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viae Sommer 2012

Date post: 18-Mar-2016
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Magazin der Ferienregion Eisacktal mit redaktionellen Geschichten rund um Land und Leute
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Sommer 2012 Magazin der Ferienregion Eisacktal Der Duft der Kräuter Beim Valler Almkäse ist es wie beim Wein: Die Lage ist entscheidend Schatz aus den Bergen Die Spuren des Bergbaus in Sterzing Wie das Villnösser Tal es schafft, Innovation mit Ökologie zu vereinen Vernetzte Alm
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Sommer 2012

Magazin der Ferienregion Eisacktal

Der Duft der KräuterBeim Valler Almkäse ist es wie beim Wein: Die Lage ist entscheidend

Schatz aus den BergenDie Spuren des Bergbaus in Sterzing

Wie das Villnösser Tal es schaff t, Innovation mit Ökologie zu vereinen

Vernetzte Alm

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2 www.eisacktal.com

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Wasser ist Leben Aus zahlreichen Quellen sprudelt frisches Wasser, das lange im

Untergrund verweilt und somit eine besondere Klarheit und Reinheit aufweist. So wie es an der Quelle aus dem Boden kommt, kann es

den Durst stillen. Ein reines Naturprodukt, entsprungen in den ruhigen Seitentälern der Ferienregion Eisacktal.

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ShoppingErlebnismittelalterliches

Klausen

www.klausen.it

Farbenfrohe Gassen,

eine Vielzahl an kleinen

Geschäften, Märkte quer

durchs ganze Jahr und lange

Shopping-Abende erwarten Sie.

Den Tag ver„Bummeln“ und

ein Stück Südtirol genießen!

.it©

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Content

ShoppingErlebnismittelalterliches

Klausen

www.klausen.it

Farbenfrohe Gassen,

eine Vielzahl an kleinen

Geschäften, Märkte quer

durchs ganze Jahr und lange

Shopping-Abende erwarten Sie.

Den Tag ver„Bummeln“ und

ein Stück Südtirol genießen!

.it©

06 Mix up- Eisacktal – das Tal der Wege- Bergvölker im neuen Messner-Mountain-Museum - Produkte aus der Region verkosten- Mit Kindern die Natur entdecken

08 Coverstory: Grüne ZukunftHighspeed auf der Alm und autarke Energieversorgung aus lokalen Energieträgern: Das Villnösser Tal vereint Innovation mit Ökologie

14 Magischer OrtHäuser im Bauhaus-Stil und ein heidnisches Quellen-heiligtum prägen den Weiler Dreikirchen oberhalb von Barbian

16 Kochkunst Wie Sternekoch Peter Girtler traditionelle Rezepte kreativ interpretiert und warum die Eisacktaler Kost auch heute noch modern ist

19 Geschützte LandschaftVom Liebesfl ug der Libellen und dem Gesang des Teich-rohrsängers im Biotop Raier Moos in Natz-Schabs

20 Eisacktaler KeschtnwegDer Kastanienbaum prägt nicht nur die Landschaft, sondern auch Küche und Kunst des Eisacktals

24 Bergsteigen extremTamara Lunger hat als jüngste Frau den Lhotse bestiegen: Was sie am Bergsteigen fasziniert und welche Rolle das Latzfonser Kreuz dabei spielt

26 AlmsennereiWas dem Almkäse „Valler Gold“ von der Fane Alm in Vals seine Würze verleiht

28 Pioniere des WeinbausPeter und Brigitte Pliger vom Kuenhof bei Brixen und ihre ungewöhnlichen Methoden im Weinanbau

30 StadtgeschichteZahlreiche Details in Sterzing verweisen auf das höchst-gelegene Bergwerk Europas, den Schneeberg in Ridnaun

32 Radroute Brenner-BozenDirekte Verbindung: Charmante Städte, Kultur und Natur mit dem Fahrrad oder E-Bike erkunden

33 Juwelen der BergeKeine ist wie die andere: Die sechs Ferienregionen im Eisacktal punkten durch Individualität

34 InfosWissenswertes über Anreise, Klima und Verkehrsver-bindungen

32Auf dem E-Bike von Sterzing nach Brixen

20Keschtnholz& -weg

08Nachhaltigkeit in Villnöss

28Kuenhof: Pioniere im Weinbau

16Peter Girtler:Ein Stern für dieEisacktaler Küche

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Mix up

Seinen eigenen Weg fi nden: In der Ferien-region Eisacktal lohnt sich die Suche. Beim Wandern etwa über die Wiesenwege der Rodenegger und Villanderer Alm oder beim

Radfahren entlang der von Kulturschätzen ge-säumten Radroute Bren-ner-Bozen. Die Bewegung in der Natur befreit und bringt einen näher zu sich selbst. Eine positive Veränderung, die auch zuhause noch nachwirkt. Diese erholsame Erfah-rung wird jetzt noch er-lebbarer durch die „33 Rundwege“ und „Mein Weg“, beides realisierte Projekte im „Tal der

Wege“. 33 der schönsten Rundwege wurden gesammelt und detailliert auf einer digitalen Wanderkarte dargestellt, „Mein Weg“ wiede-rum sind persönliche Wegetipps der Gastge-

ber, zum einen veröff entlicht auf der Website des jeweiligen Betriebes, zum anderen ge-sammelt und dargestellt auf www.eisacktal.com. Mit diesen Wegempfehlungen aus erster Hand fi ndet eine Familie mit Kind ebenso ihren Weg wie der passionierte Wanderer oder Radfahrer. Gleichzeitig entdeckt man die verschiedenen Facetten des Eisacktals. So bringt die Wanderung über das Apfelpla-teau Natz-Schabs einen in Kontakt mit den Apfelbauern, in Ridnaun führen kilometer-lange Stollen in die Tiefen des Bergwerks oder man erfährt einiges zu heimischen Tra-ditionen: Der Keschtnweg etwa führt auf den Spuren der Edelkastanie vorbei an Aussichts-plätzen und Törggelestuben. www.eisacktal.com / Aktiv / Sommer

Kaum eine andere Ferienregion in Südtirol ist so sehr mit Geschichte und Geschichten verbunden wie das Land an der Nord-Süd-Route. Kaiser, Könige, Dichter und Händler durchzogen das Land am Eisack.

Das Messner-Mountain-Museum „Ripa“ auf Schloss Bruneck stellt Bergkulturen aus aller Welt vor.

Sherpas & Massai Bei seinen mehr als hundert Reisen zu den Bergen der Welt hat der Extrembergsteiger Reinhold Messner die unterschiedlichsten Bergvölker kennen gelernt. Diesen widmete er sein fünftes Messner-Mountain-Museum (MMM) auf Schloss Bruneck, einst Sommer-sitz der Fürstbischöfe: Das MMM „Ripa“ stellt anhand unzähliger Exponate die Kultur, die Religion, den Alltag und die Lebensbedingun-gen unterschiedlicher Bergvölker vor, von den Nomaden der Mongolei bis hin zu den Massai aus Ostafrika. Das Museum ist als interaktives Museum konzipiert, das zum Erfahrungsaus-tausch einladen will. Neben einem Restaurant sind im Museum auch ein Kino und eine Aus-stellung zugänglich, die wechselnd einem Bergvolk gewidmet ist. Das MMM Ripa ist Teil der fünfteiligen Begegnungsstätte zum ThemaBerg, das Reinhold Messner an ungewöhnli-chen Standorten in Südtirol geschaff en hat. www.messner-mountain-museum.it

Eisacktaler Gastgeber empfehlen persönlichen Ausfl ugstipp

6 www.eisacktal.com

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Mix up

Natürliche Spielwiese

Das Hochplateau von Natz-Schabs ist wegen seiner Äpfel bekannt: Auf rund 270 Hektar werden hier vorwiegend die Apfelsorten Gol-den Delicious, Jonagold, Stark Delicious, Pi-nova und Gala angebaut. Die Lage des Gebietes begünstigt dabei die Qualität der Früchte: die kühlen, klare Nächte und die Temperaturschwankungen im Herbst fördern das Aroma und die Fruchtausfärbung. Ge-kennzeichnet wird diese Qualität durch eine eigene Südtiroler Schutzmarke, gefeiert wird sie bei der Spezialitätenwochen „Sunnseitn-Apfelwoche“ im Oktober jeden Jahres. So wie die Äpfel aus Natz-Schabs erfahren auch an-dere lokale landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kastanien, Zwetschken, Milch, Speck oder Wein eine hohe Wertschätzung und punkten durch ihre natürliche Anbauweise, ihre hohe Qualität und die kurzen Transport-wege. Spezielle gastronomische Veranstal-

tungen und Spezialitätenwochen haben zum Ziel, deren Besonderheit und vielfältige Ver-wendungsmöglichkeiten aufzuzeigen. www.eisacktal.com / Genuss

Kulinarische EventsEisacktaler Kost 09.-25.03.2012Sterzinger Joghurttage 08.07.-05.08.2012Weinkost Vahrner Weis(s)e 13.07.2011in Vahrn/BrixenTreffpunkt Wein 27.07.2012in den Brixner Lauben 4. Südtiroler Milchfest 25.-26.08.2012auf der Fane Alm/ValsBarbianer Zwetschken-Woche 09.-16.09.2012mit Zwetschkenfest am 16.09.2012Sterzinger Knödelfest 09.09.2012Vlonderer Gossn Gschaftla 09.09.2012Gassenfest in VillandersKlausner Gassltörggelen 22., 29.09.2012und am 05.10.2012Südtiroler Brot- und 28.-30.09.2012Strudelmarkt auf dem Domplatz in Brixen Südtiroler Speckfest 28.-30.09.2012in VillnössKuchlkirchtig - Gastronomische Wanderung rund um Brixen 02., 04., 05., 09., 11., 12.10.2012Sunnseitn Apfelwoche 04.-14.10.2012in Natz-Schabs mit Apfelfest am 14.10.2012Eisacktaler Kastanienwochen 19.10.-04.11.2012Keschtnigl in Feldthurns 26.10.-04.11.2012

Von Apfelwoche zu Zwetschkenfest: kulinarische Veranstaltungen rücken regionale Produkte in den Mittelpunkt.

Vielfalt verkosten

Barfuß über eine Wiese laufen. Einen Baum hochklettern. Das Kälbchen streicheln. Frische Erdbeeren pflücken und sie in den Mund ste-cken. Für viele Kinder ist der Aufenthalt in der Natur zur Seltenheit geworden: Im Gegensatz zu früher verbringt ein hoher Prozentsatz der Heranwachsenden eine „Indoor-Kindheit“ vor Fernseher und Computer – mit all deren Fol-gen für Körper und Geist. Für ein gesundes Wachstum benötigen Kinder jedoch das freie Spiel im Grünen. Es stärkt die körperliche Be-weglichkeit und fördert die sozialen Fähigkei-ten: Wie zahlreiche Studien beweisen, entwickeln sich im Umgang mit Pflanzen und Tieren die Bindungsfähigkeit, Empathie, Fan-tasie, Kreativität und Lebensfreude. Bereits Säuglinge wenden sich von Plastikspielzeug ab, wenn ein lebendiges Wesen – ob Mensch oder Tier – in seinen Gesichtskreis tritt. Das Herumstreifen in der Natur fördert zudem die Konzentrationsfähigkeit, was dem

Kind wiederum beim Lernen in der Schule zu-gute kommt. Bereits ein zwanzigminütiger Spaziergang im Grünen wirkt sich positiv aus, so eine Studie der Universität Illinois. Und selbst wenn es Eltern schwer fällt: Die Spröss-linge können ruhig mal ohne gestrenge Auf-sicht in der Wiese herumtollen. Ein Besuch auf dem Bauernhof oder im Hochseilgarten, eine Wanderung entlang eines Naturlehrpfades oder ganz einfach das unbeschwerte Spiel in Wald und Wiese stellen den intensiven Kon-takt zur Natur her. Bei den Naturdetektiv-Camps in den Südtiroler Familienhotels erleben die Kinder ebenso Natur zum Anfas-sen: Naturpädagogisch geschulte Betreuer und Fachexperten erforschen mit den Spröss-lingen das freie Gelände und nehmen Pflan-zen und Tiere näher unter die Lupe. www.familienhotels.com www.eisacktal.com

Das freie Spiel in der Natur fördert die ganzheitliche Entwicklung.

Eisacktaler Gastgeber empfehlen persönlichen Ausflugstipp

Schnupperklettern, Märchenwanderungen, Mineraliensuchen oder Ponyreiten – die vielen Möglichkeiten für einen intensiven Kontakt mit der Natur sind im Info-Guide der Ausgabe angeführt.

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Coverstory

Innovation und nachhaltiges Denken schließen sich selbst in einer

Bergregion nicht aus: Die Villnösser sind auf ökologische Weise

energieautark und surfen auf der Alm mit Highspeed-Internet.

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Die Schlüterhütte in Villnöss befindet sich auf 2.306 Höhenmeter. Und sie verfügt über etwas, wovon viele Haushalte im Tal nur träu-men: eine superschnelle Internetverbindung via Glasfaserkabel. Zurückzuführen ist dies auf ein Projekt der Energiegenossenschaft Villnöss, das Umweltschutz und Innovation in sich vereint. Abendessen bei Kerzenlicht, Gesell-schaftsspiele statt Fernsehen, Plumpsklo statt Wassertoilette – das Leben auf der Alm klingt äußerst romantisch. Zumindest wenn der Aufenthalt zeitlich begrenzt ist. Doch wer den ganzen Sommer über eine Alm bewirt-schaftet, freut sich auch über Strom-, Telefon- und Abwasserleitungen. Herausforderungen bietet das Wirtschaften in der Höhe auch sonst genug. Will man daher den Fortbestand der Almen sichern, müssen auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen zeitgemäß sein – und dies, ohne dass die Umwelt darunter leidet. Es gilt daher einen Weg zu finden, bei dem sich Innovation mit Ökologie trifft. Ein Weg, der einerseits den Fortbestand der Almen und Kulturlandschaft, aber auch die

Erhaltung der landschaftlich schönen, aber sensiblen Gebiete ermöglicht. Die Energiegenossenschaft Villnöss war sich dessen bewusst, als sie im Jahr 2006 ein Projekt zur Erschließung einiger Almwirt-schaften und Schutzhütten im Naturpark Puez Geisler plante. Die alten Telefonmasten, die damals quer über das Naturschutzgebiet verliefen, und die stinkenden Dieselaggre-gate, die auf den Almen recht lautstark Strom produzierten, sollten einer umweltfreundli-cheren Variante weichen. Und so begann man, alle oberirdischen Strom- und Telefon-leitungen aus dem Landschaftsbild zu entfer-nen und diese samt einem Abwasserkanal unterirdisch zu verlegen. Und weil man schon eine neue Telefonleitung legte, wählte man die innovativste Form der Verbindung: ein Glasfaserkabel, das auf schnellste Art die Daten auf die Alm jagt. Drei Jahre lang wurde diese moderne Form der Almerschließung vorangetrieben – und seit Herbst 2010 sind die Villnösser Almen die einzigen in ganz Süd-tirol, auf denen man mit hoher Bandbreite im Internet surfen kann. In den gemütlichen Stu-

ben, inmitten des UNESCO-Weltnaturerbes der Dolomiten, lesen die Hüttenwirte somit ihre E-Mails mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Mbit/s - umgeben von nichts an-derem als grünen Almwiesen und den mar-kanten weißen Geislerspitzen. Doch mit der Erschließung ist nicht nur Hightech auf die Alm eingekehrt, sondern auch Stille, reine Luft und geklärte Abwasser. Die neuen Stromleitungen machen nämlich das Betreiben von Dieselaggregaten unnötig, die bislang zusätzlichen Strom erzeugt hat-ten. Zehn davon landeten auf dem Recycling-hof, und mit ihnen auch der Schadstoffausstoß sowie das laute Getucker hinter der Alm-hütte. Der Strom kommt nun leise und sauber aus der Steckdose. Und das Abwasser fließt unterirdisch in der Kläranlage zu Tal. Die Vill-nösser Almerschließung ist somit ein gelun-genes Beispiel dafür, dass sich Ökonomie und Ökologie sehr wohl vereinen lassen. Was auf der Alm nun zum Alltag gehört, ist natürlich auch im Tal möglich: Das Glasfa-sernetz erstreckt sich im Villnösser Tal über eine Gesamtlänge von vierzig Kilometern,

Unsichtbares Netz: Insgesamt 13.410 Meter Kabel wurden unterirdisch verlegt, um die elf Almen unterhalb der Villnösser Geisler mit Strom zu versorgen.

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rund 250 Haushalte verfügen über einen Breitbandanschluss. Keine Selbstverständ-lichkeit im bergigen Südtirol: Villnöss ver-fügt, trotz seiner Lage, über eines der ersten und ausgedehntesten Glasfaser-Zugangs-netze im ganzen Land. Wie bedeutend dieser Innovationsschub ist zeigt sich beispiels-weise daran, dass selbst in Städten wie Brixen das Glasfaserkabel auf sich warten lässt. „Für ein Bergdorf ist das schon eine einzigartige Leistung“, freut sich Paul Profan-ter, Geschäftsführer der Energiegenossen-schaft Villnöss. Dieser Verbund, der im Jahr 1921 von einigen Bauern gegründet worden war um das Tal mit Strom zu versorgen, zeichnet sich seit jeher durch seinen Weit-blick und sein ökologisches Denken aus. Damit hat sie die Bemühungen des Villnösser Tales um Nachhaltigkeit und Umweltbe-wusstsein wesentlich unterstützt.

Coverstory

Sanft unterwegs 24 Orte im gesamten Alpen- bogen setzen auf sanfte Mobilität, Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit im Tourismus und haben sich zur interna- tionalen Dachorganisation „Alpine Pearls“ zusammenge-schlossen. Im Eisacktal gehört neben Villnöss auch die Gemeinde Ratschings mit dem Ridnauntal, Jaufental und Ratschingstal den „Alpinen Perlen“ an: Ruftaxis, Abholservice, Wandershuttles, Verleih- und Ladestationen für E-Bikes sowie die kosten- günstige Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, beispielsweise durch die TourCard, sorgen in Ratschings für ein Weiter- kommen ohne Privatauto. www.alpine-pearls.comwww.ratschings.info

Die Tage der Nachhaltigkeit „think more about“ zeigen heuer zum zweiten Mal Hintergründe, Möglichkeiten und Beispiele für ein nachhaltiges Handeln und Wirtschaften auf. Der Kongress und die Seminare mit hochkarätigen Referenten wollen Menschen inspirieren, ermutigen und dabei unterstützen, Verantwortung für ein gesundes, globales Miteinander zu übernehmen. Begleitet werden die Tage der Nachhaltigkeit von einem vielfältigen Rahmenprogramm, unter anderem Ausstellungen, einen Filmabend auf dem Stiftsplatz des Kloster Neustifts (04.05.2012) oder Kunst und Kulinarik am Brixner Domplatz (12.05.2012). www.thinkmoreabout.com

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Ökologisches Denken gepaart mit innovativem Geist zeigt sich aber auch bei der Energieversorgung des Tales: Wer heute in Villnöss Ener-gie konsumiert – sei es Strom wie Wärme – kann sich sicher sein, dass diese aus lokalen erneuerbaren Ressourcen stammt. Das Villnösser Tal versorgt sich vollkommen eigenständig mit Energie, und dies auf um-weltschonende Weise: Die Wärme stammt von zwei Biomasse-Heiz-werken, und drei Wasserkraftwerke in St. Peter, Meleins, und St. Magdalena produzieren den notwendigen Strom. Weiters versorgen kleinere private Kleinkraftwerke die Mühlen und Sägewerke im Tal. „Durch den Bau kleinerer und mittlerer Kraftwerke konnten umwelt-belastende Großprojekte verhindert werden“, erläutert Paul Profanter. Insgesamt produzieren die Kraftwerke an die 16 bis 17 Millionen Kilo-wattstunden im Jahr. Vierzig Prozent benötigen die Villnösser selbst, der restliche Strom wird ins nationale Stromnetz eingespeist. Die de-zentrale Stromproduktion schafft zudem Sicherheit in der Versorgung und garantiert zudem geringere Verteilungskosten. Wenn die Strom-rechnung ins Haus flattert, können sich die Villnösser freuen: Die Ge-nossenschaftsmitglieder bezahlen in etwa nur die Hälfte des Strompreises wie er in anderen Landesteilen üblich ist. Die Wärme hingegen gewinnen die Villnösser seit dem Jahr 2007 aus den zwei Biomasse-Heizwerken des Tales. Die darin verfeuerten Hackschnitzel und Holzreste stammen soweit als möglich aus den Wäldern der Umgebung oder von den Sägewerken im Tal. Die stei-genden Erdölpreise lassen die Villnösser unberührt: Sie sind in ihrer Energieversorgung vollkommen unabhängig. Und auch dies wiede-rum nicht auf Kosten der Umwelt: Die Biomasse ist ökologisch, hat einen geringeren Kohlendioxidausstoß und ist als nachwachsende Ressource beinahe unerschöpflich. Selbst auf lange Transportwege,

Energie-autark in eine grüne Zukunft

12 www.eisacktal.com

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die die Umweltbilanz wiederum beeinträchtigen würden, wird ver-zichtet. Zudem wurden durch die Fernwärme viele Einzelfeuerungs-anlagen ausgeschaltet – was wiederum der Luft zugute kommt, weil weniger Schadstoffe in den Himmel geblasen werden. Lediglich die abgelegenen Höfe auf dem Berg haben keine Heizung, die mit Fern-wärme betrieben wird: Die Bergbauern sorgen zumeist mit einem Kachelofen, der wiederum mit Holz aus den umliegenden Wäldern befeuert wird, für angenehme Raumtemperaturen. Unterstützt wird diese ökologische Energieproduktion in Villnöss zudem durch einer Photovoltaikanlage auf dem 800 Quadratmeter großen Dach des Hackschnitzellagers des Heizwerkes in St. Peter: Die Sonne produziert hier zusätzliche 150.000 Kilowatt an umwelt-freundlicher Energie. Was nun an sauberer Luft durchs Tal strömt, soll

selbstverständlich nicht durch übermäßigen Verkehr verunreinigt werden. Die Gemeinde Villnöss bemüht sich daher seit geraumer Zeit, auch im Bereich der Mobilität ein nachhaltiges Konzept umzusetzen. So ist das Tal beispielsweise Mitglied bei den „Alpine Pearls“, einem Zusammenschluss von mehreren Alpendörfern, die sich dem sanften und klimaschonenden Tourismus verschrieben haben. Verschiedenste Mobilitätsangebote sorgen dabei, dass der Urlauber sein Auto beru-higt in der Garage stehen lassen kann: Wandershuttles oder öffentli-che Verkehrsmittel bringen ihn auch so überall hin. Doch auch die Einheimischen werden tatkräftig in ihrem klimafreundlichen Verkehrs-verhalten begleitet: Die Gemeinde unterhält die eigene Anlaufstelle „Villnöss mobil“, die beim Umsteigen aufs Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel unterstützt. www.villnoess.info

Coverstory

Strom aus Wasser, Energie aus HolzDas Villnösser Tal nutzt seine eigenen Ressourcen: Der Strom wird durch die drei kleineren Wasserkraftwerke Meleins, St. Peter und St. Magdalena gewonnen, die Heizungsenergie liefern die Fernheiz-werke in St. Peter und in St. Magdalena, die mit heimischem Holz befeuert werden. www.energie-villnoess.it

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Die Kraft der EinfachheitIn einer Zeit, in der jeder ständig erreichbar ist und die Welt zunehmend komplexer

wird, sind Stille und Schnörkellosigkeit ein seltenes Gut geworden. Im Weiler Dreikirchen oberhalb von Barbian ist die Kraft der Einfachheit noch zu fi nden.

Nichts als Wiesen, Wald, Felder und Sträucher – und mittendrin drei ineinander verschachtelte Kirchen aus dem 13. Jahrhundert sowie ganz besondere Ge-bäude, die sich perfekt in die Landschaft einfügen. Wie ein Teil der Natur selbst schmiegt sich die Pen-sion Briol an den Hügel. Das dreistöckige Gebäude ist ein Gesamtkunstwerk der Neuen Sachlichkeit inmitten der Alpen: schnörkellos und puristisch, geradlinig und schlicht – und dies Innen wie Außen. Der Künstler und Maler Hubert Lanzinger, Ehemann von Pia Settari - der Tochter des früheren Erbauers -, errichtete hier Ende der 1920er Jahre das markante Haus, verwandelte die ehe-malige Schutzhütte in einen Sonnentempel mit Holzsäu-len und großen Fenstern, mit Pultdach und geräumiger Loggia. Selbst die Einrichtung, das Geschirr und die Farb-gestaltung der Räume stimmte Hubert Lanzinger aufein-

ander ab und schuf somit ein harmonisches Gesamtbild, das Ruhe vermittelt und Wärme ausstrahlt. Bis heute hat sich daran nichts verändert: Johanna von Klebelsberg, aus der Besitzerfamilie stammende Gastwirtin, pfl egt bewusst diese ganz besondere Atmosphäre. Trotz – oder wohl gerade wegen – all dieser Einfachheit ist Briol zum gefragten Rückzugsort für gestresste Manager und krea-tive Künstler geworden. Nun plant man die Errichtung von Baumhäusern, will die Natur noch mehr ins Leben der Menschen holen. Auch im Gasthof Bad Dreikirchen, direkt unterhalb der drei kleinen Kirchen gelegen, hängen keine Flachbild-schirme an den Zimmern. Stattdessen besitzt das Gast-haus einen gemütlichen Bibliotheksraum und ein Musikzimmer mit Flügel. Wo die Natur Regie führt, kann auf Fernseher, Telefon und Auto verzichtet werden, fi n-

Die Kirchen St. Gertraud, St. Nikolaus und St. Magdalena sind so aneinandergebaut, dass sie ein einziges Kirchenensemble bilden. Ausgestattet sind alle drei Kirchenräume mit wertvollen Fresken der spätmittelalterlichen Schule und mit gotischen Flügelaltären.

14 www.eisacktal.com

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den Matthias und Annette Wodenegg. Ihre Familie leitet seit gut zweihundert Jahren den Gastbetrieb in Bad Drei-kirchen, den es bereits seit dem 14. Jahrhundert gibt. Die Vorliebe für die einfachen Dinge ist auch hier in allen Ecken spürbar. Wenn man etwas Großartiges sehen möchte, reicht in Dreikirchen aber auch der Blick auf die andere Talseite: die gegenüberliegende Dolomiten sind Sensation genug. Dass dieser Platz oberhalb des Dörfchens Barbian ein ganz besonderer ist, wussten bereits die Ureinwohner des Eisacktals: Dort, wo heute die drei gotischen Kapel-len zu einem einzigen Kirchenensemble verschmelzen, befand sich einst ein vorrömisches Quellenheiligtum. Über Jahrhunderte hinweg tauchten die Menschen hier ins Heilwasser ein. Und Einsiedler sollen sie dabei spiri-tuell betreut haben. Es ist ein mystischer Platz, an dem die Menschen immer schon Kraft tankten. Später entwi-ckelte sich Dreikirchen zu einem klassischen Ort der Sommerfrische: Vor allem die gut betuchten Bürger aus Bozen zogen während der heißen Sommermonate her-auf, um im höheren und damit kühleren Mittelgebirge

Erholung zu fi nden. Und so mancher berühmte Gast aus dem Ausland spazierte ebenso über die Prioler Wiesen, die auch heute nur zu Fuß erreichbar sind. Der deutsche Schriftsteller und Dichter Christian Morgenstern bei-spielsweise, der hier seine spätere Ehefrau Margareta Gosebruch von Liechtenstein kennenlernte. Oder Sig-mund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, der Drei-kirchen mit folgendermaßen beschrieb: „Es war eine entzückende Einsamkeit, Berg, Wald, Blumen, Wasser, Schlösser, Klöster und keine Menschen.“

Der Weiler Dreikirchen ist nur zu Fuß auf verschiedenen Wanderwegen von Barbian aus erreichbar; ein Taxidienst wird auf Anfrage von den Gasthäusern organisiert. Der Schlüssel für die Kirchen – falls nicht geöff net – ist im naheliegenden Gasthaus Messner erhältlich. www.barbian.it

Bauhaus in den Alpen: Das Gasthaus Briol erhielt

die Auszeichnung „Historischer Gastbetrieb des

Jahres 2012 in Südtirol“. www.historischergastbetrieb.it

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Am Aspingerhof in Barbian baut Harald Gasser auf biologische Weise seltene Gemüsesorten an, die beinahe in Vergessenheit geraten sind. Zahlreiche Sterneköche im In- und Ausland verwenden diese Raritäten für ihre Kochkreationen.

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Pellkartoffel mit frischer Butter und Almkäse hat er als Kind besonders gern gegessen. Heute kann Peter Girtler aus Sterzing seine Vorliebe für Pro-dukte aus der Region so richtig ausleben: Der Sternekoch kreiert daraus im Restaurant des Ho-tels Stafler in Mauls innovative Gerichte, die ihre Wurzeln in der Eisacktaler Küche haben. Wenn Peter Girtler vom Ursprung seiner Kochzu-taten erzählt, gerät er ins Schwärmen. Immer wieder begibt sich der Koch auf die Suche nach fast verges-senen Gemüse- und Obstsorten. Er recherchiert, was einst im Eisacktal gegessen wurde, und experi-mentiert, wie man Althergebrachtes auf zeitgemäße Art interpretieren könnte. Den Menschen nahebrin-gen, was die regionale Küche ausmacht und welchen Wert naturnahe Produkte haben - darin sieht er eine seiner Aufgaben. Baumspinat, Pastinaken, Schwarz-wurzeln oder Crosne: all diese früher von den Bau-ern häufig verwendeten, aber heute fast vergessenen Lebensmittel finden sich je nach Saison auf seiner Speisekarte. Crosne? Genau – eine alte Kartoffel-sorte, auch Knollenziest genannt, die ein bisschen aussieht wie eine gerillte längliche Muschel. Peter Girtler freut sich ein wenig, dass man diese Gemü-

seart nicht kennt und noch nie gegessen hat. Er er-zählt vom Baumspinat und der Schwarzwurzel, „die früher der Spargel des armen Bürgers war und fast überall angebaut wurde.“ All diese Raritäten bezieht er vom Aspingerhof in Barbian, der sich auf den Anbau von seltenen Sorten spezialisiert hat. „Mir ist es wichtig, mit den Bauern vor Ort zusammen zu arbeiten, denn sie kennen unsere Küche. Zugleich sollte man die Arbeit und den Aufwand der Bauern kennen und schätzen, nur so kann man ein Produkt verstehen und noch besser damit umgehen“, meint der passionierte Küchenmeister. Im Laufe der Jahre hat er sich ein Netzwerk aufgebaut, das ihm immer wieder frische Produkte liefert. So kann es schon mal passieren, dass die Speisekarte kurzerhand um-gestellt wird, weil ihm frische Pilze oder frisches Hirschfleisch in die Küche gebracht werden. „In meiner Lehrzeit hieß es noch, ein guter Koch kann auch aus weniger guten Zutaten etwas Lecke-res kochen. Das ist natürlich Quatsch“, meint er. „Der Star ist immer das Produkt - und nicht der Koch“. Peter Girtler ist dennoch stets auf der Suche nach ungewöhnlichen Kombinationen und verbin-det gerne die alpenländische Kochtradition mit der

Sich dem Zeitgeist anpassen und dennoch authentisch bleiben: Die Eisacktaler Gastronomie schafft diesen Spagat und zeichnet sich durch die moderne Interpretation von traditionellen Rezepten aus.

Genuss

„Das allerschönste Lob für mich ist die

Zufriedenheit der Gäste." Peter Girtler, Sternekoch 

Zeitgemäß verfeinert

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„Das Produkt ist der Star, nicht der Koch!“

mediterranen: Ein altes Südtiroler Bauernre-zept, verfeinert mit mediterranen Kräutern, Olivenöl oder getrockneten Tomaten – warum nicht, wenn es harmonisch schmeckt? Schließ-lich lebt und arbeitet er im Eisacktal, dem Treffpunkt von Nord und Süd. Dort, wo beide Kulturen aufeinandertreffen, und die eine die andere beeinflusst – auch in der Küche. „Krea-tivität beim Kochen bedeutet dabei für mich, einzigartige Gerichte und ungewöhnliche In-terpretationen zu finden, die es so anderswo nicht gibt,“ schildert er. Die früher als „arme Kost“ abgewerteten traditionellen Speisen sind für die Spitzenkö-che aus dem Eisacktal bereits seit geraumer Zeit ein beliebtes Experimentierfeld. „Die re-gionalen Gerichte eignen sich hervorragend, um modern aufbereitet zu werden“, meint auch Peter Girtler. Die eigenen Herkunft ken-nen und verstehen, um darauf aufzubauen – auch in der Kochkunst gilt es, diesen Sprung von der Tradition in die Moderne zu schaffen. Peter Girtler zerlegt dafür eine herkömmliche Mahlzeit schon mal in seine Einzelteile und setzt die einzelnen Komponenten in veränder-

ter Form zusammen: Die klassischen Hirten- maccharoni – üblicher-weise mit einer Sauce aus Tomaten, Erbsen, Champignons und Schinken serviert – werden in seiner Küche als Raviolo zubereitet, mit den Champignons als feines Püree und Erb-senschaum. Oder der handfesten Tiroler Speckknödel wird als luftiges Knödelsoufflé serviert. Insbesondere in den letzten Jahren legen die Menschen immer mehr Wert auf die Her-kunft der Produkte, im Restaurant genauso wie am eigenen Herd. Peter Girtler begrüßt diese Achtsamkeit und unterstützt sie, indem er beispielsweise mit Kindern Produkte aus der Region verkostet. „Sie können mit ge-schlossenen Augen noch so manche Gemüse-sorte erkennen, das freut mich”, schildert er, „Wir sollten nicht nur im Restaurant, sondern auch im Alltag auf qualitätsvolle Produkte setzen, das Geld ist dabei gut investiert.“ Sein außergewöhnlicher Geschmack wurde eben-

so früh entdeckt, be-reits in seinen Lehr- jahren. Im Jahr 2004

ernannte ihn „Besser Essen und Reisen” zum

Aufsteiger des Jahres. Seine Kochkunst verfeinerte er in re-

nommierten Restaurants im In- und Ausland, unter anderem beim Sterne-Koch Heinz Winkler in Aschau im Chiemgau, der auch aus dem Eisacktal stammt. Heute sam-melt Peter Girtler selbst Sterne und Hauben von Gastronomieführern: Erst kürzlich verlieh ihm der „Gault Millau 2012“ gemeinsam mit einem weiteren Eisacktaler Restaurant, dem „Jasmin“ in Klausen, die zweithöchste Aus-zeichnung, die Drei Hauben. Die Eisacktaler Küche ist also trotz ihrer jahrhundertlangen Wurzeln immer noch zeitgemäß – und hat selbst den Sprung in die Spitzengastronomie geschafft, ohne ihre Authentizität zu verlieren. www.eisacktal.com / Genuss

Vier Generationen Eisacktaler Küche, 40 Jahre Eisacktaler Kost. Im Gasthaus Fink unter den Kleine Lauben in Brixen pflegt die Familie Fink seit vier Generationen die hei-mische Kochkunst. Die traditionelle Küche hat bei den heutigen Chefkö-chen Antonia und Georg Fink einen besonderen Stellenwert und spiegelt sich anhand von kreativen und bo-denständigen Gerichten auch auf der Speisekarte des Haubenlokals wider. Gastwirt Helmuth Fink ist zudem

einer der Mitbegründer der Speziali-tätenwoche „Eisacktaler Kost“: Im Jahr 1971 besuchte er mit Franz Tau-ber, dem damaligen Präsidenten des Tourismusverbandes Eisacktal, eine Spezialitätenwoche in Berlin – und daraus entstand die Idee, auch im Ei-sacktal eine gastronomische Veran-staltung zu etablieren. Die „Eisack- taler Kost“ ist somit die älteste Spe-zialitätenwoche Südtirols, die aber nichts an Reiz verloren hat. Seit vier-zig Jahren nehmen rund 19 Gasthäu-

ser im Eisacktal die Vorgaben der Spezialitätenwoche sehr ernst, ver-wenden nur heimische Zutaten und bieten Traditionsgerichte an, die teil-weise modern interpretiert werden. Die 40. Eisacktaler Kost findet vom 9. bis 25. März 2012 statt.www.eisacktalerkost.info

Sterne Der Guide Michelin vergibt seine Sterne im Eisacktal an folgende Restaurants: Jasmin, Klausen: 2 Sterne Gourmetstube Einhorn/Stafler, Mauls: 1 Stern Kleine Flamme, Sterzing: 1 Stern La Passion, Obervintl: 1 Stern

18 www.eisacktal.com

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Das Feuchtbiotop Raier Moos mit seinem Teich, dem Schilfgürtel und Trockenrasen beherbergt auf kleins-tem Raum eine Vielfalt von Wassertieren, Vögeln, In-sekten, Amphibien und Pflanzenarten. Die ideale Tageszeit für eine Entdeckertour hängt dabei davon ab, welches Tier man beobachten möchte: „Schmet-terlinge oder Libellen sind am häufigsten in jenen Stunden zu sehen, in denen die Sonne scheint und es warm ist“, erläutert die Biologin Tanja Nössing. Die Libelle beeindruckt insbesondere durch ihre Flugakrobatik: Die bunt schimmernden Insekten kön-nen ihre beiden Flügelpaare unabhängig voneinander bewegen, sodass sie abrupt die Richtung ändern, in der Luft stehen bleiben oder sogar rückwärts fliegen können. „Besonders interessant ist dabei der Liebesflug der Libellen“, erläutert die Biologin, „das Libellen-Paar fliegt dann im Tandem und bildet manchmal die Form eines Herzens.“ Für Vogelliebhaber heißt es hingegen früh aufzuste-hen, oder die Abendstunden abzuwarten. Passionierte Ornithologen sitzen bereits gegen vier Uhr früh auf der hölzernen Vogelwarte am Teichufer. „Die frühen Mor-genstunden oder auch die Abenddämmerung eignen sich besonders, um Vögel und Amphibien vor die Linse zu bekommen“, rät die Biologin. Ein Feldstecher, eine Flasche Wasser und Geduld sollten bei der Tierbeo-bachtung im Rucksack stecken – und zeitweises Schweigen ist auch hilfreich. Mit etwas Glück lässt sich dann am Raier Moos beispielsweise ein Sumpf- rohrsänger entdecken, der sein napfförmiges

Libellen im Liebesflug

Das Biotop Raier Moos in Raas auf dem Hochplateau von

Natz-Schabs ist das größte Schutzgebiet dieser Art

im Raum Brixen.

Nest an den Schilfhalmen übers Wasser baut. Der zirka dreizehn Zentimeter, olivbraun-beige Vogel mit kurzem Schwanz, versteckt sich meist in aufrechter Haltung im Rohr oder im Gebüsch. Falls er sich nicht blicken lässt, so kann man ihn sehr wohl hören: Der Sänger unter den Vögeln ist für seinen reinen, klangvollen Gesang bekannt, kunst-volle Motive tönen im Wechsel aus seiner Kehle. Der Vogel ist jedoch ein kleiner Plagiator: Er ahmt den Ge-

sang vieler anderer Vögel nach. Sein Verwandter, der Teichrohrsänger, ist hingegen an seinem knarrenden „tschirrak-tschirrak“ zu erkennen. Zu sehen bezie-hungsweise zu hören ist der Sumpfrohrsänger ab Ende Mai, wenn er aus seiner afrikanischen Winterre-sidenz nach Raas zurückkehrt. Sein Gesang mischt sich dann mit dem Quaken des Wasserfrosches. Die-ser und die anderen Lurcharten wie Erdkröten, Feuer-salamander oder Laubfrösche sind wegen ihrer

durchlässigen Haut besonders anfällig gegenüber Um-welteinflüssen, aber im Biotop Raier Moos haben sie

einen geeigneten Laichplatz gefunden.

Der Startpunkt des Naturlehrpfades „Raier Moos“ ist die Ortschaft Raas in der Gemeinde Natz-Schabs. Von der Kirche aus ostwärts der Straße entlang stets dem Weg Nr. 4 folgen, das Symbol „Naturlehrpfad“ führt rund um das Biotop (zirka 2 Kilometer). Am Weg be-finden sich zahlreiche Infotafeln und ein Beobach-tungsstand. www.natz-schabs.info

Naturerlebnis

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Veranstaltungen rund um die Kastanie Eisacktaler Kastanienwochen –

gastronomische Spezialitätenwoche19. Oktober - 4. November 2012

Keschtnigl – Veranstaltungsreihe rund um die Kastanie in Feldthurns

26. Oktober - 4. November 2012

Weitere Feste, geführte Wanderungen, Kastanien-Kochkurs u.a.:

Anfang Oktober - Anfang November www.kastanie.it

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Das „Keschtnmandl“ ist ein teuflischer Wicht: Es versteckt sich in den hohlen Stämmen der Kastanienbäume oder macht sich so klein, dass er sogar in einem leeren Kastanienigel unterschlüpfen kann. Von dort aus beobachtet er die Men-schen und verschleppt unfolgsame Kinder in den Wald. Die Legende vom „Keschtn-mandl“ ist nur eine von vielen, die den Kastanienbaum in den Mittelpunkt rückt. Seit jeher inspirierte dieser besondere Baum die Menschen, allerhand Eigenschaf-ten wurden ihm zugeschrieben. Mit seiner ausladenden Krone, dem borkigen Stamm und dem dichten Blätterwerk strahlt er nämlich eine ganz besondere Atmo-sphäre von Gelassenheit und Autorität aus. Vielleicht wurde er auch deshalb von der Mystikerin und Naturheilkundlerin Hildegard von Bingen als Sinnbild der Weis-heit und seine Früchte als universelles Kraftmittel für Körper und Geist erklärt. Drei Kastanien unterm Kopfkissen, so auch der heutige Volksglaube, soll vor Erkältungen schützen. Wissenschaftlich belegter ist hingegen die Heilwirkung der Kastanien bei Venenerkrankungen und ihre gute Verträglichkeit als Nahrungsmittel: Kastanien sind glutenfrei, das Mehl kann selbst bei Zöliakie-Unverträglichkeit verwendet wer-den. Reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist die Kastanie ein nährstoffreiches Lebensmittel – und ein kalorienarmes noch dazu. Bereits vor Jahr-hunderten war der Inhalt der stacheligen Igel das Hauptnahrungsmittel für die Landbevölkerung. Das Mehl, das durch das Zerreiben der getrockneten Kastanien gewonnen wurde, ersetzte das teure Getreide – weshalb der Kastanienbaum auch die Bezeichnung „Brotbaum der Armen“ trägt. Heute findet sich das Kastanienbrot als Spezialität in den Regalen von Bäcke-reien und in den Brotkörben von Restaurants wieder, insbesondere während der „Eisacktaler Kastanienwochen“ – einer Spezialitätenwoche, bei der jährlich Ende Oktober und Anfang November kreative Kastaniengerichte auf der Speisekarte stehen. Die „Keschte“, wie die Kastanie umgangssprachlich genannt wird, gilt im Eisacktal längst nicht mehr nur als unverzichtbarer Bestandteil des Törggelens: Sie wird auch als süßes Kastanienherz, Nudel, Beilage oder Halbgefrorenes serviert. Entlang der Kastanienhaine im Eisacktaler Mittelgebirge verläuft der rund sechzig Kilometer lange „Keschtnweg“. Dieser führt von Neustift nach Vahrn über den Pfef-fersberg bei Brixen, Feldthurns, Klausen, Villanders, Barbian bis zum Ritten und endet in Bozen. Der Weg kann auch etappenweise erwandert werden. www.eisacktal.com / Aktiv / Sommer / Wandern

Der Kastanienbaum gilt als Baum der Weisheit; viele Mythen und Heilsversprechungen ranken sich um ihn. Seine Früchte ernährten einst die Landbevölkerung. Heute erfährt

die Verwendung der Kastanie eine Renaissance.

Keschtnweg

Der Lebens-Baum

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Das Atelier von Lothar Dellago in Barbian ist von Holzskulpturen ausgefüllt. Größere und kleinere Figuren stehen auf den Regalen und auf dem Boden. Dazwischen Modelle aus Ton, die Schnitzwerkzeuge sauber angeordnet auf einer Werkzeugbank, und auf dem Schnitzblock eine noch unfertige Skulptur, an der Lothar Dellago gerade arbeitet. Im Hinter-grund läuft Jazzmusik, mit ebendieser be-schäftigt sich der Bildhauer zurzeit: Er arbeitet an einem Jazz-Zyklus, formt Sänger, Saxofo-nisten und Bassgeiger aus Kastanienholz. „Die Zusammenarbeit mit dem Brixner Architekten Norbert Dalsass, der auch Jazzmusiker ist, hat mich dazu inspiriert“, erzählt Lothar Dellago. Immer wieder orientiert sich der Künstler in seiner Arbeit neu, greift aktuelle Themen in seinen Werken auf, entwickelt überraschende Skulpturenzyklen. Konstant bleibt dabei sein Werkstoff, das Kastanienholz – womit er einer der wenigen Künstler ist, die bevorzugt mit diesem Holz arbeiten. „Das Kastanienholz kommt meiner Art zu schaffen sehr entgegen“, erläutert Lothar Del-lago. Nicht nur, dass er in Barbian von Kasta-nienbäumen umgeben ist und somit das Holz leicht erhält. Die Struktur des Holzes unter-streicht die Charakteristika seiner Skulpturen und betont deren klare, moderne Linienfüh-rung: „Das Kastanienholz kommt meinem Be-streben, mit einfachen Linien zu arbeiten, sehr zugute“, erklärt er seine persönliche Zu-neigung zu dieser Holzart, „die ausgeprägte

Maserung und Linienführung des Holzes ver-leiht den reduzierten Skulpturen Lebendig-keit. Wären meine Figuren aus Lindenholz, wären sie wohl schlicht langweilig.“ Das Holz des Kastanienbaumes hingegen ist von deko-rativem Wuchs: Die Jahresringe sind sehr deutlich zu erkennen, zahlreiche Holzstrahlen durchziehen das Holz und verleihen ihm eine besondere Struktur. Es strahlt in einem war-men, goldbraunen Ton, der sich im Laufe der Jahre verdunkelt. In eine erste Form bringt Lothar Dellago den Holzblock mit einer Motorsäge, manch-mal bereits vor Ort – beim Sägewerk oder beim Bauern, dem er den Stamm abgekauft hat. „Das frische, noch nasse Holz ist nämlich sehr schwer und der Transport damit recht aufwändig“, so Lothar Dellago. Das frische Holz besteht aus siebzig Prozent Wasser, dies macht es zwar sehr weich und damit leichter zu bearbeiten – beeinflusst aber auch das Ge-wicht. Abgelagert und somit trocken gewinnt das Holz dann an Härte, dafür springt es leich-ter als andere Holzarten. „Schauen Sie, hier habe ich diese fast lebensgroße Figur auf der Hinterseite ausgehöhlt. Dies nimmt dem Kas-tanienholz die Kraft, ansonsten würde es in trockenem Zustand zerklüften“, demonstriert der Bildhauer. Bereits mit zwölf Jahren hat Lothar Dellago, der in der Holzschnitzer-Hochburg Gröden aufgewachsen ist, seine ersten Zeichnungen angefertigt. Er besuchte die Kunstlehranstalt

Mit wenigen, klaren und einfachen Linien das Wesentliche auf den Punkt bringen ist das Ziel des Bildhauers Lothar Dellago. Für seine Skulpturen verwendet er zumeist ein ganz besonderes Material: das Holz des Kastanienbaums.

Aus besonderem Holz geschnitzt

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von St. Ulrich und ließ sich in der Bildhauer-werkstätte der Gebrüder Moroder ausbilden. Danach zog es ihn in die Welt, er studierte in England und Frankreich. Er war auch einer der Mitbegründer der Künstlervereinigung „Unika“, ein 1994 erfolgter Zusammenschluss von Künstlern und Kunsthandwerkern aus Grö-den. In der alljährlichen Skulpturenausstellung „Unika“ zeigen die Mitglieder ihre neuesten Werke, Lothar Dellago ist mit seinen mehr als 70 Jahren einer der ältesten und erfahrensten von ihnen. Doch er steht nicht nur in der Bildhauerei im Rampenlicht, auch auf der Thea- terbühne erhielt er oft den Applaus des Pub-likums. Die Kunst in all ihren Facetten hat Lothar Dellago stets interessiert. Und der Weinbau, denn als Winzer produziert er sei-nen eigenen Wein. Auch hier kommt traditio-nellerweise das Kastanienholz zum Einsatz: Die Säulen der Pergeln werden aus diesem Holz geschnitzt, da es eine hohe Resistenz gegen Pilze und Insekten aufweist. Resistent und unabhängig will auch er sein, immer wieder greift Lothar Dellago aktuelle landes- und weltpolitische Themen in seinen Skulpturen auf. Seine Formensprache redu-zierte sich dabei im Laufe der Jahre, der Bild-hauer konzentriert sich mehr und mehr aufs Wesentliche. „Wohin der Weg noch führen führt, weiß ich aber selbst nicht“, meint er nur und seine Augen funkeln schelmisch hinter den runden Brillengläsern.

Kastanienbandnudeln mit WildrahmsauceFür den Nudelteig Weizen- und Kastanienmehl vermi-schen, Eier, Salz und Öl dazugeben und zu einem glatten Teig kneten. Den Teig in Klarsichtfolie wickeln und im Kühl-schrank 1 Stunde rasten lassen. Den Teig mit einer Nudel-maschine ausrollen. Die Bandnudeln schneiden und in Salzwasser ca. 2 Minuten bissfest kochen.

Für die Wildrahmsauce die gewürfelte Hirschschulter mit Salz und Pfeffer würzen und mit Mehl bestäuben. An-schließend in einer heißen Pfanne scharf anbraten. Etwas Tomatenmark hinzufügen und gut mitrösten. Die Zwiebeln mit etwas Öl dünsten, das Wurzelgemüse (Karotten, Knol-lensellerie) beigeben. Das angebratene Fleisch zum Ge-müse geben. Nach und nach mit Rotwein ablöschen. Mit der braunen Wildsauce (Fleischsuppe) aufgießen, das Kräutersäckchen dazugeben und 45 Minuten leicht kö-cheln lassen. Abschließend mit etwas Sahne verfeinern.

TippDie Kastanienbandnudeln können Sie auch mit frischen Steinpilzen, Tomaten und Speck servieren.

www.eisacktal.com / Genuss / Die Kastanie

Für 4 PersonenFür den Nudelteig:130 g Weizenmehl

100 g Kastanienmehl2 Eier

etwas ÖlSalz

Für die Wildrahmsauce:300 g Hirschschulter, geputzt und

in kleine Würfel geschnitten100 g Wurzelgemüse (Zwiebeln, Karotten und Knollensellerie), in

feine Würfel geschnitten150 ml dunklen Rotwein

300 ml braune Wildsauce oder Fleischsuppe

TomatenmarkKräuter (Thymian, Rosmarin,

Wacholder und Knoblauch) in ein Säckchen geben

Mehl zum Bestäubenetwas Öl

Salz und Pfeffer Sahne

Keschtnweg

Die Werke des Künstlers Lothar Dellago können auf seiner Homepage oder nach Voranmeldung

im Atelier in Barbian besichtigt werden: www.lothardellago.blogspot.com

18. Grödner Skulpturenmesse „Unika“23. – 26. August 2012, St. Ulrich/Gröden

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Tamara Lunger, Jahrgang 1986, hat mit 23 Jahren als jüngste Frau den 8.516 Meter hohen Lhotse im Himalaya bestiegen. Im Interview erzählt die Nachwuchs-Alpinistin, was sie antreibt und welche Faszi-nation das Bergsteigen auf sie ausübt.

Redakteurin Frau Lunger, woher rührt Ihre Leidenschaft fürs Bergsteigen?

Tamara Lunger Ich habe immer schon viel von mir gefordert: je schneller und besser ich in einem Wettkampf war, umso zufriede-ner war ich. Zunächst begann ich mit dem Skibergsteigen, bei dem ich auch erfolgreich an Euro-

pacups teilnahm. Dann wuchs der Wunsch, die Herausforderung auf

den richtig hohen Bergen zu suchen. Der italienische Extrembergsteiger Simone

Moro hat mich schließlich im Mai 2010 zu einer Ex-pedition auf den Lhotse mitgenommen, ein wirklich überwältigendes Erlebnis. Wie bereiten Sie sich auf eine solche Bergexpedi-tion vor? Da ich an der Universität Innsbruck Sport studiere und zudem regelmäßig Bergtouren unternehme, läuft das Training das ganze Jahr über – eine spezi-elle Vorbereitung mache ich nicht. Aber klarerweise versuche ich mich laufend zu verbessern. Wie gehen Sie mit den Gefahren um, die eine sol-che Expedition mit sich bringt? Ich bin mir bewusst, dass ich von so einer Bergtour nicht mehr zurückkommen kann. Sich in kritischen Situationen zu beherrschen, tief durch zu atmen und den nächsten Schritt zu planen, ist dann von beson-derer Wichtigkeit – und dies ist mir bis jetzt auch gelungen. Krisensituationen machen aber auch stark, man entwickelt sich darin. Zudem lernt man, Gefahren besser einzuschätzen und flexibel zu re-agieren: Als Bergsteiger muss man sich dem Berg anpassen, er passt sich einem ja nicht an. Berg ist nicht gleich Berg: Was unterscheidet den Lhotse von der Südtiroler Bergwelt? In einer so unwirtlichen Gegend wie dem Himalaya ist das Bergsteigen mit einem großen Aufwand ver-bunden, es ist hektischer und auch anstrengender. Es ist aber auch mystisch, fern von der Zivilisation, und man lernt seine Grenzen dort deutlich kennen. Bei uns hingegen kann ich die Bergwelt mehr genie-

ßen, finde dort Ruhe und Erholung. Wobei – die Ort-ler Nordwand hat mich vor einigen Jahren auch ganz schön ins Schwitzen gebracht ... Sie betreuen mit Ihrer Familie bereits seit 13 Jah-ren die Schutzhütte am Latzfonser Kreuz. Ist dies ein besonderer Ort für Sie? Auf alle Fälle – ich glaube, dort oben ist auch meine Leidenschaft fürs Bergsteigen gewachsen. Vom Latzfonser Kreuz aus hat man einen schönen Aus-blick auf die Bergwelt. Die dortige Wallfahrtskirche hat für mich auch eine besondere Bedeutung, da ich ein gläubiger Mensch bin. Das gemeinsame Arbei-ten hat uns zudem als Familie zusammengeschweißt, meine Eltern und Geschwister unterstützen mich hundertprozentig auf meinem Weg. Das ist mir sehr wichtig, denn mit einem schlechten Gewissen ihnen gegenüber könnte ich wohl nicht in dieser Form Bergsteigen. Gibt es ein Ziel, das Sie unbedingt erreichen möchten? Ich habe mir keine bestimmen Rekorde oder derglei-chen vorgenommen. Aber ich merke, dass ich nach einer Besteigung sofort den nächsten Berg ins Visier nehme, der dann noch höher und schwieriger sein soll. Allerdings muss ich auch lernen, Pausen einzule-gen und nicht zu viel zu wollen. Es wäre aber schon schön, wenn man täglich in den Bergen sein könnte – so intensive Moment erlebt man sonst nirgendwo.

Das Latzfonser Kreuz mit Schutzhütte und Kapelle oberhalb von Latzfons/Klausen ist auf 2305 Metern Europas höchstgelegener Wallfahrtsort. Ein Aus-gangspunkt für die Wanderung dorthin ist der Parkplatz Kühof oberhalb von Latzfons, von hier aus über die Klausner Hütte zum Latzfonser Kreuz (700 Höhenmeter, Aufstieg ca. 2,5 Std.). www.latzfonserkreuz.com

International Mountain Summit 2012Die weltbesten Bergsteiger und Kletterer treffen sich alljährlich im Herbst zum Bergfestival „International Mountain Summit (IMS)“ in Brixen. www.ims.bz

Glück am Berg

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Interview

Glück am Berg

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Der Duft der AlmWas den Almkäse „Valler Gold“ so besonders macht.

Jede Milch setzt sich aus Wasser, Ei-weiß, Milchfett, Milchzucker, Mineral-

stoff en und Vitaminen zusammen. Und dennoch lassen sich sowohl bei der Rohmilch als auch den Milchprodukten markante Qualitätsunterschiede feststel-len. Überzeugt hat der Almkäse „Valler Gold“ von der Kuttnhütte in Vals: Er ge-wann bei der 17. Internationalen Almkä-seolympiade 2011 die Silbermedaille in seiner Kategorie. Mit dem Almkäse ist es wie mit dem Wein: die Lage ist entscheidend. Das so genannte Terroir, die naturgegebenen Eigenschaften des Territoriums wie Boden, Lage und Klima, beeinfl usst wesentlich den Geschmack. Das Fleckchen Erde, wo etwas gedeiht, drückt un-weigerlich seinen Stempel aufs Produkt. Beim „Valler Gold“ sind es das spezielle Alm-gras, die Kräuter und Almblumen, die dem Almkäse seinen typischen Charakter verlei-hen. Hier, auf der Fane-Alm auf über 1.700 Metern im Almengebiet Gitschberg Jochtal, weiden die Kühe auf einem ganz besonderen Boden: Das Marbl-Gras, benannt nach dem naheliegenden See, verleiht der Milch und folglich dem Almkäse ein unverwechselbar würziges Aroma. Würde das Valler Gold aus der Milch von Stallkühen gewonnen – es wäre nicht das Valler Gold. Rund 320 Rinder grasen den Sommer über auf der FaneAlm, einer der urigsten Almen im

Lande. Der Großteil der Rinder ist so ge-nanntes Galtvieh, also Kälber, männliche

Tiere oder trächtige Kühe, die allesamt keine Milch geben. Und dann weiden

hier noch 85 Milchkühe, die täglich rund 1.200 Liter Milch liefern.

Die zwei Senner der

Kuttnhütte veredeln diese Frischmilch tagtäglich zu

Almbutter und Almkäse. Das Käsen ist ein aufwändiger Prozess, der viel Sorgfalt, Wissen und Gespür verlangt. Und eine Ausbildung zum Senner, denn die hygienischen Bestimmungen sind genauso gewachsen wie die Qualitätsansprüche der Konsumenten. Nur eben mal so schnell Käse herstellen, diese Zeiten sind lange schon vorbei. Morgens und abends treiben die Senner die Kühe von der Almweide in den Stall, um sie dort zu melken. Die frische Milch wird teil-weise entrahmt, und der Rahm zu Butter ge-schlagen. Für die Käseherstellung muss die Milch im Käsekessel gerinnen, dabei trennen sich die kaseinfähigen Substanzen von der Molke. Um diesen Prozess zu unterstützen, wird natürliches Lab beigefügt – ein Enzym, das im Kälbermagen gebildet wird, um das Milcheiweiß der Mutterkuh zu verdauen. Es gäbe auch künstlich hergestelltes Lab, doch in Südtirol ist dieses tabu: Es ist nämlich gen-technisch verändert, und im Lande legt man Wert auf gentechnikfreie Milch und Milchprodukte. Die geronnene Milch, Käsebruch genannt, wird nun mit einer Käseharfe in Stücke ge-schnitten, gerührt und vorsichtig auf zirka 42 bis 46 Grad Celsius erwärmt. Dies lässt die Masse fest werden, sodass der Senner sie mit einem großen Tuch aus dem Kessel holen kann. Der Käsebruch gelangt nun in die Vor-presswanne, wo er mit schweren Gewichten in Form gepresst und immer wieder gewen-det wird. Raus aus der Form und rein ins Salz-wasser, heißt es dann am nächsten Tag. Das Bad in der Salzlake entzieht dem frischen Kä-selaib das Wasser und lässt eine erste Rinde entstehen. Nun geht es auf die Regale im Reife-keller, wo der Käselaib eine Woche lang täglich und die folgenden Wochen alle zwei

Tage mit Was-ser gebürstet und ge-

wendet wird. Im Reifekeller verbleibt der Käse mindestens vier bis fünf Wochen. 4,5 bis 5 Kilo wiegt ein Laib Valler Gold. In ihm steckt jeweils die Qualität von rund fünf-zig Liter Milch: Um einen Kilo Rohmilchkäse zu erhalten, sind nämlich zehn Kilo Milch von-nöten. Bereits bei der Milch wird dabei Si-cherheitsstufe Nummer Eins garantiert: Die Gesundheit der Tiere ist nachgewiesen und regelmäßig werden Milchproben im Labor untersucht. Ein eigenes Qualitätssicherheits-programm für Almkäsereien, unterstützt vom Südtiroler Sennereiverband, den Almverant-wortlichen und den Sennern, garantiert eine kontinuierliche Überprüfung der Milch und der Milchprodukte. Doch der Aufwand lohnt sich: Der auf der Alm produzierte Käse kann ohne Bedenken als reines Naturprodukt ge-nossen werden. Von sanft zu rassig – der Geschmack ver-ändert sich beim Valler Gold mit zunehmen-dem Alter. Nach wenigen Wochen schmeckt der Käse von der Kuttnhütte überwiegend mild und milchig. Mit zunehmender Reife klingt die Würze der Almkräuter vermehrt durch, die Geschmacksnuancen werden kom-plexer und der Käse schmeckt aromatischer. Doch auch die Konsistenz des Almkäses ver-ändert sich: Mit den Monaten wird das Valler Gold mürber und zergeht auf der Zunge, während der Geschmack noch lange im Gau-men verweilt. Hansi Baumgartner, Südtirols einziger Käseaffi neur mit Sitz in Vahrn, mag das Valler Gold am liebsten nach einer Reife-zeit von fünf bis sechs Monaten. Der Käse-spezialist lässt den Almkäse vor dem Verkauf gerne in seinem Käsekeller, einem Bunker im

Wald, weiter reifen. Oder er veredelt ihn auf besondere Weise, bei-

spielsweise indem er ihn in ein Heutuch packt und

dem Käse damit

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Genuss

Zahlen zum Eisacktaler Almkäse

+ 16Almkäsereien stellen im

Eisacktal Almkäse her

+ 10Liter Milch braucht es für

1 Kilo Schnittkäse

+ 15-20Liter Milch benötigt man für

1 Kilo Weichkäse

+ 15Liter Milch durchschnittlich

gibt eine Kuh pro Tag auf der Alm

+ 400Milchkühe weiden auf den

Almen der Eisacktaler Almkäsereien

+ 1600Milchbauern sorgen im Eisack-

tal täglich für frische Milch

eine zusätz-liche Ge-schmacks-variante bei-fügt. In der Veredelungvon Käse zeigt sich Hansi Baum-gartner vonseiner kreativen Seite, wobei er stets auf die Herkunft und die speziellen Eigenschaften des Produktes achtet. Er verfeinert Käse, indem er dessen Rinde mit Rotwein einreibt, in Südtiroler Bier tränkt oder mit Schüt-telbrotkrumen einhüllt. Er badet Käse in süßem Wein oder bürstet ihn mit dunklem Nusslikör. Der Eigengeschmack des Produk-tes wird dadurch unterstrichen, aber niemals übertüncht. Die Faszination des Käse liegt nämlich darin, dass sich aus einem einfachen Grundprodukt wie Milch bereits eine Vielzahl von Ge-schmacksnuancen hervorlocken lässt. Der Almkäse Valler Gold ist in der Kuttnhütte auf der Fane Alm erhältlich; diese ist von Mitte April bis Mitte November geöff net. www.gitschberg-jochtal.com / Almen & Hütten

Weitere Almkäsereien: www.eisacktal.com / Aktiv /Sommer / Wandern

Südtirols Milch ist natürlich.

Keine gentechnisch veränderten Futtermittel, eine artgerechte Tierhaltung,

Bauernhöfe mit einer überschaubaren Anzahl an Milchkühen und strenge

Sicherheitskontrollen: Südtirols Milch und Milchprodukte kommen frisch aus

der Natur. Ein eigenes Siegel garantiert die Qualität aus Südtirol.

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Eigentlich hatte Peter Pliger nie vorgehabt, den elterlichen Kuenhof im Süden von Brixen zu bewirtschaften. Gewor-den ist aus ihm ein Pionier des Weinanbaus im Eisacktal. „Meine Frau beschäftigte sich schon seit langem mit der Homöopathie, den Bachblüten und der Pranatherapie. Zu-nächst war ich davon nicht besonders überzeugt, begann mich dann aber in den Schriften von Rudolf Steiner, dem Begründer der Biodynamik, einzulesen“, erzählt er. Und er erkannte: Dieses Wissen kann er nicht nur als Hokuspokus abtun. „So wie die Menschen besitzen auch die Pflanzen und Lebensmittel eine Lebensenergie, die gestärkt und ausgeglichen werden kann“, erläutert Peter Pliger. Um diese Vitalität der Reben und des Weins zu unterstützen, wendet er unkonventionelle Methoden an: homöopathi-sche Essenzen beispielsweise, oder auch analytisch reines Wasser. Er vertraut auf die Kraft zur Selbstregulierung und vermeidet unnatürliche Einflüsse, die das Energieniveau des Weins senken. Jede Pflanze wird von seinen eigenen Händen oder jenen seiner Ehefrau gepflegt. Und auch im

Weinkeller führt er alle Arbeiten lieber selbst durch: „Dies erlaubt mir, den Überblick über den ganzen Prozess zu be-wahren. Anderseits spielt es aber auch eine Rolle, wer den Wein herstellt – nicht umsonst heißt es, der Wein ist wie sein Winzer.“ Im Falle von Peter und Brigitte Pliger sind es Weißweine mit eigener Seele und ausgeprägter Persönlichkeit, die in stiller Besonnenheit reifen. Ihren kräftigen, mineralischen Geschmack entwickeln sie erst nach einiger Zeit der Rei-fung, dafür sind sie umso langlebiger. Selbst wenn man den Wein vom Kuenhof offen stehen lässt – er oxidiert nicht wie andere Weine. „Besitzt ein Wein starke, aggres-sive Säuren, so stammen diese zumeist von unnatürlichen Einflüssen wie Chemierückständen“, erzählt er, „bringt man den Wein wieder ins Gleichgewicht, so schmecken die Säuren harmonisch und mild – und der Wein wird zudem langlebiger und bekömmlicher“. Alles nur Einbil-dung? Keineswegs. Der „Kaiton“ - benannt nach dem kelti-schen Ortsnamen der Weinhänge des Kuenhofes - war der

Weißweine mit SeeleMit Hingabe und unkonventionellen Methoden bearbeiten Peter und

Brigitte Pliger vom Kuenhof bei Brixen ihre Weinberge und schaffen un-gewöhnliche Weine. Einst wurden sie dafür belächelt, doch die beiden

haben ihren Weg gefunden.

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erste Riesling Italiens, dem die italienische Weinbibel „Gambero Rosso“ die Höchstauszeichnung verliehen hat. Es folgen zahlreiche weitere Auszeichnung für den Ries-ling, den Silvaner, den Veltliner und den Gewürztraminer. Viel mehr als über diese Bewertungen freut sich Peter Pliger jedoch über die Bestätigung, die seine Weine bei Untersuchungen von biodynamischen Weinen erhalten. Und über die Rückmeldung seiner Kunden, dass der Wein nicht nur gut schmecke, sondern auch leicht verträglich sei. Klar, zu Anfangszeiten hat man Peter Pliger als etwas eigenartigen Kauz abgetan. Damals wollte er auch nicht gerne über seine Form des Weinbaus erzählen, zu seltsam klangen seine Ansichten und Methoden. Heute ist nicht nur sein Wein in aller Welt gefragt, sondern auch sein Wis-sen. Und er steht zu seiner unkonventionellen Methoden – und zu seinen Unsicherheiten, die damit einhergehen. Patentrezepte gibt es nämlich nicht bei dieser neuen Form des Weinanbaus. Dafür aber schon mal den Verlust eines Teils seiner Ernte – was bei einer bewusst eingegrenzten

Mengenbegrenzung auf sechs Hektar ins Gewicht fällt. Dieses Risiko und den Mehraufwand nimmt Peter Pliger aber in Kauf. Dafür kann er unabhängig und im Einklang mit der Natur arbeiten. Etwas anderes käme für ihn auch gar nicht mehr in Frage.

Ab-Hof-Verkauf & Verkostung nach Vormerkung

Genuss

Vor rund 200 Jahren erwarb der Urgroßvater von Peter Pliger den Kuenhof, im Jahr 1991 erfolgte eine behutsame Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes und des Weinkellers.

Das Eisacktal ist bekannt für seine charaktervollen Weißweine. Produziert werden diese in der Stiftskellerei des Kloster Neu-stifts, der Eisacktaler Kellereigenossenschaft in Klausen und von den Eisacktalern Winzern, die ihre Weine eigenständig abfüllen. Zahlreiche dieser Weine haben diverse Auszeichnun-gen erhalten; für das Jahr 2012 verlieh der „Gambero Rosso“ neben dem Kuenhof auch der Stiftskellerei Neustift, dem Strasserhof in Vahrn, dem Hoandlhof in Brixen und dem Köfe-rerhof in Neustift die Höchstbewertung „Drei Gläser“. www.eisacktal.com / Genuss / Der Wein

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Es war die „Silberne Zeit“ im 15. Jahrhun-dert, in welcher der Bergbau in Tirol flo-rierte. So auch in Sterzing, wo das nahe gelegene Bergwerk Schneeberg in Ridnaun den Handel und das Handwerk ankurbelte und so manchen Bürger zum reichen Mann machte. Es herrschte Hochkonjunktur, alle profi-tierten vom absatzstarken Bergbau. Die erste schriftliche Erwähnung des „argentum bonum

de sneberch“, des guten Silbers vom Schnee-berg, reicht dabei auf das Jahr 1237 zurück: Mit diesem Feinsilber prägten die Tiroler Gra-fen bei Meran den Tiroler Adlergroschen. Sterzing etablierte sich als bedeutender Ver-waltungssitz und Handelszentrum, und lockte zahlreiche finanzkräftige Unternehmer an. Selbst die bedeutende Handels- und Finan-ziersfamilie Fugger aus Augsburg ließ sich hier nieder, erwarb Anteile an den Abbaurechten

und kaufte Stadthäuser für ihre Verwalter. Sie agierten als Bankiers der Päpste und Kaiser, und handelten weltweit mit allerhand Waren, von Metallen über Gewürze bis hin zu Texti-lien. Doch auch Familien aus Sterzing und Umgebung füllten mit dem Verkauf des Sil-bers und anderer Waren ihre Goldtruhen – und ein Hauch dieses Reichtums weht heute noch durch den Sterzinger Stadtkern, insbe-sondere der Neustadt. Diese Prachtstraße

Schatz aus den BergenSchlägel und Eisen am Torbogen, Erzstufen am Erker: Bei einem Spaziergang durch

Sterzing lassen sich zahlreiche Spuren aus der Blütezeit des Tiroler Bergbaus entdecken.

30 www.eisacktal.com

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Unter welchen Bedingungen haben die Knappen einst gearbeitet? Wie wurden die Erze gewonnen? In die Welt des Bergbaus eintauchen kann man in der BergbauWelt Schnee-berg in Ridnaun, einem der höchstgelegensten Bergwerke Europas. In spannenden Exkur-sionen erlebt der Besucher die gesamte Produktionskette eines Bergwerkes – vom Erzabbau über den mühsamen Transport bis hin zur Erzaufb ereitung.www.bergbaumuseum.itEinblicke in das Leben unter Tage ermöglicht auch das Erlebnisbergwerk Villanders: In diesem aufgelassenen Silberbergwerk lädt ein Schaustollen zum Rundgang unter Tage ein. Nach der Führung können verschiedene Erze in einer Schutthalde gesucht werden. www.bergwerk.it

Auf den Spuren der Knappen in der BergbauWelt Ridnaun Schneeberg und im Erlebnisbergwerk Villanders

südlich des Zwölferturms wurde errichtet, als im Jahr 1443 die Stadt niederbrannte. Für die wohlhabenden Bürger bot sich mit dem Neu-bau die Gelegenheit, ihren Einfl uss, ihre Macht und ihr Vermögen zur Schau zu stellen. Die Neustadt wurde zum Nobelviertel: die Straße ungewöhnlich breit und prächtig, die Häuserfassaden mit lichtspendenden Erkern sowie großzügigen Marmor- und Granitbögen verziert. Spaziert man heute durch die bunte Häuserreihe der Neustadt, so lassen sich auch kleinere Hinweise auf die Bergwerks-Vergan-genheit entdecken: Oberhalb des Eingangsto-res von so manchen Gebäudes erspäht der aufmerksame Beobachter eine so genannte Erzstufe. Diese zeugt davon, dass der einstige Besitzer im Bergbau tätig war. Zu sehen ist diese Erzstufe beispielsweise am Portal des Kolpinghauses, das einst im Besitz der Fugger und zudem ein Versammlungsraum der Knap-pen war, am Haus Vigil Raber oder auch am heutigen Wipptaler Hof in unmittelbarer Nähe des Zwölferturms. Hinter der tauben-blauen Fassade war einst das Berggericht un-tergebracht, denn die Bergleute unterstanden ihren eigenen Gesetzen. Auf einigen Erkern oder Torbögen entdeckt man hingegen die klassischen Arbeitsgeräte der Knappen, den Schlägel und das Eisen. In überkreuzter Form bilden sie das Zunftzei-chen der Bergmänner. Als Symbol der Zuge-hörigkeit ließen es sich die Gewerkenfamilien an die Außenfassade einhämmern. Einen Schlägel in der Hand – dies hat auch der Berg-knappe auf einem Fresko, das sich auf der Au-ßenwand des Hauses Nr. 31 in der Neustadt

befi ndet, das im Besitz der Bergbaufamilie Flam war: Mit Helm und Schutzweste ausge-rüstet setzt er zum kräftigen Hieb an. Ihren Wohlstand demonstriert haben die Sterzinger Bürger auch beim Bau ihrer Pfarr-kirche „Unsere liebe Frau im Moos“. Sie ver-fügten damals über die fi nanziellen Mittel, den Sakralbau zu vergrößern, wobei sich die Bergwerkgewerke von Schneeberg maßgeb-lich an den Kosten beteiligten. Einige Namen der zahlungskräftigen Bergbau-Familien sind an den hohen Pfeilern im Mittelschiff ver-ewigt. Die Kirche wurde aber nicht nur groß gebaut, sondern auch mit prestigeträchtigen Kunstwerken ausgestattet – wie mit einem Altar des damals bedeutendsten Holzschnit-zers Hans Multscher aus Ulm. Seine kostba-ren Altartafeln sind heute im Stadt- und Multschermuseum von Sterzing zu besichti-gen. Und auch weitere Spuren des Bergbaus zieren die Kirche: An der Nordwand, in einem

schmalen Emporengang, sind die Wappen und Zeichen der verschiedenen Zünfte und Be-rufsgruppen abgebildet – und selbstverständ-lich auch jene der Bergleute. Die Silbervorkommen des Schneebergs gingen bereits im 16. Jahrhundert zur Neige, stattdessen wurde ab 1870 Blei und vor allem Zinkblende abgebaut. Diese Erze benötigte man, um Silber von Kupfer zu trennen, und so beispielsweise aus dem Schwazer Fahlerz Silber zu gewinnen. Das Bergwerk Schnee-berg stieg somit zu einem der bedeutendsten Blei-Zinkerzlagerstätte Tirols auf. Es blieb ins-gesamt rund 800 Jahre lang in Betrieb, musste aber aufgrund der allgemeinen europäischen Bergbaukrise im Mai 1985 wegen zu hoher Betriebskosten schließen. Heute ist das Berg-werk als Erlebnisbergwerk „BergbauWelt Rid-naun Schneeberg“ zu besichtigen. www.sterzing.com

Bergknappe bei der Arbeit: Fresko im Laubenbogen des Hauses Nr. 31 in der Sterzinger Neustadt (Restaurant „Kleine Flamme) sowie das Zunftzeichen am Portal des Gasthofs „Stöckl“ (Haus Nr. 24) unter den kleinen Lauben.

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Rund hundert Kilometer lang quer durch Wiesen und Wälder, mitten durch die kleinen Weiler des Eisacktals und hin zu zahlreichen Kultur- und Naturdenkmälern – so der Streckenverlauf der Radroute Brenner-Bozen. Im Norden, wenige Kilometer nach der Sterzinger Altstadt, führt der Radweg beispielsweise zur Burg Reifenstein: Die über 1100-jährige Burganlage beherbergt mehrere Räumlichkeiten aus den unterschiedlichsten Epochen. Besonders bekannt ist der „Grüne Saal“, ein mit prachtvollen Wandmalereien verziertes Zimmer.

Die Radroute Brenner-Bozen verbindet zudem vier der insgesamt sie-ben Städte Südtirols: die Bergwerkstadt Sterzing, das Künstlerstädt-chen Klausen, die Landeshauptstadt Bozen und mittendrin Brixen, die einstige Bischofsstadt mit dem kulturhistorisch interessanten Dombe-zirk. Brixens lebendige Altstadt mit ihren Geschäften und Bars verlockt dazu, das Rad abzustellen und durch die mittelalterlichen Gassen zu schlendern. Der Radweg führt aber nicht nur von einer Stadt zur ande-ren, er ist auch der einzige Talradwege im Land, bei dem eine nahtlose Weiterfahrt möglich ist: Am Knotenpunkt Franzensfeste, im Bereich der sehenswerten Festungsanlage, kann man direkt auf den Pustertaler Radweg abbiegen, der durch das Pustertal bis nach Lienz in Osttirol führt. Und in Bozen angekommen lässt sich der Weg auf dem Etsch-Radweg weiterführen – entweder in Richtung Süden bis nach Verona, oder in Richtung Nordwesten nach Meran und weiter in den Vinschgau bis zum Reschenpass. Für jene, die selten aufs Rad steigen, bietet sich das E-Bike als Alter-native an: Ein Elektromotor, der nach Bedarf zugeschaltet werden kann, unterstützt oder ersetzt dabei die Muskelkraft. Mehrere Verleihstatio-nen im Eisacktal ermöglichen eine flexible Tourgestaltung: So kann das E-Bike – oder auch ein anderes Fahrrad – beispielsweise an der Talsta-tion der Seilbahn Rosskopf in Sterzing ausgeliehen und am Bahnhof in Brixen zurückgegeben werden, während man die Rückfahrt zum Aus-gangsort mit dem Zug antritt. www.eisacktal.com / Aktiv / Sommer

Nützliche Links www.eisackbike.info: Infos zum Biken im Eisacktal, Tourenvorschläge, bikefreundliche Betriebe u.a. www.mobilcard.info: Infos zur „bikemobil Card“ – einem Kombiticket für die Nutzung von Bus, Bahn und Leihfahrrad www.ratschings.info: Infos zu E-Bike-Service mit Verleih-Stationen, E-Bike-Hotline, Batterie-wechselstationen und Tourenvorschlägen in Ratschingswww.suedtirol-rad.com: Infos zu Verleihstation von E-Bikes am Brenner (Designer Outlet Brennero), Talstation Bergbahn Ladurns-Gossensass, Talstation Bergbahn Rosskopf-Sterzing, Bahnhof Brixen und Bahnhof Klausen

Radausflug mit EnergieDie Radroute Brenner-Bozen führt hin zu vier Städten, mehreren Kulturdenkmälern

und abwechslungsreichen Naturlandschaften.

32 www.eisacktal.com

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Juwelen der Berge

Sterzing und seine Ferientäler Mittelalterliches Stadtflair, Täler der Ruhe und hohe Berge: In Sterzing und seinen Seitentälern trifft sich die Lebendigkeit der Stadt mit der Stille der unberührten Natur. www.sterzing.com – [email protected][email protected][email protected]

Apfelhochplateau Natz-SchabsSonnig und ruhig, von einer herrlichen Bergkulisse umgeben:Auf dem herzförmigen Hochplateau lässt sich die Natur unterblühenden Apfelbäumen erleben. Aufgrund seiner zentralenLage ist das Apfelhochplateau auch der ideale Ausgangspunkt für ganz Südtirol.www.natz-schabs.info – [email protected]

Klausen und die Eisacktaler DolomitenDas Künstlerstädtchen Klausen mit seinem Klosterberg Säben und den beschaulichen Dörfer in der Umgebung: Hier liegt der Ursprung des Weinanbaus und des Törggelens; Tradition und bäuerliches Brauchtum werden authentisch gelebt. www.klausen.it - [email protected] - [email protected]

Almenregion Gitschberg JochtalWeite Almflächen, vier Bergbahnen, traditionell und modern zu-gleich: In der vielseitigen Almenregion Gitschberg Jochtal findet jeder sein ganz persönliches Wandervergnügen – mit Fernblick auf eine grandiose Bergwelt.www.gitschberg-jochtal.com – [email protected]@gitschberg-jochtal.com

Brixen und seine FeriendörferHier lassen sich Landschaft und Kultur in ihrer Vielfalt erleben: Erfrischend lebendig zeigt sich das mediterrane, mittelalterliche Brixen. Der Hausberg Plose sowie die Feriendörfer rundum verlocken hingegen zum Aktivsein im Freien. www.brixen.org – [email protected][email protected]

Villnösser TalRuhe und Erholung finden in einem der schönsten und ruhigsten Dolomitentälern. Wahrzeichen und Blickfang des Villnösser Tales ist die markante Geislergruppe, UNESCO Weltnaturerbe im Naturpark Puez-Geisler. Durch diese einzigartige Naturland-schaft zu wandern ist ein bleibendes Erlebnis für Groß und Klein.www.villnoess.info - [email protected]

Info

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AUTONOME PROVINZ

BOZENSÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANOALTO ADIGE

www.hoefeweg.gitschberg-jochtal.com

Bäuerliches Brauchtum erleben

Der Höfeweg ist ein faszinierender Rundweg entlang historischer und traditionell bewirtschafteter Höfe in Pfunders.

PFUNDERER

Info

Temperaturen*Monat Min. Max.

Januar -3,8 5,5Februar -1,4 9,1März 2,9 14,5April 7,0 18,6Mai 10,8 23,0Juni 14,0 26,7Juli 15,9 29,0August 15,4 28,4September 12,2 24,4Oktober 6,7 18,2November 1,1 10,8Dezember -2,9 5,9* Angaben in °C

Anreise mit dem AutoVon Norden kommend gelangen Sie auf der Brennerautobahn über Innsbruck und den Brennerpass (Autobahnaus-fahrten Brenner, Sterzing, Brixen-Nord/Pustertal, Brixen Süd und Klausen) direkt in die Urlaubsregion Eisacktal.

Mit dem ZugHaltepunkte für sämtliche IC- und EC-Züge sind die Bahnhöfe Brenner, Franzensfeste und Brixen, die Regional-züge halten zusätzlich in den Bahnhöfen von Sterzing, Klausen und Waidbruck. www.bahn.de, www.rail.ch, www.oebb.at und www.trenitalia.itVon den Bahnhöfen bringen Sie – je nach Zielort – stündlich oder mehrmals am Tag verkehrende Zubringerdienste an Ihren Urlaubsort. www.sii.bz.it

Km-Entfernung und Zeitangaben für Bahnreisende bis/ab Brixen> Innsbruck 85 km ca. 1,5 h> Salzburg 270 km ca. 4,0 h> Wien 570 km ca. 6,5 h> München 245 km ca. 3,5 h> Stuttgart 450 km ca. 5,5 h> Dresden 800 km ca. 11,0 h> Brüssel 1050 km ca. 13,0 h> Zürich 400 km ca. 5,0 h

Mit dem FlugzeugDie nächsten Flughäfen liegen in Inns-bruck (ca. 85 km), in Bozen (ca. 40 km) und in Verona Villafranca (ca. 190 km).Mit dem ganzjährigen Bustransfer von den Low-cost-Flughäfen Bergamo, Verona und Innsbruck ist Südtirol bereits ab 25,– € zu erreichen.www.eisacktal.com

MobilcardMit der Mobilcard Südtirol besteht die Möglichkeit, mit den Verkehrsmitteln des Verkehrsverbundes sowie einigen Seilbahnen ganz Südtirol zu durchreisen und zu entdecken. Die Mobilcard ist in verschiedenen Tourismusvereinen im Eisacktal erhältlich.www.mobilcard.info

A22

SS12

SS38

MeBoSS38

SS40

SS12

SS621

SS244

SS49

SS51

Timmelsjoch

Reschenpass

Brennerpass

STUTTGART

SALZBURGWIEN

CORTINAVENEZIA

STERZING

BRUNECK

LIENZBRIXEN

Jaufenpass

MERAN KLAUSENSCHLANDERS

Taufers i. M.

Stilfserjoch

HAMBURGBERLINFRANKFURTMÜNCHENKUFSTEININNSBRUCK

KEMPTENZÜRICHBREGENZLANDECK

BOZEN

Karerpass

Sellajoch

Kreuzbergpass

Autobahnausfahrt

TRIENTVERONAMAILANDVENEDIGMODENAROM

Bodensee

BERGAMO

A4BRESCIA

MAILAND

A22

VERONA

TRIENTA27

TREVISO

VENEDIG

A23

VILLACH

SPITTAL ANDER DRAU

TRIEST

CORTINADolomiten

BOZEN

MERAN

GLURNS

CHUR

VADUZ

BREGENZ

A3

ZÜRICH

LUGANO

BRUNECKSTERZING

A13

INNSBRUCK A10

A12

A95

MÜNCHEN

SALZBURG

ROSENHEIM

A22

SS12

SS38

MeBoSS38

SS40

SS12

SS621

SS244

SS49

SS51

Passo Rombo

Passo Resia

Brennero

STOCCARDA

SALISBURGOVIENNA

CORTINAVENEZIA

VIPITENO

BRUNICO

LIENZBRESSANONE

Passo Giovo

MERANO CHIUSASILANDRO

Tubre

Passo Stelvio

AMBURGOBERLINOFRANCOFORTEMONACOKUFSTEININNSBRUCK

KEMPTENZURIGOBREGENZLANDECK

BOLZANO

Passo Costalunga

Passo Sella

Passo Monte Croce

Uscita autostradale

TRENTOVERONAMILANOVENEZIAMODENAROMA

Lago di Costanza

BERGAMO

A4BRESCIA

MILANO

A22

VERONA

TRENTOA27

TREVISO

VENEZIA

A23

VILLACO

SPITTAL ANDER DRAU

TRIESTE

CORTINADolomiti

BOLZANO

MERANO

COIRA

VADUZ

BREGENZ

A3

ZURIGO

LUGANO

BRUNICOVIPITENO

A13

INNSBRUCK A10

A12

A95

MONACO

SALISBURGO

ROSENHEIM

BRIXEN

BRESSANONE

GLORENZA

Lago di Garda

Gardasee

Impressum

viae – Magazin der Ferienregion EisacktalEintragung am Landesgericht Bozen Nr. 02/2002 vom 30.01.2002

Für den Inhalt verantwortlich Willy Vontavon

HerausgeberTourismusverband EisacktalGroßer Graben 26A, I-39042 BrixenTel. +39 0472 802 232, [email protected]

KontaktTourismusverband EisacktalGroßer Graben 26AI-39042 Brixen (BZ)Tel. +39 0472 802 232Fax +39 0472 801 [email protected]

Über 300 Sonnentage im Jahr

Auflage54.600 deutsch / 40.100 italienisch

RedaktionDoris Brunner / Brixmedia GmbH, Brixen

ÜbersetzungUta Radakovich

Konzeption, Design und Fotoredaktion Holger Mertz, Tappeiner AG, Lana

Titelbild Oskar Zingerle / Brixmedia

FotografieAlex Filz, Georg Tappeiner, SMG/Frieder Blickle, SMG/Max Lauten- schläger, Marco Santini, Artprint, Energiegenossenschaft Villnöss, SMG/Helmut Rier, Helmut Gassebner, Romantikhotel Stafler, Oskar Zingerle/Brixmedia, Georg Kantioler Lothar Dellago, HGV/Tappeiner AG, Tamara Lunger, Jochen Beutel, André M. Winter, Klaus Peterlin, Mathias Michel, TVB Eisacktal. Special Gitschberg Jochtal zusätzlich Rotwild/Horst Oberrauch, TV Gitschberg Jochtal, Guus Reinartz, Egon Daporta. Special Sterzing und seine Ferientäler zusätzlich Andreas Franke/ Photocase, Marco Toniolo, Pfitscher Benjamin, TV Gossensass, TV Ratschings. Guide zusätzlich TV Brixen, SMG/Stefano Scatà, Acquarena

DruckArtprint GmbH, Brixen

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AUTONOME PROVINZ

BOZENSÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANOALTO ADIGE

www.hoefeweg.gitschberg-jochtal.com

Bäuerliches Brauchtum erleben

Der Höfeweg ist ein faszinierender Rundweg entlang historischer und traditionell bewirtschafteter Höfe in Pfunders.

PFUNDERER

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www.balneum.sterzing.eu www.rosskopf.com

… ein perfekter Tag in SterzingShoppen in der Fußgängerzone mit ihren bun-ten und ERKER verzierten Bürgerhäusern, tradi-tionsreiche Wirtshäuser und feine Gastronomie zur Verkostung traditioneller und mediterraner Gerichte, Wandern und Biken auf 2.000 m Höhe und Wohlfühlprogramm für Körper und Geist - es gibt so vieles zu erleben in und rund um Sterzing. Der Rosskopf, Freizeitberg und Sonnenterrasse der ehemaligen Fuggerstadt ist mit einer Seil-bahn, nur 5 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, bequem zu erreichen und überrascht mit Natur-erlebnis für Groß und Klein und grandioser Fern-sicht auf die prächtige Bergwelt Südtirols. Zum entspannenden Ausklang eines erlebnisreichen Tages lädt die Wohlfühloase »Balneum« ein: Baden im Freibad und Saunaschwitzen zwischen Pfitscher Naturstein und duftendem Zirmholz - so perfekt kann ein Tag enden.

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