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wachstumsverlagerung_schwellenlaender

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  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

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    Zur Wachstumsverlangsamung

    in den Schwellenlndern

    Die Schwellenlnder haben in den letzten 20 Jahren einen eindrucksvollen Aufstieg erlebt. Ihr

    Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung und am weltweiten Handel hat erheblich zugenommen.

    In der jngeren Zeit hat die gesamtwirtschaftliche Dynamik allerdings in einer Vielzahl von

    Schwellenlndern deutlich nachgelassen, und ihr Wachstumsvorsprung gegenber den Industrie-

    lndern hat sich verringert.

    Als Ursache sind zunchst zyklische Belastungen vermutet worden, insbesondere die zwischen-

    zeitliche Nachfrageflaute in den Industrielndern. Die Hartnckigkeit der Wachstumsschwche

    spricht jedoch dafr, dass sich vielmehr der zugrunde liegende Expansionspfad abgeflacht hat.

    Eine natrliche Verringerung des Wachstumstempos im Zuge des vorangeschrittenen Kon-

    vergenzprozesses knnte in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Angesichts des Ausmaes

    der Verlangsamung drften bei einer Reihe von Schwellenlndern aber noch andere Faktoren hin-

    zugekommen sein.

    In China trgt zu der schwcheren Gangart wohl bei, dass der sektorale Strukturwandel nachlsst

    und die Wachstumsimpulse, die von den marktwirtschaftlichen Reformen der Vergangenheit

    herrhren, auslaufen. Fr jene aufstrebenden Volkswirtschaften, die auf den Export von Rohstoffen

    spezialisiert sind, scheint von Bedeutung zu sein, dass die Rohstoffhausse zu Ende gegangen ist.In den osteuropischen Schwellenlndern reflektiert das gedrosselte Tempo eine Normalisierung,

    nachdem sich die hohen Zuwachsraten aus der Zeit unmittelbar vor der globalen Finanzkrise als

    nicht nachhaltig herausgestellt haben. Auch die gebremste Investitionsttigkeit und eine Vernach-

    lssigung des wirtschaftspolitischen Reformkurses halten das Wirtschaftswachstum zurck.

    Angesichts des berwiegend strukturellen Charakters der Abschwchung wird die gesamtwirt-

    schaftliche Gangart in der Gruppe der Schwellenlnder vermutlich in den nchsten Jahren ge-

    dmpft bleiben. Unter ungnstigen Umstnden knnte sich das Wachstum sogar weiter ver-

    ringern. Fr die fortgeschrittenen Volkswirtschaften bedeutet der Ausblick, dass das Grundtempo

    ihrer Exporte in die Schwellenlnder voraussichtlich auf absehbare Zeit niedriger ausfallen wird alsin der Vergangenheit. Kme es in China zu einer starken Konjunkturabkhlung, wren die Aus-

    strahleffekte auch hierzulande sprbar.

    Die Verlangsamung des gesamtwirtschaftlichen Expansionstempos in den Schwellenlndern zeigt,

    dass ein schwungvoller Aufholprozess kein Selbstlufer ist. Um das Wachstum mittelfristig

    wieder auf einen hheren Trendpfad zu heben, bentigen die Schwellenlnder neue Reform-

    impulse.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201515

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    Die aktuelle Wachstums-verlangsamung in den

    Schwellenlndern im Kontextihres wirtschaftlichen Aufhol-prozesses

    Zu dem moderaten Wachstum der Weltwirt-

    schaft in den vergangenen Jahren hat nicht nur

    die verhaltene Entwicklung in einigen Industrie-

    lndern, sondern auch eine flachere Aufwrts-

    bewegung in den Schwellenlndern beigetra-

    gen.1) Zwar wuchs das reale Bruttoinlandspro-

    dukt (BIP) in der Gruppe der Schwellenlnder im

    Anschluss an die globale Finanz- und Wirt-

    schaftskrise zunchst wieder sehr schwungvoll.

    In der Folgezeit lie das Expansionstempo aber

    von Jahr zu Jahr nach. Fr 2015 erwartet der

    IWF aktuell nur einen BIP-Zuwachs von 4%.2)

    Demgegenber kamen die Schwellenlnder im

    Jahr 2010 durchschnittlich noch auf eine Rate

    von 7%, und in den Jahren unmittelbar vor

    der Krise war das Tempo sogar annhernd dop-

    pelt so hoch wie am aktuellen Rand.

    Die gegenwrtige Wachstumsmoderation in

    der Gruppe der Schwellenlnder lsst sich nicht

    alleine dadurch erklren, dass einzelne grereVolkswirtschaften, etwa die sogenannten BRIC-

    Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China),

    verhaltener expandieren. Dies wird schon da-

    raus deutlich, dass die mittlere Wachstumsrate

    aller Schwellenlnder, gemessen anhand des

    Medians, ebenfalls erheblich zurckgegangen

    ist, und zwar von 6% im Durchschnitt der Jahre

    2006/2007 auf 3% in den letzten zwei Jah-

    ren. Darber hinaus ist festzustellen, dass die

    Verlangsamung nicht auf bestimmte Erdteile

    beschrnkt ist. Vielmehr hat sich die Dynamik in

    allen sechs vom IWF betrachteten Hauptregio-

    nen (europische Schwellenlnder, Gemein-

    schaft Unabhngiger Staaten, Lateinamerika,

    Naher Osten, aufstrebende Volkswirtschaften

    Asiens und Afrika sdlich der Sahara) merklich

    abgeschwcht.

    Trotz der Wachstumsverlangsamung bleibt die

    gesamtwirtschaftliche Gangart im Kreis der

    Schwellenlnder hher als in der Gruppe der

    fortgeschrittenen Volkswirtschaften, fr die der

    IWF in seinem WEO vom April einen BIP-Zu-

    wachs von 2% in diesem Jahr veranschlagt

    hat.3)In der lngerfristigen Betrachtung ist das

    schnellere Wachstum in den Schwellenlndern

    ein relativ neues Phnomen. Noch bis Anfang

    der neunziger Jahre hatte die Wirtschaftsleis-

    tung in den Schwellenlndern nherungsweise

    im Gleichschritt mit den Industrielndern expan-

    Nachlassendegesamtwirt-schaftlicheDynamik in denSchwellen-lndern seit derglobalen Finanz-und Wirtschafts-krise

    Wachstums-verlangsamungregional breit

    angelegt

    Schwellenlnderseit Mitte derneunziger Jahremit hheremExpansions-tempo als Indus-trielnder,

    Wirtschaftswachstum und Pro-Kopf-Einkommen in den Schwellenlndern

    Quelle: IWF, World Economic Outlook, April 2015. 1 Auf Basisvon Kaufkraftparitten.

    Deutsche Bundesbank

    2000 01 0 2 0 3 0 4 05 06 07 08 09 10 11 1 2 13 14 15

    4

    2

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    +

    +

    +

    +

    +

    in %

    s)

    Pro-Kopf-Einkommen derSchwellenlnder im Verhltniszu den Industrielndern1)

    Vernderung des realen BIPgegenber Vorjahr

    nachrichtlich:

    Industrielnder

    14

    16

    18

    20

    22

    24

    1Zu den Schwellenlndern (oder aufstrebenden Volkswirt-schaften) werden hier und im Folgenden auch die Entwick-lungslnder gezhlt. Bei der Einteilung zwischen Schwellen-und Industrielndern (oder fortgeschrittenen Volkswirt-schaften) wird die Klassifikation des Internationalen Wh-rungsfonds (IWF) im World Economic Outlook (WEO)herangezogen. Vgl.: IWF, WEO, April 2015, S. 147.2Die in diesem Bericht verwendeten aggregierten Wachs-tumsraten des IWF beruhen auf Gewichten, die geschtztekaufkraftparittische Wechselkurse widerspiegeln. Alterna-tiv knnen auch auf Marktwechselkursen basierende Ge-wichte herangezogen werden. Welches Gewichtungs-schema Anwendung findet, sollte von der jeweiligen Frage-

    stellung abhngen. Die grundstzliche Verwendung vonkaufkraftparittischen Gewichten kann auch zu Problemenfhren. Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zum empirischen Zu-sammenhang zwischen Welthandel und globaler Wirt-schaftsleistung, Monatsbericht, November 2013, S. 14 18.3Im Prognose-Update vom Juli hat der IWF die Rate auf2% reduziert.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201516

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    diert. Damals leiteten jedoch viele Schwellen-

    lnder, insbesondere in Asien und in Osteuropa,

    marktwirtschaftliche Reformen ein und ff-neten sich nach auen. Diese Schritte bildeten

    die Voraussetzungen fr die anschlieende Inte-

    gration der Schwellenlnder in die internatio-

    nale Arbeitsteilung, die ihren wirtschaftlichen

    Aufstieg mageblich vorangetrieben hat.4)

    Die in diesem Prozess gewachsene Bedeutung

    der Schwellenlnder lsst sich daran ablesen,

    dass ihr Anteil an der globalen Wirtschaftsleis-

    tung erheblich gestiegen ist, und zwar in

    kaufkraftparittischer Betrachtung von etwa

    43% im Jahr 2000 auf 57% im vergangenen

    Jahr.5)Mit der Zunahme des realen BIP war eine

    starke Erhhung der Pro-Kopf-Einkommen ver-

    bunden. Dabei verringerte sich auch das Wohl-

    standsgeflle der Schwellenlnder gegenber

    den Industrielndern sprbar. Bezieht man

    wiederum Kaufkraftunterschiede mit ein, dann

    wurde je Einwohner in aufstrebenden Volks-

    wirtschaften zuletzt immerhin knapp ein Vier-

    tel der mittleren Einkommen der Industrieln-

    der erzielt, verglichen mit etwa 14% im Jahr

    2000.

    Als Ergebnis der aktuellen Wachstumsmodera-

    tion der Schwellenlnder sind die Fortschritte

    bei der Einkommenskonvergenz jedoch kleiner

    geworden. Zwar hat sich auch in den Industrie-

    lndern das BIP-Wachstum seit der globalen

    Finanz- und Wirtschaftskrise abgeschwcht,

    aber der Tempoverlust fiel hier weniger starkaus. Der geringere Wachstumsvorsprung der

    Schwellenlnder hat auerdem zur Folge, dass

    sie ihren Anteil an der globalen Produktion

    langsamer ausbauen als zuvor. Wegen des be-

    reits erreichten Gewichts an der Weltwirtschaft

    tragen die Schwellenlnder aber nach wie vor

    einen groen Teil rund vier Fnftel in den letz-

    ten Jahren zum globalen Wachstum bei.

    Der eindrucksvolle Aufstieg der Schwellenln-der in den letzten beiden Jahrzehnten hatte

    auch enorme Auswirkungen auf die fort-

    geschrittenen Volkswirtschaften. Zum einen

    sind in den Schwellenlndern gefertigte Waren

    auf die Mrkte der Industrielnder weit vorge-

    drungen. Dies hat dort in einer Reihe von Bran-

    chen und Regionen erhebliche Anpassungspro-zesse ausgelst und den gesamtwirtschaft-

    lichen Strukturwandel beschleunigt. Fr die Ver-

    braucher wurden viele Waren gnstiger

    verfgbar, was die Kaufkraft sprbar erhht

    hat.6)Die Bedeutung der Schwellenlnder fr

    die Industrielnder beschrnkt sich aber keines-

    wegs auf ihre Anbieterrolle. Vielmehr sind, ge-

    rade auch fr die deutsche Wirtschaft, neue Ab-

    satzmrkte entstanden. Um die steigende Nach-

    frage gewerblicher und privater Kunden in den

    Schwellenlndern zu bedienen, setzen Unter-

    nehmen aus den Industrielndern neben einer

    verstrkten Exportttigkeit auch auf den Aus-

    bau der Produktion vor Ort und tragen mit dem

    damit verbundenen Wissenstransfer selbst zu

    dem Wachstum der Schwellenlnder bei.

    Ursachen der Wachstums-

    moderation: zyklischeBelastungen oderAbschwchung desPotenzialwachstums?

    Ein bemerkenswertes Kennzeichen der Wachs-

    tumsverlangsamung in den Schwellenlndern

    ist, dass sie von dem Gros der volkswirtschaft-

    lichen Beobachter seien sie aus der Privatwirt-

    schaft oder von internationalen Organisa-

    tionen nicht vorausgesehen wurde. Der IWF-

    Stab korrigierte in fast allen Ausgaben des WEOseit dem Jahr 2011 (einschl. der diesbezglichen

    Updates) die Vorausschtzungen fr das Wachs-

    dadurchwachsendeBeitrge zurglobalenProduktion

    Wachstums-verlangsamungfhrt zugeringeren Fort-schritten bei derEinkommens-konvergenz

    GestiegeneBedeutung derSchwellenlnderfr die fort-geschrittenenVolkswirt-schaften

    Kette vonAbwrts-revisionen beiden Wachstums-prognosen frdie Schwellen-lnder

    4Vgl. u. a.: E. Prasad (Hrsg., 2004), Chinas Growth and In-tegration into the World Economy, IMF Occasional Paper232; sowie J. Roaf et al. (2014), 25 Years of Transition Post-Communist Europe and the IMF, IMF Regional Eco-nomic Issues Special Report.5Auch auf Basis von Marktwechselkursen hat sich der An-teil der Schwellenlnder am globalen BIP mageblich

    erhht (von 20% im Jahr 2000 auf zuletzt 39%).6Andererseits hat die verstrkte Nachfrage der Schwellen-lnder zu einem bis vor kurzem steil aufwrtsgerichtetenPreistrend bei Rohstoffen beigetragen. Vgl.: Deutsche Bun-desbank, Der Rohlpreis und seine Bedeutung fr die Kon-junktur in den Industrielndern, Monatsbericht, Juni 2012,S. 29 53.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201517

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    tum der Schwellenlnder-Gruppe im jeweils lau-

    fenden Jahr nach unten.7)

    Im Zentrum der Debatte ber die Wachstumsver-

    langsamung in den Schwellenlndern standen

    zunchst kurzfristig wirkende Einflsse, wie bei-

    spielsweise eine Rcknahme der whrend der

    globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sehr

    expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Auch wurde

    vermutet, dass die gedmpfte Konjunkturent-

    wicklung der Industrielnder in den letzten Jah-

    ren eine wichtige Rolle gespielt hat. Insbeson-

    dere in der EWU herrschte im Zusammenhang

    mit Staatsschuldenkrisen und makrokono-

    mischen Anpassungsprozessen in einigen Mit-

    gliedslndern zeitweise eine ausgeprgte ge-

    samtwirtschaftliche Flaute. Ein von den Industrie-

    lndern ausgehender bremsender Effekt auf die

    Schwellenlnder ber den Auenhandelskanal

    erscheint auf den ersten Blick durchaus plausibel,

    da die Schwellenlnder einen bedeutenden Teil

    ihrer Produktion in den Industrielndern abset-

    zen.8) Ein derartiger Zusammenhang wrde

    jedoch nahelegen, dass von der Verlangsamung

    insbesondere Volkswirtschaften mit einem sehr

    aktiven Verarbeitenden Gewerbe und einer

    hohen Abhngigkeit der Exporte von den Indus-

    trielndern betroffen sind. Ein solches Muster ist

    aber nicht erkennbar.9)Gegen die These von der

    exportinduzierten Abschwchung in den Schwel-

    lenlndern spricht auch, dass sich die Konjunktur

    und speziell die Importentwicklung in den Indus-

    trielndern in jngster Zeit wieder gefestigt

    haben, whrend das Expansionstempo in denSchwellenlndern weiter nachgelassen hat.

    Die Hartnckigkeit der Wachstumsschwche in

    den Schwellenlndern lsst es zunehmend

    unwahrscheinlicher erscheinen, dass ein ein-

    ziger nachfrageseitiger Faktor oder auch eine

    Kette negativer Ereignisse dafr ausschlag-

    gebend ist. Vielmehr drfte sich der Pfad des

    Produktionspotenzials abgeflacht haben. Das

    Produktionspotenzial ist das Leistungsniveaueiner Volkswirtschaft bei einer Normalauslas-

    tung ihrer Kapazitten, um das der tatschliche

    Output im Konjunkturverlauf schwankt. Es wird

    berwiegend durch angebotsseitige Faktoren

    bestimmt, wie die Ausstattung einer Wirtschaft

    mit Arbeitskrften und Sachkapital sowie eine

    Produktivittskomponente. Entsprechend wirddas Wachstum des Produktionspotenzials

    wesentlich von den Vernderungen dieser

    Gren geformt.

    Das Produktionspotenzial ist nicht unmittelbar

    beobachtbar und muss daher geschtzt wer-

    den. Zu den mglichen Schtzmethoden ge-

    hren komplexe konometrische Modelle, da-

    runter der Ansatz einer Produktionsfunktion.

    Diese Verfahren setzen eine gute Datenbasis

    voraus, wie sie fr die Schwellenlnder hufig

    nicht vorhanden ist. Andere Vorgehensweisen

    gltten direkt das reale BIP mithilfe statistischer

    Prozeduren. Die Vernderung der so erzeugten

    Reihe wird in Abgrenzung zu Methoden mit

    einer strkeren konomischen Fundierung als

    Trendwachstum bezeichnet. Fr die nachfol-

    gende Analyse wird der sogenannte Hodrick-

    Prescott-Filter (HP-Filter) herangezogen. Andere

    Filterverfahren liefern hnliche Ergebnisse (vgl.

    die Erluterungen auf S. 19 ff.).

    Mithilfe des HP-Filters wird die Trendkom-

    ponente des Outputs fr die Gruppe der

    Schwellenlnder insgesamt geschtzt.10) Es

    zeigt sich, dass das Trendwachstum bis kurz vor

    der globalen Finanzkrise deutlich angestiegen

    ist, sich danach allerdings erkennbar abge-

    schwcht hat. Dieser Rckgang des Trend-

    wachstums kann rechnerisch einen groen Teil

    der Verlangsamung des beobachteten Wachs-

    Wachstums-moderation alsErgebnis derFlaute in Indus-trielndern?

    Persistenz derWachstums-schwchedeutet aufRckgang desPotenzialwachs-tums hin

    Schtzung desTrendwachstumsmithilfe desHP-Filters

    legt nach-rangige Bedeu-tung zyklischerFaktoren bei derWachstums-verlangsamungnahe

    7Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zum Korrekturbedarf der glo-balen Wachstumsprojektionen in den vergangenen Jahren,Monatsbericht, November 2014, S. 12 15.8Im Jahr 2010 betrug der Wert dieser Warenlieferungen rd.3,5 Billionen US-$, das entsprach etwa 15% der gesamtenWirtschaftsleistung der Schwellenlnder.9Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zum Einfluss der Nachfrage-schwche im Euro-Raum auf die globale Konjunktur,Monatsbericht, November 2012, S. 12 15.10 Entsprechend der Empfehlung von Ravn und Uhlig(2002) wird hier und im Folgenden ein Glttungsparameterdes HP-Filters von 6,25gewhlt. Ebenso werden durch-

    gehend die zugrunde gelegten Zeitreihen des (tatsch-lichen) realen BIP der aktuellen WEO-Datenbank des IWFentnommen, logarithmiert und fr das laufende und daskommende Jahr mithilfe der IWF-Prognose fortgeschrieben.Vgl.: M. O. Ravn und H. Uhlig (2002), On Adjusting theHodrick-Prescott Filter for the Frequency of Observations,Review of Economics and Statistics, 84 (2), S. 371 380.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201518

    http://www.ifre.com/derivatives-inflation-options-market-booms/21004568.articlehttp://www.ifre.com/derivatives-inflation-options-market-booms/21004568.articlehttp://www.ifre.com/derivatives-inflation-options-market-booms/21004568.articlehttp://www.ifre.com/derivatives-inflation-options-market-booms/21004568.article
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    Anstze zur Bestimmung des Potenzialwachstums

    in den Schwellenlndern im Vergleich

    Der Potenzialoutput wird im Allgemeinen als

    das Produktionsniveau einer Volkswirtschaft

    definiert, bei dem die Produktionsfaktoren nor-

    mal ausgelastet sind. Ein hufig verwendetes

    Verfahren zur Bestimmung dieser unbeobacht-

    baren Gre ist die Schtzung basierend auf

    einer Produktionsfunktion. Dabei wird unter-

    stellt, dass die gesamtwirtschaftliche Erzeugung

    von den Produktionsfaktoren in der Regel

    Arbeit und Kapital unter Bercksichtigungeiner Produktivittskomponente, der sogenann-

    ten Totalen Faktorproduktivitt, erbracht wird.

    Aus den trendmigen Vernderungsraten der

    Bestimmungsgren lsst sich dann das

    Potenzialwachstum berechnen. Dieser Ansatz

    ist im Falle der Schwellenlnder jedoch schwie-

    rig, weil die notwendigen Daten fr den Kapital-

    stock und zum Arbeitseinsatz hufig nicht in

    der bentigten Qualitt zur Verfgung stehen.1)

    Die relevanten Zeitreihen mssen daher ge-

    schtzt werden, was die grundstzlich vorhan-

    dene Unsicherheit bei der Ableitung des

    Potenzialwachstums weiter erhht und zudem

    das Verfahren wenig transparent macht.2)

    Eine andere Methode zur Berechnung des

    Potenzialoutputs beziehungsweise des

    -wachstums besteht darin, die Schtzung fr

    die Produktionslcke also die Diskrepanz

    zwischen dem potenziellen und dem tatsch-

    lichen Produktionsniveau von beobacht-

    baren Maen fr die gesamtwirtschaftliche

    Auslastung abzuleiten. Eine solche Vorgehens-weise hat jngst der Internationale Whrungs-

    fonds (IWF) gewhlt, als er das Potenzial-

    wachstum fr eine Reihe von Industrie- und

    Schwellenlndern geschtzt hat.3)Als Auslas-

    tungsmae werden die Inflationsrate auf derVerbraucherstufe sowie die Arbeitslosenquote

    (als Abweichung von ihrem natrlichen

    Niveau) gewhlt. Fr die Bestimmung des

    Potenzialoutputs in den Schwellenlndern

    eignet sich diese Methode allerdings ebenfalls

    nur bedingt. Das ist darauf zurckzufhren,

    dass die Verbraucherpreisentwicklung in denSchwellenlndern mit dem gesamtwirtschaft-lichen Auslastungsgrad nur eingeschrnkt kor-

    respondiert. In vielen aufstrebenden Volkswirt-

    schaften besteht der statistische Warenkorb

    der Konsumenten nmlich zu einem Groteil

    aus Nahrungsmitteln. Deren Preisnderungen

    sind aber hufig die Folge von Angebots-

    schocks auf den entsprechenden Mrkten. Die

    Arbeitslosenquote wiederum ist nur dann ein

    sinnvoller Indikator fr die gesamtwirtschaft-

    liche Auslastung, wenn der formale Arbeits-

    markt dominiert. Dies ist in Schwellenlndern

    hufig nicht oder nur eingeschrnkt gege-ben.4)

    Eine Alternative zu den vorgenannten Anst-

    zen stellen univariate Filter zur Glttung des

    realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Zeit-

    ablauf dar. Dabei sind jedoch konzeptionelle

    Unterschiede zu den vorgenannten Verfahren

    zu beachten. Die implizite Annahme bei der

    Verwendung von Filtern ist eine symmetrische

    zyklische Bewegung um einen Normalauslas-

    tungspfad. So knnen von einem langfristigen

    Trend konjunkturelle Schwankungen bis zu

    einer bestimmten Dauer separiert werden.

    Aufgrund der verschiedenen Herangehenswei-

    sen und zur Unterscheidung von Verfahren,

    die auf konomische Bestimmungsfaktoren

    zurckgreifen wird die Vernderung einer

    durch statistische Filter ermittelten langfris-

    tigen Komponente daher auch als Trend-

    wachstum bezeichnet. Die am weitesten ver-

    1Vgl.: A. Burns, T. J. Van Rensburg, K. Dybczak undT. Bui (2014), Estimating potential output in developingcountries, Journal of Policy Modeling 36(4),S. 700 716.2Fr den uerst hohen Grad an Unsicherheit auch beiguter Datenverfgbarkeit spricht, dass entsprechendeSchtzungen von internationalen Organisationen fr dieIndustrielnder eine erhebliche Revisionsanflligkeitaufweisen. Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zur Verlsslich-keit der Schtzungen internationaler Organisationen zurProduktionslcke, Monatsbericht, April 2014, S. 13 38.3Vgl.: IWF, Where are we headed? Perspectives onpotential output, World Economic Outlook, April 2015,S. 69 92.4Bspw. bezieht sich die vom chinesischen Statistikamtausgewiesene Arbeitslosenquote nur auf registriertePersonen und schliet insbesondere die wichtigeGruppe der Wanderarbeiter aus. Auerdem gilt dasMa als wenig zuverlssig, da es in den letzten Jahrenerstaunlich wenig auf niedrigem Niveau (zwischen4,0% und 4,1%) geschwankt hat.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201519

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

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    breitete Methode aus dieser Kategorie ist

    diejenige von Hodrick und Prescott, die imFolgenden kurz erklrt und mit alternativen

    Filteranstzen verglichen wird.

    Der Hodrick-Prescott-Filter (HP-Filter) 5)basiert

    auf einer Trennung von Trend und Zyklus

    anhand eines Minimierungsproblems, in das

    zum einen die Anpassungsgte als Summe

    der quadrierten Abweichungen des Trends von

    der Originalreihe und zum anderen das Aus-

    ma der verbleibenden Schwankungen des

    Trends eingehen. Mit einem Glttungspara-

    meter wird dabei eine relative Gewichtungdieser beiden konkurrierenden Ziele vor-

    genommen. Je kleiner ausfllt, desto nher

    liegt die Trendreihe an den Ursprungswerten

    und vollzieht deren Bewegungen nach. Die

    Wahl eines geeigneten Wertes fr ist daher

    Gegenstand intensiver Diskussion. Der fr

    Jahresdaten hufig gewhlte Wert von 6,25

    entspricht einer Lnge des Referenzzyklus 6)

    von etwa zehn Jahren.7)

    Whrend bei der Verwendung des HP-Filters

    die Lnge des Referenzzyklus nur indirekt durchdie Wahl von vorgegeben wird, ermglichen

    es eine Reihe weiterer statistischer Filter, Fre-quenzbereiche und damit Zyklenlngen ,

    die aus einer Zeitreihe extrahiert werden sol-

    len, explizit anzugeben.8)Theoretisch ist eine

    ideale Filterung mglich, die jedoch unendlich

    lange Datenreihen erfordern wrde, sodass in

    der Praxis versucht werden muss, eine mg-

    lichst gute Annherung zu erzielen. Aus dieser

    Klasse der Bandpass-Filter9) werden in der

    Konjunkturanalyse hufig die Verfahren vonBaxter und King (BK-Filter)10)sowie von Chris-

    tiano und Fitzgerald (CF-Filter)11)eingesetzt.

    Der BK-Filter verwendet ein symmetrisches Ge-

    wichtungsschema, welches impliziert, dass

    einige Werte am Anfang und Ende der Zeit-

    reihe fr die Kalkulation bentigt werden und

    die ausgewiesene Trendreihe entsprechend

    krzer ausfllt.12)Dagegen nutzt der CF-Filter

    wie auch der HP-Filter asymmetrische Ge-

    wichte, sodass bei seiner Anwendung keine

    Datenpunkte wegfallen, jedoch die letztenBeobachtungen im Zeitablauf ein verstrktes

    Gewicht bei der Berechnung des Trends auf-

    weisen und so das Ergebnis am aktuellen Rand

    verzerrt werden kann. Das Ausma der Abwei-

    chungen ist beim CF-Filter gegenber dem HP-Filter allerdings deutlich reduziert. In beiden Fl-

    len kann dieses Endpunktproblem zudem durch

    Erweiterung der zugrunde liegenden BIP-Reihe

    um Prognosewerte in gewissem Rahmen abge-

    mildert werden.13)Beim Vergleich verschiede-

    ner Prognosevarianten fr das Schwellenlnder-

    Aggregat zeigen sich im Ergebnis nur vernach-

    lssigbare Unterschiede. So liegen die Resultate

    auf Basis der Extrapolationen um zwei Jahre mit

    5Vgl.: R. J. Hodrick und E. C. Prescott (1997), Postwar

    U. S. Business Cycles: An Empirical Investigation, Jour-nal of Money, Credit, and Banking 29, S. 116.6Als Referenzzyklus wird dabei der Zyklus bezeichnet,dessen Schwingungen der Filter zu 50% entfernt undder somit die Grenze zwischen beibehaltenen undherausgefilterten Wellen darstellt.7Der Wert von 6,25 entspricht dem Vorschlag vonM. O. Ravn und H. Uhlig (2002), On Adjusting theHodrick-Prescott Filter for the Frequency of Observa-tions, Review of Economics and Statistics, 84(2),S. 371 380. Andere hufig verwendete Werte frJahresdaten sind 8, 20 sowie 100. Nach der Argumen-tation von Ravn und Uhlig sind diese jedoch wenigergeeignet, da sich mit ihnen grere Abweichungen zwi-schen den jeweils separat aus Jahres- und Quartalsdatenextrahierten Trendkomponenten einer Reihe ergeben,wenn fr letztere der Standardwert verwendet wird.Einschrnkend gilt jedoch, dass auch der Wert fr Quar-talsdaten von Hodrick und Prescott allein anhand empi-rischer Erkenntnisse zu BIP-Daten der Vereinigten Staa-ten von 1950 bis 1979 festgelegt wurde, die nichtzwangslufig auf andere Lnder und Zeitrume ber-tragbar sind.8blicherweise werden dabei Zyklen innerhalb einerSpanne von sechs bis 32 Quartalen oder zwei bis achtJahren als konjunkturelle Schwankungen klassifiziert,die dann mglichst exakt von den anderen Frequenzengetrennt werden sollen.9Grundstzlich sind Bandpass-Filter, die fr die Extrak-tion einer Konjunkturkomponente entwickelt wurden,nur mit Einschrnkungen fr die Bestimmung des

    Trendwachstums geeignet, da neben der langfristigenEntwicklung ein Bereich hochfrequenter Schwingungenverbleibt. Bei der Betrachtung von Jahresdaten undeiner Untergrenze der Zyklenlnge von zwei Jahren ent-spricht der Bandpass-Filter jedoch einem Hochpass-Filter, der wie der HP-Filter lediglich zwei Bereichehoher und niedriger Frequenz separiert.10Vgl.: M. Baxter und R. G. King (1999), MeasuringBusiness Cycles: Approximate Band-Pass Filters forEconomic Time Series, Review of Economics and Stat-istics 81, S. 575 593.11Vgl.: L. Christiano und T. J. Fitzgerald (2003), TheBand-Pass Filter, International Economic Review 44,S. 435 465.12Fr Jahresdaten schlagen Baxter und King die Ver-wendung von drei Lags als besten Kompromiss zwischender Annherung an den idealen Filter und der Anzahlwegfallender Beobachtungen an den Reihenenden vor.13Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zur Bestimmung desgesamtwirtschaftlichen Trendoutputs in den USA,Monatsbericht, April 2013, S. 32 ff.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201520

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    7/18

    tums in den Schwellenlndern in diesem Zeit-

    raum erklren. Somit scheint der Beitrag von

    zyklischen Faktoren nachrangig zu sein.11)

    Grnde fr den Rckgangdes Trendwachstums

    Die Abschwchung des Trendwachstums in denSchwellenlndern lsst eine natrliche Verrin-

    gerung des Expansionstempos vermuten, nach-

    dem viele Lnder infolge des raschen Aufhol-

    prozesses nher an die technologische Grenze

    herangerckt sind. Allerdings ist der verbliebene

    Abstand weiterhin sehr gro. Darauf deuten

    beispielsweise Berechnungen hin, denen zu-

    folge die Arbeitsproduktivitt in China und an-

    deren wichtigen Schwellenlndern im Jahr 2011

    jeweils weniger als ein Zehntel des entsprechen-den Niveaus der Vereinigten Staaten erreicht

    hatte. Auch bei der sogenannten Totalen Fak-

    torproduktivitt, die zustzlich den Kapitalein-

    satz bercksichtigt, zeigt sich nach wie vor ein

    erheblicher Rckstand gegenber den USA.12)

    Vor diesem Hintergrund erscheint es wahr-

    scheinlich, dass fr die relativ starke Verlang-

    samung des Trendwachstums in den letzten

    Jahren noch andere Faktoren von Bedeutung

    waren. Um dies nher zu untersuchen, wird

    nun fr alle Schwellenlnder einzeln die Ent-wicklung des Trendwachstums bestimmt.13)In

    etwa zwei Dritteln der insgesamt 135 betrach-

    Noch viel Raumfr weiteresAufholwachstum

    Trendwachstumin vielenSchwellen-lndernabgeschwcht

    den Prognosen des IWF, mit dem Wert fr

    2014 und mit langfristigen Wachstumsdurch-schnitten sowohl beim HP-Filter als auch beim

    CF-Filter jeweils um weniger als einen Zehntel

    Prozentpunkt auseinander. Eine erhebliche Ab-

    weichung ergibt sich nur, wenn die Datenreihe

    gar nicht verlngert wird.

    Mit den drei vorgestellten Verfahren lassen

    sich Vergleichswerte fr das Trendwachstum

    des Schwellenlnder-Aggregats ermitteln.14)Es

    zeigt sich, dass die Trendwachstumsraten

    recht hnlich ausfallen. Whrend die mit dem

    HP- und BK-Verfahren bestimmten Reihen fastidentisch sind, zeigen sich bei den Ergebnissen

    des CF-Filters etwas strkere Ausschlge und

    leichte Phasenverschiebungen gegenber den

    beiden anderen Methoden. Der Gesamtein-

    druck eines abnehmenden Trendwachstums

    seit Mitte der vergangenen Dekade wird

    jedoch in allen Fllen besttigt.

    14Konkret wurde fr den HP-Filter ein Glttungspara-meter von 6,25 angenommen. Fr den BK- und CF-Filter wurde jeweils eine Grenzfrequenz, die acht Jah-

    ren Zykluslnge entspricht, gewhlt.

    Geschtzte Trendwachstumsraten fr

    das Schwellenlnder-Aggregat auf Basisverschiedener Filterverfahren

    Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von IWF, World Econo-mic Outlook, April 2015. 1Mit Referenzzyklus von acht Jahren.2Mit Glttungsparameter 6,25.

    Deutsche Bundesbank

    1981 85 90 95 00 05 10 14

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    in % gegenber Vorjahr

    Trend extrahiert mittels ...

    ... Baxter-King-Filter1)

    ... Christiano-Fitzgerald-Filter1)

    ... Hodrick-Prescott-Filter2)

    11Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist zu bercksich-tigen, dass die Trennung zwischen Trendwachstum undzyklischer Komponente am aktuellen Rand unscharf ist. Da-durch kann es zu einer Revision der Ergebnisse kommen,etwa dann, wenn sich die hier zugrunde gelegten BIP-Prog-nosen fr das Zeitreihenende als unzutreffend herausstel-len. Vgl. zur Endpunktproblematik des HP-Filters die Erlu-terungen auf S. 19 ff.

    12Vgl.: M. Molnar und T. Chalaux (2015), Recent trends inproductivity in China shift share analysis of labour prod-uctivity growth and the evolution of the productivity gap,OECD Economics Department Working Papers No. 1221.13Ausgeklammert werden jene Volkswirtschaften, fr diein der WEO-Datenbank nur eine relativ kurze BIP-Zeitreihe(beginnend nach 1992) vorliegt.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201521

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    8/18

    teten Volkswirtschaften hat sich das trend-

    mige Wachstum seit 2006/ 2007 verlang-

    samt. Zu ihnen zhlt das konomische Schwer-gewicht China, wo sich das Trendwachstum be-

    trchtlich von rund 12% auf 7 % verringert

    hat. Unter den brigen Lndern mit deutlich ge-

    drosseltem Grundtempo finden sich auffallend

    viele Volkswirtschaften, die sich auf den Export

    von Rohstoffen spezialisiert haben.

    Der Eindruck, dass die Rohstoffe exportierenden

    Volkswirtschaften besonders stark an Schwung

    verloren haben, wird durch die Betrachtung ver-

    schiedener Lndergruppen gesttzt. So hat sich

    im Kreis der Rohstoffexporteure das aggregierte

    Trendwachstum von etwa 6% zur Mitte der

    vergangenen Dekade auf zuletzt 2% verlang-

    samt.14)Dagegen hat sich diese Rate bei den

    brigen Schwellenlndern im gleichen Zeitraum

    verhltnismig wenig von knapp 8% auf 6%

    reduziert. Ohne China gerechnet betrgt der

    Rckgang sogar nur 1 Prozentpunkt. Auf Basis

    dieser Ergebnisse lassen sich die Beitrge der

    einzelnen Lndergruppen fr die Wachstums-

    abschwchung des gesamten Schwellenlnder-

    Aggregats ermitteln. Demnach ist das Absinken

    der Trendrate um 2 Prozentpunkte seit 2006/

    2007 rechnerisch berwiegend auf die Roh-

    stoffexporteure, dabei vor allem auf die lfr-

    derlnder, zurckzufhren. Ein wichtiger Anteil

    kommt darber hinaus China zu. China und die

    Rohstoffe exportierenden Volkswirtschaften zu-

    sammen knnen etwa drei Viertel der trend-

    migen Wachstumsverlangsamung in denSchwellenlndern erklren, obwohl sie vor dem

    Ausbruch der globalen Finanzkrise lediglich

    knapp 60% der gesamtwirtschaftlichen Erzeu-

    gung dieser Gruppe generierten.

    Nachfolgend werden spezifische Belastungen

    fr das Trendwachstum in China sowie in der

    Gruppe der Rohstoffexporteure erlutert. Im

    Groer Beitragder Rohstoff-exporteure zurVerlangsamungdes Schwellen-lnder-Aggregats

    Beitrge zur Wachstumsverlangsamungin den Schwellenlndern*)

    Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von IWF, World Econo-mic Outlook, April 2015. *Rechnerische Zerlegung der Diffe-renz zwischen dem jahresdurchschnittlichen BIP-Wachstum2013/2014 und 2006/2007 fr ein Aggregat aus 135 Schwel-lenlndern. 1Trendwachstum mithilfe des Hodrick-Prescott-Fil-ters ermittelt.

    Deutsche Bundesbank

    4,0

    3,5

    3,0

    2,5

    2,0

    1,5

    1,0

    0,5

    0

    %-Punkte

    brigeSchwellenlnder

    China

    Rohstoffeexportierende

    Volkswirtschaften

    Zyklus

    Trend1)

    Vernderung des Trendwachstums ineinzelnen Schwellenlndern*)

    Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von IWF, World Econo-mic Outlook, April 2015. *Trendwachstum mithilfe des Hod-rick-Prescott-Filters ermittelt. Die Kreisflche entspricht der rela-tiven Gre des jeweiligen BIP zu Kaufkraftparitten im Jahr2010. Die Lnder Angola, Aserbaidschan, quatorialguinea,Katar, Libyen und Zentralafrikanische Republik liegen auerhalbdes Darstellungsbereichs.

    Deutsche Bundesbank

    2 0 + 2 + 4 + 6 + 8 + 10 + 12

    2

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    +

    +

    +

    +

    +

    +

    in % pro Jahr

    Durchschnittliches Trend-wachstum 2013/2014

    Durchschnittliches Trendwachstum 2006/2007

    Rohstoffe exportierendeVolkswirtschaften

    brige Schwellenlnder

    Iran

    BrasilienRussland

    Saudi-Arabien

    Trkei

    Mexiko

    Indonesien

    Indien

    China

    unverndertesTrendwachstum

    14 Die Klassifikation der Lnder in Rohstoffexporteurebasiert auf den Angaben des IWF zur Hauptquelle derExporteinnahmen; vgl.: IWF, WEO, April 2015, S. 151.Auerdem wird hier Brasilien zu den Rohstoffexportlnderngezhlt. Rohstoffe machten dort in den vergangenen Jah-ren annhernd die Hlfte der gesamten nominalen Waren-ausfuhren aus.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201522

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    9/18

    Anschluss daran wird auf die osteuropischen

    Lnder eingegangen. Der Beitrag dieser Region

    zur Wachstumsverlangsamung im Schwellen-lnder-Aggregat hlt sich zwar in Grenzen,

    allerdings besitzt der Lnderkreis einen erheb-

    lichen Stellenwert als Absatzmarkt fr die Expor-

    teure aus Deutschland und anderen Lndern

    der EWU.

    China

    Um die gesamtwirtschaftliche Verlangsamung

    in China nher zu beleuchten, wird das Trend-

    wachstum rechnerisch nach den Beitrgen des

    Arbeitseinsatzes und der Arbeitsproduktivitt

    aufgeschlsselt. Es zeigt sich, dass der Arbeits-

    einsatz, gemessen an der Zahl der Beschftigten

    in der Gesamtwirtschaft, wegen seiner schwa-

    chen Aufwrtstendenz seit jeher nur wenig zur

    Zunahme der Wirtschaftsleistung beigesteuert

    hat. Der Hauptbeitrag ist dem Wachstum der

    Arbeitsproduktivitt zuzuschreiben. Dieses hat

    in den letzten Jahren sprbar nachgelassen und

    steht hinter der Verlangsamung des Trend-

    wachstums, whrend die geringen positiven

    Beitrge vonseiten des Arbeitseinsatzes mehr

    oder weniger unverndert geblieben sind.

    Zum Teil scheint der schwchere Anstieg der

    Arbeitsproduktivitt einem nachlassenden

    Strukturwandel geschuldet zu sein. Ein wich-

    tiger Antriebsfaktor des gesamtwirtschaftlichen

    Produktivittswachstums in China ist die Migra-tion von Arbeitskrften aus dem lndlichen

    Agrarsektor in die Stdte. Dort gehen sie einer

    Ttigkeit im Industrie- oder Dienstleistungs-

    bereich nach, in denen die Produktivitt deut-

    lich hher ist. Dieser Prozess scheint sich in der

    jngeren Zeit verlangsamt zu haben. So ist nach

    offizieller Schtzung die Zahl der Wanderarbei-

    ter im Durchschnitt der letzten vier Jahre nur

    um 2% gestiegen, verglichen mit einem Zu-

    wachs von 4% im Zeitraum 2004 bis 2010. EinGrund fr diese Entwicklung drfte sein, dass

    die lndliche Arbeitskrftereserve mittlerweile

    weitgehend absorbiert ist.15)

    Wichtiger noch als das nachlassende Tempo

    des sektoralen Strukturwandels drfte eine Ver-

    langsamung der Produktivittsfortschritte inner-

    halb der Sektoren sein.16)Hierzu drfte ma-

    geblich beigetragen haben, dass die positiven

    Effekte von vorangegangenen Strukturreformen

    auslaufen. Ein wesentlicher Reformschritt war

    die Aufnahme Chinas in die Welthandelsorgani-

    sation (World Trade Organization: WTO) im Jahr

    2001. Der damit verbundene hhere auen-

    wirtschaftliche ffnungsgrad hat den Wett-

    bewerb in China erheblich verschrft, was vor

    allem in den ersten Jahren die konomische

    Effizienz deutlich gesteigert haben drfte.17)

    Auch andere Manahmen aus dieser Zeit, nm-

    lich die Umstrukturierung und Privatisierung

    von Staatsunternehmen, drften zu betrcht-

    NiedrigeresWachstumder Arbeits-produktivittausschlag-gebend

    Gesamtwirt-schaftlicherProduktivitts-fortschritt durchnachlassendenStrukturwandel

    gebremst

    Auslaufenpositiver EffektevergangenerStrukturreformen

    Trendwachstum in China*)

    Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von IWF und Nationa-lem Statistikbro China. * Trendwachstum und trendmigeBeschftigung mithilfe des Hodrick-Prescott-Filters ermittelt.

    Deutsche Bundesbank

    2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    14

    in % gegenber Vorjahr

    Arbeitsproduktivitt

    Beschftigung

    Rechnerische Beitrgein %-Punkten

    15Dabei hemmt das staatliche Meldewesen (Hukou) dieMobilitt der noch verbliebenen Landbewohner. Es verhin-dert, dass Migranten ihren Wohnsitz offiziell in die Stdteverlagern knnen und dort Zugang zu Sozial- und Bildungs-leistungen erhalten. Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zu derEntwicklung der Arbeitskosten in China und den Wirkungenauf die Verbraucherpreise in den Industrielndern, Monats-bericht, Mai 2013, S. 13 15.16Legt man die offiziellen Schtzungen fr den Beschfti-gungsstand in den einzelnen Wirtschaftszweigen zugrunde,dann hat sich das trendmige Produktivittswachstum vorallem im Dienstleistungsbereich merklich abgeschwcht.

    Allerdings sind die chinesischen Angaben zur Beschfti-gungsstruktur mit einer gewissen Unsicherheit behaftet.17Vgl. zur Rolle des WTO-Beitritts fr die Produktivittsent-wicklung in der chinesischen Industrie bspw.: R. Wakasugiund H. Zhang (2015), Impacts of the World Trade Organi-zation on Chinese Exports, RIETI Discussion Paper Series 15-E-021.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201523

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    10/18

    lichen Effizienzgewinnen gefhrt haben.18) In

    den letzten Jahren ist dieser Transformations-

    prozess jedoch weitgehend zum Stillstand ge-kommen. So hat die Zahl der Beschftigten, die

    in Staatsunternehmen ttig sind, seit dem Jahr

    2005 auf dem Stand von rund 65 Millionen ver-

    harrt, nachdem sie in den zehn Jahren zuvor um

    nicht weniger als 40% zurckgegangen war.

    Zu dem krftigen intrasektoralen Produktivitts-

    wachstum hat in der Vergangenheit auch die

    auergewhnlich dynamische Investitionsttig-

    keit beigetragen. Sie wurde durch eine hohe

    inlndische Ersparnisbildung ermglicht. Wh-

    rend der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise

    hat sich das Wachstum der Bruttoanlageinves-

    titionen nochmals verstrkt, sodass ihr Anteil

    am BIP weiter gestiegen ist, und zwar von 38%

    im Jahr 2007 auf 44% im Jahr 2009. Diese im

    internationalen Vergleich ausgesprochen hohe

    Investitionsquote wirft die Frage nach mg-

    lichen Fehlinvestitionen auf. Tatschlich gibt es

    Hinweise, denen zufolge die Allokationseffi-

    zienz bei den Investitionen in den letzten Jahren

    nachgelassen hat. Dafr spricht, dass sich in

    einer Reihe von Industriebereichen mittlerweile

    berkapazitten herausgebildet haben, wie

    zum Beispiel in der Stahl- oder der Zementbran-

    che.19)Gerade mit dem Schub whrend der glo-

    balen Finanz- und Wirtschaftskrise drften viele

    unrentable Projekte gettigt worden sein. Da-

    mals hatte die Regierung die Staatsunterneh-

    men zu zustzlichen Investitionen angeregt, um

    dem Einbruch der Auslandsnachfrage ent-gegenzuwirken.20) Ein anderes Feld, das von

    berinvestitionen betroffen zu sein scheint, ist

    der Husermarkt. Hier ist es wahrscheinlich,

    dass hinter einem Gutteil der Wohnungsbau-

    investitionen in den letzten Jahren Kufe ste-

    hen, die nicht auf einen tatschlichen Wohn-

    raumbedarf zurckgehen, sondern Anlagemo-

    tive reflektieren. Die jngste Abkhlung am chi-

    nesischen Husermarkt ist somit nicht allein als

    zyklisches Phnomen aufzufassen, sondernknnte vielmehr den Abbau eines strukturellen

    Angebotsberhangs darstellen.21)

    Ein dritter Grund fr das nachlassende Produk-

    tivittswachstum, speziell in der chinesischen

    Industrie, knnte mit auslndischen Direktinves-titionen in Verbindung stehen. Direktinvesti-

    tionen sind fr die Aufholprozesse in Schwellen-

    lndern hauptschlich deshalb von Bedeutung,

    da sie mit einem Transfer von auslndischer

    Technologie und Know-how einhergehen.22)

    Der Zustrom an auslndischen Direktinvesti-

    tionen in das Verarbeitende Gewerbe in China,

    der ber viele Jahre sehr gro ausgefallen war,

    hat aber zuletzt deutlich nachgelassen.23)Ent-

    sprechend drften die damit verbundenen Pro-

    duktivittsgewinne niedriger ausgefallen sein.

    Als wesentlicher Grund fr das geringere

    Auslandsengagement wird weithin gesehen,

    dass die Lohnkosten in China in den vergange-

    nen Jahren aufgrund der erwhnten strukturel-

    len Verengung am Arbeitsmarkt massiv zu-

    genommen haben. Dadurch hat China als Pro-

    duktionsstandort im Vergleich zu anderen

    Schwellenlndern, aber auch manchen fort-

    geschrittenen Volkswirtschaften an Attraktivitt

    eingebt. Darber hinaus knnte die Inves-

    titionsbereitschaft auslndischer Investoren ge-

    hemmt werden, weil ihre Unternehmen gegen-

    Hinweise aufgeringere Inves-titionseffizienz

    NachlassendeZuflsse vonauslndischen

    Direkt-investitionen

    18Die geringere Effizienz von staatseigenen Betrieben inChina zeigt sich etwa in ihrer niedrigeren Profitabilitt. Vgl.u. a.: D. Zhang und O. Freestone (2013), Chinas UnfinishedState-Owned Enterprise Reforms, Economic Roundup, Issue2, S. 77 99, The Australian Treasury.19Auf der Basis eines Lndervergleiches haben IWF-ko-nomen das Ausma der berinvestitionen in China auf10% des BIP geschtzt. Vgl.: Lee et al. (2012), Is ChinaOver-Investing and Does it Matter?, IMF Working Paper 12/277.20Vgl. zu den Mechanismen der Einflussnahme auf dieStaatsunternehmen whrend der globalen Finanzkrise:Y. Deng et al. (2014), Chinas Pseudo-monetary Policy,Review of Finance, 19(1), S. 55 93.21Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zu den mglichen realwirt-schaftlichen Effekten eines Abschwungs am chinesischenWohnimmobilienmarkt, August 2014, S. 18 20; sowieM. Chivakul et al. (2015), Understanding Residential RealEstate in China, IMF Working Paper 15/84.22Vgl. hierzu u. a.: E. Borensztein et al. (1998), How doesforeign direct investment affect economic growth?, Journalof International Economics, 45, S. 115 135; sowie X. Li undX. Liu (2005), Foreign Direct Investment and Economic

    Growth: An Increasingly Endogenous Relationship, WorldDevelopment, 33(3), S. 393 407.23Im vergangenen Jahr waren die auslndischen Direkt-investitionen im Verarbeitenden Gewerbe auf US-Dollar-Basis gegenber 2011 um ein Viertel niedriger. Im Verhlt-nis zur industriellen Wertschpfung war der Rckgangsogar noch wesentlich ausgeprgter.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201524

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    11/18

    ber heimischen Firmen benachteiligt werden,

    etwa durch einen eingeschrnkten Markt-

    zugang oder andere ungnstige Regulierun-gen.24)

    Rohstoffe exportierendeVolkswirtschaften

    Die internationalen Rohstoffmrkte haben in

    der vergangenen Dekade einen beraus krf-

    tigen Boom erlebt. Auf US-Dollar-Basis haben

    sich die Notierungen fr Energieprodukte sowie

    andere Rohstoffe zwischen 2000 und 2011

    jeweils mehr als verdoppelt. In den Schwellen-

    lndern, die auf den Export dieser Gter spezia-

    lisiert sind, hat die Hausse die gesamtwirtschaft-

    liche Entwicklung ber eine Reihe von Kanlen

    beflgelt: Zum einen verbesserten sich infolge

    der hheren Exportpreise die Terms of Trade.

    Zum anderen steigerten die Lnder ihre men-

    genmigen Rohstofflieferungen stark. Bei-

    spielsweise konnte Brasilien das Volumen seiner

    Rohstoffausfuhren im Verlauf des vergangenen

    Jahrzehnts ungefhr verdreifachen. Um die da-

    fr erforderliche Produktionsausweitung zu er-

    mglichen, ttigten die Rohstoffexporteure um-

    fangreiche Investitionen.25)Schlielich verwen-

    dete eine Reihe von Lndern im Nahen Osten

    einen Teil der staatlichen Mehreinnahmen aus

    dem lhandel, um die Infrastruktur massiv

    auszubauen.26)

    Der Rohstoffboom hat in den Exportlndernsomit nicht nur die Nachfrage angetrieben, son-

    dern angesichts der angestoenen Investitionen

    zudem die gesamtwirtschaftlichen Kapazitten

    erhht. Vor diesem Hintergrund hat sich in den

    meisten dieser Lnder auch das trendmige

    reale BIP-Wachstum deutlich verstrkt. In den

    lfrderlndern lag das Trendwachstum zu Be-

    ginn des Jahrtausends noch bei etwa 4% und

    stieg dann zur Mitte des vergangenen Jahr-

    zehnts bis auf 7% an; in den brigen Rohstoff-exportlndern ging es von 2% auf 5% in den

    Jahren 2007/2008 nach oben. Der Hhepunkt

    des Wachstums fllt in beiden Lndergruppen

    zeitlich ungefhr mit der Spitze der trendmi-

    gen Preissteigerung fr die jeweiligen Rohstoffe

    zusammen. Diese Beobachtung deckt sich mit

    den Erkenntnissen aus der Literatur, wonach

    das Wirtschaftswachstum in Rohstoffexportln-

    dern von der Vernderung der Rohstoffpreise

    abhngt und nicht von deren Niveaus.27)

    In den letzten Jahren drfte die Hausse auf den

    Rohstoffmrkten geendet haben. Die Preise fr

    Metalle und Nahrungsmittel tendieren schon

    seit dem Jahr 2011 deutlich nach unten. Auf

    dem lmarkt konnten die Notierungen hin-

    gegen ihr hohes Niveau noch recht lange hal-

    ten, bevor sie schlielich Ende 2014 erheblich

    gefallen sind. Das trendmige Wachstum in

    den Exportlndern hat sich infolge der dadurch

    Krftiger Preis-anstieg bei Roh-stoffen in dervergangenenDekade

    hat Wachs-tum der Roh-stoffexporteurebeflgelt

    Rohstoffhaussezu Endegegangen

    Rohstoffpreisindizes fr Schwellenlnder*)

    Quelle: Weltbank. *Die Gewichtung einzelner Rohstoffe ba-siert auf den entsprechenden Anteilen an den Exporten vonVolkswirtschaften mit niedrigen und mittleren Einkommens-niveaus in den Jahren 2002 bis 2004.

    Deutsche Bundesbank

    1980 85 90 95 00 05 10 15

    50

    100

    150

    200

    250

    300

    350

    US-Dollar-Basis, 2000 = 100, log. Mastab

    1. Hj.Nichtenergierohstoffe

    Energierohstoffe

    24Vgl. u. a.: European Union Chamber of Commerce inChina (2015), European Business in China Business Confi-dence Survey; sowie American Chamber of Commerce inShanghai (2015), China Business Report.25Laut Weltbank haben sich die weltweiten Investitionenvon l-, Gas- und Bergbauunternehmen zwischen 2000und 2012 um ein Mehrfaches erhht. berdies scheint derRohstoffpreisanstieg auch gewerbliche Investitionen auer-halb des Rohstoffsektors angeregt zu haben. Vgl.: Welt-bank, After the Commodities Boom: What Next for Low-Income Countries?, Global Economic Prospects, Juni 2015,S. 93 ff.; sowie N. Magud und S. Sosa (2015), Investment inEmerging Markets We Are Not in Kansas Anymore Or

    Are We?, IMF Working Paper 15/77.26Vgl.: M. Albino-War et al. (2014), Making the Most ofPublic Investment in MENA and CCA Oil-Exporting Coun-tries, IMF Staff Discussion Note 14/10.27Vgl. etwa: B. Gruss (2014), After the Boom Commod-ity Prices and Economic Growth in Latin America and theCaribbean, IMF Working Paper 14/154.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201525

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    12/18

    ausgelsten gesamtwirtschaftlichen Anpas-

    sungsprozesse etwa niedrigere Investitionen

    in den Rohstoffsektor weiter verlangsamt.

    Der ausgedehnte Preisanstieg und die anschlie-

    ende Abkhlung auf den internationalen Roh-

    stoffmrkten drften nicht zuletzt mit der Strke

    der gesamtwirtschaftlichen Dynamik in China

    zusammenhngen. China hat im vergangenenJahrzehnt seinen Rohstoffverbrauch beraus

    krftig ausgeweitet und dadurch sogar den

    Hauptbeitrag zum Anstieg der globalen Roh-

    stoffnachfrage gestellt. Dahinter stand nicht nur

    der rasante chinesische Aufschwung, sondern

    auch eine hohe Rohstoffintensitt des dortigen

    Wachstums. Im Bereich der Metalle war die

    Nachfrageexpansion besonders beeindruckend.

    China verbraucht mittlerweile rund 40% der

    weltweit hergestellten Metalle; sie werden ins-besondere fr den Aufbau der Infrastruktur und

    in der Bauwirtschaft eingesetzt. Auch im Be-

    reich der Energietrger ist China inzwischen

    zum weltgrten Konsumenten aufgestie-

    gen.28) Im Gefolge der aktuellen gesamtwirt-

    schaftlichen Verlangsamung hat das Wachstum

    der Rohstoffnachfrage des Landes nachgelas-sen. Dies wird besonders deutlich an den chine-

    sischen Einfuhren. Beispielsweise ist das Wachs-

    tum der Rohlimporte, das zwischen 2000 und

    2010 noch durchschnittlich 13% pro Jahr betra-

    gen hatte, seither auf die Hlfte zurckgegan-

    gen. Bei einigen Industriemetallen, etwa

    Eisenerz und Kupfer, war die Abschwchung

    noch ausgeprgter.

    Der Rohstoffhunger Chinas im vergangenen

    Jahrzehnt drfte den Boom an den Rohstoff-

    mrkten mageblich gesttzt haben. Umge-

    kehrt drfte die gedrosselte Dynamik der chine-

    sischen Rohstoffnachfrage im Zusammenspiel

    mit einer erheblichen Angebotsausweitung auf

    den entsprechenden Mrkten auch einen

    wesentlichen Beitrag dazu geliefert haben, dass

    die Rohstoffpreise in den letzten Jahren tenden-

    ziell gefallen sind. So gesehen besteht ber die-

    sen Kanal eine enge wirtschaftliche Abhngig-

    keit der Rohstoffexportlnder von China.29)

    Die kraftlose Entwicklung der Rohstoffexport-

    lnder in den letzten Jahren deutet darauf hin,

    dass diese Volkswirtschaften ohne den Rcken-

    wind vonseiten der Rohstoffmrkte nur be-

    scheidene Aktivittssteigerungen erzielen kn-

    nen.30)Das niedrige originre Trendwachstum

    scheint zum einen mit der Erosion der preis-

    lichen Wettbewerbsfhigkeit zusammenzuhn-

    gen, zu der es im Zuge des vorangegangenenPreisbooms in vielen Rohstoffexportlndern ge-

    Einfluss Chinasauf Rohstoff-mrkte

    fhrt zuwirtschaftlicherAbhngigkeitder Rohstoff-exporteure vonChina

    OriginresTrendwachstumin Rohstoff-exportlndernsehr niedrig,

    Trendwachstum in Rohstoffeexportierenden Schwellenlndern

    und trendmige Preisvernderungbei Rohstoffen*)

    Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von IWF, World Econo-mic Outlook, April 2015, sowie Weltbank. *Trendwachstumsowie trendmige Preisvernderung mithilfe des Hodrick-Pres-cott-Filters ermittelt. Rohstoffpreise auf US-Dollar-Basis; zu-grunde gelegte Rohstoffpreisreihe fr 2015 und 2016 gemWeltbank-Prognose vom Juni 2015 fortgeschrieben.

    Deutsche Bundesbank

    2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14

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    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    in % gegenber Vorjahr

    10

    5

    0

    + 5

    + 10

    + 15

    + 20

    + 25

    + 30

    Trendwachstumin brigenRohstoffexportlndern(linke Skala)

    Trendwachstum inl exportierenden Schwellenlndern(linke Skala)

    Vernderungdes Preisindex frNichtenergierohstoffe(rechte Skala)

    lpreisvernderung(rechte Skala)

    28Vgl.: Asiatische Entwicklungsbank, Asian DevelopmentOutlook 2013: Asias Energy Challenge, S. 29 ff.29Die Abhngigkeit der Rohstoffexporteure von China istin diversen empirischen Studien belegt worden. Vgl. bspw.:B. Gruss (2014), a. a. O.; sowie L. Gauvin und C. Rebillard(2015), Towards Recoupling? Assessing the Global Impactof a Chinese Hard Landing through Trade and Commodity

    Price Channels, Banque de France Working Paper No 562.30Dazu passen Schtzungen, denen zufolge in Russlanddie Trendwachstumsrate ohne lpreissteigerungen geradeeinmal 2% betrgt. Vgl.: J. Rautava (2013), Oil Prices, ExcessUncertainty and Trend Growth, Focus on European Eco-nomic Integration, Oesterreichische Nationalbank, Issue 4,S. 77 87.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201526

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    13/18

    kommen ist.31)Vor diesem Hintergrund hat vor

    allem das Verarbeitende Gewerbe einen schwe-

    ren Stand, was sich daran zeigt, dass diese Ln-der auf den globalen Exportmrkten fr indus-

    triell gefertigte Waren weiterhin erheblich

    unterreprsentiert sind. Vielerorts ist whrend

    der Rohstoffhausse der Aussto des Verarbei-

    tenden Gewerbes auch in realer Rechnung

    im Vergleich zu den brigen Sektoren deutlich

    schwcher gewachsen und hat dadurch ge-

    samtwirtschaftlich an Gewicht verloren. Diese

    Entwicklung ist nicht zuletzt deswegen Besorg-

    nis erregend, da die Produktivitt im Verarbei-

    tenden Gewerbe international stark zu konver-

    gieren scheint. Daher wird dem Sektor eine

    Schlsselrolle bei gesamtwirtschaftlichen Auf-

    holprozessen beigemessen, die er aber nur bei

    entsprechender Gre erfllen kann.32)

    Neben der Schwche der preislichen Wett-

    bewerbsfhigkeit drften verschiedene struktu-

    relle Faktoren das Wachstum in den Rohstoff-

    exportlndern zurckhalten. Zum Teil bestehen

    diese Probleme schon seit Lngerem und sind

    durch den Rohstoffboom lediglich berdeckt

    worden. Dazu gehren etwa im Falle Brasiliens

    und anderer lateinamerikanischer Staaten

    Defizite in der Infrastruktur sowie eine hohe

    Steuer- und Abgabenbelastung. In Sdafrika

    und anderen Volkswirtschaften des afrikani-

    schen Kontinents sind ein niedriges Qualifikati-

    onsniveau der Arbeitnehmer sowie ein Mangel

    an innerer Sicherheit wesentliche Hindernisse

    fr ein krftigeres Wachstum. In Russland sowieverschiedenen zentralasiatischen Energieexport-

    lndern scheinen eine hohe politische Unsicher-

    heit und weit verbreitete Korruption das Ver-

    trauen privater Investoren zu untergraben.

    Aufstrebende Volkswirt-schaften in Osteuropa

    hnlich wie im Falle der Rohstoffexporteure istauch in den osteuropischen Schwellenlndern

    der starke Aufschwung des vergangenen Jahr-

    zehnts durch gnstige externe Einflsse befl-

    gelt worden. Hier waren es aber keine steigen-

    den Rohstoffpreise, sondern erhebliche kurzfris-

    tige Kapitalzuflsse, welche die Konsumnach-

    frage und die Investitionen angetrieben hatten.

    In einigen Lndern kam es dabei zum Aufbau

    von enormen Leistungsbilanzdefiziten, einer

    massiven Zunahme privater Verschuldung sowie

    bertreibungen an den Immobilienmrkten.

    Mit dem Austrocknen externer Finanzierungs-

    quellen im Sog der weltweiten Krise mussten

    sich die betreffenden Lnder einem schmerz-

    haften Anpassungsprozess unterziehen. Eine

    gewisse Ausnahme stellt Polen dar, die grte

    unter den osteuropischen Volkswirtschaften;

    hier waren die makrokonomischen Ungleich-

    gewichte erheblich weniger ausgeprgt. Auch

    deshalb erlitt die polnische Wirtschaft whrend

    der globalen Finanzkrise keine Rezession.

    Seit ein paar Jahren tendiert die Wirtschaftsleis-

    tung in vielen osteuropischen Staaten wieder

    deutlich aufwrts, aber die Zuwachsraten sind

    zumeist sprbar niedriger als im Vorkrisenzeit-

    raum. Dabei scheint die moderatere Gangart

    zum Teil eine Normalisierung zu reflektieren,

    nachdem sich das schnelle Tempo in den Jahren

    auch wegenstrukturellerFaktoren

    DurchkurzfristigeKapitalzuflsseangetriebenesWachstum nichtnachhaltig

    NiedrigeresWachstumreflektiert auchanhaltendeBeeintrchtigungder Investitions-ttigkeit

    Bedeutung des Verarbeitenden Gewerbesin ausgewhlten Rohstoffexportlndern

    Quelle: Nationale Statistiken. 1 Vor 2002 keine Angaben ver-fgbar.

    Deutsche Bundesbank

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    18

    20

    in % der gesamten Bruttowertschpfung

    Sdafrika

    Brasilien

    Russland1)

    31Dieser Effekt ist als Hollndische Krankheit (DutchDisease) bekannt und empirisch gut belegt. Vgl. bspw.: F.van der Ploeg (2011), Natural Resources: Curse or Blessing?,Journal of Economic Literature, 49(2), S. 366 420.32Vgl.: D. Rodrik (2013), Unconditional Convergence inManufacturing, Quarterly Journal of Economics, 128(1),S. 165 204.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201527

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    14/18

    vor 2008 vielerorts als nicht nachhaltig heraus-

    gestellt hat. Darber hinaus drften noch die

    Sptfolgen der Krise das gesamtwirtschaftliche

    Wachstum bremsen. Insbesondere ist wohl in

    einigen Lndern die Investitionsttigkeit nach

    wie vor beeintrchtigt. Dahinter steht wahr-

    scheinlich nicht nur das Bestreben von Unter-

    nehmen, ihre hohen Schulden abzubauen.

    Hinzu kommt offenbar, dass sich die Banken bei

    der Kreditvergabe zurckhalten, unter ande-

    rem, weil sie mit einem groen Bestand an not-

    leidenden Krediten zu kmpfen haben.33)

    Des Weiteren drfte das Trendwachstum da-

    durch gedmpft werden, dass der marktwirt-

    schaftliche Reformkurs, den die Lnder Anfang

    der neunziger Jahre eingeschlagen hatten, injngerer Zeit nicht mehr mit Nachdruck verfolgt

    worden ist. Dabei hat sich das Reformtempo

    keineswegs nur in Bereichen verlangsamt, in

    denen bereits groe Annherungen an die

    Industrielnder erreicht worden sind, wie etwa

    bei der Preisliberalisierung oder der ffnung des

    internationalen Handels. Vielmehr sind auch auf

    den Feldern, in denen noch ein erheblicher

    Rckstand besteht, geringere Fortschritte zu be-

    obachten. Das betrifft beispielsweise die Wett-bewerbspolitik.34)

    Zu den Wachstumsperspek-tiven der Schwellenlnder

    Die vorliegende Analyse deutet an, dass die ge-

    samtwirtschaftliche Verlangsamung in der

    Gruppe der Schwellenlnder berwiegend auf

    einen Rckgang ihres trendmigen Wachs-

    tums zurckzufhren ist. In China knnte sich

    das Grundtempo mittelfristig sogar nochmals

    verringern. Dafr spricht zum einen, dass der

    positive Effekt aus dem Strukturwandel weiter

    abnehmen sollte. Ferner drften demografische

    Einflsse das gesamtwirtschaftliche Wachstum

    beeintrchtigen. So erreicht die chinesische Be-

    vlkerung im erwerbsfhigen Alter (15 bis 64

    Jahre) gem der Projektion der Vereinten Na-

    tionen derzeit ihren Hhepunkt und wird in den

    nchsten Jahren schrumpfen.35)Hinzu kommt

    eine Vernderung der Altersstruktur. Bis zum

    Jahr 2025 wird nmlich die Zahl der 55- bis

    64-jhrigen Personen von 155 Millionen auf

    210 Millionen anwachsen. Da mit steigendem

    Alter die Erwerbsbeteiligung deutlich zurck-

    geht, drfte bei unvernderten Verhaltenswei-

    sen das Arbeitskrftepotenzial auch von dieser

    Seite belastet werden.36)

    Die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung

    der Rohstoffe exportierenden Schwellenlnder

    drfte, wie bisher, stark vom Auf und Ab an den

    internationalen Rohstoffmrkten abhngen.

    Angesichts eines voraussichtlich dauerhaft nied-

    rigeren Expansionstempos in China spricht

    derzeit wenig fr einen erneuten krftigen Preis-auftrieb ber einen mehrjhrigen Zeitraum auf

    diesen Mrkten. Das impliziert, dass die Roh-

    sowienachlassendesReformtempo

    In China in dennchsten JahrenzunehmendedemografischeBelastungen

    SchlechteAussichten frdeutlicheWachstums-verstrkung inRohstoffexport-lndern undosteuropischenStaaten

    Trendwachstum in osteuropischen

    Schwellenlndern*)

    Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von IWF, World Econo-mic Outlook, April 2015. * Trendwachstum mithilfe des Hod-rick-Prescott-Filters ermittelt. 1 Aggregat aus Albanien, Bulgari-en, Kroatien, Mazedonien, Polen, Rumnien und Ungarn.

    Deutsche Bundesbank

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    3,0

    3,5

    4,0

    4,5

    5,0

    in % gegenber Vorjahr

    OsteuropischeSchwellenlnder1)

    darunter:Polen

    33Vgl.: IWF (2015), Central, Eastern, and SoutheasternEurope Regional Economic Issues, Mai, Chapter 2,S. 1741.34Vgl.: Europische Bank fr Wiederaufbau und Entwick-lung, Stuck in Transition?, Transition Report 2013.35Vgl.: Vereinte Nationen, World Population Prospects:The 2012 Revision.36Laut Schtzung der Internationalen Arbeitsorganisation

    betrug die Erwerbsquote in China bei den 55- bis 64-Jh-rigen im Jahr 2013 59,8%, verglichen mit 80,3% in derbrigen Erwerbsbevlkerung. Die zunehmende Alterungder Bevlkerung knnte berdies einen negativen Effekt aufdie gesamtwirtschaftliche Produktivitt ausben, da die Pro-duktivitt einer Person typischerweise im mittleren Ab-schnitt des Berufslebens ihren Hhepunkt erreicht.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201528

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    15/18

    stoffexporteure zumindest vorerst auf einem

    flachen gesamtwirtschaftlichen Wachstumspfad

    bleiben werden. Auch bei den osteuropischenSchwellenlndern ist nicht davon auszugehen,

    dass sich das Grundtempo in absehbarer Zeit

    merklich erhhen wird. Soweit das gegenwr-

    tige Wirtschaftswachstum noch von den Folgen

    der Anpassungskrise 2008/2009 belastet wird,

    knnten diese Einflsse zwar schrittweise

    schwinden. Zugleich drften aber in einer Reihe

    von Lndern ungnstige demografische Ent-

    wicklungen die Expansion dmpfen.37)

    Insgesamt spricht vieles dafr, dass sich die ge-

    samtwirtschaftliche Aufwrtsbewegung in den

    Schwellenlndern bis auf Weiteres mit dem zu-

    letzt eingeschlagenen, verhaltenen Tempo fort-

    setzen wird. Diese Einsicht teilen inzwischen

    auch die internationalen Organisationen. So

    geht der IWF in seinem aktuellen WEO davon

    aus, dass sich das Wirtschaftswachstum der

    Schwellenlnder-Gruppe im Durchschnitt der

    nchsten fnf Jahre auf etwa 5% belaufen wird,

    was nherungsweise der hier geschtzten Trend-

    wachstumsrate am aktuellen Rand entspricht.

    Unter Umstnden knnte sich das Wirtschafts-

    wachstum der Schwellenlnder noch deutlicher

    abschwchen. Seit der globalen Finanzkrise sind

    die externen Finanzierungsbedingungen fr die

    Schwellenlnder infolge der auerordentlich

    expansiven Geldpolitik in den Industrielndern

    sehr gnstig. Eine Normalisierung der Geldpolitik,

    speziell in den USA, knnte jedoch zu verringer-ten Kapitalzuflssen in die Schwellenlnder fh-

    ren. Dass sich solche Prozesse abrupt vollziehen

    und starke Spannungen auf den Finanzmrkten

    auslsen knnen, haben die Ereignisse im Mai

    2013 gezeigt. Damals hatten Diskussionen in der

    amerikanischen Zentralbank ber einen mg-

    lichen Ausstieg aus den Staatsanleihekufen

    (Tapering) in einigen aufstrebenden Volkswirt-

    schaften eine Verkaufswelle bei Vermgenstiteln

    und Whrungen ausgelst. Betroffen waren vorallem Lnder mit ausgeprgten Leistungsbilanz-

    defiziten. Derartige Schwachstellen bestehen

    zum groen Teil weiter und machen diese Volks-

    wirtschaften nach wie vor verwundbar.

    Neben diesen externen Risiken stellen inln-

    dische Ungleichgewichte bedeutende Gefahren

    dar. Dazu zhlt vor allem eine beraus krftigeZunahme der Verschuldung in den letzten Jah-

    ren.38) Sowohl der Unternehmensbereich als

    auch die ffentlichen Haushalte haben zu die-

    sem Anstieg beigetragen. Gerade in Verbin-

    dung mit dem zu erwartenden langsameren

    Trendwachstum knnte im Falle von internen

    oder externen Schocks die Tragfhigkeit der

    Schulden in einzelnen Lndern nicht mehr

    sicher gewhrleistet sein.39)

    Das voraussichtlich anhaltend schwchere

    Wachstumstempo der Schwellenlnder drfte

    wichtige Implikationen fr die fortgeschrittenen

    Volkswirtschaften haben. Zum einen wre es

    fr die privaten Haushalte und Unternehmen in

    den Industrielndern von groer Tragweite,

    wenn die Preise fr Rohstoffe, speziell Rohl,

    angesichts einer mglichen zurckhaltenden

    Nachfrageentwicklung speziell vonseiten Chinas

    tatschlich dauerhaft niedriger blieben. Darber

    hinaus drfte eine langsamere gesamtwirt-

    schaftliche Nachfrageexpansion in den Schwel-

    lenlndern bedeuten, dass diese ihre Importe

    aus den Industrielndern verhaltener ausweiten

    als zuvor. Das wrde auch die deutsche Export-

    wirtschaft treffen, die angesichts einer starken

    Marktstellung in den Schwellenlndern von

    dem krftigen Aufschwung dieser Lnder-

    gruppe in der Vergangenheit in erheblichem

    Mae profitiert hat. Zwischen 2000 und 2010

    legten die wertmigen WarenlieferungenDeutschlands in die Schwellenlnder auf Euro-

    InsgesamtFortsetzung dergebremstenExpansion inSchwellen-lndernwahrscheinlich

    Abwrtsrisikenim Zusammen-hang mitFinanzmarkt-spannungeninfolge volatilerKapital-zuflsse

    sowie mitstarkem Anstiegder Verschuldung

    MglicheImplikationenfr dieIndustrielnder

    37Bspw. wird in Polen die Zahl der Personen im erwerbs-fhigen Alter von 27,2 Millionen im Jahr 2013 auf voraus-sichtlich 25,5 Millionen im Jahr 2020 zurckgehen. Vgl.:Europische Kommission (2015), The 2015 Ageing Report:Economic and budgetary projections for the 28 EU Mem-ber States (20132060), European Economy 3.38Nach Angaben der Bank fr Internationalen Zahlungs-ausgleich hat die durchschnittliche Verschuldung der ffent-lichen und nichtfinanziellen privaten Sektoren in den

    Schwellenlndern mittlerweile 150% des BIP erreicht.39 In der Vergangenheit war ein auerordentlich hohesWachstum der Kredite an den privaten Sektor, wie es in ein-zelnen Schwellenlnder derzeit zu beobachten ist, hufigein Vorbote von schweren Anspannungen im Bankensys-tem. Vgl.: Bank fr Internationalen Zahlungsausgleich(2015), 85th Annual Report, Chapter III, S. 45 63.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201529

    http://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/fomcminutes20141217.htmhttp://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/fomcminutes20141217.htmhttp://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/fomcminutes20141217.htmhttp://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/fomcminutes20141217.htm
  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    16/18

    Zu den internationalen Ausstrahleffekten

    einer starken Konjunkturabkhlung in China

    Die gesamtwirtschaftliche Expansion in China

    war in den vergangenen Jahren zwar wesentlich

    langsamer als zuvor, aber insgesamt recht stetig.Allerdings zeichnete sich zuletzt wegen des mas-

    siven Anstiegs der inlndischen Verschuldung

    eine erhhte Stranflligkeit der chinesischenWirtschaft ab. Vor allem im Bau- und Immobilien-

    bereich sind die Kreditverbindlichkeiten erheblich

    gestiegen. Falls der chinesische Husermarkt

    einen lngeren und krftigen Abschwungerleiden sollte oder der gewerbliche Sektor durch

    einen anderen schweren Schock getroffenwrde, gbe es vermutlich umfangreiche Kredit-

    ausflle, die das Finanzsystem belasten wrden.1)

    Mgliche Probleme im chinesischen Finanzsektorknnten auf die Realwirtschaft des Landes zu-

    rckwirken. In einem ungnstigen Fall wrde sich

    dadurch das Wirtschaftswachstum stark ab-schwchen. Ein solches hard landing der chine-

    sischen Wirtschaft wird vom Internationalen

    Whrungsfonds (IWF), der Weltbank sowie der

    OECD als ein relevantes Risiko fr die globaleKonjunktur eingestuft.2)Auch fr die deutsche

    Wirtschaft wren die Auswirkungen aufgrundder engen Handelsbeziehungen zu China wohl

    sprbar. Deutschland hat im vergangenen Jahr

    Waren im Wert von 75 Mrd nach China gelie-fert; das entspricht 6% der gesamten deut-

    schen Warenexporte.

    Um die mglichen realwirtschaftlichen Effekte

    einer starken Konjunkturabkhlung in China ab-

    zuschtzen, wurde eine entsprechende Simula-

    tion mit dem globalen makrokonometrischenModell NiGEM durchgefhrt.3)Konkret wurde ein

    vorbergehender negativer Schock auf die (reale)Inlandsnachfrage in China unterstellt, durch den

    sich deren Niveau im Vergleich zur Basislinie um

    knapp 6% im ersten und um 9% im zweiten Jahrverringert.4)Die chinesische Wirtschaftsleistung

    wrde in einem solchen Szenario um bis zu 4%

    vom ursprnglich angelegten Pfad nach untenabweichen. Fr die abgeschwchte Reaktion auf

    die inlndische Wertschpfung spielt eine Rolle,

    dass sich der Ausfall der gesamtwirtschaftlichenNachfrage nicht nur auf Waren und Dienstleis-

    tungen aus heimischer Produktion, sondern auch

    auf importierte Gter bezieht. ber diesen Kanalbertrgt sich der Schock dann auf die chine-

    sischen Handelspartner. In Deutschland wrde

    sich NiGEM zufolge das reale Bruttoinlandspro-

    dukt (BIP) gegenber der Basislinie in den ersten

    beiden Jahren um % reduzieren. In den ande-ren groen EWU-Mitgliedstaaten fielen die Out-

    putverluste aufgrund der geringeren Export-abhngigkeit von China zwar kleiner aus, blieben

    aber sprbar. Umgekehrt wren die Effekte inVolkswirtschaften mit einer engeren Auenhan-

    delsverflechtung mit China, etwa in Japan und

    Sdkorea, teilweise deutlich strker.

    Fr die USA, die vergleichsweise wenig nachChina ausfhren, zeigt die Modellsimulation

    sogar eine etwas hhere Wirtschaftsleistung im

    zweiten Jahr an. Dies hngt nicht zuletzt damitzusammen, dass in China die Preisentwicklung

    aufgrund des Nachfrageschocks gedmpft wird

    und sich dies ber die Importe von chinesischenWaren auch auf die Verbraucherpreise in ande-

    ren Lndern auswirkt, sodass die dortigen Noten-banken einen expansiveren geldpolitischen Kurs

    einschlagen knnen.5) Da die amerikanischeWirtschaft in hohem Umfang Waren aus China

    importiert, fllt dieser Effekt hier vergleichsweisestark aus. Hinzu kommt, dass der lpreis wegen

    der nachgebenden chinesischen Nachfrage leichtsinkt. Klammert man diese beiden entlastenden

    Einflsse aus, dann wrde sich auch fr die USA

    ein negativer BIP-Effekt im zweiten Jahr ergeben,

    und in Deutschland fielen die Produktionsein-buen im gleichen Zeitraum um etwa zwei zehn-

    tel Prozentpunkte hher aus.

    1Vgl.: M. Chivakul und W. R. Lam (2015), AssessingChinas Corporate Sector Vulnerabilities, IMF WorkingPaper 15/72.2Vgl. u. a.: IWF, World Economic Outlook, April 2015,S. 22.3NiGEM, das vom britischen National Institute of Eco-nomic and Social Research (NIESR) entwickelt wird, istein Modell mit neukeynesianischen Eigenschaften. Esumfasst rund 60 Lnder und Regionen, die unter-schiedlich detailliert abgebildet sind. Fr weitere Infor-mationen zur Modellstruktur siehe: http://nimodel.niesr.ac.uk.4Der Schock hlt zwei Jahre an. Ab dem dritten Jahrkehrt die Inlandsnachfrage wieder allmhlich zur Basis-linie zurck.5Die Lockerung der Geldpolitik geschieht in Volkswirt-schaften, in denen die Nullzinsgrenze berhrt wird, da-durch, dass zuknftige Zinserhhungen aufgeschobenwerden.

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201530

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    17/18

    Basis um durchschnittlich 10% pro Jahr zu. Be-

    reits in den letzten Jahren haben sich die ent-

    sprechenden Zuwchse auf etwa die Hlfte

    reduziert.40) Angesichts des beschriebenen

    Wachstumsausblicks fr die Schwellenlnder

    drfte diese flachere Grundtendenz in den

    nchsten Jahren anhalten. Die auenwirtschaft-

    liche Verflechtung Deutschlands mit China ist

    besonders eng und wird wahrscheinlich weiterzunehmen. Fr den Fall, dass sich das dortige

    Wachstum stark abschwchen sollte, wren die

    Folgen hierzulande sprbar (vgl. die Erluterun-

    gen auf S. 30 f.).

    Herausforderungenfr die Wirtschaftspolitik

    Der nach wie vor groe Einkommens- und Pro-duktivittsabstand zu den Industrielndern legt

    nahe, dass die Schwellenlnder grundstzlich

    noch ein erhebliches Wachstumspotenzial be-

    sitzen. Allerdings sind nachhaltige Fortschritte

    bei der konomischen Konvergenz nur unter

    passenden wirtschaftspolitischen Rahmenbe-

    dingungen mglich. Dies wird daran erkennbar,

    dass der Aufholprozess, der in einer Vielzahl

    von Schwellenlndern in der Mitte der neunziger

    Jahre eingesetzt hat, erst nach der Einleitung

    tiefgreifender Reformen in Gang gekommen ist.

    In einer Reihe von Schwellenlndern, darunterChina und die osteuropischen Staaten, hat sich

    das Wachstum auch abgeschwcht, weil der

    wirtschaftspolitische Reformkurs in den letzten

    Jahren vernachlssigt worden ist. Um das

    Wachstum mittelfristig wieder auf einen

    hheren Trendpfad zu heben, bentigen diese

    Lnder neue Reformimpulse. Aus China sind in

    dieser Hinsicht erste hoffnungsvolle Signale zu

    Fortsetzungeines schwung-vollen Aufhol-prozesses trotzerheblichenRckstandes keinSelbstlufer

    NeueReformimpulsenotwendig

    Alles in allem zeigen die Simulationen, dass einhard landing in China sprbare realwirtschaft-

    liche Effekte auf Deutschland und andere Lnder

    htte. Vermutlich unterschtzen die Modellsimu-lationen die Wirkungen sogar. Eine markante ge-

    samtwirtschaftliche Abschwchung in China

    ginge mglicherweise mit einem Vertrauensver-

    lust und steigender Verunsicherung einher. Dieswird in NiGEM so nicht abgebildet.6)Derartige

    Vertrauenseffekte drften noch ungleich hherausfallen, falls der Konjunktureinbruch in China

    politische und soziale Anspannungen auslsen

    wrde. Bei den fr Deutschland ausgewiesenenEffekten kommt hinzu, dass NiGEM einen

    homogenen gesamtwirtschaftlichen Outputunterstellt. Die starke Spezialisierung der deut-schen Wirtschaft auf Investitionsgter, die gerade

    bei den Exporten nach China von Bedeutung

    sind, wird ausgeblendet. Mithin reflektieren dieSimulationen auch nicht, dass in dem Szenario

    eines finanzmarktinduzierten Abschwungs in

    China wohl vor allem die dortige Investitions-nachfrage in Mitleidenschaft gezogen wrde.

    6Umgekehrt knnte der Rckgang der Rohstoffpreise,die im Modell nur rudimentr abgebildet sind, hherausfallen. Allerdings besteht hinsichtlich der Wirkungvon niedrigeren lpreisen auf die Wirtschaftsaktivitteine erhebliche Unsicherheit. Vgl.: Deutsche Bundes-bank, Zu den mglichen realwirtschaftlichen Auswir-kungen des lpreisrckgangs, Monatsbericht, Februar2015, S. 13 15.

    Kurzfristige Outputeffekte einer

    Abschwchung der realen Inlands-nachfrage in China*)

    Abweichung des realen BIP von der Basislinie in %

    Jahr 1 Jahr 2

    China 2,3 4,1Euro-Raum 0,2 0,2

    darunter: Deutschland 0,3 0,3Vereinigtes Knigreich 0,2 0,2USA 0,0 + 0,2Japan 0,5 0,8Sdkorea 0,8 1,5

    Quelle: Simulation mit NiGEM. * Temporrer Schock derrealen Inlandsnachfrage in China, der zu einer Absenkung

    derselben im Vergleich zur Basislinie um knapp 6% imersten und 9% im zweiten Jahr fhrt.

    Deutsche Bundesbank

    40Im Falle der deutschen Exporte nach China hat fr dieVerlangsamung auch eine Rolle gespielt, dass deutschePkw-Hersteller den chinesischen Markt verstrkt direkt also ber eine Produktion vor Ort bedienen. Vgl.: Deut-sche Bundesbank, Zu den Ursachen fr die jngste Schw-che der deutschen Warenexporte nach China, Monats-bericht, November 2013, S. 50 52.

    Deutsche BundesbankMonatsbericht

    Juli 201531

  • 7/26/2019 wachstumsverlagerung_schwellenlaender

    18/18

    vernehmen. Die chinesische Staatsfhrung hat

    im November 2013 auf einem Parteikongress

    das Bekenntnis zu einem Umbau der Volkswirt-schaft abgelegt und ihre wirtschaftspolitischen

    Reformabsichten umrissen. Allerdings kommen

    die Ausformulierung der Plne sowie deren Um-

    setzung bislang eher langsam voran.

    Fr die Rohstoffe exportierenden Schwellenln-

    der ist es wichtig, sich auf das genderte externe

    Umfeld einzustellen und die sektorale Diversifi-

    kation ihrer Volkswirtschaften voranzutreiben.

    Dazu zhlt vor allem das Schaffen gnstigerer

    Rahmenbedingungen fr die Entfaltung des

    Verarbeitenden Gewerbes, dem im Rahmen von

    Konvergenzprozessen eine entscheidende Be-

    deutung zukommen drfte. Die Bereitschaft der

    betroffenen Lnder zu entsprechenden Ma-

    nahmen scheint bislang noch eher gering zu

    sein. In Russland hatte es in den letzten Jahren

    zwar erste begrenswerte Schritte in diese

    Richtung gegeben, die mit dem WTO-Beitritt im

    Jahr 2012 gipfelten. Durch die jngsten poli-

    tischen Ereignisse im Zusammenhang mit derUkraine wurden die damit verbundenen Fort-

    schritte jedoch erheblich zurckgeworfen.

    Die Wirtschaftspolitik in den Schwellenlndern

    ist angesichts des umfassenden Reformbedarfs

    vor groe Herausforderungen gestellt. Eine Sti-

    mulierung der gesamtwirtschaftlichen Nach-

    frage durch eine expansivere Fiskal- oder Geld-

    politik, wie sie vermeintlich als der einfachere

    Weg erscheinen mag, wre dagegen in den

    meisten Fllen das falsche Rezept. Solche Ma-

    nahmen wrden angesichts der strukturell an-

    gelegten Verlangsamung nicht die zugrunde

    liegenden Probleme lsen. Sie knnten in

    einigen Lndern auerdem die bereits vorhan-

    denen internen Ungleichgewichte verschrfen

    und damit die Gefahr von Rckschlgen im Auf-

    holprozess erhhen.

    In Rohstoff-exportlndernsektoraleDiversifikationgeboten

    ExpansivereFiskal- und Geld-politik keineAlternative zuStrukturreformen

    Deutsche BundesbankMonatsberichtJuli 201532