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Univ.-Prof. Dr. Paul Thomes - dglr.de · Kollege Ludwig Prandtl trat dann – bedingt durch eine...

Date post: 11-Aug-2019
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Luft- und Raumfahrt 4-2012 38 100 Jahre DGLR. Ich freue mich, hier und heute zu gratulieren und zu Ihnen spre- chen zu dürfen. Was für ein schöner Dienstag, um ein inzwischen schon fast geflügeltes Wort abzuwandeln. Geflügelt: Wir sind mitten im Thema. Wie feiert man ein solch prächtiges Jubiläum? Gerne streift man die Geschichte, lässt leise den Schnee von gestern rieseln, um dann die Zukunft himmelblau zu träumen. Ja, Träumen muss erlaubt sein. Die Namensgeber der Gesellschaft – Lilienthal und Oberth – haben definitiv geträumt. Ganz im Sinne dieser Innovatoren legen wir heute aber quasi eine Schippe drauf: Wir blicken bewusster zurück, Retrospektive der Zukunft, um dabei einen Schritt nach vorne zu tun. Oft ist es ja umgekehrt: Wir riskieren den Blick nach vorn und halten dann mutlos inne. Das Ergebnis: Umlaufbahn statt neuer Sphären. Lilienthal und Oberth wären definitiv nicht begeistert gewesen. Wir wollen heute in einer kleinen Tour d’Horizon erkunden, wo die Gesellschaft herkommt, welche Mission und Vision sie trieb und treibt, und wir wollen testen, ob wir aus dem Gründungsprocedere heraus die eine oder andere Anregung zur Gestaltung der Zukunft mitnehmen können. So gesehen möchte der Beitrag auch keineswegs eine Art von Luft- bzw. Deutungshoheit etablieren, sondern allein zum kreativ-intuitiven Gedankenflug anregen. Dieser Plan deckt sich exakt Univ.-Prof. Dr. Paul Thomes Kaizen im Kaiserreich – eine aeronautische Retrospektive der Zukunft mit den Intentionen der Jubilarin, wie die Satzung offenbart. Als Stichworte finden sich darin: Diskussion, Anregungen und Perspektiven, um nur einige wichtige zu nennen. Ein gewisses Problem stellt sich dem interessierten Historiker insofern, als das Geburtstagskind ihn nicht so einfach an sich heranlässt. Das liegt zum Teil an der eher spartanisch aufbereiteten Überlieferung. Den zentralen Grund aber liefert die bewegte, ja geradezu sprunghafte Biographie der Gesellschaft. Sie nicht einfach auszurechnen, unsere DGLR, mit vielen Wurzeln, hoher Dynamik und manchen Irrungen, welche die Grafik gar nicht wiederzugeben vermag. Letztlich haben die Fährnisse eine unverwechselbare Persönlichkeit geformt, zuletzt 1993 reformiert; dabei nicht nur das Make-up aufgefrischt, denn mit neuem Make-up alleine lässt sich Zukunft wahrlich nicht schaffen. Damit ist das Stichwort gegeben: Wie sah die Zukunft Anfang des 20. Jahr- hunderts aus? Nun, rosig, kein Wölkchen am Horizont, eine geradezu über- mütige Fortschrittseuphorie allenthalben. Weshalb? Nun, die Welt definierte sich als dynamisch wachsende Freihandelszone. Die USA, Großbritannien und Deutschland – als die Schrittmachernationen – trieben sich in einem noch kosmopolitischen friedlichen Wettstreit zu immer neuen Höchstleistungen. Wir sehen ein Wohlstandsniveau wie nie zuvor, samt einem gesetzlichen Anspruch auf soziale Absicherung und Bildung. Wir sehen wegweisende technische Inno- Biographie der DGLR
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Luft- und Raumfahrt 4-2012 38

100 Jahre DGLR. Ich freue mich, hier und heute zu gratulieren und zu Ihnen spre-

chen zu dürfen. Was für ein schöner Dienstag, um ein inzwischen schon fast

geflügeltes Wort abzuwandeln. Geflügelt: Wir sind mitten im Thema.

Wie feiert man ein solch prächtiges Jubiläum? Gerne streift man die Geschichte,

lässt leise den Schnee von gestern rieseln, um dann die Zukunft himmelblau zu

träumen. Ja, Träumen muss erlaubt sein. Die Namensgeber der Gesellschaft –

Lilienthal und Oberth – haben definitiv geträumt.

Ganz im Sinne dieser Innovatoren legen wir heute aber quasi eine Schippe drauf:

Wir blicken bewusster zurück, Retrospektive der Zukunft, um dabei einen Schritt

nach vorne zu tun. Oft ist es ja umgekehrt: Wir riskieren den Blick nach vorn und

halten dann mutlos inne. Das Ergebnis: Umlaufbahn statt neuer Sphären.

Lilienthal und Oberth wären definitiv nicht begeistert gewesen.

Wir wollen heute in einer kleinen Tour d’Horizon erkunden, wo die Gesellschaft

herkommt, welche Mission und Vision sie trieb und treibt, und wir wollen testen,

ob wir aus dem Gründungsprocedere heraus die eine oder andere Anregung zur

Gestaltung der Zukunft mitnehmen können. So gesehen möchte der Beitrag

auch keineswegs eine Art von Luft- bzw. Deutungshoheit etablieren, sondern

allein zum kreativ-intuitiven Gedankenflug anregen. Dieser Plan deckt sich exakt

Univ.-Prof. Dr. Paul ThomesKaizen im Kaiserreich –

eine aeronautische Retrospektive der Zukunft

mit den Intentionen der Jubilarin, wie die Satzung offenbart. Als Stichworte

finden sich darin: Diskussion, Anregungen und Perspektiven, um nur einige

wichtige zu nennen.

Ein gewisses Problem stellt sich dem interessierten Historiker insofern, als das

Geburtstagskind ihn nicht so einfach an sich heranlässt. Das liegt zum Teil an

der eher spartanisch aufbereiteten Überlieferung. Den zentralen Grund aber

liefert die bewegte, ja geradezu sprunghafte Biographie der Gesellschaft.

Sie nicht einfach auszurechnen, unsere DGLR, mit vielen Wurzeln, hoher

Dynamik und manchen Irrungen, welche die Grafik gar nicht wiederzugeben

vermag. Letztlich haben die Fährnisse eine unverwechselbare Persönlichkeit

geformt, zuletzt 1993 reformiert; dabei nicht nur das Make-up aufgefrischt,

denn mit neuem Make-up alleine lässt sich Zukunft wahrlich nicht schaffen.

Damit ist das Stichwort gegeben: Wie sah die Zukunft Anfang des 20. Jahr-

hunderts aus? Nun, rosig, kein Wölkchen am Horizont, eine geradezu über-

mütige Fortschrittseuphorie allenthalben. Weshalb? Nun, die Welt definierte

sich als dynamisch wachsende Freihandelszone. Die USA, Großbritannien und

Deutschland – als die Schrittmachernationen – trieben sich in einem noch

kosmopolitischen friedlichen Wettstreit zu immer neuen Höchstleistungen. Wir

sehen ein Wohlstandsniveau wie nie zuvor, samt einem gesetzlichen Anspruch

auf soziale Absicherung und Bildung. Wir sehen wegweisende technische Inno-

Biographie der DGLR

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Motorflug in Deutschland statt. Bereits 1909 querte Blériot den Kanal. Die Welt

hielt den Atem an, nur um dann in einen ungläubig-erstaunten Jubel über sich

selbst auszubrechen.

Ausgeträumt der Traum vom Fliegen, bereits zur Realität geworden? Nein, eher

neue Sehnsüchte beflügelnd. Man kann sich nur zu gut die leuchtenden Augen

des zwölfjährigen Jules Verne Verehrers Herrmann Oberth vorstellen – und dieje-

nigen zahlreicher anderer Menschen. Und in der Tat: Die Fliegerei verkörperte

seinerzeit die wissenschaftlich-technische Revolution schlechthin, während sich

ihre Protagonisten gerne im schmeichelnden Glanz scheinbarer (über)menschli-

cher Omnipotenz sonnten. Das Echterdinger Zeppelindesaster 1908 war da allen-

falls ein kleiner, erstaunliche Energien freisetzender Betriebsunfall, und selbst

der Untergang der unsinkbaren Titanic auf ihrer Jungfernfahrt im Frühjahr 1912

ließ die Welt nur kurz innehalten. Zugleich offenbarten diese Katastrophen Defi-

zite: Das den Fortschritten in gewisser Weise hinterherhinkende systematische

Technikwissen sowie die unvollkommene soziotechnische Synchronisation.

Nun kommt endlich auch die Titelzeile ins Spiel: Kaizen im Kaiserreich, eine

schöne Alliteration, ohne Frage, mehr noch aber die Umschreibung eines ganz-

heitlichen Erklärungsansatzes zur effizienten Gestaltung von Innovationspro-

zessen, der sich auch gut zur erklärenden Einordnung von Gründung und Funk-

tion der DGLR heranziehen lässt. Die Graphiken deuten an, wie die Konstellation

vationen in allen Bereichen und dazu noch am laufenden Band, ob Maschi-

nenbau, Elektrotechnik, Chemie, Telefon, mechanische Antriebe, künstliches

Licht, motorgetriebene Mobilität … Alle diese Neuerungen schrumpften

Distanzen auf Bruchteile, multiplizierten die Arbeitseffizienz und verlängerten

den Tag auf 24 Stunden.

Die Namen Krupp, Otto, Bayer, Siemens, Benz, Daimler, Diesel, Lilienthal und

viele andere mehr sind uns nicht von ungefähr bis heute vertraut. Machen

Männer Geschichte? Meine Damen und Herren, Menschen machen Geschichte.

Und sie arbeiteten seinerzeit an einem phantastischen Ziel, diese Menschen: an

der wissenschaftlich-systematischen Erschließung des Luftraums; eine wahr-

haft neue Dimension, verknüpft mit dem ikarischen Mythos der Hybris.

Die Ballonfahrt – nach dem Prinzip „leichter als Luft“ – erhielt durch den

mechanischen Antrieb neuen horizontalen Schub. 1884 kehrte das Luftschiff

„La France“ als erstes Luftfahrzeug aus eigener Kraft an seinen Startplatz

zurück – elektromotorisch übrigens. Der Lebemann und Abenteurer Santos

Dumont verzückte ein Jahrzehnt später die Menschheit mit seinen atembe-

raubenden Pariser Luftschifffahrten. Nicht umsonst wählte man ihn 1901 zum

Weltmann des Jahres; die personifizierte Faszination Fliegen.

Derweil brachte Otto Lilienthal das Prinzip „schwerer als Luft“ hier im Berliner

Raum durch seine wissenschaftlich-systematischen Ansätze weit voran –

und bezahlte 1896 seine Berufung tragischerweise und kurz vor dem Durch-

bruch mit dem Leben. Die Gebrüder Wright vollendeten sein Werk dann im Jahr

1903 mit den wohl ersten gesteuerten Motorflügen. 1908 fand dann der erste

Interdependenzstrukturen wechselwirksame

Beeinflussung von Innovationsprozessen

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der Wirkungsfaktoren ausgesehen haben könnte. Bitte nicht erschrecken. Wir

wollen auch am Geburtstag ein wenig systematisieren.

Obwohl die Modelle die reale Komplexität stark reduzieren, lassen sie erahnen:

Die Erschließung der Lüfte, die Interaktion zwischen Wissenschaft, Techni-

kentwicklung und Technikanwendung bzw. -akzeptanz, bedurfte einer Art

von Konzept, zumal bei den beiden miteinander konkurrierenden Systemen:

schwerer und leichter als Luft in Kombination mit einer rasanten, ja geradezu

disruptiven Entwicklung.

Darauf weist auch das hier aufgeführte, zudem unvollständige aeronauti-

sche Innovationsregister der „Takeoff-Phase“ der Luftfahrt hin, um mit Rostow

zu sprechen. Die Regelung solcher Prozesse galt als eine der Stärken der Inno-

vationskultur des Kaiserreichs. Die Historiker

beschreiben die Mechanismen mit Begriffen wie

„Organisierter Kapitalismus“ oder „Korporati-

vismus“. D.h. für unser Sujet, es gab Vorbilder auf

anderen Handlungsfeldern, und es sei hinzuge-

fügt, dass Deutschland nicht alleine mit diesen

Ansätzen stand.

So gründete sich in GB bereits 1866 die Royal

Aeronautical Society mit dem Ziel … to further

the art, science and engineering of aeronautics;

sicherlich das internationale Vorbild der deut-

schen Gründung. Das nationale Vorbild war die

Schiffbautechnische Gesellschaft von1899.

Im Bereich Luft- und Raumfahrt aber begann

alles an der Universität Göttingen 1898, vor 114

Jahren, wie die Folie zeigt. Bei der Göttinger

Vereinigung zur Förderung der angewandten

Physik und Mathematik mit dem Ziel „ … die

… fast verloren gegangene Fühlung zwischen

der abstrakten Universitätswissenschaft und

der schaffenden Technik wiederherzustellen.“

(Prandtl 1920, zitiert nach Blenk, S.12).

Interessant ist die Konstellation der treibenden

Köpfe: eine kreativ-professionelle Allianz von

Wissenschaft und Praxis.

Der Vertreter der Wirtschaft: Henry Böttinger

(1848 – 1920), Chemieindustrieller, seit 1882 in

der Leitung der Bayer AG und ein herausragender

Wirtschaftsfunktionär.

Der Vertreter der Wissenschaft: Felix Klein (1849-

1925), Mathematiker, Pädagoge, Wissenschafts-

funktionär und Initiator der Göttinger Luftfahrt-

wissenschaft als Forschungsfeld. Sein Göttinger

Kollege Ludwig Prandtl trat dann – bedingt durch

eine schwere Erkrankung Kleins – rasch in dessen

Fußstapfen. Diese Personen ventilierten unter

anderem auch die Gründungen der Motorluft-

schiff- Studiengesellschaft (MSG), der Modell-

versuchsanstalt für Luftfahrt in Göttingen (MVL)

1906/07, Vorläuferin des DLR und schließlich der

Wissenschaftlichen Gesellschaft für Flugtechnik

(WGF) 1912, als Urahn der DGLR. Wir sehen hier

einen wichtigen Teil des Prozesses der Heraus-

bildung und Vernetzung von Luftfahrtforschung

sowie deren Anwendung in einem hoch-innovationsfreundlichen Umfeld.

Die Internationale Luftschiffahrtausstellung (ILA) 1909 in Frankfurt zündete

dann den entscheidenden Funken - wieder wohl auf Initiative von Felix Klein.

Im November 1911 fand die erste flugwissenschaftliche Tagung im Begleitpro-

gramm der Göttinger Versammlung statt, in, wie es heißt, euphorischer Stim-

mung und mit dem dringenden Wunsch nach einer eigenen Vereinigung.

Böttinger, Klein und Prandtl luden im Februar 1912 zu einer Pilotveranstaltung

ein. Der technophile Prinz Heinrich, Bruder des Kaisers, selbst seit 1910 Pilot

mit der Lizenz Nr. 38, ließ sich als potentieller Ehrenvorsitzender gewinnen. Am

3. April 1912 versammelten sich anlässlich der Allgemeinen Luftfahrzeugaus-

stellung (ALA) in Berlin über 120 Interessierte, alles was in der Luftfahrtszene

Oben: Sozio-technisches Kaizen.

Unten: Protokoll der Gründungsversammlung

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Rang und Namen hatte, und gründeten, getragen von der zeittypischen Woge

der Fortschrittsbegeisterung die Wissenschaftliche Gesellschaft für Flugtechnik

mit vom Start weg über 170 Mitgliedern.

Das Ergebnis: Eine Gesellschaft als aktiver Knotenpunkt in einem Netzwerk von

Agenten des Wandels: interdisziplinär – visionär – international – kommuni-

kativ und zumindest ansatzweise kritisch-konträr. Seither sind fast exakt 100

Jahre vergangen, die Gründungssitzung endete um 17.10 Uhr.

Die Vision und die Mission der Gesellschaft beanspruchen nach wie vor Gültig-

keit. Epochale Missionen wie die Ersterschließung des Luftraums und des Welt-

alls stehen zwar momentan nicht an: Der Erdball ist zum Dorf geschrumpft. Die

Oberth‘sche Rakete zu den Planetenräumen hat die Menschheit weit getragen.

Die Aufgaben existieren in einem völlig anderen Umfeld weiter. Kreative proak-

tive Gestaltung tut nach wie vor not – und sie ist nicht einfacher geworden:

Kaizen jetzt im globalen Dorf und nicht zuletzt in der Atmosphäre darüber.

Fast alle seinerzeit initiierten Netzwerke existieren heute noch. Die 1912 visi-

onär geschmiedete Innovations-Allianz von Wissenschaft, Wirtschaft und

Politik hat sich offensichtlich bewährt. Die DGLR und ihre heute über 3.000

Mitglieder sind nach wie vor wichtige, ja unverzichtbare Treiber und Multiplika-

toren des Wandels: eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, fürwahr.

Ich könnte jetzt wohl schließen. Erlauben Sie mir aber noch ein nachdenkli-

ches Wort. Denn wenn es eine inhärente strukturelle Schwäche der skizzierten

Allianz gibt, dann ist es die Gefahr der Vereinnahmung durch bestimmte Inte-

ressen; so geschehen vor allem im totalitären NS-Regime – mit fatalen,

menschenverachtenden Konsequenzen. Es sollte uns nachdenklich stimmen,

dass die Gesellschaft sich schon 1933 in einem Akt vorauseilenden Gehorsams

eine Satzung gab, die nur arische Mitglieder akzeptierte. Die Aufarbeitung der

braunen Jahre steht im Übrigen noch aus.

Was ich damit sagen möchte: Wohlfahrtsorientiertes Kaizen braucht kritisch-

kreative Agenten des Wandels – und die entfalten sich nur in einer freiheitlich

demokratischen Grundordnung. Sie ist ausgesprochen lernfähig und bietet die

Basis für den unabdingbaren offenen Dialog, dessen es Bedarf, um Gruppeninte-

ressen und Gemeinwohlinteressen auszugleichen und damit Zukunft nachhaltig

zu gestalten. Auch in Bezug auf die DGLR haben die letzten Jahrzehnte diese

These eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Was können wir als Botschaft mitnehmen? Nun, es gilt nach wie vor, im Dialog

sowie kreativ und kritisch – in kleinen und großen Akten durchaus schmerz-

hafter schöpferischer Zerstörung – Fortschritt in Form eines verantwortungs-

bewussten, menschenzentrierten Innovationsmanagements voranzutreiben. In

diesem Sinne auch von mir einen ganz herzlichen Glückwunsch und weiterhin

den wünschenswerten Erfolg.

Univ.-Prof. Dr. Paul Thomes

Seit 1996 Univ.-Professor an der Fakultät für Wirtschafts

wissenschaften der RWTH Aachen. Themenschwerpunkte:

Wirtschafts-, Sozial-,Technologie- und Innovationsgeschichte

Liste der Literaturhinweise auf Seite 48

Innovationsregister

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Berlin-Bonn, 3. April 2012. Vor Hundert Jahren begann die Zukunft: Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) feierte am 3. April 2012 mit einem Festakt in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen in Berlin ihren hundertsten Geburtstag; als Festredner sprach zu den rund 230 Gästen der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Parla-mentarischer Staatssekretär Peter Hintze.Als Ehrengäste ergriffen auch Dr. Thomas Enders, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) e.V. und der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zent-rums für Luft- und Raumfahrt (DLR) e.V., Prof. Dr Johann-Diet-rich Wörner das Wort. Beide betonten dabei das hohe Potenzial der DGLR, nach einhundert Jahren zur Meisterung auch künftiger Herausforderungen der Luft- und Raumfahrt beitragen zu können. Als Voraussetzung dafür plädierte Wörner für eine noch stärkere Intensivierung der in dieser Form einzigartigen Vernetzung von Industrie, Forschung und Politik. Als notwendige Schwerpunkte zeitgerechter strategischer Ausrichtung der DGLR definierte Enders eindringlich insbesondere eine stringente Internationa-lisierung der Aktivitäten sowie die konsequente Abkehr von der Philosophie der neutralen Plattform hin zur Positionierung als deutlich vernehmbare politische Stimme der Luft- und Raumfahrt.Einen Anfang dafür hatte die DGLR gewissermaßen bereits mit der Feier gesetzt, denn unter den Gästen waren erstmals auch die Spitzen der Wissenschafts- und Technikredaktionen großer

DGLR: Mission Zukunft durch Luft- und Raumfahrt

feiert 2012 ihr 100-jähriges Jubiläum

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Tageszeitungen sowie aller Fachmagazine Deutschlands, die mit großem Engagement und profunder Kenntnis seit vielen Jahren der Luft- und Raumfahrt regelmäßig ein Forum für Millionen Leser und Leserinnen öffnen. Zugegen waren auch jene, von denen man ansonsten eher in eben diesen Medien liest, etwa Sigmund Jähn und Hartmut Sänger. Doch auch jene, von denen man in einigen Jahren regelmäßig zu lesen hofft, standen bei der Veranstaltung im Scheinwerfer-licht: Die studentischen Nachwuchsgruppen der DGLR, vertreten mit einer Ausstellung ihrer Projekte durch die Gruppen ERIG von der Universität Braunschweig und JetDreams von der Bezirks-gruppe Berlin/Brandenburg unter Mentorschaft von Stefan Hein, Rolls Royce.Lohn ihrer Mühen der Vorbereitung und des Einsatzes war das rege Interesse eines Publikums akademischer Würdenträger, wie es außer beim Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress wohl kaum sonst an einem einzigen Ort versammelt ist, einschließlich der Träger des Prandtl-Rings, den Professoren Klaus Gersten, Hans Georg Hornung, Egon Krause, Wilhelm Schneider und Siegfried Wagner. Mit den Worten der Moderatorin Annic Barbara Fenske: Es waren „all jene versammelt, die dem Technologiemotor Luft- und Raumfahrt Schub geben“. Mit dem Festakt im beeindruckenden Ambiente der Landesver-tretung Nordrhein-Westfalen beim Bund in Berlin wurde dennoch nur der Auftakt für das von der DGLR für 2012 ausgerufene Jahr der Luft- und Raumfahrt mit vielen Regionalveranstaltungen von Bezirksgruppen gesetzt. Oder, um es mit den Worten des Vortra-genden, Professor Thomes von der RWTH Aachen zu fassen: „Kaizen im Kaiserreich - die Herausforderungen für die Luft- und Raumfahrt bleiben, der Katalysator für ihre Lösungen auch: die DGLR.“

Abb.1: (v.l.n.r)

Prof. Rolf Henke, Prof. Dr.

Johann-Dietrich Wörner,

PSts Peter Hintze, Claudia

Kessler, Dr. Thomas Enders,

Dr. Detlef Müller-Wiesner

(v.l.n.r)

Abb.2: DGLR-Nachwuchs-

gruppe Jetsdream

Abb.3: (v.l.n.r.)

Dr. Thomas Enders, Annic-

Barbara Fenske, Prof.Dr.

Johann-Dietrich Wörner

Abb.4: (v.l.n.r.)

Prof. Wilhelm Schneider,

Prof. Dr. Robert Luckner,

Dr. Rolf Stüssel, Prof. Klaus

Gersten

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Abb. 5: Blick in den Vortragssaal

Abb. 6: (v.l.n.r.) Prof. Dr. Dieter Peitsch,

Dr. Sigmund Jähn, Stefan Hein

Abb. 7: PSts Peter Hintze

Abb. 8: Dr. Detlef Müller-Wiesner

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Abb. 9: (v.l.n.r.) Dr. Holger Wentscher, Hartmut

Sänger, Dr. Detlef Müller-Wiesner, Hans-

Günther Kath (v.l.n.r.)

Abb. 10: (v.l.n.r.) Dr. Detlef Müller-Wiesner,

Prof. Dr. Mirko Hornung,

Univ. Prof. Dr. Paul Thomes

Abb. 11: Univ. Prof. Dr. Paul Thomes

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Unter diesem Motto stand die regionale Geburtstagsfeier der BG Leipzig zum

100-jährigen Bestehen der DGLR. Nach den Grußworten einiger Persönlich-

keiten – genannt sei Herr Albrecht, Bürgermeister der Stadt Leipzig für Wirt-

schaft – schilderte W. Rumpelt in einem Dia-Vortrag Historisches zur Luftfahrt

in Leipzig und Elke von Hünefeld (als Mitglied der BG Leipzig) zeigte in einem

Dia-Vortrag den Flug 1928 ihres Urgroßvaters (zusammen mit Köhl und Fizmau-

ritz) nach Amerika.

Dann wurden die Ausstellungsstücke besichtigt und bestaunt; und dazu mit

einem Glas Rotkäppchen auf das Wohl der DGLR angestoßen. Beispiel: der

Vertikal-Kreisel der Lageregelung vom EWR VJ 101 wurde in Betrieb vorgeführt.

Mehrere Partner ließen das Zusammenwirken (siehe Motto) betonen – Junkers-

Museum, Morgenröthe und andere. Ein exzellenter Imbiss wurde genossen.

Man demonstrierte „Gemeinschaftsspiel“ und fügte hinzu, daß bei aller Eigen-

entwicklung der eigenen Person das Wirken in, mit und für die Gemeinschaft

nicht vergessen werden darf. Dank an Partner Freunde und Helfer ! Großer Dank

an die HTWK für die Räumlichkeiten !

DGLR – alles Gute – weiter so!

Professor Hans Franke

Bezirksgruppe Leipzig„Fliegerei ist ein Gemeinschaftsspiel“ Weitere Termine der Bezirksgruppen

Besichtigung der Ausstellungsstücke

DGLR Bezirksgruppe München

21./22. Juli 2012

Zentralveranstaltung Jubiläum „1912 Flugplatz Schleissheim 2012“

„Fly-In 2012“ Flugzeug-Oldtimer-Treffen in der Flugwerft Schleissheim

Vorführungen der Polizeihubschrauber: Jubiläum „50 Jahre Fliegerstaffel der

Bundespolizei“

DGLR-Bezirksgruppe Braunschweig – Exkursion

Am 15. Oktober 2012

um 17:00 Uhr

Exkursion:

100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt e.V. –

Ein geschichtlicher Rückblick Besichtigung des DLR-Simulatorzentrums

Dr. Holger Duda, DLR Institut für Flugsystemtechnik, Braunschweig

Horst Günther, DGLR-Bezirksgruppe Braunschweig

DGLR-Bezirksgruppe Hamburg – Sonderveranstaltung

Am 25. Oktober 2012

um 16:00 Uhr

in der HAW Hamburg

Hörsaal 01.12

Berliner Tor 5 (Neubau)

20099 Hamburg

Termine der Wanderausstellung

21./22. Juli 2012

Zentralveranstaltung Jubiläum „1912 Flugplatz Schleissheim 2012“ -

„Fly-In 2012“ Flugzeug-Oldtimer-Treffen in der Flugwerft Schleissheim -

Jubiläum „50 Jahre Fliegerstaffel der Bundespolizei“

11. – 14. September 2012

Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin/Schönefeld

15. Oktober 2012

100-Jahr-Feier der DGLR Braunschweig

Dezember

Dornier-Museum in Friedrichshafen

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Wanderaustellung„Zukunftsforum Luft- und Raumfahrt

Die DGLR nimmt das Jubiläumsjahr 2012 zum Anlass, die Leistung, Perspektiven

und Chancen von Luft- und Raumfahrt mit Maßnahmen gezielter Kommunika-

tion noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu heben und auf diese

Weise auch das große Engagement ihrer Mitglieder, Bezirks- und Nachwuchs-

gruppen im ganzen Land nachhaltig zu unterstützen.

Eines der dafür eingesetzten Mittel ist eine mobile Präsentationsplattform,

welche auf der Jubiläumsveranstaltung am 3. April 2012 Premiere feiert und im

Anschluss auf Tournee gehen wird. Nächste Stationen sind der Deutsche Luft-

und Raumfahrtkongress (DLRK) im September, Veranstaltungen von Bezirks-

gruppen sowie Einsätze in institutioneller Umgebung.

Die Einheit besteht aus Modulen, deren Innenteil unter dem DGLR-Motto

„Informieren, Vernetzen, Fördern“ die Leistungen der Luft- und Raumfahrt zur

Wahrung der natürlichen und Gestaltung der gesellschaftlichen Lebensgrund-

lagen umreißt, die „vernetzte Welt“ der DGLR beschreibt und schließlich darlegt,

in welch vielfältiger Weise die Gesellschaft als zentrale Plattform ihrer Art in

Deutschland gezielt Interesse, Wissen und Leistung fördert.

Der Außenteil der Einheit informiert dagegen konkret über jene Leuchtturm-

Projekte, mit denen die Luft- und Raumfahrtindustrie in den kommenden

Jahren aus Visionen Realität entstehen lassen wird: Wie sieht die Zukunft des

Fliegens aus, zu welchen Horizonten wird die Raumfahrt uns noch führen?

An einem zusätzlichen Terminal kann der Besucher, angeregt durch den Über-

blick, den die Einheiten gewähren, seinen Informationsstand zu allen aufge-

worfenen Themen noch weiter vertiefen.

Bilder aus der Wanderausstellung

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Luft- und Raumfahrt 4-2012

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Die Königlich-Bayerische Fliegertruppen1912-1920

(Vortragsveranstaltung der DGLR-Fachgruppe „Geschichte der Luftfahrt“)

16.06.2012 Oberschleißheim

Workshop: „Flugbahnen, Trajektorien, Flugplanung –

Anforderungen, Moderne Ansätze“

(Gemeinsamer Workshop der DGLR-Fachausschüsse L6.1, L6.2, L6.3 und L6.5

in Kooperation mit L3.1 und L3.2 - Call for Papers bis 9. Mai 2012)

26.06.2012 – 27.06.2012 Manching

International Air Cadet Exchange (IACE)

(Ziel des Programmes ist es, das Interesse junger Personen für die Luftfahrt im

Allgemeinen und für ein Berufsleben in der Luftfahrt im Speziellen zu festigen

und Perspektiven zu zeigen.)

17.07.2012 – 01.08.2012 Bundesweit

Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

10.09.2012 –12.09.2012 Berlin

INTERNATIONALE UND DGLR-VERANSTALTUNGEN

Detaillierte Liste unter www.dglr.de/veranstaltungen Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e. V.

Mitgliederversammlung

13.09.2012 Berlin

28th Congress of the International Council of the

Aeronautical Sciences 2012 (ICAS)

(This remarkable apolitical organization founded by Theodore von Karman and

his international colleagues, continues to build on its impressive heritage, to be

even more relevant to the global aerospace and aviation industries)

23.09. – 28.09.2012 Brisbane, Australia

Workshop: Formale Methoden in der Luft- und Raumfahrt

(Workshop des DGLR-Fachausschuss Q3.4 –

Call for Papers bis 27. Juli 2012) TU München

10.10.2012 Garching bei München

DGLR Shortcourse Satellitentechnik

(Prof. Dr.-Ing. Klaus Brieß, Prof. Dr.-Ing. Hakan Kayal)

29.10. 2012 – 02.11.2012 Berlin

19th AIAA/CEAS Aeroacoustics Conference ( 34th Aeroacoustics Conference)

www.aeroacoustics2013.dglr.de

Call for Papers bis 31. Oktober 2012

27.05.2013 – 29.05.2012 Berlin

Univ.-Prof. Dr. Paul Thomes:

Aktuelle Publikation:

Paul Thomes / Bernado Bátiz-Lazo/ J.Carles Maixé-Altés

(Hg.), Technological Innovation in Retail Finance. Interna-

tional Historical Perspectives, Routledge Verlag, New York

und London 2011.

Literaturhinweise zum Text: Kaizen im Kaiserreich – eine aeronautische Retrospektive der Zukunft , Seite 38

Blättel-Mink, B.: Kompendium der Innovationsforschung, Wiesbaden 2006.

Blenk, H.: Über die Aufgaben der WGL. Rückblick und Ausblick, in.

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4-2012 Luft- und Raumfahrt

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49

Nachruf: Flugkapitän Richard Aloysius Hubert Perlia

6. April 1905 – 14. Februar 2012

Flugkapitän Richard Aloysius Hubert Perlia, bekannt unter dem Namen Richard

Perlia, am 6. April 1905 als siebtes Kind eines Zigarrenfabrikanten in Aachen

geboren, verstarb fast 107-jährig am 14. Februar 2012 in Berlin.

Schon als kleiner Junge faszinierte ihn die Fliegerei und bereits als 8-Jähriger

stand nach dem Besuch eines Flugtages sein Entschluss fest, Pilot zu werden.

Seine streng katholische und bereits verwitwete Mutter schickte ihn aller-

dings nach Abschluss der Schule in das Benediktinerkloster Maria Laach für eine

spätere geistliche Laufbahn. Ihr Sohn Richard aber leistete lange Überzeugungs-

arbeit für seinen Berufswunsch mit dem schlagenden Argument, dass er als Pilot

dem lieben Gott sowieso näher sei als jeder Priester. Seine Mutter lenkte schließ-

lich ein und Sohn Richard erhielt einen Ausbildungsplatz an der Fliegerschule des

Flugzeugbauers Hanns Klemm in Böblingen. Nach Erhalt des Flugscheins erwarb

er die Kunstflugberechtigung bei dem bekannten Piloten und späteren Industri-

ellen Gerhard Fieseler. Hier entstand auch ein erster, zufälliger Kontakt zu Ernst

Udet. Nach anfänglichen Reklameflügen für Zirkus Krone wurde er schließlich

Werkspilot bei der Flugzeugfirma Raab-Katzenstein in Kassel. Nach deren Insol-

venz durchlebte Perlia eine unstete Zeit außerhalb der Fliegerei in Istanbul und

Beirut. Nach seiner Rückkehr und anschließenden Wiedereinstellung bei Klemm

als Werks- und Chefpilot stand die Fliegerei wieder im Mittelpunkt Perlias spek-

takulärer Aktivitäten, eine davon war z.B. seine Landung mit einer Klemm L25

auf dem Zugspitzplatt.

Nach der Machtergreifung der NSDAP wuchs deren Einfluss auf die Fliegerei in

Deutschland. Für Perlia gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder Deutschland zu

verlassen oder in die NSDAP einzutreten, was 1933 geschah. Durch Udets Vermitt-

lung erhielt er eine Festanstellung als Versuchspilot bei der Deutschen Versuchs-

anstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof. Dort erprobte er extreme Tief- und Sturz-

flüge sowie das Flachtrudeln. Zwischenzeitlich verbrachte er aufgrund falscher

Spionagevermutungen einige Zeit in einem Berliner Gestapo-Gefängnis,

wurde aber voll rehabilitiert.

Ab 1936 wurde Perlia für die Firma Arado in Brandenburg und Warnemünde

tätig und im Oktober 1937 zum Flugkapitän ernannt. Auf Udets Empfehlung

hin erprobte Perlia 1939 den Flettner Hubschrauber Fl 265 und führte ihn

im Juli desselben Jahres in Rechlin Adolf Hitler und Hermann Göring unter

anderem im Schwebeflug über deren Köpfen vor. Viel wurde anschließend

darüber spekuliert, was wohl historisch alles passiert wäre, wenn in diesem

Moment der Motor des Hubschraubers ausgefallen wäre, da dieser starr, also

ohne zwischengeschaltete Kupplung, mit dem Rotor verbunden war. Bis etwa

Ende 1940 testete Perlia in Rechlin auch ein Bombenzielgerät der Patin Werke.

Anschließend war er bis zum Ende des 2. Weltkriegs bei Junkers in Dessau tätig.

Damit endete seine Laufbahn als Versuchspilot im Kapitänsrang, die er Dank

seines außerordentlichen fliegerischen Talents und wie er selbst immer sagte,

Dank vieler guter Umstände und Glück ohne größere Blessuren überstand.

Nach dem Krieg betätigte sich Perlia als Fotograf und später als Redakteur der

Fachzeitschrift Flugwelt. So gelangen Ihm mit einer Geheimkamera während

des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 ergreifende Fotos, die

anschließend um die Welt gingen.

Ab 1955 arbeitete Perlia als Redakteur für die Zeitschrift Flugwelt. Dort äußerte

er sich kritisch über den für die neue Luftwaffe auserkorenen Starfighter F 104.

Resultierende Streitigkeiten mit dem damaligen Verteidigungsminister Franz

Josef Strauß führten letztendlich zu Perlias Demission als Flugweltredakteur.

Anschließend bereiste er als Fotograf ausgiebig die Länder Indien, Thailand

und Nepal. Sein bewegtes Leben hat er in seinen Büchern „Mal oben, mal

unten, das brisante Leben des Testpiloten Richard Perlia“ und „In geheimer

Mission, Memoiren eines Testpiloten unter Hitler“ festgehalten.

Bei meinen zahlreichen persönlichen Begeg-

nungen mit Perlia, u. a. anlässlich seines 100.

Geburtstages, faszinierte er selbst nach mehr

als einem halben Jahrhundert mit der detail-

lierten Schilderung seiner teilweise abenteu-

erlich anmutenden Flugeinsätze.

Perlias Lebensmittelpunkt der letzten Jahr-

zehnte war Berlin. Bis vor wenigen Jahren war

er regelmäßig noch als Autor seiner Bücher

auf der ILA präsent. Wir gedenken Richard

Perlia, seit 01. Januar 1956 Mitglied der DGLR

und mit fast 107 Jahren ältester Versuchspilot.

Hedwig Sensen

Richard Perlia mit Hedwig Sensen

Personalia

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Luft- und Raumfahrt 4-2012

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50

Mitglieder Neu

7003.08.1942

Rudolf Kölbel

Braunschweig

06.08.1942

Dr. Dipl.Phys.

Jürgen Hörle

Remscheid

09.09.1942

Dipl.-Ing.

Dietrich Hanke

Braunschweig

15.09.1942

Dipl.-Ing.

Klaus-Peter Töpfer

Heilbronn

16.09.1942

Dipl.-Ing.

Arne Vollan

CH-Beckenried

20.09.1942

Dr.-Ing.

Bernd Kirchner

Berlin

7508.08.1937

Dipl.-Ing.

Eugen Liebing

Stuttgart

10.08.1937

Dr.-Ing.

Karl G.H. Brammer

Sauerlach

27.08.1937

Dipl.-Vw. Dipl.-Kfm.

Axel Zeumer

Köln

03.09.1937

Dipl.-Ing.

Arthur Schäffler

Vierkirchen

06.09.1937

Dipl.-Ing.

Reinhard Hilbig

Delmenhorst

13.09.1937

Dipl.-Math.

Ekkehard Schmid

Überlingen

25.09.1937

Dipl.-Ing.

Harald Claasen

Hamburg

30.09.1937

Ing.

Horst Demuth

Wolfsburg

8022.08.1932

Dipl.-Ing.

Helmut Krause

Karben

22.08.1932

Prof. Dr.-Ing.

Joseph F. Groß

US - Tucson

04.09.1932

Dipl.-Ing.

Rolf Ulken

Braunschweig

04.09.1932

Hans-Heinz Feldhoff

Meckenheim

14.09.1932

Prof. Dr.

Horst W. Löb

Gießen

8117.08.1931

Prof. Dipl.-Ing.

Hans Martin Franke

Leipzig

08.09.1931

Dipl.-Ing.

Peter Schütz

München

30.09.1931

Dr.-Ing. Dipl.-Math.

Eveline Gottzein

Höhenkirchen

8218.08.1930

Joachim-Ullrich Zichy

Braunschweig

20.09.1930

Prof. Dr.

Wolfgang Wild

Zorneding

29.09.1930

Dr.rer.nat.

Georgios Marnezos

München

8317.08.1929

Prof. Dr.

Erhard Hantzsche

Berlin

22.08.1929

Prof. Dr.-Ing.

Klaus Gersten

Bochum

29.09.1929

Dipl.-Phys.

Mario H. Rheinfurth

US - Huntsville

8410.08.1928

Ing.

Werner Hemmer

Landstuhl

14.08.1928

Prof. Dr.jur.,Dr.sc.

Vladimír Kopal

CZ - Prag

Mitglieder in Ausbildung

6012.08.1952

Dr.

Rainer Kroth

Überlingen

14.08.1952

Dr.-Ing.

Andreas Truckenbrodt

CDN - Vancouver

19.08.1952

Dipl.-Ing.

Richard Kleebaur

München

23.08.1952

Dipl.-Ing.

Klaus-Dietrich Flade

F - Pujaudran

06.09.1952

Dipl.-Ing.

Klaus-Peter Ludwig

Berlin

6504.08.1947

Dipl.-Phys.

Reinhart Bartsch

Frankfurt

27.08.1947

Dipl.-Ing.

Hans-Martin Besch

Wedel

30.08.1947

Dr. Mary Kathleen Horn

Neubiberg

03.09.1947

Dr.-Ing.

Klaus Schymanietz

München

14.09.1947

Dipl.-Ing.

Hartwig Dirscherl

Taufkirchen

22.09.1947

Prof. Dr.-Ing.

Wolfgang Nitsche

Neuwerder

28.09.1947

Dipl.-Ing.

Fritz W. Gampe

Uckerland

Dipl.-Ing.

Jan Alting

München

Dipl.-Ing.

Arnold Bock

Kamenz

Wolfgang Bott

Pforzheim

Stefan Kimmel

Mering

Dipl.-Ing.

Janis Mühlratzer

Hamburg

Markus Nitsche

Großröhrsdorf

Dr.

Natascha Oppelt

Olching

Antje Feldhusen

Aachen

Philipp Göbel

Dresden

Isa Held

Bensheim

Sebastian Kaden

Glashütte /

Reinhardsgrimma

Simon Kopf

Ludwigshafen

Wolfgang Lepschies

Stahnsdorf

Phillip Lorenz

Berlin

Michael Schlottke

Aachen

Geburtstage August – September 2012

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Luft- und Raumfahrt 4-2012

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52

25.09.1921

Prof. Dr. med.

Herbert Pichler

A - Wien

9306.09.1919

RegDir a.D.

Max Brandenburg

Obernzell

9424.09.1918

Dr.

Horst Uhrig

Meckenheim-Merl

26.09.1918

Prof. Dr.

Herbert Oertel

Weil am Rhein

9824.09.1914

Dr.

Heinrich Döring

Neufahrn

10028.08.1912

Ing.

Ewald Wagner

Northeim

24.08.1928

Dipl.-Ing.

Martin Rade

Linden

12.09.1928

Fro Hammelrath

Braunschweig

8507.09.1927

Dipl.-Ing.

Karl-Ewald Bruns

Friedland-Gr. Schneen

8630.08.1926

Dr.-Ing.

Ekkehard Schneider

Bremen

8917.08.1923

Dr.

Reinhard Opitz

Dortmund

9016.09.1922

Joachim H. F. Siebert

Vettelschoß

16.09.1922

André Auriol

F - Chatillion Cedex

9104.08.1921

Prof. Dipl.-Ing.

Ernst Simon

Norderstedt

Wir trauern um folgende Mitglieder

Prof. Dr.-Ing. Hans Barth, Mainaschaff

13. November 1934 – 04. August 2011

Vom 21. – 22. April wurde in 24 Städten auf allen 5 Kontinenten, auf der

McMurdo Station in der Antarktis und sogar auf der Internationalen Raumsta-

tion ISS an Lösungen für globale Probleme gehackt und programmiert. NASAs

„International Space Applications Challenge“ (Space Apps) ist ein so genannter

„Hack-a-Thon”, auf dem sich über 2000 normale Bürger mit Interesse an Raum-

fahrt, Problemlösungen und Zusammenarbeit trafen, um mit minimalsten

Mitteln unter minimaler Zeit ein maximales Ergebnis jenseits eingetretener

Pfade für interessante Probleme zu erzielen. Die Aufgabenstellungen konnten

dabei im Vorfeld durch jedermann über die SpaceAppsChallenge.org einge-

reicht werden und die Teilnehmer konnten sich dann unter den 64 Projekten

aus den Bereichen Hardware, Software, Citizen Science und Visualisierung

entscheiden diese umzusetzen. Hack-a-Thons sind Technologieentwicklungs-

marathons, die auf Talent und Initiative der Teilnehmer mit vielfältigen Hinter-

NASA’s International Space Apps Challenge

Raumfahrtprojekte für jedermann in Stuttgart gründen setzen und auf dem Event selber auf Zusammenarbeit bauen, weil die

sich so formenden Teams mit anderen Teams auf der ganzen Welt im Wettbewerb

stehen, um zu vergleichen, welches Team die bessere, effizientere oder elegan-

tere Lösung hervorbringt. Aber im Endeffekt nutzen alle Ergebnisse der Sache,

weil NASA sich dem Open Government verschrieben hat und auch bei Space Apps

die erarbeiteten und programmierten Apps unter einer freien Lizenz gestellt

werden mussten und so als Open-Source-Software wiederum jedem als Start-

punkt für eigene Weiterentwicklungen dienen kann. Einer dieser Events fand

in Stuttgart statt und war für Deutschland auch der einzige Austragungsort

der Space Apps Challenge. Der Event wurde von Andreas Hornig aus der DGLR

Nachwuchsgruppe Constellation von AerospaceResearch.net nach Deutschland

geholt und wurde im Stuttgarter Hackerspace „shackspace“ durchgeführt. Diese

Kombination erwies sich als äußerst geschickt, weil durch AerospaceResearch.

net nicht nur sechs eigene App-Ideen eingereicht wurden, von denen zwei auf

der eigenen verteilten Super-Computer-Platform Constellation laufen sollen,

sondern weil shackspace für die Durchführung eines Hack-a-Thons ein ange-

nehm kreatives, und mit einem gut ausgestatteten Elektroniklabor, Media-

Lab, Loungebereich und eigener Küche perfekt ausgestattetes Umfeld bietet.

Somit konnte man an der Space Apps Challenge in Deutschland teilnehmen und

an Apps programmieren, für die es einen Ansprechpartner bei Fragen gab und

alles in einem Umfeld, das den kreativen Geist angeregt. Die Teilnehmerzahl von

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Luft- und Raumfahrt 4-2012

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54

werden wir diese Unternehmungen unterstützen und später gerne hosten und

anwenden. Somit sind der langfristige Sinn und die Nachhaltigkeit von Open-

Source-Projekten in der Wissenschaft erkennbar und auch ein späterer Einstieg

von Helfern selbst beim Lesen dieser Zeilen ist gegeben. Also nicht erst bis Space

Apps 2012 warten, sondern man kann sich direkt bei uns melden und mitma-

chen. Wir werden beim nächsten Space Apps Challenge gerne wieder Räumlich-

keiten stellen und hoffen auf ähnliche Wettbewerbe anderer Raumfahrtinstituti-

onen. Bis dahin kümmern wir uns bei Constellation und shackspace um die Pflege

der Space Apps und wieder um unser eigenes HGG-Projekt zu verteilten Boden-

stationen zum Empfangen und Tracken von Satelliten.

Andreas Hornig

maximal 15, gemischt aus technik-

afinen Berufstätigen, Luft- & Raum-

fahrt – sowie anderen Studenten,

Schülern mit Informatikprüfungs-

fach und den sowieso im Hacker-

space anzutreffenden Hackern, und

die gute Stimmung bezeugten schon

den Erfolg während des Events. Die

elektronische Hintergrundmusik, das

durch die DGLR Bezirksgruppe Stuttgart gesponserte Essen, eine Videokonfe-

renz mit dem Space Apps Event in Melbourne, Australien und die kurzfristig

anberaumte Cocktailnacht in besagter Vereinsküche rundete das einzigartige

Ambiente ab. Fünf Gruppen arbeiteten an den Space Apps „Brightest Night“,

„Solar System Grand Tour“, „NASA Planetary Data System Interface”, „Prelimi-

nary Design for Open Data API” und an einer außer Konkurrenz stehenden auto-

nomen Flugdrohne. Brightest Night und Solar System Grand Tour wurden als

zwei der möglichen Apps für das direkt durch NASA und Space Apps durchge-

führte globale Judging ausgewählt. Mit „Brightest Night“ soll Lichtverschmut-

zung gemessen werden. Dazu sollen durch die bereits weltweit verteilte

Constellation Plattform ein Sensorgrid mit Webcams aufgebaut werden und

Astronomen eine Lichtintensitätskarte des Nachthimmels erhalten. Die App

wurde anhand von drei von Logitech gesponserten C920 HD-Webcams umge-

setzt und beinhaltete sowohl eine relative Lichtmessung über den gesamten

Sensor, als auch ein Konzept zum Bestimmen des Signalrauschens über den

halben, abgedunkelten Sensor, der als Referenz für den nicht abgedunkelten

Teil dienen kann. Solar System Grand Tour ist eine akademische Herange-

hensweise des Travelling Salesman Problems und ob es möglich ist, mit einer

Voyager Sondenklasse alle acht Planeten des Sonnensystems inklusive Pluto

innerhalb angemessener Zeitspanne in den nächsten 176 Jahren unter Vorgabe

beschränkten Treibstoffes zu besuchen. Die NASA Sonden Voyager 1 und 2

wurden in den 1970er Jahren gestartet und besuchten die äußeren Planeten

und nutzen eine Planetenkonstellation, bei der an nur vier der neun Planeten

(Pluto wurde erst 24. August 2006 als Zwergplanet eingestuft) Swingby-

Manöver durchgeführt wurden. Diese App soll eine optimale Trajektorie finden,

aber auch eine Software bereitstellen, mit der sich andere interplanetare Missi-

onen wie zum Mars oder Saturnmonden planen lassen. Während des Events

wurden die benötigten bahnmechanischen Grundlagen recherchiert und in

Matlab umgesetzt und diverse Optimiermethoden abgewägt, wobei sich für

einen genetischen Algorithmus entschieden wurde. Alle Teilnehmer beim

Stuttgarter Event wurden mit diversen Sponsorpreisen wie vom DLR, Sterne

und Weltraum, Science-Shop.de, RadioactiveAtHome.org, Yuri’s Night, Github

für ihre Mühen prämiert. Das globale Judging steht noch aus und es sieht gut

aus für eine Space Apps Challenge 2013, allerdings ist bemerkenswert, dass

sich vier Teilnehmer unmittelbar nach dem Event dahingehend äußerten,

dass sie an den Apps weiterarbeiten wollten, weil es Ihnen Spaß machte und

weil ihnen das Ziel dahinter wichtig ist. Im Falle der Constellation Plattform

Sources:

http://www.aerospaceresearch.net/constellation/http://shackspace.de

http://spaceappschallenge.org/location/shackspace

http://spaceappschallenge.org/challenge/brightest-night

http://spaceappschallenge.org/challenge/tour-solar-system/

http://hgg.aero -- Good speed and clear sky,

Constellation

Constellation is a platform for different aerospace related projects that need

intensive computational power. The platform supports the efforts of partici-

pating projects by providing Distributed Computation capability using BOINC

(Berkeley Open Interface for Network Computing).

Constellation will send work-units of attached projects to volunteering, idle

PCs where the units are processed. The combined power of all volunteering

users will help to solve important scientific tasks in fields from astronomy to

aerospace-engineering beginning from student up to university projects. The

bottom line is to benefit from the generosity of the volunteers and to benefit

from the accumulation of different projects, like sharing programming know-

ledge in distributed computing and influencing the others‘ simulation by its

own solutions.

The platform is an open space for anyone, who is an air and space enthusiast

and wants to donate idle computing time or even skill for a sub-project on

platform. Applications for sub-project are welcome!

Die Organisatoren (AerospaceRe-

search.net und shackspace) und einen

Teil der SpaceApps Teilnehmer nach

der Preisübergabe.

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4-2012 Luft- und Raumfahrt 55

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Luft- und Raumfahrt 4-2012 56

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Detaillierte Informationen finden Sie unter folgender Adresse im Internet: www.dglr.de

Präsidium der DGLRPräsident��� ����������������� ��������1. Vizepräsident���������� ��������������

2. Vizepräsidentin und Schatzmeisterin����� �������� ��!������

Weitere Präsidiumsmitglieder����"��#����$�� ���

����� ��%�������������������������� ��������������������� ������������&����'������ �����(�������'��������Generalsekretär�������"����������$��

Fachgremien der DGLRLuftfahrtL 1 Luftverkehr

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L 2 Bemannte Luftfahrzeuge

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L3 Unbemannte Fluggeräte

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L 4 Kabine

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L 5 Luftfahrtantriebe

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L 6 Flugmechanik/Flugführung

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L 7 Luftfahrt und Gesellschaft

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Raumfahrt

R 1 Raumfahrttechnik

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R 2 Raumfahrtwissenschaft u. -anwendung

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R 3 Raumfahrt u. Gesellschaft

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Querschnittsthemen

Q 1 Werkstoffe - Verfahren - Bauweisen

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Q 2 Fluid- und Thermodynamik

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Q 3 Avionik und Missionstechnologien

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Q 4 Systemtechnik/-management

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Luft- und Raumfahrtmedizin

(Schnittstelle zur DGLRM)

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Bezirksgruppen der DGLR Bezirksgruppe Aachen ����� �����(����#������������8�&��$�����&.�9�,���������'��������������������9�:;<9=�$�����Bezirksgruppe Berlin-Brandenburg����� �����,���������������� ��%������������ �)� �>����!+�(�����?���@@�@:A;B�.������� � ����?Bezirksgruppe Braunschweig ������+�����������1�����1��A<�CA@;=�.������?����Bezirksgruppe Bremen ����� ���������������/���'���?������ ��&�����������1��@�;AC:D�.��'��Bezirksgruppe Darmstadt ��� �����!������������E ��'�� ��&���������1��@D�9=C=B�+�������'Bezirksgruppe Dresden �������� �����!�������8��E����� �����������)�� ��� ���'��������������'����/���1��@<�<@<9;����� ��

Bezirksgruppe Erfurt����$���'�F������0������ ����'�� ,����@=$�<BB=C�5��Bezirksgruppe Freiburg ��� �����+�������,���G��8�2��'��)������38��,)�������� &��/G��������&������������������,��� )����8��������@;9<�BD:=B������'������Bezirksgruppe Friedrichshafen��� �����+������������8�$�����'�+'#���� � ������� ,������AA<D<��''���� Bezirksgruppe Hamburg����� ����(��������������$��.E,�0���������+'#�!��������@<�;@@;D��'#���Bezirksgruppe Hannover .�����?��������?������''��� �����.�/�����������.������?���*������+����������1�����1��A<�CA@;=�.������?����Bezirksgruppe Kaiserslautern"��"�

Bezirksgruppe Köln/Bonn !����,���#������$����,�����������8�����������'����+� ��#������$�����B<�:C@B:�.���Bezirksgruppe Leipzig ���������� ���������������&������,���G1����?���9�<=@::�)���/���Bezirksgruppe Mannheim��� �����(����&��#�����&��� ���� .�������� ����:�9B<B@�)� ?������Bezirksgruppe München ����� ������� ���$�����F������ ���1��@:9�A@A;:���������Bezirksgruppe Nürnberg"��"�Bezirksgruppe Stuttgart����� �����"������G��������� �����������)�����E��-�����7��,�������8�������������)����������#��2�)$3����?� �����9�B<:9D�,�������

Beilagehinweis: (Mitgliederauflage):

Luft- und Raumfahrt 4-2012 58

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