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SAR M 41 Sportmatch MF 3 - G 3 KT
Haupt-Rolle?Längst hat sich das einstige bundesdeutsche Ordonnanzgewehr G 3 eine neue Domäne erobert — als Sportgewehr. Das beweist aucheine neue Version der Firma Schwaben Arms.
Domenic Luss und Matthias Recktenwald
Auch ohne eine Umfrage à la Allensbach-Institut dürfte feststehen,dass mit den Worten “G 3” und “Heckler & Koch” nicht nur all die
etwas anfangen können, die bis in die 1990er Jahre beim Bund ge-dient haben, sondern auch viele andere Personen. Zwar hat das Ge-wehr in Deutschland seit 1997 offiziell seine aktive Zeit hinter sich.Doch gilt das nur für die militärische Karriere. Die andere, also die zi-vile, hat vor einigen Jahren begonnen — die Testwaffe dieses Artikelsbildet nur einen Beleg dafür. Vor allem Sportschützen kommen immermehr auf den Geschmack am ehemaligen und gemäß gesetzlicherVorgabe abgewandelten Bundeswehr-Schnellfeuergewehr. Sind dieWaffen gemäß der gesetzlichen Regelungen fürs Zivilleben geändertund liegen seitens des BKA die entsprechenden Bescheide vor, lassensich die Mehrlader auch sportlich und jagdlich nutzen. Ein Vergnü-gen, das immer mehr Leute entdecken. Zumal es erst einmal keineNachschubprobleme für Büchsenmacher und Tuner geben dürfte:Nicht nur Heckler & Koch (HK) in Oberndorf baute das G 3, sondern eswurde (und wird teilweise) in über 15 Ländern unter Lizenz gefertigt— es entstanden somit über zehn Millionen Stück. Nächstes Plus: Dieneuen “Klone” des G 3 präsentieren sich immer besser verarbeitetund können somit auch von den Streukreisen her mit nahezu allenSelbstladern auf dem zivilen Markt mit-
halten. Zu denPionieren bei solchen Zivilumbauten dieses
Waffentyps zählt die Firma Schwaben Arms aus Rottweil. Sie kann in-zwischen mit ihrer SAR M 41-Reihe eine ganze von dem G 3 abgelei-tete (und mit den entsprechenden amtlichen Papieren versehene)Waffenfamilie vorweisen. Deren neueste Mitglieder heißen SAR M 41Sportmatch MF 3 - G 3 KT und SAR M 41 Nachsuche-Gewehr — der Testder letztgenannten Jagdbüchse folgt in einer der nächsten Ausgaben,Um das Sportmatch MF 3 - G 3 KT geht es in diesem Artikels.
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Dazu Elmar Prewo von Schwa-ben Arms: “Diese Ausführungunserer SAR M 41-Gewehrfa-milie wurde von uns auf vielfa-chen Kundenwunsch, insbe-sondere von Reservisten undehemaligen Soldaten, konzi-piert. (...) Das Gewehr SAR M 41 Sportmatch nimmt sichvom äußeren Vorbild her dasBundeswehr-G3 mit grünerSchäftung, zusätzlichem Ma-gazinhalter unten sowie Mün-dungsfeuerdämpfer, wie es beider Bundeswehr verwendetwurde, als optisches Vorbild.Wobei der neue Lothar-Wal-ther-Lauf im Kaliber .308 Win-chester (7,62 x 51) nur 450 mmlang ist im Gegensatz zu denLäufen unserer anderen SARM41-Gewehre mit 480 mm,was dem originalen HK 41 [al-so der für die Reservisten ge-
bauten halbautomatischen G 3-Version — d. Red.] entspricht,während die 450 mm die ori-ginale G3-Länge darstellen.”Damit lehnt sich das neue SAR-Mitglied voll an die militä-rische Version von HK an. Pas-send dazu wird vorm Kornträ-ger der konstante 17 mm mes-sende Lauf-Außendurchmes-ser auf die dünnere Kontur desVorbildes G 3 heruntergedrehtund gewindemäßig nachgebil-det. Zum Lieferumfang zählender obligate Mündungsfeuer-dämpfer, zwei Zehn-Schuss-Re-servemagazine mit Tasche,Putzzeug sowie ein Visierver-stellschlüssel und ein Leder-riemen. Natürlich liegen dienötigen Unterlagen wie Waf-fenpass, Bedienungsanleitungund Anschussscheibe bei; dieGarantie beträgt fünf Jahre.
Zudem gibt’s auf Kunden-wunsch einen extra Hülsenab-weiser, was auf diesem Sektoreine echte Neuheit darstellt.Wichtig: Schwaben Arms än-derte Griffstück und Gehäusean den Kontaktstellen so ab,dass sich weder originale noch
für andere HK-Teile ist. Werwill, kann ein Plastikgriffstückoder einen punzierten PSG-Griff anbauen. Auch die vomBund bekannte Stanag-Klemm-montage passt. Die sollte aberder Fachmann montieren, dasie sonst gern verrutscht odergar das Gehäuse zerdrückt.(Stanag = StandardizationAgreement, ein NATO-internesAbkommen, das gemeinsameStandards etwa bei der Ausrü-stung erlaubt.)
Die Verarbeitung des SAR M 41Sportmatch erwies sich als fast
nicht abgeänderte Griffstückeanbauen lassen. G3-Fans dürfte links außen in der Lauf-bahn des Feuerwahlhebels einquer abstehender Bolzen auf-fallen. Er verhindert das Nach-Unten-Schalten (ins Leere).Wie bei SAR-Gewehren üblich,erhielt die neue Sportmatch eine Mangan-Phosphatierung,aufgebracht von Mauser-Wer-ke Oberndorf WaffensystemeGmbH (= Teil von RheinmetallWaffe Munition GmbH). DerVerschlusskopf kommt lautSchwaben Arms von einer Fir-ma, die heute noch Lieferant
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Modell: SAR M 41 Sportmatch
MF 3 - G 3 KT
Preis: € 1748
Kaliber: 7,62 x 51 mm (.308 Win.)
Kapazität: 2/5/10/20 +1 Schuss
Gesamtlänge: 1035 mm
Lauflänge: 450 mm
Gewicht: 4500 g leer
Ausführung: seitens des BKA zum
Sportschießen zugelassener Halbautomat, Funk-
tionsweise: Rückstoßlader mit Rollenverschluss. Freischwingender
Lauf, Schäftung Bw-Grün mit rundem Kunststoff-Vorderschaft, Man-
gan-Phosphatierung. Diopterkimme, Tunnelkorn, diverses Zubehör.
Teile und herrsche: Unter
Trageriemen und Schulter-
stütze mit Schließfeder liegt
das Gehäuse mit Visierung,
Magazinschacht, Lauf und
Mündungsfeuerdämpfer,
darunter Handschutz, Ver-
schluss, Magazin und Griffstück.
einwandfrei. So achtete derHersteller auf kleine wenigauffällige Schweißnähte. Undbeim Praxistest klemmten kei-ne Patronenhülsen im Bereichdes Auswurffensters oder desSystems selbst. Bei jeder Mu-nitionssorte schoss die Waffeanstandslos, die offene, origi-nale Visierung funktioniertegut und sollte zumindest bis zueiner Entfernung von 100 Me-tern für das Gros der Schützenausreichen. Und der zusätzli-che Magazinhalter ist ein net-tes Accessoire.
Negativ fielen jedoch das rechtschwergängige Magazin unddie massiven Messingrück-stände auf, die sich nach demSchießen unter dem Auswurf-
fenster fanden — letzteres wohlstark bedingt durch den Hül-senabweiser. Auch der krie-chende Abzug störte denSchießspaß nicht wenig. Unddann war das, was sich im Test-bericht von VISIER-Autor Do-menic Luss so las: “Ferner soll-ten aber die je nach Wärme desPatronenlagers mehr oder we-niger deformierten Hülsen ge-nannt werden. Dass man beidiesen Modellen der G 3-ReiheGasentlastungsrillen an denHülsen durch Pulverrückstän-de abgezeichnet sieht, ist nor-mal. Diese Rillen im Patronen-lager sollen für einen sicherenGasabschluss sorgen, weil essich auch bei dieser Verschluss-
art um ein Rollengetriebe mitsymmetrischer Anordnungund Winkelübersetzung han-delt. Dass die Hülsen jedochteilweise nahezu zerstört wur-den und die abgeschosseneMessinghülse durch den hohenGasdruck ein fast exaktes Ab-bild dieser Entlastungsrillenwiedergab, ist unserer Ansichtnach zuviel des Guten.”
Beim Test (sitzend aufgelegt,Schießgestell) zeigte sich aberauch, dass die Sportmatch we-gen des recht hohen Gewichtsprima in den Händen liegt.Rückstoß wie Hoch-schlag hieltensich in Grenzen,man kann sich
mit der Waffe Serien weit über 100 Schuss vorstellen.Auch bei leichten Geschossenverriegelte die Waffe top. Ins-gesamt kam die Sportmatchmit mittelschweren Geschos-sen (150 bis 168 Grains) ambesten klar, bei leichtenund schweren öff-neten sich dieGruppen et-
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SAR M 41 Sportmatch MF 3 - G 3 KT
Oben (v. l.): Neben dem Mündungsfeuerdämpfer befindet sich die dazugehörige Abdeckkappe.
Ganz im Stil des G 3 hat das SAR Sportmatch einen Korntunnel mit einem stiftförmigen Korn.
Daneben die Abdeckung des darunter liegenden Hohlraums. Rechts: Der nach vorn anlenkbare
Durchladehebel des Sportmatch lief — wie auch beim G 3 üblich — auf einer recht strammen Feder.
Die SAR M 41 Sportmatch MF 3
G 3 KT kommt optional mit einem
an der Hinterkante des Auswurf-
fensters angeschweißten Hülsen-
abweiser — hier einer (brüniert)
an der Waffe, darunter zum
Vergleich ein weißfertiges Teil.
was mehr. Sehr gut: Auch diegünstige Prvi Partizan schnittüberraschend gut mit 48 und32 mm ab. Das Hitzeflimmernhielt sich auch nach zig Schüs-sen in Maßen. Selbst bei hei-ßem Lauf verschlechterte sichdie Präzision nicht. Laut Schwa-ben Arms liegt das an den in einer Vakuum-Kammer span-nungsfrei geglühten Läufen.
Faazziitt: Die Verarbeitung derWaffe ist ihr Geld wert.
Auch das optionale Zubehörreicht in jedem Fall aus. DerLothar-Walther-Lauf gibt allesandere als Grund zur Sorge.Die arg deformierten Hülsenjedoch waren ein Ärgernis, wo-bei das Problem ab Werk zu lö-sen sein sollte. Dennoch warendie Streukreise akzeptabel,
mit handlaborierter Munitionund anderer Optik sollten ge-wiss noch bessere zu erzielensein. Und Schießspaß sowieGesamtbild der Waffe sind definitiv ein dickes Plus. Æ
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Wiederladers Alptraum: Die Längsriefen
auf den Hülsen akzeptiert man ja noch,
weil sie durch die Gasentlastungsrillen im
Patronenlager konstruktionsbedingt sind.
Die derb verbeulten Hülsenmünder, die
Schmarren unten am Hülsenkorpus und
die zum Teil wie “angenagt” wirkenden
Hülsenböden billigen sicherlich nur die
wenigsten.
Rechts: Zum Lieferumfang
gehören Original-Magazine
(inklusive Blisterpackung in
Tasche mit Bw-Versorgungs-
Nummer) sowie das Putzzeug
mit Öl, Kette, Pinsel und Bürsten
— da werden Erinnerungen an
die eigene Dienstzeit wach.
SAR M 41 Sportmatch MF 3 G 3KTFabrikpatronen Streukreise in mm
1) 123 grs Lapua Trainer FMJ 74 (56)
2) 150 grs American Eagle FMJ-BT 51 (42)
3) 155 grs Lapua Scenar HP-BT 46 (42)
4) 168 grs S & B HP-BT 55 (47)
5) 169 grs Prvi Partizan PPU Match Line HP-BT 48 (32)
6) 168 grs RWS Match (Spitzgeschoss) 45 (39)
7) 180 grs S & B SP 78 (74)
Hinweise und Abkürzungen: Die Streukreise (gemessen von Lochmitte zuLochmitte) wurden auf 100 m jeweils aus Fünf-Schuss-Gruppen sitzend aufge-legt und mit offener Visierung ermittelt. Werte in Klammern: Streukreise nachAbzug eines Ausreißers. FMJ = Full Metal Jacket (Vollmantel), HP = Hollow Point(Hohlspitzgeschoss), BT = Boat Tail (Bootsheck), SP = Soft Point (Teilmantel).