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Verblendsturz 2.6 - Backstein · Verblendsturz 2.6.2 Maueröffnungen müssen so abgedeckt werden,...

Date post: 20-Sep-2020
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Überdeckung von Öffnungen im Verblendmauerwerk Verblendsturz 2.6.2 Maueröffnungen müssen so abgedeckt werden, dass die Last des darüber befindlichen Mauerwerks sicher auf das angrenzende Mauerwerk über- tragen wird. Der frühere Ziegelbogen, der seine Stabilität und Tragkraft fast ausschließlich durch seine Masse erhält, hatte ein belieb- tes und schwerfälliges Ausse- hen. Der Zweck eines echten Bogens ist, einer Auflast oder Kraft zu widerstehen und sie auf eine adäquate Stütze – wie eine Säule oder einen Pfeiler – zu übertragen. Die Tragfähig- keit einer Mauerüberdeckung nimmt mit der Höhe des Quer- schnitts und mit dem Anstei- gen der Bogenwölbung zu. Die Grundformen der Bogen- konstruktion sind: Rundbogen, Spitzbogen und Flachbogen (Bild 1). Bild 2: Ein gemauerter Rundbogen symbolisiert handwerkliches Geschick und vermittelt ein Gefühl von Tradi- tion, Wärme und Langlebigkeit. Verblendstürze erfüllen nicht nur eine ästhetische Funktion. Auch unter Aspekten der Statik und der Dämmung kommt ihnen größte Bedeutung zu. Präzises Arbeiten unter Berück- sichtigung aller spezifischen Charakteristika sowie der ein- schlägigen Normen ist unerläss- lich. Im Folgenden wird unter- schieden zwischen scheitrech- ten Bögen, Grenadierstürzen mit Stahlprofil, Grenadierstür- zen mit Fugenbewehrung und Fertigteilstürzen. Die Integrati- on eines Abdichtungssystems findet ebenfalls Berücksichti- gung. Verblendsturz 2.6.2 a = Rundbogen b = Spitzbogen c = Flachbogen Bild 1: Grundformen der Bogen- konstruktionen. a b c © Alle Abb. FV Ziegel Nord
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Page 1: Verblendsturz 2.6 - Backstein · Verblendsturz 2.6.2 Maueröffnungen müssen so abgedeckt werden, dass die Last des darüber befindlichen Mauerwerks sicher auf das an gren zende Mauerwerk

Überdeckung von Öffnungenim Verblendmauerwerk

Verblendsturz 2.6.2

Maueröffnungen müssen soabgedeckt werden, dass dieLast des darüber befindlichenMauerwerks sicher auf das an gren zende Mauerwerk über -tra gen wird. Der frühere Ziegelbogen, derseine Stabilität und Tragkraftfast ausschließlich durch seineMasse erhält, hatte ein belieb-tes und schwerfälliges Ausse-hen. Der Zweck eines echtenBogens ist, einer Auflast oderKraft zu widerstehen und sieauf eine adäquate Stütze – wieeine Säule oder einen Pfeiler –zu übertragen. Die Tragfähig-keit einer Mauerüberdeckungnimmt mit der Höhe des Quer-schnitts und mit dem Anstei-gen der Bogenwölbung zu. Die Grundformen der Bogen-konstruktion sind: Rundbogen,Spitzbogen und Flachbogen(Bild 1).

Bild 2: Ein gemauerter Rundbogensymbolisiert handwerkliches Ge schickund vermittelt ein Gefühl von Tradi-tion, Wärme und Langlebigkeit.

Verblendstürze erfüllen nichtnur eine ästhetische Funktion.Auch unter Aspekten der Statikund der Dämmung kommtihnen größte Bedeutung zu.Präzises Arbeiten unter Berück-sichtigung aller spezifischen

Charakteristika sowie der ein-schlägigen Normen ist unerläss-lich. Im Folgenden wird unter-schieden zwischen scheitrech-ten Bögen, Grenadierstürzenmit Stahlprofil, Grenadierstür-zen mit Fugenbewehrung und

Fertigteilstürzen. Die Integrati-on eines Abdichtungssystemsfindet ebenfalls Berücksichti-gung.

Verblendsturz 2.6.2

a = Rundbogenb = Spitzbogenc = Flachbogen

Bild 1: Grundformen der Bogen -konstruktionen.

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Verblendsturz 2.6.2

Zur Überdeckung von Mauer -öffnungen in der heutigen Ver-blendschale der zweischaligenAußenwand haben sich im Lau feder Zeit verschiedene Lö sungs -möglichkeiten entwickelt. Derfrüher in Nord deutsch land amhäufigsten verwendete „scheit-rechte Bogen“ wird selten aus-geführt. Dessen korrekte Aus-bildung ist nicht nur zeitauf-wändig, sondern bedarf auchfachkundiges Mauerpersonal

und handwerkliches Geschick.Scheitrechte (waagerechte)Bogen eignen sich wegen ge -ringer Tragfähigkeit nur fürSpannweiten bis etwa 1,25 m.Als bewehrtes Mauerwerk oderin Verbindung mit tragendenStahlprofilen können sie auchfür größere Spannweiten inFrage kommen.Obwohl der Bogen eine waage-rechte Untersicht hat, beruhtseine Stabilität auf den Kon-

struktionsprinzipen des Bogen-baus.Der scheitrechte Bogen wirdmit einer Stichhöhe von 1 %der Spannweite ausgeführt,damit er nach dem Schwindendes Mörtelanteils nicht durch-hängend wirkt. Im Verblend-mauerwerk werden die pas-send behauenen Widerlager-steine so angesetzt, dass derBogenrücken in einer Lagerfu-ge des angrenzenden Mauer-werks ausläuft. Die Schrägedes Widerlagers wird nach demBogenmittelpunkt ausgerichtet.

Bild 3: 1-Stein dicker Scheitrechter Bogen.

Bild 4: Die Aufnahme der horizon-talen Lasten erfolgt über die Wider-lagerschräge des Bogens.

Scheitrechter Bogen

Charakteristische Merkmaleeines scheitrechten Bogens

• Stichhöhe ≈ 1/100 der Öff-nungsspannweite. Die Stich-höhe ist zugleich das Maß fürdie Tragfähigkeit des Bogens.Je kleiner sie ist, um so gerin-ger ist die Tragfähigkeit desBogens.

• Die Widerlager werden ab ge -schrägt, damit der scheit-rechte Bogen wie ein Keil aufdie Widerlager drückt undvon diesen getragen wird.

• Widerlagerschrägen undFugen zeigen zum Bogenmit-telpunkt.

• Die Fugen sollen an derBogenleibung mindestens 5 mm, am Bogenrücken höch-s tens 20 mm dick sein.

Bild 5: Konstruktion einesscheitrechten Bogens.

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Verblendsturz 2.6.2

Verblendsturz 2.6.2

Grenadierstürze

Überdeckung mit Stahlprofilen

Im heutigen Verblendmauer-werk werden die Stürze alsstehende Rollschichten mitgleichmäßig parallel verlaufen-den Fugen, ohne Stich undWiderlager bevorzugt (Bilder 6 und 7). Die so genannten„Grenadierschichten“ lassensich relativ schnell herstellen.

Traditionellerweise werden dieMauersteine hochkant auf einprovisorisches Holzgestell ge-setzt. Das Holzgestell wird erstdann wieder entfernt, nach-dem der Mauermörtel erhärtetund die Wand darüber fertig-gestellt ist. Entscheidend fürdie Dauerhaftigkeit dieserStürze ist die Mörtelqualität inder Grenadierschicht.

Grenadierschichten im Ver-blendmauerwerk werden nichtnach den Verbandsregeln fürMauerwerk unter Einhaltungeines Überbindemaßes gemäß

DIN 1053-1 [01] ausgeführt.Insofern dürfen sie keine tra-genden Funktionen überneh-men. Grenadierstürze dürfennur in Verbindung mit Hilfs-konstruktionen ausgeführtwerden.

Bild 6: Stürze aus gemauerten Grenadierschichten gelten als Schwachstelle des Verblendmauerwerks.

Bild 7: Das senkrecht angeordneteWiderlager kann keine tragende Funktionen übernehmen.

Die einfachste Maßnahme zurSicherung der Grenadierstürzeist die Verwendung eines Stahl -winkels, welcher zur Über -deckung von kleinen Öffnun-gen von bis zu ca. 2 m verwen-det werden kann. Bei Stahlwin-keln werden die Auflastenüber die Biegetragwirkung indie seitlichen Auflager über-tragen. Die Auflagertiefebeträgt jeweils mindestens100 mm [02]. Die häufig ver-wendeten verzinkten Stahlpro-file sind nach DIN 1053-1 nichtzulässig. Sie sollten in jedemFalle mit einem geeignetenFarbanstrich zum dauerhaftenSchutz gegen Korrosion verse-hen sein, wenn Edelstahlprofi-le aus Kostengründen nichtzum Einsatz kommen.

Bild 8: Verzinkte Stahlprofile stellen eine kostengünstige Überdeckung vonWandöffnungen dar, haben allerdings den Nachteil, dass sie von außensichtbar bleiben.

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Grenadierstürze mit Fugenbewehrung

Eine gute Alternative zumStahlwinkel stellt die Ausbil-dung von Grenadierstürzenmit Fugenbewehrung dar. Die Lösung ermöglicht dasÜberdecken großer Maueröff-nungen, weil der Stahl dieZugspannungen im unterenBereich des gemauerten Stur-zes aufnimmt.

Das auf Bild 9 ersichtliche Be -wehrungssystem ist z. B. zurÜberdeckung von Öffnungenbis zu einer lichten Weite von3,01 bauaufsichtlich zugelas-sen. Dabei bleibt die Sturzbe-wehrung von außen unsicht-bar [03].Der Sturz kann als Grenadier-schicht oder als Läufersturzausgebildet werden. Ein Vorteildieses Systems liegt darin,dass eine Verankerung mitdem tragenden Hintermauer-werk nicht erforderlich ist.Dadurch kann in vielen Fällenauf vertikale Dehnungsfugenseitlich des Sturzes zur Abtren-nung vom angrenzenden Mau-erwerk verzichtet werden.

Als fortschrittlich und empfeh-lenswert muss bei diesemSystem die Detaillösung zurEntwässerung der Verblend-schale oberhalb des Sturzesbezeichnet werden (Bild 10).

Nach DIN 1053-1 sind dieInnenschalen von zweischali-gen Außenwänden auch imBereich der Fenster- und Tür-stürze gegen Feuchtigkeit zuschützen. Hierzu sind oberhalbdes Sturzes Dichtungsbahnenerforderlich, die an der tragen-den Innenwand befestigt, inder Hohlschicht mit Gefälle

nach außen verlegt undschließ lich in die Lagerfuge der Verblendschale eingebet-tet werden. Für die Funktionstauglichkeitdieser Abdichtung müssenallerdings folgende Vorausset-zungen erfüllt sein:

1. Offene Stoßfugen in der Ver-blendschale zur Ableitungdes durch die Verblendschaleeingedrungenen Regen-wassers.

2. Gefälle der Dichtungsbahn in der Hohlschicht.

3. Entfernung der Mörtel-schwelle in der offenen Stoß-fuge der Verblendschale.

Die bisherigen Erfahrungender Ziegelindustrie in Nord-deutschland belegen jedoch,dass die Anforderungen an dieAbdichtungsmaßnahmen ge -mäß DIN 1053-1 eher auf theo-retischen Annahmen basieren,

so dass ein wirklicher Praxisbe-zug nicht existiert. Insbeson-dere gelten die offenen Stoß-fugen im Sturz bei Gebäudenin exponierter Lage eher alsSchwachstelle einer Verblend-schale, da sie das ungehinder-te Eindringen des Regenwas-sers ermöglichen.

In Abhängigkeit von der Inten-sität und Dauer des Schlagre-gens sowie von der Wasserauf-nahmefähigkeit der Fugenkann stets eine geringe MengeRegenwasser in die Hohl-schicht eindringen und an derRückseite der Verblendschaleabfließen (etwa 1 bis 5 % deraußen auftreffendenRegenmenge [04]). Die Tatsa-che, dass bisher ein Austretendes Regenwassers über die of -fenen Stoßfugen sehr seltenbeobachtet wurde, ist darinbegründet, dass das in dieHohl schicht über das Fugen-netz eingedrungene Regen-wasser an der Rückseite derVerblendschale von den Mau-ersteinen und dem aus denLagerfugen heraus gedrücktenMörtel wieder aufgenommenwird. Im Ex trem fall wird daseingedrungene Regenwasserüber die Dichtungsbahn seit-lich in die Hohlschicht geleitet.

Bild 9: Bauaufsichtlich zugelassenes Sturzbewehrungssystem zur Über-deckung von Öffnungen bis zu 3,01 mm Breite (Fa. Elmenhorst).

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Verblendsturz 2.6.2

Verblendsturz 2.6.2

Das auf Bild 10 ersichtlicheAbdichtungssystem für denSturz bietet erstmalig einepraktikable Lösung zur Sturz-abdichtung, welche nicht nurden Anforderungen der DIN1053-1 Rechnung trägt, sondernauch durch den Verzicht aufoffene Stoßfugen die Schlagre-gensicherheit des Mauerwerkserhöht. Die bauaufsichtlichzugelassene Abdichtungsfoliewird an der tragenden Innen-schale befestigt und mit ihreraus einem Armierungsgewebebestehenden Vorderseite inder 2. oder 3. Lagerfuge überder eingelegten Bewehrungfixiert.

Eine eventuelle Reduzierungder Wärmedämmwirkung derDämmschicht durch Einleitendes Regenwassers in die Hohl-schicht ist nicht zu befürchten.Das auf diese Weise im Extrem -fall in die Hohlschicht eingelei-tete Regenwasser beträgtnicht mal einen Bruchteil derRegenwassermenge, die übli-cherweise während Bauaus-führung in die Hohlschichteindringt.

Bild 10: Praxisgerechtes Abdichtungssystem für den Sturz zur seitlichenAbleitung des eingedrungenen Regenwassers ohne Entwässerungs-öffnungen (Elmenhorst).

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Verblendsturz 2.6.2

FertigteilstürzeHerstellung, Sturzaufbau

Fertigteilstürze eröffnen neueDimensionen konstruktiverund gestalterischer Möglich-keiten für das Verblendmauer-werk. Fertigteilstürze, wie z. B.Ziegelfertigstürze, bestehendaus einem tragenden Stahlbe-tonkern und vorgesetzter Zie-gelschale, ermöglichen Abfan-gungen über große Spannwei-ten. Sie sind werkseitig mitMon tageösen für den Trans-port und eine schnelle Monta-ge ausgerüstet.

Zur Herstellung von Ziegelfer-tigteilstürzen werden Riem -chen in einer Matrize exaktausgerichtet, eine Edelstahlbe-wehrung eingelegt und mitBeton ausgegossen (Bild 11).

Die profilierte Rückseite vonZiegelriemchen bewirkt eineVerzahnung mit dem Beton, sodass eine dauerhafte Verbund-wirkung garantiert ist. Um Far-b unterschiede im Bereich derFugen zu vermeiden, erfolgtdie Verfugung des Fertigteilsin einem Arbeitsgang mit demübrigen Mauerwerk.Die Bewehrung wird auf Stel-zen gesetzt, um die 2 cm Min-destüberdeckung mit Betoneinzuhalten (Bild 12).

Fertigteilstürze haben dengroßen Vorteil, dass sie werk-seitig mit einer integriertenWärmedämmung an der Rück-seite entsprechend den Anfor-derungen des Wärmeschutzesfür besonderes effiziente Ener-giesparhäuser, wie z. B. Passiv -häuser, ausgestattet werdenkönnen (Bild 13). Dadurch können die Wärme-brückenprobleme im Bereichdes Fensteranschlusses opti-mal gelöst werden.

Bild 11: In der Holzschalung sind bereits Aussparungen für die Fugen desSturzes mit einer Auskratztiefe von 1,5 cm berücksichtigt.

Bild 12: Die profilierten Winkelriemchen werden unter Einhaltung derSturzfugen in die Schalung per Hand eingelegt.

Bild 13: Ziegelfertigteilsturz für tiefe Leibungen mit integrierter Wärme -dämmung. Die Auflager bestehen aus V4A-Platten, die stirnseitig aus denElementen hervorstehen (Röben Tonbaustoffe).

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Verblendsturz 2.6.2

Verblendsturz 2.6.2

Wärmebrückenarme Anschluss-details gemäß DIN 4108 Bei-blatt 2 [05] lassen sich ambesten mit Fertigteilen reali-sieren (Bilder 14 und 15).

Bild 14: Umsetzung der Anforderungen der DIN 4108 Beiblatt 2 durch Verwendung von Fertigteilen im Sturz [06].

Bild 15: Fenstersturzdetail, nach DIN 4108 Beiblatt 2 (Maße in mm).

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Befestigung der Fertigteilstürze

Grundsätzlich wird zwischenzwei Befestigungsvariantenunterschieden:

1. Fertigteilstürze, die in derEbene der Verblendschalebeid seitig aufgelagert wer-den, eignen sich zur Über-deckung von Öffnungen biszu einer Länge von maximal4 m.

2. Bei größeren Öffnungenoder höheren Belastungenwerden abgehängte Sturz-balken eingesetzt. Sie wer-den mit Hilfe von Winkel-konsolen oder Hän g ezug -ankern aus nicht ros tendemStahl als endlose Überde -ckung an die tragende Hin-termauerkonstruktion ab ge -hängt (Bild 16). Ziegelfertig-teilstürze können eine Lastbis zu zwei Vollgeschossen(8 m) aufnehmen. Insofernkönnen sie auch als Zwi -schen abfangung im Ver -blend mauerwerk eingesetztwerden.

Um Risse durch Zwangspan-nungen in der Verblendschalezu vermeiden, müssen alle mitdem Hintermauerwerk befes -tigten Fertigteilstürze durchAnordnung von vertikalenDehnungsfugen vom angren-zenden Mauerwerk getrenntwerden (Bild 17), denn die Ver-formungseigenschaften derbeiden Schalen einer zwei-schaligen Außenwand sind völ-lig unterschiedlich. Währenddie tragende Innenschale inAb hängigkeit des verwendetenMauersteins Kriech- undSchwindverformungen unter-liegt, muss bei der Verblend-schale mit thermohygrischenLängenänderungen gerechnetwerden [07].

Bild 16: Befestigung eines Fertigteilsturzes mit der tragenden Betonwanddurch Winkelkonsolen. In diesem Fall dient der Sturz als Auflager für dasVerblendmauerwerk.

Bild 17: Zur Vermeidung von Rissen werden der Fertigteilsturz und dasBrüstungsmauerwerk durch Anordnung vertikaler Dehnungsfugen vomangrenzenden Verblendmauerwerk getrennt.

Vertikale Dehnungsfuge

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Verblendsturz 2.6.2

Verblendsturz 2.6.2

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

In Norddeutschland werdenÖffnungen im Verblendmauer-werk traditionell mit Grena-dierstürzen überdeckt. Gemauerte Grenadierstürzemüssen allerdings über ihredekorative Gestaltungsfunk -tion hinaus die Auflasten desdarüber befindlichen Mauer-werks in die seitlichen Aufla-ger weiterleiten. Die Grena-dierstürze müssen also trag-fähig sein und entsprechendden zu erwartenden Auflastenbemessen und dimensioniertwerden.

Die heute insbesondere beikleineren Objekten, wie Ein-oder Zweifamilienhäusern, fastausschließlich verwendetenGrenadierstürze gelten zu -gleich als eine Schwachstelle

des Verblendmauerwerks. DieMörtelfugen lassen sich unterBaustellenbedingungen nichtausreichend verdichten. Sieweisen stets eine hohe Was-seraufnahmefähigkeit auf. Dadie Abdichtungsebene desSturzes stets oberhalb der Gre-nadierschicht liegt, kann dasüber die Fugen der Grenadier-schichten in die Hohlschichteingedrungene RegenwasserFeuchtigkeitsschäden an denFensterscheiben oder Innen-bauteilen verursachen.

Darüber hinaus sind Grena-dierschichten ohne Hilfskon-struktionen statisch nicht gesi-chert und dürfen daher nur inVerbindung mit Fugenbeweh-rung ausgeführt werden.

Als optimale Lösung zur Aus-bildung der Stürze im Ver-blendmauerwerk gelten dieFertigteilstürze, welche einer-seits den Anforderungen derneuen EnEV zur Reduzierungder Wärmebrücken im Bereichder Maueranschlüsse Rech-nung tragen, anderseits auf-grund ihres Stahlbetonkernsdie Schlagregensicherheit desMauerwerks im Sturz erhöhen.

Literaturhinweise

[01] DIN 1053-1:Berechnung und Aus-führung. Ausgabe 1996-1im DINTaschenbuch 68: Mauer-werk; 6. Auflage. Herausge-ber: DIN Deutsches Institutfür Normung e. V., Beuth-verlag GmbH, Berlin. Wien .Zürich

[02] DIN EN 845-2: Festlegungfür Ergänzungsbauteile fürMauerwerk.Teil 2: Stürze. August 2003.DIN Deutsches Institut fürNormung e. V.

[03] BewehrungssystemeElmenhorst Bauspezialarti-kel, Osterbrooksweg 85,22869 Schenefeld.

[04] Künzel, H.: ZweischaligesMauerwerk – mit oderohne Belüftung. Sonder-druck aus wksb 43. Jahr-gang (1998), Heft 42, S. 9–14.

[05] DIN 4108, Wärmeschutzund Energie-Einsparung inGebäuden. Beiblatt 2: Wär-mebrücken. Planungs- undAusführungsbeispiele. Aus-gabe Oktober 2003.

[06] Pohl, W. H., Horschler, S.:Baukonstruktionen, Regel-details. Im Ordner „Von derIdee zur Ausführung“. He rausgeber FachverbandZiegelindustrie Nord e. V.,2002.

[07] Schubert, P.: SchadenfreiesBauen mit Mauerwerk,Thema 2: ZweischaligeAußenwände. Risse durchzu große Verformungsun-terschiede in horizontalerRichtung. In: Mauerwerk 5(20019, H. 4, S. 141–144.)


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