältnis zu den zu durchlaufenden Entfernungen.“ K. Marx, Kapital 2.: 151. „Der relative Wertteil, den die Transportkosten, unter sonst gleichbleibenden Umständen, dem Preis der Ware zusetzen, steht in direktem Verhältnis zu ihrer Raumgröße und ihrem Gewicht. Die modifizierenden Umstände sind jedoch zahlreich. Der Transport macht z.B. größere oder geringere Vorsichtsmaßregeln nötig, daher größere oder geringere Ausgabe von Arbeit und Arbeitsmitteln, je nach der relativen Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit, Explodierbarkeit des Artikels.“ K. Marx, Kapital 2.: 152. Ferner steht „der relative Wertteil, den die Transportkosten einem Artikel zusetzen, im umgekehrten Verhältnis zu seinem Wert...“ K. Marx, Kapital 2.: 153.

„Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten für die einzelne Ware durch die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel wie durch die

Page 204: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

46

Konzentration - die Größe der Stufenleiter - des Transports. Sie vermehrt den Teil der gesellschaftlichen Arbeit, lebendiger und vergegenständlichter, der im Warentransport verausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der großen Mehrzahl aller Produkte in Waren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch entfernte Märkte.“ K. Marx, Kapital 2.: 153. „Die Transportindustrie bildet einerseits einen selbständigen Produktionszweig, ... Andrerseits unterscheidet sie sich dadurch, dass sie als Fortdauer eines Produktionsprozesses innerhalb des Zirkulationsprozesses und für den Zirkulationsprozess erscheint.“ K. Marx, Kapital 2.: 153.

Der Umschlag des Kapitals

Kapital 2.: 154 - 157 III. Transportkosten „Die Transportkosten spielen ... eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.“ K. Marx, Kapital 2.: 150. „Innerhalb jedes Produktionsprozesses spielt die Ortsveränderung des Arbeitsgegenstandes und die dazu nötigen Arbeitsmittel und Arbeitskräfte ... eine große Rolle. Der Übergang des fertigen Produkts als fertige Ware aus einer selbständigen Produktionsstätte in die andre, räumlich davon entfernte, zeigt dasselbe Phänomen nur auf größerer Stufenleiter. Auf den Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andre folgt noch der der fertigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Konsumtionssphäre. Das Produkt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald es diese Bewegung vollendet hat.“ K. Marx, Kapital 2.: 151. „Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. ... Aber der Gebrauchsgegenstand von Dingen verwirklicht sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsveränderung nötig machen, also den zusätzlichen Produktionsprozess der Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt also den transportierten Produkten Wert zu, teils durch Wertübertragung von den Transportmitteln, teils durch Wertzusatz vermittelst der Transportarbeiter. Dieser letzte Wertzusatz zerfällt, wie bei aller kapitalistischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 151.

Zweiter Abschnitt Der Umschlag des Kapitals 7. Kapitel Umschlagszeit und Umschlagszahl „Man hat gesehen: Die gesamte Zirkulationszeit eines gegebenen Kapitals ist gleich der Summe seiner Umlaufszeit und seiner Produktionszeit. Es ist der Zeitabschnitt von dem Augenblick des Vorschusses des Kapitalwerts in einer bestimmten Form bis zur Rückkehr des prozessierenden Kapitalwerts in derselben Form.“ K. Marx, Kapital 2.: 154. „Sobald der gesamte Kapitalwert, den ein individueller Kapitalist in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner Bewegung beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform und kann nun denselben Prozess wiederholen. Er muss ihn

Page 205: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

47

wiederholen, soll der Wert sich als Kapitalwert verewigen und verwerten. Der einzelne Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der sich beständig wiederholt, also ein Periode.“ K. Marx, Kapital 2.: 156. „Am Abschluss der Periode G ... G‘ befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals.... Beim Abschluss der Periode P ... P befindet sich das Kapital wieder in der Form der Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreislaufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang, sondern als periodischer Prozess bestimmt, heißt Umschlag. Die Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 156f. „Für den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein Kapital vorschießen muss, um es zu verwerten und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten.“ K. Marx, Kapital 2.: 157. „Abgesehen von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes Kapital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die Umschlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiedenen Anlagesphären.“ K. Marx, Kapital 2.: 157. „Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der Arbeitskraft, bildet das Jahr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge des prozessierenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt darin, dass die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das Mutterland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 157. „Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U (= ein Jahr oder 12 Monate), die Umschlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n, so ist n = U/u. Beträgt also z.B. die Umschlagszeit u = 3 Monate, so n = 12/3 = 4;“ (d.h. Dieses Kapital macht 4 Umschläge im Jahr) K. Marx, Kapital 2.: 157.

Fixes und zirkulierendes Kapital

Kapital 2. 158 - 169 Zweiter Abschnitt Der Umschlag des Kapitals 7. Kapitel Umschlagszeit und Umschlagszahl „Am Abschluss der Periode G ... G‘ befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals.... Beim Abschluss der Periode P ... P befindet sich das Kapital wieder in der Form der Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreislaufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang, sondern als periodischer Prozess bestimmt, heißt Umschlag. Die Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 156f. „Für den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein Kapital vorschießen muss, um es zu verwerten und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten.“ K. Marx, Kapital 2.: 157. „Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U (= ein Jahr oder 12 Monate), die Umschlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n, so ist n = U/u. Beträgt also z.B. die Umschlagszeit u = 3 Monate, so n = 12/3 = 5;“ (d.h. Dieses Kapital macht

Page 206: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

48

5 Umschläge im Jahr) K. Marx, Kapital 2.: 157. „Bevor wir den Einfluss des Umschlags auf den Produktions- und Verwertungsprozess näher untersuchen, sind zwei neue Formen zu betrachten, die dem Kapital aus dem Zirkulationsprozess entstehen und auf die Form seines Umschlags einwirken.“ K. Marx, Kapital 2.: 157.

8. Kapitel Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital a)Fixes Kapital geht nur als Wert stückweise in das produzierte Produkt ein, aber nicht stofflich: „Man sah Buch I, Kap. VI (Konstantes Kapital und variables Kapital): Ein Teil des konstanten Kapitals behält die bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsprozess eingeht, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es beiträgt. Es verrichtet also während einer kürzeren oder längeren Periode in stets wiederholten Arbeitsprozessen stets wieder dieselben Funktionen. So z.B. Arbeitsgebäude, Maschinen etc., kurz alles, was wir unter der Bezeichnung Arbeitsmittel zusammenfassen. Dieser Teil des konstanten Kapitals gibt Wert an das Produkt ab im Verhältnis, worin er mit seinem eigenen Gebrauchswert seinen eignen Tauschwert verliert. Diese Wertabgabe ... auf das Produkt... wird bestimmt durch eine Durchschnittsrechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner Funktion von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel in den Produktionsprozess eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abgenutzt... ist...“ K. Marx, Kapital 2.: 158. „Beträgt die Funktionsdauer einer Maschine, sage zum Wert von 1000000 Euro, z.B. 10 Jahre, so beträgt die Umschlagszeit des in ihr ursprünglich vorgeschossenen Werts 10 Jahre. Vor Ablauf dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern wirkt in ihrer Naturalform fort. Ihr Wert zirkuliert unterdes stückweise als Wertteil der Waren, zu deren kontinuierlicher Produktion sie dient, und wird so allmählich in Geld umgesetzt, bis er schließlich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld verwandelt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist, also seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktionszeit wird ihr Wert allmählich zunächst in der Form eines Geldreservefonds akkumuliert.“ K. Marx, Kapital 2.: 164. „Das Eigentümliche dieses Teils des konstanten Teils - der eigentlichen Arbeitsmittel - ist also dies: ... Ein Teil des vorgeschossenen Kapitalwerts ist in diese, durch die Funktion der Arbeitsmittel im Produktionsprozess bestimmte Form fixiert. Mit der Funktion und daher der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Teil seines Werts auf das Produkt über, ein andrer bleibt fixiert im Arbeitsmittel und daher im Produktionsprozess. Der so fixierte Wert nimmt beständig ab, bis das Arbeitsmittel ausgedient und daher auch sein Wert sich in einer längeren oder kürzeren Periode über eine Masse von Produkten verteilt hat, die aus einer Reihe beständig wiederholter Arbeitsprozesse hervorgehen. Solange es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt werden muss, bleibt stets konstanter Kapitalwert in ihm fixiert... Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je langsamer es verschleißt, desto länger bleibt der konstante Kapitalwert in dieser Gebrauchsform fixiert.“ K. Marx, Kapital 2.: 158 - 159. „Dieser im Arbeitsmittel fixierte Teil des Kapitalwerts zirkuliert so gut wie jeder andre. Wir haben überhaupt gesehen, dass der ganze Kapitalwert in beständiger Zirkulation begriffen und in diesem Sinn daher alles Kapital zirkulierendes Kapital ist. Aber die Zirkulation des hier betrachteten Kapitalteils ist eigentümlich.

Page 207: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

49

Erstens zirkuliert er nicht in seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Wert zirkuliert, und zwar allmählich, bruchweise, im Maß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, das als Ware zirkuliert. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein Teil seines Werts stets in ihm fixiert... Durch diese Eigentümlichkeit erhält dieser Teil des konstanten Kapitals die Form: fixes Kapital. Alle andern stofflichen Bestandteile des im Produktionsprozess vorgeschossenen Kapitals dagegen bilden im Gegensatz dazu: zirkulierendes oder flüssiges Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 159. „Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals (= zirkulierendes oder flüssiges Kapital) bestehen teils aus den in Hilfsstoffen (b1) und Rohstoffen (b2) existierenden Elementen des konstanten Kapitals, teils aus variablem (b3), in Arbeitskraft ausgelegtem.“ K. Marx, Kapital 2.: 164.

b1) Hilfsstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, aber stofflich gehen sie nicht ein: „Ein Teil der Produktionsmittel - solche Hilfsstoffe nämlich, die von den Arbeitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumiert werden, wie Kohle von der Dampfmaschine; oder die nur den Vorgang unterstützen, wie Kühlwasser, das verdampft, etc. - gehen nicht stofflich in das Produkt ein. Nur ihr Wert bildet einen Teil des Produktwerts. In seiner eigenen Zirkulation zirkuliert das Produkt ihren Wert. Dies haben sie gemein mit dem fixen Kapital. Aber in jedem Arbeitsprozess, worin sie eingehen, werden sie ganz konsumiert und müssen also für jeden neuen Arbeitsprozess ganz ersetzt werden durch neue Exemplare derselben Art. Sie bewahren nicht ihre selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion. Es bleibt also auch während ihrer Funktion kein Teil des Kapitalwerts in ihrer alten Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixiert.“ K. Marx, Kapital 2.: 159-160.

„Andrerseits sind Dinge, die wirklich im Produktionsprozess fixiert sind, in ihm leben und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn eingetreten, wieder verlassen, flüssige Bestandteile des produktiven Kapitals. Z.B. die Kohle, die zum Betrieb der Maschine im Produktionsprozess, das Gas, das zur Beleuchtung im Fabrikgebäude verzehrt wird usw. Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den Produktionsprozess verlassen und als Ware zirkulieren, sondern weil ihr Wert ganz in den Wert der Ware eingeht, den sie produzieren helfen, also auch ganz aus dem Verkauf der Ware ersetzt werden muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 213.

b2) Rohstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, stofflich gehen sie zum großen Teil ein: „Der Teil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt eingeht, also Rohstoff etc. erhält dadurch zum Teil Formen, worin er später als Gebrauchsgegenstand in die individuelle Konsumtion eingehen kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 160.

„Man hat gesehen, dass z. B. in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und Hilfsstoff ineinander verschwimmen. So auch Arbeitsmittel und Hilfsstoff und Rohmaterial. So gehen im Ackerbau z.B. die in Bodenverbesserungen zugesetzten Stoffe zum Teil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. Andererseits ist ihre Wirkung über eine längere Periode z. B. 4 - 5 Jahre verteilt. Ein Teil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und überträgt damit zugleich seinen Wert auf das Produkt, während ein anderer Teil in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Wert

Page 208: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

50

fixiert. Er dauert fort als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 160. „Vieh als Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es Rohmaterial, das schließlich als Produkt in die Zirkulation tritt, ist dann also nicht fixes, sondern zirkulierendes Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 162. “Samen z.B. ist kein fixes Kapital, sondern nur Rohmaterial, das während ungefähr eines Jahres im Produktionsprozess fixiert ist ... Ob, je nach Art des Produktionsprozesses oder dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixiertsein länger oder kürzer dauert, bewirkt nicht den Unterschied von fixem und zirkulierenden Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 163. “Soweit Hilfs- und Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres Produkts, übertragen sie ihren ganzen Wert auf das Produkt. Er wird daher auch ganz durch das Produkt zirkuliert, verwandelt sich in Geld und aus Geld zurück in die Produktionselemente der Ware.“ K. Marx, Kapital 2.: 165.

b3) variables Kapital als Arbeitslohn geht als Wert ganz in das Produkt ein: „Was den variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandteil des produktiven Kapitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeitfrist gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft hat und dem Produktionsprozess einverleibt hat, bildet sie einen Bestandteil seines Kapitals, und zwar dessen variablen Bestandteil. Sie wirkt täglich während eines Zeitraums, worin sie nicht nur ihren Tageswert, sondern noch einen überschüssigen Mehrwert, von dem wir hier zunächst absehen, dem Produkt zusetzt. Nachdem die Arbeitskraft, für eine Woche z.B., gekauft ist und gewirkt hat, muss der Kauf beständig in den gewohnheitsmäßigen Terminen erneuert werden. Das Äquivalent ihres Werts, das die Arbeitskraft während ihrer Funktion dem Produkt zusetzt und das mit der Zirkulation des Produkts in Geld verwandelt wird, muss aus Geld beständig in Arbeitskraft rückverwandelt werden... d.h. umschlagen, wenn der Kreislauf der kontinuierlichen Produktion nicht unterbrochen werden soll. Der in Arbeitskraft vorgeschossene Wert des produktiven Kapitals geht also ganz auf das Produkt über (wir sehen hier fortwährend vom Mehrwert ab)... Wie verschieden die Arbeitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die Wertbildung, zu den kein fixes Kapital bildenden Bestandteilen des konstanten Kapitals verhält, diese Art des Umschlags ihres Werts hat sie mit ihnen gemein... Diese Bestandteile des produktiven Kapitals - die in Arbeitskraft und in nicht fixes Kapital bildenden Produktionsmitteln ausgelegten Wertteile desselben - stehen durch diesen ihren gemeinschaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen Kapital als zirkulierendes oder flüssiges Kapital gegenüber.“ K. Marx, Kapital 2.: 165. „Der Wert des flüssigen Kapitals - in Arbeitskraft und Produktionsmitteln - ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das Produkt fertiggemacht wird ... Dieser Wert geht ganz in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Produkts ganz wieder aus der Zirkulation zurück und kann von neuem vorgeschossen werden. .... sie werden beständig rückverwandelt aus Ware in die Produktionselemente derselben Ware.“ K. Marx, Kapital 2.: 166f.

Resümee:„Vom Standpunkt des Zirkulationsprozesses stehen auf der einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeitsmaterial und Arbeitslohn: flüssiges Kapital. Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwertungsprozesses steht auf der einen Seite:

Page 209: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

51

Produktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 218.

„Aus dem Bisherigen ergibt sich folgendes: 1. Die Formbestimmtheit von fixem und flüssigem Kapital entspringen nur aus dem verschiedenen Umschlag des im Produktionsprozess fungierenden Kapitalwerts oder produktiven Kapitals. Diese Verschiedenheit des Umschlags entspringt ihrerseits aus der verschiedenen Weise, worin die verschiedenen Bestandteile des produktiven Kapitals ihren Wert auf das Produkt übertragen... Die Verschiedenheit der Abgabe des Werts an das Produkt endlich ... entspringt aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive Kapital existiert, und wovon ein Teil während der Bildung des einzelnen Produkts ganz konsumiert, an andrer nur allmählich vernutzt wird. Es ist also nur das produktive Kapital, dass sich in fixes und flüssiges spalten kann. Dagegen existiert dieser Gegensatz nicht für die beiden andren Daseinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Warenkapital, noch für das Geldkapital, noch als Gegensatz beider gegen das produktive Kapital. Er existiert nur für das produktive Kapital und innerhalb desselben.“ K. Marx, Kapital 2.: 167. “2. Der Umschlag des fixen Kapitalteils, also auch die dazu nötige Umschlagszeit, umfasst mehrere Umschläge der flüssigen Kapitalbestandteile. In derselben Zeit, worin das fixe Kapital einmal umschlägt, schlägt das flüssige Kapital mehrmals um.... 3. Der im fixen Kapital ausgelegte Wertteil des produktiven Kapitals ist ganz, auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktionsdauer... Dieser Wert wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Zirkulation geworfen; er wird aber der Zirkulation nur stückweise und allmählich wieder entzogen durch die Realisierung der Wertteile, die das fixe Kapital den Waren stückweise zusetzt. Andrerseits: Die Produktionsmittel selbst, worin ein Bestandteil des produktiven Kapitals fixiert wird, werden auf einmal der Zirkulation entzogen, um dem Produktionsprozess für ihre ganze Funktionsdauer einverleibt zu werden, aber sie bedürfen für dieselbe Zeit nicht ... der Reproduktion. ... Während dieser Zeit erheischen sie also auch ihrerseits keine Erneuerung des Vorschusses von Seiten des Kapitalisten. Endlich: Der im fixen Kapitalteil ausgelegte Kapitalteil durchläuft den Kreislauf seiner Formen während der Funktionsdauer .... nicht stofflich, sondern nur für seinen Wert, und auch das nur teilweise und allmählich. D.h. ein Teil seines Werts wird fortwährend als Wertteil der Ware zirkuliert und in Geld verwandelt, ohne sich aus Geld in seine ursprüngliche Naturalform rückzuverwandeln. Diese Rückverwandlung des Gelds in die Naturalform des Produktionsmittels findet erst statt am Schluss seiner Funktionsperiode, wenn das Produktionsmittel gänzlich verbraucht ist. 4. Die Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im Produktionsprozess - soll er kontinuierlich sein - fixiert wie die Elemente des fixen Kapitals..., aber ... werden beständig in natura erneuert... Es befinden sich beständig Roh- und Hilfsstoffe im Produktionsprozess, aber immer neue Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung des fertigen Produkts verzehrt sind. Es befindet sich ebenso beständig Arbeitskraft im Produktionsprozess, aber nur durch beständige Erneuerung ihres Kaufs, und oft mit Wechsel der Personen.“ K. Marx, Kapital 2.: 167-169.

Page 210: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

52

Kapital 2.: 169 - 182

8. Kapitel Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital a)Fixes Kapital (Gebäude, Maschinen etc) geht nur als Wert stückweise in das produzierte Produkt ein, aber nicht stofflich. Sie wirken stofflich als Körper weiter, bis er seinen Gebrauchswert verliert. b1) Hilfsstoffe (Energieträger, Schmiermittel etc) gehen als Wert ganz in das Produkt ein, aber stofflich gehen sie nicht ein. Sie werden für jedes einzelne Produkt verbraucht, werden aber nicht stofflicher Teil des Produkts. b2) Rohstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, stofflich gehen sie zum großen Teil ein. Sie bilden den Körper des Produkts. b3) variables Kapital als Arbeitslohn geht als Wert ganz in das Produkt ein. „Vom Standpunkt des Zirkulationsprozesses stehen auf der einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeitsmaterial und Arbeitslohn: flüssiges Kapital. Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwertungsprozesses steht auf der einen Seite: Produktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 218.

II. Bestandteile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals Reparatur des fixen Kapitals geschieht stückweise:

„Ein Pferd kann nicht stückweise, sondern nur durch ein andres Pferd ersetzt werden. Andre Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder teilweise Erneuerung zu. Hier ist der teilweise oder periodische Ersatz zu unterscheiden von allmählicher Ausdehnung des Geschäftsbetriebs. ... Andre Stücke des fixen Kapitals bestehen aus ungleichen Bestandteilen, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt.“ K. Marx, Kapital 2.: 171-172. „In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlagszeiten. In einer Eisenbahn z.B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Waren verschiedene Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorgeschossene Kapital verschiedne Umschlagszeiten.“ K. Marx, Kapital 2.: 169. „Die Beschädigungen, denen einzelne Teile der Maschinerie etc. ausgesetzt sind, sind der Natur der Sache nach zufällig, und so sind es daher auch die dadurch ernötigten Reparaturen. Dennoch scheiden sich aus dieser Masse zwei Sorten von Reparaturarbeiten ab, die einen mehr oder minder festen Charakter haben und in verschiedne Perioden der Lebenszeit des fixen Kapitals fallen - Krankheiten des Kindesalters und die viel zahlreicheren Krankheiten des über die mittlere Lebenszeit hinausgerückten Alters.“ K. Marx, Kapital 2.: 175. „Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, sofort jeden Defekt der Maschinerie zu kurieren, so befindet sich bei jeder größeren Fabrik ein den eigentlichen Fabrikarbeitern beigegebenes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker, Schlosser usw. Ihr Lohn bildet Teil des variablen Kapitals, und der Wert ihrer Arbeit verteilt sich auf das Produkt.“ K. Marx, Kapital 2.: 176. „Die Grenze zwischen eigentlichen Reparatur und Ersatz, zwischen Erhaltungskosten und Erneuerungskosten, ist eine mehr oder weniger fließende.“ K. Marx, Kapital 2.: 178.

Page 211: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

53

Kosten für a)Erhaltung, b)Reinigung c)Reparatur d)Versicherung:

a) Erhaltung: „Das fixe Kapital verursacht besondre Erhaltungskosten. Ein Teil der Erhaltung wird durch den Arbeitsprozess selbst bewirkt; das fixe Kapital verdirbt, wenn es nicht im Arbeitsprozess fungiert... Diese Erhaltung, die aus dem Gebrauch im Arbeitsprozess hervorgeht, ist eine Gratisnaturgabe der lebendigen Arbeit. Und zwar ist die erhaltende Kraft der Arbeit doppelter Art. Einerseits erhält sie den Wert der Arbeitsmaterialien, indem sie ihn auf das Produkt überträgt, andererseits erhält sie den Wert der Arbeitsmittel, soweit sie nicht auch diesen auf das Produkt überträgt, durch Erhaltung des Gebrauchswerts, vermittelst ihrer Aktion im Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital 2.: 173. b) Reinigung: „Das fixe Kapital erfordert aber auch positive Arbeitsauslage zu seiner Instandhaltung. Die Maschinerie muss von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Es handelt sich hier um zusätzliche Arbeit, ohne welche sie gebrauchsunfähig wird; ... Die normale Lebenszeit des fixen Kapitals ist selbstredend darauf berechnet, dass die Bedingungen erfüllt werden, unter denen es während dieser Zeit normal fungieren kann... Das in dieser Arbeit (der Reinigung) ausgelegte Kapital ... gehört zum flüssigen Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 173f. c) Reparatur: „Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossenen Kapital enthalten sind, also auch durch den allmählichen Wertersatz des fixen Kapitals jedenfalls nicht immer ersetzt und gedeckt werden können... Es ist dies ein zuschüssiger Wertbestandteil, der auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfnis, und dessen verschiedne Vorschusszeiten ... zufällig sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 174f. „Andrerseits ist es ebenso klar, dass der durch diese zuschüssige Ausgabe von Kapital und Arbeit zugesetzte Wert nicht in den Preis der Waren eingehen kann gleichzeitig mit der wirklichen Ausgabe. Ein Spinner z.B. kann diese Woche sein Garn nicht teurer verkaufen als vorige Woche, weil ihm diese Woche ein Rad gebrochen oder ein Riemen zerrissen ist.... Hier, wie bei aller Wertbestimmung, bestimmt der Durchschnitt.... Diese Durchschnittsausgabe wird verteilt auf die Durchschnitts-Lebensperiode und wird in entsprechenden aliquoten Teilen auf den Preis des Produkts geschlagen....“ K. Marx, Kapital 2.: 176. „Bei der Bestimmung des Verschleißes, wie der Reparaturkosten, nach gesellschaftlichem Durchschnitt, ergeben sich notwendig große Ungleichheiten... Die Reparaturkosten des einen sind über, die des andren unter dem Durchschnitt. Der durch den Verschleiß, wie durch die Reparaturkosten, bestimmte Preiszuschlag der Ware ist aber derselbe und wird durch den Durchschnitt bestimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz mehr, als er wirklich zusetzt, der andre weniger. Dies, wie alle andren Umstände, die bei gleicher Exploitation der Arbeitskraft den Gewinn verschiedener Kapitalisten in demselben Geschäftszweig verschieden machen, trägt dazu bei, die Einsicht in die wahre Natur des Mehrwerts zu erschweren.“ K. Marx, Kapital 2.: 178.

d) Versicherungskosten: „Ganz verschieden, sowohl vom Ersatz des Verschleißes wie von den Arbeiten der Erhaltung und Reparatur ist die Versicherung, die sich auf Zerstörung durch außerordentliche Naturereignisse, Feuersbrunst, Überschwemmungen etc. bezieht. Diese muss aus dem Mehrwert gutgemacht werden und bildet einen Abzug von demselben. Oder, vom Standpunkt der ganzen Gesellschaft betrachtet: Es muss eine beständige Überproduktion stattfinden, d.h. Produktion auf größerer Stufenleiter, als zu einfachem

Page 212: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

54

Ersatz und Reproduktion des vorhandenen Reichtums nötig - ganz abgesehen von Zunahme der Bevölkerung -, um die Produktionsmittel zur Verfügung zu haben, zur Ausgleichung der außerordentlichen Zerstörung, welche Zufälle und Naturkräfte anrichten.“ K. Marx, Kapital 2.: 178.

Ersatz von fixem Kapital geschieht teils stückweise teils als Ganzes, aber meist in verbesserter Gestalt: „Mit Bezug auf allmähliche Ausdehnung des Geschäfts im Lauf der teilweisen Erneuerung bemerken wir folgendes. Obgleich, wie wir gesehen, das fixe Kapital fortfährt, in natura im Produktionsprozess zu wirken, hat ein Teil seines Werts, je nach dem Durchschnittsverschleiß, mit dem Produkt zirkuliert, ist in Geld verwandelt worden... Dieser so in Geld verwandelte Teil des fixen Kapitalwerts kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder Verbesserungen an den Maschinen anzubringen, welche deren Wirksamkeit vermehren. In kürzeren oder längeren Abschnitten findet so Reproduktion statt, und zwar ... Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; intensiv, wenn das Produktionsmittel wirksamer gemacht.“ K. Marx, Kapital 2.: 172. „Die Arbeitsmittel werden großenteils beständig umgewälzt durch den Fortschritt der Industrie. Sie werden daher nicht in ihrer ursprünglichen Form ersetzt, sondern in der umgewälzten Form. Einerseits bildet die Masse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt ist und innerhalb derselben eine bestimmte Durchschnittslebenszeit auszudauern hat, einen Grund der nur allmählichen Einführung neuer Maschinen etc., und daher ein Hindernis gegen die rasche allgemeine Einführung der verbesserten Arbeitsmittel. Andrerseits zwingt der Konkurrenzkampf, namentlich bei entscheidenden Umwälzungen, die alten Arbeitsmittel vor ihrem natürlichen Lebensende durch die neuen zu ersetzen. Es sind hauptsächlich Katastrophen, Krisen, die solche vorzeitige Erneuerung des Betriebsgeräts auf größerer gesellschaftlicher Stufenleiter erzwingen.“ K. Marx, Kapital 2.: 171. „Endlich, wie überall in der großen Industrie, spielt auch hier der moralische Verschleiß seine Rolle: Nach Verlauf von zehn Jahren kann man gewöhnlich dasselbe Quantum Waggons und Lokomotiven für 30000 Pfd. St. kaufen, das vorher 40000 Pfd. St. kostete. Man muss so auf dies Material eine Entwertung von 25 % des Marktpreises rechnen, selbst wenn keine Entwertung des Gebrauchswerts stattfindet.“ K. Marx, Kapital 2.: 170f.

Ersatz im Ganzen macht Schatzbildung nötig: „Obgleich, wie wir gesehen, ein größerer Teil des zum Ersatz des Verschleißes des fixen Kapitals zurückfließenden Geldes jährlich, oder selbst in kürzeren Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds nötig für den Teil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen ist. Ein bedeutender Bestandteil des fixen Kapitals schließt durch seine Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus.“ K. Marx, Kapital 2.: 181f. „In unserm Fall wird nun Geld, das als Schatz in der Hand eines größeren Kapitalisten in größerem Umfang aufgehäuft sein muss, beim Einkauf des fixen Kapitals auf einmal in die Zirkulation geworfen. Es verteilt sich selbst wieder in der Gesellschaft als Zirkulationsmittel und als Schatz. ... Es ist eine beständig wechselnde Verteilung des in der Gesellschaft existierenden Schatzes, der abwechselnd als Zirkulationsmittel fungiert, und dann wieder als Schatz aus der Masse des zirkulierenden Geldes abgeschieden wird. Mit der Entwicklung des

Page 213: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

55

Kreditwesens, welche mit der Entwicklung der großen Industrie und der kapitalistischen Produktion notwendig parallel geht, fungiert dies Geld nicht als Schatz, sondern als Kapital, aber in der Hand nicht seines Eigentümers, sondern andrer Kapitalisten, denen es zur Verfügung gestellt ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 182.

Kapital 2.: 183 - 188

II. Bestandteile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals Reparatur des fixen Kapitals geschieht stückweise. Ersatz des fixen Kapitals geschieht teils stückweise teils als Ganzes, aber meist in verbesserter Gestalt: „Ein Pferd kann nicht stückweise, sondern nur durch ein andres Pferd ersetzt werden. Andre Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder teilweise Erneuerung zu. Hier ist der teilweise oder periodische Ersatz zu unterscheiden von allmählicher Ausdehnung des Geschäftsbetriebs... Andre Stücke des fixen Kapitals bestehen aus ungleichen Bestandteilen, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt.“ K. Marx, Kapital 2.: 172. Reparaturkosten gehen als Durchschnittswert in den Produktenwert ein. Ersatz im Ganzen macht Schatzbildung nötig. Die Reparaturarbeiter sind ebenso wie die Ingenieure Teil der produktiven Lohnarbeiter: „Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, sofort jeden Defekt der Maschinerie zu kurieren, so befindet sich bei jeder größeren Fabrik ein den eigentlichen Fabrikarbeitern beigegebenes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker, Schlosser usw. Ihr Lohn bildet Teil des variablen Kapitals, und der Wert ihrer Arbeit verteilt sich auf das Produkt.“ K. Marx, Kapital 2.: 176.

9. Kapitel Der Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen. „Wir haben gesehen, dass die fixen und flüssigen Bestandteile des produktiven Kapitals verschiedenartig und zu verschiedenen Perioden umschlagen, ebenso dass die verschiedenen Bestandteile des fixen Kapitals in demselben Geschäft je nach ihrer verschiedenen Lebens-, daher Reproduktionszeit, wieder verschiedne Umschlagsperioden haben.“ K. Marx, Kapital 2.: 183. „1. Der Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals ist der Durchschnittsumschlag seiner verschiedenen Bestandteile....“ K. Marx, Kapital 2.: 1832. 2. ... „Es ist daher nötig, die Sonderumschläge der verschiedenen Teile des fixen Kapitals auf gleichartige Form des Umschlags zu reduzieren, so dass sie nur noch quantitativ, der Umschlagdauer nach, verschieden sind. ... Bei der Berechnung des Gesamtumschlags des vorgeschossenen produktiven Kapitals fixieren wir daher alle seine Elemente in der Geldform, so dass die Rückkehr zur Geldform den Umschlag schließt. ... So können wir dann den Durchschnitt ziehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 184. „3. Es folgt, dass selbst wenn der bei weitem größere Teil des vorgeschossenen produktiven Kapitals aus fixem Kapital besteht, dessen Reproduktions-, also auch Umschlagszeit, einen vieljährigen Zyklus umfasst, dennoch der während des Jahres umgeschlagene Kapitalwert infolge der wiederholten Umschläge flüssigen Kapitals während des Jahres größer sein kann als der Gesamtwert des vorgeschossenen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 184. „Das fixe Kapital sei= 8.000.000 Euro, seine Reproduktionszeit = 10 Jahre, so dass 800.000 Euro davon jährlich zu ihrer Geldform zurückkehren oder es 1/10 seines Umschlags

Page 214: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

56

vollzieht. Das flüssige Kapital sei= 2.000.000 Euro und schlage fünfmal im Jahre um. Das Gesamtkapital ist dann 10.000.000 Euro. Das umgeschlagene fixe Kapital ist = 800.000 Euro; das umgeschlagene flüssige Kapital = 5 mal 2.000.000 = 10.000.000 Euro. Also ist das während des Jahres umgeschlagene Kapital = 10.800.000 Euro, größer um 800.000 Euro als das vorgeschossene Kapital. 108 Prozent des Kapitals hat umgeschlagen.“ K. Marx, Kapital 2.: 184. „4. Der Wertumschlag des vorgeschossenen Kapitals trennt sich also von seiner wirklichen Reproduktionszeit oder der realen Umschlagszeit seiner Bestandteile.“ K. Marx, Kapital 2.: 184. „5. Über die Berechnungsweise des Umschlags...“ K. Marx, Kapital 2.: 186. Ein Gesamtkapital ist z.B. = 600000, davon 550000 in fixes Kapital (Gebäude, Maschinen); die Umschlagszeit (Wirkungsdauer) für das fixe Kapital sei 10 Jahre; 50.000 sei ausgelegt in Hilfsstoffen, Rohstoffen und Lohn (= flüssiges oder zirkulierendes Kapital); die Herstellungszeit eines Produkts plus seine Zirkulationszeit (= Umschlagszeit des flüssigen Kapitals) dauere einen Monat; Also wird von diesem Kapital pro Jahr umgeschlagen: fixes Kapital = 550.000 : 10 = 55000 flüssiges Kapital = 50.000 mal 12 = 600.000; umgeschlagenes Kapital insgesamt pro Jahr = 655.000. 655000 werden in 12 Monaten umgeschlagen. Das gesamte Kapital von 600000 wird also in rund 11 Monaten umgeschlagen, weil 600.000 : 655.000 mal 12 = 10,99) „6. ... Das Kreditwesen ... wie das Handelskapital, modifiziert den Umschlag für den einzelnen Kapitalisten. Auf gesellschaftlicher Stufenleiter modifiziert es ihn nur, soweit es nicht nur die Produktion, sondern auch die Konsumtion beschleunigt.“ K. Marx, Kapital 2.: 188.

Krisenzyklus und Erneuerung des fixen Kapitals: „In demselben Maße also, worin sich mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise der Wertumfang und die Lebensdauer des angewandten fixen Kapitals entwickelt, entwickelt sich das Leben der Industrie und des industriellen Kapitals in jeder besonderen Anlage zu einem vieljährigen, sage im Durchschnitt zehnjährigen. Wenn einerseits die Entwicklung des fixen Kapitals dieses Leben ausdehnt, so wird es andrerseits abgekürzt durch die beständige Umwälzung der Produktionsmittel... Mit ihr daher auch der Wechsel der Produktionsmittel und die Notwendigkeit ihres beständigen Ersatzes infolge des moralischen Verschleißes, lange bevor sie physisch ausgelebt sind. Man kann annehmen, dass für die entscheidenden Zweige der großen Industrie dieser Lebenszyklus jetzt im Durchschnitt ein zehnjähriger ist. Doch kommt es hier nicht auf die bestimmte Zahl an. Soviel ergibt sich: Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Zyklen von zusammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen fixen Bestandteil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der periodischen Krisen, worin das Geschäft aufeinanderfolgenden Perioden der Abspannung, mittleren Lebendigkeit, Überstürzung, Krise durchmacht. Es sind zwar die Perioden, worin Kapital angelegt wird, sehr verschiedne und auseinanderfallende. Indessen bildet die Krise immer den

Page 215: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

57

Ausgangspunkt einer großen Neuanlage. Also auch - die ganze Gesellschaft betrachtet - mehr oder minder eine neue materielle Grundlage für den nächsten Umschlagszyklus.“ K. Marx, Kapital 2.: 185-186.

Die Arbeitsperiode

Kapital 2.: 189 - 240 9. Kapitel Der Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen. „Über die Berechnungsweise des Umschlags...“ K. Marx, Kapital 2.: 186. Ein Gesamtkapital ist z.B. = 600000, davon 550000 in fixes Kapital (Gebäude, Maschinen); die Umschlagszeit (Wirkungsdauer) für das fixe Kapital sei 10 Jahre; 50.000 sei ausgelegt in Hilfsstoffen, Rohstoffen und Lohn (= flüssiges oder zirkulierendes Kapital); die Herstellungszeit eines Produkts plus seine Zirkulationszeit (= Umschlagszeit des flüssigen Kapitals) dauere einen Monat; Also wird von diesem Kapital pro Jahr umgeschlagen: fixes Kapital = 550.000 : 10 = 55000 flüssiges Kapital = 50.000 mal 12 = 600.000; umgeschlagenes Kapital insgesamt pro Jahr = 655.000. 655000 werden in 12 Monaten umgeschlagen. Das gesamte Kapital von 600000 wird also in rund 11 Monaten umgeschlagen, weil 600.000 : 655.000 mal 12 = 10,99)

10. Kapitel Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital Die Physiokraten und Adam Smith (Detaillierte Kritik von Marx)

11. Kapitel Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo (Detaillierte Kritik von Marx)

12. Kapitel Die Arbeitsperiode „Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich großer Arbeitstag, sage achtstündiger Arbeitsprozess, z.B. Baumwollspinnerei und Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wöchentlichen ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwollgarn; indem andren muss der Arbeitsprozess vielleicht während drei Monaten wiederholt werden. ... In dem einen Fall ist das Produkt teilbarer Natur, und täglich oder wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem andern Fall ist der Arbeitsprozess kontinuierlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl täglicher Arbeitsprozesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer Operation erst nach längerer Frist ein fertiges Produkt liefern.“ K. Marx, Kapital 2.: 231. „Wir haben unterstellt, dass in der Spinnerei und Maschinenfabrikation gleich große Kapitale angelegt sind, dass diese Kapitale in gleich großen Proportionen in konstantes und variables

Page 216: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

58

Kapital, ebenso in fixes und zirkulierendes geteilt sind, dass die Arbeitstage gleich lang sind, kurz, dass alle Umstände dieselben sind, außer der Dauer der Arbeitsperiode. In der ersten Woche ist die Auslage für beide gleich groß, aber das Produkt des Spinners kann verkauft und mit dem Erlös neue Arbeitskraft und neue Rohstoffe etc. gekauft, kurz, die Produktion auf derselben Stufenleiter fortgeführt werden. Der Maschinenfabrikant dagegen kann das in der ersten Woche verausgabte zirkulierende Kapital erst nach drei Monaten, nach Fertigstellung seines Produkts, in Geld rückverwandeln und damit von neuem operieren... Während der drei Monate ist gleich großes produktives Kapital in der Spinnerei und dem Maschinenbau angewandt, aber die Größe der Kapitalauslage ist für den Spinner und den Maschinenbauer durchaus verschieden, weil in dem einen Fall dasselbe Kapital sich rasch erneuert ... in dem andern sich relativ nur langsam erneuert und daher bis zum Termin seiner Erneuerung beständig neue Kapitalmengen den alten hinzugefügt werden müssen. Es ist also sowohl die Zeitlänge verschieden, worin sich bestimmte Portionen des Kapitals erneuern ... wie auch die Masse des Kapitals (obgleich das täglich oder wöchentlich angewandte Kapital dasselbe ist), die ... vorgeschossen werden muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 235f. „Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muss offenbar einen Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich großer Kapitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebenes Kapital vorgeschossen ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 232. „Nach Ende der Woche, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant (wir sehn hier vom Mehrwert ab) das ausgelegte zirkulierende Kapital zurück und ebenso den Verschleiß des fixen Kapitals, der im Garnwert steckt. Er kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von neuem wiederholen... Der Lokomotivfabrikant dagegen muss während der drei Monate Wochen für Woche immer neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen... Die Auslage des einen ist die für eine Woche, die des andren ist die Wochenauslage multipliziert mit 12. Alle andren Umstände gleich vorausgesetzt, muss der eine zwölfmal mehr zirkulierendes Kapital zur Verfügung haben als der andre.“ K. Marx, Kapital 2.: 232. „Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive ... koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die ... Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage ... eine diskontinuierliche (teilbare) Größe, ... aus 100 aufeinanderfolgenden, separaten achtstündigen Arbeitsprozessen bestehend. Aber mit Bezug auf das Produkt ... bilden die 100 Arbeitstage eine kontinuierliche Größe, einen Arbeitstag von 800 Arbeitsstunden, einen einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag, der durch die Aufeinanderfolge .... zusammenhängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode. Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit, während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben ... muss. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten Geschäftszweig nötig ist, um ein fertiges Produkt zu liefern.“ K. Marx, Kapital 2.: 233. „Entsprechend der Dauer der Arbeitsperiode, also auch der Zeitperiode bis zur Fertigstellung der zirkulationsfähigen Ware, häuft sich der Wertteil, den das fixe Kapital schichtweise an das Produkt abgibt, und verzögert sich der Rückfluss dieses Wertteils. Aber diese Verzögerung verursacht nicht erneute Auslage in fixem Kapital. ... Anders verhält es sich mit dem zirkulierenden Kapital. Nicht nur muss im Verhältnis zur Dauer der Arbeitsperiode Kapital auf längere Zeit festgelegt, es muss auch beständig neues Kapital in Arbeitslohn, Roh- und Hilfsstoffen vorgeschossen werden. Verzögerter Rückfluss wirkt daher verschieden auf beide. Der Rückfluss mag langsamer oder rascher sein, das fixe

Page 217: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

59

Kapital fährt fort zu wirken. Das zirkulierende Kapital dagegen wird funktionsunfähig bei verzögertem Rückfluss, wenn es in der Form von unverkauftem oder unfertigem ... Produkt festliegt und kein Zuschusskapital vorhanden ist, um es ... zu erneuern.“ K. Marx, Kapital 2.: 239. „Auf den unentwickelteren Stufen der kapitalistischen Produktion werden Unternehmungen, die eine lange Arbeitsperiode, also große Kapitalauslage für längere Zeit bedingen, .... entweder gar nicht kapitalistisch betrieben, wie z.B. Straßen, Kanäle etc. auf Gemeinde- oder Staatskosten (in älteren Zeiten meist durch Zwangsarbeit, soweit die Arbeitskraft in Betracht kommt). Oder solche Produkte, deren Herstellung eine längere Arbeitsperiode bedingt, werden nur zum geringsten Teil durch das Vermögen des Kapitalisten selbst fabriziert, z.B. beim Hausbau zahlt die Privatperson, für welche das Haus gebaut wird, portionsweise Vorschüsse an den Bauunternehmer. Sie zahlt daher in der Tat das Haus stückweise, im Maß, wie sein Produktionsprozess vorangeht. In der entwickelten kapitalistischen Ära dagegen, wo einerseits massenhaft Kapitale in den Händen einzelner konzentriert sind, andrerseits neben den Einzelkapitalisten der assoziierte Kapitalist (Aktiengesellschaften) tritt und gleichzeitig das Kreditwesen entwickelt ist, baut ein kapitalistischer Bauunternehmer nur noch ausnahmsweise auf Bestellung für einzelne Privatpersonen. Er macht ein Geschäft daraus, Häuserreihen und Stadtviertel für den Markt zu bauen, wie einzelne Kapitalisten ein Geschäft daraus machen, Eisenbahnen als Kontraktoren zu bauen. “ K. Marx, Kapital 2.: 236. „Die Ausführung von Werken von bedeutend langer Arbeitsperiode und großer Stufenleiter fällt erst vollständig der kapitalistischen Produktion anheim, wenn die Konzentration des Kapitals bereits sehr bedeutend ist, andrerseits die Entwicklung des Kreditsystems dem Kapitalisten das bequeme ... Mittel bietet, fremdes, statt eignes Kapital vorzuschießen und daher auch zu riskieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 237. „Die Umstände, welche das Produkt des einzelnen Arbeitstages vergrößern, wie Kooperation, Teilung der Arbeit, Anwendung der Maschinerie, verkürzen zugleich die Arbeitsperiode bei zusammenhängenden Produktionsakten. ... Diese Verbesserungen, welche die Arbeitsperiode und daher die Zeit verkürzen, für welche zirkulierendes Kapital vorgeschossen werden muss, sind jedoch meist verbunden mit vermehrter Auslage von fixem Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 237.

„Unterbrechungen, Störungen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, z.B. infolge von Krisen, wirken ... sehr verscheiden auf Arbeitsprodukte, die teilbarer Natur sind, und auf solche, die zu ihrer Produktion eine längere, zusammenhängende Periode erheischen. Auf die heutige Produktion einer bestimmten Masse von Garn, Kohle usw. folgt in dem einen Fall morgen keine neue Produktion von Garn, Kohle usw. Anders aber mit Schiffen, Gebäuden, Eisenbahnen usw. Nicht nur die Arbeit wird unterbrochen, ein zusammenhängender Produktionsakt wird unterbrochen. Wird das Werk nicht weitergeführt, so sind die bereits in seiner Produktion verzehrten Produktionsmittel und Arbeit nutzlos verausgabt. Selbst wenn es wieder aufgenommen wird, hat in der Zwischenzeit stets Wertminderung stattgefunden.“ K. Marx, Kapital 2.: 233.

Die Produktionszeit

Page 218: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

60

Kapital 2.: 241-250

12. Kapitel Die Arbeitsperiode

„Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive ... koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die ... Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage ... eine diskontinuierliche (teilbare) Größe, ... aus 100 aufeinanderfolgenden, separaten achtstündigen Arbeitsprozessen bestehend. Aber mit Bezug auf das Produkt ... bilden die 100 Arbeitstage eine kontinuierliche Größe, einen Arbeitstag von 800 Arbeitsstunden, einen einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag, der durch die Aufeinanderfolge .... zusammenhängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode. Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit, während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben ... muss. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten Geschäftszweig nötig ist, um ein fertiges Produkt zu liefern.“ K. Marx, Kapital 2.: 233.

13. Kapitel Die Produktionszeit „Die Arbeitszeit ist immer Produktionszeit, d. h. Zeit, während deren das Kapital in die Produktionssphäre gebannt ist. Aber umgekehrt ist nicht alle Zeit, während deren das Kapital sich im Produktionsprozess befindet, deswegen notwendig auch Arbeitszeit. ... Es handelt sich hier von einer ... durch die Natur des Produkts und seiner Herstellung selbst bedingten Unterbrechung, während deren der Arbeitsgegenstand kürzer oder länger dauernden Naturprozessen unterworfen ist, physikalische, chemische, physiologische Veränderungen durchmachen muss, während deren der Arbeitsprozess ganz oder teilweise suspendiert ist. So muss gekelterter Wein erst eine Zeitlang die Gärung durchmachen und dann wieder eine Zeitlang liegen, um einen bestimmten Grad der Vollkommenheit zu erreichen. In vielen Industriezweigen muss das Produkt eine Trocknung durchmachen, wie in der Töpferei, oder gewissen Umständen ausgesetzt sein, um seine chemische Beschaffenheit zu ändern, wie in der Bleicherei.“ K. Marx, Kapital 2.: 241. „In allen diesen Fällen besteht also die Produktionszeit des vorgeschossenen Kapitals aus zwei Perioden: Einer Periode, worin das Kapital sich im Arbeitsprozess befindet; einer zweiten Periode, worin ... (das) unfertige Produkt ... dem Walten von Naturprozessen überlassen ist, ohne sich im Arbeitsprozess zu befinden. Ob diese beiden Zeiträume sich stellenweise durchkreuzen und zwischen einander schieben, ändert nichts an der Sache. Arbeitsperiode und Produktionsperiode decken sich hier nicht. Die Produktionsperiode ist größer als die Arbeitsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 242. „Je nach der Länge der nicht aus Arbeitszeit bestehenden Produktionszeit verlängert sich also auch seine Umschlagsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 242. „Soweit die über die Arbeitszeit überschüssige Produktionszeit nicht durch ein für allemal gegebene Naturgesetze bestimmt ist, ... kann die Umschlagsperiode oft mehr oder minder verkürzt werden durch künstliche Abkürzung der Produktionszeit. So durch Einführung der chemischen Bleicherei statt der Wiesenbleicherei... Das großartigste Beispiel von künstlicher Abkürzung der durch Naturprozesse ausgefüllten

Page 219: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

61

bloßen Produktionszeit liefert die Geschichte der Eisenproduktion und namentlich die Verwandlung von Roheisen in Stahl in den letzten 100 Jahren... Die Produktionszeit ist enorm abgekürzt worden, aber in demselben Maß auch die Anlage von fixem Kapital vergrößert.“ K. Marx, Kapital 2.: 242. „Besonders deutlich tritt der Unterschied von Produktionszeit und Arbeitszeit hervor in der Landwirtschaft. In unsern gemäßigten Klimaten trägt das Land einmal jährlich Korn... Nur Nebenprodukte, Milch, Käse etc. sind fortlaufend in kürzeren Perioden produzierbar und verkaufbar. ... Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Arbeitsperiode der Landwirtschaft, und daher die Auslage in Kapital und Arbeit, auf kurzem Zeitraum zusammen. Z.B. Russland. Dort ist in einigen nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 130-150 Tagen im Jahr. ... So gibt es Dörfer, worin alle Bauern seit Generationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc. sind; ... Man sieht hier, wie das Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode.. die natürliche Grundlage der Vereinigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet....“ K. Marx, Kapital 2.: 243f. „Mit der Differenz von Arbeitszeit und Produktionszeit wird natürlich auch die Gebrauchszeit des angewandten fixen Kapitals auf längere oder kürzere Zeit .... unterbrochen, wie z.B. beim Ackerbau bei Arbeitsvieh, Geräten und Maschinen. Soweit dies fixe Kapital aus Arbeitstieren besteht, macht es fortwährend dieselben oder fast dieselben Ausgaben in Futter etc. nötig wie während der Zeit, worin es arbeitet. Bei toten Arbeitsmitteln verursacht auch der Nichtgebrauch eine gewisse Entwertung. Es findet also überhaupt Verteuerung des Produkts statt, indem die Wertabgabe an das Produkt sich berechnet nicht nach der Zeit, worin das fixe Kapital fungiert, sondern nach der Zeit, worin es Wert verliert. In diesen Produktionszweigen bildet das Brachliegen des fixen Kapitals ... ebenso eine Bedingung seiner normalen Anwendung, wie z.B. der Verlust eines gewissen Quantums von Baumwolle bei der Spinnerei; und ebenso zählt bei jedem Arbeitsprozess die unter normalen technischen Bedingungen unproduktiv, aber unvermeidlich, verausgabte Arbeitskraft geradeso gut wie die produktive.“ K. Marx, Kapital 2.: 245. „Die Differenz von Produktions- und Arbeitszeit lässt, wie wir gesehen, sehr verschiedne Fälle zu. Das zirkulierende Kapital kann sich in der Produktionszeit befinden, ehe es in den eigentlichen Arbeitsprozess eingeht (Leistenfabrikation - wo das Leistenholz erst austrocknen muss bevor es geschnitten werden kann); oder es befindet sich in Produktionszeit, nachdem es den eigentlichen Arbeitsprozess durchgemacht hat (Wein, Saatkorn); oder die Produktionszeit wird stellenweise durch Arbeitszeit durchbrochen (Feldbau, Holzzucht);“ K. Marx, Kapital 2.: 249.

Die Umlaufszeit

Kapital 2.:251-259 „Die Arbeitszeit ist immer Produktionszeit, d. h. Zeit, während deren das Kapital in die Produktionssphäre gebannt ist. Aber umgekehrt ist nicht alle Zeit, während deren das Kapital sich im Produktionsprozess befindet, deswegen notwendig auch Arbeitszeit. ... Es handelt sich hier von einer ... durch die Natur des Produkts und seiner Herstellung selbst

Page 220: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

62

bedingten Unterbrechung, während deren der Arbeitsgegenstand kürzer oder länger dauernden Naturprozessen unterworfen ist, physikalische, chemische, physiologische Veränderungen durchmachen muss, während deren der Arbeitsprozess ganz oder teilweise suspendiert ist. So muss gekelterter Wein erst eine Zeitlang die Gärung durchmachen und dann wieder eine Zeitlang liegen, um einen bestimmten Grad der Vollkommenheit zu erreichen. In vielen Industriezweigen muss das Produkt eine Trocknung durchmachen, wie in der Töpferei, oder gewissen Umständen ausgesetzt sein, um seine chemische Beschaffenheit zu ändern, wie in der Bleicherei.“ K. Marx, Kapital 2.: 241. „In allen diesen Fällen besteht also die Produktionszeit des vorgeschossenen Kapitals aus zwei Perioden: Einer Periode, worin das Kapital sich im Arbeitsprozess befindet; einer zweiten Periode, worin ... (das) unfertige Produkt ... dem Walten von Naturprozessen überlassen ist, ohne sich im Arbeitsprozess zu befinden. Ob diese beiden Zeiträume sich stellenweise durchkreuzen und zwischen einander schieben, ändert nichts an der Sache. Arbeitsperiode und Produktionsperiode decken sich hier nicht. Die Produktionsperiode ist größer als die Arbeitsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 242. „Je nach der Länge der nicht aus Arbeitszeit bestehenden Produktionszeit verlängert sich also auch seine Umschlagsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 242.

14. Kapitel Die Umlaufszeit “Alle bisher betrachteten Umstände, welche die Umlaufsperioden verschiedener, in verschiedenen Geschäftszweigen angelegter Kapitale differenzieren, daher auch die Zeiten, während deren Kapital vorgeschossen werden muss, entspringen innerhalb des Produktionsprozesses selbst, wie der Unterschied von fixem und flüssigen Kapital, der Unterschied in den Arbeitsperioden usw. Die Umschlagszeit des Kapitals ist jedoch gleich der Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufs- oder Zirkulationszeit. Es versteht sich daher von selbst, dass verschiedne Länge der Umlaufszeit die Umschlagszeit und daher die Länge der Umschlagsperiode verschieden macht.“ K. Marx, Kapital 2.: 251. 1) Verkaufszeit: „Der eine Abschnitt der Umlaufszeit - und der relativ entscheidendste - besteht aus der Verkaufszeit, der Epoche, worin das Kapital sich im Zustand von Warenkapital befindet. Je nach der relativen Größe dieser Frist verlängert oder verkürzt sich die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode überhaupt. Es kann auch infolge von Aufbewahrungskosten etc. zuschüssige Auslage von Kapital notwendig werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 251. „Von vornherein ist klar, dass die für den Verkauf ihrer fertigen Waren erforderliche Zeit sehr verschieden sein kann für die einzelnen Kapitalisten in einem und demselben Geschäftszweig; also nicht nur für die Kapitalmassen, die in verschiedenen Produktionszweigen angelegt sind... Unter sonst gleichbleibenden Umständen wird die Verkaufsperiode für dasselbe individuelle Kapital mit den allgemeinen Schwankungen der Marktverhältnisse oder mit ihren Schwankungen in dem besonderen Geschäftszweig wechseln. Hierbei halten wir uns jetzt nicht länger auf.“ K. Marx, Kapital 2.: 251f. „Eine stetig wirkende Ursache in der Differenzierung der Verkaufszeit, und daher der Umschlagszeit überhaupt, ist die Entfernung des Markts, wo die Ware verkauft wird, von ihrem Produktionsplatz. Während der ganzen Zeit seiner Reise zum Markt befindet sich das

Page 221: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

63

Kapital gebannt in den Zustand des Warenkapitals; wenn auf Bestellung produziert wird, bis zum Moment der Ablieferung; wenn nicht auf Bestellung produziert, kommt zur Zeit der Reise zum Markt noch die Zeit hinzu, wo die Ware sich auf dem Markt zum Verkauf befindet. Verbesserung der Kommunikations- und Transportmittel kürzt die Wanderungsperiode der Waren absolut ab, hebt aber nicht die aus der Wanderung entspringende relative Differenz in der Umlaufszeit verschiedener Warenkapital auf, .... die nach verschiedenen Märkten wandern.“ K. Marx, Kapital 2.: 252. „Die relativen Differenzen können aber infolge der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den natürlichen Entfernungen entspricht. Z.B. eine Eisenbahn, die von dem Produktionsplatz zu einem inländischen Hauptzentrum der Bevölkerung führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegenen Punkt des Inlands, wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich zu dem natürlich entfernteren; ebenso mag infolge desselben Umstands die relative Entfernung der Produktionsplätze von den größeren Absatzmärkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das Aufkommen neuer Produktionszentren mit veränderten Transport- und Kommunikationsmitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größere relative Wohlfeilheit des Transports für längere als für kürzere Distanzen.)“ K. Marx, Kapital 2.: 252. „Es wird also durch die Veränderung in den Transportmitteln eine örtliche Verschiedenheit in der Umlaufszeit der Waren, der Gelegenheiten einzukaufen, zu verkaufen usw. erzeugt, oder die schon existierende örtliche Verschiedenheit wird anders verteilt. Die Wichtigkeit dieses Umstandes für den Umschlag des Kapitals zeigt sich in den Streitereien der kaufmännischen und industriellen Repräsentanten der verschiedenen Plätze mit den Eisenbahndirektionen.“ K. Marx, Kapital 2.: 253f. „Gleichzeitig mit der Entwicklung der Transportmittel wird nicht nur die Geschwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt und damit die räumliche Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der Kommunikationsmittel, so dass ... z.B. in der Woche an verschiedenen aufeinander folgenden Tagen Frachtschiffe von Liverpool nach New York oder zu verschiedenen Tagesstunden Warenzüge von Manchester nach London (gehen). Die absolute Geschwindigkeit ... wird durch diesen letzteren Umstand, bei gegebener Leistung der Transportmittel, zwar nicht verändert. Aber nach und nach (können) Warenmengen auf den Markt kommen, ohne sich bis zur wirklichen Versendung in größeren Massen als potentielles Warenkapital aufzuhäufen. Es verteilt sich daher auch der Rückfluss (des Geldes) über kürzere aufeinanderfolgende Zeitperioden, so dass beständig ein Teil in Geldkapital verwandelt ist, während der andre als Warenkapital zirkuliert. Durch diese Verteilung des Rückflusses auf mehrere aufeinander folgende Perioden wird die Gesamtumlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag.“ K. Marx, Kapital 2.: 253. „Wenn einerseits mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel die Umlaufszeit für ein gegebenes Quantum Waren abkürzt, so führt derselbe Fortschritt ... umgekehrt die Notwendigkeit herbei, für immer entferntere Märkte, mit einem Wort, für den Weltmarkt zu arbeiten. Die Masse der auf Reise befindlichen und nach entfernten Punkten reisenden Waren wächst enorm, und daher absolut und relativ auch der Teil des gesellschaftlichen Kapitals, der sich beständig für längere Fristen im Stadium des Warenkapitals, innerhalb der Umlaufszeit befindet.

Page 222: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

64

Damit wächst gleichzeitig auch der Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der, statt als direktes Produktionsmittel zu dienen, in Transport- und Kommunikationsmitteln und in dem für ihren Betrieb nötigen fixen und zirkulierenden Kapital ausgelegt wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 254. 2) Einkaufzeit: „Kommen wir nun zur zweiten Epoche der Umlaufszeit: der Kaufzeit oder der Epoche, während deren das Kapital sich aus Geldform in die Elemente des produktiven Kapitals rückverwandelt. Während dieser Epoche muss es kürzere oder längere Zeit in seinem Zustand als Geldkapital verharren, also ein gewisser Teil des vorgeschossenen Gesamtkapitals sich fortwährend im Zustand des Geldkapitals befinden.“ K. Marx, Kapital 2.: 256. „Man hat bereits gesehen, dass die durch Entfernung des Markts bewirkte Verlängerung der Zeit, in der das Kapital in die Form des Warenkapitals gebannt ist, direkt verspäteten Rückfluss des Geldes bewirkt, also auch die Verwandlung des Kapitals aus Geldkapital in produktives Kapital verzögert.“ K. Marx, Kapital 2.: 257. „Man hat ferner gesehen (Kapitel VI, Zirkulationskosten), wie mit Bezug auf den Einkauf der Waren die Kaufzeit, die größere oder geringere Entfernung von den Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nötig macht, für längere Perioden Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vorrat, latentem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; dass sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden muss, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muss, ... vergrößert.“ K. Marx, Kapital 2.: 257. „Ähnlich wirken in verschiedenen Geschäftszweigen die Perioden..., worin größere Massen Rohmaterial auf den Markt geworfen werden. So finden z.B. in London alle drei Monate große Wollversteigerungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuierlich, wenn auch nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auf die spekulativen ... Einkäufe...“ K. Marx, Kapital 2.: 257. „Abgesehen von aller Spekulation hängt der Umfang der Einkäufe derjenigen Waren, die beständig als produktiver Vorrat vorhanden sein müssen, ab von den Zeiten der Erneuerung dieses Vorrats, also von Umständen, die wieder von Marktverhältnissen abhängig, daher für verschiedenen Rohstoffe etc. verschieden sind; es muss hier also von Zeit zu Zeit Geld in größeren Mengen auf einmal vorgeschossen werden. Es fließt, je nach Umschlag des Kapitals, rascher oder langsamer, stets aber bruchweise zurück.“ K. Marx, Kapital 2.: 258. „Wir werden im nächsten Kapitel sehen, wie andere Umstände, ob sie nun aus dem Produktions- oder Zirkulationsprozess entspringen, dies Vorhandensein einer bestimmten Portion des vorgeschossenen Kapitals in Geldform ernötigen. Allgemein aber ist zu bemerken, dass die Ökonomen sehr geneigt sind zu vergessen, dass ein Teil des im Geschäft nötigen Kapitals beständig nicht nur die drei Formen von Geldkapital, produktivem Kapital und Warenkapital wechselweise durchläuft, sondern dass verschiedene Portionen desselben beständig nebeneinander diese Formen besitzen, wenn auch die relative Größe dieser Portionen beständig wechselt. Namentlich ist es der beständig als Geldkapital vorhandene Teil, den die Ökonomen vergessen, obgleich gerade dieser Umstand zum Verständnis der bürgerlichen Wirtschaft sehr nötig ist...“ K. Marx, Kapital 2.: 258.

Wirkung der Umschlagszeit auf den Kapitalvorschuss

Page 223: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

65

Kapital 2.:260-287 “Alle bisher betrachteten Umstände, welche die Umlaufsperioden verschiedener, in verschiedenen Geschäftszweigen angelegter Kapitale differenzieren, daher auch die Zeiten, während deren Kapital vorgeschossen werden muss, entspringen innerhalb des Produktionsprozesses selbst, wie der Unterschied von fixem und flüssigen Kapital, der Unterschied in den Arbeitsperioden usw. Die Umschlagszeit des Kapitals ist jedoch gleich der Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufs- oder Zirkulationszeit. Es versteht sich daher von selbst, dass verschiedne Länge der Umlaufszeit die Umschlagszeit und daher die Länge der Umschlagsperiode verschieden macht.“ K. Marx, Kapital 2.: 251. 1) Verkaufszeit: „Der eine Abschnitt der Umlaufszeit - und der relativ entscheidendste - besteht aus der Verkaufszeit, der Epoche, worin das Kapital sich im Zustand von Warenkapital befindet. Je nach der relativen Größe dieser Frist verlängert oder verkürzt sich die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode überhaupt. Es kann auch infolge von Aufbewahrungskosten etc. zuschüssige Auslage von Kapital notwendig werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 251. 2) Einkaufzeit: „Kommen wir nun zur zweiten Epoche der Umlaufszeit: der Kaufzeit oder der Epoche, während deren das Kapital sich aus Geldform in die Elemente des produktiven Kapitals rückverwandelt. Während dieser Epoche muss es kürzere oder längere Zeit in seinem Zustand als Geldkapital verharren, also ein gewisser Teil des vorgeschossenen Gesamtkapitals sich fortwährend im Zustand des Geldkapitals befinden.“ K. Marx, Kapital 2.: 256.

15. Kapitel Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses

a)Die Zirkulationszeit macht einerseits zusätzlichen Kapitalvorschuss nötig und lässt andererseits dieselbe Kapitalgröße zu einem späteren Zeitpunkt unbeschäftigt: „In diesem und dem nächstfolgenden sechzehnten Kapital behandeln wir den Einfluss der Umschlagszeit auf die Verwertung des Kapitals. Nehmen wir das Warenkapital, welches das Produkt einer Arbeitsperiode ist, z.B. von neun Wochen. Sehn wir einstweilen ab sowohl von dem Wertteil des Produkts, der ihm durch den Durchschnittsverschleiß des fixen Kapitals zugesetzt ist, wie von dem während des Produktionsprozesses ihm zugesetzten Mehrwert, so ist der Wert dieses Produkts gleich dem Wert des zu seiner Produktion vorgeschossenen flüssigen Kapitals, d. h. des Arbeitslohns und der in seiner Produktion aufgezehrten Roh- und Hilfsstoffe. Dieser Wert sei = 900000 Euro, so dass die Wochenauslage 100000 Euro beträgt. ... Die Umlaufszeit dauere 3 Wochen. Die ganze Umschlagsperiode dauert also 12 Wochen. Nach Verlauf der 9 Wochen ist das vorgeschossene produktive Kapital in Warenkapital verwandelt, aber es haust nun drei Wochen in der Zirkulationsperiode. Der neue Produktionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt oder für ein Viertel der ganzen Umschlagsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 260.

Page 224: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

66

„Soll die Produktion daher kontinuierlich sein und Woche aus, Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nun zweierlei möglich. Entweder muss der Maßstab der Produktion verkürzt werden, so dass also die 900000 Euro reichen, um die Arbeit in Gang zu halten, sowohl während der Arbeitsperiode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. ... 900000 Euro auf 12 Wochen verteilt, gibt 75000 Euro wöchentlich. ... Zunächst ist klar, dass eine solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürzte Geschäftsauslage voraussetzt. Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkürzung überhaupt stattfinden kann, da der Entwicklung der Produktion in den verschiedenen Geschäften gemäß ein Normalminimum der Kapitalanlage besteht, unterhalb dessen das einzelne Geschäft konkurrenzunfähig wird. ... Um die Produktion kontinuierlich zu machen, ist hier die Ausgabe desselben zirkulierenden Kapitals über eine größere Zeitlänge verteilt, über 12 Wochen statt über 9. In jedem gegebenen Zeitabschnitt fungiert also ein verkürztes produktives Kapital; der flüssige Teil des produktiven Kapitals ist verkürzt von 10000 auf 75000 oder um ein Viertel.“ K. Marx, Kapital 2.: 261.

„Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schließe eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des wöchentlich vorzuschießenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kontinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges flüssiges Kapital, im obigen Fall von 300000 Euro. Während der Umschlagsperiode von 12 Wochen werden allmählich 1200000 Euro vorgeschossen, davon 300000 der vierte Teil ist, wie 3 Wochen von 12. Nach der Arbeitsperiode von 9 Wochen ist der Kapitalwert von 900000 Euro aus der Form von produktivem Kapital in die Form von Warenkapital verwandelt. Seine Arbeitsperiode ist beschlossen, aber sie kann nicht mit demselben Kapital erneuert werden. ... Es wird hier von allen Kreditverhältnisses abgesehen und daher unterstellt, dass der Kapitalist nur mit eignem Kapital wirtschaftet. Während aber das für die erste Arbeitsperiode vorgeschossene Kapital ... sich während 3 Wochen im Zirkulationsprozess aufhält, fungiert ein zuschüssig ausgelegtes Kapital von 300000 Euro, so dass die Kontinuität der Produktion nicht unterbrochen wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 262. „Was durch diese Verteilung des Kapitals in ursprünglich produktives und Zuschusskapital überhaupt erreicht ist, ist die ununterbrochene Aufeinanderfolge der Arbeitsperioden, die

Page 225: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

67

beständige Funktion eines gleich großen Teils des vorgeschossenen Kapitals als produktives Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 268.“ K. Marx, Kapital 2.: 268.

„Es ist nun hierbei folgendes zu bemerken: Erstens: Die Arbeitsperiode des zuerst vorgeschossenen Kapitals von 900000 Euro ist beendet nach 9 Wochen, und es fließt nicht zurück vor 3 Wochen, also erst mit Beginn der 13. Woche. Aber eine neue Arbeitsperiode wird sofort wieder eröffnet mit dem zuschüssigen Kapital von 300000 Euro. Eben dadurch ist die Kontinuität der Produktion hergestellt. Zweitens: Die Funktionen des ursprünglichen Kapitals von 900000 Euro und des am Schluss der ersten Arbeitsperiode von 9 Wochen neu zugeschossenen Kapitals von 300000 Euro, das die zweite Arbeitsperiode nach Schluss der ersten ohne Unterbrechung eröffnet, sind in der ersten Umschlagsperiode genau geschieden...., während sie dagegen im Verlauf der zweiten Umschlagsperiode einander durchkreuzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 262f. „Stellen wir uns die Sache sinnlich vor...“ K. Marx, Kapital 2.: 263.

Wir finden erstens: Es „durchkreuzen sich die Bewegungen der beiden Kapitale... schon von der zweiten Umschlagsperiode an. Es bildet dann das zuschüssige Kapital II zusammen mit einem Teil des Kapitals I das in der zweiten Umschlagsperiode fungierende Kapital, während der Rest des Kapitals I für die ursprüngliche Funktion des Kapitals II freigesetzt wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 265. „Zweitens: Das Kapital, welches während der Arbeitsperiode fungiert hat, liegt während der Umlaufszeit brach... Für diese Zeit tritt dann das Zuschusskapital II ein... Aber das zuschüssige Kapital, erforderlich, um die Kontinuität der Produktion während der Umlaufszeit zu bewirken, ist ... nur (bestimmt) durch das Verhältnis der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. (Es ist hier natürlich vorausgesetzt, dass sämtliche Umschläge unter denselben Bedingungen vorgehen.)“ K. Marx, Kapital 2.: 265. „Je nach der verschiedenen Länge der Umschlagsperiode und dem verschiedenen Verhältnis

Page 226: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

68

ihrer beiden Bestandteil - Arbeitsperiode und Zirkulationsperiode - ist der Bestandteil des vorgeschossenen Kapitalwerts, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert werden muss, verschieden im Verhältnis zu dem produktiven Kapital, das er in Bewegung setzt...“ K. Marx, Kapital 2.: 354.

„Ein sehr bedeutender Teil des jährlich mehrmals umschlagenden gesellschaftlichen zirkulierenden Kapitals wird sich also während des jährlichen Umschlagszyklus periodisch in der Form von freigesetztem Kapital befinden.“ K. Marx, Kapital 2.: 282. „Drittens: Ob die Produktionszeit länger ist als die Arbeitszeit, ändert an den hier betrachteten Umständen nichts. Es werden dadurch allerdings die Gesamtumschlagsperioden verlängert, aber wegen dieses verlängerten Umschlags wird kein zuschüssiges Kapital für den Arbeitsprozess erheischt. Das zuschüssige Kapital hat nur den Zweck, die durch die Umlaufszeit entstehenden Lücken im Arbeitsprozess auszufüllen; es soll also die Produktion nur vor Störungen schützen, die aus der Umlaufszeit entspringen;“ K. Marx, Kapital 2.: 266. „Viertens: ... Das Zuschusskapital teilt sich ein ganz wie das ursprüngliche. Was es aber von Kapital I unterscheidet, ist, dass es (von Kreditverhältnissen abgesehen), um für seine eigne Arbeitsperiode disponibel zu sein, vorgeschossen sein muss schon während der ganzen Dauer der ersten Arbeitsperiode von Kapital I, in die es nicht eingeht. Während dieser Zeit kann es, teilweise wenigstens, schon in konstantes zirkulierendes Kapital verwandelt werden, das für die ganze Umschlagsperiode vorgeschossen ist. Wieweit es diese Form annimmt oder wieweit es in der Form von zuschüssigem Geldkapital verharrt, bis zu dem Moment, wo diese Verwandlung notwendig wird, wird abhängen teils von den besonderen Produktionsbedingungen bestimmter Geschäftszweige, teils von Lokalumständen, teils von Preisschwankungen der Rohstoffe etc. Das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, wird sich stets ein mehr oder minder bedeutender Teil dieses zuschüssigen Kapitals für längere Zeit im Zustand des Geldkapitals befinden.“ K. Marx, Kapital 2.: 266f. „Sehn wir uns nun das freigesetzte, in der Tat suspendierte Kapital näher an, so zeigt sich, dass ein bedeutender Teil desselben stets die Form von Geldkapital besitzen muss. Bleiben wir bei dem Beispiel: Arbeitsperiode 6 Wochen, Zirkulationsperiode 3 Wochen, Auslage per Woche 100000 Euro In der Mitte der zweiten Arbeitsperiode, Ende der 9. Woche, fließen 600000 Euro zurück, von denen nur 300000 Euro während des Rests der Arbeitsperiode anzulegen sind. Ende der zweiten Arbeitsperiode werden also 300000 Euro davon freigesetzt. In welchem Zustand befinden sich diese 300000 Euro? Wir wollen annehmen, dass 1/3 für Arbeitslohn, 2/3 für Roh- und Hilfsstoffe auszulegen sind. ... Es wird also von den Marktverhältnissen abhängen, ob er (der Kapitalist) diese 200000 Euro sofort wieder ganz oder nur zum Teil in überschüssigen produktiven Vorrat verwandeln oder sie ganz oder teilweise in Erwartung günstigerer Marktverhältnisse als Geldkapital festhalten wird. Andrerseits versteht sich von selbst, dass der in Arbeitslohn auszulegende Teil = 200000 Euro in Geldform festgehalten wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 284.

„Dies Hereinkommen des zur Verwandlung der Umlaufszeit von Kapital I in Produktionszeit nötigen Zuschusskapitals vermehrt also nicht nur die Größe des vorgeschossenen Kapitals und die Länge der Zeit, wofür das Gesamtkapital notwendig vorgeschossen wird, sondern es vermehrt auch spezifisch den Teil des vorgeschossenen Kapitals, der als Geldvorrat existiert....“ K. Marx, Kapital 2.: 267. b) Verkürzen sich die Zirkulationszeiten, dann setzt das überflüssiges Kapital frei.

Page 227: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

69

Verlängern sich die Zirkulationszeiten dann macht das weiteres Zuschusskapital nötig. Beide Wirkungen sind störend: „Nehmen wir in unserm Beispiel an, die Zirkulationszeit verkürze sich von 3 Wochen auf 2. Dies sei nicht normal, sondern etwa Folge guter Geschäftszeit... etc. Das Kapital von 600000 Euro, das während der Arbeitsperiode ausgelegt worden, fließt eine Woche früher als nötig zurück, es ist also für diese Woche freigesetzt... Da dies nicht nur einen Kapitalisten betrifft, sondern viele und zu verschiedenen Perioden in verschiedenen Geschäftszweigen sich ereignet, so erscheint hiermit mehr verfügbares Geldkapital auf dem Markt... Man sieht hieraus, wie ein Überfluss von Geldkapital entstehen kann - und zwar nicht nur in dem Sinn, dass das Angebot von Geldkapital größer ist als die Nachfrage; dies ist immer nur ein relativer Überfluss, die z.B. stattfindet in der ‚melancholischen Periode‘, welche nach Ende der Krise den neuen Zyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn, dass für die Betreibung des gesamten gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses (welcher den Zirkulationsprozess einschließt), ein bestimmter Teil des vorgeschossenen Kapitalwerts überflüssig und daher in der Form von Geldkapital ausgeschieden ist; ein Überfluss, entstanden bei gleichbleibender Stufenleiter des Produktion und gleichbleibenden Preisen durch bloße Kontraktion der Umschlagsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 285. „Das so durch den bloßen Mechanismus der Umschlagsbewegung freigesetzte Geldkapital (neben dem durch allmählichen Rückfluss des fixen Kapitals und dem in jedem Arbeitsprozess für variables Kapital nötigem Geldkapital) muss eine bedeutende Rolle spielen, sobald sich das Kreditsystem entwickelt, und muss zugleich eine der Grundlagen desselben bilden.“ K. Marx, Kapital 2.: 284. „Nehmen wir umgekehrt an, die Zirkulationsperiode verlängere sich, sage von 3 Wochen zu 5.... Bei längerer Dauer dieses Zustandes könnte ... Kontraktion des Produktionsprozesses ... eintreten. Um aber den Prozess auf derselben Stufenleiter fortzuführen, müsste das vorgeschossene Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängerung der Zirkulationsperiode ... vermehrt werden. Dies Zusatzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 285f. „Die Ökonomen, bei denen überhaupt nichts Klares über den Mechanismus des Umschlags zu finden ist, übersehn fortwährend dies Hauptmoment, dass stets nur ein Teil des industriellen Kapitals tatsächlich im Produktionsprozess engagiert sein kann, wenn die Produktion ununterbrochen vorangehen soll. Während der eine Teil sich in der Produktionsperiode befindet, muss stets ein andrer Teil sich in der Zirkulationsperiode befinden. Oder mit andern Worten, der eine Teil kann nur als produktives Kapital fungieren unter der Bedingung, dass ein andrer Teil in der Form von Waren- oder Geldkapital der eigentlichen Produktion entzogen bleibt. Indem dies übersehen wird, wird überhaupt die Bedeutung und Rolle des Geldkapitals übersehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 269.

Kapital 2.287-295

a)Die Zirkulationszeit macht einerseits zusätzlichen Kapitalvorschuss für einen ununterbrochenen Produktionsprozess nötig und lässt andererseits dieselbe Kapitalgröße zu einem späteren Zeitpunkt unbeschäftigt: „Nehmen wir das Warenkapital, welches das Produkt einer Arbeitsperiode ist, z.B. von neun

Page 228: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

70

Wochen. Sehn wir einstweilen ab sowohl von dem Wertteil des Produkts, der ihm durch den Durchschnittsverschleiß des fixen Kapitals zugesetzt ist, wie von dem während des Produktionsprozesses ihm zugesetzten Mehrwert, so ist der Wert dieses Produkts gleich dem Wert des zu seiner Produktion vorgeschossenen flüssigen Kapitals, d. h. des Arbeitslohns und der in seiner Produktion aufgezehrten Roh- und Hilfsstoffe. Dieser Wert sei = 900000 Euro, so dass die Wochenauslage 100000 Euro beträgt. ... Die Umlaufszeit dauere 3 Wochen. Die ganze Umschlagsperiode dauert also 12 Wochen. Nach Verlauf der 9 Wochen ist das vorgeschossene produktive Kapital in Warenkapital verwandelt, aber es haust nun drei Wochen in der Zirkulationsperiode. Der neue Produktionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt oder für ein Viertel der ganzen Umschlagsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 260.

„Nehmen wir aber ... an, die Anlage des Geschäfts schließe eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des wöchentlich vorzuschießenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kontinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges flüssiges Kapital, im obigen Fall von 300000 Euro. ... Während ... das für die erste Arbeitsperiode vorgeschossene Kapital ... sich während 3 Wochen im Zirkulationsprozess aufhält, fungiert ein zuschüssig ausgelegtes Kapital von 300000 Euro, so dass die Kontinuität der Produktion nicht unterbrochen wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 262.

Page 229: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

71

„Sehn wir uns nun das freigesetzte, in der Tat suspendierte Kapital näher an, so zeigt sich, dass ein bedeutender Teil desselben stets die Form von Geldkapital besitzen muss. Bleiben wir bei dem Beispiel: Arbeitsperiode 6 Wochen, Zirkulationsperiode 3 Wochen, Auslage per Woche 100000 Euro In der Mitte der zweiten Arbeitsperiode, Ende der 9. Woche, fließen 600000 Euro zurück, von denen nur 300000 Euro während des Rests der Arbeitsperiode anzulegen sind. Ende der zweiten Arbeitsperiode werden also 300000 Euro davon freigesetzt. In welchem Zustand befinden sich diese 300000 Euro? Wir wollen annehmen, dass 1/3 für Arbeitslohn, 2/3 für Roh- und Hilfsstoffe auszulegen sind. ... Es wird also von den Marktverhältnissen abhängen, ob er (der Kapitalist) diese 200000 Euro sofort wieder ganz oder nur zum Teil in überschüssigen produktiven Vorrat verwandeln oder sie ganz oder teilweise in Erwartung günstigerer Marktverhältnisse als Geldkapital festhalten wird. Andrerseits versteht sich von selbst, dass der in Arbeitslohn auszulegende Teil = 200000 Euro in Geldform festgehalten wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 284.

b) Verkürzen sich die Zirkulationszeiten, dann setzt das überflüssiges Kapital frei: „Nehmen wir in unserm Beispiel an, die Zirkulationszeit verkürze sich von 3 Wochen auf 2. Dies sei nicht normal, sondern etwa Folge guter Geschäftszeit... etc. Das Kapital von 600000 Euro, das während der Arbeitsperiode ausgelegt worden, fließt eine Woche früher als nötig zurück, es ist also für diese Woche freigesetzt... Da dies nicht nur einen Kapitalisten betrifft, sondern viele und zu verschiedenen Perioden in verschiedenen Geschäftszweigen sich ereignet, so erscheint hiermit mehr verfügbares Geldkapital auf dem Markt... Man sieht hieraus, wie ein Überfluss von Geldkapital entstehen kann - und zwar ... in dem Sinn, dass für die Betreibung des gesamten gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses (welcher den Zirkulationsprozess einschließt), ein bestimmter Teil des vorgeschossenen Kapitalwerts überflüssig und daher in der Form von Geldkapital ausgeschieden ist; ein Überfluss, entstanden bei gleichbleibender Stufenleiter des Produktion und gleichbleibenden Preisen durch bloße Kontraktion der Umschlagsperiode.“ K. Marx, Kapital 2.: 285. c) Verlängern sich die Zirkulationszeiten, dann macht das weiteres Zuschusskapital

Page 230: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

72

nötig: „Nehmen wir umgekehrt an, die Zirkulationsperiode verlängere sich, sage von 3 Wochen zu 5.... Bei längerer Dauer dieses Zustandes könnte ... Kontraktion des Produktionsprozesses ... eintreten. Um aber den Prozess auf derselben Stufenleiter fortzuführen, müsste das vorgeschossene Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängerung der Zirkulationsperiode ... vermehrt werden. Dies Zusatzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 285f.

Rückblick: Faktoren, die die Länge der Umschlagsperiode und damit den Kapitalvorschuss beeinflussen. „Soweit die größere oder geringere Länge der Umschlagsperiode abhängt von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d.h. der Periode nötig, um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den jedes Mal gegebenen sachlichen Produktionsbedingungen der verschiedenen Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultur mehr den Charakter von Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufaktur und dem größten Teil der extraktiven Industrie mit der gesellschaftlichen Entwicklung des Produktionsprozesses selbst wechseln.“ K. Marx, Kapital 2.: 318. „Soweit ... die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der Zirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Teil zwar bedingt durch den beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größere oder geringere Leichtigkeit zu verkaufen und die dieser entspringende Notwendigkeit, das Produkt teilweise auf nähern oder entfernteren Markt zu werfen. Abgesehen vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt hier die Bewegung der Preise hier ein Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen absichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umgekehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten oder im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materielle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom Absatzmarkt.“ K. Marx, Kapital 2.: 318f.

Wirkung von Preiswechsel (auf den Kapitalvorschuss) „Wir haben ... unterstellt gleichbleibende Preise, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion auf der einen Seite, Kontraktion oder Expansion der Zirkulationszeit auf der andern. Unterstellen wir jetzt dagegen gleichbleibende Größe der Umschlagsperiode, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion, aber auf der andern Seite Preiswechsel, d.h. Fallen oder Steigen im Preis von Rohmaterialien, Hilfsstoffen und Arbeit oder der beiden ersten Elemente.“ K. Marx, Kapital 2.: 287.

1a)Wirkungen eines Preisfalls beim produktiven Kapital: „Gesetzt der Preis von Roh- und Hilfsstoffen, sowie der Arbeitslohn, falle um die Hälfte. Es wären dann in also in unserem Beispiel wöchentlich 50000 Euro statt 100000 Euro und für die neunwöchentliche Umschlagsperiode 450000 Euro statt 900000 Euro vorgeschossenes Kapital nötig. 450000 Euro des vorgeschossenen Kapitalwerts werden ausgeschieden zunächst als Geldkapital, aber der Produktionsprozess auf derselben Stufenleiter und mit derselben Umschlagsperiode und der früheren Teilung derselben werde fortgesetzt. Auch die jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber ihr Wert ist um die Hälfte gefallen.“ K. Marx, Kapital 2.: 287. “Der Fall im Wert, bzw. Preis, der Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte hätte zuerst die Wirkung, dass ein um die Hälfte verminderter Kapitalwert für das nach wie vor auf gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft X vorgeschossen, also auch nur die Hälfte Geld von Seiten des Geschäfts X auf den Markt zu werfen wäre, da das Geschäft X diesen

Page 231: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

73

Kapitalwert zunächst in der Form von Geld, d.h. als Geldkapital vorschießt. Die in Zirkulation geworfene Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der Produktionselemente gefallen wäre. Dies wäre die erste Wirkung. Zweitens aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschossenen Kapitalwerts von 900000 Euro = 450000 Euro ... würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Geschäfts X und daher als zuschüssiges Geldkapital auf den Geldmarkt treten... Die nächste Form, sie als Kapital wirken zu lassen, ist, sie als Geldkapital auf den Geldmarkt zu werfen. Andererseits könnte auch die Stufenleiter der Produktion (abgesehen vom fixen Kapital) verdoppelt werden. Mit demselben vorgeschossenen Kapital von 900000 Euro würde dann ein Produktionsprozess von doppeltem Umfang betrieben.“ K. Marx, Kapital 2.: 288. 1b) Wirkungen eines Preisanstiegs beim produktiven Kapital: „Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte, so wären statt ... 900000 Euro vielmehr 1350000 Euro nötig. 450000 Euro zuschüssiges Kapital wäre nötig, um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu betreiben, und dies würde alles in allem, je nach dem Stand des Geldmarktes, einen größeren oder geringeren Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf ihm verfügbare Kapital schon verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz um verfügbares Kapital (mit steigenden Zinsen). Läge ein Teil desselben brach, so würde er ... in Aktivität gerufen.“ K. Marx, Kapital 2.: 288. 2a) Wirkungen eines Preisfalls beim Warenkapital: „Aber es kann auch ..., bei gegebener Stufenleiter der Produktion, gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibenden Preise der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der Produkte des Geschäfts X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom Geschäft X gefertigten Waren, so sinkt der Preis seines Warenkapitals von 600000 Euro... z.B. auf 500000 Euro. Ein Sechstel vom Wert des vorgeschossenen Kapitals fließt also nicht aus dem Zirkulationsprozess zurück (der im Warenkapital steckende Mehrwert bleibt hier außer Frage); es geht demselben verloren. ... Es müssten also 100000 Euro zuschüssiges Geldkapital verausgabt werden, um die Produktion auf derselben Stufenleiter fortzusetzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 288f. 2b) Wirkungen eines Preisanstiegs beim Warenkapital: „Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der Preis des Warenkapitals von 600000 Euro auf z.B. 700000 Euro. Ein Siebtel seines Preises = 100000 Euro kommt nicht aus dem Produktionsprozess her, ist nicht in ihm vorgeschossen worden, sondern fließt aus dem Zirkulationsprozess her. Es sind aber nur 600000 Euro nötig, um die produktiven Elemente zu ersetzen; also Freisetzung von 100000 Euro.“ K. Marx, Kapital 2.: 289. „Steigt ... der Preis des Produkts, so wird ein Kapitalteil, der nicht vorgeschossen war, aus der Zirkulation angeeignet. ... Dieser Gewinn würde dem Kapitalisten ein Zuschusskapital liefern...“ K. Marx, Kapital 2.: 294f. „Die Untersuchung der Ursachen, warum ... die Preise von Rohmaterial und Arbeit, oder ... die Preise der gelieferten Produkte steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Untersuchung.“ K. Marx, Kapital 2.: 289.

Umschlag des variablen Kapitals

Kapital 2.:296-320

Page 232: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

74

Wirkung von Preiswechsel (auf den Kapitalvorschuss) „Wir haben ... unterstellt gleichbleibende Preise, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion auf der einen Seite, Kontraktion oder Expansion der Zirkulationszeit auf der andern. Unterstellen wir jetzt dagegen gleichbleibende Größe der Umschlagsperiode, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion, aber auf der andern Seite Preiswechsel, d.h. Fallen oder Steigen im Preis von Rohmaterialien, Hilfsstoffen und Arbeit oder der beiden ersten Elemente.“ K. Marx, Kapital 2.: 287. 1a)Bei einem Preisfall des produktiven Kapitals wird Kapital freigesetzt, das entweder auf den Geldmarkt drängt oder in die Produktionserweiterung gesteckt wird. 1b)Ein Preisanstieg beim produktiven Kapital bindet Kapital bzw. macht Zuschusskapital nötig, damit die Produktion auf gleicher Stufenleiter fortgesetzt werden kann. 2a)Ein Preisfall beim Warenkapital macht zuschüssiges Kapital nötig, um den Produktionsprozess ungestört fortsetzen zu können. 2b)Ein Preisanstieg beim Warenkapital verschafft dem Kapitalisten einen zusätzlichen Gewinn, setzt also zusätzliches Kapital frei. „Die Untersuchung der Ursachen, warum ... die Preise von Rohmaterial und Arbeit, oder ... die Preise der gelieferten Produkte steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Untersuchung.“ K. Marx, Kapital 2.: 289.

16. Kapitel Der Umschlag des variablen Kapitals I. Die Jahresrate des Mehrwerts „Wir haben bisher von einem Wertteil des Warenkapitals ganz abgesehen, nämlich von dem in ihm steckenden Mehrwert, der während des Produktionsprozesses produziert und dem Produkt einverleibt worden ist. Hierauf haben wir jetzt unser Augenmerk zu richten.“ K. Marx, Kapital 2.: 298. „Gesetzt das wöchentlich ausgelegte variable Kapital von 100000 Euro produziert einen Mehrwert von 100 % = 100000 Euro, so produziert das in der Umschlagsperiode von 5 Wochen ausgelegte variable Kapital von 500000 Euro einen Mehrwert von 500000 Euro, d.h. eine Hälfte des Arbeitstags besteht aus Mehrarbeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 298. „Das variable Kapital von 500000 Euro, welches zehnmal im Jahr umschlägt, innerhalb des Jahres einen Mehrwert von 5000000 Euro produziert, für welches die Jahresrate des Mehrwerts also = 1000 % ist, wollen wir Kapital A nennen. Unterstellen wir nun, dass ein andres variables Kapital B von 5000000 Euro für ein ganzes Jahr (d.h. hier für 50 Wochen) vorgeschossen wird, und daher nur einmal im Jahr umschlägt. Wir unterstellen dabei ferner, dass Ende des Jahres das Produkt am selben Tag bezahlt wird, wo es fertig, also das Geldkapital, worin es verwandelt, am selben Tag zurückfließt. Die Zirkulationsperiode ist also hier = 0, die Umschlagsperiode = der Arbeitsperiode, nämlich = 1 Jahr. Wie im vorigen Fall befindet sich im Arbeitsprozess jede Woche ein variables Kapital von 100000 Euro, daher in 50 Wochen von 5000000 Euro. Die Rate des Mehrwerts sei ferner dieselbe = 100 %, d.h. bei gleicher Länge des Arbeitstages bestehe die Hälfte aus Mehrarbeit. Betrachten wir 5 Wochen, so ist das angelegte variable Kapital = 500000 Euro, Rate des Mehrwerts = 100 %, die während der 5 Wochen erzeugte Masse des Mehrwerts also 500000 Euro. Die Masse der Arbeitskraft, die hier ausgebeutet wird, und der Ausbeutungsgrad derselben,

Page 233: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

75

sind hier nach der Voraussetzung exakt gleich denen von Kapital A.“ K. Marx, Kapital 2.: 299.

„Bei Kapital A wie bei Kapital B haben wir wöchentlich 100000 Euro variables Kapital verausgabt; der Verwertungsgrad oder die Rate des Mehrwerts ist ebenso dieselbe = 100 %; die Größe des variablen Kapitals ist auch dieselbe = 100000 Euro. Es wird dieselbe Masse Arbeitskraft ausgebeutet, die Größe und der Grad der Ausbeutung sind in beiden Fällen dieselben, die Arbeitstage sind gleich, und gleich geteilt in notwendige Arbeit und Mehrarbeit. Die während des Jahres angewandte variable Kapitalsumme ist gleich groß, = 5000000 Euro, setzt dieselbe Masse von Arbeit in Bewegung und zieht aus der von den beiden gleichen Kapitalen in Bewegung gesetzten Arbeitskraft dieselbe Masse Mehrwert, 5000000 Euro. Dennoch ist in der Jahresrate des Mehrwerts von A und B eine Differenz von 900 %. (A hat eine Jahresrate des Mehrwerts von 1000 %, B hat eine Jahresrate des Mehrwerts von 100 %.) Dies Phänomen sieht allerdings so aus, als hinge die Rate des Mehrwerts nicht nur ab von der Masse und dem Exploitationsgrad der vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbeitskraft, sondern außerdem von, aus dem Zirkulationsprozess entspringenden, unerklärlichen Einflüssen; und in der Tat ist dies Phänomen so gedeutet worden...“ K. Marx, Kapital 2.: 299-300.

„Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort, wenn wir nicht nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A und Kapital B unter exakt dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, wenn das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Umfang nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird wie Kapital A.“ K. Marx, Kapital 2.: 300. (In jedem einzelnen Zeitraum von 5 Wochen wirken Kapital A und Kapital B jeweils mit 500000 Euro variables Kapital, schaffen also gleich viel Mehrwert. Gleichzeitig ruht aber der Rest von Kapital B, nämlich 4500000 Euro und ist nicht produktiv angewandt. Übers Jahr gesehen setzen beide Kapitale gleich viel Arbeitskraft in Bewegung, das Kapital A mit 10 Umschlägen, das Kapital B mit nur einem Umschlag. Zur jeweils gleichen Zeit setzen sie gleich viel Arbeitskraft in Bewegung und schaffen damit bei gleicher Ausbeutungsrate gleich viel Mehrwert.) „Es ist nur das im Arbeitsprozess wirklich angewandte Kapital, welches den Mehrwert erzeugt und für welches alle über den Mehrwert gegebenen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, dass bei gegebener Rate die Masse des Mehrwerts durch die relative Größe des variablen Kapitals bestimmt ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 300. „Aber durch seinen zehnmaligen Umschlag, und daher durch die zehnmalige Erneuerung seines Vorschusses, verrichtet das Kapital von 500000 Euro die Funktion eines zehnmal größeren Kapitals, eines Kapitals von 5000000 Euro, ganz wie 500 Euro, die zehnmal im Jahre umlaufen, dieselbe Funktion vollziehen wie 5000 Euro, die nur einmal umlaufen.“ K. Marx, Kapital 2.: 310. „Es hat sich ... aus der bisherigen Untersuchung ergeben, dass je nach den verschiedenen Größen der Umschlagsperiode Geldkapital von sehr verschiedenem Umfang vorzuschießen ist, um dieselbe Masse produktives zirkulierendes Kapital und dieselbe Arbeitsmasse bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 316. „Je kürzer die Umschlagsperiode des Kapitals - in je kürzeren Zeiträumen daher seine Reproduktionstermine sich innerhalb des Jahrs erneuern -, um so rascher verwandelt sich

Page 234: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

76

der ursprünglich in Geldform vom Kapitalisten vorgeschossene variable Teil seines Kapitals in die Geldform des vom Arbeiter zum Ersatz dieses variablen Kapitals geschaffenen Wertprodukts (das außerdem Mehrwert einschließt); desto kürzer ist also die Zeit, wofür der Kapitalist Geld aus seinem eignen Fonds vorschießen muss, desto kleiner ist, im Verhältnis zu gegebenem Umfang der Produktionsleiter, das Kapital, das er überhaupt vorschießt...“ K. Marx, Kapital 2.: 315f. „Bei gegebener Stufenleiter der Produktion verringert sich im Verhältnis zur Kürze der Umschlagsperiode die absolute Größe des vorgeschossenen variablen Geldkapitals (wie des zirkulierenden Kapitals überhaupt) und wächst die Jahresrate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 2.: 316.

„Denken wir die Gesellschaft nicht kapitalistisch, sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital ganz fort, also auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch es hineinkommen. Die Sache reduziert sich einfach darauf, dass die Gesellschaft im voraus berechnen muss, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel sie ohne irgendwelchen Abbruch auf Geschäftszweige verwenden kann, die, wie Bau von Eisenbahnen, z.B. für längere Zeit, ein Jahr oder mehr, weder Produktionsmittel noch Lebensmittel, noch irgendeinen Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel der jährlichen Gesamtproduktion entziehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 317.

Die Zirkulation des Mehrwerts

Kapital 2.:321-326 Angenommen ein Kapital A schlägt zehnmal im Jahr um, und ein Kapital B, das zehnmal so groß ist wie A, schlägt einmal im Jahr um, dann produzieren beide Kapitale (alle anderen Umstände gleich gesetzt) in einem Jahr gleich viel Mehrwert. Ein kleines Kapital kann also durch schnelleren Umschlag ebensoviel Mehrwert produzieren wie ein größeres Kapital mit langsamerem Umschlag. Scheinbar stellt das die bisher behandelten Gesetze der Mehrwertproduktion außer Kraft. „Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort, wenn wir nicht nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A und Kapital B unter exakt dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, wenn das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Umfang nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird wie Kapital A.“ K. Marx, Kapital 2.: 300. In jedem einzelnen Zeitraum von ca. 5 Wochen wirken Kapital A und Kapital B jeweils mit demselben variablen Kapital, schaffen also gleich viel Mehrwert. Gleichzeitig ruhen aber 9/10 des variablen Kapitals B und werden nicht produktiv angewandt. Übers Jahr gesehen setzen beide Kapitale gleich viel Arbeitskraft in Bewegung, das Kapital A mit 10 Umschlägen, das Kapital B mit nur einem Umschlag. Zur jeweils gleichen Zeit setzen sie gleich viel Arbeitskraft in Bewegung und schaffen damit bei gleicher Ausbeutungsrate gleich viel Mehrwert. „Es ist nur das im Arbeitsprozess wirklich angewandte Kapital, welches den Mehrwert erzeugt und für welches alle über den Mehrwert gegebenen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, dass bei gegebener Rate die Masse des Mehrwerts durch die relative Größe des variablen Kapitals bestimmt ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 300. „Es hat sich ... aus der bisherigen Untersuchung ergeben, dass je nach den verschiedenen Größen der Umschlagsperiode Geldkapital von sehr verschiedenem Umfang vorzuschießen

Page 235: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

77

ist, um dieselbe Masse produktives zirkulierendes Kapital und dieselbe Arbeitsmasse bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 316. „Denken wir die Gesellschaft nicht kapitalistisch, sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital ganz fort... Die Sache reduziert sich einfach darauf, dass die Gesellschaft im voraus berechnen muss, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel sie ohne irgendwelchen Abbruch auf Geschäftszweige verwenden kann, die, wie Bau von Eisenbahnen, z.B. für längere Zeit, ein Jahr oder mehr, weder Produktionsmittel noch Lebensmittel, noch irgendeinen Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel der jährlichen Gesamtproduktion entziehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 317.

II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals 17. Kapitel Die Zirkulation des Mehrwerts „Wir haben bisher gesehen, dass die Verschiedenheit in der Umschlagsperiode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerts erzeugt, selbst bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerts. Aber es findet ferner notwendig Verschiedenheit statt in der Kapitalisation des Mehrwerts, der Akkumulation, und insofern auch in der, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, während des Jahrs erzeugten Mehrwertmasse.“ K. Marx, Kapital 2.: 321. „Wir bemerken nun zunächst, dass das Kapital A (im Beispiel des vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Ausnahme der Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen eignen Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwert bestreitet und nicht aus eigenem Fonds vorzuschießen hat. Dies letztere findet dagegen bei B statt. Es produziert zwar während derselben Zeitabschnitte ebensoviel Mehrwert wie A, aber der Mehrwert ist nicht realisiert und kann daher weder individuell verzehrt werden noch produktiv.

Soweit der individuelle Verzehr (des Kapitalisten) in Betracht kommt, wird der Mehrwert vorweggenommen. Fonds dafür muss vorgeschossen werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 321. „Für die Reproduktion sind nur zwei normale Fälle möglich, abgesehen von Störungen, welche selbst die Reproduktion auf gegebener Stufenleiter hemmen. Entweder es findet Reproduktion auf einfacher Stufenleiter statt. Oder es findet Kapitalisierung von Mehrwert statt, Akkumulation.“ K. Marx, Kapital 2.: 326.

Kapital 2.326 - 345 17. Kapitel Die Zirkulation des Mehrwerts „Wir haben bisher gesehen, dass die Verschiedenheit in der Umschlagsperiode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerts erzeugt, selbst bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerts. Aber es findet ferner notwendig Verschiedenheit statt in der Kapitalisation des Mehrwerts, der Akkumulation, und insofern auch in der ... während des Jahrs erzeugten Mehrwertmasse.“ K. Marx, Kapital 2.: 321.

I. Einfache Reproduktion „Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich oder mit mehreren Umschlägen innerhalb des Jahres periodisch produzierte und realisierte Mehrwert individuell, d.h. unproduktiv, konsumiert von seinen Eignern, den Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital 2.: 326.

Page 236: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

78

„Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet, z.B. einen Pächter. Während des ersten Jahres schießt er ein Geldkapital, sage von 500000 Euro vor, in Zahlung von Produktionsmitteln (400000 Euro) und von Arbeitskraft (100000 Euro). Die Mehrwertrate sei 100 %, der von ihm angeeignete Mehrwert = 100000 Euro. Die obigen 500000 Euro schließen alles Geld ein, was er als Geldkapital vorschießt. Aber der Mann muss auch leben, und er nimmt kein Geld ein vor Ende des Jahres. Sein Konsum betrage 100000 Euro. Diese muss er besitzen. Er schießt dies Geld nicht vor als Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Äquivalent in Lebensmitteln, die er verzehrt. Dieser Wert ist von ihm in Geld verausgabt, in die Zirkulation geworfen und in Warenwerten entzogen worden. Diese Warenwerte hat er verzehrt. .... Am Ende des Jahres nun wirft er in die Zirkulation einen Warenwert von 600000 Euro und verkauft ihn. Damit fließt für ihn zurück: 1. sein vorgeschossenes Geldkapital von 500000 Euro; 2. der versilberte Mehrwert von 100000 Euro. Er hat 500000 Euro als Kapital vorgeschossen, in die Zirkulation geworfen, und entzieht ihr 600000 Euro, 500000 Euro für Kapital und 100000 Euro für Mehrwert. Die letzteren 100000 Euro sind versilbert mit dem Geld, das er selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in die Zirkulation geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat. Sie kehren jetzt zu ihm zurück als Geldform des von ihm produzierten Mehrwerts. Und von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich.“ K. Marx, Kapital 2.: 336. „In diesem Fall war angenommen, dass die Geldsumme, die der Kapitalist bis zum ersten Rückfluss seines Kapitals zur Bestreitung seiner individuellen Konsumtion in Zirkulation wirft, exakt gleich ist dem von ihm produzierten und daher zu versilbernden Mehrwert. Dies ist offenbar, mit Bezug auf den einzelnen Kapitalisten, eine willkürliche Annahme. Aber sie muss richtig sein für die gesamte Kapitalistenklasse, bei Unterstellung einfacher Reproduktion. Sie drückt nur dasselbe aus, was diese Unterstellung besagt, nämlich dass der ganze Mehrwert.... unproduktiv verzehrt wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 337. „In der Tat, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitalistenklasse selbst wirft das Geld in Zirkulation, das zur Realisierung des in den Waren steckenden Mehrwerts dient. Aber wohlgemerkt: sie wirft es hinein nicht als vorgeschossenes Geld, also nicht als Kapital. Sie verausgabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Zirkulation ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 335. „Dies Geld wird vom Kapitalisten nicht als Kapital in Zirkulation geworfen. Wohl aber gehört es zur Grundeigenschaft des Kapitalisten, dass er fähig ist, bis zum Rückfluss von Mehrwert von den in seinem Besitz befindlichen Mitteln zu leben.“ K. Marx, Kapital 2.: 336. „Schlüge sein Kapital öfter im Jahre um, so ändert das nichts an der Sache, wohl aber an der Länge der Zeit und daher an der Größe der Summe, die er über sein vorgeschossenes Geldkapital hinaus für seine individuelle Konsumtion in Zirkulation zu werfen hätte.“ K. Marx, Kapital 2.: 336.

„Das Mehrprodukt ..., worin sich der Mehrwert darstellt, kostet die Kapitalistenklasse nichts. Als Klasse besitzt und genießt sie es umsonst, und daran kann die Geldzirkulation nichts ändern. Die Veränderung, die diese vermittelt, besteht einfach darin, dass jeder Kapitalist, statt sein Mehrprodukt in natura zu verzehren, was meist gar nicht angeht, Waren aller Art bis zur Höhe des von ihm angeeigneten Mehrwerts aus dem Gesamtstock des jährlichen gesellschaftlichen Mehrprodukts herauszieht und sich aneignet.

Page 237: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

79

Aber der Mechanismus der Zirkulation hat gezeigt, dass, wenn die Kapitalistenklasse Geld zur Verausgabung von Revenue (=Mehrwert) in die Zirkulation hineinwirft, sie selbiges Geld auch wieder der Zirkulation entzieht und also denselben Prozess stets von neuem beginnen kann; dass sie also als Kapitalistenklasse betrachtet, nach wie vor im Besitz dieser zur Versilberung des Mehrwerts nötigen Geldsumme bleibt. Wenn also nicht nur der Mehrwert, in Form von Waren, vom Kapitalisten für seinen Konsumtionsfonds dem Warenmarkt entzogen wird, sondern zugleich das Geld, womit er diese Waren kauft, an ihn zurückfließt, so hat er offenbar die Waren ohne Äquivalent der Zirkulation entzogen. Sie kosten ihm nichts, obgleich er sie mit Geld zahlt.“ K. Marx, Kapital 2.: 470f. „Das Mehrprodukt ... kostet den Aneignern desselben, den Kapitalisten ... nichts. Die Kapitalisten haben in keinerlei Art Geld oder Waren vorzuschießen, um es zu erhalten... Was sie also vorschießen, ist nichts als ihr konstantes und variables Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 492.

Die für die Zirkulation nötige Geldmenge: „Selbst die einfache Reproduktion unterstellt, muss ... ein Teil des Mehrwerts beständig in Geld und nicht in Produkt existieren, weil er sonst nicht zum Zweck der Konsumtion aus Geld in Produkt verwandelt werden kann. Diese Verwandlung des Mehrwerts aus seiner ursprünglichen Warenform in Geld ist hier weiter zu untersuchen. Zur Vereinfachung der Sache wird die einfachste Form des Problems unterstellt, nämlich die ausschließliche Zirkulation von Metallgeld, von Geld, welches wirkliches Äquivalent ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 327. „Nach den für die einfache Warenzirkulation entwickelten Gesetzen (Buch I, Kap. III, Das Geld oder die Warenzirkulation) muss die Masse des im Lande vorhandenen Metallgelds nicht nur hinreichen, um die Waren zu zirkulieren. Sie muss hinreichen für die Schwankungen des Geldumlaufs, die teils entspringen aus Fluktuationen in der Geschwindigkeit der Zirkulation, teils aus dem Preiswechsel der Waren, teils aus den verschiedenen und wechselnden Proportionen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches Zirkulationsmittel fungiert. Das Verhältnis, worin die vorhandene Geldmasse sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt beständig, aber die Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als Schatz und als umlaufendes Geld vorhandenen Gelds. Diese Geldmasse (Masse edlen Metalls) ist ein nach und nach akkumulierter Schatz der Gesellschaft. Soweit ein Teil dieses Schatzes sich durch Verschleiß verzehrt, muss er jährlich, wie jedes andre Produkt, neu ersetzt werden...“ K. Marx, Kapital 2.: 327. „Abgesehen von dem für Luxusartikel produzierten Gold oder Silber muss das Minimum der jährlichen Gold- und Silberproduktion gleich sein dem durch die jährliche Geldzirkulation bewirkten Verschleiß der Geldmetalle. Ferner: Wächst die Wertsumme der jährlich produzierten und zirkulierten Warenmasse, so muss auch die jährliche Gold- und Silberproduktion wachsen, soweit die gewachsene Wertsumme der zirkulierenden Waren und die für ihre Zirkulation (und entsprechende Schatzbildung) erforderliche Geldmasse nicht kompensiert wird durch größere Geschwindigkeit des Geldumlaufs und durch umfangreiche Funktion des Gelds als Zahlungsmittel, d.h. durch größere gegenseitige Saldierung der Käufe und Verkäufe ohne Dazwischentreten von wirklichem Geld.“ K. Marx, Kapital 2.: 327. „Ein Teil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und ein Teil der gesellschaftlichen Produktionsmittel muss also in der Produktion von Gold und Silber jährlich verausgabt werden.“ K. Marx, Kapital

Page 238: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

80

2.: 327. „Nach der Voraussetzung aber ersetzt diese ganze jährliche Goldproduktion - wodurch beständig Arbeitskraft und Produktionsstoffe, aber kein Geld dem Markt entzogen und beständig zuschüssiges Geld ihm zugeführt wird - nur das während des Jahres verschlissene Geld, hält also nur die gesellschaftliche Geldmasse vollzählig, die beständig, wenn auch in wechselnden Portionen, in den zwei Formen von Schatz und im Umlauf befindlichem Geld existiert.“ K. Marx, Kapital 2.: 330. „Die ganze Summe Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produktionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als Instrumenten der Zirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Posten der toten Kosten der kapitalistischen, überhaupt der auf Warenproduktion gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftlichen Ausnutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger Mittel der Produktion und Konsumtion, d.h. des wirklichen Reichtums. Soweit bei gleichbleibender gegebener Stufenleiter der Produktion oder bei gegebenem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser teuren Zirkulationsmaschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushilfsmittel diese Wirkung haben, vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichtum... Andrerseits muss man sich keine mystischen Vorstellungen machen über die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Verfügung stellt oder flüssig macht.“ K. Marx, Kapital 2.: 347. (Durch Einführung von Papiergeld und der Ausweitung bargeldloser Zahlung wurden diese toten Kosten für die Gesellschaft erheblich reduziert)

Kapital 2.: 345-350

I. Einfache Reproduktion „Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich oder mit mehreren Umschlägen innerhalb des Jahres periodisch produzierte und realisierte Mehrwert individuell, d.h. unproduktiv, konsumiert von seinen Eignern, den Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital 2.: 326. „Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet, z.B. einen Pächter. Während des ersten Jahres schießt er ein Geldkapital, sage von 500000 Euro vor, in Zahlung von Produktionsmitteln (400000 Euro) und von Arbeitskraft (100000 Euro). Die Mehrwertrate sei 100 %, der von ihm angeeignete Mehrwert = 100000 Euro. Die obigen 500000 Euro schließen alles Geld ein, was er als Geldkapital vorschießt. Aber der Mann muss auch leben, und er nimmt kein Geld ein vor Ende des Jahres. Sein Konsum betrage 100000 Euro. Diese muss er besitzen. Er schießt dies Geld nicht vor als Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Äquivalent in Lebensmitteln, die er verzehrt. Dieser Wert ist von ihm in Geld verausgabt, in die Zirkulation geworfen und in Warenwerten entzogen worden. Diese Warenwerte hat er verzehrt. .... Am Ende des Jahres nun wirft er in die Zirkulation einen Warenwert von 600000 Euro und verkauft ihn. Damit fließt für ihn zurück: 1. sein vorgeschossenes Geldkapital von 500000 Euro; 2. der versilberte Mehrwert von 100000 Euro. Er hat 500000 Euro als Kapital vorgeschossen, in die Zirkulation geworfen, und entzieht ihr 600000 Euro, 500000 Euro für Kapital und 100000 Euro für Mehrwert. Die letzteren 100000 Euro sind versilbert mit dem Geld, das er selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in die Zirkulation geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat. Sie kehren jetzt zu ihm zurück als Geldform des von ihm produzierten

Page 239: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

81

Mehrwerts. Und von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich.“ K. Marx, Kapital 2.: 336. “Wenn also nicht nur der Mehrwert, in Form von Waren, vom Kapitalisten für seinen Konsumtionsfonds dem Warenmarkt entzogen wird, sondern zugleich das Geld, womit er diese Waren kauft, an ihn zurückfließt, so hat er offenbar die Waren ohne Äquivalent der Zirkulation entzogen. Sie kosten ihm nichts, obgleich er sie mit Geld zahlt.“ K. Marx, Kapital 2.: 470f.

II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion Bei der Akkumulation wird der jährlich oder mit mehreren Umschlägen innerhalb des Jahres periodisch produzierte und realisierte Mehrwert aufgeteilt in die beiden Teile Revenue (= Konsumtionsfonds des Kapitalisten) und zusätzlicher Kapitalvorschuss. Ein Teil des Mehrwerts wird also verwandelt in Kapital.

„Wir haben Buch I, Kap. XXII (Verwandlung von Mehrwert in Kapital) gesehen, dass die Akkumulation, die Verwandlung von Mehrwert in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Reproduktionsprozess auf erweiterter Stufenleiter ist, ganz gleich, ob diese Erweiterung extensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten oder in der intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich ausdrücke.“ K. Marx, Kapital 2.: 322. „Die Erweiterung der Produktionsleiter kann in kleineren Dosen vor sich gehen, indem ein Teil des Mehrwerts zu Verbesserungen angewandt wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit erhöhen oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo der Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige Ausgabe von zirkulierendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Arbeitslohn = für Überstunden), um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des fixen Kapitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während seine Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitalisierte Mehrwert mag, bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen in Rohstoff erlauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschossene Kapital nicht hingereicht hätte usw.“ K. Marx, Kapital 2.: 322. „Indes ist es klar, dass ... Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeitstag zu verlängern noch Einzelverbesserungen anzubringen sind; während andererseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter ... nur innerhalb weiterer oder engerer Schranken möglich ist und zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur durch mehrjährige Akkumulation des Mehrwerts geliefert werden kann. Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehrwerts in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenscharren eines Teils des Mehrwerts als latentes Geldkapital, das erst später, sobald es gewissen Umfang erreicht, als zuschüssiges Kapital fungieren soll.“ K. Marx, Kapital 2.: 323. „So stellt sich die Sache vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten dar. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich jedoch gleichzeitig das Kreditsystem. Das Geldkapital, das der Kapitalist noch nicht in seinem Geschäft anwenden kann, wird von anderen angewandt, von denen er Zinsen dafür erhält. Es fungiert für ihn als Geldkapital im spezifischen Sinne, als eine vom produktiven Kapital unterschiedene Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital in anderer Hand. Es ist klar, dass mit der häufigeren Realisation des Mehrwerts und der steigenden

Page 240: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

82

Stufenleiter, worauf er produziert wird, die Proportion wächst, worin neues Geldkapital oder Geld als Kapital auf den Geldmarkt geworfen und von hier aus wenigstens großenteils wieder für erweiterte Produktion absorbiert wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 323. Akkumulation und Geldmenge allgemein:

„Soweit die Akkumulation in der Form von Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfindet, ist es klar, dass sie kein neues Problem mit Bezug auf die Geldzirkulation bietet. Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, das nötig ist zur Funktion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch den Teil des realisierten Mehrwerts, der als Geldkapital, statt als Geldform der Revenue, von den Kapitalisten in Zirkulation geworfen wird. Das Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten, bloß seine Anwendung ist verschieden.“ K. Marx, Kapital 2.: 345. Die Anwendung des Mehrwerts ist verschieden, aber nicht seine Gesamtgröße, insofern die Größe des Mehrwerts bei der Akkumulation gegenüber der einfachen Reproduktion nicht gewachsen ist, sondern sich nur auf andere Warenarten verteilt, nämlich sowohl auf Konsumtionsmittel wie auf Produktionsmittel und nicht nur auf Konsumtionsmittel allein wie in der einfachen Reproduktion.

„Von dem Teil des jährlichen Produkts, der Mehrwert in Warenform darstellt, gilt ganz dasselbe, was von dem andren Teil des jährlichen Produkts. Zu seiner Zirkulation ist eine gewisse Geldsumme erheischt. Diese Geldsumme gehört ebenso wohl der Kapitalistenklasse wie die jährliche produzierte Warenmasse, die Mehrwert darstellt. Sie wird ursprünglich von der Kapitalistenklasse selbst in Zirkulation geworfen. Sie verteilt sich beständig von neuem unter sie durch die Zirkulation selbst. ...“. K. Marx, Kapital 2.: 350.

Geldmenge und Schatzbildung: Aber es gibt bei der Akkumulation mit der Schatzbildung ein neues Phänomen, das bei der einfachen Reproduktion nicht auftritt. Bei der Schatzbildung entzieht der Kapitalist der Zirkulation Geld.

„Das Geld, das hier aufgehäuft wird, ist die Geldform von verkaufter Ware, und zwar von dem Teile ihres Werts, der für ihren Besitz Mehrwert darstellt. ... Der Kapitalist, der dies Geld aufgehäuft, hat alles in allem verkauft, ohne zu kaufen.“ K. Marx, Kapital 2.: 348. a) Einige Kapitalisten schatzen Geld auf, andere akkumulieren ohne Schatzbildung: „Ein Teil der Kapitalisten behält einen Teil des aus dem Verkauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt zu entziehen. Ein anderer Teil dagegen verwandelt, ... sein Geld ganz in Produkt. ...

Die vorhandene Geldmasse bleibt hinreichend für die Bedürfnisse der Zirkulation, selbst wenn abwechselnd ein Teil der Kapitalisten Geld aufhäuft, während der andere die Produktionsleiter erweitert, und umgekehrt. ...“ K. Marx, Kapital 2.: 350

b) Nicht alle Kapitalisten schatzen gleichzeitig Geld auf: Ein Teil der Kapitalisten „behält einen Teil des aus dem Verkauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt zu entziehen“ und häuft Geld auf, indem er verkauft ohne zu kaufen. Ein anderer Teil dagegen verwandelt, ... sein Geld ganz in Produkt. ... Ein dritter Teil der Kapitalisten leiht sich das aufgeschatzte Geld vom ersten Teil und kauft damit, ohne vorher verkauft zu haben: „Wenn daher auf der einen Seite ein Teil des in Geld realisierten Mehrwerts der Zirkulation entzogen und als Schatz aufgehäuft wird, so wird gleichzeitig beständig ein anderer Teil des

Page 241: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

83

Mehrwerts in produktives Kapital verwandelt. .... Es findet die Aufhäufung in Geldform nie gleichzeitig an allen Punkten statt.“ K. Marx, Kapital 2.: 350.

3. Abschnitt: Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals

Kapital 2.: 351 - 354 II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion Bei der Akkumulation wird der jährlich oder mit mehreren Umschlägen innerhalb des Jahres periodisch produzierte und realisierte Mehrwert aufgeteilt in die beiden Teile Revenue (= Konsumtionsfonds des Kapitalisten) und zusätzlicher Kapitalvorschuss. Ein Teil des Mehrwerts wird also verwandelt in Kapital. „Soweit die Akkumulation in der Form von Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfindet, ist es klar, dass sie kein neues Problem mit Bezug auf die Geldzirkulation bietet. Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, das nötig ist zur Funktion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch den Teil des realisierten Mehrwerts, der als Geldkapital, statt als Geldform der Revenue, von den Kapitalisten in Zirkulation geworfen wird. Das Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten, bloß seine Anwendung ist verschieden.“ K. Marx, Kapital 2.: 345. Die Anwendung des Mehrwerts ist verschieden, aber nicht seine Gesamtgröße, insofern die Größe des Mehrwerts bei der Akkumulation gegenüber der einfachen Reproduktion nicht gewachsen ist, sondern sich nur auf andere Warenarten verteilt, nämlich sowohl auf Konsumtionsmittel wie auf Produktionsmittel und nicht nur auf Konsumtionsmittel allein wie in der einfachen Reproduktion.

Dritter Abschnitt Die Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals 18. Kapitel Einleitung 1. Gegenstand der Untersuchung „Der unmittelbare Produktionsprozess des Kapitals ist sein Arbeits- und Verwertungsprozess, der Prozess, dessen Resultat das Warenprodukt ist und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwert ist. Der Reproduktionsprozess des Kapitals umfasst ebensowohl diesen unmittelbaren Produktionsprozess wie die beiden Phasen des eigentlichen Zirkulationsprozesses, d.h. den gesamten Kreislauf, der als periodischer Prozess ... den Umschlag des Kapitals bildet.“ K. Marx, Kapital 2.: 351. „Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, sozusagen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individuelles Element der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständigten Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale.“ K. Marx, Kapital 2.: 351f. „Dieser Gesamtprozess umschließt ebensowohl die produktive Konsumtion (den unmittelbaren Produktionsprozess) nebst den Formverwandlungen ..., die ihn vermitteln, wie die individuelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlungen oder ihrem Austausch. Sie umschließt einerseits den Umsatz von variablem Kapital in Arbeitskraft und daher die Einverleibung der Arbeitskraft in den kapitalistischen Produktionsprozess. Hier tritt der Arbeiter als Verkäufer seiner Ware, der Arbeitskraft, auf und der Kapitalist als der Käufer

Page 242: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

84

derselben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waren eingeschlossen der Kauf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren individuelle Konsumtion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf und die Kapitalisten als Warenverkäufer an die Arbeiter. Die Zirkulation des Warenkapitals schließt die Zirkulation des Mehrwerts ein, also auch die Käufe und Verkäufe, wodurch die Kapitalisten ihre individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerts vermitteln.“ K. Marx, Kapital 2.: 352. „Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, umfasst also nicht nur die Zirkulation des Kapitals, sondern auch die allgemeine Warenzirkulation. Die letzte kann ... nur aus zwei Bestandteilen bestehen: 1. dem eignen Kreislauf des Kapitals und 2. dem Kreislauf der Waren, die in die individuelle Konsumtion eingehen, also der Waren, worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen Mehrwert (oder Teil seines Mehrwerts) verausgabt.“ K. Marx, Kapital 2.: 352.

„Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsprozess sowohl als vereinzelter Vorgang wie als Reproduktionsprozess analysiert: die Produktion des Mehrwerts und die Produktion des Kapitals selbst. Der Form- und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Zirkulationssphäre durchmacht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen. Es wurde also unterstellt, dass der Kapitalist einerseits das Produkt zu seinem Wert verkauft, andererseits innerhalb der Zirkulationssphäre die sachlichen Produktionsmittel vorfindet, um den Prozess von neuem zu beginnen oder kontinuierlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der Zirkulationssphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 353. „Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiedenen Formen betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die verschiedenen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch betrachteten Arbeitszeit kommt jetzt die Zirkulationszeit hinzu. Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d.h. als Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt, wie die verschiedenen Bestandteile des Kapitals (fixes und zirkulierendes) den Kreislauf der Formen in verschiedenen Zeiträumen vollbringen und in verschiedener Weise; es wurden andererseits die Umstände untersucht, wodurch verschiedne Länge der Arbeitsperiode und Zirkulationsperiode bedingt wird. Es zeigte sich der Einfluss der Kreislaufperiode und des verschiedenen Verhältnisses ihrer Bestandteile auf den Umfang des Produktionsprozesses selbst wie auf die Jahresrate des Mehrwerts. In der Tat, wenn im ersten Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurde die aufeinanderfolgenden Formen, die das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und abstreift, so im zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Aufeinanderfolge von Formen ein Kapital von gegebener Größe sich gleichzeitig, wenn auch in wechselndem Umfang, in die verschiedenen Formen von produktivem Kapital, Geldkapital und Warenkapital teilt, so dass sie nicht nur miteinander abwechseln, sondern verschiedene Teile des gesamten Kapitalwerts beständig in diesen verschiedenen Zuständen sich nebeneinander befinden und fungieren. Das Geldkapital namentlich stellte sich dar in einer Eigentümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigt. Es wurden bestimmte Gesetze gefunden, nach denen verschieden große Bestandteile eines

Page 243: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

85

gegebenen Kapitals, je nach den Bedingungen des Umschlags, beständig in der Form von Geldkapital vorgeschossen und erneuert werden müssen, um ein produktives Kapital von gegebenem Umfang beständig in Funktion zu halten. Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer nur um ein individuelles Kapital... K. Marx, Kapital 2.: 352-353. „Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber ineinander, setzen sich voraus und bedingen einander und bilden gerade in dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 353f. „Es ist nun der Zirkulationsprozess ... der individuellen Kapitale als Bestandteile des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, also der Zirkulationsprozess dieses gesellschaftlichen Gesamtkapitals zu betrachten.“ K. Marx, Kapital 2.: 354.

Kapital 2.: 354 - 358 „Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiedenen Formen betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die verschiedenen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch betrachteten Arbeitszeit kommt jetzt die Zirkulationszeit hinzu. Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d.h. als Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt, wie die verschiedenen Bestandteile des Kapitals (fixes und zirkulierendes) den Kreislauf der Formen in verschiedenen Zeiträumen vollbringen und in verschiedener Weise; es wurden andererseits die Umstände untersucht, wodurch verschiedne Länge der Arbeitsperiode und Zirkulationsperiode bedingt wird. Es zeigte sich der Einfluss der Kreislaufperiode und des verschiedenen Verhältnisses ihrer Bestandteile auf den Umfang des Produktionsprozesses selbst wie auf die Jahresrate des Mehrwerts. In der Tat, wenn im ersten Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurde die aufeinanderfolgenden Formen, die das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und abstreift, so im zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Aufeinanderfolge von Formen ein Kapital von gegebener Größe sich gleichzeitig, wenn auch in wechselndem Umfang, in die verschiedenen Formen von produktivem Kapital, Geldkapital und Warenkapital teilt, so dass sie nicht nur miteinander abwechseln, sondern verschiedene Teile des gesamten Kapitalwerts beständig in diesen verschiedenen Zuständen sich nebeneinander befinden und fungieren. Das Geldkapital namentlich stellte sich dar in einer Eigentümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigt. Es wurden bestimmte Gesetze gefunden, nach denen verschieden große Bestandteile eines gegebenen Kapitals, je nach den Bedingungen des Umschlags, beständig in der Form von Geldkapital vorgeschossen und erneuert werden müssen, um ein produktives Kapital von gegebenem Umfang beständig in Funktion zu halten. Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer nur um ein individuelles Kapital... K. Marx, Kapital 2.: 352-353. „Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber ineinander, setzen sich voraus und bedingen einander und bilden gerade in dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 353f. „Es ist nun der Zirkulationsprozess ... der individuellen Kapitale als Bestandteile des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, also der Zirkulationsprozess dieses gesellschaftlichen Gesamtkapitals zu betrachten.“ K. Marx, Kapital 2.: 354.

Page 244: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

86

II. Die Rolle des Geldkapitals „Bei Betrachtung des Umschlags des individuellen Kapitals hat sich das Geldkapital von zwei Seiten gezeigt. Erstens: Es bildet die Form, worin jedes individuelle Kapital auf die Bühne tritt, ... Es erscheint daher als der erste Anstoß, anstoßgebend dem ganzen Prozess. Zweitens: Je nach der verschiedenen Länge der Umschlagsperiode und dem verschiedenen Verhältnis ihrer beiden Bestandteile - Arbeitsperiode und Zirkulationsperiode - ist der Bestandteil des vorgeschossenen Kapitalwerts, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert werden muss, verschieden im Verhältnis zu dem produktiven Kapital, das er in Bewegung setzt...“ K. Marx, Kapital 2.: 354

„Zum ersten Punkt: Die Warenproduktion unterstellt die Warenzirkulation, und die Warenzirkulation unterstellt die Darstellung der Ware als Geld, die Geldzirkulation; die Verdopplung der Ware in Ware und Geld ist ein Gesetz der Darstellung des Produkts als Ware. Ebenso unterstellt die kapitalistische Warenproduktion - gesellschaftlich sowohl wie individuell betrachtet - das Kapital in Geldform oder das Geldkapital als ersten Anstoß für jedes neu beginnende Geschäft und als kontinuierlichen Motor.... Der ganze vorgeschossene Kapitalwert, d.h. alle Bestandteile des Kapitals, die aus Waren bestehen, Arbeitskraft, Arbeitsmittel und Produktionsstoffe müssen beständig mit Geld gekauft und wieder gekauft werden. Was hier für das individuelle Kapital gilt, gilt für das gesellschaftliche Kapital, das nur in der Form vieler individueller Kapitale fungiert. Aber wie schon im Buch I gezeigt, folgt daraus keineswegs, dass ... die Stufenleiter der Produktion ... ihren absoluten Schranken nach abhängt vom Umfang des fungierenden Geldkapitals ist. Dem Kapital sind Produktionselemente einverleibt, deren Dehnung, innerhalb gewisser Grenzen, von der Größe des vorgeschossenen Geldkapitals unabhängig ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 355.

Ausdehnung der Produktion ohne zusätzliches Geldkapital: „Bei gleicher Zahlung der Arbeitskraft kann sie extensiv oder intensiv stärker ausgebeutet werden. ... Der produktiv ausgebeutete Naturstoff - der kein Wertelement des Kapitals bildet -, Erde, Meer, Erze, Waldungen usw. wird mit größerer Spannung derselben Anzahl von Arbeitskräften intensiv oder extensiv stärker ausgebeutet, ohne vermehrten Vorschuss von Geldkapital. ... Dieselben Arbeitsmittel, also dasselbe fixe Kapital, kann sowohl in der Verlängerung seiner täglichen Gebrauchszeit wie in der Intensität seiner Anwendung wirksamer vernutzt werden ohne zuschüssige Geldauslage für fixes Kapital. Es findet dann nur rascherer Umschlag des fixen Kapitals statt, aber auch die Elemente seiner Reproduktion werden rascher geliefert. Von dem Naturstoff abgesehen, können Naturkräfte, die nichts kosten, als Agenten dem Produktionsprozess mit stärkerer oder schwächerer Wirksamkeit einverleibt werden. ... Dasselbe gibt von der gesellschaftlichen Kombination der Arbeitskraft im Produktionsprozess und von der gehäuften Geschicklichkeit der individuellen Arbeiter.“ K. Marx, Kapital 2.: 356. „Soweit die Organisation der gesellschaftliche Arbeit selbst ... verlangt, dass auf großer Stufenleiter produziert und daher Geldkapital vom Einzelkapitalisten in großen Massen

Page 245: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

87

vorgeschossen wird, ist bereits in Buch I gezeigt, dass dies zum Teil durch Zentralisation der Kapitale in wenigen Händen geschieht, ohne dass der Umfang der fungierenden Kapitalwerte und daher auch der Umfang des Geldkapitals, worin sie vorgeschossen werden, absolut zu wachsen braucht.“ K. Marx, Kapital 2.: 356. „Es ist endlich im vorigen Abschnitt gezeigt worden, dass Verkürzung der Umschlagsperiode erlaubt, entweder mit weniger Geldkapital dasselbe produktive Kapital oder mit demselben Geldkapital mehr produktives Kapital in Bewegung zu setzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 356f.

„Dies alles ... zeigt..., dass das vorgeschossene Kapital ... nach seiner Verwandlung in produktives Kapital produktive Potenzen einschließt, deren Schranken nicht durch seine Wertschranken gegeben sind... Die Wertgröße des vorzuschießenden Kapitals ist bestimmt. Aber der Umfang, worin dies Kapital als Wert- und Produktbildner wirkt, ist elastisch und variabel.“ K. Marx, Kapital 2.: 357.

„Zum zweiten Punkt. ... Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größere oder geringere Masse von Geldkapital nötig, um das produktive Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso haben wir gesehen, dass die Teilung der Umschlagsperiode in Arbeitszeit und Zirkulationszeit eine Vermehrung des in Geldform latenten oder suspendierten Kapitals bedingt. ...

Auf Basis der kapitalistischen Produktion ... bedingen ausgedehntere Operationen von längerer Dauer größere Vorschüsse von Geldkapital für längere Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also abhängig von den Grenzen, innerhalb derer der einzelne Kapitalist über Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kreditwesen und damit zusammenhängende Assoziation, z.B. Aktiengesellschaften. Störungen im Geldmarkt setzen daher solche Geschäfte still, während diese selben Geschäfte ihrerseits Störungen im Geldmarkt hervorrufen.“ K. Marx, Kapital 2.: 357-358.

„Auf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab, worin diese Operationen, die während längerer Zeit Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehen, ohne während dieser Zeit ein Produkt als Nutzeffekt zu liefern, ausgeführt werden können, ohne die Produktionszweige zu schädigen, die kontinuierlich oder mehrmals während des Jahres nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehen, sondern auch Lebensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzeren Arbeitsperioden nur für kürzere Zeit Produkte entziehen, ohne Produkte wieder zu geben; während die Geschäftszweige mit langen Arbeitsperioden für längere Zeit fortwährend die Geschäftszweige mit langen Arbeitsperioden für längere Zeit fortwährend entziehen, bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprozesses, nicht aus seiner gesellschaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion fort. Die Gesellschaft verteilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die verschiedenen Geschäftszweige. Die Produzenten mögen meinetwegen papierene Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen

Page 246: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

88

Konsumtionsvorräten ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehen. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie zirkulieren nicht.“ K. Marx, Kapital 2.: 358.

Kapital 2.:359 - 390 „Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größere oder geringere Masse von Geldkapital nötig, um das produktive Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso haben wir gesehen, dass die Teilung der Umschlagsperiode in Arbeitszeit und Zirkulationszeit eine Vermehrung des in Geldform latenten oder suspendierten Kapitals bedingt. ... Auf Basis der kapitalistischen Produktion ... bedingen ausgedehntere Operationen von längerer Dauer größere Vorschüsse von Geldkapital für längere Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also abhängig von den Grenzen, innerhalb derer der einzelne Kapitalist über Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kreditwesen und damit zusammenhängende Assoziation, z.B. Aktiengesellschaften. Störungen im Geldmarkt setzen daher solche Geschäfte still, während diese selben Geschäfte ihrerseits Störungen im Geldmarkt hervorrufen.“ K. Marx, Kapital 2.: 357-358. „Auf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab, worin diese Operationen, die während längerer Zeit Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehen, ohne während dieser Zeit ein Produkt als Nutzeffekt zu liefern, ausgeführt werden können, ohne die Produktionszweige zu schädigen, die kontinuierlich oder mehrmals während des Jahres nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehen, sondern auch Lebensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzeren Arbeitsperioden nur für kürzere Zeit Produkte entziehen, ohne Produkte wieder zu geben; während die Geschäftszweige mit langen Arbeitsperioden für längere Zeit fortwährend die Geschäftszweige mit langen Arbeitsperioden für längere Zeit fortwährend entziehen, bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprozesses, nicht aus seiner gesellschaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion fort. Die Gesellschaft verteilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die verschiedenen Geschäftszweige. Die Produzenten mögen meinetwegen papierene Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtionsvorräten ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehen. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie zirkulieren nicht.“ K. Marx, Kapital 2.: 358.

19. Kapitel Frühere Darstellungen des Gegenstandes I. Die Physiokraten „Quesnays Tableau economique zeigt in wenigen großen Zügen, wie ein dem Werte nach bestimmtes Jahresergebnis der nationalen Produktion sich so durch die Zirkulation verteilt, dass, unter sonst gleichbleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehen kann, d.h. Reproduktion auf derselben Stufenleiter.“ K. Marx, Kapital 2.: 359.

„In der Tat aber ist das physiokratische System die erste systematische Fassung der kapitalistischen Produktion. Der Repräsentant des industriellen Kapitals - die Pächterklasse - leitet die ganze ökonomische Bewegung. Der Ackerbau wird kapitalistisch betrieben... der unmittelbare Bebauer des Bodens ist Lohnarbeiter. Die Produktion erzeugt nicht nur die

Page 247: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

89

Gebrauchsartikel, sondern auch ihren Wert; ihr treibendes Motiv aber ist Gewinnung von Mehrwert, dessen Geburtsstätte die Produktions-, nicht die Zirkulationssphäre ist. Unter den drei Klassen, die als Träger des durch die Zirkulation vermittelten gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses figurieren, unterscheidet sich der unmittelbare Ausbeuter der ‚produktiven‘ Arbeit, der Produzent des Mehrwerts... von dessen bloßen Aneignern.“ K. Marx, Kapital 2.: 360.

II. Adam Smith Woraus setzt sich der Warenwert (=Produktenwert) zusammen?

“Die abgedroschene Formel, dass die drei Revenuen, Arbeitslohn, Profit, Rente, drei ‚Bestandteile’ des Warenwertes bilden, ... ist falsch. ... Aber der Irrtum ruht hier wieder auf einer tieferen, wahren Grundlage. Die kapitalistische Produktion beruht darauf, dass der produktive Arbeiter seine eigene Arbeitskraft, als seine Ware, dem Kapitalisten verkauft, in dessen Händen sie dann bloß als Element seines produktiven Kapitals fungiert. Diese, der Zirkulation angehörige Transaktion - Verkauf und Kauf der Arbeitskraft -, leitet nicht nur den Produktionsprozess ein, sondern bestimmt ... seinen spezifischen Charakter. Die Produktion eines Gebrauchswertes und selbst die einer Ware (denn diese kann auch seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehen) ist hier nur Mittel für die Produktion von absolutem und relativem Mehrwert für den Kapitalisten. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprozesses gesehen, wie die Produktion von absolutem und relativem Mehrwert 1. die Dauer des täglichen Arbeitsprozesses, 2. die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprozesses bestimmt. Innerhalb dieses Produktionsprozesses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen bloßer Erhaltung von Wert (des konstanten Kapitalwerts), wirklicher Reproduktion von vorgeschossenem Wert (Äquivalent der Arbeitskraft) und Produktion von Mehrwert, d.h. von Wert, wofür der Kapitalist kein Äquivalent weder vorher vorgeschossen hat noch hinterher vorschießt. Die Aneignung von Mehrwert - einem Wert, der überschüssig ist über das Äquivalent des vom Kapitalisten vorgeschossenen Werts - ... ist ein innerhalb des Produktionsprozesses selbst sich vollziehender Akt und bildet ein wesentliches Moment desselben. Der einleitende Akt, der einen Zirkulationsakt bildet: der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution (=Verteilung) der gesellschaftlichen Produkte vorausgegangenen und vorausgesetzten Verteilung der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Ware des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigentum von Nichtarbeitern.

Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwert und diese Scheidung der Wertproduktion in Reproduktion von vorgeschossenem Wert (konstantes und variables Kapital = c + v) und Produktion von kein Äquivalent ersetzendem Neuwert (Mehrwert = m) durchaus nichts an der Substanz des Werts selbst und der Natur der Wertproduktion. Die Substanz des Werts ist und bleibt nichts außer verausgabter Arbeitskraft - Arbeit, unabhängig von dem besonderen nützlichen Charakter dieser Arbeit -, und die Wertproduktion ist nichts als der Prozess dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigene während sechs Tage Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen,

Page 248: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

90

und es macht für die Tatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z.B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eigenen Feld und drei andere für seinen Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit sie als Arbeit mit Bezug auf die von ihr geschaffenen Werte oder auch nützlichen Produkte betrachtet wird, findet kein Unterschied in seiner sechstägigen Arbeit statt. ... Ebenso verhält es sich mit der notwendigen und der Mehrarbeit des Lohnarbeiters. Der Produktionsprozess erlischt in der Ware. Dass in ihrer Herstellung Arbeitskraft verausgabt worden ist, erscheint jetzt als dingliche Eigenschaft der Ware, dass sie Wert besitzt; die Größe dieses Wertes ist gemessen durch die Größe der verausgabten Arbeit; in ein weiteres löst sich der Warenwert nicht auf und besteht aus nichts anderem. ... Die vom Kapitalisten hergestellte Ware unterscheidet sich soweit in nichts von der durch einen selbständigen Arbeiter oder von Arbeitergemeinden oder von Sklaven hergestellten Ware. Jedoch gehört in unserem Fall das ganze Arbeitsprodukt wie sein ganzer Wert dem Kapitalisten. Wie jeder andere Produzent hat er die Ware erst durch den Verkauf in Geld zu verwandeln...“ K. Marx, Kapital 2.: 384-386. „Betrachten wir das Warenprodukt, bevor es in Geld verwandelt wird. Es gehört ganz dem Kapitalisten. Es ist andrerseits als nützliches Arbeitsprodukt - als Gebrauchswert - ganz und gar das Produkt des vergangenen Arbeitsprozesses; nicht so sein Wert. Ein Teil dieses Werts ist nur in neuer Form wiedererscheinender Wert der in der Produktion der Ware verausgabten Produktionsmittel; dieser Wert ist nicht produziert worden während des Produktionsprozesses dieser Ware; denn diesen Wert besaßen die Produktionsmittel vor dem Produktionsprozess, unabhängig von ihm; als seine Träger gingen sie ein in diesen Prozess; was sich erneuert und verändert hat, ist nur seine Erscheinungsform. Dieser Teil des Warenwerts bildet für den Kapitalisten ein Äquivalent für den während der Warenproduktion verzehrten Teil seines vorgeschossenen konstanten Kapitalwerts. Er existierte vorher in der Form von Produktionsmitteln; er existiert jetzt als Bestandteil des Werts der neuproduzierten Ware. Sobald letztere versilbert ist, muss dieser nun in Geld existierende Wert wieder verwandelt werden in Produktionsmittel... Ein zweiter Wertteil der Ware ist der Wert der Arbeitskraft, die der Lohnarbeiter an den Kapitalisten verkauft. Er ist bestimmt wie der Wert der Produktionsmittel ... und wird fixiert in einem Zirkulationsakt, dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, bevor diese in den Produktionsprozess eingeht. Durch seine Funktion - die Verausgabung seiner Arbeitskraft - produziert der Lohnarbeiter einen Warenwert gleich dem Wert, den ihm der Kapitalist für den Gebrauch seiner Arbeitskraft zu zahlen hat. Er gibt dem Kapitalisten diesen Wert in Ware, der zahlt ihm denselben in Geld. Dass dieser Teil des Warenwerts für den Kapitalisten nur ein Äquivalent für sein im Arbeitslohn vorzuschießendes variables Kapital ist, ändert durchaus nichts an der Tatsache, dass er ein während des Produktionsprozess neugeschaffener Warenwert ist, der aus gar nichts anderem besteht als woraus der Mehrwert besteht - nämlich aus verflossener Verausgabung von Arbeitskraft. ... Die Summe dieser beiden Wertteile (konstanter Kapitalteil und variabler Kapitalteil, c + v) macht aber nicht den ganzen Warenwert aus. Es bleibt ein Überschuss über beide: der Mehrwert. Dieser ist, ebenso wie der das in Arbeitslohn vorgeschossene variable Kapital ersetzende Wertteil, ein während des Produktionsprozesses vom Arbeiter neugeschaffener Wert - festgeronnene Arbeit. Nur kostet er dem Eigner des ganzen Produkts, dem Kapitalisten, nichts. Dieser letztere

Page 249: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

91

Umstand erlaubt in der Tat dem Kapitalisten, ihn ganz als Revenue zu verzehren, falls er nicht Teile davon an andre Anteilhaber abzutreten hat - wie Bodenrente an den Grundeigentümer, in welchem Fall dann diese Teile die Revenuen solcher dritten Personen bilden. Dieser selbe Umstand war auch das treibende Motiv, weswegen unser Kapitalist sich überhaupt mit der Warenproduktion befasst hat.“ K. Marx, Kapital 2.: 387. Der Wert der Waren oder Produktenwert stammt ganz aus verausgabter Arbeit, und je länger die Arbeit dauert, die für ein Produkt nötig ist, desto höher ist sein Wert. Umgekehrt sinkt der Wert einer Ware um so viel, wie ihre Herstellung weniger Arbeit kostet. Dies gilt für ein einzelnes Produkt wie für das Jahresprodukt einer Gesellschaft. Die Wertgröße jeder Ware bzw. eines kapitalistischen Jahresprodukts kann unterteilt werden 1) in den Wertteil, der dem Wert der bei der Produktion verbrauchten Produktionsmittel entspricht (= c). Dieser Wertteil wird im laufenden Arbeitsprozess nicht neu geschaffen, sondern während der gesamten Arbeitszeit nur auf das Produkt übertragen. 2) in den Wertteil, der den Wert der Arbeitskraft reproduziert. Dieser Wertteil wird während der notwendigen Arbeitszeit neu geschaffen. 3) in den Wertteil, der über den vom Kapitalisten vorgeschossenen Wert ( c + v) hinausgeht. Dieser Mehrwert (= m) wird während der Mehrarbeitszeit geschaffen. In diese Wertteile (c + v + m) lassen sich sowohl Einzelprodukte wie das Jahresprodukt einer (kapitalistischen) Gesellschaft unterteilen. Bei einfacher Reproduktion werden alle diese Teile während eines Jahres verbraucht. Sie müssen also während eines Jahres wieder reproduziert werden. „Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftlichen Produktenwerts selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Bestandteilen.“ K. Marx, Kapital 2.: 428.

1. Smiths allgemeine Gesichtspunkte „... Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefasst, die sich ihm aufgedrungen, ... so wäre er zu folgendem Resultat gekommen: I. Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abteilungen; die erste umfasst die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmittel; beide sind getrennt zu behandeln. II. Der Gesamtwert des aus Produktionsmitteln bestehende Teils des Jahresprodukts verteilt sich wie folgt: Ein Wertteil ist nur der Wert der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten Produktionsmittel, also nur in erneuerter Form wiedererscheinender Kapitalwert; ein zweiter Teil ist gleich dem Wert des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausgezahlt von den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Wertteil endlich bildet die Quelle der Profite... der industriellen Kapitalisten dieser Kategorie. Der erste Bestandteil (das angewandte fixe Kapital der Produktionsmittelindustrie= c1) ist ‚offenbar ausgeschlossen und kann nie einen Teil bilden von den Konsumtionsmitteln‘, sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der Gesellschaft. Er fungiert stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unterscheidet sich das ‚fixe Kapital‘ jedes individuellen Kapitalisten in nichts von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die anderen Wertteile des in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft ... bilden zwar zugleich Revenuen (Konsumtionsfonds) für alle in dieser Produktion beteiligten Agenten, Löhne für die Arbeiter, Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden nicht Revenue, sondern Kapital für die Gesellschaft... Sie

Page 250: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

92

können meist schon ihrer Natur nach nur fungieren als Produktionsmittel, und selbst die, die nötigenfalls als Konsumtionsmittel fungieren können, sind bestimmt, als Roh- oder Hilfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungieren als ... Kapital ..., aber nicht in den Händen ihrer Erzeuger, sondern in denen ihrer Verwender, nämlich: III. der Kapitalisten der zweiten Abteilung, der unmittelbaren Produzenten von Konsumtionsmitteln. Sie (die Wertteile v1 + m1 der Produktionsmittel der Produktionsmittel-Abteilung) ersetzen diesen (den Kapitalisten der Konsumtionsmittel-Abteilung) das in der Produktion der Konsumtionsmitteln verbrauchte Kapital (soweit letzteres nicht in Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die Arbeiter dieser zweiten Abteilung besteht), während dies verbrauchte Kapital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen der sie produzierenden Kapitalisten befindet, seinerseits - also vom gesellschaftlichen Standpunkt - den Konsumtionsfonds bildet, worin die Kapitalisten und Arbeiter der ersten Abteilung ihre Revenue realisieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 367f. Der Wertteil c der Konsumtionsmittelabteilung (Abteilung II) der Volkswirtschaft liefert also der Produktionsmittelabteilung (Abteilung I) die nötigen Konsumtionsmittel im Wert von vI + mI. Das heißt, dass cII und (v1 + m1) sich gegenseitig ersetzen. Sie müssen also sich austauschen und damit gleich groß sein: cII = vI + mI.

„Hätte A. Smith die Analyse so weit verfolgt, es fehlte nur noch wenig an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah auf dem Sprung, da er bereits bemerkt hatte, dass bestimmte Wertteile einer Sorte (Produktionsmittel) der Warenkapitale, aus denen das jährliche Gesamtprodukt besteht, zwar Revenue für die in ihrer Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Kapitalisten bilden, aber keinen Bestandteil der Revenue der Gesellschaft; während ein Wertteil der anderen Sorte (Konsumtionsmittel) zwar Kapitalwert für ihre individuellen Eigner, die in dieser Anlagesphäre beschäftigten Kapitalisten bildet, aber dennoch nur einen Teil der gesellschaftlichen Revenue.“ K. Marx, Kapital 2.: 369.

Einfache Reproduktion

Kapital 2.: 391- 394 Der Wert der Waren oder der Produktenwert stammt ganz aus verausgabter Arbeit, und je länger die Arbeit dauert, die für ein Produkt nötig ist, desto höher ist sein Wert. Umgekehrt sinkt der Wert einer Ware um so viel, wie ihre Herstellung weniger Arbeit kostet. Dies gilt für ein einzelnes Produkt wie für das Jahresprodukt einer Gesellschaft. Die Wertgröße jeder Ware bzw. eines kapitalistischen Jahresprodukts kann unterteilt werden 1) in den Wertteil, der dem Wert der bei der Produktion verbrauchten Produktionsmittel entspricht (= c). Dieser Wertteil wird im laufenden Arbeitsprozess nicht neu geschaffen, sondern während der gesamten Arbeitszeit nur auf das Produkt übertragen. 2) in den Wertteil, der den Wert der Arbeitskraft reproduziert. Dieser Wertteil wird während der notwendigen Arbeitszeit neu geschaffen. 3) in den Wertteil, der über den vom Kapitalisten vorgeschossenen Wert ( c + v) hinausgeht. Dieser Mehrwert (= m) wird während der Mehrarbeitszeit geschaffen. In diese Wertteile (c + v + m) lassen sich sowohl Einzelprodukte wie das Jahresprodukt einer

Page 251: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

93

(kapitalistischen) Gesellschaft unterteilen. Bei einfacher Reproduktion werden alle diese Teile während eines Jahres verbraucht. Sie müssen also während eines Jahres wieder reproduziert werden.

20. Kapitel Einfache Reproduktion 1. Stellung der Frage „Betrachten wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals - also des Gesamtkapitals ... - in ihrem Resultat, d.h. betrachten wir das Warenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahres liefert, so muss sich zeigen, wie der Reproduktionsprozess des gesellschaftlichen Kapitals vonstatten geht, welche Charakteristika diesen Reproduktionsprozess vom Reproduktionsprozess eines individuellen Kapitals unterscheiden und welche Charakteristika beiden gemeinsam sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 391. „Das Jahresprodukt umschließt sowohl die Teile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Teile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produktive wie die individuelle Konsumtion. Sie umschließt ebensowohl die Reproduktion (d.h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse, daher auch Reproduktion des kapitalistischen Charakters des gesamten Produktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital 2.: 391. „Es ist offenbar die Zirkulationsfigur W‘ - (G + g) - (w + W) ... P ... W’, die wir zu analysieren haben, und zwar spielt die Konsumtion notwendig eine Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W‘ = W + w, das Warenkapital, schließt sowohl den konstanten und variablen Kapitalwert ein wie den Mehrwert. Seine Bewegung umfasst daher ebenso wohl die individuelle Konsumtion wie die produktive.“ K. Marx, Kapital 2.: 391. „Bei den Kreisläufen G - W ... P ... W‘ - G‘ und P .... W‘ - G‘ - W ... P ist die Bewegung des Kapitals Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die Konsumtion einschließt, da die Ware, das Produkt, verkauft werden muss. Dies aber als geschehen vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die Bewegung des Einzelkapitals, was weiter aus der Ware wird. Dagegen sind bei der Bewegung W ... W‘ die Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion gerade daraus erkennbar, dass nachgewiesen werden muss, was aus jedem Wertteil dieses Gesamtprodukts W‘ wird. Der gesamte Reproduktionsprozess schließt hier den durch die Zirkulation vermittelten Konsumtionsprozess ebenso sehr ein wie den Reproduktionsprozess des Kapitals selbst. Und zwar ist der Reproduktionsprozess für unsern vorliegenden Zweck zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Wert- wie des Stoffersatzes der einzelnen Bestandteile von W‘.“ K. Marx, Kapital 2.: 391f. „Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Wert nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerts durch die Kapitalisten und des Arbeitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter. Ferner wird unterstellt nicht nur, dass die Produkte ihrem Wert nach sich austauschen, sondern auch, dass keine Wertrevolution in den Bestandteilen des produktiven Kapitals vorgehe.“ K. Marx, Kapital 2.: 392.

„Solange wir die Wertproduktion (= v+m) und den Produktenwert (= c+v+m) des Kapitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Warenprodukts für die Analyse ganz

Page 252: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

94

gleichgültig, ob sie z.B. aus Maschinen bestand oder aus Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen. ... Soweit die Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, genügte es zu unterstellen, dass innerhalb der Zirkulationssphäre der Teil des Warenprodukts, welcher Kapitalwert darstellt, die Gelegenheit findet, sich in seine Produktionselemente und daher in seine Gestalt als produktives Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen, dass Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte die Waren vorfinden, worin sie Arbeitslohn und Mehrwert verausgaben. Diese nur formelle Manier der Darstellung genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals und seines Produktenwerts. Die Rückverwandlung eines Teils des Produktenwerts in Kapital, das Eingehen eines andern Teils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- wie der Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produktenwerts selbst, worin das Gesamtkapital resultiert hat; und diese Bewegung ist nicht nur Wertersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher ebenso sehr bedingt durch das gegenseitig Verhältnis der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts wie durch ihren Gebrauchswert, ihre stoffliche Gestalt.“ K. Marx, Kapital 2.: 393.

„Die einfache Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter erscheint insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter eine befremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhältnisse, worin produziert wird, nicht absolut gleich bleiben ... in verschiedenen Jahren.... Indes, soweit Akkumulation stattfindet, bildet die einfache Reproduktion stets einen Teil derselben, kann also für sich betrachtet werden, und ist ein realer Faktor der Akkumulation.“ K. Marx, Kapital 2.: 394. „Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwert als treibendes Motiv der individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwert ... soll schließlich hier dienen nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Soweit die einfache Reproduktion Teil und bedeutendster Teil auch jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies Motiv in Begleitung und im Gegensatz zu dem Motiv der Bereicherung als solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil Teilnehmer (partners) an der Beute - dem Mehrwert des Kapitalisten - als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten.“ K. Marx, Kapital 2.: 410.

Kapital 2.394 - 397 Wir „betrachten ... die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals - also des Gesamtkapitals ... - in ihrem Resultat, d.h. wir betrachten ... das Warenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahres liefert ...“ K. Marx, Kapital 2.: 391. „Das Jahresprodukt umschließt sowohl die Teile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Teile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produktive wie die individuelle Konsumtion. Sie umschließt ebensowohl die Reproduktion (d.h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der

Page 253: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

95

Arbeiterklasse, daher auch Reproduktion des kapitalistischen Charakters des gesamten Produktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital 2.: 391. „Und zwar ist der Reproduktionsprozess für unsern vorliegenden Zweck zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Wert- wie des Stoffersatzes der einzelnen Bestandteile von W‘.“ K. Marx, Kapital 2.: 391f. „Die Rückverwandlung eines Teils des Produktenwerts in Kapital, das Eingehen eines andern Teils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- wie der Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produktenwerts selbst, worin das Gesamtkapital resultiert hat; und diese Bewegung ist nicht nur Wertersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher ebenso sehr bedingt durch das gegenseitig Verhältnis der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts wie durch ihren Gebrauchswert, ihre stoffliche Gestalt.“ K. Marx, Kapital 2.: 393. „Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Wert nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerts durch die Kapitalisten und des Arbeitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter.“ K. Marx, Kapital 2.: 392. II. Die zwei Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion „Das Gesamtprodukt, also auch die Gesamtproduktion, der Gesellschaft zerfällt in zwei große Abteilungen: I. Produktionsmittel, Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehen müssen oder wenigsten eingehen können. II. Konsumtionsmittel; Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse eingehen. In jeder dieser Abteilungen bilden sämtliche verschiedene ihr angehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die anderen den der Konsumtionsmittel. Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesamte Kapital bildet eine besondere große Abteilung des gesellschaftlichen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 394.

„In jeder Abteilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandteile: 1. Variables Kapital. Dies, dem Wert nach betrachtet, ist gleich dem Wert der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne. Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich betätigenden Arbeitskraft selbst, d.h. aus der von diesem Kapitalwert in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit. 2. Konstantes Kapital, d.h. den Wert aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeitsvieh etc.; und in zirkulierendes konstantes Kapital: Produktionsmaterialien, wie Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate etc.“ K. Marx, Kapital 2.: 395. 3. Mehrwert: „Der Wert des mit Hilfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abteilungen erzeugten gesamten Jahresprodukts (c+v+m) zerfällt in einen Wertteil, der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Wert nach auf das Produkt nur übertragene konstante Kapital c darstellt, und in den durch die gesamte Jahresarbeit zugesetzten Wertteil. Dieser letztere zerfällt wieder in den Ersatz des vorgeschossenen variablen Kapitals v und in den Überschuss darüber, der den Mehrwert m bildet. Wie der Wert jeder einzelnen Ware, so

Page 254: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

96

zerfällt also auch der des gesamten Jahresprodukts jeder Abteilung in c + v + m.“ K. Marx, Kapital 2.: 395.

„Für unsere Untersuchung der einfachen Reproduktion wollen wir folgendes Schema zugrunde legen, worin c = konstantes Kapital, v= variables Kapital, m = Mehrwert ist und das Verwertungsverhältnis m/v zu 100 % angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling (oder Milliarden Euro) bedeuten. I. Produktion von Produktionsmitteln: Kapital 4000 c + 1000 v = 5000 Warenprodukt 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000 existierend in Produktionsmitteln. II. Produktion von Konsumtionsmitteln: Kapital 2000 c + 500 v = 2500 Warenprodukt 2000 c + 500 v + 500 m = 3000 existierend in Konsumtionsmitteln. Oder anders: jährliches Gesamtwarenprodukt: I. 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000 Produktionsmittel. II. 2000 c + 500 v + 500 m = 3000 Konsumtionsmittel. Gesamtwert = 9000.“ K. Marx, Kapital 2.: 396.

„Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also der ganze Mehrwert unproduktiv konsumiert wird, notwendigen Umsätze untersuchen und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldzirkulation unbeachtet lassen, so ergeben sich uns von vornherein drei große Anhaltspunkte.

Page 255: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

97

1. Die 500 v, Arbeitslohn der Arbeiter, und die 500 m, Mehrwert der Kapitalisten der Abteilung II, müssen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden. Aber ihr Wert existiert in den Konsumtionsmitteln zum Wert von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abteilung II, die vorgeschossenen 500 v ersetzen und die 500 m repräsentieren. Arbeitslohn und Mehrwert der Abteilung II werden also innerhalb Abteilung II gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Gesamtprodukt (500 v + 500 m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln. 2. Die 1000 v + 1000 m der Abteilung I müssen ebenfalls in Konsumtionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abteilung II. Sie müssen sich also austauschen gegen den von diesem Produkt noch übrigen, dem Betrag nach gleichen, konstanten Kapitalteil 2000 c. Dafür erhält Abteilung II einen gleichen Betrag von Produktionsmitteln, Produkt von I, worin der Wert der 1000 v + 1000 m von I verkörpert ist. Damit verschwinden aus der Rechung 2000 II c und (1000 v + 1000 m) I. 3. Es bleiben noch 4000 I c. Diese bestehen in Produktionsmitteln, die nur in Abteilung I vernutzt werden können und zum Ersatz ihres verzehrten konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Austausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden wie die (500 v + 500 m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und Kapitalisten, bzw. zwischen den einzelnen Kapitalisten von II.

Dies einstweilen nur zum besseren Verständnis des Nachfolgenden.“ K. Marx, Kapital 2.: 396-397.

Kapital 2.: 397 - 401

II. Die zwei Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion „Das Gesamtprodukt, also auch die Gesamtproduktion, der Gesellschaft zerfällt in zwei große Abteilungen: I. Produktionsmittel, Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehen müssen oder wenigsten eingehen können. II. Konsumtionsmittel; Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse eingehen. In jeder dieser Abteilungen bilden sämtliche verschiedene ihr angehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die anderen den der Konsumtionsmittel. Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesamte Kapital bildet eine besondere große Abteilung des gesellschaftlichen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 394. „In jeder Abteilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandteile: 1. Variables Kapital. Dies, dem Wert nach betrachtet, ist gleich dem Wert der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne. Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich betätigenden Arbeitskraft selbst, d.h. aus der von diesem Kapitalwert in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit. 2. Konstantes Kapital, d.h. den Wert aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeitsvieh etc.; und in zirkulierendes konstantes Kapital: Produktionsmaterialien, wie Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate etc.“ K. Marx, Kapital 2.:

Page 256: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

98

395. 3. Mehrwert: „Der Wert des mit Hilfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abteilungen erzeugten gesamten Jahresprodukts (c+v+m) zerfällt in einen Wertteil, der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Wert nach auf das Produkt nur übertragene konstante Kapital c darstellt, und in den durch die gesamte Jahresarbeit zugesetzten Wertteil. Dieser letztere zerfällt wieder in den Ersatz des vorgeschossenen variablen Kapitals v und in den Überschuss darüber, der den Mehrwert m bildet. Wie der Wert jeder einzelnen Ware, so zerfällt also auch der des gesamten Jahresprodukts jeder Abteilung in c + v + m.“ K. Marx, Kapital 2.: 395.

III. Der Umsatz zwischen den beiden Abteilung: I (v + m) gegen II c

Warenaustausch I (v + m) gegen II c: „Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen. (1000 v + 1000 m) I. - diese Werte, die in den Händen ihrer Produzenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehen, tauschen sich aus gegen 2000c II, gegen Werte, die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln bestehen. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstantes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmitteln umgesetzt, in eine Form, worin es von neuem als Faktor des Arbeitsprozesses und für die Verwertung als konstanter Kapitalwert fungieren kann. Andererseits ist dadurch das Äquivalent für die Arbeitskraft in I. (1000 I. v) und der Mehrwert der Kapitalisten I (1000 I. m) realisiert in Konsumtionsmitteln; Beide sind aus ihrer Naturalform von

Page 257: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

99

Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform, worin sie als Revenue (= privater Verbrauch) verzehrt werden können.“ K. Marx, Kapital 2.: 397.

Die „wichtigste Frage, die uns hier beschäftigt, inwiefern nämlich die Zerfällung des Werts jedes individuellen kapitalistischen Warenprodukts in c + v + m ... ebenfalls gilt für den Wert des jährlichen Gesamtprodukts. Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von I (v + m) gegen II c einerseits, durch die für später vorbehaltene Untersuchung der Reproduktion von I c im jährlichen Warenprodukt I andererseits.“ K. Marx, Kapital 2.: 401. „Es ergibt sich, dass bei einfacher Reproduktion die Wertsumme v + m des Warenkapitals I ... gleich sein muss dem ... konstanten Kapital II c; oder I (v + m) = II c.“ K. Marx, Kapital 2.: 401. „Was sich aber als notwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reproduktion, ist: ... Dass das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffene neue Wertprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem konstanten Kapitalwert c des durch den andern Teil der Jahresarbeit hergestellten Produktenwerts, reproduziert in Form von Konsumtionsmitteln. Wäre es geringer als II c, so könnte II sein konstantes Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Überschuss unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, verletzt.“ K. Marx, Kapital 2.: 406. Geldzirkulation I v gegen II c: „Zur Warenzirkulation ist immer zweierlei nötig: Waren, die in Zirkulation geworfen werden, und Geld, das in Zirkulation geworfen wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 412. „Dieser wechselseitige Umsatz kommt aber zustande durch eine Geldzirkulation, die ihn ebenso sehr vermittelt, wie sie sein Verständnis erschwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitalteil immer von neuem in Geldform auftreten muss, als Geldkapital, das sich aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muss in allen ... gleichzeitig nebeneinander betriebenen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II angehören, in Geldform vorgeschossen werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 397f. „In Abteilung I hat der Gesamtkapitalist also 1000 Euro (ich sage Euro, bloß um zu bezeichnen, dass es Wert in Geldform ist) = 1000 v an die Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Teil existierenden Wertteil des Produkts I, d.h. der von ihnen produzierten Produktionsmittel. Die Arbeiter kaufen mit diesen 1000 Euro für selben Wert Konsumtionsmittel von den Kapitalisten II und verwandeln so eine Hälfte des konstanten Kapitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 Euro Produktionsmittel zum Wert von 1000 von den Kapitalisten I; damit ist für diese letzteren der variable Kapitalwert = 1000 v ... wieder in Geld verwandelt und kann jetzt in der Hand der Kapitalisten I von neuem als Geldkapital fungieren, das in Arbeitskraft... umgesetzt wird. Auf diesen Weg strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, infolge der Realisation eines Teils ihres Warenkapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 398.

Geldzirkulation I m gegen II c: „Was aber das Geld betrifft, das nötig ist für den Umsatz des m-Teils des Warenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapitalteils II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden.

Page 258: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

100

In der Wirklichkeit umschließt diese Zirkulation eine zahllose Masse einzelner Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren muss, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Zirkulation geworfenen Geldmasse abgerechnet haben. Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandenen Geldkapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umgekehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe ... bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräte - sei es für Kapitalvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue - müssen, wie schon oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vorausgesetzt werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 399. Unterstellen wir ... die Hälfte des Geldes werde von den Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten Kapitals im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, die andere Hälfte von den Kapitalisten I für Konsumtion verausgabt, so: Abteilung II schießt 500 Euro vor und kauft damit von I Produktionsmittel, hat damit (inklusive der obigen von den Arbeitern I herrührenden 1000 Euro ¾ ihres konstanten Kapitals ... ersetzt; Abteilung I kauft mit den so erhaltenen 500 Euro Konsumtionsmittel von II und hat damit für die Hälfte des aus m bestehenden Teils ihres Warenkapitals die Zirkulation w - g - w beschrieben... Durch diesen zweiten Prozess kehren die 500 Euro in die Hände von II zurück als Geldkapital, das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. Andrerseits verausgabt I im Vorgriff auf die Versilberung seines Mehrwerts für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden Teils m seines Warenkapitals - vor dem Verkauf desselben - Geldausgabe zum Betrag von 500 Euro für Ankauf von Konsumtionsmitteln II . Mit denselben 500 Euro kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein ganzes konstantes Kapital (1000 +500+500 = 2000) ... ersetzt, während I seinen ganzen Mehrwert in Konsumtionsmitteln realisiert hat.“ K. Marx, Kapital 2.: 399. „Wenn an II das auf Rechnung des konstanten Teils seines Warenprodukts vorgeschossene und an I das auf Rechnung eines Mehrwertteils seines Warenprodukts vorgeschossene Geld zurückströmt, so nur, weil die eine Klasse Kapitalisten außer dem in Warenform II existierenden konstanten Kapital, die andre außer dem in Warenform I existierenden Mehrwert noch je 500 Euro Geld in die Zirkulation geworfen. Sie haben sich schließlich wechselseitig vollständig bezahlt durch den Austausch ihrer jeweiligen Warenäquivalente. Das Geld, das sie über die Wertbeträge ihrer Waren hinaus in Zirkulation geworfen, als Mittel dieses Warenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Zirkulation zurück. ...“ K. Marx, Kapital 2.: 400.

Kapital 2.: 401 - 420

III. Der Umsatz zwischen den beiden Abteilung: I (v + m) gegen II c Warenaustausch I (v + m) gegen II c:

Page 259: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

101

„Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen. (1000 v + 1000 m) I. - diese Werte, die in den Händen ihrer Produzenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehen, tauschen sich aus gegen 2000c II, gegen Werte, die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln bestehen. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstantes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmitteln umgesetzt, in eine Form, worin es von neuem als Faktor des Arbeitsprozesses und für die Verwertung als konstanter Kapitalwert fungieren kann. Andererseits ist dadurch das Äquivalent für die Arbeitskraft in I. (1000 I. v) und der Mehrwert der Kapitalisten I (1000 I. m) realisiert in Konsumtionsmitteln; Beide sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform, worin sie als Revenue (= privater Verbrauch) verzehrt werden können.“ K. Marx, Kapital 2.: 397. „Was sich aber als notwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reproduktion, ist: ... Dass das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffene neue Wertprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem konstanten Kapitalwert c des durch den andern Teil der Jahresarbeit hergestellten Produktenwerts, reproduziert in Form von Konsumtionsmitteln. Wäre es geringer als II c, so könnte II sein konstantes Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Überschuss unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, verletzt.“ K. Marx, Kapital 2.: 406.

IV. Der Umsatz innerhalb Abteilung II. Notwendige Lebensmittel und Luxusmittel „Vom Wert des Warenprodukts der Abteilung II sind nun noch zu untersuchen die Bestandteile v + m.“ K. Marx, Kapital 2.: 401.

Page 260: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

102

„Die Kategorie II der jährlichen Warenproduktion besteht aus den mannigfaltigsten Industriezweigen, die aber - mit Bezug auf ihre Produkte - in zwei große Unterabteilungen zerfällt werden können: a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehen und, soweit sie notwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität und dem Wert nach verschiedenen von denen der Arbeiter, auch einen Teil der Konsumtion der Kapitalisten bilden. Diese ganze Unterabteilung können wir für unseren Zweck zusammenfassen unter der Rubrik: Notwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig, ob ein solches Produkt, wie z.B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein notwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, dass es gewohnheitsmäßig ein solches ist. b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalistenklasse eingehen, also nur gegen verausgabten Mehrwert umgesetzt werden können, der dem Arbeiter nie zufällt.“ K. Marx, Kapital 2.: 402. „Da II (v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln existiert, da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossene variable Kapital von ihnen selbst im ganzen und großen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muss, und da der Wertteil m der Waren, bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmittelns als privater Verbrauch verausgabt wird, so ist auf den ersten Blick klar, dass die Arbeiter II mit dem von den Kapitalisten II erhaltenen Arbeitslohn einen Teil ihres eignen Produkts - entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltenen Geldwerts - wiederkaufen.“ K. Marx, Kapital 2.: 401f.

„Dadurch verwandelt die Kapitalistenklasse II ihr in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossenes Geldkapital zurück in Geldform; Es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in bloßen Wertmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Wertmarken einlösen durch Kauf eines Teils des von ihnen produzierten und den Kapitalisten gehörigen Warenprodukts, würden diese Wertmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren...“ K. Marx, Kapital 2.: 402. „Bei der ersten Rubrik (II a = notwendige Lebensmittel) ist klar, dass das in der Produktion der ihr angehörigen Warensorten vorgeschossene variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muss an den Teil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten II a), welche diese notwendigen Lebensmittel produziert. Sie verkaufen sie an ihre eignen Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 402. „Anders verhält es sich aber mit Unterabteilung II b (= Luxusgüterproduktion). Der ganze Teil des Wertprodukts, mit dem wir es hier zu tun haben, II b (v + m) besteht unter der Naturalform von Luxusartikeln, d.h. Artikeln, die die Arbeiterklasse ebenso wenig kaufen kann wie den unter Form von Produktionsmitteln bestehenden Warenwert I v; obgleich diese Luxusmittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter sind. Der Rückfluss, wodurch das in dieser Unterabteilung vorgeschossene variable Kapital den kapitalistischen Produzenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, sondern muss vermittelt sein, ähnlich wie unter I v.“ K. Marx, Kapital 2.: 403.

Einesteils kaufen die Kapitalisten der Luxusbranche untereineinander und voneinander Luxusgüter. Andererseits kaufen die Arbeiter der Luxusbranche ihren notwendigen Bedarf von den Kapitalisten der Branche für notwendige Konsumtionsmittel. Diese realisieren mit diesem von den „Luxusarbeitern“ erhaltenen Geld ihren Mehrwert und können damit ihren Bedarf an Luxusgütern bei den

Page 261: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

103

„Luxuskapitalisten“ decken. So wird auch der Mehrwert der „Luxuskapitalisten“ vollständig realisiert und wieder in Geld verwandelt. „Aus dem Umstand, dass (II b) v (= Lohnsumme der Luxusarbeiter) realisiert wird in einem äquivalenten Teil von (II a) m (Mehrwert der Kapitalisten von II a = Produktion von notwendigen Gütern), folgt, dass im Verhältnis, wie der Luxusteil des jährlichen Produkts wächst, wie also einen steigenden Anteil der Arbeitskraft absorbiert wird in der Luxusproduktion - dass im selben Verhältnis die Rückverwandlung des in (II b) v vorgeschossenen variablen Kapitalteils in Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungiert, und damit die Existenz und Reproduktion des in II b (Luxusproduktion) beschäftigten Teils der Arbeiterklasse ... bedingt wird durch die Verschwendung der (gesamten) Kapitalistenklasse, durch den Umsatz eines bedeutenden Teils ihres Mehrwerts in Luxusartikel. ... Ganz abgesehen von den ... unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste einen Teil der Luxusausgabe der Kapitalisten empfangen (diese Arbeiter selbst sind insgesamt Luxusartikel) und die sich sehr stark beteiligen namentlich auch an der Konsumtion notwendiger Lebensmittel.“ K. Marx, Kapital 2.: 409.

V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzirkulation „Zur Warenzirkulation ist immer zweierlei nötig: Waren, die in Zirkulation geworfen werden, und Geld, das in Zirkulation geworfen wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 412. „Der direkte Rückfluss des in variablem Kapital vorgeschossenen Geldkapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabteilung II a, die notwendige Lebensmittel produziert, ist nur eine ... modifizierte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, dass den Warenproduzenten, die der Zirkulation Geld vorschießen, selbes zurückkehrt bei normalem Verlauf der Warenzirkulation. Woraus beiläufig folgt, dass, wenn hinter dem Warenproduzenten überhaupt ein Geldkapitalist steht, der wieder dem industriellen Kapitalisten Geldkapital ... vorschießt, der eigentliche Rückflusspunkt dieses Geldes die Tasche dieses Geldkapitalisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle Hände mehr oder weniger zirkuliert, gehört die Masse des zirkulierenden Geldes der in Form von Banken etc. organisierten und konzentrierten Abteilung des Geldkapitals;“ K. Marx, Kapital 2.: 411. Geldausgabe und Geldrückfluss für den Mehrwert eines Einzelkapitalisten: „Wie der Wert seines ganzen jährlichen Warenprodukts (das für ihn = Warenkapital), so ist der jedes Elements desselben, d.h. der Wert jeder einzelnen Ware, für ihn zerfällbar in konstanten Kapitalwert, variablen Kapitalwert und Mehrwert. Die Versilberung jeder einzelnen der Waren (die als Elemente das Warenprodukt bilden) ist zugleich Versilberung eines gewissen Anteils des im ganzen Warenprodukts steckenden Mehrwerts. Es ist also im gegebenen Fall wörtlich richtig, dass der Kapitalist selbst das Geld in die Zirkulation warf - und zwar bei Verausgabung desselben in Konsumtionsmitteln -, womit sein Mehrwert versilbert, alias realisiert wird... In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst innerhalb des laufenden Jahres eröffnet worden, so dauert es gute Weile, im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Geschäftseinnahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann. Er suspendiert deswegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er schießt sich selbst (ob aus eigner oder per Kredit aus fremder Tasche, ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden Mehrwert vor; damit aber auch zirkulierendes Medium zur Realisation später zu realisierenden Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 2.: 418. „Ist das Geschäft dagegen schon länger im regelmäßigen Gang, so verteilen sich Zahlungen

Page 262: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

104

und Einnahmen auf verschiedne Termine während das Jahrs. Eins aber geht ununterbrochen fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die vorweggenommen und deren Umfang berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder veranschlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Ware wird auch ein Teil des jährlich zu machenden Mehrwerts realisiert.... Macht unser Kapitalist Pleite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob seine vorweggenommenen Privatausgaben in richtiger Proportion zum Umfang seines Geschäfts und der selbem gewöhnlich oder normal entsprechenden Mehrwerteinnahme stehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 419. Geldausgabe und Geldrückfluss für den Mehrwert der Kapitalistenklasse: „Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, dass sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerts (bzw. auch zur Zirkulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Zirkulation werfen muss, nicht nur nicht paradox, sondern als notwendige Bedingung des ganzen Mechanismus: denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitalistenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes ist. ... Der einzelne Kapitalist verrichtet diesen Vorschuss aber immer nur in der Form, dass er als Käufer agiert, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln oder Geld vorschießt im Ankauf von Elementen seines produktiven Kapitals, sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln.“ K. Marx, Kapital 2.: 419.

„Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt. 1. Die Erscheinung des Handelskapitals (dessen erste Form immer Geld ist, da der Kaufmann als solcher kein ‚Produkt’ oder ‚Ware’ herstellt) und des Geldkapitals als Gegenstandes der Tätigkeit einer besondern Sorte von Kapitalisten, in dem Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals. 2. Die Spaltung des Mehrwerts - der in erster Hand immer in Hand des industriellen Kapitalisten befinden muss - in verschiedene Kategorien, als deren Träger neben den industriellen Kapitalisten der Grundbesitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen, ebenso die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen erscheinen als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und insoweit als Versilberer seiner Waren; anteilmäßig werfen sie auch ‚Geld‘ in die Zirkulation, und er erhält es von ihnen. Wobei stets vergessen wird, aus welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem erhalten.“ K. Marx, Kapital 2.: 419f.

Kapital 2.420 - 423

Page 263: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

105

IV. Der Umsatz innerhalb Abteilung II. Notwendige Lebensmittel und Luxusmittel „Vom Wert des Warenprodukts der Abteilung II sind nun noch zu untersuchen die Bestandteile v + m.“ K. Marx, Kapital 2.: 401. „Die Kategorie II der jährlichen Warenproduktion besteht aus den mannigfaltigsten Industriezweigen, die aber - mit Bezug auf ihre Produkte - in zwei große Unterabteilungen zerfällt werden können: a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehen und, soweit sie notwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität und dem Wert nach verschiedenen von denen der Arbeiter, auch einen Teil der Konsumtion der Kapitalisten bilden. Diese ganze Unterabteilung können wir für unseren Zweck zusammenfassen unter der Rubrik: Notwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig, ob ein solches Produkt, wie z.B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein notwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, dass es gewohnheitsmäßig ein solches ist. b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalistenklasse eingehen, also nur gegen verausgabten Mehrwert umgesetzt werden können, der dem Arbeiter nie zufällt.“ K. Marx, Kapital 2.: 402. „Bei der ersten Rubrik (II a = notwendige Lebensmittel) ist klar, dass das in der Produktion der ihr angehörigen Warensorten vorgeschossene variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muss an den Teil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten II a), welche diese notwendigen Lebensmittel produziert. Sie verkaufen sie an ihre eignen Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 402. „Anders verhält es sich aber mit Unterabteilung II b (= Luxusgüterproduktion).

Page 264: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

106

Der ganze Teil des Wertprodukts, mit dem wir es hier zu tun haben, II b (v + m) besteht unter der Naturalform von Luxusartikeln, d.h. Artikeln, die die Arbeiterklasse ebenso wenig kaufen kann wie den unter Form von Produktionsmitteln bestehenden Warenwert I v; obgleich diese Luxusmittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter sind. Der Rückfluss, wodurch das in dieser Unterabteilung vorgeschossene variable Kapital den kapitalistischen Produzenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, sondern muss vermittelt sein, ähnlich wie unter I v.“ K. Marx, Kapital 2.: 403. Einesteils kaufen die Kapitalisten der Luxusbranche untereinander und voneinander Luxusgüter. Andererseits kaufen die Arbeiter der Luxusbranche ihren notwendigen Bedarf von den Kapitalisten der Branche für notwendige Konsumtionsmittel. Diese realisieren mit diesem von den „Luxusarbeitern“ erhaltenen Geld ihren Mehrwert und können damit ihren Bedarf an Luxusgütern bei den „Luxuskapitalisten“ decken. So wird auch der Mehrwert der „Luxuskapitalisten“ vollständig realisiert und wieder in Geld verwandelt.

VI. Das konstante Kapital der Abteilung I „Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abteilung I = 4000 I c. Dieser Wert ist gleich dem im Warenprodukt I wiedererscheinenden Wert der in der Produktion dieser Warenmasse verzehrten Produktionsmittel. Dieser wiedererscheinende Wert, der nicht in dem Produktionsprozess I produziert, sondern das Jahr vorher als konstanter Wert in ihn eintrat, ... existiert jetzt in dem ganzen Teil der Warenmasse I, die nicht von der Kategorie II absorbiert ist; und zwar ist der Wert dieser Warenmasse, die so in der Hand der Kapitalisten bleibt, = 2/3 des Werts ihres ganzen jährlichen Warenprodukts. ... Das Warenprodukt von 4000, das in ihrer Hand geblieben ist, ist ein Teil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen keinen anderen auszutauschen ist, denn es existiert kein solcher andrer Teil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser 4000 ist bereits über den ganzen Rest disponiert; ein Teil ist durch den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds absorbiert, und ein anderer Teil hat das konstante Kapital der Abteilung II zu ersetzen die bereits alles ausgetauscht hat, worüber sie im Austausch mit Abteilung I verfügen kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 420f. „Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, dass das ganze Warenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln besteht, d.h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals selbst.... Hier ... besteht das ganze Warenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschinerie, Gefäßen, Roh- und Hilfsstoffen etc. Ein Teil derselben, derjenige, welcher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandteil des produktiven Kapitals fungieren. Soweit er in Zirkulation tritt, zirkuliert er innerhalb der Klasse I.... Der Teil, der nicht in die Zirkulation tritt, wird von seinen kapitalistischen Produzenten produktiv konsumiert.“ K. Marx, Kapital 2.: 421. „Was nun unter I den in Form seines Warenprodukts wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert angeht, so geht er zum Teil in die besondere Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb), woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel ein; z.B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohleproduktion, Eisen in Form von Maschinen in die Eisenproduktion usw. Soweit jedoch die Teilprodukte... nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Produktionssphäre eingehen, wechseln sie nur den Platz... Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte... Die Produkte werden, soweit sie nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eigenen Produktionszweigen dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt und ersetzen sich so wechselseitig.“ K. Marx, Kapital 2.: 422.

Page 265: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

107

„In andren Worten: Das ganze Produkt der Abteilung I besteht aus Gebrauchswerten, die ihrer Naturalform nach - bei kapitalistischer Produktionsweise - nur als Element des konstanten Kapitals dienen können. Von diesem Produkt zum Wert von 6000 ersetzt also ein Drittel (2000) das konstante Kapital der Abteilung II und die übrigen 2/3 das konstante Kapital der Abteilung I.“ K. Marx, Kapital 2.: 421. „Wäre die Produktion gesellschaftlich statt kapitalistisch, so ist klar, dass diese Produkte der Abteilung I unter die Produktionszweige dieser Abteilung, zum Zweck der Reproduktion, nicht minder beständig wieder als Produktionsmittel verteilt würden, ein Teil direkt in der Produktionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein anderer Teil dagegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde, und so ein beständiges Hin und Her zwischen den verschiedenen Produktionsstätten dieser Abteilung stattfände.“ K. Marx, Kapital 2.: 422f.

Kapital 2.: 423-426

VI. Das konstante Kapital der Abteilung I „Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abteilung I = 4000 I c. Dieser Wert ist gleich dem im Warenprodukt I wiedererscheinenden Wert der in der Produktion dieser Warenmasse verzehrten Produktionsmittel... Dieser wiedererscheinende Wert, der nicht in dem Produktionsprozess I produziert, sondern das Jahr vorher als konstanter Wert in ihn eintrat, ... existiert jetzt in dem ganzen Teil der Warenmasse I, die nicht von der Kategorie II absorbiert ist; ...

Page 266: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

108

Das Warenprodukt von 4000, das in ihrer Hand geblieben ist, ist ein Teil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen keinen anderen auszutauschen ist, denn es existiert kein solcher andrer Teil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser 4000 ist bereits über den ganzen Rest disponiert; ein Teil ist durch den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds absorbiert, und ein anderer Teil hat das konstante Kapital der Abteilung II zu ersetzen die bereits alles ausgetauscht hat, worüber sie im Austausch mit Abteilung I verfügen kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 420f. „Was nun unter I den in Form seines Warenprodukts wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert angeht, so geht er zum Teil in die besondere Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb), woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel ein; z.B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohleproduktion, Eisen in Form von Maschinen in die Eisenproduktion usw. Soweit jedoch die Teilprodukte... nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Produktionssphäre eingehen, wechseln sie nur den Platz... Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte... Die Produkte werden, soweit sie nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eigenen Produktionszweigen dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt und ersetzen sich so wechselseitig.“ K. Marx, Kapital 2.: 423.

VII. Variables Kapital und Mehrwert in beiden Abteilungen „Der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwerts II plus dem neuproduzierten Mehrwert II ... plus dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwert I und dem neuproduzierten Mehrwert I...“ K. Marx, Kapital 2.: 423. Also: Wert der in einem Jahr geschaffenen Konsumtionsmittel = jährlicher Neuwert = jährliches Wertprodukt = I (v + m) + II (v + m) „Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen Wertprodukt, d.h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit während des Jahres produzierten Wert, und muss es sein, da bei einfacher Reproduktion dieser ganz Wert verzehrt wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 423. „Nach unserer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeitstag dar in einem Geldwert von 3000, wovon nur 1/3 = 1000 in der Abteilung II produziert wird, welche Konsumtionsmittel produziert, d.h. die Waren, worin sich der gesamte variable Kapitalwert und der gesamte Mehrwert der Gesellschaft schließlich realisiert. Nach dieser Voraussetzung werden also 2/3 des gesellschaftlichen Arbeitstages in der Produktion von neuem konstanten Kapital verwandt.“ K. Marx, Kapital 2.: 424. „Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Teile: 1. notwendige Arbeit; sie schafft im Lauf des Jahres einen Wert von 1500 v; 2. Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Wert oder Mehrwert von 1500 m. Die Summe dieser Wert = 3000, ist gleich dem Wert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwert der während des Jahres produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Totalwert, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs produziert, gleich dem Wert des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus dem gesellschaftlichen Mehrwert, gleich dem totalen jährlichen Neuprodukt.“ (Wert der Konsumtionsmittel = Neuprodukt = v + m = (I + II) v + (I + II) m) K. Marx, Kapital 2.: 423. „Es zeigt sich daher, warum, obgleich für die Kapitalisten II der Wert ihres Produkts zerfällt in c + v + m, gesellschaftlich betrachtet der Wert dieses Produkts zerfällbar ist in v + m. Dies ist nämlich nur der Fall, weil II c hier gleich I (v + m) und diese beiden Bestandteile des

Page 267: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

109

gesellschaftlichen Produkts durch ihren Austausch ihre Naturalformen miteinander austauschen, daher nach diesem Umsatz II c wieder in Produktionsmitteln, I (v + m) dagegen in Konsumtionsmitteln existiert.“ K. Marx, Kapital 2.: 424. „Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d.h. die während des ganzen Jahrs von der gesamten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in notwendige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeitstag produzierte Wert ebenfalls nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in den variablen Kapitalwert ... und den Mehrwert ..., so wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages ausschließlich verausgabt in Produktion von frischem konstanten Kapital, nämlich von Produktionsmitteln, die ausschließlich bestimmt sind, im Arbeitsprozess als Produktionsmittel und daher in dem ihn begleitenden Verwertungsprozess als konstantes Kapital zu fungieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 424. „Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprozesses betrachtet, das Produkt II das Resultat von neu fungierender lebendiger Arbeit und ihr gegebener, vorausgesetzter Produktionsmittel ist, ... so ist vom Standpunkt des Verwertungsprozesses der Produktenwert II = 3000 zusammengesetzt aus dem durch das neu zugesetzte 1/3 des gesellschaftlichen Arbeitstags produzierten Neuwert (500 v + 500 m = 1000) und aus einem konstanten Wert, worin 2/3 eines vergangenen, vor dem hier betrachteten Produktionsprozess II verflossenen gesellschaftlichen Arbeitstag vergegenständlicht sind. Dieser Wertteil des Produkts II stellt sich dar in einem Teil des Produkts selbst. Es existiert in einem Quantum Konsumtionsmittel zum Wert von 2000 = 2/3 eines gesellschaftlichen Arbeitstages. Es ist dies die neue Gebrauchsform worin er wiedererscheint. Der Austausch von einem Teil der Konsumtionsmittel = 2000 II c gegen Produktionsmittel I = I (1000 v +1000 m) ist also in der Tat Austausch von 2/3 Gesamtarbeitstag, die keinen Teil von diesjähriger Arbeit bilden, ... mit 2/3 des diesjährigen, in diesem Jahr neu zugesetzten Arbeitstags. ... Es ist Austausch von 2/3 Arbeitstag dieses Jahres gegen 2/3 Arbeitstag, die vor diesem Jahr verausgabt worden, Austausch zwischen diesjähriger und vorjähriger Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 426. „Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahres verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwert geschaffen, realisiert in der Abteilung II angemessenen Naturalform. Der größere Teil der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produktion von neuem konstanten Kapital (in Produktionsmitteln existierendem Kapitalwert) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln verausgabten konstanten Kapitalwerts.“ K. Marx, Kapital 2.: 436. „Dies also erklärt uns das Rätsel, warum das Wertprodukt des ganzen gesellschaftlichen Arbeitstages sich auflösen kann in variablen Kapitalwert plus Mehrwert, obgleich 2/3 dieses Arbeitstags nicht verausgabt worden in der Produktion von Gegenständen, worin variables Kapital oder Mehrwert sich realisieren können, sondern vielmehr in der Produktion von Produktionsmitteln zum Ersatz des während des Jahres verbrauchten Kapitals. Es erklärt sich einfach daraus, dass 2/3 des Produktenwerts II, worin Kapitalisten und Arbeiter I den von ihnen produzierten variablen Kapitalwert plus Mehrwert realisieren (und die 2/3 des gesamten jährlichen Produktenwerts ausmachen), dem Wert nach betrachtet, das Produkt von 2/3 eines vor diesem Jahr vergangenen gesellschaftlichen Arbeitstages sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 426. „Die Summe des gesellschaftlichen Produkts von I und II, Produktionsmittel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswert nach, konkret... das Produkt der diesjährigen Arbeit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, nicht

Page 268: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

110

soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als wertbildende Arbeit betrachtet wird. ... Umgekehrt „hätte sich aber auch ... die diesjährige Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können.“ K. Marx, Kapital 2.: 426.

Kapital 2.: 427 - 431

VII. Variables Kapital und Mehrwert in beiden Abteilungen „Der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwerts II plus dem neuproduzierten Mehrwert II ... plus dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwert I und dem neuproduzierten Mehrwert I...“ K. Marx, Kapital 2.: 423. Also: Wert der in einem Jahr geschaffenen Konsumtionsmittel = jährlicher Neuwert = jährliches Wertprodukt = I (v + m) + II (v + m). „Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen Wertprodukt, d.h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit während des Jahres produzierten Wert, und muss es sein, da bei einfacher Reproduktion dieser ganz Wert verzehrt wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 423. „Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Teile: 1. notwendige Arbeit; sie schafft im Lauf des Jahres einen Wert von 1500 v; 2. Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Wert oder Mehrwert von 1500 m. Die Summe dieser Wert = 3000, ist gleich dem Wert der jährlich produzierten

Page 269: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

111

Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwert der während des Jahres produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Totalwert, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs produziert, gleich dem Wert des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus dem gesellschaftlichen Mehrwert, gleich dem totalen jährlichen Neuprodukt.“ (Wert der Konsumtionsmittel = Neuprodukt = v + m = (I + II) v + (I + II) m) K. Marx, Kapital 2.: 423. „Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d.h. die während des ganzen Jahrs von der gesamten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in notwendige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeitstag produzierte Wert ebenfalls nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in den variablen Kapitalwert ... und den Mehrwert ..., so wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages ausschließlich verausgabt in Produktion von frischem konstanten Kapital, nämlich von Produktionsmitteln, die ausschließlich bestimmt sind, im Arbeitsprozess als Produktionsmittel und daher in dem ihn begleitenden Verwertungsprozess als konstantes Kapital zu fungieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 424. „Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahres verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwert geschaffen, realisiert in der Abteilung II angemessenen Naturalform. Der größere Teil der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produktion von neuem konstanten Kapital (in Produktionsmitteln existierendem Kapitalwert) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln verausgabten konstanten Kapitalwerts.“ K. Marx, Kapital 2.: 436. „Die Summe des gesellschaftlichen Produkts von I und II, Produktionsmittel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswert nach, konkret... das Produkt der diesjährigen Arbeit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als wertbildende Arbeit betrachtet wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 426.

VIII. Das konstante Kapital in beiden Abteilungen „Was den Gesamtproduktenwert von 9000 angeht und die Kategorien worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größere Schwierigkeit als die des Produktenwerts eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr identisch damit.“ K. Marx, Kapital 2.: 427. „In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei einjährige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Wertausdruck jedes dieser Arbeitstage ist = 3000; daher der Wertausdruck des Totalprodukts = 3 x 3000 = 9000. Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktionsprozess, dessen Produkt wir analysieren, vorgegangen: In Abteilung I 4/3 Arbeitstage (Wertprodukt 4000) und in Abteilung II 2/3 Arbeitstage (Wertprodukt 2000). Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren Wertprodukt = 6000. Daher figurieren 4000 I c + 2000 II c = 6000 c als der im ganzen Produktenwert der Gesellschaft wiedererscheinende Wert der Produktionsmittel oder konstante Kapitalwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 427. “Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeitstag in Abteilung I 1/3 notwendige Arbeit oder Arbeit, die den Wert des variablen Kapitals 1000 I v ersetzt ... Ebenso in II ist 1/6 des gesellschaftlichen Arbeitstages notwendige Arbeit mit einem

Page 270: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

112

Wertbetrag von 500. Also 1000 I v + 500 II v = 1500 v, der Wertausdruck des halben gesellschaftlichen Arbeitstages, ist der Wertausdruck der aus notwendiger Arbeit bestehenden ersten Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Gesamtarbeitstags. Endlich in I ist 1/3 Gesamtarbeitstag, Wertprodukt = 1000, Mehrwert; in II ist 1/6 Arbeitstag, Wertprodukt = 500, Mehrarbeit; sie machen zusammen die andere Hälfte des zugesetzten Gesamtarbeitstages aus. Daher der produzierte Gesamtmehrwert = 1000 I m + 500 II m = 1500 m.“ K. Marx, Kapital 2.: 427. „Also: Konstanter Kapitalteil des gesellschaftlichen Produktenwerts (c): 2 vor dem Produktionsprozess verausgabte Arbeitstage, Wertausdruck = 6000. Während des Jahres verausgabte notwendige Arbeit (v): Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Wertausdruck = 1500. Während des Jahres verausgabte Mehrarbeit (m): Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Wertausdruck = 1500. Wertprodukt der Jahresarbeit (v+m) = 3000. Gesamtproduktenwert (c+v+m) = 9000.“ K. Marx, Kapital 2.: 429. „Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftlichen Produktenwerts selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Bestandteilen.“ K. Marx, Kapital 2.: 428. „Der konstante, nur wiedererscheinende Wertteil ist gleich dem Wert des Teils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, und ist verkörpert in diesem Teil. Das neue Wertprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem Wert des Teils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist verkörpert in ihm.... Der ganze jährliche Gesamtarbeitstag, dessen Wertausdruck = 3000, scheint verausgabt in der Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstanter Wertteil wiedererscheint, da diese 3000 = 1500 v + 1500 m sich nur in variablen Kapitalwert + Mehrwert auflösen. Andererseits erscheint der konstante Kapitalwert = 6000 wieder in einer von den Konsumtionsmitteln ganz verschiedenen Produktenart, den Produktionsmitteln, während doch kein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; ... Das Geheimnis ist bereits gelöst. Das Wertprodukt (=Neuwert) der Jahresarbeit ist gleich dem Produktenwert der Abteilung II, dem Totalwert der neuproduzierten Konsumtionsmittel. Aber dieser Produktenwert ist größer um 2/3 als der innerhalb der Produktionsmitteln (Abteilung II) verausgabte Teil der Jahresarbeit. Nur 1/3 der Jahresarbeit ist in ihrer Produktion verausgabt. 2/3 dieser Jahresarbeit sind in der Produktion von Produktionsmitteln verausgabt, also in Abteilung I. Das während dieser Zeit in I erzeugte Wertprodukt ... ist gleich dem in II in Konsumtionsmitteln wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert von II. Sie können sich daher wechselseitig austauschen und ... ersetzen. Der Totalwert der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe des neuen Wertprodukts in I + II, oder II (c + v + m) = I (v + m) + II (v + m), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von v + m produzierten Neuwerts. Andererseits ist der Totalwert der Produktionsmittel (I) gleich der Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der Form von Konsumtionsmitteln (II) wiedererscheinenden Kapitalwerts, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerts. Dieser Totalwert ist gleich dem Wertausdruck von 4/3 vor dem Produktionsprozess in I und

Page 271: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

113

2/3 vor dem Produktionsprozess in II vergangenen Arbeitstagen, also zusammen von zwei Gesamtarbeitstagen.“ K. Marx, Kapital 2.: 429. „Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahresprodukt daher, dass der konstante Wertteil in einer ganz anderen Produktart - Produktionsmitteln - sich darstellt als der diesem konstanten Wertteil zugesetzte Neuwert v + m, der sich in Konsumtionsmitteln darstellt. So hat es den Schein, als fänden sich - dem Wert nach betrachtet - 2/3 der aufgezehrten Produktenmasse in einer neuen Form wieder, als Neuprodukt, ohne dass irgendeine Arbeit von der Gesellschaft in ihrer Produktion verausgabt wäre.“ K. Marx, Kapital 2.: 429. „Dies findet bei dem Einzelkapital nicht statt.... Das Produkt des individuellen Kapitals ... hat irgendeine beliebige Naturalform.... Es ist ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in denselben Produktionsprozess eingehen kann, aus dem es als Produkt herauskommt... Wenn nicht, wird dieser Teil des Produktenwerts durch Verkauf und Einkauf wieder in die Form seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt und dadurch das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform reproduziert.“ K. Marx, Kapital 2.: 429 - 430. „Anders verhält es sich dem Produkt des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in ihrer Naturalform Teile dieses Produkts selbst bilden.... Einfache Reproduktion vorausgesetzt, muss daher der Wert des Teils des Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten Wertteil des gesellschaftlichen Kapitals sein.“ K. Marx, Kapital 2.: 430. „Ferner: Individuell betrachtet, produziert der Kapitalist in seinem Produktenwert durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Kapital plus Mehrwert, während der konstante Wertteil durch den konkreten Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt übertragen wird. Gesellschaftlich betrachtet, produziert der Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages, der Produktionsmittel produziert, ihnen daher sowohl Neuwert zusetzt als den Wert der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital... Der ganze Wert dieses Produkts ist also nur Wert, ... der sich ... gesellschaftlich betrachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwert auflöst. - Andererseits produziert der Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages, der Konsumtionsmittel produziert, keinen Teil des gesellschaftlichen Ersatzkapitals. Er produziert nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt sind, den Wert des variablen Kapitals und den Mehrwert in I und in II zu realisieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 431.

Kapital 2.:431-484

Page 272: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

114

VIII. Das konstante Kapital in beiden Abteilungen „Was den Gesamtproduktenwert von 9000 angeht und die Kategorien worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größere Schwierigkeit als die des Produktenwerts eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr identisch damit.“ K. Marx, Kapital 2.: 427. „Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftlichen Produktenwerts selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Bestandteilen.“ K. Marx, Kapital 2.: 428. „Der konstante, nur wiedererscheinende Wertteil ist gleich dem Wert des Teils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, und ist verkörpert in diesem Teil. Das neue Wertprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem Wert des Teils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist verkörpert in ihm.... Der ganze jährliche Gesamtarbeitstag, dessen Wertausdruck = 3000, scheint verausgabt in der Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstanter Wertteil wiedererscheint, da diese 3000 = 1500 v + 1500 m sich nur in variablen Kapitalwert + Mehrwert auflösen. Andererseits erscheint der konstante Kapitalwert = 6000 wieder in einer von den Konsumtionsmitteln ganz verschiedenen Produktenart, den Produktionsmitteln, während doch kein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; ... Das Geheimnis ist bereits gelöst. Das Wertprodukt (=Neuwert) der Jahresarbeit ist gleich dem Produktenwert der Abteilung II, dem Totalwert der neuproduzierten Konsumtionsmittel. Aber dieser Produktenwert ist größer um 2/3 als der innerhalb der Produktionsmitteln (Abteilung II) verausgabte Teil der Jahresarbeit. Nur 1/3 der Jahresarbeit ist in ihrer Produktion verausgabt. 2/3 dieser Jahresarbeit sind in

Page 273: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

115

der Produktion von Produktionsmitteln verausgabt, also in Abteilung I. Das während dieser Zeit in I erzeugte Wertprodukt ... ist gleich dem in II in Konsumtionsmitteln wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert von II. Sie können sich daher wechselseitig austauschen und ... ersetzen. Der Totalwert der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe des neuen Wertprodukts in I + II, oder II (c + v + m) = I (v + m) + II (v + m), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von v + m produzierten Neuwerts. Andererseits ist der Totalwert der Produktionsmittel (I) gleich der Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der Form von Konsumtionsmitteln (II) wiedererscheinenden Kapitalwerts, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerts. Dieser Totalwert ist gleich dem Wertausdruck von 4/3 vor dem Produktionsprozess in I und 2/3 vor dem Produktionsprozess in II vergangenen Arbeitstagen, also zusammen von zwei Gesamtarbeitstagen.“ K. Marx, Kapital 2.: 429.

IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay (Wiederlegung der „wissenschaftlichen“ Phrase, dass das, was für den einen Kapital sei, für den anderen Revenue (Einkommen) sei.)

X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und Arbeitslohn „Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahres ist Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Wert dieses Gesamtprodukts ist größer als der Wertteil desselben, worin sich die Jahresarbeit, als während dieses Jahrs verausgabte Arbeitskraft, verkörpert. Das Wertprodukt (v+m) dieses Jahrs, der während desselben in Warenform neugeschaffene Wert, ist kleiner als der Produktenwert (c+v+m), der Gesamtwert der während des ganzen Jahres hergestellten Warenmasse. Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesamtwert des jährlichen Produkts den Wert abziehen, der ihm durch die laufende Jahresarbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich reproduzierter Wert, sondern nur in seiner Daseinsform wiedererscheinender Wert; Wert, auf das Jahresprodukt übertragen von vor ihm existierenden Wert, der je nach der Dauer der konstanten Kapitalbestandteile, die im diesjährigen gesellschaftlichen Arbeitsprozess mitgewirkt haben, von früherem oder späterem Datum sein kann, (d.h. Wert,) der von dem Wert eines Produktionsmittels herrühren kann, welches im vorigen Jahr oder in einer Reihe früherer Jahre zur Welt kam. Es ist unter allen Umständen Wert, übertragen von vorjährigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahres.“ K. Marx, Kapital 2.: 435.

XI. Ersatz des fixen Kapitals (Wiederholt die bisher entwickelten Gedanken zum Teil an neuen Rechenbeispielen.)

1. Ersatz des Verschleiß-Wertteils in Geldform (Wiederholt die bisher entwickelten Gedanken zum Teil an neuen Rechenbeispielen.)

2. Ersatz des fixen Kapitals in natura (= in leiblicher Gestalt) Immer wenn die Kapitalisten der Abteilung II (= Konsumtionsmittel) neue Produktionsmittel der Abteilung I kaufen, kaufen sie höheren Wert, als sie im gleichen Jahr an die Abteilung I mit den damit produzierten

Page 274: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

116

Konsumtionsmittel verkaufen können. Falls eine solche Maschine eine Lebensdauer von fünf Jahren hat, muss beim Kauf der volle Wert bezahlt werden, während der Verkauf der Waren, die mit dieser Maschine produziert werden, in einem Jahr nur ein Fünftel des Maschinenwertes realisiert und zurückbringt. Andererseits werfen die Kapitalisten der Abteilung I (= Produktionsmittel) mit jeder neuen Maschine, die länger als ein Jahr hält, größere Werte in die Zirkulation (und erhalten dafür eine entsprechende Menge Geld), als im laufenden Jahr verbraucht werden. „Obgleich A (, der nur Verschleiß an Produktionsmitteln hat, aber noch keine neue Maschine kauft,) ... Geld der Zirkulation entzieht und es aufschatzt, wirft er andererseits Ware in sie hinein, ohne ihr andere Ware dafür zu entziehen, wodurch B, B‘, B‘‘ etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hineinzuwerfen und dafür nur Ware ihr zu entziehen. Im gegebenen Fall geht diese Ware, ihrer Naturalform wie ihrer Bestimmung nach, als fixes oder flüssiges Element in das konstante Kapital von B, B‘ etc. ein.“ K. Marx, Kapital 2.: 489. „Wir sahen nun, dass die periodische Erneuerung des fixen Kapitals II c (welcher gesamte Kapitalwert II c sich umsetzt in Elemente zum Wert von I (v+m) voraussetzt einerseits bloßen Kauf des fixen Teils von II c ... und welchem entspricht bloßer Verkauf von I m; andererseits voraussetzt bloßen Verkauf von Seiten II c, Verkauf des fixen (Verschleiß-) Wertteils ... und welchem entspricht bloßer Kauf von I m. Damit sich hier der Umsatz normal vollziehe, ist vorauszusetzen, dass bloßer Kauf seitens II c dem Wertumfang nach gleich sein dem bloßen Kauf seitens II c, und ebenso, dass der bloße Verkauf von I m an II c, Teil I, gleich sei seinem bloßen Kauf von II c, Teil 2. Sonst wird die einfache Reproduktion gestört. Bloßer Kauf hier muss gedeckt werden durch bloßen Verkauf dort.“ K. Marx, Kapital 2.: 490.

3. Resultate “Mit Bezug auf den Ersatz des fixen Kapitals ist allgemein zu bemerken: Wenn - alle anderen Umstände, also nicht nur die Stufenleiter der Produktion, sondern namentlich auch die Produktivität der Arbeit als gleichbleibend vorausgesetzt - ein größerer Teil des fixen Elements von II c (= konstantes Kapital der Konsumtionsmittelindustrie) abstirbt als das Jahr vorher, also auch ein größerer Teil in natura (in leiblicher Gestalt) zu erneuern ist, so muss der Teil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg seines Absterbens und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld zu ersetzen ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Voraussetzung die Summe (auch die Wertsumme) des in II (= Konsumtionsmittelindustrie) fungierenden fixen Kapitalteils dieselbe bleibt.“ K. Marx, Kapital 2.: 490. „Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion und gleichbleibenden Umständen, also namentlich gleichbleibender Produktivkraft, Gesamtgröße und Intensität der Arbeit - nicht eine konstante Proportion vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem) und in alter Naturalform fortwirkenden (bloß für Ersatz seines Verschleißes den Produkten Wert zusetzendem) fixen Kapital -, so ... wäre, selbst abgesehen von den Geldverhältnissen, Defizit der Reproduktion da.“ K. Marx, Kapital 2.: 463f. Also: Bei einfacher Reproduktion muss der Wert von neuen Produktionsmitteln, gleich sein dem Verschleißwert aller gebrauchten Produktionsmittel, der im verkauften Warenwert realisiert wird. Ist das nicht der Fall, tritt Ungleichgewicht und Produktionskrise ein. Dieser Verschleißwert, der durch neue Produktionsmittel ersetzt werden muss, bleibt aber über die verschiedenen Jahre hin, nicht immer gleich. Dann müssen notwendig Ungleichgewichte entstehen: Überproduktion, die nicht verkauft werden kann hier, und Unterversorgung dort. „Ist die kapitalistische Form der Reproduktion einmal beseitigt, so kommt die Sache darauf hinaus, dass die Größe des absterbenden und daher in natura zu ersetzenden Teils des fixen

Page 275: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

117

Kapitals (hier des in der Erzeugung der Konsumtionsmittel fungierenden) in verschiedenen aufeinanderfolgenden Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr groß (über die Durchschnittssterblichkeit, wie bei Menschen), so im folgenden sicher um so geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel nötige Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hilfsstoffen - sonst gleichbleibende Umstände vorausgesetzt - nimmt deswegen nicht ab; die Gesamtproduktion der Produktionsmittel müsste also im einen Fall zunehmen, im anderen abnehmen. Diesem kann nur abgeholfen werden durch fortwährende relative Überproduktion; einerseits ein gewisses Quantum fixes Kapital, das mehr produziert wird, als direkt nötig ist; andererseits und vor allem Vorrat von Rohstoff etc., der über die unmittelbaren Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders von Lebensmitteln). Solche Art Überproduktion ist gleich mit Kontrolle der Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eigenen Reproduktion. Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anarchisches Element.“ K. Marx, Kapital 2.: 464f.

XII. Die Reproduktion des Geldmaterials „Es ist bisher ein Moment ganz außer acht gelassen, nämlich die jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als bloßes Material zu Luxusartikeln, Vergoldung etc. wären sie hier ebenso wenig speziell zu erwähnen wie irgendwelche andren Produkte. Dagegen spielen sie wichtige Rolle als Geldmaterial und daher potentielles Geld. Als Geldmaterial nehmen wir hier der Vereinfachung wegen nur Gold.“ K. Marx, Kapital 2.: 465. „Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt, zu Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln umfasst. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei = 30...; Es sei dieser Wert zerfällbar in 20 c + 5 v + 5 m; 20 c ist auszutauschen gegen andere Elemente von I c ...; Aber die 5 v+5 m (I) sind umzusetzen gegen Elemente von II c; d.h. Konsumtionsmittel.“ K. Marx, Kapital 2.: 466. „Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt zirkuliert, ist in der Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumuliert worden. Sie gehört nicht zum Wertprodukt dieses Jahres, mit Ausnahme etwa des Ersatzgolds für verschlissene Münzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 473f.

XIII. Destutt de Tracys Reproduktionstheorie „Als Beispiel der konfusen und zugleich angeberischen Gedankenlosigkeit politischer Ökonomen, bei Betrachtung der gesellschaftlichen Reproduktion, diene der große Logiker Destutt de Tracy....“ K. Marx, Kapital 2.: 476.

Akkumulation und erweiterte Reproduktion

Kapital 2.485-487 XII. Die Reproduktion des Geldmaterials „Es ist bisher ein Moment ganz außer acht gelassen, nämlich die jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als bloßes Material zu Luxusartikeln, Vergoldung etc. wären sie hier ebenso wenig speziell zu erwähnen wie irgendwelche andren Produkte. Dagegen spielen sie eine wichtige Rolle als Geldmaterial und daher potentielles Geld. Als Geldmaterial nehmen wir hier der Vereinfachung wegen nur Gold.“ K. Marx, Kapital 2.: 465.

Page 276: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

118

„Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt, zu Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln umfasst. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei = 30...; Es sei dieser Wert zerfällbar in 20 c + 5 v + 5 m; 20 c ist auszutauschen gegen andere Elemente von I c ...; Aber die 5 v + 5 m (I) sind umzusetzen gegen Elemente von II c; d.h. Konsumtionsmittel.“ K. Marx, Kapital 2.: 466. „Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt zirkuliert, ist in der Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumuliert worden. Sie gehört nicht zum Wertprodukt dieses Jahres, mit Ausnahme etwa des Ersatzgolds für verschlissene Münzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 473f.

21. Kapitel Akkumulation und erweiterte Reproduktion „Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Warenkapitals wird auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwert darstellt. Diesen so in Geld verwandelten Mehrwert rückverwandelt der Kapitalist in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals. Im nächsten Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein vergrößertes Produkt. Was aber beim individuellen Kapital erscheint, muss auch erscheinen in der jährlichen Gesamtreproduktion...“ K. Marx, Kapital 2.: 485. „Wenn ein individuelles Kapital = 400 c + 100 v ist, der jährliche Mehrwert = 100, so ist das Warenprodukt 400 c + 100 v + 100 m. Diese 600 werden in Geld verwandelt. Von diesem Geld werden wieder 400 c umgesetzt in Naturalform von konstantem Kapital, 100 v in Arbeitskraft und - falls der gesamte Mehrwert akkumuliert wird - außerdem 100 m verwandelt in zuschüssiges konstantes Kapital, durch Umsatz in Naturelemente des produktiven Kapitals. Es ist dabei unterstellt: 1. dass diese Summe unter den gegebenen technischen Bedingungen genügend ist, sei es zur Ausdehnung des fungierenden konstanten Kapitals, sei es zur Anlage eines neuen industriellen Geschäfts... 2. Es ist vorausgesetzt, dass in der Tat schon vorher Produktion auf erweiterter Stufenleiter eingetreten; denn um das Geld (den in Geld aufgeschatzten Mehrwert) in Elemente des produktiven Kapitals verwandeln zu können, müssen diese Elemente als Waren auf dem Markte kaufbar sein;“ K. Marx, Kapital 2.: 486. Es „...ist zu unterscheiden: Akkumulation in Abteilung I (Produktion von Produktionsmitteln) und in Abteilung II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen mit I.“ K. Marx, Kapital 2.: 487.

Kapital 2.488-497 „Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Warenkapitals wird auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwert darstellt. Diesen so in Geld verwandelten Mehrwert rückverwandelt der Kapitalist in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals. Im nächsten Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein vergrößertes Produkt. Was aber beim individuellen Kapital erscheint, muss auch erscheinen in der jährlichen Gesamtreproduktion...“ K. Marx, Kapital 2.: 485.

Page 277: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

119

Es „...ist zu unterscheiden: Akkumulation in Abteilung I (Produktion von Produktionsmitteln) und in Abteilung II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen mit I.“ K. Marx, Kapital 2.: 487.

I. Akkumulation in Abteilung I 1. Schatzbildung „Es ist klar, dass sowohl die Kapitalanlagen in den zahlreichen Industriezweigen, woraus Klasse I (Produktionsmittelindustrie) besteht, ... je nach ihrem Lebensalter ... sich auf verschiedenen Stufen des Prozesses der allmählichen Verwandlung von Mehrwert in potentielles Geldkapital befinden, ob dies Geldkapital nun zur Erweiterung ihres fungierenden Kapitals dienen soll oder zur Anlage neuer industrieller Geschäfte - den zwei Formen der Erweiterung der Produktion. Ein Teil der Kapitalisten verwandelt daher beständig sein zu entsprechender Größe angewachsenes potentielles Geldkapital in produktives Kapital, d.h. kauft mit dem durch Vergoldung von Mehrwert aufgeschatztem Geld Produktionsmittel...; während ein anderer Teil noch beschäftigt ist mit der Aufschatzung seines potentiellen Geldkapitals. Kapitalisten, diesen beiden Kategorien gehörig, treten sich also gegenüber, die einen als Käufer, die anderen als Verkäufer...“ K. Marx, Kapital 2.: 488. „A verkaufe z.B. 600 (= 400 c + 100 v + 100 m) an B (der mehr als einen Käufer repräsentieren mag). Er hat für 600 Waren verkauft, gegen 600 in Geld, wovon 100 Mehrwert darstellen, die er der Zirkulation entzieht, sie aufschatzt als Geld; ... Die Aktion des Kapitalisten dabei besteht nur darin, dass er das durch Verkauf des Mehrprodukts von 100 ergatterte Geld der Zirkulation entzieht, festhält und mit Beschlag belegt. Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten des A, sondern auf zahlreichen Punkten ... von anderen A‘, A‘‘, A‘‘‘, Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte Schatzbildung arbeiten.“ K. Marx, Kapital 2.: 488. „A vollbringt diese Schatzbildung aber nur, sofern er - mit Bezug auf sein Mehrprodukt - nur als Verkäufer, nicht hintennach als Käufer auftritt. Seine wiederholte Produktion von Mehrprodukt ... ist also die Voraussetzung seiner Schatzbildung.“ K. Marx, Kapital 2.: 489. „Die Bildung von virtuellem zusätzlichem Geldkapital seitens A, A‘, A‘‘, (I) - durch sukzessiven Verkauf ihres Mehrprodukts, ... ist also hier die bloße Geldform von zuschüssig produzierten Produktionsmitteln I.“ K. Marx, Kapital 2.: 492f.

„Was aber hier zunächst festzuhalten ist, ist dies: Obgleich A Geld für seinen Mehrwert der Zirkulation entzieht und es aufschatzt, wirft er andererseits Ware in sie hinein, ohne ihr andere Ware dafür zu entziehen, wodurch B, B‘, B‘‘ etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hineinzuwerfen und dafür nur Ware ihr zu entziehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 489. „Ebenso ist hier vorauszusetzen, dass der bloße Verkauf des schatzbildenden Teils A, A’, A’’ von I m im Gleichgewicht stehe mit dem bloßen Kauf des Teils B, B’, B’’ in I m, der seinen Schatz in Elemente von zusätzlichem produktiven Kapital verwandelt.“ K. Marx, Kapital 2.: 490.

„Die allmähliche Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A‘, A‘‘ etc. (I), ... - also durch wiederholten einseitigen Warenverkauf ohne ergänzenden Kauf -, vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus der Zirkulation und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung ... unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetallreichtum, sondern nur veränderte Funktion von

Page 278: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

120

bisher umlaufendem Geld. Eben fungierte es als Zirkulationsmittel, jetzt fungiert es als Schatz, als sich bildendes, virtuelles neues Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 493. „Das in virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner Masse nach um so größer sein, je größer die Gesamtsumme des bereits fungierenden Kapitals war, aus dessen Funktion es hervorgegangen.“ K. Marx, Kapital 2.: 494. „Wenn das Mehrprodukt, direkt produziert und angeeignet durch die Kapitalisten A, A‘, A‘‘ (I), die reale Basis der Kapitalakkumulation, d.h. der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst in dieser Eigenschaft fungiert in den Händen von B, B‘, B‘‘ etc. (I) - so ist es dagegen in seiner Geldverpuppung - als Schatz und bloß sich nach und nach bildendes virtuelles Geldkapital - absolut unproduktiv, läuft dem Produktionsprozess in dieser Form parallel, liegt aber außerhalb desselben. Es ist ein Bleigewicht ... der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 494.

„Man begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Konzentration in Händen von Banken usw. zu verfügbarem Kapital, Leihkapital, Geldkapital werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, sondern zu aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens). Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich aufschatzenden Mehrwert sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen, findet im Kreditsystem und in den Wertpapieren das Ziel ihres Strebens. Das Geldkapital erhält dadurch in einer anderen Form den enormsten Einfluss auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des kapitalistischen Produktionssystems.“ K. Marx, Kapital 2.: 489.

2. Das zusätzliche konstante Kapital „Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerts, kostet den Aneignern desselben, den Kapitalisten I (Produktionsmittelindustrie) nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder Waren vorzuschießen, um es zu erhalten... Was sie also vorschießen, ist nichts als ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht nur durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur den variablen Kapitalwert durch einen entsprechenden neugeschaffenen Wertteil in Form von Ware; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen außerdem einen in Form von Mehrprodukt existierender Mehrwert. Durch den allmählichen Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall besteht dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln von Produktionsmitteln.“ K. Marx, Kapital 2.: 492. „Bei der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, dass der ganze Mehrwert I (Produktionsmittelindustrie) verausgabt wird als Revenue, also in Waren II (Konsumtionsmittelindustrie); er bestand also nur aus solchen Produktionsmitteln, die das konstante Kapital II c in seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der Übergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, muss die Produktion in Abteilung I (Produktionsmittelindustrie) im Stand sein, weniger Elemente des konstanten Kapitals für II (Konsumtionsmittel), aber um ebensoviel mehr für I (Produktion von Produktionsmitteln) herzustellen. Erleichtert wird dieser Übergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit vollziehen wird, durch die Tatsache, dass eine Anzahl Produkte von I als Produktionsmittel in beiden Abteilungen dienen können.“ K. Marx, Kapital 2.: 492. “Produktion von virtuellem zusätzlichem Kapital drückt also in unserem Fall (denn wie wir

Page 279: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

121

sehen werden, kann es sich auch ganz anders bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprozesses selbst, Produktion, in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 493. „Es folgt also, dass - bloß dem Wertumfang nach betrachtet - innerhalb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der erweiterten Reproduktion produziert wird. Es ist ... direkt in Produktion von Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigen Kapital I (Produktion von Produktionsmitteln) verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I (Produktionsmittelindustrie).“ K. Marx, Kapital 2.: 492.

3. Das zusätzliche variable Kapital „Jetzt haben wir ... uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 496. „Es ist in Buch I weitläufig auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft auf Basis der kapitalistischen Produktion immer vorrätig ist und wie, wenn nötig, ohne Vergrößerung der beschäftigten Anzahl Arbeiter oder Masse Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig gemacht werden kann. Es ist daher vorderhand nicht nötig, weiter hierauf einzugehen, vielmehr anzunehmen, dass der in variables Kapital verwandelbare Teil des neugebildeten Geldkapitals immer die Arbeitskraft vorfindet, worin es sich verwandeln soll.“ K. Marx, Kapital 2.: 496.

Kapital 2.497-501 „Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerts, kostet den Aneignern desselben, den Kapitalisten I nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder Waren vorzuschießen, um es zu erhalten... Was sie also vorschießen, ist nichts als ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht nur durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur den variablen Kapitalwert durch einen entsprechenden neugeschaffenen Wertteil in Form von Ware; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen außerdem einen in Form von Mehrprodukt existierender Mehrwert. Durch den allmählichen Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall besteht dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln von Produktionsmitteln.“ K. Marx, Kapital 2.: 492. „Bei der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, dass der ganze Mehrwert I (Produktionsmittelindustrie) verausgabt wird als Revenue, also in Waren II (Konsumtionsmittelindustrie); er bestand also nur aus solchen Produktionsmitteln, die das konstante Kapital II c in seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der Übergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, muss die Produktion in Abteilung I (Produktionsmittelindustrie) im Stand sein, weniger Elemente des konstanten Kapitals für II (Konsumtionsmittel), aber um ebensoviel mehr für I (Produktion von Produktionsmitteln) herzustellen. Erleichtert wird dieser Übergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit vollziehen wird, durch die Tatsache, dass eine Anzahl Produkte von I als Produktionsmittel in beiden Abteilungen dienen können.“ K. Marx, Kapital 2.: 492. “Produktion von virtuellem zusätzlichem Kapital drückt also in unserem Fall (denn wie wir sehen werden, kann es sich auch ganz anders bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprozesses selbst, Produktion, in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 493.

Page 280: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

122

„Es folgt also, dass - bloß dem Wertumfang nach betrachtet - innerhalb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der erweiterten Reproduktion produziert wird. Es ist ... direkt in Produktion von Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigen Kapital I (Produktion von Produktionsmitteln) verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I (Produktionsmittelindustrie).“ K. Marx, Kapital 2.: 492.

II. Akkumulation in Abteilung II (Konsumtionsmittelindustrie) „Wir haben bisher vorausgesetzt, dass die A, A‘, A‘‘ (I = Kapitalisten der Produktionsmittelindustrie) ihr Mehrprodukt verkaufen an die B, B‘, B‘‘ etc., die derselben Abteilung I angehören. Gesetzt aber, A (I) vergolde sein Mehrprodukt durch Verkauf an einen B aus Abteilung II. Dies kann nur dadurch geschehen, dass, nachdem A (I) an B (II = Konsumtionsmittelindustrie) Produktionsmittel verkauft hat, er nicht hinterher Konsumtionsmittel kauft; also nur durch einseitigen Verkauf seinerseits.“ K. Marx, Kapital 2.: 497.

„Fassen wir also die gesamte gesellschaftliche Reproduktion ins Auge - die gleichmäßig die Kapitalisten I und II umschließt -, so drückt die Verwandlung des Mehrprodukts von A (I= Produktionsmittelindustrie) in virtuelles Geldkapital die Nicht-Rückverwandelbarkeit eines dem Wertumfang nach gleichen Warenkapitals von B (II = Konsumtionsmittelindustrie) in produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht virtuell Produktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der einfachen Reproduktion, also Defizit in der einfachen Reproduktion. Da die Bildung und der Verkauf des Mehrprodukts von A (I= Produktionsmittelindustrie) selbst normale Phänomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir hier auf Grundlage schon der einfachen Reproduktion folgende einander bedingende Phänomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital bei Klasse I = Produktionsmittelindustrie (daher Unterkonsumtion vom Standpunkt von II = Konsumtionsmittelindustrie); Festsetzung von Warenvorräten bei Klasse II, die nicht rückverwandelbar in produktives Kapital (also relative Überproduktion bei II); überschüssiges Geldkapital bei I = Produktionsmittelindustrie und Defizit in der Reproduktion von II = Konsumtionsmittelindustrie.“ K. Marx, Kapital 2.: 498. „Betrachten wir nun die Akkumulation in Abteilung II (Konsumtionsmittelindustrie) etwas näher. Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf II c, d.h. seine Rückverwandlung aus einem Bestandteil des Warenkapitals II in die Naturalform von konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir das frühere Schema: (1000 v + 1000 m) I setzen sich um gegen: 2000 II c. Wird nun z.B. die Hälfte des Mehrprodukts I = Produktionsmittelindustrie, also ... 500 I m, wieder selbst als konstantes Kapital der Abteilung I einverleibt, so kann dieser in I rückbehaltene Teil des Mehrprodukts keinen Teil von II c ersetzen. Statt in Konsumtionsmitteln umgesetzt zu werden ... soll es als zusätzliches Produktionsmittel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II verrichten. Der Kapitalist kann den Wert seines Mehrprodukts nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben und gleichzeitig das Mehrprodukt selbst produktiv konsumieren, d.h. seinem produktiven Kapital einverleiben. Statt 2000 I (v + m) sind also nur 1500, nämlich (1000 v + 500 m) I umsetzbar in 2000 II c; es sind also 500 II c aus ihrer Warenform nicht rückverwandelbar in produktives

Page 281: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

123

(konstantes) Kapital II. Es fände also in II (Konsumtionsmittelindustrie) eine Überproduktion statt, ihrem Umfang nach genau entsprechend dem Umfang der in I (Produktionsmittelindustrie) vorgegangenen Erweiterung der Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 499. „Der einfache Umstand, dass die Schwierigkeit ... uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, beweist, dass es sich um ein spezifisches Phänomen handelt, das nur der verschiedenen Gruppierung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppierung, ohne welche überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte.“ K. Marx, Kapital 2.: 501.

„Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken wir nur: Es ist bei der Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden, dass der ganze Mehrwert I und II als Revenue verausgabt wird. In der Tat aber wird ein Teil des Mehrwerts als Revenue verausgabt, ein andrer Teil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet nur unter dieser Voraussetzung statt. Dass die Akkumulation sich auf Kosten der Konsumtion vollziehe, ist - so allgemein gefasst - selbst eine Illusion, die dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht, indem sie voraussetzt, dass ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsumtion sei, nicht aber die Ergatterung von Mehrwert und seine Kapitalisation, d.h. Akkumulation.“ K. Marx, Kapital 2.: 498f.

Kapital 2.501-509

Page 282: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

124

„Betrachten wir nun die Akkumulation in Abteilung II etwas näher. Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf II c, d.h. seine Rückverwandlung aus einem Bestandteil des Warenkapitals II in die Naturalform von konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir das frühere Schema: (1000 v + 1000 m) I setzen sich um gegen: 2000 II c. Wird nun z.B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also ... 500 I m, wieder selbst als konstantes

Page 283: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

125

Kapital der Abteilung I einverleibt, so kann dieser in I rückbehaltene Teil des Mehrprodukts keinen Teil von II c ersetzen. Statt in Konsumtionsmitteln umgesetzt zu werden ... soll es als zusätzliches Produktionsmittel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II verrichten. ... Statt 2000 I (v + m) sind also nur 1500, nämlich (1000 v + 500 m) I umsetzbar in 2000 II c; es sind also 500 II c aus ihrer Warenform nicht rückverwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II. Es fände also in II eine Überproduktion statt, ihrem Umfang nach genau entsprechend dem Umfang der in I vorgegangenen Erweiterung der Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 499. „Der einfache Umstand, dass die Schwierigkeit ... uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, beweist, dass es sich um ein spezifisches Phänomen handelt, das nur der verschiedenen Gruppierung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppierung, ohne welche überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte.“ K. Marx, Kapital 2.: 501.

III. Schematische Darstellung der Akkumulation 1. Erstes Beispiel „A) Schema einfacher Reproduktion I. 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000 II. 2000 c + 500 v + 500 m = 3000 Summe = 9000

B) Ausgangsschema für Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter I. 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000 II. 1500 c + 750 v + 750 m = 3000 Summe = 9000.“ K. Marx, Kapital 2.: 505. „Angenommen, dass in Schema B die Hälfte des Mehrwerts von I akkumuliert wird, also 500, so erhalten wir zunächst (1000 v + 500 m) I oder 1500 I (v+m) zu ersetzen durch 1500 II c; ... Die Ersetzung von (1000 v + 500 m) I durch 1500 II c ist ein Prozess der einfachen Reproduktion und schon bei letzterer erläutert.“ K. Marx, Kapital 2.: 505. „...Es bleibt dann in I: 4000 c + 500 m, welche letztere zu akkumulieren.... Nehmen wir an, dass von den 500 I m 400 in konstantes Kapital zu verwandeln, 100 in variables. Der Umsatz innerhalb I der 400 m, die so kapitalisiert werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne weiteres ... I c zugeschlagen werden, und wir erhalten dann für I: 4400 c + 1000 v + 100 m (die in 100 v umzusetzen sind).“ K. Marx, Kapital 2.: 505f. „Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 I m (in Produktionsmittel existierend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben dann für I ein Kapital von 4400 c + 1100 v (die letzteren in Geld) = 5500.“ K. Marx, Kapital 2.: 506. „II hat jetzt für konstantes Kapital 1600 c; es muss zu deren Bearbeitung weitere 50 v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschießen, so dass sein variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung des konstanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird bestritten aus seinem Mehrwert; von den 750 II m bleiben also nur 600 m als Konsumtionsfonds der Kapitalisten II, deren

Page 284: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

126

Jahresprodukt sich nun verteilt wie folgt: II. 1600 c + 800 v + 600 m (Konsumtionsfonds) = 3000.“ K. Marx, Kapital 2.: 506.

„Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun wie folgt: I. 4400 c + 1100 v + 500 Konsumtionsfonds = 6000 II. 1600 c + 800 v + 600 Konsumtionsfonds = 3000 Summe wie oben = 9000. (Und (1100 v + 500 m) I können gegen 1600 II c tauschen.) Davon sind Kapital: I. 4400 c + 1100 v (Geld) = 5500 II. 1600 c + 800 v (Geld) = 2400 Summe = 7900, während die Produktion begann mit: I. 4000c + 1000v = 5000 II. 1500c + 750v = 2250 = 7250.“ K. Marx, Kapital 2.: 506. „Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital für I. II akkumuliert für I und für sich selbst, soweit das variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größeren Teil seiner Gesamtproduktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, in Form von notwendigen Lebensmitteln reproduziert.“ K. Marx, Kapital 2.: 512. I (v + m) muss bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = II c plus dem Teil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder eingegliedert wird, plus dem zuschüssigen Teil von konstantem Kapital, nötig zur Erweiterung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweiterung ist das, ohne welches die wirkliche Akkumulation, d.h. die wirkliche Produktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 512. „Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich, d.h. wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich produziert, so erhalten wir am Ende des nächsten Jahres: I. 4400 c + 1100 v + 1100 m = 6600 II. 1600 c + 800 v + 800 m = 3200 = 9800.“ K. Marx, Kapital 2.: 507. „Es werde nun ... in derselben Proportion fortakkumuliert;“ K. Marx, Kapital 2.: 507. „Im Verlauf von fünfjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter ist das Gesamtkapital von I und II gestiegen von 5500 c + 1750 v = 7250 auf 8784 c + 2782 = 11566, also im Verhältnis von 100: 160. Der Gesamtmehrwert war ursprünglich 1750, er ist 2782. Der verzehrte Mehrwert war anfangs 500 für I und 600 für II, zusammen = 1100; er war im letzten Jahr 732 für I und 745 für II, zusammen 1477. Er ist also gewachsen im Verhältnis von 100: 134.“ K. Marx, Kapital 2.: 509.

Marx rechnete hier mit einer Akkumulation beiden Abteilungen, was auch der Realität entspricht. Um das Prinzip zu vereinfachen, zeige ich in meinen Grafiken eine getrennte Akkumulation von I und II. Diese Gegenüberstellung hat insofern historischen Wert, als der „Kapitalismus im Aufbau“ vor allem die

Page 285: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

127

Produktionsmittelproduktion entwickelt hat, während der heutige Kapitalismus als „Konsum-“ oder „Dienstleistungsgesellschaft“ mehr in der Konsumtionsmittelindustrie expandiert.

Kapital 2.: 509-518 (Schluss von Band 2) Marx rechnet hier mit einer Akkumulation beiden Abteilungen, was auch der Realität entspricht. Um

Page 286: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

128

das Prinzip zu vereinfachen, zeige ich in meinen Grafiken eine getrennte Akkumulation von I und II. Diese Gegenüberstellung hat insofern historischen Wert, als der „Kapitalismus im Aufbau“ vor allem die Produktionsmittelproduktion entwickelt hat, während der heutige Kapitalismus als „Konsum-“ oder „Dienstleistungsgesellschaft“ mehr in der Konsumtionsmittelindustrie expandiert.

Page 287: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

129

2. Beispiel: „Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000 ... in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältnis des variablen und konstanten Kapitals das von 1 : 5 ist.

Page 288: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

130

Es setzt dies voraus: schon bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion und ... der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit; bedeutende, schon vorhergegangene Erweiterung der Produktionsleiter; endlich Entwicklung aller Umstände, die eine relative Überbevölkerung in der Arbeiterklasse produzieren. Das Jahresprodukt wird sich dann, nach Abrundung der Brüche, verteilen wie folgt: I. 5000 c + 1000 v + 1000 m = 7000 II. 1430 c + 285 v + 285 m = 2000 = 9000.“ K. Marx, Kapital 2.: 509f. „Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumiere den halben Mehrwert = 500 und akkumuliere die andere Hälfte. Dann wären (1000v + 500 m) I = 1500 umzusetzen in 1500 II c. Da hier II c nur = 1430, so ist vom Mehrwert 70 zuzusetzen; dies von 285 II m abgezogen lässt 215 II m. Wir erhalten also: I. 5000 c + 500 m (zu kapitalisieren) + 1500 (v + m) in Konsumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter. II. 1430 c + 70 m (zu kapitalisieren) + 285 v + 215 m. Da hier 70 II m direkt gebunden werden an II c, so ist erheischt, um dies zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein variables Kapital von 70/5 = 14; diese 14 gehen also weiter ab von 215 II m; bleibt 201 II m, und wir haben: II. (1430 c + 70 c) + 285 v + 14 v) + 210 m.“ K. Marx, Kapital 2.: 509. „Der Umsatz von 1500 I (v + 0,5 m) gegen 1500 II c ist ein Prozess der einfachen Reproduktion und sofern abgemacht.“ K. Marx, Kapital 2.: 509. „Dass, Akkumulation vorausgesetzt, I (v+m) größer ist als II c und nicht gleich II c, wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von selbst; denn 1. fügt I einen Teil seines Mehrprodukts in seinem produktiven Kapital zu und verwandelt davon 5/6 in konstantes Kapital, kann diese 5/6 also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtionsmittel II; 2. I hat aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation innerhalb II nötige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II den Stoff zu liefern hat für das variable Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 510. „Wir wissen: das wirkliche variable Kapital besteht aus Arbeitskraft... Es ist nicht der Kapitalist I, der etwa von II notwendige Lebensmittel auf Vorrat kauft oder aufhäuft für die von ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft, wie es der Sklavenhalter tun musste. Es sind die Arbeiter selbst, die mit II handeln. Dies verhindert aber nicht, dass vom Standpunkt des Kapitalisten aus die Konsumtionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft, ... also die Naturalform seines variablen Kapitals sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 510. „Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital für I. II akkumuliert für I und für sich selbst, soweit das variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größeren Teil seiner Gesamtproduktion, also namentlich seines Mehrprodukts, in Form von notwendigen Konsumtionsmitteln reproduziert.“ K. Marx, Kapital 2.: 512. „I (v + m) muss bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = II c plus dem Teil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder hinzugefügt wird, plus dem zuschüssigen Teil von konstantem Kapital, nötig zur Erweiterung der Produktion in II;“ K. Marx, Kapital 2.: 512. „Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt: In I teilen sich die 500 m, die kapitalisiert

Page 289: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

131

werden, in 5/6 = 417 c + 1/6 = 83 v. Die 83 v entziehen einen gleichen Betrag von II m, der Elemente des konstanten Kapitals kauft, also zu II c geschlagen wird. Eine Vermehrung von II c um 83 bedingt eine Vermehrung von II v um 1/5 von 83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz: I. (5000 c + 417 m) c + (1000 v + 83 m)v = 5417 c + 1083 v = 6500 II. (1500 c + 83 m) c + (299 v + 17 m) v = 1583 c + 316 v = 1899. Zusammen: 8399. Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500 .... In II von 1715 auf 1899 ...“ K. Marx, Kapital 2.: 514. „In drei Jahren wachsender Reproduktion ist ... das Gesamtkapital von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II auf 1715 auf 2229, das gesellschaftliche Gesamtkapital von 7715 auf 9858.“ K. Marx, Kapital 2.: 514.

3. Umsatz von II c bei Akkumulation „Im Austausch von I (v + m) mit II c finden also verschiedene Fälle statt. Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und einander ersetzen, da sonst, wie oben gesehen, die einfache Reproduktion nicht ohne Störung vor sich gehen kann. Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in Betracht. In den bisherigen Fällen nahmen wir an, dass die Akkumulationsrate in I = ½ m I war und ebenfalls , dass sie in den verschiedensten Jahren konstant blieb. Wir ließen nur die Proportion wechseln, nach welcher dies akkumulierte Kapital sich in variables und konstantes teilt. Dabei ergaben sich drei Fälle: 1. I (v + ½ m) = II c, welches also kleiner ist als I(v+m). Dies muss es immer sein, sonst akkumulierte I nicht. 2. I(v + ½ m) ist größer als II c. In diesem Fall wird der Ersatz dadurch bewirkt, dass zu II c ein entsprechender Teil von II m hinzugefügt wird, so dass diese Summe = I (v + ½ m). Hier ist der Umsatz für II nicht einfache Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon Akkumulation, Vermehrung desselben um den Teil seines Mehrprodukts, den es austauscht gegen Produktionsmittel I; diese Vermehrung schließt zugleich ein, dass II außerdem sein variables Kapital aus seinem eignen Mehrprodukt entsprechend vergrößert.“ K. Marx, Kapital 2.: 515. 3. I (v + ½ m) ist kleiner als II c. In diesem Fall hat II durch den Umsatz sein konstantes Kapital nicht vollständig reproduziert, muss also das Defizit durch Kauf von I ersetzen. Dies ernötigt aber keine weitere Akkumulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital der Größe nach durch diese Operation erst vollständig reproduziert wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 515. „Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, dass I (v + m) = II c sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion, was übrigens nicht ausschließt, dass im industriellen Zyklus von 10-11 Jahren ein Jahr oft geringere Gesamtproduktion hat als das vorhergehende, also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Verhältnis zum vorhergehenden Jahr. Sondern auch, bei dem natürlichen Wachstum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion nur insofern stattfinden, als von den 1500, die den Gesamtmehrwert

Page 290: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

132

repräsentieren, eine entsprechend größere Zahl unproduktiver Dienstleute mitzehrten. Akkumulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische Produktion, wäre dagegen hierbei unmöglich. Die Tatsache der kapitalistischen Akkumulation schließt demnach aus, dass II c = I (v+m).“ K. Marx, Kapital 2.: 515f. „Also bei kapitalistischer Produktion kann I (v + m) nicht gleich II c sein, oder beide können sich nicht im Umsatz gegeneinander decken. Dagegen kann, wenn I m/x der Teil von I m ist, der als Revenue von den Kapitalisten I ausgegeben wird, I (v + m/x) gleich, größer oder kleiner sein als II c; I (v+m/x) muss aber immer kleiner sein als II (c + m), und zwar um so viel kleiner als der Teil von II m, den die Kapitalistenklasse II unter allen Umständen selbst verzehren muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 516. Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal Buchenberg

Page 291: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

1

Karl Marx : Das Kapital, Dritter Band Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion 1. Die Verwandlung von Mehrwert in Profit u. der Mehrwertrate in Profitrate

Kapital 3.001 - 033

Karl Marx: Das Kapital Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1894. Drittes Buch Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Vorwort von F. Engels: "Wie der Leser aus den folgenden Angaben ersehen wird, war die Redaktionsarbeit wesentlich verschieden von der beim zweiten Buch. Für das dritte lag eben nur ein, noch dazu äußerst lückenhafter, erster Entwurf vor. In der Regel waren die Anfänge jedes einzelnen Abschnitts ziemlich sorgfältig ausgearbeitet, auch meist stilistisch abgerundet. Je weiter man aber kam, desto skizzenmäßiger und lückenhafter wurde die Bearbeitung, desto mehr Exkurse über im Lauf der Untersuchung auftauchende Nebenpunkte enthielt sie...“ K. Marx, Kapital 3. S. 8. „Ich ... habe den Charakter des ersten Entwurfs ... möglichst beibehalten, auch einzelne Wiederholungen nicht gestrichen...“ K. Marx, Kapital 3. S. 11.

(Die Skizzenhaftigkeit des Buch III machte es nötig, neben längeren Streichungen einzelne Passagen durch den Rückgriff auf Textstellen in anderen Kapiteln des Buches III oder auch des Buches II zu erläutern. Soweit das nicht möglich war, wurden Zwischenüberschriften und Kommentare ergänzt. Wal Buchenberg)

Erster Abschnitt Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit und der Rate des Mehrwerts in Profitrate 1. Kapitel Kostpreis und Profit "Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapitalistische Produktionsprozess, für sich genommen, darbietet... Aber dieser unmittelbare Produktionsprozess erschöpft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirklichen Welt ergänzt durch den Zirkulationsprozess, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich.... dass der kapitalistische Produktionsprozess im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und Zirkulationsprozess ist. Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allgemeine Reflexionen über diese Einheit anzustellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem Bewegungsprozess des Kapitals, als Ganzes betrachtet, hervorwachsen...

Page 292: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

2

Die Gestaltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweise der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen Bewusstsein der Produktionsagenten selbst auftreten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 33.

Kostpreis und Profit

Kapital 3.034-043

1. Kapitel Kostpreis und Profit "Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapitalistische Produktionsprozess, für sich genommen, darbietet... Aber dieser unmittelbare Produktionsprozess erschöpft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirklichen Welt ergänzt durch den Zirkulationsprozess, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich.... dass der kapitalistische Produktionsprozess im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und Zirkulationsprozess ist. Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allgemeine Reflexionen über diese Einheit anzustellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem Bewegungsprozess des Kapitals, als Ganzes betrachtet, hervorwachsen... Die Gestaltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweise der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen Bewusstsein der Produktionsagenten selbst auftreten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 33.

Warenwert und Kostpreis: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 159. „Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m... Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen Artikels eine Kapitalausgabe von 50000 Euro: 2000 Euro für Verschleiß von Arbeitsmitteln, 38000 Euro für Produktionsstoffe, 10000 Euro für Arbeitskraft, und beträgt die Rate des Mehrwerts 100 %, so ist der Wert des Produkts = 40000 c + 10000 v + 10000 m = 60000 Euro“ K. Marx, Kapital 3. S. 34. „Nach Abzug des Mehrwerts von 10000 Euro bleibt ein Warenwert von 50000 Euro... Dieser Wertteil der Ware, der den Preis der verzehrten Produktionsmittel und den Preis der angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst kostet, und bildet daher für ihn den Kostpreis der Ware... Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m in die Formel W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 34. “Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts kostet dem Kapitalisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte Arbeit kostet. ...

Page 293: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

3

Die kapitalistischen Kosten der Ware bemessen sich an der Ausgabe in Kapital, die wirklichen Kosten der Ware an der Ausgabe in Arbeit.

Der kapitalistische Kostpreis der Ware ist daher quantitativ verschieden von ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis; er ist kleiner als der Warenwert, denn k (Kostpreis) = W – m. Andererseits ist der Kostpreis der Ware keineswegs eine Rubrik, die nur in der kapitalistischen Buchführung existiert. Die Verselbständigung dieses Wertteils macht sich in der wirklichen Produktion der Ware fortlaufend praktisch geltend, da er aus seiner Warenform durch den Zirkulationsprozess stets wieder in die Form von produktivem Kapital rückverwandelt werden, der Kostpreis der Ware also beständig die in ihrer Produktion verzehrten Produktionselemente rückkaufen muss.“ K. Marx, Kapital 3. S. 34f. „Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K. Marx, Kapital 3. S. 175. 1) Elemente des Kostpreises und ihre Unterschiede: „Kehren wir zu unserem Beispiel zurück. Unterstellen wir, dass der in einem durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitstag von einem Arbeiter produzierte Wert sich in einer Geldsumme von 200 Euro darstellt, so ist das vorgeschossene Kapital von 50000 Euro ... das Wertprodukt von 250 achtstündigen Arbeitstagen... K. Marx, Kapital 3. S. 37. „Wir wissen dann..., dass der Wert des neugebildeten Produkts von 60000 Euro sich zusammensetzt aus 1. dem wiedererscheinenden Wert des in Produktionsmitteln verausgabten konstanten Kapitals von 40000 Euro und 2. einem neuproduzierten Wert von 20000 Euro. Der Kostpreis der Ware = 50000 Euro umschließt die wiedererscheinenden 40000 c und eine Hälfte des neuproduzierten Werts von 20000 Euro (= 10000 v), also zwei mit Bezug auf ihre Entstehung ganz und gar verschiedene Elemente des Warenwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 37. a)Wert der verzehrten Produktionsmittel: „Durch den zweckmäßigen Charakter der während 200 achtstündigen Tagen verausgabten Arbeit wird der Wert der verzehrten Produktionsmittel, zum Belaufe von 40000 Euro, von diesen Produktionsmitteln auf das Produkt übertragen. Dieser alte Wert erscheint daher wieder als Bestandteil des Produktenwerts, aber er entsteht nicht im Produktionsprozess dieser Ware. Er existiert nur als Bestandteil des Warenwerts, weil er vorher als Bestandteil des vorgeschossenen Kapitals existierte. Das verausgabte konstante Kapital wird also durch den Teil des Warenwerts ersetzt, den es selbst dem Warenwert zusetzt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 37. „Im Kostpreis der Ware kehrt der Preis der Produktionsmittel wieder, wie er bereits im Kapitalvorschuss figurierte, und zwar weil diese Produktionsmittel zweckgemäß vernutzt worden sind.“ K. Marx, Kapital 3. S. 42. b)Vorgeschossenes variables Kapital und Mehrwert: „Das vorgeschossene variable Kapital setzt dem Produkt nicht seinen eigenen Wert zu. An die Stelle seines Werts ist vielmehr im Produkt ein von der Arbeit geschaffener Neuwert getreten....“ K. Marx, Kapital 3. S. 38f. „Gemeinsam haben beide Teile des Kostpreises, in unserem Fall 40000 c + 10000 v, nur das: dass sie beide Teile des Warenwerts sind, die vorgeschossenes Kapital ersetzen. Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehrter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 41.

Page 294: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

4

„Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint ... als in Arbeitslohn verausgabtes Kapital, als ein Kapitalwert, der den Wert, bzw. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt.“ K. Marx, Kapital 2.: 41. „Nehmen wir z.B. an, dass ein durchschnittlicher gesellschaftlicher Arbeitstag von 8 Stunden sich in einer Geldmasse von 200 Euro verkörpert, so ist der variable Kapitalvorschuss von 10000 Euro der Geldausdruck von 50 achtstündigen Arbeitstagen. Dieser im Kapitalvorschuss auftretende Wert der angekauften Arbeitskraft bildet aber keinen Teil des wirklich wirksamen Kapitals. An seine Stelle tritt im Produktionsprozess selbst die lebendige Arbeitskraft. Beträgt, wie in unserem Beispiel, der Ausbeutungsgrad der letzteren 100 %, so wird sie verausgabt während 100 achtstündigen Arbeitstagen und setzt daher dem Produkt einen Neuwert von 20000 Euro zu. Aber im Kapitalvorschuss tritt das variable Kapital von 10000 Euro auf als in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital, oder als Preis der Arbeit, die während 100 Stunden verrichtet wird. 10000 Euro dividiert durch 100 gibt uns als Preis des achtstündigen Arbeitstages 100 Euro, das Wertprodukt vierstündiger Arbeit.“ K. Marx, Kapital 2.: 41. Als Wert = Kapitalvorschuss war die Arbeitskraft nur 10000 Euro Kapitalvorschuss, als Wertbildner schuf sie im Produktionsprozess 20000 Euro. Oder in Arbeitszeit: Als Wert wurde die Arbeitskraft in 100 Tagen ersetzt, sie wirkte aber weitere 100 Tage über ihren eigenen Wert hinaus. Beides - der Wert der Arbeitskraft vor dem Produktionsprozess und ihre Wertbildung im Produktionsprozess - sind voneinander unabhängige Größen. Die Größe des Neuwerts hängt nicht von der Größe des vorgeschossenen variablen Kapitals, d.h. den Lohnkosten, ab, sondern vom Umfang der aktiven, fungierenden Arbeitskraft, also der Länge der Arbeitszeit, Arbeitsproduktivität, Arbeitsintensität usw. „Der in der Ware enthaltene Wert ist gleich der Arbeitszeit, die ihre Herstellung kostet, und die Summe dieser Arbeit besteht aus bezahlter und unbezahlter Arbeitszeit. Die Kosten der Ware für den Kapitalisten bestehen dagegen nur aus dem Teil der in ihr vergegenständlichten Arbeit, den er gezahlt hat. Die in der Ware enthaltene Mehrarbeit kostet dem Kapitalisten nichts, obgleich sie dem Arbeiter, ganz so wie die bezahlte, Arbeit kostet, und obgleich sie, ganz so gut wie jene, Wert schafft und als wertbildendes Element in die Ware eingeht. Der Profit des Kapitalisten kommt daher, dass er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 52. „Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehrter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion.... Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint ... als ein Kapitalwert, der den Wert, bzw. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 41. c)Fixes und zirkulierendes Kapital und Kostpreis: „Der Umstand, dass die verschiedenen Wertbestandteile des vorgeschossenen Kapitals in stofflich verschiedenen Produktionselementen ausgelegt sind, in Arbeitsmitteln, Roh- und Hilfsstoffen und Arbeit, bedingt nur, dass der Kostpreis der Ware diese stofflich verschiedenen Produktionselemente wieder rückkaufen muss. Mit Bezug auf die Bildung des Kostpreises selbst macht sich dagegen nur ein Unterschied geltend, der Unterschied zwischen fixem und zirkulierendem Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 42. „In unserem Beispiel waren 2000 Euro berechnet für Verschleiß der Arbeitsmittel (40000 c = 2000 Euro für Verschleiß der Arbeitsmittel + 38000 Euro für Produktionsstoffe). War der Wert dieser Arbeitsmittel (Maschinerie) vor der Produktion der Ware = 120000 Euro,

Page 295: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

5

so existiert er nach ihrer Produktion in zwei Gestalten, 2000 Euro als Teil des Warenwerts, 120000 - 2000 oder 118000 Euro als verbliebener Wert der nach wie vor im Besitz des Kapitalisten befindlichen Arbeitsmittel, oder als Wertelement nicht seines Warenkapitals, sondern seines produktiven Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 42f. „Im Gegensatz zu den Arbeitsmitteln werden Produktionsstoffe und Arbeitslohn in der Produktion der Ware ganz verausgabt, und daher geht auch ihr ganzer Wert in den Wert der produzierten Ware ein.“ K. Marx, Kapital 2.: 43.

Kapital 3.044 - 050

1) Warenwert und Kostpreis: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 159. „Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m... Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen Artikels eine Kapitalausgabe von 50000 Euro: 2000 Euro für Verschleiß von Arbeitsmitteln, 38000 Euro für Produktionsstoffe, 10000 Euro für Arbeitskraft, und beträgt die Rate des Mehrwerts 100 %, so ist der Wert des Produkts = 40000 c + 10000 v + 10000 m = 60000 Euro“ K. Marx, Kapital 3. S. 34. „Nach Abzug des Mehrwerts von 10000 Euro bleibt ein Warenwert von 50000 Euro..... Dieser Wertteil der Ware, der den Preis der verzehrten Produktionsmittel und den Preis der angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst kostet, und bildet daher für ihn den Kostpreis der Ware... Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m in die Formel W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 34. „Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K. Marx, Kapital 3. S. 175. „Der in der Ware enthaltene Wert ist gleich der Arbeitszeit, die ihre Herstellung kostet, und die Summe dieser Arbeit besteht aus bezahlter und unbezahlter. Die Kosten der Ware für den Kapitalisten bestehen dagegen nur aus dem Teil der in ihr vergegenständlichten Arbeit, den er gezahlt hat. Die in der Ware enthaltene Mehrarbeit kostet dem Kapitalisten nichts, obgleich sie dem Arbeiter, ganz so wie die bezahlte, Arbeit kostet, und obgleich sie, ganz so gut wie jene, Wert schafft und als wertbildendes Element in die Ware eingeht. Der Profit des Kapitalisten kommt daher, dass er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 52. „Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehrter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion.... Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint ... als ein Kapitalwert, der den Wert, bzw. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 41.

2) Kostpreis, Mehrwert und Profit: „Wir haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir müssen uns jetzt auch nach dem anderen Bestandteil des Warenwerts umsehen, dem Überschuss über den Kostpreis oder dem Mehrwert. Zunächst ist der Mehrwert also ein Überschuss des Werts der Ware über ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch beständig rückverwandelt wird, so ist dieser Wertüberschuss ein Wertzuwachs des in

Page 296: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

6

der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurückkehrenden Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44. “Man sah bereits früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein Zuwachs des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozess ebensosehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v + m) ... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44.

„Vor der Produktion hatten wir ein Kapital von 50000 Euro. Nach der Produktion haben wir das Kapital von 50000 Euro plus einem Wertzuwachs von 10000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44. „Der Mehrwert bildet jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozess eingehenden, sondern auch zu dem nicht darin eingehenden Teil des vorgeschossenen Kapitals, also einen Wertzuwachs, nicht nur zu dem verausgabten Kapital, das aus dem Kostpreis der Ware ersetzt wird, sondern zu dem in der Produktion überhaupt angewandten Kapital. Vor dem Produktionsprozess hatten wir einen Kapitalwert von 168000 Euro: 120000 Euro in Arbeitsmitteln ausgelegtes fixes Kapital, wovon nur 2000 Euro für Verschleiß in den Wert der Ware eingehen, plus 48000 Euro zirkulierendes Kapital in Produktionsstoffen und Arbeitslohn. Nach dem Produktionsprozess haben wir 118000 Euro als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus einem Warenkapital von 60000 Euro. Addieren wir diese beiden Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 178000 Euro. Zieht er davon das vorgeschossene Gesamtkapital von 168000 Euro ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 10000 Euro. Die 10000 Euro Mehrwert bilden also ebenso sehr einen Wertzuwachs zu dem angewandten Kapital von 168000 Euro, wie zu dem während der Produktion verausgabten Bruchstück desselben von 50000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45. „Es ist dem Kapitalisten nun klar, dass dieser Wertzuwachs aus den produktiven Vorgängen entspringt, die mit dem Kapital vorgenommen wurden, dass er also aus dem Kapital selbst entspringt; denn nach dem Produktionsprozess ist er da, und vor dem Produktionsprozess war er nicht da. Was das zunächst in der Produktion verausgabte Kapital betrifft, so scheint der Mehrwert gleichmäßig aus dessen verschiedenen, in Produktionsmitteln und Arbeit bestehenden Wertelementen zu entspringen. Denn diese Elemente gehen gleichmäßig in die Bildung des Kostpreises ein.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45. „Andererseits aber kann der vorgeschossene Kapitalwert den Mehrwert nicht aus dem Grunde bilden, weil er verausgabt worden ist, und daher den Kostpreis der Ware bildet. Denn gerade soweit er den Kostpreis der Ware bildet, bildet er keinen Mehrwert, sondern nur ein Äquivalent, einen Ersatzwert des verausgabten Kapitals. Soweit er also Mehrwert bildet, bildet er ihn nicht in seiner spezifischen Eigenschaft als verausgabtes, sondern als vorgeschossenes und daher angewandtes Kapital... Der Mehrwert entspringt daher ebenso sehr aus dem Teil des vorgeschossenen Kapitals, der in den Kostpreis eingeht, wie aus dem Teil desselben, der nicht in den Kostpreis eingeht; in einem Wort: gleichmäßig aus den fixen und zirkulierenden Bestandteilen des angewandten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45f.

Page 297: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

7

„Das Gesamtkapital dient stofflich als Produktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozess ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozess eingeht... das Fazit bleibt, dass der Mehrwert (für den Kapitalisten) gleichzeitig aus allen Teilen des angewandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abgekürzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt: ‚Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt.‘ “ K. Marx, Kapital 3. S. 46. „Als solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschossenen Gesamtkapitals erhält der Mehrwert die verwandelte Form des Profits. Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen, oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis + Profit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 46. „Der Profit, wie wir ihn hier zunächst vor uns haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen Produktionsweise herauswächst. Weil in der scheinbaren Bildung des Kostpreises kein Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital zu erkennen ist, muss der Ursprung der Wertveränderung, die während des Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen Kapital in das Gesamtkapital verlegt werden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 46.

Kostpreis und Wert, Profit und Mehrwert: „Wir haben gesehen: Der Kostpreis der Ware ist kleiner als ihr Wert... Wird die Ware daher zu ihrem Wert verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem Überschuss ihres Werts über ihren Kostpreis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert steckenden Mehrwert. Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, obgleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr Verkaufspreis über ihrem Kostpreis liegt..., wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht. In unserem Beispiel ist der Warenwert = 60000 Euro, der Kostpreis = 50000 Euro. Wird die Ware zu 51000, 52000, 53000, 56000, 59000 Euro verkauft, so wird sie jeweils 9000, 8000, 7000, 4000, 1000 Euro unter ihrem Wert verkauft und dennoch wird ein Profit von jeweils 1000, 2000, 3000, 6000 oder 9000 Euro aus ihrem Wert herausgeschlagen. Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kostpreis ist offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen möglich. Je größer das aus Mehrwert bestehende Element des Warenwerts, desto größer der praktische Spielraum dieser Zwischenpreise.“ K. Marx, Kapital 3. S. 47. „Die Minimalgrenze des Verkaufspreises der Ware ist gegeben durch ihren Kostpreis. Wird sie unter ihrem Kostpreis verkauft, so können die verausgabten Bestandteile des produktiven Kapitals nicht völlig aus dem Verkaufspreis ersetzt werden. Dauert dieser Prozess fort, so verschwindet der vorgeschossene Kapitalwert. Schon von diesem Geschichtspunkt aus ist der Kapitalist geneigt, den Kostpreis für den eigentlichen inneren Wert der Ware zu halten, weil er der zur bloßen Erhaltung seines Kapitals notwendige Preis ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 47f. „Es kommt aber hinzu, dass der Kostpreis der Ware der Kaufpreis ist, den der Kapitalist selbst für ihre Produktion gezahlt hat, also der durch ihren Produktionsprozess selbst bestimmte Kaufpreis. Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertüberschuss oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als Überschuss ihres Verkaufspreises über ihren Wert, statt

Page 298: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

8

als Überschuss ihres Werts über ihren Kostpreis, so dass der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst entspringt. Wir haben diese Illusion bereits näher beleuchtet in Buch I, Kap. IV, 2 (Widersprüche der allgemeinen Formel des Kapitals)...“ K. Marx, Kapital 3. S. 48.

„Es bedarf hier keiner Erörterung, dass, wenn eine Ware über oder unter ihrem Wert verkauft wird, nur eine andere Verteilung des Mehrwerts stattfindet, und dass diese verschiedene Verteilung, das veränderte Verhältnis, worin verschiedene Personen sich den Mehrwert teilen, weder an der Größe noch an der Natur des Mehrwerts irgend etwas ändert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 53. “Das bisher von der politischen Ökonomie unbegriffene Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz, das Gesetz, welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sogenannten Produktionspreise regelt, beruht, wie man später sehen wird, auf dieser Differenz zwischen Wert und Kostpreis der Ware und der daher entspringenden Möglichkeit, die Ware mit Profit unter ihrem Wert zu verkaufen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 47.

Die Profitrate

Kapital 3.:051-058 „Wir haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir müssen uns jetzt auch nach dem anderen Bestandteil des Warenwerts umsehen, dem Überschuss über den Kostpreis oder dem Mehrwert. Zunächst ist der Mehrwert also ein Überschuss des Werts der Ware über ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch beständig rückverwandelt wird, so ist dieser Wertüberschuss ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurückkehrenden Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44. “Man sah bereits früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein Zuwachs des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozess ebenso sehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v + m) ... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44. „Vor der Produktion hatten wir ein Kapital von 50000 Euro. Nach der Produktion haben wir das Kapital von 50000 Euro plus einem Wertzuwachs von 10000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44. „Der Mehrwert bildet jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozess eingehenden, sondern auch zu dem nicht darin eingehenden Teil des vorgeschossenen Kapitals, also einen Wertzuwachs, nicht nur zu dem verausgabten Kapital, das aus dem Kostpreis der Ware ersetzt wird, sondern zu dem in der Produktion überhaupt angewandten Kapital. Vor dem Produktionsprozess hatten wir einen Kapitalwert von 168000 Euro: 120000 Euro in Arbeitsmitteln ausgelegtes fixes Kapital, wovon nur 2000 Euro für Verschleiß in den Wert der Ware eingehen, plus 48000 Euro zirkulierendes Kapital in Produktionsstoffen und Arbeitslohn.

Page 299: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

9

Nach dem Produktionsprozess haben wir 118000 Euro als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus einem Warenkapital von 60000 Euro. Addieren wir diese beiden Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 178000 Euro. Zieht er davon das vorgeschossene Gesamtkapital von 168000 Euro ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 10000 Euro. Die 10000 Euro Mehrwert bilden also ebenso sehr einen Wertzuwachs zu dem angewandten Kapital von 168000 Euro, wie zu dem während der Produktion verausgabten Bruchstück desselben von 50000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45. „Das Gesamtkapital dient stofflich als Produktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozess ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozess eingeht... das Fazit bleibt, dass der Mehrwert (für den Kapitalisten) gleichzeitig aus allen Teilen des angewandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abgekürzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt: ‚Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt.‘ “ K. Marx, Kapital 3. S. 46. „Als solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschossenen Gesamtkapitals erhält der Mehrwert die verwandelte Form des Profits. Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen, oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis + Profit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 46.

2. Kapitel Die Profitrate „Die allgemeine Formel des Kapitals ist G - W - G‘; d. h. eine Wertsumme wird in Zirkulation geworfen, um eine größere Wertsumme aus ihr herauszuziehen. Der Prozess der diese größere Wertsumme erzeugt, ist die kapitalistische Produktion; der Prozess, der sie realisiert, ist die Zirkulation des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 51. „Der Kapitalist produziert die Ware nicht ihrer selbst wegen, nicht ihres Gebrauchswerts oder seiner persönlichen Konsumtion werden. Das Produkt, um das es sich in der Tat für den Kapitalisten handelt, ist nicht das handgreifliche Produkt selbst, sondern der Wertüberschuss des Produkts über den Wert des in ihm konsumierten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 51. „Der Kapitalist schießt das Gesamtkapital vor ohne Rücksicht auf die verschiedene Rolle, die seine Bestandteile in der Produktion des Mehrwerts spielen... Er kann den Wert des variablen Kapitals, den er vorschießt, nur in höheren Wert verwandeln durch seinen Austausch mit lebendiger Arbeit, durch Ausbeutung lebendiger Arbeit. Aber er kann die Arbeit nur ausbeuten, indem er gleichzeitig die Bedingungen für die Verwirklichung dieser Arbeit, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, Maschinerie und Rohstoffe vorschießt... wie er überhaupt nur Kapitalist ist... weil er als Eigentümer der Arbeitsbedingungen dem Arbeiter als bloßem Besitzer der Arbeitskraft gegenübersteht. Es hat sich schon früher, im ersten Buch, gezeigt, dass es grade der Besitz dieser Produktionsmittel durch die Nichtarbeiter ist, welcher die Arbeiter in Lohnarbeiter, die Nichtarbeiter in Kapitalisten verwandelt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 51. „Dem Kapitalisten ist es gleichgültig, die Sache so zu betrachten, dass er das konstante

Page 300: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

10

Kapital vorschießt, um aus dem variablen Gewinn zu schlagen, oder das variable vorschießt, um das konstante zu verwerten... Obgleich nur der variable Teil des Kapitals Mehrwert schafft, so schafft er ihn unter der Bedingung, dass auch die anderen Teile vorgeschossen werden... Da der Kapitalist die Arbeit nur ausbeuten kann durch Vorschuss des konstanten Kapitals, da er das konstante Kapital nur verwerten kann durch Vorschuss des variablen, so fallen ihm diese in der Vorstellung alle gleichmäßig zusammen....“ K. Marx, Kapital 3. S. 52. „Indem alle Teile des Kapitals gleichmäßig als Quelle des überschüssigen Werts (Profits) erscheinen, wird das Kapitalverhältnis verschleiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 55. „Der Profit des Kapitalisten kommt daher, dass er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat. Der Mehrwert bzw. Profit besteht gerade in dem Überschuss des Warenwerts über ihren Kostpreis, d.h. in dem Überschuss der in der Ware enthaltenen Gesamtsumme von Arbeit über die in ihr enthaltene bezahlte Summe Arbeit. Der Mehrwert, woher er auch immer entspringe, ist sonach ein Überschuss über das vorgeschossene Gesamtkapital. Dieser Überschuss steht also in einem Verhältnis zum Gesamtkapital, das sich ausdrückt in dem Bruch m : C, wo C das Gesamtkapital bedeutet. So erhalten wir die Profitrate m : C = m : (c + v), im Unterschiede von der Rate des Mehrwerts m : v. Die Rate des Mehrwerts gemessen am variablen Kapital heißt Rate des Mehrwerts; die Rate des Mehrwerts gemessen am Gesamtkapital heißt Profitrate. Es sind zwei verschiedene Messungen derselben Größe...“ K. Marx, Kapital 3. S. 52f. „Der Mehrwert ist gegeben, aber gegeben als Überschuss des Verkaufspreises der Ware über ihren Kostpreis; wobei es mysteriös bleibt, woher dieser Überschuss stammt, aus der Ausbeutung der Arbeit im Produktionsprozess, aus der Übervorteilung der Käufer im Zirkulationsprozess, oder aus beiden. Was ferner gegeben, ist das Verhältnis dieses Überschusses zum Wert des Gesamtkapitals, oder die Profitrate. Die Berechnung dieses Überschusses über den Kostpreis auf den Wert des vorgeschossenen Gesamtkapitals ist sehr wichtig und natürlich, da hierdurch in der Tat die Verhältniszahl gefunden wird, worin sich das Gesamtkapital verwertet hat, oder sein Verwertungsgrad.“ K. Marx, Kapital 2.: 57. „Obgleich ... die Profitrate von der Rate des Mehrwerts zahlenmäßig verschieden ist, während Mehrwert und Profit in der Tat dasselbe und auch zahlenmäßig gleich sind, so ist der Profit jedoch eine verwandelte Form des Mehrwerts, eine Form, worin sein Ursprung und das Geheimnis verschleiert und ausgelöscht ist. In der Tat ist der Profit die Erscheinungsform des Mehrwerts, welcher letztere erst durch Analyse aus der ersteren herausgeschält werden muss. Im Mehrwert ist das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit bloßgelegt; im Verhältnis von Kapital und Profit... erscheint das Kapital als Verhältnis zu sich selbst, ein Verhältnis, worin es sich als ursprüngliche Wertsumme von einem, von ihm selbst gesetzten Neuwert unterscheidet. Dass es diesen Neuwert während seiner Bewegung durch den Produktionsprozess und den Zirkulationsprozess erzeugt, dies ist im Bewusstsein. Aber wie dies geschieht, das ist nun verschleiert und scheint von ihm selbst zukommenden, verborgenen Qualitäten herzustammen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 58. „Mehrwert und Rate des Mehrwerts sind ... das Unsichtbare und das zu erforschende Wesentliche, während Profitrate und daher die Form des Mehrwerts als Profit sich auf der Oberfläche der Erscheinungen zeigen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 53. „Je weiter wir den Verwertungsprozess des Kapitals verfolgen, um so mehr wird sich das Kapitalverhältnis verschleiern, und um so weniger das Geheimnis seines inneren Organismus

Page 301: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

11

bloßlegen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 58. „In diesem Abschnitt ist die Profitrate zahlenmäßig von der Rate des Mehrwerts verschieden; dagegen sind Profit und Mehrwert behandelt als dieselbe zahlenmäßige Größe, nur in verschiedener Form. Im folgenden Abschnitt werden wir sehen, wie die Veräußerlichung weitergeht und der Profit auch zahlenmäßig als eine vom Mehrwert verschiedene Größe sich darstellt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 58.

Mehrwertrate und Profitrate

Kapital 3.:059-80 „Der Kapitalist produziert die Ware nicht ihrer selbst wegen, nicht ihres Gebrauchswerts oder seiner persönlichen Konsumtion werden. Das Produkt, um das es sich in der Tat für den Kapitalisten handelt, ist nicht das handgreifliche Produkt selbst, sondern der Wertüberschuss des Produkts über den Wert des in ihm konsumierten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 51. „Dem Kapitalisten ist es gleichgültig, die Sache so zu betrachten, dass er das konstante Kapital vorschießt, um aus dem variablen Gewinn zu schlagen, oder das variable vorschießt, um das konstante zu verwerten... Obgleich nur der variable Teil des Kapitals Mehrwert schafft, so schafft er ihn unter der Bedingung, dass auch die anderen Teile vorgeschossen werden... Da der Kapitalist die Arbeit nur ausbeuten kann durch Vorschuss des konstanten Kapitals, da er das konstante Kapital nur verwerten kann durch Vorschuss des variablen, so fallen ihm diese in der Vorstellung alle gleichmäßig zusammen....“ K. Marx, Kapital 3. S. 52. „Indem alle Teile des Kapitals gleichmäßig als Quelle des überschüssigen Werts (Profits) erscheinen, wird das Kapitalverhältnis verschleiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 55. „Der Profit des Kapitalisten kommt daher, dass er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat. Der Mehrwert bzw. Profit besteht gerade in dem Überschuss des Warenwerts über ihren Kostpreis, d.h. in dem Überschuss der in der Ware enthaltenen Gesamtsumme von Arbeit über die in ihr enthaltene bezahlte Summe Arbeit. Der Mehrwert, woher er auch immer entspringe, ist sonach ein Überschuss über das vorgeschossene Gesamtkapital. Dieser Überschuss steht also in einem Verhältnis zum Gesamtkapital, das sich ausdrückt in dem Bruch m : C, wo C das Gesamtkapital bedeutet. So erhalten wir die Profitrate m : C = m : (c + v), im Unterschiede von der Rate des Mehrwerts m : v. Die Rate des Mehrwerts gemessen am variablen Kapital heißt Rate des Mehrwerts; die Rate des Mehrwerts gemessen am Gesamtkapital heißt Profitrate. Es sind zwei verschiedene Messungen derselben Größe...“ K. Marx, Kapital 3. S. 52f.

3. Kapitel Verhältnis der Profitrate zur Mehrwertrate „Wie am Schluss des vorigen Kapitels hervorgehoben, unterstellen wir hier..., dass die Summe des Profits, die auf ein gegebenes Kapital fällt, gleich ist der gesamten Summe des vermittelst dieses Kapitals in einem gegebenen Zirkulationsabschnitt produzierten Mehrwerts. Wir sehen also einstweilen davon ab, dass dieser Mehrwert einerseits sich spaltet in verschiedene Unterformen: Kapitalzins, Grundrente, Steuern etc. und dass er andererseits in der Mehrzahl der Fälle sich keineswegs deckt mit dem Profit, wie er angeeignet wird kraft

Page 302: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

12

der allgemeinen Durchschnittsprofitrate, von der im zweiten Abschnitt die Rede sein wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 59. „Das Gesamtkapital C teilt sich in das konstante Kapital c und das variable Kapital v, und produziert einen Mehrwert m. Das Verhältnis dieses Mehrwerts zum vorgeschossenen variablen Kapital, also m : v, nennen wir die Rate des Mehrwerts und bezeichnen sie mit m‘. Es ist also m : v = m’ und folglich m = m’v.“ K. Marx, Kapital 3. S. 59 „Wird dieser Mehrwert statt auf das variable Kapital, auf das Gesamtkapital bezogen, so heißt er Profit (p) und das Verhältnis des Mehrwerts m zum Gesamtkapital C, also m : v, heißt die Profitrate p‘. Wir haben demnach: p’ = m : C = m : (c +v), setzen wir für m seinen oben gefundenen Wert m’v, so haben wir p’= m’v : (c + c) = m’v : C, welche Gleichung sich auch ausdrücken lässt in der Proportion: p‘: m‘ = v : C; die Profitrate verhält sich zur Mehrwertrate wie das variable Kapital zum Gesamtkapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 60. „Es folgt aus dieser Proportion, dass p‘ ... stets kleiner ist als m‘..., weil v, das variable Kapital stets kleiner ist als C, die Summe von v + c...“ K. Marx, Kapital 3. S. 60. „Gesetzt z.B. ein Kapital von 100 produziere mit 20 Arbeitern bei achtstündiger Arbeit und einem Gesamtwochenlohn von 20 einen Mehrwert von 20, so haben wir: 80 c + 20 v + 20 m; m‘ = 100 %, p‘ = 20%. Der Arbeitstag werde verlängert, ohne Lohnerhöhung, auf 10 Stunden; das Gesamtwertprodukt der 20 Arbeiter erhöht sich dadurch von 40 auf 50 (weil 8 : 10 = 40 : 50); da v, der gezahlte Arbeitslohn, derselbe bleibt, steigt der Mehrwert von 20 auf 30, und wir haben: 80 c + 20 v + 30 m; m‘ = 150 %, p‘ = 30%. Wenn andererseits, bei achtstündiger Arbeit, der Lohn von 20 auf 15 fällt, so haben wir ein Gesamtwertprodukt von 40 wie anfangs (weil die wertbildende Arbeitszeit unverändert bleibt), aber es verteilt sich anders; v sinkt auf 12 und lässt daher den Rest von 25 für m. Wir haben also: 80 c + 15 v + 25 m; m‘ = 166,6 %, p‘= 26,3%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 61f. „Es zeigt sich hier schon, dass Änderungen in Arbeitstag, Arbeitsintensität und Arbeitslohn nicht eintreten können ohne gleichzeitige Änderung in v und m und ihrem Verhältnis, also auch in p‘... und ebenso ist es klar, dass Änderungen des Verhältnisses von m zu v ebenfalls Wechsel in mindestens einer der erwähnten drei Arbeitsbedingungen einschließen. Hierin zeigt sich eben die besondere organische Beziehung des variablen Kapitals zur Bewegung des Gesamtkapitals und seiner Verwertung, sowie sein Unterschied vom konstanten Kapital. Das konstante Kapital, soweit Wertbildung in Betracht kommt, ist nur wichtig wegen dem Wert, den es hat; wobei es ganz gleichgültig für die Wertbildung ist, ob ein konstantes Kapital von 15000 Euro 15 Tonnen Eisen zu 1000 Euro die Tonne oder 500 Tonnen Eisen zu 3000 Euro die Tonne vorstellt. Das Quantum der wirklichen Stoffe, das seinen Wert darstellt, ist vollständig gleichgültig für die Wertbildung und für die Rate des Profits, die in umgekehrter Richtung mit diesem Wert variiert....“ K. Marx, Kapital 3. S. 62. „Ganz anders verhält es sich mit dem variablen Kapital. Es ist nicht der Wert, den es hat, d.h. die Arbeit, die in ihm vergegenständlicht ist, worauf es zunächst ankommt, sondern ...(es

Page 303: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

13

kommt an auf die)... Gesamtarbeit, die es in Bewegung setzt, und die nicht in ihm ausgedrückt ist; die Gesamtarbeit, deren Unterschied von der ... bezahlten Arbeit, d.h. deren Mehrwert bildender Teil eben um so größer ist, je kleiner die in ihm selbst enthaltene (bezahlte) Arbeit ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 62. „Die Profitrate wird also bestimmt durch zwei Hauptfaktoren: die Rate des Mehrwerts und die Wertzusammensetzung des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 78. „Unter Zusammensetzung des Kapitals verstehen wir, wie schon im Buch I gesagt, das Verhältnis seines aktiven und seines passiven Bestandteils, des variablen und des konstanten Kapitals. K. Marx, Kapital 3. S. 154.

„Die Zusammensetzung des Kapitals ist in zweifachem Sinn zu fassen. Nach der Seite des Werts bestimmt sie sich durch das Verhältnis, worin es sich teilt in konstantes Kapital oder Wert der Produktionsmittel und variables Kapital oder Wert der Arbeitskraft, Gesamtsumme der Arbeitslöhne (Wertzusammensetzung = v : C). Nach der Seite des Stoffs, wie er im Produktionsprozess fungiert, teilt sich jedes Kapital in Produktionsmittel und lebendige Arbeitskraft; diese Zusammensetzung bestimmt sich durch das Verhältnis zwischen der Masse der angewandten Produktionsmittel einerseits und der zu ihrer Anwendung erforderlichen Arbeitsmenge andrerseits. Ich nenne die erstere die Wertzusammensetzung, die zweite die technische Zusammensetzung des Kapitals. Zwischen beiden besteht eine enge Wechselbeziehung. Um diese auszudrücken, nenne ich die Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und deren Änderungen widerspiegelt: die organische Zusammensetzung des Kapitals.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 640.

Kapital 3.:080 - 086 „Das Gesamtkapital C teilt sich in das konstante Kapital c und das variable Kapital v, und produziert einen Mehrwert m. Das Verhältnis dieses Mehrwerts zum vorgeschossenen variablen Kapital, also m : v, nennen wir die Rate des Mehrwerts und bezeichnen sie mit m‘. Es ist also m : v = m’ und folglich m = m’v.“ K. Marx, Kapital 3.: 59 „Wird dieser Mehrwert statt auf das variable Kapital, auf das Gesamtkapital bezogen, so heißt er Profit (p) und das Verhältnis des Mehrwerts m zum Gesamtkapital C, also m : v, heißt die Profitrate p‘.“ K. Marx, Kapital 3.: 60. „Gesetzt z.B. ein Kapital von 100 produziere mit 20 Arbeitern bei achtstündiger Arbeit und einem Gesamtwochenlohn von 20 einen Mehrwert von 20, so haben wir: 80 c + 20 v + 20 m; m‘ = 100 %, p‘ = 20%. Der Arbeitstag werde verlängert, ohne Lohnerhöhung, auf 10 Stunden; das Gesamtwertprodukt der 20 Arbeiter erhöht sich dadurch von 40 auf 50 (8 : 10 = 40 : 50); da v, der gezahlte Arbeitslohn, derselbe bleibt, steigt der Mehrwert von 20 auf 30, und wir haben: 80 c + 20 v + 30 m; m‘ = 150 %, p‘ = 30%. Wenn andererseits, bei achtstündiger Arbeit, der Lohn von 20 auf 15 fällt, so haben wir ein Gesamtwertprodukt von 40 wie anfangs (weil die wertbildende Arbeitszeit unverändert bleibt), aber es verteilt sich anders; v sinkt auf 12 und lässt daher den Rest von 25 für m. Wir haben also: 80 c + 15 v + 25 m; m‘ = 166,6 %, p‘= ... 26,3%.“ K. Marx, Kapital 3.: 61f. „Es zeigt sich hier schon, dass Änderungen in Arbeitstag, Arbeitsintensität und Arbeitslohn nicht eintreten können ohne gleichzeitige Änderung in v und m und ihrem Verhältnis, also

Page 304: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

14

auch in p‘... und ebenso ist es klar, dass Änderungen des Verhältnisses von m zu v ebenfalls Wechsel in mindestens einer der erwähnten drei Arbeitsbedingungen einschließen.“ K. Marx, Kapital 3.: 62.

4. Kapitel Wirkung des Umschlags auf die Profitrate „Die Wirkung des Umschlags auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, ist im zweiten Buch erörtert worden. Sie lässt sich kurz dahin zusammenfassen, dass infolge der für den Umschlag erforderlichen Zeitdauer nicht das ganze Kapital gleichzeitig in der Produktion verwendet werden kann; dass also ein Teil des Kapitals fortwährend brachliegt, sei es in der Form von Geldkapital, von vorrätigen Rohstoffen, von fertigem, aber noch unverkauftem Warenkapital oder von nicht fälligen Schuldforderungen; dass das in der aktiven Produktion, also bei der Erzeugung und Aneignung von Mehrwert tätige Kapital fortwährend um diesen Teil verkürzt und der erzeugte und angeeignete Mehrwert fortwährend im selben Verhältnis verringert wird. Je kürzer die Umschlagszeit, desto kleiner wird dieser brachliegende Teil des Kapitals, verglichen mit dem Ganzen; desto größer wird also auch, bei sonst gleichbleibenden Umständen, der angeeignete Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 80. „Es ist bereits im zweiten Buch im einzelnen entwickelt, wie die Verkürzung der Umschlagszeit oder eines ihrer beiden Abschnitte, der Produktionszeit und der Zirkulationszeit, die Masse des produzierten Mehrwerts steigert. Da aber die Profitrate nur das Verhältnis der produzierten Masse von Mehrwert zu dem in ihrer Produktion angewandten Gesamtkapital ausdrückt, so ist es augenscheinlich, dass jede solche Verkürzung die Profitrate steigert. Was vorher im zweiten Abschnitt des zweiten Buchs mit Bezug auf den Mehrwert entwickelt, gilt ebenso sehr für den Profit und die Profitrate und bedarf keiner Wiederholung hier. Nur ein paar Hauptmomente wollen wir hervorheben.“ K. Marx, Kapital 3.: 80. „Das Hauptmittel der Verkürzung der Produktionszeit ist die Steigerung der Produktivität der Arbeit, was man gewöhnlich den Fortschritt der Industrie nennt. Wird dadurch gleichzeitig nicht eine bedeutende Verstärkung der gesamten Kapitalauslage durch Anlage kostspieliger Maschinerie usw. und damit eine Senkung der auf das Gesamtkapital zu berechnenden Profitrate bewirkt, so muss diese letztere steigen. Und dies ist entschieden der Fall bei vielen der neuesten Fortschritte der Metallurgie und chemischen Industrie. Die neu entdeckten Verfahrensweisen der Eisen- und Stahlbereitung von Bessemer, Siemens, Gilchrist-Thomas u.a. kürzen, bei relativ geringen Kosten, früher höchst langwierige Prozesse auf ein Minimum ab....“ K. Marx, Kapital 3.: 81. „Das Hauptmittel zur Verkürzung der Zirkulationszeit sind verbesserte Kommunikationen. Und hierin haben die letzten fünfzig Jahre eine Revolution gebracht, die sich nur mit der industriellen Revolution der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vergleichen lässt. Auf dem Lande ist die geschotterte Straße durch die Eisenbahn, auf der See das langsame und unregelmäßige Segelschiff durch die rasche und regelmäßige Dampferlinie in den Hintergrund gedrängt worden, und der ganze Erdball wird umspannt von Telegraphendrähten. Der Suezkanal hat Ostasien und Australien dem Dampferverkehr erst eigentlich erschlossen. Die Zirkulationszeit einer Warensendung nach Ostasien, 1847 noch mindestens zwölf

Page 305: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

15

Monate... ist jetzt ungefähr auf ebensoviel Wochen reduzierbar geworden... Die Umschlagszeit des gesamten Welthandels ist in demselben Maß verkürzt, und die Aktionsfähigkeit des darin beteiligten Kapitals um mehr als das Doppelte oder Dreifache gesteigert worden. Dass dies nicht ohne Wirkung auf die Profitrate geblieben, versteht sich von selbst.“ K. Marx, Kapital 3.: 81. „Um die Wirkung des Umschlags des Gesamtkapitals auf die Profitrate rein darzustellen, müssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle anderen Umstände als gleich annehmen. ....“ K. Marx, Kapital 3.: 81. „Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80 c + 20 v = 100 C, welches mit einer Mehrwertrate von 100 % zweimal im Jahr umschlägt. Dann ist das Jahresprodukt: 160 c + 40 v + 40 m. Aber zur Ermittlung der Profitrate berechnen wir diese 40 m nicht auf den umgeschlagenen Kapitalwert von 200, sondern auf den vorgeschossenen von 100 und erhalten so (als Jahresprofitrate) p‘ = 40%.“ K. Marx, Kapital 3.: 82. “Die im Lauf des Jahres angeeignete Masse Mehrwert ist also gleich der Masse des in einer Umschlagsperiode des variablen Kapitals angeeigneten Mehrwerts, multipliziert durch die Anzahl solcher Umschläge im Jahr.“ K. Marx, Kapital 3.: 83.

„Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160 c + 40 v = 200 C, das mit derselben Mehrwertrate von 100 %, aber nur einmal im Jahr umschlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben: 160 c + 40 v + 40 m. Diesmal aber sind die 40 m zu berechnen auf ein vorgeschossenes Kapital von 200, dies ergibt für die Profitrate nur 20 %, also nur die Hälfte der Rate für A.“ K. Marx, Kapital 3.: 82. „Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher prozentiger Zusammensetzung, bei gleicher Mehrwertrate und gleichem Arbeitstag verhalten sich die (Jahres-)Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten.“ K. Marx, Kapital 3.: 82.

„Die direkte Wirkung der verkürzten Umschlagszeit auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, besteht in der gesteigerten Wirksamkeit, die dem variablen Kapitalteil dadurch gegeben wird, worüber nachzusehen Buch II, Kapitel 26: Der Umschlag des variablen Kapitals.“ K. Marx Kapital 3.:82.

Ökonomisierung des konstanten Kapitals

Kapital 3.:087-098 „Die Wirkung des Umschlags auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, ist im zweiten Buch erörtert worden. Sie lässt sich kurz dahin zusammenfassen, dass infolge der für den Umschlag erforderlichen Zeitdauer nicht das ganze Kapital gleichzeitig in der Produktion verwendet werden kann; dass also ein Teil des Kapitals fortwährend brachliegt, sei es in der Form von Geldkapital, von vorrätigen Rohstoffen, von fertigem, aber noch unverkauftem Warenkapital oder von nicht fälligen Schuldforderungen; dass das in der aktiven Produktion, also bei der Erzeugung und Aneignung von Mehrwert tätige Kapital fortwährend um diesen Teil verkürzt und der erzeugte und angeeignete

Page 306: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

16

Mehrwert fortwährend im selben Verhältnis verringert wird. Je kürzer die Umschlagszeit, desto kleiner wird dieser brachliegende Teil des Kapitals, verglichen mit dem Ganzen; desto größer wird also auch, bei sonst gleichbleibenden Umständen, der angeeignete Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 80. „Um die Wirkung des Umschlags des Gesamtkapitals auf die Profitrate rein darzustellen, müssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle anderen Umstände als gleich annehmen. ....“ K. Marx, Kapital 3.: 81. „Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80 c + 20 v = 100 C, welches mit einer Mehrwertrate von 100 % zweimal im Jahr umschlägt. Dann ist das Jahresprodukt: 160 c + 40 v + 40 m. Aber zur Ermittlung der Profitrate berechnen wir diese 40 m nicht auf den umgeschlagenen Kapitalwert von 200, sondern auf den vorgeschossenen von 100 und erhalten so (als Jahresprofitrate) p‘ = 40%.“ K. Marx, Kapital 3.: 82. “Die im Lauf des Jahres angeeignete Masse Mehrwert ist also gleich der Masse des in einer Umschlagsperiode des variablen Kapitals angeeigneten Mehrwerts, multipliziert durch die Anzahl solcher Umschläge im Jahr.“ K. Marx, Kapital 3.: 83.

„Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160 c + 40 v = 200 C, das mit derselben Mehrwertrate von 100 %, aber nur einmal im Jahr umschlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben: 160 c + 40 v + 40 m. Diesmal aber sind die 40 m zu berechnen auf ein vorgeschossenes Kapital von 200, dies ergibt für die (Jahres-)Profitrate nur 20 %, also nur die Hälfte der Rate für A.“ K. Marx, Kapital 3.: 82. „Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher prozentiger Zusammensetzung, bei gleicher Mehrwertrate und gleichem Arbeitstag verhalten sich die (Jahres-)Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten.“ K. Marx, Kapital 3.: 82.

5. Kapitel Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals I. Im allgemeinen Die Profitrate berechnet sich durch das Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital (p’ = m/C oder p’= m : (c + v). Die Profitrate kann also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung von m. (Vergleiche die „Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts“ in Band I.) Zweitens gilt: “Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden, durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion nötigen konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 90.

1) Vergrößerung des Mehrwerts durch Verlängerung des Arbeitstages (ohne entsprechende Vergrößerung des konstanten Kapitals):

„Die Vermehrung des absoluten Mehrwerts oder die Verlängerung der Mehrarbeit und darum des Arbeitstags ... senkt relativ den Wert des konstanten Kapitals gegenüber dem Gesamtkapital und dem variablen Kapital und erhöht dadurch die Profitrate... Der Umfang des fixen Teils des konstanten Kapitals, Fabrikgebäude, Maschinerie etc. bleibt derselbe, ob 16 oder 12 Stunden damit gearbeitet wird. Die Verlängerung des Arbeitstags macht keine neue Auslage in diesem, dem kostspieligsten

Page 307: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

17

Teil des konstanten Kapitals, nötig. Es kommt hinzu, dass der Wert des fixen Kapitals so in einer kürzeren Reihe von Umschlagsperioden reproduziert, also die Zeit verkürzt wird, für die es vorgeschossen werden muss, um einen bestimmten Profit zu machen. Die Verlängerung des Arbeitstags steigert daher den Profit, selbst wenn die Überarbeit bezahlt, und bis zu einer gewissen Grenze, selbst wenn sie höher bezahlt wird als die normalen Arbeitsstunden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 87. „Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder ganz gleich bei längerem wie bei kürzerem Arbeitstag. Die Aufsichtskosten sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden als für 750 bei 12 Stunden... Staats- und Gemeindesteuern, Feuerversicherung, Lohn verschiedener ständiger Angestellter, Entwertung der Maschinerie und verschiedene andere Unkosten einer Fabrik laufen unverändert voran bei langer oder kurzer Arbeitszeit;“ K. Marx, Kapital 3. S. 88. 2) Vergrößerung des Mehrwerts und der Profitrate durch Verkürzung der Umschlagszeit: „Die Zeitdauer, worin sich der Wert der Maschinerie und anderer Bestandteile des fixen Kapitals reproduziert, ist praktisch bestimmt nicht durch die Zeit ihrer bloßen Dauer, sondern durch die Gesamtdauer des Arbeitsprozesses, während dessen sie wirkt und vernutzt wird. Müssen die Arbeiter 9 Stunden statt 7,5 schanzen, so gibt dies einen Tag mehr auf die Woche, vier Wochen werden so zu fünf Wochen und vier Jahre werden zu fünf Jahren. K. Marx, Kapital 3. S. 88.

3) Steigerung der Profitrate durch Ökonomisierung der Elemente des konstanten Kapitals (= relative Verkleinerung von c): „Wie das Kapital die Tendenz hat, in der direkten Anwendung der lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit zu reduzieren und die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit stets abzukürzen..., also die direkt angewandte lebendige Arbeit möglichst zu ökonomisieren, so hat es auch die Tendenz, diese auf ihre notwendiges Maß reduzierte Arbeit unter den ökonomischsten Bedingungen anzuwenden, d.h. den Wert des angewandten konstanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduzieren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 97. a) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch Produktion auf großer Stufenleiter:

„Eine ... Steigerung der Profitrate entspringt ... aus der Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals selbst. Durch die Konzentration der Arbeiter und ihre Kooperation auf großem Maßstab wird einerseits konstantes Kapital gespart. Dieselben Gebäude, Heiz- und Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verhältnismäßig weniger für große als für kleine Produktionsstufen. Dasselbe gilt von der Kraft- und Arbeitsmaschinerie.“ K. Marx, Kapital 3. S. 92. „In einer großen Fabrik mit einem oder zwei Zentralmotoren wachsen die Kosten dieser Motoren nicht in demselben Verhältnis wie ihre Pferdekraft und daher ihre mögliche Wirkungssphäre; die Kosten der Übertragungsmaschinerie wachsen nicht in demselben Verhältnis wie die Masse der Arbeitsmaschinen, denen sie die Bewegung mitteilt... Die Konzentration der Produktionsmittel erspart ferner Baulichkeiten aller Art, nicht nur für die eigentlichen Werkstätten, sondern auch für die Lagerlokale usw. ... Andere Produktionsbedingungen bleiben dieselben, ob von wenigen oder vielen benutzt.“

Page 308: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

18

K. Marx, Kapital 3. S. 89. “Wie bereits bei der Darstellung der Kooperation, der Teilung der Arbeit und der Maschinerie (vgl. Band I, S. 343 - 344) hervorgehoben wurde, entspringt die Ökonomie in den Produktionsbedingungen, welche die Produktion auf großer Stufenleiter charakterisiert, wesentlich daraus, dass diese Bedingungen als Bedingungen ... gesellschaftlich kombinierter Arbeit ... wirken. Sie werden gemeinsam im Produktionsprozess konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in zersplitterter Form von einer Masse unzusammenhängender oder höchstens auf kleinem Maßstab unmittelbar kooperierender Arbeiter.“ K. Marx, Kapital 3. S. 89. „Diese ganze Ökonomie, die aus der Konzentration der Produktionsmittel und ihrer massenhaften Anwendung entspringt, setzt ... als wesentliche Bedingung die Anhäufung und das Zusammenwirken der Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der Arbeit. ... Selbst die beständigen Verbesserungen, die hier möglich und notwendig sind, entspringen einzig und allein aus den gesellschaftlichen Erfahrungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf großer Stufenleiter kombinierten Gesamtarbeiters gewährt und erlaubt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 89. „Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie gesagt, das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf großer Stufenleiter angewandt werden... Es ist einesteils die Bedingung, worunter allein die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt werden können, ohne den Preis der Ware zu verteuern... Andernteils werden erst bei großer Stufenleiter der Produktion Ökonomien möglich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfließen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo und wie zu ökonomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen Komplikationen bei Ausführung der Theorie - ihrer Anwendung auf den Produktionsprozess - zu überwinden usw.“ K. Marx, Kapital 3. S. 113.

b) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch Erfindungen und technische Verbesserungen:

„Alles, was den Verschleiß der Maschinerie und überhaupt des fixen Kapitals für eine gegebene Produktionsperiode vermindert, verbilligt nicht nur die einzelne Ware, ... sondern vermindert die anteilige Kapitalauslage für diese Periode. Reparaturarbeiten u. dgl. ... zählen bei der Rechnung zu den Originalkosten der Maschinerie. Ihre Verminderung infolge der größeren Dauerhaftigkeit der Maschinerie, vermindert insgesamt deren Preis.“ K. Marx, Kapital 3. S. 91. „Das Charakteristische dieser Art der Ökonomie des konstanten Kapitals, die aus der fortschreitenden Entwicklung der Industrie hervorgeht, ist, dass hier das Steigen der Profitrate in einem Industriezweig geschuldet wird der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem andern. Was hier dem Kapitalisten zugute kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der gesellschaftlichen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von ihm selbst ausgebeuteten Arbeiter. Jene Entwicklung der Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit; auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft; auf die Entwicklung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft. Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der

Page 309: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

19

gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 92. „Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch. Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 113f.

(Anmerkung: Es gab in der DDR Leute wie Herr H. Laitko – „Wissenschaft als allgemeine Arbeit“ - , die auf diese Textstelle eine Wissenschaftstheorie errichten wollten, die JEDER wissenschaftlichen Tätigkeit diese „Heiligsprechung“ durch Marx (Wissenschaft ist allgemeine Arbeit) zukommen lassen sollte. Tatsache ist, dass Marx hier nur von solcher wissenschaftlicher Tätigkeit spricht, die das konstante Kapital ökonomisiert, also die gesellschaftlich organisierte Arbeit insgesamt erleichtert. Auf wieviel Prozent der wissenschaftlichen Tätigkeit in der DDR mag dieses Kriterium zutreffen? Das Buch von H. Laitko blieb jedenfalls geistige Onanie und hat die Produktionsmittel der DDR nicht ökonomisiert.)

Kapital 3.:098-114 Die Profitrate berechnet sich durch das Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital (p’ = m/C oder p’= m : (c + v). Die Profitrate kann also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung des Mehrwerts m. (Vergleiche die „Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts“ in Band I.) Weiterhin kann der Mehrwert und damit die Profitrate vergrößert werden durch Verkürzung der Umschlagszeit (z.B. durch Einführung von Schichtarbeit). Zweitens gilt: “Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden, durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion nötigen konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 90. Der Wert des konstanten Kapitals wird (relativ) vermindert: a) durch Produktion auf großer Stufenleiter b) durch Erfindungen und technische Verbesserungen. Die Verbesserungen in der Produktionsmittelindustrie, z.B. durch Entwicklung und Verbesserung von Computern, verbilligen (relativ) das konstante Kapital aller Kapitalisten, die diese technische Neuerung nutzen.

c) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch Abfallverwertung: „Dasselbe gilt von dem zweiten großen Zweig der Ökonomie in den Produktionsbedingungen. Wir meinen die Rückverwandlung der Exkremente der Produktion, ihrer sogenannten Abfälle, in neue Produktionselemente sei es desselben, sei es eines anderen Industriezweiges... Auch dieser Zweig der Ersparungen, auf den wir später etwas näher eingehen, ist das Resultat der gesellschaftlichen Arbeit auf großer Stufenleiter. Es ist die ihr entsprechende Massenhaftigkeit dieser Abfälle, die sie selbst wieder zu Handelsgegenständen und damit zu neuen Elementen der Produktion macht. Nur als Abfälle gemeinsamer Produktion, und daher der Produktion auf großer Stufenleiter, erhalten sie diese Wichtigkeit für den Produktionsprozess, bleiben sie Träger von Tauschwert. Diese Abfälle ... verbilligen ... die Kosten des Rohstoffs, in welche immer sein normaler Abfall eingerechnet ist... Die Verminderung der Kosten dieses Teils des konstanten Kapitals erhöht

Page 310: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

20

insgesamt die Profitrate bei gegebener Größe des variablen Kapitals und gegebener Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 89f. „Im ganzen sind die Bedingungen dieser Wiederbenutzung: Massenhaftigkeit solcher Exkremente, die sich nur ergibt bei Arbeit auf großer Stufenleiter; Verbesserung der Maschinerie, womit Stoffe, die in ihrer gegebenen Form früher unbrauchbar, in eine der Neuproduktion dienstbare Gestalt übergeführt werden; Fortschritt der Wissenschaft, speziell der Chemie, welche die nutzbaren Eigenschaften solcher Abfälle entdeckt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 111. „Das schlagendste Beispiel von Verwendung von Abfällen liefert die chemische Industrie. Sie verbraucht nicht nur ihre eigenen Abfälle, indem sie neue Verwendung dafür findet, sondern auch diejenigen der verschiedenartigsten andern Industrien und verwandelt z.B. den früher fast nutzlosen Gasteer in Anilinfarben, Krappfarbstoff (Alizarin), und neuerdings auch in Medikamente.“ K. Marx, Kapital 3. S. 112. „Andererseits aber erscheint hier die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem Produktionszweig, z.B. in der Produktion von Eisen, Kohlen, Maschinen, in der Baukunst usw., die zum Teil wieder zusammenhängen mag mit Fortschritten im Gebiet der geistigen Produktion, namentlich der Naturwissenschaft und ihrer Anwendung, als die Bedingung der Verminderung des Werts und damit der Kosten, der Produktionsmittel in anderen Industriezweigen, z.B. der Textilindustrie oder dem Ackerbau. Es ergibt sich dies von selbst, da die Ware, die als Produkt aus einem Industriezweig herauskommt, als Produktionsmittel in den anderen wieder eingeht. Ihre größere oder geringer Billigkeit hängt ab von der Produktivität der Arbeit in dem Produktionszweig, aus dem sie als Produkt herauskommt, und ist gleichzeitig Bedingung nicht nur für die Verbilligung der Waren, in deren Produktion sie als Produktionsmittel eingeht, sondern auch für die Wertverminderung des konstanten Kapitals, dessen Element sie hier wird und daher für die Erhöhung der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 91f. „Von dieser Ökonomie der Exkremente der Produktion, durch ihre Wiederbenutzung, ist zu unterscheiden die Ökonomie bei der Erzeugung von Abfall, also die Reduktion der Produktionsexkremente auf ihr Minimum, und die unmittelbare Vernutzung, bis zum Maximum, aller in die Produktion eingehenden Roh- und Hilfsstoffe.“ K. Marx, Kapital 3. S. 112.

II. Ersparnis an den Arbeitsbedingungen auf Kosten der Arbeiter „Ihrer widersprechenden, gegensätzlichen Natur nach geht die kapitalistische Produktionsweise dazu fort, die Verschwendung am Leben und der Gesundheit des Arbeiters, die Herabdrückung seiner Existenzbedingungen selbst zur Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals zu zählen und damit zu Mitteln zur Erhöhung der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 96. „Es gehört hierher die Unterdrückung aller Vorsichtsmaßregeln zu Sicherheit, Bequemlichkeit und Gesundheit der Arbeiter auch in den eigentlichen Fabriken. Ein großer Teil der Schlachtbulletins, die die Verwundeten und Getöteten der industriellen Armee aufzählen... stammt von hier. Ebenso Mangel an Raum, Lüftung etc.“ K. Marx, Kapital 3. S. 99. „Es bekannt, wie sehr die Ökonomie am Raum, und daher an den Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Lokalen zusammendrängt. Dazu kommt noch Ökonomie an den Lüftungsmitteln. Zusammen mit der längeren Arbeitszeit produziert Beides große Vermehrung der Krankheiten der Atmungsorgane und folglich vermehrte Sterblichkeit.“ K.

Page 311: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

21

Marx, Kapital 3. S. 101. „Da der Arbeiter den größten Teil seines Lebens im Produktionsprozess zubringt, so sind die Bedingungen des Produktionsprozesses zum großen Teil Bedingungen seines aktiven Lebensprozesses, seine Lebensbedingungen, und die Ökonomie in diesen Lebensbedingungen ist eine Methode, die Profitrate zu erhöhen; ... Diese Ökonomie erstreckt sich auf Überfüllung enger, ungesunder Räume mit Arbeitern, was auf kapitalistisch Ersparung an Baulichkeiten heißt; Zusammendrängung gefährlicher Maschinerie in denselben Räumen und Versäumnis von Schutzmitteln gegen die Gefahr... Gar nicht zu sprechen von der Abwesenheit aller Anstalten, um dem Arbeiter den Produktionsprozess zu vermenschlichen, angenehm oder nur erträglich zu machen. Es würde dies vom kapitalistischen Standpunkt eine ganz zweck- und sinnlose Verschwendung sein. Die kapitalistische Produktion ist überhaupt, bei aller Knauserei, durchaus verschwenderisch mit dem Menschenmaterial, ganz wie sie andererseits, dank der Methode der Verteilung ihrer Produkte durch den Handel und ihrer Manier der Konkurrenz, sehr verschwenderisch mit den materiellen Mitteln umgeht und auf der einen Seite für die Gesellschaft verliert, was sie auf der anderen für den einzelnen Kapitalisten gewinnt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 97. Ökonomisierung (möglichste Verkleinerung) des konstanten Kapitals (Resümee): „Es sind hier zwei Punkte im Auge zu halten: Wäre der Wert von c = 0, so wäre p‘ = m‘, und die Profitrate stände auf ihrem Maximum. Zweitens aber: Was das wichtige für die unmittelbare Ausbeutung der Arbeit selbst ist, ist keineswegs der (absolute) Wert der angewandten Ausbeutungsmittel, sei es des fixen Kapitals, sei es der Roh- und Hilfsstoffe. ... Worauf es ausschließlich ankommt, ist einerseits ihre (relative) Masse, wie sie technisch zur Verbindung mit einem bestimmten Quantum lebendiger Arbeit nötig ist, andererseits ihre Zweckmäßigkeit, also nicht nur gute Maschinerie, sondern auch gute Roh- und Hilfsstoffe. Von der Güte des Rohstoffs hängt z.T. die Profitrate ab. Gutes Material liefert weniger Abfall... Der Arbeiter braucht bei schlechtem Rohstoff mehr Zeit, um dasselbe Quantum zu verarbeiten...“ K. Marx, Kapital 3. S. 93. „Begreiflich ist daher der Fanatismus des Kapitalisten für Ökonomisierung der Produktionsmittel. Dass nichts umkommt oder verschleudert wird, .... hängt teils von der Dressur und Bildung der Arbeiter ab, teils von der Disziplin, die der Kapitalist über die kombinierten Arbeiter ausübt und die überflüssig wird in einem Gesellschaftszustand, wo die Arbeiter für ihre eigne Rechnung arbeiten, wie sie jetzt schon beim Stücklohn fast ganz überflüssig wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 93. „Dieser Fanatismus äußert sich auch umgekehrt in der Fälschung der Produktionselemente, die ein Hauptmittel ist, den Wert des konstanten Kapitals im Verhältnis zum variablen zu senken und so die Rate des Profits zu erhöhen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 93f. „Die relative Verbilligung der Produktionsmittel schließt natürlich nicht aus, dass ihre absolute Wertsumme wächst; denn der absolute Umfang, worin sie angewandt werden, nimmt außerordentlich zu mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit und der sie begleitenden, wachsenden Stufenleiter der Produktion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 94. „Die Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals, nach welcher Seite sie immer betrachtet werde, ist das Resultat, teils ... davon, dass die Produktionsmittel als gemeinschaftliche Produktionsmittel des kombinierten Arbeiters wirken und verbraucht

Page 312: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

22

werden, so dass diese Ökonomie selbst als ein Produkt des gesellschaftlichen Charakters der unmittelbar produktiven Arbeit erscheint; teils aber ist sie das Resultat der Entwicklung der Produktivität der Arbeit in den Sphären, die dem Kapital seine Produktionsmittel liefern.“ K. Marx, Kapital 3. S. 94. „In einem noch viel höheren Grad als bei den anderen der Arbeit innewohnenden Kräften erscheint diese Ökonomie in Anwendung der Produktionsmittel, diese Methode, eine bestimmtes Resultat mit den geringsten Ausgaben zu erreichen, als eine dem Kapital innewohnende Kraft und als eine der kapitalistischen Produktionsweise eigentümliche und sie charakterisierende Methode.“ K. Marx, Kapital 3. S. 95. „Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszuführen. (Es folgen zeitgenössische Beispiele).“ K. Marx, Kapital 3. S. 98. „Die kapitalistische Produktion, wenn wir sie im einzelnen betrachten und von dem Prozess der Zirkulation und den Überwucherungen der Konkurrenz absehen, geht äußerst sparsam um mit der verwirklichten, in Waren vergegenständlichten Arbeit. Dagegen ist sie, weit mehr als jede andere Produktionsweise, eine Vergeuderin von Menschen, von lebendiger Arbeit, eine Vergeuderin nicht nur von Fleisch und Blut, sondern auch von Nerven und Hirn. Es ist in der Tat nur durch die ungeheuerste Verschwendung von individueller Entwicklung, dass die Entwicklung der Menschheit überhaupt gesichert und durchgeführt wird in der Geschichtsepoche, die der bewussten Wiederherstellung der menschlichen Gesellschaft unmittelbar vorausgeht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 99.

Kapital 3.: 115-120

Die Profitrate berechnet sich durch das Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital (p’ = m/C oder p’= m : (c + v). Die Profitrate kann also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung des Mehrwerts m. (Vergleiche die „Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts“ in Band I.) Weiterhin kann der Mehrwert und damit die Profitrate vergrößert werden durch Verkürzung der Umschlagszeit (z.B. durch Einführung von Schichtarbeit). Zweitens gilt: “Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden, durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion nötigen konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 90. Der Wert des konstanten Kapitals wird (relativ) vermindert: a) durch Produktion auf großer Stufenleiter b) durch Erfindungen und technische Verbesserungen. Die Verbesserungen in der Produktionsmittelindustrie, z.B. durch Entwicklung und Verbesserung von Computern, verbilligen (relativ) das konstante Kapital aller Kapitalisten, die diese technische Neuerung nutzen. c) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch Abfallverwertung: d) Ersparnis an den Arbeitsbedingungen auf Kosten der Arbeiter Resümee: „Es sind hier zwei Punkte im Auge zu halten: Wäre der Wert von c = 0, so wäre p‘ = m‘, und die Profitrate stände auf ihrem Maximum. Zweitens aber: Was das wichtige für die unmittelbare Ausbeutung der Arbeit selbst ist, ist keineswegs der (absolute) Wert der angewandten Ausbeutungsmittel, sei es des fixen Kapitals, sei es der Roh- und Hilfsstoffe. Worauf es ausschließlich ankommt, ist einerseits ihre (relative) Masse, wie sie technisch zur Verbindung mit einem bestimmten Quantum lebendiger Arbeit nötig ist, andererseits ihre Zweckmäßigkeit, also nicht nur gute Maschinerie, sondern auch gute Roh- und Hilfsstoffe.“

Page 313: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

23

K. Marx, Kapital 3. S. 93. „Begreiflich ist daher der Fanatismus des Kapitalisten für Ökonomisierung der Produktionsmittel. Dass nichts umkommt oder verschleudert wird, .... hängt teils von der Dressur und Bildung der Arbeiter ab, teils von der Disziplin, die der Kapitalist über die kombinierten Arbeiter ausübt und die überflüssig wird in einem Gesellschaftszustand, wo die Arbeiter für ihre eigne Rechnung arbeiten, wie sie jetzt schon beim Stücklohn fast ganz überflüssig wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 93. 6. Kapitel Wirkung von Preiswechsel I. Preisschwankungen des Rohstoffs, ihre direkten Wirkungen auf die Profitrate „Es ist ... im allgemeinen hier zu bemerken...: Finden Variationen statt, sei es infolge von Ökonomie des konstanten Kapitals, sei es infolge von Preisschwankungen des Rohstoffs, so beeinflussen sie stets die Profitrate, auch wenn sie den Arbeitslohn, also die Rate und Masse des Mehrwerts, ganz unberührt lassen. Sie ändern in m’v : C die Größe von C und damit den Wert des ganzen Bruchs.“ K. Marx, Kapital 3. S. 115. „Unter Rohstoff werden hier auch die Hilfsstoffe einbegriffen, wie Indigo, Kohle, Gas etc. Ferner, soweit die Maschinerie in dieser Rubrik in Betracht kommt, besteht ihr eigener Rohstoff aus Eisen, Holz, Leder etc. Ihr eigener Preis ist daher beeinflusst durch die Preisschwankungen des Rohmaterials, das in ihre Konstruktion eingeht. Sofern ihr Preis erhöht wird durch Preisschwankungen, sei es des Rohstoffs, woraus sie besteht, sei es des Hilfsstoffs, den ihr Betrieb verbraucht, fällt insgesamt die Profitrate. Umgekehrt umgekehrt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 116 „Der Wert der Roh- und Hilfsstoffe geht ganz und auf einmal in den Wert des Produkts ein, wozu sie verbraucht werden, während der Wert der Elemente des fixen Kapitals nur nach Maßgabe seines Verschleißes, also nur allmählich in das Produkt eingeht. Es folgt daraus, dass der Preis des Produkts in einem viel höheren Grad beeinflusst wird vom Preis des Rohmaterials als von dem des fixen Kapitals...“ K. Marx, Kapital 3. S. 118. „Ferner: Da die Roh- und Hilfsstoffe, ganz wie der Arbeitslohn, Bestandteile des zirkulierenden Kapitals bilden, also beständig ganz ersetzt werden müssen aus dem jedesmaligen Verkauf des Produkts.... so zeigt sich hier wieder, wie ein Steigen im Preis des Rohstoffs den ganzen Reproduktionsprozess beschneiden oder hemmen kann, indem der aus dem Warenverkauf gelöste Preis nicht hinreicht, alle Elemente der Ware zu ersetzen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 119. „In den folgenden Untersuchungen wird man sich beschränken auf Preisschwankungen des Rohstoffs... soweit er als Rohstoff in den Produktionsprozess der Ware eingeht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 116. „Da die Profitrate m : C oder m : (c + v), so ist klar, das alles, was einen Wechsel in der Größe von c und deswegen von C verursacht, ebenfalls einen Wechsel in der Profitrate hervorbringt, auch wenn m und v und ihre gegenseitiges Verhältnis unverändert bleiben. Der Rohstoff bildet aber einen Hauptteil des konstanten Kapitals. Selbst in Industriezweigen, worin kein eigentlicher Rohstoff eingeht, geht er ein als Hilfsstoff oder als Bestandteil der Maschine usw. ...“ K. Marx, Kapital 3. S. 116. „Fällt der Preis des Rohstoffs um eine Summe = d, so geht m : C oder m : (c + v) über in m : (C - d) oder m : (c - d + v). Es steigt daher die Profitrate. Umgekehrt. Steigt der Preis des Rohstoffs, so wird aus m : C oder m : (c + v) nun m : (C +

Page 314: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

24

d) oder m : (c + d + v); es fällt daher die Profitrate. Bei sonst gleichen Umständen fällt oder steigt die Profitrate daher in umgekehrter Richtung wie der Preis des Rohstoffs. Es ergibt sich hieraus u.a., wie wichtig für industrielle Länder der niedrige Preis des Rohstoffs ist... Es ergibt sich ferner, dass der auswärtige Handel die Profitrate beeinflusst, auch abgesehen von aller Einwirkung desselben auf den Arbeitslohn durch Verbilligung der notwendigen Lebensmittel. Er beeinflusst nämlich die Preise der in der die Industrie oder Agrikultur eingehenden Roh- oder Hilfsstoffe... Man begreift daher die große Wichtigkeit, für die Industrie von Aufhebung oder Ermäßigung der Zölle auf Rohstoffe.“ K. Marx, Kapital 3. S. 116f.

Kapital 3.120-123

„Da die Profitrate m : C oder m : (c + v), so ist klar, das alles, was einen Wechsel in der Größe von c und deswegen von C verursacht, ebenfalls einen Wechsel in der Profitrate hervorbringt, auch wenn m und v und ihr gegenseitiges Verhältnis unverändert bleiben. Der Rohstoff bildet aber einen Hauptteil des konstanten Kapitals. Selbst in Industriezweigen, worin kein eigentlicher Rohstoff eingeht, geht er ein als Hilfsstoff oder als Bestandteil der Maschine usw. ...“ K. Marx, Kapital 3.: 116. „Fällt der Preis des Rohstoffs um eine Summe = d, so geht m : C oder m : (c + v) über in m : (C - d) oder m : (c - d + v). Es steigt daher die Profitrate. Umgekehrt. Steigt der Preis des Rohstoffs, so wird aus m : C oder m : (c + v) nun m : (C + d) oder m : (c + d + v); es fällt daher die Profitrate. Bei sonst gleichen Umständen fällt oder steigt die Profitrate daher in umgekehrter Richtung wie der Preis des Rohstoffs. Es ergibt sich hieraus u.a., wie wichtig für industrielle Länder der niedrige Preis des Rohstoffs ist... Es ergibt sich ferner, dass der auswärtige Handel die Profitrate beeinflusst, auch abgesehen von aller Einwirkung desselben auf den Arbeitslohn durch Verbilligung der notwendigen Lebensmittel. Er beeinflusst nämlich die Preise der in der die Industrie oder Agrikultur eingehenden Roh- oder Hilfsstoffe... Man begreift daher die große Wichtigkeit, für die Industrie von Aufhebung oder Ermäßigung der Zölle auf Rohstoffe.“ K. Marx, Kapital 3.: 116f.

II. Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und Bindung von Kapital „Die Phänomene, die wir in diesem Kapitel untersuchen, setzen zu ihrer vollen Entwicklung das Kreditwesen und die Konkurrenz auf dem Weltmarkt voraus, der überhaupt die Basis und die Lebensatmosphäre der kapitalistischen Produktionsweise bildet. Diese konkreten Formen der kapitalistischen Produktion können aber nur umfassend dargestellt werden, nachdem die allgemeine Natur des Kapitals begriffen ist; zudem liegt ihre Darstellung außer dem Plan unseres Werks und gehört seiner etwaigen Fortsetzung an.“ K. Marx, Kapital 3.: 120. „Nichtsdestoweniger können die in der Überschrift bezeichneten Erscheinungen hier im allgemeinen behandelt werden. Sie hängen zusammen, erstens untereinander und zweitens sowohl mit der Rate wie mit der Masse des Profits. Sie sind auch schon deswegen kurz darzustellen, weil sie den Schein hervorbringen, als ob

Page 315: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

25

nicht nur die Rate, sondern auch die Masse des Profits - die in der Tat identisch ist mit der Masse des Mehrwerts - ab- und zunehmen kann unabhängig von den Bewegungen des Mehrwerts, sei es seiner Masse oder seiner Rate.“ K. Marx, Kapital 3.: 120. „In unserer ganzen Untersuchung wird ausgegangen von der Voraussetzung, dass Erhöhung oder Erniedrigung der Preise Ausdrücke von wirklichen Wertschwankungen sind. Da es sich hier aber um die Wirkung handelt, die diese Preisschwankungen auf die Profitrate hervorbringen, so ist es in der Tat gleichgültig, worin sie begründet sind; das hier Entwickelte gilt also ebenfalls, wenn die Preise steigen und fallen infolge nicht von Wertschwankungen, sondern von Einwirkungen des Kreditsystems, der Konkurrenz etc.“ K. Marx, Kapital 3.: 123. „Wertsteigerung und Entwertung verstehen sich von selbst. Sie meinen nichts, als dass vorhandenes Kapital infolge irgendwelcher allgemeinen ökonomischen Umstände ... an Wert zu- oder abnimmt; also dass der Wert des ... vorgeschossenen Kapitals ... steigt oder fällt.“ K. Marx, Kapital 3.: 120.

„Die Wertsteigerung oder Entwertung kann entweder konstantes oder variables Kapital oder beide treffen, und beim konstanten Kapital kann sie wieder auf den fixen oder den zirkulierenden Teil oder auf beide sich beziehen.“ K. Marx, Kapital 3.: 121.

1) Wertveränderungen des konstanten zirkulierenden Kapitals: „Es sind beim konstanten Kapital zu betrachten: Roh- und Hilfsstoffe, wozu auch Halbfabrikate gehören, die wir hier unter dem Namen Rohstoffe zusammenfassen ...“ K. Marx, Kapital 3.: 121. „Es wurde oben vor allem die Veränderungen im Preis bzw. Wert des Rohstoffs mit Bezug auf seinen Einfluss auf die Profitrate betrachtet und das allgemeine Gesetz aufgestellt, dass bei sonst gleichen Umständen die Profitrate im umgekehrten Verhältnis zur Werthöhe des Rohstoffs steht. Und dies ist unbedingt richtig für das Kapital, das neu in einem Geschäft engagiert wird, wo also die Kapitalanlage, die Verwandlung von Geld in produktives Kapital, erst stattfindet. Aber abgesehen von diesem in der Neuanlage begriffenen Kapital, befindet sich ein großer Teil des schon fungierenden Kapitals in der Zirkulationssphäre, während ein anderer Teil sich in der Produktionssphäre befindet. Ein Teil ist als Ware auf dem Markt vorhanden und soll in Geld verwandelt werden; ein anderer Teil ist als Geld ... vorhanden und soll in die Produktionsbedingungen rückverwandelt werden; ein dritter Teil befindet sich innerhalb der Produktionssphäre, teils in der ursprünglichen Form der Produktionsmittel ..., teils als noch in der Anfertigung begriffenes Produkt. Wie die Wertsteigerung oder Entwertung hier wirkt, hängt sehr ab von der Proportion, worin diese Bestandteile zueinander stehen. Lassen wir, zur Vereinfachung der Frage, alles fixe Kapital zunächst ganz aus dem Spiel und betrachten wir nur den aus Rohstoffen, Hilfsstoffen, Halbfabrikaten, in der Anfertigung begriffenen und fertigen auf dem Markt befindlichen Waren bestehenden Teil des konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 121f. „Steigt der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der Baumwollwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie Gewebe etc. - die mit billigerer Baumwolle fabriziert wurden; ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager vorhandenen, wie der noch in

Page 316: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

26

der Verarbeitung begriffenen Baumwolle. Letztere, weil sie durch Rückwirkung Ausdruck von mehr Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht, höheren Wert zu als sie selbst ursprünglich besaß und als der Kapitalist für sie gezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 122. „Der Wert jeder Ware - also auch der Waren, woraus das Kapital besteht - ist bedingt nicht durch die in ihr selbst enthaltene notwendige Arbeitszeit, sondern durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion nötig ist. Diese Reproduktion kann erfolgen unter erschwerenden oder unter erleichternden Umständen, verschieden von den Bedingungen der ursprünglichen Produktion.“ K. Marx, Kapital 3.: 150 „Da die Profitrate gleich ist dem Verhältnis des Überschusses des Werts des Produkts zum Wert des vorgeschossenen Gesamtkapitals, so wäre eine Erhöhung der Profitrate, die aus einer Entwertung des vorgeschossenen Kapitals hervorginge, mit Verlust an Kapitalwert verbunden, ebenso eine Erniedrigung der Profitrate, die aus Wertsteigerung des vorgeschossenen Kapitals hervorginge, möglicherweise mit Gewinn.“ K. Marx, Kapital 3.: 123.

„Diese Wertsteigerung kann den einzelnen Kapitalisten, oder auch eine ganze besondere Produktionssphäre des Kapitals, entschädigen oder mehr als entschädigen für den Fall der Profitrate, der aus der Preissteigerung des Rohstoffs folgt. Ohne hier auf die Details der Konkurrenzwirkungen einzugehen, kann jedoch der Vollständigkeit wegen bemerkt werden, dass

1. wenn die auf Lager befindlichen Vorräte von Rohstoff bedeutend sind, sie der am Produktionsherd des Rohstoffs entstandenen Preissteigerungen entgegenwirken: 2. wenn die auf dem Markte befindlichen Halbfabrikate oder fertigen Waren sehr schwer auf dem Markt lasten, sie den Preis der fertigen Waren und des Halbfabrikats hindern, im Verhältnis zum Preis ihres Rohstoffs zu wachsen. Umgekehrt beim Preisfall des Rohstoffs, der bei sonst gleichen Umständen die Profitrate erhöht. Die auf dem Markt befindlichen Waren, die noch in der Anfertigen begriffenen Artikel, die Vorräte von Rohstoff werden entwertet, und damit der gleichzeitigen Steigerung der Profitrate entgegengewirkt.“ K. Marx, Kapital 3.: 122.

Beispiel 1) Verlust an Kapitalwert: Ein Kapital ist zusammengesetzt aus: C = 100 = 80 c + 20 v (+ 20 m). Profitrate p’ = 20%.

Die Rohstoffpreise fallen, so dass dasselbe Kapital C = 100 im Wert auf C = 90 fällt und zusammengesetzt ist aus:

C = 90 = 70 c + 20 v (+ 20 m). Profitrate p’ = 22,22 %.

Beispiel 2) Gewinn an Kapitalwert:

Die Ölpreise steigen. Für alle Kapitalisten, bei denen Öl als Rohstoff und/oder als Brennstoff in das konstante Kapital eingeht, steigt der Wert von c und sinkt dadurch die Profitrate. Falls aber die Ölkonzerne große Mengen von billigem Öl vor der Preiserhöhung auf Lager hatten, können sie das billig gekaufte Öl

Page 317: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

27

zum nun erhöhten Preis verkaufen und machen dadurch einen Extragewinn, der ihre eigenen steigenden Kosten durch teureres Öl (z.B. für den Betrieb der Tanklaster und Tankschiffe) mehr als ausgleichen kann.

Kapital 3.: 123-146

II. Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und Bindung von Kapital (Fortsetzung) „Wertsteigerung und Entwertung ... meinen nichts, ... als dass vorhandenes Kapital infolge irgendwelcher allgemeinen ökonomischen Umstände ... an Wert zu- oder abnimmt; also dass der Wert des ... vorgeschossenen Kapitals ... steigt oder fällt.“ K. Marx, Kapital 3.: 120. „Die Wertsteigerung oder Entwertung kann entweder konstantes oder variables Kapital oder beide treffen, und beim konstanten Kapital kann sie wieder auf den fixen oder den zirkulierenden Teil oder auf beide sich beziehen.“ K. Marx, Kapital 3.: 121.

1) Wertveränderungen des konstanten zirkulierenden Kapitals „Steigt der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der Baumwollwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie Gewebe etc. - die mit billigerer Baumwolle fabriziert wurden; ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager vorhandenen, wie der noch in der Verarbeitung begriffenen Baumwolle. Letztere, weil sie durch Rückwirkung Ausdruck von mehr Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht, höheren Wert zu als sie selbst ursprünglich besaß und als der Kapitalist für sie gezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 122.

Beispiel 1) Verlust an Kapitalwert: Ein Kapital ist zusammengesetzt aus: C = 100 = 80 c + 20 v (+ 20 m). Profitrate p’ = 20%. Die Rohstoffpreise fallen, so dass dasselbe Kapital C = 100 im Wert auf C = 90 und zusammengesetzt ist aus: C = 90 = 70 c + 20 v (+ 20 m). Profitrate p’ = 22,22 %. Beispiel 2) Gewinn an Kapitalwert: Die Ölpreise steigen. Für alle Kapitalisten, bei denen Öl als Rohstoff und/oder als Brennstoff in das konstante Kapital eingeht, steigt der Wert von c und sinkt gleichzeitig die Profitrate. Falls aber die Ölkonzerne große Mengen von billigem Öl vor der Preiserhöhung auf Lager hatten, können sie das billig gekaufte Öl zum nun erhöhten Preis verkaufen und machen dadurch einen Extragewinn, der ihre eigenen steigenden Kosten durch teureres Öl (z.B. für den Betrieb der Tanklaster und Tankschiffe) mehr als ausgleichen kann.

2) Wertveränderungen des konstanten fixen Kapitals: „Was den andern Teil des konstanten Kapitals angeht, Maschinerie und überhaupt fixes Kapital, so sind die Wertsteigerungen, die hier stattfinden und sich namentlich auf Baulichkeiten, Grund und Boden etc. beziehen, nicht darstellbar ohne die Lehre von der Grundrente und gehören daher nicht hierher.“ K. Marx, Kapital 3.: 123. „Für die Entwertung aber sind von allgemeiner Wichtigkeit: ... Die beständigen Verbesserungen, welche vorhandene Maschinerie, Fabrikeinrichtungen usw. relativ ihres Gebrauchswerts und damit auch ihres Werts berauben.

Page 318: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

28

Dieser Prozess wirkt gewaltsam namentlich in der ersten Epoche neu eingeführter Maschinerie, bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo sie daher beständig antiquiert ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Wert zu reproduzieren.... Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, überhaupt das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt, hat, so dass es für längere Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unverändert bleibt, so tritt eine ähnliche Entwertung ein infolge von Verbesserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapitals. Der Wert der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch verdrängt oder in gewissem Grad entwertet wird durch neuere, produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt billiger reproduziert werden kann.“ K. Marx, Kapital 3.: 123f. “Es ist dies einer der Gründe, warum große Geschäftsanlagen oft erst in zweiter Hand florieren, nachdem der erste Besitzer Bankrott gemacht hat und der zweite, der sie billig angekauft hat, deshalb von vornherein seine Produktion mit geringerer Kapitalauslage beginnt.“ K. Marx, Kapital 3.: 124.

3) Wertveränderungen des variablen Kapitals: „Es wäre noch zu erwähnen das variable Kapital. Soweit der Wert der Arbeitskraft steigt, weil der Wert der zu ihrer Reproduktion nötigen Lebensmittel steigt, oder umgekehrt fällt, weil der Wert dieser Lebensmittel fällt - und Wertsteigerung und Entwertung des variablen Kapitals drücken weiter nichts aus als diese beiden Fälle -, so entspricht ... Fallen des Mehrwerts dieser Wertsteigerung und Wachsen des Mehrwerts dieser Entwertung.“ K. Marx, Kapital 3.: 124.

4) Konsequenzen der Wertveränderungen - Freisetzung und Bindung von Kapital: „Aber es können hiermit zugleich auch andere Umstände - Freisetzung und Bindung von Kapital - verbunden sein, die vorher nicht untersucht wurden und die jetzt kurz angegeben werden sollen.“ K. Marx, Kapital 3.: 124. „Unter Bindung von Kapital verstehen wir, dass aus dem Gesamtwert des Produkts bestimmte gegebene Proportionen von neuem in die Elemente des konstanten oder variablen Kapitals rückverwandelt werden müssen, soll die Produktion auf ihrer alten Stufenleiter fortgehen. Unter Freisetzung von Kapital verstehen wir, dass ein Teil vom Gesamtwert des Produkts, der bisher entweder in konstantes oder variables Kapitals rückverwandelt werden musste, verfügbar und überschüssig wird, soll die Produktion innerhalb der Schranken der alten Stufenleiter fortdauern.“ K. Marx, Kapital 3.: 121.

a) Freisetzung und Bindung von variablem Kapital: „Sinkt der Arbeitslohn infolge eines Wertfalls der Arbeitskraft ... so wird also ein Teil des Kapitals, der bisher in Arbeitslohn ausgelegt war, freigesetzt. Es findet Freisetzung von variablem Kapital statt. Für neu anzulegendes Kapital hat dies einfach die Wirkung, dass es mit erhöhter Rate des Mehrwerts arbeitet. Es wird mit weniger Geld als früher dasselbe Quantum Arbeit in Bewegung gesetzt, und so erhöht sich der unbezahlte Teil der Arbeit auf Kosten des bezahlten. Aber für bisher beschäftigtes Kapital erhöht sich nicht nur die Rate des Mehrwerts, sondern außerdem wird ein Teil des bisher in Arbeitslohn ausgelegtes Kapitals frei. Er war bisher gebunden und bildete einen ständigen Teil, der vom Erlös des Produkts abging und der in

Page 319: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

29

Arbeitslohn ausgelegt werden ... musste, sollte das Geschäft auf der alten Stufenleiter fortgehen. Jetzt wird dieser Teil frei verfügbar und kann also benutzt werden als neue Kapitalanlage...“ K. Marx, Kapital 3.: 124f. (Es folgt ein Rechenbeispiel) “Die eben untersuchte Freisetzung und Bindung von variablem Kapital ist die Folge von Entwertung und Wertsteigerung der Elemente des variablen Kapitals, d.h. der Reproduktionskosten der Arbeitskraft. Es könnte aber auch variables Kapital freigesetzt werden, wenn infolge der Entwicklung der Produktivkraft, bei gleichbleibender Rate des Arbeitslohns, weniger Arbeiter nötig werden, um dieselbe Masse konstanten Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso kann umgekehrt Bindung von zusätzlichem variablen Kapital stattfinden, wenn infolge von Abnahme der Produktivkraft der Arbeit mehr Arbeiter nötig sind auf dieselbe Masse konstantes Kapital.“ K. Marx, Kapital 3.: 126.

b) Freisetzung und Bindung von konstantem (fixem und zirkulierendem) Kapital als krisenhaftes Element: „Konstantes Kapital kann, wie wir schon sahen, ebenfalls gebunden oder entbunden werden infolge der Wertsteigerung oder Entwertung der Elemente, aus denen es besteht.“ K. Marx, Kapital 3.: 127. „Man hat im Buch II gesehen, dass, nachdem die Waren in Geld verwandelt, verkauft sind, ein bestimmter Teil dieses Geldes wieder in die stofflichen Elemente des konstanten Kapitals rückverwandelt werden muss... Hier ist in allen Zweigen ... das wichtigste Element der Rohstoff, mit Einschluss der Hilfsstoffe, ... Steigt der Preis des Rohstoffs, so mag es unmöglich sein, ihn ... aus dem Wert der Ware vollständig zu ersetzen. Heftige Preisschwankungen bringen daher Unterbrechungen, große Kollisionen und selbst Katastrophen im Reproduktionsprozess hervor. Es sind namentlich eigentliche Agrikulturprodukte, der organischen Natur entstammende Rohstoffe, die solchen Wertschwankungen infolge wechselnder Ernteerträge etc... unterworfen sind. Dasselbe Quantum Arbeit kann sich hier infolge unkontrollierbarer Naturverhältnisse, der Gunst oder Ungunst der Jahreszeiten usw. in sehr verschiedenen Mengen von Gebrauchswerten darstellen, und ein bestimmtes Maß dieser Gebrauchswerte wird darnach einen sehr verschiedenen Preis haben.“ K. Marx, Kapital 3.: 127f. „Es ist in der Natur der Sache begründet, dass pflanzliche und tierische Stoffe, deren Wachstum und Produktion bestimmten organischen, an gewisse natürliche Zeiträume gebundenen Gesetzen unterworfen sind, nicht plötzlich in demselben Maß vermehrt werden können, wie z.B. Maschinen und anderes fixes Kapital, Kohlen, Erze etc., deren Vermehrung... in einem industriell entwickelten Land in kürzester Frist vor sich gehen kann. Es ist daher möglich und bei entwickelter kapitalistischer Produktion sogar unvermeidlich, dass die Produktion und Vermehrung des Teils des konstanten Kapitals, der aus fixem Kapital, Maschinerie etc. besteht, einen bedeutenden Vorsprung gewinnt vor dem Teil desselben, der aus organischen Rohstoffen besteht, so dass die Nachfrage nach diesen Rohstoffen schneller wächst als ihre Zufuhr und daher ihre Preis steigt... Wenn das Steigen der Preise anfängt, sehr merklich auf die Ausdehnung der Produktion und die Zufuhr zu wirken, ist meist schon der Wendepunkt eingetreten, wo infolge des länger fortgesetzten Steigens des Rohstoffs und aller Waren, in die er als Element eingeht, die

Page 320: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

30

Nachfrage fällt und daher auch eine Reaktion im Preis des Rohstoffs eintritt.“ K. Marx, Kapital 3.: 128. „Zunächst ist aber schon aus dem bisher Gesagten klar: je entwickelter die kapitalistische Produktion und je größer daher die Mittel plötzlicher und anhaltender Vermehrung des aus Maschinerie usw. bestehenden Teils des konstanten Kapitals, je rascher die Akkumulation ... desto größer die relative Überproduktion von Maschinerie und anderem fixem Kapital und desto häufiger die relative Unterproduktion der pflanzlichen und tierischen Rohstoffe... Desto häufiger sind also Rückschläge, die in dieser heftigen Preisschwankung eines der Hauptelemente des Reproduktionsprozesses ihren Grund haben.“ K. Marx, Kapital 3.: 129. „Je mehr wir daher in der Geschichte der Produktion der unmittelbarsten Gegenwart näher rücken, um so regelmäßiger finden wir... den stets sich wiederholenden Wechsel zwischen relativer Teuerung und daraus entspringender, späterer Entwertung der organischen Natur entlehnten Rohstoffe... Die Moral von der Geschichte, die man auch durch sonstige Betrachtung der Agrikultur gewinnen kann, ist die, dass das kapitalistische System einer rationellen Agrikultur widerstrebt oder die rationelle Agrikultur unverträglich ist mit dem kapitalistischen System (obgleich dies ihre technische Entwicklung befördert) und entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der Kontrolle der assoziierten Produzenten bedarf.“ K. Marx, Kapital 3.: 131. (Es folgen historische Fälle aus den Fabrikberichten). III. Allgemeine Illustration: die Baumwollkrisis 1861-1865. (...)

Kapital 3.: 147-150

„Unter Bindung von Kapital verstehen wir, dass aus dem Gesamtwert des Produkts bestimmte gegebene Proportionen von neuem in die Elemente des konstanten oder variablen Kapitals rückverwandelt werden müssen, soll die Produktion auf ihrer alten Stufenleiter fortgehen. Unter Freisetzung von Kapital verstehen wir, dass ein Teil vom Gesamtwert des Produkts, der bisher entweder in konstantes oder variables Kapitals rückverwandelt werden musste, verfügbar und überschüssig wird, soll die Produktion innerhalb der Schranken der alten Stufenleiter fortdauern.“ K. Marx, Kapital 3.: 121. a) Freisetzung und Bindung von variablem Kapital: „Sinkt der Arbeitslohn infolge eines Wertfalls der Arbeitskraft ... so wird also ein Teil des Kapitals, der bisher in Arbeitslohn ausgelegt war, freigesetzt. Es findet Freisetzung von variablem Kapital statt. ... Jetzt wird dieser Teil frei verfügbar und kann also benutzt werden als neue Kapitalanlage...“ K. Marx, Kapital 3.: 124f. b) Bindung von konstantem (fixem und zirkulierendem) Kapital als krisenhaftes Element: „Konstantes Kapital kann, wie wir schon sahen, ebenfalls gebunden oder entbunden werden infolge der Wertsteigerung oder Entwertung der Elemente, aus denen es besteht.“ K. Marx, Kapital 3.: 127. „Steigt der Preis des Rohstoffs, so mag es unmöglich sein, ihn ... aus dem Wert der Ware

Page 321: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

31

vollständig zu ersetzen. Heftige Preisschwankungen bringen daher Unterbrechungen, große Kollisionen und selbst Katastrophen im Reproduktionsprozess hervor. Es sind namentlich eigentliche Agrikulturprodukte, der organischen Natur entstammende Rohstoffe, die solchen Wertschwankungen infolge wechselnder Ernteerträge etc... unterworfen sind.“ K. Marx, Kapital 3.: 127f.

7. Kapitel Nachträge Über die Verschleierung der Quelle des Profits: „Gesetzt ... die in jeder besonderen Produktionssphäre angeeignete Profitmasse sei gleich der Summe des Mehrwerts, den das in dieser Sphäre angelegte Gesamtkapital erzeugt. So wird der Bourgeois den Profit doch nicht als identisch mit dem Mehrwert, d.h. mit unbezahlter Mehrarbeit, auffassen, und zwar aus folgenden Gründen nicht: 1. In dem Prozess der Zirkulation vergisst er den Produktionsprozess. Das Realisieren des Werts der Waren - worin das Realisieren ihres Mehrwerts eingeschlossen - gilt ihm als Machen dieses Mehrwerts.... 2. Denselben Ausbeutungsgrad der Arbeit vorausgesetzt, hat sich gezeigt, dass ... die Profitrate sehr verschieden sein kann, je nachdem der Rohstoff billiger oder minder billig, mit mehr oder minder Sachkenntnis angekauft; je nachdem die angewandte Maschinerie produktiv, zweckmäßig und billig; je nachdem die Gesamteinrichtung der verschiedenen Stufen des Produktionsprozesses mehr oder minder vollkommen, die Stoffvergeudung beseitigt, die Leitung und Aufsicht einfach und wirksam ist usw. Kurz, den Mehrwert für ein bestimmtes variables Kapital gegeben, so hängt es noch sehr von der individuellen Geschäftstüchtigkeit, sei es des Kapitalisten selbst, sei es seiner Unteraufseher und Manager ab, ob sich dieser selbe Mehrwert in einer größeren oder kleineren Profitrate ausdrückt, und daher, ob er eine größere oder kleinere Profitmasse liefert. K. Marx, Kapital 3.: 147.

„Derselbe Mehrwert von 1 Million Euro, das Produkt von 1 Million Euro Arbeitslohn, sei im Geschäft A auf 9 Millionen und in dem andern Geschäft B auf 11 Millionen konstantes Kapital bezogen. Im Fall A haben wir (9 Mio. c + 1 Mio. v + 1 Mio. m); p‘ ... = 10%.

In dem Fall B haben wir

(11 Mio. c + 1 Mio. v + 1 Mio. m); p‘ ... = 8,33 %. Diese Verschiedenheit der Erscheinung derselben Masse Mehrwerts oder die Verschiedenheit der Profitraten und daher der Profite selbst, bei gleicher Ausbeutung der Arbeit, kann auch aus anderen Quellen herstammen; sie kann aber auch einzig und allein entspringen aus der Verschiedenheit in dem Geschäftsgeschick, womit beide Geschäfte geführt sind. Und dieser Umstand verleitet den Kapitalisten - überzeugt ihn -, dass sein Profit geschuldet ist, nicht der Ausbeutung der Arbeit, sondern wenigstens teilweise andern, davon unabhängigen Umständen, namentlich aber seiner individuellen Tat.“ K. Marx, Kapital 3.: 148.

Page 322: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

32

Kapital 3.:151-159

Über die Verschleierung der Quelle des Profits: „Derselbe Mehrwert von 1 Million Euro, das Produkt von 1 Million Euro Arbeitslohn, sei im Geschäft A auf 9 Millionen und in dem andern Geschäft B auf 11 Millionen konstantes Kapital bezogen. Im Fall A haben wir (9 Mio. c + 1 Mio. v + 1 Mio. m); p‘ ... = 10%.

In dem Fall B haben wir

(11 Mio. c + 1 Mio. v + 1 Mio. m); p‘ ... = 8,33 %. Diese Verschiedenheit der Erscheinung derselben Masse Mehrwerts oder die Verschiedenheit der Profitraten und daher der Profite selbst, bei gleicher Ausbeutung der Arbeit, kann auch aus anderen Quellen herstammen; sie kann aber auch einzig und allein entspringen aus der Verschiedenheit in dem Geschäftsgeschick, womit beide Geschäfte geführt sind. Und dieser Umstand verleitet den Kapitalisten - überzeugt ihn -, dass sein Profit geschuldet ist, nicht der Ausbeutung der Arbeit, sondern wenigstens teilweise andern, davon unabhängigen Umständen, namentlich aber seiner individuellen Tat.“ K. Marx, Kapital 3.: 148.

Zweiter Abschnitt Die Verwandlung des Profits in Durchschnittsprofit 8. Kapitel Verschiedene Zusammensetzung der Kapitale in verschiedenen Produktionszweigen und daher folgende Verschiedenheit der Profitraten. „Wenn sich im vorigen Abschnitt zeigte, dass bei konstantem Exploitationsgrad der Arbeit, mit Wertwechsel der Bestandteile des konstanten Kapitals und ebenso mit Wechsel in der Umschlagszeit des Kapitals, die Profitrate sich änderte, so folgt daraus von selbst, dass die Profitraten verschiedener gleichzeitig nebeneinander existierenden Produktionssphären verschieden sein werden, wenn bei sonst gleichbleibenden Umständen die Umschlagszeit der angewandten Kapitale eine verschiedene, oder wenn das Wertverhältnis zwischen den organischen Bestandteilen dieser Kapitale in den verschiedenen Produktionszweigen verschieden ist. Was wir früher betrachteten als Änderungen, die zeitlich nacheinander mit demselben Kapital vorgingen, betrachten wir jetzt als gleichzeitig vorhandene Unterschiede zwischen nebeneinander bestehenden Kapitalanlagen in verschiedenen Produktionssphären.“ K. Marx, Kapital 3.: 153. „Wir werden hierbei zu untersuchen haben: 1. die Verschiedenheit in der organischen Zusammensetzung der Kapitale, 2. die Verschiedenheit ihrer Umschlagszeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 153.

Technische und organische Zusammensetzung der Kapitale: „Unter Zusammensetzung des Kapitals verstehen wir, wie schon im Buch I gesagt, das Verhältnis seines aktiven und seines passiven Bestandteils, des variablen und des konstanten Kapitals. Es kommen hierbei zwei Verhältnisse in Betracht, die nicht von gleicher Wichtigkeit sind,

Page 323: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

33

obgleich sie unter gewissen Umständen gleiche Wirkung hervorbringen können. Das erste Verhältnis beruht auf technischer Grundlage und ist auf einer bestimmten Entwicklungsstufe der Produktivkraft als gegeben zu betrachten. Eine bestimmte Masse Arbeitskraft, dargestellt durch eine bestimmte Anzahl Arbeiter, ist nötig, um eine bestimmte Masse Produkt, z.B. in einem Tag, zu produzieren und daher ... eine bestimmte Masse Produktionsmittel, Maschinerie, Rohstoffe etc. in Bewegung zu setzen... Es kommt eine bestimmte Anzahl Arbeiter auf ein bestimmtes Quantum Produktionsmittel und daher ein bestimmtes Quantum lebendiger Arbeit auf ein bestimmtes Quantum von in den Produktionsmitteln bereits vergegenständlichter Arbeit. Dies Verhältnis ist sehr verschieden in verschiedenen Produktionssphären, oft zwischen den verschiedenen Zweigen einer und derselben Industrie ... Dies Verhältnis bildet die technische Zusammensetzung des Kapitals und ist die eigentliche Grundlage seiner organischen Zusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 3.: 154. „Die Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und diese widerspiegelt, nennen wir die organische Zusammensetzung des Kapitals.“ (= c : v) K. Marx, Kapital 3.: 155.

„Beim variablen Kapital setzen wir ... voraus, dass es Index einer bestimmten Menge Arbeitskraft, bestimmter Anzahl Arbeiter oder bestimmter Massen in Bewegung gesetzter lebendiger Arbeit ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 155. “Das variable Kapital dient hier (wie bei gegebenem Arbeitslohn stets der Fall) als Index der Masse von einem bestimmten Gesamtkapital in Bewegung gesetzten Arbeit; Verschiedenheiten in der Größe des angewandten variablen Kapitals dienen daher als Indizes der Verschiedenheit in der Masse der angewandten Arbeitskraft. Wenn 50000 Euro 10 Arbeiter wöchentlich darstellen und daher ... 400 Arbeitsstunden repräsentieren, so 45000 Euro 9 Arbeiter oder 360 Arbeitsstunden. (Da die Arbeitslöhne immer als gleich vorausgesetzt werden, können also hier 45000 Euro nicht z.B. für 10 Arbeiter stehen, die 400 Arbeitsstunden für weniger Lohn arbeiten.) „Das variable Kapital ist der Index nicht nur der in ihm selbst enthaltenen Arbeit, sondern, bei gegebener Mehrwertrate, zugleich der von ihm über dies Maß hinaus in Bewegung gesetzten überschüssigen oder Mehrarbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 156.

„Kapitale... von gleicher Größe erzeugen also bei gleichem Arbeitstag und gleichem Ausbeutungsgrad der Arbeit sehr verschiedene Mengen von Profit, weil von Mehrwert, und zwar weil, nach der verschiedenen organischen Kapitalzusammensetzung in verschiedenen Produktionssphären ihr variabler Teil verschieden ist, also die Quanta der von ihnen in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit verschieden, also auch die Quanta der von ihnen angeeigneten Mehrarbeit... und daher des Profits.“ K. Marx, Kapital 3.: 158. Beispiele: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert. Bei gleicher Rate des Mehrwerts hängt seine Masse offenbar ab von der Masse des variablen Kapitals. Der Wert des Produkts des Kapitals von 100 ist in dem einen Fall 90 c + 10 v + 10 m = 110; im andern Fall

Page 324: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

34

10 c + 90 v + 90 m = 190. Werden die Waren zu ihren Werten verkauft, so das erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwert oder unbezahlte Arbeit darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wovon 90 Mehrwert oder unbezahlte Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 159.

„Wenn ein Kapital das prozentig aus 90 c +10 v besteht, bei gleichem Ausbeutungsgrad der Arbeit ebensoviel Mehrwert oder Profit erzeugte wie ein Kapital, dass aus 10 c + 90 v besteht, dann wäre sonnenklar, dass der Mehrwert und daher der Wert überhaupt eine ganz andere Quelle haben müsste als die Arbeit und dass damit jede rationale Grundlage der politischen Ökonomie wegfiele.“ K. Marx, Kapital 3.: 158.

Kapital 3.: 159-163

„Kapitale... von gleicher Größe erzeugen also bei gleichem Arbeitstag und gleichem Ausbeutungsgrad der Arbeit sehr verschiedene Mengen von Profit, weil von Mehrwert, und zwar weil, nach der verschiedenen organischen Kapitalzusammensetzung in verschiedenen Produktionssphären ihr variabler Teil verschieden ist, also die Quanta der von ihnen in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit verschieden, also auch die Quanta der von ihnen angeeigneten Mehrarbeit... und daher des Profits.“ K. Marx, Kapital 3.: 158. „Wenn ein Kapital das prozentig aus 90 c + 10 v besteht, bei gleichem Ausbeutungsgrad der Arbeit ebensoviel Mehrwert oder Profit erzeugte wie ein Kapital, dass aus 10 c + 90 v besteht, dann wäre sonnenklar, dass der Mehrwert und daher der Wert überhaupt eine ganz andere Quelle haben müsste als die Arbeit und dass damit jede rationale Grundlage der politischen Ökonomie wegfiele.“ K. Marx, Kapital 3.: 158.

Verschiedene organische Zusammensetzung bei unterschiedlicher Mehrwertrate im internationalen Vergleich: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert. Bei gleicher Rate des Mehrwerts hängt seine Masse offenbar ab von der Masse des variablen Kapitals. Der Wert des Produkts des Kapitals von 100 ist in dem einen Fall 90 c + 10 v + 10 m = 110; im andern Fall 10 c + 90 v + 90 m = 190. Werden die Waren zu ihren Werten verkauft, so das erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwert oder unbezahlte Arbeit darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wovon 90 Mehrwert oder unbezahlte Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 159. „Dies ist namentlich wichtig, wenn nationale Profitraten miteinander verglichen werden. In einem europäischen Land sei die Rate des Mehrwerts 100 %, d.h. der Arbeiter arbeite den halben Tag für sich und den halben Tag für seinen Beschäftiger; in einem asiatischen Land (oder einem anderen Land der 3. Welt mit einheimischem Kapital) sei sie = 25 %, d.h. der Arbeiter arbeite 4/5 des Tages für sich und 1/5 für seinen Beschäftiger. In dem europäischen Land aber sei die Zusammensetzung des nationalen Kapitals 84 c + 16 v und im asiatischen Land, wo wenig Maschinerie etc. angewandt und in einer gegebenen

Page 325: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

35

Zeit von einer gegebenen Menge Arbeitskraft relativ wenig Rohmaterial produktiv konsumiert wird, sei die Zusammensetzung 16 c + 84 v. Wir haben dann folgende Rechnung: Im europäischen Land Produktwert = 85 c + 16 v + 16 m = 116; Profitrate = ... 16%. Im asiatischen Land Produktwert = 16 c + 84 v + 21 m = 121; Profitrate = ... 21%. Die Profitrate ist also im asiatischen Land um mehr als 25 % größer als im europäischen, obgleich die Mehrwertrate in jenem viermal kleiner ist als in diesem. ... Dies beiläufig; verschiedene nationale Profitraten werden meist auf verschiedenen nationalen Mehrwertraten beruhen; wir vergleichen aber in diesem Kapitel ungleiche Profitraten, die aus einer und derselben Mehrwertrate entspringen.“ K. Marx, Kapital 3.: 159f.)

Unterschiedliche Profitraten durch Verschiedenheit der Umschlagszeit: „Außer der verschiedenen organischen Zusammensetzung der Kapitale, also außer den verschiedenen Massen von Arbeit und damit auch ... von Mehrarbeit, die Kapitale von gleicher Größe in verschiedenen Produktionssphären in Bewegung setzen, besteht noch eine andere Quelle der Ungleichheit der Profitraten: die Verschiedenheit in der Länge des Umschlags des Kapitals in verschiedenen Produktionssphären. Wir haben im IV. Kapitel gesehen, dass bei gleicher Zusammensetzung der Kapitale und bei sonst gleichen Umständen die Profitraten sich umgekehrt verhalten wie die Umschlagszeiten, und ebenso, dass dasselbe variable Kapital, wenn es in verschiedenen Zeiträumen umschlägt, ungleiche Massen von jährlichem Mehrwert zuwege bringt. Die Verschiedenheit der Umschlagszeiten ist also ein anderer Grund, warum gleich große Kapitale in verschiedenen Produktionssphären nicht gleich große Profite in gleichen Zeiträumen produzieren und warum daher die Profitraten in diesen verschiedenen Sphären verschieden sind.“ K. Marx, Kapital 3.: 160.

Resümee:

„Wir haben also gezeigt: dass in verschiedenen Industriezweigen, entsprechend der verschiedenen organischen Zusammensetzung der Kapitale, und innerhalb der angegebenen Grenzen auch entsprechend ihren verschiedenen Umschlagszeiten, ungleiche Profitraten herrschen und dass daher auch bei gleicher Mehrwertsrate nur für Kapitale von gleicher organischer Zusammensetzung - gleiche Umschlagszeiten vorausgesetzt - das Gesetz (der allgemeinen Tendenz nach) gilt, dass die Profite sich verhalten wie die Größen der Kapitale und daher gleich große Kapitale in gleichen Zeiträumen gleich große Profite abwerfen.“ K. Marx, Kapital 3.: 162. „Wenn ... also gleich große Kapitale in verschiedenen Produktionssphären ungleiche Profite erzeugen infolge ihrer verschiedenen organischen Zusammensetzung, so folgt, dass die Profitrate ungleicher Kapitale in verschiedenen Produktionssphären nicht im Verhältnis zu ihren respektiven Größen stehen können, dass also die Profite in verschiedenen Produktionssphären nicht den Größen der jeweils in ihnen angewandten Kapitale proportional sind.“ K. Marx, Kapital 3.: 159. „Andererseits unterliegt es keinem Zweifel, dass in der Wirklichkeit, von unwesentlichen,

Page 326: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

36

zufälligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehen, die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profitraten für die verschiedenen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren könnte, ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben.“ K. Marx, Kapital 3.: 162. (Wenn die Profitraten verschiedener Branchen große Unterschiede aufweisen würden, dann würde alles Kapital in die profitableren Branchen strömen, was den Gesamtzusammenhang der gesellschaftlichen Produktion aufheben würde. Die unprofitableren Branchen würden aussterben, die profitableren Branchen hätten große Überproduktion und die Profite würden insgesamt zusammenbrechen.) „Es scheint also, dass die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den tatsächlichen Erscheinungen der Produktion und dass daher überhaupt darauf verzichtet werden muss, die letzteren zu begreifen.“ K. Marx, Kapital 3.: 162.

Bildung der Durchschnittsprofitrate und der Produktionspreise

Kapital 3.: 164-165 „Wir haben also gezeigt: dass in verschiedenen Industriezweigen, entsprechend der verschiedenen organischen Zusammensetzung der Kapitale, und innerhalb der angegebenen Grenzen auch entsprechend ihren verschiedenen Umschlagszeiten, ungleiche Profitraten herrschen und dass daher auch bei gleicher Mehrwertsrate nur für Kapitale von gleicher organischer Zusammensetzung - gleiche Umschlagszeiten vorausgesetzt - das Gesetz (der allgemeinen Tendenz nach) gilt, dass die Profite sich verhalten wie die Größen der Kapitale und daher gleich große Kapitale in gleichen Zeiträumen gleich große Profite abwerfen.“ K. Marx, Kapital 3.: 162. „Wenn ... also gleich große Kapitale in verschiedenen Produktionssphären ungleiche Profite erzeugen infolge ihrer verschiedenen organischen Zusammensetzung, so folgt, dass die Profitrate ungleicher Kapitale in verschiedenen Produktionssphären nicht im Verhältnis zu ihren respektiven Größen stehen können, dass also die Profite in verschiedenen Produktionssphären nicht den Größen der jeweils in ihnen angewandten Kapitale proportional sind.“ K. Marx, Kapital 3.: 159. „Andererseits unterliegt es keinem Zweifel, dass in der Wirklichkeit, von unwesentlichen, zufälligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehen, die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profitraten für die verschiedenen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren könnte, ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben.“ K. Marx, Kapital 3.: 162. (Wenn die Profitraten verschiedener Branchen große Unterschiede aufweisen würden, dann würde alles Kapital in die profitableren Branchen strömen, was den Gesamtzusammenhang der gesellschaftlichen Produktion aufheben würde. Die unprofitableren Branchen würden aussterben, die profitableren Branchen hätten große Überproduktion und die Profite würden insgesamt zusammenbrechen.) „Es scheint also, dass die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den tatsächlichen Erscheinungen der Produktion und dass daher überhaupt darauf verzichtet werden muss, die letzteren zu begreifen.“ K. Marx, Kapital 3.: 162.

9. Kapitel Bildung einer allgemeinen Profitrate (Durchschnittsprofitrate) und Verwandlung der Warenwerte in Produktionspreise

Page 327: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

37

Bildung der Durchschnittsprofitrate: „Die organische Zusammensetzung des Kapitals hängt in jedem aktuellen Moment von zwei Umständen ab: erstens vom technischen Verhältnis der angewandten Arbeitskraft zur Masse der angewandten Produktionsmittel; zweitens vom Preis dieser Produktionsmittel. Sie muss, wie wir gesehen, nach ihrem Prozentverhältnis betrachtet werden. Die organische Zusammensetzung eines Kapitals, das aus 4/5 konstantem und 1/5 variablem Kapital besteht, drücken wir aus durch die Formel 80 v + 20 v. Ferner wird bei der Vergleichung eine unveränderliche Rate des Mehrwerts angenommen, und zwar eine irgend beliebige Rate, z.B. 100%. Das Kapital von 80 c + 20 v wirft also einen Mehrwert von 20 m ab, was auf das Gesamtkapital eine Profitrate von 20 % bildet. Wie groß nun der wirkliche Wert seines Produkts, hängt davon ab, wie groß der fixe Teil des konstanten Kapitals und wie viel davon als Verschleiß in das Produkt eingeht... Da dieser Umstand aber völlig gleichgültig für die Profitrate und also für die vorliegende Untersuchung, wird der Vereinfachung halber (zunächst) angenommen, dass das konstante Kapital überall gleichmäßig ganz in das jährliche Produkt dieser Kapitale eingeht. Es wird ferner angenommen, dass die Kapitale in den verschiedenen Produktionssphären, im Verhältnis zur Größe ihres variablen Teils, jährlich gleich viel Mehrwert realisieren; es wird also vorläufig abgesehen von dem Unterschied, den die Verschiedenheit der Umschlagszeiten in dieser Beziehung hervorbringen kann.“ K. Marx, Kapital 3.: 164.

„Nehmen wir fünf verschiedenen Produktionssphären mit jedes Mal verschiedener organischer Zusammensetzung der in ihnen angelegten Kapitale, etwa wie folgt:“ (alle Mehrwertraten = 100 %) K. Marx, Kapital 3.: 164. Kapitale - Mehrwert - Produktenwert - Profitrate c + v m (c + v + m) p’ 1. 60c+40v+ 40 m = 140 (c + v + m) p’ = 40 % 2. 70c+30v+ 30 m = 130 (c + v + m) p’ = 30 % 3. 80c+20v+ 20 m = 120 (c + v + m) p’ = 20 % 4. 85c+15v+ 15 m = 115 (c + v + m) p’ = 15 % 5. 95c + 5v+ 5 m = 105 (c + v + m) p’ = 5 % Summen 1. - 5.: 390c+110v+ 110 m = 610 (c+v+m) p’ = 22 % vgl. K. Marx, Kapital 3.: 165. „Wir haben hier für verschiedene Produktionssphären bei gleichmäßiger Ausbeutung der Arbeit sehr verschiedene Profitraten, entsprechend der verschiedenen organischen Zusammensetzung der Kapitale.“ K. Marx, Kapital 3.: 165. „Die Gesamtsumme der in den fünf Sphären angelegten Kapitale (C = c + v) ist = 500; die Gesamtsumme des von ihnen produzierten Mehrwerts = 110; der Gesamtwert der von ihnen produzierten Waren = 610. Betrachten wir die 500 als ein einziges Kapital, von dem 1 - 5 nur verschiedene Teile bilden ... so wäre erstens die Durchschnittszusammensetzung des Kapitals von 500 = 390 c + 110 v, oder prozentig 78 c + 22 v; .... ebenso fielen auf jedes 100 als durchschnittlicher Mehrwert 22; daher wäre die Durchschnittsrate des Profits = 22 %, und endlich wäre der Preis von jedem Fünftel des von den 500 produzierten Gesamtprodukts = 122.

Page 328: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

38

Das Produkt von jedem Fünftel des vorgeschossenen Gesamtkapitals müsste also zu 122 verkauft werden.“ K. Marx, Kapital 3.: 165. „Es ist ... klar: das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, ist die Wertsumme der von ihm produzierten Waren (oder in Geld ausgedrückt ihr Preis) = Wert des konstanten Kapitals + Wert des variablen Kapitals + Mehrwert.“ ( c + v + m) K. Marx, Kapital 3.: 176. (Warenpreis und Warenwert stimmen nur dann überein, wenn alle Kapitale als ein einziges Gesamtkapital betrachtet werden.) „Infolge der verschiedenen organischen Zusammensetzung der in verschiedenen Produktionszweigen angelegten Kapitale; infolge daher des Umstandes, dass je nach dem verschiedenen Prozentsatz, den der variable Teil in einem Gesamtkapital von gegebener Größe hat, sehr verschiedene Quanta Arbeit von Kapitalen gleicher Größe in Bewegung gesetzt werden, werden auch sehr verschiedene ... Massen Mehrwert von ihnen produziert. Demgemäss sind die Profitraten, die in verschiedenen Produktionszweigen herrschen, ursprünglich sehr verschieden. Diese verschiedenen Profitraten werden durch die Konkurrenz zu einer allgemeinen Profitrate ausgeglichen, welche der Durchschnitt aller dieser verschiedenen Profitraten ist. Der Profit, der entsprechend dieser allgemeinen Profitrate auf ein Kapital von gegebener Größe fällt, welches immer seine organische Zusammensetzung, heißt der Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 167. „Es ist klar, dass der Durchschnittsprofit nichts sein kann, als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen.“ K. Marx, Kapital 3.: 183. “Dass die Profite ungleich großer Kapitale im Verhältnis ihrer Größen sind, heißt überhaupt nichts, als dass gleich große Kapitale gleich große Profite abwerfen oder dass die Profitrate für alle Kapitale gleich ist, welches immer ihre Größe und ihre organische Zusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 3.: 159. K. Marx, Kapital 3.: 183. „Man hat im ersten Abschnitt gesehen: Mehrwert und Profit waren identisch, der Masse nach betrachtet. ... Ein Größenunterschied ... war nur zwischen Mehrwertrate und Profitrate, nicht zwischen Mehrwert und Profit selbst. ... Anders verhält es sich, sobald eine allgemeine Profitrate ... hergestellt ist. Es ist jetzt nur noch Zufall, wenn der in einer besonderen Produktionssphäre wirklich erzeugte Mehrwert und daher Profit mit dem im Verkaufspreis enthaltenen Profit zusammenfällt. In der Regel sind Profit und Mehrwert, und nicht bloß ihre Raten, nun wirklich verschiedene Größen.“ K. Marx, Kapital 3.: 176f.

Kapital 3.: 166-172

„Infolge der verschiedenen organischen Zusammensetzung der in verschiedenen Produktionszweigen angelegten Kapitale; infolge daher des Umstandes, dass je nach dem verschiedenen Prozentsatz, den der variable Teil in einem Gesamtkapital von gegebener Größe hat, sehr verschiedene Quanta Arbeit von Kapitalen gleicher Größe in Bewegung gesetzt werden, werden auch sehr verschiedene ... Massen Mehrwert von ihnen produziert. Demgemäss sind die Profitraten, die in verschiedenen Produktionszweigen herrschen,

Page 329: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

39

ursprünglich sehr verschieden. Diese verschiedenen Profitraten werden durch die Konkurrenz zu einer allgemeinen Profitrate ausgeglichen, welche der Durchschnitt aller dieser verschiedenen Profitraten ist. Der Profit, der entsprechend dieser allgemeinen Profitrate auf ein Kapital von gegebener Größe fällt, welches immer seine organische Zusammensetzung, heißt der Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 167.

Verwandlung der Kostpreise in Produktionspreise „Es ist jedoch, um nicht zu ganz falschen Schlüssen zu kommen, nötig, nicht alle Kostpreise = 100 anzurechnen. Bei 80 c + 20 v und Mehrwertrate = 100 % wäre der Totalwert der vom Kapital 1 = 100 produzierten Ware = 80 c + 20 v + 20 m = 120, wenn das gesamte konstante Kapital in das jährliche Produkt einginge. (Das ist aber nur ausnahmsweise der Fall). Es ist also bei den Werten der Waren, die von je 100 der verschiedenen Kapitale produziert werden, zu erwägen, dass sie verschieden sein werden je nach der verschiedenen Zusammensetzung von c aus fixem und zirkulierenden Bestandteilen und dass die fixen Bestandteile verschiedener Kapitale selbst wieder rascher oder langsamer verschleißen, also in gleichen Zeiten ungleiche Wertquanta dem Produkt zusetzen. K. Marx, Kapital 3.: 165. „Nehmen wir z.B. ein Kapital von 500, davon 100 fixes Kapital, wovon 10 % Verschleiß während einer Umschlagsperiode des zirkulierenden Kapitals von 400. Der Durchschnittsprofit für die Dauer dieser Umschlagsperiode sei 10 %. Dann wird der Kostpreis des während dieses Umschlags hergestellten Produkts sein: 10 c für Verschleiß plus 400 (c + v) zirkulierendes Kapital = 410, und ihr Produktionspreis: 410 Kostpreis plus 50 (10 % Profit auf 500) = 460.“ K. Marx, Kapital 3.: 168. „Aus dem ersten Abschnitt dieses Buches ergibt sich, dass die Kostpreise dieselben sind für Produkte verschiedener Produktionssphären, in deren Produktion gleich große Kapitalteile vorgeschossen sind, wie verschieden immer die organische Zusammensetzung dieser Kapitale sein möge. Im Kostpreis fällt der Unterschied von variablem und konstantem Kapital für den Kapitalisten fort. Ihm kostet eine Ware, zu deren Produktion er 100 Euro auslegen muss, gleich viel, lege er nun 90 c + 10 v oder 10 c + 90 v aus. Sie kostet ihm stets 100 Euro ... Die Kostpreise sind dieselben für gleich große Kapitalauslagen in verschiedenen Sphären, so sehr auch die produzierten Werte und Mehrwerte verschieden sein mögen. Diese Gleichheit der Kostpreise bildet die Basis der Konkurrenz der Kapitalanlagen, wodurch der Durchschnittsprofit hergestellt wird.“ K. Marx, Kapital 3.: 163. „Um dies noch deutlicher zu machen, lassen wir in der folgenden Tabelle für dieselben fünf Kapitale... verschiedene Teile des konstanten Kapitals in den Wert des Produkts eingehen.“ K. Marx, Kapital 3.: 166.

Tabelle: Individuelle Kostpreise und Warenwerte (verbrauchtes c = cx) Kapital Mehrwert Kostpreis Warenwert C = c+v m cx (cx + v) (c + v + m) 1. 60c+40v 40 m 51 cx 91 131 2. 70c+30v 30 m 51 cx 81 111 3. 80c+20v 20 m 50 cx 70 90 4. 85c+15v 15 m 40 cx 55 70

Page 330: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

40

5. 95c+ 5v 5 m 10 cx 15 20 Summe 1-5: 390c+110v 110 m 202 c 312 422 Durchschnitt 1-5 78c+22 v 22 m 40,4 c 62,4 84,4 vgl. K. Marx, Kapital 3.: 166. „Betrachtet man die Kapitale 1-5 wieder als ein einziges Gesamtkapital, so sieht man, dass auch in diesem Fall die Zusammensetzung der Summen der fünf Kapitale = 500 = 390 c + 110 v, also die Durchschnittszusammensetzung = 78c + 22v, dieselbe bleibt; ebenso der Durchschnittsmehrwert = 22.“ K. Marx, Kapital 3.: 166.

„Diesen Mehrwert gleichmäßig auf 1-5 verteilt, kämen folgende Warenpreise heraus: (Mehrwertraten = 100 %, Profitraten = 22 %, cx = verbrauchtes c, mx = Durchschnittsmehrwert)“ K. Marx, Kapital 3.: 166.

Tabelle: Produktionspreise (= Kostpreise + Durchschnittsprofit) und Warenwerte Kapital cx Kostpreis mx Prod.preis Warenwert C = c+v cx cx + v mx cx+v+mx (c + v + m) 1. 60c+40v 51cx 91 22 113 131 (+18) 2. 70c+30v 51cx 81 22 103 111 (+8) 3. 80c+20v 50 cx 70 22 92 90 (- 2) 4. 85c+15v 40 cx 55 22 77 70 (- 7) 5. 95c+ 5v 10 cx 15 22 37 20 (-17) Summe 1-5: 390c+110v 202 312 110 422 422 vgl. K. Marx, Kapital 3.: 166 „Zusammengenommen werden die Waren verkauft 2 + 7 + 17 = 26 über und 8 + 18 = 26 unter dem Wert, so dass die Preisabweichungen durch gleichmäßige Verteilung des Mehrwerts oder durch Zuschlag des durchschnittlichen Profits von 22 auf 100 vorgeschossenes Kapital zu den jeweiligen Kostpreisen der Waren 1 - 5 sich gegenseitig aufheben; in demselben Verhältnis, worin ein Teil der Waren über, wird ein anderer unter seinem Wert verkauft.“ K. Marx, Kapital 3.: 167. „Die Preise, die dadurch entstehen, dass der Durchschnitt der verschiedenen Profitraten der verschiedenen Produktionssphären gezogen und dieser Durchschnitt den Kostpreisen der verschiedenen Produktionssphären zugesetzt wird, sind die Produktionspreise (cx+v+mx = Verbrauchtes c + v + Durchschnittsprofit mx)). Ihre Voraussetzung ist die Existenz einer allgemeinen Profitrate, und diese setzt wiederum voraus, dass die Profitraten in jeder besonderen Produktionssphäre für sich genommen, bereits auf ebensoviel Durchschnittsraten reduziert sind. Diese besonderen Profitraten sind in jeder Produktionssphäre = m : C, und sind, wie dies im ersten Abschnitt dieses Buches geschehen, aus dem Wert der Ware zu entwickeln. Ohne diese Entwicklung bleibt die allgemeine Profitrate (und daher auch der Produktionspreis der Ware) eine sinn- und begriffslose Vorstellung.“ K. Marx, Kapital 3.: 167.

Page 331: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

41

“Der Produktionspreis der Ware ist also gleich ihrem Kostpreis plus dem, entsprechend der allgemeinen Profitrate, prozentig ihm zugesetzten Profit oder gleich ihrem Kostpreis plus dem Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 167 „Wie immer die Preise geregelt seien, es ergibt sich: 1. Das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung, indem Verminderung oder Vermehrung der zur Produktion nötigen Arbeitszeit die Produktionspreise steigen oder fallen macht... 2. Der Durchschnittsprofit, der die Produktionspreise bestimmt, muss immer annähernd gleich sein dem Quantum Mehrwert, das auf ein gegebenes Kapital als anteiligen Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals fällt.... Da nun der Gesamtwert der Waren den Gesamtmehrwert, dieser aber die Höhe des Durchschnittsprofits und daher der allgemeinen Profitrate regelt - als allgemeines Gesetz oder als das die Schwankungen Beherrschende -, so reguliert das Wertgesetz die Produktionspreise.“ K. Marx, Kapital 3.: 189. „Dasein und Begriff des Produktionspreises und der allgemeinen Profitrate, die er einschließt, beruhen darauf, dass die einzelnen Waren nicht zu ihrem Wert verkauft werden. Die Produktionspreise entspringen aus einer Ausgleichung der Warenwerte, die, nach Rückerstattung der jeweiligen, in den verschiedenen Produktionssphären aufgezehrten Kapitalwerte, den gesamten Mehrwert verteilt, nicht im Verhältnis, worin er in den einzelnen Produktionssphären erzeugt ist und daher in ihren Produkten steckt, sondern im Verhältnis zur Größe der vorgeschossenen Kapitale. Nur so entspringt ein Durchschnittsprofit und der Produktionspreis der Waren, dessen charakteristisches Element er ist. Es ist die stete Tendenz der Kapitale, durch die Konkurrenz dieses Ausgleichung in der Verteilung des vom Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts zu bewirken und alle Hindernisse dieser Ausgleichung zu überwältigen.“ K. Marx, Kapital 3. : 769. „Obgleich daher die Kapitalisten der verschiedenen Produktionssphären beim Verkauf ihrer Waren die in der Produktion dieser Waren verbrauchten Kapitalwerte zurückziehen, so lösen sie nicht den in ihrer eigenen Sphäre bei der Produktion dieser Waren produzierten Mehrwert und daher Profit ein, sondern nur soviel Mehrwert und daher Profit, als vom Gesamtmehrwert oder Gesamtprofit, der vom Gesamtkapital der Gesellschaft in allen Produktionssphären zusammengenommen, in einem gegebenen Zeitabschnitt produziert wird, bei gleicher Verteilung auf jeden aliquoten Teil des Gesamtkapitals fällt. Pro 100 zieht jedes vorgeschossene Kapital, welches immer seine Zusammensetzung, ... den Profit, der für diesen Zeitabschnitt auf 100 als den sovielsten Teil des Gesamtkapitals kommt. Die verschiedenen Kapitalisten verhalten sich hier, soweit der Profit in Betracht kommt, als bloße Aktionäre einer Aktiengesellschaft, worin die Anteile am Profit gleichmäßig pro 100 verteilt werden und daher für die verschiedenen Kapitalisten sich nur unterschieden nach der Größe des von jedem in das Gesamtunternehmen gesteckten Kapitals, nach seiner verhältnismäßigen Beteiligung am Gesamtunternehmen, nach der Zahl seiner Aktien.“ K. Marx, Kapital 3.: 168.

Kapital 3.173-175 Verwandlung der Warenwerte in Produktionspreise: „Es ist also bei den Werten der Waren, die von je 100 der verschiedenen Kapitale produziert

Page 332: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

42

werden, zu erwägen, dass sie verschieden sein werden je nach der verschiedenen Zusammensetzung von c aus fixem und zirkulierenden Bestandteilen und dass die fixen Bestandteile verschiedener Kapitale selbst wieder rascher oder langsamer verschleißen, also in gleichen Zeiten ungleiche Wertquanta dem Produkt zusetzen. K. Marx, Kapital 3.: 165. „Um dies noch deutlicher zu machen, lassen wir in der folgenden Tabelle für dieselben fünf Kapitale... verschiedene Teile des konstanten Kapitals in den Wert des Produkts eingehen.“ (verbrauchtes c = cx) K. Marx, Kapital 3.: 166.

Tabelle: Individuelle Kostpreise und Warenwerte (verbrauchtes c = cx) Kapital Mehrw. Kostpreis Warenwert C = c+v m cx (cx + v) (c + v + m)

1. 60c + 40v 40 m 51 cx 91 131 2. 70c + 30v 30 m 51 cx 81 111 3. 80c + 20v 20 m 50 cx 70 90 4. 85c + 15v 15 m 40 cx 55 70 5. 95c + 5v 5 m 10 cx 15 20 Summe 1-5: 390c + 110v 110 m 202 c 312 422 Durchschnitt 1-5 78 c + 22 v 22 m 40,4 c 62,4 84,4 vgl. K. Marx, Kapital 3.: 166. „Betrachtet man die Kapitale 1-5 wieder als ein einziges Gesamtkapital, so sieht man, dass auch in diesem Fall die Zusammensetzung der Summen der fünf Kapitale = 500 = 390 c + 110 v, also die Durchschnittszusammensetzung = 78c + 22v, dieselbe bleibt; ebenso der Durchschnittsmehrwert = 22.“ K. Marx, Kapital 3.: 166.

„Diesen Mehrwert gleichmäßig auf 1-5 verteilt, kämen folgende Warenpreise heraus: (Mehrwertraten = 100 %, Profitraten = 22 %)“ K. Marx, Kapital 3.: 166. (cx = verbrauchtes c, mx = Durchschnittsmehrwert)

Tabelle: Produktionspreise (= Kostpreise + Durchschnittsprofit) und Warenwerte Kapital Kostpreis Prod.preis Warenwert C = c+v cx cx + v mx cx + v + mx (c + v + m) 1. 60c+40v 51cx 91 22 113 131 (+18) 2. 70c+30v 51cx 81 22 103 111 (+8) 3. 80c+20v 50 cx 70 22 92 90 (- 2) 4. 85c+15v 40 cx 55 22 77 70 (- 7) 5. 95c+ 5v 10 cx 15 22 37 20 (-17) Summe 1-5: 390c+110v 202cx 312 110 422 422 vgl. K. Marx, Kapital 3.: 166 „Zusammengenommen werden die Waren verkauft 2 + 7 + 17 = 26 über und 8 + 18 = 26 unter dem Wert, so dass die Preisabweichungen durch gleichmäßige Verteilung des

Page 333: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

43

Mehrwerts oder durch Zuschlag des durchschnittlichen Profits von 22 auf 100 vorgeschossenes Kapital zu den jeweiligen Kostpreisen der Waren I-V sich gegenseitig aufheben; in demselben Verhältnis, worin ein Teil der Waren über, wird ein anderer unter seinem Wert verkauft.“ K. Marx, Kapital 3.: 167. „Die Preise, die dadurch entstehen, dass der Durchschnitt der verschiedenen Profitraten der verschiedenen Produktionssphären gezogen und dieser Durchschnitt den Kostpreisen der verschiedenen Produktionssphären zugesetzt wird, sind die Produktionspreise. Ihre Voraussetzung ist die Existenz einer allgemeinen Profitrate, und diese setzt wiederum voraus, dass die Profitraten in jeder besonderen Produktionssphäre für sich genommen, bereits auf ebensoviel Durchschnittsraten reduziert sind. Diese besonderen Profitraten sind in jeder Produktionssphäre = m : C, und sind, wie dies im ersten Abschnitt dieses Buches geschehen, aus dem Wert der Ware zu entwickeln. Ohne diese Entwicklung bleibt die allgemeine Profitrate (und daher auch der Produktionspreis der Ware) eine sinn- und begriffslose Vorstellung.“ K. Marx, Kapital 3.: 167. “Der Produktionspreis der Ware ist also gleich ihrem Kostpreis (k = cx + v) plus dem, entsprechend der allgemeinen Profitrate, prozentig ihm zugesetzten Profit oder gleich ihrem Kostpreis plus dem Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 167 (cx + v + mx = k + mx) „Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit; der Produktionspreis auf die Summe der bezahlten Arbeit plus einem ... bestimmten Quantum unbezahlter Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 175. „Indes löst sich dies immer dahin auf, dass, was in der einen Ware zuviel, in der anderen zuwenig für Mehrwert eingeht, und dass daher auch die Abweichungen vom Wert, die in den Produktionspreisen der Waren stecken, sich gegeneinander aufheben. Es ist überhaupt bei der ganzen kapitalistischen Produktion immer nur in einer sehr verwickelten und annähernden Weise, als nie festzustellender Durchschnitt ewiger Schwankungen, dass sich das allgemeine Gesetz als die beherrschende Tendenz durchsetzt.“ K. Marx, Kapital 3.: 171. Resümee: „Wir hatten es in Buch I und II nur mit den Werten der Waren zu tun. Einerseits hat sich jetzt abgesondert als ein Teil dieses Werts der Kostpreis, andererseits hat sich entwickelt als eine verwandelte Form des Werts der Produktionspreis der Ware.“ K. Marx, Kapital 3.: 173. „Die Formel, dass der Produktionspreis einer Ware = k + p, gleich Kostpreis plus Profit ist, hat sich jetzt näher dahin bestimmt, dass p = kp‘ ist (wo p‘ die allgemeine Profitrate), und daher der Produktionspreis = k + kp‘. Ist (der individuelle Kostpreis) k = 300 und p‘ = 15 %, so ist der Produktionspreis k + kp‘ = 300 + (300 x 0,15) = 345.“ K. Marx, Kapital 3.: 175. „Wenn ein Kapitalist also seine Ware zu ihrem Produktionspreis verkauft, so zieht er Geld zurück im Verhältnis zur Wertgröße des in der Produktion von ihm verzehrten Kapitals und schlägt Profit heraus im Verhältnis zu seinem vorgeschossenen Kapital als bloßem aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Seine Kostpreise sind spezifisch. Der Profitzuschlag auf diesen Kostpreis ist unabhängig von seiner besonderen Produktionssphäre...“ K. Marx, Kapital 3.: 168f.

Page 334: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

44

Kapital 3.175-177 „Wir hatten es in Buch I und II nur mit den Werten der Waren zu tun. Einerseits hat sich jetzt abgesondert als ein Teil dieses Werts der Kostpreis, andererseits hat sich entwickelt als eine verwandelte Form des Werts der Produktionspreis der Ware.“ K. Marx, Kapital 3.: 173. „Die Formel, dass der Produktionspreis einer Ware = k + p, gleich Kostpreis plus Profit ist, hat sich jetzt näher dahin bestimmt, dass p = kp‘ ist (wo p‘ die allgemeine Profitrate), und daher der Produktionspreis = k + kp‘. Ist (der individuelle Kostpreis) k = 300 und p‘ = 15 %, so ist der Produktionspreis k + kp‘ = 300 + (300 x 0,15) = 345.“ K. Marx, Kapital 3.: 175. „Die Preise, die dadurch entstehen, dass der Durchschnitt der verschiedenen Profitraten der verschiedenen Produktionssphären gezogen und dieser Durchschnitt den Kostpreisen der verschiedenen Produktionssphären zugesetzt wird, sind die Produktionspreise. Ihre Voraussetzung ist die Existenz einer allgemeinen Profitrate, und diese setzt wiederum voraus, dass die Profitraten in jeder besonderen Produktionssphäre für sich genommen, bereits auf ebensoviel Durchschnittsraten reduziert sind. Diese besonderen Profitraten sind in jeder Produktionssphäre = m : C, und sind, wie dies im ersten Abschnitt dieses Buches geschehen, aus dem Wert der Ware zu entwickeln. Ohne diese Entwicklung bleibt die allgemeine Profitrate (und daher auch der Produktionspreis der Ware) eine sinn- und begriffslose Vorstellung.“ K. Marx, Kapital 3.: 167. “Der Produktionspreis der Ware ist also gleich ihrem Kostpreis plus dem, entsprechend der allgemeinen Profitrate, prozentig ihm zugesetzten Profit oder gleich ihrem Kostpreis plus dem Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 167 „Wenn ein Kapitalist also seine Ware zu ihrem Produktionspreis verkauft, so zieht er Geld zurück im Verhältnis zur Wertgröße des in der Produktion von ihm verzehrten Kapitals und schlägt Profit heraus im Verhältnis zu seinem vorgeschossenen Kapital als bloßem aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Seine Kostpreise sind spezifisch. Der Profitzuschlag auf diesen Kostpreis ist unabhängig von seiner besonderen Produktionssphäre...“ K. Marx, Kapital 3.: 168f. Relatives Gewicht der Produktionszweige und Bildung der Durchschnittsprofitrate: „Da aber die Profitraten in den verschiedenen Produktionssphären verschieden sind, indem in denselben, je nach dem Verhältnis des variablen Kapitals zum Gesamtkapital, sehr verschiedene Massen Mehrwert und daher Profit produziert werden, so ist klar, dass der Durchschnittsprofit pro 100 des gesellschaftlichen Kapitals und daher die Durchschnittsprofitrate oder allgemeine Profitrate sehr verschieden sein wird, je nach den jeweiligen Größen der in den verschiedenen Sphären angelegten Kapitale. Nehmen wir vier Kapitale A, B, C, D. Die Mehrwertrate sei für alle = 100%. Auf jede 100 vom Gesamtkapital sei das variable Kapital von A = 25, für B = 40, für C = 15, für D = 10. Auf jede 100 vom Gesamtkapital fiele dann ein Mehrwert oder Profit A = 25,

Page 335: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

45

B = 40, C = 15, D = 10; zusammen = 90, also wenn die vier Kapitale gleich groß sind, Durchschnittsprofitrate = 90/4 = 22,5%. Wenn aber die Gesamtkapitalgrößen sind wie folgt: A = 200, B = 300, C = 1000, D = 4000, so würden die produzierten Profite sein jeweils 50, 120, 150 und 400. Zusammen auf 5500 Kapital ein Profit von 720 oder eine Durchschnittsprofitrate von 13,1%.“ (Vgl. folgende Tabelle) K. Marx, Kapital 3.: 171f. Branche C = v/c = v = m=

A: 200 25 % 50 50 B: 300 40 % 120 120 C: 1000 15 % 150 150 D: 4000 10 % 400 400 Summe: 5500 720 720 „Die Massen des produzierten Gesamtwerts sind verschieden je nach den verschiedenen Größen der in A, B, C, D jeweils vorgeschossenen Gesamtkapitale. Bei Bildung der allgemeinen Profitrate handelt es sich daher nicht nur um den Unterschied der Profitraten in den verschiedenen Produktionssphären, deren einfacher Durchschnitt zu ziehen wäre, sondern um das relative Gewicht, womit diese verschiedenen Profitraten in die Bildung des Durchschnitts eingehen. Dies aber hängt ab von der verhältnismäßigen Größe des in jeder besonderen Sphäre angelegten Kapitals oder davon, welchen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals das in jeder besonderen Produktionssphäre angelegte Kapital bildet. Es muss natürlich ein sehr großer Unterschied stattfinden, je nachdem ein größerer oder geringerer Teil des Gesamtkapitals eine höhere oder niedere Profitrate abwirft. Und diese hängt wieder davon ab, wie viel Kapital in den Sphären angelegt ist, wo das variable Kapital relativ zum Gesamtkapital groß oder klein ist. Es ist ganz damit wie mit dem Durchschnittszinsfuß, den ein Wucherer macht, der verschiedene Kapitale zu verschiedenen Zinsen ausleiht, z.B. zu 4, 5, 6, 7 % etc. Die Durchschnittsrate hängt ganz davon ab, wie viel von seinem Kapital er zu jeder der verschiedenen Zinsraten ausgeliehen hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 172.

Höhere und niedrigere Zusammensetzung der Kapitale:

„Die spezifische Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist in jeder besonderen Produktionssphäre dem Grade nach verschieden, höher oder niedriger, im Verhältnis wie das von einem bestimmten Quantum Arbeit ... in Bewegung gesetzte Quantum Produktionsmittel groß und daher das für ein bestimmtes Quantum Produktionsmittel nötige Quantum Arbeit klein ist. Wir nennen daher Kapitale, die prozentig mehr konstantes, also weniger variables Kapital enthalten als das gesellschaftliche Durchschnittskapital: Kapital von höherer

Page 336: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

46

Zusammensetzung. Umgekehrt solche, wo das konstante Kapital einen relativ kleineren und das variable einen größeren Raum einnimmt als beim gesellschaftlichen Durchschnittskapital, nennen wir: Kapitale von niedrigerer Zusammensetzung. Kapitale von durchschnittlicher Zusammensetzung endlich nennen wir solche, deren Zusammensetzung mit der des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals zusammenfällt. Ist das gesellschaftliche Durchschnittskapital prozentig zusammengesetzt aus 80 c + 20 v, so steht ein Kapital von 90 c + 10 v über, eins von 70 c + 30 v unter dem gesellschaftlichen Durchschnitt.“ K. Marx, Kapital 3.: 173. „Wie diese Kapitale fungieren nach Herstellung der Durchschnittsprofitrate, unter Voraussetzung einmaligen Umschlags im Jahr, zeigt folgende Übersicht, worin B die Durchschnittszusammensetzung vorstellt und die Durchschnittsprofitrate somit = 20 % ist:“ K. Marx, Kapital 3.: 174. c+v+m Durchschn. Prod.preis Wert profitrate p’ (c + v + p) (c+v+m) A: 70c+30v+30m 20 % 120 130 B: 80c+20v+20m 20 % 120 120 C: 90c+10v+10m 20 % 120 110 vgl. K. Marx, Kapital 3.: 174. „Für die von Kapital C produzierten Waren wäre also ihr Wert kleiner als ihr Produktionspreis, für die des Kapital A der Produktionspreis kleiner als der Wert, und nur für die Kapitale B der Produktionszweige, deren Zusammensetzung zufällig die des gesellschaftlichen Durchschnitts ist, wären Wert und Produktionspreis gleich.“ K. Marx, Kapital 3.: 174. „Für die Kapitale von mittlerer oder annähernd mittlerer Zusammensetzung fällt der Produktionspreis also mit dem Wert ganz oder annähernd zusammen, und der Profit mit dem von ihnen erzeugten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 183. „Ist die Zusammensetzung des Kapitals in einer Produktionssphäre niedriger als die des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals (wie Kapital A), d.h. ist sein variabler, in Arbeitslohn angelegter Bestandteil, im Verhältnis zu seinem konstanten, in den sachlichen Arbeitsbedingungen ausgelegten Bestandteil, größer als dies beim gesellschaftlichen Durchschnittskapital ist, so muss der Wert seines Produkts über seinem Produktionspreis stehen. D.h. ein solches Kapital produziert, weil es mehr lebendige Arbeit anwendet, bei gleicher Ausbeutung der Arbeit mehr Mehrwert, also mehr Profit, als ein gleich großer aliquoter Teil des gesellschaftlichen Durchschnittkapitals. Der Wert seines Produkts steht daher über seinem Produktionspreis... Umgekehrt verhält es sich, wenn das in einer bestimmten Produktionssphäre angelegte Kapital von höherer Zusammensetzung ist als das gesellschaftliche Durchschnittskapital (wie Kapital C). Der Wert der von ihm produzierten Waren steht unter ihrem Produktionspreis, was allgemein bei den Produkten der meistentwickelten Industrien der Fall ist. ... Ist ... das Kapital in einer bestimmten Produktionssphäre höher zusammengesetzt, so drückt dies eine über dem Durchschnittsniveau stehende Entwicklung der Produktivkraft aus.“ K. Marx, Kapital 3. : 767.

Page 337: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

47

Kapital 3.: 177 - 181

„Bei Bildung der allgemeinen Profitrate handelt es sich daher nicht nur um den Unterschied der Profitraten in den verschiedenen Produktionssphären, deren einfacher Durchschnitt zu ziehen wäre, sondern um das relative Gewicht, womit diese verschiedenen Profitraten in die Bildung des Durchschnitts eingehen. Dies aber hängt ab von der verhältnismäßigen Größe des in jeder besonderen Sphäre angelegten Kapitals oder davon, welchen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals das in jeder besonderen Produktionssphäre angelegte Kapital bildet. Es muss natürlich ein sehr großer Unterschied stattfinden, je nachdem ein größerer oder geringerer Teil des Gesamtkapitals eine höhere oder niedere Profitrate abwirft. Und diese hängt wieder davon ab, wie viel Kapital in den Sphären angelegt ist, wo das variable Kapital relativ zum Gesamtkapital groß oder klein ist. Es ist ganz damit wie mit dem Durchschnittszinsfuß, den ein Wucherer macht, der verschiedene Kapitale zu verschiedenen Zinsen ausleiht, z.B. zu 4, 5, 6, 7 % etc. Die Durchschnittsrate hängt ganz davon ab, wie viel von seinem Kapital er zu jeder der verschiedenen Zinsraten ausgeliehen hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 172.

Durchschnittsprofit, Produktionspreis und Warenwert - Resümee: „Dasein und Begriff des Produktionspreises und der allgemeinen Profitrate, die er einschließt, beruhen darauf, dass die einzelnen Waren nicht zu ihrem Wert verkauft werden. Die Produktionspreise entspringen aus einer Ausgleichung der Warenwerte, die, nach Rückerstattung der jeweiligen, in den verschiedenen Produktionssphären aufgezehrten Kapitalwerte, den gesamten Mehrwert verteilt, nicht im Verhältnis, worin er in den einzelnen Produktionssphären erzeugt ist und daher in ihren Produkten steckt, sondern im Verhältnis zur Größe der vorgeschossenen Kapitale. Nur so entspringt ein Durchschnittsprofit und der Produktionspreis der Waren, dessen charakteristisches Element er ist. Es ist die stete Tendenz der Kapitale, durch die Konkurrenz dieses Ausgleichung in der Verteilung des vom Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts zu bewirken und alle Hindernisse dieser Ausgleichung zu überwältigen.“ K. Marx, Kapital 3. : 769. „Es ist gesagt worden, dass die Konkurrenz die Profitraten der verschiedenen Produktionssphären zur Durchschnittsprofitrate ausgleicht und eben dadurch die Werte der Produkte dieser verschiedenen Sphären in Produktionspreise verwandelt. Und zwar geschieht dies durch fortwährende Übertragung von Kapital aus einer Sphäre in die andere, wo augenblicklich der Profit über dem Durchschnitt steht; wobei jedoch in Betracht kommen die mit dem Wechsel der mageren und fetten Jahre verbundenen Profitschwankungen, wie sie in einem gegebenen Industriezweig innerhalb einer gegebenen Epoche einander folgen. Diese ununterbrochene Aus- und Einwanderung des Kapitals, die zwischen verschiedenen Sphären der Produktion stattfindet, erzeugt steigende und fallende Bewegung der Profitrate, die sich gegenseitig mehr oder weniger ausgleichen und dadurch die Tendenz haben, die Profitrate überall auf dasselbe gemeinsame und allgemeine Niveau zu reduzieren.“ K. Marx, Kapital 3.: 218. „Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten vollzieht sich um so rascher, 1. je mobiler das Kapital, d.h. je leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort zum anderen;

Page 338: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

48

2. je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in die andere und von einem lokalen Produktionspunkt auf den anderen werfbar ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 206. „Nr. 1 unterstellt vollständige Handelsfreiheit im Innern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole außer den natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst entspringenden. - Ferner Entwicklung des Kreditsystems..., - endlich Unterordnung der verschiedenen Produktionssphären unter Kapitalisten.... - Endlich große Dichte der Bevölkerung. - Nr. 2 setzt voraus - Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter hindern, aus einer Produktionssphäre in die andere oder aus einem Lokalsitz der Produktion nach irgendeinem andern überzusiedeln. - Gleichgültigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit. - Möglichste Reduzierung der Arbeit in allen Produktionssphären auf einfache Arbeit. - Wegfall aller professionellen Vorurteile bei den Arbeitern. - Endlich und namentlich Unterwerfung des Arbeiters unter die kapitalistische Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital 3.: 206f.

„Die allgemeine Profitrate ist also durch zwei Faktoren bestimmt: 1. durch die organische Zusammensetzung der Kapitale in den verschiedenen Sphären der Produktion, also durch die verschiedenen Profitraten der einzelnen Sphären; 2. durch die Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals auf diese verschiedenen Sphären, also durch die relative Größe des in jeder besonderen Sphäre ... angelegten Kapitals; (= gewichteter Mittelwert)“ K. Marx, Kapital 3.: 172. „Alle im ersten Abschnitt entwickelten Gesetze über Steigen und Fallen der Profitrate haben in der Tat die folgende doppelte Bedeutung: 1. Einerseits sind sie die Gesetze der allgemeinen Profitrate. Bei den vielen verschiedenen Ursachen, welche nach dem Entwickelten die Profitrate steigen oder fallen machen, sollte man glauben, dass die allgemeine Profitrate jeden Tag wechseln müsste. Aber die Bewegung in einer Produktionssphäre wird die in der anderen aufheben, die Einflüsse kreuzen und paralysieren sich. Wir werden später untersuchen, nach welcher Seite die Schwankungen in letzter Instanz hinstreben; aber sie sind langsam; ... 2. Innerhalb jeder Sphäre ist ein Spielraum gegeben für kürzere oder längere Epoche, wo die Profitrate dieser Sphäre schwankt, bevor sich dies Schwanken, nach Steigen oder Fallen, hinreichend konsolidiert, um Zeit zu gewinnen zur Einwirkung auf die allgemeine Profitrate und daher zur Erreichung von mehr als lokaler Bedeutung. Innerhalb solcher räumlichen und zeitlichen Grenzen gelten daher ebenfalls die im ersten Abschnitt dieses Buches entwickelten Gesetze der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 178f. „Diese Voraussetzung beruht jedoch... auf der fortwährend wechselnden proportionalen Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals unter die verschiedenen Produktionssphären, auf fortwährender Ein- und Auswanderung der Kapitale, auf ihrer Übertragbarkeit von einer Sphäre zur anderen, kurz, auf ihrer freien Bewegung zwischen diesen verschiedenen Produktionssphären... Es ist dabei vorausgesetzt, dass keine oder doch nur eine zufällige und temporäre Schranke die Konkurrenz der Kapitale verhindert.“ K. Marx, Kapital 3. : 769f. „Trotz der großen Wechsel, die beständig ... in den tatsächlichen Profitraten der besonderen Produktionssphären vorgehen, ist eine wirkliche Änderung in der allgemeinen Profitrate ....

Page 339: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

49

das sehr späte Werk einer Reihe über sehr lange Zeiträume sich erstreckender Schwingungen, d.h. von Schwingungen, die viel Zeit brauchen, bis sie sich zu einer Änderung der allgemeinen Profitrate konsolidieren und ausgleichen. Bei allen kürzeren Perioden (ganz abgesehen von Schwankungen der Marktpreise) ist daher eine Änderung in den Produktionspreisen aufs erste stets aus einem wirklichen Wertwechsel der Waren zu erklären, d.h. aus einem Wechsel in der Gesamtsumme der zu ihrer Produktion nötigen Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 175f.

Produktionspreis, Durchschnittsprofit und kapitalistisches Bewusstsein: „Die theoretische Ansicht - bei der ... Verwandlung des Mehrwerts in Profit -, dass jeder Teil des Kapitals gleichmäßig Profit abwerfe, drückt eine praktische Tatsache aus. Wie immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein Viertel tote Arbeit und drei Viertel lebendige Arbeit oder drei Viertel tote Arbeit und ein Viertel lebendige Arbeit in Bewegung setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt oder Mehrwert produziert als in dem anderen - in beiden Fällen wirft es gleich viel Profit ab. Der einzelne Kapitalist ..., dessen Blick borniert ist, glaubt mit Recht, dass sein Profit nicht allein aus der von ihm oder in seinem Zweig beschäftigten Arbeit herstamme. Es ist dies ganz richtig für seinen Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 179 „Endlich: Wenn... der Begriff des Werts dem Kapitalisten abhanden kommt, weil .... ihm .... der Profit als etwas außerhalb des immanenten Werts der Ware Stehendes erscheint - so wird jetzt diese Vorstellung vollständig bestätigt, befestigt, verknöchert, indem der zum Kostpreis zugeschlagene Profit in der Tat, wenn man die besondere Produktionssphäre betrachtet, nicht durch die Grenzen der in ihr selbst vorgehenden Wertbildung bestimmt, sondern ganz äußerlich dagegen festgesetzt ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 178. „Bei gegebenem Ausbeutungsgrad der Arbeit ist jetzt die Masse des Mehrwerts, die in einer besonderen Produktionssphäre erzeugt wird, wichtiger für den Gesamtdurchschnittsprofit des gesellschaftlichen Kapitals, also für die Kapitalistenklasse überhaupt, als direkt für den Kapitalisten innerhalb jedes besonderen Produktionszweigs. Für ihn nur, sofern das in seiner Branche erzeugte Quantum Mehrwert mitbestimmend eingreift in die Regelung des Durchschnittsprofits. Aber dies ist ein Prozess, der hinter seinem Rücken vorgeht, den er nicht sieht, nicht versteht und der ihn in der Tat nicht interessiert.“ K. Marx, Kapital 3.: 177. „Bei der kapitalistischen Produktion handelt es nicht nur darum, für die in Warenform in die Zirkulation geworfene Wertmasse eine gleiche Wertmasse in anderer Form - sei es des Geldes oder einer anderen Ware - herauszuziehen, sondern es handelt sich darum, für das der Produktion vorgeschossene Kapital denselben Mehrwert oder Profit herauszuziehen wie jedes andere Kapital von derselben Größe, oder anteilsmäßig von seiner Größe...; es handelt sich also darum, wenigstens als Minimum, die Waren zu Preisen zu verkaufen, die den Durchschnittsprofit liefern, d.h. zu Produktionspreisen. Das Kapital kommt sich in dieser Form selbst zum Bewusstsein als eine gesellschaftliche Macht, an der jeder Kapitalist teilhat im Verhältnis seines Anteils am gesellschaftlichen Gesamtkapital.“ K. Marx, Kapital 3.: 205. „Aus dem Gesagten ergibt sich, dass jeder einzelne Kapitalist, wie die Gesamtheit aller Kapitalisten jeder besonderen Produktionssphäre, an der Ausbeutung der Gesamtarbeiterklasse durch das Gesamtkapital und an dem Grad dieser Ausbeutung nicht nur aus allgemeiner Klassensympathie, sondern direkt ökonomisch beteiligt ist, weil ... die Durchschnittsprofitrate abhängt von dem Ausbeutungsgrad der Gesamtarbeit durch das

Page 340: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

50

Gesamtkapital.“ K. Marx, Kapital 3.: 207. „In der Tat ist das besondere Interesse, das ein Kapitalist oder das Kapital einer bestimmten Produktionssphäre an der Ausbeutung der direkt von ihm beschäftigten Arbeiter nimmt, darauf beschränkt, dass entweder durch ausnahmsweise Überarbeitung oder aber durch Herabsetzung des Lohns unter den Durchschnitt oder durch ausnahmsweise Produktivität in der angewandten Arbeit ein Extraschnitt, ein über den Durchschnittsprofit übergreifender Profit gemacht werden kann.“ K. Marx, Kapital 3.: 207. „Das Spezialinteresse, welches das Kapital einer Sphäre... an der Ausbeutung der von ihm speziell beschäftigten Arbeiter hat, hat der einzelne Kapitalist... an der Ausbeutung der persönlich von ihm ausgebeuteten Arbeiter. Andererseits hat jede besondere Sphäre des Kapitals und jeder einzelne Kapitalist dasselbe Interesse an der Produktivität der vom Gesamtkapital angewandten gesellschaftlichen Arbeit. Denn davon hängt zweierlei ab: Erstens die Masse der Gebrauchswerte, worin sich der Durchschnittsprofit ausdrückt; und dies ist doppelt wichtig, soweit dieser sowohl als Akkumulationsfonds von neuem Kapital wie als Reservefonds zum Genuss dient. Zweitens die Werthöhe des vorgeschossenen Gesamtkapitals (konstanten und variablen), die, bei gegebener Größe des Mehrwerts oder Profits der ganzen Kapitalistenklasse, die Profitrate oder den Profit auf ein bestimmtes Quantum Kapital bestimmt.“ K. Marx, Kapital 3.: 207f. „Man hat also hier den mathematisch exakten Nachweis, warum die Kapitalisten, sosehr sie in ihrer Konkurrenz untereinander sich als falsche Brüder bewähren, doch einen wahren Freimaurerbund bilden gegenüber der Gesamtheit der Arbeiterklasse.“ K. Marx, Kapital 3.: 208. „Der wirkliche Größenunterschied zwischen Profit und Mehrwert ... in den besonderen Produktionssphären versteckt nun völlig die wahre Natur und den Ursprung des Profits nicht nur für den Kapitalisten, der hier ein besonderes Interesse hat, sich zu täuschen, sondern auch für den Arbeiter. Mit der Verwandlung der Werte in Produktionspreise wird die Grundlage der Wertbestimmung selbst dem Auge entrückt.“ K. Marx, Kapital 3.: 177. „Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, dass die Waren nicht einfach als Waren ausgetauscht werden, sondern als Produkt von Kapitalen, die im Verhältnis zu ihrer Größe ... Teilnahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen.“ K. Marx, Kapital 3.: 184. „Der Umstand, dass hier zum erstenmal dieser innere Zusammenhang enthüllt ist, dass ... die bisherige Ökonomie entweder gewaltsam von den Unterschieden zwischen Mehrwert und Profit, Mehrwertrate und Profitrate abstrahierte, um die Wertbestimmung als Grundlage festhalten zu können, oder aber mit dieser Wertbestimmung allen Grund und Boden wissenschaftlichen Verhaltens aufgab, um an jenen in der Erscheinung auffälligen Unterschieden festzuhalten - diese Verwirrung der Theoretiker zeigt am besten, wie der im Konkurrenzkampf befangene, seine Erscheinungen in keiner Art durchdringende praktische Kapitalist durchaus unfähig sein muss, durch den Schein hindurch das innere Wesen und die innere Gestalt dieses Prozesses zu erkennen.“ K. Marx, Kapital 3.: 178.

Marktpreise, Marktwerte, Surplusprofit

Page 341: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

51

Kapital 3.182-189 10. Kapitel Ausgleichung der allgemeinen Profitrate durch die Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte. Surplusprofit. „Ein Teil der Produktionssphären hat eine mittlere oder Durchschnittszusammensetzung des in ihnen angewandten Kapitals, d.h. ganz oder annähernd die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durchschnittkapitals. In diesen Sphären fällt der Produktionspreis der produzierten Waren mit ihrem in Geld ausgedrückten Wert ganz oder annähernd zusammen.“ K. Marx, Kapital 3.: 182. „Die Konkurrenz verteilt das Gesellschaftskapital so zwischen die verschiedenen Produktionssphären, dass die Produktionspreise in einer jeden Sphäre gebildet werden nach dem Muster der Produktionspreise in diesen Sphären der mittleren Zusammensetzung... Diese Durchschnittsprofitrate ist aber nichts anderes als der prozentig berechnete Profit in jener Sphäre der mittleren Zusammensetzung, wo also der Profit zusammenfällt mit dem Mehrwert. Die Profitrate ist also in allen Produktionssphären dieselbe, nämlich ausgeglichen auf diejenige dieser mittleren Produktionssphären, wo die Durchschnittszusammensetzung des Kapitals herrscht. Hiernach muss die Summe der Profite aller verschiedenen Produktionssphären gleich sein der Summe der Mehrwerte und die Summe der Produktionspreise des gesellschaftlichen Gesamtprodukts gleich der Summe seiner Werte.“ K. Marx, Kapital 3.: 182. „Für die Kapitale von mittlerer oder annähernd mittlerer Zusammensetzung fällt der Produktionspreis also mit dem Wert ganz oder annähernd zusammen, und der Profit mit dem von ihnen erzeugten Mehrwert. Alle anderen Kapitale ... streben unter dem Druck der Konkurrenz, sich mit diesen auszugleichen. Da aber die Kapitale mittlerer Zusammensetzung gleich oder annähernd gleich sind dem gesellschaftlichen Durchschnittskapital, so streben alle Kapitale, welches immer der von ihnen selbst erzeugte Mehrwert, an Stelle dieses Mehrwerts den Durchschnittsprofit durch die Preise ihrer Waren zu realisieren....“ K. Marx, Kapital 3.: 183. “Es ist klar, dass der Durchschnittsprofit nichts sein kann als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen. Es ist das Ganze der realisierten unbezahlten Arbeit, und diese Gesamtmasse stellt sich dar, ebenso gut wie die bezahlte tote und lebendige Arbeit, in der Gesamtmasse von Waren und Geld, die den Kapitalisten zufällt. Die eigentlich schwierige Frage ist hier die: Wie diese Ausgleichung der Profite zur allgemeinen Profitrate vorgeht, da sie offenbar ein Resultat ist und nicht ein Ausgangspunkt sein kann.“ K. Marx, Kapital 3.: 183. „Es ist zunächst klar, dass eine Schätzung der Warenwerte, z.B. in Geld, nur das Resultat ihres Austausches sein kann und dass, wenn wir daher solche Schätzung voraussetzen, wir sie als das Ergebnis wirklicher Austausche von Warenwert gegen Warenwert zu betrachten haben. Aber wie soll dieser Austausch der Waren zu ihren wirklichen Werten zustande gekommen sein?“ K. Marx, Kapital 3.: 184. Austausch zu Werten auf einer historisch früheren Entwicklungsstufe (Warenproduktion von selbst arbeitenden Kleineigentümern):

Page 342: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

52

„In welcher Weise immer die Preise der verschiedenen Waren zuerst gegeneinander festgesetzt oder geregelt sein mögen, das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung. Wo die zu ihrer Produktion nötige Arbeitszeit fällt, fallen die Preise, wo sie steigt, steigen die Preise, bei sonst gleichbleibenden Umständen. Abgesehen von der Beherrschung der Preise und der Preisbewegung durch das Wertgesetz, ist es also durchaus sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern historisch als Frühere der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel gehören, und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbst arbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unserer früher ausgesprochenen Ansicht, dass die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiedenen Gemeinwesen, nicht zwischen Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie für diesen ursprünglichen Zustand, so gilt es für die späteren Zustände, die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegründet sind, und für die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre in die andere übertragbar sind und die verschiedenen Produktionssphären sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde Länder oder kommunistische Gemeinwesen.“ K. Marx, Kapital 3.: 186f. “Der springende Punkt wird ... heraustreten, wenn wir die Sache so fassen: Unterstelle, die Arbeiter (= Produzenten) seien im Besitz ihrer jeweiligen Produktionsmittel und tauschten ihre Waren miteinander aus. Diese Waren wären dann nicht Produkte des Kapitals. Je nach der technischen Natur ihrer Arbeiten wäre der Wert der in den verschiedenen Arbeitszeigen angewandten Arbeitsmittel und Arbeitsstoffe verschieden; ebenso wäre, abgesehen von dem ungleichen Wert der angewandten Produktionsmittel, verschiedene Masse derselben nötig für die gegebene Arbeitsmasse, je nachdem eine bestimmte Ware in einer Stunde fertiggemacht werden kann, eine andere erst in einem Tag etc. Unterstelle ferner, dass diese Arbeiter im Durchschnitt gleich viel Zeit arbeiten, die Ausgleichungen eingerechnet, die aus verschiedener Intensität etc. der Arbeit hervorgehen. Zwei Arbeiter hätten dann beide in den Waren, die das Produkt ihrer Tagesarbeit bilden, erstens ersetzt ihre Auslagen, die Kostpreise der verbrauchten Produktionsmittel. Diese wären verschieden je nach der technischen Natur ihrer Arbeitszweige. Beide hätten zweitens gleich viel Neuwert geschaffen, nämlich den den Produktionsmitteln zugesetzten Arbeitstag. Es schlösse dies ein ihren Arbeitslohn plus dem Mehrwert, der Mehrarbeit über ihre notwendigen Bedürfnisse hinaus, deren Resultat aber ihnen selbst gehörte. ... Aber erstens wären die Werte ihrer Waren verschieden. In der Ware I (z.B. ein Messer) z.B. wäre mehr Wertteil für die aufgewandten Produktionsmittel (= Eisen) erhalten als in der Ware II (z.B. ein Paar Sandalen aus Leder), .... Der Wert dieser Waren I und II ist also sehr verschieden. .... Die Profitraten wären auch sehr verschieden für I und II, wenn wir hier das Verhältnis des Mehrwerts zum Gesamtwert der ausgelegten Produktionsmittel die Profitrate nennen (Der Schmied braucht eine Esse, Amboss etc. Der Schuster hat solche Kosten fast nicht). Die Lebensmittel, die I (Schmied) und II (Schuster) während der Produktion täglich verzehren und die den Arbeitslohn vertreten, werden hier den Teil der vorgeschossenen Produktionsmittel bilden, den wir sonst variables Kapital nennen.

Page 343: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

53

Aber die Mehrwerte wären für gleiche Arbeitszeiten dieselben für I und II, oder noch genauer, da I (Schmied) und II (Schuster) jeder den Wert des Produkts eines Arbeitstages erhalten, erhalten sie, nach Abzug des Werts der vorgeschossenen ‚konstanten’ Elemente, gleiche Werte, wovon ein Teil als Ersatz der in der Produktion verzehrten Lebensmittel, der andere als darüber hinaus überschüssiger Mehrwert betrachtet werden kann. Hat I (der Schmied) mehr Auslagen, so sind diese ersetzt durch den größeren Wertteil seiner Ware, der diesen ‚konstanten’ Teil ersetzt, und er hat daher auch wieder einen größeren Teil des Gesamtwertes seines Produkts rückzuverwandeln in die stofflichen Elemente dieses konstanten Teils (Esse, Amboss etc), während II (der Schuster), wenn er weniger dafür einkassiert, dafür auch um so weniger rückzuverwandeln hat. Die Verschiedenheit der Profitrate wäre unter dieser Voraussetzung also ein gleichgültiger Umstand, ganz wie es heute für den Lohnarbeiter ein gleichgültiger Umstand ist, in welcher Profitrate das ihm abgepresste Quantum Mehrwert sich ausdrückt, und ganz wie im internationalen Handel die Verschiedenheit der Profitraten bei den verschiedenen Nationen für ihren Warenaustausch ein gleichgültiger Umstand ist. Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten erfordert also ein viel niedrigere Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu ein bestimmte Höhe kapitalistischer Entwicklung nötig ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 185 - 186.

„Damit die Preise, wozu Waren sich gegenseitig austauschen, ihren Werten annähernd entsprechen, ist nichts nötig, als dass 1. der Austausch der verschiedenen Werte aufhört, ein rein zufälliger oder nur gelegentlicher zu sein; (Regelmäßiger und gewohnheitsmäßiger Austausch von Werten wurde erst mit der landwirtschaftlichen Revolution möglich, als größere Menschengruppen sesshaft wurden.) 2. dass, soweit wir den direkten Warentausch betrachten, diese Waren beiderseits in den annähernd dem wechselseitigen Bedürfnis entsprechenden Verhältnismengen produziert werden, was die wechselseitige Erfahrung des Absatzes mitbringt und was so als Resultat aus dem fortgesetzten Austausch selbst herauswächst; und 3. soweit wir vom Verkauf sprechen, dass kein natürliches oder künstliches Monopol eine der Vertragsparteien befähige, über den Wert zu verkaufen, oder sie zwinge, unter ihm loszuschlagen. Unter zufälligem Monopol verstehen wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.“ K. Marx, Kapital 3.: 187. “Die Annahme, dass die Waren der verschiedenen Produktionssphären sich zu ihren Werten verkaufen, bedeutet natürlich nur, dass ihr Wert der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich drehen und zu dem ihre beständigen Hebungen und Senkungen sich ausgleichen. Es wird dann außerdem immer ein Marktwert - worüber später - zu unterscheiden sein von dem individuellen Wert der einzelnen Waren, die von den verschiedenen Produzenten produziert werden.“ K. Marx, Kapital 3.: 187.

Kapital 3.:190-194

“Die Annahme, dass die Waren der verschiedenen Produktionssphären sich zu ihren Werten verkaufen, bedeutet natürlich nur, dass ihr Wert der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich drehen und zu dem ihre beständigen Hebungen und Senkungen sich ausgleichen. Es wird dann außerdem immer ein Marktwert ... zu unterscheiden sein von dem individuellen Wert der einzelnen Waren, die von den verschiedenen Produzenten produziert

Page 344: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

54

werden.“ K. Marx, Kapital 3.: 187. „Im Marktpreis ist ... eingeschlossen, dass derselbe Preis für Waren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiedenen individuellen Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedene Kostpreise haben mögen.“ K. Marx, Kapital 3.: 209. Individueller Preis/Wert und Markpreis/Marktwert:

“Der Marktwert wird einerseits zu betrachten sein als der Durchschnittswert der in einer Sphäre produzierten Waren, andererseits als der individuelle Wert der Waren, die unter durchschnittlichen Bedingungen der Sphäre produziert werden und die die große Masse der Produkte derselben bilden.“ K. Marx, Kapital 3.: 187.

„Nimm nun an, die große Masse dieser Waren sei ungefähr unter denselben normalen gesellschaftlichen Bedingungen produziert, so dass dieser Wert zugleich der individuelle Wert der diese Masse bildenden einzelnen Waren ist. Wenn nun ein relativ kleiner Teil unter, ein anderer über diesen Bedingungen produziert worden ist, so dass der individuelle Wert des einen Teils größer, der des anderen kleiner als der mittlere Wert des großen Teils der Waren ist, diese beiden Extreme aber sich ausgleichen, so dass der Durchschnittswert der ihnen angehörigen Waren gleich dem Wert der mittleren Masse angehörigen Waren, dann ist der Marktwert bestimmt durch den Wert der unter mittleren Bedingungen produzierten Waren.... Nimm dagegen an, die Gesamtmenge der auf den Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe, aber der Wert der unter den schlechteren Bedingungen produzierten Waren gleiche sich nicht aus mit dem Wert der unter den besseren Bedingungen produzierten, so dass der unter den schlechteren Bedingungen produzierte Massenteil eine relativ bedeutende Größe bilde, sowohl gegen die mittlere Masse wie gegen das andere Extrem, dann regelt die unter den schlechteren Bedingungen produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen Wert. Nimm endlich an, die unter bessern als den mittleren Bedingungen produzierte Warenmasse übertreffe bedeutend die unter den schlechteren Bedingungen produzierte und bilde selbst eine bedeutende Größe gegen die unter mittleren Verhältnisse produzierte; dann reguliert der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 192. „In der Tat... ist im Fall I der durch die mittleren Werte geregelte Marktwert der ganzen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werte. ... Die am schlechtesten Extrem Produzierenden müssen ihre Waren dann unter dem individuellen Wert verkaufen, die am besten Extrem verkaufen sie darüber.“ K. Marx, Kapital 3.: 193. „Im Fall II gleichen sich die unter beiden Extremen produzierten individuellen Wertmassen nicht aus, sondern gibt die unter den schlechten Bedingungen produzierte den Ausschlag.... Der so erhaltene Marktwert stände über dem individuellen Wert nicht nur der dem günstigen Extrem, sondern auch der mittleren Schicht angehörigen Waren; er stände aber immer noch niedriger als der individuelle Wert der auf dem ungünstigsten Extrem produzierten Waren.“ K. Marx, Kapital 3.: 193f. „Nimmt endlich, wie in Fall III, das am günstigen Extrem produzierte Warenquantum größeren Raum ein, nicht nur verglichen mit dem anderen Extrem, sondern mit den mittleren Bedingungen, so fällt der Marktwert unter den mittleren Wert.... Mit diesem individuellen Wert der unter den besten Bedingungen produzierten Waren kann der Marktwert nie zusammenfallen, außer bei sehr starkem Überwiegen der Zufuhr über die

Page 345: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

55

Nachfrage.“ K. Marx, Kapital 3.: 194. „Die Sache wird am leichtesten dargestellt, wenn wir die ganze Warenmasse, zunächst also eines Produktionszweigs, als eine Ware, und die Summe der Preise der vielen identischen Waren als in einem Preis zusammenaddiert auffassen. Was dann für die einzelne Ware gesagt worden, gilt nun wörtlich auf die auf dem Markt befindliche Warenmasse eines bestimmten Produktionszweiges. Dass der individuelle Wert der Ware ihrem gesellschaftlichen Wert entspreche, ist jetzt dahin verwirklicht oder weiter bestimmt, dass das Gesamtquantum die zu seiner Produktion notwendige gesellschaftliche Arbeit enthält und dass der Wert dieser Masse = ihrem Marktwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 191f.

„Betrachtet man die Sache näher, so findet man, dass die Bedingungen, die für den Wert der einzelnen Ware gelten, sich hier reproduzieren als Bedingungen für den Wert der Gesamtsumme einer Art; wie denn die kapitalistische Produktion von vornherein Massenproduktion ist und wie auch andere, weniger entwickelte Produktionsweisen - wenigstens bei den Hauptwaren - das in kleineren Massen Produzierte als gemeinschaftliches Produkt, wenn auch vieler kleiner Detailproduzenten, in großen Massen in den Händen relativ weniger Kaufleute auf dem Markt konzentrieren, aufhäufen und zum Verkauf bringen; als gemeinschaftliches Produkt eines ganzen Produktionszweiges oder eines größeren oder kleineren Kontingents davon.“ K. Marx, Kapital 3.: 190f. „Was die Konkurrenz zunächst in einer Sphäre fertig bringt, ist die Herstellung eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den verschiedenen individuellen Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiedenen Sphären aber bringt erst hervor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschiedenen Sphären ausgleicht. Zu dem letzteren ist höhere Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise nötig als zu dem früheren.“ K. Marx, Kapital 3.: 190.

Kapital 3.195-209

“Der Marktwert wird einerseits zu betrachten sein als der Durchschnittswert der in einer Sphäre produzierten Waren, andererseits als der individuelle Wert der Waren, die unter durchschnittlichen Bedingungen der Sphäre produziert werden und die die große Masse der Produkte derselben bilden.“ K. Marx, Kapital 3.: 187. „Die Sache wird am leichtesten dargestellt, wenn wir die ganze Warenmasse, zunächst also eines Produktionszweigs, als eine Ware, und die Summe der Preise der vielen identischen Waren als in einem Preis zusammenaddiert auffassen. Was dann für die einzelne Ware gesagt worden, gilt nun wörtlich auf die auf dem Markt befindliche Warenmasse eines bestimmten Produktionszweiges. Dass der individuelle Wert der Ware ihrem gesellschaftlichen Wert entspreche, ist jetzt dahin verwirklicht oder weiter bestimmt, dass das Gesamtquantum die zu seiner Produktion notwendige gesellschaftliche Arbeit enthält und dass der Wert dieser Masse = ihrem Marktwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 191f. „Betrachtet man die Sache näher, so findet man, dass die Bedingungen, die für den Wert der

Page 346: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

56

einzelnen Ware gelten, sich hier reproduzieren als Bedingungen für den Wert der Gesamtsumme einer Art; wie denn die kapitalistische Produktion von vornherein Massenproduktion ist und wie auch andere, weniger entwickelte Produktionsweisen - wenigstens bei den Hauptwaren - das in kleineren Massen Produzierte als gemeinschaftliches Produkt, wenn auch vieler kleiner Detailproduzenten, in großen Massen in den Händen relativ weniger Kaufleute auf dem Markt konzentrieren, aufhäufen und zum Verkauf bringen; als gemeinschaftliches Produkt eines ganzen Produktionszweiges oder eines größeren oder kleineren Kontingents davon.“ K. Marx, Kapital 3.: 190f. „Was die Konkurrenz zunächst in einer Sphäre fertig bringt, ist die Herstellung eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den verschiedenen individuellen Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiedenen Sphären aber bringt erst hervor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschiedenen Sphären ausgleicht. Zu dem letzteren ist höhere Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise nötig als zu dem früheren.“ K. Marx, Kapital 3.: 190.

Angebot und Nachfrage: „Solange wir nur von den einzelnen Waren handelten, konnten wir unterstellen, dass das Bedürfnis für diese bestimmte Ware - in den Preis ist schon ihr Quantum eingeschlossen - vorhanden sei, ohne uns auf das Quantum des zu befriedigenden Bedürfnisses weiter einzulassen. Dies Quantum wird aber ein wesentliches Moment, sobald das Produkt eines ganzen Produktionszweiges auf der einen Seite und das gesellschaftliche Bedürfnis auf der anderen Seite steht. Es wird jetzt notwendig, das Maß, d.h. das Quantum dieses gesellschaftlichen Bedürfnisses zu betrachten.“ K. Marx, Kapital 3.: 194. „Damit Waren derselben Produktionssphäre, derselben Art und annähernd derselben Qualität zu ihren Werten verkauft werden, ist zweierlei nötig: Erstens müssen die verschiedenen individuellen Werte zu einem gesellschaftlichen Wert, dem oben dargestellten Marktwert, ausgeglichen sein, und dazu ist eine Konkurrenz unter den Produzenten derselben Art Waren erfordert, ebenso wie das Vorhandensein eines Markts, auf dem sie gemeinsam ihre Waren ausbieten. Damit der Marktpreis identischer Waren... dem Marktwert entspreche... ist erfordert, dass der Druck, den die verschiedenen Verkäufer aufeinander ausüben, groß genug ist, um die Masse Waren auf den Markt zu werfen, die das gesellschaftliche Bedürfnis nachfragt, d.h. die Quantität, wofür die Gesellschaft fähig ist, den Marktwert zu zahlen. Überträfe die Produktenmasse das Bedürfnis, so müssten die Waren unter ihrem Marktwert verkauft werden; umgekehrt würden die Waren über ihrem Marktwert verkauft werden, wenn die Produktenmasse nicht groß genug wäre. ... Fällt der Marktwert, so erweitert sich im Durchschnitt das gesellschaftliche Bedürfnis (welches hier immer zahlungsfähiges Bedürfnis ist) und kann innerhalb gewisser Grenzen größere Massen Ware absorbieren. Steigt der Marktwert, so vermindert sich das gesellschaftliche Bedürfnis für die Ware und geringere Massen davon werden absorbiert. Wenn daher Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis regulieren oder vielmehr die

Page 347: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

57

Abweichungen der Marktpreise vom Marktwert, so reguliert andererseits der Marktwert das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr....“ K. Marx, Kapital 3.: 190. „Zweitens. Dass die Ware Gebrauchswert hat, heißt nur, dass sie irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigt.“ K. Marx, Kapital 3.: 194. a) Zufuhr: „Die eigentliche Schwierigkeit bei der allgemeinen Begriffsbestimmung der Nachfrage und Zufuhr ist die, dass sie auf eine Tautologie hinauszulaufen scheint. (d.h. eine Scheinerklärung, bei der zwei voneinander abhängige Variablen sich gegenseitig erklären, also nichts wirklich erklärt wird.) Betrachten wir zunächst die Zufuhr... Um nicht in hier ganz nutzlose Details einzugehen, denken wir hier an die Masse der jährlichen Reproduktion in jedem bestimmten Industriezweig ... Diese jährliche Reproduktion drückt zunächst ein bestimmtes Quantum aus...; es sind nicht nur Gebrauchswerte, die menschliche Bedürfnisse befriedigen, sondern diese Gebrauchswerte befinden sich auf dem Markt in einem gegebenen Umfang. Zweitens aber hat diese Warenmenge einen bestimmten Marktwert... Zwischen dem Quantum der auf dem Markt befindlichen Artikel und dem Marktwert dieser Artikel findet nur dieser Zusammenhang statt: Auf einer gegebenen Basis der Produktivität der Arbeit benötigt in jeder besonderen Produktionssphäre die Herstellung eines bestimmten Quantums Artikel ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeitszeit... Alle anderen Umstände gleichgesetzt: Wenn das Quantum a einer Warensorte b Arbeitszeit kostet, so kostet das Quantum na nb Arbeitszeit. Ferner: Soweit die (Waren-)Gesellschaft Bedürfnisse befriedigen und einen Artikel zu diesem Zweck produziert haben will, so muss sie ihn zahlen. In der Tat, da bei der Warenproduktion Teilung der Arbeit vorausgesetzt ist, kauft die Gesellschaft diese Artikel, indem sie auf ihre Produktion einen Teil ihrer disponiblen Arbeitszeit verwendet, kauft sie also durch ein bestimmtes Quantum der Arbeitszeit, worüber diese Gesellschaft verfügen kann. Der Teil der Gesellschaft, dem es durch die Teilung der Arbeit zufällt, seine Arbeit in der Produktion dieser bestimmten Artikel zu verwenden, muss ein Äquivalent erhalten durch gesellschaftliche Arbeit, dargestellt in Artikeln, die seine Bedürfnisse befriedigen. Aber es existiert kein notwendiger, sondern nur zufälliger Zusammenhang zwischen dem Gesamtquantum der gesellschaftlichen Arbeit, das auf einen gesellschaftlichen Artikel verwandt ist, ... also zwischen dem Umfang, den die Produktion dieses Artikels in der Gesamtproduktion einnimmt, einerseits, und zwischen dem Umfang andererseits, worin die Gesellschaft Befriedigung des durch jenen bestimmten Artikel gestillten Bedürfnisses verlangt.“ K. Marx, Kapital 3.: 195-197. „Obgleich jeder einzelne Artikel oder jedes bestimmte Quantum einer Warensorte nur die zu seiner Produktion nötige gesellschaftliche Arbeit enthalten mag und von dieser Seite her betrachtet der Marktwert dieser gesamten Warensorte nur notwendige Arbeit darstellt, so ist doch ein Teil der gesellschaftlichen Arbeitszeit vergeudet, wenn die bestimmte Ware in einem das gesellschaftlichen Bedürfnis ... überschreitendem Maß produziert worden ist, und die Warenmasse repräsentiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaftlicher Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 197. „(Nur wo die Produktion unter wirklicher vorherbestimmter Kontrolle der Gesellschaft steht, schafft die Gesellschaft den Zusammenhang zwischen dem Umfang der gesellschaftlichen Arbeitszeit, verwandt auf die Produktion bestimmter Artikel, und dem Umfang des durch diese Artikel zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedürfnisses.)“ K.

Page 348: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

58

Marx, Kapital 3.: 197. b) Nachfrage: „Sehen wir uns nach der anderen Seite um, der Nachfrage. Waren werden gekauft als Produktionsmittel oder als Lebensmittel - wobei es nichts ändert, dass manche Sorten Waren beiden Zwecken dienen können -, um in die produktive oder individuelle Konsumtion einzugehen. Es findet also Nachfrage für sie statt von den Produzenten ... und von den Konsumenten. Beides scheint zunächst zu unterstellen auf Seite der Nachfrage ein gegebenes Quantum gesellschaftlicher Bedürfnisse, dem auf der anderen Seite bestimmte Quanta gesellschaftlicher Produktion in den verschiedenen Produktionszweigen entsprechen. Soll die Baumwollindustrie ihre jährliche Reproduktion auf gegebener Stufenleiter wieder ausführen, so ist dazu das herkömmliche Maß .... Baumwolle erforderlich. Ebenso mit Bezug auf die Lebensmittel. Die Arbeiterklasse muss wenigstens dasselbe Quantum notwendiger Lebensmittel... wieder vorfinden, soll sie in hergebrachter Durchschnittsweise fortleben; und in Anbetracht des jährlichen Wachstums der Bevölkerung ein zusätzliches Quantum; und so mit mehr oder minder Modifikation, für die anderen Klassen.“ K. Marx, Kapital 3.: 197f. „Es scheint also, dass auf Seite der Nachfrage eine gewisse Größe von bestimmtem gesellschaftlichem Bedürfnis steht, das zu seiner Löschung bestimmte Menge eines Artikels auf dem Markt nötig macht. Aber die quantitative Bestimmtheit dieses Bedürfnisses ist durchaus elastisch und schwankend. Seine Fixität ist Schein. Wären die Lebensmittel billiger oder der Geldlohn höher, so würden die Arbeiter mehr davon kaufen, und es würde sich größeres ‚gesellschaftliches Bedürfnis‘ für diese Warensorten zeigen, ganz abgesehen von den Verarmten etc., deren ‚Nachfrage‘ noch unter den engsten Schranken ihres physischen Bedürfnisses steht.“ K. Marx, Kapital 3.: 198f. „Die Grenzen, worin das auf dem Markt repräsentierte Bedürfnis für Waren - die Nachfrage - quantitativ verschieden ist von dem wirklichen gesellschaftlichen Bedürfnis, ist natürlich für verschiedene Waren sehr verschieden; ich meine die Differenz zwischen dem verlangten Quantum Waren und dem Quantum, das verlangt würde mit anderen Geldpreisen der Waren oder anderen Geld- bzw. Lebensverhältnissen der Käufer.“ K. Marx, Kapital 3.: 198. c) Schlussfolgerung: „Bestimmt Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis, so andererseits der Marktpreis und in weiterer Analyse der Marktwert die Nachfrage und Zufuhr. Bei der Nachfrage ist dies augenscheinlich, da diese sich in umgekehrter Richtung zum Preis bewegt, zunimmt, wenn dieser fällt, und umgekehrt. Aber auch bei der Zufuhr. Denn die Preise der Produktionsmittel, die in die zugeführte Ware eingehen, bestimmten die Nachfrage nach diesen Produktionsmitteln und daher auch die Zufuhr der Waren, deren Zufuhr die Nachfrage nach jenen Produktionsmitteln einschließt.“ K. Marx, Kapital 3.: 200f. „Zu dieser Konfusion - Bestimmung der Preise durch die Nachfrage und Zufuhr und daneben Bestimmung der Nachfrage und Zufuhr durch die Preise - kommt hinzu, dass die Nachfrage die Zufuhr und umgekehrt die Zufuhr die Nachfrage bestimmt, die Produktion den Markt und der Markt die Produktion.“ K. Marx, Kapital 3.: 201. “Es ist nichts leichter als die Ungleichmäßigkeiten von Nachfrage und Zufuhr einzusehen und die daraus folgende Abweichung der Marktpreise von den Marktwerten. Die eigentliche Schwierigkeit besteht in der Bestimmung dessen, was unter Deckung von

Page 349: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

59

Nachfrage und Zufuhr zu verstehen ist. Nachfrage und Zufuhr decken sich, wenn sie in solchem Verhältnis stehen, dass die Warenmasse eines bestimmten Produktionszweiges zu ihrem Marktwert verkauft werden kann, weder darüber noch darunter. Das ist das erste, was wir hören. Das zweite: Wenn die Waren zu ihrem Marktwert verkaufbar, decken sich Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx, Kapital 3.: 199. Angebot und Nachfrage, Resümee:

„Wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken, hören sie auf zu wirken, und eben deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn zwei Kräfte in entgegengesetzter Richtung gleichförmig wirken, heben sie einander auf, wirken sie gar nicht nach außen, und Erscheinungen, die unter dieser Bedingung vorgehen, müssen anders als durch das Eingreifen dieser beiden Kräfte erklärt werden. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, hören sie auf, irgend etwas zu erklären, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht im dunkeln darüber, weshalb der Marktwert sich grade in dieser Summe Geld ausdrückt und in keiner anderen. Die wirklichen inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion können offenbar nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und Zufuhr erklärt werden, ... da diese Gesetze nur dann rein verwirklicht erscheinen, sobald Nachfrage und Zufuhr aufhören zu wirken... Nachfrage und Zufuhr decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie sich einmal decken, so ist es zufällig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als nicht geschehen zu betrachten.“ K. Marx, Kapital 3.: 199. „In der politischen Ökonomie wird aber unterstellt, dass sie sich decken, warum? Um die Erscheinungen in ihrer gesetzmäßigen, ihrem Begriff entsprechenden Gestalt zu betrachten, d.h. sie zu betrachten unabhängig von dem durch die Bewegung von Nachfrage und Zufuhr hervorgebrachten Schein. Andererseits, um die wirkliche Tendenz ihrer Bewegung aufzufinden, gewissermaßen zu fixieren.“ K. Marx, Kapital 3.: 199. „Der Austausch oder Verkauf der Waren zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natürliche Gesetz ihres Gleichgewichts; von ihm ausgehend sind die Abweichungen zu erklären, nicht umgekehrt aus den Abweichungen das Gesetz selbst.“ K. Marx, Kapital 3.: 197. „Das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt daher einerseits nur die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andererseits die Tendenz zur Aufhebung dieser Abweichung, d.h. zur Aufhebung der Wirkung des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx, Kapital 3.: 200. „Nachfrage und Zufuhr unterstellen die Verwandlung des Werts in Marktwert, und soweit sie auf kapitalistischer Basis vorgehen, soweit die Waren Produkte des Kapitals sind, unterstellen sie kapitalistische Produktionsprozesse, also ganz anders verwickelte Verhältnisse als den bloßen Kauf und Verkauf der Waren. Bei ihnen handelt es sich nicht um die formelle Verwandlung des Werts der Waren in Preis, d.h. um bloße Formänderungen; es handelt sich um die bestimmten quantitativen Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und weiter von den Produktionspreisen. Bei dem einfachen Kauf und Verkauf genügt es, Warenproduzenten als solche sich gegenüber zu haben. Nachfrage und Zufuhr, bei weiterer Analyse, unterstellen die Existenz der verschiedenen Klassen und Klassenabteilungen, welche die Gesamtrevenue der Gesellschaft unter sich verteilen und als Revenue unter sich konsumieren, die also die von der Revenue gebildete

Page 350: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

60

Nachfrage bilden; während sie andererseits, zum Verständnis der durch die Produzenten als solche unter sich gebildeten Nachfrage und Zufuhr, Einsicht in die Gesamtgestaltung des kapitalistischen Produktionsprozesses nötig macht.“ K. Marx, Kapital 3.: 204f.

Lohnkampf u. Produktionspreise

Kapital 3.210-214

„Das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt daher einerseits nur die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andererseits die Tendenz zur Aufhebung dieser Abweichung, d.h. zur Aufhebung der Wirkung des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx, Kapital 3.: 200. „Wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken, hören sie auf zu wirken, und eben deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn zwei Kräfte in entgegengesetzter Richtung gleichförmig wirken, heben sie einander auf, wirken sie gar nicht nach außen, und Erscheinungen, die unter dieser Bedingung vorgehen, müssen anders als durch das Eingreifen dieser beiden Kräfte erklärt werden. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, hören sie auf, irgend etwas zu erklären, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht im dunkeln darüber, weshalb der Marktwert sich grade in dieser Summe Geld ausdrückt und in keiner anderen. Die wirklichen inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion können offenbar nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und Zufuhr erklärt werden, ... da diese Gesetze nur dann rein verwirklicht erscheinen, sobald Nachfrage und Zufuhr aufhören zu wirken...“ K. Marx, Kapital 3.: 199. „Nachfrage und Zufuhr unterstellen die Verwandlung des Werts in Marktwert, und soweit sie auf kapitalistischer Basis vorgehen, soweit die Waren Produkte des Kapitals sind, unterstellen sie kapitalistische Produktionsprozesse, also ganz anders verwickelte Verhältnisse als den bloßen Kauf und Verkauf der Waren. Bei ihnen (den Waren als Kapitalprodukten) handelt es sich nicht um die formelle Verwandlung des Werts der Waren in Preis, d.h. um bloße Formänderungen; es handelt sich um die bestimmten quantitativen Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und weiter von den Produktionspreisen. Bei dem einfachen Kauf und Verkauf genügt es, Warenproduzenten als solche sich gegenüber zu haben. Nachfrage und Zufuhr, bei weiterer Analyse, unterstellen die Existenz der verschiedenen Klassen und Klassenabteilungen, welche die Gesamtrevenue der Gesellschaft unter sich verteilen und als Revenue unter sich konsumieren, die also die von der Revenue gebildete Nachfrage bilden; während sie andererseits, zum Verständnis der durch die Produzenten als solche unter sich gebildeten Nachfrage und Zufuhr, Einsicht in die Gesamtgestaltung des kapitalistischen Produktionsprozesses nötig macht.“ K. Marx, Kapital 3.: 204f.

11. Kapitel Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohns auf die Produktionspreise a) Wirkung von Lohnsteigerungen:

Page 351: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

61

„Die Durchschnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals sei 80 c + 20 v und der Profit 20 %. In diesem Fall ist die Rate des Mehrwerts 100 %. Eine allgemeine Erhöhung des Arbeitslohns, alles andere gleichgesetzt, ist eine Erniedrigung der Rate des Mehrwerts. Für das Durchschnittskapital fallen Profit und Mehrwert zusammen. Der Arbeitslohn steige um 25 %. Dieselbe Masse Arbeit, die es (für den Kapitalisten) 20 kostete in Bewegung zu setzen, kostet es jetzt 25. Wir haben dann statt 80 c + 20 v + 20 p einen Umschlagswert von 80 c + 25 v + 15 p. Die vom variablen Kapital in Bewegung gesetzte Arbeit produziert nach wie vor eine Wertsumme von 40. Steigt v von 20 auf 25, so ist der Überschuss m bzw. p nur noch = 15. Der Profit von 15 auf 105 ist = 14,3 %, und dies wäre die neue Rate des Durchschnittsprofits. Da der Produktionspreis der vom Durchschnittskapital produzierten Waren zusammenfällt mit ihrem Wert, so hätte sich der Produktionspreis dieser Waren nicht verändert; die Erhöhung des Arbeitslohnes hätte daher wohl Erniedrigung des Profits, aber keinen Wert- und Preiswechsel der Waren mit sich geführt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 210. „Früher, wo der Durchschnittsprofit = 20 % war der Produktionspreis der in einer Umschlagsperiode produzierten Waren gleich ihrem Kostpreis plus einem Profit von 20 % auf diesen Kostpreis, also k = k + kp‘ = k + 0,2 k; wo k eine variable Größe ist, verschieden nach dem Wert der Produktionsmittel, die in die Waren eingehen, und nach dem Maße des Verschleißes, den das in ihrer Produktion verwandte fixe Kapital an das Produkt abgibt. Jetzt betrüge der Produktionspreis k + 0,143 k.“ (105 + 0,143 x 105 = 120) K. Marx, Kapital 3. S. 210. „Es ist an und für sich klar, dass, je nachdem 50, 25 oder 10 pro 100 des Kapitals in Arbeit ausgelegt wird, eine Lohnerhöhung sehr verschieden wirken muss auf den, der 1/10 und auf den, der ¼ oder ½ seines Kapitals in Arbeitslohn auslegt..“ K. Marx, Kapital 3. S. 212.

„Nehmen wir nun erst ein Kapital, dessen Zusammensetzung niedriger als die ursprüngliche des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals 80 c + 20 v, z.B. 50 c + 50 v. Hier betrug der Produktionspreis des Jahresprodukts, wenn wir der Vereinfachung halber annehmen, dass das ganze fixe Kapital in das jährliche Produkt als Verschleiß einging und dass die Umschlagszeit dieselbe ist wie in dem Fall I, vor der Erhöhung des Arbeitslohns 50 c + 50 v + 20 p = 120. Eine Erhöhung des Arbeitslohns um 25 % gibt ... eine Erhöhung des variablen Kapitals von 50 auf 62,5. Würde das jährliche Produkt zum früheren Produktionspreis von 120 verkauft, so ergäbe dies 50 c + 62,5 v + 7,5 p, also eine Profitrate von 6,66 %.“ K. Marx, Kapital 3. S. 210f. „Die neue Durchschnittsprofitrate ist aber 14,3 %, und da wir alle anderen Umstände als gleichbleibend annehmen, wird dies Kapital von 50 c + 62,5 v diesen Profit auch machen müssen. Ein Kapital von 112,5 (= Kostpreis 50 c + 62,5 v) macht aber zur Profitrate von 14,3 % einen Profit von 16,1. Der Produktionspreis der davon produzierten Waren ist also jetzt 50 c + 62,5 v + 16,1 p = 128,6. Infolge der Lohnsteigerung um 25 % ist also hier der Produktionspreis ... gestiegen von 120 auf 128,6 oder mehr als 7 %.“ K. Marx, Kapital 3. S. 211.

„Nehmen wir umgekehrt eine Produktionssphäre an von höherer Komposition als das Durchschnittskapital, z.B. 92 c + 8 v.

Page 352: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

62

Der ursprüngliche Durchschnittsprofit ist also auch hier = 20, und wenn wir wieder annehmen, dass das ganze fixe Kapital in das jährliche Produkt eingeht und die Umschlagszeit dieselbe ist wie in Fall I und II, so ist der Produktionspreis der Ware auch hier = 120. Infolge der Steigerung des Arbeitslohns um 25 % wächst das variable Kapital für gleichbleibenden Arbeitsmenge von 8 auf 10, der Kostpreis der Waren also von 100 auf 102, andererseits ist die Durchschnittsprofitrate von 20 % gefallen auf 14,3%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 211. „Der Profit, der nun auf 102 fällt ist also 14,6. (92 c + 10 v; k = c + v = 102; p = 102 x 0,143 = 14,6.) Und daher verkauft sich das Gesamtprodukt zu k + kp‘ = 102 + 14,6 = 116,6. Der Produktionspreis ist also gefallen...“ K. Marx, Kapital 3. S. 211. Resümee: „Infolge der Erhöhung des Arbeitslohns um 25 % ist also: 1. mit Bezug auf das Kapital von gesellschaftlicher Durchschnittsposition der Produktionspreis der Ware unverändert geblieben; 2. mit Bezug auf das Kapital niederer Zusammensetzung der Produktionspreis der Ware gestiegen, obgleich nicht im selben Verhältnis wie der Profit gefallen; 3. mit Bezug auf das Kapital höherer Zusammensetzung ist der Produktionspreis der Ware gefallen, obgleich auch nicht in demselben Verhältnis wie der Profit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 211f. „Da der Produktionspreis der Waren des Durchschnittskapitals derselbe geblieben, gleich dem Wert des Produkts, ist auch die Summe der Produktionspreise der Produkte aller Kapitale dieselbe geblieben, gleich der Summe der vom Gesamtkapital produzierten Werte; die Erhöhung auf der einen, die Senkung auf der anderen Seite gleichen sich aus für das Gesamtkapital zum Niveau des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 212.

b) Wirkung von Lohnsenkungen: „Wie würde nun ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns und ihm entsprechendes allgemeines Steigen der Profitrate und daher der Durchschnittsprofite wirken auf die Produktionspreise der Waren, die das Produkt von Kapitalen sind, welche nach entgegengesetzten Richtungen von der gesellschaftlichen Durchschnittszusammensetzung abweichen? Wir haben bloß die eben gegebene Ausführung umzudrehen, um das Resultat ... zu erhalten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 212. (Es folgen Rechenbeispiele) „Man sieht also, dass .... ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns zur Folge hat ein allgemeines Steigen des Mehrwerts, der Rate des Mehrwerts, und bei sonst gleichbleibenden Umständen der Profitrate, wenn auch in anderer Proportion ausgedrückt; einen Fall der Produktionspreise für die Warenproduktion von Kapitalen niederer, und steigender Produktionspreise für Warenprodukte von Kapitalen höherer Zusammensetzung. Gerade das umgekehrte Resultat von dem, das sich herausstellte bei allgemeinem Steigen des Arbeitslohns. Es ist in beiden Fällen - Steigen wie Fallen des Arbeitslohns - vorausgesetzt, dass der Arbeitstag gleich bleibt, ebenso die Preise aller notwendigen Lebensmittel.“ K. Marx, Kapital 3. S. 213. (Das hier beschriebene Steigen oder Fallen des Arbeitslohns wäre also allein durch Erfolge oder Misserfolge im Lohnkampf hervorgerufen.

Page 353: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

63

Die hier beschriebenen Wirkungen können also auch als allgemeine Wirkungen des Lohnkampfes auf die Preise bezeichnet werden.)

Kompensationsgründe

Kapital 3.215-220

„Infolge der Erhöhung des Arbeitslohns um 25 % ist also: 1. mit Bezug auf das Kapital von gesellschaftlicher Durchschnittsposition der Produktionspreis der Ware unverändert geblieben; 2. mit Bezug auf das Kapital niederer Zusammensetzung der Produktionspreis der Ware gestiegen, obgleich nicht im selben Verhältnis wie der Profit gefallen; 3. mit Bezug auf das Kapital höherer Zusammensetzung ist der Produktionspreis der Ware gefallen, obgleich auch nicht in demselben Verhältnis wie der Profit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 211f. „Da der Produktionspreis der Waren des Durchschnittskapitals derselbe geblieben, gleich dem Wert des Produkts, ist auch die Summe der Produktionspreise der Produkte aller Kapitale dieselbe geblieben, gleich der Summe der vom Gesamtkapital produzierten Werte; die Erhöhung auf der einen, die Senkung auf der anderen Seite gleichen sich aus für das Gesamtkapital zum Niveau des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 212.

„Wie würde nun ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns und ihm entsprechendes allgemeines Steigen der Profitrate und daher der Durchschnittsprofite wirken auf die Produktionspreise der Waren, die das Produkt von Kapitalen sind, welche nach entgegengesetzten Richtungen von der gesellschaftlichen Durchschnittszusammensetzung abweichen? Wir haben bloß die eben gegebene Ausführung umzudrehen, um das Resultat ... zu erhalten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 212. (Es folgen Rechenbeispiele) „Man sieht also, dass .... ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns zur Folge hat ein allgemeines Steigen des Mehrwerts, der Rate des Mehrwerts, und bei sonst gleichbleibenden Umständen der Profitrate, wenn auch in anderer Proportion ausgedrückt; einen Fall der Produktionspreise für die Warenproduktion von Kapitalen niederer, und steigender Produktionspreise für Warenprodukte von Kapitalen höherer Zusammensetzung. Gerade das umgekehrte Resultat von dem, das sich herausstellte bei allgemeinem Steigen des Arbeitslohns. Es ist in beiden Fällen - Steigen wie Fallen des Arbeitslohns - vorausgesetzt, dass der Arbeitstag gleich bleibt, ebenso die Preise aller notwendigen Lebensmittel.“ K. Marx, Kapital 3. S. 213. (Das hier beschriebene Steigen oder Fallen des Arbeitslohns wäre also nur durch Erfolge oder Misserfolge im Lohnkampf hervorgerufen. Die hier beschriebenen Wirkungen können also auch als allgemeine Wirkungen des Lohnkampfes bezeichnet werden.) 12. Kapitel Nachträge

Page 354: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

64

I. Ursachen, welche eine Änderung im Produktionspreis bedingen “Der Produktionspreis einer Ware kann nur variieren aus zwei Ursachen: Erstens. Die allgemeine Profitrate ändert sich.“ K. Marx, Kapital 3. S. 215. “Oder das Verhältnis der Summe des angeeigneten Mehrwerts zum vorgeschossenen Gesamtkapital der Gesellschaft ändert sich. ... Also hat Wechsel in der Produktivität der Arbeit stattgefunden, und ein Wechsel muss vorgegangen sein im Wert gewisser Waren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 215. “Wechselt der Produktionspreis einer Ware infolge eines Wechsels in der allgemeinen Profitrate, so kann zwar ihr eigener Wert unverändert geblieben sein. Es muss aber ein Wertwechsel mit anderen Waren vorgegangen sein. (Entweder ein Wertwechsel der Waren, die konstantes Kapital bilden oder ein Wertwechsel im Wert der Arbeitskraft, - und ein Wertwechsel der Arbeitskraft „ist unmöglich ... ohne Veränderung in der Produktivität der Arbeit, die Lebensmittel produziert, also ... ohne Veränderung im Wert der Waren, die in den Konsum des Arbeiters eingehen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 215) „Alle Wechsel im Produktionspreis der Waren lösen sich auf in letzter Instanz in einen Wertwechsel, aber nicht alle Wechsel im Wert der Waren brauchen sich in einem Wechsel des Produktionspreises auszudrücken, da dieser bestimmt ist nicht allein durch den Wert der besonderen Ware, sondern durch den Gesamtwert aller Waren. Der Wechsel in Ware A kann also ausgeglichen sein durch einen entgegengesetzten der Ware B, so dass das allgemeine Verhältnis dasselbe bleibt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 216.

II. Produktionspreis der Waren mittlerer Zusammensetzung „Man hat gesehen, wie die Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt: 1. dass zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltene Mehrwert, sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird; 2. dass der so vom Wert abweichende Produktionspreis einer Ware als Element in den Kostpreis anderer Waren eingeht, wodurch also schon im Kostpreis einer Ware ein Abweichung vom Wert der in ihr konsumierten Produktionsmittel enthalten sein kann, abgesehen von der Abweichung, die für sie selbst durch die Differenz zwischen Durchschnittsprofit und Mehrwert hineinkommen kann.“ K. Marx, Kapital 3. S. 216f. „Es ist hiernach also möglich, dass auch bei Waren, die durch Kapitale mittlerer Zusammensetzung produziert werden, der Kostpreis abweichen kann von der Wertsumme der Elemente, aus denen dieser Bestandteil ihres Produktionspreises sich zusammensetzt. Angenommen, die mittlere Zusammensetzung sei 80 c + 20 v. Es ist nun möglich, dass in den wirklichen Kapitalen, die so zusammengesetzt sind, 80 c größer oder kleiner ist als der Wert von c, dem konstanten Kapital, weil dies c durch Waren gebildet ist, deren Produktionspreis abweicht von ihrem Wert. Ebenso könnte 20 v von seinem Wert abweichen, wenn in den Verzehr des Arbeitslohns Waren eingehen, deren Produktionspreis von ihrem Wert verschieden ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 217. „Indes ändert diese Möglichkeit durchaus nichts an der Richtigkeit der für Waren mittlerer Zusammensetzung aufgestellten Sätze. Das Quantum Profit, das auf diese Waren fällt, ist gleich dem in ihnen selbst enthaltenen Quantum Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 217.

III. Kompensationsgründe des Kapitalisten „Es ist gesagt worden, dass die Konkurrenz die Profitraten der verschiedenen Produktionssphären zur Durchschnittsprofitrate ausgleicht und eben dadurch die Werte der

Page 355: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

65

Produkte dieser verschiedenen Sphären in Produktionspreise verwandelt. Und zwar geschieht dies durch fortwährende Übertragung von Kapital aus einer Sphäre in die andere, wo augenblicklich der Profit über dem Durchschnitt steht; wobei jedoch in Betracht kommen die mit dem Wechsel der mageren und fetten Jahre verbundenen Profitschwankungen, wie sie in einem gegebenen Industriezweig innerhalb einer gegebenen Epoche einander folgen. Diese ununterbrochene Aus- und Einwanderung des Kapitals, die zwischen verschiedenen Sphären der Produktion stattfindet, erzeugt steigende und fallende Bewegung der Profitrate, die sich gegenseitig mehr oder weniger ausgleichen und dadurch die Tendenz haben, die Profitrate überall auf dasselbe gemeinsame und allgemeine Niveau zu reduzieren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 218. „Diese Bewegung der Kapitale wird in erster Linie stets verursacht durch den Stand der Marktpreise, die die Profite hier über das allgemeine Niveau des Durchschnitts erhöhen, dort sie darunter hinabdrücken. Wir sehen einstweilen noch ab vom Kaufmannskapital... das, wie die plötzlich emporschießenden Ausbrüche der Spekulation in gewissen Lieblingsartikeln zeigen, mit außerordentlicher Schnelligkeit Kapitalmassen aus einer Geschäftsbranche ziehen und sie ebenso plötzlich in eine andere werfen kann. Aber in jeder Sphäre der eigentlichen Produktion - Industrie, Ackerbau, Bergwerke etc. - bietet die Übertragung von Kapital aus einer Sphäre in die andere bedeutende Schwierigkeit, besonders wegen des vorhandenen fixen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 218. „Ferner: Sobald die kapitalistische Produktion einen gewissen Entwicklungsgrad erreicht hat, geht die Ausgleichung zwischen den verschiedenen Profitraten der einzelnen Sphären zu einer allgemeinen Profitrate keineswegs bloß noch vor sich durch das Spiel der Attraktion und Repulsion, worin die Marktpreise Kapital anziehen oder abstoßen. Nachdem sich die Durchschnittspreise und ihnen entsprechende Marktpreise für eine Zeitlang befestigt haben, tritt es in das Bewusstsein der einzelnen Kapitalisten, dass in dieser Ausgleichung bestimmte Unterschiede ausgeglichen werden, so dass sie dieselben gleich in ihrer wechselseitigen Berechnung einschließen. In der Vorstellung leben sie und werden von ihnen in Rechnung gebracht als Kompensationsgründe.“ K. Marx, Kapital 3. S. 219. „Die Grundvorstellung dabei ist der Durchschnittsprofit selbst, die Vorstellung, dass Kapitale von gleicher Größe in denselben Zeitfristen gleich große Profite abwerfen müssen. Ihr liegt wieder die Vorstellung zugrunde, dass das Kapital jeder Produktionssphäre nach Anteil seiner Größe teilzunehmen hat an dem von dem gesellschaftlichen Gesamtkapital den Arbeitern ausgepressten Gesamtmehrwert; oder dass jedes besondere Kapital nur als Stück des Gesamtkapitals, jeder Kapitalist in der Tat als Aktionär in dem Gesamtunternehmen zu betrachten ist, der nach Anteil der Größe seines Kapitalanteils am Gesamtprofit sich beteiligt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 219f. „Auf diese Vorstellung stützt sich dann die Berechnung des Kapitalisten, z.B. dass ein Kapital, welches langsamer umschlägt, weil entweder die Ware länger im Produktionsprozess verharrt oder weil sie auf entfernten Märkten verkauft werden muss, den Profit, der ihm dadurch entgeht, dennoch anrechnet, sich also durch Aufschlag auf den Preis entschädigt. Oder aber, dass Kapitalanlagen, die größeren Gefahren ausgesetzt sind, wie z.B. in der Reederei, eine Entschädigung durch Preisaufschlag erhalten. Sobald die kapitalistische Produktion, und mit ihr das Versicherungswesen entwickelt ist, ist die Gefahr in der Tat für alle Produktionssphären gleich groß...; die gefährdeteren zahlen aber die höhere Versicherungsprämie und erhalten sie im Preis ihrer Waren vergütet.“ K. Marx,

Page 356: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

66

Kapital 3. S. 220. „In der Praxis kommt dies alles darauf hinaus, dass jeder Umstand, der eine Kapitalanlage - und alle gelten für gleich notwendig, innerhalb gewisser Schranken - weniger, und eine andere mehr profitlich macht, als ein für allemal gültiger Kompensationspunkt in Rechnung gebracht wird, ohne dass es immer von neuem wieder der Tätigkeit der Konkurrenz bedürfte, um die Berechtigung solches Motivs oder Berechnungsfaktors dazutun.“ K. Marx, Kapital 3. S. 220. „Nur vergisst der Kapitalist - oder sieht es vielmehr nicht, da die Konkurrenz ihm das nicht zeigt -, dass alle diese... geltend gemachten Kompensationsgründe sich bloß darauf beziehen, dass sie alle, nach Anteil ihres Kapitals, gleich großen Anspruch haben auf die gemeinschaftliche Beute, den Totalmehrwert. Ihnen scheint vielmehr, ... dass seine Kompensationsgründe nicht die Beteiligung am Gesamtmehrwert ausgleichen, sondern den Profit selbst schaffen, indem dieser einfach aus dem so oder so motivierten Aufschlag auf den Kostpreis der Waren herstamme.“ K. Marx, Kapital 3. S. 220. “Die fertige Gestalt der ökonomischen Verhältnisse, wie sie sich auf der Oberfläche zeigt in ihrer realen Existenz, und daher auch in den Vorstellungen, worin die Träger und Agenten dieser Verhältnisse sich über dieselben klar zu werden versuchen, sind sehr verschieden - und in der Tat verkehrt, gegensätzlich - von ihrer inneren, wesentlichen, aber verhüllten Kerngestalt und dem ihr entsprechenden Begriff.“ K. Marx, Kapital 3. S. 219.

Einschub: Preis und Wert. Die Preistheorie von Karl Marx

Die Preistheorie von Karl Marx wird in den beiden ersten Abschnitten des dritten Bandes des Kapitals (Kapital 3.: 33 - 218) entwickelt. Die wesentlichen Entwicklungsstufen der Verwandlung des Warenwertes in ihren Marktpreis werden hier zusammengefasst.

1. Ausgangsstufe: Der Preis einer Ware ist Ausdruck ihres Wertes. Ihr Wert ist bestimmt durch die durchschnittlich nötige Arbeitszeit ihrer Herstellung. “Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx, Kapital 1.:116. Die in der Ware vergegenständlichte Arbeit ist Träger oder Substanz des Wertes. (Was der Wert einer Ware ist, entwickelte Marx im ersten Band des Kapitals S. 49 - 55.) „Der Wert (der reale Tauschwert) aller Waren ... ist durch ihre Produktionskosten bestimmt, in anderen Worten durch die Arbeitszeit, die zu ihrer Hervorbringung erheischt wird.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie.: 55. Der Wert einer kapitalistisch produzierten Ware setzt sich folgendermaßen zusammen: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 159. Kürzer: „Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m...“ K. Marx, Kapital 3.: 34. „Der Preis ist dieser ihr Tauschwert in Geld ausgedrückt.“ Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie.: 55. Aber in dieser embryonalen Form, wo der Preis einer Ware gleichsam nur die Außenseite ihres Wertes ist,

Page 357: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

67

traten die Waren nur in vorkapitalistischen Zeiten in den Austausch. “Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten erfordert ... eine viel niedrigere Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu ein bestimmte Höhe kapitalistischer Entwicklung nötig ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 186. Es ist „also durchaus sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern historisch als das Frühere der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel gehören, und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbst arbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unserer früher ausgesprochenen Ansicht, dass die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiedenen Gemeinwesen, nicht zwischen Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie für diesen ursprünglichen Zustand, so gilt es für die späteren Zustände, die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegründet sind, und für die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre in die andere übertragbar sind und die verschiedenen Produktionssphären sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde Länder oder kommunistische Gemeinwesen.“ K. Marx, Kapital 3.: 186f.

2. Entwicklungsstufe: Der Preis ist Ausdruck des Wertes, aber der Wert ist nicht bestimmt durch die Produktionszeit der Ware, sondern durch ihre Reproduktionszeit. Der Wert einer kapitalistisch produzierten Ware ist jedoch nicht durch die Arbeitszeit bestimmt, die wirklich in ihr steckt, also bei ihrer Produktion verbraucht wurde, sondern durch die durchschnittlich nötige Zeitdauer ihrer Reproduktionszeit. „Der Wert jeder Ware - also auch der Waren, woraus das Kapital besteht - ist bedingt nicht durch die in ihr selbst enthaltene notwendige Arbeitszeit, sondern durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion nötig ist. Diese Reproduktion kann erfolgen unter erschwerenden oder unter erleichternden Umständen, verschieden von den Bedingungen der ursprünglichen Produktion.“ K. Marx, Kapital 3.: 150 Steigt oder fällt die Reproduktionszeit einer Ware aus irgendeinem Grund, dann steigen oder fallen die Werte aller entsprechender Waren und ihrer Folgeprodukte, egal ob sie sich auf Lager oder gerade in Produktion befinden: „Steigt der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der Baumwollwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie Gewebe etc. - die mit billigerer Baumwolle fabriziert wurden; ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager vorhandenen, wie der noch in der Verarbeitung begriffenen Baumwolle. Letztere, weil sie durch Rückwirkung Ausdruck von mehr Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht, höheren Wert zu als sie selbst ursprünglich besaß und als der Kapitalist für sie gezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 122.

3. Entwicklungsstufe: Entstehung der Kostpreise als vom Kapitalisten bezahlter Teil des Warenwertes. Die Kapitalisten berechnen ihre Preise nach Kostpreisen. Im Kostpreis berechnen die Kapitalisten, was sie individuell für die Produktion einer Ware vorgeschossen haben. Der Kostpreis des Kapitalisten besteht also

Page 358: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

68

aus der Summe von c + v. Der Kostpreis einer Ware ist also kleiner als ihr Wert: „Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K. Marx, Kapital 3.: 175. Der Mehrwert entstammt also der in der Ware steckenden unbezahlten Arbeit. Diese unbezahlte Arbeit kostet zwar dem Kapitalisten nichts, aber natürlich „kostet“ sie den Arbeitern Arbeit und geht daher in den Wert der Ware ein. “Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m in die Formel W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 34. In dieser Berechnungsart verschwindet die Herkunft des Mehrwerts aus der lebendigen Arbeit (= v). Für den Kapitalisten erscheint der Mehrwert als ein Zusatz zu seinem Kostpreis: “Man sah bereits früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein Zuwachs des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozess ebenso sehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v + m) ... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx, Kapital 3.: 44.

4. Entwicklungsstufe: Aus dem Kostpreis wird durch Aufschlag des Durchschnittsprofits der kapitalistische Produktionspreis. Würden die Kapitalisten ihre Waren zu Kostpreisen plus ihrem Mehrwert verkaufen, dann müssten sie wissen, wie hoch der Mehrwert ist, der unter ihrem Kommando produziert worden ist - das können sie aber nicht wissen und wollen sie auch nicht wissen. Was die Kapitalisten aus Erfahrung wissen - und diese Erfahrung geht auch also Obergrenze in die Festsetzung des banküblichen Zinssatzes ein - ist, wie viel Profit man im Allgemeinen aus einem vorgeschossenen Kapital herausschlagen kann. Ein Kapital A von 500 macht im Allgemeinen vielleicht einen Profit von 100 und ein Kapital B von 1000 macht im Allgemeinen einen Profit von 200. Vielleicht war das Kapital A zusammengesetzt aus 250 c + 250 v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate von z.B. 100 % einen Mehrwert von 250 m. Das Kapital B war vielleicht zusammengesetzt als 900 c + 100 v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate von z.B. 150 % einen Mehrwert von 150 m. Würde jedes Kapital seinen individuellen Mehrwert realisieren, dann wäre das rückständige und niedriger zusammengesetzte Kapital A profitabler als das technisch fortgeschrittene und höher zusammengesetzte Kapital B. Das kann und darf nicht sein. Indem die Kapitalisten den Durchschnittsprofit auf ihre individuellen Kostpreise schlagen, erreichen sie, dass nicht die organische Zusammensetzung des jeweiligen Kapitals (= das Wertverhältnis des variablen Kapitals zum konstanten Kapital = v/c) und ihre individuelle Ausbeutungsrate (= m/v) bestimmend in die Preisbildung und damit in ihren Profit eingehen, sondern allein die Größe des vorgeschossenen Gesamtkapitals. Auf ein größeres Kapital fällt so eine entsprechend größere Masse Profit: „Man hat gesehen, wie die Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt, ... dass zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltene Mehrwert, sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird;“ K. Marx, Kapital 3. S. 216f. „Dasein und Begriff des Produktionspreises und der allgemeinen Profitrate, die er einschließt, beruhen darauf, dass die einzelnen Waren nicht zu ihrem Wert verkauft werden. Die Produktionspreise entspringen aus einer Ausgleichung der Warenwerte, die, nach Rückerstattung der jeweiligen, in den verschiedenen Produktionssphären aufgezehrten

Page 359: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

69

Kapitalwerte, den gesamten Mehrwert verteilt, nicht im Verhältnis, worin er in den einzelnen Produktionssphären erzeugt ist und daher in ihren Produkten steckt, sondern im Verhältnis zur Größe der vorgeschossenen Kapitale. Nur so entspringt ein Durchschnittsprofit und der Produktionspreis der Waren, dessen charakteristisches Element er ist.“ K. Marx, Kapital 3. : 769.

Für die Gesamtmasse aller Waren gilt jedoch weiterhin, dass sie zu ihrem Wert verkauft werden, dass also Preis und Wert übereinstimmen. „Es ist klar, dass der Durchschnittsprofit nichts sein kann, als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen.“ K. Marx, Kapital 3.: 183. Da über den Durchschnittsprofit die Gesamtmasse des Mehrwerts auf alle Kapitale entsprechend ihrer Größe verteilt wird, stimmt auch für die Gesamtmasse der Waren - und nur für diese Gesamtmasse - die Formel: Der Warenwert ist Kostpreis + Mehrwert (= c + v + m).

Einschub: Wirkungen des Lohnkampf auf Produktionspreise und Durchschnittsprofit.

Ein Steigen oder Fallen des Lohnes hat Auswirkungen auf die Produktionspreise der Kapitalisten, falls deren Kapitalzusammensetzung höher oder niedriger als der Durchschnitt ist. „Es ist an und für sich klar, dass, je nachdem 50, 25 oder 10 pro 100 des Kapitals in Arbeit ausgelegt wird, eine Lohnerhöhung sehr verschieden wirken muss auf den, der ein Zehntel und auf den, der ein Viertel oder eine Hälfte seines Kapitals in Arbeitslohn auslegt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 212. Der Lohnkampf hat jedoch keine Auswirkungen auf die Produktionspreise der Kapitale mit durchschnittlicher Zusammensetzung. Hier vermindert eine Lohnerhöhung den kapitalistischen Mehrwert und senkt damit gleichzeitig die Durchschnittsprofitrate aller Kapitale, die ja von der Profitrate der Kapitale mit durchschnittlicher Zusammensetzung bestimmt wird. (Vergleiche dazu die Beispielrechnungen im Kapitel „Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohnes auf die Produktionspreise, Kapital 3.: 210 ff.)

5. Entwicklungsstufe: Die produzierten Waren treten auf den Markt. Die individuellen Produktionspreise verschwinden im einheitlichen Marktpreis. Die Produktionspreise enthalten ein individuelles Element des Einzelkapitals, den Kostpreis (c + v) und ein kollektives Element aller Kapitale einer Volkswirtschaft, den Durchschnittsprofit. Die Produktionspreise von z. B. acht verschiedenen Unternehmen, die eine bestimmte Ware produzieren, meinetwegen Stahlbleche, müssen je nach der jeweiligen Ausbeutungsrate, je nach der besonderen Zusammensetzung dieser acht Kapitale immer noch verschieden sein, weil ihre Kostpreise verschieden sind. Auf dem Markt vereinheitlichen sich aber alle Preise für ein bestimmtes Produkt bestimmter Qualität zu einem einzigen Preis, dem Marktpreis. Die Stahlbleche dieser acht Unternehmen verkaufen sich mehr oder minder zu einem einzigen Preis. „Im Marktpreis ist ... eingeschlossen, dass derselbe Preis für Waren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiedenen individuellen Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedene Kostpreise haben mögen.“ K. Marx, Kapital 3.: 209. Über die Marktpreise realisiert also der eine Kapitalist mehr, der andere weniger Profit: „... die Marktpreise, die die Profite hier über das allgemeine Niveau des Durchschnitts erhöhen, dort sie darunter hinabdrücken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 218. Über den Marktpreis werden also erfolgreiche Kapitale mit Extragewinn belohnt, rückständige Kapitale mit

Page 360: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

70

Profitabzug bestraft. Das gilt für den nationalen Markt ebenso wie für den Weltmarkt. Was der eine Kapitalist gewinnt, verliert der andere. Was sich die Kapitalisten über die Marktpreise gegenseitig an Profit- oder Mehrwertanteilen abjagen, berührt jedoch nicht die Ausbeutung der Lohnarbeit. Die Ausbeutung der Lohnarbeit findet im Produktionsprozess statt und ist mit der Produktion abgeschlossen - abgesehen von produktiven Arbeiten innerhalb der Zirkulation wie Transport, Verpackung etc. „Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der den Mehrwert darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten....“ K. Marx, Kapital 3. S. 254. 6. Entwicklungsstufe: Angebot und zahlungsfähige Nachfrage modifizieren die Marktpreise. Der Marktpreis schwankt um den Produktionspreis der Kapitale mit durchschnittlicher Zusammensetzung. Seine Schwankungen werden aber auch beeinflusst durch die Schwankungen von Nachfrage und Angebot, bzw. den Produktionspreisen des Angebots. Im folgenden analysiert K. Marx die Auswirkungen von Angebotsschwankungen auf die Marktpreise, je nachdem ob die Masse des Angebots unter durchschnittlichen Bedingungen (I.), zu teureren Bedingungen (II.) oder zu günstigeren (= billigeren) Bedingungen produziert worden ist. „Nimm ... an, die große Masse dieser Waren sei ungefähr unter denselben normalen gesellschaftlichen Bedingungen produziert, so dass dieser Wert zugleich der individuelle Wert der diese Masse bildenden einzelnen Waren ist. Wenn nun ein relativ kleiner Teil unter, ein anderer über diesen Bedingungen produziert worden ist, so dass der individuelle Wert des einen Teils größer, der des anderen kleiner als der mittlere Wert des großen Teils der Waren ist, diese beiden Extreme aber sich ausgleichen, so dass der Durchschnittswert der ihnen angehörigen Waren gleich dem Wert der mittleren Masse angehörigen Waren ist, dann ist der Marktwert bestimmt durch den Wert der unter mittleren Bedingungen produzierten Waren. ... (I.) Nimm dagegen an, die Gesamtmenge der auf den Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe, aber der Wert der unter den schlechteren Bedingungen produzierten Waren gleiche sich nicht aus mit dem Wert der unter den besseren Bedingungen produzierten, so dass der unter den schlechteren Bedingungen produzierte Massenteil eine relativ bedeutende Größe bilde, sowohl gegen die mittlere Masse wie gegen das andere Extrem, dann regelt die unter den schlechteren Bedingungen produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen Wert. (II.) Nimm endlich an, die unter bessern als den mittleren Bedingungen produzierte Warenmasse übertreffe bedeutend die unter den schlechteren Bedingungen produzierte und bilde selbst eine bedeutende Größe gegen die unter mittleren Verhältnisse produzierte; dann reguliert der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktwert. (III.)“ K. Marx, Kapital 3.: 192. „In der Tat... ist im Fall I (wo der Durchschnittswert bzw. Marktwert durch die unter durchschnittlich-normalen Bedingungen produzierten Warenwerte bestimmt wird) der durch die mittleren Werte geregelte Marktwert der ganzen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werte. ... Die am schlechtesten Extrem Produzierenden müssen ihre Waren dann unter dem individuellen Wert verkaufen, die am besten Extrem verkaufen sie darüber.“ K. Marx, Kapital 3.: 193. „Im Fall II (wo der Markt- oder Durchschnittswert durch die schlechteren/ höheren Produktionspreise bestimmt wird) gleichen sich die unter beiden Extremen produzierten individuellen

Page 361: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

71

Wertmassen nicht aus, sondern gibt die unter den schlechten Bedingungen produzierte den Ausschlag.... Der so erhaltene Marktwert stände über dem individuellen Wert nicht nur der dem günstigen Extrem, sondern auch der mittleren Schicht angehörigen Waren; er stände aber immer noch niedriger als der individuelle Wert der auf dem ungünstigsten Extrem produzierten Waren.“ K. Marx, Kapital 3.: 193f. „Nimmt endlich, wie in Fall III, das am günstigen Extrem produzierte Warenquantum größeren Raum ein, nicht nur verglichen mit dem anderen Extrem, sondern mit den mittleren Bedingungen, so fällt der Marktwert unter den mittleren Wert.... Mit diesem individuellen Wert der unter den besten Bedingungen produzierten Waren kann der Marktwert nie zusammenfallen, außer bei sehr starkem Überwiegen der Zufuhr über die Nachfrage.“ K. Marx, Kapital 3.: 194. „... Der durch die Arbeitszeit bestimmte Wert der Waren ist nur ihr Durchschnittswert... Von diesem Durchschnittswert der Ware ist ihr Marktwert stets verschieden und steht stets entweder unter oder über ihm. ... Der Preis unterscheidet sich also vom Wert.... dadurch, dass der letztere als Gesetz der Bewegungen erscheint, die der erstere durchläuft. Sie sind aber beständig verschieden und decken sich nie oder nur ganz zufällig und ausnahmsweise... Nachfrage und Zufuhr bestimmen beständig die Warenpreise, decken sich nie oder nur zufällig; aber die Produktionskosten bestimmen ihrerseits die Oszillationen der Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie.: 56f.

7. Entwicklungsstufe: Die Warenpreise sinken tendenziell (oder die Verbraucher erhalten mehr Leistung zum gleichen Preis). Man muss annehmen, dass die Beeinflussung der Marktpreise durch Angebot und Nachfrage immer nur kurzfristig ist. Steigt ein Marktpreis deutlich über den durchschnittlichen Produktionspreis wegen zu geringem Angebot oder großer Nachfrage, dann steigen mehr Kapitalisten in dieses profitable Geschäft ein. Sinken die Marktpreise deutlich unter den durchschnittlichen Produktionspreis, dann ziehen sich die Kapitalisten aus diesem Markt zurück und reduzieren so das Angebot. Auf lange Sicht - und falls Angebot und zahlungsfähige Nachfrage sich decken - werden die Marktpreise durch den durchschnittlichen Produktionspreis bestimmt. Dieser hängt aber vor allem von der Entwicklung der Produktivität ab. Die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit senkt langfristig die Warenwerte: Die „...absolute Erhöhung der Produktivkraft des angewandten Kapitals, bzw. der von ihm angeeigneten Arbeit, ... (kann) überhaupt nur den Wert der Waren vermindern ...;“ K. Marx, Kapital III., S. 659. "Vermehrt sich die Produktivität der Industrie, so fällt der Preis der einzelnen Ware. Es ist weniger Arbeit in ihr enthalten, weniger bezahlte und unbezahlte. Dieselbe Arbeit produziere z.B. das dreifache Produkt; es kommt dann 2/3 weniger Arbeit auf das einzelne Produkt. Und da der Profit nur einen Teil dieser in der einzelnen Ware enthaltenen Arbeitsmasse bilden kann, muss die Masse des Profits auf die einzelne Ware abnehmen ..." K. Marx, Kapital 3. S. 239. "Da die Entwicklung der Produktivkraft und die ihr entsprechende höhere Zusammensetzung des Kapitals ein stets größeres Quantum Produktionsmittel durch ein stets geringeres Quantum Arbeit in Bewegung setzt, absorbiert jeder aliquote Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes bestimmte einzelne Warenmaß der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enthält ferner weniger

Page 362: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

72

vergegenständlichte Arbeit, sowohl im Verschleiß des angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und Hilfsstoffen. Jede einzelne Ware enthält also eine geringere Summe von in Produktionsmitteln vergegenständlichter und während der Produktion neu zugesetzter Arbeit. Der Preis der einzelnen Ware fällt daher." K. Marx, Kapital 3. S. 236.

Tendenzieller Fall der Profitrate Kapital 3.221-225 Dritter Abschnitt Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate 13. Kapitel Das Gesetz als solches „Wir stellen absichtlich dies Gesetz dar, bevor wir das Auseinanderfallen des Profits in verschiedene gegeneinander verselbständigte Kategorien darstellen. Die Unabhängigkeit dieser Darstellung von der Spaltung des Profits in verschiedene Teile, die verschiedenen Kategorien von Personen zufallen, beweist von vornherein die Unabhängigkeit des Gesetzes in seiner Allgemeinheit von jener Spaltung... Der Profit, von dem wir hier sprechen, ist nur ein anderer Name für den Mehrwert selbst, der nur in Beziehung zum Gesamtkapital dargestellt ist, statt in Beziehung zum variablen Kapital, aus dem er entspringt. Der Fall der Profitrate drückt also das fallende Verhältnis des Mehrwerts ... zum vorgeschossenen Gesamtkapital aus und ist daher unabhängig von jeder beliebigen Verteilung dieses Mehrwerts unter verschiedene Kategorien.“ K. Marx, Kapital 3. S. 224. „Bei gegebenem Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Kapital, z.B. von 100000 Euro, eine bestimmte Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser Anzahl. Z.B. 100000 Euro sei der Arbeitslohn für 20 Arbeiter, sage für eine Woche. Verrichten diese 20 Arbeiter ebensoviel notwendige Arbeit wie Mehrarbeit, arbeiten sie also täglich ebensoviel Zeit für sich selbst, d.h. für die Reproduktion ihres Arbeitslohns, wie für den Kapitalisten, d.h. für die Produktion von Mehrwert, so wäre ihr Gesamtwertprodukt = 200000 Euro und der von ihnen erzeugte Mehrwert betrüge 100000 Euro. Die Rate des Mehrwerts m/v wäre = 100%. Diese Rate des Mehrwerts würde sich jedoch, wie wir gesehen, in sehr verschiedenen Profitraten ausdrücken, je nach dem verschiedenen Umfang des konstanten Kapitals c und damit das Gesamtkapitals C, da die Profitrate = m/C. Ist die Mehrwertrate 100 %: Wenn c= 50000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 150000= 66,66%. Wenn c= 100000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 200000= 50%. Wenn c= 200000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 300000= 33,33%. Wenn c= 300000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 400000= 25%. Wenn c= 400000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 500000= 20%.“

Page 363: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

73

K. Marx, Kapital 3. S. 221. „Dieselbe Rate des Mehrwerts, bei unverändertem Ausbeutungsgrad der Arbeit, würde sich so in einer fallenden Profitrate ausdrücken, weil mit seinem materiellem Umfang, wenn auch nicht im selben Verhältnis, auch der Wertumfang des konstanten und damit des Gesamtkapitals wächst.“ K. Marx, Kapital 3. S. 221f. „Nimmt man nun ferner an, dass diese graduelle Veränderung in der Zusammensetzung des Kapitals sich nicht bloß in vereinzelten Produktionssphären zuträgt, sondern mehr oder weniger in allen oder doch in den entscheidenden Produktionssphären, dass sie also Veränderungen in der organischen Durchschnittszusammensetzung des einer bestimmten Gesellschaft angehörigen Gesamtkapitals einschließt, so muss dies allmähliche Anwachsen des konstanten Kapitals, im Verhältnis zum variablen, notwendig zum Resultat haben einen graduellen Fall in der allgemeinen Profitrate bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts oder gleichbleibendem Ausbeutungsgrad der Arbeit durch das Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 222. „(Es wird sich weiter - im folgenden Kapitel - zeigen, warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum zunehmenden Fall hervortritt.)“ K. Marx, Kapital 3. S. 223. „Nun hat sich aber gezeigt, als ein Gesetz der kapitalistischen Produktionsweise, dass mit ihrer Entwicklung eine relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten Kapital und damit im Verhältnis zu dem in Bewegung gesetzten Gesamtkapital stattfindet. Es heißt dies nur, dass dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe Menge Arbeitskraft ... infolge der innerhalb der kapitalistischen Produktion sich entwickelnden eigentümlichen Produktionsmethoden, eine stets wachsende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt, verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Kapital von stets wachsendem Wertumfang. Diese fortschreitende relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten und daher zum Gesamtkapital ist identisch mit der fortschreitend höheren organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem Durchschnitt. Es ist ebenso nur ein anderer Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, die sich gerade darin zeigt, dass vermittelst der wachsenden Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital überhaupt mehr Roh- und Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden. Es entspricht diesem wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende Verbilligung des Produkts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 222. “Die zunehmende Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251. „Ein stets geringerer Anteil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verhältnis zu seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verhältnis des unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verhältnismäßige Abnahme des variablen und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein anderer Ausdruck für die

Page 364: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

74

vermehrte Produktivität der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 226. „Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind insofern nur verschiedene Ausdrücke desselben Prozesses, als beide die Entwicklung der Produktivkraft ausdrücken. Die Akkumulation ihrerseits beschleunigt den Fall der Profitrate, sofern mit ihr die Konzentration der Arbeiten auf großer Stufenleiter und damit eine höhere Zusammensetzung des Kapitals gegeben ist. Andererseits beschleunigt der Fall der Profitrate wieder die Konzentration des Kapitals und seine Zentralisation durch die Enteignung der kleineren Kapitalisten, durch die Enteignung des letzten Rests der unmittelbaren Produzenten, bei denen noch etwas zu enteignen ist. Dadurch wird andererseits die Akkumulation, der Masse nach, beschleunigt, obgleich mit der Profitrate die Rate der Akkumulation fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251.

Kapital 3.226-229

„Nun hat sich aber gezeigt, als ein Gesetz der kapitalistischen Produktionsweise, dass mit ihrer Entwicklung eine relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten Kapital und damit im Verhältnis zu dem in Bewegung gesetzten Gesamtkapital stattfindet. Es heißt dies nur, dass dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe Menge Arbeitskraft ... infolge der innerhalb der kapitalistischen Produktion sich entwickelnden eigentümlichen Produktionsmethoden, eine stets wachsende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt, verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Kapital von stets wachsendem Wertumfang. Diese fortschreitende relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten und daher zum Gesamtkapital ist identisch mit der fortschreitend höheren organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem Durchschnitt. Es ist ebenso nur ein anderer Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, die sich gerade darin zeigt, dass vermittelst der wachsenden Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital überhaupt mehr Roh- und Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden. Es entspricht diesem wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende Verbilligung des Produkts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 222. “Die zunehmende Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251. „Ein stets geringerer Anteil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verhältnis zu seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verhältnis des unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verhältnismäßige Abnahme des variablen und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein anderer Ausdruck für die vermehrte Produktivität der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 226.

Page 365: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

75

1) Fall der Profitrate bei steigender Arbeiterzahl: „Nimmt man eine gegebene Arbeiterbevölkerung, z.B. von zwanzig Millionen, nimmt man ferner als gegeben Länge und Intensität des Durchschnittsarbeitstages sowie den Arbeitslohn und damit das Verhältnis zwischen notwendiger und Mehrarbeit, so produziert die Gesamtarbeit dieser zwanzig Millionen und ebenso ihre Mehrarbeit, die sich in Mehrwert darstellt, stets dieselbe Wertgröße. Aber es fällt mit der wachsenden Masse des konstanten - fixen und zirkulierenden - Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt, das Verhältnis dieser Wertgröße zum Wert dieses Kapitals... Das Verhältnis ändert sich, nicht weil die Masse der lebendigen Arbeit fällt, sondern weil die Masse der von ihr in Bewegung gesetzten bereits vergegenständlichten Arbeit steigt. Die Abnahme ist relativ, nicht absolut... Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandteils des Gesamtkapitals....“ K. Marx, Kapital 3. S. 226f. „Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate .... schließt in keiner Weise aus, dass die absolute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung gesetzten und ausgebeuteten Arbeit, daher auch die absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit wächst; ebenso wenig, dass die unter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehrarbeit kommandieren....“ K. Marx, Kapital 3. S. 226. „Die Anzahl der vom Kapital angewandten Arbeiter ... kann also wachsen, und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies kann nicht nur der Fall sein. Es muss der Fall sein - vorübergehende Schwankungen abgerechnet - auf Basis der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 228 „Der kapitalistische Produktionsprozess ist wesentlich zugleich Akkumulationsprozess. Man hat gezeigt, wie im Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Wertmasse, die einfach reproduziert und erhalten werden muss, mit der Steigerung der Produktivität der Arbeit steigt und wächst... Aber mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst noch mehr die Masse der produzierten Gebrauchswerte, wovon die Produktionsmittel einen Teil bilden. Und die zusätzliche Arbeit, durch deren Aneignung dieser zusätzliche Reichtum in Kapital rückverwandelt werden kann, hängt nicht ab vom Wert, sondern von der Masse dieser Produktionsmittel (Lebensmittel eingeschlossen), da der Arbeiter im Arbeitsprozess nicht mit dem Wert, sondern mit dem Gebrauchswert der Produktionsmittel zu tun hat... In diesem Wachstum der Produktionsmittel ist aber eingeschlossen das Wachstum der Arbeiterbevölkerung, die Schöpfung einer dem Surpluskapital entsprechenden und sogar seine Bedürfnisse im ganzen und großen stets überflutenden Bevölkerung, und daher Überbevölkerung, von Arbeitern.“ K. Marx, Kapital 3. S. 228. „Im selben Verhältnis daher, wie sich die kapitalistische Produktion entwickelt, entwickelt sich die Möglichkeit einer relativ überzähligen Arbeiterbevölkerung, nicht weil die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit abnimmt, sondern weil sie zunimmt, also nicht aus einem absoluten Missverhältnis zwischen Arbeit und Existenzmittel oder Mitteln zur Produktion dieser Existenzmittel, sondern aus einem Missverhältnis, entspringend aus der kapitalistischen Ausbeutung der Arbeit, dem Missverhältnis zwischen dem steigenden Wachstum des Kapitals und seinem relativ abnehmenden Bedürfnis nach wachsender Bevölkerung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232.

Page 366: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

76

„Der Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bedingt Arbeitsprozesse auf steigend größerer Stufenleiter und damit steigend größeren Dimensionen und dementsprechend steigende Kapitalvorschüsse für jedes einzelne Unternehmen. Wachsende Konzentration der Kapitale (begleitet zugleich, doch in geringerem Maß, von wachsender Zahl der Kapitalisten) ist daher sowohl eine ihrer materiellen Bedingungen wie eins der von ihr selbst produzierten Resultate. Hand in Hand, in Wechselwirkung damit, geht fortschreitende Enteignung der mehr oder minder unmittelbaren Produzenten. So versteht es sich für die einzelnen Kapitalisten, dass sie über wachsend große Arbeiterarmeen kommandieren (sosehr auch für sie das variable im Verhältnis zum konstanten Kapital fällt), dass die Masse des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits wächst, gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate. Dieselben Ursachen, die Massen von Arbeiterarmeen unter dem Kommando einzelner Kapitalisten konzentrieren, sind es ja grade, die auch die Masse des angewandten fixen Kapitals wie der Roh- und Hilfsstoffe in wachsender Proportion anschwellen gegenüber der Masse der angewandten lebendigen Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 229.

Kapital 3.230-232 „Die Anzahl der vom Kapital angewandten Arbeiter ... kann also wachsen, und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies kann nicht nur der Fall sein. Es muss der Fall sein - vorübergehende Schwankungen abgerechnet - auf Basis der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 228 „Der Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bedingt Arbeitsprozesse auf steigend größerer Stufenleiter und damit steigend größeren Dimensionen und dementsprechend steigende Kapitalvorschüsse für jedes einzelne Unternehmen. Wachsende Konzentration der Kapitale (begleitet zugleich, doch in geringerem Maß, von wachsender Zahl der Kapitalisten) ist daher sowohl eine ihrer materiellen Bedingungen wie eins der von ihr selbst produzierten Resultate. Hand in Hand, in Wechselwirkung damit, geht fortschreitende Enteignung der mehr oder minder unmittelbaren Produzenten. So versteht es sich für die einzelnen Kapitalisten, dass sie über wachsend große Arbeiterarmeen kommandieren (sosehr auch für sie das variable im Verhältnis zum konstanten Kapital fällt), dass die Masse des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits wächst, gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate. Dieselben Ursachen, die Massen von Arbeiterarmeen unter dem Kommando einzelner Kapitalisten konzentrieren, sind es ja grade, die auch die Masse des angewandten fixen Kapitals wie der Roh- und Hilfsstoffe in wachsender Proportion anschwellen gegenüber der Masse der angewandten lebendigen Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 229.

2) Fall der Profitrate bei steigender Mehrwertmasse: „Im Fortschritt des Produktions- und Akkumulationsprozesses muss also die Masse der aneignungsfähigen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen.

Page 367: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

77

Aber dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation steigern mit der Masse den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Progression rascher als den des variablen... Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also für das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 229. „Die Masse des Mehrwerts, die ein Kapital von gegebener Größe erzeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerts multipliziert mit der Arbeiterzahl, die zur gegebenen Rate beschäftigt wird. Sie hängt also ab bei gegebener Rate des Mehrwerts von der Arbeiterzahl und bei gegebener Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 244. „Die Masse des Mehrwerts ist gleich der Rate multipliziert mit der Arbeiterzahl; die Rate wird aber nie auf das Gesamtkapital, sondern nur auf das variable Kapital berechnet, in der Tat nur auf je einen Arbeitstag.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245. „In welcher Form nun muss dies zwieschlächtige Gesetz der aus denselben Ursachen entspringenden Abnahme der Profitrate und gleichzeitiger Zunahme der absoluten Profitmasse sich darstellen?“ K. Marx, Kapital 3. S. 230. „Nehmen wir den anteiligen Teil des Kapitals, auf den wir die Profitrate berechnen, z.B.: 100. Diese 100 stellen die Durchschnittszusammensetzung des Gesamtkapitals vor, sage 80 c + 20 v ... Mit relativer Abnahme des variablen Teils gegen den konstanten, und daher gegen das Gesamtkapital von 100, fällt die Profitrate gleichbleibendem und selbst steigendem Ausbeutungsgrad der Arbeit, fällt die relative Größe des Mehrwerts, d.h. sein Verhältnis zum Wert des vorgeschossenen Gesamtkapitals von 100.“ K. Marx, Kapital 3. S. 230. „Andererseits aber bringen dieselben Ursachen, ... ein Wachstum in der absoluten Masse des vom Gesellschaftskapital ... angeeigneten Mehrwerts.... hervor. Wie muss sich dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren Widerspruch?“ K. Marx, Kapital 3. S. 231. „Wenn je ein anteiliger Teil = 100 des gesellschaftlichen Kapitals... eine gegebene Größe ist, ... so ist dagegen die Größe des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, wie die Größe des in den Händen einzelner Kapitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Größe, die ... variieren muss im umgekehrten Verhältnis zur Abnahme ihres variablen Teils.“ K. Marx, Kapital 3. S. 231. „Als im früheren Beispiel die Zusammensetzung prozentual 60 c + 40 v war, war der Mehrwert oder Profit darauf 40 und daher die Profitrate 40%. Angenommen auf dieser Stufe der Zusammensetzung sei das Gesamtkapital eine Million gewesen. So betrug der Gesamtmehrwert und daher der Gesamtprofit 400000. Wenn nun später die Zusammensetzung = 80 c + 20 v, so ist der Mehrwert oder Profit ... auf je 100 = 20. Da aber der Mehrwert oder Profit der absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, wächst, trotz dieser abnehmenden Profitrate ... sagen wir von 400000 auf 44000, so ist das nur dadurch möglich, dass das Gesamtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser neuen Zusammensetzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2200000. Die Masse des in Bewegung gesetzten Gesamtkapitals ist gestiegen auf 220 %, während die Profitrate um 50 % gefallen ist. Hätte sich das Kapital nur verdoppelt, so hätte es zur Profitrate von 20 % nur dieselbe Masse von Mehrwert und Profit erzeugen können wie das alte Kapital von 1000000 zu 40%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232. “Es zeigt sich hier das schon früher (siehe Kapital Bd. 1, S. 652, 673/674) entwickelte Gesetz,

Page 368: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

78

dass mit der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit eine wachsend größere Masse Gesamtkapital nötig ist, um dieselbe Menge Arbeitskraft in Bewegung zu setzen und dieselbe Masse Mehrarbeit einzusaugen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232. „Fällt die Profitrate um 50 %, so fällt sie um die Hälfte. Soll daher die Masse des Profits gleich bleiben, so muss das Kapital sich verdoppeln. Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleich bleibt, muss der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamtkapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt.... Dies gilt, damit das Resultat dasselbe bleibe. Soll es dagegen wachsen, so muss das Kapital in größerer Proportion wachsen, als die Profitrate fällt. In anderen Worten: Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibt, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals fällt, muss das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232f. „Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drückt sich im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andererseits in beständigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so dass im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Profits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 233.

Kapital 3.233-241 „Fällt die Profitrate um 50 %, so fällt sie um die Hälfte. Soll daher die Masse des Profits gleich bleiben, so muss das Kapital sich verdoppeln. Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleich bleibt, muss der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamtkapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt.... Dies gilt, damit das Resultat dasselbe bleibe. Soll es dagegen wachsen, so muss das Kapital in größerer Proportion wachsen, als die Profitrate fällt. In anderen Worten: Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibt, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals fällt, muss das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232f. „Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drückt sich im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andererseits in beständigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so dass im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Profits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 233.

Page 369: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

79

3) Fall der Profitrate bei steigender Gesamtmasse der Waren und sinkenden Preisen der Einzelware: „Da die Entwicklung der Produktivkraft und die ihr entsprechende höhere Zusammensetzung des Kapitals ein stets größeres Quantum Produktionsmittel durch ein stets geringeres Quantum Arbeit in Bewegung setzt, absorbiert jeder aliquote Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes bestimmte einzelne Warenmaß der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enthält ferner weniger vergegenständlichte Arbeit, sowohl im Verschleiß des angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und Hilfsstoffen. Jede einzelne Ware enthält also eine geringere Summe von in Produktionsmitteln vergegenständlichter und während der Produktion neu zugesetzter Arbeit. Der Preis der einzelnen Ware fällt daher.“ K. Marx, Kapital 3. S. 236. „Mit der im Lauf der Produktionsmittelentwicklung enorm gesteigerten absoluten Abnahme der Summe der, in der einzelnen Ware neu zugesetzten, lebendigen Arbeit wird auch die Masse der in ihr enthaltenen unbezahlten Arbeit absolut abnehmen, wie sehr sie auch relativ gewachsen sei, im Verhältnis ... zum bezahlten Teil. Die Profitmasse auf jede einzelne Ware wird sich sehr vermindern mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit...“ K. Marx, Kapital 3. S. 236. „Dass der Preis der einzelnen Waren fällt, aus deren Summe das Gesamtprodukt des Kapitals besteht, heißt weiter nichts, als dass sich ein gegebenes Quantum Arbeit in einer größeren Masse Waren realisiert, jede einzelne Ware also weniger Arbeit als früher enthält.“ K. Marx, Kapital 3. S. 236. “Mit Ausnahme einzelner Fälle (z.B. wenn die Produktivkraft der Arbeit gleichmäßig alle Elemente des konstanten wie des variablen Kapitals verbilligt) wird die Profitrate sinken, trotz der erhöhten Rate des Mehrwerts, 1. weil selbst ein größerer unbezahlter Teil der geringeren Gesamtsumme der neu zugesetzten Arbeit kleiner ist, als ein geringerer ... unbezahlter Anteil der größeren Gesamtsumme war, und 2. weil die höhere Zusammensetzung des Kapitals in der einzelnen Ware sich darin ausdrückt, dass der Wertteil derselben, worin überhaupt neu zugesetzte Arbeit sich darstellt, fällt gegen den Wertteil, der sich darstellt in Rohstoff, Hilfsstoff und Verschleiß des fixen Kapitals. Dieser Wechsel im Verhältnis der verschiedenen Bestandteile des Preises der einzelnen Ware, die Abnahme des Preisteils, worin sich neu zugesetzte lebendige Arbeit, und die Zunahme der Preisteile, worin sich früher vergegenständlichte Arbeit darstellt - ist die Form, worin sich im Preis der einzelnen Ware die Abnahme des variablen gegen das konstante ausdrückt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 236. „Vermehrt sich die Produktivität der Industrie, so fällt der Preis der einzelnen Ware. Es ist weniger Arbeit in ihr enthalten, weniger bezahlte und unbezahlte. Dieselbe Arbeit produziere z.B. das dreifache Produkt; es kommt dann 2/3 weniger Arbeit auf das einzelne Produkt. Und da der Profit nur einen Teil dieser in der einzelnen Ware enthaltenen Arbeitsmasse bilden kann, muss die Masse des Profits auf die einzelne Ware abnehmen ...“ K. Marx, Kapital 3. S. 239. “Diese Verminderung des in die Ware eingehenden Gesamtarbeitsquantums scheint hiernach das wesentliche Kennzeichen gesteigerter Produktivkraft der Arbeit zu sein, gleichgültig unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen produziert wird. In einer Gesellschaft, worin die Produzenten ihre Produktion nach einem voraus entworfenen Plan regeln, ja selbst in der einfachen Warenproduktion würde die

Page 370: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

80

Produktivität der Arbeit auch unbedingt nach diesem Maßstab gemessen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 271. „Das aus der Natur der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende Phänomen, dass bei wachsender Produktivität der Arbeit der Preis der einzelnen Ware oder eines gegebenen Warenquotums sinkt, die Anzahl der Waren steigt, die Profitmasse auf die einzelne Ware und die Profitrate auf die Warensumme sinkt, die Profitmasse aber auf die Gesamtsumme der Waren steigt - dies Phänomen stellt sich auf der Oberfläche nur so dar: - Fallen der Profitmasse auf die einzelne Ware. - Fallen ihres Preises, - Wachsen der Profitmasse auf die vermehrte Gesamtzahl der Waren, die das Gesamtkapital der Gesellschaft oder auch der einzelne Kapitalist produziert. Es wird dies dann so aufgefasst, dass der Kapitalist aus freiem Belieben weniger Profit auf die einzelne Ware schlägt, aber sich entschädigt durch die größere Anzahl Waren, die er produziert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 240. „Da in der Konkurrenz sich alles falsch darstellt, nämlich verkehrt, so kann sich der einzelne Kapitalist einbilden: 1. dass er seinen Profit auf die einzelne Ware durch ihre Preissenkung herabsetzt, aber größeren Profit macht wegen der größeren Warenmasse, die er verkauft; 2. dass er den Preis der einzelnen Waren festsetzt und durch Multiplikation den Preis des Gesamtprodukts bestimmt, während der ursprüngliche Prozess der der Division ist...“ K. Marx, Kapital 3. S. 240f. „Wie alles in der Konkurrenz und daher im Bewusstsein der Agenten der Konkurrenz sich verkehrt darstellt, so auch dies Gesetz... Es ist sichtbar, dass innerhalb der oben entwickelten Proportionen ein Kapitalist, der über großes Kapital verfügt, mehr Profitmasse macht, als ein kleiner Kapitalist, der scheinbar hohe Profite macht. Die oberflächlichste Betrachtung der Konkurrenz zeigt ferner, dass unter gewissen Umständen, wenn der größere Kapitalist sich Raum auf dem Markt schaffen, die kleineren verdrängen will, wie in Zeiten der Krise, er dies praktisch benutzt, d.h. seine Profitrate absichtlich heruntersetzt, um die kleineren aus dem Feld zu schlagen.... Die Abnahme der Profitrate erscheint hier als Folge der Zunahme des Kapitals und der damit verbundenen Berechnung der Kapitalisten, dass bei kleinerer Profitrate die von ihnen eingesteckte Profitmasse größer sein werde.“ K. Marx, Kapital 3. S. 235.

Fall der Profitrate, Resümee: “Die Profitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann.“ K. Marx, Kapital 3. S. 269. „Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehrwerts vermehren, freiwillig an, sobald sie seine Profitrate vermindert. Aber jede solche neue Produktionsweise verbilligt die Waren. Er verkauft sie daher ursprünglich über ihrem Produktionspreis, vielleicht über ihrem Wert. Er steckt die Differenz ein, die zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis der übrigen, zu höheren Produktionskosten produzierten Waren besteht. Er kann dies, weil der Durchschnitt der zur Produktion dieser Waren gesellschaftlich nötigen Arbeitszeit größer ist als die mit der neuen Produktionsweise nötigen Arbeitszeit. Seine Produktionstechnik steht über dem Durchschnitt der gesellschaftlichen.

Page 371: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

81

Aber die Konkurrenz verallgemeinert sie und unterwirft sie dem allgemeinen Gesetz. Dann tritt das Sinken der Profitrat ein ..., das also ganz und gar unabhängig ist vom Willen der Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 275. „Sinkt die Profitrate, so einerseits Anspannung des Kapitals, damit der einzelne Kapitalist durch bessere Methoden etc. den individuellen Wert seiner einzelnen Waren unter ihren gesellschaftlichen Durchschnittswert herabdrückt und so, bei gegebenem Marktpreis, einen Extraprofit macht; andererseits Schwindel und allgemeine Begünstigung des Schwindels durch leidenschaftliche Versuche in neuen Produktionsmethoden, neuen Kapitalanlagen, neuen Abenteuern, um irgendeinen Extraprofit zu sichern, der vom allgemeinen Durchschnitt unabhängig ist und sich über ihn erhebt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 269.

Kapital 3.242-245

14. Kapitel Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. Entgegenwirkende Ursachen „Wenn man die enorme Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit selbst nur in den letzten 30 Jahren, verglichen mit allen früheren Perioden, betrachtet, wenn man namentlich die enorme Masse von fixem Kapital betrachtet, das außer der eigentlichen Maschinerie in die Gesamtheit des gesellschaftlichen Produktionsprozesses eingeht, so tritt an die Stelle der Schwierigkeit, welche bisher die Ökonomen beschäftigt hat, nämlich den Fall der Profitrate zu erklären, die umgekehrte, nämlich zu erklären, warum dieser Fall nicht größer oder rascher ist. Es müssen gegenwirkende Einflüsse im Spiel sein, welche die Wirkung des allgemeinen Gesetzes durchkreuzen und aufheben und ihm nur den Charakter einer Tendenz geben, weshalb wir auch den Fall der allgemeinen Profitrate als einen tendenziellen Fall bezeichnet haben. Die allgemeinsten dieser Ursachen sind folgende:“ K. Marx, Kapital 3. S. 242.

I. Erhöhung des Ausbeutungsgrades der Arbeit „Der Ausbeutungsgrad der Arbeit, die Aneignung von Mehrarbeit und Mehrwert wird erhöht namentlich durch Verlängerung des Arbeitstags und Intensivierung der Arbeit. Diese beiden Punkte sind ausführlich entwickelt in Buch I bei der Produktion des absoluten und des relativen Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 242. „Die Masse des Mehrwerts, die ein Kapital von gegebener Größe erzeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerts multipliziert mit der Arbeiterzahl, die zur gegebener Rate beschäftigt wird. Sie hängt also ab bei gegebener Rate des Mehrwerts von der Arbeiterzahl und bei gegebener Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 244. „Die Masse des Mehrwerts ist gleich der Rate multipliziert mit der Arbeiterzahl; die Rate wird aber nie auf das Gesamtkapital, sondern nur auf das variable Kapital berechnet, in der Tat nur auf je einen Arbeitstag.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245. „Nun hat sich gezeigt, dass im Durchschnitt dieselben Ursachen, die die Rate des relativen Mehrwerts erhöhen, die Masse der angewandten Arbeitskraft erniedrigen.“ K. Marx, Kapital

Page 372: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

82

3. S. 244. (Beispiel I: Erhöhung der Ausbeutung bei höherer Kapitalzusammensetzung: 90 c + 10 v + 10 m; Zusammensetzung v/c = 11,1 %, Ausbeutungsrate = 100 %, Profitrate = 10 %; 91 c + 9 v + 10 m; Zusammensetzung v/c = 9,8 %, Ausbeutungsrate = 111 %, Profitrate = 10 %;) „Sonst ist es bereits nachgewiesen - und bildet das eigentliche Geheimnis des tendenziellen Falls der Profitrate -, dass die Prozeduren zur Erzeugung von relativem Mehrwert im ganzen und großen darauf hinauslaufen: einerseits von einer gegebenen Masse Arbeit möglichst viel in Mehrwert zu verwandeln, andererseits im Verhältnis zum vorgeschossenen Kapital möglichst wenig Arbeit überhaupt anzuwenden; so dass dieselben Gründe, welche erlauben, den Ausbeutungsgrad der Arbeit zu erhöhen, es verbieten, mit demselben Gesamtkapital ebensoviel Arbeit wie früher zu exploitieren. Dies sind die widerstreitenden Tendenzen, die, während sie auf eine Steigerung in der Rate des Mehrwerts, gleichzeitig auf einen Fall der von einem gegebenen Kapital erzeugten Masse des Mehrwerts und daher der Rate des Profits hinwirken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 243. „Wenn einem Arbeiter die Arbeit aufgezwungen wird, die rationell nur zwei verrichten können, und wenn dies unter Umständen geschieht, wo dieser eine drei ersetzen kann, so wird der eine soviel Mehrarbeit liefern wie früher zwei, und sofern ist die Rate des Mehrwerts gestiegen. Aber er wird nicht soviel liefern wie vorher drei, und damit ist die Masse des Mehrwerts gefallen. Ihr Fall ist aber kompensiert oder beschränkt durch das Steigen der Rate des Mehrwerts. Wird die gesamte Bevölkerung zu gestiegener Rate des Mehrwerts beschäftigt, so steigt die Masse des Mehrwerts, obgleich die Bevölkerung dieselbe bleibt. Noch mehr bei wachsender Bevölkerung; und obgleich dies verbunden ist mit einem relativen Fall der beschäftigten Arbeiterzahl im Verhältnis zur Größe des Gesamtkapitals, so wird dieser Fall doch gemäßigt oder aufgehalten durch die gestiegene Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245. „Die Profitrate fällt nicht, weil die Arbeit unproduktiver, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondere Formen, worin sich wachsende Produktivität der Arbeit kapitalistisch ausdrückt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 250. „Das Steigen der Mehrwertrate ... ist ein Faktor, wodurch die Masse des Mehrwerts und daher auch die Profitrate mit bestimmt wird. Er hebt nicht das allgemeine Gesetz auf. Aber er macht, dass es mehr als Tendenz wirkt, d.h. als ein Gesetz, dessen absolute Durchführung durch gegenwirkende Umstände aufgehalten, verlangsamt, abgeschwächt wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 244.

„Damit nun eine neue Produktionsmethode sich als wirkliche Steigerung der Produktivität bewähre, muss sie auf die einzelne Ware einen geringeren zusätzlichen Wert für Verschleiß von fixem Kapital übertragen, als der abzügliche Wertteil ist, der infolge verminderter lebendiger Arbeit erspart wird, muss sie mit einem Wort den Wert der Ware vermindern.... Diese Verminderung des in die Ware eingehenden Gesamtarbeitsquantums scheint hiernach das wesentliche Kennzeichen gesteigerter Produktivität der Arbeit zu sein, gleichgültig unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen produziert wird. In einer Gesellschaft, worin die Produzenten ihre Produktion nach einem voraus entworfenen Plan regeln, ja selbst in der einfachen Warenproduktion würde die Produktivität der Arbeit auch unbedingt nach diesem

Page 373: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

83

Maßstab gemessen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 271. (Den Kapitalisten steigern aber nicht die Produktivität der Arbeit, um den Arbeitsaufwand zu vermindern. Sie steigern die Produktivität durch Einführung neuer Technologie nur soweit, als der Fall der Profitrate durch gesteigerte Mehrwertproduktion mindestens ausgeglichen wird. Es folgt eine Beispielrechnung, wann sich für den Kapitalisten die Einführung einer Maschine lohnt. Nämlich dann, „wenn an dem bezahlten Teil der lebendigen Arbeit mehr erspart als an vergangener Arbeit zugesetzt wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 272. Das heißt, dass die Kosten für die neue Technologie niedriger sein müssen als die Lohnkosten, die durch diese Technologie erspart werden.)

II. Herunterdrücken des Arbeitslohns unter seinen Wert „Dies wird hier nur empirisch angeführt, da es in der Tat... mit der allgemeinen Analyse des Kapitals nichts zu tun hat, sondern in die, in diesem Werk nicht behandelte Darstellung der Konkurrenz gehört. Doch es ist eine der bedeutendsten Ursachen, die die Tendenz zum Fall der Profitrate aufhalten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245. (Beispiel II: Senkung des Lohns bei höherer Kapitalzusammensetzung: Ergibt gleiche Zahlenverhältnisse wie in Beispiel I;

Aus 90 c + 10 v + 10 m wird 91 c + 9 v + 10 m; nur dass die Verminderung von 10 v auf 9 v diesmal nicht eine geringere Zahl Arbeiter wie im Beispiel I, sondern eine geringe Lohnsumme für die selbe oder sogar eine höhere Zahl Arbeiter ausdrückt. Das ist die Grundlage für die Behauptung der Kapitalisten, niedrigere Löhne würden Arbeitsplätze schaffen. Würden alle Arbeiter ganz ohne Lohn arbeiten, könnten auch alle Beschäftigung finden. Die Arbeiter arbeiten eben nicht für Beschäftigung, sondern für ihren Lebensunterhalt, also für Lohn. Der Sache nach wird bei Lohnsenkungen aus dem Lohnfonds akkumuliert, nicht aus dem Mehrwert. Der Mehrwert und mit ihm die Ausbeutung wächst. ) „Ebenfalls ist die massenhafte Einführung von Weiber- und Kinderarbeit soweit hier zu erwähnen, als die ganze Familie dem Kapital eine größere Masse Mehrarbeit liefern muss als vorher, selbst wenn die Gesamtsumme des ihr gegebenen Arbeitslohnes wächst.....“ K. Marx, Kapital 3. S. 243. (Reichte früher ein Lohneinkommen für eine Familie, so steigt durch die Frauenarbeit zwar das Familieneinkommen absolut, aber relativ zur Zahl der Lohnarbeiter sinkt der Lohn. Sobald es sich als normal durchgesetzt hat, dass auch Frauen lohnarbeiten, reicht der Lohn des Mannes im Durchschnitt nicht mehr für eine Familie.)

Kapital 3.245-250

III. Verbilligung der Elemente des konstanten Kapitals „Alles, was im ersten Abschnitt dieses Buchs über die Ursachen gesagt worden, die die Profitrate erhöhen .... gehört hierher. Also namentlich, dass ... der Wert des konstanten Kapitals nicht in demselben Verhältnis wächst wie sein materieller Umfang. Z.B. die Baumwollmasse, die ein einzelner europäischer Spinnarbeiter in einer modernen Fabrik verarbeitet, ist gewachsen im kolossalsten Verhältnis zu dem, was ein europäischer Spinner früher mit dem Spinnrad verarbeitete. Aber der Wert der verarbeiteten Baumwolle ist nicht in demselben Verhältnis gewachsen wie ihre Masse. Ebenso mit den Maschinen und anderem fixen Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245f. „Kurz, dieselbe Entwicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Verhältnis

Page 374: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

84

zum variablen, vermindert, infolge der gesteigerten Produktivkraft der Arbeit, den Wert seiner Elemente und verhindert daher, dass der Wert des konstanten Kapitals, obgleich beständig wachsend, im selben Verhältnis wachse wie sein materieller Umfang.... In einzelnen Fällen kann sogar die Masse der Elemente des konstanten Kapitals zunehmen, während sein Wert gleich bleibt oder fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 246. “Obgleich mit der anwachsenden Körpermasse die Maschine absolut teurer wird, wird sie relativ billiger. Wenn fünf Arbeiter zehnmal soviel Waren produzieren wie früher, verzehnfacht sich deswegen nicht die Auslage an fixem Kapital; obgleich der Wert dieses Teils des konstanten Kapitals wächst mit der Entwicklung der Produktivkraft, wächst er bei weitem nicht in demselben Verhältnis.“ K. Marx, Kapital 3. S. 270. “Mit dem Gesagten hängt zusammen die mit der Entwicklung der Industrie gegebene Entwertung des vorhandenen Kapitals (d.h. seiner stofflichen Elemente). Auch sie ist eine der beständig wirkenden Ursachen, welche den Fall der Profitrate aufhalten, obgleich sie unter Umständen die Masse des Profits beeinträchtigen kann durch Beeinträchtigung der Masse des Kapitals, das Profit abwirft. Es zeigt sich hier wieder, dass dieselben Ursachen, welche die Tendenz zum Fall der Profitrate erzeugen, auch die Verwirklichung dieser Tendenz mäßigen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 246. (Diese Entwicklung konnte man an der Computertechnik gut verfolgen: Obwohl die Rechner in wenigen Jahren immer leistungsfähiger wurden, stiegen ihre Preise wenig oder gar nicht.)

IV. Die relative Überbevölkerung (= Arbeitslosigkeit) „Ihre Erzeugung ist unzertrennlich von der und wird beschleunigt durch die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in der Abnahme der Profitrate ausdrückt. Die relative Überbevölkerung zeigt sich um so auffallender in einem Lande, je mehr die kapitalistische Produktionsweise in ihm entwickelt ist. Sie ist wiederum Grund, ... dass in vielen Produktionszweigen die mehr oder minder vollständige Unterordnung der Arbeit unter das Kapital fortdauert und länger fortdauert, als dies dem allgemeinen Stand der Entwicklung auf den ersten Blick entspricht...“ K. Marx, Kapital 3. S. 246. „Andererseits öffnen sich neue Produktionszweige, besonders auch für Luxuskonsumtion, die eben jene relative, oft durch Überwiegen des konstanten Kapitals in anderen Produktionszweigen freigesetzte Bevölkerung als Basis nehmen, ihrerseits wieder auf Überwiegen des Elements der lebendigen Arbeit beruhen und erst nach und nach dieselbe Karriere wie die anderen Produktionszweige durchmachen. In beiden Fällen nimmt das variable Kapital eine bedeutende Proportion des Gesamtkapitals ein und ist der Arbeitslohn unter dem Durchschnitt, so dass sowohl Mehrwertrate wie Mehrwertmasse in diesen Produktionszweigen ungewöhnlich hoch sind. Da nun die allgemeine Profitrate durch die Ausgleichung der Profitraten in den besonderen Produktionszweigen gebildet wird, bringt hier wieder dieselbe Ursache, die die fallende Tendenz der Profitrate erzeugt, ein Gegengewicht gegen diese Tendenz hervor, das ihre Wirkung mehr oder minder paralysiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 247. (Das Abwandern der Lohnarbeiter aus der Industrie mit hoher Kapitalzusammensetzung in die sogenannten „Dienstleistungsbereiche“ mit sehr niedriger Kapitalzusammensetzung und teilweise niedrigen Löhnen steigert die gesellschaftliche Durchschnittsprofitrate enorm.

Page 375: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

85

Ein großer Teil dieser „Dienstleistungen“ geht in den Luxuskonsum - in Restaurants, Touristik, Beratungstätigkeiten für Private etc. Laut Economist vom 17.10.1998 ging „fast 70 % des amerikanischen Bruttosozialprodukts in den Konsum“. Dabei entfielen auf „Familien mit einem Jahreseinkommen von mehr als 50000 US-Dollar im Jahr fast die Hälfte aller Konsumausgaben“, obwohl sie nur einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung ausmachen.)

„Eine Entwicklung der Produktivkräfte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d.h., in der Tat die ganze Nation befähigte, in einem geringeren Zeitteil ihre Gesamtproduktion zu vollziehen, würde Revolution herbeiführen, weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung außer Kurs setzen würde.“ K. Marx, Kapital 3. S. 274.

V. Der auswärtige Handel „Soweit der auswärtige Handel teils die Elemente des konstanten Kapitals, teils die notwendigen Lebensmittel, worin das variable Kapital sich umsetzt, verbilligt, wirkt er steigernd auf die Profitrate, indem der die Rate des Mehrwerts hebt und den Wert des konstanten Kapitals senkt. Er wirkt überhaupt in diesem Sinn, indem er erlaubt, die Stufenleiter der Produktion zu erweitern. Damit beschleunigt er einerseits die Akkumulation, andererseits aber auch das Sinken des variablen Kapitals gegen das konstante und damit den Fall der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 247. “Ebenso ist die Ausdehnung des auswärtigen Handels, obgleich in der Kindheit der kapitalistischen Produktionsweise deren Basis, in ihrem Fortschritt, durch die innere Notwendigkeit dieser Produktionsweise, durch ihr Bedürfnis nach stets ausgedehnterem Markt, ihr eigenes Produkt geworden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 247. „Derselbe auswärtige Handel aber entwickelt im Inland die kapitalistische Produktionsweise, und damit die Abnahme des variablen Kapitals gegenüber dem konstanten, und produziert auf der anderen Seite Überproduktion mit Bezug auf das Ausland, hat daher auch wieder im weiteren Verlauf die entgegengesetzte Wirkung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 249. (In diese Entwicklung ist nicht nur die Ausweitung des Welthandels zu rechnen, sondern auch die Bildung von Handelszonen und der EU, die zu einer Ausweitung der Handelsströme, einer Verbilligung des konstanten Kapitals und der Produktion auf größerer Stufenleiter beitragen. Die EU sorgt auch für Anhebung der niedrigeren Profitrate in Deutschland durch Ausgleich mit den hohen Profitraten in rückständigeren Zonen wie Irland, Spanien, Portugal.)

VI. Zunahme des Aktienkapitals „Den obigen fünf Punkten kann noch hinzugefügt werden der folgende, worauf aber zunächst nicht tiefer eingegangen werden kann. Ein Teil des Kapitals wird im Fortschritt der kapitalistischen Produktion, der mit beschleunigter Akkumulation Hand in Hand geht, nur als zinstragendes Kapital berechnet und angewandt. Nicht in dem Sinne, worin jeder Kapitalist, der Kapital ausleiht, sich mit den Zinsen begnügt, während der industrielle Kapitalist den Unternehmergewinn einsteckt. Dies geht die Höhe der allgemeinen Profitrate nichts an, denn für sie ist der Profit = Zins + Profit aller Art + Grundrente, deren Verteilung in diese besonderen Kategorien für sie gleichgültig ist. Sondern in dem Sinn, dass diese Kapitale, obgleich in große produktive Unternehmungen gesteckt, nach Abzug aller Kosten nur große oder kleine Zinsen, sogenannte Dividenden

Page 376: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

86

abwerfen. ... Sie gehen also nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate ein, da sie eine geringere als die Durchschnittsprofitrate abwerfen. Ginge sie ein, so sänke diese viel tiefer. Theoretisch betrachtet, kann man sie einrechnen und erhält dann eine geringere Profitrate als die scheinbar existierende und die Kapitalisten wirklich bestimmende...“ K. Marx, Kapital 3. S. 250. „Bevor wir weitergehen, ist noch dies ökonomisch Wichtige zu bemerken: Da der Profit hier (bei den großen Aktiengesellschaften wo Management und Kapitaleigner getrennt sind) rein die Form des Zinses annimmt, sind solche Unternehmungen noch möglich, wenn sie bloßen Zins abwerfen, und es ist dies einer der Gründe, die das Fallen der allgemeinen Profitrate aufhalten, indem diese Unternehmungen, wo das konstante Kapital in so ungeheurem Verhältnis zum variablen steht, nicht notwendig in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 453. (Faktisch gehen die Kapitalisten von einer doppelten Profitrate aus: einer niedrigeren im Aktienkapital, das mit fremdem und eigenem Kapital arbeitet, und eine höhere, ‚normale‘ bei Kapital, das nur oder hauptsächlich mit Eigenkapital betrieben wird. Das fällt dann in ihre „Kompensationsgründe“ - siehe oben -, indem sie z.B. von einem größeren Risiko bei kleineren und mittleren Unternehmen, die mit Eigenkapital betreiben werden, ausgehen.)

Kapital 3.251- 256

15. Kapitel Entfaltung der inneren Widersprüche des Gesetzes I. Allgemeines Steigende Mehrwertmasse trotz fallender Profitrate: „Man hat im ersten Abschnitt dieses Buches gesehen, dass die Profitrate die Mehrwertrate stets niedriger ausdrückt als sie ist. Man hat jetzt gesehen, dass selbst eine steigende Rate des Mehrwerts die Tendenz hat, sich in einer fallenden Profitrate auszudrücken. Die Profitrate wäre nur gleich der Rate des Mehrwerts, wenn c = 0, d.h., wenn das Gesamtkapital in Arbeitslohn ausgelegt wäre. Eine fallende Profitrate drückt nur dann eine fallende Rate des Mehrwerts aus, wenn das Verhältnis zwischen dem Wert des konstanten Kapitals und der Menge der es in Bewegung setzenden Arbeitskraft unverändert bleibt, oder wenn diese letztere, im Verhältnis zum Wert des konstanten Kapitals gestiegen ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251. “Wir haben gesehen, dass, obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion m, die Gesamtsumme des Mehrwerts, stetig wächst, dennoch m/C ebenso stetig abnimmt, weil C noch rascher wächst als m.“ K. Marx, Kapital 3. S. 252. “Fällt die Profitrate von 50 % auf 25 %, wenn z.B. die Kapitalzusammensetzung, bei einer Mehrwertrate = 100 %, sich von 50 c + 50 v auf 75 c + 25 v verändert, so wird im ersten Fall ein Kapital von 1000 einen Profit von 500 und im zweiten Fall ein Kapital von 4000 einen Profit von 1000 geben, m oder p hat sich verdoppelt, aber p’ ist um die Hälfte gefallen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 253. Kapital 1): C = 1000 = 500 c + 500 v ( + 500 m); Kapital 2): C = 4000 = 3000 c + 1000 v ( + 1000 m).

Page 377: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

87

Fallende Profitrate und steigende Akkumulation: Aus einer steigenden Mehrwertmasse kann auch mehr akkumuliert werden: “Ein bestimmte Profitrate gegeben, hängt die Masse des Profits stets ab von der Größe des vorgeschossenen Kapitals. Die Akkumulation aber ist dann bestimmt durch den Teil dieser Masse, der in Kapital rückverwandelt wird. Dieser Teil aber, da er gleich dem Profit minus der von den Kapitalisten verzehrten Revenue, wird nicht nur abhängen von dem Wert dieser Masse, sondern auch von der Billigkeit der Waren, die der Kapitalist damit kaufen kann; .... (Der Arbeitslohn ist hier als gegeben vorausgesetzt.) Die Masse des Kapitals, die der Arbeiter in Bewegung setzt und deren Wert er durch seine Arbeit erhält und im Produkt wiedererscheinen macht, ist durchaus verschieden von dem Wert, den er zusetzt. Ist die Masse des Kapitals = 1000 und die zugesetzte Arbeit = 100, so das reproduzierte Kapital = 1100. Ist die Masse = 100 und die zugesetzte Arbeit = 20, so das reproduzierte Kapital = 120. Die Profitrate ist im ersten Fall = 10 %, im zweiten = 20 %. Und dennoch kann aus 100 mehr akkumuliert werden als aus 20. ...“ Die Akkumulation des Kapitals steht „nicht im Verhältnis zur Höhe der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 255. (Aus einem Mehrwert von 20 hat der Kapitalist vielleicht eine Revenue von 15 gezogen und 5 akkumuliert, also mit einer Akkumulationsrate von 25 % seines Mehrwerts. Aus dem höheren Mehrwert von 100 hat der Kapitalist dann vielleicht 30 als Revenue verzehrt und 70 akkumuliert. Sein privater Konsum ist auf das Doppelte gestiegen, seine Akkumulation hat sich fast verdreifacht, obwohl die Profitrate von 20 % auf 10 % gefallen war.)

„Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind insofern nur verschiedene Ausdrücke desselben Prozesses, als beide die Entwicklung der Produktivkraft ausdrücken. Die Akkumulation ihrerseits beschleunigt den Fall der Profitrate, sofern mit ihr die Konzentration der Arbeiten auf großer Stufenleiter und damit eine höhere Zusammensetzung des Kapitals gegeben ist. Andererseits beschleunigt der Fall der Profitrate wieder die Konzentration des Kapitals und seine Zentralisation durch die Enteignung der kleineren Kapitalisten, durch die Enteignung des letzten Rests der unmittelbaren Produzenten, bei denen noch etwas zu enteignen ist. Dadurch wird andererseits die Akkumulation, der Masse nach, beschleunigt, obgleich mit der Profitrate die Rate der Akkumulation fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251. „Andererseits, soweit die Rate der Verwertung des Gesamtkapitals, die Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion ist (wie die Verwertung des Kapitals ihr eigener Zweck), verlangsamt ihr Fall die Bildung neuer selbständiger Kapitale und erscheint so als bedrohlich für die Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozesses;“ K. Marx, Kapital 3. S. 251.

Steigende Akkumulation und begrenzte Aufnahmefähigkeit der Märkte: “Die Schöpfung von Mehrwert findet, die nötigen Produktionsmittel, d.h. hinreichende Akkumulation von Kapital vorausgesetzt, keine andere Schranke als die Arbeiterbevölkerung, wenn die Rate des Mehrwerts, also der Ausbeutungsgrad der Arbeit gegeben ist, und keine andere Schranke als den Ausbeutungsgrad der Arbeit, wenn die Arbeiterbevölkerung gegeben ist. Und der kapitalistische Produktionsprozess besteht wesentlich in der Produktion von Mehrwert, dargestellt in dem Mehrprodukt oder dem Anteil der produzierten Waren, worin unbezahlte Arbeit vergegenständlicht ist.

Page 378: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

88

Man darf es nie vergessen, dass die Produktion dieses Mehrwerts - und die Rückverwandlung eines Teils desselben in Kapital, oder die Akkumulation, bildet einen integrierenden Teil dieser Produktion des Mehrwerts - der unmittelbare Zweck und das bestimmende Motiv der kapitalistischen Produktion ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 253. “Die Gewinnung dieses Mehrwerts bildet den unmittelbaren Produktionsprozess, der wie gesagt keine anderen Schranken als die oben angegebenen hat. Sobald das auspressbare Quantum Mehrarbeit in Waren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwert produziert. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses ... beendet. Das Kapital hat soundsoviel unbezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Prozesses, der sich im Fall der Profitrate ausdrückt, schwillt die Masse des so produzierten Mehrwerts ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der den Mehrwert darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten....“ K. Marx, Kapital 3. S. 254. “Die Bedingungen der unmittelbaren Ausbeutung und die ihrer Realisation sind nicht identisch. ... Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die anderen durch die Proportionalität der verschiedenen Produktionszweige und durch die Konsumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztere ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer (= gegensätzlicher) Distributionsverhältnisse (= Verteilung der Produktions- und Lebensmittel), welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen veränderliches Minimum reduziert. Sie ist ferner beschränkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergrößerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter.“ K. Marx, Kapital 3. S. 254. (Die Akkumulation von Produktionskapital erweitert zwar auch die Nachfrage, ändert aber gleichzeitig die Proportionen der Nachfrage, so dass vielleicht der Gesamtwert des Angebots sich mit dem Gesamtwert der zahlungsfähigen Nachfrage decken mag, aber das Angebot in seiner Warenzusammensetzung nicht der Warenzusammensetzung der Nachfrage entspricht.) “Der Markt muss daher beständig ausgedehnt werden, so dass seine Zusammenhänge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabhängigen Naturgesetzes annehmen und immer unkontrollierbarer werden. Der innere Widerspruch sucht sich auszugleichen durch Ausdehnung des äußeren Feldes der Produktion. Je mehr sich aber die Produktivkraft entwickelt, um so mehr gerät sie in Widerspruch mit der engen Basis, worauf die Konsumtionsverhältnisse beruhen. Es ist auf dieser widerspruchsvollen Basis durchaus kein Widerspruch, dass Übermaß von Kapital verbunden ist mit wachsendem Übermaß von Bevölkerung (= Massenarbeitslosigkeit);“ K. Marx, Kapital 3. S. 255.

Resümee: Der Fall der Profitrate "befördert Überproduktion, Spekulation, Krisen, überflüssiges Kapital neben überflüssiger Bevölkerung (= Arbeitslosigkeit). Die Ökonomen also, die wie Ricardo die kapitalistische Produktionsweise für die absolute

Page 379: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

89

halten, fühlen hier, dass diese Produktionsweise sich selbst eine Schranke schafft, und schieben daher diese Schranke nicht der Produktion zu, sondern der Natur (in der Lehre von der Rente). Das Wichtige aber in ihrem Horror vor der fallenden Profitrate ist das Gefühl, dass die kapitalistische Produktionsweise an der Entwicklung der Produktivkraft eine Schranke findet, die nichts mit der Produktion des Reichtums als solcher zu tun hat; und diese eigentümliche Schranke bezeugt die Beschränktheit und den nur historischen, vorübergehenden Charakter der kapitalistischen Produktionsweise; bezeugt, dass sie keine für die Produktion des Reichtums absolute Produktionsweise ist, vielmehr mit seiner Fortentwicklung auf gewisser Stufe in Konflikt tritt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 252.

Kapital 3.257-260

Steigende Mehrwertmasse bei fallender Profitrate: “Wir haben gesehen, dass, obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion m, die Gesamtsumme des Mehrwerts, stetig wächst, dennoch m/C ebenso stetig abnimmt, weil C noch rascher wächst als m.“ K. Marx, Kapital 3. S. 252. “Fällt die Profitrate von 50 % auf 25 %, wenn z.B. die Kapitalzusammensetzung, bei einer Mehrwertrate = 100 %, sich von 50 c + 50 v auf 75 c + 25 v verändert, so wird im ersten Fall ein Kapital von 1000 einen Profit von 500 und im zweiten Fall ein Kapital von 4000 einen Profit von 1000 geben, m oder p hat sich verdoppelt, aber p’ ist um die Hälfte gefallen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 253. Kapital 1): C = 1000 = 500 c + 500 v ( + 500 m); Kapital 2): C = 4000 = 3000 c + 1000 v ( + 1000 m).

Steigt die Mehrwertmasse, dann kann auch mehr akkumuliert werden: „Ist die Masse des Kapitals = 1000 und die zugesetzte Arbeit = 100, so das reproduzierte Kapital = 1100. Ist die Masse = 100 und die zugesetzte Arbeit = 20, so das reproduzierte Kapital = 120. Die Profitrate ist im ersten Fall = 10 %, im zweiten = 20 %. Und dennoch kann aus 100 mehr akkumuliert werden als aus 20. ...“ Die Akkumulation des Kapitals steht „nicht im Verhältnis zur Höhe der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 255. Aufnahmefähigkeit des Marktes (Realisierung des Profits): “Sobald das auspressbare Quantum Mehrarbeit in Waren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwert produziert. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses ... beendet. Das Kapital hat soundsoviel unbezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Prozesses, der sich im Fall der Profitrate ausdrückt, schwillt die Masse des so produzierten Mehrwerts ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der den Mehrwert darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten....“ K. Marx, Kapital 3. S. 254.

Page 380: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

90

II. Konflikt zwischen Ausdehnung der Produktion und Verwertung „Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer höheren Produktionsform.“ K. Marx, Kapital 3. S. 269. „Die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit zeigt sich doppelt: Erstens in der Größe der schon produzierten Produktivkräfte, in dem Wertumfang und Massenumfang der Produktionsbedingungen, worunter die Neuproduktion stattfindet, und in der absoluten Größe des schon akkumulierten produktiven Kapitals; zweitens in der verhältnismäßigen Kleinheit des im Arbeitslohn ausgelegten Kapitalteils gegen das Gesamtkapital, d.h. in der verhältnismäßigen Kleinheit der lebendigen Arbeit, die zur Reproduktion und Verwertung eines gegebenen Kapitals und zur Massenproduktion nötig ist. Es unterstellt dies zugleich Konzentration des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 257. „Mit Bezug auf die angewandte Arbeitskraft zeigt sich die Entwicklung der Produktivkraft wieder doppelt: Erstens in der Vermehrung der Mehrarbeit, d.h. der Abkürzung der notwendigen Arbeitszeit, die zur Reproduktion der Arbeitskraft nötig ist. Zweitens in der Abnahme der Menge von Arbeitskraft (Arbeiterzahl), die überhaupt angewandt wird, um ein gegebenes Kapital in Bewegung zu setzen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 257. „Beide Bewegungen gehen nicht nur Hand in Hand, sondern bedingen sich wechselseitig, sind Erscheinungen, worin sich dasselbe Gesetz ausdrückt. Indes wirken sie in entgegengesetzter Richtung auf die Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 257. „Nach der einen Seite hin steigt der eine Faktor, die Rate des Mehrwerts; nach der anderen fällt (verhältnismäßig oder absolut) der andere Faktor, die Anzahl der Arbeiter. Soweit die Entwicklung der Produktionskraft den bezahlten Teil der angewandten Arbeit vermindert, steigert sie den Mehrwert, weil sie seine Rate steigert; soweit sie jedoch die Gesamtmasse der von einem gegebenem Kapital angewandten Arbeit vermindert, vermindert sie den Faktor der Anzahl, womit die Rate des Mehrwerts multipliziert wird, um seine Masse herauszubringen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 257. “Die Masse Arbeit, die das Kapital kommandieren kann, hängt nicht ab von seinem Wert, sondern von der Masse der Roh- und Hilfsstoffe, der Maschinerie und Elemente des fixen Kapitals, der Lebensmittel, woraus es zusammengesetzt ist, was immer deren Wert sei. Indem damit die Masse der angewandten Arbeit, also auch der Mehrwert, wächst, wächst auch der Wert des reproduzierten Kapitals und der ihm neu zugesetzte Surpluswert. Diese beiden im Akkumulationsprozess einbegriffenen Momente sind aber nicht nur in dem ruhigen Nebeneinander zu betrachten, worin Ricardo sie behandelt; sie schließen einen Widerspruch ein, der sich in widersprechenden Tendenzen und Erscheinungen kundgibt. Die widerstreitenden Agenzien wirken gleichzeitig gegeneinander.“ K. Marx, Kapital 3. S. 258 - 259. „Gleichzeitig mit den Antrieben zur wirklichen Vermehrung der Arbeiterbevölkerung, die aus der Vermehrung des als Kapital wirkenden Teils des gesellschaftlichen Gesamtprodukts stammten, wirken die Agenzien, die eine nur relative Überbevölkerung (= Arbeitslosigkeit) schaffen. Gleichzeitig mit dem Fall der Profitrate wächst die Masse der Kapitale, und geht Hand in Hand mit ihr eine Entwertung des vorhandenen Kapitals, welche diesen Fall aufhält und der Akkumulation von Kapitalwert einen beschleunigten Antrieb gibt. Gleichzeitig mit der Entwicklung der Produktivkraft entwickelt sich die höhere

Page 381: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

91

Zusammensetzung des Kapitals, die relative Abnahme des variablen Teils gegen den konstanten. Diese verschiedenen Einflüsse machen sich bald mehr nebeneinander im Raum, bald mehr nacheinander in der Zeit geltend; periodisch macht sich der Konflikt der widerstreitenden Agenzien in Krisen Luft. Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame Lösungen der vorhandenen Widersprüche, gewaltsame Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für den Augenblick wiederherstellen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 259. “Die periodische Entwertung des vorhandenen Kapitals, die ein der kapitalistischen Produktionsweise immanentes Mittel ist, den Fall der Profitrate aufzuhalten und die Akkumulation von Kapitalwert durch Bildung von Neukapital zu beschleunigen, stört die gegebenen Verhältnisse, worin sich der Zirkulations- und Reproduktionsprozess des Kapitals vollzieht, und ist daher begleitet von plötzlichen Stockungen und Krisen des Produktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital 3. S. 259. „Die Akkumulation des Kapitals, dem Wert nach betrachtet, wird verlangsamt durch die fallende Profitrate, um die Akkumulation des Gebrauchswerts noch zu beschleunigen, während diese wiederum die Akkumulation, dem Wert nach, in beschleunigten Gang bringt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 260. „Der Widerspruch ganz allgemein ausgedrückt, besteht darin, dass die kapitalistische Produktionsweise eine Tendenz einschließt nach absoluter Entwicklung der Produktivkräfte, abgesehen vom Wert und dem in ihm eingeschlossenen Mehrwert, auch abgesehen von den gesellschaftlichen Verhältnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; während sie andererseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im höchsten Maß (d.h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat. Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandenen Kapitalwert als Mittel zur größtmöglichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schließen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandenen Kapitals und Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkräfte." K. Marx, Kapital 3. S. 259. „Die kapitalistische Produktion strebt beständig, diese ihr immanenten Schranken zu überwinden, aber sie überwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigerem Maßstab entgegenstellen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 260. „Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint, dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist, und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muss und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie

Page 382: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

92

zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 260.

Kapital 3.261-277

„Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer höheren Produktionsform.“ K. Marx, Kapital 3. S. 269. „Der Widerspruch ganz allgemein ausgedrückt besteht darin, dass die kapitalistische Produktionsweise eine Tendenz einschließt nach absoluter Entwicklung der Produktivkräfte, abgesehen vom Wert und dem in ihm eingeschlossenen Mehrwert, auch abgesehen von den gesellschaftlichen Verhältnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; während sie andererseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im höchsten Maß (d.h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat. Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandenen Kapitalwert als Mittel zur größtmöglichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schließen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandenen Kapitals und Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkräfte." K. Marx, Kapital 3. S. 259. „Die kapitalistische Produktion strebt beständig, diese ihr immanenten Schranken zu überwinden, aber sie überwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigerem Maßstab entgegenstellen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 260. „Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint, dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist, und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muss und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 260.

III. Überfluss an Kapital bei Überfluss an Bevölkerung (= Massenarbeitslosigkeit) "Mit dem Fall der Profitrate wächst das Kapitalminimum, das in der Hand des einzelnen Kapitalisten zur produktiven Anwendung der Arbeit nötig ist; ... Und gleichzeitig wächst die Konzentration, weil jenseits gewisser Grenzen großes Kapital

Page 383: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

93

mit kleiner Profitrate rascher akkumuliert als kleines Kapital mit großer Profitrate. Diese wachsende Konzentration führt ihrerseits wieder auf einer gewissen Höhe einen neuen Fall der Profitrate herbei. Die Masse der kleinen zersplitterten Kapitale wird dadurch auf die Bahn der Abenteuer gedrängt: Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwindel, Krisen. Der krankhafte Überfluss des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf den Überfluss von Kapital, für das der Fall der Profitrate nicht durch seine Masse aufgewogen wird - und dies sind immer die neu sich bildenden frischen Kapitalableger - oder auf den Überfluss, welche diese, für sich selbst zu eigener Aktion unfähigen Kapitale den Leitern der großen Geschäftszweige in der Form des Kredits zur Verfügung stellt. Dieser Überfluss des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung (Arbeitslosigkeit) hervorrufen, und ist daher eine diese letztere ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehen, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der anderen Seite.“ K. Marx, Kapital 3. S. 261. „Überproduktion von Kapital, nicht von einzelnen Waren - obgleich die Überproduktion von Kapital stets Überproduktion von Waren einschließt -, heißt daher weiter nichts als Überakkumulation von Kapital. Um zu verstehen, was diese Überakkumulation ist...., hat man sie nur absolut zu setzen. Wann wäre die Überproduktion des Kapitals absolut? Und zwar eine Überproduktion, die sich nicht auf dieses oder jenes oder auf ein paar bedeutende Gebiete der Produktion erstreckt, sondern in ihrem Umfang selbst absolut wäre, also sämtliche Produktionsgebiete einschlösse? K. Marx, Kapital 3. S. 261. „Wenn ein Gesamtkapital von 1000 einen Profit von 100 abwarf und nach seiner Vermehrung auf 1500 ebenfalls nur 100 abwirft, so.... (hätte) die Verwertung des alten Kapitals ... absolut abgenommen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 262. (I. 900 c + 100 v + 100 m; Profit oder Mehrwert = 100 p; Profitrate = 10 %. Nach fünf Jahren ist der Profit angewachsen auf 500 und wird im selben Unternehmen angelegt. Das Resultat wäre eventuell: II: 1400 c + 100 v + 100 m; Profit oder Mehrwert = 100 p; Profitrate = 6,6%. Die Profite des ursprünglichen Kapitals I und der vergrößerten Kapitals II wären beide Male p = 100. Das Ergebnis wäre ganz dasselbe, wenn das Kapital I wie bisher weiterfungiert und das Zusatzkapital 500 c nicht angelegt wird, also brachliegt.) „Es wäre eine absolute Überproduktion von Kapital vorhanden, sobald das zusätzliche Kapital für den Zweck der kapitalistischen Produktion = 0. Der Zweck der kapitalistischen Produktion ist aber Verwertung des Kapitals, d.h. Aneignung von Mehrarbeit, Produktion von Mehrwert, von Profit. ... Wo also das gewachsene Kapital nur ebensoviel oder selbst weniger Mehrwertmasse produziert als vor seinem Wachstum, so fände eine absolute Überproduktion von Kapital statt; d.h. das gewachsene Kapital C + delta C produzierte nicht mehr Profit, oder gar weniger Profit, als das Kapital C vor seiner Vermehrung durch delta C.“ K. Marx, Kapital 3. S. 261f. „In Wirklichkeit würde sich die Sache so darstellen, dass ein Teil des Kapitals ganz oder teilweise brachläge (weil es erst das schon fungierende Kapital aus seiner Position verdrängen müsste, um sich überhaupt zu verwerten) und der andere Teil durch den Druck des unbeschäftigten oder halbbeschäftigten Kapitals sich zu niederer Rate des Profits verwerten würde.“ K. Marx, Kapital 3. S. 262.

Page 384: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

94

Krisentheorie: Brachlegung, Entwertung und Vernichtung von Kapital als Konsequenzen der Überproduktion von Kapital: „Andererseits bringt der mit der Akkumulation verbundene Fall der Profitrate notwendig einen Konkurrenzkampf hervor. Die Kompensation des Falls der Profitrate durch die steigende Masse des Profits gilt nur für das Gesamtkapital der Gesellschaft und für die großen, fertig eingerichteten Kapitalisten. Das neue, selbständig fungierende Zusatzkapital findet keine solche Ersatzbedingungen vor, es muss sie sich erst erringen, und so ruft der Fall der Profitrate den Konkurrenzkampf unter den Kapitalen hervor, nicht umgekehrt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 266. „Eine Brachlegung von einem Teil des alten Kapitals müsste unter allen Umständen stattfinden, eine Brachlegung in seiner Kapitaleigenschaft, soweit es als Kapital fungieren und sich verwerten soll. Welchen Teil diese Brachlegung besonders träfe, entscheide der Konkurrenzkampf.“ K. Marx, Kapital 3. S. 263. „Solange alles gut geht, agiert die Konkurrenz, wie sich bei der Ausgleichung der allgemeinen Profitrate gezeigt hat, als praktische Brüderschaft der Kapitalistenklasse, so dass sie sich gemeinschaftlich, im Verhältnis zur Größe des von jedem eingesetzten Loses, in die gemeinschaftliche Beute teilt. Sobald es sich aber nicht mehr um Teilung des Profits handelt, sondern um die Teilung des Verlustes, sucht jeder soviel wie möglich sein Quantum an demselben zu verringern und dem andern auf den Hals zu schieben. Der Verlust ist unvermeidlich für die Klasse. Wie viel aber jeder einzelne davon zu tragen, wieweit er überhaupt daran teilzunehmen hat, wird dann Frage der Macht und der List, und die Konkurrenz verwandelt sich dann in einen Kampf der feindlichen Brüder. Der Gegensatz zwischen dem Interesse jedes einzelnen Kapitalisten und dem der Kapitalistenklasse macht sich dann geltend, ebenso wie vorher die Identität dieser Interessen sich durch die Konkurrenz praktisch durchsetzte.“ K. Marx, Kapital 3. S. 263. „Wie würde sich nun dieser Konflikt wieder ausgleichen und die der ‚gesunden‘ Bewegung der kapitalistischen Produktion entsprechenden Verhältnisse sich wieder herstellen? Die Weise der Ausgleichung ist schon enthalten in dem bloßen Aussprechen des Konflikts, um dessen Ausgleichung es sich handelt. Sie schließt eine Brachlegung und selbst eine teilweise Vernichtung von Kapital ein, zum Wertbetrag des ganzen Zusatzkapitals delta C oder doch eines Teils davon. Obgleich, wie schon aus der Darstellung des Konflikts hervorgeht, die Verteilung des Verlusts in keiner Weise sich gleichmäßig auf die einzelnen Sonderkapitalien erstreckt, sondern sich in einem Konkurrenzkampf entscheidet, worin je nach den besonderen Vorteilen oder bereits errungenen Positionen der Verlust sich sehr ungleich und in sehr verschiedener Form verteilt, so dass ein Kapital brachgelegt, ein anderes vernichtet wird, ein drittes nur relativen Verlust hat oder nur vorübergehende Entwertung erfährt usw.“ K. Marx, Kapital 3. S. 263f. „Unter allen Umständen aber würde sich das Gleichgewicht herstellen durch Brachlegung und selbst Vernichtung von Kapital in größerem oder geringerem Umfang. Dies würde sich erstrecken zum Teil auf die materielle Kapitalsubstanz; d.h. ein Teil der Produktionsmittel, fixes und zirkulierendes Kapital, würde nicht fungieren; ein Teil begonnener Produktionsbetriebe würde stillgesetzt werden. Obgleich ... die Zeit alle Produktionsmittel (den Boden ausgenommen) angreift und verschlechtert, fände hier infolge der Funktionsstockung weit stärkere wirkliche Zerstörung von Produktionsmitteln statt... Die Hauptzerstörung ... fände statt mit Bezug ... auf Kapitalwerte.

Page 385: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

95

Der Teil des Kapitalwerts, der bloß in der Form von Anweisungen auf künftige Anteile am Mehrwert, am Profit steht, in der Tat lauter Schuldscheine auf die Produktion unter verschiedenen Formen, wird sofort entwertet mit dem Fall der Einnahmen, auf die er berechnet ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 264. (Das heißt, der Aktienkurs und die Unternehmensanleihen fallen im Wert.) „Ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren kann seinen Zirkulations- und Reproduktionsprozess nur vollziehen durch ungeheure Kontraktion seiner Preise, also durch Entwertung des Kapitals, das er darstellt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 264. „Es kommt hinzu, dass bestimmte, vorausgesetzte Preisverhältnisse den Reproduktionsprozess bedingen, dieser daher durch den allgemeinen Preisfall in Stockung und Verwirrung gerät. Diese Störung und Stockung paralysiert die ... auf jenen vorausgesetzten Preisverhältnissen beruhende Funktion des Geldes als Zahlungsmittel (von Krediten), unterbricht an hundert Stellen die Kette der Zahlungsobligationen an bestimmten Terminen, und wird noch verschärft durch das damit gegebene Zusammenbrechen des ... Kreditsystems und führt so zu heftigen akuten Krisen....“ K. Marx, Kapital 3. S. 264. „Gleichzeitig aber wären andere Dinge im Spiel gewesen. Die Stockung der Produktion hätte einen Teil der Arbeiterklasse brachgelegt und dadurch den beschäftigten Teil in Verhältnisse gesetzt, worin er sich eine Senkung des Arbeitslohns, selbst unter den Durchschnitt, gefallen lassen müsste; eine Operation, die für das Kapital ganz dieselbe Wirkung hat, als wenn .... der relative oder absolute Mehrwert erhöht worden wäre.“ K. Marx, Kapital 3. S. 265. “Die Masse des angewandten konstanten Kapitals gegen das variable, wäre gewachsen, aber der Wert dieser Masse könnte gefallen sein. Die eingetretene Stockung der Produktion hätte eine spätere Erweiterung der Produktion - innerhalb der kapitalistischen Grenzen - vorbereitet. Und so würde der Zirkel von neuem durchlaufen. Ein Teil des Kapitals, das durch die Funktionsstockung entwertet war, würde seinen alten Wert wiedergewinnen. Im übrigen würde mit erweiterten Produktionsbedingungen, mit einem erweiterten Markt und mit erhöhter Produktivkraft derselbe fehlerhafte Kreislauf wieder durchgemacht werden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 265.

Die Schranken der kapitalistischen Produktion sind keine Schranken der Produktion überhaupt: „Selbst aber unter den gemachten äußersten Voraussetzung (- dass das vermehrte Kapital nicht mehr Profit abwirft als das ursprüngliche-) ist die absolute Überproduktion von Kapital keine absolute Überproduktion überhaupt, keine absolute Überproduktion von Produktionsmitteln. Sie ist nur eine Überproduktion von Produktionsmitteln, soweit diese als Kapital fungieren...“ K. Marx, Kapital 3. S. 265. “Überproduktion von Kapital heißt nie etwas anderes als Überproduktion von Produktionsmitteln - Arbeits- und Lebensmitteln -, die als Kapital fungieren können, d.h. zur Ausbeutung der Arbeit zu einem gegebenen Ausbeutungsgrad angewandt werden können; ... Es ist kein Widerspruch, dass diese Überproduktion von Kapital begleitet ist von einer mehr oder minder großen relativen Überbevölkerung (= Massenarbeitslosigkeit). Dieselben Umstände, die die Produktivkraft der Arbeit erhöht, die Masse der Warenprodukte vermehrt, die Märkte ausdehnt, die Akkumulation des Kapitals, sowohl der Masse wie dem Wert nach, beschleunigt und die Profitrate gesenkt haben, dieselben Umstände haben eine relative Überbevölkerung erzeugt und erzeugen sie beständig, eine Überbevölkerung von Arbeitern, die vom überschüssigen Kapital nicht angewandt wird

Page 386: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

96

wegen des niedrigen Ausbeutungsgrad der Arbeit, zu dem sie allein angewandt werden könnte, oder wenigstens wegen der niedrigen Profitrate, die sie bei gegebenem Ausbeutungsgrad abwerfen würde.“ K. Marx, Kapital 3. S. 266. „Es werden nicht zuviel Lebensmittel produziert im Verhältnis zur vorhandenen Bevölkerung. Umgekehrt. Es werden zuwenig produziert, um der Masse der Bevölkerung anständig und menschlich zu genügen. Es werden nicht zuviel Produktionsmittel produziert, um den arbeitsfähigen Teil der Bevölkerung zu beschäftigen. Umgekehrt. Es wird erstens ein zu großer Teil der Bevölkerung produziert, der tatsächlich nicht arbeitsfähig ist, der durch seine Umstände auf Ausbeutung der Arbeit anderer angewiesen ist oder auf Arbeiten, die nur innerhalb einer miserablen Produktionsweise als solche gelten könnten. Es werden zweitens nicht genug Produktionsmittel produziert, damit die ganze arbeitsfähige Bevölkerung unter den produktivsten Umständen arbeite, also ihre absolute Arbeitszeit verkürzt würde durch die Masse und Effektivität des während der Arbeitszeit angewandten konstanten Kapitals. Aber es werden periodisch zuviel Arbeitsmittel und Lebensmittel produziert, um sie als Ausbeutungsmittel der Arbeiter zu einer gewissen Rate des Profits fungieren zu lassen. Es werden zuviel Waren produziert, um den in ihnen enthaltenen Wert und darin eingeschlossenen Mehrwert unter den durch die kapitalistische Produktion gegebenen Verteilungsbedingungen und Konsumtionsverhältnissen realisieren und in neues Kapital rückverwandeln zu können... Es wird nicht zuviel Reichtum produziert. Aber es wird periodisch zuviel Reichtum in seinen kapitalistischen, gegensätzlichen Formen produziert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 268. „Die Schranke der kapitalistischen Produktionsweise tritt hervor: 1. Darin, dass die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit im Fall der Profitrate ein Gesetz erzeugt, das ihrer eigenen Entwicklung auf einen gewissen Punkt feindlichst gegenübertritt und daher beständig durch Krisen überwunden werden muss. 2. Darin, dass ... der Profit und das Verhältnis dieses Profits zum angewandten Kapital, also eine gewisse Höhe der Profitrate über Ausdehnung und Beschränkung der Produktion entscheidet, statt des Verhältnisses der Produktion zu den gesellschaftlichen Bedürfnissen, zu den Bedürfnissen gesellschaftlich entwickelter Menschen... Die Produktion kommt zum Stillstand, nicht wo die Befriedigung der Bedürfnisse, sondern wo die Produktion und Realisierung von Profit diesen Stillstand gebietet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 269.

Karl Marx’ Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate Diese Theorie wird im „Kapital“ Bd. 3.: 221 - 277 entwickelt und soll hier im Überblick dargestellt werden.

Ausgangskapital sei ein nationales Kapital von 1000 (Millionen oder Milliarden) mit einem Verhältnis des konstanten zum variablen Kapital von 50 : 50, also mit der Zusammensetzung 500 c + 500 v. Mehrwertrate (= m/v) sei 100 %. Die Mehrwertmasse ist dann m = 500. Die Profitrate (= m/C) ist p’ = 50%.

Page 387: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

97

Folgende Veränderungen sollen eintreten: - Die Mehrwertmasse soll mit jedem Umschlag wachsen. - Die Akkumulation (der Teil des Mehrwerts, der wieder zum Gesamtkapital C geschlagen wird) soll mit jedem Umschlag steigen. („Anwendung von Mehrwert als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital heißt Akkumulation des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 1.: 605.) - Die Revenue der Kapitalisten (der Anteil des Mehrwerts, den sie privat konsumieren) soll ansteigen. („Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue (Konsumtionsfonds) verzehrt, ein andrer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert.“ K. Marx, Kapital I.: 617. - Die Ausbeutungsrate (= Mehrwertrate) soll mit jedem Umschlag ansteigen. - Die Zahl der beschäftigten Arbeiter soll steigen. Für das variable Kapital (= v = Lohnsumme) gilt: „Bei gegebenem Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Kapital ... eine bestimmte Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser Anzahl.“ K. Marx, Kapital 3.: 221. Sinkt die Lohnsumme bei unveränderter Lohnhöhe und Arbeitszeit, dann zeigt sie eine gesunkene Arbeiterzahl an, steigt die Lohnsumme unter dieser Voraussetzung, dann zeigt sie eine gestiegene Arbeiterzahl an. Unter diesen Bedingungen treten z. B. folgende Veränderungen ein:

(m = Mehrwert; akkum. = akkumulierter Mehrwert; verz. = von den Kapitalisten verzehrter Mehrwert)

Kapital -- konstant - variabel - m - akkum. - verz. 1) C = 1000 - 500 c - 500 v - 500 m - 125 - 375 2) C = 1125 - 620 c - 505 v - 525 m - 150 - 375 3) C = 1275 - 765 c - 510 v - 550 m - 170 - 380 4) C = 1445 - 930 c - 515 v - 575 m - 190 - 385 5) C = 1635 - 1115 c - 520 v - 600 m - 210 - 390 6) C = 1845 - 1320 c - 525 v - 625 m - 230 - 395 7) C = 2075 - 1545 c - 530 v - 650 m - 250 - 400 8) C = 2325 - 1790 c - 535 v - 675 m - 270 - 405 9) C = 2595 - 2055 c - 540 v - 700 m - 290 - 410 10)C = 2885 - 2340 c - 545 v - 725 m - 310 - 415 In relativen Zahlen (also jedes Gesamtkapital = 100 gesetzt) ergibt sich: Zusammensetzg -- m/v -- m -- m/C 1) 50c + 50v - 100 % - 50 m - 50 % 2) 55c + 45v - 104 % - 47 m - 47 % 3) 60c + 40v - 108 % - 43 m - 43 % 4) 64c + 36v - 111 % - 40 m - 40 % 5) 68c + 32v - 115 % - 37 m - 37 % 6) 71c + 29v - 119 % - 35 m - 35 % 7) 74c + 26v - 122 % - 32 m - 32 % 8) 77c + 23v - 126 % - 29 m - 29 % 9) 79c + 21v - 129 % - 27 m - 27 % 10) 81c + 19v - 133 % - 25 m - 25 % Folgendes hat sich ergeben (vgl. die Spalten der ersten Tabelle von links nach

Page 388: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

98

rechts): 1) Das Gesamtkapital hat sich fast verdreifacht (von 1000 auf 2885). 2) Das konstante Kapital hat sich mehr als vervierfacht (von 500 auf 2340). 3) Die Zahl der Arbeiter hat sich um knapp 10 % erhöht. (Bei unveränderter Lohnhöhe und Arbeitszeit stieg die Lohnsumme von 500 auf 545). 4) Die Mehrwertmasse stieg um fast die Hälfte (von 500 auf 725). Gleichzeitig sank die relative Größe des Mehrwerts zum Gesamtkapital (= Profitrate) von 50 auf 25 (vgl. Tabelle 2). 5) Der akkumulierte Mehrwert hat sich mehr als verdoppelt ( von 125 auf 310). 6) Der Konsumtionsfonds (Revenue) der Kapitalisten ist um 10 % gestiegen (von 375 auf 415). 7) Die Zusammensetzung des Kapitals hat sich von 50 c + 50 v auf 81 c + 19 v erhöht (Vgl. dazu die zweite Tabelle). 8) Die Ausbeutungsrate stieg von 100 % auf 133 %. 9) Die Profitrate halbierte sich von 50 % auf 25 %.

Das alles zusammengenommen sind die Bedingungen und Umstände, die Marx für den Fall der Profitrate beschreibt. Dies soll jetzt im Einzelnen belegt werden.

1) Das Gesamtkapital hat sich fast verdreifacht. "Mit dem Fall der Profitrate wächst das Kapitalminimum, das in der Hand des einzelnen Kapitalisten zur produktiven Anwendung der Arbeit nötig ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 261.

2) Das konstante Kapital hat sich mehr als vervierfacht. „Die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit zeigt sich doppelt: Erstens in der Größe der schon produzierten Produktivkräfte, in dem Wertumfang und Massenumfang der Produktionsbedingungen, worunter die Neuproduktion stattfindet, und in der absoluten Größe des schon akkumulierten produktiven Kapitals; zweitens in der verhältnismäßigen Kleinheit des im Arbeitslohn ausgelegten Kapitalteils gegen das Gesamtkapital, d.h. in der verhältnismäßigen Kleinheit der lebendigen Arbeit, die zur Reproduktion und Verwertung eines gegebenen Kapitals und zur Massenproduktion nötig ist. Es unterstellt dies zugleich Konzentration des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 257.

3) Die Zahl der Arbeiter hat sich erhöht. „Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandteils des Gesamtkapitals....“ K. Marx, Kapital 3.: 226f. „Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate .... schließt in keiner Weise aus, dass die absolute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung gesetzten und ausgebeuteten Arbeit, daher auch die absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit wächst; ebenso wenig, dass die unter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehrarbeit kommandieren....“ K. Marx, Kapital 3.: 226. “Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibt, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals fällt, muss das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals

Page 389: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

99

fällt.“ K. Marx, Kapital 3.: 232f. Hätte aber das auf 2885 vergrößerte Kapital noch die ursprüngliche Zusammensetzung von 50 c + 50 v, dann würde es 2,5 mal so viele Arbeiter beschäftigen. Arbeitskraft ist also in großem Ausmaß virtuell überflüssig gemacht worden, obwohl die absolute Zahl der Arbeiter gestiegen ist. „Wachstum in der Anzahl der Fabrikarbeiter ist also bedingt durch proportionell viel rascheres Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals. Dieser Prozess vollzieht sich aber nur innerhalb der Ebbe- und Flutperioden des industriellen Zyklus. Er wird zudem stets unterbrochen durch den technischen Fortschritt, der Arbeiter bald virtuell ersetzt, bald faktisch verdrängt... Die Arbeiter werden so fortwährend ausgestoßen und angesaugt, hin- und hergeschleudert, und dies bei beständigem Wechsel in Geschlecht, Alter und Geschick der Angeworbenen.“ K. Marx, Kapital 1.: 477.

4) Die Mehrwertmasse stieg. “Wir haben gesehen, dass, obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion m, die Gesamtsumme des Mehrwerts, stetig wächst, dennoch m/C (= Profitrate) ebenso stetig abnimmt, weil C noch rascher wächst als m.“ K. Marx, Kapital 3.: 252. „...dies zwieschlächtige Gesetz der aus denselben Ursachen entspringenden Abnahme der Profitrate und gleichzeitiger Zunahme der absoluten Profitmasse ...“ K. Marx, Kapital 3.: 230.

5) Der akkumulierte Mehrwert ist kontinuierlich gewachsen (= beschleunigte Akkumulation). „Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind insofern nur verschiedene Ausdrücke desselben Prozesses, als beide die Entwicklung der Produktivkraft ausdrücken.“ K. Marx, Kapital 3.: 251. „Im Fortschritt des Produktions- und Akkumulationsprozesses muss also die Masse der aneignungsfähigen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen. Aber dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation steigern mit der Masse den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Progression rascher als den des variablen... Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also für das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 229.

6) Die Revenue des Kapitalisten ist gestiegen. „Bei gleichbleibender und selbst bei fallender Rate des Mehrwerts, sofern sie nur langsamer fällt, als die Produktivkraft der Arbeit steigt, wächst die Masse des Mehrprodukts. Bei gleichbleibender Teilung desselben in Revenue und Zusatzkapital kann daher die Konsumtion des Kapitalisten wachsen ohne Abnahme des Akkumulationsfonds.“ K. Marx, Kapital 1.: 631. „In den historischen Anfängen der kapitalistischen Produktionsweise - und jeder kapitalistische Emporkömmling macht dies historische Stadium individuell durch - herrschen Bereicherungstrieb und Geiz als absolute Leidenschaften vor... Auf einer gewissen Entwicklungshöhe wird ein konventioneller Grad von Verschwendung, die zugleich Schaustellung des Reichtums und daher Kreditmittel ist, sogar zu einer Geschäftsnotwendigkeit des ‚unglücklichen‘ Kapitalisten. Der Luxus geht in die Repräsentationskosten des Kapitals ein.“ K. Marx, Kapital 1.: 620.

Page 390: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

100

7) Die Zusammensetzung des Kapitals hat sich erhöht (vgl. im folgenden die zweite Tabelle). „Unter Zusammensetzung des Kapitals verstehen wir, wie schon im Buch I gesagt, das Verhältnis seines aktiven und seines passiven Bestandteils, des variablen und des konstanten Kapitals. Es kommen hierbei zwei Verhältnisse in Betracht, die nicht von gleicher Wichtigkeit sind, obgleich sie unter gewissen Umständen gleiche Wirkung hervorbringen können. Das erste Verhältnis beruht auf technischer Grundlage und ist auf einer bestimmten Entwicklungsstufe der Produktivkraft als gegeben zu betrachten. Eine bestimmte Masse Arbeitskraft, dargestellt durch eine bestimmte Anzahl Arbeiter, ist nötig, um eine bestimmte Masse Produkt, z.B. in einem Tag, zu produzieren und daher ... eine bestimmte Masse Produktionsmittel, Maschinerie, Rohstoffe etc. in Bewegung zu setzen... Es kommt eine bestimmte Anzahl Arbeiter auf ein bestimmtes Quantum Produktionsmittel und daher ein bestimmtes Quantum lebendiger Arbeit auf ein bestimmtes Quantum von in den Produktionsmitteln bereits vergegenständlichter Arbeit.... Dies Verhältnis bildet die technische Zusammensetzung des Kapitals und ist die eigentliche Grundlage seiner organischen Zusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 3.: 154. „Die Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und diese widerspiegelt, nennen wir die organische Zusammensetzung des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 155.

8) Die Ausbeutungsrate (= Mehrwertrate) stieg. „Die Profitrate fällt nicht, weil die Arbeit unproduktiver, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondere Formen, worin sich wachsende Produktivität der Arbeit kapitalistisch ausdrückt.“ K. Marx, Kapital 3.: 250. „Mit Bezug auf die angewandte Arbeitskraft zeigt sich die Entwicklung der Produktivkraft wieder doppelt: Erstens in der Vermehrung der Mehrarbeit, d.h. der Abkürzung der notwendigen Arbeitszeit, die zur Reproduktion der Arbeitskraft nötig ist. Zweitens in der Abnahme der Menge von Arbeitskraft (Arbeiterzahl), die überhaupt angewandt wird, um ein gegebenes Kapital in Bewegung zu setzen. Beide Bewegungen gehen nicht nur Hand in Hand, sondern bedingen sich wechselseitig, sind Erscheinungen, worin sich dasselbe Gesetz ausdrückt. Indes wirken sie in entgegengesetzter Richtung auf die Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 257.

9) Die Profitrate sank.

“Die zunehmende Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 251. „Ein stets geringerer Anteil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verhältnis zu seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verhältnis des unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verhältnismäßige Abnahme des variablen und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein anderer Ausdruck für die

Page 391: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

101

vermehrte Produktivität der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 226. „Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drückt sich im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andererseits in beständigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so dass im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Profits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt.“ K. Marx, Kapital 3.: 233. 10) Schlussfolgerung: Überproduktion von Kapital. Es ging hier zunächst nur um die Darstellung der Mechanismen wie die Steigerung der Produktivkraft gleichzeitig eine wachsende Mehrwertmasse bei fallender Profitrate hervorruft. Eine Profitrate von 25 % ist immer noch hoch, und das Sinken von 50 % auf 25 % wird keinem Kapitalisten als bedrohlich vorkommen, wenn alle Konkurrenten gleichermaßen davon betroffen sind. Tatsächlich wird längst Kapital im Überfluss produziert. Überflüssiges Kapital ist solches, das nicht mehr profitabel angelegt werden kann. Überproduktion von Kapital führt also einerseits zur Massenarbeitslosigkeit und zum anderen zum „Casino-Kapitalismus“, der die Spekulationsblasen an den Aktien- und Devisenmärkten aufbläht. „Die Masse der kleinen zersplitterten Kapitale wird dadurch auf die Bahn der Abenteuer gedrängt: Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwindel, Krisen. Der krankhafte Überfluss des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf den Überfluss von Kapital, für das der Fall der Profitrate nicht durch seine Masse aufgewogen wird - und dies sind immer die neu sich bildenden frischen Kapitalableger - oder auf den Überfluss, welche diese, für sich selbst zu eigener Aktion unfähigen Kapitale den Leitern der großen Geschäftszweige in der Form des Kredits zur Verfügung stellt. Dieser Überfluss des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung (Arbeitslosigkeit) hervorrufen, und ist daher eine diese letztere ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehen, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der anderen Seite.“ K. Marx, Kapital 3.: 261. „Überproduktion von Kapital, nicht von einzelnen Waren - obgleich die Überproduktion von Kapital stets Überproduktion von Waren einschließt -, heißt daher weiter nichts als Überakkumulation von Kapital. Um zu verstehen, was diese Überakkumulation ist...., hat man sie nur absolut zu setzen. Wann wäre die Überproduktion des Kapitals absolut? Und zwar eine Überproduktion, die sich nicht auf dieses oder jenes oder auf ein paar bedeutende Gebiete der Produktion erstreckt, sondern in ihrem Umfang selbst absolut wäre, also sämtliche Produktionsgebiete einschlösse? K. Marx, Kapital 3.: 261. „Wenn ein Gesamtkapital von 1000 einen Profit von 100 abwarf und nach seiner Vermehrung auf 1500 ebenfalls nur 100 abwirft, so.... (hätte) die Verwertung des alten Kapitals ... absolut abgenommen.“ K. Marx, Kapital 3.: 262. (I. 900 c + 100 v + 100 m; Profit oder Mehrwert = 100 p; Profitrate = 10 %. Nach fünf Jahren ist der Profit angewachsen auf 500 und wird im selben Unternehmen angelegt. Das Resultat wäre eventuell: II: 1400 c + 100 v + 100 m; Profit oder Mehrwert = 100 p; Profitrate = 6,6%. Die Profite des ursprünglichen Kapitals I und der vergrößerten Kapitals II wären beide Male p = 100. Das Ergebnis wäre ganz dasselbe, wenn das Kapital I wie bisher weiterfungiert und das Zusatzkapital 500 c nicht angelegt wird, also brachliegt.) „Es wäre eine absolute Überproduktion von Kapital vorhanden, sobald das zusätzliche

Page 392: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

102

Kapital für den Zweck der kapitalistischen Produktion = 0. Der Zweck der kapitalistischen Produktion ist aber Verwertung des Kapitals, d.h. Aneignung von Mehrarbeit, Produktion von Mehrwert, von Profit. ... Wo also das gewachsene Kapital nur ebensoviel oder selbst weniger Mehrwertmasse produziert als vor seinem Wachstum, so fände eine absolute Überproduktion von Kapital statt; d.h. das gewachsene Kapital C + deltaC produzierte nicht mehr Profit, oder gar weniger Profit, als das Kapital C vor seiner Vermehrung durch deltaC.“ K. Marx, Kapital 3.: 261f. „In Wirklichkeit würde sich die Sache so darstellen, dass ein Teil des Kapitals ganz oder teilweise brachläge (weil es erst das schon fungierende Kapital aus seiner Position verdrängen müsste, um sich überhaupt zu verwerten) und der andere Teil durch den Druck des unbeschäftigten oder halbbeschäftigten Kapitals sich zu niederer Rate des Profits verwerten würde.“ K. Marx, Kapital 3.: 262. „Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint, dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist, und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muss und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ K. Marx, Kapital 3.: 260.

Das Kaufmannskapital

Kapital 3.: 278 - 283

Vierter Abschnitt. Verwandlung von Warenkapital und Geldkapital in Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital (kaufmännisches Kapital) 16. Kapitel Das Warenhandlungskapital „Das kaufmännische oder Handelskapital zerfällt in zwei Formen oder Unterarten, Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital, die wir jetzt näher charakterisieren werden, soweit es zur Analyse des Kapitals in seiner Kernstruktur nötig ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 278.

Page 393: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

103

a) Funktionen des Warenhandlungskapital: „Die Metamorphose der Waren, ihre Bewegung, besteht 1. stofflich aus dem Austausch verschiedener Waren gegeneinander, 2. formell aus Verwandlung der Ware in Geld, Verkaufen, und Verwandlung des Geldes in Waren, Kaufen. Und in diese Funktionen, Austauschen von Waren durch Kauf und Verkauf, löst sich die Funktion des Kaufmannskapitals auf.“ K. Marx, Kapital 3. S. 338. „Die Bewegung des Warenkapitals ist in Buch II analysiert worden. Das Gesamtkapital der Gesellschaft betrachtet befindet sich stets ein Teil desselben... als Ware auf dem Markt, um in Geld überzugehen; ein anderer Teil in Geld auf dem Markt, um in Ware überzugehen... Sofern diese Funktion des im Zirkulationsprozess befindlichen Kapitals ... sich fixiert als eine durch die Teilung der Arbeit einer besonderen Gattung von Kapitalisten zugewiesene Funktion, wird das Warenkapital zum Warenhandlungskapital oder kommerziellen Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 278. „Es ist (Buch II, Kap. VI, die Zirkulationskosten, 2 und 3) auseinandergesetzt worden, wieweit Transportindustrie, Aufbewahrung und Verteilung der Waren in einer verteilungsfähigen Form als Produktionsprozesse zu betrachten sind, die innerhalb des Zirkulationsprozesses fortdauern... Für unseren Zweck, wo es gilt, die spezifische Differenz dieser besonderen Gestalt des (Kaufmanns-)Kapitals zu bestimmen, ist von jenen Funktionen ... zu abstrahieren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 278f. „Die rein kaufmännischen Zirkulationskosten (also mit Ausschluss der Kosten für Spedition, Transport, Aufbewahrung etc.) lösen sich auf in die Kosten, die nötig sind, um den Wert der Ware zu realisieren, ihn, sei es aus Ware in Geld oder aus Geld in Ware zu verwandeln... Es wird dabei gänzlich abgesehen von etwaigen Produktionsprozessen, die während des Zirkulationsakts fortdauern und von denen das kaufmännische Geschäft ganz getrennt existieren kann; wie in der Tat z.B. die wirkliche Transportindustrie und die Spedition vom Handel ganz verschiedene Industriezweige sein können und sind.... Der Fuhrunternehmer, der Eisenbahndirigent, der Schiffsreeder sind keine ‚Kaufleute‘. Die Kosten, die wir hier betrachten, sind die des Kaufens und die des Verkaufens.“ K. Marx, Kapital 3. S. 300. „Man hat gesehen, dass das Dasein des Kapitals als Warenkapital und die Metamorphose, die es innerhalb der Zirkulationssphäre... als Warenkapital durchläuft, ... eine Phase des Reproduktionsprozesses des industriellen Kapitals bildet, also seines Gesamtproduktionsprozesses; dass es sich zugleich aber in dieser seiner Funktion als Zirkulationskapital von sich selbst als Produktionskapital unterscheidet. Es sind zwei gesonderte, unterschiedene Existenzformen desselben Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 279. „Das Warenhandlungskapital nun ist nichts als die verwandelte Form eines Teils dieses beständig auf dem Markt befindlichen, in dem Prozess der Metamorphose befindlichen und stets von der Zirkulationssphäre umfangenen Zirkulationskapitals. Wir sagen eines Teils, weil ein Teil des Warenverkaufs und -kaufs beständig direkt zwischen den industriellen Kapitalisten selbst vorgeht. Von diesem Teil abstrahieren wir ganz in dieser Untersuchung, da er zur ... Einsicht in die spezifische Natur des Kaufmannskapitals nicht beiträgt und andererseits für unseren Zweck erschöpfend bereits in Buch II dargestellt worden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 279f. „Der Warenhändler ... tritt zunächst auf den Markt als Repräsentant einer gewissen Geldsumme, die er als Kapitalist vorschießt...

Page 394: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

104

Aber für ihn nicht nur als Kapitalisten überhaupt, sondern speziell als Warenhändler ist es selbstredend, dass sein Kapital ursprünglich in der Form des Geldkapitals auf dem Markt erscheinen muss, denn er produziert keine Waren, sondern handelt nur mit ihnen, vermittelt ihre Bewegung, und um mit ihnen zu handeln, muss er sie zuerst kaufen, also Besitzer von Geldkapital sein.“ K. Marx, Kapital 3. S. 280. „Gesetzt, ein Warenhändler besitze 50000 Euro, die er als Handlungskapital verwertet. Er kauft mit diesen 50000 Euro z.B. 30000 Meter Leinwand vom Leinwandfabrikanten... Er verkauft diese 30000 Meter. Wenn die jährliche Durchschnittsprofitrate = 10 % und er nach Abzug aller Nebenkosten 10 % jährlichen Profit macht, so hat er am Ende des Jahres die 50000 Euro in 55000 Euro verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage, die wir erst später behandeln. Hier wollen wir zunächst die bloße Form der Bewegung seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den 50000 Euro beständig Leinwand und verkauft beständig diese Leinwand; Er wiederholt beständig diese Operation des Kaufens, um zu verkaufen, G - W - G‘....“ K. Marx, Kapital 3. S. 280. „Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat er mit dem Geld des Kaufmanns den Wert seiner Leinwand realisiert, ... dessen Verwandlung in Geld vollzogen und kann nun... das Geld rückverwandeln in Garn, Kohle, Arbeitslohn etc., andererseits in Lebensmittel etc. zum Verzehr seiner Revenue; er kann also ... im Produktionsprozess fortfahren. Aber obgleich für ihn, den Produzenten der Leinwand, ihre Metamorphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat, hat sie noch nicht stattgefunden für die Leinwand selbst. Sie befindet sich nach wie vor auf dem Markt als Warenkapital mit der Bestimmung ... verkauft zu werden. Mit dieser Leinwand hat sich nichts zugetragen als ein Wechsel in der Person ihres Besitzers. Ihrer eigenen Bestimmung nach... ist sie nach wie vor Warenkapital, verkäufliche Ware; nur dass sie jetzt in der Hand des Kaufmanns, statt früher des Produzenten ist. Die Funktion, sie zu verkaufen ... ist dem Produzenten durch den Kaufmann abgenommen und in sein besonderes Geschäft verwandelt worden....“ K. Marx, Kapital 3. S. 280. „Gesetzt, es gelinge dem Kaufmann nicht, die 30000 Meter zu verkaufen während des Intervalls, das der Leinwandproduzent braucht, um von neuem 30000 Meter ... auf den Markt zu werfen. Der Kaufmann kann sie nicht von neuem kaufen, weil er noch die 30000 unverkauften Meter auf Lager hat und sie ihm noch nicht rückverwandelt sind in Geldkapital. Es tritt dann Stockung ein, Unterbrechung der Reproduktion... Hier zeigt es sich also in der Tat handgreiflich, dass die Operationen des Kaufmanns weiter nichts sind als die Operationen, die überhaupt verrichtet werden müssen, um das Warenkapital des Produzenten in Geld zu verwandeln... Das Warenhandlungskapital ist also durchaus nichts anderes als das Warenkapital des Produzenten, das ... seine Funktion als Warenkapital auf dem Markt zu verrichten hat, nur dass diese Funktion statt als beiläufige Operation des Produzenten nun als ausschließliche Operation einer besonderen Gattung von Kapitalisten, der Warenhändler, erscheint...“ K. Marx, Kapital 3. S. 281. „Müsste der Leinwandproduzent warten, bis seine Leinwand wirklich aufgehört hat, Ware zu sein, bis sie an den letzten Käufer... übergegangen ist, so wäre sein Reproduktionsprozess unterbrochen. Oder um ihn nicht zu unterbrechen, hätte er seine Operationen einschränken müssen, einen geringeren Teil seiner Leinwand in Garn, Kohlen, Arbeit etc. kurz in die Elemente des produktiven Kapitals verwandeln und einen größeren Teil davon als Geldreserve bei sich behalten müssen, damit, während ein Teil seines Kapitals sich als Ware auf dem Markt befindet, ein anderer Teil den Produktionsprozess fortsetzen könne... Diese

Page 395: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

105

Teilung seines Kapitals wird durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns nicht beseitigt. Aber ohne letztere müsste der in Form von Geldreserve vorhandene Teil des Zirkulationskapitals stets größer sein ... Statt dessen kann der Produzent nun einen größeren Teil seines Kapitals beständig im eigentlichen Produktionsprozess anwenden, einen geringeren als Geldreserve.“ K. Marx, Kapital 3. S. 286. „Der Kaufmann verkauft definitiv die Ware, also die Leinwand, an den Konsumenten, ob dies nun ein produktiver Konsument ... oder ein individueller, der die Leinwand zu seinem Privatgebrauch vernutzt. Dadurch kehrt ihm das vorgeschossene Kapital (mit Profit) zurück, und er kann die Operation von neuem beginnen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 283. „Was für das in seinem Reproduktionsprozess befindliche industrielle Kapital sich einfach als W - G, ... bloßen Verkauf darstellt, stellt sich für den Kaufmann dar als G - W - G‘, ... und daher als Rückfluss des Geldkapitals...“ K. Marx, Kapital 3. S. 283f. „Die Verwandlung von Ware (Produkt) in Geld und von Geld in Ware (Produktionsmittel) ist eine notwendige Funktion des industriellen Kapitals und daher notwendige Operation des Kapitalisten... Der Kaufmann, indem er diese Operationen vollzieht..., tritt bloß an die Stelle des industriellen Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 300. „Im übrigen muss angenommen werden, dass mit der Teilung zwischen kaufmännischem und industriellem Kapital Zentralisation der Handelskosten und daher Verringerung derselben verbunden ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 303. „Falls das Kaufmannskapital nicht seine notwendigen Proportionen überschreitet, ist anzunehmen: 1. dass infolge der Teilung der Arbeit das Kapital, das sich ausschließlich mit Kaufen und Verkaufen beschäftigt... kleiner ist, als es wäre, wenn der industrielle Kapitalist den ganzen kaufmännischen Teil seines Geschäfts selbst betreiben müsste; 2. dass, weil der Kaufmann ausschließlich mit diesem Geschäft sich befasst, nicht nur für den Produzenten seine Ware früher in Geld verwandelt wird, sondern das Warenkapital selbst rascher seine Metamorphose durchmacht, als es in der Hand des Produzenten tun würde; 3. dass, das gesamte Kaufmannskapital im Verhältnis zum industriellen Kapital betrachtet, ein Umschlag des Kaufmannskapitals nicht nur die Umschläge vieler Kapitale in einer Produktionssphäre, sondern die Umschläge einer Anzahl von Kapitalen in verschiedenen Produktionssphären vorstellen kann. Das erstere ist der Fall, wenn z. B. der Leinwandhändler, nachdem er mit seinen 50000 Euro das Produkt eines Leinwandproduzenten gekauft und wieder verkauft hat, bevor derselbe Produzent dasselbe Quantum Waren wieder auf den Markt wirft, das Produkt eines anderen oder mehrerer Leinwandproduzenten kauft und dies wieder verkauft, so die Umschläge verschiedener Kapitale in derselben Produktionssphäre vermittelnd. Das zweite, wenn der Kaufmann, z. B. nach dem Verkauf der Leinwand, nun Seide kauft, also den Umschlag eines Kapitals in einer anderen Produktionssphäre vermittelt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 286f. „Je rascher das Kaufmannskapital umschlägt, um so kleiner, je langsamer es umschlägt, um so größer ist der Teil des gesamten Geldkapitals, das als Kaufmannskapital figuriert. Je unentwickelter die Produktion, desto größer die Summe des Kaufmannskapitals im Verhältnis zur Summe der überhaupt in Zirkulation geworfenen Waren; desto kleiner aber ist es absolut oder verglichen mit entwickelteren Zuständen. Umgekehrt, umgekehrt. In solchen unentwickelten Zuständen befindet sich daher der größte Teil des eigentlichen Geldkapitals in den Händen der Kaufleute, deren Vermögen so den anderen

Page 396: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

106

gegenüber das Geldvermögen bildet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 288. „Die Geschwindigkeit der Zirkulation des vom Kaufmann vorgeschossenen Geldkapitals hängt ab: 1. von der Geschwindigkeit, womit sich der Produktionsprozess erneuert....; und 2. von der Geschwindigkeit der Konsumtion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 288. „Es ist nicht nötig, dass das Kaufmannskapital bloß den oben betrachteten Umschlag durchmacht, für seinen ganzen Wertumfang erst Ware zu kaufen und sie dann zu verkaufen. Sondern der Kaufmann macht gleichzeitig beide Bewegungen durch. Sein Kapital teilt sich dann in zwei Teile. Der eine besteht aus Warenkapital und der andere aus Geldkapital. Er kauft hier und verwandelt damit sein Geld in Ware. Er verkauft dort und verwandelt damit einen anderen Teil des Warenkapitals in Geld. Auf der einen Seite strömt ihm sein Kapital als Geldkapital zurück, während auf der anderen ihm Warenkapital zufließt... Dies wechselt sich ab und gleicht sich aus.“ K. Marx, Kapital 3. S. 288f. „Das Warenhandlungskapital, ... das sich in der Gestalt von Warenkapital oder Geldkapital in der Hand des Kaufmanns befindet, ist .... der Teil des Gesamtkapitals, der, abgesehen von den Revenue-Ausgaben, beständig als Kaufmittel auf dem Markt zirkulieren muss, um die Kontinuität des Reproduktionsprozesses in Gang zu halten. Er ist um so kleiner im Verhältnis zum Gesamtkapital, je rascher der Reproduktionsprozess und je entwickelter die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, d.h. des Kreditsystems.“ K. Marx, Kapital 3. S. 289f. „Verbindet sich mit der Anwendung des Geldes als Zirkulationsmittel die als Zahlungsmittel und das darauf erwachsende Kreditsystem, so vermindert sich noch ferner der Geldkapitalanteil des Kaufmannskapitals im Verhältnis zur Größe der Transaktionen... Kaufe ich für 10000 Euro Wein auf 3 Monate Ziel, und habe ich den Wein verkauft gegen bar vor Ablauf der drei Monate, so ist für diese Transaktion kein Heller vorzuschießen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 289.

Kapital 3. 283 - 291 „Das Warenhandlungskapital nun ist nichts als die verwandelte Form eines Teils dieses beständig auf dem Markt befindlichen, in dem Prozess der Metamorphose befindlichen und stets von der Zirkulationssphäre umfangenen Zirkulationskapitals. Wir sagen eines Teils, weil ein Teil des Warenverkaufs und -kaufs beständig direkt zwischen den industriellen Kapitalisten selbst vorgeht. Von diesem Teil abstrahieren wir ganz in dieser Untersuchung, da er zur ... Einsicht in die spezifische Natur des Kaufmannskapitals nicht beiträgt und andererseits für unseren Zweck erschöpfend bereits in Buch II dargestellt worden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 279f. „Gesetzt, ein Warenhändler besitze 50000 Euro, die er als Handlungskapital verwertet. Er kauft mit diesen 50000 Euro z.B. 30000 Meter Leinwand vom Leinwandfabrikanten... Er verkauft diese 30000 Meter. Wenn die jährliche Durchschnittsprofitrate = 10 % und er nach Abzug aller Nebenkosten 10 % jährlichen Profit macht, so hat er am Ende des Jahres die 50000 Euro in 55000 Euro verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage, die wir erst später behandeln. Hier wollen wir zunächst die bloße Form der Bewegung seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den 50000 Euro beständig Leinwand und verkauft beständig diese Leinwand; Er wiederholt beständig diese Operation des Kaufens, um zu verkaufen, G - W - G‘....“ K. Marx, Kapital 3. S. 280.

Page 397: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

107

„Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat er mit dem Geld des Kaufmanns den Wert seiner Leinwand realisiert, ... dessen Verwandlung in Geld vollzogen und kann nun... das Geld rückverwandeln in Garn, Kohle, Arbeitslohn etc., andererseits in Lebensmittel etc. zum Verzehr seiner Revenue; er kann also ... im Produktionsprozess fortfahren. Aber obgleich für ihn, den Produzenten der Leinwand, ihre Metamorphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat, hat sie noch nicht stattgefunden für die Leinwand selbst. Sie befindet sich nach wie vor auf dem Markt als Warenkapital mit der Bestimmung ... verkauft zu werden. Mit dieser Leinwand hat sich nichts zugetragen als ein Wechsel in der Person ihres Besitzers. Ihrer eigenen Bestimmung nach... ist sie nach wie vor Warenkapital, verkäufliche Ware; nur dass sie jetzt in der Hand des Kaufmanns, statt früher des Produzenten ist. Die Funktion, sie zu verkaufen ... ist dem Produzenten durch den Kaufmann abgenommen und in sein besonderes Geschäft verwandelt worden....“ K. Marx, Kapital 3. S. 280.

b) Warenhandlungskapital als selbständige Kapitalform: „Was gibt nun dem Warenhandlungskapital den Charakter eines selbständig fungierenden Kapitals, während es in der Hand des selbstverkaufenden Produzenten augenscheinlich nur als eine besondere Form seines Kapitals ... während seines Aufenthaltes in der Zirkulationssphäre erscheint?“ K. Marx, Kapital 3. S. 283. „Erstens: Dass das Warenkapital in der Hand eines von seinem Produzenten verschiedenen Agenten seine ... Verwandlung in Geld... vollzieht, ... so dass diese Operation als eigenes, von den übrigen Funktionen des industriellen Kapitals getrenntes und daher verselbständigtes Geschäft sich gestaltet. Es ist eine besondere Form der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit... Aber damit erschiene dies besondere Geschäft noch keineswegs als die Funktion eines besonderen ... Kapitals; wie es denn in der Tat nicht als solches da erscheint, wo der Warenhandel betrieben wird durch bloße Handlungsreisende oder andere direkte Agenten des industriellen Kapitalisten. Es muss also noch ein zweites Moment hinzukommen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 283. „Zweitens: Dies kommt dadurch herein, dass der selbständige Zirkulationsagent, der Kaufmann, Geldkapital (eigenes oder geliehenes) in dieser Position vorschießt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 283. „Das Warenkapital nimmt also im Warenhandlungskapital dadurch die Gestalt einer selbständigen Sorte von Kapital an, dass der Kaufmann Geldkapital vorschießt, das sich nur als Kapital verwertet, ... indem es ausschließlich damit beschäftigt ist, die Metamorphose des Warenkapitals, ... seine Verwandlung in Geld zu vermitteln, und es tut dies durch beständigen Kauf und Verkauf von Waren. Dies ist seine ausschließliche Operation; diese den Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals vermittelnde Tätigkeit ist die ausschließliche Funktion des Geldkapitals, womit der Kaufmann operiert. Durch diese Funktion verwandelt er sein Geld in Geldkapital, stellt sein G dar als G - W - G‘, und durch denselben Prozess verwandelt er das Warenkapital in Warenhandlungskapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 285. „Es ist also nur das vom Kaufmann vorgeschossene Geldkapital, das ausschließlich zum Kauf und Verkauf bestimmt ist ..., was jetzt zu betrachten ist mit Bezug auf den gesamten Reproduktionsprozess des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 285. „Es findet also eine Verdoppelung statt. Einerseits sind die Funktionen als Warenkapital und Geldkapital (daher weiter bestimmt als kommerzielles Kapital) allgemeine

Page 398: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

108

Formbestimmtheiten des industriellen Kapitals. Andererseits sind besondere Kapitale, also auch besondere Reihen von Kapitalisten, ausschließlich tätig in diesen Funktionen; und diese Funktionen werden so zu besonderen Sphären der Kapitalverwertung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 312. „Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der Zirkulationssphäre fungierendes Kapital... Aber im Zirkulationsprozess wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert. Es gehen nur Formveränderungen derselben Wertmasse vor... Wird beim Verkauf der produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in ihr existiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 290f. „Im Gegenteil. Soweit diese Metamorphosen Zirkulationszeit kosten - eine Zeit, innerhalb deren das Kapital überhaupt nicht, also auch keinen Mehrwert produziert -, ist sie Beschränkung der Wertschöpfung... Das Kaufmannskapital schafft daher weder Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 291. „Sofern es zur Abkürzung der Zirkulationszeit beiträgt, kann es indirekt den vom industriellen Kapitalisten produzierten Mehrwert vermehren helfen. Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung der Arbeit zwischen den Kapitalisten vermittelt, also das gesellschaftliche Kapital befähigt, auf größerer Stufenleiter zu arbeiten, befördert seine Funktion die Produktivität des industriellen Kapitals und dessen Akkumulation. Soweit es die Umlaufszeit abkürzt, erhöht es das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Kapital, also die Profitrate. Soweit es einen geringeren Teil des Kapitals als Geldkapital in die Zirkulationssphäre einbannt, vermehrt es den direkt in der Produktion angewandten Teil des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 291.

Kapital 3.292-297

„Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der Zirkulationssphäre fungierendes Kapital... Aber im Zirkulationsprozess wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert. Es gehen nur Formveränderungen derselben Wertmasse vor... Wird beim Verkauf der produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in ihr existiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 290f. „Im Gegenteil. Soweit diese Metamorphosen Zirkulationszeit kosten - eine Zeit, innerhalb deren das Kapital überhaupt nicht, also auch keinen Mehrwert produziert -, ist sie Beschränkung der Wertschöpfung... Das Kaufmannskapital schafft daher weder Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 291. „Sofern es zur Abkürzung der Zirkulationszeit beiträgt, kann es indirekt den vom industriellen Kapitalisten produzierten Mehrwert vermehren helfen. Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung der Arbeit zwischen den Kapitalisten vermittelt, also das gesellschaftliche Kapital befähigt, auf größerer Stufenleiter zu arbeiten, befördert seine Funktion die Produktivität des industriellen Kapitals und dessen Akkumulation. Soweit es die Umlaufszeit abkürzt, erhöht es das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Kapital, also die Profitrate. Soweit es einen geringeren Teil des Kapitals als Geldkapital in die Zirkulationssphäre

Page 399: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

109

einbannt, vermehrt es den direkt in der Produktion angewandten Teil des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 291.

17. Kapitel Der kommerzielle Profit a) Bildung des kommerziellen Profits: „Man hat in Buch II gesehen, dass die reinen Funktionen des Kapitals in der Zirkulation - ... also die Akte des Verkaufens und Kaufens - weder Wert noch Mehrwert erzeugen. Umgekehrt zeigte es sich, dass die Zeit, die hierfür nötig ist, objektiv mit Bezug auf die Waren und subjektiv mit Bezug auf den Kapitalisten, Grenzen erzeugt für die Bildung von Wert und Mehrwert. Was von der Metamorphose des Warenkapitals an sich gilt, wird natürlich in keiner Weise dadurch geändert, dass ein Teil desselben die Gestalt des Warenhandlungskapital annimmt....“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. “Wenn dies Geldkapital weder Wert noch Mehrwert schafft, so kann es diese Eigenschaften nicht dadurch erwerben, dass es, statt vom industriellen Kapitalisten, von einer anderen Abteilung Kapitalisten zur Verrichtung derselben Funktionen beständig in Zirkulation geworfen wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 292. „Wieweit das Kaufmannskapital indirekt produktiv sein kann, ist bereits angedeutet und wird später noch weiter erörtert werden. Das Warenhandlungskapital also - abgestreift alle heterogenen Funktionen, wie Aufbewahren, Spedieren, Transportieren, Einteilen, Detaillieren, die damit verknüpft sein mögen, und beschränkt auf seine wahre Funktion des Kaufens, um zu verkaufen - schafft weder Wert noch Mehrwert, sondern vermittelt nur ihre Realisation und damit zugleich den wirklichen Austausch der Waren, ... den gesellschaftlichen Stoffwechsel.“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Dennoch, da die Zirkulationsphase des industriellen Kapitals ebenso sehr eine Phase des Reproduktionsprozesses bildet wie die Produktion, muss das im Zirkulationsprozess selbständig fungierende Kapital ebenso sehr den jährlichen Durchschnittsprofit abwerfen wie das in den verschiedenen Zweigen der Produktion fungierende Kapital. Würfe das Kaufmannskapital einen höheren prozentigen Durchschnittsprofit ab als das industrielle Kapital, so würde sich ein Teil des industriellen Kapitals in Kaufmannskapital verwandeln. Würfe es einen niedrigeren Durchschnittsprofit ab, so fände der umgekehrte Prozess statt. Ein Teil des Kaufmannskapitals würde sich in industrielles verwandeln. Keine Kapitalgattung hat größere Leichtigkeit.... ihre Funktion zu ändern, als das Kaufmannskapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Da das Kaufmannskapital selbst keinen Mehrwert erzeugt, so ist klar, dass der Mehrwert, der in der Form des Durchschnittsprofits auf es fällt, einen Teil des von dem gesamten produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts bildet. Aber die Frage ist nun die: Wie zieht das Kaufmannskapital den ihm zufallenden Teil des vom produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts oder Profits an sich? Es ist nur Schein, dass der kaufmännische Profit bloßer Zuschlag, nominelle Erhöhung des Preises der Waren über ihren Wert ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Es ist klar, dass der Kaufmann seinen Profit nur aus dem Preis der von ihm verkauften Waren beziehen kann, und noch mehr, dass dieser Profit, den er beim Verkauf seiner Waren macht, gleich sein muss der Differenz zwischen seinem Kaufpreis und seinem

Page 400: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

110

Verkaufspreis...“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Es ist möglich, dass nach dem Kauf der Ware und vor ihrem Verkauf zusätzliche Kosten (Zirkulationskosten) in sie eingehen... Gehen solche Kosten ein, so ist klar, dass der Überschuss des Verkaufspreises über den Kaufpreis nicht bloß Profit vorstellt. (Sondern auch Kosten für c + v des Kaufmanns.) Um die Untersuchung zu vereinfachen, unterstellen wir zunächst, dass keine solchen Kosten eingehen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Bei dem industriellen Kapitalisten ist der Unterschied zwischen dem Verkaufspreis und dem Kaufpreis seiner Waren gleich dem Unterschied zwischen ihrem Produktionspreis und ihrem Kostpreis, oder wenn wir das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachten, gleich dem Unterschied zwischen dem Wert der Waren und ihrem Kostpreis für die Kapitalisten, was sich wieder auflöst in den Unterschied des Gesamtquantums der in ihnen vergegenständlichten Arbeit über das Quantum der in ihnen vergegenständlichten bezahlten Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 294. „Während der industrielle Kapitalist in der Zirkulation den bisher produzierten Mehrwert oder Profit nur realisiert, soll der Kaufmann dagegen in der Zirkulation und durch sie seinen Profit nicht nur realisieren, sondern erst machen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 294. „Aber warum wurde angenommen, dass der industrielle Kapitalist dem Kaufmann die Waren zu ihrem Produktionspreis verkauft? Oder vielmehr, was war in dieser Annahme vorausgesetzt? Dass das kaufmännische Kapital ... nicht in die Bildung der allgemeinen Profitrate eingeht. Wir gingen notwendig von dieser Voraussetzung aus bei der Darstellung der allgemeinen Profitrate, erstens, weil das kaufmännische Kapital als solches damals für uns noch nicht existierte; und zweitens, weil der Durchschnittsprofit, und daher die allgemeine Profitrate, zunächst notwendig zu entwickeln war als Ausgleichung der Profite oder Mehrwerte, die von den industriellen Kapitalen der verschiedenen Produktionssphären wirklich produziert werden. Bei dem Kaufmannskapital haben wir dagegen mit einem Kapital zu tun, das am Profit teilnimmt, ohne an seiner Produktion teilzunehmen. Es ist also jetzt nötig, die frühere Darstellung zu ergänzen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 295. „Gesetzt, das während des Jahres vorgeschossene industrielle Gesamtkapital sei = 720 c + 180 v = 900 (etwa Milliarden Euro) und m‘ = 100 %. Das Produkt also 720 c + 180 v + 180 m. Nennen wir dann dies Produkt oder das produzierte Warenkapital W, so ist sein Wert oder Produktionspreis ... = 1080 und die Rate des Profits für das gesamte Kapital von 900 = 20%. Diese 20 % sind nach dem früher Entwickelten die Durchschnittsprofitrate, da der Mehrwert hier nicht auf dieses oder jenes Kapital von besonderer Zusammensetzung, sondern auf das gesamte industrielle Kapital mit seiner Durchschnittszusammensetzung berechnet ist. Also W = 1080 und die Profitrate = 20%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 296. „Wir wollen aber nun annehmen, dass außer diesen 900 Milliarden industrielles Kapital noch 100 Milliarden Kaufmannskapital hinzukommt, welches anteilig nach seiner Größe denselben Anteil am Profit hat wie jenes. Nach der Voraussetzung ist es 1/10 des Gesamtkapitals von 1000. Es beteiligt sich also mit 1/10 am Gesamtmehrwert von 180 und erhält so einen Profit (von 18) zur Rate von 18%. In der Tat also ist der zwischen den anderen 9/10 des Gesamtkapitals zu verteilende Profit nur noch = 162 oder auf das Kapital von 900 ebenfalls = 18%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 296. „Der Preis also, wozu W von den Besitzern des industriellen Kapitals von 900 an die Warenhändler verkauft wird, ist = 720 c + 180 v + 162 m = 1062.

Page 401: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

111

Schlägt der Kaufmann also auf sein Kapital von 100 den Durchschnittsprofit von 18 %, so verkauft er die Waren zu 1062 + 18 = 1080, d.h. ... zu ihrem Wert, obgleich er seinen Profit nur in der Zirkulation und durch sie macht und nur durch den Überschuss seines Verkaufspreises über seinen Kaufpreis. Aber dennoch verkauft er die Waren nicht über ihrem Wert oder nicht über ihrem Produktionspreis, eben weil er sie unter ihrem Wert oder unter ihrem Produktionspreis von den industriellen Kapitalisten gekauft hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 296. „In die Bildung der allgemeinen Profitrate geht also das Kaufmannskapital bestimmend ein anteilig nach dem Teil, den es vom Gesamtkapital bildet... Es tritt damit auch eine nähere, einschränkende Bestimmung des Produktionspreises ein. Unter Produktionspreis ist nach wie vor zu verstehen der Preis der Ware = ihren Kosten (dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten + variablen Kapital) + dem Durchschnittsprofit darauf. Aber dieser Durchschnittsprofit ist jetzt anders bestimmt. Er ist bestimmt durch den Gesamtprofit, den das totale produktive Kapital erzeugt, aber nicht berechnet auf dies produktive Totalkapital, ... wenn dies wie oben = 900 und der Profit = 180 ... wäre, sondern berechnet auf das totale produktive + das Handelskapital, so dass, wenn 900 produktives und 100 Handelskapital, die Durchschnittsprofitrate = 180 : 1000 = 18 % ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297. „In der Durchschnittsprofitrate ist bereits der auf das Handelskapital fallende Teil des Gesamtprofits eingerechnet. Der wirkliche Wert oder Produktionspreis des gesamten Warenkapitals ist daher = k + p + h (wo h der kaufmännische Profit).“ K. Marx, Kapital 3. S. 297. „Der Produktionspreis oder der Preis, wozu der industrielle Kapitalist ... verkauft, ist also kleiner als der wirkliche Produktionspreis der Ware; oder, wenn wir die Gesamtheit der Waren betrachten, so sind die Preise, wozu die industrielle Kapitalistenklasse sie verkauft, kleiner als ihre Werte.... Indem nun der Kaufmann Ware, die ihm 100 kostet zu 118 verkauft, schlägt er allerdings 18 % auf; aber da die Ware, die er zu 100 gekauft hat, 118 wert ist, verkauft er sie deswegen nicht über ihrem Wert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297. „Wie das industrielle Kapital nur Profit realisiert, der als Mehrwert schon im Wert der Ware steckt, so das Handelskapital nur, weil der ganze Mehrwert oder Profit noch nicht realisiert ist in dem vom industrielle Kapital realisierten Preis der Ware. Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so über dem Einkaufspreis, ... weil dieser unter dem Totalwert steht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297.

Kapital 3. 298-313 „Bei dem Kaufmannskapital haben wir es ... mit einem Kapital zu tun, das am Profit teilnimmt, ohne an seiner Produktion teilzunehmen. Es ist also jetzt nötig, die frühere Darstellung zu ergänzen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 295. „Gesetzt, das während des Jahres vorgeschossene industrielle Gesamtkapital sei = 720 c + 180 v = 900 (etwa Milliarden Euro) und m‘ = 100 %. Das Produkt also 720 c + 180 v + 180 m. Nennen wir dann dies Produkt oder das produzierte Warenkapital W, so ist sein Wert oder

Page 402: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

112

Produktionspreis ... = 1080 und die Rate des Profits für das gesamte Kapital von 900 = 20%. Diese 20 % sind nach dem früher Entwickelten die Durchschnittsprofitrate, da der Mehrwert hier nicht auf dieses oder jenes Kapital von besonderer Zusammensetzung, sondern auf das gesamte industrielle Kapital mit seiner Durchschnittszusammensetzung berechnet ist. Also W = 1080 und die Profitrate = 20%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 296. „Wir wollen aber nun annehmen, dass außer diesen 900 Milliarden industrielles Kapital noch 100 Milliarden Kaufmannskapital hinzukommt, welches anteilig nach seiner Größe denselben Anteil am Profit hat wie jenes. Nach der Voraussetzung ist es 1/10 des Gesamtkapitals von 1000. Es beteiligt sich also mit 1/10 am Gesamtmehrwert von 180 und erhält so einen Profit (von 18) zur Rate von 18%. In der Tat also ist der zwischen den anderen 9/10 des Gesamtkapitals zu verteilende Profit nur noch = 162 oder auf das Kapital von 900 ebenfalls = 18%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 296. „Der Preis also, wozu W von den Besitzern des industriellen Kapitals von 900 an die Warenhändler verkauft wird, ist = 720 c + 180 v + 162 m = 1062. Schlägt der Kaufmann also auf sein Kapital von 100 den Durchschnittsprofit von 18 %, so verkauft er die Waren zu 1062 + 18 = 1080, d.h. ... zu ihrem Wert, obgleich er seinen Profit nur in der Zirkulation und durch sie macht und nur durch den Überschuss seines Verkaufspreises über seinen Kaufpreis. Aber dennoch verkauft er die Waren nicht über ihrem Wert oder nicht über ihrem Produktionspreis, eben weil er sie unter ihrem Wert oder unter ihrem Produktionspreis von den industriellen Kapitalisten gekauft hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 296.

„Wie das industrielle Kapital nur Profit realisiert, der als Mehrwert schon im Wert der Ware steckt, so das Handelskapital nur, weil der ganze Mehrwert oder Profit noch nicht realisiert ist in dem vom industrielle Kapital realisierten Preis der Ware. Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so über dem Einkaufspreis, ... weil dieser unter dem Totalwert steht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297.

b) Kaufmännische Zirkulationskosten: „In der ergänzenden Ausgleichung der Profite durch die Dazwischenkunft des Kaufmannskapitals zeigte sich, dass in den Wert der Ware kein zusätzliches Element eingeht für das vorgeschossene Geldkapital des Kaufmanns, dass der Zuschlag auf den Preis, wodurch der Kaufmann seinen Profit macht, nur gleich ist dem Wertteil der Ware, den das produktive Kapital im Produktionspreis der Ware nicht berechnet... hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 298. „Dies ist jedoch nur richtig, wenn wie bisher angenommen wird, dass der Kaufmann keine Unkosten hat oder dass er außer dem Geldkapital, das er vorschießen muss, .... kein anderes Kapital, zirkulierendes oder fixes, im Prozess ... des Kaufens und Verkaufens vorzuschießen hat. Dem ist jedoch nicht so, wie man gesehen hat bei Betrachtung der Zirkulationskosten (Buch II, Kap. VI).“ K. Marx, Kapital 3. S. 299. „Welcher Art immer diese Zirkulationskosten sein mögen; ob sie aus dem rein kaufmännischen Geschäft als solchem entspringen, also zu den spezifischen Zirkulationskosten des Kaufmanns gehören; oder ob sie Posten vorstellen, die aus nachträglichen, innerhalb des Zirkulationsprozesses hinzukommenden Produktionsprozessen, wie Spedition, Transport, Aufbewahrung etc. entspringen: sie unterstellen auf der Seite des Kaufmanns, außer dem im Warenkauf vorgeschossenen

Page 403: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

113

Geldkapital, stets ein zusätzliches Kapital, das in Ankauf und Zahlung dieser Zirkulationsmittel vorgeschossen war. Soweit dies Kostenelement aus zirkulierendem Kapital besteht, geht es ganz, soweit aus fixem Kapital, geht es nach Maßgabe seines Verschleißes als Zusatzelement in den Verkaufspreis der Waren ein... Ob aber zirkulierend oder fix, dies ganze zusätzliche Kapital geht ein in die Bildung der allgemeinen Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 299. „Die rein kaufmännischen Zirkulationskosten (also mit Ausschluss der Kosten für Spedition, Transport, Aufbewahrung etc.) lösen sich auf in die Kosten, die nötig sind, um den Wert der Ware zu realisieren, ihn, sei es aus Ware in Geld oder aus Geld in Ware zu verwandeln... Alles dies findet sich im eigentlichen Großhandel, wo das kaufmännische Kapital am reinsten und am wenigsten verquickt mit anderen Funktionen erscheint... Die Kosten, die wir hier betrachten, sind die des Kaufens und die des Verkaufens. Es ist schon früher bemerkt worden, dass sie sich auflösen in Rechnen, Buchführen, Markten, Korrespondenz etc. Das konstante Kapital, das dazu erforderlich ist, besteht in Kontor, Papier, Porto etc. Die anderen Kosten lösen sich auf in variables Kapital, das in Anwendung kaufmännischer Lohnarbeiter vorgeschossen wird. ... Diese sämtlichen Kosten werden nicht gemacht in der Produktion des Gebrauchswertes der Waren, sondern in der Realisation ihres Werts; sie sind reine Zirkulationskosten. Sie gehen nicht ein in den unmittelbaren Produktionsprozess, aber in den Zirkulationsprozess, daher in den Gesamtprozess der Reproduktion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 299f. c) kaufmännische Lohnarbeiter (kaufmännische Angestellte): „Es fragt sich jetzt: Wie verhält es sich mit den kaufmännischen Lohnarbeitern, die der kaufmännische Kapitalist, hier der Warenhändler, beschäftigt? Nach einer Seite hin ist ein solcher kaufmännischer Arbeiter Lohnarbeiter wie ein anderer. Erstens, insofern die Arbeit gekauft wird vom variablen Kapital des Kaufmanns, nicht von dem als Revenue verausgabten Geld, und daher auch nur gekauft wird nicht für Privatbedienung, sondern zum Zweck der Selbstverwertung des darin vorgeschossenen Kapitals. Zweitens, sofern der Wert seiner Arbeitskraft und daher sein Arbeitslohn bestimmt ist, wie bei allen anderen Lohnarbeitern, durch die Produktions- und Reproduktionskosten seiner spezifischen Arbeitskraft, nicht durch das Produkt seiner Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 303f. „Aber es muss zwischen ihm und den direkt vom industriellen Kapital beschäftigten Arbeiter derselbe Unterschied stattfinden, der zwischen dem industriellen Kapital und dem Handelskapital und daher zwischen dem industriellen Kapitalisten und dem Kaufmann stattfindet. Da der Kaufmann als bloßer Zirkulationsagent weder Wert noch Mehrwert produziert....., so können auch die von ihm in denselben Funktionen beschäftigten kaufmännischen Arbeiter unmöglich unmittelbar Mehrwert für ihn schaffen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 304 „Was Schwierigkeiten macht in Bezug auf die kaufmännischen Lohnarbeiter, ist keineswegs, zu erklären, wie sie direkt für ihren Beschäftiger Profit produzieren, obgleich sie nicht direkt Mehrwert .... produzieren. Diese Frage ist in der Tat schon gelöst durch die allgemeine Analyse des kaufmännischen Profits. Ganz wie das industrielle Kapital dadurch Profit macht, dass es in den Waren steckende und realisierte Arbeit verkauft, für die es kein Äquivalent bezahlt hat, so das kaufmännische Kapital dadurch, dass es dem produktiven Kapital die unbezahlte Arbeit, die in

Page 404: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

114

der Ware steckt... nicht ganz zahlt, dagegen beim Verkauf der Waren diesen noch in den Waren steckenden und von ihm unbezahlten Teil sich zahlen lässt. Das Verhältnis des Kaufmannskapitals zum Mehrwert ist ein anderes als das des industriellen Kapitals. Das letztere produziert den Mehrwert durch direkte Aneignung unbezahlter fremder Arbeit. Das erstere eignet sich einen Teil dieses Mehrwerts an, indem es diesen Teil vom industriellen Kapital auf sich übertragen lässt. “ K. Marx, Kapital 3. S. 304 „Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Kapital direkt Mehrwert, schafft die unbezahlte Arbeit der kommerziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Anteil an jenem Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 305. „Besäße jeder Kaufmann nur soviel Kapital, als er persönlich fähig ist, durch seine eigene Arbeit umzuschlagen, so fände eine unendliche Zersplitterung des Kaufmannskapitals statt; .... Die beschränkte Teilung der Arbeit im kaufmännischen Betrieb, wo der eine Bücher führt, der andere die Kasse, ein dritter korrespondiert, dieser einkauft, jener verkauft, dieser reist etc. erspart Arbeitszeit in ungeheuren Massen, so dass die im Großhandel verwandte Zahl von kaufmännischen Arbeitern in gar keinem Verhältnis steht zu der vergleichsmäßigen Größe des Geschäfts. Es ist dies der Fall, weil im Handel viel mehr als in der Industrie dieselbe Funktion, ob im großen oder kleinen verrichtet, gleich viel Arbeit kostet. Daher zeigt sich die Konzentration im Kaufmannsgeschäft historisch früher als in der industriellen Werkstatt... Dasselbe Kaufmannskapital, wenn auf viele kleine Kaufleute verteilt, würde wegen dieser Zersplitterung viel mehr Arbeiter zur Vermittlung seiner Funktionen erheischen, und es wäre außerdem größeres Kaufmannskapital erheischt, um dasselbe Warenkapital umzuschlagen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 305f. Ob ein kaufmännischer Lohnarbeiter bei einem Handelskapitalisten oder bei einem industriellen Kapitalisten beschäftigt ist, sein Verhältnis zur gesellschaftlichen Mehrwertproduktion ist ganz dieselbe. Im folgenden wird daher die Zirkulationsarbeit der kaufmännischen Lohnarbeiter in einem Industriebetrieb analysiert, um den Unterschied zur produktiven Arbeit schärfer herauszuarbeiten: „Je entwickelter die Produktionsleiter, desto größer, wenn auch keineswegs im Verhältnis, sind die kaufmännischen Operationen des industrielle Kapitals, also auch die Arbeit und die sonstigen Zirkulationskosten für die Realisierung des Werts und Mehrwerts. Es wird dadurch Anwendung kommerzieller Lohnarbeiter nötig, die das eigentliche Kontor bilden. Die Auslage für dieselben, obgleich in Form von Arbeitslohn gemacht, unterscheidet sich von dem variablen Kapital, das im Ankauf der produktiven Arbeit ausgelegt ist. Es vermehrt die Auslagen des industriellen Kapitalisten... ohne direkt den Mehrwert zu vermehren. Denn es ist Auslage, bezahlt für Arbeit, die nur in der Realisierung schon geschaffener Werte verwandt wird. Wie jede andere Auslage dieser Art, vermindert auch diese die Rate des Profits, weil das vorgeschossene Kapital wächst, aber nicht der Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 310. „Der industrielle Kapitalist sucht also diese Zirkulationskosten, ganz wie seine Auslagen für konstantes Kapital, auf ihr Minimum zu beschränken. Das industrielle Kapital verhält sich also nicht in derselben Weise zu seinen kommerziellen wie zu seinen produktiven Lohnarbeitern. Je mehr von diesen letzteren bei sonst gleichbleibenden Umständen angewandt werden, um so massenhafter die Produktion, um so größer der Mehrwert oder Profit. Umgekehrt dagegen (bei seinen kaufmännischen Arbeitern). ... Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Arbeit, die nur in den vermittelnden Operationen besteht, welche teils mit der Berechnung der Werte, teils mit ihrer Realisierung, teils mit der Wiederverwandlung des realisierten Geldes in Produktionsmittel verbunden sind, deren

Page 405: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

115

Umfang also von der Größe der produzierten und zu realisierenden Werte abhängt, dass eine solche Arbeit nicht als Ursache, wie die direkt produktive Arbeit, sondern als Folge der jeweiligen Größen und Massen dieser Werte wirkt... Um viel zu messen, zu wiegen, zu verpacken, zu transportieren, muss viel da sein; die Menge der Pack- und Transportarbeit etc. hängt ab von der Masse der Waren, die Objekte ihrer Tätigkeit sind, nicht umgekehrt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 310f. „Der Kapitalist vermehrt die Zahl der kaufmännischen Arbeiter, wenn mehr Wert und Profit zu realisieren ist. Die Zunahme dieser Arbeit ist stets Wirkung, nie Ursache der Vermehrung des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 312. „Der kommerzielle Arbeiter produziert nicht direkt Mehrwert. Aber der Preis seiner Arbeit ist durch den Wert seiner Arbeitskraft, also deren Produktionskosten bestimmt, während die Ausübung dieser Arbeitskraft, als eine Anspannung, Kraftäußerung und Abnutzung, wie bei jedem anderen Lohnarbeiter, keineswegs durch den Wert seiner Arbeitskraft begrenzt ist. Sein Lohn steht daher in keinem notwendigen Verhältnis zu der Masse des Profits, die er dem Kapitalisten realisieren hilft. Was er dem Kapitalisten kostet, und was er ihm einbringt, sind verschiedene Größen. Er bringt ihm ein, nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber indem er die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft, soweit er zum Teil unbezahlte Arbeit verrichtet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 311. „Der eigentlich kaufmännische Arbeiter (= Angestellte) gehört zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, die über der Durchschnittsarbeit steht. Indes hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verhältnis zur Durchschnittsarbeit, im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise. Teils durch Teilung der Arbeit innerhalb des Kontors... Zweitens, weil die Vorbildung, Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner, billiger reproduziert werden... Die Verallgemeinerung des Volksunterrichts erlaubt, diese Sorte aus Klassen zu rekrutieren, die früher davon ausgeschlossen, an schlechtere Lebensweise gewöhnt waren. Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz. Mit einigen Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion die Arbeitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, während ihre Arbeitsfähigkeit zunimmt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 311f. d) Resümee: „Dem industriellen Kapital erscheinen und sind die Zirkulationskosten Unkosten. Dem Kaufmann erscheinen sie als Quelle seines Profits, der - die allgemeine Profitrate vorausgesetzt - im Verhältnis zur Größe seines Kaufmannskapitals steht. Die in diesen Zirkulationskosten zu machende Auslage ist daher für das kaufmännische Kapital eine produktive Anlage. Also ist auch die kommerzielle Arbeit, die es kauft, für es unmittelbar produktiv.“ K. Marx, Kapital 3. S. 313. „Das Kaufmannskapital geht also ein in die Ausgleichung des Mehrwerts zum Durchschnittsprofit, obgleich nicht in die Produktion dieses Mehrwerts. Daher enthält die allgemeine Profitrate bereits ... einen Abzug vom Profit des industrielle Kapitals. Es folgt aus dem Bisherigen: 1. Je größer das Kaufmannskapital im Verhältnis zum industriellen Kapital, desto kleiner die Rate des industrielle Profits und umgekehrt. 2. ... Die Durchschnittsrate des Profits des direkt ausbeutenden Kapitalisten drückt also die Rate des Profits kleiner aus, als sie wirklich ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297f.

Page 406: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

116

„Im Gang der wissenschaftlichen Analyse erscheint die Bildung der allgemeinen Profitrate als ausgehend von den industriellen Kapitalen und ihrer Konkurrenz und erst später ... ergänzt und modifiziert durch die Dazwischenkunft des Kaufmannkapitals. Im Gang der historischen Entwicklung verhält sich die Sache geradezu umgekehrt. Es ist das kaufmännische Kapital, das zuerst die Preise der Waren mehr oder minder durch ihre Werte bestimmt... Der kaufmännische Profit bestimmt ursprünglich den industrielle Profit. Erst sobald die kapitalistische Produktionsweise durchgedrungen und der Produzent selbst Kaufmann geworden, wird der kaufmännische Profit reduziert auf den aliquoten Teil des Gesamtmehrwerts, der dem Handelskapital als einem aliquoten Teil des im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess beschäftigen Gesamtkapitals zukommt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 298.

Kapital 3.: 314 - 326 „Dem industriellen Kapital erscheinen und sind die Zirkulationskosten Unkosten. Dem Kaufmann erscheinen sie als Quelle seines Profits, der - die allgemeine Profitrate vorausgesetzt - im Verhältnis zur Größe seines Kaufmannskapitals steht. Die in diesen Zirkulationskosten zu machende Auslage ist daher für das kaufmännische Kapital eine produktive Anlage. Also ist auch die kommerzielle Arbeit, die es kauft, für es unmittelbar produktiv.“ K. Marx, Kapital 3. S. 313. „Das Kaufmannskapital geht also ein in die Ausgleichung des Mehrwerts zum Durchschnittsprofit, obgleich nicht in die Produktion dieses Mehrwerts. Daher enthält die allgemeine Profitrate bereits ... einen Abzug vom Profit des industrielle Kapitals. Es folgt aus dem Bisherigen: 1. Je größer das Kaufmannskapital im Verhältnis zum industriellen Kapital, desto kleiner die Rate des industrielle Profits und umgekehrt. 2. ... Die Durchschnittsrate des Profits des direkt exploitierenden Kapitalisten drückt also die Rate des Profits kleiner aus, als sie wirklich ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297f. 18. Kapitel Der Umschlag des Kaufmannskapitals. Die Preise. „Der Umschlag des industriellen Kapitals ist die Einheit seiner Produktions- und Zirkulationszeit und umfasst daher den ganzen Produktionsprozess. Der Umschlag des Kaufmannskapitals dagegen, da er in der Tat nur die verselbständigte Bewegung des Warenkapitals ist, stellt nur die erste Phase der Metamorphose der Ware, W - G, als in sich zurückfließende Bewegung eines besonderen Kapitals dar; G - W, W - G im kaufmännischen Sinn, als Umschlag des Kaufmannskapitals. Der Kaufmann kauft, verwandelt sein Geld in Ware, verkauft dann, verwandelt dieselbe Ware wieder in Geld und so fort in beständiger Wiederholung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 314. „Innerhalb der Zirkulation stellt sich die Metamorphose des industriellen Kapitals immer dar als W 1 - G - W 2; das aus dem Verkauf von W 1, der produzierten Ware, gelöste Geld wird benutzt, um W 2, neue Produktionsmittel zu kaufen; es ist dies der wirkliche Austausch von W 1 und W 2 und dasselbe Geld wechselt so zweimal die Hände. Seine Bewegung vermittelt den Austausch zweier verschiedenartigen Waren, W 1 und W 2. Aber beim Kaufmann, in G - W - G‘ wechselt umgekehrt dieselbe Ware zweimal die Hände;

Page 407: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

117

sie vermittelt nur den Rückfluss des Geldes zu ihm.“ K. Marx, Kapital 3. S. 314. „Der Umschlag des Kaufmannskapitals kann aber nicht nur Umschläge verschiedener industrieller Kapitale vermitteln, sondern auch die entgegengesetzte Phase der Metamorphose des Warenkapitals. Der Kaufmann kauft z. B. die Leinwand vom Fabrikanten und verkauft sie an den Bleicher. Hier stellt also der Umschlag desselben Kaufmannskapitals ... zwei entgegengesetzte Phasen für zwei verschiedene industrielle Kapitale vor. Soweit der Kaufmann überhaupt für die produktive Konsumtion verkauft, stellt sein W - G stets das G - W eines industriellen Kapitals und sein G - W stets das W - G eines anderen industriellen Kapitals vor.“ K. Marx, Kapital 3. S. 317.

„Welches aber immer die gesellschaftliche Organisation der Produktionssphären, deren Warentausch der Kaufmann vermittelt, sein Vermögen existiert immer als Geldvermögen und sein Geld fungiert stets als Kapital. Seine Form ist stets G - W - G‘; Geld, die selbständige Form des Tauschwerts, der Ausgangspunkt, und Vermehrung des Tauschwerts der selbständige Zweck. Der Warentausch selbst und die ihn vermittelnden Operationen - getrennt von der Produktion und vollzogen vom Nichtproduzenten - als bloßes Mittel der Vermehrung, nicht nur des Reichtums, sondern des Reichtums in seiner allgemeinen gesellschaftlichen Form, als Tauschwert. Das treibende Motiv und der bestimmende Zweck ist, G zu verwandeln in G + delta G; die Akte G - W und W - G‘, die den Akt G - G‘ vermitteln, erscheinen bloß als Übergangsmomente dieser Verwandlung von G in G + deltaG. Dies G - W - G‘ als charakteristische Bewegung des Kaufmannskapitals unterscheidet es von W - G - W, dem Warenhandel zwischen den Produzenten selbst, der auf den Austausch von Gebrauchswerten als letzten Zweck gerichtet ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 338. Es ist „derselbe Geldwert, der wiederholt zum Betrag seines Werts Warenkapital kauft und verkauft und daher in dieselbe Hand wiederholt als G + deltaG, zu seinem Ausgangspunkt als Wert plus Mehrwert zurückfließt. Dies charakterisiert seinen Umschlag als Kapitalumschlag. Es entzieht der Zirkulation beständig mehr Geld, als es hineinwirft.“ K. Marx, Kapital 3. S. 315.

a) Der Umschlag des Kaufmannskapitals und sein Zusammenhang mit dem Umschlag des industriellen Kapitals und der allgemeine Profitrate: „Man hat bereits gesehen, dass der Umschlag des Kaufmannskapital verschieden ist von dem des industriellen Kapitals... Bei dem industriellen Kapital drückt der Umschlag einerseits die Periodizität der Reproduktion aus, und es hängt daher davon ab die Masse der Waren, die in einer bestimmten Zeit auf den Markt geworfen werden. Andererseits bildet die Umlaufszeit eine Grenze, und zwar eine dehnbare, welche mehr oder weniger beschränkend auf die Bildung von Wert und Mehrwert, weil auf den Umfang des Produktionsprozesses wirkt. Der Umschlag geht daher bestimmend ein, nicht als positives, sondern als beschränkendes Element, in die Masse des jährlich produzierten Mehrwerts und daher in die Bildung der allgemeinen Profitrate. Dagegen ist die Durchschnittsprofitrate eine gegebene Größe für das Kaufmannskapital. Es wirkt nicht direkt mit in der Schöpfung des Profits oder Mehrwerts und geht in die Bildung der allgemeinen Profitrate nur soweit bestimmend ein, als es nach dem Teil, den es vom Gesamtkapital bildet, seine Dividende aus der Masse des vom industriellen Kapital

Page 408: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

118

produzierten Profits zieht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 320f. „Nun vermittelt zwar das Kaufmannskapital den Umschlag des produktiven Kapitals; aber nur soweit es dessen Umlaufszeit verkürzt. Es wirkt nicht direkt auf die Produktionszeit, die ebenfalls eine Schranke für die Umschlagszeit des industriellen Kapitals bildet. Dies ist die erste Grenze für den Umschlag des Kaufmannskapitals. Zweitens aber... ist dieser Umschlag schließlich beschränkt durch die Geschwindigkeit und den Umfang der gesamten individuellen Konsumtion, da der ganze in den Konsumtionsfonds eingehende Teil des Warenkapitals davon abhängt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 315. „Umstände, welche den Durchschnittsumschlag des Kaufmannskapitals verkürzen, z. B. Entwicklung der Transportmittel, vermindern im Ganzen die absolute Größe des Kaufmannskapitals, erhöhen daher die allgemeine Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 322.

b) Beschleunigter Umschlag des Kaufmannskapitals senkt das angewandte Kaufmannskapital und seinen Profit pro Umschlag: „Je größer die Anzahl der Umschläge des industriellen Gesamtkapitals, desto größer die Profitmasse, die Masse des jährlich produzierten Mehrwerts, und daher bei sonst gleichen Umständen die Profitrate. Anders mit dem Kaufmannskapital. Für es ist die Profitrate eine gegebene Größe, bestimmt einerseits durch die Masse des vom industriellen Kapital produzierten Profits, andererseits durch die relative Größe des Gesamthandelskapitals, durch sein quantitatives Verhältnis zur Summe des im Produktionsprozess und Zirkulationsprozess vorgeschossenen Kapitals. Die Anzahl seiner Umschläge wirkt allerdings bestimmend ein auf sein Verhältnis zum Gesamtkapital oder auf die relative Größe des zur Zirkulation notwendigen Kaufmannskapitals, indem es klar ist, dass absolute Größe des notwendigen Kaufmannskapitals und Umschlagsgeschwindigkeit desselben im umgekehrten Verhältnis stehen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 321. „Der Profit des Kaufmanns ist bestimmt, nicht durch die Masse des Warenkapitals, das er umschlägt, sondern durch die Größe des Geldkapitals, das er zur Vermittlung dieses Umschlags vorschießt. Ist die allgemeine Jahresprofitrate 15 % und schießt der Kaufmann 100 Tausend Euro vor, so, wenn sein Kapital einmal im Jahr umschlägt, wird er seine Ware zu 115 Tausend Euro verkaufen. Schlägt sein Kapital fünfmal im Jahr um, so wird er ein Warenkapital zum Einkaufspreis von 100 Tausend Euro fünfmal im Jahr zu 103 Tausend Euro verkaufen, also im ganzen Jahr ein Warenkapital von 500 Tausend Euro zu 515 Tausend Euro. Dies macht auf sein vorgeschossenes Kapital von 100 Tausend Euro nach wie vor einen Jahresprofit von 15 Tausend Euro. Wäre dies nicht der Fall, so würfe das Kaufmannskapital, im Verhältnis zur Zahl seiner Umschläge, viel höheren Profit ab als das industrielle Kapital, was dem Gesetz der allgemeinen Profitrate widerspricht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 323. „Die Anzahl der Umschläge des Kaufmannskapitals in verschiedenen Handelszweigen beeinflusst also die Handels-Preise der Waren direkt. Die Höhe des kaufmännischen Preiszuschlags ... der auf den Produktionspreis der einzelnen Ware fällt, steht im umgekehrten Verhältnis zur Anzahl der Umschläge oder zur Umschlagsgeschwindigkeit der Kaufmannskapitale in verschiedenen Geschäftszweigen. Schlägt ein Kaufmannskapital fünfmal im Jahr um, so setzt es dem gleichwertigen Warenkapital nur 1/5 des Aufschlags zu, den ein anderes Kaufmannskapital, das nur einmal

Page 409: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

119

im Jahr umschlagen kann, einem Warenkapital von gleichem Wert zusetzt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 323. „Es versteht sich übrigens von selbst, dass dies Gesetz der Umschläge des Kaufmannskapitals in jedem Handelszweig ... nur für den Durchschnitt der Umschläge gilt, die das ganze in demselben Zweige macht. Das Kapital von A, der in demselben Zweige handelt wie B, mag mehr oder weniger als die Durchschnittszahl der Umschläge machen. In diesem Fall machen die anderen weniger oder mehr Umschläge. Es ändert dies nichts am Umschlag der in diesem Zweig angelegten Totalmasse von Kaufmannskapital. Aber es ist entscheidend wichtig für den einzelnen Kaufmann oder Kleinhändler. Er macht in diesem Fall einen Mehrprofit, ganz wie industrielle Kapitalisten Mehrprofite machen, wenn sie unter günstigeren als den Durchschnittsbedingungen produzieren. Zwingt die Konkurrenz dazu, so kann er billiger verkaufen als seine Kumpane, ohne seinen Profit unter den Durchschnitt zu senken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 326. „Vom Standpunkt des Kaufmannskapitals erscheint also der Umschlag selbst als preisbestimmend..“ K. Marx, Kapital 3. S. 325. „Während also eine genauere Betrachtung des Einflusses der Umschlagszeit auf die Wertbildung beim industriellen Kapital zurückführt zum allgemeinen Gesetz und zur Basis der politischen Ökonomie, dass die Werte der Waren bestimmt sind durch die in ihnen enthaltene Arbeitszeit, zeigt der Einfluss der Umschläge des Kaufmannskapitals auf die kaufmännischen Preise Phänomene, die ohne sehr weitläufige Analyse der Mittelglieder eine rein willkürliche Bestimmung der Preise vorauszusetzen scheinen; nämlich eine Bestimmung bloß dadurch, dass das Kapital nun einmal entschlossen ist, ein bestimmtes Quantum Profit im Jahr zu machen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 324. „Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich von selbst, dass nichts abgeschmackter sein kein, als das Kaufmannskapital, sei es in der Form des Warenhandlungskapital, sei es in der des Geldhandlungskapitals, als eine besondere Art des industriellen Kapitals zu betrachten, ähnlich wie etwa Bergbau, Ackerbau, Viehzucht, Manufaktur, Transportindustrie etc., durch die gesellschaftliche Teilung der Arbeit gegebene Abzweigungen und daher besondere Anlagesphären des industriellen Kapital bilden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 335. „Wenn Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sich nicht anders vom Getreidebau unterscheiden, wie dieser von Viehzucht und Manufaktur, so ist sonnenklar, dass Produktion und kapitalistische Produktion überhaupt identisch sind und dass namentlich auch die Verteilung der gesellschaftlichen Produkte unter die Mitglieder der Gesellschaft... ebenso ewig durch Kaufleute und Bankiers vermittelt werden muss, wie der Genuss von Fleisch durch Viehzucht und der von Kleidungsstücken durch deren Fabrikation.“ K. Marx, Kapital 3. S. 336. „Wenn, wie der Leser zu seinem Leidwesen erkannt hat, die Analyse der wirklichen, inneren Zusammenhänge der kapitalistischen Produktionsprozesses ein sehr verwickeltes Ding und eine sehr ausführliche Arbeit ist; wenn es ein Werk der Wissenschaft ist, die sichtbare, bloß erscheinende Bewegung auf die innere wirkliche Bewegung zu reduzieren, so versteht es sich ganz von selbst, dass in den Köpfen der kapitalistischen Produktions- und Zirkulationsagenten sich Vorstellungen über die Produktionsgesetze bilden müssen, die von diesen Gesetzen ganz abweichen, und nur der bewusste Ausdruck der scheinbaren Bewegungen sind. Die Vorstellungen eines Kaufmanns, Börsenspekulanten, Bankiers sind notwendig ganz verkehrt. Die der Fabrikanten sind verfälscht durch die Zirkulationsakte, denen ihr Kapital unterworfen ist, und durch die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.

Page 410: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

120

S. 324f. „Die erste theoretische Behandlung der modernen Produktionsweise - das Merkantilsystem - ging notwendig aus von den oberflächlichen Phänomenen des Zirkulationsprozesses, wie sie in der Bewegung des Handelskapitals verselbständigt ist, und griff daher nur den Schein auf.... Die wirkliche Wissenschaft der modernen Ökonomie beginnt erst, wo die theoretische Betrachtung vom Zirkulationsprozess zum Produktionsprozess übergeht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 349.

c) Das Kaufmannskapital verschiebt und verdeckt die Überproduktionskrise. „Nun aber ... verkürzt das Kaufmannskapital erstens die Phase W - G für das produktive Kapital. Zweitens, bei dem modernen Kreditsystem, verfügt es über einen großen Teil des Gesamtgeldkapitals der Gesellschaft, so dass es seine Einkäufe wiederholen kann, bevor es das schon Gekaufte definitiv verkauft hat; wobei es gleichgültig ist, ob unser Kaufmann direkt an den letzten Konsumenten verkauft oder zwischen diesen beiden 12 andere Kaufleute liegen. Bei der ungeheuren Elastizität des Reproduktionsprozesses, der beständig über jede gegebene Schranke hinausgetrieben werden kann, findet er keine Schranke an der Produktion selbst oder nur eine sehr elastische. Außer der Trennung von W - G und G - W, die aus der Natur der Ware folgt, wird hier also eine aktive Nachfrage geschaffen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 315f. „Daher das Phänomen in den Krisen, dass sie nicht zuerst sich zeigen und ausbrechen beim Detailverkauf, der es mit der unmittelbaren Konsumtion zu tun hat, sondern in den Sphären des Großhandels und der Banken, die diesem das Geldkapital der Gesellschaft zur Verfügung stellen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 316. „Der Fabrikant mag wirklich verkaufen an den Exporteur, und dieser wieder an seinen ausländischen Kunden, der Importeur mag seine Rohstoffe absetzen an den Fabrikanten, dieser seine Produkte an den Großhändler usw. Aber an irgendeinem einzelnen unsichtbaren Punkt liegt die Ware unverkauft... Die Konsumtion steht gerade dann gewöhnlich in der höchsten Blüte, teils weil ein industrieller Kapitalist eine Reihenfolge anderer in Bewegung setzt, teils weil die von ihnen beschäftigten Arbeiter, vollauf beschäftigt, mehr als gewöhnlich auszugeben haben. Mit dem Einkommen der Kapitalisten nimmt ebenfalls ihre Ausgabe zu. Außerdem findet, wie wir gesehen haben (Buch II, Abschnitt III, S. 420 - 425, 427-431), eine beständige Zirkulation statt zwischen konstantem Kapital und konstantem Kapital ..., die insofern zunächst unabhängig ist von der individuellen Konsumtion, als sie nie in dieselbe eingeht, die aber doch durch sie definitiv begrenzt ist, indem die Produktion von konstantem Kapital nie seiner selbst wegen stattfindet, sondern nur, weil mehr davon gebraucht wird in den Produktionssphären, deren Produkte in die individuelle Konsumtion eingehen. Dies kann jedoch eine Zeitlang ruhig seinen Weg gehen, durch die für die Zukunft erwartete Nachfrage gereizt und in diesen Zweigen geht das Geschäft bei Kaufleuten und Industriellen daher sehr flott voran. Die Krise tritt ein, sobald die Rückflüsse der Kaufleute, die fernab verkaufen (oder deren Vorräte auch im Inlande sich gehäuft haben), so langsam und spärlich werden, dass die Banken auf Zahlung dringen oder die Wechsel gegen die gekauften Waren verfallen, ehe Wiederverkauf stattgefunden hat. Dann beginnen Zwangsverkäufe, Verkäufe um zu zahlen.

Page 411: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

121

Und damit ist der Krach da, der der scheinbaren Prosperität auf einmal ein Ende macht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 316f.

Kapital 3.:335-344

„Im Gang der wissenschaftlichen Analyse erscheint die Bildung der allgemeinen Profitrate als ausgehend von den industriellen Kapitalen und ihrer Konkurrenz und erst später ... ergänzt und modifiziert durch die Dazwischenkunft des Kaufmannkapitals. Im Gang der historischen Entwicklung verhält sich die Sache geradezu umgekehrt. Es ist das kaufmännische Kapital, das zuerst die Preise der Waren mehr oder minder durch ihre Werte bestimmt... Der kaufmännische Profit bestimmt ursprünglich den industrielle Profit. Erst sobald die kapitalistische Produktionsweise durchgedrungen und der Produzent selbst Kaufmann geworden, wird der kaufmännische Profit reduziert auf den aliquoten Teil des Gesamtmehrwerts, der dem Handelskapital als einem aliquoten Teil des im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess beschäftigen Gesamtkapitals zukommt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 298.

20. Kapitel Geschichtliches über das Kaufmannskapital „Wir haben bisher das Kaufmannskapital vom Standpunkt und innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise betrachtet. Nicht nur der Handel, sondern auch das Handelskapital ist aber älter als die kapitalistische Produktionsweise, ist in der Tat die historisch älteste freie Existenzweise des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 337. „Innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise ... erscheint das Kaufmannskapital nur als Kapital in einer besonderen Funktion. In allen früheren Produktionsweisen, und um so mehr, je mehr die Produktion unmittelbar Produktion der Lebensmittel des Produzenten ist, erscheint Kaufmannskapital zu sein als die Funktion par excellence des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 339. „Es macht also nicht die geringste Schwierigkeit einzusehen, warum das Kaufmannskapital als historische Form des Kapitals erscheint, lange bevor das Kapital sich die Produktion selbst unterworfen hat. Seine Existenz und Entwicklung zu einer gewissen Höhe ist selbst historische Voraussetzung für die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise, 1. als Vorbedingung der Konzentration von Geldvermögen, und 2. weil die kapitalistische Produktion für den Handel voraussetzt: Absatz im großen und nicht an den einzelnen Kunden, also auch einen Kaufmann, der nicht zur Befriedigung seines persönlichen Bedürfnisses kauft, sondern die Kaufakte vieler in seinem Kaufakt konzentriert. Andererseits wirkt alle Entwicklung des Kaufmannskapital darauf hin, der Produktion einen mehr und mehr auf den Tauschwert gerichteten Charakter zu geben, die Produkte mehr und mehr in Waren zu verwandeln. Doch ist seine Entwicklung, für sich genommen, wie wir ... noch weiter sehen werden, unzureichend, um den Übergang einer Produktionsweise in die andere zu vermitteln und zu erklären.“ K. Marx, Kapital 3. S. 339.

Page 412: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

122

Vorkapitalistischer Handel: „Auf den ersten Blick erscheint der reine, unabhängige Handelsprofit unmöglich, solange Produkte zu ihren Werten verkauft werden. Billig kaufen, um teuer zu verkaufen, ist das Gesetz des Handels. Also nicht der Austausch von Äquivalenten (Wertgleichem)... Das quantitative Verhältnis, worin sich Produkte austauschen, ist zunächst ganz zufällig, ... Der fortgesetzte Austausch und die regelmäßige Reproduktion für den Austausch hebt diese Zufälligkeit mehr und mehr auf. Zunächst aber nicht für die Produzenten und Konsumenten, sondern für den Vermittler zwischen beiden, den Kaufmann, der die Geldpreise vergleicht und die Differenz einsteckt. Durch seine Bewegung selbst setzt er die Äquivalenz (=Vergleichbarkeit und Gleichwertigkeit der Waren).“ K. Marx, Kapital 3. S. 342. „Solange das Handelskapital den Produktentausch unentwickelter Gemeinwesen vermittelt, erscheint der kommerzielle Profit nicht nur als Übervorteilung und Prellerei, sondern entspringt großenteils aus ihr. Abgesehen davon, dass es den Unterschied zwischen den Produktionspreisen verschiedener Länder ausbeutet (und in dieser Beziehung wirkt es hin auf die Ausgleichung und Festsetzung der Warenwerte), bringen es jene Produktionsweisen mit sich, dass das Kaufmannskapital sich einen überwiegenden Teil des Mehrprodukts aneignet, teils als Zwischenschieber zwischen Gemeinwesen, deren Produktion noch wesentlich auf den Gebrauchswert gerichtet ist und für deren ökonomische Organisation der Verkauf des überhaupt in Zirkulation tretenden Produktenteils, also überhaupt der Verkauf der Produkte zu ihrem Wert von untergeordneter Wichtigkeit ist; teils weil in jenen früheren Produktionsweisen die Hauptbesitzer des Mehrprodukts, mit den der Kaufmann handelt, der Sklavenhalter, der feudale Grundherr, der Staat (z. B. der orientalische Despot) den genießenden Reichtum vorstellen, dem der Kaufmann Fallen stellt ... Das Handelskapital in überwiegender Herrschaft stellt also überall ein System der Plünderung dar, wie denn auch seine Entwicklung bei den Handelsvölkern der alten wie der neueren Zeit direkt mit gewaltsamer Plünderung, Seeraub, Sklavenraub, Unterjochung in Kolonien verbunden ist; so in Karthago, Rom, später bei Venezianern, Portugiesen, Holländern etc.“ K. Marx, Kapital 3. S. 343. (Die alten Griechen nicht zu vergessen! wb) „Es liegt in der Natur der Sache, dass, sobald städtische Industrie (bzw. städtisches Handwerk) als solche sich von der landwirtschaftlichen trennt, ihre Produkte von vornherein Waren sind und deren Verkauf also der Vermittlung des Handels bedarf. Die Anlehnung des Handels an die städtische Entwicklung und andererseits die Bedingtheit der letzteren durch den Handel sind soweit selbstverständlich. Jedoch hängt es hier durchaus von anderen Umständen ab, wieweit industrielle Entwicklung damit Hand in Hand geht. Das alte Rom entwickelt schon in der späteren republikanischen Zeit das Kaufmannskapital höher als es je zuvor in der alten Welt bestanden hat, ohne irgendeinen Fortschritt gewerblicher Entwicklung; während in Korinth und anderen griechischen Städten Europas und Kleinasiens ein hochentwickeltes Gewerbe die Entwicklung des Handels begleitet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 344f. „Weil das Handlungskapital eingepfercht ist in die Zirkulationssphäre und seine Funktion ausschließlich darin besteht, den Warenaustausch zu vermitteln, so sind zu seiner Existenz - abgesehen von den unentwickelten Formen, die aus dem unmittelbaren Tauschhandel entspringen - keine anderen Bedingungen nötig als zur einfachen Waren- und Geldzirkulation. Oder die letztere ist vielmehr seine Existenzbedingung.

Page 413: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

123

Auf Basis welcher Produktionsweise auch immer die Produkte produziert wurden, die als Waren in die Zirkulation eingehen - ob auf Basis des urwüchsigen Gemeinwesens oder der Sklavenproduktion oder der kleinbäuerlichen und kleinbürgerlichen oder der kapitalistischen -, es ändert dies nichts an ihrem Charakter als Waren, und als Waren haben sie den Austauschprozess .... durchzumachen. Die Extreme, zwischen denen das Kaufmannskapital vermittelt, sind gegeben für es, ganz wie sie gegeben sind für das Geld und für die Bewegung des Geldes. Das einzig Nötige ist, dass diese Extreme als Waren vorhanden sind, ob nun die Produktion ihrem ganzen Umfang nach Warenproduktion ist (wie im Kapitalismus), oder ob bloß der Überschuss der selbstwirtschaftenden Produzenten über ihre, durch ihre Produktion befriedigten, unmittelbaren Bedürfnisse auf den Markt geworfen sind. Das Kaufmannskapital vermittelt nur die Bewegung dieser Extreme der Waren, als ihm gegebene Voraussetzungen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 337. „Das selbständige Kaufmannsvermögen, als herrschende Form des Kapitals, ist die Verselbständigung des Zirkulationsprozesses gegen seine Extreme, und diese Extreme sind die austauschenden Produzenten selbst. ... Das Produkt wird hier Ware durch den Handel. Es ist der Handel, der hier die Gestaltung der Produkte zu Waren entwickelt, es ist nicht die produzierte Ware, deren Bewegung den Handel bildet. Kapital als Kapital tritt hier also zuerst im Zirkulationsprozess auf. Im Zirkulationsprozess entwickelt sich das Geld zu Kapital. In der Zirkulation entwickelt sich das Produkt zuerst als Tauschwert, als Ware und Geld. ... Geld- und Warenzirkulation können Produktionssphären der verschiedensten Organisationen vermitteln, die ihrer inneren Struktur nach noch hauptsächlich auf Produktion des Gebrauchswertes gerichtet sind.“ K. Marx, Kapital 3. S. 340. „Das Gesetz, dass die selbständige Entwicklung des Kaufmannskapitals im umgekehrten Verhältnis steht zum Entwicklungsgrad der kapitalistischen Produktion, erscheint am meisten in der Geschichte des Zwischenhandels (carrying trade), wie bei Venezianern, Genuesern, Holländern (und den alten Phönikern und z.T. bei den Griechen, wb) etc., wo also der Hauptgewinn gemacht wird nicht durch Ausfuhr der eigenen Landesprodukte, sondern durch Vermittlung des Austausches der Produkte kommerziell und sonst ökonomisch unentwickelter Gemeinwesen und durch Ausbeutung beider Produktionsländer. Hier ist das Kaufmannskapital rein, abgetrennt von den Extremen, den Produktionssphären, zwischen denen es vermittelt. Es ist dies die Hauptquelle seiner Bildung. Aber dies Monopol des Zwischenhandels verfällt, und damit dieser Handel selbst, im selben Verhältnis wie die ökonomische Entwicklung der Völker fortschreitet, die es beiderseits ausbeutete und deren Unentwickeltheit seine Existenzbasis war. Beim Zwischenhandel erscheint dies nicht nur als Verfall eines besonderen Handelszweiges, sondern auch als Verfall des Übergewichts reiner Handelsvölker und ihres kommerziellen Reichtums überhaupt, der auf der Basis dieses Zwischenhandels beruhte.“ K. Marx, Kapital 3. S. 341. „Die Entwicklung des Handels und des Handelskapitals entwickelt überall die Richtung der Produktion auf Tauschwert, vergrößert ihren Umfang, vermannigfacht und kosmopolisiert sie, entwickelt das Geld zum Weltgeld. Der Handel wirkt deshalb überall mehr oder minder auflösend auf die vorgefundenen Organisationen der Produktion, die in allen ihren verschiedenen Formen hauptsächlich auf den Gebrauchswert gerichtet sind. Wieweit er aber die Auflösung der alten Produktionsweise bewirkt, hängt zunächst ab von

Page 414: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

124

ihrer Festigkeit und inneren Gliederung. Und wohin dieser Prozess der Auflösung ausläuft, d.h. welche neue Produktionsweise an Stelle der alten tritt, hängt nicht vom Handel ab, sondern vom Charakter der alten Produktionsweise selbst. In der antiken Welt resultiert die Wirkung des Handels und die Entwicklung des Kaufmannskapitals stets in Sklavenwirtschaft; je nach dem Ausgangspunkt auch nur in Verwandlung eines patriarchalischen, auf Produktion unmittelbarer Subsistenzmittel gerichteten Sklavensystems in ein auf Produktion von Mehrwert gerichtetes. In der modernen Welt dagegen läuft sie aus in die kapitalistische Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital 3. S. 344.

Kapital 3.: 345 - 349 „Es macht also nicht die geringste Schwierigkeit einzusehen, warum das Kaufmannskapital als historische Form des Kapitals erscheint, lange bevor das Kapital sich die Produktion selbst unterworfen hat. Seine Existenz und Entwicklung zu einer gewissen Höhe ist selbst historische Voraussetzung für die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise, 1. als Vorbedingung der Konzentration von Geldvermögen, und 2. weil die kapitalistische Produktion für den Handel voraussetzt: Absatz im großen und nicht an den einzelnen Kunden, also auch einen Kaufmann, der nicht zur Befriedigung seines persönlichen Bedürfnisses kauft, sondern die Kaufakte vieler in seinem Kaufakt konzentriert. Andererseits wirkt alle Entwicklung des Kaufmannskapital darauf hin, der Produktion einen mehr und mehr auf den Tauschwert gerichteten Charakter zu geben, die Produkte mehr und mehr in Waren zu verwandeln. Doch ist seine Entwicklung, für sich genommen, wie wir ... noch weiter sehen werden, unzureichend, um den Übergang einer Produktionsweise in die andere zu vermitteln und zu erklären.“ K. Marx, Kapital 3. S. 339.

Kaufmannskapital und Frühkapitalismus „Es unterliegt keinem Zweifel - und gerade diese Tatsache hat ganz falsche Anschauungen erzeugt -, dass im 16. und 17. Jahrhundert die großen Revolutionen, die mit den geographischen Entdeckungen im Handel vorgingen und die Entwicklung des Kaufmannskapitals rasch steigerten, ein Hauptmoment bilden in der Förderung des Übergangs der feudalen Produktionsweise in die kapitalistische. Die plötzliche Ausdehnung des Weltmarkts, die Vervielfältigung der umlaufenden Waren, der Wetteifer unter den europäischen Nationen, sich der asiatischen Produkte und der amerikanischen Schätze zu bemächtigen, das Kolonialsystem, trugen wesentlich bei zur Sprengung der feudalen Schranken der Produktion. Indes entwickelte sich die moderne Produktionsweise, in ihrer ersten Periode, der Manufakturperiode, nur da, wo die Bedingungen dafür sich innerhalb des Mittelalters erzeugt hatten. Man vergleiche z. B. Holland mit Portugal. Und wenn im 16. und zum Teil noch im 17. Jahrhundert die plötzliche Ausdehnung des Handels und die Schöpfung eines neuen Weltmarkts einen überwiegenden Einfluss auf den Untergang der alten und den Aufschwung der kapitalistischen Produktionsweise ausübten, so geschah dies umgekehrt auf Basis der einmal geschaffenen kapitalistischen

Page 415: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

125

Produktionsweise. Der Weltmarkt bildet selbst die Basis dieser Produktionsbasis.“ K. Marx, Kapital 3. S. 345. „Andererseits, die derselben immanente Notwendigkeit, auf stets größerer Stufenleiter zu produzieren, treibt zur beständigen Ausdehnung des Weltmarkts, so dass der Handel hier nicht die Industrie, sondern die Industrie beständig den Handel revolutioniert. Auch die Handelsherrschaft ist jetzt geknüpft an das größere oder geringere Vorwiegen der Bedingungen der großen Industrie. Man vergleiche z. B. England und Holland. Die Geschichte des Untergangs Hollands als herrschender Handelsnation ist die Geschichte der Unterordnung des Handelskapitals unter das industrielle Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 345f. „Der Übergang aus der feudalen Produktionsweise macht sich doppelt. Der Produzent wird Kaufmann und Kapitalist, im Gegensatz zur landwirtschaftlichen Naturalwirtschaft und zum zünftig gebundenen Handwerk der mittelalterlichen städtischen Industrie. Dies ist der wirklich revolutionierende Weg. Oder aber, der Kaufmann bemächtigt sich der Produktion unmittelbar. Sowenig der letztere Weg historisch als Übergang wirkt - wie z. B. der englische Tuchhändler des 17. Jahrhunderts, der die Weber, die aber selbständig sind, unter seine Kontrolle bringt, ihnen ihre Wolle verkauft und ihr Tuch abkauft -, sowenig bringt er es an und für sich zur Umwälzung der alten Produktionsweise, die er vielmehr konserviert und als seine Voraussetzung beibehält.“ K. Marx, Kapital 3. S. 347. „Diese Manier steht überall der wirklichen kapitalistischen Produktionsweise im Wege und geht unter mit deren Entwicklung. Ohne die Produktionsweise umzuwälzen, verschlechtert sie nur die Lage der unmittelbaren Produzenten, verwandelt sie in bloße Lohnarbeiter und Proletarier unter schlechteren Bedingungen als die direkt unter dem Kapital unterworfenen und eignet sich ihre Mehrarbeit auf Basis der alten Produktionsweise an.“ K. Marx, Kapital 3. S. 347. „Es findet also ein dreifacher Übergang statt: Erstens, der Kaufmann wird direkt Industrieller; dies ist der Fall bei den auf den Handel gegründeten Gewerben, namentlich bei Luxusindustrien, welche von den Kaufleuten mitsamt den Rohstoffen und den Arbeitern aus der Fremde eingeführt werden... Zweitens, der Kaufmann macht die kleinen Meister zu seinen Zwischenschiebern oder kauft auch direkt vom Selbstproduzenten; er lässt ihn nominell selbständig und lässt seine Produktionsweise unverändert. Drittens der Industrielle wird Kaufmann und produziert direkt im großen für den Handel.“ K. Marx, Kapital 3. S. 348. “Statt dass z.B. der Tuchwebermeister seine Wolle nach und nach in kleinen Portionen vom Kaufmann erhält und mit seinen Gesellen für diesen arbeitet, kauft er selbst Wolle oder Garn und verkauft sein Tuch an den Kaufmann. Die Produktionselemente gehen als von ihm selbst gekaufte Waren in den Produktionsprozess ein. Und statt für den einzelnen Kaufmann zu produzieren oder für bestimmte Kunden, produziert der Tuchweber jetzt für die Handelswelt. Der Produzent ist selbst Kaufmann. Das Handelskapital verrichtet nur noch den Zirkulationsprozess.“ K. Marx, Kapital 3. S. 348. „Ursprünglich war der Handel Voraussetzung für die Verwandlung des zünftigen und ländlich-häuslichen Gewerbes und des feudalen Ackerbaus in kapitalistische Betriebe. Er entwickelt das Produkt zur Ware, teils indem er ihm einen Markt schafft, teils indem er neue Warenäquivalente und der Produktion neue Roh- und Hilfsstoffe zuführt und damit Produktionszweige eröffnet, die von vorneherein auf den Handel gegründet sind, sowohl auf

Page 416: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

126

Produktion für den Markt und Weltmarkt wie auf Produktionsbedingungen, die aus dem Weltmarkt herstammen. Sobald die Manufaktur einigermaßen erstarkt, und noch mehr die große Industrie, schafft sie sich ihrerseits den Markt, erobert ihn durch ihre Waren. Jetzt wird der Handel Diener der industriellen Produktion, für die beständige Erweiterung des Markts Lebensbedingung ist. Eine stets ausgedehntere Massenproduktion überschwemmt den vorhandenen Markt und arbeitet daher stets an der Ausdehnung dieses Marktes, an Durchbrechung seiner Schranken. Was diese Massenproduktion beschränkt, ist nicht der Handel (soweit dieser nur existierende Nachfrage ausdrückt), sondern die Größe des funktionierenden Kapitals und die entwickelte Produktivkraft der Arbeit. Der industrielle Kapitalist hat beständig den Weltmarkt vor sich, vergleicht, und muss beständig vergleichen, seine eigenen Kostpreise mit den Marktpreisen nicht nur der Heimat, sondern der ganzen Welt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 349.

Das Bankkapital I.

Kapital 3.:327-334 19. Kapitel Das Geldhandlungskapital (Bankkapital) „Die rein technischen Bewegungen, die das Geld durchmacht im Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals und ... des Warenhandlungskapitals... diese Bewegungen, verselbständigt zur Funktion eines besonderen Kapitals, das sie, und nur sie, als ihm eigentümliche Operationen ausübt, verwandeln dies Kapital in Geldhandlungskapital.... Von dem Gesamtkapital sondert sich nun ab und verselbständigt sich ein bestimmter Teil in Form von Geldkapital, dessen kapitalistische Funktion ausschließlich darin besteht, für die gesamte Klasse der industriellen und kommerziellen Kapitalisten diese Operationen auszuführen. Wie beim Warenhandlungskapital trennt sich ein Teil des im Zirkulationsprozess in der Gestalt von Geldkapital vorhandenen industriellen Kapitals ab und verrichtet diese Operationen des Reproduktionsprozesses für das gesamte übrige Kapital. Die Bewegungen dieses Geldkapitals sind also wiederum nur Bewegungen eines verselbständigten Teils des in seinem Reproduktionsprozess begriffenen industriellen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 327.

Funktionen des Geldhandlungskapitals: „Soweit das industrielle Kapital, vom Austritt aus der Produktionssphäre bis zum Wiedereintritt in dieselbe, die Metamorphose W‘ - G - W durchzumachen hat, ist... G in der Tat nur das Endresultat der einen Phase der Metamorphose, um der Ausgangspunkt der entgegengesetzten, sie ergänzenden zu sein. ... Das Handelskapital macht aber gleichzeitig die Akte W - G und G - W durch. D. h. nicht nur ein Kapital befindet sich im Stadium W - G, während das andere sich im Stadium G - W befindet, sondern dasselbe Kapital kauft beständig und verkauft beständig gleichzeitig wegen der Kontinuität des Produktionsprozesses; es befindet sich fortwährend gleichzeitig in beiden Stadien. Während ein Teil desselben sich in Geld verwandelt, um sich später in Ware rückzuverwandeln, verwandelt der andere sich gleichzeitig in Ware, um sich in Geld

Page 417: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

127

rückzuverwandeln.“ K. Marx, Kapital 3. S. 327f. „Ob das Geld hier als Zirkulationsmittel (das den Kauf und Verkauf , also den Warentausch vermittelt und ermöglicht) oder als Zahlungsmittel (das eine Schuld begleicht, also dem schon vollzogenen Warentausch nach festgesetzter Zeit nachfolgt) fungiert, hängt von der Form des Warentausches ab. In beiden Fällen hat der Kapitalist beständig an viele Personen Geld auszuzahlen und beständig von vielen Personen Geld in Zahlung zu empfangen. Diese bloß technische Operation des Geldzahlens und des Geldeinkassierens bildet Arbeit für sich, die, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, Bilanzberechnungen, Akte der Ausgleichung nötig macht. Diese Arbeit ist eine Zirkulationskost, keine wertschaffende Arbeit. Sie wird dadurch abgekürzt, dass sie von einer besonderen Abteilung von Agenten oder Kapitalisten für die ganze übrige Kapitalistenklasse ausgeführt wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 328. „Ein bestimmter Teil des Kapital muss beständig als Schatz, potentielles Geldkapital, vorhanden sein: Reserve von Kaufmitteln, Reserve von Zahlungsmitteln, unbeschäftigtes, in Geldform seiner Anwendung harrendes Kapital; und ein Teil des Kapitals strömt beständig in dieser Form zurück. Dies macht, außer Einkassieren, Zahlen und Buchhalten, Aufbewahrung des Schatzes nötig, was wieder eine besondere Operation ist. Es ist also in der Tat die beständige Auflösung des Schatzes in Zirkulationsmittel und Zahlungsmittel und seine Rückbildung aus im Verkauf erhaltenem Geld und fällig gewordener Zahlung. Diese beständige Bewegung des als Geld existierenden Teils des Kapitals, getrennt von der Kapitalfunktion selbst, diese rein technische Operation ist es, die besondere Arbeit und Kosten verursacht - Zirkulationskosten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 328. „Die Teilung der Arbeit bringt es mit sich, dass diese technischen Operationen, die durch die Funktionen des Kapital bedingt sind, soweit wie möglich für die ganze Kapitalistenklasse von einer Abteilung von Agenten oder Kapitalisten als ausschließliche Funktionen verrichtet werden oder sich in ihren Händen konzentrieren. Es ist hier, wie beim Kaufmannskapital, Teilung der Arbeit in doppeltem Sinn. Es wird besonderes Geschäft, und weil es als besonderes Geschäft für den Geldmechanismus der ganzen Klasse verrichtet wird, wird es konzentriert auf großer Stufenleiter ausgeübt; und nun findet wieder Teilung der Arbeit innerhalb dieses besonderen Geschäfts statt, sowohl durch Spaltung in verschiedene voneinander unabhängige Zweige, wie durch Ausbildung des Einzelbetriebs innerhalb dieser Zweige (große Büros, zahlreiche Buchhalter und Kassierer, weit getriebene Arbeitsteilung). Auszahlung des Geldes, Einkassierung, Ausgleichung der Bilanzen, Führung laufender Rechnungen, Aufbewahren des Geldes etc. getrennt von den Akten, wodurch diese technischen Operationen nötig werden, machen das in diesen Funktionen vorgeschossene Kapital zum Geldhandlungskapital (= Bankkapital). “ K. Marx, Kapital 3. S. 329. „Die verschiedenen Operationen, aus deren Verselbständigung zu besonderen Geschäften der Geldhandel entspringt, ergeben sich aus den verschiedenen Bestimmtheiten des Geldes selbst und aus seinen Funktionen, die also auch das Kapital in der Form von Geldkapital durchzumachen hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 329. “Ich habe früher darauf hingewiesen, wie das Geldwesen überhaupt sich ursprünglich entwickelt im Produktentausch zwischen verschiedenen Gemeinwesen. Es entwickelt sich der Geldhandel, der Handel mit der Geldware, daher zunächst aus dem internationalen Verkehr. Sobald verschiedene Landesmünzen existieren, haben die Kaufleute, die in fremden Ländern einkaufen, ihre Landesmünze in die Lokalmünze umzusetzen, und umgekehrt oder auch

Page 418: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

128

verschiedene Münzen gegen ungemünztes reines Silber oder Gold als Weltgeld. Daher das Wechselgeschäft, das als eine der naturwüchsigen Grundlagen des modernen Geldhandels zu betrachten ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 329. „Wie die ganze Geldzirkulation in ihrem Umfang, ihren Formen und ihren Bewegungen bloßes Resultat der Warenzirkulation ist, die vom kapitalistischen Standpunkt aus selbst nur den Zirkulationsprozess des Kapitals darstellt...., so versteht sich ganz von selbst, dass der Geldhandel nicht ... die Geldzirkulation vermittelt. Diese Geldzirkulation selbst, als ein Moment der Warenzirkulation, ist für ihn gegeben. Was er vermittelt, sind ihre technischen Operationen, der konzentriert, abkürzt und vereinfacht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 333. „Der Geldhandel bildet nicht die Schätze, sondern liefert die technischen Mittel, um diese Schatzbildung, soweit sie freiwillig ist (also nicht Ausdruck von unbeschäftigtem Kapital oder von Störung des Reproduktionsprozesses), auf ihr ökonomisches Minimum zu reduzieren, indem die Reservefonds für Kauf- und Zahlungsmittel, wenn sie für die ganze Kapitalistenklasse verwaltet werden, nicht so groß zu sein brauchen, als wenn sie von jedem Kapitalisten besonders verwaltet werden. Der Geldhandel kauft nicht die edlen Metalle, sondern vermittelt nur ihre Verteilung, sobald der Warenhandel sie gekauft hat. Der Geldhandel erleichtert die Ausgleichung der Bilanzen, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, und vermindert durch den ... Mechanismus dieser Ausgleichungen die dazu nötige Geldmasse; aber er bestimmt weder den Zusammenhang noch den Umfang der wechselseitigen Zahlungen.... Soweit das Geld als Kaufmittel zirkuliert, sind Umfang und Anzahl der Käufe und Verkäufe durchaus unabhängig vom Geldhandel. Er kann nur die technischen Operationen, die sie begleiten, verkürzen, und dadurch die Masse des zu ihrem Umschlag nötigen baren Geldes vermindern.“ K. Marx, Kapital 3. S. 333f. „Der Geldhandel in der reinen Form, worin wir ihn hier betrachten, d.h. getrennt vom Kreditwesen, hat es also nur zu tun mit der Technik eines Moments der Warenzirkulation, nämlich der Geldzirkulation und den daraus entspringenden verschiedenen Funktionen des Geldes.“ K. Marx, Kapital 3. S. 334. „Dies unterscheidet den Geldhandel wesentlich vom Warenhandel, der die Metamorphose der Ware und den Warentausch vermittelt oder selbst diesen Prozess des Warenkapitals als Prozess eines vom industriellen Kapital gesonderten Kapitals erscheinen lässt. Wenn daher das Warenhandlungskapital eine eigene Form der Zirkulation zeigt, G - W - G, wo die Ware zweimal die Stelle wechselt und dadurch das Geld zurückfließt,... so kann keine solche besondere Form für das Geldhandlungskapital nachgewiesen werden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 334. „Soweit Geldkapital in dieser technischen Vermittlung der Geldzirkulation von einer besonderen Abteilung Kapitalisten vorgeschossen wird ... ist die allgemeine Form des Kapitals G - G‘ auch hier vorhanden. ... Aber die Vermittlung von G - G‘ bezieht sich hier nicht auf die sachlichen, sondern nur auf die technischen Momente der Metamorphose.“ K. Marx, Kapital 3. S. 334.

Zinstragendes Kapital. Zins und Unternehmergewinn

Page 419: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

129

Kapital 3.350-362

Fünfter Abschnitt Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital 21. Kapitel Das zinstragende Kapital „Geld - hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Wertsumme ... - kann auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebenen Wert zu einem sich selbst verwertenden, sich vermehrenden Wert. Es produziert Profit, d. h. es befähigt den Kapitalisten, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, aus den Arbeitern herauszuziehen und sich anzueignen. Damit erhält es, außer dem Gebrauchswert, den es als Geld besitzt, einen zusätzlichen Gebrauchswert, nämlich den, als Kapital zu fungieren. Sein Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, produziert. In dieser Eigenschaft als mögliches Kapital, als Mittel zur Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine ganz besondere Ware. Oder was auf dasselbe herauskommt, Kapital als Kapital wird zu Ware.“ K. Marx, Kapital 3. S. 350f. a) Der gedoppelte Kreislauf des zinstragenden Kapitals: „Gesetzt, die jährliche Durchschnittsprofitrate sei 20 %.... Ein Mann also, der 100000 Euro zur Verfügung hat, hält in seiner Hand die Macht, aus 100000 Euro 120000 zu machen oder einen Profit von 20000 Euro zu produzieren. Er hält in seiner Hand ein mögliches Kapital von 100000 Euro. Überlässt dieser Mann für ein Jahr die 100000 Euro einem anderen, der sie wirklich als Kapital anwendet, so gibt er ihm die Macht, 20000 Euro Profit zu produzieren, einen Mehrwert, der ihm nichts kostet, wofür er kein Äquivalent zahlt. Wenn dieser Mann dem Eigner der 100000 Euro am Jahresschluss vielleicht 5000 Euro zahlt, d.h. einen Teil des produzierten Profits, so zahlt er damit den Gebrauchswert der 100000 Euro, den Gebrauchswert ihrer Kapitalfunktion, der Funktion, 20000 Euro Profit zu produzieren. Der Teil des Profits, den er ihm zahlt, heißt Zins, was also nichts ist als ein besonderer Name, eine besondere Rubrik für einen Teil des Profits, den das fungierende Kapital, statt in die eigene Tasche zu stecken, an den Eigner des Kapitals wegzuzahlen hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 351. „Wenn A, der Eigner der 100000 Euro, sie entweder zu seiner Privatkonsumtion verausgabte oder sie als Schatz bei sich behielte, könnten sie von B, dem fungierenden Kapitalisten, nicht als Kapital verausgabt werden. Er verausgabt nicht sein Kapital, sondern das von A; aber er kann das Kapital von A nicht verausgaben ohne den Willen von A. In der Tat ist es also A, der ursprünglich die 100000 Euro als Kapital verausgabt, obgleich sich auf diese Verausgabung der 100000 Euro als Kapital seine ganze Funktion als Kapitalist beschränkt. Soweit diese 100000 Euro in Betracht kommen, fungiert B nur als Kapitalist, weil A ihm die 100000 Euro überlässt und sie daher als Kapital verausgabt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 352. „Betrachten wir zunächst die eigentümliche Zirkulation des zinstragenden Kapitals. Es ist dann in zweiter Instanz zu untersuchen die eigene Art, wie es als Ware verkauft wird, nämlich verliehen statt ein für allemal abgetreten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 352.

Page 420: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

130

„Der Ausgangspunkt ist das Geld, das A dem B vorschießt. Es kann dies mit oder ohne Unterpfand geschehen; die erstere Form ist ... die altertümlichere....“ K. Marx, Kapital 3. S. 352. „In der Hand von B wird das Geld wirklich in Kapital verwandelt, macht die Bewegung G - W - G‘ durch und kehrt dann als G‘ zu A zurück, als G + deltaG, wo deltaG den Zins vorstellt. Der Vereinfachung halber sehen wir hier einstweilen von dem Fall ab, wo das Kapital auf längere Zeit in der Hand von B bleibt und die Zinsen terminweise gezahlt werden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 352. „Die Bewegung ist also: handelnde Personen: A - B - X - B - A G - G - W - G’- G’ Kapitalbewegung. Was hier verdoppelt erscheint, ist 1. die Verausgabung des Geldes als Kapital, 2. sein Rückfluss als realisiertes Kapital, als G‘ oder G + deltaG.“ K. Marx, Kapital 3. S. 353. „Die erste Verausgabung, die das Kapital aus der Hand des Verleihers in die dies Anleihers überträgt, ist eine juristische Transaktion ... Die Rückzahlung... ist eine zweite juristische Transaktion, die Ergänzung der ersten; die eine leitet den wirklichen Prozess ein, die andere ist ein nachträglicher Akt nach demselben. Ausgangspunkt und Rückkehrpunkt, Weggabe und Rückerstattung des verliehenen Kapitals erscheinen also als willkürliche, durch juristische Transaktionen vermittelte Bewegungen, die vor und nach der wirklichen Bewegung des Kapitals vorgehen und mit ihr selbst nichts zu tun haben.“ K. Marx, Kapital 3. S. 360. „Damit sein Rückfluss vollständig sei, hat B es daher wieder an A zu übertragen. Außer der Kapitalsumme aber hat B einen Teil des Profits, den er mit dieser Kapitalsumme gemacht hat, unter dem Namen Zins an A abzugeben, da dieser ihm nur das Geld gegeben hat als Kapital, d.h. als Wert, der sich nicht nur erhält in der Bewegung, sondern seinem Eigner einen Mehrwert schafft. Es bleibt in der Hand von B nur, solange es fungierendes Kapital ist. Und mit seinem Rückfluss - nach der abgemachten Frist - hört es auf, als Kapital zu fungieren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 353. „In jedem Akt des Kaufs und Verkaufs, soweit überhaupt Austauschprozesse stattfinden, wird allerdings das Objekt weggeben. Das Eigentum der verkauften Gegenstandes tritt man immer ab, Aber man gibt nicht den Wert weg. Beim Verkauf wird die Ware weggeben, aber nicht ihr Wert, der in der Form von Geld oder ... von Schuldschein oder Zahlungstitel zurückgegeben wird. Beim Kauf wird das Geld weggeben, aber nicht sein Wert, der in der Form der Ware ersetzt wird. Während des ganzen Reproduktionsprozesses hält der industrielle Kapitalist denselben Wert in seiner Hand (abgesehen vom Mehrwert), nur in verschiedenen Formen. Soweit ... Austausch von Gegenständen stattfindet, findet kein Wertwechsel statt. Derselbe Kapitalist hält immer denselben Wert in der Hand. Soweit aber Mehrwert vom Kapitalisten produziert wird, findet kein Austausch statt; sobald Austausch stattfindet, steckt der Mehrwert bereits in den Waren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 357f. „Nun wird aber das Geld, soweit es als Kapital verliehen wird, eben als diese sich erhaltende und vermehrende Geldsumme ausgeliehen, die nach einer gewissen Periode mit Zusatz zurückkehrt und stets von neuem denselben Prozess durchmachen kann...“ K. Marx, Kapital

Page 421: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

131

3. S. 357. „Der verleihende Kapitalist gibt sein Kapital weg, überträgt es an den industriellen Kapitalisten, ohne ein Äquivalent zu erhalten... Dieser erste Stellenwechsel des Geldes drückt ... weder Kauf noch Verkauf aus. Das Eigentum wird nicht abgetreten, weil kein Austausch vorgeht, kein Äquivalent empfangen wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 359. „Die charakteristische Bewegung des Kapitals überhaupt, die Rückkehr des Geldes zum Kapitalisten, erhält im zinstragenden Kapital eine ganz äußerliche, von der wirklichen Bewegung ... getrennte Gestalt. A gibt sein Geld weg, nicht als Geld, sondern als Kapital. Es geht hier keine Veränderung mit dem Kapital vor. Es wechselt nur die Hände. Seine wirkliche Verwandlung vollzieht sich erst in der Hand von B. Aber für A ist es Kapital geworden durch die bloße Weggabe an B. Der wirkliche Rückfluss des Kapitals aus dem Produktions- und Zirkulationsprozess findet nur statt für B. Aber für A findet der Rückfluss statt in der derselben Form wie die Veräußerung. Es geht von der Hand von B wieder in die von A zurück. Weggeben, Verleihen von Geld für eine gewisse Zeit und Rückempfang desselben mit Zins (Mehrwert) ist die ganze Form der Bewegung, die dem zinstragenden Kapital als solchem zukommt. Die wirkliche Bewegung des ausgeliehenen Geldes als Kapital ist eine Operation, die jenseits der Transaktionen zwischen Verleihern und Anleihern liegt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 360f. „Die Rückkehr drückt sich daher hier auch nicht aus als Konsequenz und Resultat einer bestimmten Reihe ökonomischer Vorgänge, sondern als Folge einer speziellen juristischen Abmachung zwischen Käufer und Verkäufer. Die Zeit des Rückflusses (von industriellem und von Handelskapital) hängt ab vom Verlauf des Reproduktionsprozesses; Beim zinstragenden Kapital scheint seine Rückkehr als Kapital von der bloßen Übereinkunft zwischen Verleiher und Anleiher abzuhängen. So dass der Rückfluss des Kapitals mit Bezug auf diese Transaktion nicht mehr als durch den Produktionsprozess bestimmtes Resultat erscheint, sondern so, als ob die Form des Geldes dem ausgeliehenen Kapital nie verlorengegangen wäre (d.h. sich nie in Waren in Gestalt von Produktionsmitteln und Arbeitskraft verwandelt hätte). Allerdings sind tatsächlich diese Transaktionen durch die wirklichen Rückflüsse bestimmt. Aber dies erscheint nicht in der Transaktion selbst. ... Wir sehen nur Weggabe und Rückzahlung. Alles, was dazwischen vorgeht, ist ausgelöscht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 361f. „Aber weil das Geld, als Kapital vorgeschossen, die Eigenschaft hat, zu seinem Vorschießer, zu dem, der es als Kapital verausgabt hat, zurückzukehren, ... grade deshalb kann der Geldbesitzer es als Kapital verleihen, als etwas, das die Eigenschaft besitzt, zu seinem Ausgangspunkt zurückzukehren, sich in der Bewegung, die es durchläuft, als Wert zu erhalten und zu vermehren. Er gibt es als Kapital weg, weil, nachdem es als Kapital verwandt wurde, es zurückfließt zu seinem Ausgangspunkt, also vom Anleiher nach einer gewissen Zeit zurückerstattet werden kann, eben weil es ihm selbst zurückfließt. Die Verleihung von Geld als Kapital - seine Weggabe unter Bedingungen der Rückerstattung nach gewisser Zeit - hat also zur Voraussetzung, dass das Geld wirklich als Kapital verwandt wird, wirklich zurückfließt zu seinem Ausgangspunkt. Die wirkliche Kreislaufbewegung des Geldes als Kapital ist also Voraussetzung der juristischen Transaktion...“ K. Marx, Kapital 3. S. 362.

Page 422: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

132

„Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger. Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird nicht verdoppelt durch das doppelte Dasein derselben Geldsumme als Kapital für zwei Personen. Es kann für beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des Profits. Der dem Verleiher zufallende Teil heißt Zins.“ K. Marx, Kapital 3. S. 366.

Kapital 3.362-369

„Betrachten wir zunächst die eigentümliche Zirkulation des zinstragenden Kapitals. Es ist dann in zweiter Instanz zu untersuchen die eigene Art, wie es als Ware verkauft wird, nämlich verliehen statt ein für allemal abgetreten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 352. „Der Ausgangspunkt ist das Geld, das A dem B vorschießt. Es kann dies mit oder ohne Unterpfand geschehen; die erstere Form ist ... die altertümlichere....“ K. Marx, Kapital 3. S. 352. „In der Hand von B wird das Geld wirklich in Kapital verwandelt, macht die Bewegung G - W - G‘ durch und kehrt dann als G‘ zu A zurück, als G + deltaG, wo deltaG den Zins vorstellt. Der Vereinfachung halber sehen wir hier einstweilen von dem Fall ab, wo das Kapital auf längere Zeit in der Hand von B bleibt und die Zinsen terminweise gezahlt werden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 352. „Die erste Verausgabung, die das Kapital aus der Hand des Verleihers in die dies Anleihers überträgt, ist eine juristische Transaktion ... Die Rückzahlung... ist eine zweite juristische Transaktion, die Ergänzung der ersten; die eine leitet den wirklichen Prozess ein, die andere ist ein nachträglicher Akt nach demselben. Ausgangspunkt und Rückkehrpunkt, Weggabe und Rückerstattung des verliehenen Kapitals erscheinen also als willkürliche, durch juristische Transaktionen vermittelte Bewegungen, die vor und nach der wirklichen Bewegung des Kapitals vorgehen und mit ihr selbst nichts zu tun haben.“ K. Marx, Kapital 3. S. 360. „Damit sein Rückfluss vollständig sei, hat B es daher wieder an A zu übertragen. Außer der Kapitalsumme aber hat B einen Teil des Profits, den er mit dieser Kapitalsumme gemacht hat, unter dem Namen Zins an A abzugeben, da dieser ihm nur das Geld gegeben hat als Kapital, d.h. als Wert, der sich nicht nur erhält in der Bewegung, sondern seinem Eigner einen Mehrwert schafft. Es bleibt in der Hand von B nur, solange es fungierendes Kapital ist. Und mit seinem Rückfluss - nach der abgemachten Frist - hört es auf, als Kapital zu fungieren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 353. „Die charakteristische Bewegung des Kapitals überhaupt, die Rückkehr des Geldes zum Kapitalisten, erhält im zinstragenden Kapital eine ganz äußerliche, von der wirklichen Bewegung ... getrennte Gestalt. A gibt sein Geld weg, nicht als Geld, sondern als Kapital. Es geht hier keine Veränderung mit dem Kapital vor. Es wechselt nur die Hände. Seine wirkliche Verwandlung vollzieht sich erst in der Hand von B. Aber für A ist es Kapital geworden durch die bloße Weggabe an B. Der wirkliche Rückfluss des Kapitals aus dem Produktions- und Zirkulationsprozess findet nur statt für B. Aber für A findet der Rückfluss statt in der derselben Form wie die Veräußerung. Es geht

Page 423: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

133

von der Hand von B wieder in die von A zurück. Weggeben, Verleihen von Geld für eine gewisse Zeit und Rückempfang desselben mit Zins (Mehrwert) ist die ganze Form der Bewegung, die dem zinstragenden Kapital als solchem zukommt. Die wirkliche Bewegung des ausgeliehenen Geldes als Kapital ist eine Operation, die jenseits der Transaktionen zwischen Verleihern und Anleihern liegt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 360f. „Die Rückkehr drückt sich daher hier auch nicht aus als Konsequenz und Resultat einer bestimmten Reihe ökonomischer Vorgänge, sondern als Folge einer speziellen juristischen Abmachung zwischen Käufer und Verkäufer. Die Zeit des Rückflusses (beim industriellen und beim Handelskapital) hängt ab vom Verlauf des Reproduktionsprozesses; Beim zinstragenden Kapital scheint seine Rückkehr als Kapital von der bloßen Übereinkunft zwischen Verleiher und Anleiher abzuhängen. So dass der Rückfluss des Kapitals mit Bezug auf diese Transaktion nicht mehr als durch den Produktionsprozess bestimmtes Resultat erscheint, sondern so, als ob die Form des Geldes dem ausgeliehenen Kapital nie verlorengegangen wäre (d.h. sich nie in Waren in Gestalt von Produktionsmitteln und Arbeitskraft verwandelt hätte). Allerdings sind tatsächlich diese Transaktionen durch die wirklichen Rückflüsse bestimmt. Aber dies erscheint nicht in der Transaktion selbst. ... Wir sehen nur Weggabe und Rückzahlung. Alles, was dazwischen vorgeht, ist ausgelöscht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 361f. b) Zinstragendes Kapital als Ware: „Bisher haben wir nur die Bewegung des verliehenen Kapitals zwischen seinem Eigner und dem industrielles Kapitalisten betrachtet. Jetzt ist der Zins zu untersuchen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 362. „Wir haben gesehen (Buch II, Kapitel I, Der Kreislauf des Geldkapitals) und rufen hier kurz ins Gedächtnis zurück, dass das Kapital im Zirkulationsprozess als Warenkapital und Geldkapital fungiert. Aber in beiden Formen wird das Kapital nicht als Kapital zur Ware.“ K. Marx, Kapital 3. S. 354. „Anders aber verhält es sich mit dem zinstragenden Kapital, und gerade dies bildet seinen spezifischen Charakter. Der Geldbesitzer, der sein Geld als zinstragendes Kapital verwerten will, veräußert es an einen dritten, wirft es in Zirkulation, macht es zur Ware als Kapital; nicht nur als Kapital für ihn selbst, sondern auch für andere; es ist nicht bloß Kapital für den, der es veräußert, sondern es wird dem dritten von vornherein als Kapital ausgehändigt, als Wert, der den Gebrauchswert besitzt, Mehrwert, Profit zu schaffen; als ein Wert, der sich in der Bewegung forterhält und zu seinem ursprünglichen Ausgeber, hier dem Geldbesitzer, nachdem er fungiert hat, zurückkehrt; also sich nur für eine Zeitlang von ihm entfernt, ... also weder weggezahlt noch verkauft, sondern nur ausgeliehen wird;“ K. Marx, Kapital 3. S. 355f. „Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräußert? Nicht der Wert der verkauften Ware, denn dieser ändert nur die Form. Er existiert als Preis ideell in der Ware, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht. Derselbe Wert und dieselbe Wertgröße wechseln hier nur die Form. Das eine Mal existieren sie in Warenform, das andere Mal in Geldform. Was wirklich vom Verkäufer veräußert wird und daher auch in die individuelle oder produktive Konsumtion des Käufers übergeht, ist der Gebrauchswert der Ware, die Ware als Gebrauchswert. Was ist nun der Gebrauchswert, den der Geldkapitalist für die Zeit des Ausleihens veräußert und an den produktiven Kapitalisten, den Borger, abtritt? Es ist der Gebrauchswert, den das

Page 424: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

134

Geld dadurch erhält, dass es in Kapital verwandelt werden ... kann, und dass es daher einen bestimmten Mehrwert, den Durchschnittsprofit ... in seiner Bewegung erzeugt, außerdem, dass es seine ursprüngliche Wertgröße wahrt. Bei den übrigen Waren wird in der letzten Hand der Gebrauchswert konsumiert, und damit verschwindet die Substanz der Ware und mit ihr ihr Wert. Die Ware Kapital dagegen hat das Eigentümliche, dass durch die Konsumtion ihres Gebrauchswertes ihr Wert und ihr Gebrauchswert nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird. Diesen Gebrauchswert des Geldes als Kapital - die Fähigkeit, den Durchschnittsprofit zu erzeugen - veräußert der Geldkapitalist an den industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er diesem die Verfügung über das verliehene Kapital abtritt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 363f. „Der Gebrauchswert des ausgeliehenen Geldes ist: als Kapital fungieren zu können und als solches unter durchschnittlichen Umständen den Durchschnittsprofit zu produzieren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 364. c) Der „Preis“ des zinstragenden Kapitals, Höhe des Zinses: „Was zahlt nun der industrielle Kapitalist, und was ist daher der Preis des ausgeliehenen Kapitals?... Was der Käufer einer gewöhnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchswert; was er zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den anderen Waren, ihren Preis oder Wert. Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen Käufer und Verkäufer, ein Formwechsel des Werts vor, so dass dieser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andere Mal in der Form der Ware existiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 365. „Die Wertsumme, das Geld, wird fortgegeben ohne Äquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurückgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentümer desselben Wertes, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers übergangen ist. ... Der Borger borgt das Geld als Kapital, als sich verwertender Wert. Es ist aber nur erst Kapital an sich (= Kapital der Möglichkeit nach), wie jedes Kapital an seinem Ausgangspunkt, im Augenblick seines Vorschusses. Erst durch seinen Gebrauch verwertet es sich, realisiert sich als Kapital. Aber als realisiertes Kapital hat der Borger es zurückzuzahlen, also als Wert plus Mehrwert (Zins); und der letztere kann nur ein Teil des von ihm realisierten Profits sein. Nur ein Teil, nicht das Ganze. Denn der Gebrauchswert für den Borger ist, dass es ihm Profit produziert. Sonst hätte keine Veräußerung des Gebrauchswerts von Seiten des Verleihers stattgefunden. Andererseits kann nicht der ganze Profit dem Borger zufallen. Er zahlte sonst nichts für die Veräußerung des Gebrauchswertes, und er gäbe das vorgeschossene Geld an den Verleiher nur als einfaches Geld zurück, nicht als Kapital, als realisiertes Kapital, denn realisiertes Kapital ist es nur als G + deltaG.“ K. Marx, Kapital 3. S. 365. „Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine widersinnige Form des Preises, durchaus im Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware. Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reduziert, dass er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswert figuriert, gezahlt wird; während seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Wert dieses Gebrauchswertes.“ K. Marx, Kapital 3. S. 366. “Preis ist ja der Wert der Ware (und dies ist auch der Fall beim Marktpreis, dessen Unterschied vom Wert nicht qualitativ, sondern nur quantitativ ist, sich nur auf die

Page 425: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

135

Wertgröße bezieht) im Unterschied zu ihrem Gebrauchswert. Preis, der qualitativ verschieden ist vom Wert, ist ein absurder Widerspruch.“ K. Marx, Kapital 3. S. 367. „Als Ware erscheint das Kapital ..., soweit die Teilung des Profits in Zins und eigentlichen Profit durch Nachfrage und Angebot, also durch die Konkurrenz, reguliert wird, ganz wie die Marktpreise der Waren. Der Unterschied tritt hier aber ebenso schlagend hervor wie die Analogie. Decken sich Nachfrage und Angebot, so entspricht der Marktpreis der Ware ihrem Produktionspreis, d.h. ihr Preis erscheint dann geregelt durch die inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion, unabhängig von der Konkurrenz, da die Schwankungen von Nachfrage und Angebot nichts erklären als die Abweichungen der Marktpreise von den Produktionspreisen - Abweichungen, die sich wechselseitig ausgleichen... Sobald sie sich decken, hören diese Kräfte auf zu wirken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 368. „Anders aber mit dem Zins vom Geldkapital. Die Konkurrenz bestimmt hier nicht die Abweichungen vom Gesetz, sondern es existiert kein Gesetz der Teilung außer dem von der Konkurrenz diktierten, weil, wie wir noch weiter sehen werden, keine ‚natürliche‘ Rate des Zinsfußes existiert. Unter der natürlichen Rate des Zinsfußes versteht man vielmehr die durch die freie Konkurrenz festgesetzte Rate. Es gibt keine ‚natürlichen‘ Grenzen der Rate des Zinsfußes. Wo die Konkurrenz nicht nur die Abweichungen und Schwankungen bestimmt, wo also beim Gleichgewicht ihrer gegeneinander wirkenden Kräfte überhaupt alle Bestimmung aufhört, ist das zu Bestimmende etwas an und für sich Gesetzloses und Willkürliches. Weiteres hierüber im nächsten Kapitel.“ K. Marx, Kapital 3. S. 368f.

Kapital 3.: 370 - 382 „Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräußert? Nicht der Wert der verkauften Ware, denn dieser ändert nur die Form. Er existiert als Preis ideell in der Ware, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht. Derselbe Wert und dieselbe Wertgröße wechseln hier nur die Form. Das eine Mal existieren sie in Warenform, das andere Mal in Geldform. Was wirklich vom Verkäufer veräußert wird und daher auch in die individuelle oder produktive Konsumtion des Käufers übergeht, ist der Gebrauchswert der Ware, die Ware als Gebrauchswert. Was ist nun der Gebrauchswert, den der Geldkapitalist für die Zeit des Ausleihens veräußert und an den produktiven Kapitalisten, den Borger, abtritt? Es ist der Gebrauchswert, den das Geld dadurch erhält, dass es in Kapital verwandelt werden ... kann, und dass es daher einen bestimmten Mehrwert, den Durchschnittsprofit ... in seiner Bewegung erzeugt, außerdem, dass es seine ursprüngliche Wertgröße wahrt. Bei den übrigen Waren wird in der letzten Hand der Gebrauchswert konsumiert, und damit verschwindet die Substanz der Ware und mit ihr ihr Wert. Die Ware Kapital dagegen hat das Eigentümliche, dass durch die Konsumtion ihres Gebrauchswertes ihr Wert und ihr Gebrauchswert nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird. Diesen Gebrauchswert des Geldes als Kapital - die Fähigkeit, den Durchschnittsprofit zu erzeugen - veräußert der Geldkapitalist an den industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er diesem die Verfügung über das verliehene Kapital abtritt.“ K. Marx,

Page 426: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

136

Kapital 3.: 363f. „Der Gebrauchswert des ausgeliehenen Geldes ist: als Kapital fungieren zu können und als solches unter durchschnittlichen Umständen den Durchschnittsprofit zu produzieren.“ K. Marx, Kapital 3.: 364. „Was der Käufer einer gewöhnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchswert; was er zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den anderen Waren, ihren Preis oder Wert. Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen Käufer und Verkäufer, ein Formwechsel des Werts vor, so dass dieser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andere Mal in der Form der Ware existiert.“ K. Marx, Kapital 3.: 365. „Die Wertsumme, das Geld, wird fortgegeben ohne Äquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurückgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentümer desselben Wertes, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers übergangen ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 365. „Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine widersinnige Form des Preises, durchaus im Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware. Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reduziert, dass er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswert figuriert, gezahlt wird; während seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Wert dieses Gebrauchswertes.“ K. Marx, Kapital 3.: 366.

22. Kapitel Teilung des Profits. Zinsfuß. ‚Natürliche‘ Rate des Zinsfußes. „Die Konkurrenz zwischen Verleihern und Borgern und die daher resultierenden kürzeren Schwankungen des Geldmarkts fallen außerhalb des Bereichs unserer Betrachtung. Der Kreislauf, den die Zinsrate während des industriellen Zyklus durchläuft, unterstellt zu seiner Darstellung die Darstellung dieses Zyklus selbst, die ebenfalls hier nicht gegeben werden kann. Dasselbe gilt für die größere und geringere, annähernde Ausgleichung des Zinsfußes auf dem Weltmarkt. Wir haben hier nur damit zu tun, die selbständige Gestalt des zinstragenden Kapitals und die Verselbständigung des Zinses gegen den Profit zu entwickeln.“ K. Marx, Kapital 3.: 370. “Wenn man die Umschlagszyklen betrachtet, worin sich die moderne Industrie bewegt - Zustand der Ruhe, wachsende Belebung, Prosperität, Überproduktion, Krach, Stagnation, Zustand der Ruhe etc. - Zyklen, deren weitere Analyse außerhalb unserer Betrachtung fällt -, so wird man finden, dass meist niedriger Stand des Zinses den Perioden der Prosperität oder des Extraprofits entspricht, Steigen des Zinses der Scheide zwischen der Prosperität und ihrem Umschlag, Maximum des Zinses bis zur äußersten Wucherhöhe aber der Krisis. ... Allerdings kann andererseits niedriger Zins mit Stockung, und mäßig steigender Zins mit wachsender Belebung zusammengehen. Der Zinsfuß erreicht seine äußerste Höhe, während der Krisen, wo geborgt werden muss, um zu zahlen, was es auch koste. Es ist dies zugleich, da dem Steigen des Zinses ein Fallen im Preis der Wertpapiere entspricht, eine sehr artige Gelegenheit für Leute mit disponiblem Geldkapital, um sich zu Spottpreisen solcher zinstragenden Papiere zu bemächtigen....“ K. Marx, Kapital 3.: 372 - 373.

Page 427: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

137

a) Maximal- und Minimalgrenze des Zinses „Jedenfalls ist die Durchschnittsrate des Profits als die endgültig bestimmende Maximalgrenze des Zinses zu betrachten.“ K. Marx, Kapital 3.: 372. „Da der Zins bloß ein Teil des Profits ist, der nach unserer bisherigen Voraussetzung vom industriellen Kapitalisten an den Geldkapitalisten zu zahlen ist, so erscheint als Maximalgrenze des Zinses der Profit selbst, wo der Teil, der dem fungierenden Kapitalisten zufiele = 0 wäre. Abgesehen von einzelnen Fällen, wo der Zins tatsächlich größer als der Profit sein kann, dann aber auch nicht aus dem Profit gezahlt werden kann, könnte man vielleicht als Maximalgrenze des Zinses betrachten den ganzen Profit minus dem später unten zu entwickelnden Teil desselben, der in Aufsichtslohn ... auflösbar ist. Die Minimalgrenze des Zinses ist ganz und gar unbestimmbar. Er kann zu jeder beliebigen Tiefe fallen. Indessen treten dann immer wieder gegenwirkende Umstände ein und heben ihn über dies relative Minimum.“ K. Marx, Kapital 3.: 370. „Wo ein gegebenes Ganze, wie der Profit, zwischen zweien zu teilen ist, kommt es natürlich zunächst auf die Größe des zu teilenden Ganzen an, und diese, die Größe des Profits, ist bestimmt durch seine Durchschnittsrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 372. „Alle anderen Umstände gleichgesetzt, d.h. das Verhältnis zwischen Zins und Gesamtprofit als mehr oder weniger konstant angenommen, wird der fungierende Kapitalist fähig und willens sein, höheren oder niederen Zins zu zahlen im direkten Verhältnis zur Höhe der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 371f. b) Gegebenheit des Zinses, mittlerer Zinsfuß „Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich, dass es keine ‚natürliche‘ Zinsrate gibt. Wenn aber auf der einen Seite .... kein allgemeines Gesetz feststellbar ist...., erscheint umgekehrt der Zinsfuß, sei es der mittlere, sei es die jedesmalige Marktrate, ganz anders als eine gleichmäßige, bestimmte und handgreifliche Größe als dies bei der allgemeinen Profitrate der Fall ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 377. „Gewohnheit, gesetzliche Tradition etc. haben ebenso sehr wie die Konkurrenz selbst, zu tun mit der Bestimmung des mittleren Zinsfußes, soweit dieser nicht nur als Durchschnittszahl, sondern als faktische Größe existiert. Ein mittlerer Zinsfuß muss schon in vielen Rechtsstreitigkeiten, wo Zinsen zu berechnen sind, als legal angenommen werden.“ K. Marx, Kapital 3.: 376. „Um die Durchschnittsrate des Zinses zu finden, ist 1. der Durchschnitt des Zinsfußes während seiner Variationen in den großen industriellen Zyklen zu betrachten; 2. Der Zinsfuß in solchen Anlagen, wo Kapital für längere Zeit ausgeliehen wird.“ K. Marx, Kapital 3.: 374. „Es ist bereits ... dargestellt worden, dass der Durchschnittszins für eine längere Reihe von Jahren bei sonst gleichbleibenden Umständen bestimmt wird durch die Durchschnittsrate des Profits...“ K. Marx, Kapital 3. : 528. „Der mittlere Zinsfuß erscheint in jedem Lande für längere Epochen als konstante Größe, weil die allgemeine Profitrate ... nur in längeren Epochen wechselt. Und ihre relative Konstanz erscheint eben in diesem mehr oder minder konstanten Charakter des mittleren Zinsfußes.“ K. Marx, Kapital 3.: 378. “Was aber die beständig schwankende Marktrate des Zinses betrifft, so ist sie in jedem Moment als fixe Größe gegeben, wie der Marktpreis der Waren, weil auf dem Geldmarkt beständig alles leihbare Kapital als Gesamtmasse dem fungierenden Kapital gegenübersteht, also das Verhältnis des Angebots von leihbarem Kapital auf der einen Seite, die Nachfrage

Page 428: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

138

darnach auf der anderen den jedesmaligen Marktstand des Zinses entscheidet. Dies ist um so mehr der Fall, je mehr die Entwicklung und damit verbundene Konzentration des Kreditwesens dem leihbaren Kapital einen allgemein gesellschaftlichen Charakter gibt, und es auf einmal, gleichzeitig auf den Geldmarkt wirft.“ K. Marx, Kapital 3.: 378 - 379. „Fragt man nun weiter, warum die Grenzen des mittleren Zinsfußes nicht aus allgemeinen Gesetzen abzuleiten sind, so liegt die Antwort einfach in der Natur des Zinses. Er ist bloß ein Teil des Durchschnittsprofits. Dasselbe Kapital erscheint in doppelter Bestimmung, als leihbares Kapital in der Hand des Verleihers, als industrielles oder kommerzielles Kapital in den Händen des fungierenden Kapitalisten. Aber es fungiert nur einmal und produziert selbst den Profit nur einmal. ... Wie sich die beiden Personen darin teilen, die Ansprüche auf diesen Profit haben, ist an und für sich eine ebenso rein empirische, dem Reich des Zufälligen angehörige Tatsache wie die Teilung der Prozentanteile des gemeinschaftlichen Profits einer Mehrpersonen-Firma unter die verschiedenen Teilhaber.“ K. Marx, Kapital 3.: 376. “Man hat gesehen, dass, obgleich eine von der Ware absolut verschiedene Kategorie, das zinstragende Kapital, zur Ware eigener Art und deshalb der Zins sein Preis wird, der, wie bei der gewöhnlichen Ware ihr Marktpreis, jedes Mal durch Nachfrage und Angebot fixiert wird. ... Die Geldkapitalisten führen diese Ware zu, und die fungierenden Kapitalisten kaufen sie, bilden die Nachfrage dafür.“ K. Marx, Kapital 3.: 378. Der Zinsfuß „ist in seiner ... Allgemeingültigkeit ein täglich fixiertes Faktum, ein Faktum, das dem industriellen und merkantilen Kapital sogar als Voraussetzung und Posten in der Kalkulation bei seinen Operationen dient. Es wird ein allgemeines Vermögen jeder Geldsumme von 100 Euro 2, 3, 4, 5 % abzuwerfen. Meteorologische Berichte zeichnen nicht genauer den Stand von Barometer und Thermometer auf, als Börsenberichte den Stand des Zinsfußes, nicht für dieses oder jenes Kapital, sondern für das auf dem Geldmarkt befindliche, d.h. überhaupt verleihbare Kapital.“ K. Marx, Kapital 3.: 380.

Kapital 3. 383 - 395

“Wenn man die Umschlagszyklen betrachtet, worin sich die moderne Industrie bewegt - Zustand der Ruhe, wachsende Belebung, Prosperität, Überproduktion, Krach, Stagnation, Zustand der Ruhe etc. - Zyklen, deren weitere Analyse außerhalb unserer Betrachtung fällt -, so wird man finden, dass meist niedriger Stand des Zinses den Perioden der Prosperität oder des Extraprofits entspricht, Steigen des Zinses der Scheide zwischen der Prosperität und ihrem Umschlag, Maximum des Zinses bis zur äußersten Wucherhöhe aber der Krisis. ... Allerdings kann andererseits niedriger Zins mit Stockung, und mäßig steigender Zins mit wachsender Belebung zusammengehen. Der Zinsfuß erreicht seine äußerste Höhe, während der Krisen, wo geborgt werden muss, um zu zahlen, was es auch koste. Es ist dies zugleich, da dem Steigen des Zinses ein Fallen im Preis der Wertpapiere entspricht, eine sehr artige Gelegenheit für Leute mit disponiblem Geldkapital, um sich zu Spottpreisen solcher zinstragenden Papiere zu bemächtigen....“ K. Marx, Kapital 3.: 372 - 373.

Page 429: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

139

„Da der Zins bloß ein Teil des Profits ist, der nach unserer bisherigen Voraussetzung vom industriellen Kapitalisten an den Geldkapitalisten zu zahlen ist, so erscheint als Maximalgrenze des Zinses der Profit selbst, wo der Teil, der dem fungierenden Kapitalisten zufiele = 0 wäre. Abgesehen von einzelnen Fällen, wo der Zins tatsächlich größer als der Profit sein kann, dann aber auch nicht aus dem Profit gezahlt werden kann, könnte man vielleicht als Maximalgrenze des Zinses betrachten den ganzen Profit minus dem später unten zu entwickelnden Teil desselben, der in Aufsichtslohn ... auflösbar ist. Die Minimalgrenze des Zinses ist ganz und gar unbestimmbar. Er kann zu jeder beliebigen Tiefe fallen.“ K. Marx, Kapital 3.: 370. „Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich, dass es keine ‚natürliche‘ Zinsrate gibt. Wenn aber auf der einen Seite .... kein allgemeines Gesetz feststellbar ist...., erscheint umgekehrt der Zinsfuß, sei es der mittlere, sei es die jedesmalige Marktrate, ganz anders als eine gleichmäßige, bestimmte und handgreifliche Größe als dies bei der allgemeinen Profitrate der Fall ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 377. “Was aber die beständig schwankende Marktrate des Zinses betrifft, so ist sie in jedem Moment als fixe Größe gegeben, wie der Marktpreis der Waren, weil auf dem Geldmarkt beständig alles leihbare Kapital als Gesamtmasse dem fungierenden Kapital gegenübersteht, also das Verhältnis des Angebots von leihbarem Kapital auf der einen Seite, die Nachfrage darnach auf der anderen den jedesmaligen Marktstand des Zinses entscheidet. Dies ist um so mehr der Fall, je mehr die Entwicklung und damit verbundene Konzentration des Kreditwesens dem leihbaren Kapital einen allgemein gesellschaftlichen Charakter gibt, und es auf einmal, gleichzeitig auf den Geldmarkt wirft.“ K. Marx, Kapital 3.: 379.

23. Kapitel Zins und Unternehmergewinn „Der Zins, wie wir in den beiden vorhergehenden Kapiteln gesehen, erscheint ursprünglich, ist ursprünglich, und bleibt in Wirklichkeit nichts als ein Teil des Profits, d.h. des Mehrwerts, den der fungierende Kapitalist, Industrieller oder Kaufmann, soweit er nicht sein eigenes Kapital, sondern geliehenes Kapital anwendet, wegzahlen muss an den Eigentümer und Verleiher dieses Kapitals. Wendet er nur eigenes Kapital an, so findet keine solche Teilung des Profits statt; dieser gehört ihm ganz.“ K. Marx, Kapital 3. S. 383. „Es ist in der Tat nur die Trennung der Kapitalisten in Geldkapitalisten und industrielle Kapitalisten, die einen Teil des Profits in Zins verwandelt, die überhaupt die Kategorie des Zinses schafft; und es ist nur die Konkurrenz zwischen diesen beiden Sorten Kapitalisten, die den Zinsfuß schafft.“ K. Marx, Kapital 3. S. 383. „Die Frage, die sich nun aufwirft, ist diese. Wie kommt es, dass diese rein quantitative Teilung des Profits in Nettoprofit und Zins in eine qualitative umschlägt (d.h. in eine Teilung, wo sich die Einzelteile wesentlich unterscheiden)? In anderen Worten, wie kommt es, dass auch der Kapitalist, der nur sein eigenes, kein geliehenes Kapital anwendet, einen Teil seines Bruttoprofits unter die besondere Kategorie des Zinses rangiert und als solchen besonders berechnet? Und daher weiter, dass alles Kapital, geliehenes oder nicht, als zinstragendes von sich selbst als Nettoprofit bringendem unterschieden wird?“ K. Marx, Kapital 3. S. 385. „Um die Frage zu beantworten, müssen wir noch etwas länger verweilen bei dem wirklichen Ausgangspunkt der Zinsbildung; d.h. ausgehen von der Unterstellung, dass Geldkapitalist und produktiver Kapitalist sich wirklich gegenüberstehen, ... als Personen, ... in deren Hand

Page 430: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

140

dasselbe Kapital wirklich eine doppelte und gänzlich verschiedene Bewegung durchmacht. Der eine verleiht es nur, der andere wendet es produktiv an.“ K. Marx, Kapital 3. S. 385. „Für den produktiven Kapitalisten, der mit geliehenem Kapital arbeitet, zerfällt der Bruttoprofit in zwei Teile, den Zins, den er dem Verleiher zu zahlen hat, und den Überschuss über den Zins, der seinen eigenen Anteil am Profit bildet. Ist die allgemeine Profitrate gegeben, so ist dieser letztere Teil bestimmt durch den Zinsfuß; ist der Zinsfuß gegeben, so durch die allgemeine Profitrate. Und ferner: wie immer der Bruttoprofit, die wirkliche Wertgröße des Gesamtprofits, in jedem einzelnen Fall abweichen mag von dem Durchschnittsprofit: der Teil, der dem fungierenden Kapitalisten gehört, ist bestimmt durch den Zins, da dieser durch den allgemeinen Zinsfuß... fixiert und als vorweggenommen vorausgesetzt ist, bevor der Produktionsprozess beginnt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 386. a) Verselbständigung des Gegensatzes von Zins und Unternehmergewinn: „Wir haben gesehen, dass das eigentliche spezifische Produkt des Kapitals der Mehrwert, näher bestimmt der Profit ist. Aber für den Kapitalisten, der mit geborgtem Kapital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit minus dem Zins... Dieser Teil des Profits erscheint ihm also notwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungiert (= tätig wird); und dies ist für ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungierendes... Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Bruttoprofit an den Verleiher wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zufallende noch übrige Teil des Profits also notwendig die Form des industriellen bzw. kommerziellen Profits an, oder um ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides einschließt, die Gestalt des Unternehmergewinns.“ K. Marx, Kapital 3. S. 386. „Nun hat man aber gesehen, dass die Profitrate ... nicht nur vom Mehrwert abhängt, sondern von vielen anderen Umständen: von den Einkaufspreisen der Produktionsmittel, von mehr als durchschnittlich produktiven Methoden, von der Ökonomisierung des konstanten Kapitals etc. Und abgesehen vom Produktionspreis, hängt es von besonderen Konjunkturen und bei jedem einzelnen Geschäftsabschluss von der größeren oder geringeren Schlauheit und Betriebsamkeit des Kapitalisten ab, ob und inwieweit dieser über oder unter dem Produktionspreis ein- oder verkauft, sich also innerhalb des Zirkulationsprozesses einen größeren oder geringeren Teil vom Gesamtmehrwert aneignet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 386f. „Jedenfalls aber verwandelt sich die quantitative Teilung des Rohprofits hier in eine qualitative, und dies um so mehr, als die quantitative Teilung selbst davon abhängt, was zu verteilen ist, wie der aktive Kapitalist mit dem Kapital wirtschaftet und welchen Rohprofit es ihm ... infolge seiner Funktionen als aktiver Kapitalist abwirft. Der fungierende Kapitalist ist hier unterstellt als Nichteigentümer des Kapitals. Das Eigentum am Kapital ist ihm gegenüber vertreten durch den Verleiher, den Geldkapitalisten. Der Zins, den er an diesen zahlt, erscheint also als der Teil des Rohprofits, der dem Kapitaleigentum als solchem zukommt. Im Gegensatz hierzu erscheint der Teil des Profits, der dem aktiven Kapitalisten zufällt, jetzt als Unternehmergewinn, entspringend ausschließlich aus ... den Funktionen, die er als Unternehmer in der Industrie oder dem Handel verrichtet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 387. “Ihm gegenüber erscheint also der Zins als bloße Frucht des Kapitaleigentums, des Kapitals an sich, ... soweit es nicht ‚arbeitet’, nicht fungiert; während ihm der Unternehmergewinn erscheint als ausschließliche Frucht der Funktionen,

Page 431: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

141

die er mit dem Kapital verrichtet, als Frucht der Bewegung und des Prozessierens des Kapitals, eines Prozessierens, das ihm nun als seine eigene Tätigkeit erscheint im Gegensatz zur Nichttätigkeit ... des Geldkapitalisten am Produktionsprozess. Diese qualitative (= wesensmäßige) Scheidung zwischen den beiden Teilen des Rohprofits ... ist keineswegs bloß subjektive Auffassung des Geldkapitalisten hier und des industriellen Kapitalisten dort. Sie beruht auf objektiver Tatsache, denn der Zins fließt dem Geldkapitalisten, dem Leiher zu, der bloßer Eigentümer des Kapitals ist, also das bloße Kapitaleigentum vertritt vor dem Produktionsprozess und außerhalb des Produktionsprozesses;

und der Unternehmergewinn fließt dem bloß fungierenden Kapitalisten zu, der Nichteigentümer des Kapitals ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 387. “Sowohl für den industriellen Kapitalisten, soweit er mit geborgtem Kapital arbeitet, wie für den Geldkapitalisten, soweit er sein Kapital nicht selbst anwendet, schlägt hiermit die bloß quantitative Teilung des Bruttoprofits zwischen zwei verschiedenen Personen ... um in eine qualitative Teilung (, die scheinbar von der Sache selber herrührt). Der eine Teil des Profits erscheint nun als an und für sich zukommende Frucht des Kapitals in einer Bestimmung, als Zins; der andere Teil erscheint als spezifische Frucht des Kapitals in einer entgegengesetzten Bestimmung und daher als Unternehmergewinn; der eine als bloße Frucht des Kapitaleigentums, der andere als Frucht des bloßen Fungierens mit dem Kapital ... oder der Funktionen, die der aktive Kapitalist ausübt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 388. „Qualitativ betrachtet ist der Zins Mehrwert, den das bloße Eigentum des Kapitals liefert, den das Kapital an sich abwirft, ... den also Kapital abgesondert von seinem Prozess abwirft. Quantitativ betrachtet erscheint der Teil des Profits, der den Zins bildet, nicht auf das industrielle und kommerzielle Kapital als solches, sondern auf das Geldkapital bezogen, und die Rate dieses Teils des Mehrwerts, die Zinsrate oder der Zinsfuß, befestigt dies Verhältnis. Denn erstens wird der Zinsfuß - trotz seiner Abhängigkeit von der allgemeinen Profitrate - selbständig bestimmt, und zweitens erscheint er ... der unfassbaren Profitrate gegenüber als bei allem Wechsel festes, uniformes, handgreifliches und stets gegebnes Verhältnis. Befände sich alles Kapital in den Händen der industriellen Kapitalisten, so existierte kein Zins und kein Zinsfuß. Die selbständige Form, die die quantitative Teilung des Rohprofits annimmt, erzeugt die qualitative.“ K. Marx, Kapital 3. S. 390. „Und diese Verknöcherung und Verselbständigung der beiden Teile des Rohprofits gegeneinander, als wenn sie aus zwei wesentlich verschiedenen Quellen herrührten, muss sich nun für die gesamte Kapitalistenklasse und für das Gesamtkapital festsetzen. Und zwar einerlei, ob das vom aktiven Kapitalisten angewandte Kapital geborgt sei oder nicht oder ob das dem Geldkapitalisten gehörende Kapital von ihm selbst angewandt werde oder nicht. Der Profit jedes Kapitals... wird zerlegt in zwei qualitative verschiedene, gegeneinander selbständige und von einander unabhängige Teile, Zins und Unternehmergewinn... Der Anwender des Kapitals, auch wenn er mit eigenem Kapital arbeitet, zerfällt in zwei Personen, den bloßen Eigentümer des Kapitals und den Anwender des Kapitals; sein Kapital selbst... zerfällt in Kapitaleigentum, Kapital außer dem Produktionsprozess, das an sich Zins abwirft, und Kapital im Produktionsprozess, das ... Unternehmergewinn abwirft.“ K. Marx, Kapital 3. S. 388. „Der Zins befestigt sich also derart, dass er nun nicht als eine der Produktion gleichgültige

Page 432: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

142

Teilung des Bruttoprofits auftritt, die nur dann gelegentlich stattfindet, wenn der Industrielle mit fremdem Kapital arbeitet. Auch wenn er mit eigenem Kapital arbeitet, spaltet sich sein Profit in Zins und Unternehmergewinn.“ K. Marx, Kapital 3. S. 388.

Kapital 3.: 395 - 401 „Es ist in der Tat nur die Trennung der Kapitalisten in Geldkapitalisten und industrielle Kapitalisten, die einen Teil des Profits in Zins verwandelt, die überhaupt die Kategorie des Zinses schafft; und es ist nur die Konkurrenz zwischen diesen beiden Sorten Kapitalisten, die den Zinsfuß schafft.“ K. Marx, Kapital 3. S. 383. „Wir haben gesehen, dass das eigentliche spezifische Produkt des Kapitals der Mehrwert, näher bestimmt der Profit ist. Aber für den Kapitalisten, der mit geborgtem Kapital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit minus dem Zins... Dieser Teil des Profits erscheint ihm also notwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungiert (= tätig wird); und dies ist für ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungierendes... Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Bruttoprofit an den Verleiher wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zufallende noch übrige Teil des Profits also notwendig die Form des industriellen bzw. kommerziellen Profits an, oder um ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides einschließt, die Gestalt des Unternehmergewinns.“ K. Marx, Kapital 3. S. 386.

b) Unternehmergewinn und Managerlohn: „Gehen wir nun näher ein auf den Unternehmergewinn.“ K. Marx, Kapital 3. S. 395. „Der Zins an sich ... stellt das bloße Kapitaleigentum dar als Mittel, sich Produkte fremder Arbeit anzueignen. Aber er stellt diesen Charakter des Kapitals dar als etwas, das ihm außerhalb des Produktionsprozesses zukommt ... Er stellt es dar, nicht in direktem Gegensatz zur (Lohn-)Arbeit, sondern umgekehrt, ohne Verhältnis zur Arbeit und als bloßes Verhältnis eines Kapitalisten zum anderen... Der Zins ist ein Verhältnis zwischen zwei Kapitalisten, nicht zwischen Kapitalist und Arbeiter.“ K. Marx, Kapital 3. S. 395f. „Andererseits gibt diese Form des Zinses dem anderen Teil des Profits die qualitative Form des Unternehmergewinns, weiter des Aufsichtslohns. Die besonderen Funktionen, die der Kapitalist als solcher zu verrichten hat, und die ihm gerade im Unterschied von und Gegensatz zu den Arbeitern zukommen, werden als bloße Arbeitsfunktionen dargestellt. Er schafft Mehrwert, nicht weil er als Kapitalist arbeitet, sondern weil er, abgesehen von seiner Eigenschaft als Kapitalist, auch arbeitet. Dieser Teil des Mehrwerts ist also gar nicht mehr Mehrwert, sondern sein Gegenteil, Äquivalent für vollbrachte Arbeit. Da der entfremdete Charakter des Kapitals, sein Gegensatz zur Arbeit, jenseits des wirklichen Ausbeutungsprozesses verlegt wird, nämlich ins zinstragende Kapital, so erscheint dieser Ausbeutungsprozess selbst als ein bloßer Arbeitsprozess, wo der fungierende Kapitalist nur andere Arbeit verrichtet als der Arbeiter, so dass die Arbeit des Ausbeutens und die ausgebeutete Arbeit, beide als Arbeit, identisch sind. Die Arbeit des Ausbeutens ist ebenso gut

Page 433: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

143

Arbeit, wie die Arbeit, die ausgebeutet wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 396. „Die Vorstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohns der Arbeit, die aus seinem Gegensatz zum Zins entsteht, findet weiteren Halt darin, dass in der Tat ein Teil des Profits als Arbeitslohn abgesondert werden kann und sich wirklich absondert, oder vielmehr umgekehrt, dass ein Teil des Arbeitslohnes, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, als integrierender Bestandteil des Profits erscheint. Dieser Teil ... stellt sich rein dar, selbständig und gänzlich getrennt einerseits vom Profit (als Summe von Zins und Unternehmergewinn), andererseits von dem Teil des Profits, der nach Abzug des Zinses als sogenannter Unternehmergewinn übrigbleibt, in dem Gehalt des Managers in solchen Geschäftszweigen, deren Ausdehnung usw. hinreichende Teilung der Arbeit erlaubt, um besonderen Arbeitslohn für einen Manager zu gestatten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 396f. „Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt notwendig überall, wo der unmittelbare Produktionsprozess die Gestalt eines gesellschaftlich kombinierten Prozesses hat und nicht als vereinzelte Arbeit der selbständigen Produzenten auftritt. Sie ist aber doppelter Natur. Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperieren, stellt sich notwendig der Zusammenhang und die Einheit des Prozesses in einem kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Teilarbeiten, sondern die Gesamttätigkeit der Werkstatt betreffen, wie bei einem Dirigent eines Orchesters. Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder kombinierten Produktionsweise. Andererseits ... entspringt diese Arbeit der Oberaufsicht notwendig in allen Produktionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten und dem Eigentümer der Produktionsmittel beruhen. Je größer dieser Gegensatz, desto größer ist die Rolle, die diese Arbeit der Oberaufsicht spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklavensystem. Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise unentbehrlich, da hier der Produktionsprozess zugleich Konsumtionsprozess der Arbeitskraft durch den Kapitalisten ist. Ganz wie in despotischen Staaten die Arbeit der Oberaufsicht und allseitigen Einmischung der Regierung beides einbegreift: sowohl die Verrichtung der gemeinsamen Geschäfte, die aus der Natur aller Gemeinwesen hervorgehen, wie die spezifischen Funktionen, die aus dem Gegensatz der Regierung zu der Volksmasse entspringen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 397. Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung, soweit sie aus dem gegensätzlichen Charakter, aus der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit entspringt und daher allen auf dem Klassengegensatz beruhenden Produktionsweisen mit der kapitalistischen gemeinsam ist, ist auch im kapitalistischen System unmittelbar und unzertrennbar verquickt mit den produktiven Funktionen, die alle kombinierte gesellschaftliche Arbeit einzelnen Individuen als besondere Arbeit auferlegt. Der Arbeitslohn eines ... Managers oder Regisseur, wie er im feudalen Frankreich hieß, trennt sich vollständig vom Profit und nimmt auch die Form des Arbeitslohns für geschickte Arbeit an, sobald das Geschäft auf hinreichend großer Stufenleiter betrieben wird, um einen solchen Dirigenten (Manager) zu zahlen... Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriellen Manager ‘die Seele unseres Industriesystems‘ sind, hat schon Herr Ure bemerkt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 400. „Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf der Straße herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde. Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentümer der Instrumente des Orchesters zu

Page 434: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

144

sein, noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass er irgendetwas mit dem ‚Lohn’ der übrigen Musikanten zu tun hat. Die Kooperativfabriken liefern den Beweis, dass der Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso überflüssig geworden, wie der Kapitalist selbst ... den Großgrundbesitzer überflüssig findet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 400. „Der Verwaltungslohn, sowohl für den kaufmännischen wie den industriellen Manager, erscheint vollständig getrennt vom Unternehmergewinn sowohl in den Kooperativfabriken der Arbeiter wie in den kapitalistischen Aktienunternehmungen. Die Trennung des Verwaltungslohns vom Unternehmergewinn, die sonst zufällig erscheint, ist hier konstant. Bei der Kooperativfabrik fällt der gegensätzliche Charakter der Aufsichtsarbeit weg, indem der Manager von den Arbeitern bezahlt wird, statt ihnen gegenüber das Kapital zu vertreten. Die Aktienunternehmungen überhaupt ... haben die Tendenz, diese Verwaltungsarbeit mehr und mehr zu trennen von dem Besitz des Kapitals, sei es eigenes oder geborgtes...“ K. Marx, Kapital 3. S. 401. „Indem aber einerseits dem bloßen Eigentümer des Kapitals, dem Geldkapitalisten, der fungierende Kapitalist gegenübertritt und mit der Entwicklung des Kredits dies Geldkapital selbst einen gesellschaftlichen Charakter annimmt, in Banken konzentriert und von diesen, nicht mehr von seinem unmittelbaren Eigentümern ausgeliehen wird; indem andererseits aber der bloße Manager, der das Kapital unter keinerlei Titel besitzt, weder leihweise noch sonst wie, alle realen Funktionen versieht, die dem fungierenden Kapitalisten als solchem zukommen, bleibt nur der Funktionär und verschwindet der Kapitalist als überflüssige Person aus dem Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital 3. S. 401. „Die Verwechslung des Unternehmergewinns mit dem Aufsichts- oder Verwaltungslohn entstand ursprünglich aus der gegensätzlichen Form, die der Überschuss des Profits über den Gegensatz zum Zins annimmt. Sie wurde weiter entwickelt aus der apologetischen Absicht, den Profit nicht als Mehrwert, d.h. als unbezahlte Arbeit, sondern als Arbeitslohn des Kapitalisten selbst für verrichtete Arbeit darzustellen. Dem stellte sich dann von Seiten der Sozialisten die Forderung gegenüber, den Profit faktisch auf das zu reduzieren, was er theoretisch zu sein vorgab, nämlich auf bloßen Aufsichtslohn. Und diese Forderung trat der theoretischen Beschönigung um so unangenehmer entgegen, je mehr dieser Aufsichtslohn einerseits sein bestimmtes Niveau und seinen bestimmten Marktpreis fand, wie aller andere Arbeitslohn, mit der Bildung einer zahlreichen Klasse industrieller und kommerzieller Manager; und je mehr er andererseits sank, wie aller Lohn für geschickte Arbeit, mit der allgemeinen Entwicklung, die die Produktionskosten spezifisch geschulter Arbeitskraft herabsetzt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 402. „Vergleicht sich der industrielle Kapitalist mit dem Geldkapitalisten, so unterscheidet ihn von diesem nur der Unternehmergewinn ..., der vermöge des Zinsfußes als empirisch gegebene Größe erscheint. Vergleicht er sich andererseits mit dem industriellen Kapitalisten, der mit eigenem statt geborgtem Kapital wirtschaftet, so unterscheidet dieser sich von ihm nur als Geldkapitalist, indem er den Zins selbst einsteckt, statt ihn wegzuzahlen...“ K. Marx, Kapital 3. S. 390. „Mit der Entwicklung der Kooperation auf Seiten der Arbeiter, der Aktienunternehmungen auf Seiten der Bourgeoisie wurde auch der letzte Vorwand zur Verwechslung des Unternehmergewinns mit dem Verwaltungslohn unter den Füßen weggezogen und erschien

Page 435: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

145

der Profit auch praktisch, als was er theoretisch unleugbar war, als bloßer Mehrwert, Wert, für den kein Äquivalent gezahlt ist...“ K. Marx, Kapital 3. S. 403.

Kapital 3.: 402 - 412 c) Zins und Unternehmergewinn, Resümee: Der Zins erscheint „als ein Mehrwert, den das Kapital an und für sich abwirft, und den es daher auch abwerfen würde ohne produktive Anwendung. Für den einzelnen Kapitalisten ist dies praktisch richtig... Allgemein gefasst, d.h. auf das ganze Gesellschaftskapital angewendet... ist dies natürlich verrückt. Die Verwandlung des sämtlichen Kapitals in Geldkapital, ohne dass Leute da sind, die die Produktionsmittel kaufen und verwerten..., dies ist natürlich Unsinn. Es steckt der noch größere Unsinn darin, dass auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise das Kapital Zins abwerfen würde, ohne als produktives Kapital zu fungieren, d.h. ohne Mehrwert zu schaffen... Wollte ein ungebührlich großer Teil der Kapitalisten sein Kapital in Geldkapital verwandeln, so wäre die Folge ungeheure Entwertung des Geldkapitals und ungeheurer Fall des Zinsfußes; viele würden sofort in die Unmöglichkeit versetzt, von ihren Zinsen zu leben...“ K. Marx, Kapital 3. S. 390f. „...In der Form des Zinses (ist der) Gegensatz gegen die Lohnarbeit ausgelöscht; denn das zinstragende Kapital hat als solches nicht die Lohnarbeit, sondern das fungierende Kapital zu seinem Gegensatz; der verleihende Kapitalist steht als solcher direkt dem im Reproduktionsprozess wirklich fungierenden Kapitalisten gegenüber, nicht aber dem Lohnarbeiter... Das zinstragende Kapital ist das Kapital als Eigentum gegenüber dem Kapital als Funktion. Aber soweit das Kapital nicht fungiert, exploitiert es nicht die Arbeiter und tritt in keinen Gegensatz zu Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 392. „Andererseits bildet der Unternehmergewinn keinen Gegensatz zur Lohnarbeit, sondern nur zum Zins. Erstens: Den Durchschnittsprofit als gegeben vorausgesetzt, ist die Rate des Unternehmergewinns nicht durch den Arbeitslohn bestimmt, sondern durch den Zinsfuß. Sie ist hoch oder niedrig im umgekehrten Verhältnis zu diesem. Zweitens: Der fungierende Kapitalist leitet seinen Anspruch auf den Unternehmergewinn ... nicht von seinem Eigentum am Kapital, sondern von der Funktion des Kapitals im Gegensatz zu der Bestimmtheit, worin es nur als träges Eigentum existiert.... Repräsentant des fungierenden Kapitals sein, ist kein Einkommen ohne Mühe, wie die Repräsentation des zinstragenden Kapitals... Die Ausbeutung der produktiven Arbeit kostet Anstrengung, ob er sie selbst verrichte oder in seinem Namen von anderen verrichten lasse. Im Gegensatz zum Zins stellt sich ihm also sein Unternehmergewinn dar als unabhängig vom Kapitaleigentum, vielmehr als Resultat seiner Funktionen als Nichteigentümer als - Arbeiter. Es entwickelt sich daher notwendig in seinem Hirnkasten die Vorstellung, dass sein Unternehmergewinn - weit entfernt, irgendeinen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte fremde Arbeit zu sein - vielmehr selbst Arbeitslohn ist, Aufsichtslohn....; und zwar höherer Lohn als der des gewöhnlichen Arbeiters 1. weil seine Arbeit kompliziertere Arbeit ist, 2. weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt. Dass seine Funktion als Kapitalist darin besteht, Mehrwert, d.h. unbezahlte Arbeit zu

Page 436: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

146

produzieren, ... wird vollständig vergessen über dem Gegensatz, dass der Zins dem Kapitalisten zufällt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist ausübt, sondern bloßer Eigentümer des Kapitals ist; und dass dagegen der Unternehmergewinn dem fungierenden Kapitalisten zufällt, auch wenn er Nichteigentümer des Kapitals ist, womit der fungiert. Über der gegensätzlichen Form der beiden Teile, worin der Profit, also der Mehrwert zerfällt, wird vergessen, dass beide bloß Teile des Mehrwerts sind...“ K. Marx, Kapital 3. S. 393. „Der industrielle Kapitalist, als unterschieden vom Kapitaleigentümer, erscheint daher nicht als fungierendes Kapital, sondern als Funktionär auch abgesehen vom Kapital, als einfacher Träger des Arbeitsprozesses überhaupt, als Arbeiter, und zwar als Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital 3. S. 395.

24. Kapitel Veräußerlichung des Kapitalverhältnisses in der Form des zinstragendes Kapitals „Im zinstragenden Kapital ist die Bewegung des Kapitals ins Kurze zusammengezogen; der vermittelnde Prozess ist weggelassen, und so ist ein Kapital = 1000 fixiert als ein Ding, das ... in einer gewissen Periode sich in 1100 verwandelt, wie der Wein im Keller nach einer gewissen Zeit seinen Gebrauchswert verbessert. Das Kapital ist jetzt Ding (kein gesellschaftliches Verhältnis zwischen den Kapitalisten und den Lohnarbeitern), aber als Ding Kapital (und nicht kraft des gesellschaftlichen Verhältnisses.) Sobald es verliehen ist ... wächst ihm der Zins an, es mag schlafen oder wachen, sich zu Hause oder auf Reisen befinden, bei Tag und bei Nacht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 406. „Im zinstragenden Kapital erreicht das Kapitalverhältnis seine äußerlichste und fetischartigste Form. Wir haben hier G - G‘, Geld, das mehr Geld erzeugt ... ohne den Prozess, der die beiden Extreme vermittelt.“ K. Marx, Kapital 3. S.404. „Im Kaufmannskapital, G - W - G‘, ist wenigstens die allgemeine Form der kapitalistischen Bewegung vorhanden, obgleich sie sich nur in der Zirkulationssphäre hält, der Profit daher als bloßer Veräußerungsprofit erscheint; aber immerhin stellt er sich dar als ein Produkt eines gesellschaftlichen Verhältnisses, nicht als Produkt eines bloßen Dings.“ K. Marx, Kapital 3. S. 404. „G - G‘: Wir haben hier den ursprünglichen Ausgangspunkt des Kapitals, das Geld in der Formel G - W - G‘ reduziert auf die beiden Extreme G - G‘, ... Geld, das mehr Geld schafft.“ K. Marx, Kapital 3. S. 404 „Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eigenen Vermehrung... Das Resultat des gesamten Reproduktionsprozesses erscheint als eine, einem Ding von selbst zukommende Eigenschaft... Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltslose Form. Wie bei der Arbeitskraft wird der Gebrauchswert des Geldes hier der, Wert zu schaffen, größeren Wert, als der in ihm selbst enthalten ist. ... Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 405.

Page 437: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

147

„Für die Vulgärökonomie, die das Kapital als selbständige Quelle des Werts, der Wertschöpfung, darstellen will, ist natürlich diese Form ein gefundenes Fressen...“ K. Marx, Kapital 3. S. 405f.

Kreditwesen

Kapital 3.: 413 - 428 Der Zins erscheint „als ein Mehrwert, den das Kapital an und für sich abwirft, und den es daher auch abwerfen würde ohne produktive Anwendung. Für den einzelnen Kapitalisten ist dies praktisch richtig... Allgemein gefasst, d.h. auf das ganze Gesellschaftskapital angewendet... ist dies natürlich verrückt. Die Verwandlung des sämtlichen Kapitals in Geldkapital, ohne dass Leute da sind, die die Produktionsmittel kaufen und verwerten..., dies ist natürlich Unsinn. Es steckt der noch größere Unsinn darin, dass auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise das Kapital Zins abwerfen würde, ohne als produktives Kapital zu fungieren, d.h. ohne Mehrwert zu schaffen... Wollte ein ungebührlich großer Teil der Kapitalisten sein Kapital in Geldkapital verwandeln, so wäre die Folge ungeheure Entwertung des Geldkapitals und ungeheurer Fall des Zinsfußes; viele würden sofort in die Unmöglichkeit versetzt, von ihren Zinsen zu leben...“ K. Marx, Kapital 3. S. 390f.

25. Kapitel Kredit und fiktives Kapital (Die Kapitelüberschrift von F. Engels ist insofern irreführend, als erst im 29. Kapitel, S. 481 - 492, erklärt wird, was fiktives Kapital ist. wb) „Die eingehende Analyse des Kreditwesens und der Instrumente, die es sich schafft (Kreditgeld usw.) liegt außerhalb unseres Planes. Es sind hier nur einige wenige Punkte hervorzuheben, notwendig zur Charakteristik der kapitalistischen Produktionsweise überhaupt. Wir haben es dabei nur mit dem kommerziellen und Bankierkredit zu tun. Der Zusammenhang zwischen dessen Entwicklung und der des öffentlichen Kredits bleibt außer Betracht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 413. „Ich habe früher (Buch I, Kapitel III, 3b, Zahlungsmittel) gezeigt, wie sich aus der einfachen Warenzirkulation die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel und damit ein Verhältnis von Gläubiger und Schuldner unter den Warenproduzenten und Warenhändlern bildet. Mit der Entwicklung des Handels und der kapitalistischen Produktionsweise, die nur mit Rücksicht auf die Zirkulation produziert, wird diese naturwüchsige Grundlage des Kreditsystems erweitert, verallgemeinert, ausgearbeitet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 413. „Im großen und ganzen fungiert hier das Geld nur als Zahlungsmittel, d.h. die Ware wird verkauft nicht gegen Geld, sondern gegen ein schriftliches Versprechen der Zahlung an einem bestimmten Termin. Diese Zahlungsversprechen können wir der Kürze halber sämtlich unter der allgemeinen Kategorie von Wechseln zusammenfassen. Bis zu ihrem Verfall- und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst wieder als Zahlungsmittel; und sie bilden das eigentliche Handelsgeld.

Page 438: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

148

Soweit sie schließlich durch Ausgleichung von Forderung und Schuld sich aufheben, fungieren sie absolut als Geld, indem dann keine schließliche Verwandlung in Geld stattfindet. Wie diese wechselseitigen Vorschüsse der Produzenten und Kaufleute untereinander die eigentliche Grundlage des Kredits bilden, so bildet deren Zirkulationsinstrument, der Wechsel, die Basis des eigentlichen Kreditgelds, der Banknoten usw. Diese beruhen nicht auf der Geldzirkulation, sei es von metallischem Geld oder von Staatspapiergeld, sondern auf der Wechselzirkulation.“ K. Marx, Kapital 3. S. 413. „Die andere Seite des Kreditwesens schließt sich an die Entwicklung des Geldhandels, die natürlich in der kapitalistischen Produktion Schritt hält mit der Entwicklung des Warenhandels. Wir haben im vorigen Abschnitt (Kapitel XIX, Das Geldhandlungskapital) gesehen, wie sich die Aufbewahrung der Reservefonds der Geschäftsleute, die technischen Operationen des Geldeinnehmens und Auszahlens, der internationalen Zahlungen, und damit der Barrenhandel, in den Händen der Geldhändler konzentriert. Im Anschluss an diesen Geldhandel entwickelt sich die andere Seite des Kreditwesens, die Verwaltung des zinstragenden Kapitals oder des Geldkapitals, als besondere Funktion der Geldhändler. Das Borgen und Verleihen des Geldes wird ihr besonderes Geschäft. Sie treten als Vermittler zwischen den wirklichen Verleiher und den Borger von Geldkapital. Allgemein ausgedrückt besteht das Bankiergeschäft nach dieser Seite darin, das verleihbare Geldkapital in seiner Hand zu großen Massen zu konzentrieren, so dass statt des einzelnen Geldverleihers die Bankiers als Repräsentanten aller Geldverleiher den industriellen und kommerziellen Kapitalisten gegenübertreten. Sie werden die allgemeinen Verwalter des Geldkapitals. Andererseits konzentrieren sie, allen Verleihern gegenüber, die Borger, indem sie für die ganze Handelswelt borgen. Eine Bank stellt auf der einen Seite die Zentralisation des Geldkapitals, der Verleiher, auf der anderen die Zentralisation der Borger dar. Ihr Profit besteht im allgemeinen darin, dass sie zu niedrigeren Zinsen borgt, als sie ausleiht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 415f. „Das verleihbare Kapital, worüber die Banken verfügen, fließt ihnen in mehrfacher Weise zu. Zunächst konzentriert sich in ihrer Hand, da sie Kassierer der industriellen Kapitalisten sind, das Geldkapital, das jeder Produzent und Kaufmann als Reservefonds hält oder das ihm als Zahlung zufließt. Diese Fonds verwandeln sich so in verleihbares Geldkapital. Dadurch wird der Reservefonds der Handelswelt, weil als gemeinschaftlicher konzentriert, auf das nötige Minimum beschränkt, und ein Teil des Geldkapitals, der sonst als Reservefonds schlummern würde, wird ausgeliehen... Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitalisten, die ihnen das Ausleihen derselben überlassen. Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins für Depositen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augenblicklich unbeschäftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht... Endlich werden auch die Revenuen, die nur allmählich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 416. „Der Kredit nun, den der Bankier gibt, kann in verschiedenen Formen gegeben werden, z. B. in Wechseln auf andere Banken, Schecks auf solche, Krediteröffnungen derselben Art, endlich, bei Banken mit Notenausgabe, in den eigenen Banknoten der Bank.

Page 439: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

149

Die Banknote ist nichts als ein Wechsel (Zahlungsversprechen) auf den Bankier, zahlbar jederzeit an den Inhaber... Die letztere Form des Kredits erscheint dem Laien besonders frappant und wichtig, erstens weil diese Art Kreditgeld aus der bloßen Handelszirkulation heraus in die allgemeine Zirkulation tritt und hier als Geld fungiert; auch weil in den meisten Ländern die Hauptbanken, welche Noten ausgeben, als sonderbarer Mischmasch zwischen Nationalbank und Privatbank in der Tat den Nationalkredit hinter sich haben und ihre Noten mehr oder minder gesetzliches Zahlungsmittel sind; weil es hier sichtbar wird, dass das, worin der Bankier handelt, der Kredit selbst ist, indem die Banknote nur ein zirkulierendes Kreditzeichen vorstellt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 417. (Es folgen Beschreibungen des Bankgeschäftes durch andere Autoren und eine Darstellung der englischen Handelskrise 1845-1847).

Kapital 3.451 - 454 „Das verleihbare Kapital, worüber die Banken verfügen, fließt ihnen in mehrfacher Weise zu. Zunächst konzentriert sich in ihrer Hand, da sie Kassierer der industriellen Kapitalisten sind, das Geldkapital, das jeder Produzent und Kaufmann als Reservefonds hält oder das ihm als Zahlung zufließt. Diese Fonds verwandeln sich so in verleihbares Geldkapital. Dadurch wird der Reservefonds der Handelswelt, weil als gemeinschaftlicher konzentriert, auf das nötige Minimum beschränkt, und ein Teil des Geldkapitals, der sonst als Reservefonds schlummern würde, wird ausgeliehen... Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitalisten, die ihnen das Ausleihen derselben überlassen. Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins für Depositen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augenblicklich unbeschäftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht... Endlich werden auch die Revenuen, die nur allmählich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 416. „Der Kredit nun, den der Bankier gibt, kann in verschiedenen Formen gegeben werden, z. B. in Wechseln auf andere Banken, Schecks auf solche, Krediteröffnungen derselben Art, endlich, bei Banken mit Notenausgabe, in den eigenen Banknoten der Bank. Die Banknote ist nichts als ein Wechsel (Zahlungsversprechen) auf den Bankier, zahlbar jederzeit an den Inhaber...“ K. Marx, Kapital 3. S. 417.

27. Kapitel Die Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion „Die allgemeinen Bemerkungen, wozu das Kreditwesen uns bis jetzt Veranlassung gab, waren folgende: I. Notwendige Bildung desselben, um die Ausgleichung der Profitrate zu vermitteln oder die Bewegung dieser Ausgleichung, worauf die ganze kapitalistische Produktion beruht. II. Verringerung der Zirkulationskosten. 1. Eine Hauptzirkulationskost ist das Geld selbst.... Es wird in dreifacher Art durch den Kredit ökonomisiert.

Page 440: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

150

A. Indem es für einen großen Teil der Transaktionen ganz wegfällt. B. Indem die Zirkulation des umlaufenden Mediums beschleunigt wird... C. Ersetzung von Goldgeld durch Papier. 2. Beschleunigung (des Reproduktionsprozesses des Kapitals) durch den Kredit, der einzelne Phasen der Zirkulation oder der Warenmetamorphose, weiter der Metamorphose des Kapitals und damit Beschleunigung des Reproduktionsprozesses überhaupt. (Andererseits erlaubt der Kredit, die Akte des Kaufens und Verkaufens länger auseinander zu halten, und dient daher der Spekulation als Basis.) Kontraktion der Reservefonds, was doppelt betrachtet werden kann: einerseits als Verminderung des zirkulierenden Mediums, andererseits als Beschränkung des Teils des Kapitals, der stets in Geldform existieren muss. III. Bildung von Aktiengesellschaften.“ K. Marx, Kapital 3.: 452. „IV. Abgesehen von dem Aktienwesen - das eine Aufhebung der kapitalistischen Privatindustrie auf Grundlage des kapitalistischen Systems selbst ist, und in demselben Umfang, worin es sich ausdehnt und neue Produktionssphären ergreift, die Privatindustrie vernichtet -, bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten oder dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine ... Verfügung über fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch über fremde Arbeit. Verfügung über gesellschaftliches, nicht eigenes Kapital gibt ihm Verfügung über gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis zum Kreditüberbau... Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise noch berechtigten Erklärungsgründe verschwinden hier. Was der spekulierende Großhändler riskiert, ist gesellschaftliches, nicht sein Eigentum. Ebenso abgeschmackt wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Ersparung, da jener gerade verlangt, dass andere für ihn sparen sollen... Der anderen Phrase von der Entsagung (bei den Privatausgaben) schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt ins Gesicht. Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden hier völlig sinnlos.“ K. Marx, Kapital 3.: 454f. „Das Gelingen wie das Misslingen führen hier gleichzeitig zur Zentralisation der Kapitale und daher zur Enteignung auf der enormsten Stufenleiter. Die Enteignung erstreckt sich hier von den unmittelbaren Produzenten auf die kleineren und mittleren Kapitalisten selbst. Diese Enteignung ist der Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktionsweise; ihre Durchführung ist ihr Ziel, und zwar in letzter Instanz die Enteignung aller einzelnen von den Produktionsmitteln, die mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion aufhören, Mittel der Privatproduktion und Produkte der Privatproduktion zu sein, und die nur noch Produktionsmittel in der Hand der assoziierten Produzenten, daher ihr gesellschaftliches Eigentum, sein können, wie sie ihr gesellschaftliches Produkt sind.“ K. Marx, Kapital 3.: 455f. „Wir haben bisher die Entwicklung des Kreditwesens - und die darin enthaltene latente Aufhebung des Kapitaleigentums - mit Bezug hauptsächlich auf das industrielle Kapital betrachtet. Wir betrachten in den folgenden Kapiteln den Kredit mit Bezug auf das zinstragende Kapital als solches, sowohl seinen Effekt auf dieses wie die Form, die er hierbei annimmt.“ K. Marx, Kapital 3.: 547. „Wenn das Kreditwesen als Haupthebel der Überproduktion und Überspekulation im Handel erscheint, so nur, weil der Reproduktionsprozess, der seiner Natur nach elastisch ist, hier bis zur äußersten Grenze angetrieben wird, und zwar deshalb angetrieben wird, weil ein

Page 441: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

151

großer Teil des gesellschaftlichen Kapitals von den Nichteigentümern desselben angewandt wird, die daher ganz anders ins Zeug gehen als der ängstlich die Schranken seines Privatkapitals erwägende Eigentümer, soweit er selbst fungiert. Es tritt damit nur hervor, dass die auf den gegensätzlichen Charakter der kapitalistischen Produktion gegründete Verwertung des Kapitals die wirkliche, freie Entwicklung nur bis zu einem gewissen Punkt erlaubt, also in der Tat, eine immanente Fessel und Schranke der Produktion bildet, die beständig durch das Kreditwesen durchbrochen wird. Das Kreditwesen beschleunigt daher die materielle Entwicklung der Produktivkräfte und die Herstellung des Weltmarkts, die als materielle Grundlagen der neuen Produktionsform bis auf einen gewissen Höhegrad herzustellen die historische Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise ist. Gleichzeitig beschleunigt der Kredit die gewaltsamen Ausbrüche dieses Widerspruchs, die Krisen, und damit die Elemente der Auflösung der alten Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital 3.: 457. „Die dem Kreditsystem innewohnenden doppelseitigen Charaktere: einerseits Triebfeder der kapitalistischen Produktion, Bereicherung durch Ausbeutung fremder Arbeit, zum reinsten und kolossalsten Spiel- und Schwindelsystem zu entwickeln und die Zahl der den gesellschaftlichen Reichtum ausbeutenden Wenigen immer mehr zu beschränken; andererseits aber die Übergangsformen zu einer neuen Produktionsweise zu bilden, - diese Doppelseitigkeit ist es, die den Hauptverkündern des Kredits von Law bis Isaak Pèreire ihren angenehmen Mischcharakter von Schwindler und Prophet gibt.“ K. Marx, Kapital 3.: 457.

Aktiengesellschaften

Kapital 3.:454 - 457 „IV. Abgesehen von dem Aktienwesen - das eine Aufhebung der kapitalistischen Privatindustrie auf Grundlage des kapitalistischen Systems selbst ist, und in demselben Umfang, worin es sich ausdehnt und neue Produktionssphären ergreift, die Privatindustrie vernichtet -, bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten oder dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine ... Verfügung über fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch über fremde Arbeit. Verfügung über gesellschaftliches, nicht eigenes Kapital gibt ihm Verfügung über gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis zum Kreditüberbau... Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise noch berechtigten Erklärungsgründe verschwinden hier. Was der spekulierende Großhändler riskiert, ist gesellschaftliches, nicht sein Eigentum. Ebenso abgeschmackt wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Ersparung, da jener gerade verlangt, dass andere für ihn sparen sollen... Der anderen Phrase von der Entsagung (bei den Privatausgaben) schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt ins Gesicht. Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden hier völlig sinnlos.“ K. Marx, Kapital 3.: 454f.

Page 442: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

152

Arbeiterkooperativen und Aktiengesellschaften als Übergangsformen zum Kommunismus „Die kapitalistischen Aktiengesellschaften sind ebenso sehr wie die Kooperativfabriken als Übergangsformen aus der kapitalistischen Produktionsweise in die assoziierte zu betrachten, nur dass in den einen der Gegensatz negativ und in den anderen positiv aufgehoben ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 456. (Das heißt, innerhalb der Kooperativbetriebe ist der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit nur negativ verdrängt, weil die Arbeiter gleichzeitig Eigentümer sind, sich also insgesamt nach außen wie Kapitalisten verhalten müssen. In den Aktiengesellschaften verschwindet tendenziell der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, insofern der Privatkapitalist durch viele Eigentümer ersetzt wird, und daher ein Privatmann nicht mehr seinen Privatwillen über die kooperative (= gesellschaftliche) Arbeit vieler durchsetzen kann. Die Aktiengesellschaft schaffen gleichzeitig einen formellen Rahmen, mit dem Produktionsmittel nach Beseitigung des Privateigentums durch die Gesellschaft verwaltet werden können. wb) „Die Kooperativfabriken der Arbeiter selbst sind, innerhalb der alten Form, das erste Durchbrechen der alten Form, obgleich sie natürlich überall, in ihrer wirklichen Organisation, alle Mängel des bestehenden Systems reproduzieren und reproduzieren müssen. Aber der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist innerhalb derselben aufgehoben, wenn auch zuerst in der Form, dass die Arbeiter als Assoziation ihr eigener Kapitalist sind, d.h. die Produktionsmittel zur Verwertung ihrer eigenen Arbeit verwenden.“ K. Marx, Kapital 3.: 456. „In den Aktiengesellschaften ist die Funktion getrennt vom Kapitaleigentum, also auch die Arbeit gänzlich getrennt vom Eigentum an den Produktionsmitteln und an der Mehrarbeit. Es ist dies Resultat der höchsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion ein notwendiger Durchgangspunkt zur Rückverwandlung des Kapitals in Eigentum der Produzenten, aber nicht mehr als das Privateigentum vereinzelter Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter, als unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist andererseits Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum bisher noch verknüpften Funktionen im Reproduktionsprozess in bloße Funktionen des assoziierten Produzenten, in gesellschaftliche Funktionen.“ K. Marx, Kapital 3.: 453. „Es ist dies die Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise selbst und daher ein sich selbst aufhebender Widerspruch, der auf den ersten Blick als bloßer Übergangspunkt zu einer neuen Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich dann auch in der Erscheinung dar. Er stellt in gewissen Sphären das Monopol her und fordert daher die Staatseinmischung heraus. Er reproduziert eine neue Finanzaristokratie, eine neue Sorte Parasiten in Gestalt von Projektemachern, Gründern und bloß nominellen Direktoren; ein ganzes System des Schwindels und Betrugs mit Bezug auf Gründungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privatproduktion ohne die Kontrolle des Privateigentums.“ K. Marx, Kapital 3.: 454. “Bildung von Aktiengesellschaften. Hierdurch: 1. Ungeheure Ausdehnung der Stufenleiter der Produktion und Unternehmungen, die für Einzelkapitale unmöglich waren. Solche Unternehmungen ..., die früher Regierungsunternehmungen waren, werden gesellschaftliche. 2. Das Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftliche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskräften voraussetzt, erhält hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

Page 443: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

153

im Gegensatz zum Privatkapital, und seine Unternehmungen treten auf als Gesellschaftsunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen. Es ist die Aufhebung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst. 3. Verwandlung des wirklich fungierenden Kapitalisten in einen bloßen Manager, Verwalter fremdes Kapitals, und der Kapitaleigentümer in bloße Eigentümer, bloße Geldkapitalisten. Selbst wenn die Dividenden, die sie beziehen, den Zins und Unternehmergewinn, d.h. den Totalprofit einschließen... so wird dieser Totalprofit nur noch bezogen in der Form des Zinses, d.h. als bloße Vergütung des Kapitaleigentums, das nun ganz so von der Funktion im wirklichen Reproduktionsprozess getrennt wird wie diese Funktion, in der Person des Managers, vom Kapitaleigentum.“ K. Marx, Kapital 3.: 452. „Das Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren Funktionär der Kapitalist ist und die in gar keinem möglichen Verhältnisse mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen kann - aber es zeigt sich als entfremdete, verselbständigte gesellschaftliche Macht, die als Sache ... der Gesellschaft gegenübertritt. (Der private Kapitalist verschwindet hinter dem Kapital als Sache.) Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschließt. Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht.“ K. Marx, Kapital 3.: 274.

Das Bankkapital II.

Kapital 3.: 481 - 492 “Bildung von Aktiengesellschaften. Hierdurch: 1. Ungeheure Ausdehnung der Stufenleiter der Produktion und Unternehmungen, die für Einzelkapitale unmöglich waren. Solche Unternehmungen ..., die früher Regierungsunternehmungen waren, werden gesellschaftliche. 2. Das Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftliche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskräften voraussetzt, erhält hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen) im Gegensatz zum Privatkapital, und seine Unternehmungen treten auf als Gesellschaftsunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen. Es ist die Aufhebung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst. 3. Verwandlung des wirklich fungierenden Kapitalisten in einen bloßen Manager, Verwalter fremdes Kapitals, und der Kapitaleigentümer in bloße Eigentümer, bloße Geldkapitalisten. Selbst wenn die Dividenden, die sie beziehen, den Zins und Unternehmergewinn, d.h. den Totalprofit einschließen... so wird dieser Totalprofit nur noch bezogen in der Form des Zinses, d.h. als bloße Vergütung des Kapitaleigentums, das nun ganz so von der Funktion im

Page 444: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

154

wirklichen Reproduktionsprozess getrennt wird wie diese Funktion, in der Person des Managers, vom Kapitaleigentum.“ K. Marx, Kapital 3.: 452. „Das Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren Funktionär der Kapitalist ist und die in gar keinem möglichen Verhältnisse mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen kann - aber es zeigt sich als entfremdete, verselbständigte gesellschaftliche Macht, die als Sache ... der Gesellschaft gegenübertritt. (Der private Kapitalist verschwindet hinter dem Kapital als Sache.) Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschließt. Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht.“ K. Marx, Kapital 3.: 274.

29. Kapitel Bestandteile des Bankkapitals Zusammensetzung des Bankkapitals „Es ist nun nötig, näher anzusehen, woraus das Bankkapital besteht.... Das Bankkapital besteht 1. aus barem Geld, Gold oder Noten, 2. Wertpapieren. Diese können wir wieder in zwei Teile teilen: Handelspapiere, Wechsel, die ... von Zeit zu Zeit verfallen und in deren Diskontierung das eigentliche Geschäft des Bankiers gemacht wird; und öffentliche Wertpapiere, wie Staatspapiere, Schatzscheine, Aktien aller Art, kurz zinstragende Papiere, die sich aber wesentlich von den Wechseln unterscheiden. Hierzu können auch Hypotheken gerechnet werden. Das aus diesen sachlichen Bestandteilen sich zusammensetzende Kapital scheidet sich wieder in das Anlagekapital des Bankiers selbst und in die Depositen, die sein ... geborgtes Kapital bilden. Bei den Banken mit Notenausgabe kommen noch die Noten hinzu. Die Depositen und Noten lassen wir zunächst außer acht. Soviel ist klar, dass es an den wirklichen Bestandteilen des Bankierkapitals - Geld, Wechsel, Depotpapiere - nichts ändert, ob diese verschiedenen Elemente sein eigenes Kapital repräsentieren oder Depositen, das Kapital anderer Leute. Dieselbe Einteilung bliebe, sowohl wenn er bloß mit eigenem Kapital sein Geschäft betriebe, wie wenn bloß mit bei ihm deponierten Kapital.“ K. Marx, Kapital 3.: 481f. (Zu 2. Wertpapiere:) „Ein Teil des Bankierkapitals ist nun angelegt in ... sogenannten zinstragenden Papieren. Es ist dies selbst ein Teil des Reservekapitals, das nicht im wirklichen Bankgeschäft fungiert. Der bedeutendste Teil besteht aus Wechseln, d.h. Zahlungsversprechen von industriellen Kapitalisten oder Kaufleuten. Für den Geldverleiher sind diese Wechsel zinstragende Papiere; d.h. wenn er sie kauft, zieht er den Zins ab für die Zeit, die sie noch zu laufen haben. Dies ist, was man diskontieren nennt. Es hängt also vom jedesmaligen Zinsfuß ab, wie groß der Abzug ist von der Summe, die der Wechsel vorstellt.“ K. Marx, Kapital 3. : 487. (Zu 1. Geldreserven:) „Der letzte Teil des Kapitals des Bankiers endlich besteht aus seiner

Page 445: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

155

Geldreserve von Gold oder Noten. Die Depositen (Konten), wenn nicht für längere Zeit vertraglich ausbedungen, stehen stets zur Verfügung der Kontoinhaber. Sie befinden sich in beständiger Fluktuation. Aber, wenn von den einen entzogen, werden sie von den anderen ersetzt, so dass der allgemeine Durchschnittsbetrag in Zeiten normalen Geschäftsverlaufs wenig schwankt. Die Reservefonds der Banken in Ländern entwickelter kapitalistischer Produktion drücken immer im Durchschnitt die Größe des als Schatz vorhandenen Geldes aus, und ein Teil dieses Schatzes besteht selbst wieder aus Papier, bloßen Anweisungen auf Gold, die aber keine Selbstwerte sind. Der größte Teil des Bankierkapitals ist daher rein fiktiv und besteht aus Schuldforderungen (Wechseln), Staatspapieren (die vergangenes Kapital repräsentieren) und Aktien (Anweisungen auf künftigen Ertrag). Wobei nicht vergessen werden darf, dass der Geldwert des Kapitals, den diese Papiere in den Panzerschränken des Bankiers vorstellen, selbst soweit sie Anweisungen auf sichere Erträge (wie bei den Staatspapieren) oder soweit sie Eigentumstitel auf wirkliches Kapital (wie bei den Aktien) sind, durchaus fiktiv ist und von dem Wert des wirklichen Kapitals, das sie wenigstens teilweise vorstellen, abweichend reguliert wird; oder wo sie bloße Forderungen auf Erträge vorstellen und kein Kapital, die Forderung auf denselben Betrag in beständig wechselndem fiktivem Geldkapital ausdrückt. (Falls nämlich die allgemeine Zinsrate schwankt.) Außerdem kommt noch hinzu, dass dies fiktive Bankkapital großenteils nicht sein Kapital, sondern das des Publikums vorstellt, das bei ihm deponiert ist, sei es mit, sei es ohne Zinsen.“ K. Marx, Kapital 3. : 487.

Fiktives Kapital „Die Form des zinstragenden Kapitals bringt es mit sich, dass jede bestimmte und regelmäßige Geldrevenue als Zins eines Kapitals erscheint, sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht. Erst wird das Geldeinkommen in Zins verwandelt, und mit dem Zins findet sich dann auch das Kapital, woraus es entspringt. Ebenso erscheint mit dem zinstragenden Kapital jede Wertsumme als Kapital, sobald sie nicht als Revenue verausgabt wird; nämlich als Hauptsumme ... im Gegensatz zum möglichen oder wirklichen Zins, den sie tragen kann.“ K. Marx, Kapital 3.: 482. "Die Sache ist einfach: Gesetzt, der Durchschnittszinsfuß sei 5 % jährlich. Eine Summe von 500000 Euro würde also jährlich, wenn in zinstragendes Kapital verwandelt, 25000 Euro einbringen. Jede feste jährliche Einnahme von 25000 Euro wird daher als Zins eines Kapitals von 500000 Euro betrachtet. Dies ist und bleibt jedoch eine rein illusorische Vorstellung, außer in dem Fall, dass die Quelle der 25000 Euro... direkt übertragbar ist oder eine Form erhält, worin sie übertragbar wird. Nehmen wir als Beispiele Staatsschuld und Arbeitslohn." K. Marx, Kapital 3. : 482. Fiktives Kapital - Staatsanleihen und Arbeitslohn "Der Staat hat seinen Gläubigern jährlich ein gewisses Quantum Zins für das geborgte Kapital zu zahlen. Der Gläubiger kann hier nicht seinem Schuldner aufkündigen, sondern nur .... seinen Besitztitel darüber verkaufen. Das Kapital selbst ist aufgegessen, verausgabt vom Staat. Es existiert nicht mehr.

Page 446: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

156

Was der Staatsgläubiger besitzt, ist 1. ein Schuldschein auf den Staat, sage von 100000 Euro; 2. gibt dieser Schuldschein ihm den Anspruch auf die jährlichen Staatseinnahmen... für einen gewissen Betrag, sage 5000 Euro oder 5 %; 3. kann er diesen Schuldschein von 100000 Euro beliebig an andere Personen verkaufen. Ist der Zinsfuß 5 %, und dazu die Sicherheit des Staats vorausgesetzt, so kann der Besitzer den Schuldschein in der Regel zu 100000 Euro an B verkaufen; denn für B ist es dasselbe, ob er 100000 Euro zu 5 % jährlich ausleiht, oder ob er durch Zahlung von 100000 Euro sich einen jährlichen Tribut vom Staat zum Betrage von 5000 Euro sichert. Aber in allen diesen Fällen bleibt das Kapital, als dessen ... Zins die Staatszahlung betrachtet wird, illusorisch, fiktives Kapital. Nicht nur, dass die Summe, die dem Staat geliehen wurde, überhaupt nicht mehr existiert. Sie war überhaupt nie bestimmt, als Kapital verausgabt, angelegt zu werden, und nur durch ihre Anlage als Kapital hätte sie in einen sich erhaltenden Wert verwandelt werden können. ... Das Kapital der Staatsschuld bleibt ein rein fiktives, und von dem Moment an, wo die Schuldscheine unverkaufbar würden, fiele der Schein dieses Kapitals weg." K. Marx, Kapital 3.: 482f. „Im Gegensatz nun zum Kapital der Staatsschuld, wo ein Minus als Kapital erscheint... wollen wir nun die Arbeitskraft betrachten. Der Arbeitslohn wird hier als Zins aufgefasst und daher die Arbeitskraft als Kapital, das diesen Zins abwirft. Ist z.B. der Arbeitslohn eines Jahres = 50 000 Euro und steht der Zinsfuß auf 5 %, so gilt die jährliche Arbeitskraft als gleich einem Kapital von 1000000 Euro. Die Verrücktheit der kapitalistischen Vorstellungsweise erreicht hier ihre Spitze, indem statt die Verwertung des Kapitals aus der Ausbeutung der Arbeitskraft zu erklären, umgekehrt die Produktivität der Arbeitskraft daraus erklärt wird, dass die Arbeitskraft selbst ... zinstragendes Kapital ist... Es treten hier leider zwei, diese gedankenlose Vorstellung unangenehm durchkreuzende Umstände ein, erstens, dass der Arbeiter arbeiten muss, um diesen Zins zu erhalten, und zweitens, dass er den Kapitalwert seiner Arbeitskraft nicht durch Übertragung versilbern kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 483f. „Die Bildung des fiktiven Kapitals nennt man kapitalisieren. Man kapitalisiert jede regelmäßig sich wiederholende Einnahme, indem man sie nach dem Durchschnittszinsfuß berechnet, als Ertrag, den ein Kapital zu diesem Zinsfuß ausgeliehen, abwerfen würde... Aller Zusammenhang mit dem wirklichen Verwertungsprozess des Kapitals geht hier bis auf die letzte Spur verloren, und die Vorstellung vom Kapital als einem sich durch sich selbst verwertenden Automaten befestigt sich.“ K. Marx, Kapital 3. : 484. Fiktives Kapital - Aktienkurse “Auch da, wo der Schuldschein oder das Wertpapier nicht wie bei den Staatsschulden rein illusorisches Kapital vorstellt, ist der Kapitalwert dieses Papiers rein illusorisch. ... Die Aktien von Eisenbahn-, Bergwerks-, Schifffahrts- etc. Gesellschaften stellen wirkliches Kapital vor, nämlich das in diesen Unternehmungen angelegte und fungierende Kapital... Wobei keineswegs ausgeschlossen ist, dass sie auch bloßen Schwindel vorstellen... und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel... auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert. A mag diesen Titel an B, und B an C verkaufen. Diese Transaktionen ändern nichts an der Natur der Sache... Die selbständige Bewegung des Werts dieser Eigentumstitel, nicht nur der Staatseffekten,

Page 447: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

157

sondern auch der Aktien, bestätigt den Schein, als bildeten sie wirkliches Kapital neben dem Kapital oder dem Anspruch, worauf sie möglicherweise Titel sind.“ K. Marx, Kapital 3. : 484f. „Sie werden nämlich zu Waren, deren Preis eine eigentümliche Bewegung und Festsetzung hat. Ihr Marktwert erhält eine von ihrem Nominalwert verschiedene Bestimmung, ohne dass sich der Wert ... des wirklichen Kapitals änderte. Einerseits schwankt ihr Marktwert mit der Höhe und Sicherheit der Erträge, worauf sie Rechtstitel geben. Ist der Nominalwert einer Aktie, d. h. die eingeschossene Summe, die die Aktie ursprünglich repräsentiert, 100000 Euro und wirft das Unternehmen statt 5 % 10 % ab (und damit eine jährliche Dividende von 10000 statt 5000 Euro), so steigt ihr Marktwert bei sonst gleichbleibenden Umständen und einem Zinsfuß von 5 % auf 200000 Euro, denn zu 5 % kapitalisiert, stellt sie jetzt ein fiktives Kapital von 200000 Euro vor. Wer sie zu 200000 Euro kauft, erhält 5 % Revenue (bzw. 10000 Euro) von dieser Kapitalanlage. Umgekehrt, wenn der Ertrag der Unternehmung abnimmt. Der Marktwert dieser Papiere ist zum Teil spekulativ, da er nicht nur durch die wirkliche Einnahme, sondern durch die erwartete, vorweg berechnete bestimmt ist.“ K. Marx, Kapital 3. : 485. „Aber die Verwertung des wirklichen Kapitals als konstant vorausgesetzt ... steigt und fällt der Preis dieser Wertpapiere umgekehrt wie der Zinsfuß. Steigt der Zinsfuß von 5 auf 10 %, so stellt ein Wertpapier, das einen Ertrag von 5000 Euro sichert, nur noch ein Kapital von 50000 Euro vor. Fällt der Zinsfuß auf 2,5 %, so stellt dasselbe Wertpapier ein Kapital von 200000 Euro vor. Sein Wert ist stets nur der kapitalisierte Ertrag, d.h. der Ertrag, berechnet auf ein illusorisches Kapital nach dem bestehenden Zinsfuß. In Zeiten der Klemme im Geldmarkt werden diese Wertpapiere also doppelt im Preis fallen; erstens, weil der Zinsfuß steigt, und zweitens, weil sie massenhaft auf den Markt geworfen werden, um sie in Geld zu realisieren.“ K. Marx, Kapital 3. : 485. „Ihre Entwertung in der Krise wirkt als kräftiges Mittel zur Zentralisierung des Geldvermögens. Soweit die Entwertung oder Wertsteigerung dieser Papiere unabhängig ist von der Wertbewegung des wirklichen Kapitals, das sie repräsentieren, ist der Reichtum einer Nation gerade so groß vor wie nach der Entwertung oder Wertsteigerung... Soweit ihre Entwertung nicht wirklichen Stillstand der Produktion ... oder Aufgeben von angefangenen Unternehmungen ausdrückte oder Wegwerfen von Kapital in positiv wertlosen Unternehmungen, wurde die Nation um keinen Heller ärmer durch das Zerplatzen dieser Seifenblasen von nominellem Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 3. : 486. „Alle diese Papiere stellen in der Tat nichts vor als akkumulierte Ansprüche, Rechtstitel auf künftige Produktion, deren Geld- oder Kapitalwert entweder gar kein Kapital repräsentiert, wie bei den Staatsschulden, oder von dem Wert des wirklichen Kapitals, das sie vorstellen, unabhängig reguliert wird.“ K. Marx, Kapital 3. : 486.

„Mit der Entwicklung des zinstragenden Kapitals und des Kreditsystems scheint sich alles Kapital zu verdoppeln und stellenweise zu verdreifachen durch die verschiedene Weise, worin dasselbe Kapital oder auch nur dieselbe Schuldforderung in verschiedenen Händen unter verschiedenen Formen erscheint. Der größte Teil dieses ‚Geldkapitals‘ ist rein fiktiv.“ K. Marx, Kapital 3. : 488.

Page 448: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

158

Theorie vom tendenziellen Fall der Zinsrate

Kapital 3.: 493 - 535 26. Kapitel Akkumulation von Geldkapital, ihr Einfluss auf den Zinsfuß (429 - 450) 28. Kapitel Umlaufsmittel und Kapital (458 - 477) 30. Kapitel Geldkapital und wirkliches Kapital I (493 - 510) 31. Kapitel Geldkapital und wirkliches Kapital II (511 - 520) 32. Kapitel Geldkapital und wirkliches Kapital III (521 - 535) Auf diese Kapitel trifft in besonderem Maße zu, was F. Engels als Herausgeber des 3. Bandes im Vorwort über den ganzen fünften Abschnitt (zinstragendes Kapital) sagt: „Die Hauptschwierigkeit machte Abschnitt 5, der auch den verwickeltsten Gegenstand des ganzen Buches behandelt. Und gerade hier war Marx in der Ausarbeitung von einem der erwähnten schweren Krankheitsanfälle überrascht worden. Hier liegt also nicht ein fertiger Entwurf vor, nicht einmal ein Schema, dessen Umrisse auszufüllen wären, sondern nur ein Ansatz von Ausarbeitung, der mehr als einmal in einen ungeordneten Haufen von Notizen, Bemerkungen, Materialien in Auszugsform ausläuft. Ich versuchte anfangs, diesen Abschnitt, wie es mir mit dem ersten einigermaßen gelungen war, durch Ausfüllung der Lücken und Ausarbeitung der nur angedeuteten Bruchstücke zu vervollständigen, so dass er wenigstens annähernd das alles bot, was der Verfasser zu geben beabsichtigt hatte. Ich habe dies wenigstens dreimal versucht, bin aber jedes Mal gescheitert... Endlich sah ich ein, dass es auf diesem Weg nicht ging.... Mir blieb nichts anderes übrig, als ... mich auf möglichste Ordnung des Vorhandenen zu beschränken, nur die notdürftigsten Ergänzungen zu machen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 12f. Bei der speziellen Fragestellung der Akkumulation von Geldkapital und ihr Einfluss auf den Zinsfuß kann ich jedoch in der Textsammlung von F. Engels keine Ordnung entdecken. Rein äußerlich drückt sich die fehlende Ordnung schon darin aus, dass Engels die Behandlung dieses Themas auf fünf Kapitel verteilt hat. Aus dem bisher von K. Marx Entwickelten habe ich daher folgende Übersicht zusammengestellt: „Die Verwandlung von Geld in leihbares Geldkapital ist eine viel einfachere Geschichte als die Verwandlung von Geld in produktives Kapital. Aber wir haben hier zweierlei zu unterscheiden: 1. die bloße Verwandlung von Geld in Leihkapital; 2. die Verwandlung von Kapital oder Revenue in Geld, das in Leihkapital verwandelt wird. Es ist bloß der letztere Punkt, der eine, mit der wirklichen Akkumulation des industriellen Kapitals zusammenhängende, positive Akkumulation des Leihkapitals einschließen kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 511. A: Angebot an Geldkapital „Wir haben im vorigen Abschnitt (Kapitel 19., Das Geldhandlungskapital) gesehen, wie sich die Aufbewahrung der Reservefonds der Geschäftsleute, die technischen Operationen des Geldeinnehmens und Auszahlens, der internationalen Zahlungen, und damit der

Page 449: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

159

Barrenhandel, in den Händen der Geldhändler konzentriert. Im Anschluss an diesen Geldhandel entwickelt sich die andere Seite des Kreditwesens, die Verwaltung des zinstragenden Kapitals oder des Geldkapitals, als besondere Funktion der Geldhändler. Das Borgen und Verleihen des Geldes wird ihr besonderes Geschäft. Sie treten als Vermittler zwischen den wirklichen Verleiher und den Borger von Geldkapital. Allgemein ausgedrückt besteht das Bankiergeschäft nach dieser Seite darin, das verleihbare Geldkapital in seiner Hand zu großen Massen zu konzentrieren, so dass statt des einzelnen Geldverleihers die Bankiers als Repräsentanten aller Geldverleiher den industriellen und kommerziellen Kapitalisten gegenübertreten. Sie werden die allgemeinen Verwalter des Geldkapitals. Andererseits konzentrieren sie, allen Verleihern gegenüber, die Borger, indem sie für die ganze Handelswelt borgen. Eine Bank stellt auf der einen Seite die Zentralisation des Geldkapitals, der Verleiher, auf der anderen die Zentralisation der Borger dar. Ihr Profit besteht im allgemeinen darin, dass sie zu niedrigeren Zinsen borgt, als sie ausleiht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 415f. „Das verleihbare Kapital, worüber die Banken verfügen, fließt ihnen in mehrfacher Weise zu. Zunächst konzentriert sich in ihrer Hand, da sie Kassierer der industriellen Kapitalisten sind, das Geldkapital, das jeder Produzent und Kaufmann als Reservefonds hält oder das ihm als Zahlung zufließt. Diese Fonds verwandeln sich so in verleihbares Geldkapital. Dadurch wird der Reservefonds der Handelswelt, weil als gemeinschaftlicher konzentriert, auf das nötige Minimum beschränkt, und ein Teil des Geldkapitals, der sonst als Reservefonds schlummern würde, wird ausgeliehen... Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitalisten, die ihnen das Ausleihen derselben überlassen. Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins für Depositen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augenblicklich unbeschäftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht... Endlich werden auch die Revenuen, die nur allmählich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 416. Im Einzelnen: 1) Verwandlung von Geld in Leihkapital (relative Akkumulation von Leihkapital) Eine bestimmte Gesamtgeldmenge an Zirkulations- und Zahlungsmitteln ist nötig, um die Warenmetamorphosen sowohl zur produktiven wie individuellen Konsumtion zu bewerkstelligen. „Nach den für die einfache Warenzirkulation entwickelten Gesetzen (Buch I, Kap. III, Das Geld oder die Warenzirkulation) muss die Masse des im Lande vorhandenen Metallgelds nicht nur hinreichen, um die Waren zu zirkulieren. Sie muss hinreichen für die Schwankungen des Geldumlaufs, die teils entspringen aus Fluktuationen in der Geschwindigkeit der Zirkulation, teils aus dem Preiswechsel der Waren, teils aus den verschiedenen und wechselnden Proportionen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches Zirkulationsmittel fungiert. Das Verhältnis, worin die vorhandene Geldmasse sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt beständig, aber die Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als Schatz und als umlaufendes Geld vorhandenen Gelds.“ K. Marx, Kapital 2.: 327. Soweit diese Geldmenge als Zirkulations- und Zahlungsmittel nötig ist, kann sie nicht gleichzeitig verliehen bzw. als Leihkapital benutzt werden. Die verleihbare Geldmenge ist also von der umlaufenden Geldmenge

Page 450: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

160

zu unterscheiden: „Die Masse des Leihkapitals ist übrigens durchaus verschieden von der Quantität der Zirkulation. Unter Quantität der Zirkulation verstehen wir hier die Summe aller in einem Lande befindlichen, zirkulierenden Banknoten und alles Hartgeldes, inkl. der Barren von Edelmetallen. Ein Teil dieser Quantität bildet die ihrer Größe nach stets wechselnde Reserve der Banken.“ K. Marx, Kapital 3. : 515. „Sonst wirkt die absolute Masse der Zirkulation nicht auf den Zinsfuß, da sie - Ökonomie und Geschwindigkeit des Umlaufs als konstant vorausgesetzt - erstens bestimmt ist durch die Preise der Waren und die Masse der Transaktionen... und endlich durch den Stand des Kredits, während sie keineswegs umgekehrt den letzteren bestimmt und da zweitens Warenpreise und Zins in keinem notwendigen Zusammenhang stehen.... Seit den Goldentdeckungen hat sich der Geldumlauf in ganz Europa expandiert, der Zinsfuß stieg. Der Zinsfuß hängt also nicht von der Menge des umlaufenden Geldes ab." K. Marx, Kapital 3. : 546. Für Störungen und plötzliche Wertveränderungen der Waren muss jedoch eine bestimmte Menge dieser umlaufenden Gelder auf Vorrat liegen. Diese Umlaufsreserve kann durch die Banken in Leihkapital verwandelt werden. Damit werden Umlaufsmittel in Anlagemittel bzw. umlaufende Gelder in Leihkapital verwandelt. Die Menge dieser als Leihkapital verfügbaren Gelder wird innerhalb der vorhandenen Gesamtgeldmenge allein durch den Überschuss über die notwendigen Umlaufsmittel gebildet und unterliegt keinerlei Gesetzmäßigkeiten. „Diese Schatzbildung ... unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetallreichtum, sondern nur veränderte Funktion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungierte es als Zirkulationsmittel, jetzt fungiert es als Schatz, als sich bildendes, virtuelles neues Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 493. „Dieser Schatz ist beständig fließend, ergießt sich beständig in die Zirkulation und kehrt beständig aus ihr zurück.“ K. Marx, Kapital 3. S. 331. Indem die Banken die Verwendung der Umlaufsmitteln ökonomisieren, vermindern sie die Menge der für die Zirkulation nötigen Umlaufsmitteln. Durch Verringerung der für die Zirkulation nötigen Geldmenge wird automatisch das freigesetzte Geld in potentielles Geldkapital verwandelt, das Anlage sucht. Hier wird nicht Geldkapital absolut geschaffen, sondern vorhandene Zirkulationsmittel erspart und in Anlagemittel, also Leihkapital verwandelt. Es handelt sich nur um eine relative Vermehrung des Leihkapitals. Falls dann Störungen, d.h. Liquiditätsschwierigkeiten, auftreten und die Geldmenge an Zirkulations- und Zahlungsmitteln nicht ausreicht, dann muss potentielles oder wirkliches Geldkapital wieder in Zirkulations- und Zahlungsmitteln rückverwandelt werden. „Eine Ausweitung des Geldkapitals, die daraus entsteht, dass infolge der Ausbreitung des Bankwesens... das, was früher Privatschatz oder Münzreserve war, sich für bestimmte Zeit oder immer in leihbares Kapital verwandelt, drückt ebenso wenig ein Wachsen des produktiven Kapitals aus wie die wachsenden Depositen bei den Londoner Aktienbanken, sobald diese anfingen, Zinsen zu zahlen. Solange die Produktionsleiter dieselbe bleibt, bewirkt diese Expansion nur Reichlichkeit des leihbaren Geldkapitals gegenüber dem produktiven. Daher niedriger Zinsfuß.“ K. Marx, Kapital 3. : 505. „Wir haben ... gesehen, dass eine Akkumulation des Leihkapitals stattfinden kann, ohne alle wirkliche Akkumulation, durch bloß technische Mittel, wie Ausdehnung und Konzentration des Bankwesens, Ersparung der Zirkulationsreserve oder auch der Reservefonds von Zahlungsmitteln der Privaten, die dadurch immer für kurze Zeiten in Leihkapital verwandelt werden.... Die Masse des leihbaren Geldkapitals... wächst so in der Tat ganz unabhängig von

Page 451: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

161

der wirklichen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital 3. : 512. 2. Verwandlung von Kapital oder Revenue in Leihkapital (absolute Akkumulation von Leih- oder Geldkapital) „Das verleihbare Kapital, worüber die Banken verfügen, fließt ihnen in mehrfacher Weise zu. ... Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitalisten, die ihnen das Ausleihen derselben überlassen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 416. „Verwandlung von Kapital oder Revenue in Geld, das in Leihkapital verwandelt wird. Es ist bloß dieser Punkt, der eine, mit der wirklichen Akkumulation des industriellen Kapitals zusammenhängende, positive Akkumulation des Leihkapitals einschließen kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 511. „Was die Geldakkumulation der übrigen Klassen von Kapitalisten anbetrifft, so sehn wir ab von dem Teil, der in zinstragenden Papieren angelegt wird und in dieser Form akkumuliert. Wir betrachten bloß den Teil, der als leihbares Geldkapital auf den Markt geworfen wird. Wir haben hier erstens den Teil des Profits, der nicht als Revenue verausgabt, sondern zur Akkumulation bestimmt wird, wofür aber die industriellen Kapitalisten zunächst keine Verwendung in ihrem eigenen Geschäft haben. Unmittelbar existiert dieser Profit im Warenkapital, von dessen Wert er einen Teil ausmacht, und wird mit diesem in Geld realisiert. Wird er nun nicht... rückverwandelt in die Produktionselemente des Warenkapitals, so muss er eine Zeitlang in Form des Geldes verharren. Diese Masse steigt mit der Masse des Kapitals selbst, auch bei abnehmender Profitrate. Der Teil, der als Revenue verausgabt werden soll, wird nach und nach verzehrt, bildet aber in der Zwischenzeit als Depositum Leihkapital beim Bankier. Also selbst das Wachsen des als Revenue verausgabten Teils des Profits drückt sich aus in einer allmählichen, sich beständig wiederholenden Akkumulation von Leihkapital. Und ebenso der andere Teil, der zur Akkumulation bestimmt ist. Mit der Entwicklung des Kreditwesens und seiner Organisation drückt sich also das Steigen der Revenue, d.h. der Konsumtion der industriellen und kommerziellen Kapitalisten aus als Akkumulation von Leihkapital. Und dies gilt von allen Revenuen, soweit sie nach und nach verzehrt werden, also von Grundrente, Arbeitslohn in seinen höheren Formen, Einnahme der unproduktiven Klassen etc. Sie alle nehmen für eine gewisse Zeit die Form der Geldrevenue an und sind daher verwandelbar in Depositen und damit in Leihkapital.“ K. Marx, Kapital 3. : 519f. Gleichzeitig muss aber der Kapitalist (wie in Band 2 des Kapitals entwickelt, Schätze für verschiedene Zwecke anlegen. Wobei der wichtigste Grund für Schatzbildung - neben den Rücklagen für den eigenen Konsum - die Rücklagen für Akkumulation in konstantes Kapital sind. „Die zweite Form des Schatzes ist nun die von brachliegendem, augenblicklich unbeschäftigtem Kapital in Geldform, wozu auch neu akkumuliertes, noch nicht angelegtes Geldkapital gehört.“ K. Marx, Kapital 3. S. 331. „Da die Proportionen, worin der Produktionsprozess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisierte Mehrwert, obgleich zur Kapitalisierung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung verschiedener Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden), worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungieren ... kann. Der Mehrwert erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 82f. „Der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in latenter Form, bestimmt, als produktives Kapital zu fungieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 350.

Page 452: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

162

„Was nun den anderen Teil des Profits angeht, der nicht bestimmt ist, als Revenue konsumiert zu werden, so verwandelt er sich nur in Geldkapital, wenn nicht unmittelbar anwendbar zur Erweiterung des Geschäfts in der Produktionssphäre, worin er gemacht ist. Dies kann aus zwei Gründen herrühren. Entweder weil diese Sphäre mit Kapital gesättigt ist. Oder weil die Akkumulation, um als Kapital fungieren zu können, erst einen gewissen Umfang erreicht haben muss... Sie verwandelt sich also zunächst in leihbares Geldkapital und dient zur Erweiterung der Produktion in anderen Sphären. ... Stößt aber diese neue Akkumulation in ihrer Anwendung auf Schwierigkeiten, auf Mangel an Anlagesphären, findet also Überfüllung der Produktionszweige und Überangebot von Leihkapital statt, so beweist diese Überfülle des leihbaren Kapitals nichts als die Schranken der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 3. : 523. 3. Verwandlung von Ersparnissen aller Klassen in Leihkapital: „Das verleihbare Kapital, worüber die Banken verfügen, fließt ihnen in mehrfacher Weise zu. ... Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins für Depositen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augenblicklich unbeschäftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht... Endlich werden auch die Revenuen, die nur allmählich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 416. “Dasselbe Geld, das die Revenue repräsentiert, das als bloßer Vermittler der Konsumtion dient, verwandelt sich regelmäßig für eine Zeitlang in leihbares Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 521. „Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit beständig wachsende, durch die Bankiers vermittelte Verfügung der Industriellen und Kaufleute über alle Geldersparnisse aller Klassen der Gesellschaft und die fortschreitende Konzentration dieser Ersparnisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken können, muss ebenfalls auf den Zinsfuß drücken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 374. Denn: „Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht.“ K. Marx, Kapital 3.416. „Endlich wird Akkumulation von Geldkapital bewirkt durch die Anzahl von Leuten, die ihr Schäfchen ins trockene gebracht und die sich von der Reproduktion zurückziehen. Je mehr Profite im Lauf des industriellen Zyklus gemacht worden, desto größer ihre Anzahl. Hier drückt die Akkumulation des leihbaren Geldkapitals einerseits wirkliche Akkumulation aus (ihrem relativen Umfang nach); andererseits bloß den Umfang der Verwandlung industrieller Kapitalisten in bloße Geldkapitalisten.“ K. Marx, Kapital 3. : 522f. „Was die Akkumulation des Geldkapitals aus Grundrente, Arbeitslohn etc. angeht, so ist es überflüssig, hier darauf einzugehen. Nur dies Moment ist hervorzuheben, dass das Geschäft des wirklichen Sparens und Entsagens ..., soweit es Elemente der Akkumulation liefert, durch die Teilung der Arbeit im Fortschritt der kapitalistischen Produktion denen überlassen wird, die das Minimum solcher Elemente beziehen und oft genug noch ihr Erspartes verlieren, wie die Arbeiter bei Bankrotten von Banken. Einerseits wird das Kapital des industriellen Kapitalisten nicht von ihm selbst ‚erspart‘, sondern im Verhältnis zur Größe seines Kapitals verfügt er über fremde Ersparungen; andererseits macht der Geldkapitalist die fremden Ersparungen zu seinem Kapital und den Kredit, den sich die reproduktiven Kapitalisten untereinander geben und den ihnen das Publikum gibt, zu seiner privaten Bereicherungsquelle. Die letzte Illusion des kapitalistischen Systems, als ob Kapital der Sprössling eigener Arbeit

Page 453: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

163

und Ersparung wäre, geht damit in die Brüche. Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit, sondern das Kapital, womit diese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeutet wird, besteht aus fremdem Eigentum, das der Geldkapitalist dem industriellen Kapitalisten zur Verfügung stellt und wofür er diesen seinerseits ausbeutet.“ K. Marx, Kapital 3. : 524. „Man begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Konzentration in Händen von Banken usw. zu disponiblem Kapital, Leihkapital, Geldkapital werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, sondern zu aktivem, wucherndem.“ K. Marx, Kapital 2.: 489. 4. Schaffung von fiktivem Kapital: Die Akkumulation von Kapital als einzige wirkliche Quelle des Geldkapitals wird künstlich und zeitweilig ergänzt durch den Kredit und durch Spekulation, die eine vermutete Höhe dieser Umwandlung von produzierten Waren in Geld (W’ - G’) vorwegnehmen, und daher Geld auf den Markt werfen, bevor die Waren produziert sind, deren Wert (und Mehrwert) dieses Geld repräsentiert. „Die Entwicklung des Kreditwesens und die ungeheure Konzentration des Geld verleihenden Geschäfts in den Händen großer Banken muss also an und für sich schon die Akkumulation des leihbaren Kapitals beschleunigen als eine von der wirklichen Akkumulation verschiedene Form. Diese rasche Entwicklung des Leihkapitals ist daher ein Resultat der wirklichen Akkumulation...“ K. Marx, Kapital 3. : 519. (Vergleiche dazu die bisherigen Abschnitte zum Kredit, 3.413 - 3.480, und zum fiktiven Kapital, 3.481 - 3.492.) 5. Unfreiwillige Kapitalbildung: „Es sind nun noch einige besondere Formen der Akkumulation von Geldkapital anzuführen. Es wird Kapital freigesetzt, z.B. durch Fall im Preis der Produktionselemente, Rohstoffe etc. Kann der Industrielle nicht unmittelbar seinen Reproduktionsprozess ausdehnen, so wird ein Teil seines Geldkapitals als überschüssig aus dem Kreislauf ausgestoßen und verwandelt sich in leihbares Geldkapital. Zweitens aber wird Kapital in Geldform freigesetzt, namentlich beim Kaufmann, sobald Unterbrechungen im Geschäft eintreten. Hat der Kaufmann ein Reihe von Geschäften erledigt und kann infolge solcher Unterbrechungen die neue Reihe erst später beginnen, so repräsentiert das realisierte Geld für ihn nur Schatz, überschüssiges Kapital. Aber zugleich stellt es unmittelbar Akkumulation von leihbarem Geldkapital dar. Im ersten Fall drückt die Akkumulation des Geldkapitals Wiederholung des Reproduktionsprozesses unter günstigeren Bedingungen aus... Im andern Fall dagegen bloße Unterbrechung des Flusses der Transaktionen. Aber in beiden Fällen verwandelt es sich in leihbares Geldkapital, stellt Akkumulation desselben dar..., obgleich es hier Beförderung, dort Hemmung des wirklichen Akkumulationsprozesses ausdrückt.“ K. Marx, Kapital 3. : 522. 6. Selbstvermehrung des vorhandenen Geldkapitals (Akkumulation des Geldkapitals als Geldkapital): „Allen Profit aber, den die Geldkapitalisten machen und den sie in Kapital rückverwandeln, verwandeln sie zunächst in leihbares Geldkapital. Die Akkumulation des letzteren, als unterschieden von der wirklichen Akkumulation, obgleich ihr Sprössling, folgt also schon, wenn wir nur die Geldkapitalisten, Bankiers etc. selbst betrachten, als Akkumulation dieser besonderen Klasse von Kapitalisten. Und sie muss wachsen mit jeder Ausdehnung des Kreditwesens, wie es die wirkliche Erweiterung des Reproduktionsprozesses begleitet.“ K. Marx, Kapital 3. : 519. „Die Akkumulation aller Geld verleihenden Kapitalisten geschieht selbstredend stets unmittelbar in der Geldform, während wir gesehen haben, dass die wirkliche Akkumulation

Page 454: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

164

der industriellen Kapitalisten in der Regel durch Vermehrung der Elemente des reproduktiven Kapitals selbst sich vollzieht.“ K. Marx, Kapital 3. : 518. „Die Entwicklung des Kreditwesens und die ungeheure Konzentration des Geld verleihenden Geschäfts in den Händen großer Banken muss also an und für sich schon die Akkumulation des leihbaren Kapitals beschleunigen als eine von der wirklichen Akkumulation verschiedene Form. Diese rasche Entwicklung des Leihkapitals ist daher ein Resultat der wirklichen Akkumulation, denn sie ist die Folge der Entwicklung des Reproduktionsprozesses, und der Profit, der die Akkumulationsquelle dieser Geldkapitalisten bildet, ist nur ein Abzug von dem Mehrwert, den die Reproduktiven herausschlagen (zugleich Aneignung eines Teils des Zinses von fremden Einsparungen). Das Leihkapital akkumuliert auf Kosten zugleich der Industriellen und Kommerziellen.“ K. Marx, Kapital 3. : 519. 7. Geldzufluss aus dem Ausland: „Außer diesen ... Fällen kann Akkumulation von Geldkapital entstehen durch außergewöhnlichen Goldzufluss, wie 1852 und 1853 infolge der australischen und kalifornischen neuen Goldminen. Solches Gold wurde in der Bank von England deponiert. Die Depositoren nahmen Noten dagegen, die sie nicht wieder direkt bei Bankiers deponierten. Dadurch wurde das zirkulierende Mittel außergewöhnlich vermehrt.“ K. Marx, Kapital 3. : 518.

Resümee: Das Geldkapital vermehrt sich also durch: 1) Umwandlung von Umlaufsmittel in Anlagemittel (Verwandlung von Geld in Geldkapital durch Geldersparung); 2) Schatzbildung der Kapitalisten; 3) Schatzbildung aller Klassen; 4) Schaffung von fiktivem Kapital; 5) Unfreiwillige Kapitalbildung (Preisverfall, Stockungen und Beschleunigungen im Umschlag des Kaufmannskapitals); 6) die Selbstvermehrung des Geldkapitals aus dem Zins; 7) Geld- bzw. Kapitalzufluss aus dem Ausland.

B: Nachfrage nach Geldkapital: 1) Nachfrager nach Leihkapital sind in erster Linie die kommerziellen und industriellen Kapitalisten. “Man hat gesehen, dass, obgleich eine von der Ware absolut verschiedene Kategorie, das zinstragende Kapital, zur Ware eigener Art ... wird... Die Geldkapitalisten führen diese Ware zu, und die fungierenden Kapitalisten kaufen sie, bilden die Nachfrage dafür.“ K. Marx, Kapital 3.: 378. „Wenn das Kreditwesen als Haupthebel der Überproduktion und Überspekulation im Handel erscheint, so nur, weil der Reproduktionsprozess, der seiner Natur nach elastisch ist, hier bis zur äußersten Grenze angetrieben wird, und zwar deshalb angetrieben wird, weil ein großer Teil des gesellschaftlichen Kapitals von den Nichteigentümern desselben angewandt wird, die daher ganz anders ins Zeug gehen als der ängstlich die Schranken seines Privatkapitals erwägende Eigentümer, soweit er selbst fungiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 457. Diese Nachfrage der Kapitalisten nach Geldkapital ist aber konjunkturabhängig: “Wenn man die Umschlagszyklen betrachtet, worin sich die moderne Industrie bewegt - Zustand der Ruhe, wachsende Belebung, Prosperität, Überproduktion, Krach, Stagnation,

Page 455: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

165

Zustand der Ruhe etc. - Zyklen, deren weitere Analyse außerhalb unserer Betrachtung fällt -, so wird man finden, dass meist niedriger Stand des Zinses den Perioden der Prosperität oder des Extraprofits entspricht, Steigen des Zinses der Scheide zwischen der Prosperität und ihrem Umschlag, Maximum des Zinses bis zur äußersten Wucherhöhe aber der Krisis. ... Allerdings kann andererseits niedriger Zins mit Stockung, und mäßig steigender Zins mit wachsender Belebung zusammengehen. Der Zinsfuß erreicht seine äußerste Höhe während der Krisen, wo geborgt werden muss, um zu zahlen, was es auch koste. Es ist dies zugleich, da dem Steigen des Zinses ein Fallen im Preis der Wertpapiere entspricht, eine sehr artige Gelegenheit für Leute mit disponiblem Geldkapital, um sich zu Spottpreisen solcher zinstragenden Papiere zu bemächtigen....“ K. Marx, Kapital 3.: 372 - 373.

2) Wichtiger Nachfrager nach Leihkapital ist auch der Staat: Durch die Staatsanleihen werden Steuereinnahmen benutzt, nicht um gesellschaftlichen Bedarf zu befriedigen, sondern um Zinsen und Leihkapital an die Geldkapitalisten zurückzuzahlen. Öffentliche Gelder werden damit reprivatisiert. Hier wird Leihkapital auch zu einer zusätzlichen und absoluten Quelle von Geldkapital. Steigen der Staatsschulden vermindert die Menge des Anlage suchenden Geldes, Sinken oder Stagnieren der Staatsschulden vermindert dessen Abfluss und vermehrt durch Zinszahlungen das Anlage suchende Geld. „Die Akkumulation des Kapitals der Staatsschuld heißt ... weiter nichts als Vermehrung einer Klasse von Staatsgläubigern, die gewisse Summen auf den Betrag der Steuern für sich vorwegzunehmen berechtigt sind.“ K. Marx, Kapital 3. : 494. C: Der Zinssatz als Resultat von Angebot und Nachfrage: „Es ist in der Tat nur die Trennung der Kapitalisten in Geldkapitalisten und industrielle Kapitalisten, die einen Teil des Profits in Zins verwandelt, die überhaupt die Kategorie des Zinses schafft; und es ist nur die Konkurrenz zwischen diesen beiden Sorten Kapitalisten, die den Zinsfuß schafft.“ K. Marx, Kapital 3. S. 383. “Was aber die beständig schwankende Marktrate des Zinses betrifft, so ist sie in jedem Moment als fixe Größe gegeben, wie der Marktpreis der Waren, weil auf dem Geldmarkt beständig alles leihbare Kapital als Gesamtmasse dem fungierenden Kapital gegenübersteht, also das Verhältnis des Angebots von leihbarem Kapital auf der einen Seite, die Nachfrage darnach auf der anderen den jedesmaligen Marktstand des Zinses entscheidet. Dies ist um so mehr der Fall, je mehr die Entwicklung und damit verbundene Konzentration des Kreditwesens dem leihbaren Kapital einen allgemein gesellschaftlichen Charakter gibt, und es auf einmal, gleichzeitig auf den Geldmarkt wirft.“ K. Marx, Kapital 3.: 379.

1) Zinsrate als Prognosewert: Anders als der Verwertungsgrad des individuellen oder gesellschaftlichen Kapitals, der sich immer erst im Nachhinein herausstellt, wenn der Kreislauf G - W - G abgeschlossen ist, wird die Zinsrate im Vorhinein festgelegt und soll also für eine künftige Kapitalanlage gelten. Die Zinsrate muss also künftige Entwicklung vorwegnehmen. Daher beeinflusst nicht erst das wirkliche Auftreten der obigen Faktoren oder die wirkliche Zu- oder Abnahme der Anlagemittel in Relation zu den Anlagemöglichkeiten die Zinsrate, sondern schon die bloße Erwartung einer kommenden Veränderung. 2) Tendenzieller Fall der Zinsrate: „Da wir aber gesehen haben, dass die Profitrate im Fortschritt der gesellschaftlichen Entwicklung eine Tendenz zum Fallen hat und daher auch der Zinsfuß, soweit er durch die Profitrate geregelt wird;

Page 456: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

166

dass ferner, auch abgesehen von der Profitrate, der Zinsfuß eine Tendenz zum Fallen hat, infolge des Wachstums des verleihbaren Geldkapitals.....“ K. Marx, Kapital 3. : 637. „Es existiert aber auch eine Tendenz zum Fallen des Zinsfußes, ganz unabhängig von den Schwankungen der Profitrate. Und zwar aus zwei Hauptursachen: I. ...‘Denn, wie ein Volk fortschreitet in der Entwicklung des Reichtums, entsteht und wächst immer mehr eine Klasse von Leuten, die durch die Arbeiten ihrer Vorfahren sich im Besitz von Fonds befinden, von deren bloßem Zins sie leben können. Viele, auch die in der Jugend und Mannheit aktiv im Geschäft beteiligt, ziehen sich zurück, um im Alter ruhig vom Zins der akkumulierten Summen zu leben. Diese beiden Klassen haben eine Tendenz, mit dem wachsenden Reichtum des Landes sich zu vermehren... Im Verhältnis wie die Klasse der Rentiers wächst, wächst auch die der Kapitalverleiher, den sie sind beides dieselben.‘ (Ramsay, a.a.O.)“ K. Marx, Kapital 3. S. 373f. „II. Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit beständig wachsende, durch die Bankiers vermittelte, Verfügung der Industriellen und Kaufleute über alle Geldersparnisse aller Klassen der Gesellschaft und die fortschreitende Konzentration dieser Ersparnisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken können, muss ebenfalls auf den Zinsfuß drücken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 374.

Geldmenge

Kapital 3.:536 - 579 33. Kapitel Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem 1) „Einerseits sind alle Methoden, die Zirkulationsmittel ersparen, begründet auf den Kredit... Das bloße Ökonomisieren des Zirkulationsmittels erscheint am höchsten entwickelt im Clearing House, dem bloßen Austausch von fälligen Wechseln, und der vorwiegenden Funktion des Geldes als Zahlungsmittel zum Ausgleich bloßer Überschüsse. Aber das Dasein dieser Wechsel beruht selbst wieder auf dem Kredit, den sich die Industriellen und Kaufleute untereinander geben. Nimmt dieser Kredit ab, so nimmt die Zahl der Wechsel ab... Und diese Ökonomie, die in der Beseitigung des Geldes aus den Umsätzen besteht und die ganz auf der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel beruht, welche wieder auf dem Kredit beruht, kann ... nur zweierlei Art sein: Wechselseitige Schuldforderungen, repräsentiert durch Wechsel oder Schecks, gleichen sich aus entweder bei demselben Bankier, der nur die Forderung vom Konto des einen auf das des anderen überschreibt; oder die verschiedenen Bankiers gleichen untereinander aus.“ K. Marx, Kapital 3. : 536. „Wir sehen hier also, wie die Banken Kredit und Kapital kreieren: 1. durch Ausgabe eigener Banknoten; 2. durch Ausstellung von Anweisungen ... mit bis zu 21 Tagen Laufzeit, die ihnen aber bei Ausstellung gleich bar bezahlt werden; 3. durch Wegzahlung diskontierter Wechsel, deren Kreditfähigkeit zunächst und wesentlich, wenigstens bei den betreffenden Lokalbezirk, durch das Endossement der Bank hergestellt wurde.“ K. Marx, Kapital 3. : 558.

2) „Andererseits hängt die Geschwindigkeit des als Zirkulationsmittels umlaufenden Geldes (wodurch es auch ökonomisiert wird) ganz ab von dem Fluss der Käufe und Verkäufe, oder auch von der Verkettung der Zahlungen, soweit sie nacheinander in Geld erfolgen. Aber der

Page 457: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

167

Kredit vermittelt und erhöht dadurch die Geschwindigkeit der Zirkulation.“ K. Marx, Kapital 3. : 537. „Es ist bereits bei Betrachtung der einfachen Geldzirkulation (Buch I, Kap. III. 2, Zirkulationsmittel) nachgewiesen worden, dass die Masse des wirklich zirkulierenden Geldes, Geschwindigkeit der Zirkulation und Ökonomie der Zahlungen als gegeben vorausgesetzt, bestimmt ist durch die Preise der Waren und die Masse der Transaktionen. Dasselbe Gesetz herrscht bei der Notenzirkulation.“ K. Marx, Kapital 3. : 538. „Es sind also nur die Bedürfnisse des Geschäfts selbst, die einen Einfluss auf die Quantität des zirkulierendes Geldes - Noten und Gold - ausüben. Hier kommen zunächst die periodischen Schwankungen in Betracht, die sich jedes Jahr wiederholen, was auch die allgemeine Geschäftslage sein mag... So gehen im August jedes Jahres einige Millionen, meist in Gold, aus der Bank von England in die inländische Zirkulation, um die Kosten der Ernte zu zahlen; ... Bis Jahresschluss ist dies Geld der Bank dann wieder zurückgeströmt.... Die Notenzirkulation der Bank von England erfährt auch vierteljährlich eine momentane Schwankung infolge der vierteljährlichen Zahlung der ‚Dividenden, d.h. der Zinsen der Staatsschuld, wodurch zuerst Banknoten der Zirkulation entzogen und dann wieder unter das Publikum geworfen werden; sie fließen aber sehr bald wieder zurück.“ K. Marx, Kapital 3. : 542. „Viel bedeutender und nachhaltiger sind die Schwankungen im Betrag des umlaufenden Mittels, die den verschiedenen Phasen des industriellen Zyklus entsprechen.“ K. Marx, Kapital 3. : 542. “Solange die Geschäftslage derart ist, dass die Rückflüsse für die gemachten Vorschüsse regelmäßig eingehen und also der Kredit unerschüttert bleibt, richtet sich die Ausdehnung und Zusammenziehung der Zirkulation einfach nach den Bedürfnissen der Industriellen und Kaufleute. ... In der stillen Zeit nach der Krise läuft am wenigsten um, mit der Wiederherstellung der Nachfrage tritt auch größerer Bedarf an Umlaufsmitteln ein, der sich steigert mit der steigenden Prosperität; Den Höhepunkt erreicht die Menge des Umlaufsmittels in der Periode der Überspannung und Überspekulation - da bricht die Krise herein, und über Nacht sind die gestern noch so reichlichen Banknoten vom Markt verschwunden und mit ihnen die Diskontierer von Wechseln, die Vorschussleister auf Wertpapiere, die Käufer von Waren. Die Bank von England soll helfen - aber auch ihre Kräfte sind bald erschöpft, das Bankgesetz von 1844 zwingt sie, ihre Notenzirkulation einzuschränken gerade im Moment, wo alle Welt nach Banknoten schreit, wo die Warenbesitzer nicht verkaufen können und doch zahlen sollen und jedes Opfer zu bringen bereit sind, wenn sie nur Banknoten erhalten. ... Sowie die Krise hereinbricht, handelt es sich nur noch um Zahlungsmittel. Da aber jeder vom anderen abhängig ist für den Eingang dieser Zahlungsmittel und keiner weiß, ob der andere imstande sein wird, am Verfalltag zu zahlen, tritt ein vollständiges Kirchturmrennen ein um die im Markt befindlichen Zahlungsmittel, d.h. für Banknoten. Jeder schatzt davon auf, so viele er erhalten kann, und so verschwinden die Noten aus der Zirkulation am selben Tag, wo man sie am nötigsten braucht.“ K. Marx, Kapital 3. : 542.

3) „Die Macht der Bank von England zeigt sich in ihrer Regulierung der Marktrate des Zinsfußes. In Zeiten normalen Geschäftsverlaufs kann es vorkommen, dass die Bank von England einem mäßigen Goldabfluss aus ihrem Metallschatz nicht durch Erhöhung der Diskontrate einen Riegel vorschieben kann, weil der Bedarf an Zahlungsmittel durch die

Page 458: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

168

Privat- und Aktienbanken und Wechselhändler ... befriedigt wird. Sie hat dann andere Mittel anzuwenden. Aber für kritische Momente gilt noch immer, was der Bankier Glyn ... aussagte: ‚In Zeiten großer Klemme im Lande kommandiert die Bank von England den Zinsfuß.‘“ K. Marx, Kapital 3. : 559. „Das Kreditsystem, das seinen Mittelpunkt hat in den angeblichen Nationalbanken und den großen Geldverleihern und Wucherern um sie herum, ist eine enorme Zentralisation und gibt dieser Parasitenklasse eine fabelhafte Macht, nicht nur die industriellen Kapitalisten periodisch zu dezimieren, sondern auf die gefährlichste Weise in die wirkliche Produktion einzugreifen - und diese Bande weiß nichts von der Produktion und hat nichts mit ihr zu tun.“ K. Marx, Kapital 3. : 560. 34. Kapitel Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung von 1844 (Kommentierte Materialsammlung, die zeigt, dass die zeitgenössischen Geldtheorien ständig von der Wirklichkeit widerlegt wurden.)

Kapital 3.580-606 35. Kapitel Edelmetall und Wechselkurs 1. Die Bewegung des Goldschatzes „Solange sie ‚von Kapital‘ im eigentlichen Sinne handelt, sieht die aufgeklärte Ökonomie mit der größten Verachtung auf Gold und Silber herab als auf die in der Tat gleichgültigste und nutzloseste Form des Kapitals. Sobald sie vom Bankwesen handelt, dreht sich das alles um, und Gold und Silber werden das Kapital als solches, für dessen Erhaltung jede andere Form von Kapital und Arbeit geopfert werden muss. Wodurch aber unterscheiden sich nun Gold und Silber von den anderen Gestalten des Reichtums? Nicht durch die Wertgröße, denn diese ist bestimmt durch die Menge der in ihnen vergegenständlichten Arbeit. Sondern als selbständige ... Ausdrücke des gesellschaftlichen Charakters des Reichtums... Dies sein gesellschaftliches Dasein erscheint also als das Jenseits, als Ding, Sache, Ware, neben und außerhalb der wirklichen Elemente des gesellschaftlichen Reichtums. Solange die Produktion flüssig ist, wird dies vergessen.“ K. Marx, Kapital 3. : 588. „Der Kredit, als ebenfalls gesellschaftliche Form des Reichtums, verdrängt das Geld und usurpiert seine Stelle. Es ist das Vertrauen in den gesellschaftlichen Charakter der Produktion, welches die Geldform der Produkte als etwas nur Verschwindendes und Ideales, als bloße Vorstellung erscheinen lässt. Aber sobald der Kredit erschüttert wird - und diese Phase tritt immer notwendig ein im Zyklus der modernen Industrie -, soll nun aller reale Reichtum wirklich und plötzlich in Geld verwandelt werden, in Gold und Silber, eine verrückte Forderung, die aber notwendig aus dem System selbst hervorgeht. Und alles Gold und Silber, das diesen ungeheuren Ansprüchen genügen soll, beläuft sich auf ein paar Millionen in den Kellern der Bank.“ K. Marx, Kapital 3. : 588f. „Als Papier hat das Gelddasein der Waren nur ein gesellschaftliches Dasein. Es ist der Glaube, der selig macht. Der Glaube in den Geldwert als immanenten Geist der Waren, der Glaube in die Produktionsweise und ihre prädestinierte Ordnung, der Glaube in die einzelnen Agenten der Produktion als bloße Personifikationen des sich selbst verwertenden

Page 459: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

169

Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. : 606. „Das Monetarsystem (= Metallwährung) ist wesentlich katholisch, das Kreditsystem (= Papierwährung, Banknoten) wesentlich protestantisch.“ K. Marx, Kapital 3. : 606.

„Mit Bezug auf den Ab- und Zufluss von Edelmetall ist zu bemerken: Erstens ist zu unterscheiden zwischen dem Hin- und Herlaufen des Metalls innerhalb des Gebiets, das kein Gold und Silber produziert, einerseits, und andererseits dem Strom des Golds und Silbers von ihren Produktionsquellen über die verschiedenen anderen Länder und der Verteilung dieses Zuschusses unter die letzteren.“ K. Marx, Kapital 3. : 580. „Zweitens. Zwischen den nicht Gold und Silber produzierenden Ländern fließt Edelmetall beständig ab und zu; dasselbe Land importiert davon beständig und exportiert ebenso beständig. Es ist das Überwiegen der Bewegung nach der einen oder anderen Seite, welches entscheidet, ob schließlich Abfluss oder Zufluss stattfindet, da die bloß oszillierenden und oft parallelen Bewegungen sich großenteils neutralisieren.“ K. Marx, Kapital 3. : 581. „Drittens. Das Überwiegen der Einfuhr über die Ausfuhr und umgekehrt misst sich im ganzen an der Zu- oder Abnahme der Metallreserve in den Zentralbanken. Wieweit dieser Gradmesser mehr oder minder exakt ist, hängt natürlich zunächst davon ab, wieweit das Bankwesen überhaupt zentralisiert ist. ... Vorausgesetzt aber, dass dies der Fall ist, ist der Gradmesser nicht exakt, weil zuschüssige Einfuhr unter gewissen Umständen aufgesogen wird durch inländische Zirkulation und wachsende Luxusverwendung von Gold und Silber; ferner aber, weil ohne zuschüssige Einfuhr ein Herausziehen von Goldmünze für inländische Zirkulation stattfinden und so der Metallschatz abnehmen könnte, auch ohne gleichzeitige Vermehrung der Ausfuhr.“ K. Marx, Kapital 3. : 582. „Viertens. Eine Metallausfuhr nimmt die Gestalt eines Abflusses ... an, wenn die Bewegung der Abnahme für längere Zeit fortdauert, so dass die Abnahme als Tendenz der Bewegung sich darstellt und die Metallreserve der Bank bedeutend unter ihre mittlere Höhe herabdrückt, bis gegen das mittlere Minimum dieser Reserve hin. Dies letztere ist insofern mehr oder minder willkürlich festgesetzt, da es durch die Gesetzgebung über die Deckung für Barzahlung der Noten etc. in jedem einzelnen Fall verschieden bestimmt ist.“ K. Marx, Kapital 3. : 582. „Fünftens. Die Bestimmung der Metallreserve der sog. Nationalbank ... ist dreifach 1. Reservefonds für internationale Zahlungen, in einem Wort, Reservefonds von Weltgeld. 2. Reservefonds für die abwechselnd expandierende und kontrahierende inländische und metallische Zirkulation. 3. Was mit der Bankfunktion zusammenhängt und mit den Funktionen des Geldes als bloßen Geldes nichts zu tun hat: Reservefonds für Depositenzahlung und für Konvertibilität von Noten. Er kann daher auch affiziert werden durch Verhältnisse, die jede einzelne dieser drei Funktionen berühren; also als internationaler Fonds durch die Zahlungsbilanz....; als Reservefonds der inländischen metallischen Zirkulation durch deren Ausdehnung oder Einschrumpfung. Die dritte Funktion, als Garantiefonds... wirkt doppelt. Werden Noten ausgegeben, die das Metallgeld.... ersetzen, so fällt die Funktion unter 2 des Reservefonds fort. Und ein Teil des Edelmetalls, der dazu gedient hat, wird dauernd ins Ausland wandern... Ferner: Muss ein Minimum von Metallschatz für Auszahlung von Depositen und Konvertibilität von Noten unter allen Umständen festgehalten werden, so berührt dies in eigener Art die Wirkungen eines Goldabflusses oder -Zuflusses.“ K. Marx, Kapital 3. : 582f. „Sechstens. Mit Ausnahme von etwa 1837 brach die wirkliche Krise immer los erst nach

Page 460: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

170

Wendung der Wechselkurse, d.h. sobald die Einfuhr von Edelmetall über die Ausfuhr wieder die Oberhand gewonnen.“ K. Marx, Kapital 3. : 583. „Siebtens. Sobald die allgemeinen Krisen sich ausgebrannt haben, verteilt sich - abgesehen von dem Zufluss von frischem Edelmetall aus den Produktionsländern - das Gold und Silber wieder in den Verhältnissen, worin es als besonderer Schatz der verschiedenen Länder, im Zustand des Gleichgewichts, existierte. Bei sonst gleichbleibenden Umständen wird seine relative Größe in jedem Land durch dessen Rolle auf dem Weltmarkt bestimmt sein.“ K. Marx, Kapital 3. : 584. „Achtens. Die Metallabflüsse sind meistens Symptom einer Veränderung in der Lage des auswärtigen Handels, und diese Veränderung ist ihrerseits ein Vorzeichen, dass die Verhältnisse wieder zur Krise heranreifen.“ K. Marx, Kapital 3. : 585. „In den Wirkungen des Goldabflusses tritt also der Umstand, dass die Produktion nicht wirklich als gesellschaftliche Produktion der gesellschaftlichen Kontrolle unterworfen ist, schlagend hervor in der Form, dass die gesellschaftliche Form des Reichtums als ein Ding außer ihm existiert.“ K. Marx, Kapital 3. : 589. „Neuntens. Die Zahlungsbilanz kann für Asien (= unterentwickelte Länder) gegen Europa und Amerika (= entwickelte Länder) sein. K. Marx, Kapital 3. : 585.

II. Der Wechselkurs {„Der Barometer für die internationale Bewegung der Geldmetalle ist bekanntlich der Wechselkurs. Hat England mehr Zahlungen zu machen an Deutschland als Deutschland an England, so steigt in London der Preis von Mark, in Sterling ausgedrückt, und in Hamburg und Berlin fällt der Preis von Sterling, ausgedrückt in Mark. Gleicht sich dies Übergewicht der Zahlungsverpflichtungen Englands an Deutschland nicht wieder aus, z.B. durch überwiegende Einkäufe Deutschlands in England, so muss der Sterlingpreis für Markwechsel auf Deutschland bis zu dem Punkt steigen, wo es sich lohnt, statt Wechsel Metall - Goldgeld oder Barren - aus England in Zahlung nach Deutschland zu schicken. Dies ist der typische Verlauf. Nimmt dieser Export von Edelmetall stärkeren Umfang und längere Dauer an, so wird die englische Bankreserve angegriffen, und der englische Geldmarkt, voran die Bank von England, muss Schutzmaßregeln ergreifen. Diese bestehen wesentlich ... in Heraufsetzung des Zinsfußes.“ F. Engels} K. Marx, Kapital 3. : 589f. „Der auswärtige Wechselkurs kann sich ändern 1. infolge der augenblicklichen Zahlungsbilanz, durch welche Ursachen immer diese bestimmt sei: durch rein merkantilische, durch Kapitalanlage im Ausland oder aber durch Staatsausgaben, bei Kriegen usw., soweit Barzahlungen im Ausland dabei gemacht werden. 2. Infolge von Entwertung des Geldes in einem Land, sei dies nun Metall- oder Papiergeld... 3. Wo es sich um den Kurs zwischen Ländern handelt, von denen das eine Silber, das andere Gold als ‚Geld‘ verwendet, ist der Wechselkurs abhängig von den relativen Wertschwankungen dieser beiden Metalle.“ K. Marx, Kapital 3. : 605.

Historisches zum Wucherkapital

Page 461: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

171

Kapital 3.: 607 - 626 36. Kapitel Vorkapitalistisches vom Zinskapital „Das zinstragende Kapital, oder wie wir es in seiner altertümlichen Form bezeichnen können, das Wucherkapital, gehört mit seinem Zwillingsbruder, dem kaufmännischen Kapital, zu den uralten Formen des Kapitals, die der kapitalistischen Produktionsweise lange vorhergehen und sich in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen vorfinden. Die Existenz des Wucherkapitals erfordert nichts, als dass wenigstens ein Teil der Produkte sich in Waren verwandelt und zugleich mit dem Warenhandel das Geld sich in seinen verschiedenen Funktionen entwickelt hat. Die Entwicklung des Wucherkapitals schließt sich an die des Kaufmannskapitals und speziell an die des Geldhandlungskapitals. Im alten Rom, von den letzten Zeiten der Republik an, wo die Manufaktur tief unter der antiken Durchschnittsentwicklung stand, war Kaufmannskapital, Geldhandlungskapital und Wucherkapital - innerhalb der antiken Form - auf den höchsten Punkt entwickelt.“ K. Marx, Kapital 3. : 607. „Man hat gesehen, wie sich mit dem Geld notwendig die Schatzbildnerei einfindet. Der professionelle Schatzbildner wird jedoch erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt.“ K. Marx, Kapital 3. : 607. „In allen Formen, worin die Sklavenwirtschaft (nicht patriarchalisch, sondern wie in den späteren griechischen und römischen Zeiten) als Mittel der Bereicherung besteht, wo Geld also Mittel ist, durch Ankauf von Sklaven, Land etc. fremde Arbeit anzueignen, wird das Geld, eben weil es so angelegt wird, als Kapital verwertbar, zinstragend.“ K. Marx, Kapital 3. 608.

„Die charakteristischen Formen jedoch, worin das Wucherkapital in den Vorzeiten der kapitalistischen Produktionsweise existiert, sind zweierlei. Ich sage charakteristische Formen. Dieselben Formen wiederholen sich auf Basis der kapitalistischen Produktion, aber bloß als untergeordnete Formen. Sie sind hier nicht mehr die Formen, die den Charakter des zinstragenden Kapitals bestimmen. Diese beiden Formen sind: erstens, der Wucher durch Geldverleihen an verschwenderische Große, wesentlich Grundeigentümer; zweitens, Wucher durch Geldverleihen an den kleinen, im Besitz seiner eigenen Arbeitsbedingungen befindlichen Produzenten, worin der Handwerker eingeschlossen ist, aber ganz speziell der Bauer, da überhaupt in vorkapitalistischen Zuständen, soweit sie kleine selbständige Einzelproduzenten zulassen, die Bauernklasse deren große Majorität bilden muss. Beides, sowohl der Ruin der reichen Grundeigentümer durch den Wucher, wie die Aussaugung der kleinen Produzenten führt zur Bildung und Konzentration großer Geldkapitalien.“ K. Marx, Kapital 3. : 608. “Wieweit aber dieser Prozess die alte Produktionsweise aufhebt, wie dies im modernen Europa der Fall war, und ob er an ihrer Stelle die kapitalistische Produktionsweise setzt, hängt ganz von der historischen Entwicklungsstufe und den damit gegebenen Umständen ab.“ K. Marx, Kapital 3. : 608. „Der Wucher zentralisiert Geldvermögen, wo die Produktionsmittel zersplittert sind. Er

Page 462: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

172

ändert die Produktionsweise nicht, sondern saugt sich an sie als Parasit fest und macht sie miserabel. ... Daher der populäre Hass gegen den Wucher, am höchsten in der antiken Welt, wo das Eigentum an seinen Produktionsbedingungen zugleich Basis der politischen Verhältnisse, der Selbständigkeit des Staatsbürgers war.“ K. Marx, Kapital 3. : 610. „Das Wucherkapital besitzt die Ausbeutungsweise des Kapitals ohne seine Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital 3. : 611. „Erst wo und wann die übrigen Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise vorhanden sind, erscheint der Wucher als eines der Bildungsmittel der neuen Produktionsweise, durch Ruin der Feudalherren und der Kleinproduktion einerseits, durch Zentralisation der Arbeitsbedingungen zu Kapital andererseits.“ K. Marx, Kapital 3. : 611. „Was der verschwenderische und korrumpierende Reichtum will, ist Geld als Geld, Geld als Mittel, alles zu kaufen. (Auch zum Schuldenzahlen.) Wozu der kleine Produzent vor allem Geld braucht, ist zum Zahlen.“ K. Marx, Kapital 3. : 612. „Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel ist ... das eigentliche, große und eigentümliche Terrain des Wuchers. Jede an bestimmten Termin fällige Geldleistung, Grundzins, Tribut, Steuer etc., bringt die Notwendigkeit einer Geldzahlung mit sich. Daher setzt der Wucher im großen von den alten Römern bis auf die modernen Zeiten an die Steuerpächter ... an. Dann entwickelt sich mit dem Handel und der Verallgemeinerung der Warenproduktion die zeitliche Trennung von Kauf und Zahlung. Das Geld ist an bestimmtem Termin zu liefern.“ K. Marx, Kapital 3. : 613. „Die Entwicklung des Kreditwesens vollbringt sich als Reaktion gegen den Wucher... Es bedeutet nichts mehr und nichts weniger als die Unterordnung des zinstragenden Kapitals unter die Bedingungen und Bedürfnisse der kapitalistischen Produktionsweise. Im großen und ganzen wird das zinstragende Kapital im modernen Kreditsystem den Bedingungen der kapitalistischen Produktion angepasst. Der Wucher als solcher existiert nicht nur fort, sondern wird bei den Völkern entwickelter kapitalistischer Produktion von den Schranken befreit, die ihm alle ältere Gesetzgebung gezogen hat. Das zinstragende Kapital behält die Form von Wucherkapital gegenüber Personen und Klassen oder in Verhältnissen, wo nicht im Sinn der kapitalistischen Produktionsweise geborgt wird und geborgt werden kann; wo aus individueller Not geborgt wird wie im Pfandhaus; wo dem genießenden Reichtum für Verschwendung geborgt wird; oder wo der Produzent nichtkapitalistischer Produzent ist, kleiner Bauer, Handwerker etc.... endlich wo der kapitalistische Produzent selbst auf so kleiner Stufenleiter produziert, dass er sich jenen selbst arbeitenden Produzenten nähert.“ K. Marx, Kapital 3. : 613f. „Was das zinstragende Kapital, soweit es ein wesentliches Element der kapitalistischen Produktionsweise bildet, vom Wucherkapital unterscheidet, ist in keiner Weise die Natur oder der Charakter dieses Kapitals selbst. Es sind nur die veränderten Bedingungen, unter denen es fungiert, und daher auch die total verwandelte Gestalt des Borgers, der dem Geldverleiher gegenübertritt. Selbst wo ein vermögensloser Mann als Industrieller oder Kaufmann Kredit erhält, geschieht es in dem Vertrauen, dass er als Kapitalist fungieren, unbezahlte Arbeit aneignen wird mit dem geliehenen Kapital. Es wird ihm Kredit gegeben als potentiellem Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital 3. : 614. „Und dieser Umstand..., dass ein Mann ohne Vermögen, aber mit Energie, Solidität, Fähigkeit und Geschäftskenntnis sich in dieser Weise in einen Kapitalisten verwandeln kann ..., befestigt die Herrschaft des Kapitals selbst, erweitert ihre Basis und erlaubt ihr, sich mit stets neuen Kräften aus der gesellschaftlichen Unterlage zu rekrutieren. Ganz wie der Umstand, dass die katholische Kirche im Mittelalter ihre Hierarchie ohne

Page 463: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

173

Ansehen von Stand, Geburt, Vermögen aus den besten Köpfen im Volk bildete, eine Hauptbefestigungsmittel der Pfaffenherrschaft und der Unterdrückung der Laien war. Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klassen in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft. Statt des Bannfluchs gegen das zinstragende Kapital überhaupt, ist es daher umgekehrt sein ausdrückliche Anerkennung, wovon die Initiatoren des modernen Kreditsystems ausgehen.“ K. Marx, Kapital 3. : 614. „Die Kreditassoziationen, die sich im 12. und 14. Jahrhundert in Venedig und Genua bildeten, entsprangen aus dem Bedürfnis des Seehandels und des auf denselben gegründeten Großhandels, sich von der Herrschaft des altmodischen Wuchers und den Monopolisierern des Geldhandels zu emanzipieren. Wenn die eigentlichen Banken, die in diesen Stadtrepubliken gestiftet wurden, zugleich als Anstalten für den öffentlichen Kredit sich darstellen, von denen der Staat Vorschüsse auf einzunehmende Steuern erhielt, so darf nicht vergessen werden, dass die Kaufleute, die jene Assoziationen bildeten, selbst die ersten Leute jener Staaten und ebenso interessiert waren, die Regierung wie sich selbst vom Wucher zu emanzipieren und zugleich sich den Staat dadurch mehr und sicherer zu unterwerfen.“ K. Marx, Kapital 3. : 613. „Während des ganzen 18. Jahrhunderts ertönt - und die Gesetzgebung handelt in diesem Sinn - ... der Schrei nach gewaltsamer Herabsetzung des Zinsfußes, um das zinstragende Kapital dem kommerziellen und industriellen unterzuordnen statt umgekehrt.“ K. Marx, Kapital 3. : 616. „Diese gewaltsame Bekämpfung des Wuchers, diese Forderung der Unterordnung des zinstragenden unter das industrielle Kapital ist nur der Vorläufer der organischen Schöpfungen, die diese Bedingungen der kapitalistischen Produktion im modernen Bankwesen herstellen, das einerseits das Wucherkapital seines Monopols beraubt, indem es alle tot liegenden Geldreserven konzentriert und auf den Geldmarkt wirft, andererseits das Monopol der edlen Metalle selbst durch Schöpfung des Kreditgeldes beschränkt.“ K. Marx, Kapital 3. : 617. „Das Banksystem ist, der formellen Organisation und Zentralisation nach... das künstlichste und ausgebildetste Produkt, wozu es die kapitalistische Produktionsweise überhaupt bringt. Daher die ungeheure Macht eines Instituts wie die Bank von England auf Handel und Industrie, obgleich deren wirkliche Bewegung ganz außerhalb ihres Bereichs bleibt und sie sich passiv dazu verhält. Es ist damit allerdings die Form einer allgemeinen Buchführung und Verteilung der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter gegeben, aber auch nur die Form. Wir haben gesehen, dass der Durchschnittsprofit des einzelnen Kapitalisten, oder jedes besonderen Kapitals, bestimmt ist nicht durch die Mehrarbeit, die dies Kapital in erster Hand aneignet, sondern durch das Quantum von Gesamtmehrarbeit, die das Gesamtkapital aneignet und wovon jedes besondere Kapital nur als proportionaler Teil des Gesamtkapitals seine Dividende zieht. Dieser gesellschaftliche Charakter des Kapitals wird erst vermittelt und vollauf verwirklicht durch volle Entwicklung des Kredit- und Banksystems. Andererseits geht dies weiter. Es stellt den industriellen und kommerziellen Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle, nicht bereits aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfügung, so dass weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentümer oder Produzenten sind. Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthält so an sich (im Keim)... die Aufhebung des Kapitals selbst. Durch das Bankwesen ist die Verteilung des Kapitals den Händen der Privatkapitalisten und

Page 464: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

174

Wucherern als ein besonderes Geschäft, als gesellschaftliche Funktion entzogen. Bank und Kredit werden aber dadurch zugleich das kräftigste Mittel, die kapitalistische Produktion über ihre eigenen Schranken hinauszutreiben, und eins der wirksamsten Vehikel der Krisen und des Schwindels. Das Banksystem zeigt ferner durch die Ersetzung verschiedener Formen von zirkulierendem Kredit (Banknoten, Papiergeld) an Stelle des Geldes, dass das Geld in der Tat nichts anderes ist als ein besonderer Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit und ihrer Produkte, der aber als im Gegensatz zu der Basis der Privatproduktion stets in letzter Instanz als ein Ding, als besondere Ware neben anderen Waren sich darstellen muss.“ K. Marx, Kapital 3. : 620f. „Endlich unterliegt es keinem Zweifel, dass das Kreditsystem als ein mächtiger Hebel dienen wird während des Übergangs aus der kapitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der assoziierten Arbeit; jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit anderen großen organischen Umwälzungen der Produktionsweise selbst. Dagegen entspringen die Illusionen über die wunderwirkende Macht des Kredit- und Bankwesens, im sozialistischen Sinn, aus völliger Unkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise und des Kreditwesens als einer ihrer Formen. Sobald die Produktionsmittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch die Aufhebung des Privateigentums eingeschlossen ist), hat der Kredit also solcher keinen Sinn mehr... Solange andererseits die kapitalistische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital als eine ihrer Formen fort und bildet in der Tat die Basis ihres Kreditsystems.“ K. Marx, Kapital 3. : 621. „Wir haben gesehen, dass das Kaufmannskapital und das zinstragende Kapital die ältesten Formen des Kapitals sind. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass das zinstragende Kapital in der Volksvorstellung sich als die Form des Kapitals als solches darstellt. Im Kaufmannskapital findet eine vermittelnde Tätigkeit statt, möge sie nun als Prellerei, Arbeit oder wie immer ausgelegt werden. Dagegen stellt sich im zinstragenden Kapital der selbstreproduzierende Charakter des Kapitals, der sich verwertende Wert, die Produktion des Mehrwerts, als okkulte Qualität rein dar.“ K. Marx, Kapital 3. : 622.

Extraprofit und Grundrente

Kapital 3.: 627 - 652 Sechster Abschnitt Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente 37. Kapitel Einleitendes „Die Analyse des Grundeigentums in seinen verschiedenen geschichtlichen Formen liegt jenseits der Grenzen dieses Werks. Wir beschäftigen uns nur mit ihm, soweit ein Teil des vom Kapital erzeugten Mehrwerts dem Grundeigentümer anheimfällt. Wir unterstellen also, dass die Agrikultur ... von der kapitalistischen Produktionsweise beherrscht, d.h. dass die Landwirtschaft von Kapitalisten betrieben wird, die sich von den übrigen Kapitalisten zunächst nur durch das Element unterscheiden, worin ihr Kapital und die von diesem Kapital in Bewegung gesetzte Lohnarbeit angelegt ist. Für uns produziert der

Page 465: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

175

Pächter Weizen usw. wie der Fabrikant Garn oder Maschinen. Die Unterstellung, dass die kapitalistische Produktionsweise sich der Landwirtschaft bemächtigt hat, schließt ein, dass sie alle Sphären der Produktion und der bürgerlichen Gesellschaft beherrscht, dass also auch ihre Bedingungen, wie freie Konkurrenz der Kapitale, Übertragbarkeit derselben von einer Produktionssphäre in die andere, gleiche Höhe des Durchschnittsprofits usw. in ihrer ganzen Reife vorhanden sind.“ K. Marx, Kapital 3. : 627. „Für unsere Entwicklung ist es also ein ganz gleichgültiger Einwurf, wenn erinnert wird, dass auch andere Formen des Grundeigentums und des Ackerbaus existiert haben oder noch existieren. Es kann dies nur die Ökonomen treffen, welche die kapitalistische Form des Grundeigentums nicht als historische, sondern als ewige Kategorien behandeln.“ K. Marx, Kapital 3. : 628. „Für uns ist die Betrachtung der modernen Form des Grundeigentums nötig, weil es überhaupt gilt, die bestimmten Produktions- und Verkehrsverhältnisse zu betrachten, die aus der Anlage des Kapitals in der Landwirtschaft entspringen. Ohne das wäre die Analyse desselben nicht vollständig. Wir beschränken uns also ausschließlich auf die Kapitalanlage im eigentlichen Ackerbau, d.h. in der Produktion des Hauptpflanzenstoffs, wovon eine Bevölkerung lebt. Wir können sagen Weizen, weil dieser das Hauptnahrungsmittel der modernen, kapitalistisch entwickelten Völker ist. (Oder, statt Ackerbau, Bergwerke, weil die Gesetze dieselben.)“ K. Marx, Kapital 3. : 628. „Von dem Grundeigentum, soweit es nicht sich auf den zur Weizenproduktion bestimmten Boden bezieht, werden wir daher nicht ausdrücklich sprechen, sondern hie und da nur der Illustration halber darauf zurückkommen.“ K. Marx, Kapital 3. : 628. „Der Vollständigkeit wegen ist zu bemerken, dass hier unter Grund und Boden auch Wasser etc. verstanden wird, soweit es einen Eigentümer hat, als Zubehör von Grund und Boden sich darstellt.“ K. Marx, Kapital 3. : 628. „Das Grundeigentum setzt das Monopol gewisser Personen voraus, über bestimmte Proportionen des Erdkörpers als ausschließliche Sphären ihres Privatwillens mit Ausschluss aller anderen zu verfügen. Dies vorausgesetzt, handelt es sich darum, den ökonomischen Wert, d.h. die Verwertung dieses Monopols auf Basis der kapitalistischen Produktion zu entwickeln.“ K. Marx, Kapital 3. : 628f. „Im Abschnitt über die ursprüngliche Akkumulation (Buch I, Kapitel 24) hat man gesehen, wie diese Produktionsweise voraussetzt einerseits die Loslösung der unmittelbaren Produzenten aus der Stellung eines bloßen Zubehörs des Bodens (in der Form von Hörigen, Leibeigenen, Sklaven etc.) andererseits die Enteignung der Masse des Volks vom Grund und Boden. Insofern ist das Monopol des Grundeigentums eine historische Voraussetzung und bleibt fortwährende Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise....“ K. Marx, Kapital 3. : 630. „Die Form aber, worin die beginnende kapitalistische Produktionsweise das Grundeigentum vorfindet, entspricht ihr nicht. Die ihr entsprechende Form wird erst von ihr selbst geschaffen durch die Unterordnung der Agrikultur unter das Kapital; ... Es ist eines der großen Resultate der kapitalistischen Produktionsweise, dass sie einerseits die Agrikultur aus einem bloß empirischen und mechanisch sich forterbenden Verfahren des unentwickeltsten Teils der Gesellschaft in bewusste und wissenschaftliche Anwendung der Agronomie verwandelt, soweit dies überhaupt innerhalb der mit dem Privateigentum gegebenen Verhältnisse möglich ist; dass sie das Grundeigentum einerseits von Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen völlig loslöst, andererseits den Grund und Boden als

Page 466: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

176

Arbeitsbedingung gänzlich vom Grundeigentum und Grundeigentümer trennt, für den er weiter nichts vorstellt, als eine bestimmte Geldsteuer, die er vermittelst seines Monopols vom industriellen Kapitalisten, dem Pächter, erhebt: Dass sie so sehr den Zusammenhang loslöst, dass der Grundeigentümer sein ganzes Leben in Konstantinopel zubringen kann, während sein Grundeigentum in Schottland liegt. Das Grundeigentum erhält so seine rein ökonomische Form, durch Abstreifung aller seiner früheren politischen und sozialen Verbrämungen und Verquickungen... Die Rationalisierung der Agrikultur einerseits, die diese erst befähigt, gesellschaftlich betrieben zu werden, die Rückführung des Grundeigentums ins Absurde andererseits, dies sind die großen Verdienste der kapitalistischen Produktionsweise. Wie alle ihre anderen historischen Fortschritte, erkaufte sie auch diesen zunächst durch die völlige Verelendung der unmittelbaren Produzenten.“ K. Marx, Kapital 3. : 630f. „Bevor wir zum Gegenstand selbst übergehen, sind noch einige Vorbemerkungen zur Abwehr von Missverständnissen nötig. Die Voraussetzung bei der kapitalistischen Produktionsweise ist also diese: die wirklichen Ackerbauer sind Lohnarbeiter, beschäftigt von einem Kapitalisten, dem Pächter, der die Landwirtschaft nur als ... Anlage seines Kapitals in einer besonderen Produktionssphäre betreibt. Dieser Pächterkapitalist zahlt dem Grundeigentümer ... des von ihm ausgebeuteten Bodens, in bestimmten Terminen... eine kontraktlich festgelegte Geldsumme... für die Erlaubnis, sein Kapital in diesem besonderen Produktionsfeld anzuwenden. Diese Geldsumme heißt Grundrente, einerlei ob sie von Ackerboden, Baugrundstücken, Bergwerken, Fischerei, Waldungen usw. gezahlt wird. Sie wird gezahlt für die ganze Zeit, während deren kontraktlich der Grundeigentümer den Boden an den Pächter verliehen, vermietet hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 631. “Die Grundrente ist also hier die Form, worin sich das Grundeigentum ökonomisch ... verwertet. Wir haben ferner hier alle drei Klassen, welche den Rahmen der modernen Gesellschaft konstituieren, zusammen und einander gegenüber - Lohnarbeiter, industrieller Kapitalist, Grundeigentümer.“ K. Marx, Kapital 3. : 632. „Kapital kann in der Erde fixiert, ihr einverleibt werden, teils mehr vorübergehend, wie bei Verbesserungen chemischer Natur, Düngung usw., teils mehr permanent, wie bei Abzugkanälen, Bewässerungsanlagen, Nivellierungen, Wirtschaftsgebäuden etc. Ich habe anderswo das der Erde so einverleibte Kapital Boden- oder Erdkapital genannt. Es fällt unter die Kategorien des fixen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. : 632. „Die mehr temporären Kapitalanlagen, die die gewöhnlichen Produktionsprozesse in der Agrikultur mit sich führen, werden alle ohne Ausnahme vom Pächter gemacht. Diese Anlagen ... verbessern den Boden, steigern sein Produkt und verwandeln die Erde aus bloßer Materie in Erde-Kapital. Ein bebautes Feld ist mehr wert als ein unbebautes von derselben natürlichen Qualität. Auch die mehr permanenten, sich in längerer Zeit abnutzenden ... fixen Kapitale werden zum großen Teil... vom Pächter gemacht. Sobald aber die kontraktlich festgesetzte Pachtzeit abgelaufen ist ... fallen die dem Boden einverleibten Verbesserungen als untrennbares Zubehör... des Bodens als Eigentum dem Besitzer des Bodens anheim. Bei dem neuen Pachtkontrakt, den er schließt, fügt der Grundeigentümer den Zins für das der Erde einverleibte Kapital der eigentlichen Grundrente hinzu; ob er den Boden nun an den Pächter vermietet, der die Verbesserungen gemacht hat, oder an einen anderen Pächter. Seine Rente schwillt so auf; oder, wenn er den Boden verkaufen will ..., ist jetzt sein Wert

Page 467: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

177

gesteigert. ... Es ist dies eins der Geheimnisse ... der steigenden Bereicherung der Grundeigentümer, des fortwährenden Anschwellens ihrer Renten und des wachsenden Geldwerts ihrer Ländereien mit dem Fortschritt der ökonomischen Entwicklung.“ K. Marx, Kapital 3. : 632f. „Es ist dies aber zugleich eins der größten Hindernisse einer rationellen Agrikultur, indem der Pächter alle Verbesserungen und Auslagen vermeidet, deren vollständiger Rückfluss während der Dauer seiner Pachtzeit nicht zu erwarten steht;“ K. Marx, Kapital 3. : 633. Entstehung und Bewegungen des Bodenpreises: „Die Grundrente kann ... mit dem Zins verwechselt und so ihr spezifischer Charakter verkannt werden. Die Grundrente stellt sich dar in einer bestimmten Geldsumme, die der Grundeigentümer jährlich aus der Verpachtung eines Stücks des Erdballs bezieht. Wir haben gesehen, wie jede bestimmte Geldeinnahme kapitalisiert werden, d.h. als der Zins eines imaginären Kapitals betrachtet werden kann. Ist z.B. der mittlere Zinsfuß 5 %, so kann also auch eine jährliche Grundrente von 100000 Euro als Zins eines Kapitals von 2 Millionen Euro betrachtet werden. Es ist die so kapitalisierte Grundrente, die den Kaufpreis oder Wert des Bodens bildet, eine Kategorie, die auf den ersten Blick... irrational ist, da die Erde nicht das Produkt der Arbeit ist, also auch keinen Wert hat. Andererseits aber verbirgt sich hinter dieser irrationalen Form ein wirkliches Produktionsverhältnis... Es ist in der Tat der Kaufpreis nicht des Bodens, sondern der Grundrente, die er abwirft, berechnet nach dem gewöhnlichen Zinsfuß.“ K. Marx, Kapital 3. : 636 „Der Bodenpreis ist nichts als die kapitalisierte und daher vorausberechnete Rente.“ K. Marx, Kapital 3. : 816. „In der Tat ist das für den Ankauf des Bodens, ganz wie das im Ankauf von Staatspapieren verausgabte Geld nur an sich Kapital, wie jede Wertsumme auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise an sich Kapital, potentielles Kapital ist. Was für den Boden gezahlt worden ist, wie für die Staatsfonds, wie für andere gekaufte Waren, ist eine Geldsumme. Diese ist an sich Kapital, weil sie in Kapital verwandelt werden kann. Es hängt ab von dem Gebrauch, den der Verkäufer davon macht, ob das von ihm erhaltene Geld sich wirklich in Kapital verwandelt oder nicht. Für den Käufer kann es nie mehr als solches fungieren, sowenig wie jedes andere Geld, dass er definitiv verausgabt hat. In seiner Berechnung figuriert es für ihn als zinstragendes Kapital, weil er die Einnahme, die er als Rente vom Boden oder als Schuldzins vom Staat erhält, als Zins des Geldes berechnet, das ihm der Ankauf des Titels auf diese Revenue gekostet hat. Als Kapital kann er es nur realisieren durch den Wiederverkauf.“ K. Marx, Kapital 3. : 817f. „Es folgt daher, dass, die Grundrente als konstante Größe vorausgesetzt, der Bodenpreis steigen oder fallen kann, umgekehrt wie der Zinsfuß steigt oder fällt. Fiele der gewöhnliche Zinsfuß von 5 auf 4 %, so stellte eine jährliche Grundrente von 100000 Euro die jährliche Verwertung eines Kapitals von 2,5 Millionen statt von 2 Millionen Euro vor, und so wäre der Preis desselben Grundstücks von 2 Millionen Euro auf 2,5 Millionen gestiegen... Umgekehrt im umgekehrten Fall. Es ist dies eine von der Bewegung der Grundrente selbst unabhängige und nur durch den Zinsfuß geregelte Bewegung des Bodenpreises.“ K. Marx, Kapital 3. : 636. „Da wir aber gesehen haben, dass die Profitrate im Fortschritt der gesellschaftlichen Entwicklung eine Tendenz zum Fallen hat und daher auch der Zinsfuß, soweit er durch die Profitrate geregelt wird; dass ferner, auch abgesehen von der Profitrate, der Zinsfuß eine Tendenz zum Fallen hat, infolge des Wachstums des verleihbaren Geldkapitals, so folgt, dass

Page 468: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

178

der Bodenpreis eine Tendenz zum Steigen hat, auch unabhängig von der Bewegung der Grundrente und des Preises der Bodenprodukte, wovon die Rente einen Teil bildet.“ K. Marx, Kapital 3. : 637. „Da das Grundeigentum in allen alten Ländern für eine besonders vornehme Form des Eigentums gilt und der Ankauf desselben außerdem als besonders sichere Kapitalanlage, so steht der Zinsfuß, zu dem die Grundrente gekauft wird, meist niedriger als bei anderen auf längere Zeit sich erstreckenden Kapitalanlagen, so dass z.B. der Käufer von Grund und Boden nur 4 % auf den Kaufpreis erhält, während er für dasselbe Kapital sonst 5 % erhalten würde, oder, was auf dasselbe hinauskommt, er zahlt mehr Kapital für die Grundrente, als er für dieselbe jährliche Geldeinnahme in anderen Anlagen zahlen würde.“ K. Marx, Kapital 3. : 637. (Im Folgenden werden falsche Vorstellungen über die Grundrente widerlegt: Verwechslung der Rente mit Zins, Verwechslung von Rente mit Mehrprodukt überhaupt, Verwechslung der Rente mit einer ihrer historisch auftretenden Formen, Verwechslung der Rente mit der Gratisgabe der wachsenden Produktivkraft der Gesellschaft)

Kapital 3.: 653 - 661 38. Kapitel Die Differentialrente: Allgemeines „Bei Analyse der Bodenrente wollen wir zunächst von der Voraussetzung ausgehen, dass Produkte, die eine solche Rente zahlen ... - für unseren Zweck reicht es hin, Ackerbauprodukte oder auch Bergwerksprodukte zu berücksichtigen -, dass also Boden- oder Bergwerksprodukte, wie alle anderen Waren zu ihren Produktionspreisen verkauft werden. D.h. ihre Verkaufspreise sind gleich ihren Kostelementen (dem Wert des aufgezehrten konstanten und variablen Kapitals) plus einem Profit, bestimmt durch die allgemeine Profitrate, berechnet auf das vorgeschossene Gesamtkapital, verbrauchtes und nicht verbrauchtes... Es fragt sich dann, wie unter dieser Voraussetzung sich eine Grundrente entwickeln, d.h. ein Teil des Profits sich in Grundrente verwandeln, daher ein Teil des Warenpreises dem Grundeigentümer anheimfallen kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 653. „Um den allgemeinen Charakter dieser Form der Grundrente zu zeigen, unterstellen wir, die Fabriken in einem Lande würden in überwiegender Anzahl durch Dampfmaschinen getrieben, eine bestimmte Minderzahl jedoch durch natürliche Wasserfälle. Unterstellen wir, der Produktionspreis in jenen Industriezweigen sei 115 für eine Masse von Waren, worin ein Kapital von 100 verzehrt ist. Die 15 % Profit sind berechnet nicht nur auf das konsumierte Kapital von 100, sondern auf das Gesamtkapital, das in der Produktion dieses Warenwerts angewandt ist. Dieser Produktionspreis ... ist bestimmt, nicht durch den individuellen Kostpreis jedes einzelnen produzierenden Industriellen, sondern durch den Kostpreis, den die Ware durchschnittlich kostet unter den Durchschnittsbedingungen des Kapitals in der ganzen Produktionssphäre. Es ist in der Tat der Marktproduktionspreis.“ K. Marx, Kapital 3. : 654. „Da die bestimmten Zahlenverhältnisse hier vollständig gleichgültig sind, wollen wir ferner annehmen, dass der Kostpreis in den Fabriken, die durch Wasserkraft getrieben werden, nur 90 statt 100 betrage. Da der den Markt regulierende Produktionspreis der Masse dieser Waren = 115, mit einem

Page 469: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

179

Profit von 15 %, so werden die Fabrikanten, die ihre Maschinen mit Wasserkraft treiben, ebenfalls zu 115 verkaufen... Ihr Profit betrüge dann 25 statt 15; der regulierende Produktionspreis erlaubte ihnen einen Extraprofit von 10 % zu machen, nicht weil sie ihre Ware über, sondern weil sie sie zu dem Produktionspreis verkaufen, weil ihre Waren produziert werden... unter ausnahmsweise günstigen Bedingungen....“ K. Marx, Kapital 3. : 654. „Zweierlei zeigt sich sofort: Erstens: ... Der Wert der mit dem Wasserfall produzierten Ware ist kleiner, weil zu ihrer Produktion ein kleineres Gesamtquantum Arbeit erforderlich ist, nämlich weniger Arbeit, die ... als Teil des konstanten Kapitals eingeht. Die hier angewandte Arbeit ist produktiver, ihre individuelle Produktivkraft ist größer als die in der Masse derselben Art Fabriken angewandten Arbeit.... Diese größere individuelle Produktivkraft der angewandten Arbeit vermindert den Wert, aber auch den Kostpreis und damit den Produktionspreis der Ware. Für den Industriellen stellt sich dies so dar, dass für ihn der Kostpreis der Ware geringer ist.... Da der Kostpreis seiner Ware geringer ist, ist auch sein individueller Produktionspreis geringer. Der Kostpreis für ihn ist 90 statt 100. Also wäre auch sein individueller Produktionspreis statt 115 nur 103,5...“ K. Marx, Kapital 3. : 655. „Zweitens: Bisher unterscheidet sich der Extraprofit des Fabrikanten, der den natürlichen Wasserfall statt des Dampfs als Triebkraft anwendet, in keiner Art von allem anderen Extraprofit. ... Aber jetzt kommt der Unterschied.“ K. Marx, Kapital 3. : 656. „Die gesteigerte Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit entspringt weder aus dem Kapital und der Arbeit selbst, noch aus bloßer Anwendung einer von Kapital und Arbeit unterschiedenen, aber dem Kapital einverleibten Naturkraft. Sie entspringt aus der größeren naturwüchsigen Produktivkraft der Arbeit, gebunden an die Benutzung einer Naturkraft, aber nicht einer Naturkraft, die allem Kapital in derselben Produktionssphäre zur Verfügung steht, wie z.B. die Ausdehnungsfähigkeit des Dampfs... Sondern in einer monopolisierbaren Naturkraft, die wie der Wasserfall nur denen zur Verfügung steht, die über besondere Stücke des Erdbodens ... zu verfügen haben... Sie findet sich nur lokal in der Natur vor und ist da, wo sie sich nicht vorfindet, nicht herstellbar durch bestimmte Auslage von Kapital... Der Teil der Fabrikanten, der die Wasserfälle besitzt, schließt den Teil, der sie nicht besitzt, von der Anwendung dieser Naturkraft aus... Der Besitz dieser Naturkraft bildet ein Monopol in der Hand ihres Besitzers...; diese Naturkraft, die so monopolisierbar ist, haftet immer an der Erde. Eine solche Naturkraft gehört nicht zu den allgemeinen Bedingungen der fraglichen Produktionssphäre und nicht zu den Bedingungen derselben, die allgemein herstellbar sind.“ K. Marx, Kapital 3. : 658. „Denken wir uns nun die Wasserfälle, mit dem Boden, zu dem sie gehören, in der Hand von Subjekten, die als Inhaber dieser Teile des Erdballs gelten, als Grundeigentümer, so schließen sie die Anlage des Kapitals am Wasserfall und seine Benutzung durch das Kapital aus. Sie können die Benutzung erlauben oder versagen... Der Extraprofit, der aus dieser Benutzung des Wasserfalls entspringt, entspringt daher nicht aus dem Kapital, sondern aus der Anwendung einer monopolisierbaren und monopolisierten Naturkraft durch das Kapital. Unter diesen Umständen verwandelt sich der Extraprofit in Grundrente; d.h. er fällt dem Eigentümer des Wasserfalls zu.“ K. Marx, Kapital 3. : 659. „Zahlt der Fabrikant diesem 10 Pfd. St. jährlich für seinen Wasserfall, so beträgt sein Profit 15 Pfd. St.; 15 % auf die 100 Pfd. St., worauf dann seine Produktionskosten sich belaufen; und er steht sich ganz ebenso gut, möglicherweise besser, als alle anderen Kapitalisten seiner

Page 470: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

180

Produktionssphäre, die mit Dampf arbeiten. Es würde nichts an der Sache ändern, wenn der Kapitalist selbst den Wasserfall eignete. Er würde nach wie vor den Extraprofit von 10 Pfd. St. nicht als Kapitalist, sondern als Eigentümer des Wasserfalls beziehen....“ K. Marx, Kapital 3. : 659. „Das Grundeigentum hat mit dem wirklichen Produktionsprozess nichts zu schaffen. Seine Rolle beschränkt sich darauf, einen Teil des produzierten Mehrwerts aus der Tasche des Kapitals in seine eigene hinüberzuführen.“ K. Marx, Kapital 3. : 829. „Das Grundeigentum befähigt den Eigentümer, die Differenz zwischen dem individuellen Profit und dem Durchschnittsprofit abzufangen;“ K. Marx, Kapital 3. : 661. „Nachdem wir so den allgemeinen Begriff der Differentialrente festgesetzt, gehen wir nun zur Betrachtung derselben in der eigentlichen Agrikultur über. Was von ihr gesagt wird, gilt im ganzen auch für Bergwerke.“ K. Marx, Kapital 3. : 661.

Kapital 3.: 662 - 685 39. Kapitel Erste Form der Differentialrente (Differentialrente I) „Differentialrente I, entspringend aus verschiedener Fruchtbarkeit verschiedener Bodenstücke.“ K. Marx, Kapital 3. : 736. „Extraprofit, wenn normal und nicht durch zufällige Begebenheiten im Zirkulationsprozess erzeugt, wird immer produziert als Differenz zwischen dem Produkt von zwei gleichen Mengen Kapital und Arbeit, und dieser Extraprofit verwandelt sich in Bodenrente, wenn zwei gleiche Mengen Kapital und Arbeit auf gleichen Bodenflächen mit ungleichen Resultaten beschäftigt werden... Es können auch in den verschiedenen Anlagen ungleich große Kapitale beschäftigt sein; ... aber gleiche proportionale Teil, also z.B. 100 Pfd. St., geben ungleiche Resultate; d.h. die Profitrate ist verschieden. Dies ist die allgemeine Voraussetzung für das Dasein des Extraprofits in einer beliebigen Sphäre der Kapitalanlage überhaupt.“ K. Marx, Kapital 3. : 662. “Wir betrachten zuerst die ungleichen Ergebnisse gleicher Mengen von Kapital, angewandt auf verschiedene Ländereien von gleichem Umfang; oder, bei ungleichem Umfang, die Ergebnisse berechnet auf gleich große Bodenflächen. Die zwei allgemeinen, vom Kapital unabhängigen Ursachen dieser ungleichen Ergebnisse sind: 1. die Fruchtbarkeit, 2. die Lage der Ländereien. Die letztere ist ... überhaupt entscheidend für die Reihenfolge, worin Ländereien nacheinander in Bebauung genommen werden können. Ferner ist es klar, dass diese zwei verschiedenen Gründe der Differentialrente, Fruchtbarkeit und Lage, in entgegengesetzter Richtung wirken können. Ein Boden kann sehr gut gelegen und sehr wenig fruchtbar sein, und umgekehrt. Dieser Umstand ist wichtig, denn er erklärt uns, warum bei der Urbarmachung des Bodens eines gegebenen Landes ebensowohl von besserem Land zu schlechterem, wie umgekehrt vorgeschritten werden kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 663f. „Unterstelle 4 Bodenarten, A, B, C, D. Unterstelle ferner den Preis eines Zentners Weizen = 300 Mark. Da die Rente bloße Differentialrente ist, ist dieser Preis von 300 Mark pro Zentner für den schlechtesten Boden gleich den Produktionskosten, d.h. gleich Kapital plus

Page 471: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

181

Durchschnittsprofit. A sei dieser schlechteste Boden und gebe für 250 Mark Auslage 1 Zentner; also 50 Mark Profit oder 20%. Boden B gebe für dieselbe Auslage 2 Zentner = 600 Mark. Es wäre dies 350 Mark Profit oder ein Extraprofit von 300 Mark. Boden C gebe bei gleicher Auslage 3 Zentner = 900 Mark; Gesamtprofit = 650 Mark. Extraprofit = 600 Mark. Boden D gebe 4 Zentner = 1200 Mark = 900 Extraprofit. „Wir hätten dann folgende Reihenfolge: “ K. Marx, Kapital 3. : 665.

Tabelle I. (Ernte, Profit und Rente werden in Zentner und in Mark aufgeführt) Boden--Ernte----Vorschuss----Profit----------Rente -------Ztr.-Mark-----------------Ztr.--Mark----Ztr.- Mark A------1----300-----250----------0,166-50----------------- B------2----600-----250----------1,166-350------1----300 C------3----900-----250----------2,166-650------2-----600 D------4---1200----250----------3,166-950-------3----900 Alle:-10--3000---1000----------6,664-2000-----6---1800 vgl. K. Marx, Kapital 3. : 666.

„Nennen wie den allgemeinen, den Markt regulierenden Produktionspreis P, so fällt P für das Produkt der schlechtesten Bodenart A mit ihrem individuellen Produktionspreis zusammen; d.h. es zahlt der Preis das in der Produktion verzehrte konstante und variable Kapital plus dem Durchschnittsprofit (= Unternehmergewinn plus Zins). Die Rente ist hier gleich Null.“ K. Marx, Kapital 3. : 756. „Der individuelle Produktionspreis der nächstbesseren Bodenart B ist = P‘, und P ist größer als P‘, d.h. P zahlt mehr als den wirklichen Produktionspreis des Produkts der Bodenklasse B. Es sei nun P - P‘ = d; d, der Überschuss von P über P‘, ist daher der Extraprofit, den der Pächter dieser Klasse B macht. Dies d verwandelt sich in Rente, die dem Grundeigentümer zu zahlen ist.“ K. Marx, Kapital 3. : 756. „Für die dritte Bodenklasse C sei P‘‘ der wirkliche Produktionspreis, und P - P‘‘ = 2d; so verwandelt sich dies 2d in Rente; ebenso für die vierte Klasse D der individuelle Produktionspreis P‘‘‘, und P - P‘‘‘ = 3d, das sich in Grundrente verwandelt usw.“ K. Marx, Kapital 3. : 756. „Es ist bei der Differentialrente überhaupt zu bemerken, dass der Marktwert über dem Gesamtproduktionspreis der Produktenmasse steht. Nehmen wir z.B. Tabelle I. Die 10 Zentner Gesamtprodukt werden verkauft zu 3000 Mark, weil der Marktpreis durch den Produktionspreis von A bestimmt ist, der 300 Mark pro Zentner beträgt. .... Der wirkliche Produktionspreis der 10 Zentner aber ist: 1200 (Kapitalvorschuß plus 20 % Durchschnittsprofit); sie werden verkauft zu 3000, 250 % zu teuer. Der wirkliche Durchschnittspreis für 1 Zentner ist 120 Mark; der Marktpreis 300 Mark, ebenfalls 250 % zu teuer. Es ist dies die Bestimmung durch den Marktwert, wie er sich auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise vermittelst der Konkurrenz durchsetzt...“ K. Marx, Kapital 3. : 673. „Was die Gesellschaft, als Konsument betrachtet, zuviel zahlt für die Bodenprodukte, ... bildet jetzt das Plus (= Gesamtrental) für einen Teil der Gesellschaft, die Grundeigentümer.“ K. Marx, Kapital 3. : 674.

Page 472: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

182

Resümee: „Es ergibt sich.... 2. Der Produktionspreis des schlechtesten, keine Rente tragenden Bodens ist stets der regulierende Marktpreis....“ K. Marx, Kapital 3. : 671. „3. Die Differentialrente entspringt aus dem für den jedes Mal gegebenen Entwicklungsgrad der Kultur gegebenen Unterschied in der natürlichen Fruchtbarkeit der Bodenart.... also aus dem beschränkten Umfang der besten Ländereien, und dem Umstand, dass gleiche Kapitale angelegt werden müssen auf ungleiche Bodenarten, die also für dasselbe Kapital ungleiches Produkt abwerfen.“ K. Marx, Kapital 3. : 671. „4. Das Vorhandensein einer Differentialrente ... kann hervorgehen ebenso gut in absteigender Stufenleiter, durch Fortgang von besserem Boden zu schlechterem, wie umgekehrt von schlechterem zu besserem, oder durch Kreuz- und Querzüge in abwechselnder Richtung. (Reihe I kann sich bilden durch Fortgang sowohl von D zu A wie von A zu D ...oder... umfasst Bewegungen beider Art.)“ K. Marx, Kapital 3. : 671. „5. Je nach ihrer Bildungsweise kann die Differentialrente bei stationärem, steigenden und fallendem Preis des Bodenprodukts sich ausbilden.“ K. Marx, Kapital 3. : 671. „Denkt man sich die kapitalistische Form der Gesellschaft aufgehoben und die Gesellschaft als bewusste und planmäßige Vereinigung organisiert, so stellten die 10 Zentner ein Quantum selbständiger Arbeitszeit vor, gleich dem, das in 1200 Mark enthalten ist. Die Gesellschaft würde also dies Bodenprodukt nicht erkaufen zu dem 2,5fachen der wirklichen Arbeitszeit, die darin steckt; die Basis einer Klasse von Grundeigentümern fiele damit weg.“ K. Marx, Kapital 3. : 673f.

Kapital 3.: 686 - 746 40. Kapitel Zweite Form der Differentialrente (Differentialrente II) „Differentialrente II, entspringend aus aufeinanderfolgende Kapitalanlage auf demselben Boden.“ K. Marx, Kapital 3. : 736. “Wir haben bisher die Differentialrente nur betrachtet als das Resultat der verschiedenen Produktivität gleicher Kapitalanlagen auf gleichen Bodenflächen von verschiedener Fruchtbarkeit, so dass die Differentialrente bestimmt war durch die Differenz zwischen dem Ertrag des Kapitals, das im schlechtesten, rentelosen Boden angelegt ist, und dem des Kapitals, das im besseren angelegt ist.... Kann es nun einen Unterschied machen, wenn Kapitalmassen mit verschiedener Produktivität nacheinander auf demselben Bodenstück und wenn sie nebeneinander auf verschiedenen Bodenstücken angelegt werden, vorausgesetzt nur, dass die Resultate dieselben sind?“ K. Marx, Kapital 3. : 686. “Es ist ... von vorneherein klar: .... dass es für das Gesetz der Bildung der Extraprofite nichts ändert, ob gleiche Kapitale mit ungleichen Resultaten nebeneinander auf gleich großen Bodenstrecken oder ob sie nacheinander auf demselben Bodenteil angelegt werden...“ K. Marx, Kapital 3. : 687. „Das in Maschinen usw. angelegte fixe Kapital verbessert sich nicht durch den Gebrauch, sondern verschleißt im Gegenteil. Infolge neuer Erfindungen können auch hier einzelne Verbesserungen angebracht werden, aber die Entwicklung der Produktivkraft als gegeben vorausgesetzt, kann sich die Maschine nur verschlechtern. Bei rascher Entwicklung der Produktivkraft muss die ganze alte Maschinerie durch vorteilhaftere ersetzt werden, also

Page 473: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

183

verloren gehen. Die Erde dagegen, richtig behandelt, verbessert sich fortwährend. Der Vorzug der Erde, dass aufeinanderfolgende Kapitalanlagen Vorteil bringen können, ohne dass die früheren verloren gehen, schließt zugleich die Möglichkeit der Ertragsdifferenz dieser aufeinanderfolgenden Kapitalanlagen ein.“ K. Marx, Kapital 3. : 789. „Zu untersuchen ist Differentialrente II a) bei stationärem, b) bei fallendem, c) bei steigendem Produktionspreis.“ K. Marx, Kapital 3. : 736. Zusammenfassung des Herausgebers, F. Engels: {... Es bleibt dem Herausgeber ... auch noch übrig, aus der ganzen bisherigen Untersuchung der Differentialrente II in ihren drei Hauptfällen und neun Unterfällen die sich ergebenden allgemeinen Schlüsse zu ziehen. Für diesen Zweck aber passen die im Manuskript gegebenen Beispiele nur wenig. ... Um aber für die unten folgenden Resultate der Untersuchung eine anschauliche Grundlage zu erhalten, gebe ich in folgendem eine neue Reihe von Tabellen....“ K. Marx, Kapital 3. : 727. „Diese Tabellen ergeben nun folgendes. Zunächst, dass die Reihe der Renten sich genau verhält wie die Reihe der Fruchtbarkeitsunterschiede, den rentelosen, regulierenden Boden als Nullpunkt genommen. Nicht die absoluten Erträge, sondern nur die Ertragsdifferenzen sind für die Rente bestimmend...“ K. Marx, Kapital 3. : 733. „Weit wichtiger aber ist das Resultat in Beziehung auf die Gesamtrentenerträge bei wiederholter Kapitalanlage auf demselben Boden. In fünf Fällen aus den untersuchten dreizehn verdoppelt sich mit der Kapitalanlage auch die Gesamtsumme der Renten; ... In einem Fall steigt sie, aber nicht auf den doppelten Betrag... Endlich, nur in drei Fällen bleibt die Gesamtrente bei zweiter Kapitalanlage für alle Bodenarten zusammen, auf demselben Stand wie bei der ersten Anlage...; es sind dies die Fälle, wo Boden A außer Konkurrenz gesetzt und Boden B regulierend und damit rentelos wird. Die Rente für B fällt also nicht nur weg, sie wird auch von jedem folgenden Glied der Rentenreihe abgezogen; dadurch ist das Ergebnis bedingt....}“ K. Marx, Kapital 3. : 734. „Dies heißt also: in der großen Mehrzahl aller möglichen Fälle steigt die Rente, sowohl per Hektar des Rente tragenden Bodens, wie namentlich in ihrer Gesamtsumme, infolge vermehrter Kapitalanlage auf den Boden... Je mehr Kapital also auf den Boden verwandt wird, je höher die Entwicklung des Ackerbaus und der Zivilisation überhaupt in einem Lande steht, desto höher steigen die Renten per Hektar sowohl wie die Gesamtsumme der Renten, desto riesiger wird der Tribut, den die Gesellschaft den Großgrundbesitzern in der Gestalt von Extraprofit zahlt - solange die einmal in Bebauung genommenen Bodenarten alle konkurrenzfähig bleiben.“ K. Marx, Kapital 3. : 734. „Dies Gesetz erklärt die wunderbare Lebenszähigkeit der Klasse der großen Grundbesitzer. Keine Gesellschaftsklasse lebt so verschwenderisch, ... keine häuft so leichten Herzens Schulden über Schulden auf. Und doch fällt sie immer wieder auf die Füße - dank dem in den Boden gesteckten Kapital anderer Leute, das ihr Renten einträgt, ganz außer allem Verhältnis zu den Profiten, die der Kapitalist daraus zieht. Dasselbe Gesetz erklärt aber auch, warum diese Lebenszähigkeit des großen Grundbesitzers allmählich sich erschöpft....“ K. Marx, Kapital 3. : 735. „Die transozeanischen Dampfschiffe und die nord- und südamerikanischen und indischen

Page 474: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

184

Eisenbahnen brachten ganz eigentümliche Landstrecken in die Lage, auf den europäischen Kornmärkten zu konkurrieren.“ K. Marx, Kapital 3. : 735. “Und gegen diese Konkurrenz - des jungfräulichen Steppenbodens wie des .... russischen und indischen Bauern - konnte der europäische Pächter und Bauer bei den alten Renten nicht aufkommen. Ein Teil des Bodens in Europa kam definitiv für den Kornbau außer Konkurrenz, die Renten fielen überall. ... Glücklicherweise ist noch lange nicht alles Steppenland in Bebauung genommen; es ist noch übrig genug vorhanden, um den ganzen europäischen großen Grundbesitz zu ruinieren und den kleinen obendrein. F.E.} „Als allgemeines Resultat bei der Betrachtung der Differentialrente überhaupt ergibt sich: Erstens: Die Bildung von Extraprofiten kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Einerseits auf Basis der Differentialrente I, d.h. auf Basis der Anlage des gesamten Agrikulturkapitals auf einer Bodenfläche, welche aus Bodenarten verschiedener Fruchtbarkeit besteht. Ferner als Differentialrente II, auf Basis der verschiedenen Differentialproduktivität aufeinanderfolgenden Kapitalanlagen auf demselben Boden, d.h. hier größerer Produktivität.... Wie diese Extraprofite aber auch entstehen mögen, ihre Verwandlung in Rente, also ihre Übertragung vom Pächter auf den Grundeigentümer, setzt als vorausgehende Bedingung stets voraus, dass die verschiedenen wirklichen individuellen Produktionspreise ... vorher zu einem individuellen Durchschnittsproduktionspreis ausgeglichen werden. Der Überschuss des allgemeinen, regulierenden Produktionspreises des Produkts eines Hektars über diesen seinen individuellen Durchschnittsproduktionspreis bildet und misst die Rente per Hektar. Bei Differentialrente I sind die Differentialresultate an und für sich unterscheidbar, weil sie auf unterschiedenen, außer- und nebeneinanderliegenden Bodenteilen, bei einer als normal angenommenen Kapitalauslage per Hektar und ihr entsprechender Normalbebauung stattfinden. Bei der Differentialrente II müssen sie erst unterscheidbar gemacht werden; sie müssen in der Tat in die Differentialrente I rückverwandelt werden.“ K. Marx, Kapital 3. : 736f. „Zweitens: Bei abnehmender Rate der Produktivität der zuschüssigen Kapitalanlagen ... folgt aus dem eben Entwickelten, dass die Grenze, wo die Gesamtkapitalanlage auf den Hektar von B keine Rente mehr bilden würde, die ist, wo der individuelle Durchschnittsproduktionspreis des Produkts per Hektar von B auf den Produktionspreis per Hektar von A steigen würde.“ K. Marx, Kapital 3. : 738.

Kapital 3.747 - 780 44. Kapitel Differentialrente auch auf dem schlechtesten bebauten Boden (Sonderfall der Differentialrente II: Die Kornernte muss für vermehrte Nachfrage gesteigert werden durch zusätzliche Kapitalauslage auf dem zweitschlechtesten Boden B. Anderer Boden steht nicht zur Verfügung. Dort wurde die bisherige Kornmenge zu zweitschlechtesten Bedingungen produziert, die zusätzliche Kornmenge aber zu Bedingungen, die schlechter sind als auf schlechtesten Boden A. So werden die über A erhöhten Produktionskosten der zusätzlichen Kornmenge zum regulierenden Produktionspreis. Da dieser neue, regulierende Produktionspreis über den Produktionskosten des Bodens A liegt, macht auch Boden A einen Extraprofit und wirft eine Rente ab.)

Page 475: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

185

45. Kapitel Die absolute Grundrente „Bei Analyse der Differentialrente wurde ausgegangen von der Voraussetzung, dass der schlechteste Boden keine Grundrente zahlt oder, um es allgemeiner auszudrücken, dass nur der Boden Grundrente zahlt, für dessen Produkt der individuelle Produktionspreis unter dem den Markt regulierenden Produktionspreis steht, so dass in dieser Weise ein Extraprofit entspringt, der sich in Rente verwandelt.“ K. Marx, Kapital 3. : 756. „Nennen wir den allgemeinen, den Markt regulierenden Produktionspreis P, so fällt P für das Produkt der schlechtesten Bodenart A mit ihrem individuellen Produktionspreis zusammen; d.h. es zahlt der Preis das in der Produktion verzehrte konstante und variable Kapital plus dem Durchschnittsprofit (= Unternehmergewinn plus Zins). Die Rente ist hier gleich Null.“ K. Marx, Kapital 3. : 756. „Der individuelle Produktionspreis der nächstbesseren Bodenart B = P‘, und P ist größer als P‘, d.h. P zahlt mehr als den wirklichen Produktionspreis des Produkts der Bodenklasse B. Es sei nun P - P‘ = d; d, der Überschuss von P über P‘, ist daher der Extraprofit, den der Pächter dieser Klasse B macht. Dies d verwandelt sich in Rente, die dem Grundeigentümer zu zahlen ist.“ K. Marx, Kapital 3. : 756. „Gesetzt nun, für die Bodenklasse A sei die Voraussetzung falsch, dass die Rente = 0 und daher der Preis ihres Produkts = P + 0. Sie zahle vielmehr auch eine Rente = r. In diesem Fall folgt zweierlei. Erstens: der Preis des Bodenprodukts der Klasse A wäre nicht reguliert durch seinen Produktionspreis, sondern enthielte einen Überschuss über diesen, wäre = P + r. ... Der regulierende Marktpreis des gesamten, auf dem Markt befindlichen Produkts aller Bodenarten wäre dann nicht der Produktionspreis, den das Kapital überhaupt in allen Produktionssphären abwirft, d.h. ein Preis gleich den Auslagen plus dem Durchschnittsprofit, sondern er wäre der Produktionspreis plus der Rente, P + r.“ K. Marx, Kapital 3. : 756. „Dennoch wäre aber zweitens in diesem Fall, obgleich der allgemeine Preis des Bodenprodukts wesentlich modifiziert würde, das Gesetz der Differentialrente in keiner Weise hierdurch aufgehoben. Denn wenn der Preis des Produkts der Klasse A, und damit der allgemeine Marktpreis, = P + r, so wäre der Preis der Klassen B, C, D etc. ebenfalls = P + r. Aber da für Klasse B P - P‘ = d, so wäre (P + r) - (P‘ + r) ebenfalls = d .... Die Differentialrente wäre also nach wie vor dieselbe und wäre durch dasselbe Gesetz geregelt, obgleich die Rente ein von diesem Gesetz unabhängiges Element enthielte und gleichzeitig mit dem Preis des Bodenprodukts einen allgemeinen Zuwachs erführe.“ K. Marx, Kapital 3. : 757. „Das Gesetz der Differentialrente ist also von dem Ergebnis der folgenden Untersuchung unabhängig.“ K. Marx, Kapital 3. : 757. „Der Umstand, dass der Pächter (von Boden A) sein Kapital zum gewöhnlichen Profit verwerten könnte, wenn er keine Rente zahlt, ist durchaus kein Grund für den Grundeigentümer, dass er seinen Boden dem Pächter umsonst leiht.“ K. Marx, Kapital 3. : 758. „... der Umstand, dass der schlechteste Boden Rente abwerfen muss, damit seine Bebauung überhaupt erlaubt wird, wäre die Ursache des Steigens der Getreidepreise bis zu dem Punkt, wo diese Bedingung erfüllt werden kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 763. „Das bloße juristische Eigentum am Boden schafft dem Eigentümer keine Grundrente. Wohl aber gibt es ihm die Macht, seinen Boden solange der Ausbeutung zu entziehen, bis die

Page 476: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

186

ökonomischen Verhältnisse eine Verwertung desselben erlauben, die ihm einen Überschuss abwirft, sei es, dass der Boden zur eigentlichen Agrikultur verwandt werde, sei es zu anderen Produktionszweigen, wie Bauten etc.... Er verpachtet erst, sobald ihm ein Pachtgeld gezahlt werden kann. Der Marktpreis muss also über den Produktionspreis gestiegen sein zu P + r, so dass dem Grundeigentümer eine Rente gezahlt werden kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 765f. „Es folgt endlich, dass in diesem Fall nicht die Verteuerung des Produkts Ursache der Rente, sondern die Rente Ursache der Verteuerung des Produkts ist. Wenn der Preis des Produkts der Flächeneinheit des schlechtesten Bodens = P + r, so steigen alle Differentialrenten um das entsprechende Mehrfache von r, da nach der Voraussetzung P + r der regulierende Marktpreis wird.“ K. Marx, Kapital 3. : 771. „Die Differentialrente hat das Eigentümliche, dass das Grundeigentum hier nur den Extraprofit abfängt, den sonst der Pächter einstecken würde... Das Grundeigentum ist hier nur die Ursache der Übertragung eines ohne sein Zutun... erwachsenden Teils des Warenpreises, der sich in Extraprofit auflöst - der Übertragung dieses Preisteils ... vom Kapitalisten auf den Grundeigentümer. Aber das Grundeigentum ist hier nicht die Ursache, welche dieses Bestandteil des Preises schafft oder die Preissteigerung, die er voraussetzt. Dagegen, wenn die schlechteste Bodenart A nicht bebaut werden kann - obgleich ihre Bebauung den Produktionspreis abwerfen würde -, bis sie einen Überschuss über diesen Produktionspreis abwirft, so ist das Grundeigentum der schöpferische Grund dieser Preissteigerung. Das Grundeigentum selbst hat Rente erzeugt.“ K. Marx, Kapital 3. : 763. „Das Grundeigentum ist hier die Barriere, die keine neue Kapitalanlage auf bisher unbebautem oder unverpachteten Boden erlaubt, ohne Zoll zu erheben, d.h. ohne eine Rente zu verlangen... Infolge der Schranke..., die das Grundeigentum setzt, muss der Marktpreis bis zu einem Punkt steigen, wo der Boden einen Überschuss über den Produktionspreis, d.h. eine Rente zahlen kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 770. „Das Wesen der absoluten Rente besteht also darin: gleich große Kapitale in verschiedenen Produktionssphären produzieren, je nach ihrer verschiedenen Durchschnittszusammensetzung, bei gleicher Rate des Mehrwerts oder gleicher Ausbeutung der Arbeit verschiedene Massen von Mehrwert. In der Industrie gleichen sich diese verschiedenen Massen von Mehrwert zum Durchschnittsprofit uns und verteilen sich auf die einzelnen Kapitale gleichmäßig als auf aliquote Teile des Gesellschaftskapitals. Das Grundeigentum ... hindert diese Ausgleichung für die im Boden angelegten Kapitale und fängt einen Teil des Mehrwerts ab, der sonst in die Ausgleichung zur allgemeinen Profitrate eingehen würde. Die Rente bildet dann einen Teil des Werts, spezieller des Mehrwerts der Waren, der nur statt der Kapitalistenklasse, die ihn aus den Arbeitern extrahiert hat, den Grundeigentümern zufällt, die ihn aus den Kapitalisten extrahieren.“ K. Marx, Kapital 3. : 779f.

Kapital 3.: 781 - 789 46. Kapitel Baustellenrente. Bergwerksrente. Bodenpreis „Die Differentialrente tritt überall ein und folgt überall denselben Gesetzen, wie die landwirtschaftliche Differentialrente, wo überhaupt Rente existiert.

Page 477: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

187

Überall, wo Naturkräfte monopolisierbar sind und dem Industriellen, der sie anwendet, einen Extraprofit sichern, sei es ein Wassergefälle oder ein reichhaltiges Bergwerk oder ein fischreiches Wasser oder ein gut gelegener Bauplatz, fängt der durch seinen Titel auf seinen Teil des Erdballs zum Eigentümer dieser Naturgegenstände Gestempelte diesen Extraprofit dem fungierenden Kapital in der Form der Rente ab.“ K. Marx, Kapital 3. : 781. „Es kommen hier zwei Elemente in Betracht: auf der einen Seite die Ausbeutung der Erde zum Zweck der Reproduktion oder Extraktion, auf der anderen der Raum, der als ein Element der Produktion und alles menschlichen Wirkens nötig ist. Und nach beiden Seiten hin verlangt das Grundeigentum seinen Tribut.“ K. Marx, Kapital 3. : 782. „Was Land zu Bauzwecken betrifft, so hat A. Smith auseinandergesetzt, wie die Grundlage seiner Rente, wie die aller nicht landwirtschaftlichen Böden, durch die eigentliche Ackerbaurente geregelt ist. Es zeichnet sich diese Rente aus erstens durch den überwiegenden Einfluss, den hier die Lage auf die Differentialrente ausübt (sehr bedeutend z.B. beim Weinbau und bei Bauplätzen in großen Städten); zweitens durch die Handgreiflichkeit der gänzlichen Passivität des Eigentümers, dessen Aktivität bloß darin besteht, ... den Fortschritt der gesellschaftlichen Entwicklung auszubeuten, zu dem er nichts beiträgt und bei dem er nichts riskiert, ... und endlich durch das Vorwiegen des Monopolpreises in vielen Fällen, speziell der schamlosesten Ausbeutung des Elends (denn das Elend ist für die Hausrente eine ergiebigere Quelle, als die Silberminen von Potosi je für Spanien waren), und die ungeheure Macht, die dies Grundeigentum gibt, wenn es mit dem industriellen Kapital in derselben Hand vereinigt ist, dieses befähigt, die Arbeiter im Kampf um den Arbeitslohn praktisch von der Erde als ihrem Wohnsitz auszuschließen. Ein Teil der Gesellschaft verlangt hier von den anderen einen Tribut für das Recht, die Erde bewohnen zu dürfen...“ K. Marx, Kapital 3. : 781f. „Nicht nur das Steigen der Bevölkerung, und damit das wachsende Bedürfnis der Behausung, sondern auch die Entwicklung des fixen Kapitals, das sich entweder der Erde einverleibt oder Wurzeln in ihr schlägt, auf ihr ruht, wie alle industriellen Gebäude, Eisenbahnen, Warenhäuser, Fabrikgebäude, Docks usw. steigert die Baurente notwendig. Eine Verwechslung zwischen der Hausmiete, soweit sie Zins und Amortisation des im Haus angelegten Kapitals, und der Rente für den bloßen Boden, ist hier selbst bei ... gutem Willen nicht möglich.“ K. Marx, Kapital 3. : 782. „Dass es nur der Titel einer Anzahl von Personen auf das Eigentum am Erdball ist, der sie befähigt, einen Teil der Mehrarbeit der Gesellschaft als Tribut anzueignen und mit der Entwicklung der Produktion sich in stets steigendem Maß anzueignen, wird durch den Umstand verdeckt, dass die kapitalisierte Rente, also eben dieser kapitalisierte Tribut als Preis des Bodens erscheint und dieser daher wie jeder andere Handelsartikel verkauft werden kann. Für den Käufer erscheint daher sein Anspruch auf die Rente nicht als umsonst erhalten, ... sondern als zu seinem Äquivalent bezahlt. Ihm erscheint ... die Rente nur als Zins des Kapitals, womit er den Boden und damit den Anspruch auf die Rente erkauft hat. Ganz so erscheint einem Sklavenhalter, der einen Neger gekauft hat, sein Eigentum an dem Neger nicht durch die Institution der Sklaverei als solche, sondern durch den Kauf und Verkauf von Ware erworben. Aber der Titel selbst wird durch den Verkauf nicht erzeugt, sondern nur übertragen. Der Titel muss da sein, bevor er verkauft werden kann... Was ihn überhaupt geschaffen hat,

Page 478: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

188

waren die Produktionsverhältnisse.“ K. Marx, Kapital 3. : 784. „Vom Standpunkt einer höheren ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so überholt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem anderen Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als gute Eltern den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.“ K. Marx, Kapital 3. : 784.

Kapital 3.: 790 - 821

47. Kapitel Genesis der kapitalistischen Grundrente I. Einleitendes „Man muss sich klarmachen, worin eigentlich die Schwierigkeit der Behandlung der Grundrente, vom Standpunkt der modernen Ökonomie, als des theoretischen Ausdrucks der kapitalistischen Produktionsweise besteht.... Die Schwierigkeit besteht nicht darin, das vom landwirtschaftlichen Kapital erzeugte Mehrprodukt und den ihm entsprechenden Mehrwert überhaupt zu erklären. Diese Frage ist vielmehr gelöst in der Analyse des Mehrwerts, den alles produktive Kapital erzeugt, in welcher Sphäre es angelegt sei. Die Schwierigkeit besteht darin, nachzuweisen, woher nach Ausgleichung des Mehrwerts unter den verschiedenen Kapitalen zum Durchschnittsprofit, .... nach der scheinbar bereits stattgefundenen Verteilung des Mehrwerts, der überhaupt zu verteilen ist, woher da noch der überschüssige Teil dieses Mehrwerts stammt, den das im Boden angelegte Kapital unter der Form der Grundrente an den Grundeigentümer zahlt.“ K. Marx, Kapital 3. : 790. „Ein unrichtige Auffassung der Rente basiert auf dem Umstand, dass aus der Naturalwirtschaft des Mittelalters her, und ganz den Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise widersprechend, die Rente in Naturalform zum Teil in den Zehnten der Kirche, zum Teil als Kuriosität, durch alte Kontrakte verewigt, sich in die moderne Zeit herübergeschleppt hat. Es gewinnt dadurch den Anschein, dass die Rente nicht aus dem Preis des Agrikulturprodukts, sondern aus seiner Masse entspringt, also nicht aus gesellschaftlichen Verhältnissen, sondern aus der Erde.“ K. Marx, Kapital 3. : 795f. „Zugeben, dass die Erscheinung der Rente für das im Ackerbau angelegte Kapital aus einer besonderen Wirkung der Anlagesphäre selbst, aus der Erdkruste als solcher angehörigen Eigenschaft stamme - das hieß verzichten auf den Wertbegriff selbst, also verzichten auf jede Möglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis auf diesem Gebiet... Die ganze Schwierigkeit in der Analyse der Rente bestand also darin, den Überschuss des landwirtschaftlichen Profits über den Durchschnittsprofit zu erklären, nicht den Mehrwert, sondern den dieser Produktionssphäre eigentümlichen überschüssigen Mehrwert....“ K. Marx, Kapital 3. : 790f. „Der Durchschnittsprofit selbst ist ... eine Bildung des unter ganz bestimmten historischen Produktionsverhältnissen vor sich gehenden sozialen Lebensprozesses... In Gesellschaftsformen also, wo ... also das Kapital sich die gesellschaftliche Arbeit noch

Page 479: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

189

nicht oder nur sporadisch unterworfen hat, kann von der Rente im modernen Sinn, von der Rente als einem Überschuss über den Durchschnittsprofit ... überhaupt nicht die Rede sein.“ K. Marx, Kapital 3. : 791.

II. Die Arbeitsrente „Betrachtet man die Grundrente in ihrer einfachsten Form, der Arbeitsrente, wo der unmittelbare Produzent einen Teil der Woche mit faktisch oder juristisch ihm gehörigen Arbeitswerkzeugen (Pflug, Vieh etc.) den ihm faktisch gehörigen Boden bestellt und die anderen Tage der Woche auf dem Gute des Grundherren arbeitet, für den Grundherrn, unentgeltlich, so ist hier die Sache noch ganz klar, Rente und Mehrwert sind hier identisch. Die Rente ... ist die Form, worin sich hier die unbezahlte Mehrarbeit ausdrückt.... Es unterscheidet sie dies von der Sklaven- oder Plantagenwirtschaft, dass der Sklave hier mit fremden Produktionsbedingungen arbeitet und nicht selbständig. Es sind also persönliche Abhängigkeitsverhältnisse nötig, persönliche Unfreiheit, in welchem Grad auch immer, und Gefesseltsein an den Boden als Zubehör desselben, Hörigkeit im eigentlichen Sinn.“ K. Marx, Kapital 3. : 798f. „Mit Bezug auf die Arbeitsrente, die einfachste und ursprünglichste Form der Rente, ist soviel einleuchtend: Die Rente ist hier die ursprüngliche Form des Mehrwerts und fällt mit ihm zusammen. Ferner aber bedarf das Zusammenfallen des Mehrwerts mit unbezahlter fremder Arbeit hier keiner Analyse, da es noch in seiner sichtbaren, handgreiflichen Form existiert, denn die Arbeit des unmittelbaren Produzenten für sich selbst ist hier noch räumlich und zeitlich geschieden von seiner Arbeit für den Grundherrn, und die letztere erscheint unmittelbar in der brutalen Form der Zwangsarbeit für einen Dritten.“ K. Marx, Kapital 3. : 800.

III. Die Produktenrente „Die Verwandlung der Arbeitsrente in Produktrente ändert, ökonomisch gesprochen nichts am Wesen der Grundrente. Dies besteht .... darin, dass ... sie die einzige Mehrarbeit oder das einzige Mehrprodukt ist, welches der unmittelbare Produzent, der sich im Besitz der zu seiner eigenen Reproduktion nötigen Arbeitsbedingungen befindet, dem Eigentümer ... des Bodens, zu leisten hat; und dass es andererseits nur der Boden ist, der ihm als in fremdem Eigentum befindliche, ihm gegenüber verselbständigte und im Grundeigentümer personifizierte Arbeitsbedingung gegenübertritt. Soweit die Produktenrente herrschende und weitest entwickelte Form der Grundrente ist, wird sie übrigens stets noch mehr oder minder begleitet von Überbleibseln der früheren Form, d.h. von Rente, die direkt in Arbeit abzutragen ist, also mit Fronarbeit, und dies gleichmäßig, ob der Grundherr eine Privatperson oder der Staat sei." K. Marx, Kapital 3. : 802f. „Die Produktenrente unterstellt einen höheren Kulturzustand des unmittelbaren Produzenten, also eine höhere Entwicklungsstufe seiner Arbeit und der Gesellschaft überhaupt; und sie unterscheidet sich dadurch von der vorhergehenden Form, dass die Mehrarbeit nicht mehr in ihrer Naturalgestalt, also auch nicht mehr unter direkter Aufsicht und Zwang des Grundherrn oder seiner Vertreter zu verrichten ist; vielmehr der unmittelbare Produzent, durch die Macht der Verhältnisse statt durch direkten Zwang und durch die gesetzliche Bestimmung statt durch die Peitsche angetrieben, unter seiner eigenen Verantwortlichkeit sie zu leisten hat. ...

Page 480: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

190

In diesem Verhältnis verfügt der unmittelbare Produzent mehr oder minder über die Verwendung seiner ganzen Arbeitszeit, obgleich nach wie vor ein Teil dieser Arbeitszeit, ursprünglich so ziemlich der ganze überschüssige Teil derselben, dem Grundeigentümer unentgeltlich gehört;“ K. Marx, Kapital 3. : 803.

IV. Die Geldrente „Unter Geldrente verstehen wir hier - im Unterschied von der auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden industriellen oder kommerziellen Grundrente, die nur ein Überschuss über den Durchschnittsprofit ist - die Grundrente, die aus einer bloßen Formverwandlung der Produktenrente entspringt, wie diese selbst nur die verwandelte Arbeitsrente war. Statt des Produkts hat der unmittelbare Produzent hier seinem Grundeigentümer ... den Preis desselben zu zahlen. Ein Überschuss an Produkt in seiner Naturalform genügt also nicht mehr; er muss aus dieser Naturalform in die Geldform verwandelt werden. Obgleich der unmittelbare Produzent nach wie vor fortfährt, mindestens den größten Teil seiner Subsistenzmittel selbst zu produzieren, muss jetzt ein Teil seines Produkts in Ware verwandelt, also Ware produziert werden. Der Charakter der ganzen Produktionsweise wird also mehr oder weniger verändert. Sie verliert ihre Unabhängigkeit, ihr Losgelöstsein vom gesellschaftlichen Zusammenhang.“ K. Marx, Kapital 3. : 805. “Indes, die Basis dieser Art Rente, obgleich sie ihrer Auflösung entgegengeht, bleibt dieselbe wie in der Produktenrente, die den Ausgangspunkt bildet. Der unmittelbare Produzent ist nach wie vor erblicher oder sonst traditioneller Besitzer des Bodens, der dem Grundherrn als dem Eigentümer dieser seiner wesentlichsten Produktionsbedingung, überschüssige Zwangsarbeit, d.h. unbezahlte, ohne Äquivalent geleistete Arbeit in der Form des in Geld verwandelten Mehrprodukts zu entrichten hat. Das Eigentum an den vom Boden verschiedenen Arbeitsbedingungen, Ackergerätschaft und sonstigem Mobiliar, verwandelt sich schon in den frühen Formen erst faktisch, dann auch rechtlich in das Eigentum der unmittelbaren Produzenten, und noch mehr ist dies für die Form der Geldrente vorausgesetzt.“ K. Marx, Kapital 3. : 805. „Die erst sporadisch, sodann auf mehr oder minder nationalem Maßstab vor sich gehende Verwandlung der Produktenrente in Geldrente setzt eine schon bedeutendere Entwicklung des Handels, der städtischen Industrie, der Warenproduktion überhaupt und damit der Geldzirkulation voraus. Sie setzt ferner voraus einen Marktpreis der Produkte, und dass selbe mehr oder minder ihrem Wert annähernd verkauft werden, was unter den früheren Formen keineswegs der Fall zu sein braucht.“ K. Marx, Kapital 3. : 805. „Die Geldrente als verwandelte Form der Produktenrente, und im Gegensatz zu ihr, ist aber die letzte Form und zugleich die Form der Auflösung der Art von Grundrente, die wir bisher betrachtet haben, nämlich der Grundrente als der normalen Form des Mehrwerts und der dem Eigentümer der Produktionsbedingungen zu entrichtenden unbezahlten Mehrarbeit. In ihrer reinen Form stellt diese Rente, wie die Arbeits- und Produktenrente, keinen Überschuss über den Profit dar. Sie absorbiert ihn dem Begriff nach.“ K. Marx, Kapital 3. : 806. „Mit Geldrente verwandelt sich notwendig das traditionelle gewohnheitsrechtliche Verhältnis zwischen den, einen Teil des Bodens besitzenden und bearbeitenden, Untersassen und dem Grundeigentümer in ein kontraktliches, nach festen Regeln des positiven Gesetzes bestimmten, reines Geldverhältnis.

Page 481: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

191

Der bebauende Besitzer wird daher der Sache nach zum bloßen Pächter. K. Marx, Kapital 3. : 806. „...andererseits führt sie zum Loskauf des bisherigen Besitzers von seiner Rentpflichtigkeit und zu seiner Verwandlung in einen unabhängigen Bauer, mit vollem Eigentum an dem von ihm bestellten Boden.“ K. Marx, Kapital 3. : 807. “Diese Verwandlung wird ... unter sonst geeigneten allgemeinen Produktionsverhältnissen, dazu benutzt, die alten bäuerlichen Besitzer nach und nach zu enteignen und an ihre Stelle einen kapitalistischen Pächter zu setzen; Die Verwandlung der Naturalrente in Geldrente wird ferner nicht nur notwendig begleitet, sondern selbst vorweggenommen durch Bildung einer Klasse besitzloser und für Geld sich verdingender Taglöhner.“ K. Marx, Kapital 3. : 806. „Mit dem Dazwischentreten des kapitalistischen Pächters zwischen den Grundeigentümer und den wirklich arbeitenden Ackerbauern sind alle Verhältnisse zerrissen, die aus der alten ländlichen Produktionsweise entspringen. Der Pächter wird der wirkliche Kommandant dieser Ackerarbeiter und der wirkliche Ausbeuter ihrer Mehrarbeit, während der Grundeigentümer in einem direkten Verhältnis, und zwar einem bloßen Geld- und Kontraktverhältnis, nur noch zu diesem kapitalistischen Pächter steht. Damit verwandelt sich auch die Natur der Rente... Von der normalen Form des Mehrwerts und der Mehrarbeit sinkt sie herab zum Überschuss dieser Mehrarbeit über den Teil derselben, der vom ausbeutenden Kapitalisten unter der Form des Profits angeeignet wird; ... Es ist nur noch ein überschüssiger Teil dieses von ihm ... durch direkte Ausbeutung seiner Landarbeiter extrahierten Mehrwerts, den er als Rente an den Grundeigentümer weggibt. Wie viel oder wie wenig er an ihn weggibt, ist bestimmt ... durch den Durchschnittsprofit, den das Kapital in den nicht landwirtschaftlichen Produktionssphären abwirft...“ K. Marx, Kapital 3. : 807f. „Es ist nicht mehr das Land, sondern es ist das Kapital, welches sich und seiner Produktivität jetzt selbst die Landarbeit unmittelbar unterworfen hat.“ K. Marx, Kapital 3. : 808. „Große Industrie und industriell betriebene große Agrikultur wirken zusammen. Wenn sie sich ursprünglich dadurch scheiden, dass die erste mehr die Arbeitskraft und daher die Naturkraft des Menschen, die letztere mehr direkt die Naturkraft des Bodens verwüstet und ruiniert, so reichen sich später im Fortgang beide die Hand, indem das industrielle System auf dem Land auch die Arbeiter entkräftet und Industrie und Handel ihrerseits der Agrikultur die Mittel zur Erschöpfung des Bodens verschaffen.“ K. Marx, Kapital 3. : 821. V. Die Metäriewirtschaft und das bäuerliche Parzelleneigentum (über die wirtschaftlichen und sozialen Schranken des kleinen Parzelleneigentums)

Page 482: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

192

Kapitalistisches Bewusstsein

Kapital 3.: 822 - 893 (Ende)

Siebter Abschnitt Die Revenuen und ihre Quellen 48. Kapitel Kapitalistisches Bewusstsein oder die Formel der Dreieinigkeit „Kapital - Profit (Unternehmergewinn plus Zins), Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, dies ist die Form der Dreieinigkeit, die scheinbar alle Geheimnisse des gesellschaftlichen Produktionsprozesses einbegreift. Da ferner, wie früher gezeigt, der Zins als das eigentliche, charakteristische Produkt des Kapitals und der Unternehmergewinn im Gegensatz dazu als vom Kapital unabhängiger Arbeitslohn erscheint, reduziert sich jene Form der Dreieinigkeit näher auf diese: Kapital - Zins, Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, wo der Profit, die die kapitalistische Produktionsweise spezifisch charakterisierende Form des Mehrwerts, glücklich beseitigt ist.“ K. Marx, Kapital 3. : 822. „Sieht man sich nun diese ökonomische Dreieinigkeit näher an, so findet man: ... die angeblichen Quellen des jährlich verfügbaren Reichtums gehören ganz unterschiedlichen Sphären an und haben nicht die geringste Analogie untereinander. Sie verhalten sich gegenseitig etwa wie Notariatsgebühren, rote Rüben und Musik.“ K. Marx, Kapital 3. : 822. „Wenn wir erstens die Unterschiedlichkeit der drei Quellen betrachteten, so jetzt zweitens, dass dagegen ihre Produkte, ... die Revenuen, alle derselben Sphäre, der des Werts angehören.“ K. Marx, Kapital 3. : 832. „So unterschiedlich diese Verhältnisse nun sonst erscheinen mögen, sie haben alle eins gemeinsam: Das Kapital wirft jahraus, jahrein dem Kapitalisten Profit ab, der Boden dem Grundeigentümer Grundrente und die Arbeitskraft - unter normalen Verhältnissen, und solange sie eine brauchbare Arbeitskraft bleibt - dem Arbeiter Arbeitslohn. Diese drei Wertteile des jährlich produzierten Gesamtwerts und die ihnen entsprechenden Teile des jährlich produzierten Gesamtprodukts können - wir sehen hier zunächst von der Akkumulation ab - von ihren jeweiligen Besitzern jährlich verzehrt werden, ohne dass die Quelle ihrer Reproduktion versiegt. Sie erscheinen als jährlich zu verzehrende Früchte eines ... Baums oder vielmehr dreier Bäume, sie bilden das jährliche Einkommen dieser Klassen... Sie sind es in der Tat in dem Sinne, ... dass das Kapital einen Teil des Werts und daher des Produkts der jährlichen Arbeit in der Form des Profits, das Grundeigentum einen anderen Teil in der Form der Rente und die Lohnarbeit einen dritten Teil in der Form des Arbeitslohns festhält.... ohne aber die Substanz selbst zu schaffen, die sich in diese verschiedenen Kategorien verwandelt. Die Verteilung setzt vielmehr diese Substanz als vorhanden voraus, nämlich den Gesamtwert des jährlichen Produkts, der nichts ist als vergegenständliche gesellschaftliche Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. : 829f. „Kapital, Boden, Arbeit! Aber das Kapital ist ... nicht einfach die Summe der materiellen und produzierten Produktionsmittel. Das Kapital, das sind die in Kapital verwandelten Produktionsmittel, die

Page 483: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

193

an sich so wenig Kapital sind, wie Gold und Silber an sich Geld ist. Es sind die von einem bestimmten Teil der Gesellschaft monopolisierten Produktionsmittel, die der lebendigen Arbeit gegenüber verselbständigten Produkte ... eben dieser Arbeitskraft, die durch diesen Gegensatz im Kapital personifiziert werden.“ K. Marx, Kapital 3. : 822f. „Und nun daneben den Boden, die unorganische Natur als solche ... in ihrer ganzen Waldursprünglichkeit. Wert ist Arbeit. Mehrwert kann daher nicht Erde sein.“ K. Marx, Kapital 3. : 823. „Und endlich als Dritten im Bunde ein bloßes Gespenst - ‚die‘ Arbeit, die nichts ist als eine Abstraktion und für sich genommen überhaupt nicht existiert ...., entkleidet ... jeder gesellschaftlichen Form und Charakterbestimmtheit...“ K. Marx, Kapital 3. : 823. „In der Formel: Kapital - Zins, Erde - Bodenrente, Arbeit - Arbeitslohn, erscheinen Kapital, Erde, Arbeit ... als Quellen von Zins (...Profit), Grundrente und Arbeitslohn...; sie der Grund, jene die Folge, sie die Ursache, jene die Wirkung...“ K. Marx, Kapital 3. : 824. „Diese Formel entspricht ... dem Interesse der herrschenden Klassen, indem sie die Naturnotwendigkeit und ewige Berechtigung ihrer Einnahmequellen proklamiert und zu einem Dogma erhebt.“ K. Marx, Kapital 3. : 839. „Wir haben bereits bei den einfachsten Kategorien der kapitalistischen Produktionsweise, und selbst der Warenproduktion, bei der Ware und dem Geld den mystifizierenden Charakter nachgewiesen, der die gesellschaftlichen Verhältnisse ... in Eigenschaften dieser Dinge selbst verwandelt... Alle Gesellschaftsformationen, soweit sie es zur Warenproduktion und Geldzirkulation bringen, nehmen an dieser Verkehrung teil. Aber in der kapitalistischen Produktionsweise und beim Kapital ... entwickelt sich diese verzauberte und verkehrte Welt noch viel weiter. 1) Betrachtet man das Kapital zunächst im unmittelbaren Produktionsprozess - als Auspumper von Mehrarbeit, so ist dies Verhältnis noch sehr einfach, und der wirkliche Zusammenhang drängt sich den Trägern dieses Prozesses, den Kapitalisten selbst auf und ist noch in ihrem Bewusstsein. Der heftige Kampf um die Grenzen des Arbeitstages beweist dies schlagend. Aber selbst innerhalb dieser ... Sphäre des unmittelbaren Prozesses zwischen Arbeit und Kapital bleibt es nicht bei dieser Einfachheit. 2) Mit der Entwicklung des relativen Mehrwerts ..., womit sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit entwickeln, erscheinen diese Produktivkräfte und die gesellschaftlichen Zusammenhänge der Arbeit im unmittelbaren Arbeitsprozess als aus der Arbeit in das Kapital verlegt. Damit wird das Kapital schon ein mystisches Wesen, indem alle gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit als ihm, und nicht der Arbeit als solcher, zukommende ... Kräfte erscheinen. 3) Dann kommt der Zirkulationsprozess dazwischen... Es ist dies eine Sphäre, worin die Verhältnisse der ursprünglichen Wertproduktion völlig in den Hintergrund treten... Und sowohl die Rückerstattung der in der Produktion vorgeschossenen Werte, wie namentlich der in den Waren enthaltende Mehrwert, scheint nicht in der Zirkulation sich bloß zu realisieren, sondern aus ihr zu entspringen; ... 4) Weiter aber: der wirkliche Produktionsprozess, als Einheit des unmittelbaren Produktionsprozesses und des Zirkulationsprozesses, erzeugt neue Gestaltungen, worin mehr und mehr die Ader des inneren Zusammenhangs verloren geht...“ K. Marx, Kapital 3. : 835f. 5) „Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit ist, wie wir sahen, ebenso sehr durch den Zirkulationsprozess wie durch den Produktionsprozess bestimmt. Der Mehrwert, in der Form des Profits, wird nicht mehr auf den in Arbeit ausgelegten

Page 484: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

194

Kapitalteil, aus dem er entspringt, sondern auf das Gesamtkapital bezogen. Die Profitrate wird durch eigene Gesetze reguliert... Alles dies verhüllt mehr und mehr die wahre Natur des Mehrwerts und daher das wirkliche Triebwerk des Kapitals. Noch mehr geschieht dies durch die Verwandlung des Profits in Durchschnittsprofit und der Werte in Produktionspreise, in die regulierenden Durchschnitte der Marktpreise... Es scheint nicht nur so, sondern es ist hier in der Tat der Durchschnittspreis der Waren verschieden von ihrem Wert... Die normalen Durchschnittsprofite selbst scheinen dem Kapital immanent, unabhängig von der Ausbeutung; ... 6) Die Spaltung des Profits in Unternehmergewinn und Zins (gar nicht zu sprechen von der Dazwischenkunft des kommerziellen Profits und des Geldhandlungsprofits, die auf der Zirkulation gegründet sind und ganz und gar aus ihr und nicht aus dem Produktionsprozess selbst zu entspringen scheinen) vollendet die Verselbständigung der Form des Mehrwerts... 7) Ein Teil des Profits ... löst sich ganz von dem Kapitalverhältnis als solchem los und stellt sich dar als entspringend nicht aus der ... Ausbeutung der Lohnarbeit, sondern aus der Lohnarbeit des Kapitalisten selbst. Im Gegensatz dazu scheint dann der Zins .... aus dem Kapital als seiner eigenen unabhängigen Quelle zu entspringen.“ K. Marx, Kapital 3. : 836f. 8) „Endlich tritt neben das Kapital als selbständige Quelle von Mehrwert das Grundeigentum, ... als einen Teil des Mehrwerts an eine Klasse übertragend, die weder selbst arbeitet, noch Arbeiter direkt ausbeutet, noch sich wie das zinstragende Kapital in moralisch erbaulichen Trostgründen, z.B. dem Risiko und dem Opfer im Wegleihen des Kapitals, ergehen kann. Indem hier ein Teil des Mehrwerts direkt nicht an Gesellschaftsverhältnisse, sondern an ein Naturelement, die Erde, gebunden scheint, ist die Form der Entfremdung und Verknöcherung der verschiedenen Teile des Mehrwerts gegeneinander vollendet, der innere Zusammenhang endgültig zerrissen und seine Quelle vollständig verschüttet...“ K. Marx, Kapital 3. : 837f.

„Es ist das große Verdienst der klassischen Ökonomie, diesen falschen Schein und Trug, diese Verselbständigung und Verknöcherung der verschiedenen gesellschaftlichen Elemente des Reichtums gegeneinander, diese Personifizierung der Sachen und Versachlichung der Produktionsverhältnisse ... aufgelöst zu haben, indem sie den Zins auf einen Teil des Profits und die Rente auf den Überschuss über den Durchschnittsprofit reduziert, so dass beide im Mehrwert zusammenfallen; indem sie den Zirkulationsprozess als bloße Metamorphose der Formen darstellt und endlich im unmittelbaren Produktionsprozess Wert und Mehrwert der Waren auf die Arbeit reduziert.“ K. Marx, Kapital 3. : 838. „Wir haben gesehen, dass der kapitalistische Produktionsprozess eine geschichtlich bestimmte Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses überhaupt ist... Wie alle seine Vorgänger, geht der kapitalistische Produktionsprozess unter bestimmten materiellen Bedingungen vor sich, die aber zugleich Träger bestimmter gesellschaftlicher Verhältnisse sind, welche die Individuen im Prozess ihrer Lebensreproduktion eingehen. Jene Bedingungen, wie diese Verhältnisse, sind einerseits Voraussetzungen, andererseits Resultate und Schöpfungen des kapitalistischen Produktionsprozesses; sie werden von ihm produziert und reproduziert.“ K. Marx, Kapital 3. : 826f. „Wir sahen ferner: Das Kapital - und der Kapitalist ist nur das personifizierte Kapital und

Page 485: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

195

fungiert im Produktionsprozess nur als Träger des Kapitals -, also das Kapital pumpt in dem ihm entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsprozess ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten oder Arbeitern heraus, Mehrarbeit, die das Kapital ohne Äquivalent erhält und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat freier kontraktlicher Übereinkunft erscheinen mag. Diese Mehrarbeit stellt sich dar in einem Mehrwert, und dieser Mehrwert existiert in einem Mehrprodukt.“ K. Marx, Kapital 3. : 827. „Es ist eine der zivilisatorischen Seiten des Kapitals, dass es diese Mehrarbeit in einer Weise und unter Bedingungen erzwingt, die der Entwicklung der Produktivkräfte, der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Schöpfung der Elemente für eine höhere Neubildung vorteilhafter sind als unter den früheren Formen der Sklaverei, Leibeigenschaft usw. Es führt so einerseits eine Stufe herbei, wo der Zwang und die Monopolisierung der gesellschaftlichen Entwicklung (einschließlich ihrer materiellen und intellektuellen Vorteile) durch einen Teil der Gesellschaft auf Kosten des anderen wegfällt; andererseits schafft sie die materiellen Mittel und den Keim zu Verhältnisses, die in einer höheren Form der Gesellschaft erlauben, diese Mehrarbeit zu verbinden mit einer größeren Beschränkung der materiellen Arbeit überhaupt gewidmeten Zeit.“ K. Marx, Kapital 3. : 827. „Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit beständiger Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses hängt ... nicht ab von der Länge der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muss es der Zivilisierte, und er muss es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse sich erweitern, aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehen. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstages ist die Grundbedingung.“ K. Marx, Kapital 3. : 828.

Nachträge zum kapitalistischen Bewusstsein: 49. Kapitel Zur Analyse des Produktionsprozesses Widerlegung des „seit A. Smith die ganz politische Ökonomie durchziehenden absurden Dogmas, dass der Wert der Waren sich in letzter Instanz ganz zersetzt in Einkommen, in Arbeitslohn, Profit und Rente.“ K. Marx, Kapital 3. : 848f. (Der Warenwert enthält notwendig auch den Gegenwert des verbrauchten konstanten Kapitals.)

Page 486: Wal Buchenberg - Marx's Kapital

196

50. Kapitel Der Schein der Konkurrenz Fortsetzung von Kapitel 49. Diskussion verschiedener falscher Ansichten bezüglich der Wirkungen der Konkurrenz auf jährliches Gesamtprodukt, Profitrate, Arbeitslohn, Marktpreise usw. „Kurz, die Konkurrenz muss es auf sich nehmen, alle Begriffslosigkeiten der Ökonomen zu erklären, während die Ökonomen umgekehrt die Konkurrenz zu erklären hätten.“ K. Marx, Kapital 3. : 873.

51. Kapitel Distributionsverhältnisse und Produktionsverhältnisse Fortsetzung von Kapitel 49. und 50. Diskussion kapitalistischer Ansichten.

52. Kapitel Die Klassen „Die Eigentümer von bloßer Arbeitskraft, die Eigentümer von Kapital und die Grundeigentümer, deren jeweilige Einkommensquellen Arbeitslohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer, bilden die drei großen Klassen der modernen, auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden Gesellschaft. In England ist unstreitig die moderne Gesellschaft, in ihrer ökonomischen Gliederung am weitesten, klassischsten entwickelt. Dennoch tritt diese Klassengliederung selbst hier nicht rein hervor. Mittel- und Übergangsstufen vertuschen auch hier ... überall die Grenzbestimmungen. Indes ist dies für unsere Betrachtung gleichgültig.“ K. Marx, Kapital 3. : 892. ... (Das Manuskript bricht hier nach wenigen Sätzen ab. Hierzu schrieb F. Engels im Vorwort: „Vom letzten Kapitel existiert nur der Anfang. Hier sollten die ... drei großen Klassen der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft - Grundeigentümer, Kapitalisten, Lohnarbeiter - und der mit ihrer Existenz notwendig gegebene Klassenkampf als tatsächlich vorliegendes Ergebnis der kapitalistischen Periode dargestellt werden. Dergleichen Schlusszusammenfassungen pflegte Marx sich für die Schlussredaktion, kurz vor dem Druck, vorzubehalten, wo dann die neuesten geschichtlichen Ereignisse ihm mit nie versagender Regelmäßigkeit die Belege seiner theoretischen Entwicklungen in wünschenswertester Aktualität lieferten.“ Kapital 3. 14. Außer einer journalistisch-aktuellen Resümierung der schon entwickelten Theorien braucht man also in den fehlenden Schlussteil des 3. Bandes nichts hineinzugeheimsen. Es gibt auch nichts weiter zu vermissen. Mit den drei Bänden des „Kapitals“ hat Marx alles Wesentliche zur Analyse und der Kritik des Kapitalismus gesagt, was damals zu sagen war. Wer heute mehr sagen will, der kann und muss auf diesem theoretischen Fundament aufbauen. Dieses Fundament in seinem gesamten Umriss präzise nachzuzeichnen und Vielen zugänglich und bekannt zu machen, ist der alleinige Zweck dieser Kurzfassung.

Wal Buchenberg, am 06.06.2001


Recommended