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#ver(efung #werkzeugmethode
Version vom 1. Februar 2011
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Vom Online-Skriptum zum E-BookLehr- und Lernunterlagen als elektronische Bücher
Walther Nagler
Quelle Walther Nagler
Das Kapitel „Vom Online-‐Skriptum zum E-‐Book“ erschließt das weite Feld der Möglichkeiten, Lehr-‐ undLernunterlagen als elektronische Bücher in die eigene Lehre mit einzubinden. Schwerpunkt liegt in der Er-‐arbeitung der Vorteile sogenannter E-‐Books, sowie darin, deren Interak(ons-‐ und Anwendungsmöglich-‐keiten kennenzulernen. Der AbschniF „EPUB-‐Format“ gibt Einblick in aktuelle Entwicklungen auf demSektor von E-‐Book-‐Readern. Die Verwendbarkeit für E-‐Reader sollte unbedingt angestrebt werden, dagerade der E-‐Reader-‐Markt ein zukunIsweisender ist. Es kann angenommen werden, dass die Lesbarkeitund Interak(onsmöglichkeiten von E-‐Reader-‐Formaten in absehbarer Zeit wesentlich umfangreicherwerden. Die in diesem Kapitel angeschniFenen Inhalte gerade in Bezug auf E-‐Reader sind demnach als ak-‐tueller Stand zu betrachten. Es lohnt sich, die Entwicklung in diesem Bereich im Auge zu behalten, um soLehr-‐ und Lernunterlagen effek(v zu gestalten und anbieten zu können.
2 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
1. Online-‐Unterlagen – das elektronischen Buch
Ein guter Grund für E-‐BooksBasis und Kern jedes Lehrens und Lernens sind dieeigentlichen Lehr- und Lerninhalte. Um eine didak-tisch adäquate Aufbereitung und Vermittlung bzw.auch kollaborative Erarbeitung derselben zu gewähr-leisten, sind Lehr- und Lernunterlagen meist uner-lässlich. In der universitären Bildung haben sichneben dem klassischen (Lehr-) Buch elektronische(digitale) Skripten in Textformaten (wie MS Word,Adobe PDF, LaTex) etabliert. Diese werden zwar di-gital verfasst und ebenso meist über Lernplattformenzum Download angeboten, in der Regel passiert dasLernen aber zum größten Teil noch über eine ausge-druckte Form solcher Unterlagen. Das haptischeEmpfinden einerseits und die Möglichkeit der ein-fachen Mitschrift, sowie die zum Lernen nach wievor ungewohnte Verwendung eines Bildschirms sindHauptgründe dafür (Polsani, 2003). In subjektiv emp-funden zunehmendem Maße werden auch Präsenta-tionsformate (zum Beispiel MS PowerPoint) alsSkripten verteilt, wobei deren Zweckmäßigkeit undEignung als Lernunterlage im Allgemeinen ange-zweifelt werden darf. Präsentationen bieten meist zuwenig Information, sind zu plakativ oder von ihrerStrukturierung zu schlecht lesbar, um auch als Lern-skriptum Anklang zu finden. Damit einhergehendsehen sich Lehrende und Lernende oft der großenDiskrepanz zwischen Präsentationsunterlagen undSkriptum konfrontiert. E-Books können hier aus-helfen, da sie durch ihren interaktiven Charakter demLehrenden und dem Lernenden neue Möglichkeitender Gestaltung und Erarbeitung der Inhalte bieten.Was versteht man nun aber unter einem E-Book mitden gerade beschriebenen Qualitäten?
Defini>on von „E-‐Books“
Seit den 1990er Jahren wird die Bezeichnung E-Bookfür elektronisch lesbare Inhalte geläufig. Dabei hatsich ihre Bedeutung im Laufe der Jahre stark ge-wandelt. Wurde zu Beginn beinah jede portierbareDruckdatei als „electronic book“ bezeichnet, wobeidamit oft das damals neue Format PDF gemeint war,ist der Begriff heute schon lange kein eindeutigermehr. Die Palette an Interpretationen und Variantenreicht von der (navigierbaren) PDF-Datei (Schul-meister, 2005) über die in Mode gekommenen Hör-
bücher und auf PDA (Personal Digital Assistants)lesbaren Werke (Garrod, 2003) bis hin zu multimedialinteraktiv aufbereiteten Inhalten, die auch auf E-Readern lesbar sind. Unabhängig davon um welcheArt E-Book es sich handelt, der Medienmarkt istschon lange auf den gewinnbringenden Zug aller dernun folgenden drei unterschiedlichen Interpreta-tionen von E-Books aufgesprungen (Hillesund,2001).
Die bekannteste Definition von E-Books ist jene,die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Auf-kommen der Digitalisierung von Büchern beste-hender Bibliotheken steht. Darunter versteht maneinerseits die digitalisierte Fassung und andererseitsdas zugehörige Online-Angebot zumeist eines Biblio-thekbetriebes (exklusive von Online-Zeitschriften,siehe Kapitel #literatur). In diese Definition fallenalso alle über ein Bibliotheksportal oder sonstige Be-treiber beziehbaren Dokumente (wie Bücher, Publi-kationen) die vorwiegend im PDF-Format zu be-trachten und herunterzuladen sind. Dabei kann essich eben um später digitalisierte Ausgaben von ge-druckten Büchern handeln oder die digitale Formeines neuen Buches. Interaktionsmöglichkeiten sindbei solchen E-Books in der Regel kaum vorhanden.E-Books in diesem Sinne gehören heute zum Alltagder Studierenden. Der große Vorteil liegt in derenschneller, einfacher Verfügbarkeit. Zum Lesen istgrundsätzlich kein spezielles Endgerät notwendig, dadas Format meist ein sehr weit verbreitetes ist(Adobe PDF, seltener MS Word oder andere).
Die wohl zurzeit populärste Interpretation von E-Books ist jene, die für sogenannte E-Reader lesbarist. E-Reader sind Endgeräte, die in erster Linie zumLesen von eigens für diesen Zweck digitalisierter oderneu digital erstellter Bücher (häufig literarischeWerke), eben E-Books, gedacht sind. Die Ent-wicklung von E-Reader-Endgeräten geht in die1990er Jahre zurück, wobei sich damalige Endgeräteauf das Lesen von E-Books im zuvor genanntenSinne beschränkten und kein eigenes Format ver-
Hinweis: Das Projekt Gutenberg aus den 1970erJahren ist ein gutes Beispiel für die Digitalisierung vonBüchern und bietet eine Sammlung von freien E-‐Books an – hFp://www.gutenberg.org
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E-‐Books im herkömmlichen Sinne, sind digitalisierteund druckbare Dokumente von Büchern und Zeit-‐schriIen.
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Hinweis: Alle im Kapitel erwähnte Links und weiteresind bei Mister Wong in der L3T Gruppe mit demHashtag #l3t und #ebook abgelegt.
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Vom Online-‐Skriptum zum E-‐Book. Lehr-‐ und Lernunterlagen als elektronische Bücher — 3
langten. Moderne E-Reader erfordern bestimmteFormate und können bislang nur bestimmte, zumTeil proprietäre Formate lesen. Es beginnt sich inzwi-schen ein Standard, das sogenannte EPUB-Format,durchzusetzen. Ziel solcher E-Reader ist es, das Buchdigital zu imitieren, Benutzer/innen das Lesen einesdigitalen Buches zu bieten. Der Abschnitt EPUB-Format befasst sich genauer mit dieser Definitionvon E-Books, es kann aber schon an dieser Stelle dieBehauptung aufgestellt werden, dass zukünftige E-Reader-Endgeräte weitaus mehr können werden, alseine auf bestimmte Formate beschränkte Lesefunk-tionen darzustellen.
E-Books für Lernumgebungen stellen im Un-terschied zu den beiden anderen Definitionen meistmit spezieller Autoren-Software erstellte Lehr- undLerninhalte dar. Sie sind im Allgemeinen noch nichtmit E-Readern lesbar, könnten aber meist als PDF-Version (auch in Online-Bibliotheken) angebotenwerden. Der Unterschied zu den beiden vorherge-henden Varianten liegt in der Erstellung der Inhalteund im Format der Verwendung bzw. Präsentation.Während E-Reader-Inhalte meist über kommerzielleAnbieter abonnierbar sind (es gibt auch freie An-bieter) und das Angebot von Online-Bibliotheken fürdie Benutzer/innen schwer beeinflussbar ist, erstelltdieser im Falle von E-Books für Lernumgebungenden Inhalt meist selbst. Das Ausgabeformat ist dabeifür Internetbrowser optimiert. Oft bietet die Ler-numgebung, in welche das E-Book eingebettet ist,umfangreiche Navigations- und Interaktionsmöglich-keiten; so kann eine Notizfunktion in solchen Ler-numgebungen vorausgesetzt werden, wodurch siesich gerade für den Lehr- und Lernbetrieb besonderseignen. Ebenso im Gegensatz zu E-Books für OnlineBibliotheken oder E-Readern ist diese Art von E-Books auch die einzige mit Forschungsansätzen.Dabei spielt die didaktisch sinnvolle Aufbereitungvon Inhalten, die meist im Rahmen von Fernlehreoder Selbststudien Szenarien angeboten werden, diezentrale Rolle (Armstrong, 2008; Weitl et al., 2002;Weitl u.a., 2005).
Sofern nicht anders hervorgehoben, wird in-nerhalb des folgenden Abschnittes in weiterer Folgedie Bezeichnung E-Book im zuletzt genannten Sinneines E-Books für Lernumgebungen verwendet.
Charakteris>ka und Vorteile von E-‐Books gegenüberklassischen Lehrunterlagen (Skripten)Klassische digitale Lernunterlagen unterscheiden sichkaum von ihrem traditionellen analogen Pendant.Meist zeichnen sie sich durch gut strukturiertenFließtext mit Abbildungen aus. In zunehmendemMaß werden den Lernenden auch Lehrunterlagen inFolienform („PowerPoint-Lehrunterlage“) als Un-terlage angeboten. Diese sind jedoch auf Grund ihresPräsentationscharakters oft schlecht zum Lernen ge-eignet. E-Books können nun genau diese Lücke zwi-schen Buch und Präsentation schließen. Sie sindonline verfügbar, meist didaktisch strukturiert, er-lauben die Einbettung und das Abspielen verschie-dener multimedialer Formate, sowie die Vernetzungmit anderen Inhalten und verfügen im Allgemeinenüber Interaktions- und Kommunikationsmöglich-keiten wie zum Beispiel Annotationsfunktion, Lese-zeichen, Chats oder Foren.
Zur Erstellung der Inhalte kommt sogenannte Au-torensoftware zum Einsatz. Diese kann in ihrerKomplexität und Benutzerfreundlichkeit sehr diver-gieren. Editoren für Offline-Betrieb sind genausovorhanden wie Online-Varianten. Mit vielen könnennicht nur der eigentliche Inhalt editiert und struktu-riert, sondern auch entsprechende Test- und Prü-fungsinhalte erstellt werden. Meist stehen auch um-fangreiche Möglichkeiten zur Administration der In-halte zur Verfügung. Auch die (zum Teil vollautoma-tische) Möglichkeit zur audiovisuellen Unterstützung,vorwiegend für Inhalte, die zum Selbststudium oderder Fernlehre geeignet sein sollen, wird von mancherAutorensoftware angeboten. Neben kurzen Lehr-videos kommen hier gerne auch sogenannte Avatarezum Einsatz. Ein Avatar ist eine künstliche Personoder ein grafischer Stellvertreter einer echten Personin der virtuellen Welt, wodurch eine subjektiv ange-nehmere Lernumgebung geschaffen werden soll.
Welche Vor- oder Nachteile Autorensoftware auchhat, bei der Erstellung von E-Books ist es von essen-tieller Bedeutung E-Learning-Inhalte effizient zu ent-wickeln und effektiv einzusetzen (Barton et al., 2009).So begünstigen Inhalte mit audiovisuellen interak-
E-‐Reader sind mobile Endgeräte, die auf den Anzeige-‐techniken des elektronischen Papiers beruhen. Dasbesondere an der Anzeigetechnik ist, dass es für dasAnzeigen von Texten oder Bildern keine Erhaltungs-‐spannung nö(g ist, daher sind sie stromsparend undaugenschonend. Die bekanntesten Geräte sind derzeitder Sony E-‐Book Reader und Amazon Kindle.
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E-‐Books können auch in anderen Formaten (wieHTML, Flash) mit Autorenwerkzeugen erstellt und inLernumgebungen angeboten werden.
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4 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
tiven Elementen eindeutig das Lernen gegenüber ver-gleichbaren, die das nicht bieten (Rowhani & Sedig,2005). Gerade in Hinblick auf die Verwendung alsLehr- und Lernunterlage ist eine didaktisch wohlüberlegte Strukturierung und Aufbereitung der In-halte die zentrale und meist schwierigste Aufgabe beider Erstellung von E-Books. Hier kann die Autoren-software jedoch auch hilfreich sein.
So bietet zum Beispiel die Autorensoftwarenamens ABC-Manager der Technischen UniversitätGraz bereits ein didaktisches Schema zur Erstellungvon Inhalten (siehe auch Kasten „In der Praxis“, Ab-bildung 2). Diese werden in einzelnen Seiten(Screens) von fixer Größe erstellt und in sogenanntenScreen-Pools unabhängig von ihrer späteren Zu-ordnung zu einem E-Book gespeichert. Es kann eineScreen-Vorlage gewählt werden, welche die Glie-derung des Inhalts in zentrale und ergänzende In-halte erleichtert. Die Zuordnung eines Screens zueinem der frei gestaltbaren Layouts schafft eine zu-sätzliche Strukturierungsmöglichkeit. Als weiteres di-daktisches Element können einem Screen Legendenund Fragen (Verständnisfragen, prüfungsrelevanteFragen) beigefügt werden. Die Lehrenden könnennun bei der Erstellung eines E-Books auf die vonihnen im Pool abgespeicherten Screens zugreifen,diese beliebig aneinander reihen, mischen und abspei-chern. Screens können so mehrfach wiederverwendetund E-Books schnell aus vorhandenen Inhalten er-stellt werden (Nagler et al., 2007; Huber et al., 2008).
Die Untergliederung der Inhalte erfolgt in derRegel in einzelne Inhaltspakete, deren Aufbau didak-tisch orientiert ist. Die klassische Lehrbuch-Ein-teilung in Einführung in die Thematik, Hauptteil undZusammenfassung samt angehängter Übungsein-heiten ist auch hier oft anzufinden und erinnert starkan die in den späten 1980er aufgekommenen und den1990er Jahren beliebten Lern-CD-ROMs.
Die Auswahl, welche Autorensoftware zumEinsatz kommen soll, richtet sich hauptsächlich nachdem Zweck der Lehr- und Lernunterlagen, sowie derEinbindung der so erstellten Inhalte in ein eventuellverwendetes übergeordnetes Lernmanagement-system.
Bei der Auswahl eines Autorensystems sollte auchüberprüft werden, ob das Lernmanagementsystemden für E-Learning Inhalte gerne verwendetenStandard SCORM unterstützt, da SCORM von vielenAutorensystemen als ein Ausgabeformat angebotenwird.
SCORM: Der Versuch einer Vereinheitlichung vonOnline-‐Inhalten
Seit dem Aufkommen von Lernplattformen in den1990er Jahren gab es immer wieder Versuche, dasFormat von elektronischen, interaktiven Lerninhaltenzu standardisieren. Es ist wohl hauptsächlich der un-überschaubaren Vielfalt und Unterschiedlichkeit vonLehrinhalten zu verdanken, dass es bis heute keinenStandard gibt, der sich etabliert hat. SCORM ist dieAbkürzung für „Sharable Content Object ReferenceModel“ und bezieht sich damit auf die technischeWiederverwendbarkeit von einzelnen Lernpaketen;Wiederverwendbarkeit in Bezug auf verschiedeneLernumgebungen. Es ist wohl der erfolgreichsteVersuch, einen Standard für E-Learning-Inhaltedurchzusetzen. Auf der Seite SCORM Explained(http://scorm.com/scorm-explained/) ist zu lesen:„it is the de facto industry standard for e-learning in-teroperability“. SCORM ist seit 1999 ein Standard der1997 gegründeten ADL-Initiative (Advanced Distri-buted Learning). Das Ziel dieser gemeinsamen In-itiative des White House Office of Science and Tech-nology Policy (OSTP) und des Office of the Se-cretary of Defense (OSD) der Vereinigten Staatenvon Amerika sollte es sein, Lehr- und Informations-Technologien zu entwickeln und zu benutzen, umBildung und Ausbildung zu modernisieren, sowie dieEntwicklung von E-Learning-Standards in Zusam-menarbeit mit weiteren Initiativen zu fördern.
Interak>on und Vernetzung der Inhalte
Auch wenn das Format SCORM nicht verwendetwird, sollte besonders im universitären Einsatz vonE-Books darauf geachtet werden, dass selbige in dasverwendete Lernmanagementsystem eingebettet oderzumindest verlinkt werden können. Auch für E-Books gilt, dass die Verwendung einer Vielzahl ver-schiedener Einzelsysteme, die eventuell nicht einmalmiteinander in Verbindung stehen, Lehrende wie Stu-dierende vor unnötige Herausforderungen stellen.Gemeint ist hiermit, dass Strategien, welche die Qua-litäten von Einzelanwendungen miteinander ver-knüpfen, bevorzugt werden sollten. So könnten zumBeispiel Inhalte eines E-Books, welche in einer Lehr-veranstaltung verwendet wurden, automatisch mit
Eine Auswahl verschiedener Autorensysteme zur Er-‐stellung von E-‐Books kann in der L3T Gruppe beiMister Wong unter Verwendung von #ebook #l3t ab-‐gerufen werden. Neben kommerziellen Angebotensind auch eine Reihe von kostenlosen Open-‐Source-‐Angeboten angeführt.
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Vom Online-‐Skriptum zum E-‐Book. Lehr-‐ und Lernunterlagen als elektronische Bücher — 5
Aufzeichnungen dieser Lehrveranstaltung verknüpftwerden. Auch die Verwendung eines einheitlichenIdentifikationssystems für mehrere verwendeteSysteme (Single-Sign-On) ist in diesem Zusam-menhang ein integraler Bestandteil eines Gesamtkon-zepts. So können Annotationen zu Inhalten eines E-Books über eine Benutzerkennung ebenso in einemthemenrelevanten Blog oder Newsgroup-System au-tomatisiert personenbezogen Eingang finden, wiezum Beispiel in einen zum Inhalt nebenher geführtenChat. Die Möglichkeiten vernetzter Systeme sindzahlreich. E-Books und E-Book-Umgebungensollten hier nicht ausgeklammert, sondern ihr Inter-aktionspotential ausgeschöpft werden.
Besonders wichtig sind Annotationsmöglich-keiten. Erst die Möglichkeit zum Online-Inhalt per-sönliche Notizen, Kommentare und Fragen hinzu-fügen zu können, verleiht dem E-Book die Qualitäteines Skriptums. Darüber hinaus sollte es möglichsein, Annotationen öffentlich oder privat anzufügen.Wird eine druckbare Form des E-Books angeboten,so müssen auch die getätigten Annotationen an denrichtigen Stellen im Ausdruck vorhanden sein; jenach Wahl nur die eigenen privaten oder auch jenevon anderen Benutzerinnen und Benutzern. Dies istaber weniger eine Anforderung an das Autoren-system, sondern vielmehr an die verwendete E-Book-Umgebung bzw. an das Lernmanagementsystem, inwelches E-Books eingebettet sind.
2. EPUB-‐Format
E-‐Reader-‐Formate
Seit Adobe im Herbst 2007 sein E-Reader-Endgerätnamens Kindle in den USA herausgebracht hat, er-fährt das Thema E-Books einen bisher ungeahnten Höhenflug. Im Frühjahr 2009 kam das Folgemodellheraus und startete einen breiten internationalen Sie-geszug für E-Books. Spätestens seit Herbst 2009, alsKindle auch im deutschsprachigen Raum erhältlichwar, ist das Thema E-Books auch hierzulande sehrpopulär. Der E-Reader-Markt boomt; es gibt eineVielzahl an Endgeräten und eine noch überschaubareMenge an verschiedenen Formaten (einige davonsind auch proprietär). Das bedeutendste Format istdas sogenannte EPUB-Format für „electronic publi-cation“. Daneben hat sich auch „Mobipocket“ (Fir-menbezeichnung und Software) als durchaus konkur-renzfähig erwiesen. In weiterer Folge wird hier nunauf das EPUB-Format eingegangen.
Defini>on und Charakteris>ka des EPUB-‐Formates
EPUB ist ein vom International Digital PublishingForum (IDPF) 2007 entwickelter offener Standardfür E-Books auf Basis der Web-Auszeichnungs-prache XML. In erster Linie werden Inhalte mit Text-und Bildanteilen unterstützt, wobei das EPUB-Format eine dynamische Anpassung der Inhalte an
Abbildung 1: Icon für EPUB-‐Format
SoIware mit der E-‐Reader-‐Formate auch ohne E-‐Reader-‐Endgerät gelesen werden können sind in derL3T Gruppe bei Mister Wong unter #ebook #l3t #lese-‐soIware auffindbar.
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SoIware, mit der Inhalte im EPUB-‐Format erzeugtbzw. bestehende konver(ert werden können, sind be-‐reits in großer Zahl vorhanden. Eine gute Übersichtbietet
hFp://www.lexcycle.com/faq/how_to_create_epub
Weitere Lösungen sind in der L3T Gruppe bei MisterWong unter #ebook #l3t #konver(erung abrurar.
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6 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
den Bildschirm des Endgerätes erlaubt. Da diesesFormat von vielen (nicht aber Kindle) E-Readern ge-lesen werden kann, ist es mittlerweile das gängigsteam E-Book-Markt. Nachteil des EPUB-Standardsaus didaktischer Sicht ist eine fehlende Fähigkeit zurNotizmöglichkeit sowie der Umstand, dass (bislang)keine Audio- und Videodateien abgespielt werdenkönnen (Stand Ende Juli 2010); im Unterschied zuAdobe Kindle, welches immerhin das AudioformatMP3 unterstützt.
3. Zentrale ErkenntnisseMit den Möglichkeiten des modernen Internets (Web 2.0) kann Lehre immer vielfältiger stattfinden.Für den universitären Lehr- und Lernalltag sind„handfeste“ Inhalte und Unterlagen mit denen gear-beitet werden kann nach wie vor zentrale Elemente.Mit E-Books kann beides gut kombiniert werden.Voraussetzung dafür ist, dass E-Book-Umgebungenzum Einsatz kommen, die auch über Interaktions-funktionalitäten wie Annotations- und Kommunikati-onsmöglichkeiten verfügen und die E-Books selbstdidaktisch aufbereitet sind. Die Verwendbarkeit fürE-Reader sollte unbedingt angestrebt werden.
Literatur
▸ Armstrong, C. (2008). Books in a virtual world: The evolutionof the e-book and its lexicon. In: Journal of Librarianship andInformation Science, 40(3), 193-206. URL: http://eprint-s.rclis.org/14626/ [2010-09-21].
▸ Barton, T.; Fuchs, G.; Kuhn, E.; Lämmel, U. & Müller, C.(2009). E-Learning-Inhalte: effizient entwickeln und effektiveinsetzen. Tagungsband zur AKWI-Fachtagung vom 13. bis15.09.2009 an der Hochschule Wismar.
▸ Garrod, P. (2003). Ebooks in UK Libraries: Where are we now?In: Ariadne, 37. URL:http://www.ariadne.ac.uk/issue37/garrod/ [2010-09-21].
▸ Hillesund, T. (2001). Will E-books Change the World? In: FirstMonday 6(10). URL:
In der Praxis: Ablaufprozess bei der Erstellung von E-BooksAn der Technischen Universität Graz wird seit 2007 ein ei-‐genes Autorensystem zur Erstellung von Online-‐Inhalten ent-‐wickelt , der bereits beschriebene ABC-‐Manager(hFp://ebook.tugraz.at), welches sich an didak(schen Richt-‐linien und Erkenntnissen zur Aurereitung von digitalen In-‐halten orien(ert (Weitl u.a., 2002; Weitl u.a., 2005). InZusammenhang mit der Lernplavorm des TU Graz Teach-‐Centers, in welcher die E-‐Books des ABC-‐Managers veröffent-‐licht werden, bilden E-‐Books der TU Graz einen weiterenBaustein in der Strategie des freien Zugangs und der Ver-‐breitung von Bildungsinhalten, von „Open Educa(onal Re-‐sources“. Die Grafik veranschaulicht die Möglichkeiten, mitdenen Lehrende an der TU Graz E-‐Books erstellen und im Te-‐achCenter veröffentlichen können. So ist eine EinbeFung vonE-‐Books in die Lernplavorm TeachCenter grundsätzlichebenso möglich. Die Grafik veranschaulicht auch die Inte-‐gra(on von E-‐Reader Formaten als Ausgabeformat beliebigerInhalte im TU Graz TeachCenter, sofern die Inhalte grund-‐sätzlich E-‐Reader tauglich sind; audiovisuelle Daten sinddamit noch ausgenommen.
Abbildung 2: Ablaufprozesse beim Erstellen eines E-‐Books.Quelle: Nagler et al., 2010
Sie sind eine technologiebegeisterte LehrkraI aneiner Schule. Nachdem Sie von den Möglichkeiten er-‐fahren haben, die neue Formate für die elektroni-‐schen Distribu(on bringen, müssen Sie sich bald miteiner Person im Kollegium mit angeborener Technikskepsis treffen und versuchen, jene zu einem Buch-‐projekt mit Schülerinnen und Schülern zu überzeugen▸ Welche Einwände akzep(eren Sie?▸ Wie fordern Sie die Anerkennung der Vorteile ein?▸ Welche Gliederung würden Sie ins E-‐Book über-‐nehmen?
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Erstellen Sie in Ihrem Fach mit Hilfe einer freienSoIware ein kurzes E-‐Book (10 Seiten) im EPUB-‐Format und lesen Sie es mit einer E-‐Reader-‐SoIware.
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Vom Online-‐Skriptum zum E-‐Book. Lehr-‐ und Lernunterlagen als elektronische Bücher — 7
http://firstmonday.org/issues/issue6_10/hillesund/index.html[2010-09-21].
▸ Huber, T.; Nagler, W. & Ebner, M. (2008). The ABC-eBookSystem: From Content Management Application to Mash-upLandscape; In: Proceedings of the 20th World Conference onEducational Multimedia, Hypermedia and Telecommunications(ED-Media), 6015–6022. URL:http://www.slideshare.net/mebner/the-abc-ebook-system?from=ss_embed [2010-09-21].
▸ Nagler, W.; Ebner, M. & Scerbakov, N. (2007). Flexible tea-ching with structured micro-content: How to structure contentfor sustainable multiple usage with recombinable character. In:ePortfolio and Quality in e-Learning, 1-8. URL:http://lamp.tu-graz.ac.at/~i203/ebner/publication/07_IC-L.pdf [2010-09-21].
▸ Nagler, W.; Huber, T.; Scerbakov, N.; Taraghi, B. & Ebner, M.(2010). The TU Graz E-Book System - From Content Mana-gement Application to Mash-up Landscape. In: Review forAACE Journal (AACEJ).
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▸ Weitl, F.; Freitag, B.; Grass, W.; Sick, B.; Kammerl, R. &Wiesner, A. (2004). Mediendidaktische Aufbereitung von Vor-lesungsinhalten für das Online-Lernen. In: Tagungsband zumWorkshop Structured eLearning: Wissenswerkstatt Rechen-systeme, Rostock: Universität Rostock.