Verbundvorhaben: Erarbeitung
von Kriterien zur Auswahl und
Dimensionierung moderner
Entwässerungsverfahren für
feinkörnige industrielle und
kommunale Abwasserschlämme
Dezember 2001
Projektleiter : Prof. Dr.-Ing. Werner Stahl
Sachbearbeiter: Dipl.-Ing. Karsten Weber
Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik
Universität Karlsruhe (TH)
76128 Karlsruhe
Russland ist ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses,
umgeben von einem Mysterium.
Sir Winston Spencer Churchill
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
2 Teilziel 1: Ausarbeitung einer gemeinsamen Methodik zur Bestimmung
relevanter Filtrationsparameter 3
2.1 Einleitung 3
2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten 4
2.2.1 Zulaufeigenschaften 5
2.2.1.1 Feststoff 5
2.2.1.2 Flüssigkeit 6
2.2.1.3 Suspension 8
2.2.2 Produkteigenschaften 9
2.2.3 Gerätemerkmale 10
2.2.4 Prozessanforderungen und Randbedingungen 13
2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte 15
2.3.1 Schwerkrafteindicker und Klärer 16
2.3.2 Hydrozyklone 17
2.3.3 Zentrifugen 18
2.3.3.1 Sedimentierende Zentrifugen 18
2.3.3.2 Filtrierende Zentrifugen 20
2.3.4 Filter 24
2.3.4.1 Vakuumfilter 24
2.3.4.2 Druckfilter 28
2.3.4.3 Pressfilter 32
0 Bild 2. 11: Wringpresse SICO-W.A.P.
Tiefenfilter 35
2.3.4.5 Membranfilter 36
2.3.5 Kraftfeldunterstützte Trenngeräte 38
2.3.5.1 Magnetfeld 38
2.3.5.2 Elektrisches Feld 38
2.3.5.3 Ultraschall 38
2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung 39
2.4.1 Allgemeine Informationen und Tabellen ohne „Ranking“ 40
2.4.2 Vergleichende Tabellen und Ansätze mit „Ranking“ 43
2.4.3 Logische Diagramme und Entscheidungsbäume 46
2.4.4 Expertensysteme 50
2.4.5 Schlussfolgerungen 51
2 Inhaltsverzeichnis
2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen 53
2.5.1 Beschreibung des Trennproblems 54
2.5.1.1 Schlammeigenschaften 55
2.5.1.2 Trennziel und Produkteigenschaften 55
2.5.1.3 Prozessanforderungen und Randbedingungen 56
2.5.2 Vorauswahl 56
2.5.2.1 Praktische Durchführung 57
2.5.2.2 Schlussfolgerungen 61
2.5.3 Endauswahl 62
2.5.3.1 Nutzwertanalyse 62
2.5.3.2 Weiterführende Versuche 69
2.6 Zusammenfassung 75
3 Teilziel 2: Entwurf, Herstellung und Versendung der Laborfilterapparatur
„Filtratest“ in Zusammenarbeit mit Bokela. Inbetriebnahme und Testbetrieb
der Querstromfilterapparatur von NIICHIMMASH 77
3.1 Einleitung 77
3.2 Laborfilterapparatur „Filtratest 77
3.3 Querstromfiltrationsapparatur 80
3.3.1 Anlagenaufbau 80
3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 86
3.3.2.1 Querstromfiltrationsversuche mit Karlsruher Leitungswasser 87
3.3.2.2 Querstromfiltrationsversuche mit Kalksteinsuspension 90
3.3.3 Fazit der Querstromfiltrationsversuche 101
4 Teilziel 3: Organisation und Durchführung eines Workshops zur Abwasser- und
Schlammbehandlung in Moskau 102
5 Symbolverzeichnis 106
6 Literaturverzeichnis 108
Anhang 111
A1 Laborversuche 111
A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 114
1 Einleitung
Die Abtrennung und möglichst weitgehende mechanische Entwässerung feinstkörniger
Schlämme, insbesondere im industriellen und kommunalen Abwasserbereich, ist sowohl für
die Bundesrepublik Deutschland als auch für die Russische Föderation für die Reinhaltung
von Böden und Gewässern, die Verwertung und Rückgewinnung oder die sichere Deponie
abgetrennter Feststoffe von hoher Bedeutung.
Um diesen Prozessschritt möglichst energiesparend und effizient zu gestalten, werden
mechanische Trennverfahren auf der Basis von Filtration und Sedimentation bevorzugt. In
vielen Fällen, in denen aufgrund unzureichender mechanischer Trennung die geforderte
Produktfeuchte nicht erreicht werden kann, muss eine wesentlich energieintensivere
Nachentfeuchtung eingesetzt werden.
Der gegenwärtige Stand der modernen mechanischen Fest-Flüssig-Trenntechnik für schwer
abtrennbare Feststoffe ist gekennzeichnet durch Maßnahmen zur Verbesserung der
Suspensionskonditionierung (Koagulation, Flockulation), durch die Anwendung hoher
Entfeuchtungspotentiale (Gasdruck, mechanischer Pressdruck, Zentrifugaldruck) und durch
die Entwicklung neuartiger Verfahren.
Hierbei ist insbesondere darauf hinzuweisen, dass in sehr vielen Fällen bereits existierende
konventionelle Trennprozesse nur unbefriedigend arbeiten und von der physikalisch
vorhandenen Möglichkeit her mit oft nur relativ geringem Aufwand erheblich verbessert
werden könnten.
Um im Rahmen dieses Projektes den neuesten Stand der technischen und wissenschaftlichen
Entwicklungen auf dem Gebiet der Fest-Flüssig-Trennung der russischen und deutschen Seite
nutzbar zu machen, haben sich die NIICHIMMASH AG aus Moskau (im Weitern
NIICHIMMASH genannt), die Firma Bokela Ingenieurgesellschaft für Verfahrenstechnik
mbH aus Karlsruhe (im Weiteren Bokela genannt) und das Institut für Mechanische
Verfahrenstechnik und Mechanik der Universität Karlsruhe (im Weiteren Institut MVM
genannt) Kooperation verständigt. Dieses vorliegende Projekt sollte hierbei als Start einer
langfristigen Kooperation dienen.
Im Rahmen dieses auf 18 Monate angelegten Vorhabens galt es folgende Zielsetzungen zu
erfüllen:
§ Erarbeitung der Struktur einer gemeinsamen Methodik zur Auswahl und Dimensionierung
von Fest-Flüssig-Trennapparaten
§ Gegenseitiger Austausch und Betrieb fortschrittlicher Labortechnik zur Gewinnung von
Materialdaten für die Auswahl und Dimensionierung von
Schlammentwässerungsverfahren
2 1 Einleitung
§ Identifizierung von Brennpunkten für Trennprobleme in Russland und Ausarbeitung einer
Systematik für die Projektanalyse bzw. Projektplanung
§ Definition konkreter weiterführender Projekte zur Lösung von spezifischen
Trennaufgaben in Russland
Basierend auf diesen Punkten ergaben sich für das Institut MVM folgende zu bearbeitende
Teilziele, auf die im Rahmen dieses Abschlussberichtes näher eingegangen wird:
Teilziel 1: Ausarbeitung einer gemeinsamen Methodik zur Bestimmung relevanter
Filtrationsparameter
Teilziel 2: Entwurf, Herstellung und Versendung der Laborfilterapparatur Filtratest in
Zusammenarbeit mit Bokela. Inbetriebnahme und Testbetrieb der
Querstromfilterapparatur von NIICHIMMASH
Teilziel 3: Organisation und Durchführung eines Workshops zur Abwasser- und
Schlammbehandlung in Moskau.
2 Teilziel 1: Ausarbeitung einer gemeinsamen Methodik zur Bestimmung relevanter Filtrationsparameter
2.1 Einleitung
Die mechanische Fest-Flüssig-Trennung (FFT) ist eine verfahrenstechnische Grundoperation
von großer industrieller Bedeutung. Die fast unüberschaubare Vielzahl von Trenngeräten und
den Trennprozess beeinflussenden Faktoren machen die richtige Auswahl eines Gerätes zu
einer schwierigen Herausforderung.
Dabei ist festzustellen, dass im Gegensatz z.B. zu den thermischen Trennverfahren, keine
allgemeingültigen Standardansätze für die Apparateauswahl und Dimensionierung vorhanden
sind [Wakeman und Tarleton]. Dies liegt zum einen daran, dass die Stoffsysteme und
Trennvorgänge komplex sind und nur eingeschränkt mathematisch beschrieben werden
können [Tiller]. Zum anderen ähnelt die Auswahl von Fest-Flüssig-Trenngeräten häufig eher
einer Kunst als einer Wissenschaft [Purchas], die nur von wenigen Spezialisten und anhand
von meist firmeninternen, oftmals geheimgehaltenen Ansätzen durchgeführt wird. Solche als
Heurismen bezeichneten Ansätze beruhen meist auf Erfahrung und dem Vergleich mit
vorangegangenen, ähnlich gelagerten Trennproblemen. Trotz Anwendung dieser Methoden
kann in vielen Fällen nicht auf aufwendige Pilotversuche verzichtet werden.
Zusätzlich wird die korrekte Auswahl eines Trenngerätes dadurch erschwert, dass einerseits
Hersteller versuchen, ihre Produkte beim Kunden als die einzig richtige Alternative
anzubieten. Andererseits bevorzugen Anwender Geräte, mit denen sie bereits Erfahrung
haben und geben sich deshalb häufig mit der verfahrenstechnisch zweitbesten Lösung
zufrieden.
Die Auswahl des richtigen Trenngerätes bzw. der richtigen Kombination von Trenngeräten
setzt die Kenntnis möglichst aller Größen und Faktoren voraus, die ein Trennproblem
charakterisieren. Hierzu zählen die physikalischen und chemischen Eigenschaften der zu
verarbeitenden Stoffe, die gewünschten Produkteigenschaften sowie Prozessanforderungen
und Randbedingungen. Die Verknüpfung dieser Größen mit den Leistungsmerkmalen und
Spezifikationen der erhältlichen Trenngeräte, welche ebenfalls bekannt sein müssen, ist die
Aufgabe einer Auswahlmethodik. Sie soll dem Ingenieur als Werkzeug dienen, um trotz der
erwähnten Schwierigkeiten die günstigsten Geräte identifizieren bzw. ungeeignete Geräte
ausschließen zu können.
Ziel der vorliegenden Ausführungen ist es, einen Beitrag zur Erleichterung und Strukturierung
der Apparateauswahl zu leisten. Hierzu werden zunächst die Einflussgrößen auf die Auswahl
4 2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten Teilziel 1
von Fest-Flüssig-Trenngeräten herausgearbeitet. Anschließend wird ein Überblick über die
wichtigsten Apparatetypen und deren Funktionsweise gegeben. Vorhandene Beiträge zur
Apparateauswahl, die allesamt wertvolle Informationen enthalten, werden beschrieben und
kategorisiert. Um speziell auf die Trennung feinstkörniger Suspensionen einzugehen, werden
die Analyse eines Trennproblems und die Apparateauswahl am Beispiel der Klärschlamm-
entwässerung konkret durchgeführt.
2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten
Die Auswahl eines für eine gegebene Fest-Flüssig-Trennaufgabe geeigneten Gerätes hängt
von einer Vielzahl von verschiedenen Faktoren ab. Als erstes sind hier die physikalischen und
chemischen Eigenschaften der zu trennenden Suspension zu nennen. Sie haben
entscheidenden Einfluss auf die Wahl des Trennprinzips (z.B. Filtration, Sedimentation oder
auch Magnetabscheidung) und des Apparatetyps. Zum anderen bestimmt das Ziel der
Operation, d.h. die gewünschten Eigenschaften der Endprodukte darüber, welches Gerät
verwendet werden kann. Zu diesen, die Fest-Flüssig-Trennung direkt betreffenden Faktoren,
kommen übergeordnete Faktoren wie Prozessanforderungen und Wirtschaftlichkeits-
überlegungen hinzu (siehe Bild 2.1).
Bild 2.1: Einflussgrößen auf die Apparateauswahl
In diesem Kapitel wird eine Übersicht über sämtliche, die Apparateauswahl beeinflussenden
Faktoren gegeben. Es wird erläutert, warum die genannten Einflussgrößen von Bedeutung
Teilziel 1 2.2.1 Zulaufeigenschaften 5
sind und wie sie sich auswirken. Falls Einflussmöglichkeiten auf gewisse Parameter bestehen
(z.B. Viskositätserniedrigung durch Temperaturerhöhung etc.) wird darauf hingewiesen.
Labortests und Messmethoden für die Bestimmung von Suspensionsparametern sind im
Anhang (A1) dargestellt.
Jedes der nachfolgend genannten Kriterien kann zum Ausschluss eines ins Auge gefassten
Trenngerätes führen. Die folgende Aufzählung stellt daher eine Checkliste für die
Apparateauswahl dar und bildet die Basis für eine möglichst lückenlose Auswahlmethodik.
2.2.1 Zulaufeigenschaften
2.2.1.1 Feststoff
§ Chemische Zusammensetzung: Die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung des
Feststoffes ist wichtig, um mögliche chemische Reaktionen (z.B. bei Zugabe von
Flockungsmitteln, Änderung des pH-Wertes, des Druckes oder der Temperatur) und damit
verbundene Änderungen der physikalischen Eigenschaften vorhersagen zu können. Die
genaue Bestimmung aller in einer Suspension enthaltenen Feststoffe ist jedoch oft nicht
möglich.
§ Partikelgrößenverteilung: Größe und Größenverteilung der suspendierten Partikeln
haben einen sehr starken Einfluss auf das Sedimentations- und Filtrationsverhalten einer
Suspension sowie auf weitere Prozessaspekte (z.B. Filtertuchverstopfung,
Kuchenabnahme, Feststoffanteil im Filtrat, Klassiereffekte im Trog von Drehfiltern etc.).
Trenngeräte können jeweils nur in einen bestimmten Partikelgrößenbereich
verfahrenstechnisch sinnvoll bzw. wirtschaftlich arbeiten. Die Partikelgrößenverteilung
des Feststoffs ist eine der wichtigsten Suspensionseigenschaften für die Apparateauswahl.
§ Dichte: Die Dichtedifferenz zwischen Feststoff und Flüssigkeit ist entscheidend bei der
Sedimentation. Geringe Dichteunterschiede (z.B. zwischen Mikroorganismen und Wasser
in der Biotechnologie oder Abwasseraufbereitung) erfordern hohe
Zentrifugalbeschleunigungen oder machen sedimentierende Verfahren gänzlich
unmöglich.
§ Partikelform: Die Partikelform (z.B. faserförmig, körnig, plättchenförmig, nadelförmig)
hat Einfluss auf die Haufwerksporosität, die Kompressibilität des Filterkuchens bzw. des
Sediments und die spezifische Oberfläche und wirkt sich somit auch auf den
Durchströmungswiderstand aus. Partikelorientierung z.B. plättchenförmiger Partikeln am
Filtermedium kann die Entfeuchtung und Waschung solcher Haufwerke erschweren.
§ Festigkeit: Durch mechanische Beanspruchung (z.B. in Zentrifugen) können Partikeln
oder Agglomerate zerstört werden. Der Feinanteil erhöht sich, was sich negativ auf die
Entfeuchtungseigenschaften der Suspension und die Filtrat- bzw. Zentratklarheit auswirkt.
6 2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten Teilziel 1
Unerwünschte Inhaltsstoffe von Partikeln (z.B. von Zellen) können ins Filtrat gelangen
(vgl. BSB-Wert-Erhöhung, Kap. 2.2).
§ Löslichkeit: Auskristallisierender Feststoff kann Rohrleitungen und Filtermedien
verstopfen. Bei der Waschung spielen die Löslichkeiten des Wertstoffes und der
Verunreinigungen in der Waschflüssigkeit eine wichtige Rolle.
§ Toxizität: Die Verarbeitung giftiger Stoffe erfordert meist gekapselte Geräteausführungen
und besondere Vorsichtsmaßnahmen z. B. hinsichtlich Abdichtung, Personalschutz etc.
§ Explosivität, Entflammbarkeit: Diese Feststoffeigenschaften haben einen großen
Einfluss auf die Geräteauswahl bzw. Ausführung. Sicherheitsmaßnahmen (z. B.
Kuchenentfeuchtung mit Inertgas, Fernhalten von Zündquellen, Kuchenaustrag unter
Schutzatmosphäre) und Werkstoffe müssen den jeweiligen Anforderungen angepasst sein.
§ Abrasivität, Korrosivität: Die abrasiven und korrosiven Eigenschaften des
abzutrennenden Feststoffes entscheiden mit über die zu verwendenden Werkstoffe
(Verfahrensraum, Dichtungen) und Schutzmaßnahmen (z.B. Schneckenpanzerung bei
Dekantern).
§ Magnetische Eigenschaften: Das Verhalten der Partikeln im Magnetfeld kann zur
Auswahl von magnetisch arbeitenden Trenngeräten führen (siehe Kap. 2.3.5.1).
§ Grenzflächeneigenschaften: Die Grenzflächenladung beeinflusst die Dispergierung der
Partikeln in der Suspension und ist entscheidend bei der Auswahl von
Flockungshilfsmitteln (isoelektrischer Punkt). Der Einsatz eines E-Feldes bei der
Trennung hängt ebenfalls davon ab. Durch gezielte Änderung der
Grenzflächeneigenschaften (hydrophil oder hydrophob) kann in manchen Fällen Flotation
als Trennprinzip in Frage kommen.
§ Wert: Ist der Feststoff das Zielprodukt der Trennung, kann der Einsatz von
Filterhilfsstoffen (z.B. Precoatschichten, Eisenchlorid, Kalk) unerwünscht sein, da eine
Verunreinigung erfolgt (z.B. bei Pharma- oder Lebensmittelprodukten). Der Wert des
Produktes ist wichtig für die Apparateauswahl. Je wertvoller das Produkt ist, desto besser
lassen sich aufwendige Trenngeräte rechtfertigen.
2.2.1.2 Flüssigkeit
§ Chemische Zusammensetzung: Die chemische Zusammensetzung der Flüssigkeit
beeinflusst die Trenneigenschaften der Suspension sowie die Werkstoffauswahl. Gute
elektrische Leitfähigkeit kann den Einsatz von E-Feld unterstützten Trenngeräten
begünstigen. Paramagnetismus begünstigt magnetisch arbeitende Abscheider. Bei
Anwesenheit von Lösungsmitteln ist zu prüfen, ob Dichtungen und andere flexible
Bauteile (z.B. Membranfilterplatten) chemisch beständig sind. Weitere ebenfalls von der
Teilziel 1 2.2.1 Zulaufeigenschaften 7
chemischen Zusammensetzung der Flüssigkeit beeinflusste Eigenschaften sind weiter
unten getrennt aufgezählt.
§ Viskosität: Die Viskosität der Flüssigkeit hat großen Einfluss auf die Filtrations– und
Sedimentationsrate. Niedrige Viskosität ist erwünscht und kann gegebenenfalls durch
Temperaturerhöhung erreicht werden.
§ Dichte: Dichtedifferenz zwischen Feststoff und Flüssigkeit (siehe Kap 2.2.1.1).
§ Temperatur: Die Temperatur hat Einfluss auf die Viskosität der Flüssigkeit und damit
auf die Trenneigenschaften der Suspension. Auch die Effektivität von Flockungsmitteln
hängt von der Temperatur ab. Der Temperaturbereich ist ferner entscheidend für die
Werkstoffauswahl (z.B. Kunststoff für Membranfilterplatten, Dichtungen etc.) und
mögliche chemische Reaktionen anwesender Stoffe.
§ pH-Wert, Ionenstärke, Korrosivität: Der pH-Wert und die Ionenstärke sind sehr
wichtige Größen bei der Auswahl von geeigneten Flockungsmitteln. Sie sind auch
mitbestimmend für die Werkstoffauswahl, da die korrosiven Eigenschaften der Flüssigkeit
durch sie beeinflusst werden.
§ Toxizität: (siehe Kapitel 2.2.1.1)
§ Dampfdruck, Entflammbarkeit, Geruch: Flüchtige Komponenten, besonders wenn sie
giftig oder leicht entflammbar sind, erfordern eine gasdichte Ausführung des
Trenngerätes. Kenntnis über den Flüssigkeitsdampfdruck unter bestimmten Druck- und
Temperaturbedingungen ist wichtig, vor allem bei der Vakuumfiltration
(Druckdifferenzverlust, Abluft). Auch bei der Auslegung von Zusatzaggregaten wie z.B.
Pumpen, müssen die Druckverhältnisse (einschließlich des Flüssigkeitsdampfdruckes)
beachtet werden, um Kavitation auszuschließen. Geruchsbelästigung (z.B. bei
Klärschlamm) soll häufig vermieden werden.
§ Oberflächenspannung, Benetzungswinkel: Diese Eigenschaften sind bestimmend für
die Bindung der Flüssigkeit an den Feststoff. Sie beeinflussen die remanente
Haufwerkssättigung bei der Gasdifferenzdruckentfeuchtung (Kapillardruckkurve) und der
Zentrifugalentfeuchtung (Bondplateau). Die Abtrennung des sogenannten Haft- und
Zwickelwassers erfordert einen wesentlich höheren energetischen Aufwand, als die des
Zwischenwassers. Die Oberflächenspannung kann durch Zugabe von Tensiden gesenkt
werden, falls die Prozessanforderungen dies zulassen.
§ Schaumneigung: Eine zu starke Schaumbildung kann Probleme bei der Trennung und
Weiterverarbeitung der Suspension bereiten und den Zusatz von Chemikalien erforderlich
machen.
8 2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten Teilziel 1
§ Wert: Falls die Flüssigkeit der Wertstoff ist, kann eine Zugabe von Hilfsstoffen (z.B.
Flockungsmitteln) unerwünscht sein. Geforderte hohe Reinheit der Flüssigkeit kann eine
Nachklärung (z.B. in einem Polierfilter) notwendig machen. Wie oben erwähnt, hat es
einen erheblichen Einfluss auf die Apparateauswahl, ob ein Produkt eine hohe
Wertschöpfung besitzt, oder nur billigstmöglich entsorgt werden soll (z.B. Abwasser).
2.2.1.3 Suspension
§ Feststoffkonzentration: Die meisten Trenngeräte arbeiten nur in einem bestimmten
Feststoffkonzentrationsbereich zufriedenstellend bzw. wirtschaftlich. In manchen Fällen
muss eine Voreindickung erfolgen. Dies bedeutet, dass statt einem Apparat eine
Kombinationsschaltung aus mehreren Apparaten zum Einsatz kommt.
§ Rheologische Eigenschaften: Obwohl die rheologischen Eigenschaften der zu
trennenden Suspension (Anfangsschubspannung, Schubspannung als Funktion der
Scherrate, Verhältnisse bei Kompression im Zentrifugalfeld und/oder Energieeintrag
durch Scherung, thixotropes oder dilatantes Schlammverhalten [Luggen]) einen
erheblichen Einfluss auf die Anwendbarkeit verschiedener Trenngeräte haben, sind sie
nicht ausreichend untersucht. So können z.B. selbst nach Versuchen auf einem
Pilotdekanter keine sicheren Aussagen über die Förderbarkeit (Transportschnecke) in der
Großmaschine gemacht werden [Alt Gösele]. Thixotropes Schlammverhalten kann zur
Auswahl von speziellen Scherspaltfiltern (siehe Kap. 2.3.4.5) führen. Die Konsistenz des
Zulaufs ist bei der Apparateauswahl ebenfalls von Bedeutung (Produktkonsistenz siehe
Kap. 2.2.2).
§ Kompressibilität: Die Kompressibilität des sich bildenden Filterkuchens ist wichtig für
die Auswahl und Auslegung von FFT-Geräten (siehe Kap. 2.5.3.2). Die Ursachen
kompressiblen Verhaltens, wie es die meisten realen Suspensionen aufweisen, liegen in
der Partikelbeschaffenheit (Größe, Form, Festigkeit) und den Grenzflächeneigenschaften
[Alles]. Bei hochkompressiblen Materialien steigt der Filtrationswiderstand mit dem
Druck stark an, sodass der Einsatz von hohen Druckdifferenzen bei der Filtration (z.B. in
Filterpressen) keinen Vorteil mehr bringt [Leschber]. Bei Pressen gilt, dass
hochkompressible Schlämme mit Niederdruckapparaten, relativ inkompressible
Schlämme dagegen mit Hochdruckapparaten entfeuchtet werden sollten, um ein gutes
Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu erzielen [Tittel].
§ Rissbildung, Schrumpfung des Filterkuchens: Starke Rissbildung bei Filterkuchen ist
besonders bei der Gasdifferenzdruckentfeuchtung unerwünscht, weil es zu
Gasdurchbrüchen kommt und der Luftverbrauch stark ansteigt (Faktor 10 bis 1000). Das
Rissbildungs- und Schrumpfungsverhalten von Filterkuchen ist abhängig von der
Partikelgrößenverteilung und vom Pressdruck [Wiedemann].
Teilziel 1 2.2.2 Produkteigenschaften 9
2.2.2 Produkteigenschaften
§ Restfeuchte: Es ist oft erwünscht, eine möglichst geringe Restfeuchte zu erzielen,
besonders, wenn eine thermische Trocknung, Verbrennung, Deponierung oder ein teurer
Transport auf den Fest-Flüssig-Trennschritt folgen (Kriterium für die Deponierfähigkeit
eines Schlammes ist die von der Restfeuchte abhängige sog. Flügelscherfestigkeit (unterer
Grenzwert für Klärschlamm: 25 kN/m2 nach TA-Siedlungsabfall)). Auch die Konsistenz
der Produkte hängt stark von deren Restfeuchte ab (siehe unten; vgl. Tabelle 2.1).
§ Filtrat- bzw. Zentratklarheit, gelöste Stoffe: Zuviel Feststoff im Überlauf erfordert
Nachklärung und/oder Rückführung bzw. Kombinationsschaltung mehrerer Geräte, falls
die Flüssigkeit in reiner Form gewonnen werden soll oder der Feststoff wertvoll ist.
Gelöste Stoffe im Filtrat sind oft unerwünscht (z.B. Erhöhung des BSB-Wertes durch
Aufbrechen von Zellen während der Entwässerung (Biochemischer Sauerstoffbedarf; ein
Maß für die Belastung eines Schlammes durch organische Verbindungen und Größe für
die Beurteilung von Abwasserbehandlungsanlagen)).
§ Konsistenz : Die Konsistenz, mit der der Feststoff das Trenngerät verlässt, ist ein
entscheidender Punkt bei der Apparateauswahl. Die der Fest-Flüssig-Trennung
nachfolgenden Prozessschritte bestimmen, in welchem Zustand (pumpfähig, stichfest,
rieselfähig etc.) der Feststoff am günstigsten ausgetragen werden sollte.
§ Korngrößenverteilung des Feststoffes: Sie unterscheidet sich möglicherweise von
derjenigen des Zulaufes (Kornzerstörung), was im weiteren Prozessverlauf beachtet
werden muss (eine Änderung des dispersen Zustandes hat große Auswirkungen auf die
Produkteigenschaften, z.B. Farbstärke bei Pigmenten, Granulierbarkeit,
Staubentwicklung).
§ Auswaschgrad, Reinheit der Feststoffe: Die Produktreinheit ist sehr wichtig, wenn der
Feststoff das eigentliche Zielprodukt der Trennung ist und frei von Verunreinigungen sein
soll. Die verschiedenen Trenngeräte unterscheiden sich stark in ihren Möglichkeiten, den
Feststoff zu waschen, weshalb dieser Aspekt eine großen Einfluss auf die
Apparateauswahl hat.
§ Sterilität: Sterilität ist sehr wichtig bei Bioprozessen und in der Pharmaindustrie, wo eine
Kontamination mit Keimen oder anderen Fremdstoffen vermieden werden muss. Oft ist
eine vollständige Ummantelung der Maschine erforderlich. Verwinkelte Konstruktionen
mit vielen Schmutznestern müssen vermieden werden.
§ Wert: s.o.
10 2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten Teilziel 1
2.2.3 Gerätemerkmale
§ Verarbeitbarer Partikelgrößenbereich: Trenngeräte können je nach Bauweise und
Trennprinzip nur funktionieren, wenn der Partikelgrößenbereich des suspendierten
Feststoffs innerhalb bestimmter Grenzen liegt (siehe Anhang A2).
§ Verarbeitbarer Feststoffkonzentrationsbereich: Gleiches wie für die Partikelgröße gilt
auch für die Feststoffkonzentration im Zulauf. So verstopfen z.B. Tiefenfilter oder
Separatoren bei zu hoher Feststoffkonzentration. Andere Trenngeräte benötigen dagegen
eine Mindestfeststoffkonzentration (kuchenbildende Filter, Siebbandpresse,
Schubzentrifuge etc.).
§ Erreichbarer Durchsatz: Die Durchsätze von Fest-Flüssig-Trenngeräte reichen von
wenigen cm3/h in Laborgeräten bis zu mehreren hundert m3/h in großen Zentrifugen und
Filtern.
§ Erreichbare Filtratklarheit: Eine der wichtigsten Produkteigenschaften bei vielen
Trennprozessen ist die Klarheit des Filtrats bzw. des Zentrats. Die apparatespezifische
Grenzkorngröße gibt an, bis zu welcher Größe Partikeln gerade noch abgeschieden
werden können. Gegebenenfalls muss zu stark mit Feststoff beladenes Filtrat rückgeführt
(Trübstoß bei Filtern) oder mit Zusatzaggregaten gereinigt werden. Neben der Maschen-,
Spalt-, oder Porenweite des Filtermediums hängt der Feststoffgehalt in der Flüssigkeit oft
von Einstellparametern und dem gefahrenen Durchsatz der Maschine ab (z.B. Teichtiefe
und Differenzdrehzahl bei Dekantern).
§ Erreichbare Restfeuchte: Neben der Filtratklarheit ist eine möglichst geringe
Restfeuchte im ausgetragenen Feststoff das Hauptziel von Trennaufgaben. Je nach Höhe
der erreichbaren Druckgradienten oder Zentrifugalbeschleunigungen können
Suspensionen in verschiedenen Geräten unterschiedlich weit entfeuchtet werden. Unter
Anwendung hoher C-Werte in Zentrifugen kann z.B. sogar das Zwickelwasser teilweise
aus einem Haufwerk entfernt werden. Hier muss jedoch für eine Verringerung der
Restfeuchte um wenige Prozentpunkte ein hoher Aufwand in Kauf genommen werden.
§ Trennprinzip und erreichbarer Trenngradient: Man unterscheidet in der Fest-Flüssig-
Trennung zwischen filtrierenden- und sedimentierenden Verfahren. Daneben kommen
noch elektrische, magnetische und akustische Felder bei Trennung von Suspensionen zum
Einsatz. Das Trennergebnis wird mitbestimmt durch die Größe der jeweiligen Gradienten
(Druck, Erdbeschleunigungs- bzw. Zentrifugalkraft, Stärke des elektrischen oder
magnetischen Feldes), die auch als Intensitätsparameter bezeichnet werden [Trawinski].
§ Konsistenz des ausgetragenen Feststoffs: Je nach erreichbarer Restfeuchte ist die
Produktkonsistenz am Austrag der jeweiligen Apparate sehr verschieden, was für den
weiteren Prozess eine wichtige Rolle spielt. So tragen z.B. Querstromfilter und
Teilziel 1 2.2.3 Gerätemerkmale 11
Düsenseparatoren einen fließfähigen Schlamm aus, während der Austrag einer
Schubzentrifuge fast trocken und rieselfähig ist.
§ Investitions- und Betriebskosten: Die Investitionskosten hängen von der Konstruktion
und den verwendeten Werkstoffen ab. Hochdrehende Zentrifugen sind aufwendige und
teure Maschinen, aber auch viele Filter (z.B. Filterpressen) haben einen hohen Preis. Die
Betriebskosten hängen stark von benötigten Betriebsstoffen (Filtermedien,
Filterhilfsmittel, Flockungsmittel, Pressluft etc.), dem Wartungsaufwand und dem spez.
Energiebedarf (siehe unten) der jeweiligen Trenngeräte ab.
§ Spezifischer Energiebedarf: Der spezifische Energiebedarf von Trenngeräten geht wie
erwähnt in die Wirtschaftlichkeitsrechnung ein, die einen großen Einfluss auf die
endgültige Apparateauswahl hat.
§ Betriebsweise (kontinuierlich, diskontinuierlich), Automatisierungsmöglichkeiten:
Allgemein werden kontinuierlich und diskontinuierlich arbeitende
Entwässerungsmaschinen unterschieden. Diskontinuierliche Geräte können in manchen
Fällen durch eine Parallelschaltung mehrerer Einheiten oder durch Vorratsbehälter
quasikontinuierlich betrieben werden. Kontinuierliche Maschinen sind im Allgemeinen
besser automatisierbar und bei hohen Durchsätzen zu bevorzugen, es gibt jedoch auch
Ausnahmen (z.B. Filterpressen in der Klärschlammentwässerung).
§ Platzbedarf, Gewicht, Freiluftaufstellung: Diese Aspekte spielen eine Rolle, wenn
Platzmangel herrscht oder die Traglast von Gebäuden (z.B. Aufstellen schwerer Geräte in
oberen Stockwerken) limitiert ist. Oft müssen spezielle Fundamente für die
Geräteaufstellung bereitgestellt werden. Eine Freiluftaufstellung spart Gebäudekosten.
§ Benötigte Peripherie: Pumpen und Förderaggregate, Stationen für Pressluft- und
Dampferzeugung, hydraulische Aggregate, ausreichende Stromversorgung, Steuer- und
Regelungseinheiten (z.B. Frequenzumformer bei Zentrifugen) stellen einen zusätzlichen
Aufwand dar, der sich in einer Entscheidung zugunsten des einfacheren Gerätes
auswirken kann.
§ Lebensdauer, Wartung, Ersatzteile, Kundenservice des Herstellers: Die
Anforderungen an Verfügbarkeit und Lebensdauer bei FFT-Geräten sind sehr hoch, da sie
sich oft an entscheidenden Stellen im Prozess befinden und ein Produktionsstillstand
vermieden werden muss. Herstellergarantien bezüglich Leistungserfüllung und
Verfügbarkeit spielen in dieser Branche eine große Rolle und können mitausschlaggebend
bei der Auswahl einer Maschine sein.
§ Gasdichte Ausführung: Eine gasdichte Geräteausführung ermöglicht wie bereits erwähnt
die Verarbeitung kritischer Substanzen (toxisch, flüchtig, entflammbar etc.). Druckfilter
und Vollmantelzentrifugen sind hierfür besonders gut geeignet.
12 2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten Teilziel 1
§ Verweilzeitverteilung: Wie bei fast allen verfahrenstechnischen Apparaten und
Maschinen hat die Verweilzeit der Stoffe im Trenngerät einen Einfluss auf die
Produkteigenschaften (Restfeuchte).
§ Waschungsmöglichkeiten, Trennung von Mutter- und Waschfiltrat: Die
verschiedenen Zentrifugen und Filter bieten je nach Bauweise (z.B.
Filterflächenanordnung horizontal oder vertikal) in unterschiedlichem Maße die
Möglichkeit für eine Durchwaschung des Filterkuchens bzw. des Sediments. In
technischen Prozessen spielt die Reinheit des Feststoffs oft eine große Rolle, sodass die
Waschung zu einem wichtigen Kriterium bei der Apparateauswahl wird. Die Trennung
von Wasch- und Mutterfiltrat ermöglicht eine Rezirkulation der Waschflüssigkeit, was die
Betriebskosten senkt. Sehr günstig ist die Möglichkeit einer Gegenstromwäsche.
§ Kornzerstörung: In Zentrifugen werden die Feststoffpartikel oft schlagartig
beschleunigt, prallen auf Einbauten oder werden von Fördereinrichtungen (Schnecke,
Schubboden) beansprucht, was dazu führt, dass vor allem kristalline Partikel zerkleinert
werden. Spielt die Kornschonung für das Endprodukt eine Rolle, muss das Gerät
entsprechend ausgewählt oder modifiziert (sanfter Suspensionseintrag, Vorbeschleunigen)
werden.
§ Werkstoffe, Standfestigkeit, chemische Beständigkeit, Temperaturbeständigkeit:
Geräte müssen durch die Wahl ihrer Werkstoffe an die zu verarbeitenden Materialen und
an die Umgebungsbedingungen angepasst werden. Verstärkungen und
Sonderausführungen von verschleißgefährdeten Teilen müssen je nach Einsatzfall in
Betracht gezogen werden und können hohe Kosten verursachen.
§ Empfindlichkeit gegen Schwankungen der Zulaufeigenschaften: Eine
Sensitivitätsanalyse zeigt, ob ein Gerät bei Schwankungen der Zulaufeigenschaften weiter
funktionsfähig bleibt. Es gibt Entwässerungsmaschinen, die relativ unempfindlich
gegenüber solchen Schwankungen sind (z.B. Filterpressen, Dekanter), andere dagegen
arbeiten nur unter gleichbleibenden Bedingungen zufriedenstellend (z.B.
Doppelbandpressen). Im letztgenannten Fall muss entweder durch vorgeschaltete
Maßnahmen (z.B. Vorratsbehälter zwecks Homogenisierung) oder durch eine Regelung
Abhilfe geschaffen werden. In diesem Zusammenhang spielt auch der Ausbildungsstand
des Bedienungspersonals (siehe unten) eine wichtige Rolle, da durch gezieltes Eingreifen
an der richtigen Stelle Gefahrsituationen abgewendet werden können, die ansonsten zum
Stillstand oder zur Beschädigung der Maschine führen würden. Die meisten Geräte sind
aus diesem Grund mit Überlastschutzvorrichtungen ausgestattet (z.B.
Drehmomentabschaltung).
Teilziel 1 2.2.4 Prozessanforderungen und Randbedingungen 13
§ Bedarf an Filtermedien und Filterhilfsstoffen: Der Preis und der Verschleiß bzw. der
Verbrauch von Filtertüchern, Filtermembranen, Precoatschichten und Zuschlagsstoffen
(z.B. Asche und Metallsalze bei Trommelfiltern und Filterpressen) haben Einfluss auf die
Betriebskosten des jeweiligen Gerätes. Gleiches gilt für den spezifischen
Flockungsmittelbedarf, der z.B. bei Dekantern relativ hoch ist. Er hängt unter anderem
davon ab, ob das Flockungsmittel dem Schlamm vor dem Trennschritt zugesetzt wird und
damit relativ lange wirken kann, oder ob es direkt in die Entwässerungsmaschine
eingetragen wird.
§ Einstellparameter: Die Anzahl der verfahrenstechnischen Einflussmöglichkeiten auf den
Trennprozess sind je nach Gerät unterschiedlich. Bei manchen Geräte (z.B.
Gleitzentrifuge ohne Leitkanaleinbauten) bestehen nur sehr geringe
Einflussmöglichkeiten, während andere Geräte über mehrere Betriebsparameter verfügen,
sodass sie dem jeweiligen Trennproblem angepasst werden können. Dies soll wiederum
am Beispiel des Dekanters verdeutlicht werden, der je nach Einstellung als Eindicker,
Klärer oder auch als Klassierer betrieben werden kann.
§ Produktreinhaltung, CIP-Möglichkeiten: Besonders in der Lebensmittel- und
Pharmaindustrie werden hohe Anforderungen an die Sauberkeit des Verfahrensraumes
von Apparaten und Maschinen gestellt. Die Trennung von Verfahrens- und
Maschinenraum ist wichtig, um eine Verschmutzung des Produktes z.B. mit
Schmierstoffen zu verhindern. Bei der Verarbeitung verderblicher Produkte oder
häufigem Produktwechsel ist es notwendig, den Verfahrensraum zwischen zwei Chargen
zu reinigen (möglichst automatisch). Einige Trenngeräte sind hierfür mit
Wascheinrichtungen ausgerüstet.
2.2.4 Prozessanforderungen und Randbedingungen
§ Durchsatz: Der zu bewältigende Durchsatz hat großen Einfluss auf die Apparateauswahl.
Obwohl Trenngeräte in verschiedenen Baugrößenabstufungen angeboten werden, gibt es
dennoch Typen, die nur bei relativ großen bzw. kleinen Durchsätzen sinnvoll anwendbar
sind. So würden Röhrenzentrifugen z.B. keineswegs zur Klärschlammentwässerung
eingesetzt werden, obwohl mit ihnen sicher geringe Restfeuchten erzielbar wären. Die
Anwendung eines größeren Gerätes ist meist wirtschaftlicher, als die Parallelschaltung
mehrerer kleiner Geräte.
§ Kontinuierlicher oder diskontinuierlicher Betrieb: Die der Fest-Flüssig-Trennung vor-
und nachgeschalteten Prozessschritte legen fest, ob der Materialfluss kontinuierlich oder
diskontinuierlich erfolgen muss. Dies muss bei der Auswahl von Trenngeräten beachtet
werden.
14 2.2 Einflussgrößen auf die Auswahl von FFT-Geräten Teilziel 1
§ Ziel der Trennung : Je nachdem, ob die Gewinnung der reinen Flüssigkeit, des
Feststoffes oder beider Phasen das Ziel der Trennaufgabe ist, können verschiedene Geräte
bzw. Gerätekombinationen eingesetzt werden. Oft müssen bestimmte Vorgaben bezüglich
der Restfeuchte (z.B. Deponierfähigkeit, anschließende thermische Trocknung) oder der
Filtratklarheit (z.B. Reinhaltung im Kreislauf geführter Flüssigkeiten) erfüllt werden.
§ Gewünschte Konsistenz des Austrags : (siehe Produkteigenschaften, Kap. 2.2.2)
§ Zulässigkeit und Verfügbarkeit von Filterhilfsstoffen : In vielen Fällen ist eine
Verunreinigung der Flüssigkeit oder des Feststoffes mit Filterhilfsstoffen oder
Flockungsmitteln nicht zulässig, da hierdurch die Produkteigenschaften negativ
beeinflusst werden. Es hängt also von den Prozessbedingungen ab, ob die Trennung
unterstützende Zusatzstoffe verwendet werden dürfen. Andererseits können, falls
Filterhilfsstoffe billig zur Verfügung stehen, Trenngeräte zum Einsatz kommen, die
andernfalls nicht die wirtschaftlichste Option wären (z.B. Trommelfilter bei der
Klärschlammentwässerung [Leschber]).
§ Automatisierungsmöglichkeiten: Personalersparnis, größere Betriebssicherheit und
präzise Prozessregelung und Steuerung zwecks Qualitätssicherung sind Vorteile einer
vollautomatisierten Betriebsweise. Deshalb können Geräte mit guten
Automatisierungsmöglichkeiten aus prozesstechnischen Gründen bei der
Apparateauswahl begünstigt werden.
§ Notwendigkeit einer gasdichten Ausführung: Wie bereits erläutert können die
Eigenschaften der verarbeiteten Substanzen eine gekapselte Ausführung des Trenngerätes
notwendig machen.
§ Werkstoffauswahl (siehe Gerätemerkmale, Kap. 2.2.3)
§ Kornzerstörung (siehe Gerätemerkmale, Kap. 2.2.3)
§ Geographische Lage, Druck und Temperatur, Luftfeuchtigkeit: Der Aufstellungsort
des Trenngerätes bestimmt klimatische Randbedingungen wie Luftfeuchtigkeit,
Umgebungsdruck und Lufttemperatur, die durchaus einen großen Einfluss auf die
Funktionsfähigkeit haben können (z.B. Druckdifferenzverlust bei Aufstellung von
Vakuumfiltern im Hochland).
§ Sterilität und CIP-Möglichkeiten: (siehe Gerätemerkmale, Kap. 2.2.3)
§ Qualifikation des Bedienungspersonals: Bei schlecht qualifiziertem Bedienungs-
personal muss unter Umständen die Auswahl eines gegenüber Bedienungsfehlern
unempfindlicheren Gerätes oder einer Kombinationsschaltung in Betracht gezogen
werden, während von geschultem Personal auch heikle Geräteeinstellungen bewältigt
werden können [Hawkes].
Teilziel 1 2.2.4 Prozessanforderungen und Randbedingungen 15
§ Erfahrungen mit bestimmtem Gerätetyp, Beziehungen zum Hersteller: Anwender
von FFT-Geräten neigen bei Neuanschaffungen dazu, dem vertrauten Gerätetyp den
Vorzug zu geben, auch wenn andere Bauweisen erfolgversprechend sind [Pierson]. Die
Kunde-Hersteller-Beziehung hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Apparateauswahl
[Hawkes). Oft haben sich Hersteller auf bestimmte Anwendungsfälle der Kunden
spezialisiert und bieten Komplettlösungen an.
§ Verfügbarkeit von Versuchsapparaturen/-Anlagen: Das Vorhandensein von
Versuchsanlagen (bei Hersteller oder Kunde) zur Eignungsprüfung und Auslegung von
Trenngeräten kann Einfluss auf deren Auswahl haben, da bessere Vorhersagen über ihre
Leistungsfähigkeit gemacht werden können.
2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte
In diesem Kapitel wird ein Überblick über die wichtigsten FFT-Geräteklassen und deren
Hauptvarianten gegeben. Es werden jedoch nicht alle vorhandenen Spezialausführungen und
Abwandlungen aufgezählt (für eine vollständige Auflistung und Beschreibung der auf dem
Markt befindlichen FFT-Geräte siehe z.B. [Stahl, 1999]).
Es werden allgemeine Informationen über den Aufbau, die Wirkungsweise und typische
Anwendungsgebiete sowie gegebenenfalls über die Vor- und Nachteile des jeweiligen
Gerätetyps angeführt. Wenn möglich sind quantitative Werte, z.B. bezüglich der
durchschnittlich verarbeitbaren Partikelgrößen oder der Feststoffkonzentration im Zulauf
genannt (ausführlichere Informationen hierzu finden sich in Anhang A2).
Eine solche Darstellung und entsprechende Verweise in den nachfolgenden Kapiteln, die sich
mit der Apparateauswahl befassen, ermöglichen eine bessere Unterscheidung bzw.
Zuordnung der Trenngeräte im jeweiligen Fall.
In Bild 2.2 sind die in diesem Kapitel beschriebene Geräte aufgezählt und anhand ihres
Wirkprinzips unterteilt.
16 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
Bild 2.2: Einteilung von FFT-Geräten nach ihrem Wirkprinzip
2.3.1 Schwerkrafteindicker und Klärer
§ Rundklärbecken
Typische Anwendungsgebiete: Rundklärbecken werden zum Eindicken und Klären von
relativ verdünnten Suspensionen in größerem Maßstab eingesetzt, oft als Vorstufe zu
einem weiteren mechanischen Trennschritt z.B. in einer Zentrifuge oder einem Filter.
Partikelgrößenbereich: 0,1 µm – 500 µm; Zulaufkonzentration: < 15 Vol.%
Das Rundklärbecken besteht aus einem zylindrischen Tank mit einem flachen oder
konisch ausgeführten Boden. Die Suspension wird, ggf. nach Zusatz von Flockungsmittel,
kontinuierlich und möglichst sanft in das Becken eingebracht, wo der
Sedimentationsvorgang stattfindet. Klare Flüssigkeit wird über ein Überlaufwehr
abgezogen. Der eingedickte Schlamm verlässt das Becken über eine Öffnung an dessen
Unterseite. Ein Krälwerk unterstützt die Eindickung durch das Einbringen von
Scherkräften und Drainagekanälen in den Schlamm. Gleichzeitig sorgt es dafür, dass der
Schlamm der Austragsöffnung zugeführt wird. Es werden Becken mit über 200 m
Durchmesser gebaut. Werkstoffe sind meist Beton und Stahl.
§ Hochleistungseindicker
Typische Anwendungsgebiete: Hochleistungseindicker werden dort eingesetzt, wo
schnell-sedimentierende Feststoffe abgetrennt werden sollen und gleichzeitig wenig Platz
zur Verfügung steht.
Partikelgrößenbereich: 0,1 µm – 300 µm; Zulaufkonzentration: < 10 Vol.%
Teilziel 1 2.3.2 Hydrozyklone 17
Hochleistungseindicker arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie konventionelle Eindicker.
Durch die Zugabe von Flockungsmitteln werden Agglomerate gebildet, die schnell
absinken, und somit einen hohen Feststoffdurchsatz bei kleiner Klärfläche ermöglichen.
Ein Nachteil dieses Gerätetyps ist der gegenüber Schwerkrafteindickern höhere Bedarf an
teuren Flockungsmitteln. Hochleistungseindicker gibt es in verschiedenen Ausführungen.
Am weitesten verbreitet Konus- und Lamelleneindicker.
§ Klärer
Anwendungsgebiet: Klärer werden für die Gewinnung feststofffreier Flüssigkeit aus
verdünnten Suspensionen eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 - 50µm; Zulaufkonzentration: < 10 Vol.%
Klärer sind meist in zwei Bereiche unterteilt, einen mit Rührorganen ausgestatteten
Flockungs- und Koagulationsbereich und einen Sedimentationsbereich. Nach dem Eintritt
durchläuft die Suspension zunächst die Flockungszone und tritt anschließend in die
Sedimentationszone ein, wo ein ungestörtes Absetzen des Feststoffs stattfindet. Die klare
Flüssigkeit wird über ein Überlaufwehr abgezogen. Der aufkonzentrierte Feststoff wird
ähnlich wie bei einem Rundklärbecken mit Hilfe eines Krälwerkes über den
Behälterboden abgezogen. Einige Varianten von Klärern verfügen über geneigte Platten
im Sedimentationsbereich, um, ähnlich wie bei einem Lamelleneindicker, die Klärfläche
zu vergrößern. Teilweise wird zur Verbesserung der Klärleistung mit einer Rezirkulierung
des Feststoffs gearbeitet.
2.3.2 Hydrozyklone
Anwendungsgebiete: Hydrozyklone werden als Eindicker, Klärer und als Klassierer
eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 2 – 500 µm; Zulaufkonzentration: 2 – 30 Vol.%
Das Wirkprinzip des Hydrozyklons ist die Sedimentation bzw. Klassierung im
Zentrifugalfeld. Das Zentrifugalfeld wird dabei durch tangentiales Einspeisen des Zulaufs im
zylindrischen Bereich des Hydrozyklons erzeugt, d.h. das Gerät kommt ohne bewegte Teile
aus. Die mittleren Zulaufgeschwindigkeiten liegen zwischen 10 und 30 m/s, was je nach
Gerät zu Zentrifugalbeschleunigungen von 800 bis 50.000g führt. Gröbere bzw. dichtere
Partikeln werden durch die Öffnung am unteren Ende des Konus ausgetragen, wohingegen
das Feingut das Gerät über das Ablaufrohr am oberen Ende verlässt. Typische
Zylinderdurchmesser von Hydrozyklonen liegen zwischen 1 und 30 cm bei Konuswinkeln
von 25 – 50°. Die Mindestgrenzkorngröße liegt bei etwa 5 µm je nach Größe und Geometrie
des Hydrozyklons, der Zulaufrate und dem Druckverlust entlang des Gerätes. Oft werden
kleine Hydrozyklone parallel geschaltet, da bei geringen Durchmessern höhere
Tangentialgeschwindigkeiten erreicht werden.
18 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
2.3.3 Zentrifugen
Es gibt prinzipiell zwei Arten von Zentrifugen, sedimentierende und filtrierende Zentrifugen.
In einigen Fällen, z.B. beim Siebdekanter, sind beide Prinzipien in einem Gerät vereint.
2.3.3.1 Sedimentierende Zentrifugen
In sedimentierenden Zentrifugen wird durch Zentrifugalkräfte das Absetzen der dichteren
Phase, normalerweise des Feststoffes, an der unperforierten rotierenden Zentrifugenwand
beschleunigt. Das Sediment wird in konzentrierter Form ausgetragen. Das geklärte Zentrat
wird möglichst weit vom Ort des Zulaufs entfernt abgezogen. In dieser Geräteklasse gibt es
sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich arbeitende Maschinen.
Die Anwendungsgebiete reichen vom Einsatz als Klärer oder Klassierer bis zur Eindickung
und Entwässerung von Schlämmen.
§ Röhrenzentrifuge
Typische Anwendungsgebiete: Röhrenzentrifugen werden meist zur diskontinuierlichen
Klärung, seltener zur Klassierung verdünnter Suspensionen eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 0,1 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 0,005 – 3 Vol.%
Röhrenzentrifugen verfügen über eine langgestreckte Trommel mit typischen
Durchmessern von 5 bis 15 cm und einem Durchmesser-Länge-Verhältnis von 1:4 bis 1:8.
In dieser vertikal angeordneten Trommel werden Zentrifugalbeschleunigungen von 18.000
bis 65.000g erreicht, was die Röhrenzentrifuge zu einem sehr leistungsfähigen Trenngerät
macht. Röhrenzentrifugen sind auf niedrige Durchsätze bis ca. 4 m3/h und niedrige
Feststoffkonzentrationen im Zulauf beschränkt. Der Feststoffaustrag erfolgt manuell nach
jedem Arbeitszyklus.
§ Korbzentrifuge
Typische Anwendungsgebiete: Korbzentrifugen finden Verwendung beim Abtrennen von
Feststoff aus Suspensionen und Aufkonzentrieren von Schlämmen.
Partikelgrößenbereich: ca. 0,1 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 0,005 – 3 Vol.%
Korbzentrifugen verfügen über ein anderes Durchmesser-Länge-Verhältnis als Röhren-
zentrifugen (ca. 1:0,6) und laufen entsprechend langsamer (C-Wert < 1.600). Typische
Trommeldurchmesser liegen zwischen 25 und 150 cm. Der Feststoffaustrag erfolgt
manuell bei stehender Maschine oder mittels eines Schabers bei geringer Drehzahl
(quasikontinuierliche Betriebsweise). Die Zentratabfuhr erfolgt entweder über ein
Überlaufwehr oder, bei größeren Maschinen, mit Hilfe eines Schälrohres. Die Durchsätze
liegen bei etwa 3 - 6 m3/h. Es werden auch mehrstufige Ausführungen hergestellt, die
effizienter aber auch teurer sind.
Teilziel 1 2.3.3 Zentrifugen 19
§ Separator
Typische Anwendungsgebiete: Separatoren werden zum Trennen von Suspensionen mit
geringem Feststoffgehalt und Flüssig-Flüssig-Gemischen bei geringen
Dichteunterschieden eingesetzt. Auch Extraktionsvorgänge können durchgeführt werden.
Partikelgrößenbereich: ca. 0,1 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 0,02 – 1 Vol.%
(selbstreinigender Separator), 0,002 – 0,5 Vol.% (diskontinuierlicher Separator),
0,2 – 6 Vol.% (Düsenseparator)
Separatoren bestehen aus einer doppelkonischen, undurchlässigen Trommel, in der sich
ein Paket aus konischen Scheiben, den sogenannten Tellern befindet, die in einem
Abstand von 0,5 – 2 mm angeordnet sind. Der Zulauf erfolgt an Oberseite der Maschine.
Die Suspension durchläuft das Tellerpaket (große Klärfläche), wobei sich die Partikeln an
den schrägen Wänden der Teller absetzen und zum Außenradius des Separators gleiten.
Hier wird der aufkonzentrierte Schlamm entweder diskontinuierlich per Hand oder
kontinuierlich mittels Düsen entnommen. Das Zentrat wird im oberen Teil der Maschine
mit Hilfe von sogenannten Schälscheiben abgezogen. Mit kontinuierlichen Separatoren
können toxische, entflammbare und flüchtige Suspensionen bei Durchsätzen von bis zu
200 m3/h verarbeitet werden. Es werden C-Werte bis 12.000 erreicht. Separatoren
erlauben nur geringe Feststoffkonzentrationen im Zulauf (Verstopfung der
Tellerzwischenräume) und sind komplexe und teure Trenngeräte.
§ Dekanter
Typische Anwendungsgebiete: Dekanter werden als Eindicker, Klärer oder Klassierer und
sogar als Sortierer (Sortierdekanter) eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 5000 µm; Zulaufkonzentration: 4 – 40 Vol.%
Ein Dekanter besteht aus einer undurchlässigen Trommel mit einem zylindrischen und
einem konischen Teil. In ihr befindet sich eine Förderschnecke, die den sedimentierten
Feststoff entlang der Trommel fördert und über den Konus austrägt. Typische
Trommeldurchmesser reichen von 10 – 200 cm. Bei 1.600 – 6.000 Umdrehungen pro
Minute werden C-Werte von etwa 2.000 bis 5.000 erreicht. Die Differenzdrehzahl der
Schnecke zur Trommel reicht von wenigen Umdrehungen pro Minute bis zu 100 Upm.
Dekanter arbeiten kontinuierlich und sind in der Lage große Durchsätze zu bewältigen
(bis 200 m3/h). Der Suspensionszulauf erfolgt über ein zentrisch angeordnetes Einlaufrohr
und Öffnungen im Schneckengrundkörper. Das Zentrat verlässt den Dekanter über
Überlaufwehre am zylindrischen Teil, deren Höhe mittels sogenannter Wehrscheiben
eingestellt werden kann. Dekanter existieren in vielen verschiedenen Ausführungen, die
sich hinsichtlich ihrer Geometrie (Konuswinkel, Länge, Streckung, Schneckengeometrie
etc.) aber auch bezüglich der Förderrichtung des Feststoffs (Gleich- und
Gegenstromprinzip) unterscheiden. So gibt es z.B. spezielle Klärdekanter,
Schlammdekanter und Sortierdekanter. Allgemein ist der Dekanter ein vielseitig
20 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
einsetzbares und relativ unempfindliches Gerät, das in vielen Branchen Verwendung
findet.
Bild 2.3: Dekanter (Siebtechnik)
2.3.3.2 Filtrierende Zentrifugen
Filtrierende Zentrifugen verfügen über eine durchlässige Trommel. Der Feststoff wird durch
ein Filtermedium zurückgehalten, während die Flüssigkeit unter der Wirkung der
Zentrifugalkraft abdrainiert. Das Austragen des gebildeten Filterkuchens erfolgt je nach
Zentrifugentyp auf verschiedene Weise. Es gibt kontinuierliche und diskontinuierliche
Zentrifugen dieses Typs. Allgemein eignen sich diese Maschinen gut für die
Filterkuchenwaschung. Die wichtigsten filtrierenden Zentrifugen werden im folgenden näher
beschrieben.
§ Filtrierende Korbzentrifugen
Typische Anwendungsgebiete: Filtrierende Korbzentrifugen werden für die Entwässerung
von Suspensionen mit relativ guten Drainageeigenschaften eingesetzt. Sie erlauben lange
Wasch- und Schleuderzeiten.
Partikelgrößenbereich und Zulaufkonzentration: ca. 10 – 1.000 µm und 2 – 10 Vol.%
(Dreisäulen- und Hängependelzentrifuge); ca. 2 – 1.000 µm und 2 – 10 Vol.%
(Schälzentrifuge)
Dieser diskontinuierlich bzw. quasikontinuierlich betriebene Zentrifugentyp verfügt über
eine einseitig offene, vertikal oder horizontal angeordnete Trommel. Der Trommelmantel
ist perforiert und mit einem Filtermedium ausgekleidet ist (Filtertuch oder Spaltsiebe).
Durch das offene Trommelende erfolgt die Suspensionsaufgabe mittels eines
Einlauftrichters. Auch Waschdüsen und Schälmesser für den Kuchenaustrag werden über
das offene Trommelende eingeführt. Die Ausführung mit vertikaler Trommel, die als
Hängependelzentrifuge und als Drei-Säulen-Zentrifuge bekannt sind, können stehend
Teilziel 1 2.3.3 Zentrifugen 21
oder bei geringer Drehzahl befüllt werden. Die horizontale, vollautomatisierte Version,
die als Schälzentrifuge bezeichnet wird, wird bei hoher Drehzahl befüllt und betrieben.
Für den Schälvorgang wird die Drehzahl abgesenkt. Es werden
Zentrifugalbeschleunigungen von 400 – 1.500 g erreicht.
§ Kegelzentrifugen
Typische Anwendungsgebiete: Dieser Zentrifugentyp kommt bei der kontinuierlichen
Entwässerung von relativ gut filtrierenden Suspensionen zum Einsatz.
Partikelgrößenbereich : ca. 80 – 10.000 µm (Gleitzentrifuge); ca. 100 – 10.000 µm
(Schwing- und Taumelzentrifuge); ca. 60 – 5.000 µm (Siebschneckenzentrifuge);
Zulaufkonzentration: ca. 10 – 40 Vol.%
Allen Kegelzentrifugen ist eine konische, durchlässige Trommel gemeinsam, entlang der
der Filterkuchen zum Austrag befördert wird. Die Filtration erfolgt dabei bei ansteigender
Zentrifugalbeschleunigung, da sich der Radius der Trommel zum Austrag hin vergrößert.
Die verschiedenen Typen unterscheiden sich hauptsächlich durch die Art der
Feststoffförderung im Konus.
Bei der Gleitzentrifuge erfolgt das Gleiten des Feststoffes entlang der Trommel aufgrund
der Hangabtriebskomponente der Zentrifugalkraft. Typische Konuswinkel liegen
zwischen 25° und 30°. Der Reibwinkel ist jedoch produktabhängig und ändert sich
zusätzlich mit abnehmender Restfeuchte des Filterkuchens. Die Maschine ist daher kaum
anpassbar und erlaubt bei festgelegter Drehzahl (C-Wert ca. 2.500) keinen Einfluss auf die
Verweilzeit des Produktes. Dies schränkt auch die Waschmöglichkeiten ein.
Gleitzentrifugen werden bei rasch filtrierenden, relativ groben Materialien eingesetzt. Sie
sind vergleichsweise einfache und kostengünstige Trenngeräte.
Bei der Schwingzentrifuge ist der Rotation der Trommel eine axiale Schwingung
überlagert. Der Konuswinkel ist kleiner (13°-18°) als der Reibwinkel und der Kuchen
wird durch die Oszillation der Trommel (ca. 1.700 1/min) gefördert. Aufgrund der
Werkstoffbeanspruchung sind nur geringe C-Werte von 75 – 150 erreichbar, was die
Entfeuchtungsleistung einschränkt. Schwingzentrifugen werden daher ebenfalls für die
Abtrennung relativ grober Feststoffpartikeln eingesetzt.
In der Taumelzentrifuge bewirkt eine der Rotation überlagerte Taumelbewegung der
Trommel, dass sich der effektive Konuswinkel periodisch ändert, und der Kuchen somit
intermittierend bewegt wird. Trotz der geringen C-Werte (100 - 150) kann das
Entfeuchtungsergebnis sehr gut sein. Man muss jedoch stets einen Kompromiss zwischen
längerer Verweilzeit und damit besserer Entfeuchtung und dem damit verbundenen
geringeren Durchsatz finden. Taumelzentrifugen werden meist für die Abtrennung relativ
grober Partikeln eingesetzt, wenn zusätzlich keine Waschung erforderlich ist.
22 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
Bild 2.4: Verschiedene Kegelzentrifugen der Firma Siebtechnik
In der Siebschneckenzentrifuge erfolgt der Feststofftransport, ähnlich wie beim
Dekanter, mittels einer Förderschnecke, die mit einer Differenzdrehzahl zur Trommel
rotiert. Es werden C-Werte von ca. 1.800 erreicht, was eine rasche Entfeuchtung und
somit relativ hohe Durchsätze ermöglicht. Auch hier besteht eine Abhängigkeit von
Restfeuchte und Durchsatz. Der Vorteil der Maschine besteht in der Zwangsförderung
durch die Schnecke. Nachteile sind die erschwerte Waschung, Kornzerstörung und
Abrasionsprobleme. Schneckenzentrifugen finden breite Anwendung bei der
Entfeuchtung faseriger Produkte.
§ Schubzentrifuge
Typische Anwendungsgebiete: Das Einsatzgebiet von Schubzentrifugen ist die
Entfeuchtung relativ grobkörniger Suspensionen bei gleichzeitiger Forderung nach
geringer Endrestfeuchte und guten Waschmöglichkeiten.
Partikelgrößenbereich: ca. 80 – 7.000 µm; Zulaufkonzentration: 4 – 40 Vol.%, bei einigen
Produkten ist eine höhere Mindestfeststoffkonzentration als 4 Vol.% erforderlich.
Teilziel 1 2.3.3 Zentrifugen 23
Die Schubzentrifuge ist wahrscheinlich die am weitesten verbreitete Filterzentrifuge. Die
Kuchenbildung erfolgt in einer rotierenden zylindrischen Siebtrommel, die mit
Spaltsieben ausgekleidet ist. Die Spaltsiebe sollen einen möglichst geringen
Feststoffdurchschlag gewährleisten und gleichzeitig wenig Reibwiderstand für den
Kuchentransport bieten. Der Kuchentransport erfolgt durch einen oszillierenden
Schubboden, der den Kuchenring in der Trommel periodisch um eine definierte Länge in
Richtung des Feststoffaustrages schiebt (Schubbodenfrequenz bis zu 100 Hz).
Zentrifugalbeschleunigungen von etwa 2.000 g und relativ lange Verweilzeiten haben ein
gutes Entfeuchtungsergebnis zur Folge. Falls erforderlich erfolgt eine Waschung des
Filterkuchens mittels Düsen, welche die Waschflüssigkeit gleichmäßig über die
Waschzone verteilen. Ein Problem der Schubzentrifuge sind die hohen Axialkräfte, die
der Kuchenring übertragen muss und die vom Schubboden aufgebracht werden müssen.
Ein weiteres Problem, das sogenannte Fluten, tritt auf, wenn die Flüssigkeit nach der
Suspensionsaufgabe nicht schnell genug abdrainiert und bis zum Feststoffaustrag
durchbricht. Eine Abhilfe für beide Punkte stellt die mehrstufige Schubzentrifuge dar, die
jedoch aufwendiger und teurer ist als die einstufige Ausführung. Allen Schubzentrifugen
ist ein relativ hoher Feststoffdurchschlag im Zentrat sowie eine Verstopfungsneigung der
Spaltsiebe mit Feststoffpartikeln gemeinsam.
Bild 2.5: 2-stufige Schubzentrifuge (Siebtechnik)
§ Prallringzentrifuge
Typische Anwendungsgebiete: Diese Zentrifuge wird zur Entfeuchtung grobkörniger
Suspensionen bei Forderung nach geringer Restfeuchte eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 100 – 7.000 µm; Zulaufkonzentration: 4 – 40 Vol.%
In diesem Gerätetyp werden geringe Restfeuchten dadurch erzielt, dass die meist
körnigen, granulatartigen Partikeln während des Schleuderns gegen Einbauten in der
Filtertrommel prallen, was Flüssigkeitszwickel aufreißt und eingeschlossene Flüssigkeit
24 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
(Innenwasser) freisetzt. Prallringzentrifugen sind relativ teuer und auf bestimmte
Produktsorten beschränkt.
2.3.4 Filter
2.3.4.1 Vakuumfilter
Bei diesem Filtertyp wird eine Suspension unter Anwendung von Vakuum derart getrennt,
dass die Flüssigkeit durch ein Filtermedium hindurchgesaugt wird, während die
Feststoffpartikeln zurückgehalten werden und einen Filterkuchen bilden. Die Druckdifferenz
zwischen der Oberseite und der Unterseite des Filtermediums ist dabei durch den
Umgebungsdruck auf Werte kleiner als ca. 0,85 bar limitiert. Bei der Verarbeitung von
Substanzen mit hohem Dampfdruck oder bei einer Geräteaufstellung in größeren
geodätischen Höhen sinkt die Druckdifferenz, welche für die Filtration zur Verfügung steht,
zusätzlich ab, was den Einsatz von Vakuumfiltern unter diesen Bedingungen in Frage stellen
kann.
Vakuumfilter werden in sehr verschiedenen Ausführungen hergestellt. Es gibt neben
chargenweise betriebenen Geräten auch kontinuierlich arbeitende Vertreter dieser
Geräteklasse. Die wichtigsten Vakuumfiltertypen werden in folgenden erläutert.
§ Einzelblattfilter (Nutschenfilter)
Typische Anwendungsgebiete: Vakuumnutschen werden zur diskontinuierlichen
Entwässerung von relativ kleinen Chargen bei gleichzeitiger Notwendigkeit einer guten
Kuchenwaschung eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 500 µm; Zulaufkonzentration: 0,03 – 2 Vol.%
Das Nutschenfilter besteht aus einem geschlossenen zylindrischen Vakuumbehälter und
einer darin befindlichen Filterfläche, auf der sich der Kuchen bildet. Der Suspensions-
bzw. der Waschflüssigkeitszulauf erfolgt an der Geräteoberseite. Das Vakuum wird
unterhalb des Filtermediums angelegt. Nach Abschluss des Filtrationsvorganges können
weiter Schritte wie Gasdifferenzdruckentfeuchtung und Kuchenwaschung erfolgen.
Größere Geräte verfügen über mechanische Einrichtungen für die Wiederanmaischwäsche
und den Kuchenaustrag.
Einfache Vakuumfilter wie die sogenannte Handfilterplatte (siehe Anhang A1.1)
besitzen nur eine Filterfläche und sind nach oben hin offen. Der Kuchenaustrag erfolgt
z.B. durch Drehen der Filterfläche, sodass der Kuchen abrutscht. Dieser Filtertyp wird
vornehmlich für die Ermittlung von Filtrations-, Wasch- und Entfeuchtungseigenschaften
einer Suspension im Labormaßstab eingesetzt.
§ Multiblattfilter
Typische Anwendungsgebiete: Das Einsatzgebiet von Blattfiltern ist die
quasikontinuierliche Trennung von Suspensionen bei höheren Durchsätzen.
Teilziel 1 2.3.4 Filter 25
Partikelgrößenbereich: ca. 5 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 3 – 30 Vol.%
Ein typischer Vertreter dieses Filtertyps ist das Moore-Tauchfilter. Es besteht aus einem
Paket rechteckiger Filterplatten, das in einen Trog mit Suspension getaucht wird.
Im Inneren der Platten wird Vakuum angelegt, sodass die Kuchenbildung am deren
Außenseiten erfolgt. Das Filtrat wird über ein Filtratsammelsystem abgezogen. Der
Kuchenabwurf erfolgt durch ein Rückblasen von Filtrat, nachdem das Plattenpaket aus
dem Suspensionstrog gezogen wurde. Eine vollautomatische Betriebsweise ist bei einem
problemlosen Kuchenabwurf möglich. Die Waschmöglichkeiten des Moore-Filters sind
hingegen mäßig. Toxische oder flüchtige Substanzen können aufgrund der offenen
Bauweise des Filters nicht verarbeitet werden.
§ Bandfilter
Typische Anwendungsgebiete: Das Einsatzgebiet von Bandfiltern ist die kontinuierliche
Trennung relativ gut filtrierender Suspensionen bei Bedarf nach guten
Nachbehandlungsmöglichkeiten des Kuchens (z.B. Waschung, Bedampfung etc.).
Partikelgrößenbereich: ca. 20 – 80.000 µm; Zulaufkonzentration: 3 – 40 Vol.%
Das Bandfilter besteht aus einem zwischen zwei Walzen endlos umlaufenden Filtertuch,
das durch einen perforierten Gurt unterstützt wird. Gurt und Filtertuch werden über eine
Reihe von Vakuumkästen geführt (Bandgeschwindigkeit bis ca. 0,5 m/s), die für das
Anlegen der Druckdifferenz zwischen Ober- und Unterseite des Filtermediums sorgen.
Die Suspensionsaufgabe erfolgt über einen Verteiler, nachdem das Band die horizontale
Lage erreicht hat. Der horizontale obere Teil des Bandes kann variabel zur
Kuchenbildung, Waschung, Entfeuchtung oder z.B. zum Bedampfen mittels einer
Dampfhaube genutzt werden. Der Kuchenabwurf erfolgt an der 2. Walze. Während das
Band im unteren Geräteteil umläuft, kann es mit Hilfe von Düsen gereinigt werden.
Die Vorteile des Bandfilters liegen in der kontinuierlichen Betriebsweise verbunden mit
relativ hohen erreichbaren Durchsätzen und guten Automatisierungsmöglichkeiten.
Besonders günstig ist, dass der jeweilige Längenabschnitt des Bandes, der für bestimmte
Aufgaben wie Kuchenbildung, Waschung oder Trockensaugen verwendet werden soll,
besser einstellbar ist als z.B. bei Drehfiltern.
Ein Nachteil des Bandfilters ist, dass weniger als die Hälfte der Filterfläche permanent
verfahrenstechnisch genutzt wird, was sich negativ auf die Kosten auswirkt.
§ Horizontale Drehfilter
Typische Anwendungsgebiete: Horizontale Drehfilter werden zur Entwässerung gut
filtrierender Suspensionen eingesetzt, wenn Bedarf nach guter Filterkuchenwaschung
besteht.
Partikelgrößenbereich: ca. 20 – 80.000 µm; Zulaufkonzentration: 3 – 40 Vol.%
Das sogenannte Planzellenfilter besteht aus einer horizontalen rotierenden Scheibe, an
deren Oberseite die Kuchen gebildet wird. Suspensionsaufgabe, Kuchenbildung und
26 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
Trockensaugen mittels Vakuum sowie Kuchenwaschung erfolgen segmentweise, die
Filterfläche ist jedoch nicht unterteilt. Der Filterkuchen wird mit Hilfe einer
Förderschnecke ausgetragen, was zur Folge hat, dass eine Restschicht auf dem
Filtermedium verbleibt.
Kippzellenfilter sind sehr ähnlich aufgebaut. Hier sind die Scheibensegmente jedoch
voneinander getrennt und jeweils mit einem eigenen Filtertuch bespannt. Der
Kuchenabwurf erfolgt durch Kippen der Segmente mit Hilfe einer komplexen Mechanik
und wird gegebenenfalls durch einen Druckluftrückstoß unterstützt. Die aufwendige und
daher teure Konstruktion hat den Vorteil, dass keine Kuchenrestschicht auf dem Filtertuch
verbleibt und Wasch- und Mutterfiltrat besser voneinander getrennt werden können. Es
gibt Ausführungen dieses Filtertyps mit bis zu 200 m2 Filterfläche. Die hohen
Investitionskosten aufgrund der mechanischen Komplexität sind der Schwachpunkt diese
Filters.
§ Trommelfilter
Typische Anwendungsgebiete: Trommelfilter werden zur kontinuierlichen Entfeuchtung
relativ feinkörniger Suspensionen in vielen Industriezweigen eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 200 µm bzw. 1 – 600 µm (Top-Feed); Zulaufkonzentration:
ca. 3 – 30 Vol.%
Bild 2.6: Trommelfilter (Dorr Oliver)
Teilziel 1 2.3.4 Filter 27
Das Trommelfilter ist das am weitesten verbreitete kontinuierliche Vakuumfilter. Es
besteht aus einer rotierenden Trommel, die bis kurz unterhalb ihrer Achse in einen
Suspensionstrog eintaucht. Am Trommelumfang befinden sich axial angeordnete
Filterzellen, die mit Filtertuch bespannt sind. Um ein Absetzen des Feststoffes im Trog zu
vermeiden, ist dieser meist mit Rührorganen ausgestattet. In die Filterzellen münden
Filtratrohre, die zum sogenannten Steuerkopf führen, wo je nach Drehwinkel Vakuum
oder Druckluft aufgesteuert wird. Die Rohre haben die Aufgabe das Vakuum bzw. den
Überdruck am Filtermedium anzulegen und das Filtrat abzuführen.
Während der Tauchphase einer Filterzelle wird der Kuchen gebildet. Nach dem
Auftauchen wird er gewaschen, entfeuchtet und etwa in 3-Uhr-Position der Trommel
abgenommen. Je nach Konsistenz und Dicke des Kuchens haben sich verschiedene
Abnahmevorrichtungen bewährt. Hierzu zählen Druckluftstoß, Schaber, Walzen, Ketten
und Schnüre sowie das sogenannte ablaufende Band, ein Mechanismus, bei dem das
Filtermedium von der Trommel weggeführt und nach der Kuchenabnahme und einer
Reinigung wieder angelegt wird.
Trommelfilter gibt es in sehr unterschiedlichen Ausführungen. Beim Top-Feed-
Trommelfilter erfolgt die Suspensionsaufgabe mit Hilfe eines Kastens an der Oberseite
der Trommel. Beim Innentrommelfilter liegt das Filtertuch an der Innenseite der
Trommel an und der Suspensionszulauf erfolgt ins Trommelinnere, was eine Trog
überflüssig macht.
Filterhilfsstoffe wie Perlit oder Diatomeenerde kommen beim Precoat-Trommelfilter
zum Einsatz. Eine Schicht des Filterhilfsstoffes wird entweder vor oder während der
Filtration auf die Filterfläche aufgebracht, sodass auch feinere Partikel zurückgehalten
werden können. Bei der Kuchenabnahme wird neben dem Kuchen selbst auch immer ein
Teil der Hilfsschicht abgenommen. Dieses Verfahren ist nur bei geringen
Feststoffbeladungen des Zulaufs geeignet und setzt voraus, das eine Verunreinigung des
Feststoffs mit Filterhilfsmitteln zulässig ist.
Beim Trommelfilter sind die Zyklusabschnitte Kuchenbildung, Waschung und
Entfeuchtung nicht so flexibel einstellbar wie beim Bandfilter, dafür wird ein größerer
Teil der Filterfläche verfahrenstechnisch genutzt. Dies verringert den Platzbedarf des
Gerätes und die Kosten. Da sich der Kuchen fast nie in horizontaler Lage befindet,
gestaltet sich die Kuchenwaschung beim Trommelfilter schwieriger als bei horizontalen
Vakuumfiltern. Trommelfilter werden mit Filterflächen von 0,5 bis ca. 180 m2 hergestellt
und können in vollständig gekapselter Ausführung auch mit Überdruck betrieben werden
(siehe Kapitel 2.3.4.2).
28 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
§ Scheibenfilter
Typische Anwendungsgebiete: Vakuumscheibenfilter kommen bei der Trennung relativ
gut filtrierender Suspensionen in größerem Maßstab zum Einsatz, wenn mäßige
Kuchenwaschung ausreichend ist.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 700 µm; Zulaufkonzentration: 3 – 30 Vol.%
Beim im Vergleich zum Trommelfilter spezifisch billigeren Scheibenfilter wird ein sehr
gutes Verhältnis von Filterfläche zu Apparatevolumen erreicht. Vertikal auf einer
rotierenden Achse angeordnete Filterscheiben tauchen bei diesem Filtertyp in einen oder
mehrere mit Suspension gefüllte Tröge ein (bis kurz unterhalb der Achse). Die
Filterscheiben sind in Sektoren unterteilt, die über durchlässige Seitenwände verfügen und
mit Filtertuch bespannt sind. Das im Inneren der Scheiben herrschende Vakuum, das wie
beim Trommelfilter mit Hilfe eine Steuerkopfes aufgesteuert wird, liefert die für die
Filtration notwendige Druckdifferenz. Das Filtrat wird über das Innere der Sektoren und
die Hohlachse abgeführt. Nachdem der Kuchen gebildet ist wird er trockengesaugt und
anschließend mittels Druckluftstoß oder Schaber abgenommen. An den vertikalen
Filterflächen ist eine Kuchenwaschung nur bedingt durchführbar. Scheibenfilter werden
mit Filterflächen von 0,5 bis zu 300 m2 hergestellt. Probleme des Scheibenfilters liegen in
unregelmäßiger Kuchenbildung entlang der Sektoren, bedingt durch unterschiedlich lange
Eintauchzeiten und Klassiereffekte im Trog. Auch die Kuchenabnahme wirft Probleme
auf, da Kuchenreste am Tuch verbleiben und das Filtertuch durch Schaber beschädigt
werden kann.
2.3.4.2 Druckfilter
Druckfilter kommen bei der Verarbeitung von Suspensionen zum Einsatz, die schlechtere
Filtrationseigenschaften besitzen als solche, die mit Vakuumfiltern getrennt werden können
(höherer Feinkornanteil), da bei Druckfiltern eine höhere treibende Druckdifferenz als bei
Vakuumfiltern zur Verfügung steht. Oft handelt es sich bei den Geräten um gasdicht
ummantelte Ausführungen der gleichen Filterbauweisen, die auch bei der Vakuumfiltration
zum Einsatz kommen. Dieses Kapitel beschreibt die wichtigsten Druckfilter.
§ Drucknutsche
Typische Anwendungsgebiete: Drucknutschen werden zur diskontinuierlichen Trennung
einer großen Bandbreite verschiedener Suspensionen eingesetzt, wenn gasdichte
Bedingungen und gute Kuchenwaschung erforderlich sind.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 200 µm; Zulaufkonzentration: 0,005 – 30 Vol.%
Die Drucknutsche ist der in Kap. 2.3.4.1 beschriebenen Vakuumnutsche im Aufbau sehr
ähnlich. Nach dem Füllvorgang wird oberhalb des Filtermediums mittels eines Kolbens
oder durch Aufschalten von Pressluft ein Überdruck erzeugt, der eine kuchenbildende
Filtration bewirkt. Ein Arbeitszyklus umfasst meist Kuchenbildung, Waschung und
Teilziel 1 2.3.4 Filter 29
Differenzdruckentfeuchtung. Die Verarbeitung toxischer, entflammbarer oder flüchtiger
Substanzen ist aufgrund der gekapselten Ausführung des Gerätes möglich.
Die meisten industriell betriebenen Drucknutschen (Filterflächen bis ca. 30 m3) sind
vollautomatisiert und verfügen über mechanische Vorrichtungen für Kuchenaustrag und
Anmaischwäsche. Die kleineren Vertreter dieses Typs werden häufig für Laborexperi-
mente eingesetzt.
§ Druckblatt- und Kerzenfilter
Typische Anwendungsgebiete: Das Einsatzgebiet dieser Filtertypen ist die diskontinuier-
liche Trennung oder Eindickung von Suspensionen, die nur wenig Feststoff enthalten und
wenig bzw. mäßig kompressible Filterkuchen bilden.
Partikelgrößenbereich: ca. 0,5 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 0,005 – 0,5 Vol.%
(Blattfilter); 0,001 – 0,05 Vol.% (Kerzenfilter)
Bei diesem Filtertyp sind innerhalb eines Druckbehälters mehrere poröse Filterelemente
angeordnet, die mit einem Filtertuch umhüllt sind. Die Suspension wird unter Überdruck
in den Behälter gepumpt, was zu einer Filterkuchenbildung an der Außenseite der
Filterelemente führt. Das Filtrat strömt dabei ins Innere der porösen Elemente und wird
über ein Filtratsammelsystem abgezogen.
In Blattfiltern kommen flache, rechteckige oder auch runde Filterelemente zum Einsatz,
die sowohl horizontal als auch vertikal angeordnet sein können.
Bild 2.7: Rührdrucknutsche Bild 2.8: Druckblattfilter
In Kerzenfiltern werden zylindrische Elemente, sogenannte Filterkerzen, verwendet. Der
Abstand zwischen den einzelnen Elementen muss
30 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
so groß sein, dass die sich bildenden Kuchen einander nicht berühren und
zusammenwachsen können. Die Kuchenabnahme erfolgt entweder durch Rückblasen von
Filtrat oder durch Abschleudern, was durch eine Rotation der Filterelemente erzielt wird.
Der abgenommene Kuchen sammelt sich am Behälterboden und wird durch eine Öffnung
gegebenenfalls in pastösem Zustand entnommen. Falls eine intensive Waschung des
Kuchens erforderlich ist, eignen sich horizontal angeordnete Filterelemente am besten.
Die Verwendung von Precoat-Schichten auf den Filterelementen ist möglich.
§ Drucktrommelfilter
Typische Anwendungsgebiete: Drucktrommelfilter werden zur kontinuierlichen Trennung
relativ feinteiliger Suspensionen eingesetzt.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 3 – 30 Vol.%
Drucktrommelfilter entsprechen in ihrem Aufbau konventionellen Trommelfiltern, sind
jedoch gasdicht ummantelt. Im Druckbehälter werden Drücke von bis zu 8 bar
aufgeschaltet. Somit ist die treibende Druckdifferenz für die Filtration im Vergleich zum
Vakuumtrommelfilter wesentlich größer. Die gekapselte Ausführung lässt zudem die
Verarbeitung toxischer und flüchtiger Substanzen zu, da diese nicht nach außen gelangen
können. Kuchenwaschung und Differenzdruckentfeuchtung lassen sich mit einem
Drucktrommelfilter gut durchführen. Für den Kuchenaustrag aus dem Druckbehälter wird
eine Feststoffschleuse benötigt.
§ Druckscheibenfilter
Typische Anwendungsgebiete: Einsatzgebiet von Druckscheibenfiltern ist die
Entwässerung relativ feinteiliger Suspensionen in größerem Maßstab, wenn keine
intensive Kuchenwaschung erforderlich ist.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 3 – 30 Vol.%
Genau wie das Drucktrommelfilter unterscheidet sich das Druckscheibenfilter von der
vakuumbetriebenen Version durch eine gasdichte Ummantelung, was das Aufschalten von
Überdrücken (bis ca. 6 bar) ermöglicht. Der damit verbundenen besseren
Filtrationsleistung stehen Probleme mit dem Kuchenaustrag und höherer Investitions- und
Betriebskosten gegenüber.
§ Filterpresse
Typische Anwendungsgebiete: Diskontinuierliche oder quasikontinuierliche
Entwässerung von relativ feinkörnigen Suspensionen, wenn eine möglichst geringe
Restfeuchte erforderlich ist.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 100 µm; Zulaufkonzentration: 0,005 – 30 Vol.%
Filterpressen bestehen aus einem Paket rechteckiger Platten (bis ca. 2 m x 2 m), zwischen
denen entweder durch abwechselndes Einlegen von Rahmen (Rahmenfilterpresse) oder
Teilziel 1 2.3.4 Filter 31
durch Aussparungen in den Platten selbst (Kammerfilterpresse) Hohlräume erzeugt
werden, in denen der Filtrationsvorgang stattfindet.
Die Hohlräume sind beidseitig mit Filtertuch ausgekleidet. Bohrungen sorgen sowohl für
das Befüllen mit Suspension als auch für das Ableiten des Filtrats. Das gesamte
Plattenpaket ist an einem Querträger verschiebbar aufgehängt und kann mit Hilfe einer
Stirnwand und eines Hydraulikkolbens axial zusammengepresst werden, um die Platten
während des Befüllens und Filtrierens gegeneinander abzudichten. Die für die Filtration
notwendige Druckdifferenz wird mit einer meist volumetrisch arbeitenden
Suspensionspumpe erzeugt (bis zu 60 bar bei Hochdruckfilterpressen). Während des
Filtrationsvorganges wachsen die beiden Kuchenhälften, die in einer Kammer gebildet
werden zusammen. Kuchenwaschung (relativ große Waschflüssigkeitsmengen
erforderlich) und Trockenblasen mit Pressluft sind möglich und werden bei Bedarf
durchgeführt. Der Kuchenaustrag erfolgt gewöhnlich durch Lösen der
Plattenspannvorrichtung und Auseinanderziehen des Plattenpakets, was im Idealfall ein
problemloses Abrutschen des Kuchens zur Folge hat.
Bild 2.9: Kammerfilterpresse
In der Praxis verursacht dies jedoch oft Probleme (Abhilfe durch „Schütteln“ der Platten
oder Ausstoßen des Kuchens per Hand), weshalb die Ablöseeigenschaften des Kuchens
(Konsistenz) eine wichtige Rolle bei der Auswahl des Filtermediums spielen.
32 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
Filterpressen werden mit Filterflächen von bis zu 2000 m2 geliefert. Sie ermöglichen sehr
gute Entfeuchtungsergebnisse, sind jedoch teuer in Anschaffung und Betrieb.
§ Schichtenfilter
Typische Anwendungsgebiete: Schichtenfilter dienen zur Klarfiltration und entkeimende
Filtration großer Volumenströme flüssiger Produkte mit geringem Feststoffgehalt.
Partikelgrößenbereich: ca. 0,1 – 80 µm; Zulaufkonzentration: 0,0005 – 0,3 Vol.%
Das Schichtenfilter ist aus der Kammerfilterpresse entwickelt worden, ist aber nicht so
massiv gebaut wie diese, da es nicht zur kuchenbildenden Filtration, sondern zur
Klarfiltration eingesetzt wird. Es ist ein diskontinuierlich arbeitendes Druckfilter, bei dem
die sich abwechselnden Einlauf- und Auslaufplatten durch Filterschichten voneinander
getrennt sind. Als Filtermedien werden Tiefenfilterschichten eingesetzt (siehe Kapitel
3.4.4 Tiefenfilter). Genau wie Filterpressen besitzen Schichtenfilter eine relativ große
Filterfläche bezogen auf das Gesamtvolumen des Gerätes. Das Paket aus quadratischen
Filterplatten (0,2m x 0,2m bis 1,2m x 1,2m) wird mittels einer Spindel oder einer
Hydraulik zusammengepresst. Jede Platte ist mit zwei oder mehr Zu- und Ablaufstutzen
verbunden. In einigen Fällen ist es möglich, die mit der Zeit verstopfenden Filterschichten
teilweise zu regenerieren. Ist dies nicht möglich, werden sie ausgetauscht. Schichtenfilter
werden mit Filterflächen von 0,1 m2 bis 550 m2 und bis zu 430 Filterschichten gebaut. Die
empfohlenen Druckdifferenz liegt bei 3 bar.
2.3.4.3 Pressfilter
Bei Pressfiltern wird meist durch bewegliche Elemente ein mechanischer Pressdruck in ein
zuvor gebildetes Haufwerk eingeleitet, was dazu führt, dass dessen Hohlraumvolumen
verringert wird und die darin befindliche Flüssigkeit entweicht. Die Betriebsdrücke von
Pressfiltern reichen von ca. 2 bar bis über 100 bar bei Hochdruckpressen. Durch geringe
Kuchendicken wird die Pressentwässerung begünstigt, da die Drainagewege der
ausgepressten Flüssigkeit kürzer sind. Im folgenden Abschnitt werden gängige
Pressfiltertypen beschrieben.
§ Membranfilterpresse
Typische Anwendungsgebiete: Membranfilterpressen eignen sich zum Erzielen möglichst
geringer Restfeuchten bei schlecht filtrierenden, feinkörnigen Suspensionen.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 200 µm; Zulaufkonzentration: 0,1 – 25 Vol.%
Membranfilterpressen unterscheiden sich von konventionellen Filterpressen durch ihre
Filterplatten. Jede oder jede zweite Filterplatte ist ein- oder beidseitig mit einer flexiblen
Elastomermembran ausgerüstet. Wird der Raum hinter der Membran unter Druck gesetzt,
wölbt sie sich ins Innere der Filterkammer und presst den zuvor gebildeten Kuchen
mechanisch aus. In Kombination mit Druckluftentfeuchtung können so ca. 10 %, in
Teilziel 1 2.3.4 Filter 33
Einzelfällen sogar bis zu 25 % niedrigere Restfeuchten als mit konventionellen
Filterpressen erzielt werden. Weitere Vorteile der Membranfilterpresse sind bessere
Wasch- und Austragseigenschaften (geringerer Waschflüssigkeitsverbrauch, keine Risse
im Kuchen, festere Konsistenz) des Kuchens aufgrund der Kompression und der damit
verbundenen Konsolidierung sowie eine Verkürzung der Zykluszeiten. Nachteilig sind die
hohen Kosten, was für Filterpressen allgemein und für Membranfilterpressen
insbesondere zutrifft.
Bei der vertikalen Membranfilterpresse, dem sogenannten Pressfilterautomaten, ist das
Prinzip der Membranpresse in quasikontinuierlicher Arbeitsweise realisiert. Das
Plattenpaket ist dabei vertikal aufgestapelt und anstelle von einzelnen Filtertüchern wird
ein Endlosfiltertuch mittels eines Rollensystems periodisch zwischen den Platten bewegt.
Kuchenbildung, Waschung, Trockenblasen, Membrannachpressen und Kuchenaustrag
erfolgen vollautomatisiert, was Feststoffdurchsätze von bis zu 70 t/h ermöglicht. Die
maximale Filterfläche pro Filter beträgt ca. 65 m2. Pressfilterautomaten sind komplex und
teuer, die hohen spezifischen Durchsätze können den Einsatz jedoch rechtfertigen.
§ Siebbandpresse (Doppelbandpresse, Bandfilterpresse)
Typische Anwendungsgebiete: Siebbandpressen dienen zur kontinuierlichen
Entwässerung geflockter Suspensionen (Klärschlamm, Zellstoff, Mineralien).
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 200 µm; Zulaufkonzentration: 1 – 25 Vol.%
Bild 2.10: Siebbandpresse (Andritz)
Siebbandpressen bestehen aus zwei endlos umlaufenden Filterbändern, die durch Rollen
geführt und gespannt werden. Geflockte Suspension wird am horizontalen Teil des
Bandes aufgegeben und verliert schon in dieser sogenannten Seihzone den Großteil des
Hohl- und Zwischenraumwassers. Die Entwässerung in der Seihzone erfolgt
34 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
ausschließlich durch Schwerkraft und wird durch Einbauten wie Pflüge oder
Rohrelemente unterstützt. In der Keilzone werden die beiden Bänder zusammengeführt
und schließen den Schlamm ein. Hier werden Drücke bis 0,2 bar erreicht. Die
Schlammkonsistenz darf nicht zu flüssig sein, um ein Zurücklaufen des Schlammes aus
dem Keil zu vermeiden. Im nächsten Geräteteil wird der Schlamm zwischen den Bändern
mit Hilfe von Walzen gepresst und geschert. Der Pressdruck liegt bei bis zu 2,5 bar.
Anschließend wird der Kuchen möglichst trocken abgeworfen. Eine Waschung sowohl
des Kuchens als auch der Filterbänder ist möglich.
Stärken der Siebbandpresse sind der einfache Aufbau (kostengünstig), der relativ geringe
Energiebedarf, hohe erreichbare Durchsätze und die kontinuierliche Betriebsweise
verbunden mit einem hohen Automatisierungsgrad. Nachteile liegen im hohen
Flockungsmittelbedarf, relativ niedrigen Pressdrücken, der Empfindlichkeit gegenüber
Schwankungen der Zulaufeigenschaften (häufig ist vor der Aufgabe eine
Homogenisierung notwendig) und in der Empfindlichkeit der Filterbänder, deren
Austausch teuer ist.
§ Röhrenfilterpresse
Typische Anwendungsgebiete: Röhrenfilterpressen kommen bei der Pressentwässerung
schlecht filtrierender Suspensionen zum Einsatz, wenn eine geringe Produktrestfeuchte
gefordert ist.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 200 µm; Zulaufkonzentration: 0,1 – 25 Vol.%
Röhrenfilterpressen bestehen aus zwei konzentrischen Röhren, einer inneren permeablen
Röhre, die mit einem Filtertuch überzogen ist, und einer äußeren undurchlässigen Röhre,
die innen mit einer Membran versehen ist. Die zu trennende Suspension wird mit Drücken
bis ca. 8 bar in den Zwischenraum gepumpt, sodass sich auf der inneren Röhre ein
Filterkuchen bildet. Dieser wird anschließend mit Hilfe der durch Druckluft aufgeblasenen
Membran mechanisch ausgepresst. Dabei werden Pressdrücke bis 100 bar erreicht
(Hochdruck-Röhrenfilterpresse). Die Kuchenabnahme erfolgt entweder durch ein
Zurückstülpen des Filtertuches oder durch einen Druckluftstoß, jeweils bei stirnseitig
geöffnetem äußeren Zylinder.
Die hohen Investitions- und Betriebskosten dieses Gerätetyps werden durch die niedrigen
erreichbaren Restfeuchten gerechtfertigt, besonders wenn der folgende Prozessschritt eine
thermische Trocknung ist.
§ Stempelpressen und Schneckenpressen
Typische Anwendungsgebiete: Der Einsatzbereich von Stempel- und Schneckenpressen
ist ebenfalls die Entwässerung feinkörniger Suspensionen bei Forderung nach niedrigen
Restfeuchten.
Partikelgrößenbereich: ca. 1 – 200 µm; Zulaufkonzentration: 5 – 50 Vol.%
Teilziel 1 2.3.4 Filter 35
Stempelpressen bestehen aus einseitig perforierten Zylindern und passenden Presskolben.
Die Suspension wird in den Zylinder eingefüllt, und der Kolben presst mit hohem Druck
die Flüssigkeit durch das Filtermedium, sodass der entwässerte Kuchen zurückbleibt.
Bei der sogenannten Wringpresse (SICO-W.A.P.) befinden sich im Pressraum zusätzlich
Drainageelemente, die das Ablaufen der Flüssigkeit begünstigen (siehe Abb. 3.13). Es
werden Drücke bis 100 bar erreicht.
Bei der kontinuierlich arbeitenden Schneckenpresse wird die Suspension in eine
perforierte Röhre gefüllt, in der sich eine rotierende Schnecke befindet, deren Geometrie
(Steigung, Kanalhöhe) sich entlang der Röhre ändert.
Die Schnecke presst die Flüssigkeit nach außen und fördert unter stetig steigendem Druck
den Feststoff in Richtung des Austrages, der sich am Ende der Röhre befindet.
Schneckenpressen sind meist kompakt gehalten (Länge bis 2,5 m; Durchmesser bis 0,5 m)
und weiter verbreitet als Stempelpressen.
Bild 2. 11: Wringpresse SICO-W.A.P.
2.3.4.4 Tiefenfilter
Tiefenfilter kommen, im Gegensatz zu Oberflächenfiltern, bei der Klärung von Suspensionen
mit niedrigen Feststoffgehalten zum Einsatz. Sie sind meist gekennzeichnet durch ein dickes
Filterbett aus körnigen oder faserförmigen Materialien. Die Suspension strömt unter der
Wirkung einer Druckdifferenz durch das Filterbett, und die enthaltenen Partikeln bleiben an
den Körnern oder Fasern haften. Wenn das Filterbett zu verstopfen beginnt und damit der
Druckabfall zu groß wird, wird es durch Rückspülen von Filtrat regeneriert. Typische
spezifische Durchsätze bei diesem Apparatetyp liegen bei 5 bis 15 m3/m2h.
36 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
Das am weitesten verbreitete Tiefenfilter ist das Sandbettfilter, aber auch Faserbettfilter
finden breite Anwendung. Die treibende Druckdifferenz wird entweder hydrostatisch im
Erdfeld oder künstlich durch Pressluft erzeugt.
2.3.4.5 Membranfilter
Membranfilter werden in sogenannte Dead-End-Filter (Einwegprinzip) und Querstromfilter
unterteilt. Querstromfilter wiederum werden gemäß ihrer Membranporengröße bzw. der
Größe der abzuscheidenden Teilchen in Mikro- und Ultrafilter eingeteilt.
In konventionellen Querstromfiltern sind die Filterflächen stationär, während man bei Filtern
mit gegeneinander bewegten Filterflächen von dynamischen Filtern oder Scherspaltfiltern
spricht.
Im folgenden werden wichtige Vertreter dieser Geräteklassen beschrieben.
§ Dead-End-Filter
Anwendungsgebiete: Zur Klärung und Sterilfiltration von Suspensionen mit niedrigem
Feststoffgehalt.
Dieser Filtertyp besteht aus einem meist zylindrischen Gefäß, in dem sich aus Polymeren
hergestellte Membranen verschiedener Geometrien (Scheiben, Kerzen) befinden
(Porengrößen von 0,02 bis 10 µm). Die Filtration, welche durch einen Druckgradienten
hervorgerufen wird, findet sowohl auf der Membranoberfläche als auch in ihrem Inneren
statt. Nachdem die Membranen zugesetzt sind, werden sie ausgetauscht. Die spezifische
Durchströmungsrate von Dead-End-Membranfiltern ist kleiner als 1 m3/m2h.
§ Statische Querstromfilter
In Querstromfiltern wird die Suspension parallel zur Oberfläche einer Membran gepumpt.
Zwischen der Vorder- und der Rückseite der Membran herrscht eine Druckdifferenz, was
dazu führt, dass Permeat durch die Membran dringt und die Suspension eingedickt wird.
Die Bildung von Feststoffablagerungen auf der Membranoberfläche wird durch die
Strömung verhindert. Die eingedickte Suspension kann so lange rückgeführt werden, bis
sie gerade noch pumpfähig
ist. Diese Konsistenzstufe
stellt die Grenze der durch
Querstromfiltration er-
reichbaren Entfeuchtung
dar. Querstromfilter beste-
hen häufig aus mehreren
parallel geschalteten Filter-
modulen.
Bild 2.12: Statischer Querstromfilter
Teilziel 1 2.3.4 Filter 37
Liegt die Größe der abzuscheidenden Partikel zwischen 0,001 und 0,05 µm, so spricht
man von Ultrafiltern. Sie besitzen mikroporöse Membranen mit Porenweiten von 0,001
und 0,02 µm, die entweder aus Polymeren oder Keramik hergestellt werden. Die
spezifische Permeatdurchflussrate liegt zwischen 0,004 und 0,4 m3/m2h und der
Abscheidegrad beträgt bis 99%.
Haben die abzuscheidenden Partikel eine Größe von 0,05 bis 20 µm, kommen sogenannte
Mikrofilter mit Porenweiten von 0,02 bis 10 µm zum Einsatz. Sie unterscheiden sich von
den Ultrafiltern hauptsächlich durch den Aufbau der Membran. Die spezifische
Durchflussrate ist kleiner als 1 m3/m2h bei Drücken bis ca. 5 bar.
§ Dynamische Querstromfilter
Anwendung: Als Eindicker und Klärer, zur Prozesswasseraufbereitung z.B. in der Papier-
und Zellstoffindustrie.
In dynamischen Querstromfiltern, die auch Scherspaltfilter genannt werden, wird die
Querströmung der Suspension durch bewegte Einbauteile, die meist auch als
Filterelemente ausgeführt sind, erzeugt. Dies kann durch in einem Gehäuse rotierende
Zylinder oder Scheiben realisiert werden. Bei der in Abb. 3.15 links gezeigten Ausführung
rotieren mehrere auf einer Achse angeordnete Scheiben mit bis zu 2000 Upm.
Durch die relativ hohen Strömungsgeschwindigkeiten (10 - 15 m/s) wird die Suspension
geschert und ihre Viskosität erniedrigt. Dies bewirkt, dass sie weiter eingedickt werden
kann als in statischen Querstromfiltern. Dieser Filtrationstechnische Vorteil geht
allerdings mit höherem konstruktiven Aufwand und damit höheren Kosten einher.
Bild 2.13: Verschiedene Typen von dynamischen Querstromfiltern
38 2.3 Fest-Flüssig-Trenngeräte Teilziel 1
2.3.5 Kraftfeldunterstützte Trenngeräte
2.3.5.1 Magnetfeld
Anwendungsgebiete: Abtrennung ferro- und paramagnetischer Materialien wie z.B. Erze.
Reinigung von Wasserkreisläufen von Kühl- und Prozesssystemen, die mit Eisenoxiden
verunreinigt sind.
Feststoffe mit einer hohen magnetischen Permeabilität können mit Hilfe von Trenngeräten
separiert werden, die mit Permanentmagneten ausgerüstet sind. Die magnetischen Feldstärken
sind hierbei kleiner als zwei Tesla. Der Magnetabscheider besteht im wesentlichen aus einer
Anzahl von Permanentmagnetstangen, einer Reinigungseinrichtung und einem Antrieb, die in
einem Rahmen montiert sind. Die Magnetstangen werden langsam durch die zu reinigende
Flüssigkeit bewegt und nehmen so die Partikeln auf. Anschließend wird der Feststoff mittels
spezieller Zangen abgestreift und fällt in eine Feststoffrinne, von wo er mit Hilfe einer Pumpe
abgesaugt wird. Mit Magnetabscheidern können selbst kleine (< 5µm), in Öl eingeschlossene
ferritische Teilchen mit geringem Energieaufwand wirtschaftlich abgetrennt werden.
2.3.5.2 Elektrisches Feld
Anwendungsgebiete: Unterstützung konventioneller Trenngeräte zur Erhöhung der
Filtrationsleistung und Beschleunigung der Filtrationskinetik. Klärung wässriger,
hochverdünnter Suspensionen (Hochspannung).
Elektrische Felder mit Spannungen bis ca. 120 Volt können eingesetzt werden, um
konventionelle Filter (z.B. Filterpressen) leistungsfähiger zu machen. Elektrokinetische
Effekte wie Elektrophorese (Partikelbewegung im E-Feld) und Elektroosmose (Bewegung der
Flüssigkeitsmoleküle im E-Feld) tragen, besonders bei Partikelgrößen kleiner 5µm und einem
Zetapotential kleiner -20 mV bzw. größer +20 mV, zu einer Verbesserung der
Filtrationsleistung bei. Ferner kann mit Hilfe eines E-Feldes das „Fouling“, die Verstopfung
von Filtermembranen mit organischem Material, reduziert werden.
Bei sogenannten Hoch-Gradient-Dielektrophorese-Trenngeräten (Spannung ca. 10-15 kV)
werden Partikel in der Suspension polarisiert und von der jeweils entgegengesetzt geladenen
Elektrode angezogen (Anwendung z.B. in der Biotechnologie). Die extrem hohe Spannung
bringt jedoch Probleme wie z.B. Zersetzungserscheinungen der Flüssigkeit mit sich.
2.3.5.3 Ultraschall
Ultraschall mit Frequenzen größer als 16 kHz wird eingesetzt, um eine Agglomeration der
Partikeln vor der Trennung zu beschleunigen oder um eine Verstopfung des Filtermediums
während der Filtration zu verhindern bzw. um ein verstopftes Filtermedium zu regenerieren.
Eine direkte Verbesserung der Filtrationsrate durch Ultraschall ist jedoch bis heute nur in
geringem Maß beobachtet worden. Nachgewiesenen Synergieeffekte zwischen Ultraschall
Teilziel 1 2.3.5 Kraftfeldunterstützte Trenngeräte 39
und elektrischen Feldern könnten in Zukunft Verbesserungen bei Filtrationsprozessen
bringen.
2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-
Trennung
In diesem Kapitel werden zahlreiche Ansätze für die Auswahl von FFT-Geräten kategorisiert
und beschrieben. Es handelt sich dabei um Arbeiten, die der Öffentlichkeit zugänglich sind,
d.h. es fehlen Auswahlmethoden, die innerhalb von Firmen entstanden sind und aus Gründen
des Wettbewerbs nicht preisgegeben werden. Die korrekte Auswahl von FFT-Geräten ist von
großem industriellen Interesse. Aufgrund der fast unüberschaubaren Vielfalt von
Trenngeräten und der hohen Anzahl von Faktoren, welche die Apparateauswahl beeinflussen,
stellt sie ein äußerst komplexes und schwieriges Problem dar. Keiner der Autoren, die sich
damit beschäftigt haben, nimmt daher für sich in Anspruch, eine absolut fehlerfreie und
lückenlose Auswahlmethodik entwickelt zu haben, die es auch einem Laien ermöglichen
würde, stets das am besten geeignete Gerät zu identifizieren. Vielmehr dienen die Beiträge
meist dazu, die Auswahl eines unpassenden Gerätes zu vermeiden und die Anzahl derjenigen
Geräte, mit denen schließlich aufwendige Auslegungsversuche durchgeführt werden, so
gering wie möglich zu halten. Auf Fachwissen kann nicht verzichtet werden, auch wenn die
weiter unten beschriebenen Expertensysteme einen Schritt in diese Richtung darstellen.
Die folgenden Beiträge unterscheiden sich zum Teil beträchtlich in ihrem Umfang und ihrer
Präzision und sind daher unterschiedlich brauchbar. Einige sind lediglich als grobe
Entscheidungshilfen zu verstehen, während die ausgereifteren Beiträge Labortests,
umfangreiche Datensammlungen in Tabellenform und logische Entscheidungsdiagramme
beinhalten.
Die verschiedenen Beiträge zur Apparateauswahl können in vier Kategorien eingeteilt
werden:
Kategorie 1: Allgemeine Informationen und Tabellen ohne „Ranking“
Die Einsatzgebiete und Kriterien für die verschiedenen FFT-Geräte werden beschrieben. Für
die Auswahl wichtige Faktoren und Randbedingungen werden genannt und erläutert. Viele
Arbeiten können daher als eine Art Checkliste verwendet werden. Oft werden die Geräte in
einer Tabelle bestimmten Leistungskennwerten oder Zulaufparametern (z.B. mittlere
Partikelgröße, Feststoffkonzentration im Zulauf, mittlere Kuchenbildungsrate, Anhaltswerte
für erreichbare Kuchenrestfeuchte und Filtratklarheit) gegenübergestellt.
40 2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung Teilziel 1
Kategorie 2: Vergleichende Tabellen mit „Ranking“
Den Geräten werden bezüglich bestimmter Bereiche (z.B. Restfeuchte, Filtratklarheit,
Kornzerstörung, Waschung, Kosten) Leistungsziffern zugeordnet (z.B. von –2 bis +2 oder
von 0 bis 9 bzw. in Worten von „ungeeignet“ bis „exzellent“ o.ä.), was ein Vergleichen und
Auswählen erleichtert.
Kategorie 3: Logische Diagramme, Entscheidungsbäume
Ein Schema von ja/nein-Fragen führt auf potentiell verwendbare Geräte. Als Basis dienen
zunächst Laborversuche (Filtrations- und Sedimentationsversuche) und elementare
Prozessanforderungen (Durchsatz, Ziel der Trennaufgabe, Betrieb kontinuierlich oder
chargenweise etc.). Die erhaltenen Daten werden teilweise mit Auswahltabellen verglichen.
Anschließend werden mit Hilfe von weiteren Tests und anhand einer eingehenden
Betrachtung des Prozesses und der Randbedingungen diejenigen Geräte ausgewählt, für die
sich genaue Pilot- und Auslegungsversuche lohnen.
Kategorie 4: Expertensysteme
Es gibt Ansätze, die Auswahl von FFT-Geräten mit Hilfe von Computerprogrammen, sog.
Expertensystemen durchzuführen. Durch die Eingabe von Testergebnissen aus
Laborversuchen und die genaue Definition der Prozessanforderungen ist die Software in der
Lage, potentiell anwendbare FFT-Geräte auszuwählen und zu beurteilen.
Allen Kategorien und Ansätzen ist gemeinsam, dass sie den experimentellen Aufwand bei der
Auswahl von FFT-Geräten zum Teil erheblich einschränken können. Ungeeignete Apparate
und Verfahren werden identifiziert und ausgeschlossen.
Bei der endgültigen Apparateauswahl kann auf Pilotversuche jedoch nicht verzichtet werden.
Nachfolgend werden die einzelnen Beiträge genauer beschrieben. Tabellenwerke zu den
Arbeiten befinden sich im Anhang (A2).
2.4.1 Allgemeine Informationen und Tabellen ohne „Ranking“
§ Beitrag von Flood et al. [1966]: Flood et al. nehmen die Apparateauswahl aufgrund der
Filtrations- bzw. Sedimentationseigenschaften der zu trennenden Suspension vor
(Kuchenbildungsrate, Feststoffkonzentration im Zulauf, Absetzgeschwindigkeit). Dabei
wird die Suspension einer von fünf Kategorien (schnell filtrierend, mäßig filtrierend,
langsam filtrierend, verdünnt, hochverdünnt) zugeordnet. In einer Tabelle wird dargestellt,
welche Art von Filter (Zentrifugen sind nicht behandelt) sich für die Trennung welcher
Schlammkategorien eignet.
Schwächen dieses Ansatzes liegen zum einen darin, dass der Einfluss der Partikelgröße
nicht beachtet wird (z.B. kann bei relativ großen Partikeln eine hohe Sedimentations-
geschwindigkeit bei gleichzeitig niedriger Konzentration vorliegen, was nach dem
Teilziel 1 2.4.1 Allgemeine Informationen und Tabellen ohne „Ranking“ 41
Schema von Flood et al. nicht kategorisiert werden kann), zum anderen in der begrenzten
Anzahl der betrachteten Trenngeräte.
§ Beitrag von Duffield [1967]: Auch bei diesem Ansatz wird die Zulaufsuspension, ähnlich
wie bei Flood et al., in fünf Kategorien bezüglich Feststoffkonzentration bzw.
Kuchenbildung eingeteilt. Die Einteilung erfolgt jedoch durch eine Beschreibung des
Filtrationsverhaltens mit Worten und nicht, wie bei Flood et al., mit Hilfe von
Zahlenwerten. In einer Tabelle wird wiederum dargestellt, welche der 22 erfassten Geräte
geeignet sind, bestimmte Suspensionskategorien effektiv zu trennen. Hilfreich ist, dass zu
jedem der Geräte ein Kommentar gegeben wird, der weitere Aufschlüsse über deren
Einsatzkriterien und zu beachtende Randbedingungen gibt.
§ Beitrag von Wetzel [1969]: In dieser Arbeit wird eine Reihe wichtiger Faktoren für die
Apparateauswahl aufgezählt. Daraus wird eine Art Checkliste abgeleitet, die eine
Vorauswahl von für ein Trennproblem geeigneten Apparaten ermöglichen soll. Die
Faktoren sind eingeteilt in Suspensionseigenschaften (Feststoffgehalt, Dichtedifferenz
zwischen Feststoff und Flüssigkeit, Korngrößenverteilung, Viskosität der Flüssigkeit,
Temperatur), Eigenschaften des Endproduktes (Restfeuchte, Konsistenz, Auswaschgrad
des Feststoffs, Filtratklarheit, mögliche Kornzerstörung), Behandlungsbedingungen (Gas-
und Druckdichtheit, Temperatur, Werkstoffe) und Wirtschaftlichkeit (Investitions- und
Betriebskosten).
Als Entscheidungsgrundlage dient, neben einer Tabelle, die für elf Gerätetypen den
verarbeitbaren Korngrößenbereich des Feststoffes zeigt (siehe Anhang A2-2), eine
Beschreibung dieser Gerätetypen hinsichtlich Funktion, maximalem Durchsatz,
spezifischem Energieverbrauch sowie häufiger Einsatzgebiete. Sie sind dabei nach
voraussichtlich anfallenden Kosten geordnet.
§ Beitrag von Davies [1970]: In diesem Beitrag werden Prioritäten während des
Entscheidungsprozesses aufgezeigt und Hilfestellungen gegeben, die zu einer technisch
und kommerziell befriedigenden Lösung des Trennproblems führen sollen. Dabei wird vor
allem auf die Aspekte Filtratklarheit, die durch Waschung erreichbare Reinheit und die
Restfeuchte des Filterkuchens sowie Kornzerstörung eingegangen. Als weitere, für die
Apparateauswahl wichtige Faktoren werden Automatisierbarkeit, Explosionsschutz und
Handhabbarkeit toxischer Substanzen, Arbeitsbedingungen bezüglich Druck und
Temperatur sowie die Qualifikation des Bedienungspersonals und der Kundenservice des
Herstellers genannt. Laut Davies sind jedoch die wichtigsten Parameter für die vorläufige
Apparateauswahl, neben den Prozessbedingungen Durchsatz und Betriebsweise
(kontinuierlich oder chargenweise), die Konzentration und die Partikelgrößenverteilung
des Feststoffes im Zulauf. Das Herzstück seines Leitfadens sind daher zwei Tabellen, in
denen zahlreiche Trenngeräte, sowohl Filter als auch Zentrifugen, ihren jeweils
42 2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung Teilziel 1
verarbeitbaren Partikelgrößen und Feststoffkonzentrationen gegenübergestellt sind (Basus
für EDAC-Datenblatt [1979], siehe Anhang A2-1).
§ Beitrag von Hawkes [1970]: Hawkes zeigt in seiner Arbeit auf, wie der
Entscheidungsprozess für ein geeignetes Fest-Flüssig-Trenngerät strukturiert werden kann
(3 Phasen: Diskussion zwischen Anbieter und Käufer, Grundplanung, detaillierte Planung
und Problemlösung). Er zielt dabei besonders auf die Beziehung Käufer zu Verkäufer ab,
und stellt fest, dass die Apparateauswahl oft stärker vom Budget und den Gewohnheiten
des Käufers und dem Angebot des betrauten Herstellers abhängt, als von einer
gründlichen verfahrenstechnischen Analyse des Trennproblems. Ein Leitsatz dieses
Beitrages lautet: Die genaue Definition des Problems ist seine halbe Lösung. Hawkes
liefert zahlreiche Entscheidungsfaktoren (sie sind alle in Kap. 2 erläutert) und Beispiele,
immer mit starkem Bezug auf die zu erzielende Wirtschaftlichkeit des Trennsystems.
Ergänzt wird der Beitrag durch Tafeln mit groben Einsatzbereichen von verschiedenen
Geräteklassen sowie deren relative Kosten.
§ Beitrag von Day [1974]: Day beschreibt, wie mit Hilfe von Labortests die
Anwendbarkeit verschiedener Zentrifugentypen bewertet werden kann. Er weist jedoch
daraufhin, dass auf Pilotversuche und das Spezialwissen von Herstellern während des
Auswahlprozesses nicht verzichtet werden kann. Neben der Bestimmung grundlegender
Größen wie der Partikelgrößenverteilung, der Viskosität und der Dichtedifferenz zwischen
Feststoff und Flüssigkeit, schlägt Day für die Auswahl von Vollmantelzentrifugen Tests
mit einer Laborzentrifuge (ca. 1000 g) vor. Dabei werden nach bestimmten Zeitintervallen
jeweils Filtratklarheit, Kuchenbildung, Kuchenkonsistenz und Volumenanteil des
Sediments notiert. Mit Hilfe der gewonnenen Ergebnisse können relative Aussagen über
die Transportierbarkeit des Kuchens durch eine Schnecke (Dekanter) oder das
Austragsverhalten durch eine Düse (Separator) getroffen werden. Leider werden hierfür in
den beigefügten Tabellen (siehe Anhang A2-3) keinerlei quantitative Angaben gemacht.
Es handelt sich um eine empirische Vorgehensweise, die auf dem Wissen und der
Erfahrung von Spezialisten beruht.
Pilotversuche sollten nach Day durchgeführt werden, um Filtratklarheit und
Kuchenrestfeuchte in Abhängigkeit des Durchsatzes zu ermitteln und um Probleme beim
Feststoffaustrag zu erkennen und zu beseitigen. Dabei müssen Testmaschine und
Schlamm unbedingt repräsentativ für die echten Betriebsverhältnisse sein (C-Wert,
Teichtiefe, Verweilzeit, geometrische Verhältnisse; zu diesem Thema siehe auch Gösele
[1980]).
Day erwähnt zwar, dass schwer zugängliche rheologische Schlammeigenschaften wie
thixotropes oder dilatantes Verhalten einen Effekt auf wichtige Größen wie
Teilziel 1 2.4.2 Vergleichende Tabellen und Ansätze mit „Ranking“ 43
Schneckendrehmoment, Förderbarkeit und Fließverhalten des Schlammes z.B. in einem
Dekanter haben, bezieht diese jedoch nicht explizit in seinen Beitrag ein.
Für die Vorauswahl von Filterzentrifugen werden Versuche mit einem Büchner-Trichter
bzw. einer Handfilterplatte(siehe Anhang A1-1) und mit einer Laborsiebzentrifuge
empfohlen.
In Tabellen (Anhang A2-3) werden Anhaltswerte bezüglich Partikelgrößenverteilung,
Feststoffkonzentration, Verweilzeit, Durchsatz, Waschmöglichkeiten, Filtratklarheit und
Kuchenkonsistenz für den Einsatz von sowohl sedimentierenden als auch filtrierenden
Zentrifugen gegeben.
Die Werte für Die Partikelgrößenverteilung gelten für eine Flüssigkeitsviskosität von 1
kg/m*s und eine Dichtedifferenz Feststoff-Flüssigkeit von 1,6 g/cm3.
§ Beitrag von Tiller [1974]: Der Beitrag von Tiller, der in diese Kategorie fällt, befasst
sich ausschließlich mit der Kuchenbildungsrate als Auswahlkriterium für FFT-Geräte. Die
Suspensionen werden gemäß ihrer Kuchenbildungsrate, welche mittels einer
Handfilterplatte oder eines Büchner-Trichters bestimmt wird (Anhang A1-1), in vier
Klassen eingeteilt (0,1 - 10 cm/sec; 0,1 - 10 cm/min; 0,1 - 10 cm/h; vernachlässigbare
Kuchenbildung).
In einer Tabelle (siehe Anhang A2-4a) wird dargestellt, welche Apparate sich zur
Trennung welcher Suspensionsklassen eignen.
Dieser Beitrag stellt selbstverständlich kein vollwertiges Auswahlschema dar. Er kann
jedoch zur Überprüfung oder groben Vorauswahl herangezogen werden.
§ Beitrag von Trawinski [1980]: Trawinski teilt die physikalischen Parameter, welche die
Fest-Flüssig-Trennung beeinflussen in sogenannte Quantitäts- und Intensitätsparameter
ein. Quantitätsparameter beschreiben die Eigenschaften des Schlammes
(Partikelgrößenverteilung, Partikelform, Dichtedifferenz, Viskosität,
Feststoffkonzentration, Temperatur), Intensitätsparameter definieren die Stärke des
Kraftfeldes, welches die Trennung bewirkt (Zentrifugalbeschleunigung, Druckgradient
etc.). Im Beitrag werden Partikelgrößenbereiche und verarbeitbare
Feststoffkonzentrationen im Zulauf für über 30 verschiedene Trenngeräte geliefert. Die
Werte stellen dabei Empfehlungen dar und sind nicht als absolute Grenzen zu verstehen.
Weitere Beiträge stammen von Lavanchy et al. ([1964], Anhang A2-10), Emmet und
Silverblatt [1975], Dahlström [1978], Gaudfin und Sabatier [1978], Komline [1980], Anlauf
[1988] und Gasper ([2000], Anhang A2-12).
2.4.2 Vergleichende Tabellen und Ansätze mit „Ranking“
§ Beitrag von Davies [1965]: Eine Anzahl von Trenngeräten wird hinsichtlich folgender
vier Leistungsmerkmale bewertet: Erreichbare Restfeuchte, Waschmöglichkeiten,
Filtratklarheit und Kornzerstörung.
44 2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung Teilziel 1
Die Skala reicht von 1-9, wobei eine 9 die beste Bewertung darstellt. Ein Strich bedeutet,
dass ein Gerät nicht bewertet werden kann (z.B. Waschung in einem Klärbecken). Die
Tabelle ist in Anhang A2-1 (rechte Spalte) dargestellt.
Dieses Bewertungsschema ist nicht als vollständige Auswahlmethodik gedacht, sondern
soll Hilfestellung bei der Beurteilung verschiedener potentiell anwendbarer Geräte geben.
Es stellt einen nützlichen Baustein für ein umfassendes Auswahlsystem dar und wurde
von Wakeman und Tarleton [1999], die einen der aktuellsten und umfassendsten
Auswahlansätze ausgearbeitet haben, übernommen.
§ Beitrag von Fitch [1974, 1977]: Fitch liefert zwei Tabellen (siehe Anhang A2-5). In der
ersten Tabelle werden die verschiedenen Trennprinzipien (Filtration, Sedimentation,
Pressung etc.) den jeweils zu bevorzugenden Zulaufeigenschaften (Feststoffkonzentration,
Feststoffeigenschaften) sowie den erreichbaren Produkteigenschaften (Filtratklarheit,
Restfeuchte, Waschmöglichkeiten) gegenübergestellt.
In der zweiten Tabelle werden die Geräteklassen selbst (z.B. Trommelfilter,
Hydrozyklone etc.) den oben genannten Merkmalen sowie den weiteren Kriterien
Energiebedarf, Platzbedarf, Investitions-, Betriebs- und Wartungskosten
gegenübergestellt. Die Bewertungsskala ist vierstufig und reicht von „schlecht“ über
„mäßig“ und „gut“ bis „exzellent“.
Fitch beziffert die Wahrscheinlichkeit, mit der seine Aussagen zutreffen auf 75-85% und
räumt damit ein, dass es spezielle Anwendungsfälle gibt, für die seine Bewertungen nicht
zutreffen. Trotzdem besitzt diese Arbeit einen hohen Informationsgehalt und ist als
Baustein und Wissensquelle für eine umfassendere Auswahlmethodik gut verwendbar.
§ Beitrag von Ernst et al. [1991]: Diese Arbeit stellt ein systematisches Auswahlschema
dar, das nach Angaben des Verfasser in etwa 80% der Fälle gute Resultate liefert.
Das Schema basiert teilweise auf den Arbeiten von Purchas [1978], Tiller [1974], Fitch
[1977] und Day [1974]. Es besteht aus einem Fragenkatalog, der 6 Fragen zu den
Schlammeigenschaften und 7 Fragen zu den Prozessbedingungen beinhaltet (siehe
Anhang A2-6 a). Die möglichen Antworten sind durch Buchstaben gekennzeichnet, die in
einer umfangreichen Tabelle einer großen Anzahl von Trenngeräten gegenübergestellt
sind (siehe Anhang A2-6 b). In der Tabelle werden die einzelnen Trenngeräte hinsichtlich
der durch den Fragenkatalog ermittelten Spezifikationen des Trennproblems (Buchstaben)
bewertet. Die Bewertungsskala reicht von –2 bis +2, wobei –2 eine schlechte Leistung
und +2 eine sehr gute Leistung kennzeichnen. Ein „#“ zeigt an, dass das Gerät ungeeignet
ist. Der Benutzer hat die Möglichkeit, für seinen Anwendungsfall unerhebliche Fragen
unbeantwortet zu lassen und die entsprechenden Spalten in der Tabelle nicht zu beachten.
Diejenigen Geräte sind geeignet, welche nach Addition ihrer Bewertungspunkten die
höchste Punktzahl erreichen und bei denen gleichzeitig kein „#“ für „ungeeignet“
vorkommt.
Teilziel 1 2.4.2 Vergleichende Tabellen und Ansätze mit „Ranking“ 45
Neben den Geräten sind in der ersten Spalte der Tabelle 5 Warnhinweise aufgelistet, die
genauso wie die Geräte ausgewertet werden. Sie werden in einem separaten Textfeld
(siehe Anhang A2-6 c) erläutert und betreffen die Sedimentationsgeschwindigkeit, die
Feststoffkonzentration, den Einsatz von Filterhilfsstoffen, die Verwendung von
Voreindickern und Nachklärern (z.B. Polierfilter) sowie allgemeine Hinweise zur
Anwendbarkeit des Schemas. Falls die Auswertung ergibt, dass ein oder mehrere
Warnhinweise im betrachteten Fall relevant sind, hat sich der Anwender danach zu
richten, um brauchbare Lösungen zu erhalten.
Auch bei diesem Schema handelt es sich um ein Werkzeug zur Vorauswahl von
Trenngeräten. Weitergehende Labor- und Pilotversuche zwecks Ermittlung der
Apparategröße, der Kosten und anderer Faktoren (siehe Kap. 2) sollten laut Verfasser in
Zusammenarbeit mit dem Hersteller erfolgen. Bemerkenswert ist neben der großen
Anzahl von Trenngeräten (54 erfasste Geräte), die in diesem Schema beinhaltet sind, daß
der Verfasser zumindest teilweise auf den schwierigen Aspekt der
Apparatekombinationen eingeht (Warnhinweise).
Um die Prozedur zu beschleunigen, wurde sie in einem Computerprogramm
implementiert und könnte daher auch zu den Expertensystemen (Kap. 4.4) gezählt
werden.
§ Beitrag von Blaß und Bischofsberger [1989, 1991]: Bei dem Beitrag von Blaß et al.
handelt es sich teilweise um eine sogenannte Nutzwertanalyse (NWA). Das ist die
Analyse einer Menge komplexer Handlungsalternativen mit dem Zweck, die Elemente
dieser Menge (in diesem Fall FFT-Geräte) entsprechend der Präferenzen des
Entscheidungsträgers zu bewerten. Der Aufbau einer solchen Analyse lässt sich in
mehrere Stufen gliedern.
In der 1. Stufe werden diejenigen Eigenschaften und Merkmale identifiziert, die der
auszuwählende Trennapparat besitzen muss (z.B. kontinuierliche Betriebsweise, gasdichte
Ausführung, klares Filtrat liefern, gute Waschmöglichkeiten, gewünschter Durchsatz,
verarbeitbarer Partikelgrößenbereich etc.).
Durch Vergleich mit der sogenannten Wissensbasis, einer tabellarischen Auflistung der
Trenngeräte und ihrer Spezifikationen (siehe Anhang A2 13), werden in der 2. Stufe alle
Geräte ermittelt, welche die gestellten Voraussetzungen erfüllen. Damit ist die
Vorauswahl abgeschlossen. Mit ausgewählten Geräten beginnt nun die Durchführung der
eigentlichen Nutzwertanalyse. Die 3. Stufe besteht darin, dass das Hauptziel, nämlich den
günstigsten Trennapparat zu finden, in verschiedene Zielbereiche untergliedert wird. Dies
kann z.B. so wie Abb. 5.1 in Kapitel 5.3.1 aussehen, richtet sich aber stets nach dem
jeweiligen Trennproblem. Den einzelnen Zielbereichen Zi werden in der 4. Stufe
Gewichtungsfaktoren gi zwischen null und eins zugeordnet.
46 2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung Teilziel 1
In dieser Prozedur drückt sich die Erfahrung und das Beurteilungsvermögen des
Entscheidungsträgers aus. Sie erfordert Spezialwissen, kann aber die Sensitivität der
Auswahl stark erhöhen und ist deshalb einer der entscheidenden Punkte bei der NWA.
Um den verschiedenen Trenngeräten Maßzahlen für die jeweilige Teilzielerfüllung
zuordnen zu können, müssen ihre Eigenschaften quantifiziert werden. Dies geschieht
wiederum mit Hilfe der Wissensbasis (Anhang A2-13) bzw. unter Verwendung aller
verfügbaren Informationen (Fachliteratur, Herstellerprospekte, Erfahrungsberichte etc.).
Ergebnis dieser Quantifizierung sind z.B. Aussagen wie: Gerät 1 hat einen spezifischen
Energiebedarf von 3 kWh/t, Gerät 2 von 10 kWh/t usw.
Bezüglich jedes Teilzieles werden die betrachteten Geräte in der 5. Stufe in eine
Rangfolge gebracht, wobei z.B. bei 5 anwendbaren Geräten das beste die Zahl 1, das
schlechteste die Zahl 5 erhält. In der 6. Stufe müssen nur noch für jedes Gerät die
jeweiligen Rangzahlen mit den Gewichtungsfaktoren jedes Zielbereiches multipliziert und
die Ergebnisse addiert werden, und man erhält deren sogenannte Nutzwertzahl. Das Gerät
mit der kleinsten Nutzwertzahl ist dann laut NWA das günstigste.
Das beschriebene Schema wird in Kapitel 5.3.1 konkret auf ein Schlammtrennproblem
angewandt.
2.4.3 Logische Diagramme und Entscheidungsbäume
§ Beitrag von Tiller [1974]: Tiller führt in seiner Arbeit den Begriff Fest-Flüssig-
Trennsystem ein. Eine Apparateauswahl kann nur unter Beachtung des gesamte Systems
sinnvoll erfolgen. Es besteht aus vier Teilen: (1) physikalische oder chemische Vorbe-
handlung der Suspension zwecks Vergrößerung der Partikelgröße; (2) Aufkonzentrieren
des Feststoffs mit Hilfe von Eindickern oder Klärern; (3) Haupttrennschritt in Filtern oder
Zentrifugen; (4) Nachbehandlung der Produkte durch Waschen, Entfeuchten,
mechanisches Pressen oder thermische Trocknung.
Für die Verfahrensweise in der Fest-Flüssig-Trennung gelten folgende Aussagen:
1. Die sehr große Anzahl von verschiedenen Trenngeräten, Filtermedien und
Flockungsmitteln führt dazu, dass viele Kombinationen daraus zur erfolgreichen
Lösung eines Trennproblems führen können. Somit ist die Suche nach der „einzig
richtigen Lösung“ unpraktisch, da der Aufwand hierfür zu groß wird.
2. Aufgrund der Komplexität von FFT-Problemen ist eine mathematische Beschreibung
oft unzureichend, was dazu führt, dass Experimente und Erfahrung eine dominierende
Rolle bei der Beschreibung spielen.
3. Sedimentationsgeschwindigkeit, Permeabilität und Porosität sind keine thermo-
dynamischen Zustandsgrößen und hängen somit von der Vorgeschichte des
Schlammes ab. Zudem ändern sie sich häufig mit zunehmendem Schlammalter (z.B.
bei Klärschlamm).
Teilziel 1 2.4.3 Logische Diagramme und Entscheidungsbäume 47
4. Wissen und Erfahrung bezüglich der Anwendbarkeit und Leistungsfähigkeit
bestimmter Trenngeräte befinden sich meist in den Händen der Hersteller und nicht
der Anwender, was die korrekte Auswahl von Trennsystemen erschwert, da
kommerzielle Interessen die verfahrenstechnische Analyse des Problems verfälschen.
5. Für Auslegung und Scale-up von Filtern existiert eine Reihe relativ einfacher
Labortests. Viele Zentrifugen dagegen müssen im Pilot- oder Großmaßstab ausgelegt
werden, da Labortests oft nur grobe Anhaltswerte liefern können.
Tillers Auswahlschema basiert auf der Kuchenbildungsrate, der seiner Meinung nach für
die Apparateauswahl wichtigsten Suspensionseigenschaft. Es werden Filter und Pressen
behandelt, nicht aber Zentrifugen. Der Anwender wird durch eine Art Entscheidungsbaum
(siehe Anhang A2-4b) geleitet, an dessen Enden sich jeweils die Lösungsmöglichkeiten
des Trennproblems befinden. An den Verzweigungen wird stets die Frage gestellt, ob
Anforderungen bezüglich Filtratklarheit, Auswaschgrad des Kuchens und Restfeuchte
zufriedenstellend erfüllt werden können oder nicht.
Das Ziel des Autors ist es, den Ingenieur auszurüsten, damit er zum einen unabhängiger
und selbständiger mit Herstellern diskutieren kann, und zum anderen in der Lage ist,
bereits im Betrieb vorhandene Trenngeräte anzupassen und zu verbessern. Der Beitrag
kann und soll jedoch nicht die Erfahrung und das Spezialwissen der Hersteller ersetzen.
§ Beitrag von Pierson [1991]: Piersons Beitrag ist ein Werkzeug für die Vorauswahl von
FFT-Geräten. Es soll sowohl verhindert werden, dass Zeit und Geld für letztlich
ungeeignete Lösungswege bzw. Geräte verschwendet wird, als auch, dass man sich mit
Altbekanntem zufrieden gibt obwohl bessere Alternativen zur Verfügung stehen.
Pierson vergleicht zunächst Sedimentation und Filtration. Er stellt fest, dass
Sedimentationsverfahren allgemein spezifisch billiger und besser für kontinuierliche und
automatisierte Betriebsweise geeignet sind als Filtrationsverfahren. Filtrationsverfahren
bieten zwar größere Einflussmöglichkeiten auf den Prozeß, dennoch empfiehlt Pierson
zuallererst zu prüfen, ob sich ein Sedimentationsverfahren zur Lösung eines gegebenen
Trennproblems eignet. Auch wenn auf einem Filtrationsschritt nicht verzichtet werden
kann, treten häufig Fälle auf, bei denen ein vorgeschalteter Sedimentationsschritt
(Eindickung) das Filter entlastet und auf diese Weise, trotz der Kombination mehrerer
Geräte, eine wirtschaftlichere Lösung des Trennproblems erzielt werden kann.
Das vorgestellt Vorauswahlschema für Sedimentationsgeräte basiert auf einfachen
Sedimentationsversuchen in einem Becherglas. Je nach Absetzzeit und
Feststoffkonzentration des betrachteten Schlammes werden bestimmte Geräteklassen
empfohlen (siehe Anhang A2-7a - d).
Zur Vorauswahl von Filtern wird ein Filtrationstest mit einem Büchner-Trichter oder einer
Handfilterplatte herangezogen. Damit kann die Einsetzbarkeit von Vakuumfiltern und
48 2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung Teilziel 1
zum Teil auch die von Druckfiltern ermittelt werden. Das dazugehörige Schema ist in
Anhang A2-7e) dargestellt.
Neben den beschriebenen Vorauswahlschemata liefert Pierson in seinem Beitrag
Informationen über Filtertuchverstopfung, Konsistenz des Kuchens und Waschung.
§ Beitrag von Purchas [1978]: Die Arbeit von Purchas verbindet wenige einfache
Labortests sowie grundlegende Prozessanforderungen mit einer Art Datenbank, in der die
Merkmale der Trenngeräte tabellarisch festgehalten sind.
Der Beitrag stellt zwar ebenfalls nur eine Methode zur Vorauswahl dar, ist jedoch
benutzerfreundlich und leicht erweiterbar, weshalb er auch von anderen Autoren
(Wakeman und Tarleton [1999]) übernommen und sogar in einem Expertensystem
implementiert wurde. Der vorliegende Ansatz dient auch in dieser Arbeit, welche die
Apparateauswahl speziell bei der Schlammentwässerung näher behandelt, als Grundlage,
und wird in folgenden daher ausführlich beschrieben.
Die 1. Stufe besteht in der Spezifizierung der Prozessanforderungen (Anhang A2-8a). Sie
umfasst Angaben über den gewünschten Durchsatz, die Betriebsweise (absatzweise oder
kontinuierlich) und das Ziel der Trennung (Abtrennung und evtl. Waschung des
Feststoffs, Gewinnung von klarem Filtrat etc.). Falls andere Aspekte wie z.B. die
Handhabbarkeit toxischer, flüchtiger oder entflammbarer Substanzen (dies würde eine
gasdichte Geräteausführung notwendig machen) oder aber Keimfreiheit und CIP-
Eigenschaften (cleaning in place) von Bedeutung sind, können diese zum Schema
hinzugefügt werden.
Jeder Prozessanforderung wird ein Buchstabe zugeordnet, sodass das gesamte
Anforderungsprofil durch eine Buchstabenreihe beschrieben werden kann.
In der 2. Stufe wird mit einer Schlammprobe ein Sedimentationsversuch durchgeführt
(Beschreibung siehe Anhang A1-2). Dabei werden die Absetzgeschwindigkeit, die
Klarheit des Überstandes und der Volumenanteil des Sediments ermittelt. Falls der
Überstand zu trüb bzw. die Sedimentationsgeschwindigkeit zu gering ist, kann durch
Zugabe von Flockungsmitteln eine Verbesserung erzielt werden. Die Ergebnisse des
Sedimentationsversuches werden wiederum mit Hilfe eines Buchstabencodes gemäss
Anhang A2-8b) festgehalten.
Die 3. Stufe bildet die Ermittlung der Kuchenbildungsrate. Hierfür wird ein Labortest mit
einem Büchner-Trichter oder einer Handfilterplatte durchgeführt (Beschreibung siehe
Anhang A1-1). Bei zu langsamer Kuchenbildung wird Flockungsmittel zugegeben. Das
Ergebnis wird erneut gemäss Anhang A2-8c) durch Buchstaben festgehalten, die den
Buchstabenreihen aus Stufe 1 und 2 angeschlossen werden.
Auf diese Weise erhält man eine Buchstabenkette, die sowohl die Prozeßanforderungen
als auch die Trenneigenschaften des Schlammes beschreibt, wenn auch noch nicht im
Detail.
Teilziel 1 2.4.3 Logische Diagramme und Entscheidungsbäume 49
Durch einen Vergleich mit einer Tabelle (Anhang A2-9 a, von Wakeman und Tarleton
erweiterte Ausführung), in der, ebenfalls durch Buchstabencodes beschrieben, die
Merkmale der erfassten FFT-Geräte festgehalten sind, können nun Geräte identifiziert
werden, die eine aufwendigere Untersuchung wert sind.
§ Beitrag von Wakeman und Tarleton [1991, 1993, 1995, 1999]: Bei dem
Auswahlschema von Wakeman und Tarleton handelt es sich um eine Weiterentwicklung
des Ansatzes von Purchas (s.o.). Die prinzipielle Struktur für die Vorauswahl von
Trennapparaten, bestehend aus einem Sedimentationstest, einem Filtrationstest, einer
groben Spezifikation der Prozessanforderungen sowie dem anschließenden Vergleich der
Ergebnisse mit einer Datenbank, wurde beibehalten. Die Vorauswahl erfolgt nach wie vor
mittels eines Buchstabencodes. Der Datenteil, der aus einer Tabelle mit verschiedenen
Trenngeräten und deren Merkmalen besteht, wurde jedoch beträchtlich erweitert (Anhang
A2-9a).
Diejenigen Trenngeräte, welche die 1. Prüfung bestehen, werden in einer 2. Stufe
detaillierter betrachtet und bewertet. Das hierfür verwendetet Schema (Anhang A2-9b)
geht teilweise auf Davies [1965, 1970] zurück, wurde jedoch ebenfalls erheblich erweitert.
Die Geräte werden auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 9 (sehr gut) hinsichtlich der
erreichbaren Restfeuchte, den Waschungsmöglichkeiten, der erreichbaren Filtratklarheit
und der Kornzerstörung bewertet. Die Bewertungstafel enthält ferner Angaben über die
Konsistenz des ausgetragenen Feststoffs (fließfähig oder fester Kuchen) sowie über
bevorzugte Partikelgrößen- und Feststoffkonzentrationsbereiche der jeweiligen Geräte.
Mit Hilfe dieser 2. Stufe soll der Anwender in der Lage sein, den Kreis der potentiell
anwendbaren Geräte weiter einzuengen. Die Vorauswahl ist an dieser Stelle
abgeschlossen.
Was nun folgt, sind aufwendigere Labortests, um mehr Informationen über das
Trennverhalten der Suspension zu gewinnen. Die Tests sind meist gerätespezifisch und
richten sich nach den in der Vorauswahl als vielversprechend eingestuften Entwässerungs-
maschinen (z.B. Laborzentrifuge für Fliehkraftverfahren etc.). Ferner werden sämtliche
Prozessanforderungen und Randbedingungen genauer betrachtet und geprüft, ob die ins
Auge gefassten Geräte diesen genügen. Ein sehr wichtiger Aspekt ist die
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der einzelnen Alternativen. Schließlich besteht das Ziel
darin, dasjenige Trenngerät auszuwählen, das die gestellten Anforderungen am
kostengünstigsten erfüllt.
Für die Auswahlschritte nach der Vorauswahl geben Wakeman und Tarleton Hinweise
und Anhaltspunkte, stellen jedoch kein Schema mehr auf. Die Zahl der Einflussfaktoren
ist zu groß und die Trennprobleme sind zu unterschiedlich, um die Endauswahl noch in
ein festes Schema einfügen zu können.
50 2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung Teilziel 1
Die Verfasser zeigen in ihrem Beitrag, dass es sinnvoll ist, das Beste aus den Beiträgen
anderer Autoren zu kombinieren und zu verbessern. Auch in der vorliegenden Arbeit soll
diese Vorgehensweise aufgegriffen und am Beispiel der Klärschlammentwässerung
demonstriert werden (siehe Kap. 2.5).
2.4.4 Expertensysteme
Expertensysteme sind computergestützte Hilfsmittel für die Verfahrens- und
Apparateauswahl. Auf dem Gebiet der Fest-Flüssig-Trennung stehen solche Systeme, im
Gegensatz z.B. zur thermischen Verfahrenstechnik (Wärmeübertragung, thermische
Trennverfahren) nur sehr begrenzt zur Verfügung. Hier dominiert noch immer das
Spezialwissen einzelner Personen oder Firmen, das oft in Form sogenannter heuristischer
Ansätze vorliegt. Dabei handelt es sich um Methoden, die sich über viele Jahre hinweg aus
den Erfahrungen und dem Gespür von Spezialisten herausgebildet haben und nur sehr schwer
durch genormte Experimente und Prozeduren erfasst werden können.
Die Aufgabe eines Expertensystems besteht darin, dieses Wissen mit Hilfe eines
Computerprogramms auch solchen Anwendern zur Verfügung zu stellen, die nicht über
jahrelange Erfahrung auf speziellen Gebieten der Fest-Flüssig-Trennung verfügen.
Ein Expertensystem muss deshalb aktuelle und umfassende Informationen zu allen die
Apparateauswahl betreffenden Aspekten beinhalten und dabei gleichzeitig logisch strukturiert
und benutzerfreundlich bleiben. Nachfolgend werden wichtige Komponenten eines
Expertensystems näher beschrieben (Blaß und Bischofsberger [1991]).
§ Die Wissensbasis enthält alle erhältlichen Informationen über Entwässerungsmaschinen
und deren Einsatzkriterien. Die Angaben müssen strukturiert vorliegen und sollten eine
quantitative Bewertung erlauben. Aussagen wie „geringe Wartungsanfälligkeit“ oder
„hohe Flexibilität“ sind zu pauschal. Als Wissensquelle dienen Interviews mit Experten
bzw. Fragebögen und Fachliteratur.
§ Idealerweise ist der Wissenserwerb und die Pflege der Daten im Expertensystem in Form
einer sogenannten Wissenserwerbskomponente integriert. Solche Komponenten stehen
jedoch gegenwärtig noch nicht funktionsfähig zur Verfügung [Blaß].
§ Die Dialogkomponente regelt die Eingaben seitens des Anwenders und die Ausgaben des
Systems. Das System fragt gezielt Daten bezüglich der Suspension (diese werden meist
mit Hilfe definierter Laborversuche ermittelt) und der Prozessbedingungen ab, zeigt an,
wo Entscheidungen getroffen werden müssen und liefert Lösungsvorschläge und
Alternativen.
§ Die Problemlösungskomponente verarbeitet die Eingaben und verbindet sie mit den Daten
der Wissensbasis. Sie bildet die Umsetzung der Entscheidungsbäume und Schleifen aus
Kapitel 4.3 in der Form einer Computersoftware.
Teilziel 1 2.4.5 Schlussfolgerungen 51
Von den weiter oben beschriebenen Ansätzen wurden diejenigen von Ernst et al. und
Wakeman und Tarleton als Expertensysteme in Form einer Computersoftware erstellt.
Weitere Arbeiten auf diesem Gebiet stammen von Garg et al. [1991] und Korhonen et al.
[1989]. Bis jetzt ist jedoch lediglich das System von Wakeman und Tarleton auf dem Markt
erhältlich (pC-select).
2.4.5 Schlussfolgerungen
Die oben beschriebenen Beiträge zur Apparateauswahl in der FFT stellen wertvolle
Informationsquellen dar und geben das theoretische Wissen und die Erfahrungen der
jeweiligen Verfasser wieder. Auch wenn die meisten Beiträge für sich genommen nicht
ausreichend sind, um eine sichere Apparateauswahl vornehmen zu können, enthalten sie
Daten und Vorgehensweisen, die als Bausteine einer umfassenden Auswahlmethodik sehr
nützlich sein können. Kein Auswahlschema kommt ohne detaillierte Informationen über die
verschiedenen Trenngeräte und deren Einsatzkriterien und Spezifikationen, die sogenannte
Wissensbasis aus. Um die Vollständigkeit und Qualität dieser Wissensbasis zu steigern,
müssen alle verfügbaren Daten erfasst werden, gleichgültig aus welcher Kategorie von
Auswahlansätzen oder anderer Literatur (z.B. Herstellerprospekte) sie stammen. Der Zugriff
auf die Wissensbasis muss mit Hilfe eines logischen Schemas erfolgen, um eine effektive
Selektion günstiger Apparate zu gewährleisten. In diesem Schema müssen auf verschiedenen
Prioritätsstufen die Daten des Trennproblems (Zulaufparameter, Zielgrößen bzw.
Produktparameter und Prozessbedingungen) abgefragt und mit der Wissensbasis verglichen
werden. Als Resultat sollen dann potentiell anwendbare Geräte geliefert werden, möglichst in
einer Art Rangliste. Die große Anzahl sowohl von Trenngeräten als auch von
Einflussfaktoren auf deren Auswahl bewirkt, dass Auswahlprozeduren sehr leicht zu komplex
und unübersichtlich und damit nicht mehr benutzerfreundlich werden können [Purchas, 1978].
Es ist deshalb sinnvoll, die Auswahlprozedur in eine Vor- und eine Endauswahl zu
unterteilen. Ziel der Vorauswahl ist es, mit möglichst geringem Aufwand (Zeit, Geld,
Experimente) eine möglichst geringe Zahl vielversprechender Geräte zu bestimmen, für die
der Aufwand einer genaueren Untersuchung gerechtfertigt ist. Dies hat neben der
Vereinfachung des Schemas den Vorteil, dass weniger Geld und Zeit für Alternativen
verwendet wird, die sich später als unbrauchbar erweisen (vgl. Bild 2.14).
52 2.4 Ansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung Teilziel 1
Bild 2.14: Aufwand bei der Apparateauswahl
Während der Endauswahl werden aufwendigere Simulationen, Pilottests und
Wirtschaftlichkeitsrechnungen durchgeführt, um schließlich das insgesamt günstigste Gerät
zu identifizieren. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Spezialisten des Geräteherstellers, da
nur diese genaue Kenntnis über die Fähigkeiten und Eigenheiten ihrer Produkte besitzen.
Trotzdem ist die ideale Form eines Auswahlwerkzeuges ein computergestütztes
Expertensystem, dass es ermöglicht, ohne das Hinzuziehen von Spezialisten, das für ein
gegebenes Trennproblem am besten geeignete Trenngerät auszuwählen. Bislang sind die
wenigen in der FFT vorhandenen Expertensysteme jedoch allenfalls in der Lage, die
Vorauswahl zu erleichtern und zu beschleunigen [Blaß]. Die Erfahrung und das Gespür
menschlicher Spezialisten ist noch nicht genügend durch Laborexperimente und
Schlammparameter quantitativ erfassbar, um in Form eines Computerprogramms festgelegt
werden zu können (z.B. Transporteigenschaften des Schlammes im Dekanter).
Im folgenden Kapitel wird auf die Apparateauswahl speziell für die Entwässerung von
Klärschlamm eingegangen. Für die Vorauswahl sollen die besten Bausteine und Ansätze aus
den oben beschriebenen Beiträgen herausgegriffen und für die Schlammentwässerung
angepasst werden.
In Bild 2.15 ist nochmals die vorgeschlagene Grundstruktur einer Auswahlmethodik für FFT-
Geräte dargestellt.
Teilziel 1 2.4.5 Schlussfolgerungen 53
Bild 2.15: Übergeordnete Struktur einer Auswahlmethodik
2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen
Die Entwässerung von Schlämmen stellt eine besonders schwierige Trennaufgabe dar. Als
Schlämme werden Suspensionen mit einem hohen Feinkornanteil (Partikelgröße < 10 µm)
bezeichnet. Die Feststoffpartikeln weisen geringe Sedimentationsgeschwindigkeiten auf und
bilden kompressible Filterkuchen mit sehr hohen Filtrationswiderständen. Die kapillaren
Eintrittsdrücke solcher Haufwerke sind meist so hoch, dass eine Entfeuchtung durch
Gasdifferenzdruck nicht möglich ist. Oft ist zusätzlich die Dichtedifferenz zwischen Feststoff
und Flüssigkeit sehr gering. Daher müssen solche Schlämme in den meisten Fällen mit
Flockungsmitteln konditioniert werden, um eine einigermaßen zufriedenstellende
Entwässerung zu erreichen. Schlämme fallen in großen Mengen an, z.B. bei der Produktion
von Pigmenten, in der Biotechnologie, in der Papierindustrie und vor allem bei der
Behandlung industrieller und kommunaler Abwässer.
In diesem Kapitel wird die Apparateauswahl für die mechanische Entwässerung von Klärschlamm näher betrachtet. Hierfür werden anhand von in Kapitel 4 vorgestellten
54 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
Methoden zunächst vielversprechende Geräte identifiziert (Vorauswahl, Kapitel 0). Anschließend werden Überlegungen angestellt, die dazu beitragen sollen, aus potentiell anwendbaren Geräten die günstigsten auszuwählen (Endauswahl, Kapitel 2.5.3). Der erste Schritt bei der Apparateauswahl besteht in der möglichst genauen Beschreibung des vorliegenden Trennproblems. Sowohl die Eigenschaften des zu entwässernden Schlammes als auch das genaue Ziel des Trennschrittes sowie die Prozessbedingungen müssen hierzu so detailliert wie möglich erfasst werden.
2.5.1 Beschreibung des Trennproblems
In Deutschland fällt jährlich eine Klärschlammmenge von etwa 3 Mio. Tonnen Trockensubstanz an. Der Klärschlamm stammt sowohl aus der Industrie als auch aus privaten Haushalten. Die möglichst weitgehende mechanische Abtrennung des Schlammwassers stellt angesichts des noch immer steigenden jährlichen Klärschlammaufkommens und immer strenger werdender gesetzlicher Vorschriften für dessen Entsorgung eine unumgängliche Notwendigkeit dar. So werden in nächster Zukunft wohl nur noch die Verbrennung mit nachfolgender Ablagerung der dabei anfallenden Reststoffe und die mit strengen Auflagen versehene landwirtschaftliche Verwertung als Entsorgungswege für Klärschlamm übrigbleiben [Leschber, ATV-Handbuch Klärschlamm]. Neben der Beseitigung organischer und anorganischer Schadstoffe (z.B. Krankheitserreger, Schwermetalle) ist dabei ein möglichst geringer Wassergehalt des Klärschlammes eine der wichtigsten Voraussetzungen. Die Verfahrenskette bei der Klärschlammbehandlung beinhaltet folgende Schritte: § Biologische, chemische oder thermische Stabilisierung: Ziel ist es, den Anteil
organischer Substanzen im Klärschlamm zu verringern, was dazu führt, dass sich die Gesamtschlammmenge reduziert und Krankheitserreger sowie geruchsbildende Stoffe abgebaut werden. Zudem verbessert sich die Entwässerbarkeit des Schlammes und man erhält ein lagerungsfähiges Gut (unstabilisierter Klärschlamm ist aufgrund seines hohen Anteils an Mikroorganismen ein stark veränderliches Produkt, was Probleme bei der Entwässerung verursacht). Die Art und Dauer der Stabilisierungs ist von großer Bedeutung für die mechanische Entwässerung [Leschber, ATV-Handbuch Klärschlamm], kann an dieser Stelle jedoch nicht ausführlich behandelt werden.
§ Eindickung: Die Eindickung von Klärschlamm erfolgt meist in statischen Eindickern wie z.B. Rundklärbecken (Kapitel 2.3.1), kann aber auch mit Maschinen (z.B. Dekantern) durchgeführt werden. Ziel der Eindickung ist es, bessere Voraussetzungen für die mechanische Entwässerung und die thermische Trocknung zu schaffen, indem dem Schlamm ein möglichst großer Teil seines leicht abtrennbaren Zwischenwassers entzogen wird. Auf diese Weise werden nachfolgende Entwässerungsmaschinen und Trockner entlastet.
§ Mechanische Entwässerung: In diesem Schritt wird eine möglichst weitgehende maschinelle Entfeuchtung des Klärschlammes angestrebt. Hierzu kann eine Reihe von verschiedenen Trenngeräten eingesetzt werden. Da das thermische Abtrennen des Schlammwassers wesentlich teurer ist, kommt dieser Stufe eine große ökonomische Bedeutung zu, da schon eine geringfügige Restfeuchteerniedrigung eine erhebliche Kostenersparnis bedeuten kann.
Teilziel 1 2.5.1 Beschreibung des Trennproblems 55
§ Thermische Trocknung, Verbrennung: Die thermische Trocknung ist der energetisch aufwendigste und teuerste Schritt in der Klärschlammbehandlung. Sie wird angewendet, wenn der geforderte niedrige Wassergehalt des Produktes durch mechanische Entfeuchtung nicht erreicht werden kann.
Das vorliegende Kapitel bezieht sich auf den 3. Schritt, die mechanische Klärschlamm-entwässerung mit Hilfe von Filtern oder Zentrifugen. Bei dem zu entwässernden Ausgangsmaterial handelt es sich um Klärschlamm, der bereits eine Stabilisierungs- und eine Eindickungsstufe durchlaufen hat. Die nachfolgend angewendeten Methoden wären jedoch prinzipiell auch auf den 2. Schritt, die Schlammeindickung anwendbar, sofern man entsprechend geänderte Zulauf- und Produkteigenschaften vorgibt.
2.5.1.1 Schlammeigenschaften
Die Zusammensetzung von Klärschlamm ist je nach Herkunft (Industrie, Haushalt)
verschieden. Zudem fällt er nicht einheitlich an, sondern weist z.B. je nach Jahreszeit
unterschiedliche Eigenschaften auf. Der hohe Anteil an Biomasse (u.a. Mikroorganismen)
bewirkt, dass sich der Schlamm mit der Zeit verändert, was durch eine Stabilisierung
teilweise eingedämmt werden kann. Aus diesen Gründen schwanken die
Schlammeigenschaften in relativ weiten Grenzen und es können nur Anhaltswerte bzw.
Durchschnittswerte angegeben werden .
Kommunaler Klärschlamm besteht hauptsächlich aus toten und lebenden Mikroorganismen,
Sand, Wurmeiern, Schleimstoffen sowie Salzen und Phosphaten. Der Anteil organischer
Substanzen, der durch den sogenannten Glühverlust (verglühbarer Teil des Feststoffes)
beschrieben werden kann, beträgt ca. 50 – 70 % der Gesamtfeststoffmasse. Die Dichte der
Partikeln biologischen Ursprungs beträgt nahezu 1 g/cm3, da sie häufig mit Wasser gefüllt
sind. Die Dichte der anorganischen Substanzen beträgt ca. 2 – 2,5 g/cm3. Ein großer Teil der
Partikeln liegt im kolloidalen Bereich (1 – 200 µm) vor, weshalb das Wasserbindevermögen
von Klärschlamm sehr groß ist. Die Kornverteilung von stabilisiertem Klärschlamm ist breit
und reicht von Bruchteilen von µm bis über 1 mm. Die mittlere Partikelgröße liegt häufig im
Bereich zwischen 6 – 10 µm. Allgemein gestaltet sich die Partikelgrößenanalyse schwierig
und die Ergebnisse hängen von der verwendeten Messtechnik ab [Luggen]. Typische
Trockenmassenanteile für Primärschlamm bzw. ausgefaulten Schlamm liegen zwischen 4 und
9 %. Der spezifische Filtrationswiderstand liegt meist im Bereich von 1011 – 1013 m/kg. Der
pH-Wert von Klärschlamm kann je nach Fäulnisgrad zwischen 6 und 7,5 schwanken, liegt
jedoch im allgemeinen bei 7 [Leschber, ATV-Handbuch Klärschlamm].
2.5.1.2 Trennziel und Produkteigenschaften
Klärschlamm ist ein Restprodukt, dessen man sich auf möglichst kostengünstige Weise
entledigen möchte. Weder der Feststoff noch die Flüssigkeit besitzen einen besonders hohen
Wert. Um Energie und damit Kosten bei der anschließenden thermischen Trocknung zu
56 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
sparen und die Verbrennbarkeit oder Deponierfähigkeit des Schlammes zu gewährleisten,
muss der Schlamm entwässert werden. Ziel der Trennung ist also das Erreichen einer
geforderten Mindestrestfeuchte zu den kostengünstigsten Bedingungen. Eine Waschung des
Feststoffes wird nicht durchgeführt. Das Filtrat bzw. das Zentrat soll möglichst unbelastet mit
Feststoff und Schadstoffen sein.
2.5.1.3 Prozessanforderungen und Randbedingungen
Klärschlamm fällt in großen Mengen an, d.h. die zu verarbeitenden Durchsätze sind relativ
hoch. Eine kontinuierliche Entwässerung ist nicht zwingend, stellt aber meist die
kostengünstigere Alternative dar. Um ausreichend niedrige Restfeuchten zu erzielen, ist der
Einsatz von Zusatzstoffen (Flockungsmittel, Filterhilfsmittel) nicht nur zulässig, sondern in
den meisten Fällen unumgänglich. Aufgrund der Geruchsbelastung und der Anwesenheit von
Krankheitserregern und toxischen Stoffen im Klärschlamm ist eine gekapselte Ausführung
der verwendeten Trenngeräte vorteilhaft. Die Belastung ist jedoch nicht so hoch, das
Gasdichtheit eine zwingende Prozessanforderung darstellt.
Tabelle 2.1: Konsistenz von Klärschlamm in Abhängigkeit der Restfeuchte [Leschber, ATV]
Restfeuchte Beschaffenheit
> 85 % flüssig, pumpfähig
75 – 65 % i.a. stichfest, breiartig, schmierend
< 65 – 60 % krümelig-fest
< 40 – 35 % rieselfähig, beständig fest
< 15 – 10 % staubförmig
Wie bereits erwähnt, sollte das Produkt eine möglichst niedrige Restfeuchte aufweisen. Die
von der Restfeuchte abhängige Konsistenz des Klärschlammes ist in Tabelle 2.1 dargestellt.
Sie ist nach Verlassen des Trenngerätes prozesstechnisch meist sekundär, d.h. es besteht keine
zwingende Forderung nach einem pump- oder rieselfähigen Produkt. Hinsichtlich der
Deponierfähigkeit spielt die Konsistenz jedoch wie erwähnt eine große Rolle
(Flügelscherfestigkeit). Temperatur, pH-Wert sowie die Zusammensetzung des Schlammes
erfordern keine außergewöhnlichen Korrosions- oder Verschleißschutzmaßnahmen. Robuste
und beständige Ausführungen der Trenngeräte ist jedoch eine Grundvoraussetzung für den
Einsatz in Kläranlagen. Produktwechsel finden nicht statt. Einstellbarkeit des Gerätes bzw.
Unempfindlichkeit gegen Schwankungen der Zulaufeigenschaften sind jedoch von Vorteil.
Ein möglichst geringer Platzbedarf ist ebenfalls günstig.
2.5.2 Vorauswahl
Nachfolgend wird eine Vorauswahl durchgeführt, mit dem Ziel, aus der großen Anzahl von
FFT-Geräten diejenigen auszuwählen, die prinzipiell für die Entwässerung von Klärschlamm
Teilziel 1 2.5.2 Vorauswahl 57
geeignet sind. Um den Aufwand gering zu halten, werden an dieser Stelle noch nicht alle
erfassbaren Schlammparameter und Prozessanforderungen berücksichtigt, was zur Folge hat,
dass zunächst relativ viele Geräte als geeignet eingestuft werden können. Ihre Anzahl wird
sich im weiteren Auswahlprozess verringern.
Als Werkzeuge zur Vorauswahl sollen die vergleichsweise umfassenden und ausgereiften
Prozeduren von Wakeman und Tarleton, Ernst et al. sowie von Blaß und Bischofsberger
herangezogen werden, die in Kapitel 4 beschrieben wurden. Zusätzlich werden die Resultate,
d. h. die ausgewählten Geräte, anhand von Informationen aus weiteren Beiträgen (z.B. Tiller,
Pierson, Davies etc.) überprüft.
2.5.2.1 Praktische Durchführung
§ Vorauswahl nach Wakeman und Tarleton (Purchas) [1999]
Wie bereits beschrieben besteht dieses Auswahlschema zunächst in der verkürzten
Beschreibung des Trennproblems (Prozess, Sedimentationseigenschaften, Filtrations-
eigenschaften) mittels eines Buchstabencodes und dem anschließenden Vergleich mit
einer Tabelle, welche die jeweiligen Eignungscodes der Trenngeräte enthält (siehe
Anhang A2-9a). Für das vorliegende Trennproblem „Klärschlamm“ ergeben sich nach
Anhang A2-8a) bis c) folgende Aussagen bzw. Buchstaben:
Prozess
Durchsatz: mittel bis hoch (10 – 100 m3/h) a oder b
Betriebsweise: kontinuierlich oder diskontinuierlich d oder e
Trennziel: Abtrennen von ungewaschenem Feststoff g
Sedimentation
Sedimentationsrate: gering (0,1 cm/s oder weniger) A
Klarheit des Überstandes: schlecht D
Sedimentvolumenanteil
am Schlammvolumen: mittel (2 – 20 %) G
Filtration
Kuchenbildungsrate: langsam (einige cm/h) J
Nach Vergleich mit der in Anhang A2-9a) dargestellten Tabelle folgt daraus, dass
folgende Trenngeräte zunächst als geeignet eingestuft werden (Gerätebeschreibungen in
Kapitel 3; Eindicker wurden nicht berücksichtigt, Reihenfolge alphabetisch):
58 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
Dekanter Röhrenfilterpresse
Druckblattfilter Scherspaltfilter (m.E.*)
Drucknutschenfilter Separator
Druckscheibenfilter (m.E.*) Siebbandpresse (m.E.*)
Drucktrommelfilter (m.E.*) Turmpresse
Filterpresse Vakuumbandfilter
Kerzenfilter Vakuumblattfilter
Sedimentierende Korbzentrifuge (m.E.*) Vakuumkippzellenfilter
Membranfilterpresse Vakuumscheibenfilter
Pendelzentrifuge (m.E.*) Vakuumtrommelfilter
Querstrommikrofilter (m.E.*)
*(m.E.): mit Einschränkungen
Im nächsten Vorauswahlschritt wird mit Hilfe der in Anhang A2-9b) dargestellten Tabelle
überprüft, ob die verarbeitbaren Partikelgrößen- und Feststoffkonzentrations-bereiche der
ausgewählten Geräte mit den Daten des vorliegenden Trennproblems übereinstimmen.
Wie in Kapitel 5.1 erwähnt, liegt die Feststoffkonzentration von Klärschlamm meist
zwischen 4 und 9 % Trockensubstanz und die Partikelgrößen reichen von Bruchteilen von
µm bis über 1 mm mit einem hohen Anteil zwischen 0 und 200 µm. Zusätzlich wird in
Anhang A2-9b) eine Bewertung (von 1 „schlecht“ bis 9 „sehr gut“) der Trenngeräte
hinsichtlich erreichbarer Restfeuchte, Filtratklarheit, Waschmöglichkeiten und
Kornzerstörung durchgeführt. Da ein Kuchenwaschung nicht durchgeführt wird, entfällt
dieser Punkt bei der Bewertung. Tabelle 5.2 zeigt die verbleibenden Geräte und ihre
Bewertung.
Filterpressen werden zusammen mit Drucknutschen und Siebbandpressen am besten
bewertet, gefolgt von Trommelfiltern, Turmpressen und Scheibenfiltern. Querstromfilter
fallen in der Bewertung aufgrund der hohen Produktrestfeuchte ab. Am wenigsten
Bewertungspunkte erhält der Dekanter aufgrund mäßiger erreichbarer Endrestfeuchte und
Filtratklarheit sowie der auftretenden Kornzerstörung (einzige verbliebene Zentrifuge).
Diese vorläufige Bewertung lässt jedoch zum einen wichtige Faktoren außer acht, die für
den Einsatz eines Dekanters sprechen (siehe Kapitel 2.5.3.1), zum anderen wurde der
Bewertungsunterschied hinsichtlich Restfeuchte und Filtratklarheit gegenüber
Filterpressen relativ hoch angesetzt.
Teilziel 1 2.5.2 Vorauswahl 59
Tabelle 2.2: Vorauswahl und Bewertung (1Probleme bei zu großen Partikeln)
Trenngerät Restfeuchte Filtratklarheit Kornzerstörung ∑∑
Membranfilterpresse 8 8 7 23
Filterpresse1 6 8 8 22
Drucknutschenfilter 6 8 8 22
Röhrenfilterpresse 8 7 7 22
Siebbandpresse 8 7 7 22
Vakuumtrommelfilter 6 7 8 21
Turmpresse 6 7 7 20
Vakuumscheibenfilter 4 6 8 18
Querstrommikrofilter1 1 9 6 16
Scherspaltfilter1 2 6 4 12
Dekanter 4 4 3 11
§ Vorauswahl nach Ernst et al. [1991]
Ähnlich wie Wakeman und Tarleton verwenden Ernst et al. eine Buchstabenfolge, um das
vorliegende Trennproblem zu erfassen. Dabei wird in einem Fragenkatalog, der sich mit
den Schlammeigenschaften und den Prozessbedingungen befasst (Anhang A2-6a), jeder
Antwort ein bestimmter Buchstabe zugeordnet. In einer Tabelle (Anhang A2-6b) werden
anschließend die Trenngeräte den durch die Buchstaben gekennzeichneten Schlamm- und
Prozessparametern gegenübergestellt und bewertet (genaue Beschreibung der
Auswahlmethodik siehe Kapitel 2.4.2). Die Auswertung des Fragenkataloges für das
Trennproblem „Klärschlamm“ ergibt folgende Ergebnisse:
Sedimentationsrate der Partikeln 0,1 cm/s oder kleiner E oder F
Feststoffkonzentration im Zulauf > 4 Gew.-% G
Flüssigkeitsdampfdruck < 0,2 bar KE*
Durchsatz 100 – 1100 l/min oder mehr L oder M
Explosive, toxische Stoffe anwesend? Nein bzw. bedingt KE*
Emulgiertes Öl anwesend? Nein KE*
Trennziel Feststoffgewinnung Q
Filterhilfsstoffe zulässig? Ja R
Einwegfiltermedien verwendbar? Ja (nicht relevant) KE*
Konsistenz des Feststoffaustrages? Keine Vorgabe, mögl. trocken KE*
Filtratklarheit kritisch für Prozess
bzw. Waschung erforderlich? Nein KE*
Zulaufrate konstant? Ja KE*
60 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
Gewünschte Betriebsweise
(kontinuierlich oder diskontinuierlich)? Keine zwingenden Vorgaben KE*
*KE: Kein Einfluss auf die Apparateauswahl
Nach Vergleich mit oben genannter Tabelle stellen sich folgende Trenngeräte als geeignet
heraus (Reihenfolge alphabetisch, ohne Wertung):
Blattfilter (Druck, Vakuum) Schneckenpresse
Dekanter Siebbandpresse
Drucktrommelfilter Vakuumbandfilter
Filterpresse Vakuumscheibenfilter
Membranfilterpresse Vakuumtrommelfilter
Röhrenpresse
Ernst et al. geben zusätzlich Warnhinweise (Anhang A2-6c), um Fehler bei der
Anwendung des Auswahlschemas zu vermeiden und um auf kritische Punkte
hinzuweisen. Bei der Auswertung zeigt sich, dass besonders die Warnhinweise 1, 2 und 5
beachtet werden müssen. Dies bedeutet zum einen, dass Apparatekombinationen
(Voreindicker) in Betracht gezogen werden sollten, was im Falle von Klärschlamm jedoch
sowieso vorausgesetzt wurde. Zum anderen könnten bei Suspensionen mit hohem
Feinkornanteil, was auf Klärschlamm zutrifft, Fehler bei der Apparateauswahl auftreten,
da im Schema getroffenen Voraussetzungen und Annahmen ihre Gültigkeit verlieren. In
diesem Zusammenhang ist die durch das Schema angezeigte Eignung von
Vakuumbandfiltern als kritisch zu betrachten, da dieser Gerätetyp oft nicht für die
Entwässerung schlecht filtrierender Suspensionen geeignet ist.
§ Vorauswahl nach Blaß und Bischofsberger [1989, 1999]
In diesem Abschnitt wird der 1. Teil des in Kapitel 4.2 ausführlich beschriebenen
Auswahlverfahrens von Blaß und Bischofsberger auf die Entwässerung von Klärschlamm
angewendet. Der 2. Teil wird in Kapitel 2.5.3.1 (Nutzwertanalyse) aufgegriffen.
Die Analyse des Trennproblems (siehe Kapitel 2.5.1) fördert folgende Bedingungen
zutage, die von den auszuwählenden Trennapparaten zu bewältigen sind:
o Bewältigung eines Durchsatzes von ca. 50 m3/h oder mehr.
o Verarbeitung einer Suspension mit einem Feststoffgehalt von 4 – 9 %
o Trennung einer schlecht filtrierenden Suspension mit einer breiten Kornverteilung und
einer mittleren Partikelgröße um 10 µm .
o Es ist keine Waschung des Feststoffs erforderlich.
Teilziel 1 2.5.2 Vorauswahl 61
o Kontinuierlich Betriebsweise wird bevorzugt, ist aber nicht zwingend.
o Gekapselte Geräteausführung ist von Vorteil.
o Erreichen einer möglichst geringen Restfeuchte zu kostengünstigen Konditionen.
o Das Filtrat soll so klar wie möglich sein
Mit Hilfe der sogenannten Wissensbasis, einer tabellarischen Darstellung der Trenngeräte
und ihrer Spezifikationen (siehe Anhang A2-13), können anhand dieser Informationen
folgende Trenngeräte als geeignet eingestuft werden (Reihenfolge alphabetisch, ohne
Wertung):
Blattfilter Röhrenpresse
Dekanter Schälzentrifuge
Kammerfilterpresse Siebbandpresse
Membranfilterpresse Siphonschälzentrifuge
Rahmenfilterpresse Vakuumtrommelfilter
2.5.2.2 Schlussfolgerungen
Folgende Gerätetypen werden von allen drei angewendeten Auswahlmethoden als für die
Klärschlammentwässerung prinzipiell geeignet eingestuft: Trommelfilter, Filterpressen (in
allen Ausführungen), Siebbandpressen, Röhrenfilterpressen und Dekanter. Dieses Ergebnis
kann durch Arbeiten von Davies (Anhang A2-1), Pierson (Anhang A2-7) und Tiller (Anhang
A2-4) gestützt werden.
Scheibenfilter und Blattfilter werden jeweils von zwei Auswahlansätzen als geeignet beurteilt.
Querstromfilter können nach Wakeman und Tarleton ebenfalls eingesetzt werden, ihre
Schwäche liegt jedoch in der gegenüber anderen Trenngeräten höheren Produktrestfeuchte, da
ein fließfähiger Schlamm ausgetragen werden muss. Sie kommen daher eher als hochwertige
Eindicker in Frage. Drucknutschen eignen sich zwar prinzipiell zur Entwässerung von
Klärschlamm, sind jedoch im betrachteten Fall nicht wirtschaftlich. Ihr Anwendungsgebiet
liegt in der Verarbeitung höherwertiger Substanzen. Der Einsatz von Schneckenpressen
erfordert eine relativ hohe Feststoffkonzentration, um ein Zurückfließen des Schlammes in
der Schneckenröhre zu vermeiden. Ähnliches gilt für Siebbandpressen, auch hier muss der
Kuchen eine gewisse Konsistenz aufweisen, um in der Keilzone nicht zu fließen.
Schälzentrifugen (Blaß und Bischofsberger) können nur für die Entwässerung körnigerer
industrieller Schlämme eingesetzt werden, da städtischer Klärschlamm in der Regel zu
undurchlässig ist und der Siebmantel verstopft wird [ATV-Handbuch Klärschlamm]. Mit
Hochdruckapparaten wie Hochdruck-Röhrenfilterpressen, Hochdruckbandpressen,
Stempelpressen und Wringpressen (teilweise nicht in den Auswahlschemata enthalten) ist es
möglich, geringere Restfeuchten zu erzielen als mit konventionellen Entwässerungs-
62 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
maschinen. Sie arbeiten mit geringen Kuchendicken und Drücken bis ca. 100 bar. Auf den
Einsatz von Hochdruckapparaten wird in Kapitel 2.5.3.2 näher eingegangen.
Die in der Praxis am häufigsten zur Klärschlammentwässerung eingesetzten Trenngeräte sind
Filterpressen, Siebbandpressen und Dekanter. Aufgrund der in der Vorauswahl erhaltenen
Ergebnisse lässt sich daher festhalten, dass die beschriebenen Methoden geeignet sind,
potentiell anwendbare Geräte zu identifizieren.
2.5.3 Endauswahl
Die Vorauswahl hat gezeigt, dass mehrere Typen von FFT-Geräten für die Entwässerung von
Klärschlamm in Frage kommen. In der Endauswahl soll durch eine detaillierte Betrachtung
des Trennproblems geklärt werden, welche der ausgewählten Geräte besser geeignet sind als
andere bzw. welche Schritte unternommen werden können, um die Auswahl weiter
einzuengen. Dies geschieht einerseits mit Hilfe einer Nutzwertanalyse (Kapitel 2.5.3.1),
andererseits durch die Beschreibung weitergehender Versuche für vielversprechende
Gerätetypen (Kapitel 2.5.3.2).
Die Endauswahl erfordert einen höheren zeitlichen und experimentellen Aufwand als die
Vorauswahl, u.a. weil schwerer zugängliche Größen ermittelt werden müssen, was
komplexere bzw. größere Versuchsapparaturen erfordert.
Nachdem die prinzipielle verfahrenstechnische Eignung verschiedener Geräte nachgewiesen
ist, treten selbstverständlich die Kosten der jeweiligen Alternativen bei der Apparateauswahl
stark in den Vordergrund. Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung bezüglich der Investitionskosten,
der Betriebskosten und der kostenmäßigen Auswirkungen auf den Gesamtprozess (vor- und
nachgeschaltete Prozessstufen) für jeden ins Auge gefassten Apparatetyp bildet einen
wesentlichen Bestandteil der endgültigen Entscheidung. Innerhalb der vorliegenden Arbeit
soll jedoch die Optimierung der Apparateauswahl unter verfahrenstechnischen
Gesichtspunkten im Vordergrund stehen. Die Wirtschaftlichkeit wird insofern betrachtet, als
die Trenngeräte hinsichtlich ihrer Anschaffungs- und Betriebskosten allgemein verglichen
werden. Offensichtlich unwirtschaftliche Alternativen sollen ausgeschlossen bzw. nicht
weiterverfolgt werden. Eine detaillierte Kostenrechnung erfordert zu viele unzugängliche
Informationen seitens der Hersteller und der Anwender und ist im Rahmen dieser Arbeit nicht
durchführbar.
2.5.3.1 Nutzwertanalyse
In diesem Abschnitt wird das Hauptziel der Apparateauswahl, nämlich die zur Lösung des
vorliegenden Trennproblems der Klärschlammentwässerung günstigsten Apparate zu finden,
in Teilziele untergliedert und diese anschließend hinsichtlich ihrer Bedeutung für das
Hauptziel gewichtet. Im nächsten Schritt werden soweit möglich, die Eigenschaften der in
Frage kommenden Geräte bezüglich ihrer Teilzielerfüllung quantifiziert und bewertet. Auf
Teilziel 1 2.5.3 Endauswahl 63
diese Weise ist es möglich, sich ein Bild darüber zu verschaffen, welche der Geräte die
gestellten Anforderungen besser erfüllen als andere.
Der prinzipielle Ablauf einer Nutzwertanalyse wurde bereits in Kapitel 2.4.2 erläutert. Die
Vorgehensweise orientiert sich an der Arbeit von Blaß [1989].
Gemäß der in Kapitel 2.5.2 getroffenen Vorauswahl werden folgende Trenngeräte näher
betrachtet:
1. Dekanter
2. Siebbandpresse
3. Vakuumtrommelfilter
4. Kammerfilterpresse
5. Membranfilterpresse
6. Hochdruck-Röhrenfilterpresse
Das Hauptziel Z1, die Identifikation des günstigsten Trenngerätes, wird wie in Bild 2.16
dargestellt, in Zielbereiche Zij und Teilziele Zijk bzw. Zijkl untergliedert.
Zielbereiche sind dabei die funktionellen und bautechnischen Apparateeigenschaften sowie
die Kosten (siehe Bild 2.16, 2. Spalte). Die Teilziele werden im Einklang mit den
gewünschten Produkteigenschaften und den Prozessanforderungen je nach vorliegendem
Trennproblem definiert. Sie sollten möglichst unabhängig voneinander sein. Aus diesem
Grund wurde z.B. auf das Teilziel „niedrige Personalkosten“ verzichtet, da es eng mit dem
Teilziel „gute Automatisierbarkeit“ zusammenhängt.
Nachfolgend werden die hier speziell für das Trennproblem „Klärschlamm“ definierten
Teilziele erläutert.
Funktionelle Apparateeigenschaften: Dasjenige Trenngerät wird als das geeignetere
eingestuft,
o das den Klärschlamm bis zu einer möglichst niedrigen Restfeuchte entwässert (Z114).
o das die abgetrennte Flüssigkeit möglichst klar austrägt (Z112).
o das im Hinblick auf Personalersparnis und Betriebssicherheit eine Automatisierung
des Trennvorganges ermöglicht (Z111).
o das möglichst unempfindlich gegen Schwankungen der Eigenschaften des zulaufenden
Klärschlammes ist (Z113).
Bautechnische Apparateeigenschaften: Dasjenige Trenngerät wird als das geeignetere
eingestuft,
o das zur Erfüllung der gestelten Trennaufgabe ein möglichst niedriges Hallenvolumen
benötigt (Z122)
64 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
o das im Hinblick auf die Geruchsbelästigung und die enthaltenen Krankheitserreger
den Klärschlamm möglichst gut gegen die Umgebung abschirmt (Z121):
Kosten: Die Kosten des auszuwählenden Trenngerätes sollen möglichst gering sein. Sie
setzen sich zusammen aus:
o Investitionskosten, und zwar für den Trennapparat selbst (Z1322) und für die benötigte
Peripherie (Pumpen, Leitungen, Steuerung, Zusatzaggregate etc.)(Z1321).
o Betriebskosten, die zu unterteilen sind in Kosten für Strom, Pressluft etc. (Z1312) und
Kosten für benötigte Flockungsmittel oder andere Hilfsmittel (Z1311)
Bild 2.16: Für das Trennproblem „Klärschlamm“ definierte Zielbereiche und Teilziele
Die einzelnen Teilziele werden gemäß Bild 2.17 mit Gewichtungsfaktoren gi zwischen null
und eins gewichtet. Jedes Kästchen steht dabei für das entsprechende Teilziel bzw. für den
entsprechenden Zielbereich. Innerhalb der Kästchen befindet sich im linken Feld jeweils die
Gewichtung bezüglich des nächst höheren Ziels, im rechten Feld ist die Gewichtung
Teilziel 1 2.5.3 Endauswahl 65
bezüglich des Hauptziels notiert die sich durch Multiplikation der Bewertungsfaktoren bis
zum Hauptziel ergibt. So verfügt z.B. das Teilziel Z111 (Automatisierbarkeit) bezüglich des
Zielbereichs Z11 (Funktionelle Apparateeigenschaften) über die Gewichtung 0,15, bezüglich
des Hauptziels Z1 (Finden des günstigsten Trenngerätes) über die Gewichtung
0,15 * 0,4 = 0,06. Die Summe aller Faktoren, die im rechten Feld in den Kästchen am Ende
des Gewichtungsbaumes stehen ergibt eins. Sie stellen die Gewichtungen der einzelnen
Teilziele innerhalb der Nutzwertanalyse dar.
Von den definierten Teilzielen erhalten die erreichbare Restfeuchte (Z114) und die
Investitions- und Betriebskosten (Z132 und Z131) eine vergleichsweise hohe Gewichtung, da
das Ziel der Trennaufgabe die möglichst weitgehende und billige Entwässerung des
anfallenden Klärschlammes ist. Auch die Filtratklarheit (Z112) ist ein wichtiges
Prozessergebnis und wird entsprechend hoch bewertet.
Bild 2.17: Gewichtung der Teilziele bei der Bewertung von Apparaten zur Klärschlamment-
wässerung
Je nach Anwendungsfall kann die Untergliederung in Teilziele bzw. deren Gewichtung anders
ausfallen als hier gezeigt. Wie bereits in Kapitel 2.4.2 erwähnt, bilden die selbständige
Definition der Teilziele und das Festlegen der Gewichtungsfaktoren die kritischen Punkte der
66 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
Nutzwertanalyse, welche die Anwendbarkeit und die Genauigkeit dieser Methode beträchtlich
erhöhen, wofür aber auch ein gewisses Maß an Spezialwissen erforderlich ist.
Um nun die betrachteten Trenngeräte bewerten zu können, müssen ihre Eigenschaften
bezüglich der einzelnen Zielbereiche quantifiziert werden. Dabei werden den sechs zur
Auswahl stehenden Geräten Leistungsziffern von 1 (bestes Gerät bezüglich der jeweiligen
Teilzielerfüllung) bis 6 (schlechteste Teilzielerfüllung) zugeordnet. Falls eine eindeutige
Rangfolge hinsichtlich eines Teilzieles nicht erstellt werden kann, werden die
Bewertungszahlen angeglichen, jedoch stets so, dass ihre Summe jeweils 21 ergibt.
In einigen Fällen ist es nicht möglich, präzise Aussagen über die relative Leistungsfähigkeit,
die genauen Kosten oder sonstige Gerätemerkmale zu treffen. Hier gilt, dass die Menge der
zur Verfügung stehenden Informationen selbstverständlich mitentscheidend für die
Richtigkeit und die Genauigkeit einer Nutzwertanalyse ist. Falls keine Informationen
bezüglich eines oder mehrerer Teilziele vorhanden sind, müssen die Bewertungszahlen
vereinheitlicht werden oder man muss den betreffenden Bereich aus der Analyse streichen.
Tabelle 2.3: Bewertung der Trenngeräte bezüglich ihrer Teilzielerfüllung
Teilziel Index Dekanter
Vakuum-
Trommel-
filter
Siebband-
presse
Kammer-
filterpresse
Membran-
filterpresse
Hochdruck
Röhren-
filterpresse
Automatisierung Z111 2 2 2 5 5 5
Filtratklarheit Z112 5 4,5 4 2,5 2,5 2,5
Unempfindlichkeit Z113 2 5 5 3 3 3
Restfeuchte Z114 4,5 5 4,5 3,2 2,8 1
Kapselung Z121 1 3 5 5 5 2
spez.
Apparatevolumen Z122 1 5 4 2,5 2,5 6
spez.
Apparatekosten Z1322 3 2,5 2 3,5 4 6
Peripheriekosten Z1321 1,5 3,5 3,5 3 4,5 5
Energiekosten Z1312 4 3 2 3 4 5
Filterhilfsmittel-
bedarf Z1311 6 2,5 5 3 2,5 2
Die Informationen für die in Tabelle 2.3 durchgeführte Bewertung der Trenngeräte stammen
größtenteils aus Literatur, die sich mit Klärschlammaufbereitung befasst (Scordialo [1976];
Loll [1992]; Leschber, ATV-Handbuch Klärschlamm [1996]; Thomé-Kozmienski [1997]), da
Teilziel 1 2.5.3 Endauswahl 67
die Geräteleistungen (Restfeuchte, Filtratklarheit, Flockungsmittelverbrauch) bei der
Verarbeitung anderer Produkte kaum übertragbar sind. So wird z.B. die durchschnittliche
erreichbare Klärschlammrestfeuchte bei Dekantern und Siebbandpressen auf 70 – 75 %, bei
Trommelfiltern auf < 75 %, bei Kammer- und Membranfilterpressen auf ca. 65 – 60 % und
bei Röhrenfilterpressen auf bis zu 40 % beziffert.
Für Informationen bezüglich Energiebedarf, Apparatevolumen und Apparatekosten wurden
Beiträge von Blaß [1989, 1991] (Anhang A2-13) sowie anderer in Kapitel 2.4 genannter
Autoren herangezogen. Hinsichtlich der Automatisierungsmöglichkeiten sind kontinuierliche
Geräte einheitlich besser bewertet als diskontinuierliche. Die offene Bauweise von
Siebbandpressen und Filterpressen bewirkt, dass sie bezüglich des Teilzieles „Kapselung“
schlechter bewertet werden als Dekanter und Röhrenfilterpressen. Trommelfilter liegen in der
Bewertung zwischen den genannten Gerätetypen, da hier eine Kapselung etwas weniger
aufwendig ist als bei Filterpressen.
Nachdem die Bewertung abgeschlossen ist, erfolgt die Berechnung der sogenannten
Nutzwertzahl jeder Alternative (siehe Tabelle 2.4). Hierfür werden für jedes Gerät die
Leistungszahlen mit den dazugehörigen Gewichtungsfaktoren multipliziert und anschließend
addiert. Die kleinste Nutzwertzahl zeigt die laut Nutzwertanalyse günstigste Alternative an.
Tabelle 2.4: Berechnung der Nutzwertzahlen
Dekanter
Vakuum-
trommel-
filter
Siebband-
presse
Kammer-
filterpresse
Membran-
filterpresse
Hochdruck-
Röhren-
filterpresse
Z111 * 0,06 0,12 0,12 0,12 0,3 0,3 0,3
Z112 * 0,12 0,6 0,54 0,48 0,3 0,3 0,3
Z113 * 0,06 0,12 0,3 0,3 0,18 0,18 0,18
Z114 * 0,16 0,72 0,8 0,72 0,512 0,448 0,16
Z121 * 0,12 0,12 0,36 0,6 0,6 0,6 0,24
Z122 * 0,08 0,08 0,4 0,32 0,2 0,2 0,48
Z1311 * 0,096 0,72 0,3 0,6 0,36 0,3 0,24
Z1312 * 0,064 0,48 0,36 0,24 0,36 0,48 0,6
Z1321 * 0,144 0,096 0,224 0,224 0,192 0,288 0,32
Z1322 * 0,096 0,288 0,24 0,192 0,336 0,384 0,576
∑∑ 3,344 3,644 3,796 3,34 3,48 3,396
Mit der hier vorgenommenen Zieleinteilung und Gewichtung sowie den zur Verfügung
stehenden Informationen ergibt sich, dass Dekanter und Kammerfilterpressen die für die
Klärschlammentwässerung günstigsten Trenngeräte sind. Trotz mäßigen Leistungen
68 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
hinsichtlich Restfeuchte und Filtratklarheit setzt sich der Dekanter aufgrund seiner
Vielseitigkeit, Unempfindlichkeit, des vergleichsweise geringen Platzbedarfes, der
geschlossenen Bauweise und den guten Automatisierungsmöglichkeiten durch. Nachteile
liegen im hohen Flockungsmittelverbrauch, was die Betriebskosten erhöht. Die Stärken der
Kammerfilterpresse liegen in der niedrigen erreichbaren Produktrestfeuchte und der guten
Filtratklarheit. Nachteilig sind die schlechten Automatisierungsmöglichkeiten und die offenen
Bauweise dieses Filtertyps. Membranfilterpressen sind teuer in Anschaffung und Betrieb,
gleichen diese Nachteile jedoch teilweise durch niedrige erzielbare Restfeuchtewerte aus.
Dies gilt insbesondere für die stellvertretend für alle Hochdruckapparate aufgeführte
Hochdruck-Röhrenfilterpresse, bei der hohe Investitionskosten durch exzellente
Restfeuchtewerte aufgefangen werden, sodass sie eine durchaus anwendbare Alternative
darstellt (vorausgesetzt das Erreichen einer niedrigen Produktrestfeuchte hat hohe Priorität).
Siebbandpressen werden vergleichsweise schlecht bewertet, was vor allem an ihrer
Empfindlichkeit gegenüber Schwankungen der Zulaufeigenschaften und dem relativ hohen
Flockungsmittelverbrauch liegt (Klärschlamm muss bei der Aufgabe auf eine Siebbandpresse
eine bestimmte Konsistenz haben und zuvor homogenisiert werden). Auch die offene
Betriebsweise und der relativ hohe Platzbedarf wirken sich negativ aus. Dennoch werden
Siebbandpressen in der Praxis durchaus eingesetzt, was an ihrer Einfachheit und den
vergleichsweise geringen Investitionskosten liegen dürfte. Auch können sie relativ leicht mit
Zusatzaggregaten wie z.B. Hochdruckwalzen nachgerüstet bzw. kombiniert werden. Bei
optimaler Einstellung können mit Siebbandpressen gute Entfeuchtungsergebnisse erzielt
werden. In der Praxis liegen die Ergebnisse in der Regel jedoch deutlich unter dem optimalen
Wert [Leschber, ATV].
Trommelfilter werden ebenfalls relativ schlecht eingestuft. Tatsächlich wurden Trommelfilter
in der Abwasseraufbereitung größtenteils von Dekantern, Filterpressen oder Siebbandpressen
verdrängt. Lediglich wo Filterhilfsstoffe wie Eisenchlorid, Asche oder Kalk billig zur
Verfügung stehen, werden sie gelegentlich noch eingesetzt [Leschber, ATV]. Trommelfilter
erreichen nur mäßige Restfeuchtewerte, sind aber auch kostenmäßig im Fall der
Klärschlammentwässerung anderen Alternativen unterlegen.
Allgemein lässt sich sagen, dass alle betrachteten Geräte in einem relativ engen
Bewertungsfenster liegen, was einerseits durch die Praxis bestätigt wird, wo tatsächlich
verschiedene Typen eingesetzt werden. Zum anderen wurde im vorliegenden Fall eine
gründliche Vorauswahl getroffen, sodass ungeeignete Geräte von vorneherein ausgeschlossen
wurden. Bei anderen Trennproblemen als der Klärschlammentwässerung kann die
Nutzwertanalyse zum Teil wesentlich eindeutiger ausfallen (vgl. Blaß [1989] S. 775).
Wie erwähnt können in gewissen Anwendungsfällen aber auch die Zieluntergliederung und
die Gewichtungsfaktoren vom hier vorgeschlagenen Aussehen abweichen, sodass andere
Bewertungen zustande kommen.
Teilziel 1 2.5.3 Endauswahl 69
Die Nutzwertanalyse ist ein gutes Hilfsmittel für die Apparateauswahl, sofern ausreichend
Informationen über das Trennproblem und vor allem über die Leistungsmerkmale und
Spezifikationen der Trenngeräte zur Verfügung stehen. Es kommt jedoch vor, dass
ausgewählte Trenngeräte im Betrieb dennoch versagen, was auf verfahrenstechnische
Vorgänge zurückzuführen ist, die von der Nutzwertanalyse nicht erfasst werden. Hierzu zählt
beispielsweise die Transportierbarkeit des Sediments in einem Dekanter, die besonders bei
feinkörnigem Material wie Klärschlamm ein großes Problem darstellen kann (Karolis [1986]).
Im folgenden Abschnitt werden für Pressfilter und Dekanter weitergehende
Auslegungsversuche beschrieben. Vor allem im Fall von Dekantern wird dabei deutlich, dass
auf Pilotversuche zurückgegriffen werden muss, da die vorhandenen Laborversuche nicht
ausreichen, um das Materialverhalten in der Maschine ausreichend vorherzusagen.
Da eine weiterführende Untersuchung des Trennproblems bzw. die durchzuführenden
Versuche sehr gerätespezifisch sind, ist es sinnvoll, die einzelnen Geräteklassen getrennt zu
betrachten.
2.5.3.2 Weiterführende Versuche
a) Pressfilter:
Das Wirkprinzip von Pressfiltern basiert auf der Einwirkung eines Druckes auf das
Feststoffgerüst eines Filterkuchens oder Sediments. Dabei hängt die Entwässerbarkeit des
Stoffsystems von dessen Kompressibilität, d.h. der Druckabhängigkeit das
Haufwerksvolumens ab. Der Druck bewirkt eine Umlagerung und gegebenenfalls eine
Deformation der Partikeln, was dazu führt, dass sich die Haufwerksporosität verringert
und in den Hohlräumen befindliche Flüssigkeit ausgepresst wird.
Im Hinblick auf die Apparateauswahl müssen diejenigen Stoffsystemeigenschaften, die
den größten Einfluss auf das Prozessergebnis besitzen und messtechnisch erfassbar sind,
identifiziert werden. Auf diese Weise soll eine Verknüpfung von
Stoffsystemeigenschaften und Prozessparametern bzw. Gerätespezifikationen ermöglicht
werden.
Während des Pressens hängt die Menge der abpressbaren Flüssigkeit von der
Porositätsänderung und der Abtransport der verdrängten Flüssigkeit vom
Kuchenwiderstand ab. Die Porositätsänderung und die Zunahme des Kuchenwiderstandes
infolge der Verdichtung des Kuchens kennzeichnen einen Auspressvorgang eindeutig
[Tittel]. Ferner ist damit eine Aussage über die Kompressibilität und die erreichbare
Entfeuchtung des Systems in Abhängigkeit des Feststoffdruckes möglich. Anders als die
Porosität und der Kuchenwiderstand, die weitgehend vom lokalen Feststoffgerüstdruck
abhängen [Tiller] und somit entlang der Kuchenhöhe verschieden sind (höherer
Verdichtung und größerer Filtrationswiderstand in der Nähe des Filtermediums), ist die
Kompressibilität eine integrale Haufwerkseigenschaft. Laut Tittel ist es günstiger, das
70 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
Auspressverhalten eines Stoffsystems zunächst über integrale Eigenschaften wie die
Kompressibilität zu kennzeichnen, da die Eigenschaften mit Verteilungscharakter
(Partikelgrößenverteilung, Porosität, Struktur der Schüttschicht, Grenzflächen-
eigenschaften etc.) in komplexer Wechselwirkung zueinander stehen und daher
messtechnisch kaum einzeln erfassbar sind. Die Kenntnis des Einflusses der lokalen
Haufwerkseigenschaften auf das Prozessergebnis wäre für eine physikalisch begründete
Modellierung zwar nötig, der hierfür erforderliche Aufwand ist jedoch für den zu
erwartenden Informationsgewinn zu hoch.
Die Abhängigkeit der Porosität und des Filtrationswiderstandes vom Feststoffgerüstdruck
lassen sich u. a. durch den Ansatz von Shirato [1979] beschreiben (siehe die Gleichungen
(5.1) und (5.2)).
(5.1)
(5.2)
Hierbei ist ε die Porosität, ε0 die Anfangsporosität, pS der Feststoffgerüstdruck, pS,0 der
Anfangsgerüstdruck, α der massenspezifische Kuchenwiderstand, α0 der
Anfangskuchenwiderstand, β der Kompressibilitätskoeffizient der Porosität und n der
Kompressibilitätskoeffizient des Kuchenwiderstands.
Die Summe (n + β) der Exponenten aus den Gleichungen (5.1) und (5.2) wird sowohl von
Tiller und Hsyung [1993] als auch von Tittel [1993] als charakteristische Größe zur
Beurteilung des Materialverhaltens herangezogen. Dabei gilt die folgende Einteilung in
Kompressibilitätsklassen:
Tabelle 2.5: Kompressibilitätsklassen
Wertebereich Materialeigenschaft
(n + β) = 0 inkompressibel
n < 0,4 (n + β) < 0,45 wenig kompressibel
0,4 < n < 0,6 0,45 < (n + β) < 0,8 mäßig kompressibel
n > 0,6 (n + β) > 0,8 kompressibel
0,8 < (n + β) < 2 hochkompressibel
(n + β) > 2 superkompressibel
Zur Bestimmung der Kompressibilitätseigenschaften wird eine C-P-Zelle (compression-
permeability-cell) verwendet [Alles]. Anhand der gewonnenen Daten können die
( )β
+⋅ε−=ε−
0,S
S0 p
p111
n
0,S
S0 p
p1
+⋅α=α
Teilziel 1 2.5.3 Endauswahl 71
Koeffizienten n und β durch nichtlineare Regression ermittelt werden. Eine Beschreibung
der C-P-Zelle und der Versuchsdurchführung befindet sich in Anhang A1-4.
Wie bereits erwähnt müssen bei der Apparateauswahl die Stoffsystemeigenschaften, in
diesem Fall die Kompressibilität, mit den Prozessparametern bzw. den Gerätemerkmalen
verknüpft werden. Aus technischen und ökonomischen Gründen gilt dabei, dass das
gewünschte Prozessergebnis (geringe Restfeuchte) mit einem möglichst geringen Druck
realisiert werden sollte. Experimentelle Untersuchungen [Tittel] zeigen, dass
Niederdruckapparate zunächst effektiver für die Entwässerung kompressibler Schlämme
eingesetzt werden können, Hochdruckapparate dagegen bei wenig kompressiblen
Materialien wirtschaftlicher sind.
Ist also durch eine Vorauswahl die Eignung von Pressfiltern wie im Fall der
Klärschlammentwässerung bestätigt, empfiehlt es sich, mit Hilfe von C-P-Daten zu
klären, ob Hoch-, Mittel- oder Niederdruckapparate die wirtschaftlichste Alternative
darstellen. Das nachfolgende Schema (Bild 2.18) verdeutlicht nochmals die Schritte, die
dabei zu durchlaufen sind.
Tabelle 2.6 zeigt eine Auflistung von Pressfiltern und ihre Einteilung gemäß ihres
Betriebsdruckes.
Bild 2.18: Auswahl von Pressfiltern nach Tittel [1993]
72 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
Tabelle 2.6: Pressapparate
Niederdruckpressen
p < 20 bar
Mitteldruckpressen
20 bar < p < 50 bar
Hochdruckpressen
p > 50 bar
Kammerfilterpresse
bis 16 bar
CHP-Hochdruckfilterpresse
ca. 20 bar
Wringpresse SICO-W.A.P.
ca. 100 bar
Pressfilterautomat
ca. 16 bar
SICO-C.A.P.-Presse
Flächendruck bis ca. 30 bar
Hochdruckröhrenfilterpresse
ca. 110 bar
Siebbandpresse bzw. Band-
filterpresse; ca. 2,5 bar
Hochdruckkammerfilterpresse
ca. 60 – 80 bar
Klein-Hochdruck-
Bandpresse HP; ca. 16 bar
Der Einsatz von Hochdruckapparaten ist nicht nur dann gerechtfertigt, wenn ein wenig
kompressibles Produkt vorliegt, sondern auch im Anschluss an die Entwässerung
kompressibler Produkte mit konventionellen Pressfiltern, wenn die geforderte Restfeuchte
mit diesen nicht erreicht werden kann. Ferner spielt auch die Verkürzung der notwendigen
Presszeiten durch den Einsatz von hohen Drücken eine Rolle. Es muss jedoch (z.B. durch
Anwendung der oben beschriebenen Methode) vermieden werden, dass Schlämme gleich
mit teuren Hochdruckapparaten entwässert werden, wenn eine Vorentwässerung mit
konventionellen Trenngeräten (Filter, Zentrifuge) und eine anschließende
Nachentwässerung unter Einsatz von hohen Drücken wirtschaftlicher wäre.
b) Dekanter:
In diesem Kapitel sollen soweit vorhanden weiterführende Versuche für die
Eignungsprüfung von Dekantern beschrieben werden. Die Funktionsweise eines
Dekanters wurde bereits in Kapitel 2.3.3 erläutert. Die Entfeuchtung feinkörniger
Schlämme in Dekantern erfolgt nach dem Prinzip der Kompression, d.h. das Sediment
wird unter der Wirkung des Zentrifugalfeldes zusammengepresst. Eine Porenabströmung
der Flüssigkeit findet nicht statt, das Haufwerk bleibt stets gesättigt. Für das
Verfahrensergebnis entscheidende Faktoren sind der Pressdruck, der von der
Sedimenthöhe und der Zentrifugalbeschleunigung abhängt, und die Pressdauer im
Dekanter, die an die Verweilzeit gebunden ist [Alt, Gösele]. Ein weiterer wichtiger Punkt
besteht in der Transportierbarkeit des Sediments durch die Förderschnecke. Besonders bei
Materialien mit einem hohen Feinkornanteil, wie z.B. bei Klärschlamm, tritt ein
Zurückfließen des Sediments konusabwärts auf, was die Klärwirkung verschlechtert und
sogar zu einem Verstopfen der Maschine führen kann. Der Grund hierfür ist, dass die
innere Reibung des Sediments nicht groß genug ist. Die Probleme beim Feststofftransport
feinkörniger Sedimente in Dekantern wurden ausführlich von Karolis [1986] beschrieben.
Teilziel 1 2.5.3 Endauswahl 73
Zusätzlich zu den beschriebenen Effekten wurde beobachtet, dass durch den Eintrag von
Scherkräften auf ein Sediment (z.B. durch Rühren oder auch durch den Einfluss einer
Förderschnecke) dessen Entwässerung verbessert werden kann [Zhu 1997, Flory 1989].
Einfache Sedimentationsversuche in einem Becherglas sind nicht geeignet, die komplexen
Vorgänge in einem Dekanter zu erfassen und dessen Auslegung zu ermöglichen. Für die
Vorauswahl dieses Gerätetyps sind sie zwar nützlich, für die weiterführende
Untersuchung des Trennverhaltens eines Schlammes in einem Dekanter jedoch
unzureichend. Mehr Informationen lassen sich aus Versuchen mit Laborzentrifugen
gewinnen. Die von Day [1974] empfohlene Vorgehensweise, bei der eine
Laborröhrenzentrifuge (ca. 1000 g) verwendet wird, wurde bereits in Kapitel 4.1
beschrieben. Arbeiten von Stahl [1975] und Redeker [1980] beinhalten Versuche mit
Becherzentrifugen. Jedoch sind für kompressible Materialien auch mit diesen Versuchen
keine quantitativen Aussagen über die Klär- und Durchsatzleistung eines Dekanters sowie
die Konsistenz des Sediments möglich [Alt, Gösele]. Für die zu erwartende
Endrestfeuchte können nur Anhaltswerte ermittelt werden. Der Grund hierfür ist, dass
sowohl der Turbulenzeinfluss als auch die zusätzliche Pressung und Scherung durch die
Transportschnecke nicht erfasst werden. Ebenso ist die tatsächliche Sedimenthöhe im
Dekanter meist unbekannt (vgl. Karolis).
Ein weiterer gravierender Nachteil vieler Laborversuche besteht darin, dass das
Flockungsverhalten (die Schlammentwässerung mit Dekantern erfolgt fast ausschließlich
unter Zugabe von Flockungsmitteln) einer Suspension nicht unter tatsächlich in der
Zentrifuge vorliegenden Bedingungen untersucht werden kann. Die schlagartige
Beschleunigung der flockungsmittelhaltigen Suspension nach Eintritt in die Zentrifuge
(meist wird das Flockungsmittel direkt in das Einlaufrohr des Dekanters eingespritzt),
sowie die Scherbeanspruchung durch die Schnecke und die turbulente Strömung werden
durch Becherglas- und Becherzentrifugentests nicht erfasst. Zudem ist die Wirkungszeit
des Flockungsmittels im realen Dekanter nur sehr kurz. Dies alles hat zur Folge, dass die
effektive Größe und Festigkeit der Agglomerate im Dekanter von den im Laborversuch
beobachteten Eigenschaften abweicht. Da die Klärwirkung, das Kompressionsverhalten
des Sediments und damit auch die Förderbarkeit durch die Schnecke stark vom
Flockungszustand abhängen, sind mit den beschriebenen Versuchen somit keine
verlässlichen Aussagen hinsichtlich dieser Eigenschaften möglich. Ferner können der
erreichbare Durchsatz und der tatsächliche Flockungsmittelbedarf im späteren Betrieb
nicht ausreichend genau ermittelt werden.
Es besteht offensichtlich der Bedarf nach Laborversuchen, mit denen das Sedimentations-
und Kompressionsverhalten sowie die rheologischen Eigenschaften geflockter
Suspensionen unter tatsächlich in einem Dekanter herrschenden Bedingungen untersucht
werden können.
74 2.5 Zur Apparateauswahl bei der Entwässerung von Schlämmen Teilziel 1
Ein Beitrag hierzu ist die sogenannte Scheibenzentrifuge, die am Institut für Mechanische
Verfahrenstechnik und Mechanik der Universität Karlsruhe entwickelt wurde [Adam].
Die Komplexität der Vorgänge in einem Dekanter und der erwähnte Mangel an
Laborversuchen, die genaue Vorhersagen ermöglichen, sind der Grund, weshalb die
Endauswahl und Auslegung dieses Maschinentyps hauptsächlich anhand von
Pilotversuchen erfolgt. Dabei können folgende Parameter variiert werden:
Trommeldrehzahl, Differenzdrehzahl, Durchsatz, Niveauhöhe und Flockungsmittelmenge.
Auch die Position des Einlaufrohres sowie die Spaltweite zwischen Schneckenblatt und
Trommel kann unter Umständen verändert werden. Die Übertragung der Ergebnisse aus
den Pilotversuchen auf den Großmaßstab ist problematisch (vgl. hierzu Gösele [1980]
sowie Alt und Gösele [1982]). Allgemein lässt sich sagen, dass ein guter
Schlammdekanter über einen relativ flachen Konuswinkel (5-10°), eine geringe Spaltweite
und eine möglichst raue Trommelinnenwand verfügen sollte [Karolis].
Die Aussagekraft verschiedener Versuche bei der Auslegung von Dekantern ist nochmals
in Tabelle 2.7 zusammengefasst.
Tabelle 2.7:Dekanterversuche und ihre Aussagekraft
Versuch Aussagen zur
Klärwirkung
Aussagen zur
Entfeuchtung
Aussagen zum
Feststofftransport
Standzylinder Ja/Nein-Aussage mit
Vorbehalt
-- --
Becher-
zentrifuge
Ja/Nein-Aussage;
quantitative Aussage
unzureichend
-- --
Siebbecher-
zentrifuge
-- quantitative Aussage
bei inkompressiblen
Produkten; bei
kompressiblen Pro-
dukten unzureichend
--
Scheiben-
zentrifuge
Beurteilung der
Sedimentationskinetik
und der Effizienz von
Flockungsmitteln
Beurteilung der
Kompressionskinetik
bisher noch nicht
möglich
Pilotdekanter quantitative
Hochrechnung mit
Vorbehalt
quantitative
Hochrechnung
In kritischen Fällen
keine
Übertragbarkeit
Teilziel 1 2.5.3 Endauswahl 75
2.6 Zusammenfassung
Aufgabe des vorliegenden Teilzieles war es, eine Vorgehensweise für die Auswahl von Fest-Flüssig-Trenngeräten zu erarbeiten. Es war zu klären, welche Faktoren bei der Apparateauswahl zu beachten sind und wie diese möglichst effektiv mit Hilfe einer Auswahlmethodik miteinander verknüpft werden können. Hierzu wurden zunächst die zu diesem Thema vorhandenen Literaturstellen sowie die gegenwärtig für Entwässerungsaufgaben eingesetzte Trenngeräte näher betrachtet. Die erarbeitete Vorgehensweise wurde anschließend anhand eines typischen Schlamm-entwässerungsproblems verdeutlicht und überprüft. Zunächst wurden die Faktoren, die einen Einfluss auf die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung haben bzw. haben können, zusammengetragen und erläutert. Sie wurden dabei in Zulaufparameter, gewünschte Produkteigenschaften, prozessbedingte und ökonomische Faktoren sowie Gerätemerkmale untergliedert. Diese Aufzählung kann als Checkliste dienen, die es ermöglicht, Punkt für Punkt zu klären, welche Aspekte bei der Lösung eines vorliegenden Trennproblems zu beachten sind. Anschließend wurden die wichtigsten Typen von Fest-Flüssig-Trenngeräten hinsichtlich Aufbau, Funktionsweise und typischer Anwendungsgebiete beschrieben. Im Rahmen einer Literaturrecherche wurden zahlreiche Beiträge zur Apparateauswahl gesammelt, kategorisiert und bewertet. Dabei wurden die darin enthaltenen Daten und Informationen, die für die richtige Auswahl eines Trenngerätes wertvoll sind, erfasst und dargestellt. Es bestätigte sich, dass es keine allgemeingültigen Standardansätze für die Apparateauswahl in der Fest-Flüssig-Trennung gibt. Die meisten Beiträge verstehen sich zum größten Teil als Hilfsmittel, um den Kreis der in Frage kommenden Geräte möglichst weit einzuengen bzw. um die Auswahl falscher Geräte zu verhindern. Der Verzicht auf aufwendige Eignungs- und Auslegungsversuche im halbtechnischen Maßstab ist in den meisten Fällen nicht möglich. Bei der Suche nach einer effektiven Struktur für eine Auswahlmethodik stellte sich heraus,
dass es sinnvoll ist, den Auswahlprozess in eine Vor- und eine Endauswahl zu unterteilen.
Innerhalb der Vorauswahl sollen durch eine vorläufige Definition der Prozessanforderungen
und anhand einfacher Laborversuche mit der zu trennenden Suspension (Filtrationstest,
Sedimentationstest, ggf. Flockungsmitteltest) potentiell anwendbare Geräte identifiziert
werden. Dies erfolgt durch Vergleich der erhaltenen Ergebnisse mit einer sogenannten
Wissensbasis, einer Datenbank, in der die erhältlichen Trenngeräte und ihre
Leistungsmerkmale und Spezifikationen enthalten sind. Das ideale Werkzeug für die
Vorauswahl ist ein sogenanntes Expertensystem. Dabei handelt es sich um ein
Computerprogramm, das nach Eingabe der das Trennproblem charakterisierenden Daten in
der Lage ist, eine bewertete Rangfolge möglicher Lösungsalternativen auszugeben. Bis zu
einer gewissen Ausgereiftheit sind solche Expertensysteme bereits vorhanden.
In der Endauswahl werden durch eine eingehendere Betrachtung der Prozessbedingungen,
weiterführende Versuche und Wirtschaftlichkeitsrechnungen die günstigsten Apparate bzw.
76 2.6 Zusammenfassung Teilziel 1
Apparatekombinationen aus der Vorauswahlliste ausgewählt. Der zeitliche und
experimentelle Aufwand ist dabei zwangsläufig höher als während der Vorauswahl.
Falls nötig müssen daran anschließend mit wenigen Geräten Pilotversuche durchgeführt
werden, um zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen.
Die beschriebene Methode verhindert, dass zuviel Zeit und Geld für letztlich ungeeignete
Alternativen aufgewendet werden.
Für den Bereich der Endauswahl sind Expertensysteme gegenwärtig noch nicht ausgereift
genug. Fest-Flüssig-Trennprobleme sind einerseits zu komplex und zu schwer mathematisch
zu beschreiben, um die Apparateauswahl vollständig mittels eines Computerprogramms
durchführen zu können. Andererseits besteht teilweise ein Mangel an aussagekräftigen
Experimenten, um wichtige Suspensionsparameter zu erfassen und das Materialverhalten in
bestimmten Trenngeräten (z.B. in Dekantern) vorhersagen zu können.
Für die Vorauswahl wurden Informationen und Vorgehensweisen aus den besten in der
Literatur befindlichen Beiträgen zur Apparateauswahl kombiniert.
Wie ein Vergleich zeigte, enthielt die erhaltenen Vorauswahlliste alle in der Praxis zur
Klärschlammentwässerung eingesetzten Apparatetypen. Daraus kann geschlossen werden,
dass die angewandte Vorauswahlmethode tatsächlich dazu dienen kann, für die Lösung eines
Trennproblems potentiell anwendbare Geräte zu identifizieren.
Im Rahmen der Endauswahl wurde eine Nutzwertanalyse durchgeführt, um zu klären, welche
der in Frage kommenden Geräte bei eingehender Betrachtung der erreichbaren
Prozessergebnisse und der Kosten die günstigsten Alternativen sind.
Dabei wurden bei den speziell für die Klärschlammentwässerung angesetzten Prioritäten und
Gewichtungen Dekanter und Kammerfilterpressen am besten beurteilt.
Abschließend wurden deshalb weiterführende Untersuchungsmethoden für die Auswahl bzw.
Auslegung von Pressfiltern und Dekantern beschrieben.
Im Falle von Pressfiltern wurde aufgezeigt, wie die Apparateauswahl anhand von
Informationen über die Kompressibilität des zu entwässernden Schlammes und eine
entsprechende Einteilung in Kompressibilitätsklassen erfolgen kann.
Es wurde deutlich, dass bei der Auslegung von Dekantern großer Bedarf an
aussagekräftigeren Laborversuchen besteht, mit deren Hilfe Vorhersagen über das
rheologische Verhalten und die Transportierbarkeit von Schlämmen in der Maschine gemacht
werden können. In bisher vorhandenen Versuchsapparaturen können die tatsächlich in einem
Dekanter herrschenden Bedingungen, besonders bei der Trennung feinkörniger, geflockter
Suspensionen nur sehr eingeschränkt simuliert werden.
3 Teilziel 2: Entwurf, Herstellung und Versendung der Laborfilterapparatur „Filtratest“ in Zusammenarbeit mit Bokela. Inbetriebnahme und Testbetrieb der Querstromfilterapparatur von NIICHIMMASH
3.1 Einleitung
Im Rahmen dieses Teilzieles galt es von den Kooperationspartner in Deutschland und
Russland Filtrationsapparaturen zu bauen und auszutauschen. Auf diese Weise wurde vom
Institut MVM in Zusammenarbeit mit der Firma Bokela eine Laborfilterapparatur „Filtratest“
gebaut und nach Moskau geschickt. NIICHIMMASH schickte im Austausch eine
Querstromfiltrationsapparatur nach Karlsruhe. Dieses Querstromfilter musste am Institut für
MVM zunächst umgebaut werden, um die elektrischen Verschaltungen an deutsche
Sicherheitsstandards anzupassen und um die Möglichkeit der Parametervariation bei den
wissenschaftlichen Untersuchungen zu haben.
Im Folgenden wird zunächst die nach Moskau versandte Laborfilterapparatur „Filtratest“
genauer spezifiziert, bevor die Querstromfiltrationsapparatur und die an ihr erzielten
Ergebnisse näher beschrieben werden.
3.2 Laborfilterapparatur „Filtratest
Die nach Moskau an NIICHIMMASH versandte transportable Filtrationsanlage „Filtratest“
ist eine Laborapparatur zur Durchführung von Versuchen zur partikelabscheidenden Filtration
und zur Erfassung von Durchströmungswiderständen und kann unter anderem gemäß DIN
38409, ASTM F1170-88 und VDI-Richtlinie 2762 „Filtrierbarkeit von Suspensionen –
Bestimmung des Kuchenwiderstandes“ eingesetzt werden.
Filtratest besteht aus einem Baukastensystem, dass sich aus einer Basisversion und
verschiedenen Erweiterungskomponenten zusammensetzt, um unterschiedlichen
Einsatzzwecken gerecht zu werden. Die Basisversion ist so ausgeführt, dass sie vor Ort
unabhängig von einer Stromversorgung betrieben werden kann.
Die versandte Anlage hatte folgenden Leistungsumfang:
§ Filtratest-Basisversion bestehend aus:
o 1 zylindrische Druckfilterzelle aus Werkstoff 1.4301, Filterfläche 20 cm³, maximales
Füllvolumen 380 cm³, maximaler Filtrationsdruck pabs = 11 bar, maximaler
78 3.2 Laborfilterapparatur „Filtratest Teilziel 2
Differenzdruck Äp = 10 bar, maximale Betriebstemperatur 120 °C, maximale
Kuchendicke 50 mm.
Beheizbar durch Doppelmantel mit 2 3/8´´ Schlauchtüllenanschluss.
Schnellverschlussdeckel mit Scharnier und integriertem Schauglas.
Bajonettverschlussboden mit Filtratablauf, Filtertuchhalterung und Kuchen-
bildungsring
Druckluftanschluss mit Einhand-Schnellkupplung
Abmessung: H = 420 mm, B = 700 mm, T = 180 mm
Gewicht M ~ 30 kg
o 1 mechanisches Manometer
o 1 Präzision-Druckregler
o 1 Druckluftfilter mit Wasser- und Ölabscheider
o 1 Satz Schlauchverbindungen mit Kugelhähnen und Verbindungselementen
o 1 Grundrahmen aus Edelstahl-Hohlprofilen in Kompaktbauweise zur Befestigung der
einzelnen Komponenten mit abschraubbaren Stativfüßen zur Aufstellung am
Einsatzort
o 1 Bedienungshandbuch
§ Transportkoffer bestehend aus:
o Schale aus Aluminium mit verstärkten Ecken und Schaumstoffauskleidung, für die
Aufnahme der Filtratest-Basisversion
Abmessung: H = 450 mm, B = 750 mm, T = 250 mm
Gewicht M ~ 5 kg
§ Elektronische Filtraterfassung und –auswertung bestehend aus:
o 1 elektronische Waage mit digitalem Ausgangssignal für serielle Schnittstelle.
Wägebereich 0 – 3000 g, 0,01 g Ablesbarkeit bis 600 g, 0,1 g Ablesbarkeit zwischen
600 g – 3000 g.
o 1 Diskette mit Sftwarepaket für die erfassung des Filtratanfalls über der Zeit und der
Auswertung der Durchströmungsverwiderstände zur Anwendung auf einem IBM-
kompatibeln PC
o 1 Satz Softwaredokumentation
§ Elektronische Gasdurchsatzmesseinrichtung bestehend aus:
Messbereich: Min: 0,027 mN³/h bei Äp = 0,05 bar
Max: 29,5 mN³/h bei Äp = 10 bar
o 3 Gasdurchsatzmessrohre (Venturi-Prinzip), parallel montiert, einzeln ansteuerbar
o 1 Gasdurchsatzmessgerät mit Display
o 1 Bypassrohr, parallel zu den Messrohren montiert
o 4 Kugelhähne
o 1 Satz Verrohrung, Verbindungselemente und Anschlussstücke
Teilziel 2 3.2 Laborfilterapparatur „Filtratest 79
o 1 Rahmen aus Edelstahl zur Aufnahme der einzelnen Komponenten und zur
Befestigung am Filtratest Grundrahmen
o 1 Satz Dokumentation und Einbauanleitung
§ Elektronische Gasdurchsatzerfassung und –auswertung zur Anzeige des Gasdurchsatzes
am PC bestehend aus:
o 1 Interface zur Datenübertragung an einen IBM-kompatiblen PC mit Softwarepaket
für die Messdatenerfassung und Anzeige des Gasdurchsatzes im oben genannten
Messbereich
o 1 Verbindungskabel
o 1 Satz Dokumentation der Software und Einbauanleitung
§ Beleuchtungseinheit für den Innenraum der Filterzelle bestehend aus:
o 1 Halogenlampe (12 V/ 5 W) mit Fassung und spezieller Trägerkonstruktion aus
Edelstahl 1.4301, montiert auf dem Schnellverschlussdeckel
o 1 Netzgerät (230 V, 50 Hz) inkl. Verkabelung
o 1 Einbauanleitung
§ Elektronisches Feinmessmanometer bestehend aus:
o 1 Druckaufnehmer mit vierstelliger Anzeige
o 1 Einbauanleitung
o Personalcomputer inklusive Betriebssystem, Tastatur und Monitor
Der Aufbau einer Filtratest-Apparatur ist in Bild 3.1 dargestellt.
Bild 3.1: Aufbau einer Filtratest-Apparatur
80 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
3.3 Querstromfiltrationsapparatur
Die prinzipielle Funktionsweise der Querstromfiltration wurde bereits in Kapitel 2.3.4.5 kurz
beschrieben. Für die folgenden Erörterungen reicht diese Beschreibung aus. Für
weiterführende Informationen empfehlen sich die Literaturen von Cheryan [1986], Fischer
[1987], Redeker [1991], Kaulisch [1995], Fritz [1995], Gans [1995], Beyer [1999] und Klein
[1999].
3.3.1 Anlagenaufbau
Die von NIICHIMMASH an das Institut für MVM gesandte Querstromfiltrationsapparatur ist
in Bild 3.2 dargestellt. Bild 3.3 zeigt das Anlagenschema dieser Apparatur.
Bild 3.2: Querstromfiltrationsapparatur der Firma Niichimmash
Die Suspension wird aus dem temperierbaren Vorlagebehälter 1 mittels der Pumpe 5 durch
die Filterkerzen 4 gepumpt. Innerhalb dieser Kerzen befinden sich die Keramikfilterelemente,
durch die das Permeat in den Permeatbehälter 2 fließt. Das durch beide Filterkerzen
geflossene Retentat wird zurück in den Suspensionsbehälter 1 gepumpt.
Baut sich innerhalb der Filterkerzen ein Kuchen auf, so sinkt der Permeatstrom und die
Filtrationsleistung nimmt ab, weshalb an der Apparatur eine Rückspülung vorgesehen ist.
Mittels eines Kompressors wird innerhalb des Druckbehälters 3 ein Überdruck erzeugt. Dieser
Teilziel 2 3.3.1 Anlagenaufbau 81
Überdruck kann pneumatisch gesteuert auf den Permeatbehälter 2 aufgegeben werden, so dass
das Permeat entgegen der eigentlichen Filtrationsrichtung durch die Kerzen zurück in den
Filtrationsraum gedrückt wird. Hierbei wird der sich auf den Keramikkerzen gebildete
Kuchen abgespült und von der Strömung mitgerissen in den Suspensionsbehälter 1
transportiert. Wird der Überdruck wieder abgesteuert kann die Filtration erneut vonstatten
gehen.
Zur Kontrolle der Druckverhältnisse innerhalb des Systems befinden sich Manometer vor der
ersten Kerze und hinter der zweiten Kerze. Aus diesen beiden Anzeigen kann somit der
Druckverlust innerhalb der beiden Kerzen durch Differenzenbildung kalkuliert werden.
Bild 3.3: Anlagenschema der Querstromfiltrationsapparatur
Zu variierende Größen dieser Anlage sind die Permeatabfuhr aus den Kerzen 4, wobei das
Permeat aus beiden Kerzen oder lediglich aus einer Kerze abgezogen werden kann, sowie der
82 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
gewählte Zeitpunkt und die Dauer des Rückspülens. Die Überströmungsgeschwindigkeit kann
in der von NIICHIMMASH gelieferten Apparatur nicht variiert werden. Auch ist die
Anlegung einer zusätzlich über den Kerzen wirkenden Druckdifferenz nicht möglich.
Innerhalb der beiden Filterkerzen befinden sich verschiedene Keramikfilterelemente. Die
zuerst durchströmte Kerze besteht aus 33 parallel geschalteten Keramikzylindern mit einem
Außendurchmesser von dA = 10,3 mm und einem Innendurchmesser von dI = 5,6 mm. Die
Länge dieser Zylinder beträgt L = 818 mm.
Die Anordnung dieser 33 Keramikzylindern ist in Bild 3.4 dargestellt. Die mit einem Kreuz
versehenen Bohrungen der Zylinderdraufsicht enthalten keine Keramikzylinder. Hierin
befinden sich Schrauben, die eine auf den Metallplatten und Dichtringen befindliche
Stahlplatte halten.
Bild 3.4: Prinzipieller Aufbau der ersten Filtrationskerze (Zeichnung nicht immer
maßstabsgetreu)
Teilziel 2 3.3.1 Anlagenaufbau 83
In der zweiten Kerze befinden sich 7 deutlich aufwendigere Keramikelemente, die jeweils 19
durchgehende zylindrische Bohrungen enthalten. Der Durchmesser dieser Bohrungen beträgt
etwa d = 3 mm.
Die Durchströmungsfläche in der ersten Kerze beträgt somit etwa 813 mm², während es in der
zweiten Kerze etwa 940 mm² sind. Die Tatsache, dass die zuerst zu durchströmende
Filterkerze eine kleinere Durchströmungsfläche aufweist als die folgende, hat für den
Filtrationsprozess mehrere negative Folgen. Zum einen ist die Überstromgeschwindigkeit bei
einer kleineren Durchströmungsfläche größer, d.h. die Partikeln können sich in Kerze 1
weniger gut ablagern, da sie von den erhöhten Strömungskräften besser mitgerissen werden.
Dies begünstigt den Filtratanfall in der ersten Kerze.
Ein kleiner Durchströmungsquerschnitt bedeutet aber auch einen erhöhten Druckverlust, so
dass die transmembrane Druckdifferenz in der zweiten Kerze deutlich kleiner ist, als in der
ersten. Dies verschlechtert den Filtratanfall in der zweiten Kerze.
Bei einem Vergleich der Filtratanfälle beider Seiten wird somit immer die erste Kerze
deutlich begünstigt, was einen fairen Vergleich beider Kerzentypen ausschließt. Die Anlage
ermöglicht es leider nicht die Durchströmungsrichtung der Kerzen zu ändern, so dass die
erwähnten Nachteil ausgeglichen werden könnte. Ein Austausch der beiden Filtersysteme ist
aufgrund der aufwendigen Abdichtung und des Mangels an Ersatzfilterelementen leider
ebenfalls nicht möglich gewesen.
Nähere Information über die Qualität oder die Porengröße der Keramikmembranen wurden
von Seiten NIICHIMMASHs leider nicht mitgeteilt.
Bild 3.5: Keramikelemente der zweiten Kerze
Die von NIICHIMMASH gelieferte Apparatur wies bei ihrer elektrischen Verschaltung sehr
große Mängel auf, was eine Inbetriebnahme von deutscher Seite zunächst nicht erlaubte, da
ein sicherer Betrieb für das betreibende Personal nicht gewährleistet werden konnte.
Die gelieferte Verschaltung der Anlage ist in Bild 3.6 dargestellt. Hierbei gab es offenliegende
Drähte, unsachgemäße Lötstellen, offenliegende Kabelanschlüsse an einem Potentiometer aus
84 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
dem Jahre 1967, Kabelabdichtungsmaterial mit kaugummiartige Konsistenz, einen
freiliegenden Anschluss an die Behälteraußenwand, der wohl die Erdung der Apparatur
darstellen sollte. Dies sind nur einige Beispiele der Mängel, die aber verdeutlichen, dass die
gesamte elektrische Verschaltung erneuert werden musste.
Da leider kein Schaltplan der Apparatur vorlagt, was angesichts der vorgefundenen
Verschaltung auch nicht verwundert, wurde eine vollständig neue Verschaltung entworfen
und realisiert. Diese neue Verschaltung ist in Bild 3.7 aufgetragen.
Bild 3.6: Mangelhafte elektrische Verschaltung der Querstromfiltrationsapparatur
Teilziel 2 3.3.1 Anlagenaufbau 85
Bild 3.7: Neue elektrische Verschaltung der Querstromfiltrationsapparatur
Neben der Erneuerung der elektrischen Verschaltung wurden der Apparatur am Institut für
MVM zusätzliche Bauteile, die eine wissenschaftliche Untersuchung an der Apparatur
überhaupt erst ermöglichen hinzugefügt.
Zunächst galt es Möglichkeiten der Messwerterfassung an der Apparatur vorzusehen. Hierzu
wurde zur Messung der umgepumpten Suspensionsmenge ein Durchflussmesser eingebaut,
der einen Suspensionsvolumenstrom von bis zu 250 dm³/min erfassen kann. Zur Messung des
Permeatstromes wurde ein weiterer Durchflussmesser installiert, dessen Messbereich von
maximal 200 dm³/min auf 20 dm³/min reduziert werden konnte. Zusätzlich wurden unterhalb
der Manometer digitale Druckaufnehmer installiert um den Druckverlauf auch online erfassen
zu können.
Um nun auch eine Variation verschiedener Parameter zu realisieren, wurde die
Pumpendrehzahl über einen neu installierten Frequenzumrichter geregelt. Der
Suspensionsvolumenstrom lies sich hiermit zwischen 20 und 240 dm³/min variieren. Der vor
der ersten Kerze gemessenen Druck, d.h. der an den beiden Kerzen und der restlichen
Rohrleitung in den Suspensionsbehälter abfallende Druckverlust, lag hierbei zwischen 0,06
und 1,5 bar.
Die im nachfolgenden Kapitel beschriebenen Experimente zeigten bei diesen Einstellungen,
dass der resultierende Permeatstrom zum einen recht klein ist, und dass kein Kuchenaufbau
erfolgt. Die Tatsache eines nicht erfolgten Kuchenaufbaus ist industriell sicherlich sehr
wünschenswert und erspart einem den Rückspülvorgang, ein optimaler Permeatstrom lässt
sich auf diese Weise aber nicht erzielen und eine wissenschaftlich sinnvolle Auslegung der
Apparatur ist nicht möglich. Aus diesem Grund wurde für weitere Untersuchungen eine
Drossel im Rohrleitungssystem zunächst vor und später hinter den Kerzen installiert. Durch
diese Drossel hinter den Kerzen lies sich der Druck innerhalb der Kerzen auf bis zu 6 bar
86 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
erhöhen. Durch die Drosselung wurde zudem der Suspensionsvolumenstrom geregelt, so dass
eine weitere Regelung mittels Frequenzumrichter hinfällig wurde.
Ein weiteres Problem der Apparatur sind ihre nicht optimal aufeinander abgestimmten
Dimensionen. Der Suspensionsbehälter fasst etwa 60 dm³. Der ursprünglich nicht variierbare
Volumenstrom der Pumpe von etwa 240 dm³/min pumpt diesen Inhalt somit etwa vielmal pro
Minute durch die Anlage. Hierbei tritt recht schnell eine Erwärmung der Suspension ein,
durch die eine Verringerung der Viskosität und somit ein verbesserter Permeatfluss resultiert.
Um wissenschaftlich relevante Aussagen treffen zu können, sollte die Temperatur des
Systems jedoch konstant sein. Durch die doppelwandige Ausführung des
Suspensionsbehälters und die damit vorhandene Möglichkeit der Temperierung lässt sich eine
Kühlung des Systems zwar erreichen dies erreichen, eine exakte Temperaturregulierung
besteht aber nicht. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass der Suspensionsbehälter für
die Anlage eigentlich zu klein dimensioniert ist. Dies zeigt sich auch in der Tatsache, dass der
Suspensionsspiegel bis zur Füllung des Rohrleitungssystems und der Kerzen auf etwa ein
Drittel abgefallen ist. Durch die Permeatabfuhr sinkt er weiter.
Schließlich war bei der Apparatur auch das Druckluftsystem undicht, dass den notwendigen
Druck zum Rückspülen und zur Steuerung der pneumatische Steuerelemente liefert. Zur
Behebung dieses Problems wurde auf den Kompressor verzichtet, und die Apparatur am
Druckluftnetz des Hauses angeschlossen, die Leitungen wurden teilweise erneuert und um
zwei Druckminderer ergänzt. Durch diese Druckminderer ist es nun möglich, den an den
Steuerelementen anliegenden Druck und den Rückspüldruck unabhängig voneinander
einzustellen. Der für die Schaltung der Steuerelemente notwendige Pressdruck wurde, da
nicht von russischer Seite angegeben, experimentell ermittelt und beträgt 3 bar.
3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur
In den folgenden Ergebnissen wird auf eine Darstellung der Versuche an der ursprünglichen
Apparatur, die keine Einstellmöglichkeiten lies verzichtet, ebenso wie auf die Versuche bei
denen die Pumpe über einen Frequenzumrichter geregelt wurde. Die hierbei gewonnenen
Erkenntnisse lassen sich im Rahmen dieses Abschlussberichtes auch an den Versuchen, die
durch eine Drossel vor oder hinter den Kerzen geregelt wurden erklären.
An dieser Drossel kann der an ihr abfallende Druckverlust eingestellt werden, so dass durch
einen erhöhten Druckverlust der Suspensionsvolumenstrom geregelt werden kann. Für vier
verschiedene Drosseldruckverluste ist der Suspensionsvolumenstrom in Bild 3.8 dargestellt.
Der Suspensionsvolumenstrom wird hierbei auf bis zu 90 dm³/min heruntergeregelt. Ein
höher Drosseldruckverlust darf aufgrund der Pumpe nicht eingestellt werden. Ist die Drossel
vor den Kerzen angebracht, so wird lediglich der Suspensionsvolumenstrom geregelt. Liegt
Teilziel 2 3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 87
die Drossel hinter den Kerzen, so wirkt der Drosseldruckverlust auf die Kerzen zurück und es
steht ein größere transmembrane Druckdifferenz zur Verfügung.
Um sich bei den Untersuchungen zunächst nicht zu weit von der ursprünglich gelieferten
Apparatur zu entfernen, wurde die Drossel vor den Kerzen eingebaut, bevor bei den
abschließenden Untersuchungen die Drossel hinter den Kerzen montiert war.
3.3.2.1 Querstromfiltrationsversuche mit Karlsruher Leitungswasser
Zur Überprüfung der Funktion der Apparatur wurden zunächst Versuche mit Karlsruher
Leitungswasser durchgeführt. Bei diesen Versuchen findet innerhalb der Kerzen kein
Kuchenaufbau statt, so dass diese Versuche die Beobachtung der Anlagenkinetik
ermöglichen. Hierunter wird das Anlagenverhalten während des Anfahrvorganges und eine
Änderung der Versuchsparameter verstanden. Eine Änderung der Versuchsparameter
beinhaltet hierbei eine Änderung des Vordruckes oder eine Änderung der Filtratabführung.
Des weiteren erhält man aus den Versuchen mit Leitungswasser eigentlich eine Aussage über
den maximalen Permeatstrom bei der jeweiligen Anordnung. Bei den hier durchgeführten
Versuchen zeigte sich jedoch, dass die Kerzen verunreinigt geliefert wurden, so dass die
Versuche mit Leitungswasser zunächst lediglich zur Reinigung der Kerzen dienten, aber nicht
reproduzierbar waren. Erst nach mehreren Versuchen lies sich eine akzeptable
Reproduzierbarkeit erreichen. Wobei nicht garantiert werden konnte, dass die Kerzen nun
vollständig gereinigt waren.
0
50
100
150
200
250
2 3 4 5 6 7
Drosseldruckverlust [bar]
Susp
ensi
onsv
olum
enst
rom
[dm
³/m
in]
Bild 3.8: Suspensionsvolumenstrom in Abhängigkeit des Drosseldruckverlustes
88 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
In Bild 3.9 ist für einen Vordruck von pV = 4 bar der Permeatvolumenstrom für verschiedene
Permeatabfuhren dargestellt. Bei einem konstanten Suspensionsvolumenstrom von
190 dm³/min sind zunächst beide Ventile geschlossen, so dass weder aus Kerze 1 noch aus
Kerze 2 Permeat abgezogen werden sollte. Die Messung zeigt jedoch einen gemessenen
Permeatanfall von etwa 0,25 dm³/min. Dieser Messwert ist größer als die Messungenauigkeit
von etwa 0,2 dm³/min und weist auf einen Fehler der Ventile hin. Diese konnten nicht
vollständig geschlossen werden und wurden für die späteren Versuche ausgetauscht.
0
50
100
150
200
250
0 50 100 150 200 250 300
Zeit [s]
Susp
ensi
onsv
olum
enst
rom
[dm
³/m
in]
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Per
mea
tvol
umen
stro
m [
dm³/
min
]
Ventil 1 zuVentil 2 zu
Ventil 1 zuVentil 2 offen
Ventil 1 offenVentil 2 zu
Ventil 1 offenVentil 2 offen
Bild 3.9: Querstromfiltrationsversuch mit Leitungswasser und varriierter Permeatabfuhr bei
einem Vordruck von pV = 4 bar
Nach der Messung mit den vermeintlich geschlossenen Ventilen wurden beide geöffnet und
es ergab sich nach einem Einlaufvorgang ein Gesamtfiltratanfall von etwa 2 dm³/min. Dies
bedeutet, dass das Verhältnis von Permeatstrom zu Retentatstrom lediglich etwa 1 % beträgt.
Wird nun Ventil 2 geschlossen, so dass das Permeat lediglich aus Kerze 1 abgeführt wird, so
fällt erstaunlicherweise mehr Permeat an, als bei Öffnung beider Ventile. Diese Beobachtung
erfolgte auch schon im Originalzustand der Anlage bzw. bei den Versuchen mit veränderter
Pumpenregelung. Ursache hiervon ist, dass die Permeatabfuhr beider Kerzen nicht
voneinander unabhängig erfolgt.
Aus beiden Kerzen wird das Permeat an zwei Stellen abgezogen (siehe Bild 3.3). Diese
befinden sich jeweils 5 Zentimeter von den Kerzenenden entfernt, d.h. die untere Stelle liegt
5 Zentimeter über dem Kerzeneinlauf, so dass das sich bildende Totraumvolumen zunächst
Teilziel 2 3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 89
gefüllt werden muss, bevor Permeat abgezogen werden kann. Der andere Abzug befindet sich
5 Zentimeter unter dem Permeatauslauf (für die zweite Kerze erfolgt die Durchströmung von
oben nach unten, so dass die Bezeichnungen Permeatein- und –auslauf zu wechseln sind) und
damit 73 Zentimeter über dem unteren Auslauf. Da das Permeat die Luft aus den Kerzen bei
der gewählten senkrechten Anordnung nicht entfernen kann, befindet sich im oberen Teil der
Kerze immer ein Luftpolster, so dass aus dem oberen Ablauf kein Permeat abgezogen wird.
Das hier anfallende Permeat fließt innerhalb der Kerze nach unten und kann dort abgezogen
werden.
An der Höhe der Flüssigkeitssäule im Permeatschlauch einer Kerze kann aber der Füllstand
überprüft bzw. kontrolliert werden.
Sind beide Permeatabläufe geschlossen, so stellt sich in beiden Kerzen ein definierter
Füllstand ein, der von der Luftmenge innerhalb der Kerzen abhängt. Das durch die Kerzen
strömende Permeat erleidet einen Druckverlust. In Abhängigkeit des Vordruckes liegt aber
weiterhin ein Druck am Permeat an. Das in die Kerze strömende Permeat verdrängt Luft
innerhalb der Kerze nach oben und komprimiert diese. Der Druck der komprimierten Luft
steht hierbei im Gleichgewicht mit dem Druck des Permeats, so dass der Füllstand ein Maß
für den Druck innerhalb der Kerzen ist.
Öffnet man nun Ventil 2, so kann man dort beobachten, dass der Füllstand in der Kerze 2
abnimmt, da der Druck nun über den Permeatablauf abgebaut werden kann. Wird nun jedoch
zusätzlich das Ventil der Kerze 1 geöffnet, so bleibt der Füllstand in Kerze 2 nicht konstant
sondern steigt deutlich, auch über den Wert der verschlossenen Kerze an. Dies bedeutet, dass
Permeat aus der Kerze 1 in Kerze 2 läuft und dort durch die Kerze wieder in die Suspension
fließt. Ursache hiervon ist, dass der Suspensionsdruck im Einlauf der Kerze 1 am größten ist
und deutlich größer als im Ablauf von Kerze 2. Die Druckdifferenz an diesen beiden Stellen
scheint so groß zu sein, dass sie dem Durchströmungsdrücken der Kerzenwände überwiegt
und das Filtrat zurückfließen kann. Dies erklärt weshalb der Permeatanfall von Kerze 1 größer
ist als von Kerze 1 und Kerze 2 zusammen.
Der Permeatanfall von Kerze 2 liegt unterhalb des Permeatanfalls von Kerze 1, da die zur
Verfügung stehende Druckdifferenz in Kerze 2 aufgrund der bereits erfolgten Durchströmung
von Kerze 1 kleiner ist.
Diese Beobachtungen erfolgten unabhängig des Überstromgeschwindigkeit. Bild 3.10 zeigt,
dass der Permeatanfall an Kerze 1 immer über dem Permeatanfall von Kerze 1 und Kerze 2
liegt. Ebenso war der Permeatanfall aus Kerze 1 immer größer als der Permeatanfall aus
beiden Kerzen.
90 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
3.5
80 100 120 140 160 180 200 220
Suspensionsvolumenstrom [dm³/min]
Per
mea
tanf
all [
dm³/
min
]
Ventil 1 offen, Ventil 2 zu
Ventil 1 offen, Ventil 2 offen
Ventil 1 zu , Ventil 2 offen
Ventil 1 zu , Ventil 2 zu
Bild 3.10: Querstromfiltrationsversuch mit Leitungswasser in Abhängigkeit von Suspensions-
volumenstrom und Permeatabfuhr
3.3.2.2 Querstromfiltrationsversuche mit Kalksteinsuspension
Im folgenden werden Querstromfiltrationsversuche mit Suspensionen aus Kalkstein und
Karlsruher Leitungswasser diskutiert. Kalkstein wurde als Versuchsmaterial gewählt, da sich
dieser bei einer möglichen Verblockung eines Strömungskanals in den Keramikkerzen durch
Salzsäure auswaschen lässt. Ein Austausch von Kerzen war mangels Ersatzkerzen nicht
möglich.
Als Kalkstein kam das Produkt Blausiegel der Firma Oyma GmbH aus Blaustein zum Einsatz.
Angaben über mittlere Partikelgröße, Dichte etc. finden sich in Tabelle 3.1.
Tabelle 3.1: Mittlere Partikelgröße x50,3, Verteilungsbreite x90,3/x10,3,volumenspezifische
Oberfläche SV nach Blaine, und Feststoffdichte ñs von Blausiegel
x50,3 [µm] x90,3 / x10,3 [-] SV [106 m-1] ñs [kg/m³]
Blausiegel 5,8 10,5 1,76 2,70
Die mittlere Partikelgröße dieses Produktes mag für die Querstromfiltration etwas groß
gewählt sein, da aber keinerlei Informationen über die Porengröße der Keramikkerzen von
russischer Seite vorlagen und ein Verstopfen dieser Poren verhindert werden sollte, schien
dieses Produkt geeignet. Zudem wurde bei den durchgeführten Untersuchungen kein
Teilziel 2 3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 91
Augenmerk auf die Abscheideleistung der Apparatur gelegt, die bei dem gewählten
Versuchsprodukt bei 100 % lag, d.h. das Permeat war mit keinerlei Kalkstein Partikeln
versetzt. Das Hauptaugenmerk lag vielmehr in der Realisierung einer sinnvollen
Versuchsdurchführung, die ein optimale Auslastung der Anlage ermöglicht.
In den folgenden Abbildung wird ein Versuch diskutiert, der mit einer
Feststoffvolumenkonzentration von cV = 2 % Blausiegel durchgeführt wurde. Hierbei waren
zunächst beide Ventile geöffnet, d.h. es wurde Filtrat aus beiden Kerzen abgezogen. Bei dem
in Bild 3.11 dargestellten Versuch wurde während des Versuches der Verlustdruck an der vor
den Kerzen montierten Drossel von 3 bar auf 4 bar, 5 bar und 6 bar gesteigert, wodurch wie
bereits aus den Versuchen mit reinem Leitungswasser bekannt (siehe Bild 3.8), der
Suspensionsvolumenstrom abnimmt. Durch einen verringerten Suspensionsvolumenstrom
nimmt auch der Permeatvolumenstrom ab, wie in Bild 3.11 zu sehen ist.
0
50
100
150
200
250
0 50 100 150 200 250 300 350 400
Zeit [s]
Susp
ensi
onsv
olum
enst
rom
[dm
³/m
in]
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
3.5
4
4.5
5
Per
mea
tvol
umen
stro
m [
dm³/
min
]
Bild 3.11: Querstromfiltrationsversuch mit Suspension aus Blausiegel und Leitungswasser,
cV = 2 %, beide Ventile offen, mit Varriation der Überströmungsgeschwindigkeit
Eine Änderung des Suspensionsvolumenstroms verringert den Druck mit dem das Permeat
durch die Kerzen strömt, so dass sich zunächst erst wieder ein Gleichgewicht zwischen
diesem Druck und dem Druck im Permeatablauf der Kerze einstellen muss. Aus diesem
Grund fällt unmittelbar nach einer Änderung des Suspensionsvolumenstroms weniger Filtrat
an, bis sich das erneute Gleichgewicht eingestellt hat. Die Tatsache, dass sich aber ein
Gleichgewicht einstellt zeigt, dass innerhalb der Kerze kein Kuchenaufbau erfolgt. Während
92 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
dieser Versuche muss somit nicht zurückgespült werden, was industriell sicherlich
wünschenswert ist, auf der anderen Seite aber auch bedeutet, dass die Anlage nicht
vollständig ausgelastet ist, bzw. nicht optimal betrieben wird.
Durch den Abzug des Permeats nimmt die Feststoffkonzentration der Suspension zu, so dass
im Laufe der Versuche ein Kuchenaufbau erfolgen wird. Betrachtet man jedoch den geringen
während der Versuche anfallenden Permeatstrom, so müssen diese Versuche einige Zeit
laufen, wobei die Temperatur der Suspension aufgrund der hohen eingetragenen
Pumpleistung stark ansteigt. Eine erhöhte Temperatur hat eine Abnahme der Viskosität und
eine verbesserte Durchströmung der Kerze zur Folge. Eine gewissenhafte Beurteilung der
Versuche wird somit erschwert. Die bei der Anlage vorgesehene Kühlung des Systems ist
leider nicht so betreibbar, um eine konstante Temperatur zu gewährleisten.
Zu dem ist für solche Versuche das Suspensionsvolumen der Apparatur zu gering. Geht man
von einem Suspensionsvolumen von 60 Litern bei einer Ausgangsvolumenkonzentration von
cV = 2 % aus, so müssten bereits 30 Liter abgezogen werden, um die Konzentration lediglich
auf cV = 4 % zu erhöhen. Dies würde aber bedeuten, dass kein Volumen mehr im
Vorlagebehälter ist, wodurch diese wenn auch geringe Aufkonzentrierung ohne erneute
Suspensionszufuhr nicht möglich ist. Eine Suspensionszufuhr verringert aber die Wirkung der
Aufkonzentrierung, wodurch auch weiterhin kein Kuchenaufbau resultieren dürfte.
Betrachtet man für den in Bild 3.11 dargestellten Versuch die Suspensionsdrücke vor und
hinter den Kerzen (siehe Bild 3.12), so nehmen diese mit abnehmendem
Suspensionsvolumenstrom ebenfalls ab, da bei geringerer Strömungsgeschwindigkeit die
Reibungsverluste innerhalb der Kerzen geringer sind. Die Angabe des
Suspensionsspeisedruckes hinter der Kammer ergibt den Druckverlust in der Leitung
zwischen den Kerzen und dem Vorlagebehälter. Der Suspensionsspeisedruck vor den Kerzen
gibt an, wie viel Druckverlust innerhalb der Kerzen und der nachfolgenden Verrohrung
auftritt. Subtrahiert man dementsprechend beide Drücke, so erhält man den Druckverlust
innerhalb der Kerzen. In Bild 3.13 ist dieser Druckverlust ebenso wie der
Permeatvolumenstrom über dem Suspensionsvolumenstrom aufgetragen. Es zeigt sich für
beide Größen eine lineare Abhängigkeit vom Suspensionsvolumenstrom, was aufgrund des
nicht vorhandenen Kuchenaufbaus auch zu erwarten war.
Die bislang dargestellten Versuche mit der Blausiegelsuspension wurden mit für beide Kerzen
geöffneten Ventilen durchgeführt. Die Untersuchungen mit Leitungswasser in Kapitel 3.3.2.1
haben jedoch gezeigt, dass ein Teil des Permeats aus Kerze 1 in Kerze 2 fließt und somit
weniger Permeat anfällt, wenn beide Kerzenventile geöffnet sind als wenn nur Permeat aus
Kerze 1 abgezogen wird.
Teilziel 2 3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 93
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
1.2
1.4
1.6
0 50 100 150 200 250 300 350 400
Zeit [s]
Susp
ensi
onsd
ruck
vor
den
Ker
zen
[bar
]
0
0.05
0.1
0.15
0.2
0.25
0.3
0.35
0.4
Susp
ensi
onsd
ruck
hin
ter
den
Ker
zen
[bar
]
Bild 3.12: Suspensionsdrücke vor und hinter den Kerzen beim Querstromfiltrationsversuch
aus Bild 3.11
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
3.5
4
80 100 120 140 160 180 200 220
Suspensionsvolumenstrom [dm³/min]
Per
mea
tvol
umen
stro
m [
dm³/
min
]
0
0.2
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0.6
0.8
1
1.2
1.4
1.6
Dru
ckve
rlus
t in
den
Ker
zen
[bar
]
PermeatstromDruckverlust in den Kerzen
Bild 3.13: Permeatvolumenstrom und Druckverlust in den Kerzen in Abhängigkeit des
Suspensionsvolumenstroms des Versuches aus Bild 3.11 und Bild 3.12
94 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
In Bild 3.14 sind für Versuche mit der Blausiegelsuspension die Permeatvolumenströme für
eine Filtratabfuhr aus beiden Kerzen oder lediglich aus Kerze 1 miteinander verglichen. Auch
hier bestätigen sich zwei bereits getroffene Beobachtungen. Zum einen ist auch hier der
Permeatanfall aus Kerze 1 größer als aus beiden Kerzen, so dass auch hier ein Teil des
Permeats aus Kerze 1 in Kerze 2 fließt. Zum anderen ergibt sich auch hier für beide
Permeatvolumenströme eine lineare Abhängigkeit vom Suspensionsvolumenstrom. Die
Druckverluste in den Kerzen waren hierbei nahezu identisch.
Führt man diese Versuche mit einer Volumenkonzentration von cV = 4 % statt wie bisher
cV = 2 % durch, wie in Bild 3.15 für die Kerze 1 dargestellt, ergibt sich der bereits aus
Bild 3.11 für beide Kerzen bekannte Verlauf. Auch bei dieser Konzentration ergab sich kein
Kuchenaufbau. Der sich einstellende Permeatvolumenstrom war geringfügig höher als bei den
Versuchen mit cV = 2 %, da der Druckverlust bei cV = 4 % etwas höher lag. Die prozentuale
Steigerung des Druckverlustes entspricht hierbei in etwa der prozentualen Steigerung des
Permeatvolumenstroms.
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80 100 120 140 160 180 200 220
Suspensionsvolumenstrom [dm³/min]
Per
mea
tvol
umen
stro
m [
dm³/
min
] Ventil 1 offen, Ventil 2 zu
Ventil 1 offen, Ventil 2 offen
Bild 3.14: Vergleich des Permeatvolumenstroms in Abhängigkeit des Suspensionsvolumen-
stroms und der Permeatabfuhr
Teilziel 2 3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 95
0
50
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0 100 200 300 400 500
Zeit [s]
Susp
ensi
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in]
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Per
mea
tvol
umen
stro
m [
dm³/
min
]
Bild 3.15: Querstromfiltrationsversuch mit Suspension aus Blausiegel und Leitungswasser,
cV = 4 %, nur Ventil 1 offen, mit Varriation der Überströmungsgeschwindigkeit
In Bild 3.16 sind der Permeatvolumenstrom und der Druckverlust in den Kerzen in
Abhängigkeit des Suspensionsvolumenstroms für die Feststoffvolumenkonzentration von
cV = 4 % dargestellt. Auch bei diesen Versuchen ergibt sich der lineare Verlauf.
Vergleicht man bei diesen Versuchen den Permeatvolumenstrom von Kerze 1 und Kerze 2,
wobei bei diesen Versuchen neue und sicher verschließende Ventile zum Einsatz kamen, wie
in Bild 3.17 dargestellt, so zeigt sich, dass an Kerze 1 mehr als der doppelte Permeatstrom
erreicht wird. Hieraus kann jedoch, wie in Kapitel 3.3.1 erläutert, nicht auf die
unterschiedliche Wirksamkeit der Kerzen geschlossen werden, da der Druckverlust aus
Kerze 1 zu einer verringerten Filtrationskraft in Kerze 2 führt.
Da aber auch bei dieser für eine Querstromfiltration recht hohen Feststoffvolumen-
konzentration von cV = 4 % kein Kuchenaufbau erfolgte, wurde die Drossel für weitere
Versuche hinter den Filterkerzen montiert, um den somit an der Drossel abfallenden
Druckverlust für die Querstromfiltration zu nutzen.
96 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
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Suspensionsvolumenstrom [dm³/min]
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mea
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m [
dm³/
min
]
0
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0.8
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Dru
ckve
rlus
t in
den
Ker
zen
[bar
]
Permeatstrom
Druckverlust in den Kerzen
Bild 3.16: Permeatvolumenstrom und Druckverlust in den Kerzen in Abhängigkeit des
Suspensionsvolumenstroms des Versuches aus Bild 3.15
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
3.5
4
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5
80 100 120 140 160 180 200 220 240
Suspensionsvolumenstrom [dm³/min]
Per
mea
tvol
umen
stro
m [
dm³/
min
] Ventil 1 offen, Ventil 2 zu
Ventil 1 zu , Ventil 2 offen
Bild 3.17: Vergleich des Permeatvolumenstroms in Abhängigkeit des Suspensionsvolumen-
stroms und der Permeatabfuhr
Teilziel 2 3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 97
In Bild 3.18 ist der Permeatvolumenstrom für eine Blausiegelsuspension mit einer
Feststoffvolumenkonzentration von cV = 4 % und einem eingestellten Vordruck von
pV = 3,5 bar dargestellt. Bei diesen Versuchen ergab sich in den Kerzen ein Kuchenaufbau,
weshalb sich kein konstanter Permeatvolumenstrom einstellt. Zu verschiedenen Zeiten wurde
deshalb bei diesem Versuch für etwa 5 s rückgespült. In dieser Zeit fällt natürlich kein
Permeat an, weshalb der Permeatvolumenstrom hier auf null zurückgeht. Eigentlich müsst am
Durchflussmesser ein negativer Wert angezeigt werden, da das Permeat diesen nun in der
entgegengesetzten Richtung durchfließt, die verwendeten Durchflussmesser waren jedoch nur
für eine Durchströmungsrichtung ausgelegt.
Der Permeatvolumenstrom dieses Versuches liegt trotz des Kuchenaufbaus dreimal höher als
dies bei den Versuchen mit vorgeschalteter Drossel der Fall war. Das Nachschalten der
Drossel hat sich somit auf die Effektivität des Verfahrens sehr deutlich ausgewirkt.
0
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0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000
Zeit [s]
Susp
ensi
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in]
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mea
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dm³/
min
]
Bild 3.18: Querstromfiltrationsversuch mit Suspension aus Blausiegel und Leitungswasser,
cV = 4 %, nur Ventil 1 offen, mit 3,5 bar Vordruck und einer Spülzeit von 5 s
Die Kinetiken des Permeatvolumenstroms in Bild 3.18 scheinen alle einem definierten
Verlauf zu folgen, wie Bild 3.19 zeigt, in dem die einzelnen Permeatvolumenströme über der
Zeit nach dem jeweiligen Rückspülvorgang aufgetragen sind. Dies spricht für eine
vollständige Abreinigung der Kerzen beim Rückspülvorgang.
Mit Hilfe dieses Kinetikverlaufes kann nun für verschiedene Spüldauern die optimale
Filtrationszeit berechnet werden, um einen gemittelten maximalen Permeatvolumenstrom zu
98 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
erhalten. Je länger ein benötigter Spülvorgang benötigt, um so mehr Zeit verstreicht, in der
kein Permeat abgezogen werden kann, weshalb der eigentliche Filtrationsvorgang hier länger
dauern sollte, um den maximalen Permeatanfall auszunutzen. In Bild 3.20 ist der gemittelte
Permeatvolumenstrom über der Filtrationszeit aufgetragen. Um dieses Diagramm richtig zu
nutzen muss zunächst die benötigte Spülzeit, mit der eine vollständige Abreinigung der
Kerzen erzielt werden kann, ermittelt werden. Ist diese bekannt, so ergibt sich ein definierter
Verlauf des gemittelten Permeatvolumenstroms. Dieser resultiert aus dem Permeatanfall, der
bis zu einer bestimmten Filtrationszeit angefallen ist, gemittelt auf die Gesamtzeit eines
Filtrations- und Spülvorgangs.
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Zeit nach Spülung [s]
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m [
dm³/
min
]
Bild 3.19: Kinetiken des Permeatvolumenstrom nach verschiedenen Rückspülvorgängen des
Versuches aus Bild 3.18
Für sehr kleine Filtrationszeiten folgt somit ein sehr kleiner Permeatvolumenstrom, da der
Anteil der Spülzeiten an der Gesamtzeit deutlich ansteigt. Geht man beispielsweise von einer
Spülzeit von ÄtSpül = 5 s aus, so wird bei einer Filtrationszeit von ebenfalls tf = 5 s lediglich in
50 % der Betriebsdauer des Querstromfilter filtriert, weshalb der gemittelte
Permeatvolumenstrom auch nur VPermeat,gem = 7 dm³/min beträgt. Verdreifacht man die
Filtrationszeit auf tf = 15 s, so dass sich der Anteil der Spülzeit an der Gesamtbetriebsdauer
auf 25 % reduziert, so kann bereits ein gemittelter Permeatvolumenstrom von
VPermeat,gem = 10,8 dm³/min erreicht werden. Bild 3.20 zeigt, dass die optimale Filtrationsdauer
Teilziel 2 3.3.2 Experimentelle Ergebnisse an der Querstromfiltrationsapparatur 99
für einen Spülvorgang von ÄtSpül = 5 s bei tf,opt = 96 s liegt, wobei sich ein gemittelter
Permeatvolumenstrom von VPermeat,gem = 12,5 dm³/min ergibt.
Kann der Spülvorgang auf ÄtSpül = 1 s verkürzt werden, so liegt die optimale Filtrationsdauer
bei tf,opt = 13 s und der gemittelte Permeatvolumenstrom bei VPermeat,gem = 13,6 dm³/min.
Werden für das Spülen hingegen ÄtSpül = 20 s benötigt, sollte tf,opt = 244 s filtriert werden, um
noch VPermeat,gem = 11,6 dm³/min Permeat zu erhalten.
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4
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0 50 100 150 200 250
Zeit [s]
Mit
tler
er P
erm
eatv
olum
enst
rom
[dm
³/m
in]
Spülzeit 20sSpülzeit 15sSpülzeit 10sSpülzeit 9sSpülzeit 8sSpülzeit 7sSpülzeit 6sSpülzeit 5sSpülzeit 4sSpülzeit 3sSpülzeit 2sSpülzeit 1sMaxima
Spülzeit
Bild 3.20: Gemittelter Permeatvolumenstrom in Abhängigkeit der Spülzeit für die in Bild 3.19
dargestellte Filtrationskinetik, nur Ventil 1 offen
Variiert man den Vordruck, so ergeben sich veränderte Filtrationskinetiken. In Bild 3.21 ist
die bereits aus Bild 3.19 für einen Vordruck von pV = 3,5 bar bekannte Kinetik mit einer
exemplarischen Filtrationskinetik bei einem Vordruck von pV = 3,0 bar verglichen. Durch
eine geringere transmembrane Druckdifferenz fällt weniger Permeat an. Da hierdurch jedoch
auch der Kuchenaufbau innerhalb der Kerzen reduziert wird, ist die Abnahme des
Permeatvolumenstroms mit zunehmender Filtrationsdauer bei dem Vordruck von pV = 3,0 bar
geringer.
Aufgrund der sich mit dem Vordruck ändernden Filtrationskinetik, muss für jeden Vordruck
bei gegebener Spülzeit die optimalen Filtrationszeit und der optimale Permeatvolumenstrom
ermittelt werden. In Bild 3.22 ist der optimale Permeatvolumenstrom über der optimalen
Filtrationszeit für die beiden Vordrücke in Abhängigkeit der Spülzeit miteinander verglichen.
Aufgrund der langsameren Kinetik bei dem kleineren Vordruck muss der Filtrationsvorgang
100 3.3 Querstromfiltrationsapparatur Teilziel 2
bei gegebener Spülzeit länger betrieben werden, um den optimalen Permeatvolumenstrom zu
erhalten. Dieser liegt aufgrund des geringeren Potentials deutlich unter dem Permeatvolumen-
strom des höheren Vordrucks.
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Zeit nach Spülvorgang [s]
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tvol
umen
stro
m [
dm³/
min
]
Vordruck 3,0 bar
Vordruck 3,5 bar
Bild 3.21: Exemplarische Kinetiken des Permeatvolumenstrom bei verschiedenen
Vordrücken, nur Ventil 1 offen
Nicht berücksichtigt ist in dieser Rechnung jedoch die Menge an Permeat, die durch das
Rückspülen wieder in die Suspension zurückgepresst wird. Je länger der Spülvorgang
benötigt, um so mehr Permeat wird auch wieder zurückgespült und die Effektivität des
Verfahrens wird verschlechtert, weshalb dies nochmals für eine möglichst kurze Spülzeit
spricht.
Eine weitere Steigerung des Vordruckes konnte mit der Anlage leider nicht realisiert werden,
da bereits bei den hier gewählten Vordrücken von 3 bar und 3,5 bar Probleme beim Betrieb
der Anlage auftraten. So bestand die Verrohrung der Anlage aus Plastikrohren, die über
Schnellsteckverbindungen verschraubt wurden. Die Schnellsteckverbindungen selbst waren
jedoch nur über Haftreibung mit den Rohren befestigt, weshalb sie sicherheitstechnisch für
höhere Drücke nicht geeignet sind, selbst die Realisierung der gezeigten Versuche war nur
mit erhöhter Vorsicht und unter ständiger Überprüfung der Verbindungen möglich.
Teilziel 2 3.3.3 Fazit der Querstromfiltrationsversuche 101
10
10.5
11
11.5
12
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0 50 100 150 200 250 300 350 400
optimale Filtrationzeit [s]
opti
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er P
erm
eatv
olum
enst
rom
[dm
³/m
in]
Vordruck 3,5 bar
Vordruck 3,0 bar
1s1s
2s
2s
3s
3s
4s5s
4s
5s 6s
6s7s
8s9s 10s
7s 8s
Bild 3.22: Optimaler Permeatvolumenstrom und optimale Filtrationszeit in Abhängigkeit von
Spülzeit und Vordruck für die in Bild 3.19 dargestellte Filtrationskinetik
3.3.3 Fazit der Querstromfiltrationsversuche
Um an der von NIICHIMMASH gelieferten Querstromfiltrationsapparatur wissenschaftlich
sinnvolle Untersuchungen durchführen zu können, mussten am Institut für MVM etliche
Umbauten getätigt werden. Neben einer vollständig neuen Elektrik und dem Einbau eines
Messwerterfassungssystems wurde zusätzlich eine Drossel eingebaut, um den
Suspensionsvolumenstrom und die transmembrane Druckdifferenz variieren zu können. Mit
Hilfe dieser Maßnahmen lies sich der Permeatvolumenstrom von etwa 2 dm³/min auf mehr als
13 dm³/min steigern.
Problematisch hierbei bleibt, dass ein gemeinsamer Betrieb beider Kerzen aufgrund deren
Rückwirkung nicht möglich ist. Es wurde deshalb auf eine Optimierung des Permeatanfalls an
Kerze 1 wertgelegt. Aber auch diese optimierte Versuchsdurchführung zeigt Schwächen der
Anlage. So ist die Verrohrung für die gewählten Vordrücke eigentlich nicht geeignet, die
Kerzen sollten für eine gleichmäßigere Nutzung der Filterfläche horizontal statt vertikal
angebracht sein und auf eine getrennte Permeatabfuhr zur Vermeidung von Rückwirkungen
ist zu achten. Eine sinnvolle Beurteilung der gelieferten Keramikkerzen ist mit dieser
Apparatur leider nicht möglich.
4 Teilziel 3: Organisation und Durchführung eines Work-shops zur Abwasser- und Schlammbehandlung in Moskau
Dieses Teilziel diente insbesondere dazu, das Projekt russischen Unternehmen bekannt zu
machen, Erfahrungen auszutauschen und mögliche zukünftige Projekte zu identifizieren.
Das Symposium fand vom 3. bis 5. April 2001 in Moskau in den Räumen von
NIICHIMMASH statt. Der Titel des Symposiums lautete:
„Modern Processes for Waste Water Treatment and Sludge Dewatering“
Organisiert und durchgeführt wurde der Workshop von NIICHIMMASH, dem Institut MVM
und Bokela, wobei Dr. Gutin und Prof. Stahl den Symposiumsvorsitz hatten. Die folgende
Tabelle zeigt das offizielle Symposiumsprogramm.
Tabelle 4.1: Offizielles Programm des Symposiums
Time Date Lecturer Company
Dienstag, 3. April
09:00-09:30 Registration
09:30-10:00 Opening Ceremony and Introduction of
NIICHIMMASH
Dr. Rakov NIICHIMMASH
10:00-10:30 Introduction of Bokela Dr. Bott BOKELA
10:30-11:00 Introduction of MVM Prof. Stahl Institut MVM
11:00-11:30 Coffee Break
11:30-12:00 Packed plants for industrial waste water
treatment
Dr. Gutin NIICHIMMASH
12:00-12:30 General scheme of Solid-Liquid Separation
Techniques
Dr. Anlauf Institut MVM
12:30-13:00 Vacuum Drum and Disc Filters:
Conventional and Special Bokela Design –
“Boozer” Drum and Disc Filters
Dr. Bott BOKELA
13:00-14:00 Lunch Break
14:00-14:30 Modern Filter Cloth I. Wetzel SEFAR
14:30-15:00 The impact of economy sectors on water V.V. Strelov NPO
Teilziel 3 Organisation und Durchführung eines Workshops 103
basins in Perm region Neogranicheskie
materially, Perm
15:00-15:30 Filtration with compressible filter cakes K. Weber Institut MVM
15:30-16:00 Coffee Break
16:00-16:30 Hyperbar- and Steam Filtration – Filter &
Plant Design, Feasibility and Typical
Process Results
C. Viet BOKELA
16:30-17:30 The use of continuous belt filter presses for
processing water/coal slurries
G. J.
Goldberg
IOOTT, Russia
17:30-19:00 Buffet and Discussion among Delegates
and Companies
Mittwoch, 4. April
09:00-09:30 Formation of filter cakes under gas
pressure and in centrifugal field
Prof. Stahl Institut MVM
09:30-10:00 Filter Presses, Automatic Press Filters,
Double Wire Press, Bokela Development
(W.A.P.)
Dr. Bott BOKELA
10:00-10:30 Press-Electro-Filtration K. Weber Institut MVM
10:30-11:00 Fibre-Charge Filters V. A.
Tolkachev
VNIICHT,
Moscow
11:00-11:30 Coffee Break
11:30-12:00 Bulk forming by sedimentation in the
gravity or centrifugal field
Dr. Anlauf Institut MVM
12:00-12:30 Gravity thickeners and clarifiers Prof. Stahl Institut MVM
12:30-13:00 Ferroalloy production waste water
treatment JSC Chusovsky metallurgical
works
S.P. Frolov JSC Chusovsky
metallurgical
works, Russia
13:00-14:00 Lunch Break
14:00-14:30 The use of chamber filter presses with
upper suspension vertical plates for t of the
upper suspension for treatment facility
cake dewatering
V. A.
Chernikov
Scientific-
production
company
„Vostachnaya
Ukraine“,
Kharkov
14:30-15:00 Decanter centrifuges Prof. Stahl Institut MVM
15:00-15:30 Cross-flow micro and ultrafiltration for
waste water treatment and polishing
R.A.
Mamigonjan
NIICHIMMASH
104 Organisation und Durchführung eines Workshops Teilziel 3
15:30-16:00 Membrane Filtration by a Shear Stress
Process – the DYNO Filter
C. Viet BOKELA
16:00-16:30 Coffee Break
16:30-17:30 The galvanocoagulation method of waste
treatment and waste reclamation
L.P.
Sokolova
Cvetmetobrabotka,
Russia
17:30-19:00 Buffet and Discussion among Delegates
and Companies
Donnerstag, 5. April
09:00-09:30 New Capacities in Filtration and Sludge
Dewatering by Filter Optimization
Dr. Bott BOKELA
09:30-10:00 Slurry Pretreatment Dr. Anlauf Institut MVM
10:00-10:30 Information of Institute
GIPROGAZOOCHISTKA
I.V.
Ermakov
ÃÈÏÐÃÀÇÎ -
Î×ÈÑÒÊÀ,
Moscow
10:30-11:00 Standard treatment plants of physico-
chemical processing ENIVRO-CHEMIE
SPLIT-O-MAT
M.
Chebotaeva
Enviro-Chemie
GmbH, Germany
11:00-11:30 Coffee Break
11:30-13:00 Introduction of Water Cleaning Plants by
Participants and Discussion of Specific
Solid-Liquid-Separation Problems
NIICHIMMASH,
BOKELA,
Institut MVM
13:00-14:00 Conclusions and closing Ceremony
Etwa 40 externe Teilnehmer nahmen an dem Symposium teil. Die Vorträge wurden von
deutscher Seite auf englisch vorgetragen und von zwei Dolmetschern ins russische übersetzt.
Russische Vorträge wiederum wurden ins englische übersetzt.
Zwei Bilder des Workshops sind in Bild 4.1 und Bild 4.2 gezeigt. Aufgrund der zahlreichen
Teilnehmer fanden im Anschluss an die Vorträge und in den Pausen interessante
Diskussionen statt. Diese verdeutlichten den Nachholbedarf der russischen Industrie an
Know-How im Bereich der Fest-Flüssig-Trennung. In wie weit sich aus diesen Gesprächen
konkrete weitere Projekte realisieren lassen, muss die Zukunft zeigen
Teilziel 3 Organisation und Durchführung eines Workshops 105
Bild 4.1: Vortrag von Prof. Stahl im Rahmen des Workshops
Bild 4.2: Räumlichkeiten und Publikum des Workshops
5 Symbolverzeichnis
Lateinische Buchstaben:
B Breite mm
C Schleuderziffer, Vielfaches der Erdbeschleunigung -
cV Feststoffvolumenkonzentration -
d Durchmesser mm
da Aussendurchmesser mm
di Innendurchmesser mm
gi Gewichtungsfaktor -
H Höhe mm
L Länge mm
M Masse kg
n Kompressibilitätskoeffizient Kuchenwiderstand (Gl.5.2) -
pabs Absolutdruck bar
ps Feststoffgerüstdruck N/m2
ps,0 Anfangsgerüstdruck N/m2
pV Vordruck bar
SV volumenspezifische Oberfläche m-1
T Tiefe mm
t Zeit s
tf Filtrationszeit s
tf,opt optimale Filtrationszeit s
V Volumen m3
VPermeat, gem gemittelter Permeatvolumenstrom dm³/min
Vs Suspensionsvolumenstrom
x50,3 mittlere Partikelgröße µm
x90,3/x10,3 Verteilungsbreite -
Zi Teilziel bei der Nutzwertanalyse -
Äp Druckdifferenz bar
ÄtSpül Spülzeit s
Symbolverzeichnis 107
Griechische Buchstaben:
á massenspezifischer Kuchenwiderstand m/kg
á0 massenspezifischer Kuchenwiderstand bei ps = 0 m/kg
â Kompressibilitätskoeffizient Porosität (Gl. 5.1) -
å Porosität -
å0 Porosität bei ps = 0 -
ñs Feststoffdichte kg/m³
6 Literaturverzeichnis
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Alt C.; Gösele W.: Einsatzkriterien für Dekanter Chem. – Ing. – Tech. 54 Nr. 5, 425-430 (1982)
Alles C. M.: Prozeßstrategien für die Filtration mit kompressiblen Kuchen, Dissertation, Universität Karlsruhe (2000)
Anlauf H.: Filter oder Zentrifuge – Aspekte für Auswahlkriterien auf der Grundlage vergleichender Untersuchungen; Chem.-Ing.-Tech. 60 Nr. 3, 216-217 (1988)
Beyer F.: Datenbankunterstützte, wissensbasierte apparate- und verfahrenstechnische Auslegung von Anlagen zur Ultrafiltration, Dissertation (1999)
Blaß E.: Entwicklung verfahrenstechnischer Prozesse – Methoden, Zielsuche, Lösungssuche, Lösungsauswahl; Salle und Sauerländer Verlag
Blaß E.; Bischofsberger F.: Grundzüge und Hilfsmittel zur Apparateauswahl In Maschinen + Apparate zur Fest/Flüssig – Trennung, Vulkan-Verlag, Essen (1991)
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110 Literaturverzeichnis
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Zhu, Q. Z.: Eindickung hochkonzentrierter Suspensionen im Hyperkonzentrator, Dissertation, Universität Karlsruhe (1997)
Anhang
A1 Laborversuche
A1.1 Vakuumfiltrationsversuch
Für die Durchführung von Vakuumfiltrationsversuchen wird ein Büchner-Trichter oder besser eine Handfilterplatte verwendet. Die Handfilterplatte besteht aus einer Fassung, in die die Zelleneinlage und das Filtermedium eingespannt werden. Die Filterfläche sollte nicht viel kleiner als 100 cm2 sein, um Nebeneffekte und Ungenauigkeiten zu vermeiden. Unterhalb des Filtermediums befindet sich ein Ventil, über das mittels einer Vakuumpumpe Unterdruck aufgesteuert und Filtrat abgesaugt wird. Das Filtrat gelangt in einen Filtratabscheider. Bei der Auslegung von Vakuumtrommel- oder Scheibenfiltern wird die Handplatte in die Suspension eingetaucht, im Falle von Bandfiltern oder Vakuumnutschen kann die Handfilterplatte auch von oben beaufschlagt werden (nach Montage eines Suspensionsringes). Die Zugabe der Suspension entspricht also dem jeweiligen Anwendungsfall. Auch das Filtermedium muss geeignet gewählt werden. Der Unterdruck liegt bei der Versuchsdurchführung zwischen 0,2 und 0,7 bar (Abwasserstandard: 0,49 bar = 386 mm Hg). Meist wird mit verschiedenen Kuchenbildungs- und Trockensaugzeiten gearbeitet, d.h. die Handfilterplatte wird z.B. 30, 60, 120 und 240 Sekunden eingetaucht. Die Trockensaugzeit beginnt, sobald die Filterplatte aus der Suspension gezogen wird bzw. sobald der Flüssigkeitsspiegel die Kuchenoberfläche erreicht hat (bei Beaufschlagung von oben). Während des Versuches bzw. danach werden folgende Daten notiert: Filtrationszeit, Kuchendicke, Filtratvolumen, Druckdifferenz, Trockensaugzeit, Kuchengewicht (nass und trocken) und wenn möglich zur Entfeuchtung benötigte Luftmenge. Anhand dieser Daten lassen sich die spezifische Filtrationsleistung (Filtratanfall oder gebildete Kuchenmasse pro Zeit und Filterfläche) und die Kuchenrestfeuchte in Abhängigkeit der Kuchendicke und der Trockensaugzeit ermitteln. Trägt man die Zeit pro akkumuliertem Filtratanfall über dem akkumulierten Filtratanfall auf, so lassen sich aus der Kurvensteigung und dem Achsenabschnitt der spezifische Filtrationswiderstand und der Filtermediumswiderstand bestimmen (t/V-über-V-Diagramm). Zur Ermittlung der Kuchenbildungsrate dividiert man die Kuchendicke durch die Kuchenbildungszeit.
A 1.2 Sedimentationsversuch
Der Sedimentationsversuch wird in einem einfachen 1 Liter-Standzylinder durchgeführt. Ziel des Versuches ist es, die Sedimentationsrate der Partikeln sowie die Klarheit des Überstandes zu bestimmen.
112 Laborversuche Anhang A1
Der Versuchsablauf kann wie folgt beschrieben werden. Zunächst wird die
Feststoffkonzentration der zu untersuchenden Suspension ermittelt. Anschließend wird der
Standzylinder bis zur 1 Liter-Marke gefüllt und danach geschüttelt, um Klassiereffekte zu
vermeiden. Nun wird der Zylinder auf eine ebene Oberfläche gestellt und es werden in
geeigneten Intervallen die Höhe des Trennspiegels zwischen klarem Überstand und
sedimentierendem Feststoff (mit Hilfe der Markierungen am Standzylinder) und die
dazugehörige Zeit gemessen. Bleibt der Überstand trüb bzw. ist die Sedimentationsrate zu
gering (< 0,1 cm/s), sollte der Versuch unter Zusatz von Flockungsmittel wiederholt werden.
Nachdem sich der Feststoff abgesetzt hat, werden das Volumen des Sediments und die
Klarheit des Überstandes notiert. Die anfängliche Sedimentationsrate wird bestimmt, indem
die Höhe des Trennspiegels über der Zeit aufgetragen wird und die Steigung des Graphen zu
Beginn des Versuches ermittelt wird. Der Versuch sollte mehrmals wiederholt werden, um
Reproduzierbarkeit der Daten zu gewährleisten.
A 1.3. Versuche mit einer Labordrucknutsche
Die Labordrucknutsche arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die in Kapitel 3.4.2
beschriebene Drucknutsche. Sie besteht aus einem zylindrischen Druckbehälter, an dessen
unterem Ende sich der sogenannte Kuchenbildungsring befindet, der über ein Lochblech und
ein grobes Stützgewebe das Filtertuch trägt. Das Filtrat kann durch eine Bohrung an der
Unterseite auf eine Waage ablaufen, wo die Filtratmenge erfasst wird. Der variabel
einstellbare Gasdifferenzdruck (bis zu 16 bar) wird mittels komprimierter Luft aufgebracht.
Im oberen Deckel des Zylinders ist zur visuellen Kontrolle des Filtrationsvorganges ein
Schauglas angebracht.
Nach dem Einfüllen der Suspensionsprobe wird die Nutsche verschlossen und die
Druckluftstrecke freigegeben. Während des Filtrationsversuches kann die Kuchenhöhe unter
Druck gemessen werden. Daneben werden die Zeit, das Filtratvolumen sowie die
Kuchenmasse (nass und trocken) erfasst. Der Versuch wird beendet, sobald der
Flüssigkeitsspiegel die Kuchenoberfläche erreicht (Schauglaskontrolle). Aus den gemessenen
Daten können die Kuchenporosität, die Kuchenbildungsrate sowie der spezifische
Kuchenwiderstand und der Filtermediumswiderstand bestimmt werden (t/V-über-V-
Diagramm). Dank des variabel einstellbaren Druckes eignet sich die Labordrucknutsche zur
Auslegung verschiedenster Filtrationsapparate. Für eine ausführliche Beschreibung des
Versuchsablaufes und der Auswertung vergleiche [Alles].
A 1.4. Versuche mit einer C-P-Zelle (Kompressions-Permeabilitäts-Zelle)
Ähnlich wie die Drucknutsche ist die C-P-Zelle für einen maximalen Druck von 16 bar ausgelegt. Sie wird zur Erfassung des kompressiblen Materialverhaltens von Haufwerken
Anhang A1 Laborversuche 113
verwendet (Auslegung von Pressapparaten). Die Zelle besteht aus einem Druckbehälter, der nach unten vom Filtermedium begrenzt wird. Darunter befindet sich der sogenannte Filtratablaufboden, der sich auf eine Kraftmessdose abstützt. Das Filtrat läuft nach unten ab und wird auf einer Waage gesammelt. Der Pressdruck wird mittels eines axial verschieblichen, pneumatischen Kolbens aufgebracht, der die obere Begrenzung der C-P-Zelle bildet. Bei Pressversuchen ist der Kolbenausgangspunkt die Kuchenoberfläche. Der gewünschte Druck wird manuell eingestellt. Während der Pressung des Kuchens werden die Kuchenhöhe und der Pressdruck erfasst. Für Durchströmungsversuche kann Flüssigkeit durch das Haufwerk gepresst werden (unter voreingestelltem Druck). Die anfallende Filtratmasse wird mittels einer Waage gemessen. Nach Versuchsende werden Feucht- und Trockenmasse des Kuchens bestimmt. Aus den Daten können die Verläufe der Haufwerksporosität und des spezifischen Kuchenwiderstandes in Abhängigkeit des Pressdrucks ermittelt werden. Für eine genaue Beschreibung der Versuchapparate vergleiche wiederum [Alles].
A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl
A2-1 Beitrag von Davies
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 115
A2-2 Beitrag von Wetzel
A2-3 Beitrag von Day
116 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-4 Beitrag von Tiller
A2-4a)
A2-4b)
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 117
A2-5 Beitrag von Fitch
118 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-6a)
Fragebogen für die Auswahl von Fest-Flüssig-Trenngeräten
Beschreibung des Schlammes
1. Wie groß ist die Absetzgeschwindig-
keit der abzutrennenden Teilchen? > 5 cm/s C 0,1 – 5 cm/s D 0,02 – 0,1 cm/s E < 0,02 cm/s F
2. Wie hoch ist die Feststoffkonzentration
im Zulauf? > 4 Gew.-% G 0,1 – 4 Gew.-% H 1 – 1000 ppm I
3. Wie hoch ist der Dampfdruck der
Flüssigkeit unter Prozessbedingungen? < 20 kPa KE*
20 – 50 kPa J > 50 kPa K
4. Wie hoch ist der gewünschte
Durchsatz? > 1.100 l/min L 100-1.100 l/min M < 100 l/min N
5. Sind die zu verarbeitenden Stoffe
toxisch, entflammbar oder explosiv? Ja O Nein KE*
6. Ist emulgiertes Öl anwesend?
Nein KE* Ja Warnung Nr. 5 beachten
Beschreibung des Prozesses 7. Was ist das Ziel der Trennoperation?
Gewinnung klarer Flüssigkeit P Gewinnung des Feststoffs Q beides P u. Q beachten
8. Ist das Hinzufügen von Chemikalien zur Verbesserung der Trennung zulässig? Ja R Nein S
9. Können Filtermedien verwendet
werden, die nach Gebrauch verworfen werden? Ja KE* Nein T
10. Was ist die gewünschte Konsistenz
des ausgetragenen Feststoffes? rieselfähig U fließfähig V keine Vorgaben KE*
11. Ist im Feststoff verbliebene Flüssigkeit
bzw. Im Filtrat enthaltener Feststoff kritisch für den Prozess? Ja W Nein KE*
12. Ist die Zulaufrate im stündlichen Mittel
konstant? Ja KE* Nein X
13. Was ist die gewünschte Betriebsweise?
kontinuierlich Y Diskontinuierlich Z keine Vorgaben KE*
*KE: Kein Einfluss auf die Auswahl
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 119
A2-6b)
120 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 121
A2-6c) Warnhinweise
Warnung Nr. 1
Einige Trenngeräte, deren Trennprinzip nicht auf Gewichts- bzw. Zentrifugalkraft basiert,
können unkorrekterweise durch zu niedrige Absetzgeschwindigkeit des Feststoffs eliminiert
werden, die entweder durch zu hohe Flüssigkeitsviskosität oder zu niedrige Dichtedifferenz
zwischen Feststoff und Flüssigkeit (weniger als 0,3 g/cm3) hervorgerufen wird. Bei Fällen in
denen die Partikeln zu fein sind, um abgeschieden zu werden, sollte Warnung Nr. 5 sorgfältig
beachtet werden.
Warnung Nr. 2
Die Feststoffkonzentration des Zulaufs könnte für eine Klärung zu hoch sein. Bei
Durchsätzen größer als etwa 100 l/min empfiehlt es sich, die Trennaufgabe auf zwei Geräte zu
verteilen: Ein Trenngerät um den Hauptteil des Feststoffes abzutrennen, und einen Polierfilter
um das Filtrat möglichst vollständig zu reinigen. Durchlaufen sie die Auswahlprozedur ein
zweites Mal unter der Voraussetzung zweier in Serie geschalteter Geräte, und sie werden
bessere Resultate erhalten.
Warnung Nr. 3
Filtermedien, die nach Gebrauch verworfen werden und umweltgefährdende Schlämme lassen
sich meist nicht miteinander vereinbaren. Filtereinsätze oder Filterhilfsstoffe enthalten
normalerweise eine beachtliche Menge an Feststoff oder Filtrat. Im Falle umweltgefährdender
Schlämme kann dies die Entsorgungskosten beträchtlich erhöhen.
Warnung Nr. 4
Im Falle, dass der Feststoff als möglichst trockener Kuchen anfallen soll gilt: Da sowohl die
Investitionskosten als auch die Betriebskosten von Geräten, die einen relativ trockenen
Kuchen produzieren im Allgemeinen recht hoch sind, ist es oft wirtschaftlicher, verdünnte
Suspensionen einzudicken bevor sie mit solchen Geräten entwässert werden. Dies gilt
besonders bei vergleichsweise hohen Durchsätzen.
Warnung Nr. 5
Es gibt Trennaufgaben, bei denen dieses Auswahlschema versagen könnte. Dazu gehört die
Verarbeitung von Öl-Wasser-Gemischen, quellender Substanzen und Suspensionen mit einem
hohen Anteil an organischen Stoffen wie z.B. Fruchtsäfte, Bier, Wein, Fermentationsbrühen,
Proteine, Zuckersirup, Bakterien und Algen. In allen genannten Fällen treten extrem feine
Feststoffpartikeln auf (siehe Warnung Nr.1), die hohe Filtrationswiderstände erzeugen und
die, außer durch den Einsatz von Filterhilfsmitteln oder Membranen, nur schwer abzutrennen
sind. Einige von den Autoren angestellte Annahmen könnten unzulässig sein. Bitte
konsultieren sie einen Experten bevor sie weiter mit der Apparateauswahl voranschreiten.
122 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-7 Beitrag von Pierson
A2-7a)
A2-7b)
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 123
A2-7c)
A2-7d)
124 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-7e)
A2-8 Beitrag von Purchas (Wakeman und Tarleton)
A2-8a)
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 125
A2-8b)
A2 8c)
126 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-9 Beitrag von Wakeman und Tarleton
A2-9a)
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 127
128 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 129
130 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-9 b)
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 131
132 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-10 Beitrag von Lavanchy et al.
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 133
A2-11 Beitrag von Quilter (in Rushton [1996])
A2-12 Beitrag von Gasper [2000]
134 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl Anhang A2
A2-13 Beitrag von Blaß [1989]
Anhang A2 Tafeln und Tabellen zur Apparateauswahl 135