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UNI.KLINIK - mainpost.de · Das integrative Konzept des Zentrum für Innere Medizin am UKW...

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UNI. KLINIK 10 Jahre ZIM Ausgabe 1/2019 >> Concussion Center Gehirnerschütterung: Oft schwerer als gedacht >> Hals-Nasen-Ohren-Klinik Zungenschrittmacher: Der erste Patient – Wie es sich anfühlt >> Berufsfachschule Physiotherapie: Warum die Ausbildung Zukunft hat Das integrative Konzept des Zentrum für Innere Medizin am UKW ermöglicht moderne Forschung, Lehre und Krankenversorgung unter einem Dach. Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Würzburg
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UNI.KLINIK

10 Jahre ZIM

Ausgabe 1/2019

>> Concussion CenterGehirnerschütterung: Oftschwerer als gedacht

>> Hals-Nasen-Ohren-KlinikZungenschrittmacher: Der erstePatient – Wie es sich anfühlt

>> BerufsfachschulePhysiotherapie: Warum dieAusbildung Zukunft hat

Das integrative Konzept des Zentrum für Innere Medizin am UKW ermöglichtmoderne Forschung, Lehre und Krankenversorgung unter einem Dach.

Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Würzburg

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Foto Titelseite: Daniel Peter

INHALT

IMPRESSUMHerausgeber: Universitätsklinikum Würzburg – Anstalt des öffentlichen Rechts – Josef-Schneider-Str. 2, 97080 Würzburg, Tel.: 09 31-201-0, www.ukw.de. Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Ärztlicher DirektorUniv.-Prof. Dr. med. Georg Ertl. Redaktionsleitung: Susanne Just. Konzept und Umsetzung: MainKonzept, Berner Str. 2, 97084 Würzburg, Tel.: 09 31/60 01-452, www.mainkonzept.de. Produktmanagement: Stefan Dietzer (Ltg.),Dipl.-Biol. Anke Faust. Gesamtleitung Media Verkauf: Matthias Faller. Vertriebsleitung: Holger Seeger. Logistik: MainZustellService GmbH. Gestaltung: Daniel Peter. Druck: Main-Post GmbH, Berner Str. 2, 97084 Würzburg.

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ZIM: NuklearmedizinMit Radioaktivität

heilenMit Hilfe der Nukle-armedizin lassen sich

gut- und bösartigeTumoren über ihren

Stoffwechsel aufspürenund behandeln. Das

funktioniert längstnicht nur bei der

Schilddrüse.

Jubiläum10 Jahre ZIM:

Die Integration der Fach-bereiche und die Koope-ration der Fächer führte

zur Gründung wichtigerForschungs- und Behand-

lungszentren wie demComprehensive CancerCenter (CCC) und demDeutschen Zentrum für

Herzinsuffizienz (DZHI).

ZIM: Med IIGeheimwaffe

ImmunsystemDie Medizinische Kli-

nik II leistet Pionier-arbeit auf dem Gebietder Immuntherapien.Sie werden vor allem

aber nicht nur beiKrebserkrankungen

eingesetzt.

ZIM: Med IDer Mensch ist

mehr als ein OrganDie Medizinische Klinik

und Poliklinik I erforschtund behandelt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie

Nieren-, Hormon- undLungenerkrankungen in

integrativem Ansatz.

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Care for CayaDer Schleier warwie weggezogenDas Präventionspro-gramm „Care for Caya“hilft jungen Menschennach der Bewältigungeines Krebsleidens mitpsychoonkologischerBegleitung sowie einerErnährungs- und Bewe-gungsberatung.

12Interview30.000 BlutkonservenjährlichViele moderneTherapien wärenohne Bluttransfusi-onen überhaupt nichtdurchführbar. Prof. Dr.Markus Böck erklärt,wie sicher Transfusi-onen heute sind.

Concussion CenterLeichte Verletzungen– schwere FolgenJährlich ereignen sichin Deutschland rund300.000 traumatischeKopfverletzungen, diezum großen Teil aufSportunfälle zurückzu-führen sind. In vielenFällen werden dieFolgen unterschätzt.

ZIM: RadiologieScharfe Bilderin SekundenDas Herz-CT istnur eines von vielenhochmodernen Bildge-bungsverfahren, die dasInstitut für Diagnos-tische und Interventi-onelle Radiologie fürdie Kliniken des ZIMbereithält.

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Wenn plötzlich viele Verletzte versorgt werden müssen Seite 18Physiotherapeuten: Mehr als das Spiel der Muskeln Seite 20Erster Patient: Ein Schrittmacher für die Zunge Seite 22Zecken-Schutzimpfung: Sinnvoll oder nicht? Seite 24Tag der offenen Tür im Hörzentrum CHC Seite 24„Ängstliche Typen“ als Studienteilnehmende gesucht Seite 24

Weitere ThemenAktuelle Termine aufwww.ukw.de

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Jubiläum 10 Jahre ZIM

Text: Jörg Fuchs, Foto: Daniel Peter, Theresa Müller, Uniklinik

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Mit Einweihung des Zentrums Innere Me-dizin (ZIM) am UniversitätsklinikumWürzburg im Jahre 2009 rückten In-

stitute und Kliniken auf dem Campus zusammen.Seitdem bildet es mit dem 2004 eröffneten Zentrumfür Operative Medizin (ZOM) einen Versorgungs-schwerpunkt am Uniklinikum. Die Zusammenle-gung der im Stadtgebiet und dem alten Luitpold-krankenhaus ansässigen Institute, Kliniken undAmbulanzen auf dem ZIM/ZOM Campus bot neueMöglichkeiten für inter- und multidisziplinäre For-schung, Lehre und Krankenversorgung, die sichmittlerweile sehr bewährt haben.

„Das Konzept einer Klinik, die eine Vielzahlmedizinischer Bereiche unter einem Dach vereinigt,modernste Technik einsetzt, maximalen Komfortbietet und Reibungsverluste aller Art minimiert, istin Würzburg jetzt Realität“, zeigte sich der dama-lige Bayerische Ministerpräsident Horst Seehoferzur Eröffnung des ZIM erfreut. Die Integration derFachbereiche und die Kooperation vielfältiger opera-tiver und nichtoperativer Disziplinen haben seitdemFrüchte getragen: Nicht zuletzt führten sie zur Grün-dung wichtiger Forschungs- und Behandlungszen-tren wie dem Comprehensive Cancer Center (CCC)und dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz(DZHI). Patientinnen, Patienten und Mitarbeitendeprofitieren von kurzen Wegen. Medizinische Datenund Laborproben stehen unmittelbar zur Verfügung,Forschungs- und Diagnoseergebnisse gelangen raschvom Labor ans Patientenbett.

Die interdisziplinäre Vernetzung stellt seit zehnJahren ein Erfolgsmodell dar. Sie bildet auch in Zu-kunft das Rückgrat der modernen Forschung undBehandlung am Standort Würzburg.

10JahreZIMDas Zentrum für Innere Medizinam UKW eröffnete 2009. Seinintegratives Konzept ermöglichtmoderne Forschung, Lehre undKrankenversorgung unter einem Dach.

Kooperation: DZHI & CCC

Wegweisendes Ergebnis der Kooperation einesbreiten Spektrums unterschiedlicher medizinischerDisziplinen ist das Deutsche Zentrum für Herz-insuffizienz (DZHI). Bundesweit einmalig vereintes seit 2010 Grundlagen- und klinische Forschungsowie Behandlung von Herzschwäche unter einemDach. Patientinnen und Patienten mit Begleiterkran-kungen profitieren besonders von der Kooperationvieler Fachbereiche wie Kardiologie, Neurologie,Psychiatrie, Biologie und Physik.Das integrative Konzept des ComprehensiveCancer Center Mainfranken (CCC) ermöglicht anverschiedenen Kliniken und Instituten Krebsbe-handlung und onkologische Forschung auf höchs-tem Niveau. Es bindet Akut- und Rehakliniken,Versorgungszentren und Fachärzte in ganz Frankenein. Als Teil des von der Deutschen Krebshilfe ge-förderten CCC wurde die Krebsmedizin der Uniklinikzusammen mit der onkologischen Forschungin Würzburg und dem regionalen Netzwerk derPartnereinrichtungen von der Deutschen Krebs-hilfe mehrmals als Onkologisches Spitzenzentrumausgezeichnet.Zahlreiche Besucher erkunden das ZIM kurz nach

der Eröffnung im Juni 2009.

Unsere Luftaufnahme zeigt: rechts unten die beiden ZOM-Gebäude (mit Hubschrauberlandeplatz) und dahinter anschließend die beiden ZIM-Bauten. Linksdavon die Parkplätze und das Parkhaus. Am oberen Ende des Uniklinik-Geländes (mittig) sieht man das weiße DZHI-“Hochhaus“.

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019Jubiläum 10 Jahre ZIM: MED I

Der Mensch istmehr als ein Organ

Die Medizinische Klinik und Poliklinik I am Zentrum für InnereMedizin (ZIM) der Universitätsklinik Würzburg erforscht und

behandelt Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Nieren-, Hormon- undLungenerkrankungen in integrativem Ansatz.

Die Klinik auf dem Campus des UKW um-fasst Endokrinologie, Internistische Not-fall- und Intensivmedizin, Kardiologie,

Nephrologie und Pneumologie. Vernetzungen zuweiteren Fächern und ausgeprägter Forschungscha-rakter bieten die beste Basis für optimale Beratungs-und Therapieangebote.„Mit unserem integrativen Konzept geht die ‚Med I‘über eine rein interdisziplinäre Zusammenarbeit ein-zelner Institute oder Abteilungen deutlich hinaus“,erläutert Professor Dr. Stefan Frantz, der die Klinikseit dem Jahr 2017 leitet. „Wir betrachten nicht nurein erkranktes Organ – sondern nehmen den gesam-ten Menschen in den Blick.“ Die vertrauensvolleZusammenarbeit mit weiteren Abteilungen, wie derMedizinischen Klinik und Poliklinik II, der Herz-und Thoraxchirurgie und der Radiologie, unterstütztdiesen Ansatz. „In Würzburg bilden Forschung,Lehre und Behandlung im Bereich der Inneren Me-dizin ein ganzheitliches Modell.“ Exemplarisch da-für stehen Notfallaufnahme und Intensivstation derMedizinischen Klinik I. Sie decken als gemeinsameVersorgungseinheit alle internistischen Fälle ab. IhreVernetzung am UKW gewährt eine optimale fachü-bergreifende Versorgung.

Vernetzte Forschung und BehandlungDas integrative Campusmodell bietet raschen Zugangzu passenden Spezialsprechstunden und Therapie-angeboten. Das ist vor allem dann wichtig, wenn beieiner Grunderkrankung weitere Krankheitsbilder

Eingriff im Herzkatheterlabor.

Klinikdirektor Prof. Stefan Frantz imAustausch mit Ärztin und Pfleger.

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Jubiläum 10 Jahre ZIM: MED I

Text: Jörg Fuchs, Fotos: Daniel Peter

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Martin Fassnacht, Leiter der Endokrinologie. „Hor-mone wirken auf den Gesamtorganismus, bei ent-sprechenden Erkrankungen ist die Ursache zunächstoft unklar. Rasche Abklärung möglicher Alternativ-diagnosen mit Kollegen in der MedI oder andererFachdisziplinen ist hier essenziell.“

Gute Ausbildung als FundamentElementar für die optimale Patientenversorgungauf höchstem Niveau sind Aus- und Weiterbildungsowie Förderung des medizinischen und wissen-schaftlichen Nachwuchses. Pro Semester absolvierenin der MedEins ca. 650 Studierende den klinischenStudienabschnitt im Fach Innere Medizin. Mit rund3.000 Unterrichtsstunden im Semester ist es eines derlehrintensivsten Fächer der klinischen Ausbildung.Fachliche, räumliche und organisatorische Verzah-nung vermitteln schon in der Ausbildung umfassendeSichtweisen auf Krankheitsbilder. Dabei hilft auch dasInterdisziplinäre Trainings- und Simulationszentrum(INTUS): In zertifizierten Fortbildungskursen bietetes modernste Simulationen und praxisnahes Trainingan.

Von der Forschung ans PatientenbettFederführend durch die Medizinische Klinik I wurdeim Jahr 2010 das Deutsche Zentrum für Herzinsuf-fizienz (DZHI) aus der Taufe gehoben. „Als weit-verbreitete Volkskrankheit ist Herzinsuffizienz auchzukünftig ein wichtiges Thema. Am DZHI erforschenwir sie aus zahlreichen Perspektiven“, erläutert Pro-

KardiologieProf. Dr. Stefan Frantz.Herz- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen im Fokusder Kardiologie. Sie bietet am

UKW im ambulanten und klinischen Bereich dieVoraussetzungen, um jegliche Arten von Herzer-krankungen optimal zu therapieren. Im DeutschenZentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) wird Herz-schwäche auf Spitzenniveau therapiert. Die Kardi-ologie am UKW führt über 4.500 invasive Eingriffeim Jahr durch.

EndokrinologieProf. Dr. Martin Fassnacht.Die Endokrinologie untersuchtErkrankung des hormonellenSystems und seiner Drüsen. Ein

Fokus liegt auf endokrinen Tumoren; Würzburgist für das bösartige Nebennierenkarzinom dasgrößte Zentrum in Europa. Schwerpunkte sind auchHormonmangelerkrankungen und interdisziplinäreBehandlung adipöser Patienten. Die Endokrinologieam UKW zählt über 11000 Patientenkontakte imJahr.

NephrologieProf. Dr. Christoph Wanner.Die Nephrologie behandeltPatienten mit Nierenkrankheitenund Bluthochdruck stationär

und ambulant. Oft entsteht Nierenschwäche ausBluthochdruck und Diabetes. Am UKW werden auchviele seltene Nierenkrankheiten behandelt. DieNephrologie erforscht Bildgebungsverfahren sowieErkennung und Therapie von Risikofaktoren für Nie-re und Herz-Kreislauf.

fessor Frantz. „Von präklinischen Studien über epide-miologische Forschung bis zur Betrachtung seltenergenetischer Erkrankungen reicht das Spektrum unsererWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie un-serer forschenden Ärztinnen und Ärzte.“

Die Überführung von Forschungsergebnissenans Patientenbett ist den Einrichtungen der MedEinsbesonders wichtig: „2018 wurden neue europäischeLeitlinien veröffentlicht, die Wege für eine bessereTherapie bei Bluthochdruck und Nierenschwächeaufzeigen“, führt Professor Dr. Christoph Wanner,Leiter der Nephrologie, auf. „Diabetiker mit krankenNieren profitieren von zwei neuen Medikamenten-klassen, die die diabetische Nierenkrankheit brem-sen. Patienten mit seltener IgA-Nephritis dürfen aufBesserung durch ein neues Cortisonpräparat hoffen,das bald zur Behandlung zugelassen werden soll.“

Fortschritte in der Lungenmedizin kommen Pa-tientinnen und Patienten am UKW zugute – nichtzuletzt bei Therapien gegen bösartige Lungentu-moren, dem schweren Asthma bronchiale und sel-tenen Erkrankungen wie der Sarkoidose: „UnserePatienten profitieren von der optimalen Vernetzungaller Fachdisziplinen sowie innovativen und zuneh-mend maßgeschneiderten Therapieverfahren. Nebenbesserer Wirksamkeit verursachen moderne Behand-lungsmethoden oft auch weniger unerwünschte Ne-benwirkungen“, beschreibt Privatdozent Dr. TheoPelzer, der die Pneumologische Abteilung leitet. „Dasverbessert die Lebensqualität spürbar und dauerhaft.“

Bronchoskopie, Mikroskopie, Ausbildung.

auftreten. Aber nicht nur in Würzburg ist die Me-dizinische Klink I gut vernetzt: Kooperationen mitRehabilitations- und Akutkliniken, Versorgungszen-tren sowie Facharztpraxen in Nordbayern haben imBereich der Herzinsuffizienz eine Struktur geschaf-fen, die Patientinnen und Patienten auch abseits desdirekten Einzugsbereichs des UKW eine exzellenteVersorgung garantiert.Studien und Forschungsprojekte unter Beteiligung derMedEins ergeben neue medizinische Erkenntnisse.Beispiel dafür ist die STAAB-Studie, die frühe Stadienund Risikofaktoren der Herzschwäche in der RegionWürzburg ermittelt.

Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am UKWprofitieren vom integrativen Ansatz. Von der gemein-samen Frühbesprechung bis zur Forschungsplanung– kurze Wege, rascher Zugriff auf Laborergebnisse,Diagnose- und Therapiedaten sowie reibungsloserAustausch der Kolleginnen und Kollegen – förderndie Zusammenarbeit.

„Enge Vernetzung ist bei Diagnose und Therapievon Hormonstörungen wichtig“, so Professor Dr.

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019Jubiläum 10 Jahre ZIM: MED I

InternistischeIntensivstation undNotfallmedizinPrivatdozent Dr. Dirk Weis-mann. Die internistische Not-

fallaufnahme und Intensivmedizin stehen bei alleninternistischen Notfällen und Krisensituationenbereit. Im hochmodernen Schockraum erfolgt dieBehandlung basierend auf einer fachübergreifen-den, differenzierten Diagnostik. Die Intensivstationmit 24 Betten dient aufgrund ihres exzellenten Aus-stattungsniveaus als Anlaufstelle für Patientinnenund Patienten auch über die Grenzen Unterfrankenshinaus.

PneumologiePrivatdozent Dr. Theo Pelzer.Erkrankungen der Lunge, derAtemwege und des Brustkorbsversorgt die Pneumonologie. Im

Fokus stehen Diagnostik und Therapie gut- undbösartiger Lungentumore, die Behandlung desschweren Asthma bronchiale sowie seltene undkomplexe Lungenkrankheiten. Spezialambulanzenversorgen Patienten mit allen Formen der Lungen-fibrose, der Sarkoidose und dem Lungenbluthoch-druck mit jährlich rund 4.000 Patientenkontakten.

Pneumologie.

Intensivstation.

Intensivstation.Intensivstation.

Patienten im MittelpunktIm Fokus der MedEins stehen weitere seltene Er-krankungen wie Morbus Fabry. „Auf seltene Dia-gnosen ist auch die Endokrinologie eingestellt“, soProfessor Fassnacht: „Sie ist als eines von nur zweiZentren hierzulande im zertifizierten europäischenReferenznetzwerk für seltene Erkrankungen. DasEuropean Reference Network for rare or low pre-valence complex disease (ERN) bestätigte uns beson-dere Expertise bei seltenen Hormonstörungen undseltenen Krebserkrankungen Erwachsener.“ MehrereSpezialzentren am Zentrum für Seltene Erkrankungen– Referenzzentrum Nordbayern (ZESE) – werdenvon Kollegen der MedEins geleitet.Patientinnen und Patienten erhalten am UKW durchintegrative Ausrichtung, translationale Zielsetzung undKooperationen nicht nur die bestmögliche Beratungund Versorgung. Sie stehen auch als Menschen im

Zentrum einer medizinischen Philosophie, die nichtnur ein erkranktes Organ betrachtet.

www.ukw.de/medizinische-klinik-i

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Jubiläum 10 Jahre ZIM: NUKLEARMEDIZIN

Text: Martina Häring, Fotos: Uniklinik

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Mit RadioaktivitätheilenMit Hilfe der Nuklearmedizin lassen sich gut- und bösartige Tumorenüber ihren Stoffwechsel aufspüren und behandeln. Das funktioniertlängst nicht nur bei der Schilddrüse.

Bei der Schilddrüse wird das Konzept seitüber 50 Jahren erfolgreich angewandt: Manschleust schwach radioaktives Jod in das

Innere der Schilddrüsenzellen und macht so derenAktivität sichtbar. Im Szintigramm sieht der Arzt,welche Bereiche der Schilddrüse Hormone produ-zieren und welche nicht. Einen Schritt weiter gehtdie Radiojodtherapie: Sie zerstört die Zellen gezielt.

Diagnostik: Besser geht zurzeit nichtTumorzellen nehmen zwar kein Jod auf, haben abereinen besonders aktiven Stoffwechsel und nehmen be-stimmte Moleküle deutlich mehr aus dem Blut auf alsgesunde Zellen. Koppelt man an eines dieser Moleküleeine radioaktiv markierte Substanz, nimmt das Tumor-gewebe auch diese auf. In der PET (Positronen-Emis-sions-Tomographie) werden sie anschließend sichtbar.

Auf diese Weise liefert die PET vor allem Informa-tionen über Stoffwechsel und Funktion von Geweben.Kombiniert man die Bilder aus der PET mit deneneiner CT zu einer PET/CT, erhält man zusätzlichInformationen über Struktur und Größe. Das Resultatist eine der empfindlichsten und fortschrittlichstenDiagnostik-Methoden bei Krebserkrankungen.

Der Feind der TumorzelleEin Beispiel dafür: die PSMA-PET beim Prostatakar-zinom. Hier wird ein Stoff radioaktiv markiert, der anPSMA bindet – ein Protein, das auf der Oberfläche vonProstatakarzinomzellen vermehrt vorhanden ist. „Steigenbei einem Patienten die Tumormarker an, können wiranhand der PSMA-PET feststellen, ob der Tumor auf dieProstata begrenzt ist oder ob Knochen- oder Lymphkno-tenmetastasen vorhanden sind“, erläutert KlinikdirektorProf. Dr. Andreas Buck. Für die Therapieentscheidungkann das extrem relevant sein, etwa wenn es darum geht,ob eine Bestrahlung sinnvoll ist oder nicht.

Bei der PSMA-Therapie schleust man ein sehrähnliches Radiopharmakon in die Tumorzellen, dasdiese gezielt vernichten kann – in der Prostata, aberauch in Knochen oder Lymphknoten, wenn derKrebs dort bereits Metastasen gebildet hat. Diesesals „Theranostik“ bezeichnete Prinzip ist noch relativneu und kommt derzeit nur zum Einsatz, wenn alleetablierten Verfahren ausgeschöpft sind. Das Ganzefunktioniert aber auch bei anderen Tumoren und istbei einigen seltenen Krebsarten, die man anders garnicht behandeln kann, bereits Standard.

Deutschlandweit die meisten SubstanzenDass die Nuklearmedizin mit 15 diagnostischen undfünf therapeutischen Substanzen mehr Radiopharma-ka in ihrem Portfolio hat als alle anderen deutschenKliniken, liegt auch daran, dass sie diese dank eige-nem Teilchenbeschleuniger selbst herstellen kann. „Sokönnen wir auch die Qualität unserer Radiopharmakaselbst prüfen, was sonst aufgrund der kurzen Halb-wertszeit nur schwer möglich wäre“, so Buck. „ZweiPrinzipien haben wir selbst erfunden und patentie-ren lassen. Und wir interessieren uns auch für andereKrebserkrankungen wie Brust- oder Bauchspeichel-drüsenkrebs und sind dabei, auch für diese Tumorenspezifische Tracer zu entwickeln.“

www.ukw.de/radiologie Der soganannte Positronen-Emissionstomograph wird zur Präzisionsbildgebung eingesetzt.

Oberes CT-Bild: Aufgrund der geringen Größekann der Tumor (Pfeil) in der CT nicht erkanntwerden.Unteres PET-Bild: Diagnose einer kleinen Lymph-knotenmetastase (ca. 1 mm) eines Prostatakarzi-noms (Pfeil) mit der PSMA-PET.

Professor Dr. Andreas Buck.

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019Jubiläum 10 Jahre ZIM: MED II

GeheimwaffeImmunsystemDie Medizinische Klinik II leistet Pionierarbeit auf demGebiet der Immuntherapien. Sie werden vor allem, abernicht nur bei Krebserkrankungen eingesetzt.

Prof. Dr. Hermann Einsele und Dr. Michael Hudecekstellen im Zentrum für Innere Medizin (ZIM) am Unikli-nikum in Würzburg Medienvertretern ihre erfolgreicheImmuntherapie gegen Krebserkrankungen vor.

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Jubiläum 10 Jahre ZIM: MED II

Text: Martina Häring, Fotos: Uniklinik, Daniel Peter

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Immuntherapien gehören zu den vielverspre-chendsten Neuerungen im Kampf gegen Krebs.„Immuntherapien haben die Krebsbehandlung

revolutioniert. Und die Welle wird noch größer wer-den“, sagt Professor Hermann Einsele, Direktor derMedizinischen Klinik II, kurz: MedII. Die Klinik istdeutschlandweit eines der größten Forschungs- undBehandlungszentren auf diesem Gebiet, das daraufabzielt, das Immunsystem gegen Krebszellen ein-zuspannen. Hiesige Wissenschaftler waren an bahn-brechenden Entwicklungen beteiligt und arbeitenan Weiterentwicklungen der neuen Therapien. „BeiKrebserkrankungen, die man bislang gar nicht be-handeln konnte, haben sich durch Immuntherapiengute Ansprechraten und Ansprechdauern erzielenlassen und sogar Heilungsoptionen ergeben“, soEinsele.

Erfolgsgeschichte aus WürzburgEine Erfolgsstory, wie sie im Buche steht, ist die desMedikaments Blinatumomab. Der sogenannte bis-pezifische Antikörper bewirkt, dass Immunzellen anKrebszellen andocken und diese bekämpfen können.Mitentwickelt und vom Labor bis ans Patientenbett ge-bracht wurde er von Würzburger Wissenschaftlern, seit2015 ist er in Deutschland bei bestimmten Leukämie-Formen im Einsatz. „Wir waren weltweit die ersten,die das Prinzip in die klinische Anwendung gebrachthaben“, so der Hämatologe und Onkologe. Auf derPhaseI-Studieneinheit der Med II (Maria-ElisabethGöbeler, Götz-Ulrich Grigoleit) werden neue bispe-zifische Antikörper erstmals weltweit auch MultiplemMyelom, akuter myeloischer Leukämie und solidenTumoren (Lungen- und Darmkrebs) eingesetzt.

Eine Infusion heilt KrebsImmuntherapien sind sehr genau auf den einzelnenPatienten und auf seine Erkrankung zugeschnitten.Das gilt insbesondere für CAR-T-Zell-Therapien,bei denen sogar ein personalisiertes Medikamenthergestellt wird. Abwehrzellen aus dem Blut des Pa-tienten werden im Reagenzglas so verändert, dass sieKrebszellen anschließend äußerst wirksam bekämpfenkönnen. Einsele: „Wir haben das größte CAR-T-Zell-Entwicklungsprogramm in Deutschland und arbeitendaran, die Therapie noch besser und verträglicher zumachen.“ (Max Topp, Michael Hudecek)

So wirken die neuenImmuntherapien gegen Krebs:

Bispezifische Antikörper:Krebs-Adapter für ImmunzellenBispezifische Antikörper machen sich das Immun-system zur Bekämpfung von Krebs zunutze, indemsie Krebszellen für körpereigene Immunzellensichtbar machen. Normalerweise können diese dieKrebszellen nämlich nicht von gesunden unter-scheiden und greifen sie daher auch nicht an. DasLeukämie-Medikament Blinatumomab gehört zudieser neuen Klasse von Immuntherapeutika. Eswurde gentechnisch so designt, dass es einerseitsan den Krebszellen und andererseits an den T-Zellen andocken kann: wie eine Art Adapter, der dieAbwehrzellen aktiviert, sodass sie die Tumorzellenerkennen und gezielt zerstören können.

CAR-T-Zellen: Abwehrzellen mit KillerinstinktDie aus dem Blut des Patienten gesammeltenT-Zellen – eine bestimmte Sorte Abwehrzellen –werden im Labor genetisch verändert, vermehrtund anschließend dem Patienten als Infusionwieder verabreicht. Dabei bilden die T-Zellen an derOberfläche einen CAR-Rezeptor aus (CAR steht für„chimärischer Antigen-Rezeptor“). Dieser versetztsie in die Lage, ein für Krebszellen charakteristi-sches Oberflächenmolekül zu erkennen. Entdeckendie CAR-T-Zellen ein solches Molekül, greifensie die Krebszellen an und vermehren sich. Eineeinzige T-Zelle kann auf diesem Weg zur Zerstö-rung von 1000 Tumorzellen führen. Idealerweiseverbleiben diese Zellen lebenslang im Körper desPatienten und schalten versteckte oder neu aufge-tretene Tumorzellen überall im Körper aus.

Checkpoint-Blocker: Immun-Bremse lösenUm gesunde Körperzellen vor einem Angriff durchT-Zellen zu schützen, haben diese eingebauteBremsen: sogenannte Checkpoints. Viele Tumorennutzen diese Checkpoints aus, um sich vor Angrif-fen des Immunsystems zu schützen. Checkpoint-Blocker setzen hier an, indem sie dauerhaft an dieCheckpoints andocken. Die Immun-Bremse wirdgelockert, und die Körperabwehr kann sich wirk-sam gegen die Krebszellen zur Wehr setzen.

Heilung mit einer InfusionBis heute werden die neuen Immuntherapien vor allembei Patienten eingesetzt, bei denen alle etablierten The-rapien versagt haben. Die Erfolge, die man dabei beo-bachtet, sind zum Teil sehr vielversprechend. Im Falleder CAR-T-Zellen kann bereits eine einzige Infusionzur Heilung führen. Bisher wurde die Wirksamkeitfür bestimmte Formen von Leukämie und Lymph-knotenkrebs und dem Multiplen Myelom gezeigt. Ander MedII wird aber auch an der Anwendung dieserextrem wirksamen Therapie beim Brustkrebs, Lun-genkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs gearbeitet.(Michael Hudecek, Sophia Danhof)

GastroenterologieProf. Dr. Michael Scheurlen

HepatologieProf. Dr. Andreas Geier

HämatologieProf. Dr. Stefan Knop,

Prof. Dr. Max Topp

Zentrum für AllogeneStammzelltherapienPD Dr. Götz Ulrich Grigoleit

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019Jubiläum 10 Jahre ZIM: MED II

Ansatzpunkt CheckpointsEine weitere Möglichkeit, das Immunsystem aufKrebszellen anzusetzen, sind sogenannte Checkpoint-Blocker. Sie zielen darauf ab, die Funktionalität derImmunabwehr gegenüber den Krebszellen wieder-herzustellen. Auch in diesem Bereich hat die Klinikein großes Programm, das die Medikamente mit undohne Chemotherapie bei soliden Tumoren wie Darm-krebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder bei Sarkomeneinsetzt. (Volker Kunzmann)

Moderne StammzelltransplantationenSehr gut wirksam sind bei bestimmten Krebserkran-kungen außerdem Stammzelltransplantationen. „Wir sindeines der größten Zentren in Deutschland und bietenauch sehr moderne Formen dieser Therapien mit Ver-meidung von Abstoßungsreaktionen an“, sagt Einsele.(Götz-Ulrich Grigoleit, Sabrina Kraus)

Immunsystem und InfektionenFrei von Nebenwirkungen sind auch die neuen Krebs-waffen nicht. Ein Problem, das häufig auftrtitt – etwabei Stammzelltransplantationen – sind Infekte. „Wirerforschen, warum das Immunsystem in einigen Fällengegen die Krankheitserreger versagt und die Infektion

Molekulare Innere MedizinDie Abteilung für Mole-kulare Innere Medizin isteine reine Forschungs-abteilung der Med II,die vor allem klinisch

orientierte Grundlagenforschung in den BereichenImmunologie und Krebs betreibt. Sie ist nicht ander Patientenversorgung beteiligt, unterstützt aberWissenschaftler der Med II bei ihren Forschungs-vorhaben. Im besonderen Fokus der Forschung sindbestimmte Signalmoleküle des Immunsystems, so-genannte Tumornekrosefaktor-(TNF-)Moleküle bzw.TNF-Rezeptor-Moleküle. Sie spielen bei Krebs aberauch bei Immunerkrankungen eine wichtige Rolle.

die moderneste endoskopische Diagnostik zugute,die wir in diesem Bereich vorhalten.“ Ähnliches giltfür Erkrankungen und Infektionen der Leber. DieLeberspezialisten der Klinik beschäftigen sich zudemintensiv mit den Wechselwirkungen von Körperab-wehr und Mikrobiom (Bakterien des Darmes) undbegleiten gemeinsam mit der Chirurgie Patienten,die eine Lebertransplantation bekommen. (MichaelScheurlen, Stanislaus Reimer, Theo Kudlich)

Psychosomatische UnterstützungBei allen Erfolgsberichten über neue Therapien stellenKrebserkrankungen und deren Behandlung für die Pa-tienten immer noch eine große psychische Belastung dar.„Deswegen sind wir sehr froh, dass wir mit der psycho-somatischen Abteilung unseren Patienten eine kompe-tente Begleitung und Unterstützung anbieten können.“(Herbert Csef, Jochen Hefner)

www.ukw.de/medizinische-klinik-ii

zulässt“, erläutert Einsele. Im besonderen Fokus ste-hen auch hier Immuntherapien mit dem Ziel, schwerzu behandelnde Infektionen besser zu bekämpfen oderganz zu vermeiden. (Hartweg Klinker, Jürgen Löffler)

Abwehr bremsen bei Rheuma-, Darm- undLebererkrankungenFehlgesteuert oder überschießend aktiv ist das Immun-system bei rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen.Die Rheumatologen der MedII entwickeln daher neueStrategien, um das Immunsystem wieder einzufangen– sei es durch gezielte Hemmung spezieller Botenstoffeoder durch Modulation von Immunzellen. (Hans-Peter Tony, Marc Schmalzing)

Aber auch in der Gastroenterologie gibt es Einsatzbe-reiche für Immuntherapien. Bei chronisch-entzünd-lichen Darmerkrankungen ist nämlich ebenfalls einefehlgeleitete Immunantwort im Spiel, die es abzu-schwächen gilt. „Hier kommt den Patienten auch

Teamgeist: Mitarbeiter der Med II im Gruppenfoto auf der Terasse der Klinik.

Rheumatologe Dr. Marc Schmalzing untersucht den Fuß einer Patientin mit einem Ultraschallgerät.

InfektiologieProf. Dr. Hartwig Klinker

InternistischeOnkologieProf. Dr. Volker Kunzmann

Rheumatologie/ImmunologieProf. Dr. Hans-Peter Tony

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Jubiläum 10 Jahre ZIM: RADIOLOGIE

Text: Martina Häring, Fotos: Uniklinik

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Scharfe Bilderin SekundenDas Herz-CT macht Kalk und Verengungen in den Herzkranzgefäßen inSekunden sichtbar und kann somit helfen, eine koronare Herzkrankheit zuerkennen. Es ist nur eines von vielen hochmodernen Bildgebungsverfahren,die das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie für dieKliniken des ZIM bereithält.

Wenige Sekunden braucht das Kardio-CT,um detaillierte Bilder von den filigranenStrukturen des Herzens zu liefern: Mit

Hilfe eines Kontrastmittels macht es Koronararte-rien, Aussackungen der Hauptschlagader oder auchHerzklappen sichtbar. Institutsdirektor ProfessorDr. Thorsten Bley: „Wir können die Bewegung desHerzens sozusagen einfrieren, so dass selbst kleinsteStrukturen wie die Herzkranzarterien in kürzesterZeit scharf abgebildet werden.“

So lässt sich in vielen Fällen eine Verengung derHerzkranzgefäße ausschließen. Findet sich doch eineVerengung, lässt sie sich genau lokalisieren, so dassder Kardiologe den Kathetereingriff anschließend ex-akt durchführen kann. Auch Anomalien der Herz-kranzgefäße – wie zum Beispiel ein ungewöhnlicherUrsprungsort oder Verlauf – sind sehr gut darstellbar.„Für diese Anwendung gilt die Kardio-CT inzwischenals Goldstandard“, so Bley.

Soll eine Aortenklappe mittels Kathetereingriff(TAVI) ersetzt werden, hilft ein CT bei der Planung.„Diese Untersuchung, die wir an unserem Instituttäglich mehrfach durchführen, ermöglicht eine Dar-stellung im Millimeter- und Submillimeterbereich“,sagt Bley. Auch bei einem Aortenaneurysma, also einerAussackung der Hauptschlagader, lässt sich durch einspezielles CT sehr exakt kontrollieren, ob es behandeltwerden muss.

Krebs zuverlässig und schonend aufspürenEin weiterer wichtiger Schwerpunkt des Instituts sindKrebserkrankungen. „Die onkologische Diagnostik istein großes Thema für uns, hier bieten wir ein breitesSpektrum moderner Methoden für verschiedenste Tu-morerkrankungen an“, berichtet Bley. Ein Beispiel sindMRT-Untersuchungen der Prostata bei Verdacht aufProstatakrebs: Mit einem hochauflösenden 3-Tesla-MRT lassen sich sehr exakt diejenigen Prostatakar-zinome aufspüren, die behandlungsbedürftig sind.

Der Hintergrund: Im höheren Alter entwickeltsich bei sehr vielen Männern ein solcher Tumor. Fürden Urologen besteht die Kunst darin, die Fälle he-rauszufiltern, die aggressiv wachsen und behandeltwerden müssen. Manchen Patienten bleibt durch eineMRT-Untersuchung eine Gewebeprobe erspart. An-dernfalls ermöglicht sie eine besonders gezielte Pro-benentnahme, was wiederum deren Treffsicherheitund Aussagekraft erhöht.

Besonders zuverlässig detektieren lassen sichProstatakrebs-Zellen und -Metastasen auch durch einPSMA-PET/CT. Hier wird eine Untersuchungstech-nik der Nuklearmedizin mit einem CT kombiniert.„Den Nutzen dieser Methode schätzen wir sehr“,so Bley. Ideal ist darüber hinaus die Kombinationder PSMA-PET mit einer MRT-Untersuchung – mitweiteren Vorteilen für die Prostatakrebs-Diagnostik.

Viele weitere SchwerpunkteNicht-invasive Herz- und Tumordiagnostik sindnur zwei von vielen Schwerpunkten des Instituts.Die hochspezialisierte CT-, MRT-, Ultraschall- undRöntgen-Diagnostik kommt in sämtlichen Körper-regionen zum Einsatz. Besondere Schwerpunkte sindzudem Interventionelle Radiologie, Kinderradiologieund gynäkologische Radiologie. Die Abteilung fürExperimentelle Radiologie forscht interdisziplinärund entwickelt bildgebende Verfahren.

www.ukw.de/radiologie

Eine Untersuchung mit der Kardio-CT.

Professor Dr. Thorsten Bley

Herzkranzarterien mittels Kardio-CT sichtbar. Prostata-Krebs: Tumor mittels MRT entdeckt.

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019Jubiläum 10 Jahre ZIM: INTERVIEW

30.000 Blutkonserven jährlichViele moderne Therapien wären ohne Bluttransfusionen überhaupt nicht durchführbar. Prof. Dr. Markus Böck

erklärt, wie sicher Transfusionen heute sind und wie man Stammzellspender werden kann.

Herr Professor Böck, als Transfusionsme-diziner sind Sie quasi ein Exot. Es gibtnur wenige hundert in Deutschland.

Erklären Sie uns Ihren Beruf. Was macht man alsTransfusionsmediziner?

Prof. Dr. Markus Böck: Na, ein bisschen exotischsind wir wahrscheinlich schon, aber ganz so schlimmist es dann doch nicht. In der Tat ist die Transfusi-onsmedizin ein kleines, aber für die Versorgung derPatienten ziemlich wichtiges Fachgebiet. Bluttrans-fusionen stellen heute für fast alle Fachgebiete einewesentliche Voraussetzung dar, um viele moderne The-rapien überhaupt durchführen zu können. Dazu gehö-ren nicht nur die Versorgung von schwerstverletztenPatienten, Transplantationen oder große Operationen,sondern auch die Behandlung von Leukämien, vielen

Blutspenderin beim Blutdruckmessen.

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Jubiläum 10 Jahre ZIM: INTERVIEW

Text: Martina Häring, Fotos: Daniel Peter

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Zentrallabor mitGerinnungs-ambulanzOb Gallenkolik oder akute Leukämie: Ohne Laborkann der Arzt keine endgültige Diagnose stellen.„Laboruntersuchungen gehören zu den wich-tigsten Untersuchungen, wenn es darum geht,Krankheiten zu erkennen und zu behandeln.Unsere Fachärzte und MTAs sorgen dafür, dassdem gesamten UKW eine Labordiagnostik aufneuestem Stand der Wissenschaft zur Verfügung

steht – und das rund um die Uhr“, sagt Dr. UdoSteigerwald, Leiter des Zentrallabors. Mehr als20.000 Analysen aus über 5.000 Blutröhrchenwerden täglich im Zentrallabor durchgeführt.Und damit der Arzt am Krankenbett sofort Blut-bild und Leberwerte erhält, werden pausenlos anmehreren Laborstraßen kleinste Probenmengenvon Roboterarmen in Reagenzgefäße pipettiertund sofort untersucht. Ein wichtiger Schwer-punkt ist dabei die Blutgerinnung: Zum Zentral-labor gehört eine Gerinnungsambulanz, in derPatienten mit Gerinnungsstörungen untersuchtund beraten werden. Auch die Ausbildung vonÄrzten und medizinischen Fachangestellten sindwichtige Aufgaben.

www.ukw.de/zentrallabor

Transfusionsmediziner Prof. Dr. Markus Böck.

Sind Bluttransfusionen durch moderneOP-Methoden seltener notwendig?Grundsätzlich gilt auch für Bluttransfusionen derLeitsatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.Deshalb sind in den letzten Jahren überall in Deutsch-land und natürlich auch am UniversitätsklinikumWürzburg vielfältige Maßnahmen ergriffen worden,um Blutkonserven einzusparen. Neben schonendenOP-Methoden gehört dazu auch, dass man Blutent-nahmen auf das absolut notwendige Maß reduziert– und Bluttransfusionen selbstverständlich auch.

Was geschieht an Ihrem Institut sonst noch?Neben der Blutversorgung hat das Institut nocheine ganze Reihe anderer wichtiger Aufgaben. Ne-ben einem großen Labor, in dem alle notwendigenUntersuchungen für die sichere Transfusion von Blut-konserven durchgeführt werden, ist auch das HLA-Labor für die Gewebediagnostik, insbesondere für dieStammzelltransplantation, Bestandteil des Instituts.Aber auch die Stammzellgewinnung selbst bei erwach-senen Patienten bzw. Spendern und die anschließendeAufarbeitung in einem Hochsteril-Labor gehört zuunseren Aufgaben. Darüber hinaus führen wir beischwer kranken Patienten therapeutische Apheresendurch. Durch diese aufwändige Technik lassen sichschädliche Bestandteile aus dem Blutkreislauf von Pa-tienten entfernen. Und nicht zuletzt sind wir auch inder Forschung sehr aktiv.

An das Institut angegliedert ist dasNETZWERK HOFFNUNG. Was kann man tun,um es zu unterstützen?NETZWERK HOFFNUNG ist die Stammzellspen-derdatei des Universitätsklinikums Würzburg. Sie istin das internationale Stammzellspenderregister ein-gebunden und vermittelt Stammzelltransplantate ausdem unterfränkischen Raum in die ganze Welt. Wersich als Stammzellspender registrieren lassen möchteoder entsprechende Aktionen in seiner Umgebungplant, kann sich jederzeit bei uns melden. Wir helfengerne weiter.

Kontakt für Blutspender:09 31 201-312 [email protected]/blutspende

Kontakt NETZWERK HOFFNUNG:09 31 201-313 [email protected]

geburtshilflichen Komplikationen und Erkrankungenanderer Fachgebiete. Jährlich werden in Deutschlandfast fünf Millionen Blutkonserven transfundiert. DieTransfusionsmedizin kümmert sich darum, dass diesalles reibungslos und sicher funktioniert – von derBlutspende über die Bearbeitung und Testung derKonserven bis hin zur individuellen Auswahl derrichtigen Konserve.

Ihr Institut stellt Blutprodukte für dasgesamte Uniklinikum bereit. Woher kommendie Blutkonserven?Wir transfundieren am Universitätsklinikum Würz-burg ca. 30.000 Blutkonserven jedes Jahr. EinenGroßteil davon, insbesondere Spezialkonserven wieThrombozytenkonzentrate, gewinnen wir selbst. Da-für betreibt unser Institut einen eigenen Blutspen-dedienst. Da das aber nicht ausreicht, arbeiten wirauch mit großen überregionalen Blutspendedienstenzusammen, von denen wir vor allem „klassische“Blutkonserven beziehen. So schaffen wir es, auchin Engpasszeiten wie dem jährlichen Sommerurlaubimmer genügend Blutkonserven für unsere Patientenbereitstehen zu haben.

Werden Blutspender eigentlich fürdie Blutspende bezahlt?Blutspenden sind in Deutschland grundsätzlich un-entgeltlich. Das ist richtigerweise gesetzlich so vor-geschrieben. Die Gewährung einer Aufwandsent-schädigung, die sich an dem unmittelbaren Aufwand

je nach Spendenart orientieren soll, ist jedoch zuläs-sig. Deshalb wird am Institut für Klinische Trans-fusionsmedizin und Hämotherapie ab der zweitenBlutspende eine pauschalierte Aufwandsentschädi-gung gewährt. Die erste Blutspende erfolgt grund-sätzlich ohne Aufwandsentschädigung.

Viele Leute machen sich Sorgen, dass mit demBlut Krankheiten übertragen werden. Wie sichersind Bluttransfusionen heute?Durch die großen wissenschaftlichen Fortschritteder Transfusionsmedizin in den letzten Jahrzehntensind Bluttransfusionen heute so sicher wie noch nie.Viele Risiken des normalen Lebens sind inzwischengrößer als das Risiko einer Infektionsübertragungdurch Blutkonserven.

Dr. Udo Steigerwald, Leiter des Zentrallabors

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019CARE FOR CAYA

Es wird alles wieder gut werden. Dieser Gedan-ke trug Johanna K. (Name geändert) durchdie Chemotherapie. Vier Monate lang dauerte

ihre Behandlung gegen das Hodgkin Lymphom. Jo-hanna K. ging es in dieser Zeit nicht gut. Ihre langenHaare fielen aus. Doch über all das klagte die 24-jäh-rige Studentin nicht. „Das Erstaunliche war, dass ichdann, als alles vorbei war, plötzlich in ein Loch fiel“,berichtet die Teilnehmerin am Programm „Care forCaya“ für ehemalige Krebspatienten.

Johanna K., die während der anstrengenden Thera-pie durch große Ruhe und noch größeren Optimismusauffiel, fühlte sich, als die Behandlung überstandenwar, wie gelähmt. Sie hatte keine Kraft mehr. Hattezu nichts mehr Lust, an nichts mehr Interesse. „Ganzschlimm war das Gefühl, als würde ein grauer Schlei-er über meinem ganzen Leben liegen“, schildert sie.Johanna K. fühlte sich tieftraurig, ohne dass sie einenGrund hätte nennen können. Monatelange ging das so.

Ihre Schwester konnte das irgendwann nicht mehrmit ansehen. Sie suchte nach Hilfe und stieß dabeiauf „Care for Caya“. Dabei handelt es sich um einbundesweites, kostenloses Präventionsprogramm. Dasvom GBA (Gemeinsamer Bundesausschuss Innovati-onsfond) geförderte Programm wird momentan an 14deutschen Zentren angeboten. Im Mai 2018 startete„Care for Caya“ am Comprehensive Cancer CenterMainfranken. Die Abkürzung „Caya“ steht für diedrei englischen Worte Children (Kinder), Adolescents(Heranwachsende) und Young Adults (junge Erwach-sene). Damit ist die Zielgruppe umrissen: „Care forCaya“ richtet sich an ehemalige Krebspatienten zwi-schen 15 und 39 Jahren. Am Würzburger Programmnehmen derzeit 18 Interessierte teil. Eine Teilnehmerinist noch minderjährig, die älteste 39.

Der Schleier warwie weggezogenDas Präventionsprogramm „Care for Caya“ hilft jungen Menschen nachder Bewältigung eines Krebsleidens mit psychoonkologischer Begleitungsowie einer Ernährungs- und Bewegungsberatung. Ein Erfahrungsbericht.

Im Oktober vergangenen Jahres stieg Johanna K.ein. Sie hätte auch eine Reha machen können, erklärtdie Studentin: „Doch ich wollte nicht vier Wochenlang von meinen Freunden getrennt sein.“ Dass „Carefor Caya“ ambulant angeboten wird, kam JohannaK. entgegen.

Kurz nach dem Einstieg ins Programm ändertesich die Lebensqualität der jungen Frau schlagartig.Was sich wie ein kleines Wunder anhört, hatte einensimplen Grund: „Die Psychoonkologin fand he-raus, dass das Hormonpräparat, das ich gegen meineBeschwerden verschrieben bekommen hatte, Stim-mungsschwankungen und Depressionen verursachenkann.“ Johanna K. Medikation wurde nach ärztlicherRücksprache verändert:: „Bereits am zweiten Tag warder Schleier wie weggezogen.“

Programm-Koordinatorin Lisa Schiffmann.

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CARE FOR CAYA

Text: Pat Christ, Fotos: Pat Christ, dpa

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

„Care for Caya“ besteht aus drei Teilen, erläutertLisa Schiffmann, die das Programm in Würzburg ko-ordiniert. Neben der möglichen psychoonkologischenBegleitung der ehemaligen Krebspatienten werden eineErnährungs- und Bewegungsberatung angeboten. Injedem dieser drei Module sind fünf Gespräche vor-gesehen. Wobei nicht jeder Patient in jedem BereichUnterstützung benötigt. „Das Gute ist eben, dass Carefor Caya individuell auf jeden einzelnen zugeschnittenist“, sagt Johanna K.

Ihr persönlich hat gerade die Kombination derdrei Themenfelder immens geholfen, aus der Ab-wärtsspirale auszubrechen, berichtet die angehendeNaturwissenschaftlerin. „Ich war so fertig gewesen,dass ich mich nicht mehr aufraffen konnte, einkaufenzu gehen“, erzählt sie. Das hatte zur Folge, dass siesich längere Zeit nicht gut ernährte. Aus diesem Grundfühlte sich Johanna K. immer kraftloser. Sie, die früherBasketball im Verein gespielt hatte, konnte sich nichteinmal mehr zu einem Spaziergang motivieren. Dasssie nur noch zu Hause herumhing, schlug ihr wiede-rum aufs Gemüt. Johanna K. hatte keine Ahnung, wiesie diesen Teufelskreis durchbrechen sollte.

Nicht nur die psychoonkologische Beratungbrachte Aha-Effekte. Die Vegetarierin profitierte auchsehr von Lisa Schiffmanns Ernährungstipps. Wie sichherausstellte, hatte Johanna K. einen Eiweißmangel:„Ich erfuhr, dass man die Aufnahme von Eiweiß durchdie Kombination von Lebensmitteln steigern kann.“Ein mit Käse überbackener Kartoffelauflauf ist er-nährungsphysiologisch beispielsweise besser, als nurKartoffeln zu essen.

Die Gespräche im Modul „Sport und Bewegung“halfen Johanna K., wieder auf die Beine zu kommen.Die junge Frau erfuhr, wie viel Bewegung für sie rat-

sam ist: „Wir stellten einen Plan auf, was ich täglichmachen könnte.“ Montags joggt Johanna K. nun im-mer eine halbe Stunde. Auch das begann ganz langsam:Auf zwei Minuten Joggen folgte anfangs eine MinuteGehen. Nach zwei Wochen war Johanna K. wieder sofit, dass sie 30 Minuten an einem Stück laufen konnte.

Bevor ein junger Mensch nach einer überstandenenTumorerkrankung in das Programm einsteigt, wirdsein konkreter Bedarf anhand eines umfangreichenFragebogens abgeklopft. Mitunter stellt sich heraus,dass eigentlich keine Unterstützung nötig ist, weil eskeine großen Belastungen gibt. „Das war bei uns bishereinmal der Fall“, so Lisa Schiffmann. Manchmal wäredas Programm zwar geeignet, doch der Zeitaufwandist für die Betreffenden im Moment zu groß: „EineStudentin zum Beispiel verschiebt den Einstieg, weilsie gerade im Klausurenstress ist.“

„Care for Caya“ zu absolvieren, dauert für die ehe-maligen Patienten insgesamt ein Jahr. Die zweite Hälftedavon sieht im Gegensatz zum ersten halben Jahr eineBegleitung per Newsletter vor. Das Programm selbstwird bis August 2020 in Würzburg angeboten. Wobeidas Team von „Care for Caya“ hofft, die Präventi-onsinitiative danach dauerhaft etablieren zu können.

www.ccc.uni-wuerzburg.de

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019NEUROCHIRURGIE

Unter leichten Kopfverletzungen verstehtman zunächst nichts Dramatisches: Manstößt sich etwas heftig, wird vielleicht

kurz benommen sein – und danach ist alles wieder inOrdnung. „Typische Kopfverletzungen sind über-wiegend Schädelprellungen, Kopfplatzwunden undGehirnerschütterungen, die vor allem bei Kontakt-sportarten, wie z.B. Eishockey, Fußball und Ame-rican Football, auftreten“, erklärt Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus, Direktor der NeurochirurgischenKlinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg(UKW).

Kleinste BlutungenDoch das sollte nicht auf die leichte Schulter genom-men werden. Sowohl klinische als auch experimentelleUntersuchungen, u.a. durch Frau Prof. Dr. Anna-Lena Sirén in der hiesigen Experimentellen Neuro-chirurgie, deuten darauf hin, dass es schon bei einemleichten Schädel-Hirn-Trauma zu einer Störung dersog. axonalen Organisation mit einer Schwellung undDegeneration von Nervenzellen und -fasern kommenkann. Im Kernspintomogramm (MRT) können – beidurchaus unauffälligem Computertomogramm (CT)– mitunter kleinste Blutungen nachgewiesen werden.Vor allem mehrfache Verletzungen können zu Stoff-wechselstörungen mit Ablagerungen von Proteinenführen, die sehr wahrscheinlich zur Entwicklungdementieller Syndrome beitragen und mit neuestenMethoden in der Positronenemissionstomographie(PET), einem speziellen nuklearmedizinischen Ver-fahren, erkennbar sein können.

Neu gegründetes NetzwerkUnter dem Namen „Concussion Center Würzburg“– Concussion steht für Gehirnerschütterung – willsich jetzt ein neu gegründetes, interdisziplinäresNetzwerk für eine bessere Diagnostik der leichtenSchädel-Hirn-Traumata sowie für eine umfassendeBehandlung der Betroffenen einsetzen, die solche Ver-letzungen oft unterschätzen. Dies betrifft laut Prof.Ernestus alle Kopfverletzungen, die mit kurzzeitigenStörungen des Bewusstseins oder der Orientierungeinhergehen. Insbesondere sollen aber auch diejenigenPatienten ein Behandlungsangebot finden, die nacheiner solchen Verletzung, ggf. auch ohne anfänglicheBewusstseins- oder Orientierungsstörung, Symptomewie Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentra-tionsstörungen, Seh- und Koordinationsstörungenoder auch vegetative Symptome mit einer allgemeinenBeeinträchtigung der Leistungsfähigkeit entwickeln.„Offene und schwere Schädel-Hirn-Verletzungen wer-den darüber hinaus selbstverständlich durch uns in derNeurochirurgie am Universitätsklinikum behandelt –hier sind wir Teil des überregionalen und durch HerrnProf. Dr. Rainer Meffert geleiteten TraumazentrumsNordbayern-Würzburg“, so Prof. Ernestus.

Gedächtnis- undKonzentrationsstörungenNetzwerkpartner im „Concussion Center Würzburg“ist – neben Prof. Ernestus und Prof. Meffert sowieihren jeweiligen Teams – Diplom-Psychologe GerhardMüller von der Praxis für Sport-Neuropsychologie inWürzburg, da leichte Kopfverletzungen nur auf den

LeichteKopfverletzungen

mit schwerenFolgen

Concussion Center Würzburg: Jährlich ereignen sich in Deutschland rund300.000 traumatische Kopfverletzungen, die zum großen Teil

auf Sportunfälle zurückzuführen sind.In vielen Fällen werden die Folgen unterschätzt.

ersten Blick ein rein medizinisches Problem darstellen.„Gerade die eben genannten und häufig nach leichtenSchädel-Hirn-Verletzungen auftretenden Gedächtnis-,Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen ent-ziehen sich oftmals einer rein klinisch-neurologischenUntersuchung. Sie bedürfen einer differenziertenAbklärung durch spezielle neuropsychologischeTestverfahren und ggf. auch einer entsprechend an-gepassten Therapie“ erläutert Prof. Ernestus. Dabeispiele es eine Rolle, Sportler davon zu überzeugen,auch eine leichte Kopfverletzung unbedingt ausheilenzu lassen. Die Akzeptanz einer entsprechenden Pausesowie der damit verbundenen Verhaltensmaßnahmensei bei Sportlern, Trainern und Managern oftmals nichtgegeben.

Unfälle im AlltagEine fachgerechte und vor allem interdisziplinäre Be-treuung nicht nur durch Neuropsychologen, sonderndurch alle Partner im „Concussion Center Würzburg“soll die diesbezügliche Aufmerksamkeit der Beteilig-

ten erhöhen. Dies gilt seitens der Netzwerkpartnernicht nur für den Leistungssport, sondern auch fürUnfälle im Alltag und Breitensport. Wer nach einemSchädel-Hirn-Trauma zu früh in den Sport zurück-kehrt, erhöht das Risiko für eine erneute Gehirn-erschütterung. Insbesondere die bereits genanntenStörungen der Aufmerksamkeit und Konzentration,aber auch Seh- und Koordinationsstörungen erhö-hen das Risiko einer erneuten Verletzung erheblich.„Bei einer nicht adäquaten Rückbildung der Folgendes ursprünglichen Traumas kann es dann – auch imRahmen von Bagatelltraumen – zu einer wesentlichschwereren Hirnschädigung kommen, die auch alssog. ,Second-Impact Syndrome‘ bezeichnet wird“,wie Prof. Ernestus hervorhebt. Daher sollten Sportlererst nach einer entsprechenden Erholungsphase undggf. auch nochmaliger Untersuchung in den Sportzurückkehren. Dies muss stets individuell und nachdem Verlauf der Symptome festgelegt werden.

Beteiligte Expertinnen und Experten bei derGründung des Concussion Centers Würzburg(v. l.): Dipl.-Psych. Gerhard Müller (Praxis fürSport-Neuropsychologie Würzburg, PSN Würz-burg), Prof. Dr. Rainer Meffert (UKW),Dr. Christopher Held (UKW), Prof. Dr. Ralf-IngoErnestus (UKW), Dipl.-Psych. Eva-Maria Müller(PSN Würzburg), Dipl.-Psych. Verena Stadter (PSNWürzburg), Dr. Andreas Eidenmüller (PSN Würz-burg) und Dr. Kai Fehske (UKW).

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NEUROCHIRURGIE

Text: Bernhard Rauh, Fotos: Daniel Peter, Uniklinik

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019FORTBILDUNG

Zugunfälle, Flugzeugabstürze, Epidemien,Störfälle in Industriebetrieben, ein Ausfallunserer Strom- und Wasserversorgung oder

ein Terroranschlag: Bei solchen Vorfällen kann esinnerhalb von kurzer Zeit zu einem Massenanfallvon Verletzten und Erkrankten kommen. Aber wastut man in einem solchen Fall? Wer kümmert sichum die Menschen? Wer organisiert die Versorgung?Dies waren Themen auf der Pilotveranstaltung beimersten Würzburger Forum Bevölkerungsschutz imUniklinikum Würzburg (UKW) im Januar, eineVeranstaltung, die von der Sektion Notfall- und Ka-tastrophenmedizin, Klinik und Poliklinik für An-ästhesiologie des UKW und des BezirksverbandesUnterfranken des Bayerischen Roten Kreuzes orga-nisiert wurde. Mehr als 250 internationale Expertendiskutierten im Zentrum für Operative Medizin(ZOM) das richtige Management von lebensbedroh-lichen Einsatzlagen.

Einsatz-Szenarien:Terroranschläge, AmoktatenAls lebensbedrohlich gelten Einsatzlagen mit hohemGefährdungspotenzial für das Leben von Opfern undEinsatzkräften, bei denen ein oder mehrere Täter mitWaffen, Sprengmitteln oder gefährlichen Werkzeugenund Stoffen gegen Menschen vorgehen. „Um die mitdiesen Terroranschlägen oder Amoktaten verbundenenHerausforderungen zu meistern, ist eine möglichstreibungslose Zusammenarbeit von polizeilicher undnicht-polizeilicher Gefahrenabwehr unerlässlich“, un-terstrich Prof. Dr. Thomas Wurmb, Leiter der SektionNotfall- und Katastrophenmedizin der Klinik undPoliklinik für Anästhesiologie des UKW.

Gefahr für Retter:Sprengsätze mit ZeitabstandIn solchen Extremfällen müssen Rettungsdienste,Notärzte, Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk(THW) und Bundes- sowie Kommunalbehörden rei-bungslos zusammenarbeiten können. Aber schon einBlick auf die sehr unterschiedlichen Einsatzszenarienzeigt, wie anspruchsvoll die Organisation in Not- undKatastrophenfällen ist. So erfordert beispielsweise einICE-Unfall wie jener vor 20 Jahren in Eschede mit101 Toten, 88 Schwerverletzten und vielen Leichtver-letzten einen ganz anderen Einsatz der Hilfskräfte alsein Terroranschlag wie der beim Boston Marathon2013 in den USA, wo zwei Sprengsätze mit Zeitab-stand explodierten. Das heißt, Rettungskräfte müssenauch auf einen Fall vorbereitet sein, in dem sie vonTerroristen aus dem Hinterhalt attackiert werdenoder dass gerade dann ein zweiter Anschlag erfol-gen soll, wenn sich möglichst viele Einsatzkräfte zurRettung vor Ort befinden. Ein großflächiger Ausfalldes Stromnetzes wiederum erfordert nochmals einevöllig andere Einsatzplanung.

Behandlungsplatz in derKatastrophenmedizinBei Großschadenslagen oder Katastrophen wird durchEinsatzkräfte des Katastrophenschutzes vor Ort einsogenannter Behandlungsplatz (BHP) eingerichtet.Dabei handelt es sich um eine Art Feldlazarett, in demnotfallmedizinische Akutbehandlungen vorgenommenwerden können. Nach einer ersten Sichtung werdenVerletzte je nach Dringlichkeit noch am Unfall- oder

Katastrophenort erstversorgt und anschließend in einKrankenhaus transportiert. Ein BHP kann aus meh-reren Sanitätszelten oder Containern bestehen, aberauch vorübergehend in festen Gebäuden untergebrachtsein. Im Ausnahmefall ist eine solche Einrichtung auchunter freiem Himmel möglich, wenn es keine ande-ren Gelegenheiten gibt. Der Behandlungsplatz solltejedenfalls so nah wie möglich am Katastrophengebietstehen, aber nicht selbst einer Gefährdung ausgesetztsein. Deshalb wird er auch nicht nach Terrorangriffenoder Amokläufen eingerichtet, weil dabei immer mitfortgesetzter Bedrohung gerechnet werden muss. DieEinsatzkräfte wären somit außerstande, direkt vor Ortzu retten und müssten Verletzte möglichst schnellabtransportieren.

Behandlungsplatz im KrankenhausEine weitere Alternative für die Einrichtung einesBHP nannte Prof. Wurmb: „Es kann aber auch Si-tuationen geben, in denen aus Sicherheits- oder Lo-gistikgründen ein Aufbau eines Behandlungsplatzesin der Nähe des Schadensraums nicht möglich odernicht sinnvoll ist. Stattdessen kann es besser sein, dieSichtung und Patientenversorgung direkt ins Kran-kenhaus zu verlegen.“ Vorteil dieses Szenarios ist es,dass Verletzte nach der Erstbehandlung sofort auf dierichtigen Fachabteilungen verlegt und bestens weiter-behandelt werden können. Genau diesen Fall hatte dasUniklinikum im vorigen Jahr erprobt: In einer mehr-stündigen Übung gelang es drei Rettungsorganisati-onen, einen voll funktionstüchtigen Behandlungsplatzmit einer Versorgungskapazität für 50 Patienten proStunde auf den Gängen des ZOM zu errichten. DerÜbungseinsatz wurde von einer gemeinsamen Einsatz-leitung, bestehend aus Klinik- und Sanitätseinsatzlei-tung, abgestimmt und koordiniert. Solche Übungensind unerlässlich, um das gegenseitige Verständnisund eine optimale Abstimmung und Koordinationunter den Einsatzkräften aus Katastrophenschutz,Rettungsdienst, Feuerwehr, Krankenhäusern sowieBehörden, Ämtern, Verwaltungen und politischenInstitutionen zu verbessern. Allerdings hat dieseÜbung auch gezeigt, dass ein BHP im UKW nochnicht reif für einen Realeinsatz ist. Hierzu müssenweitere Übungen durchgeführt werden.

Professor Dr. Thomas Wurmb, Intensivarzt Dr.Axel Steinke, Rettungsassistent Markus Schmittund Rettungsassistent Christoph Brönner in einemIntensivtransportwagen (ITW).

Probe für den Ernstfall: In einer mehrstündigenÜbung errichteten drei Hilfsorganisationen, einenvoll funktionstüchtigen Behandlungsplatz mit einerVersorgungskapazität für 50 Patienten pro Stundeauf den Gängen des ZOM.

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FORTBILDUNG

Text: Bernhard Rauh, Fotos: dpa, Daniel Peter, Uniklinik, Doku-Team BRK Würzburg

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Wenn plötzlichviele Verletzte auf einmalversorgt werden müssenVon Rettungsdienst bis zum Technischen Hilfswerk arbeiten jetzt alle schnell Hand in Hand.

Eschede, Juni 1998: Hunderte von Helfernbargen die Opfer aus dem Wrack desverunglückten ICE 884.

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019AUSBILDUNG

Eine klare Sache für Leonie Besse (3. Ausbildungsjahr): Sie stammt auseiner Familie von Physiotherapeuten und kennt die Faszination sowiedie Freude an diesem Beruf, bei dem man viel von seinen Patienten zu-

rückbekommt. Und sie hat Karlsruhe gegen Würzburg getauscht, weil sie schonin etwa weiß, worauf es ankommt. Das Schulkonzept am Straubmühlweg über-zeugte die 21-Jährige.

Das Mentoring-ProgrammEin Mentoring-Programm zwischen 1. und 2. Ausbildungsjahr hilft den Neulingenin den ersten Wochen der Ausbildung und wird als sehr positiv bewertet. LeaLeibold (2. Ausbildungsjahr): „Man fühlt sich direkt wohl, kennt alle mit Namenund alle halten zusammen.“ Bei den Physiotherapeuten geht es nach acht Monatendes Grundlagenlernens ran an die Patienten. „Spätestens jetzt würde man aucherkennen, wenn die Wahl des künftigen Berufes falsch ist“, weiß SchulleiterinIris Husslein, „Die Vorstellung, dass Physiotherapie nur mit Sport zu tun hat,wird korrigiert. Physiotherapie verlangt auch die Bereitschaft zur Arbeit mit

Mehr alsdas Spielder MuskelnBewegungsapparat, innere Organe,Nervensystem – Physiotherapeutenan der Staatlichen Berufsfachschulelernen einen Menschen ganzheitlichzu sehen und zu behandeln. EinMentoring-Programm, organisiertePraktika sowie später ein breitgefächertes Job-Angebot begeisterndie jungen Auszubildenden.

Von Links: Lea Leibold, Leonie Besse,Ann-Kathrin Därr

21Text: Antje Roscoe, Fotos: Daniel Peter

AUSBILDUNGGESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Das große Plus für Leonie: „Wenn auch das Gehalt nicht sehr hoch ist, dieJobchancen sind bestens. Der Beruf passt ideal für mich. Geld ist nicht alles“,fasst sie zusammen. Die eher dürftige Bezahlung schreckt die Auszubildendennicht. Sie wollen mit Menschen arbeiten, sie schmerzfrei und mobil machen.Nichtsdestotrotz hoffen sie auf positive Veränderungen der Rahmenbedingungenim Berufsalltag und bei der Bezahlung. Die aktuelle politische Debatte machtihnen etwas Hoffnung.

www.bfs-physiotherapie.ukw.de

Staatliche Berufsfachschulefür Physiotherapie amUniversitätsklinikum Würzburg

3 Jahre Vollzeitunterricht in Theorie und Praxis72 Ausbildungsplätze, 6 Mon. Probezeit, schulgeldfrei

Voraussetzung: mittlerer Schulabschluss, gesundheitliche Eignung,6 Wochen Pflegepraktikum, soziale Kompetenz und AufnahmeverfahrenBewerbungen: September–November

www.bfs-physiotherapie.ukw.de

teils schwer kranken Menschen, mit denen man in engem körperlichem Kontaktarbeiten und üben muss. Und die Physiotherapie erfordert ein tiefgehendes me-dizinisches Grundwissen.“

In den praktischen Unterrichtsfächern haben die Schüler die Möglichkeit,Behandlungstechniken und manuelle Fertigkeiten an sich selbst zu erproben. Leabegeistert das. Sie sieht ganz klar, dass die Hände das wichtigste Werkzeug vonPhysiotherapeuten sind. Neben klassischen Behandlungstechniken werden an derSchule auch aktuelle Trends aufgenommen: Tapen, Black Rolls oder BIG – großeBewegungen, die in der Neurologie bei Parkinson-Patienten helfen. Husslein: „Wirsind Neuem gegenüber aufgeschlossen, schließlich geht es auch darum, Schülerund Patienten zu neuen Therapien beraten zu können.“

Mobilisieren und motivierenNeben Anatomie, Physiologie, der Krankheitslehre und den Therapietechnikenwerden an der Berufsfachschule auch Gesprächstechniken vermittelt. Denn auchpsychische Faktoren gilt es, einschätzen zu lernen. „Das macht es gerade so in-teressant, die Person hinter dem ‚neuen Hüftgelenk‘ kennen zu lernen“, findetdie 19-jährige Lea. Geübt wird nicht nur im gegenseitigen Rollenspiel, sondernausgiebig in der praktischen Anwendung. Von den insgesamt 4.500 Schulstundenin den drei Ausbildungsjahren sind 1.600 für die praktische Ausbildung am Pati-enten vorgesehen, zumeist in den Fachbereichen der Uni-Klinik, in der Chirurgiezum Beispiel, der Neurologie oder der Pädiatrie.

Praktikumsplätze inklusiveKurzzeit- oder Langzeittherapien? „Jeder Schüler lernt alles kennen und findetdadurch auch leichter, was genau er oder sie später machen will“, so Leonie. Auchexterne Arbeitswelten wie Rehabilitationskliniken, ambulante Praxen oder Ein-richtungen für Menschen mit Behinderung gehören dazu. „Es sind Einblicke inalle Bereiche nötig, denn erstens können Physiotherapeuten dann überall arbeiten,zum anderen geht es bei Erkrankungen oft um Mischbilder, bei denen verschie-dene Einschränkungen und Kontraindikationen zu bedenken sind“, erklärt diestellvertretende Leiterin Ruthild Kleiß.

Die Schule punktet weiter durch die intensive Begleitung der Schüler währenddes Praktikums durch die Lehrkräfte, erwähnt Husslein nicht ohne Stolz. VonVorteil für die Schüler sei außerdem, dass die Schule für die Praktikumsplätzesorgt. Die enge Taktung von Unterricht und Arbeit am Patienten erlaubt, dasstäglich Fälle vor- bzw. nachbesprochen werden können. Das gibt Sicherheit undbegeistert die Schülerinnen genauso wie die räumliche Nähe der Schule zu denStationen auf dem Klinikgelände.

Ausbildung mit breiter JobwahlUnd später? Es gibt die klassische Physiotherapie ambulant oder klinisch und esgibt weitere, wirtschaftlich interessantere Arbeitsbereiche. Leonie weiß um denWert therapeutischer Arbeit für die Gesellschaft und die alternativen Arbeitsbe-reiche: „Betriebliches Gesundheitsmanagement beispielsweise, die Selbständigkeitin eigener Praxis, Sport-Physiotherapie oder Osteopathie“. Ann-Kathrin Därr(20 Jahre, 2. Ausbildungsjahr) spekuliert: „Man kann nach der Ausbildung zumBeispiel auch noch studieren. Außerdem gibt es eine Fülle von Zusatzqualifikati-onen und Weiterbildungen.“ Sowohl in der Medizin als auch in der Physiotherapieentwickle sich ständig etwas weiter, bestätigt die langjährige Leiterin Husslein.

Staatliches Berufliches Schulzentrum für GesundheitsberufeWürzburg (BSZG)Schulleitung: Oberstudiendirektorin Christine HildebrandtTel: +49 931 201-50475, E-Mail: [email protected]ühlweg 8, Haus A13, 97078 Würzburgwww.ukw.de/karriere/ausbildung-schulzentrum-fuer-gesundheitsberufe

Staatliches Berufliches Schulzentrumfür Gesundheitsberufe Würzburg

Bild: Daniel Peter

Unsere Ausbildungsberufe

ϐ Diätassistent/inϐ Hebamme/Entbindungspflegerϐ Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/inϐ Gesundheits- und Krankenpfleger/inϐ Masseur/inϐ Medizinisch-technische Assistent/inϐ Physiotherapeut/in

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019ZUNGENSCHRITTMACHER

Ein Schrittmacherfür die Zunge

Dr. Philipp Schendzielorz, Leiter des Schlaflabors, aktiviert den Schrittmacher bei Patient Kurt Jüttner.

Innovatives Therapieverfahren befreit Kurt Jüttner von seiner Schlafapnoe,einer Atemstörung während des Schlafes.

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ZUNGENSCHRITTMACHER

Text: Pat Christ, Fotos: Pat Christ, Uniklinik

GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019

Direktor Prof. Dr.Rudolf Hagen zeigt

einen Zungenschrittma-cher und eine Abbildung.

Das schlimmste waren die Erstickungsäng-ste. Kurt Jüttner hatte das Gefühl, in einemriesigen Ozean immer tiefer zu sinken.

Ohne Chance, an die Oberfläche zu kommen undLuft zu schnappen. Mit einem Riesenschreck wachteer mitten in der Nacht auf. Solche Albträume sollenkünftig der Vergangenheit angehören. Denn Jüttner,der an obstruktiver Schlafapnoe leidet, ließ sich ander Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiteneinen Zungenschrittmacher einsetzen.

Der 62-Jährige lebt im mittelfränkischen Schnell-dorf und ist selbstständiger Werbetechniker. Selbstän-dig zu sein, bedeutet, tagtäglich schauen zu müssen,dass das Geschäft läuft. Dazu muss man fit sein. Unddas war Jüttner in den letzten Jahren wegen des starkenSchnarchens und den ständigen Atemaussetzern in derNacht nicht mehr. „Obwohl ich lange genug im Bettlag, war ich drei Stunden nach dem Aufwachen schonwieder müde“, erzählt er. Selbst kurze Autofahrtenzum Kunden wurden beschwerlich. Jüttner drohte,in Sekundenschlaf zu fallen. Eine gefährliche Sache:„Ich beschloss, endlich etwas zu tun.“

Dieser Vorsatz führte ihn im August 2018 insSchlaflabor der HNO-Klinik. Jüttner wurde verka-belt und vermessen. Das Ergebnis alarmierte: „Ichhatte jede Nacht bis zu 40 Atemaussetzer pro Stunde.“Manche dauerten eine volle Minute. Kein Wunder,dass der gelernte Handwerker immer so schnell fixund fertig war.

Patienten mit so starker Apnoe wird normaler-weise zu einer Überdruckmaske geraten. Die hält denRachenraum nachts offen. In der zweiten Nacht imSchlaflabor probierte Jüttner eine solche Maske auf.Doch er vertrug sie nicht. „Ich habe zwei Operationenim Halsbereich hinter mir“, erzählt der Mittelfranke.Seitdem ist für ihn alles, was Hals oder Kopfbereicheinengt, unerträglich. Selbst Krawatten sind tabu.

Nach weiteren eingehenden Untersuchungen imSchlaflabor schlugen Direktor Rudolf Hagen und seinTeam dem Patienten daher vor, sich einen Zungen-schrittmacher implantieren zu lassen. Diese Alternativezur Maske existiert in Deutschland seit knapp zehnJahren. In Würzburg wurde sie bei Jüttner erstmalsangewandt.

Angst vor einem InfarktAls Jüttner von der neuen Methode hörte, willigte ersofort ein. Zu groß war inzwischen die Angst, durchdie Apnoe einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zuerleiden. „In meinem Bekanntenkreis bekomme ichseit einigen Jahren immer häufiger von Todesfällen

mit“, erzählt er. Ein Bekannter fiel mit 52 Jahrenvom Fahrrad. Diagnose: Herzinfarkt. Jüttner wolltealles tun, um diesem Schicksal zu entgehen.

Gelassen sah Jüttner am 14. Dezember derOperation entgegen. Prof. Dr. Rudolf Hagen undDr. Philipp Schendzielorz, Leiter des Schlaflabors,nahmen den mikrochirurgischen Eingriff vor. DreiStunden dauerte es, um das System zu implantieren.Es besteht aus drei Teilen. Unterhalb des rechtenBrustkorbs wurde Jüttner ein Sensor implantiert.Der registriert seinen Atemrhythmus.

Gegenüber dem Herzen ist unter der Haut einkleines Kästchen fühlbar, ähnlich einem Herz-schrittmacher. Hier sitzt ein Neurostimulator, derdie Atemsignale verarbeitet. Bei jedem Einatmenerhält Jüttners Zunge in der Nacht via Elektrodeeinen Impuls, der dazu führt, dass sie nicht mehrzurückfällt.

Bisher zwei Patienten„Man spürt ein leichtes Druckgefühl auf der Zunge“,berichtet Jüttner, der am 22. Januar zum ersten Malausprobieren durfte, wie das System funktioniert. Bisdahin hatten die Komponenten einheilen müssen. Inder Nacht vom 22. auf den 23. Januar konnte Jüttnerdas System erstmals zu Hause bei sich während desSchlafens ausprobieren. Um den Schrittmacher zubedienen, erhielt er eine Fernbedienung mit. Einehalbe Stunde, nachdem er auf „Ein“ gedrückt hatte,also nach der Einschlafphase, ging es mit den elek-trischen Impulsen los.Mittlerweile implantierte das Würzburger Teameinem zweiten Patienten den Zungenschrittmacher.

„Weitere Interessierte haben sich bei uns gemel-det“, sagt Schendzielorz. In jedem Fall wird genauuntersucht, ob ein Zungenschrittmacher tatsächlichdie richtige Therapieoption ist. Untersuchungenim Schlaflabor müssen zeigen, dass die Vorausset-zungen für eine Operation erfüllt werden. „JederPatient muss die Maske ausprobiert haben“, sagtder Apnoe-Experte.Außerdem ist eine Schlafvideo-Endoskopie desKopfbereichs erforderlich. Die hat auch Kurt Jütt-ner über sich ergehen lassen müssen. Was er nichtals schlimm empfand: „Das passiert unter einerEEG-kontrollierten Sedierung.“ Schrittmacher-Implantationen schließen sich außerdem aus, wennein Patient sehr dick ist. Als Faustregel gilt, dassder Body-Mass-Index unter 35 sein muss. „Schließ-lich ist es wichtig, dass der Patient mit der Technikumgehen kann“, so Schendzielorz. Menschen miteiner Demenz würde man von einem Zungen-schrittmacher abraten.

Mit dem Schrittmacher werden die Atemaussetzerzum größten Teil eliminiert. Das Team der HNO-Klinik rechnet mit einer Erfolgsrate von rund 80Prozent. In Kurt Jüttners Fall würde dies bedeuten,dass er, statt 40, weniger als 10 Atemaussetzer proStunde haben wird. Wobei das System Ende Februarnoch einmal feinjustiert wird, um die Erfolgsrateweiter zu steigern. In jedem Fall sind die wenigenAtemaussetzer, die möglicherweise noch verbleiben,internistisch nicht mehr relevant.

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GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS WÜRZBURG AUSGABE 1/2019AKTUELLES

Zecken-Schutzimpfung:Sinnvoll oder nicht?Vier Fragen zur Abwägung der Impfung gehen an Prof. Dr. med. HartwigKlinker, Leiter der Infektiologie.

Was landläufig Zeckenschutz-Impfunggenannt wird, schützt nicht vor Zecken,sondern lediglich vor einer Krankheit,

die von Zecken übertragen wird: der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Sie verursacht inschweren Fällen eine Hirn- und Hirnhautentzün-dung und kann bleibende neurologische Schädenwie Lähmungen verursachen.

Die Zahl der gemeldeten Infek-tionen ist 2018 erneut deut-lich gestiegen, bedeutetdas „Alarm!“?Es sind Zahlen, die einstatistisches, erhöhtesRisiko anzeigen. 585gemeldete Fälle sindeinerseits nicht wirk-lich viele bei 83 Mio.Einwohnern. Aberbereits 2017 kam es zueinem Anstieg um 40Prozent und die Hälf-te aller Erkrankungenentfällt auf Bayern. DasErkrankungsrisiko ist hierdoppelt so hoch. Eine FSME kannschwerwiegend verlaufen, dazu lang-wierig und ist mit der Impfung vermeidbar.

Ist die FSME-Impfung für alle sinnvoll?Sie ist wirkungsvoll, sehr gut verträglich und de-finitiv für all jene sinnvoll, auf die zwei Faktoren

Am Samstag, den 6. April 2019, lädt das Teamdes Comprehensive Hearing Center ausAnlass des 10-jährigen Bestehens von 10

bis 15 Uhr zum Tag der offenen Tür in die HNO-Klinik, Bau B2, 5. Etage ein. Das Programm bietetEinblicke in das umfassende Diagnostik-, Therapie-und Beratungsangebot des CHC für hörgeschädigteMenschen: Wie funktioniert ein Hörgerät, wie einCochlea Implantat? Welche anderen Therapien beiSchwerhörigkeit gibt es? Was macht man im Hör-training? Wie misst man die Hörfähigkeit bei Babys,Kindern und Erwachsenen? Von der Erstvorstellungbis zur Nachsorge, unsere Verlaufsprogramme, For-schungsaktivitäten und vieles mehr …

Weitere Informationen:CHC WürzburgKlinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- undOhrenkrankheiten, plastische undästhetische OperationenJosef-Schneider-Str. 1197080 WürzburgTel. 0931/201-21735www.ukw.de/hno-klinik/schwerpunkte/hoerzentrum-chc

Tag deroffenen Tür imHörzentrum

Text: Uniklinik, Antje Roscoe, Fotos: Daniel Peter, Uniklinik

comprehensivehearing centerwuerzburg

Wir laden Sie ein zum

Tag der offenen Türim Comprehensive Hearing Center/Interdisziplinäres Hörzentrum,Würzburgzum 10-jährigen Jubiläum

am 6. April 2019,10h–15hin der Univ.-HNO-Klinik, Bau B2, 5. EtageWir freuen uns auf Sie,das CHC-Team

20092019

JAHRE

zutreffen: 1. Aufenthalt/Wohnort in einem Risiko-gebiet – das trifft auf Unterfranken und fast ganzBayern zu. 2. Häufiger Aufenthalt in der Natur.

Hängt die Gefährdung tatsächlich mit demFrühsommer zusammen?Ja! Das Infektionsrisiko kommt mit dem Frühjahr

und bleibt, solange die Witterung für Ze-cken günstig ist. Ab 8 Grad Cel-

sius werden die Zecken aktiv.Die Infektion geschieht mit

dem Zeckenstich. Ob dieZecke lange Blut saugt,

ist unerheblich.

Ist eine frühzeitigeFSME-Diagnosemöglich und füreinen guten Ver-lauf wichtig?Nein! Die meisten

Infektionen sindleichter Natur und

bleiben unbemerkt. Injedem Fall muss FSME

durchgestanden werden.Wir haben keinen Einfluss auf

den Schweregrad und Verlauf der Er-krankung, können lediglich Symptome wie

die Schmerzen und das hohe Fieber lindern. Viervon fünf schweren Fällen landen im Krankenhaus.

Das Zentrum für Psychische Gesundheitdes Uniklinikums Würzburg testet inder PANDA-Studie ein Präventionspro-

gramm, das das Entstehen von Angsterkrankungenverhindern soll. Für das Angstsensitivitätstrainingwerden noch Teilnehmer/innen zwischen 18 und 30Jahren ohne psychische Vorerkrankungen gesucht.

Macht es Ihnen Angst, wenn Sie starkes Herz-klopfen verspüren? Hatten Sie schon einmal einePanikattacke oder sind generell eher ein „ängstlicherTyp“? Dann könnten Sie ein Kandidat/-in sein.

Durch die Vermittlung von Informationen zum The-ma Stress sowie Übungen zum Umgang mit Körper-empfindungen soll die sogenannte Angstsensitivitätverringert werden. Alle Treffen finden in Würzburgstatt. Die Teilnahme am Präventionstraining ist ko-stenlos. Je nach Anzahl der absolvierten Untersu-chungstermine wird eine Aufwandsentschädigungvon 50 bis 150 Euro pro Person gezahlt.Ansprechpartnerin: M.Sc. Psych. Melanie Vietz vomZentrum für Psychische Gesundheit,E-Mail: [email protected].

„Ängstliche Typen“ gesucht


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