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Vaust aufs Auge 1/2012

Date post: 13-Mar-2016
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Die Zeitung des VSStÖ Innsbruck
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Die GebÜhr ist ein GeschwÜr! Nein zu StudiengebÜhren! Der für das Wissenschaftsressort zuständige Minister und ehemalige Rektor der Universität Innsbruck Karlheinz Töchterle hat seit seinem Amtsantritt nichts unversucht gelassen um die Wiedereinführung von Studiengebühren mit allen Mitteln zu erzwingen. Dabei schreckt er auch vor einem Gefälligkeitsgutachten eines namhaften Verfassungsjuristen nicht zurück. Dabei sollte eines klar sein: Studiengebühren, die nach vorsichtigen Schätzungen kaum mehr als 150 Millionen Euro einbringen würden (also genau jenen Betrag, wegen dem sich sogenannte „Bagatellsteuern“ wie Erbschafts- und Schenkungssteuer nicht lohnen), werden die akuten Finanzprobleme keinesfalls lösen. Österreichs Universitäten benötigen annähernd eine Milliarde mehr pro Jahr, um nur den Status quo aufrechterhalten zu können. ACHTUNG - POLITISCHE - MEINUNG Soziale Ungleichheit macht Menschen krank und verkürzt das Leben. Den benachteiligten Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten werden nicht nur gesellschaftliche Güter wie Bildung verwehrt, sondern auch Lebensjahre und Lebensqualität genommen. Dies ist eine Ungerechtigkeit. S. 3 Wahrheit und Mythos: Griechenland steckt seit 2009 in einer tiefen Wirtschaftskrise. Eine_r von fünf Griech_innen lebt unter der Armutsgrenze. „Selbstschuld“ behauptet die europäische Presse. Mit falschen Anschuldigungen wird in alter Tradition ein Feindbild erschaffen. S.4 Das Thema Vergewaltigung ist unbequem. Es ist ein Tabuthema. Es wird suggeriert, dass Frauen „Selbst schuld“ dran sind. Dadurch werden Frauen zum Schweigen gebracht, damit unsere Welt so heilig bleibt, wie sie scheint. Das muss sich ändern und zwar SOFORT. S.6 Vaus t au f´ s au gE In freundlicher Kooperation mit Comik_farbe.indd 1 13.05.2012 13:36:40
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Die GebÜhr ist ein GeschwÜr!Nein zu StudiengebÜhren!

Der für das Wissenschaftsressort zuständige Minister und ehemalige Rektor der Universität Innsbruck Karlheinz Töchterle hat seit seinem Amtsantritt nichts unversucht gelassen um die Wiedereinführung von Studiengebühren mit allen Mitteln zu erzwingen. Dabei schreckt er auch vor einem Gefälligkeitsgutachten eines namhaften Verfassungsjuristen nicht zurück. Dabei sollte eines klar sein: Studiengebühren, die nach vorsichtigen Schätzungen kaum mehr als 150 Millionen Euro einbringen würden (also genau jenen Betrag, wegen dem sich sogenannte „Bagatellsteuern“ wie Erbschafts- und Schenkungssteuer nicht lohnen), werden die akuten Finanzprobleme keinesfalls lösen. Österreichs Universitäten benötigen annähernd eine Milliarde mehr pro Jahr, um nur den Status quo aufrechterhalten zu können.

ACHTUNG - POLITISCHE - MEINUNG

Soziale Ungleichheit macht Menschen krank und verkürzt das Leben. Den benachteiligten Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten werden nicht nur gesellschaftliche Güter wie Bildung verwehrt, sondern auch Lebensjahre und Lebensqualität genommen. Dies ist eine Ungerechtigkeit. S. 3

Wahrheit und Mythos: Griechenland steckt seit 2009 in einer tiefen Wirtschaftskrise. Eine_r von fünf Griech_innen lebt unter der Armutsgrenze. „Selbstschuld“ behauptet die europäische Presse. Mit falschen Anschuldigungen wird in alter Tradition ein Feindbild erschaffen. S.4

Das Thema Vergewaltigung ist unbequem. Es ist ein Tabuthema. Es wird suggeriert, dass Frauen „Selbst schuld“ dran sind. Dadurch werden Frauen zum Schweigen gebracht, damit unsere Welt so heilig bleibt, wie sie scheint. Das muss sich ändern und zwar SOFORT. S.6

Vaust auf s augE

Vaust

In freundlicher Kooperation mit

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Mythos StudiengebÜhrenBefürworter_innen von Studiengebühren bedienen sich immer

wieder derselben, bei näherer Prüfung nicht haltbaren, Argumente:

Mythos: Studiengebühren haben eine umverteilende Wirkung, da vor allem Reiche davon betroffen sind!

Wahrheit: Studiengebühren belasten vor allem Familien mit mittleren Einkommen, da hier zumeist kein Anspruch auf Studienbeihilfe besteht. Studiengebühren sind also eine klassische „Mittelstandsbesteuerung“ für deren Interessen die Befürworterparteien ÖVP und BZÖ angeblich einstehen. BZÖVP vertreten also nicht den „Mittelstand“, sondern protegieren die Superreichen in unserem Lande!

Mythos : Studiengebühren werden durch ein sozial gerechtes Stipendiensystem abgefangen!

Wahrheit: Österreichs Stipendiensystem ist im EU Vergleich absolut unterdurchschnittlich. Nur 18% der Studierenden bekommen Studienbeihilfe, die durchschnittlich € 250 pro Monat beträgt. Um den Lebensunterhalt zu sichern, ist schon jetzt der Großteil (60%+) gezwungen einer entsprechenden Nebenbeschäftigung nachzugehen. (Studierenden-Sozialerhebung 2009) Dadurch sind die extrem knapp bemessenen Fristen kaum einhaltbar und der Großteil genau in der zeitaufwendigen Studienabschlussphase noch mit einer zusätzlichen Belastung in Form von Studiengebühren konfrontiert wäre.

Mythos: € 500 pro Semester kann sich jede_r leisten!

Wahrheit: 60 % der Studierenden arbeiten bereits jetzt durchschnittlich 20 Stunden pro Woche nur um sich den Lebensunterhalt sichern zu können. € 1000 pro Jahr sind eine außerordentlich hohe Belastung für Studierende.

Mythos : Mit Studiengebühren könnte ein verbessertes Stipendiensystem finanziert werden.

Wahrheit: Berechnungen ergeben, dass ein wirklich gutes, mit anderen Ländern wie Dänemark, Schweden, Norwegen etc. vergleichbares (Stipendien-) System ca. 1,4 Milliarden Euro pro Jahr kosten würde. Mit Studiengebühren in dieser angedachten Höhe ist das niemals möglich.

Mythos : Niemand muss wegen Studiengebühren sein Studium abbrechen!

Wahrheit : Mit der Einführung der Studiengebühren 2001 haben über 40.000 Studierende ihr Studium abgebrochen. (Statistik Austria).Abbruchsgrund war bei fast allen eine notwendige Ausweitung der Berufstätigkeit, die mit dem Studium nicht mehr vereinbar war.

Mythos: Mit Studiengebühren werden „Bummelstudent_innen“, die jede Menge Geld kosten, zur Kasse gebeten.

Wahrheit: Studierende, die keine Lehrveranstaltungen belegen, verursachen keine Kosten. Entgegen weitläufiger Meinungen bietet die Studierendeneigenschaft (ohne entsprechende Leistungsnachweise) auch keinerlei öffentliche Unterstützungsleistungen.

Mythos: Studiengebühren sind international absolut üblich.

Wahrheit: Die Mehrheit der EU Staaten hebt an öffentlichen Universitäten keine Studiengebühren ein. In Ländern mit vergleichbarer prozentueller Abgabenhöhe wie Österreich sind Studiengebühren absolut untypisch.

Stefan Gasserstudiert Physik

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Einkommen, Vermögen, Bildung usw. sind in allen Staaten dieser Welt ungleich verteilt. Dies stellt aus der Sicht des Sozialismus eine Ungerechtigkeit dar, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Ungleichverteilungen von gesellschaftlichen Gütern auch dazu führen, dass Menschen in niedrigeren sozialen Schichten früher sterben und häufiger krank werden. Eine umfangreiche wissenschaftliche Evidenz belegt, dass soziale Ungleichheit verheerende Auswirkungen auf den Gesundheitszustand haben kann. So besteht zwischen sozialen Schichten bzw. zwischen verschiedenen Regionen/Stadtvierteln sogar innerhalb von Industriestaaten ein Unterschied in der Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren!

Davon sind aber nicht nur Menschen betroffen, die in absoluter Armut leben, sondern alle. Jemand, der_die durchschnittlich 1500 Euro verdient, stirbt früher als jemand der_die 2000 Euro verdient. Akademiker_innen sind deutlich gesünder und leben länger als Personen, die lediglich Maturaniveau erreicht haben. Diese wiederum haben einen deutlichen Überlebensvorteil gegenüber Hauptschulabsolvent_innen, auch wenn das Einkommensniveau gleich ist. In einer hierarchisch strukturierten Organisation haben die Führungspersonen deutlich niedrigere Herzinfarktraten als Menschen, die in der Berufshierarchie niedriger stehen. Das Vorurteil, dass die „gestressten“ Manager_innen eher einen Herzinfarkt bekommen, ist längst widerlegt. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Dabei lassen sich diese Zusammenhänge keineswegs allein darauf zurückführen, dass Menschen aus niedriger gelegenen sozialen Schichten mehr gesundheitsschädigende Verhaltensweisen (Rauchen, ungesundes Essen usw.) an den Tag legen oder eine schlechtere Gesundheitsversorgung haben.

Der Status, die relative Stellung innerhalb der sozialen Hierarchie, hat wesentliche Auswirkungen auf die Gesundheit.

Die Privilegierten, fühlen sich durch ihre Überlegenheit wohler und haben mehr Kontrolle über ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse und mehr Möglichkeiten der sozialen Partizipation. In den meisten westlichen

Gesellschaften steht das Individuum mit seinem Leistungsdrang und Streben nach Status im Mittelpunkt. So signalisieren viele Menschen mit Statussymbolen an diejenigen, die unter ihnen stehen, ihre Überlegenheit, und lösen in den sozial benachteiligten Personen psychosoziale Stressreaktionen aus, die sich durch die Verschaltung mit biologisch-körperlichen Prozessen auch auf deren Gesundheit negativ auswirken. Immer von anderen kontrolliert zu werden und abhängig zu sein, das Gefühl von Minderwertigkeit und der Verlust des Selbstwerts, eine Dysbalance zwischen Aufwand und Entlohnung oder der Mangel an gesellschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten haben fatale Folgen für die Betroffenen.

Dass den Menschen in niedrigeren sozialen Schichten durch die Ungleichverteilung Lebensjahre und Gesundheit geraubt werden, stellt die wahre Ungerechtigkeit dar. Dabei gibt es viele Hinweise dafür, dass in egalitäreren Gesellschaften alle von der gerechteren Verteilung profitieren, sogar die oberen Schichten. In Ländern, in denen das Ausmaß der Einkommensungleichheit kleiner ist, leben Menschen länger, sind weniger krank und vertrauen einander mehr. Zudem sind die Mord- und Inhaftierungsraten kleiner.

Durch die Verweigerung von Ressourcen oder durch die Einschränkung des Zugangs zu Bildung, werden Menschen krank gemacht und getötet. Daher ist es wichtig, allen Menschen die gleichen Lebenschancen und Verwirklichungsmöglichkeiten zu geben. Die fatalen Auswirkungen sozialer Ungerechtigkeit auf die Gesundheit geben den Thesen des Sozialismus Recht: Eine auf Solidarität und Gleichheit gegründete Gesellschaft, in der nicht das Streben nach Status und Überlegenheit, sondern die Gemeinschaft im Vordergrund steht, hat positive Auswikungen auf alle.

Darmin Popovicstudiert Medizin

Quellen: - Marmot M (2004): The Status Syndrome. How social standing affects our health and

longevity. New York. - Wilkinson R, Pickett K. (2010): The Spirit Level: Why Equality is better for everyone.

London.

Status und GesundheitWie soziale Ungleichheit tÖtet und krank macht

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Griechenland steckt seit 2009 in einer tiefen Wirtschaftskrise. Nach Angaben von Eurostat erwies sich die Rezession 2011 tiefer als erwartet und der durchschnittliche jährliche BIP- Rückgang hat im vierten Quartal 2011, 7% erreicht. Die unübersehbaren Folgen der Rezession sind Arbeitslosigkeit und Armut. Nach neuesten offi ziellen Angaben lebt eine_r von fünf Griech_innen unter der Armutsgrenze, 59% davon sind nicht in der Lage grundlegende Güter zu erhalten. Die höchste Arbeitslosenquote merkt man unter den Jugendlichen im Alter von 15-29 Jahren (39,5%).

„Selbst schuld“ behauptet die europäische Presse. Mit falschen Anschuldigungen wird in alter Tradition ein Feindbild erschaffen. Warum auch nicht, diese Strategie hat die europäische Bevölkerung schon in der Vergangenheit unzerkaut geschluckt. Höchste Zeit, um die Lügenmärchen von Medien und Politik zu entlarven und dem geschürten Hass entgegenzutreten! Das Lügenbild der faulen Griech_innen, die im Übermaß leben, Luxus-Pensionen kassierten und ständig Urlaub machen, gilt es zu entkräften.

Die tatsächliche Wochenarbeitszeit (abzüglich Mittagspausen) lag vor der Krise laut Eurostat bei 44,3 Stunden, in Deutschland waren es 41 Stunden und im EU-Durchschnitt 41,7. Auch die Entlohnung widerlegt die Anschuldigungen. Das Lohnniveau liegt gerade einmal bei 73% des europäischen Durchschnitts. Aktuell ist die hohe Arbeitslosigkeit maßgeblich für die sinkenden Beschäftigungsstatistiken verantwortlich. Auch die Defi nition einer Luxus-Pension muss in Anbetracht der tatsächlichen Durchschnittspension von 617€ pro Monat (2007), überdacht werden. Die Höhe entspricht gerade einmal 55% des EU-Schnitts. Auch das Argument des angeblich so aufgeblähten Staats ist nicht haltbar. Vor der Krise zwischen 2000 und 2006 sank die Staatsausgabenquote von 49% auf 43% und lag damit sogar unter der deutschen Quote. Mit dem ersten Memorandum (2010) verringerten sich die Kosten des öffentlichen Sektors um etwa 7% des BIP (20 Mrd. Euro) die Löhne im öffentlichen Sektor und die Pensionen mindestens um 30%. Außerordentliche Besteuerung aller Gesellschaften sowie erhebliche Steuern auf Immobilien wurden ohne Einkommensuntergrenze verhängt. Geld für die öffentliche Infrastruktur steht überhaupt nicht zur Verfügung. Mit dem zweiten Memorandum wurde durch die neuerliche Belastung der bereits massiv gekürzten Sektoren die Politik des „Kaputtsparens“ wiederholt.

Was sind aber die Ursachen der Finanzkrise? Ohne Zweifel ist die unverantwortliche Politik in der Vergangenheit mitschuldig. Dieser Kurs soll jetzt unter Druck der EU-Staaten fortgesetzt werden. Durch die

massiven Lohnkürzungen ging der private Konsum um 18% zurück, die Folge war der Konkurs von 65.000 Unternehmen. Der gesetzliche Mindestlohn für 2012 beträgt in Spanien € 600, wohingegen dieser in Griechenland nach Richtlinien des IMFs (International Monetary Fund) bei € 400 liegt. (Mit den dauerhaften Senkungen der Löhne kann sich das Land nicht erholen und dies würde nicht zu einer positiven Entwicklung führen, sonst wäre demnach Bangladesch das Reichste und Schweden das ärmste Land der Welt. Diese Tatsache ist nicht schwer zu verstehen. Das „kleine Einmaleins“ der Wirtschaftswissenschaften besagt – „Geld muss sich bewegen“. Einschnitte in das Einkommen der breiten Bevölkerung verhindern das Zirkulieren, senken besonders die zukünftige Wirtschaftsleitung und die Staatseinnahmen.

Weiters kann der angestrebte Verkauf von Inseln die Situation auf Dauer nicht verbessern, ganz im Gegenteil. Die drastische Situation Griechenlands drückt den Preis und staatlicher Besitz müsste weit unter dessen Wert verscherbelt werden. Die einmaligen Einnahmen wären schnell verschwunden und ein weiteres Einnahmeloch würde im griechischen Staatshaushalt klaffen.

Doch was kann Griechenland wirklich helfen? Der untragbare Zinssatz von über 22,5% für langfristige Staatsanleihen (Deutschland liegt dabei unter 2%) verschärft die Situation kontinuierlich. Die EU als stolze Wirtschaftsunion kann und muss hier Abhilfe leisten. Konzepte gäbe es genug. Das Problem ist nur, dass andere europäische Staaten wie Deutschland, Frankreich etc. aus der Not der Griech_innen Profi t schlagen und sich diesen Vorteil nicht nehmen lassen wollen. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone würde das völlige Ende der europäischen Solidarität bedeuten und den Sinn einer Gemeinschaft aufheben. Auch wenn manche (deutsche) Ökonom_innen anderer Meinung sind, ist das Wechseln von Währungen, wie Socken keine förderliche Maßnahme.

Griechenland ist ein europäisches Land mit vielen natürlichen Ressourcen, wichtigen archäologischen Schätzen, qualifi zierten Arbeitskräften und Infrastruktur. Durch Investitionspläne für Energieinfrastruktur und erneuerbare Energien, Recycling und Tourismus könnten zum Beispiel längerfristige Verbesserungen erzielt werden. Eine gleichberechtigte Teilhabe an einem europäischen Wirtschaftsprojekt muss Voraussetzung sein, damit Griechenland endlich aus der Verarmungsspirale ausbrechen kann.

Irini Bakolia studiert Wirtschaftswissenschaften

Eine_r von fÜnf Griech_innen lebt unter der Armutsgrenze,selbstschuld behauptet die Hetz-Presse der EU-LÄnder

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VSStÖ in der ÖH Bundesvertretung: Die letzten Monate waren insbesondere vom Kampf gegen die von Wissenschaftsminister Töchterle propagierten autonomen Studiengebühren geprägt. Die Bundesvertretung stellt zur rechtlichen Unterstützung der Studierenden bei allfälligen Klagen gegen Studiengebühren eine Summe von bis zu einer Million Euro zur Verfügung. Der Betrag soll durch die Beteiligung der Universitätsvertretungen noch verdoppelt werden. Außerdem wurde mit dem „Forum Hochschule“ der alternative Hochschulplan der ÖH präsentiert. Dieses Papier, unter basisorientierter Mitarbeit aller Betroffenen Gruppen und zahlreicher Expert_innen stellt einen klaren Konterpart zu den neoliberalen Plänen des Wissenschaftsministeriums dar. Zu guter Letzt konnte mit dem „Schwarzen Brett“ – www.schwarzes-brett-oeh.at - eine bundesweite Job-, Wohnungs- und Praktika-Börse, abgestimmt auf Studierende, und der SMS-Erinnerungsservice in Betrieb genommen werden.

Der VSStÖ ist seit 01.07.2011 gemeinsam mit 3 weiteren Fraktionen (FLÖ, GRAS und FEST) Teil der Exekutive und stellt mit Angelika Gruber die 1. stellvertretende Vorsitzende..

VSStÖ an der LFU:Auch an der LFU standen die letzten Monate im Zeichen des Kampfes gegen die autonomen Studiengebühren. Nachdem unserneuer Rektor vorgeprescht ist und bereits dieses Sommersemester wieder Gebühren einheben wollte, liegt nun ein entsprechender Antrag für das Wintersemester bereits beim Senat. Wir werden selbstverständlich dafür kämpfen, dass auch in Zukunft keine Gebühren an der Uni Innsbruck eingehoben werden.

VSStÖ an der MUI:An der medizinischen Universität Innsbruck geht es momentan

vor allem um eine mögliche Wiedervereinigung mit der LFU. Der VSStÖ spricht sich ganz klar dafür aus, da insbesondere für uns Studierende die Vorteile überwiegen. Außerdem sind wir sehr mit der Wahrnehmung unserer Kontrollrechte in der Universitätsvertretung beschäftigt. Da die IMU leider keine scharfe Trennung zwischen Fraktionsarbeit und ÖH-Arbeit zieht, steht der Verdacht im Raum, dass auch in finanziellen Angelegenheiten keinerlei Trennung besteht. Versuche seitens der IMU das bestehende Recht auf Einsichtnahme in die entsprechenden Unterlagen zu untergraben, lassen diesen Verdacht erhärten. Wir werden hier auf jeden Fall nicht locker lassen und auf eine Aufklärung der Angelegenheit bestehen.

norway-today (modernes 2-Personen-Drama von Igor Bauersima) Ein einsames kleines Zelt, klirrende Kälte, und ein 600 Meter hoher Felsen, der direkt über dem Lysefjord in den norwegischen Himmel ragt - das ist alles was August und Juli noch umgibt. Der Grund? Eine Online-Verabredung zur gemeinschaftlichen Selbsttötung. Dem „faken“ Leben in einer Gesellschaft voller Lügner_innen und Heuchler_innen sind sie längst überdrüssig. Ein letztes Mal, am Rande des Todes, wollen die zwei dem Leben noch einmal so richtig nahe kommen... Igor Bauersima

gelingt es in seinem Drama eine unglaubliche Brücke zwischen Humor und Tragik, Sinn und Sinnlosigkeit, Tiefgang und

Leichtigkeit des Lebens zu schlagen. In seinem auf einer wahren Begebenheit beruhenden

Bühnenstück vereint er atemberaubende Fallhöhe mit tiefgehender Unterhaltung.

Termine: 17.5./1.6./9.6./16.6.-20:00 Uhr

Colin Crouch: Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus. Postdemokratie II. Suhrkamp. Berlin 2011.

2004 liefert der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch mit Postdemokratie eines der meist-diskutierten politischen Essays der

letzten Jahre ab. Vor dem Hintergrund der in Europa amtierenden Technokraten-Regierungen, einer von Merkozy aufoktroyierten Austeritätspolitik und dem nach wie vor ungelösten Demokratiedefi zit auf der Ebene der EU, wirkt Crouchs Attest, eines maroden Zustandes der Demokratien moderner Industriegesellschaften, treffender denn je.

2011 stellt Crouch fest: Die Finanzkrise hat nichts an der Wirkungsmacht des Neoliberalismus geändert, das Triumvirat aus Markt, Staat und Großkonzernen nutzt seine ideologische Deutungshoheit, um den Schuldenabbau als oberste Handlungsmaxime jedweder Politik zu stilisieren. Crouchs beschreibt in seinem neuen Essay die Entwicklungsgeschichte des Neoliberalismus seit den 1970er-Jahren (bspw. auch die Unterwanderung der Sozialdemokratien in den 1990er-Jahren) und weist die Inkongruenz zwischen neoliberaler Theorie und Praxis nach: Der Neoliberalismus stellt die Freiheit des Marktes gerne hintan, wenn es darum geht den politischen Einfl uss von Großkonzernen und System-relevanten Banken zu sichern. Von Gewerkschaften und Parteien erhofft er sich nichts mehr und vertraut lieber auf eine vermeintliche Zivilgesellschaft, für deren genaue Beschreibung ihm jedoch nur noch moralisierende Phrasen übrig bleiben.

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Feminismus Wir bitten nicht

wir verlangen unseren Platz!

Tabuthema VergewaltigungDie Wissenschaft geht davon aus, dass die Urgesellschaft matriarchal

organisiert war, da Frauen für den Fortbestand der Sippschaft verantwortlich waren. Eines der bedeutendsten Erklärungsmodelle für den Übergang zu einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur ist die Erkenntnis über die Voraussetzungen einer Schwangerschaft und der damit verbundenen Vaterschaft. Die körperliche Überlegenheit ermöglichte es Männern auch ohne Einwilligung der Frau für die Nachkommenschaft zu sorgen. Die Vergewaltigung ist somit das älteste und folgenreichste Verbrechen in der Geschichte der Menschheit. Entgegen aller Behauptungen ist eine Vergewaltigung ein Akt des Machtmissbrauchs, nicht das Resultat unkontrollierbarer Sexualtriebe.

Heute können wir Frauen uns ironischerweise glücklich schätzen, dass eine Vergewaltigung de jure nicht straffrei ist. Sogar bis 2004 wurde die innereheliche Vergewaltigung (oder innerhalb einer eingetragenen Partner_innenschaft) ohne expliziten Antrag des Opfers nicht strafrechtlich verfolgt. Tatsache ist, dass jede 5. Frau mindestens einmal schwere sexuelle Gewalt erlebt. Sogar jede 3. Frau berichtet von einer versuchten Vergewaltigung. Trotzdem wurden 2010 nur 116 Fälle (114 betrafen weibliche Opfer) verurteilt, da nur 17% der angezeigten Vergewaltigungen mit einer Verurteilung enden (also nur 1% der gesamten Übergriffe wird verurteilt). Besonders das fehlende Bewusstsein in der Gesellschaft hindert Frauen daran, Anzeige zu erstatten. Der oft geglaubte Mythos, dass der Täter

immer im Dunkeln hinter einer Mauer lauert, entspricht selten der Wirklichkeit. Meist ist es ein Familienmitglied oder der eigene Partner, der solche Gräueltaten ausübt, daher ist die Dunkelziffer enorm hoch, denn keine Frau zeigt gern den ihr vertrauten Mann an. Besonders Übergriffe, die zu keinen körperlichen Verletzungen führen, werden gern verharmlost – die Betroffene hätte sich ja wehren können. Die Wahrnehmung von psychischer Gewalt hat in der österreichischen Rechtsprechung und in der Gesellschaft keinen Platz.

Es ist daher dringend notwendig jeden einzelnen Fall zu melden. Meist sind es Wiederholungstäter und nur durch kontinuierliche, lästige und unangenehme Präsenz kann es in Österreich zu einem Umdenken kommen. Die Einrichtung „Frauen gegen Vergewaltigung“ in der Sonnburgerstraße 5 in Innsbruck ist eine mögliche Anlaufstelle für Vergewaltigungsopfer, bei der sie kostenlose psychologische Beratung und Rechtsbeistand erhalten.

Quellen: - Kammer-Stark Renate (2004): Die Zerstörung von Subsisten und Matriarchat als Ursache der

heutigen Gesellschaftskrise?, Innsbruck - Österreichischen Instituts Familienforschung (2011): „Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt

an Frauen und Männern“ - Frauenbericht 2010 - Bundeskanzler_innenamt für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung (Homepage) - Verein Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen, frauenberatung.at

Jeden Dienstag findet um 19:00 Uhr im Hokus-Pokus unser Frauenstammtisch statt, bei dem wir Vaust-Frauen uns über alle Themen, die uns beschäftigen und berühren, austauschen können. In einer gemütlichen Runde können wir quatschen und uns intensiver mit feministischen Themen auseinandersetzen.

Also komm vorbei und "Get Active“

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Was war Was kommt >> Jahresausklang und -start mit Proteste gegen Studiengebühren >> legendäre Volxball (Gegenveranstalung zum Uniball) >> Unterstützung für zwei Anti-Acta-Demos >> Aktion zum 8. März Weltfrauentag >> Vortrag „Asylrecht in Österreich“ >> Anti-VDS Demo >> Verteilaktion „Revolutionseier“ >> Laut gegen Rassismus und Hetze – Anti-Strache-Demo>> Demo - Braunau gegen Rechts

Offenes Penum am 14. Juni im Gasthaus Steneck <<Frauenstammtisch jeden Dienstag im Hokus-Pokus 19:00 Uhr <<

Protestekungebung gegen autonome Studigebühren << 24.5. Hauptuni

Interessierst auch du dich für Hochschul- und Allgemeinpolitische Themen? Lerne uns auf einer unserer zahlreichen Veranstaltungen oder über unsere Homepage kennen!

www.vaust.net

Wenn auch dir unsere Grundsätze - Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und SolidaritÄt - am Herzen liegen und du aktiv die aktuelle Politik mitgestalten möchtest, besuche das Vaust-Team bei unserem Plenum und mach mit!

Ein kurzer Anruf oder ein Mail genügt: 0512 53 66 15 oder 0664 583 67 [email protected]

Habt ihr diesen Spuk um die autonomen Studiengebühren auch verfolgt? Also ich bin wirklich schon so richtig wütend! Trotz Nebenjob: Miete, Bücher, Freizeit; ich weiß einfach nicht mehr, wie ich das alles bezahlen soll. Darf es denn sein, dass ein Minister seine politische Verantwortung abwälzt und so versucht die Universitäten zu erpressen? Wir wissen doch alle, dass die Unis zu wenig Geld haben, aber das können Studierende unmöglich kompensieren und ich fände es auch falsch, wenn sie es müssten. Studierende leben oft unter der Armutsgrenze, erhalten keinerlei finazielle Unterstützung von ihren Familien. Ich möchte bei diesem Spielchen nicht mehr mitmachen. Deshalb gehe ich am 24.5 um 13:00 Uhr zur Protestkundgebung vor die Hauptuni. An diesem Tag findet dort nämlich die Senatssitzung statt, bei der über diese rechtlich nicht haltbaren Studiengebühren entschieden wird.

Komm doch auch vorbei und wir zeigen den Menschen, die für uns entscheiden, was wir von diesem ganzen Theater halten! mit quakenden Grüßen Eure Ente

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Impressum:

Herausgeberin und Medieninhaberin:Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich, Sektion Innsbruck (VSStÖ Innsbruck)Salurnerstraße 26020 InnsbruckZVR-Zahl: 673406524

Chef_innenredaktion (v.f.d.I.): Christina Müller, Jakob FlossmannLayout: Christina Müller

Mitarbeiter_innen dieser Ausgabe:Stefan Gasser, Irini Bakolia, Darmin Popovic, Eva-Marilyn GaitanisGrafi ken: Simon Rehbach (S. 1), www.sticker-art.de (S.1), 123rf (S.1, S.5, S.6, S.7), Klaus Stuttmann (S.1), alle anderen VSStÖ

Alle Grafi ken sind urheberrechtlich geschützt. Rechteinhaber_in lt. Angabe.

Alle Texte stehen unter der Creative Commons 3.0 BY-NC-SA Lizenz (CC BY-NC-SA 3.0). Die Nutzung der Texte ist nur für nichtkommerzielle Zwecke unter Angabe der_des Autor_in und der Rechteinhaberin (VSStÖ Inns-bruck) zulässig. und Weitere Infos zu den Lizenzbedingungen: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/

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