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Vor allem Farben und Lacke auf dem Vormarsch

Date post: 08-Dec-2016
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b Im vierten Quartal des Jahres 2012 war die Gesamtzahl an Trans- aktionen in der chemischen Indus- trie verglichen mit dem Vorquartal leicht erhöht. Im Einklang damit wuchs die Zahl der Deals mit veröf- fentlichtem Transaktionsvolumen und jener mit einem Volumen von mindestens jeweils 50 Mio. US- Dollar. Verglichen mit dem Vorjah- resquartal, dem vierten Quartal 2011, stieg die Transaktionsdyna- mik noch deutlicher. Sie blieb im vergangenen Jahr allerdings signifi- kant hinter jener des Jahres 2010 zurück (Abbildung 1 und diese Nachrichten, S. 512). Nordamerikanische Megadeals b Die Entwicklung der Megadeals (Transaktionswert von jeweils min- destens einer Milliarde US-Dollar) folgt weitgehend dem Muster der Gesamtzahlen: Mit fünf Megadeals im vierten Quartal waren es zwei mehr als im Vorquartal und vier mehr als im Vorjahresquartal. An allen Megadeals waren die USA – entweder als Land des Zielunter- nehmens oder des Käufers – betei- ligt. Auffällig ist ebenfalls, dass drei der fünf Megadeals dem Segment Farben und Lacke zuzuordnen sind und damit den Trend zur Konsoli- dierung dort untermauern. So kün- digte im November der amerikani- sche Hersteller von Beschichtungen Sherwin-Williams den Kauf des mexikanischen Konkurrenten Con- sorcio Comex für 2,3 Mrd. US-Dol- lar an. Der Käufer baut damit seine Präsenz im Wachstumsmarkt La- teinamerika aus und stärkt seine Position bei Bautenanstrichen. Im Oktober hat Cytec Indus- tries, ein US-amerikanischer Her- steller von Carbonfasern und Ver- bundwerkstoffen für den Flugzeug- bau, seine Coating-Aktivitäten an den ebenfalls amerikanischen Fi- nanzinvestor Advent International verkauft. Durch den Verkauf für 1,15 Mrd. US-Dollar will sich Cy- tec Industries weiter auf margen- starke Geschäfte im Bereich Ver- bundwerkstoffe konzentrieren, ein- geleitet durch den Kauf des briti- schen Verbundwerkstoffherstellers Umeco im selben Jahr. Die Be- schichtungen finden vor allem in Kraftfahrzeugen sowie bei Nah- rungsmittel- und Getränkebehäl- tern Anwendung. Im Dezember kündigte der in Pittsburgh ansässige Farb- und Lackhersteller PPG Industries an, das nordamerikanische Fassaden- farbengeschäft des niederländi- Bernd Schneider Im Jahr 2012 gab es insgesamt weniger Zusammenschlüsse und Akquisitionen als im Jahr zuvor, das vierte Quartal zeigte aber einen Aufwärtstrend. Regional betrachtet gab es in diesem Zeitraum weniger große Transaktionen in Asien als zuvor. Vor allem Farben und Lacke auf dem Vormarsch BChemiewirtschaftV 280 269 300 344 311 262 172 156 165 212 175 213 130 126 140 149 128 113 92 66 82 101 80 105 23 31 23 33 32 28 15 9 15 22 19 38 0 50 100 150 200 250 300 350 1Q 10 2Q 10 3Q 10 4Q 10 1Q 11 2Q 11 3Q 11 4Q 11 1Q 12 2Q 12 3Q 12 4Q 12 Zahl der Transaktionen Abb. 1. Zahl der Chemietransaktionen pro Quartal seit dem Jahr 2010. Erstes Quartal des Jahres 2010 (1Q10) bis viertes Quartal des Jahres 2012 (4Q12); schwarz: alle angekündigten Deals; blau: angekündigte Deals mit be- kanntem Volumen, grün: angekündigte Deals mit einem Volumen von mehr als 50 Mio. US-Dollar. (Quelle beider Abbildungen: Thomson One Banker, Lincoln International) Nachrichten aus der Chemie| 61 | Mai 2013 | www.gdch.de/nachrichten 548
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b Im vierten Quartal des Jahres 2012 war die Gesamtzahl an Trans-aktionen in der chemischen Indus-trie verglichen mit dem Vorquartal leicht erhöht. Im Einklang damit wuchs die Zahl der Deals mit veröf-fentlichtem Transaktionsvolumen und jener mit einem Volumen von mindestens jeweils 50 Mio. US-Dollar. Verglichen mit dem Vorjah-resquartal, dem vierten Quartal 2011, stieg die Transaktionsdyna-mik noch deutlicher. Sie blieb im vergangenen Jahr allerdings signifi-kant hinter jener des Jahres 2010

zurück (Abbildung 1 und diese Nachrichten, S. 512).

Nordamerikanische Megadeals

b Die Entwicklung der Megadeals (Transaktionswert von jeweils min-destens einer Milliarde US-Dollar) folgt weitgehend dem Muster der Gesamtzahlen: Mit fünf Megadeals im vierten Quartal waren es zwei mehr als im Vorquartal und vier mehr als im Vorjahresquartal. An allen Mega deals waren die USA – entweder als Land des Zielunter-

nehmens oder des Käufers – betei-ligt. Auffällig ist ebenfalls, dass drei der fünf Megadeals dem Segment Farben und Lacke zuzuordnen sind und damit den Trend zur Konsoli-dierung dort untermauern. So kün-digte im November der amerikani-sche Hersteller von Beschichtungen Sherwin-Williams den Kauf des mexikanischen Konkurrenten Con-sorcio Comex für 2,3 Mrd. US-Dol-lar an. Der Käufer baut damit seine Präsenz im Wachstumsmarkt La-teinamerika aus und stärkt seine Position bei Bautenanstrichen.

Im Oktober hat Cytec Indus-tries, ein US-amerikanischer Her-steller von Carbonfasern und Ver-bundwerkstoffen für den Flugzeug-bau, seine Coating-Aktivitäten an den ebenfalls amerikanischen Fi-nanzinvestor Advent International verkauft. Durch den Verkauf für 1,15 Mrd. US-Dollar will sich Cy-tec Industries weiter auf margen-starke Geschäfte im Bereich Ver-bundwerkstoffe konzentrieren, ein-geleitet durch den Kauf des briti-schen Verbundwerkstoffherstellers Umeco im selben Jahr. Die Be-schichtungen finden vor allem in Kraftfahrzeugen sowie bei Nah-rungsmittel- und Getränkebehäl-tern Anwendung.

Im Dezember kündigte der in Pittsburgh ansässige Farb- und Lackhersteller PPG Industries an, das nordamerikanische Fassaden-farbengeschäft des niederländi-

Bernd Schneider

Im Jahr 2012 gab es insgesamt weniger Zusammenschlüsse und Akquisitionen als im Jahr zuvor, das

vierte Quartal zeigte aber einen Aufwärtstrend. Regional betrachtet gab es in diesem Zeitraum weniger

große Transaktionen in Asien als zuvor.

Vor allem Farben und Lacke auf dem Vormarsch

BChemiewirtschaftV

280 269

300

344

311

262

172 156

165

212

175

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130 126 140

149

128 113

92

66 82

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23 33 32 28

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1Q 10 2Q 10 3Q 10 4Q 10 1Q 11 2Q 11 3Q 11 4Q 11 1Q 12 2Q 12 3Q 12 4Q 12

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Abb. 1. Zahl der Chemietransaktionen pro Quartal seit dem Jahr 2010. Erstes Quartal des Jahres 2010 (1Q10) bis

viertes Quartal des Jahres 2012 (4Q12); schwarz: alle angekündigten Deals; blau: angekündigte Deals mit be-

kanntem Volumen, grün: angekündigte Deals mit einem Volumen von mehr als 50 Mio. US-Dollar.

. (Quelle beider Abbildungen: Thomson One Banker, Lincoln International)

Nachrichten aus der Chemie| 61 | Mai 2013 | www.gdch.de/nachrichten

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schen Konkurrenten Akzo Nobel für 1,05 Mrd. US-Dollar zu akqui-rieren. Die Transaktion macht PPG Industries zum weltgrößten Anbie-ter von Beschichtungen, gefolgt von Akzo Nobel und Sherwin-Wil-liams. Diese Deals sind auch getrie-ben durch die Erholung im Bausek-tor in zahlreichen Ländern, einher-gehend mit einer erhöhten Nach-frage nach Farben, Lacken und An-strichen.

Ebenfalls im Oktober des ver-gangenen Jahres veröffentlichte Ecolab, der kalifornische Anbieter chemikalienbasierter Lösungen für Wasser- und Hygieneanwendungen sowie Energieerzeugung, die Ak-quisition des texanischen Öl- und Gaschemikalienanbieters Champi-on Technologies für 2,2 Mrd. US-Dollar. Der Deal folgte Ecolabs Kauf des nordamerikanischen Was-serchemikalienherstellers Nalco im Jahr 2011 und soll Nalcos Energie-geschäft stärken.

Im November 2012 erwarb die indische Gulf Oil Corporation den US-amerikanischen Hersteller für Spezialschmierstoffe Houghton In-ternational für 1,05 Mrd. US-Dollar. Unter anderem die Öl- und Gasin-dustrie wendet die Produkte an.

Die Megadeals dominierten die Transaktionsvolumina des letzten Quartals 2012. Umgekehrt gehören die meisten Transaktionen zum Smallcap- und Midcap-Bereich (kleine und mittelgroße Transak-tionen), korrespondierend mit ei-nem vergleichsweise kleinen Wert für das durchschnittliche Transak-tionsvolumen. Nach dem vierten Quartal 2011 als Tiefpunkt schei-nen die Transaktionsaktivitäten wieder zuzunehmen.

Weniger schauen nach China

b Bei der regionalen Verteilung der Deals bleibt, gemessen an ihrer Zahl, Nordamerika führend (Abbil-dung 2). Auf den Plätzen folgen Asien mit Ozeanien sowie Europa.

In den vergangenen beiden Quartalen sank Asien mit Ozeanien auf unter 30 Prozent Anteil an der Menge der Transaktion, wohinge-

gen die prozentualen Anteile von Nordamerika und Europa stiegen. Zwei der Ursachen dafür sind: Zum einen scheinen sich die Sorgen um die Wirtschaftslage in den entwi-ckelten Regionen wie Nordamerika und Europa nicht auf die Attrakti-vität von Übernahmezielen auszu-wirken. Zum anderen könnte die sich abkühlende Wirtschaft in Chi-na die Aufmerksamkeit ausländi-scher Investoren eher in andere Re-gionen wie Südamerika lenken.

Bei den Volumina ist es sicher richtig, von einer analogen Vertei-lung wie bei der Anzahl auszugehen.

Ausblick

b Trotz des sich verlangsamenden Wachstums in einigen Regionen darf für das Jahr 2013 eine weiter anziehende Transaktionsdynamik angenommen werden.

Kurzfristig betrachtet unterstüt-zen folgende Faktoren diese An-nahme: Chemieunternehmen gene-rieren trotz zum Teil schwächerer regionaler Entwicklungen weiter-hin hohe Cash-Bestände. Die Bilan-zen zahlreicher großer Unterneh-men der Branche verzeichnen ei-nen niedrigen Schuldenstand. Da-zu kommen begünstigende Wäh-rungsrelationen wie die relative Stärke des japanischen Yen.

Langfristig gesehen ist in zahl-reichen Segmenten der chemischen

Industrie aufgrund der Fragmen-tierung der Märkte eine verstärkte Tranksaktionsintensität zu erwar-ten. Beispiele anziehender Transak-tionsdynamik sind Farben und La-cke sowie Klebstoffe. Für andere Segmente wie die Chemiedistribu-tion und die Feinchemie darf die Fortsetzung des hohen Momen-tums erwartet werden, zumal Ver-käufer zurzeit auf attraktive Bewer-tungsniveaus hoffen können.

Bernd Schneider ist Chemiker und Kaufmann

und verantwortet den Bereich Chemie bei der

Investmentbank Lincoln International in

Frankfurt. Das Unternehmen ist fokussiert auf

die Beratung des Verkäufers bei grenzüber-

schreitenden Transaktionen.

[email protected]

39,0% 33,3%

9,1%

47,4%

31%

27,6% 40,0%

59,1%

26,3%

28%

22,9% 6,7%

18,2% 10,5% 27%

3,8%

13,3% 10,5% 7%

4,8% 6,7% 13,6% 5,3% 5%

2011 1Q 12 2Q 12 3Q 12 4Q 12

Abb. 2. Geografische Verteilung der Chemie-Transaktionen mit einem Wert von mindestens 50 Mio. US-Dollar

nach Kontinenten des Akquisitionsziels. Schwarz: Nordamerika; blau: Asien mit Ozeanien; grün: Eurozone und

Vereinigtes Königreich; rosa: übriges Europa; violett: Südamerika; grau: Afrika und unbekannt.

Nachrichten aus der Chemie| 61 | Mai 2013 | www.gdch.de/nachrichten

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