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UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON HOCHWASSERVORSORGE … · Peter A.Schmidt, Dirk Wendel, Steffen...

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WALDBEHANDLUNG, WALDMEHRUNG UND AUENGESTALTUNG UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON HOCHWASSERVORSORGE UND NATURSCHUTZ IM OSTERZGEBIRGE
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Page 1: UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON HOCHWASSERVORSORGE … · Peter A.Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm 3.3. Die besondere naturschutzfachliche Bedeutung des Projektgebietes

WALDBEHANDLUNG, WALDMEHRUNGUND AUENGESTALTUNG

UNTER BERÜCKSICHTIGUNGVON HOCHWASSERVORSORGE UND NATURSCHUTZ

IM OSTERZGEBIRGE

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Autoren: Wolfram Böhme, Dietrich Butter, Maik Denner, Ingo Dittrich, Norman Döring, Dirk-Roger Eisenhauer, Denie Gerold, Jördis Gorogranz, Steffen Hilpert, Peter Kandler, Torsten Krüger,

Karl-Heinz Mayer, Albrecht Münch, Jana Planek, Torsten Roch, Peter A. Schmidt, Dorit Schröder, Sven Sonnemann, Andreas Wahren, Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm, Jöran Zocher

WALDBEHANDLUNG, WALDMEHRUNG UND AUENGESTALTUNG UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON HOCHWASSERVORSORGE UND NATURSCHUTZ

IM OSTERZGEBIRGE

Abschlussbericht zum DBU-Projekt: Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Behandlung

umweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges

Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm, Dirk-Roger Eisenhauer (Red.)

Projektträger: gefördert von:Projektbearbeiter:

Sächsisches Staatsministeriumfür Umwelt und Landwirtschaft (SMUL)Staatsbetrieb Sachsenforst

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 4Reinhard Stock

1. Vorbemerkung und Danksagung 5Hans-Jürgen Hardtke

2. Einleitung 6 2.1. Problemstellung und Ziele 6

Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm2.1.1. Problemstellung 62.1.2. Ziele des Projektes Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Behandlung umwelt- 8

geschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges2.2. Projektmanagement 10

Eckehard-G. Wilhelm, Peter A. Schmidt

3. Gebietskulisse 123.1. Naturräumliche und standortskundliche Charakterisierung des Projektgebietes 12

Maik Denner, Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm, Karl-Heinz Mayer3.2. Potenzielle natürliche Vegetation und aktuelle naturnahe Waldvegetation 21

Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm 3.3. Die besondere naturschutzfachliche Bedeutung des Projektgebietes 27

Maik Denner, Norman Döring, Eckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt3.4. Das Projektgebiet als Hochwasserentstehungs- und Hochwasserschadgebiet 32

Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm, Torsten Roch, Andreas Wahren

4. Ergebnisse 384.1. Waldumbau und Waldpflege 384.1.1. Baumartenverteilung und Eigentumsverhältnisse in den Wäldern des Projektgebietes 38

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert4.1.2. Mittel- bis langfristige Betriebsplanung 404.1.2.1. Grundsätze einer hochwasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbehandlung 40

im „Forstbetrieb Landesverein Sächsischer Heimatschutz“Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm

4.1.2.2. Waldentwicklungstypen als bestandesbezogenes Handlungskonzept 44Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold

4.1.2.3. Forsteinrichtung auf Flächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 54Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold

4.1.2.4. Vorbereitung eines Jagdkonzeptes für den Landesverein Sächsischer Heimatschutz 60im ProjektgebietPeter Kandler, Torsten Krüger

4.1.2.5. Überarbeitung der Forsteinrichtungsplanung im Landeswald 61Torsten Roch, Jöran Zocher

4.1.3. Maßnahmenumsetzung 634.1.3.1. Maßnahmenumsetzung auf Flächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 63

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Torsten Roch, Dietrich Butter4.1.3.2. Maßnahmenumsetzung außerhalb der Flächen des Landesvereins Sächsischer 69

HeimatschutzTorsten Roch, Jöran Zocher

4.1.4. Wissenschaftliche Begleitung zur Wirkungsanalyse – Untersuchungen auf Waldflächen 70 des Landesvereins Sächsischer HeimatschutzEckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Maik Denner, Peter A. Schmidt

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4.1.5. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt Waldumbau 844.2. Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung 884.2.1. Analyse der Ausgangssituation 88

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer4.2.2. Kriterienkatalog für Vorrang- und Ausschlussflächen der Waldmehrung 90

Jördis Gorogranz, Eckehard-G. Wilhelm4.2.3. Waldmehrungsplanung zum präventiven Schutz vor Hochwasser 98

im Hochwasserentstehungsgebiet der MüglitzJöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

4.2.4. Maßnahmenumsetzung 103Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

4.2.4.1. Waldmehrung 1034.2.4.2. Erfolgskontrolle und Erfolgssicherung in der Initialphase 1054.2.5. Wirkungsanalyse 1094.2.5.1. Quantifizierung der Wirkungen von Erstaufforstungen auf den Oberflächenabfluss 109

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer4.2.5.2. Vegetationskundliche und naturschutzfachliche Begleitung 114

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert4.2.6. Ausblick 118

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer4.2.7. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt Erstaufforstung 1184.3. Auenrenaturierung und -gestaltung 1214.3.1. Renaturierung von Fließgewässern und deren Auen als Beitrag zum vorbeugenden 121

Hochwasserschutz und NaturschutzEckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt

4.3.2. Offenbereiche in den Auen als Teil der natürlichen Dynamik 124Jana Planek, Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm

4.3.3. Hochwasserschadensbeseitigung und Renaturierung an der oberen Gottleuba 135Dorit Schröder, Wolfram Böhme

4.3.4. Veränderungen der Vegetation und Gewässerstruktur durch Maßnahmen 140zur Renaturierung an der oberen GottleubaEckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert

4.3.5. Maßnahmensteckbrief Renaturierung von Fließgewässern 144

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumartenzusammensetzung und Bestandes- 147struktur sowie der Waldbewirtschaftung auf das Abflussregime von Fluss-einzugsgebieten im Osterzgebirge Sven Sonnemann, Albrecht Münch, Ingo Dittrich, Dirk-Roger Eisenhauer

6. Schlussfolgerungen und Fazit 160Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

7. Literaturverzeichnis 165

Anlagen

Anlage 1: Karte der potenziellen natürlichen Vegetation im Projektgebiet nach 32Anlage 2: Karte der Schutzgebiete im Projektgebiet nach 32Anlage 3: Karte der Waldentwicklungstypen im Gebiet Oelsen nach 48Anlage 4: Verzeichnis der im Text enthaltenen Pflanzenarten mit forstlichen

Kürzeln für Baumarten 173Anlage 5: Projektträger und Kooperationspartner 175

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VORWORT

4 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Die Durchführung des Projekts „Hochwasserschutz-und naturschutzgerechte Behandlung umweltgeschä-digter Wälder und Offenlandbereiche der Durch-bruchstäler des Osterzgebirges“ verlief keineswegs ge-radlinig. Das Vorhaben begann Ende 2001. Im Fokuseines zunächst durchgeführten Vorprojekts standen dieimmissionsgeschädigten Nadelbaumforste, die imOsterzgebirge auf großer Fläche vorkommen, während naturnahe Wälder fast ausschließlich an steilen, häu-fig felsigen Lagen zu finden sind. In dem Projekt wur-de ein Konzept zur Überführung der Nadelbaumforstein strukturreiche Bergmischwälder erarbeitet. KonkreteMaßnahmen für eine waldbauliche Behandlung wur-den entwickelt. Eine beispielhafte Umsetzung dieserMaßnahmen sollte in einem anschließenden Haupt-projekt realisiert werden.

Die Hochwasserereignisse vom August 2002 mit ihrenverheerenden Schäden in verschiedenen Flussein-zugsgebieten Sachsens führten in der DeutschenBundesstiftung Umwelt zu intensiven Diskussionenüber geeignete Fördermaßnahmen zum Hochwasser-schutz. Höhepunkt dieser Diskussionen war das 20. Osnabrücker Umweltgespräch „Vorbeugender Hoch-wasserschutz“ im Oktober 2002. Ingenieure, Land-nutzer, Forscher und Fördermittelgeber diskutiertendie vielfältigen Handlungsbedarfe zur Stärkung desvorbeugenden Hochwasserschutzes. Als ein Thema kri-stallisierte sich heraus, die natürlichen Rückhalteme-chanismen in der Landschaft durch eine in RichtungHochwasserschutz optimierte Landnutzung zu stärken.

Für den Landesverein Sächsischer Heimatschutz alsAntragsteller bedeutete dies, die geplanten Waldum-baumaßnahmen auch unter Hochwassergesichts-punkten zu optimieren und darüber hinaus das beab-sichtigte Projekt um Wasserrückhaltemaßnahmen zuergänzen. Dies gelang u. a. durch Renaturierungs-maßnahmen von Fließgewässern zur Förderung der Eigendynamik und zur Schaffung und Sicherung vonRetentionsflächen.

Zwei weitere Förderprojekte der DBU in Sachsen ka-men hinzu, mit dem Ziel, Potenziale der Landschaft fürdie Wasserrückhaltung zu quantifizieren sowie Maß-nahmen und Methoden zu erarbeiten, um diese Po-tenziale auch unter Berücksichtigung von Natur-

schutzaspekten besser zu erschließen. Während imhier vorgelegten Projekt das Gebiet der Müglitz, Gott-leuba und Seidewitz im Mittelpunkt stand, ging es inden anderen Projekten um das Einzugsgebiet der Wei-ßeritz und der vereinigten Mulde, also Flussgebiete ver-schiedener sächsischer Naturräume unterschiedlicherGröße.

Nachdem die inhaltliche Umgestaltung des Vorhabensgelungen war, traten Probleme in der Finanzierung desVorhabens auf. Erst nach langen Verhandlungen undvielen Gesprächen konnten diese Probleme geklärt wer-den und das Projekt seine Arbeit aufnehmen.

Dass jetzt nach fast sieben Jahren intensiver Arbeit mitHöhen und Tiefen ein ausführlicher Bericht vorgelegtwerden kann, ist in erster Linie dem großen Engage-ment des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V.und dem Projektleiter, Prof. Dr. Peter A. Schmidt, vomInstitut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz derTU Dresden und seinen Mitarbeitern sowie der gelun-genen Kooperation mit dem Staatsbetrieb Sachsenforstzu verdanken. Ihnen gilt meine besondere Anerken-nung.

Als inhaltlich bedeutsam – und das gilt nicht nur fürdieses Vorhaben – ist herauszustellen, dass ökologi-sche Aufwertungen von Wäldern in der Regel mit einer Erhöhung des Wasserrückhaltepotenzials verbundensind. Das Gleiche gilt für eine Strukturanreicherungvon Offenland und für Boden schonende Bearbei-tungsverfahren in der Landwirtschaft, wie in den an-deren Vorhaben gezeigt werden konnte. Diese Syner-gien zwischen Naturschutz, vorbeugendem Hochwas-serschutz, Bodenschutz und Landschaftsästhetik giltes stärker als bisher im Sinne einer multifunktionalorientierten Landnutzung herauszustellen.

Dr. Reinhard StockDeutsche Bundesstiftung Umwelt

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1. VORBEMERKUNG UND DANKSAGUNG

Das Projektgebiet um Bad Gottleuba im Osterzgebirgeumfasst eine reizvolle Kulturlandschaft mit einer rei-chen Naturausstattung, die auch von nationalem Inter-esse ist.

Bereits in den 1920er Jahren des vergangenen Jahr-hunderts erwarb der Landesverein Sächsischer Hei-matschutz große Flächen in dieser strukturreichenLandschaft im Osterzgebirge mit dem Ziel, durch nach-haltige Bewirtschaftung die Vielzahl der Arten (Floraund Fauna) und die Struktur der bäuerlich geprägtenKulturlandschaft zu erhalten. Nach der Enteignung derFlächen des Landesvereins in den Jahren 1945–1949und der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nut-zung kam es zu einer Umnutzung mit großflächigenIntensivgrünlandflächen, Melioration von Feuchtbio-topen, Verrohrung der Oberläufe der Bäche und Be-seitigung von Hecken, Feldrainen und vielen Stein-rücken. Die zunehmenden Immissionsschäden in den1970er und 1980er Jahren führten zu flächenhaftemAbsterben bzw. der Vitalitätsminderung der reinenFichtenbestände. Die Forstwirtschaft versuchte, dieSchäden durch Einbringen von fremdländischen, rauch-unempfindlichen Baumarten (z. B. Picea pungens) zuminimieren. Als nach der Wiederbegründung desLandesvereins Sächsischer Heimatschutz im Jahr 1990dieser seine Flächen und viele darüber hinaus mitUnterstützung von Sponsoren, des Freistaates Sachsenund Spenden seiner Mitglieder zurückkaufte, stand ervor einer großen Aufgabe. Satzungsgemäß sollten diestrukturreichen Bergwiesen gesichert und ein natur-naher Bergmischwald durch Waldumbau wieder ge-wonnen werden. Wie das Hochwasser im Jahre 2002und entsprechende Ereignisse in der Vergangenheitzeigten, muss die Speicherfähigkeit der Landschaft er-höht werden und der Waldumbau unter Berücksichti-gung von Hochwasserschutz erfolgen. Durch den Lan-desverein erfolgte deshalb die Ausarbeitung und Be-antragung eines Projektes zur Waldbehandlung,Waldmehrung und Auengestaltung unter Berücksich-tigung von Naturschutz und Hochwasservorsorge, wasdankenswerter Weise von der DBU und dem FreistaatSachsen gefördert wurde. Es war ein Glücksumstand,dass der Landesverein in der TU Dresden mit Prof. Dr.Peter A. Schmidt, Institut für Allgemeine Ökologie undUmweltschutz, und seinen Mitarbeitern und dem Staats-betrieb Sachsenforst mit Prof. Dr. Hubert Braun an derSpitze die fachkompetenten und konstruktiv zu-

sammenarbeitenden Institutionen fand, die ein solchesgroßes Projekt für einen erfolgreichen Abschluss be-nötigt. Sowohl der Projektleiter Prof. Dr. Peter A.Schmidt als auch der Landesverein arbeiteten eng mitder Landestalsperrenverwaltung, mit dem Fachbetreuerdes Sächsischen Ministeriums für Umwelt und Land-wirtschaft und den Mitarbeitern des zuständigen Forst-amtes zusammen. Ihnen allen sei für die stetige undinteressierte Mitarbeit gedankt. Es war schon immerPrinzip des Landesvereins, eng mit den örtlichen Ver-tretern von Forst- und Landwirtschaft, Jagd- und Ge-meindevertretung zusammen zu arbeiten. Die Koordi-nation dieser wichtigen Arbeit im Rahmen einer pro-jektbegleitenden Arbeitsgruppe vor Ort lag in denbewährten Händen von Dr. Peter Kandler, Dr. Eckehard-G. Wilhelm und Astrid Hanetzog. Auch bei der Bear-beitung dieses Projektes hat sich diese Arbeitsweisebewährt, wie ich mich selbst vor Ort überzeugen konn-te. Da wird von allen Mitarbeitern manche Arbeit inVerbundenheit mit dem Landesverein ehrenamtlich ge-tan. Auch dafür ein herzliches Dankeschön.

Beispielgebend wurden Waldflächen umgebaut undAufforstungen vorgenommen. Die Öffentlichkeit wur-de beizeiten in das Projekt einbezogen.

Nun liegt der gewichtige Abschlussbericht des Pro-jektes in hoher Qualität vor. Er wird dem Landesver-ein Sächsischer Heimatschutz Handlungsrichtlinie indem nächsten Jahrzehnt sein und in enger Zusam-menarbeit mit den Naturschutz- und Forstbehördenhoffentlich zu angestrebten Erfolgen führen. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz wird sei-nen übernommenen Verpflichtungen in der Regionauch in Zukunft nachkommen.

So verbinde ich mit meinem Dank und der Freudeüber den erfolgreichen Projektabschluss auch die Hoff-nung, dass das erfolgreiche Zusammenwirken zwischenLandesverein, Stiftungen, wissenschaftlichen Institu-tionen, örtlichen Vertretern und staatlichen Natur-schutzstellen im Osterzgebirge noch weitere Jahrzehntefortdauern möge.

Prof. Dr. Hans-Jürgen HardtkeVorsitzender Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.

51. Vorbemerkung und Danksagung

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6 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

2. EINLEITUNG

2.1. Problemstellung und Ziele

2.1.1. Problemstellung

Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

Das vorliegende Sonderheft der Mitteilungen des Lan-desvereins Sächsischer Heimatschutz stellt die Ergeb-nisse eines von der Deutschen Bundesstiftung Umweltgeförderten Vorhabens zu „Hochwasserschutz- und na-turschutzgerechter Behandlung umweltgeschädigterWälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstälerdes Osterzgebirges“ dar. Das Projekt ist in den Ein-zugsgebieten von Gottleuba, Seidewitz und Müglitz an-gesiedelt. Das Projektgebiet umfasst damit wesentli-che Teile des Osterzgebirges, einer durch natur-räumliche Ausstattung und kulturhistorischeEntwicklung mannigfaltigen und reizvollen Kul-turlandschaft von unverwechselbarem Charakter.Trotz Intensivierung land- und forstwirtschaftlicherNutzung sowie hoher Umweltbelastung und enormerWaldschädendurch Immissionenin der zweitenHälfte des 20. Jahrhunderts blieb eine erstaunliche Biotop-und Artenvielfalt erhalten. Reichtum an naturbürti-gen wie durch den Menschen geschaffenen Lebens-räumen sowie Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft bedingen eine Konzentration von Schutz-gütern des Naturschutzes im Osterzgebirge. NebenBergwiesen, Steinrücken oder Mooren gehören dieFließgewässer mit ihren Auen und die naturnahen Wäl-der der Hanglagen zu den markanten und besonderswertvollen Ökosystemen. Bereits in den 1920–30er Jah-ren engagierte sich der Landesverein SächsischerHeimatschutz (LSH) für den Schutz und die Pflegeosterzgebirgischer Natur und Landschaft, unter ande-rem schuf er durch Flächenkauf eines der größten da-maligen sächsischen Naturschutzgebiete. Heute sinddie rechtlich festgesetzten, einstweilig gesicherten undgeplanten Naturschutzgebiete des Osterzgebirges nichtnur von sächsischer, sondern von gesamtstaatlich re-präsentativer Bedeutung für die Bundesrepublik. Da-rüber hinaus bilden Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Gebie-te und Vogelschutzgebiete wichtige Bausteine von NATURA 2000, einem Netzwerk von Schutzgebietender Europäischen Union.

Der Waldanteil variiert in den einzelnen Höhenstu-fen des Osterzgebirges, im Mittel (im Projektgebiet etwa 33 %) liegt er zwar über dem des Freistaates Sach-sen, jedoch unter dem des Mittel- und Westerzgebir-

ges, da die Böden (besonders über Gneis) eine acker-bauliche Nutzung selbst in der montanen Stufe nochzulassen. Naturnahe Wälder überlebten fast aus-schließlich an steilen und felsigen, nicht agrarisch nutz-baren Hanglagen. Wenn auch – wie im Erzgebirge all-gemein – künstlich begründete Reinbestände ausFichte (Picea abies) zur Dominanz gelangten, so ist derAnteil erhaltener Laub- und Mischwälder im Osterz-gebirge im Vergleich zu anderen sächsischen Land-schaften besonders hoch. Schadstoffeinträge mit ih-ren Nebenwirkungen und Sekundärschäden wie Bo-denversauerung, Nährstoffaustrag, erhöhte Anfälligkeitgegenüber biotischen und abiotischen Schadereignis-sen (Pilz- und Insektenbefall, Witterungsextreme etc.)führten zu einer Herabsetzung der Vitalität und teil-weise flächigem Absterben der Waldbestände, be-sonders von Fichtenforsten in den höheren Lagen, anderen Stelle teilweise Bestände aus nichteinheimischen,weniger immissionsempfindlichen Baumarten (z. B.aus Stech- bzw. Blau-Fichte, Picea pungens incl. f. glau-ca) begründet wurden. Die Landesanstalt für Forsten(heute Staatsbetrieb Sachsenforst) unternahm seit 1990verstärkte Anstrengungen zu einem Waldumbau derinstabilen Fichtenforsten und der „Übergangsbesto-ckungen“ aus gebietsfremden Baumarten (LAF 1999).Außerdem wurden Beispielsobjekte zur Waldscha-denssanierung im Nichtstaatswald des Immissions-schadgebietes geschaffen. Naturschutzfachliche Ziel-stellungen und Prämissen spielten dabei, sieht manvon der Baumartenwahl ab, eine eher untergeordneteRolle (vgl. LAF 1998). Ein von der Deutschen Bundes-stiftung Umwelt von 2001 bis 2003 gefördertes Projektermöglichte die Erarbeitung eines Konzeptes für dieWaldbehandlung der Wälder des LandesvereinsSächsischer Heimatschutz im Osterzgebirge(SCHMIDT et al. 2003b), das beispielhaft aufzeigt, wie– unter anderem durch Immissionen – geschädigte naturnahe Wälder und naturferne Forsten unter Be-rücksichtigung betriebswirtschaftlicher Aspekte undprivaten Waldbesitzes naturschutzgerecht bewirt-schaftet werden können.

Die geplante Weiterführung und Umsetzung diesesals Vorphase eines DBU-Vorhabens konzipierten Pro-

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72. Einleitung

jektes (Projektträger LSH, Projektbearbeitung Institutfür Allgemeine Ökologie und Umweltschutz der TUDresden mit zahlreichen Partnern) erfuhr eine Neu-orientierung, als es im August 2002 zu einem außer-gewöhnlichen Hochwasserereignis mit verheeren-den Folgen für die im Projektgebiet lebenden Men-schen kam. In den vergangenen Jahrhunderten wurdenzwar im Osterzgebirge durch Sommerregenhochwäs-ser mehrfach erhebliche Schäden verursacht (vgl. LSH1927), aber das Hochwasser von 2002 zeigte auf be-sonders dramatische Art und Weise, dass die Fluss-einzugsgebiete gegenwärtig ein deutlich einge-schränktes Vermögen besitzen, hohe Niederschlags-mengen aufzunehmen, die Entstehung von Hochwasserzu mindern oder einem Wasserrückhalt zu dienen. Ur-sächlich daran beteiligt sind die aufgrund der intensi-ven Landnutzung für ein Gebirge und potenzielles Hoch-wasserentstehungsgebiet geringe Bewaldung sowienicht dem Standort angemessene Landnutzungen bisin die Gegenwart. Beispielhaft seien genannt:– Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung im

20. Jahrhundert mit Umwandlung strukturreicher Offenlandschaften in großflächige Acker- und In-tensivgrünlandschläge; durch Beseitigung von Hecken, Feldrainen oder Steinrücken, durch Ent-wässerung und Melioration von Feuchtbiotopen Re-duzierung des Wasserrückhalts,

– durch forstliche Bewirtschaftung der Vergangen-heit und Immissionsschäden bedingter aktuel-ler Waldzustand in den Einzugsgebieten, denn dieser ist trotz erheblicher Anstrengungen zur Um-setzung des sächsischen Waldumbauprogramms seitder zweiten Hälfte der 1980er Jahre noch zu einemgroßen Teil von immissionsgeschädigten Fichten-Reinbeständen, Übergangsbestockungen gebiets-fremder Baumarten oder Pionierwäldern geprägt, deren Hochwasserschutzfunktion nur eingeschränktwirksam ist, großflächige Kalamitäten könnten zuWirkungseinbrüchen im Bezug zur Abflussregula-tion führen,

– Verlust naturnaher bach- und flussbegleitenderBiozönosen, dadurch steigende Risiken für Unter-lieger an den Fließgewässern, denn die Wirkungenvon Auenökosystemen als potenzielle Retentions-räume, die wesentlich zur Verzögerung von Ab-flussspitzen und zur Reduktion der Abflussscheitelbeitragen sowie Ufererosion und Materialum-lagerungen mindern können, werden reduziert oderbleiben aus.

Die aktuellen Erfordernisse (Hochwasser 2002) undentsprechende Richtlinien der DBU (Orientierung aufMaßnahmen des Naturschutzes und eines vorbeugen-

den Hochwasserschutzes) erforderten eine erweiterteinhaltliche Konzeption des Projektantrages für die ur-sprünglich geplante, auf naturschutzgerechte Waldbe-handlung der Wälder des LSH ausgerichtete Haupt-phase des Vorhabens. Die beispielhafte Umsetzung vonMaßnahmen sollte so erfolgen, dass gleichzeitig einBeitrag zur Minderung von Hochwassergefahrenund -folgen im Osterzgebirge geleistet wird. Da Wald-mehrung, Waldumbau und funktional angepasste Kon-zepte für die Waldbewirtschaftung insgesamt ein be-deutsames Mittel für die Hochwasservorsorge darstel-len können, erfolgte außerdem die Zusammenführungmit einem von der Landesanstalt für Forsten Graupageplanten Vorhaben im Osterzgebirge zu einem ge-meinsamen, von der DBU und dem Freistaat Sachsengeförderten Projekt (Projektmanagement vgl. Kap. 2.2.).Zugleich wurde das Vorhaben Bestandteil eines Pro-jektverbundes „Nachhaltiger Hochwasser- und Naturschutz in Sachsen“ aus drei von der DBU inSachsen geförderten, der Hochwasservorsorge und demNaturschutz dienenden Projekten:– Vorbeugender Hochwasserschutz durch Wasserrück-

halt in der Fläche unter besonderer Berücksichti-gung naturschutzfachlicher Aspekte – am Beispieldes Flusseinzugsgebietes der Mulde (2003–2007,Universität Hannover und Sächsische Landesanstaltfür Landwirtschaft),

– Hochwasser- und Naturschutz im Weißeritzkreis(2003–2007, TU Bergakademie Freiberg und Inter-nationales Hochschulinstitut Zittau),

– Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Be-handlung umweltgeschädigter Wälder und Offen-landbereiche der Durchbruchstäler des Osterzge-birges (2004–2008, LSH, TU Dresden und Staats-betrieb Sachsenforst).

Die drei Einzelprojekte verfolgten unterschiedliche For-schungsansätze auf verschiedenen räumlichen Ebenen(vom Einzugsgebiet eines Flusses bis zur topischenbzw. Bestandesebene). Gemeinsames Ziel des Projekt-verbundes war es aber, praktikable Konzepte für einendezentralen, integrierten Hochwasserschutz durchnachhaltige Landnutzung unter besonderer Berück- sichtigung des Naturschutzes zu entwickeln und bei-spielhaft Maßnahmen umzusetzen. Im Ergebnis desProjektverbundes erschienen mehrere gemeinsam er-arbeitete Publikationen (JACOB 2005, RICHERT et al.2007a).

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8 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Hauptanliegen des Projektes ist die Umsetzung naturschutzorientierter und hochwasserpräventi-ver Handlungskonzepte. In einem ausgeprägten Hoch-wasserentstehungsgebiet im Osterzgebirge (Teilein-zugsgebiete Müglitz, Gottleuba, Seidewitz) sollten bei-spielhaft ökologisch und ökonomisch vertretbare Initial- und Pflegemaßnahmen zur Hochwasser-vorsorge mittels naturschutzgerechter Waldbe-handlung, Waldmehrung und Auenrenaturierungdurchgeführt sowie wissenschaftliche Rahmenbe-dingungen für die langfristige Weiterführung und Über-tragbarkeit der Maßnahmen geschaffen werden. Es sollaufgezeigt werden, dass integrative Maßnahmen derForstwirtschaft und des Naturschutzes geeignet

sind, zur Hochwasservorsorge und zur Minderungvon Hochwasserschäden beizutragen. Aus der übergeordneten Zielsetzung ergeben sich Teil-ziele bzw. Meilensteine (Abb. 2.1.-1), die durch spe-zielle Arbeitspakete erreicht werden sollen:

– Naturschutzgerechte Waldpflege (z. B. Bestandeser-ziehung, Durchforstung) und Waldumbau künst-lich begründeter Nadelbaum-Reinbestände (vor allem aus Gewöhnlicher und Stech-Fichte) auf Stand-orten von Hainsimsen-Buchenwäldern, edellaub-baumreichen Schlucht- und Schatthangwäldern so-wie Bachauenwäldern (Kap. 4.1.). In ausgewählten,als repräsentativ für die Zielsetzung des Vorhabens

2.1.2. Ziele des Projektes Hochwasserschutz- und naturschutz-

gerechte Behandlung umweltgeschädigter Wälder und

Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges

Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

naturnahe, für Auen von Mittelgebirgs-bächen charakteristische Offenbiotopeund strukturreiche Übergangsbereichezum Wald

wissenschaftliche Rahmenbedingungenund Handlungsempfehlungen

ProjektHochwasserschutz- und naturschutzgerechte

Behandlung umweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler

des Osterzgebirges

Wälder und Forsten, die den Ansprüchen an die „Besondere Hochwasserschutz-funktion“ und einer vorbildlichen natur-schutzgerechten Behandlung genügen

eine die Hochwasservorsorge unter-stützende Bewaldung durch natur-schutzgerechte Erstaufforstung

Abb. 2.1.-1: Die Meilensteine Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung sowie wissenschaftliche Begleitung und Schluss-folgerungen als Teilziele des DBU-Projektes

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92. Einleitung

eingestuften Wald- bzw. Forstbeständen (Schwer-punkt: Waldflächen des LSH), sollen durch Initial-maßnahmen Entwicklungen eingeleitet werden, dieSynergieeffekte naturschutzgerechter und dezen-traler Hochwasservorsorge dienender Waldbe-handlung zur Wirkung bringen:– verbesserter Wasserrückhalt durch kontinuierli-

che Annäherung an Arten-, Raum- und Altersstruk-turen von Wäldern des natürlichen Vegetations-potenzials,

– Erhöhung des Anteiles naturnaher Waldbestände,– Verbindung und Vernetzung der Schutzgebiete,

Förderung der Lebensräume und Populationen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten,

– Aufbau von Waldökosystemen mit verbesserterElastizität gegenüber regionalen Klimaänderun-gen bzw. mit Entwicklungspotenzialen, die unterden Bedingungen einer Geotopdrift auf neue, quasistabile Zustände von Waldökosystemen ge-richtet sind.

– Waldmehrung auf physiologisch tief- bis mittel-gründigen Standorten, deren potenzielles Wasser-rückhaltevermögen durch die aktuelle Vegetations-form und deren Struktur nicht ausgeschöpft wird(Kap. 4.2.). Auf Ackerflächen oder Grünland, soferndieses aus Arten- oder Biotopschutzgründen nicht offen zu halten ist, soll beispielhaft eine die dezen-trale Hochwasservorsorge unterstützende Be-waldung durch Erstaufforstung eingeleitet wer-den. Sie dient– dem langfristigen Aufbau naturnaher Waldstruk-

turen (in Abhängigkeit vom Geotop über Pionier-und Zwischenwaldstadien),

– dem mittel- und langfristig deutlich verbessertenWasserrückhalt im Rahmen der bodenabhängigenSpeicherpotenziale,

– der Reduzierung der schnellen Abflusskompo-nenten,

– der Verhinderung von Bodenerosion und Ver-schlämmungen.

– Auenrenaturierung und -gestaltung durch Erhalt,Förderung oder Wiederherstellung naturnaher Fließ-gewässer (Kap. 4.3.). In Tallagen sollen bach- undflussbegleitende, für Auen charakteristische Lebensraumkomplexe aus Offen- und Gehölz-biotopen sowie Retentionsflächen gesichert oder geschaffen werden mit dem Ziel– der Wiederherstellung für Gebirgsbäche und

-flüsse typischer Fließgewässerprofile und deren

Dynamik sowie daraus entstehender Lebens-raumtypen mit ihren Wirkungen auf die Abfluss-dynamik,

– der Gestaltung oder Wiederherstellung für Ge-birgsbäche und -flüsse typischer Auenbiozönosenwie bachbegleitender Erlen-Eschenwälder und Wei-dengebüsche, Staudensäume oder Schotterfluren,

– der Abflussverzögerung und Verminderung der Energie des abfließenden Wassers sowie verbes-serter Effektivität des Wasserrückhaltes in den Bachauen,

– der Verringerung des Materialtransports in den Unterlauf der Nebenflüsse durch biologische Sta-bilisierung natürlicher Bachverläufe und der Be-seitigung von Treibgutquellen,

– der Vergrößerung und Vernetzung der Populatio-nen an Gewässer bzw. Auen gebundener Arten.

– Schaffung von wissenschaftlichen Rahmenbe-dingungenUm eine Übertragung des Handlungskonzeptes undder Einzelmaßnahmen auf vergleichbare Situatio-nen, und damit die Nutzung der Erkenntnisse undErfahrungen über das Vorhaben hinaus, zu gewähr-leisten (Modellcharakter), erfolgt eine fachliche Be-gleitung und wird ein wissenschaftlichen Ansprü-chen genügender und gleichzeitig praktikabler Kon-trollmechanismus eingerichtet.

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10 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

2.2. Projektmanagement

Eckehard-G. Wilhelm, Peter A. Schmidt

Der Erfolg eines derart komplexen Vorhabens, das be-zweckt, wissenschaftlich erarbeitete Konzepte prak-tisch in verschiedenen Landnutzungsbereichen bzw.Ökosystemen umzusetzen, hängt wesentlich vom Pro-jektmanagement ab. Die Koordination des Gesamtpro-jektes und die Kommunikation zwischen einer Viel-zahl beteiligter Akteure und Interessengruppen („Sta-keholder“) war nur durch effektive Partnerschaft(partizipatives Management) zwischen Projektträgerund -bearbeiter, Projektbegleiter und weiteren Koope-rationspartnern möglich. Die sich im Verlaufe des Vor-habens wandelnden Rahmenbedingungen (z. B. Ver-waltungsreform, veränderte Zuständigkeiten nach Bil-dung des Staatsbetriebes Sachsenforst) erfordertenanpassungsfähige Strukturen und Verfahrensabläufeim Projektmanagement (adaptives Management). Trotzgelegentlicher Schwierigkeiten, insbesondere zu Be-ginn des Projektes, konnte der Gesamtprozess so ge-staltet werden, dass der DBU und dem Freistaat Sach-sen ein Ergebnispaket überreicht werden kann, das voneinem erfolgreichen Abschluss des Projektes Zeugnisablegt und 2008 auf einer öffentlichen Tagung der Säch-sischen Landesstiftung Natur- und Umwelt im Pro-jektgebiet (Bad Gottleuba) präsentiert wurde.

Ein wichtiger Garant für den Erfolg waren die Akti-vitäten der Projektbegleitenden und Geschäftsführen-den Arbeitsgruppen, die in einem diskursiven Prozessdie Konzepte und Maßnahmen auf den Prüfstand stell-ten, Konfliktpotenziale und Lösungsansätze erörterten.Die Organisation des Projektes mit Projektträger undKooperationspartnern, Geschäftsführender und Pro-jektbegleitender Arbeitsgruppe ist in Anlage 5 darge-stellt und wird nachfolgend erläutert.

Projektträger, Projektbearbeiter und Koopera-tionspartner

Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz (LSH) mitdem Vorsitzenden, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke, warder Projektträger. Er zeichnete als anerkannter Natur-schutzverband verantwortlich für die Durchführungdes Projektes mit dem in der Projektbewilligung vor-gegebenen Rahmen einschließlich der Vorbereitung,Vergabe und Betreuung von Verträgen, für die verwal-tungstechnische Abwicklung gegenüber der DeutschenBundesstiftung Umwelt (DBU) und den Kooperations-

partnern sowie die Koordination der Maßnahmen aufden Eigentumsflächen (Bearbeiter: Dr. Peter Kandlerund Astrid Hanetzog).

Als Fachbetreuer seitens des Sächsischen Ministe-riums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) wirkteDr. Dirk-Roger Eisenhauer. Diese Funktion nahm erauch nach Aufnahme seiner neuen Tätigkeit im Lan-desforstpräsidium bzw. Staatsbetrieb Sachsenforst wahr,wo er zudem die Projektbearbeitung unterstützte.

Kooperationspartner mit Auftrag zur Projektbear-beitung waren neben dem LSH die Technische Uni-versität (TU) Dresden, das Landesforstpräsidium (ab01.01.2006 Staatsbetrieb Sachsenforst) und die Lan-destalsperrenverwaltung.

Prof. Dr. Peter A. Schmidt (TU Dresden, Institut fürAllgemeine Ökologie und Umweltschutz, Tharandt) alsProjektleiter zeichnete verantwortlich für die Koordi-nation des Gesamtprojektes und die Vertretung desProjektes nach außen, so auch im Rahmen des Pro-jektverbundes „Nachhaltiger Hochwasser- und Natur-schutz in Sachsen“.Projektbearbeiter für die TU Dresden waren Dr. Ecke-hard-G. Wilhelm sowie (zeitweise) die Dipl.-ForstwirteThomas Glaser und Steffen Hilpert. Ihnen oblagen u. a. Aufgaben der Durchführungsplanung zur Wald-behandlung und der Vorbereitung zur Forsteinrichtungnach Prämissen des Hochwasserschutzes und des Naturschutzes, der Mitwirkung bei Vertragsverhand-lungen, Fördermittelanträgen und Maßnahmenumset-zung sowie der naturschutzfachlichen Begleitung,Dokumentation und Erfolgskontrolle. Dr. Wilhelm wirkte zugleich bei der Koordination der Geschäfts-führenden und Projektbegleitenden Arbeitsgruppe mitund war für Kontakte zu den Projektbearbeitern imsächsischen DBU-Projektverbund zuständig.

Bis 31.12.2005 wurde das Landesforstpräsidium(LFP) als Kooperationspartner für die Waldbewirt-schaftung und Waldmehrung durch Dr. Jürgen König,Abteilungsleiter für Waldökologie/Forsteinrichtung,vertreten. Sven Sonnemann nahm zu der Zeit, in Ver-tretung für Dr. Sven Irrgang, die wissenschaftliche Be-treuung des Teilprojektes zur Waldmehrung wahr. Pro-jektbearbeiter in dem Teilprojekt war Jöran Zocher. Ihm oblagen die Aufgaben der Unterstützung von Erstauf-forstungen im Zuge des Hochwasserschutzes und dieBetreuung der Versuchsfläche. Er war direkter An-

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11Projektmamagement

sprechpartner für Eigentümer und Flächenbewirt-schafter, die Erstaufforstungen mit dem Ziel des prä-ventiven Hochwasserschutzes durchführen. Der ab01.01.2006 neu gegründete Staatsbetrieb Sachsen-forst (SBS) mit Geschäftsführer Prof. Dr. Hubert Braunübernahm die Aufgaben des Landesforstpräsidiums in-klusive der fachlichen Betreuung (Dr. Dirk-Roger Eisenhauer und Torsten Roch).

Das Engagement der Mitarbeiter des SächsischenForstamtes Bad Gottleuba (Forstamtsleiter Dr. LutzQueck, Mitarbeit Thomas Röder) und ab 01.01.2006 des neu gegründeten Forstbezirkes – FB Neustadtunter Leitung von Dr. Dietrich Butter und der Mitar-beit von Frank Marschner, Frank Feigel, Kai Noritzsch,Thomas Krause und Lutz Winkler war wichtige Vor-aussetzung für die Bewältigung der vielfältigen Auf-gaben im Zusammenhang mit einer auf die Projekt-ziele gerichteten Waldbewirtschaftung.Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) als Koope-rationspartner und rechtlich unselbstständiger Teil derStaatsverwaltung, zum Geschäftsbereich des Säch-sischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirt-schaft (SMUL) gehörend, wurde durch Wolfram Böh-me seit der Antragserarbeitung vertreten.

Geschäftsführende Arbeitsgruppe

Die sich seit Projektbeginn ständig verändernden Rah-menbedingungen für das Projekt machten die Bildungeiner Geschäftsführenden Arbeitsgruppe notwendig.Hier arbeiteten Vertreter der Kooperationspartner mitAuftrag zur Projektbearbeitung gemeinsam mit Pro-jektleiter und -träger sowie Fachbetreuer des SMUL zu-sammen. Es wurden auftretende Probleme beraten so-wie Entscheidungen zum Projektablauf mit dem Zieleffektiver Umsetzung der Maßnahmen getroffen.

Projektbegleitende Arbeitsgruppe

Die Erfahrungen der Vorphase nutzend, wurde für dasVorhaben eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe alsFach- und Beratungsgremium begründet. Die Einbin-dung von Vertretern der lokalen Bevölkerung und rele-vanter Entscheidungsträger einschließlich der Landes-behörden in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe(Beschäftigungsgesellschaft – BG Pirna, Untere Forst-und Naturschutzbehörde, Schutzgebietsbetreuer, Jagd-pächter sowie Forst-, Wasser-, Naturschutzfach- undVollzugsbehörden auf überregionaler und Landesebe-ne) erwies sich für die Bewältigung der komplexen Auf-gaben der Maßnahmenumsetzung als entscheidend.Nicht minder bedeutend war dies für die Kommunika-

tion und eine Bekanntmachung des Projektes vor Ortund der breiteren Öffentlichkeit.

Naturschutzbeirat des Regierungsbezirkes Dres-den, Arbeitsgruppe „Hochwasserschutz Osterzge-birge“

Die Mitglieder der AG Hochwasserschutz beraten denRegierungspräsidenten zu naturschutzfachlichenAspekten von geplanten Hochwasserschutzmaßnah-men im Regierungsbezirk Dresden, insbesondere beiMaßnahmen zum technischen Hochwasserschutz wieHochwasserrückhaltebecken und Maßnahmen zum bio-logischen Hochwasserschutz wie Waldumbau und -pfle-ge, Waldmehrung, Erhaltung und Wiederherstellungnaturnaher auentypischer Strukturen. Die Mitarbeitvon Verantwortlichen und Bearbeitern des DBU-Pro-jektes war und ist für die Akzeptanz der Zielstellungund die Ausstrahlung der Erfahrungen und Ergebnisseüber das Projektgebiet und die Bearbeitungszeit hin-aus von großer Bedeutung. Es arbeiteten mit: Dr. Peter Kandler (LSH) – Leiter der Arbeitsgruppe,Prof. Dr. Peter A. Schmidt/Dr. Eckehard-G. Wilhelm (TUDresden), Dr. Thomas Gröger (Regierungspräsidium –RP Dresden/Umweltfachbereich, jetzt SMUL), Dr. Fried-hart Wertschütz (Untere Naturschutzbehörde – UNBWeißeritzkreis), Dr. Günter Giese (Landesjagdverband),Dr. Karl Dybek – Geschäftsführer, Dr. Hans-Ulrich Sie-ber, Karen Riedel und Wolfram Böhme (LTV).

Weitere Kooperationspartner

Für die Projektbearbeitung war die Kooperation mitweiteren Einrichtungen im Zusammenhang mit derProjektbegleitung und Erfüllung bestimmter Teilauf-gaben unabdingbar:– Forsteinrichtung und Schälschadensgutachten:

Dr. habil. Denie Gerold (Ostdeutsche Gesellschaft fürForstplanung – OGF Kesselsdorf),

– Planung und Umsetzung von Projekten zur Renatu-rierung an der oberen Gottleuba: Dr. Dorit Schröder(ARCADIS Consult GmbH Freiberg),

– Planung und Umsetzung eines Teils der Waldum-bau- und Waldpflegearbeiten als Ausgleichs- und Er-satzmaßnahmen: Ulrich Möller (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH – DEGES Ber-lin),

– Sicherstellung von Auenflächen und Begleitung vonAnträgen für weiterführende Projekte: Falk Sta-netzky (Sächsische Landesstiftung Natur und Um-welt – LANU).

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12 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

3. GEBIETSKULISSE

3.1. Naturräumliche und standortskundliche Charakterisierung

des Projektgebietes

Maik Denner, Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm, Karl-Heinz Mayer

Lage und naturräumliche Einordnung

Das Projektgebiet umfasst den überwiegenden Teil derEinzugsgebiete der Flüsse Gottleuba, Seidewitz undMüglitz. Es nimmt etwa eine Fläche von 34 500 ha ein.Die Grenze bilden im Norden die Städte Heidenau undPirna sowie die Dörfer Cotta und Langenhennersdorf,im Osten Rosenthal-Bielatal und Bahratal sowie im Wes-ten Zinnwald-Georgenfeld, die Stadt Altenberg, Wald-idylle, Falkenhain, Luchau, Hausdorf und Maxen (Abb.3.1.-1). Im Süden reicht es bis auf tschechisches Terri-torium, da es die Erzgebirgshochfläche mit den ent-sprechenden Teileinzugsgebieten o. g. Flüsse einbe-zieht. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 27,5 km, die größte West-Ost-Ausdehnung ca. 24 km.

Das Projektgebiet liegt in Sachsen im LandkreisSächsische Schweiz–Osterzgebirge, während der Be-arbeitungszeit des Vorhabens gehörte es zumRegierungsbezirk Dresden, zu 57 % zum damaligenLandkreis Sächsische Schweiz (11 Gemeinden mit 61 Gemarkungen) und zu 43 % zum Weißeritzkreis (7 Gemeinden mit 27 Gemarkungen). Es ist Bestand-teil der Planungsregion „Oberes Elbtal/Osterzgebirge“und gehört in den Zuständigkeitsbereich der Forstbe-zirke Neustadt und Bärenfels sowie der Talsperren-meisterei Gottleuba/Weißeritz. Der weitaus überwie-gende Teil ist dem Naturraum bzw. der MakrogeochoreOsterzgebirge zuzuordnen (MANNSFELD & RICHTER1995, HAASE & MANNSFELD 2002), lediglich randlichreichen angrenzende naturräumliche Einheiten (z. B.Östliches Erzgebirgsvorland, Sächsische Schweiz) indas Projektgebiet. Nach der forstlichen Raumgliede-rung (SCHWANECKE & KOPP 1996) gehören 72,2 % derWaldfläche zum Wuchsgebiet Erzgebirge, die Wuchsge-biete Elbsandsteingebirge sowie Westlausitzer Platteund Elbtalzone sind mit je 13,9 % beteiligt. Allein diezwei Erzgebirgs-Wuchsbezirke Obere Nordabdachung (41,3 %) und Untere Nordostabdachung (24,2 %) desOsterzgebirges nehmen etwa 65 % der Fläche ein. DieWuchsbezirke Obere Sächsische Schweiz (10,6%) undDresdener Erzgebirgsvorland (11,5 %) haben noch einen Anteil über 10 %, während weitere in das Pro-

jektgebiet ragende Wuchsbezirke (Östliches Oberes Erz-gebirge, Untere Sächsische Schweiz, Lohmener Sand-stein-Löss-Ebenheiten, Dresdener Elbtalweitung) da-runter bleiben. Innerhalb des Projektgebietes wurdenkonkret umrissene kleinere Maßnahmengebiete bear-beitet, die in den jeweiligen Ergebniskapiteln gesondertvorgestellt werden. Dies betrifft Gebiete, in denen Maß-nahmen zu – Waldumbau und -pflege auf bestimmten forstlichen

Teilflächen (vgl. Kap. 4.1.), – Umwandlung bisher intensiv landwirtschaftlich ge-

nutzter Flächen in standortsgerechte Wälder (vgl. Kap. 4.2.) und

– Auenrenaturierung und -gestaltung (vgl. Kap. 4.3.)durchgeführt wurden. Neben Repräsentanz und Hand-lungsdringlichkeit spielte bei der Auswahl der Maß-nahmengebiete vor allem die Flächenverfügbarkeit eine entscheidende Rolle.

Geologie und Landschaftsformen

Das Projektgebiet zählt geologisch überwiegend zumOsterzgebirge, besitzt aber im Norden noch Anteile amElbtal-Schiefergebirge sowie im Osten am Elbsandstein-gebirge. Demzufolge ist die geologische Ausstattungäußerst vielfältig. Das dominierende Grundgestein istBiotitgneis (Freiberger Grauer Gneis). Diese Gneisesind durch Kalk-Natronfeldspat kalziumreicher als dieübrigen Silikatgesteine des Osterzgebirges, besitzenausgeglichene Nährstoffverhältnisse und verwittern zumäßig nährstoffreichen und frischen, landwirtschaft-lich mit Ausnahme von Steilhanglagen gut nutzbarenBöden. Die Nährkraft der Böden über Grauen Gneisenkann lokal auf ebenen bis schwach geneigten Plateau-lagen durch Lösslehmanteile aufgebessert sein. Nebenden Grauen Gneisen besitzen im Projektgebiet im Süden und Westen Granitporphyr, Teplitz-AltenbergerQuarzporphyr und Biotitgranit größere Flächenanteile.An zahlreichen Stellen wird der Gneis von Quarzpor-phyrgängen durchzogen. Als Besonderheit treten sehrkleinflächig tertiäre Basalte am Geisingberg, Spicákund Cottaer Spitzberg auf. Im Norden wechseln im Elb-

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133. Gebietskulissse

tal-Schiefergebirge kleinräumig Grauwacke, Glimmer-schiefer, Hornblende, Diabastuff, Granit, Knotenschie-fer, Phyllit, Tonschiefer und kristalliner Kalkstein. ImOsten treten kreidezeitliche Quadersandsteine des Elb-sandsteingebirges hinzu. Am Nord- und Nordostranddes Projektgebietes zeugen Lösslehme vom Übergangzum Lösshügelland. Die jüngsten geologischen Bil-dungen sind die Auensedimente der Talgründe, derenAblagerungen sich teilweise erst nach den Waldro-dungen in den Einzugsgebieten bildeten.

Alle Gesteine und tektonischen Strukturen im Gebiet des heutigen Erzgebirges wurden im Erdmittel-alter abgetragen und eingeebnet. Im Tertiär rissen süd-lich des Erzgebirges Südwest-Nordost gerichtete Spal-ten auf, an denen der Ohretalgraben einsank, die Erz-gebirgsscholle aber in einem Zeitraum von 30 Mio.Jahren als Folge der alpinen Tektogenese um mehr als1000 m hochgehoben und nach Nordwest schräg ge-stellt wurde. Wesentlichen Einfluss auf die gegenwär-tigen Landschaftsformen hatte die Eintalung der

Flüsse in den letzten 1–2 Mio. Jahren (WAGENBRETH& STEINER 1990, MANNSFELD & RICHTER 1995,SCHWANECKE & KOPP 1996, SCHMIDT et al. 2000).

Das Erzgebirge hat die Form einer nach Norden sanftgeneigten, nach Südosten auf dem Gebiet der Tsche-chischen Republik steil abfallenden Pultscholle. DerGebirgskamm im Westen des Projektgebietes liegt ineiner Höhenlage von 800–900 m ü. NN und senkt sichRichtung Osten auf ca. 600–700 m ü. NN ab. Die höchs-ten Erhebungen auf deutschem Staatsgebiet sind dieTraugotthöhe (806 m), der Fuchshübel (813 m), Gei-singberg (823 m) und Großer Lugstein (892 m). NachNorden fällt das Projektgebiet allmählich bis auf 200 mü. NN im Raum Dohna-Pirna ab. Aufgrund dieses Höhengradienten können vier Höhenstufen ausgewie-sen werden: hochkollin (ca. 200–350 m ü. NN), sub-montan (ca. 350–550 m ü. NN), montan (ca. 550–750 mü. NN) und hochmontan (ca. 750–900 m ü. NN). Da dasOsterzgebirge Teil der Pultscholle ist, die ganz allmäh-lich nach Norden über 20–30 km Luftlinie abdacht, er-

Abb. 3.1.-1: Abgrenzung des Projektgebietes mit den Teileinzugsgebieten der Osterzgebirgsflüsse Gottleuba, Seidewitz und Müglitz

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Messstation Höhe ü. NN N bzw. T Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr

Heidenau 112 m N in mm 43 38 51 49 70 76 97 86 62 40 54 54 718

T in °C 1,0 1,4 5,4 9,5 15,3 18,3 20,2 20,0 15,4 10,9 5,0 2,3 10,4

Zinnwald- N in mm 75 59 70 64 83 93 107 115 75 68 85 85 980

Georgenfeld 877 m T in ˚C -3,9 -3,4 -0,4 3,7 9,1 11,7 13,9 13,9 9,8 5,3 0,0 -2,7 4,8

14 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

hält es seinen Gebirgscharakter im Wesentlichen durchdie tief eingeschnittenen Flusstäler der am Kamm ent-springenden und zur Elbe entwässernden Flüsse. Müglitz, Trebnitz, Seidewitz, Bahre, Gottleuba und Bah-ra mit ihren Nebenbächen prägen durch tiefe Kerb- bisKerbsohlentäler und die steilen, felsigen, bewaldetenTalhänge das Gebiet. Zwischen den markanten Talsys-temen dominieren flachwellige Hochflächen (z. B. Lie-benauer Platte), die von einzelnen Härtlingsrücken und-kuppen überragt werden.

Klima

Großklimatisch befindet sich das Projektgebiet im Übergangsbereich zwischen subozeanischem und sub-kontinentalem Klima. Die subkontinentale Tönung fin-det ihren Ausdruck in einem sommerlichen Nieder-schlagsmaximum, in vergleichsweise hohen Jahres-schwankungen der Lufttemperatur (17,5–18°C), in dengeringeren mittleren Jahresniederschlägen bei ver-gleichbaren Höhenlagen, in der Zunahme lokaler Leegebiete und in den phänologischen Terminen(MANNSFELD & RICHTER 1995). Nicht zuletzt wirddies widergespiegelt durch ein verstärktes Auftretensubkontinental verbreiteter Pflanzenarten (z. B. Pe-rücken-Flockenblume, Sibirische Schwertlilie). Die Aus-dehnung über mehrere Höhenstufen bedingt eine höhenzonale Abstufung der Klimaparameter. Mit zu-nehmender Höhenstufe steigen die mittleren Jahres-niederschlagsmengen von ca. 700 mm in der hochkol-linen bis auf ca. 1 000 mm in der hochmontanen Stu-fe und sinken die Jahresdurchschnittstemperaturen vonca. 10°C bis auf 4,8°C (Tab. 3.1.-1). Weiterhin bewirktdas Relief, u. a. durch unterschiedliche Expositionenund Inklinationen der Flusstalhänge, die Ausprägunggeländeklimatischer Besonderheiten, die das Wald-wachstum entscheidend beeinflussen. So wechseln imhäufig gewundenen, tief eingeschnittenen Müglitztalwindgeschützte, südexponierte thermophile Trocken-

standorte mit luft- und bodenfeuchten, kühlen Nord-hängen (BEER & WEBER 2007).

Als Besonderheit ist zu vermerken, dass bei ent-sprechenden Wetterverhältnissen häufig Nebel- undSmogschwaden aus dem böhmischen Becken „über-laufen“, was bis in die 1990er Jahre zu umfangreichenRauchschäden an den Waldbäumen und teils dramati-schen Immissionsbelastungen der Waldökosystemeführte (LAF 1999).Im Projektgebiet nehmen die Forstlichen KlimastufenUm (Untere Berglagen und Hügelland mit mäßig tro-ckenem Klima, 13,8 % des Projektgebietes), Uf (UntereBerglagen und Hügelland mit feuchtem Klima, 35,4 %) und Mf (Mittlere Berglagen mit feuchtem Kli-ma, 43,4 %) die größten Flächenanteile ein und spie-geln die Höhenstufung hochkollin, submontan undmontan wider. Nur am Südwestrand in hochmontanen Lagen werden oberhalb 700 m ü. NN die Klimastufe Hf(Höhere Berglagen mit feuchtem Klima, 6,9 %) und sehrkleinflächig oberhalb 830 m ü. NN bei Zinnwald Kf (Kammlagen mit feuchtem Klima, 0,3 %) erreicht.Unter den in der Forstlichen Klimagliederung unter-schiedenen Makroklimaformen treten die Glashütter(Klimastufe Uf) und die Lauensteiner Makroklimaform(Klimastufe Mf) hervor, die mehr subkontinental ge-prägt sind. Entsprechend der neuen KlimagliederungSachsens (SMUL 2007a) kommen im Projektgebiet unter Berücksichtigung des Basisklimas (Zeitreihe1971–2000) folgende Klimaareale vor: intermediär undmäßig warm, gering subozeanisch und mäßig warmbzw. mäßig kühl, subozeanisch und mäßig warm bzw.mäßig kühl sowie stark subozeanisch und mäßig kühl.Für die Zukunft wird eine beachtliche Klimaerwärmungprognostiziert, verbunden mit Temperaturerhöhung,Verlängerung der Vegetationsperiode und Verringe-rung des pflanzenverfügbaren Wasserangebots in derWachstumszeit. Insgesamt soll das Klima im Projekt-gebiet bis 2100 deutlich wärmer und subkontinentalerwerden (u. a. Wechsel der Klimaareale der unteren Berg-

Tab. 3.1.-1: Mittlere Niederschlagssummen (N) und mittlere Lufttemperaturen (T) für die Messstationen Heidenau (Elbtal, unterste Lagen des Projektgebietes) und Zinnwald-Georgenfeld (Erzgebirgskamm; vgl. Abb. 3.1.-1). Messperiode: Heidenau: 1977–2000 für N und 1975–2000 für T; Zinnwald-Georgenfeld: 1971–2006 für N und T (Quelle: BEER & WEBER 2007 nach Daten des LFUG)

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153. Gebietskulissse

lagen zu subkontinental bzw. gering subkontinentalund sommerwarm, der mittleren Berglagen zu geringsubkontinental und mäßig warm; SMUL 2007a). Damitsind Veränderungen der Baumartenanteile der poten-ziellen natürlichen Waldgesellschaften verbunden, so-dass in Waldbeständen mit dominierender Rot-Buche(in höheren Lagen in Mischung mit Gewöhnlicher Fich-te) Trauben- und Stiel-Eiche höhere Bedeutung erlan-gen werden.

Das Erzgebirge, insbesondere das Osterzgebirge, isteines der Hauptentstehungsgebiete für Hochwasser inSachsen. „Vom Genua-Tief nordostwärts ziehende Tief-druckgebiete, ehemals Vb-Wetterlagen genannt, brin-gen gewöhnlich ergiebige Dauerniederschläge, die ge-gen Osten hin am längsten anhalten und, neben plötz-lichen starken Schneeschmelzen, Hauptverursachervon Schadhochwässern im Erzgebirge darstellen.“(MANNSFELD & RICHTER 1995). Die waldarmen Ein-zugsgebiete der Flüsse im Osterzgebirge mit Ackerbaubis in die montane Stufe und deshalb hohen oberirdi-schen Abflussraten bei Starkregen sind ursächlich anKatastrophenhochwässern (z. B. 1897, 1927, 1957, 2002)beteiligt. Die große Bedeutung der vorhandenen Wald-flächen für den Wasserrückhalt kommt u. a. darin zumAusdruck, dass 100 % der Waldflächen im Projektge-biet im Rahmen der Waldfunktionenkartierung zu„Wald mit besonderer Hochwasserschutzfunktion“ er-klärt wurden.

Böden und Forstliche Standorte

Die Böden im Osterzgebirge haben sich vorwiegend auspleistozänen Gesteinsverwitterungsdecken oder holo-zänen Hangschutten und Auensedimenten gebildet.Über den nährstoffärmsten Gesteinen (z. B. Quadersand-stein, Quarzporphyr) und in den Hochlagen sind Pod-sole und Podsol-Braunerden verbreitet. Den häufigstenBodentyp stellen jedoch Braunerden dar, die meist alsbasenarme Braunerden über sauren Silikatgesteinen,seltener als basenreiche Braunerden (z. B. über Basalt)ausgebildet sind. Die größte Verbreitung erreichen dieGneis-Braunerden, unter ihnen die recht variableOelsengrunder Gneis-Braunerde. Die sandig-lehmigenBöden mit nur geringem Skelettgehalt sind für eineackerbauliche Nutzung recht gut geeignet, was eine derUrsachen der relativ geringen Bewaldung des Projekt-gebietes im Vergleich zum sonstigen Erzgebirge dar-stellt. Die Waldanteile liegen im Osterzgebirge in denunteren Berglagen zwischen 20 und 30 %, in den mitt-leren Berglagen zwischen 20 und 35 %. Naturnahe Wäl-der blieben fast ausschließlich an steilen und felsigen,nicht agrarisch nutzbaren Talhängen erhalten. Die für

die Hochlagen des Mittel- und Westerzgebirges kenn-zeichnenden Moore sind im Projektgebiet von unter-geordneter Bedeutung. Auf vernässten Standorten tre-ten jedoch Pseudogleye und Gleye häufiger auf.

Die Waldstandorte werden durch Standortsgruppender Forstlichen Standortskartierung (vgl. KOPP &SCHWANECKE 1994) charakterisiert (Tab. 3.1.-2). IhreKenntnis ist unverzichtbar für Forstplanung und Wald-behandlung, u. a. für Baumartenwahl, Festlegung vonBestandeszieltypen bzw. Waldentwicklungstypen, Er-mittlung der Anbauwürdigkeit auf immissionsbeein-flussten Standorten und Auswahl standortsabhängigerWaldbautechnologien.

Im Projektgebiet dominiert mit weitem Abstand dieStandortsgruppe TM2, d. h. mittelfrische und mäßignährstoffreiche Böden herrschen auf über 4 400 haWaldfläche vor (Tab. 3.1.-2). Auf solchen Standortenstocken überwiegend nicht standortsgemäße, natur-ferne Fichten-Reinbestände, in extrem immissionsge-schädigten Bereichen auch Jungbestände mit fremd-ländischen Nadelbaumarten. Im NSG Oelsen sind TM2-Standorte (60 %) und TM1-Standorte (20 %, frisch bisfeucht und mäßig nährstoffreich) mit überdurch-schnittlich hohem Flächenanteil vertreten, weshalb die-ses NSG aus standortskundlicher Sicht für die Initial-maßnahmen zum ökologischen Waldumbau besonde-ren Vorrang hatte.

Einen beachtlichen Anteil von zusammen über 10 %nehmen im Projektgebiet die schwer bewirtschaftba-ren Hangstandorte bzw. Schutzwaldstandorte der Fluss-talhänge ein. Mit über 6 % Anteil sind nährstoffkräf-tige Waldböden im Projektgebiet gegenüber dem ge-samten Wuchsgebiet Erzgebirge (< 2 %) häufigeranzutreffen. Nährstoffreiche Standorte (0,5 %) spielenebenso wie nährstoffarme (2 %) nur eine geringe Rol-le. Dies trifft auch für die wechselfeuchten Waldböden(W-Standorte mit < 2 % Anteil) zu, während die mine-ralischen Nassstandorte mit fast 8 % Flächenanteil, auchaufgrund der häufig instabilen aktuellen Bestockung,von größerer Bedeutung für Maßnahmen zur Waldbe-handlung sind (Tab. 3.1.-2).

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BodennährkraftSFG Fläche (ha) Anteil (%)

M-Standorte 8212,05 72,37Z-Standorte 1745,48 15,38K-Standorte 693,04 6,11A-Standorte 257,88 2,27R-Standorte 52,91 0,47

SFG Fläche (ha) Anteil (%)

TM2 4407,84 38,84TM3 1048,88 9,24TZ2 999,19 8,81TM1 907,43 8,00NM2 698,85 6,16TK1 409,48 3,61SM3 398,82 3,51nk 386,53 3,41TZ3 368,55 3,25SM2 362,87 3,20TA3 185,54 1,64SK1 126,96 1,12WM2 117,79 1,04TK2 104,14 0,92SZ3 99,22 0,87NM1 87,68 0,77TZ1 80,73 0,71XM 77,17 0,68SZ2 58,38 0,51TA2 56,75 0,50WM1 54,57 0,48BR2 47,53 0,42XZ 46,72 0,41NZ2 36,33 0,32WZ2 28,28 0,25NZ1 28,07 0,25NK2 25,93 0,23TK3 21,90 0,19BM2 14,37 0,13BK2 10,93 0,10BK1 10,21 0,09NK1 9,42 0,08SM1 9,25 0,08O1 8,44 0,07NA2 7,16 0,06TR2 4,54 0,04TR3 0,85 0,01BM1 0,60 0,01

BodenfeuchteSFG Fläche (ha) Anteil (%)

T/S2-Standorte 5993,71 52,82T/S3-Standorte 2123,76 18,71T/S1-Standorte 1533,85 13,52N2-Standorte 768,27 6,77W2-Standorte 146,07 1,29N1-Standorte 125,18 1,10X-Standorte 123,90 1,09B2-Standorte 72,83 0,64W1-Standorte 54,57 0,48B1-Standorte 10,81 0,10O1-Standorte 8,44 0,07

BewirtschaftbarkeitSFG Fläche (ha) Anteil (%)

T-Standorte 8595,81 75,75S-Standorte 1055,50 9,30N-Standorte 893,44 7,87W-Standorte 200,64 1,77X-Standorte 123,90 1,09B-Standorte 83,64 0,74O-Standorte 8,44 0,07

16 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Erläuterungen: T = unvernässte, normal bewirtschaftbare Standorte, B = Bachtälchen-Standorte, N = mineralische Nassstandorte mit Dauerfeuchte, W = Standorte mit Wechselfeuchte, O = organische Nassstandorte, S = unvernässte und schwer bewirtschaftbare Standorte, X = unvernässte Schutzwaldstandorte; Nährkraftstufe A = arm, Z = ziemlich arm, M = mäßig nährstoffhaltig, K = kräftig, R = reich; Feuchtestufe 1 = nass/feucht, 2 = (mittel)frisch, 3 = trocken (vgl. KOPP & SCHWANECKE 1994)

Tab. 3.1.-2: Anteile der Standortsgruppen (SFG), Nährkraft- und Feuchtestufen der Forstlichen Standortskartierung an den Wald-flächen im Projektgebiet, ohne tschechischen Anteil; Differenz zu 100 % durch nicht kartierte (nk) Flächen

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173. Gebietskulissse

Landnutzungsgeschichte

Die ersten, durch Landschaftsveränderungen sich aus-wirkenden Siedlungswellen im Osterzgebirge erfolg-ten als bäuerliche Landnahme während der Großen Rodungen im 12. und 13. Jh. Dabei wurde das Gebietbis in die oberen Lagen erschlossen. Auf den Rodungs-flächen entstanden in Tälern und sich anschließendenHangbereichen Waldhufendörfer. Vor dieser Zeit wardas Erzgebirge von Wäldern bedeckt und lediglich voneinzelnen Verbindungswegen nach Böhmen durchzo-gen. Der agrarischen folgte die bergbauliche Erschlie-ßung (Silber, Eisen und Zinn), im Osterzgebirge u. a.in den Bereichen Altenberg/Zinnwald und Berggieß-hübel. Mit dem Bergbau waren die Ausweitung derlandwirtschaftlichen Nutzung, lokale bis regionaleWaldverwüstungen und neue Siedlungsgründungenverbunden (THOMASIUS 1995). So gab es beispiels-weise seit dem 15. Jh. durch Förderung und Verarbei-tung von Eisenerzen gravierende Veränderungen derWaldstrukturen um Berggießhübel. Mit dem rapide an-steigenden Holzbedarf der aufkommenden Industriewurden das Waldbild bestimmende Baumarten wie Rot-Buche, Berg-Ahorn, Weiß-Tanne, Eichen und Hainbu-che zunehmend zurück gedrängt und im 18. und 19. Jh.planmäßig durch Gewöhnliche Fichte, in den Sand-steingebieten auch Wald-Kiefer, ersetzt. Dem hohen An-teil an bäuerlichen Kleinprivatwaldbesitz sowie den be-sonderen Standortsverhältnissen ist es zu verdanken,dass insbesondere in den Tälern von Müglitz, Seide-witz, Trebnitz, Bahre und Gottleuba noch weitgehendnaturnahe Laubbaum-Bestockungen erhalten geblie-ben sind (SCHMIDT et al. 2003b). Die Wälder wurdenim Laufe der Jahrhunderte weitgehend auf Standortezurück gedrängt, die für eine landwirtschaftliche Nut-zung wenig geeignet waren (Steilhänge der Flusstäler,Nassstandorte, nährstoffarme Böden). So steigt der Be-waldungsanteil mit zunehmendem Hangneigungsgrad:– ebene (0–2° Neigung) und schwach geneigte

Standorte (3–5°; zusammen etwa 43 % des Projekt-gebietes) zu 15–20 % bewaldet,

– stark geneigte Hanglagen (11–20°; 30 % des Pro-jektgebietes) zu 56 % bewaldet,

– steile (21–30°) und schroffe Hänge (> 30°; zusam-men 5,5 % des Projektgebietes) zu über 80 % be-waldet.

Die Landwirtschaft diente früher vorwiegend der Eigen-versorgung (auch Nebenerwerb von Handwerkern oderBergleuten). Dabei waren Ackernutzung, ein- oder zwei-schürige Mahd (z. T. mit Nachbeweidung) und Weide-betrieb die häufigsten Nutzungsformen. Die steinigenBöden der mittleren und oberen Lagen veranlassten

die Bewirtschafter dazu, die heute noch in Teilberei-chen landschaftsprägenden Lesesteinrücken anzule-gen. Diese wurden im Zuge der Bodenbearbeitung (Lese von Feldsteinen nach dem Pflügen und Eggen)entlang der Ackergrenzen aufgeschichtet. Die Grün-landnutzung erfolgte bis etwa 1960 extensiv, es ent-standen sehr artenreiche Bergwiesen. Dies wurde bereits Anfang des 20. Jh. erkannt, was erste Schutz-bestrebungen, u. a. durch den LSH, belegen. Nach 1960wurde die landwirtschaftliche Nutzung stark intensi-viert, artenarme Äcker und Grünländer gelangten zurDominanz. Das Osterzgebirge blieb aber zumindest inTeilbereichen verschont von Industrialisierung undFlurbereinigung (SCHMIDT et al. 2000). Die Kultur-tätigkeit des Menschen trug einerseits zur Entstehungeiner hohen Arten- und Biotopvielfalt bei (z. B. arten-reiche Feucht- und Bergwiesen, Lesesteinrücken), ver-ursachte andererseits im Zuge der Entwaldungen undNutzungsintensivierungen auch immense Umweltpro-bleme. Zu den größten derartigen Problemen zählenImmissionen, die insbesondere in den Hoch- undKammlagen zu dramatischen Schäden führten und sichbis in die heutige Zeit auswirken, sowie extreme Hoch-wasserereignisse.

Immissionsproblematik

Das Erzgebirge unterlag in der zweiten Hälfte des 20. Jh. einer weiteren Entwaldungswelle, denn durchumfangreiche SO2-Rauchschäden starben in den Kamm-lagen ganze Waldflächen ab (vgl. NEBE et al. 1998), sobis Mitte der 1990er Jahre auch im Osterzgebirge. DieSO2-Immissionsbelastung führte v. a. zu akuten undchronischen Schäden an Fichte und zu tiefreichendenBodenversauerungen. Abgestorbene Bestände wurdenberäumt und teilweise mit nicht einheimischen Ge-hölzen (z. B. Stech-Fichte, Murray-Kiefer, Hybrid-Lär-che) aufgeforstet, die gegenüber SO2 weniger emp-findlich sind. Der Schadstoffcharakter wechselte in den1990er Jahren von schwefel- zu stickstoffbetonten Be-lastungen (NEBE 1996). Der SO2-Gehalt der Luft (Jah-resmittelwerte) ging nach den Daten der MessstationZinnwald nach 1990 stark zurück (von 75 µg/m3 aufWerte um 10 µg/m3 seit 2000), ein Ergebnis der Aus-rüstung der Braunkohlenkraftwerke im BöhmischenBecken mit Entschwefelungsanlagen oder der Still-legung von Betrieben.

Auswirkungen der Luftverschmutzung zeigten sichim Oelsener Gebiet unter anderem in den Waldbe-ständen in Grenznähe, wo die Fichtenforste in den1970/80er Jahren auf großen Flächen zusammenge-brochen sind. Diese Bereiche wurden entweder mit Lär-

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18 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

chen oder Stech-Fichte aufgeforstet oder der natürlichenSukzession (Vorwaldstadien mit Ebereschen- und Bir-ken-Pionierwäldern) überlassen. Die Reinbestände ausder nordamerikanischen Stech-Fichte (einschl. Blau-Fichte) werden heute als „Übergangsbestockung“ be-handelt und sind in naturnahe Mischwälder umzu-bauen.

Im Projektgebiet werden die Waldböden und Wald-bestände, v. a. im grenznahen Südteil, noch immerdurch die Immissionen beeinträchtigt. Auch nach demJahr 2000 ist das Schädigungsniveau der Wälder imOsterzgebirge hoch (vgl. Waldzustandsberichte SMUL2001, 2007a). Die aktuellen Schäden korrelieren nachwie vor mit den 1990 ausgewiesenen Immissions-schadzonen. Ein Großteil der Waldbestände der mon-tanen und hochmontanen Stufe des Untersuchungs-raumes gehörte den Rauchschadzonen I und II an. Ins-gesamt lagen 6,8 % des Projektgebietes in der 1990festgelegten Immissionsschadzone I extrem (katastro-phale Immissionsschäden), 27,7 % in der Zone I (star-ke Schäden), 32,8 % in der Zone II (mittlere Schäden)und 32,7 % in Zone III (leichte Schäden). In der 2006neu für Sachsen ausgewiesenen Immissionsschadzonebefinden sich noch immer 48 % des Projektgebietes.Die Kronenverlichtung in Prozent als Maß für den Ein-fluss von Immissionen zeigte für das Wuchsgebiet Erz-gebirge seit 1992 bis zum Jahr 2000 eine nahezu gleichbleibend hohe Schädigung über alle Baumarten an(SMUL 2001). Mit einer Zunahme der deutlich ge-schädigten Bäume (Schadstufen 2 bis 4) um 6 % aufnunmehr 21 % wurde der in den letzten Jahren spür-bare positive Trend im Erzgebirge wieder aufgehoben(SMUL 2007a). Neben der Gewöhnlichen Fichte sindzunehmend auch Laubbäume wie Eichen und Rot-Buche von den Waldschäden betroffen (Anteile starkgeschädigter Bäume bis über 40 %).

Auch die großflächig ausgeprägte Bodenversauerungbesteht aufgrund des „chemischen Langzeitgedächt-nisses“ der Waldböden und der nach wie vor hohenStickstoffeinträge, die entscheidend zur Gesamtsäure-belastung beitragen, weiter. Damit verbunden sind ge-ringe bis sehr geringe Basensättigungen (unter 15 %,oft unter 5 %), geringe bis sehr geringe pH-Werte (un-ter 4,2), sehr hohe Blei- und Kupferkonzentrationen inden organischen Auflagen (SMUL 2001) und Nähr-stoffverluste bzw. -ungleichgewichte. Die landesweitvorliegenden Daten zum ökochemischen Bodenzustandbelegen für die letzten 10 Jahre zwar einen vermin-derten Säureeintrag mit den Niederschlägen, die kri-tischen Belastungsraten werden aber weiterhin groß-flächig überschritten (SMUL 2007a).

Aktuelle Landnutzung und Biotoptypen

Im Projektgebiet dominiert landwirtschaftliche Nut-zung (25 % Grünland inkl. Ruderal- und Staudenflu-ren, Heiden, Magerrasen; 29 % Ackerflächen) gegen-über Wald, der ca. 33 % einnimmt und damit noch überdem sächsischen Durchschnittswert (28 %) liegt. Sied-lungs-, Verkehrs- und sonstige Flächen (z. B. Bergbau-halden) besitzen ca. 11 % Anteil am Projektgebiet. Da-von stellen die eigentlichen Siedlungen inkl. Grün- undFreizeitflächen sowie Verkehrsinfrastrukturflächen ca.7 %, was immerhin deutlich unter dem Bundesdurch-schnitt (ca. 13 %) liegt.

Eine Auswertung der Landnutzungstypenkartierungzu den Waldbiotoptypen belegt, dass nahezu alle Kar-tierungseinheiten vorkommen. Der prozentuale Anteilder einzelnen Typen ist allerdings sehr ungleich ver-teilt. Nadelbaum-Reinbestände (hier v. a. Fichtenforste)dominieren mit über 35 % Anteil an der Waldfläche.Die Laubmischwälder und die reinen Laubwälder (Bu-che, Birken, Esche, Erle, Eichen u. a.) besitzen mit 20 % bzw. 14 % bemerkenswert hohe Anteile, v. a. inner-halb der Hangwaldkomplexe der Flusstäler. So ver-wundert es nicht, dass im Projektgebiet ein bedeuten-der Anteil der großflächig naturnahen WaldgebieteSachsens lokalisiert ist (Abb. 3.1.-2). Dabei handelt essich um zusammenhängende Waldflächen mit natur-naher Baumartenzusammensetzung, die in waldrei-chen Gebieten mindestens 100 ha Größe umfassen(SCHMIDT et al. 2002). Im Projektgebiet befinden sichdavon über 1 500 ha naturnahe Hangwaldkomplexe mitBuchen-, Eichen- und Edellaubbaumwäldern an denFlusssystemen von Müglitz und Gottleuba, die durchmehrere Naturschutzgebiete gesichert sind (u. a. dieNSG Trebnitzgrund, Müglitzhang Schlottwitz, Oelsen,Mittleres Seidewitztal).

Das Wirken des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz und des ehrenamtlichen Natur-schutzdienstes im Projektgebiet

Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz wurde1908 gegründet und engagiert sich seit dieser Zeit fürdas Osterzgebirge, um diese von Menschen gestaltete,vielfältige, ästhetisch und historisch interessante Kul-turlandschaft in ihrer Gesamtheit zu erhalten. So wur-den auf Vorschlag des Landesvereins bereits im Jahre1911 durch das Sächsische Ministerium des Innerenwertvolle Landschaftsgebiete als „Naturschutzbezirke“eingerichtet (z. B. Geisingwiesen). In den 1920er Jah-ren erwarb der Landesverein etwa 300 ha Wiesen- und

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193. Gebietskulissse

Abb. 3.1.-2: Karte der großflächig naturnahen Waldkomplexe Sachsensnach SCHMIDT et. al. (2002). Im rot umrandeten Projektgebiet liegen v. a.naturnahe Hangwaldkomplexe im Bereich der Flusssysteme.

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mehrere Waldflächen und schuf im Raum Oelsen mit282,5 ha eines der größten damaligen „Naturschutz-gebiete“. Dadurch wurden Voraussetzungen geschaf-fen, in der Folgezeit Naturschutzmaßnahmen so durch-zuführen, wie sie noch aus heutiger Sicht als vorbild-lich anzusehen sind. Das Naturschutzgebiet „Oelsen-Bienhof“ als privates Schutzgebiet wurde nicht in das„Reichsnaturschutzbuch“ eingetragen. 1943 befandensich 437 ha Naturschutzflächen im Besitz des Landes-vereins und wurden entsprechend gepflegt, darunter257 ha um Bienhof (einschl. Sattelbergwiesen bei Oel-sen). 1949 wurde der Landesverein als bürgerlich ge-prägter Verein politisch zunehmend unter Druck ge-setzt und schließlich enteignet. Mit der Bodenreformkam es zur Aufteilung der Flächen und damit zur Zer-störung des Schutzgebietes um Oelsen. Wertvolle Berg-wiesen wurden aufgeforstet oder in Acker und Inten-sivgrünland umgewandelt, viele Feuchtwiesen wurdenentwässert. Seit den 1960er Jahren gelang es, Flächenum Oelsen als Naturschutzgebiet zu sichern. 1988 um-fasste das NSG 15,8 ha Wiesen, etwa 115 ha Wald und1,2 ha Steinrücken.

Zwischen 1945 und 1990 war der Landesverein Säch-sischer Heimatschutz zwar weder verboten noch hatteer sich jemals satzungsgemäß aufgelöst, aber seine Arbeitsfähigkeit ging entscheidend verloren. Dem Lan-desverein war es erst seit der politischen Wende1989/90 wieder möglich, sein Engagement im Osterz-gebirge mit Erfolg fortzusetzen (vgl. JUST 1991, 1995;PIETSCH 1996, KLENKE 1999). Der gemeinnützige Ver-ein wurde 1991 vom Sächsischen Staatsministeriumfür Umwelt und Landesentwicklung als Naturschutz-verband anerkannt. Er ist anerkannter Naturschutz-verband nach § 59 des Bundesnaturschutzgesetzes und§ 56 des Sächsischen Naturschutzgesetzes. Der Erwerbnaturschutzfachlich besonders wertvoller Flächen durcheinen solchen Verband bietet günstige Voraussetzun-gen für deren Schutz, Pflege und Entwicklung. MitUnterstützung des Freistaates Sachsen und unter derbesonderen Initiative von Dr. Peter Kandler konnte derLandesverein im Projektgebiet den größten Teil seinerAlteigentumsflächen zurück erwerben und weitere fürden Naturschutz bedeutsame Flächen kaufen. Zu Pro-jektbeginn besaß der Landesverein damit über 475 haWaldflächen. Die Landesforstverwaltung stellte weitere150 ha Waldfläche in Form einer längerfristigen Pachtund 55 ha Wald als Referenzflächen für die Projektbe-arbeitung bereit. Damit standen insgesamt 680 ha Wald-fläche für Projektzwecke zur Verfügung.

Als anerkannter privater Naturschutzverband hatder Landesverein ein hohes Eigeninteresse an einernaturschutzgerechten Waldbewirtschaftung. Darüber

hinaus wurde er durch Eintrag im Grundbuch zu einernaturschutzgerechten Bewirtschaftung der Wälder ver-pflichtet.

Der ehrenamtliche Naturschutzdienst erbringt fürdie Gesellschaft Leistungen, deren Wert nicht annä-hernd geschätzt werden kann, da gerade die Werte be-wahrt werden, die nicht in Geld auszudrücken sind(SCHIERBAUM 2001). Der ehrenamtliche Naturschutz-dienst im Projektgebiet, der sich als beratende Stimmein der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe aktiv ein-brachte, soll am Beispiel seines Engagements im RaumOelsen kurz gewürdigt werden.

Außergewöhnliche Umstände im Zusammenhangmit dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit wie Auf-hebung des privaten Naturschutzgebietes Oelsen undEntzug der Arbeitsgrundlagen des Landesvereins Säch-sischer Heimatschutz (s. o.) sowie Lösung existenziel-ler Probleme im Zusammenhang mit den Umsiedlern(SLOBODDA 2001) führten zunächst zur Vernachlässi-gung des Naturschutzes. Durch das Engagement vonHeinz Grundig, dessen Arbeiten zur pflanzengeogra-fischen Kartierung (GRUNDIG 1958, 1960) heute vonunschätzbarem Wert sind, wurden 1958 zunächst dreiWiesenabschnitte mit insgesamt 3,3 ha als Natur-denkmale ausgewiesen, 1961 mit 8,0 ha das NSG Oel-sen. Dieses wurde bis 1988 schrittweise auf 132,7 haerweitert. Seit 1974 führten Naturschutzhelfer desKreises Pirna Pflegearbeiten mit Unterstützung des da-maligen StFB Königstein, Oberförsterei Gottleuba, Ober-flussmeisterei Dresden und der LPG/KAP Gottleubadurch. Ab 1975 erweiterte sich der Kreis der Mitwir-kenden. Dr. Peter Kandler gelang es mit Zustimmungvon Prof. Dr. Harald Linke (Bereichsleiter Landschafts-architektur der TU Dresden), ein von 1975 bis 1996 von Prof. Dr. Siegfried Sommer geleitetes Praktikumder Studenten im Projektgebiet zu initiieren (JUPPE &REHN 1976, SOMMER 1979). Neben praktischen Pfle-gearbeiten waren und sind als wichtige Beiträge desehrenamtlichen Naturschutzdienstes in der Region zunennen:– Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen für

Pflege und Betreuung ausgewählter Schutzgebiete (MAYER 1977),

– floristische Kartierung (KASTL 1982, MAYER 1989),Erfassung geschützter Pflanzenarten (KASTL 1985,KASTL & HACHMÖLLER 1999) und

– Dokumentation der Avifauna, vegetationskundlicheBearbeitung naturnaher Wälder ausgewählter NSG(MAYER & NORITZSCH 2001, MAYER 2005).

20 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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3.2. Potenzielle natürliche Vegetation und aktuelle naturnahe

Waldvegetation

Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm

Potenzielle natürliche Vegetation

Die Erhöhung des Anteils naturnaher, produktiver undstabiler, den Anforderungen des Hochwasserschutzesund Naturschutzes entsprechender Wälder (vgl. Kap.4.1.2.1. und 4.1.2.2.) setzt die Kenntnis der regionalty-pischen natürlichen Waldgesellschaften einschließlichihrer verschiedenen klimatischen wie edaphischen Aus-prägungen voraus. Das Osterzgebirge gehört innerhalbder „Vegetationslandschaften“ Sachsens (Abb. 3.2.-1)zu den Buchenwaldlandschaften, also den Räumen,in denen Buchenwaldgesellschaften in der potenziel-len natürlichen Vegetation dominieren. Nur in den un-tersten und höchsten Lagen, abgesehen von Sonder-standorten, würden andere Baumarten als die Rot-Bu-che im Schlusswald zur Vorherrschaft gelangen.

Entsprechend der Höhenstufen ergibt sich eine fürdie herzynischen Mittelgebirge typische Abfolge po-tenzieller zonaler Waldvegetation (höhenzonale „Leit-gesellschaften“des Osterzgebirges; vgl. RUPP 1970,SCHMIDT et al. 2002, SCHMIDT & WENDEL 2007): – kolline Stufe: Hainbuchen-Eichenwald und Hochkol-

liner Eichen-Buchenwald,– submontane Stufe: Hainsimsen-Eichen-Buchenwald, – montane Stufe: Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Bu-

chenwald, – Übergang montane zu hochmontaner Stufe: Wollreit-

gras-Fichten-Buchenwald,– hochmontane Stufe: Wollreitgras-Fichtenwald.Das Projektgebiet mit den Einzugsgebieten von Müg-litz, Seidewitz und Gottleuba spiegelt diese Verhält-nisse in repräsentativer Weise wider.

Nach der Karte der potenziellen natürlichen Vege-tation (pnV) Sachsens (Maßstab 1: 50 000; SCHMIDTet al. 2003a), die gedanklich konstruierte natürlicheVegetation in ihrem „höchstentwickelten Zustand“(Schlussgesellschaft) unter den aktuellen Standorts-bedingungen wiedergibt, kommen im Projektgebiet 62 (von 162 sächsischen) Vegetationseinheiten und -komplexe vor, davon hinsichtlich ihrer Fläche 99 % Waldvegetationstypen. Diese Vielfalt ist weniger derAusdehnung (des sächsischen Teiles) der Einzugsge-biete (345 km2) geschuldet als der klimatischen und

standörtlichen Diversität (Kap. 3.1.). Für die Planungund waldbauliche Behandlung der Wälder ist die Kennt-nis der natürlichen Verbreitungsmuster der potenziel-len Waldtypen, ihrer standörtlich differenzierten Aus-prägungen und vorherrschenden Baumarten bedeut-sam.

Die landschaftsprägenden Waldgesellschaften aufden mäßig nährstoffhaltigen Gesteinen wären mit ca.85 % Flächenanteil bodensaure Buchenwälder (vgl.Anlage 2), wobei mit fast 65 % und zu etwa gleichen Anteilen die kollinen bis montanen Höhenformen desHainsimsen-Buchenwaldes dominieren. Mit Ausnah-me des Hainmieren-Schwarzerlen-Bachwaldes der Ge-birgsauen bleibt der Flächenanteil der anderen Vege-tationstypen unter 5 %. Landschaftlich bedeutsam sindweiterhin ein vernässte Muldenlagen kennzeichnen-der Zittergrasseggen-Eichen-Buchenwald sowie Hang-waldkomplexe der steilen Durchbruchstäler. Auffälligfür das Projektgebiet ist eine Häufung trophisch an-spruchsvoller Waldvegetationstypen (Abb. 3.2.-2), ob-wohl nur teilweise basenreiche Grundgesteine wie Diabas auftreten. Unter den Baumarten wäre die Rot-Buche in weiten Bereichen die vorherrschende Baum-art, bedeutende Anteile würde auch die Weiß-Tanneeinnehmen, unter bestimmten StandortsbedingungenTrauben- bzw. Stiel-Eiche und Gewöhnliche Fichte. Diese recht geringe Vielfalt an Hauptbaumarten derSchlusswälder sollte bei naturschutzgerechter Wald-bewirtschaftung im Interesse der besonderen Anfor-derungen an den Hochwasserschutz, der Arten- undHabitatvielfalt, der Bestandesstabilität und betriebs-wirtschaftlichen Sicherheit erweitert werden. Hierzuist die Einbeziehung des Potenzials an Baumarten derPionier- und Zwischenwälder erforderlich (natürlichesVegetationspotenzial, vgl. SCHMIDT 1998, SCHMIDTet al. 2003b).

In der hochkollinen Stufe (von Linie Heidenau–Pirna bis Glashütte–Bad Gottleuba, vgl. Anlage 1: Kar-te der pnV) wäre der Hochkolline Eichen-Buchenwald(neben Rot-Buche, in geringen Anteilen Stiel-Eiche,Trauben-Eiche, Winter-Linde und Hainbuche) vorherr-schend. Nur in Elbnähe finden sich Hainbuchen-Eichenwälder, darunter als Besonderheit lokal (über

213. Gebietskulissse

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22 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Pläner) ein Elsbeeren-Hainbuchen-Eichenwald. Auf Diabasen des Elbtalschiefergebirges könnte je nachNährstoffgehalt Waldmeister- oder Waldgersten-Buchenwald größere Flächen bedecken.

Hangwaldkomplexe treten insbesondere im Müglitz-tal auf, darunter an steilen, durchsonnten HängenAhorn-Sommerlinden-Hangschuttwald und Färbergins-ter-Traubeneichenwald. Während in der Aue der höhen-stufenübergreifende Hainmieren-Schwarzerlen-Bach-wald vorherrscht, werden kleine Seitentälchen vomEschen-Ahorn-Schlucht- und Schatthangwald besiedelt.Die teils nassen, teils trockenen Sandsteinplatten beiReinhardsgrimma und Bad Gottleuba werden von Pfei-fengras-(Kiefern-)Birken-Stieleichenwald (nass), Hei-delbeer-Eichen-Buchenwald, Kiefern-Eichenwald oderZwergstrauch-Kiefernwald (trocken, arm bis ziemlicharm) eingenommen.

Leitgesellschaft der submontanen Stufe (bis zu Linie Johnsbach–Bärenstein–Oelsen) ist der Submon-tane Eichen-Buchenwald (Hainbuche und Winter-Lin-de wegen geringerer Wärme seltener). Hangwaldkom-plexe und Vegetationsmosaik über Sandstein ähnelnden Verhältnissen in der hochkollinen Stufe. Weiträu-

mige, stauvernässte Mulden nimmt der Zittergrasseg-gen-Eichen-Buchenwald ein.

Die montane Stufe (bis zur Staatsgrenze) wird vomHainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwald geprägt. Ne-ben Rot-Buche und Weiß-Tanne kann Gewöhnliche Fich-te im kühl-feuchten Klima bedeutende Anteile errei-chen, dagegen fehlen wärmebedürftige Arten wie Eichen, Hainbuche und Hasel weitgehend. Größerenährstoffreichere Bereiche im Weicholdswald sindpotenzielle Standorte für Flattergras-(Tannen-Fich-ten-)Buchenwald. Die Muldenlagen der montanen Stufe sind nasser, so dass sich zur Zittergrasseggen-Ausbildung des Buchenwaldes in verstärktem MaßSchaumkraut-(Eschen-)Erlen-Quellwald gesellt. Be-sonders nasse Bereiche bei Liebenau, Fürstenau undim Haberfeld neigen zur Moorbildung. Je nach Nässeund Trophie würden hier Wollreitgras-Fichtenwald(Ausbildungen mit Torfmoos bzw. Rasen-Schmiele),Fichten- und Birken-Moorwald, Montaner Sumpfdot-terblumen-Erlenwald oder lokal sogar waldfreie Zwi-schen- und Niedermoorvegetation vorkommen. ImÜbergang zur hochmontanen Stufe tritt der Woll-reitgras-Fichten-Buchenwald hinzu.

Abb. 3.2.-1: Lage des Projektgebietes in den Vegetationslandschaften Sachsens (Quelle: SCHMIDT & WENDEL 2007); wichtigste Waldtypen Sachsens: grün – Buchenwälder, ocker – Hainbuchen-Eichenwälder, gelb – bodensaure Eichenwälder rot – ungefähre Lage des Projektgebietes

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233. Gebietskulissse

Naturnahe Waldbestände der aktuellen Vegetation

Die Kenntnis der realen naturnahen Waldvegetationbildet für das Projektanliegen eine wichtige Grundla-ge. Vegetationsaufnahmen aktueller Waldbestände unddaraus abstrahierte Waldgesellschaften dokumentie-ren Arten- und Raumstruktur der Wälder, lassen Rück-schlüsse auf die Geotope oder das Vorkommen und dieökologischen Nischen seltener und gefährdeter Artenzu. Unter Berücksichtigung zurückliegender und ak-tueller vegetationskundlicher Arbeiten (z. B. LÖSCHAU1956, GRUNDIG 1958, MAYER 1977, OPFERMANN1992, FRECH 1996, MAYER & NORITZSCH 2001) wur-den anhand von 185 Vegetationsaufnahmen (VA) ausdem Projektgebiet 8 zonale Waldgesellschaften nach-gewiesen, von denen 6 zu den Buchenwäldern gehö-ren (OPFERMANN in SCHMIDT et. al. 2003b):1. Waldmeister-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum,

typische Subassoziation, 41 VA),

2. Springkraut-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum, Subassoziation mit Impatiens noli-tangere, 20 VA),

3. Waldschwingel-Buchenwald (Galio odorati- oder Luzulo-Fagetum, Festuca altissima-Subassoziation, 22 VA),

4. Submontaner Eichen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum, submontane Höhenform, 29 VA),

5. Eichen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum, hochkolline Höhenform, 12 VA),

6. Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwald (Luzu-lo-Fagetum, montane Höhenform, 4 VA),

7. Linden-Hainbuchen-Traubeneichenwald (Galio syl-vatici-Carpinetum, 2 VA),

8. Färberginster-Traubeneichenwald (Genisto tinctoriae-Quercetum, 4 VA).

Die mesophilen Buchenwälder (1. + 2.) sind mit 61gegenüber 45 VA in der Gesamtzahl der Vegetations-aufnahmen stärker repräsentiert als die bodensauren

Abb. 3.2.-2: Verbreitung mesophiler Waldtypen in Sachsen (Datenbasis: SCHMIDT et al. 2003a; Naturraumgrenzen und Höhenstufen: HAASE & MANNSFELD 2002)

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24 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Buchenwälder (4. + 5. + 6.). Letztere weisen zudem eine anspruchsvollere Flattergras-Ausbildung auf. Brei-ten Raum nimmt der zwischen beiden vermittelndeWaldschwingel-Buchenwald ein (3. 22 VA).

Unter den azonalen Waldgesellschaften sind nurin Bezug auf Nährstoffe und Bodenfeuchte anspruchs-vollere Gesellschaften belegt:9. Hainmieren-Schwarzerlen-Bachwald (Stellario-

Alnetum, 12 VA), 10. Erlen-Eschen-Bach- und Quellwälder (Carici remo-

tae-Fraxinetum, 1 AV),11. Eschen-Ahorn-Schlucht- und Schatthangwald (Ace-

ri-Fraxinetum, 32 VA), 12. Ahorn-Eschen-Hangfuß- und Gründchenwald (Ado-

xo-Aceretum, 9 VA).Die als wesentlich herausgestellten potenziellen natür-lichen Waldvegetationstypen konnten damit in der aktuellen Waldvegetation nachgewiesen werden, Be-lege fehlen lediglich für Wollreitgras-Fichten-Buchen-wald sowie Sumpf- und Moorwälder. Neben Waldge-sellschaften, die den Vorstellungen von einer pnV weit-gehend entsprechen, lassen sich diverse Pionier- undZwischenwaldstadien nachweisen, so auf frischen undnährstoffreicheren, potenziellen Buchenwald-Standor-ten edellaubbaumreiche Wälder mit Zwischenwald-charakter. Da hier keine Beschreibung aller Vegeta-tionstypen erfolgen kann, soll dies am Beispiel eineslandschaftlich bedeutenden Waldtyps dargestellt wer-den (weitere in SCHMIDT et al. 2003b):Bestände auf Standorten des Submontanen Eichen-BuchenwaldesGeologie und Standorte: – Gneis, mäßig nährstoffversorgte, frische bis mäßig

frische StandorteBestände, die dem natürlichen Vegetationspotenzialentsprechen:– Schlusswaldstadium: buchendominierte Bestände– Zwischenwaldstadien: verschiedene Baumartenkom-

binationen; vor allem Eschen-Bergahorn-Bestände,teils mit Hänge-Birke, Rot-Buche, Winter-Linde, Ge-wöhnlicher Fichte oder Lärchen; auch Birken-Fich-ten-Bestände

– Pionierwaldstadien: Birkenbestände, gelegentlich mit Aspe, Wald-Kiefer oder vereinzelt GewöhnlicherFichte

– Bodenvegetation: überwiegend Säurezeiger wie Draht-Schmiele, Schmalblättrige Hainsimse, Dorni- ger und Breitblättriger Wurmfarn, Wald-Reitgras, häufiger Wald-Flattergras, Goldnessel, Gewöhnlicher Wurmfarn, selten Heidelbeere

– standörtliche Differenzierung: überwiegend Waldreit-gras-Ausbildung, häufiger auch Flattergras-Ausbil-

dung (meist mit Edellaubbäumen), selten TypischeAF (meist mit Hänge-Birke)

Künstlich begründete, nicht dem natürlichen Vegeta-tionspotenzial entsprechende Bestände (Forsten):– Fichtenbestände.Die Vegetationsaufnahmen belegen, dass die potenziellvorherrschende Rot-Buche auch in den aktuellen naturnahen Beständen hohe Anteile erreicht. Die Weiß-Tanne als eine früher bedeutende Anteile an der Wald-fläche einnehmende Baumart (vgl. REINHOLD 1942)war nur in einem einzigen der 180 aufgenommenenBestände in der Baumschicht präsent. Die seit zweiJahrhunderten massiv geförderte Gewöhnliche Fichteist auch in den Probeflächen häufig vertreten, teils dominant. Je nach Höhenlage und Standort kommt eine breite Palette weiterer Baumarten des natürlichenVegetationspotenzials hinzu. Sie gehören unter-schiedlichen ökologischen Strategietypen an und sindhinsichtlich Nährstoffverfügbarkeit (*) oder Lichtan-gebot (+) großteils anspruchsvoll: Stiel-+ und Trauben-Eiche+, Hainbuche*, Elsbeere*+, Spitz-* und Berg-Ahorn*, Winter-* und Sommer-Linde*, GewöhnlicheEsche*+, Berg-* und Flatter-Ulme*, Trauben-* und Vogel-Kirsche*+, Wild-Apfel*+, Wild-Birne*+, Hänge-+ und Moor-Birke+, Schwarz-Erle*+, Wald-Kiefer+, Sil-ber-*+, Bruch-*+ und Sal-Weide+, Aspe+, Eberesche+und Eibe. Insgesamt konnte mit einer Artenzahl von28 eine beträchtliche und beachtenswerte Vielfalt anBaumarten erfasst werden. Bei den meisten handeltes sich um Nebenbaumarten, die jedoch in Pionier- undZwischenwäldern, einige auf Sonderstandorten auchin Schlusswäldern, zur Dominanz gelangen können.

Floristische und vegetationskundliche Besonderheiten

Die Artenausstattung der Wälder spiegelt drei Be-sonderheiten des Osterzgebirges wider:– relativ gute Basenausstattung der Böden (z. B.

Häufigkeit basiphytischer Arten wie Haselwurz undChristophskraut Abb. 3.2.-3, Zwiebel-Zahnwurz, Wald-Bingelkraut),

– thermische Begünstigung durch das Elbtal (z. B.Großblütiger Fingerhut),

– subkontinental getöntes Klima (z. B. hohe Stetig-keit von Wald-Reitgras).

Auffällig ist die Konzentration trophisch anspruchs-voller Waldpflanzen (Abb. 3.2.-3), wie sie in Sachseneher für Gebiete mit großflächigen Vorkommen basi-scher Grundgesteine (Vogtländisches Diabasgebiet,Oberlausitzer Basalte) typisch ist. Vegetationskundlichspiegelt sich dies in einem erhöhten Anteil mesophi-

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253. Gebietskulissse

ler Waldvegetationstypen (Abb. 3.2.-2) wider. Da imProjektgebiet saure Braunerden über Gneisböden vor-herrschen, erscheint das Ergebnis interpretationsbe-dürftig, wobei mehrere Aspekte zur Erklärung dazubeitragen dürften:– Waldbestände mit einer artenreichen Flora und

naturschutzfachlich interessanten Arten wie Mitt-lerer Lerchensporn oder Silberblatt werden häufigerdokumentiert, auch die entsprechenden Arten beifloristischen Kartierungen bevorzugt.

– Bei der Waldbewirtschaftung blieben Laubwälder eher auf reicheren als auf sauren Standorten erhal-ten (vgl. SCHMIDT et al. 1998), unter anderem wegenstärkerer Verjüngungsfreudigkeit entsprechender Baumarten.

– Im Vergleich zu den dominierenden Fichtenbestän-den haben mehrere Laubbaumarten bodenpfleg-lichere Eigenschaften, so dass sich ein günstigerer Bodenzustand einstellt, z. B. in den edellaubbaum-reichen Beständen.

– Graue Gneise gelten unter den sauren Gesteinen generell als besser mit Basen ausgestattet, sie ent-halten in der Region verstärkt Kalk und sind gut ver-witterbar (PIETZSCH 1919, NEBE 1964, 1970, OPFERMANN in SCHMIDT et al. 2003, HILPERT 2004), was die verfügbaren Standortsdaten kaum zum Ausdruck bringen.

Unabhängig von dem Anteil, den mehr objektive Fak-toren oder eher subjektive Erfassungsmethoden haben,ist der Artenreichtum der Bodenvegetation und derBaumschicht für die forstliche wie naturschutzfachli-che Planung und den Projektzielen entsprechendewaldbauliche Behandlung von besonderer Bedeutung.Die Analyse der in den Wäldern erfassten Arten der

Roten Liste Sachsens (SCHULZ 1999) nach Zeigerwer-ten von ELLENBERG et al. (2001) ergibt, dass unter dengefährdeten und deshalb aus Naturschutzsicht vor-rangig zu berücksichtigenden Arten ein Großteil an basenreiche Böden gebunden ist (16 von 23 mit Zei-gerwert für Bodenreaktion > 7, Tab. 3.2.-1). Überwie-gend handelt es sich um Arten frischer Standorte mitgeringem Lichtbedarf. Weiterhin fallen einige Artenwie Großblütiger Fingerhut oder Gewöhnliches Son-nenröschen durch erhöhten Lichtbedarf (Lichtzahl> 6) auf. Sie besiedeln in den Durchbruchstälern

felsige Waldgrenzstandorte. Wiederholungen von Vegetationsaufnahmen auf ehemaligen Probeflächenvon LÖSCHAU (1956) durch OPFERMANN (1992) zeig-ten, dass gerade die basiphytischen Arten in den letz-ten Jahrzehnten einem starken Rückgang unterlagen.Hohe SO2-Immissionen zwischen 1960 und 1990 führ-ten zur Basenverarmung im Boden und bedingten denArtenschwund (13 bis 20 Arten). Die Bodenversaue-rung spiegelt sich im Absinken der Reaktionszahl wi-der. Am stärksten betroffen waren Wälder reichererStandorte (Abnahme Reaktionswert um 1,1), aber merk-lich selbst noch solche ohnehin basenarmer Standorte(Abnahme 0,3; SCHMIDT 1993).

Die Vielfalt der Waldgesellschaften in Verbindungmit dem natürlichen Vegetationspotenzial, noch er-haltene naturnahe Waldbestände und Diversität derBaumarten sowie die naturraumtypische, überregionalbedeutungsvolle Waldflora sind ein erhebliches Poten-zial für eine den Projektzielen entsprechende Waldbe-handlung und Waldentwicklung sowie Auenrenatu-rierung. Einige Aspekte, die in die spezifischen Kapi-tel (Kap. 4.1., 4.2., 4.3.) einfließen, sollen hierhervorgehoben werden:

Abb.3.2.-3: Verbreitung von Haselwurz und Christophskraut in Sachsen (HARDTKE & IHL 2000)

Asarum europaeumAristolochiaceaeHaselwurzRote Liste -

Actaea spicataRanunculaceaeChristophskrautRote Liste -

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Arten Häufigkeit der Arten in den Aufnahmen (%)

Waldtypen reicherer Standorte Waldtypen ärmerer StandorteStellario-Alnetum Luzulo-Fagetum

Zeigerwerte RL, § Fraxino-Aceretum Genisto-QuercetumAdoxo-Aceretum Genisto-Quercetum,

Galio odorati-Fagetum thermophilGalio odorati-Fagetum Subass. m. Impatiens

Übergang von Galio- zu Luzulo-FagetumGalio sylvatici-Carpinetum

6 4 4 6 8 5 RL2 Große Sterndolde 102 5 2 4 7 4 RL2 Bleiches Waldvöglein 1002 5 3 5 7 5 RL2 Nestwurz 64 4 4 5 7 7 RL3 Quirl-Zahnwurz 69 33 5 4 5 7 6 RL2 Zwiebel-Zahnwurz 100 6 53 6 7 7 RL3 Einbeere 38 40 9 184 4 5 7 5 § Seidelbast 13 40 9 184 6 4 4 7 4 §, RL3 Leberblümchen 25 10 9 64 6 2 5w 7 §, R Eibe 6 9 29 45 4 4 7u 8 7 § Bunter Eisenhut 305 5 4 7 5 §, RL3 Türkenbund-Lilie 10 34 5 3 5 8 7 RL3 Sanikel 10 33 5 3 5 7 5 RL3 Breitblättriger Sitter 256 5 2 6 8 6 RL3 Artengruppe Wald-Trespe 6 67 5 4 3 7 1 RL2 Gewöhnl. Sonnenröschen 2

6 5 4 6 2 RL3 Schwärzender Geißklee 2 1007 6 3 4 3 RL3 Gewöhnliche Golddistel 257 5 4 5 5 5 § Großblütiger Fingerhut 26 5 4 4 2 3 RL3 Deutscher Ginster 75 6 4 3 * 3 RL2 Schwarze Platterbse 64 5 2 7 5 6 RL3 Berg-Ehrenpreis 93 5 4 4 * 3 RL3 Berg-Segge 3

5 2 5 3 2 RL3 Berg-Platterbse 3Anzahl Vegetationsaufnahmen je Waldtyp 10 16 10 33 17 23 1 43 14 4Anzahl gefährdete bzw. geschützte Arten je Waldtyp 1 8 6 10 6 2 1 5 1 3

26 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

– Naturnähe der Waldbestände:a. Naturnähe als Naturschutzkriterium,b. naturnahe Bestände mit höherem Potenzial für

Hochwasserrückhalt in den Einzugsgebieten so-wie Standfestigkeit in den Auen,

c. naturnahe Zielzustände als eine der Grundlagenforstlicher Planung (integriert in Waldentwick-lungstypen) und Handlungskonzepte,

– Baumartenvielfalt (orientiert am natürlichen Vegetationspotenzial): d. Biodiversität als Naturschutzkriterium,e. größeres Potenzial für Hochwasserrückhalt,

vor allem über Beeinflussung der Bodeneigen-schaften,

f. Erhöhung der Bestandesstabilität, Bodenverbes-serung der durch Immissionen und Fichtenan-

Zeigerwerte: ELLENBERG et al. (2001); * kein Zeigerwert zugewiesen, nach ROTHMALER (2005) jedoch basiphilStatus: RL = Rote Liste der Gefäßpflanzen Sachsens (SCHULZ 1999); § = geschützt nach Bundesartenschutzverordnung

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Tab. 3.2-1.: Ökologische Charakteristik von gefährdeten und besonders geschützten Pflanzenarten der Wälder des Projekt-gebietes (Datenbasis: OPFERMANN 2003)

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273. Gebietskulissse

3.3. Die besondere naturschutzfachliche Bedeutung

des Projektgebietes

Maik Denner, Norman Döring, Eckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt

Das Osterzgebirge ist als Kulturlandschaft mit jahr-hundertelanger Nutzung durch eine hohe Biotopviel-falt gekennzeichnet und zählt aus floristischer und fau-nistischer Sicht zu den wertvollsten Gebieten Sachsens.

Die Sicherung wesentlicher Teile des Projektgebie-tes als Schutzgebiete nach verschiedenen Kategoriendes Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) bzw. nachEU-Recht, die Existenz zahlreicher bundes- und sach-senweit seltener und gefährdeter Arten sowie das Vor-kommen von schutzwürdigen Teilen von Natur undLandschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Be-deutung (vgl. STEFFENS & GREBEDÜNKEL 2007)unterstreichen den herausragenden naturschutzfach-lichen Wert. Teile des Projektgebietes zählen zu denunzerschnittenen verkehrsarmen Räumen Deutsch-lands, d. h. zu Gebieten mit mindestens 100 km2 Grö-ße, die u. a. frei von Straßen mit einer durchschnitt-lichen täglichen Verkehrsmenge von über 1000 Kfzsind. Die Bedeutung und Endlichkeit dieser Ressourcewird daran ersichtlich, dass in Sachsen die Zahl der-artiger unzerschnittener verkehrsarmer Räume von1998–2003 von 28 auf 14 zurückgegangen ist (BFN2004).

Die Ausführungen beziehen sich auf den deutschenTeil des Projektgebietes mit einer Fläche von 345 km2.

Naturschutzfachlich bedeutende Artvorkommen

Im Projektgebiet kommen zahlreiche hochgradigschutzwürdige und schutzbedürftige Arten vor. Vielevon ihnen sind entsprechend der Bundesartenschutz-verordnung besonders oder streng geschützt, findensich in den Roten Listen der gefährdeten Arten Deutsch-lands und Sachsens bzw. besitzen als Anhang II-Arten

der FFH-Richtlinie der EU oder Anhang I-Arten der Vogelschutzrichtlinie der EU eine über Sachsen undDeutschland hinausreichende Naturschutzrelevanz.Entsprechende Arten konnten im Projektgebiet auf-grund folgender Gegebenheiten bis heute überleben:– äußerst vielfältige Biotopausstattung,– hoher Anteil vergleichsweise naturnaher bzw. nur

extensiv genutzter Lebensräume,– Störungsarmut weiter Teile infolge Abgeschieden-

heit und Grenzlage,– Sicherung der Populationen und Habitate der ge-

fährdeten Arten in Schutzgebieten,– jahrzehntelange Schutzbestrebungen des staatlichen

und v. a. ehrenamtlichen Naturschutzes.Im Projektgebiet vorkommende Arten des Anhangs IIder FFH-Richtlinie, denen aufgrund ihrer Repräsen-tanz und Gefährdung im Rahmen der EU eine beson-dere Bedeutung zukommt, sind u. a. Kleine Hufeisen-nase, Großes Mausohr, Bechsteinfledermaus und Mopsfledermaus, die an naturnahe Gewässerhabitategebundenen Arten Westgroppe, Fischotter, Kammmolchund Grüne Keiljungfer, weiterhin der Luchs als Durch-zügler sowie das Firnisglänzende Sichelmoos und dieSchmetterlingsart Spanische Flagge. Zu den im An-hangI der Vogelschutzrichtlinie aufgenommenen, inder EU besonders gefährdeten bzw. geschützten Vogel-arten gehören u. a. im Projektgebiet als Brutvögel nach-gewiesene Arten wie Uhu (Abb. 3.3.-1), Schwarzstorch,Rauhfußkauz, Schwarzspecht, Grauspecht, Eisvogel,Rotmilan, Wachtelkönig und Birkhuhn.

Von den bisher genannten Arten sind die Kleine Huf-eisennase, Mopsfledermaus, der Fischotter und dasBirkhuhn deutschland- und sachsenweit vom Ausster-ben bedroht (BFN 1996, 1998, RAU et al. 1999). Eben-

bau beeinflussten Standorte (Duldung gering produktiver, aber Boden verbessernder Baum-arten, BARTELT 1999), Vorteile im Risikoma-nagement (Klimawandel, Holzmarkt),

– artenreiche Waldflora, seltene und gefährdete Pflanzenarten:g. Vielfalt, Seltenheit/Gefährdung als Naturschutz-

kriterien; naturschutzfachliche Planungen (z. B. Pflege- und Entwicklungspläne für Schutzge-biete, FFH-Managementpläne), Maßnahmen des Arten- und Biotopschutzes,

h. Berücksichtigung bei forstlichen Planungen (spezielle Waldentwicklungstypen) und der Wald-behandlung.

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falls zutreffend ist dies für den Karpaten-Enzian, derim Projektgebiet auf extensiv genutzten Bergwiesensogar das bundesweit einzige Vorkommen besitzt (hieran seiner nordwestlichen Arealgrenze, HARDTKE &IHL 2000, UHLIG & MÜLLER 2001, WILHELM 1993)und für den Deutschland und Sachsen eine besondereVerantwortlichkeit für die weltweite Erhaltung wahr-zunehmen haben (LUDWIG et al. 2007). Eine weiterein Sachsen vom Aussterben bedrohte Pflanzenart, dieEichenmistel, weist im Projektgebiet bei Dohma ihr ein-ziges Vorkommen in Deutschland auf. Zu den Pflan-zenarten des Projektgebietes, die in Sachsen vom Aus-sterben bedroht sind, gehören z. B. Kugelorchis, Statt-liches Knabenkraut, Mücken-Händelwurz, weiterhinKugelige Teufelskralle, Feuer-Lilie, Preußisches Laser-kraut, Dorniger Schildfarn, Gebirgs-Rose.

Habitate für schutzbedürftige und gefährdete Artenbieten insbesondere die großflächigen naturnahen Wäl-der. Auf basenreicheren Standorten kommen hier u. a.die Orchideen Weißes Waldvöglein, Braunrote Sitter,Nestwurz und Großes Zweiblatt, weiterhin Frühlings-Platterbse, Leberblümchen, Einbeere, Weiße Zahnwurz,Großblütiger Fingerhut, Seidelbast, Breitblättrige Glo-

ckenblume, Ausdauerndes Silberblatt und Zwiebel-Zahnwurz vor (vgl. Kap. 3.2.).

Unter den Tierarten sind zahlreiche an Altbäume ge-bundene Vogelarten wie Hohltaube und Zwergschnäp-per sowie viele seltene totholzbewohnende Käfer (z. B.Sägebock) zu nennen.

Für den Artenschutz im Projektgebiet besitzen desWeiteren die extensiv genutzten bzw. naturschutzge-recht gepflegten Bergwiesen in Verzahnung mit Borst-grasrasen, Pfeifengras- und Feuchtwiesen, Quellfluren,Kleinseggensümpfen und Steinrücken mit Gebüschenund Säumen eine immense Bedeutung (vgl. HACH-MÖLLER 2000, HACHMÖLLER et al. 2008).

Naturschutzfachlich bedeutende Artvorkommen be-herbergen auch die unverbauten strukturreichen Fließ-gewässer (u. a. Feuersalamander, Wasseramsel), dieMoorflächen (u. a. Karpaten-Birke, Rundblättriger Son-nentau, Kreuzotter) und basenreichen Halbtrockenra-sen (u. a. Sonnenröschen, Wiesen-Schlüsselblume).Nicht unerwähnt bleiben soll das größte sächsischeautochthone Vorkommen der Eibe an den Müglitzhän-gen bei Schlottwitz (Abb. 3.3.-2, SCHMIDT 1994,SCHRÖDER 1994).

28 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 3.3.-2: Alte, etwa 450-jährige Eibe in den Steilhang-wäldern des NSG Müglitzhang bei Schlottwitz

Abb. 3.3.-1: Der Uhu ist noch gelegentlicher Brutvogel im Projektgebiet

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Besonders geschützte und weitere wertvolle Biotope

Im Projektgebiet wurden im Zuge der Ausweisung vonFFH-Gebieten und der erfolgten Managementplanungmehr als 30 FFH-Lebensraumtypen (LRT) nach An-hang I der FFH-Richtlinie nachgewiesen (Tab. 3.3.-1),davon sieben prioritäre, in der EU besonders vom Flä-chenverlust betroffene Lebensraumtypen. Insgesamtweisen in den FFH-Gebieten die Wald-LRT und die Grün-land-LRT die größten Anteile auf. Von Bedeutung sindweiterhin die Lebensraumtypen der Fels- und Schutt-haldenbiotope an den Talhängen der Flüsse, die Moor-biotope und naturnahe Fließgewässerbiotope.

Im Projektgebiet kommen 81 verschiedene Biotop-typen vor (Selektive Biotopkartierung 2. Durchgang),die als naturschutzfachlich wertvolle Biotope erfasstwurden (LFUG 2000). 65 davon sind nach § 26 desSächsNatSchG besonders geschützt. Insgesamt wur-den über 4 200 Einzelflächen als wertvolle Biotope kar-tiert, die jeweils noch aus mehreren Teilflächen beste-

hen können und die oftmals aus unterschiedlichen Bio-toptypen zusammengesetzt sind. Die flächenhaften naturschutzfachlich bedeutsamen Biotope bedecken ca.3 935 ha (§ 26-Biotope ca. 1 500 ha), was etwa 11,5 %(§ 26-Biotope 4,38 %) der Projektgebietsfläche ent-spricht und damit wesentlich über dem sächsischenDurchschnittswert von (§ 26-Biotope) 2,75% liegt (LFUG 2008). Die flächigen Biotoptypen mit der größ-ten Verbreitung im Projektgebiet sind in Tab. 3.3.-2 ent-halten. Dazu kommen noch ca. 645 km linienförmigeBiotoptypen, von denen im Projektgebiet die Stein-rücken, Hecken und naturnahen Abschnitte der Mittel-gebirgsbäche am bedeutendsten sind.

Die meisten der naturschutzfachlich wertvollen Bio-tope sind sachsen- oder sogar bundesweit im Rückgangund daher in den entsprechenden Roten Listen ver-zeichnet (BUDER 1999, RIECKEN et al. 2006).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dasProjektgebiet für den Schutz, die Pflege und Entwick-lung naturnaher Wälder (vgl. Kap. 3.2. u. Abb. 3.1.-2), für frische bis nasse extensive Grünlandbioto-

293. Gebietskulissse

Tab. 3.3.-1: Beispiele für im Projektgebiet vorkommende FFH-Lebensraumtypen (LRT) des Anhangs I der FFH-Richtlinie

Biotopgruppe LRT-Code Bezeichnung des LRT

Wälder 9180* Schlucht- und Hangmischwälder91E0* Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder91D1* Birken-Moorwälder9110 Hainsimsen-Buchenwälder9130 Waldmeister-Buchenwälder9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald9410 Montane Fichtenwälder

Grasland 6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen6210* Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien6510 Magere Flachland-Mähwiesen6520 Berg-Mähwiesen6410 Pfeifengraswiesen6430 Feuchte Hochstaudenfluren

Fels- und 8160* Kalkhaltige SchutthaldenSchutthalden- 8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetationbiotope 8230 Silikatfelsen mit Pioniervegetation

8150 Silikatschutthalden8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

Moore 7220* Kalktuffquellen7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore7230 Kalkreiche Niedermoore

Gewässer 3260 Fließgewässer mit Unterwasservegetation

* prioritäre LRT der FFH-Richtlinie

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30 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 3.3.-2: Naturschutzfachlich wertvolle, flächenhafte Biotoptypen der Selektiven Biotopkartierung (2. Durchgang) und ihreFlächenanteile im Projektgebiet. Dargestellt sind nur Biotoptypen, die mindestens 5 ha des Projektgebietes umfassen. Daten-quelle: LFUG (2000), Rote Liste-Angaben nach BUDER (1999).

pe, naturnahe Fließgewässer mit ihren Auen, fürFels- und Blockhaldenbiotope sowie Steinrücken,Hecken und Streuobstwiesen eine herausragende Be-deutung besitzt.

Schutzgebiete nach Naturschutzrecht

Bis auf geringe Anteile im Norden und die davon aus-genommenen Ortschaften liegt das Projektgebiet voll-

ständig in Landschaftsschutzgebieten (LSG). DieseSchutzgebietskategorie nach § 19 des SächsNatSchGhat u. a. zum Ziel, Gebiete aufgrund der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit ihres Landschaftsbildes oderwegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung unter Schutz zu stellen. Folgende drei LSG kommen imProjektgebiet vor bzw. reichen in dieses hinein: Säch-sische Schweiz, Unteres Osterzgebirge und OberesOsterzgebirge (vgl. Anlage 2: Karte der Schutzgebiete).

Biotoptyp der Selektiven Biotopkartierung Fläche im Projekt- Rote Liste bes. geschütztgebiet in ha Sachsen §26 SächsNatSchG

Bodensaurer Buchen(misch)wald 849,4 3 –Sonstige, extensiv genutzte Frischwiese 474,9 3 –Ahorn-Eschen-Wald felsiger Schatthänge und Schluchten 348,6 3 §Eichen-Hainbuchenwald 280,1 3 –Bergwiese 183,8 2 §Bodensaurer Eichen(misch)wald 175,5 3 –Feldgehölz 153,3 3 –Offene Felsbildung 143,4 3 §Laubwald trockenwarmer Standorte 141,5 2 §Erlen-Eschenwald der Auen und Quellbereiche 138,9 2 §Streuobstwiese 128,0 2–3 §Magere Frischwiese 122,1 1 §Sonstiges Feuchtgrünland 97,1 3 –Sonstiger wertvoller Gehölzbestand 90,7 3 –Mesophiler Buchen(misch)wald 78,6 3 –Nasswiese 67,9 2 §Binsen-, Waldsimsen- und Schachtelhalmsumpf 55,7 3 §Zoologisch/botanisch wertvoller Bereich 47,1 – –Strukturreicher Waldbestand 38,6 – –Hochstaudenflur sumpfiger Standorte 33,0 3 §Seggen- und binsenreiche Feuchtweiden und Flutrasen 23,1 2 §Sumpfwald 18,8 3 §Offene natürliche Block- und Geröllhalde 14,1 3 §Borstgrasrasen 13,1 1 §Sonstige Stillgewässer 11,9 – –Naturnahes, ausdauerndes Kleingewässer 11,6 2 §Kiefernwald trockenwarmer Standorte 11,5 3 §Ahorn-Linden-Schutthaldenwald 11,1 3 §Kleinseggenried 11,0 2 §Moor- und Sumpfgebüsch 10,6 3 §Staudenflur feuchter Standorte 8,8 3 (§)Birken-Moorwald 6,3 2 §Teich 5,8 3 –

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Zehn Naturschutzgebiete (NSG) mit einer Gesamt-fläche von ca. 1 460 ha (4,2 % des Projektgebietes) lie-gen ganz (NSG Weicholdswald 102 ha, Trebnitzgrund41 ha, Oelsen 128 ha, Müglitzhang bei Schlottwitz 78 ha, Hochstein-Karlsleite 18 ha, Grenzwiesen Fürs-tenau und Fürstenauer Heide 507 ha, Mittleres Seide-witztal 187 ha, Geisingberg 314 ha) oder teilweise (Spar-gründe bei Dohna 37 ha, Am Galgenteich Altenberg 14 ha) innerhalb des Projektgebietes (vgl. Anlage 2;Hektar-Angaben entsprechen der Gesamtfläche derNSG laut Schutzgebietsverordnung). Die von Natur-schutzgebieten eingenommene Fläche umfasst damitweniger als 5 %, aber in den NSG sind die für den Ar-ten-, Biotop- und Ökosystemschutz wertvollsten Land-schaftsteile unter Schutz gestellt. Als NSG gesichertsind insbesondere naturnahe Waldgebiete (z. B. NSGWeicholdswald, mit Felsen durchsetzte Hangwälder derNSG Müglitzhang bei Schlottwitz oder im Mittleren Sei-dewitztal), aber ebenso extensiv genutzte Offenland-bereiche mit artenreichen Bergwiesen, Borstgrasrasenund Steinrücken, oft wiederum in landschaftstypischerWeise verzahnt mit naturnahen Wäldern (z. B. die NSGGeisingberg, Oelsen, Grenzwiesen Fürstenau und Fürs-tenauer Heide). Bisher weisen erst vier der NSG eineneue Verordnung nach SächsNatSchG auf, die restlichensechs besitzen aus dem DDR-Recht übergeleitete Ver-ordnungen. Das NSG Weicholdswald wurde 1961 aus-gewiesen, das jüngste NSG wurde im Jahr 2007 fest-gesetzt (bisheriges NSG Fürstenauer Heide wesentlicherweitert zum NSG Grenzwiesen Fürstenau und Fürs-tenauer Heide). Teile des NSG Weicholdswald sind seit1997 Naturwaldzelle nach SächsWaldG und unterlie-gen einer eigendynamischen Entwicklung mit wissen-schaftlicher Begleitung.

Weiterhin befinden sich 55 flächenhafte Natur-denkmale (FND) im Projektgebiet, die eine Fläche von71,5 ha einnehmen (ca. 0,2 % des Projektgebietes).Durch FND, die bis zu 5 ha Größe aufweisen dürfen,sind z. B. kleinere besonders schutzwürdige Gewässer,Waldflächen, Feldgehölze, Halbtrockenrasen, extensiveWiesen, Moore, Quell- und Felsbereiche geschützt. Etwa 15 % (5 166 ha) des Projektgebietes sind als FFH-Gebiete Bestandteile eines Schutzgebiets-Netzwerkesder EU (Natura 2000). Von den vierzehn FFH-Gebietenliegen sechs komplett im Projektgebiet (Mittelgebirgs-landschaft um Oelsen, Trebnitztal, Geisingberg undGeisingwiesen, Weicholdswald, Fürstenauer Heide undGrenzwiesen Fürstenau, Bahrebachtal). Vier FFH-Ge-biete befinden sich zu überwiegenden (Müglitztal, Sei-dewitztal und Börnersdorfer Bach) bzw. wesentlichenTeilen (Gottleubatal und angrenzende Laubwälder,Feuchtgebiete am Brand) im Projektgebiet. Vier wei-

tere FFH-Gebiete reichen mit geringeren Anteilen indas Projektgebiet hinein (Bergwiesen bei Dönschten,Separate Fledermausquartiere im Großraum Dresden,Bergwiesen um Schellerhau und Altenberg, Georgen-felder Hochmoor). In den FFH-Gebieten besteht das Ziel,die Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtli-nie sowie die Habitate und Vorkommen der FFH-Artendes Anhangs II in einem günstigen Erhaltungszustandlangfristig zu sichern (Verschlechterungsverbot!). Umdieses anspruchsvolle Ziel auf eine solide fachlicheGrundlage zu stellen, werden Managementpläne erar-beitet bzw. liegen bereits abgestimmte Management-pläne vor.

Zum Schutzgebietssystem Natura 2000 zählen ne-ben den FFH- auch die Vogelschutzgebiete der EU(SPA-Gebiete). Der Kohärenzgedanke dieses EU-wei-ten Schutzgebietssystems, also die Vernetzung der Lebensräume und Arthabitate durch Maßnahmen desBiotopverbunds, kommt in der Karte der Schutzgebiete(Anlage 2) u. a. durch die Einbeziehung der Flusstälerzum Ausdruck. 25,5 % des Projektgebietes sind Vogel-schutzgebiete, von denen drei (Fürstenau, Weicholds-wald sowie Geisingberg und Geisingwiesen) komplettund eines (Osterzgebirgstäler) fast komplett im Pro-jektgebiet liegen. Weitere zwei SPA-Gebiete (Kahlebergund Lugsteingebiet sowie Linkselbische Fels- und Wald-gebiete) reichen in das Projektgebiet hinein. In denVogelschutzgebieten sollen die Populationen bestimm-ter einheimischer Brutvogelarten des Anhangs I derVogelschutzrichtlinie und ihre Lebensräume (Brutge-biete, Nahrungsräume, Ruhezonen) wirksam geschütztwerden. Weiterhin sind die Rastgebiete der regelmä-ßig wiederkehrenden Zugvögel zu bewahren.

Bei einer Bilanzierung der Schutzgebietsflächen istes nicht möglich, die Anteile der verschiedenen Schutz-gebietskategorien zu addieren, da diese sich mehrfachüberlagern können (z. B. NSG, FFH- und SPA-Gebiete).Die große naturschutzfachliche Bedeutung des Pro-jektgebietes kommt jedoch bereits darin zum Ausdruck,dass die betrachteten Schutzgebietsanteile jeweils deut-lich über dem sächsischen Durchschnitt und demBundesdurchschnitt liegen (Tab. 3.3.-3).

Die in diesem Kapitel dokumentierten herausra-genden Naturschutzwerte des Projektgebietes, einenicht zu unterschätzende aktuelle und potenzielle Ge-fährdung dieser Werte sowie die besondere, auch überdie Landesgrenzen Sachsens und Deutschlands rei-chende Verantwortung zur Bewahrung der einzigarti-gen Natur und Landschaft im Osterzgebirge unter-streichen den Handlungsbedarf einer Naturschutzzieleintegrierenden Landnutzung.

313. Gebietskulissse

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Schutzgebiets- Anteil an der Fläche Anteil an der Fläche Anteil an der Flächekategorie des Projektgebietes Sachsens in % der BRD in %

in %

LSG 89,0 29,5 30,0NSG 4,2 2,7 3,3FFH-Gebiet 15,0 9,2 9,3SPA-Gebiet 25,5 13,5 9,4

32 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 3.3.-3: Anteile ausgewählter Schutzgebietskategorien im Projektgebiet im Vergleich zu Sachsen und der BRD

3.4. Das Projektgebiet als Hochwasserentstehungs- und

Hochwasserschadgebiet

Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm, Torsten Roch, Andreas Wahren

Die Gebirgsregionen Sachsens sind aufgrund ihrer geo-morphologischen und klimatischen Bedingungen typische Hochwasserentstehungsgebiete (Abb. 3.4.-1).

Das Osterzgebirge fällt durch häufige Stark- bisExtremniederschlagsereignisse auf, die zu Hochwäs-sern mit zerstörender Wirkung führen. GroßflächigeEreignisse traten in den Jahren 1703, 1799, 1897, 1954und 2002 auf. Hinzu kommen lokale Hochwässer, diejedoch wesentlich häufiger sind und sich im Bereichvon Müglitz und Gottleuba konzentrieren (vgl. Abb.3.4.-2). Das Osterzgebirge, insbesondere das Pro-jektgebiet, kann als ein ausgeprägtes Hochwasser-entstehungs- und zugleich -schadgebiet bezeichnetwerden.

Das Hochwasser 2002 wurde durch das Genua-Tief„Ilse“ und damit – wie die meisten Sommerhochwäs-ser – von einer „Vb-Wetterlage“ verursacht, die durchdas Aufgleiten feucht-warmer, stark wassergesättigterMittelmeeresluft auf von Norden einströmende Kalt-luft und damit einhergehenden Starkniederschlägengeprägt ist. Die Lage des Erzgebirges quer zur Zugrich-tung der Tiefdruckgebiete verstärkte die Niederschlags-bildung durch orographische Hebungsprozesse mit ver-heerenden Folgen. Das Ereignis 2002 war besonderslang anhaltend und brachte z. B. in Lauenstein undZinnwald innerhalb von 72 Stunden Niederschläge von325 bzw. 406 mm. Die enormen Wassermassen konn-ten durch Bäche und Flüsse nicht mehr schadfrei ab-geführt werden und führten zur Überlastung oder Zer-störung von Anlagen des technischen Hochwasser-

schutzes (Überlaufen der Talsperren Malter, Klingen-berg; Dammbruch Brießnitz/oberhalb von Glashütte,Zerstörung von Stützmauern an Fließgewässern). Oftwar eine schadfreie Wasserableitung auch durch ver-klauste und zerstörte Brücken nicht mehr möglich. Men-schen kamen zu Schaden, Siedlungen, Industrieanla-gen und Infrastruktur wurden in katastrophalem Maßüberflutet, beschädigt bzw. zerstört (Abb. 3.4.-3). Schonseit über einem Jahrhundert wird durch ausführlicheBeschreibungen auf die verheerenden Schäden nachextremen Hochwasserereignissen und Möglichkeitender Hochwasserprävention aufmerksam gemacht(AUTORENKOLLEKTIV 1897, LSH 1927, FICKERT 1934). Detaillierte Analysen und Schlussfolgerungen enthältdie „Ereignisanalyse – Hochwasser August 2002 in denOsterzgebirgsflüssen“ (LFUG 2004), deren wichtigsteErgebnisse unter dem Blickwinkel der Projektzielstel-lungen kurz angerissen werden.

Schadfaktoren

Die „Ereignisanalyse“ verdeutlichte, dass bei Hoch-wasser komplexe Prozesse wirken, bei denen nebenunmittelbaren Einwirkungen des Wassers durch Über-schwemmung auch Feststoffbewegungen eine großeRolle spielen, die von Geschieben und Treibgut verur-sacht werden. Allein an der Müglitz wurden an denSchwerpunkten der Treibgutablagerung 6 000 Raum-meter abgelagertes Material (Holz/Abfälle/Autos) er-mittelt.

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Anlage 1: Karte der potenziellen natürlichen Vegetation im Projektgebiet

Anlage1+Rückseite 24.02.2009 13:55 Uhr Seite 1

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Anlage 1: Karte der potenziellen natürlichen Vegetation im Projektgebiet - Legende

Anlage1+Rückseite 24.02.2009 13:55 Uhr Seite 2

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Anlage 2: Karte der Schutzgebiete im Projektgebiet

Anlage2 24.02.2009 13:59 Uhr Seite 1

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Die Schadintensität war in den Siedlungen und imBereich der Infrastruktur aufgrund der Konzentrationund Exposition hoher Werte in der Aue, aber auch auf-grund von Mängeln in Bau und Instandhaltung derFließgewässer, erheblich höher als in der freien Land-schaft. Andererseits ist der Zustand der freien Land-schaft eine wesentliche Größe für die Schadprozessein Siedlungen und an der Infrastruktur. Wasserabfluss,Erosion und Sedimenteintrag in Gewässer werden vomAnteil Wald, Grünland, Acker, von Baumartenmi-schungen und dem Anteil erosionsfördernder Feld-früchte, dem Vorhandensein flächiger Meliorationenetc. wesentlich mitbestimmt.

Im Zusammenspiel mit örtlichen Eigenheiten (Durch-lassfähigkeit von Brücken, Standfestigkeit von Stütz-mauern und Brücken, Bauten und Infrastruktur im Auenbereich etc.) ergaben sich mehr oder minder kata-strophale Schäden. Neben den Schadfaktoren Hoch-wasserspitze, -geschwindigkeit und -fülle treten zweiweitere Faktoren besonders hervor:– Treibgut führte zu unmittelbaren Zerstörungen

durch die Wucht des Aufpralles (Autos, entwurzel-

te bzw. abgeschwemmte Bäume, Dachstühle, Bret-ter aus Sägewerken) sowie zu Verklausungen anBrücken und Durchlässen (einschließlich steigen-der Wasserstände und Folgeschäden). Letzteres setz-te eine Vielzahl von Prozessen in Gang. Das Gewäs-ser verließ endgültig sein Bett, das Bett wurde zusedimentiert, Stützmauern wurden hinterspült und stürzten ein, neue Gewässerbetten – teils in Sied-lungen – entstanden.

– Die im Wasser mitgerissenen Sedimente wirkten jenach Größe ebenso zerstörend. Von Feldern abge-tragener Feinboden setzte Durchlässe an Straßen zumit der Folge, dass diese überströmt oder unterspült,erodiert und letztlich zerstört wurden. Gerade Sedi-mente, insbesondere Geschiebe, bewirkten in Kom-bination mit Strömungshindernissen (verklauste Brücken) das Zusedimentieren ganzer Flussbetten sowie die Entstehung von Schotterflächen (Übersa-rung) außerhalb des Gewässerbettes.

333. Gebietskulissse

Abb. 3.4.-1: Hochwasserentstehungsgebiete in Sachsen (lila; SMUL 2007b)

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:16 Uhr Seite 33

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34 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 3.4.-2: Übersicht lokaler sommerlicher Starkregenereignisse in Sachsen (SMUL 2002 in LFUG 2004)

Rechtliche Aspekte

Infolge der immensen Schäden und der detailliertenAnalyse des Hochwasserereignisses 2002 wurde diesächsische Hochwasserschutzstrategie überarbeitet.Sie beschreibt zusammengefasst die Begrenzung vonHochwasserschäden durch ein sinnvoll verknüpftes Maßnahmenbündel für – den natürlichen Hochwasserrückhalt auf der Flä-

che des Einzugsgebietes sowie in Gewässern und Auen,

– den technischen Hochwasserschutz durch Deiche,Rückhaltebecken und Talsperren sowie

– die weitergehende Vorsorge, wie Flächen-, Bau-, Verhaltens- und Risikovorsorge.

Die sächsische Hochwasserschutzstrategie als zu-kunftsweisender Hochwasserschutz ist in Abbildung3.4.-4 dargestellt. Als eine Konsequenz aus dem Hoch-wasser 2002 wurde im Projektgebiet (erstmals in Deut-schland) ein Hochwasserentstehungsgebiet auf Basisdes SächsWG § 100 b rechtlich festgesetzt (Alten-

berg/Geising). Es dient der Erhaltung sowie Verbesse-rung des natürlichen Rückhaltevermögens und umfasstelf Gemarkungen im Umfeld von Falkenhain, Liebenau,Georgenfeld und Fürstenwalde. Weiterhin wurden auf19 % der Auenfläche „Überschwemmungsgebiete“ durchRechtsverordnung (§ 32 SächsWG i. V. m. §§ 100 Abs.1 u. 5 sowie § 139 ) ausgewiesen. Hier steht der schad-lose Abfluss von Hochwasser durch Freihaltung desGebietes von Hindernissen im Vordergrund. Seitensdes Staatsbetriebes Sachsenforst wurden unabhängigdavon in Auen und Einzugsgebieten „Waldflächen mitbesonderer Hochwasserschutzfunktion“ ausgewiesen(LFP 2004a). Maßnahmen dienen hier insbesondereder Pufferung von Niederschlagsspitzen in unwetter-gefährdeten Gebieten und sollen somit für eine Stetig-keit der Wasserspende und eine Erhöhung von Nied-rigwasser sorgen. Wald mit besonderer Hochwasser-schutzfunktion schützt dadurch vor Hochwasser überdas in den gesetzlichen Schutzgebieten inhaltlich undräumlich festgelegte Maß hinaus.

Die genannten rechtlichen Instrumente einschließ-

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lich der sächsischen Hochwasserschutzstrategie zei-gen eine große Zahl an Handlungsoptionen, die alle zueinem verbesserten Hochwasserschutz beitragen kön-nen. Die einzelnen Optionen können dabei eine unter-schiedliche Gewichtung haben (Talsperren als wirk-samste und sicherste Lösung), aber auch scheinbar klei-ne Beiträge (Vermeidung von Treibgut) können zurVermeidung lokaler, u. U. aber erheblicher Schäden bedeutend sein. In Anbetracht der komplexen Schad-wirkungen ist von einer Summation einzelner Schad-komponenten auszugehen, der erst durch einen Kom-plex von (auch unbedeutend erscheinenden) Hand-lungsoptionen effektiv begegnet werden kann. Nebendem klassischen, stark rechtlich bzw. technisch orien-tierten Hochwasserschutz (Schutzgebiete, Umgestal-tung der Gewässerbetten in den Siedlungen, Rückhalte-becken etc.) müssen raumgreifende Maßnahmen durchdie Landnutzer – projektspezifisch beispielhaft durchden LSH und den Staatsbetrieb Sachsenforst – ergrif-fen werden. Mit dem Projekt wurde deshalb ein inte-grierter landschaftsökologischer Ansatz verfolgt, derauf einen möglichst hohen Niederschlagsrückhalt inder Fläche, eine zeitliche Abflussverzögerung und einen schadfreien Hochwasserabfluss in den Auen ab-zielt (vgl. Kap. 2.).

Zustand der Einzugsgebiete und Auen

Die osterzgebirgischen Flusseinzugsgebiete wären natürlicherweise außerhalb der Flusstäler von zonalenLaubmischwäldern bedeckt, überwiegend Buchenwäl-

dern mit Nadelbäumen (Weiß-Tanne, GewöhnlicherFichte) als Mischbaumarten (pnV, Kap. 3.2.). Der aktu-elle Waldanteil liegt bei 33 % und damit knapp überdem Landesdurchschnitt. Hohe Anteile haben Äcker(29 %) und Siedlungsbereiche (11 %). Bestände flachwurzelnder Fichten dominieren im Waldbereich. Daseingeschränkte Wasserrückhaltevermögen der Land-schaft (Näheres in Kap. 5.) und der hohe Anteil ero-sionsgefährdeter Bereiche sind wesentliche Defizite.

Auen nehmen etwa 6 % des Projektgebietes ein (po-tenzielle Auenwaldstandorte: 2 059 ha; vgl. Kap. 3.2.).Natürlicherweise würden Erlen-Bachwälder flächigvorherrschen, teils auch Quellwälder, Weidengebü-sche, Schotterflächen und deren Vegetation sowie lokal Bruchwälder. Der aktuelle Anteil naturnaher Wald-biotoptypen an der Auenfläche beträgt weniger als 7 % (nach Waldbiotopkartierung Biotoptyp „Erlen-Eschenwald der Auen und Quellbereiche“ 139 ha, nurteilweise in Auen gelegen), Schotterflächen sind kaumpräsent (vgl. Kap. 4.3.2.). Es dominieren stark anthro-pogen überprägte Bereiche. Für den Teilbereich der„Überschwemmungsgebiete“ liegen detaillierte Infor-mationen vor (Daten: SBS 2007):– Zu 78 % werden Auen als Acker, Grünland, Sied-

lungs- und Verkehrsfläche genutzt (nur zu 22 %bewaldet).

– Im bewaldeten Bereich beträgt der Anteil natur-ferner und -fremder Baumarten 38 %. Dabei han-delt es sich überwiegend um die flachwurzelnde Gewöhnliche Fichte, aber auch Stech-Fichte nimmtbedeutende Anteile ein.

353. Gebietskulissse

Abb. 3.4.-3:Hochwasser 2002 an derMüglitz in Schlottwitz

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:18 Uhr Seite 35

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36 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 3.4.-4: Systematik der sächsischen Hochwasserschutzstrategie nach den Regelungen des sächsischen Wassergesetzes (SächsWG), aus SMUL (2007b)

– In den Überschwemmungsgebieten kommt die Schwarz-Erle als tiefwurzelnde, in den Grund-wasserbereich eindringende, an Auen besondersangepasste und standfeste Hauptbaumart auf lediglich 5 ha vor. Unter den für Gebirgsauen typi-schen Baumarten erreicht nur noch der Berg-Ahornmit 6 ha Bedeutung, Esche hingegen ist selten, eben-so Begleitbaumarten wie Hainbuche, Winter-Linde und Rot-Buche. Unter den Begleitbaumarten auffäl-lig hoch ist der offensichtlich forstlich geförderte An-teil der ebenfalls tiefwurzelnden, aber eher für Tief-landsauen typischen Eichen (17 ha).

Durch geringen Anteil und ungünstige Baumarten-struktur sind die Waldbestände in der Aue kaum in derLage, wesentliche Beiträge zur Verringerung von Fließ-geschwindigkeiten und zum Treibgut- und Sediment-rückhalt zu leisten. Es dominieren flachwurzelndeBaumarten, die in exponierten Bereichen bei Hoch-wasser besonders unterspülungsgefährdet sind und alsTreibgut zugleich das Gefahrenpotenzial flussabwärtserhöhen (vgl. Kap. 4.3.1.). So bestand die Verklausungeiner Brücke oberhalb der Gottleubatalsperre aus

etwa 500 Festmetern(!) mitgerissener Fichten (LFUG2004).

Schlussfolgerungen

Die aktuelle Landnutzungsstruktur in den Außenbe-reichen begünstigt die Hochwasserentstehung und istzugleich für eine schadlose Hochwasserableitung weit-gehend ungeeignet. Der seit 1927 geforderten Hoch-wasserschadensminderung (LSH 1927) wird bis heutezu wenig Aufmerksamkeit gewidmet (z. B. flächige Ver-siegelung durch A17, Grenzübergang Zinnwald). DieAnalyse von Schadfaktoren und Defiziten zeigt, dasseine Reihe wesentlicher Handlungsoptionen besteht,die im Rahmen des Projektes aufgegriffen wurden (vgl.Tab. 3.4.-1) und einen integrierten landschaftsökologi-schen Ansatz darstellen.

Seite 37Tab. 3.4.-1: Schadfaktoren, Defizite sowie wesentliche Konsequenzen für das Projekt

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:19 Uhr Seite 36

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3. Gebietskulissse 37

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4. ERGEBNISSE

4.1. Waldumbau und Waldpflege

4.1.1. Baumartenverteilung und Eigentumsverhälnisse in den

Wäldern des Projektgebietes

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert

38 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Stabile, elastische, gemischte naturnahe Wälder mitgut strukturiertem Kronendach und Wurzelgefüge sindam besten geeignet, die besondere Hochwasserschutz-und Naturschutzfunktion zu erfüllen (vgl. Kap. 5.; IRRGANG 2002a, SCHMIDT et al. 2003b, IRRGANG &EISENHAUER 2004, SCHÜLER 2005, RICHERT et al.2007a). Auf ca. 19 % der Waldfläche des Projektgebie-tes konnten bei der Waldbiotopkartierung wertvolle naturnahe Waldbiotope erfasst werden. Damit liegt derAnteil weit über dem sächsischen Durchschnitt. Diesbedeutet aber andererseits, dass vier Fünftel der aktu-ellen Wald- und Forstbestände ein erhebliches Ent-wicklungspotenzial hinsichtlich des Hochwasser- undNaturschutzes aufweisen (vgl. Kap. 3.1.).

Die in Tabelle 4.1.1.-1 wiedergegebene Baumarten-verteilung belegt die Dominanz der Nadelbäume, ins-besondere die der Gewöhnlichen Fichte, im Projektge-biet. Der relativ hohe Anteil an gebietsfremden Baum-arten (ELA, JLA, PFI, OFI) ist auf die Pflanzungimmissionstoleranter „Ersatzbaumarten“ in Folge der

Immissionsschäden in den 1960er bis 1990er Jahrenzurückzuführen (vgl. Kap. 3.1.). Die in der Alters-klassenverteilung (Abb. 4.1.1.-1) zu erkennende Domi-nanz der bis 60jährigen Bestände ist auch meist ein Re-sultat der immissionsbedingten Waldschäden.

Die Eigentumsverhältnisse im Projektgebiet sind inAbbildung 4.1.1.-2 dargestellt. Etwa zwei Drittel desWaldes sind Privat- und Körperschaftswald, knapp einDrittel ist Landeswald. Der Anteil an Privat- und Körper-schaftswald liegt im Projektgebiet über dem Landes-durchschnitt (Privatwald 45 %, Körperschaftswald 8 %).Vergleichsweise gering ist der Anteil des Landeswal-des, der in anderen Teilen des Erzgebirges deutlichmehr als 50 % der Waldfläche beträgt. Diese Eigen-tumsverhältnisse ergeben sich aus der besonderenLandnutzungsgeschichte (vgl. Kap. 3.1.). Bereits SIE-GEL (1927), KIENITZ (1932) und REINHOLD (1942) do-kumentierten den vergleichsweise geringen Anteil desvormals kursächsischen Waldes. Ein Großteil der Wäl-der im Projektgebiet waren in früherer Zeit Bauern-

BAUMART FLÄCHE (ha) ANTEIL (%)

Gewöhnliche Fichte (GFI) 5017,46 48,78Trauben-Eiche (TEI) 1070,79 10,41Europäische Lärche (ELA) 815,40 7,93Gewöhnliche Birke (GBI) 690,60 6,71Rot-Buche (RBU) 545,72 5,31Gewöhnliche Kiefer (GKI) 512,62 4,98Stech-Fichte (PFI) 370,43 3,60Stiel-Eiche (SEI) 182,50 1,77Gewöhnliche Esche (GES) 164,36 1,60Japanische Lärche (JLA) 164,71 1,60Berg-Ahorn (BAH) 141,72 1,38Gewöhnliche Eberesche (GEB) 112,35 1,09Omorika-Fichte (OFI) 103,05 1,00

Tab. 4.1.1.-1: Baumartenverteilung in den Wäldern des Projektgebietes über alle Eigentumsformen (hier Anteile über 1 % dargestellt; Quelle: SBS 2005)

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Eigentumsform Privatwald Kommunalwald Kirchenwald sonst. Körperschaften

Anzahl derWaldbesitzer 2 846 73 29 23

wälder. Aus der extensiven, kleinbäuerlichen Nutzungunter meist schwierigen Standortsverhältnissen erklärtsich auch der relativ hohe Anteil naturnaher Wälderim Gebiet.

Auf dem forstpolitischen Programm des FreistaatesSachsen basierende Grundsätze schreiben für denStaatswald eine naturnahe Waldbewirtschaftung fest.Damit wird ein Waldzustand angestrebt, der dem All-gemeinwohl in besonderem Maße dient und über dieGrundpflichten aller Waldbesitzer hinausgeht (vgl.SMUL 1999). Diese Grundsätze haben für den Privat-wald lediglich empfehlenden Charakter. Hier setzt derFreistaat auf Beratung und ggf. Betreuung, auf För-derinstrumente und Beispielprojekte (z. B. Projekt „Sanierung von Waldschadensflächen im extremen Im-missionsschadgebiet unter besonderer Berücksichti-gung des Nichtstaatswaldes“, LAF 1998) bzw. im Zu-

sammenhang mit vorbeugendem Hochwasserschutzund Naturschutz auf das hier vorgestellte Projekt. Eine Umsetzung in solchen Projekten entwickelter Kon-zepte zu Hochwasservorsorge und Naturschutz (z. B.SCHMIDT et al. 2003b) wird u. a. durch die große An-zahl der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer(Tab. 4.1.1.-2) erschwert. So liegt im Projektgebiet diedurchschnittliche Waldeigentumsfläche im Privatwaldbei ca. 2,2 ha.

Im Folgenden werden Ergebnisse, Erkenntnisse undErfahrungen bei der Umsetzung und wissenschaftlichenBegleitung eines Konzeptes zur hochwasserschutz- undnaturschutzgerechten Waldbehandlung umweltge-schädigter (Hochwasser, Luftschadstoffe) Wälder undForsten unter besonderer Berücksichtigung der Be-dingungen privaten Waldbesitzes dargelegt.

394. Ergebnisse

Abb. 4.1.1.-2: Waldeigentumsverhälnisse im Projektgebiet (Quelle SBS 2005)

Abb. 4.1.1.-1: Flächenanteile der Altersklassen in den Wälderndes Projektgebietes (Quelle: SBS 2005)

Tab. 4.1.1.-2: Anzahl der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer (nach Eigentumsform) im Projektgebiet

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40 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.1.2. Mittel- bis langfristige Betriebsplanung

4.1.2.1. Grundsätze einer hochwasserschutz- und naturschutz-

gerechten Waldbehandlung im „Forstbetrieb Landes-

verein Sächsischer Heimatschutz“

Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm

Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz (LSH) hatseit 1990 insgesamt 1 200 ha Waldfläche in verschie-denen Teilen Sachsens erworben. Er knüpft damit andie Tradition aus der Zeit vor seiner Enteignung an, alser mit seinen Flächenkäufen und naturgerechter Bewirt-schaftung zu einem Vorreiter des Naturschutzes inDeutschland wurde (vgl. Kap. 3.1.). Eine besondere Be-deutung kommt heute dem Waldeigentum im Osterz-gebirge zwischen Oelsen und Mordgrund zu. Hier, inVerzahnung mit artenreichen Bergwiesen, liegen Wald-flächen, denen vielfältige Schutzfunktionen zukommen(WILHELM & GEROLD 2007). Die finanzielle Förde-rung des Erwerbs der Waldflächen durch den FreistaatSachsen ist an die Grunddienstbarkeit einer „natur-schutzgerechten Bewirtschaftung“ geknüpft worden.Was aber darunter zu verstehen ist, wurde nicht aus-geführt. Zudem liegen die Waldflächen des LSH in einem ausgesprochenen Hochwasserentstehungsge-biet (vgl. Kap. 3.4.). Daraus ergibt sich die Forderung,bei der Waldbehandlung dem Hochwasserschutz be-sondere Beachtung zu schenken. Gleichzeitig bestehtfür den LSH die Notwendigkeit, zumindest kosten-deckend zu wirtschaften.

Grundlagen und Ziele

Die vielfältigen Anforderungen von Hochwasserschutzund Naturschutz sowie betriebswirtschaftliche Aspek-te geben den Rahmen für die mittel- bis langfristigePlanung auf der Ebene von Waldbeständen und für dieUmsetzung von Maßnahmen vor. Voraussetzung fürdie Planung ist ein Konzept, das Ziele, Anforderungenund Grundsätze einer hochwasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbewirtschaftung enthält.

Seit den 1980er Jahren finden Waldbehandlungs-konzepte wie „Ökologische“ oder „Naturgemäße“ Wald-wirtschaft und „Ökologisch orientierte“ oder „Ökoge-rechte“ Waldbewirtschaftung verstärkt Anwendung. Allen gemeinsam ist, dass sie auf dem Ökosysteman-satz basieren bzw. den Prinzipien von Bewirtschaf-

tungsstrategien, die sich als Wald-Ökosystem-Manage-ment verstehen, entgegenkommen und sich an den je-weils gegebenen naturräumlichen Bedingungen (z. B.Naturdargebot an Leistungspotenzialen, natürlichesBiodiversitätspotenzial) orientieren (SCHMIDT 2007a,2007b).

Das Wald-Entwicklungsziel einer hochwasser-schutz- und naturschutzgerechten Waldbehandlung istein räumlich und zeitlich vielfältig strukturiertesBestandes- bzw. Biotopmosaik, das sich an der Baum-artenzusammensetzung des natürlichen Vegetations-potenzials (nVp; SCHMIDT 1998) ausrichtet (Kap. 3.2.).Bei der Waldbehandlung wird größtmögliche Natur-nähe bei gleichzeitiger Berücksichtigung nachhaltigerNutzungsmöglichkeiten (Stetigkeit von Wirkungen, z. B. Abflussregulation) angestrebt. Generell sind flexi-ble Vorgehensweise bei Bewirtschaftung und Pflege so-wie Detailplanung auf Bestandesebene unter Beach-tung der speziellen Schutz- und Nutzungsinteressenerforderlich, wobei die Schutzziele generell Vorrang ha-ben. So liegt der wesentlichste Unterschied zu anderenökologisch orientierten Bewirtschaftungssystemen vorallem in der Gewichtung der Ziele. Eine hochwas-serschutz- und naturschutzgerechte Waldbehandlungbedeutet, die Belange des Hochwasserschutzes und desNaturschutzes über die gleichzeitig notwendigerweisevorhandenen ökonomischen Ziele zu stellen, ohne dieLiquidität des Forstbetriebes LSH zu gefährden(SCHMIDT et al. 2003b).

Anforderungen und waldbauliche Empfehlungen

Im Folgenden werden Anforderungen an die Waldbe-stände des LSH, bezogen auf Hochwasserschutz undNaturschutz sowie kostendeckende Bewirtschaftung,aufgezeigt und wichtige waldbauliche Empfehlungenabgeleitet.

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Hochwasserschutzanforderungen

Alle Waldflächen des Forstbetriebes LSH liegen in einem ausgesprochenen Hochwasserentstehungs- und-schadgebiet und ihnen kommt die „besondere Hoch-wasserschutzfunktion“ zu. Diese Funktion zu erfüllen,bedeutet, das Wasserspeicherpotenzial in der Flächemaximal auszunutzen, den Abfluss zeitlich zu verzö-gern und die Abflussspitze sowie die Abflussenergiezu verringern, die Flächen vor Bodenerosion zu schüt-zen und das Gefahrenpotenzial durch Feststoffe(Treibgut, Geschiebemassen) zu verringern. Daraus er-geben sich folgende waldbauliche Empfehlungen (vgl.auch SMUL 2004a, IRRGANG & EISENHAUER 2004):– Dauerbestockung für den verbesserten Schutz vor

Bodenerosion, die Vermeidung von Kahlflächen mit hohem Oberflächenabfluss sowie die Erhöhung derInterzeption,

– Erhalt bzw. Begründung von Mischbeständen ausstandortsgerechten Baumarten mit einem ange-messenen Anteil immergrüner Nadelbaumarten (z. B. Weiß-Tanne, Gewöhnliche Fichte) sowie tief-wurzelnden Baumarten (z. B. Rot-Buche, Berg-Ahorn)zur Erhöhung der Interzeption bzw. Minderung desBodenwasserabflusses im Winterhalbjahr, zur in-tensiven Bodenerschließung durch das Wurzelsys-tem mit den Effekten einer Vergrößerung der Was-serspeicherkapazität und der Verbesserung der In-filtrationseigenschaften des Bodens durch Erhöhung des Porenvolumens und zur Vermeidung von kala-mitätsbedingten Freiflächen durch Erhöhung der Stabilität der Waldbestände,

– stufiger Bestandesaufbau zur Erhöhung der Inter-zeption und zur Verringerung von Bodenerosion undAbflussenergie durch Unterstand und Bodenvege-tation,

– Verhinderung stärkerer Rohhumusauflagendurch geeignete Baumartenwahl sowie Abbau vor-handener Rohhumusauflagen durch Auflockerung des Kronendaches mit dem Ziel einer Verbesserung der Infiltration und damit Verringerung des Ober-flächenabflusses,

– Umbau flachwurzelnder Nadelbaumbestände im Auenbereich zu stabilen Auen- und Bachwäldern zur Minderung des Gefahrenpotenzials durch ent-wurzelte Bäume, zur Nutzung von Waldbeständen als Sediment- und Treibgutfang und zur Verringe-rung der Abflussenergie,

– Einsatz bodenschonender Technik zur Verhinde-rung von Bodenverdichtung und der damit verbun-denen Zunahme des schnellen Oberflächenabflus-ses.

Anforderungen des Naturschutzes

Die Anforderungen des Naturschutzes sind komplex.Zu den prioritären Schutzzielen gehören neben der Naturnähe von Standort und Vegetation (Naturwälderund naturnahe Wirtschaftswälder, Schutz und Nutzungnatürlicher Prozesse) die Vielfalt an Populationen, Arten und Biozönosen (Biodiversität) – damit die Viel-falt an ökosystemaren Strukturen (Artenstruktur, ver-tikale und horizontale Raum-, Alters-, Kleinstrukturen),an Funktionen und Entwicklungsstadien (z. B. arten-reiche Waldmeister-Buchenwälder und deren edel-laubbaumreiche Zwischenwaldstadien), die Bewahrunggefährdeter, seltener und gesetzlich geschützter Arten und Ökosystemtypen (z. B. Orchideen wie Wei-ßes Waldvöglein, Vögel wie Schwarzstorch und Uhu,Biotoptypen wie Hangschutt- und Schluchtwälder) so-wie die Repräsentanz natürlicher Waldökosystemty-pen und naturraum- und ökosystemtypischer Pflanzen-und Tierarten aber auch gebietsspezifischer Nutzungs-formen des Waldes. Waldbauliche Empfehlungen fürdie umfangreichen Anforderungen an eine natur-schutzgerechte Waldbehandlung sind:– Erhalt bzw. Begründung von Mischbeständen mit

Baumarten des natürlichen Vegetationspotenzials zur Verbesserung der Naturnähe und zur Erhöhung von Arten- und Strukturvielfalt,

– Schaffung eines geeigneten Waldinnenklimas(z. B. durch Auflichtungen) zur Förderung be-stimmter gefährdeter, seltener und gesetzlich ge-schützter Arten,

– Einbringung bzw. Bevorzugung tiefwurzelnder Baumarten wie Berg-Ahorn zur Minderung der ak-tuellen Bodenversauerung, zur Förderung gefähr-deter Arten bzw. einer Artenstruktur, wie sie für nährstoffreichere Waldstandorte charakteristisch ist,

– Erhaltung von Zeugen historischer Nutzungsfor-men (z. B. Nieder- oder Mittelwaldwirtschaft) oder ihre Wiederaufnahme auf geeigneten Flächen zur Erhöhung der Vielfalt an ökosystemaren Strukturen und zur Bewahrung gefährdeter, seltener und ge-setzlich geschützter Arten, die an entsprechende Habitatstrukturen gebunden sind,

– Zulassen von natürlich ablaufenden Prozessender Walddynamik (z. B. Etablierung von Pionier-wäldern nach Störungen, Naturverjüngung) zur För-derung der Naturnähe,

– Erhalt und ggf. Mehrung von Altbäumen stärkerer Dimension (Höhlenbäume) und von Totholz zur Erhöhung der Vielfalt an Kleinstrukturen und zur Förderung an diese Strukturen gebundener Arten.

414. Ergebnisse

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42 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Betriebswirtschaftliche Anforderungen

Eine nachhaltige und stetige Holzproduktion mit hohen kontinuierlichen Erlösen ist wichtige Finanzie-rungsgrundlage für Naturschutzleistungen im Waldund zur Sicherung der Liquidität des Forstbetriebes.Dabei kommt der Minimierung von Produktions-risiken (biotische Schaderreger wie Borkenkäfer, An-fälligkeit gegen Windwurf) eine besondere Rolle zu.Wichtige betriebswirtschaftliche Ziele sind außerdemFlexibilität in Bezug auf die schwankenden Anforde-rungen des Holzmarktes durch Vielfalt an Baumartenund Sortimenten und hohen Wertholzanteilen sowieAufwandsminimierung durch gezieltes Ausnutzenvon Naturprozessen (biologische Rationalisierung). Zuden ökonomischen Zielen kann durchaus auch die Ab-flussregulation gehören, nur schlägt sich diese zurzeitnoch nicht in der Liquidität von Forstbetrieben nieder.Entsprechende Berechnungsalgorithmen gibt es, die-se könnten zu einer Grundlage für eine wirkungsbe-zogene Förderung entwickelt werden.

Aus den genannten Anforderungen leiten sich fol-gende waldbaulichen Empfehlungen ab:– Erhalt bzw. Begründung von Mischbeständen aus

standortsgerechten Baumarten mit hohem Wider-standspotenzial gegenüber biotischen und abioti-schen Schadereignissen (biozönotische Stabilität) zur Minimierung von Produktionsrisiken sowie zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit als Grundlage für eine nachhaltige und stetige Holzproduktion,

– Berücksichtigung einer dem Standortspotenzial ent-sprechenden Vielfalt an Baumarten zur Erhöhung der Vielfalt an Holzsortimenten (Holzmarktflexibi-lität),

– einzelbaumbezogene und am aktuellen Bestan-deszuwachs ausgerichtete Konzepte für die Bestandeserziehung und Durchforstung für eine hohe Ertragskontinuität über die gesamte baum-artenspezifische Sortimentsstruktur, bei hoher Fle-xibilität des Produktionskonzeptes und geringen Pro-duktions- bzw. Wirkungsrisiken (vgl. auch Richtli-nie zu den Bestandeszieltypen im Landeswald, LFP 2005a),

– Integration von Naturverjüngung und natürlicher Selbstdifferenzierung im Jugendstadium zur Auf-wandsminimierung in Abhängigkeit vom Bestan-deszustand, seiner Entwicklungspotenziale und den Entwicklungszielen des Eigentümers (z.B. LSH).

Grundsätze einer hochwasserschutz- und natur-schutzgerechten Waldbehandlung

Die nachfolgenden Grundsätze haben ihre Basis in denaufgezeigten vielfältigen Anforderungen an die Wald-bestände und den daraus abgeleiteten waldbaulichenEmpfehlungen. Diese Art der Waldbewirtschaftungdient der Entwicklung ungleichaltriger Mischwälder,deren Struktur und Baumartenzusammensetzung sicham natürlichen Vegetationspotenzial sowie den Erfor-dernissen einer rationellen und gemessen an den Pro-jektzielen, dauerhaft erfolgreichen Bewirtschaftungorientiert. Die Aufzählung der Grundsätze ist thema-tisch gegliedert (WALCZAK 2003).Waldbau:– Bestandeserziehung, Durchforstung und Erntenut-

zung sind auf die Entwicklungspotenziale und Ent-wicklungsziele des jeweiligen Bestandes ausgerich-tet.

– Für Pflege und Nutzung im Sinne permanenter Aus-lese und Vorratspflege sind vorrangig einzelbaum-bezogene Pflege- und Durchforstungskonzepte an-zuwenden.

– Kleinflächige Standortsunterschiede müssen durch Förderung entsprechender Baumarten berücksich-tigt werden.

– Vorrangige Anwendung langer Verjüngungszeit-räume und Integration der Naturverjüngung ist geboten, sofern dies die Bestandessituation, ein-schließlich Entwicklung von Produktions- und Wir-kungsrisiken, sowie die Wirtschaftsziele des Flä-cheneigentümers ermöglichen, d. h. auch Verzicht auf Pflanzung bei ausreichendem Naturverjün-gungspotenzial der Zielbaumarten.

– Auf Kahlhieb wird weitgehend verzichtet. Flächen-hafte Nutzungen sind nur in Ausnahmefällen zu-lässig, z. B. kleinflächig beim Umbau naturferner/-fremder Bestände in den Auen aus Gründen der Ge-fahrenabwehr (Gefahr der Treibgutbildung durch In-stabilität der Bestände).

– Auf die Neuanlage von Reinbeständen und Planta-gen wird verzichtet.

– Auf das Einbringen gebietsfremder Arten sowie gen-technisch veränderter Organismen wird verzichtet.

– Die natürliche Sukzession ist fester Bestandteil der Waldentwicklung und -behandlung, insofern diese ganz oder teilweise auf die Entwicklungsziele für den konkreten Bestand gerichtet ist.

– Dem natürlichen Standortspotenzial und Biotoptyp angepasste, artenreiche, stufig aufgebaute Wald-ränder sind in angemessener Breite zu erhalten oder zu gestalten und zu pflegen.

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Boden, Technik, systemfremde Stoffe– Forstliche, wasserbauliche oder sonstige Maßnah-

men, die zu langfristigen Störungen des Ökosystems führen können, sind zu unterlassen.

– Auf flächiges Befahren der Waldböden und auf Ein-griffe in die gewachsene Bodenstruktur wird ver-zichtet. Der Einsatz von Rückepferden und schonend arbeitender Forsttechnik erfolgt unter Berück-sichtigung der Richtlinie zur Anwendung von Holz-erntetechnologien im Landeswald (SBS 2006).

– Das vorhandene Wegenetz wird genutzt und die Wegedichte möglichst gering gehalten. Auf Neuan-lage von Wegen wird weitgehend verzichtet. Für den Forstbetrieb LSH wurde entsprechend der Projekt-zielstellung ein Wegekonzept erarbeitet, in der PAGberaten und dem LSH am 09.05.2007 übergeben(MARSCHNER et al. 2007).

– Pflege oder Neuanlage von Entwässerungsanlagen auf hydromorphen Standorten wird unterlassen.

– Auf das Einbringen von Bioziden, Düngemitteln, Kalk und sonstigen systemfremden Substanzen wird weitgehend verzichtet (Ausnahmen z. B. Pflanz-lochkalkung als Starthilfe bei Voranbau oder Be-kämpfungsmaßnahmen bei Massenvermehrungen von Mäusen in Laubbaum-Voranbauten).

Arten- und Habitatschutz– Anliegen des Arten- und Habitatschutzes sind durch

entsprechende waldbauliche Maßnahmen besonders zu fördern. Insbesondere sollen alte Bäume und Baumgruppen als Habitate für Arten, die auf starke Altbäume spezialisiert sind, aber auch aus Gründen der Seltenheit und Schönheit erhalten werden.

– Stehendes und liegendes Totholz, sofern dies der Ver-kehrssicherungspflicht nicht entgegensteht, ist prin-zipiell zu belassen.

– Seltene Faunen- und Florenelemente werden auf der gesamten Betriebsfläche geschützt und gegebenen-falls gefördert.

Biodiversität– Die Erhaltung und Entwicklung einer dem jeweili-

gen Biotoppotenzial entsprechenden biologischen Vielfalt ist besonders zu fördern.

– Folgen natürlicher Störungen wie Windwurf, Schnee-bruch, Insektenfraß werden zur Bereicherung der Biotopausstattung zugelassen, wenn ihre Auswir-kungen kein Gefahrenpotenzial für benachbarte, nicht im Eigentum des Landesvereins befindliche Bestände darstellen und grundsätzliche Ziele des Hochwasser- und Naturschutzes nicht in Frage ge-stellt werden.

Wild– Die Umsetzung der spezifischen Grundsätze

erfordert die Minderung von Verbiss-, Schäl- und Fegeschäden durch eine Reduktion der Populations-dichte vorkommender Schalenwildarten auf biozö-notischer Grundlage unter vollständiger Ausschöp-fung des gesetzlichen Handlungsrahmens und demWaldbesitzer zur Verfügung stehender Rechtsmittel.

– Auf Ansiedlung und Hege nicht gebietsheimischer Tiere sowie auf die Fütterung von Wildtieren wird verzichtet (vgl. Kap. 4.1.2.4.).

ReferenzflächenDie Realisierung der Grundsätze ist durch praxis-orientierte wissenschaftliche Untersuchungen zu be-gleiten. Dazu sind Referenzflächen auszuweisen, die der Beobachtung der natürlichen Waldentwicklung und dem Vergleich mit genutzten Beständen dienen. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind bei der Weiterentwicklung und Überarbeitung der hoch-wasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbe-wirtschaftung zu berücksichtigen.

Abschließender HinweisDie Grundsätze fanden sowohl bei der forstlichen Planung (Kap. 4.1.2.3.) als auch bei der Maßnahmen-umsetzung im „Forstbetrieb LSH“ Berücksichtigung (Kap. 4.1.3.).

434. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:20 Uhr Seite 43

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Waldentwicklungstypen und ihre Herleitung

Die „Grundsätze einer hochwasserschutz- und natur-schutzgerechten Waldbewirtschaftung“ für die Wälderdes LSH im Projektgebiet (vgl. Kap. 4.1.2.1.) steckenden Handlungsrahmen für die mittel- bis langfristigePlanung auf der Ebene von Waldbeständen ab. Be-standesbezogene Handlungskonzepte setzen eine Syste-matisierung und Typisierung von Ausgangs- und Ziel-zuständen der Bestände voraus. Langfristige Entwick-lungsziele wurden in der Vergangenheit meist alsBestandes- oder Betriebszieltypen beschrieben. Diesestellen eher statische Planungskategorien dar. Einestärkere Einbeziehung natürlicher Prozesse bei derWaldbewirtschaftung und die Berücksichtigung sichändernder Umweltbedingungen erfordern, Zielprojek-tionen und Wege dorthin bewusst flexibel bzw. varia-bel zu halten und die Waldbehandlung dynamisch neu-en Gegebenheiten anzupassen (OTTO 1995, SCHMIDT1998). Da „Waldentwicklungstypen“ diesem Anliegenbesser gerecht werden, bilden sie hier die Grundlagefür das zu erarbeitende Handlungskonzept. Waldent-wicklungstypen, wie sie in einigen Bundesländern undfür die Bundesforsten eingeführt wurden, basieren aufvergleichbaren, aber nicht identischen Ansätzen. Des-halb soll der Waldentwicklungstyp, wie er für das Pro-jektgebiet angewandt wurde, definiert werden(SCHMIDT et al. 2003b, in Anlehnung an LFV 1999):

Der Waldentwicklungstyp (WET) ist eine Zusam-menfassung von Waldbeständen mit vergleichbaremAusgangszustand und vergleichbarer Zielsetzung. Erbeschreibt die zweckmäßigsten waldbaulichen Verfah-ren zum Erreichen dieser Zielsetzung unter Beachtungder Funktionsvielfalt des Waldes, projektspezifisch unter besonderer Beachtung hochwasserschutz- und naturschutzgerechter Waldbewirtschaftung.

Ausgehend vom aktuellen Zustand (Bestandeszu-standstypen) und angestrebten Zielzuständen (Ziel-typen) werden Handlungsempfehlungen (Behand-lungstypen) zur Erreichung des definierten Zieles ge-geben. Für die Herleitung von Waldentwicklungstypensind also zunächst eine Analyse der Ausgangssituation

und die Festlegung flächenkonkreter Entwicklungs-ziele erforderlich. Der LSH verfügte weder über eineaktuelle Erhebung des Waldzustandes noch über flä-chenkonkrete Planungen. Dieser Mangel an Entschei-dungsgrundlagen konnte durch eine Forsteinrichtungbehoben werden (vgl. Kap. 4.1.2.3.). Bereits im Vorfeldwurden für die Betriebsfläche des LSH repräsentativeBestandestypen ausgewählt und in einem diskursivenProzess mit allen Beteiligten abgestimmte flächen-konkrete Leitbilder entwickelt. In gemeinsamen Bege-hungen mit der Projektbegleitenden Arbeitsgruppewurde an konkreten Waldbeständen verschiedenenAusgangszustandes (Baumartenmischung, Alter, Natur-nähe) diskutiert, welche Zielzustände aus Sicht desHochwasser- und Naturschutzes, aber auch aus be-triebswirtschaftlicher Sicht, angestrebt und gegenein-ander abgewogen (Leitbildfindung) und welche Maß-nahmen zur Erreichung des Zieles ergriffen werdenmüssen.

Bestandeszustandstypen (Abb. 4.1.2.2.-1)Der Ausgangszustand aller Bestände der Betriebsflä-che des LSH wurde im Rahmen der Forsteinrichtunganalysiert. Die aktuellen Bestände werden nach Haupt-baumarten zu 19 Bestandeszustandstypen zusammen-gefasst. Diese können nach der Naturnähe der Baum-artenzusammensetzung und sukzessionalen Entwick-lungsstadien gruppiert werden:– naturnahe bis bedingt naturnahe Bestände, die

Schlusswaldstadien natürlicher Waldgesellschaftenentsprechen: neun Bestandeszustandstypen mit Flä-chenanteil von etwa 25 %,

– naturnahe bis bedingt naturnahe Bestände, die Pio-nier- und Zwischenwaldstadien der natürlichen Wald-gesellschaften repräsentieren: je sechs Bestandes-zustandstypen mit jeweils etwa 10 % Flächenanteil,

– (bedingt) naturferne bis naturfremde Zustandsty-pen, d. h. künstlich begründete, nicht dem natür-lichen Vegetationspotenzial entsprechende Bestän-de („Forsten“): vier Bestandeszustandstypen mit etwa 50 % Flächenanteil.

Zusätzlich wurden drei durch das Vorkommen natur-schutzfachlich relevanter Zielarten gekennzeichneteBestandestypen ausgewiesen.

44 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.1.2.2. Waldentwicklungstypen als bestandesbezogenes

Handlungskonzept

Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold

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454. Ergebnisse

Zieltypen (Abb. 4.1.2.2.-3, Abb. 4.1.2.2.-4)Nächster Schritt für die Herleitung der Waldentwick-lungstypen ist die Festlegung der Zieltypen, d. h. flä-chenkonkreter Zielzustände. Generelles Ziel ist die Er-haltung oder Entwicklung regionaltypischer naturnaherWaldbestände mit hoher Strukturvielfalt und Stabilitätgegenüber biotischen und abiotischen Schadereignissensowie Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umwelt-bedingungen (vgl. Kap. 2.1.2.). Dem natürlichen Geo-top- und Vegetationspotenzial entsprechende Wäldererfüllen sowohl Ziele des Naturschutzes als auch sol-che von Forstwirtschaft (z. B. Holzmarktflexibilität, Er-tragssicherheit) und Hochwasserschutz (Standfestig-keit der Bäume in Auen, günstige Interzeption in Laub-baum-Nadelbaum-Mischbeständen) in besonderemMaße (vgl. Kap. 4.1.2.1.). Für die Formulierung der Ziel-zustände werden nicht nur Schlusswälder (pnV, Kap.3.2.), sondern alle Waldentwicklungsstadien (natür-liches Vegetationspotenzial, SCHMIDT 1998, 2005),herangezogen. Daraus ergeben sich für einen Standortdrei optionale Zielzustände: – Pionierwald, z. B. Ebereschen-Birkenbestand,– Zwischenwald, z. B. Edellaubbaumbestand und– Schlusswald, z. B. Montaner (Tannen-Fichten-)

Buchenwald.Für das Projektgebiet wurden Ökogramme der Wald-gesellschaften (nach SCHMIDT et al. 2002, Standort-

daten nach Forstlicher Standortskartierung – FSK) er-arbeitet. Den auf der Betriebsfläche vorkommendenSchlusswäldern wurden Pionier- und Zwischenwald-stadien (nach SCHMIDT et al. 2002, KIENITZ 1935, HILPERT 2004, MAYER mdl.) zugeordnet. Zielzuständemit ähnlicher Baumartenkombination wurden zu Ziel-typen zusammengefasst. Bei der Forsteinrichtung wur-den für jeden Einzelbestand unter Berücksichtigungder lokalen Verhältnisse, insbesondere des kleinräumi-gen Mosaiks von Standorten (z. B. Quellbereiche) undder standortsweisenden Vegetation (z. B. Nährstoff-zeiger wie Goldnessel), alternative Zieltypen ausge-wählt. Die letztendliche Entscheidung, ob z. B. einSchluss- oder ein Zwischenwald angestrebt wird, hängtvon übergeordneten Zielen (Betriebs- bzw. Projektziele;z. B. Erhöhung der Baumartenvielfalt, Erhaltung edel-laubbaumreicher Bestockungen oder Lebensraum-schutz für eine Orchidee wie das Weiße Waldvöglein)ab.

Die Ausdehnung über drei Höhenstufen, Standorts-vielfalt und mehrere optionale Zielzustände je Stand-ort erklären die hohe Zahl möglicher Zieltypen im Pro-jektgebiet. Beispielhaft soll dies für die submontaneHöhenstufe verdeutlicht werden. Aus dem Ökogramm(Abb. 4.1.2.2.-2) der potenziellen natürlichen Waldge-sellschaften ist ersichtlich, dass neben der höhenzo-nalen Leitgesellschaft, dem Submontanen Eichen-

Abb. 4.1.2.2.-1: Anteile der Bestandeszustandstypen an der Betriebsfläche des LSH

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46 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

* Standorte im Auenbereich häufig als K1+n kartiertAbb. 4.1.2.2.-3: Zieltypen für die submontane Höhenstufe des Projektgebietes (unvernässte Standorte)

Abb. 4.1.2.2.-2: Ökogramm der potenziellen natürlichen Waldgesellschaften auf unvernässten Standorten in der submontanenHöhenstufe des Projektgebietes; AF = Ausbildungsform, hier standörtlich differenzierende Ausprägungen im (durch gleiche Farbeerkennbaren) Bereich der jeweiligen Waldgesellschaft

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474. Ergebnisse

Buchenwald, zehn weitere Waldgesellschaften vor-kommen, darunter artenreiche und produktive wie derWaldmeister-Buchenwald. Selbst die diversen stand-örtlichen Ausprägungen der einzelnen Gesellschaftenkönnen durchaus entscheidungsrelevant sein, z. B.Potenzial für hohe Edellaubbaumanteile widerspiegeln.

Die Zieltypen wurden ebenfalls in ein Ökogrammeingeordnet (Abb. 4.1.2.2.-3). Fallweise fanden betei-ligte und zu fördernde Mischbaumarten besondere Berücksichtigung, vor allem für kräftige und frischeStandorte. Hier ergibt sich durch Edellaubbäume einbreiteres, Vielfalt und Stabilität erhöhendes Baumar-tenspek trum. Sie bieten außerdem Optionen zur Wert-holzproduktion, tragen zur Minderung von Oberflä-chenabfluss durch intensive Durchwurzelung des Bodens und verbesserte Infiltration oder zur günstigenBeeinflussung des Bodenzustandes bei. Alternativ zumSchlusswaldtyp kann auch ein Zwischenwaldtyp ge-wählt werden (Abb. 4.1.2.2.-3 in kursiver Schrift).

Für die Betriebsfläche des LSH wurden zwölf Ziel-typen ausgewiesen, davon entsprechen neun einemSchlusswald- und drei einem Zwischenwaldstadium.Weitere Zwischenwaldstadien oder auch Pionierwald-stadien wurden nicht explizit als Zieltyp für einzelneWaldbestände benannt, was aber nicht ausschließt, dasssie bei der zukünftigen Waldbehandlung eine Bedeu-tung haben könnten, z. B. nach Auftreten von Stör-

ereignissen. Außerdem wurden drei Zieltypen für Flä-chen ausgewiesen, auf denen die Förderung bestimm-ter Zielarten des Naturschutzes im Vordergrund steht.Die höchsten Flächenanteile (Abb. 4.1.2.2.-4) nehmenfolgende Zieltypen ein:– Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald 197,11 ha

(30,4 % der Betriebsfläche),– Submontaner/Hochkolliner Eichen-Buchenwald

153,06 ha (23,6 %),– Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-)Buchenwald

66,27 ha (10,2 %),– Edellaubbaumreicher Eichen-Buchenwald 58,88 ha

(9,1 %).

Grundtypen der Bestandesbehandlung (Abb. 4.1.2.2.-5, Abb. 4.1.2.2.-6)In den WET fließt außer Ausgangs- und Zielzuständenein, wie der Zielzustand erreicht werden soll. Prinzi-piell fanden folgende Grundtypen der Bestandesbe-handlung Berücksichtigung:1. ohne Maßnahmen: Bestände bleiben der Sukzes-

sion überlassen (Selbstregulation),2. mit Maßnahmen zur Förderung ausgewählter Pflan-

zen- und Tierarten bzw. zur Erhaltung ihrer Lebens-räume (Bestandesbehandlung orientiert sich an den Ansprüchen der Arten),

3. mit forstlichen Maßnahmen bei Erhalt des aktuel-

Abb. 4.1.2.2.-4: Anteile der Zieltypen an der Betriebsfläche des LSH

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48 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

len naturnahen Zustandes, der dem Schlusswald-stadium entspricht,

4. mit forstlichen Maßnahmen zur Förderung der Ent-wicklung von Pionier- und Zwischenwäldern zum Schlusswaldstadium,

5. mit forstlichen Maßnahmen bei Erhalt eines Ent-wicklungsstadiums (z. B. Zwischenwald),

6. mit forstlichen Maßnahmen zum Waldumbau naturferner in naturnahe Bestockungen.

Dieser Abfolge entspricht in der Regel eine zunehmendeEingriffsintensität.

Auf der Betriebsfläche des LSH bilden „forstlicheMaßnahmen zum Waldumbau“ (Grundtyp 6), also diehöchste Intensitätsstufe, den Schwerpunkt mit einemFlächenanteil von 48 % (Abb. 4.1.2.2.-6). Aber im Ver-gleich zu anderen Waldgebieten und Betrieben neh-men Grundtypen der Bestandesbehandlung mit gerin-ger Eingriffsintensität (Grundtypen 3 und 4, etwa 33 %Flächenanteil) sowie der Sukzession überlassene Wäl-der (Grundtyp 1, etwa 11 % Flächenanteil) relativ hoheFlächenanteile ein.

Waldentwicklungstypen Die Kombination von Ausgangszustand (Bestandeszu-standstyp), Zielzustand (Zieltyp) und Verfahren (Maß-nahmeart und -intensität) zur Erreichung des Zielzu-standes (Grundtyp der Bestandesbehandlung) ergibtden Waldentwicklungstyp (WET). In der Regel enthältdie Benennung des WET neben Ausgangs- und Ziel-zustand eine symbolische Verschlüsselung des Grund-typs der Bestandesbehandlung:– bei Förderung der Entwicklung eines Sukzessions-

stadiums (Pionier- oder Zwischenwald) zum Schluss-waldstadium (Grundtyp 4): „�“, z. B. WET Eber-eschen-Birkenbestand � Montaner (Tannen-Fich-ten-)Buchenwald,

– bei Erhalt des Zwischenwaldstadiums (Grundtyp 5): „↵“, z. B. Edellaubbaumbestand auf Standorten Mon-taner (Tannen-Fichten-)Buchenwälder: WET Edel-laubbaumbestand ↵,

– bei Waldumbau naturferner Bestockung (Grundtyp 6): „➾“, z. B. Umbau Fichtenreinbestand durch Vor-anbau von Rot-Buche und Weiß-Tanne: WET Fich-tenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald.

Waldentwicklungstypen

mit Maßnahmen

mit forstlichenMaßnahmen

ohne Maßnahmen:Bestände bleiben der Sukzessionüberlassen (Selbstregulierung)

… bei Erhalt desaktuellen naturnahenZustandes, der dem

Schlusswaldstadiumentspricht

… zur Förderung derEntwicklung von

Pionier- undZwischenwäldern zumSchlusswaldstadium

mit Maßnahmen zur Förderungausgewählter Pflanzen- und Tierarten

bzw. Erhaltung ihrer Lebensräume

… bei Erhalt einesEntwicklungsstadiums

(z.B. Zwischenwald)

… zum Waldumbaunaturferner

in naturnaheBestockungen

Abb. 4.1.2.2.-5: Übersicht der Grundtypen der Bestandesbehandlung

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:24 Uhr Seite 48

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Anlage 3: Karte der Waldentwicklungstypen im Gebiet Oelsen

Anlage3+Rückseite 24.02.2009 14:01 Uhr Seite 1

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Anlage3+Rückseite 24.02.2009 14:02 Uhr Seite 2

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Naturnahe Schlusswald-Bestände, bei deren Nutzungder Bestandeszustandstyp erhalten bleibt (Grund-typ 3), erhalten kein Symbol, z. B. WET Montaner(Tannen-Fichten-)Buchenwald. Haben Erhaltung oderFörderung von Zielarten des Naturschutzes Prioritätbei der Waldbehandlung (Grundtyp 2), werden die ent-sprechenden Arten (Zielarten oder Zielartengruppen)im Namen des Waldentwicklungstyps explizit ausge-wiesen, z. B. WET Linden-Hainbuchen-Eichenwaldmit Orchideen. Für den Forstbetrieb des LSH wurden51 Waldentwicklungstypen ausgewiesen. Sie werdennach Ausgangszustand und Behandlungsprinzip wiefolgt gegliedert:– Sukzessionswald: Selbstregulation (WET 0),– Waldbestände mit Schlusswaldcharakter: Erhalt des

Schlusswaldes (WET 1–9),– Waldbestände mit Pionierwaldcharakter: Entwick-

lung in Richtung Schlusswald (WET 10–19),– Waldbestände mit Zwischenwaldcharakter: Entwick-

lung in Richtung Schlusswald (WET 20–23, 26, 27),– Waldbestände mit Zwischenwaldcharakter: Erhalt

Zwischenwald (WET 24, 25, 28),– Nadelbaum- und Pappelforsten: Waldumbau (WET

30-48),– Waldbestände mit Vorrang des Artenschutzes: För-

derung der Zielarten (WET 50–52).Der WET 0 hat mit 10,9 % einen relativ hohen Anteil.Es handelt sich um Waldbestände, die als Referenzflä-chen der natürlichen Sukzession überlassen bleiben.Hierzu gehören aber auch Bestände, die aufgrund derschwierigen Geländebedingungen nicht bewirtschaf-

tet werden können (z. B. Teile des NSG Müglitzhangbei Schlottwitz). Maßnahmen erfolgen nur im Rahmender Verkehrssicherungspflicht oder aus Waldschutz-gründen, sofern benachbarte Waldbestände anderer Eigentümer gefährdet sind. Einen Flächenanteil vonüber 20 % nehmen der WET Fichtenbestand ➾ Mon-taner (Tannen-Fichten-)Buchenwald (77,68 ha, 12 %)und der WET Fichtenbestand ➾ Submontaner/Hoch-kolliner Eichen-Buchenwald (70,04 ha, 10,8 %) ein.

Als Ergebnis der Forsteinrichtung liegt eine Karteder Waldentwicklungstypen vor, in der die Zieltypenund das sich aus Ziel- und Ausgangszustand ableiten-de grundsätzliche Prinzip der Bestandesbehandlungdargestellt sind (vgl. Anlage 3: Karte der WET für dasGebiet Oelsen).

Ableitung eines Handlungskonzeptes auf Basis derWaldentwicklungstypen

Für die Umsetzung natur- und hochwasserschutzge-rechter Waldbehandlung wurde ein auf den Waldent-wicklungstypen aufbauendes Handlungskonzept erar-beitet. Es gibt Auskunft über die Priorität der Maß-nahmen hinsichtlich ihrer räumlich-zeitlichen Abfolge,der Art und Weise der Umsetzung (Behandlungstypen)und zu erwartender Aufwendungen. Im Sinne der Pro-jektziele und für eine betriebliche Schwerpunktsetzungwar die Festlegung des Handlungsbedarfs notwendig,um finanzielle und personelle Ressourcen zielgerich-tet und effektiv einsetzen zu können. Die Waldent-wicklungstypen wurden nach den Kriterien Naturnähe,

494. Ergebnisse

Abb. 4.1.2.2.-6: Flächenanteile der Grundtypen der Bestandesbehandlung an der Betriebsfläche des LSH

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50 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Gruppen von Waldentwicklungstypen (WET) Natur- Stabilität Elastizität Handlungs-(Schwerpunkte nach Repräsentanz im Projektgebiet) nähe biotisch abiotisch bedarf

mit SchlusswaldcharakterBuchenwälder 1 sehr hoch hoch mittel geringEdellaubbaumwälder 1 sehr hoch hoch sehr hoch geringEichenwälder 1 nicht bekannt sehr hoch sehr hoch geringErlen-Eschen-Bachwälder 1 sehr hoch sehr hoch sehr hoch gering

mit ZwischenwaldcharakterEdellaubbaumbestände auf Buchenwaldstandorten 2 sehr hoch sehr hoch hoch geringEichenbestände auf Buchenwaldstandorten 2 sehr hoch sehr hoch sehr hoch gering

mit PionierwaldcharakterBirken-dominierte Pionierwaldbestände 2 nicht bekannt nicht bekannt mittel geringEbereschen-dominierte Pionierwaldbestände 2 mittel mittel sehr hoch gering

Umwandlungstypen– WET Fichtenbestand ➾ Ziel

(Mf) 3(Uf) 4

Edellaubbaumwälder 4 mittel mittel mittel hochEichen-Mischwälder 4 sehr gering gering gering hoch

(Mf) 3(Uf) 4

– WET Stechfichtenbestand ➾ ZielBuchen-Mischwälder 5 nicht bekannt gering gering hochEdellaubbaumwälder 5 nicht bekannt nicht bekannt gering hochErlen-Eschen-Bachwälder 5 nicht bekannt gering gering sehr hoch

– WET Lärchenbestand ➾ ZielBuchen-Mischwälder 5 gering mittel gering mittel – hoch

Erlen-Eschen-Bachwälder gering gering gering sehr hoch

Buchen-Mischwälder mittel hoch mittel hoch

Stabilität und Elastizität bewertet und daraus der Hand-lungsbedarf abgeleitet. Der Aspekt „Stabilität gegen-über Hochwassereinwirkung“ fand hierbei im Sinneder Projektzielstellung besondere Berücksichtigung.Ungünstig sind Fichten- und Stechfichten-Reinbestän-de in allen Standortsbereichen zu bewerten (Tab.4.1.2.2.-1). Sie weisen eine geringe Stabilität und Elas-tizität auf, bergen ein hohes betriebswirtschaftlichesRisiko in sich und müssen bevorzugt durch Baumar-ten des natürlichen Vegetationspotenzials abgelöst wer-den. Sehr hoher Handlungsbedarf ergibt sich insbe-sondere in den Auen – hier vor allem aus Sicht der Ge-fahrenabwehr bezüglich Hochwasser (starke Erosion,Treibgutbildung, vgl. Kap. 3.4.). Geringer Handlungs-bedarf besteht bei allen Laubbaumbeständen, die den Schluss-, Zwischen- oder Pionierwäldern zuzuordnensind. Artenschutz (z. B. Erhaltung oder Förderung von

Eibe oder Orchideen) kann u. U. den Handlungsbedarferhöhen. Dies kann, obwohl naturschutzfachlich be-deutend, nicht in ein allgemeines Bewertungsschemaaufgenommen werden. Die Auswahl geeigneter Flä-chen zur Durchführung von Initialmaßnahmen kon-zentrierte sich auf die Waldentwicklungstypen mit demhöchsten Handlungsbedarf.

Die waldbauliche Behandlung hängt nicht nur vonder Baumartenstruktur, sondern auch von der Wuchs-klasse des Ausgangsbestandes ab. Somit ergeben sichfür jeden WET mehrere mögliche Behandlungstypen.Die Behandlungstypen wiederum lassen sich für Be-stände verschiedener WET mit gleichem Ausgangszu-stand (Baumartenanteile, Wuchsklasse) anwenden, dasich eine forstliche Behandlungsmaßnahme, wie Jung-bestandspflege in einem Fichtenstangenholz, hin-sichtlich der Art und Weise des Eingriffes nur wenig

Tab. 4.1.2.2.-1: Handlungsbedarf für Initialmaßnahmen einer hochwasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbehandlung(nach SCHMIDT et al. 2003b, verändert)

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Behandlungstyp für folgende WET relevant

1. Reinbestände Gewöhnliche Fichte, bedingt naturfern – naturfernGewöhnliche Fichte – schwaches Stangenholz Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-)

BuchenwaldGewöhnliche Fichte – starkes Stangenholz Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumreicher Eichen-Buchenwaldbis schwaches Baumholz Fichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)BuchenwaldGewöhnliche Fichte – mittleres Fichtenbestand ➾ Submontaner Eichen-Buchenwaldbis starkes Baumholz Fichtenbestand ➾ Erlen-Stieleichenwald

Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumwald

2. Reinbestände Gewöhnliche Fichte, naturfern (Auenstandorte)Gewöhnliche Fichte – starkes Stangenholz Fichtenbestand ➾ Erlen-Eschenwaldbis schwaches Baumholz Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumwald

3. Reinbestände Stech-Fichte, naturfremdStech-Fichte – schwaches Stangenholz Stechfichtenbestand ➾ Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-) Stech-Fichte – starkes Stangenholz Buchenwald

Stechfichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)BuchenwaldStechfichtenbestand ➾ Submontaner Eichen-BuchenwaldStechfichtenbestand ➾ Erlen-EschenwaldStechfichtenbestand ➾ Edellaubbaumwald

4. Reinbestände Lärchen, naturfremdLärche – schwaches bis starkes Stangenholz Lärchenbestand ➾ Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-)

BuchenwaldLärchenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald Lärchenbestand ➾ Submontaner Eichen-Buchenwald

zwischen solchen WET wie „Fichtenforst ➾ Submon-taner Eichen-Buchenwald“ und „Fichtenforst ➾ Erlen-Eschenwald“ unterscheidet. Die Unterschiede liegenim Wesentlichen in den zu fördernden Mischbaum-arten.

Für Behandlungstypen nicht standortgerechter Rein-bestände aus Gewöhnlicher Fichte, Stech-Fichte undEuropäischer Lärche mit hohem bis sehr hohem Hand-lungsbedarf (Tab. 4.1.2.2.-2) wurden Vorschläge ihrerwaldbaulichen Behandlung (Pflege und Umbau) erar-beitet. Eine beispielhafte Beschreibung eines Wald-entwicklungstyps mit Darstellung möglicher waldbau-licher Behandlungstypen gibt Tabelle 4.1.2.2.-3 wieder(vgl. auch RÖSLER 2002, WALCZAK in SCHMIDT et al.2003b).

Fazit

Das für die Betriebsfläche des LSH angewandte Kon-zept der Waldentwicklungstypen präzisiert und opera-tionalisiert die allgemeinen Grundsätze zur hochwas-serschutz- und naturschutzgerechten Waldbewirt-schaftung. Es geht von Bestandeszustandstypen aus,die auf ein definiertes Entwicklungsziel hin behandeltwerden und gibt Handlungsempfehlungen zur Errei-chung des Zieles. Die Waldentwicklungstypen wurdengebiets- und projektspezifisch für die Betriebsflächedes LSH erarbeitet. Das Konzept lässt sich bei ent-sprechender Anpassung auch auf andere Gebiete, Forst-betriebe oder Projekte anwenden.

514. Ergebnisse

Tab. 4.1.2.2.-2: Übersicht der Behandlungstypen mit hohem bis sehr hohem Handlungsbedarf (nach SCHMIDT et al. 2003b, verändert)

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52 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

WET 34: Fichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald

EntwicklungszielNaturferne labile Reinbestände aus Gewöhnlicher Fichte in der montanen Höhenstufe werden durch Pflege, Voranbau undNaturverjüngung in strukturreiche, elastische und stabile naturnahe Buchenwälder mit einem hohen Anteil an Mischbaum-arten, einschl. Pionier- und Zwischenwaldbaumarten überführt.

StandortsspektrumHöhe über NN: 460–644 mForstliche Klimastufe: Mf � feuchte Mittlere BerglagenGeologie: überwiegend Freiberger Grauer GneisRelief: meist mäßig bis stark geneigte, z. T. steile Hänge verschiedener ExpositionForstliche Standorte: überwiegend M1–M3 � mäßig nährstoffversorgte, frischere bis trockenere

unvernässte Standorte; auch SM1–SM3, Z1–Z3, SZ1–SZ3; selten NM2

Angaben zum natürlichen VegetationspotenzialSchlusswaldgesellschaft (pnV nach SCHMIDT et al. 2002):

• Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwald (Luzulo-Fagetum, montane Höhenform) in verschiedenen Ausbildungs-formen

• stellenweise Waldschwingel-(Tannen-)Buchenwald (Luzulo-Fagetum, Festuca altissima-Untergesellschaft)Weiserarten in der Bodenvegetation:

Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzuloides), Quirl-Weißwurz (Polygonatum verticillatum), Fuchssches Greiskraut (Senecio ovatus), Purpur-Hasenlattich (Prenanthes purpurea), Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa)

Wichtige Baumarten des Schlusswaldstadiums:Rot-Buche, Gewöhnliche Fichte, Weiß-Tanne, Berg-Ahorn (auf kräftigeren Standorten)

Baumarten der Pionier- und Zwischenwaldstadien:Eberesche, Hänge-Birke, Gewöhnliche Fichte; auf kräftigeren Standorten Berg-Ahorn und Zitter-Pappel; seltener auch Sal-Weide, Vogel-Kirsche

Ausgangszustände• meist Fichten-Reinbestände mit geringem Mischbaumartenanteil (v. a. Rot-Buche, Hänge-Birke, Lärchen,

Berg-Ahorn)• überwiegend 30- bis 50-jährige sowie 70- bis 80-jährige Bestände • jüngere Bestände mit starken Pflegerückständen, dadurch geringe Stabilität der Einzelbäume

(hohe h/d-Werte, geringe Kronenprozente)• Reinbestände mit hoher Anfälligkeit gegenüber Insekten-Kalamitäten; besonders in 1970–80er Jahren Vitalitäts-

beeinträchtigungen durch Immissionen• infolge zu hoher Wilddichten starke Schälschäden und dementsprechend hohe Anteile an Rotfäule, dadurch

erhöhte Windbruchgefahr und fortschreitende Holzentwertung

Naturschutzfachliche Bewertung:• naturferne bis bedingt naturferne Waldbestände• ausgesprochen strukturarm (arm an Arten-, Alters, Raum-, Kleinstrukturen)• fördert durch Nadelstreu und Flachwurzeligkeit Bodenversauerung, dadurch insbesondere auf reicheren

Standorten Rückgang anspruchsvoller Arten der Laubwälder• geringe Stabilität und Elastizität der Bestände• aufgrund der Pflegerückstände in jüngeren Beständen Bodenvegetation infolge Lichtmangels kaum ausgebildet• regional müssen Artenschutzaspekte beachtet werden (Sperlingskauz, Sperber)

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Bedeutung für den Hochwasserschutz:positive Effekte von Fichtenforsten auf den Landschaftswasserhaushalt: • Verzögerung der Schneeschmelze und damit glättende Wirkung auf den Abfluss • hohe Interzeptions- und Evapotranspirationswerte bei Regenniederschlagnegative Effekte:• gegenüber naturnahen Waldbeständen um Größenordnungen geringerer Wasserrückhalt und geringere

Verzögerung der Abflussspitze• Wirkung der Nadelstreu auf den kurzen und steilen Hängen wie eine Folienbahn• geringe Stabilität und Elastizität der Bestände• gegenüber naturnahen Waldbeständen erhöhte Gefahr der Bodenerosion

Zielzustand• Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald; Hauptbaumarten: Rot-Buche, Gewöhnliche Fichte, Weiß-Tanne• Mischbaumarten: Berg-Ahorn, Trauben-Eiche, in Quellbereichen auch Gewöhnliche Esche• strukturreiche Bestände mit mosaikartigem Wechsel der Altersphasen (inkl. Alters- und Zerfallsphase) auf der

Bestandesfläche und hohen Anteilen an wertvollem Starkholz• in größeren Bestandeslücken auch Pionier- und ZwischenwaldstadienBaumartenanteile: RBU 60–100%, sLb 0–20%, Nb 0–40%Mischungsform: einzeln bis gruppenweiseStruktur: vertikale Bestandesgliederung durch trupp- bis gruppenweise Ungleichaltrigkeit

Grundsätze der Bestandesbehandlung• Stabilisierung der Bestände durch konsequente Einzelbaumförderung • Erhöhung der Baumartenvielfalt durch Förderung bereits vorhandener und natürlich ankommender Laubbaum-

arten• allmähliche Absenkung des Bestockungsgrades, dadurch Förderung von Bodenvegetation und Naturverjüngung

sowie Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit durch bessere Bodenbelichtung und -erwärmung• Konzentrierung des Wertzuwachses auf einzelne Individuen, damit Erreichen von Zieldurchmessern, bevor eine

zu starke Entwertung durch fortschreitende Rotfäule eintritt

Behandlungstypen

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – JungwuchsDie Bäume in diesen Beständen stehen meist gedrängt. Vereinzelt ist Naturverjüngung von Laubbaumarten vorhanden.

• bereits vorhandene beigemischte Laubbäume werden durch Entnahme bedrängender Fichten gefördert• Auflockerung des Bestandes zur Förderung ankommender Naturverjüngung von Laubbäumen und Standraum-

regulierung der Fichten, in sehr dichten Beständen zunächst Entnahme jeder zweiten bis dritten Reihe• alternativ kurzfristige Umwandlung durch streifenweise Entnahme der Fichte (möglichst mäandrierender Verlauf,

um ungleichmäßigere Strukturen zu schaffen) und Pflanzung von Laubbäumen (Rot-Buche, Berg-Ahorn, Trauben-Eiche)

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – schwaches StangenholzDie Bestände sind geschlossen und enthalten bereits stellenweise Laubbaumbeimischungen, v. a. der Rot-Buche. Sie bedürfen kurzfristig einer Jungbestandspflege.

• Ziel der Jungbestandspflege ist v. a. die Mischungsregulierung und dabei insbesondere die Erhöhung des Laub-baumanteils

• bereits vorhandene beigemischte Laubbäume werden durch Entnahme bedrängender Fichten gefördert• Auflockerung des Bestandes zur Erziehung stabiler Einzelbäume mit hohem Kronenprozent, gleichzeitig wird das

Aufkommen von Mischbaumarten erleichtert

534. Ergebnisse

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54 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – starkes Stangenholz bis schwaches BaumholzDie Bestände sind meist gedrängt und labil, Laubbaumbeimischungen fehlen weitestgehend.

• vorrangiges Ziel ist eine Verbesserung der Einzelbaumstabilität und Kronenausbildung (50 % Kronenlänge angestrebt) durch allmähliche Auflockerung der Bestände unter Beachtung der Bestandesstabilität

• aufgrund der hohen Bestockungsgrade sind in der Regel zwei Eingriffe im Jahrzehnt erforderlich• Auswahl von maximal 200 Z-Bäumen je Hektar unter Berücksichtigung von Vitalität, Bekronung und

h/d-Verhältnis, Förderung der Z-Bäume durch Entnahme von 1–3 Bedrängern je Eingriff• Förderung bereits vorhandener Laubbäume durch Entnahme bedrängender Fichten

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – mittleres bis starkes BaumholzDie Fichte kommt meist als Reinbestand ohne horizontale Differenzierung vor. Vereinzelt sind Überhälter der Rot-Buche zu finden. An lichteren Stellen tritt Naturverjüngung von Rot-Buche, Gewöhnlicher Fichte, Berg-Ahorn, Hänge-Birke, Eberesche und Trauben-Eiche auf.

• Förderung eines bereits vorhandenen Unterstandes und weiterer Naturverjüngung durch vorsichtige Auflichtung des Kronendaches (femel- bis schirmschlagartig)

• mit Erreichen des Zieldurchmessers Beginn femelschlagartiger Nutzung über vorhandener Naturverjüngung• bei ausbleibender Naturverjüngung Femelung mit anschließendem gruppenweisen Voranbau von Rot-Buche,

Weiß-Tanne und Berg-Ahorn, auf frischeren, nähstoffreicheren, quelligen Standorten auch Gewöhnliche Esche• schrittweise Nutzung des Altbestandes durch Lichtungshiebe unter Erweiterung der Femellöcher

Tab. 4.1.2.2.-3: Darstellung eines Waldentwicklungstyps am Beispiel WET Fichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald mit waldbaulichen Behandlungstypen

Mit Stichtag 01. Januar 2006 (Planungszeitraum01.01.2006–31.12.2015) erfolgte eine mittelfristige Forst-betriebsplanung. Diese Forsteinrichtung stellt die Er-fassung des Waldzustandes, die mittelfristige Planungund die damit verbundene Kontrolle der Nachhaltig-keit auf der Ebene des Forstbetriebes dar.

Gegenstand der Forsteinrichtung waren die vomLandesverein Sächsischer Heimatschutz bewirtschaf-teten Waldflächen im Osterzgebirge und einige Refe-renzflächen im Landeswald des (ehemaligen) Säch-sischen Forstamtes Bad Gottleuba.

Neben der Erfassung von hochwasserschutz- und naturschutzfachlich bedeutsamen Zusatzmerkmalenwird die Einarbeitung von FFH-Managementplanungund besonderen Vorgaben zur Verwirklichung von Naturschutzzielen gefordert. Des Weiteren sollen dieRichtlinie zu den Bestandeszieltypen im Landeswald(LFP 2005a) und die in der Vorphase des Projektes ent-

wickelten Waldentwicklungstypen (vgl. Kap. 4.1.2.2.)gebietsspezifisch angewendet werden. Die ausführ-lichen Ergebnisse der Forsteinrichtung wurden im Wirt-schaftsbuch, Betriebswerk, Tabellenwerk und Karten-werk dargestellt.

Zustandserfassung

Die forstliche Betriebsfläche beträgt 680,67 ha, davonwurden 647,42 ha als Holzboden und 33,25 ha als Nicht-holzboden ausgewiesen. Eine Holzbodenfläche von56,20 ha wurde aufgrund der vorherrschenden Gelände-verhältnisse sowie aus naturschutzfachlichen Gründenals Wirtschaftswald in außerregelmäßigem Betrieb ein-gestuft. Entsprechend der Eigentumsverhältnisse undterritorialen Lage wurden drei Betriebsreviere und sie-ben Waldteile gebildet. Das vorhandene Abteilungsnetzwurde nicht verändert. Unterabteilungen und Teilflä-

4.1.2.3. Forsteinrichtung auf Flächen des Landesvereins

Sächsischer Heimatschutz

Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold

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chen wurden ebenfalls beibehalten. Das Teilflächen-netz sollte erhalten bleiben, damit die Vergleichbarkeitzu bestehenden naturschutzfachlichen Planungen nichtverloren geht.

Die Waldfunktionenkartierung erfasst die Wald-funktionen, welche gesetzlich festgelegt sind oder eine über das normale Maß hinausgehende, besondereSchutz- bzw. Erholungsfunktion erfüllen. Eine Be-sonderheit des Forstbetriebes ist die Vielzahl der fest-gestellten Waldfunktionen und Waldbiotope. Der Über-lagerungsfaktor beträgt 4,5. Das bedeutet, ein Hek-tar Waldfläche muss im Durchschnitt mehr als vierverschiedene gesetzlich festgeschriebene oder beson-dere Waldfunktionen erfüllen. Für den Gesamtbetriebergeben sich die in Abbildung 4.1.2.3.-1 ausgewiese-nen Waldfunktion.Herausragenden Flächenanteil neben den Funktionen„Besonderer Hochwasserschutz“ und „Naturschutz“ be-sitzt der „Bodenschutzwald“. Viele Flächen befindensich in Wasserschutzgebieten. Die Talsperre Bad Gott-leuba grenzt unmittelbar an den Forstbetrieb an.Die Waldbiotopkartierung aus dem Jahr 1999 weistim Bereich des Forstbetriebes zahlreiche geschützteBiotope (§) und seltene naturnahe Waldgesellschaftenaus. Im Rahmen der Forsteinrichtung erfolgte für jedebetroffene Teilfläche die Angabe des vorrangigen Bio-toptypes. Wesentliche Biotoptypen sind:– Bodensaurer Buchen(misch)wald,

– Eichen-Hainbuchenwald,– Laubwald trockenwarmer Standorte §,– Ahorn-Eschen-Wald felsiger Schatthänge und

Schluchten §.Diese äußerst vielfältige Biotopausstattung ist Spiegel-bild der Verhältnisse im Projektgebiet (vgl. Kap. 3.3.).Der aktuelle Stand der FFH-Managementplanung wur-de wie folgt in die Forsteinrichtung teilflächenweiseeingearbeitet:– Erfassung von „FFH-Gebiet“ oder „FFH-Lebens-

raumtyp“ als Waldfunktion,– Entschlüsselung der FFH-Maßnahmen-ID und Über-

trag in die textliche Planung.Insgesamt liegen etwa 71 % der Forstbetriebsfläche(483,7 ha) in FFH-Gebieten, ca. 65,7 ha wurden bisherals FFH-Lebensraumtypen ausgewiesen.

Im Hinblick auf die Standortsverhältnisse gibt esdrei wesentliche Standortsformengruppen:– Mf-M2 (mäßig nährstoffhaltig, mittelfrisch)

312,24 ha– Mf-M1 (mäßig nährstoffhaltig, frisch) 112,49 ha– Uf-SM3 (mäßig nährstoffhaltig, trockener, schwer-

bewirtschaftbar bzw. schutzwaldartig) 55,65 ha.Der größte Teil der Forstbetriebsfläche ist gut bis über-durchschnittlich gut mit Wasser versorgt. Bedeutendist auch der Anteil schwer bewirtschaftbarer bzw.schutzwaldartiger Standorte in steilen, z. T. felsigenHanglagen. Rund zwei Drittel der Forstbetriebsfläche

Abb. 4.1.2.3.-2: Baumarten-verteilung im Oberstand

554. Ergebnisse

Abb. 4.1.2.3.-1: Waldfunktionendes Forstbetriebes

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56 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 4.1.2.3.-3: Verteilung der Holz-bodenfläche nach Altersklassen undBaumartengruppen

besitzt starke bis steile Hangneigung. 42 % der Be-triebsfläche ist als nicht oder nur eingeschränkt be-fahrbar eingestuft.

Insgesamt sind im Forstbetrieb im Oberstand13 Nadel- und 21 Laubbaumarten mit messbaren Pro-zentanteilen vertreten (Abb. 4.1.2.3.-2).

Die häufigste Nadelbaumart ist die Gewöhnliche Fichte, gefolgt von Europäischer Lärche und Stech-Fichte. Bei den Laubbaumarten sind Rot-Buche, Trau-ben-Eiche, Hänge-Birke sowie Berg-Ahorn und Gewöhn-liche Esche wesentlich vertreten. Im Unterstand weistdie Rot-Buche mit 19,5 ha den größten Flächenanteilauf.

Der Forstbetrieb hat eine unausgeglichene Alters-struktur (Abb. 4.1.2.3.-3). Auffällig ist der geringe An-teil der Altersklasse I. Die 20- bis 60-jährigen Waldbe-stände sind demgegenüber vollkommen überreprä-sentiert. Die ältesten Bäume sind 222-jährige Buchen.Der Vorrat des Betriebes beträgt 266 m3/ha (Vfm = Vor-ratsfestmeter) im Oberstand. Das mittlere Alter beträgt65 Jahre und der durchschnittliche Zuwachs rund 9,9 m3/a/ha (Vfm).

Im Forstbetrieb wurden folgende fünf wesentlicheWaldschäden erfasst:

Schälschaden 128,41 haRotfäule 41,08 haSchnee- und Eisschaden 20,92 haVerbissschaden 8,00 haSturmschaden 0,45 ha

Am häufigsten kommen Schälschäden vor, wobei 88 %davon an Fichten auftraten. Das bedeutet, dass runddrei Viertel der mit Fichten im Alter zwischen 21 und

60 Jahren (Altersklassen II und III) bestockten Flächezumeist starke Schälschäden aufweisen.

Verbissschäden traten vor allem bei Buche im Unter-stand und anderen Hartlaubbaumarten auf. Das Aus-maß der Verbissschäden ist im Forstbetrieb jedoch nochweitaus größer als aufgenommen wurde. Die Naturver-jüngung von Buche und anderen Laubbäumen ist ex-trem durch Verbiss gefährdet. Auf zahlreichen Flächenerreicht die Verjüngung aufgrund des Verbisses nichteinmal Kniehöhe und wurde daher nicht mit taxiert,sondern nur in der textlichen Bestandesbeschreibungerwähnt.

Im Zuge der bestandesweisen Taxation wurden hoch-wasserschutz- und naturschutzfachlich bedeutsameZusatzmerkmale eingeschätzt, erfasst und in Ergän-zung zu jedem Teilflächenblatt dem Wirtschaftsbuchbeigefügt. Dazu zählen Daten zur Ausprägung von Tot-holz, Waldrand sowie weitere Bestandes- und Klein-strukturen (Lücken, Wur-zelteller, Quellbereiche, Hang-Blockbereiche, freistehende Felsen und Steinrücken).

Betriebsplanung

Die Schwerpunkte der künftigen Waldbehandlung lei-ten sich aus den Grundsätzen einer hochwasserschutz-und naturschutzgerechten Waldbehandlung im „Forst-betrieb LSH“ ab (vgl. Kap. 4.1.2.1.). Danach richtet sich,anders als in anderen privaten Forstbetrieben, die künf-tige Waldbehandlung nach Erfordernissen des Natur-schutzes und des Hochwasserschutzes unter Berück-sichtigung betriebswirtschaftlicher Aspekte.

Zudem wurde ein umfangreicher Kriterienkatalogvorgegeben. Viele der Kriterien beziehen sich nicht aufdie Forsteinrichtungsplanung, sondern betreffen die

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574. Ergebnisse

Art und Weise der konkreten Maßnahmenumsetzungvor Ort (jährlicher Betriebsvollzug). Dies betrifft z. B.die aufgeführten Anforderungen zum Einsatz von Forst-technik. Bei der künftigen Waldbewirtschaftung sollinsbesondere der Erhalt von Biotopbäumen, Totholzund Kleinstrukturen berücksichtigt werden. Für alleFlächen des Forstbetriebes erfolgten intensive Planab-sprachen.

Grundvoraussetzung für die Realisierung der formu-lierten Zielsetzungen ist eine ökologisch tragbare Wild-dichte. Ein erfolgreicher langfristiger Waldumbau mitder Nutzung ankommender Naturverjüngung und derEntwicklung stabiler, strukturierter Mischbeständekann im Forstbetrieb nur mit einer deutlichen Redu-zierung des wiederkäuenden Schalenwildes erreichtwerden (vgl. Kap. 4.1.2.4.).

Verjüngungsmaßnahmen wurden mit insgesamtvier Bestandeszieltypen auf 23,50 ha geplant. Dies ent-spricht etwa der Hälfte der geplanten Endnutzungs-fläche. Als Bestandeszieltypen wurden „Buche-Nadel-bäume“, „Edellaubbäume“, „Eiche-Hainbuche-Linde“und „Erle“ ausgeschieden (Tab. 4.1.2.3.-1). Die Natur-verjüngung nimmt reichlich zwei Drittel der Verjün-gungsfläche ein.

Die Holzbodenfläche, auf der im Oberstand eine Be-standespflege oder Erntenutzung im nächsten Jahr-zehnt geplant ist, beträgt in der Summe 472,54 ha. Dasbedeutet, auf einer Fläche von 174,87 ha (fast 30 %)sind keine Eingriffe im Planungszeitraum vorgesehen.Bei üblichen Forsteinrichtungen sind Bestände ohneMaßnahmenplanung die Ausnahme.

Die Bestandespflegefläche beträgt 423,90 ha. Fürdie Erntenutzung ist im Planungszeitraum eine Hiebs-fläche von 48,64 ha vorgesehen. Es wurden die dreiHiebsmaßnahmen Kahlhieb, Einzelstammnutzung undFemelhieb geplant. Die Maßnahmen sind überwiegendnicht dringlich. Bei einer Gesamtendnutzungsmengevon 6 688 m3 (Efm D.o.R = Erntefestmeter Derbholz ohne Rinde) beträgt die durchschnittliche Nutzungs-menge 137 m3/ha (Efm D.o.R). Neben der Planungsvor-gabe, Fichten-Reinbestände vorrangig durch Femelungumzubauen, wurde eine einzelstammweise Pflege undNutzung im Sinne permanenter Auslese und Vorrats-pflege gefordert. Eine Einzelstammnutzung wurde aufeiner Fläche von 14,69 ha geplant. Die Hiebsmaßnah-me betrifft hauptsächlich Buchenbestände (95 %).

Der waldbauliche Hiebssatz leitet sich aus der wald-baulichen Einzelplanung ab. Die Einzelplanung erfolgtebestandesweise unter Abwägung des gegenwärtigenPflegezustandes und der waldbaulichen Zielstellung (s. o.) auf der jeweiligen Fläche. Die Ergebnisse der ob-jektiven waldbaulichen Einzelplanung für die einzel-

nen Bestandesklassen sind in Tabelle 4.1.2.3.-2 zu-sammengestellt. Bei der Zusammenstellung der wald-baulichen Einzelplanung wurden die Nutzungsmen-gen der Jungbestandespflege berücksichtigt. Es ergibtsich eine jährliche Nutzung von 2 938 m3 (Efm D.o.R.)bzw. 4,5 m3/ha (Efm D.o.R.). Das geplante VerhältnisVornutzung/Endnutzung beträgt dabei 77 % zu 23 %.Der waldbauliche Hiebssatz von jährlich 4,5 m3/ha (EfmD.o.R.) liegt sowohl unter dem laufenden Zuwachs alsauch unter dem Nutzungssatz der Gehrhardt’schen For-mel. Letztere wird als Formelsatz für die Bemessungdes steuerlichen Nutzungssatzes bei der Forsteinrich-tung von Privatforstbetrieben verwendet (SPEIDEL1972). Diese beiden Weiser stellen derzeit die Ober-grenze der Nutzungsmöglichkeiten dar. Der jährlicheHiebssatz für den Forstbetrieb Landesverein Sächsi-scher Heimatschutz wird für den Zeitraum 01.01.2006bis 31.12.2015 wie folgt festgelegt:

Jährlicher Hiebssatz: 4,5m3/ha (Efm D.o.R.) bzw. 2 938 m3 (Efm D.o.R.)

Ergänzend zur üblichen Forsteinrichtungsplanung wur-den Waldentwicklungstypen ausgewiesen. Sie stellenZusammenfassungen von Waldbeständen mit ver-gleichbarem Ausgangszustand und vergleichbarer Ziel-setzung dar. Sie beschreiben die zweckmäßigsten wald-baulichen Verfahren und Technologien zum Erreichendieser Zielsetzung unter Beachtung der Funktionen-vielfalt des Waldes (ausführlich in Kap. 4.1.2.2.). In Ab-bildung 4.1.2.3.-5 ist die Anwendbarkeit der Waldent-wicklungstypen in der Forsteinrichtung dargestellt.

Zusammenfassende Wertung

Die Forsteinrichtung im Rahmen des Projektes Hoch-wasserschutz- und naturschutzgerechte Behandlungumweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche inden Durchbruchstälern des Osterzgebirges stellte eine große Herausforderung für die Bearbeiter dar. Beiden Zielstellungen für die künftige Waldbehandlungwar der Vorrang des Hochwasser- und Naturschutzesmit betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu ver-binden.

Abweichend von üblichen Forsteinrichtungen wur-den folgende Kriterien beachtet:– Die herkömmliche Waldeinteilung wurde grund-

sätzlich übernommen, um die Vergleichbarkeit zu bestehenden naturschutzfachlichen Planungen zu gewährleisten.

– Die Flächengröße der ausgewiesenen Bestände lag

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58 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.1.2.3.-1: Flächenanteile der Verjüngungsarten und -baumarten innerhalb der Bestandeszieltypen (BZT)

Tab. 4.1.2.3.-2: Ergebnisse der zehnjährigen waldbaulichen Einzelplanung

Bestandeszieltyp Anbau Voranbau Naturverjüngung Gesamt(BZT) (alle BZT)

Baumart Fläche Baumart Fläche Baumart Fläche Baumart Fläche(ha) (ha) (ha) (ha)

Buche- RBU 0,20 RBU 3,20 RBU 8,18 RBU 11,58Nadelbäume GES 0,10 WTA 0,90 BAH 1,72 BAH 2,06

BAH 0,10 BAH 0,24 GFI 0,54 WTA 0,90RER 0,20 GES 0,50 GES 0,70TEI 0,17 GBI 0,10 GFI 0,54GES 0,10 RER 0,10 RER 0,30

TEI 0,17GBI 0,10

0,40 4,81 11,14 16,35Edellaubbäume GES 0,54 GES 0,40 GES 1,18 GES 2,12

BAH 0,30 BAH 0,35 RER 0,97 RER 1,27RER 0,30 BUL 0,15 RBU 0,65 BAH 1,01

WLI 0,05 BAH 0,36 RBU 0,65SWE 0,30 SWE 0,30

BUL 0,15WLI 0,05

1,14 0,95 3,46 5,55Eiche-Hainbuche- RBU 1,30 RBU 1,30Linde

1,30 1,30Erle RER 0,15 RER 0,15

GES 0,07 GES 0,07SWE 0,08 SWE 0,08

0,30 0,30Gesamt 1,54 5,76 16,20 23,50

Bestandesklasse Fläche Vornutzung Endnutzung Gesamtnutzung(ha) (Efm) (Efm) (Efm) (Efm/ha)

Blöße 5,68 - - - -Fichtentypen 268,22 13 371 2 162 15 533 58Kieferntypen 0,65 - - - -Lärchentypen 59,71 3 031 - 3031 51Typen sonst. Nadelb. 2,40 192 - 192 80Eichentypen 94,32 807 - 807 9Buchentypen 80,60 1 802 4 464 6 266 78Typen sonst. Hartlaubb. 64,23 1 830 - 1830 28Typen sonst. Weichlaubb. 71,61 1 656 62 1 718 24Gesamt 647,42 22 689 6 688 29 377 45

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teilweise unter den üblichen 0,2 ha. Bei der Taxa-tion wurden auch Baumarten mit einem Flächen-anteil von weniger als 5 % als Zeile erfasst.

– Sämtliche vorkommende weitere Baumarten im Ober- und Unterstand wurden auf den Teilflächenblättern in der textlichen Bestockungsbeschreibung erwähnt.

– Für alle taxierten Bestände fand eine Erfassung der Zusatzmerkmale statt, die für Naturschutz undHochwasserschutz wichtig sind.

– Im Gegensatz zu anderen Forsteinrichtungen für denPrivatwald wurde für alle taxierten Bestände eine Bestandeszieltypenplanung nach der neuen Richt-linie der Landesforstverwaltung vorgenommen.

Sowohl für das Verfahren zur Waldzustandserfassungals auch für die künftige Waldbehandlung wurden Vorgaben präzisiert bzw. formuliert: vorrangige ein-zelstammweise Nutzung, Naturverjüngung ist der Pflan-

zung vorzuziehen und Waldumbau von Fichten-Rein-beständen durch Femelung und Voranbau. Zur Maß-nahmenplanung anderer Forsteinrichtungen gibt es fol-gende Unterschiede:– Einbeziehung natürlicher Waldentwicklungspro-

zesse in stärkerem Maße; keine Maßnahmenpla-nung im Forsteinrichtungszeitraum für fast 30 % der Fläche,

– konsequente Förderung von Laubmischbaumarten in den Nadelbaumreinbeständen und Orientierungam natürlichen Vegetationspotenzial (Kap. 3.2.),

– höhere Durchforstungsmengen in den Fichten-Rein-beständen zur Förderung des Abbaus von starkenRohhumusauflagen, Zurückdrängen der Fichten von den Bachläufen.

Eine weitere Besonderheit für das Bearbeitungsgebietwar die Einarbeitung der FFH-Managementplanung

594. Ergebnisse

Abb. 4.1.2.3.-5: Integration der Waldentwicklungstypen in die Forsteinrichtung

Behandlungstyp1

BHT2

BHT4

Standortsgruppe(Ergebnis StOE)

Bestandeszustandstyp(Zuweisung durch FE)

Integration der Waldentwicklungstypen in die Forsteinrichtung

Zielzustand(Zieltypen)

Ausgangszustand(Zustandstypen)

Eingriffsintensität

BHT3

Behandlungskonzept

Handlungsbedarf

Behandlungstyp5

Waldbestand(Waldeinteilung der FE)

Waldentwicklungstyp (WET)

Bestandesbehandlung/Planungsmaßnahme der FE

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60 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

und die in Sachsen erstmalige Anwendung des Kon-zeptes von Waldentwicklungstypen. Insgesamt be-trachtet war zwar diese Form der Forsteinrichtung deut-

lich anspruchsvoller und verlangte einen erheblichenMehraufwand, erwies sich aber im Hinblick auf die Pro-jekterfordernisse als zielführend.

4.1.2.4. Vorbereitung eines Jagdkonzeptes für den Landesverein

Sächsischer Heimatschutz im Projektgebiet

Peter Kandler, Torsten Krüger

Eine naturschutz- und hochwasserschutzgerechte Be-wirtschaftung von Waldflächen ist ohne eine dieserZielstellung angepassten Bejagung nicht denkbar. AmBeispiel der zum Projektgebiet gehörenden Eigen-tumsflächen des Projektträgers wurden erste gründ-liche Überlegungen zur Organisation der Jagd in einerBeratung (2007) angestellt, zu der der LandesvereinSächsischer Heimatschutz und der Forstbezirk Neu-stadt eingeladen hatten. Analysiert wurden insbeson-dere:– die Ergebnisse der Verbiss- und Schälschadenser-

hebung 2006,– das forstliche Gutachten zum Abschussplan,– die Schadenserhebung innerhalb der Forsteinrich-

tung,– das von der OGF Kesselsdorf erstellte Schälscha-

densgutachten in den Wäldern des LSH um Oelsen, Bienhof und Oelsengrund.

Im Ergebnis der Beratung wurde festgestellt, dass auf-grund des vorhandenen Wildbestandes eine ökono-misch ausgeglichene, den Zielstellungen des Projektesverpflichtete Bewirtschaftung nicht möglich ist (vgl.Kap. 2.1.2., Kap. 4.1.2.3). Die Schälung führt zu einerdrastischen Verringerung der Erlöse, welche bei derVermarktung der anfallenden Holzsortimente erzieltwerden können. Infolge des dokumentierten hohenFraßdruckes (Verbiss) ist Natur- und Kunstverjüngungohne kostspielige Gatterung nicht möglich. Eine Ver-änderung dieser nicht tragbaren Situation war drin-gend geboten. Der Wildbestand soll soweit reguliertwerden, dass es entsprechend den Zielstellungen desProjektes möglich ist– eine naturschutz- und hochwasserschutzgerechte

Bewirtschaftung der Waldbestände über Finanzie-rung (neben Fördermitteln) durch Holzverkauf zu realisieren und

– Kunst- und Naturverjüngung ohne Gatterung durch-zuführen.

Hierzu war es nötig, die Bejagung der in den Gemar-kungen Bienhof, Oelsen, Oelsengrund und Breitenaugelegenen Eigentumsflächen des Projektträgers neuzu ordnen. Es wurde eine neue Eigenjagd gebildet, sodass die in Frage kommenden Flächen nunmehr zu dreiEigenjagdbezirken gehören und nur noch zu einem ge-ringen Teil einer Jagdgenossenschaft angegliedert sind.

Jagdpachtvertrag als Mittel zur Umsetzung

Voraussetzung für die Umsetzung eines Jagdkonzep-tes und eines Interessenausgleiches zwischen Eigen-tümer und Jagdpächter sowie eines guten Miteinanderssind rechtlich saubere Pachtverträge. Deshalb wurdeein Musterpachtvertrag erarbeitet und einem Volljuris-ten zur Prüfung übergeben. Ein wesentlicher Punkt istdie Gestaltung der Übernahme der Wildschäden. DerGrundsatz, dass die Wildschäden auch durch Wieder-herstellung des ursprünglichen Zustandes (z. B. Wie-senschäden durch Schwarzwild) ersetzt werden kön-nen, bleibt bestehen. Ebenso kann der Pächter Schutz-maßnahmen durchführen oder durchführen lassen. Erverpflichtet sich im Pachtvertrag, die Überwachung undInstandsetzung aller in seinem Jagdgebiet befindlichenZäune zu übernehmen, in der Art, dass er sie wilddichtund die eingezäunte Fläche wildfrei hält. Im Pachtver-trag wurde ebenfalls festgeschrieben, dass sich die Par-teien über die Höhe des aufgetretenen Wildschadensanhand der Feststellungen eines ehrenamtlichen Wild-schadensschätzers festlegen und nicht Gutachter undGerichte bemühen. Ebenso ist genau festzulegen, fürwelche Schäden ein Ersatz zu zahlen ist.

Der Pachtzins wurde auf einen angemessenen Be-trag pro Jahr und Hektar festgelegt. Die Pachtzeit wur-de auf die gesetzlichen 12 Jahre festgeschrieben, eineVerlängerungsklausel wurde nicht eingearbeitet.Weiterhin sollte festgeschrieben sein, dass alle Flächen,welche im Zeitraum des Pachtvertrages zur Eigenjagd

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614. Ergebnisse

hinzugefügt werden können, zu denselben Konditio-nen mitzupachten sind. Eine Klausel zur Kündigungdes Pachtvertrages bei Verstößen gegen geltende jagd-liche Gesetze und Verordnungen wurde eingearbeitet.

Ein Mitspracherecht des Landesvereins SächsischerHeimatschutz bei der Gestaltung des Abschussplaneswurde festgeschrieben. Das Ziel der Reduzierung deraktuellen Wildschäden wurde im Pachtvertrag deutlichherausgearbeitet. Auch über die Art und Weise der Be-jagung wurden Festlegungen getroffen, um auf dieseWeise die Wildschäden ebenfalls zu reduzieren. Das

Aufstellen von jagdlichen Einrichtungen erfolgt nur inAbsprache mit dem Verpächter.

In diesem Zusammenhang wurde ein Jagdkonzepterarbeitet (KRÜGER 2007), in dessen Mittelpunkt dieneue Ausgestaltung rechtssicherer Pachtverträge steht.Sie beinhalten sowohl die Interessen des Bewirtschaf-ters als auch die Interessen der Jagdpächter. Zwei der Eigenjagdpächter haben inzwischen den vor-gelegten, für sächsische Verhältnisse neuartigen Pacht-vertrag akzeptiert und unterschrieben.

4.1.2.5. Überarbeitung der Forsteinrichtungsplanung

im Landeswald

Torsten Roch, Jöran Zocher

Im sächsischen Waldgesetz (§§ 16 ff) ist die nachhal-tige und planmäßige Waldbewirtschaftung unter Beachtung ökologischer Grundsätze für alle Waldei-gentümer verpflichtend festgeschrieben. Der Bewirt-schaftung des Landeswaldes kommt dabei eine Vorbild-funktion zu (§ 45 SächsWaldG). Seit Beginn der 1990erJahre wird bei der Bewirtschaftung des Landeswaldesdem Waldaumbau und der Waldschadenssanierung eine hohe Priorität eingeräumt (SMUL 2002, 2005a).Nicht zuletzt bilden deshalb die dafür notwendig wer-denden Maßnahmen Schwerpunkte in den 10-jährigenBetriebsplänen (Forsteinrichtung) und den daraus ab-geleiteten jährlichen Wirtschaftsplänen. Dies gilt ins-besondere im Hinblick auf die Bestandesverjüngung.

Bei der Erstellung der Forsteinrichtung in den ehe-maligen Forstämtern Altenberg (Stichtag 01.01.2000)und Bad Gottleuba (Stichtag 01.01.2002) wurde bei derPlanung von waldbaulichen Maßnahmen der präven-tive Hochwasserschutz als Vorrangfunktion nicht be-rücksichtigt. Vielmehr ist davon ausgegangen worden,dass eine ökologisch orientierte (naturnahe) Waldbe-wirtschaftung an sich dementsprechende Wirkungenbedingt. Auf der Grundlage dieser Annahme erfolgteeine Überprüfung der vorliegenden Forsteinrich-tungswerke. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf derfunktional begründeten Intensivierung des Waldum-baus in Wald- bzw. Forstökosystemtypen mit hoher Be-deutung für den präventiven Hochwasserschutz (SMUL2004a, IRRGANG & EISENHAUER 2004). Die Kriterienfür die Anpassung der Verjüngungsplanung richteten

sich nach dem Zustand der Wald- bzw. Forstökosystemesowie der Entwicklung von Wirkungspotenzialen (Tab.4.1.2.5.-1).

Die Evaluierung der Forsteinrichtung auf einer Flä-che von 1 743,4 ha ergab für die verbleibende Forst-einrichtungsperiode (bis 2009 bzw. 2011) die Notwen-digkeit der Anpassung der Bestandeszieltypen auf 6 ha sowie eine zusätzliche Verjüngungsfläche von ca.30 ha. Daraus ergibt sich im Bezug zur bisherigen Ver-jüngungsplanung eine Erhöhung der Waldumbauflä-che von 11 %. Vor dem Hintergrund der Dominanz jun-ger bis mittelalter Bestände (1–60 Jahre) sowie derenVerteilung auf überwiegend stark geneigten (11–20°)bis schroffen (> 30°) Hangstandorten war kein höhe-res, kurzfristig realisierbares Waldumbaupotenzial zuerwarten (vgl. Kap. 3.1., Kap. 4.1.1.).Bei den zusätzlichen Waldumbaumaßnahmen nimmtdie Rot-Buche mit einem Anteil von 50 % den größtenFlächenumfang der geplanten Verjüngung ein (vgl. Tab.4.1.2.5.-2).

Neben der regional und standörtlich differenziertenForcierung des Waldumbaus erfolgte in Verbindungmit der Vorrangfunktion präventiver Hochwasserschutzbei der Waldbewirtschaftung die Anpassung von Be-standeserziehung und Durchforstung, des Abfuhrwege-netzes sowie von Holzernte- und Bringungstechnolo-gien (SMUL 2004a, LFP 2005a, SBS 2006).

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Kriterien Beschreibung

Standorte – Klimastufen: Kf, Hf, Mf, Uf – Relief:

1. Plateaus und Flachhänge, 2. Hänge bis 11° Neigung, Unterhänge und Mulden auf mittelgründigen Lokalbodenformen

mit einem Solum von mindestens 40 cm Tiefe; konkave, abflusssammelnde Bereiche wie Bachtäler, Auen und Grabenkomplex-Standorte

– Nährkraftstufen: Rangfolge hinsichtlich Trophie R-K-M+-M-Z+-Z – Bodenfeuchtestufen und Substrate:

1. sickerwassergeprägte Bereiche (T 1, T 1w, T 2, T 2w)2. grund- und stauwassergeprägte Bereiche (B 1-2, N 2, N 2z)3. stauwassergeprägte Bereiche (W 1, W 1z, W 2, W 2z)

Wald- bzw. Forst- 1. Hoch- und KammlagenÖkosystemtypen – Pionierwälder aus Eberesche und Birke

– Bestände von Übergangsbaumarten (z. B. Lärchen, Stech-Fichte, Murray-Kiefer, Omorika-Fichte)

– vergraste Fichtenreinbestände mit fortgeschrittenen Auflösungserscheinungen (Überschirmungsgrad < 0,8)

• Bestandeszieltypen: (Fichten-Bergwald), Fichten-Bergmischwald (FI-BMW), auf klimatisch und edaphisch begünstigten Standorten Buche-Nadelbäume (BU-NB)

2. Mittlere bis unteren Berglagen – Fichtenreinbestände auf physiologisch tiefgründigen Standorten – Fichtenreinbestände geringer Vitalität mit fortgeschrittenen Auflösungserscheinungen • Bestandeszieltypen: in Anlehnung an die forstlichen Klimastufen FI-BMW, BU-NB, Buche-Edel-

laubbäume (BU-ELB), Eichen-Typen in den unteren Berglagen– Fichtenbestände auf mineralischen Nassstandorten • Bestandeszieltypen: Fichten-Bergwald (FI-BW)

Baumart Fläche (ha)Rot-Buche 15Gewöhnliche Fichte 6Weiß-Tanne 5Rot-Erle 2Stiel-Eiche 1Berg-Ahorn 1Gesamt 30

Tab. 4.1.2.5.-1: Kriterien für die Anpassung der Verjüngungsplanung der Forsteinrichtung (zu den Abkürzungen der ForstlichenKlimastufen und Standortsgruppen vgl. Kap. 3.1, hier zusätzlich: w = Wechselfeuchte im Unterboden, z = zügig)

62 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.1.2.5.-2: Übersicht der zusätzlichen Verjüngungsflächen nach Baumarten

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 62

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4.1.3. Maßnahmenumsetzung

4.1.3.1. Maßnahmenumsetzung auf Flächen des Landesvereins

Sächsischer Heimatschutz

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Torsten Roch, Dietrich Butter

Ein wichtiges Teilziel des Projektes ist die beispielhafteUmsetzung von Maßnahmen zur hochwasserschutz-und naturschutzgerechten Waldbehandlung. Nachfol-gend werden das methodische Herangehen und die Ar-beitsschritte zur Maßnahmenplanung und -umsetzungerläutert sowie auftretende Probleme angesprochen.

Das methodische Herangehen ist in Abbildung4.1.3.1.-1 zusammengefasst. Handlungsgrundlage istdas Konzept für die naturschutzgerechte Behandlungumweltgeschädigter Wälder eines privaten Natur-schutzverbandes in den Durchbruchstälern des Ost-erzgebirges (SCHMIDT et al. 2003b, 2005), das Hoch-wasserschutzkonzept des Freistaates Sachsen sowiedas Konzept Waldmehrung des Freistaates Sachsen(Waldmehrungsplanung, vgl. Kap. 4.2.).

Die Flächenauswahl für die Waldbehandlungs-maßnahmen erfolgte in Abstimmung mit dem Eigen-tümer sowie Naturschutz- und Forstbehörden. Krite-rien für die Auswahl der Flächen waren hoher bis sehrhoher Handlungsbedarf bezüglich Hochwasserschutz-und Naturschutzerfordernissen, Flächenverfügbarkeitund Repräsentanz hinsichtlich der naturräumlichenBedingungen und aktuellen Bestockungssituation imProjektgebiet (Abb. 4.1.3.1.-2, vgl. SCHMIDT et al.2003b).

Die wichtigste Voraussetzung für die Umsetzungdes Konzeptes ist die Flächenverfügbarkeit. Der Lan-desverein als Projektträger stellte sein Eigentum fürprojektdienliche Maßnahmen zur Verfügung. WeitereFlächen wurden durch den Freistaat Sachsen mit

Hochwasserschutz-konzept des

Freistaates Sachsen

Konzept Waldmehrungdes Freistaates Sachsen

Konzept naturschutz-und hochwasserschutz-gerechte Behandlung

…Wälder …(Vorphase)

Bewertung/Erfolgskontrolle

naturschutzfachlich forstwissenschaftlich

FlächenauswahlFlächenverfügbarkeit

DurchführungsplanungMittelbeantragung

Maßnahmenumsetzung

hydrologisch

Abb. 4.1.3.1.-1: Methodisches Herangehen – Arbeitsschritte zur Maßnahmenplanung und -umsetzung

634. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 63

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einem Vertrag und eine Kooperationsvereinbarung zwi-schen LSH und LFP (ab 01.01.2006 SBS) sowie durchGewinnung weiterer privater Waldbesitzer (vgl. Kap.4.1.3.2.) bereitgestellt.

Planung, Vorbereitung und Durchführung derpraktischen Arbeiten beanspruchten im Projekt naturgemäß den größten Teil der verfügbaren Arbeits-kapazität aller an diesem Arbeitspaket Beteiligten.Durchführungsplanungen mussten zunächst ohne aktu-elle, ab 01.01.2006 dann mit bestätigter Forsteinrich-tung (vgl. Kap. 4.1.2.3.) erstellt werden.

Wichtige Ergebnisse aus den Erfahrungen mit derpraktischen Umsetzung gingen in Maßnahmensteck-briefe und in Empfehlungen für private Waldbesitzer(vgl. Kap. 4.1.5.) ein. Die Organisation und Durchfüh-rung der praktischen Arbeiten wurden generell nachfolgendem Muster vorgenommen (LAF 1998) und part-nerschaftlich in der PAG (Unterarbeitsgruppe Wald) be-sprochen:– Erstellung von Arbeitsplänen für die zu bearbeiten-

den Flächen mit Festlegung der Behandlungsver-fahren und Bearbeitungstechnologien; Einteilung

aller Maßnahmen nach Leistungsart, Menge und Mengeneinheit; Aufstellen von Arbeitsparametern und Normativen für reelle Kostenkalkulation,

– Ermittlung des erwarteten finanziellen Umfangs der Maßnahmen; Kostenkalkulation,

– Kontaktaufnahme mit Unternehmern; Angebotsbei-ziehung,

– Auftragsvergabe; Durchführung und Kontrolle der Maßnahmen; Rechnungslegung.

Folgende vertragliche Vereinbarungen waren Grund-lage für die Erfüllung der Aufgaben dieses Arbeitspa-ketes im Projektzeitraum:– Kooperationsvereinbarung zwischen dem LSH und

dem Freistaat Sachsen, vertreten durch das LFP (ab 2006 SBS), einschließlich Vereinbarung über Be-treuungsleistungen durch das FA Bad Gottleuba (ab 2006 FB Neustadt),

– Werkvertrag zur Forsteinrichtung nach Prämissen Hochwasserschutz und Naturschutz unter Einbe-ziehung naturschutz- und hochwasserschutzrele-vanter Zusatzmerkmale, der FFH-Managementpla-

Abb. 4.1.3.1.-2: Handlungsbedarf und Flächenauswahl (Gebiet Oelsen, grau – Waldflächen des LSH)

Flächen mit hohem und sehr hohem Handlungs–bedarf (rot)

Flächenauswahl für Initialmaßnahmen (rot – durchgeführte Maßnahmen, gelb – für 2008 geplante Maßnahmen)

64 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:50 Uhr Seite 64

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nung und eines erstmalig in Sachsen angewandten Konzeptes der Waldentwicklungstypen (WET; vgl. Kap. 4.1.2.2. u. 4.1.2.3.),

– Vertrag über Lohnanzucht von Pflanzen aus Saatgut eigener Saatgutbestände (autochthone Rot-Buche),

– Lieferverträge für nach dem Forstvermehrungsgut-gesetz (FoVG) zugelassenes Vermehrungsgut.

Grundlage für die Planung von Initialmaßnahmenbildeten die in der PAG diskutierten und abgestimm-ten waldbaulichen Behandlungsverfahren für die unter-schiedlichen Bestandestypen.

Die zunächst für ausgewählte Bestände entsprechendder abgestimmten Behandlungsverfahren, nach Fertig-stellung der Forsteinrichtung im Zusammenhang mitden jährlichen Wirtschaftsplänen vorgenommeneDurchführungsplanung umfasste folgende Schwer-punkte:– Erfassung der Flächenmerkmale (Bestandesadres-

se, ökologische Ausgangslage, Waldzustand),– Waldbauplanung (Pflegeplanung, Bestandesziel,

Walderneuerungsplanung, Forstschutzplanung),– mittelfristige Behandlungsvorschläge sowie – eine detaillierte Kostenplanung.So wurden unter Berücksichtigung der Bestandes- undGeländeverhältnisse und von Restriktionen im Zu-sammenhang mit – Hochwasserschutz (besondere Hochwasserschutz-

funktion), – Trinkwasserschutz (Trinkwasserschutzzone I und

II) und – Naturschutz (Brut- und Aufzuchtzeiten von Schwarz-

storch, Uhu, Sperlingskauz) Entscheidungen zu Eingriffsstärke, Arbeitsverfahren,einzusetzender Technik, den bei Verjüngungsmaß-nahmen einzubringenden Baumarten und Pflanzen-zahlen sowie Hiebsblockbildung und Arbeitszeitraumgetroffen. Da für Jungbestandespflege und Verjün-gungsmaßnahmen öffentliche Fördermittel in Anspruchgenommen werden sollten (Forstförderung nach RL52/2004, vgl. SMUL 2004b), wurden zeitnah flächen-bezogene Förderanträge bei der zuständigen Bewilli-gungsstelle in Bautzen gestellt. Während der Projekt-laufzeit wurden auf einer Fläche von über 80 ha Wald-behandlungsmaßnahmen durchgeführt, wobei sich dieUmsetzung auf die Jahre 2006 und 2007 konzentrier-te. Im Einzelnen handelte es sich dabei um folgendeMaßnahmen:– Jungbestandespflege (12,7 ha),– Durchforstung von Nadelbaum-Reinbeständen

(52,7 ha),– Entnahme von Fichten am Gewässerlauf (4,3 ha),

– Voranbau/Naturverjüngung in Altbeständen aus Ge-wöhnlicher Fichte (3,2 ha; weitere 14 ha Voranbau für 2008 geplant),

– Umbau von Jungbeständen aus Stech-Fichte (10 ha; dazu 1 ha für 2008 geplant),

– Maßnahmen zur Förderung seltener, gefährdeter und besonders geschützter Pflanzenarten (ca. 1 ha).

Durch die Forsteinrichtung wurden für die Betriebs-fläche des LSH in einem Zeitraum von 10 Jahren Maß-nahmen auf einer Fläche von ca. 420 ha geplant. Derinnerhalb der letzten 2 Jahre bearbeitete Flächenum-fang entspricht damit den Vorgaben der mittelfristigenBetriebsplanung. Bei weiterhin konsequenter Umset-zung der vorliegenden Planungen ist somit auch dieKontinuität der Waldbehandlung gewährleistet.

Im Rahmen der Verjüngungsmaßnahmen (Voran-bau und Umbau von Beständen) sind insgesamt ca. 28 000 Pflanzen ausgebracht worden. Den höchstenAnteil hatten dabei Rot-Buche, Trauben-Eiche und Berg-Ahorn. In Abhängigkeit von den kleinstandörtlichenVerhältnissen wurden elf weitere Baumarten berück-sichtigt. Aufgrund des überaus hohen Verbissdruckes war eine kostenintensive Zäunung der Verjüngungs-flächen zwingend erforderlich (insgesamt ca. 5 000 mZaun).

Kurzbeschreibung der durchgeführten waldbau-lichen Maßnahmen

JungbestandespflegeHierzu erfolgen eine positive Phänotypenauslese, Stand-raum- und Mischungsregulierung und, soweit erfor-derlich, eine negative Phänotypenauslese (insbeson-dere in Laubbaumbeständen). Ziel ist die Verbesserungder Einzelbaum- und Bestandesstabilität sowie die Er-haltung und Förderung vorhandener Mischbaumarten.Gepflegt wurden überwiegend Bestände aus Stech-Fich-te, Omorika-Fichte und Lärchen (Übergangsbesto-ckungen im Immissionsschadgebiet, vgl. Kap. 3.1.). DieBestände enthalten zumeist Beimischungen von Laub-bäumen (insbesondere Hänge-Birke, aber auch Rot-Bu-che, Eichen und Berg-Ahorn) sowie Gewöhnlicher Fich-te, die gezielt gefördert wurden.

Durchforstung von Nadelbaum-ReinbeständenDie Durchforstung erfolgt zur Standraumregulierung,positiven (Jungdurchforstung, Förderung vitaler Bäu-me) bzw. negativen (in älteren Beständen, Entnahmewenig vitaler oder geschädigter Bäume) Phänotypen-auslese und ggf. Mischungsregulierung.

Die betroffenen Waldbestände gehören überwiegendzu den Altersklassen II (21–40 Jahre) und III (41–60

654. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:50 Uhr Seite 65

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Jahre), welche fast die Hälfte der Betriebsfläche ein-nehmen (vgl. Kap. 4.1.2.3.). Gerade in diesen Alters-klassen sind Eingriffe besonders dringlich, da viele Be-stände aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisseoft mehr als 20 Jahre nicht mehr gepflegt wurden.

Die Durchforstungsmaßnahmen betrafen fast aus-schließlich Waldbestände aus Gewöhnlicher Fichte.Laubbaumbeimischungen sind kaum vorhanden. DieBestände weisen zudem häufig starke Schälschädenauf, daraus resultierende Stammfäule führt zu einererhöhten Gefahr von Windbruchschäden (Abb. 4.1.3.1.-4) sowie einer fortschreitenden Holzentwertung. Vor-rangig ist hier zunächst die Verbesserung der Einzel-baumstabilität und Kronenausbildung der Fichtendurch eine Standraumregulierung unter Förderung dervitalsten (bzw. am wenigsten geschädigten) Individuen.Die Bestände mit hohem und sehr hohem Handlungs-bedarf stocken fast ausnahmslos auf Flächen mit star-ker bis steiler Hangneigung (11–30 %). Dies erforderteeine auch nach Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeitbesonders boden- und bestandesschonende Technolo-gie. So war an steilen Hängen motormanuelles Arbei-ten mit Seilkran geboten. Die zusätzlichen Kosten be-trugen ca. 20 Euro/Festmeter (und werden z. Z. nichtgefördert). Die Eingriffsstärke wurde so gewählt, dassmit möglichst wenigen Eingriffen sowohl Bestandes-stabilität erreicht (Erosionsschutz) als auch die starkeNadelstreuauflage (stark hydrophob: Hochwasser-schutz) schneller abgebaut werden kann.

Entnahme von Fichten am GewässerlaufIn einem ca. 10 m breiten Streifen entlang des Gewäs-serlaufs der Gottleuba oberhalb der Talsperre wurdenim Winter 2003/04 alle Fichten (v. a. Gewöhnliche Fich-te, aber auch Stech- und Omorika-Fichte) entnommen.

Vorhandene Laubbäume blieben dabei zur Uferstabili-sierung und als Samenquelle erhalten. Die durch dasHochwasser 2002 vorgeschädigten Fichtenbeständewiesen nach dem Trockenjahr 2003 starken Borken-käferbefall auf. Die Entnahme der teils bis ans Ufer rei-chenden Fichtenbestände diente vor allem der Gefah-renabwehr (Treibgutbildung) (vgl. Kap. 3.4.). Die Flä-chen wurden anschließend größtenteils der natürlichenSukzession zur Entwicklung einer naturnahen Auen-vegetation überlassen. In ausgewählten Abschnittenerfolgten im Rahmen von RenaturierungsmaßnahmenInitialpflanzungen mit Schwarz-Erle, GewöhnlicherEsche und Weiden (vgl. Kap. 4.3.3.).

Voranbau und Naturverjüngung in Altbeständenaus Gewöhnlicher FichteVoranbau und Naturverjüngung sind waldbauliche Mög-lichkeiten, um vor der vollständigen Ernte des vor-handenen Bestandes die bestimmenden Baumarten dernächsten Generation bereits zu etablieren. Durch lang-fristige Verjüngungsverfahren mit ungleichmäßigerAuflichtung und die schrittweise Nutzung des Ober-standes kann eine naturnahe Alters- und Raumstruk-tur des Folgebestandes erreicht werden.Hierzu wurden:– durch femel- bis schirmschlagartige Eingriffe die für

eine Verjüngung nötigen Lichtverhältnisse geschaf-fen (Abb. 4.1.3.1.-5),

– vorhandene Laubbäume als potenzielle Samen-spender gefördert.

Im weiteren Verlauf sollen die Altbestände durch schritt-weise Lichtungshiebe bei Wahrung des Waldinnenkli-mas genutzt werden. Dadurch wird eine zunehmendeLichtversorgung für den heranwachsenden Unterstandeinschließlich aufkommender Naturverjüngung ge-währleistet. Die Pflanzung erfolgte in Abhängigkeitvom Standort mit Baumarten des natürlichen Vegeta-tionspotenzials (v. a. Rot-Buche, Berg-Ahorn, Weiß-Tan-ne). Mischbaumarten wurden unter Beachtung klein-standörtlicher Unterschiede trupp- bis gruppenweiseeingebracht. Bei ausreichender Naturverjüngung konn-te auf Pflanzungen verzichtet werden. Wo die Ge-wöhnliche Fichte Bestandteil der natürlichen Waldge-sellschaften ist, findet sie sich über Naturverjüngungin ausreichender Zahl ein.

Umbau von Jungbeständen aus Stech-Fichte(Abb. 4.1.3.1.-6)Die Umbaudringlichkeit ergab sich aus dem von unsfestgestellten großen bis sehr großen Handlungsbedarfim Zusammenhang mit Hochwasserschutz und Natur-schutz sowie den Ergebnissen zur Beurteilung der Um-

Abb. 4.1.3.1.-4: Windbruch an einer Gewöhnlichen Fichte mitSchälschaden

66 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:51 Uhr Seite 66

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baudringlichkeit gemäß den Empfehlungen der LAF (1998, 1999).Beim Umbau der Bestände wurde(n)– auf exponierten, stark wind- und strahlungsbeein-

flussten Standorten der Umbau erst ab einer Be-standeshöhe > 5 m begonnen,

– bestehende Bestandeslücken ausgenutzt und Lücken von 400–500 m2 geschaffen,

– Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften in den Lücken gepflanzt (Abb. 4.1.3.1.-7),

– im verbleibenden Bestand eine Jungbestandspflegemit Förderung vorhandener Mischbaumarten durch-geführt.

Durch die gruppenweise Pflanzung in Lücken soll eine bessere Strukturierung der zukünftigen Waldbe-stände erreicht werden (Vermeidung gleichaltriger ein-schichtiger Bestände). Da durch diese Vorgehensweisejedoch kein flächiger Umbau der Bestände erfolgte, wur-de bei den nach RL 52/2004 geförderten Maßnahmenzur möglichst vollumfänglichen Inanspruchnahme derFördermittel ein Verfahren gewählt, welches die wald-baulichen Empfehlungen, die fördertechnischen An-forderungen sowie die Projektziele am besten vereint.Dieses beinhaltete eine starke Auflichtung des gesam-ten Bestandes bzw. eine streifenweise Entnahme derStech-Fichten. Bereits vorhandene Laubbäume (v. a.Hänge-Birke, vereinzelt auch Rot-Buche und Eichen)wurden größtenteils belassen und ggf. gefördert. Stel-lenweise war bei Dichtstand der Birken eine Stamm-zahlreduktion erforderlich. Der verbleibende Bestandaus Stech-Fichte und Hänge-Birke dient dem Schutzder Verjüngung vor Frostschäden und starker Vergra-sung. Auf den aufgelichteten Flächen wurden Baum-arten des natürlichen Vegetationspotenzials (Rot-Buche, Trauben-Eiche, Berg-Ahorn u. a.) gepflanzt, wo-bei die Einbringung der Mischbaumarten gruppenweiseerfolgte.

Maßnahmen zur Förderung seltener, gefährdeter und besonders geschützter PflanzenartenIn ausgewählten forstlichen Teilflächen standen Arten-schutzmaßnahmen im Mittelpunkt der Umsetzung vonInitialmaßnahmen (vgl. SCHMIDT et al. 2003b), wie– Erhaltung und Förderung der in Sachsen stark ge-

fährdeten (Rote Liste 2), lichtbedürftigen Sibirischen Schwertlilie durch Auflichtung eines Bestandes aus Schwarz-Erle,

– Förderung von Weiß-Tanne, Eibe, Wild-Apfel und Wild-Birne im Rahmen der Waldumbaumaßnahmen durch Pflanzung.

Finanzierung

Für die Finanzierung der Maßnahmen zum Waldum-bau standen Mittel aus folgenden Quellen zur Verfü-gung:– Fördermittel nach Richtlinie 52/2004 des Freistaa-

tes Sachsen (Förderung der naturnahen Waldbe-wirtschaftung und der Forstwirtschaft),

– Mittel für Ersatzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Bau der Bundesautobahn 17 (DEGES) sowie der Errichtung des Vorbeckens Oelsen (LTV),

– Erlöse aus Verkauf des eingeschlagenen Holzes.

Probleme

Nachfolgend werden stichpunktartig Probleme aufge-führt, die die Maßnahmenumsetzung wesentlich be-einflussten:– Änderungen der Richtlinie zur forstlichen Förderung

und der damit verbundenen erneuten Antragstel-lung sowie längeren Bearbeitungszeit,

– komplizierte Antragstellung und Abrechnung bei In-anspruchnahme von Fördermitteln oft mit einem hohen Aufwand verbunden,

– lange Bewilligungszeiträume bis zur konkreten Um-setzung,

– wechselnde Ansprechpartner im Rahmen der Ko-operation (seit einigen Jahren laufende Umstruktu-rierung der Behörden),

– Zwang zu ungeplanten Nutzungen: verstärkter Borkenkäferbefall 2006 (Buchdrucker, Kupferste-cher), Sturmschäden (Kyrill).

674. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:51 Uhr Seite 67

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Abb. 4.1.3.1.-5: Femelartiger Eingriff zur Förde-rung der Naturverjüngung in einem Altbestandaus Gewöhnlicher Fichte

Abb. 4.1.3.1.-6: Jungbestand aus Stech-Fichte(Ausgangszustand)

Abb. 4.1.3.1.-7: Pflanzung von Rot-Buche nachEntnahme der Stech-Fichten

68 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 68

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4.1.3.2. Maßnahmenumsetzung außerhalb der Flächen des

Landesvereins Sächsischer Heimatschutz

Torsten Roch, Jöran Zocher

Im Projektgebiet sind der Privat- und Kommunalwaldmit zusammen rd. 67 % der Waldfläche die vorherr-schenden Waldeigentumsformen (vgl. Kap. 4.1.1.). Durch die Privat- und Körperschaftswaldreviere derForstbezirke Neustadt und Bärenfels, die innerhalb desUntersuchungsgebietes liegen, werden insgesamt mehrals 2 800 Waldeigentümer vor Ort beraten und bei derWaldbewirtschaftung unterstützt (Tab. 4.1.3.2.-1).Zusätzlich zu den Maßnahmen auf den Waldflächendes LSH (vgl. Kap. 4.1.3.1.) konnten im Projektzeitraum

Waldumbaumaßnahmen unter den Gesichtpunkten despräventiven Hochwasserschutzes und des Naturschut-zes auf insgesamt 7,18 ha abgerechnet werden. Dafürerhielten die Waldbesitzer Fördermittel gemäß För-derrichtlinie 52/2004 (SMUL 2004b) in Höhe von 14 571,37 € ausgezahlt. Auf weiteren 40,61 ha wurdeninnerhalb des Projektgebietes Maßnahmen zur Be-standeserziehung und Durchforstung durchgeführt undüber die forstliche Förderung abgerechnet (insgesamt13 984,52 €).

Tab. 4.1.3.2.-1: Übersicht der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in den Forstbezirken Neustadt und Bärenfels(Quelle: SBS 2007)

694. Ergebnisse

Privatwald Kommunalwald Kirchenwald sonst. KörperschaftenRevier (Anzahl) (Anzahl) (Anzahl) (Anzahl)

Altenberg 900 15 9 15Bad Gottleuba 333 6 5 7Dippoldiswalde 886 24 6 1Weesenstein 727 28 9Gesamt 2 846 73 29 23

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Erste Ergebnisse zur Analyse der Waldstruktur undihrer Dynamik auf Dauerbeobachtungsflächen

In repräsentativen Waldbeständen (Tab. 4.1.4.-1) wur-den Dauerbeobachtungsflächen (DBF) zur Erhebungwaldbaulich-ertragskundlicher und vegetationskund-lich-naturschutzfachlicher Daten eingerichtet. Die An-lage der Dauerbeobachtungsflächen erfolgte in Anleh-nung an das Verfahren zur Aufnahme von Naturwald-zellen im Freistaat Sachsen (LFP 2005b). Nach dem inAbbildung 4.1.4.-1 dargestellten Schema wurden inner-halb der Dauerbeobachtungsflächen Erhebungen zuWaldwachstum, Vegetation, Verjüngung und Totholzdurchgeführt. Kriterien zur Auswahl der Dauerbe-obachtungsflächen waren:– Repräsentanz der Standorts- und Bestockungsver-

hältnisse für das Projektgebiet,– Bestände mit hohem bis sehr hohem Handlungsbe-

darf,– Flächen im Eigentum des LSH,– Flächen mit Verjüngungsmaßnahmen (keine reinen

Durchforstungen),– Verfügbarkeit geeigneter naturnaher Referenzflä-

chen mit vergleichbaren Standortsbedingungen,– geeignete Flächengröße und Flächenform.Insgesamt wurden im Jahr 2006, verteilt über die inder Tabelle 4.1.4.-1 angegebenen Einheiten der pnV, 13DBF eingerichtet und vor Beginn der waldbaulichenMaßnahmen aufgenommen. Diese DBF repräsentiereneinen Naturnähegradienten von naturfremd (Reinbe-stände der Stech-Fichte) über (bedingt) naturfern (Rein-bestände der Gewöhnlichen Fichte auf Standorten bodensaurer submontaner und montaner Buchenwäl-der) bis zu naturnah (Buchenmischwälder). Weiterhinbeschreiben sie einen Standortsgradienten, da ver-schiedene Höhenstufen einbezogen sind. Als DBF, wel-che die naturnahen Waldbestände repräsentieren, wur-den nicht nur Schlusswälder mit dominierender Rot-Buche ausgewählt, sondern ebenso Pionier- undZwischenwälder vergleichbarer Standorte. Weiterhinerfolgte die Integration der aus naturschutzfachlicher

Sicht besonders wichtigen Auenstandorte (vgl. Tab.4.1.4.-1). Insgesamt berücksichtigt die Auswahl der DBFbeispielhaft die für einen Waldumbau wichtigstenStandorts- und Bestandestypen des Projektgebietes un-ter Einbeziehung geeigneter Referenzbestände. Die Ab-bildung 4.1.4.-2 verdeutlicht die unterschiedliche Struk-tur und Baumartenzusammensetzung ausgewählterDBF des Naturnähe- und Standortsgradienten.

In der Tabelle 4.1.4.-2 sind wesentliche Bestandes-strukturmerkmale des Oberstandes (OST) und Unter-standes (UST) der DBF dargestellt. Die Nadelbaumfors-ten, Pionier- und Zwischenwälder sowie die naturna-hen Buchenmischwälder unterscheiden sich in derAlters-, Raum- und (Baum-)Artenstruktur sehr starkvoneinander. Anhand ausgewählter Beispiele soll dies nachfolgend näher erläutert werden.

Aufnahme der Verjüngung(10m2, r = 1,78m)

Waldwachstum,Totholz

Vegetationsaufnahme(400m2)

10m

17,84m

N

Abb. 4.1.4.-1: Schema der Aufnahmen zu Waldwachstum, Vegetation, Verjüngung und Totholz in den Dauerbeobach-tungsflächen (0,1 ha)

4.1.4. Wissenschaftliche Begleitung zur Wirkungsanalyse

– Untersuchungen auf Waldflächen des Landesvereins

Sächsischer Heimatschutz

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Maik Denner, Peter A. Schmidt

70 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 70

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1. Standorte der Submontanen Eichen-Buchenwäldermit Maßnahmen: • Bestand aus Gewöhnlicher Fichte mit Femelung und Voranbau (Abt. 25a1)Referenzflächen: • Bestand mit Schlusswaldcharakter (Abt. 27a2)

• Bestand mit Zwischenwaldcharakter (Abt. 25b7)

2. Standorte der Montanen Buchen(misch)wäldermit Maßnahmen: • Bestand aus Stech-Fichte mit Umbaumaßnahmen (Abt. 630a5)

• Bestand aus Gewöhnlicher Fichte mit Femelung und Naturverjüngung (Abt. 633a6)Referenzflächen: • Bestände mit Schlusswaldcharakter (Abt. 22b2, Abt. 633a2)

• Bestand mit Pionierwaldcharakter (Abt. 22b6)

3. Standorte der Montanen Hangwaldkomplexemit Maßnahmen: • Bestand aus Gewöhnlicher Fichte mit Femelung und Voranbau (Abt. 217a8)Referenzflächen: • Bestand mit Schlusswaldcharakter (Abt. 23b12)

• Freiflächen-Sukzession (Windwurffläche, Abt. 23b10)

4. Standorte der Erlen-Eschen-Bachwälder (Auenwälder)mit Maßnahmen: • Bestand aus Stech-Fichte mit Umbaumaßnahmen (Abt. 216a14)Referenzflächen: • Bestand aus Winter-Linde und Berg-Ulme mit naturnaher Bodenvegetation (Abt. 216a15)

Tab. 4.1.4.-1: Übersicht der Waldbestände mit Dauerbeobachtungsflächen

Abb. 4.1.4.-2: Strukturprofile ausge-wählter Dauerbeobachtungsflächen

714. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 71

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Die Stechfichten-Stangenhölzer und der 37-jährige Win-terlinden-Bergulmen-Mischbestand der Aue weisen imOberstand mit Abstand die höchsten Stammzahlen auf,die Buchenaltbestände dagegen die geringsten (imMittel noch 140 Stämme pro ha). Die mittleren Brust-höhendurchmesser in den über 110- bis 180-jährigenBuchen-Schlusswäldern sind am höchsten (54,1 cm),im Ebereschen-Birken-Pionierwald und den o. g. jün-geren Beständen (PFI-Forste, WLI-BUL-Bestand) am ge-ringsten (13–19 cm). Starkbäume mit einem Brusthö-hendurchmesser (BHD) über 60 cm, die u. a. für diehöhlenbrütende Avifauna eine große Bedeutung besit-zen, treten nur in den alten Buchenmischwäldern auf.Während der stärkste vermessene Baum in den über90-jährigen Fichtenforsten (Picea abies) einen BHD von60 cm aufwies, waren es in den Buchenmischwäldernimmerhin 102 cm (Tab. 4.1.4.-2).

Die älteren naturnahen Buchenmischwälder sind aufden unvernässten Standorten mit mittlerer Trophie diestabilsten Bestände im Projektgebiet, worauf ein hohesKronenprozent (Kronenlänge im Verhältnis zur Baum-höhe) sowie der niedrigste h/d-Wert aller untersuch-ten Bestandestypen hinweisen. Bezüglich der Grund-

fläche (49 m2/ha) und Volumenleistung (670 m3/haDerbholz) nehmen die älteren, 93- bis 115-jährigen Be-stände der Gewöhnlichen Fichte den Spitzenplatz ein.Die Gewöhnliche Fichte ist damit bezüglich ihrer Er-tragsleistung im Gebiet nach wie vor interessant, soll-te aber weder in der submontanen Stufe (hier auch inAnbetracht der erwarteten Klimaänderung), noch inder montanen Bergmischwaldstufe, wo sie als natür-liche Mischbaumart auftritt, als Reinbestand erzogenwerden. Mischbaumartenarme oder -freie Fichtenfors-te weisen ein hohes Sturmwurfrisiko auf und erfüllennicht die Vorgaben einer hochwasserschutz- und natur-schutzgerechten Waldbehandlung. Die Buchenmisch-wälder liegen im Derbholzvolumen mit durchschnitt-lich 571 m3/ha um ca. 100 m3/ha hinter den Fichten-forsten zurück (vgl. Tab. 4.1.4.-2), doch muss hierbeibeachtet werden, dass die Buchenaltbestände teilweisebereits altersbedingte Bestandeslücken aufwiesen.Durch den in den Lücken aufwachsenden Unterstandrepräsentieren die Aufnahmeflächen jeweils mehrereWuchsklassen. Einzig bei den untersuchten Fichten-beständen handelt es sich ausschließlich um Altbe-stände (mittleres bis starkes Baumholz). Die noch jun-

Tab. 4.1.4.-2: Ausgewählte Strukturmerkmale der Baumschicht für die DBF (höchste Werte jeweils fett gedruckt, OST = Oberstand, UST = Unterstand, BHD = Brusthöhendurchmesser, h/d = Verhältnis Höhe zu Durchmesser)

Standortsbereich Auen-Standorte Standorte bodensaurer Buchen(misch)wälderNaturnähestufe natur- (bedingt) natur- (bedingt) (bedingt) naturnah

fremd naturnah fremd naturfernBestandestyp PFI- WLI-BUL- PFI- GFI- Pionier- Zwischen- Buchenmisch-

Forst Bestand Forst Forst wald wald waldAbteilungen 216a14 216a15 630a5 217a8 22b6 25b7 23b12

25a1 22b2633a6 27a2

Strukturmerkmal 633a2Alter 2006 OST 29 37 30 93–115 59 56 116–180Stammzahl OST 980 1 120 1 720 447 570 580 140(St./ha) UST 260 20 460 20 220 310 58ø BHD OST 19,4 17,7 12,7 36,1 19,2 25,9 54,1(cm) UST 12,1 7,0 8,3 17,1 11,1 10,4 11,4Max. BHD (cm) OST 29 28 20 60 35 50 102Mittelhöhe OST 13,1 17,1 8,5 28,5 14,0 23,8 30,8(m) UST 8,7 10,3 5,6 17,4 8,5 12,9 11,2ø Kronen-% OST 51 49 65 45 53 50 63ø h/d-Wert OST 69 100 69 81 79 97 58Grundfläche(m2/ha) ges. 33 29 25 49 21 36 37Derbholzvolumen (m3/ha) ges. 221 239 108 670 126 420 571

72 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 72

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Standortsbereich Auen-Standorte Standorte bodensaurer Buchen(misch)wälderNaturnähestufe natur- (bedingt) natur- (bedingt) (bedingt) naturnah

fremd naturnah fremd naturfernBestandestyp PFI- WLI-BUL- PFI- GFI- Pionier- Zwischen- Buchenmisch-

Forst Bestand Forst Forst wald wald waldSchicht OST UST OST UST OST UST OST UST OST UST OST UST OST UST

BAH . . . . . . 2,3 0,8 . . 50,2 85,0 12,3 9,9BUL . . 25,7 . . . . . . . . . . .

ELA . . . . . . . . . . . . 11,3 .

GBI . . . . 2,6 . 3,3 . 28,7 . 36,6 . . 0,5GEB . . . . . . . . 50,9 83,0 . . . 8,0GES . . . . . . . . . . 2,5 3,1 . 11,4GFI 13,3 13,7 . . 2,8 . 94,4 99,2 . . 10,8 11,9 5,3 .

PFI 86,7 86,3 . . 90,0 99,8 . . . . . . . .

RBU . . . . 2,4 0,2 . . . 2,3 . . 65,3 69,2SAH . . . . . . . . . . . . . 1,0SEI . . . . 1,5 . . . 2,3 . . . 0,8 .

TEI . . . . 0,7 . . . 18,1 14,7 . . 5,0 .

WLI . . 74,3 100 . . . . . . . . . .

Summe 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100

gen, zum Zeitpunkt der Erfassung unter 40-jährigenBestände der Auenstandorte wiesen in den Dauerbe-obachtungsflächen und auch außerhalb dieser keinstarkes Totholz über 20 cm Durchmesser auf. Im 30-jährigen Stechfichtenforst der Abt. 630a5 kommt stär-keres Totholz bereits vor, allerdings nur in Form vonStubben (Abb. 4.1.4.-3), die für Totholzzönosen eine ge-ringere Bedeutung besitzen. Ein höherer Stubbenan-teil, wie er in den Beständen der Stech-Fichte und Ge-wöhnlichen Fichte, aber auch in den Buchenwälderngefunden wurde, kennzeichnet bewirtschaftete Wald-bestände, da solche Sägestubben im Zuge der Holz-entnahme entstehen. Das größte Volumen an starkemTotholz (hochgerechnet für ha-Flächen), welches fürdie an und in Totholz lebenden Arten die höchste Be-deutung besitzt, weisen die naturnahen Buchen-mischwälder auf (durchschnittlich 20,3 m3/ha), gefolgtvon den Fichtenforsten (17,6 m3/ha). Hier zeigt sich er-neut, dass insbesondere alten Waldbeständen eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung zukommt, da siehöhere Starkbaum- und Totholzanteile besitzen. Die er-mittelten Totholzvolumina zwischen 4 und 20 m3/ha(ohne Berücksichtigung des schwachen Totholzes) cha-rakterisieren die untersuchten Bestände als typischetotholzarme bewirtschaftete Wälder. Obwohl in Buchen-Naturwäldern die Totholzmengen starken Schwan-

kungen unterliegen, sinken sie auch in der totholz-ärmsten Reifephase kaum unter 50 m3/ha und errei-chen in der fortgeschrittenen Zerfallsphase Werte bis über 300 m3/ha (EßBACH et al. 2007).

Abb. 4.1.4.-3: Volumen des starken Totholzes (> 20 cm Durchmesser), angegeben in m3/ha und differenziert in stehendes und liegendes Totholz sowie Stubben (ohne den PFI-Forst und den WLI-BUL-Bestandder Aue, deren DBF jeweils kein starkes Totholz aufwies)

Tab. 4.1.4.-3: Baumartenanteile (in %) in den untersuchten DBF, berechnet anhand der Grundflächenanteile, separat fürOber- und Unterstand

734. Ergebnisse

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Die Tabelle 4.1.4.-3 zeigt die prozentualen Baumarten-anteile im Ober- und Unterstand der untersuchten Be-standestypen. Dabei ist das Fehlen der Weiß-Tanne auf-fällig, ebenso die absolute Dominanz der Stech-Fichtebzw. Gewöhnlichen Fichte in den entsprechenden Nadelbaumforsten. Die Mischbaumartenkomponentewurde in diesen Beständen gezielt im Zuge der Pflege-eingriffe entfernt bzw. die Bestände als Reinbeständebegründet. Deutlich höhere Anteile an Mischbaumartenweisen die naturnahen Pionier-, Zwischen- und Schluss-wälder auf. Im Pionierwald dominiert im Oberstand dieEberesche (51 %), gefolgt von der Gewöhnlichen Birke(29 %). Der „Zwischenwald“ wurde als solcher be-zeichnet, weil seine Baumschicht eine Mischung ausPionier- bzw. Lichtbaumarten (z. B. Gewöhnliche Bir-ke) und Halbschattbaumarten (z. B. Berg-Ahorn, Ge-wöhnliche Fichte) darstellt. Es fehlt allerdings die Kli-maxbaumart Rot-Buche, auch das Alter des Bestandesist mit dem Pionierwald vergleichbar. Die Buchen-mischwälder werden von der Rot-Buche dominiert, diehier im Durchschnitt 65 % Anteil am Oberstand hat.Auffällig ist der nur geringe Anteil der GewöhnlichenFichte von durchschnittlich 5 %, obwohl drei der vierDBF in der montanen Höhenstufe liegen. Die Lärchewurde künstlich eingebracht. Sie ist eine gebietsfrem-de Baumart im Osterzgebirge und ganz Sachsen, was

sich auf die Beurteilung des Naturnähegrades der Baum-artenzusammensetzung auswirkt.

In der Verjüngung (Höhenbereich bis 5 m) stellenfünf Baumarten im Durchschnitt aller DBF 90 % derJungpflanzen. Jeweils etwa ein Viertel aller Verjün-gungspflanzen stellen Rot-Buche und Esche, 17 % Eber-esche, mit jeweils ca. 10 % treten Gewöhnliche Fichteund Berg-Ahorn bereits seltener auf (Abb. 4.1.4.-4). Inder Kategorie Sonstige sind zehn weitere Gehölzartenzusammengefasst (z. B. Eichen, Berg-Ulme, Gewöhn-liche Birke, verschiedene Sträucher wie Hasel und Faul-baum).

Aus der Tabelle 4.1.4.-4 ist ersichtlich, dass die Ge-samtzahl der Verjüngungspflanzen pro Hektar starkschwankt (zwischen 1 000 und 59 500). Generell ist eine starke Abnahme der Anzahl mit zunehmender Höhenklasse ausgeprägt. Über 2 m hohe Jungpflanzen,die aus dem Äserbereich des Schalenwildes herausge-wachsen sind, treten in ungezäunten Probeflächen nurselten auf. Die Artenzusammensetzung in der Verjün-gung bzw. die Häufigkeit der Arten ist in den ver-schiedenen Bestandestypen sehr differenziert (vgl.Kreisdiagramme in Tab. 4.1.4.-4). Nur in den älterenFichtenforsten weist die Gewöhnliche Fichte ein nen-nenswertes Verjüngungspotenzial auf, in den Buchen-mischwäldern ist die Rot-Buche in der Verjüngung

Tab. 4.1.4.-4: Anzahl der Verjüngungspflanzen (Stück/ha) in verschiedenen Höhenklassen und gesamt sowie prozentualeBaumartenanteile in der Verjüngung der DBF

74 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

BAH GEB GES GFI PFI RBU Sonstige

Standortsbereich Auen-Standorte Standorte bodensaurer Buchen(misch)wälderNaturnähestufe natur- (bedingt) natur- (bedingt) (bedingt) naturnah

fremd naturnah fremd naturfernBestandestyp PFI- WLI-BUL- PFI- GFI- Pionier- Zwischen- Buchen-

Höhenklasse Forst Bestand Forst Forst wald wald mischwald0–20 cm 2 500 56 500 750 15 333 11 250 17 000 6 188

21–50 cm 0 3 000 0 4 167 1 250 250 3 93851–130 cm 0 0 0 1 333 0 250 1 375

131–200 cm 0 0 0 0 0 0 63201–300 cm 0 0 0 0 0 0 0301–500 cm 0 0 250 0 0 0 63

gesamt 2 500 59 500 1 000 20 833 12 500 17 500 11 625Baumartenanteilein % über alleHöhenklassen

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dominant, was den Übergangscharakter zwischen sub-montan und montan sowie die klimatisch begünstigteLage des östlichen Erzgebirges widerspiegelt, wo dasnatürliche Verjüngungspotenzial der Fichte niedriger als im West- und Mittelerzgebirge ist.

Auffällig ist die geringe Anzahl von Verjüngungs-pflanzen in den dicht bestockten, ca. 30-jährigen Stech-fichtenbeständen, die deutlich geringere Pflanzenzah-len pro Hektar als die anderen Bestandestypen auf-weisen (Tab. 4.1.4.-4). Der notwendige Umbau diesernaturfremden Forsten erfordert starke Auflichtung und nachfolgende Pflanzung.

Für die Verjüngungspflanzen wurde der Wildverbissbonitiert (Verbiss des Leittriebes). Dabei ergab sich imDurchschnitt aller DBF, dass folgende Gehölzarten be-vorzugt und stark (77–67 % aller Jungpflanzen) vomSchalenwild verbissen werden: Berg-Ahorn, Trauben-Eiche, Eberesche und Hasel. Mäßig häufig (56–25 % aller Jungpflanzen) verbissen sind Faulbaum, Rot-Buche, Vogel-Kirsche, Berg-Ulme und Holunder. Nurgering verbissen (um 10 %) waren Gewöhnliche Escheund Gewöhnliche Fichte, völlig ohne Verbiss Gewöhn-liche Birke, Stech-Fichte und Rot-Eiche.

Erste Ergebnisse zur Analyse der Vegetation

Die Vegetationsaufnahmen erfolgten nach der Metho-dik von BRAUN-BLANQUET, wobei eine erweiterte Ska-la zur Schätzung der Artmächtigkeit zur Anwendungkam (vgl. DIERSCHKE 1994, DENNER 2007).Die Größe der Aufnahmeflächen betrug in den Wald-beständen 400 m2. Dabei wurde die Vegetation nachfolgenden Schichten getrennt erfasst: – 1. Baumschicht (B1): Bäume, die die obere Kronen-

schicht bilden (> 2/3 der Oberhöhe),– 2. Baumschicht (B2): Bäume (und Sträucher) über

5m bis 2/3 der Oberhöhe,

– Strauchschicht (SS): Bäume und Sträucher (inkl. Ru-bus) mit 0,5–5 m Höhe,

– Verjüngungsschicht (VS): Bäume und Sträucher (inkl. Rubus) mit Höhen < 0,5 m,

– Krautschicht (KS): alle krautigen Pflanzen und Zwergsträucher,

– Moosschicht (MS): Moose und Flechten, die auf Mineralboden und Humus wachsen.

Der Gesamtdeckungsgrad der Schichten wurde in 5 %-Stufen, bei einer Deckung < 5 % in 1 %-Stufen, ge-schätzt.

Für die Vegetationsvergleiche wurden folgende Be-standestypen berücksichtigt, die einen Naturnähegra-dienten auf Standorten mit der pnV Luzulo-Fagetum abbilden: – Stechfichtenforst, naturfremd,– Fichtenforst (Gewöhnliche Fichte), schwaches Stan-

genholz bis schwaches Baumholz (schw. Stgh.– schw. Bmh.), (bedingt) naturfern,

– Fichtenforst (Gewöhnliche Fichte), mittleres bis star-kes Baumholz (mitt. – st. Bmh.), (bedingt) naturfern,

– Birken-Ebereschen-Pionierwald, (bedingt) naturnah,– Zwischenwald mit Berg-Ahorn und/oder Gewöhn-

licher Esche, (bedingt) naturnah,– Schlusswald mit Rot-Buche, (bedingt) naturnah.Insgesamt wurden über diese Bestandestypen verteilt46 repräsentative Vegetationsaufnahmen für die wei-tere Bearbeitung ausgewählt. Die Aufnahmeflächen be-finden sich im Höhenbereich von 440 bis 600 m ü. NN.

Die mittleren Gesamtartenzahlen liegen zwischen6,4 im Fichtenforst (Wuchsklasse schwaches Stangen-holz bis schwaches Baumholz) und 31,9 im Birken-Eber-eschen-Pionierwald (Tab. 4.1.4.-5). Weder weisen dienaturnahen Buchenaltbestände (Referenzwälder) diehöchsten, noch die naturfremden Stechfichtenforste diegeringsten Pflanzenartenzahlen auf. Die lichten Pio-nierwaldbestände sind auch bezüglich der mittlerenArtenzahlen an Gehölzen sowie krautigen Arten am ar-tenreichsten, die dicht bestockten Fichten-Stangenhöl-zer jeweils am artenärmsten. Es zeigt sich für die hieruntersuchten, bezüglich der Trophie und Bodenfeuch-te mittleren Standortsbereiche eine klare Abhängigkeitder Pflanzenartenvielfalt vom Lichtangebot (vgl. auchOHEIMB 2003, DENNER 2007). Die lichteren, wenigerdicht bestockten Pionier- und Zwischenwälder sowieälteren Fichtenforste mit Licht- und Halbschattbaum-arten in der Baumschicht sind artenreicher als schat-tigere Buchenmischwälder und Stangenhölzer ausStech-Fichte und Gewöhnlicher Fichte (Tab. 4.1.4.-5).Dies bedeutet, dass eine hohe Pflanzenartenvielfaltnicht automatisch mit einer hohen Naturnähe der Wald-bestände korreliert sein muss. Gerade für bodensaure

Abb. 4.1.4.-4: Mittlere Baumartenanteile (in %) in der Verjün-gung der DBF (alle Höhenklassen bis 5 m)

754. Ergebnisse

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Buchenwälder ist eine vergleichsweise Artenarmut derBodenvegetation typisch, so dass Ersatzgesellschaftenwie Fichtenforste sogar artenreicher sein können. Einanderes Bild würde sich jedoch abzeichnen, wenn neben den krautigen Pflanzenarten und Moosen wei-tere Organismengruppen in den Vergleich einbezogenwürden, denn naturnahe alte Laub-(Nadel-)Mischwäl-der sind aufgrund des Altbaum- und Totholzreichtumsinsgesamt artenreicher als Nadelbaumforste, v. a. anholzbewohnenden Insekten, Pilzen, Flechten und Moo-sen, ebenso an höhlenbrütenden Vogelarten (z. B.DETSCH 1999).

In den untersuchten Beständen auf mittleren Stand-orten treten insgesamt vergleichsweise wenige ge-fährdete Pflanzenarten der Roten Listen Sachsens(SCHULZ 1999, MÜLLER 2008) auf. Während in dendicht bestockten Stechfichten- und Fichten-Stangen-hölzern überhaupt keine gefährdeten Arten in den Pro-beflächen kartiert wurden, kamen in den älteren Fich-tenforsten sowie den Pionier- und Zwischenwäldernunter den Gefäßpflanzen jeweils drei gefährdete Artenbzw. Arten der Vorwarnliste vor, in den Buchenmisch-wäldern vier Arten (RLS 3: Wild-Apfel, RLS V: Berg-Ul-me, Schwarze Heckenkirsche, Christophskraut, Wald-

Geißbart, Igel-Segge, Wald-Schwingel, Quirl-Weißwurz).Die mittleren ungewichteten Reaktionszahlen nach ELLENBERG et al. (2001) kennzeichnen die Böden deruntersuchten Bestände als sauer bis mäßig sauer. Be-züglich der Lichtzeigerwerte treten die Fichten-Stan-genhölzer und älteren Buchenmischwälder als schat-tigere Bestandestypen hervor. Der Stechfichtenforstweist die höchste mittlere Lichtzahl (5,5; halbschattig)auf, verursacht durch einige Lücken im sonst dicht ge-schlossenen Stangenholz. Die mittleren Feuchtezahlenliegen mit Ausnahme des Fichten-Stangenholzes im Be-reich 5,1 bis 5,4 und weisen auf mittelfeuchte (frische)Böden hin. Auffällig ist die große Spannweite der mitt-leren Zeigerwerte bei den Nährstoff-(Stickstoff-)zahlen.Die stickstoffärmsten Verhältnisse unter den Bestan-destypen zeigt die Vegetation der Stechfichten-Stan-genhölzer an. Hier ist ein Großteil des Stickstoffs offensichtlich in der Rohhumusauflage gebunden.

In Tabelle 4.1.4.-6 sind die Stetigkeiten ausgewähl-ter Arten der Bodenvegetation in den verschiedenenBestandestypen aufgeführt. Die älteren Bestände derGewöhnlichen Fichte und die naturnahen Referenzbe-stände zeigen viele Gemeinsamkeiten bezüglich desArteninventars. Charakteristische Arten der Buchen-

Bestandestyp PFI-Forst GFI-Forst GFI-Forst Pionier- Zwischen- Buchen-schw. Stgh.- mitt.-st. wald wald mischwald

Merkmal schw. Bmh. Bmh.Anzahl Aufnahmen 10 9 6 9 5 7mittlere ArtenzahlGehölze (aller Schichten) 6,3 3,3 11,0 11,9 10,8 8,1mittlere Artenzahl KS(ohne Verjüngung) 9,9 1,3 14,3 16,1 16,0 11,3mittlere Artenzahl MS 4,7 1,8 5,3 3,9 4,0 3,9mittlere Gesamtartenzahl(alle Schichten) 20,9 6,4 30,6 31,9 30,8 23,3Anzahl Arten Rote ListeSachsens (in Klammern: 0 0 0 (3) 1 (2) 1 (2) 0 (4)Vorwarnliste)mittl. Lichtzahl 5,5 4,5 5,2 5,1 5,0 4,6mittl. Temperaturzahl 4,1 3,9 4,3 4,8 4,7 4,4mittl. Kontinentalitätsz. 3,8 4,2 3,9 3,7 3,8 3,9mittl. Feuchtezahl 5,1 4,7 5,4 5,3 5,2 5,2mittl. Reaktionszahl 3,2 3,7 3,5 3,8 4,1 3,6mittl. Nährstoffzahl 4,3 5,8 5,3 5,2 5,4 5,0

Tab. 4.1.4.-5: Mittlere Artenzahlen (bezogen auf 400 m2), Anzahl Arten der Roten Liste sowie mittlere unge-wichtete Zeigerwerte nach ELLENBERG et al. (2001) für die sechs Bestandestypen (Rote Liste - Angaben für dieGefäßpflanzen nach SCHULZ 1999, für die Moose nach MÜLLER 2008; KS = Krautschicht, MS = Moosschicht;höchste Werte jeweils fett gedruckt, geringste kursiv)

76 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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wälder wie Purpur-Hasenlattich, Schmalblättrige Hain-simse und Wald-Sauerklee sowie das Große Kathari-nenmoos und das Rauhe Kurzbüchsenmoos sind mithoher Stetigkeit anzutreffen. In den naturnahen Wald-beständen treten jedoch einige anspruchsvollere Ar-ten, z. B. Gewöhnlicher Wurmfarn und Goldnessel, hin-zu. Die jüngeren Fichtenbestände weisen nur einzelnedieser charakteristischen Arten auf, auch die Haupt-baumarten der bodensauren Buchenwälder sind in derVerjüngung nur mit geringer Stetigkeit vorhanden.

Bei stärkerem Lichteinfall zeigt sich in den Fichten-beständen eine Tendenz zur Ausbreitung des WolligenReitgrases, welches dann nicht nur hochstet, sondernauch mit hohen Deckungsgraden auftritt. Außerdemkommen häufiger Störungszeiger mit höherem Licht-bedarf (z. B. Rot-Straußgras, Roter Fingerhut, Gewöhn-liches Knäuelgras) vor, die auch in den Pionier- undZwischenwäldern vorhanden sind, in den schattigenBuchenwäldern jedoch fehlen. Die Ausbreitung des Wol-ligen Reitgrases und Vorkommen von Arten wie Land-Reitgras, Rasen-Schmiele oder Kriechender Hahnen-fuß können ein Hinweis auf bewirtschaftungsbeding-te Bodenverdichtungen und Auflichtungen sein. DiePionier- und Zwischenwälder unterscheiden sich vonden anderen Bestandestypen durch das Vorkommen

von Grünlandarten (z. B. Wolliges Honiggras, Kanten-Hartheu, Bärwurz), des Weiteren sind auch einige Ar-ten mit höheren Ansprüchen an die Nährstoffversor-gung vorhanden (Dreinervige Nabelmiere, Knoten-Braunwurz, Rote Lichtnelke).

Naturschutzfachliche Bewertung der durchgeführ-ten Maßnahmen

Die Durchführung der Initialmaßnahmen erfolgteüberwiegend in den Jahren 2006 und 2007. Daher konn-ten nur zum Teil Wiederholungsaufnahmen nach Ab-schluss der Maßnahmen realisiert werden. Des Weite-ren handelt es sich um mittel- bis langfristig wirken-de Maßnahmen, deren Auswirkungen auf die Vegetationzum Ende des Projektzeitraums höchstens in Ansät-zen sichtbar waren. Die Datengrundlage ist deshalb füreinen Vorher-Nachher-Vergleich unzureichend. DieGegenüberstellung (bedingt) naturnaher und (bedingt)naturferner sowie naturfremder Waldbestände ermög-licht jedoch eine Auswertung. Auf der Grundlage die-ses Soll-Ist-Vergleichs kann eine Prognose zur Wirkungder durchgeführten Maßnahmen abgegeben werden.Kriterien für die naturschutzfachliche Bewertung derMaßnahmen (vgl. Kap. 4.1.2.1.) sind:

Abb. 4.1.4.-5: Erwartete langfristige Veränderung der Naturnähe der Baumartenzusammensetzung auf den Waldflächen des LSH im Gebiet Oelsen

774. Ergebnisse

aktuell

Naturnähe der Baumartenzusammensetzung – Gebiet Oelsen

Veränderung durch Initialmaßnahmen(langfristig)

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Tab. 4.1.4.-6: Stetigkeitsklassen ausgewählter Arten in der Bodenvegetation der untersuchten Bestandestypen(schw. Stgh. = schwaches Stangenholz, schw. Bmh = schwaches Baumholz, mitt.-st. Bmh. = mittleres bis starkesBaumholz)

78 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Bestandestyp PFI-Forst GFI-Forst Pionier- Zwischen- Buchen-schw. Stgh.- mitt.-st. wald wald mischwaldschw. Bmh. Bmh.

Rot-Buche II V V V VBerg-Ahorn + II V V IV IIITrauben-Eiche II V V IV IIIGewöhnliche Fichte + V III II IIIPurpur-Hasenlattich + I IV V V VSchmalblättrige Hainsimse I III IV IV VWald-Sauerklee I IV IV I VWald-Flattergras II I III IIQuirl-Weißwurz I II I IIIZweiblättr. Schattenblume II III III IVGroßes Katharinenmoos I III III III IIIRauhes Kurzbüchsenmoos I IV III III IIGewöhnlicher Wurmfarn II IV IIIGoldnessel I I IVNickendes Perlgras I I IZypressen-Schlafmoos I II IIIWald-Schwingel I IIIWolliges Reitgras IV IV II I IIIFuchssches Greiskraut III I V V V IIIRot-Straußgras III II IV IIRoter Fingerhut II IV IV IGewöhnliches Knäuelgras + II III IWeiches Honiggras + II III IVSchmalbl. Weidenröschen + III I ILand-Reitgras I I IRasen-Schmiele I IKriechender Hahnenfuß + IKleiner Knöterich IHeide-Schlafmoos III IRotstängelmoos II IIGrünstängelmoos IIRentierflechte IIStechender Hohlzahn III IWolliges Honiggras II ITüpfel-Hartheu I IKanten-Hartheu IBärwurz IDreinervige Nabelmiere + II IKnoten-Braunwurz I IRote Lichtnelke IWald-Ziest I

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– Naturnähe (von Baumartenzusammensetzung und Bodenvegetation),

– Vielfalt (Artenvielfalt, Strukturvielfalt),– Seltenheit und Gefährdung.

Naturnähe:In Abbildung 4.1.4.-5 ist die erwartete Veränderung desNaturnähegrades der Baumartenzusammensetzung fürdie Waldflächen des LSH im Gebiet Oelsen dargestellt.Grundlage für die Zuordnung der aktuellen Naturnähesind die Ausgangszustände der Waldentwicklungsty-pen (vgl. Kap. 4.1.2.3.).

Durch die Einbringung standortsgerechter, ein-heimischer Baumarten und die Schaffung günstiger Be-dingungen für Naturverjüngung wird sich mittel- bislangfristig die Naturnähe der Baumschicht erhöhen.Voraussetzung dafür sind weiterführende Maßnahmenzur Unterstützung der eingeleiteten Verjüngung undzur Förderung der Baumarten des angestrebten Ziel-zustandes.

Zur Bewertung der Naturnähe der Bodenvegetation(Kraut-, Moos- und Verjüngungsschicht) wurde der An-teil an Wald- und Nichtwaldarten (M. SCHMIDT et al.2003) sowie der Anteil typischer Buchenwaldarten (Anlehnung an DENNER 2007) in den Vegetationsauf-nahmen bestimmt (Tab. 4.1.4.-7). Bei den hier betrach-teten Aufnahmeflächen handelt es sich ausschließlichum potenzielle Standorte bodensaurer Buchen(misch)-wälder.

Für die jüngeren Bestände der Gewöhnlichen Fich-te (GFI-Forst, schw. Stgh.–schw. Bmh.) wurde auf eineBerechnung der Anteile verzichtet, da aufgrund der ge-ringen Artenzahlen (durchschnittlich 4,2 Arten in derBodenvegetation) die Ergebnisse zu sehr verfälscht wer-den.

In den Fichtenaltbeständen (GFI-Forst, mitt.–st. Bmh.)sowie den Pionier- und Zwischenwäldern sind die An-teile der verschiedenen Artengruppen sehr ähnlich.Gegenüber den schattigeren Buchenmischwäldern liegtder Prozentsatz vorwiegend im Wald vorkommender

Tab. 4.1.4.-7: Anteile an Wald-/Nichtwaldarten und typischen Buchenwaldarten in der Bodenvegetation (einschl. Mooseund Verjüngung) verschiedener Bestandestypen (B = Baumarten, S = Straucharten, K = Arten der Kraut- u. Moosschicht,1.1 = vorwiegend im geschlossenen Wald, 1.2 = vorwiegend an Waldrändern u. auf Waldverlichtungen, 2.1 = im Wald wieim Offenland, 2.2 = auch im Wald, aber Schwerpunkt im Offenland, 3 = Arten der Offenbiotope, n. b. = nicht berechnet)

794. Ergebnisse

Naturnähe der Baumschicht naturfremd (bedingt) naturfern (bedingt) naturnah

Bestandestyp PFI-Forst GFI-Forst Pionier- Zwischen- Buchen-schw. Stgh.- mitt.–st. wald wald mischwaldschw. Bmh. Bmh.

durchschnittliche Artenzahlder Bodenvegetation 18,2 4,2 29,5 30,0 29,4 22,1Anteil Wald-/Nichtwaldarten (nach M. SCHMIDT et al. 2003, Moose nach DENNER 2007)

B 8% n. b. 21% 21% 20% 19%S1.1 - n. b. - - - -S1.2 - n. b. - - - -S2.1 10% n. b. 13% 12% 13% 12%S2.2 - n. b. - - - -K1.1 16% n. b. 19% 19% 22% 32%K1.2 4% n. b. 6% 5% 4% 2%K2.1 59% n. b. 39% 39% 39% 35%K2.2 2% n. b. 2% 3% 2% -

K3 1% n. b. - 1% - -Summe 100% n. b. 100% 100% 100% 100%Anteil typischer Buchenwaldarten (nach DENNER 2007, verändert u. ergänzt)

typisch 71% n. b. 71% 71% 70% 82%typisch in Lücken 18% n. b. 23% 23% 22% 17%

nicht typisch 11% n. b. 6% 6% 8% 1%Summe 100% n. b. 100% 100% 100% 100%

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Arten (K1.1) niedriger. Sie weisen jedoch einen höhe-ren Anteil lichtbedürftigerer Arten auf, welche an Wald-rändern und auf Waldverlichtungen vorkommen (K1.2)bzw. die als typische Arten in Lücken naturnaher Buchenwälder vorkommen können. Wählt man als Be-zugsbasis der Naturnähe das natürliche Vegetations-potenzial (nVp, Berücksichtigung natürlich vorkom-mender Pionier- und Zwischenwaldstadien), so sind diein Lücken vorkommenden Arten genauso zu bewertenwie solche, die typisch für geschlossene Buchenwäldersind. Entscheidend für die Bewertung der Naturnäheist deshalb der Anteil nicht typischer Arten. Dieser istin den Buchenmischwäldern mit 1 % am geringsten.Demnach sind die Stechfichtenforsten mit einem An-teil nicht typischer Arten von 11 % bezüglich der Natur-nähe der Bodenvegetation am schlechtesten zu bewer-ten. Sie weisen auch den geringsten Anteil stark an denWald gebundener Arten (K1.1) sowie den geringstenAnteil an Gehölzen in der Bodenvegetation auf. Durchden Umbau dieser naturfremden Bestände aus Stech-Fichte zu naturnahen Buchenmischwäldern kann miteiner Verbesserung der Naturnähe der Bodenvegeta-tion gerechnet werden.

Vielfalt:Für die Vielfalt an Pflanzenarten ist, bei vergleich-baren Standorten, der Lichtfaktor die entscheidendeGröße (s. o.). In Abbildung 4.1.4.-6 sind die Artenzah-len in den untersuchten Bestandestypen noch einmalin grafischer Form dargestellt.

Bezüglich der Artenvielfalt besonders ungünstig zubewerten sind die dicht bestockten, jüngeren Bestän-de aus Gewöhnlicher Fichte. Nach erfolgter Auflichtungim Zuge der Durchforstungsmaßnahmen kann mit einem starken Anstieg der Artenzahl in der Bodenve-getation gerechnet werden, da sich zuvor aufgrund desLichtmangels nur sehr wenige Arten ansiedeln konn-ten. Gleichzeitig wird durch den stärkeren Lichteinfallder Abbau vorhandener Rohhumusauflagen gefördert,die damit verbundene Bodenverbesserung schafft eben-falls Bedingungen für die Ansiedlung eines breiterenArtenspektrums. Gleiches gilt auch für den Umbau derStechfichtenbestände. Die dort höhere mittlere Arten-zahl beruht vor allem auf dem Vorhandensein von Lücken in den ansonsten ebenfalls sehr dichten Bestän-den. Daraus erklären sich auch die großen Unterschiedein der Artenzahl der einzelnen Aufnahmeflächen.

Ältere Bestände der Gewöhnlichen Fichte weisenebenso hohe Gesamtartenzahlen auf wie Pionier- undZwischenwälder. Auch die Zahl der vorhandenen Ge-hölzarten ist vergleichbar, allerdings kommen vieleBaumarten nur in der Verjüngungs- und Strauchschichtvor, in der Baumschicht ist der Anteil an Mischbaum-arten hingegen sehr gering.

Für eine umfassende Beurteilung der Struktur-vielfalt von Waldbeständen muss eine ganze Reihe vonMerkmalen herangezogen werden (Baumartenstruk-tur, horizontale und vertikale Raumstruktur, Alters-struktur, Kleinstrukturen). Da hier nicht alle Struk-turmerkmale detailliert betrachtet werden können, soll

Abb. 4.1.4.-6: Artenzahlen in denVegetationsaufnahmen der unter-suchten Bestandestypen (Säulen = mittlere Artenzahlen, Enden der Linien = Minima bzw.Maxima)

80 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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im Folgenden vor allem auf die Vertikalstruktur der Be-stände näher eingegangen werden, welche auch für denHochwasserschutz große Bedeutung hat.

Die Vertikalstruktur der untersuchten Bestandesty-pen lässt sich anhand der bei den Vegetationsaufnah-men ermittelten Deckungsgrade der Vegetations-schichten gut veranschaulichen (Abb. 4.1.4.-7). Deut-lich erkennbar ist die Abhängigkeit der Vertikalstrukturvom Deckungsgrad der oberen Baumschicht. Bei dendicht bestockten, jüngeren Beständen der GewöhnlichenFichte fallen alle anderen Schichten praktisch aus. Wiebereits dargestellt, hat dies erhebliche Auswirkungenauf die Artenvielfalt. Zwar tritt dieser Effekt auch injungen Buchenbeständen mit ihrer Schattwirkung auf,allerdings sind diese innerhalb der Betriebsfläche nurkleinflächig vorhanden. Die 20- bis 60-jährigen Fich-tenbestände dagegen weisen von allen Bestandestypenden größten Flächenanteil auf, sodass sich hier ein er-hebliches Verbesserungspotenzial hinsichtlich Struk-tur- und Artenvielfalt ergibt.

Eine nur geringe Differenzierung der Gehölzschich-ten zeigen auch die Jungbestände aus Stech-Fichte. DieBodenvegetation ist in diesen Beständen jedoch stär-ker entwickelt, was vor allem auf Lücken infolge vonAusfällen in der Baumschicht (v. a. durch Hallimasch-Befall) zurückzuführen ist. Die Buchenmischwälderweisen meist eine etwas geringere vertikale Differen-

zierung auf als Pionier- und Zwischenwälder sowie dieälteren Fichtenforsten. Bei den von der Rot-Buche domi-nierten Waldbeständen handelt es sich häufig um Hal-lenbestände mit geschlossenem Kronendach und dem-zufolge nur gering entwickelter 2. Baumschicht undStrauchschicht. Ihr Wert liegt vor allem in dem hohenAnteil an alten, starken Bäumen und dem damit ver-bundenen Potenzial an Kleinstrukturen („Biotopbäu-me“, Totholz). Mit dem Übergang der sich gegenwär-tig zumeist in der Reifephase befindlichen Buchen-wälder in die Alters- und Zerfallsphase werden sichdeutlich vielfältigere Strukturen von selbst ausbilden.Voraussetzung dafür ist der Verzicht auf wirtschaft-liche Maßnahmen, um natürliche Alterungsprozessezuzulassen. Eine kurz- bis mittelfristige Erhöhung derStrukturvielfalt kann alternativ jedoch auch durch wald-bauliche Eingriffe (Öffnung des Kronendachs) erfolgen(vgl. EßBACH et al. 2007).

Der größte Teil der Waldflächen des LSH ist mit ein-schichtigen, gleichaltrigen Beständen bestockt (s. Abb.4.1.4.-8). Auch in der Baumartenzusammensetzung naturnahe Waldbestände weisen häufig nur eine ge-ringe Altersdifferenzierung auf. Bei Waldumbau undWaldpflege sollen deshalb langfristige Verjüngungs-verfahren zur Verbesserung der Altersstruktur und da-mit auch der Vertikalstruktur beitragen. Der Erhöhungder Strukturvielfalt der Waldbestände dienen außer-

Abb. 4.1.4.-7: Schichtungsdiagramme zur Darstellung der Vertikalstruktur der untersuchten Bestandestypen(B1 = 1. Baumschicht, B2 = 2. Baumschicht, SS = Strauchschicht, KS = Krautschicht, MS = Moosschicht)

814. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:56 Uhr Seite 81

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dem die Förderung und künstliche Einbringung vonMischbaumarten (trupp- bis gruppenweise Mischung)sowie Erhalt und Förderung von Totholz und Biotop-bäumen.

Seltenheit und GefährdungDie höchste Anzahl an gefährdeten Arten bzw. Artender Vorwarnliste Sachsens fand sich in den Buchen-(misch)wäldern. In jüngeren Fichtenbeständen (Piceaabies und Picea pungens) dagegen wurden gar keineArten der Roten Liste Sachsens angetroffen (vgl. Tab.4.1.4.-5). Viele der in Rote Listen aufgenommenen Arten haben höhere Ansprüche an die Nährstoff- oderBasenversorgung oder sind auf Sonderstandorte ange-wiesen. Eines der Ziele der Waldumbaumaßnahmen istdie Verbesserung des Bodenzustandes in den dicht be-stockten jüngeren Fichtenbeständen durch Erhöhungdes Laubbaumanteils und Verbesserung der Lichtver-hältnisse. Durch die damit verbundene Aktivierung derNährstoffkreisläufe wird die Ansiedlung anspruchs-vollerer Arten der Bodenvegetation gefördert. Auf fri-schen und kräftigeren Standorten wurden bei den Wald-umbaumaßnahmen Zwischenwaldbaumarten (insbe-sondere Edellaubbaumarten) stärker berücksichtigt.Durch geringere Schattwirkung und bodenpfleglichere

Laubstreu ergeben sich ebenfalls bessere Bedingungenfür die Entwicklung der Bodenvegetation.

Einzelne geschützte und gefährdete Arten wurdenbesonders gefördert, vor allem durch Pflanzung selte-ner Baumarten wie Weiß-Tanne und Eibe (Abb. 4.1.4.-9). Es erfolgten aber auch Eingriffe zugunsten be-stimmter Zielarten der Bodenvegetation (z. B. zur För-derung der Sibirischen Schwertlilie). Entsprechend derpotenziellen natürlichen Vegetation ist für den größ-ten Teil der Maßnahmeflächen ein Hainsimsen-Bu-chenwald das Entwicklungsziel. Hainsimsen-Buchen-wälder sind ein Lebensraumtyp von gemeinschaftlicherBedeutung (Anhang I der FFH-Richtlinie), sie werdenzudem in Sachsen als gefährdet eingestuft (Rote ListePflanzengesellschaften – Kategorie 3, BÖHNERT et al.2001). Alte Buchen(misch)wälder haben eine beson-dere Bedeutung als Lebensraum für gefährdete und ge-schützte Tierarten wie totholzbewohnende Käfer oderan Alt- und Höhlenbäume gebundene Vogelarten (z. B.Hohltaube, Rauhfußkauz, Schwarzspecht). Da die meis-ten Waldflächen des Landesvereins Sächsischer Hei-matschutz in Schutzgebieten liegen, hat der LSH alsprivater Naturschutzverband eine besondere Verant-wortung nicht nur für die Erhaltung, sondern auch fürdie Entwicklung solcher Lebensräume.

Abb. 4.1.4.-8: Erwartete langfristige Veränderung der Vertikalstruktur der Baumartenzusammensetzung auf den Waldflächendes LSH im Gebiet Oelsen

82 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

aktuell

Vertikalstruktur der Waldbestände – Gebiet Oelsen

Veränderung durch Initialmaßnahmen(langfristig)

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Schlussfolgerungen

Sich natürlich entwickelnde Wälder sind als Refe-renzflächen für vergleichende langfristige Untersu-chungen zur Wirksamkeit und Beurteilung der Initial-maßnahmen von herausragender Bedeutung. Die nichtmehr genutzten Referenzbestände in Wäldern des LSHweisen zwar bereits heute eine geringere anthropoge-ne Beeinflussung auf, werden sich jedoch erst im Ver-lauf vieler Jahrzehnte der Struktur und Dynamik vonlangfristig unbewirtschafteten Naturwäldern annähern.Die ersten Ergebnisse zur Analyse der Waldstrukturund ihrer Dynamik auf Dauerbeobachtungsflächen dokumentieren den hohen Wert naturnaher Bestände.Insbesondere wurden gegenüber den (bedingt) natur-fernen und naturfremden Beständen– vergleichsweise hohe Stabilität, – größere Anzahl an Starkbäumen mit BHD > 60 cm, – höherer Totholzanteil und – höherer Anteil an Mischbaumarten in der Baum-

schicht festgestellt.Die vegetationskundlichen Untersuchungen belegen,dass weniger die mittlere bzw. absolute Artenzahl der Gefäßpflanzen und epigäischen Moose für Rück-schlüsse zum Erfolg der Maßnahmen bzw. zur Natur-nähe geeignet sind als vielmehr die Qualität der Arten-zusammensetzung. So treten einige anspruchsvollere

Laubmischwaldarten nur in naturnahen Beständen auf(z. B. Goldnessel, vgl. Tab. 4.1.4.-6).

Der höhere Anteil an Störungszeigern und wald-fremden Arten in (aufgelichteten) Beständen der Stech-Fichte und Gewöhnlichen Fichte unterstreicht derengeringere Naturnähe. Demgegenüber besitzen die naturnahen Schlusswälder den höchsten Anteil vonCharakterarten und weiteren typischen Arten der poten-ziell natürlichen Buchenmischwälder.

Werden Ergebnisse der Untersuchungen der Dauer-beobachtungsflächen kombiniert mit der Anwendungdes Konzeptes der Waldentwicklungstypen und den Er-gebnissen der Forsteinrichtung, so lassen sich bei vor-sichtiger Interpretation Prognosen zur langfristigenWirkung der Initialmaßnahmen erstellen. Naturnäheder Baumartenzusammensetzung, Vertikalstruktur derBestände und Baumartenmischung sowie der Anteilwertvoller Biotoptypen und von Lebensraumtypen vongemeinschaftlicher Bedeutung werden sich erhöhen.Anhand der erhobenen Daten lässt sich feststellen, dassdie älteren Bestände der Gewöhnlichen Fichte vor allem in der Zusammensetzung der Baumschicht Defizite aufweisen. Da meist ein ausreichendes Ver-jüngungspotenzial der standortstypischen Baumarten(Ausnahme Weiß-Tanne) vorhanden ist, sind die Aus-gangsbedingungen für einen erfolgreichen Waldum-bau als günstig anzusehen.

Abb. 4.1.4.-9: Im Zuge derWaldumbaumaßnahmengepflanzte Eibe (Nachkom-men autochthoner Eibenaus dem Projektgebiet)

834. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:58 Uhr Seite 83

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4.1.5. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt Waldumbau

Maßnahmensteckbrief Waldumbau

Die Handlungsoptionen bei der Bewirtschaftung einerFläche sind vielgestaltig und konkurrieren i. d. R. unter-einander. Anhand objektiver Kriterien sollte daher ab-geleitet werden, auf welchen Flächen die unterschied-lichen Nutzungsarten mit welcher Intensität die höchs-te Wirksamkeit für den Hochwasser- und Naturschutz entfaltet.

Auf der Grundlage der in der Gebietskulisse vor-handenen Waldflächen wurde gemeinsam von allenProjektbearbeitern eine Checkkarte und ein Maßnah-mensteckbrief für den Waldumbau erarbeitet. Für eine Gesamtabschätzung möglicher Handlungsoptio-nen sind diese mit den Ergebnissen der DBU-Projekteim Rahmen des Verbundes „Nachhaltiger Hochwasser-und Naturschutz in Sachsen“ zusammengeführt wor-den (vgl. nachfolgende Seiten, RICHERT et al. 2007a, http://www.dbu.de/wasser-landschaft).

Informationsblatt Waldumbau

Neben der Umsetzung von praktischen Maßnahmen(vgl. Kap. 4.1.3. und 4.2.4.) lag ein wesentliches Zieldes DBU-Projektes in der Erarbeitung konkreter Hand-lungsempfehlungen für die Waldeigentümer.

Mit dem anwenderfreundlichen InformationsblattWaldumbau werden den Waldbesitzern nicht nur unter-schiedliche Handlungsoptionen aufgezeigt, sondernauch wichtige Grundlagen zur aktuellen Rechtslage,zur Maßnahmenumsetzung, zu Kosten und Erträgen sowie zur öffentlichen Förderung an die Hand gege-ben. Überdies sind die wichtigsten Kontaktadressen zuBehörden zusammengefasst.

Das Informationsblatt baut auf den von der Landes-forstverwaltung erarbeiteten „Leitfäden für den Säch-sischen Privatwaldbesitzer“ (SML 1996b) auf und sollan deren Stelle ab 2008 vom Staatsbetrieb Sachsen-forst an interessierte Personen herausgegeben werden.Des Weiteren wird seitens des Staatsbetriebes Sach-senforst beabsichtigt, die Informationsbroschüre alsGrundlage für ein Beratungsgespräch zwischen demPrivat- und Körperschaftswaldrevierleiter und demWaldeigentümer zu nutzen.

Anders ist die Situation in den jüngeren Beständen derGewöhnlichen Fichte. Diese weisen große Mängel ins-besondere hinsichtlich der Arten- und Strukturvielfaltauf. Wegen ihres Alters und der Instabilität aufgrundvon Pflegerückständen muss der Umbau dieser Be-stände langfristig erfolgen. Die Maßnahmen dienen seiner allmählichen Verbesserung der Bestandes-strukturen.

Ungünstig zu bewerten sind die naturfremden Be-stände der Stech-Fichte, insbesondere hinsichtlich desHumuszustandes und der Naturverjüngung einheimi-scher Baumarten. Durch einen Umbau mit Einbringungvon Baumarten des natürlichen Vegetationspotenzials

kann die Naturnähe der Bestände deutlich verbessertwerden. Die Erhöhung des Laubbaumanteils wirkt sichdabei positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus.

Aus der regelmäßigen Wiederholung der Aufnah-men in Dauerbeobachtungsflächen kann man auf dieRichtung, die Geschwindigkeit und das Ausmaß zu-künftiger Veränderungen durch Waldbehandlungs-maßnahmen Rückschlüsse ziehen. Diese sind sowohlder Weiterentwicklung von Leitbildern und der Quali-fizierung von Handlungsgrundsätzen des Naturschut-zes und des Hochwasserschutzes förderlich als auchder Abschätzung von Auswirkungen des Klimawandelsauf unterschiedlich behandelte Waldbestände dienlich.

84 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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854. Ergebnisse

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86 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:00 Uhr Seite 86

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874. Ergebnisse

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4.2. Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung

4.2.1. Analyse der Ausgangssituation

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Die Abflussdynamik von Flusseinzugsgebieten wirdgerade nach Niederschlagsereignissen entscheidenddurch das Mosaik der unterschiedlichen Landnut-zungsformen und insbesondere durch das Bewal-dungsprozent beeinflusst. Hochwasser lösen damit vorallem in relativ waldarmen Gebieten, zu denen das Ost-erzgebirge wie auch das Projektgebiet im engeren Sin-ne zu zählen sind (vgl. Kap. 3.1., Kap. 3.4.), massiveForderungen nach einer Intensivierung der Waldmeh-rung in Hochwasserentstehungsgebieten aus (SMI2003, RÖDER & BEYER 2002).

Grundlage für eine funktional ausgerichtete Wald-mehrung ist die Abschätzung von Wirkungspotenzialender Einzelfläche für den präventiven Hochwasserschutz.Das gilt vor allem dann, wenn wegen vielfältiger Inte-ressenüberlagerungen (Landwirtschaft, Naturschutz) eine Güterabwägung zu treffen ist. Ein weiterer Aspektist der effiziente Einsatz von Fördermitteln für die Er-bringung gemeinwohlorientierter Leistungen im Bezugzu einer konkreten funktionalen Flächeneinheit. Da-mit zeichnen sich zwei grundlegende Richtungen einer Potenzialanalyse für eine Waldmehrung ab, diedas vorrangige Ziel verfolgt, den präventiven Hoch-wasserschutz zu verbessern – einerseits die Feststel-

lung der Flächenverfügbarkeit und andererseits die Bedeutung der einzelnen Fläche für einen dezentra-len präventiven Hochwasserschutz auf der räumlichenSkala von Teileinzugsgebieten.

Die Landwirtschaft ist im Projektgebiet mit ca. 18 680 ha bzw. 54 % die dominierende Nutzungsart(vgl. Kap. 3.1.).

Abbildung 4.2.1.-1 zeigt, dass der Waldanteil im Ein-zugsgebiet der Müglitz flussabwärts leicht bzw. derGottleuba deutlich ansteigt, während er im Einzugs-gebiet der Seidewitz mit ca. 20 % nahezu konstant bleibt.Im Gegensatz zu den westlich angrenzenden Einzugs-gebieten von Wilder und Roter Weißeritz überwiegt hierdie landwirtschaftliche Flächennutzung auch noch inden Hoch- und Kammlagen, und dies trotz der ver-gleichsweise ungünstigen klimatischen und standört-lichen Voraussetzungen (vgl. Kap. 3.1., Abb. 4.2.1.-2).Die landwirtschaftlichen Flächen werden mehrheitlichals Ackerland bewirtschaftet (Tabelle 4.2.1.-1). Mit zu-nehmender Höhenlage und/oder Hangneigung (vgl.Abb. 4.2.1.-2) steigt traditionell der Anteil der Grün-landwirtschaft an. Erst ab Hangneigungen > 21° nimmtdie landwirtschaftliche Flächennutzung rapide ab.

Der Obstanbau ist dagegen auf die nördlichen, tie-

Abb. 4.2.1.-1: Waldanteile in Ab-hängigkeit von der Einzugsgebiets-fläche (aus MÜNCH et al. 2005)

88 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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fer gelegenen sowie klimatisch und standörtlich be-günstigten Regionen (Elbtalzone) des Projektgebietesbeschränkt. Hier ist auch die Bodengüte wesentlich höher als in den Quellregionen am Erzgebirgskamm (z. B. Ackerwertzahlen um Altenberg ca. 20, um Doh-na bis zu 57).

Ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Flä-chen des Projektgebietes weist eine landwirtschaftlicheVergleichszahl (LVZ) ≤ 45 Punkten auf und zählt damitzu den benachteiligten Gebieten, was sie wiederum fürdie Waldmehrung besonders attraktiv macht (vgl. Maß-nahmensteckbrief, Kap. 4.2.6.). Allerdings relativiertdie landwirtschaftliche Förderung durch die Gewäh-rung von Ausgleichszulagen in benachteiligten Ge-bieten diese standörtlichen Gegebenheiten wieder. Einweiterer Aspekt ist die steigende Nachfrage nach land-wirtschaftlichen Produkten (STATISTISCHES BUN-DESAMT 2008, LFL 2008). Zudem könnten sich in dennächsten Jahrzehnten die Produktionsbedingungen fürdie Landwirtschaft durch den prognostizierten Tem-peraturanstieg auch in den Mittelgebirgen verbessern(SMUL 2005b).

Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flä-chen erfolgt zu einem hohen Prozentsatz durch Agrar-genossenschaften und Wiedereinrichter. Die Flächen

sind i. d. R. langfristig gepachtet (Laufzeiten 15-20 Jah-re). Die Gesamtsituation in der Landwirtschaft gestal-tet sich insbesondere nach den klimatischen Extremender zurückliegenden Jahre (Hochwasser 2002, Trocken-heit/Dürre 2003) schwierig. Die Unternehmen sind auswirtschaftlichen und sozialen Gründen zur Erhaltungeiner bestimmten Betriebsfläche gezwungen. In eini-gen Unternehmen ist die notwendige Mindestgröße be-reits erreicht bzw. schon unterschritten (vgl. Kap. 4.2.3.). Agrargenossenschaften und einzelbäuerliche Unter-nehmen sind in hohem Maße auf die landwirtschaft-liche Förderung angewiesen. Vor allem im Vorfeld derÄnderungen in der landwirtschaftlichen Förderpolitik(GAP) ab 2005 wurde daher ungeachtet der fachlichenArgumente jeder weitere Flächenverlust skeptisch ge-sehen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass einefunktional ausgerichtete Waldmehrung mit einem hohen Maß an Gemeinwohlorientierung den Ertrags-verlust für den Betrieb zumindest kompensieren muss.Es bleibt daher zu konstatieren, dass nur eine geringeBereitschaft zur Nutzungsartenänderung allgemeinund zur Waldmehrung im Besonderen besteht.

Das dargestellte Konfliktpotenzial zwischen Land-wirtschaft und Forstwirtschaft hinsichtlich der Flä-chenverfügbarkeit wird durch den hohen Anteil an Flä-chen, die für den Naturschutz von besonderer Bedeu-tung sind, zusätzlich erhöht.

Im Projektgebiet kommt es zu einer Konzentrationvon Schutzgebieten verschiedener Kategorien (FFH-,SPA-Gebiete, NSG, LSG) sowie nach § 26 SächsNatSchGgeschützten Biotopen. Insbesondere in den höheren Lagen und der Kammregion überlagern sich die ge-schützten Flächen verschiedener Schutzgebietskate-gorien mehrfach (vgl. Kap. 3.3.). Zudem sind mehrereSchutzgebietserweiterungen und -neuausweisungenvorgesehen bzw. in Erarbeitung. Die Bedeutung des Ge-bietes für den Naturschutz wird auch daran deutlich,dass bis auf wenige Ausnahmen das gesamte Projekt-gebiet im Regionalplan „Oberes Elbtal/Osterzgebirge“entweder als Vorbehalts- oder als Vorranggebiet für Natur und Landschaft ausgewiesen ist.

Die nach der Hochwasserkatastrophe erarbeitetenHochwasserschutzkonzepte (SMUL 2005c) zeigen zurErhöhung der Sicherheit vorrangig Möglichkeiten destechnischen Hochwasserschutzes auf. Zwar wird aufdie besondere Notwendigkeit und Dringlichkeit vonMaßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhaltever-mögens in der Landschaft z. B. durch Änderung derFlächennutzung verwiesen, auf der Prioritätenliste desFreistaates Sachsen der Maßnahmen zum vorbeugen-den Hochwasserschutz finden diese jedoch keine Be-rücksichtigung.

Abb. 4.2.1.-2: Landbewirtschaftung in Abhängigkeit von derHangneigung (GL = Grünland, AL = Ackerland)

Tab. 4.2.1.-1: Übersicht der landwirtschaftlichen Flächen (Quelle: AFL PIRNA 2007)

Ackerland Grünland Obstbau SummeFläche in km2 98,4 86,8 1,6 186,8Fläche in % 53 46 1 100

894. Ergebnisse

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4.2.2. Kriterienkatalog für Vorrang- und Ausschlussflächen

der Waldmehrung

Jördis Gorogranz, Eckehard-G. Wilhelm

Waldmehrung auf landwirtschaftlich genutzten Bödenist ein agrarpolitisches Instrument, dem positive Wir-kungen auf Umwelt, Natur und Landschaft zuge-schrieben werden können und das mit öffentlichen Mit-teln gefördert wird (KLAUSNITZER et al. 1992, KLEIN1997, WILHELM 1998, GÜTHLER et al. 2002). Zudemhat das Hochwasser im August 2002 der Waldfunktion„besonderer Hochwasserschutz“ neue Aufmerksamkeitverschafft, insbesondere im Zusammenhang mit Erst-aufforstungen in den Hochwasserentstehungsgebieten(z. B. SMUL 2003a, KLEIN & IRRGANG 2003, ROCH &ZOCHER 2007). Andererseits ist nach wie vor trotz derallgemein anerkannten positiven Wirkungen des Wal-des die Bereitschaft der Landwirte zur Aufforstung ge-ring (vgl. Kap. 4.2.1., Kap. 4.2.3.).

Konfliktfelder mit dem Naturschutz entstehen meist,indem Planungen zur Waldmehrung und Eigentümer-bereitschaft zu Neuaufforstungen oft dort bestehen, wodurch extensive Landnutzung und Grenzertragsstand-orte wertvolle Grünlandbiotope erhalten blieben, dieaus Naturschutzgründen offen gehalten werden müs-sen (RÖTHIG 2002, SCHMIDT 2003). Nach dem Hoch-wasserereignis 2002 kamen die Konflikte mit dem Naturschutz mit z. T. unverminderter Härte wieder aufdie Tagesordnung. In dieser misslichen Situation woll-ten sowohl die Landesforstverwaltung des FreistaatesSachsen als auch der Landesverein Sächsischer Hei-matschutz als anerkannter Naturschutzverband ge-meinsam nach Möglichkeiten einer Konfliktminimie-rung suchen. Dazu wurde im Rahmen einer Diplom-arbeit (GOROGRANZ 2006) ein Kriterienkatalogentwickelt, der sowohl die räumlichen Gegebenheitenals auch die naturschutzfachlichen Belange berücksich-tigt. Zielstellung war ein Kriterienkatalog mit mög-lichst validen, reliablen und objektiven Kriterien fürdie Auswahl potenzieller Waldmehrungsflächen undderen beispielhafte Anwendung im Einzugsgebiet derSeidewitz.

Damit sollten wichtige Voraussetzungen für einesachorientierte Güterabwägung im Zusammenhang mit einer weiterreichenden Waldmehrung und anderenSchutzgütern von überregionaler Bedeutung geschaf-fen werden (Projektantrag 2004, S. 18).

Methodisches Vorgehen

Als erster Schritt wurde aus rechtlich verankerten Nor-men wie Gesetzen, Verordnungen sowie Richtlinienund fachlichen oder fachwissenschaftlichen Erkennt-nissen, Planungsunterlagen und Studium der Strate-gien zu Hochwasserschutz, Naturschutz und Wald-mehrung Kriterien herausgearbeitet und in einem Kol-loquium an der TU Dresden zur Diskussion gestellt.

Die Erarbeitung und Begründung des Kriterienka-taloges stützt sich des Weiteren auf die Ergebnisse vonExpertenkonsultationen folgender Institutionen undEinrichtungen: TU Dresden, Staatsbetrieb Sachsenforst,RP Dresden – Umweltfachbereich, Forstbezirke Neu-stadt und Bärenfels, LSH und Hydro-Consult Banne-witz. Auf Anwendbarkeit überprüft wurde der Krite-rienkatalog (vgl. Tab. 4.2.2.-1) in einem ausgesproche-nen Hochwasserentstehungsgebiet des Osterzgebirges,dem Einzugsgebiet der Seidewitz. Anhand der erar-beiteten Kriterien wurden potenzielle Waldmehrungs-flächen zum Hochwasserschutz herausgefiltert, die Er-gebnisse mittels des Geoinformationssystems ArcView3.2 kartographisch aufgearbeitet und in der Projekt-begleitenden Arbeitsgruppe am 09.11.2006 diskutiert.Das methodische Vorgehen ist in Abbildung 4.2.2.-1 zu-sammengefasst.

Kriterien zum Hochwasserschutz

Der Effektivniederschlag ist der Teil des Gebietsab-flusses, der als Direktabfluss wirksam wird. Dabei istD100 die Differenz aus dem Zustand nach Waldmehrungund dem Ist-Zustand des Effektivniederschlages in Pro-zent vom Gesamtniederschlag bei einem 100-jährigenHochwasserereignis. Da der größte Effekt einer Wald-mehrung bei einem hundertjährigen Hochwasserer-eignis erreicht werden könnte (GOROGRANZ 2006,MÜNCH et al. 2005), wird für dieses Ereignis der ein-zugsgebietsspezifische Grenzwert Ge bestimmt. Er be-trägt im Einzugsgebiet der Seidewitz -20 %. Folglichwird Waldmehrung auf allen Flächen empfohlen,wo mit der Wiederbewaldung bei einem 100-jähri-gen Hochwasserereignis eine Reduzierung des

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Direktabflusses um mehr als 20 % erreicht wird. Unter Physiologischer Gründigkeit bzw. Durchwur-zelbarkeit wird die Tiefe verstanden, bis zu der diePflanzenwurzeln unter den gegebenen Verhältnissentatsächlich in den Boden einzudringen vermögen. Ihre Grenzen werden durch Festgestein, Zersatz undsehr skelettreichen Schutt, verfestigte oder verdichteteBodenhorizonte oder Horizonte mit stark wechselndenchemischen Eigenschaften festgelegt.Wp = Kurzzeichen für Einstufung der physiologischenGründigkeit (Durchwurzelbarkeit) nach AG BODEN(1994). Dabei gilt:– Wp1 bis Wp3 = sehr flachgründig bis mittelgrün-

dig und– Wp4 bis Wp6 = tiefgründig bis äußerst tiefgründig. Waldmehrung wird empfohlen, wenn dadurch eine wesentliche Erhöhung des Speicherpotenzialserreicht wird: Physiologische Gründigkeit Wp4 bisWp6.

Die Wasserspeicherfähigkeit beschreibt die maxi-mal mögliche Wasserspeichermenge in einem Boden,

die den Pflanzen zur Verfügung steht. Sie hängt vonBodenaufbau, Korngröße, Stein- und Humusgehalt, Lagerungsdichte und Durchwurzelungstiefe ab. Einwichtiger Indikator zur Kennzeichnung der Wasser-speicherfähigkeit ist die nutzbare Feldkapazität (nFK). Bei einer wesentlichen Verbesserung der Wasser-speicherfähigkeit (Stufen mittel bis hoch) wirdWaldmehrung empfohlen.

Die Wasserdurchlässigkeit kennzeichnet die Fähig-keit eines Bodens, Wasser in tiefere Schichten zu infil-trieren. Deren Ausmaß wird neben dem Gefüge von derKörnung, die eine charakteristische Porengrößenver-teilung hat, bestimmt. Diese entscheidet über die In-tensität der Wasserdurchlässigkeit und ist hinsichtlichder Primärporen von Körnung und Kornform, bezüg-lich Sekundärporen vom Bodengefüge und damit vonder Bodenentwicklung abhängig. Wird eine wesent-liche Verbesserung der Infiltrationseigenschaftenerwartet (Wasserspeicherdurchlässigkeitsstufe sehrgering bis gering), wird Waldmehrung empfohlen.

Abb. 4.2.2.-1: Methodisches Vorgehen bei der Erstellung und Prüfung des Kriterienkataloges

Arbeitsschritte

Recherche zu möglichen Kriterien derWaldmehrung im Zusammenhang mitHochwasserschutz und Naturschutz

Kolloquim zum methodischen Vorgehenund zur Auswahl der Kriterien (2005)

Erstellen und Begründung des Kriterien-katalogs für Vorrang- und Ausschlussflächender Waldmehrung

Anwendung der Kriterien im Einzugsgebiet der „Seidewitz“ zur Ermittlung potenzieller Waldmehrungsflächen

kartographische und textliche Darstellungder Ergebnisse

Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe(09.11.2006)

Grundlagen

Expertenkonsultation(TUD, SBS, RPDD-Umweltfach-bereich, FoB, LSH, Hydro-Consult)eigene Kenntnisse

Erstellen einer GrundkarteKartenanalyse an Hand der KriterienErgebniskartenGeländearbeit

Fachliteratur sowieGesetze, Verordnungen, RichtlinienPlanungsunterlagen(Landesentwicklungsplan,Regionalplan, Landschaftspläne)Strategien und Konzepte zuHochwasserschutz, Naturschutz undWaldvermehrung

914. Ergebnisse

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Unter Erosionsgefährdung durch Wasser wird hierdas Ausmaß der Bodenerosion durch Wasser verstan-den. Sie ist abhängig von bodenspezifischen Faktorenwie Bodenart, Humus- und Skelettanteil, des Weiterenvon der Höhe des mittleren Sommerniederschlages so-wie der Hangneigung und -länge, Oberflächenform und Nutzungsart. Waldmehrung wird da empfohlen, woeine Erhöhung des Erosionswiderstandes zu er-warten ist (Gefährdungsstufe mäßig bis sehr groß).

Kriterien zum Naturschutz

Schutzgebiete und Einzelobjekte des NaturschutzesDie Unterschutzstellung von Landschaftsausschnittenist eines der wichtigsten und bekanntesten Instrumentedes Naturschutzes (BLAB 2002). Ein Blick in das Bun-desnaturschutzgesetz und in das Sächsische Natur-schutzgesetz zeigt die Vielzahl möglicher Schutzge-bietsformen und -begriffe. Daneben gibt es weitereSchutzgebietskategorien zu berücksichtigen, die aufinternationalen Verträgen und Konventionen basierensowie Schutzgebiete nach EU-Recht. Unabhängig vondieser Vielfalt und z. T. Überschneidung von Schutz-gebietskategorien ist die Notwendigkeit der Auswei-sung von Schutzgebieten wissenschaftlich anerkanntund naturschutzrechtlich verankert. Demnach kannWaldmehrung in Schutzgebieten empfohlen wer-den, deren Schutzziel Waldmehrung beinhaltet bzw.nicht ausschließt und wo keine Gefahr für benach-barte Schutzgebiete besteht. Wird demgegenüberin einer Rechtsverordnung oder in einer gleich-wertigen Verordnung Waldmehrung ausdrücklichverboten, ist es rechtlich nicht möglich, dem Schutz-ziel konträre Maßnahmen durchzuführen.

Gefährdungsgrad/besonderer gesetzlicher Schutz von BiotoptypenDie Beurteilung der Gefährdungssituation erfolgt so-wohl nach der Gefährdung durch direkten Flächen-verlust (FL) als auch nach der Gefährdung durch qua-litative Veränderung (QU). Für die Bewertung des Ge-fährdungsgrades der Biotoptypen wird sowohl dieregionale als auch die sachsenweite Gefährdungssitu-ation herangezogen. Dabei wird die jeweils höchste Ge-fährdungseinschätzung berücksichtigt und die nach § 26 SächsNatschG geschützten Biotope in die Bewer-tung integriert. Bei nicht gefährdeten und nicht be-sonders geschützten Biotoptypen kann Waldmeh-rung empfohlen werden.

Ersetzbarkeit von BiotoptypenUnter dem naturschutzfachlich anerkannten Kriterium

Ersetzbarkeit (Wiederherstellbarkeit) wird die Fähig-keit eines Ökosystems verstanden, sich nach einer spe-zifischen Störung wieder zum ursprünglichen Zustandhin zu regenerieren (BASTIAN & SCHREIBER 1999,BIEDERMANN et al. 2008). Grundlage für die Analyseder Ersetzbarkeit war die jedem Biotoptyp spezifischeEntwicklungsdauer, die der Fachliteratur entnommenwurde (Autoren vgl. Tab. 4.2.2.-1: Kriterienkatalog, aus-führlich in GOROGRANZ 2006). Nicht für die Wald-mehrung empfohlen werden Biotoptypen, deren Ent-wicklungsdauer mindestens 50 Jahre beansprucht.

Isolationsgefährdung von Biotoptypen Der von MC ARTHUR & WILSON (1967) geprägte Be-griff der Habitatinseln bezeichnet Lebensräume, dievon andersartigen, aber nicht radikal verschiedenenHabitaten umgeben sind, die isolierend wirken, jedochsich ausbreitenden Arten noch eine Chance zur Über-windung bieten. Eine Möglichkeit zur Minimierung derHabitatverinselung ist die Erhaltung von Verbindun-gen zwischen vorrangig gleichen bzw. ökologisch nahe verwandten Biotopen. Sogenannte Trittsteine, dieüber Korridore miteinander verbunden sind und so inKontakt zu großflächigen Lebensräumen stehen, er-möglichen in Biotopverbundsystemen den Individuen-und Genaustausch zwischen Biotopen (JEDICKE 1994).Waldmehrung kann sowohl zur Verbesserung der Aus-tauschbeziehungen zwischen Biotopen führen als auch deren Isolation bewirken.

Die Analyse und Bewertung des wertbestimmendenräumlichen Kriteriums Isolationsgefährdung von Bio-topen (BASTIAN 1997) wird in Anlehnung an aner-kannte Verfahren der Landschaftsplanung vorgenom-men (Autoren: siehe Kriterienkatalog). Liegt eine ge-ringe Isolationsgefährdung der Biotoptypen vor,wird Waldmehrung empfohlen. Bei hoher Isola-tionsgefährdung dagegen wird Waldmehrung nichtempfohlen.

Wahrung des typischen LandschaftsbildesUnter dem als Landschaftsbild bezeichneten Schutz-gut werden alle Sinneseindrücke verstanden, die sichdem Menschen in Natur und Landschaft bieten (WIN-KELBRANDT 1997 in AUGENSTEIN 2002). Rechtlichsind unter dem Terminus Landschaftsbild die BegriffeVielfalt, Eigenart und Schönheit zusammengefasst(GASSNER 1995). Daraus muss geschlossen werden,dass zu einer nachhaltigen Landschaftsentwicklungneben der Beachtung von biotischen und abiotischenAspekten die gleichrangige Berücksichtigung des ästhe-tischen Potenzials der Landschaft gehört (AUGENSTEIN2002). Zentrale Frage der Bewertung dieses Kriteriums

92 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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war, ob die Erhöhung des Waldanteils sich harmonischin das Landschaftsbild eingliedert oder nicht. Dazu wur-den die Auswirkungen einer Waldmehrung auf Viel-falt und Eigenart der Landschaft sowie bedeutendeSichtbeziehungen analysiert. Wichtige Quellen waren:– die im Regionalplan „Oberes Elbtal/Osterzgebirge“

aufgestellten regionalisierten Leitbilder für Natur und Landschaft (vgl. RPV 2007),

– das Recherchesystem „Naturräume und Naturraum-potenziale des Freistaates Sachsen“ (Sächsische Akademie der Wissenschaften - SAW, AS Natur-haushalt und Gebietscharakter Dresden 2003) und

– (ergänzend) eigene Geländebegehungen (ausführ-lich in GOROGRANZ 2006).

Waldmehrung wird empfohlen, wenn sie dem land-schaftlichen Leitbild entspricht. Dagegen wird Waldmehrung nicht empfohlen, wenn sie dem land-schaftlichen Leitbild nicht entspricht, wenn nega-tive Einflüsse auf Vielfalt und Eigenart der Land-schaft zu erwarten sind sowie wichtige Sichtbezie-hungen beeinträchtigt werden.

Anwendung des Kriterienkatalogs im Einzugs-gebiet der Seidewitz

Die Seidewitz entspringt ca. 1,5 km südwestlich vonBreitenau in einer Höhe von 592 m ü. NN und mündetnach 26,1 km in einer Höhe von 118 m ü. NN in Pirnain die Gottleuba. Das 92,32 km2 große Einzugsgebietgilt als Hochwasserentstehungsgebiet und hat auf derEbene der Makrogeochoren Anteil an den Naturräu-

men Osterzgebirge, Östliches Erzgebirgsvorland, Dres-dener Elbtalweitung und Sächsische Schweiz (HAASE& MANNSFELD 2002). Es ist mit einem Waldflächen-anteil von 17 % ausgesprochen waldarm, durch land-wirtschaftliche Nutzung geprägt und besitzt ein viel-gestaltiges Relief. Tief eingeschnittene Täler der Sei-dewitz und Bahre, aber auch breite flachhängigeTalauen sind kennzeichnend. Des Weiteren werden dieim Hügelland liegenden Bereiche bestimmt durch breite und flache Rücken, getrennt durch Mulden undSohlenmuldentälchen, sowie Lehn- und Flachhänge.Im unteren Bergland und im Bergland prägen riedel-artige Plateaus mit konvexen Plateauflanken, Härt-lingsrücken und Kleinkuppen sowie verstreuten klei-neren und größeren Dellen, die durch Talanschnitte ge-gliedert sind, die Landschaft. Häufig gliedern Hochraineund Lesesteinrücken die Landschaft und Hangdellenmit Quellgewässern gehen in Tälchen über. Insbeson-dere im Quellgebiet der Seidewitz herrscht Grünland-und Ackerbewirtschaftung vor. In Abbildung 4.2.2.-2ist deutlich die Erosionsanfälligkeit zu erkennen. DieArt und Weise der Landnutzung erfüllt weder die be-sondere Hochwasserschutz- noch die Naturschutz-funktion. Diese Fläche wurde schon von PAUSE (1927)zur Aufforstung empfohlen und gehört auch heute unter Anwendung des Kriterienkataloges zu den poten-ziellen Waldmehrungsflächen.

Für die Anwendung des Kataloges auf das Einzugs-gebiet der Seidewitz wurden zunächst aus der CIR-Bio-toptypen- und Landnutzungskartierung die Biotop- bzw.Nutzungstypen erfasst und mit der Selektiven Biotop-kartierung abgeglichen. Mittels der Karte der poten-ziellen natürlichen Vegetation (SCHMIDT et al. 2002)

Abb. 4.2.2.-2: Maisacker oberhalb des Quellgebietes der Seide-witz im Hochwasserentstehungsgebiet

Abb. 4.2.2.-3: Die in der Nähe liegende Autobahn A17 oberhalb des Quellgebietes der Seidewitz

934. Ergebnisse

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Tab. 4.2.2.-1: Kriterienkatalog für Vorrang- und Ausschlussflächen

Kriterium Waldmehrung Waldmehrung Anmerkungempfohlen nicht empfohlen

Anwendung der Kriterien immer in Abhängigkeit von den einzugsge-

1. Aspekte des Hochwasserschutzes bietsspezifischen Eigenschaften, ins-besondere den Bodenverhältnissen im Einzugsgebiet

Effektiv- Verringerung keine Verringerung Empfehlung: Bestimmung eines ein-niederschlag D100 ≤ -20 % D100 > -20 % zugsgebietsspezifischen Grenzwertes

Ge; Angabe hier: für das EZ Seide-witz, vgl. MÜNCH et al. 2005

Physiologische wesentliche Erhöhung keine wesentliche Erhöhung Ermittlung mit Hilfe der Bodenkon- Gründigkeit des Speicherpotenzials des Speicherpotenzials zeptkarte, vgl. auch AG BODEN 1994,

(Stufen der physiologischen (Stufen der physiologischen THOMASIUS & SCHMIDT 1996,Gründigkeit: Wp4 bis Wp6) Gründigkeit: Wp1 bis Wp3) BASTIAN & SCHREIBER 1999,

GROTTKER 1999, MÜNCH et al. 2005Wasserspeicher- wesentliche Erhöhung keine wesentliche Erhöhung Bestimmung der Wasserspeicherfä-fähigkeit des Speicherpotenzials des Speicherpotenzials higkeitsstufe anhand der Bodenarten-

(Wasserspeicherfähigkeits- klassen nach BASTIAN & SCHREIBER stufe mittel bis hoch) 1999, GROTTKER 1999, MÜNCH et al.

2005Wasserdurch- wesentliche Verbesserung keine wesentliche Erkundung der Wasserdurchlässig-lässigkeit der Infiltrationseigen- Verbesserung der keitsstufe mittels der Bodenarten-

schaften Infiltrationseigenschaften klassen nach AG BODEN 1994,(Wasserdurchlässigkeits- BASTIAN & SCHREIBER 1999,stufe sehr gering bis gering) MÜNCH et al. 2005

Erosions- Erhöhung des keine Erhöhung des Ermittlung mit Hilfegefährdung Erosionswiderstandes Erosionswiderstandes – der universellen Bodenabtrags-durch Wasser (Gefährdungsstufe gleichung nach WISCHMEIER &

mäßig bis sehr groß) SMITH 1978, spezifiziert vonSCHWERTMANN et al. 1987

– des bodenartbedingten Erosionswiderstandes

– des naturbedingten Bodenabtrags- und Erosionswiderstandes nach AG BODEN 1994, BASTIAN & SCHREI-BER 1999, SCHEFFER & SCHACHT-SCHABEL 2002

94 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Kriterium Waldmehrung Waldmehrung Anmerkungempfohlen nicht empfohlen

2. Aspekte des Naturschutzes

Schutzgebiete mit Schutzzielen nicht mit Schutzzielen nach SächsNatSchG, BArtSchV,und Einzel- vereinbar vereinbar CITES, FFH-RLobjekte des Naturschutzes Gefährdungs- keine Gefährdung Gefährdung bzw. Gefährdung nach Rote Listegrad/besonderer bzw. kein besonderer besonderer Biotoptypen Sachsens, besonderergesetzlicher gesetzlicher Schutz gesetzlicher Schutz gesetzlicher Schutz nach Schutz von SächsNatSchG (BUDER 1999)BiotoptypenErsetzbarkeit kurz bis mittel- langfristig bis nicht nach AG STADTBIOTOPKARTIERUNGvon Biotoptypen fristig ersetzbar ersetzbar 1985, KAULE & SCHOBER 1985,

MARKSTEIN 1985, BIERHALS et al. 1986, KAULE 1991, BASTIAN & SCHREIBER 1999, RIECKEN et al. 1994, 2006, KNOSPE 1998, RICHERT et al. 2007b

Isolations- geringe Isolations- hohe Isolations- nach MADER 1980, 1984 in JEDICKE gefährdung von gefährdung gefährdung 1994, FOSTER 1980, JEDICKE 1994, Biotoptypen durch RIECKEN et al. 2006WaldmehrungWahrung des entspricht dem entspricht nicht hier: Ableitung aus dem regionali-typischen Leitbild dem Leitbild sierten Leitbild von Natur undLandschaftsbildes Landschaft, s. Regionalpläne;

vgl. auch GASSNER 1995,WINKEL-BRANDT 1997, DEMUTH 2000, AUGENSTEIN 2002, SYRBE 2004

Tab. 4.2.2.-1: Fortsetzung von S. 94

können Bereiche abgegrenzt werden, in denen Waldnatürlich vorkommen würde. Außerdem wurden ge-plante Aufforstungen aus den Karten Arten- und Bio-topschutz (Entwicklung) der Landschaftspläne StadtLiebstadt und Gemeinde Bahretal (2002) eingetragen.Auf Grundlage dieser Daten wurde dann eine Basis-karte mit den Signaturen „Offenland mit Waldentwick-lungspotenzial“, „Wälder und Forsten inkl. Gehölze undGebüsche“, „geplante Aufforstungen“, „Gewässer“,„Siedlungsflächen“ und „Sonstiges“ im Maßstab 1 : 50 000 erstellt (Abb. 4.2.2.-4).

Die Ergebnisse der Analyse jedes Einzelkriteriumsdes Kataloges wurden in zehn thematischen Einzel-karten dargestellt. Neben der Basiskarte sind beispiel-haft Ergebniskarten für die Kriterien „Effektivnieder-

schlag“, „Isolationsgefährdung“ und für alle Kriterienabgebildet (Abb. 4.2.2.-5 bis 4.2.2.-7).

Die Basiskarte spiegelt die aktuellen Landnut-zungsverhältnisse wider. Wald stockt meist auf denstark geneigten Hängen des Seidewitz- und Bahretals,während in Bereichen mit geringerer Hangneigungüberwiegend Acker- und Grünlandnutzung vorherr-schen. In den Auenlagen wechseln sich Wald, Grün-land und Acker ab. Der Waldanteil ist mit 17 % sehr ge-ring.

Unter den Kriterien zum Hochwasserschutz bewirktder „Effektivniederschlag“ die stärkste Reduzierungmöglicher Waldmehrungsflächen im Untersuchungs-gebiet. Durch die Kriterien zum Naturschutz erfolgteeine weitere Minimierung potenzieller Waldmeh-

954. Ergebnisse

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rungsflächen. Während durch Anwendung des Krite-riums „Isolationsgefährdung“ sich kaum die poten-ziellen Aufforstungsflächen verringern, wirkt das Naturschutzkriterium „Wahrung des typischen Land-schaftsbildes“ am stärksten. Dabei spielt die land-schaftstypische Struktur des Einzugsgebietes der Sei-dewitz eine große Rolle, die durch einen Wechsel vonWald und Offenland, Plateau-, Riedelflächen und Tal-bereichen geprägt wird. Darüber hinaus wurden dievielerorts typischen weiten Sichtbeziehungen in dieLandschaft, wie z. B. von Burkhardswalde in die Säch-sische Schweiz oder zwischen Seitenhain und Ber-thelsdorf in den Trebnitzgrund, berücksichtigt.

Fazit

Die nach Gesichtspunkten der Objektivität und Validi-tät erarbeiteten und im Ergebnis von Expertenkonsul-tationen ausgewählten Kriterien zum Hochwasser-schutz und zum Naturschutz wurden in einem Katalogzusammengestellt. Die Überprüfung des Katalogs in einem ausgesprochenen Hochwasserentstehungsge-biet – dem Einzugsgebiet der Seidewitz – erbrachtedessen Anwendbarkeit. Insgesamt konnten selbst beirigider Anwendung aller Kriterien zum Hochwasser-schutz und zum Naturschutz 1089 ha für die Wald-mehrung im Einzugsgebiet empfohlen werden. Mit demvorgestellten, auch von der Projektbegleitenden Arbeits-gruppe akzeptierten Kriterienkatalog steht ein wichti-ger Baustein für eine sachorientierte Güterabwägungeiner weiterreichenden Waldmehrung mit anderenSchutzgütern von überregionaler Bedeutung zur Ver-fügung.

Abb. 4.2.2.-4: Basiskarte Teileinzugsgebiet Seidewitz Abb. 4.2.2.-5: Ergebnis der Bewertung des Kriteriums „Effektivniederschlag“

96 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Abb. 4.2.2.-6: Ergebnis der Bewertung des Kriteriums „Isolationsgefährdung von Biotoptypen“

Abb. 4.2.2.-7: Ergebnis der Bewertung aller Kriterien

974. Ergebnisse

Wälder und Forsten inkl.Gehölze und Gebüsche

Offenland mit Waldentwicklungs-potenzial

geplante Aufforstung

Gewässer

Biotopverbund frischer Standorte

Waldverbund

Verbund der Fließgewässer undUferbereiche

Siedlungsfläche

Sonstiges(Basiskarte/Ergebniskarten)

Ortschaft

BAB 17

Empfehlung Waldmehrung

keine Empfehlung Waldmehrung

Legende

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4.2.3. Waldmehrungsplanung zum präventiven Schutz im Hoch-

wasserentstehungsgebiet der Müglitz

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Für den Freistaat Sachsen liegt eine flächendeckendeWaldmehrungsplanung vor, die als forstlicher Rah-menplan (§ 6 SächsWaldG) Bestandteil der Raumord-nungsplanung ist. In den ehemaligen ForstämternAltenberg und Bad Gottleuba erfolgte die Waldmeh-rungsplanung in den Jahren 1999 bzw. 2000. Dabeisind 372 Flächen mit einer Gesamtfläche von etwa 1 828 ha als potenzielle Aufforstungsfläche eingestuftworden (LFP 1999 und 2000). Eine Spezifizierung derWaldmehrungsplanung im Bezug auf die Wirkungs-potenziale von Einzelflächen für den dezentralen prä-ventiven Hochwasserschutz ist bisher generell nichterfolgt. Gleiches gilt für die Abschätzung der Flächen-verfügbarkeit. Beide Fragestellungen wurden beispiel-haft für das Einzugsgebiet der Müglitz durch das LFPgemeinsam mit dem INGENIEURBÜRO FÜR LAND-SCHAFTSPLANUNG UND ÖKOLOGISCHE SANIERUNGSCHMIEDEBERG (2004a, 2004b) bearbeitet.

Neben der Ermittlung aller für den präventivenSchutz vor Hochwasser in Frage kommenden poten-ziellen Erstaufforstungsflächen sollten insbesonderedie Eigentums- und Nutzungssituation festgestellt unddarauf aufbauend die Möglichkeiten einer zeitnahenRealisierung der Waldmehrung geprüft werden.

Untersuchungsgebiet

Das Einzugsgebiet der Müglitz erstreckt sich auf einerFläche von 214,32 km2. Die detaillierte Charakterisie-rung dieses Flusseinzugsgebietes erfolgte in Kapitel3.1. Als Eingangsinformationen für die Entwicklung einer Waldmehrungsplanung, die funktional auf denpräventiven Hochwasserschutz gerichtet ist, wird aufein Bewaldungsprozent von 35 % und einen Anteil land-wirtschaftlich genutzter Flächen von 51 % (9 950 ha,davon 26 % Ackerflächen, 74 % Grünland und Rude-ralflächen) verwiesen. Siedlungs- und Verkehrsflächennehmen einen Flächenanteil von 8 % ein (Quelle: CIR-Landnutzungstypenkartierung 1992/93).

Hervorzuheben ist, dass der Waldanteil in einem Ein-zugsgebiet die Abflussdynamik bei Hochwasserereig-nissen weitaus stärker beeinflusst als die Art der Wald-bewirtschaftung (vgl. Kap. 5.). Diese Tatsache ver-deutlicht die Bedeutung der Flächenanteile der land-

und forstwirtschaftlichen Landnutzung in konkretenFlusseinzugsgebieten für den Hochwasserschutz.

Methode

Die fachliche Planungsgrundlage bildete die „Verfah-rensvorschrift Waldmehrung zum präventiven Schutzvor Hochwasser in Hochwasserentstehungsgebieten“(LFP 2004b). Entscheidendes Planungsmerkmal für eine funktional auf die Verbesserung des Hochwas-serschutzes gerichtete Waldmehrung war dabei das Abflussregulationsvermögen.

Die Abflussregulationsfunktion, auch als Retentions-bzw. Rückhaltevermögen bekannt, ist ein wichtigerLandschaftsindikator für Abflussprozesse in Bezug aufdie Hochwasserbildung (RÖDER & BEYER 2002). Da-runter wird das Vermögen der Landschaft verstanden,durch Verringerung der schnellen Abflusskomponen-ten (Oberflächenabfluss, Interflow) zu ausgeglichenenAbflussverhältnissen zu kommen (MARKS et al. 1992).Durch ihre flächenhafte Ermittlung können Relativ-aussagen zur Pufferung möglicher Hochwasserereig-nisse gegeben werden. Zusätzlich erlaubt eine ab-flussbezogene Bewertung der Flächennutzung in Ver-bindung mit der Direktabflusshöhe Aufschlüsse überden Handlungsbedarf bei der Planung abflussmin-dernder Nutzungsmosaike (RÖDER & BEYER 2002).

Aufgrund einer relativ einfachen Methode, leicht zubeschaffenden Daten und des vergleichsweise gerin-gen Arbeitsaufwandes wurde bei der Beurteilung desAbflussregulationsvermögens auf einen empirischenAnsatz zurückgegriffen (vgl. RÖDER & BEYER 2002,RÖDER & ADOLPH 2006). Das verwendete Punktbe-wertungsverfahren ist an das Verfahren von ZEPP (inMARKS et al. 1992) angelehnt. Eingangsparameter fürdie Bewertung waren die Art der Flächennutzung, Hang-neigung, Wasserdurchlässigkeit im wassergesättigtenBoden (Kf-Wert), nutzbare Feldkapazität (nFK) sowiedie Gründigkeit (Tab. 4.2.3.-1). Als zusätzliches Krite-rium im Hinblick auf den Hochwasserschutz wurde derParameter Jahresniederschlag in Form eines Abschla-ges auf die Gesamtpunktzahl eingeführt. Die Ermitt-lung des flächenkonkreten Abflussregulationsvermö-gens erfolgte durch den Verschnitt von verschiedenen

98 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Einflussfaktor Punktzahl Einflussfaktor Punktzahl

Flächennutzung Kf-WertVersiegelte Flächen 0 1 – 10 (gering nach KA 4) 1Acker mit Hackfrüchten, Mais 1 10 – 20 (mittel nach KA 4) 2Acker mit Getreide 2 20 – 30 (mittel nach KA 4) 3Dauergrünland 3 30 – 40 (mittel nach KA 4) 4Sukzessionsflächen, Buschwerk 4 40 – 50 (hoch nach KA 4) 5

Hangneigung nFK*0– 2° 5 220 – 300 (hoch nach KA 4) 52– 5° 4 140 – 220 (mittel nach KA 4) 45–10° 3 100 – 140 (gering nach KA 4) 3

10–20° 2 60 – 100 (gering nach KA 4) 2> 20° 1 < 60 (sehr gering) 1

Gründigkeit (ab 1,1 m) Jahresniederschlag (Abschlag)bis 12 dm 0,5 550 – 650 mm 1bis 15 dm 1 650 – 750 mm 2> 15 dm 1,5 750 – 850 mm 3

850 – 950 mm 4950 – 1050 mm 5

Klassifizierung nach Punkte WertstufeAblussregulationsfunktion bis 4,5 sehr geringes Abflussregulationsvermögen I

4,5 – 6,0 geringes Abflussregulationsvermögen II6,5 – 8,0 geringes bis mittleres Abflussregulationsvermögen III8,5 – 10,0 mittleres Abflussregulationsvermögen IVüber 10 mittleres bis hohes Abflussregulationsvermögen V

* berechnet aus den synoptischen Leitprofilen des LfUG

Tab. 4.2.3.-1: Bewertungsschema zum Abflussregulationsvermögen

Tab. 4.2.3.-2: Fragenkatalog für Eigentümer und Landbewirtschafter

994. Ergebnisse

Eigentümer

➾ Name, Adresse des Eigentümers➾ Kontaktmöglichkeit ➾ Angaben zu Eigentumsverhältnissen➾ Angaben zu den Pachtverhältnissen➾ Diskussionsschwerpunkte zur Aufforstungs-

problematik/Konfliktpotenzial➾ Grundhaltung zur Erstaufforstung➾ Zustimmung bzw. Ablehnung von Aufforstungen➾ Verfügbarkeit von Flächen/Umsetzungszeitraum

Landbewirtschafter

➾ Name, Adresse des Unternehmens➾ Kontaktmöglichkeit➾ Angaben zur Betriebsform und zur Betriebsgröße➾ Angaben zu den Eigentums- und Nutzungsarten-

verhältnissen➾ Diskussionsschwerpunkte zur Aufforstungs-

problematik/Konfliktpotenzial➾ Grundhaltung zur Erstaufforstung ➾ Flächenvorschläge zur Erstaufforstung

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:56 Uhr Seite 99

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Wertstufe ha %1 bis 4,5 Punkte sehr geringes Abflussregulationsvermögen 295 32 4,5 – 6,0 Punkte geringes Abflussregulationsvermögen 2 142 223 6,5 – 8,0 Punkte geringes bis mittleres Abflussregulationsvermögen 3 032 314 8,5 –10,0 Punkte mittleres Abflussregulationsvermögen 2 247 245 über 10 Punkte mittleres bis hohes Abflussregulationsvermögen 1 887 20

Ergebnisse und Diskussion

1. Analyse des AbflussregulationsvermögensDie Ergebnisse bezüglich des Abflussregulationsver-mögens sind Tabelle 4.2.3.-3 und Abbildung 4.2.3.-1 zuentnehmen. Der vereinfachte Bewertungsansatz gibtAussagen darüber, welche Wirkungen die aktuelle Flä-chennutzung auf das Abflussregulationsvermögen aus-übt. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen mit einemsehr geringen bis geringen Abflussregulationsver-mögen weisen die größte Diskrepanz bezüglich der realen und potenziellen Abflussminderung aus. Gleich-zeitig resultiert hieraus auch der höchste Handlungs-bedarf zur Nutzungsartenänderung (vgl. BEYER 2001,RÖDER & BEYER 2002).

2. Funktionsorientierte ErstaufforstungsplanungAus der Zusammenführung der Erhebungen bei Eigen-tümern und Landnutzern ergab sich ein Flächenpoolfür die Waldmehrung von insgesamt 225 ha mit einemAckeranteil von 82,24 ha.

Berücksichtigung fanden auch Erstaufforstungsvor-schläge der Flächeneigentümer bzw. -bewirtschafter.Vor allem daraus resultiert, dass vom Gesamtflächen-pool nur etwa 28 % auf Flächen mit dem höchsten Wir-kungspotenzial für den Hochwasserschutz entfallen(Tab. 4.2.3.-4). Flächen, die sowohl vom Eigentümer alsauch vom Flächenbewirtschafter zur Aufforstung vor-

geschlagen wurden, nehmen lediglich einen Anteil von11 % des Flächenpools ein (25,65 ha).

Letztendlich erfolgten bis 2007 Erstaufforstungenauf insgesamt 8,36 ha (vgl. Kap. 4.2.4.1.). Daraus wirddeutlich, dass unter den aktuellen Rahmenbedin-gungen eine wirksame Verbesserung des präventi-ven Hochwasserschutzes durch Waldmehrung min-destens auf der räumlichen Skala des Einzugsge-bietes der Müglitz und ihrer Teileinzugsgebiete

Tab. 4.2.3.-3: Flächenanteile nach Wertstufen bezüglich des aktuellen Abflussregulationsvermögens

Abb. 4.2.3.-1: Abflussregulationsvermögen im Einzugsgebietder Müglitz nach Wertstufen

digital vorliegenden Boden-, Klima-, Relief- und Nut-zungsdaten mittels GIS.

Zur Realisierung der eingangs formulierten Ziele er-folgten auf der Basis der flurstücksbezogenen Analy-sen zum Abflussregulationsvermögen separate Befra-gungen von Eigentümern und Landbewirtschaftern(vgl. Tab. 4.2.3.-2). Dabei lag der Schwerpunkt in Be-reichen mit hohen Flächenanteilen der Wertstufen I(sehr geringes Abflussregulationsvermögen) und II (ge-ringes Abflussregulationsvermögen) sowie in größe-ren Teileinzugsgebieten mit geringem Waldanteil undintensiver landwirtschaftlicher Nutzung.

100 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 100

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ausgeschlossen ist (vgl. auch RÖDER & ADOLPH 2006).Mit dem verfügbaren Flächenpotenzial bzw. der bis-herigen Waldmehrung können bestenfalls kleinräu-mige Effekte – unterhalb der räumlichen Ebene vonTeileinzugsgebieten – erreicht werden. Die Verbesse-rung des natürlichen Gebietsrückhaltes sollte deshalbnicht nur über die Art der Landnutzung, sondern auchüber die Form der Bewirtschaftung gesteuert werden(ZIMMERLING & SCHMIDT 2002, SIEKER 2007). Es istdaher verstärkt auf die Anpassung der Landwirtschaftan die Erfordernisse der Stabilität und Funktionalitätder sächsischen Kulturlandschaft zu drängen (vgl. RÖDER & ADOLPH 2006) und/oder eine funktional aufden präventiven Hochwasserschutz ausgerichtete Wald-mehrung weit über das bisherige Maß hinaus durchordnungspolitische Maßnahmen zu forcieren (prin-zipiell vgl. VOLZ 1995, 1997).

3. Grundhaltung zur Erstaufforstung, Eigentums-und NutzungssituationBefragung der LandbewirtschafterIn die Befragung konnten 22 landwirtschaftliche Unter-nehmen einbezogen werden, die über eine Gesamtflä-che von 10 692 ha verfügen. Dabei wurden auch Flä-chen berücksichtigt, die außerhalb des Einzugsgebie-tes der Müglitz lagen.

Es handelt sich überwiegend um kombinierte Pflan-zen- und Tierproduktionsbetriebe mit Betriebsgrößenzwischen 40 ha und 2 150 ha landwirtschaftlicher Nutz-fläche. Die Bewirtschaftung erfolgt meist durch Agrar-genossenschaften. In den letzten Jahren nahm die An-siedlung landwirtschaftlicher Kleinunternehmen (Familienbetriebe/Wiedereinrichter) zu.

Das Spektrum der Haltungen zu Erstaufforstungenreicht von „aufgeschlossen“ (36 % der Befragten) über„skeptisch“ (46 %) bis hin zu „ablehnend“ (18 %) undwird sowohl von den wirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen als auch von der subjektiven Meinung des Be-wirtschafters bestimmt. Die wichtigsten Gründe für eine skeptische bzw. ablehnende Haltung gegenüberder Erstaufforstung sind im Folgenden dargestellt:– Refinanzierung von Investitionen,– Auslastung der vorhandenen Anlagen,– Versorgung der Tierbestände,– Einhaltung von Bewirtschaftungsvorgaben (z. B.

Fruchtfolge, Sicherung vertraglich festgelegter Gül-leausbringungsflächen in geringer Transportentfer-nung),

– Sicherung von Arbeitsplätzen,– Flächenverknappung (Trassenführung Autobahn

BAB A 17, Ausgleich- und Ersatzflächen, keine Pacht-erneuerung, Umgehungsstraßen u. ä.),

– fehlender finanzieller Anreiz bei Ausnutzen aller Fördermechanismen der Landwirtschaft.

Eigentümerbefragung Da die Landbewirtschafter überwiegend nicht die Flä-cheneigentümer sind (vgl. Kap. 4.2.1.), ist für die kon-krete Umsetzung der Waldmehrung die Haltung derEigentümer von entscheidender Bedeutung.

Um eine repräsentative Aussage zur Aufforstungs-bereitschaft zu erhalten, erfolgte in den GemarkungenFürstenwalde, Glashütte und Luchau eine flächende-ckende Befragung der Eigentümer von landwirtschaft-lichen Nutzflächen größer 1 ha (Mindestfläche Erst-aufforstungsförderung nach RL 93/2003, SMUL 2003b).Zusätzlich wurden die Eigentümer der Vorschlagsflä-chen, die nicht in den genannten Gemarkungen liegen,befragt. Insgesamt konnte somit eine Fläche von ca.761 ha, verteilt auf 246 Flurstücke, in die weiteren Be-trachtungen einbezogen werden (Tab. 4.2.3.-5).

Erwartungsgemäß liegt das Durchschnittsalter der Eigentümer in den drei Gemarkungen zwischen 55 und60 Jahren. Die Mehrzahl der Flächeneigentümer lebtim Umkreis von 50 km.

Die grundsätzliche Position der Eigentümer zur Auf-forstungsproblematik ist in Tabelle 4.2.3.-6 dargestellt.Der Anteil der Eigentümer, die eine aufgeschlosseneHaltung gegenüber der Erstaufforstung insbesondereaus Gründen des Hochwasserschutzes einnehmen, istmit ca. einem Drittel vergleichsweise gering. Die nachoben abweichende Zahl für die Gemarkung Glashütteist durch die Existenz einiger Erbengemeinschaften mitpositiver Aufforstungshaltung begründet, was nicht einem repräsentativen Meinungsbild entspricht. Diegrundsätzlich positive Haltung zur Erstaufforstung führte damit nicht in allen Fällen zu einer flurstücks-bezogenen Aufforstungsbereitschaft.

Nicht festlegen konnten sich vor allem Erbenge-meinschaften oder juristische Personen, die für die Mei-

Tab. 4.2.3.-4: Flächenan-teile nach Wertstufen desAbflussregulationsvermö-gens der potenziellen Erstaufforstungsflächen

Wertstufe ha %1 und 2 sehr geringes bis geringes Abflussregulationsvermögen 63,17 28

3 geringes bis mittleres Abflussregulationsvermögen 77,79 354 mittleres Abflussregulationsvermögen 35,40 165 mittleres bis hohes Abflussregulationsvermögen 41,48 19

1014. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 101

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Kategorie Ablehnungsgrund Etwaanteil (%) aller Nennungen

persönlich • dauerhafte Nutzungsartenänderung 35• hoher Arbeits-, Kosten- und Organisationsaufwand, Altersgründe 30• Eigenbewirtschaftung 25• fachliche Gründe (Bewirtschaftung; Standort, Klima, Wildverbiss) 10

juristisch • Erstaufforstung von Pachtflächen 25• Waldeigentümerpflichten 10• Uneinigkeit innerhalb von Erbengemeinschaften 7

Förderung • Unsicherheit bezüglich der Kontinuität der Förderpolitik 30• zu aufwändiges Antrags- und Abrechnungsverfahren 20• zu geringer finanzieller Anreiz für Privatleute 15

Gemarkung Position zur Erstaufforstung (%) Kein Kontakt (%)aufgeschlossen ablehnend nicht festgelegt

Fürstenwalde 33 37 15 15Glashütte 58 32 8 2Luchau 20 37 23 20

Gemarkung Anteil am UG Ant. LN Fläche > 1 ha Flurstücke Flurstücksgröße (ha)(ha) (%) (ha) (ha) Min. Max. ø

Fürstenwalde 888,4 4,5 507,1 430,5 111 1,06 23,40 4,88Glashütte 493,0 2,5 128,3 81,8 34 1,01 13,43 2,99Luchau 309,8 1,4 226,1 202,0 43 1,01 19,53 4,70Gesamt 1691,2 8,4 861,5 714,3 188

nungsbildung längere Zeiträume benötigen. Überdiessind ca. 15 % der Eigentümer entweder nicht ortsan-sässig bzw. konnten aufgrund fehlender oder veralte-ter Daten nicht kontaktiert werden. Die häufigsten Ab-lehnungsgründe sind in Tabelle 4.2.3.-7 aufgeführt. Sietreten nahezu immer in Kombination auf (Mehrfach-nennungen).

Die zusätzlich durchgeführte Eruierung der Ver-kaufsbereitschaft ergab, dass Eigentümer grundsätz-lich am Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Flächeninteressiert sind. Dabei handelt es sich vor allem umPersonen im hohen Alter, Ortsfremde und Erbenge-meinschaften. Insgesamt ist der Flächenpool von zumVerkauf stehenden Flächen sehr begrenzt. Als größtes

Verkaufshindernis erweist sich die langfristige Flächen-verpachtung (vgl. Kap. 4.2.1.).

Flächenkäufe wurden in den zurückliegenden Jah-ren verstärkt von großen Landwirtschaftsbetrieben ge-tätigt, die dazu Finanzmittel aus den Entschädigungs-zahlungen im Rahmen des Autobahnbaues einsetzten.Auch Umwelt- und Naturschutzorganisationen tratenals Käufer auf, wobei die erworbenen Flächen vorran-gig für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Verfü-gung stehen.

Überdies wird deutlich, dass beim Verkauf den orts-ansässigen Landbewirtschaftern (Pächter) zumeist derVorrang eingeräumt wird. Eine Bereitschaft der Flä-cheneigentümer zum Verkauf an den Freistaat Sach-

Tab. 4.2.3.-5: Analyse der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN)

Tab. 4.2.3.-6: Eigentümerposition zur Erstaufforstung

Tab. 4.2.3.-7: Häufige Ablehnungsgründe für die Erstaufforstung

102 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 102

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sen besteht faktisch nicht. Die ca. 127 ha landwirt-schaftlicher Nutzflächen (davon sind etwa 112 ha Acker- oder Grünlandflächen), welche sich im Unter-suchungsgebiet im Eigentum des Freistaates Sachsenbefinden, sind in der Regel langfristig an Agrarbetriebeverpachtet und stehen somit kurzfristig für eine Auf-forstung nicht zur Verfügung. Überdies ist nach Maß-gabe des SMUL (2004c) die Kündigung oder das Aus-laufen des Pachtvertrages mit dem Ziel der anschlie-ßenden Aufforstung nur dann möglich, wenn diewirtschaftliche Existenz des davon betroffenen Agrar-betriebes nicht gefährdet wird. Somit kann der Frei-staat Sachsen im Hinblick auf die Waldmehrung nurbedingt seine Vorbildfunktion auf landeseigenen Flä-chen ausüben.

Die bei den Gesprächen mit den Eigentümern undLandbewirtschaftern bezüglich der Waldmehrung er-

mittelten Hinderungsgründe entsprechen im Wesent-lichen denen, die bereits bei der Waldmehrungsplanungfür den Freisaat Sachsen (bspw. LAF 2000–2003) oderdurch Erhebungen der Stiftung Wald für Sachsen (SWS2003a, 2002–2004) herausgearbeitet wurden. Die Ste-tigkeit der Argumente zeigt zudem, dass sich die Rah-menbedingungen nur unwesentlich verändert haben.Durch die stufenweise Einführung der flächenbe-zogenen EU-Agrarförderung bis 2013 ist gegenwär-tig nicht davon auszugehen, dass sich die Bedin-gungen für eine auf den präventiven Hochwasser-schutz gerichtete Waldmehrung verbessern (vgl.RÖDER & ADOLPH 2006).

4.2.4. Maßnahmenumsetzung

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

4.2.4.1. Waldmehrung

Aufbauend auf dem im Einzugsgebiet der Müglitz bei-spielhaft entwickelten Verfahren sowie den durchge-führten Flächenanalysen (INGENIEURBÜRO FÜRLANDSCHAFTSPLANUNG UND ÖKOLOGISCHE SANIE-RUNG 2004a, 2004b) wurde für den Gesamtunter-suchungsraum ein Waldmehrungspotenzial von etwa573 ha ermittelt. Dabei handelt es sich um insgesamt132 Flächen in 28 Gemarkungen von 158 Eigentümern.Dieses Flächenpotenzial resultiert in erster Linie ausder persönlichen Kontaktaufnahme mit den Flächen-eigentümern und den Landbewirtschaftern sowie de-ren intensiver Beratung und Betreuung.

Es konnten während der Projektlaufzeit für ca. 102 ha landwirtschaftlich genutzte Flächen Erst-aufforstungsanträge beim Amt für Landwirtschaft(AfL) Pirna gestellt werden. Von diesen wurden 72 hagenehmigt. Auch für das gesamte Projektgebiet bleibtfestzustellen, dass eine Aufforstungsbereitschaft nichtzwangsläufig in einem Erstaufforstungsantrag bzw. einer Maßnahmenumsetzung mündet (vgl. Kap. 4.2.3.).

Ergebnisse und DiskussionMit der Aufforstung von 15 ha bisher landwirtschaft-lich genutzter Flächen ist ein erster Beitrag für eine

funktional auf den präventiven Hochwasserschutz aus-gerichtete Waldmehrung geleistet worden. Aufgrundder räumlichen Lage der Flächen und den Eigenschaf-ten der konkreten Geotope können lokal Wirkungenauf das Abflussregime im Bereich der betroffenen Flä-chen erwartet werden.

Für weitere 20,5 ha liegen konkrete Erstauffors-tungsplanungen vor (Tab. 4.2.4.1.-1). Die Aufforstun-gen werden voraussichtlich in den Jahren 2008 und2009 durchgeführt, sodass dann fast die Hälfte allergenehmigten Waldmehrungsflächen aufgeforstet seinwird.

Maßgeblich dafür, dass es in der Kürze der Zeit zudieser vergleichsweise hohen Waldmehrungsfläche ge-kommen ist, waren vor allem das Eigeninteresse unddie Überzeugung der Eigentümer bzw. Bewirtschaftersowie der engagierte Einsatz des Projektmitarbeiters.Die Waldmehrungsbilanz hätte noch besser ausfallenkönnen, wenn nicht kurzfristig eine 15,9 ha große Flä-che mit bereits vorliegender Erstaufforstungsgeneh-migung und Fördermittelzusage an einen Landwirt ver-kauft worden wäre, der wiederum kein Interesse ander Durchführung der Maßnahme hatte. Des Weiterenhalten sich viele Flächeneigentümer bzw. -bewirt-

1034. Ergebnisse

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schafter die Erstaufforstungsoption gegenwärtig nochoffen. Ob es in den nächsten Jahren in der Region zueiner weiteren Waldmehrung kommt, wird vielfach vonder betrieblichen Situation der Landwirte sowie denFörderbedingungen abhängig sein.

Die hochwasserschutz- und naturschutzgerechteWaldmehrung erfolgte mit 18 verschiedenen stand-ortsgerechten Baumarten. Mit einem Gesamtanteil von80 % lag der Fokus auf dem Anbau von Laubbaum-arten und diversen Sträuchern (vgl. Abb. 4.2.4.1.-1). DieBaumarten der natürlichen Waldgesellschaften wur-den bevorzugt. Die Pflanzung von introduzierten Baum-arten (z. B. Douglasie) erfolgte nach einer Güterabwä-gung zwischen den Belangen des Naturschutzes undden betrieblichen Interessen des Landnutzers. Für alle Waldmehrungsflächen nahmen die Eigentümerbzw. Flächenbewirtschafter öffentliche Fördermög-lichkeiten in Anspruch (SMUL 2003b, 2005d).

Abb. 4.2.4.1.- 1: Baumartenzusammensetzung der Waldmehrungsflächen

Gemarkung Fläche (ha) BaumartenCunnersdorf 4,75 RBU, TEI, HBU, DGL, GES, BAH, BUL, GEB, SträucherLöwenhain 0,90 RBU, GES, DGL, GFIQuohren 0,71 SEI, RER, DGL, ELA, SWLFürstenwalde 06 1,00 SWE, GBI, GES, SträucherFürstenwalde 07 1,00 GES, BAH, RBU, SträucherSumme 8,36

Börnersdorf 2,55 HBU, ROB, REI, GES, BAH, GFI, WLI, RBU, SträucherHartmannsbach 3,80 ROB, REI, GES, BAH, GKI, GFI, DGL, SträucherSumme 6,35Gesamtsumme 14,71

Tab. 4.2.4.1.-1: Umsetzung der Erstaufforstung

Großröhrsdorf 20,00Luchau 0,54Summe 20,54

Umsetzung nach Projektlaufzeit mit neuer Förderperiode ab 2008

104 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 104

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4.2.4.2. Erfolgskontrolle und Erfolgssicherung in der Initialphase

Die Baumarten auf Erstaufforstungsflächen sind in denersten Jahren einer Vielzahl unterschiedlicher abioti-scher (z. B. Trockenheit, Dürre, Frost) und biotischer(z. B. Insekten, Pilze, Mäuse, Wild) Gefahren ausge-setzt (ALTENKIRCH et al. 2002). Neben dem Eigenin-teresse des Waldbesitzers am Kulturerfolg bestehen beider Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittel maß-nahmebezogene Zweckbindungen und Fristen (vgl.SMUL 2003b, 2005d).

Um die Risiken für die gepflanzten Baumarten aufder zuvor landwirtschaftlich genutzten Freifläche zuminimieren, kommen je nach Ausgangssituation ver-schiedene Maßnahmen in Betracht, insbesondere (BUR-SCHEL & HUSS 2003):– die Erhöhung der Ausgangspflanzenzahlen,– die Begründung eines Vorwaldes („kleine Schirm“),– die Sicherung der Kultur durch Zaunbau,– die Kulturpflege zur Begleitwuchsregulierung,– weitere Maßnahmen zur Schadensabwehr (z. B.

gegen Nagetiere, Insekten).Für die Erstaufforstungsfläche auf dem Flurstück 395der Gemeinde Reinhardtsgrimma, Gemarkung Cun-nersdorf (vgl. Kap. 4.2.5.1.) sollen im Folgenden bei-

spielhaft die Ergebnisse der Anwuchskontrolle sowiedie Maßnahmen zur Erfolgssicherung dargestellt wer-den. Die Fläche ist vor allem hinsichtlich ihrer Baum-artenzusammensetzung repräsentativ für die bisherim Projektgebiet realisierten Erstaufforstungen (vgl.Tab. 4.2.4.1.-1).

Im Vorfeld wurden dem Flächenbewirtschafter sowohl die Erhöhung der Begründungspflanzenzahlals auch der Anbau von Pioniergehölzen (Birke, Aspe)zur Etablierung eines Vorwaldes empfohlen. Dadurchsollten vor allem mögliche Pflanzenausfälle kompen-siert und der ausgeprägten Konkurrenz der Bodenvege-tation gegenüber den Aufforstungsbaumarten sowieder Entstehung von Mäusehabitaten entgegengewirktwerden. Gleichzeitig sollte der Vorwald eine Milderungder Wirkungen des Freiflächenklimas übernehmen.

Aufgrund fehlender Fördermöglichkeiten (vgl. SMUL2003b, 2005d) entschied sich der Bewirtschafter ge-gen eine Vorwaldbegründung. Des Weiteren wurdendie in der Förderrichtlinie vorgegebenen Mindeststück-zahlen bei den Baumarten RBU, TEI und DGL über-schritten (Tab. 4.2.4.2.-1). Bei den genannten Baumar-ten orientieren sich die Stückzahlen pro Hektar an den

Tab. 4.2.4.2.-1: Baumartenzusammensetzung Erstaufforstung Gemarkung Cunnersdorf

1054. Ergebnisse

Fläche Pflanzverband Gesamtstückzahl Herkunfts- Bemerkungen(ha) (m x m) schlüssel

Trauben-Eiche 0,98 2 x 0,7 7 000 81812Rot-Buche 1,14 2 x 0,7 7 350 81013Douglasie 1,11 2 x 2 2 750 500 85306

2 250 Ersatzherkunft Gadow Reg.Nr. 123853020262

Gewöhnliche Esche 0,40 2 x 1 1 750 81106Berg-Ahorn 0,37 2 x 1 2 250 80106Hainbuche 0,20 2 x 1,25 800 80603 als jede 5. Reihe in TEIBerg-Ulme 0,21 2 x 1,25 830Gewöhnliche über FlächeEberesche 0,05 verteilt 200 einzelbaumweiseSträucher 0,31 2 x 2 800Weißdorn 200Schlehe 200Hunds-Rose 200Holunder 200Summe 4,75

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 105

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Mindestpflanzenzahlen der Bestandeszieltypen-Richt-linie für den Staatswald des Freistaates Sachsen (LFP2005a).

Im Herbst 2005 konnte der erste Teil der Aufforstungvollzogen werden, die im Frühjahr 2006 ihren Ab-schluss fand. Das Pflanzenmaterial stammt aus derBaumschule Großthiemig. Die Pflanzung und der Zaun-bau sowie die erste Kulturpflege wurden durch die Fir-ma Waldwirtschaft Erzgebirge durchgeführt.

AnwuchskontrolleDie Bonitierung erfolgte im August 2006, d. h. inmit-ten der ersten Vegetationsperiode. Baumartenweisewurden der Vitalitätszustand der Pflanzen anhand derBlattverfärbung sowie das Ausfallprozent angeschätzt.Dazu wurden in allen Parzellen repräsentative Reihenausgewählt und innerhalb der Reihe i. d. R. auf einerLänge von 50 m alle Pflanzen begutachtet. Mit Aus-nahme der Esche, bei der augenscheinlich keinerlei Vitalitätsverluste bzw. Ausfälle zu verzeichnen waren,erfolgten bei allen anderen Aufforstungsbaumarten Er-hebungen. Zur vereinfachten Darstellung sind die Er-gebnisse dreistufig nach „vital, fraglich, ausgefallen“zusammengefasst worden (Abb. 4.2.4.2.-1). Unter „frag-lich“ wurden alle Pflanzen eingestuft, die noch lebens-fähig waren, zum Zeitpunkt der Aufnahme aber Blatt-verfärbungen von über 50 % aufwiesen. Da diese Pflan-zen Chancen haben, bei der nächsten Aufnahme als„vital“ eingestuft zu werden, gelten sie im Rahmen derGesamtinterpretation als „angewachsen“. Als „ausge-fallen“ sind alle trockenen bzw. nicht ausgetriebenenPflanzen eingestuft worden.

Entsprechend des Hanggradienten steigt mit zu-nehmender Wasserverfügbarkeit (Bodenfeuchte) vomOber- zum Unterhang das Anwuchsprozent an. Diestärksten Ausfallraten waren am Oberhang in den Par-zellen der Trauben-Eiche und der Douglasie (vgl. Abb.4.2.4.2.-1) zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu war diein den Eichenparzellen reihenweise beigemischte Hain-buche deutlich weniger geschädigt.

Der Anwuchserfolg einer künstlichen Verjüngungist von vielen Faktoren abhängig (z. B. Pflanzengröße,Pflanzenqualität, Qualität der Pflanzung, weitere Be-handlung). Aufgrund der Tatsache, dass die in verschie-denen Parzellen gepflanzten Baumarten am stärkstenam Oberhang in Mitleidenschaft gezogen wurden,kommt als Hauptursache der Witterungsverlauf im Juni 2006 in Betracht, der durch einen sprunghaftenTemperaturanstieg, einhergehend mit einer 14-tägigenTrockenphase, gekennzeichnet war (Daten der Klima-station Schlottwitz). Dies wird zudem daran ersicht-lich, dass bereits im August eine Blattverfärbung fest-

gestellt werden musste, wie sie sonst erst im Herbst typisch ist (vgl. SMUL 2006).

Maßnahmen zur Erfolgssicherung

1. Mäusemonitoring und -bekämpfungDa Mäuse – und hier vor allem die Arten der Unter-familie der Wühlmäuse (Microtinae) = Kurzschwanz-mäuse – erhebliche Schäden in Forstkulturen verur-sachen können (BUTIN et al. 1985), fand seit Beginnder Erstaufforstungsmaßnahme eine Kontrolle der Ent-wicklung der Mäusepopulation statt. Dies ist zum einen wichtig, um einen unnötigen Einsatz chemischerMittel zu vermeiden und zum anderen rechtzeitig Regulierungsmaßnahmen durchführen zu können (HEI-DECKE & PELZ 2003a, TRIEBENBACHER 2007).

Dementsprechend wurden in den Jahren 2005–2007im Frühjahr und Herbst Probefänge mit anschließen-der Berechnung des Besiedlungsindexes für 100-Fal-lennächte (MLUV 2007) durchgeführt. Das Ergebnissind Aussagen zum Artenspektrum, zur Populations-dichteentwicklung sowie zum Migrationsverhalten. Auf der Erstaufforstung kommen fast ausschließlichFeldmäuse (Microtus arvalis) vor. Die Schermaus (Arvicola terrestris), als extremer Schädling in Erstauf-forstungen, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.Überdies migrierten die Mäuse während der Trocken-heit im Sommer 2006 in die unteren, feuchteren undkühleren Bereiche der Erstaufforstung.

Ausgehend von der Dokumentation der zum Teil hohen Populationsdichte sind im Oktober 2005 bzw.September 2006 intensive Bekämpfungsmaßnahmendurchgeführt worden. Beide führten zum Zusammen-bruch der Mäusepopulation (Abb. 4.2.4.2.-2).

Die Bekämpfungsmaßnahmen mit Mäusegiften wur-

Abb. 4.2.4.2.-1: Ergebnisse der Anwuchskontrolle 2006 Erstaufforstungsfläche Cunnersdorf

106 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:58 Uhr Seite 106

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den gleichzeitig für Wirkungsanalysen von unter-schiedlichen Wirkstoffen, Präparaten und Ausbrin-gungsmöglichkeiten genutzt (vgl. TZSCHOPPE & OTTO 2005). Folgende Aussagen können daraus abge-leitet werden (vgl. Abb. 4.2.4.2.-3, Abb. 4.2.4.2.-4):– Die Populationsdichte war 2005 in den mit Chlor-

phacinon-Präparaten (Ratron Feldmausköder) be-köderten Fangflächen geringer als auf Flächen mit Zinkphosphidködern (Ratron Giftlinsen).

– Die Wirkungsgrade von Mäusegiften, die gemäß Zu-lassung sowohl verdeckt als auch frei ausgebracht werden dürfen, sind – unabhängig vom Wirkstoff – in der freien Ausbringungsvariante (Streuverfahren) höher als in der verdeckten (Köderbox).

– Die biologisch abbaubaren Köderboxen aus Press-stroh bzw. Pappe besitzen eine hohe Attraktivität für die Mäuse und bleiben in der Bekämpfungszeit voll funktionsfähig. Zudem erbringen sie gegenüber den herkömmlichen Köderboxen aus Plastik eine Zeit- bzw. Kostenersparnis, da sie verrotten und nicht wieder eingesammelt werden müssen.

– Durch die Köderbox wird die Aufnahme der Köder durch Nicht-Zielorganismen eingeschränkt, was nicht zuletzt unter Artenschutzaspekten positiv zu be-werten ist.

Anhand biometrischer Maße, wie Gewicht und Ge-schlecht der gefangenen Feldmäuse, leitete WOLF(2007) populationsökologische Parameter ab. So konn-ten im Gradationsjahr 2005 auf der Erstaufforstungs-fläche noch bis in den November hinein Weibchen mitTrächtigkeitsmerkmalen (ca. 30 %) gefangen werden.Damit war auch für 2006 von einer hohen Popula-tionsdichte auszugehen. Im Jahr 2006 endete die Re-produktion bereits im September, da im Oktober nurWeibchen mit Uterusnarben nachgewiesen wurden.

Dies entspricht dem normalen Reproduktionsverlauf.Die vergleichsweise geringen Fangzahlen der Herbst-und Wintermonate 2006 ließen eine Massenvermeh-rung 2007 nicht erwarten, was die Fänge im Frühjahr2007 auch bestätigten (vgl. Abb. 4.2.4.2.-2).

Aufgrund der rechtzeitigen Bekämpfungsmaßnah-men, des Fehlens der Schermaus sowie des Witte-rungsverlaufes 2007 waren an den Erstaufforstungs-baumarten kaum Mäuseschäden festzustellen. Es istbei der Realisierung des Zielsystems Hochwasser- undNaturschutz durchaus zu hinterfragen, ob in kritischenSystemzuständen ein differenzierter Biozideinsatz nichtnur toleriert werden kann, sondern zu einer zielkonfor-men Zustandsänderung beiträgt (vgl. TRIEBENBACHER2007, HEIDECKE & PELZ 2003b). Die bisherige Entwick-lung der Begleitvegetation zeigt keinen Trend zu einerrasant voranschreitenden Flächenvergrasung (vgl. Kap.4.2.5.2.). In Kombination mit Maßnahmen zur Begleit-wuchsregulierung liegen darin Möglichkeiten, Mäuse-schäden vorzubeugen (MÜLLER-KROEHLING 2001).

2. NachbesserungBedingt durch die Pflanzenausfälle im Begründungs-jahr mussten im Jahr 2007 bei der Trauben-Eiche undder Rot-Buche Nachbesserungen durchgeführt werden.Die geplante Nachbesserung der Douglasie kam nichtzustande, da im Frühjahr 2007 und 2008 kein geeig-netes Pflanzgut erhältlich war. Sie ist somit auf denHerbst 2008 verschoben. Dabei werden auch die Pflan-zenausfälle bei der Douglasie aus dem Jahr 2007 nach-gebessert.Die Firma Waldwirtschaft Erzgebirge hat eine 2-jähri-ge Anwuchsgarantie abgegeben und führt deshalb dieNachbesserungen als Garantieleistung durch.

Abb. 4.2.4.2.-2: Mäuseentwicklung in der Erstaufforstung Schlottwitz

1074. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:58 Uhr Seite 107

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3. KulturpflegeDie Entwicklung der Bodenvegetation (vgl. Kap. 4.2.5.2.)machte im Jahr 2006 die erste Kulturpflege notwendig.Diese wurde maschinell mit einem landwirtschaftlichenSchlepper mit Mulcher durchgeführt. Die Pflege er-folgte zwischen den Reihen. Auch im folgenden Jahrfand eine Kulturpflege zwischen den Reihen statt (Klein-traktor mit Mähwerk). Diese sehr effiziente Methodehat jedoch den Nachteil, dass die flächig durch die natürliche Sukzession aufgelaufenen Pionierbaumarten (Sal-Weide, Hänge-Birke) auf den Stock gesetztwurden. Die von diesen Baumarten insbesondere inden ersten Jahren nach der Kulturbegründung ausge-henden positiven Wirkungen konnten somit nicht vollausgeschöpft werden. Aufgrund des Regenerationspo-tenzials der Baumarten (Stockausschläge) ist dieserNachteil zum Teil in der nächsten Vegetationsperiodeausgeglichen worden. Da die Höhenentwicklung derBaumarten standortsspezifisch stark variiert und ineinzelnen Baumartenparzellen auch zukünftig noch

Pflegeeingriffe notwendig werden, wird zukünftig eine motormanuelle Kulturpflege (z. B. mit Freischnei-der) in der Pflanzreihe empfohlen. Nicht zuletzt auchdeshalb, um die Pionierbaumarten gezielt am Bestan-desaufbau zu beteiligen.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Kul-tursicherung in der Initialphase für den Waldeigentü-mer einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwanddarstellt, der darüber hinaus umfassende Fachkennt-nisse voraussetzt. Die finanziellen Risiken werdengegenwärtig bei der Finanzierung durch öffentlicheFördermittel nur zum Teil ausgeglichen. Die Erhöhungder Ausgangspflanzenzahlen, die Begründung einesVorwaldes oder der Mitanbau von Pionierbaumartensollten zukünftig bei der Überarbeitung der Förder-richtlinien Berücksichtigung finden. Die im Vergleichzur landwirtschaftlichen Nutzung erhöhten Risiken derAufforstung dürfen der Agrarförderung zumindest nichtnachstehen, um eine Erhöhung der Waldmehrung zuerreichen.

Abb. 4.2.4.2.-3: Vergleich vonverschiedenen Mäusegiften undAusbringungsvarianten 2005

Abb. 4.2.4.2.-4: Vergleich vonverschiedenen Mäusegiften undAusbringungsvarianten 2006

108 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Erfolgskontrolle3 Wochen nachBekämpfung

Ausgangssituation

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:59 Uhr Seite 108

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Charakterisierung der Fläche

Die Erstaufforstung befindet sich auf dem Flurstück395 der Gemeinde Reinhardtsgrimma, Gemarkung Cun-nersdorf und erfüllt die vom LFP bei der Flächenson-dierung vorgegeben Mindestanforderungen (vgl. Tab.4.2.5.1.-1). Forstorganisatorisch ist sie dem ForstbezirkBärenfels/Revier Dippoldiswalde zugeordnet. Sie liegtim Einzugsgebiet der Müglitz in einer Höhelage von355-410 m ü. NN. Die Fläche wurde für 25 Jahre vomEigentümer an die Agrargenossenschaft Cunnersdorfverpachtet, die wiederum die Erstaufforstung vollzo-gen hat (Abb. 4.2.5.1.-1).

Kriterien AnforderungenFlächengröße 5–10 ha oder darüberWasserregime möglichst ungestörtNutzungsform langjährige landwirtschaftliche

VornutzungEntwässerung über ein möglichst kleines Territorium

eines Teileinzugsgebietes

4.2.5. Wirkungsanalyse

4.2.5.1. Quantifizierung der Wirkungen von Erstaufforstungen

auf den Oberflächenabfluss

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Tab. 4.2.5.1.-1: Kriterien für die Erstaufforstung zur Versuchsflächenanlage

Abb. 4.2.5.1.-1: Luftbildkarte mit Erstaufforstungsfläche (rot)

1094. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:00 Uhr Seite 109

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StandortskartierungDie Standortskartierung ist eine wesentliche Voraus-setzung für eine geeignete Baumartenwahl bei der Erst-aufforstung. Da für die ehemals landwirtschaftlich ge-nutzte Fläche keine forstliche Standortskartierung exis-tiert, wurde diese im Zuge der Versuchsvorbereitungund -planung durchgeführt. Für die Klassifizierung desStandortes erfolgte die Anlage von mehreren Tastgru-ben sowie von drei Bodengruben am Unter-, Mittel- undOberhang (Abb. 4.2.5.1.-2).

Kartiert wurde eine Oelsengrunder Gneis-Braunerde(OgGn) mit einer mittleren Trophie und einer mäßigtrockenen bis mäßig frischen Wasserversorgung(Stammstandortsformengruppen Uf-TM 2/OgGn-5 undUf-TM 3/OgGn-6). Aufgrund der langjährigen acker-baulichen Bewirtschaftung inklusive Düngung weistder Bodenzustand eine kräftige Nährstoffversorgungaus. Die physiologische Gründigkeit (durchwurzelbareBodentiefe) beträgt am Oberhang 45 cm bzw. am Mittel-und Unterhang zwischen 55 und 75 cm.Die Oelsengrunder Gneis-Braunerde repräsentiert mehrals 50 % der Gneisbraunerden im Wald in der säch-sischen Standortsregion Mittelgebirge und kommt inselbiger Standortsregion auf ca. 16 % der unvernässtenWaldstandorte vor.

BaumartenzusammensetzungUm repräsentative Aussagen für eine möglichst großeGebietskulisse zu erlangen, wurden bei der Baumarten-auswahl folgende Prämissen gesetzt:– möglichst breites Baumartenspektrum,– eine für die Region im Rahmen des Waldumbaus

bzw. der Waldmehrung typische Baumartenzusam-mensetzung.

Bei der Baumartenauswahl erfolgte ein Ausgleich zwi-schen den Belangen des Hochwasser- und Naturschut-zes mit den betrieblichen Interessen des Landnutzers(vgl. Tab. 4.2.4.2.-1). Grundlage waren die Bestandes-zieltypen-Richtlinie für den Staatswald des FreistaatesSachsen (LFP 2005a) sowie die Herkunftsempfehlungendes Freistaates Sachsen für die Verwendung von Forst-vermehrungsgut (LFP 2004c). Ausgehend von derStandortsamplitude der jeweiligen Baumart (DENGLER1992) und dem Standortsgradienten (Oberhang TM 3,Mittel- und Unterhang TM 2) sowie zur Quantifizierungder baumartenspezifischen Wirkungen auf den Ober-flächenabfluss wurden die verschiedenen Baumartenparzellenweise auf der Erstaufforstungsfläche verteilt(Abb. 4.2.5.1.-2). Die Ergebnisse der Erfolgskontrollesowie die Maßnahmen zur Erfolgssicherung sind Kapi-tel 4.2.4.2. zu entnehmen.

Abb. 4.2.5.1.-2: Flächengliederung Erstauf-forstung mit Klimastation und Messfeldern

110 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:02 Uhr Seite 110

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MesskonzeptUm die mittel- bis langfristigen Untersuchungen überdie Auswirkungen einer Aufforstung auf das Abfluss-regime einer Fläche, die für eine funktional auf denHochwasserschutz gerichtete Waldmehrung repräsen-tativ ist, abschätzen zu können, erfolgte der Aufbau einer hoch auflösenden Klimastation (Abb. 4.2.5.1.-3)mit integrierter Messung des Oberflächenabflusses(vgl. FEICHTINGER & SCHEIDL 2001, BIEGER 2002, LÜTKE ENTRUP 2003). Die Klimastation Schlottwitzist Bestandteil des landesweit vom Staatsbetrieb Sach-senforst unterhaltenen Netzes von Klimastationen. Fol-gende Parameter werden gemessen und mittels Funk-GSM übertragen:– Windgeschwindigkeit, Windrichtung

(in 10 m Höhe),– Lufttemperatur (in 2 m, 10 cm und 50 cm Höhe),– Globalstrahlung, PAR-Strahlung,– Niederschlag,– Bodentemperatur (in 10 cm und 30 cm Tiefe),– Bodenfeuchte (in 30 cm Tiefe),– Bodensaugspannung (in 30, 60, 80 cm Tiefe),– Oberflächenabfluss.

Über die Erstaufforstungsfläche wurden drei Messfel-der verteilt (vgl. Abb. 4.2.5.1.-2). Sie sind in den Par-zellen der Baumarten Trauben-Eiche, Rot-Buche undDouglasie angelegt. Das vierte Messfeld liegt in der an-grenzenden, weiterhin landwirtschaftlich genutztenAckerfläche. Es dient somit als Referenzmessfeld.

Für die Untersuchung des Oberflächenabflusses wur-den drei Messanlagen mit je 10 qm Probefläche undeiner Auffangeinrichtung mit einem Zählvolumen von0,1 l in der Rotbuchenparzelle, der Douglasienparzelleund der Ackerfläche installiert (Abb. 4.2.5.1.-4).

Da die Daten sowohl auf der Ackerfläche als auch inder Aufforstung ermittelt werden, sind vergleichendeAussagen zur Wirkung unterschiedlicher, i. d. R. auchuntereinander konkurrierender Landnutzungsformenbei quasi-vergleichbaren Geotopmerkmalen möglich.Des Weiteren können die Versuchsergebnisse zukünf-tig für die Parametrisierung und Validierung von Ab-flussmodellen genutzt werden.

Die Klimastation liefert Daten seit dem 22.04.2006.Der Oberflächenabfluss wird seit dem 30.08.2006 auf-gezeichnet.

Abb. 4.2.5.1.-3: Klimastation Schlottwitz Abb. 4.2.5.1.-4: Referenzmessfeld auf Ackerfläche

1114. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:03 Uhr Seite 111

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Erste Ergebnisse 2007 und Diskussion

Der Temperatur- und Niederschlagsverlauf des Jahres2007 zeigt deutliche Unterschiede zu den langjährigenMittelwerten (Abb. 4.2.5.1.-5, Abb. 4.2.5.1.-6). Vor allem die vergleichsweise hohen Temperaturen und dasenorme Niederschlagsdefizit im April bewirkten ab Mitte April einen angespannten Bodenwasserhaushalt(Abb. 4.2.5.1.-7). Die Bodensaugspannung unter demWeizenbestand der Ackerfläche liegt deutlich über denin der Aufforstung gemessenen Werten. In dieser Ent-wicklungsphase schöpft der Weizenbestand den Boden-wassergehalt weitaus stärker aus als die Forstpflanzenin ihrer Etablierungsphase. Zudem ist auch mit höhe-ren Interzeptionsraten des Weizenbestandes zu rech-

nen (vgl. HOYNINGEN-HUENE 1983). Die Saugspan-nungswerte unter der Aufforstungsfläche nähern sichnach den Trockenperioden im April und Juni denen unter dem Weizenbestand an und überschreiten dieseim Juli erheblich. Trotz der Niederschläge im Mai, diedeutlich über dem langjährigen Mittel lagen, undNiederschlägen im Bereich des langjährigen Mittels imJuli und August, wurde während des überwiegendenTeils der Vegetationsperiode eine für Forstpflanzen alskritisch angenommene Bodensaugspannung von 500 hPa überschritten. Die Folge waren z. T. erheblichetrockenheitsbedingte Pflanzenausfälle, insbesondeream schlechter wasserversorgten Oberhang (vgl. Kap.4.2.4.2.).

Abb. 4.2.5.1.-5: Niederschlag des Jahres 2007 im Vergleich zum langjährigen Mittel

Abb. 4.2.5.1.-6: Temperatur des Jahres 2007 im Vergleich zum langjährigen Mittel

112 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:04 Uhr Seite 112

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Wie Abbildung 4.2.5.1.-8 zeigt, war der Oberflächen-abfluss auf der Ackerfläche im Jahr 2007 vor allem inden Herbst- und Wintermonaten höher als auf der Auf-forstungsfläche. Zu dieser Zeit lag der Boden unge-pflügt in Stoppeln und somit weitgehend vegetations-frei. Zur Ableitung von quantifizierbaren Aussagen(Trends) zwischen den beiden Nutzungsarten(Acker/Wald) ist jedoch ein längerer Versuchszeitraumnotwendig (vgl. TOLDRIAN 1974, BUNZA 1978, LÜTKE ENTRUP 2003, FEICHTINGER 2007). Die vor-liegenden Ergebnisse bestätigen zunächst die Funk-tionalität der Versuchsanlage. Der Agrargenossenschaft

Cunnersdorf sei an dieser Stelle ausdrücklich für dievorbildliche Zusammenarbeit gedankt, ohne die ein sol-ches Experiment unmöglich wäre!

Abb. 4.2.5.1.-7: Vergleich der Bodensaugspannungen zwischen Acker und Erstaufforstung

Abb. 4.2.5.1.-8: Vergleich des Oberflächenabflusses zwischen Acker und Erstaufforstung 2007

1134. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:05 Uhr Seite 113

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4.2.5.2. Vegetationskundliche und naturschutzfachliche

Begleitung

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert

Je nach Standort, Klima und „Startbedingungen“ kön-nen Vegetationsentwicklungen auf Erstaufforstungs-flächen in völlig verschiedener Weise verlaufen (REIF1997). Um festzustellen, welche Vegetationsverände-rungen sich nach Aufforstung des in Kapitel 4.2.5.1.beschriebenen Ackerstandortes innerhalb von zwei Jah-ren vollzogen, wurden floristisch-vegetationskundliche Begleituntersuchungen durchgeführt.

Die Aufforstung entstand auf einem zuvor konven-tionell bewirtschaften Getreideacker. Nach der letztenErnte (2005) vor der Pflanzung (Herbst 2005 und Früh-jahr 2006) wurde die Fläche nicht umgepflügt. Es erfolgte lediglich die Pflanzbettvorbereitung.

Die Vegetationsaufnahmen wurden im Sommer 2006und 2007 durchgeführt (Methodik wie in Kap. 4.1.4.beschrieben, aber Größe der Aufnahmeflächen 100 m2).Die Aufnahmeflächen wurden an den drei Bodengru-ben des Ober-, Mittel- und Unterhangs in den Pflanz-quartieren TEI/HBU, RBU, GES und zusätzlich imPflanzquartier DGL angelegt. Die erhobenen Daten dien-ten zur Charakterisierung der Vegetationsentwicklung.Folgende Parameter wurden ausgewertet: Deckungs-grad, Individuenzahl, Zeigerwerte, Verhältnis Wald-und Nichtwaldarten, Lebensformen, ökologische Stra-tegietypen, Hemerobiespektren.

Die Ergebnisse (Tab. 4.2.5.2.-1, Tab. 4.2.5.2.-2) bele-gen ein Jahr nach Aussetzen der landwirtschaftlichenNutzung hohe Deckungsgrade der Krautschicht (über

80 %) und hohe Artenzahlen. Die Artenzahlen sindvon 2006 zu 2007 im Mittel der einzelnen Aufnahme-flächen zwar von 31,8 auf 30 leicht abgesunken, aberin der Summe aller Flächen von 54 auf 60 Arten ge-stiegen.

Bei den Vegetationsaufnahmen wurde auch der An-flug der Gehölze in der Begleitvegetation der Auffors-tung berücksichtigt. Bereits im 2. Jahr nach Anlage sindHänge-Birke und Sal-Weide in der Strauchschicht mithoher Stetigkeit vertreten. In der Naturverjüngung wur-den weiterhin Berg-Ahorn, Esche, Sommer-Linde undZitter-Pappel nachgewiesen.

Bemerkenswert ist das Auftreten von gefährdetenPflanzenarten Sachsens (nach Roter Liste, SCHULZ1999) in beiden Aufnahmejahren (Kategorie 3: Flug-Hafer, Acker-Filzkraut, Acker-Gipskraut), die als ein-jährige Arten bei fortschreitender Sukzession aber wie-der zurückgedrängt werden.

Die Auswertung der Zeigerwerte (nach ELLENBERGet al. 2001; Tab. 4.2.5.2.-2) bestätigt die bei den Boden-untersuchungen festgestellte kräftige Nährstoffversor-gung (Reaktions- und Nährstoffzahlen > 6). Zum Ver-gleich beinhaltet die Tabelle weitere von HILPERT(2004) ausgewertete Daten einer von KIENITZ (1935)angelegten und beschriebenen Versuchsfläche, welchenach vorheriger landwirtschaftlicher Nutzung (zunächstAcker-, danach noch einige Jahre Grünlandnutzung) ab1929 einer natürlichen Sukzession überlassen wurde.

Tab. 4.2.5.2.-1: Artenzahlen und Deckungsgrade auf den untersuchten Flächen (gefährdete Arten nach Roter Liste, SCHULZ 1999)

Mittelwert Summe Baumart TEI/HBU DGL RBU GES alle FlächenAufnahmejahr 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007Gesamtartenzahl 29 30 28 29 37 35 33 26 31,8 30,0 54 60Artenzahl Gehölze 4 4 3 3 4 4 5 6 4,0 4,3 9 10Anzahl gefährdete Arten Sachsen 2 1 1 1 2 1 1 0 1,5 0,8 2 3Deckung SS (%) 2 2 1 1 1 2 10 10 4 4Deckung KS (%) 90 90 80 85 90 95 90 100 88 93Deckung MS (%) 3 5 10 5 5 2 10 2 7 4

114 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:05 Uhr Seite 114

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Bis auf die Höhenlage („Kienitz“-Flächen in der mon-tanen Stufe) sind die Standortsbedingungen der Flä-chen vergleichbar.

Das in den 1920er Jahren abweichende Bewirt-schaftungsregime (keine Pestizidanwendung, gerin-gere Düngergaben, Wechsel Acker/Grünland) spiegeltsich auch in den Zeigerwerten wider. Die Reaktions-und Nährstoffzahlen der aktuellen Aufforstungsflächenliegen aufgrund des Düngungseffektes deutlich höher.Die unterschiedliche Höhenlage zeigt sich in der Abwei-chung der Temperaturzahlen.

Die Analyse der Anteile an Wald- und Nichtwald-arten (Zuordnung nach M. SCHMIDT et al. 2003) er-gab, dass die Arten der Offenbiotope (K3) in beidenAufnahmejahren den höchsten Anteil einnehmen (Abb.4.2.5.2.-1, Abb. 4.2.5.2.-2). Im Aufnahmejahr 2007 sindgegenüber 2006 jedoch folgende Veränderungen er-kennbar: – deutlicher Rückgang des Anteils an Arten der Of-

fenbiotope (K3; z. B. Ausfall von Floh-Knöterich),– Zunahme des Anteils an Arten, die auch im Wald-

vorkommen, aber ihren Verbreitungsschwerpunkt im Offenland haben (K2.2; z. B. Glatthafer, Vogel-Wicke),

– starke Zunahme des Anteils an Arten, die im Wald wie im Offenland vorkommen (K2.1; z. B. Draht-Schmiele, Ruprechtskraut, Kriechender Hahnenfuß),

– Zunahme des Anteils an Baumarten (B; z. B. Som-mer-Linde).

Für eine artenübergreifende Darstellung des Vegeta-tionswandels eignen sich die qualitativen Lebensfor-menspektren, die für die beiden Untersuchungsjahrevergleichend analysiert wurden (Abb. 4.2.5.2.-3, Zu-ordnung nach FRANK & KLOTZ 1990). Die Erstauffors-tungs-Begleitvegetation zeichnet sich in den ersten bei-den Jahren durch einen raschen Lebensformenwech-sel aus. Während der Anteil sommerannueller Arten(Therophyten) von 44 % im Aufnahmejahr 2006 auf 30 %im Jahr 2007 zurück ging (z. B. Ausfall von Gewöhn-lichem Erdrauch, Hirtentäschel, Weißem Gänsefuß), er-höhte sich der Anteil zwei- und mehrjähriger sowie aus-dauernder krautiger Arten (Hemikryptophyten) im glei-

Tab. 4.2.5.2.-2: Mittlere ungewichteteZeigerwerte (nach ELLENBERG et al.2001) in den Aufnahmejahren 2006 und 2007 (jeweils Mittelwert aus denvier Aufnahmen) im Vergleich zu Aus-wertungen von Versuchsflächen von KIENITZ (1935, aus HILPERT 2004)

Abb. 4.2.5.2.-1 und 4.2.5.2.-2: Qualitative Gruppenspektrenfür den Anteil an Wald- und Nichtwaldarten in den Aufnah-mejahren 2006 und 2007 (B = Baumarten, K = Arten derKraut- u. Moosschicht, 1.1 = vorwiegend im geschlossenenWald, 1.2 = vorwiegend an Waldrändern u. auf Waldverlich-tungen, 2.1 = im Wald wie im Offenland, 2.2 = auch im Wald,aber Schwerpunkt im Offenland, 3 = Arten der Offenbiotope)

Aufnahmejahr 2006 2007 1933 1935 2003mittl. Lichtzahl 6,8 6,7 6,5 6,3 5,3mittl. Temperaturzahl 5,7 5,7 5,1 5,1 5,0mittl. Kontinentalitätszahl 3,7 3,6 3,6 3,6 3,5mittl. Feuchtezahl 5,2 5,5 5,4 5,4 5,4mittl. Reaktionszahl 6,3 6,1 5,1 4,9 4,1mittl. Nährstoffzahl 6,2 6,3 4,4 4,3 5,2

1154. Ergebnisse

B

K1.1

K1.2

K2.1

K2.2

K3

B

K1.1

K1.2

K2.1

K2.2

K3

1,5%11,2%

2006

-0,0%

14,3%

7,0%

66,0%

-1,0%13,8%

2007

1,0%

25,7%

11,1%

47,5%

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:07 Uhr Seite 115

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chen Zeitraum von 31 % auf 46 % (u. a. Hinzutreten vonRot-Straußgras). Die Veränderungen bei den Geophy-ten (von 12 % auf 9 %) und Baum- und Straucharten(Phanerophyten; von 13 % auf 15 %) fielen erwar-tungsgemäß deutlich geringer aus.

Vegetationsentwicklungen lassen sich auch durchdie Abfolge verschiedener ökologischer Strategiety-pen (Abb. 4.2.5.2.-4, Zuordnung nach FRANK & KLOTZ1990) beschreiben. Das Vorherrschen einer bestimm-ten Strategie ist dabei unter anderem besonders vonder Produktivität des Standortes abhängig (GRIME1979). Für den aufgeforsteten, nicht umgebrochenenAckerstandort kann eine hohe Produktivität aufgrunddes Nährstoffreichtums infolge der vorherigen Nutzungunterstellt werden. Aber anders als erwartet (vgl.DIERSCHKE 1994, REIF 1997) dominieren im erstenAufnahmejahr nicht die Ruderal-Strategen, sondernkonkurrenzstarke Ruderal-Strategen und Konkurrenz-Strategen. Bereits im darauf folgenden Jahr treten dieRuderal-Strategen (z. B. Floh-Knöterich, Hirtentäschel)zugunsten der Konkurrenz-Strategen (z. B. Gewöhn-liche Quecke, Schweden-Klee, Vogel-Wicke) zurück.

Die Zuordnung von Hemerobiestufen (Grad des Kul-tureinflusses der von den Arten besiedelten Standor-te) basiert auf dem Vorkommen bzw. dem Fehlen derArten in mehr oder weniger naturnahen bzw. natur-fernen Biotopen bzw. Pflanzengemeinschaften. Dies istmöglich, da die Hemerobiestufen durch anthropogeneMerkmale und typische Lebensgemeinschaften cha-rakterisiert werden. Die Auswertung der Hemerobie-stufenamplituden erfolgte über eine Gewichtung derjeweiligen Hemerobiestufe nach deren Anteil an derGesamtamplitude einer Art. Wurden einer Art zwei Hemerobiestufen zugeordnet, erfolgte die Wichtung je-der Hemerobiestufe mit 0,5 (KLOTZ & KÜHN 2002).

Werden die Spektren der Hemerobiestufen (nachFRANK & KLOTZ 1990) der Aufnahmejahre 2006 und2007 (Abb. 4.2.5.2.-5, Abb. 4.2.5.2-6) verglichen, sinddeutliche Veränderungen sichtbar. Während sich derprozentuale Anteil der Arten oligo- und mesohemero-ber Biotope vergrößert (z. B. Sommer-Linde, Draht-Schmiele) und der Anteil der β-euhemeroben Stufe nahezu gleich bleibt, verringern sich die Anteile vonArten der α-euhemeroben und polyhemeroben Bioto-pe (z. B. Saat-Gerste, Weißer Gänsefuß). Damit weisendie Ergebnisse bereits zwei Jahre nach Aufforstung aufeine Abnahme des Kultureinflusses hin.

Für die Naturnähebewertung der Gehölzschichtwurden die Baumartenanteile der Pflanzung lt. Pflanz-plan und der von DENNER (2007) in Anlehnung anSCHMIDT et al. (1994), LAF (1996b), SCHIRMER (1998),BARTHA (2003) und WINKEL et al. (2005) entwickelteBewertungsschlüssel verwendet. Als naturnah wurdedie Gehölzartenzusammensetzung des Hainsimsen-Eichen-Buchenwaldes angenommen, der für Uf-TM2und Uf-TM3-Standorte (vgl. Kap. 4.2.5.1.) typisch ist.Der Bewertungsschlüssel fokussiert nicht ausschließ-lich auf die pnV, sondern berücksichtigt das natürlicheVegetationspotenzial nach SCHMIDT (1998) und damitauch die Pionier- und Zwischenwaldgehölze (vgl. DEN-NER 2007).

Nach diesem Ansatz ist die Aufforstung zum jetzi-gen Zeitpunkt als bedingt naturfern einzuschätzen.Werden andere Bewertungsschlüssel herangezogen, er-geben sich davon abweichende Ergebnisse. So würdedie Aufforstung nach LAF (1996b) als „ziemlich natur-nah“, nach BMVEL (2004) als „naturnah“ oder nach

Abb. 4.2.5.2.-3: Qualitative Lebensformenspektren in denAufnahmejahren 2006 und 2007 (t = Therophyten; g = Geo-phyten; h = Hemikryptophyten; p = Phanerophyten)

Abb. 4.2.5.2.-4: Qualitatives Spektrum der Strategietypen inden Aufnahmejahren 2006 und 2007 (c = Konkurrenz-Strate-gen; r = Ruderal-Strategen; cr = Konkurrenz-Ruderal-Strate-gen; cs = Konkurrenz-Stress-Strategen; sr = Stress-Ruderal-Strategen; csr = Konkurrenz-Stress-Ruderal-Strategen (inter-mediärer Typ))

116 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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LWF und LU (1996) als „mäßig naturfern, aber in Ent-wicklung“ einzustufen sein. Ausschlaggebend dafür istdie unterschiedliche Bewertung des Anteils der nicht-einheimischen, wenn auch als standortsgerecht zu be-urteilenden Baumart Douglasie (24 %).

Die Ergebnisse der standortskundlichen (Kap.4.2.5.1.) und vegetationskundlichen Untersuchungenlassen erkennen, dass die Aufforstung zum überwie-genden Teil zu naturschutzfachlich wertvollen Bestän-den bis hin zu FFH-Lebensraumtypen (9110 Hainsim-sen-Buchenwald, LFUG 2005a) entwicklungsfähig ist.

FazitMit den vorliegenden Untersuchungen konnten nur dieAuswirkungen der Ackeraufforstung auf die Gefäß-pflanzen und epigäischen Moose im Verlaufe von zweiJahren analysiert werden. Festgestellt wurden deutlicheVeränderungen in den Deckungsgraden, Artenzahlenund der Artenzusammensetzung der Vegetation. Her-vorzuheben sind die Entwicklung einer nahezu ge-schlossenen Bodenvegetation sowie Anflug und Etab-lierung von Baumarten der Pionier- und Zwischen-waldstadien bodensaurer Buchenmischwälder. SolcheEntwicklungen müssten zukünftig wesentlich stärkerin die zeitliche Einordnung von Erstaufforstungen in-tegriert werden. Bei entsprechenden Potenzialen wür-den damit Risiken der zuvor landwirtschaftlich ge-nutzten Freifläche von einer ausgeprägten Konkurrenzder Bodenvegetation gegenüber den gepflanzten Baum-arten über die Entstehung von Mäusehabitaten bis zurMilderung von Wirkungen des Freiflächenklimas –„kleiner Schirm“ – wesentlich vermindert (vgl. Kap.4.2.4.2.).

Vegetationsökologische Gruppenspektren (Wald- undNichtwaldarten, Lebensformen, ökologische Strategie,Hemerobie) bringen zum Ausdruck, dass die Vegeta-tion in den ersten beiden Jahren nach der Aufforstungeinem raschen Wandel unterliegt, der den verringer-ten Kultureinfluss dokumentiert. Darauf lassen z. B.der Rückgang typischer Offenlandarten und die Zu-nahme von Arten, die im Wald wie im Offenland vor-kommen, der Rückgang von Therophyten zu Gunstender Hemikryptophyten, die Zunahme konkurrenzstar-ker Arten und der Rückgang an Arten, die Standortehöherer Hemerobie besiedeln, schließen.

Es sind jedoch längerfristige Begleituntersuchungenzur Auswirkung der Erstaufforstung auf die Vegetationnotwendig, wenn weitergehende und gesicherte Aus-sagen zur Vegetationsdynamik und zum Naturschutz-wert getroffen werden sollen.

Abb. 4.2.5.2.-5 und 4.2.5.2.-6: Qualitative Spektren der Hemerobiestufen in den Aufnahmejahren 2006 und 2007:o = oligohemerob (schwacher Kultureinfluss)m = mesohemerob (mäßiger Kultureinfluss) b = β -euhemerob (starker Kultureinfluss)c = α -euhemerob (anhaltend starker Kultureinfluss) p = polyhemerob (sehr starker Kultureinfluss)

1174. Ergebnisse

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4.2.7. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt

Erstaufforstung

Maßnahmensteckbrief Erstaufforstung

Wie im Kapitel 4.1.5. für den Waldumbau beschrieben,wurde im Rahmen des DBU-Projektverbundes eineCheckkarte sowie ein Maßnahmensteckbrief zur Erst-aufforstung erarbeitet (vgl. nachfolgende Seiten, RICHERT et al. 2007a, http://www.dbu.de/wasser-land-schaft).

Informationsblatt Erstaufforstung

Wesentliches Ziel des DBU-Projektes war die Erstel-lung von speziellen Handlungsleitlinien für eine kon-krete Maßnahmenumsetzung durch die Flächenbe-wirtschafter bzw. Eigentümer (vgl. Kap. 4.1.5.). Auf-bauend auf dem „Leitfaden Erstaufforstung“ (SML1996a) wurde eine Informationsbroschüre zur „Erst-aufforstung“ erarbeitet. Bei der inhaltlichen Gestaltungflossen Ergebnisse mit ein, die aus den Gesprächen mitLandwirten, Eigentümern, Naturschützern, Behörden-

vertretern und anderen an Erstaufforstung interes-sierten Personen gewonnen werden konnten.

Neben rechtlichen und fördertechnischen Fragenwerden auch konkrete Umsetzungshinweise nebst zuerwartenden Kosten gegeben. Überdies liegt ein Schwer-punkt auf der Erläuterung von hochwasserschutz- undnaturschutzrelevanten Fragestellungen. Ein Informa-tionsblatt wird durch den Staatsbetrieb Sachsenforstab 2008 herausgegeben und ist die Grundlage für be-ratende Gespräche durch die im Privat- und Körper-schaftswald tätigen Revierleiter.

4.2.6. Ausblick

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Sechs Jahre nach der verheerenden Hochwasserkata-strophe an der Elbe und ihren Nebenflüssen konntenim Rahmen des DBU-Projektes im Einzugsgebiet vonMüglitz, Gottleuba und Seidewitz durch die Umsetzungkonkreter Maßnahmen wichtige Initiale für eine hoch-wasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrunggeschaffen werden. Darüber hinaus sind durch die wis-senschaftliche Begleitung kurz- bis langfristig quanti-fizierbare Aussagen über deren Wirkungspotenzialemöglich.

Aus den vorhandenen Ergebnissen wurden für Land-eigentümer und -bewirtschafter einzelne Handlungs-leitlinien (z. B. in Form von Merkblättern, Informa-tionsbroschüren, vgl. Kap. 4.2.7.) erstellt, die sie vonder Planung bis zur konkreten Umsetzung unterstüt-zen.

Aufgrund des erheblichen Konfliktpotenzials zwischenund zu den Interessen der verschiedenen Landnutzermuss unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungenkonstatiert werden, dass eine auf den präventiven Hoch-wasserschutz gerichtete Waldmehrung großflächignicht realisierbar ist. Damit ist die Waldmehrung vorallem ein Instrument einer lokal eng begrenzten Ab-flussregulation (vgl. Kap. 5., Kap. 6.).

118 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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1194. Ergebnisse

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4.3. Auenrenaturierung und -gestaltung

4.3.1. Renaturierung von Fließgewässern und deren Auen

als Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz

und Naturschutz

Eckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt

Die Auen als natürliches Hochwasserbett von Fließge-wässern (SCHÜLER 2003) sind durch das verheeren-de Hochwasser im August 2002 wieder in den Blick-punkt des öffentlichen Interesses gerückt. Deutlichwurde, dass ein ausschließlich auf die technische Sicherung ausgelegter Hochwasserschutz nicht aus-reichen wird, Hochwasserschäden dauerhaft zu mini-mieren (vgl. Kap. 2., Kap. 3.4., DICKHAUT et al. 2005).Eine Renaturierung von Fließgewässern und ihrer Auen dient sowohl dem präventiven Hochwasserschutz(Flächenvorsorge) als auch dem Naturschutz (z. B. Arten-, Biotopschutz, Biotopverbund). Unter den ent-scheidenden positiven Wirkungen, wie sie für ver-schiedene Flusssysteme (vgl. GUNKEL 1996, GÖTTLE2006, KONOLD 2006, SCHABER-SCHOOR 2007)Deutschlands herausgestellt wurden, seien beispiel-haft genannt: – erhöhter Wasserrückhalt in den Auen und Dämp-

fung des Hochwasserspitzenabflusses, – Rückhaltung von Treibgut (Kap. 3.4.), verringerte

Fließgeschwindigkeiten sowie Erosions- und Sedi-mentationsprozesse,

– höhere Struktur- und Funktionsvielfalt gewässer- und auentypischer Lebensräume.

Die Renaturierung von Fließgewässern und ihrer Auen sind zwar Bestandteil von Hochwasserschutz-konzepten (SOCHER et al. 2006) und der Hochwasser-schutzstrategie des Freistaates Sachsen (SMUL 2007b),was sich jedoch z. Z. in der Prioritätenliste des Frei-staates Sachsen unzureichend widerspiegelt (SMUL2007b, LFUG 2005b).

Fließgewässer und deren Auen wieder in einen naturnäheren Zustand zu versetzen, ist ebenfalls zen-traler Ansatz der Europäischen Wasserrahmenricht-linie (WRRL), die das anspruchsvolle Ziel verfolgt, biszum Jahr 2015 für alle Gewässer in der EuropäischenGemeinschaft einen „guten ökologischen Zustand“zu erreichen (vgl. TILLICH 2005).

Die (im Rahmen der EU-WRRL erfassten) Fließge-wässer im Projektgebiet gehören zu den grobmate-

rialreichen, silikatischen Mittelgebirgsbächen und densilikatischen, fein- bis grobmaterialreichen Mittelge-birgsflüssen. Ihr Oberflächenwasserkörper wird nachder mit dem Bewertungssystem der WRRL abge-stimmten Bestandsaufnahme des Zustandes der Ge-wässer als teils natürlich bzw. teils erheblich veränderteingeschätzt (LFUG 2005b).

Die Bestandsaufnahme ergab weiter, dass die Errei-chung der Umweltziele der WRRL bis zum Jahr 2015in Sachsen ohne zusätzliche Maßnahmen nur für 15 % der Oberflächenwasserkörper wahrscheinlich, für54 % dagegen unwahrscheinlich und im Falle von 31 % wegen fehlender Daten noch unklar ist. Während dieGewässergüte in den meisten Fließgewässern in denletzten Jahren deutlich verbessert werden konnte, istder Zustand des Gewässerbettes, der Sohle, des Ufersund besonders der Aue in der Regel noch mangelhaft.Die Situation verbesserte sich nur teilweise durch Re-naturierungsmaßnahmen, wie die Recherche von HEBEL (2007) für Sachsen zeigte. Die Ursachen für die-sen unbefriedigenden Zustand sind vielfältig (vgl. RICHERT et al. 2007b, WERTH 2008), u. a.:– fehlende Flächenverfügbarkeit,– vielfältige Eigentums- und z. T. seit Jahrhunderten

bestehende Nutzungsrechte,– geringe Akzeptanz von Renaturierungsmaßnahmen

bei den Anliegern,– Überlagerung und Unsicherheiten bei behördlichen

Zuständigkeiten, – zu wenige und oft schwer zugängliche finanzielle

Mittel.Während der Projektlaufzeit sollte eine Verbesserungdes oben kurz dargestellten unbefriedigenden Zustan-des durch das Arbeitspaket „Auenrenaturierung“ ini-tiiert werden. Es beinhaltete die folgenden vier Maß-nahmenkomplexe, die sich an den Hochwasserschutz-konzepten (z. B. PROWA INGENIEURE DRESDEN 2003)und den Leitlinien der DBU orientierten (STOCK 2003).

1214. Ergebnisse

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1. Sicherung der Flächen mit (wiederentstandenen)auentypischen Strukturen

Es zeigte sich, dass ein ökologisch günstigerer Zustandzahlreicher Gewässer schon allein dadurch erreichtwerden kann, wenn die von der Natur gegebenen Ent-wicklungsmöglichkeiten genutzt und nicht kosten-intensiv ausgeschaltet werden (DRL 1989, SCHLEGEL2002, WILHELM & KRAMER 2002). Durch die Eigen-dynamik der Gewässer entstehen dann vielfältig struk-turierte Fließgewässer einschließlich ihrer Auen (Kap.4.3.2.). Dies setzt allerdings voraus, dass die natür-lichen Prozesse zumindest in wesentlichen Teilen wie-der zugelassen werden (z. B. geschiebeverursachtes Zu-sedimentieren bestimmter Abschnitte des Gewässer-bettes als Voraussetzung für eine Furkation). Währendder Projektlaufzeit wurde die Sicherung entsprechen-der Flächen durch ein Bündel von Maßnahmen einge-leitet:– Erfassung von neu entstandenen, seit Jahrzehn-

ten erstmals wieder vorkommenden auentypi-schen Strukturen (HACHMÖLLER et al. 2002, SCHMIDT et al. 2003b, vgl. Kap. 4.3.2.),

– Aufnahme in das Hochwasserschutzkonzept(PROWA INGENIEURE DRESDEN 2003),

– Aufnahme in den Regionalplan Oberes Elbtal/Osterz-gebirge als Prioritätenliste (Beteiligungsentwurf, 1. Gesamtfortschreibung, Stand 7/2007),

– Sicherung naturnaher Auenbereiche durch Schutzgebietsausweisungen (HACHMÖLLER et al.2002) und durch Grunderwerb. Ein Vertrag zwischen der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) und der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LANU) steht kurz vor der Unterschrift (STANETZKY 2008 mdl.).

2. Gewährleistung von mehr Raum für die Fließ-gewässer

Steht dem Gewässer mehr Raum zur Verfügung, kannes sein Bett selbst ausbilden. Entstehung und Entwick-lung der Auen werden in bestimmten Bereichen desFließgewässers der Natur weitgehend selbst überlas-sen. In Abhängigkeit vom Gewässertyp kann das Ge-wässer zur Furkation, zur Streckung bzw. zur Mäan-drierung neigen. Dieser Schritt ist mit erheblichen Ein-griffen in die in Kultur genommenen Flächen verbundenund verlangt nicht nur gezielte Bodenpolitik (u. a. An-kauf, Pacht), sondern auch angemessene Ausgleichs-und Entschädigungsregelungen. Je größer der Flä-

Abb. 4.3.1.-2: Die Wassermassen im Mordgrund flossen über das benachbarte Grünland (das ursprüngliche Gewässerbett) ab und hinterließen großflächig Schotter-flächen – zumindest in dieser Ausdehnung seit Jahr-zehnten im Osterzgebirge nicht mehr beobachtete Biotoptypen.

Abb. 4.3.1.-1: Das im 19. Jahrhundert künstlich verlegte Bachbett des Mordgrundbaches wurde vollständig zugeschottert.

122 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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chenpool, umso höher ist der Beitrag für eine nach-haltige Sicherung der Funktionsfähigkeit des Natur-haushaltes und sind die Wirkungen für den präven-tiven Hochwasserschutz und den Naturschutz.

Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz hat dafür Eigentumsflächen zur Verfügung gestellt, z. B.zur Wiederherstellung des natürlichen Gewässerlau-fes und zur Wiedervernässung von Grünland am Mord-grundbach (Abb. 4.3.1.-1, Abb. 4.3.1.-2) oder zur Durch-führung von Maßnahmen an der oberen Gottleuba.

3. Hochwasserschadensbeseitigung und Renatu-rierung an der oberen Gottleuba

Durch die frühzeitige Einbeziehung des LSH als Eigen-tümer, der LTV als Bauherr, der projektbegleitendenArbeitsgruppe sowie der zuständigen Behörden/Fach-ämter (Forst, Naturschutz, Wasser) konnten konkreteLösungen zur Hochwasserschadensbeseitigung unterBeachtung des präventiven Hochwasserschutzes unddem Ziel einer Renaturierung geplant und teilweiseumgesetzt werden (Kap. 4.3.3.). Dazu gehörten folgendeMaßnahmen:– Abflachung von Böschungen,

– Rückbau von Verrohrungen,– Schaffung natürlicher Gewässersohlenstruktur,– Erhöhung ausgespülter Gewässersohlen,– Anbindung ehemaliger Mühlgräben und Altarm-

strukturen an das Gewässerbett sowie Profilierung einer Ausgleichsstrecke,

– Fällung von einzelnen Fichtenbeständen am Gott-leubaufer und Entwicklung zu naturnahen Bestän-den (Sukzession).

4. Forstliche Maßnahmen zur Entwicklung von Bachauenwäldern

Abbildung 4.3.1.-3 vermittelt einen Eindruck poten-zieller Geschiebe-, Abfluss- und Überschwemmungs-dynamik in den Auen mit künstlich begründeten Fich-tenbeständen. Die durch das Hochwasser abgetriebe-nen Fichtenstämme führten zu Verklausungen anBrücken (vgl. Kap. 3.4.) und sind teilweise bis in dieTrinkwassertalsperre Gottleuba transportiert worden.Sie waren ein immenses Gefahrenpotenzial. Andersstellt sich die Situation bei den wenigen naturnahenFließgewässerabschnitten mit Baumarten des natür-lichen Vegetationspotenzials dar, wo es zu deutlich ge-

Abb. 4.3.1.-3: Die Wucht des Wassers ließ ganze Fichtenbeständean der Gottleuba abtreiben. Deutlich zu sehen sind Ufer-abbrüche am Prallhang und imVordergrund großflächige Schotterinseln.

Abb. 4.3.1.-4:RenaturierterBachlauf deroberen Gottleuba

1234. Ergebnisse

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4.3.2. Offenbereiche in den Auen als Teil der natürlichen

Dynamik

Jana Planek, Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm

Das Hochwasser 2002 bewirkte in den vergleichsweisedicht besiedelten Tälern des Osterzgebirges katastro-phale Schäden an Gebäuden und Verkehrsanlagen. Augenscheinlich war die enorme Erosionskraft des Was-sers, verursacht durch extreme Abflüsse. In Verbin-dung mit der langen Dauer des Hochwasserereignis-ses stellte sich eine ausgeprägte Geschiebedynamikein, welche die Gebirgsauen auf erheblichen Streckenumgestaltete. Wie bei den Extremhochwässern von1897, 1927, 1957/58 bildeten sich wildbachartige Struk-turen, wie sie für Naturlandschaften typisch sind. Siestanden zwangsläufig in einem starken Kontrast zurkultivierten Aue, deren Flussläufe über viele Jahrhun-derte zur Gewinnung von Wirtschafts- oder Verkehrs-fläche, als Holzflöße oder zur Wasserkraftnutzung weit-gehend begradigt, verlegt und befestigt wurden. In derVergangenheit galten naturnahe Strukturen eher als„trostlose tote Steinwüsten“ (MARSCHNER 1927). Siewurden mit hohem Aufwand beseitigt und kultiviert(Abb. 4.3.2.-1, Abb. 4.3.2.-2).

Nach dem Hochwasser 2002 blieben einige wenigeGewässerabschnitte unberäumt. Davon konnten 25 Ge-wässerabschnitte mit einer Gesamtfläche von ca. 70 ha

und Einzelflächen zwischen 0,6 und 10,8 ha als hoch-wertige Biotope erfasst und in eine vom StUFA Rade-beul für das Osterzgebirge und dessen Vorland erstell-te Prioritätenliste aufgenommen werden (HACHMÖL-LER et al. 2002). Ein erster Schritt zur Sicherung erfolgtedurch die Aufnahme in das Hochwasserschutzkonzeptdes Freistaates Sachsen (PROWA INGENIEURE DRES-DEN 2003). Ökologische Untersuchungen und natur-schutzfachliche Bewertungen der Schotterflächen fürdas Projektgebiet lagen bisher nicht vor. In das Projektwurde deshalb eine Diplomarbeit integriert, die aufGrundlage vegetationskundlicher Untersuchungen Zu-stand und Perspektive solcher Flächen analysieren so-wie – durch Vermarkung – die Grundlage für ein lang-fristiges Monitoring schaffen sollte (PLANEK 2005).Schwerpunkt waren Schotterflächen – flächenhafte,fluviale Akkumulationen von Geschiebe außerhalb desGewässerbettes, also in der Aue.

ringeren Schäden durch das Hochwasser 2002 ge-kommen ist.

Die Entwicklung von Bachauenwäldern wurde durchfolgende Maßnahmen initiiert (vgl. Kap. 4.1., Kap.4.3.4.): – Sukzession nach kompletter Entnahme bachnaher

Bestände aus Gewöhnlicher, Stech- und Omorika-Fichte,

– sofortiger Waldumbau von Altbeständen aus Ge-wöhnlicher Fichte an temporären kleinen Fließge-wässern durch Femelung und Pflanzung (vgl. Kap. 4.1.3.) sowie von Jungbeständen aus Stech-Fichte und Schwarz-Kiefer in der Gottleubaaue durch Auflich-tung und Pflanzung,

– langfristiger Waldumbau nach Stabilisierung von Be-ständen aus Gewöhnlicher Fichte in der Gottleu-baaue durch Pflegemaßnahmen.

Bei Pflanzungen kam insbesondere in Gewässernähedie Schwarz-Erle zum Einsatz. Das fein verzweigte Wur-zelnetz der Schwarz-Erle dringt mit kräftigen Senker-wurzeln tief in den Boden ein, oft bis unter den Saumdes geschlossenen Grundwasserstandes. Es verankertden Baum im nassen, weichen Untergrund. Erlen lie-fern eine stickstoffreiche, leicht zersetzliche Streu. Unter ihrem Schirm bildet sich deshalb i. d. R. einedichte Bodenpflanzendecke, die ihrerseits positiv aufden Humuszustand wirkt (HARTIG 1989). Damit sindErlenbestände zur Uferstabilisierung, zum Sediment-und Treibgutfang besonders geeignet. In Gewässerfer-ne kommen auch andere tiefwurzelnde Baumarten wie Berg-Ahorn, Berg-Ulme oder Gewöhnliche Eschehinzu.

124 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Abb. 4.3.2.-1: Gottleuba um 1800 – bereits kultivierte Aue, aber noch mit mehreren Gerinnen (SächsischesMeilenblatt)

Abb. 4.3.2.-2: Trebnitzgrund – Bachgabelung und Schotterfläche nach dem Hoch-wasser 2002 (links), Zustand nach Wiederherstellung von Weg und Bachlauf 2005(rechts). Ausschnitt aus dem DOP 2002 und DOP 2005

Lage der Untersuchungsflächen

Die Untersuchung fand in Auenbereichen an vier aus-gewählten Fließgewässern des Projektgebietes (Seide-witz, Trebnitz, Gottleuba, Bahre, vgl. Abb. 4.3.2.-3) statt.Die Quellgebiete der Fließgewässer und ein Großteilihrer Laufstrecken liegen im Osterzgebirge. Bis auf dasuntere Seidewitztal (180 m ü. NN) befinden sich allebetrachteten Auenabschnitte in Höhen zwischen 300 und 370 m ü. NN.

Methodik

Für die Untersuchungen kam das in Abbildung 4.3.2.-4 dargestellte Methodenspektrum zur Anwendung. DieUntersuchungsflächen wurden in einem ersten Schrittstandörtlich – hinsichtlich der abgelagerten Substrat-mächtigkeit und -fraktionen – gekennzeichnet. Die Er-hebung der Vegetationsdaten erfolgte nach der Tran-sektmethode, da die Probeflächen in einer Reihe ortho-gonal zum Fließgewässer angeordnet wurden und damiteinen räumlich-ökologischen Gradienten beschreiben(FISCHER 2002). Im Transekt erfolgte die Erfassungder Biotoptypen (nach LFUG 2003), eine Zeichnung vonProfilschnitten sowie Vegetationsaufnahmen nach

Abb. 4.3.2.-3: Ausschnitt aus der TK 100 – Blatt C5146. Die roten Punkte markieren jeweils 1 bis 2 Untersuchungs-flächen

1254. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:34 Uhr Seite 125

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BRAUN-BLANQUET, wobei eine erweiterte Skala zurSchätzung der Artmächtigkeit zur Anwendung kam(vgl. DIERSCHKE 1994). Zusätzlich wurde das Trans-ekt und seine nähere Umgebung skizzenhaft in Auf-sichten festgehalten. Die daraus resultierenden Datenwurden als Basis für eine gutachterliche Bewertungnach Naturschutzkriterien (Seltenheit und Gefährdung,Vielfalt, Regenerierbarkeit, Natürlichkeit, rechtlicherSchutz) genutzt. Die Beurteilung des Naturschutzwer-tes der Schotterflächen erfolgte in Anlehnung an MAR-GULES (1994). Wichtige Voraussetzung, um Vorstel-lungen für den Umgang mit den Schotterflächen zu erarbeiten, war ein leitfadenorientiertes Experten-gespräch. Die Befragung sollte einen Einblick in dieMeinungen und Handlungsabsichten der Akteure ge-ben, die Einfluss auf den Umgang mit den Schotterflä-chen haben oder haben könnten.

Ergebnisse

Dokumentenanalyse: Schotterflächen als Teil natürlicher Auenstrukturen und -dynamik

Im Jahr 2002 zeigte sich drastisch, dass Gestalt undDynamik von Fließgewässern und ihren Auen wesent-lich von Hochwässern bestimmt werden. In einzelnenTalabschnitten überwogen, je nach Relief, Erosions-oder Sedimentationsprozesse. Die Geschiebeprozesseerreichten insgesamt ein Ausmaß, das in alten Gebir-gen mit einem geringen Geschiebepotenzial an der Tal-sohle vergleichsweise selten beobachtet wird. So wur-de die Erosionsmenge an der Müglitz auf 310 000 m3,die Sedimentationsmenge auf 160 000 m3 geschätzt.Durch die lange Dauer des Hochwassers konnten sich

Erosions- oder Sedimentationsschwerpunkte zudemtalwärts verlagern (vgl. LFUG 2004). Es bildete sich eine Vielzahl neuer Strukturen. Bestand die Umgebungdes Gewässers aus gröberem, wenig bindigem undleicht zu erodierendem Material, setzte eine starke Seitenerosion ein. Das abtransportierte Material wur-de später in der angrenzenden Aue als Schotterfläche(„Übersarung“) abgelagert. Hochwasser und Material-bewegung veränderten das Gewässerprofil. Es bilde-ten sich Sand-, Kies- und Schotterbänke sowie lang ge-streckte Uferabbrüche, Flach- und Steilufer (Abb. 4.3.2.-5). Führten Hindernisse, geringere Neigung, einebreitere Aue oder ein Ausbrechen des Stromes zu einer verringerten Transportkraft des Wassers, kam eszu verstärkten Ablagerungen im Gewässerbett, wel-ches im Extremfall auf größeren Strecken komplett ver-füllt wurde. Es entstanden abgeschnittene Altläufe. Zugleich vergrößerten sich dann in der Umgebung die ohnehin starken Erosionsprozesse. Vor allem in dem –im Vergleich zum Wald – erosionsanfälligeren Auen-grünland bildeten sich Tümpel, Anrisse, Kolke bis hinzu einem oder mehreren neuen und sich aufgabelndenGewässerbetten, teils wurden auch Uferwälle aufge-worfen. Durch die Aufweitung des Fließgewässers ent-standen zudem Stillwasserzonen, in denen feinerSchlick sedimentierte (HACHMÖLLER et al. 2002, LFUG2004, eigene Beobachtungen).

Biotoptypen der untersuchten Auenabschnitte

In den Transekten wurden die Biotoptypen „Grünlandfrischer Standorte“, „Feuchtgrünland“, „Uferstauden-flur“, „Graben“, „Schotterfläche“, „Auengebüsch“ und„Auwald“ festgestellt. Sie nehmen in den 77 Probeflä-

Dokumentenanalyse Feldarbeit Befragung

Vergleich von Substrat- Vegetations- Leitfadenorientierteshistorischen charakterisierung aufnahmen Expertengespräch

und aktuellen SchotterflächenKarten

Vegetationskund- Naturschutz-liche Analyse fachlicheInterpretation Bewertung

Entwicklungsprognose und Erarbeitung von Grundlagen für naturschutzfachliche Entwicklungskonzeption

Abb. 4.3.2.-4: Methoden-spektrum für die Analyseund Bewertung von Schotter-flächen

126 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:34 Uhr Seite 126

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Abb. 4.3.2.-5: Schotterflächen als Teilnaturnaher Auenstrukturen

Sedimentiertes, abgeflachtes und verbreitertes Gewässerbett der Gottleuba

als Ausgangspunkt der o. g. Schotterflächenbildung

Gewässergabelung an der Bahre unterhalb einer Schotterfläche

Schotterfläche an der Gottleuba

1274. Ergebnisse

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chen ungleiche Flächenanteile ein. Die Horizontal-struktur der fünf Untersuchungsstandorte ist sehr variantenreich. So verfügt der untersuchte Abschnittder Trebnitz im Gegensatz zur Probefläche an der Gott-leuba über eine klar ausgeprägte Gewässerverzwei-gung und ein komplexes Biotopmosaik (Abb. 4.3.2.-6).Bei geringer Abflussfülle (z. B. bedingt durch kleineEinzugsgebiete) und Geschiebemenge wie im Treb-nitzgrund bildeten sich kleine, zahlreiche Schotterflä-chen aus. Bei umgekehrten Verhältnissen entstandengroße, zusammenhängende Flächen (Gottleubatal). Ana-log bestimmten Abflussfülle und Geschiebemenge auchdie vertikale Mächtigkeit der Aufschotterungen.

Größe und Substratcharakterisierung der Schotterflächen

Die horizontale Ausdehnung der Schotterflächen vari-iert in den vier Tälern. Während im Seidewitz- undGottleubatal große, zusammenhängende Schotterflä-chen mit Ausdehnungen bis zu 700 m2 entstanden, be-trägt die Flächengröße der vereinzelten Aufschotte-rungen im Trebnitzgrund und Bahretal nicht mehr als100 m2. An Seidewitz und Gottleuba betragen die Schot-termächtigkeiten bis zu 0,5 m, an Trebnitz und Bahrenur 0,2 bis höchstens 0,3 m. Saure, silikatreiche Ge-steine dominieren im Schotter (Abb. 4.3.2.-7). Soweitoberstrom Siedlungen liegen, kommen anthropogeneFeststoffe wie Ziegel hinzu.

Den höchsten prozentualen Anteil der Schotter-oberflächen stellt die Körnungsfraktion „Stein“. Mit zu-nehmender Entfernung vom Hauptgerinne verschie-

ben sich die Verhältnisse zugunsten der feineren Frak-tionen („Kiese/Gruse“, „Feinboden“) – eine Folge ab-nehmender Transportkraft des Wassers.

Flora und Vegetation der Schotterflächen

Im Jahr 2004 wurden 24 Probeflächen im Bereich desBiotoptyps „Schotterfläche“ angelegt. Sie waren unre-gelmäßig auf die vier Täler verteilt und nahmen ins-gesamt eine Fläche von 373 m2 ein. Zwei Jahre nachdem Jahrhunderthochwasser hatte sich auf den Schot-terflächen noch keine geschlossene Vegetationsdeckeausgebildet. Dennoch bargen sie mit 156 Gefäßpflan-zen eine große Artenvielfalt, wenn auch bei meist ge-ringer Artmächtigkeit. Die höchste Artenzahl wurde imGottleubatal mit 64 Arten auf einer 25 m2 großen Pro-befläche vorgefunden. Im Bahretal hingegen waren esauf einer gleichgroßen Fläche nur 24 Arten. Die Vari-abilität der vorgefundenen Artenzahlen hängt von ver-schiedenen Faktoren, wie Beschattung, Siedlungsent-fernung und Anzahl der Siedlungen oberstrom, ab. Einige Schotterbesiedler, wie z. B. Echtes Mädesüß, Kanadische Goldrute und Große Brennnessel, wieseneine reduzierte Vitalität auf, die sich in Kümmerwuchsund Verharren im Jugendstadium äußerte. Diese Be-obachtung lässt darauf schließen, dass die Ansamungzwar auf konkurrenzarmen, aber suboptimalen, mög-licherweise zu nährstoffarmen (Mädesüß, Brennnes-sel) Standorten stattfand und die Kolonisation eineneher zufälligen Charakter hat. Der Versuch einer pflan-zensoziologischen Einordnung der Pflanzenbeständeführte zu keinem klaren Ergebnis.

Abb. 4.3.2.-6: Aufsicht der untersuchten Auenabschnitte im Trebnitzgrund (links) und Gottleubatal (rechts), Abbildung aus PLANEK (2005)

128 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Abb. 4.3.2.-7b: Steilufer der Gottleuba, Höhe ca. 1,50 m. Die obere, hellere Schicht ist die Ablagerung des Hoch-wassers 2002.

Abb. 4.3.2.-7a: Schottermaterial im Bahretal.Die Schotterflächen vorwiegend aus Gneis, Porphyr, Quarz sowie Ton- und Glimmerschiefer.

Aspekte zur Ökologie der Schotterflächenvegetation

Angesichts der vielfältigen Vegetation auf den Schot-terflächen stellen sich Fragen. Woher stammen diePflanzenarten? Wie gelangten sie in ihren neuenLebensraum? Da jahrzehntelang Schotterflächen höchstens punktuell in der Umgebung existierten, wares nicht möglich, dass die Arten von benachbarten Flä-chen des gleichen Biotoptyps zu den neu entstandenen Flächen gelangen konnten.

1. Typische Lebensräume der „Schotterflächenbe-siedler“Das Rechercheergebnis zur Herkunft gleicht dem Bildder Schotterflächenvegetation vor Ort – eine „bunte Mischung“. Die Arten stammen aus verschiedenen Bio-toptypen, zumeist aus Grünland, Wäldern und von Äckern (67 %, Abb. 4.3.2.-8). Diese Lebensräume exis-tieren in der Umgebung der Schotterflächen. Die Arten der Uferstaudenfluren und Auenwälder habenaufgrund dieser Dominanz einen entsprechend gerin-gen Anteil, obwohl sie sich in unmittelbarer Gewäs-sernähe befinden (zusammen: 11 %). Die Vertreter der

Ackergesellschaften, die trittverträglichen Arten derWege sowie die Ruderalpflanzen stammen wahr-scheinlich nicht aus der direkten Umgebung. Hier istdavon auszugehen, dass ein Teil des Samenpotenzialsmit dem Hochwasserereignis aus Siedlungen und vonbewirtschafteten Flächen verfrachtet wurde.

2. Ausbreitungsmechanismen der „Schotterflä-chenbesiedler“Die Analyse der Ausbreitungstypen zeigte u. a. ein un-erwartetes Zurücktreten hydrochorer Arten wie Haller-Schaumkresse, Pfennig-Gilbweiderich und Schlangen-Wiesenknöterich. Diese Arten haben mit 5 % einen ge-ringen Anteil am gesamten Artenspektrum. Dominantdagegen sind mit 41 % die Anemochoren (Abb. 4.3.2.-9). Das Vorhandensein verschiedener Garten- und Ackerpflanzen (z. B. div. Tomatensorten, Weizen) ver-deutlicht, dass bei einem derartigen Extremhochwas-ser, welches viele Biotoptypen umgestaltet, in hohemMaße auch primär nicht hydrochore Diasporen aus denüberfluteten Gebieten verfrachtet werden.

Weitere bedeutsame Prozesse für die Kolonisationalluvialer Pionierstandorte sind neben der generativen

1294. Ergebnisse

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Ansiedlung (v. a. durch Hydrochorie und Anemocho-rie), die unter- und oberirdische Expansion von der Seite sowie das Wiederaustreiben aus verdriftetenSprossteilen (SCHWABE 1991, DIERSCHKE 1996, POTT& HÜPPE 2001, PLANEK 2005).

3. Leben mit dem Hochwasser – überflutungstole-rante PflanzenartenDer Lebensraum Aue stellt besondere Anforderungenan seine Bewohner: Pflanzenarten müssen nicht nurdem regelmäßigen Wechsel von Überflutung und Tro-ckenfallen, sondern auch den mechanischen Belas-tungen während eines Hochwassers gewachsen sein.Die Arten der Uferfluren und angrenzender Bereicheverfügen über verschiedene morphologische Anpas-sungen, die ihnen eine dauerhafte Existenz unter stark

wechselnden Umweltbedingungen ermöglichen. Wäh-rend einer Überschwemmung ist für Pflanzen vor allem der Sauerstoffmangel im Boden problematisch.

Daher besitzen viele Uferpflanzen ein sogenanntes„Aerenchym“. Hierbei handelt es sich um ein Durchlüf-tungsgewebe, bestehend aus extrem großen Interzel-lularräumen, das sich in den unterirdischen Organenbefindet. Dieses Gewebe ermöglicht den Gasaustauschzwischen Blättern und Wurzeln (JACOB et al. 1994, ELLENBERG 1996). Weiterhin benötigen die Wurzelnund Sprosse eine sichere Befestigung und eine hoheZugfestigkeit, um den mechanischen Beanspruchun-gen, die durch das Wasser und sein Transportgut aus-gelöst werden, standzuhalten. Die morphologische Anpassung erfolgt in Form von Rhizomen, Ausläufernund Adventivwurzeln (KONOLD 1989). Einige Arten

Abb. 4.3.2.-8: Typische Lebensräume der Schotter-besiedler; unter die Kate-gorie „Sonstige“ fallen alleBiotope, die nur zweimaloder weniger vorkamen

Abb. 4.3.2.-9: Spektrum derAusbreitungstypen für dieSchotterflächenvegetation

130 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

anemochor (durch Wald)

autochor (durch Mutterpflanze od. Diaspore)

epizoochor (auf Tieren)

semachor (Schüttel- od. Stoßaus-breitung)

hemerochor (durch Mensch)

myrmekochor (durch Ameisen)

endozoochor (durch Kot)

hydrochor (durch Wasser)

dysochor (durch Verlust vonNahrung)

Grünland

Mischwald

Laubwald

Auenwald

Acker

Ufer

Gebüsch

Schutt

Wegrand

Sonstige

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Tab. 4.3.2.-1: „Überflutungstolerante“ Arten

Art Aerenchym3 Ausläufer4 Rhizom1,4 Adventiv- Überschwem- Zeiger für Feuchte- Licht-wurzeln1,4 mungszeiger2 Feuchte- zahl2 zahl2

wechsel2

Bach-Ehrenpreis X X 10 7Schwarz-Erle X X 9 5Dreiteiliger Zweizahn X X 9 8Bitteres Schaumkraut X X X X 9 7Flutender Schwaden X X X 9 7Glieder-Binse X X 9 8Brennender Hahnenfuß X X X 9 7Gewöhnliches Helmkraut X X X 9 7Wechselblättriges Milzkraut X X X 8 4Sumpf-Kratzdistel X 8 7Echtes Mädesüß X X 8 7Blaugrüner Schwaden X X X 8 5Drüsiges Springkraut X X 8 5Gewöhnl. Blutweiderich X X X 8 7Hain-Vergißmeinnicht X X X 8 7Gewöhnlicher Wasserdarm X X X 8 7Gewöhnliche Pestwurz X X X X 8 7Rohr-Glanzgras X X X X X 8 7Pfeffer-Knöterich X X 8 7Bruch-Weide X X X 8 5Korb-Weide X X X 8 7Quell-Sternmiere X X 8 5Weißes Straußgras X X X 7 8Kohl-Kratzdistel X X 7 6Rasen-Schmiele X X X 7 6Knäuel-Binse X X X 7 8Flatter-Binse X X 7 8Acker-Minze X X X 7 7Schlangen-Wiesenknöterich X X X 7 7Kriechender Hahnenfuß X X X 7 6Hain-Sternmiere X X 7 4Wiesen-Fuchsschwanz X X 6 6Echte Winterkresse X X X X 6 4Zittergras-Segge X X X X 6 6Gänse-Fingerkraut X X X 6 7Acker-Schachtelhalm X X X x 6

Die Merkmale wurden folgenden Quellen entnommen: 1KONOLD 1989, 2ELLENBERG et al. 2001, 3ELLENBERG 1996,4KLOTZ et al. 2002.

1314. Ergebnisse

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werden zudem explizit als Überschwemmungszeigerauf mehr oder weniger regelmäßig überschwemmtenBöden bzw. Zeiger für starken Feuchtewechsel cha-rakterisiert (ELLENBERG et al. 2001). Eine Zusam-menstellung von „überflutungstoleranten“ Arten undihren Anpassungen zeigt die Tabelle 4.3.2.-1 (primä-res Auswahlkriterium: Vorhandensein eines Aeren-chymes). Alle genannten Arten wurden auf mindestenseinem der Transekte vorgefunden. Von 156 Arten haben 37 ein Aerenchym (24 % des Artbestandes). Ver-glichen mit dem Anteil hydrochorer Arten (5 %) oderArten der Auenwälder und Ufer (11 %, siehe oben)kommt der Auencharakter des Lebensraumes deut-licher zum Ausdruck. Etliche Arten besitzen eine Kom-bination von Anpassungen (z. B. Aerenchym + Rhizom).Die Nässetoleranz kommt in hohen Feuchtezahlen zumAusdruck (F ≥ 7, Arten feuchter bis nasser Standorte).Einige nässeverträgliche Arten sind Überflutungszei-ger. Unter den überflutungstoleranten Arten werden12 nach ELLENBERG et al. (2001) als Überflutungs-zeiger ausgewiesen (32 %).

Vegetationsentwicklung auf den Schotterflächenzwischen 2004 und 2007

In der Vegetationsperiode 2007 wurden ausgewählteSchotterflächen (> 25 m2) erneut untersucht. Die Vege-tationsdecke schließt sich zunehmend, der Deckungs-grad hat sich mindestens verdoppelt. Baumarten tre-ten verstärkt in Erscheinung. Deutlich veränderte sichzudem das Artenspektrum. Von 156 Arten (2004) waren 18 Arten (2007) verschwunden, z. B. die Thero-phyten Gewöhnliches Hirtentäschel und GewöhnlichesGreiskraut. 83 % der verschwundenen Arten vereinenin ihrem Strategietyp die Komponente „ruderal“. 12 Arten sind neu aufgetreten, vorwiegend konkur-renzstarke (z. B. Gewöhnliche Schafgarbe). Die Indivi-duenzahlen der Baumarten sind bis auf eine Ausnah-me (Berg-Ahorn) stabil geblieben oder sind gestiegen.Die Schwarz-Erle konnte sich sehr gut etablieren, dennsie ist als tiefwurzelnde Baumart an die gegebenen Standortbedingungen (oberflächliche Sommertro-ckenheit, geringer Feinerdeanteil) angepasst. Sie ist vital, einige Individuen erreichten inzwischen eine Höhe von 2 m. Zahlenmäßig wird die Schwarz-Erle vonder Gewöhnlichen Esche noch überboten, deren De-ckungsgrad bis zu 5 % betragen kann. Es handelt sichjedoch meist um ein- oder zweijährige Individuen. Berg-und Spitz-Ahorn kommen weiterhin vor, mehrjährigeIndividuen sind ebenfalls selten. Die Pionierarten Aspeund Hänge-Birke erreichen Höhen bis zu 0,8 m.

Entwicklungsprognose

Langfristig (und unter Ausblendung anthropogener Ein-wirkungen) entscheiden Intensität und Häufigkeit vonÜberflutungen über die Zukunft der Schotterflächen.Bei Ausbleiben regelmäßiger, starker Überflutung wirddie Entwicklung der Vegetation weniger von der Fließ-gewässerdynamik und deren Folgeerscheinungen be-einflusst (z. B. erhöhte Grundwasserstände, Geschie-beverlagerung). Weder die Vegetation noch ihr Lebens-raum werden regelmäßig umgestaltet oder zerstört(Abb. 4.3.2.-10). Im Ergebnis wird es zur Bewaldungmit standortsangepassten Baumarten wie Schwarz-Erle kommen. In der Konsequenz werden langfristigdie lichtbedürftigen Arten der offenen Auenbereichedurch Beschattung ausgedunkelt. Da immerhin 90 von156 Arten (= 57 %) Halb- bis Volllichtpflanzen sind(Lichtzahl > 7), muss mit einer massiven Artenverar-mung gerechnet werden. Die überflutungstolerantenArten wären mit 23 von 37 Arten sogar etwas stärkerbetroffen (= 62 %, Tab. 4.3.2.-1). Die Artenvielfalt derSchotterflächen ist letztlich im hohen Maße von regel-mäßigen Störungen abhängig.

Nur bei ausreichend starken, häufiger wiederkeh-renden Hochwasserereignissen können Schotterflä-chen als Pionierstandorte dauerhaft existieren. Siebewegen sich dann in einem dynamischen Zyklus vonEntstehung – Entwicklung – Zerstörung, der von räum-licher Variabilität, also lokaler Verlagerung der Schot-terflächen, begleitet sein kann. Die Fließgewässerdy-namik ist nicht nur für die Auenmorphologie verant-wortlich, sondern bestimmt auch das Artenspektrumin jeder rezenten Aue maßgeblich mit. Die Artenviel-falt ist sehr hoch, da eine intakte Auendynamik denReichtum an Biotopen und somit an Pflanzen- wie auch an Tierarten fördert.

Naturschutzfachliche Bewertung der Schotterflä-chen im Kontext der Auendynamik

Hochwasserbedingte Schotterflächen gehören zu densehr seltenen und gefährdeten Biotoptypen unsererKulturlandschaft. Die Flächenanalyse ergab für die Auen einen Flächenanteil im Projektgebiet von 6 %.Schotterflächen kommen wiederum auf ca. 1 % der Auenfläche vor (Datenbasis: SCHMIDT et al. 2002,HACHMÖLLER et al. 2002). Die auf den Schotterflä-chen vorgefundenen Pflanzenarten sind dagegen auf-grund ihrer Herkunft, des ökologischen Strategietypsund der Ausbreitungsmechanismen relativ weit ver-breitet. Lediglich drei von 156 Arten (= 2 %; z. B. Große Sterndolde – stark gefährdet) sind Arten der Ro-

132 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Abb. 4.3.2.-10: Über etwa 400 m erstreckt sich der umgestal-tete Auenbereich unterhalb Gottleuba (Bild oben). Steile Ufer-abbrüche, Schotterflächen und ein abgeflachtes, aufgegabel-tes Gewässerbett sind prägend. Die umgebende Aue ist zurselten überfluteten Hochterrasse geworden. Zwei Jahre nachdem Hochwasser ist die Wiederbesiedlung am Ufersaum fort-geschritten, auf dem Schotter erfolgt sie deutlich verzögert.Die niedrige Lage der Schotterbank über dem Wasserspiegelmacht regelmäßige Überflutungen und Umgestaltungen aufgrößerer Fläche wahrscheinlich. Eine höher gelegene und offensichtlich seltener überflutete Schotterfläche befindet sichauf halber Strecke in einem ca. 70 Jahre alten Wäldchen(Bildhintergrund). Sie ist nur noch am Geröllreichtum zu erkennen. Schattenertragende Waldvegetation mit Busch-Windröschen herrscht vor (Bild links). In Bachnähe blühtWeiße Pestwurz, eine typische Art der Gebirgsauen.

1334. Ergebnisse

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:40 Uhr Seite 133

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ten Liste Sachsens. THOß (2005) kam bei seinen Unter-suchungen an der Zwickauer Mulde zu ähnlichen Ergebnissen.

Periodische Hochwässer und die damit einherge-henden, dynamischen Prozesse wie Furkation sind aus-lösende Kräfte für die Schaffung einer Vielfalt an Bio-topen in Form verschiedenster Kleinstrukturen, wie z. B. Schotterbänke, Altläufe und Böschungsabbrüche.Innerhalb des auentypischen Biotopmosaiks weisenSchotterflächen sukzessionsbedingt die höchste Viel-falt an Pflanzenarten auf. Der Reichtum an Kleinstruk-turen in Form von Mikro- und Makrohabitaten lässtauch eine daran gebundene hohe Vielfalt an Tierartenerwarten (z. B. günstige Habitatstrukturen für Spani-sche Flagge und Eisvogel, SMUL 2008). Von Natur aushaben Schotterflächen eine hohe Regenerations-fähigkeit. Voraussetzung ist allerdings die regelmäßi-ge Wiederkehr von starken Hochwässern und das Vor-handensein eines ausreichenden Geschiebepotenzials.Dem wirken die (oft notwendige) Anlage von Talsper-ren und Rückhaltebecken mit ihrem Hochwasser- undGeschieberückhalt (vgl. LFUG 2004) genauso entgegenwie Flussbegradigung, Uferverbau und Beräumung sedimentierter Gewässerbetten nach Hochwässern.

Aufgrund der Genese kann eine hohe Natürlichkeitder entstandenen Strukturen und damit des Standor-tes unterstellt werden. Hinsichtlich des Artenpotenzialssind hier jedoch Einschränkungen zu machen. Je nachEinzugsgebiet weist die 2004 dokumentierte Arten-struktur auf eine mehr oder minder starke anthropo-gene Beeinflussung der umgebenden Biotope hin. Be-sonders gering beeinflusst sind siedlungsferne Flächenwie an der Bahre.

In § 30 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchGNeuregG sind ebensowie in § 26 SächsNatSchG „regelmäßig überschwemmteBereiche naturnaher Fließgewässer“ als besonders geschützte Biotope berücksichtigt. Ob und wie sichmit diesem naturschutzrechtlichen Instrument ein Pau-schalschutz für Schotterflächen als auf natürliche Dynamik angewiesener Biotoptyp realisieren lässt, istderzeit in einem Klärungsprozess und von verschie-denen Voraussetzungen abhängig. Neben juristischenFragen wie dem Umgang mit dem Begriff „Regelmä-ßigkeit“ ist für die Schotterflächen ihre fehlende expli-zite Nennung als geschützter Biotoptyp und die bisherfehlende Erfassung im Rahmen der selektiven Biotop-typenkartierung und Gefährdungseinschätzung (BUDER 1999, LFUG 2003) nachteilig.

Experteninterview

Es wurden insgesamt neun Interviews geführt. Die be-fragten Personen gliedern sich wie folgt auf die insti-tutionellen Gruppen auf: dreimal Landwirtschaft, drei-mal ehrenamtlicher, einmal wissenschaftlicher und ein-mal amtlicher Naturschutz sowie einmal amtlicherHochwasserschutz. Im Ergebnis zeigte sich, dass diein dem kulturlandschaftlich intensiv verändertenOsterzgebirge wieder entstandenen naturnahen Offen-bereiche in den Auen, speziell die Schotterflächen posi-tiv wahrgenommen werden. Bei der Frage der zukünf-tigen Nutzung der Flächen gibt es große Übereinstim-mung (8 von 9), dass rentable landwirtschaftlicheBewirtschaftung auf den Schotterflächen nicht mehrmöglich ist. Auch eine Beräumung der Flächen haltendie meisten Befragten aufgrund des hohen Aufwandes(ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis) für nicht sinn-voll und plädieren daher für ein Belassen der Flächen.Über die Hälfte der Interviewpartner sprechen denSchotterflächen im Kontext einer intakten Aue positiveEffekte im Bereich des Hochwasserschutzes zu (PLANEK 2005).

Fazit

Die untersuchten Schotterflächen als Offenbereiche inden Auen sind Bestandteil eines meist sehr vielge-staltigen Biotopmosaiks in den natürlicherweise oftdurch Furkationsprozesse geprägten Mittelgebirgs-auen. Sie erweisen sich aufgrund ihrer Naturnähe undVielfalt einerseits und Seltenheit andererseits als einwertvolles, allerdings auch sehr dynamischesSchutzgut. Nur bei ausreichend starken, häufigerwiederkehrenden Hochwasserereignissen können sieals Pionierstandorte dauerhaft existieren. Sie be-wegen sich dann in einem Zyklus von Entstehung –Entwicklung – Zerstörung und den dazugehörigen Pro-zessen, insbesondere Geschiebeerosion, Gewässer-bettsedimentation und Übersarung. Soweit stärkereÜberflutungen und Substratumlagerungen ausbleiben,ist eine Entwicklung zum Wald anzunehmen.

Die Existenz naturnaher Offenbereiche in den Auen,wie der Schotterflächen, ist letztlich abhängig von derpositiven Wahrnehmung und Akzeptanz naturna-her Landschaftselemente inmitten unserer intensiv ge-nutzten Kulturlandschaft. Im Kontext einer intaktenAue werden den Schotterflächen, wenn auch zurzeitnoch nicht quantifizierbar, positive Effekte im Bereichdes Hochwasserschutzes zugesprochen.

134 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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4.3.3. Hochwasserschadensbeseitigung und Renaturierung an der

oberen Gottleuba

Dorit Schröder, Wolfram Böhme

Ausgangssituation und Hintergründe

Das verheerende Hochwasser vom August 2002 hatteauch im Bereich oberhalb der Talsperre (TS) Gottleubazu massiven Veränderungen sowohl im Fließgewässerals auch in der Aue der Gottleuba geführt (vgl. Abb.4.3.3.-1). Die Gottleuba unterliegt als Fließgewässer 1. Ordnung der Zuständigkeit der Landestalsperren-verwaltung (LTV) des Freistaates Sachsen, der ehema-ligen Talsperrenmeisterei Gottleuba-Weißeritz, demheutigen Betrieb „Oberes Elbtal“. Die im Folgenden be-schriebenen Maßnahmen sind denen einer Hochwas-serschadensbeseitigung zum genannten Hochwasser-ereignis zuzuordnen.

Im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Hoch-wassers sowie Gewässerprofilierungen im Flussbettdurch die LTV unmittelbar nach dem Hochwasserer-eignis und dadurch erfolgten Sedimentablagerungenim Uferbereich der Gottleuba (Abb. 4.3.3.-2) wurdenvon 2002 bis 2004 für das Fließgewässer Gottleubaoberhalb der gleichnamigen Talsperre auf einer ge-samten Länge von ca. 5 km Planungen zur Renaturie-rung – abschnittsweise in Teilplanflächen – erarbeitet(vgl. Abb. 4.3.3.-3). Die Umsetzung entsprechend derAusführungsplanungen wird heute noch bauökologischbegleitet und voraussichtlich 2008 zum Abschluss ge-bracht.

Ziel dieser Planungen und zum überwiegenden Teilauch inzwischen erfolgten Umsetzungen war eine Hoch-wasserschadensbeseitigung durch eine die Hochwas-servorsorge integrierende Renaturierung, die sowohlden Gewässerlauf als auch die sich anschließende Aueder Gottleuba in deren Einzugsgebiet oberhalb dergleichnamigen Talsperre betreffen. Wirkungen, wie sieim Fall des Extremereignisses von 2002 auftraten, haben Beachtung in den Planungen gefunden. Die ge-samte Aue sollte dabei, soweit dies eigentumsrechtlichmöglich war, in die Planungen und Gestaltungen ein-bezogen bzw. in das hier beschriebene und von derDBU geförderte Projekt eingebunden werden. Hierzufanden zeitnah Abstimmungen vor Ort mit dem Eigen-

tümer der Planflächen, hier dem LSH, dem Bauherrn(LTV), den Mitarbeitern des DBU-Projektes (TU Dres-den, Institut für Allgemeine Ökologie und Umwelt-schutz), sowie den zuständigen Behörden/Fachämtern(Naturschutz und Wasser) statt.Die sich darstellenden Auswirkungen an der Gottleu-ba waren primär dem Hochwasser und sekundär da-nach erfolgten Sedimentberäumungen, d. h. Aktivitä-ten nach dem August 2002, zuzuordnen.

So kam es als primäre Folge des Hochwassers in

Abb. 4.3.3.-1: Gottleuba Bereich Staatsgrenze D-CZ (16.10.2003) Abb. 4.3.3.-2: Gottleuba nach Gewässerregulierungen ca. 200 m oberhalb der Brücke an der S 174 (Blick in Fließ-richtung, im Hintergrund Wegbrücke ca. 150 m flussaufwärts der S 174, Stand November 2002)

1354. Ergebnisse

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einigen Gewässerabschnitten (z. B. 40-3) zu Auswa-schungen der Gewässersohle und einem Abtrag der-selben von bis zu 1,5 m (vgl. Abb. 4.3.3.-1), aber auchzu massiven Anlagerungen und Sohlerhöhungen. DieSituation zur Sohlauswaschung führte dazu, dass dieangrenzenden, gewässerbegleitenden Gehölze der Auekeinen Kontakt mehr zum Gewässer hatten. Die Wur-zelbereiche sind z. T. vollkommen ausgespült worden.Zur Wiederherstellung ursprünglicher Verhältnisse derGottleuba, der Verbesserung der Situation der angren-zenden Gehölze in der Aue und der Einbindung derAue im Rahmen präventiver Hochwasserschutzmaß-nahmen wurden in ausgewählten Bereichen der Hoch-wasserschadaufnahmestellen (Abb. 4.3.3.-3) konkreteLösungen zur Beseitigung der Schäden geplant – mitdauerhafter Verbesserung des Hochwasserschutzes anden Schadstellen 40-3 bis 40-12, unter Beachtung eines präventiven Hochwasserschutzes und mit demZiel einer Renaturierung der Gottleuba.

Die Ergebnisse und die Festlegungen der Begehun-gen vor Ort mit Detailabstimmungen zu einzelnen Plan-flächen waren die Grundlage für den Leistungsumfangund die Aufgabenstellung für das Projekt „Renaturie-rung der Gottleuba im Bereich ab Staatsgrenze bis un-mittelbar oberhalb der TS Gottleuba“. Die so formu-lierte Aufgabenstellung definierte die fachlichen Er-fordernisse unter den Gesichtspunkten Renaturierung,Hochwasserschutz und -vorsorge.

Die naturschutzrechtliche und -fachliche Situationin den genannten Bereichen (u. a. Lage im FFH-Gebiet„Mittelgebirgslandschaft um Oelsen“, vor dem Hoch-wasser als § 26-Biotope ausgewiesene Uferstreifen) be-durfte vorrangig einer umgehenden Sicherung bzw.Wiederrückführung der Flächen.

Die Planungen erstreckten sich auf einen Zeitraumvon 2002 bis 2004, erfolgten innerhalb ausgewählterTeilplanflächen und sind z. T. auch direkt nach Plan-vorlage umgesetzt worden.

Teilplanflächen

Die Planungen selbst werden auf insgesamt sieben Teil-bereiche (TB) innerhalb des zu betrachtenden Fließ-gewässerabschnittes untergliedert. Diese sieben TBwerden den Schadstellen 40-3 bis 40-12 zugeordnet(Abb. 4.3.3.-3), wobei innerhalb dieser Teilflächenwiederum einzelne Bereiche ausgewiesen wurden, daeine durchgängig Planung im Fließgewässer bzw. inder Aue als nicht sinnvoll erschien.

Zu den Renaturierungen kann festgestellt werden,dass alle Bereiche, in denen die Gewässerregulierun-gen zu überhöhten Ufern bzw. zu wallähnlichen Über-

schüttungen der Ufer führten, zurück gebaut wurden.Dabei sind die Sedimentablagerungen überwiegendschonend aus den Uferbereichen entnommen worden.Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass dieGewässerbettsohle der Gottleuba an den Stellen, wodiese bedeutend tiefer gelegt wurde, wieder eine Er-höhung und Angleichung erfuhr. Diese Maßnahmender Erhöhung sind besonders dort wichtig, wo an-grenzend Erlen-Eschen-Bestände vorhanden sind. Die-se sollten wieder in Kontakt zum Fließgewässer ge-bracht werden.

Die Durchführung der einzelnen Arbeiten musstedabei der jeweiligen Standortssituation angepasst wer-den, d. h. in Bereichen ohne Gehölzbestand konntendiese Uferrandprofilierungen mit einem Kleinbaggervom Fließgewässer aus, in anderen Bereichen musstensie in Handarbeit ausgeführt werden. In den Flächenmit Baumbestand waren die Gestaltungen mit dem Zieldes Erhalts der Bestände auszuführen. Wichtig war,dass die Bäume wieder eine freie Wurzelhalszone er-hielten. Bei Nichtrückbau wäre mit erheblichen Beein-trächtigungen dieser Auenbestände zu rechnen gewe-sen. Stark überschüttete Bäume im Uferbereich kön-nen dadurch auch zum Absterben gebracht werden,zum Teil waren vereinzelte Abgänge bereits zu ver-zeichnen.

Bei der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen sindneben den Vorgaben zur Hochwasserschadensbeseiti-gung auch die aus ökologischer, fischereirechtlicherund naturschutzrechtlicher Sicht zu beachten (Schutz-und Schonzeiten für einzelne Arten). Für den HW-Schadbereich 40-5 spielen außerdem noch denkmal-geschützte Flächen bzw. Objekte (Bereich der ehema-ligen Paust-Mühle und der dazu gehörige Graben) eine bedeutende Rolle.

Die Ergebnisse der Abstimmungen und die zu be-achtenden Rahmenbedingungen zu den einzelnen Teil-bereichen sind Gegenstand der Planungen und in denfolgenden Ausführungen zusammenfassend beschrie-ben.

HW-Schadstelle 40-3 (oberster Bereich Gottleuba)Der zu beplanende Teilbereich (TB 1 in Abb. 4.3.3.-3)umfasst den Bereich ab Gewässer 1. Ordnung (HW-Schadstelle 40-3 Bereich Staatsgrenze CZ-D) mit ca.425 m Gewässerlauf flussabwärts. Ziel dieser Planun-gen waren die Einbindung eines noch vorhandenenMühlgrabens sowie Altarmstrukturen, die funktionellreaktiviert werden sollten. Die Gottleuba war in die-sem Bereich bis zu 1,5 m tief in der Sohle ausgespültworden (vgl. Abb. 4.3.3.-1). Im Ergebnis der Umset-zungen wurde der Gewässerlauf einschließlich Aue

136 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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renaturiert. Es wurden dabei die weiter flussabwärtsabgelagerten Sedimente wieder in den durch starkeAusspülungen geprägten Gewässerlauf eingebaut undmittels mehrerer hintereinander angelegter Sohlriegelin der Sohle verankert. Der angrenzende Mühlgrabenauf einer Länge von ca. 200 m und einer Breite von ca.2 m sowie die innerhalb des Mühlgrabens inzwischenentwickelten Altarmstrukturen wurden eingebunden.Diese dem Fließgewässer nahe liegenden Strukturenkönnen bei Hochwasserereignissen wieder mit Wasserbefüllt werden und ökologisch verschiedenste Funk-tionen (z. B. als Laichhabitat) übernehmen.

HW-Schadstelle am OelsengrundDieser als TB 2 ausgewiesene Bereich (vgl. Abb. 4.3.3.-3) konnte keiner HWS-Nr. zugewiesen werden. DasHochwasser hatte jedoch auch in diesem Abschnitt sei-ne Spuren hinterlassen. Hier sollte neben dem geziel-ten Erhalt von Steiluferbereichen auch der Erhalt einergrößeren Sedimentablagerungsfläche (Schotterbank)im Gewässer angestrebt werden. Aber auch eine weit-aus intensivere Verbindung der Auenstrukturen (durchAnbindung eines Grabens) war angedacht worden. Diese Planung konnte bisher nicht umgesetzt werden,aber die während des Hochwassers entstandenen Struk-turen wurden weitgehend erhalten.

Abb. 4.3.3.-3: Übersicht zu den Planflächen der

HW-Schadstellen 40-3 bis 40-12(Ergänz./Aktual. Shr - 01/2008)

1374. Ergebnisse

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HW-Schadstelle 40-5 (TB um Brücke S 174 über dieGottleuba)Dieser zu beplanende Teilbereich (vgl. Abb. 4.3.3.-3)erstreckt sich auf den Gewässerabschnitt flussaufwärtsund -abwärts der Brücke der S 174 über die Gottleuba.Hier war eine weitgehende Gewässerrenaturierung mitBeräumung der verkippten Uferbereiche, Einbindungdes ehemaligen Mühlgrabens der Paust-Mühle zurHochwasserentlastung und Aktivierung der Aue ge-plant. Die an die Gottleuba angrenzenden forstlichenBestände aus überwiegend Gewöhnlicher Fichte soll-ten dabei, entsprechend den Empfehlungen des DBU-Projektes, schrittweise umgebaut werden – unter Be-achtung der ausgewiesenen Trinkwasserschutzzonensowie deren Aufgaben im Hinblick auf die Gewässer-güte. Die Anbindung des Mühlgrabens zur Paust-Müh-le konnte jedoch nur für einen kurzen Zeitraum ge-währleistet werden, denn das große Frühjahrshoch-wasser von 2004 hatte die gesamte Struktur wiederdauerhaft verändert.

Nach Vorstellungen des Eigentümers zu den forst-lichen Beständen entlang der Gottleuba (vorgeschä-digte Bestände, Borkenkäferbefall im Trockenjahr 2003)wurden im Zusammenhang mit geplanten Durchfors-tungen die Fichten am Gewässerrand komplett ent-nommen, was zu nahezu gehölzfreien Auenbereichenführte. Aus ökologischer und naturschutzfachlicherSicht stellen diese Flächen hochwertige Potenzialflä-chen einer sekundären Sukzession dar, welche hier zueiner massiven Ansiedlung auentypischer Pflanzenführte. Die erfolgten Initialpflanzungen beschleunig-ten das Ziel einer schnellen Wiederbesiedlung der

offenen Flächen (Abb. 4.3.3.-4, Abb. 4.3.3.-5, vgl. auchKap. 4.3.4.).

HW-Schadstellen Nr. 40-6 bis 40-9Diese unmittelbar nach dem Augusthochwasser 2002aufgenommenen Schadflächen wurden dem Teilbereich4 (TB 4 in Abb. 4.3.3.-3) zugeordnet. Ziel war nebender Sicherung der Zufahrtstrasse zur Talsperre durchMaßnahmen zur Gewässerböschungssicherung auchdie Einbindung eines weiteren im Projektgebiet vor-handenen Mühlgrabensystems zur Clemens-Mühle (vgl.Abb. 4.3.3.-3). Eine Reaktivierung und Anbindung desvorhandenen Grabens sowie die Förderung von stand-ortsgerechten Gehölzarten im Rahmen von Durchfors-tungen waren vorgesehen. In der Umsetzung erfolgendie Sicherungsmaßnahmen am Fließgewässer auf ca.100 m, die der Aue zuzuordnenden Maßnahmen wur-den bisher noch nicht vollständig umgesetzt.

Abb. 4.3.3.-5: Zustand Ende Oktober 2006 (Blickrichtung vonBrücke flussaufwärts)

Abb. 4.3.3.-4: Zustand oberhalb Brücke (S 174) nach Pflanzung (Mai 2005)

138 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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HW-Schadstelle 40-11 (TB 5) und HW-Schadstelle 40-12 (TB 6)Diese unmittelbar vor der Talsperre Gottleuba gelege-nen Bereiche (vgl. Abb. 4.3.3.-3) waren vorrangig zumErhalt und zur Sicherung der durch das Hochwasservon 2002 geschaffenen Strukturen ausgewählt worden(Abb. 4.3.3.-6, Abb. 4.3.3.-8). Die entstandenen Bö-schungsabrisse sollten zur Sicherung privater, an-grenzender Flächen bzw. Wegsicherung geschützt wer-den. Ziel war es, hierbei die Naturnähe des Fließge-wässers durch nur probeartiges Einbringen vonElementen in den Vordergrund zu stellen. So sollte zurBöschungssicherung kein massiver Gewässerverbau,sondern das Einbringen von Buschlahnungen bzw.Senk- und Raubäumen erfolgen (Abb. 4.3.3.-7).

Die Vorstellungen mit Angaben zu den Detailpla-nungen sind in dem Projekt zur Renaturierung der Gott-leuba detailliert dargestellt und mit den zuständigenFachbehörden abgestimmt, jedoch bisher noch nichtzur vollständigen Umsetzung gelangt. Die Maßnahmenstellen aber durchaus interessante Möglichkeiten zurRenaturierung von Fließgewässern dar, die in diesernaturschutzfachlich/-rechtlich und auch historischhöchst interessanten Region auch zur Realisierung ge-bracht werden sollten.

Zusammenfassung und Fazit

Die hier vorgestellten Projekte bzw. ausgewählten Teil-bereiche zur Renaturierung der oberen Gottleuba (Fließ-gewässerbereich im Zulauf zur gleichnamigen Tal-sperre) waren vorrangig im Zusammenhang mit denAufgaben und Zielen einer Hochwasserschadensbe-seitigung durchgeführt worden, deren Zielstellungennach klaren Vorgaben umzusetzen waren. Es solltenauch alle möglichen Chancen einer naturnahen, stand-ortsgerechten Planung und Umsetzung genutzt wer-den. Diese Möglichkeiten waren einerseits durch dieZustimmungen des Flächeneigentümers und des Vor-habensträgers bzw. Verantwortlichen für Fließgewäs-ser 1. Ordnung, andererseits durch die Unterstützungder zuständigen Fachbehörden und -ämter gegeben.

Die Erfahrungen und ein Aufeinanderzugehen derverschiedensten am Projekt beteiligten Partner zeigenGrenzen und Möglichkeiten von letztlich immer zu fin-denden Kompromissen für den Erhalt, die Sicherungund die bewusste Gestaltung unserer Kulturlandschaft.

Abb. 4.3.3.-8: Böschungsabrisse innerhalb TB 6

Abb. 4.3.3.-6: Zustand der Gottleuba innerhalb TB 5 (Oktober 2003)

Abb. 4.3.3.-7: Skizze des Einbaus eines Raubaumes (aus PATT et al. 1998)

1394. Ergebnisse

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4.3.4. Veränderungen der Vegetation und Gewässerstruktur durch

Maßnahmen zur Renaturierung an der oberen Gottleuba

Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert

Veränderung der Vegetation durch forstliche Maß-nahmen zur Entwicklung von Bachauenwäldern

Zur Ermittlung der Vegetationsveränderungen wurdenVegetationsaufnahmen durchgeführt (Methodik vgl.Kap. 4.1.4.1., abweichende Probeflächengröße für Offen-bereiche der Sukzessionsflächen von 100 m2). Für einige der untersuchten Sukzessionsflächen lagen keine flächenidentischen Aufnahmen des Ausgangs-zustandes (vor den Maßnahmen) vor, hierfür mussteauf das Konzept der „standortshomologen Quasi-Dau-erflächen“ (HAGEN 1996, HACHMÖLLER 2000) zu-rückgegriffen werden. In der Aue wurden zwei Dauer-beobachtungsflächen in Waldbeständen unterschied-licher Naturhähe angelegt (vgl. Kap. 4.1.4.1.).

Vegetation vor den Maßnahmen zur RenaturierungDie Ergebnisse der Untersuchungen der in der Aue deroberen Gottleuba vorkommenden Bestandestypen (Tab.

4.3.4.-1, Abb. 4.3.4.-1) lassen erkennen:– einen vergleichbaren Deckungsgrad der Baum-

schicht, aber– große Unterschiede in den Deckungsgraden der

Bodenvegetation (Kraut- und Moosschicht) zwischen den naturfernen und -fremden Beständen (häufig < 5 % Deckung) und dem (bedingt) naturnahen Referenzbestand (Deckungsgrad 60 %).

Trotz des dichten Kronenschlusses zeigt der Laub-baumbestand eine gut entwickelte Bodenvegetation,deren Artenzahl gegenüber den Fichtenbeständen mehrals doppelt so hoch ist. Dabei sind sowohl typische Bach-waldarten (z. B. Hain-Sternmiere, Rohr-Glanzgras,Schlangen-Wiesenknöterich, Weiße Pestwurz, Haller-Schaumkresse) als auch eine ganze Reihe weiterer hinsichtlich Stickstoff- und Basenversorgung anspruchs-voller Arten (u. a. Giersch, Kriechender Günsel, Gro-ßes Springkraut, Wald-Bingelkraut, Hohe Schlüssel-blume, Scharbockskraut, Wald-Ziest) vorhanden. In den

* ohne Moose

Tab. 4.3.4.-1: Mittlere Deckungsgrade und Artenzahlen auf den Untersuchungsflächen (B1 = 1. Baumschicht, B2 = 2. Baum-schicht, SS = Strauchschicht, KS = Krautschicht, MS = Moosschicht, k. A. = keine Angaben)

Referenzbestände Sukzession nach Ent- Mäßige Durch- Starke Durch-nahme aller Fichten forstung forstung

Gew. Fichte Stech-FichteGew. Stech- Winter- vor nach vor nach Fichte Fichte Linde 2004 2006 2007 Maß- Maß- Maß- Maß-

nahme nahme nahme nahme (2006) (2007) (2005) (2007)

Mittlerer Deckungsgrad der Schichten in %B1 89 85 95 0 0 0 93 60 95 50B2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0SS 0 0 1 0 4 51 0 1 0 1KS 7 10 60 7 60 66 1 2 5 30MS 3 2 8 k. A. 1 3 1 1 3 2Mittlere ArtenzahlGesamtartenzahl 13 19 42 12* 34 38 11 19 19 62davon Gehölze 4 6 8 3 10 11 4 8 6 12

140 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Fichtenbeständen fehlen diese Arten oder sind nur sehrvereinzelt zu finden.

Vegetationsveränderung nach Durchforstungs-maßnahmen (2006 und 2007)In den während des Projektzeitraums durchforstetenBeständen (vgl. Kap. 4.1.3.1., Kap. 4.3.1.) aus Gewöhn-licher Fichte und Stech-Fichte wurden Daten zur Vege-tation vor und nach Durchführung der Maßnahme er-hoben (Tab. 4.3.4.-1). Bei starker Durchforstung(Bestände aus Stech-Fichte) zeigt sich bereits nach zweiJahren eine deutliche Zunahme der Bodenvegetation,wobei sich die Artenzahl in diesem Zeitraum verdrei-fachte. Vor allem Basen- und Stickstoffzeiger (z. B. Hasel-wurz, Wald-Bingelkraut, Echte Nelkenwurz, Kletten-Labkraut, Große Brennnessel) breiteten sich aus bzw.traten neu in den Beständen auf.

Bei schwächeren Eingriffen (Bestände aus Ge-wöhnlicher Fichte) fällt die Veränderung geringer aus.Festgestellt wurde auch hier ein Anstieg der Artenzahl,der aber deutlich geringer ausfiel. Im Gegensatz zu dero. g. Fläche überwiegen in diesen Fällen zunächst Säu-rezeiger. Ein stärkerer Eingriff führt nicht nur durchdas höhere Lichtangebot, sondern auch durch eine Mobilisierung von Nährstoffen infolge verstärkter Humusmineralisation zu einer Erhöhung der Arten-vielfalt. Wie die Referenzflächen zeigen, handelt es sichdabei nicht nur um eine vorübergehende Erscheinung,sofern der gute Humuszustand durch Entwicklung einer naturnahen Laubbaumbestockung erhalten bleibt.In den Fichtenbeständen dagegen kann diese stand-ortsbürtige Artenvielfalt nicht zur Entfaltung kommen.

Vegetationsentwicklung nach Komplettentnahmeder Fichten (2004–2007)Auf Flächen des LSH wurden 2003/04 in einem ca. 10 m breiten Streifen entlang des Gewässerlaufs der

oberen Gottleuba alle Fichten entnommen (vgl. Kap.4.1.3.1., Kap. 4.3.3.). Anschließend wurde dieser Ge-wässerrandstreifen einer natürlichen Sukzession mitdem Ziel der Entwicklung einer naturnahen Auenvege-tation überlassen. Vegetationsaufnahmen auf den Suk-zessionsflächen erfolgten in den Jahren 2004, 2006und 2007. Die Ergebnisse (Tab. 4.3.4.-1, Abb. 4.3.4.-2)lassen erkennen, dass insbesondere der Deckungsgradder Kraut- und Strauchschicht sich in den ersten dreiJahren nach der Maßnahme erheblich erhöht hat.Die Strauchschicht wird von der Himbeere beherrscht,hinzu treten Hirsch-Holunder und Pionierbaumartenwie Hänge-Birke, Zitter-Pappel und Eberesche, wobeibesonders die Birke in hohen Individuenzahlen auf-

tritt. In der Krautschicht ist außerdem die GewöhnlicheEsche häufig vorhanden. Da sich die Untersuchungs-flächen größtenteils im Bereich der etwas höher gele-genen Auenterrassen befinden, ist die Schwarz-Erlehier nur vereinzelt zu finden. Sie etabliert sich vor al-lem im Uferbereich und auf tiefer gelegenen, häufigerüberschwemmten Flächen, wo sie sich über Wasser-ausbreitung (Hydrochorie) ansamen kann. Gut zu be-obachten war dies bei einer weiteren so behandeltenRenaturierungsfläche, auf welcher im Jahr 2007 dieStrauchschicht größtenteils von der Schwarz-Erle ge-bildet wurde (Abb. 4.3.4.-3 bis 4.3.4.-5).

Insgesamt wurden 21 natürlich angekommene Ge-hölzarten in der Verjüngung festgestellt (im Durch-schnitt 11 Arten je Aufnahme im Jahr 2007). Die Gesamt-artenzahl der Gefäßpflanzen erhöhte sich von durch-schnittlich 12 (im Jahr 2004) auf 38 im Jahr 2007. Einigeder o. g. nährstoffanspruchsvollen Arten treten bereitsmit hoher Stetigkeit auf, jedoch dominieren zunächstnoch Schlagflurpflanzen und Nitrophyten (Himbeere,Schmalblättriges Weidenröschen, Bunter Hohlzahn,

Abb. 4.3.4.-1: Deckungsgrade der Vegetationsschichten fürBestandestypen mit unterschiedlicher Naturnähe

Abb. 4.3.4.-2: Veränderung der Deckungsgrade auf den Suk-zessionsflächen

1414. Ergebnisse

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Stumpfblättriger Ampfer) sowie Rot-Straußgras als Säu-rezeiger. Auch typische Arten der Hainmieren-Schwarz-erlen-Bachwälder haben sich eingestellt: Hain-Stern-miere, Weiße Pestwurz, Haller-Schaumkresse, Zitter-gras-Segge, Knoten-Braunwurz. Beim Vergleich derAufnahmen 2006 und 2007 sind folgende Trends be-züglich der Artenzusammensetzung erkennbar:– Zunahme typischer Bachwaldarten,– leichte Zunahme von Basenzeigern und Nässezei-

gern,– Stickstoffzeiger gleich bleibend bis leicht zunehmend,– Säurezeiger gleich bleibend bis leicht abnehmend.Zur Auswertung der Vegetationsveränderungen wur-den die ökologischen Strategietypen und Lebens-formen der Gefäßpflanzen der Probeflächen im Ver-lauf der drei Vegetationsperioden nach den Maßnah-men analysiert. Nach GRIME (1979) weisen Pflanzenim Wettbewerb um Etablierung und Durchsetzung diedrei Primärstrategien Konkurrenzkraft, Stresstoleranzund Reaktionsfähigkeit auf Störungen – hier Kom-plettentnahme der Fichtenbestände – auf.

In jedem der drei Jahre dominieren, wenn auch inunterschiedlichen Anteilen, die Konkurrenz-Strategen(c) und die Intermediärstrategen (csr). Die restlichenStrategietypen erreichen jeweils nicht mehr als 13 %Anteil. Die höchsten Prozentsätze von Ruderal-Strate-gen (r) und konkurrenzstarken Ruderal-Strategen (cr)lassen sich erwartungsgemäß für das erste Jahr nachder Maßnahme (2004) feststellen. Ihr Anteil nimmt bis2007 deutlich ab, der Anteil der konkurrenzstarken Arten nimmt hingegen zu (Abb. 4.3.4.-6).

Die Lebensform der Hemikryptophyten ist in allenUntersuchungsjahren vorherrschend (Abb. 4.3.4.-7).Dies entspricht den allgemeinen Verhältnissen in Mittel-europa. Offenbar sind die Hemikryptophyten mit ihrenam Boden liegenden Überdauerungsknospen den vonJahr zu Jahr wechselnden Winterbedingungen mitunterschiedlicher bis fehlender Schneedecke besondersgut angepasst (DIERSCHKE 1994).

Den zweithöchsten Anteil haben 2004 die Thero-phyten, die bis 2007 stark zurückgehen, da sich die Be-dingungen für einjährige Arten mit jedem Jahr nachder Störung verschlechtern. Im Jahr 2007 bilden be-reits die Gehölze (Phanerophyten) und Geophyten je-weils den zweithöchsten Anteil. Die dokumentiertenVegetationsveränderungen und die in Abbildungen4.3.4.-3 bis 4.3.4.-5 dargestellten Entwicklungszuständelassen eine rasche natürliche Wiederbewaldung er-warten.

Abb. 4.3.4.-3: Renaturierungsfläche an der Gottleuba währenddes Hochwassers 2002

Abb. 4.3.4.-4: Nach Entfernung der stehen gebliebenenFichten 2004

Abb. 4.3.4.-5: Erlen-Naturverjüngung, Sommer 2007

142 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Veränderung der Gewässerstrukturgüte durch Re-naturierung an der oberen Gottleuba

Im Rahmen einer Diplomarbeit (HEBEL 2007) wurdedas von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA2000) empfohlene Verfahren zur Gewässerstruktur-gütekartierung für die Bewertung der in Kapitel 4.3.3.beschriebenen renaturierten Gewässerabschnitte deroberen Gottleuba modifiziert angewendet. Dabei wer-den unter Gewässerstruktur alle räumlichen und ma-teriellen Differenzierungen des Gewässerbettes undseines Umfeldes verstanden, soweit sie hydraulisch,gewässermorphologisch und hydrobiologisch wirksamund für die ökologischen Funktionen des Gewässerseinschließlich Aue von Bedeutung sind. Die Struktur-güte ist ein Maß für die ökologische Qualität derStrukturen und ökologischen Prozesse (SCHABER-SCHOOR et al. 2005, WEIß 2005, 2007, KUTSCHERA2003). Die Aufnahmen im Gelände erfolgten in den Monaten Juni/Juli 2006 und Januar 2007. Mit Hilfe eines Erhebungsbogens wurden in 100 m-AbschnittenDaten zu 6 Hauptparametergruppen mit 25 Einzelpa-rametern im Gelände erhoben. Zu den Hauptparame-tern zählen Laufentwicklung, Längsprofil, Querprofil,Sohlenstruktur, Uferstruktur und Gewässerumfeld. DieBewertung selbst geschah dann in einem siebenstufi-gen indexgestützten Verfahren (vgl. HEBEL 2007).

In Abbildung 4.3.4.-8 sind Ergebnisse der Gewäs-serstrukturgütekartierung an einem Abschnitt der Gott-leuba zusammenfassend aufgezeigt. Es ist ein Aus-schnitt aus der 3-Band-Darstellung der Strukturgüte(Bänder von links nach rechts: Ufer, Sohle, Land) ab-gebildet, der den renaturierten und den nicht renatu-

rierten Vergleichsabschnitt der oberen Gottleuba um-fasst. Es ist gut zu erkennen, dass sich der Bereich „Sohle“ unmittelbar nach den Maßnahmen auf demrenaturierten Abschnitt um eine Strukturgüteklasseverbessert hat. Für die Bereiche „Ufer“ und „Land“ sinddie Verbesserungen in der Strukturgüteklasse in denAbschnitten 0–400 bzw. 0–200 m festzustellen. Wer-den alle Hauptparametergruppen zusammengefasst,ergibt sich für den renaturierten Abschnitt der Gott-leuba insgesamt eine Verbesserung um eine Struk-turgüteklasse. Positiv bei der Bewertung haben sichdie Veränderungen von Profiltyp und -tiefe, des Ge-wässerrandstreifens sowie das Vorkommen von Längs-bänken und die Wiederanbindung der Aue ausgewirkt.

Durch Anwendung des modifizierten Vor-Ort-Ver-fahrens (LAWA 2000) zur Bewertung der Ergebnisseder Renaturierung an der oberen Gottleuba und ihrerAue (nach GRÜTTNER 2008, mdl., ein Novum in Sach-sen) konnte eine Verbesserung des ökologischen Zu-standes nachgewiesen werden. Der „gute ökologischeZustand“ wird zwar unmittelbar nach den Maßnahmennoch nicht erreicht. Nach HEBEL (2007) kann aberdurch Tolerierung der Eigendynamik des Gewässersfür die renaturierten Abschnitte das durch die Was-serrahmenrichtlinie vorgegebene Ziel bis 2015 erwar-tet werden, für die nicht renaturierten Abschnitte da-gegen kaum. Die Zustandsverbesserung kann auch aufbenachbarte überprägte Gewässerabschnitte positiveWirkung ausüben. Dieses als Strahlwirkung be-zeichnete Phänomen beruht nach DRL (2008) auf akti-ver oder passiver Migration von Tieren und Pflanzenim Gewässer oder Gewässerumfeld.

Abb. 4.3.4.-6: Qualitatives Spektrum der Strategietypen ge-trennt nach Aufnahmejahr (c = Konkurrenz-Strategen, r = Ru-deral-Strategen, cr = Konkurrenz-Ruderal-Strategen, cs = Kon-kurrenz-Stress-Strategen, sr = Stress-Ruderal-Strategen, csr =Konkurrenz-Stress-Ruderal-Strategen (Intermediärer Typ))

Abb. 4.3.4.-7: Lebensformenspektren getrennt nach Aufnah-mejahr (t = Therophyten, g = Geophyten, h = Hemikryptophy-ten, c = krautige Chamaeophyten, n = Nanophanerophyten, p = Phanerophyten)

1434. Ergebnisse

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4.3.5. Maßnahmensteckbrief Renaturierung von Fließgewässern

Im Rahmen des DBU-Projektverbundes wurde auch einMaßnahmensteckbrief zur Renaturierung von Fließ-gewässern erarbeitet und gemeinsam mit den anderenProjekten des sächsischen Projektverbundes publiziert

(vgl. nachfolgende Seiten, RICHERT et al. 2007a,http://www.dbu.de/wasser-landschaft).

Fazit

Die Untersuchungen zur Vegetation und Gewässer-strukturgüte belegen, dass durch Maßnahmen zur Re-naturierung eine erhebliche Verbesserung der Hoch-wasserschutz- und Naturschutzsituation zu erwar-ten ist. Im einzelnen wurde festgestellt, dass – der Ausgangszustand der Bodenvegetation und

Baumartenzusammensetzung der Bestände eine gro-ße Abweichung vom natürlichen Vegetationspoten-zial (nVp) aufwies,

– bei Durchforstungsmaßnahmen in Abhängigkeit von der Durchforstungsstärke die Artenzahl der Bodenvegetation deutlich zunimmt,

– nach Komplettentnahme der Fichten entlang des Gewässerrandes sowohl Baumarten des natürlichen Vegetationspotenzials bereits drei Jahre nach der

Maßnahme in hoher Stetigkeit in der Kraut- und Strauchschicht auftreten als auch typische Arten des Hainsternmieren-Schwarzerlen-Bachwaldes nach-weisbar sind,

– die Analyse der Strategietypen und Lebensformen auf eine raschere natürliche Regeneration auf den für das Pflanzenwachstum günstigen Standorten hin-deutet,

– Renaturierungsmaßnahmen in die Hochwasser-schadensbeseitigung integriert werden und zur Ver-besserung der Gewässerstrukturgüte beitragen können,

– längerfristige Untersuchungen notwendig und durch das Anlegen von Dauerbeobachtungsflächen unter dem Gesichtspunkt der Übertragbarkeit auf andere Regionen möglich sind.

Abb. 4.3.4.-8: Ergebnisse der Gewässerstrukturgütekartierung an einem Abschnitt der Gottleuba

144 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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1454. Ergebnisse

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146 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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5. EINFLUSS DES WALDANTEILS, DER BAUMARTENZUSAMMEN-

SETZUNG UND BESTANDESSTRUKTUR SOWIE DER WALDBEWIRT-

SCHAFTUNG AUF DAS ABFLUSSREGIME VON FLUSSEINZUGS-

GEBIETEN IM OSTERZGEBIRGE

Sven Sonnemann, Albrecht Münch, Ingo Dittrich, Dirk-Roger Eisenhauer

Einleitung

In welchem Maß die Flächenanteile, die Flächenver-teilung und die Art der land- und forstwirtschaftlichenLandnutzung die Intensität der Auswirkungen vonHochwasserereignissen auf die urban genutzten Teileder Kulturlandschaft beeinflussen, ist eine der zentra-len Fragen, die im Zusammenhang mit dem inte-grierten Hochwasserschutz zu beantworten sind. Besonders in Teileinzugsgebieten, in denen Hochwas-serereignisse durch den technischen Hochwasserschutzkaum gepuffert werden können, ist es erforderlich, dieWirkungspotenziale einer funktional ausgerichtetenWaldmehrung abzuschätzen und bei Entscheidungenüber den Flächenumfang und die Allokation von Erst-aufforstungen zu berücksichtigen. Des Weiteren müssen bei einer Waldbewirtschaftung,die auf die Abflussregulation von funktionalen Flä-cheneinheiten als Vorrangfunktion gerichtet ist, Wirkungen von unterschiedlichen Formen des Wald-aufbaus und einzelner Bewirtschaftungsmaßnah-men berücksichtigt werden. Ziel ist die Reduktion derschnellen Abflusskomponenten, der Höhe des Abfluss-scheitels bzw. der Abflussscheitel sowie dessen bzw.deren zeitliche Verzögerung. Entsprechende Fragen er-geben sich auch für die Art der landwirtschaftlichenLandnutzung und die Steuerung des Siedlungswas-serhaushaltes (SIEKER et al. 2007). Diese sind jedochnicht Gegenstand dieses Beitrages.

Auf der räumlichen Skala von Mesochoren (Teilein-zugsgebiete und Einzugsgebiete) ist folglich abzu-schätzen, inwieweit im Rahmen des realen Mosaiksunterschiedlicher Landnutzungsarten (Ist), oder im Falleiner Erhöhung des Waldanteils (WM) jeweils in Kom-bination mit einem veränderten Waldaufbau (WU), dieIntensität des Gebietsabflusses bei Starkregenereig-nissen verringert werden kann.

Entsprechende Modelluntersuchungen wurden imOsterzgebirge für die Einzugsgebiete von sechs Neben-flüssen der Elbe mit einer Gesamtfläche von 660 km2

durchgeführt (DITTRICH et al. 2005). Darauf aufbau-

end erfolgten vertiefende Analysen in den Einzugsge-bieten der Trebnitz und der Gottleuba sowie auf derBasis einer idealisierten Testfläche. Unter unterschied-lichen Bedingungen fand für diese Flächen die Simu-lation realistischer Niederschlags-Abfluss-Prozessestatt.

Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse sind eine grundlegende Orientierung(!) für die funktionaleund örtlich differenzierte Gestaltung der forstwirt-schaftlichen Landnutzung und der Waldmehrung mitdem Ziel, Wirkungspotenziale für den präventivenHochwasserschutz integrativ, d. h. auch unter Berück-sichtigung einer Güterabwägung (vgl. Kap. 4.2.2.), zunutzen.

Charakteristika der Modelltestgebiete und Methode

Modellstruktur, Wald und Walddynamik im Modell AKWA-M® Für die Simulation kam das Wasserhaushalts- undNiederschlags-Abfluss-Modell AKWA-M® zur Anwen-dung (DITTRICH et al. 2005). Variiert wurden die Land-nutzung und die Waldstrukturparameter (MÜNCH etal. 2006). Die Modellparameter für spezifische Wald-wirkungen wurden der Literatur (LEVEL II AG WAS-SERHAUSHALT 2003, SCHERZER 2004) entnommen.Darüber hinaus erfolgte die Parametrisierung und Validierung von AKWA-M® auf der Grundlage der be-standesbezogenen Wasserhaushaltssimulation mitCOUPMODEL (JANSSON & KARLBERG 2001, SCHER-ZER 2004). Dazu wurden Messreihen aus waldbau-lichen Versuchsflächen und Dauerbeobachtungsflächendes forstlichen Umweltmonitoring des StaatsbetriebesSachsenforst (SBS) genutzt (RABEN et al. 2002, SCHER-ZER 2003, DITTRICH et al. 2005). Die Simulation er-folgte für definierte Waldtypen auf der Grundlage derBestandeszieltypen im Landeswald (EISENHAUER etal. 2005). Die Flächenanteile der einzelnen Waldtypenwurden auf der Basis des Bodenformenmosaiks der Mo-delltestgebiete hergeleitet.

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Bestandesdichte BD Wuchsklasse WK Beeinflussung BEWert Kronen- Wert Wuchsklasse Wert Schadstufe/Kronen-

schlussgrad (ca. Alter in Jahren) verlichtung0 ohne Bestockung 0 ohne Bestockung 0 4 / 100 % (abgestorben)

1– 30 räumdig 1– 10 Anwuchs (0–5) 1– 30 3 / 61–99 %11– 30 Jungwuchs (6–16) 31– 60 2 / 26–60 %31– 60 licht 31– 50 Schwaches Stangenholz (17–30)61– 80 locker 51– 70 Starkes Stangenholz (31–62) 61– 80 1 / 11–25 %80– 90 geschlossen 71– 90 Schwaches Baumholz (63–100) 81–100 0 / 0–10 %91–100 gedrängt 91–100 Starkes Baumholz (>100) (keine bis geringe

Einschränkungen)

Fläche 1 ha Bodenprofil (cm)Höhenlage 500 m ü. NN 4– 0 Auflagehumus (Ah)Hangrichtung Nord 0– 25 Lehmiger Sand, Ls3 (Aeh,Bv1)Gefälle 10° 25– 40 Lehmiger Sand, Ls3 (Bv1)Landnutzung Buchen-Fichten-Mischwald 40– 50 Lehmiger Sand, Ls3 (Bv2)

Grünland 50–100 Lehmiger Sand, Ls3 (Bv2)Bodentyp Gneis-Braunerde >100 Gneis (Cv)

Im Modell erfolgte in Abhängigkeit von der Wald-struktur eine Wichtung der Vegetationsparameter Albedo, Blattflächenindex, Bestandeshöhe, Wurzeltiefeund Deckungsgrad der Vegetation. Bei einem Kronen-schluss der Baumschicht < 100 % steigt der Deckungs-grad der Bodenvegetation entsprechend an. Die Kali-brierung und Optimierung des Modells für den Stan-dardzustand (geschlossener Bestand, schwachesBaumholz, keine Schadsymptome oder Störungen, wel-che die Nettoprimärproduktion der Baumschicht ein-schränken) und den Zustand ohne Baumbestand (vgl.Tab. 5.-1) wurde auf der Grundlage von waldbaulichenVersuchs- und Dauerbeobachtungsflächen des SBS vor-genommen (DITTRICH et al. 2005).

Die Abflussmodellierung erfolgte als „upscaling“ vonMikro-Geo-(Bio)-Hydro-Choren, Geobiozönosen mitquasi gleichen hydrologischen Eigenschaften, über Teil-gebiete (geomorphologische Einheiten) bis zu Bilanz-punkten (Teileinzugsgebiet, Einzugsgebiet Pegel).

Simuliert wurde der langjährige mittlere Wasser-haushalt 1980 bis 1999 sowie das Hochwasser vom August 2002 und die statistischen Hochwasserereig-nisse HQ(10) und HQ(100). Dazu ist ein Modellnieder-schlag mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 10bzw. 100 Jahren verwendet worden, der 6 Stunden an-dauert und eine konstante Intensität aufweist.

Für die Wasserhaushaltsmodellierung wurden Klima-daten im Tagesschritt für Niederschlag, Lufttempera-tur, relative Luftfeuchte, Sonnenscheindauer bzw. Glo-balstrahlung herangezogen. Ebenfalls Berücksichtigungfand das unterschiedliche Abflussverhalten währendund außerhalb der Vegetationsperiode.

Idealisierte TestflächeAuf chorischer Ebene von Mikro-Geo-(Bio)-Hydro-Choren wurden für eine idealisierte Testfläche (Tab.5.-2) die Wirkungen der Landnutzungsarten „Grün-land“ und „Buchen-Fichten-Mischwald“ auf die Haupt-komponenten des Wasserhaushalts simuliert. Bei denSimulationen wurden die Geotopmerkmale Gelände-höhe, Hangrichtung, Geländegefälle, Bodentiefe undBodenart sowie Strukturmerkmale des angenomme-nen Buchen-Fichten-Mischwaldes (Tab. 5.-1) variiert.In der Vegetationsruhe ist ein bis Feldkapazität aufge-füllter Bodenspeicher angenommen worden.

ModelltestgebieteDie unterschiedlichen Ausgangssituationen der Modell-testgebiete, Teileinzugsgebiete von Gottleuba und Treb-nitz, repräsentieren die Breite der naturräumlichenVerhältnisse des Projektgebietes (Abb. 5.-1, Tab. 5.-3,vgl. Kap. 3.1., Kap. 3.2.). Grundlegende Unterschiede

Tab. 5.-1: Zuordnung der Bestandesparameter von AKWA-M® zur forstlichen Bestandesbeschreibung

Tab. 5.-2: Eingangsmerkmale der idealisierten Testfläche

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in hydrologisch relevanten Gebietseigenschaften sindoffensichtlich. Die mittelgründigen Braunerden ausGneis-Verwitterung im Modelltestgebiet Trebnitz ver-fügen im Vergleich zu den tiefgründigen Pseudogley-Parabraunerden über Lößderivaten und Kreide-sandstein im Einzugsgebiet der Gottleuba über einedeutlich geringere nutzbare Feldkapazität.

In Verbindung mit der Bodentiefe folgt daraus einegeringere Wasserspeicherkapazität des Bodenrau-mes. Andererseits tendieren die Pseudogley-Para-braunerden im Einzugsgebiet der Gottleuba aufgrundihrer höheren Lagerungsdichte und des dadurch ein-geschränkten Infiltrationsvermögens eher zur Entste-hung von Oberflächenabfluss.

Diese Situation kann durch die Art der Landnutzunggepuffert oder verstärkt werden. Im Fall der durch dieForstwirtschaft genutzten Flächen betrifft das z. B. dieWirkungen der Baumartenzusammensetzung und desTechnikeinsatzes bei der Holzernte auf das Infiltra-tionspotenzial und die Wasserspeicherkapazität vonverdichtungsgefährdeten Böden.

Beide Modelltestgebiete sind durch einen geringenWaldanteil charakterisiert, wobei dieser im Einzugs-gebiet der Gottleuba (15,3 %) deutlich über dem derTrebnitz (5,7 %) liegt. Des Weiteren nehmen Misch- undLaubwälder im Modelltestgebiet „Gottleuba“ bereits imIst-Zustand einen deutlich höheren Flächenanteil ein.Bei der landwirtschaftlichen Landnutzung überwiegtim Einzugsgebiet der Trebnitz das Grünland, währenddas der Gottleuba im nahezu umgekehrten Verhältnisdurch Ackerflächen geprägt wird. In der land- und forst-wirtschaftlichen Landnutzung spiegeln sich u. a. dieStandortsverhältnisse der Einzugsgebiete wider (Tab. 5.-4).

Szenarien für die ModelltestgebieteAls Basisszenario wurden die aktuelle Flächenvertei-lung von land- und forstwirtschaftlicher Landnutzungsowie die aktuelle Baumartenzusammensetzung undWaldstruktur gemäß den Waldzustandsdaten der Forst-einrichtung zu Grunde gelegt (IST-AW). Die Grün-landflächen wurden im Rahmen der landwirtschaftlich

Abb. 5.-1: Lage der Modelltestgebiete Trebnitz und Gottleuba

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Landnutzung Trebnitz GottleubaIst-AW Ist-WU WM-AW WM-WU Ist-AW Ist-WU WM-AW WM-WU

Wald (gesamt) 5,67 5,67 78,72 93,11 15,27 15,27 90,75 96,64davon Nadelwald 5,33 - 66,82 - 8,78 - 77,21 -davon Mischwald 0,11 4,66 5,58 87,86 4,52 12,84 13,31 93,27davon Laubwald 0,23 1,01 6,32 5,25 1,97 2,43 0,23 3,37Buschbrache 1,06 1,06 14,39 - 4,11 4,11 5,89 -Grünland 68,21 68,21 - - 18,60 18,60 - -Acker 18,17 18,17 - - 58,66 58,66 - -Siedlungen 6,37 6,37 6,37 6,37 3,36 3,36 3,36 3,36Wasser 0,52 0,52 0,52 0,52 - - - -Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Tab. 5.-3: Hydrologisch relevante Merkmale der Modelltestgebiete Trebnitz und Gottleuba

genutzten Flächenteile nicht weiter spezifiziert. Für dieAckerflächen wurden Mischkulturen und ein Bewuchsim Winter auf 25 % der Flächen angenommen.

Unterschiedliche Bearbeitungsverfahren, z. B. einekonservierende Bodenbearbeitung oder die Wirkungder Bodenbearbeitung in Richtung der Höhen- oderFalllinien, wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Diesem Basisszenario wurden folgende Szenariengegenübergestellt (Tab. 5.-4):– IST-WU: Beibehaltung der Flächenanteile und der

Flächenverteilung von land- und forstwirtschaftlicher Landnutzung, aber Waldumbau (WU),

– WM-AW: Vollständige Aufforstung der landwirt-

schaftlich genutzten Flächen (WM), Beibehaltung der aktuellen Baumartenzusammensetzung und der Strukturen des Altersklassenwaldes (AW),

– WM-WU: Vollständige Aufforstung der landwirt-schaftlich genutzten Flächen bei gleichzeitigem Wald-umbau.

Das Szenario „Waldumbau“ wird standortsbezogendurch eine Haupt- und eine Nebenbaumart (SMUL2005b) sowie Grundtypen und Flächenanteile derBodenvegetation bestimmt. Die Vegetationsparameterwurden für einen geschlossenen Baumbestand als Standardzustand festgelegt. Eine Bestandesstruktur,die vom Standardzustand „geschlossener Baumbestand“

Tab. 5.-4: Aktuelle Landnutzung in den Modelltestgebieten und Auswirkungen der Szenarienbildung auf die Struktur der Landnutzung

Modelltestgebiet Trebnitz GottleubaFlussgebiet Trebnitz-Müglitz-Elbe Gottleuba-ElbeEinzugsgebietsfläche ha 621,5 352,5(Anzahl der Modellteilflächen) (Stck.) (228) (192)Minimale Geländehöhe m ü. NN 462 193Maximale Geländehöhe m ü. NN 667 435Mittleres Geländegefälle grad 5,37 5,22Längste Fließzeit h 4,9 6,1Überwiegender Bodentyp Pseudogley-Braunerde Pseudogley-Parabraunerde(Grundgestein) (Gneis) (Löss/Kreidesandstein)Überwiegende Bodenart sandiger Lehm (Ls3) schwach toniger Schluff (Ut2)Mittlere Bodentiefe cm 50–100 (72) 80–120 (98)Mittlere nutzbare Feldkapazität mm 44–214 (109) 62–304 (176)Korrigierter mittlerer Jahresniederschlag (1980–1999) mm 856 796Jahresmitteltemperatur (1980–1999) °C 6,4 7,8

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Wasserhaushaltskomponente Buchen-Fichten-Wald Grünlandmm % mm %

Korrigierter Niederschlag P 854 854Gesamtverdunstung ETR 612 72 (P) 424 50 (P)Interzeption EI 321 52 (ETR) 102 24 (ETR)Transpiration TR 243 40 (ETR) 184 43 (ETR)Sonstige Verdunstung ER 48 8 (ETR) 138 33 (ETR)Gesamtabflussbildung Q 243 28 (P) 430 50 (P)Direktabfluss QD 16 7 (Q) 64 15 (Q)Tiefensickerung QV 227 93 (Q) 366 85 (Q)

abweicht, wurde über die Bestandesdichte (Kronen-schlussgrad), die Wuchsklasse und das Maß der Stö-rung (Kronenverlichtung) berücksichtigt (Tab. 5.-1).

Ergebnisse und Diskussion

Idealisierte TestflächeDie Simulationsergebnisse für die idealisierte Test-fläche bilden den Wasserhaushalt auf der räumlichenSkala von quasi homogenen Mikrochoren ab. Diesekönnen nicht ohne weiteres auf Meso- oder gar Makro-choren übertragen werden. Es werden zunächst dieUnterschiede im langjährigen Wasserhaushalt zwischeneinem Buchen-Fichten-Mischwald und Grünland dar-gestellt und danach die Variation einzelner Standort-parameter auf den Hochwasserabfluss diskutiert.

Unterschiede zwischen Buchen-Fichten-Mischwald undGrünlandDie Unterschiede im langjährigen Wasserhaushalt(1980-1999) sind für die Ökosystemtypen Buchen-Fich-ten-Mischwald und Grünland in Tabelle 5.-5 zu-sammengefasst. Im langjährigen Mittel verdunstet derBuchen-Fichten-Mischwald gegenüber dem Grünlandca. 190 mm/a mehr (72 % bzw. 50 % des Jahresnieder-schlages). Entsprechend geringer ist die Wassermen-ge, die als Abfluss abgegeben wird (28 % bzw. 50 % desJahresniederschlages).

Ein erheblicher Unterschied besteht im Anteil desDirektabflusses QD am Gesamtabfluss Q. Der Direkt-abfluss setzt sich aus dem Oberflächenabfluss und demhypodermischen Abfluss über schwer durchlässigenBodenschichten (z. B. verdichtete Bodenhorizonte,Grundgestein) zusammen. Diese schnellen Abfluss-komponenten beeinflussen im Fall von Starkregener-eignissen wesentlich die Höhe des Abflussscheitels.

Im Buchen-Fichten-Mischwaldökosystem beträgt derAnteil des Direktabflusses 16 mm/a (7 % Q), hingegenim Grünland-Ökosystem 64 mm (15 % Q). Die Ursachensind die deutlich besseren Infiltrationsbedingun-gen und die höhere Gesamtverdunstung des Buchen-Fichten-Mischwaldökosystems.

Als Tiefensickerung QV werden im langjährigenMittel vom Buchen-Fichten-Mischwald 93 % (227 mm)des Gesamtabflusses Q abgegeben, durch das Grün-land-Ökosystem 85 % (366 mm). Die Unterschiede inden absoluten Mengen der Tiefensickerung QV werdendurch den höheren produktiven und nicht produktivenWasserverbrauch des Buchen-Fichten-Mischwaldes be-dingt (ETR). Das höhere Infiltrationspotenzial der Humusauflage und des intensiv und in ganzer Tiefe er-schlossenen Bodenraumes bewirken den höheren rela-tiven Anteil der Tiefensickerung am Gesamtabfluss.Die Folge ist eine Verteilung der Abflusskomponentenzugunsten der Tiefensickerung bei gleichzeitig erheb-lich reduziertem Gesamtabfluss aus dem Buchen-Fich-ten-Mischwaldökosystem.

Unter der Voraussetzung eines tiefgründigen Bodenspeichers mit hoher Wasserkapazität zeigendie Ergebnisse die erheblichen Potenziale vonstandortsgerechten Waldaufbauformen für den inte-grierten Hochwasserschutz. Dabei ist zu berücksich-tigen, dass z. B. die Sicherung eines stetigen Trink- undBrauchwasserreservoirs und die Pufferung von Hoch-wasserereignissen mindestens teilweise konkurrie-rende Ziele sind. Auf der Grundlage der projiziertenKlimaszenarien (ENKE 2006, HÄNTSCHEL et al. 2006)ist eine negative klimatische Wasserbilanz währendder Vegetationsperiode (IRRGANG 2002b, SCHLUTOW& KRAFT 2006) ein Hinweis darauf, dass sich dieseSituation verschärfen wird. Dementsprechend ist es beider Nutzungssynthese der Kulturlandschaft not-

Tabelle 5.-5: Wasserhaushalt der Ökosystemtypen Buchen-Fichten-Mischwald und Grünland aufder Grundlage der langjährigen Mittelwerte von wesentlichen Wasserhaushaltskomponenten

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wendig, die langfristigen Charakteristika der Was-serhaushaltskomponenten von grundlegend verschie-denen Ökosystemtypen der land- und forstwirtschaft-lichen Landnutzung in der Gesamtwirkung eines Land-nutzungsmosaiks ausgewogen zu berücksichtigen. Einegenerelle Fokussierung auf die maximal mögliche Puf-ferung von Extremereignissen mit geringer Eintritts-wahrscheinlichkeit ist kritisch zu hinterfragen. Die weit-gehende Auflösung der genannten Zielkonflikte erfor-dert auf der Landschaftsebene die Ausweisung vonVorrangfunktionen für funktionale Bewirtschaf-tungseinheiten (Mesochoren), wie z. B. geomorpho-logisch und funktional „homogene” Teilgebiete oderTeileinzugsgebiete. Die Reduzierung des Direktab-flusses, vor allem des schnellen Oberflächenab-flusses, ist dabei eine Forderung an alle Landnut-zungsformen.

Hangausrichtung und GeländegefälleDie Hangausrichtung (Exposition) ist gemeinsam mitdem Gefälle für den Wasserhaushalt der Ökosystemevon wesentlicher Bedeutung. So erhält ein nach Südenausgerichteter Hang wesentlich mehr Energie durchdie Sonneneinstrahlung als ein Nordhang. In der Fol-ge kann am Südhang mehr verdunstet werden, so dass– bei vergleichbarer Vegetation und vergleichbaren Bodeneigenschaften – ein größeres Speicherpotenzialim Boden entstehen kann. Gegenüber einem Nordhang

ist die Verdunstung bei Mischwald um 55 mm (9 %)und bei Grünland um 74 mm (17 %) erhöht.

Darüber hinaus bilden sich mit zunehmendem Ge-fälle mehr schnelle Abflusskomponenten. Bei der nachNorden exponierten Testfläche beträgt die Reduktionfür eine Hangneigung von 45° gegenüber der Ebeneetwa 200 mm, sowohl für den Buchen-Fichten-Misch-wald als auch das Grünland. Dementsprechend höherist der Abfluss. Mit zunehmender Hangneigung steigtder Direktabfluss bei Grünland stärker als beiMischwald. Die Differenz zwischen beiden Ökosys-temtypen nimmt mit zunehmender Intensität desStarkregenereignisses ab. Die Zunahme des Direkt-abflusses erfolgt unter den angenommenen geomorpho-logischen Bedingungen der idealisierten Testfläche etwa bis zu einer Hangneigung von 20°, danach bleibtder Anteil des Direktabflusses unabhängig von der In-tensität des Starkregenereignisses etwa konstant. Mitdieser Hangneigung hat die Reliefenergie ein Niveauerreicht, welches das Infiltrationspotenzial soweit nivel-liert, dass der hypodermische Abfluss letztendlich ab-nimmt und der Oberflächenabfluss die entscheidendeAbflusskomponente bildet.

Oberflächenabfluss entsteht bei Grünland bereitsin der Ebene, was bei einem Buchen-Fichten-Misch-wald nur bei extremen Starkregenereignissen(HQ100, HQ2002) der Fall ist. Im betrachteten Fallkommt es hingegen bei einem HQ10 für den

Abb. 5.-2: Wirkung des Geländegefälles auf die Hochwasserabflüsse (W = Buchen-Fichten-Wald, G = Grünland)

152 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Buchen-Fichten-Mischwald erst ab einer Hangnei-gung von 20° zur Bildung von Oberflächenabfluss(Abb. 5. -2). Hierbei handelt es sich um eine kritischeHangneigung, die bei einer funktional differenzierten,vorrangig auf die Reduzierung des Abflussscheitels beiStarkregenereignissen gerichteten Waldbewirtschaf-tung ganzheitlich zu berücksichtigen ist. Neben einerAnpassung des Waldaufbaus und der waldbaulichenBehandlung der Bestände ist vor allem eine funktio-nale Anpassung der Holzerntetechnologien erfor-derlich. Dem entsprechen die Festlegungen in der Richt-linie zur Anwendung von Holzerntetechnologien imLandeswald (SBS 2006, FLECHSIG & GEMBALLA 2006),wonach z. B. ab einer Hangneigung von 20 % (ca. 10°)ein Mindestabstand der Arbeitslinien für die Holzerntevon 40 m einzuhalten ist, die Nutzung von Raupen-bändern auf Radfahrwerken vorgeschrieben ist und dieLastfahrten Hang abwärts erfolgen. Ziel ist es, die Ent-stehung von schnellem Oberflächenabfluss in Richtungder Falllinien und die mit diesem einhergehende Bodenerosion weitgehend zu vermeiden.

Bodentiefe und Bodenart Der potenziell verfügba-re Bodenspeicher, seine potenzielle Erschließbar-keit und reale Erschließung durch die land- undforstwirtschaftlich geprägten Biozönosen beein-flussen entscheidend den Gesamtabfluss, die An-teile des Direkt- und Oberflächenabflusses sowieden zeitlichen Verlauf der Abflussbildung.

Für die Testfläche wurde die Bodentiefe zwischen10 und 110 cm in 10 cm-Schritten variiert. Flachgrün-dige Böden (< 30 cm Bodentiefe) tendieren zu Vernäs-sung und zunehmendem Oberflächenabfluss. Mit einer Bodentiefe von mehr als 30 cm schwächen sichdiese Prozesse ab. Diese Wirkungen sind plausibel undkorrespondieren mit den Informationen aus den forst-lichen Standortskarten. Bei sehr geringen Bodentie-fen von etwa 10 cm wird der überwiegende Teil desNiederschlages weitgehend unabhängig vom Typder Phytozönose als Direktabfluss abgegeben.

Für die Waldbewirtschaftung ist entscheidend, dasseine Reduzierung des Infiltrationspotenzials und dasÜberwiegen des schnellen Oberflächenabflusses amGesamtabfluss auch durch eine anthropogen bedingteFlachgründigkeit von an sich mittel- bis tiefgründi-gen Böden ausgelöst und forciert werden kann. Das istz. B. bei Bodenverdichtungen durch nicht standortsge-rechte Fichten-Reinbestände oder einen nicht stand-ortsgerechten Technikeinsatz bei der Holzernte der Fall(WILPERT 1998, SBS 2006).

Für den langjährigen Wasserhaushalt bewirkt diezunehmende Bodentiefe eine wachsende Transpiration.Neben der Verdunstung von der Bodenfläche und ausdem oberflächennahen Bodenraum wird der Boden-wasserspeicher intensiv durch die Vegetation ausge-schöpft. Dieser Prozess konvergiert gegen einen ener-getisch bedingten Grenzwert, der im Fall des Buchen-Fichten-Mischwaldes bei einer Durchwurzelungstiefe

Abb. 5.-3: Einfluss der Bodentiefe auf den Direktabfluss und den Anteil des Oberflächenabflusses in einem Buchen-Fichten-Wald- (W) und einem Grünland-Ökosystem (G)

1535. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung …

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von etwa 130 cm (KÖSTLER et al. 1968, KUTSCHERA& LICHTENEGGER 2002) erreicht wird. Ein größererBodenspeicher würde demzufolge auch durch die Trans-piration des Buchen-Fichten-Mischwaldes nicht mehrausgeschöpft werden und es käme zur Zunahme derTiefenversickerung bzw. des hypodermischen oder lateralen Abflusses.

Mit zunehmender Bodentiefe nimmt der Direkt-abfluss in Abhängigkeit von der Niederschlags-menge ab. Starkregenereignisse von geringererIntensität werden weitgehend gepuffert. Bei Extrem-ereignissen wie dem Hochwasser 2002 wird auch beitiefgründigen Böden der Bodenspeicher bald vollstän-dig aufgefüllt und es kommt zu einer Zunahme des Direktabflusses. Die Oberflächenabflüsse sind beiGrünland größer als unter dem Buchen-Fichten-Misch-wald. Die Tiefenerschließung des Bodenspeichers durchdie Buche bewirkt durch den höheren Anteil von Makro-poren am Bodenraum ein deutlich höheres Infiltra-tionspotenzial. Während der Vegetationsperiode wirdder Bodenspeicher durch die Transpiration des Buchen-Fichten-Mischwaldes intensiv und kontinuierlich aus-geschöpft. Damit bleibt der Anteil des Oberflächenab-flusses am Gesamtabfluss, unabhängig von der Boden-tiefe, relativ konstant (Abb. 5.-3).

Die Bodenart beeinflusst wesentlich das Infiltra-tionspotenzial des Bodens und dessen reale Ausprä-gung in Abhängigkeit von der Erschließungsintensitätdurch land- oder forstwirtschaftlich geprägte Biozöno-sen. Die nutzbare Feldkapazität der betrachteten

Bodenarten (sehr tonig bis sandig) variierte zwischen14 und 17 Vol.-%, was ähnliche Wasserhaushaltsgrößenbedingt. Nur der sandig-lehmige Schluff (Uls) und derlehmig schluffige Sand (Slu) ermöglichen eine höhereWasserspeicherung und damit auch eine höhere Trans-piration.

Wegen der geringen Speicherfähigkeit der Sand-böden oder des geringen Infiltrationspotenzials dertonigen Böden entstehen hier bei Starkregenereig-nissen die höchsten Direktabflüsse. Dabei überwiegtbei den Sanden der hypodermische Abfluss über demFestgestein, bei den tonigen Böden der Oberflächenab-fluss (Abb. 5.-4). In begrenztem Umfang können diese Prozesse bei den Sandböden langfristig durchden Aufbau von Humusvorräten in der organischen Auf-lage und im mineralischen Oberboden (< 30 cm) ge-puffert werden. Dieser Prozess erfordert neben einerstandortsgerechten Baumartenzusammensetzung dieEinschränkung von waldbaulich bedingten Humusver-lusten. Bei den tonigen Böden ist wiederum durch eine standortsgerechte Baumartenwahl und einenstandortsgerechten Technikeinsatz das ohnehin geringeInfiltrationspotenzial dieser Böden möglichst zu erhal-ten bzw. zu verbessern (SBS 2006, HILDEBRAND 1996).

Die Differenzen in der Höhe des Direktabflusseswerden sowohl zwischen Buchen-Fichten-Misch-wald und Grünland als auch im Hinblick auf dieunterschiedlichen Bodeneigenschaften mit der In-tensität der Starkregenereignisse geringer.

Abb. 5.-4: Einfluss der Bodenarten auf den Direkt- und Oberflächenabfluss eines Buchen-Fichten-Mischwald- (W) und eines Grünland-Ökosystems (G)

154 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Strukturmerkmale von Wald- bzw. Forst-PhytozönosenNeben dem dargestellten Einfluss von Geotopmerk-malen wirken Strukturmerkmale von Wald- bzw. Forst-Phytozönosen auf deren Wasserhaushalt und die Abflussbildung. Bezogen auf einen geschlossenen Stan-dardbestand mit einem Deckungsgrad der Boden-vegetation von 20 % nimmt die Verdunstung der Baum-schicht mit abnehmendem Kronenschlussgrad ab. DieAbflüsse steigen, aber nicht in gleichem Maße, weil dieVerdunstung der Baumschicht teilweise durch die Ver-dunstung der Bodenvegetation bzw. der Evaporationaus der Streudecke bzw. dem Boden kompensiert wird.Bei einem Parameterwert von etwa 20–25, der füreinen gestörten bis lichten horizontalen Bestan-desschluss zutrifft (Tab. 5.-1), entspricht die Ver-teilung der Wasserhaushaltsparameter etwa der derGrünlandfläche.

Auf Blößen oder größeren unaufgeforsteten Frei-flächen wird die Verdunstung ausschließlich von derBodenvegetation und dem unbewachsenen Boden(Evaporation) bestimmt. Deshalb entsteht mehr Abflussals bei Grünland. Demgegenüber findet im Fall einesvollständig abgestorbenen Waldbestandes noch eineInterzeption durch die Stammflächen statt.

Steigt die Bestandesdichte über den Standardwert (> 90 %), nimmt die Verdunstung weiter zu. In älterenBeständen, in denen entsprechend dem Wachstums-gang, der Konkurrenz und der horizontalen Differen-zierung von einem lockeren Bestandesschluss ausge-gangen wird (MÜNCH et al. 2006), nimmt die Verduns-tung des Bestandes wieder ab. Als Folge nehmen dieVerdunstung der Bodenvegetation und der Gesamt-abfluss zu. Diese Ergebnisse entsprechen u. a. denenvon CHROUST (1997), der die Wirkungen von unter-schiedlichen Durchforstungskonzepten auf den Wasser-haushalt und ökophysiologische Schlüsselparametervon Fichten-, Kiefern- und Eichenbeständen analysiert.

Auf die Abflussregulation bei Starkregenereig-nissen wirken die Vegetationsstrukturen vor allemdurch ihren Einfluss auf die Wassersättigung desBodenspeichers. Der Interzeptionsspeicher derVegetation wird bei Starkregenereignissen relativschnell aufgefüllt (vgl. auch CHROUST 1997). Vege-tationsstrukturen mit einem hohen Wasserverbrauch,wie geschlossene Waldbestände in der Phase der kumu-lierenden Nettoprimärproduktion, schöpfen die Was-servorräte des Bodenspeichers intensiv aus. Das Ergeb-nis ist ein entsprechend hohes Speichervermögen desBodens zu Beginn des Niederschlagsereignisses. Mitdem abnehmenden Deckungsgrad der Baumschicht biszur Freifläche oder/und bis zur vollständigen Schädi-gung des Baumbestandes können Starkniederschläge

immer weniger gepuffert werden. Die Folge sind zu-nehmende und früher einsetzende Direktabflüsse. Dem-gegenüber können geschlossene Waldbestände auf tiefgründigen Gneis-Braunerden die Vorfeuchte desBodenspeichers soweit reduzieren, dass Starkregener-eignisse, die zu einem HQ(10) oder HQ(100) führenwürden, in erheblichem Umfang gepuffert werden. Beieinem HQ(10) kommen selbst bei einem lichten Kro-nenschluss (BD 40) nur 5 % des Niederschlages zumAbfluss. Bei einem HQ(100) wären es etwa 25 %. Beieinem lichten bis gestörten Deckungsgrad der Baum-schicht sind die Abflussbildung unter Wald und Grün-land vergleichbar. Eine flächige Bestandesauflösungführt hingegen zu höheren Abflüssen. Dementspre-chend erfordert eine Waldbewirtschaftung, die aufdie Abflussregulation gerichtet sein soll, Waldbe-stände mit einer Nettoprimärproduktion, die sichdem maximalen Produktionspotenzial des Stand-orts annähert und gleichzeitig durch eine geringeOszillation charakterisiert ist. Bei Bestandeserzie-hung, Durchforstung und Verjüngung sollten die-se Erkenntnisse berücksichtigt werden. Langfristi-ges Entwicklungsziel ist eine standorts- und funk-tionsgerechte Baumartenzusammensetzung undWaldstruktur (IRRGANG & EISENHAUER 2004, EISENHAUER et al. 2005). In der Vegetationsruhe sinddie dargestellten Effekte relativ gering, da sich i. d. R.unter den verschiedenen Vegetationsstrukturen die Sät-tigung bis Feldkapazität des Bodenspeichers einstellt.

Wirkungen unterschiedlicher Landnutzungssze-narien und Waldstrukturen auf den Gebietswas-serhaushalt der Modelltestgebiete

Die höhere mittlere jährliche Niederschlagssumme Pim Modelltestgebiet Trebnitz ist vor allem durch dieHöhendifferenz zum Testgebiet Gottleuba bedingt(462–667 m ü. NN/193–435 m ü. NN). Dem klimati-schen Gradienten entsprechend ist die Gesamtver-dunstung ETR um 60 mm geringer. Bezogen auf dasaktuelle Landnutzungsmosaik folgt daraus gegenüberdem Modelltestgebiet Gottleuba ein um ca. 130 mm hö-herer mittlerer jährlicher Gesamtabfluss (Tab. 5.-6).Der Abfluss weist im Modelltestgebiet Trebnitz im lang-jährigen Mittel eine Spitze im März und hohe Ab-flussraten im Dezember auf. Der Jahresgang des Abflus-ses im Testgebiet Gottleuba ist relativ ausgeglichen. Ursachen sind die sandstein- und lössgeprägte Tiefen-versickerung und die nutzbare Feldkapazität des über-wiegend tiefgründigen Bodenspeichers.

1555. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung …

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Wirkungen der Landnutzungsszenarien auf denWasserhaushalt der Modelltestgebiete

Vergleich Ist-AW/Ist-WU Für die Modelltestgebiete Trebnitz und Gottleuba wirdder Wasserhaushalt durch einen Waldumbau bei gleichbleibender Waldfläche nur marginal beeinflusst. Diedeutlichsten, im Niveau geringen Differenzen treten inForm einer verringerten Interzeption (Laubbaumanteilim Winterzustand) auf. Die Auswirkungen auf denGesamtabfluss Q und seine Komponenten (QD, QB)können im langjährigen Mittel in beiden Testge-bieten vernachlässigt werden.

Mit dem Waldumbau wird vor allem das Risiko derEntstehung von kalamitätsbedingten Freiflächen unddamit von Einbrüchen in der Nettoprimärproduktionder Wald- bzw. Forst-Phytozönosen eingeschränkt. Damit dient der Waldumbau unter den Bedingun-gen eines konstanten Landnutzungsmosaiks vor allem der Stetigkeit der Abflussverhältnisse und einem langfristig ausgeglichenen Abflussniveau.Gegenüber dem Altersklassenwald, der von der Fichte dominiert wird, trägt der Waldumbau nichtunmittelbar zur stärkeren Pufferung von Hoch-wasserereignissen bei.

Vergleich Ist-AW/WM-AW, WM-WUDer Waldzustand wird bei dem Szenario Waldmeh-

rung-Altersklassenwald (WM-AW) vom Altersklas-senwald und der Dominanz der Fichte geprägt. ImUnterschied zum Szenario Ist-AW wird eine vollstän-dige Bewaldung der Einzugsgebiete angenommen (Sied-lungsflächen ausgeschlossen).

Mit dem Szenario WM-AW steigt die energetisch be-dingte potenzielle Verdunstung durch die Vergröße-rung der absorbierenden Vegetationsoberfläche um 20(Trebnitz) resp. 70 mm/a (Gottleuba). Die höhere poten-zielle Verdunstung im Modelltestgebiet Gottleuba istwiederum klimatisch bedingt. Die GesamtverdunstungETR erreicht Werte von 130 resp. 144 mm, was vor allem durch die klimatischen Bedingungen währendder Vegetationsperiode bedingt sein dürfte. Etwa umdiese Werte wird im langjährigen Mittel auch der Ab-fluss reduziert. Bezogen auf die mittlere jährlicheNiederschlagssumme P beträgt der Anteil des Ge-samtabflusses nur noch 34 % (Trebnitz: Ist-AW 50 %)resp. 19 % (Gottleuba: Ist-AW 36 %). Mit dem Waldum-bau (WM-WU) nimmt die Gesamttranspiration zu, waszur weiteren Verringerung des Gesamtabflusses führt(27 resp. 17 %).

Für Mesochoren (z. B. Teileinzugsgebiet) ver-deutlichen die Ergebnisse, dass die Effekte der Wald-mehrung auf den Gebietsabfluss gegenüber demWaldumbau bei gleich bleibendem Waldanteil weitüberwiegen. Selbst wenn sich diese Ergebnisse auf eine vollständige Bewaldung der Testgebiete beziehen

Tab. 5.-6: Mittlerer Wasserhaushalt (1980–1999) der Modelltestgebiete Trebnitz (T) und Gottleuba (G)

Wasserhaushaltsgröße Ist-AW Ist-WU WM-AW WM-WUWert Wert ∆Ist-WU - Ist-AW Wert ∆WM-AW - Ist-AW Wert ∆WM-WU -Ist-AW

mm/akorrig. Niederschlag P T 858 858 858 858

G 797 797 797 797Gesamtverdunstung ETR T 436 435 -1 566 130 626 190

G 496 495 -1 640 144 665 169Interzeption EI T 107 103 -4 302 195 322 215

G 126 121 -5 356 230 331 205Transpiration TR T 186 187 1 208 22 251 65

G 194 195 1 239 45 276 82sonstige Verdunstung ER T 143 144 1 56 -87 53 -90

G 176 179 3 45 -131 58 -118Gesamtabfluss Q T 420 421 1 291 -129 233 -187

G 290 291 1 154 -136 132 -158Direktabfluss QD T 92 92 0 54 -38 44 -48

G 39 39 0 20 -19 19 -20Basisabfluss QB T 328 329 1 237 -91 189 -139

G 251 252 1 134 -117 113 -138

156 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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und damit die maximalen Wirkungspotenziale wieder-geben, wird für funktionale Flächeneinheiten prinzi-piell die Notwendigkeit differenzierter Landnutzungs-konzepte deutlich. Die Ergebnisse weisen darauf hin,dass bei der Allokation von Waldmehrungsflächen funk-tionale Aspekte stärker berücksichtigt werden sollten.Dabei ist zu beachten, dass auf der Ebene von Meso-choren die weitgehende Pufferung von Extremereig-nissen (Starkregen) und die Sicherung eines stetigenWasserdargebots (Gesamtabfluss) konkurrierendeZielstellungen sind. Gleiches trifft für die Verminde-rung der Disposition von Waldbeständen gegenüberTrockenperioden oder tendenziell abnehmendenNiederschlagsmengen zu.

Pufferung von Starkregenereignissen

Ein Vergleich der Landnutzungsszenarien IST-AW undIST-WU zeigt bei allen Starkregen- bzw. Hochwasser-ereignissen (HQ(10), HQ(100), HQ(2002)) nahezu iden-tische Abflussverhältnisse. Die Wirkungen des Wal-des und der Waldstruktur auf die Abflussbildungwerden in beiden Modelltestgebieten durch den ge-ringen Waldanteil nivelliert (6 bzw. 15 %). Das legtden Schluss nahe, dass für die Pufferung von Starkre-genereignissen ein Bewaldungsprozent in den Teil-einzugsgebieten weit über 15 gegeben sein muss.

Die Maximierung des Waldanteils in den SzenarienWM-AW und WM-WU bewirkt eine deutliche Beein-

flussung der Abflussverhältnisse bei Starkregenereig-nissen (Abb. 5.-5, Abb. 5.-6). Entscheidende Steuer-größen sind die vegetationsabhängige Beeinflussungder Vorfeuchte des Bodenspeichers, die transpira-tionsabhängige Erneuerung des Speichervermögensund das vegetationsabhängige Infiltrationspotenzial.Folglich wird die Abflussregulation bei Starkregener-eignissen durch die Wechselwirkungen zwischenBodenspeicherraum, Bodenspeicherkapazität und Vege-tation bestimmt.

Im Modelltestgebiet Trebnitz reduziert die vollstän-dige Bewaldung den Oberflächenabfluss bei einemhundertjährigen Hochwasser während der Vegeta-tionsperiode um 69 % (WM-AW) bzw. 81 % (WM-WU).Im Modelltestgebiet Gottleuba kommt es aufgrund derhohen nutzbaren Feldkapazität, der Tiefenerschließungdes Bodenspeichers nach Waldumbau und durch densubstratbedingt hohen Anteil der Tiefenversickerungselbst bei einem HQ(100) kaum zur Entstehung vonOberflächenabfluss. Der durch den Oberflächenabflussbedingte Abflussscheitel wird um 85 % (Trebnitz) bzw.um 88–94 % (Gottleuba) reduziert. Während der Vege-tationsruhe nähern sich die Bodenfeuchten unter allen Landnutzungsszenarien aneinander an. Die dif-ferenzierende Wirkung der Vorfeuchte des Bodens aufden Gebietsabfluss wird damit nivelliert.

Durch die Waldmehrung (WM-AW) wird bei einemHQ(100) der Oberflächenabfluss deutlich reduziert. Das höhere Infiltrationspotenzial bedingt eine ausge-

Abb. 5.-5: Einfluss der Flächenanteile und der Ausprägung der forstwirtschaftlichen Landnutzung auf die Direktabflüsse unddie Abflussscheitel im Modelltestgebiet Trebnitz

1575. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung …

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prägte Tiefensickerung. Durch die fehlende Transpira-tion wird diese jedoch über dem Festgestein als hypo-dermischer Abfluss abgegeben. Der Abflussscheitelverringert sich um 21 bzw. 14 %. Das Szenario WM-WUbedingt durch die gegenüber dem Szenario WM-AW(Fichte) verringerte Interzeption der Laubbäume höhere Abflussscheitel. Im Modelltestgebiet der Gottleuba laufen diese Prozesse ähnlich ab (Abb. 5.-5,Abb. 5.-6).

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse verdeutlichen den entscheidenden Ein-fluss des Bewaldungsprozents von Flusseinzugsge-bieten auf den Direktabfluss und die Höhe des Abfluss-scheitels. Mit der Veränderung der Baumartenzusam-mensetzung und der Waldstruktur (Waldumbau) vomvon der Fichte dominierten Altersklassenwald zu stand-ortsgerechten Zielwäldern ist nur eine relativ geringeSteigerung der Wirkungspotenziale für die Abflussre-gulation verbunden. Diese ist vor allem durch eine tief-gründige Erschließung des Bodenraumes und die Ver-besserung der Infiltration durch ein höheres Makro-porenvolumen bedingt. Während der Vegetationsruhebewirkt der Laubbaumanteil im Vergleich zu den Fich-ten-Reinbeständen eine leichte Steigerung des Direkt-abflusses und einen geringfügig höheren Abfluss-scheitel.

Eine Schlüsselgröße für die Wirkungspotenzialeunterschiedlicher Wald- bzw. Forstökosystemtypen istder verfügbare Bodenspeicher.

Die Simulationsergebnisse werden durch fast 30-jäh-rige Lysimeterversuche in unterschiedlichen Wald-strukturen und Bewirtschaftungsformen im Adlerge-birge (KANTOR 2005, 2006, SACH 2006) prinzipiellbestätigt.

Die Wirkungen der Waldmehrung verdeutlichen deren enorme Bedeutung für den dezentralen Hoch-wasserschutz auf der räumlichen Skala von (Teil-)Ein-zugsgebieten. Die Bedeutung der Waldmehrung ist insbesondere dann hervorzuheben, wenn eine Abfluss-regulation durch Maßnahmen des technischen Hoch-wasserschutzes nicht oder nur mit unvertretbarem Auf-wand möglich ist. Bei der Allokation und einer funk-tionsorientierten Förderung der Waldmehrung wärensolche Situationen vorrangig zu berücksichtigen. In die-sem Zusammenhang sollte der Schwerpunkt der Wald-mehrung auf mindestens mittel- bis tiefgründigen Böden (> 40 cm) mit geringem Skelettanteil liegen.

Eine angemessene Beteiligung der Nadelbaumarten(Weiß-Tanne und Gewöhnliche Fichte) am Buchen-Nadelbaumtyp ist für den zeitlich gestreckten Verlaufder Schneeschmelze von besonderer Bedeutung. Nichtstandortsgerechte Fichtenforste der unteren bis mitt-leren Berglagen sind durch standörtlich differenziertefunktionale Risiken charakterisiert (SMUL 2005a,

Abb. 5.-6: Einfluss der Flächenanteile und der Ausprägung der forstwirtschaftlichen Landnutzung auf die Direktabflüsse unddie Abflussscheitel im Modelltestgebiet Gottleuba

158 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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SPELLMANN et al. 2007, EISENHAUER 2008). DerWaldumbau dieser Forstökosysteme kann erheblich zurVerbesserung der Stetigkeit der Abfluss regulieren-den Wirkung und dadurch auch zum vorbeugendenHochwasserschutz beitragen. Demgegenüber ist diequantitative Steigerung des Wirkungspotenzials gegen-über den von der Fichte dominierten Altersklassen-wäldern (Forsten) eher gering.

Dagegen lassen sich in den Hoch- und Kammlagender sächsischen Mittelgebirge und/oder auf flach-gründigen Böden durch Waldumbaumaßnahmen kaumVerbesserungen hinsichtlich des Wasserrückhaltes er-zielen. In diesen Standortsregionen wird die Wirkungvon Wäldern auf den Gebietsabfluss im Wesentlichendurch deren Interzeption bestimmt (CHROUST 1997).Die schnelle Sättigung des Interzeptionsspeichers be-dingt nur eine geringe zeitliche Verzögerung und Reduzierung des schnellen Oberflächenabflusses. Dem-gegenüber wird an Hängen die Erosionsgefahr mit derverminderten Energie des auftreffenden Niederschla-ges deutlich eingeschränkt.

Für die Stetigkeit, als zeitliche Dimension der Ab-flussregulationsfunktion von Wäldern und Forsten, istdie Risikoverteilung, die durch eine standortsgerechteBaumartenvielfalt und Waldstruktur der Szenarien Ist-WU oder WM-WU erreicht wird, von außerordentlicherBedeutung. Die Borkenkäfer- und Sturmkalamitätenvon 2003–2008, mit der Entstehung von ca. 3 000 haKahlflächen, aber auch die Kalamitäten der 1970er und1980er Jahre belegen eindrucksvoll das Risiko groß-flächiger funktionaler Einbrüche von Fichtenmono-kulturen.

Ökologisch stabile Wälder sind damit eine ent-scheidende Voraussetzung für die Stetigkeit derWirkungspotenziale von forstwirtschaftlich ge-nutzten Flächen, auch für den präventiven Hoch-wasserschutz.

1595. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung …

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6. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND FAZIT

Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

Das Projektgebiet im Osterzgebirge zeichnet sich einer-seits durch eine für Sachsen überdurchschnittliche bio-logische Vielfalt, durch teils noch unzerschnittene undstörungsarme Talgründe sowie durch zusammenhän-gend erhaltene naturnahe Laubwälder an den Hängender Fließgewässer aus. Der Bewahrung des natürlichenund durch extensive Nutzungsformen gefördertenReichtums an Organismen und Ökosystemen, darun-ter einer Vielzahl gefährdeter und besonders geschütz-ter Arten und Biotope, dient ein umfassendes Schutz-gebietssystem mit hohen Anteilen von Naturschutzge-bieten und NATURA 2000-Gebieten (SCI und SPA).Andererseits reicht die agrarische Nutzung bis in dieKammlagen und weite Bereiche des Projektgebietessind Hochwasserentstehungsgebiet. Die Waldflächensind überwiegend von Fichtenforsten bestockt und waren von Luftschadstoffen (besonders 1960–90er Jah-re) stark betroffen, wovon Pionierwälder und mit floren-fremden, weniger immissionsempfindlichen Baumarten(„Übergangsbaumarten“) begründete Bestände zeugen.

Durch den relativ geringen Waldanteil im Osterzge-birge, die intensive landwirtschaftliche Nutzung unddie aktuelle Waldverteilung und -struktur (naturnaheWälder auf flachgründigen Steilhängen, strukturarmeFichten-Reinbestände auf mittel- bis tiefgründigen Pedotopen) ist das Wasserrückhaltevermögen in denEinzugsgebieten herabgesetzt. Auch in den Auen istbei Hochwasser die Abflussverzögerung gering, danatürliche Auenstrukturen mit Retentionsräumen so-wie naturnahe, das Fließgewässer begleitende Biozö-nosen weitgehend fehlen.

Um der außerordentlichen Bedeutung des Projekt-gebietes für den Naturschutz gerecht zu werden undzugleich einen Beitrag zur Minderung der Hochwas-sergefahren und -folgen zu leisten, war ein komplexesHerangehen erforderlich, beginnend bei der Formu-lierung von Zielstellungen, Analyse von Rahmenbe-dingungen und Prüfung der Potenziale bis zur Planungund Umsetzung von Maßnahmen. Das Projektma-nagement erforderte eine Kooperation von Projektträ-ger und -bearbeitern mit Forst-, Naturschutz- und Was-serbehörden ebenso wie mit den vor Ort Betroffenenund Tätigen. Konstruktive, während der Projektlauf-zeit sich ergebenden neuen Situationen anpassende,zunehmend effektive partnerschaftliche Zusammen-arbeit der Akteure und Interessengruppen führte zumErfolg. Dazu gehörten auch kritische Auseinanderset-zungen mit Problemen, wofür sich die Projektbeglei-tende Arbeitsgruppe als geeignete Plattform erwies.Voraussetzung für eine Umsetzung von Maßnahmenist die Flächenverfügbarkeit. Eine solche war gegeben,wenn Maßnahmen auf Flächen des LSH als anerkann-ter Naturschutzverband und privater Waldbesitzerdurchgeführt wurden, in anderen Fällen bedurfte es eines erheblichen Aufwandes.

Im Folgenden werden Schlussfolgerungen gezogen,inwieweit die in den einzelnen Arbeitspaketen des Pro-jektes geplanten und umgesetzten Maßnahmen desHandlungskonzeptes zu einer Naturschutzziele und dezentrale Hochwasserminderung integrierenden Wald-behandlung, Waldmehrung und Auengestaltung bei-tragen konnten oder werden.

160 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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6.1. Waldumbau und Waldpflege zur Entwicklung von Wäldern,

die den Ansprüchen des Naturschutzes gerecht werden sowie

zur Hochwasservorsorge und -minderung beitragen

Aus den Ergebnissen der Initial- und Pflegemaßnah-men, die Synergieeffekte naturschutzgerechter und derHochwasservorsorge dienender Waldbehandlung zurWirkung bringen sollen, sowie den begleitenden wis-senschaftlichen Untersuchungen können folgendeSchlussfolgerungen gezogen werden:– Das für die Betriebsfläche des LSH angewandte Kon-

zept der Waldentwicklungstypen präzisiert und ope-rationalisiert die allgemeinen Grundsätze zur hoch-wasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbe-wirtschaftung. Es geht von Bestandeszustandstypen aus, die auf ein definiertes Entwicklungsziel hin be-handelt werden und gibt Handlungsempfehlungen zur Erreichung des Zieles. Die Waldentwicklungs-typen wurden gebiets- und projektspezifisch für die Betriebsfläche des LSH erarbeitet. Das Konzept lässt sich bei entsprechender Anpassung auch auf an-dere Gebiete, Forstbetriebe oder Projekte anwenden.

– Die Forsteinrichtung im Rahmen des Projektes stell-te sich der Herausforderung und konnte zeigen, dass es im Privatwald möglich ist, bei den Zielstellungen für die künftige Waldbehandlung den Vorrang des Hochwasser- und Naturschutzes mit betriebswirt-schaftlichen Gesichtspunkten zu verbinden.

– Durch die Einbringung standortsgerechter, ein-heimischer Baumarten und die Schaffung günstiger Bedingungen für Naturverjüngung wird sich mittel- bis langfristig die Naturnähe der Baumschicht er-höhen. Voraussetzung dafür sind weiterführende Maßnahmen zur Unterstützung der eingeleiteten Ver-jüngung und zur Förderung der Baumarten des an-gestrebten Zielzustandes. Die Maßnahmen werden sich langfristig positiv auf die Stabilität und Elasti-zität der Bestände auswirken und auch die Gefahr

der Massenvermehrung durch Schadinsekten in Nadelbaumbeständen durch den zunehmenden Laub-baumanteil verringern.

– Die Umwandlung einschichtiger Reinbestände er-weist sich für Naturschutz wie präventiven Hoch-wasserschutz als dringlich. Für die Stetigkeit, als zeitliche Dimension der Abflussregulationsfunktion von Wäldern und Forsten, ist die Risikoverteilung, die durch eine standortsgerechte Baumartenvielfalt und Waldstruktur sowie daraus resultierenden Bodeneigenschaften erreicht wird, von außerordent-licher Bedeutung.

– Voraussetzung für die erfolgreiche Weiterführung der durch Initialmaßnahmen eingeleiteten Waldbe-handlung ist eine Wildbestandsregulierung. Im Mittelpunkt des Jagdkonzeptes steht die Ausgestal-tung rechtssicherer Pachtverträge.

– Ausgewählte, aus der Bewirtschaftung genommene Waldbestände sind als Referenzflächen für verglei-chende langfristige Untersuchungen zur Wirksam-keit und Beurteilung der durchgeführten Maßnah-men von wesentlicher Bedeutung.

– Werden Ergebnisse der Untersuchungen der Dauer-beobachtungsflächen kombiniert mit der Anwen-dung des Konzeptes der Waldentwicklungstypen und der Forsteinrichtung, so lassen sich bei vorsichtiger Interpretation Prognosen zur langfristigen Wirkung der eingeleiteten Maßnahmen zu Waldumbau und Waldpflege erstellen. Naturnähe der Baumartenzu-sammensetzung, Vertikalstruktur der Bestände und Baumartenmischung sowie der Anteil wertvoller Bio-toptypen und von FFH-Lebensraumtypen werden sich erhöhen.

1616. Schlussfolgerungen und Fazit

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6.2. Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung

Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Im Rahmen des Projektes wurden im Einzugsgebietvon Müglitz, Gottleuba und Seidewitz durch die Um-setzung konkreter Erstaufforstungsmaßnahmen wich-tige Bespiele für eine hochwasserschutz- und natur-schutzgerechte Waldmehrung geschaffen. Durch diewissenschaftliche Begleitung können darüber hinauskurz- bis mittelfristig quantifizierbare Aussagen überderen Wirkungspotenziale getroffen werden.

Insbesondere in reinen Agrarregionen besteht einerhöhter Aufklärungsbedarf zur forstlichen Förderung.Um dem vorhandenen Defizit nach aktuellen und über-sichtlichen Informationsmaterialien entgegen zu wir-ken, wurden Handlungsleitlinien (z. B. in Form vonMerkblättern, Informationsbroschüren) für Land-eigentümer und -bewirtschafter erstellt, die sie von derPlanung bis zur konkreten Umsetzung unterstützen.

Fünf Jahre nach der verheerenden Hochwasserkatas-trophe an der Elbe und ihren Nebenflüssen muss kon-statiert werden, dass die Umsetzung des Zieles, denWaldanteil im Freistaat Sachsen auf 30 % zu erhöhen(SMI 2003), unter den aktuellen Rahmenbedingungenzu hinterfragen ist (vgl. SMUL 2003a). Insbesonderein den Gebieten, die laut Landesentwicklungsplan (LEP)für eine Waldmehrung vorrangig in Betracht kommen,besteht ein erhebliches Konfliktpotenzial zwischen undzu den Interessen der verschiedenen Landnutzer. Ohne ordnungspolitische Maßnahmen dürften dieseKonflikte kaum aufzulösen sein.

In der 1. Gesamtfortschreibung des Regionalplanes„Oberes Elbtal/Osterzgebirge“ (Stand 07/2007) werdenim Kapitel 12.2 „Vorranggebiete Waldmehrung“ aus-gewiesen (Mindestfläche 5 ha) und somit wesentlicheVoraussetzungen für die Waldmehrung geschaffen. Inder Abwägungsmatrix fanden die Belange des prä-ventiven Hochwasserschutzes Berücksichtigung. Fürdie gesamte Planungsregion werden mit den ausge-wiesenen Vorranggebieten Waldmehrung insgesamtetwa 8 000 ha gesichert. Dabei handelt es sich um Flä-chen aus der Waldmehrungsplanung des SBS, die imRegionalplan von 1997 enthaltenen VorranggebieteErstaufforstung, Waldmehrungsflächen aus dem Aus-gleichsflächenpool für die Region Oberes Elbtal/Osterz-gebirge sowie diesbezügliche Darstellungen aus Flä-chennutzungs- und Landschaftsplänen (RPV 2007).Somit hat sich die Situation bezüglich der Berück-sichtigung der Belange des präventiven Hochwasser-

schutzes in der Raumordnungsplanung seit Beginn desDBU-Projektes verbessert. Mit der Ausweisung der „Vor-ranggebiete Waldmehrung“ müssen auch die förder-politischen Rahmenbedingungen so gestaltet werden,dass: – die finanziellen Zuwendungen für Aufforstungen

im Rahmen des Hochwasserschutzes bei höherem Risiko der Agrarförderung zumindest nicht nach-stehen und das finanzielle Risiko für den Flächen-nutzer vertretbar ist,

– Aufforstungen auf produktiven, bisher landwirt-schaftlich genutzten Flächen nicht zu Lasten der Er-tragsfähigkeit der Betriebe durchgeführt werden,

– langfristig kalkulierbare Förderbedingungen Pla-nungssicherheit bieten,

– das Förderverfahren vereinfacht und entbürokrati-siert wird.

Weitere Vorschläge für eine verbesserte Umsetzung derWaldmehrungsziele sind u. a. (vgl. SWS 2002–2004):– Nutzung von Flurneuordnungsverfahren zur Unter-

stützung der Waldmehrungsplanung, – für den Kauf landwirtschaftlicher Flächen durch Auf-

forstungswillige sollten günstigere Bedingungen ge-schaffen werden (insbesondere BVVG),

– Schaffung rechtlicher Möglichkeiten zur Kündigung langfristiger Pachtverträge durch aufforstungswilli-ge Eigentümer,

– Gespräche und Planungen sollten außerhalb der land-wirtschaftlichen Arbeitsschwerpunktzeiten (Ernte, Aussaat etc.) erfolgen,

– aufgebaute Kontakte sind unbedingt aufrecht zu er-halten; gerade die Kontinuität des örtlichen An-sprechpartners wirkt sich günstig aus,

– Schaffung und öffentlichkeitswirksame Vorstellung von Beispielsflächen,

– Veröffentlichungen in der Fachpresse,– Winterschulungsprogramm für die Landwirtschaft.Abschließend muss konstatiert werden, dass im Pro-jektgebiet zur gegenwärtigen Situation eine landwirt-schaftliche Nutzung, die die Aspekte des präventivenHochwasserschutzes integriert, größere Effekte erzie-len würde als es selbst unter wesentlich günstigeren(ordnungspolitischen) Rahmenbedingungen durch dieWaldmehrung zu erreichen wäre! Die Waldmehrungist trotzdem ein unverzichtbares Instrument einer effi-zienten dezentralen und vor allem lokal begrenzten Ab-

162 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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flussregulation. Ergänzend muss darauf aufmerksamgemacht werden, dass sich neben Effekten für eine dezentrale Hochwasserminderung günstige Auswir-kungen auf Natur und Landschaft (Biotopverbund natur-naher Waldbestände, FFH-Wald-LRT, Lebensraum fürseltene, gefährdete und vom Aussterben bedrohte Wald-arten) durch Waldmehrung in ausgeräumten Agrar-

landschaften von Hochwasserentstehungsgebieten er-zielen lassen.

Mit dem im Rahmen des Projektes entwickelten Kri-terienkatalog steht ein wichtiger Baustein für eine sach-orientierte Güterabwägung einer weiterreichendenWaldmehrung mit anderen Schutzgütern von überre-gionaler Bedeutung zur Verfügung.

6.3. Auengestaltung zur Erhaltung, Förderung oder Wiederher-

stellung naturnaher, für Fließgewässerauen charakteristischer

Lebensraumkomplexe aus Offen- und Gehölzbiotopen

Die Untersuchungen zur Vegetation und Gewässer-strukturgüte belegen, dass durch die im Projektzeit-raum durchgeführten Maßnahmen zur Renaturierungeine erhebliche Verbesserung der Hochwasserschutz-und Naturschutzsituation zu erwarten ist. Insgesamtkonnten mit den Initialen zur Auengestaltung gezeigtwerden, dass – es möglich ist, Renaturierungsmaßnahmen in die

Hochwasserschadensbeseitigung zu integrieren und zur Verbesserung der Gewässerstrukturgüte beizu-tragen,

– ein ausreichender Geschiebetransport und eine Ge-schiebedynamik grundlegende Bestandteile einer funktionierenden Fließgewässeraue sind. Mit der Förderung der Naturnähe von Gehölzbeständen über Baumartenregulierung unter Beachtung der natür-lichen Eigenschaften des Fließgewässers kann ein bedeutender Beitrag zur Hochwasserprävention, zur Gefahrenabwehr und zur Verbesserung der Natur-schutzsituation geleistet werden.

Natürliche Offenbereiche haben in Regionalplänen undkommunalen Planungsvorhaben und Hochwasser-schutzkonzepten inzwischen Berücksichtigung gefun-den.

Der Erhalt und die Sicherung der letzten noch durch-gängigen und wenig zerschnittenen Bach- bzw. Fluss-läufe im Osterzgebirge (auch als Referenzgewässer imRahmen der WRRL) in möglichst ausgedehnten Ge-wässerstrecken ist notwendig und möglich. Gottleubaund Müglitz gehören zu den Fließgewässerabschnittenmit nationaler Bedeutung für den Biotopverbund(REICH 2008). Von herausragender Bedeutung ist hierdie Trebnitz (Teileinzugsgebiet der Müglitz), um derennaturnahen Erhalt der LSH sich bereits seit 1918, also

seit fast 100 Jahren, bemüht. Der Erwerb naturschutz-relevanter Flächen durch Naturschutzstiftungen oderNaturschutzverbände kann ein Weg zu einem wirksa-men Hochwasser- und Naturschutz und zum Erhalt natürlicher Offenbereiche sein.

1636. Schlussfolgerungen und Fazit

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6.4. Fazit

Im Rahmen der Projektbearbeitung wurden in einemausgesprochenen Hochwasserentstehungsgebiet, den(Teil-)Einzugsgebieten von Gottleuba, Seidewitz undMüglitz im Osterzgebirge, durch die Umsetzung kon-kreter Maßnahmen zu Waldumbau bzw. Waldpflege,zu Waldmehrung und Auenrenaturierung wichtige Bei-spiele für eine hochwasserschutz- und naturschutzge-rechte Landnutzung und Waldbewirtschaftung ge-schaffen. Die Erfahrungen aus dem Projekt zeigen, dass– Flächenverfügbarkeit und ein von allen Akteuren

und Interessengruppen getragenes, wissenschaft-lich erarbeitetes Handlungskonzept unabdingbare Voraussetzungen sind,

– naturnahe, strukturreiche, stabile und elastische Waldbestände am besten die Anforderungen an

eine wirksame Hochwasservorsorge und -minderung sowie den Naturschutz im Wald erfüllen,

– ökologischer Waldumbau, Waldmehrung und Auen-renaturierung einen wichtigen Beitrag innerhalbeines umfassenden Hochwasserschutzes mit Syner-gien für den Naturschutz leisten können,

– die Wirkung derartiger Maßnahmen zum vorbeu-genden Hochwasserschutz zurzeit noch weitgehend unterschätzt wird und sowohl kurzfristige als auch langfristige Aufgaben beinhaltet,

– die Summenwirkung einer Vielzahl von Maßnah-men das Entscheidende im integrierten Hochwas-serschutz ist, auch kleine Beiträge zur dezentra-len Hochwasserminderung einschließend.

164 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:17 Uhr Seite 164

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170 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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171Literaturverzeichnis

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172 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

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Ginster, Deutscher Genista germanicaHasel, Gewöhnliche Corylus avellana HASHeckenkirsche, Schwarze Lonicera nigraHeidelbeere Vaccinium myrtillusHimbeere Rubus idaeusHolunder Sambucus spec.Holunder, Schwarzer Sambucus nigraHolunder, Trauben- Sambucus racemosaRose, Gebirgs-; auch Alpen-Rose Rosa pendulinaRose, Hunds- Rosa caninaSchlehe; auch Schwarzdorn Prunus spinosaSeidelbast, Gewöhnlicher Daphne mezereumSonnenröschen, Gewöhnliches Helianthemum nummulariumWeide, Grau- Salix cinereaWeide, Korb- Salix viminalisWeide, Ohr- Salix auritaWeiden Salix spec.Weißdorn Crataegus spec.

Krautige Farn- und SamenpflanzenAmpfer, Stumpfblättriger Rumex obtusifoliusBärwurz Meum athamanticumBingelkraut, Wald- Mercurialis perennisBinse, Flatter- Juncus effususBinse, Glieder- Juncus articulatusBinse, Knäuel- Juncus conglomeratusBlutweiderich, Gewöhnlicher Lythrum salicariaBraunwurz, Knoten- Scrophularia nodosaBrennnessel, Große Urtica dioicaChristophskraut Actaea spicataDornfarn; s. Breitblättriger und Dryopteris spec.

Dorniger Wurmfarn!Ehrenpreis, Bach- Veronica beccabungaEhrenpreis, Berg- Veronica montanaEinbeere Paris quadrifoliaEisenhut, Bunter Aconitum variegatumEnzian, Karpaten- Gentianella lutescensErdrauch, Gewöhnlicher Fumaria officinalisFilzkraut, Acker- Filago arvensisFingerhut, Großblütiger Digitalis grandifloraFingerhut, Roter Digitalis purpureaFingerkraut, Gänse- Potentilla anserinaFlattergras, Wald- Milium effusumFlockenblume, Perücken- Centaurea pseudophrygiaFrauenfarn, Gewöhnlicher Athyrium filix-feminaFuchsschwanz, Wiesen- Alopecurus pratensisGänsefuß, Weißer Chenopodium albumGeißbart, Wald- Aruncus dioicusGerste, Saat- Hordeum vulgareGiersch; auch Geißfuß Aegopodium podagrariaGilbweiderich, Pfennig-; Lysimachia nummularia

auch PfennigkrautGipskraut, Acker- Gypsophila muralisGlanzgras, Rohr- Phalaris arundinaceaGlatthafer Arrhenaterum elatiusGlockenblume, Breitblättrige Campanula latifoliaGolddistel, Gewöhnliche Carlina vulgarisGoldnessel (Artengruppe) Galeobdolon luteum agg.Goldrute, Kanadische Solidago canadensisGreiskraut, Fuchssches Senecio ovatusGreiskraut, Gewöhnliches Senecio vulgarisGünsel, Kriechender Ajuga reptans

deutscher Name wissenschaftl. Name Abk.

BäumeAhorn, Berg- Acer pseudoplatanus BAHAhorn, Spitz- Acer platanoides SAHApfel, Wild- Malus sylvestrisAspe; s. Zitter-Pappel! Populus tremula ASPBirke, Gewöhnliche; auch Gemeine, Betula pendula GBI

Hänge- oder Sand-B.Birke, Hänge-; s. Gewöhnliche B.! Betula pendula GBIBirke, Karpaten- Betula pubescens subsp.

carpatica MBIBirke, Moor- Betula pubescens MBIBirne, Wild- Pyrus pyrasterBuche, Rot- Fagus sylvatica RBUDouglasie Pseudotsuga menziesii DGLEberesche, Gewöhnliche; Sorbus aucuparia GEB

auch VogelbeereEibe Taxus baccataEiche, Rot- Quercus rubra REIEiche, Stiel- Quercus robur SEIEiche, Trauben- Quercus petraea TEIElsbeere Sorbus torminalisErle, Schwarz- Alnus glutinosa REREsche, Gewöhnliche; Fraxinus excelsior GES

auch Gemeine E.Fichte, Blau- Picea pungens f. glauca PFIFichte, Gewöhnliche; Picea abies GFI

auch Gemeine oder Europäische F.Fichte, Omorika-; auch Serbische F. Picea omorika OFIFichte, Stech-; inkl. Blau-F. Picea pungens PFIHainbuche Carpinus betulus HBUKiefer, Gewöhnliche; Pinus sylvestris GKI

auch Gemeine oder Wald-K. Kiefer, Murray- Pinus contorta MKIKiefer, Schwarz- Pinus nigra SKIKiefer, Wald-; s. Gewöhnliche K.! Pinus sylvestris GKIKirsche, Vogel- Prunus avium VKILärche, Europäische Larix decidua ELALärche, Hybrid- Larix x eurolepis HLALärche, Japanische Larix kaempferi JLALinde, Sommer- Tilia platyphyllos SLILinde, Winter- Tilia cordata WLIPappel, Schwarz- Populus nigra PAPPappel, Zitter-; auch Aspe oder Espe Populus tremula ASPPappeln Populus spec. PAPRobinie, Gewöhnliche Robinia pseudoacacia ROBTanne, Weiß- Abies alba WTATraubenkirsche, Gewöhnliche Prunus padusUlme, Berg- Ulmus glabra BULUlme, Flatter- Ulmus laevis FULWeide, Bruch- Salix fragilisWeide, Sal- Salix caprea SWEWeide, Silber- Salix albaWeiden Salix spec.

Sträucher, Halb- und ZwergsträucherBrombeeren (Artengruppe) Rubus fruticosus agg.Eichenmistel; auch Europäische Loranthus europaeusRiemenblumeFaulbaum Frangula alnusGeißklee, Schwarzwerdender Cytisus nigricans

173Anlagen

Anlage 4: Verzeichnis der im Text enthaltenen Pflanzenarten mit forstlichen Kürzeln für Baumarten

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174 Anlagen

Hafer, Flug- Avena fatuaHahnenfuß, Brennender Ranunculus flammulaHahnenfuß, Kriechender Ranunculus repensHainsimse, Schmalblättrige Luzula luzuloidesHändelwurz, Mücken-; auch Große H. Gymnadenia conopseaHartheu, Kanten- Hypericum maculatumHartheu, Tüpfel- Hypericum perforatumHaselwurz Asarum europaeumHasenlattich, Purpur- Prenanthes purpureaHelmkraut, Gewöhnliches Scutellaria galericulataHirtentäschel, Gewöhnliches Capsella bursa-pastorisHohlzahn, Bunter Galeopsis speciosaHohlzahn, Stechender Galeopsis tetrahitHoniggras, Weiches Holcus mollisHoniggras, Wolliges Holcus lanatusKälberkropf, Rauhhaariger Chaerophyllum hirsutumKlee, Schweden- Trifolium hybridumKnabenkraut, Stattliches Orchis masculaKnäuelgras, Gewöhnliches Dactylis glomerataKnöterich, Floh- Persicaria maculosaKnöterich, Kleiner Persicaria minorKnöterich, Pfeffer-; auch Persicaria hydropiper

WasserpfefferKratzdistel, Kohl- Cirsium oleraceumKratzdistel, Sumpf- Cirsium palustreKreuzblümchen, Schopf- Polygala comosaKugelorchis Traunsteinera globosaLabkraut, Kletten-; auch Galium aparine

KlebkrautLaserkraut, Preußisches Laserpitium prutenicumLeberblümchen Hepatica nobilisLerchensporn, Mittlerer Corydalis intermediaLichtnelke, Rote Silene dioicaLilie, Feuer- Lilium bulbiferumLilie, Türkenbund- Lilium martagonMädesüß, Echtes Filipendula ulmariaMais Zea maysMilzkraut, Wechselblättriges Chrysosplenium alternifoliumMinze, Acker- Mentha arvensisNabelmiere, Dreinervige Moehringia trinerviaNelkenwurz, Echte Geum urbanumNestwurz Neottia nidus-avisPerlgras, Nickendes Melica nutansPestwurz, Gewöhnliche Petasites hybridusPestwurz, Weiße Petasites albusPlatterbse, Berg- Lathyrus linifoliusPlatterbse, Frühlings- Lathyrus vernusPlatterbse, Schwarze Lathyrus nigerQuecke, Gewöhnliche Elytrigia repensRaps Brassica napusReitgras, Land- Calamagrostis epigejosReitgras, Wald- Calamagrostis arundinaceaReitgras, Wolliges Calamagrostis villosaRuprechtskraut; auch Stinkender Geranium robertianum

StorchschnabelSanikel, Wald- Sanicula europaeaSauerklee, Wald- Oxalis acetosellaSchachtelhalm, Acker- Equisetum arvenseSchafgarbe, Gewöhnliche Achillea millefoliumScharbockskraut Ranunculus ficariaSchattenblume, Zweiblättrige Maianthemum bifoliumSchaumkraut, Bitteres Cardamine amaraSchaumkraut, Wiesen- Cardamine pratensisSchaumkresse, Haller- Cardaminopsis halleriSchildfarn, Dorniger Polystichum aculeatumSchlüsselblume, Hohe Primula elatior

Schlüsselblume, Wiesen- Primula verisSchmiele, Draht- Deschampsia flexuosaSchmiele, Rasen- Deschampsia cespitosaSchwaden, Blaugrüner Glyceria declinataSchwaden, Flutender Glyceria fluitansSchwertlilie, Sibirische Iris sibiricaSchwingel, Wald- Festuca altissimaSegge, Berg- Carex montanaSegge, Finger- Carex digitataSegge, Floh- Carex pulicarisSegge, Igel- Carex echinataSegge, Zittergras-; auch Seegras Carex brizoidesSilberblatt, Ausdauerndes; auch Lunaria rediviva

MondvioleSitter, Braunrote Epipactis atrorubensSitter, Breitblättrige Epipactis helleborineSonnentau, Rundblättriger Drosera rotundifoliaSpringkraut, Drüsiges Impatiens glanduliferaSpringkraut, Großes Impatiens noli-tangereSterndolde, Große Astrantia majorSternmiere, Hain- Stellaria nemorumSternmiere, Quell- Stellaria alsineStraußgras, Rot- Agrostis capillarisStraußgras, Weißes Agrostis stoloniferaTeufelskralle, Kugelige Phyteuma orbiculareTomate Lycopersicon esculentumTrespe, Wald- (Artengruppe) Bromus ramosus agg.Vergißmeinnicht, Hain- Myosotis nemorosaWaldvöglein, Bleiches; auch Cephalanthera damasonium

Weißes W.Waldvöglein, Weißes; s. Bleiches W.! Cephalanthera damasoniumWasserdarm, Gewöhnlicher Myosoton aquaticumWeidenröschen, Schmalblättriges Epilobium angustifoliumWeißwurz, Quirl- Polygonatum verticillatumWeizen, Saat- Triticum aestivumWicke, Vogel- Vicia craccaWiesenknöterich, Schlangen- Bistorta officinalisWindröschen, Busch- Anemone nemorosaWinterkresse, Echte; auch Barbarea vulgaris

BarbarakrautWurmfarn, Breitblättriger; auch Dryopteris dilatata

Dunkelgrüner DornfarnWurmfarn, Dorniger; auch Dryopteris carthusiana

Kartäuser DornfarnWurmfarn, Gewöhnlicher Dryopteris filix-masZahnwurz, Quirl-; auch Weiße Z. Dentaria enneaphyllosZahnwurz, Weiße; s. Quirl-Z.! Dentaria enneaphyllosZahnwurz, Zwiebel- Dentaria bulbiferaZiest, Wald- Stachys sylvaticaZweiblatt, Großes Listera ovataZweizahn, Dreiteiliger Bidens tripartita

Moose/FlechtenSichelmoos, Firnisglänzendes Drepanocladus vernicosusKatharinenmoos, Großes Atrichum undulatumKurzbüchsenmoos, Rauhes Brachythecium rutabulumSchlafmoos, Zypressen- Hypnum cupressiformeSchlafmoos, Heide- Hypnum jutlandicumRotstängelmoos Pleurozium schreberiGrünstängelmoos Scleropodium purumRentierflechte Cladonia spec.

Nomenklatur nach ROTHMALER (2005) und SCHMIDT & KLAUSNITZER (2002), Moose nach KOPERSKI et al. (2000)

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175

Projektbearbeitung Sachsenforst Torsten Roch, Jöran Zocher

Projektträger LSHProf. Dr. H

ans-Jürgen Hardtke

ProjektbearbeitungDr. Peter Kandler, Astrid H

anetzog

Projektleitung TU Dresden

Prof. Dr. Peter A. Schmidt

ProjektbearbeitungDr. Eckehard-G.W

ilhelm, Steffen H

ilpert

Projektbearbeitung LTVW

olfram Böhm

eim

Auftrag des SMU

L: Projektbetreuer: Dr. Dirk-Roger EisenhauerProjektbegleitend: Abt. Naturschutz, W

ald und Forstwirtschaft:

Johannes Grunwald, W

infried Werner

Abt. Wasser: Prof. Dr. M

artin Socher, Elfie Defér

Projektbegleitend SchutzgebietsbetreuerKarl-H

einz Mayer

Projektbegleitend undM

aßnahmen FB N

eustadtDr. Dietrich Butter, Frank M

arschner, Thom

as Krause, Kai Noritzsch, Lutz W

inkler

ProjektbegleitendU

NB Landkreis Sächsische

Schweiz

Karl-Heinz Rehn

Projektbegleitend und Maßnahm

en BG PirnaAndré Neum

ann

weitere Kooperation

Projektträger undKooperationspartner:Geschäftsführende AG,zusätzlich inProjektbegleitender AGStand: 12/2007

ProjektbegleitendRP Dresden-U

mw

eltbereichDr. Bernard H

achmöller

OGF: Dr. habil. Denie GeroldARCADIS Gm

bH: Dr. Dorit Schröder

DEGES: Ulrich M

öllerLANU

: Frank Stanetzky

im Auftrag des SM

UL:

Anlage 5: Projektträger, Projektleitung, Projektbearbeitung und Kooperationspartner

Anlagen

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:18 Uhr Seite 175

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176 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Autoren

Wolfram BöhmeLandestalsperrenverwaltungBahnhofstr. 14, 01796 Pirna

Dr. Dietrich ButterStaatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk NeustadtKarl-Liebknecht-Straße 7, 01844 Neustadt i. Sa.

Dr. Maik DennerTechnische Universität DresdenInstitut für Allgemeine Ökologie und UmweltschutzPienner Str. 7, 01737 Tharandt

Dr. Ingo DittrichDittrich & Partner Hydro-Consult GmbH Gerlinger Str. 4, 01728 Bannewitz

Dr. Dirk-Roger EisenhauerStaatsbetrieb SachsenforstBonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa

Dr. habil. Denie GeroldOstdeutsche Gesellschaft für Forstplanung (OGF), Niederlassung SachsenZum Wiesengrund 8, 01723 Kesselsdorf

Norman DöringTechnische Universität DresdenInstitut für Allgemeine Ökologie und UmweltschutzPienner Str. 7, 01737 Tharandt

Prof. Dr. Hans-Jürgen HardtkeLandesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.Wilsdruffer Str. 11/13, 01067 Dresden

Jördis GorogranzFeuerbachstraße 16, 04105 Leipzig

Steffen HilpertTechnische Universität DresdenInstitut für Allgemeine Ökologie und UmweltschutzPienner Str. 7, 01737 Tharandt

Dr. Peter KandlerHohe Str. 72, 01187 Dresden

Dr. Torsten KrügerTechnische Universität DresdenDozentur Wildökologie und JagdwirtschaftPienner Str. 8, 01737 Tharandt

Karl-Heinz MayerPirnaer Str. 26, 01816 Bad Gottleuba

Dr. Albrecht MünchDittrich & Partner Hydro-Consult GmbH Gerlinger Str. 4, 01728 Bannewitz

Jana PlanekFichtestr. 12, 01097 Dresden

Torsten RochStaatsbetrieb SachsenforstBonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa

Prof. Dr. Peter A. SchmidtTechnische Universität DresdenInstitut für Allgemeine Ökologie und UmweltschutzPienner Str. 7, 01737 Tharandt

Dr. Dorit SchröderARCADIS Consult GmbHGlück-Auf-Str. 1, 09599 Freiberg

Dr. Reinhard StockDeutsche Bundesstiftung UmweltAn der Bornau 2, 49090 Osnabrück

Sven SonnemannStaatsbetrieb SachsenforstBonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa

Andreas WahrenTechnische Universität DresdenInstitut für Bodenkunde und StandortslehrePienner Str. 19, 01737 Tharandt

Dirk WendelTechnische Universität DresdenInstitut für Allgemeine Ökologie und UmweltschutzPienner Str. 7, 01737 Tharandt

Dr. Eckehard-G. WilhelmTechnische Universität DresdenInstitut für Allgemeine Ökologie und UmweltschutzPienner Str. 7, 01737 Tharandt

Jöran ZocherStaatsbetrieb SachsenforstBonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa

Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:18 Uhr Seite 176

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Bildnachweis

AID, TitelbildARCADIS Consult GmbH Freiberg: Abb. 4.3.1.-5,Abb. 4.3.3.-1, Abb. 4.3.3.-2, Abb. 4.3.3.-4,Abb. 4.3.3.-5, Abb. 4.3.3.-6, Abb. 4.3.3.-8,Abb. 4.3.4.-4, Abb. S. 164, TitelbildWaldemar Gleinich, Dresden: Abb. 3.3.-1Steffen Hilpert, Dresden: Abb. 4.1.3.1.-4,Abb. 4.1.3.1.-5, Abb. 4.1.3.1.-6, Abb. 4.1.3.1.-7,Abb. 4.1.4.-9, Abb. 4.2.2.-2, Abb. 4.2.2.-3,Abb. 4.3.4.-3, Abb. 4.3.4.-4, Abb. 4.3.4.-5,Rücktitel MitteJenny Kießling, Freital, Titelbild, Rücktitel oben,Abb. S. 160, Abb. S. 172Landesvermessungsamt Sachsen: Abb. 4.3.2.-2:Ausschnitt aus dem DOP 2002 und DOP 2005,Erlaubnisnummer: 5319/07André Neumann, Bad Gottleuba: Abb. 4.3.4.-3Jana Planek, Dresden: Abb. 4.3.2.-7Prof. Dr. Peter A. Schmidt, Sörnewitz: Abb. 3.3.-2SLUB Dresden/Deutsche Fotothek,K.-D. Schumacher: Abb. 4.3.2.-1Staatsbetrieb Sachsenforst, Pirna OT Graupa:Abb. 4.2.4.1.-1, Abb. 4.2.5.1.-3, Abb. 4.2.5.1.-4,Rücktitel untenHarald Weber, Dippoldiswalde : Abb. 3.4.-3Dirk Wendel, Tharandt: Abb. 4.3.2.-5, Abb. 4.3.2.-10,Abb. S. 163Dr. Eckehard-G. Wilhelm, Dresden: Abb. 4.3.1.-1,Abb. 4.3.1.-2, Abb. 4.3.1.-3, Abb. 4.3.1.-4

Impressum

Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltungunter Berücksichtigung von Hochwasservorsorgeund Naturschutz im OsterzgebirgeAbschlussbericht zum DBU-Projekt:Hochwasserschutz- und naturschutzgerechteBehandlung umweltgeschädigter Wälderund Offenlandbereiche der Durchbruchstäler desOsterzgebirges 2008

Herausgeber:Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.Geschäftsstelle und Postanschrift:01067 Dresden, Wilsdruffer Straße 11/13Telefon 03 51/4 95 61 53Telefax 03 51/4 95 15 59www.saechsischer-heimatschutz.delandesverein@saechsischer-heimatschutz.de

Redaktionskollegium:Dr. Dirk-Roger EisenhauerRosemarie PohlTorsten RochProf. Dr. Peter A. SchmidtDr. Eckehard-G. Wilhelm

Schlussredaktion:Prof. Dr. Peter A. SchmidtDr. Eckehard-G. WilhelmDr. Dirk-Roger Eisenhauer

Layout:Regina Bäßler, Agentur BäßlerBrockwitz

Druckerei:Druckerei Julius Mißbach, Neustadt in Sachsen

Nachdruck bzw. Verwendung in anderen Medien –auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmi-gung des Herausgebers und der Autoren gestattet.

Sollten der Redaktion, trotz umfangreicher Recher-chen, Veröffentlichungsrechte entgangen sein, bittenwir um Entschuldigung und die Betroffenen sichbeim Herausgeber zu melden, damit die Urheber-rechte gewahrt werden können.

Gefördert mit Mitteln der Deutschen BundesstiftungUmwelt und des Freistaates Sachsen

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Page 185: UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON HOCHWASSERVORSORGE … · Peter A.Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm 3.3. Die besondere naturschutzfachliche Bedeutung des Projektgebietes

Staatsbetrieb Sachsenforst

SächsischesStaatsministeriumfür Umwelt undLandwirtschaft (SMUL)

TECHNISCHEUNIVERSITÄTDRESDEN

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