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unterwegs20/2010

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Das Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche
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12. September 2010 ISSN 1436-607X Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 19/2010 Keine Gewalt: Warum Jugendliche zuschlagen und wie Sie Ihre Kinder schützen können Lebendig n Gemeinde im geheimnis- vollen Erzgebirge. Seite 11 Natürlich n Warum Kinder in den Ferien faul sein dürfen. Seite 12 Blühend n Was Kirchen bei einer Gartenschau bieten. Seite 15
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12. September 2010 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen KircheMagazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 19/2010

Keine Gewalt: Warum Jugendliche zuschlagen und wie Sie Ihre Kinder schützen können

Lebendign Gemeinde im geheimnis-

vollen Erzgebirge. Seite 11

Natürlichn Warum Kinder in den

Ferien faul sein dürfen. Seite 12

Blühendn Was Kirchen bei einer

Gartenschau bieten. Seite 15

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::: Vorweg2

kurz gesagt

So erreIcheN SIe uNS:Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: [email protected]: 0711 83000-0

MethodISteN SpeNdeN GerN. Das geht aus dem Jahresbe-richt 2009 des Hilfswerks »Brot für die Welt« hervor. Demnach wurden in der EmK im vergangenen Jahr rund 1,4 Millionen Euro für »Brot für die Welt« gespen-det. Damit nimmt die EmK den zehnten Platz unter den 22 Landes- und zehn Frei-kirchen ein, die sich an der Spendenaktion beteiligten. An der Spitze liegen die bayerische und die würt-tembergische Landeskirche mit 8,2 beziehungsweise 7,4 Millionen Euro. Insgesamt bekam »Brot für die Welt« rund 55 Millionen Euro.

40 taGe erzWINGuNGShaft muss ein russlanddeutscher Christ aus Ostwestfalen verbüßen, weil er vier seiner zwölf Kinder nicht an schu-lischen Veranstaltungen teil-nehmen ließ. Wie der Verein »Schulunterricht zu Hause« mitteilte, hatten der Vater und seine Ehefrau eines ih-rer Kinder nicht zum Sexu-alkundeunterricht der ka-tholischen Liborius-Grund-schule geschickt. Zudem nahmen drei weitere nicht an Theaterveranstaltungen der Schule teil. Aus Sicht der Eltern unterlaufen die dort vermittelten Inhalte ihrer Vorstellung von reli-giöser Erziehung. Nachdem der Mann das ihm auferleg-te Bußgeld von 1.090 Euro nicht gezahlt hatte, wurde er in die Justizvollzugsan-stalt Hamm gebracht.

Ihre drohuNG WahrGeMacht haben Mitglieder der radikal-islamischen Taliban: Sie ermordeten im Norden

Pakistans ausländische Fluthelfer. Am 25. August fanden Soldaten im Swat-Tal die Leichen von drei Mitarbeitern einer christlichen Organisation. Nach Angaben des christli-chen Informationsdienstes Compass Direct waren die Helfer mit einem Fahrzeug-konvoi unterwegs, als sie von den Taliban überfallen wurden. Dabei seien min-destens fünf Helfer verletzt und drei weitere verschleppt worden.

»GeMeINSaM BeteN uNd dIeNeN« – unter diesem Motto wird die 165. Inter-nationale Gebetswoche der Evangelischen Allianz stehen, die vom 9. bis 16. Januar 2011 stattfindet. In mehr als 25 Ländern werden in dieser Zeit Christen zum Gebet zusammenkommen. In Deutschland erwartet die Evangelische Allianz 350.000 Personen aus Landes- und Freikirchen an rund 1.100 Orten.

eINe eIGeNe KIrche haben konservative Lutheraner in Nordamerika gegründet. Damit protestieren sie gegen den ihrer Meinung nach falschen Weg, den die Evan-gelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELCA) einge-schlagen hat. Streitpunkt ist vor allem die Zulassung ho-mosexueller Geistlicher zum Bischofsamt. Zur Gründung der »Nordamerikanischen Lutherischen Kirche« (NALC) kamen rund 1.100 Mitglieder. Die ELCA hat etwa 4,5 Millionen Mitglie-der in 10.300 Gemeinden.

epd/idea/kie

Der Prozess um den Tod von Dominik Brunner an der S-Bahn Haltestelle in Solln hat bundesweit Menschen erschüttert. Wie kann es geschehen, dass Jugendliche einen Menschen schlagen und treten, der schon am Boden liegt? Was für eine er-schreckende Explosion von Gewalt!Gewalt fängt schon in der Sprache an. Das derzeit gängige Schimpf-wort unter Jugendlichen »Ey, ich mach dich zum Opfer« spricht für sich. Vor einem Opfer hat man kei-nen Respekt, ein Opfer ist ganz unten in der Hierarchie. Mit alledem beschäftigt sich dieses »unterwegs«-Heft. Lars Weinknecht zeigt in seiner Andacht, warum: Die Bibel selbst hat die Wirklichkeit nie ausgeblendet. Menschen haben Gott ihre Angst vor Gewalt geklagt und haben bei ihm Schutz gesucht. Ge-walt ist ein Thema in unserer Gesell-schaft geworden, deswegen soll es auch Thema in »unterwegs« sein.Was aber bringt Jugendliche dazu, exzessiv Gewalt anzuwenden? Der Artikel von Ellen Nieswiodek-Mar-tin klärt hier auf. Ihr Fazit: Es gibt keine einfachen Antworten. Deswe-gen stellen viele Eltern die Frage, wie kann ich mein Kind schützen? Die Antwort von Matthias Huber, der Kurse zur Gewaltvorbeugung anbietet, hat mich verblüfft: »Das Wichtigste ist ein gutes Vertrauens-verhältnis zwischen Eltern und Kind.« Nur wenn ein Kind über seine Probleme sprechen könne, ist Hilfe überhaupt möglich. Da bin ich mitten in meinem Alltag angekom-men. Und da kann ich was tun.Ihr Michael Putzke

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kurz gesagthilfe gegen Gewalt ::: 3

Arne sieht den Mann auf sich zukommen. Er spürt die Gefahr. Er schreit »Stooopp!« und hält die Hände schützend vor Gesicht und

Brust. Kommt der Mann weiter bedrohlich auf ihn zu, wird er einen Schritt zurückweichen, um nicht gegrif-fen oder geschlagen zu werden. Der Mann aber kommt näher und packt den Arm des Elfjährigen. »Lassen Sie mich looos!«, schreit Arne ihm mit Aufbietung aller Kräfte ins Gesicht und tritt ihm mit voller Wucht ge-gen das Schienbein. Der Angreifer stöhnt. Arne reißt seinen Arm aus den Händen des Mannes und flieht. Er rennt in die nahe gelegene Bäckerei – seine Notinsel – und bittet um Hilfe. »Rufen Sie die Polizei! Ein Mann hat mich angegriffen.«

Rollenspiele wie diese sind ein wichtiger Bestandteil der Gewaltvorbeugung. Immer wieder werden bedroh-liche Situationen durchgespielt, bis die Kinder instink-tiv und schnell handeln, um sich zu schützen. Sie ler-nen, Gefahren zu erkennen und ihren Gefühlen zu trauen.

an Bibelgeschichten »Nein« sagen lernenIn den Ferienspielen für Grundschulkinder in der Kas-seler Pauluskirche haben wir Gewaltvorbeugung »zum Reinschnuppern« angeboten. Wir banden sie in das Thema des Ferienprogramms ein, das eine Woche von Montag bis Freitag vormittags die Kirche füllte. Ein-mal war der Aufhänger die Geschichte von David und Goliath: Wie kann sich ein kleiner Hirtenjun-ge gegen den überlegenen Philister durchsetzen? Jetzt planen wir Feri-enspiele in den Herbstferien mit der Geschichte des Josef. Hier knüpfen wir an die versuchte Verfüh-rung des Josef durch Po-tiphar an. Wie Josef sol-len die Kinder lernen, dem eigenen Gefühl zu trauen und Grenzen zie-hen zu können.

Gewalt ist für die meisten Menschen eine Ausnah-mesituation. Ich persönlich wurde erzogen, auf Gewalt zu verzichten und Konflikte im Gespräch zu lösen. Meine Erfahrung ist allerdings, dass sich andere nicht daran halten. Sie überschreiten mit Gewalt Grenzen anderer. Die Suche nach Kompromissen hat keinen Platz. Zögern wird als Schwäche angesehen. Schwei-gen gilt als Zustimmung. Eskaliert ein Konflikt, bleibt meist nicht viel Zeit zum Überlegen. In der Konfronta-tion ist man auf Instinkte und Reflexe zurückgewor-fen. Dann ist es wichtig, diese trainiert zu haben.

Kinder sollen lernen, laut und deutlich ihre Stimme einzusetzen. Ein schüchternes »Nein« einer Sechsjäh-rigen wird von einem Erwachsenen, der sie bedroht, nicht ernst genommen. Für viele Kinder, vor allem für Mädchen, kostet es Überwindung, laut zu schreien. Im Konfliktfall aber kann lautes Schreien schützen.

Zwar sind Kinder im Grundschulalter Erwachsenen körperlich unterlegen, aber wehrlos sind sie nicht. Ein Täter ist darauf bedacht, kein Aufsehen zu erregen. »Haben Sie schon mal versucht, ein sechsjähriges Kind, das um sich schlägt, tobt und wie am Spieß schreit, festzuhalten und irgendwohin zu tragen?«, fragt die Trainerin für Gewaltvorbeugung, Annemarie Besold. »Ein Täter wird sich genau überlegen, ob er dieses Risiko eingehen wird.« mip

Gefahren erkennen, »Nein« sagen, sich schützenGewaltvorbeugung wird in Schulen und in Sportvereinen eingeübt. Warum nicht in einer Kirchengemeinde? Die Gemeinde der Pauluskirche in Kassel hat Gewaltprävention in die Ferienspiele eingebaut. Kinder lernen in Rollenspielen Gefahren erkennen, laut schreien und dass Weglaufen nicht feige ist. Ein Erfahrungsbericht von Michael Putzke.

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::: hilfe gegen Gewalt4

Welcher Art von Gewalt sehen sich Kinder heute – auch im Vergleich zu früher – ausgesetzt? MatthIaS huBer: Mit dieser Frage setzt sich eine Viel-zahl von Experten auseinander. Leider kommen sie nicht auf ein einheitliches Gesamtbild. Was auf alle Fälle festzustellen ist, dass die Medien heutzutage viel-mehr über Jugendgewalt berichten und man somit deutlich sensibler geworden ist. Weiter haben sich die Gewaltformen stark verändert. So haben sich neue Formen wie das »Cyber-Mobbing« im Internet entwickelt. Was sich deutlich verändert hat, ist die Här-te der Gewalt. Leider gibt es im-mer mehr Fälle, bei denen von den Opfern nicht mehr abgelassen wird. Selbst auf Personen, die am Boden liegen, wird weiter einge-treten. Die Entwicklung ist erschreckend.

Warum werden Jugendliche gewalttätig? MatthIaS huBer: Das hängt meiner Meinung nach von einer Vielzahl an Einflüssen in der Jugend und Kindheit ab. Ursachen liegen in der elterlichen Erzie-hung mit Gewalt, im sozialen Umfeld, in der eigenen Gewalterfahrung als Kind oder Jugendlicher, in den Cliquen Gleichaltriger, in den schlechten Zukunftspers-pektiven vieler Jugendlicher, im Konsum von Filmen und Spielen, die für Kinder und Jugendliche nicht zu-gelassen sind, im Konsum von Alkohol und Drogen und so weiter. Meiner Meinung nach ist die Aussage,

»dass Jugendliche gewalttätiger als früher geworden sind«, zu pauschal. Es haben sich einfach die Qualität und die Gewaltformen geändert.

Wie beeinflussen Videospiele die Gewaltbereitschaft? MatthIaS huBer: Ich glaube, die Spiele alleine sind nicht dafür verantwortlich. Jugendgewalt hat eine Vielzahl an Ursachen, und nur wenn mehrere zeit-gleich die Entwicklung eines Kindes beeinflussen, be-

steht eine Gefahr. Die Gefahr in den Spielen sehe ich eher in zu frü-hem Konsum. Also wenn Kinder Computerspiele spielen, die ju-gendgefährdende Inhalte haben, und diese noch nicht reflektieren können. Das gleiche Problem sehe ich aber auch bei Filmen und Bü-

chern, die für Kinder und Jugendliche nicht freigege-ben sind. Hier sollten Eltern einfach darauf achten, was die Kinder konsumieren und ihrer elterlichen Für-sorge nachkommen.

Was können Eltern konkret tun, damit Kinder nicht zu Gewaltopfern werden?MatthIaS huBer: Das Wichtigste ist ein gutes Vertrau-ensverhältnis zwischen Eltern und Kind. Nur wenn ein Kind über seine Probleme sprechen kann, ist Hilfe über-haupt möglich. Vorsorglich sollte man natürlich das Kind über Gewalt, Gefahren und Handlungsalternati-ven aufklären. Die Eltern sollten sich für die Interessen ihres Kindes interessieren. Dies bedeutet auch, gemein-sam im Internet zu surfen und dem Kind den Umgang mit den neuen Medien zu lehren, und vieles mehr.

Sie haben einen Kurs zur Gewaltvorbeugung entwickelt. Was können Kinder in so einem »Nicht-mit-mir-Kurs« lernen?MatthIaS huBer: »Nicht mit mir! – Starke Kinder schützen sich« ist ein Gewaltvorbeugungs-Kurs des deutschen Ju-Jutsu-Verbandes. Die Kinder sollen Ge-fahren und Gewaltsituationen früh erkennen und diese

So können sich Kinder vor Gewalt schützenGewalt ist alltäglich geworden. Auch Kinder und Jugendliche sind davon betroffen – als täter oder als opfer. Viele Eltern fragen sich: »Wie kann ich mein Kind schützen?« Kurse zur Gewaltvorbeugung bieten hier eine Hilfe. Michael Putzke hat mit Matthias Huber gesprochen, der als lehrer und Kampfsportler den Kurs »Nicht mit mir! – Starke Kinder schützen sich« mitentwickelt hat.

»Die Kinder sollen Gefahren und Gewaltsituationen

früh erkennen und diese umgehen können.«

Matthias huber (32) ist lehrer für Sport und Wirtschaft. Als Mitglied im Arbeits-kreis Gewaltprävention des Deutschen Ju-Jutsu-Verbands entwickelte er den Kurs »Nicht-mit-mir!« mit. Als Kampf-sportler war er fünffacher Deutscher Meister und Weltmeister (2006) in Ju-Jutsu. Er lebt in Heidelberg.

www.nicht-mit-mir.org

zur perSoN

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hilfe gegen Gewalt ::: 5

durch spezifische Verhaltensweisen umgehen können. Die Kinder erlernen dabei anhand des so genannten »Ampel-Prinzips«, Gefahren zu vermeiden, sich selbst zu behaupten und sich im Notfall bei körperlichen An-griffen durch Ju-Jutsu-Techniken zu wehren. Wichti-ger Bestandteil ist dabei auch der Bereich helfen und Hilfe holen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen und die Zivilcourage zu fördern. Alle Verhaltensweisen und Handlungsalternativen werden in Übungsformen oder Rollenspielen mit den Kindern gemeinsam erar-beitet und aktiv erprobt.

Wie sieht dieses »Ampelprinzip« aus?MatthIaS huBer: Grün steht für Gewaltvorbeugung, gelb für Selbstbehauptung und rot für Selbstverteidi-gung. In der Gewaltvorbeugung, das heißt in der Ver-hinderung der Entstehung von Gewalt, sollen die Kin-der über Gewalt informiert und aufgeklärt werden. In dem Kurs werden unterschiedliche Gewaltarten be-sprochen und die Kinder über die Entstehung von Ge-walt aufgeklärt. Ebenfalls werden unter anderem bei-spielhafte Situationen besprochen oder in Rollenspie-len durchgespielt. Im Zuge dessen wird ihnen vermit-telt, wie Gefahren erkannt und vermieden werden können, um unversehrt aus einem Konflikt zu gehen. Ebenfalls können gewaltvorbeugende Verhaltensbei-spiele gegeben und geübt werden und zugleich die so-zialen Kompetenzen der Kinder – etwa helfen und helfen lassen – erweitert werden.

Wie lernen Kinder, sich selbst zu behaupten?MatthIaS huBer: Im Selbstbehauptungstraining lernen die Kinder ihre Stärken zu erkennen und diese zu nut-zen. Zudem lernen sie vermehrt, ihre Stimme gezielt und ihre Körpersprache mit bewusster Gestik und Mi-

mik einzusetzen. Außerdem ist es ein Anliegen des Kurses, den Kindern beizubringen, einen Konflikt durch Selbstbehauptung zu entschärfen. Daneben wird den Kindern erklärt, wie wichtig es ist, Konflikte öf-fentlich zu machen und die Umgebung als Zufluchts-orte zu nutzen und sich dort Hilfe zu holen. Ein wei-teres wichtiges Anliegen ist es, die Zivilcourage bei Kindern zu fördern, ohne dass sich die Kinder dabei in Gefahr bringen müssen. Wenn es jedoch zu Handgreif-lichkeiten kommen sollte, kommt die Selbstverteidi-gung zum Tragen.

Kann sich ein Kind wirklich gegen einen Erwachsenen oder einen stärkeren Jugendlichen wehren?MatthIaS huBer: Ein Kind kann auf alle Fälle durch einen Kurs Gefahren früher erkennen und vermeiden, sich selbst behaupten und lautstark um Hilfe schreien und somit versuchen, dem Täter die Anonymität zu nehmen. Kommt keine Hilfe, so hat ein Kind die Mög-lichkeit, sich mit einer Grifflösetechnik loszureißen. Dass ein Kind im Kampf gegen einen Erwachsenen gewinnt, ist sehr unwahrscheinlich.

Haben Sie die Kurse ausgewertet? Konnten sich die Kinder dauerhaft besser schützen?MatthIaS huBer: Ja, wir haben im Rahmen einer Ma-gisterarbeit die »Nicht-Mit-Mir-«Kurse mit erfreuli-chem Ergebnis ausgewertet. Die Ergebnisse des digita-len Videofragebogens zeigen, dass Kinder für Gefah-rensituationen durch den Besuch des Kurses sensibili-siert wurden und gelernt haben, wie wichtig es ist, sich Hilfe von weiteren Personen zu holen. In allen drei Be-reichen Gewaltvorbeugung, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung konnte nachgewiesen werden, dass sich die Handlungsalternativen verbessert haben.

Foto: PIXElIo/cHRIStIAANE

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::: hilfe gegen Gewalt6

Vor allem wenn Jungs zusammen sind, bleiben Rangeleien oder Raufereien oft nicht aus. Damit

das Zusammenleben trotzdem gewaltlos funktioniert, haben sich etwa die methodistischen Pfadfinder, die »Wesley-Scouts«, Regeln gegeben, die bereits bei den Ursachen von Gewalt ansetzen. »Gewalt ist deshalb in unseren Regeln ausdrücklich gar nicht genannt«, er-klärt Pastor Steffen Klug, Beauftragter für die Arbeit mit den Wesley-Scouts in der EmK auf Zentralkonfe-renz-Ebene.

die sieben regeln lauten im einzelnen:1. Die Wesley-Scouts lernen Gott kennen und lernen,

sich an Jesus zu orientieren.2. Die Wesley-Scouts helfen und packen mit an.3. Die Wesley-Scouts sind ehrlich und bereit,

ihre Meinung zu vertreten.4. Die Wesley-Scouts suchen das

Beste für Mensch und Natur.

5. Die Wesley-Scouts sind ritterlich, auf ihr Wort kann man sich verlassen.

6. Die Wesley-Scouts sind genügsam und teilen, was sie haben.

7. Die Wesley-Scouts halten mit anderen zusammen und können sich in der Gruppe einfügen.

Der Hinweis auf Jesus in Regel eins schließe dessen Gewaltlosigkeit schon ein, erklärt Klug. Auch Regel drei verlange, dass man mit seiner Meinung nicht erst warten soll, bis etwas – mit Gewalt – »überkocht«. Die Forderung nach Genügsamkeit (Regel sechs) schließ-lich ziele gegen Gewalt, die dem Neid erwachsen kön-ne. Auch das »Wesley-Scouts«-Versprechen: »Es ist mein Ziel, Gott, meine Mitmenschen und mich selbst zu achten. Deshalb möchte ich nach den sieben Regeln leben«, sei ein Aufruf zur Gewaltlosigkeit. »So ist die ganze Pfadfinderei von Gewaltlosigkeit geprägt«, be-tont Klug.

DAVE GRoSSMANN / GloRIA DEGAEtANo Wer hat unseren Kindern das töten beigebracht? Ein Aufruf gegen Gewalt in Fernsehen, Film und Videospielen.

Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2002, 14,90 Euro.ISBN: 978-3-7725-2225-3

BEAtE KRAFFt-ScHöNING / RAINER RIcHARD Nur ein Mausklick bis zum Grauen ... Jugend und Medien.

Vistas Verlag, Berlin 2007, 12 Euro. ISBN: 978-3-8915-8451-4

MIcHAEl KoRN / ANNEMARIE BESolD / MAttHIAS HuBER Schütz dich vor Gewalt – Das offizielle Begleitbuch zur Aktion »Nicht mit mir!«

Pietsch Verlag, Stuttgart 2009, 14,95 Euro. ISBN: 978-3-613-50595-7

PEtER lANGMAN amok im Kopf – Warum Schüler töten.

Beltz-Verlag, Weinheim 2009, 19,95 Euro. ISBN: 978-3-4078-5887-0

BuchtIppS zuM theMa JuGeNdGeWaLt

Die Scouts gegen Gewalt

REINHARt lEMPP Nebenrealitäten – Jugendgewalt aus Zukunftsangst.

Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt am Main 2. Auflage 2010, 24,90 Euro. ISBN: 978-3-8667-6077-6

MARcuS lüPKE / ulF NEuMANN (HG) Gewaltprävention 2.0 – Digitale Herausforderungen.

Schüren Verlag, Marburg 2010, 16,90 Euro. ISBN: 978-3-89472-227-2

FRANK J. RoBERtz / RuBEN WIcKENHäuSER Kriegerträume – Warum unsere Kinder zu Gewalttätern werden.

Herbig Verlag, München 2010, 19,95 Euro. ISBN: 978-3-7766-2647-6

www.Wesley-Scouts.de

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Ey, du betrügst, du Hund! Ich mach dich zum Opfer!«, drohte ein Jugendlicher einem anderen, während wir in der Jugendstunde Karten spiel-

ten. Ich unterbrach ihn: »Was soll das? Weißt du über-haupt, was das bedeutet – jemanden zum Opfer ma-chen?« »Ey, der soll Respekt haben. Auf der Straße spricht man halt so! Man muss sich durchsetzen!« Ich will gerade zu einer Erwiderung ansetzen, da fährt er fort: »Da hilft Jesus nicht und auch nicht die Ge-schichten aus der Bibel, die ihr immer erzählt. So mit Liebe und Heilung, hilft alles nicht, wenn es abgeht! Musst gar nicht damit anfangen!«

Die anschließende Diskussion über Sprache, über Gewalt, gelebt und erfahren, hat mich ratlos gemacht. Ich ging mit vielen Fragen aus dieser Jugendstunde: Wie können Jugendliche der Spirale von physischer und psychischer Gewalt entkommen? Dieser Jugend-liche steht für viele, die unter schwierigen Umständen in ihr Leben starten. Er wird kaum gefördert. Die Be-ziehungen in seinem Leben sind schwierig. Es sind schwierige Familienverhältnisse, in denen er auf-wächst. Von außen betrachtet stehen ihm nicht viele Möglichkeiten offen, und die Erwartungen an sein Leben sind gering. Auch das ist Gewalt, wenn schon eine positive Lebenswendung schwer vorstellbar ist. Etwas geschieht an ihm. Er reagiert nach seinen Mög-lichkeiten. In seinem Leben geht was ab! Er sagt es selbst: »Man muss sich durchsetzen! Da hilft Jesus nicht und auch nicht die Geschichten aus der Bibel, die ihr immer erzählt. Hilft alles nicht, wenn es abgeht!« Ich frage mich, wie kann die Liebe Gottes für ihn er-fahrbar werden?

Gott die Gewalt klagenDie Antwort liegt in der Lebensnähe der Bibel. Sie weiß, was diesem und vielen anderen Jugendlichen ge-schieht. Israels Erfahrungen von Unterdrückung und Befreiung, der Bericht über die Wüstenwanderung und die blutige Landnahme, die beißende Gesellschaftskri-

tik der Propheten und viele andere Geschichten geben eine Ahnung davon, wie es manchem in großer Not schwergefallen sein muss, an Gottes Verheißungen festzuhalten. Immer wieder werden Gewalt, Not, die Frage nach Gerechtigkeit und Gefährdung des Lebens thematisiert. Die Menschen der Bibel haben Gewalt nicht nur erduldet – sie haben sich in den Psalmen als Klage, Loben und Bitten mit Gott und ihrer Not aus-einandergesetzt.

Jesus setzt sich der Gewalt ausIn Jesu Leben und Sterben ist Glauben und Hoffnung an die Welt begründet. Er setzt sich Gewalt, Not, Un-gerechtigkeit und Gefährdung des Lebens aus. Sein Weg ist kein stilles hinnehmendes Dulden, auch wenn er nicht zurückschlägt. In seinem Leben finden wir die Freiheit zu lieben, anstatt zu erdulden oder zornig zu sein. Jesus lässt sich das Gesetz seines Handelns nicht durch die Aktionen anderer aufzwingen!

Die Auseinandersetzung mit dem Glauben gibt Wor-te, um Schweres auszusprechen: »Wenn es abgeht, hilft mir keiner, da muss ich mir selber helfen. Da hilft mir auch kein Jesus! Gott hilft mir nicht, obwohl ihr gesagt habt, er ist da!« Hier hat ein Jugendlicher Worte für seine Erfahrungen gefunden, seine Lebensumstände be-nannt und nicht mehr unter den Teppich gekehrt!

Wir beschließen die Gruppenstunde in »unserem Kreis«. Wir reichen uns zum Beten die Hände. Wer nichts sagen will, der drückt seinem Nachbarn die Hand und übergibt so das Wort. Es wird eine sehr schnelle Runde, bis eine leise Stimme die Stille durch-bricht: »Gott, ey, trotz allem habe ich Freunde, die mir helfen wollen und mich lieb haben! ... Danke.«

»Ey, du betrügst!«

Wort auf den Weg ::: 7Foto

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lARS WEINKNEcHt ist Pastor und leiter des Kinder- und Jugendwerkes der

Norddeutschen Jährlichen Konferenz. Er lebt in Berlin.

Rette mich vor meinen Feinden; bei dir bin ich in Sicherheit. Hilf mir, nach deinem Willen zu leben. Psalm 143, 9+10

»Ey, du betrügst!«

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14unterwegsinfo

kurz &bündigaLS SeNIoreNSeKretär der SJK

wurde Erwin Ziegenheim am 23. Juni im Bildungs- und Begegnungszentrum Stuttgart verabschiedet. Er hatte diese Beauftragung elf Jahre lang in-ne, acht Jahre war er gleichzei-tig Sekretär in der Zentralkon-ferenz. Erwin Ziegenheim be-kam eine Schatzkiste überreicht,

gefüllt mit vielen guten Wünschen von Personen aus der Seniorenarbeit. Die Kiste symbo-lisierte auch den »Schatz«, mit dem Erwin Ziegenheim die Arbeit mit Senioren in der EmK bereichert hat.

fÜNf KeNNzeIcheN fruchtBarer GeMeINdeN brachten auf dem 12. Europäischen Laien seminar in Velletri bei Rom 51 Delegierte aus 15 Ländern vom 31. Juli bis

6. August zusammen. Die Bischöfe Robert Schnase (USA) und Christian Alsted (Däne-mark) hielten Bibelarbeiten. Italienische Referenten berich-teten von der Praxis »radikaler Gastfreundschaft« angesichts der Immigration. Risikobereite Mission leben Gemeinden in Osteuropa, die mit geringen finanziellen Mitteln Kindern, Senioren und Benachteiligten helfen.

In Budapest traf sich vom 10. bis 15. August die vierte Konferenz der Europäischen Historischen Kom-mission der EmK. Im Blick der 80 Teilnehmer war die Geschichte des Methodismus in Europa in den zwanzig Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.

K affeetassen als Symbol für das »dritte Sakrament« der skan-

dinavischen Kirchen, damals ge-füllt mit Ersatzkaffee, zeigte eine Ausstellung über die Hilfspro-gramme der Methodistenkirchen für Gemeinden im kriegszerstörten Europa. Weiter waren zu sehen of-fizielle Dokumente über die Be-schlagnahmung von kirchlichen Gebäuden in osteuropäischen Staa-ten und ein Aufruf zur Sammlung

des »Bruderpfennigs«. Unbegreif-lich erscheint aus heutiger Sicht das Elend der Flüchtlinge, der zerstör-ten Städte und eben auch kirchli-cher Einrichtungen, der verstreuten und auch vernichteten Gemeinden. Beeindruckend war zu hören, dass schon während des Krieges Hilfs-programme in den USA, Schweden und der Schweiz geplant wurden und unmittelbar nach Kriegsende anliefen. Sie kamen über den Na-tionalen Rat der Kirchen der USA allen Ländern zugute, die vom Krieg betroffen waren, in Osteuro-pa bis zur kommunistischen Machtübernahme.

Für methodistische Kirchen in Deutschland bedeutete die interna-tionale Hilfe auch eine ökumeni-sche Aufwertung, verbanden doch

die methodistischen Kirchen der USA ihre Hilfe mit der Forderung der Einbeziehung ihrer deutschen Schwesterkirchen.

eindrucksvoller BerichteEindrucksvoll waren Länderbe-richte mit Einzelschicksalen: In der norwegischen Stadt Trondheim existierte in der EmK etwa eine »Untergrundsynagoge«. In Jugo-slawien wurde die kirchliche Arbeit durch Frauen, »Kirchenschwes-tern« genannt, wie Paula Mojzes aufrechterhalten, lange bevor die Ordination von Frauen spruchreif wurde. Unterdrückung, Inhaftie-rungen und massive Behinderung der kirchlichen Arbeit waren in Osteuropa an der Tagesordnung.

Auch das gemeinsame Singen prägte die Tagung. Das neu ent-standene Liederbuch »Singing Grace« (Von der Gnade singen) mit 46 Liedern übersetzt in insge-samt 26 Sprachen, bringt den Reichtum gesungener methodisti-scher Theologie zur Geltung. Got-tesdienste mit Bischof Dr. Patrick Streiff (Schweiz) und Bischöfin Ro-semarie Wenner (Deutschland) führten die Teilnehmenden auch geistlich zusammen. Ulrich Ziegler

www.gcah.org

Rückblick auf die Hilfe nach dem Krieg

Die Europäische

Historische

Kommission unter

leitung von Dr.

ulrike Schuler

(vordere Reihe

9.v.l.). Gastgebe-

rin war Dr. Judit

lakatos.

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unterwegs info ::: 15

Auf der Landesgartenschau in Vil-lingen-Schwenningen präsentieren sich fünf Kirchen mit einem ge-meinsamen Pavillon unter dem Motto »Alles hat seine Zeit« bis zum 10. Oktober.

Nina verschwindet im leuch-tend bunten Tipi. Ihr Bruder

Max zieht seine Kreise im Laby-rinth des Lebens. Der Vater nimmt sich eine Auszeit unter dem Dach des Kirchenpavillons.

»Alles hat seine Zeit«: Unter diesem Motto steht der Pavillon, den die fünf in der Schwarzwald-stadt beheimateten Kirchen (zwei katholische Bistümer, die badische und württembergische evangeli-sche Landeskirche und die EmK) gemeinsam errichtet haben. Des-sen Dach ist einem Uhrwerk nach-empfunden und weist damit auf die Geschichte der Uhrmacher-stadt hin – und auf das Werden und Sein. »Das ist mit der schönste Pavillon überhaupt«, sagt Dieter Frauenheim, Pressesprecher der Gartenschau.

Nina kommt aus dem Tipi. Drin-nen hat sie gemalt, eine willkomme-ne Abwechslung nach dem langen Marsch über das Gartenschaugelän-de. Max steuert die Kirchenglocke an, die an einem Gestell neben dem Pavillon steht. Nina verschwindet derweil im »Geburtskanal«, einem aus Weiden gebauten Tunnel.

Im Kirchenpavillon steht jeden Tag für eine Viertelstunde die Zeit still. »Atempause« heißt die An-dacht um 15 Uhr. Hier ist Zeit für Stille und Gebet, ehe es wieder hi-nausgeht in den bunten Garten des Lebens. Die Kirchen haben einen sich wiederholenden Kalender er-stellt, in dem zum Beispiel Vorträ-ge, Diskussionen und Musik die Wochenthemen Geburt, Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und Bruchstellen des Lebens, Alter, Sterben, Tod und Auferstehung in allen Facetten beleuchten.

Mitten hinein ins Leben führt das Labyrinth am Kirchenpavillon. Kinder rennen auf den gemalten Wegen so schnell wie möglich ans Ziel. Eine junge Frau bleibt nach-

denklich in der Mitte stehen. Sie geht zum runden Becken, in dem auf Holzschiffchen rote Kerzen schwimmen.

Nina und Max beugen sich über das Wasser. Ihre Gesichter spiegeln sich im Becken. Rund 220.000 Euro hat der Pavillon gekostet, fi-nanziert aus kirchlichen Mitteln und Spenden. Höhepunkte bei der Kirche auf der Landesgartenschau sind Gottesdienste mit den vier Bi-schöfen der Landeskirchen und Di-özesen sowie der Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kir-che. Jeden Sonntag findet im Kir-chenpavillon um 10.15 Uhr ein Öku-menischer Gottesdienst statt.

Silke Porath www.lgs-vs.de

Atem holen im Kirchenpavillon

BrIefe VoN charLeS WeSLey waren das Thema der Charles-Wesley-Society, die vom 18. bis 20. Juli im Nazarene Theologi-cal College in Manchester tagte. Nächstes Jahr soll eine Sammlung seiner Briefe als Buch erscheinen. Charles Wesley schrieb viel spontaner als sein Bruder John, sodass mit den Briefen ein neuer Blick auf das Verhältnis der beiden Brüder zueinander möglich

wird, zu den verschiedenen Mitgliedern der Familie, aber auch zu den mit den Brüdern arbeitenden Laienpredigern.

NeuBau IN MÜNcheN geplant: Die Erlöserkirche München hat im Stadtteil Moosach einen Bauplatz gekauft. Er liegt drei Minuten vom größten Ein-kaufszentrum in München entfernt und grenzt an einen öffentlichen Spiel- und Freizeit-

park. Die Erlöserkirche München unterhält mit etwa 120 Mitarbeitenden eine missionarisch und diakonisch akzentuierte Gemeindearbeit. Geplant ist ein Gemeindezen-trum mit Gottesdienstraum, Gemeindesaal und einem Kinder- und Jugendbereich. Spätestens im Sommer 2013 will die Gemeinde in ihr neues Domizil einziehen.

www.erloeserkirchemuenchen.de

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persönlich

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Schwarzenberg ::: trödelmarkt, 12. September, Versöhnungskir-che, lutherstraße 8a. Informa-tionen unter telefon 03774 24300.

Nürnberg ::: »Das Kreuz mit dem Kreuz – Rückenschmerzen psychosomatisch verstehen und behandeln«, mit Dr. Bernd Deininger, chefarzt der Psycho-somatischen tagesklinik Martha- Maria, 15. September, 17 uhr, Eben-Ezer-Kirche Nürn-berg (Stadenstraße 68). Infor-mationen unter E-Mail: [email protected]

Schwarzenshof ::: 25 Jahre Rüstzeitheim Schwarzenshof, 18. September, 11 uhr Einwei-hung des Backhauses; 14 uhr, Festgottesdienst mit Bischöfin Rosemarie Wenner; 16 uhr Podi-umsgespräch; 18 uhr Musikali-scher Abendausklang mit dem Allianzorchester Dorfchemnitz und dem Jugendchor der oJK

»cHoRnBlume«; Kinderpro-gramm mit den Wesley-Scouts. 19. September, 10 uhr Gottesdienst im Backhaus mit teilnehmern der Singwoche. Informationen unter telefon 03672 48010, E-Mail: [email protected],

www.schwarzenshof.de

Wuppertal-Barmen ::: Nachbarschaftsfest mit der Heilsarmee, 18. September, 14.30 uhr, Gemeindezentrum EmK (Eintracht straße 45). Informationen unter telefon 0178 3258118, E-Mail: [email protected].

zschorlau ::: Regionales Frauentreffen, leitung: Annemarie Meyer, Dorothea Föllner, 25. September, EmK zschorlau. Informationen unter telefon 03771 458386; E-Mail: [email protected]

RuNDFuNK

im Internet

radio m kompakt: Podcast- Magazin – engagiert. radio m im Gespräch: Podcast-Gespräche über den Glauben. radio m themen: Berichte und Reportagen. radio m andachten: Kostenlos zu abonnieren:www.radio-m.deradio m bei Klassik radio(bundesweit) Andachten »carpe diem«:20. bis 25.9. | kurz nach 6 uhr:mit Anja Kieser;Sonntagsmagazin »Klassik und Kirche«: sonntags | 7–8 uhr:mit Kerstin Vogel.

radio aref – sonn- und feiertags von 10-12

uhr. www.aref.de und uKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg)

erfJeden Donnerstag,

20 uhr, Bilanz, mit Horst Marquardt.

AuFGENoMMEN

annaberg-Buchholz ::: am 6. April Hilmar Frank Fischer (35) und am 29. August Reiner ott. Bookholzberg ::: am 22. August Amehna Hajhossinali (19).Bodelshausen ::: am 18. Juli Martin Vöhringer (40) und Andrea Vöhringer (44).Stuttgart-zuffenhausen ::: am 4. Juli Heidrun Finkbeiner (24).

WIR GRAtulIEREN

auerbach ::: Rita und Friedmar Dietrich zur goldenen Hochzeit.chemnitz-friedenskirche ::: Renate und Harald Windsheimer zur goldenen Hochzeit.eberswalde ::: Sieglinde und Manfred Fürst zur goldenen Hochzeit.Leipzig-Kreuzkirche ::: Ruth und Eberhard Fischer zur goldenen Hochzeit.Loffenau ::: Elfriede und Werner Merkle zur goldenen Hochzeit. pliezhausen ::: Gisela und Ernst Gaubatz zur goldenen Hochzeit.Schwenningen ::: christa und Bruno Kutzner zur goldenen Hochzeit.

HEIMGEG ANGEN

aue ::: Marianne Windisch geborene opp am 18. August, 86 Jahre.Backnang ::: Regina ziegler geborene Bender am 17. August, 53 Jahre und Klara Beerwart geborene Dorn verwitwete Bertsch am 21. August, 94 Jahre.Balingen ::: Emmi Krause am 31. Juli, 90 Jahre.Bielefeld ::: Marie-luise Kühnling geborene lagemann am 20. August, 83 Jahre.Bockau/albernau ::: Hanni Reinhold am 25. August, 85 Jahre.

wowannwas

Bremen-Vegesack ::: Diedrich Severs am 25. August, 91 Jahre.crailsheim ::: Hilde Sessler geborene Heigold am 15. August, 88 Jahre.dittersdorf ::: Walter Müller am 5. August, 77 Jahre.oldenburg ::: Hans Meyer am 18. August, 85 Jahre Schönheide ::: Werner Fröhlich am 19. August, 79 Jahre und Elfriede Fröhlich geborene Metzner, am 19. August, 75 Jahre.Waiblingen ::: Brunhilde Illi geborene Haigis am 20. August, 93 Jahre.Wuppertal-Barmen ::: Dorothea Achinger am 30. August, 72 Jahre.

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unterwegs info ::: 17

Gesundheit und und Pflege vernetzen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,das Gesundheitswesen steht vor immer neuen Herausforderungen, der demographische Wandel stellt in diesem Zusammenhang nur eine der zahlreichen sich vollziehenden Veränderungen dar. Aus diesem Grund möchten wir Sie in der vorliegenden Ausgabe mit dem Konzept der Versorgungsketten vertraut machen. Eine enge Kooperation, eine bessere Abstimmung und eine gezielte Vernetzung der einzelnen Dienstleister bewirken einen Paradigmenwechsel, hin zu einem patientenorientierten Denken und Handeln. Wie sich solche Versorgungsketten im alltäglichen Krankenhausgeschehen umsetzen lassen, können Sie auf den nächsten Seiten nachlesen.

Herzlichst, Ihr Pastor Norbert Böhringer(Theologischer Geschäftsführer Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal und Geschäftsführer im Bethanien-Bethesda Verbund) Frank Eibisch, Bethanien Chemnitz

EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wort Helfen und Heilen 19

in Deutschland werden die Menschen dank der guten medizinischen Versor-gung immer älter. Ein alltägliches Problem für viele älte-re Menschen ist die Mobilität. ob es um das Pflegen von sozialen Kontak-ten geht oder um die Erledigung von Einkäufen, nicht immer ist eine stra-ßenbahn- oder Bushaltestelle in der nähe. Deshalb nutzen viele senioren den Privatwagen, solange es geht. Es gibt immer mehr selbstbewusste älte-re Menschen, die immer ein selbstbe-stimmtes leben geführt haben und ungern Hilfe in anspruch nehmen. aber viele Menschen wissen gar nicht, welche Hilfen es für sie in der nach-barschaft gibt. so entstand der Gedanke, dass sich das seniorenamt der stadt nürnberg und die ehrenamtlichen und professio nel-len anbieter von seniorenhilfe an einen

runden tisch setzen, um die vorhan-denen ressourcen und Kräfte zu bün-deln, die angebote miteinander abzu-stimmen und gemeinsam bedarfs ge- rechte neue angebote zu entwickeln.als Ergebnis wurde ein seniorennetz-werk für die stadtteile st. Jobst und Erlenstegen ins leben gerufen. Eine stadtanalyse ergab im Frühjahr 2009, dass 29,6 Prozent der Bevölkerung in den stadtteilen st. Jobst und Erlen-stegen 60 Jahre und älter sind. Dann wurde ein Flyer entwickelt, der breit gestreut die ältere Bevölkerung auf die vorhandenen ehrenamtlichen und professionellen angebote in den stadtteilen st. Jobst und Erlenstegen aufmerksam machte, denn viele älter gewordene Menschen wissen nicht, an wen sie sich in ihrem stadtteil in einer notsituation wenden können. Gleichzeitig wurde zu einem »Herbst-

fest« unter dem thema »Miteinander älter werden« eingeladen, bei dem sich die einzelnen anbieter mit stän-den vorstellten und bei Kaffee und Kuchen den persönlichen Kontakt zu den senioren der stadtteile suchten.auch das Diakoniewerk Martha-Maria präsentierte sich mit der Geriatri-schen abteilung des Krankenhauses, dem seniorenzentrum mit tagespflege und Betreutem Wohnen, der seelsor-ge und der Eben-Ezer-Gemeinde auf dem Herbstfest. Mehr als 250 senio-rinnen und senioren folgten der Ein-ladung und füllten das Haus bis zum letzten sitzplatz. „Hier sieht man mal alles auf einem Haufen!“, beschrieb eine Besucherin den aha-Effekt.

Hartmut HofsesPastor im Diakoniewerk Martha-Maria Nürnberg

Netzwerke von Dienstleistern

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20 Helfen und Heilen EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wort

Die Geburt eines Kindes kann für viele, vor allem junge Mütter, neben großer Freude eine immense Belastung dar-stellen, besonders wenn die familiäre unterstützung in der direkten umge-bung fehlt und die Frauen zusätzlich mit sprachschwierigkeiten, gesund-heitlichen Problemen oder Geldsorgen zu kämpfen haben. Überforderung und soziale isolation sind, wie die Mit-arbeiter von »startklar« häufig genug beobachten mussten, in vielen Fällen die Folge einer solchen situation.aus diesem Grund richtet sich das be-reits im september 2007 initiierte Projekt der Diakonie Wuppertal und des agaplesion Bethesda Kranken-hauses Wuppertal an die Eltern der rund 800 Kinder, die jedes Jahr in der Bethesda-Geburtshilfe zur Welt kom-men. Kathleen Franzke, eine Mitarbei-terin der initiative, besucht täglich die Geburtshilfe-station, um die jungen Mütter und Väter über die bestehen-den angebote zu informieren und die Möglichkeiten der unterstützung auf-zuzeigen. im persönlichen Kontakt er-fahren die Eltern auf eigenen Wunsch hin Beratung im Hinblick auf alle er-denklichen Fragen, die das thema Fa-

milie betreffen können. Das leitbild der initiative ist von dem Gedanken geprägt, dass jede Mutter, durch wel-che äußeren umstände auch immer, in eine situation geraten kann, in der sie dringend rat und unterstützung be-nötigt. »Hilfe ab der ersten stunde« lautet in diesem Fall die Devise, denn nur auf diese art und Weise können schwerwiegende Probleme, wie zum Beispiel spätere Vernachlässigung, verhindert werden.so unterschiedlich wie die lebenssi-tuationen und schwierigkeiten der jungen Mütter und Väter, so vielfältig gestaltet sich auch das spektrum der an gebote von »startklar«: Ganz gleich, ob es sich dabei um die unterstützung bei der suche nach einer Hebamme, die Vermittlung bei schwierigkeiten mit der arge, die eventuell gewünsch-te Kontaktaufnahme mit dem Jugend-amt oder die Hilfe bei der Betreuung älterer Kinder während eines Kranken-hausaufenthaltes der Mutter handelt. neben diesen individuellen Hilfe-stellungen für junge Familien ermög - lichen unterschiedliche Gruppenan - gebote, so beispielsweise das »Café startKlar«, den regen austausch mit

Für einen guten start ins leben

anderen Eltern, den aufbau und die Pflege sozialer netzwerke sowie die Gelegenheit von weiteren angeboten zu erfahren und an diesen zu partizi-pieren. Während die Eltern im rahmen dieser Gruppe ein Mal wöchentlich eine breitgefächerte, themenspezifi-sche Beratung in anspruch nehmen können, werden die Kinder in den räu-men der Diakonie professionell be-treut. »Den Erfolg unseres Projekts macht vor allem das niedrigschwellige angebot aus. Es ist für viele Familien sehr wichtig zu wissen, dass sie jeder-zeit die Möglichkeit haben, Hilfe anzu-nehmen«, fasst Kathleen Franzke ihre persönlichen Eindrücke zusammen. Das interdisziplinäre team des Projekts pflegt eine engmaschige Kooperation mit weiteren Einrichtungen, um das netz der Hilfsleistung für junge Mütter so dicht wie nur irgend möglich zu stri-cken. ziel der initiative ist es aus diesem Grund, ein kombiniertes Beratungs- und unterstützungsangebot, »Frühe Hilfen« genannt, als standard für alle Familien in Wuppertal zu verankern, da-mit einem guten start der jungen Fami-lien in das gemeinsame leben nichts mehr im Wege steht. Sonja Mengering

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21

Das Pfl egenetz in Chemnitz ist eine Ko-operation von zwei starken diakoni-schen Einrichtungen und einem be-währten Partner der ambulanten reha bilitation in Chemnitz. Das Pfl ege-netz Chemnitz bietet folgende leis-tungen für Patienten, die sich inner-halb der o.g. Einrichtungen befi nden, an:

• Koordination der verschiedenen Behandlungsphasen.

• angebot eines persönlich abge-stimmten medizinischen und pfl ege-rischen Gesamtkonzeptes unter Einbeziehung der sozialen und psychi schen lebenssituation.

• Persönliche Beratung, die den medi-zinischen und pfl egerischen Bereich umfasst.

um die Patienten in den verschiede-nen Phasen der Behandlung ihrer Krankheit bestmöglich zu unterstüt-zen, arbeiten die zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz eng mit der stadtmission Chemnitz e. V. und der aDMEDia reha GmbH zusammen. Wenn der Patient es wünscht, können schon im Krankenhaus die notwendi-

gen schritte für die zeit danach ein-geleitet werden. Der sozialdienst und die Überleitungsschwester der stadt-mission Chemnitz kommen zu den Pa-tienten ans Bett, um Pfl egemaßnah-men mit ihnen abzustimmen und es kann durch die unterstützung der dia-konischen Einrichtungen der stadt-mission Chemnitz ein auf die Patien-ten persönlich abgestimmtes Gesamt -konzept angeboten werden, in dem die soziale und psychische lebens-situation berücksichtigt ist.Die stadtmission Chemnitz ist träger von vier altenheimen sowie zwei sozi-alstationen in Chemnitz und Kemtau, die die häusliche Krankenpfl ege eben-so übernehmen wie die hauswirtschaft-liche Versorgung. Mit der Mobilen Be-hindertenhilfe bietet die stadtmission zudem einen Behin derten fahrdienst und eine individuelle schwerstbehin-dertenbetreuung in ihrem eigenen Wohnraum an. Darüber hinaus können selbstverständlich alle weiteren ange-bote der stadtmission genutzt werden, wie Betreutes Wohnen, die Hausnot-rufzentrale, Essen auf rädern, telefon-seelsorge, lebens- und suchtberatung.

Mit aDMEDia haben die zeisigwald-kliniken Bethanien Chemnitz einen er-fahrenen Partner für die verschiedenen ambulanten therapiemöglichkeiten nach der Entlassung, vor allem im Be-reich der ambulanten rehabilitation. Physiotherapie und Ergotherapie run-den das ambulante angebot ab. Des Weiteren können zahlreiche Präven-tionsmöglichkeiten wie aqua-Fitness, nordic-Walking, rückenschule, Ernäh-rungsberatung, Entspannungs- sowie Herz-Kreislauf-training zur sportlichen Bewegung und aktiven Entspannung genutzt werden. Eine Vielzahl dieser Kurse wird von den meisten Kostenträ-gern mit bezuschusst. Herzgruppen bieten ihnen die Möglichkeit, in einem geschützten rahmen sport zu treiben und wichtige schritte auf dem Weg zur rehabilitation zu gehen.alle Einrichtungen haben sich mit einem Kooperationsvertrag bereits 2005 zur zusammenarbeit verstän-digt, damit den Patienten der drei Einrichtungen ein umfassendes netz-werk für die Betreuung und Versor-gung zur Verfügung steht.

Frank Eibisch

Drei starke Partner: Das Pfl egenetz Chemnitz

EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wort Helfen und Heilen

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2222 Helfen und Heilen EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wort

iMPrEssuM FÜr DiEsE EinHEFtunGHerausgeber: Evangelisch-methodistische Diakoniewerke (EmD) • Redaktion für diese Ausgabe: sonja Mengering, aGaPlEsion Bethesda Krankenhaus Wuppertal/stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kontakt: Bethesda Krankenhaus Wuppertal gemeinnützige GmbH, Hainstraße 35, 42109 Wuppertal, telefon 0202 2902977, E-Mail: [email protected] • Fotos: fotolia/aGaPlEsion

1. Kirche am Krankenhausin Bethanien Hamburg gibt es im Dia-koniewerk eine Gemeinde mit Gottes-diensten und abendgottesdiensten, einem schwesternchor, Bibelstunden, Konzerten, Festen und Kleingruppen. alle zwei Wochen wird durch die Kran-kenhausseelsorge ein »Patientengruß« verfasst und durch schwestern im Krankenhaus verteilt. Die Patienten werden so regelmäßig zu den Veran-staltungen eingeladen. Hier kommt also die Kirche – mindestens eine Ge-meinde – dem Krankenhaus ganz nahe.

2. Gemeindegottesdienst in der Altenpfl egeeinrichtung in Bethanien Heidelberg wird jährlich ein Gottesdienst der nachbargemein-den im Krankenhaus oder in einer der altenpfl egeeinrichtungen gehalten, für den die Krankenhausseelsorgerin verantwortlich ist. im Gottesdienst wirken Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter der Einrichtungen mit. an-schließend gibt es aktuelle informa-tionen über die Veränderungen und Planungen im Krankenhaus und in den altenpfl egeeinrichtungen. Beim gemeinsamen Mittagessen werden Kontakte geknüpft oder gepfl egt.

3. Mitarbeit im Krankenhausoft sind es die seelsorgerinnen und seelsorger, die Gruppen oder Einzelne aus den Gemeinden zum Dienst in die Einrichtungen einladen. Chöre oder Musikgruppen gestalten die Festzei-ten des Kirchenjahres mit. Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter aus den Ge-meinden kommen regelmäßig als Grüne Damen und Herren ins Haus. sie backen gemeinsam Kuchen und regen zu aktivitäten an. Einzelne ehren-amtliche Mitarbeitende haben sich zu seelsorgehelferinnen und -helfern ausbilden lassen und kommen regel-mäßig zu Besuchsdiensten.

Brückenschlag

Ein Krankenhausaufent-halt ist für die meisten Menschen glücklicherwei-se kein alltägliches Er-eignis und wirft bei den Betroffenen im Vorfeld viele unterschiedliche Fragen auf. Dabei geht es nicht nur um wertvolle informationen zur bes-ten Behandlungsmetho-de sowie Wissenswertes zu allgemeinen medizi-nischen themen, son-dern auch die verschie-denen Möglichkeiten der

nachsorge sind in diesem zusammen-hang von Belang.um Patienten, Besucher und interes-senten auf ihrem Weg zu beraten und zu unterstützen, hat das agaplesion

Bethesda Krankenhaus Wuppertal be-reits im Jahr 2000 als erste Einrich-tung im Bergischen land das »Bethes-da-Programm« ins leben gerufen: Das Bethesda-Programm soll sowohl um-fassend und verständlich über alle Hintergründe einer Erkrankung und die in Frage kommenden Behand-lungsmöglichkeiten aufklären, als auch im rahmen verschiedener Bethesda-Fit-Veranstaltungen und reha-sport-Kurse die ehemaligen Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt nicht al-leine mit ihren sorgen zurücklassen.in diesem Jahr feiert das Bethesda-Programm ein besonderes Jubiläum: seit nunmehr zehn Jahren strömen jährlich etwa 1500 Besucher in die Cafeteria oder die Kapelle des Wup-pertaler Krankenhauses, um von die-sem in der stadt damals einmaligen

angebot zu profi tieren. Ganz gleich, ob es dabei um Hüft- und Kniegelenk-schmerzen im alter, Geburtsvorberei-tung, lungensport oder das vieldisku-tierte thema Patientenverfügung geht, die Experten des agaplesion Bethesda Krankenhauses Wuppertal stehen den zuhörern rede und antwort. Erst wenn auch die letzte Frage gestellt und be-antwortet ist, »wird das licht ge-löscht«. Denn der intensive Dialog im rahmen von Vorträgen unterstützt Betroffene bei der Entscheidung für eine bestimmte therapiemöglichkeit und das vielfältige sport- und reha-angebot begleitet die ehemaligen Pa-tienten auf ihrem weiteren Weg.Ein unverwechselbares Konzept, das seit der initiierung mit sicherheit nicht nur in Wuppertal auf reges inte-resse gestoßen ist. Sonja Mengering

Bei Krankheit rundum informiert: Das Bethesda-Programm

Können die seelsorgerinnen und seelsorger eine neue Brücke zwischen den Einrichtungen der Diakoniewerke und den benachbarten Gemeinden schlagen? Wie können die Gemeinden eine Brücke in die Einrichtungen schlagen?Es gibt positive Beispiele, aber es gibt auch noch viel Entwicklungspotential.

Drei positive Beispiele von vielen. aber es gibt noch viel Entwicklungspotential. Die Bemühung um ein stärkeres Miteinander wäre für beide seiten ein Gewinn. Karsten W. Mohr

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21Meine Meinung :::

Sarrazin und wir

Migranten, früher auch »Ausländer« genannt, sind in der Schule schlechter, haben mehr und dümmere Kinder und wollen sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren. In Kürze könnte man so die thesen, die der Bundes-bankvorstand thilo Sarrazin in jüngster zeit verbreitet hat, zusammenfassen. Die Entrüs-tung war groß: talkrunden wurden zusam-mengetrommelt, die Medien stürzten sich auf jeden, der einen Satz dazu sagen sollte oder wollte. Es war wie so oft in unserer Mediengesellschaft: Die Debatte war kurz, aber hoch emotional. und wirkunglos.

Das ist traurig und hilft niemanden – außer vielleicht dem Absatz des Buches von thilo Sarrazin. Aber Krawall machen ist in. Auch deshalb werden moderate Stimmen nicht gehört. Dabei gibt es sie – etwa das »Gemein-same Wort der Kirchen zu den Herausforde-rungen durch Migration und Flucht« aus dem Jahr 1997. Dort heißt es: »In der Kirche kann es keine ›Ausländer‹ geben, denn alle sind eins in christus.«

Nur auf dieser Grundlage können, ja sollten wir darüber diskutieren, wie Integration in Deutschland gelingen kann. Aufgeregte öffentliche Diskussionen helfen da nicht, nötig ist der Dialog von Mensch zu Mensch. Warum sprechen wir ausländische Mitbürger nicht einfach an, wenn wir Fragen an sie haben? Was hält uns davon ab, in Vereinen und Initiativen vor ort mit Menschen aus anderen ländern und Kulturen zusammen-zukommen? Warum sind unsere Kirchen für christen aus anderen Kulturen und ländern oft nicht anziehend?Integration ist natürlich eine Aufgabe derer, die in unser land kommen. Aber wer fordert, muss auch fördern.

VolKER KIEMlE ist Redaktionsleiter des »unterwegs«.

Er lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

WiderwortTilman Jens: Vatermord. Wider einen Generalverdacht Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2010, fest gebunden mit Schutzumschlag, 17,95 Euro. ISBN: 978-3-579-06870-1

Als Tilman Jens vor gut einem Jahr sein Buch »De-menz« über die Krankheit seines berühmten Vaters Walter Jens veröffentlicht hatte, löste dies in den deut-schen Feuilletons einen Sturm aus. »Abrechnung mit

dem Vater«, »Böser Abschied von einem bösen Vater«, titelten sie. Vorgeworfen wurde ihm auch, er habe seinen Vater »leben-dig begraben«. Das konnte der so heftig Gescholtene nicht auf sich beruhen lassen. Aber er unternahm keine juristischen Schrit-te, sondern verwendete das Mittel, das ihm als Journalisten am ehesten zu Gebote steht: das Wort. Sein Buch greift die Anschul-digungen auf und entlarvt sie nach meiner Überzeugung weit-gehend als heuchlerisches Unterfangen. Jens holt dabei weit aus. Er macht sich auf eine Spurensuche zum Thema Vatermord und Ödipus-Komplex. Sie führt ihn in die Mythologien und Dramen der Antike, auch ins Alte Testament, dann in die Literatur der Neuzeit – auch in das berühmter Persönlichkeiten. Das ist span-nend und lehrreich auch über den hier im Mittelpunkt stehen-den Fall hinaus. Natürlich hat das Buch auch selbstrechtferti-genden Charakter. Aber es ist viel mehr als das und ein Lehr-stück darüber, was geschehen kann, wenn jemand öffentlich ein Tabu bricht. Es hat meines Erachtens gezeigt, dass unsere Gesell-schaft offenbar Tabubrüche braucht, um offen und ehrlich mit den Menschen und dem, was ihnen im Leben widerfahren kann, umgehen zu können. Hartmut Handt

religionenMircea Eliade/Ioan P. Culianu: Handbuch der ReligionenVerlag der Weltreligionen, Berlin 2010, 432 Seiten, Paperback, 16 Euro. ISBN: 978-3-458-72014-0

Das Buch stellt auf meist knappe Weise die einzelnen Religionen, zum Teil auch in ihrer Entwicklung und Ver-änderung, dar. Die Darstellungen sind sehr unterschied-lich lang und reichen von drei bis 25 Seiten (Christen-

tum). Hilfreich sind die Literaturhinweise – weit überwiegend auf deutschsprachige Bücher, leider allerdings nur bis zum Er-scheinungsjahr 1990. Ein sehr umfangreiches Personen- und Sachregister und ein ausführliches Inhaltsverzeichnis erhöhen die praktische Verwendbarkeit des Buches. Ein besonderes Inte-resse der Verfasser besteht darin, die »Systeme« der einzelnen Religionen aufzuspüren. Herausgekommen ist ein Handbuch, das gut lesbar in die religiösen Vorstellungswelten der Menschen von frühester Zeit bis heute einführt und dabei den Blick über die Weltreligionen hinaus auch auf Naturreligionen und religiö-se Kulte aller Zeiten und Erdteile ausweitet. Hartmut Handt

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