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Utopia 10

Date post: 30-May-2018
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  • 8/9/2019 Utopia 10

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    WahlkrampfEditorial

    Europa- und Bundestagswahl stehen an. Das bedeutet Wahlkampf.So mancher wettert gegen den Populismus der Parteien, die denMenschen das Blaue vom Himmel versprechen. Doch das Problemliegt ganz woanders.Whrend die Brgerinnen und Brger im Wahlkampf doch zumin-dest angehrt werden, haben sie die restlichen dreieinhalb Jahregar nichts mehr zu sagen. Wenn nun in Wahlkampf-Zeiten alsoein Gentechnik-Verbot und eine hhere Besteuerung der Reichengefordert wird, so ist das ein Eingehen auf die Wnsche der Bevl-kerung und das sollt e eigentlich ganz normal sein. Doch schonjetzt ist klar: Nach der Wahl gelten wieder andere Gesetze fr dieEntscheidungen die Politikerinnen und Politiker. Da wird der Willeder Bevlkerungsmehrheit wieder dreist ignoriert.Aber machen wir uns nichts vor: Zu den Wahlkampfgeschenkengehren auch Unverschmtheiten wie die Abwrackprmie, diezwar die Automobilindustrie und die Autoverrckten freut, ko-logisch aber grober Unfug ist. Doch auch die Abwrackprmiefunktioniert nur als einmaliger Bestechungsversuch der Politik.Htten die Menschen ber die Wahl hinaus etwas zu sagen, wrde

    ihnen irgendwann auffallen, dass hier viele zahlen, damit wenigeprotieren.

    Zuschsse sind eben beliebt, Steuern nicht. Dieses Schwarz-Wei-Denken ist Resultat eines politischen Systems, in dem die aller-meisten nicht mitreden drfen und deswegen nur gucken, was frsie selbst rausspringt. Wer von einer gemeinsamen Entscheidungs-ndung ausgeschlossen ist, denkt eben nur an sich. So e rzieht uns

    die Politik zum Egoismus.

    Wir wollen in dieser utopia Alternativen aufzeigen. Viel Spabeim Lesen!

    Eureutopia-Redaktion

    Nr. 10 mai/juni 2009 Unbezahlbar einfach mitnehmen! www.jugendzeitung.net [email protected]

    Fortsetzung nchste Seite

    Streiken ist eigentlich etwas, das vor allem LohnarbeiterInnen tun,wenn sie mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden sind. Doch auchmehr als 100.000 SchlerInnen und Studierende streikten im ver-gangenen November fr ihr Recht auf Bildung. Am 17. Juni ndet dernchste bundesweite Bildungsstreik statt, denn unser Bildungssystemist mehr als nur marode...

    Das Bildungssystem ist ungerecht

    80 Prozent der KinderVier von fnf Kindern aus dem oberen Zehn-tel der Bevlkerung, also den reichsten zehn Prozent, machen inDeutschland das Abitur. Das zeigt eine Studie des deutschen Studen-tenwerkes. Damit entstammen 40 Prozent aller Studierenden dieserreichen Oberschicht und nur jede/r zehnte Studierende entstammtder gesamten unteren Hlfte der Bevlkerung.Das hngt unter anderem damit zusammen, dass an deutschen Schulenin der Regel bereits nach der vierten Klasse entschieden wird, wie dieweitere Sschulische Laufbahn eine Kindes aussehen soll. Einem groenTeil der Kinder wird dadurch schon im Alter von zehn Jahren die Mg-lichkeit auf das Abitur und ein Studium verbaut. Dieses dreigliedrige

    Schulsystem sehen viele Experten, wie der Sonderberichterstatterder Vereinten Nationen (UN) oder VertreterInnen der GewerkschaftErziehung Wissenschaft (GEW) als falsch an. Dennoch halten diemeisten regierenden PolitikerInnen daran fest, anstatt den Weg frAlternativen zu ebnen. Eine solche Alternative sind zum BeispielIntegrative Gemeinschaftsschulen, in denen SchlerInnen auch berdie vierte Klasse hinaus gemeinsam unterrichten werden und gleicheChancen auf hhere Bildung haben.

    Zur Selektion nach arm und reich kommt es auch dadurch, dass Bildungkostet nicht nur den Staat, sondern auch die Lernenden und ihre Fa-milien. Das fngt bei kostenpichtigen Unterrichtsmaterialien an und

    gipfelt in den Studiengebhren. Diese Studiengebhren sind fr Mil-lionrInnen wie fr ArbeiterInnenkinder gleich hoch und verhindern,dass auch nanziell schwach gestellte Jugendliche ihr Menschenrecht

    Recht auf Bildung wahrnehmen knnen.

    Unsere Schulen sind undemokratisch

    Wirklichen Einuss auf Entscheidungen und Unterrichtsgestaltunghaben SchlerInnen in der Regel nicht. Im Unterricht entscheidet meistdie Lehrerin was getan und gelernt wird und auch in der Schulkonferenzhaben SchlerInnen nicht genug Stimmen um das Schulgeschehenentscheidend mit- oder gar selbst zubestimmen. Trotzdem engagierensich viele SchlerInnen in SchlerInnenvertretungen, bei Schulstreiksund anderen Aktionen. Fr unbequeme SchlerInnen gibt es darum

    genug Bestrafungs- und Unterdrckungsinstrumente: Angefangenvom klassischen Nachsitzen, bis hin zur vlligen Willkr bei derVergabe mancher Noten, insbesondere der Kopfnoten, die (angeblich)das Arbeits- und Sozialverhalten von SchlerInnen bewerten sollen.Freie und demokratische Schulen gibt es auch, sogar in Deutschland allerdings sind dies ausnahmslos Privatschulen und deren Zahl undGre ist viel zu gering, um chendeckend etwas zu erreichen.

    Bildung statt Banken!

    Bei den vergangenen Bildungsprotesten waren immer wieder Schilderund Transparente mit Anspielungen auf die Finanzkrise zu sehen:Bildung statt Banken!, oder Ne marode Bank msste man sein.Jahrzehnte lang hie es immer wieder, es sei ja kein Geld da, dass indie Bildung gesteckt werden kann. Dabei wird das bei Klassengrenvon teilweise ber 30 SchlerInnen und dauerhaftem Unterrichtsaus-fall und LehrerInnenmangel dringend bentigt. Jetzt, im kollektivenKrisenwahn, sind die Milliarden auf einmal da. Anstatt sie aber indie Bildung zu investieren, werden mit dem Geld die gesttzt, die dieKrise zu verantworten haben.Doch unsere Bildung ist wichtiger als euer Kapitalismus!

    Bereits in ber 40 Stdten gibt es SchlerInnenbndnisse, die den Bildungsstreik vorbereiten und sichinhaltlich mit dem Thema auseinandersetzen. Eine Liste dieser Gruppen gibt es unter www.bildungs-streik2009.de

    Felix H.

    2009 ist das Superwahljahr. Es scheint, als htten die Menschen inDeutschland ganz schn viel zu whlen: Kommunalwahlen in vielenBundeslndern, die Wahl zum Europischen Parlament am 7. Juniund schlielich die Bundestagswahl im September. Blo: Haben wirberhaupt eine richtige Wahl?

    Das politische System in Deutschland nennt sich parlamentarischeDemokratie. Die BrgerInnen geben alle paar Jahre einer HandvollMenschen ihre Stimme, die sie dann zu allen mglichen Fragen repr-sentieren sollen. Es wird also eine Vertretung ausgesucht, die sich umdie Belange aller zu kmmern hat. Das klingt irgendwie merkwrdig:die eigene Stimme abgeben. Es beschreibt aber ziemlich genau, was im

    Parlamentarismus passiert: Mit der Wahl und der Abgabe ihrer Stimmeist fr die meisten BrgerInnen die politische Aktivitt dann auch schonwieder fr einige Jahre vorbei. Denn nach der Wahl entscheiden jadie Abgeordneten, was gemacht wird und was nicht.In Deutschland haben die Abgeordneten ein freies Mandat. Das heit,sie sind nicht an Auftrge oder Weisungen gebunden und nur ihremGewissen unterworfen; so steht es im Grundgesetz. Stutzig macht danur, dass das Handeln mancher Abgeordneter durchaus an Weisungengebunden zu sein scheint jedoch nicht an die ihrer WhlerInnen,sondern von ganz anderen, viel mchtigeren Gruppen: Lobbyisten,Verbnde und Vereine, Handel, Industrie und Wirtschaft mischen sich- nicht zuletzt durch Parteispenden - in politische Entscheidungen einund werden vor der Gesetzgebung um ihre Meinung oder ihren Ratgebeten. Und dass deren Interessen nicht unbedingt dem Gemeinwohldienen, hat sich auch schon herumgesprochen.

    Alle Jahre wiederwerden Parlamente gewhlt. Zuviel erwarten sollte mensch sich davon nicht.

    Am 17. Juni demonstrieren bundesweit SchlerInnen und Studierende fr ihr Recht auf BildungAuf in den Streik!

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    Fortsetzung von vorheriger Seite

    Zu dumm fr direkte Demokratie?

    Oft wird behauptet, die Menschen seien einfachnoch nicht reif fr Formen direkter Demokratie, zuwenig gebildet, besen zu wenig Spezialwissen, alsdass man beispielsweise mehr Volksabstimmungenber neue Gesetze durchfhren knnte oder sie selbstdie Gesetze schreiben liee. Die Frage ist nur: Warumsollten BerufspolitikerInnen fr wichtige Entschei-dungen besser geeignet sein? Wie viel Spezialwissenbraucht es fr grundstzliche Entscheidungen? Und:Wenn die Menschen zu dumm sind fr direkte De-mokratie wie sollen sie dann verantwortungsvollParlamentarierInnen whlen knnen?Begrndet wird das Dezit an direkter Demokratie

    meist damit, dass es unmglich sei, diese prakti-kabel auf einem greren Gebiet, wie z.B. in ganzDeutschland, umzusetzen der Aufwand wre zuhoch, wenn ber alles und jedes erst die Meinung al-ler Brgerinnen und Brger eingeholt werden msse.Fraglich bleibt dabei aber, ob es berhaupt besonders

    viele Angelegenheiten zentralistisch geregelt werdenmssten oder ob nicht viele Beschlsse dezentralund auf niedrigeren Ebenen getroffen werdenknnen, damit letztlich die entscheiden knnen,die direkt betroffen sind. Dafr bedarf es aber despolitischen Willens und der Institutionen, die es denMenschen erst ermglichen, direktdemokratischeTeilhabe verantwortungsvoll zu praktizieren.Im bestehenden reprsentativen System sind vieleMenschen unzufrieden mit der Politik der Parteien,die sie gewhlt haben. Trotzdem gehen sie wieder

    zur Wahl und whlen das kleinere bel. Vielehalten das System auch fr ungerecht: Die Beset-zung des Bundestages, in dem fast nur Studierte undBeamtInnen sitzen, spiegelt keinesfalls die Bevl-kerungsstruktur wider. Zudem ist es fast unmglich,ohne Beziehungen berhaupt nur als KandidatInaufgestellt zu werden.

    Andere Demokratieformen sind mglich!

    Trotzdem denkt kaum jemand daran, demokratischeTeilhabe zu probieren, die nicht mit den InstitutionenPartei und Parlament verbunden ist.Dabei gibt es konkrete Ideen, wie diese aussehenknnte: radikal- bzw. basisdemokratische Modellesind von mehreren Theoretikerinnen und Theoreti-kern entwickelt worden und manche wurden sogarbereits ausprobiert (teilweise jedoch mit geringenreprsentativen Elementen), zum Beispiel bei denAnarchistInnen whrend des spanischen Brger-kriegs in den 1930er Jahren oder in der MnchnerRterepublik 1919. Jedoch wurden solche Versucherelativ schnell wieder zum Scheitern gebracht, meistdurch diejenigen, die bei hoher Mitbestimmungsbe-fugnis des Volkes Angst hatten, ihre Macht und ihrenReichtum zu verlieren.Die Ideen lassen sich aber im alltglichen Zusam-menleben umsetzen. Wo nach dem Konsensprinzipentschieden wird, kann besser gearbeitet werden,

    weil alle mit dem Beschluss einverstanden sind; wokeine AnfhrerInnen gewhlt werden, knnen Hi-erarchien und somit Ungleichheiten vermieden wer-den. Ob mensch dann trotzdem noch an den Wahlenfr das reprsentative System teilnimmt, muss jedeund jeder selbst entscheiden. Ein Wahlboykott kannein wichtiges Zeichen fr die Unzufriedenheit mitdem Parlamentarismus sein. Andererseits ist auch dieparlamentarische Demokratie eine Errungenschaft,die hart erkmpft werden musste. Auf jeden Fallsollten wir Methoden entwickeln, anwenden undbekannt machen, mit Hilfe derer wir das Zusam-menleben demokratischer und mit mehr Teilhabealler organisieren knnen.Denn wer will immer nur - alle Jahre wieder - dieeigene Stimme abgeben mssen?

    Ani K. (20)

    Ein Sonderheft der Zeitung Graswurzelrevolution, das sich mit derKritik an der parlamentarischen Demokratie beschftigt, ist erhltlichunter [email protected]

    Die Zeitung ist basisdemokratisch organisiert..So steht es im Selbstverstndnis der utopia.

    Aber was bedeutet basisdemokratisch bzw.Basisdemokratie berhaupt? Und worinunterscheidet sie sich von anderen Demokra-tieformen?

    Das Wort Demokratie kommt aus dem Grie-chischen und bedeutet Herrschaft des Volkes.Auch die Basisdemokratie verfolgt das Ziel, derBasis einer Gesellschaft oder sozialen Gruppe,also z.B. den EinwohnerInnen eines Staates, dieEntscheidungsmacht zu geben.In den meisten Staaten ist die Regierungsform je-doch eine so genannte reprsentative Demokratie.Wie der Name schon sagt, werden Reprsentan-tInnen gewhlt, die ber wichtige politische Fra-gen entscheiden. In einer Basisdemokratie wer-den Beschlsse dagegen direkt von einer Gruppegleichberechtigter Individuen festgesetzt.Ein wichtiges Prinzip in vielen basisdemokratischorganisierten Verbnden ist der Konsens. AlleMitglieder mssen einer Entscheidung zustim-men, ansonsten wird ein neuer Lsungsansatzdiskutiert. Damit soll einerseits die Unterdr-ckung von Minderheiten verhindert werden,andererseits der damit einhergehende Zwang,dass die Minderheit sich an den Beschluss derMehrheit anpasst. Problematisch wird es,wenn nicht klar ist, welche Entscheidungenper Konsens getroffen werden mssen undwelche nicht.

    Die Basisdemokratie ist nur eine vonvielen Demokratieformen. Sie zhltzu den Formen der direkten De-mokratie. Schlielich werden alleEntscheidungen unmittelbar vonder Bevlkerung getroffen. Diereprsentative Demokratie gehrtentsprechend zu den indirektenDemokratieformen. Warum wirdzum Groteil dieser Entschei-

    dungsprozess bevorzugt? DasProblem der Basisdemokratieliegt in ihrer praktischen Umset-zung: Es ist so gut wie unmglich,bei jeder politischen Entschei-

    dung smtliche EinwohnerInnen eines Staatesabstimmen zu lassen, hauptschlich wegen des

    Aufwands und der Gefahr, dass Ergebnisse beieiner solch groen Wahl verflscht werden kn-nen. Das trifft zumindest auf Angelegenheiten zu,die eine immense Menge von Menschen betreffenBasisdemokratische Abstimmungen im kleinerenRahmen sind dagegen sehr wohl mglich. Selbstinnerhalb einer Familie knnen Entscheidungenauf diese Weise gefllt werden.Eine Mglichkeit fr die Bevlkerung einesLandes, das politische Geschehen direkt zu be-einussen, sind beispielsweise Volksbegehren.

    Mittlerweile werden auch berlegungen ange-stellt, ob und wie mensch das Internet zugun-sten der Demokratie einsetzen kann. Vielleichtwerden in Zukunft politische Entscheidungenonline getroffen.

    Der Begriff Basisdemokratie wurde, zumindest inDeutschland, besonders durch die neuen sozialenBewegungen in den 70er-Jahren geprgt. Dazuzhlen unter anderem die Frauen- und Friedens-bewegung. Doch auch in vielen anderen Lndernder Welt, z.B. in Venezuela, hat mensch sich dieBasisdemokratie oder zumindest basisdemokra-tische Elemente als Ziel gesetzt oder bereits um-

    gesetzt. Es lohnt sich also, diesen Gedankenweiter zu verfolgen!

    Lisa B.

    In den meisten Staaten ist das Wahlrecht eines der

    wichtigsten politischen Rechte. Kinder und Jugendli-che bilden in Deutschland die grte Bevlkerungs-gruppe, der dieses Recht nach wie vor vorenthaltenwird. Durch die im Grundgesetz (Art. 38 Abs. 2)fr Bundestagswahlen festgelegte Altersgrenze von18 Jahren werden mehr als 13 Millionen Menschenausgeschlossen.

    PolitikerInnen orientie-ren sich zumindest inWahlkampfzeiten und so-mit bei der Erstellung vonWahlprogrammen da-ran, was die WhlerInnenwollen. Schlielich wol-len sie ja gewhlt wer-den. Wenn Kinder undJugendliche jeden Alterswhlen drften, wrdenThemen wie Schulpoli-tik und Jugendschutz si-cherlich anders diskutiertals es heute der Fall ist.Bislang laufen Politike-rInnen Gefahr, andereWhlerInnenkreise zuverprellen, ohne neuehinzuzugewinnen, wennsie sich etwa fr Vern-derungen des Bildungs-wesens nach den Wn-schen der SchlerInnenaussprechen wrden. Esgeht nicht darum, ob di e eine oder andere Partei da-durch ein paar Prozentpunkte zulegt. Drften jungeMenschen whlen, mssten sich alle Parteien aufAnliegen junger Menschen zubewegen.

    Ein weiterer wichtiger Effekt des Kinderwahlrechtswre, dass sich damit der gesellschaftliche Statusvon Kindern ndern wrde, hnlich wie es bei Be-

    sitzlosen und Frauen war, als diese das Wahlrechterhielten. Die Sichtweise von Erwachsenen aufKinder wrde sich zwar nicht von einem Tag aufden anderen ndern, aber im Laufe der Jahre wr-den immer mehr Menschen erkennen, dass Kindergleichwertige Mitglieder der Gesellschaft sind.

    Deshalb kann es auch nur um ein persnliches Wahl-

    recht fr Kinder und Jugendliche gehen und nichtdarum, dass Eltern fr jedes Kind eine zustzlicheStimme abgeben knnen. Letzteres wre kein Kin-derwahlrecht, sondern ein Elternwahlrecht.

    Das Wahlrecht ist ein Recht und keine Picht.

    Kinder, die sich nichtfr Politik interessieren,knnen der Wahl ein-fach fernbleiben. AndereGrundrechte gelten be-reits ohne Altersgrenze,wie etwa die Meinungs-freiheit und die Versamm-lungsfreiheit. Auch wennBabys natrlich nicht inder Lage sind, zu einerDemonstration zu gehen,haben sie dennoch dasRecht dazu.Gegen ein Kinderwahl-recht wird meistens ar-gumentiert, dass Kindersich zu leicht beeinussenlieen. Dieser Einwandverkennt die Tatsache,dass jeder Mensch, egalwelchen Alters, durchsein Umfeld, wie zumBeispiel Freunde, Ver-wandte oder die Medien, beeinusst wird. Hug

    wird auch behauptet, dassKinder nicht schlau genug seien um mitentschei-den zu drfen. Nach dieser Logik knnte man dasWahlrecht auch vom Schulabschluss oder von einemIntelligenztest abhngig machen. Wenn Menschenaber aufgrund ihrer vermeintlich fehlenden Intelli-genz das Recht auf polit ische Beteiligung aberkanntwird, ist das zutiefst undemokratisch.

    Martin WilkeUmfangreiche Informationen und Antworten auf die hugsten Einwndeund Fragen gibt es unter de.kraetzae.de/wahlrecht/ und unter www.ich-will-waehlen.de

    Kinder an die Macht!Was ist eigentlich...Basisdemokratie? Fr ein Wahlrecht ohne Altersgrenze

    Foto: (M.E) Morgan

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    Impressum Utopia Nr. 10utopia herrschaftslos gewaltfrei,Nr. 10 mai/juni 2009

    www.jugendzeitung.net [email protected],www.myspace.com/jugendzeitungLayout: BRiB

    Auage: 25.000.

    utopiawird von Jugendlichen fr Jugendliche gemacht. Sie erscheint allezwei Monate, separat und als Beilage der Monatszeitung Graswurzelrevo-lution. utopiakann und soll kostenlos z.B. auf Demos, in Schulen, Unis,Jugendtreffs usw. verteilt werden. Spenden sind erwnscht.utopia Nr.11 erscheint Ende Juni 2009.Verlag Graswurzelrevolution e.V.: Sitz Heidelberg. Redaktion Gras-wurzelrevolution: Breul 43, 48143 Mnster, Tel. 0251/48290-57, Fax:-32, [email protected]. GWR-Vertrieb, Birkenhecker Str. 11 Str.24, D-53947 Nettersheim. Verantwortlich sind im Grunde alle, doch imSinne des Presserechts ist dies: Michael Schulze von Glaer, c/o GWR-Red. Mnster. www.graswurzel.net

    utopia ist eine Zeitung zum Mitmachen. Bei uns knnen junge MenschenArtikel schreiben ber Themen, die sie interessieren. Bei uns kannst dudein Schreibtalent unter Beweis stellen, nette Menschen kennen lernen,dich am Layout beteiligen, deine Ideen einbringen. Genauso suchenwir noch Leute, die utopias unter die Leute bringen. Gehst du aufDemos? Oder du machst Veranstaltungen? Wir schicken dir gerne einigeExemplare zu!

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    utopia 10 mai/juni 2009 seite 3

    Impressum

    In das Museum of Tolerance, einem beeindru-ckenden Museum ber die Shoah und ber dieDynamiken von Rassismus und Vorurteilen in LosAngeles, fhren zwei Tren: Eine fr Menschen mitVorurteilen und eine fr Menschen ohne Vorur-

    teile. Wer allerdings durch letztere gehen will, wirdbse berrascht: Er luft gegen eine Wand, da dieseTr nur aufgemalt ist. So steht schon am Anfang desMuseumsbesuches eine wichtige Erkenntnis: KeinMensch ist ganz frei von Vorurteilen. Viele Men-schen denken dennoch bei den Worten Rassismusund Vorurteile sofort an Rechtsextremismus undNeonazis. Doch Nazis und ihre Gewalt bilden nurdie Spitze des Eisbergs eines alltglichen Rassismus.Sozialisiert in einer Gesellschaft, in der wir im Kin-dergarten Wer hat Angst vorm schwarzen Mannspielten und in den Medien lernen, dass SchwarzeMenschen exotisch, fremd und einfach anderssind, schleppen wir alle einige Stereotypen mit unsherum. Die Frage, die wir uns stellen mssen, wennwir Rassismus bekmpfen wollen, lautet also nicht,ob wir selbst Vorurteile haben oder nicht, sondernwie wir mit diesen umgehen und wie wir sie wiederloswerden knnen.Schwarze Menschen sind als uerlich erkennbare

    Minderheit in Deutschland besonders hug undin besonderem Ausma mit Rassismus konfron-tiert. Das fngt schon damit an, dass viele Schwar-ze stndig von Wildfremden gefragt werden, wosie denn herkommen wrden. Ist die Antwort dannetwa Hannover wird immer weiter gefragt: Nein,

    ich meine, woher kommst duwirklich? Anscheinend kn-nen sich viele weie Deutscheeinfach nicht vorstellen, dasses auch Schwarze Deutsche

    gibt. Die Vorstellung, dass je-deR Schwarze einE Ausln-derIn oder gar einE Afrika-nerIn sein muss, ist eindeutigrassistisch. In Deutschland le-ben mehrere hunderttausendeSchwarze und das nicht erstseit gestern.Whrend viele Weie stolzsagen, fr sie spiele die Haut-farbe berhaupt keine Rolle,werden Schwarze in Deutschland alltglich undstndig damit konfrontiert, dass sie eine andereHautfarbe als die Mehrheitsgesellschaft haben. Esist also schon ein Privileg von Weien in der weienMehrheitsgesellschaft, die eigene Hautfarbe einfachvergessen zu knnen. Das fllt einem SchwarzenMenschen nicht so leicht, weil sich die unzhligenundifferenzierten und stigmatisierenden Bilder derdeutschen Mehrheitsgesellschaft auf sein tgliches

    Leben auswirken. Sei es in der Schule, bei der Job-oder Wohnungssuche. Die Polizeikontrollen habenin Deutschland eine besondere Qualitt. Racial Pro-ling nennt man die polizeiliche Fahndungstech-nik, die der Polizei erlaubt, verdachtsunabhngigePersonenkontrollen durchzufhren. Jeder kennt

    die Szenen, in denen am Hauptbahnhof Schwarzeins Visier der Polizei geraten, whrend Weie, dieja ebenso VerbrecherInnen aus dem In- und Auslandsein knnten, in der Regel unbehelligt bleiben. Aufder ganzen Welt wird Racial Proling bekmpft

    und abgeschafft, aber in Deutschland werden damitweiter jeder Person, die nicht wei ist, grundstz-liche BrgerInnenrechte aberkannt.Es kommt immer wieder vor, dass PolitikerInnendemokratischer Parteien die in der Bevlkerungweit verbreiteten rassistischen Vorbehalte nutzen

    wollen, um Stimmen zu gewinnen. Beispiele ausder jngsten Vergangenheit sind die rassistischenuerungen des CDU-Politikers Roland Koch inHessen zum Thema Jugendkriminalitt oder dieAussage von Klaus Eckhard Walker, Kandidat derLinkspartei fr das Amt des Saarbrcker Regional-

    verbandsdirektors, der meinte: Die Bewohner desAsylbewerberheims sollen sich an die Gepogen-heiten des Gastlandes halten oder wieder zurck inden Kongo gehen, wo sie ums Feuer tanzen knnen,bis sie schwarz werden, was sie aber schon sind.Erschreckend, dass so oftmals gerade diejenigenrassistische Vorurteile in der Gesellschaft schren,die politische Verantwortung bernehmen wollen.Die Situation macht klar, dass antirassistisches En-gagement nicht beim Kampf gegen Neonazis - sowichtig dieser ist - aufhren darf. Die Strukturendes alltglichen Rassismus mssen reektiert, auf-gezeigt und aufgelst werden. Fangen wir bei unsselbst an!

    Christoph M (22)

    Aber, woher kommst du wirklich?ber den alltglichen Rassismus.

    Abel Paz

    DURRUTI

    Leben und Tode des

    spanischen Anarchisten

    Abel Paz erzhlt die Ge-

    schichte des spanischen

    Anarchismus anhand sei-

    ner legendrsten Gestalt.

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    Der Sprecher der Zapatis-

    ten macht einen Kassen-

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    Erfahrungen! Vom Wrmestrom der Geschichte

    Neonazis benutzen das weltumspannende Compu-ter-Netzwerk um ihre braune Ideologie zu verbrei-ten. Weil es ihnen an personellen und nanziellenMittel mangelt, ist das Internet fr Neonazis eineeinfache Werbemglichkeit, ber die vor allem

    junge Menschen gut erreicht werdenknnen. Ein weiterer Vorteil fr dieNeonazis: ber das Internet knnenInhalte verbreitet werden, die inDeutschland verboten sind. DieServer der rund 1.000 deutschenNeonazi-Websites stehen oft imAusland um der deutschen Justiz zuentgehen.

    Da die Medien meist um eine objek-tive Berichterstattung ber Neonazisbemht sind und deshalb deren Men-schenfeindlichkeit klar benennen, su-chen die Neonazis nach eigenen Mg-lichkeiten ihre menschenverachtendePropaganda ungeltert zu verbreiten.

    Das Internet erffnete ihnen da ungeahnte Mglich-keiten. Die Website Altermedia Strtebeker Netzist wohl das grte neonazistische deutschsprachigeNachrichtenportal im Internet. Hier wird sowohl beraktuelle Ereignisse und ffentliche Diskussionen alsauch ber szene-interne Dinge berichtet. Das Portalfllt vor allem durch revisionistische Berichterstat-tung auf: Holocaustleugner werden verteidigt undOpfer rechter Gewalt verhhnt. Dem Portal kommtdabei eine vernetzende Funktion zu. Neonazis mobi-lisieren auf der Seite zu bevorstehende Aufmrschen

    und informieren ber den aktuellen Planungsstand.Das Portal hat seinen Ursprung in Frankreich mitt-lerweile gibt es in fast jedem europischen Land eineigenes nationalistisches Altermedia.

    Online-Videos: Bei YouTube und anderswo

    Auch den Erfolg von Internetvideos versuchenNeonazis fr sich zu nutzen. Neonazis knnen ihrGedankengut fast ungestrt auf Plattformen, wieyoutube verbreiten. Sie offerieren tiefe Einsichtenin braune Propaganda, historischen Revisionismus,Holocaustleugnung und szeneinterne Veranstal-tungen. Hunderte Besucher der Seiten hinterlassenin ihren Kommentaren zu eingestellten Videos ihremenschenverachtenden Einstellungen. Doch es gibt

    auch eigene Videoportale von Neonazis: Mediapro patria nennt sich eines dieser rechtsextremenPortale. Auf der Website nden sich vor allem Vi -deos von Neonazi-Aufmrschen, aber auch zumTeil volksverhetzende Kurzdokumentationen. Auch

    die rechtsextreme Partei NPD hat dasPotential von Internetvideos erkanntund unter dem Namen Offensiv.tv Hier sendet Deutschland eine eigeneVideoreihe.

    Nazis im Internet

    Die Medienportale sind aber nurder eine Teil der Aktivitten von Neonazis im Internet. Beinahe jedeNeonazi-Gruppe betreibt heute eineeigene mehr oder weniger aktuelle Website. Auch Internetforen sindein wichtiges Element der Kommu-nikation zwischen den Nazigruppenuntereinander. Diese, wie auch die

    Datenbnke neonazistischer Online-Shops, sindhug Ziele antifaschistischer Aktivitten. Im Au-gust 2008 wurde beispielsweise das internationaleNeonazi-Forum Blood&Honour gehackt. Ebensowie auf den Straen ist auch im World-Wide-Webkein Platz fr Nazis.

    Weitere Informationen:www.antifa-gaming.de

    Michael Schulze von Glaer

    Nazis im NetzWenn das Internet pltzlich Weltnetz heit.

    Schwarzist die politisch korrekte undvor allem selbst gewhlte Bezeichnung frSchwarze Menschen. Dass Schwarz hierimmer gro geschrieben wird, soll daraufaufmerksam machen, dass es kein wirklichesAttribut ist, also nichts Biologisches, son-dern dass es eine politische Realitt und Identi-tt bedeutet.Diese Schreibweise hat sich im akademischenUmfeld und in Fachpublikationen etabliert.

    weiist die politisch korrekte Bezeichnungfr weie Menschen.Bei wei handelt essich ebenfalls um eine Konstruktion.Da dieser Begriff aber im Gegensatz zuSchwarz keine politische Selbstbezeichnungaus einer Widerstandssituation heraus ist, wirdsie als Adjektiv klein geschrieben.bernommen aus Deutschland Schwarz-Wei.

    Schwarz und wei ?

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    seite 4 utopia 10 mai/juni 2009

    Termine

    01.05.2009, Hannover und Berlin: Naziaufmrsche verhindern,www.antifa.de08.05.2009, Kln: Antinationale Vorabenddemo gegen Anti-Islamisierungs-Kongress, www.no-racism.mobi09.05.2009, Kln: Anti-Islamisierungs-Kongress verhindern,www.no-racism.mobi12.05.2009, Dresden: Aktionen und Demo gegen die Jahrestagungdes Deutschen Atomforums, www.contratom.de/dresden15.-17.05.2009, Gttingen: Kann kaufen retten? Jugendkongresszu nachhaltigem Konsum, www.janun.de

    20.-24.05.2009, Kln: Aktionsakademie von attac, www.attac.de/aktionsakademie21.5.2009, 20 Uhr, Osnabrck: ja! Anarchismus. Gelebte Utopieim Spiegel libertrer Medien, Veranstaltung mit GWR-RedakteurBernd Drcke, Infos: www.graswurzel.net21.-24.05.2009, Lneburg: BUKO32, Kongress der Bundeskoor-dination Internationalismus, www.buko.info21.-24.05.2009, Wien: Liberation Days gegen Kge und Knste,www.basisgruppe-tierrechte.org29.05.2009, Rheine: Bundeswehr-Gelbnis verhindern, www.geloebnix-rheine.de06.-07.06.2009, bundesweit: Aktionstage gegen AKW-Neubau inFrankreich, www.nirgendwo.info15.-17.06.2009, Hamburg: Linker Jugendkongress Her mit demschnen Leben!, http://jugendkongress.kilu.de10.-12.07.2009, Berlin: Linke Buchtage, www.linkebuchtage.de

    Kampagnen

    Kampagne Atomkraft jetzt abschalten:

    www.atomkraft-abschalten.deKampagne gegen den berwachungsstaat:www.safer-privacy.deKampagne gegen den Pelzhandel bei ESCADA:www.antifur-campaign.orgKampagne fr die Abschaffung von Atomwaffen:www.atomwaffenfrei.deKampagne gegen die Privatisierung der Bahn vom BndnisBahn fr alle:www.bahn-fuer-alle.deKampagne gegen Tierversuche an Affen:www.aerzte-gegen-tierversuche.deKampagne save me Flchtlinge aufnehmen!:www.save-me-kampagne.deKampagne Milliardenhilfe - Schulden? Zahlt der Staat!:www.milliardenhilfe.de

    Keine Anzeige Anzeigen

    Jugendgefhrdende Monatszeitung fr eine

    gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft

    Die von Ihnen angefragte Seite wurde durch denKinder- und Jugendschutz im Internet blockiert. DieSeite www.graswurzel.net fllt in mindestens einenfr Sie gesperrten Themenbereich. (TIME for kids

    Schulfilter, Februar 2009)

    langlebigste und einflussreichste anarchistischeZeitschrift ... Hauptorgan basisdemokratischer

    Akteure. (Wikipedia)

    Probeheft kostenlos. Abo:30 Euro (10 Ausgaben)

    GWR-Vertrieb, Birkenhecker Str. 11, D-53947Nettersheim. Tel.: 02440/959-250, Fax: -351,

    [email protected]

    . . . .. .

    www.graswurzel.net

    Essen kaufen ohne schlechtes Gewissen? Viele Menschen kaufen des-wegen Bioprodukte. Aber shoppen gehen, ohne sich Gedanken machenzu mssen wie die Kleidung hergestellt wurde?

    Immer mehr Menschen legen Wert darauf, dass nicht nur ihre Nah-

    rung, sondern auch die Kleidung fair und kologisch gut vertrglichhergestellt wurde. Die Nachfrage nach umweltvertrglichen und sozialhergestellten Textilien ist i mmer hher geworden und wird sich in denkommenden Jahren wohl noch steigern. kokleidung ist ein Trend,der in der breiten Masse ankommt.Der hohe Energie- und Ressourcenverbrauch bei der Herstellung kon-ventioneller Kleidung wie auch die Gifte, die sich in solchen Textilienfestsetzten und allergische Reaktionen hervorrufen - im schlimmstenFall auch krebserregend sein knnen - schrecken immer mehr Leute vondem Kauf ihrer Kleidung ab. 150 Gramm Gift enthlt laut Greenpeacedurchschnittlich ein Baumwoll-T-Shirt, da die Baumwolle mit Hilfevon Pestiziden, chemischen Substanzen, angebaut wird.Die Regelung fr die Anwendung der Pestizide besagt, dass die BauernMundschutz und Schutzanzug tragen mssen. Die Praxis sieht leideranders aus: Baumwolle wird meist in armen Lndern geerntet, indenen die ntigen Gelder fr solche Sicherheitsmanahmen gespartwerden. Dadurch sterben jhrlich 20.000 Menschen an Vergiftungen.Auerdem werden die Chemikalien hug auf Feldern ausgewaschen,

    dadurch gelangen sie in das Grundwasser und somit in das Trinkwasserder Menschen. Auch die Umwelt hat unter der Herstellung solcher

    Textilien zu leiden. Da bei der Produktion viel Energie bentigt wird,wird das Treibhausgas Kohlendioxid ausgestoen. Um nur ein T-Shirtherzustellen, werden 7 Kilogramm CO2 verbraucht. Zustzlich wirdfr die Baumwollproduktion viel Wasser verbraucht: Fr nur ein

    Kilogramm Baumwollfasern wird ein Kubikmeter, also eintausendLiter Wasser bentigt.

    Unsere Kleidung wird grtenteils in den Entwicklungslndern her-gestellt. Viele der dort lebenden Menschen haben darunter zu leiden,

    dass wir Kleidung zu mglichst niedrigen Preisen kaufen knnen. UmBaumwolle zu ernten, werden in einigen Lndern einfach die Schulengeschlossen, damit die Kinder auf dem Ackerbau arbeiten knnen.Viele Eltern verkaufen ihre Kinder in der Hoffung auf ein besseresLeben fr sie, da sie selbst nicht genug verdienen, um die ganz Familiezu ernhren. Doch viele Kinder werden wie Sklaven behandelt undweiterverkauft.NherInnen arbeiten fr Hungerlhne in Textilfabriken, um Hosen,T- Shirts, Jacken zu schneidern, und knnen nur durch enorme ber-stunden berleben. Selbst wenn es einen Mindestlohn gibt, ist dieserzu niedrig. In Bangladesh liegt dieser beispielsweise bei umgerechnet20 Euro monatlich.Bei vielen Bauern ist die Baumwolle die einzige Einnahmequelle. Dader Preis aber durch die Industrielnder bestimmt wird - insbesonderedurch die USA - wird dieser so niedrig, dass die Bauern keinen Ge-winn erzielen und gezwungen sind, ihre Ware zu Dumping- Preisenzu verkaufen.Aber die Nachfrage nach fair gehandelter Baumwolle steigt. Dadurchknnen immer mehr Buerinnen und Bauern Mitglied einer Koope-rative werden, die Produkte hergestellt, die das FairTrade-Zeichen

    erhalten. Dort werden ihnen feste Mindestpreise gezahlt, die ber denlokalen Marktpreisen liegen. Zudem knnen sie durch den Anbau vonBiobaumwolle ihr Einkommen um 10 Prozent erhhen.

    Ana Mari M.

    Fair tragen

    Alle tun was fr die Umwelt: Naturschutzorganisationen, Politike-rinnen, Hobbygrtner, selbst die Energiekonzerne brsten sich damit.Natrlich aus ganz unterschiedlichen Beweggrnden und manchmalist das auch mehr Schein als Sein. Aber eines scheint selbstverstnd-lich: Aktiv sein fr die Umwelt ist immer gut. Komisch.

    Denn fr viele Menschen steht Umweltschutz an zweiter Stelle wennberhaupt. Wichtiger sind Probleme wie Arbeitslosigkeit, Ungerech-tigkeiten im Bildungssystem, Fremdenfeindlichkeit oder Hungerlhneim globalen Sden. Kurz: Zuerst das Soziale, dann die Umwelt. Nichtbedacht wird dabei, dass auch Umweltprobleme nichts anderes sindals handfeste soziale Konikte.

    Wenn Inseln untergehen

    Beispiel Klimawandel: Durch den Aussto von so genannten Treibh-ausgasen wie Kohlendioxid (CO2) erwrmt sich die Erde immer mehr.Inzwischen ist selbst bei den Regierungschefs angekommen, dass dasein Problem ist nicht weil es der Umwelt schlecht geht, sondernweil Menschen unter den Folgen leiden. Betroffen sind nicht nur zu-knftige Generationen in den kommenden Jahrhunderten wird dieTemperatur weiter ansteigen, selbst wenn wir heute aufhren wrden,soviel CO2 in die Luft zu blasen sondern auch viele Menschen inrmeren Lndern.Die Einwohnerinnen und Einwohner der Malediven-Inseln mssenbefrchten, ihre Heimat zu verlieren, weil der Meeresspiegel durchden Klimawandel ansteigt. Die dortige Regierung spart bereits Geld,

    um neues Land kaufen zu knnen. Hier ist offensichtlich: Menschen,die fast nichts zum Klimawandel beigetragen haben, werden in dieFlucht getrieben. In anderen Weltregionen trgt die Erderwrmung zurVerschrfung bestehender Probleme bei: So kann zwar eine Trockenzeitin Afrika nicht direkt auf den Klimawandel zurckgefhrt werden;

    sicher ist aber, dass die Anzahl der Drreperioden in Zukunft steigenwird. Keine guten Aussichten fr die Buerinnen und Bauern.Eine soziale Frage

    Das Umweltproblem wird dadurch schnell zu einer sozialen Frage:Ist es in Ordnung, dass wir in Europa und Nordamerika Unmengenan Energie verschwenden, whrend sich das Hungerproblem weiterverschrft? Letztendlich ist es ein Konikt zwischen Menschen und

    gerade bei globalen Umweltproblemen geht es oft um lebenswichtigeEntscheidungen fr rmere Menschen.Wenn Urwald gerodet wird, verlieren auch di e indigenen Menschen,die dort leben, ihr Zuhause. Wenn riesige Schiffe die Weltmeere leer-schen, bleibt nichts mehr fr die kleinen Fischerboote brig. Wenn auf

    Plantagen giftige Chemikalien versprht werden, erkranken daran dieArbeitenden. Wenn Uran abgebaut wird, um spter Atomkraftwerke be-treiben zu knnen, atmen die Menschen den radioaktiven Staub ein.

    Ohne Umweltschutz keine Gerechtigkeit

    In Europa ist von all diesen Problemen nicht viel zu hren. Viele Men-schen befrchten daher durch Umweltschutz vor allem einen Verlustder Lebensqualitt hierzulande wenn beispielsweise der Fernsehernicht mehr rund um die Uhr im Standby-Betrieb luft. In Wirklichkeitgeht es aber bei Umweltschutz immer auch um Gerechtigkeit. Ge-rechtigkeit zwischen den Generationen und Gerechtigkeit zwischenallen Menschen, die auf der Erde leben. Umweltschutz ist daher keineLuxus-Aufgabe fr eine sptere Zeit, in der Gerechtigkeitsprobleme

    gelst sind.Es stimmt: Umweltschutz kann viel Geld kosten. Aber anders istweltweite Gerechtigkeit nicht zu haben. Da sollte man sich schonberlegen, ob man sich nicht doch den Luxus leistet.

    Felix W.

    Luxus Umwelt

    Ein Trend, der in der breiten Masse ankommt: ko-faire Kleidung

    Umweltzerstrung ist nicht blo ein Luxusproblem. Weltweit sind die Armen oft besonders betroffen


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