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VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

Date post: 28-Mar-2016
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Märkte von Morgen - Wie der deutsche Mittelstand die Zukunft gestaltet.
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ECONOMY Daten für den Raum gewinnen Mehr Ästhetik, mehr Effizienz Innovationskraft im Fürstentum MÄRKTE VON MORGEN Wie der deutsche Mittelstand die Zukunft gestaltet ECONOMY Bürowelten Liechtenstein Geoinformation www.visavis.de • Ausgabe 07/09
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www.visavis.de • Ausgabe 7/2009

ECONOMYDaten für den Raumgewinnen

Mehr Ästhetik, mehr Effizienz

Innovationskraftim Fürstentum

MÄRKTEVON

MORGENWie der deutsche Mittelstand

die Zukunft gestaltet

ECONOMY

Bürowelten

Liechtenstein

Geoinformation

www.visavis.de • Ausgabe 07/09

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MAGAZIN

VISAVIS ECONOMY 07/09

L ange genug war die Wirtschaftskrise das beherrschende Thema. Jetzt gilt es, den Blick nach vorn zu richten: Das Ruhrgebiet schaut erwartungsvoll auf

das kommende Jahr, wenn es seine Rolle als Eu-ropäische Kulturhauptstadt 2010 einnimmt. Und Kornelia Pfeiffer berichtet, wie Liechtenstein, ei-ne weitere starke Region Europas, sich den Her-ausforderungen der Finanzkrise stellt und mit Produktinnovationen punktet.In der Titelreportage beschäftigt sich Brigitte Freitag mit den Technologien der Zukunft. Da-zu zählt die Elektromobilität ebenso wie die Kommunikation von Maschinen untereinander (M2M), die in verschiedensten Branchen zum Einsatz kommt. Die wichtigen Regionen von morgen sind ebenso Gegenstand der Reportage, die auch renommierte Zukunftswissenschaftler zu Wort kommen lässt.Wissenswertes über Märkte mit Potenzial erfah-ren Sie auch in unserem Beitrag über Mikrofi-nanzierung. Unser Autor Dr. Ralf Magagnoli be-richtet, wie Kleinstkredite mit „Hilfe zur Selbst-

hilfe“ einen wertvollen Beitrag zum Wachstum leisten – nicht nur in Entwicklungs- und Trans-formationsländern. Geodaten-Anwendungen ber-gen ebenfalls ein großes Zukunftspotenzial für verschiedenste Branchen: In seiner Reportage erklärt Timo Thalmann beispielsweise, wie sich mit der Analyse sogenannter Potenzialdaten die Kaufwahrscheinlichkeiten für einzelne Waren-gruppen ermitteln lassen.Um Innovationen beim Ausbau des Standorts Deutschland geht es in der Logistikreportage: Armin Hille zählt strukturelle Verbesserungen und moderne Informationstechnologien zu den wichtigsten Herausforderungen der Branche. Fort laufende Innovationen sind auch im Spei-chermarkt gefragt: Die Storage-Reportage von René Purwin gibt einen Überblick über aktuelle Speicherlösungen und zeigt, wie diese zu mehr Effizienz im Unternehmen beitragen. Diese Fülle an Trends und Innovationen schafft Zuversicht für die Zukunft. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei der Realisierung Ihrer eige-nen Visionen! Ihre Redaktion

InhaltLiechtenstein 7

Europas viertkleinstes Land setzt auf Innovationskraft.

Titelreportage 13

Welchen Technologien und Bran-chen gehört die Zukunft?

Mikrofinanzierung 19

Kleinstkredite helfen nicht nur in Entwicklungsländern.

Geoinformation 22

Das Marktpotenzial ist längst nicht erschöpft.

Logistik 27

Die Branche steht vor neuen Herausforderungen.

Storage 31

Datenspeicherung wird immer

wichtiger. Innovative Technolo-gien helfen, Kosten zu senken.

Derivate 35

Welche Anlagemöglichkeiten ver-sprechen sie?

Risikomanagement 39

Viele Unternehmen blenden die Frühwarnindikatoren aus.

Berufsunfähigkeit 43

Die richtige Versicherung hilft, die Folgen finanziell abzufedern.

KFZ-Versicherungen 45

Wer Tarife und Leistungen ver-gleicht, kann viel Geld sparen.

Bürowelten 49

Der Wohlfühlfaktor zählt für Top-Leistungen im Büro.

Märkte mit PotenzialPERSPEKTIVE Strategische Innovationen sichern die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.

IMPRESSUM Ver lag: VISAVIS Ver lags GmbH; August str . 29, 53229 Bonn; Tel.: 0228/ 30794-0, Fax: 0228/30794-10, Vanity: 07000/ visavis,

E-Mail: [email protected], www.visavis.de; Chef re dak tion: Wolf gang Hasel bau er; Schluss re-dak tion: Jens Voß; Ge schäfts füh rer: Bern hard Ha sel bau er; Ver breitete Auf la ge: 135.000 Exem plare. 130.000 Exem plare lie gen der FI NAN CIAL TIMES Deutschland bei. ISSN: 0942-8615; Kon zep tion und Mar k e ting: new public communication KG, Bonn; newpub lic.org

> Die VISAVIS-Redaktion im Gespräch mit Stephan Ninow, Mitglied der Geschäftsleitung der abc-fi nance: www.visavis.de/interviews

> Die Verlagspublikati-onen online im Flash-For-mat zum Blättern und zum kostenlosen Download: www.visavis.de/publika-tionen

MIKROFINANZIERUNGEin Finanzprodukt mit Blick für die Mit-welt. Kleinstkredite fördern unterneh-merische Initiative und tragen so zu Wachstum und Arbeitsplatzsicherheit bei – nicht nur in Entwicklungs- und Transformationsländern.

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MAGAZIN

VISAVIS ECONOMY 07/09

Abermillionen von Jahren brauchten unsere Vorfahren, um vom Wasser aufs Land überzu-siedeln. Ginge es nach Patri Friedman, würden wir der Evolution ein Schnippchen schlagen und innerhalb kürzester Zeit ins Meer zurück-kehren – besser gesagt: aufs Meer. Der amerika-nische Utopist und Enkel des großen Volkswirt-schaftlers Milton Friedman sieht die Zukunft der Menschheit auf schwimmenden Inselstaaten. Tausende modular aufgebaute Länder will er schaffen, über deren Zukunftsfähigkeit der freie Wettbewerb entscheiden soll. Denn ginge es nach Friedman, schlössen sich die Einwohner einem Staat ihrer Wahl an. Im Zweifelsfall zie-hen sie auf eine andere künstliche Insel mit an-deren Rechten und Regeln. Der Geist des Nobel-preisträgers Milton Friedman scheint in seinem 33-jährigen Enkel fortzuleben. Genau wie sein Großvater ist Patri Friedman unzufrieden mit den existierenden Staa ten. „Ich bin ein Liberaler und

träume von bess eren Systemen“, sagt der ehe-malige Google-Softwareingenieur. Sein Zeitplan ist straff: Schon in 20 Jahren soll eine ganze Kleinstadt hinaus aufs Meer ziehen, in 100 Jah-ren eine Milliarde Menschen die Ozeane bevöl-kern. Um seine Vorstellungen zu verwirklichen, gründete Friedman 2008 das Seasteading Insti-tute. Bald soll eine erste Testinsel in der Bucht vor San Francisco gebaut werden.

Auch die Zukunftsforscherin Dr. Kerstin Cuhls hält schwimmende Inseln für mehr als reine Utopie: „Aufgeschüttete Städte sind mitt-lerweile realisiert, schwimmende Städte sind technisch in 20 Jahren möglich – kleinere sogar heute schon.“ Dennoch hegt sie Zweifel an Pa-tri Friedmans ehrgeizigem Projekt. Als einen Grund des Scheiterns sieht sie weniger techni-sche Hürden als vielmehr politische Barrieren: „Viele Staaten werden sich dagegen wehren, dass ihre Bevölkerungen einfach auswandern.“

VISIONÄR Schon in 20 Jahren soll eine ganze Kleinstadt hinaus aufs Meer ziehen, in 100 Jahren eine Milliarde Menschen die Ozeane bevölkern. Allein die Existenz der Ozeanstädte zwänge die eta-blierten Staaten zu mehr Wettbewerb untereinan-der, glaubt der liberale Vordenker Patri Friedman.

Die Freiheit der OzeaneMODELL Patri Friedman, Utopist und Enkel des großen Volkswirtschaftlers Milton Friedman, sieht die Menschheit von morgen auf schwimmenden Inselstaaten.

Immer rasanter fließen die In-formationen in unserer ver-netzten Gesellschaft. Immer höhere Ansprüche werden an ihre Qualität gestellt. Hoch-wertige Unternehmensfilme sind deshalb das effiziente und rentable Werbemittel un-serer Zeit. Axel Gerke, Geschäftsführer und Regisseur der Berliner Filmproduktion cinemadirekt.com hat ein Konzept ent-

wickelt, das dieser Entwick-lung Rechnung trägt. „Der do-kumentarische Werbefilm ver-eint die Seriosität einer Doku-mentation mit der Werbewir-kung eines Imagefilms“, er-klärt der gelernte Kamera-mann, der eine steigende Nach frage nach seiner inno-vativen Form des Unterneh-mensporträts verzeichnet. „Ehrlichkeit und Offenheit sind Werte, die in der Unter-

nehmensdarstellung immer wichtiger werden“, weiß Ger-ke. Vor diesem Hintergrund trete eine rein emotionalisie-rende und oberflächliche Wer-bung zunehmend in den Hin-tergrund. „Der dokumentari-sche Werbefilm hingegen ver-mittelt einen klaren Eindruck von der Kraft und der Einzig-artigkeit eines Unternehmens.“ Weitere Informationen unter: www.cinema direkt.com

unternehmensfilm | Seriös werben

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MAGAZIN

VISAVIS ECONOMY 07/09

Gerade bei der derzeitigen Wirtschaftslage ist für Unter-nehmen ein ausreichender Li-quiditätspuffer existenzsi-chernd, denn flüssige Unter-nehmen haben einen Wettbe-werbsvorteil.Das Kölner Unternehmen abcfinance bietet Finanzie-rungslösungen aus einer Hand. „Wir versorgen den Mittel-stand mit Liquidität“, erklärt Stephan Ninow, Mitglied der Geschäftsleitung.„Unser auf die Zielgruppe ab-gestimmtes Produktportfolio in den Geschäftsfeldern Lea-sing, Factoring und Solutions bietet Lösungen für den kurz-, mittel- und langfristigen Finan-zierungsbedarf.“Die Geschäftsfelder Leasing und Solutions halten ein um-

fangreiches Angebot alternati-ver Finanzierungslösungen be-reit. „Unsere Kunden gewin-nen durch die Ergänzung indi-vidueller Finanzkonzepte einen Vorsprung gegenüber ihren Wettbewerbern. Durch eine schnelle und einfache Abwick-lung können wir gegenüber ei-ner traditionellen Liquiditäts-versorgung punkten“.Als Ergänzung zum herkömmli-chen Kontokorrentkredit ge-winne das Factoring als kurzfri-stige Finanzierungsform insbe-sondere im Mittelstand stetig an Bedeutung. „Durch den so-fortigen Zahlungseingang auf Basis der angekauften Forde-rungen verbessert sich die Li-quidität der Kunden und stärkt deren Unabhängigkeit“. Infos: www.abcfinance.de

Finanzierung | Liquidität zählt

KOMPETENZ „Als banken- und her-stellerunabhängiger Finanzdienst-leister bieten wir alternative Finanzierungskonzepte“, so Stephan Ninow von abcfinance.

Laut Statistischem Bundesamt gab es im ersten Halbjahr 2009 deutlich mehr Unternehmensin-solvenzen als im gleichen Zeitraum des Vor-jahres. Dem Präsidenten des Bundesverbands mit telständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, ist es „ein Rätsel, wie das Bundeswirt-schaftsministerium angesichts dieser Insolvenz-

flut behaupten kann, die Unternehmen würden noch über ausreichend Finanzpolster verfügen“. Für Ohoven ist klar: „Die Antwort darauf kann nur sein, dass die Banken ihre restriktive Kre-ditpolitik, insbesondere bei Konditionen und Sicherheiten, radikal ändern. Dazu muss die Politik sie notfalls zwingen.“Bei Liquiditätsproblemen ist Leasing oftmals ein probates Gegenmittel. Doch seit die Kredit-klemme in der Leasing-Wirtschaft angekommen ist, steht die Branche vor ungewohnten Proble-men: „Unsere Rolle als Wachstumsförderer ist zur Zeit gefährdet“, sagt Martin Mudersbach, Prä-sident des Bundesverbands Deutscher Leasing-Un-ternehmen. Es stünden nicht genug Refinan-zierungsmittel zur Verfügung. Insbesondere für den Mittelstand droht dieser Umstand zur Kon-junkturbremse zu werden. Hoffnung verspricht das KfW-Sonderkreditprogramm für Banken- und herstellerunabhängige Leasinggesellschaften, das kürzlich aufgelegt wurde. Diese Entscheidung dürfte der Branche wieder Auftrieb verleihen.

Mit Leasing aus der Insolvenzfalle

Das erste Halbjahr des Jahres war von einem deutlichen Um-bruch des deutschen Automobil-marktes gekennzeichnet. Wäh-rend die Umweltprämie in einer Verdopplung der privaten Neu-zulassungen in Deutschland re-sultierte, haben die Auswirkun-gen der Finanzkrise auf die Re-alwirtschaft bei den gewerbli-chen Zulassungen zu einem Mi-nus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum geführt. Auch die Entwicklungen im Be-reich der automobilen Finanz-dienstleistungen, also Leasing und Finanzierung, sind 2009 laut Arbeitskreis Autobanken (AKA) von dieser Gesamtmarkt-entwicklung deutlich beein-flusst. Weitere Informationen unter: www.autobanken.de

Automobilmarkt

Weniger Zulassungen

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D as kommende Jahr wird sicher in mancherlei Hin sicht sehr ereignis-reich: Die Agenda 2010 geht auf

die Ziel gerade, die Welt blickt nach Süd-afrika zur Fußballweltmeisterschaft, und Kulturinteressierte aus ganz Europa strömen ins Ruhrgebiet – dies hof fen jedenfalls die Veranstalter von RUHR.2010, dem Pro-gramm der Europäischen Kulturhauptstadt, die keine Stadt ist, sondern mit fünf Mil-lionen Einwohnern Deutschlands größter Ballungsraum. Fritz Pleitgen, ehemaliger WDR-Intendant und nun Geschäftsführer der RUHR 2010 GmbH, bezeichnete die Re-gion ganz überschwänglich als „deutsches New York“. Man mag ihm da zustimmen oder auch nicht. Fest steht: Kaum eine Ge-gend ist in der gesamten Geschichte seit ihrer Industrialisierung einer derartig dy-namischen Entwicklung unterworfen wie die Region zwischen Duisburg und Dort-mund mit ihrer Metropole Essen. Diese Dy-namik kommt nicht von un gefähr. In den letzten Jahrzehnten wur de sie schlicht aus der Not geboren, als Kohle und Stahl die Menschen an Rhein und Ruhr nicht mehr ernähren konnten. Die Bevölkerung mach-te das Beste aus einer Situation, die sowie-so nicht abzuwenden war. Sie schu f die Rah menbedingungen für ein Zentrum ganz anderer Branchen, etwa Biotechnologie, Ener giewirtschaft und Medien.

Auf Zeche Zollverein in Essen drehen sich die Räder nicht mehr. Wo früher die Kum pel unter Tage malochten, stehen die

Anlagen heute als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Und genau hier steigt am 9. Januar 2010 die Kulturhauptstadt-Eröffnungsfeier. Vergangenheit und Zukunft begegnen sich – eine symbolträchtigere Lo-cation kann man nicht wählen. Und wie genau sieht sie aus, die Zukunft? Bedeutet sie die Abkehr von der Industrie? Eben nicht, meint NRW-Wirtschaftsministerin Chris ta Thoben. „Diejenigen, die die Wirklichkeit nicht ken nen, sagen: Wir wollen keine In-

dustrie, wir wollen erneuerbare Energien“, resümierte die Ministerin im April 2009 wäh rend einer Rede im Landtag. „Gerade wenn man sich von den erneuerbaren En-ergien besonders viel verspricht, ist man auf modernste Maschinenbautechnik an-gewiesen, beispielsweise für Motoren und Turbinen.“ Und wei ter: „In der Zukunft wird es weltweit darum gehen, Technologien zur effizienten Energieerzeugung und Nutzung für Umweltschutz, Recycling oder Wasser-aufbereitung zu entwickeln und zu produ-zieren. Umwelt- und Klimaschutz made in NRW – so sehen die Überlebenstechnologi-en der Zukunft aus. Das ist eine große, her-ausragende industriepolitische Chance für unser Land.“

16 Cluster hat die Politik für die Wirt-schaft in Nordrhein-Westfalen definiert, und fast alle von ihnen haben im Ruhrgebiet ei-nen ausgesprochen starken Standort gefun-den: Die Energiewirtschaft gehört dazu, eben so Biotechnologie, Mikro- und Na no-werkstoffe, der Automotive-Bereich, die Me-dien sowie Logistik. Regional tätige Finan-zinstitute wie die National-Bank verstehen sich als Partner für den Mittelstand. Viel Dienstleistung und Hightech also - wo sind eigentlich Kohle und Stahl? Doch, es gibt sie noch, allerdings in einem Umfang, der mit dem Ausdruck „gesundgeschrumpft“ nur unzureichend zu beschrei ben ist. In den Fünfzigerjahren des 20. Jahr hunderts hatte der Bergbau an der Ruhr einmal mehr als 470.000 Beschäftigte, 2009 waren es noch

ZUKUNFT In der Metropolregion Ruhrgebiet gelingt der Strukturwandel vom Kohlerevier zur pulsierenden Kultur- und Technologielandschaft. Die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt.

Dynamik tief im Westen

WACHSTUM Umwelt- und Klimaschutz sind eine herausragende industriepolitische Chance für unser Land, weiß Dr. Christa Thoben, NRW-Wirtschaftsministerin.

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REGIONEN RUHRGEBIET

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rund 30.000. Sechs von einst 141 Steinkoh-lezechen gibt es noch, bis Jah resende 2012 sollen drei weitere verschwin den. Und nach dem Kohleausstiegs be schluss von Bund und Ländern läuft die Steinkohleförderung im Ruhrgebiet bis zum Jahr 2018 komplett aus. Auch in der Stahlindustrie setzte nach der Blütezeit in den Fünfzigerjahren ein Ab-wärtstrend ein, der nie mehr gestoppt wur-de. Von einst 300.000 Beschäftigten gibt es heute noch 57.000. Nun standen die als Hightech bezeichneten Wirt schaftszweige nicht von Anfang an zur Verfügung, um den Niedergang der klassischen Industrien zu kompensieren. Ein älterer Motor des Strukturwandels ist der Lo gistiksektor. Und für diesen ist das Ruhr gebiet ein geradezu idealer Standort: In einem Umkreis von drei Autostunden sind geschätzte 50 Mil-lionen Verbraucher zu erreichen.

Das Herz der Logistik schlägt in Duisburg. Der „Duisport“ ist nicht nur Europas größ-ter Binnenhafen, sondern auch Schnitt stelle für Bahn und Straße. Er bildet die Dreh-scheibe für die Warenströme in Deutsch land, Europa und zu den Nordseehäfen. Hier wurde seit Ende der Neunzigerjahre mit dem „Logport“ eines der modernsten euro-päischen Logistikzentren aufgebaut, rund eine Milliarde Euro investierten die Duis-burger Hafengesellschaft und ihre Kun-den. Angesiedelt ist dieses mit 300 Hektar zu den größten Industriearealen Euro pas zählende Gelände passenderweise – neu gegen alt auch hier – auf einer früheren Montanfläche, einem ehemaligen Stahlwerk. Mehr als 40 Unternehmen haben sich auf dem Gelände des Logport angesiedelt, rund 3.000 Menschen Arbeit gefunden. Beispiele wie diese weisen das Ruhrgebiet als eine Region voller Energie aus. Und das nicht nur im wörtlichen Sinne – weil die Gegend einen herausragenden Standort für die Ener-giewirtschaft bildet –, sondern einfach, weil das Ruhrgebiet Power hat!

WARENSTROMHier schlägt das Herz der Logistik: Der Duisburger Hafen ist nicht nur Europas größter Binnen hafen, sondern auch Schnitt stelle für Bahn und Straße.

Die seit 1922 an Rhein und Ruhr tätige Natio-nal-Bank hat immer ihre Unabhängigkeit wah-ren können und ist eine der bundesweit füh-renden Regionalbanken. Um diese Position weiter zu stärken, hat die National-Bank im Juni dieses Jahres eine umfangreiche Kapital-erhöhung erfolgreich umgesetzt. Damit sollen nicht nur die Eigenmittel gestärkt, sondern auch die Konkurrenz- und Wettbewerbsfähig-keit verbessert werden. Der Bank stehen nun zusätzliche Eigenmittel in Höhe von 58,24 Millionen Euro zur Verfügung.Das Geldinstitut, die Zentrale ist in Essen, betreut mit mehr als 800 Mitarbeitern an 20 Standorten in Nordrhein-Westfalen an-spruchsvolle Privatkunden, wirtschaftlich Selbstständige und mittelständische Fir-menkunden. Die National-Bank ist auf Wachstumskurs, denn das derzeitige Marktumfeld bietet beste Chancen für eine moderne und verlässliche Bank, die auf traditionelle Werte setzt und im Mittel-stand zu Hause ist. Erst kürzlich wurde die Zentrale in Essen mit 47 Stellen ver-stärkt. Zudem wurde das Private Banking in den Niederlassungen Oberhausen und Dortmund personell deutlich ausgebaut. Dies signalisiert, dass die Bank vom Po-tenzial der Metropolregion Ruhrgebiet überzeugt ist.„Gerade in schwierigen Zeiten braucht man eine Bank als verlässlichen Partner“, betont Dr. Thomas A. Lange, Sprecher des Vorstandes. „Jeder Unternehmer sollte in der aktuellen Situation für sich über-prüfen, wie krisenfest sein Unternehmen aufgestellt ist und frühzeitig mit seiner Bank darüber sprechen.“ Manchmal müssten sich auch traditionsreiche Unternehmen neu aus-

richten, um fit für die Märkte von morgen zu sein – das gelte besonders für Unternehmen, die in einer im Wandel befindlichen Region ansässig sind. Eine solche Region ist zurzeit das Ruhrgebiet.Die National-Bank ist sich ihrer gesellschaftli-chen Verantwortung bewusst: So fördert sie kulturelle Ereignisse und unterstützt Projekte im Bildungs- und im sozialen Bereich. „Wir fühlen uns der Metropole Ruhr und ihren Menschen verbunden. Unser Erfolg ist un-trennbar mit der gesunden Entwicklung des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Um-feldes verknüpft“, bekräftigt Lange. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.national-bank.de

Der Region verpflichtet

Finanzen | Unterstützung für den Mittelstand

ÜBERZEUGUNG „Wir fühlen uns der Metropole Ruhr und ihren Menschen verbunden“, betontDr. Thomas A. Lange, Sprecher des Vorstandes der National-Bank AG, Essen.

Markus Fischer

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REGIONEN RUHRGEBIET

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I n vielen Köpfen ist die Finanz- und Wirtschaftskrise schon vorbei. Anders im Fürstentum Liechtenstein. Hier wis-

sen Finanzakteure, Werkplatz und Export-industrie, wie sehr es gerade jetzt auf ihre In novationskraft ankommt. Und zwar bei Private Ban king und Mikrofinanz ebenso wie bei moderner Altersvorsorge und High-tech. Im viertkleinsten Land Europas gilt stärker als anderswo: Wandel ist wie das Wetter – unvermeidbar. So kann zwar auch der Vorzeige-Bautechnologie-Konzern Hilti der Wirtschaftskrise nicht entfliehen, doch der Marktführer ist in der Lage, sich schnell auf Veränderungen und wechseln-de Bedürfnisse im Markt einzustellen. Dass „die Hilti“ als Rolls-Royce auf dem Bau gilt, ist kein Zufall. Jahr für Jahr bringt das Un-ternehmen rund 30 Produktinnovationen auf den Markt. Zum Erfolg tragen neben stän-dig neuen Kraftpaketen für den Bauprofi ein einzigartiges Direktvertriebssystem bei.

Ähnlich die Weltmarke Ivoclar Vivadent: Zahnärzte und Zahntechniker sind zwar zur zeit zurückhaltender, in teure Dentalge-räte zu investieren. Jedoch hat das Dental-unternehmen zugleich Technologien für die einfacheren Bedürfnisse auf den asiatischen Märkten in der Produktpalette. Die For-schung hat Meilensteine in der Entwick lung von Vollkeramiken gesetzt. Da mit rückte die kosmetische Zahnmedizin immer näher an die Seite der Schönheitschirurgie.

Stark in neuen Technologien sind auch kleinere Unternehmen: Während die Auto-industrie weltweit ihre Produktion drosselt, produziert die Präzisionsfirma PAV Moto-renteile für sparsame Autos. Während der Markt für Schreitbagger in Nordamerika ein bricht, erobert Kaiser mit Kanalreini-gungsfahrzeugen und einem einzigartigen Wasser-Recycling-System neue Märkte. Und Pantec Biosolutions will 2012 von Liechten-stein aus gar mit einer neuartigen Laser-technologie den Zukunftsmarkt für künst- lichen Befruchtung erobern.

Liechtenstein ist eine Exportnation. Der kleine Binnenmarkt hat die Industrie immer

schon zum Außenhandel gezwungen. Der Löwenanteil der Hightech-Erzeugnisse und Nischenprodukte geht in die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums EWR und in die USA. Die liechtensteinische Wirt-schaft profitiert dabei seit Jahren von einer Reihe mittlerer und kleiner Unternehmen, die lang fristig orientiert handeln. „Charak-teristisch für die nationale Innovationslei-stung Liechtensteins ist, dass 98,8 Prozent von privaten Unternehmen erbracht wird“, betont Wirtschaftsminister Martin Meyer. Daran beteiligt sich auch der Werkplatz Liechtenstein.

Auf dem europäischen Markt gefragt ist die hochpräzise Fertigungsmess tech nik der Firma Messtechnik. Und der Drucke-rei Gutenberg ist jüngst eine Weltneuheit gelungen, bei der die Spucke wegbleibt: Sie produziert die ersten Selbstklebebrief-marken mit ech ter Lochperforation. Die Liechtensteinische Post hat die erste selbst-klebende Briefmarkenserie dem „Brief mar-kenland Liechtenstein“ gewidmet. „Die meis- ten Unternehmen konzentrieren sich we-

niger auf die Herstellung von Massen- und Billigwaren, sondern auf innovative High-tech-Produkte von hoher Qualität und Wertschöpfung“, bekräftigt Arnold Matt, Präsident der Wirtschaftskammer Liech-tenstein. „Auch das Ge werbe zeichnet sich durch eine hohe Viel falt aus. Die vielen an-passungsfähigen Klein- und Mittelbetriebe sind auf den Heimmarkt ausgerichtet, kön-nen aber auch im Wettbewerb in den an-grenzenden Regionen der Schweiz und Ös-terreichs bestehen.“

Die Politik unterstützt Industrie und Ge-werbe in ihrer globalen Wettbewerbsfähig-keit. „Mit der geplanten Steuerreform, die ei ne Art Flat Tax bringen wird, werden güns tige Rahmenbedingungen für alle Wirt-schaftssektoren geschaffen“, bestätigt Matt. Ziel der Reform ist eine berechenbare Steu-erpolitik, die jeder versteht und den Wirt-schaftsstandort noch attraktiver macht. Der Werkplatz übrigens trägt zum Bruttoin-landprodukt (BIP) rund 40 Prozent bei, der Finanzplatz nur etwa ein Drittel. Und der Klein staat mitten in Europa bietet 33.000

EXPORTNATION Der kleine Binnenmarkt zwingt die Industrie in Liechtenstein seit jeher zumAußenhandel. Das Gros der Unternehmen konzentriert sich auf innovative Hightech-Produkte.

Innovationskraft im Fürstentum

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REGIONEN LIECHTENSTEIN

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Alles deutet darauf hin, dass die Krise langsam ausläuft. Sie hat die Finanz- und Wirtschaftswelt in ihrer Heftigkeit und Dauer überrascht. Was haben die Banken aus der Fi nan z -krise gelernt? Am Anfang eines Investmentprozesses steht die Markt beobachtung. Aus den daraus erhaltenen Da ten wird – mithilfe statistischer Verfahren – die Anla ges tra tegie erstellt. Sie legt fest, in welchem Umfang das Ver mö gen unserer Kun-den in verschiedene Anlageformen investiert wird: Aktien, An-leihen, alternative Anlagen (zum Bei spiel Rohstoffe, Hedge-fonds oder Private Equity). Ziel ist es, die gemeinsam fest-gelegten Renditeziele bei minimalem Ri siko zu erreichen. Im Rahmen der Anlagetaktik weichen wir für kurze Zeit von den vorgesehenen Quoten ab, wenn wir interessante Mög lich kei-ten im Markt sehen. Das Team der VP Bank verfolgt dabei einen fun damentalen Ansatz bei der Prognose der Er trags-mög lich keiten. Sie werden aus den erwarteten Wachs tums-, Gewinn- und Preisentwicklungen ab geleitet. Dafür braucht es Prog nose modelle.

Doch haben die Prognosemodelle versagt? Das hängt von der Erwartung ab, die man in sie setzt. Wir verfügen in der VP Bank Gruppe über exzellente Modelle und ebenso erfah-

rene Analysten, die aus den gewonnenen Daten ihre Schlüsse ziehen. Dass diese nicht immer exakt den tatsächlichen Ent-wick lungen entsprechen können, liegt in der Natur der Sa-che. Selbst das beste Prognosemodell kann eine Finanzkrise von derart globalen Ausmaßen wie die soeben durchgestan-dene nicht voraussehen.

Modelle beruhen auf der Annahme stabiler Zu sam men-hänge. Gerade diese geraten in Zeiten großer Veränderungen aber in Bewegung. Das war zum Beispiel in den Transfor-mationsländern des ehemaligen Ostens nach dem Fall der Mauer so. Ebenso verhält es sich bei großen Wirt schafts- und Finanzkrisen. Wir haben daher bereits im Verlauf der Krise eine kritische Analyse unserer Modelle und Abläufe durch-geführt. Unsere Prognosemodelle haben nicht versagt – wir müss en sie bloß anders einsetzen und interpre tieren. So ist etwa die Geld politik nicht so inflationär wie im Umfeld vor der Krise, weil sich das Verhalten der Wirtschafts akteure ver-ändert hat. Sie geben das zusätzliche Geld nicht mehr aus wie zuvor, son dern halten größere Bargeldbestände.

Wir hatten auch in der Krise Erfolge zu verbuchen. Zu-nächst haben wir unsere Vermögensverwaltungsmandate so weit wie möglich gegen Währungsrisiken abgesichert. Bereits im Herbst letzten Jahres nahmen wir Gelder aus dem Aktien-markt und konnten anschließend an der Rallye der Staats an-leihen, später an jener der Unternehmens- und Wandel an leihen überdurchschnittlich partizipieren. Um nachhaltige Kunden zu-friedenheit auch in und nach Krisen zu erhalten, müssen wir als Banker mehr denn je objektive Beratung an bieten. Das tut das Team der VP Bank durch die offene Pro duktarchitektur.

Dabei werden nicht nur hauseigene Pro dukte angeboten, son dern die besten Lösungen am Markt, unabhängig vom An-bieter. Als Bindeglied zwischen Markt und Kunden handeln unsere Berater wie ein Broker, der An gebot und Nachfrage zusammenbringt. Dies erfordert eine genaue, laufend aktuali-sierte Marktkenntnis. Der Lohn für diese Be müh u n gen ist die Loyalität des Kunden, der sich objektiv und umfassend bera-ten fühlt. Sein wankendes Ver trauen wieder auf eine solide Basis zu stellen, das ist unsere Aufgabe nach der Krise. Wir sind zu-versichtlich, mit unserer offenen Architektur auch in Zu kunft Private Banking der Spitzenklasse bieten zu können.

Die Lehren aus der Krise sind für uns klar: Die Risikokontrolle muss verstärkt werden, unsere Modelle sowie der Investment-prozess werden den aktuellen Gegebenheiten angepasst, und die Steueraspekte werden in der Geldanlage noch mehr an Be-deutung gewinnen. An vorderster Stelle steht dabei das Ver-trauen unserer Kunden, das wir durch offene und ehrliche Be ratung sowie Transparenz in den Anlageentscheidungen rechtfertigen. Weitere Infos unter: www.vpbank.com

VERMÖGENSVERWALTUNG Mit verstärkter Risikokontrolle, adaptierten Modellen und trans pa renten Anlageentscheidungen das Vertrauen der Kunden nach der Krise behalten.

Die Lehren aus der Krise

Dr. Jörg zeuner

Der Autor ist Chief Economist der VP Bank Gruppe.

Gastbeitrag

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REGIONEN LIECHTENSTEIN

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Arbeitsplätze – fast so viele wie Einwoh-ner – ist damit also ein großer Arbeitgeber für die Ostschweiz, Vorarlberg, Süddeutsch-land. In ternationale Beziehungen sind lebens wich tig für das kleine Exportland. Liechtenstein profitiert vom Netzwerk zwei-er Wirtschafts räume: als Mitglied des Eu-ropäischen Wirtschaftsraumes EWR seit 1995 – und als Zoll- und Währungsuni-onspartner der Schweiz seit 1924. Und über das Netz an Freihandelsabkommen der Euro päischen Frei handelsassoziation EFTA hat Liechtenstein Zutritt zu den Weltmärk-ten.

Natürlich hat die Wirtschaftskrise auch Liechtenstein getroffen. Die Exporte sind bis Juli 2009 um 30 Prozent zurückgegan-gen, die Betriebe fangen die Rezession durch Kurzarbeit auf, die Arbeitslosigkeit hat sich auf drei Prozent eingependelt. Doch während viele Länder Milliarden in Konjunkturprogramme einschießen, will sich der liechtensteinische Staat in die Wirt schaft nicht direkt einmischen. Das Wirtschaftsministerium sucht ledig lich mit gezielten Maßnahmen die Jugend arbeits-losigkeit im Zaum und mit einem staatli-chen Bauprogramm Gewerbe und Mittel-stand stabil zu halten. Zugleich wird viel vom Wissen als Rohstoff der Zukunft ge-redet. Zurzeit wird an der Hochschule Liechtenstein ein Forschungsschwerpunkt „Finanzen und Wirtschaft“ aufgebaut – für mehr Finanz(platz)wissen.

Als Wissenschaftsstandort hat Liechten-stein mit den Gottfried-von-Haberler-Kon-ferenzen unter Fachleuten bereits einen Na-men. Die European Center of Austrian Eco-nomics Foundation, kurz ECAEF, hat sich zum Ziel gesetzt, damit die Ideen der Ös-ter reichischen Schule bekannt zu machen. Die fünf Buchstaben ECAEF stehen für eine unabhängige Denkfabrik, die an die wirt-schaftsliberalen Ideen Ludwig von Mises, Friedrich von Hayeks und Gottfried von Haberlers anknüpft. Liberale Querdenker fordern heute verstärkt, Freiheit im Wett-bewerb wieder als verantwortliche Freiheit

jedes Unternehmers, Finanziers, Anlegers zu organisieren.

Und der Finanzplatz? Hier sind die ver-walteten Kundenvermögen 2008 um 19 Pro zent auf 225,4 Milliarden Schweizer Fran ken geschrumpft. Aufgrund der mas-siven Verluste an den internationalen Fi-nanzmärk ten, erklärt die Finanzmarktauf-sicht FMA. Die Krise zwingt die seit Jahr-zehnten verwöhnte Finanzbranche nun innovativ zu sein. Liechtensteins Lebens-nerv ist unter Druck: im Kräftemessen zwi-schen großen Staaten, die sich um Steuer-einnahmen geprellt sehen, und kleinen Steueroasen, die Bankgeheimnis und Geld-zuflüsse schützen wollen. So hat sich Liech-tenstein im März zur Flucht nach vorn entschlossen und zum OECD-Standard für den Informationsaustausch bei Steuerbe-trug und Steuerhinterziehung bekannt. „Vom Steuer- zum Vermögensparadies“ nennt der Vermögensberater Kaiser Ritter Partner

ent sprechend seine neue Strategie. Sie hilft amerikanischen und britischen Kunden in der Schweiz und Liechtenstein, nicht ver-steuerte Vermögen in versteuerte umzu-wandeln. Lösungen für Deutschland und für weitere Länder sind in der Pipeline. Ob Liechtenstein es schafft, mit mindestens zwölf Ländern Doppelbesteuerungsab-kommen (DBA) abzuschließen und auf die weiße Liste der Organisation für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung (OECD) zu kommen? Ein paar große Schritte sind gemacht: Zehn OECD-konfor-me Abkommen zum Steuerinformationsaus-tausch (TIEA) sind beschlossen, acht davon unterzeichnet. „Die intensivierte Ko ope ra-tion in Steuerfragen betrifft alle Finanzplät-ze weltweit“, steht der Bankenver band, ver-treten durch Geschäftsführer Michael Lau-ber, hinter der neuen Finanzplatz politik.

Liechtensteins 15 Banken sind von der Fi nanzkrise nur indirekt betroffen. Aber auch die relativ krisenfesten Institute mit ihrer hohen Eigenkapitaldecke sind ge-zwun gen, den Ehrgeiz zu drosseln. Vom eingeschlagenen Weg allerdings, Wachs-tum zunehmend im Private Banking „ons-hore“ in Asien wie im Nahen und Mittle-ren Osten sowie Deutschland zu suchen, weicht niemand mehr ab. In Sachen Qua-lität jedoch sucht die VP Bank einen be-sondern, für Banken noch untypischen Weg. Sie entwickelt sich seit ein paar Jah-ren mit dem Modell für Exzellenz der „Eu-ropean Foundation for Quality Manage-ment“ weiter. Exzellenz gilt in Europa als Wettbewerbsvorteil.

Von der Fachwelt hoch gelobt, funktio-niert von Liechtenstein aus überdies ein Modell in einer Nische, die von der Wirt-schaftskrise kaum berührt ist: Mikrofinanz, das Banking mit den Armen. Sogar große institutionelle Investoren nutzen die Anla-geklasse inzwischen, um ihr Portfolio brei-ter aufzustellen. Seit neun Monaten ist der liechtensteinische EMF Microfinance Fonds auf dem Markt und schlägt längst den In-dex. Das Enabling-Microfinance-Modell

WELTNEUHEITDie Druckerei Gutenberg

produziert die ersten Selbstklebebriefmarken

mit Lochperforation.

MITTELSTAND „98,8 Prozent der nationalen In novationsleistung wird von privaten Un ter-nehmen erbracht“, unterstreicht Wirt schafts-minister Martin Meyer.

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Die PrismaLife AG wurde vor neun Jahren von dem deutschen Diplom-Volkswirt und Versicherungsaktuar Markus Brugger ge-grün det. Aus der einstigen Produktfabrik ist längst ein führender liechtensteinischer Le-bensversicherer geworden. Mit der Entwick-lung von flexiblen und kos ten güns tigen Vor sorgelösungen für jedes Budget ist das Unternehmen rasant gewachsen – nicht ohne Grund. Die PrismaLife hat sich nicht nur der Transparenz, Verständlichkeit und der Kosteneffizienz bei der Produktent-wicklung von Fondspolicen und Risiko-lebensversicherungen verschrieben. Zeit-nah auf die Bedürfnisse des Mark tes zu reagieren und Kundenprobleme zu lösen, gehört ebenfalls zur Maxime. Das wissen die Kunden in Deutschland und Ös ter reich gleichermaßen zu schätzen.

Herr Brugger, in welchem Maße profi-tiert die PrismaLife als Lebensversiche-rer vom Standort Liechtenstein?Liechtenstein hat als Versicherungs stand-ort eine ganze Menge zu bieten. Seit dem 1. Mai 1995 gehört das Fürstentum dem Europäischen Wirt schafts raum (EWR) an. Anfang 1996 trat ein EU-konformes Ver-siche rungs aufsichtsgesetz in Kraft, dem ein Jahr spä ter die entsprechende Verord-

nung folg te. Als liechtensteinischer Le-bensversicherer genießen wir den Vorteil, unsere Produkte im gesamten EWR-Raum und gleichzeitig in der Schweiz anbieten zu können – das schafft Kostenersparnis. Dadurch sind wir in der Lage, unsere Pro-dukte in den von uns bevorzugten Märk-ten zu verkaufen. Und das von einem ein-zigen Standort aus. Außerdem (lacht) be-ur teilen unsere Mitarbeiter das Arbeiten im „Länd le“ als sehr angenehm. Liechten-stein bietet aufgrund seiner geografischen La ge, also sei ner Nähe zu Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz, na-hezu unerschöpfliche Freizeitmöglichkei-ten. Das macht uns als Arbeitgeber zu-sätzlich attraktiv.Welche Vorteile hat der Versicherungs-standort Liechtenstein für deutsche Kun-den?Die Vorschriften zur Kapitalanlage ent-spre chen weitgehend denen in Deutschland oder anderen Staaten der Europäischen Union. Wer meint, da sei Hexerei am Werk, der irrt gewaltig. Man findet bei uns kei-ne Zocker produkte – wir bieten moderne, rentable und für die jeweiligen Anleger-typen an ge messene Kapitalanlagen. Die deutschen Kun den der Prisma Life profi-tieren von kos ten günstigen und flexibel

gestaltbaren Vorsorgeprodukten, die sich den rechtlichen Vorgaben aus Deutsch land anpassen. Unsere Fondspolicen sind steu-erlich privilegiert, da sie ein rechtskonfor-mes Instrument zur Vermeidung der Ab-geltungsteuer darstellen. Wussten Sie üb-rigens, dass Liechtenstein über das mo-dernste Versicherungsrecht im Europä-ischen Wirtschaftsraum verfügt? Dabei ste hen Kundenschutz und Rechtssicher-heit ganz klar im Vordergrund. Das ist ein entscheidender Faktor und sowohl für vermögende Kunden als auch für Re-tailkunden von besonderer Bedeutung.Welche Kundenbedürfnisse bedient die PrismaLife?Wir bedienen keine bestimmte Nische son-dern entwickeln fondsgebundene Le bens- und Rentenversicherungen für je des Bud-get und für jeden Anlegertyp. Für unsere Retailkunden stehen Einfachheit, Flexibi-lität und Sicherheit des Vorsorgeproduk-tes im Vordergrund. Unseren vermögen-den Kunden bieten wir angemesse ne In-dividualität und weitreichende An la ge-frei heit. Unsere Vorsorgelösungen finden sich sowohl in der ers ten als auch in der dritten Schicht wie der. Wir sind in der La-ge, ein großes Spek trum an unterschied-lichen Bedürfnissen zu bedienen. Unsere Kunden kommen aus al len Zielgruppen.Was unterscheidet die PrismaLife von anderen liechtensteinischen Lebensver-sicherern?Bei uns findet jeder, im Rahmen seiner fi-nanziellen Möglichkeiten, transparente und kostengünstige Vorsorgeprodukte, ab ei-nem monatlichen Sparbeitrag von 50 Eu-ro. Nach oben hin sind, auch bei den Ein-mal anlagen, keine Grenzen gesetzt. Da-durch sind wir imstande, auf individuelle Bedürfnisse zu reagieren, was uns wie de-rum Vorteile in der Produkt ent wick lung verschafft. Wir sind insbesondere auf-grund unserer vielseitigen Erfahrung ein gefragter Partner in unserem Geschäft. Infos unter: www.prismalife.com

ALTERSVORSORGE Transparenz, Verständlichkeit und Kosteneffizienz gehören zu den Maximen der liechtensteinischen PrismaLife AG. Ihre Kunden in Deutschland und Österreich wissen dies zu schätzen.

Sicherheit für jedes Budget

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geht zudem weiter als alles bisher Gekann-te. Eine Kombination aus Fonds und Stif-tung ergibt ein nachhaltiges Kreislaufmo-dell. Via EMF Fonds wird in erstklassige Mi-krofinanzinstitute investiert. Über die Stif-tung werden Überschüsse, die der Fonds erwirtschaftet, reinvestiert: zum Beispiel in den nachhaltigen Aufbau von zweit- und drittklassigen Mikrofinanzinstituten. „Mi-crofinance hat sich in der Finanzkrise be-währt, ist aber kein Spekulationsinstrument“, unterstreicht Oliver Oehri, Geschäfts führer der Enabling Microfinan ce AG. Mit Mikro-

finanz investiert der Anleger in wirtschaft-liche Erfolgsgeschichten in der Dritten Welt – und hat die Chance, selbst hiervon zu pro fitieren.

Klimaschutz ist eine weitere Möglich-keit, die der Finanzplatz Liechtenstein nicht verpassen will. Haben sich früher eher Grü-ne und Alternative mit dem Klimawandel befasst, so sind inzwischen Banken und Ver sicherungen zu Treibern geworden. „Es braucht einfach riesige Investitionen. Das lässt sich ohne das Know-how des Finanz-sektors nicht meistern“, sagt Michael Lau-

ber, Stiftungsrats-Vizepräsident der Anfang 2009 gegründeten LIFE Klimastiftung Liech-tenstein.

Die Stiftung ist eine Private-Public-Part-nership. Wer eine Idee hat, soll sich ein-bringen. Die Stiftung will Akteure aus dem Finanzsektor, der Wirtschaft, der Politik und der Forschung zusammenbringen. Über den runden Stiftungs-Tisch sollen sich die be-sten Ideen und Investitionen finden. Kern-stück in Liechtenstein – wie in den USA und der EU – ist der Handel mit Kohlendi-oxid-Emissionsrechten. Liech tenstein kann

ANTREIBER Der Bautechnologie-Konzern Hilti, bringt Jahr für Jahr rund 30 Produktinno-vationen auf den Markt.

Am 1. Januar 2000 hat die Liechtensteinische Post AG die operative Tätigkeit als eigen-ständiges marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen aufgenommen. Heute beschäf-tigt die Gesellschaft rund 350 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von über 30 Millio-nen Euro. Das Unternehmen hat den Auftrag, die postalischen Dienstleis tungen flächen-deckend als Universaldienst im Land Liech-tenstein in hoher Qualität sicherzustellen. In den vergangenen Jahren hat sich die Post AG mit einer Vielfalt an physischen und elektro-nischen Logistikdienstleis tungen auch als umfassender, attraktiver Supply-Chain-An-bieter etabliert. Die Liechtensteinische Post AG bietet heute bereits umfassende Leistun-gen von der Lagerung bis zum Versand an. Logisch und sinnvoll ergänzt werden diese Prozesse ab Januar 2010 mit E-Business-Lö-sungen über das Portal „postgate.li“. Das postgate.li bildet dabei den Drehpunkt zwi-schen den verschiedenen Geschäftskunden (B2B mit Händlern und Lieferanten) und de-

ren Privatkundschaft (B2C) und bleibt dabei diskret im Hintergrund. Von der Lieferantene-valuation über die Auftragsabwicklung bis hin zur elektronischen Archivierung stehen dem Kunden die Module auf postgate.li als Software-as-a-service zur Verfügung. Innova-tiv zeigt sich die Post AG auch im Bereich der Philatelie – mit einer Weltneuheit bei der Herstellung und Verwendung von selbstkle-benden Briefmarken. Dieses Projekt wurde in deutsch-liechtensteinischer Partnerschaft er-folgreich umgesetzt. Viele Innovationen, die in den letzten Jahren realisiert wurden, sind laut Unternehmens-philosophie „das Resultat von der Befreiung der Routine in unserem Denken und Han-deln“. Motivation, Kompetenz und Leistungs-bereitschaft der Mitarbeiter betrachtet der Dienstleister als Grundlage für eine erfolgrei-che Zukunft und die kontinuierliche, innova-tive Weiterentwicklung des Unternehmens. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.post.li

Kontinuierlich auf Wachstumskurs

Logistik | Rundum-Service aus einer Hand

ZUKUNFTSORIENTIERT Seit Januar 2000 ist die Liechtensteinische Post AG ein kompetenter, eigenständiger Partner für Logistiklösungen.

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als EWR-Land am europäischen Emis sions-handel teilnehmen. Mit einem Emissions-handelsgesetz sind neue Rahmenbedingun-gen vorhanden.

Eine neue Generation findet genauso aber vom Versicherungsplatz Liechtenstein aus ihren Weg. Der Schweizer Versicherer Baloise setzt auf Variable Annuities, ent-wickelt von der Liechtensteiner Tochter. „Das macht uns zu Vorreitern“, sagt Anne-mie D’Hulster, CEO der Bâloise Life in Bal-zers. Diese kapitalmarktnahen Rentenpo-licen kombinieren die Vorteile der klassi-schen mit denen der fondsgebundenen Ver-sicherungen. Private Altersvorsorge wird in einer alternden Gesellschaft immer wichti-ger. Für jedermann. In Europa wächst zu-dem der Markt für betriebliche Altersvor-sorge. In Liechtenstein ist 2007 der Start als Standort für Pensions fonds gelungen. Außerdem unterhalten hier große, renom-mierte Konzerne aus der Schweiz und Ös- terreich so genannte Captives, ein bewähr-tes Instrument für Industrie- und Handels-unternehmen zum umfassenden Risiko-Ma-nagement. Insgesamt zählt der Versiche-rungsplatz Liech tenstein 42 Versicherun-gen – zum Groß teil Lebensversicherungen. Einige haben Niederlassungen in Ländern wie der Schweiz, in Luxemburg, Singa pur oder Deutschland. Den „besten interna-tionalen Anbie ter“ mach te das deutsche Wirtschaftsmagazin „Focus Money“ im Dezember 2008 in Liechtenstein aus. „Mit Po licen online von der Stange hält die Versicherungsfabrik PrismaLife Kosten niedrig und das Kleingedruckte durchsich-tig“, sagt CEO Markus Brugger. 2009 hat der Lebensversicherer im Hauptmarkt Deutschland eine Niederlassung gegrün-det. Das Fürstentum Liechtenstein ist übri-gens das einzige Land in Europa, von dem aus Versicherungen Zugang zu zwei Wirt-schaftsräumen haben: Zur Schweiz und zu allen EU-EWR-Ländern.

Altersvorsorge wird immer wichtiger, aus wirtschaftlichen und demografischen Gründen. Die Baloise Life hat neue Versiche-rungsprodukte für die Generation 50plus entwickelt. Die liechtensteinische Tochter gilt seit zwei Jahren als innovative Produkt-plattform der Bâloise-Gruppe, einem der führenden Schweizer Versicherungskonzerne.Liechtenstein ist ein guter Standort. Von hier aus können Versicherungsprodukte im Europäischen Wirtschaftsraum und – das ist einzigartig – auch in der Schweiz vertrieben werden. Die integrierte Finanzmarktaufsicht FMA verpflichtet die Marktteilnehmer auf in-ternationale Standards und reguliert und kontrolliert sie praxisnah. Verantwortungs-voll unterstützt sie zugleich die Entwicklung moderner Produkte.In zwei Geschäftsfeldern ist die Baloise Life zu Hause: Zum einen bietet sie vermögens-gebundene Lebens- und Rentenversicherun-gen an. Diese vertreibt sie über Drittpartner – Vermögensverwalter, Family Offices oder Privatbanken – in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien und Liechtenstein. Zum anderen bietet sie flexible Lebensversiche-rungen mit Garantien an. Diese neue Gene-ration von Rentenversicherungen vertreibt sie über die Gesellschaften der Bâloise-Gruppe. Die Baloise Life bedient aber auch Drittvertriebe. Garantie und Rendite sind zunehmend ge-fragt. Deshalb kombinieren flexible Lebens-versicherungen mit Garantien die Vorteile einer klassischen mit denen einer fondsge-bundenen Rentenversicherung: Die Rente ist lebenslang garantiert, zugleich profitiert der Versicherte von den Ertragschancen ei-ner positiven Kapitalmarktentwicklung. Das

Kapitalmarktrisiko trägt die Versicherung.Unter dem Namen BelRenta Safe haben die Basler Versicherungen Deutschland im Ok-tober ein Produkt der neuen Generation zur Altersvorsorge auf den Markt gebracht. Seit einem Jahr vertreibt die Basler Schweiz ein ähnliches Produkt der Baloise Life, welches die höchste garantierte Rente in der Schweiz bietet. Die Basler Österreich wird im Novem-ber nachziehen. Die Baloise Life erarbeitet bereits weitere innovative und attraktive Versicherungsprodukte.

Garantierte Rente plus Ertragschancen

Altersvorsorge | Neue Wege sind gefragt

INNOVATIONEN Annemie D'Hulster zeichnet als CEO für die Versicherungsprodukte der Ba loise Life (Liechtenstein) AG verantwortlich.

WERTSCHÖPFUNG„Die meisten Unternehmen

konzentrieren sich auf inno-vative Hightech-Produkte“, erklärt Wirtschafts kammer-

präsident Arnold Matt.

Kornelia Pfeiffer

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V ideomasken für Hobbytaucher, Fahr-zeuge, die auf Knopfdruck ihre Au-ßenlackierung ändern, oder Saug-

und Putzroboter für den heimischen Tep-pichboden: IFA, CeBIT und IAA haben in diesem Jahr tief in die technische Trickkiste gegriffen, um ihr Publikum zu begeistern. Was möglicherweise als technische Spiele-rei daherkommt, beinhaltet unter Um stän den revolutionäre Zukunftsperspektiven. So ist Deutschland derzeit unter anderem füh-rend in der Nanotechnologie, die uns die Welt der allerkleinsten Dinge erschließt.

Viele Jahre lang galt die Devise „immer höher, immer weiter“. Inzwischen heißt das Motto „immer kleiner, immer schneller“. Die Nanotechnologie öffnet uns die Türen zur Welt der allerkleinsten Dinge. Mit dieser Technologie kann man nicht nur Autositze schmutz unempfindlich gegen Butterkekse machen, sondern auch Zellbarrieren durch-brechen. So dringen Nanopartikel mit Me-dikamenten beladen als Trojanische Pferde direkt in Tumorzellen ein und program-mieren dort den Zelltod. Spitzentechnolo-gien und Innovationen bestimmen in der globalisierten Welt von heute den wirtschaft-lichen Erfolg in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland. Mittlerweile hängen mehr

als die Hälfte der Industrieproduktion und über 80 Prozent der Exporte Deutschlands vom Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnik (IuK-Technik) so-wie elektronischer Systeme ab.

Deutschland verfügt über eine hervor-ragende Forschungslandschaft für die IuK-Technologie, die mittlerweile rund 800.000 Arbeitsplätze sichert und deren Entwick-lung Schlüsselkompetenzen verspricht. So schätzen Experten, dass der Elektronikan-teil an den Herstellungskosten eines Autos in absehbarer Zeit auf über 30 Prozent stei-gen wird. Schon heute bestimmt er alle wich tigen Funktionen wie Antrieb, Kom-munikation, Komfort und Sicherheit eines Fahrzeuges. Der schwedische Automobilher-steller Volvo will bereits im Jahr 2012 die Serienproduktion eines Plug-in-Hybrid mo-dells, einer Kombination aus einem Elek tro- und einem Dieselmotor, starten. Die Lithi-um-Ionen-Batterien des Elektroantriebs la-den an einer herkömmlichen Steckdose auf.Mit der Lissabon-Strategie verfolgt die EU das Ziel, bis 2010 zum wettbewerbsfähig-sten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu werden. Drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts sol len europaweit in Forschung und Entwicklung

fließen, um die ehrgeizigen Ziele zu errei-chen. Mit knapp 2,54 Prozent in den Jahren 2008 und 2009 sind wir fast auf der Ziellinie.

Die Lissabon-Strategie stammt aller-dings aus dem Jahr 2000 – einem Zeit-raum, der steigende Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) prognostizierte. Bei jährlichen Zuwachsraten des BIP von drei Prozent im Jahre 2006, 2,5 Prozent 2007 und immerhin noch 1,3 Prozent im vergangenen Jahr war es eine solide Basis, die steigende Investitionen in Zukunfts-branchen versprach. Mit einem erwarteten Rück gang des BIP von rund zwei bis drei Prozent in diesem Jahr werden die Investi-tionen in Forschung und Entwicklung ma-gerer ausfallen – trotz der annähernden Er-füllung des Lissabonner Auftrages. „Wenn die Forschungsausgaben drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen, wäre das viel und eine enorme Steigerung im Ver-gleich zu heute“, betont die Zukunftsfor-scherin Dr. Kerstin Cuhls. „Aber auch in ab-soluten Zah len müssen die Forschungsaus-gaben steigen – und das ist in der weltwei-ten Wirtschaftskrise besonders schwierig“, so die Leiterin des Geschäftsfeldes Voraus-schau und Zukunftsforschung am Fraun-hofer-Institut für System- und Innovations-

AUSSICHT Mit faszinierenden Technologien und innovativen Produkten rüstet sich die deutsche Wirtschaft für die Zukunft. Ökonomen und Zukunftsforscher warnen davor, die Investitionen in F&E zu vernachlässigen.

Beste Chancen für morgen

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forschung ISI. Andere Länder wie bei-spielsweise Finnland haben die Drei-Pro-zent-Vorgabe längst erreicht. Positive Aus-wirkungen sind dort bereits spürbar.

Die Bundesrepublik investierte bis 2009 insgesamt rund 15 Milliarden Euro in Spit-zentechnologien und technologieübergrei-fende Querschnittsmaßnahmen. Es mangele dem Land, so Cuhls, nicht an vielen neu-en Ideen, doch es herrschten einengende Rahmenbedingungen, die manch potenzi-ellem Unterneh mer nicht nur den Mut, son-dern auch die finanziellen Möglichkeiten nähmen. Sie for dert ein Klima, dass Men-schen „heiß“ macht auf Neues. Damit neue Produkte und innovative Dienstleistungen entstehen, hat die Bundesregierung bereits im August 2006 die Hightech-Strategie für Deutschland ins Leben gerufen, um strate-gische Part ner schaf ten und Innovationsalli-anzen zwischen Wirt schaft und Wissen-schaft zu fördern. Ziel der Strategie ist es, Kräfte zu bündeln und die Wege von der Produkteinwicklung zur marktreifen Seri-enproduktion deutlich zu beschleunigen.

Eile ist geboten. Länder wie Brasilien, Russ land, Indien und China drängen mit kon kurrenzfähigen Leistungen auf den Welt markt und kratzen bereits am einst so strahlenden Image von „made in Germany“. Wie schnell Innovationsbonus und techni-scher Fortschritt eingeholt werden können, zeigt die ehemalige deutsche Vorzeigebran-che für Solartechnik. Ein Angebotsüberhang bei Solarzellen und -modulen führt derzeit zu einem Verdrängungskampf, für den Chi-na gerade technisch aufrüstet. Der chinesi-sche Marktführer Suntech eröffnet im kom-menden Jahr seine erste Fabrik in den USA, und die Regierung kurbelt die heimische Solarindustrie zudem mit massiven Hilfen an. Die Wirtschaftskrise hat die schon er-wartete Bereinigung am Solarmarkt noch zusätzlich verstärkt. Das Fraunhofer-Cen-ter für Silizium Photovoltaik CSP in Halle an der Saale, als weltweit einmaliges Kri-stallisations- und Materialanalysezentrum für den Fotovoltaik-Werkstoff Silizium, ar-

SCHLÜSSELINDUSTRIEWer grüne Technologien fördert, investiert in die Zukunft, sagt Siemens-

Chef Peter Löscher.

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TITELTHEMA ZUKUNFTSMÄRKTE

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Nachhaltige Mobilität war das zentrale The-ma auf der diesjährigen IAA in Frankfurt. Auch der schwedische Automobilhersteller Volvo setzt im Rahmen seiner „DRIVe To-wards Zero“-Strategie auf die Entwicklung von Fahrzeugen ohne umweltschädliche Ab-gas- und CO2-Emissionen. Im Jahr 2012 star-tet Volvo die Serienproduktion eines Plug-in-Hybridmodells, einer Kombination aus Elek-tro- und Dieselmotor. Bei ausschließlicher Nutzung des Elektroantriebs beträgt die Reichweite etwa 50 Kilometer. Das reicht für 75 Prozent der europäischen Autofahrer und ihre täglichen Fahrten völlig aus. Bei länge-ren Distanzen kommt der effiziente und glei-chermaßen leistungsstarke Dieselmotor zum Einsatz. Dann schafft der Volvo eine Gesamt-reichweite von rund 1.200 Kilometern bei ei-nem CO2-Ausstoß von nur 49 g/km. „Das neue Volvo-Plug-in-Hybridmodell verbindet Fahrspaß mit den hohen Sicherheits- und Komfortstandards von Volvo“, erklärt Ste-phen Odell, Präsident und CEO der Volvo Car Corporation. „Gleichzeitig werden die CO2- und Verbrauchswerte nur noch die Hälfte der heute üblichen Werte betragen.“ Der Kauf-preis des Plug-in-Modells ist vor allem we-gen der kostspieligen Lithium-Ionen-Batterie

zwar höher als der von vergleichbaren Benzi-nern oder Dieselmodellen. Doch seine Be-triebskosten sind nur noch ein Drittel so hoch wie die eines konventionell angetriebe-nen Fahrzeugs. Ein weiterer Vorteil der Plug-in-Technologie: Die Batterien werden an ei-ner herkömmlichen Steckdose aufgeladen. Neben dem Hybridmodell prüft Volvo die Ein-führung eines rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Der Volvo C30 BEV (Battery Elec-tric Vehicle) fährt völlig emissionsfrei und schafft dabei eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern. „Die Einführung des Elektroan-triebs ist ein wichtiger Bestandteil unseres Paradigmenwechsels hin zu deutlich redu-zierten CO2-Emissionswerten“, betont Paul Gustavsson, Leiter der Electrification Strategy der Volvo Car Corporation. Kunden, die be-reits jetzt größten Wert auf niedrige Verbräu-che und Emissionen legen, bietet Volvo schon heute ein Portfolio umweltfreundlicher Dieselfahrzeuge unter dem DRIVe-Label an. Von diesen stehen viele in ihren jeweiligen Segmenten an der Spitze. Das Top-Sparmo-dell ist der kompakte Volvo C30. Er begnügt sich mit einem Verbrauch von 3,8 l/100 km, was einem CO2-Ausstoß von nur noch 99 g/km entspricht. www.volvocars.de

Sauberes Fahrvergnügen

Automobiltechnik | Hybridmodelle auf dem Vormarsch

NACHHALTIGÜberzeugend umweltfreundlich: Der kompakte Volvo C30 1.6D DRIVe Start/Stop verbraucht nur 3,8 l / 100 km und emittiert nicht mehr als 99 g CO2 / km.

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beitet derzeit daran, dass alternative Ener-gie zu gleichen Preisen wie konventioneller Strom angeboten werden kann. Mit dem technologischen Sonnenaufgang aus dem Osten will man sich wieder von den Mit-bewerbern absetzen.

Mit dem Pakt für Forschung und Inno-vation, der Exzellenzinitiative und dem Hochschulpakt 2020 hat die Bundesregie-rung wesentliche Schritte zur Modernisie-rung des Wissenschaftssystems eingeleitet. Welche Synergieeffekte sich daraus auch auf nationaler Ebene ableiten lassen, zeigt

der aktuelle Zukunftsatlas deutscher Top-regionen. Hamburg, Berlin, München und Frankfurt am Main sind mit guten Infra-strukturen, hochwertigen Unternehmens-ansiedlungen und dem nötigen Wissen-stransfer die Kraftfelder von morgen. Aber auch die Provinz hat eine Chance, wenn sie es schafft, kleine und mittelständische Betriebe für sich zu begeistern und das nö-tige Know-how zu organisieren. Ländliche Regionen, in denen sich Hochschulen an-gesiedelt haben, die für passgenauen Nach-wuchs vor Ort sorgen, haben ähnlich gute

Zukunftsprognosen wie die bekannten Me-tropolregionen. In Biberach arbeitet heute schon fast jeder zweite Beschäftigte in ei-ner Zukunftsbranche, nachdem sich eine stark praxisorientierte Hochschule ange-siedelt hat und Ausbildungsnachschub im Bereich Ingenieurwesen und Technik lie-fert. Baden-Württemberg und Bayern, in der Nachkriegszeit wirtschaftlich eher un-bedeutend, haben sich in den letzten Jahr-zehnten durch gezielte Wirtschaftsförde-rung zu Hightech-Standorten profiliert. Ein OECD-Bildungsbericht bewertet den Ein-

Mehr als 250 Millionen Menschen leiden welt weit an Diabetes mellitus. Damit hat sich die Anzahl der diagnostizierten Erkrankungen in den vergangenen 20 Jahren verzehnfacht. Allein zehn Prozent der Deutschen sind of fiziell an Diabetes erkrankt. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich viel höher, denn die Symp tome werden oft spät erkannt. Durch regelmäßige Überwachung des Stoffwechsels und schnel le Reaktion, falls Grenzwerte überschritten werden sollten, lassen sich indes Spätfolgen und akute Komplikationen vermeiden. Telemedizinisches Monitoring, also die Fern-untersuchung, -diagnose und -überwachung des Patienten, bildet einen Meilenstein im Kampf gegen Diabetes und andere chro ni-sche Erkrankungen. Der Patient misst wie gewohnt in regelmäßigen Abständen seine Blutzuckerwerte. Ein Machine-to-Machine-fähiges Gerät (M2M) schickt diese Informa-tionen über das Mobilfunknetz an ein Web-portal. Der Patient kann die Werte mit Daten über seine körperliche Betätigung und Er näh-

rung anreichern. Norbert Muhrer, CEO von Cinterion Wireless Modules, erläutert die Vorteile: „Der Nutzer eines solchen Geräts hat diese gespeicherten Werte im Gesamtzu-sammenhang und im zeitlichen Ver lauf vor Augen. Studien zeigen, dass Pa tien ten ihre Diabetes so ernster nehmen. Damit tra gen sie selbst dazu bei, die Krankheit in den Griff zu bekommen.“ Auch die Mediziner profitieren: Das System verschafft Diabetologen eine solide Beratungsgrundlage für individuelle Therapien. Zudem fungiert es als Warn melder: Gefährliche Werte gehen per SMS an den Arzt, der schnell reagieren kann. Der eHealth-Markt wächst schnell. Das hilft den Patienten und schafft enorme Einsparpotenziale. Die Behandlung chronischer Krankheiten ver-schlingt zwei Drittel des Gesundheitshaus-halts. „Cinterion bringt das Telemonitoring mit seinen Part nern voran. Seine Kommuni-kationsmodule verhelfen Medizintechnik-Herstellern bei der Entwicklung von gefragten Geräten“, so Muhrer. www.cinterion.com

Meilenstein im Kampf gegen Diabetes

INNOVATION Mit modernen Machine-to-Ma-chine-fähigen Geräten (M2M) könnten Pa tien-ten ihre chronischen Erkrankungen in den Griff bekommen, so Norbert Muhrer, CEO von Cinterion Wireless Modules, Welt marktführer für Funkmodule und M2M-Kom muni kation.

Medizintechnik | Telemonitoring hilft bei chronischen Erkrankungen

INVESTITIONEN „Wenn die Forschungs-ausgaben drei Prozent des BIP betrügen, wäre das eine enorme Stei ge rung“, meint Zukunfts forscherin Dr. Kerstin Cuhls.

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TITELTHEMA ZUKUNFTSMÄRKTE

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fluss des Elternhauses für Bildungserfolge höher als den der Schule. Daraus lässt sich ableiten, dass wohl auch die Postleitzahl des elterlichen Anwesens für das Bildungs-niveau des Nachwuchses eine wichtige Rol-le spielt. „Der Exportweltmeister Deutsch-land braucht gut ausgebildete Fachkräfte, um den Wohlstand auch in Zukunft zu er-halten und zu mehren“, fordern die Wirt-schaftsjunioren Deutschland. Derzeit hal-ten wir noch unter allen Industrieländern der OECD den zweitgrößten Anteil an for-schungsintensiven Industrien und führen mit traditionellen Industrieländern wie den USA und Japan die Weltwirtschaft an.

Welche Branchen aber sind die zukunfts-trächtigsten? Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Consult) hat das Er-gebnis des Branchenrankings 2009 vorge-legt. Sieger des Rankings sind die Medi-zin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik/Op-tik. Stärke weist die Branche vor allem in den Bereichen Technologie und Innovati-on auf. Mit Rang eins bei den Innovati-onsausgaben und Rang zwei bei der An-zahl der Patente belegt die Branche Spit-zenwerte. Platz zwei des Branchenrankings nimmt die Pharmaindustrie ein. Mit einem Anstieg von 8,5 Prozent der sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2003 und 2008 zeigt sie eine starke Dyna-mik bei der Beschäftigtenentwicklung. In-teressant ist der Abstieg des Branchensie-gers von 2007. Die Unternehmensdienste landeten 2009 nur noch auf dem neunten Platz. Dies zeigt, dass Branchen, die Produk-te anbieten, die auf den Weltmärkten ge-fragt sind, vom industriell geprägten Auf-schwung der vergangenen Jahre profitierten.

Für den Zukunftswissenschaftler und Berater für Wirtschaft und Politik Prof. Dr. Horst W. Opaschowski sind die Gesund-heits-, Umwelt- und Bildungsforschung die drei wichtigsten Wachstums- und Zukunfts-märkte in Deutschland. „Dazu zählen Bio-technologie, Gentechnik, Zelltherapie und regenerative Medizin. Umwelttechnologisch steht die Förderung von Wind- und Solar-

INTERNATIONAL ClickandBuy ist derzeit in ganz Europa, den USA und in Asien verfügbar. Der Firmensitz ist in London.

Immer mehr Käufer finden ihre Waren im Netz. Europas führender Online-Be-zahldienst ClickandBuy profitiert vom florierenden Internethandel und wird im zehnten Jahr seiner Unternehmensge-schichte einen neuen Rekord bei Umsatz und Gewinn aufstellen. Seit 1999 ist das Unternehmen mit Hauptsitz in London und Servicepartner in Köln am Markt aktiv. ClickandBuy hat die große Inter-netblase 2001 ebenso gemeistert wie die jüngste globale Rezession. Nach einer Umsatzverdoppelung auf über 900 Mil-lionen Euro im vergangenen Jahr strebt das Unternehmen für 2009 erneut ein rasan tes Wachstum an. CMO Michael Grodd nennt den Grund für die Um satz-explosion: „Die nötige Schubkraft gibt uns der Boom beim E-Commerce.“Attraktive Preise und bequemes Ein kau-fen am heimischen Computer und zu-nehmend von unterwegs (Smartphone-Boom) sprechen die Kunden an. 97,4 Pro-zent der im Internet aktiven Bundesbürger kauften laut einer aktuellen Quelle-Stu-

die im vergangenen Jahr online ein; im Vergleich zu 2007 bedeutet das eine Zu-nahme von mehr als 28 Prozent.Heute setzen mehr als 14.000 Hän d ler auf ClickandBuy, darunter Stiftung Wa ren-test, iTunes oder Spiegel Online. Der Nut-zen besteht in einem einfach zu integrie-renden, individuell variablen, komfortab-len und transparenten System. Es ist in-ternetbasiert und unabhängig vom je-weiligen Betriebssystem. Weitere Vor tei-le: Als Global Player bietet ClickandBuy 47 nationale und internationale Zah-lungs methoden und sichere Trans ak tions-abwicklung. Laut Studie des ECC Handel der Universität Köln bringt der Einsatz den Online-Shops eine Umsatzsteigerung von bis zu 150 Prozent.Schon jetzt bezahlen bereits mehr als zwölf Millionen Kunden online mit Click-andBuy, das einfache und sichere Zah-lung per Lastschrift, Bank über wei sung, Giropay, Sofortüberweisung, Kre dit karte oder eWallet/prepaid bietet. Das Bezah-len mit ClickandBuy ist mit Aus nah me der Kreditkarteneinzahlung kostenlos. Darüber hinaus trägt Click and Buy als ers tes TÜV-geprüftes Internet-Be zahl sys-tem das Sicherheitszertifikat von McAfee.Grodd, der das Unternehmen sehr gut ge rüstet sieht für eine weitere Expansion auch außerhalb Europas: „Unser System wurde in den vergangenen zehn Jahren auf Wachstum und Skalierbarkeit aufge-baut. Davon profitieren wir auch in Zu-kunft, wenn 2010 der M-Commerce ei-nen zusätzlichen Umsatz- und Ge winn-schub auslösen wird.“ Weitere Infor-mationen finden Sie im Internet unter: www.clickandbuy.com

E-COMMERCE Zahlungssysteme im Internet verzeichnen einen enormen Zulauf. Endverbraucher und Händler profitieren gleichermaßen.

Sicher bezahlen im Netz

EXPANSION „Der anhaltende Boom beim E-Com mer ce gibt uns die nötige Schub-kraft“, so Michael Grodd, ClickandBuy.

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energie im Zentrum.“ Im Bildungsbereich geht es ihm vorrangig um vorsorgende So-zialpolitik einschließlich Integration. Im Aufbau von bezahlbarer Infrastruktur für Kindererziehung und Seniorenbetreuung stehe Deutschland erst am Anfang und drohe Europas Schlusslicht zu werden. Gut aufgestellt sind wir laut Masterplan Um-welttechnologie vom November 2008 da-gegen heute schon in der Umwelttechnik. Klimaschutz ist eine der größten globalen Verantwortungen für unser Land, denn für den vom Menschen verursachten Treib-hauseffekt sind vor allem die Indus trie-staa ten verantwortlich. Deutschland ver fügt in der Umwelttechnik über eine ausgezeich-nete Weltmarktposition, die sich auch in einer vorteilhaften Außenhandelsposition niederschlägt. Global Player wie Siemens haben das Potenzial längst erkannt. „Mit grünen Produkten haben wir 2008 rund 19 Milliarden Euro umgesetzt, mehr als jedes andere Unternehmen auf der Welt“, betont Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Sie mens AG. „Wir investieren jedes Jahr rund eine Milliarde Euro in neue grüne Technologien. Kunden, die in die Produk-te investieren, investieren in die Zukunft.“

Die Delphi-Studie (Delivering Tomorrow – Kundenerwartungen im Jahr 2020 und da rüber hinaus) der Deutschen Post AG zeigt, dass neben einer „grü nen Revolution bei Produkten und Dienst leistungen“ das Internet weltweit Kun denerwartungen und -verhalten radikal ändern wird. Geschwin-digkeit und Ver fügbarkeit werden die Kö-nigsdisziplinen der zukünftigen Märkte sein.

Erste Tendenzen gibt es schon. Trotz Fi-nanzkrise gaben in diesem Jahr so viele Deutsche wie nie zuvor ihr Geld im Inter-net aus. Laut Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) hat sich der Online-Um satz mit Waren in diesem Jahr vor-aussicht lich um 15 Prozent auf 15,4 Milliar-den Euro erhöht (2008: 13,4 Milliarden Eu-ro). Damit wird der Versandhandel in die-sem Jahr ca. 53 Prozent seiner Erlöse im Web erwirtschaften und hat erstmals die

für Vertriebs leiter so wichtige psychologi-sche 50-Prozent-Hürde übersprungen (2008: 46,9 Prozent). Virtuelle Shoppingtouren er-setzen al ler dings nicht den realen Verlust auf dem Bankkonto des Käufers. Mehr als zwölf Mil lionen Kunden zahlen mit Euro-pas führendem Online-Bezahldienst Click-and Buy und schätzen dabei die sichere Trans aktionsabwicklung sowie die hohe Anzahl an Zahlungsmethoden. ClickandBuy profitiert von dem florierenden Internethan-del und peilt im zehnten Jahr seiner Unter-nehmensgeschichte das bislang erfolg reichs-

te Jahr an. Das Unterneh men wird voraus-sichtlich 2009 die Schall mauer von einer Milliarde Euro Umsatz durchbrechen.

Post-AG-Chef Frank Appel sieht daher für seine Branche eine der größten Heraus-forderungen in dem immer einfacher wer-denden Zugang zu Leistungen. „Der Kun-de der Zukunft ist kontinuierlich online. Menschen, die rund um die Uhr alles kau-fen können, erwarten auch, dass ihnen ihr Einkauf sofort überallhin geliefert werden kann.“ Seiner Meinung nach steigt damit der Innovationsdruck auf die Logistikbran-

Drei Fragen an den Zukunftswissenschaftler Professor Dr. Horst W. Opaschowski.

Wo sollten For schungs ausgaben in Deutsch land vergrößert werden, damit der Standort auch in den nächsten Jahrzehnten zukunftsfähig bleibt?Die drei wichtigsten Wachstums- und Zu kunftsmärkte sind Gesundheitsforschung, Umweltforschung und Bildungsforschung.

Dazu zählen Biotechnologie, Gentechnik, Zelltherapie und regenerative Medizin. Umwelttechnologisch steht die Förderung von Wind- und Solarenergie im Zentrum. Und im Bildungsbereich geht es um vorsor-gende Sozialpolitik einschließlich Integrati-onspolitik.Welche deutschen Branchen verfügen Ihrer Ansicht nach über das größte Potenzial?Ökostrom ist die neue Leitenergie der Zukunft. Deutschland hat die besten Chan-cen bei der Erschließung neuer regenerativer Energiequellen. Die Förderung der Wind- und Solarenergienutzung birgt das Zukunftspotenzial für Deutschland.In welchen Bereichen hat Deutschland Nachholbedarf? Wo drohen wir von ande-ren Ländern überrundet zu werden?Im Bildungs- und Sozialbereich droht die Bundesrepublik von anderen Ländern überholt zu werden. Im Aufbau einer bezahlbaren Infrastruktur für Kindererzie-hung und Altenbetreuung stehen wir erst am Anfang und laufen Gefahr, Europas Schlusslicht zu werden.

Expertenmeinung | Deutsche Zukunftsmärkte

Wo liegt das größte Potenzial?

NeueWerkstoffe

Mikrosys-temtechnik

Nano-technologie

Biotech-nologie

Informations-technologie

Gentechnik

Software

InternetUmwelt-technik

Medizin-technik

Optik

90,4

%

69,2

%

73,1

%

65,4

%

63,4

%

55,8

%

59,7

%

59,6

%

56,9

%

63,4

%

48,1

%

65,4

%

34,6

%

90,4

% 32,7

%

75,0

%

19,5

%

77,0

%

18,0

%

55,8

%

16,0

%

65,3

%

Potenzial weltweit

Potenzial in Deutschland

Que

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Cons

ult

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TITELTHEMA ZUKUNFTSMÄRKTE

VISAVIS ECONOMY 07/09

Technologien wie Umwelt- und Medizintechnik oder der Optik gehört die Zukunft.

WACHSTUM

Page 18: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

che. Dezentrale Steuerungssysteme, bei de-nen sich Waren und Informationen selbst durch Logistiknetze steuern, werden Alltag sein. Die Deutsche Post DHL, als größter Logistikunternehmer der Welt, entwickelt sich daher auch zum Innovationsführer neu er Technologien, die den immensen Umbruch der Logistikbranche bewältigen müssen. Laut Appel sind etliche RFID-An-wendungen bereits über das Pilotstadium hinaus entwickelt und in der Lage, stabile Lieferketten zu steuern. Der englische Be-griff RFID (Radio Frequency Identificati-on) beschreibt die Fähigkeit der Identi-fizierung von Gegenständen mithilfe elek-tromagnetischer Wellen. Diese Technik setzt der Weltmarktführer für bedruckte Dekor-papiere bereits ein, um logis tische Prozesse des Rollenhandlings zu unterstützen und durchgehend bis zu seinen Kunden zu ge-währleisten. So integrierten Software-Spe-zialisten in der bestehenden WLAN-Infra-struktur Handheldterminals, die mit RFID-Readern und Barcodescanner ausgestattet sind. Es wurde damit möglich, die Produk-tionsnummer via Barcode zu lesen, online im SAP-Sys tem die benötigte Charge zu ermitteln und die im Kern der Dekorrollen befindlichen UHF-Tags zu beschreiben.

Auch die M2M-Technologie (Machine to Machine) macht zunehmend Schlag-zeilen. Sie sorgt dafür, dass alle Kompo-nenten eine einheitliche Sprache sprechen. Mithilfe spezieller Module kann der Infor-mationsaustausch unterschiedlichster End-geräte und Anwendungen, seien es nun Ma schinen, Automaten, Fahrzeuge oder Computer, über Mobilfunknetze deutlich optimiert werden, bis hin zum intelligen-ten Heizkörper mit Funkchip. In der Medi-zintechnik etwa helfen M2M-fähige Gerä-te bei der Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung des Patienten. Behan-delnde Ärzte können sofort und adäquat reagieren – ohne den Patienten zu Gesicht zu bekommen. Wohin uns die Reise führt, bleibt weiter hin spannend. Ob in 100 Jah-ren eine Milliarde Menschen auf dem

Meer wohnen wer den, kann heute nur aus technischer Sicht beurteilt werden. Aufge-schüttete Städ te und Flughäfen im Meer gibt es bereits. Eines ist gewiss: Deutsch-land ist fähig, die Zukunft mitzugestalten. Bereits in den drei ßiger Jahren des letzten Jahrhunderts enthielt der VW Käfer rund 30 Kilo Magnesium als Leichtbauwerkstoff. Mit einer Renais sance des vollständig re-cyclebaren Wert stoff klas sikers greift die Automobilindustrie derzeit die exzellenten Gießeigenschaf ten und das geringe spezi-fische Gewicht von Magnesium wieder

auf. Sie entwickelt neue erweiterte Ein-satz möglichkei ten, wie etwa Getriebege-häuse und Innenelemen te. Vorausschau-ende, kreative Ingenieurskunst, die 80 Jah-re später wieder begeistert. Wenn auch ak-tuell manchmal der Mut zu neuen Wegen fehlt, sollte sich Deutschland doch weiter-hin großartige Visionen gönnen. Die Ver-gangenheit hat gezeigt: die meisten wer-den Realität.

Der Weltmarktführer für bedruckte Dekor-papiere setzt jetzt RFID-Technik ein, um interne logistische Prozesse des Rollen-hand lings effizient zu unterstützen und die Liefer ketten bis zu seinen Kunden durchge-hend zu gewährleisten. Dafür mussten als Voraus setzung die RFID-Tags verlustsicher an den Dekorrollen angebracht werden. Außerdem wurde eine mobile Software-Lösung benötigt, die nicht nur RFID-Tags lesen und be schrei ben kann, sondern zugleich auch schnellen Zu griff auf das ver-wendete SAP-System bietet.Deshalb integrierten die erfahrenen Spe-zialisten von Smilog in die bestehende WLAN-Infrastruktur zusätzliche Handheld-Terminals, die mit RFID-Readern und Bar-code-Scanner ausgestattet sind. Auf diesen mobilen Endgeräten läuft das Herzstück der RFID-Lösung: die Software smiRFID der Smilog GmbH. Durch den Einsatz von smiR-FID ist es jetzt möglich, die Produktions num-mer via Bar code zu lesen, gleichzeitig online im SAP-System die benötigte Charge zu ermitteln und darüber hinaus auch gleich

die im Kern der Dekorrollen befindlichen UHF-Tags zu be schreiben. Die Online-Kom-munikation mit dem SAP-System verkürzt die bisherigen Be arbeitungszeiten erheblich und senkt die Fehlerrate im Vergleich zur herkömmlichen Mehr facher fassung.Smilog bietet von der Barcodeerfassung über Pick-by-Voice bis zur RFID-Anwendung sämtliche Lösungen für mobile Prozesse in der Logistik. Hierbei legt das Unternehmen im brandenburgischen Falkensee vor allem Wert auf eine kundenindividuelle und ganz-heitliche Beratung. www.smilog.com

Drucklogistik | Mobile Lösung vereinfacht Produktion

Papier verarbeiten mit System

INTERNETHANDEL „Der Kunde der Zukunft ist kontinuierlich online“, prognostiziert Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG.

Brigitte Freitag

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I m Kampf gegen die Kreditklemme setzt die Bundesregierung auf Mikrofinan-zierung. Das Bundesarbeitsministerium

bereitet einen Garantiefonds vor, der spe-ziell Mikrokredite für Kleinunternehmen ab sichert. Der Fonds mit einem geplanten Gesamtvolumen in Höhe von 100 Millio-nen Euro soll kleine Unternehmen unter-stützen, die „von der Finanzmarktkrise be-sonders betroffen sind und über ihre Haus-banken keinen Kredit mehr erhalten“, zi-tiert das Han delsblatt ein Eckpunktepapier des Minis teriums. Dennoch tut man sich in Deutsch land immer noch vergleichsweise schwer mit Mikrofinanzierung.

Die Idee ist recht alt: Sie stammt aus der Zeit der industriellen Revolution, als die ers ten Sparkassen und Genossenschaftsban-ken Menschen aus ärmeren Bevöl ke rungs-schich ten Kleinstkre dite gewährten. Mit den Mikrokrediten konn ten sich Menschen eine Exis tenz aufbauen, die keinen ande-ren Zugang zum Bankensektor hatten. Das Kon zept, das immer unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ stand, verband wirtschaft-liche Ethik mit vernünftigem Renditestre-ben. Dann ge riet die Idee der Mikrofinan-zierung für lan ge Zeit in Vergessenheit, bis sie in den Entwick lungsländern neu ent-deckt wurde.

Als Vater der heutigen Mikrofinanzie-rung gilt Muhammad Yunus, ein Wirt-schafts wissenschaftler und Mikrokreditge-ber aus Bangladesch, der 2006 den Frie-dens nobelpreis erhielt. Sein Wunsch war und ist es, die vom regulären Geld kreis lauf faktisch ausgeschlossenen Ar men so ein-zubinden, dass diese nicht länger auf pri-vate Wu cherer angewiesen sind. Denn die treiben mit Zinsen von 100 Prozent und mehr die Kreditnehmer oft in den Bank-rott. Yunus’ Gra meen Bank kann auf eine stolze Bilanz verweisen: In den über 30 Jahren ihrer Existenz schrieb sie nur in drei Jahren rote Zahlen.

In der Regel sind Mikrokreditnehmer an kurz fristigen Darlehen interessiert; die Mo-tivation der Kreditnehmer ist relativ hoch,

die Ausfallrisiken sind vergleichsweise ge-ring. Mit der Finanzkrise hat sich einiges geändert. Ein niedriges Wirtschaftswachs-tum, stagnierende Nachfrage nach Pro-dukten und Dienst leis tun gen und eine ge-stiegene Arbeitslosigkeit haben höhere Aus-fallrisiken für die Mikrofinanzinstitute zur Folge. Um sie zu stützen, hat die KfW Ent-wicklungsbank, einer der weltweit größten Fi nan ziers auf dem Feld der Mikrofinanz, im April 2009 mit der Inter national Fi-nance Corporation (IFC) einen ge meinsamen Fonds mit einem Zielvolumen von 500 Millionen US-Dollar gegründet. „Die För-derung von Mikrounternehmen ist von sehr hoher entwicklungspolitischer Re le vanz“, betont Dr. Norbert Klop penburg vom Vor-stand der KfW Banken gruppe.

„Die klein sten und kleinen Unternehmen in Entwicklungs- und Transformationslän-dern sind der Motor für Wachs tum sowie die Grundlage zur Schaffung und Siche-rung von Arbeitsplätzen.“ Mit dem Fonds könne man dem „aktuell zu ver zeich nen-den Rückgang der Kre ditvergabe durch Mi-krofinanzierer rasch entgegenwirken“, so

Kloppenburg. Die KfW kooperiert eng mit der Deutschen Investitions- und Entwick-lungsgesellschaft mbH (DEG). Neben dem Finanzsektor fördern die beiden Institute die Entwicklung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur, vor allem auch der Siedlungswasserwirtschaft. „Wir unterstüt-zen in Entwicklungs- und Schwellenlän-dern unternehmerische Initiativen, die zu einem nachhaltigen, effi zienten und spar-samen Umgang mit der Re ssource Wasser beitragen“, erklärt Dr. Winfried Polte, Spre-cher der DEG-Geschäfts führung.

Der Nachhaltigkeit hat sich auch die Bank im Bistum Essen eG verschrieben. Man verstehe den Auftrag der Förderung der Kunden und Mitglieder als einen „Bei-trag für eine gerechtere Welt, für Frieden und die Bewahrung der Schöpfung“, sagt Heinz-Peter Heidrich, Vorstandssprecher der Bank, die in ihrer Produktpalette stark auf die Mikrofinanzierung setzt. Einwän-de, dieses Konzept rechne sich für die Ban-ken nicht, weist Heidrich zurück. Die Anle-ger betrieben mit ihren Geldern nicht nur effektive Armutsbekämpfung, sondern er-

FINANZEN Mikrokredite fördern nicht nur das Wachstum in Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie entwickeln sich auch zu einem immer wichtigeren Instrument in den Industriestaaten.

Rendite mit Verantwortung

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TITELTHEMA MIKROFINANZIERUNG

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wirt schafteten auch in Zeiten der Krise sta-bile Erträge. Die Bank im Bistum Essen stellt ihr Know-how und Kapital in Sachen Mikrofinanzierung derzeit in mehr als 40 Staaten zur Verfügung. Doch anders als in vielen Schwellen- und Entwicklungslän-dern, aber auch einigen In dustrie staa ten, gibt es in Deutschland zwar rund drei Mil-lionen in Frage kommende Kleinunterneh-mer, aber kaum Anbieter. Wäh rend bei-spiels weise spanische und französische Ban- ken um dieses Segment kämpfen, sind deut-sche Banken immer noch vergleichsweise

zurückhaltend. In hochentwickelten Volks-wirtschaften kön ne man nicht in wenigen Monaten einen Kredit zurückzahlen, des-sen Zinssatz aufgrund der kurzen Laufzeit kaum von Bedeutung sei, lautet die gängi-ge Bankenargumentation.

Dr. Alexander Kritikos vom Deutschen In stitut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Dr. Jan Evers vom Finanzdienstler Evers Jung bestreiten diese Einwände. Sie ver-weisen auf die hohe Zahl von Kleinunter-nehmern, die gerne Kredite mit den Charak-teristika von Mikrokrediten, also schnelle

Bearbeitung, flexible Rückzahlung und kur ze Laufzeit, in Anspruch nähmen – laut einer Stu die des DIW Berlin sprach sich je-der sechste Kleinunternehmer mit einem Jahresumsatz unter 100.000 Euro für solche Kredite aus. Allerdings müsse man diese Kunden aktiv umwerben, was in deutschen Banken immer noch zu selten geschehe. „Deutsche Banker aber warten hinter dem Schalter und treffen dort nur auf Antrag-steller, die verzweifelt genug sind, um wo-chenlange Prozeduren über sich ergehen zu lassen“, lautet ihre überspitzte Diagnose.

RELEVANZ„Die kleinsten Unternehmen in Entwicklungsländern sind der Motor für Wachstum“, betont KfW-Vorstand Norbert Kloppenburg.

Die Idee der Mikrofinanzierung kommt aus der Entwicklungshilfe. Der Leitgedanke: Ei-ner Klientel, die nach konventionellen Kriteri-en keinerlei Aussicht auf den Erhalt eines Darlehens hat, werden Geld mittel bereitge-stellt. Entwickelt hat dieses Kreditsystem Prof. Dr. Muhammad Yunus, der 2006 für sei-ne Idee mit dem Friedens nobelpreis ausge-zeichnet wurde. Inzwi schen finden auch in Europa Kleinstkredite eine zunehmende Ver-breitung. Hier richten sie sich vornehmlich an zwei Gruppen: an Kleinst unter neh men mit weniger als zehn Beschäftigten und an po-tenziell benach teiligte Gruppen.Das Konzept besteht darin, den Aufbau und Erhalt unternehmerischer Existenzen zu er-möglichen, indem man ihnen den Zugang zu kleinen Finanzierungen erleichtert. Denn trotz eines hochentwickelten Bankensektors haben in Deutschland Unternehmer mit kleinvolumigem Finanzierungsbedarf auf-grund von meist ungünstigen Ertragskosten-verhältnissen und erhöhten Aufwendungen

für die Bonitätsprüfung oft Schwierigkeiten, Mittel von ihrer Hausbank oder anderen Kapital gebern zu erhalten.Im Auftrag des nordrhein-westfälischen Wirt-schaftsministeriums unterstützt die NRW.Bank Gründer sowie Kleinst unternehmen in NRW mit dem neuen NRW/EU.Mikrodar lehen. „Die Besonderheit dieses Mikrofinanzierungskon-zeptes besteht darin, dass die Beziehung zum Kreditnehmer keine rein finanzwirtschaftliche ist, sondern auch Bera-tungsdienstleistungen hinzukommen“, er-klärt Dietmar P. Binkowska, Vorstandsvorsit-zender der NRW.Bank. So sieht das NRW/EU.Mikrodarlehen eine obligatorische Bera-tung vor der Antragstellung sowie eine zwingende Begleitberatung während der Dar-lehenslaufzeit vor – beides leisten 32 lokale Startercenter NRW sowie die Senior Coaches im GO!-Gründernetzwerk des Landes Nord-rhein-Westfalen. Finanziert wird das Angebot aus Mitteln der EU und des Landes. „Durch die Verzahnung von Beratung und

Finanzierung werden die Erfolgsaussichten des Gründungsverhaltens deutlich erhöht“, betont Binkowska. www.nrwbank.de

Darlehen für Kleinbetriebe und Gründer

Mikrofinanzierzung | NRW.Bank startet Pilotprojekt

STRATEGIE „Durch die Verzahnung von Beratung und Finanzierung werden die Erfolgsaussichten des Gründungsverhaltens deutlich erhöht“, sagt NRW.Bank-Chef Dietmar P. Binkowska.

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TITELTHEMA MIKROFINANZIERUNG

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Zu den deutschen Banken, die Kleinst-unternehmen fördern, gehört die NRW.Bank, die im Auftrag des nordrhein-west-fälischen Wirtschaftsministeriums Unter-nehmen mit Mikrokrediten unterstützt. Diese werden aus einem Fonds in Höhe von zwei Millionen Euro finanziert, der je zur Hälfte aus EU- und Landesmitteln besteht. Kleinstunterneh men vom Malerbetrieb über die Schneiderei bis zum Pizzataxi greifen auf die Angebote der NRW.Bank zurück, die in ihrem Umfang von 5.000 bis 25.000 Euro variieren.

„Wir fördern Menschen mit Hauptwohn-sitz in Nordrhein-Westfalen, die im Land ein Kleinstunternehmen gründen, oder Kleinst-unternehmen, die weniger als drei Jahre be stehen und ihren Geschäftssitz in Nord-rhein-Westfalen haben“, erläutert Caroline Gesatz ki, Sprecherin der NRW. Bank. Bei der Gewährung von Darlehen achte man auf ei ne umfassende begleitende Beratung der Grün der – zum Beispiel durch einen Coach aus dem Netzwerk „Go! Senior Coaching NRW“. Auch die Startercenter in Nordrhein Westfalen leisten wertvolle Hilfen. „Die be glei ten de Beratung ist eine zwin gende Vo raus setzung für die Kreditvergabe“, so Gesatzki.

Die Mikrofinanzierung ist ein Finanz-pro dukt für Anleger, die nicht nur bestmög-liche Renditeaussichten für sich selbst im Blick haben, son dern auch ihre Mitwelt. Denn Geldanlagen in der Mikrofinanzie-rung helfen anderen Menschen, fördern die Entwicklung in vielen Staaten der Welt und unterstützen den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Heinz-Peter Heidrich von der Bank im Bistum Essen formuliert es so: „Er folgreiche Anleger erwarten heute von ihrem angelegten Geld nicht nur aus rei-chen de Sicherheit und Rendite. Für sie spie-len ethische Kriterien und die Übereinstim-mung ihrer Investitionen mit ihren persön-lichen Werten eine enorm wichtige Rolle.

Dr. Ralf Magagnoli

KUNDENBESUCHMichael P. Sommer

(rechts) bei Mikro finanz-kunden in Uganda.

Investments in Mikrofinanz erweisen sich als krisenrobust und als vergleichsweise stabile und wenig volatile Anlagen. Gleich-wohl sollte nach Jahren ungebremsten Wachstums niemand sich zu Euphorie über das eigene „gute“ Handeln hinrei-ßen lassen. Denn die Mikrofinanzinstitute (MFI) agieren nicht im luftleeren Raum. Sie durchlaufen – je nach Grad der In-tegration in die Wirtschaftskreisläufe un-terschiedlich ausgeprägt – weltweit in-folge der Finanz- und Wirtschaftskrise erstmals einen wirklichen „Stresstest“. Zunächst floss im schwierigen Finanzjahr 2008 plötzlich kein Geld mehr seitens der Investoren - mit der Folge, dass Li-quidität vor Ort fehlte, Anschluss finan-zierungen gefährdet waren und die ge-planten Wachs tumsziele neu überdacht werden mussten. Dies verstärkte sich zu Beginn dieses Jah res, als die Wirtschafts-krise bei den End kunden ankam, die Port-folioqualität der MFIs sich verschlechter-te und der Rück stellungsbedarf sich deut-lich erhöhte. Durch aus problematisch kann im Einzelfall auch eine übergroße Ab-hängigkeit vom internationalen Ka pi tal-markt sein sowie die meist bei den MFIs verbleibenden Wäh rungsrisiken. Ge nos sen-schaften und Mik ro finanzbanken haben hier durch das Ein lagengeschäft Vorteile. Mehr noch: zu beobachten ist, dass Fak-toren wie die Nähe zum Kunden, die Klein-teiligkeit des Ge schäfts und die kurzen Kreditlaufzeiten ein insgesamt auch in Krisenzeiten tragfähiges Ge schäfts mo dell darstellen. Viele MFIs nut zen die Kri se auch als Chance, jahrelanges starkes Wachs-tum abzusichern durch die Optimierung der internen Pro zesse und Strukturen.

Sicher ist aber: mehr denn je kommt es im Mikrofinanzsektor auf Qualität an. Dies betrifft eine auf wirtschaftliche Nach- hal tig keit ausgerichtete Geschäftspolitik eben so wie eine klare sozial-ethisch aus-gerichtete Unternehmensphilosophie. Und auf An legerseite? Dort schaue man sich gut um: Wer Mikrofinanz lediglich als mo-disches Nischenprodukt oder als Ins tru-ment der Corporate Social Responsibility ansieht, gehört nicht auf den Markt! Wer-te ge bun dene Institute mit eigenem Know-how im Mikrofinanzsektor wie die Bank im Bis tum Essen haben die Kapazität, ihre Kun den bei der Anlage realitätsnah und transparent zu beraten. Dies ist ein langfristig geschäftspolitisch wie sozial erfolgreicher Weg. Weitere Infos unter: www.bibessen.de. Au tor: Michael P. Som-mer ist Direktor bei der Bank im Bistum Essen und unter anderem für den Aufbau des Mikrofinanzengagements zuständig.

ANLAGE Die Mikrofinanzierung ist kein modisches Nischenprodukt. Werte gebun-dene Institute haben das Know-how, Kunden realitätsnah zu beraten.

Die Krise als Stresstest

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TITELTHEMA MIKROFINANZIERUNG

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D as Geheimnis steigender Umsätze lautet Potenzialanalyse. Und ein kleines saarländisches Unterneh-

men mit rund 40 Warenhäusern hat vor kur zem bewiesen, welche entscheidende Rolle dabei eine räumliche Betrachtung der Sorti ment s planung spielt. Im Mittelpunkt stand die vergleichsweise einfache Aus-gangsfrage: An welchen Standorten werden besonders viele Drogerieartikel verkauft und wo besonders wenige? Und warum ist das so? Gestellt wurden diese Fragen al-lerdings nicht nur für Zahnpasten und Kosmetika, sondern für jede Warengruppe im Sortiment, von Tiefkühlkost bis Tier-nahrung. Der erste Analyseschritt dazu war noch Statistik mit den hauseigenen IT-Lösungen. Am Ende gab es für jede Waren-gruppe und jeden Standort einen Indexwert.

Nur warum der Index beispielsweise für Wei ne in einem Haus bei 50 und am näch-sten Standort ein paar Dutzend Kilometer weiter bei 500 lag, war damit noch nicht erklärt, zumal unterschiedliche Größen bei den Verkaufsflächen schon berücksichtigt waren. Antworten lieferten schließlich geo-graphisch aufbereitete Statistikdaten eines externen Marktforschers. Für diese so ge-nannten Potenzialdaten werden bis zu 700 sozio-demographische, sozio-ökonomische und infrastrukturelle Merkmale der amtli-chen Statistik ausgewertet. Dadurch lassen sich bis hinunter auf die Ebene so genann-ter Mikromärkte die Kaufwahrscheinlich-keiten für einzelne Warengruppen relativ zuverlässig angeben. Mikromärkte sind da-bei zum Beispiel ein Wohnblock oder auch ein Schulbezirk. Da folgt jeder Geodaten-Produzent seiner eigenen Philosophie.

Aus diesen räumlichen Einteilungen ließ sich rund um einen Verkaufsstandort das jeweilige Einzugsgebiet zusammensetzen und sofort das örtliche Umsatzpotenzial für bestimmte Produkte ablesen. Dann zeigte sich, ob ein niedriger Index bei einer Waren-gruppe einfach nur den Umstand wider-spiegelt, dass etwa Frischobst regional grund- sätzlich nicht gefragt ist oder nur das Obst

der eigenen Frischeabteilung liegen gelassen wird. Wo immer das örtliche Potenzial hoch und die Indizes niedrig waren, haben die Warenhauseigentümer schließlich investiert: Es wurde gezielt Werbung gemacht, Ver-kaufsflächen vergrößert oder die Qualität der Ware angehoben. Umsatzsteigerungen von 40 bis 50 Prozent mit den ausgewählten Wa-rengruppen waren danach an allen Stand-orten die Regel.

Das Beispiel zeigt ein Grundprinzip geo-graphischer Analysen. Unterschiedliche Da-ten – in diesem Fall die Umsatzzahlen der Wa renhäuser und die Potenzialdaten für ein-zelne Warengruppen - können durch eine räumliche Betrachtung miteinander in Be-ziehung gesetzt werden. So genannte Geo-informationssysteme (GIS) sind dafür das Werkzeug der Informationstechnik. Sie ver-walten Daten in Form von geografischen Ebenen, den Layern. Im Prinzip kann man

sich eine solche Ebene wie eine durch sich-tige Folie vorstellen, auf der die Daten ge-wissermaßen aufgemalt sind. Das ist ein-fach, wenn es sich um reale Gegebenheiten handelt, also Flüsse, Straßen, Grundstücke usw. Jede Art dieser geographischen Ob-jekte bekommt einen eigenen Layer. Aber auch mit statistischen Informationen und Unternehmensdaten lassen sich eigene Layer erzeugen. Die Umsatzzahlen der Waren-häuser sind zum Beispiel mit dem Standort des Gebäudes verknüpft, und dieser lässt sich als Punkt auf einen Layer zeichnen. Um schließlich Karten zu erzeugen, schiebt das GIS die Folien einfach übereinander. So bringt man Potenzialdaten mit den Waren hausstandorten und den damit ver-knüpften Umsatzzahlen zusammen. Und da Computer vor allem darin gut sind, große Mengen von Daten zu verarbeiten, kann ein GIS problemlos Tausende von Layern

MARKTCHANCEN Geoinformationssysteme haben unseren Alltag erobert: Allein in Deutschland sind hunderte IT-Unternehmen in der Zukunftsbranche tätig. Und das Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft.

Richtungsweisend für viele Märkte

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TITELTHEMA GEOINFORMATION

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verwalten und daraus je nach Wunsch des Nutzers beliebige Karten erzeugen, die ex-akt die Informationen liefern, die gerade ge-braucht werden.

Mit dieser Fähigkeit haben Geoinforma-tionssysteme unseren Alltag erobert. Jedes Navigationssystem im Auto arbeitet zum Beispiel hinsichtlich der Kartendarstellung nach dem Layer-Prinzip. Es gibt einen Layer für das Autobahnnetz, eines für die Bundesstraßen usw. Nur so können bei ei-ner Routenfindung zum Beispiel Autobah-nen bevorzugt werden: Die Route wird so-

weit es eben geht allein auf und mit dem entsprechenden Layer berechnet. Und wenn ein Navi-Besitzer neue Points of Interest (POI) hinzulädt, ist auch dies lediglich ein neuer Layer mit Punkten, die zum Beispiel für Restaurantstandorte stehen.

Die Möglichkeiten eines GIS, nahezu je-de Information mit einem räumlichen Be-zug zu versehen, hat in den zurückliegen-den 20 Jahren dazu beigetragen, aus einer anfänglich eher technischen Branche, de-ren Hauptkunde das amtliche Vermes-sungswesen war, eine breite Geoinformati-

onswirtschaft entstehen zu lassen. „Visua-lisierung“ und „Echtzeit“ sind dabei zwei wich tige IT-Trends, die das Wachstum der Branche weiter befördern. Entlang eines Pro-zesses, der bei der Produktion von Geoda-ten unterschiedlichster Art beginnt und über Speicherung, Auswertung, Darstellung bis zur eigentlichen Nutzung führt, sind heute in Deutschland hunderte vor allem kleiner und mittlerer IT- Unternehmen tätig. Aber auch Firmen, bei denen man dies auf den ersten Blick nicht erwartet, sind Anbieter von Dienstleistungen rund um das Thema Geo-

Kostenersparnis und Umweltbewusstsein sind aktuelle Eckpunkte unternehmerischen Handelns. Für fundierte Entscheidungen muss heute und in Zukunft auf umfassende Informationen zugegriffen werden. Unter ihnen ist der geografische Bezug von steigender Bedeutung. Dadurch werden zeitkritische Vorgänge verkürzt und Prozesse effizienter gestaltet. Geoinformati-onssysteme (GIS) von ESRI sind dafür konzipiert und unterstützen durch ihre Integration in die Business-IT als Enterprise GIS Unternehmen aller Branchen.

„GIS ist eine seit Jahrzehnten in zahlrei-chen Projekten erprobte Technologie, die durch die Einführung des ArcGIS Server von ESRI vor zwei Jahren revolutioniert wurde“, erläutert Dr. Gerhard Haude, geschäftsfüh-render Gesellschafter der ESRI Deutschland GmbH. Und weiter: „Mit ESRI-Technologie wird der Raumbezug von Informationen unternehmensweit nutzbar gemacht.“ Heiko Harms, Vorstandsmitglied des

Energieversorgers EWE ist vom Potenzial der Enterprise GIS überzeugt: „Wir haben GIS-Technologie zunächst für unsere Netzdokumentation genutzt, dann aber die abteilungsübergreifenden Vorteile des umfangreichen Angebots erkannt.“ Dank des Know-hows des IT-Dienstleisters BTC konnten Enterprise GIS Lösungen bei EWE in die IT-Infrastruktur integriert werden. Seit Jahren nutzt auch der Außendienst von EWE Geodaten für seine Aktivitäten. Harms: „Unsere Geschäftsprozesse verlaufen schneller und reibungsloser, weil alle Mitar-beiter Zugriff auf dieselben Daten haben. Wir haben zum Beispiel 500 Fahrzeuge mit GIS ausgestattet. Unsere Außendienstmit-arbeiter können davon etwa bei Wartungs- oder Instandhaltungstouren profitieren.“

ESRI Deutschland GmbH steht seit 30 Jahren für innovative GIS-Produkte und -Lö sun gen.Infos unter: http://esri.de

Enterprise GIS wertet gesamte Unternehmens-IT auf.

Geodaten erschließen neue WeltenAdvertorial

Wertschöpfung durch GIS: Die Netzdokumentation wird bei

EWE abteilungsübergreifend genutzt. Das Ergebnis sind

reibungslose Geschäftsprozesse und effi ziente Entschei-

dungen.

FLEXIBELMit modernen

Geoinformationssystemen lassen sich geobasierte

Daten mobil erheben und auswerten.

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TITELTHEMA GEOINFORMATION

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Page 24: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

information. Die großen Kundenkartenan-bieter wie Happy Digits oder Payback bei-spielsweise werten die durch ihre Plastik-karten entstehenden Kundendaten nicht nur unter geographischen Gesichtspunkten aus, sondern produzieren damit direkt neue raumbezogene Marktdaten, auf deren Basis sie für ihre Partner Dienstleistungen der Marktanalyse und -bearbeitung anbieten. Gleichwohl sind solche Unternehmen in ihrem Selbstverständnis natürlich keine Mit-glieder der Geobranche. Und auch ein An-bieter wie die PTV AG, der sich unter an-derem auf professionelle Lösungen für Na-vigation und Außendienstmanagement spe-zialisiert hat, ist einerseits Anwender und Produzent von Geodaten, er ist aber ande-rerseits genauso ein Dienstleister der Ver-kehrsbranche.

Die allgemeinen Marktchancen von GIS-Systemen werden deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass weltweit zwei Drittel aller Wirtschaftsprozesse geographische Da-ten nutzen, aber lediglich 20 Prozent die-ses Potenzials derzeit ausgeschöpft sind. Fle-xibilität und modulare Einsetzbarkeit sind besondere Stärken, die Geoinformation auch außerhalb der „klassischen“ Anwendungs-bereiche einsetzbar machen.

Dieses Wesen der Geoinformation als Querschnittsbranche sollte man im Hinter-kopf haben, wenn man die Zahlen des US-Marktforschungsunternehmens Daratech be trachtet, die einer globalen Geoinforma-tionswirtschaft seit dem Jahr 2000 durch-schnittliche Wachstumsraten von elf Pro-zent jährlich bescheinigen – gemessen am Umsatz der Anbieter. Spitzenreiter war da-nach das Jahr 2007 mit einem Plus von 17,4 Prozent. In diesen Zahlen ist der Be-reich Navigationssysteme zum Beispiel nur mittelbar enthalten, nämlich in Form jener Umsatzanteile der „klassischen“ GIS-An-bieter, die zusätzliche Software als Werk-zeuge an die Hersteller von Navigations-karten und -geräten verkaufen konnten. Die in den vergangene Jahren erzielten Zu-wächse im Bereich Navigation, wie auch

Informationen über Leitungsnetze, nicht nur die Anlage selbst, sind ein wichtiges Kapital für deren Betreiber. Die Erhebung, Dokumen-tation und Verwaltung von Geodaten bilden daher eine wesentliche Aufgabe in allen Un-ternehmen, die Leitungsnetze betreiben, beispielsweise in der Telekommunikation oder in Industrieanlagen. Für dieses Daten-management ist Expertenwissen gefragt, der Aufwand ist personalintensiv. Er lässt sich jedoch mit externen Dienstleistern, die sich in diesem Bereich spezialisiert haben, erheblich und effizient reduzieren.

Mit den Lösungen der PLEdoc behalten Un-ternehmen den Überblick über ihre Geoda-ten, ohne sich um das Verwaltungsmanage-ment kümmern zu müssen. Es kann für den Betrieb von Leitungs-, Rohr- und Telekommu-nikationsnetzen ganz oder teilweise ausge-lagert werden. Das Leistungsangebot um-fasst sämtliche Arbeiten, die für Planung und Errichtung, Instandhaltung und Manage ment erforderlich sind. Als Tochter-gesellschaft der E.ON Engineering mit 130 hoch qualifizierten Ingenieuren, Technikern und IT-Spezialisten verfügt die PLEdoc über ausreichende Kapazitäten, um auch komple-xe Projekte im In- und Ausland professionell und zuverlässig abzuwickeln.Ein Beispiel dafür ist die Online-Planauskunft where2dig, die namhafte Unternehmen sich bereits zu Nutze machen. Werden auf der Baustelle beispielsweise kurzfristig Daten benötigt, können wichtige Leitungsinforma-tionen im Internet in Minutenschnelle und rund um die Uhr abgerufen werden. Um die personellen Ressourcen und IT-Infrastruktu-ren für diesen Service kümmert sich die PLEdoc. Auch andere Produkte setzen in der Branche Standards: Die Lösungen zum Dokumentenmanagement können dem be-stehenden Datenbestand angepasst werden und reichen von der digitalen Bereitstellung der „Papierkopie“ bis zur Integration der digitalisierten Dokumentation in moderne CAE-Systeme. Für Energieversorger schließ-lich, die ihre vorhandenen Netze zum Aufbau einer Breitbandinfrastruktur nutzen wollen, hat die PLEdoc unter der Bezeichnung FTT-net ein ganzes Bündel von Leistungen für den Aufbau und Betrieb von Breitbandnetzen auf den Markt gebracht. www.pledoc.de

Professionelles Geodatenmanagement

Dienstleistung | Lösungen für Netzbetreiber

PRÄZISE Daten zum Leitungsnetz auf der Baustelle minutenschnell und punkt genau im Internet abrufen: Externe Dienst leister machen es möglich.

PLATTFORMHier werden die Trends erfasst. Die Intergeo in Karlsruhe ist die weltweit größte Messe für Geo in formation.

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TITELTHEMA GEOINFORMATION

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KARTENDARSTELLUNGGeoinformationssysteme verwalten

Daten in Form von geografischen Ebenen, so genannten Layern.

die jetzigen Prognosen hinsichtlich künfti-ger Umsätze bei den ortsbezogenen Diens-ten, liegen um ein Vielfaches über den Zah-len der GIS-Branche, wenn man darunter wie Daratech allein die Hersteller von Geo-informationssystemen versteht. Geoinfor-ma tionen als solche sind demnach schon ein Wachstumssektor, aber Geoinformatio-nen sind etwa aus Sicht der Telekommuni-kationsdienstleister zusätzlich ein kaum zu über schätzender Rohstoff für künfti-ge Märkte. Dass der weltgrößte Handyher-steller Nokia im vorigen Jahr mit rund 5,6

Mil liarden Euro für den Navigationskar-tenlieferanten Navteq die teuerste Fir-menübernahme seiner Geschichte voll-zogen hat, unterstreicht das. Und schon heute werden zumindest in Europa mehr Handys mit integriertem GPS und Navi-gationsanwendungen ver kauft als Navi-gationsgeräte selbst.

Mit der Allgegenwärtigkeit und problem-losen Verfügbarkeit geographischer Infor-mationen auf dem Mobiltelefon und im In-ternet, wo Portale wie Google Maps und Openstreetmap in einer globalen Flächen-

deckung, Straßenkarten, Luft- sowie Satel-litenbilder und stellenweise sogar topogra-phische Karten anbieten, steigt auch in Öf-fentlichkeit und Politik der Stellenwert von Geoinformation. Die Europäische Union hat bereits eine Richtlinie verabschiedet, die den

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Wenn im Außendienst zu viel Arbeitszeit auf der Strecke bleibt, lohnt sich eine Software zur Besuchsoptimierung. Sie senkt die Fahr-zeitanteile um durchschnittlich zehn Prozent bei gleicher Besuchsleistung. Thorsten Frerk, Director Sales GeoManagement PTV AG, er-läutert die Vorzüge einer optimierten Außen-dienststeuerung. Wann sollte man über Software für die Be-suchstourenplanung nachdenken?Sobald im Außendienst mehr als zehn Mitar-beiter arbeiten, die täglich mindestens drei Kunden besuchen. Üblicherweise verbringt der Außendienst 30 bis 50 Prozent seiner Ar-beitszeit im Auto. Mit einer Software, die alle relevanten Anforderungen in die Besuchspla-nung einbezieht, lassen sich jährlich 50 bis 100 Stunden pro Mitarbeiter sparen.Und welche Anforderungen sind das? Zeitliche Restriktionen der Kunden und Ziele, die je nach Art des Außendienstes sehr ver-schieden sind. So verfolgen etwa Markenar-tikler, die mit Hunderten von Mitarbeitern

den Einzelhandel besuchen, andere Ziele als etwa Pharmareferenten. Auch ist zu unter-scheiden, ob die Touren zentral vorgegeben werden oder ob die Mitarbeiter ihre Besuche selbst planen.Was kann Software hier leisten?Sie sorgt für Transparenz und Planungssi-cherheit. Ideal ist ein skalierbares System, etwa von PTV, das den komplexen Anforde-rungen einer zentralen Planung genügt und eine operative Tourenplanung bietet, die der Außendienstler einfach am Laptop bedienen kann. Der Planer wird bei der strategischen

und taktischen Standort-, Gebiets- und Aus-lastungsplanung unterstützt. Mit digitalen Karten gewinnt er Überblick über Zielgrup-pen, Märkte, Potenziale und Außendienst-strukturen. Danach berechnet der Außen-dienstler mit der dezentralen CRM-integrier-ten Software die günstigste Reihenfolge für seine Termine. Eine solche Lösung ist für un-terschiedliche Branchen und Unternehmens-größen geeignet. Das zeigt auch unser Kun-denkreis, darunter Dr. Oetker, Queisser Phar-ma, Pepsi oder Bosch und Siemens Hausge-räte. www.ptv.de

Optimale Terminplanung

Außendienst | Einsparpotenziale dank Software für Besuchstourenplanung

UNTERWEGS Mithilfe spezieller Software zur Besuchsoptimierung können Unternehmen Touren optimal zusammen stellen und somit viel Zeit sparen.

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Mitgliedstaaten auferlegt, in der Zukunft umfassende Webdienste aufzubauen und große Teile ihrer amtlichen Geo daten frei - wenn auch nicht im Sinne von kostenfrei - zugänglich zu machen.

Der Bun destag und einige Länderparla-mente haben daraufhin hierzulande bereits so genannte „Geodatenzugangsgesetze“ auf den Weg gebracht. Auch diese Entwick-lung dürfte künftige Märkte beflügeln. Zum einen profitieren aktuell Anbieter wie zum Beispiel ESRI, conterra aus Münster oder der auf Umweltdaten spezialisierte IT-Dienst-leister disy Informationssysteme aus Karls-ruhe von öffentlichen Aufträgen, wenn es darum geht, genau diese von der EU ver-langten Webdienste aufzubauen. Zum an-deren bedeuten einfach zugängliche amt-liche Geodaten, die raumbezogene Infor-mationen von der Bevölkerungsentwick-lung bis zur Biotopkartierung liefern, einen wachsenden Rohstoffvorrat für innovative Geodaten-Anwendungen, die heute auf-grund fehlender Daten noch gar nicht re-alisiert werden können.

Und solche Geodatenanwendungen wie-derum könnten zahlreichen anderen Bran-chen zu mehr Wachstum verhelfen. Nur ein Beispiel: Touristische Informationspor-tale auf dem Handy offerieren mit Wetter-daten und Routenvorschlägen für Radler, Wanderer, Reiter oder Skilangläufer, Hin-weisen auf Events in der unmittelbaren Umgebung und integrierten Daten zu öf-fentlichen Einrichtungen vom Museum bis zur Busverbindung stets ein aktuelles An-gebot für eine ganze Region. Damit sind sie viel mehr als bloß ein reines Geoinfor-mationssystem. Und davon profitiert dann auch wieder der örtliche Einzelhandel, der auf seinen Karten mit den Potenzialdaten wieder steigende Kaufkraftindizies findet. Sie können als Wachstumsmotor für die gesamte Ferienregion dienen und steigern so die Attraktivität des Standortes.

Timo Thalmann

Auch innerhalb eines hochgradig speziali-sierten Wirtschaftsbereichs wie der Geoin-formationswirtschaft existieren Technologie- und Anwendungsfelder nebeneinander, de-ren Akteure in der Praxis kaum den direkten Austausch pflegen. Dabei könnten Koopera-tionen für starke Innovationen und neue Wertschöpfungen sorgen – die Vorausset-zung für nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Mit dem Projekt geonet NRW wird dieses Thema nun in Nordrhein-Westfalen hochak-tuell. Drei Partner, die im Kerngeschäft in unterschiedlichen Anwendungsbereichen der Geobranche tätig sind, wollen neue technologieübergreifende Netzwerke knüp-fen. Zusammengeführt werden die Bereiche Satellitennavigation (GPS/Galileo), Satelli-tenfernerkundung – hier steht das EU-Pro-gramm GMES (Global Monitoring for Envi-ronment and Security) im Mittelpunkt – so-wie amtliche und private Geoinformation. Alle drei Felder können voneinander profitie-ren und sind oft direkt aufeinander angewie-sen: Navigationslösungen sind ohne digitale Karten kaum denkbar. Die stetige Aktuali-

sierung der darin verarbeiteten Geodaten wiederum kann heute mit der Auswertung von Luft- und Satellitenaufnahmen realisiert werden. Die intensive Zusammenarbeit an den Nahtstellen dieser Technologien ver-spricht deshalb innovative Lösungen in vie-len Anwendungsfeldern der Geoinformation – von der amtlichen Vermessung bis zum Umwelt- und Naturschutz. Die Projektpart-ner Eftas aus Münster für den Bereich Fern-erkundung, Cenalo aus Herne für den Be-reich Satellitennavigation sowie das Center for Geoinformation in Dortmund für den Be-reich Geoinformation wollen deshalb im Rahmen von geonet NRW vorhandene Netz-werke in den drei Feldern ausbauen. Das Ziel ist, einen landesweiten Technologie-Clus ter zu schaffen. Unternehmen aus allen Bereichen sind angesprochen, sich mit ih-rem Know-how in die Vernetzung einzubrin-gen sowie mit geonet NRW in Kontakt zu treten. Das Projekt wird mit Mitteln des Lan-des und der EU unterstützt und läuft bis En-de 2011. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.geonetnrw.de

Neues Technologie-Cluster in NRW

Vernetzung | geonet NRW sucht Unternehmen der Geobranche

PRÄSENTATION Mitarbeiter von geonet NRW stellen sich vor. Kooperation in der Geoinformations-wirtschaft ist angesagt.

2007: gesamt 1,51 Mrd. Euro

728 Mio. Euro

278 Mio.

Euro

500 Mio. Euro

200 Mio. Euro

450 Mio. Euro

2000:

350 Mio. Euro

gesamt 1,0 Mrd. Euro

Navigation

Geomarketing

Planungs- und

Dokumentations-

Systeme

VERSCHIEBUNG

Planungs- und Dokumentations systeme machten im Jahr 2000 mit 45 Prozent den Hauptteil des Marktes aus.

Inzwischen hat die Navigation die Marktführerschaft übernommen.

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D ie Logistik ist nach Handel und Au-tomobilindustrie die drittgrößte Bran che in Deutschland. Mit einem

Umsatz von 215 Milliarden Euro beschäf-tigt sie 2,7 Millionen Menschen. Derzeit gehen Experten davon aus, dass die Um-sätze im Vergleich zu 2008 um fünf bis sechs Prozent sinken werden. Die Rah-menbedingungen für den Logistikstandort Deutschland sind nach wie vor gut. Im europäischen Vergleich führt Deutschland das Ranking der „Top 100 der Logistik 2008/ 2009“ an – und zwar mit einem fast doppelt so hohen Gesamtumsatz wie der Zweitplat zierte Frankreich. Auch im welt-weiten Ver gleich spielt die deutsche Logi-stikbranche ganz oben mit. Denn der Lo-gistikstandort Deutschland bietet nicht nur einen hohen Industrialisierungsgrad und wirtschaftliche Offenheit. Vor allem die zen-trale Lage in Europa, die polyzentrische Wirtschaftsstruk tur sowie die qualitativ und quantitativ gute Verkehrsinfra struk-tur schaffen erheb liche Standortvorteile.

Durch die Finanzkrise, schwankende Öl-preise und Überkapazitäten kämpft die Bran che derzeit mit Problemen. Sorgen bereitet das Überangebot bei den Dienst-leistern. „Daher gilt es in Zeiten des kon-junkturellen Abschwungs für Unterneh-men und Logistikdienstleister, die Umset-zung innovativer Logistikkonzepte ge-meinsam zu forcieren“, unterstreicht Gun-nar Gburek, Leiter der Sektion Logistik im Bundesverband Materialwirtschaft, Ein-kauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Verladern könne nicht daran gelegen sein, dass Logistikdienstleister in die Insolvenz gingen. Deren Know-how stehe dann in der Aufschwungphase nicht mehr zur Ver-fügung. Logistik soll nicht nur wettbe-werbsfähig agieren und Güter transportie-ren. „Zwar stellt Logistik selbst keine phy-sischen Produkte her, sie produziert je-doch Effizienz in den Prozessen und kann erheblich dazu beitragen, Ressourcen zu schonen“, betont Professor Dr. Michael ten Hompel, Ge schäftsführender Institutsleiter

des Fraun hofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund, und Vor-standsmitglied der Bundesvereinigung Lo-gistik e.V. (BVL), Bremen. Für die Branche sei die Informationstechnologie von ent-scheidender Bedeutung. Denn mit immer individuelleren Produkten, Verpackun gen und Belieferungsformen steigen die Da-tenmengen exponentiell an. Nur mit in no-vativen IT-Lösungen lässt sich die Daten-flut managen. Der Logistikbranche kommt als Motor für die Informationstechnologie eine entscheidende Bedeutung zu. Mit In-ternettechnologien lassen sich zum Bei-spiel firmenübergreifende Analysesysteme aufbauen, welche die Informationen der Transportmanagementsysteme (TMS) gan-zer Regionen zusammenfassen und opti-mieren. Auf dem Vormarsch sind service-orientierte Architekturen (SOA), eine Wei-terentwicklung des klas sischen Projekt ma-

nagements hin zu autonomen Systemen und Services. „IT-Services erweitern zu-dem den Fokus von der Abteilung zum Unternehmen, von der Funktion zum Pro-zess, von der lokalen Aufgabe zum regio-nalen Prozess, von der Landesfassung zum globalen Netz“, unterstreicht Heinz-Paul Bonn, Vizepräsident von BITKOM e.V., Berlin, und Vorstandsvorsitzender der GUS Group, Köln. Neben der Informationstech-nologie sind strukturelle Verbesserungen in den Ver kehrs netzen von entscheiden-der Bedeutung für eine effiziente und res-sourcenschonende Logistik. „Zwar ist Deutschland Vorreiter beim Thema Green Logistics. Jedoch existieren noch viele un-genutzte Potenziale, innovative Lösungen umzusetzen“, sagt Gunnar Gburek. Ökolo-gisch nachhaltiges Wirtschaften erfordere Investitionen, sei aber mittel- und langfris-tig ökonomisch sinnvoll. Eine herausra-

TRANSPORT Im weltweiten Vergleich spielt die Logistik ganz oben mit. Dennoch steht die Branche vor zahlreichen neuen Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourceneffizienz.

Eine Branche in Bewegung

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gende Funktion innerhalb mul timodaler Verkehrskonzepte nehmen Binnenhäfen ein. Der Duisburger Hafen duisport etwa hat durch seine zentrale Lage in Europa und den optimalen Anschluss an das Stra-ßen- und Schienennetz eine Schlüsselpo-sition inne. Auch der Hafen Magdeburg bildet nicht nur ein zentrales Wasserstra-ßenkreuz mit einer di rekten Anbindung an das Autobahnnetz. Er ist zugleich Dienst-leister für die Seehäfen Hamburg und Bre-men. Neben der Organisation des klassi-schen Transportgeschäftes und den Vor- und Nachläufen für diverse Verkehrs träger bietet der Hafen die Disposition von Um-schlag- und Lagergeschäften oder das Kommissionieren und die Distribution von Gütern. Europas größter Terminalbetreiber Eurogate hat den Hafen als zentralen Stand ort für Mittel- und Ostdeutschland ausgewählt. Eine Verkehrsdrehscheibe mit Zukunft ist das Güterverkehrszentrum (GVZ) Bremen. Der Pionier der GVZ-Ent-wicklung wurde Mitte der 80er Jahre als bundesweit erstes Zentrum eröffnet. Heu-te sind hier mehr als 150 Unternehmen der Logistikbranche mit et wa 5.500 Be-schäftigten ansässig. Geprägt durch die Häfen in Bremen und Bre merhaven, zeich-net sich der Logistikstandort durch seine vielfältigen Transport wege und die Mas-senleis tungsfähigkeit der Verkehrsanbin-dungen aus.

Auch die Logistikzentren der Wirt-schaftsregion Südwest mit den Landkrei-sen Lörrach und Waldshut bieten gute Pers-pektiven für den Ausbau des Standortes Deutschland. Durch ihre Nähe zu Frank-reich und der Schweiz ist die Region di-rekt in die internationale Warenabwick-lung eingebunden. Neben den Grenzüber-gängen an den Autobahnen A5 und A98 bilden das Güterverkehrszentrum „Freight Village“, der Rail Freight Hub sowie das KV-Terminal der DB AG in Weil am Rhein zentrale Knotenpunkte im intermodalen nationalen wie im grenzüberschreitenden Güterverkehr. Die Nähe zum Euroairport

SCHLÜSSELFUNKTION Binnenhäfen wie der Duisport

nehmen eine tragende Rolle innerhalb multimodaler

Verkehrskonzepte ein.

Seit 25 Jahren bietet GO! Express & Logis-tics zuverlässigen Service für besonders eili-ge Sendungen. Das können Kurierfahrten in Ballungsräumen sein, Same-Day-Zustellun-gen oder Express-Sendungen. Egal, ob es sich um ein einzelnes Dokument oder ein größeres Paket handelt – GO! macht vor kei-ner Anforderung halt: Der Kurier- und Ex-press-Spezialist transportiert in wenigen Mi-nuten im Stadtgebiet, über Nacht zwischen Flensburg und München oder in kürzester Zeit rund um den Globus. „Unser Motto lau-tet: Alles geht! Wenn der Kunde ein Trans-port- oder Logistikproblem hat, finden wir eine Lösung“, betont Helmut Schwertler, Head of Marketing / PR in der Bonner GO!-Systemzentrale. Als Zusammenschluss von mittelständischen Kurier- und Express-dienstleistern mit 15 Gesellschaftern an über 100 Stationen in Deutschland und Euro-pa, 1.400 Mitarbeitern und 3.000 Kurieren erreicht GO! einen vorderen Rang im Ex-pressmarkt. Mit 3,1 Millionen Sendungen konnte der Dienstleister im schwierigen

Markt erneut im zweistelligen Prozentbereich zulegen. „Wir sind schneller als die Großen“, freut sich Schwertler. „Wir produzieren selbst, vor allem in Deutschland. Wir haben ein eng maschiges Netz eigener Stationen, die jede Leistung zu jedem Zeitpunkt erbringen. So sind wir in der Lage, Sendungen in je-dem Zeitfenster zu liefern.“ Die Marke GO! steht für geprüfte Zuverlässigkeit in einem der schnellsten Netzwerke. GO!-Kunden schätzen die maßgeschneiderten Lösungen für verschiedene Branchen, ob Hightechgü-ter, Modeartikel, technische Ersatzteile, ver-trauliche Dokumente oder pharmazeutische Produkte. Gerade Unternehmen, die Wert auf späte Abholung und termingerechte Zu-stellung legen, setzen auf GO!-Individualität anstelle von Standardlösungen.Um die hohe Qualität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten, sind alle Mitarbeiter den im GO! Verbund aufgestellten Qualitätsrichtlinien ver-pflichtet. „Die Zufriedenheit unserer Kun den steht bei GO! an erster Stelle“, unterstreicht Schwertler. www.generalovernight.com

Optimale Lösung für jeden Bedarf

Kurierdienst | Schneller und zuverlässiger Lieferservice

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QUALITÄTSOFFENSIVE „Wenn der Kunde ein Transport- oder Logistikproblem hat, finden wir eine Lösung“, so Helmut Schwertler.

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Basel-Mulhouse und Flughafen Zürich-Kloten erhöht die Attraktivität der Region. Aber auch mitten in Deutschland haben sich wichtige Logistikzentren etabliert. Seit 25 Jahren betreibt der Logistikdienst-leister GO! Express und Logistik, ein Zu-sammenschluss 15 regionaler Kurierdien-ste, neben der Unternehmenszentrale in Bonn seinen zentralen HUB in Niederaula, Hessen. Von diesem Sortierzentrum aus verteilen 4400 Mitarbeiter und Kuriere die Sendungen der Kunden in Deutschland und Europa, aber auch weltweit.

Für die Zukunft geht Professor Ten Hom pel davon aus, dass drei Themen die zentralen Herausforderungen ausmachen werden: Individualität, Mobilität, vor al-lem aber Ressourceneffizienz in den Pro-zessen. Logistik werde in etwa zehn Jah-ren nicht mehr als Dienstleistung, sondern als gesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Als wesentlicher Faktor werde sie dazu beitragen, drängende Aufgaben wie Klimawandel und Ressourceneffizienz zu lösen. Logistik werde so zu einer bestim-menden Instanz. Allen diesen Aspekten

werde sich auch das neue, interdisziplinä-re Forschungszentrum Logistikcampus in Dortmund widmen. Die dort entstehenden acht Lehrstühle, unter anderem aus den Bereichen Informatik, Statistik, Wirt-schaftswissenschaften und Maschinen-bau, werden neue Systeme für die Heraus-forderungen der Zukunft mit entwickeln. „Ein wichtiges Ziel ist es, die verschiede-nen Partner entlang der multimodalen Transportketten wie Zulieferer und Ab-nehmer jedoch noch besser zu integrieren und die physischen mit den informations-

„Der Hafen Magdeburg“, ist Karl-Heinz Ehr-hardt sicher, „wird sich innerhalb der nächs-ten zehn Jahre zum zentralen und führenden Binnenhafen in Deutschland entwickeln.“ Damit, so der Geschäftsführer der Magde-burger Hafen GmbH, avanciere er zum „Duis-burg des Ostens“ und etabliere sich in den Top Ten der deutschen Binnenhäfen.In der Tat zeichnet sich der Hafen Magdeburg durch seine zentrale und geostrategisch güns tige Lage im mitteldeutschen und damit auch mitteleuropäischen Wirtschaftsgebiet aus. Die Wasseranbindung sowohl zur Ost-see (Stettin) als auch zu den Nordseehäfen Hamburg, Bremen und Bremerhaven ist ideal für die Positionierung als Hinterland-Dienst-leister für die Seehäfen. Hinzu kommt die Nähe zu den Autobahnen A2 und A 14 sowie den Ost-West- und Nord-Süd-Bahnachsen.Nach Ausbruch der Wirtschaftskrise ist je-doch der Plan, gemeinsam mit Eurogate, Europas führender Containerlogistik-Gruppe, ein Containerdepot aufzubauen, zweitrangig.

Im Vordergrund steht jetzt das sogenannte Drei-Säulen-Projekt: Neben dem traditionel-len Hafengeschäft (erste Säule) mit seinen marginalen Gewinnspannen konzentrieren sich die Betreiber auf das deutlich wachsende Speditions- und Logistikgeschäft (zweite Säule). Die dritte Säule schließlich soll den Hafen durch die Ansiedlung logistikaffiner Industrie noch attraktiver machen.Zurzeit wird im Magdeburger Hafen an der Niedrigwasserschleuse gebaut; ihre Fertig-stellung ist für das Jahr 2011 geplant. „Durch diese Schleuse in Kombination mit der An-bindung an das europäische Kanalsystem werden wir der einzige Hafen an Mittel- und Oberelbe sein, der ohne Einschränkung ganz-jährig für Binnenschiffe mit maximalem Tief-gang erreichbar ist“, sagt Ehrhardt.Darüber hinaus gebe es weitere Vorhaben, wie den Bau einer 2 x 10.000 Quadratmeter großen Logistikhalle. Ansiedler für ein Stahlterminal und ein Getreideumschlagzentrum wurden be-reits gewonnen. www.magdeburg-hafen.de

Florierende Geschäfte im Duisburg des Ostens

Binnenschifffahrt | Der Magdeburger Hafen expandiert

WACHSTUM Magdeburg ist schon jetzt der größte Binnenhafen Mitteldeutschlands – und ab 2011 sogar ganzjährig befahrbar.

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technischen Prozessen effektiv zu verknüp-fen“, erklärt Professor Dr.-Ing. Uwe Clau-sen, Institutsleiter des IML, Dortmund. Derzeit gebe es weder eine neue singuläre Technologie noch ein einfaches Patentre-zept, um mit energieeffizienter Logistik auf die drängenden Klimaanforderungen reagieren zu können. Unterstützend wir-ken könnten nachhaltige Mobilitäts- und Verkehrskonzepte, Satellitennavigation, Web-Applikationen zur Transportoptimie-rung wie das Projekt E.L.V.I.S., sowie die Radio Frequenz Identifikationstechnik

RFID. Auf der Agenda stehe auch die Ein-bindung umweltverträglicher Verkehrsträ-ger wie Schiene und Binnenschiff sowie eine ausgewogene Politik der Entlastung logistischer Dienstleistungsbereiche, zum Beispiel die befristete Aussetzung der Maut oder eine zügige Umsetzung des Master-plans Logistik und Verkehr sowie die Mo-dernisierung der Infrastruktur.

Öko logisch orientiertes Handeln bei der Umsetzung neuer Logistikkonzepte fordert Michael J. Kolodziej, Beiratsmitglied im BVL. So dür ften sich Hersteller hinsicht-

lich einer ressourcenschonenden Logistik nicht allein auf den Dienstleiter verlassen, sondern müss ten die gesamte Supply Chain von der Produktion bis zu Endkunden be-trach ten. Jeder müsse in der gesamten Ket te die Verantwortung für das eigene Handeln auf lokaler, regionaler und globa-ler Ebene übernehmen. Erforderlich sei da-für eine transparente Kommunikation und zugleich faire Kooperation.

Armin Hille

In der Welt der globalisierten Warenströme nimmt Bremen einen Spitzenplatz ein – dank des Güterverkehrszentrums (GVZ) Bremen. Das Zentrum hat sich innerhalb von 25 Jah-ren zur Drehscheibe für logistische Dienstleis-tungen entwickelt: Es fungiert als Schnitt-stelle des regionalen und internationalen Gü-terverkehrs auf Straße, Schiene und Wasser. Als das Bremer GVZ Mitte der 80er Jahre an den Start ging, war es das erste seiner Art in Deutschland. Mittlerweile gibt es bundes-weit 34 Güterverkehrszentren. Das GVZ im Bremer Süden erzielt in unabhängigen Ran-kings immer wieder Bestnoten, die es sich unter anderem für den konstanten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und seine nachhal-tige Flächenpolitik verdient hat. Mehr als 150 Unternehmen der Logistikbranche mit rund 8.000 Beschäftigten sind heute auf einer Flä-che von 500 Hektar tätig und nutzen mehr als eine Million Quadratmeter Hallenfläche für Logistik, Produktion und Großhandel. Die Präsenz aller logistischen Oberklassen in

Bremen ist das Ergebnis einer beständigen Grundstückserschließung. „Mit dem bedarfs-gerechten Ausbau des GVZ hat Bremen opti-male Bedingungen für eine Etablierung der Logistikbranche geschaffen. Es ist uns gelun-gen, mit unseren nachhaltigen Aktivitäten ei-ne hohe regionale wirtschaftliche Schlagkraft zu entwickeln“, sagt Andreas Heyer, Vorsit-zender der Geschäftsführung der Wirt-schaftsförderung Bremen GmbH (WFB). Hin-zu kommt eine optimale Verkehrsanbindung an den Flughafen und die überregionalen Au-tobahnen. Darüber hinaus steht im GVZ Bre-men das bundesweit einzige rein privatwirt-schaftlich organisierte Terminal für den kom-binierten Ladungsverkehr. Mit der bevorste-henden Inbetriebnahme des Tiefwasserha-fens Jade-Weser-Port und einer Zunahme der Warenströme erhofft man sich eine weiter wachsende Bedeutung des Bremer Güterver-kehrszentrums im Hafendreieck Bremerha-ven, Hamburg und Wilhelmshaven. Weitere Infos unter: www.wfb-bremen.de

Spitzenposition als Umschlagplatz

Güterverkehr | Bestnoten für das Logistikzentrum Bremen

SCHNITTSTELLE Das Güterverkehrszentrum Bremen bietet eine optimale An bin dung an den Flughafen und die über regio na len Autobahnen.

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INFRASTRUKTURDer Logistikstandort Deutschland bietet ein flächendeckendes Angebot an Transportlösungen, das die Verkehrsträger Straße, Schiene, Luft und Wasser miteinander kombiniert.

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D atenspeicherung ist ein bislang häu fig unterschätztes Thema, das jedoch immer mehr an Bedeutung

gewinnt. Zum einen geht es um die Rele-vanz der Daten für die Unternehmen und um die Bewältigung der wachsenden Da-tenmenge, zum anderen um eine mög-lichst effiziente und kostensparen de Be-arbeitung. Laut Infinity Research weist der Storage-Markt angesichts einer Verdopp-lung der Speicherkapazitäten alle 18 Mo-nate ein mittleres Investitionswachs tum von zehn bis zwölf Prozent im Jahr auf. Auch wenn der Storage-Markt aktuell mit einem Wachstum um fünf Pro zent weit von dieser Zielmar ke entfernt ist, erweist er sich, im Unterschied zu vielen ande-ren Industriezweigen, als ausgesprochen robust. Das hat gute Gründe, denn die Speicherung von Unternehmensdaten wird längst nicht mehr als ein technisch und fiskalisch notwendiges Übel angesehen. Richtig ge managt erweist sich der wach-sende Datenbestand eines Unternehmens, gleich welcher Größe, als au ßerordentlich positiver Faktor, den es zu nutzen gilt.

Viele Unternehmen nutzen die Daten-flut als strategischen Vorteil. Vom „Data Warehousing“, das vor rund 15 Jahren noch Großkonzernen vorbehalten war, bis zur aktuellen „Bu siness Intelligence“ (BI), hat sich viel getan. Die mittlerweile zur Ver-fügung stehenden Sys teme sind einfacher zu administrieren und zu benutzen. Sie sind so aufgebaut, dass sie auch in klei-neren und mittleren Unternehmen prob-lemlos ein gesetzt werden können. Ge-nauso profitieren kleinere und mitt lere Un-ternehmen davon, dass Netzwerkspeicher (NAS, Network Attached Sto rage) heute viel preis werter und einfacher zu handhaben sind als noch vor wenigen Jahren. Denn der Feind jeder durchgehenden Storage-Op-timierung sind die Da ten, die sich auf den einzelnen Arbeitsplatz-PCs befinden und oftmals weder im Unternehmen bekannt sind noch von der unverzichtbaren Daten-sicherung erfasst werden.

Storage-Spezialisten müssen auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Unternehmens eingehen können, für die ihre Datenbe-stände unverzichtbare Existenzgrundlage

sind. Deshalb bringt die Industrie ihnen Veränderungen gerne schonend bei. So wer den die langsamen und teuren Band-speichersysteme, auf denen nachts und am Wochenende die berühmten „Backup-läufe“ stattfanden, weil sie während der normalen Arbeitszeit zu einer völligen Netz werküberlastung führen würden, durch „virtuelle Bandbibliotheken“ (Virtual Tape Libraries) ersetzt, also schnellere und bil-ligere festplattenbasierende Systeme. Die steigenden Kosten der Datenhaltung be-reiten Kopfzerbrechen. Immer mehr Daten fallen an. Und da nutzt es wenig, dass ein Megabyte Speicherkapazität heute nur mit rund einem Cent zu Buche schlägt, wäh-rend es im Jahr 2000 noch das Siebenfa-che kostete. 60 bis 80 Prozent der Kosten werden nicht durch die Hardware verur-sacht, son dern durch alles, was mit Instal-lation, Pflege und War tung sowie dem ef-fizienten Management der Speicherlösun-gen zu tun hat. Hinzu kommen die Kosten für Flächenbedarf und natürlich der Ener-gieverbrauch. „Wachsen de Datenmengen und steigende Strompreise zwingen Un-

DATENSICHERUNG Die steigenden Kosten der Datenhaltung bereiten Kopf schmerzen. Storage-Experten setzen große Hoffnung in Solid-State-Disks.

Vom Datensilo zum Marktvorteil

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ternehmen dazu, über die Energieeffizienz ihrer Speichersysteme nachzudenken und diese Faktoren bei der Beschaffung neuer Storage-Systeme zu berücksichtigen,“ sagt Winfried Grünert, Director Solution Sales SAP/Storage beim Systemhaus Cancom. Grünert erwartet, „dass in Zu kunft Sto-rage-Systeme, die durch den Ein satz intel-ligenter Softwaretechnologie – zum Bei-spiel Data Deduplication – das Datenwachs-tum und die Anzahl der Speichermedien verringern, eine größere Verbreitung bei unseren Kunden finden werden.“

Auch brachliegende Speicherkapazitä-ten im Unternehmen könnten besser ge-nutzt wer den. Vielfach ist es nämlich so, dass bestimmten Anwendungen im Un-ternehmen auch gezielte Speicherbereiche zur Verfügung gestellt werden. Oft bleiben bis zu 90 Prozent der zugewiesenen Spei-cher be reiche ungenutzt. Technologien wie Spei chervir tu alisierung erlauben es, den zur Verfügung stehenden Speicher unab-hängig von den Kapazitäten der instal-lierten Hardware zu verteilen und diese besser auszulasten. Andreas Wagner, Lei-ter Glo bal Ser vices bei Hitachi Data Sys-tems in Deutschland, ist davon überzeugt, dass „Virtualisierung allerdings nur ein taktischer Schritt für mehr Effizienz im Rechenzentrum“ ist. „Für eine dynami-sche Infrastruktur benötigen Unterneh-men einen ganzheitlichen, strategischen Ansatz, der die einzelnen Werkzeuge wie Virtualisierung, Thin Provisioning und andere gezielt kombiniert. Unsere Sto-rage-Economics-Methodik bie tet darüber hinaus Möglichkeiten, bereits vorhande-ne Infrastrukturen zu optimieren und so den Return on Assets zu erhöhen.“

Von der unternehmensinternen Virtu-alisierung scheint es nur noch ein kleiner Schritt zur Storage Cloud, also dem Aus-lagern der Daten auf verteilte Speicherein-heiten, die sich „irgendwo“ befinden. Am naheliegendsten ist dieses „Irgendwo“ si-cher im standortübergreifenden Un ter neh-mensnetzwerk zu finden, der privaten

KAPAZITÄT Storage-Experte Andreas Wagner rät Unternehmen zu einem ganzheitlichen Ansatz, der Werkzeuge wie Virtualisierung und Thin-Provising kombiniert.

Viele IT-Verantwortliche sehen im Cloud Computing lediglich einen vorübergehen-den Hype, andere erkennen das erhebliche Einsparpotenzial dieser Form von Outsour-cing. Insbesondere die Langzeitarchivierung von Unternehmensdaten in der Cloud könn-te ein Einstieg sein. DataGlobal liefert hier-für das ideale Rüstzeug.Durch die virtuelle Nutzung von Software, Speicher, Rechenleistung und IT-Infra-strukturen über das Internet lassen sich bis zu 30 Prozent der IT-Kosten einsparen. Den-noch setzen bisher nur zehn Prozent der Un-ternehmen „Cloud Computing“ ein. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Management-beratung A.T. Kearney, zu der über 50 IT-Ma-nager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden.Doch gerade für die Langzeitarchivierung ist das kosteneffiziente Cloud Storage eine in-telligente Alternative zu teuren SAN- oder NAS-Technologien. Langfristig gewinnbrin-gend ist die Cloud jedoch nur, wenn man über ein Werkzeug verfügt, mit dem man zu-

vor die Unternehmensdaten sinnvoll und klar strukturieren kann.„Die DataGlobal Enterprise Resource Suite (ERS) ist hierfür ideal. Denn als nahtlos inte-grierte Softwarelösung stellt die ERS alle Funktionen für das professionelle Manage-ment heterogener Speicherlandschaften be-reit, wie Quantifizierung, Qualifizierung, Überwachung, Auslagerung, Archivierung und Löschung von Daten und Informatio-nen“, sagt Dr. Rainer Pollak, CTO der Data-Global GmbH. Mit diesem Ansatz können Unternehmen von Einsparpotenzialen bis zu 30 Prozent und mehr profitieren.Voraussetzung ist eine lückenlose Analyse des Datenbestandes. Die Policies werden dann zentral und hoch automatisiert ausgeführt und sorgen für vollständige Transparenz über alle Daten und Ressourcen in heterogenen, verteilten Speicherumgebungen. Auf dieser Grundlage erfolgt dann die regelbasierte Migration oder Archivierung, wobei die Da-ten an das jeweils optimale Speichermedi-um ausgelagert werden. www.dataglobal.de

Utopie oder Outsourcing der Zukunft?

Softwarelösung | Langzeitarchivierung in der Cloud

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Analyze

Classify

Filter Policies Archive Cloud

Recall

CLOUD-COMPUTING

Bei diesem Prinzip erstellt der Be nutzer unklassifizierte Daten. Diese können analysiert, gefiltert und dann aus der „Cloud“ strukturiert wieder aufgerufen werden.

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„Cloud“ eines Unternehmens. We niger wich tige oder sensible Daten, die aber trotz-dem langfristig bewahrt werden sollen, könnten auch in die öffentliche „Cloud“, al so in verteilte Speichersysteme des In-ternets verschoben werden. Das sichert in jedem Falle ein sehr langfristiges Bestehen dieser Daten. Allerdings wird zumindest in der öffentlichen Cloud das Datenmanage-ment so komplex, dass man es mit unter-nehmenseigenen Mitteln kaum sinnvoll an-

gehen kann, sondern spezialisierten Dienst-leistern überlassen sollte.

Große Hoffnungen verbinden sich auch mit so genannten Solid State Disks als Speicherhardware der Zukunft. Im Prin-zip kennt man ja diesen „nicht-drehen-den“ Speicher, der eben im Unterschied zur Festplatte nicht rotiert, längst von den kleinen Speicherkärtchen für Kameras oder MP3-Player. Große Solid State Disks sol-len helfen, die Kosten drastisch zu senken.

Sie versprechen ge ringere War tungs auf-wendun gen und einen niedrigeren Ener-gieverbrauch – zwei der wich tigs ten Kos-ten treiber. Noch ist dieses Spei chermedium viel zu teuer, um für Unternehmen eine relevante Kapazität zu erreichen. Doch solche Einschränkungen än dern sich er-fahrungsgemäß sehr schnell.

René Purwin

Enormes Datenwachstum einerseits, ande-rerseits gekürzte Budgets: IT-Verantwortliche sind zunehmend auf eine kostengünstige und dabei einfach integrierbare Backup- und Speicherlösung im Unternehmen angewie-sen. Dieser Trend zum günstigen Speicher verschärft sich bis 2010 sogar noch, so die Einschätzung von Experten. Denn viele IT-Spezialisten greifen zwar auf eine leis tungs-fähige IT-Struktur zurück. Trotzdem müs sen sie mit immer weniger freiem Speicher auf dem Server auskommen. Häufig haben sie zusätzlich noch mit Datenredundanzen auf-grund der noch nicht weit verbreiteten Dedu-plizierungs-Technologie zu kämpfen.Die Firma Buffalo Technology bietet dafür ei-ne schnelle Hilfe mit NAS- und iSCSI-Lösun-gen, etwa aus der Serie TeraStation. Gemäß dem Motto „Never touch a running system“ integrieren sich diese Geräte ohne weitere Kosten oder Umstellungen in bestehende IT-Strukturen. Beide Varianten ergänzen oder erweitern den Speicherplatz im Unterneh-mensnetzwerk. Wobei es sich allerdings um zwei unterschiedliche Methoden im Netz-

werk handelt. Hinter einem NAS (Netzwerk-speicher) wie der TeraStation III von Buffalo Technology (Bild) verbirgt sich ein Desktop- oder Rackgehäuse mit integrierten Server-Funktionen. In diesem arbeiten bis zu vier Festplatten mit derzeit maximal 4x2 Terabyte Kapazität. Der Netzwerkspeicher wird über Ethernet in das Netzwerk integriert. Darauf erstellte Ordner tauchen als Laufwerke im Fir-mennetzwerk auf. Des halb bietet sich ein NAS als ergänzender Datenserver und Back-up-Lösung an.iSCSI-Lösungen werden hingegen meist über das iSCSI-Protokoll in den Server integriert, der zusätzlichen Speicherplatz als eigene in-terne Kapazität verwaltet. Für den Nutzer im Netzwerk bleibt iSCSI unsichtbar und ist nur über das Mehr an freiem Speicher ersichtlich. Durch die Integra tion in den Server eignen sich iSCSI-Lösungen vor allem für Daten-bankanwendungen.Unternehmen sollten darauf achten, dass die Netzwerkspeicher-Lösung die erforderliche Skalierbarkeit, Leistung und Verfügbarkeit si-cherstellt. Außerdem sollte es eine klare Disa-

ster-Recovery-Strategie geben. Wichtig ist auch eine hohe Bandbreite an Ver bin dungs-möglichkeiten wie NFS, SMB und Active Directory. www.buffalo-technology.de

Schnelle Hilfe bei knappem Speicher

IT-Netzwerk | Mehr Platz für die Datensicherung

CDs/DVDs

externe Festplatte

Bandlaufwerke

vernetztes Storage-System (SAN, NAS, iSCSI)

getrennte Partitionauf einer Festplatte

USB-Stick

Datensicherungüber das Internet

26%

15%

19%

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VERBREITUNG

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TITELTHEMA STORAGE

VISAVIS ECONOMY 07/09

Speicherlösungen wie vernetzte

Storagesysteme und Band lauf-

werke kommen in Unternehmen

am häufigsten zum Einsatz. Die

Datensicherung über das Internet

hingegen ist kaum verbreitet.

WACHSTUM Die TeraStation III von Buffalo Technology bietet die Möglichkeit, den bestehenden Speicherplatz im Unterneh men zu erweitern. In eine neue IT-Struktur und den damit verbundenen Aufwand muss nicht investiert werden.

Page 34: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

Die Schlüsselstellung in der Wirt schaft und die guten Eigenschaften zur Port folio-diversifikation machen Erdöl zu einer der sinnvollsten Depot bei mischun gen. Nach dem Aufschwung der vergangenen Monate hat der Energierohstoff eine Rast pause einge-legt. Der Preis war von 147 $ je Barrel im Juli 2008 auf 32 $ je Barrel im Dezember eingebrochen und hat sich derzeit auf über 70 $ wieder mehr als verdoppelt. Für die erste Häl fte 2010 erwarten die Analysten von J.P. Morgan einen Preis von rund 65 $. Anleger, die Öl ihrem Depot beimischen wol len, können aus ei nem breiten An ge-bot wäh len. Sie müssen sich jedoch über Be son derheiten von Ölin vestments im Kla-ren sein. Um direkt am Preistrend des Spot- marktes zu partizipieren, ist der Kauf von Öl die einzige, jedoch we nig realistische Mög lich keit. Auch In ves titionen in Öl wäh-rungen oder Aktien ergeben wenig Sinn.

Populär sind Ölengagements über Ter-minkontrakte (Futures). Ob Future-Ak teu re steigende oder fallende Preise erwarten, zeigt die Terminkurve, die die Future-Preise di-verser Liefertermine ab bildet. Liegt wie der-zeit der Preis für kur ze Laufzeiten niedri-ger als der für künftige Termine, existiert ein „Contango“. Notie ren kurzlaufende Fu-tures höher als die Prei se am langen En de, besteht eine „Back ward ation“. Dies ist der Fall, wenn physische Ware knapp ist. Auf dem Future-Markt stehen drei An la ge-strategien zur Verfügung: Rolling-Front-Month-Ansätze, Portfolios mit Fu tures

unterschiedlicher Lauf zeiten sowie ein zelne Futures am langen Ende der Kur ve. Die ers-te Strategie entspricht dem Ansatz traditio-neller Indizes wie dem S&P-GSCI-Cru de-Oil-Excess-Re turn-Index. Wegen der be grenz ten Laufzeit von Futures müssen Kontrakte kurz vor Fälligkeit in die nächs te Laufzeit umgeschichtet – „gerollt“ – wer den. In der aktuellen Contango-Situ ation er leiden An-leger Verluste, da Po si tionen die Kurve „hoch gerollt“ werden – in einen teu reren Kontrakt. „Die Wertentwicklung von Ölin di-zes setzt sich aus der Öl- und Roll perfor-mance zu sam men“, so Michael Schül li, Exe-cutive Di rector bei J.P. Morgan. Ölin dizes weisen also ein anderes Chance-Ri siko-Pro-fil als der Ölpreis selbst auf. So liegt der S&P- GSCI-Crude-Oil-Index seit Jahres be ginn mit 7,5 Pro zent im Minus, ob wohl der Öl spot-preis um 47,9 Prozent zulegte. Da mit weist der invest ment fähige Excess-Re turn-Index ei ne schlechtere Wertent wick lung als der invest mentfähige Spot-Index auf.

Dieses Prinzip wenden auch viele Öl-ETFs an. Sie sind die verbriefte Form eines Rolling-Front-Month-Index und einer Ka-pi tal anlage am Geldmarkt. Daher sind auch Öl-ETF–Anleger der Gefahr von Roll ver lus-ten ausgesetzt. Der Anleger muss wis sen, dass die ETFs keine physischen Be stän de halten und deren Wert ent wick lung nicht dem Öl spotpreis folgt. Doch es gibt In di-zes, die die gesamte Futurekurve und nicht nur das vor dere Ende abbilden. Die Kon-trakte unterschiedlicher Lauf zei ten wer den

meist monatlich gerollt. Diese Entwick lung ist auch Folge einer sich ändernden Li qui-dität der Fu ture kurve. War die Ölmarkt-Li-quidität An fang der 90er Jahre am sehr kurzen Ende der Kur ve konzentriert, so liegt die Durch schnitts laufzeit heute bei rund acht Mo naten. Ein Index, der nur am kurzen Ende investiert, ist weniger repräsen tativ. Diese In di zes dürften geringere Roll kosten haben als eine Rolling-Front-Month-Stra-tegie; die Ter minkurve wird mit län gerer Kon trakt laufzeit flacher. Dies gilt für den J.-P.-Mor gan-Commodity-Curve-In dex auf Öl, der in ein Futures-Portfolio unterschiedli-cher Lauf zeiten investiert. Seine Per for -man ce lag in diesem Jahr mit plus 16,2 Pro zent deut lich über der des S&P-GSCI-Crude-Oil-Ex cess-Return-Index.

Rollverluste sind durch Investition in länger laufende Futures zu lösen, werden diese bis kurz vor Fälligkeit gehalten. In ei nem Contango-Markt wird ein höherer Preis für den langlaufenden Future bezahlt. Heute notiert der einjährige Future um 14 Prozent höher als der ein mo natige. Der Vor-teil: Der Break-even der An la ge ist zum Verfallsdatum bereits bekannt. Die se Stra-tegie setzen Emit tenten mit Zero-Stri ke-Calls auf Futures um. www.jpmorgansp.com

PORTFOLIO Erdöl eignet sich bestens zur Depotbeimischung. Populär sind Ölengagements über Terminkontrakte. Auf dem Futuresmarkt stehen drei Anlagestrategien zur Verfügung.

Ölinvestments – gewusst wie

PERFORMANCE Michael Schülli weist darauf hin, dass Ölindizes ein anderes Chance-Risiko-Profil aufweisen als der Ölpreis selbst.

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FINANZEN DERIVATE

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Page 35: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

A m Begriff Derivate entzünden sich hitzige Diskussionen. Die einen be-trachten diese synthetischen Finanz-

instrumente als Teufelszeug, die anderen se hen darin Investmentvehikel mit hohem Anleger-Nutzwert. Dass sich die Geister der Fach leute scheiden, ist Resultat komplizier-ter Strukturen eines intransparenten Mark-tes – denn Derivat ist nicht gleich Derivat. Die eine Gruppe – börsengelistete Produk-te wie Optionen und Futures – haben die Krise relativ gut überstanden, weil sie über Clearinghäuser abgerechnet werden. „Ter-minbörsen sind der am besten funktionie-rende Teil der Finanzmarkt-Infrastruktur“, sagt Terry Duffy, Chairman der größten US-Terminbörse CME. Clearinghäuser von Bör-sen wie CME und Eurex übernehmen als zen trale Kontrahenten das Bonitätsrisiko geschäftlich miteinander verbundener Kon-traktpartner. So hat der Ausfall einzelner Akteure keine größe ren negativen Folgen.

Wenn Kritiker Derivate als wesentliche Ursache der Weltwirtschaftskrise ausge-macht haben, dann trifft dies für die ande-re Gruppe des bunten Derivate-Spektrums zu. Denn die Risiken der von Banken maß-geschneidert auf Bedürfnisse der Kun den ausgerichteten OTC-Kreditderivate wa ren zuletzt in der Tat kaum mehr beherrsch bar. Diese synthetischen Finanzprodukte wer-den im Interbankenhandel (OTC = Frei-verkehrsmarkt) direkt zwischen Banken ge handelt und abgerechnet. Gerade mit dem Bankrott der US-Investmentbank Lehman

Brothers trat hier die Schwäche – das Emit-tentenrisiko – offen zutage. Inzwischen ver-suchen Clearinghäuser der Börsen unter dem Druck der Aufsichtsbehörden einen Teil dieser OTC-Derivate auf ihren Plattformen abzurechnen und Risiken zu minimieren.

Mit der Frage der Bonitäts- und Emitten-tenrisiken wurden auch die Investoren bei Privatanleger-Derivaten wie Zertifikate oder strukturierte Produkte konfrontiert. Deutsch-land ist hier mit den beiden Sekundär-markt-Handelsplätzen Euwax (63 Prozent Marktanteil) und Scoach (37 Prozent) ei-ner der führenden Märkte. Am Zertifikate-markt ist es auch wegen der Pro bleme von Lehman Brothers und Bear Stearns zu einem Umsatzeinbruch gekommen. „Es geht nichts mehr“, hieß es zeitweise. Verunsicherte An-leger zeigten lange kaum Interesse an die-sen flexiblen Produkten. Mit dem Anstieg der Aktienkurse um rund 50 Prozent, der zunehmenden Risikobereitschaft der An-leger und der Hoffnung auf ein Ende der weltweiten Rezession kam auch der Zertifi-katemarkt wieder zu Kräften. Eine nach-haltige Veränderung der An le ger ge wohn-hei ten war gerade am Markt für An le ger-zertifikate festzustellen, während für He-belprodukte noch immer geringe Nachfra-ge besteht. Nach den negativen Erfahrun-gen mit Lehman-Zertifikaten steht das The-ma „Emittenten-Bonität“ bei den Anlegern im Fokus. Einer Umfrage des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) zufolge schauen knapp 72 Prozent der Anleger in Deutsch-

land beim Erwerb von Zertifikaten genau auf die Bonität der Emittenten. Aber aufge-passt: Da Zertifikate nichts anderes als Schuldverschreibungen von Banken sind, bie ten Emittenten mit geringerer Kredit-würdigkeit in der Regel ein besseres Aus-zahlungsprofil als Konkurrenten mit besse-rem Kredit-Rating. Denn so wie Emittenten mit einem schlechten Rating bei der Kredit-aufnahme – die Emission von Zertifikaten ist nichts anderes – höhere Zinsen zahlen müssen, so tun sie das auch bei der Zertifi-kate-Emission. Das Emittentenrisiko ist aber nur ein Kriterium beim Zertifikatekauf. „Jeder Anleger sollte vor dem Kauf die all-gemein verfügbaren Ratings nutzen, deren Bewertung auch andere Entscheidungs-merk male umfasst“, mahnt der geschäfts-führende DDV-Vorstand Hartmut Knüp pel.

Emissionsbanken zeigten sich zuletzt beim Thema „Emittentenrisiko“ innovativ und kreativ: Sie brachten Zertifikate auf den Markt, deren Rückzahlung etwa durch die Hinterlegung von Staatsanleihen oder anderen Collaterals (werthaltigen Finanz-instrumenten) gesichert wurde. In der Re-gel kostet eine solche pfandbesicherte Struk-tur jedoch Rendite. Die Swiss Exchange (SIX) geht jetzt so weit, pfandbesicherte Zer tifikate als Collateral Secured Instruments oder „COSI“ zu listen. Wirklich durch ge-setzt hat sich die Idee bis heute aber nicht, wohl auch auf Grund der zunehmenden Ri sikobereitschaft. Denn während bis vor kurzem noch galt, dass Emissionsbanken

VIELFALT Derivate sind das womöglich am rasantesten wachsende Segment am heutigen Finanzmarkt. Anleger profitieren von einer großen Bandbreite an Produkten.

Ein Markt wächst

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nur einfach verständliche und kapitalga-rantierte Zertifikate verkaufen können, zei-gen sich jetzt klare Tendenzen in Richtung „mehr Risiko“. Und dennoch: Im Mittel-punkt der Emissionstätigkeit stehen wei-terhin kapitalgarantierte Produkte.

Der deutsche Zertifikatemarkt zeigte sich nach dem ruhigen Geschäft der Vormona-te im Monat Juli 2009 wieder erholt. Das Marktvolumen der etwa 85 Prozent des Ge-samtmarktes repräsentierenden vierzehn größ ten Banken ist um 5,1 Milliarden Euro (also um 6,8 Prozent) gestiegen. Anleger hätten einen Teil der Beträge aus Produk-ten reinvestiert, die zur Jahresmitte fällig wurden, heißt es beim DDV. Schätzungen von Fach leuten zufolge belief sich das Ge-samtvolumen am deutschen Zertifikate-markt Ende Juli 2009 auf 94,7 Milliarden Euro. Insgesamt existierten an diesem Markt zu jenen Zeitpunkt rund 360.000 Produk-te. Im Juni 2009 war die Zahl der ausste-henden Produkte bei knapp 325.000 auf ein Mehrjahrestief abgesackt. „Anleger, die sich mit der teils komplexen Materie wirk-lich auseinandergesetzt haben, erkennen die Vorteile von Zertifikaten“, betont DDV-Geschäftsführer Lars Bran dau. Er berichtet in diesem Zusammenhang von der Trans-parenz-Offensive, die der Verband gemein-sam mit den Emittenten auf den Weg ge-bracht hat. „Nach wie vor können Anleger ruhigen Gewissens in Zertifikate investie-ren“, sagt Brandau und weist darauf hin, dass es am Markt Angebote für jede Risi-koneigung gibt. Frank Klingelhöfer, Direc-tor Capital Markets der Landesbank Berlin, rät Anlegern bei sicherheitsorientierten Zer tifikaten auch auf einen ebenso sicher-heitsorientierten Emittenten Wert zu legen.

Die Einführung der Abgeltungsteuer führ te dazu, dass sich die Nachfrage der in Zertifikate aktiven Anleger in jüngster Zeit verschoben hat. Im umsatzstarken Seg-ment der Discount-Zertifikate – rund ein Drittel des Marktes – entscheiden sich An-leger stärker für Produkte, deren Laufzeit im Durchschnitt weniger als sechs Monate

Garantiezertifikate sind wie große Kreuz-fahrtschiffe: Auch in stürmischen Zeiten können sich Anleger mit ihnen an die Börse wagen. Deshalb sind die Papiere gerade bei schwankungsreichem Börsenwetter, wie es an den Kapitalmärkten nach wie vor herrscht, sehr gefragt. Nicht umsonst in-vestieren immer mehr Anleger ihr Geld in Garantiezertifikate. Das investierte Volumen hat sich seit Anfang 2008 bis zum Sommer dieses Jahres laut Statistik des Deutschen Derivate Verbands beinahe verdoppelt.Die Ausgestaltung ist schnell erklärt: Meist sind Garantiezertifikate an einen In-dex als Basiswert gekoppelt. Steigt dieser, partizipieren Anleger in festgelegtem Maße am Wachstum. Bei einem sinkenden Basis-wert greift der Kapitalschutz, und die Anle-ger erhalten am Laufzeitende den Anlagebe-trag zurück. Diese einfache Erklärung reicht jedoch in der „Post-Lehman-Ära“ nicht mehr aus, denn auch die grundsätzliche Konstruktion dieser Sicherheitspapiere sollte verständlich sein. Garantiezertifikate setzen sich aus zwei Komponenten zusammen: einer Null-kuponanleihe und einer Ertragskomponen-te. Nullkuponanleihen sind Zinspapiere, die keine Erträge ausschütten. Stattdessen wer-den sie mit einem Abschlag auf ihren Nenn-wert emittiert und steigen mit der Zeit im Wert. Zum Schluss werden die Anleihen zu 100 Prozent zurückgezahlt. Sie sorgen für den Kapitalerhalt. Vom Abschlag erwirbt der Zertifikateanbieter ein Anteilsrecht an der Entwicklung des Basiswerts – die Ertrags-komponente. Steigt der Basiswert, wird das Recht wertvoller – und damit steigen das Zertifikat und die Anlage.

Beim Garantiezertifikat hat aber auch die Qualität des Anbieters einen neuen Stellen-wert erlangt – Stichwort Emittentenbonität. Kritisch werden heute die emittierenden Fi-nanzinstitute selbst hinterfragt, was ange-sichts der Unwägbarkeiten der Aktienmärk-te nicht verwundert. Anleger sollten daher bei sicherheitsorientierten Zertifikaten auch auf einen ebenso sicherheitsorientierten Emittenten Wert legen. Nur wenn zum Produkt der passende Emit-tent gewählt wird, können Garantiezertifika-te auch in Zukunft das sichere Kreuzfahrt-schiff zum Anlageziel sein. Weitere Informa-tionen unter: www.zertifikate.lbb.de

Anbieterqualität entscheidet

Garantiezertifikate | Produkte mit eingebautem Schutz überzeugen

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33,45%

64,48%

30. Jan. 08 30. Jun. 09

Das in Garantiezertifikate investierte Volumen hat sich von Anfang 2008 bis zum Sommer 2009 fast verdoppelt.

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Bonus-/ Teilschutzzertifikate

Kapitalschutz/Zertifikate

Discount-Zertifikate

Aktienanleihen

Express-Zertifikate

Outperformance-/ Sprint-Zertifikate

Index-Zertifikate

Basket-/ Themen-/ Strategie-Zertifikate

Hedge Fonds-Zertifikate

Sonstige

63,76,6

7,3

2,011,4

0,34,1 1,9 2,2 0,4

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9

WACHSTUM

ANLEGERINTERESSE

Zertifikate mit Kapitalschutz erfreuten sich im Juli besonderer Beliebtheit.

Auch Express- und Discountzertifikate wurden stark nachgefragt.

Anlageprodukte nach Produktkategorie:

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beträgt. Beobachter wiesen darauf hin, dass sich Zertifikate mit solch kurzen Laufzei-ten vor der Abgeltungsteuer fast über-haupt nicht verkaufen ließen. Das hat sich geändert. Der aktuelle Trend ist auch da-mit erklärbar, dass sich Investoren nach dem kräftigen Aufschwung der Aktienkur-se für die kommenden zwölf bis 18 Mona-te keine Marktmeinung zutrauen.

Generell profitieren Käufer von kurz laufenden Discount-Zertifikaten nicht nur von den niedrigen Kapitalmarktzinsen, son-dern auch von einem Effekt, der sich aus der Produkt-Konstruktion ergibt. Mit Dis-count-Zertifikaten verkaufen Privatinves-toren Kauf-Optionen. Die Prämie, die An-leger dafür vom Emittenten erhalten, er-möglicht die Schaffung des „Discounts“. Konkret heißt das: Je größer der Discount, desto höher die maximale Rendite. Der Zeit-wertverlust der Kaufoption sorgt dafür, dass sich der Preis eines Discount-Zertifikats mit abnehmender Restlaufzeit erhöht. Der

Preisanstieg erfolgt auch – oder gerade dann –, wenn sich der Preis des Basiswerts nicht verändert. Dieser Zeitwertverlust ver-läuft nicht linear. Gerade bei Discount-Zer-tifikaten, deren Cap sich in unmittelbarer Nähe des aktuellen Basiswert-Kurses be-findet, steigt der Zeitwertverlust der Kauf-option mit abnehmender Laufzeit überpro-portional. Der Grund: In diesem Fall nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Kauf-option wertlos verfällt. Ein anderer Trend besteht darin, dass Anleger auf Währun-gen und Rohstoffe set zen – zwei Anlage-klassen, die nicht einfach zu erfassen sind. Hier bringen Banken ihre Fachkompetenz bei der Kreation und Strukturierung von Produkten ein. Das Wissen darüber, dass sich die Ölvorkommen in den kommenden Dekaden ihrem Ende zuneigen, bringt An-leger an die Ener giemärkte zurück. „Wir bieten Anlegern auf diesem Gebiet mit un-seren Produkten maßgeschneiderte Lösun-gen“, sagt Michael Schülli von J.P. Morgan.

Auch andere Banken sind innovativ: Die Raiffeisen Centrobank in Wien etwa hat ein Produkt kreiert, das Anlegern eins zu eins auf Basis der beobachteten Schwan-kungen der Aktienkurse eine interessante Rendite bietet. Ziel des Produktes ist es, die Volatilität als Indikator für das Risiko ei-nes Investments zu nutzen. Auf Basis ex-akter Kriterien wird das Kapital regelba-siert je nach Aktien-Volatilität im Euro-Stoxx 50 und im 3-Monats-Euribor inves-tiert.

Ob Zertifikate, Optionen, Futures oder Swaps: Die Derivatevielfalt ist in den ver-gangenen Jahren stark angestiegen. Der Markt für Privatanleger-Derivate leidet un-ter der Wirtschaftskrise, entwächst aber trotz vorhandener Schwächen den Kinderschu-hen. An einer der Schwächen – der fehlen-den Liquidität – hat sich wenig geändert.

Bernhard Haselbauer

Aktieninvestment | Volatilität als Risikoindikator

Die dramatischen Kursverluste auf dem Höhepunkt der Finanzkrise haben einmal mehr gezeigt, dass die Schwankungsfreudigkeit der Aktienmärkte in Krisenphasen stark zunimmt. In steigenden Ak-tienmärkten lässt sich meist eine geringere Volatilität beobachten, wo hingegen fallende Kurse fast immer mit einem Anstieg der Vo-latilität einhergehen. „Der neue innovative Portfolio Navigator der Raiffeisen Centrobank macht sich das Prinzip der Volatilität als Indi-

ka tor für das Risiko eines Invest-ments zunutze“, erklärt Heike Arb-ter, stellvertretende Direktorin der Raiffeisen Centrobank in Wien. Als Index-Basiswert für den Port-folio Navigator dient der wich-tigste europäische Aktienindex: der Dow Jones Euro Stoxx 50. Das be sonders innovative Element am Portfolio Navigator ist jedoch, dass Anleger nicht vollständig in den Index investieren und damit von dessen Entwicklung abhängig sind. Vielmehr wird der Investi-

tionsgrad von der Volatilität des In dex abgeleitet. Bei starken Kursschwankungen wird der Inves-titionsgrad automatisch reduziert und somit das Risiko minimiert. Bei niedriger Volatilität hingegen erhöht sich der Anteil des Dow Jones Euro Stoxx 50, um von steigenden Kursen stärker zu profitieren. Jener Anteil, der ge-rade nicht im Dow Jones investiert ist, wird wöchentlich mit dem Eo-nia-Satz verzinst. Weitere Infor-mationen unter: www.rcb.at

Anlagezertifikat der neuen Generation

„Anleger, die sich mit der Materie aus-einandergesetzt haben, erkennen die Vorteile von Zertifikaten“, sagt DDV-Geschäftsführer Lars Brandau (links). Um die Risiken zu minimieren, rät Frank Klingelhöfer von der Landesbank Berlin, bei sicherheitsori-entierten Zertifikaten auch auf einen ebenso sicherheitsorientierten Emittenten Wert zu legen.

Investitionsziel

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Page 38: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

Ob Währungen, Rohstoffnotierungen oder Zinsen: Die Vo-latilitäten im Markt verändern die Kalkulationsgrundlage der Unternehmen und damit ihre Liquiditätsplanung. Das be-wusste Steuern von Risiken ist in jeder Marktlage wichtig, weil Risiken reduziert und Ertragsaussichten verbessert werden kön-nen. In wirtschaftlich turbulenten Zeiten allerdings ist ein pro-fessionelles Risikomanagement unverzicht bar. Zwar lassen sich die exogenen Rahmendaten nicht beein flussen. Wohl aber kön-nen Unternehmenslenker mit einem effizienten Ri si ko man age-ment für Planungssicherheit sorgen und die Er träge stabilisieren.

Unternehmen in Deutschland haben Nachholbedarf beim Risikomanagement. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 400 Unternehmen, die die Deutsche Bank ver-öffentlicht hat. Abhängig von der Unternehmensgröße und der Region messen Unternehmen dem Risikomanagement un ter-schiedlich große Bedeutung zu. Die Ergebnisse der Studie zei-gen, welche Risiken für Unternehmen vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise im Zen trum stehen. Er-staunlich ist, dass Unternehmen trotz der gro ßen wirtschaft-lichen Heraus for de r ungen im-mer noch auf ein Risi kom ana ge- ment verzichten – obwohl die mei sten Fir men sich der großen Be deu tung ein es Risiko manage-ments be wusst sind.

Für 82 Prozent der Befragten ist das Thema Risiko man age ment sehr wichtig oder wichtig. Ab-hän gig von der Un ter neh mens -größe und der Re gion messen Un ter neh men dem Risi ko ma- n a gement unterschiedlich große Be deutung bei. Dabei halten grö-ßere Unter neh men das Thema für wichtiger (89 Prozent) als klei nere. Trotz der Fi nanz- und Wirt schafts krise will we niger als die Hälfte der befrag ten Unter-neh men in Sach en Ri si ko ma-nage ment Änderungen vor neh-men. Von denjenigen, die ihr Ri-siko man agement än dern, sind die meisten im Os ten (42 Pro-zent) und Westen Deut sch lands (40 Pro zent) ansässig. 34 Pro zent der Un ternehmen mit Än de-rungs wunsch kommen aus dem Sü den und nur 27 Prozent aus

dem Norden. Ein heit lich beurteilen gro ße und kleinere Unter-neh men die Gefahr, die durch Roh stoff preisschwankungen aus- geht. Für rund die Hälfte aller Be frag ten sind Rohstoffrisiken ein Thema. Be mer kenswert ist, dass Zins risiken eine untergeordnete Rolle spielen. Nur 26 Pro zent der kleineren und 31 Prozent der größeren Unternehmen sehen darin eine Gefahr.

Unternehmen können an vielen Stellschrauben drehen. Die einfachste Variante: zentrale Risiken absichern. Es gibt grund-sätzlich zwei Arten von Sicherungsmaßnahmen: festgeschrie-be ne Preise einerseits, optionale Transaktionen andererseits. Preise, die für die Zukunft festgelegt werden, ermöglichen in erster Linie eine sichere Kalkulationsbasis. Bestimmte Derivate wie etwa Termingeschäfte haben jedoch den Nachteil, dass sie nicht nur die Risiken einer nachteiligen Preisentwicklung, son-dern auch die Chancen einer positiven Preisentwicklung elimi-nieren. Daneben gibt es auch flexiblere Siche rungs in stru mente, die nur die Risiken, nicht aber die Chan cen ausschalten. Diese De ri vate haben einen optionalen Char ak ter, da der Käufer wäh len kann, ob er sie ausüben will. Für diesen Schutz, der eine

Part i zipation an einer po sitiven Ent wicklung ermöglicht, müssen Un ternehmer – wie bei einer Ver-sich erung – eine Prä mie zahlen. Der Ein satz von De ri va ten erfor-dert allerdings sehr viel Sorg falt. Falsch ein gesetzt, könn en sie zu uner wün sch ten Ne ben wir k ungen führen. Ein Un ter neh men sollte da her den Um gang mit ih nen ge nau regeln. Un ter an de rem müs sen die Ri si ken klar identifi-ziert und definiert wer den.

Risikomanagement stellt da mit hohe Anforderungen an das Ma-nagement und sollte zur Chef-sache er klärt werden. Es ist aber nicht nur ein Thema für Groß -un ter neh men, sondern auch für Mittel stän dler. Da bei reicht es nicht, nur Wäh rungen, Zinsen oder Roh stoffpreise abzusichern. Auch Fi nan zie rungs sicher heit, Energie sicherheit, Umwelt be din-gungen oder regulatorische Rah-men be dingungen sind zu berück-sichtigen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.firmenkunden.db.com

PLANUNGSSICHERHEIT Deutsche Unternehmen haben Nachholbedarf beim Risikomanagement. Das ist das Fazit einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Bank.

Risikomanagement ist Chefsache

Dr. Ulrich Schürenkrämer

Mitglied des Management Committee Deutschland, Deutsche Bank AG

Gastbeitrag

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MANAGEMENT RISIKOMANAGEMENT

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D ie Turbulenzen auf den Finanzmärk-ten werden die Weltwirtschaft bis Ende 2009 rund 7,3 Billionen Eu-

ro kosten. Je Erdenbewohner belaufen sich die Kosten damit auf mehr als 1.100 Euro. Warum haben viele Unternehmen die Früh-warnindikatoren ausgeblendet und Plan-abweichungen billigend in Kauf genom-men? Immer mehr Unternehmen erken-nen, dass letztlich der Unternehmenserfolg maßgeblich davon abhängt, dass bei den Entscheidungen neben den Risiken auch die Chancen berücksichtigt werden. Tatsa-che ist, dass bessere Risikoinformationen zu besseren unternehmerischen Entschei-dungen führen und damit Planabweichun-gen reduziert werden.

Mit Hilfe von rein reaktiven Steuerungs-systemen dürfte es immer schwieriger wer-den, die Komplexität der Prozesse und Ri-siken zu erfassen und zu analysieren. Ins-besondere die Methode der Szenario-Ana-lyse unterstützt Unternehmen dabei, nicht

nur ein einzelnes Bild der Zukunft zu skiz-zieren, sondern softwarebasiert mehrere al ternative Zukunftsbilder zu entwerfen. „Wich tiger als das Durchspielen von Worst-Case-Szenarien ist es, die richtigen Schlüs-se zu ziehen“, stellt Dr. Anette Köcher, Ri-sikomanagerin und Dozentin im Master-programm Risiko- und Compliancemana-ge ment der Hochschule Deg gendorf, fest. „Dabei müssen Entscheider die Erkennt-nisse aus den Szenarien in der strategi-schen Steuerung berücksichtigen. Die Fi-nanzkrise hat vor allem gezeigt, dass ein gesunder Menschenverstand zwar fast je-den Grad von Bildung ersetzen kann, aber kein Grad von Bildung den gesunden Men-schenverstand.“

Im Zusammenspiel mit den Frühauf-klärungs- und Controllingsystemen hat das Risikomanagement vieler Unterneh-men seine ökonomische Aufgabenstellung in der aktuellen Finanz- und Wirtschafts-krise nicht erfüllt. „Der Umfang speziell

makroökonomischer Risiken wurde unter-schätzt“, unterstreicht Dr. Werner Gleiß-ner, Leiter der Risikoforschung des Versi-cherungsmaklers und Risikomanagement-Beraters Marsh. Die notwendigen Infor-mationen über den risikobedingt erforder-lichen Eigenkapital- und Liquiditätsbedarf zur Sicherung des Ratings lägen vielen Vorständen nicht vor. Und bei vielen un-ternehmerischen Entscheidungen der Ver-gangenheit hätte man erwartete Gewinne und die eingegangenen Risiken nicht ge-geneinander abgewogen.

Bei vielen Unternehmen führen vor al-lem Währungsrisiken zu unkalkulierten Plan abweichungen. Eine durch die Deut-sche Bank jüngst veröffentlichte reprä-sentative Befragung unter 400 Unterneh-men kam indes zu dem Ergebnis, dass rund 80 Prozent der kleineren und rund drei Viertel der größeren Unternehmen Wäh-rungsrisiken keine Beachtung schenken. Zur Absicherung von Währungs-, Rohstoff- und Zinsrisiken existieren auf dem Markt eine Reihe von Instrumenten – allerdings erfordert deren Einsatz eine sehr große Sorgfalt. Falsch eingesetzt können sie zu unerwünschten Nebenwirkungen füh ren, so die Experten der Deutschen Bank.

Auch ein effizientes Credit Management kann entscheidend zur Sicherung und Wert-steigerung eines Unternehmens beitragen. Ein unzureichendes Credit- bzw. Debito-renmanagement ist die vierthäufigste Ur-sache, warum Unternehmen Insolvenz be-antragen müssen. „Um die Risiken der ei-genen Insolvenz minimieren zu können, ist es erforderlich, die Risiken des Forde-rungsausfalls und der Zahlungsverzöge-rung zu kennen und entsprechend zu steuern“, betont die Credit Managerin Ni-cole Neumerkel.

Pleiten, Übernahmen, düstere Konjunk-turprognosen: Interimsmanagement boomt vor allem in Zeiten schwacher Wirtschafts-entwicklung. Doch Interimsmanagement soll vor allem die Geschäftskontinuität si-cherstellen: Wichtige Geschäftsprozesse dür-

KRISENSZENARIO Die Finanzkrise hat Lücken im Risiko management zahlreicher Unternehmen freigelegt.

Kunst der Propheterie?

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MANAGEMENT RISIKOMANAGEMENT

VISAVIS ECONOMY 07/09

Page 40: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

fen in kritischen Situationen nicht oder nur temporär unterbrochen werden. Eine Ge-schäftsaufrechterhaltungs- und -fortset-zungs planung ist integraler Bestandteil des unternehmensweiten Risikomanagements. „Der Ausfall von Führungskräften und Mit-arbeitern im eigenen Betrieb kann Teile oder den ganzen Leistungsprozess stillle-gen“, weiß Prof. Dr. Josef Scherer, Studi-engangsleiter des Masterprogramms Risi-ko- und Compliancemanagement an der Hoch schule Deggendorf. Interimsmanager Jörg Jacob ergänzt: „Wer Hilfe von außen

sucht, braucht keine Leute, die sagen, wie eine Firma aus der Krise zu führen ist. Er braucht Leute, die die Firma aus der Krise führen.“ In der Regel erfolgt der Ruf nach externer Unterstützung jedoch eher zu spät als rechtzeitig. Dies war vor allem in der jüngsten Praxis leider wieder häu fig zu be-obachten.

Und welche Lehren können Unterneh-mer aus der jüngsten Wirtschaftskrise ab-leiten? Risikomanager werden zukünftig auf Ungleichgewichte zwischen dem Willen, Ren ditechancen zu nutzen, und der Bereit-

schaft, Risiken vorausschauend einzuschät-zen, hinweisen. Risikomanager wer den die Ampel auf „Rot“ stellen müssen, wenn ein Abwägen der erwarteten Rendite und der Risiken zum Ergebnis führt, dass das Grund-prinzip einer wertorientier ten Un ter neh-mens führung verletzt wird. Risikomanage-ment versteht sich nicht als Kunst der Pro-pheterie, sondern liefert Prog nosen zur bes-seren Steuerung von Risiken.

Frank Romeike

FACHMANNAutor Frank Romeike analysiert Risiken und Gefahren für Unternehmen.

Unzureichendes Kredit- bzw. Debitorenma-nagement ist laut einer aktuellen Untersu-chung der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG die vierthäufigste Ursache für eine Insol-venz. Forderungsausfälle und Zahlungsverzö-gerungen haben die Liquidität und die Er-tragssituation der betroffenen Unternehmen derart belastet, dass sie entweder in die Zah-lungsunfähigkeit oder in Überschuldung ge-raten sind. Um das Risiko der eigenen Insol-venz zu minimieren, ist es erforderlich, die Risiken des Forderungsausfalls und der Zah-lungsverzögerung zu kennen und entspre-chend zu steuern. „Als Leitbild für den Auf- bzw. Ausbau eines professionellen Kreditma-nagements können den Unternehmen die vom Verein für Credit Management e.V. her-ausgegebenen ‚Mindest anforderungen an das Credit Management (MaCM)‘ dienen“, erklärt Nicole Neumerkel, accumio finance services gmbh, Vorstandsmitglied des Verein für Credit Management e.V. „Das Regelwerk beschreibt sämtliche Prozesse innerhalb des

Kreditmanagements, die erfüllt sein müssen, um Unternehmen wirksam vor Forderungs-ausfällen und Zahlungsverzögerungen schüt-zen zu können.“Ein Hauptaugenmerk der MaCM gilt der Bo-nitätsprüfung und -überwachung. Diese Prü-fung soll ausschließen, dass der Kunde zah-lungsunfähig oder -unwillig ist. Sie muss da-her bereits vor der eigentlichen Leis tungs-erbringung erfolgen. Bei kleineren Beträgen kann es zur Vermeidung von Betrug schon ausreichen, eine Personen- oder Anschriften-verifizierung vorzunehmen. Das Risiko der Zahlungsverzögerung lässt sich durch Über-prüfung der bis herigen Zahlungsweise ein-schätzen.Bei größeren finanziellen Engagements soll-te auch die Einholung einer Personen- bzw. Wirtschaftsauskunft verbindlich sein. Auch die Analyse der Bilanz des potenziellen Kun-den kann einen Beitrag leisten. Da die Boni-tät eines Kunden Schwankungen unterwor-fen ist, müssen auch bislang zuverlässige

Bestandskunden dauerhaft auf das Auftreten von Frühwarnindikatoren geprüft werden. Da-bei sollte insbesondere die Zahlungsweise Einfluss auf die Bonitätseinschätzung haben. Externe Dienstleister bieten hier auch spezi-elle Warnservices an. www.saf-solutions.de

Bonitätsprüfung mindert Risiken

Kreditmanagement | Schutz vor ForderungsausfällenR

isik

ofa

kto

ren

SchlechteZahlungsmoral

VerspäteteLiquidität

InsolvenzenFehlendeLiquidität

Gefahr dereigenen

Insolvenz

TeureLiquiditätKreditverknappung

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MANAGEMENT RISIKOMANAGEMENT

VISAVIS ECONOMY 07/09

Kreditklemme, schlechte Zah lungs moral oder Insolvenz der eigenen Kun den: Das sind die Gründe dafür, warum Unternehmen in existenzielle Schwierigkeiten geraten.

LIQUIDITÄT

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Bisweilen wird der Eindruck vermittelt, In-terimsmanager wären in der Unterneh-mens krise Supermänner und -frauen, de-nen im Alleingang in kürzester Zeit Un-glaub liches gelingt. Sind Sie ein Superheld, Herr Hiese?Lothar Hiese: Das gilt selbstverständlich weder für uns noch für andere an einer Unternehmenssanierung beteiligte Perso-nen. Die nachhaltige Sanierung eines Un-ternehmens ist immer die Leistung eines guten Teams, in dem der Interimsmanagerje nach konkreter Ausgangslage eine un-terschiedliche und freilich erfolgsrelevante Rolle spielt. Warum werden Interimsmanager um Rat gebeten?Jörg Jacob: Der Interimsmanager ist aus dem Kreis der am Sanierungsprozess be-teiligten externen Experten die einzige Per-son, die drei Kernvoraussetzungen erfüllt: Erstens verfügt er über Kenntnisse der Ge-schäftsprozesse des jeweiligen Unter neh-mens aufgrund langjähriger Fach- und Führungserfahrung im Branchenumfeld des zu sanierenden Unternehmens. Zwei-tens sind ihm Besonderheiten des Sa nie-rungsprozesses an sich bekannt. Unter-nehmer und Manager, die nicht zuletzt auf-grund der Finanzkrise unerwartet in eine Krisensituation gerutscht sind, stehen plötz-lich vor vollkommen neuen Themen. Zum Beispiel verändert sich in einer Krise die Qualität der Beziehung zu den finanzie-renden Banken. Außerdem hat das Ma-n agement des in die Krise geratenen Un-ter nehmens in der Regel die Maßnahmen, die im Rahmen einer harten Sanierung er-griffen werden, in der Vergangenheit noch nie umgesetzt. Dies gilt insbesondere mit Blick auf den Umfang der Maßnahmen und die gebotene Umsetzungsgeschwin dig keit. Drit tens verfügt das Interimsmanagement über solide finanzwirtschaftliche Kennt-nisse, vor allem was die Bedeutung des in-tegrierten Dreiklangs aus Gewinn- und Ver-lust rech nung (GuV), Bilanz und Liquidität betrifft. Letztere ist in der Krise das knappste

INTERIMSMANAGEMENT Die Berater der MSP Management Support Partners, Lothar Hiese und Jörg Jacob, im Gespräch mit VISAVIS über Erfahrungen aus Sanierungsprozessen.

Supermänner in Nadelstreifen?

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MANAGEMENT RISIKOMANAGEMENT

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Gut, über sie wird prioritär mit Banken ge-sprochen. Diese verlangen ein absolut pro-fes sio nelles Reporting im Sinne von Ist-Zah len und rollierender Planung. Diese drei Kern voraussetzungen bedeuten, dass der In te rimsmanager eine ideale Per son ist, um einerseits die erfolgskritische und hoch -sen sible Schnittstelle zwischen Unterneh-mens manage ment, Gesell schaf tern, weite-ren ex ternen Sa nierungs ex per ten und den finan zierenden Kreditinstituten erfolg reich zu ge stalten und andererseits eine Neuaus-rich tung des Unternehmens zu bewirken.In welcher Situation befindet sich ein Unternehmen, wenn der Interims ma na-ger engagiert wird?

Lothar Hiese: In der Regel befindet sich das Unternehmen in einer prekären Liqui di täts-situation. Oft werden wir sehr spät, ja man ch-mal auch zu spät gerufen. Wir können nur dringend an Manager und Unternehmer ap-pellieren, uns zu einem frühen Zeitpunkt für ein erstes, unverbindliches und streng ver-trauliches Beratungsgespräch zu rufen, wenn sich deutlich abzeichnet, dass Umsatz-, Mar-gen- und Ergebnispläne nicht eingehalten werden können, mit entsprechender Kon-sequenz für die Liquidität. Die mittelfristi-ge Finanzierung ist nicht gesichert. Die Kom-munikation mit Vertretern finanzieren der Kreditinstitute wird sich erfahrungsgemäß schon zu diesem Zeitpunkt intensiviert haben.

Wenn Sie eher spät als rechtzeitig gerufen werden, bedeutet das Sand im Getriebe des Diagnose-Prozesses im Unternehmen durch das Management. Wo hakt es?Lothar Hiese: Unzureichende Controlling-Instrumente sowie eine – menschlich ver-ständliche – Tendenz, in der Krise die Zu-kunft deutlich besser einzuschätzen, als sie realistischerweise zu planen ist. In der Fol ge werden Sanierungsmaßnahmen zu spät oder gar nicht eingeleitet.Gibt es eine Hürde, die Unternehmer und Manager im Rahmen der Krisenbe wäl ti-gung überwinden sollten?Jörg Jacob: Ja, die Hürde, in schwieriger Situation rechtzeitig die diskrete Unter-stützung von Experten wie uns anzuneh-men. Wir haben höchsten Respekt vor un-terneh me rischer Leistung. Es gibt aller-dings Situa tio nen, die am besten gemein-sam mit krisenerfahrenen Managern ge-meistert werden. Es kann fatale Folgen haben, wenn man in der Krise die Lernkurve von unten beginnend gehen will.Und welche weiteren konkreten Tipps geben Sie Un ternehmenslenkern in schwierigen Situa tio nen?Lothar Hiese: Erstens sollten Unternehmen ihr „Navigationssystem“, das Finanz pla nungs- und Controllingsystem, sofort einem „Krisen-eignungstest“ unterziehen. Wer nicht über mo natlich rollierende Forecastprozesse ver-fügt, die in die Darstellung der jeweils ver-fügbaren oder zusätzlich benötigten liquiden Mittel in den nächsten zwölf Monaten mün-den, erkennt in der Re gel zu spät, dass er sich in einer existenziellen Krisensituation befin-det. Wir unterziehen Controllingsysteme in wenigen Tagen einem Gesundheitscheck in diesem Sinne. Zweitens: Manager und Un-ter nehmen sollten so früh wie möglich mit einem sanierungserfahrenen Interims ma-n ager in den Sparring gehen, den Re struk-turierungsprozess auf diese Weise pro aktiv gestalten. Im Restrukturierungsteam kommt dem Interimsmanager die Rolle zu, Lotse zu sein auf einem Schiff in unruhigen und unbekannten Gewässern.

Erfahrene Senior Partner von Management Support Partners mit unterschiedlichen Stand orten in Deutschland stehen Unter-nehmen zur Seite, wenn es um die Lösung erfolgskritischer Aufgaben geht. Das Team besteht ausschließlich aus Partnern, die über langjährige Fach- und Führungserfah-rungen in Unternehmen sowie mehrjährige Projekterfahrungen verfügen.In allen drei wesentlichen Mandatstypen, Re strukturierung/Sanierung, Prozessopti-mierung/Effi zienzsteigerungsprogramme sowie die Überbrückung von Vakanzen, steht das Umsetzungsmanagement im Vordergrund. Die Interimsmanager der MSP Management Support Partners machen da weiter, wo andere aufhören.MSP Management Support Partners erstellt Sanierungs- und Fortführungsgutachten in Zusammenarbeit mit re nommierten Bera-tungsunternehmen und WP-Gesellschaften;

Partner der MSP Management Support Part-ners brin gen mit ihrer Branchenexpertise in diesem Zusammenhang im Wesentlichen den leis tungswirtschaftlichen Teil ein. Die Rolle eines Partners der MSP Manage-ment Support Partners im Projekt hängt jeweils vom Mandatstyp ab; sie reicht vom Projektmitarbeiter und -leiter bis hin zur Übernahme einer Linienmanagementaufga-be auf Zeit, auch in Organfunktion, in allen Funktionsbereichen eines Unternehmens. In Sanierungssituationen steht die Rolle „CRO Chief Restructuring Offi cer“ im Vordergrund.Über besonderes Branchen-Know-how ver-fügt MSP Management Support Partners bei Herstellung und Handel im Bereich von Kon-sumgütern und Markenartikeln. Ein Team Verarbeitende Industrie (Maschinenbau, Anlagenbau, Automotive) befi ndet sich im Aufbau. Weitere Informationen im Internet unter: www.msp-web.com

Unternehmensberatung Manager auf Zeit

Kompetente Partner bei der Sanierung

KRISENKONZEPTLothar Hiese und Jörg Jacob als

geschäftsführende Gesellschafter und ihre Partner von MSP

Ma nagement Support Partners lotsen Unternehmen in der Krise

durch unruhige Gewässer.

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MANAGEMENT RISIKOMANAGEMENT

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B erufsunfähigkeit ist für die meisten Menschen ein unangenehmes The-ma. Wer denkt schon gern an die

Möglichkeit, plötzlich schwer zu erkranken oder sogar invalid zu werden und infolge-dessen außerstande zu sein, aus eigener Kraft Geld zu verdienen. Eine aktuelle Stu-die von Delta Lloyd Deutschland und dem F.A.Z.-Institut ergab, dass sich gerade ein-mal jede zweite Familie in Deutschland gegen Berufsunfähigkeit abgesichert hat. Nur 10,6 Prozent aller Befragten halten es für wahrscheinlich, dass sie von Berufsun-fähigkeit betroffen sein könnten. „Tatsäch-lich scheidet heute aber bereits jeder fünfte Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Grün-den aus dem Berufsleben aus“, so Dr. Rai-ner Reitzler, Vorstands vorsitzender der Mün che ner Verein Versicherungsgruppe. Die Folgen können gravierend sein: Sabine Peters, Vorsorgeexpertin von Delta Lloyd, rechnet vor: „Wenn man ein Monatsein-

kommen von 2.000 Euro annimmt, fehlt einer Familie in zehn Jahren rund eine Viertelmillion Euro – ohne Berücksichti-gung der Inflation.“

Bei etwa jedem sechsten Arbeitnehmer sind Unfälle oder Krankheiten, die körper-liche Organe betreffen, die Ursache für ei-ne Berufsunfähigkeit. Psychische Erkran-kungen sind bei einem Drittel aller Fälle der Grund für den unfreiwilligen Rückzug vom Job. 15 Prozent scheiden wegen einer Krebserkrankung vorzeitig aus dem Beruf aus. Wer in diesem Fall auf Hilfe vom Staat setzt, wird enttäuscht sein: Versi-cherte, die nach dem 1. Januar 1961 gebo-ren wurden, erhalten nur noch eine sehr geringe Erwerbsminderungsrente. Laut Be-rechnungen des Bundesfinanzministerium würde ein 30-Jähriger mit einem monatli-chen Bruttoeinkommen von 2.500 Euro bei voller Erwerbsminderung zurzeit eine Rente von gerade einmal 802 Euro erhal-

ten. Zudem können von Berufsunfähigkeit Betroffene auf andere Tä tigkeiten verwie-sen werden – auch wenn diese weitaus schlechter bezahlt sind.

Anders bei einer privaten Berufsunfä-higkeitsversicherung: Je nach Vertragsge-staltung zahlt die Versicherungsgesellschaft bereits ab einer Berufsunfähigkeit von 25 Prozent – in diesem Fall gibt es eine Teil-leistung der vereinbarten Summe. Die vol-le Summe wird meist ab einer Berufsunfä-higkeit von 50 Prozent ausbezahlt. Einige Versicherer leisten erst ab 66,6 oder ab 75 Prozent in vollem Umfang. Wer einen Ver-trag abschließen will, hat die Wahl zwi-schen einer Selbstständigen Berufsunfä-higkeitsversicherung oder einer Berufsun-fähigkeitszusatzversicherung (BUZ). Bei einer BUZ wird der Schutz gegen Invalidi-tät mit einer Lebens- oder Rentenversiche-rung gekoppelt. Verbraucherschützer raten in der Regel von solch einer kombinierten

AUSGEJOBBT Ein Unfall, eine schwere Krankheit und schon steht die Karriere auf dem Spiel. Wer die richtige Versicherung abgeschlossen hat, braucht sich zumindest finanziell keine Sorgen zu machen.

Auf der sicheren Seite

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VERSICHERUNG BERUFSUNFÄHIGKEIT

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Versicherung ab. Denn wenn die Lebens- oder Rentenversicherung gekündigt wird, verfällt auch der Anspruch auf Leistungen bei Berufsunfähigkeit. Und wer bei einem neuen Versicherer unterkommen möchte, muss erneut eine Gesundheitsprüfung ab-solvieren. Je nach Vorerkrankun gen kann es teurer werden – oder das Versicherungs-unternehmen kann sogar einzelne Risiken aus dem Vertrag ausschließen.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt natürlich nur so lange, wie der Betroffene seinem Beruf nicht nachgehen kann. Ist er

wieder einsatzfähig, werden die Leistungen eingestellt. Schwierig wird es in diesem Fall zum Beispiel für Menschen, die an einer lang anhaltenden schweren Krankheit leiden oder einen Schlaganfall hatten. Für die se Gruppe ist unter Umständen eine soge-nannte Dread-Disease-Versicherung sinn- voll. Diese „Schwere-Krankheiten-Vor sor-ge“ zahlt, wenn eine vorher definierte schwe-re Krankheit auftritt. Anders als bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung wird bei einer Dread-Disease-Versicherung die fest vereinbarte Versicherungssumme einmalig

nach Diagnosestellung gezahlt und nicht erst bei Feststellung bleibender Schäden.

Mit dieser Einmalsumme können so eventuell notwendige Rehabilitationsmaß-nahmen bezahlt werden. Außerdem ermög-licht dieses finanzielle Polster dem Versi-cherten, beruflich etwas kürzer zu treten.

Der Begriff „dread disease“, zu Deutsch „gefürchtete Krankheit“, ist etwas irrefüh-rend. Die Versicherung zahlt nämlich auch, wenn Betroffene nach einem Unfall zum Beispiel blind werden oder Lähmungen auf-treten. Auch schwere chirurgische Eingriffe

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%

3%

7%

9%

12%

15%

24%

30%Bewegungsapparat

Nerven, Psyche

Unfälle

Gefäße, Herz, Kreislauf

Krebs

Innere Krankheiten

Sonstige

Es gibt kein Patentrezept gegen Krebs. Aber gegen die finanziellen Folgen schwerer Er-krankungen kann man sich absichern. Über 900.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung. Viele der Betrof-fenen sind unter 40. Zahlreiche Deutsche verlassen sich auf die gesetzliche Absiche-rung. Diese ist allerdings magerer geworden. Denn Arbeitnehmern, die nach 1961 geboren wurden, wird nur noch eine gesetzliche Er-werbsminderungsrente gezahlt. Auch sind Verweise auf andere Berufe möglich, was in Teilen ebenso für private Berufs- und Erwerbs-unfähigkeitsversicherungen gilt. Sind Betrof-fene aber mit einer akuten Versorgungslücke konfrontiert, brauchen sie vor allem eines: schnelle finanzielle Hilfe.Hierfür gibt es innovative Lösungen aus dem angelsächsischen Raum: Dread-Disease-Ver-sicherungen, auch unter dem Namen Critical- oder Serious-Illness-Policen bekannt, bieten eine Absicherung gegen schwere Erkrankun-

gen. Bei Eintritt einer vertraglich definierten lebensbedrohlichen Krankheit wie Schlagan-fall, Herzinfarkt oder Krebs helfen sie den Versicherten mit einer einmaligen Kapital-zahlung aus. Die Leistung soll den Betroffenen das Leben in der neuen, schwierigen Situation erleichtern und erfolgt unabhängig davon, ob sie noch arbeiten können oder nicht. Seit den 90er Jahren finden die Policen in Groß-britannien viel Zuspruch. Wie stark die Idee des privaten Risikoschutzes in angelsächsi-schen Ländern verankert ist, zeigen Statisti-ken: Bereits rund zehn Prozent der arbeiten-den Bevölkerung Großbritanniens genießen einen Versicherungsschutz gegen schwere Krankheiten. Bei uns sind Dread-Disease-Versicherungen seit 1991 erhältlich. Auch bei deutschen Kunden haben sich die innovativen Lösungen durchgesetzt. Marktführer ist der Versicherer Canada Life mit dem Produkt „Schwere-Krankheiten-Vorsorge“. Kunden können sich hier gegen insgesamt 41 Krank-heiten absichern. www.canadalife.de

Absicherung im Fall von Krebs und Infarkt

Risikoschutz | Finanzielle Versorgungslücke schließen

SICHERHEIT Um das Leben unbeschwert genießen zu können, kann man sich gegen die finanziellen Folgen schwerer Erkrankungen absichern. Dread-Disease-Versicherungen heißt die Lösung.

Störungen des Bewegungsapparats und psychische

Erkrankungen sind die Hauptursachen für Berufsun-

fähigkeit. Ein staatlicher Schutz existiert indes nur

für Menschen, die vor dem 2. Januar 1961 geboren

wurden. Dieser ist nach Meinung zahlreicher Experten

überdies vollkommen unzureichend.

Que

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wis

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URSACHEN

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VERSICHERUNG BERUFSUNFÄHIGKEIT

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wie Bypass-Operationen oder Organ trans-plantationen sind im Leistungskatalog ent- halten. Ein vollwertiger Ersatz für eine Be-rufsunfähigkeitsversicherung ist die Dread-Disease-Police sicherlich nicht, aber sie ist eine sinnvolle Alternative für Per sonen, die beispielsweise aufgrund von vorangegan-genen Erkrankun gen keine Möglichkeit mehr haben, eine Be rufsunfähig keitsver sich erung ab z u schlie ßen.

Die Dread-Disease-Versicherung stammt aus dem angelsächsischen Raum und ist dort unter dem Begriff Critical-Illness-Versiche-rung weit ver breitet. Seit einige deutsche Anbieter Anfang der 90er-Jahre diese Po-lice in ihr Portfolio aufgenommen ha ben, er freut sie sich auch bei uns zunehmen der Beliebtheit. Canada Life gehört zum Bei-spiel zu den Versicherern, die „Dread Di-sease“ seit mehreren Jahren im Angebot haben – ebenso wie andere britische Ver-sicherungen zur privaten und betrieblichen Altersvorsorge. Der Vorteil der britischen Policen: Sie unterliegen keinen Einschrän-kungen bei der Kapitalanlage, so dass sie ei nen wesentlich höheren Anteil von Aktien in ihre Anlagen aufnehmen können. Das führt – vor allem auf lange Sicht gesehen – zu einer höheren Rendite. Deutsche Ver-sicherer sind hingegen verpflichtet, min-destens 65 Prozent in sichere Zins anlagen zu investieren, so dass sie einen ge rin ge-ren Aktienanteil und damit in der Regel weniger Rendite haben. Besonders beliebt unter den britischen Versicherungen sind derzeit die Unitised-With-Pro fits-Produkte (UWP), bei denen dank spezieller Anlage-verfahren hohe Renditemöglich kei ten mit Garantien und Sicherheiten ver knüpft wer-den können.

Keiner sollte sich darauf verlassen, dass er bis zum Rentenalter voll einsatzfähig bleibt. Mit einer Berufsunfähigkeitsversi-cherung deckt man alle möglichen Risiken ab und ist so auf der sicheren Seite.

Sabine Olschner

Die Arbeitskraft sichert unsere Existenz. Doch was geschieht, wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt? Berufsunfähigkeits-, Dienstunfähigkeits- und Grundfähigkeitsver-sicherungen decken die Risiken ab. Der Markt an Absicherungsinstrumenten ist komplex und bietet viele miteinander kom-binierbare Leistungsbausteine. Transparenz

verschafft sich der Kunde zunächst durch die Wahl eines zielgruppenorientierten Ver-sicherungsunternehmens, durch kompetente Berater, die Produkte individuell anpassen, und nicht zuletzt durch verständlich formu-lierte Versicherungsbedingungen. Heutzutage scheidet jeder fünfte Bundesbürger aus ge-sundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus. Selbstständige und Angestellte sollten deshalb Wert auf eine umfangreiche Deckung und Sicherheit im Falle einer Berufsunfähigkeit legen. Laut aktuellem Versorgungsbericht der Bundesregierung scheiden auch rund 30 Prozent der Beamten wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig aus dem aktiven Dienst aus. Auch für sie existieren verlässliche Instrumente. Eine kostengünstige Absicherung vor Verlust von Grundfähigkeiten wie Sehen, Sitzen, Hören etc. bietet überdies die Grundfähig-keitsversicherung. Diese wird nicht zuletzt von Schülern und Studenten sehr positiv ange nommen.Weitere Anhaltspunkte für die Produktqualität bieten Rankings unabhängiger Finanzinstitute und Fachzeitschriften. Hierbei spielt die Be-wertung der Versicherungsbedingungen eine zentrale Rolle, denn die zahlen sich im Ernstfall in barer Münze aus. „Die Versiche-rungs bedingungen der Premium-Berufsunfä-higkeitszusatzversicherung der Münchener Verein Versicherungsgruppe wurden vom Analysehaus Morgen & Morgen als ausge-zeichnet bewertet“, betont Dr. Rainer Reitz-ler, Vorstandsvorsitzender der Versiche-rungsgruppe Münchener Verein. Die Zeit-schrift Capital bestätigt in ihrer Augustaus-gabe die ausgezeichnete Leistungsfallprü-fung des Generationen-Versicherers. Weitere Infos unter: www.muenchener-verein.de

Sicherheit im Fall der Fälle

Zusatzversicherungen | Erwerbsunfähigkeit erfolgreich Paroli bieten

LEISTUNGSBAUSTEINE „Nur die Kombination aus Produkt, Bera tung und Erfahrung ver-schafft dem Kun den die Sicherheit, im Fall der Fälle richtig versorgt zu sein“, erklärt Dr. Rainer Reitzler, Vorstandschef der Mün che-ner Verein Ver siche rungs gruppe.

Auf dem Vormarsch: Dread-Disease-Versicherungen

bieten eine Absicherung gegen lebensbedrohliche

Erkrankungen.

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VERSICHERUNG BERUFSUNFÄHIGKEIT

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Für die meisten Menschen gehört ein Au-to heutzutage einfach dazu – ob als unersetz-liches Muss für die Fahrt zur Arbeit, zum Tätigen von großen oder kleineren Einkäu-fen oder zur Erledigung verschie dens ter Ter-mine. Für einige kann ein Auto auch Lieb-haberei bedeuten oder ein kleiner Luxus. Für alle aber gilt die finanzielle Verpflich-tung, das Fahrzeug zu versichern (Kfz-Haft-pflicht ver si che rung). Tat sächlich locken be-reits beim Autokauf Prämien, Rabatte oder zinsgünstige Kaufraten; wirklich sparen aber – und dies dauerhaft! –lässt sich jedoch nur bei der Auto versicherung. Hier gilt es des-halb, ge nau hinzuschauen.

Wie immer im Herbst gerät Bewegung in den Kfz-Markt, denn zum Stichtag 30. No-vember ist für alle Fahrzeugbesitzer ein Versicherungswechsel zu einem anderen An bieter möglich, unabhängig davon, ob ein Schadensfall vorlag oder das Fahrzeug gewechselt wurde. Die Kfz-Haftpflichtver-sicherung ist gesetzlich verpflichtend und greift, wenn ein Pkw-Fahrer mit seinem Auto Sachen beschädigt oder Personen ver-letzt. Wechselwillige kündigen ihrem alten Versicherer am besten schriftlich. Dass sich ein Versicherungswechsel finanziell lohnen soll, versteht sich dabei von selbst. Deshalb gilt: Erst vergleichen, dann entscheiden.

Viel- oder Wenigfahrer, als Single im Cabrio oder als Familienvater in der geräu-mi gen Familienkutsche unterwegs: Für je-den gibt es den passenden Tarif. Häufig

wer den verschiedene, meist zwei Varian-ten angeboten: ein Standardtarif mit ab ge-speck tem und ein Comforttarif mit deutlich erweitertem Leistungsumfang. Wichtig ist, dass der Vertrag der persönlichen Situation angepasst ist. Daher ist es angeraten, das Leistungsspektrum genau unter die Lu pe zu nehmen. Allerdings: Wer einen neuen güns tigen Anbieter sucht, kommt laut Stiftung Warentest nicht an Direktversiche-rern vorbei. Doch nicht allein der Preis, auch Service und transparente Vertragsbedin-gun gen sollten mit ausschlaggebend sein.

CosmosDirekt arbeitet im zeitgemäßen Direktvertrieb mit Service – dies mit quali-fizierten Beratern, die den Kunden 24 Stun-den am Tag, 365 Tage im Jahr persönlich beratend zur Seite stehen. „Direkt“ steht für direkte Beratung ohne Außendienst und Mak lerverbindungen und damit für direkte Kostenvorteile. Ein geldwerter Vorteil, der selbstverständlich auch für den Kfz-Bereich gilt. Als Serviceversicherer ist es das Ziel von CosmosDirekt, Versicherungsnehmern und Anspruchstellern den größtmöglichen Ser vice zu bieten. Insbesondere die Scha-densabwicklung erfolgt sehr schnell und un bürokratisch; dabei werden bereits 90 Pro zent der Kasko-Schäden rein telefonisch abgewickelt. Dass dies Hand in Hand mit einer hohen Servicequalität geht, bestätigt aktuell die KUBUS-Kundenbefragung: Cos- mos Direkt wird hier mit der Note „sehr gut“ ausgezeichnet.

Ein Bonbon ist die gegenüber Kunden aus gelobte Garantiezusage, Schäden inner-halb von sieben Tagen nach Vorlage aller relevanten Unterlagen zu regulieren. Dabei gewinnt der Kunde immer, denn sollte dies ausnahmsweise einmal nicht gelingen, er-hält der Kunde 50 Euro extra.

Weitere Highlights machen den Kfz-Ta-rif von CosmosDirekt noch attraktiver. Zum hervorragenden Preis-/Leistungs ver hältnis gibt es eine umfassende Absiche r ung mit attraktivem Rabattschutz (bis zu drei Schä-den frei), einer Neupreisent schä digung bis zu 24 Monaten oder auch einer fallenden Selbstbeteiligung. Dies gepaart mit einem ausgezeichneten Schadenservice und ge-krönt von einem bequemen, einfachen und schnellen Abschluss im Internet – so ist CosmosDirekt besonders für preissensible Kunden eine qualitätsorientierte Option im Versicherungsmarkt.

Serviceorientiert ist auch das kunden-freundliche Internetangebot von Cosmos-Direkt: Hier kann sich der Interessierte in übersichtlichen Tabellen auf einen Blick über die Leistungen der einzelnen Policen informieren, Detailinformationen abrufen und sogar Tarifkosten vergleichen. Der in-dividuelle Beitrag kann online berechnet, ein Angebot angefordert und natürlich auch der Vertragsabschluss getätigt werden - alles transparent, einfach zugänglich und eben direkt. Informationen finden Sie im Internet unter: www.cosmosdirekt.de

LEISTUNGSSTARK Wer sein Fahrzeug versichern will, kann durch Vergleichen der Tarife viel Geld sparen, ohne dabei auf gute Leistungen und Service verzichten zu müssen.

Gut versichert zu kleinen Preisen

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VERSICHERUNG KFZ-VERSICHERUNG

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Page 47: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

D ie Abwrackprämie ist ausgelaufen, der Fördertopf leer. Die Autofahrer können auch weiterhin Bares spa-

ren. Weil die Händler jetzt Umsatzeinbrü-che befürchten, locken sie die Kunden mit satten Rabatten. Sparen können Autofah-rer auch durch die Wahl der richtigen Ver-sicherung. Wichtig ist der Stichtag 30. No-vember: Bis dahin können Versicherte ihre Kfz-Police kündigen, um einen neuen Ver-trag bei einem an deren Versicherer abzu-schließen. „Wer vom teuersten zum günstigs-ten Kfz-Versicherer wechselt, kann jährlich Summen im vierstelligen Bereich sparen“, sagt Elke Weiden bach, Versicherungs ex-per tin der Verbraucherzentrale Nord rhein-Westfalen.

Manche Versicherungsgesellschaften ver- zichten mit tlerweile aber auf die Stichtags-regelung im November und bieten eine Kündigung jeweils zum Jahrestag des Ter-mins an, an dem der Vertrag abgeschlossen wurde. „Für den Autofahrer bedeutet das allerdings, dass er sich selbst an den Kün-

digungstermin erinnern muss“, gibt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu bedenken.

Über einen Wechsel nachzudenken, lohnt sich allemal: Direktversicherer und klas-sische Versicherungsunternehmen stehen in einem Konkurrenzkampf und buh len mit günstigen Tarifen um die Gunst der Kun-den. Nach einer Auswertung des unabhän-gigen Verbraucherportals toptarif.de vari-ieren die Beiträge für ein bestimmtes Mo-dell und den gleichen Schutz der Policen aktuell um mehr als 50 Prozent im Jahr.

Doch wer seinen Versicherer wechseln will, sollte nicht nur auf den Preis schau-en, sondern sich auch mit einzelnen Kon-ditionen und Vertragsbedingungen be schäf-tigen. Eine hohe Deckungssumme bis zu 100 Millionen Euro sollte zum Beispiel in-klusive sein. „Häufig bieten Versicherer zwei unterschiedliche Varianten an“, erklärt Pe-ter Kilian, Kfz-Experte bei CosmosDirekt, „einen Standardtarif mit abgespecktem und einen Komforttarif mit deutlich erweitertem Leis tungs umfang.“

Preislich im Vorteil sind vor allem Frau-en: Sie fahren laut Statistik sicherer als

Männer und ver ursachen nach Angabe des „Gender Datenreport“ des Bun des fa mi lien-ministeriums nicht einmal jeden dritten Un fall. Dies haben die Versicherungsgesell-schaften zum Anlass genom men, die Bei-träge für Autofahrerinnen zu senken.

Auch für umweltschonende Modelle ge-währen immer mehr Versicherungsunter-nehmen Öko-Spartarife. Die DEVK bietet ihren Versicherten zum Beispiel Preisnach-lässe, wenn der Pkw nicht mehr als 140 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Die Jahresfahrleistung darf dann allerdings maxi mal 15.000 Kilometer betragen, und der Kunde muss ein Jahresticket für Busse oder Bahnen nutzen. Für Thorsten Bohg von toptarif.de ist zudem klar: „Viel Spar-potenzial steckt in der optimalen Anpas-sung des Versicherungsschutzes an das Fahr zeug und die persönlichen Lebensum-stände.“ Zum Beispiel empfiehlt er bei Au-tos, die älter als fünf Jahre sind, von Voll- auf Teilkaskoschutz umzustellen. Dies bringt oftmals mehrere hundert Euro im Jahr“, so Experte Bohg.

PREISSPANNEN Die jährliche Überprüfung der Kfz-Versicherung rentiert sich. Mitunter lässt sich durch einen Anbieterwechsel viel Geld sparen. Vor allem Frauen profitieren.

Optimal geschützt mit top Tarifen

Sabine Olschner

STICHTAG „Autofahrer müssen sich an ihren individuellen Kündigungstermin erinnern“, erklärt Katrin Rüter de Escobar, GDV.

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VERSICHERUNG KFZ-VERSICHERUNG

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Page 48: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

Die Erfolgsgeschichte von „Das Futterhaus“ beginnt 1987: In Pinneberg eröffnet das erste „Futterhaus“ als damals größter Zoofachmarkt in Norddeutschland seine Pforten. Seitdem geht es beim Fachhändler für Tiernahrung und -zubehör steil und kontinuierlich bergauf. Heute ist die Unternehmensgruppe mit über 200 Märkten bundesweit der zweitgrößte Fachhändler seiner Branche und hat sich als Kompetenzhaus für Tiere fest auf dem Markt positioniert.

Grundlage des Erfolgs sind eine umfassende Angebotspalette und die kompetente Beratung, die gerade in einem Umfeld, das der Kunde emotional und persönlich wahrnimmt, von großer Bedeutung ist. Der Heimtiermarkt ist attraktiv: Die Deutschen geben jährlich über drei Milliarden für ihre Haustiere aus. So erzielte „Das Futterhaus“ 2008 einen Umsatz von 157 Millionen Euro, ein Plus von knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit zählt das Unternehmen zu den am schnellsten wachsenden seiner Branche.

Um diesen Erfolg zu sichern, setzt die Gruppe auf ein seit langem bewährtes Franchising mo-dell. Mehr als 100 Franchisepartner vertrauen dem Konzept der Unternehmensgruppe. Mit guten Gründen: Die Franchisenehmer der Zoofachmarktkette profitieren von der bekannten Marke und einem kontinuierlichen Wachstum im zweistelligen Bereich. Die jahrelange Erfahrung, das markt-erprobte Gesamtkonzept und das Netzwerk von starken Partnern aus dem Handels- und Finanz-wesen bieten Existenzgründern entscheidende Vorteile bei ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Allein im Jahr 2008 entschieden sich 13 Existenzgründer für das Konzept, das die familien geführ te Futterhaus-Gruppe bietet. Und das Potenzial am Heimtiermarkt ist weiterhin groß. Auch in Zu-kunft will „Das Futterhaus“ seinen Expansionskurs fortsetzen. Mittelfristig sind daher bereits 40 neue Stand orte in Mittel-, Süd- und Ostdeutschland geplant. „400 Märkte bis 2013 in ganz Deutschland sind unser Ziel“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Herwig Eggerstedt. Weiter In-formationen unter: www.futterhaus.de

Partner Erfolg mit kompetentem Service

ERFOLGSKONZEPT Der Fachhändler für Tiernahrung expandiert mit einem

erfolgreichen Franchisemodell. Herwig Eggerstedt, Gründer und Geschäfts-führer der Firma, will die Anzahl der

Märkte bis 2013 verdoppeln.

Mit einem Konjunkturrückgang von rund fünf Prozent bleibt 2009 das bei weitem schlechteste Jahr Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch nicht jeder Wirt schaftszweig ist gleichermaßen betroffen. Eine traditionell von Wachs tum verwöhnte Branche ist die deut sche Franchise-Wirt schaft. Allein 2008 sprang der Umsatz von 41,5 Milliar den auf 47 Milliarden Euro. Von der guten Kon junktur im Vorjahr haben vor allem die Franchise-Partner profitiert. Natürlich leiden auch Franchise-Sys te me unter der Rezession. Die Zahlen im Ein zelhandel und im Dienst leis tungs be reich sind deutlich zurückgegangen – Bran chen, in denen sich 63,7 Prozent aller Fran chise-Systeme in Deutschland bewegen. Doch liegt nicht in jeder Krise eine Chance? Oder ist dieser Satz blo-ßer Eu phe mismus, der von strukturellen Pro ble men ablenken soll? Aus dem Griechischen stammend, bedeutet das Wort „crisis“ schlichtweg: Ent schei-dung. Um richtige Entscheidungen zu treffen, ist eine tiefgehende Aus einan der-set zung erforderlich. Wer ein Unternehmen erfolgreich führt, betrachtet diese Aus ei nan dersetzung als naturgegeben, nicht als Zu mutung. Torben Brodersen, Ge schäfts füh rer des Deutschen Franchise-Ver ban des, rät da zu, die Zeit zu nut-zen, um in Klausur zu ge hen. Unternehmen soll ten ihr Ge schäfts mo dell auf Zu-

kunfts fähigkeit überprüfen: „In Zeiten guter Kon junktur wird dies leider oft vergessen.“ So gese-hen ist es kein Zufall, dass so man ches Geschäftsmodell in schlech ten Zei ten wankt. Doch es ist auch kein Zu fall, dass ein flexibles Konzept eine Krise übersteht, weil das Potenzial für Markt an-pas sungen bereits in üppigen Zeiten vorherrschte. Für letztere Unternehmen gibt es viele Beispiele, eines davon: „Das Futterhaus“. Mit mehr als 200 Franchise-Märkten macht der Zoofachhändler nicht nur in guten Zeiten gute Ge schäf te, sondern hat auch den Nerv in schlech-ten Konjunkturphasen getroffen. Denn die Liebe zum Tier gedeiht auch dann, wenn die Lust auf Luxus abnimmt: Der typische Heimtierhalter gibt kaum weniger Geld für die Versorgung des zu-sätzlichen Fa mi lien mitglieds aus. Bewährte Konzepte haben reelle Chan cen, die Krise zu überste-hen. Es werden, so Brodersen, einige Systeme aufgrund der Markt situation wegbrechen – übrigens durch aus zum Vorteil für Franchise-An wär ter: Die Auswahl an Systemen wird hoch wertiger. Gleichzeitig werden künftig auch Filialisten auf Franchising umstellen, wovon selbstständige Unternehmer profitieren. Ins ge samt strahlt die Franchise-Wirtschaft Zu ver sicht aus.

Zukunft Vom Partner profitieren

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TITELTHEMA NACHHALTIGKEIT

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MÄRKTE BÜROWELTEN

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ARBEITSPLATZ Nur wer sich in seiner Bürowelt wohlfühlt, vermag Großes zu leisten. Ein attraktives und ergonomisches Arbeitsumfeld schafft hochmotivierte Mitarbeiter.

V erspannungen, Rückenschmerzen, Bandscheibenprobleme – den Sta-tistiken der Krankenkassen zufolge

verursachen die sogenannten Dorsopathien die meisten Arbeitsunfähigkeitstage. Al-lein in Deutschland sind rund 80 Mil-lionen Arbeitsausfalltage die Folge chro-nischer Rückenprobleme. Jahr für Jahr verursachen Muskel-, Skelett- und Bin-degewebserkrankungen Kosten von mehr als 25 Milliarden Euro. Jede fünfte Früh-verrentung geht auf Rückenprobleme zu-rück. Auch die Unternehmen sind durch die Kosten von Arbeitsausfällen und Früh-verrentungen negativ betroffen. Kein Wun-der, dass immer mehr Betriebe den ergo-nomischen und ergodynamischen Bedürf-nissen ihrer Beschäftigten eine ho he Prio-rität einräumen. Die Bereitschaft der Un-ternehmen, sich mit Fragen der Ergono-mie und Ergodynamik auseinanderzuset-zen, hat aber auch noch einen weiteren Grund. Denn Mitarbeiter zeigen nur dann Leistungsfreude und Leistungsbereitschaft, wenn sie sich am Arbeitsplatz wohlfüh-len, wenn die Bedingungen in je der Hin-

sicht stimmen. Im merhin, so hat eine Stu-die des Fraunhofer Instituts für Ar beits-wirtschaft und Organisation in Stutt gart er geben, lässt sich die Ar beits pro duk ti vi-tät um bis zu 36 Prozent steigern, wenn die Bedürfnisse der Mitarbeiter berück-sichtigt werden.

Ganz allgemein geht der Trend hin zu offeneren Bürolandschaften und mehr Fle-xibilität – Stichwort Open Space, Desk sha-ring und Roomware. Open Space hat nichts mit den alten Großraumbüros zu tun, son-dern bezeichnet geräumige Arbeitsflächen, auf denen mehrere Mitarbeiter ihren Tä-tigkeiten nachgehen. Open Space, ein Kon-zept, auf das auch Unternehmen wie die Deut sche Bank, Swisscom Mobile, Accen-ture oder Sixt setzen, versucht, die ideale Balance zwischen Zusammenarbeit und Kom munikation sowie Rückzugsmöglich-keiten und Entspannung zu bieten. Einer der Anbieter, die Open-Space-Produkte auf den Markt gebracht haben, ist der Büro-möbelhersteller Sedus Stoll mit einem „No limits“-Programm, das den immer wieder neuen individuellen Auf bau von Büro land-

schaf ten je nach Nutzer erlaubt. Freilich stimmen Unternehmensphilosophie und Kos ten betrach tung nicht immer überein. Variable Räume ohne feste Sitzordnun-gen und feste Mitarbeiter? Hier stellen sich be sonders beim Desksharing Fragen. Der Vorteil: Über ein flexibles „Raumbe-legungssystem“ lassen sich Flächenkosten reduzieren. Desksharing ist vor allem in Dienstleistungsunter nehmen beliebt, bei denen viele Mitarbeiter in auswärtigen Pro-jekten tätig sind. Der Nachteil: Mit dem festen „Arbeitsplatz“ geht auch ein Stück Identifizierung verloren. Viele Un terneh-men, die auf Desksharing setzen, ach ten darauf, über Feng-Shui, firmeneigene Fit-nessstudios, Inhouse-Mas sa gen und sons -tige Maßnahmen die Iden tifikation der Mit- arbeiter mit dem Arbeitgeber zu erhalten.

Immer stärker wird die Arbeitswelt zum Interface, ein Ansatz, den die Room-ware verfolgt. Mit in die Kommunikati-onstechnik integrierten Raumelementen wie Wänden, Möbeln und Türen wird si-chergestellt, dass der Rechner fast un-sichtbar wird, aber seine Funktionalität

Mehr Ästhetik, mehr Effizienz

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trotzdem überall erhalten bleibt. Ein Bei-spiel für Roomware ist der Multimedia-Tisch „Surface“ von Microsoft mit Multitouch-Bedienung und Ges tensteuerung. Die Lö-sung, die nach Aussage des Herstellers die virtuelle mit der realen Welt ver-schmelzen lässt, vermittelt dem Anwen-der nicht mehr das Gefühl, es mit ei nem Computer zu tun zu haben. Im Fraun hofer Institut ISPI, dem ehemaligen GMD-Ins-titut für Integrierte Publikations- und In-formationssysteme, hat man sich mit dem Thema der Roomware auseinandergesetzt und in Kooperation mit Büromöbelher-stellern und Designbüros entsprechen de Lösungen auf den Markt gebracht.

Auch in anderen Bereichen engagiert sich Fraunhofer. So hat Fraunhofer im Rah men der Studie Office 21 „Mehr Leis-tung für innovative Arbeitswelten“ eine Untersuchung durchgeführt, welche Fak-toren ent scheidenden Einfluss auf die Min derung der Leistungsfähigkeit im Bü-ro haben. Dazu zählen nach Ansicht der Spezialisten auch Störungen am Arbeits-platz durch Un terbrechungen und unan-genehme Geräusch kulissen. Eine Einschät-zung, die Patrick Hei nen von der Kinnarps Büromöbel GmbH teilt: Eine aus Kosten-gründen sinnvolle Flächen reduktion über optimale Flächennutzung stellt aus seiner Sicht „noch kein Allheilmittel“ dar. Stün-den Mitarbeitern keine ausreichenden Flä-chen zur Verfügung, so drohe eine ver-minderte Leistungsfähigkeit. Heinen: „Die Durchführung einer gründlichen Analyse der unternehmensindividuellen Situation ist Grundvoraussetzung für die Ausrich-tung aller Optimierungsmaßnahmen auf den Unternehmenszweck.“ So bietet der Büromöbelhersteller Beratungsdienstleis-tungen von der Analyse über die Auswer-tung bis zur Umsetzung der Optimierungs-maßnahmen.

Der optimalen Raum nutzung ohne Ein-bußen an Leistungs fä hig keit und Konzen-trationsvermögen der Beschäftigten hat sich auch das Unternehmen Bruyn zeel Of-

Ein Großteil der Kosten in Unternehmen ent-steht durch Personal und benötigte Räume und Flächen. Ungenutzte Ressourcen zur Pro-duktivitätssteigerung finden sich oft in Ar-beitsprozessen und in der Leistungsmotiva-tion von Mit arbeitern. Besonders in wirt-schaftlich angespannten Zeiten ist es wich-tig, sowohl Abläufe in der Produktion zu opti-mieren als auch Ressourcen in der Bürowelt vorteilhafter zu nutzen. „Wir müssen das komplette Arbeitssystem ‚Büro‘ betrachten“, erklärt Patrick Heinen, Geschäftsführer einer der größten europä-ischen Büromöbelhersteller, Kinnarps Büro-möbel GmbH mit Sitz in Ratingen bei Düs-seldorf. Das 1942 gegründete Unternehmen hat sich auf innovative Produkt- und Dienst-leistungslösungen für die Bürowelt speziali-siert und beschäftigt inzwischen etwa 2.000 Mitarbeiter. „Nicht nur Einrichtungen und Räumlichkeiten sind wichtig. Auch die psy-chischen und physischen Bedürfnisse der Mitarbeiter müssen berücksichtigt werden, um eine produktive Arbeitsumgebung zu ge-stalten.“Optimale Flächennutzung ist ein Schritt zur kurzfristigen Kostensenkung. Sie lässt sich beispielsweise durch die Reduzierung von Mietkosten oder die Weitervermietung von Flächen realisieren. „Eine reine Flächenre-duktion ist aber kein Allheilmittel“, betont Heinen. „Wenn Mitarbeiter zu wenig Platz haben, droht verminderte Leistungsfähig-keit. Deshalb ist eine ganzheitliche Situa-tionsanalyse erforderlich, die den Unterneh-menszweck, die Unternehmenskultur und die konkreten Arbeitsaufgaben einbezieht.“ Zu diesem Zweck bietet Kinnarps Consul-tingkonzepte mit einem umfassenden

Dienstleistungspaket an: Es beinhaltet die Analyse, Auswertung und Optimierung der Arbeits umgebungen sowie der darin statt-findenden Prozesse.Ziel ist es, die psychische und physische Ge-sundheit aller Mitarbeiter zu steigern, ihre Leistungsbereitschaft zu erhöhen und kos-tenintensive Fehlzeiten zu senken. Eine ruhi-ge Arbeitsatmosphäre, ausreichende Be-leuchtung und ein gutes Raumklima leisten dazu einen entscheidenden Beitrag. Weitere Informationen unter: www.kinnarps.de

Kosten runter – Leistung rauf

Einsparpotenzial | Bessere Nutzung vorhandener Ressourcen

EFFEKTIV Das schwedische Familien unter-nehmen Kinnarps bietet Komplettlösungen für den Bürobereich. Schließlich ist eine schö ne Büroatmosphäre nicht nur die Visi-ten karte eines jeden Unternehmens, sie steigert auch die Leistungsfähigkeit.

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fice verschrieben. Design nach Maß lautet das Konzept des Spezialisten für mobile Schränke. Anders als bei stationären Schränken ist nur ein ein ziger Zugang er-forderlich, der dort ent steht, wo er ge-braucht wird. Zu den Lö sungen des An bie-ters zählen unter anderem „Compactus Of-fice“, ein System mit Zen tral ver rie ge lung und Schiebetüren zur gesicherten Aufbe-wahrung, das offene und fle xible System „Sysco“, auch mit Roll- und Schiebetüren erhältlich, und das „Side2Side“-System für unauffälligen, aber effizienten Stauraum.

Übrigens: Alle Schränke können mit dem Logo des Käufers versehen werden, so dass sie die Corporate Identity stärken.

Inzwischen gilt es als erwiesen, dass stän diges Sitzen sich nicht nur negativ auf die Kondition auswirkt, sondern auch die Gehirn- und Gedächtnisleistung unter Um-ständen mindert. Einige Unternehmen ver-suchen dem mit dem Konzept des „Pow-ernappings“ entgegenzuwirken. Dabei han-delt es sich um einen kurzen Mittagsschlaf zwischen fünfzehn und dreißig Mi nuten – eher ein Wegnicken als eine Siesta. Die

Idee dahinter: Der Mensch ist über den Tag gesehen nicht gleichmäßig leistungs-fähig. Zwischen zwölf und vierzehn Uhr tritt ein Leistungstief ein, in diesem Zeit-raum empfiehlt sich nach Angaben von Dr. Martin Braun vom Stuttgarter Fraunhofer Institut laut DDP ein Wegnicken be son-ders. Das Nickerchen in der Mittags pause steigert – dies belegen Untersuchun gen – die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Aus den USA ist die Powernapping-Welle nach Deutschland übergeschwappt, wo sie zu-nächst Großunternehmen und dann den

Die Welt dreht sich schneller. Flexibilität ist ge-fragt, gerade auch in der Arbeitswelt. Nicht nur deshalb haben sich Bürokonzepte in den ver-gangenen Jahren komplett verändert. Der Trend geht zu offenen Bürolandschaften mit Kombi-Büros und „Open Spa ces“. Rascher Aus-tausch soll begünstigt, Kommunikation un-terstützt, Projektarbeit gefördert und zugleich ein Sichwohlfühlen er möglicht werden. Dabei zählt das Zusammenspiel von Einrichtung, Licht, Boden, Technik und – Raumakustik. Sie verbindet, besonders wenn sie mit Holz-elementen gestaltet wird, zwei Anliegen nachhaltiger Innenarchitektur: den bevorzug-

ten Einsatz natürlicher, nachhaltiger Materi-alien und die effiziente Gestaltung der Arbeits -plätze. Und: Mit einer höheren Arbeitsleis-tung dank ausgewogener Geräuschkulisse werden letztendlich auch wirtschaftliche Be-lange erfüllt.Für Büroarbeitsplätze und andere Räume bie-tet zum Beispiel Lignotrend, ein Brett sperr-holz-Hersteller aus Weilheim-Bannholz, eine Akustikverkleidung aus natürlichem Holz an. Mit dem Akustikelement Ligno Light alpha lassen sich Innenräume höchst wirksam, ar-chitektonisch anspruchsvoll, flexibel und da-mit nachhaltig akustisch ausrüsten.

Die hell gefärbte Oberfläche besteht aus ast-rein verarbeitetem Weißtannen holz: Zwölf Millimeter breite Holzleisten sind in geringem Abstand neben- bzw. übereinander angeord-net, dahinter integrierte Holzfaserabsorber senken den Geräuschpegel, zum Beispiel in Büros mit mehreren Arbeitsplätzen. In Schu-lungs- oder Konferenzräumen angewen det, verbessern sie die Sprachverständlichkeit. Die Elemente können als vollflächige Verklei-dung befestigt werden.Interessant, zum Beispiel für die Nachrüstung von Büroarbeitsplätzen, ist die Variante als frei im Raum hängendes Akustiksegel – lie-ferbar mit filigranen Randprofilen und auf Wunsch mit passenden, besonders flachen Leuchten.Die Verwendung von Holz nutzt nicht nur der Akustik, sondern auch dem Raumklima: Der natürliche Baustoff kann Luftfeuchtigkeit sehr gut aufnehmen und wieder abgeben. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.lignotrend.com

Angenehme Büro-Atmosphäre mit Echtholz

Raumakustik | Mit Holzelementen Arbeitsplätze effizient gestalten

RUHESPENDER Die helle, natürliche Holz oberfläche der Akus tik elemente, als Decken-segel und an der Wand montiert, harmoniert durch ihre Schlicht-heit und Funktionalität gut mit Beton- oder Glasober flächen.

Der Kölner Rheinauhafen besticht durch seine zukunftsweisende Architektur. Seit Anfang des Jahres logiert Rödl und Partner im preisgekrönten Kranhaus 1. Auch die Büros können sich sehen las-sen: Modern, transparent und kommunikativ – so konzipierte Bene die offene Bürolandschaft.

Ambitioniert

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Mit telstand erreicht hat. Als besonders wichtig gilt eine entspannte Körperhal-tung. Wer Probleme mit dem Wegnicken hat, kann auf Yoga, autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung zu-rückgreifen. Vieles hängt von der Be-schaffenheit des Bürostuhls ab, weiß Hel-mut Ber ger von der Verwaltungs-Berufs-genossenschaft (VGB) zu berichten.

Qualität, Funktionalität, Design, aber auch Sicherheit und Ergonomie seien die entscheidenden Kriterien für den Kauf ei-nes Bürostuhls, es komme aber auf die Ge-

wichtung der Faktoren an. Berger: „Wenn man an die unterschiedliche Ge wichtung herangeht, dann muss man si cherlich da-ran denken, dass wir alle als Büromen-schen im Laufe unseres Bürolebens 60.000 Stun den sitzend am Arbeitsplatz verbrin-gen. Der Mensch braucht be kanntlich Be-wegung, dass heißt, es soll auch im Sitzen für ausreichende Dynamik gesorgt wer-den“. Dabei, so Berger, sei es ein Fehler, bei der Auswahl eines Stuhls diesen iso-liert zu betrachten, man müsse unbedingt das Arbeitsumfeld in die Überlegungen

mit einbeziehen. „Ein wirklich guter Bü-rostuhl, der an den Benutzer anpassbar ist, hilft aber wenig oder überhaupt nicht, wenn er nicht an den Bürotisch anpass-bar ist.“ Büromöbel anbieter wie Aeris ha-ben darauf reagiert und bieten entspre-chend flexible, anpassbare Bürostühle an. Im Fall von Aeris den 3-D-beweglichen Büro-stuhl „swopper“, des sen Konstruktion es er laubt, ihn auf den Be-Sitzer und die Ar-beitsumgebung anzupassen sowie die Be-wegung durch vielfältige Positionswech-sel zu unterstützen. Das Unternehmen ver-

Die Idee vom papierlosen Büro ist bestechend – doch kaum ein Unternehmen kann sie in die Wirklichkeit umsetzen. Jede Firma muss zahlreiche Dokumen te nach wie vor in Papier-form aufbewahren. Diese Unterlagen sollen schnell greifbar und unkompliziert zu sam-meln sein, ohne dass die Lagerung allzu viel Platz beansprucht. Bürofläche und Lager-räume sind schließlich teuer.Moderne Archivsysteme bieten hier eine praktische Lösung: Die Bruynzeel Archiv- und Bürosysteme GmbH unterstützt Unter-nehmen durch ein raumsparendes Pro-gramm. Die mobilen Schranksys teme lassen sich einzeln oder komplett bewegen. Sie be-nötigen nur Platz für einen einzigen Zugang. So bleibt das Büro für seine eigentliche Be-stimmung erhalten und erweckt nicht den Eindruck eines Lagers. Schalldämmende Pa-neele auf den Archivschränken verbessern die Akustik im Büro. Es entsteht eine ruhige, konzentrationsfördernde Arbeitsumgebung. Eine ergono mische, elektronische Steuerung

erleichtert den Zugang zum Archivsystem. Sie lässt sich auch dann bedienen, wenn man keine Hand frei hat. In der Praxis ist dies ein wichtiges Detail. Darüber hinaus können ein-zelne Gänge bei Bedarf bestimmten Perso-nen vorbehalten bleiben. Damit finden auch vertrauliche Unterlagen jederzeit einen siche-ren Aufbewahrungsort.Bürosysteme müssen allerdings nicht nur den Anforderungen an Funktionalität, Sicher-heit und Ergonomie genügen: Eine anspre-chende Optik verbessert die Ausstrahlung des Büros und schafft eine repräsentative Ar-beitsumgebung. Die Archive lassen sich völ-lig unkompliziert der bestehenden Büroein-richtung anpassen. Und es besteht die Mög-lichkeit, das System zu individualisieren, etwa über ein integriertes Firmenlogo. Dass sich Ergonomie und Design nicht ausschlie-ßen, zeigt die Verleihung des Innovations-preises „Architektur und Office“ an Bruyn zeel. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.bruynzeel.de

Mobile Schränke sparen Platz

Archivsysteme | Ergonomie und Raumnutzung

ORDNUNG Heute liegen zahlreiche Daten in Unternehmen bereits ausschließlich in digitaler Form vor. Trotzdem existieren viele Schriftstücke immer noch nur auf Papier. Dafür gibt es moderne Archivsysteme. Sie sehen gut aus – und sparen Platz.

DESIGNDer Trend im Büro geht hin zu offenen Bürolandschaften die

auch ästhetischen Kriterien entsprechen sollten.

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spricht einen sofortigen, hohen Return on Investment, der auch noch steuerlich ab-setzbar ist, da Arbeitgeber bis zu 500 Eu-ro steuerfrei in die betriebliche Ge sund-heitsförderung investieren können.

Auch die Lichtverhältnisse am Arbeits-platz spielen eine entscheidende Rolle. Der Bundesverband der Augenärzte Deutsch-lands e.V. (BVA) und die Deutsche Ophtal-mologische Gesellschaft (DOG) empfeh-len, farbige Leuchtkörper zu vermeiden, ebenso wie nackte Leuchtstoffröhren und andere Leuchtkörper, die Blendeffekte her-vorrufen. Für Wände und Möbel im Be-reich des Arbeitsplatzes sollten Farben ge wählt werden, die einen mittleren Re-flexionsfaktor aufweisen – etwa Beige –, um übermäßige Kontrastsprünge zu vermei-den. Die Anordnung des Bildschirms hän-ge von der Ar beitsaufgabe ab, allerdings sollte die Bild schirmoberkante nicht über die Augen höhe hinausreichen. Als ange-nehm werde eine Blickneigung von circa 30 Grad empfunden, so die Augenärzte.

Auch beim Licht haben sich speziali-sierte Anbieter Ge dan ken gemacht und entsprechende Produkte entwickelt. Das Unternehmen Interferenz Daylight hat das Tageslichtsystem „Solatube“ auf den Markt gebracht – ein System, das auf der Prismakuppeltechnik basiert und das Son-nenlicht über einen hochreflektierenden Schacht ins Gebäudeinnere transportiert. „Solatube“ sorgt so für tageslichtartig er-leuchtete Innenräume. Dadurch wird der Einsatz von teurem Kunstlicht überflüs-sig. Für die Kunden ergeben sich zwei Vor-teile durch den Einsatz von Prismendach-kuppel und hochreflektierender Röhre: Natürliches Licht, das das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördert, und erhebliche Energieeinsparungen. Auch der Beleuch-tungsspezialist Waldmann GmbH hat sich intensiv mit der Frage auseinanderge-setzt, welche Gestaltungs- und Modula-tions mög lichkeiten das Licht „als Schein der Wirklichkeit“ bietet – und hat kreati-ve Lösungen hervorgebracht. Das Unter-

Der Monitor flackert, die Leuchtstofflampe strahlt grell von der Decke: Wer im Büro arbeitet, weiß um die tägliche Belastung für die Augen. Spätestens wenn die Konzen tra-tion im Laufe des Tages abnimmt oder Kopf-schmerzen zum Dauerzustand werden, sollte man sich ernsthaft Gedanken um die Optimie-rung der Bürobeleuchtung machen. „Die Raumbeleuchtung sollte durch indivi-duelle Arbeitsplatz leuchten ergänzt werden“, empfiehlt Stefan Lang, Geschäfts führer der SIS-Licht Gebr. Lang GmbH & Co. KG. Dafür sprechen viele Fak toren. Menschen haben einen äußerst unterschiedlichen Licht bedarf. Ältere Men schen brauchen oft doppelt so viel Licht, um die gleiche Sehleis tung wie jüngere zu erzielen. Und sogar am selben Arbeitsplatz können sich die Anforderungen an die Augen im Tagesverlauf ändern. An-hand von arbeitswissenschaftlichen Feld-studien konnte nachgewiesen werden, dass sich eine Drei-Komponenten-Beleuch tung aus direkter und indirekter Raum beleuch-

tung plus einer zusätzlichen Tischleuchte positiv auf die Konzen trationsfähigkeit aus-wirkt. Und das steigert die Effizienz am Arbeits -platz. Nicht ohne Grund fordert auch die EU in ihrer Bildschirm richtlinie, dass die Be-leuch tung an das individuelle Seh ver mögen der Benutzer angepasst sein müsse. „Unse re Leuchten tragen dieser Forderung Rech nung und bestechen nicht zuletzt auch durch ihr innovatives, ausdrucksstarkes Design“, be-tont Lang, der das Schweinfurter Unter neh-men in vierter Gene ration führt.Vor allem der LED-Leuchte gehöre die Zu-kunft am Ar beitsplatz. Keine künstliche Licht-quelle erfülle die Anforde run gen hinsichtlich Miniaturi sierung, Effi zienz und Lebensdauer besser als sie. Ihre Licht ausbeute hat sich in den letzten Jahren fulminant erhöht. Weitere Vorteile der LED ge rade bei Verwendung in Tisch leuchten: Keine Wärmebelastung des Benutzers und das abgegebende Licht ist UV-frei. Weitere Informationen unter:www.sislicht.de

Ins rechte Licht gerückt

Arbeitsplatz | Tischleuchten steigern die Konzentration

SCHMUCKSTÜCK Ihnen gehört die Zukunft: LEDserfüllen alle Wünsche an eine moderne Büro-Tischleuchte.

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nehmen betont, bei den Entwicklungen sei „herkömmliches Schachteldenken in Form einer Unterteilung in funktionales und de koratives Licht bereits im Vorfeld rigoros eliminiert“ worden. Flaggschiff der Ent wicklung ist eine aus eingefärbtem Poly methylmethacrylat (PMMA) beste hen-de Pris menscheibe, die sehr lichtdurch-lässig ist. Das Produkt mit seiner aus zahl-reichen Mikroprismen bestehenden Ober-fläche sorgt für den Ausgleich zwischen normgerechter Entblendung und höchst-möglichem Wirkungsgrad. Nach Anga-

ben des Anbieters werden durch das Zu-sammen spiel von Lampen, Optik und Ther-mik Wirkungsgrade bis zu 99 Prozent er-zielt. Damit werde das Licht der Lampen best möglich ge nutzt, so ein Pressebericht des Unternehmens.

Mindestens ebenso wichtig wie die rich- tige „Optik“ ist die richtige Akkustik. Schließ- lich hängt ein nicht unbeträchtlicher Teil des Wohlbefindens und damit auch der Ar-beitsleistung der Beschäftigten davon ab, dass diese ihren Tätigkeiten ungestört von negativen äußeren Einflüssen nach-

gehen können. Hier haben einige Un -ternehmen das Element Holz wiederent-deckt, das nicht nur ein nachhaltiger, weil nachwachsender Werkstoff ist, sondern sich auch hervorragend zur Lärmdämmung eignet.

Eine entsprechende, be sonders leich te und einfach zu montierende Akustikver-kleidung aus Holz bietet etwa die Lignot-rend Produktions GmbH an. Gerade in Bü-ros mit mehreren Arbeits plätzen eignen sich die Elemente mit integrierten Holz-faserabsorbern, die den Geräuschpegel

Unbequemer, ja gefährlicher, als man denkt, sind Büroarbeitsplätze oftmals.Bei der Einrichtung wird viel und gern auf Design, Normen und Konventionen geach-tet. Der gesundheitliche und betriebswirt-schafliche Nutzen bleibt oft auf der Strecke.

Egal wie schick die Bürostühle sind: Dicke Polster, Rücken- und Armlehnen führen zu starrem, falschem Sitzen – und damit viel-fach zu Rückenschmerzen, Verspannungen, Bandscheibenproblemen. Davon sind heute fast 80 Prozent der Menschen in den Indus-

trienationen betroffen. Das ist nicht nur schmerzhaft für die Betroffenen, son dern auch für die Bilanz: Rund 80 Millionen Aus-falltage sind auf Rückenprobleme zurückzu-führen, ebenso jede fünfte Frühverrentung.

RICHTIG RECHNENEs ist eine ganz einfache Formel: Lange Arbeitszeiten und langes, starres Sitzen führen zu Rückenproblemen und damit zu erhöhtem Krankenstand. Die Rechnung kann aber auch andersherum aufgemacht werden: Lange Arbeits zeiten und ein hoher Anteil an Bewegung haben nachweis-

lich einen positiven Effekt auf Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit.

SWINGEN STATT ZWINGENWie das geht? Unternehmer sollten beim Kauf von Bürostühlen bewusst inv es tieren. Ein Beispiel für ein Sitzmöbel, das trotz sit-zender Tätigkeit Bewegung garantiert, ist der 3D-bewegliche Bürostuhl „swopper“. Seine positive Wirkung auf die Gesundheit ist wissenschaftlich bewiesen: Er fordert und fördert vielfältige Positionsveränderun-gen und hält so Rücken, Bandscheiben, Gelenke und Kreislauf fit. Durch seine 3D-Beweglichkeit passt er sich seinem „Be-Sitzer“ an und erzwingt nicht – wie her-kömmliche Bürostühle – die Anpassung in umgekehrter Richtung.

Der Effekt kann sich auch betriebswirt-schaftlich sehen lassen. Ein „swopper“ liegt in der mittleren Preislage für einen hoch-wertigen Bürostuhl – seine Wirkung ist jedoch fast unbezahlbar. www.aeris.de

Mit betrieblicher Gesundheitsvorsorge langfristig investieren

Beschwingt sitzen rechnet sichAdvertorial

Exklusiv für FTD-Leser: Testen Sie das 3D-aktive Sitzen auf dem "swopper" exklusiv und kosten los drei Wochen im Büro. Stichwort: „FTD-Test“, Service-Hotline: 089 - 900 506-0

FLEXIBELBeste Haltungsnoten: Ein guter Bürostuhl sollte an den jeweiligen Bürotisch anpassbar sein.

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dras tisch senken. Die Nach rüst bar keit von Büroarbeitsplätzen ist mit frei im Raum hängenden Akustiksegeln, kom-plett lieferbar mit filigranen Randprofi-len, gewährleistet. Für die Verwendung von Holz als Bau stoff spricht auch das ver-besserte Raum klima, da Holz Luftfeuch-tigkeit besonders gut auf nehmen und wieder abgeben kann.

Manchmal sind es kleine Dinge, die den Arbeitsalltag der Mitarbeiter erleichtern und für mehr Wohlbefinden sorgen. Bei-spiel Wasser. Dass Trinken gesund ist und die Gesundheit fördert, hat sich inzwi-schen herumgesprochen. Mit dem Was-serspender der Firma revos watercooler GmbH in München können Mitarbeiter gesundes, von allen Zusatzstoffen befrei-tes und besonders bekömmliches Trink-wasser per Knopfdruck genießen. Auch Kaffee- und Teetrinker kommen mit dem „Office Cooler“, der nach Bedarf auch hei-ßes Wasser liefert, auf ihre Kosten, da das

Wasser die Aromen von Kaffee und Tee voll zur Geltung kommen lässt. Die regel-mäßige Wartung des auch optisch an-spruchsvollen „Office Coolers“, vom Un-ternehmen selbst als „Raumwunder“ be-zeichnet, übernimmt revos.

Wie Office-Architektur zum Motivati-onsfaktor werden kann, verdeutlicht das Beispiel der Rechtsanwalts-, Steuerbera-tungs- und Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft Rödl & Partner aus Köln. Das Un-ter nehmen mit seinen 80 Standorten in 40 Ländern bezog für seinen Firmensitz den Rheinauhafen – ein neues städtebau-liches Highlight der Domstadt. Der Rhein-auhafen erstreckt sich auf einer Länge von etwa zwei Kilometer in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt. Dabei stand die le-bendige und innovative Architektur des Komplexes Pate für die Unternehmens-philosophie von Rödl & Partner. Bei der Konzeption der Räumlichkeiten, für die das Team des Spezialisten Bene verant-

wortlich zeichnete, achtete man auf Open-Space-Lösungen mit Einzelarbeitsplätzen, Glaskuben für Besprechungen in klusive modernster Medientechnik und ei ne an-spruchsvolle Formengebung bei Bö den und Beleuchtungselementen, die eine sym -pathische, vertrauenserweckende Atmo-sphäre schaffen. Bei der Konzeption flos-sen die Ergebnisse der Mitar bei terbefra-gung ein, was die hohe Akzeptanz der Architektur bei den Mitarbeitern erklärt.

Welche Trends sich als besonders zu-kunftsweisend herausstellen werden, wel-che vielleicht doch nur eine vorüberge-hende Modeerscheinung sein werden, bleibt abzuwarten. Sicherlich werden sich in der Wissensgesellschaft diejenigen Lösungen und Trends durchsetzen, die tatsächlich das Wohlbefinden und die Leistungsfä-higkeit der Mitarbeiter steigern.

Gesundheit | Sitzen am Arbeitsplatz

Die ergonomischen Köhl-Stuhlserien bieten den Nutzern Komfort, Sicherheit und Unter-stützung durch die individuelle Anpassbar-keit bei allen Bewegungsabläufen am Ar-beits platz. Hierzu zählt insbesondere die hochwirksame, entlastende Köhl-Bandschei-benstütze, die durch das leicht bedienbare Handrad direkt aktiviert wird.So wird beim Zurücklehnen der Rücken stabi-lisiert, gleichzeitig der Brustbereich geöffnet und durch die entstandene Streckung die At-mung verbessert. Die hochwertige Pols terung mit hervorragenden Rück stell eigen schaf ten sorgt für ermüdungsfreien, ent span nen den

Sitzkomfort, was sich positiv auf die Stei-gerung der Leistungsfähigkeit auswirkt.Die Sitzpolster sind werkzeugfrei durch das Köhl-Clip-System austauschbar, ein weiteres Markenzeichen, das eine unkomplizierte, preis -werte Möglichkeit bietet, die Köhl-Sitzmöbel über einen langen Zeitraum einzusetzen.Die neueste Entwicklung ist der Köhl-Selleo+. Dieser Stuhl bietet selbst Personen mit grö-ßerem Körpervolumen ergonomischen Sitz-komfort. Die Multifunktions-Synchronmecha-nik erlaubt die Einstellung auf ein Körperge-wicht von 75 kg bis 150 kg. Das Zentrum für Präventivmedizin in Bad Kissingen, unter der

Leitung von Dr. med. Andreas Bernhardt, hat mehrere Stuhlserien der Firma Köhl als Ergo-nomieprodukte mit dem Siegel „Gesund-heitsprodukt – empfohlen vom Zentrum für Prä ven tiv me dizin“ ausge-zeichnet. Des Weiteren tragen alle Köhl-Stuhlrei-hen das GS-Zeichen, das Ergonomie- Zertifikat und das Zertifikat „schadstoff-geprüft“ der LGA Nürn-berg. Weitere Informatio-nen im Internet unter: www.koehl.com

Schmerzfreier Rücken dank Ergonomie

Wasser Erfrischung in eleganter Form

Dr. Ralf Magagnoli

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MÄRKTE BÜROWELTEN

VISAVIS ECONOMY 07/09

Wasser erfrischt und steigert die Leistungsfähigkeit im Büro alltag. Ein Wasserspender der revos water-cooler GmbH in Mün chen hält gesundes Trinkwasser stets auf Knopfdruck bereit. Das Raum wunder unter den zahlreichen attraktiven Modellen ist der „Office-Cooler“, der im Design einer Wassersäule für stilvol-le Erfrischung sorgt. Das gesunde „revos pure water“ bietet einen beson-deren „Well ness-Effekt“: Durch Um kehr os mose ver-edelt, ist es von allen Zusatzstoffen befreit und

somit besonders bekömmlich. Der unverfälschte Geschmack lässt zudem die Aromen von Kaffee und Tee voll zur Geltung kommen. Daher ist das Wasser nicht nur gekühlt oder raumtemperiert, sondern auf Wunsch auch heiß zu entnehmen. Neben interessanten Finan zie rungsmöglichkeiten bietet revos einen deutschlandweiten Lieferservice, der ebenso die regelmäßige Wartung übernimmt. Mehr Informationen unter: www.revos.de oder Tel. 0 18 05/44 98 98.

Page 56: VISAVIS Economy 07/2009 - Future Markets

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