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UP-Campus 5/2005

Date post: 11-Mar-2016
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Zeitschrift der Passauer Publikationen Gruppe
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- Zeitschrift der Passauer Publikationen Gruppe - politisch, unabhängig, kostenlos Ausgabe 5/2005 Magazin UP - Campus www.up-campusmagazin.de Themen: Exklusiv-Interview mit OB Zankl Weltjugendtag in Köln Die Zahnradfabrik in Passau Die neuen Fachwörterbücher Wirtschaft Rezensionen, Kommentare, Berichte uvm. 8. Ausgabe Das Brandenburger Tor im Spätsommer in Berlin
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- Zeitschrift der Passauer Publikationen Gruppe - politisch, unabhängig, kostenlos

Ausgabe 5/2005

MagazinUP - Campus

www.up-campusmagazin.de

Themen:Exklusiv-Interview mit OB Zankl

Weltjugendtag in KölnDie Zahnradfabrik in Passau

Die neuen Fachwörterbücher WirtschaftRezensionen, Kommentare, Berichte

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Das Brandenburger Tor im Spätsommer in Berlin

Seite 2 - Ausgabe 5/2005

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Seite 3 - Ausgabe 5/2005

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit unserer Oktober-Edition erscheint mittlerweile die achte Ausgabe des UP-CampusMagazins. Mit Freude konnten wir registrieren, dass sich das Magazin bewährt hat und sich zu einer festen Größe auf dem Passauer Pressemarkt entwickeln konnte.

Auch im vorliegenden Magazin haben wir hochinteressante und aktuelle Artikel zusammengestellt. So konnten wir vom Oberbürgermeister der Stadt Passau, Albert Zankl, aus erster Hand erfahren, wie es um die Dreiflüssestadt bestellt ist. Daneben informieren wir über Vergangenes und Kommendes in Passau und runden ab mit Besprechungen aktueller Bücher wie über Angela Merkel. Daneben eine Nachbetrachtung der düsteren Bundestagswahl, deren Ergebnis uns alle überrascht hat. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland nicht noch weiter in die Krise rutscht.

Doch nicht nur beim Magazin, auch beim Verleger, der Passauer Publikationen Gruppe, tut sich etwas: Ab dem 10.10.2005 sind bereits unsere neuen Fachwörterbücher auf dem Markt. Die Reihe „Fachwörterbuch Wirtschaft“ wird dabei zunächst in der englischen Fassung als „Business Terms“ und in der französischen als „Termes Economiques“ erscheinen und auf 128 bzw. 132 Seiten die wichtigsten Fachausdrücke der jeweiligen Wirtschaftssprache versammeln. Die Wörterbücher werden für Studenten 5,00 EUR kosten und sollen allen FFA-Schützlingen eine Hilfestellung sein. Erwerben kann man die Wörterbücher in der Fachschaft Wirtschaft. Weitere Business-Sprachen sind in Planung.

Wir sind als unabhängige Plattform und Meinungsmacher politisch unabhängig und möchten stets eine kritische und anspruchsvolle Diskussion fördern helfen. Wer sich dem Geist des UP-CampusMagazins zugehörig fühlt, ist eingeladen, Artikel und Glossen, Kommentare und Berichte einzureichen. Neue Redakteure sind jederzeit herzlich willkommen.

Alle Angebote der Passauer Publikationen Gruppe können auf unserer neu gestalteten Website: www.ppg-online.de abgerufen werden. Dort finden sich alle acht Wörterbücher, kostenlose Leseproben und alle bisherigen Ausgaben unseres UP-CampusMagazins.

Viel Spaß beim Lesen und allen einen schönen Herbst wünschend verbleiben wir

mit besten Grüßen

Bence BauerHerausgeber

Vorsitzender PPG

Dr. Florian HartlebHerausgeber

Stellvertretender Vorsitzender PPG

Martin ReichingerChefredakteur

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Seite 4 - Ausgabe 5/2005

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nSchizophrener Souverän

Kommentar von Martin Reichinger

Die erhoffte Signalwirkung der Bundestagswahl ist ausgeblieben. Ist sie das wirklich? Zugegeben, es ist kein Ruck durch Deutschland gegangen, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Stattdessen haben die Parteien ihre Stellungen befestigt, die Fronten sind verhär-tet wie selten zuvor. Ein erbitter-ter Grabenkampf um die Regie-rungsmacht entbrannte, bei dem die Entscheidung des Souveräns in beinahe absolutistischer Willkür in-terpretiert, ja bis zur Unkenntlich-keit verzerrt wurde. Das Stimmvieh stand stumm und musste tatenlos mit ansehen, wie der Demokratie öffentlich gespottet wurde. Richtungslosigkeit, Patt, Instabilität und Unge-wissheit mögen Erscheinungen dieser vorgezo-genen Bundestagswahl gewesen sein, Signa-le waren es nicht. Das tatsächliche Signal der Bürgerinnen und Bürger liest sich verschlüsselt und ist doch so offenbar. Enthüllt nicht das Wah-lergebnis die Befindlichkeit eines Landes, das seine Wesenseinheit irgendwo auf dem Weg von der Bonner Republik zur deutschen Wiederver-einigung verloren hat und dessen Gesellschaft heute tiefer gespalten ist, als sie es sich selbst eingestehen kann? Der zeitgleiche Triumph von extremen Linken und Neoliberalen sowie der steile Einbruch der beiden Volksparteien und ih-rer am Gemeinwohl orientierten Politik zeigen, dass das Ideal vom Ausgleich und Kompromiss zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Schich-ten seinen Nimbus verloren hat. Die umfassen-de Programmatik der großen Volksparteien, die sie lange Zeit für ein breites soziales Spektrum von Wählern und Mitgliedern attraktiv gemacht hat, vermag die klaffenden Wunden einer sich zunehmend polarisierenden Gesellschaft nicht mehr zu heilen. Die pluralistische Organisati-onsstruktur der Volksparteien selbst hält dem Kampf nicht mehr stand, der in ihrem Inneren tobt. Ehemalige Parteienflügel schwören unter Wehklagen dem Mutterorganismus ab, erschaf-fen in einer prometheischen Hybris eigene kon-krete Weltanschauungen. Und die Abwärtsspira-le der Volksparteien dreht sich in dem Maße fort, wie die ideologischen Barrieren und diversen Interessenlagen der Gesellschaft emporfahren. Die Gewinner der postindustriellen, denationa-lisierten Wissensgesellschaft agieren nicht mehr auf konsensdurchwirktem Grund. Sie verachten bürokratische Schwerfälligkeit und schwammige Gleichmacherei, haben schon längst kein Inter-esse mehr an väterlichem Wertekonservatismus, schon gar nicht am sozialkatholischen Subsidia-ritätsgedanken. Die ökonomische Elite ist effizi-enter, ungeduldiger geworden, nutzt ihre Chan-

cen und schließt ihre Reihen. Eliten produzieren ihre Eliten selbst, allen Kassandrarufen zum Trotz. Die Ver-lierer, diejenigen, die unter der Last der wirtschaftlichen Globalisierung kollabieren, sehen in ihrer existen-ziellen Not die letzte Zuflucht im übermächtigen Staat, gleichsam dem alten Leviathan. Sie suchen Geborgenheit im Wegdenken, in der nostalgischen Verklärung des sozia-listischen Kollektivs, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dort wo die Suche nach gesellschaftlicher Anerkennung und Perspektive tau-

sendfach enttäuscht wurde, man der Lethargie und Sinnleere ermattet erliegt, dort müssen die lauwarmen Angebote der Volksparteien an eine „offene“, „partizipative“ Gesellschaft wie blan-ker Hohn klingen. Unter unseren Augen hat sich ein Mentalitätswandel in Deutschland vollzogen, der bei der Bundestagswahl am 18. September in eherne Prozentzahlen gegossen worden ist. Die Bürger auf den Gewinner- und Verlierersei-ten sind einander merkwürdig fremd geworden. Das ist das Signal 2005 – der Hilferuf eines Ge-meinwesens, dessen Identität entzwei liegt und das von seinen gewählten Volksvertretern nicht mehr und nicht weniger erwartet als Dialogfä-higkeit, Kooperationsbereitschaft und integrative Bedachtsamkeit.

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Dipl.-Kulturwirt Martin Reichinger

Seite 5 - Ausgabe 5/2005

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tDie Zahnradfabrik Passau GmbH ist das bekann-teste Unternehmen unserer Stadt und mit 4.000 Beschäftigten allein in Passau der größte Wirt-schaftsfaktor im Umkreis. Ich hatte während des Sommers die große Freude, Herrn Jochen Weidemann, den Pressesprecher und Leiter für die Unternehmenskommunikation des Unterneh-mens, exklusiv für das UP-CampusMagazin in-terviewen zu dürfen.

Die ZF Passau GmbH besteht aus insgesamt drei Werken: Werk 1 flussabwärts an der Do-nau, Werk 2 in Patriching außerhalb des Stadtteils Hacklberg und schließ-lich das neuere Werk in Thyrnau. Die Produkti-ons- und Verkehrsflä-chen belaufen sich auf insgesamt 570.000 m².

Was die Umsatzentwicklung angeht, konnte die ZF Passau 2004 durch ein sehr gutes Betriebs-ergebnis die ernüchternde Entwicklung in den Jahren 2001 bis 2003 ausgleichen. Außerdem gelang es ihr, den Verlust eines ganzen Produkts ohne Umsatzeinbußen vollständig zu kompen-sieren. Die Unternehmensleitung besteht aus einer absoluten Matrixorganisation. Den drei Geschäftsführern unterstehen die Leiter der Ge-schäftsfelder. Die heutige funktionale Gliederung des Unternehmens ist aufgeteilt in Busse, LKW, Ersatzteile und Kundendienst, Stapelantrieb und Achsgetriebe. Bei Bedarf greifen die Abteilungen des Unternehmens auf eigene Fachleute zurück.

Eigentlich sehen wir in Passau einen Teil des gro-ßen ZF-Konzerns mit Hauptsitz in Friedrichsha-fen am Bodensee, der mit seinen nahezu 55.000 Mitarbeitern fast 10 Mrd. EUR per annum erwirt-schaftet. Weitere Konzernstandorte befinden sich im thüringischen Gotha, im niedersächsischen Dielingen, in Steyr/ Österreich, Ermua/ Spanien, Liuzhou/ China, Sorocaba/ Brasilien sowie in Gai-nesville, Lancaster und Vernon Hills in den USA. Der ganze Konzern ist eine Aktiengesellschaft, die jedoch nicht börsennotiert ist, deren Aktien aber wiederum eine Stiftung darstellen. Das Stif-tungsvermögen wird von der Stadt Friedrichsha-fen verwaltet und die Erträge für gemeinnützi-ge Zwecke ausgegeben. Der Ableger in Passau ist rechtlich gesehen als GmbH organisiert und eine 100%ige Tochter der ZF Friedrichshafen AG – und ein Standort mit Geschichte:

Die Werkshallen an der Donau, die jedem Pas-sauer Studenten bekannt sind, wenn er auf dem Weg zum Golfspielen in Rasbach oder zum Ski-fahren in den Bayerischen Wald unterwegs ist, bestehen schon seit 1941, da aufgrund der Bom-

Unternehmensporträt: Die ZF Passau GmbH

bardierung deutscher Großstädte die Rüstungs-industrie auch in kleinere, sicherere Orte umge-siedelt wurde. So stellte man in den Werkshallen von Passau Panzergetriebe her, die in Linz ein-gebaut wurden. Passau blieb während des Krie-ges von größeren Zerstörungen weitgehend ver-schont. Die noch bestehenden Maschinen und Werkshallen konnten insofern weiterverwendet werden.

Trotz des Investitionsverbots auf Rüstungsgü-ter herrschte nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine schier nicht zu befriedigende Nachfrage an Antriebstechnik, insbesondere im Bereich der Landwirtschaft. Passau hatte zwar die Lösungen für Getriebeteile aber zunächst keinen Investor. Glücklicherweise fanden sich schließlich Investo-ren mit speziellem Interesse an Zahnradgetrie-ben, und 1946 wurde die ZF Passau offiziell ge-gründet. Das Geschäft kam rasch in die Gänge: So lieferte die ZF Passau Anfang der 50er Jahre rund 60.000 Getriebe für die 89.000 Erstzulas-sungen an Landmaschinen.

Trotz mancher Brachphase hat das Unterneh-men stetig expandiert, so dass die ZF Passau heute im näheren Umkreis der größte Arbeit-geber ist. Die Passauer Betriebe zeichnen sich durch Zuverlässigkeit und besonders durch ihre arbeitnehmerfreundliche Unternehmenskultur aus. Neben einer großen Lehrwerkstatt, die den Auszubildenden das nötige Rüstzeug für ihr spä-teres Berufsleben liefert, wird durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen konstant und nach-haltig in das Humankapital der örtlichen Mitar-beiter investiert. Die ZF kann mit überdurch-schnittlich hohen Einstellungszahlen aufwarten und es herrschen zudem sehr konstante Inves-titionsquoten.

Ein zentrales Unternehmensziel ist die Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Region. Dies geschieht nicht nur durch geschicktes Verhandeln mit den Lieferanten, um Druck auf die Preise auszuüben, da sich andere gleichwertige Teile viel günsti-ger aus Billiglohnländern importieren ließen. Was die Globalisierung anbetrifft, muss die ZF Passau aus Logistikgründen den großen Kunden wie etwa MAN ins Ausland folgen, womit auch die Produktionsstätten dorthin verlegt werden müssen. Aber das große Interesse des Unter-nehmens am Standort Passau und seiner hohen Produktivität hatte erfolgreiche Aushandlungen von Sonderkonditionen mit Betriebsrat, Mitar-beitern und Gewerkschaften zur Folge. So konn-te die ZF Passau sogar um das Werk in Thyrnau erweitert werden.

Ich danke Herrn Weidemann für das Gespräch.

von Ulrich Sommer

Firmenlogo derZF Friedrichshafen

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kl „Nichtstun ist grundsätzlich immer ein Rückschritt.“

Interview mit dem Oberbürgermeister der Stadt Passau Albert Zankl

UP-CampusMagazin: Sie sind seit März 2002 Oberbürgermeister der Stadt Passau. Welches Ereignis während Ihrer Amtszeit haben Sie per-sönlich als besondere Freude empfunden?

Albert Zankl: Ich möch-te hier eigentlich kein ein-zelnes Ereignis nennen, denn es gab tatsächlich mehrere, über die ich

mich besonders gefreut habe. Grundsätzlich ist für mich etwas immer dann am erfreulichsten, wenn es im Vorfeld zahlreiche große Diskussio-nen gibt und alle Bedenkenträger orakeln, was bei dieser oder jener Entscheidung falsch lau-fen könnte, die Entscheidung letztlich jedoch so gefällt wird, wie es Verwaltung und der Ober-bürgermeister dem Stadtrat vorschlagen, und spätestens nach der Umsetzung festzustellen ist, dass alles trotz anfänglicher Bedenken so funktioniert wie man es sich vorgestellt hat. In den letzten drei Jahren ist das meist so der Fall gewesen.

UP-CampusMagazin: Welche Bilanz hinsicht-lich der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und der Wirtschaftsförderung ziehen Sie nach der Halbzeit Ihrer Amtsperiode?

Albert Zankl: Wenn man Wirtschaftsförderung so auslegt, dass man hierunter die Ansiedlung neuer Betriebe versteht, so ist aufgrund der allgemeinen Konjunkturlage wohl eher eine schlechte Bilanz zu ziehen. Trotzdem lässt sich gerade für Passau festhalten, dass alle neu an-gesiedelten Betriebe – vor allem auf dem Mes-segelände Kohlbruck – eine durchaus positive Bilanzkurve verzeichnen können. Von den 1.800 neu geschaffenen Arbeitsplätzen in Passau sind rund 1.100 ganz offensichtlich ohne Umlagerung entstanden. Durch die Gestaltung und den Um-bau der „Neuen Mitte“ sind gut 1.000 weitere Arbeitsplätze zu erwarten. Somit bilden Wirt-schaftsförderung und Arbeitslosigkeitsbekämp-fung einen Aspekt, der gerade auf lokaler Ebene ganz gut behandelt wird.

UP-CampusMagazin: Das Konsumverhalten der Deutschen ist äußerst zurückhaltend. Im-mer mehr Kaufhäuser schreiben rote Zahlen und müssen schließen. Warum sollte das ausgerech-net bei einem ECE-Center in der Passauer „Neu-en Mitte“ anders sein?

Albert Zankl: Hierzu gibt es zahlreiche Unter-suchungen, die belegen, dass in Passau und der

Region eine sehr hohe Kaufkraft vorhanden ist, die bis heute, vor allem in der Innenstadt, noch nicht vollends ausgeschöpft wurde. In den 70ern und 80ern ging man zu viel auf die grüne Wiese, sodass die Innenstadt nun auszusterben droht. Für Passau haben sich jetzt Investoren gefun-den, die bereit sind, in die Stadt zu investieren und diese dadurch zu stärken. Gleichzeitig gibt es sowohl von der Staatsregierung als auch vom Bund intensive Bemühungen, die Innenstädte wieder aufzuwerten und nicht verwahrlosen zu lassen. Dieses Investitionsvolumen tut wiederum auch der Passauer Bauwirtschaft gut. Insgesamt gesehen, kann die Stadt nun mit 250 Millionen Euro regeneriert werden, und das hauptsächlich durch die Hilfe der Investoren. Für die „Neue Mitte“ sind als Investoren zu nennen: Das ECE-Center mit Zentrale in Hamburg, die Kapfinger-Vermögenserwaltung als örtlicher Investor und ein österreicherischer Investor für das entste-hende Parkhaus. Das ist hervorragend, um die Wirtschaft in Passau und die Stadt ganz allge-mein weiter nach vorne zu bringen.

UP-CampusMagazin: Wie realistisch ist die Er-wartung, Kunden nicht nur aus dem Großraum Passau, sondern ebenso aus den Nachbarländern (Ober-)Österreich und Tschechien zum Einkauf in die Dreiflüssestadt zu bewegen? Welche neu-en Anforderungen kommen Ihrer Meinung nach auf den Passauer Einzelhandel zu?

Albert Zankl: Die Erwartung ist durch mehre-re Gutachten begründet. Das Einkaufsverhalten lässt sich anhand von Vergleichen mit anderen Städten in der Bundesrepublik gut beziffern. Für Passau wurde ein Einzugsgebiet von 20 bis 30 Kilometern ermittelt. Darin leben etwa 250.000 Menschen, die hier in Passau ihre wirtschaftliche Zentrale sehen, da die nächst größeren Städte Regensburg und Linz jeweils etwa 120 Kilometer entfernt liegen. Somit stellt Passau ein attrakti-ves Einkaufszentrum dar. Zweifelsohne kommen hier neue Anforderungen auf den Einzelhandel zu. Das Projekt „Neue Mitte“ ist für Passau des-halb sehr wichtig, da jede Stadt, die auf ihrem Stand stehen bleibt, von allen anderen Städten überholt wird. Der Passauer Einzelhandel hat be-reits jetzt eine neue Denkrichtung eingeschlagen und sich für die bevorstehenden Anforderungen gewappnet. Hier bietet sich eine große Chance, die seitens der Stadt sicherlich mit jeglicher Hilfe angenommen wird.

UP-CampusMagazin: Die Frage nach den Gren-zen der Europäischen Union löst vor allem seit der letzten Erweiterungsrunde heftige Debatten in Politik und Gesellschaft aus. Kann die Region rund um Passau, die strukturpolitisch ebenfalls einer gezielten Förderung bedarf, überhaupt mit

OberbürgermeisterAlbert Zankl (CSU)

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finanzieller Hilfe seitens der EU rechnen?

Albert Zankl: Wir rechnen selbstverständlich mit weiteren Hilfen der EU und es gibt diesbe-züglich auch schon Gespräche. Allerdings zieht die so genannte „Große Politik“ hier noch nicht mit. Die EU sagt ganz deutlich: „Wir fördern strukturschwache Gebiete; aber nur dann, wenn auch der eigene Staat sich daran beteiligt.“ So-lange jedoch von der Bundesregierung in Ber-lin die Anweisung kommt, dass nur die neuen Bundesländer als strukturschwache Gebiete an-zusehen sind, bleibt der Grenzgürtel in Ostbay-ern ohne EU-Förderung. Das ist derzeit die Krux, die wir haben. Hier muss der Bund noch einen deutlichen Sprung nach vorne machen, denn der Wille der EU ist vorhanden.

UP-CampusMagazin: Das jüngste Hochwasser in den bayerischen Städten ist recht glimpflich verlaufen, so dass eine Überschwemmung wie im Jahr 2002 allen Anrainern von Inn und Donau erspart geblieben ist. Inwiefern haben Frühwar-nung und Vorkehrmaßnahmen zu einer effekti-veren Krisenbewältigung geführt?

Albert Zankl: Unsere Frühwarnung war schon immer sehr gut, bedarf aber weiterhin einer deutlichen Verbesserung. In ganz Bayern wird die Hochwasservorsorge derzeit umgestellt, da-mit auch der Fluss Inn besser in ein Frühwar-nung- und Vorsorgesystem miteinbezogen wird. Die Initiativen der vom Hochwasser Betroffenen führten dazu, dass sich die Schäden aus dem Jahr 2002 i. H. v. 12 Mio. Euro in diesem Jahr

auf 50.000 Euro verringert haben.

UP-CampusMagazin: Welche Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Führungs-kräften lassen sich Ihrer Meinung nach im Be-reich der Politik feststellen?

Albert Zankl: Meiner Meinung nach gibt es keinen Unterschied. Die Personen sollten nicht nach Aussehen oder Geschlecht beurteilt wer-den, sondern allein nach ihren Aussagen und politischen Leistungen. Die Glaubwürdigkeit der Aussagen ist ausschlaggebend. Die Unterschie-de, die zwischen weiblichen und männlichen Po-litikern gemacht werden, entspringen zumeist der Politikberichterstattung der Medien. Sobald eine Frau nicht bildhübsch ist oder einem Model entspricht, werden ihre Leistungen automatisch abgewertet. Bei Männern spielen Schönheit und Aussehen eine untergeordnete und vernachläs-sigbare Rolle. In der Politik ist letztlich entschei-dend, welche Inhalte rüberkommen und was un-ter dem Strich dabei herauskommt.

UP-CampusMagazin: Wo könnten in der CSU hinsichtlich der Mitwirkungs- und Gestaltungs-möglichkeit für Frauen Verbesserungen vorge-nommen werden?

Albert Zankl: Ich glaube, dass dies in der CSU nicht notwendig ist, denn die CSU beweist von der obersten Staatsregierung bis hin in die kleinsten Städte und Gemeinden, dass Frauen sehr wohl immer mit von der Partie sind. Deshalb bedarf es in unserer Partei auch keiner Frauenquote,

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Seite 8 - Ausgabe 5/2005

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kl denn uns geht es eindeutig allein um die per-

sönliche Qualifikation. Die CSU offeriert Frauen, die sich engagieren, hervorragende Chancen zur Mitgestaltung in der Politik. Wenn sich interes-sierte Frauen melden, werden sie sicherlich gern und intensiv gefördert werden.

UP-CampusMagazin: Passau ist als attraktive Studentenstadt bekannt. Neben den Touristen sorgen vor allem die Studenten für ein bewegtes Leben in der Innenstadt und für den guten Be-trieb der Passauer Gastronomie. Inwiefern wur-de bei der gegenwärtigen Neubearbeitung der Fahrpläne der Linienbusse gerade seitens der Stadt daran gedacht, auch Nachtbusse (nach Mitternacht und v. a. an den Wochenenden) ein-zusetzen, um den Studenten – und somit der teuren Kundschaft der Lokalbesitzer – ein si-cheres Nachhausekommen zu ermöglichen?

Albert Zankl: Es ist wahr, dass die Studenten, die mittlerweile gut 25 Jahre Uni-Geschichte geschrieben haben, sehr zum Positiven für die Stadt gewirkt haben. Mit ihnen kamen eine neue Denkweise, ein jüngeres Feeling, ein frischeres Blut. Das hat der Stadt sehr gut getan. Mit der Fertigstellung der „Neuen Mitte“ werden die Fahrpläne nochmals überarbeitet werden. Leider können aufgrund der Kostenfrage keine Nacht-busse wie etwa in München eingesetzt werden, da die Nachfrage zu gering ist und selbst die Nachttaxen über zu wenig Klientel klagen.

UP-CampusMagazin: Die Studenten sind die Erstbetroffenen der Umstrukturierung der Pas-sauer Universität. Halten Sie es für vertretbar, den Fokus ausschließlich auf die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften zu richten, die Philo-sophische Fakultät dabei auszudünnen und die Theologische Fakultät gar abzuschaffen?

Albert Zankl: Eine Universität muss sich darauf

fokussieren, worin sie stark ist. Bei der theologi-schen Fakultät ist bedauerlicherweise die Anzahl der Studierenden zurückgegangen, so dass ein Mangel an Nachwuchs deutlich wird. Die Politik des Freistaates richtet sich danach aus, spezielle wissenschaftliche Zentren an den Universitäten zu schaffen und zu fördern. Passau schneidet in vielen Bereichen sehr gut ab und befindet sich bundes- wie europaweit auf den vordersten Rän-gen. Für eine kleine Universität wie Passau ist das ein bedeutender Erfolg, vorhandene Stärken weiter auszubauen und diese zu halten. Dass man nicht alles haben kann, liegt in der Natur der Sache.

UP-CampusMagazin: In welchem Sinne – wenn nicht in dem der humanistischen Tradition – ist die Universität Passau als „Eliteschmiede“ zu verstehen?

Albert Zankl: Selbstverständlich wäre es wün-schenswert, die Lehre der Philosophie weiterhin in Passau angesiedelt zu haben. Eine Speziali-sierung auf diesem Gebiet wäre natürlich im geschichtsphilosophischen Bewusstsein äußerst wichtig. Anscheinend ist das aber im Zuge der Cluster-Bildung für Passau nicht vorgesehen. Die Stadt selbst ist nach wie vor darum bemüht, ihre humanistische Tradition zu bewahren und zu pflegen. Was die Universität anbelangt, so werden die Entscheidungen an höheren Stellen gefällt. Das Bestreben der Universität, die Leh-re der Philosophie weiterhin als Lehrangebot für die Studierenden in Passau anbieten zu können, würde seitens der Stadt in jedem Falle unter-stützt werden, wenn die Uni dies wünscht.

UP-CampusMagazin: Sehr geehrter Herr Zan-kl, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Das Interview führte Heide Lohmeier

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Ein Abgesang auf die Archäologie...

Die meisten Leser werden sich gewundert haben, was es mit dem bun-ten Zeltlager auf der Innwie-se vor dem Ni-kolakloster auf sich hatte, das

man dort Ende Juni bewundern konnte. Ebenso werden sie bei dem Namen „Archäologie der Rö-mischen Provinzen“ denken: Was genau ist denn das? Und das kann man tatsächlich in Passau studieren? Ja, kann man. Oder vielmehr: Konn-te man. Denn am 30. September dieses Jahres wurde der zuständige Dozent, Prof. Dr. Helmut Bender, pensioniert und sein Lehrstuhl im glei-chen Zuge aufgelöst. Für die noch verbleibenden acht Studenten gibt es bis zu deren Studienende ein „Notangebot“ an Lehrveranstaltungen, ge-halten vom schweizerischen Privatdozenten Dr. Peter-Andrew Schwarz.

Passau ist, historisch gesehen, ein idealer Platz für das Studium dieses Faches, verlief doch in der Antike entlang des Inn die Grenze zwischen Noricum und Rätien. Das Gebiet Noricums ent-spricht in etwa dem heutigen Österreich, Rätien umfasste im Wesentlichen das heutige Bayern südlich der Donau. Passau war damals Zollsta-tion, wovon die ehemaligen römischen Kastelle Boiodurum und Boiotro sowie der Römerplatz im Stadtgebiet bis heute Zeugnis ablegen. Der Name der Stadt Passau rührt von einem dritten Kastell her, dem Castra Batava, das sich vermut-lich auf der Höhe des Dombergs im Zentrum der Altstadt befunden hat. Auch heute noch treten bei Bauarbeiten in Passau, insbesondere in der

Innstadt häufig römische Funde zutage.

Um zu zeigen, dass es sie gegeben hat und um dem Fach im Nachhinein die ihm gebührende Ehre zuteil werden zu lassen, veranstalteten da-her einige unbeirrbare Archäologen im Juni unter der Anleitung von Professor Bender vor dem Ni-kolakloster einen Feldversuch in experimenteller Archäologie. Vier Tage und vier Nächte harrten einige Wackere am Zeltplatz aus. Gekleidet in römische Gewänder aßen sie über dem Holzfeu-er zubereitete Mahlzeiten mit selbstgeschnitzten Holzlöffeln und exerzierten in original nachge-bauten Legionärsrüstungen. Andreas Schaflitzl, einer der Teilnehmer, stellte damals fest: „Die Paenula [der römische Soldatenmantel; Anm. d. Red.] eignet sich auch vorzüglich als Schlafsack. Das lodenähnliche Material ist ein hervorragen-der Schutz gegen Kälte und Regen.“

Hauptattraktion im und um das Römerlager wa-ren die Rüstungen und Waffen. Bei allen Stücken handelte es sich um Leihgaben der XV. Römer-legion Apollinaris aus Pram in Oberösterreich, einem Verein, dessen Ziel es ist, das Leben im römischen Militär nachzuempfinden und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen (www.legioxv.org).

Sicherlich ist die Provinzialrömische Archäolo-gie ein Orchideenfach, aber die Uni wird durch ihren Wegfall um ein ganzes Stück ärmer.“ Die Möglichkeit, an der Hochschule Passau gemäß dem Humboldtschen Bildungsideal einen Einblick in die Archäologie zu erhalten, hat sich mit der Auflösung des zuständigen Lehrstuhls leider für immer erledigt.

von Lennart Hildebrand

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tOb „Kohls Mädchen“, „Machia-vella aus Mecklenburg-Vorpom-mern“, „Managerin der Macht“ oder „Chefin Gnadenlos“ – An-gela Merkel wurde während ih-rer politischen Laufbahn mit vielen mal mehr, mal weniger treffenden Titeln charakterisiert. Eine kurz vor der diesjährigen Bundestagswahl erschienene Merkel-Biografie des Bonner Politikprofessors Gerd Lang-guth ordnet die CDU-Vorsitzen-de nicht pauschal in Kategorien ein, sondern bietet den Lesern ein vielseitiges Portrait der Poli-tikerin und Privatperson Angela Merkel. Der Autor gilt als Insi-der der CDU, der Angela Merkel seit ihrer Tätigkeit als stellver-tretende Regierungssprecherin der DDR unter Lothar de Maizière kennt. Er hat sich insbesondere als Analytiker von Fragen po-litischer Macht einen Namen gemacht und sich bereits 2001 in seinem Buch „Das Innenleben der Macht. Krise und Zukunft der CDU“ u.a. mit dem politischen Werdegang Angela Merkels aus-einandergesetzt.

In neun Kapiteln beschreibt Gerd Langguth nun in der kürzlich erschienenen Biografie detail-reich Angela Merkels Kindheit und Jugend im brandenburgischen Templin, ihre Studienzeit an der damaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig, ihre wissenschaftliche Laufbahn an der Akade-mie der Wissenschaften in Berlin und ihre steile politische Karriere im Demokratischen Aufbruch sowie später in der CDU seit den Wendejahren 1989/90. Hierfür interviewte Gerd Langguth fast 140 Schulfreunde, Lehrer, Kommilitonen, Pro-fessoren, Mitarbeiter und politische Weggefähr-ten Angela Merkels. Diese gründliche Recherche führt zu einer facettenreichen und informativen Biografie, die der Autor mit politischem und his-torischem Hintergrundwissen sowie Anmerkun-gen zum Hochschulsystem der DDR ergänzt. Die Darstellung dieser Rahmenereignisse ist zum Teil jedoch so ausführlich, dass sie den Lesefluss zu sehr dominieren.

Zum Abschluss der biografischen Kapitel ver-sucht Gerd Langguth, anhand von zehn Thesen Angela Merkels Persönlichkeit zu deuten. So stellt er beispielsweise die These auf, dass An-gela Merkel den unbedingten Willen zur Macht hat. Er formuliert zudem die These, dass Angela Merkels Überzeugungen Gegenbilder sind, die sich aus der Erfahrung mit dem real existieren-den Sozialismus, der Planwirtschaft und der zur Rhetorik entarteten ideologischen Überhöhung des Lebens in der DDR durch den Marxismus-

Leninismus speisen. Eine weite-re These Langguths lautet, dass Angela Merkel allem, was nach Reglementierung einer Gesell-schaft aussieht, eher skeptisch gegenübersteht. Merkel vertritt laut Langguth somit einen in-tensiven Individualismus in ge-sellschaftspolitischen Fragen. Mit diesen prägnant formulier-ten Thesen können die Leser in hervorragender Weise ihre eige-nen, bislang aufgrund der Bio-grafie gewonnenen Eindrücke vergleichen.

Am Ende der Biografie folgt ein 20-seitiges Interview, das der Autor im Februar 2005 persön-lich mit Angela Merkel führte. Die Fragen des Interviews be-

ziehen sich in chronologischer Reihenfolge auf unterschiedliche Lebensabschnitte Merkels, be-inhalten aber auch kulturelle Unterschiede zwi-schen Ost und West sowie ihren persönlichen Lebenswurf und ihr Menschenbild. Im Verlauf des Interviews rechnet sich Angela Merkel den „gesamtdeutschesten Menschen, die es gibt“ zu. Hiermit spielt die in der DDR aufgewachsene und im wiedervereinigten Deutschland politisch groß gewordene Merkel auf die in der Öffent-lichkeit wenig bekannte Tatsache an, dass sie in Hamburg geboren ist.

Insgesamt ergibt sich so ein sehr abwechs-lungsreiches Bild von der politischen Karriere der CDU-Vorsitzenden, die der Autor einerseits ausführlich beschreibt und bewertet, zu der sich Angela Merkel andererseits aber auch selbst äu-ßert. Durch diese Multiperspektivität zeigt die Biografie, welche Personen für Angela Merkels Karriere wirklich wichtig waren, und dass sie eine Zusammenarbeit mit ihnen bewusst suchte. Der Leser sieht anhand der Analyse auch, dass An-gela Merkel die Posten ihrer Förderer wie Lothar de Maizière, Günther Krause, Helmut Kohl oder Wolfgang Schäuble bekam – ihre Förderer je-doch allesamt zurücktreten mussten. Auf ihrem Lebensweg entschied sich Angela Merkel stets für einen hohen Einsatz. Bei der Bundestags-wahl 2005 entschied sich Ihr Schicksal...

von Eva Schindler

Langguth, Gerd (2005), Angela Merkel,München: dtv Verlag, 399 Seiten,ISBN 3-423-24485-2, EUR 14,50.

Der Wille zur Macht

Cover des Buches von Gerd Langguth

Seite 11 - Ausgabe 5/2005

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Joachim Meisner ist ein Mann der klaren Wor-te. Wenn der Erzbischof von Köln die Kiste der brisanten Themen öffnet, ist kein rhetorischer Schmusekurs zu erwarten. Mit scharfen Aussa-gen über Homosexualität, Empfängnisverhütung und Abtreibung hat sich der Kurienkardinal in den vergangenen Jahren wiederholt die besten Plätze auf den Titelseiten gesichert. Seine Ge-radlinigkeit bescherte ihm heftige Stürme der Entrüstung und die Freundschaft von Johannes Paul II. Der im April verstorbe-ne Papst dank-te dem Kölner Purpurträger seine langjäh-rige Gefolg-schaft mit der Aus r i c h t ung des 20. Weltju-gendtages.

Als Faschingshochburg ist Köln und Umgebung erfahren mit der Durchführung von Großveran-staltungen. Doch eine derartige Völkerwanderung zur besten Ferienzeit - Mitte August - hat auch der Stress erprobte Süden Nordrhein-Westfalens noch nicht erlebt. Jeder noch so kleine Ort in der Köln-Bonner Region wurde zur Herberge für Men-schen aus aller Welt. Unter den 500.000 Gästen waren 8.000 Priester, 760 Bischöfe, 63 Kardinäle und 6.500 Journalisten. Die Aufmerksamkeit gilt dem Kölner Kardinal, der über Papst Johannes Paul II. spricht. „Der Heilige Vater fragte mich: ‚Warten sie noch in Köln auf mich?’“, berichtet Meisner von einer Begegnung mit Johannes Paul II. in der Römer Gemelli-Klinik Anfang März die-ses Jahres. Vor dem inneren Auge zirkulieren die Bilder seines langsamen Dahinscheidens, der Aufbahrung im Petersdom und der bewegen-den Trauerfeier. Es herrscht kollektive Gänse-hautatmosphäre. Mit dem Tod des Nachfolgers auf Petri Stuhl erlebte der Weltjugendtag 2005 seine schwärzeste Stunde bereits mehr als drei Monate vor dessen Beginn. Bis zuletzt hatte der schwer kranke Pole an seiner Teilnahme festge-halten. In ihm fanden Millionen Jugendliche auf der ganzen Welt von Anfang an einen persona-len Bezugspunkt in der katholischen Kirche und der Heilige Vater fand in ihnen stets neue Kraft. Doch der weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle am 19. April 2005 kündigte bereits das Kommen eines neuen weißen Man-nes an. „Wir feiern den ersten Weltjugendtag mit zwei Päpsten: Mit Papst Johannes Paul II. vom Himmel her und mit unserem Papst Benedikt XVI. von der Erde her“, haucht der Erzbischof von Köln dem ersten zentralen Event des Welt-

jugendtages wieder Leben ein und weist dem internationalen Jungchristentreffen einen klaren Weg: „Was wird das für ein Fest des Glaubens werden!“. Wunschtraum oder Realität?

Trotz des kollektiven Frohsinns, dem sich nie-mand entziehen kann, liegt heute ein Hauch von Anspannung und Nervosität in der Luft. Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der ganzen Veranstaltung noch etwas fehlt. Der Weltjugendtag wartet auf die Ankunft von Papst Benedikt XVI. Es ist die Rückkehr des ers-ten deutschen Papstes seit 480 Jahren in seine Heimat. Pünktlich um 12.00 Uhr landet die Ma-schine aus Rom am Flughafen Köln-Bonn. Lauter Jubel brandet auf und hinter den Absperrungen skandieren Jugendliche Benedetto-Sprechchö-re. Es sind die ersten akustischen Vorboten, die verkünden, dass nicht der umstrittene Mann der Glaubenskongregation, sondern der Heilige Vater gelandet ist. Als Benedikt XVI. die letzte Stufe der Treppe meistert, ist ihm klar, dass er - trotz Euphorie und Aufbruchstimmung des Welt-jugendtages - in Deutschland auf einem Boden steht, der seit seinem Aufbruch in den Kirchen-staat noch säkularer und gottloser geworden ist. Die These, die Der Spiegel tags zuvor mit dem Titel „Gläubige, verzweifelt gesucht“ überspitzt formulierte, ist nicht von der Hand zu weisen: Die deutschen Kirchenbänke werden immer lee-rer, allen voran die Jugend hat ein Problem, sich mit dem Katholizismus zu identifizieren. Spani-sche Jugendliche stimmen vor dem Kölner Dom ein mehrstimmiges, von Gitarren begleitetes Halleluja an, und eine Amerikanerin zückt in der eng gedrängten Menge einen Rosenkranz und animiert alle Umstehenden durch energische Armbewegungen zum Gebet, während die Masse

der deutschen Pilger Fußball-gesänge und den Party-dauerbrenner „Viva Colonia“ grölt - re-präsentative Schlaglichter aus der Kölner Innenstadt.

Mit steigender Spannung richten sich alle Bli-cke nun auf die Abschlussmesse auf dem Ma-rienfeld. Hunderttausende Pilger sind auf dem Weg zu dem historischen Ort westlich von Köln - mit Bussen, Autos, Zügen oder zu Fuß. Der Protagonist hat die leichteste Anreise; für Gottes irdischen Stellvertreter wurde eigens die Auto-bahn A1 gesperrt, die letzten Meter zum Papst-

Der heilige Schein trügtDer Weltjugendtag 2005 in Köln: Demonstration des christlichen

Glaubens oder säkulares Jugendfestival? Ein individueller Rückblick.

Seite 12 - Ausgabe 5/2005

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hügel legt er im Papamobil zurück. Beim Bad in der Menge fliegen ihm die Sympathien zu. Der neue Pontifex hat es in kurzer Zeit geschafft, die Brücke zu den Jugendlichen zu schlagen. Ge-meinsam feiern sie in der Dunkelheit der noch jungen Nacht, erhellt vom Schein eines nicht en-den wollenden Kerzenmeeres, die Vigil. Die kalte Nacht unter freiem Himmel verlangt der interna-tionalen Schar einiges ab, doch das Opfer wird gern in Kauf genommen in Anbetracht der Tat-sache, dass am Sonntag der Abschluss und Hö-hepunkt des Weltjugendtages 2005 wartet - die Abschlussmesse mit Papst Benedikt XVI. Mehr als eine Million junge Menschen haben den Weg zum Marienfeld gefunden. Es ist der größte Got-tesdienst in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Erst hier wird den Jugendlichen die Dimension dieser Veranstaltung bewusst. So-weit das Auge reicht, nur Menschen! „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, seinen Glauben mit so vielen Menschen zu teilen“, kommt es Micha bei den Menschenmassen in den Sinn. Unzähli-ge unterschiedliche Fahnen wehen im Wind und stehen symbolisch für die Vielgestaltigkeit der Teilnehmer des Weltjugendtages, die doch in dem einen Glauben zur Einheit geführt werden.

Doch war es wirklich der Glaube, der die Men-schen nach Köln geführt hat? Hat Meisner mit seinem propagierten „Festival des Glaubens“ Recht behalten? Oder war es doch nur ein kirch-licher Abklatsch von Woodstock oder der Love-Parade? Die Wahrheit liegt - wie so oft - in der Mitte. Viele Jugendliche haben sich das Motto des 20. Weltjugendtages - „Wir sind gekommen, um IHN anzubeten“ (MT 2,2) - zu eigen gemacht und sind, dem Beispiel der Heiligen Drei Könige folgend, als gläubige Pilger nach Köln gekom-men. „In Köln habe ich einen neuen Zugang zu unserem großartigen Glauben gefunden“, sagt Micha, den die vielfältigen Möglichkeiten, Spiritualität, Ruhe und Besinnung zu erleben,

nachhaltig beeindruckt haben. Doch dass nicht alle diese Motivation verfolgt haben, ist ebenso evident. An einigen Stellen des Programms ver-schwammen die Grenzen zwischen Gottesdienst, Gebet, Spiritualität einerseits und Party, Festival und Ausgelassenheit andererseits. Wenn Freu-de und Enthusiasmus ein die Grenze des guten Geschmacks überschreitendes Maß annehmen, bringt dies ein Problem zum Ausdruck, das jeder Massenveranstaltung immanent ist. In der Men-schenansammlung des Weltjugendtages geht das Individuum unter, weshalb sich der Einzelne eher den Gepflogenheiten des großen Ganzen anpasst. Viele Jugendliche nutzen den Deck-mantel des christlichen Events, um das rheinlän-dische Nachtleben zu erkunden, ohne sich auch nur eine Sekunde mit Fragen des Glaubens und der Kirche zu konfrontieren. Alle Teilnehmer ka-men mit unterschiedlichen Erwartungen und be-dienten sich aus dem schier unbegrenzten Bau-kasten an Möglichkeiten, die der Weltjugendtag 2005 offerierte. Viele wollten dem Papst einmal nahe sein, andere wollten das Rahmenprogramm aus Party, Festivals und Konzerten genießen, ei-ner Vielzahl ging es um das Erlebnis internatio-naler Gemeinschaft, und der Rest wollte einfach nur Teil eines riesigen Events sein - doch nicht alle sind, wie die euphorische Berichterstattung vermuten ließ, des Glaubens wegen gekommen. Eine Woche lang war Köln der „Mittelpunkt der katholischen Welt“, unzählige Menschen aus al-len Teilen der Erde wurden Zeugen unvergessli-cher Erlebnisse. Bleibt zu hoffen, dass der Geist des Weltjugendtages 2005 in der Heimat jedes Einzelnen fortwirkt.

von Johannes Pinkl

Seite 13 - Ausgabe 5/2005

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Seite 14 - Ausgabe 5/2005

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Redaktion:Bence Bauer, Dr. Florian Hartleb, Lennart Hildebrand, Johannes Pinkl, Martin Reichinger, Eva Schindler, Frank Schneider, Ulrich Sommer, Christoph Stöß

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Herzlichen Dank an alle Inserenten!

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Seite 16 - Ausgabe 5/2005

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