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Untersuchungen zu fremdsprachenleistung und Schülerpersönlichkeit

Date post: 27-Dec-2016
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Gisela Jelinek und Gudrun Schelbner-Herzi ~ Untersuchungen zu Fremdsprachenlei- stung und SchUlerpers~nlichkeit summar~ InvestigatiQns into Foreign Language Skills and Pupil Personality 112 secondary school pupils of ca 15 years of age, who had received five years of English instruction, were given three standardised commercial tests to measure personality: the social motivation test (SMT 4-9), the personality-interests- test (PIT) and the intelligence-structure-test (IST). The foreign language achievements of the pupils Invocabulary and grammar were measured by an informal, textbook-lndependent test developed for the purpose. A rank-correlation statis- ticalanalysis indicated the connection between Indlvidual personality variables and the said English skills. To deter- mine this connection more accurately, partial rank-correla- tions were made. It was then shown in matrixform which personality variables were related to which skills. Achieve- ment in the area of vocabulary is related to the variables self-criticism, combinatory skill and the global Intelligence raw score; for grammar, group dependence, sociallntercourse in business and trade, combinatory skill and linguistic abstraction skill. Im Bereich des Fremdsprachenunterrichts llegen Beltr~ge zu der Frage vor, welche Faktoren beim Spracherwerbsprozess relevant werden und die Fremdsprachenleistung beelnflussen kOnnen. Verh~ltnism~ssig wenige Arbeiten beschaftigen sich mit psycholog~schen Aspekten im Fremdsprachenunterricht / 2, 3, 6, 8, 9, 17 /. Im allgemeinen finden die PersSnlichkeits- merkmale a~Inzelner SchUler in der Sprachlehrforschung nur wenig BerUcksichtlgung. Wir versuchten, solche individnellen SchUlermerkmale zu identlfizieren, die sich auf Leistungen in der Fremdsprache Englisch auswlrken k~nnen. Konkret untersuchten wlr Bezlehungen zwischen PersSnlich- keitsmerkmalen und Fremdsprachenleistung bei 15-j~hrigen RealschMlern, die Englisch als erste Fremdsprache lernten. Die zugrundeliegenden Daten wurden im Rahmen yon Studlenab- schlussarbeiten erhoben / Ii, 22 /. Testmaterlal und VersuchsdurchfUhrun~ !m Schuljahr 1975/76 wurden in fUnf 9.Realschulklassen in MUnster, Greven und Roxel in Westfalen mlt 112 SchUlern bel- derlel Geschlechts zur Erfassung der PersSnlichkeit drel
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Gisela Jelinek und Gudrun Schelbner-Herzi ~

Untersuchungen zu Fremdsprachen le i - stung und S c h U l e r p e r s ~ n l i c h k e i t

summar~

InvestigatiQns into Foreign Language Skills and Pupil Personality

112 secondary school pupils of ca 15 years of age, who had received five years of English instruction, were given three standardised commercial tests to measure personality: the social motivation test (SMT 4-9), the personality-interests- test (PIT) and the intelligence-structure-test (IST). The foreign language achievements of the pupils Invocabulary and grammar were measured by an informal, textbook-lndependent test developed for the purpose. A rank-correlation statis- ticalanalysis indicated the connection between Indlvidual personality variables and the said English skills. To deter- mine this connection more accurately, partial rank-correla- tions were made. It was then shown in matrixform which personality variables were related to which skills. Achieve- ment in the area of vocabulary is related to the variables self-criticism, combinatory skill and the global Intelligence raw score; for grammar, group dependence, sociallntercourse in business and trade, combinatory skill and linguistic abstraction skill.

Im Bereich des Fremdsprachenunterrichts llegen Beltr~ge zu der Frage vor, welche Faktoren beim Spracherwerbsprozess relevant werden und die Fremdsprachenleistung beelnflussen kOnnen. Verh~ltnism~ssig wenige Arbeiten beschaftigen sich mit psycholog~schen Aspekten im Fremdsprachenunterricht / 2, 3, 6, 8, 9, 17 /. Im allgemeinen finden die PersSnlichkeits- merkmale a~Inzelner SchUler in der Sprachlehrforschung nur wenig BerUcksichtlgung. Wir versuchten, solche individnellen SchUlermerkmale zu identlfizieren, die sich auf Leistungen in der Fremdsprache Englisch auswlrken k~nnen.

Konkret untersuchten wlr Bezlehungen zwischen PersSnlich- keitsmerkmalen und Fremdsprachenleistung bei 15-j~hrigen RealschMlern, die Englisch als erste Fremdsprache lernten. Die zugrundeliegenden Daten wurden im Rahmen yon Studlenab- schlussarbeiten erhoben / Ii, 22 /.

Testmaterlal und VersuchsdurchfUhrun~

!m Schuljahr 1975/76 wurden in fUnf 9.Realschulklassen in MUnster, Greven und Roxel in Westfalen mlt 112 SchUlern bel- derlel Geschlechts zur Erfassung der PersSnlichkeit drel

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kommerzlelle standardlslerte Teste durchgefUhrt: der PersSn- llchkeits- und Interessentest (PIT) / 14 /, der Sozlale Motivatlonstest (SMT) / 15 / und der Intelllgenz-Struktur- Test (IST) / 1 /.

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In den oberen drei Randzeilen des Bildes 1 slnd die PIT-, IST- und SMT-Unterteste aufgezelgt. Im folgenden sollen nur die Unterteste nMher betrachtet werden, in deren Spalte auf B-i-[d I slch elne unterstrlchene Zahl befindet. FUr die anderen m~ge die SpaltenUberschrlft genUgen.

Der obere Tell des Bildes I zeigt den Pers~nlichkeltstell des PIT; er glledert slch in 18 Unterteste, die als neun blpolare Kategorlen zu beschrelben slnd. Eine Unterstrel- chung flndet slch nur in der Spalte fur .Selbstkrltlk". Dieser Untertest testet die FAhlgkeit des Probanden, bel vor- handener Bereltschaft krltlsche Aussagen zu seinem elgenen Verhalten zu machen.

Der mlttlere Tell des Bildes I zelgt den Intereesentell des PIT; er besteht aus zehn Untertesten. Drel Unterteste zelgen hler unterstrlchene Werte. Der Untertest .Vorliebe fur Stadtleben" fragt, ob der Proband selnen Beruf lleber in der Stadt als auf dem Land ausUben m6chtel der Unter- test .Verrechnung, Verwaltung" betrlfft das Interesse an TMtigkeiten wle Organisatlon, Buchhaltung, KartelfUhrung, Verwaltung und Kanzlelarbeit. Belm .Umgang mlt Menschen in Gesch~ft" stehen TMtlgkelten wle Kundendlenst, pers(Sn- licher GeschMftsverkehr, FUhren von Verhandlungen Im Mittel- punkt des Interesses.

Im llnken unteren Tell yon Bild I wlrd der IST gezeigt. Die- ser Ist ein Intelllgenztest im traditlonellen Sinn, der vet- bale, numerlsche, Urteils- und GedAchtnisleistungen prUft. Vier seiner zehn Unterteste erweisen slch fur unsere Unter- suchung als bedeutungsvoll (unterstrlchen). Mit der Aufga- bengruppe .Analoglen" sollen KombinatlonsfMhigkeit, Beweg- lichkelt und UmstellfMhlgkelt im Denken, Erfassen und ~ber- tragen von Bezlehungen, Klarheit und Folgerlchtlgkelt Im Denken und Widerstand gegen UngefMhrlSsungen untersucht wer- den. Der Verfasser des Testes hMIt diese FMhigkelt fur die vielleicht bedeutsamste Voraussetzung fur wissenschaftliche Studlen / 1 /. Der Untertest .Gemeinsamkeiten" erfasst sprachllche AbstraktionsfMhigkeit, Begriffsbildung und sprach- 1oglsche% Denken. Der Untertest ,,WUrfelaufgaben" misst fol- gende kognltlven FMhig~elten: rMumliches vorstellen KSnnen, technlsch-konstruktive Komponenten; analytlsche Momente kSnnen beteillgt seln.

Der rechte untere Tell des Bildes 1 zelgt den SMT; er gibt Aufschluss 0ber fUnf Motiv- und Wertgruppen, die das soziale Wertbewusstsein der Probanden dlfferenzleren. Davon ist fur unsere Untersuchung nur die gruppenabhMngige Motivations- form interessant (unterstrichen). Ein SchUler, der derartig motlvlert ist, verinnerlicht Normen und Werte einer Gruppe Gleichberechtigter / 14 /.

Diese drel Teste, PIT, IST und SMT, dienten uns als PrMdlk- torteste / 10 /. Ein weiterer Test wurde als Kriterlum be- n6tigt / 10 /. Er war yon uns als informeller En~lischlei-

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stungstest entwickelt und erprobt worden, der Thiele-Jellnek- Test f~r 9.Realschulklaesen, abgekUrzt mit TJET-gR /22 /. Er besteht aus fUnf Untertesten, zwel davon, "Vocabulary" und "Grammar" erschelnen in den llnken Randspalten von Bild 1. Uber die drei Unterteste "Pronunciation", "Listening Comprehension" und "Reading Comprehension" wird an anderer Stelle berlchtet /21, 23 /. Der geeamte TJET-gR besteht aus 80 Mehrfach-Wahl-Aufgaben, 40 davon fallen auf die belden hler erschelnenden Unterteste. Der Reliabilltmteko- efflzient, nach der Testhalblerungsmethode berechnet, let

- 0,841 der Standardmessfehler betrMgt 4,55 Rohpunkte. ~ Konstruktlon der Aufgaben erfolgte Lernzlelengem~ss, die an hand Yon drel Realschullehrwerken / 19, 20, 24 / analyslert worden waren. Die Inhaltllche validitat ist durch UberprUfung dee Inhalte jeder einzelnen Aufgabe geslchert.

Der Untertest "vocabulary" soll elnen a11gemelnen ~berblIck Uber:dieengl~schen Vokabelkenntnlsee der SchUler ermltteln. Der Untertest"Gramaar" dlent der Erfaesung dee passlven englischen Granu~tlkwleeensp die verechledenen Probleme, dle kontrastlv zur Muttersprache au~gewlhlt mind, entstamRmn den genannten LehrbUchern.

Da die Unterteste, die im Bild 1 aufgefUhrt elnd, SchUlermerk- male messen, let es m~glich, durch Korrelationen Bezlehungen zwlechen dlesen Merkmalen herzustellen. Einen Untertest fQr eln Pers~nllchkeltsmerkmal faesen wir ale Pr~dlktor, einen Untertest fur ein Fremdeprachenlelstungsmerkma~ ale Krite- rlum auf / 10 /. FUr jedes aus PrAdiktor und Kriterium bestehende Paar berechneten wlr einen Rangkorrelatlonsko- effizienten nach Spearman / 13 /.

Ergebnisse, r s

Das Ergebnls der Berechnungen zeigt Bild i. Die Korrelatlons- werte slnd mlt r e bezeichnet und finden sich fur jedes Paar Im Kreuzungsfeld der betreffenden PrMdiktorspalte und Krlte- rlumezeile. Hinsichtlich mathematlscher und interpretatlver Fragen verwelsen wlr auf die statlstlsche Literatur / 7, 13 / Zur Interpretation der Werte entschieden wlr uns fur dam zwelseltlge Slgniflkanznlveau 2 ~ 0,05, d.h. in all den FMllen, in denen der unter r stehende Zahlenwert 2 ~ glelch oder kleiner als 0,05 Ist, s~ll eln signifikanter Zusammen- hang zwlschen PrMdlktor und Kriterium vorllegen. Mit anderen Worten, das Merkmal des in der oberen Randzeile stehenden Untertestes sagt das Merkmal des In der llnken Randspalte stehenden Untertestes voraus, wenn Im Kreuzungsfeld der betreffenden Spalte und Zeile ein unterstrlchener Weft r s steht.

Vorhersa~e der Fremds~rachenlelstun@

Aus Bild I IMsst slch folgendes ablesen: Wortschatz wlrd yon acht Untertesten vorhergesagt. Einer gehSrt zum PersSn-

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lichkeltsteil, drel zum Interessentell des PIT und vler geh~ren zum IST. Soziale Motivlerungsformen beeinflussen den Wortschatz offensichtlich nicht. Die negative Korrela- tlon zwischen .Selbstkrltik" und "Vocabulary" aagt aus, in je grSsserem Masse Testpersonen berelt sind, kritlsche Aussagen zum eigenen Verhalten zu machen, desto schlechter ist ihre erbrachte Wortschatzleistung.

Die Minuskorrelatlon zwischen dam Interessenmerkmal .Stadt- leben" und "Vocabulary" lasst darauf schllessen, dass an einem Leben in der Stadt interesslerte Probanden eine schlechtere Wortschatzleistung erbringen. Ein Interesse an .Verrechnung, Verwaltung" wlrkt sich ebenfalla negativ auf den Wortschatz aus. Probanden, die sich fUr Tatigkeiten wle Buchhaltung, KarteifUhrung, Verwaltung und Kanzlelarbeit interessleren, halten elne Fremdsprache fur den Einsatz auf dlesem Gebiet wahrscheinlich nlcht fur notwendlg.

Daa Interesse am .Umgang mlt Menschen in Geschaft" beinhaltet ahnliche Aufgabenbereiche. A~ch diese Interesaendimenslon hat einen negativen Einfluss auf die Wortschatzlelatung. Tatlgkei~en wle Kundendienst, persOnlicher GeschAftsverkehr, FUhren von Verhandlungen usw. warden anscheinend nicht yon der Beherrschung einer Fremdsprache abh~ngig gemacht.

ZunAchst waist der Gesamtrohwert des IST darauf ~in, dass Intelllgenz die Wortschatzleistung voraussagt. Dieser Wart l~sst allerdlngs keine spezifischen Aussagen zu. Drel Unter- teste geben Aufschluss Uber Fahlgkelten, die den Wortschatz beaonders begUnstlgen: 1. Die Aufgabengruppe .Analoglen=, die Komblnationsf~hlgkelt, Bewegllchkeit und UmstellfAhigkelt im Denken und das Erfassen und ~bertragen yon Beziehungen tester. Die an zweiter Stelle die Leistung im englischen Wortschatz begUnstigenden Funktionen des Untertestes .Gemeln- samkelten" sind sprachliche Abstraktlonsf~higkelt, Begrlffs- bildung und sprachlogisches Denken. Beim Erlernen des fremd- sprachlichen Wortschatzes geht es grunds~tzllch um zwei Typen von Lernprozessen: um das Erlernen neuer Bedeutungen (Begriffe), und um das Erlernen yon Assozlationen, die dlese Bec~eutungen mit dem zugehSrigen Lautsymbol verbinden. Die Auspr~gung der Intelligenzfunktionen der Aufgabengrupoen .Analoglen" und .Gemelnsamkeiten" k~nnte Voraussetzung fur den Erfolg dleser Lernprozesse sein. Besltzt ein SchUler sprachllche Abstraktions- un~ Kombinationsf~higkelt, istes ihmwahrschelnlich auch mOglich, neue Bedeutungen und Be- grlffe zu lernen und dlese mlt den Lautformen zu verbinden. An dritter Stelle wlrd der Wortschatz vom Untertest .WUrfel- aufgaben" vorhergesagt. Dieser repr~sentlert r~umllches vor- stellen KOnnen, technisch-konstruktive Komponenten und ana- lytlsche Momente. Die Bezlehung ist eine negative, d.h. Je ausgepragter diese F~hlgkeiten slnd, umso schlechter ist die Wortschatzleistung. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu anderen Untersuchungen / 4 /, denen zufolge das raumliche Denken fur elne Uberdurchschnittliche verbale Begabung verant wortlich sein kann.

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Grammatik. Hier taucht eln neuer PrAdlktor-Test auf. Die .Gruppenabhanglgkeit" sagt Grammatiklelstung voraus. Diese Motlvat!onsform Ist folgendermassen deflnlert: Das Verhalten orlentlert slch an Normen und Werten elner Gruppe, der die Person als glelchberechtlgtes Mitglled angehSrt. Die Person versucht dutch lhr Handeln, den Erwartungen der anderen Gruppenmitglleder zu entsprechen / 15 /. MSgllcherweise zAhlen gute Lelstungen zu den Normen und Werten der getesteten Probandengruppe. Grammatiklelstung schelnt dabel besonders hoch bewertet zu werden.

FUnf weitere Unterteste stehen in Bezlehung zur Grammatlk- leistung. Drei gehSren zum Interessenteil des PIT und sind identischmlt denen, die Wortschatz vorhersagen. Bei den Intelligenzuntertesten liegen zwel signlflkante Korrelationen vor. Beide waren auch an der Vorhersage der Wortschatzleistung beteillgt.

Im Unterschied zumWortschatz linden wlr keine signiflkanten Korrelationen zwischen den Untertesten .WUrfelaufgaben" und "grammar" sowie .Gesamtrohwert" und "grammarY. Somlt Bewlrken nur bestimmte sprachliche Ferti~eiten eine besondere Lel- stung in Grammatik.

Prazisierung deE Vorhersa~e~

Bel deE Betrachtung des Bildes 1 kann man feststellen, dass nlcht nur eln Zusammenhang zwischen .Verrechnung, Verwaltung" und "Vocabulary" besteht, sondern ein ebensolcher zwlschen .Umgang mit Menschen in GeschAft" und "Vocabulary". In der Zeile darunter gilt das gleiche fur die Beziehung mit "Gram- mar".

Hier stellt slch folgendes Problem: Ist an dem Zustandekom- men der Beziehung zwischen .verrechnung, Verwaltung" und "Vo- cabulary" mSgllcherwelse der Zusanunenhang zwischen .Umgang mit Menschen in GeschAft" und Untertest "Vocabulary" betei- llgt? Bleibt die Vorhersage deE Wortschaztleistung durch das Merkmal Interesse an Berufen in .Verrechnung, Verwaltung" welter bestehen, wenn man dleser Korrelation denjenigenAn- teal entzieht, den sie mit der Beziehung .Umgang mit Men- schen in GeschMft" und "Vocabulary"gemelnsam hat?

Es kommt oft vor, dass die Korrelation zweier Faktoren dutch weitere Merkmale beeinflusst wlrd. Dann bestlmmen nicht nut zwel, sondern mehrere Variablen die Beziehung. In solchen Fallen ist es wUnschenswert, eine der intervenierenden Varlab- len auszuschalten, um die Bildung von Korrelatlonsartefakten zu verhlndern und um die Untersuchungsergebnlsse zu prMzisie- ten und zu sichern / 16 /.

Unser verwendetes Verfahren gibt vor, dass Immer drei Variab- le betrachtet werden, und zwar zwei Pr~diktorunterteste und ein Krlteriumstest, wobei dutch einen Rechenvorgang jeweils

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der m6glicherwelse zur Abhanglgkelt beltragende Einfluss des elnen der belden Pradlktorteste ausgeschlossen wird.

Die Auswertung wurde nach dem Verfahren der partlellen Rang- korrelatlon nach Johnson durchgefUhrt, die deflnlert werden kann als Korrelation zwlschen zwel Varlablen, wenn alle anderen konstant gehalten werden / 12, 13 /.

Zunachst mussten die Rohwerte der beiden Pradiktorteste und des Kriteriumstestes in Rangrelhen gebracht werden. Die Range der SChUler in je zwel Pradiktortesten (PIT, IST, SMT) werden mit x und z Uberschrieben, die des Kriteriumstests (TJET -9R) mlt y. Nun wlrd jeder elnzelne SchUler mlt Hilfe von vier Relationen zwischen den Rangwerten x, y, z in elne y o n vier Klaseen miner Vierfeldertafel elngeordnet. Bild 2 zelgt, wie diese Tafel definlert ist. z erschelnt vlermal und bezeichnet die RAnge der SchUler in einemder beiden PrMdlktorteste, und zwar in dem auszuschliessenden. Ist der Rangwert y elnes Probanden gr~sser als z und seln Rangwert x ebenfalls grSsser als z, so ~ehSrt er zur Klasse a! Ist sein y-Rang kleiner als seln z-Rang, dann zahlt er zur Klasse b, usw. Hat ein SchUler in x und z gleiche Rangpl~tze, Ist er nicht zu klassiflzleren und entfMllt.

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Bild 2

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Auf dlese Welse ergeben slch die Frequenzen fur die Vier- feldertafel. N bezeiohnet die GrSsse der Stichprobe.

Die H~he der partiellen Rangkorrelatlon nach Johnson wlrd dutch elne Masszahl angegeben, d/e zwischen -i u n d +I llegt und mit Phi beselchnet wlrd. Bild 2 zelgtdle Formel. Die Buchstaben a, b, ¢ und d haben die glelohe Bedeutung wle in der Vierfeldertafel. Phi bedeutet~ Zahlenwert des Rang- korrelationskoefflzlente~Ylllschen dem Untertest x und dem Untertest y unter Ausschluss yon z / 12 /.

Aus Bild 1 geht hervor, dass die Wortschatzleistung mlt den PersSnllchkeitsmerkmalen acht statlstlsch gesicherte Zusammen- hAnge aufwelst. D.h. zu jedem blsherigen Koefflzientener- halten wlr sieben partielle, da man bei insgesamt acht Pradlk- tor-Untertesten jeweils elnen, insgesamt also sleben aus- schllessen kann. Analog ergeben slch aus den sechs Zusanuuen- h~[ngen der Grammatikleistung mit den PersSnllchkeltsvarlablen zu Jedem signlflkanten Koeffizlenten fUnf partlelle. Auch bier ist die Frage, ob eine solche partlelle Rangkorrelation sehr stark ist, d.h. elne Vorher~age macht, oder abet sehr schwachist und dantlt keine Vorh~rsage macht. Mathematisch pr~zlser helsst die Frage: welche partlellen Korrelatlonen slnd signlfikant von Null verschleden?

Um einen partiellen Rangkorrelationskoeffizienten auf dlese Welse zu prUfen, kann man bei ~ossen Stichproben (N ~ 30) den asymptotlschen VierfelderA" - Test anwenden / 13 /. Mit Hilfe einer statistischen Tabelle aus Clauss und Ebner / 7 / wurde das Signlflkanznlveau fur einen konkreten Phi-Wert er- mittelt. Wit legten eln Signlfikanznlveau von~4~ 0,05 fest. Eine solche Signifikanz sagt aus, dass die Vorhersage auch bel Entzug der zwelten PrHdlktorvarlablen welter besteht, d.h., dass dlese entzogene Variable nlcht wesentlich an der Vorhersage beteiligt Ist.

Interessant slnd demgegenUber dle nlcht signifikanten Werte, da sie aussagen, dass die ausgeschos~o~s~nen Merkmale wesent- lich an der Konstitulerung des dutch r s beschrlebenen Zusammen- bangs beteiligt slnd.

Die Ergebnlsse der Berechnungen llegen als Tabellen vor. Bild 3 Pradiktion des Wortschatzes! Bild 4: PrAdiktlon der Grammatik. Der partielle Korrelatlonskoeffizlent Ist mit bezelchnet; c~ glbt das einseltlg angenommene Signifikanznlveau an. Nicht signlflkante Werte sind unterstrichen.

Als Beispiel betrachten wlr in Bild 3 den Zusammenhang des Merkmals .Verrechnung, Verwaltung" mlt "Vocabulary". Dieser Zusammenhang Ist nach bild i slgnlflkant. Schliesst man abet die Merkmale .Selbstkrltlk", .Vorliebe fur Stadtleben", .Um- gang mit Menschen in GeschAft" und .Analoglen" aus, so brlcht die Korrelation zusanuuen. Folglich sind die genannten Merk- male wesentlich am ursprUnglicben Zusammenhang beteiligt.

Pre~k~on des Woe.sche~ea

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Bild 5

Bild 5 fasst die £Ur die Interpretatlon relevanten Ergebnisse der Bilder 3 und 4 zusa~uen: Ein Z in einem einzelnen Feld steht fur .Zusammenhang", ausgedrUckt durch einen signlfikan- ten Korrelatlonskoefflzlenten, r s. Ein negatives Vorzelchen vor dem Z glbt nach Bild 1 an, dass die Korrelation negatlv ist. Die kleinen arabiechen ~ahlen unter einem Z geben eine ~berslcht uber die Merkmale, dlenach dem Ergebnls der parti- ellen Korrelation am Zustandekommen der diskutlerten Zusanm~n- hAnge beteiligt sind. Die Mitbeteiligung ist dutch des Wort .mit" unter dem Z ausgedrUc-~-~. Die arabischen Ziffern beziehen sich auf die in der Randzeile genannten Pradiktorvariablen.

Struktur der im Fremdsprachenunterricht erfolgreichen SchUler- personlichkeit

E i n U b e r b l i c k U b e r B i l d 5 m a c h t d e u t l i e h , d a s s a n s i e b e n Zu - s a H m e n h a n g e n w e i t e r e V a r i a b l e n b e t e t l i g t s i n d . U n a n g e f o c h t e n b l e i b t d i e P r A d i k t i o n d e s t o t a l e n K o r r e l a t i o n s k o e f f i z i e n t e n e b e n f a l l s i n s i e b e n F # l l e n . V i e r B e z i e h u n g e n w e r d e n d u t c h eine weitere Variable mitbestimmt, ein Zusammenhang dutch zwei, und in zwei F~llen wurden vier Zusatzmerkmale ermittelt. Es handelt sich um sechs positive und um acht negative Zu- sammenh~nge. Der K~rze halber bezeichnen wlr die gegenUber Bild I in Bild 5 verbliebenen Pers~nllchkeits- und Interessen- merkmale mit arabischen Ziffern, die sich in der oberen Rand- zeile yon Bild 5 flnden.

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PersSnlichkelt und Interessen

Auf den ersten Bllck kann man feststellen, dass elne Variable mit Sicherheit nlcht IAnger Voraussagewert fur die Wort- schatz- und Grammatikleletung hat. Es handelt sich um die Variable 4, an deren Korrelation mlt "Vocabulary" und "Grammar" vier weitere Merkmale beteillgt eind. Einegeeicherte Vor- hersage machen weiterhin fur Wortschatz die Variable 2 und fur Grammatik die Variable Ii fur Grammatlk die Variable 5. Es handelt s!ch~bei den zuletzt genannten um eine negative Korrelation. Ein Interesse an T~tigkeiten wle Kundendlenst, persSnlicher GeschAftsverkehr und FUhren yon Verhandlungen geht mit einer schlechten Leistung Im Untertest Gralnatik einher. Testpersonen, die in den genannten Gebieten tAtig werden wollen, legen vermutlich kelnen grossen Wert auf die Beherrschung grAmmatlscher Strukturen. Ein die Grammatlklei- stung ebenfalls begUnstlgendes Pers@nlichkeitsmerkmal ist die Gruppenabhanglgkelt (Varlable 1). 8ber ein Ergebnie, das in eine ahnlIche Richtung geht, berichtet Cattell. Er stellte fest, dass SchUler, die sich'stark durch die eoziale UNwelt stlmulieren lassen, in der Schule relatlv gut zurecht komen IS~.

Die bier beschrlebene Variable I hat einen wesentlichen An- tell am Zustandekommen des Zusanmmnhangs .Vorllebe fur Stadt- leben" und "Gr~-mmr". Auch in bezug auf den Wortschatz hat die Variable 3 Voraussagewert nur zuaammen mlt den Varlablen 6 und 9. Im Gegensatz dazu steht das Merkmal .Selbstkrltik" mit der Wortschatzleistung in elnem elndeutig negatlven Zu- sammenhang. Testpersonen, die berelt sind, kritische Aussagen zum eigenen Verhalten zu machen, zeigen echlechtere Wortschatz- leistungen. Remplein zufolge stehen Selbstkrltik und Selbst- reflexion im Zusam~enhang mlt starkem Eigenwertsstreben. Dem- gegenUber ist schwaches Eigenwertstreben begleitet von mangeln- der Selbstkrltik und starker Nachaussengewandtheit / 18 /. Das Erlernen elner Fremdsprache steht slcherlich im Zusammen- hang mit dieser Nachaussengewandtheit. Lambert und Gardner fanden in ihrer Untersuohung, dace eln gewiemer Erkundungs- drang elnen posltiven Einfluss auf die Beherrschung bestlm~ter Fertlgkei~en einer Fremdsprache hat / 8 /. Folglich sind Personen mltstarkem Eigenwertastreben, verbunden mit Selbst- kritik und fehlender Nachaussengewandtheit, weniger motlviert, elne Fremdsprache zu lernen.

Wie wichtlg dieses Pers@nlichkeitsmerkmal fur die Wortschatz- leistung Ist, zeigt sich darln, dass es an zwel weiteren Zu- sammenhangen mitbeteillgt Istr An der Bezlehung .Verrechnung, Verwaltun~" (Varlable 4) und "Vocabulary" und am Zusammenhang .Umgang mit Menschen in Gesch~ft" (Variable 5) und "Vocabulary"

Intelli~enz

FUr gute Wortschatz- und Grammatlkleistung ist vor allem In- telligenz erforderlich. In bezug auf den Wortschatz verdeut-

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licht dies die Varlable 9, die ausserdem die Untertesi~ 7 und 8 mitbeeinflusst. Gute Wortschatzleistung erfordert mehr praktische Intelllgenz (6, 7}, die abstrahierende In- telllgenz (8) steht mit dem Wortschatz in negativem Zu- samilenhang und wird zudem yon a~Igemelner Intelligenz mitbe- elnflusst. HauptsAchlich wlrd die Leistung im Wortschatz yon sprachlich-theoretlsohen Begabungen, die dutch die Auf- gabengruppe .Analoglen" gemessen werden, gefSrdert. Diese Variable hat ausserdem einen entscheidenden Einfluss auf das Zustandekomlnen der Beziehung zwischen den Variablen 3 und 4 und dem Wortschatz.

Nut bestimmte sprachliche F~higkeiten beelnflussen die Gram- matiklelstung, die vom Gesamtlntelligenzrohwert unabhAngig Ist. Neben den .Analoglen" (6) sind auch die Funktionen der Aufgabengruppe .Gemelnsamkeiten" (7) fur die Grammatlklel- stung yon besonderer Wichtlgkeit.

Diese beiden Intelllgenzmerkmale beteiligen slch auch an dem Zustandekonunen yon Beziehungen zwischen PersSnlichkelts- merkmalen und Grammatiklelstung ~4).

Zusammenfassend zeigt sich die Tendenz, dass einzelne Per- sSnllchkeitsmerkmale fur die Vorhersage von Wortschatz- und Gra~luatlkleistung besonders domlnierend slnd, da sle wleder- holt konstitulerend beteiligt sind, selbst abet unangefochten bleiben. FUr die Wortschatzlelstung sind das die Varlablen .Selbstkrltik" (2), .Analogien" (6) und der Gesamtintelligenz- rohwert (9); fur die Grammatlkleistung die .GruppenabhAngig- keit" (1}, deE .Umgang mit Menschen in Gesch~ft: (5), .Ana- loglen" (6) und .Gemeinsamkeiten" (7).

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I5/

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SCHRIFTTuM

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P~dagoglsche Hochschule Westfalen-Lippe MUnster/Westf. Germany


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