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Update Ophthalmologie ? Katarakt

Date post: 07-Feb-2017
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Korrespondenzadresse Prof. Dr. Florian Birnbaum Augenklinik Klinikum Bremen-Mitte St.-Jürgen-Str. 1 28177 Bremen florian.birnbaum@klinikum- bremen-mitte.de Originalpublikation Schimel AM, Miller D, Flynn HW (2013) Endophthalmitis Isolates and Antibiotic Susceptibilities: A 10-Year Review of Culture-Proven Cases. Am J Ophthalmol 156:50– 52.e1. Keimnachweis und Antibiogramm bei Endophthalmitis Vancomycin-empfindlich wa- ren. Interessanterweise war das zweitbeste Antibiotikum das Gentamicin. Die Gyrasehemmer, auch die der neueren Generation wie z. B. Moxifloxacin, zeigten eine deutlich höhere Resistenz- lage. Bei den gram-negativen Erregern waren Ceftazidim und Levofloxacin mit je 100 % Emp- findlichkeit die besten Antibio- tika. Bei einer Betrachtung nur der Koagulase-negativen Staphy- lokokken zeigte sich im retro- spektiven Vergleich zu früheren Untersuchungen eine starke Zu- nahme der Resistenz gegenüber den Fluorchinolonen. So waren im Zeitraum von 1990 bis 1995 noch nahezu 100 % der Keime empfindlich auf Fluorchinolone und im Zeitraum 2005 bis 2011 lag die Empfindlichkeit nur noch bei ca. 40 %. Die Untersuchung liefert wertvolle Hinweise auf das Keimspektrum und die Emp- findlichkeit der Erreger bezüg- lich der Antibiotika. Kritik- punkte an der Studie sind die fehlende Unterscheidung zwi- schen exogener und endogener Endophthalmitis, die fehlenden Angaben bezüglich der Anzahl der Endophthalmitis-Fälle und die fehlenden Angaben bezüg- lich des Anteils an erfolgreichem Keimnachweis. Kommentar In dieser Studie zeigt sich, dass Vancomycin und Ceftazidim (welche auch im „Magdeburger- Schema“ bei der Therapie der Endophthalmitis empfohlen wer- den) eine sehr gute Abdeckung gram-positiver und gram-negati- ver Endophthalmitis-Erreger bietet. Bei den Fluorchinolonen auch der neuesten Generation zeigt sich eine rasche Zunahme der Resistenzentwicklung. Abb. 8 Typischer biomikroskopischer Befund einer beginnenden bakteriellen Endophthalmitis mit Bindehautinjektion, Hornhautödem und Hypopyon. Aus: Kook D et al (2008) Ophthalmologe 105:1005–1012. In einer retrospektiven, konseku- tiven Fallserie wurden in einem 10-Jahres-Zeitraum bei allen Fällen von Endophthalmitis ein Erregernachweis sowie ein Anti- biogramm durchgeführt. Hierbei konnten 448 Organismen identi- fiziert werden. Die häufigsten Erreger waren Staphylococcus epidermidis, ge- folgt von Streptococcus viridans und Staphylococcus aureus. Die vierthäufigsten Erreger waren sonstige Koagulase-negative Staphylokokken. Die Testung der Empfind- lichkeiten der Erreger auf diverse Antibiotika zeigte, dass alle gram-positiven Erreger Integrität der anterioren Kapsulotomie nach Femtosekundenlaser-assistierter Kataraktchirurgie In einer großen prospektiven, multizentrischen vergleichenden Kohortenstudie aus Australien wurde die Frequenz von Vorder- kapselrissen nach Femtosekun- denlaser-assistierter Katarakt- chirurgie im Vergleich zur kon- ventionellen Kataraktchirurgie untersucht. Weiterhin wurden ultrastrukturelle Untersuchun- gen mittels Elektronenmikro- skopie an Kapsulotomieproben beider Methoden durchgeführt. Zur Untersuchung der Häufigkeit von anterioren Kapselrissen wurden 1.626 Pa- tienten in die Untersuchung eingeschlossen (2 Operateure von 2 Zentren A und B; Laser- system: Catalys Precision Laser; OptiMedica, Sunnyvale, CA). Die 50 Vorderkapselproben für die elektronenmikroskopi- schen Untersuchungen wurden von 4 Operateuren an 4 Zentren gesammelt (3 verschiedene Laser- systeme: A und B: Catalys Preci- sion Laser; OptiMedica, Sunny- vale, CA; C: Alcon LenSx, Alcon Inc., Fort Worth, TX; D: LensAR Laser, LensAR Ic., Orlando FL). Originalpublikation Abell RG, Davies PEJ, Phelan D et al (2013) Anterior Capsulotomy Integrity after Femtosecond Laser- Assisted Cataract Surgery. Oph- thalmology 121(1):17–24 Update Ophthalmologie · Katarakt Die Beiträge stammen aus dem Handbuch Ophthalmologie 2013 und entsprechen den Seminarunter- lagen des 3. Ophthalmo Update 2012 der med update GmbH. Ophthalmologe 2014 · 111:706–707 DOI 10.1007/s00347-014-3134-9 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 706 | Der Ophthalmologe 8 · 2014
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Page 1: Update Ophthalmologie ? Katarakt

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Florian Birnbaum

Augenklinik Klinikum Bremen-MitteSt.-Jürgen-Str. 128177 Bremenflorian.birnbaum@klinikum- bremen-mitte.de

Originalpublikation

Schimel AM, Miller D, Flynn HW (2013) Endophthalmitis Isolates and Antibiotic Susceptibilities: A 10-Year Review of Culture-Proven Cases. Am J Ophthalmol 156:50–52.e1.

Keimnachweis und Antibiogramm bei EndophthalmitisVancomycin-empfindlich wa-ren. Interessanterweise war das zweit beste Antibiotikum das Gentamicin. Die Gyrasehemmer, auch die der neueren Generation wie z. B. Moxi f loxacin, zeigten eine deutlich höhere Resistenz-lage. Bei den gram-negativen Erregern waren Ceftazidim und Levofloxacin mit je 100 % Emp-findlichkeit die besten Antibio-tika. Bei einer Betrachtung nur der Koagulase-negativen Staphy-lokokken zeigte sich im retro-spektiven Vergleich zu früheren Untersuchungen eine starke Zu-nahme der Resistenz gegenüber den Fluorchinolonen. So waren im Zeitraum von 1990 bis 1995 noch nahezu 100 % der Keime empfindlich auf Fluorchino lone und im Zeitraum 2005 bis 2011 lag die Empfindlichkeit nur noch bei ca. 40 %.

Die Untersuchung liefert wertvolle Hinweise auf das Keimspektrum und die Emp-findlichkeit der Erreger bezüg-lich der Antibiotika. Kritik-punkte an der Studie sind die

fehlende Unterscheidung zwi-schen exogener und endogener Endophthalmitis, die fehlenden Angaben bezüglich der Anzahl der Endophthalmitis-Fälle und die fehlenden Angaben bezüg-lich des Anteils an erfolgreichem Keimnachweis.

KommentarIn dieser Studie zeigt sich, dass Vancomycin und Ceftazidim

(welche auch im „Magdeburger-Schema“ bei der Therapie der Endo phthalmitis empfohlen wer-den) eine sehr gute Abdeckung gram-positiver und gram-negati-ver Endophthalmitis-Erreger bietet. Bei den Fluorchinolonen auch der neuesten Generation zeigt sich eine rasche Zunahme der Resistenzentwicklung.

Abb. 8 Typischer biomikroskopischer Befund einer beginnenden bakteriellen Endophthalmitis mit Bindehautinjektion, Hornhautödem und Hypopyon. Aus: Kook D et al (2008) Ophthalmologe 105:1005–1012.

In einer retrospektiven, konseku-tiven Fallserie wurden in einem 10-Jahres-Zeitraum bei allen Fällen von Endophthalmitis ein Erregernachweis sowie ein Anti-biogramm durchgeführt. Hierbei konnten 448 Organismen identi-fiziert werden.

Die häufigsten Erreger waren Staphylococcus epidermidis, ge-folgt von Streptococcus viridans und Staphylococcus aureus. Die vierthäufigsten Erreger waren sonstige Koagulase-negative Staphylokokken.

Die Testung der Empfind-lichkeiten der Erreger auf diverse Antibiotika zeigte, dass alle gram-positiven Erreger

Integrität der anterioren Kapsulotomie nach Femtosekundenlaser-assistierter Kataraktchirurgie

In einer großen prospektiven, multizentrischen vergleichenden Kohortenstudie aus Australien wurde die Frequenz von Vorder-kapselrissen nach Femtosekun-

denlaser-assistierter Katarakt-chirurgie im Vergleich zur kon-ventionellen Kataraktchirurgie untersucht. Weiterhin wurden ultrastrukturelle Untersuchun-gen mittels Elektronenmikro-skopie an Kapsulotomieproben beider Methoden durchgeführt.

Zu r Untersuchu ng der Häuf igkeit von anterioren Kapselrissen wurden 1.626 Pa-tienten in die Untersuchung eingeschlossen (2 Operateure

von 2 Zentren A und B; Laser-system: Catalys Precision Laser; OptiMedica, Sunnyvale, CA).

Die 50 Vorderkapselproben für die elektronenmikroskopi-schen Untersuchungen wurden von 4 Operateuren an 4 Zentren gesammelt (3 verschiedene Laser-systeme: A und B: Catalys Preci-sion Laser; OptiMedica, Sunny-vale, CA; C: Alcon LenSx, Alcon Inc., Fort Worth, TX; D: LensAR Laser, LensAR Ic., Orlando FL).

Originalpublikation

Abell RG, Davies PEJ, Phelan D et al (2013) Anterior Capsulotomy Integrity after Femtosecond Laser-Assisted Cataract Surgery. Oph-thalmology 121(1):17–24

Update Ophthalmologie · Katarakt

Die Beiträge stammen aus dem Handbuch Ophthalmologie 2013 und entsprechen den Seminarunter-lagen des 3. Ophthalmo Update 2012 der med update GmbH.

Ophthalmologe 2014 · 111:706–707DOI 10.1007/s00347-014-3134-9 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

706 | Der Ophthalmologe 8 · 2014

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Eine Arbeitsgruppe aus Kopen-hagen hat an 12 Patienten im Alter von 50-85 Jahren 2 Tage und 6 Wochen nach einseitiger Katarakt operation eine MRT durchgeführt, um zu untersu-chen, ob es zu einer Zunahme der grauen Hirnsubstanz im Bereich der Sehrinde kommt. Hierbei wurde eine sogenannte Voxel-basierte Morphometrie (VBM) basierend auf T1-gewichteten MRT-Aufnahmen der Areale V1 und V2 des visuellen Kortex durchgeführt. Bei allen Patienten zeigte sich postoperativ ein deutli cher Visusanstieg, eine Verbesse rung des Kontrast-sehens und ein Anstieg der mittle ren Sensitivität in der Computer-Perimetrie. In der

Originalpublikation

Lou AR, Madsen KH, Julian HO et al (2013) Postoperative increase in grey matter volume in visual cortex after unilateral cataract sur-gery. Acta Ophthalmol 91:58–65.

Zunahme der grauen Hirnsubstanz im visuellen Kortex nach einseitiger Kataraktoperation

VBM zeigte sich 6 Wochen post-operativ kontra lateral zum ope-rierten Auge im Mittel eine Zu-nahme der grauen Hirnsubstanz im Areal V2. Diese war umso ausgeprägter, umso weniger asymmetrisch der Visus zwi-schen beiden Augen war. Dies spricht dafür, dass v. a. das ver-besserte Binokular sehen zu der Zunahme der Hirnmasse führte.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Gehirn auch bis ins hohe Alter seine Plastizität bewahrt. Es existieren schon viele VBM-ba-sierte Untersuchungen, die zeigen konnten, dass die Hirnsubstanz abnimmt (z. B. bei Glaukom-patienten) oder zunimmt (z. B. bei jungen gesunden Probanden, die das Jonglieren mit 3 Bällen erler-nen oder die auf ein medizinisches Examen lernen, etc.). Inwieweit eine Zunahme im höheren Alter aber noch funktioniert, war bis-lang nicht nachgewiesen worden.

Weiterhin unterstützen die Ergebnisse auch morphologisch die Theorie, dass die katarakt-

bedingte Visusminderung kog nitive Einbußen bis hin zur Demenz verursachen kann und v.a., dass diese reversibel sein können.

KommentarEs existiert die Hypothese, dass eine Katarakt-bedingte Visus-minderung zu kognit iven Funktionsminderungen bis hin zu Demenzfrühformen führen kann und dass diese nach einer erfolgreichen Kataraktopera-tion reversibel sein können. Die Studienlage hierzu ist allerdings noch widersprüchlich. MRT-Untersuchungen im postopera-tiven Verlauf nach einseitiger Kataraktoperation, die zeigen konnten, dass es zu einer kontra lateralen einseitigen Zu-nahme der grauen Hirnsubs-tanz im visuel len Kortex kommt, unterstützen diese Hypo these. Die Aussagekraft dieser Studie ist aber bei einer Fallzahl von nur 12 Patienten eingeschränkt.

In der Femto-Gruppe zeigte sich eine statistisch signifikant erhöhte Rate an Vorderkapsel-rissen im Vergleich zur Kon-troll gruppe (15/804=1,87 % ver-sus 1/822=0,12 %; p=0,0002). In 7 Fällen in der Femtogruppe setzte sich der Vorderkapselriss in die Hinterkapsel fort. Bei allen Fällen lag eine komplette Laser-Kapsulotomie vor. Daher hegten die Autoren den Verdacht, dass die Integrität der gelaserten Kapsu lotomien schlechter sei als die der manuellen CCC.

In den elektronenmikrosko-pischen Untersuchungen zeigten sich bei den gelaserten Kapsulo-tomierändern geriffelte Ränder, vergleichbar mit einem Mikro-„can-opener“ oder einem „Brief-markenperforationsmuster“. Außerdem zeigten sich die soge-nannten „Tags“. Zusätzlich fand man fehlplatzierte Laserspots, die vermutlich durch minimale Augenbewegungen während der Laserung entstehen. Alle 3 Laser systeme wiesen solche Ver-änderungen in ähnlicher Weise auf. Die elektronenmikrosko-

pischen Untersuchungen der manuell erzeugten Kapsuloto-mien zeigten vollständig glatte Ränder.

KommentarDie Autoren schlussfolgern, dass die Femtosekundenlaser-assis tierte Kapsulorhexis durch Verschlechterung der Integrität des Kapsulotomierandes zu ei ner erhöhten Rate a n anterioren Kapselrissen führen kann. Die elektronenmikrosko-pischen Untersuchungen unter-stützen diese These.

▶ Hochdosiertes Vitamin C und Kataraktentstehung

Eine prospektive Kohortenstudie (über 1.000 Männer) untersuchte, ob eine Hochdosiseinnahme von Vita-min C und E oder eine Niedrigdosis-Multivitamineinnahme einen protek-tiven Effekt hinsichtlich der Entste-hung einer Katarakt darstellt oder evtl. sogar einen Risikofaktor. Erste Hinweise auf einen potentiell schädi-genden Effekt von hohen Dosen Vita-min C und E in der Linse konnten zu-vor in Tierversuchen gewonnen wer-den. Diese prospektive Kohortenstu-die (begonnen 1997) von 48.850 Männern, die an der Studie teilnah-men, konnten über 31.000 in diese Untersuchung eingeschlossen wer-den. Mit tels Fragebogen wurden die Ernährungsgewohnheiten und die Einnahme von Vitaminpräparaten abgefragt. Das Auftreten von Kata-rakten bzw. die Anzahl der Katarakt-operationen wurden erfasst. Für die Männer mit hoher Zufuhr von Vita-min C zeigte sich eine erhöhte Inzi-denz von Katarakt. Zusätzliche Risiko-faktoren waren erwartungsgemäß höheres Lebensalter, Steroideinnah-me, aber auch die Langfristigkeit der hoch dosierten Vitamin-C-Einnahme.

Zheng Selin J et al (2013) Am J Epidemiol 177:548–555.

▶ Kataraktogenese unter Lutein und Zeaxanthin

In dem kürzlich publizierten 4. Re-port der AREDS-2-Studie wurden die 5-Jahres-Untersuchungsergebnisse hinsichtlich des Auftretens einer Ka-tarakt oder einer Katarakt-bedingten Visusminderung bei 3.159 Patienten untersucht. Bei 1.389 von 6.027 Au-gen wurde im Untersuchungszeit-raum eine Kataraktoperation not-wendig. Zwischen den Gruppen mit und ohne Lutein/Zeaxanthin-Zufuhr bestand dabei kein statistisch signi-fikanter Unterschied, weder in der Katarakt-bedingten Visusminderung noch in der Anzahl der notwendigen Kataraktoperationen.

Chew EY et al (2013) JAMA Ophthalmol 131:843–850.

Kommentar Eine generelle Empfehlung zu einer Kataraktprophylaxe mit Antioxidan-tien und Mikronährstoffen ist derzeit nicht auszusprechen. Die Studienla-ge ist immer noch widersprüchlich. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass v. a. die Dosierung der Antioxidantien eine entscheidende Rolle spielen mag und gegebenenfalls sogar schädliche Effekte auftreten können.

Ticker

707Der Ophthalmologe 8 · 2014 |


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