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Urbacher Geschichten,die Geschichte sind

Date post: 10-Mar-2016
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Als Fortsetzung unserer Ortschronik geben wir diese Broschüre “Urbacher Geschichten, die Geschichte sind” heraus. Diese Broschüre soll ein Beitrag sein, Altes und Vergangenes unserer Jugend und kommenden Generationen zu erhalten und Geschichtsbewußtsein und Heimat- verbundenheit zu pflegen.
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Urbacher Geschichten,die Geschichte sind

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Vorwort

Als Fortsetzung unserer Ortschronik geben wir diese Broschüre “Urbacher Geschichten,die Geschichte sind” heraus.Diese Broschüre soll ein Beitrag sein, Altes und Vergangenes unserer Jugend undkommenden Generationen zu erhalten und Geschichtsbewußtsein und Heimat-verbundenheit zu pflegen.Große Anerkennung und Dank möchten wirderveriasserin dieser Broschüre, OrtschronistinI I k a M etz, aussprechen.Bedanken möchten wir uns auch bei allen Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde, diedie Erarbeitung dieser Broschüre mit unterstützt haben.

Christa Runge,Bürgermeisterin

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Woher stammen die Namen?URBACH UND URBICH

Der Name Urbach bzw. Urbich kommt im Bezirk Erfurt gleich dreimal vor. Ein Urbach liegt östlich vonNordhausen. Es wird 1169 und 1206 “Urbeke” genannt, erscheint aber schon 1170 als “Urbeche”, es folgendie Schreibung “Vrbeche” 1256 und “ Urbich” 1471.Das Urbach nordöstlich von Mühlhausen ist schon 876 als “Hurbach” bezeugt, heißt 976 “Urbah”, aber 1262“Urbeke” und 1378 “Urbeche”. Das Dorf Urbich im Südostrand von Erfurt wird erstmals 1248 als “Urbeche”genannt. Die Schreibungen von 876 und 967 “Hurbach, Urbah" können wir in ihrer Lautform für Thüringenunberücksichtigt lassen, da sie von hessischen Schreibern stammen.Dann steht am Beginn der Schreibung “Urbeke” für Nordhausen und Mühlhausen 1169, 1206 und 1262, dienoch die alte niederdeutsche Form “die Beke” für Bach überliefert.Es folgen dann für alle drei Orte hochdeutsche Formen “die beche” für Bach erstmals 1170 und danach im13. und 14. Jahrhundert.Schließlich bleibt die mundartliche Verkürzung "Urbich" 1471 in Nordhausen und bei Erfurt bis heute alsamtlicher Name.Die männliche Form -bach zeigen nur die beiden in Fulda oder Hersfeld geschriebenen Belege.Das Bestimmungswort “Uı”' meint bei allen drei Orten den Auerochsen. Ein Name wie Auerochsenbach istwahrscheinlich als sogenannter Ereignisname zu verstehen. So nannte man einen Bach, an dem die Jagdauf einen Auerochsen geglückt war.

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(Aus "Thüringsche Landeszeitung" vom Sonnabend, den 22.02.1986 - Beilage "Treff" unter Thüringsche Heimat.)

Urbacher Geschichten, die Geschichte sind

Die Landschaft um unser Dorf ist nicht gerade großartig. Kein Dichter hat sie je besungen und kein Maler imBild festgehalten. Doch ist man immer wieder aufs neue fasziniert von dem malerischen Anblick, der sich unsvon allen Himmelsrichtungen aus auf unseren Heimatort bietet. Er ist im Frühling, wenn die Sonne ihreStrahlen über zartes Grün und weiße Blüten ergießt, nicht minder eindrucksvoll als im Herbst, wenn von denFeldern die reife Ernte eingebracht wird. Überall, wohin man schaut, verbindet sich Altes mit Neuem. Überallfindet man etwas, das des Anschauens wert ist und Freude bereitet, und was man in stillen Stundennacherleben kann.Die Menschen, die hier wohnen und schaffen, lieben ihre Heimat über alles. Jahrtausende werden lebendig,wenn man mit offenen Augen und Sinnen Betrachtungen anstellt. Vieles zeugt vom gesellschaftlichen Lebenvergangener Generationen, von den Sitten und Gebräuchen unserer Vorfahren. Orts- und Flurnamen künden

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3 von Ereignissen, die sich im Dunkel derVorzeit verlieren. lm Ort selbst weistnoch vieles auf den Kampf von Genera-tionen einfacher Menschen gegen Un-recht, Aus-beutung und Unterdrückunghin. Es hilft uns, die Vergangenheit zuverstehen und aus ihr für die Gegenwartzu lernen. Tiefer Friede liegt heute überunserer Heimat, dessen Bewohner aneiner besseren Zukunft mitbauen. Dennaus der Geschichte hat der Mensch ge-lernt:Wo einst Kriege Städte und Dörfer ver-wüsteten, wo Menschen einander aus-beuteten und unterdrückten, herrschtGleichheit und Recht, waltet der Segen

i -_ der Arbeit und die schöpferische Ruhedes Friedens.Das Leben der Menschen hat sich ver-

ändert, schöner ist es und reicher geworden - der Natur, der Technik, den Werten des Daseins zugewandt.So sehen die Menschen einer glücklichen Zukunft entgegen.Weil die Bewohner unseres Heimatortes Urbach ihre Heimat lieben, sich ihrer Landschaft, ihrer Geschichte undihrer Kultur verbunden fühlen, erinnem sie sich gem der alten Traditionen, an Sagen und Überliefertes der Vorfahren.Wir haben darum während der letzten Jahre des Eıinnems und Aufschreibenswertes, das man sich mündlich oft schonvon Generation zu Generation erzählt hat, zusammengetragen, um es kommenden Generationen zu erhalten.Damit die Mundaıt unseres Dorfes ebenfalls nichtganz in Vergessenheit gerät, haben wir die Poin- -ten vieler unserer kleinen, meist lustigen Geschich-ten mit direkter Rede im Dialekt aufgeschrieben.Denn auch die Mundart gehört zu unserem kultu-rellen Erbe. Sie strahlt Lebenswärme aus und gibtuns das Gefühl einer echten Heimatverbundenheit.Die Sammlung der Geschichten aus unserem Dorfsoll dazu beitragen, ein Bild entstehen zu lassen,das auf besinnliche und vergnügte Art Personen, - "Medien und Zeitumstände sichtbar macht. „ff ~".?~i" ...~.~;....- « .. ~ 1Wir haben so manches erkundet und ans Licht

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2 ¬ \,„.. . _.geholt, was schon im Schatten des Vergessens zu -_ . - -versinken drohte, um das schöne Alte in alter SSchönheit zu erhalten. Urbach im Mai 1935

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Erinnerung an die Schulzeit 1924

Wissenswertes aus alten Zeiten von unserem Heínıatort

Unser Heimatort ist weit über 1000 Jahre alt. lm Jahre 874 nennt eine Urkunde des Klosters Fulda erstmaligdas Dorf Urbach. Es liegt 355 Meter über dem Meeresspiegel, südwestlich der Hainleite, an einem Bachgleichen Namens. Östlich von Urbach beginnt das wildromantische, an Fossilien reiche Urtal.Das Dorf war im späten Mittelalter befestigt, wie Wallreste im Nordosten mit der Bezeichnung “Vor dem Tore”und im Südosten “Hinter den Höwen (Höfen)” der Ortslage anzeigen. Es wird angenommen, daß sich amHeiligen Über die ersten Ansiedlungen befanden. Überliefert ist, daß dort sieben heilige Höfe gestanden haben.

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Eine Handelsstraße führte von Mühlhausen überSaalfeld - Pöthen - Urbach über den Dün unddie Hainleite nach Nordhausen. Diese Handels-straße ging über den Klingelüber durch unserenOrt - am Klingelbrunnen vorbei. Der Überliefe-rung nach ist der Klingelbrunnen seit ältesterZeit bereits eine unentbehrliche Rast- undTränkestelle für die Frachtfuhren und Gespan-ne gewesen. Selbst in den trockensten Jahrenversiegte die Quelle nie.lm Jahre 1350 wurde ein Steinkreuz amKlingelüber aufgestellt. Näheres darüber konn-te leider nicht erforscht werden.Unser Dorf hat in seiner über 1000jährigenGeschichte viele unruhige Zeiten durchlebt. DieLandesherren beuteten die Bevölkerung ausund unterdrückten sie mit Steuern, Abgaben,Zehnten und Fron. Kriegszeiten, Pest, Tuber-kulose und andere Infektionskrankheiten brach-ten die Bevölkerung in harte Bedrängnis. DieErnten wurden oft durch heftige Unwetter ver-nichtet. Brandkatastrophen zerstörten mehr-mals große Teile des Dorfes.Es weist auch auf die Not der Zeit hin, daß in den50iger Jahren des vorigen Jahrhunderts weitüber 100 Menschen aus Urbach ihre Heimatverließen, um nach Amerika auszuwandern, wosie ein besseres Leben zu finden hofften.Eine Besonderheit für unseren Ort ist das seitalters her bekannte Echo am Schlingeleich.Vom Schlingeleich aus kann man ein schönesEcho vom Löhr her vernehmen.ln den Gärten und in der Flur wurden seit eh undje viele Pflaumenbäume angepflanzt. lm Herbstwurde in allen Häusern Pflaumenmus in großenKesseln gekocht. Das brachte Urbach den Na-men “Musland” und den Urbachern den Spitz-namen “Musklunkern” ein.

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Über Stock und Stein - von den Handelsstraßen

Von Mühlhausen über Saalfeld/Pöthen/Urbach führte in früheren Zeiten eine sogenannte "Kaiserstraße", einHandelsweg, weiter über die Kämme des Dün und der Hainleite bis Nordhausen. Die alten Landstraßen wareneine Art unbefestigte Feldwege.Man fuhr eben da, wo man die beste Möglichkeit fand. Bei Regenwetter glichen die Straßen mehr oder wenigereinem Morast und waren nicht selten fast unpassierbar. Die Fuhrleute fuhren dann oft zum Leidwesen derBauern über die umliegenden Wiesen und Felder. Durch das Befahren der schlechten Straßen kam es zu vielenGeschirr- und Wagenreparaturen. Auch Hufbeschlag der Pferde war oft erforderlich. Das Gewerbe zog darausVorteile, indem in den anliegenden Orten Gasthäuser, Stellmachereien und Schmieden gebaut wurden. So warauch in Urbach ein Gasthaus (jetziges Haus Kriese) sowie eine Schmiede und eine Stellmacherei (gegenüberdem Klingelbrunnen im Gebäude von R. Weißenborn).Der Klingelbrunnen bot reichlich Tränkwasser für die Pferde, die vor dem Gasthaus, vor dem immer Pferde-krippen bereitstanden, angekettet wurden.Die Kaufleute ruhten im Gasthaus aus und nahmen dort ihre Mahlzeit ein. Es sprach sich im Dorf immer schnellherum, wenn Handelsleute eingetroffen waren. Die Männer des Dorfes beeilten sich dann, um ebenfalls insGasthaus zu gehen. Dort konnten sie von den reisenden Leuten erfahren, was es an Neuigkeiten im Landegab. Dies war ja die einzige Möglichkeit, über Geschehnisse in nah und fern informiert zu werden.Am Klingelüber - vor dem Tore - mußten die Handelsleute beim Eintreffen oder Verlassen des Dorfes eine festgesetzteAbgabe, ein “Geleitsgeld” entrichten. Es gab Personen- und Warengeleit. Diese Abgabe war für die Instandhaltung derStraßen und Brücken gedacht. Vor dem Tore war ein Wächter dafür eingesetzt, das Geleitgeld zu kassieren. EinKlingelbeutel, der an einer Stange befestigt war, wurde dazu aus dem Wächterhaus gehalten. Nach der Entrichtung desGeleitgeldes wurde der Schlagbaum geöffnet und die Reisenden konnten passieren.Die Kaufleute wurden gezwungen,die Geleitstraßen zu benutzen,selbstwenn sie dabeieinen beträchtlichen Umweg machen mußten.Die Handelsreisenden waren nie vor räuberischenUberfällen sicher und oft geschahen Mord und Tot- ,.schlag. Die ennordeten Kaufleute wurden dann an S Ü 4 ._;;-.',-'. '" iider Handelsstraße beerdigt und an dieser Stelle ein ' 'f' 017"” "T s ~ ›Steinkreuz aufgestellt. An unserem Pfarrhaus am . - -= N. _ _ _ .vr

, _, , l_. .Klingelüber steht ein solches Steinkreuz, über das i 'uns leider keine näheren Informationen vorliegen. †~'^-Um die Handelsreisenden vor räuberischen Überfäl-len zu schützen, wurde ihnen auf den sogenanntenKaiserstraßen eine Zeitlang “Kaiserliches Geleif'gewährt, indem sie auf ihren Fahrten von “bewaffne-ten Knechten” unter einem “Geleitsmann” begleitetwurden.Später wiesen sie sich nur noch durch einen==Ge|eitSbrief¬› aus Steinkreuz "Bonifatiuskreuz" am Klingelüber

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Urbacher Flurnamen1 )2)3)4)5)6)7)8)9)

10)1 1)12)13)14)15)16)17)18)19)20)21)22)23)

26) Hinter dem Weidenhof

lm Steinbergsgrundelm HelbetaleAm Brüchterbergeln der GrubeAuf der RhöseBei der WindmühleZum JohannAn der TriftAm GänsegrabenUnter der Brücke

27) Schleifweg28) Uber der Rhöse29) lm Krötenkeil30) Möhlisch31 `ı Haussotteln32) Am Keulaer Weg33) lm Steinbergsgrund34) An der Mehlraischen Steige35) Unter der Hassel36) Hinter den Gärten

Am Schlotheimer Weg 37) Am Peukendorfer WegeAuf der Schlotheimer Steige 38) Am SaubuschForstweg 39) Am RietchenAm Buchsee 40) Am PriesterwäldchenAm Diebsteige 41) Am FestwegAn der Buchweide 42) PrinzgerodeIn der Aue 43) lm BuchseeBei den Eilitz-Weiden 44) Am WeinbergAm Bäckerbusch 45) Am Thaleber BergeVor dem Holze 46) Hinter den HöfenAm Menterodaer Weg 47) lm Heimtalelm Urtale 48) Am Brüchter BergeAm Hainerschen Wege 49) lm Urtale

24) Auf den Neuengelängen 50) Hinter dem Löhre25) Am Schwalbenborn 51) Die Zippelecke

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Amınonshörner und Bonifatiuspfemıige

Das Heimtal nördlich unseres Dorfes vor allem das Urtal östlich von Urbach sind reich an Versteinerungen.Diese Fossilien sind überlieferte Reste und Spuren vorzeitlicher Lebewesen der Pflanzen- und Tierwelt, durchdie die Entwicklung des Lebens auf der Erde belegt werden kann. Diese Lebewesen gab es vor etwa 180Millionen Jahren. Wirfinden Ammonshörner, das waren Kopffüßer, die sich schwimmend oder auf dem Landekriechend fortbewegten_ An den Versteinerungen können wir die runde bis abgeflachte Gehäuseoberflächeerkennen, die durchweg eine Berippung aufweist. Daneben findet man aber auch noch ein anderes Urproduktder Muschelkalkperiode - die Bonifatiuspfennige. Es sind kleine zierliche Steinchen in der Form einesPfennigstückes, aber nicht ganz so groß. In früheren Zeiten hat der Volksglaube sie nach Bonifatius, demApostel der Deutschen, benannt, als er seine Christianisierung im Thüringer Land bis zur Unstrut durchsetzte.Furchtlos umherziehend - so verkündet es die Sage - sorgte er sich nicht um seines Lebens Notdurft undNahrung. Wenn er Geld brauchte, um sich Brot zu kaufen, hob er die runden Steinchen vom Boden auf, woer sie fand und sie wurden zu Münzen in seiner Wunderhand. Dafür gaben ihm die Leute gern, wessen erbedurfte. So wurden die Steinchen zu “Bonifatiuspfennigen”. Wir wissen heute, daß es sich um versteinerteStengelteile der Meerlilie handelt.

Alte und neue Bäume in und um unser Dorfln der Broschüre “Urbach und seine Geschichte” wurde bereits darüber berichtet, daß in den Urbacher Gärten,in der Urbacher Flur und entlang den Ausfahrtstraßen aus dem Dorf von früher her viele Obstbäumeangepflanzt wurden. Vor allem waren dieses Pflaumenbäume.lm Gemeindegarten haben in der Nähe des heutigen Kindergartens bis zur Hälfte unseres Jahrhundertseinige sehr alte Linden gestanden. Sie wurden als “Pestlinden” oder als “Meßlinden” gepflanzt. Genaueres

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ist darüber nicht mehr bekannt. Leider wurde auch die alte Linde am Ortsausgang nach Großmehlra voreinigen Jahren gefällt. Nur noch eine sehr schöne alte Linde ist in unserem Dorf erhalten geblieben. Hinterden Höfen steht die sogenannte “Meiselinde”. Hier war in früheren Zeiten der Ortseingang der HandelsstraßeMühlhausen/Nordhausen. Unter dieser Linde wurden in früheren Zeiten die Messen gelesen.An der Hauptstraße vor dem Hause Dasbach stand ebenfalls eine sehr schöne alte Linde. Diese Linde wurdeim Jahre 1871 als “FriedensIinde” gepflanzt. Am Donnerstag, dem 27.06.1991, gegen 15.00 Uhr ist die Lindedurch eine plötzliche starke Windböe umgebrochen.Unter der Linde traf man sich früher an warmen Sommerabenden zu einem “Schwätzchen”. Die Dorfjugendtanzte auch hier. Zu diesem Zwecke wurde eine hölzerne Tanzdiele um den Lindenbaum herum gezimmert.ln Liedern wurden die Lindenbäume besungen und in Gedichten verherrlicht. Lieder wie “Vor meinemVaterhaus steht eine Linde” oder “Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum” werden heute nochoft geme gesungen. Einen solchen alten ausgemauerten “Brunnen vor dem Tore” haben wir auch in unserem Dorf nochin der Mittelstraße vor dem Grundstück von E. Metz. Bis zum Bau der Wasserleitung, vor wenigen Jahren, schöpftendie Anlieger hier noch mit Eimem, die an einer langen Stange mit einem Haken befestigt waren, ihr Brauchwasser.Die Linden zählen mit zu den ältesten Bäumen Mitteleuropas. Noch älter können Eichen sein. DieBaumveteranen unseres Landes kann man nach der Lebensenivartung in folgende Reihe stellen:Eichen, Linden, Buchen, Fichten, Kiefern.Alle diese Baumarten wuchsen und wachsen in den Wäldern um unseren Ort. Auch Lärchen und Ulmenkönnen noch dazu gezählt werden, die ebenfalls mehrere Jahrhunderte alt werden können. Zweifellos gehörtdie sogenannte “Tausendjährige Eiche” bei Volkenroda - also in unmittelbarer Nähe unseres Heimatortes -zu den ältesten Bäumen des Bezirkes Erfurt.Erwähnenswert wären auch hier noch der majestätisch gewachsene Lebensbaum und die hohenKastanienbäume auf dem Urbacher Friedhof.

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Der Baum im Dorf hat schon immer dazu gedient, wichtigen Plätzen und Freiräumen besondere Betonungzu verleihen. Bäume sind wichtige raumbildende Gestaltungselemente im Dorf. Vor allem große Laubbäumeschmücken und geben bestimmten Dorfbereichen oder auch einzelnen Bauten eine besondere Betonung.In Urbach wird seit einigen Jahren wieder viel Wert auf die Verschönerung des Dorfes durch Anpflanzung vonBäumen gelegt. Aber auch die Grünanlagen, die seitens der Gemeinde und in Privatinitiative angelegtwurden, tragen dazu bei, unserem Dorf ein gepflegtes Aussehen zu geben.

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Mit vielerei Maß Wurde früher gemessenin .\ ,_

Bevor man Waagen mit Gewichten und genaue Längenmaße hatte, 11 ““ 1 J -waren Längen und Mengen von Ort zu Ort sehr verschieden. So wurdedas Getreide oder Mehl mit Scheffel, Metze und Möschen gemessen. Der -Scheffel war das größte Maß. Er wurde folgendermaßen unterteilt:1 Scheffel = 4 Metzen, 1 Metze = 5 Maß = 10 Möschen. LLängenmaße waren die Handbreite, Fußlänge und die Elle.Wein und Branntwein maß man nach Fuder, Eimer oder Quart. `Die Größen für bestimmte Maße waren sehr unterschiedlich, was derHandelsabwicklung nicht besonders förderlich war. Damit aberjeder dieMöglichkeit hatte, seine eigenen Maße mit der Norm immer wieder zuvergleichen, brachte man oft gültige Maße an öffentlichen Stellen desOrtes an. Die Handelsleute, die mit den Kiepen auf dem Rücken von Ortzu Ort gingen, verkauften ihre Stoffe noch während der 20iger und 30igerJahre unseres Jahrhunderts nach ihrer eigenen Ellenlänge.ln einigen Gehöften unseres Dorfes hat man alte Scheffel, Metzenund Möschen als Erinnerungsstücke aufbewahrt.

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Kultur und Leben unserer VorfahrenEs war immer eine Attraktion, wenn eine Schauspielertruppe mit einem von Pferden gezogenen Wohnwagenins Dorf gefahren kam und unter den Dorflinden ausspannte, um eine oder mehrere Aufführungen desEnsembles in der Gemeindeschenke anzukündigen. Oft waren es Puppen- oder Marionettenspieler, und jungund alt besuchte diese Vorstellungen. Besonders beliebt war das Marionettenspiel von der mit ihrem kleinenSohn Schmerzensreich vertriebenen jungen Königin Genofeva. Bei den Frauen blieb dann immer kein Augetrocken. Gern gesehen wurden auch Zauberer oder Entfesselungskünstler und Hypnotiseure, die beherztejunge Leute auf die Bühne baten und sich dort mittels Hypnose so manchen Scherz mit ihnen erlaubten. Eskamen aber auch Schausteller, die selbst agierten und tragische und heitere Volksstücke zur Aufführungbrachten, so wie wir es von Sternheims Lustspiel vom “Raub der Sabinerinnen" kennen.Einst verliebte sich ein junger Urbacher namens Milius Herold in die bildschöne Schaustellertochter Alexa.Er zog mit der Truppe mit, heiratete seine Alexa und spielte schon nach kurzer Zeit den jugendlichen Heldenund Liebhaber bei den Aufführungen der Truppe. Von klein auf hatte Milius keine rechte Lust zum Arbeitengehabt, deshalb hatte ihm sein Vater, der Schäfer Karl Herold, geweissagt, daß er mal zu nichts anderemtauge als zum Schauspieler. Nun war es tatsächlich so weit gekommen, aber Milius wurde in kurzer Zeit einwirklich guter Akteur und Manager. Einmal im Jahr kam das Unternehmen weiterhin nach Urbach mit neuenAufführungen. An diesen Abenden blieb kein Urbacher zu Hause, alle wollten natürlich Milius und Alexasehen.Mit Kind und Kegel wanderte man in die Schenke und zollte dem Ensemble Herold rasenden Beifall. Man warrichtiggehend stolz auf diesen berühmt gewordenen Urbacher.Von einem weiteren Urbacher Bürger, der es in seinem Leben weit brachte, soll jetzt erzählt werden. Eshandelt sich um einen gewissen Albert Burghardt, der etwa um 1880 mit 24 Pfennigen in der Tasche - wie erimmer zu sagen pflegte - sein Heimatdorf Urbach als Wanderbursche verlassen hatte. In Hamburg hatte erdann sein Glück gemacht. Ein Lottogewinn, Spekulationen an der Börse und eine sehr freundliche GesteFortunas hatten ihn zum Millionär werden lassen.Zufällig stammen Albert Burghardt und Milius Herold, diese zwei Glückskinder, aus dem gleichen Hause inUrbach. Auch Albert hat seine Heimat nie vergessen. Bis zu seinem Tode kam er zweimal jährlich zu seinenVenıvandten nach Urbach. lm Herbst mußten die Verwandten mit der Kutsche an die 1000jährige Eiche nachVolkenroda mit ihm fahren. Erfreute sich dann immer riesig überden herrlichen bunten Herbstwald und genoßdie himmlische Ruhe. Dann war er regelmäßig Gast am Johannistag, dem 25. Juni, in Urbach. Jedem Kindespendierte er eine Tafel Schokolade und eine Brause während des Kindertanzes, so war der 25.Juni immerein besonderer Freudentag für die Dorfkinder. Der “Hamburger Onkel", wie er allgemein genannt wurde,wurde an diesem Tag von allen Kindern mit Blasmusik im Hause seiner Verwandten im Mitteldorf abgeholtund im Umzug durch das Dorf bis zur Schenke geleitet. Die Mädchen trugen zu diesem Umzug Blumenbügel,die Jungen an Stöcken gebundene Blumensträuße.Durchs Dorf zogen auch sämtliche Kinder mit, wenn ein Orgelmann erschien und seine sentimentalen Liederwie “Mariechen saß träumend im Garten” oder Moritaten wie “Sabinchen war ein Frauenzimmer” zu Gehörbrachte. Die Erwachsenen hörten sich die Lieder vorm Haus oder am offenen Fenster an und warfen demLeierkastenmann dann ein paar Münzen in die hingehaltene Mütze.

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ln den 20er Jahren kam mit den ersten Stummfilmen eine neue Attraktion ins Dorf. Monatlich einmal kamPhilipp Schäfer von Menteroda nach Urbach und führte Filme auf dem Saale vor. Es sprach sich schnellherum, daß "Philipp", wie er allgemein nur genannt wurde, “heute abend Kino mache". Auch da zog man mitMann und Maus los, im Winter sogar mit Kissen und Decken, denn der Saal konnte nicht extra wegen PhilippsKino geheizt werden. Es kam aber auch vor, daß jeder Kinobesucher ein paar Kohlen mitnahm, dann konnteeben der große Ofen auf dem Saale in Betrieb genommen werden. Oft passierte es, daß die Filmrollen rissenoder daß Philipp die großen Rollen im Vorführapparat vertauschte und so der Anfang am Ende lief. Das nahmPhilipp jedoch nicht krumm. Man freute sich eben an den schönen lustigen Bildern. Es waren meistens Filmevon Charly Chaplin oder den aus dieser Zeit bekannten amerikanischen Komikern.Weniger angenehm, aber trotzdem in Kauf genommen, war es für die Dorfbevölkerung, wenn Zigeuner mitihren Wagen vor dem Dorfe "halt" machten. Die Zigeuner wurden bei uns “Tatern” genannt. Man achtete dannimmer darauf, daß Türen und Tore verschlossen blieben und die Wäsche von den Leinen genommen wurde.Trotzdem ließen sich die Frauen und besonders die jungen Mädchen gern die Zukunft aus der Hand lesenvon den alten Zigeunerinnen. Wenn die "Damen" viel Gutes erfahren hatten - und dafür sorgten die schlauenZigeunerinnen - bekamen die Wahrsagerinnen so manches Ei und Speckstück zugesteckt.Fürdie Kinder war es interessant zuzuschauen, wenn die Zigeuner einen Igel gefangen hatten und ihn in Lehmgewickelt über dem Feuer garten. Die Männer spielten oft Zigeunervveisen auf ihrer Geige. Denn Zigeunersind ja bekanntlich sehr musikalisch.Da die Leute im Dorf wenig Gelegenheit hatten, in die Stadt zum Einkaufen zu reisen bzw. zu laufen, kamenoft Handelsmänner mit großen Kiepen auf dem Rücken durchs Dorf und priesen Stoffe und allerlei Kleinkramwie Nadeln, Knöpfe, Zwirn, Band usw. an. Diese Handelsleute gingen mit einer Riesenlast auf dem Rückenzu Fuß von Ort zu Ort.In den 20iger Jahren kam regelmäßig ein Mann namens Drewes aus Toba mit einem Hundegespann durchsDorf gefahren und verkaufte Heringe.Die notwendigsten Lebensmittel wie Salz, Zucker, Reis usw. gab es im Dorf zu kaufen. Zumeist ernährte mansich jedoch vom Garten und Feld. So wurden besonders viele Kohlrüben, Möhren, Kraut und Hülsenfrüchtegegessen. Kraut wurde gehobelt und in große Fässer mit Salz als Sauerkraut eingestampft. Die selbstgeerntetenHülsenfrüchte wurden ausgedroschen und während der Wintermonate von der gesamten Familie verlesen.Sonntags kochte man meistens Reis- oder Nudelsuppe, ein anderes Sonntagsessen war Sauerkraut mitdaran gekochtem Pökelfleisch. Braten gab es nur zu besonderen Gelegenheiten wie Kindtaufe, Hochzeit oderzur Kirmes.Während der Wochentage bestanden die Mahlzeiten zu Mittag meistens aus Suppen. Abends gab esüberwiegend Pellkartoffeln, mal mit Speck- und Zwiebelsoße, mal mit Öl und Salz oder mit Quark oder Hering.Morgens wurde natürlich - wie sollte es in Urbach anders sein - Mus gegessen.Doch zu allen Zeiten gab es im Dorf genug arme Leute, bei denen oft”Schmalhans” Küchenmeister war, unddie froh waren, wenn sie Brot mit Salz oder trockene Pellkartoffeln zu essen hatten.

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Über die Arbeit unserer früheren Gemeindeväter

Bis zum Jahre 1918 gab es in den deutschen Landen ein Wahl-system, das die Kandidaten für die Stadt- oder Gemeinde-vertretungen nach Grundbesitz und Steueraufkommen erstellte.Die Interessen und Geschicke des Territoriums konnten dadurchnie entscheidend von Besitzlosen beeinflußt werden. Dieses frühe-re sogenannte “3- Klassen-Wahlrecht” brachte nur die Beschlüsseim Interesse der Besitzenden zur Ausführung.Daß dabei oftfür uns heute unverständliche Beschlüsse gefaßt undvenıvirklicht wurden, ist leider die traurige Tatsache. Doch auchschon zu diesen Zeiten gab es Menschen, die mit hohem persön-lichen Engagement zum Wohle aller in der Gemeinde handelten.Dafür sollen nachfolgend zwei Beispiele aufgezeigt werden.Am Ende des vorigen Jahrhunderts sollte der geplante Bahnbau

-- mit seiner Streckenführung nahe dem Dorfe Urbach vorbeiführen.Mit dieser verkehrsmäßig günstigen Erschließung waren einigegrößere Bauern nicht einverstanden, weil sie sich weigerten, ihrLand für den Bahnbau zur Verfügung zu stellen. So scheiterte dasProjekt zunächst, und die Bahnbauer projektierten die Strecken-führung der Bahn damals von Ebeleben über Großbrüchter nachKeula. Doch gerade noch rechtzeitig konnte dies der damaligeBürgermeister verhindern. Er erkannte den Vorteil derverkehrsmäßigen Erschließung des Ortes durch den Bahnbau undstellte daraufhin größere Flächen seines Landes dafür zur Verfü-gung. Sein Land lag allerdings nicht so nah am Ort, und der danndurchgeführte Bahnanschluß war etwa 20 Minuten Fußweg vomDorf entfernt. Diese Erschwernis mußte die gesamte Dorf-bevölkerung nun wegen der Interessen Einzelner hinnehmen.

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Alter Urbacher Bahnhof

Ein weiteres Beispiel:Noch zu Anfang unseres Jahrhunderts floß der Urbach über alle Querstraßen hinweg durch unser Dorf.Lediglich für die Fußgängerwaren an den Seiten primitive Holzstege zum Überqueren angebracht. SämtlicheFuhrwerke mußten den Urbach wie durch eine Furt durchqueren. Pferde passierten diese Übergänge 'ohneSchwierigkeiten. Wenn der Bach viel Wasser führte, war die Durchquerung für Kuh- und Ochsengespannejedoch oft fast unmöglich. Um hier eine Verbesserung durch den Bau von Brücken aus Gemeindemittelndurchzuführen, war der einstimmige Beschluß des Gemeinderates notwendig.

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Der Bürgermeister, aus den vorangegangenen Erfahrungen gewitzter, legte den Termin der Gemeinde-ratssitzung zu dieser Beschlußfassung kurzfristig so an, als der größte Gegner des Projektes geradeschlachtete. Erwußte, daß derjenige an diesem Tage sein Haus nie verließ. Somit konnte das Vorhaben ohneGegenstimme beschlossen werden, und die drei Brücken (beim Klingelbrunnen, in der Mittelstraße und imUnterdorf) konnten gebaut werden. Der Brückenbau war eine enorme Verbesserung für das Leben im Ort undwäre beinahe an der Engstirnigkeit eines Einzelnen gescheitert.

Von den AuswanderernIn den 50iger und 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts haben weit über 100 Einwohner unser HeimatdorfUrbach verlassen, um nach Amerika auszuwandern.Sie gingen in der Hoffnung, im "Land der tausend Möglichkeiten" ein besseres Leben zu finden.Die Not der Zeit vertrieb sie aus ihrer Heimat, die sie meist sehr ungern verließen.Der damalige Pfarrer berichtet in der Urbacher Kirchenchronik darüber. Es waren jedesmal mehrere Familien,die, durch Makler vermittelt, den weiten und beschwerlichen Weg in ein ungewisses Schicksal antraten. Nurwenig Hab und Gut konnten sie mitnehmen, ihre Häuser blieben leerstehend zurück. Am Abend vor demAuszug der Reisenden fand für sie ein Gottesdienst mit Abendmahl statt, an dem auch immer die gesamteDorfbevölkerung teilnahm. Zum Abschied wurden die Auswanderer von allen zurückbleibenden Bewohnernzum Dorf hinaus begleitet, und oft gab es rührende und herzzerreißende Szenen mit bitteren Tränen. Nurselten trafen Briefe aus der neuen Welt in der Heimat ein, und mit der nächsten Generation kam derBriefwechsel ganz zum Erliegen, weil die Kinder und Enkel in der neuen Heimat nur noch Englisch sprechenund schreiben lernten.Nur einmal, so wird in der Kirchenchronik berichtet, kam eine alte kranke Frau von Amerika in ihr HeimatdorfUrbach zurück, die Jahre zuvor mit ihren drei erwachsenen Kindern ausgewandert war. Die ruchlosen Kinder,so heißt es weiter, hätten ihre alte Mutter, die vom Schlag getroffen und ihrer Sinne nicht mehr mächtig war,einfach in ein Schiff nach Hamburg verfrachtet. Von dort aus hatte man sie in ihren Heimatort transportiert.So traf sie eines Tages völlig mittellos und geistig umnachtet in Urbach ein.Hier gab es aber keine Angehörigen und Verwandten mehr, die sie hätten aufnehmen können. So fiel sie der Gemeindezur Last. Nachdem man erkundet hatte, daß noch eine leibliche Schwester von ihr in Bollstedt lebte, wurde sie dorthingeschafft. Aber auch bei der Schwester war die anne Frau wenig willkommen und nur ein zusätzlicher Esser.Ihr Tod nach wenigen Wochen war für alle die Erlösung - und so war das dramatische Schicksal diesesbedauernswerten Geschöpfes besiegelt.

SommerzeitAn die seit einigen Jahren eingeführte "Sommerzeit" haben wir uns inzwischen gewöhnt. Vielen ist sicher aber nichtbekannt, daß man bereits im Jahre 1916, während des 1. Weltkrieges, einmal die`Sommerzeit eingeführt hatte.Die folgende Meinung darüber entstammt wörtlich der Feder eines derzeitigen Urbacher Einwohners:"Über die Einführung der Sommerzeit im Jahre 1916. Nicht unerwähnt dürfen wir lassen eine Maßnahme derReichsregierung nach der es sich im besten Falle um einen Selbstbetrug handelt. Am 1. Mai 1916 wurden

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die Uhren eine Stunde vorgerückt, und am 1 . Oktober 1916 um eine Stunde zurück. Man wollte wohl die Leutemunter machen. Das mag für Post, Bahn und Beamtenleben einschneidend sein, aber der gewöhnliche Manndes Landes ist ein Gewohnheitstier.Gar mancher hat sich zu helfen gewußt, ist morgens nach der alten Zeitrechnung aufgestanden und hat sichdes Abends nach der neuen hingelegt. Für ihn ein Zeitgewinn von einer Stunde Nachtruhe."Nachtrag zur Einführung der Sommerzeit:Die Einführung der sogenannten "Sommerzeit" wurde bereits am Ende des 19. Jahrhunderts durch denEngländer W. Willet vorgeschlagen. Verärgert darüber, daß die Engländer im Verlaufe des Jahres 154 StundenHelligkeit verlieren, nur weil sie im Sommer zu spät aufstehen, schlug er vor, das Brennmaterial durch dieeinfachste Art und Weise einzusparen - nämlich den Zeiger der Uhr im Frühling um eine Stunde vorzustellen.Als Mann der Tat verschickte er unverzüglich Briefe an alle Parlamentsmitglieder. Diese jedoch zogen es vor,sich des Morgens möglichst lange im Bett der Ruhe hinzugeben, und so wurde der Vorschlag Willets erst am21. Mai 1916 unter dem Druck des ersten Weltkrieges angenommen.

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“`›"==`=:- :-2;`\' 1 f is 1» tt *†_ Schon sehr frühzeitig erkannte man Bronze als klingendes- Metall, und die Zinnbronze gehört zu den ältesten Werkstoffen

_ der Menschheit. So haben sich die Menschen die außeror-_„ _ ” * " dentliche große akustische Reichweite des Glockenklanges

_ \_ 1** ls Signalinstrument zu Nutze gemacht. Vor allem im Mittel-- I /'01 t

' -. I "' . _. Y .jf ;_ -\*..~._¬. f @_ . . . . .1 _ °\' “ _;t Glocken sind beinahe so alt wie die Menschheit selbst.

ll-„_ ` lter spielte die Glocke in diesem Zusammenhang eine=-~ ...Qt - mf//,.`ß=f ; große Rolle. lm Grunde begleitete sie damals das Leben der\ \ \ /f er ^ ¬- f- . _ .f er Menschen von der Wiege bis zum Grabe. Sie wurde zu

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l' rr"-'-F-_; '- -` ' K.-f, _- _. I' _ _ ,` _ . . . .,fl- \ .„____..,_.__~\_§.;.†.`;-ii-.-:.4f«'”-›'__; einem vertrauten Zeichen, ob sie nun zum Tagesbegınn

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' *7 “ /.K chem Angriff warnte oder zum Sturm aufrief, oder ob ihr

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__- . _ -.P` _ iii, ...i -. .¬ .L - Glocke gehalten. Doch nicht immer haben die Glocken die

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¬¦I--- ,_ mit dem Klang einer Glocke die Hoffnung der Menschen,- fill* ff ~=›“ Ü .._ _ _ __,_____„:__;)) . __- _____,._,__„..7 „_ ~- daß er etwas Gutes verkunde.

i._;¬f.--..1@;«f;< ' »;`†l '_ Daß er jedoch nicht nur Gutes brachte, beweist das Wetter--=~<..._›.¬.› ..;=.-_-± ' _. . _ . . _ __.†- -¬...;*;;†~- ,_ -5.,:-, lauten bei Gewitter, das noch bis ins 13. Jahrhundert hinein

' . f . „_,¬.~__:;,«_.`._. allgemeiner Brauch war. Man nahm an, daß die Glocken die(` )'¬`.§.'-°,"„_`-I „_¦ -_1'f11^§._, ` -. . . .' ' '1-:. «T -_-.ir›«„«›†.-'.«:›1..¦ Luft erschutterten und damit die Luft aufrıssen.

~ _ Ü 'i`†L' _ ' Menschheit getröstet, aber stets von Neuem verband sich-._--_.,

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Auch die Legende, daß Glocken Verirrte vordem Tod bewahre, warweit hergebracht_ Viele solche Sagen undLegenden ranken sich um Glocken, die der Mensch erschaffen hatte, auf daß sie Böses von ihm fernhielten.Nicht immer hat sich dieser Wunsch erfüllt.Gerade in Zeiten, wo die Sehnsucht der Menschheit nach Friedenam größten war, wurden Glocken von Menschenhand miß- åbraucht, wurden aus ihnen Geschütze und Kanonen gegossen. 1 _, 1 gDieses traun'ge Schicksal ereilte im ersten Weltkrieg im Jahre 1 91 6 «' iauch die große und mittlere Kirchenglocke unserer Urbacher "Kirche. 1'Die Glocken waren von der auch jetzt noch bestehenden, bekann-ten Firma Schilling in Apolda im Jahre 1863 gegossen und für7000 W MTaler zur Hälfte von der Gemeinde und zur Hälfte von der Kirchebezahlt worden. lhr herrlicher Klang wurde weithin vemommenund gerühmt. Wenn die Urbacher Glocken läuteten, sollen sogarin den umliegenden Orten die Leute auf die Straße gegangen sein,um dem einzigartigen Klang zu lauschen.Von dem sinnlosen Zerstörungswerk der Urbacher Kirchen-glocken berichtet im Jahre 1916 ein Urbacher Einwohner wie folgt:

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Auszug aus der Urbacher Chronik von 1914-1918

Die scheidenden KirchenglockenDas Jahr 1916 brachte für das Vaterland immer mehr tiefeinschneidende Maßnahmen, da die Rohstoffe zurHerstellung der Kriegsmaterialien vollkommen fehlten.Von 1916 an mehrten sich die Anzeichen, daß es mit dem Kriege ein schlimmes Ende nehmen sollte. Dieanfängliche Siegeszuversicht wich einem bangen Zagen, und ließ sich auch durch hie und da eingestreutegünstige Nachrichten nicht beirren_ Rohstoffe vom Auslande fehlten, auch Kupfer für die Führungsringe derGranaten. Dem mußte abgeholfen werden, sollte der Krieg nicht ein vorschnelles Ene nehmen. Da kam wohldie einschneidendste Maßnahme der Heeresven/valtung - ein roter und grüner Zettel ans Pfarramt mitBeschlagnahme und Enteignung der entbehrlichen Glocken.So weit war es schon mir dem Vaterlande!Es fehlte auch nicht an Stimmen in der Gemeinde, die verlangten, man solle sich der behördlichen Anordnungeinfach widersetzen. Die Anordnung aber war klar und diktatorisch: Das Verlangen, bis da und da hin sinddie Glocken am bestimmten Orte abzuliefern, widrigenfalls Strafe.So nahmen wir denn am 8. Juli 1917 am IV. Trinitatissonntage Abschied von den Glocken, andern Tags Mittagwurden sie noch eine Stunde geläutet, dann stiegen wir zitternd und zagend hinaus in den Turm. Nachnochmaliger Verlesung von Beschlagnahme und Enteignung ging es ans Zerstörungswerk. Wer weiß, wannwir einmal wieder Ersatz für die Glocken bekommen werden! Die Mauern des Turmes waren zu dick, die

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Schallöcher zu eng, die Glocken mußten zerschlagen werden. Wimmernde Töne wurden weithin gehört. Erstbeim 32. Schlag barst die große Glocke. Der Erlös der Glocken war 3820,00 Mark. Weniger schwer empfundenwurde die Enteignung und Abnahme der Prospektpfeifen der Orgel und Blitzableiter. Der Mangel der Pfeifenwar nur für Kenner merklich, und beim Blitzableiter hieß es, ohne Kupferleitung mit Bandeisen ginge es auch.Ebenso die Entnahme der Platinplättchen von der Auffangstange schade nicht. Der Kuriosität halber mag hierenıvähnt werden, daß dann nach Jahren bei Wiederherstellung der Blitzableiter in alter Weise auch das Platinder Stangenspitze ersetzt werden sollte. Und siehe da, das Platin war noch da und war doch herabgenommenund bezahlt worden. Die Prospektpfeifen sind bis heute nicht ersetzt worden wegen Verarmung der Kircheinfolge Inflation des Jahres 1923. Dagegen waren wir in der Lage, ein neues Stahlklangglockengeläut mit demfrüheren Dreiklang anzuschaffen und dieses am 1. Pfingsttage 1921 zu weihen. Nach Überlassung der letztenuns verbliebenen Glocke an Firma Schilling Apolda bekamen wir ein neues Geläut für rund 8000,00 Mark.Der Preis war beim Abschluß des Geschäfts festgelegt, aber erst nach Beendigung derArbeiten bezahlt, und da in dieserZeit die Entwertung des Geldes täglich weniger war (Inflation) mit anderen Worten - die Glocken sind sehr billig.

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Durch eine Spende des Unternehmens Friedhelm Brückner aus Hofheim im Taunus an die KirchgemeindeUrbach, wurde 1991 die Glockenanlage elektrifiziert, so daß nun das Läuten ohne körperliche Mühen geschieht.

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Fichtenholz für den Dorfbackofen

Schon im Jahre 1850 wird enivähnt, daß Urbach ein Backhaus hat. Vor Generationen war in unseren Dörfernder Backofen einfach unentbehrlich. Während noch heute Orte bekannt sind, wo an jedes Haus der eigeneBackofen angebaut war, hatte man in unserer Gegend schon lange den gemeinschaftlich für die gesamtenOrtsfamilien bestimmten Backofen. So also auch wohl lange schon vor 1850 in Urbach. Denn vom Jahre 1886ist bekannt, daß das alte Backhaus abgerissen und neu mit Wohnung, Stall und Schuppen aufgebaut wurde.Das hausbackene Brot, das derbe Bauernbrot von früher, sucht wohl seinesgleichen in bezug auf Kräftigkeit,Wohlgeschmack und auch Haltbarkeit. Wie es hergestellt wurde, darüber wollen wir hier berichten.Am Abend vorher stellte die Bäuerin den großen Trog auf einen Knetbock in die warme Stube oder Küche.In den hölzernen Trog kam das mit der Metze abgemessene Mehl für die entsprechende Anzahl der zubackenden Brote. Aus dem Keller wurde nun der Sauerteig geholt. Es ist ein altes Geheimnis gewesen, daßdieser Sauerteig stets vom letzten Brotbacken übrigbehalten und aufbewahrt wurde. Am Vortag des Backenswurde er in die Küche gebracht, mit lauwarmen Wasser überschüttet und in die Herdecke gestellt. Bevor manzu Bett ging, wurde der Sauerteig in das Mehl im Backtrog hineingemischt und ein Holzdeckel darübergelegt_Nächstentags kam das Brotbacken richtig dran. Mit lauwarmen Wasser und beigefügtem Salz (manchewürzten auch noch mit Koriander) wurde das Mehl, das über Nacht _,zu stattlichem Teig angeschwollen war, nunmehr lange Zeit gekne- 1 ._tet. Das dauerte fast eine halbe Stunde und kostete realen Schweiß.Nach dieser Arbeit machte man über dem Teig drei Kreuze, so wieman es schon von Mutter und Ahne gesehen hatte.Mit dem Kneten oder Einmengen wartete die Bäuerin aber erst, bisder Dorfbäcker durch das Dorf rannte und laut "Einmengen, ein-mengen!" rief.Der Bäcker mußte sich beeilen und schnell den Backofen ein-heizen. Dazu wurden bestimmte Scheiterstücke und fichtenes Holzverwendet. War dieses prasselnde Feuer niedergebrannt, wurdedie Glut verteilt, damit die Ofensteine gleichmäßig warm wurden.Den inzwischen weiter aufgegangenen Teig formte die Bäuerin _*nun mit mehliger Hand zu Laiben. Diese wurden auf ein rundes q_"`* er -1 ~Backbrett gelegt. Dann band sich die Bäuerin eine frisch gebügelte 'Schürze vor und trug das Backbrett auf dem Kopfe in das Backhaus.Mit einem gut zwei Meter langen Stiel mit einem blechbeschlagenenBrettchen daran zog der Bäcker jetzt die Glut aus dem Backofenheraus bzw. bis ganz vorn an die Ofentür. Mit einem in Wassergetauchten Tannenbusch wurde der hintere Ofen säuberlich ge-kehrt. Ein Laib nach dem anderen kam nun auf die Backschaufel(oder den Brotschieber) und wurde eingeschoben. Die Backschau-fel war ein großes rundes Brett mit ebenfalls einem Stiel, der es Alte Mühle aufdem Mühlbergerlaubte, damit bis in den letzten Ofenwinkel zu gelangen. w„,de E„de de, 50,-ge, Jam. abge„-539„

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Mit in Wasser getauchter Hand fuhrder Bäcker überjeden Laib, bevor er eingeschoben wurde. Das gab die gute Krustenachher. Etwa nach eineinhalb Stunden war das Brot fertig und füllte mit seinem Duft das ganze Dorfbackhaus.lm Tragkorb auf dem Rücken trug die Bäuerin dann die fertigen Brote nach Hause, wo sie im Keller auf einemGestell aufbewahrt wurden. Hatte die Bäuerin nach dem Formen der Brotlaibe noch Teig übrig, formte sienoch ein paar flache kleine Fladen, die sogenannten Scherrplätze - eine Köstlichkeit, wenn sie frischgebacken verzehrt wurden. Das Brot hingegen wurde erst am nächsten Tag angeschnitten.Der Backofen diente früher auch zum Trocknen oder Dörren von Obst- Äpfel, Zwetschen und Pflaumen. lnUrbach gab es dafür jedoch "vorm Tore", etwa der Schenke gegenüber, zwei sogenannte Welkhäuser, wodie Einwohner ihren Winterbedarf an Obst dörren konnten.Die ersten Welk- oder Dörrhäuser sollen in derjetzigen Tannengasse (jetziges Konsum- und Frisörgebäude)gestanden haben. Die Gasse soll "Dörrgasse" geheißen haben. Aus diesem Wort "Dörrgasse" wurde später"Dankgasse" und neuerdings "Tannengasse"_

Das Dach über dem Kopfe - das FachwerkhausBekanntlich sollen am Heiligen Über die ersten Ansiedlungen - man spricht von den sieben heiligen Höfen- unseres Ortes gestanden haben. Man fand dort vor einigen Jahren bei Ausschachtungsarbeiten zurKanalisation einen Posten mittelalterlicher Scherben sowie einige Dachziegel. Auch ein Beil aus schwarzemFelsgestein wurde hier im Jahre 1962 gefunden.Man fragt sich nun, wie wohnten und lebten damals die Menschen.

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Eines der schönsten Fachwerkhâuser von Urbach(erbaut von dem damals bekannten aus Urbach stammenden Baumeister Salomo Beck)

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Als die Zeit der Jäger und Sammler vorüber war, wurden die Menschen seßhaft und errichteten sich festeWohnstätten. In unserer näheren und weiteren Umgebung baute man nach langer EntwicklungsperiodeFachwerkhäuser. Man verwendete vor allem Eichenholz, weil es sehr hart ist und daher nicht zu leicht brennt.fault oder von Ungeziefer befallen wird. An allen vier Ecken des Fachwerkhauses und in bestimmtenAbständen dazwischen stehen starke Pfosten, die unten in einem Balken verzapft sind -in der Schwelle. Sieliegt auf einem Sockel aus Feldsteinen. Oben werden die Pfosten von einem weiteren Balken überdeckt undgehalten - dem Rähm. Diese Konstruktion bildet ein festes Skelett. Die Pfosten sind durch schräge Strebengesichert und durch Riegel verbunden. Die Öffnungen zwischen den Pfosten und den Balken nennt manFachwerke. Sie wurden mit Lehm verschmiert oder mit Backsteinen ausgemauert. Nur die Fensteröffnungenblieben frei. In die Fensteröffnungen kamen Holzrahmen mit sehr kleinen Öffnungen. Das obere Stockwerkwurde recht niedrig gehalten, weil die Räume dann wärmer waren.Das Fachwerkhaus wurde vom Hof aus betreten. Die Feuerstelle befand sich im Hausflur. Über dem Herd warein großer Rauchfang, durch den der Rauch auf den Hausboden geleitet wurde, wo er aus Löchern entwich.Hier wurden auch Speck und Wurst geräuchert. Die Dächer waren mit Stroh gedeckt.Das letzte strohbedeckte Haus wurde in Urbach im Jahre 1886 abgerissen. Es stand in der jetzigen NeuenStraße (damals Friedrichstraße).Den Fußboden der Häuser bildeten nebeneinandergelegte Hölzer, die handhoch mit Lehm überzogen waren.Auf den Lehm wurde Sand gestreut, der ab und zu erneuert wurde. (Wir denken hierbei an das alte Kinderliedvom Sandmann "Der Sandmann ist da, er hat so schönen weißen Sand etc.)Die Häuser wurden von Zimmerleuten und Maurern errichtet, die oft Meister ihres Handwerks waren und diePfosten und Balken kunstvoll zusammenfügten und Giebel, Erker, Fenster und Türen mit schönen Schnitzereienverzieıten.Am Wohnzimmer war meistens ein sogenannter Alkoven (kurz Alk genannt) angebaut, in dem das BreiteEhebett für den Hausbesitzer und dessen Frau stand.In Urbach haben wir noch einige gut erhaltene alte Fachwerkhäuser. Heute baut man neue moderneWohnhäuser, um den Bedarf an Wohnungen zu decken. Aber es ist auch wichtig, diese alten Fachwerkhäuserdurch Um- und Ausbau so herzurichten, daß man in ihnen ebenso schön und bequem leben kann wie inNeubauwohnungen. Altbauwohnungen erhalten deshalb lnnentoilette und Dusche oder Bad. Man baut neueWasser-, Abwasser- und Stromleitungen ein und erneuert die Dachbedeckung, die Schornsteine und verputztdie Außenfronten_ So hat auch unser Dorf ein neues, schönes An- und Aussehen bekommen.

Die Kleidung unserer VorfahrenAn der Kleidung früherer Zeiten fällt uns auf, daß schon immer die Garderobe der Frau von rechts nach linksund die des Mannes entgegengesetzt geknöpft wurde. Die Knöpfart soll aus dem Volks- und Aberglauben desFrühmittelalters stammen. Dort galt die rechte Seite als männlich, die linke als weiblich. Folglich mußten ander Kleidung des Mannes die Knöpfe auch rechts befestigt werden und entsprechend links die der Frau.Eine andere Erklärung läßt sich aus der Geschichte ableiten. lm Mittelalter wurden selbst vom "gemeinenMann" Waffen, zumindest Messer, getragen. Zu späterer Zeit wurde die Waffe von Zivilisten nicht mehr"öffentlich" gezeigt. Man trug seinen Degen bzw. die Pistole unter dem Rock. Als Rechtshänder konnte man

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Als die Zeit der Jäger und Sammler vorüber war, wurden die Menschen seßhaft und errichteten sich festeWohnstätten. In unserer näheren und weiteren Umgebung baute man nach langer EntwicklungsperiodeFachwerkhäuser. Man verwendete vor allem Eichenholz, weil es sehr hart ist und daher nicht zu leicht brennt.fault oder von Ungeziefer befallen wird. An allen vier Ecken des Fachwerkhauses und in bestimmtenAbständen dazwischen stehen starke Pfosten, die unten in einem Balken verzapft sind -in der Schwelle. Sieliegt auf einem Sockel aus Feldsteinen. Oben werden die Pfosten von einem weiteren Balken überdeckt undgehalten - dem Rähm. Diese Konstruktion bildet ein festes Skelett. Die Pfosten sind durch schräge Strebengesichert und durch Riegel verbunden. Die Öffnungen zwischen den Pfosten und den Balken nennt manFachwerke. Sie wurden mit Lehm verschmiert oder mit Backsteinen ausgemauert. Nur die Fensteröffnungenblieben frei. In die Fensteröffnungen kamen Holzrahmen mit sehr kleinen Öffnungen. Das obere Stockwerkwurde recht niedrig gehalten, weil die Räume dann wärmer waren.Das Fachwerkhaus wurde vom Hof aus betreten. Die Feuerstelle befand sich im Hausflur. Über dem Herd warein großer Rauchfang, durch den der Rauch auf den Hausboden geleitet wurde, wo er aus Löchern entwich.Hier wurden auch Speck und Wurst geräuchert. Die Dächer waren mit Stroh gedeckt.Das letzte strohbedeckte Haus wurde in Urbach im Jahre 1886 abgerissen. Es stand in der jetzigen NeuenStraße (damals Friedrichstraße).Den Fußboden der Häuser bildeten nebeneinandergelegte Hölzer, die handhoch mit Lehm überzogen waren.Auf den Lehm wurde Sand gestreut, der ab und zu erneuert wurde. (Wir denken hierbei an das alte Kinderliedvom Sandmann "Der Sandmann ist da, er hat so schönen weißen Sand etc.)Die Häuser wurden von Zimmerleuten und Maurern errichtet, die oft Meister ihres Handwerks waren und diePfosten und Balken kunstvoll zusammenfügten und Giebel, Erker, Fenster und Türen mit schönen Schnitzereienverzieıten.Am Wohnzimmer war meistens ein sogenannter Alkoven (kurz Alk genannt) angebaut, in dem das BreiteEhebett für den Hausbesitzer und dessen Frau stand.In Urbach haben wir noch einige gut erhaltene alte Fachwerkhäuser. Heute baut man neue moderneWohnhäuser, um den Bedarf an Wohnungen zu decken. Aber es ist auch wichtig, diese alten Fachwerkhäuserdurch Um- und Ausbau so herzurichten, daß man in ihnen ebenso schön und bequem leben kann wie inNeubauwohnungen. Altbauwohnungen erhalten deshalb lnnentoilette und Dusche oder Bad. Man baut neueWasser-, Abwasser- und Stromleitungen ein und erneuert die Dachbedeckung, die Schornsteine und verputztdie Außenfronten_ So hat auch unser Dorf ein neues, schönes An- und Aussehen bekommen.

Die Kleidung unserer VorfahrenAn der Kleidung früherer Zeiten fällt uns auf, daß schon immer die Garderobe der Frau von rechts nach linksund die des Mannes entgegengesetzt geknöpft wurde. Die Knöpfart soll aus dem Volks- und Aberglauben desFrühmittelalters stammen. Dort galt die rechte Seite als männlich, die linke als weiblich. Folglich mußten ander Kleidung des Mannes die Knöpfe auch rechts befestigt werden und entsprechend links die der Frau.Eine andere Erklärung läßt sich aus der Geschichte ableiten. lm Mittelalter wurden selbst vom "gemeinenMann" Waffen, zumindest Messer, getragen. Zu späterer Zeit wurde die Waffe von Zivilisten nicht mehr"öffentlich" gezeigt. Man trug seinen Degen bzw. die Pistole unter dem Rock. Als Rechtshänder konnte man

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zwecks Verteidigung trotzdem schnell an seine Waffe gelangen. Andere Historiker neigen dazu, die"Knöpfart" der Geschlechter auf bestimmte alte magische Vorstellungen unserer Vorfahren zurückzuführen.

Die Sonn- und Festtagskleidung desMannes bestand aus einem meist dunk-len Anzug mit eng anliegenden Hosen; šatgfibegüterte Männer besaßen noch einen "`schwarzen Tuchmantel, der zu denKirchgängen und besonderen Anlässenwie Hochzeiten oder Beerdigungen miteinem schwarzen Zylinder getragen -1 ,tgwurde. Vor allem in Mode gekommen Öwar der sogenannte "Chapeau claque".Das war ein Klapphut, der zusammen-geklappt in einer kleinen runden Hut-schachtel aufbewahrt werden konnte. 'ff iiDie Urbacher nannten diesen Zylinder"Schapo-klapp".Wochentags und für die Arbeit trugendie Männer blaue Linnenkittel. Auch dieRöcke, Schürzen und Tücher, die dieFrauen im Haus und bei den Feldarbeiten ,__trugen, waren meist blau. Selbst die -F -'Taschentücher und Strümpfe wiesen .

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_ -_.- .¬-.-- -f-r _. gewöhnlich auf dem Lande in früheren

Zeiten die blaue Farbe auf. Es ist heute noch interessant nachzuforschen, wie unsere Ahnen mit geringentechnischen Mitteln färbten. Das Rezept für diese Blaufärberei war allgemein bekannt. Es war keine ganzangenehme Arbeit. Zunächst nahm man einen ziemlich großen Topf, füllte diesen mit Harn und setzte ihn inden Mist im Stalle, damit der Harn ordentlich durchwärmte und seine Säure entwickelte. Nach zwei oder dreiTagen öffnete man den Topf, tat lose die zu färbenden Sachen hinein und legte obendrauf ein Läppchen, indas etwas Indigo eingewickelt war. Der Topf wurde erneut verschlossen und wieder in den warmen Stallmisteingebuddelt. Nach drei Tagen waren die Stoffe gefärbt, die Farbe war mit der Harnsäure fest eingebeizt_Diese gefärbten Sachen brauchten jetzt nur noch gewaschen und getrocknet zu werden. Aus der Naturwurden damals aber auch noch arteigene Rohstoffe entnommen, die sich gut zum Färben eigneten_ Bekanntdabei waren u.a. "Löwenzahn" für "magentarot", Sauerampfer für dunkebraun, Holunder für blau, Geißkleeund Schlehe für goldbraun, Birke für ein zartes Grün. Um die Farbe aus dem Rohmaterial zu gewinnen,wurden die Pflanzen zerquetscht, gemahlen, pulverisiert und in kaltem Wasser über Nacht eingeweicht. Amnächsten Tag kochte man die Lösung mit dem Färbegut etwa eine Stunde und spülte die Textilienanschließend in kaltem Wasser.

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Diese Arbeiten wurden vor allem von Frauen verrichtet. So technisch unbegabt, wie man gemeinhinanzunehmen geneigt ist, waren auch die Frauen vergangener Epochen nicht. Nur kam ihr Ruhm nicht so andie "große Glocke" wie die Taten der Männer.Doch unbewandert in der Technik war die Weiblichkeit in jenen Zeiten durchaus nicht, denn ihr oblag ja ingroßem Maße die Pflicht, alle zum Leben notwendigen Güter herzustellen. Denken wir auch nur einmal andas kunstvolle Spinnen mit dem Spinnrad. Jedes Mädchen mußte sich ihre Aussteuer selbst anfertigen undmit feinen Zierstichen alles mit der Hand nähen.Die Frauengewänder für die Sonn- und Feiertage bestanden in unserem Dorf - wie größtenteils in Thüringenüblich - aus dem Leinhemd und dem kleinen Mieder mit verziert eingesticktem Monogramm und Stickereienan den Ärmeln. Die Röcke, die aus Leinen und Wolle gewebt waren, reichten bis zur Erde. Eine Halbschürzeaus Leinen oder Seide wurde darübergetragen. Ein um den Hals geschlungenes Seidentuch mit Rosenmusterergänzte die Sonn- oder Festtagsbekleidung. Beinkleider wurden überhaupt nicht getragen. Die selbst-gestrickten Strümpfe wurden mit Bändern gehalten. Die hohen Schnürschuhe reichten bis über die Knöchel.Für ledige Mädchen und verheiratete Frauen gab es unterschiedliche Hauben, die vor allem beim Kirchganggetragen wurden.Das Hochzeitskleid der Braut war meistens aus schwarzer Seide und wurde später als Festtagskleid zumSchützenfest oder zur Kirmes von den Frauen getragen. ln Urbach war es Sitte, daß der Bräutigam dasHochzeitsgewand der Braut bezahlen mußte. Eine schwangere Braut durfte zur kirchlichen Trauung keinengeschlossenen Kranz und Schleier auf dem Kopfe tragen. Auch mit der großen Glocke durfte zu solchenHochzeiten nicht geläutet werden.

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Als Schutz gegen Regen und kalte Witterung besaßen die Frauen und jungen Mädchen als verbreitetsteUmhüllung den sogenannten Kindermantel. Dieses praktische Kleidungsstück, größtenteils aus Kattunbedruckt, mit Flanellfutter, diente als Mantel und auch zum Tragen der kleinen Kinder. Besondere Aufmerk-samkeit verdient hier das Detail, nämlich wie man Stoffstreifen trappierte und als Verzierung aufsetzte oderauf welche Weise Volants angesetzt wurden. ln vielen Häusern unseres Dorfes werden heute noch solcheKindermäntel aufbewahrt und in Ehren gehalten.

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Schlachtfest früher und heute

Eine aktuelle Angelegenheit ist den ganzen Winter über noch in vielen Häusern unseres Dorfes dasSchweineschlachten. lm Vergleich zu früher ist aber dabei manches anders geworden. Maschineller Betriebwurde eingeführt und die Geräte der Schlachter sind technisch rationell so venıollkommnet und ausgebaut,daß die Arbeiten wesentlich erleichtert werden. Fremde Hilfe war und ist auch noch immer bei dem ersten Aktedes Schlachttages, beim Abstechen des Schweines, beim Brühen und Reinigen von Borsten, beimAusnehmen der Innereien erforderlich.Diese Arbeiten mußten und müssenausschließlich auf dem Hof im Freiengetätigt werden, und da es meist dochwinterlich kalt ist, war nach altem Brauch ^ *dabei ein Schnäpschen gang und gebe.Nachdem das Schwein aus dem Stallewar, hieß es: "lst das Schwein aus demKoben, wird erst mal einer gehoben_"Dann hieß es: "lst das Schwein erst aufder Leiter, trinken wir weiter!" Das näch-ste Verslein hieß: "Liegt das Schwein aufdem Bock, gibt's 'nen Grogl" Für dengesamten Tag gab es solche Sprüche,und trotz harter Arbeit gab es immereinen Grund, sich ein Schnäpschen zugenehmigen. So wurde der Schlachttagzu einem echten Familienfest.Die Handarbeit des Bratwurstfleisch-machens war früher eine der schwer-sten Vorarbeiten. lm großen Holzbottichstand der Hackklotz, auf dem das für die Bratwurst benötigte Fleisch mit einem "Stoßeisen" zerstampft undzerkleinert wurde, bis es zu zartem Gehackten oder Hackfleisch geworden war. Heute besorgt diese wichtigeArbeit der Fleischwolf mit elektrischem Antrieb.Inzwischen sortierte der Metzger die Fleischsorten für die gewünschten Wurstarten - wie Leber-, Zwiebel- undBlutwurst. Beugten sich neugierige Kinder zu weit über den Trog, wurde ihnen vom Schlachter eine "kleineWurst" mit dem in Schweineblut getauchten Finger ums Gesicht herum "angemessen".Vom Fett oder Schweineschmer zog der Meister behutsam die Fetthäute ab, die von der Hausfrau zu Tütengenäht und mit Hackfleisch sorgfältig gestopft wurden. Diese Wurst wurde bei uns Cervelatwurst genannt underst zuletzt aus der Wurstkammer geholt.Die Kinder ließen sich vom Metzger den Schweineschwanz geben und hängten ihn unbemerkt Familienmit-gliedern an, die dann zum Gaudi aller mit wippenden Schwänzchen umherliefen.Mit Fremden, hauptsächlich mit Besuchern aus der Stadt, erlaubte man sich zum Schlachtfest besondere

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Scherze, indem man sie zu Bekannten ins Dorf schickte, um z.B. den "Kümmelspalter" zu holen. Man bürdetedann dem Fremden eine Riesenlast auf - z.B. einen Sack mit Steinen - den er zurückschleppen mußte, umdann herzlich ausgelacht zu werden.Zum Abschluß des Schlachttages war immer das Schönste das Schlachtessen mit Sauerkohl und Bratklößchen,zu dem sich liebe Freunde und Verwandte einstellten.Abends erschienen oft vermummte Gestalten mit Töpfen und Kannen, um sich mit "Wurstsingen" etwas vondem Frischgeschlachteten zu erbeten.Eine freundliche Geste war auch, daß man an liebe Bekannte Fleisch- und Wurstbrühe mit Kesselfleisch undSchlachtkohl verschenkte.Den Speck durfte man nach altem Brauch in Urbach nicht früher anschneiden, bis man den Ruf des Kuckucksaus dem Löhre hörte. Dann hieß es: "Der Kuckuck rieft, der Spack es riffel"

Schäfer verstanden Zeichen des Himmelsln der Landwirtschaft war früher einer der wichtigsten Berufe der des Schäfers.Große Schafherden zählten zum Reichtum der Bauern. Der Schäfer war deshalb in der Gemeinde eingeachteter Mann. Er bekam z.B. alljährlich bis zu 40 Taler in barem Geld, dazu bestimmte Anteile anNaturalien. Sämtliche Lastfuhren hatte er frei, und ihm gehörendes Land wurde von seinen Dorfbauern mitbearbeitet. Der Schäfer hatte auch das Recht, eigene Schafe in der ihm anvertrauten Herde mit zu hüten.Da er mit seiner Herde im Freien lebte, gehörte zu seiner Ausrüstung ein Schäferkarren für die Übernachtung.Eine praktische Hilfe war ihm sein Hirtenstab mit der Zwinge zum Einfangen der Schafe. Die gelehrigenSchäferhunde waren seine treuen und unermüdlichen Helfer zum Schutz und beim Hüten der Herde.Bis zum Michaelistag wurde allgemein offen, daß heißt draußen gehütet. Bei milder Witterung konnten dieSchafe noch bis zu Weihnachten draußen sein; dafür bekam der Schäfer zusätzlich zum Lohn meist nocheinen neuen linnenen Mantel als Geschenk. Denn früh schon bildete sich eine Art Standesbekleidung derSchäfer heraus: Sie bestand aus Schnallenschuhen, Kniehosen, langem Mantel mit blanken Knöpfen undeinem dreieckigen Hut.Bei allen Bauern waren die Schäfer hoch angesehen, denn sie behandelten kranke Tiere und wußten auchbei vielen Krankheiten des Menschen praktischen und klugen Rat und gute Hilfe zu geben. Sie verstandensich auf die Zeichen des Himmels und galten auch als "Wettermacher"_Viele Schäfer waren gute Musikanten oder ausgezeichnete Holzschnitzer, und oft wurde die Hütezeit auchzum Strümpfestricken genutzt.Durch ihr Tagewerk in der freien Natur waren die Schäfer meist sehr religiös. Manche allerdings galten auchals recht abergläubisch, und viele Sagen und Märlein, die sie weitererzählten, berichten noch davon.Der uralte Beruf des Schäfers wird heute bei uns wieder hochgeachtet. Fährt man über Land so begegnet manvielerorts, wie in alten Zeiten, dem Schäfer mit seiner Herde und seinen treuen Hunden.

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Der liebste Gang des NachtwächtersNachtwächter hat man zu allen Zeiten gekannt. Sie dienten dem geordneten Schutz des Eigentums und derfriedlich schlummernden Bürger. Sie bewährten vor Spitzbuben und Feuersgefahr, vor Einbruch und sonstigenunvorhergesehenen Ereignissen.ln unserem Dorf war bis zu den 30iger Jahren unseres Jahrhunderts das Amt des Gemeindedieners hauptamtlich mitdem Amt des Nachtwächters verbunden. Der letzte Nachtwächter hieß Gustav Bergner und wohnte in einem kleinen,längst abgerissenen Häuschen in der neuen Straße.Der Nachtwächter wanderte während der Nachtstunden mit Horn, Spieß und Laterne einsam durch die stillenGassen des Dorfes. Das Horn war ein richtiges Kuhhorn und diente zum Tuten und Alarmblasen. Mit dem Hornwurde zu jeder Stunde "die Nacht abgerufen", oft hatte man dazu auch bekannte Lieder parat.

Um 10.00 Uhr rief oder sang der Nachtwächter:"Hört ihr Herrn, und laßt euch sagen,Die Glocke hat nun zehn geschlagen,Zehn Gebote setzt Gott ein,

Um 11.00 Uhr:"Hört ihr Herrn, und laßt euch sagen,Die Glocke hat nun elf geschlagen.Elf ist der Apostel Zahl,

Gib, daß wir gehorsam sein! die da lehrten überall _ _Menschenwachen kann nichts nützen,Gott muß wachen, Gott muß schützen.Herr durch deine Güt' und MachtSchenk uns eine gute Nacht."

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Um 12.00 Uhr:"Hört, ihr Herrn und laßt euch sagen,Die Glocke hat nun zwölf geschlagen.Zwölf, das ist das Ziel der Zeit;Mensch, bedenk' die Ewigkeitl"

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An die Stelle des Handspießes trat später ein tüchtiger derber Handstock. Oft wurde das Kuhhorn von einemLärmholz, der "Knarre" oder "Schnarre" verdrängt. Auch mit Trillerpfeifen gingen in der Folgezeit mancheNachtwächter auf ihren nächtlichen Rundgang.ln unserem Dorf wurde aber das Tuten mit dem Kuhhorn traditionsgemäß auf den nächtlichen Rundgängenbeibehaltlen. Mit dem Nachtwächter wurde vereinbart, daß er bis gegen Mittag schlafen durfte. Dann begannseine Arbeit als Gemeindediener. Die Bezahlung war mäßig. Aber einen Vorteil hatte der Nachtwächter: Erkonnte am Neujahrstag seine "Neujahrstrinkgelder" einsammeln gehen. Jeder Bauer erhielt vom Nachtwäch-ter einen Segensspruch aufgesagt und dieser bekam dafür ein paar Münzen, eine Scheibe Speck oder eineWurst und ab und zu auch ein Schnäpschen.Dieser Gang am Neujahrstag war - wie der alte Gustav Bergner immer zu sagen pflegte - der liebste undschönste Gang des Nachtwächters.

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Frau Wiesdorf

Frau Lydia Urbach aus unserem Dorf hatte in Menteroda eine Besorgung zu erledigen. Auf dem Heimwegekaufte sie in der Bäckerei Bornschein ein paar frische Brötchen. Sie wurde von der alten Frau Bornscheinbedient. Frau Bornschein waren damals - es war Mitte der 20iger Jahre - alle Menterodaer Leute bekannt.Sie wollte nun gern wissen, wer die fremde Frau im Laden war, und so kam es zu folgendem Gespräch:Frau B.: Sie sin dach ane fremde Frauwe?Wu es an die Frauwe har?Lydia U.: Von Urbach.Frau B.: Ach, von Urbach sin Se - un wie heißen Se dann do? .Lydia U.: Je, Urbach!Frau B.: Das hot ich je versten, daß se von Urbach sin; ich meine, wie Sie heißen, wie Ehr Namen es?Lydia U.: Na, wie's Dorf!Frau B.: Ach su. Nu, do machen Se's gut, Frau

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-. Pauline, Gustav und dasRegenwetter

In den Kriegsjahren 1870/71 war der damalige Bür-ger Eduard Krappe der erste Zeitungsleser im Dorf.Viele Interessierte gingen zu ihm hin, um sich überdie Geschehnisse in nah und fem zu informieren.lm Laufe der Jahre kamen mehr und mehr Abon-

„_ _ nenten hinzu, und so wurde die Heimatzeitung vom1 pmcknaus Erdenberger in scnıorheım bald fast in

--- 0 jedem Hause gelesen."' Pauline, die Frau des Gemeindedieners und Nacht-

wächters Gustav Bergner, trug die "Schlotsche. Zitung", die durch einen Boten nach Urbach ge-

bracht wurde, gewissenhaft im Dorfe aus.Eines Tages goß es in Strömen - ein Dauer-

ii“ regen, der den ganzen Tag nicht nachließ undaufhörte. Pauline hatte schon ein paarmal zumFenster und auch zur Tür hinausgeschaut, ob

sie mit dem Zeitungsaustragen beginnen könne. Aber draußen war und blieb alles grau in grau, und es regneteund regnete. Da sagte Pauline schließlich zu ihrem Manne: "Justav, bi dan Watter kann ich hiete keineZitungen usjetrage_ Do muß ich se marjn metnahme." Gustav war einverstanden. Aber wenig später war er,

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ohne daß es Pauline gemerkt hatte, spurlos verschwunden. Erst fast zwei Stunden später kam er klatschnaßund von Kopf bis Fuß triefend wieder daheim an. Auf Paulines erstaunte Frage, warum er denn so lange indem strömenden Regen rumgelaufen sei, erklärte Gustav: "Nu, ich ben inzwischen derchs ganze Darfjelaufen, ha ewerall an de Fansterjekloppt und Bescheid jeseit, daß du wajn dan Reinwatter die Zitungen vonhiete erscht marjn metbrengest."

Die gefährdete BuntwurstBeim alten Gutjahr mußten viele hungrige Mäuler gestopft werden. Vier Jungen und vier Mädchen wuchsenbei ihm heran, und voll Ungeduld wartete man immer, daß das Schlachtschwein endlich gut war, damit wiederwas Ordentliches zu den Mahlzeiten auf den Tisch kam.Doch einmal passierte ein großes Malheur. Nach dem Schlachten stellte sich nämlich heraus, daß dieBuntwurst nicht gar gekocht war und zu verderben drohte. Da war guter Rat teuer. Die vielen schönen Würsteeinfach wegwerfen, das ging doch nicht, das konnte man doch nicht machen.So wurde im Hause Gutjahr von jetzt an zu allen Mahlzeiten nur noch Buntwurst gegessen. Bis die gefährdete Wurstalle war, wurde sogar nachts noch eine Buntvvurstmahlzeit für alle Familienmitglieder eingelegt. Jede Nacht um 2 Uhrklingelte der Wecker beim "ollen Gutjahr". Sämtliche Nachbam und Anlieger der Kirchgasse und des Heiligen Übershörten dann laut seine Stimme erschallen, wenn er rief: "2 Uhr - alles ufschtieh - Buntwarscht assel"

Große Glocke, kleine GlockeEs war noch vor der Jahrhundertwende. _Pastor Pabst nahm es mit der Ehre der Brautleute im Dorf recht genau. Wenn sie das Aufgebot zur Trauungbei ihm bestellten, fragte er auf Ehre und Gewissen, ob mit der großen Glocke geläutet werden könne.War eine Braut nämlich schon vorher in andere glückliche Umstände geraten, dann durfte beim Brautzug indie Kirche nur die kleine Glocke in Bewegung gesetzt werden.Eines Tages erschienen als Heiratskandidaten Edmund und seine Braut Emma. Man hatte im Dorf schonetwas gemunkelt, das auch dem Pfarrer zu Ohren gekommen war. Als er nun die beiden fragte, wie es mitdem Läuten zur Trauung bestellt sei, antwortete Edmund siegessicher: "Selbstverständlich met der grußenGlocken, Herr Pastorl" Der Pastor redete ihm darauf ins Gewissen: "Meine liebe Emma und mein lieberEdmund, wenn nun aber schon nach wenigen Monaten etwas anderes sichtbar wird, dann bedenkt, daß ihrvor Gott eine große Schuld auf euch geladen habtl"Nach einer kurzen Verlegenheitspause erwiderte Edmund nun doch recht kleinlaut: "Se kunn je met dr klenGlocken immer mol an bißchen drmang jebimmele, Herr Pastorl"

Schlachtfest - das größte Fest des JahresFritz Stephan war ein Junge von etwa acht Jahren, als sein Vater, der bei dem Bauer Hahn arbeitete, einSchwein als Deputat bekam. Die Freude auf das bevorstehende Schlachtfest war riesig bei der gesamtenFamilie Stephan, besonders aber bei den Kindern Fritz und Dorfe. Noch nie war bei ihnen ein Schwein

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geschlachtet worden. "Schlachtfest" - das gab es für sie bisher nur beim Bauer Hahn."Vater', fragte da der kleine Fritz eines Tages, "wenn mih das Schwien jeschlacht han, heißen mih do nochten a Hahn?"Als der Herr Kantor einige Zeit später im Religionsunterricht nach den größten Festen des Jahres fragte, kamprompt Fritzchens Antwort: "Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Schlachtfest."

Die Entschuldigung des.Gemeindedieners GustavEinige Gemeinderatsmitglieder übten in einer öffentlichen Sitzung Kritik am Gemeindediener GustavBergner. Man war der Meinung, daß er nicht genügend Ordnung an Straßen und Gräben hielt und überhaupteben faul wäre. Der Bürgermeister knöpfte sich am nächsten Tag den Nachtwächter und Gemeindedienervor und gab ihm Auflage, was er alles in nächster Zeit an Arbeit nachzuholen hätte. Natürlich war Gustav sehrerbost und jedem, der es hören wollte oder nicht, erzählte er von dieser angeblichen Gemeinheit. In seinerWut ging er sogar so weit, daß er ausrief, die Hälfte des Gemeinderates wären sowieso Halunken.Diese Äußerung kam natürlich und selbstverständlich den Gemeinderatsmitgliedern wieder zu Ohren, undsie verlangten vom Bürgermeister, daß Gustav sich für diese Beleidigung in der nächsten Gemeinderatssitzungörrenrıren enrsenuınııgen und diese Äußerung zurücknehmen müsse.Gustav tat dies auch, indem er in der nächsten Sitzung des Gemeinderates öffentlich erklärte:"lch nahme mine Äußerung zuricke, weil ich injesin ha, daß de Hälefte von dn Jemeinerate keine Halunken sinl"

Anres und Doreln einem kleinen strohbedeckten Lehmhäuschen im Unterdorf wohnhte das Ehepaar Anres und Dore. Siehatten keine Kinder. So schlecht und recht mußten sie sich durchs Leben schlagen, indem sie im Sommerden Bauern bei Feldarbeiten halfen, und im Winter gingen sie in die Scheunen der Bauern zum Dreschen mitdem Flegel. Schmalhans war oft Küchenmeister bei ihnen, und da gab es viel Zank und Streit zwischen Anresund Dore.Die Jahre vergingen und sie waren alt und grau geworden, ohne sich je Gedanken darüber gemacht zu haben,wieviele Lebensjahre sie nun schon auf unserer Erde herumtappten. Denn wenn sie gefragt wurden: "VetterAnres und Base Dore, wie olt sied ihr'n eigentlich?", dann wackelte Anres nur ein bißchen mit dem Kopfe undDore antwortete: "Anres un ich, mi sin an Paar ole Lietel"Ihr Nachbar Gottfried hatte schon des öfteren vergeblich versucht, den Zank und Streit der zwei Eheleute über denGartenzaun hinweg zu schlichten. Als es ihm eines Abends doch zu arg wurde mit dem Gezeter, betrat Gottfried dasLehmhäuschen und versuchte, die zwei Kämpfhähne auseinanderzubıingen. Doch da wendete sich plötzlich dasBlättchen und Anres und Dore gingen vereint mit Besen und Schaufel bewaffnet auf den verdutzten Gottfried los, dernun seinerseits versuchte, so schnell wie möglich zu flüchten. "Rus met dich!" riefen alle beide, "dasfahlte nach. Jedesmolwenn mi bin schensten Zanke sin, kemmt dieser Kerel drmang un macht uns errel"Mit einem Veilchen am Auge und einem dick geschwollenen Handgelenk schlich Gottfried seiner Behausung zu.Nie wieder in seinem Leben hat er versucht, Friedensrichter bei Anres und Dore zu spielen."Fer mintswajn kunn se sich de Platten injedrasche, ich gih nich wer newer!" Das wurde sein unumstößlicherGrundsatz, dem er bis zu seinem Lebensende treu geblieben ist.

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Kater MohrchenFritz und Miele Katzemann waren große Tierfreunde. Hund und Katze hatten darum ein gutes Leben beiIhnen. Doch ihr Kater Mohrchen trieb es manchmal zu arg. Er naschte für sein Leben gern, und so gab es oftÄrger über den angefressenen Kuchen oder die verschwundene Wurst.Eines Tages packte denn Fritz die Wut, er griff zum Strick und hing Mohrchens Kopf in die Schlinge. Mohrchen- geschickt und flink wie er war - hatte es aber geschafft, den Strick durchzubeißen und seinen Kopf wiederaus der Schlinge zu ziehen. Das hatte Fritz natürlich nicht mehr gesehen, denn er war schnell in die Schmiedean seine Arbeit geeilt.Etwa eine Stunde später kam er zum Mittagessen zurück und rief seiner Frau zu: "Miele, jetzt es Schluß metden Katerstreichen - Mohrchen ärjert uns nich mieh. Ver aner Schtune ha ich 'n in der Schine ufjehangen.""So", entgegnete Miele, "ver aner Schtune hest d'n ufjehangen? Ver aner halben Schtune het e awer dnschinen frischjebackenen Herschhornkuchen jefrassen, un ver aner Vertelschtune het e a nach's Fleisch, waszu Mittag ga sull, us der Kichn furtjeschleppt. Un nune lit e ganz jemitlich umn uf dn Dache un sunnt sichl"Nachtrag: Kater Mohrchen hat noch viele Jahre gelebt. So manch bösen Streich hat er seiner Herrschaftwieder und wieder gespielt. Aber er war begnadigt, und nie mehr hätten es die beiden Leutchen übers Herzgebracht, ihrem Kater Mohrchen auch nur ein Haar zu krümmen_

Die geschenkte Sauermilch

Wie in allen Bauernhäusern, so war es auch beim Pastor Engel üblich, daß mehrmals in der Woche Quarkgegessen wurde (Schmerkase seiten se in Darfe uf urbisch).Frau Pastor holte sich dafür bei verschiedenen Bauern immer einen Topf Sauermilch, den sie mit 2 oder 3Groschen bezahlte.Emil und Bertha wollten als Nachbarn der Pastorenfamilie aber partout kein Geld von der Frau Pastern fürdie Sauermilch annehmen.Als Frau Lina immer wieder beteuerte, daß sie die Milch doch nicht ganz umsonst annehmen können, sprachBertha schließlich: "Nahmen Se dach mant das Deppchen Melich, Frau Pastern, es es doch egal, ob's nuneunse Schwiene frassen oder Sie!"

Gute Nacht, ınin Schwinechen

Christel und Mine Wenzel wohnten in einem kleinen Häuschen am Backse in der Mittelstraße. Sie waren armund mußten sich kärglich durchs Leben schlagen. Ihr Hab und Gut war mehr als bescheiden.Aber zur Hochzeit hatten sie von einem Patenonkel eine Wohnzimmeruhr geschenkt bekommen, auf die siesehr stolz waren. Damit sich das Uhniverk nicht so schnell abnutzen sollte, hielten sie die Uhr abends an. Tagsüber setzten sie den "Seier", wie die Uhren allgemein genannt wurden, dann wieder in Gang.Christel und Mine waren sehrfroh, als sie sich nach einigen Ehejahren endlich auch einmal ein Schwein haltenkonnten. Es war zwar nicht sehr schwer, als es ans Schlachten ging, dennoch hatte sich die gesamte

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Venivandtschaft eingefunden und dem Kesselfleisch und derfrischen Wurst ordentlich zugesprochen. Erst alsdas Schweinchen fast verspeist war, trennte man sich. Es war sehr dunkel draußen, und Christel brachte dieVenivandten auf den Weg. Mit einer Laterne leuchtete er ihnen nach und rief: "Gute Nacht, min Schwinechenl"lm Wohnzimmer haften Christel und Mine einen großen Webstuhl stehen, der fast den ganzen Raumeinnahm. Mit dem Weben von Stoffen verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt. So vergingen die Jahre.Christel und Mine waren zusammen alt geworden, und für Mine war die Sterbestunde gekommen. Es warNacht. Das Ehepaar lag - wie immer in all den Jahren - zusammen in dem einen Bett, das in der kleinenschiefen Kammer stand. Da rief Mine: "Christel, mach emol Licht, ich sterbe!" Doch Christel war müde vondes Tages Plage und knurrte: "Sterb in Dunkelnl""Do seig mich wenigstens nach an sißes Wartl", jammerte Mine"Saft", zischte Christel und drehte sich auf die andere Seite."Was machst du an man, wenn ich tut ben?", jammerte Mine."Sterb ach erst emol, do werd sich's schun finge!", antwortete Christel und blieb ruhig liegen.Am nächsten Morgen lag Mine tot neben ihm im Bette und Christel mußte fortan sehen, wie er sich alleindurchs Leben schlug.

Die grünen ZuckertütenLehrer Oberdörfer, der viele Jahre im Schulhaus unseres Dorfes wohnte und an unserer Schule unterrichtete,hörte einmal gegen Abend ein Gemurmel unter seinem Fenster. Er schaute hinaus und sah wie ein paar 5-jährige Bengelchen vorm Keller auf dem Bauche lagen und egal zum Kellerfenster hineinschauten_Er rief: "Was macht ihr denn da?"Da faßte sich Gotthold Weißenborns Willichen ein Herz und antwortete: "Mi wun sieh, ob schun Zuckertutenan den Tutenbaume jewachsen sin.""Na", sagte da der Lehrer, "ihr kommt doch erst nächstes Ostern in die Schule, meine Frau gießt ja denTütenbaum jeden Abend, aber jetzt sind die Tüten noch nicht reif.""Ach", meinte da Klein-Willi, "eine kast de uns awer trotzdem jega, mi frassen se a griene!"

Iınmerzu KohlrübenDer "ole Berthold", so wurde er im Dorfe nur genannt, war der einzige Überlebende einer armen Familie. Erhatte keine Venlvandten mehr, weder im Dorf noch anderswo. Sein Leben lang hatte er schwer geschuftet,nun war er alt und gebrechlich und konnte nicht mehr arbeiten. Bürgermeister Wacker gewährte ihmUnterkommen im Hirtenhaus, dem Gemeinde- und Armenhause des Dorfes an der Klingelüberecke. Dortmußte er sich kümmerlich durchs Leben schlagen, angewiesen auf die Almosen einiger mildtätigerDorfbewohner.Da beschloß der Gemeinderat, daß Berthold je einen Tag der Reihe nach zu allen Dorfbewohnern zu einerwarmen Mittagsmahlzeit gehen sollte. Der Bürgermeister schickte den Gemeindediener durchs Dorf, der dieLeute verständigte, an welchem Tage sie Berthold zum Mittagessen zu beköstigen hätten. Niemand schloßsich aus. Aber in den jeweiligen Häusern überlegte man nun, was man wohl am besten für den "olen Berthold"

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kochen könne. Und überall war man der Meinung, daß es eine Mahlzeit sein müsse, die ein Loch im Magenzustopfe, da Berthold ja sehr ausgehungert sei. So kamen alle auf die gleiche Idee, nämlich Kohlrüben, dieviel in Urbach angebaut wurden, recht dick mit Kartoffeln als Suppe zu kochen.Nach vier Wochen erkundigte sich der Bürgermeister bei Berthold, wie es mit dem Mittagessen klappe undob er mit dem Essen zufrieden sei und Berthold antwortete: "Ach, ganz gut klappt das alles, Herr Berjemeister,ich ben a sihr zufräden. Awer jeden Tag Kuhlrumn, do ben ich nune dach langsam bol mol satt drmet!"

Der vergessene LöffelAnres war zum Holzhacken beim Pfarrer Pabst. Zur Mittagszeit rief Frau Pastor Anres in die Studierstube ihresMannes und stellte ihm eine große Schüssel wohldultender Suppe auf den Tisch.Mit den Worten: "Lassen Sie sich die Suppe gut schmecken!", rauschte Frau Pastor von dannen_Anres blieb allein zurück. Aber schon kurze Zeit später erschien Frau Pastor wieder, diesmal mit einem Löffelin der Hand. Entschuldigend rief sie aus, daß es ihr ganz peinlich sei, aber sie hätte den Löffel für die Suppevergessen. Doch Anres beruhigte Frau Pastor: "Ach, do machen Se sich mant nischt drus, Frau Pastern, Sekunn dn Leffel wer metjenahme, ich ha de Suppen drwiele schun usjesoffenl"Es war ein heißer Tag, und Anres war am Nachmittag recht durstig geworden. Aber da erschien auch schonFrau Pastor mit einem Tablett, auf dem frisch gebrühter Malzkaffee, Brot, Butter und Mus für Anresbereitstanden. Butter war für Anres eine köstliche Rarität, und so stürzte er sich auch sogleich darauf undbestrich sein Brot mehr als fingerdick damit. Schockiert schaute Frau Pastor drein; aber feinfühlig gab sieAnres zu verstehen: "Anres, eßt Mus, Mus kühltl" Doch Anres ließ sich nicht beirren und kauend erklärte er:"Ach, Frau Pastorn, ich frasse Botter, un wenn ich verbrenne!"

Der Meester und die umgefallenen Stiefel

Bei O. Grube wurde Richtfest gefeiert.Otto und Emma hatten es sich was kosten lassen und nicht mit gutem Essen und Getränken gespart. Die Uhrzeigte wenig, als die Gäste den Heimweg antraten. Seine Mannen halten ihren "Meester" bis vor seineHaustür begleitet, und nun versuchte er, so still und leise wie möglich seine Bettstatt zu erreichen, ohne seineMartha aufzuwecken und sich von ihr wieder mal die Levitten verlesen zu lassen.Durch den Hausflur und die Treppe rauf war alles gut gegangen - langsam zwar, aber ohne besondereVorkommnisse. Doch vor der Kammeıtür da passierte es: Es gab einen lauten Plumps, von dem Marthanatürlich aufwachte und rief: "Emil, was es an do imjefallen?" Kleinlaut rief der Meester zurück: "Schlof achruhig witer, Martha, es warn blus mine Stewwell""Blus dine Stewwel, das kann dach nich su jeknaIle?", war Marthas Meinung.Darauf Meester Emil: "Freilich Martha, ich ha se dach a nach an!"

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Die erste BahnfahrtMan schrieb das Jahr 1903. Urbach hatte Bahnanschluß bekommen, auch ein Bahnhofsbebäude mitDienstwohnung und Warteraum war erbaut worden. Es waren zwar 20 Minuten Fußweg bis zum Bahnhof,aber dann brachte einen die Bahn schnell überall dahin, wohin man eben wollte.Fritz und Rike beschlossen, ihre erste Bahnfahrt nach Ebeleben zu machen. Sie waren ganz aufgeregt undhatten in der Nacht gar nicht richtig geschlafen.Aber nun war es soweit, und sie gingen - Rike mit der Kiepe auf dem Rücken und Fritz eine runde Reisetaschein der Hand - Richtung Bahnhof Urbach."Rike un ich wun nach Awelemm - hen, zuricke un retour," sagte Fritz am Schalterfenster und erhielt seinezwei Hin- und Rückfahrkarten. DerZug kam an, sie stiegen ein und waren im Nu in Ebeleben. Ganz begeistertund des Lobes voll waren alle beide von der schönen gemütlichen und schnellen Fahrt. Nachdem sie inEbeleben ihre Einkäufe erledigt hatten und wieder zum Bahnhof gehen wollten, um nach Urbach zurückzu-fahren, kam jedoch ein furchtbares Gewitter auf, und es regnete in Strömen. Da wurde es Rike bedenklich,und sie sprach: "Fritz, wenn's jetzt su reint un de Bahnschienen warn su glitschig, do kann dar Zug awagjerutsche. Weißt de, was me machen? Mi schlon dr Bahne an Schnippchen un laufen heime."So kam es, daß Fritz und Rike drei Stunden später zu Fuß in strömenden Regen triefnaß aber wohlbehaltenwieder in Urbach eintrafen_

Das Experinıent am FensterMeester Emil und seine Freunde Rudolf und Albin waren wieder einmal dabei ordentlich einen "zur Brust zunehmen". Diesmal fand die "Fete" in Emils Wohnzimmer statt. Die drei Freunde kamen - wie immer - vomHundertsten ins Tausendste zu sprechen.Gerade unterhielten sie sich über die Fensterscheiben in Emils Stube, die aus geripptem Ornamentglas waren.Das gerippte Glas ließ beim Durchschauen alles verzerrt erscheinen. Nun wollten die drei erkunden, ob mansie wohl in der Stube erkennen könne, wenn Neugierige vorbeikämen und durch die Scheiben sehen würden.Zumindest wollten sie auch mal erkunden, wie es von draußen aussieht, wenn man hier drin beim Zechen ist.Emil und Rudolf gingen aus dem Grunde auf die Straße, um durchs Fenster in die Stube zu schauen. Albin solltesich inzwischen Bier eingießen und sein Glas leeren. Albin holte sich aber schnell aus der Küche einen großenWassereimer, setzte sich an den Tisch und hielt den Eimer statt das Bierglas an den Mund.Kaum waren die zwei draußen am Fenster angekommen, da ertönte auch schon die entsetzte Stimme"Meester Emils": "Albin, hier uff, hier uff! Setz din Glas hen, das sieht je von hie drußen derch de Fansterschiemn jenau su us wie wenn ane Kuh us dn Emer siftl"

Die StrohpuppeDer alte Gastwirt Paul Köhn aus dem Gasthaus "Zum schwarzen Roß" konnte mit zunehmenden Alter sehrschlecht sehen. Er erkannte die Leute meistens nur an der Stimme, wenn er mit ihnen sprach. ln denAbendstunden setzte er sich oft auf die Bank vor Nachbar Riemanns Hause. Traf er schon jemand auf derBank an, war stets und ständig seine erste Frage: "Was hat de dann hiete jeschanzet?" An der Stimme konnte

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er bei der Anwort nun feststellen, wer sein Banknachbar war und ein weiteres Gespräch mit ihm führen.Eines Tages setzte man aber einen ausgestopften, angezogenen Strohmann auf die Bank. Mehrmals richteteder alte Köhn seine Standardfrage an ihn: "Was hat de dann hiete jeschanzet?" Als der Kerl neben ihmtrotzdem stumm blieb und partout nicht antwortete, rültelte er den Strohmann in der Annahme, der Menschsei fest eingeschlafen. Durch das Rütteln fiel der ausgestopfte Balg von der Bank und lag nun zu Füßen desGastwirts. Vor Schrecken bleich rief er verzweifelt aus:"Hilefe, Hilefe, ich ha jetzt en tut jemacht!"

Das zerteilte Seifenstück

Flora in Urbach und ihre Cousine Anna in Großbrüchterwaren gleichaltrig. Beide hatten keine Geschwister, undda empfanden sie eine schwesterliche Zuneigung zueinander. Als Kinder schon besuchten sie sich währendder Schulferien und auch später, sooft es ihre Zeit erlaubte. Tante Annas Besuch war für Floras Kinder immereine besondere Freude. Da sie selbst keine Kinder hatte, brachte sie den Urbacher Geschwistern immer kleineGeschenke mit. Einmal gab sie ihnen ein buntes Stück Seife, das einen Jungen und ein Mädchen darstellte,mit den Worten: "Das sied ihr beiden, und do kunnt ihr uch a beide drmet jewasche!"Leider hatte Tante Anna aber nicht damit gerechnet, daß sie diesmal mit dem gemeinsamen Geschenk etwasSchlimmes anrichtete. Ständig gab es nämlich Streit, weil jedes von den beiden Kindern das Seifenstückgerade dann brauchte, wenn das andere beim Waschen war - und das war dem duftenden Seifenpaar zulieberecht oft der Fall.Eines Tages machte der Bruder dem Streit ein Ende, indem er das Seifenstück mit einem scharfen Messerschnitt in derMitte zerteilte. Mit den Worten: "Nune wasch ich mich met mich, un du weschtdich met dich!" behielt erden Seifenjungen,und gab seiner Schwester das Seifenmädchen. Es blieb dabei und der Streit war beendet.So einfach können oft Kinder Probleme lösen!

Theater

Der absolute Höhepunkt des Jahres war für alle Dorfbewohner die Theateraufführung, die im Dezember umdie Weihnachtszeit von einigen dafür geeigneten Dorfbewohnern geboten wurde. Dies war seit eh und je so.Und wieder einmal kam die Zeit der Rollenverteilung und Probe für eine neue Theateraufführung.Viktor Wacker hatte nur einen einzigen, dafür aber einen markanten und wichtigen Satz zu sagen. Man stellteihm anheim, daß er wegen des einen Satzes nicht zu jeder Probe kommen müsse. Es genüge, wenn er zurHauptprobe anwesend sei. Aber Viktor ließ sich nicht beirren. Treu und brav erschien er zu jeder Probe unddonnernd ließ er seinen Satz erschallen, der da lautete: "Meine Herren, meine Herren, die Pferde sind gesatteltl"Die Hauptprobe verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle, und der Tag der Aufführung des Theaterstückesrückte heran. Alles war bereit, voll Spannung und in froher Erwartung waren alle Dorfbewohner erschienen.Nur unser lieber Viktor stand Ieichenblaß und zitternd hinter den Kulissen. Weder gutes Zureden noch diehalbe Flasche Schnaps, die man ihm zum Mutmachen eingeflößt hatte, zeigten eine positive Wirkung. Viktorstand Ieichenblaß, zitternd und nun auch noch mit weichen Knien hinter den Kulissen. Als sein Stichwort fiel,

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war er nicht imstande, auch nur einen Fuß auf die Bühne zu setzen. Mit einem Schub transportierte man ihnschließlich hinaus, wo er torkelnd erschien und zum Gaudi aller mit Grabesstimme und letzter Kraft ausrief:"Meine Pferde, meine Pferde, die Herren sind gesatteltl"

Karlchen, Kartoffeln und HühnereierKarlchen Oberreich war ein kleines, zartes Bürschchen, als er 14jährig in Urbach zum Bauer EduardSchleichardt kam. Er entstammte einer armen Familie aus Menteroda, wo er das zwölfte Kind war. So warman der Meinung, daß Karlchen erst einmal tüchtig herausgefüttert werden müsse. Am ersten Abend gab esPellkartoffeln, Speck und saure Gurken. Die alte Großmutter schälte am Tisch die Kartoffeln. Sie fragteKarlchen: "Wieväle Kartuffeln sall ich dann fer dich schäle, wieväle werst dann woll schaffe?""Ach", meinte Karlchen, "su unjefahr drizehn bis nine war ich woll nien krie."Karlchen hatte sich gut eingelebt und war etwa eine Woche bei seinem neuen Dienstherrn, als er eines Tagesganz aufgeregt zu seinem Bauer gerannt kam und ihm berichtete: "Durt hingene in der Ecken von der Mistenhinger dan Bratern lit an ganzes Nast voll Eier.""Karlchen", sagte darauf der Bauer, "die Eier mußt du do lie Ioße, die hät namlich mine Frauwe do henjeleit."Mund und Nase sperrte Karlchen bei dieser Mitteilung auf, bis er schließlich kopfschüttelnd und stotterndhervorbrachte: "Was, Ehre Frauwe het die do hinjeleit? Doderbi siehn die us wie Hinereier!"

Zwei andere OchsenKarl D. fuhr mit seinem Ochsengespann in den Menterodaer Wald, um Brennholz abzufahren_ lm Waldeangekommen, mußte seine Frau Aline beim Wagen und Gespann bleiben, während Karl die Nummern seinerHolzstapel suchte. Aline setzte sich auf den Wagen und hielt die Leine in der Hand. Nach einer Weile wurdesiejedoch vom Schlafe übermannt, sie nickte ein und ließ die Leine fallen. Inzwischen trabten die zwei Ochsenlos, und mit einem Ruck stand der Wagen mit zwei Rädern in einem tiefen Graben. Als Karl zurückkam unddas Malheur sah, titulierte er Aline erst einmal mit den verschiedensten Tier- und weiteren Schimpfnamen,dann versuchten beide gemeinsam, das Gefährt wieder auf ebenen Boden zu hieven. Der Schweiß standihnen vor der Stirn, aber sie schafften es nicht.Zum Glück kamen gerade zwei Leute aus Menteroda, die beim Holzsammeln waren, vorbei. Mit deren Hilfegelang es dann endlich, die Wagenräder wieder aus dem Graben zu heben.Karl bedankte sich bei den zwei Rettern in der Not mit folgenden Worten: “Wenn Ihr beiden jetzt nicht geradeverbijekommen wärt, hett ich dach tatsächlich nach zwei anere Ochsen von Mantrode mut langel”

. Ottomar soll heiratenOttomars Soldatenzeit in Sondershausen war beendet.Er war wieder in Urbach und Bauer auf dem elterlichen Hofe. Eines Abends setzten sich Mutter und Vater zueinem sehr ernsten Gespräch mit Sohn Ottomar zusammen. Die Eltern versuchten ihrem Sohnemannklarzumachen, daß sie die Arbeit im Feld, Hof, Haus und Garten nicht mehr bewältigen könnten, da sie ja

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immer älter und gebrechlicher würden. Kurz gesagt, Ottomar solle sich nach einer Frau umsehen, er müsse heiraten.Auf alles war Ottomar gefaßt, aber diese Mitteilung verschlug ihm doch die Sprache. Nach einer langenÜberlegungspause stotterte er endlich kleinlaut und verlegen: “Vater kann klug jeschwatze, do war je Mutterdo, die e jefreie kunnte. Wan soll ich dann awer nahme'?”

Ottomars Erlebnisse als SoldatMit 20 wurde Ottomar Soldat in Sondershausen. Zum ersten Male in seinem Leben mußte er sein Elternhausverlassen. Die erste Zeit in der Kaserne und das Eingewöhnen an den militärischen Drill fielen ihm rechtschwer, zumal er daheim als einziger Sohn doch ein wenig verwöhnt worden war.Nach kurzer Zeit gab es bereits den ersten unliebsamen Auftritt mit seinem Unteroffizier. Als dieser nämlichden dienstlichen Befehl gab: “Herz, putzen Sie mir sofort meine Stiefel!”, weigerte sich Ottomar und rief empörtaus: “Was, ich soll Ihre Stiefel putzen? In meinem ganzen Leben habe ich bis jetzt nicht mal meine Stiefelgeputzt! Das macht daheim immer meine Mutterl”Diese Äußerung brachte Ottomar den ersten Bau ein. Treu und brav saß er die drei Tage ab, die jedoch längst nichtdie letzten für ihn gewesen sein sollten. Schon kurze Zeit später mußte er den Weg in die Zelle erneut antreten.Am folgenden Sonntag, die Kompanie war gerade zum Morgenappell angetreten, rief der Kompanieführer:“Leute, mal herhören, ist denn in meiner Kompanie ein Uhrmacher?” Zackig spritzte Ottomar vor, schlug dieHacken zusammen und meldete: “Jawohl, hier, Herr Leutnantl” Wie erstaunt war er jedoch, als ihm derKompanieführer nun seine Taschenuhr mit den Worten in die Hand drückte: “Dann reparieren Sie mir mal biszum nächsten Sonntag meine Uhrl”Ottomar hatte nämlich im Eifer des Gefechts statt “ein Uhrmacher - ein Urbacher” verstanden und sich deshalbso spontan gemeldet. Nun war guter Rat teuer. Als seine Mutter ihm am Nachmittag in der Kaserne besuchte,saß Ottomar Ieichenblaß mit der Uhr in der Hand auf seinem Bettrand und wußte weder aus noch ein. Dochseine Mutter, die eine recht beherzte Frau war, fand eine Lösung dieses Problems. Sie nahm die Uhr mit nachUrbach, ging am nächsten Tag nach Schlotheim und ließ dort die Uhr vom Uhrmacher Bär reparieren. Endeder Woche trat sie erneut den Weg nach Schlotheim an, holte die Uhr ab und bezahlte die neun MarkReparaturkosten. Am Sonntag nahm dann Ottomars bester Freund, Fritz Mann, der ihm an diesem Tageseinen Besuch versprochen hatte, die Uhr mit nach Sondershausen, damit Ottomar sie termingerecht seinemLeutnant repariert aushändigen konnte.Und schon passierte bei diesem Besuch von Fritz Mann wieder etwas, das schlimme Folgen für Ottomar hatte.Ottomar stand im obersten Stockwerk der Kaserne hinter dem Fenster seiner "Bude" und hielt erwartungsvollAusschau nach seinem Freunde Fritz. Als er Fritz endlich durch die Wache auf den Kasernenhof kommen sah,rief Ottomar freudig und laut zum Fenster runter: “Fritz, bist du'n do?”“Jo, ich ben do", schallte Fritzens Stimme nach oben. “Fritz, ich komme glich runger" rief Ottomar wieder nachunten. Ottomar war ein flinker Bursche. Er und sein Freund Fritz waren die besten und geschicktesten Turnerim Urbacher Turnverein. Um ganz schnell bei seinem Freunde zu sein, setzte er sich oben rückwärts aufsTreppengeländer und im Hui raste er so auf dem Geländer abwärts dem Erdgeschosse zu. Da er rücklingsgeritten kam, konnte er natürlich seinen Leutnant nicht sehen, der in Ausgehuniform mit weißer Hose undSchleppsäbel die Treppe herunterschritt und sich mit einer Hand am Treppengeländer festhielt. So geschah

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das Unglück. Ottomar fuhr buchstäblich seinen Leutnant um. Nun lag dieser längelang mit der weißenAusgehhose auf der frisch geölten Kasernentreppe.Gerade als Ottomar dabei war, seinen Vorgesetzten wieder in die Senkrechte zu hieven, stand Fritz vor den beiden.“Mann, o Mannl” rief der Leutnant gerade wutentbrannt aus. Ottomar war jedoch der Meinung, der Leutnantsei seines Freundes Fritz ansichtig und wolle den mit seinem Ausruf begrüßen. So rief er seinerseits: “Ach,der Herr Leutnant kennen wohl meinen Freund schon? Fritz heißt er mit Vornamen - Fritz Mannl”Die folgenden Äußerungen des Leutnants, die Ottomar nun über sich ergehen lassen mußte, wollen wir hieram besten nicht mehr wiederholen. Ottomar konnte sich nur noch entschuldigen und dem Leutnantversichern, daß er sofort aus einem Zimmer eine Bürste holen wolle, um die weiße Hose sauber zu bürsten.ln der Eile erwischte er jedoch statt der Kleiderbürste die schwarze Stiefelbürste, und damit war die weißeAusgehhose des Leutnants nun völlig im Eimer - und sein Stelldichein mußte ebenfalls abgeschriebenwerden. Drei Tage Bau brachte Ottomar die Sache wieder ein. Nur die erstklassig in Gang gesetzteTaschenuhr söhnte den Herrn Leutnant zum guten Schlusse wieder einigermaßen mit dem Soldaten Herz aus.

Das MaimarktsessenMitte Mai fand auch früher schon alljährlich ein dreitägiger Maimarkt in Ebeleben statt, der von vielen Leutenim Umkreis besucht wurde. Die Kinderfreuten sich auf das Karussellfahren, auf die vielen bunten Schaubudenund auf das Zuckenıvatteessen. Die Erwachsenen leisteten sich im Ratskeller einen Schweinebraten, wozu esden ersten grünen Salat gab. Da man in den Gärten noch keine Frühbeete kannte, war grüner Salat im Mainatürlich die Spezialität. Alles drängte sich um die Mittagszeit in den Ratskeller, der dauernd voll besetzt war.Fritz Stephan aus Urbach, der als Musiker auf dem Marktplatz engagiert war, suchte während der Mittags-pause ebenfalls nach freien Plätzen für sich und seine drei Musikerkollegen im Ratskeller.Die drei Kollegen gaben die Suche auf und veriießen den Ratskeller, Fritz sagte aber, er bliebe und sie sollten nach 5Minuten wiederkommen, dann hätte ersicher Plätze für alle vier. Tatsächlich saß Fritz nach wenigen Minuten auch alleinan einem Tisch in der Ecke. Die Kollegen waren natüriich neugierig, wie Fritz das fertig gebracht hatte.Ja, er hatte sich einfach einen Tisch ausgesucht, an dem vier seriöse Damen Platz genommen hatten, hattezwei Salatblätter zusammengedreht und in jedes Nasenloch ein solch zusammengerolltes Salatblatt gestecktund sich so vor den Tisch der Damen platziert. Ohne ihre Bestellung abzuwarten, hatten die vier Damen Halsüber Kopf die Flucht ergriffen und waren empört und schimpfend davongerannt. “Un nune setzt uch hen unlot uch dan grinen Salat un dn Broten schmecke!”, forderte er seine drei Kollegen auf. Und das taten sie dannauch und lachten noch lange über dieses Erlebnis.

Die eiserne RikeEines Morgens ging Wilhelm in die Schmiede zu Schmiedemeister Katzemann. Man kam ins Gespräch,erzählte sich Dorfneuigkeiten und dabei berichtete Wilhelm, daß Rike letzte Nacht ein Kind geboren hätte. DerSchmied meinte aber, das könne nicht stimmen, weil er Rike gerade in ihrem Garten auf dem Kirschbaumegesehen hätte. Rikes Garten lag nämlich der Schmiede gegenüber. Die beiden Männer traten vor dieSchmiede und sahen tatsächlich Rike ganz oben in der Kirschbaumspitze sitzen. Sie riefen ihr zu, daß man

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im Dorf erzähle, sie hätte in der Nacht ein Kind bekommen.“Ach, das war dach schun dise Nacht in zwei, wu ich das kleine Meichen jekräjen ha. Un nune lang ich Kerscherunger, daß ich an Kuchen jebacke kann. Min Oler un die anern sachs Kinder mun dach was zu assen krie.Holt mich nich uf! Ich muß mich tummele, dann Mittag muß ich met ins Fald zum Runkelhacken.”

Dunkel wie in einer Kuh und kein Stern am HimmelDer “Meester” war an diesem Abend eigentlich nur auf ein kleines Bierchen in den Gasthof gegangen. Aberwie es der Zufall so wollte, kamen hintereinander auch seine treuen Freunde. So wurde dann noch einrichtiger, langer Zechabend im Gasthof verbracht, an dem es hoch herging. Auf dem Heimweg wurdebeschlossen, daß noch ein “Hahnewackelessen” bei Albin stattfinden sollte. Gesagt, getan!Natürlich mußte Albin auch noch ein paar Fläschen selbstgemachten Beerenwein abziehen. Nun reichte esallen. Rudolf hielt den “Meester' am Schlafittchen und schwankte mit ihm zur Stubentür hinaus. lm Hausflurwar alles dunkel, dadurch passierte es, daß Rudolf anstatt die Haustür zu öffnen, die Schranktür des großenKleiderschrankes, der direkt neben der Haustür stand, aufsperrte. Der Meester, im Glauben, daß der draußenauf den Hof schaute, sah in den Schrank hinein und rief entsetzt:"Mi kunn nich heime. Drußen es su dunkel wie in aner Kuh, und kein Starn es an Himmell”Zum Glück trat in dem Momente Albin mit der Petroleumlampe aus der Stube, und da klärte es sich auf, daßdie Kumpane in den offenen Kleiderschrank starrten.“Junge, Junge", meinte da Paul kopfschüttelnd, “ein Glück, daß Albin met dr Later jekommen es, mi hettendach sinst a nach alle in dn Schrank jeschifft_”

Ottilie nıit den sieben VornamenDem Ehepaar Friedrich und Minna wurde eine kleine Tochter geboren. ln der Venıvandtschaft gab es siebenjunge Mädchen, die sich alle bereit erklärten, die Patenschaft über das Kind zu übernehmen. Es warja frühereine hohe Ehre, die Patenschaft über ein Kind anzutreten_ Um keines der jungen Fräulein zu kränken,entschloß man sich, daß alle sieben Patentanten werden sollten. Nun stritten sich aber die sieben jungenDamen. Denn jede bestand darauf, daß das Patenkind ihren Rufnamen bekommen sollte. Vater Hartmannlöste den gordischen Knoten, indem er Lose mit den Nummern eins bis sieben anfertigte. Die Nummer eins sollteder Rufname sein - und das war Ottilie. In der Reihenfolge der Zahlen wurde die neue Erdenbürgerin alsoOttilie, Friederike, Pauline, Auguste, Dorothea, Emilie, AmaliegenanntOttilie wuchs zu einer blühenden Jungfrau heran, heiratete den Schäfer Karl Herold und führte eine gute Ehe mit ihm.Fast 90jährig verstarb sie hier in Urbach.Nach dem zweiten Weltkrieg wohnte vorübergehend einjunges, zugezogenes Ehepaar im Hause Herold. Diejunge Frauerwähnte einmal in einem Gespräch mit Oma Ottilie, daß es ihr und ihrem Mann recht gut in Urbach gefalle. Nur ein Badin der Wohnung würden sie sehr vemtissen. Aber da rief Oma Ottilie ganz entsetzt und empört aus: 'Was - ein Badvemwissen Sie? Ich ha mich in min ganzen Lamn nach nich jebad un ben nune bol 90 Johre olt jewaml”

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Kurt ist ein schöner NameBürgermeister Sch _ _ _, der gleichzeitig auch Standesbeamter war, haßte moderne Namen.Immer, wenn ein junger Vater kam und sein neugeborenes Kind anmelden wollte, fragte er zuerst, wie dasKind heißen solle. Paßte ihm der Name nicht, so versuchte er mit allen möglichen Argumenten, den Vater zuüberreden, dem Kind einen anderen Vornamen zu geben. Manchmal schickte er die jungen Väter auch erstnoch einmal nach Hause mit der Weisung, einen anderen Namen für das Kind auszusuchen_ SeineStandardnamen gab er dazu als Empfehlung mit auf den Weg.Als Gotthold W _ _ .jüngster Sohn den Namen 'Waldemar' bekommen sollte, war Eduard ganz empört und sprach:“Waldemar, es an das a an Namen? Kurt es dach väl schener, un su heißt doch a nach keiner bi uch."“Nu, wenn Se meinen, Herr Berjemeister, do schriemn Se amn Kurt hen", erwiderte Gotthold. Und so wurdeaus.. dem Waldemar kurz und bündig ein Kurt.“Mine Marie hät je erscht an mächen jeknurrt, wu ich met dar Nochricht heime kam", erzählte Gotthold, “awerse hät sich drmet objefungen. Und Kurt es dach a an schiner Namen."

Ehrlich und die schwarze MagieEin gewisser Ehrlich aus Saalfeld kam des öfteren nach Urbach und setzte die Leute in Erstaunen.Er war als junger Mensch auf der Wanderschaft einige Jahre in Italien gewesen und soll dort das Hypnotisierenerlernt haben. Damit trieb er nun seine wunderlichen Späße.Ehrlich kam zum Schützenfest nach Urbach, und schon sahen die vor der Schenke Stehenden einenGockelhahn überdie Straße laufen, der einen riesigen dicken Balken am Bein hinter sich her schleppte_ Plötzlichhatte der Gockel aber nur einen Strohhalm am Fuß. Ehrlich betrat den Saal und schon sahen die Umstehendenbei den an der Seite sitzenden Frauen Schlösser am Munde hängen. Nach kurzer Zeit verschwanden dieseSchlösser auch wieder.Nun ging Ehrlich in die Gaststube und da sahen alle Anwesenden den Ofen tanzen.Ehrlich besaß in Saalfeld ein Gasthaus, an dem die Urbacher mit ihren Fuhnrverken auf dem Wege nachMühlhausen vorbeifahren mußten. Hörte er ein Fuhniverk, trat er vor die Tür und forderte die Bauern auf, seinGast zu sein. Lehnten sie mit der Begründung ab, daß keine Zeit dafür sei, so mußten sie plötzlich mit einemAchsenbruch an ihrem Gefährt rechnen.Lachend schaute dann Ehrlich aus dem Fenster heraus, und voll Schadenfreude rief er aus, daß sie nun dochZeit haben müßten. Nachdem sie Ehrlichs Gäste gewesen waren, sahen sie ihr Fahrzeug wieder heil draußenstehen und konnten ihre Fahrt fortsetzen.Ehrlich ist mit dem "Bösen" im Bunde war die allgemeine Meinung.Trotzdem zeigte ein Urbacher Bürger Mut und wollte “das Zaubern” von Ehrlich erlernen. Er bestellte dazu denUrbacher an einem bestimmten Tage um Mitternacht an eine gewisse Stelle hinter dem Löhr. Der Urbachererzählte später, daß Ehrlich nun von ihm verlangt hätte, daß er, ohne sich umzudrehen, mit einem Gewehrrücklings hinter sich schießen solle. Er hätte sich aber doch umgedreht und hinter sich ein Heiligenbild hängensehen. In Panik habe er das Gewehr weggeworfen und sei ausgerissen. Hinter sich hätte er nur noch einen

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lauten Knall gehört und eine Feuersäule aufsteigen sehen.Nie wieder hat jemand versucht, Zauberlehrling von Ehrlich zu sein. Aber noch lange Zeit wurden diewunderlichsten und unglaublichsten Geschichten von dem Saalfelder Hypnotiseur berichtet.

Ein Strimpchen - ein SchljnıpchenNach Inbetriebnahme des Kalischachtes Volkenroda / Pöthen fanden viele Urbacher dort einen neuen undeinträglichen Arbeitsplatz. Natürlich mußten die Wege nach Menteroda oder Pöthen zu Fuß zurückgelegtwerden. Die Kumpel trafen sich meistens am Dorfausgang und gingen dann gemeinsam zur Arbeit.Eines Tages blieb Emil W. dauemd hinter seinen Kumpeln zurück. Auf ihre besorgte Frage, ob er krank sei, erwiderteEmil, daß er nicht krank wäre, aber irgend etwas drücke gewaltig in seinem linken Stiefel. Man wollte warten und Emilsollte sich an den Wegrand hocken und nachschauen. Erentgegnete jedoch, daß eres schon noch bis Pöthen aushe tenwürde. Dort angekommen, setzte sich Emil auf die Bank in der Waschkaue und schüttelte seinen Stiefel aus. ZumRiesengaudi aller kam da plötzlich ein Kinderhausschuh zutage. Kopfschüttelnd hielt Emil ihn in der Hand und sprach:“Ich dochte, es wäre bluß ein Strimpchen un dodrbi es je an Schlimpchenl”Das Gelächter war groß, und Emil hatte von diesem Tage an seinen Spitznamen weg. Bis zu seinem Todeist er “das Schlimpchen” geblieben.

Das VersuchsfeldUm höhere Erträge zu erzielen, kauften die größten Bauern immer mehr Kunstdünger für ihre Felder.Natürlich brauchte man für den Kauf des Düngers Bargeld, und das waroft ein Problem, zumal fürdie mittlerenund kleineren Bauern.Ottomar Herz als mittlerer Bauer wollte aber auch hier nicht hinter den großen Bauern zurückstehen;zumindest sollte es den Anschein haben, daß er viel Dünger kaufen konnte. Tatsächlich hatte er nur wenigeZentner erstanden. Man hatte sich schon den Kopf darüber zerbrochen, wie es möglich war, daß man Ottomarimmer wieder mit der Düngenivanne über seine Felder laufen und Dünger streuen sah, daß es nur so walkteund staubte.Eines Abends kamen zwei Bauern, die zu einer Sitzung in der Schenke waren, an Ottomars Gehöft vorbeiund hörten Ottomar und Kläre auf dem Hofe hantieren. Als die zwei Vorüberkommenden daraufhin durch dieTürritze lugten, ging ihnen ein Licht auf. Ottomar und Kläre waren nämlich damit beschäftigt, den Kunstdüngermit Asche zu vermischen. Gerade hörten sie Ottomar noch sagen: “Do warn se awer morjn wer alle dummus dr Wesche gucke, wenn ich dn ganzen Vermittag Dinger in Heimtale schmissel”Als Ottomar und Kläre am nächsten Morgen aber im Heimtale eintrafen, standen in ihrem Feld 4 Schilder, aufdenen mit großen Buchstaben zu lesen war:

Versuchsfeld - Dünger mit Asche- Dünger ohne Asche- Asche mit Dünger- Asche ohne Dünger.

Da waren es Ottomar und Kläre, die dumm aus der Wäsche guckten!

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Wenn er noch kann, dann soll erNach dem 2. Weltkriege lebte in betagtem Alter der Müller Karl Wacker in seiner Holländermühle amHolzthaleber Berge. Als ältester Einwohner der Gemeinde war er von einer hervorragenden körperlichen undgeistigen Vitalität. Wind und Wetter hielten ihn nicht ab, den beschwerlichen Weg ins Dorf zu gehen und anjeglichen Veranstaltungen teilzunehmen.Beim Pressefest der Zeitung “Das Volk” wurde er einige Jahre als Ehrengast und ältester Besucher geehrt. Sein 100.Geburtstag sollte ganz groß mit der gesamten Dorfbevölkerung gefeiert werden.Ganz plötzlich verstarb er aber 3 Monate vor seinem 100. Geburtstage. Die folgende Geschichte erzählt von ihm.Die Richterin, Frau Aden, vom Kreisgericht Mühlhausen, gab Erläuterungen zum neuen Ehegesetz in derGemeindeschenke. In der anschließenden Diskussion sprach Paul Schinköthe: “Frau Richterin, wir habenvon Ihnen gehört, daß ab 18 Jahre geheiratet werden kann. Gibt es denn auch eine Grenze nach oben? Wirhaben nämlich hier einen Einwohner, der schon über 90 ist und eine junge Haushälterin hat. Darf er die nochhelraten'?”Schlagfertig kam die Antwort der Richterin: “Wenn er noch kann, dann soll erl” Prompt erklärte der 93jährigeKarl darauf, aber mit einem tiefen Seufzer: “Ach, wenn ich dach mant nach emol 85 wärel”

Die WurstprobeZu der Zeit, da es weder Wurst noch andere Fleischwaren in unserem Dorf zu kaufen gab, waren auch dieLehrer und Pfarrer darauf angewiesen, Schweine zu füttern und zu schlachten.Beim Lehrer Ludwig Oberdörfer war Schlachtfest gewesen. Nachdem die Wurst aus dem Rauch war, hatteer seine Freunde Rudolf und Albin zur“Schlachtschüssel” eingeladen. Als die beiden durch das Schulgebäudegingen, stellten sie fest, daß an der Speisekammer, in der die frisch geräucherte Wurst hing, der Schlüsselsteckte. Da faßten Rudolf und Albin kurzerhand einen Plan, wie sie dem Kantor einen Streich spielen könnten.lm Wohnzimmer war der Tisch schon gedeckt. Wurst, Bier und Schnaps standen bereit, und alle drei Iangtentüchtig zu. Doch plötzlich machten die zwei Gäste Bemerkungen darüber, daß die Bratwurst nicht richtiggewürzt sei und nicht schmecke. Ludwig widersprach, aber Albin blieb bei seiner Behauptung, es fehle Pfefferund seine Wurst schmecke besser. Er erbot sich, nach Hause zu gehen und von dort ein paar Würste zu holen.Natürlich ging Albin nicht nach Hause, sondern holte die Würste aus des Lehrers Wurstkammer. Nun wurdediese Wurst verzehrt, und die zwei Gäste lobten den Geschmack der soeben geholfen Würste so lange, bisauch der Gastgeber vollkommen von der besseren Qualität überzeugt war. Jetzt war es an Rudolf zubehaupten, daß seine Wurst aber noch besser schmecke. So wurde nun Rudolf auf den Weg zum Wurstholenbeodert. Auch er nahm die Würste selbstverständlich ebenfalls von Oberdörlers Vorrat.Inzwischen hatte der Lehrer für Getränkenachschub zu sorgen. Und weiter ging die Wurstprobe_Diesmal übertrafen sich die zwei Freunde mit Lobreden über die Qualität von Rudolfs Wurst, bis Ludwigebenfalls völlig überzeugt war, daß dies die beste Wurst sei.Als Lehrer Oberdörfer nach der so toll durchzechten Nacht am nächsten Tag in seine Speisekammer kam unddort eine leere Wurststange vorfand, ging ihm ein Licht auf, und er schwor den beiden Freunden Rache beinächster Gelegenheit.

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Ach, lieber Gott, du weißt auch allesLieschen war von außerhalb als Dienstmädchen in unser Dorf gekommen. Obgleich sie ein adrettes,charmantes Mädchen war, so war ihr doch der Ruf vorausgeeilt, daß sie es mit der Liebe nicht so genau nähmeund recht schnell und sehr oft verliebt sei. Kurz: heute würde man sie als “flotte Biene” bezeichnet haben.Sie war noch nicht lange in Urbach, als sie auch schon dem Knechte Johann schöne Augen machte.Nun erzählte man, daß Lieschen jeden Abend vor dem Schlafengehen in ihrem Kämmerlein laut beten würde.Johann wollte sich vergewissern, ob etwas Wahres daran sei. Er schlich eines Abends in ihre Kemenate undversteckte sich unter Lieschens Bette.Kurze Zeit darauf erschien Lieschen, entkleidete sich, setzte sich auf den Bettrand und begann inbrünstigmit ihrem Abendgebet:“Ach, liebes Göttchen, mach doch, daß der liebe Johann mein Bräutigam wirdl”Geistesgegenwärtig spielte Johann unterm Bett den lieben Gott und sprach mit tiefer Grabesstimme:“Lieschen, du hast doch schon “nen Bräutigam gehabtl”Darauf Lieschen:“Ach, liebes Göttchen, der Edel”Johann:“Aber Lieschen, Du hattest doch noch einenl”Lieschen:“Ach. liebes Göttchen, der Bleedel”Johann:“Lieschen, Lieschen, das waren doch immer noch nicht allet”Da stampfte Lieschen mit dem Fuße auf, warf sich in ihr Bett und beendete ihr Gebet mit den Worten:“Ach, lieber Gott, du weißt auch allesl”Ob und wie das Zwiegespräch zwischen Lieschen und Johann, dem angeblichen lieben Gott, weitergegangenist, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit! ! !

_ Der Rabe und der KranichIm Löhr fand Emil K. eines Tages einen jungen Raben, der aus dem Nest gefallen war. Er nahm ihn mit nachHause, und lange Zeit hielt man ihn in einem Käfig in der Stube. Der Rabe war sehr zutraulich geworden undEmils Frau Helmi versuchte, ihm das Sprechen beizubringen. Sie war sehr stolz auf sein Gekrächze, aus demsie Wörter herauszuhören glaubte. Doch groß war die Trauer, als der Rabe plötzlich ganz traurig in seinemKäfig saß, keinen Laut mehr von sich gab und dann tot umfiel.Zwei Jahre später gab es eine neue Attraktion in Urbach. Otto Gerauch hatte im Herbst aus dem Löhr einenKranich, der an einem Flügel verletzt war und nicht mehr mit seinen Artgenossen weiter in den sonnigenSüden fliegen konnte, gefunden und mit nach Hause genommen. Der Kranich wurde im Stalle versorgt, woer auch bald recht heimisch und zutraulich wurde. Viele Dorfbewohner und vor allem alle Kinder kamen undbewunderten den großen Vogel. Auch Helmi und Emil K. standen staunend vor dem stolzen Kranich. Dochda wurde Helmi plötzlich sehrtraurig, weil sie an ihren toten Raben denken mußte. Aus diesen Gedankengängen

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heraus sprach sie: “Galle, Emil, nune es unser Rabe schun zwei Johre tut. Awer wenn me dan nach hätten,do wäre dar jetzt bestimmt a bol su gruß wie Otton sin Kranich."Der Kranich wurde das Lieblingstierder Familie Gerauch. Auf Schritt und Tritt begleitete er seine Hausgenossen.Als sie ihn eines Tages tot im Stalle fanden, ließen sie ihn präparieren und ausstopfen_Bis vor wenigen Jahren stand der ausgestopfte Kranich stolz und majestätisch in ihrer guten Stube.

Gottfried, Justchen und die “Erwische”In der Westergasse, im jetzigen Haus Reuter, wohnte der alte Gottfried mit seiner Tochter Justchen.Als Male, Gottfrieds Frau, noch lebte, war Gottfried mit der Kiepe auf dem Rücken als Handelsmann mit allerleiStoffen und Kleinkram durch die Dörfer gezogen und hatte seine Ware feilgeboten.Nun lebte er mit Justchen von den kärglichen Ersparnissen aus seiner Handelszeit. Justchen war nichtverheiratet und der ausgesprochene Typ einer komischen alten Jungfer.Vater und Tochter glaubten in den 40iger Jahren unseres Jahrhunderts noch an Gespenster und überirdischeWesen. Sie suggestierten sich gegenseitig Dinge ein, die sie dann auch mit felsenfester Überzeugung zusehen und wahrzunehmen glaubten. So saßen sie mit diversen Gegenständen bewaffnet in ihrer Stube undvertrieben mit Stöcken und Tüchern die “Enıvische”, die sich angeblich mit Tarnkappen unsichtbar machten,die sie aber trotzdem wahrnehmen würden.Wassereimer, Töpfe, Kannen, Teller und Tassen deckten sie mit Deckeln ab, um zu verhindern, daß dieGeister ihnen Gift hineinwerfen könnten.Während der Vollmondnächte gingen sie oft überhaupt nicht zu Bett, weil die Geister es nach ihrer Meinungin solchen Nächten am ärgsten trieben. Es kam sogar vor, daß sie diese Nächte bei ihrer Ziege im Stallverbrachten, um das “Arme Vieh” zu beschützen.Heute klingt dies alles für uns unglaublich, und es mutet wie ein Märchen an, daß in einer Zeit, die auf der Schwellezwischen Vergangenheit und Gegenwart liegt, noch solche Menschen in unserem Dorf gelebt haben. Total abseits allerwissenschaftlichen Erkenntnisse verlief ihr Leben und endete in der Mitte unseres Jahrhunderts.

Ein wackeres EhepaarEs war kurz nach dem zweiten Weltkrieg.Die ersten Mähdrescher waren im Einsatz. Zur effektiven Nutzung durften sie Tag und Nacht nicht stille stehn.Karl Wacker steuerte in der Urbacher Flur einen Mähdrescher, und seine Frau Edith war seine unermüdlicheHelferin bei der Aktion.Eines Nachts wurden die beiden von einem Reporter der Lokalzeitung interviewt. Einige Tage später erschienein ausführlicher Artikel in der Zeitung mit der auffallend groß und dick gedruckten Überschrift:

“Ein wackeres Ehepaar."Nachdem das Ehepaar Metz den des Lobes vollen Artikel über das wackere Ehepaar gelesen hatte, riefen sieaus: “Was für ein Glück, daß wir nicht bei der Mähdrescheraktion waren! Bei uns hätte der Zeitungsartikel ja

“Ein matziges Ehepaar"überschrieben werden müssenl”

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Die Eltern nıit den PatenAuf dem Saale der Gemeindeschenke in Urbach fand zu Ostern 1961 die Jugendweiheveranstaltung statt.Die Bühne warfestlich dekoriert, ein Streichorchester war zurfeierlichen Umrahmung erschienen. Auch der Festredneraus Weimar war eingetroffen. Der Saal war voll besetzt. In der ersten Reihe hatten die Jugendweiheteilnehmer Platzgenommen. Eine Jugendweiheteilnehmerin war Beate R., die Tochter von Otto und Elfriede R..Daß zu Beginn der Feierstunde die sozialistische Namensgebung für Martin W. geplant war, war den meistenAnwesenden aber nicht bekannt. So sah man viele erstaunte Gesichter, als Bürgermeister Laufer dieAnwesenden begrüßte und sprach: “Zu Beginn unserer Feierstunde bitte ich zuerst einmal die Eltern mit denPaten nach vornl” Noch erstaunter war man nun, als Otto R. plötzlich von seinem Platz hochsprang, nach vornlief und auch seine Frau Elfriede und seine Tochter Beate nach vorn beorderte_ Das erstaunte auchBürgermeister Laufer. Nach einigem Hin und Her klärte sich die Sache auf. Statt “ich bitte die Eltern mit denPaten nach vorn", hatte Otto verstanden “ich bitte die Eltern mit Beaten nach vornl”So begann diese würdige Feierstunde und Martins sozialistische Namensgebung mit einem allgemeinenSchmunzeln.

FernsehenDie ersten Fernsehapparate im Dorf waren wieder einmal eine Attraktion. Wer einen "Fernseher" erstand,hatte von Stund an viele Besucher. Freunde, Nachbarn, Verwandte und Bekannte saßen stundenlang vor derRöhre und bewunderten das “Kino im Hause".So saß zu Silvester 1958 der Schwiegervater von Hermann Adlung, der in Mehrstedt wohnte und dort einpaarmal bei der Familie Ohl ferngesehen hatte, staunend und begeistert vor dem Apparat der Familie M.Er war gar nicht ansprechbar. Erst nachdem er einige Stunden das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgthatte, äußerte er sich folgendermaßen:“Fernsehen es je zu schine. Awer ever eins wunere ich mich am meisten. Bi uch es dach woll dieselbeFernsehansagerin wie bi Ohlen in Mehrstedtl”

Die Jungfernfahrt nıit dem ersten TraktorWeil August H. ein fortschrittlicher Bauer war, kaufte er sich Anfang der 20iger Jahre einen Traktor. Es warder erste Traktor im Dorfe, und man bewunderte und begutachtete ihn genauso wie das erste Auto im Ort.Da August schon älter war, mußte sich sein damaliger Arbeiter Weichhold mit allen technischen Einzelheiten vertrautmachen, um den Traktor zu fahren und damit zu arbeiten. Auf dem Hofe wurde derTraktor ausprobiert. Alles verliefglatt,und so beschloß man, daß Weichhold nun schon mal eine Fahrt durch das Dorf riskieren sollte.Gesagt, getan - die Fahrt begann.Das unbekannte Getuckere und Gerattere hatte natürlich viele Neugierige auf die Straße gelockt.Weichhold fuhr stolz grüßend an ihnen vorbei. Doch plötzlich wußte er nicht mehr wie der Traktor anzuhaltenwar. Auf “brrr” wie ein Pferd reagierte er nicht. Weichhold fuhr und fuhr - da kam ihm zum Glück eine Idee:Er fuhr am Gehöft seines Chefs vorbei und rief: “Tor uffl" Er fuhr die zweite Runde und rief: “Schine uffl” Bei

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der dritten Runde rief er: “Stroh henl” Nach dieser Runde fuhr er durch das offene Tor über den Hof zurScheune hinein. Kurz vor dem inzwischen schleunigst hingeschichtetem Strohhaufen kam Weichhold zufälligmit der Hand an einen Hebel. "Töff" ging's, und da stand der Traktor still, stumm und unversehrt mitten in derScheune.Der Eigentümer des neuen teuren Fahrzeuges hatte zwar inzwischen Blut und Wasser geschwitzt, war abernun doch heilfroh, daß die Jungfernfahrt so glimpflich verlaufen war.

Das erste AutoEs war Anfang der 20igerJahre. Unser Dorf wurde um eine Attraktion reicher. Arthur Pößel hatte sich ein Autogekaufl.Wenn Arthur mit seinem neuen Hanomag durchs Dorf knatterte, flogen Fenster, Türen und Tore auf und allebewunderten das neue Fahrzeug.Die Herren der Schöpfung waren natürlich an allen technischen Einzelheiten interessiert. Wenn das Auto vorArthurs Hause im Mitteldorfe stand, war es ständig von Neugierigen umlagert. Immer wieder mußte Arthurdie Funktion und die Einzelteile seines Gefährtes erklären.Neugierig drängten sich natürlich auch die Schuljungen mit dazwischen. Als Arthur wieder einmal denUmstehenden alles Wissenswerte von seinem Auto erläuterte, rief der etwa 8jährige kleine NachbarssohnWilli Weißenborn laut dazwischen: “Un do vorne es de Hupen, galle Onkel Arthur, dodrmet forzt din Autol”

Das schöne GasthausKaum geschehen, aber auch schon Geschichte!Sommer 1987. Die Leichenhalle auf dem Urbacher Friedhof wurde renoviert, die Wände verputzt, die Deckegetäfelt, der Fußboden gefliest.Wieder eine Arbeit für die Gemeinde erledigt. Gerade waren die zwei Urbacher Handwerker dabei, ihreWerkzeuge zusammenzupacken, als ein paar kleine Knirpse neugierig zur Tür hereinlugten. Auf dieVorhaltungen, daß kleine Kinder nicht auf dem Friedhof spielen dürfen, kam prompt die Antwort: “Wir spielenja auch nicht. Wir wollen uns nur hier das schöne Gasthaus ansehenl”Das schöne Gasthaus auf dem Friedhof!Wie wahr, wie wahr der Kindermund!Das Gasthaus zur letzten Instanz!

RegenwetterPaline Bergnemtrug de SchlotscheZitungin Darfe us. Siewarasihrjewissenhaft. Awerdan en Tag do goß esin Strömen,un es hierte ewerhaupt nich wer uf met reinen. Es kam runger wie jeschott un reinte sugor Blosen.Do seite Paline fer Justaven: “Justav, bi dan Watter kann ich hiete keine Zitungen usjetraje_ Ich muß dieZitungen von hiete amnd marjen metnahme." Justav war's inversten. Paline satzte sich in de Kanepeesecken,duselte su fer sich hen un war in nu injenickt_

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Met einmol mauzte de Katze su lus, do sprung Paline huch un markte, daß Justav ewerhaupt nich mih do war.“Wu es an mant dar walsche Kerel hen bi dan Watterl” seite se fer de Katze. Awer de Katze wußte's a nich.Erscht su unjefahr ane Schtune schpeter kam Justav met einmol wedder heime - klatschnaß von umne bisungene, “s Wasser luf'n us allen Knupplechern.“Justav, wu warst du an mant su lange bi dan Schwinswatter?”, freite nune Paline. Do seite Justav: “Nu, ichben drwiele derchs ganze Darf jelaufen, ha ewerall an de Fanster jekloppt un ha dn Lieten Bescheid jeseit,daß de wajn dan Reinwatter de Zitungen von hiete erscht marjn metbrengestl”

Spezielle und scherzhafte Redewendungen,wie sie in Alt-Urbach üblich waren:

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n Mälichrewes ist ein breiter Tontopf für Milch,'n Keppchen ist eine Tasse,'n Beckelchen ist eine kleine Schüssel,'n Becken ist eine große Schüssel,'ne Gelden ist ein kleiner Holzbottich,n Stutz ist ein großer Holzbottich,'n Krutheidchen ist ein Krautkopf,

e`n Diewechen ist ein Mehlkloß (z.B_ Birnen und Diewechen),Riwwelchen sind kleine Mehlklöße,Stietzel sind auf der Herdplatte gebackene Plätze,Scherrplätze sind aus Brotteigresten geformte Fladen,Kartoffelschiwwer sind halbierte und gebackene Pellkartoffeln,Hahnhölzer sind der obere Holzbelag in der Scheune,eine Hitsche ist eine Fußbank,ein Hermechen ist ein Wiesel,Binachten ist Weihnachten,Chrischiet ist Christstollen,Knittstecker sind Stricknadeln,uf der "Strauwe” liegen ist auf dem Totenbette liegen,Brot tiescheln ist Brot tunken,gitzegale ist knallgelb,der Ohneiletzte ist der Vorletzte,ein Saier ist eine Wanduhr oder ein Regulator,die Misten ist der Bauernhof,eine Hotzen ist eine Wiege,ein Willechen ist eine kurze Zeit,dr Kratsch ist der Schritt

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Scherzhafte RedewendungenManch scherzhafte Redewendungen, die noch heute unseren ältesten Einwohnern bekannt und geläufig sind, überra-schen durch ihren schlagfertigen Mutterwitz. Man ist erstaunt über die zutreffende bildhafte Redensart in den zahlreichenSprichwörtern und Schlagworten. Menschliche Schwächen werden ebenso verspottet wie das häusliche Leben,Lebensgewohnheiten oder Eß- und Trinkgewohnheiten.Davon einige markante Beispiele:

Essen:Dar heiwet rien wie an Schiendrascher.Do werd me je jelister.An Zippelchen verderwet nischt.Das kann me ittel jeasse.De Urbischen krien immer scheiwe Obsetze, das kämmt vom välen Musassen.Lot uch nich nitje und grieft zu.Do warn des Aumn mol wedder greßer wie's Mul.Ihr fraßt nach Baumringen.Wenn's anere man hätten, die Iackten sich alle zahn Finger ob.Do leift en je's Wasser in Mute zusammen.Es werd dich schun nich in Schlunge stacke bliewe.Ich bän su satt wie ane jefreckte Gans.Wenn de Mus satt es, schmeckt's Mahl bitter.Ich ha awer wedder mol Knast in dn Gamaschen.Schnankerschnußen.Gut jefrihstickt hält fär'n ganzen Tag,gut jeschlacht fär's ganze Jahr und gut jefreit fer's ganze Lahm.

Trinken:An Schnapschen verderwet nischt.Ich ha mich awer jelawet.Die Liebe un dr Suff, die riem'n dn Menschen uff.Das es an grußer Suffpelz.Darscht es schlemmer wie Heimweh.Dar silft wie an Loch.Er hotte mol wedder en ewern Darscht jesoffen..Alle Tage besoffen, es a regelmaßchen jelawet.

Heirat:War nischt erfreit un nischt erenıvet, dar bliewet an Battelmann bis e sterwet.Er get uf de Freite.Dar sicht su lange zwischen dn Scheten bis e's Werrbingel jefungen hett.Uf jedes Dippchen paßt an Deckelchen.Hätt dann endlich einer anjebässen?Erscht wull'n se sich ver Liebe uffrasse, un nune kunn se sich nich mieh ufs Fall jegucke.Jung jefreit het nie jereit_

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Kinder:Die sitzen do wie de Arjelpfiefen.Jedes Jehecke werd jeringer.Holt urn Schnußen, Rasselbande.Kleine Kinder und kleine Gänse kam me nich jenung jeha.Das es awer an kleines Schießding.

Krank aussehen:Dar sieht us wie an Dippchen voll Miese.Die sieht us wie an Ding, was us dr Murn guckt.Die guckt wie ane Gans, wenn's dunnert.Du siehst us wie an Kase.Dar kann knapp nach sin Raff jetrage.Dar sieht us, wie wenn e dn Geist ufga wull.

Prahlen:Dr Prohler hätt nach nie was jehatt.Eigenlob stinkt.Wenn's dn Esel su wuhl es, do gete ufs ls tanze.

Glück:Die han mih Glick wie Verstand - 's lit an Drehen, seit dr Orjelmann

Pech:Wenn dr Battelmann nischt ha salt, verIierte's Brot us dn Sacke.Das Vögelchen, das marjens singt, langt omns die Katze.

Trost:Kämmeste äwern Hund, do kämmeste a ewern Schwanz.An Sperling in dr Hand es besser wie ane Tumm uf dn Dache.Er wäll sich keine Lus in dn Pelz setze.

FlottzUffjedonnert wie an Pfingstochse.Die bläst sich uf wie an Truthahn.Dar hätt witer nischt wie Kinkerlitzchen in Koppe.Dr gruße Hund hätt woll bi dan Pate jesten.Die han's, die kunn's, die nahm's us den Vollen.Zum Schwofe gehn - uf de Kuresche gehn.

Groß:Der kann je us dr Dachrinne jesuffe.An richer Nigrin - ane lange Latten - an oler Lulatsch.

Klein:Dar stulepert äwer an Struhhalm (Strichholz).Där spält sich uff - dar macht sich muserig.

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Faul sein:Das es an fules Schwien.Dar es fule wie Mest.Dar stahlt a bluß dn lieben Gott de Tage ob.Das es an oler Fulwanst.Das es an oler Lotsch.Fleißig sein:Dar es flink wie an Ackermannechen_Bi dan get's wie jeschmärt.Das es ane flinke Wäsel (Wiesel).Bösartig:Er tit's zum Schure.Me sicht kenn hingern Umn, wenn me nich salwer drhinger jesassen hett.Die es falsch wie ane Schlangen.Das es ane ole Trutschel.Su an Lusefittch_Dar hett se nich alle dr Rieh noch.Neid:Die gunn anern nich's Wiße in Ei.Su an Giezkragen.Die guckt wie ane Ile.Die gunn en nich's Schwarze ungern Fingerneilen.Unverschämt:Wenn de dan dn klen Finger gast, well e glich de ganze Hand.Wenn de Katze us dn Huse es, tanzen de Miese uf dn Tische.Dar hätt de Baumschule besucht bin Kanter Ast als greßter Reddel.Stolz:Dummheit und Stolz wachsen uf glichen Holz.Die weiß nich mih wu se harkämmt_Dr liebe Gott sarjet schun drfer, daß de Beime nich' in dn Himmel wachsenTraurigkeit:Die macht an Jesichte wie ane Gans, wenn's dunnert.Die zieht an Schnußen, do kunn zahn Battelmanner druf jetanze.Wenn der Battelmann nischt ha sall, verlierte's Brut us dn Sacke.Dan hätts de ganze Petersilie verhagelt_Dumm sein:Dumm jeborn, albern jehotzt un nischt drzu jelarnt.Wenn Dummheit wieh täte, do krelte dar Tag un Nacht.Der schlackert met dn Ohren.Dar hätt se nich alle dr Riehe noch.Dar es plem - plem.

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Nervös:Hest woll Hummeln in Hingerschten?Du bist aber wippelig.

Wetter:'s äs ane riche Schofskille_'s es an Watter, do jäget man ken Hund nus.Ich friere wie an Hund. Ich ho schun ane Gänsehut.Do friern en je de Nasenlöcher zusammen.Ich schwitze wie an Bulle. Es es ane Bullenhitze.Dr Schweiß kemmt en us allen Knupplöchern.

Mißwirtschaft:An Wieb kann in dr Scherzel mih furtjetrage wie dr Mann uf dn Letterwagen heime jefare kann.War morjens nich us dn Naste kemmt, brengt's zu nischt.

Stilblüten

Viel Elend und große Not gab es nach dem Ende des zweiten Weltkrieges.Diejenigen, denen es am Notwendigsten fehlte, stellten schriftliche Anrtäge auf Hilfe.Einige seien hier aufgeführt, über die wir im Nachhinein ein bißchen schmunzeln können.

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Ich bitte um Zuweisung von mehr Kohlen, da ich den Schnupfen nebst meiner Frau nicht loswerde.Ich habe Rheumatismus und ein Kind von vier Jahren, was auf die Feuchtigkeit zurückzuführen ist.Ich möchte dringend eine Wohnung zugewiesen haben, da ich einen großen Heiratsdrang verspüre.Ich habe eine Tochter und vier Söhne. Wir sind alle sehr beschränkt, da wir nur zwei Betten aufstellen können. Indem einen schlafen die Jungen, in dem anderen meine Tochter und ich, was schon gegen das Zuchthaus ist.Ich bin schon seit Monaten verheiratet und habe keine Wohnung. Meine Frau ist auch schon in anderen Umständen.Ich muß Sie bitten, mich innerhalb von 8 Tagen zu befriedigen, da ich mich sonst an die Offentlichkeit wenden muß.Mein Mann braucht für seine Tätigkeit als Musiker eine neue Hose, in der alten kann er keine Musik mehr machen.Mein Mann kann keine Geschäfte mehr machen, und wenn er auch eins macht, ist es ein Tropfen auf einen heißenStein.Mein Mann muß notwendig eine neue Hose haben, in der alten habe ich schon mehrmals das Gesäß geflickt. Dashält mir mein Mann immer vor.Mein Mann ist mit den Nerven und mit einem Schrank zusammengebrochen. Hiermit stelle ich den Antrag auf einBett mit Inhalt.Der Mann, der meine Kohlen abgelehnt hat, soll im nächsten Winter bei mir schlafen, damit er sieht, was für ein kaltesLoch ich habe.Ich bin 72 Jahre alt. Meine Frau ist 69. Wir haben 9 Kinder erzeugt und tun immer noch unsere Pflicht, aber bei Schneeund Kälte ist es ohne Schuhe nicht mehr möglich.

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Turnerpass und Programm

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5. Chor/ied _- Der Gott, der Eisen wachsen ließ.v. /1. Nethlesse/_

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9. Chorlied: Hoch deutsches Lied. v. R. Kraus. 1

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Herausgeber: Gemeindeverwaltung Urbach/Thüringen - Tel. 4 30Landkreis Mühlhausen

Verfasserin: Ilka MetzTitelbild: Alte Urbacher SchmiedeFotos: Leihgaben von Bürgern der GemeindeSatz und Druck: Mühlhäuser Druckhaus GmbH

Werbe- und VerlagsdruckBei der Marienkirche 11-13O-5700 Mühlhausen/Thür.Telefon (0 06 25) 23 81Telefax (0 06 25) 23 85

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Urbacher Postkarten von früheren Zeiten

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